UNISCENE Hamburg 11/13

Page 30

Wieder da: Fettes Brot klingen nach der Pause wieder frischer.

Musik

Foto: Jens Herrndorff

Ressortleitung: Liske Jaax E-Mail: musik@uniscene.de

„Alle Zweifel über Bord“

Die Hamburger Rap-Urgesteine wollen es nochmal wissen. Nach ihrer 18-monatigen Pause und mäßig erfolgreichen Sologängen fanden König Boris (39), Björn Beton (40) und Dr. Renz (Martin, 39) alias Fettes Brot wieder zueinander. Auf der letzten Pressekonferenz vor Eurer Pause sagtet Ihr: „Langweilen werden wir uns in der Zeit sicher nicht.“ Und? Stimmte die Prognose? Björn: Ich habe die anderen in der Zeit auf jeden Fall vermisst, aber es wäre traurig jetzt feststellen zu müssen, ich hätte mich gelangweilt. Es gab viel Neues zu entdecken für mich, zum Beispiel das Deejaying. Ich habe mich oft mit der Musik im Internet beschäftigt und gute, bisher unbekannte Bands kennen gelernt. Mit einigen von denen habe ich dann zusammen gearbeitet. Ich habe aber auch Zeit in der Natur verbracht und bin ausgerüstet mit Fahrrad und Zelt durch Polen geradelt. Martin: Ich war einmal Wandern, Björn hat mir dafür netterweise sein Zelt geliehen. Mit meinen Kindern habe ich auch viel Zeit verbracht. Durch sie habe ich gelernt: Langeweile ist gut, dadurch entsteht erst Kreativität! War klar, wann Ihr wieder zusammenfindet? Björn: Nein, wir trennten uns für eine unbestimmte Zeit. Das war natürlich nicht nur für die Fans, sondern auch für uns beängstigend. Wir haben uns zwar ewige 30

Treue und Liebe geschworen, aber wir entwickeln uns ja auch weiter. Wenn Boris zum Beispiel lieber seine Solo-Karriere weiterverfolgt hätte, dann wäre das eben so gewesen. Martin: Wir haben es schon ein bisschen darauf ankommen lassen, dass Fettes Brot vielleicht auch nicht wieder zusammenfindet. Es war aber schön, dass wir jedem seinen Raum gegeben haben und jeder für sich überdenken konnte, ob es mit der Band weitergeht. Aus den Augen verloren haben wir uns aber nie. Wir waren zusammen bei St. Pauli-Spielen und haben Boris auf seine Konzerte begleitet. Wie sah denn die Reunion aus? Martin: Björn und ich haben uns an einem Abend getroffen, weil wir zusammen einen Track basteln wollten. Nein, eigentlich wollten wir nur Musik hören. Aber dann fiel uns die Platte von Sexual Harrassment aus den 80ern in die Hände. Im Endeffekt entstand daraus das Lied „Kannste kommen“. Das haben wir dann als virtuelle Einladungskarte an Boris geschickt. Hat Eure Pause die neue Platte kreativ beeinflusst?

Björn: Generell haben wir uns viel auf alte Songs bezogen, die wir in dieser Zeit wiederentdeckt haben. Dabei haben wir so einige Pop-Zitate verbastelt. Zum Beispiel von Ingo Insterburg, der mit Karl Dall in einer Band spielte. Den Song „Ich liebte ein Mädchen“ haben unsere Eltern noch auf Platte gehört. Aber Deichkind zitieren wir zum Beispiel auch. Martin: Wir haben wieder zu unseren Anfängen zurückgefunden und zu alten Themen. Wir singen gerne über Frauen, aber haben auch wieder mehr Lokalkolorit in unsere Songs einfließen lassen. Soundtechnisch hätten wir auch eine ausgefeiltere Platte machen können, aber wir haben alles so aufgenommen, wie wir das gerade empfunden haben, da war viel Spontanität dabei. Hattet Ihr Angst, nicht an alte Erfolge anknüpfen zu können? Martin: Die Angst ist ja immer noch da. Wir wissen nicht, ob unsere Platte erfolgreich wird. Björn: Alles was wir wissen ist, dass wir zufrieden mit dem Album sind. Und wenn wir darüber lachen können, können das hoffentlich auch andere. Aber während wir Musik machen, versuchen wir, solche Gedanken

auszublenden. In Euren neuen Songs geht es wieder um die Landungsbrücken, um vertraute Hamburger Orte und die Clubszene der Hansestadt. Ihr wohnt hier schon Euer Leben lang. Langweilt Euch das mittlerweile nicht? Björn: Wir haben es gerade erst wiederentdeckt! Auf den letzten Platten ging es weniger um unsere Heimat, aber auf der neuen sind wir wieder Hamburg-fixiert. Ich finde es spannend, wenn man Orte und Plätze benennt, mit denen man selber etwas verbindet. Einige Hörer kennen die Schauplätze vielleicht nicht und versuchen sich die dann nach unserer Beschreibung vorzustellen. Martin: Und im besten Fall setzen sie sich gleich in ein Ruderboot und schippern die Elbe zu uns herauf.

Fettes Brot: „3 is ne Party“ Deutsch-Rap Zum Glück haben sie die Rente verschoben! Mit ihrem siebten Studioalbum setzen die drei Hamburger Jungs neue Maßstäbe. Völlig frei und losgelöst machen sie Party wie zu ihren Anfängen in den 90ern und schaffen es dabei, einen ganz neuen Sound zu kreieren. Die Pause und neue Einflüsse durch MC Fitti und Co. haben den Dreien gut getan. „3 is ne Party“ verspricht Nummern mit Hitpotenzial wie einst „Nordish by Nature“ oder „Jein“. W: fettesbrot.de, VÖ: 1.11. Für Fans von: Deichkind, Fünf Sterne Deluxe November 2013 |


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.