Die Wiederaufbauleistungen der Altösterreicher in der Zweiten Republik

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187 In den nächsten Monaten konnte ein Teil der Missstände beseitigt und die Zahl der Bewohner auf 301 Personen wesentlich gesenkt werden, sodass die durch­ schnittliche Wohnfläche pro Kopf 7 m²betrug und zwei Baracken bereits leer standen.46 Im Zuge der Auswanderungsaktion für Volksdeutsche in die Verei­ nigten Staaten wurde das Lager im September und Oktober 1950 von seinen bis­ herigen Bewohnern geräumt und in ein Umsiedlungslager umgewandelt. Von November 1950 bis Juni 1952 wurden die volksdeutschen Auswanderer aus dem Bundesgebiet, die im Rahmen dieser Aktion auswandern wollten, in dieses La­ ger einberufen, wo sie sich acht bis zehn Tage aufhielten. Während dieser Zeit wurden die letzten Auswanderungsvorbereitungen und die nötigen Untersu­ chungen und Impfungen durchgeführt. Von hier gingen dann die Transporte zur Einschiffung nach Bremen. In den ersten sieben Monaten seines Bestehens wur­ den 2244 Volksdeutsche im Lager aufgenommen, wovon 1691 zur Auswande­ rung in die Vereinigten Staaten weitergeleitet wurden.47 Nach der vorläufigen Beendigung der Auswanderungsaktion Mitte des Jahres 1952 wurde das Lager offensichtlich aufgelöst, was anscheinend auch im Zusammenhang mit dem Rückstellungsverfahren des Hotelgebäudes stand. Drei der Baracken erwarb das Land Oberösterreich, wovon zwei in Regau als Ersatz für das Erdhüttenlager aufgestellt wurden.48 Die Auswanderung der Volksdeutschen lief dann seit 1952 über das Lager Hellbrunn. Bis 1959 wanderten über 25 000 Volksdeutsche über dieses Lager aus.49

Lager Itzling (Unterkunftsstelle 1) Bei dieser Anlage handelte es sich um ein ehemaliges Barackenlager der Deut­ schen Arbeitsfront, das 1940 an der Erzherzog­Eugen­Straße aufgebaut worden war. Zu den bereits bestehenden 19 Gebäuden kamen 1943 fünf weitere dazu, als das Arbeitsamt Salzburg auf dem Lagergelände ein Durchgangs­ und Auffangla­ ger für Ostarbeiter errichtete.50 Unmittelbar nach Kriegsende wurde der ganze Lagerkomplex von den Amerikanern beschlagnahmt und zur Unterbringung von Displaced Persons (DPs) verwendet. In der Hauptsache handelte es sich da­ bei um Russen, Ukrainer und Polen. Später ging das Lager in die Verwaltung der UNRRA über. Am 19. Mai 1947 wurde es dann der Arbeiterkammer Salz­ burg übergeben, die es dem Amt für Umsiedlung zunächst bis Ende 1948 unent­ geltlich zur Verfügung stellte. Bei der Übergabe befand sich das Lager aber in einen derart desolaten Zustand, dass das Amt für Umsiedlung aus finanziellen Gründen genötigt war, die Baracken einzelnen Firmen für die Unterbringung ih­ rer volksdeutschen Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen. Als Gegenleistung mussten die Firmen die notwendigen Instandsetzungen auf eigene Kosten


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