Die Wiederaufbauleistungen der Altösterreicher in der Zweiten Republik

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134 DIE WIEDERAUFBAULEISTUNGEN DER ALTÖSTERREICHER IN DER ZWEITEN REPUBLIK Der Neubeginn im Gastland, das ihnen schließlich zur neuen Heimat wurde, war mühsam und entbehrungsreich. Aber die Flüchtlinge, die alles Hab und Gut verloren hatten und deren Besitz vom jugoslawischen Staat beschlagnahmt wur­ de, bewältigten die Nachkriegszeit und die materielle Not. Sie packten mit den Kärntnern mit an, ein starker Wille beseelte beide.

Hilfsvereine und Landsmannschaften Beim „Einleben" in die neue Heimat, die bei den Untersteirern eigentlich die „al­ te" war, spielte aber auch die Selbsthilfe durch die Gemeinschaft der Landsleute eine bedeutende Rolle. Der allseits angesehene Marburger Weingroßhändler Julius Pfrimer war schon zur Zeit der Monarchie im „Deutschen Volksrat für die Untersteiermark" und bis zum Jahre 1918 als Finanzstadtrat in Marburg tätig. Auch während der jugosla­ wischen Herrschaft hat er sich an vorderster Stelle für die deutsche Minderheit eingesetzt. Von seiner Grazer Filiale aus hat er gemeinsam mit dem evangeli­ schen Pfarrer von Marburg, Senior Baron, schon im Sommer 1945 einen „Aus­ schuss für die Flüchtlinge aus der Untersteiermark" gebildet, der den Landsleuten erste Hilfe bot, provisorische Unterkünfte vermittelte und bei der Arbeitsbeschaffung half. Dieser 1945 gebildete „Ausschuss für die Flüchtlinge aus der Untersteiermark" gründete im Jahre 1948 den „Hilfsverein der Deutsch­Untersteirer", der am 1. April 1955 in „Landsmannschaft und Hilfsverein der Deutsch­Untersteirer in Österreich" umbenannt wurde. In dieser Landsmannschaft sind auch die Hei­ matvertriebenen aus dem 1918 von Kärnten abgetrennten Mießtal und aus den fünf Grenzgemeinden des Übermurgebietes vertreten. Die Bundesleitung dieser Landsmannschaft hat ihren Sitz in Graz. Als Dachverband für alle volksdeutschen Landsmannschaften fungiert die „Zen­ tralberatungsstelle der Volksdeutschen in der Steiermark". In ihr ist die „Lands­ mannschaft der Deutsch­Untersteirer" ebenso vertreten wie im „Verband der volksdeutschen Landsmannschaften Österreichs (VLÖ)", der die Interessen aller 320.000 volksdeutschen Heimatvertriebenen in Österreich vertritt. Auch bei den Kärntner Flüchtlingen regte sich früh der Wunsch nach einer eige­ nen Anlaufstelle und Interessensvertretung. Schon im Herbst 1945 kam es zu ei­ ner ersten Fühlungnahme zwischen den Mießtalern, Untersteirern, Gottscheern, Deutschkrainern und Schwaben. Eine Abordnung der Heimatvertriebenen, in


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