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The Horrible Crowes Licht an, Licht aus

The Gaslight Anthem-Frontmann Brian Fallon entdeckt seine dunkle Seite: Für sein Zwei-Mann-Projekt The Horrible Crowes braucht er nur Unterstützung von Kumpel Ian Perkins und sich selbst. Die Abgeschiedenheit hört man ihnen an. Brian Fallon will kein Rockstar sein. Klar, mit The Gaslight Anthem und deren von Bruce Springsteen infiziertem Punk-Rock’n’Roll marschiert er von seiner Heimatstadt New Jersey aus gerade auf bestem Wege in die Stadien dieser Welt. Damit dieser Siegeszug kein jähes Ende findet, musste der 30-jährige Sänger, Gitarrist und Tattoo-Fan aber noch eine Sache mit sich selbst klären. Mit Tourgitarrist Ian Perkins entdeckte er im letzten Winter die dunklere Seite des Soul und seine Vorliebe für Tori Amos, Afghan Whigs und Tom Waits. „Das musste raus“, sagt Fallon über die langsameren, fast bedrohlich schönen Songs des jetzt erscheinenden The Horrible Crowes-Debüts mit dem hübschen Namen ’Elsie’, „vorher hätte ich keine neuen Rocksongs schreiben können“. Wie er da sitzt und über sein Songwriter-Intermezzo spricht, sieht Fallon verbrauchter aus als im Scheinwerferlicht der großen Bühnen. Geplant gewesen seien The Horrible Crowes nie, sagt er und bestellt einen Chai Latte. Die Songs seien in ihrer Hoffnungslosigkeit eben nur nichts für The Gaslight Anthem gewesen. Den wahren Unterschied sieht er aber nicht allein im Licht und Dunkel, sondern in seinen entsprechenden Texten. „Da ist viel ’Wir’ in Gaslight Anthem, es geht um und an ein Publikum“, erklärt Fallon. „Auf ’Elsie’ dauert es länger, die Geschichten zu erzählen. Es handelt von um ein Dazwischen von zwei Menschen, da gibt es keine großen Statements.“

Elsie übrigens ist kein Name eines bestimmten Mädchens. Elsie stehe stellvertretend für all die schlechten Beziehungen, durch die ein Kerl geht, wenn er jung ist. Als richtiges Soloalbum indes will Fallon „Elsie“ nicht verstanden wissen. Alleine losziehen würde er erst dann, wenn The Gaslight Anthem sich irgendwann mal trennen sollten, dann aber „mit großer Band und Pianos und Orgeln und allem Drum und Dran“. Und das dürfte noch ein bisschen dauern, schließlich hat Fallon mit seiner Band noch Großes vor. Ihr viertes Album ist langsam in der Mache - im Dezember geht es ins Studio - und soll mehr als nur die Bestandsverwaltung des Vorgängers ’American Slang’ werden. Wieder etwas Ganzes, so wie ’The `59 Sound’ ein in sich geschlossenes Album war. Und der eingeschlagene Weg soll damit weitergehen: „Klar wollen wir in Stadien spielen“, gibt Fallon zu und schwärmt von der Bodenständigkeit eines Bruce Springsteen, eines Dave Grohl und eines Eddie Vedder. „Wir wollen aber die netteste Band sein, die das jemals geschafft haben wird.“ Mit Jeans und T-Shirt, ohne Feuerwerk und maßgeschneiderte Anzüge und Arroganz. „Ich hasse das“, sagt der Mann, in dessen Liedern von Hass so gar keine Spur ist. „So möchte ich nicht sein.“ Text: Fabian Soethof Heimat: thehorriblecrowes.blogspot.com


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