unclesally*s 147

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unclesally*s magazine

Juni 09 / Ausgabe 147

www.sallys.net

„Es gibt nur gute und schlechte Bands. Wir sind eine gute!“ (Brian Molko/Placebo)

GREEN DAY Rancid / Placebo / Anti-Flag / Kasabian / Dredg Manic Street Preachers / Riverboat Gamblers / Cursive The Maccabees / Im Test: Brandon Boyd (Incubus)

Kino

CHE - REVOLUCION Festivals:

Gewinnt Tickets

Noch was: KINO / COMIX / COMPUTERSPIELE / DIE BESTEN PLATTEN / HÖRSPIELE / BÜCHER / DVDs


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Juni 09 / Ausgabe 147

www.sallys.net

„Manchmal macht mich sogar der Anblick eines Designerstuhls an.“ (Brandon Boyd/Incubus)

RANCID Green Day / Placebo / Anti-Flag / Kasabian / Dredg Manic Street Preachers / Riverboat Gamblers / Cursive The Maccabees / Im Test: Brandon Boyd (Incubus)

Kino

CHE - REVOLUCION Festivals GEWINNT TICKETS

Noch was: KINO / COMIX / COMPUTERSPIELE / DIE BESTEN PLATTEN / HÖRSPIELE / BÜCHER / DVDs


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EDITORIAL

Seite 2.2

editorial

Echt schade drum, Hessen denn er kickt schon ganz geil, dieser Red Bull-Cola. Mit ein paar fremdinjizierten Löffeln Laberpulver in der Büroschorle schreibt sich so ein Heft quasi von selbst. War auch bitter nötig diesmal, denn die halbe Mannschaft ist immer noch im Urlaub in Kalifornien, genauer: In Rodeo - zum Pferdestehlen, Yogaspielen und Ölkochen. Das entspannt, schont die Nerven und erspart den Gang nach Canossa, obwohl Mathilda von Tuszien eigentlich eine ganz geile Alte ist – trotz dieser dämlichen Papsttreue. Apropos geile Alte: Grenzt es nicht an ein mathematisches Wunder, dass Green Day trotz ihrer 20 Jahre im Showbiz immer noch aussehen wie Zwölf?! Finde ich auch. Aus Bewunderung vor dem fleischgewordenen Jungbrunnen und mit tiefstem Respekt für Green Days Beitrag zur Beschallung ungenutzter Stadien, haben wir Billie, Mike und Tré jeweils ein eigenes Cover geschenkt. Leider, leider, leider, leider, leider werden sie die Früchte ihrer vermummten Arbeit so schnell nicht zu sehen bekommen, denn unsere Putz-Praktikantin hat beim Chloroformwischen im Bad blöderweise die Lappen vertauscht. Das hat man davon, wenn man diesen stumpfen Gymnasiasten mit einem Abischnitt von 3.4 aufwärts eine Chance gibt. Dankt einem keiner. Müssen wir halt noch mal an den Eliteunis fischen gehen, zum Beispiel in Amerika. Dort, im Bible Belt zwischen Idaho und Minneapolis, gibt es nämlich keine Nachwuchsprobleme, sondern nur Zukunftsangst und ein paar Mor-

monen. Mormonen sind eine ziemlich obskure Mischpoke, die den ganzen Tag vom Planeten Kolob schwärmt und vor lauter Gottesfurcht nicht mal in die Baumwollunterwäsche flatuliert. Woher ich das weiß? Von meinem Praktikum in der Kirchenküche von Boise, wo man auch als Abiturloser mit Gesichtstattoo und abgebrochener Flaschensammler-Lehre noch einen fair bezahlten Job kriegt. Fragt mal die Protagonisten unserer euch hier vorliegenden Punk-Ausgabe, also Typen wie Fat Mike Ness, Frede Frederiksen oder den Boss des Kollegen vom Bruder von Tim Armstrong – die mussten alle durch die Scheiße, um irgendwann mal das Licht zu sehen. Wie gut, dass die keine Baumwoll-Boxer tragen. Bevor ich euch nun in den EM-, WM- und DM-freien Monat Juni entlasse, möchte ich mich noch bei den Leuten bedanken, die diese Ausgabe erst ermöglicht haben: Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen. Im nächsten Heft gibt es von uns für euch dann die Fotos von Beth Ditto, die man mir soeben gemailt hat. Leider ist mein Monitor nicht 16:9-kompatibel, aber die Mitte vom Gesicht sah schon ganz hübsch aus. Guten Hunger! (Smoke) Flo


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INHALT

INHALT

Seite 2.1

NO. 147 – JUNI 09

Foto: Tim Klöcker

Foto: Brantley Gutierrez

Musik: Seite 10

Musik: Seite 46

Kino: Seite 68

PLACEBO

Im Test: BRANDON BOYD

CHE - Revolucion

Nach erfolgreich vollzogenem Wechsel am Schlagzeug sind Placebo endlich wieder eine Einheit. Mit dem neuen, schön zugehackten Steve Forrest an der Schießbude setzen Placebo an zu neuen Höhenflügen, die sie 15 Jahre nach Bandgründung noch immer genüsslich absurfen, wenn auch mit weniger Drogen. Wir trafen Brian Molko & Co. in Berlin und durften sogar fotografieren!

Manchmal haben wir die Schnauze voll davon, immer den Jauch zu spielen, und machen lieber so Psycho- statt Wissenstests. So auch in diesem Monat, als wir Brandon Boyd durch unseren Date-Parcours schickten und mit ihm ausführlich über Flatulenz und Quallenkunde plauderten. Ob auch ihr ein potenzieller Paarungskandidat für Brandon sein könnt, erfahrt ihr in unserer Analyse.

Steven Soderberghs erstes von zwei Biopics über den legendären argentinischen Revolutionsführer Che Guevara verfolgt dessen Weg der Revolution in Kuba Ende der Fünziger bis in die ersten Konflikte innerhalb der Rebellenfraktion der frühen Sechziger hinein. Im Juli erscheint mit „Che-Guerrilla“ schließlich der zweite Teil. Wir trafen Che-Darsteller Benicio Del Toro zum Interview.

04 Starter

24 Titel Rancid

45-49 Musik Stories III

04 05 06 07 08

Billy Talent/ Grizzly Bear Mando Diao Deichkind/ Sixxxten Mike Ness Euer Ding

12 Auf Achse

Diesmal luden wir die Sportfreunde Stiller in unseren VW-Käfer, besuchten alte Freunde und hielten am Pariser Platz, um ein paar Bälle durchs Brandenburger Tor zu kicken. Tor!

14-19 Musik Stories I

14 Cursive/ Patrick Wolf 15 Anti-Flag 16 Delta Spirit/ Dirtty Projectors/ Datarock 18 Kasabian 19 Cats On Fire

17 Reiseführer

Wart ihr schon mal in Amerika? Lustiges Land! Unser heutiger Reiseführer Mike Wiebe (Riverboat Gamblers!) hat seine Heimat schon so oft von Süd nach Ost und quer nach Nord-West durchkreuzt, dass ihm kein noch so seltsames Detail seiner obskuren Nation verborgen blieb. Take us to Texas, Mike.

20 Titel Green Day

Kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Bombastwerks „21st Century Breadown“ besuchten wir Green Day im heimischen Oakland, um dort mal ein bisschen auf Spurensuche zu gehen. Am schönsten war’s in Rodeo. Dort gibt’s nämlich gar keine Pferde.

Zwei, die sich lieb haben: Rancid und Green Day kennen sich schon seit Kindertagen, teilen brüderlich ihre Nachnamen und hingen immer vor dem „924 Gilman“ ab. Wenn man gemeinsam nichts erlebt, macht das gleich doppelt Spaß.

28-35 Platten

Im Juni erscheinen auf einen Schlag sämtliche Überalben: Placebo, Kasabian, Cursive, Dredg. Wir haben unsere Ohren den Titeln entsprechend auf Punk geschult und freuen uns auf Neues von Ghost Of A Thousand, Rancid und natürlich den Riverboat Gamblers, der besten Live-Band wo gibt.

36-42 Musik Stories II

36 The Casting Out/ Heaven Shall Burn 38 Chairlift/ Les Trucs/ The Disciplines 38 Constants/ Metric 40 Dredg 41 The Living End 42 Manic Street Preachers

37 Mixtape

Diesmal gibt’s das Doppelpack. Beim Abhören der Interviews mit Ghost Of A Thousand und den astreinen The Blackout fiel uns auf, dass das Mixtape irgendwie mehr zum Reiseführer geworden ist. Macht nix.

39 Auf der Couch

Schon als wir Enter Shikari anno 2007 im heimischen St. Albans besuchten, merkten wir, wie lustig die Gesellen sind. Entsprechend spaßig ging es auch bei unserem Couch-Termin mit dem explosiven Vierer zu, was man als beleibter Mensch aber auch anders sehen kann.

48 Division Of Laura Lee/ Maccabees 49 Taking Back Sunday

50-53 Auf Tour

Neulich besuchten wir Jarvis Cocker in einer Galerie in Paris, wo er so kunstmäßig abhing und ein bisschen die Disco 2000 anwarf. Ob’s die Reise wert war, steht hier. Auch ganz geil: Mit den Uruguay-Boys von la Vela Puerca im Tourbus.

54 Festivals

Schon wieder Sommer, schon wieder Festivals. Da müsst ihr wohl hin, nützt ja nix. Wir haben ALLE aktuellen Line-Up-Änderungen akribisch verfolgt und deshalb einen halbwegs wasserdichten Monatskalender gestrickt. Viel Spaß euch!

64-66 Für zwischendurch 64 In the Mix 66 Quickies 69-75 Kino 69 Alle Anderen 70 The limits of control/ Contact High 71 Sommervorschau 72 Shortcuts 74 Kino-DVDs

76-82 Der Rest

76 Computerspiele 78 Comics 79 Bücher/ Hörspiele 80 Kreuzworträtsel 81 Redaktionscomic 82 Vorschau/ Impressum/ Screenshots



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Neuigkeiten

Foto: Dustin Rabin

Heute auf: Schwedisch döda och sårade (Tote und Verletzte) ART BRUT

Auf „brut(ale) Art“ hat sich Frontmann Eddie Argos während des Auftritts in Amsterdam den Rücken verletzt, so dass er in einem Restaurant zusammenbrach und weinend hinausgetragen werden musste. Die resultierende Tablettenkur scheint anzuschlagen, Argos fühle sich trotz Schmerzen gesund wie lange nicht mehr, sagt er. Wohl auch, weil Alkohol derzeit für ihn nicht drin ist.

CHILDREN OF BODOM

Einen unfreiwilligen Zwischenhalt haben die finnischen Metal-Barden von Children Of Bodom absolviert. Die Kurvenfahrt ihres TourbusFahrers führte dazu, dass Sänger Alexi Laiho aus der Schlafkoje rollte und mit gebrochener Schulter und abzubrechender US-Tour auf dem Boden aufschlug.

DEPECHE MODE

Für Enttäuschung bei mehr als 30.000 Fans sorgten Depeche Mode, als Frontmann Dave Gahan kurz vor Beginn des Athener Konzerts zusammenbrach und ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Ein Magen-Darm-Infekt war die Ursache für die Verlegung mehrerer Termine der „Tour Of The Universe“ ins KrankenbettParalleluniversum.

JANE’S ADDICTION

Jane’s Addiction-Frontfigur Perry Farrell zog sich auf der Bühne einen Wadenmuskel-Faserriss zu. Unter Schmerzen wurde der Auftritt beendet, die Zugabe erfolgte im Rettungswagen in kleinerer Runde. Trotz Warnung der Ärzte führte Farrell die (Tor-)Tour fort.

KILIANS

Konditionell haben die Stimmbänder von Simon den Hartog bereits nach den ersten hundert

Metern schlapp gemacht. Die Tour seiner Band Kilians musste nach den ersten Gigs gestoppt werden.

LYNYRD SKYNYRD

Das Jahr 2009 scheint kein gutes Jahr für die Southern Rocker von Lynyrd Skynyrd zu sein. Bereits im Februar starb Keyboarder Billy Powell an Herzversagen. Nun folgte ihm Bassist Donald „Ean“ Evans im Alter von 48 Jahren auf diesem Weg. In seinem Haus in Mississippi erlag er einem Krebsleiden.

PEARL JAM

Als gefährlich haben sich die Aufnahmen zum neuen Pearl Jam-Album erwiesen. Bassist Jeff Ament parkte seinen Mietwagen hinter den Southern Track Studios in Atlanta ein, als drei maskierte Männer die Autoscheiben aufbrachen und Ament und einen Mitarbeiter mit Messern bedrohten. Bei seinem Fluchtversuch wurde der Musiker niedergeschlagen. Insgesamt erbeuteten die Unbekannten mehrere tausend Dollar. Trotz medialer Dokumentation in Form eines Überwachungsvideos konnte die Identität der Angreifer noch nicht geklärt werden.

REZIN

Vermutlich an einer Überdosis ist Rezin-Bassist Jon Blank verstorben, wie seine Schwester auf der Band-Website mitteilte. Blank war auch im Soloprojekt des Saint-Vitus-Frontmanns Scott „Wino” Weinrich aktiv.

avsked och paus

(Trennungen und Pausen) HAVE HEART

Ohne Angabe konkreter Gründe gab die Bostoner Hardcore-Formation Have Heart ihre Trennung im Herbst bekannt. Frei nach dem Bandnamen fassen sich die Bostoner Jungs aber ein Herz und spielen ihre gebuchte Welttournee zu Ende.

im hobbykeller mit:

Chris Taylor & Ed Droste (GRIZZLY BEAR) genommen. Wenn wir um vier Uhr morgens mit der Arbeit fertig waren, kletterte ich zum Schlafen immer auf einen Berg in der Nähe. So habe ich Camping für mich entdeckt: Ich nahm meinen Rucksack mit und baute mein Zelt auf einer Klippe auf. Wenn ich dann morgens um zehn aufwachte, ging ich erstmal pinkeln, nackt wie ich war.“

Chris Taylor: „Bei den Aufnahmen zu ’Veckatimest’ bin ich zum Outdoor-Menschen geworden. Teile des Albums haben wir in einer alten Villa in Upstate New York auf-

Ed Droste: „Während der Aufnahmen haben wir so gut wie nichts anderes gemacht als Musik. Aber einmal am Tag gab es ein großes Essen. Dafür habe ich angefangen, ausgefallene Kochrezepte auszuprobieren: zum Beispiel ein Gumbo, das ist ein Eintopf aus Louisiana mit Meeresfrüchten. Oder selbstgemachte Pasta, Soßen, Fleischklopse, Salat mit grünen Trauben, Estragonhühnchen, Salate. Das war wunderbar!“ Foto: Tom Hines Auch gut „Veckatimest“ das aktuelle Album von Grizzly Bear Heimat:grizzly-bear.net

Billy Talent Kurz vor ihrem Auftritt bei „Rock Am Ring“ machten Billy Talent einen kurzen Zwischenstopp in Berlin, um ihren Fans bei einem gemütlichen Sit-In die Songs ihres neuen Albums „Billy Talent III“ vorzustellen, Fragen zu beantworten und ein bisschen abzuhängen. Für die Anwesenden nicht nur ein nettes, intimes Beisammensein, sondern auch die Möglichkeit, die zukünftigen Hymnen schon sechs Wochen vor Veröffentlichung auf Tauglichkeit abzuhören. Das Ergebnis: beeindruckend. Ben, Aaron, Jon und Ian haben ihren neuen Songs ein komplexeres Klangkostüm übergezogen, unnötigen Ballast abgeworfen und die Stücke mit den „tiefgehendsten Texte unserer Karriere“ gewürzt. Mehr zu „Billy Talent III“ und alle Neuigkeiten aus dem Hause des kanadischen Vierers gibt’s in der Juli-Ausgabe.

OASIS

Das Verhältnis zur eigenen Familie ist immer das komplizierteste. Wenn auch noch zwei Brüder gemeinsam Musik machen, das Internet erfunden wurde, beide aus Großbritannien kommen und Gallagher heißen, ist Stress vorprogrammiert. Auf der laufenden Tour von Oasis fliegen die Fetzen: Während Noel sich auf seiner MySpace-Seite über das übellaunige Brüderchen beschwert, twittert Liam zynisch zurück. Die Spannungen innerhalb der Band seien mittlerweile so groß, dass die Tour nur als Tortour zu verstehen ist. Trotzdem will man sich zusammenreißen und alle Termine einhalten. Jedoch soll nach der Tour erstmal eine Funkpause eingelegt werden – für mindestens fünf Jahre.

medlemmarbyte (Mitgliederwechsel) FEEDER

Eine Trennungen ohne Schmerzen vollzogen Feeder: Drummer Mark Richardson verlässt die britische Rock-Formation nach sieben Jahren der Zusammenarbeit. Richardson übernahm den Platz hinter den Trommeln, nachdem Gründungsmitglied Jon Lee im Jahr 2002 Selbstmord begangen hatte.

MANOWAR

Für die kommende Festival-Saison und die anstehende Tour holen sich Manowar einen alten Kumpanen zurück ins Boot. Donnie Hamzik, Gründungsschlagzeuger der Väter des TrueMetal, wird für die kommenden Monate wieder zu den betagten Herren stoßen.

THE SHINS

Aus „kreativen” Gründen löste sich Front-Shin James Mercer von Drummer Jesse Sandoval und

Keyboarder/Bassist Marty Crandall. An ihrer Stelle reihen sich nun Joe Plummer (Modest Mouse) und Ron Lewis (Fruit Bats) in die ShinsLinie ein, um dem kommenden Album einen „exotischeren” Klang zu verpassen.

nya projekt och återföreningar (Neue Projekte und Wiedervereinigungen) BITTER TWINS

Wer dachte, er hätte den Flieger verpasst, als sich im letzten Jahr The Hellacopters auflösten, kann nun etwas aufatmen. Der ehemalige Hellacopter Anders „Bobba” Lindström kollaboriert mit Diamond Dogs-Sänger Sören „Sulo” Karlsson unter dem Projektnamen Bitter Twins. Andere Teilnehmer des Projekts sind etwa Nicke Andersson, ehemaliger Hellacopters-Co-Pilot, Mattias Bärjed von The Soundtrack Of Our Lives und Brian Robertson von Motörhead. „Global Panic“ ist als Resultat des musikalischen Rundflugs zu erwerben.

CREED

Im Hause Creed wird die Wiedervereinigung mit Album und Tour gefeiert. Wir bemitleiden uns selbst.

DANZIG

Glenn Danzig ist zurück im Studio. Neben ihm stehen Gitarrist Tommy Victor von Prong und Schlagzeuger Johnny Kelly von Type O Negative hinter der Glasscheibe.

DEAD WEATHER

Super-Musiker Jack White hat – wie praktisch jeden Monat – wieder eine neue Super-Group zusammengerufen: Unter dem Namen The


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Dead Weather finden sich Musiker wie Alison Mosshart von The Kills, Dean Fertita, der auch für Queens Of The Stone Age die Gitarre zupft, und Bassist Jack Lawrence von den Raconteurs zusammen. White selbst sitzt in dieser Formation hinter den Drums. Das Album „Horehound” wurde in Uptempo (drei Wochen) produziert und soll Mitte Juli erscheinen.

EVIL COWARDS

Dick Valentin, Frontmann von Electric Six, hat sich mit seinem Freund William Bates (Fall On Your Sword) unter dem Namen Evil Cowards zusammengefunden, um ein weiteres Ventil für die musikalische Heißluft beider Musiker zu finden. Das Album „Covered In Gas” steht zur Inhalation bereit.

SNOW PATROL

Ausflüge in verschiedene Regionen unternahm Snow Patrol-Frontmann Gary Lightbody, der sich zum einen in die Gefilde des Country vorwagte und dabei die Platte „Tired Pony“ produzierte. Das zweite Projekt ist ein abstraktes Album namens „Listen Tank“, bei dem seine Stimme sehr präsent sei und nach einem Unterwasser-Chor klinge, weswegen er das Ergebnis stolz „Russische U-Boot-Musik“ nennt.

DISCOVERY

Unter dem programmatischen Namen Discovery haben sich Rostam Batmanglij von Vampire Weekend und Wes Miles von Ra Ra Riot zusammengeschlossen, um neue musikalische Erfahrungen auf den Gebieten von R’n‘B, Experimental und Neo-Soul zu sammeln. Das Debüt kommt noch im Sommer in die Läden.

TINTED WINDOWS

Die Konstellation: James Iha, ehemaliger Bassist der Smashing Pumpkins, Bun E. Carlos, Schlagzeuger von Cheap Trick, Adam Schlesinger, Bassist von Fountains Of Wayne und Frontmann

Taylor Hanson (von Hanson). Das Resultat: Handgemachter Supergroup-Rock unter dem Titel Tinted Windows.

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Foto: Erik Weiss

KIASMOS

Es müssen nicht immer Geige, Gitarre oder Klavier sein. Multi-Intstrumentalist Ólafur Arnalds arbeitet unter dem Namen Kiasmos diesmal nicht mit Instrumenten, sondern mit Reglern – die er in Richtung Minimal-Techno schiebt.

skivor (Platten)

ALICE IN CHAINS

Mit William DuVall am Mikrofon soll im September das neue Album der Helden des Grunge erscheinen, als Nachfolger der Platte „Alice In Chains“ aus dem Jahr 1995.

ATREYU

Für den Nachfolger von „Lead Sails Paper Anchor“ schauen Atreyu derzeit durch die Studioscheibe.

BIFFY CLYRO

In Los Angeles spielen Biffy Clyro dieser Tage den Nachfolger von „Puzzle“ (2007) ein. Im Juli wird’s dann so weit sein.

the Boss hoss

Am 19. Juni erscheint nach langer Durststrecke mit „Do Or Die“ endlich ein neues Album. Im Anschluss geht die Band auf große Festivaltour!

DENYO

Rapper Denyo (Absolute Beginner) ist derzeit auf fremden Pfaden unterwegs. Unter dem Namen Dennis Lisk zieht er als Singer/Songwriter durch die Lande und bringt das Album „Suchen & Finden“ unter die Menschen.

Mando Diao eröffnen die Bread & Butter Wir verlosen 100 Tickets

Nach vier Jahren in Barcelona gastiert die Mode-Messe „Bread & Butter“ vom 1. bis zum 3. Juli wieder in Berlin. Im ausgedienten Flughafen Tempelhof werden die neuesten Trends in Sachen Street- and Urbanwear ausgestellt. Zuvor gibt es aber am 30. Juni in der Columbiahalle noch eine amtliche Eröffnungssause mit den Brüdern aus Borlänge. Die Kapazitäten sind natürlich begrenzt. Rein kommt, wer über ein gültiges Bread & Butter-Ticket verfügt oder bei uns gewonnen hat. Schreibt eine E-Mail an verlosung@sallys.net, Stichwort: Mando Diao@Bread & Butter und sichert euch zwei der 50x2 Karten, die hier bei uns auf neue Besitzer warten. Alle Infos: breadandbutter.com

Bread & Butter 2009 1. bis 3.7. Berlin - Flughafen Tempelhof Live: Mando Diao * 30.6. Berlin - Columbiahalle * Einlass: 20.00 Uhr


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barn. Der resultierende Film „Bananaz” gewährt Einblicke in deren Produktionsprozess und zeigt, was hinter der Bühne der Band passiert, die man nur als Comic-Figuren kennt. Den 90-Minüter gibt es zuerst auf babelgum.com zu sehen und anschließend auf DVD zu erwerben.

GUNS N’ROSES

Eine andere Form der Investition hat Axl Rose gefunden. Der Frontmann der Guns N’Roses wird in Los Angeles angeblich „Almost Home“ produzieren, einen Film über obdachlose Teenager. Seine Aufgabe wird sich aber aller Wahrscheinlichkeit nach auf das Unterschreiben des Schecks konzentrieren, heißt es.

Ahoi Matrosen

Strom und Wasser – eine hübsche Kombination. Der nächste Street Gig wird intensiv. Die Flucht ist unmöglich – es sei denn, ihr schwimmt. Am 13. Juni kapern Deichkind eine Autofähre in Friedrichshafen und spielen ein exklusives Konzert auf dem Bodensee. Wie immer könnt ihr die Tickets für diese exquisite Sause nicht kaufen, sondern nur gewinnen. Bis zum 12. Juni habt ihr die Möglichkeit, euch unter t-mobile-streetgigs.de für die Karten zu bewerben. Nachdem man Billy Talent auf einen Autofriedhof verfrachtete und Mando Diao in einem Ballsaal rotieren ließ, heißt es dieses Mal: Schiff ahoi! t-mobile-streetgigs.de

Deichkind live bei den T-Mobile Street Gigs 13.6. Friedrichshafen - Autofähre

THE FLAMING LIPS

Für den Herbst wird „Embryonic“ erwartet, ein neues Werk von Wayne Coyne und Kumpanen.

GODS OF BLITZ

Mit neuem Sänger und Keyboarder frisch dabei: Nico Kozik hält sich ab sofort das Mikro der wiedervereinten Gods Of Blitz ins Gesicht, während Carsten Brocker durch die Tasten spricht. Noch in diesem Jahr wird Album Nummer Drei erwartet.

HOT CHIP

Das nächste Werk wird Anfang 2010 kommen, heißt es aus der Hot Chip-Boxengasse.

INTERPOL

Unter dem Pseudonym Julian Plenti veröffentlicht Interpol-Sänger Paul Banks am 4. August sein Soloalbum „Skyscraper“, das Material aus zehn Jahren vereint.

JAMIE T.

Die dritte, schlicht „3“ betitelte Platte kommt am 3. Juli in die Läden. Die Songs – wie üblich Coverversionen bekannterer Titel – werden dieses Mal vor allem in Richtung Blue-Grass und Country interpretiert. Als Highlight sind bei einigen Stücken die originalen Künstler mit dabei, z.B. Mitglieder von Depeche Mode und Echo And The Bunnymen.

MAXÏMO PARK

(Der Rest) ARCTIC MONKEYS

MGMT

Heutzutage stürzen normalerweise Computer ab oder Festplatten streiken, aber bei den Arctic Monkeys führte der Diebstahl des Notizbuches von Alex Turner dazu, dass dessen Vorbereitungen des kommenden dritten Albums von vorn beginnen mussten. Das Buch enthielt einen Großteil der neuen Texte, der Frontmann musste sich erinnern und neu texten. Allerdings hat das Ganze auch sein Gutes: Laut Turner führte der Song-Klau zu einem neuen kreativen Prozess, bei dem Material entstanden ist, das er sonst so nicht verfasst hätte. Das Album kommt im August in die Läden.

„Das MGMT-Waterloo mit Frankreich ist beendet!”, so kommentieren die Elektro-Hippies von MGMT das Ende ihres Rechtsstreits mit Nicolas Sarkozy und dessen Partei UMP. Diese hatten im Wahlkampf unerlaubter Weise „Kids” auf ihren Veranstaltungen abgespielt. Es kam jedoch zu keinem gerichtlichen Waterloo für Sarkozy, beide Seiten konnten sich außergerichtlich einigen: Die UMP zahlte eine Vergleichssumme, die MGMT dann einer Organisation spendeten, die sich für die Rechte von Künstlern einsetzt.

GONZALES

Eine besondere Variante von Blutspende vollbrachte Slipknot-Schlagzeuger Joey Jordison. Anstatt die rote Flüssigkeit zur Blutbank zu bringen, spendete er sie einer neuen Auflage von Drumsticks, die seine Unterschrift tragen. Das Blut wurde mit der Tinte vermischt, die später auf die limitierte Auflage der Schlagstöcke aufgetragen wurde. Jordison dazu: „It’s not just my signature on these sticks, it’s me.“

Mit einem 27-stündigen Auftritt in einem Pariser Theater gelang dem kanadischen Musiker Gonzales der Eintrag in das Guinness Buch der Rekorde für das längste Konzert eines Solokünstlers. Im Set waren 300 Songs enthalten, von denen keiner wiederholt wurde. Die Highlights lassen sich audiovisuell unter gonzpiration.com verfolgen.

HOT CHIP

Soziales Engagement zeigen derzeit Hot Chip: Neben einem Secret-Gig in London für die Wohltätigkeitsorganisation „Crisis” haben die ElektroNerds außerdem ihren Hit „Over And Over” in einem neuen Video umgesetzt. Dabei übernehmen Mitglieder des „Skylight Homeless Program”, das

SLIPKNOT

SONIC YOUTH

Ab sofort kann man „Goodbye 20th Century“ in allen gut sortierten Buchhandlungen käuflich erwerben. Das Taschenbuch von David Browne versammelt Hintergrundinformationen, Interviews und seltene Fotos aus dem Leben der Band Sonic Youth.

HELDEN & DIEBE

RADIOHEAD

Dieser Tage genießen Radiohead das schöne Wetter vom Studio aus, wo der Nachfolger des 2007er „In Rainbows“ vorbereitet wird.

Samavayo

Von den Jungs aus Finsterwalde gibt’s eine neue EP auf myspace.de/samavayo.

TEGAN & SARA

Die beiden Zwillinge befinden sich im Studio, um ein neues Album einzuspielen.

VAMPIRE WEEKEND

JET

bio och teve

Hier die Termine für den sally*s-Nightflight mit Flo im Juni (natürlich LIVE und im Anschluss 24/7 als Loopstream auf fritz.de!) 11.6. auf 12.6.: 0.00 - 03.00 Uhr 25.6. auf 26.6.: 0.00 - 03.00 Uhr

Mit „Tomorrow, In A Year” haben The Knife ihren eigenen musikalischen Beitrag zum Fach der Biologie abgeleistet. Die eher unkonventionelle Oper ist von der Evolutionstheorie Charles Darwins inspiriert und feiert im September Premiere in Kopenhagen.

NOUVELLE VAGUE

Im August kommt der Nachfolger von „Panic Prevention“ in die Läden. Zuvor gibt’s mit „Sticks’n‘Stones“ noch eine EP. „Shaka Rock“ erscheint im August in unseren Breiten. Wir trafen die Band kürzlich in Berlin zum Interview, die ganze Geschichte folgt in Kürze.

THE KNIFE

Trauer bei Duncan Lloyd: Vor kurzem wurde die Lieblingsgitarre des Maxïmo Park-Bassisten entwendet. Das gute Stück zählte einstmals zu den Besitztümern von Joe Strummer (The Clash). Die Band hat alle Fans um Hilfe gebeten und einen hohen Finderlohn ausgesetzt.

resten

T-Mobile Street Gigs mit Deichkind

auf Obdachlose in Großbritannien aufmerksam macht, Rollen in der Neu-Interpretation.

Im September kommt die zweite Platte aus dem Hause Vampire Weekend in die Vertriebskanäle.

(Film und Fernsehen) NAKED LUNCH

Die Österreicher von Naked Lunch haben den Soundtrack zu „Universalove” von Regisseur Thomas Woschitz geschrieben. Der Episodenfilm über die Liebe gewann den Max Ophüls Preis 2009 der Stadt Saarbrücken. Die „10,5 Songs“ des Films können zudem käuflich erworben werden.

GORILLAZ

Seit den Anfangstagen im Jahr 2002 begleitet Regisseur Ceri Levy die Gorillaz, das Projekt von Jamie Hewlett und Blur-Frontmann Damon Al-

Heute mit: Hanno (SIXXXTEN) Über: Falco!

„Mein Held ist ein gewisser Johann Hölzel aka FALCO. Ich liebe seine Kälte. Genialität und eine künstlerische Selbstsicherheit, die nur als Arroganz gewertet werden konnte. All das gepaart mit einem futuristischen Auftreten, machten den Typen gleichzeitig zu einem Übermenschen und einer Kunstfigur. Er hat die deutsche Sprache so pervers klingen lassen, wie sie wirklich ist. Er war ein kultureller Bastard. Gewagt und mit jeder Silbe so unrein wie möglich.“ Auch gut: „Jugend Violencia“- das neue Album von Sixxxten Heimat: sixxxten.com


60 SEKUNDEN mit:

Mike Ness (SOCIAL DISTORTION)

Foto: David Biene

Aus Fehlern wird man klug. Auch Mike Ness küsste im Herbst seiner Karriere mit Social Distortion noch einmal die Einsicht, und so kommt er entgegen der Bandtradition mal wieder auf ausgedehnte Festival-Tour. Dabei gibt es auch ein paar neue Hymnen zu hören, denn Social D. schrauben derzeit heftig an ihrer neuen Platte, in der Mike sogar „a little bit of evolution“ zu erkennen glaubt. Das kann nur gut werden. Im Gefängnis habe ich gelernt: Es mir nicht mit der Wache zu verscherzen. Das kann dir echt den Tag ruinieren.

Ein 39 Lincoln Zephyr Coupe oder ein 1950er Mercury mit gestutztem Dach. An letzterem arbeite ich gerade.

Mein miesester Job war: Ich habe mal in einem Sex-Shop gearbeitet, das war gar nicht so schlecht. Ich musste die Kabinen säubern und Dildos verkaufen. Eines Tages habe ich aber zu tief in die Kasse gegriffen und hatte danach die Mafia am Hals.

Diese Songziele klingt wie von mir geschrieben: Der Text zu „Mannish Boy“ von Muddy Waters: „I’m a man, I’m a full grown man.”

Ich hätte Applaus verdient für: All die Häuser, von denen ich mit einem Spachtel die Farbe gekratzt habe. Ich war frisch aus dem Knast und musste „resozialisiert“ werden, also verschaffte ich mir diesen Job als Maler. Jeden Tag stand ich auf einer fünf Meter hohen Leiter und schabte mir kiloweise Lack in die Augen. Geklatscht hat dabei keiner. Mein größter Fehler war: Acht Jahre zwischen zwei Alben vergehen zu lassen. Das wird mir nicht noch mal passieren. Das ultimative Auto ist:

Den ungewöhnlichsten Einfluss auf mich hat: Deepak Chopra, ein aus Indien stammender Anhänger alternativer Heilmethoden, der schon unzählige Bücher über Spiritualität, Ayurveda und solche Dinge veröffentlicht hat. Außerdem hat er eine Klinik in San Diego, in der man prima abschalten kann. Heimat: socialdistortion.com

Social Distortion auf Tour 15.6. München – Zenith *** 16.6. Offenbach – Stadthalle *** 17.6. Düsseldorf – Philipshalle *** 19.6. Berlin - Zitadelle Spandau


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EUER DING

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euer ding

Liebe Leserinnen und Jungs

Das hier ist EURE Seite, auf der ihr uns eure Meinung geigen könnt oder sonst so erzählen, wer oder was euch gerade beschäftigt. ren“, andererseits können wir den Autoren ja nicht die Wertung vermurksen. Tipp von uns: Immer die Platten kaufen, die 0-4 Punkte abgekriegt haben – so hat man wenigstens was zu lachen für sein Geld. Liebes sally*s-Team, Als aufmerksame Leser ist uns in der Ausgabe 05/09 aufgefallen, dass sich in der Rubrik „Festivalguide“ ein Druckfehler eingeschlichen hat. Das Melt! Festival 09 findet nicht im Juni, sondern im Juli statt. Wir sind der Meinung, dass uns eine Belohnung zu steht und würden uns über zwei Karten für das Melt! Festival freuen. Katha & Flo

Hi Katha, hi Flo, seit wann gibt’s denn Finderlohn für Rechtschreibfehler?! Könnten wir den Laden gleich dichtmachen. Aber natürlich habt ihr Recht: Das Melt! findet im JULI statt, wir konnten’s wahrscheinlich einfach nicht mehr abwarten. Und Freikarten fürs Melt! gibt’s auf intro.de, grüßt mal von uns! Hallo Verwandtschaft, und danke für deinen Brief. So was verursacht bei uns ja immer Panik, von wegen: Ach du Scheiße, schon wieder was vergessen. Aber im Fall von Igly & Hartly spuckte unsere Suchmaschine auf sallys.net doch noch einen aktuellen Artikel aus, wenn auch einen ganz kurzen. Der erschien aber nicht in der Ausgabe 141, sondern in der 144, was dafür spricht, dass das Thema „geschoben“ wurde. Die Platte wurde dadurch leider auch nicht besser. Grüße an den Rest der Sippe! Dieser Kollege kauft Platten nach Nummern: Betrifft: Rezension der Legs“ in Ausgabe 05/09

„Eight

Liebes unclesallys, ich habe jetzt nicht mal reingehört, um was für Musik es da geht, aber: Wieso bekommt eine Band, die „...

ein bisschen egal wirkt...“, deren aktuelles Album „...den ganzen Sommer kaum überstehen wird...“ und die vom Kollegen Reip überhaupt ziemlich zerrissen wird, 6 Punkte? Als treuer Leser eures Magazins, der - ohne alle Neuheiten zu kennen - Rezensionen auch mal nur überfliegt und anhand der roten Zahl entscheidet, sich näher mit einer Band zu befassen, sag ich: Da schleift im Vergleich zu erklärten „Lieblingsbands“ und deren Bewertung doch bissel das Verhältnis. Ansonsten thumbs up und Gruß, ihr Helden! Gero

Hey Gero, schön, ein Tritt in die Achillesferse. Dieses Punktesystem hat bürointern schon zu handgreiflichen Auseinandersetzungen geführt, weil es – das hast du völlig richtig erkannt – sehr unterschiedliche Auffassungen von „gut“, „vorn dabei“ oder „egal“ geben kann. Ist halt alles subjektiv, ne? Im Fall der Eight Legs hätten wir die Nummernschraube auf Grund der Rezension vielleicht nach unten drehen müssen, um „das Verhältnis zu wah-

Schickt eure Leserbriefe an sallys@sallys.net oder per Post an unclesally*s, Waldemarstr. 37, 10999 Berlin.

DAS GUTE GESCHÄFT IN DIESEM MONAT ist: Wenn es uns mal in ein Café treibt, dann ins ‘Grand Hotel‘. Hier darf geraucht werden, und die grün/schwarz/ weiß gehaltene Deko kommt irgendwie geil rüber. Außerdem gibt‘s hier alle Spiele vom VFL und BuLi-Konferenz, aber so richtig interessiert das nur Ugge und den auch der SV Werder Bremen!“

THE WHISKY Vitihof 22 49074 Osnabrück

Empfohlen von Boozed

„Als Kneipe ist das ’Whisky’ in der schönen Osnabrücker Altstadt zu empfehlen. Urgemütlich im Stile der Siebziger/Achtziger. Nette Motto-Abende mit Mucke von Metal bis Hard-Rock und keine High Society-Laufkundschaft!

Als quasi deutsche Antwort auf die Hellacopters zünden die Osnabrücker Boozed schon seit acht Jahren ihren Hit-Mix aus Garage-Punk und Stadion-Rock. Das Feiern gelernt haben sie im ’Whisky’.



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MUSIK STORIES

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Foto: Tim Klรถcker


PLACEBO

Sitz, Forrest, sitz! Düsenjäger-Pilot, Topmodel, It-Girl, Rich-Girl, Rockstar, Popstar, Superficker-Pornostar - alles nur Jobs! Was für die meisten von uns der große Traum von der Sahne auf der Sahne des Käsekuchens unserer Existenz ist und was Gala-Abonnenten und DSDS-Opfer für den nicht enden wollenden Dauerorgasmus halten, ist für die, die es haben, am Ende komischerweise vor allem eins: ein Job. Ein schöner Job allerdings. Einer, bei dem es einfacher ist, Spaß zu haben als im Foyer einer Steuerberater-Kanzlei. Einer, bei dem man garantiert spannendere Menschen trifft als bei OBI. Einer, wo man besoffen, tätowiert, halbnackt und mit Gummistiefeln in die Firma gehen kann und alle sich duzen. Aber ein Job! Einer, wo Routine, geregelte Abläufe und Scheiß-Kollegen genauso zu Depressionen und Seinsfragen führen wie anderswo auch. Placebo-Drummer Steve Hewitt soll so ein Scheiß-Kollege gewesen sein. Also wurde er gekündigt. Für Brian Molko und Bassist Stefan Olsdal eine lebenserhaltende Maßnahme. Für Drummer Steve Forrest ein neuer Job. Und für uns Anlass mal nachzufragen, wie’s denn so läuft, bei der „Placebo International Rockstar Incorporated“. „Battle For The Sun“ ist ein sehr positives Album. Es hört sich für eure Verhältnisse nach Spaß an. Brian: Unser „Daddy Cool“-Cover von Boney M. war doch auch schon ganz lustig. Wir haben dieses dunkelblaue Monster-Image. Placebo, schwarze Wände, ein Leben im Schmerz. Natürlich bedeutet Leben viel Trauer und Unglück, aber auch Lachen und Spaß. Die Leute nehmen uns einfach manchmal zu ernst. Würdet ihr zustimmen, dass dies euer straightestes Album ist? Stefan: Keine Ahnung. Es ist härter. Es ist leidenschaftlicher und größer. Es ist ein sehr starkes Album. Wenn du das meinst? Brian: Die Musik hat sich verändert. Jemand Neues ist in der Band. Steve spielt anders Schlagzeug. Nach so etwas haben wir gesucht. Er ist das neue Blut. Bevor wir uns von Steve Hewitt trennten, waren wir funktionsgestört. Wir waren eine funktionsgestörte Familie reisender Zigeuner, die um die Welt fuhr, ohne miteinander zu sprechen. Wir waren gefangen in einer Falle, die wir selbst gebaut hatten. Jetzt kommt hier wieder Leben und Enthusiasmus in die Familie. Wenn es so schlimm um euch bestellt war, warum habt ihr dann nicht einfach aufgehört? Brian: Wir haben zu viel in diese Band investiert, um sie aufzugeben. Wenn du einen faulen Apfel im Korb hast, fängt auch der Rest an zu schimmeln. Das konnte ich nicht zulassen. Ich konnte nicht zulassen, dass jemand das alles nicht achtet, sich nicht darum sorgt, es nicht pflegt und darauf scheißt. Haben sich die alten Stücke verändert, jetzt, wo der neue Steve sie spielt? Brian: Ein wenig. Aber sie verändern sich ohnehin von Tour zu Tour. Wir arrangieren sie IMMER ein bisschen um, um sie für uns am Leben zu halten. Wir können keine Konzerte spielen, wenn wir zu der Musik keinen emotionalen Bezug haben und dafür müssen wir sie uns frisch halten. Im Grunde spielen wir Cover-Versionen von unseren eigenen Stücken. Gäbe es diese Technik nicht, würden wir uns sehr schnell schrecklich langweilen, uns ankotzen und dann etwas anderes machen. Dann würden wir Taxi fahren. Steve - Brian und Stefan kennen sich schon ewig. Sprechen die nicht mittlerweile eine fremde, eigene geheime Sprache? Steve: Die beiden sprechen fünf oder sechs mir völlig fremde Sprachen (alle lachen). Brian: Immer wenn wir etwas besprechen, was mein kleiner tätowierter Freund hier nicht mitbekommen soll, reden wir französisch (lacht). Seid ihr eine britische Band? Brian: Ich weiß nicht, was wir sind. Ich sage immer, wir sind eine europäische Band. Aber wen interessiert das? Ich habe die Idee, Musik irgendeine Art von Nationalität anzuheften, nie gemocht. Es ist nur Musik. Ich finde es komisch, wenn beispielsweise bei Mogwai die schottische Fahne über der Bühne weht. Stefan: Nur weil du in einem Land geboren bist, heißt das ja nicht, dass du anders bist als andere, die in anderen Ländern geboren sind. Brian: Es gibt nur gute und schlechte Bands. Wir sind eine gute! Text: Yessica Yeti

Foto: Tim Klöcker

Heimat: placeboworld.co.uk


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AUF ACHSE

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auf achse...

MIT DEN SPORTFREUNDEN STILLER AUF ZEITREISE

Aller Heimatverbundenheit zum Trotz schlägt das Herz der Bayern auch für das andere große B des Landes. Im Zuge ihres letzten Besuches in der Hauptstadt haben wir die Sportfreunde ein wenig durch die Gegend kutschiert, um mit ihnen an den Orten ihrer Vergangenheit auf das Hier und Heute zu trinken. Stößchen.

Ey, nicht schon wieder! Seit dieser Sache 2006 können die drei das Brandenburger Tor nicht mehr passieren, ohne dass sie mit Bällen, Dosen, Bananen oder ähnlichem Getier beschossen werden, nur um danach freudige Schulterklopfer und wehmütige Gespräche zum Thema - ihr wisst schon was – ertragen zu müssen. Nostalgiefaktor: geht so. Mit der Zeit haben die Sportfreunde allerdings gelernt, richtig mit der Sache umzugehen. Da die beste Verteidigung aber nach wie vor die Flucht ist...

...verschanzen sich die Jungs erst mal im Wild At Heart in Kreuzberg.

Hier wurde die Band schon früher mit offenen Armen und kühlen Getränken empfangen und so serviert Clubchef Ulli auch gern VOR vier Uhr ein frischgezapftes Bier. Der Nostalgiepegel steigt ins Unermessliche und treibt allen Beteiligten unweigerlich einen Sturzbach der Rührung in die Augen.


...und Flo die heißeste Dame.

Da hilft nur die Kompensation durch Konsum. Im Tiki Heart Shop nebenan angelt sich Rüde eine scharfe Kopfbedeckung...

Weniger warm fällt die Begrüßung im Café Swing aus, beziehungsweise dem, was davon übrig ist. Hier bestritten die Sportfreunde einst ihr erstes Berlin-Konzert. Im Publikum standen ganze neun Menschen, die, als die ersten Akkorde fielen, fluchtartig den Saal verließen, um die Band irritiert und schallgedämpft von draußen durch die Scheibe zu begaffen. Ein schönes Bild und drei gerührte Herzen.

Fehlt nur noch das Hotel Berlin, Berlin: Nach unzähligen klirrendkalten und keimversifften Nächten unter den Brücken der Stadt, durfte das Trio hier einst das erste Hotelzimmer der Bandgeschichte beziehen. Auch damals ging Peter - wegen seiner adrett(eren) Optik - voran, um das finale Okay an der Rezeption einzuholen. Heute bleibt nur ein wehmütiger Blick zurück...

Text: Christine Stiller Heimat: sportfreunde-stiller.de Auf sallys.net: sally*sTV! Auf Zeitreise in Berlin Auch gut: “MTV Unplugged In New York” die aktuelle Platte der Sportfreunde


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MUSIK STORIES

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nen ganz normalen Songwriter in mir sehen“, wundert sich Frontmann Kasher. „Mir selbst fällt das ja auch nicht schwer.“ Was sicher daran liegt, dass ihm weder seine Hauptband Cursive, noch sein Nebenprojekt The Good Life viel Mühe kosten: „Die Songs ergeben sich ganz beiläufig. Was man von der Inspiration nicht behaupten kann, da muss ich schon Einiges wegstecken.“ Vollkommen richtig: Sein letztes, 2007 veröffentlichtes Album mit The Good Life handelte ausschließlich von der Trennung von seiner Freundin, und selbst die Aufnahmen zum neuen Cursive-Album ‘Mama, I’m Swollen’ wurden davon beeinflusst. „Es geht mir momentan ausgezeichnet und ich halte unsere neue Platte für die beste, die wir bislang eingespielt haben. Warum die Songs so düster geworden sind? Das liegt in der Natur der Sache.“

Weil Tim Kasher vor zwei Jahren ganz allein dastand und seine langjährige Beziehung zerbrach, versuchte er den Schmerz musikalisch zu überwinden. Dank seiner Band Cursive ist er wieder glücklich.

Womit die privaten Tragöden einmal mehr ins Zentrum rücken: Kasher musste sich in den vergangenen Monaten ganz auf sich selbst konzentrieren und eine Art Resozialisation durchlaufen, „was ziemlich ungewohnt war. Ich verließ meine langjährige Heimatstadt Omaha und zog nach Los Angeles. Der Neustart gab mir eine ungeahnte Kraft und ich konnte mich in meinem Leben wieder zurechtzufinden.“ Mit welcher musikalischen Wucht er diesem Prozess nun Rechnung trägt, ist erstaunlich: ‘Mama, I’m Swollen’ ist intelligent geschliffener Rock und clever genug, um Kasher aus der eigenen Sackgasse herauszuhelfen.

Ein Hansdampf in allen Gassen, ein musikalischer Tausendsassa, ein Ausnahmetalent – die Um-

Text: Marcus Willfroth Foto: Wendy Lynch Redfern Heimat: cursivearmy.com

Cursive

Einsamkeit, Wagemut und Ausdauer

Cheers! Cursive aus Omaha.

schreibungen grenzen zuweilen an Größenwahn. „Ich weiß nicht, warum manche Leute mehr als ei-

Patrick Wolf Nach der Karriere ist vor der Karriere

Hat er uns alle an der Nase herumgeführt? Für dumm verkauft? Oder nur einen schlechten Tag gehabt? Wie wäre es sonst zu erklären, dass Patrick Wolf mit ‘The Bachelor’ ein neues Album veröffentlicht, obwohl er dem Musikbusiness längst entsagte! „Ich weiß nicht mehr genau, was damals in mir vorging“, entschuldigt sich ein Musiker, der bereits das Handtuch warf. Vor knapp zwei Jahren, als sein Album ‘The Magic Position’ auf den Markt kam, sah Patrick Wolf keinen Silberstreif am Horizont und verlor jeglichen Spaß am Leben. O-Ton anno 2007: „Ich habe es satt, nur noch funktionieren zu müssen. Meine Identität wird massiv beeinflusst, das ist mir zu gefährlich!“ Schade, dass die ganze Sache so hoch gekocht wurde – findet Patrick, gibt aber niemanden außer sich selbst die Schuld daran: „Mir ging es um meine Rolle in der Öffentlichkeit und das, was die Journalisten daraus machten. Davon wollte ich Abstand gewinnen! Inzwischen fühle ich mich wieder frei genug, Musik zu machen.“ So frei, wie sein neues Megaprojekt – zwei Alben in einem Jahr – dies zulässt. Mit ‘The Bachelor’ bekommen wir Teil Eins des auf ’The Battle’ getauften Doppels serviert, bevor Anfang nächsten Jahres mit ’The Conqueror’ Teil Zwei erscheinen soll. Für

Endlich Kunst: Patrick Wolf aus London.

Diskussionen dürfte allerdings die musikalische Richtung sorgen, die Wolf mit ‘The Bachelor’ einschlägt: düsterer Industrial-Rock, in Neonlicht getränkter Elektro und dazwischen hochsensible Balladen. Fast so, als wollten die Songs alles auf einmal – und das am besten sofort. „‘Battle’ sollte eigentlich ein Doppelalbum werden. Doch ich überlegte mir die Sache und will den Leuten die jüngsten Phasen

meines Lebens so vorstellen, wie sie passierten: getrennt voneinander, aber trotzdem aufeinander aufbauend.“ Der Mann plant also eine musikalische Zukunft. Hoffen wir, dass er sich nicht wieder umentscheidet. Text: Marcus Willfroth Foto: Nick Thornton Jones & Warren Du Preez Heimat: patrickwolf.com


ANTI-FLAG

Guten Morgen, Amerika

Call to arms: Anti-Flag aus Pittsburgh.

An der überschwänglich guten Laune von Anti-Flag-Bassist Chris #2 gemessen, müsste es den USA momentan in allen Belangen blendend gehen. Der ist sich der ganzen dampfenden Kacke in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zwar äußerst bewusst, sieht über allem aber gerade auch die Chancen, die eine aufgehende neue Ära mit sich bringt. „Die Zeit ist endlich gekommen, um gemeinsam die Ärmel hoch zu krempeln und die globalen Probleme aus der Welt zu schaffen“, so das Credo des Polit-Punks aus Pittsburgh. „Die Wahl von Barack Obama war wie eine Erlösung, denn mit Bush sind wir auch den schlimmsten Feind der USA los.“ Aufbruchsstimmung galore also. Nicht nur in Pittsburgh und bei Anti-Flag, sondern in ganz Amerika, in Ober-, Mittel- und Unterschicht. „Wir sind sehr happy mit Obama, auch wenn wir alles daransetzen werden, ihn bei der nächsten Wahl aus dem Amt zu werfen, um einem noch progressiveren Präsidenten Platz zu machen“, lacht er lauthals. Den extrem engagierten Pittsburgh-Punks wird die Arbeit so schnell also nicht ausgehen. Mit ‘The People Or The Gun’ haben Anti-Flag das Abenteuer Majorlabel nach zwei Alben beendet und kehren knallhart zurück zu ihren Wurzeln, zu DIY-Ethik und einer Albumproduktion im bandeigenen Studio: „Naja“, sagt Chris, „eigentlich ist es nur ein kahler Raum mit Teppichen an den Wänden.“ Was klingt wie eine semiprofessionelle Keller-Session, spuckte innerhalb von nur vier Wochen einen bestens auf Krawall gebürsteten Sound aus, der die letzten beiden Platten an Esprit und Klang locker in den Schatten stellt. #2 und seine Mitstreiter Justin Sane, Chris Head und Pat Thetic freuten sich besonders über den technischen und musikalischen Support von Kumpels, Wegbegleitern und befreundeten Bands wie Bouncing Souls, Rise Against oder Alexisonfire: „Da war zeitweise richtig was los im Studio, doch am Ende setzten nur wir vier uns zusammen und entschieden uns für die zehn besten Songs.“

Einflüsse und Text-Futter gab es zu dieser Zeit mit der aufkommenden Weltwirtschaftskrise und der Wahl des neuen Präsidenten genug. „Es wäre aber zu offensichtlich gewesen, nur Songs über diese Themen zu nehmen. Dann hieße es wieder: ‘War doch klar, dass Anti-Flag daraus einen Song machen’.“ Stattdessen hat es auch ein Stück auf das Album geschafft, das mehr noch als alle systemkritischen Titel das Credo von ‘The People Or The Gun’ versprüht: in ‘This Is The First Night (Of The Rest Of Our Lives)’ singen Anti-Flag aus der Sicht des kleinen, stinknormalen Punkers, den das ganze Chaos natürlich nervt und der oft einfach nicht mehr weiterweiß; sich aber mit seinen Kumpels zusammensetzt und alte Platten von The Clash, den Ramones und den Pogues anhört, um dann zu bemerken „So schlimm ist das doch alles gar nicht, mir geht es doch ganz gut, denn ich merke noch was und ICH LEBE!“ Diese persönliche und auch versöhnliche Stimmung war der Band dann auch ganz besonders wichtig, um zu zeigen, dass das in den Brunnen gefallene Kind namens Welt es mit vereinten und lebensbejahenden Kräften aus diesem Dilemma auch wieder hinaus schaffen kann. Und einen Anfang hätte #2 dann auch gleich parat: gefragt nach der ersten Amtshandlung, die er als fiktiver nächster Präsident der USA ausführen würde, gibt er zu Protokoll: „Die Trennung von Politik und Kapitalismus, denn diese Bestechlichkeit und Pokerspiele an den Finanzmärkten müssen aufhören. Es muss wieder mehr um die Menschen gehen!“ Das klingt doch nach mehr als No Future. Text: Steven Gläser Foto: Erik Weiss Heimat: anti-flag.com


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Delta Spirit

Bob Dylan klaut bei Gott. Wir klauen bei Dylan

Man könnte Delta Spirit ein unglaubliches Maß an Überheblichkeit unterstellen. Berücksichtigen sollte man dabei, dass der stets zu Scherzen aufgelegte Delta Spirit-Sänger Matt Vasquez nur mit Augenzwinkern über das Debütalbum ’Ode To Sunshine’ plaudert. Die fünfköpfige Band aus Kalifornien darf im weitesten Sinne zu der nicht abebbenden Folk/SouthernRock-Welle aus den USA gezählt werden. Die amerikanische Presse betitelt sie gerne als die modernen Kinks und zieht zusätzliche Vergleiche zu den Cold War Kids. „Alles kein Problem“, räumt Matt ein, „nur wollen wir, wie jede andere Band auch, dass die Leute UNSEREN Sound wiedererkennen.“ Neben einer guten Freundschaft mit den Cold War Kids verbindet die beiden Bands auch eine Vielzahl gemeinsam absolvierter Tourtermine. Ferner spielten Delta Spirit im Vorprogramm von Matt Costa oder Clap Your Hands Say Yeah. „Das Lehrreiche an den Touren mit

diesen Bands war, dass sie uns zeigten, wie Zuschauer bei Laune zu halten sind. Clap Your Hands Say Yeah sind darin wahre Meister“, schwärmt Matt. Doch geht es Delta Spirit nicht nur darum - für den Nachhauseweg gibt es auch etwas zum Nachdenken. Die Texte, die in Ausnahmefällen auch mal von Keyboarder Kelly stammen können, stehen zumeist im traditionellen Gewand zeitloser Folk-Musik. „Die Sache ist doch die: Im Grunde bestimmen die wichtigen Leute in Politik und Wirtschaft, wo es langgeht. Nur können wir alle, jeder einzelne von uns, und wenn es nur etwas noch so Kleines ist, Dinge um uns herum bewegen“. Eben! Daraus folgt: Delta Spirit haben die Welt verstanden und hierfür eine recht passable Bedienungsanleitung in Liedern verfasst. Text: Christopher Mühlig Heimat: deltaspirit.net

Dirty Projectors Hauptsache dabei

Ein Hype macht die Runde – auf Empfehlung verschiedenster Bands: „Ich weiß nicht, warum die uns plötzlich alle so toll finden“, erklärt Dirty Projectors-Sängerin Amber Coffman und wirkt sichtlich verunsichert. Es sei gleich mal klargestellt, dass es sich bei ‘Bitte Orca’ um kein Debütalbum handelt. Obwohl die neue, insgesamt fünfte Platte der Dirty Projectors um Mastermind David Longstreth genau so aufgenommen wird. Selbst seine Gesangskollegin Amber ist überrascht, wer plötzlich alles Interesse an der gemeinsamen Combo hat: „Zuletzt rührten sogar Vampire Weekend die Werbetrommel für uns“, erklärt sie und lässt jedes Anzeichen von Zuversicht vermissen. Knapp sieben Jahre hätte man im Underground Musik gemacht und fand sich längst damit ab, dass der große Durchbruch nicht mehr kommen würde. „Für uns war völlig klar, dass die Dirty Projectors auf ewig ihre kleine New York-Fanbase behalten und niemals aus Brooklyn herauskommen werden.

Daher verunsichert mich der Hype gerade etwas, schließlich machen wir nichts anders als früher!“ Stimmt nicht, denn ‘Bitte Orca’ zeichnet etwas aus, was den Vorgängeralben völlig abging: Massenkompatibilität. Nicht im negativen Sinne, denn der Dirty Projectors-Sound lässt sich freiwillig auf mehr PopAppeal und eingängigere Beats als zuletzt ein. „Wir sind große Fans der Talking Heads, und als wir deren ehemaligen Sänger David Byrne kennen lernten, erklärte der uns, dass nicht alles kompliziert sein muss, um interessant zu klingen!“ Ein Ratschlag, den die Band auch zukünftig befolgen will und hofft, dass die vielen Kollegen weiterhin für Unterstützung sorgen. Text: Marcus Willfroth Foto: Piggy Back Heimat: myspace.com/dirtyprojectors

Datarock

Romeo, du Trottel

Im norwegischen Bergen regnet es 250 Tage im Jahr. Auch im Falle von DatarockMastermind Fredrik Saroea hat sich die miese Wetterlage wie bei vielen Kapellen der Stadt schon früh zum Vorteil entwickelt. Nach kindlichen Anfängen am Cello ist er nun Songschreiber, Produktionschef, Instrumentalgenie und Sprachrohr des Elektro-Rock-Ensembles Datarock. Mit ihrer ersten Platte und der Single ‘Fa Fa Fa’ konnte seine Band bereits die Herzen der alternativen Musikszene und der Werbeindustrie erobern. Auf dem zweiten Album ‘Red’ legten die Herren noch eine Schippe nach und prügelten den Songs von Anfang an ein Live-Optimum in die Glieder. Doch bei aller Pfiffigkeit und musikalischer Raffinesse der ‘Red’Kollektion – auf der Bühne weht noch mal ein anderer Wind - und der riecht nach verschwitzten Trainingsanzügen und sehr viel Liebe zum Entertainment. Auch nach 550 Konzerten spielen die Jungs jeden Abend aufs Neue die Show ihres Lebens und strah-

len in ihrer roten Banduniform eine bizarre, fast unmögliche Mischung aus debiler Selbstironie, skandinavischer Unnahbarkeit und einem elektroszenigen Dünkel aus. Die Liebe zum etwas anderen Detail äußert sich auch in ihren Songtexten. Alle, die Shakespeares ‘Romeo und Julia’ bislang für die literarische Verkörperung der höchsten Liebe gehalten haben, sollten sich von Fredrik im Song ‘Give It Up’ eines Besseren belehren lassen. „Das ist mein Rat an Romeo, seine pubertäre Leidenschaft aufzugeben. Am Anfang des Stückes jagt er schließlich noch einer anderen Braut hinterher. Wer diese Geschichte für einen Verweis auf die perfekte Liebe hält, hat einen Knall. Fuck you goof!“ Text: Christine Stiller Foto: Tom Oxley Heimat: datarockmusic.com


ROCK'N'ROLL REISEFÜHRER AMERIKA OBSKUR mit MIKE WIEBE (RIVERBOAT GAMBLERS) Mike Wiebe hat ein inniges Verhältnis zu amerikanischen Club-Bühnen. Seit rund zehn Jahren holt sich der rastlose Frontmann der Punk-Formation Riverboat Gamblers neue Fleischwunden an schlecht vernuteten Nägeln, im Weg rumstehenden Betonpfosten oder schlampig entsorgten Bierflaschen. Was in Amerika sonst noch weh tut, erklärt uns Mike in einem Reiseführer der besonderen Art. Mike, in Amerika nehmen Eltern ihre Kinder auch mal an die Leine. Hast du so etwas schon einmal gesehen? Das habe ich. In Iowa. Anfangs empfand ich das als erniedrigend und grausam, aber dann fiel mir auf, dass es im Fall dieses minderjährigen Teufels echt angebracht war. Dem hätte man zusätzlich noch einen Maulkorb anlegen müssen. Amerika ist bekannt für seine kulinarische Vielfalt. In welcher Gegend wird besonders „experimentell“ gekocht? Eine Mahlzeit bei McDonald’s ist immer ein Abenteuer. Wir hatten auf dem Weg von Oklahoma nach Kansas mal wieder keine Zeit für eine anständige Rast und mussten am McDrive vorbei - ich habe heute noch das Gefühl, einen Klumpen Kohle im Magen zu haben. Eine Empfehlung habe ich dennoch: Wenn ihr in Seattle seid, geht zu „Moshi Moshi Sushi“ (5324 Ballard Ave NW). Dort gibt’s nicht nur Spitzenessen, sondern auch einen Mojito-ähnlichen, „stimulierenden“ Drink, von dem man pro Tag lediglich EINEN bestellen sollte. Das habe ich allerdings zu spät erfahren. Ich war den ganzen Abend high, es war großartig. In welchem US-Bundesstaat sieht man die Auswirkungen des Fast Food am deutlichsten? In Wisconsin. Nur damit das klar ist: Ich liebe Wisconsin, den “Käse

Foto: Gary Copeland

Staat”, wie er auch gerne genannt wird, aber dort gibt es eindeutig die meisten großen, starken, adipösen Menschen, die in Trainingshosen die Fleischtheken im Wal-Mart plündern. Die sind aber alle ziemlich cool. Gibt es etwas, das man selbst an Menschen aus dem Bible Belt lieb gewinnen könnte? Das Leben im Bible Belt ist so unfassbar langweilig und restriktiv, dass die Kids bei unseren Shows meistens völlig auskreisen. Das ist natürlich gut – für uns. Allerdings merkt man auch, wie sehr das Internet diese Städte verändert. Mit einem Klick bist du heute auch als Einwohner von Tulsa bei den größten Konzerten dabei. In welcher Gegend kann man gut mit Mormonen abhängen? Bei uns in Texas zum Beispiel. Man erkennt einen Mormonen meist daran, dass er EXTREM freundlich ist. Deshalb fällt es mir auch schwer, mich über sie lustig zu machen – obwohl sie einige echt seltsame Rituale haben: Sie tragen zum Beispiel Ganzkörperunterwäsche aus Baumwolle, das so genannte „heilige Garment“. Außerdem glauben sie, dass Gott nahe des Pla-

neten Kolob lebt. Als Nicht-Mormone darf man solche Dinge eigentlich gar nicht wissen, also plaudert mit einem Missionar nie über seine Unterwäsche. Da flippt er aus! Interessant. Und wo in Amerika ist das wahre „Silicon Valley“ – wo trifft man die meisten Silikonopfer? Entweder in Huntington Beach, Kalifornien, oder außerhalb von Dallas, in den Reichenenklaven um Plano, Denton und Fort Worth. Dort gibt es nichts außer Einkaufszentren und Schönheitsfarmen, in denen die Hausfrauen das Geld ihrer Männer gegen Brustimplantate, Botoxlippen und Make-Up tauschen. Verschlägt es euch als eine Glücksspiel liebende Band eher nach Las Vegas oder nach Atlantic City? Wir mögen die alte, dreckige Schule des Zockens und spielen deshalb nur in Reno, Nevada. Die Stadt will gar nicht so grell und glamourös sein wie Vegas; den Leuten dort ist egal, vor welcher Kulisse sie ihr Geld verlieren. Text: Florian Hayler Heimat: riverboatgamblers.com


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Kasabian

Die Kehrseite des Brit-Pop

Frisch therapiert: Kasabian aus Manchester.

Um die Rocker unter ihren Fans nicht zu verwirren, haben die Jungs von Kasabian bei den Aufnahmen zur neuen Platte die Notbremse gezogen: Zu weit hätten sie sich sonst mit ‘West Rider Pauper Lunatic Asylum’ von dem entfernt, was ihren Sound bislang ausmachte – und doch findet sich Neues im Altbewährten. Er habe schon immer ein Faible für Konzeptalben gehabt, gesteht Gitarrist Serge Pizzorno gleich zu Beginn des Gesprächs und bringt die Beatles ins Spiel: „Das soll nicht hochnäsig klingen, aber sie waren definitiv ein Vorbild für uns und beeinflussten die neuen Songs wie niemand sonst.“ Wobei das Privatleben der Kasabian-Mitglieder weit wichtiger erscheint: „Der Rausch, der dir um drei Uhr morgens widerfährt – wenn du völlig hedonistisch unterwegs bist – hat mich beim Schreiben der Songs ebenfalls beschäftigt. Dieses Gefühl, mit deinen Freunden abzuhängen und alles erreichen zu können, ist die beste Droge, die es gibt!“ Wie gut, dass die Band am Abend vor dem Interview ordentlich Feiern war: Zumindest sitzt Kollege und Sänger Tom Meighan ziemlich zerknautscht neben Serge und stimmt dessen Ausführungen regungslos zu. Gründe, einen drauf zu machen, hat die Band freilich genug: Nicht nur eine neue Platte mit dem schwierigen Titel ‘West Rider Pauper Lunatic Asylum’ steht in den Startlöchern, auch die Vorgängeralben verkauften sich weit über eine Million Mal. „Ich finde, dass wir in zehn Jahren unheimlich viel erreicht haben“, stellt Tom, aus dem Wachkoma langsam zu sich kommend, selbstsicher fest. „Immerhin mögen uns Oasis; und jeder, der Ahnung

von Musik hat, weiß, was das bedeutet!“ Damit dies so bleibt, musste die Band zuletzt einiges wegstecken, denn wäre es nach ihnen gegangen, würden die neuen Songs ganz anders klingen. Doch niemand sollte sich verprellt fühlen und so überdachten die vier Jungs ihre Herangehensweise gründlich: „Ich wollte verrückte Synthesizer, Gitarren und Verstärker auf dem Album haben. Alles sollte neben der Spur sein“, gibt Serge zu Protokoll und erklärt, warum es nicht dazu kam: „Als Tom sah, wie ich eine dreihalsige Gitarre umschnallte, meinte er, ob ich noch alle Tassen im Schrank hätte und was die Leute von uns denken sollten! Er hatte Recht, mit mir gingen die Pferde durch.“

die wir je fabriziert haben.“ Kaum ausgesprochen, ist Tom hellwach und verlangt eine Aspirin, um der Kopfschmerzen Herr zu werden. „Ich könnte mich niemals so gehen lassen, wenn Kasabian nicht rundum glücklich mit einem Album wären. Und wie du siehst, kann ich mich unheimlich gehen lassen, was für die Qualität der neuen Songs spricht.“

Weshalb ‘West Rider Pauper Lunatic Asylum’ auch nicht die Neuerfindung des Kasabian-Sounds geworden ist, sondern dort weiter macht, wo die Band vor knapp zwei Jahren mit ihrem letzten Longplayer ‘Empire’ aufhörte: Ein Bastard-Mix aus Brit-Pop, Elektro-Rock und sagenhaften Stone Roses-Riffs. Die perfekte Untermalung für eine ausschweifende Nacht und zu viel Alkoholkonsum – ganz so, wie wir es von den vier Manchester-Recken gewohnt sind.

Nach ihrem 2004 veröffentlichten Debüt stand halb England Kopf und feierte Kasabian als Antwort auf die legendären Happy Mondays. Was die Band dazu bewog, einen ähnlichen Lebensweg wie die eigenen Heroen einzuschlagen: ausschweifende Konzerte, massig Backstage-Eskapaden und Clubnächte ohne Ende. „Das war anfangs toll und niemand innerhalb der Band störte sich am täglichen Exzess. Bis wir von unserer letzten Tour zurückkamen und ausgebrannt waren – genau davon handeln einige der neuen Songs. Ich würde sie als Therapie bezeichnen, denn sie gaben mir die Kraft, alles aufzuarbeiten und weiterzumachen“, erklärt Frontmann Tom Meighan.

Doch begeistert sie das Ergebnis inzwischen auch selbst? „Absolut, ich halte es für die beste Scheibe,

Text: Marcus Willfroth Foto: Hamish Brown Heimat: kasabian.de

Revolution, Drugs & Rock’n’Elektro


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CATS ON FIRE Alkohol und stilles Wasser

Assoziationen zu Finnland? Land der 60.000 Seen, Hochburg des Düsterund Opern-Metals, hohe Selbstmordrate - und saufen tun sie bekanntlich auch gerne, die Finnen. Im Gespräch wirkt Mattias Björkas wie ein typisches Nordlicht: zurückhaltend, mit Hang zur Melancholie. Stets schwingt eine gewisse Niedergeschlagenheit in der Stimme des Cats On Fire-Frontmannes mit. Doch gibt es Seiten an der nordischen Mentalität, die dem Mittzwanziger gehörig gegen den Strich gehen: „Der Titel unseres neuen Albums ‘Our Temperance Movement’ ist mein vergeblicher Protest gegen die Trinkkultur in Finnland. Das soziale Leben hier dreht sich um Alkohol. Wenn man nicht trinkt, so wie ich, braucht man immer eine Entschuldigung.“ Nicht hineinzupassen, anders zu sein - keine unbekannte Erfahrung für Mattias und seine drei Kollegen. Mit ihrem Achtzigerjahre-Bubi-Look und Weltschmerz-Indie-Pop à la The Smiths und Belle & Sebastian ist es für die 2001 gegründeten Cats On Fire kein Leichtes, sich in der Metal- und Emoverseuchten Musikszene daheim zu behaupten. Immerhin konnten sie für ihr zweites Album einen Deal mit einer finnischen Plattenfirma klarmachen, nachdem das Debüt ‘The Province Complains‘ noch auf dem Hamburger Label ‘Marsh-Marigold‘ erschien. „Wir sind nicht sonderlich bekannt zu Hause und

touren mehr in anderen Ländern“, erzählt Mattias. „Aber dank unseres neuen finnischen Labels hat sich die Situation etwas gebessert.“ Dennoch seien sie gezwungen, sich neben der Musik mit Jobs über Wasser zu halten. Wie wäre es mit Auswandern, ins Popaffinere Nachbarland Schweden zum Beispiel? „Unser Gitarrist lebt zurzeit in Schweden, und ich habe auch darüber nachgedacht. Aber finnische Bands werden von der dortigen Industrie schlicht ignoriert. Die Schweden sind sehr überzeugt von ihrem eigenen Können. Finnland ist für sie ein ödes Land ohne Musik.“ Mattias’ musikalische Jugendhelden stammen

Nie wieder Alkohol: Cats On Fire.

übrigens auch aus Schweden und interessanterweise aus einer Ecke, die man bei dem blassen DandyLookalike gar nicht vermuten würde: „Als Teenager bin ich in der Hardcore-Punk-Szene meiner Heimatstadt Vaasa unterwegs gewesen. Die schwedische Stadt Umeå war nicht weit entfernt und damals eine Hochburg für die Straight Edge- und TieraktivistenBewegung. Meine Lieblingsband war Refused, ihr Sänger Dennis Lyxzèn mein Idol.“ Na so was! Finnische Gewässer sind eben still, aber tief. Text: Nina Töllner

Heimat: netikka.net/catsonfire/


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TITEL

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’Dookie’, ’Insomniac’, ’Nimrod’, ’Warning’ – allesamt Relikte aus einer anderen Zeitrechnung; längst verblasste Sterne einer entfernten Galaxie und seit ’American Idiot’ höchstens Fußnoten in der musikalischen Vita von Green Day – einer Band, die den Zeitgeist prägt wie keine zweite und die von nichts so sehr geprägt wurde wie von ihrer Heimat, der nordkalifornischen East Bay. Wir haben uns dort einmal umgesehen. Plötzlich ist er da, dieser beißende Gestank. Er umhüllt die schwarzen Öltanks, die sich in die sattgrünen Hügel um ein Dorf namens Rodeo fressen wie Geschwüre; und er steigt auf aus den Schornsteinen, deren todbringender Auswurf die San Pablo Bay in gelb-goldenen Nebel taucht. Hier, keine 45 Minuten außerhalb der blitzblanken Straßen von San Francisco, ist die Krebsrate weit über Landesdurchschnitt, jeder Siebte lebt unterhalb der Armutsgrenze und ein Zug der Southern Pacific Railroad hat hier seit den Fünfzigerjahren nicht mehr gehalten. Rodeo ist ein Ort, in den man lieber nicht geboren wird.

’Jingle Town’ nicht nur zuerst, sondern mit voller Wucht: Hastig geparkte Autowracks stehen vor verlassenen oder verbarrikadierten Holzhäusern, die Straßen sind trotz des kalifornischen Kaiserwetters wie leergefegt, Geschäfte oder Bürogebäude gibt es nicht. Ein trügerischer Frieden umweht das Studio 880, ein Ort, vor dem jedes Green Day-Mitglied in den letzten drei Jahren mindestens einmal die Flucht ergriff.

Billie Joe Armstrong kehrt oft hierher zurück - zumindest in Gedanken. Aufgewachsen in Rodeo als das jüngste von sechs Geschwistern, als Sohn der in Oklahoma geborenen Serviererin Ollie und dem ’Safeway’-Trucks steuernden Hobby-Jazzer Andy Armstrong, lässt ihn seine Vergangenheit auch heute nicht ruhen. Nach 20 gemeinsamen Bandjahren mit seinem Jugendfreund Mike Dirnt (Bass) und Tré Cool (Schlagzeug) ist der Frontmann von Green Day noch immer tief verwachsen mit seinem proletarischen Kern, der ihm gleichermaßen als Quell der Inspiration und als Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln dient. Auch das neue, an den Jahrhunderterfolg von ’American Idiot’ anknüpfende Album ’21st Century Breakdown’ beginnt im gleichnamigen Song mit einer autobiographischen Zeitreise in die Heimat des glühenden Eddie Van Halen-Verehrers, der als letztgeborener Armstrong der erste war, der „rannte so schnell er konnte“. Wirklich weit kam er allerdings nicht.

„Ich bin mehr als 1.000 Mal durch diese Tür da vorne gegangen“, erklärt Mike Dirnt und zeigt auf die mit dem aktuellen Album-Graffiti-verzierte Eisenpforte, die Green Days heilige Hallen vom angrenzenden ’Gangland’ trennt. „Und glaube mir, ich hatte dabei nicht immer ein Pfeifen auf den Lippen.“ Ganz gut geknallt hat es hinter den mit unzähligen Green Day-Reliquien, ausrangierten Motorrädern und überdimensionalen Postern ihrer Helden zugestopften Studio-Kulissen. Uneingeschränkter Anführer der Liste der abrupten Abschiede aus dem 880 ist natürlich der „demokratisch ernannte Bandchef“ Billie Joe Armstrong, der mehr als einmal das gefährliche Gefühl hatte, seinen eigenen Ansprüchen nicht genügen zu können. Von Panik und Selbstkritik getrieben, feilte er an Texten und Arrangements so lange, bis sie fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt waren, stürmte genervt aus dem Studio und fing am nächsten Morgen wieder von vorne an. Mike und Tré blieb so nur die Rolle der Schlichter, der filternden und Mut zusprechenden Instanzen, deren Hauptaufgabe darin bestand, das Ideenpuzzle ihres Kollegen in halbwegs nachvollziehbare Bahnen zu lenken.

Wer meint, am mit Stacheldraht verzierten Eingangstor zu den 880-Studios in Oakland eine Horde Armstrong-Lookalikes beiseite schieben zu müssen, um Einlass in die Kreativzentrale des im Punk verwurzelten Trios zu erhalten, der irrt. Trotz detailgenauer Anfahrtsskizze auf der Homepage des Aufnahmetempels campt hier kein Kid in der berechtigten Hoffnung, seine Helden zu treffen. Das hat seine guten Gründe. Der direkt am Highway 880 gelegene Studiobunker, in dessen hinterer Hälfte ein Großteil der Songs von sowohl ‘American Idiot‘ als auch ‘21st Century Breakdown‘ entstand, ist zwar nur wenige Blocks entfernt von der gutbürgerlichen Wohngegend der Bandmitglieder, befindet sich aber trotzdem in einer Welt, in der andere Gesetze gelten und Konflikte nur selten verbal gelöst werden. Und überhaupt: Wenn es in Amerika eine Krise gibt, dann traf sie die einst von vornehmlich portugiesisch-stämmiger Bevölkerung geprägte

Armstrong trug spürbar schwer am Erbe von ’American Idiot’. Erst der spontane Ausflug mit dem Inkognito-Projekt Foxboro Hottubs im Sommer 2008 vermochte die Anspannung des verkrampften Trios zu lösen: „Das war in etwa so, als würdest du eine alte, verstaubte Karre mal wieder anwerfen und ihr ordentlich den Motor durchblasen“, erinnert sich das vierfache Hundeherrchen Dirnt. „Wir haben uns in dem Zimmer dort hinten eingeschlossen, elf Flaschen Rotwein gekillt und in einer Nacht alle Songs für das Foxboro HottubsAlbum geschrieben. Einfach so.“ Da nehmen wir’s mal nicht so genau und kaufen ihm das ab. „Außerdem“, glaubt Mike, „sind Green Day in vielerlei Hinsicht selbst das Problem“; der Band fehle das Talent, a) einen objektiven und analytischen Blick auf die eigene Vergangenheit zu werfen und b) einst verworfene Songideen zu reanimieren. Zu letzterem nötigte sie allerdings die für ’21st Cen-

tury Breakdown’ engagierte Produzentenlegende Butch Vig (Nirvana und noch besser: Against Me!), der es wagte, so lange auf eine intensive Auseinandersetzung mit dem Song ’Horseshoes & Handgranades’ zu pochen, bis die Band schließlich einlenkte – und sich der Nebel aus Ziellosigkeit und Überforderung plötzlich lichtete: „Als das Lied irgendwann fertig war, hatte das eine ähnlich befreiende Wirkung wie damals ’American Idiot’“, erinnert sich Mike. „Wir hatten plötzlich wieder eine Richtung, und wir sind losgestürmt wie ausgehungerte Wölfe.“ Die anfangs rund 100 Songfragmente komprimierten Green Day unter aktiver Mithilfe ihres stresserprobten Produzenten Vig in 18 Songs, die Billie Joe in drei Kapitel unterteilte, um seinen Protagonisten Christian & Gloria eine möglichst abenteuerliche Reise durch den Untergang der Zivilisation zu ermöglichen. Im Gegensatz zu ’American Idiot’ verfolgt ’21st Century Breakdown’ aber keinen erkennbaren thematischen oder ausschließlich politischen Überbau, sondern pendelt zwischen Autobiographie, Systemkritik und Fiktion. Vielleicht ist das Album aber auch nur, wie Billie Joe es nennt, „eine Sammlung von Schnappschüssen aus den letzten dreieinhalb Jahren. Egal ob das nun politische Ereignisse waren oder wirtschaftliche und ökologische Katastrophen. Es gibt diesmal viele Facetten.“ So thematisiert Armstrong seinen ehrenamtlichen und von seiner umweltaktiven Frau Adrienne initiierten Einsatz im Katrina-verwüsteten New Orleans in einem Song namens ’Last Of The American Girls’, wundert sich über die Widersprüchlichkeit religiöser Prediger in ’East Jesus Nowhere’ und versetzt sich als Teil der ’Class Of 13’ in die Generation seines ältesten Sohns Joey, der im Jahr 2013 die Highschool beenden wird. All das verpackt Armstrong – inspiriert von Eddie Cochran, den Kinks, Doors, Meat Loafs ’Bat Out Of Hell’ und „einem halbwegs ausgeglichenen Familienleben“ - in ein stampfendes Sound-Konzept, das den mittlerweile schlecht sitzenden Punk-Anzug in die hinteren Regionen des Schranks verbannt und auf stadionfüllende Unterhaltung zielt. So wird ’21st Century Breakdown’ dominiert von Haken schlagenden Bombaststücken, die nur selten ohne Umwege im Ziel landen und Armstrongs neuer Vorliebe für PianoArrangements, Balladen und Midtempo-lastigen Hymnen ausreichend Platz einräumen. Es gibt nichts, was in der Schüssel von Milton Keynes besser funktionieren dürfte als das hier.


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Zwei elementare Straßen im Leben von Billie Joe Armstrong: In einem Haus an der Ecke Ashby Avenue und Ellsworth Street entstand ein Großteil der Songs von „Dookie“, dem 1994 veröffentlichten Album zum Durchbruch. Auf den Namen „Adeline“ taufte Billie Joe sowohl seine Plattenfirma als auch sein Modelabel, das er gemeinsam mit seiner Frau Adrienne betreibt.

Mike Dirnt eröffnete das nach einem Clash-Song betitelte Rock’n’Roll Diner 2002 in Emeryville, Kalifornien. Umgeben von neonfarbenen Affenporträts und Einheimischen jedweder sozialer Herkunft kann man im „Rudy’s“ aus verschiedenen preiswerten Tagesspecials wählen, darunter das „Kerplunk Chicken Fried Steak“ oder das „Give ’Em Enough Meatloaf“-Menü mit Kartoffelpüree.

„Willkommen in MEINER Kirche“, erklärt der einst in Frankfurt/Main als Sohn eines VietnamKrieg-erfahrenen Hubschrauberpiloten geborene Frank Lloyd Wright III aka Tré Cool, und das Beste: „Man darf hier drin sogar kiffen.“ Tré hat nur einen kleinen Teil seiner Schlagzeugsammlung im 880-Probekomplex geparkt, „der Rest füllt eine Lagerhalle ein paar Meilen weiter“. Cool ist Sammler, das sieht man: Das obere Stockwerk der bandeigenen Studio-Bude gehört einzig und alleine dem Mann mit der lustigen Stimme, und es ist zugestopft mit Dutzenden Snare-Drums jedweder Größe und Farbe, die bei der kleinsten Erschütterung vibrieren wie eine Armee Dildos. Als jüngste Neuzugänge in seiner Sammlung hat Tré diverse südamerikanische Percussion-Instrumente, die er aus Brasilien und Kuba nicht nur ins heimische Oakland karrte, sondern zuvor einem ausgiebigen Praxistest unterzog: „Zwei Wochen spielte ich jeden Tag vier bis fünf Stunden auf Kongas und Bongos, bis ich den Rhythmus beherrschte. Ich hatte einen guten Lehrer, der wohnte irgendwo in den Bergen um Havanna, und ich trampte jeden Tag zu ihm raus, trank Espresso mit Rum und übte mein Instrument. Fast so wie früher“, schwärmt der Hobbyjäger, der gerne in den Redwoods auf illegale Pirsch geht und heute auf seinem Schlagzeugschemel sitzt wie ein König im Thronsaal, umgeben von seinen scheppernden Untertanen. Wie oft hat Billie Joe dieses Gebäude Hals über Kopf verlassen? Cool: Ich habe nicht mitgezählt. Ihm hat diese Platte auf jeden Fall einiges abverlangt. Jeden Song hat er auseinandergepflückt und jedes Wort dreimal umgedreht. Du musst dir das so vorstellen: In Billies Gehirn rotierten in den letzten drei Jahren alle Songs von „21st Century Breakdown“ gleichzeitig über verschieden laute Stereoanlagen – das ist echte Folter. Armstrong: Mein Hauptproblem war, dass ich mich ständig hinterfragt habe. Ich wollte meinen Ambitionen einfach gerecht werden. Dirnt: Manchmal fühlten wir uns wie Mike Tyson: Wir haben mit „American Idiot“ so ziemlich alle Gegner ausgeknockt. Die einzigen, denen wir noch die Fresse polieren konnten, waren wir selbst. Klar, dass das weh tut.

Initialzündung für „American Idiot“ war seinerzeit das Bedürfnis, ein politisches Statement abzugeben – in Form einer „Punk-Oper“. Was war diesmal euer Motor? Cool: Billie und ich waren bei der Taufe vom Kind eines Freundes, und der Priester hat nur Scheiße erzählt: Man solle immer schön das Maul halten; eben das tun, was einem gesagt wird und so. Ich hatte vorher einen Joint geraucht und mich bepisst vor Lachen - vor allem, als er am Ende der Messe den Arm hob und sagte: „Ach übrigens, gespendet wird da vorne.“ Am nächsten Tag kam Billie ins Studio und meinte nur: „Check this out...“ Armstrong: Der Kirchenbesuch war aber nur Inspirationsquelle für „East Jesus Nowhere“ und nicht unbedingt der entscheidende Funke. Es spielen unterschiedliche Dinge eine wichtige Rolle: Oakland, Detroit, Ozeane und Wasser im Allgemeinen. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass ich das Surfen angefangen habe. Hättet ihr nicht ein „normales“ Album machen und euch ein erneutes, wenn auch loses „Konzeptalbum“ sparen können? Cool: Es gab tatsächlich ein paar Leute, die sagten: „Hey, geht doch zurück zu euren Wurzeln, orientiert euch mal wieder an ‘Dookie‘!“ Ich habe noch nie etwas Dümmeres gehört. Armstrong: Der Unterschied zwischen unserem „ersten“ Durchbruch mit „Dookie“ und dem jüngsten Erfolg mit „American Idiot“ ist der, dass wir diesmal dafür bereit waren. „Dookie“ hat uns damals einfach überfordert und völlig verunsichert, also wollten wir das Ding so schnell wie möglich begraben. Uns ist es damals mit „Insomniac“ nicht gelungen, den Vorgänger zu toppen, und das durfte uns diesmal nicht passieren. Wir wussten, dass uns „American Idiot“ einen zweiten Frühling beschert hat, und um den zu erhalten, mussten wir uns ganz schön strecken.

„Christie Road“ war der traditionelle Treffpunkt der Punks aus Rodeo nach einem Abend im „924 Gilman“, dem legendären Punk-Club in Berkeley. Armstrong widmete der einsamen Bahntrasse an der „Christie Road“ den gleichnamigen Song auf dem Album „Kerplunk“ (1992).


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„Toot’s Tavern“, eine laut Armstrong einst von “scary guys“ betriebene Bar in Crockett, in der Green Day kürzlich unter dem Pseudonym Foxboro Hottubs ein Konzert gaben. Der namensgebende „Foxboro Park“ ist wenigen Meilen entfernt im nahegelegenen Rodeo.

Billie, eine letzte Frage: Ein Wort wie „asphyxiating“ in dem Song „American Eulogy“ – hast du so was in deinem Wortschatz oder musstest du das nachschlagen? Armstrong: Das Wort kannte ich ausnahmsweise. Es bedeutet so viel wie „an der eigenen Kotze ersticken“. Aber ich hole mir meine Reime tatsächlich manchmal im Fremdwörterlexikon, woher soll ich sie auch sonst kennen?! Ich war halt nicht lang genug auf der Schule...

Anna stammt aus Rodeo und sie kehrt gerne an den Ort ihrer Jugend zurück - zumindest in Gedanken. Wahrscheinlich würde man sie auch ohne die Worte „my brother plays in the band“ sofort als eine Armstrong erkennen - schon alleine wegen der großen, lustig durch die Gegend kullernden Augen. Anna steht an die Wand einer Pizza-Bude in San Francisco gelehnt und wartet darauf, dass ihr Bruder im angrenzenden ’DNA Club’ die ersten Akkorde von ’21st Century Breakdown’ anstimmt, um die neuen Songs vor einer Handvoll Augenzeugen live zu testen. „Wenn du mir damals erzählt hättest, dass ich heute hier stehe...“, lacht Anna und erinnert sich an den Tag, als sie den jüngsten Armstrong zu einem Konzert der Replacements mitschleifte; an den Moment, als sie erstmals ihre Hüsker Dü-Platten vermisste und an all die Abende, als sie Billie und seine Kumpels in den ’924 Gilman’-Schuppen nach Berkeley fahren oder wahlweise in der Morgendämmerung an der ’Christie Road’ einsammeln musste. Zwischen den Ereignissen liegen mehr als 20 Jahre, Abermillionen verkaufter Green Day-Alben, zwei Fan-Generationen, unzählige Höhenflüge, schmerzende Nackenschläge, neu gegründete Familien und eine Karriere, die trotz allem Bombast noch immer auf einem fußt: der Liebe zu den drei Akkorden. Nimm das, Eddie. Text: Florian Hayler Fotos: Erik Weiss Heimat: greenday.com Auf sallys.net: sally*sTV! Mit Green Day in den 880 Studios

„Rod’s Hickory Pit“ in Vallejo, oder wenigstens das, was davon übrig blieb: eine Starbucks-Filiale. Hier spielten Green Day ihr erstes Konzert! Billie Joes Mutter Ollie arbeitete bei „Rod’s“ als Serviererin (auch über das Konzert hinaus).

Green Day auf Tour 5.10. Köln – Lanxess Arena *** 7.10. Berlin – O2 World *** 8.10. Hamburg – Colour Line Arena *** 3.11. München – Olympiahalle

Die 880 Studios in der „Jingle Town“ von Oakland – einem nach Sonnenuntergang nicht unbedingt empfehlenswerten Ausflugsziel. Im hinteren Trakt des 880 befindet sich die Kommandozentrale von Green Day: ein mehrere Räume und zwei Stockwerke umfassender Proberaum- und Lounge-Bereich. Hier entstand ein Großteil von „21st Century Breakdown“, dessen Artwork die Außenwände des 880 ziert.


Was das CBGB’s Mitte der Siebziger für New York, ist für die Punks der East Bay das „924 Gilman“, ein 1986 eröffneter, nicht-profitorientierter, von ehrenamtlichen Mitarbeitern geführter „All Ages“-Club, in dem Alkohol, Drogen, Sexismus und Rassismus keine Chance haben. Dass man im „924 Gilman“ trotzdem Spaß haben kann, wissen Bands wie Green Day oder Rancid sehr genau. Für sie war und ist „Gilman“ nicht nur der örtliche Punk-Club, sondern - wie Billie Joe Armstrong es nennt - „Teil unserer DNA“.

“’Gilman’ eröffnete am Silvesterabend 1986, und ich war da – genauso wie in den folgenden sieben Jahren an mindestens drei Tagen pro Woche. Ich glaube, ich habe dort bis Anfang der Neunziger jedes Konzert gesehen. Ohne ’Gilman’ hätte es meine Bands Operation Ivy und Rancid nie gegeben, denn wir konnten dort proben, live spielen und uns in aller Ruhe entwickeln. Die haben uns sogar die Miete für den Proberaum erlassen, weil wir dafür freiwillig die Klos putzten. Mein Bruder bucht heute die Bands für ’Gilman’; ich weiß also immer, was gerade los ist.“

an’ gesehen und opagandhi im ’Gilm eine besondere “Ich habe neulich Pr er ab oft dort gespielt, FX NO t mi n be ha r wi ht. Ich meine, es ist Laden für mich nic Bedeutung hat der trinken und keine ht nic n darf dort ein Club für Kids. Ma t so viel heißt wie: s für mich übersetz Drogen nehmen, wa alb sind wir nach sh De n. be n Spaß ha cisco gefahren, Hier kann ich keine an Fr n zurück nach Sa den Shows immer um dort zu feiern.“ Heimat Jesse Michaels/Classics Of Love: myspace.com/3591396 Heimat Gilman: 924gilman.org Heimat NOFX: nofxofficialwebsite.com

Rancid

Operation Ivy um Sänger Jesse Michaels, Gitarrist Tim Armstrong, Bassist Matt Freeman und Schlagzeuger Dave Mello waren Ende der Achtziger die mit Abstand angesagteste Band in und aus der Bay Area. Der Legende nach verschaffte sich Billie Joe Armstrong Zutritt zu einer komplett ausverkauften Operation Ivy-Show im „924 Gilman“, indem er Tim Armstrong zurief: „Hey Tim, I’m an Armstrong, too“. Der OpIvy-Gitarrist zog ihn daraufhin durchs Fenster in den Club. 1989 lösten sich Operation Ivy nach einer EP („Hectic“) und der bis heute als Blaupause des Ska-Punk geltenden LP „Energy“ auf. Armstrong und Freemann gründeten im Anschluss Rancid, Jesse Michaels später die Bands Big Rig, Common Rider oder jüngst die Classics Of Love, mit denen er Ende Mai erstmals seit langer Zeit wieder im „924 Gilman“ auftrat und dabei auch den ein oder anderen OpIvy-Song zum Besten gab: “Ich fand es gut. Ich habe dem Laden einiges zu verdanken und deshalb war es cool, dort zu spielen und eine Menge Leute wiederzusehen. Ich habe zwar kaum jemanden erkannt, weil mein Gedächtnis so schlecht ist, aber es war trotzdem schön, euch zu treffen.“

Domino Day

Im Gegensatz zu ihren Kumpels von Green Day haben Rancid stets kompromisslos an den straßenerprobten Idealen festgehalten und den eigenen Trademark-Sound aus Punk, Ska und Reggae nie in ein stadiontaugliches Konzept gegossen. Eine Eigenschaft, die sie mit ihren Freunden aus einstigen „Gilman Street“-Tagen jedoch teilen, ist die räumliche und emotionale Nähe zur gemeinsamen Heimat - was spürbar auf das neue Album „Let The Dominoes Fall“ abfärbte. Nicht nur das Video zur ersten Single „Last One To Die“ ist eine Hommage an die East Bay und die Orte, mit denen Rancid ihre eigene, turbulente Bandgeschichte verknüpfen. Auch das siebte Studioalbum der schwer tätowierten Vollblut-Punks atmet den Spirit und die salzige Luft der Bucht von San Francisco, patriotisch und emotional vertont in neuen Hymnen wie ’East

Bay Nights’. Rancid-Frontmann Tim Armstrong ist zwar vor einigen Jahren aus beruflichen Gründen in den ’Silverlake’-District von Los Angeles umgesiedelt, um dort mit seinem Label ’Hellcat Records’ Untermieter im ’Epitaph’Hauptquartier von Bad Religion-Gitarrist Brett Gurewitz zu werden - in jüngster Zeit verschlug es den 42-Jährigen jedoch vermehrt zurück

an die ihm so vertraute Telegraph Avenue in Berkeley. Gründe dafür gab es reichlich: So kümmerte sich Tim zunächst um seinen in der US-Army tätigen Bruder, mit dem er sich seit dessen Rückkehr aus dem Irak ein Haus teilt gleich um die Ecke von den Eltern, dem Ehepaar Armstrong. Darüber hinaus trieb es Tim zurück in die Nachbarschaft von seinem Sandkasten-


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kumpel Matt Freeman, nachdem dieser positiv auf Lungenkrebs getestet und ins Krankenhaus verlegt worden war. Für Rancid bedeutete die Diagnose ihres Bassisten eine nicht absehbare, von Hoffen, Bangen und Beten begleitete Auszeit, die Armstrong dazu nutzte, sein Soloalbum „A Poet’s Life“ aufzunehmen. Nachdem bei Freeman lediglich ein abnorm großer, aber ungefährlicher Tumor festgestellt worden war, konnten Rancid wieder durchstarten – zunächst live, später im Studio. Als Neuzugang in ihren betagten Reihen begrüßte der verschworene Dreier den blutjungen Schlagzeuger Brandon Steineckert, Sohn einer MormonenFamilie und ehemaliges Mitglied von The Used, der Gründungsmitglied Brett Reed an den Drums ersetzte. Angezählt, aber nicht ausgeknockt von den Ereignissen wurde „Let The Dominoes Fall“ zu einem positiven, geerdeten und mit dem uneingeschränkten Glauben an das eigene Glück gesegneten Album. Wir sprachen mit Tim Armstrong und Co-Sänger und Gitarrist Lars Frederiksen über das was war, und die daraus gezogenen Konsequenzen.

Tim, Lars, was war eure erste Reaktion, als ihr erfahren habt, dass Matt nicht an Lungenkrebs erkrankt, sondern „lediglich“ ein paar Zellen mutiert waren? Lars: Totale Erleichterung. Ich meine, seine Krankheit hätte das Ende der Band bedeuten können und im schlimmsten Fall dazu geführt, dass wir ein Mitglied unserer Familie verlieren. Von daher ist uns natürlich ein Stein vom Herzen gefallen. Tim: Matt selbst hat bereits im Krankenhaus Pläne für die Zeit nach seiner Entlassung geschmiedet; er wollte unbedingt sofort auf Tour. Das haben wir dann auch gemacht. Lars: Das Gute an Rancid ist: Wir brauchen kein Album, keine Presse und keinen überdimensionalen Apparat, um auf Tour gehen zu können. Wir schmeißen einfach die Verstärker auf einen Truck und fahren los. Hatten Matts Gesundheitsprobleme Auswirkungen auf euren eigenen Lebensstil? Habt ihr alle spontan mit dem Rauchen aufgehört?

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Lars: Das nicht, aber wir achten im Grunde schon sehr auf uns. Tim: Die Gesundheit kommt zuerst, alles andere muss hintenanstehen. Ich glaube, dass uns Matts Krankenhausaufenthalt noch enger zusammengeschweißt hat – wenn das überhaupt noch möglich war. Ich meine, ich kenne den Typen seit meinem sechsten Lebensjahr, ich spiele seit 22 Jahren mit ihm in einer Band, er ist wie mein Bruder. Apropos Bruder. Ein “Familienmitglied” wurde neulich ausgetauscht: Euer Schlagzeuger Brett Reed verließ die Band und wurde durch Brandon Steineckert ersetzt. Wie kam es dazu? Tim: Nur um das klarzustellen: Wir haben den Drummer nicht „getauscht“! Brett wollte sich anderen Dingen widmen, mehr Zeit mit der Familie verbringen. Auch für Brett gilt das Gleiche wie für Matt: Was immer du tun musst, um glücklich und gesund zu sein - wir unterstützen dich dabei.

Eigentlich ganz hübsch: Lars Frederiksen (Rancid)

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Lars: Brett schlug sogar einige Leute vor, die für ihn übernehmen sollten, aber wir hatten das Gefühl, dass Brandon am besten zu uns passt. Wir kannten ihn schon seit seiner Zeit bei The Used, haben oft miteinander abgehangen und ihn als coolen, zuverlässigen Typen kennen gelernt. Tim: Ich hatte bei Brandon das gleiche Gefühl wie damals, als Lars zur Band stieß: Da ist diese Energie, diese chemische Reaktion, die sich in Freundschaft verwandelt. Zurück zum Album. Auf “Let The Dominoes Fall” gibt es neben den „regulären“ Songs auch sämtliche Lieder in einer Akustikversion. Warum das? Tim: Wir schreiben traditionell alle Stücke auf der Akustikgitarre, das war schon früher bei Operation Ivy so. In letzter Zeit kam seitens der Fans häufiger die Bitte, doch mal eine Akustikplatte zu veröffentlichen, und hier ist sie. In euren sozial- und gesellschaftskritischen Momenten erinnert die Akustik-Version des Albums an Singer/Songwriter wie Billy Bragg. Lars: Eines der wiederkehrenden Themen auf „Dominoes“ ist definitiv der derzeitige Zustand der amerikanischen Mittel- und Arbeiterklasse. Obwohl wir schon 2007 an dem Album zu arbeiten begonnen haben, hat uns das Thema des Underdogs, der es zu etwas bringen will, einfach nicht losgelassen. Das liegt an unserer eigenen Geschichte, aber auch an der unserer Familienmitglieder und Freunde. Ihr seid eine der erfolgreichsten Punk-Bands aller Zeiten, fühlt ihr euch denn den Außenseitern noch immer so verbunden wie einst? Tim: Natürlich! Nicht zuletzt ist das einer der Gründe, warum ich ’Hellcat’ gegründet habe: Ich will jungen, hungrigen Bands die Chance geben, aus ihrer Garage und den Hinterhöfen raus zu kommen, so wie mir damals „Gilman“ die Möglichkeit dazu geboten hat. Es gibt doch nichts Schöneres, als eine Horde Halbwüchsiger auf ihre Instrumente einprügeln zu sehen. Billie Joe Armstrong von Green Day glaubt, dass ihn seine glückliche Ehe davor bewahrt, auch mit 37 noch über unerfüllte Liebe zu singen. Tim ist 42, und mehr als die Hälfte der neuen Songs handelt von Frauen. Tim: Schreib mal bitte in deinem Heft: „Tim Armstrong ist Single!“

Foto: Erik Weiss

Und ist Tim Armstrong glücklich dabei? Tim: Das ist er. Das ist schön, denn euer letztes Album „Indestructible“ war in weiten Teilen geprägt von deinem Kummer und Schmerz ob deiner Trennung von Brody Dalle. Das scheint ja überwunden... Tim: Klar, Mann, das ist doch schon sechs Jahre her! Man kennt das ja: Die ersten sechs Monate nach der Trennung ist man traurig, dann verliebt man sich neu, trennt sich wieder und so weiter. Mein Soloalbum „A Poet’s Life“ erschien vier Jahre nach „Indestructible“, hat zehn Songs und alle handeln von Frauen. Den Rest kannst du dir ausrechnen. Letzte Frage, Tim. In eurem neuen Video trägst du eine schwarze Hornbrille. Ist das ein ironisches Accessoire oder sind die Augen mittlerweile doch so schlecht? Tim: Ich habe das gleiche Modell noch mal in grün. Mir gefallen meine Brillen. Ich finde, ich sehe damit intellektueller aus. Text: Florian Hayler Fotos: Erik Weiss Heimat: rancidrancid.com

Glücklicher Single: Tim Armstrong (Rancid)

Operation Ivy/Green Day/Rancid - im zeitraffer 1988 1989 1990 1992 1993 1994 1995 1997 1998 2000 2003 2004 2009

“Hectic”-EP (Operation Ivy) “Energy” (Operation Ivy) „1039/Smoothed Out Slappy Hours“ (Green Day) “Kerplunk” (Green Day) “Rancid” (Rancid) “Dookie” (Green Day), “Let’s Go” (Rancid) “Insomniac” (Green Day), “…And Out Come The Wolves” (Rancid) “Nimrod” (Green Day) “Life Won’t Wait” (Rancid) “Warning” (Green Day), “Rancid V” (Rancid) “Indestructible” (Rancid) “American Idiot” (Green Day) “21st Century Breakdown” (Green Day), “Let The Dominoes Fall” (Rancid)



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PLATTEN/10 GEBOTE

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DIE 10 GEBOTE

Anti-Flag The People Or The Gun

(Sideonedummy/Cargo) Erzfeind George W. Bush ist weg, der Major-Deal aber auch - für Anti-Flag gab es in den letzten Monaten gute und schlechte Nachrichten. Doch auch mit Herrn Obama im Oval Office gehen den Polit-PunkerN die Gründe nicht aus, aggressiv, eingängig und laut zu sein - denn entfesselten Kapitalismus, verfehlte Sozialpolitik oder heuchlerische Prediger gibt es ja immer noch. Mit der Rückkehr zum kleinen Punkrock-Label geht zudem auch wieder ein schrofferer, nicht ganz so auf Pop getrimmter Sound einher „The People Or The Gun“ erinnert wieder an die ebenso hymnische wie wütende Anfangszeit von Justin Sane und Co. Und die war ja bekanntlich die beste in der beachtlichen BandKarriere dieser furiosen Überzeugungstäter.

Text: Tito Wiesner

Cursive Mama, I’m Swollen

(Saddle Creek/Indigo) Konformität war noch nie Tim Kashers Sache, und auch in seinen Mittdreißigern ist er weit davon entfernt, Frieden mit der Welt oder gar sich selbst zu schließen. Cursives sechstes Studioalbum „Mama, I’m Swollen“ ist eine Generalabrechnung mit unserer Gesellschaft, den ihr inhärenten Pflichten und Zwängen sowie ein Einblick in die düsteren Be- und Erkenntnisse eines Tim Kashers in Höchstform. Autobiographische Notizen treffen auf literarische Verweise auf Edgar Allan Poe und Pinocchio, und was als Auseinandersetzung mit dem Peter-Pan-Syndrom erwachsener Männer beginnt, verdichtet sich mehr und mehr zu einer alles überschattenden Wolke des Nihilismus. Mit ihren einzigartigen Songstrukturen, der ausgefeilten Gitarrenarbeit und den dezent eingesetzten Bläsern und Streichern ist Cursive erneut ein genreübergreifendes Album gelungen, das einmal mehr ihren außergewöhnlichen Stellenwert in der Musikszene bestätigt.

Text: Boris Mischke

Kasabian West Ryder Pauper Lunatic Asylum

(Sony) Als würdige Nachfolger von Oasis gehandelt, fehlt Kasabian zwar immer noch ihr „Definitly Maybe“ im Handgepäck, an Hits mangelt es den LeicesterBoys aber auch auf ihrem dritten Werk „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ nicht. Im Gegenteil: Kasabian ist ein überdurchschnittliches Album gelungen. Neben der Über-Single „Fast Fuse“, die eigentlich nur die Zeit zwischen den Alben überbrücken sollte, liegt ihre Stärke diesmal nicht nur in den vermeintlichen Clubhits, auch wenn „Underdog“ und „Vlad The Impaler“ da keine Wünsche offen lassen. Vor allem wenn das Tempo wie in „Where Did All The Love Go“ oder „Thick As Thieves“ gedrosselt wird, entfalten sich die dick aufgetragenen SoundSchichten aus Beatles-Referenzen, Gypsy-Spielereien und psychedelischen Irrlichtern zu einem atmosphärischen Wunderwerk, das keinen Film braucht, um der perfekte Soundtrack zu sein.

Text: Ina Göritz

Les Trucs Schönen Grusz Vom Getriebe

(Zeitstrafe/Cargo) Für Super Nintendo-Kenner lässt sich die Musik von Les Trucs einfach wie folgt beschreiben: Les Trucs machen Musik mit Mario Paint und singen anschließend noch drüber - fertig. Für alle anderen hier die Erklärung: Mario Paint beinhaltet neben dem 16-FarbenMalkasten auch einen Musikeditor, der mit einer Handvoll billiger Sounds zum stundenlangen Musizieren einlädt. Seit der Veröffentlichung Anfang der Neunziger versuchen eine Handvoll Menschen mittels dieses Spiels die schnellsten, härtesten und beklopptesten – kurz - die besten Songs überhaupt zu komponieren. Les Trucs sind die unangefochtenen Meister in dieser Disziplin. Die elf Lieder auf „Schönen Grusz Vom Getriebe“ übertreffen ohne Mühe die 8-Bit Soundtracks zu Spieleklassikern wie „Kirby’s Dreamland“ oder „Dr. Mario“. Außerdem eignen sie im wahrsten Sinne des Wortes zum Abzappeln in der Disco.

Text: Sebastian Wirth

Datarock Red

(Young Aspiring Professionals/Nettwerk/Soulfood) Ein Traum für Achtziger-Sozialisierte waren Datarock schon zu Debützeiten. Auf ihrem Zweitwerk „Red“ drehen die Trademark-Trainingsanzug-Norweger noch ausgiebiger an der PopkulturSchraube; und zwar so lange, bis es herrlich schrill quietscht. Liebeserklärungen an Molly „Teenpic-Queen“ Ringwald, den eigenen Avatar und die Talking Heads hüpfen auf diesem Album so elegant über schmierige Synthies und feiste Disco-Bässe, wie seinerzeit Super Mario über Schildkröten und Pilze. Überraschenderweise sind es nicht nur die zu erwartenden FunkPunk-Stampfer wie „Give It Up“ oder „Dance!“, die „Red“ zu einem umwerfend eingängigen Album machen. Mit schwerelosen Elektro-Indie-Hymnen wie „Fear Of Death“ und „Amarillion“ beweisen Datarock, dass unter ihrer krawalligen Party-Rock-Schale das Herz eines sensiblen Hornbrillenträgers schlägt.

The Ghost Of A Thousand New Hopes, New Demonstrations

(Epitaph/SPV) Eben noch in der Gosse in Brighton, jetzt schon auf dem kalifornischen Vorzeige-Label für Punkrock und Hardcore - die britischen The Ghost Of A Thousand haben einen rasanten Aufstieg hinter sich. Verdientermaßen, versteht sich: Dank ihres kompromisslosen, mitreißenden und schnörkellosen Sounds gelten sie nicht umsonst als die beste britische Hardcore-Band der letzten Zeit. Ihr Album-Zweitling „New Hopes, New Demonstrations“ platzt jedenfalls förmlich vor Energie, Wut, Groove und Mitbrüll-Potenzial. The Bronx und The Cancer Bats seien vorgewarnt - diese Jungs hier sind dabei, euch mit Höchstgeschwindigkeit auf der linken Spur zu überholen!

Text: Tito Wiesner

(V2/Cooperative/Universal) Nach ihrem schroffen Indie-RockAusflug „It’s Never Been Like That“ kehren Phoenix mit ihrem neuen Album auf die Tanzfläche zurück und legen diesmal zehn blitzsaubere Pop-Songs aufs Spiegelparkett, und knüpfen damit an die elektronischen Feldversuche ihres Debütalbums „United“ an. Seit damals haben die vier Franzosen jedoch gelernt, wo ihre Stärken liegen, und genau die spielen sie jetzt gekonnt aus. Nie zuvor waren die Beats satter, die Melodien eleganter und ihre Songs vollkommener Pop in Perfektion, wie „Lisztomania“ und „1901“ beweisen. Einen Hauch von Wehmut bringen „Fences“ und „Rome“ in die Disco - vermutlich zu wenig für all jene, denen Phoenix schon immer zu langweilig waren. Genug für alle anderen und vor allen Dingen jene, die in den letzten Jahren ohne sie auskommen mussten.

Text: Ina Göritz

(Warp/Rough Trade) Allen, die vom überraschenden Einfallsreichtum von MGMT und den extensiven weltmusikalischen Einflüssen bei Vampire Weekend beeindruckt waren, sei nun „Veckatimest“ uneingeschränkt ans Herz gelegt! Der Zweitling der New Yorker Grizzly Bear ist ein eklektisches Kunststück geworden. Wo ihr 2006er Debüt „Yellow House“ noch wie die schwelgerische Jamsession vierer Jungs klang, die sich unter dem Einsatz ihrer versierten Fähigkeiten dank klassischer Musikerziehung durch den Gesamtkatalog der Weltmusiken spielen, ist „Veckatimest“ nun die fokussierte Weiterentwicklung. Die Grundelemente sind auf beiden Alben ähnlich eigenwillig, doch scheinen die Songs nicht länger auseinanderzudriften, sondern fassen die zahllosen Einfälle in eingängiger Vielschichtigkeit. Ein Album voller Wendungen, das auch beim wiederholten Hören überrascht.

Text: Maritta Seitz

Text: Timo Richard

Phoenix Wolfgang Amadeus Phoenix

Grizzly Bear Veckatimest

Placebo Battle For The Sun

(PIAS/Rough Trade) Erst 22 Jahre jung ist Steve Forrest, der neue Mann an Placebos Schlagzeug. Die Frischzellenkur hat sich auf „Battle For The Sun“ spürbar ausgewirkt. Placebo klingen so hungrig und eindringlich wie seit dem Debüt nicht mehr. Ruhepausen gibt es kaum. Nachdem „Sleeping With Ghosts“ den Weg Richtung Elektronik vorgezeichnet und „Meds“ ihn nicht weiter beschritten hat, regiert bei Placebo 2009 die Lust an der Opulenz. Immer wieder finden Streicher und Bläser den Weg in die abwechslungsreich arrangierten Songs, und die Gitarre steht mehr im Mittelpunkt als je zuvor. Trotz aller Überraschungsmomente: „Battle For The Sun“ ist in jeder Sekunde unverkennbar Placebo und zudem voll neuer Hits wie „Ashtray Heart“. Die Fans werden es lieben, alle anderen müssen wenigstens den Hut ziehen.

Text: Robert Goldbach

Rancid Let The Dominoes Fall

(Hellcat/SPV) Sie sind seit 18 Jahren dabei, haben mit „And Out Come The Wolves“ eines der erfolgreichsten PunkrockAlben aller Zeiten aufgenommen und zudem mit jeder neuen Platte gezeigt, dass sie jegliche Genre-Spielart beherrschen - egal ob Street-, Ska-, Pop- oder Reggae-Punk. Und während andere Kapellen an dieser Stelle im Lebenslauf ein müdes Best Of-Album abfeuern, bündeln Rancid einfach all ihre Vorlieben und haben nach längerer Pause 19 neue Songs geschrieben, die das gesamte bisherige Spektrum genial abdecken. Hymnen zum Grölen, Offbeat zum Tanzen, Singalongs für die Sommer-Party, relaxt Groovendes zum Chillen - „Let The Dominoes Fall“ ist Abwechslung und gute Laune in Reinform. Und erneut der Beweis, dass das Erbe von The Clash in keiner Band so gut fortlebt wie in Rancid.

Text: Tito Wiesner


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PLATTEN/OFFENBARUNG

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DIE OFFENBARUNG Riverboat Gamblers UNDERNEATH THE OWL (Volcom/Rough Trade)

Nur um das klarzustellen: Die Riverboat Gamblers aus Austin, Texas, haben mit „Underneath The Owl“ nicht unbedingt eine dick, fett und mit ordentlich Dollars produzierte Scheibe vorzuweisen. Die Typen sind auch alles andere als hip oder hübsch, sie waren noch nie auf einem englischen Zeitschriftencover oder in einer dieser Late-NightSendungen mit Schlips tragenden Witzeopas, die ihren weiblichen Gästen ständig auf die Titten starren. Nein, Leute. Die Riverboat Gamblers und diesen Namen dürft ihr euch merken - sind eine der besten LIVE-Bands der Welt, und deshalb gebührt ihnen, ihrem weitere drei Alben umfassenden Backkatalog und dem neuen Werk einmal

ein danksagender Händedruck, so nach dem Motto: Gamblers, ihr seid einfach eine geile Band! Und natürlich hat „Underneath The Owl“ trotz des anfänglichen Abkultens der Gamblers-Konzerte auch die nötigen Hits an Bord - solche, die man auch als Anti-Punk gut finden kann. Zum Beispiel den „Tearjerker“, die schöne Ballade. Oder „Victory Lap“, ein Lied über Fernweh und Heimweh zugleich. Auch gut ist „Robots May Break Your Heart“, eine wahre Geschichte über die unerfüllte Liebe zu Maschinen (oder vielleicht auch komplett erlogene). Fakt ist: Die Riverboat Gamblers zünden auf Platte schon ganz gut. Aber auf der Bühne explodieren sie.

Text: Florian Hayler

1 hoffnungslos ** 2 egal ** 3 üben ** 4 bemüht ** 5 kann man machen ** 6 gut ** 7 vorn dabei ** 8 wichtig ** 9 grandios ** 10 klassiker Alexisonfire Young Crows, Old Cardinals

(Roadrunner/Warner) Screamo lag eigentlich längst im Sterben, als die fünf so herrlich durchgeknallten Jungs von Alexisonfire mit ihrer kruden Mischung aus Aggression und Entertainment dem Subgenre neues Leben einhauchten. „We are not the kids we used to be“, raunzt George Pettit heute, sieben Jahre, vier Alben und zwei herzzereißende SongwriterAusflüge von Dallas Green als City And Color später. Unter ihren Holzfällerhemden schlugen immer schon zwei Herzen, die kanadischen Bühnenberserker aber lösen dieses Versprechen, das auch eine Warnung ist, nur halbherzig ein. Die Hyperaktivität weicht gewichtigeren Songs, die geläuterte Band spielt nerdfreien Post-Hardcore. Die Eckpfeiler auf „Young Crows, Old Cardinals“ aber bleiben alte Bekannte: Gesang und Geschrei, Melancholie und Anarchie. Die Kids werden erwachsen. 6

Text: Fabian Soethof

The Blackout The Best In Town

(Epitaph/SPV) Lange konnten böse Zungen behaupten, das Label von Bad Religion-Gitarrist Brett Gurewitz sei vor allem Heimat austauschbarer Cali-Punk Bands. Seit einiger Zeit wandelt sich das Programm von ‘Epitaph‘ jedoch und mit Bands wie Thursday, Vanna oder eben The Blackout können sich Kritiker jetzt über ein einheitlich gebürstetes Screamo-Programm freuen. Dabei machen The Blackout aus Wales ihre Sache eigentlich ganz gut. Die üblichen Genre-Schemen werden häufig durchbrochen, so dass mit Stadion-rockigen Parts oder Sound- und Vocal-Experimenten keine Langeweile aufkommt. Gelegentlich passt die Band sogar in die alte Punkrock-Schublade - schön mit Tempo und Singalongs. Damit ist bei „The Best In Town“ zwar der Name nicht Programm und auch nicht das Gegenteil der Screamo-These bewiesen. Für die ein oder andere unterhaltsame Spülsession reicht es aber allemal. 5

Text: Florian Zühlke

Ben Harper And Relentless 7 White Lies For Dark Times

(Virgin/EMI) Elf lässige Notlügen präsentiert Ben Harper auf „White Lies For Dark Times“, seinem elf-

ten Album insgesamt und seinem ersten mit Unterstützung seiner Band Relentless 7. Zusammen nimmt die Motorradgang den Hörer mit auf einen Ritt auf ihren Maschinen, dass die Haare und die Lederfransen nur so flattern. Am Ende sitzt man mit ihnen am Strand und genießt den Sonnenuntergang. Genau das richtige nach einem Tag voller Blues, ganz viel klassischem Rock und wunderbaren Basslinien. Und von einem Ben Harper, der so viel Soul in seine Stimme legt, wird man dann auch gerne „belogen“. 7

Text: Maleen Mohr

British Sea Power Man Of Aran

(Rough Trade/Beggars/ Indigo) Die Musik dieser Band war schon avantgardistisch veranlagt, als British Sea Power im Jahre 2002 mit ihrem Debütalbum „The Decline Of...“ um die Ecke bogen. Jetzt, sieben Jahre später, wird es hoch artifiziell: Mit „Man Of Aran“ veröffentlichen die Jungs um Sänger Yan einen Stummfilm-Soundtrack zur gleichnamigen Dokumentation von Robert J Flaherty. Der 1934 gedrehte Film zeigt das tägliche Leben auf den westlichen Inseln Irlands und wirft einen Blick auf das harte Dasein der Einwohner - zwischen Fischfang und Naturgewalten. Weswegen die oftmals pathetischen Rock-Sounds gut zum Plot passen und bis auf eine Ausnahme komplett instrumental sind. Getrennt vom Film ist die Sache indes schwer erträglich und als reguläres Album schon gar nicht anzusehen. Mutig aber alle mal, anspruchsvoll sowieso. -

Text: Marcus Willfroth

Cass McCombs Catacombs

(Domino/Indigo) Ein kleiner Wortwitz auf eigene „Kosten“ als Albumtitel ist ja nie so ganz verkehrt; noch dazu, wenn er unverhofft kommt. Schließlich gilt Cass McCombs nicht unbedingt als die größte Grinsebacke der ewigen IndieJagdgründe. Sondern eher als... ja, was eigentlich? Irgendwie fand sein bisheriger Output jedenfalls eher in der berüchtigten Kategorie „Ferner liefen...“ statt, und daran wird wohl auch sein viertes Album nichts groß ändern.

Aber was sagt das über dessen Qualität aus? Rüschtüg: nüscht. „Catacombs“ bietet sympathisch unaufgeblasenen, smarten Gitarren-Pop, der mit so mancher Wendung an frühe Größen des Herzschmerzes wie die Everly Brothers erinnert, allerdings durch eine ähnliche Brille wahrgenommen, wie sie wohl auch Unikate wie Alex Chilton oder Chris Knox bei der Anfertigung ihres Solo-Werkes getragen haben. In deren Gesellschaft und Nennungsatemzug passt dann auch Cass McCombs eigentlich ganz gut. 6

Text: Torsten Hempelt

The Casting Out Go Crazy, Throw Fireworks

(Revolver/Soulfood) Er kann es nicht lassen! Nathan Gray, Frontstimme der legendären aber mittlerweile aufgelösten Boysetsfire tritt mit seiner neuen Band an, um an alte Erfolge anzuknüpfen. Auffällig, dass The Casting Out dabei wesentlich frischer und positiver klingen als Boysetsfire. Hier wird nicht mehr wütender, politischer Post-Emocore gespielt, sondern lebensbejahender High-Speed Punkrock. Mit Titeln wie „Quixote’s Last Ride“, „Liar“ und „These Alterations“ zünden The Casting Out ein Feuerwerk an genialen Hymnen, das sich nicht hinter dem großen Erbe von BSF verstecken muss. Es mag kein Ersatz sein, aber es ist ein adäquates Gegenstück geworden. Und das will bei einer Legende wie Boysetsfire schon etwas bedeuten. 8

Text: Sebastian Ruchay

Cats On Fire Our Temperance Movement

(Cargo) Finnen haben den Ruf, reserviert und verschlossen zu sein - man muss ihnen ein bisschen Zeit oder Hochprozentiges zum Auftauen geben. Etwas Geduld sollte man auch für Cats On Fire mitbringen. Nicht, weil deren Stücke schwer zugänglich wären. Aber der erste Eindruck verführt dazu, die vier adretten jungen Herren aus Turku als reinen The Smiths-Abklatsch abzutun. Beschwingt-melancholischer Strickjacken-Pop mit Johnny MarrGitarren, Morrissey-haftem Crooner-Gesang und smarten Texten. Aber was beim ersten Durchlauf zum einen Ohr rein- und zum anderen wieder rausspaziert, nistet sich beim zweiten oder dritten Mal ganz nonchalant im Langzeitgedächtnis ein, allen voran der Opener „Horoscope“ und die Single „Tears In Your Cup“. Nur das mit den Balladen sollten die Finnen in Zukunft lieber sein lassen. 7

Text: Nina Töllner

Chairlift Does You Inspire You

(Kanine/Columbia/Sony) Allein Brooklyn als Wohnortangabe scheint dieser Tage auszureichen, um Bands Gehör zu verschaffen, denn was derzeit aus dem New Yorker Stadtteil kommt, wird zu beiden Seiten des Ozeans goutiert. Der gemischte Dreier von Chairlift setzt den bisherigen Veröffentlichungen ihrer Nachbarn wie MGMT allerdings das Krönchen auf. Sängerin Caroline Polachek erinnert latent an Kate Bush, wenn sie schwelgerisch durch die AchtzigerjahreKlanglandschaften ihrer Band streift, deren einstiger Masterplan, Musik für Spukhäuser machen zu wollen, so doch noch Erfüllung findet. Wenn auch anders als gedacht. Natürlich haben Chairlift mehr als ein Kunststück parat, verblüffen gar mit einem Country-Song und können mit „Bruises“ schließlich einen veritablen Hit vorweisen. 7

Text: Britta Arent

CKY Carver City

(Roadrunner/Warner) CKY wurden vor fast zehn Jahren durch ihre Mitwirkung bei MTVs „Jackass“ bekannt und waren dann auch ein paar Jahre mit Stadion-Bands der Marke Guns N’ Roses und Metallica unterwegs. Dann kam lange nix, und nach vier Jahren Wartezeit hören wir nun Album Nummer Vier. Was sie die ganze Zeit gemacht haben, ist nicht bekannt, aber dass sie an Material für diese Scheibe gearbeitet haben, erscheint unwahrscheinlich. Trotz ihres Anspruchs, „unorthodox“ zu sein, bietet „Carver City“ nämlich eher fade Kost. Fett produziert, aber zu keiner Zeit mitreißend. Stadion-Rock der bombastischsten Sorte sowas füllt ja durchaus Stadien, aber inspirierend ist das nicht. 5

Text: Hans Vortisch

Constants The Foundation, The Machine, The Ascenion

(Make My Day/Alive) Post-Rock kann nicht massentauglich sein? Wer das behauptet, hat die Constants noch nicht gehört. Ihr zweites Album - ein, wie der Titel schon vermuten lässt, dreigeteiltes Epos - schlägt bravourös die Brücke zwischen fordernden Isis und eingängigen Dredg. Mächtige Soundwände treffen auf harmonischen Gesang, vertracktes Drumming auf Soundtrack-artige Klangteppiche. Natürlich brauchen die Bostoner


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immer noch ein paar Durchgänge, bevor der Hörer das Ganze nicht mehr als abstraktes Gesamtkunstwerk, sondern wunderschöne Songs wahrnimmt. Aber der Zeiteinsatz lohnt: Solch einen Mix aus schwelgend-überwältigenden Momenten und komplex-intelligenten Epen bekommt auch der interessierte Post-Rock-Fan nur selten geboten. 7

Text: Tito Wiesner

Dan Dryers Wrestling In Tijuana

(Paranoia Productions/ NMD) Wenn professionelle Funsportler in ihrer Freizeit Musik machen, ist Punk als Musik der Wahl gar nicht so abwegig. Die Kombi von Punkrock und Wrestling birgt an sich schon einen hohen Trash-Faktor, und Dan Dryers zelebrieren auf „Wrestling In Tijuana“ jede mögliche Peinlichkeit im Geiste von Vorbildern wie den Dictators oder Billy Idol. Möglicherweise wollen sie mit ihrer Punk-plus-MaskenPerformance auch irre-irritierender sein, als es Turbonegro je waren - klappt leider nicht ganz. Live mag der Sechser zwar ganz lustig sein, letztendlich ist das alles aber so lang haltbar wie ein frisch gezapftes Bier. Vielleicht würden die Solinger ja Mickey Rourke gefallen und er featured sie auf dem Soundtrack zu seinem nächsten Film über angeknautschte Wrestler. Um etwas länger in Erinnerung zu bleiben fehlt hier, trotz allen Engagements, einfach die Substanz. 5

Text: Tim Kegler

Death Cab For Cutie The Open Door

(Warner) Auf „The Open Door“ veröffentlichen Death Cab For Cutie vier Stücke, die es nicht auf „Narrow Stairs“ geschafft haben, sowie eine alternative Version eines Albumsongs. Wer jetzt denkt: „Braucht kein Mensch.“ ist schief gewickelt, denn was die Könige des Indie-Konsens als vermeintliche Ausschussware produzieren, hätten Heerscharen anderer Bands gerne als Hauptreferenz in der Liederfibel. „Little Bribes“ etwa zeigt, wie eine Nerd-Combo mit klassischen Rock-Riffs verfährt, und „I Was Once A Loyal Lover“ glänzt durch sympathisch spackigen Text und eingängige Melodiebögen. Den Höhepunkt der EP markiert allerdings das Duett von Ben Gibbard und seiner Ukulele, die gemeinsam „Talking Bird“ vom letzten Album neu interpretieren. Erfrischend unanstrengend. 7

Text: Timo Richard

Delta Spirit Ode To Sunshine

(Rounder/Universal) Als geborenen Songschreiber lobt Bassist Jon Jameson seinen Frontmann Matthew Vasquez, auch wenn nicht alle Songs auf „Ode To Sunshine“ aus Vasquez’ Feder stammen. Die Kalifornier vereinen auf ihrem Debütalbum traditionellen Southern-Rock mit Singer/Songwriter- und FolkStrukturen und liefern zudem ein gesundes Maß an gut gemeinten Ratschlägen für ein besseres Leben. Die Songs werden gesungen und gekrächzt, die herrlich dezent verzerrten Fender-Klänge vereinen sich mit dem Klavier, welches in den entspannten wie im Uptempo gehaltenen Stücken oftmals eine tragende Rolle spielt. Zuhause ziehen Kritiker Vergleiche zu den Kinks und den Cold War Kids. Anhänger von Ryan Adams und den Turin Brakes dürfen hier aber ebenfalls gerne mithören. Im Übrigen auch bei Regenwetter! 7

Text: Christopher Mühlig

Dirty Projectors Bitte Orca

(Domino/Indigo) Dave Longstreth hat es geschafft. Der Dirty Projectors-Kopf spreizt den Stilspagat seines Debüts „Rise Above“ zwischen Weird-Folk und

Prog-Rock noch weiter. Und das euphorisiert, statt zu verwirren. In „Cannibal Resource“ - welche bessere Umschreibung für „Kunst“ und „Leben“ könnte es geben? - zeigt Longstreth stimmliche Verstellungswut bis zum leiernden Falsett. So brachial komplex die Gitarrenlinien von „Temecula Sunrise“ sind, es beglückt einfach. Der Titelsong bringt Deerhoof-artige brav/krank-Wechsel ins Gleichgewicht und „Two Doves“ zeigt, dass diese Band auch noch ein paar unverbrauchte Streicher für Co-Sängerin Angel Deradoorian übrig hat. 7

Text: Philipp Kohl

Division Of Laura Lee Violence Is Timeless

(Unter Schafen/Alive) Was, die gibt’s noch? Angesichts der mehr als fünf Jahre andauernden Schaffenspause hatten wohl nicht wenige schon mit dem Ableben der bis 2004 regelmäßig Platten veröffentlichenden Division Of Laura Lee gerechnet. Aber nicht nur Gewalt ist zeitlos, sondern auch überzeugender Rock’n’Roll; insofern sollte man die Schweden mit offenen Armen wieder willkommen heißen. Der Mix aus schwedischer Garage, britischer Coolness, amerikanischem Selbstbewusstsein und dezenten Psychedelic-Tupfern ist der alte, die Mischung aber hat noch nie so gut gemundet wie hier: Pop-Hit folgt auf Oldschool-Rocker, FestivalHymne auf Shoegazer-Glanzstück. Die perfekte Schnittmenge aus Fireside, The Hives, The (International) Noise Conspiracy und The Soundtrack Of Our Lives - gut, dass es sie noch gibt. 7

Text: Tito Wiesner

DREDG The Pariah, The Parrot, The Delusion

(Universal) In einer gerechten Welt gehörten Dredg aus Los Gato, Kalifornien, längst zu den größten Rockbands des Planeten. „El Cielo“ war ein bahnbrechendes Konzeptwerk über Schlafstörungen, „Catch Without Arms“ versammelte hochmelodische Oden an Licht und Dunkelheit. Auch auf dem endlich erscheinenden und wieder unnahbaren „The Pariah, The Parrot, The Delusion“ loten Dredg ihre Möglichkeiten zwischen Prog, Pop und Perfektionismus neu aus. Zu R’n’BAnleihen, Industrial-Beats, Balladeskem und Bandkonstanten singt Gavin Hayes, dieser Morph aus Tools Maynard James Keenan und Morten Harket von a-ha, im Diesseits vom Jenseits. Dredg bleiben eine in der Szene vergötterte Ausnahmeband, weil sie den Mainstream verarbeiten, ohne sich ihm herzugeben. Ein Stück der alten Magie verpufft trotzdem in ihrer Hemisphäre. 7

Text: Fabian Soethof

Dusty Rhodes And His River Band Palace And Stage

(Sideonedummy/Cargo) Ganz schön abwechslungsreich, was Dusty Rhodes And The River Band da auf ihrem zweiten Album fabrizieren. Den Rock der Siebziger hat die Band scheinbar mit der Muttermilch aufgesogen, Motown findet sie auch toll, Folk sowieso, und ein bisschen Gospel kann ja auch nicht schaden. Vier von den fünf Bandmitgliedern singen, die Geigerin darf zeigen wie gut sie ihr Instrument beherrscht und der Keyboarder kommt auch nicht zu kurz. Klingt nach einem wirren Mix, hört sich aber erstaunlich homogen an: Kein Song ist wie der andere und trotzdem zieht sich ein roter Faden durch die zwölf Songs. Ein bisschen Zeit muss man „Palace And Stage“ allerdings geben; die Songs fallen nicht gerade mit der Tür ins Haus, sondern überzeugen eher langfristig durch schöne Melodien und ausgefeilte Songkonstruktionen. 7

Text: Tito Wiesner

Eels Hombre Lobo

(Vag rant/Cooperative/ Universal) Im Paralleluniversum der Eels herrscht ein eigener Takt: Jenseits von Trends und Veröffentlichungsrhythmen entwirft die Band seit 17 Jahren verstörend-schöne Soundgebilde, deren eigentümliche Ausstrahlung entzückt. Zuletzt gab es gar ein Doppelalbum. Vielleicht der Grund für die vier Jahre Pause und ein neues Werk namens „Hombre Lobo“, das sich klar vom Vorgänger abgrenzt? Mr. E scheint zumindest die Leichtigkeit des Seins entdeckt zu haben und verpackt seine Songs in rumpelnden Indie-Rock und verqueren Americana. Dabei geht es freilich nur um ihn selbst: Die Texte arbeiten das Leben eines einsamen Musikers ab, der die Abgeschiedenheit indes total klasse findet. „Hombre Lobo“ ist somit die Spaßplatte, die die Eels auf dem Weg zum nächsten großen Wurf einfach gebraucht haben. 6

Text: Marcus Willfroth

Eminem Relapse

(Shady/Universal) Fast fünf Jahre ist das letzte Album von Eminem bereits alt, aber dem neuen Streich ist das kaum anzumerken. Die offizielle Single „We Made You“ ist wieder einer seiner Comedy-Raps mit Promi-Verarsche und mit „3 AM“ folgt wieder eine düstere Geschichte als weitere Single. Er macht sich wieder über seine Mutter lustig („My Mom“), hat wieder Skits mit Steve Berman und Paul dabei, bekommt die Beats wieder von Dr. Dre und rappt beim gut gelungenen „Crack A Bottle“ wieder mit 50 Cent zusammen. Die ständige Wiederholung thematisiert er dann noch mit Titeln wie „Same Song And Dance“ und „Deja Vu“. „Relapse“ ist so natürlich eine sichere Nummer und hat schon seine unterhaltsamen Höhepunkte, enttäuscht dann aber irgendwie doch. Will the real Slim Shady please stand up?! 5

Text: Holger „HolK“ Muster

Enter Shikari Common Dreads

(Warner) Das erste Album nach dem Hype - daran sind schon so einige gescheitert. Enter Shikari wollten sich da nicht einreihen und nahmen sich deshalb zwei Jahre Zeit für ihren Zweitling - was „Common Dreads“ hörbar gut getan hat. Prinzipiell verfolgt man weiterhin den wilden Mix aus Techno, Metal und eingängigen Melodien und verwurstet in einem Song mehr Ideen als andere auf einem ganzen Album. Aber aus dem heftigen Happy-Hardcore-meets-Gitarren-Chaos ist ein organischeres Vorgehen geworden; wilde Extase gönnt man sich weiter, planloses Drauflos-Gedresche nicht. So kommt es, dass Enter Shikari mal an Primal Scream, The Streets oder in schwachen Momenten auch eine beliebige Eurodance-Kapelle erinnert - die Gefahr, als Eintagsfliege gehandelt zu werden, umgehen sie so aber geschickt. 7

Text: Tito Wiesner

Faith No More The Very Best Definitive Ultimate Greatest Hits Collection

(Warner) Okay - nach der überraschenden Wiedervereinigung und den damit verbundenen Live-Auftritten in diesem Sommer war mit dieser Veröffentlichung eigentlich zu rechnen. Trotzdem schön, all diese großartigen Perlen, die sich in neuem und soundtechnisch aktuellem Gewand auf CD Nummer Eins versammeln. Für die einen (alt) werden Erinnerungen wach und allen anderen (jung) sei geraten, doch mal ein Ohr zu riskieren. Es gab schon verdammt gute Musik, als ihr noch in den Krabbelstuben rumgesabbert habt. Auf CD zwei tummeln sich Raritäten und B-Seiten, darunter

das seltsame „Schützenfest“, das nicht nur auf deutsch gesungen wird, sondern auch den Verdacht eines etwas komischen Deutschlandbildes sowie jeder Menge Humor nahelegt. Lohnt sich!

Text: Caroline Frey

Fink (UK) Sort Of Revolution

(Ninja Tune/Rough Trade) Fin Greenall, ein verknarzter Herr aus Brighton, ist eins der bestgehüteten Geheimnisse von Indie-Land. Er ist der einzige Mensch, der auf Bum-TschakNinja-Tune Gitarrenlieder veröffentlichen darf - und das vollkommen zu Recht. „Sort Of Revolution“, das dritte Album in drei Jahren, führt den Fink’schen Stilmix aus Blues, Dub, Jazz und Folk fort, setzt im Gegensatz zum sehr reduzierten Vorgänger „Distance & Time“ aber auf ArrangementVielfalt galore. Neben allem A Capella- und Klickerbeat-Schnick-Schnack bleibt allerdings diese seltsam dröge Melancholie, Greenalls Markenzeichen, auch auf „Sort Of Revolution“ stets präsent. Als sei ihm die Sonntagmorgenkippe in den Kaffee gefallen, nuschelt er sich durch zehn Songs, die ihn trotz aller Originalität wahrscheinlich wieder nicht berühmt machen werden. Das kann einen schon etwas melancholisch stimmen. 7

Text: Timo Richard

Fridge Early Output

(Domino/Indigo) Fridge waren - und sind die Band, mit der Kieran Hebden (Four Tet) und Adem (Ilhan) ihren Start hinlegten. „Early Output“ fasst 21 Tracks (zwischen 25 Sekunden und einer guten Viertelstunde lang) aus deren frühen Jahren zusammen, zwischen Post-Rock, ElektronikExperimenten und allerhand Basteleien. Darunter findet sich manch spannende Idee, aber auch durchaus redundanter Leerlauf - wie das bei einer Band im Prozess der Identitätsfindung ja nicht ungewöhnlich ist. Insgesamt ein interessanter Blick auf die Anfänge der britischen Antwort auf Tortoise & Co. 5

Text: Torsten Hempelt

Hardcore Superstar Beg For It

(Nuclear Blast/Warner) Eine der am meisten unterschätzten Bands der letzten zehn Jahre schafft es nach wie vor nicht, ein schwaches Album herauszubringen. Mussten die Schweden in der Vergangenheit trotz stets erstklassigen Songmaterials für zu glatten Sound oder zu viel Pop-Appeal immer wieder Kritik einstecken, hatte sich das Thema mit dem selbstbetitelten 2005er-Meisterwerk weitgehend erledigt. Zwei Platten später hat sich nicht viel geändert: Hardcore Superstar kochen wieder nach demselben Rezept, und der Sound trieft vor Fett wie ein Triple Bacon Cheese. Dadurch klingen die Songs stellenweise fast schon etwas zu heavy und steril für Sleaze-Rock, aber Jockes großartige Stimme gleicht dieses Minimanko zu jeder Zeit aus. Und wer sich das beste Stück für den Schluss aufspart, verdient sowieso einen Coolness-Bonus. 6

Text: Marek Weber

Iggy Pop Preliminaires

(Virgin/EMI) Bereits mit „Avenue B“ hatte Herr Pop dem Punk den nackten Rücken gezeigt und akustisch angehauchtes KammermusikGefühl bewiesen. Des ewigen rebellischen Krachs einmal mehr überdrüssig, geschieht hier ähnlich Intellektuelles. Als Soundtrack-Auftragsarbeit zu einer Dokumentation über den französischen Schriftsteller Michel Houellebecq und die Verfilmungsversuche seines Werkes


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„Die Möglichkeit einer Insel“, frönt Onkel Iggy der „Lust For Lounge“. Zwischen Gossen-Gainsbourg, Tom Waits-Varietee und brummelnden Weltmusikbummler changierend letztlich eine interessante aber nicht immer stimmige Tour de Troubadour, die streckenweise zu fahrig und schemenhaft bleibt, um weiter über den Hintergrundbemalungs-Status hinauszukommen. 5

Text: Frank Thießies

Incubus Monuments & Melodies

(Sony) Mit sechs Studioalben und den dazugehörigen Singles haben Incubus mittlerweile ein ordentliches Pfund Hits in Petto. Schade, dass Brandon Boyd & Co. bei ihrem Best Of-Album „Monuments & Melodies“ ihr Debüt „Fungus Amongus“ und mit Ausnahme der Akustikversion von „A Certain Shade Of Green“ auch ihr Album „S.C.I.E.N.C.E“ völlig aussparen. Für Fans dürften vor allem die Raritäten interessant sein, die bereits zum Teil auf dem Live-Album bzw. der Live-DVD veröffentlicht wurden. Dank „Monuments & Melodies“ finden sie noch einmal ihren Platz als Opener bzw. Schlussakkord neben den Singles sowie einer Bonus-CD. Wünschenswert wäre trotzdem mehr Rares aus alten Tagen gewesen, als bei Incubus-Hörern noch die musikalischen Frickeleien statt der Anblicks des Sängers im Vordergrund standen.

Text: Christopher Mühlig

Jasper Neidlos

(Sony) Ein Grübler, wie er im Buche steht. Im Gegensatz zu den hirnentspannteren Menschen unter uns hört der 22-jährige auch auf die Zwischentöne des Lebens, die er mit sanfter Hand in fluffigen Pop-Wölkchen verpackt. Alltagsmelancholie paart sich mit wendigem Wortwitz und romantischem Geflusel. Der Singer/ Songwriter beobachtet feinsinnig alles, was ihm vor die zwischenmenschliche Linse kommt. Und während man gerade in Gedanken die Traummannqualitäten eines jungen Herren lobpreist, der brav die IKEA-Regale seiner Freundin zusammenschraubt, lehrt uns Jasper im nächsten Lied schon wieder das Wortstummel-ABC, wenn er sich in seinem „HDL Song“ über den Abkürzungstrend im SMS-Zeitalter lustig macht. Er darf so was. Er kann ja richtig schreiben. 5

Text: Henrike Soltau

John Vanderslice Romanian Names

(Dead Oceans/Cargo) In einem Interview verriet John Vanderslice kürzlich, dass er derzeit glücklich verliebt ist. Schön für ihn, schlecht für seine Musik - der scheint die aktuelle Glücksseligkeit nicht sonderlich gut zu bekommen. Galt Vanderslice jahrelang als einer der sympathischsten, aber vor allem unterschätztesten Songwriter, probiert er es diesmal auf die sichere Kuscheltour. Keine bitterbösen Zwischentöne, keine Überraschungen, stattdessen Wärme und Wohlgefühl durch und durch. Sanfte Refrains, Flöte und Vibraphon, verträumte Gitarre: Grandaddy lassen grüßen, Elliott Smith ebenso. Nur fehlt den Songs dadurch die spezielle Note - Vanderslice klingt nicht mehr wie er selbst, sondern wie ein austauschbarer Kuschelbarde. Wünschen wir ihm - ganz egoistisch - fürs nächste Album wieder ein paar persönliche Probleme. Und kramen bis dahin noch mal sein 2005er Meisterwerk „Pixel Revolt“ heraus. 5

Text: Tito Wiesner

Jupiter Jones Holiday In Catatonia

(Mathilda/Broken Silence) Jupiter Jones lassen es in ihrem „Holiday In Catatonia“ etwas ruhiger angehen als noch auf ihren beiden Vorgängeralben. „Das Zu Wissen“ und „Das Jahr In Dem Ich Schlief“ deuten zwar auf eine stürmische Fahrt hin, doch wird das Tempo danach ziemlich schnell schon wieder rausgenommen. Dabei hätte dem Album ein wenig mehr Biss und konsequente Härte sicherlich nicht geschadet. Konsequent hingegen ist die Herangehensweise an die großzügig mit Melodie eingeseiften Songs, für die sich Jupiter Jones Unterstützung bei der liebenswerten Jana Pallaske („Nordpol/Südpol“) oder Ingo Donot („Du Und Jörg Haider“) holten. Der schöne Urlaub sei Jupiter Jones erstmal gegönnt, bevor es bald wieder auf Tour geht. 6

Text: Christopher Mühlig

Lemonheads Varshons

(Cooking Vinyl/Indigo) Ach, der Evan - das „richtige“ neue Album ist noch nicht fertig, aber das letzte schon eine Weile her; außerdem musste nach seiner Aussage der Kauf eines exorbitant teuren Bildes gerechtfertigt werden - was liegt da näher, als ein Album mit Coverversio-

nen rauszupumpen und das Bild zum Cover zu erklären? Die Kunst der Interpretation anderer Leute Lieder beherrschte er schon immer, und so ist dies eine routiniert-souveräne Übung auf vertrautem Gebiet: Gram Parsons, Leonard Cohen, Townes Van Zandt und GG Allin gehören zu den Gecoverten. „Aber, da ist ja auch ein Song von Christina Aguilera dabei!“ Na, und? Immerhin gab es auch schon mal „Step By Step“ von den New Kids On The Block in einer Lemonheads-Version. Und mit der grandiosen Stimme des charmant-verpeilten Dando kann kaum etwas schief gehen. Selbst „Beautiful“ nicht wirklich. 6

Text: Torsten Hempelt

The Living End White Noise

(Universal) Ende der Neunziger nahm man erstmals Notiz von The Living End, als die Toten Hosen das von ihnen auf der „Warped Tour“ entdeckte Punk-Trio aus Melbourne nach Deutschland importierten. Der mit Rockabilly und Fifties-Referenzen durchtränkte Punkrock des Dreiers klang auf dem selbstbetitelten Debüt so neu, frisch und interessant, dass man Chris Cheney und Co. allerorts eine ähnlich erfolgreiche Karriere prognostizierte wie einst Green Day. Es kam allerdings nicht ganz so gut: Die folgenden Platten zerplatzten wie Seifenblasen an den für The Living End wie ummauerten Charts, vor allem in den USA ging nichts für die Band. Mit „White Noise“ zieht das Trio nun die Reißleine, tourt wieder in Europa und reicht ihren so lange vergessenen Fans versöhnend die Hand. Schlagen wir ein! 8

Text: Florian Hayler

Lovedrug The Sucker Punch Show

(Make My Day/Alive) Ein „sucker punch“ ist ein überraschender Schlag ohne Vorwarnung. Die Jungs von Lovedrug hauen zwar nicht dolle zu, aber man weiß nie so recht, was sie als nächstes im Schilde führen. Das macht die Kategorisierung schwierig, aber das Hörerlebnis umso spannender. Für das Mainstream-Radio hat sich die Sache vermutlich schon durch die ungewöhnliche Stimme von Michael Shepard erledigt, der wie eine Mischung aus Tracy Chapman, Ryan Adams und einem halskranken Antony Hegarty singt. Dabei offerieren Lovedrug doch recht schö-

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ne Melodien in tollen Songs wie „Blood Like“ oder „Borrowed Legs“, die - hat man sich an den Sound der Band gewöhnt - durchaus Ohrwurmcharakter haben. Ein Indie-Album im besten Sinne, für das man hunderte Referenzbands zitieren müsste, um ihm gerecht zu werden - oder anders gesagt: Lovedrug sind ihre ganz eigene Marke. 7

Text: Robert Goldbach

The Maccabees Wall Of Arms

(Fiction/Cooperative/ Universal) Auch im Wunderland des Pop wird es irgendwann düster. Während das vom NME zu Recht über den quietschgrünen Klee gelobte Debüt der Maccabees noch lustige Tagträume musikalisch zusammenfasste, schlägt das Quintett aus der heimlichen Indie-Hauptstadt Brighton auf dem Nachfolger „Wall Of Arms“ deutlich dunklere Töne an. Ob es nun an der Stimme von Sänger Orlando Weeks liegt oder doch an den elegischen Arrangements der neuen Songs sei dahingestellt, aber was die Herren auf ihrem Zweitwerk auftischen, schmeckt klar nach Arcade Fire - „Wall Of Arms“ ist so etwas wie die „Neon Bible“ der Maccabees. Weniger skurril zwar und gerade deshalb wohl von kürzerer Halbwertszeit als das kanadische Pendant, glänzt „Wall Of Arms“ durch atmosphärische Dichte und mit voller Absicht ins Schlingern geratenes Songwriting. Manchmal hat der NME wohl doch recht. 7

Text: Timo Richard

Malcolm Middleton Waxing Gibbous

(Full Time Hobby/PIAS) Malcolm Middleton for Number One! Das Rennen um die Spitze der britischen Weihnachtscharts hat der Schotte im Jahr 2007 mit seiner Single „We’re All Going To Die“ leider verloren. Lag wohl am Titel. Aber ganz ehrlich: Dieser Mann verdient einen Platz an der Sonne. Auch sein fünftes Album „Waxing Gibbous“ enthält wieder unwiderstehlichen Power-, Akustik- und Elektro-Pop mit teils geradezu schwelgerischen Arrangements. Wenn der depressionsgeplagte Rotschopf sein Licht nicht immer unter den Scheffel stellen würde und es so etwas wie Gerechtigkeit in der bösen Musikwelt gäbe - Middleton wäre der König der Hitparaden. Leider rückt diese Vision vorerst in noch weitere Ferne: Die Ex-Hälfte von Arab Strab will ihre SoloAktivitäten ein paar Jahre auf Eis legen. Eine entbehrungsreiche Zeit steht bevor. 8

Text: Nina Töllner


Manic Street Preachers Journal For Plague Lovers

(Sony) Für manchen Betrachter vielleicht grenzwertig, was die Manic Street Preachers mit ihrem neuen Album „Journal For Plague Lovers“ gewagt haben: Die Texte des langzeitvermissten, inzwischen für tot erklärten Bandmitglieds Richey Edwards aus der Versenkung zu holen und mit eigener Musik zu versehen. Was überraschenderweise funktioniert, denn die Übriggebliebenen entdecken die Wucht ihrer Anfangstage und Sänger James Dean Bradfield klang schon lange nicht mehr so kraftvoll. Mit Hilfe von Produzentenlegende Steve Albini gelingt den Manic Street Preachers ein Werk, das mehr Rock, Gitarren und Breitseite besitzt als zu erwarten war. Wenn man so will, ist „Journal For Plague Lovers“ gar das Beste Stück Musik, das die Manics in den letzten zehn Jahren fabriziert haben: Feuer mit Feuer bekämpfen. 6

Text: Marcus Willfroth

Marilyn manson The High End of Low

(Universal) Auch Schockrocker werden erwachsen. Marilyn Manson jedenfalls scheint kein großes Interesse mehr daran zu haben, von vermeintlichen Jugendschützern verfolgt zu werden: Schon „Devour“, der Opener des neuen Albums, gibt sich ungewohnt zurückhaltend und beliebig, aber auch im folgenden erklingt der (Industrial-)Rock trotz gewohnt böser und charismatischer Stimme oft erstaunlich relaxt („Leave A Scar“), balladesk („Into The Fire“) oder gar Country-infiziert („Four Rusted Horses“). Immerhin: Mit Stücken wie „ArmaGoddamn-Motherfuckin-Geddon“ oder „We’re From America“ bekommen Fans zumindest partiell doch noch ihre heftigen Tanzflächen-Hits

inklusive gewohnter Textzeilen wie „First you try to fuck it, then you try to eat it“. Trotzdem: Inhaltlich und musikalisch ist Manson anno 2009 kaum noch interessanter oder gefährlicher als ein Alice Cooper. 5

Metric Fantasies

(PIAS/Rough Trade) In ihrem Heimatland spielen Metric regelmäßig in ausverkauften Hallen, und ihr neuer Song „Help I’m Alive“ hat es geschafft, die Kings Of Leon vom Thron der kanadischen Alternativ-Charts zu stoßen - und das noch lange vor der Veröffentlichung des neuen Albums. In Deutschland hingegen erfreut sich das Quartett eher mäßigen Bekanntheitsgrades, doch das könnte sich sehr bald ändern. Denn „Fantasies“ birgt ähnlich sphärischen Sound, mit dem MGTM so viel Erfolg ernteten: psychedelisch, elektronisch, punk-rockig und überaus tanzbar. Die Stimme von Frontfrau Emily Haines sorgt zusätzlich für den Bubblegum-Pop-Effekt, der den Songs auf eine leichte und bekömmliche Weise eine nachhaltige Süße verleiht. „If somebody’s got soul, you got to make them move“, singt Emily in „Collect Call“ und beweist Überzeugungskraft, ohne in die Kitschfalle zu tappen. Zuckersüß und auch ein bisschen frech. 7

Text: Marta Marszewski

Misses Next Match Ob Festzelt Oder GroSSraumdisco

(Riptide/Pleasure Syndicate/Cargo) Hamburg Rock City, was ist los mit dir? Depressionen? Verschnupft? Oder einfach nur müde? Leider ist dein neuester musikalischer Erguss alles andere als überzeugend. Misses Next Match heißt das Projekt von Drummer Rob The Botta, Gitarrist Donna The

Jarvis Cocker Further Complications (Rough Trade/Beggars/Indigo)

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Schon klar, schon klar. Um Jarvis Cocker auf der Höhe seiner Schaffenskraft zu erleben, braucht man eigentlich nur „This Is Hardcore“ von Pulp immer wieder durchzunudeln. Wahrscheinlich wird dieser Vorwurf zum ewigen Refrain der Kritiken zu „Further Complications“, schnarch. Und JA - oh Wunder - Jarvis Cocker ist älter geworden. Und JA - oh Wunder - „Further Complications“ ist kein epochales Überalbum wie „This Is Hardcore“. Es ist der beachtliche Versuch, sich dem Genöle der berufsjugendlichen NeunzigerFanatiker zu entziehen. Da steht er also, Cocker, der Über-Dandy, und setzt den ewig Gestrigen nur eins entgegen: Den eigenen Coolness-Faktor. Allen Pomp und Prunk hat ihm die AlbiniProduktion vom Leib geraspelt. Was übrig bleibt sind elf klapperdürre, bärtige Eklektiker-PopSongs voller Punchlines, die man sich aufs Handtuch sticken kann. So wird man gerne alt.

Text: Timo Richard

Wetta und Sänger Enter The Tainment. Ihre Pseudonyme - der Knaller. Leider weiß man aber nicht so ganz, wohin sie mit ihrem Debütalbum „Ob Festzelt oder Großraumdisco“ wollen. Kein Weg ist erkennbar, keine Linie, kein roter Faden. Unaufgeregter Elektro-Pop mit pfiffigen Texten, und doch muss man in den Songs zu lange nach dem erwünschten Charme suchen. Aber auch die Regel hat eine Ausnahme und die heißt in diesem Fall „Und Wenn Wir Durch Die Hölle Gehen“ - der Song hat das Zeug zur Fußballhymne! 4

Text: Kati Weilhammer

Mittekill You Are Home

(Modul 8/Digital) Nach dem Untergang von ‘Kitty-Yo‘ erscheint das zweite Werk der Elektroniker Freedarich und Neurot bei ‘Modul 8‘. Die Wahlberliner pflegen eine Freundschaft mit Elektro Willi & Sohn und haben für die beiden auch den Remix zu ihrem Song „Autoscooter“ gemacht. Mit „You Are Home“ beweisen sie nun, dass sie nicht nur super Remixer sind, sondern auch eigenen Kram zustande bringen - und der ist ziemlich gut gelungen. Es herrschen klare Beats vor, die mal von einer Stromgitarre, mal von klassischen Synthies oder auch mit Minimal-Techno oder orientalischen Klängen unterstützt werden. Mit schiefem Sprechgesang und Texten, die man - wie die Herren selbst - nicht allzu ernst nehmen sollte, ist „You Are Home“ insgesamt sehr wandelbar geworden. Kein klassisches ElektroAlbum, sondern eins, das auch Leute außerhalb der Szene anspricht. 7

Text: Maleen Mohr

Mutiny On The Bounty Danger Mouth

(Redfield/Cargo) Wenn eine Band aus Luxemburg kommt, muss sie sich musikalisch schon so richtig reinhängen - sonst reden und schreiben alle nur vom Herkunftsland der Musiker, anstatt sich auf die Songs zu konzentrieren. Vielleicht haben sich Mutiny On The Bounty genau deshalb fünf Jahre Zeit für ihr Debütalbum gelassen; man will sich eben nicht nur auf seinen Status als Exot verlassen, sondern auch inhaltlich überzeugen. Und das klappt: „Danger Mouth“ ist genau die Kombination aus mitreißendem Post-Rock und eingängigem Indie, die man gewohnheitsgemäß aus den USA und Großbritannien erwartet. Hell Is For Heroes, Minus The Bear und The Fall Of Troy seien da exemplarisch für diesen ebenso vertrackten wie heftig rockenden Mix genannt - das hat internationales Format. Wen interessiert da schon der Geburtsort?! 7

Text: Tito Wiesner

Contra

Jarvis Cocker ist keine 30 mehr und auch nicht am Beginn seiner Karriere, was nicht automatisch bedeuten muss, dass er seinen Zenit bereits hinter sich hat - oder etwa doch? Sein aktuelles Album „Further Complications“ zumindest hat nicht das Potenzial, den God Of Geek noch einmal zu der Lichtgestalt werden zu lassen, die er einmal war. Nicht, dass ihm in den letzten zehn Jahren die Fähigkeit dazu abhanden gekommen wäre. Das Stück „I Never Said I Was Deep“ demonstriert schließlich eindrucksvoll das Gegenteil, und ist ein selbstironisches Meisterwerk mit dickem Pop-Polster. Zwar laufen nicht alle Songs so ins Leere wie die verkappten Impro-Nummern „Plichard“ oder „Homewrecker“, sind aber dennoch Beweis genug dafür, dass aus dem ewigen Popper auch auf seine alten Tage kein Rocker mehr wird. Auch wenn er noch so gerne möchte.

Text: Britta Arent

My Latest Novel Deaths & Entrances

(Bella Union/Cooperative/Universal) My Latest Novel gehören zu jenen Bands, die auf Grund ihrer unaufgeregten und fast unspektakulären Art zu musizieren schneller in Vergessenheit gerieten als sie es verdient hätten. Allerdings ist ihr Debüt „Wolves“ schon drei Jahre alt, bezauberte aber auf Anhieb mit typisch schottischen Tugenden wie bittersüßen Melodien sowie gänzlich unpeinlichem Pathos und mutierte so zum obligaten Geheimtipp. Umso ernster muss man sich nun fragen, wie man so lange auf diese Band verzichten konnte?! Der - vor allem wegen Laura McFarlanes Geige - allgegenwärtige Vergleich mit Arcade Fire hinkt zwar noch immer, wie schon beim Debüt sind Vergleiche mit Landsmännern wie Arab Strap, Twilight Sad oder auch Aereogramme angebrachter, aber My Latest Novel sind definitiv auf der nächsten Stufe angelangt. Mit etwas mehr Drang zur Einfachheit könnten sie vielleicht bald zur Konsensband taugen. 7

Text: Thomas Müller


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NOFX Coaster

(Fat Wreck/SPV) Nach ihrem Ausflug in Länder wie Indonesien, China, Peru oder Israel und den damit verbundenen turbulentesten Konzerten ihrer Karriere, hatten NOFX genug neue Hymnen und Geschichten im Kopf, die sie nun auf „Coaster“ gewohnt gnadenlos sarkastisch verarbeiten. Das Album klingt im Gegensatz zu den jüngsten Outputs wie befreit, was in erster Linie daran liegt, dass Fat Mike Alben wie „The War On Errorism“ und „Wolf In Wolves Clothing“ seinem Bush-bashenden Masterplan unterordnete. „Coaster“ (oder in der Vinylversion „Frisbee“) knutscht dagegen hemmungslos und feucht mit den Früh- bis MittneunzigerKlassikern wie „Punk In Drublic“ oder „Heavy Petting Zoo“. Schon komisch, dass ausgerechnet Tegan & Sara damit ein Problem haben... 8

Text: Florian Hayler

Patrick Wolf The Bachelor

(Bloody Chamber/ADA/ Rough Trade) Es ist dunkel - überall. Das Herz wird schwer, dann wird es schwarz und Patrick Wolf transformiert zum Bachelor wider Willen. Es lässt sich selbst nach langen Überlegungen nicht genau sagen, was der Künstler damit von uns will - oder anders formuliert: Patrick Wolf vergräbt sich im Morast zwischenmenschlicher Gefühle und versprüht auf seinem vierten Album „The Bachelor“ die Herzenswärme eines Industriegebiets. Musikalisch sind die Songs durchdrungen von knochentrockenem Elektro-Rock, sterilem Pop und oftmals heftig

wummernden Samples. Zwischendrin verliert sich Wolf in sehnsuchtsvollen Balladen, die zeigen, welche Ängste sein Innenleben bestimmen. „The Bachelor“ ist für ihn das „autobiographischste“ Album seiner Karriere - und mit vielen Fragezeichen versehen. Anstrengend und seltsam betörend. 7

Text: Marcus Willfroth

Phantom/Ghost Thrown Out Of Drama School (Dail/Rough Trade)

Tocotronic Re-Releases

(Rock-O-Tronic/Indigo/ Kontor) Gleich zweimal wird Dirk von Lowtzow in diesem Monat aktiv: zum einem mit Phantom/Ghost und als Frontmann von Tocotronic, die drei ältere Alben neu auflegen. Erstgenannte Zweitband veröffentlicht mit „Thrown Out Of Drama School“ ein kurioses Stück Musik, das irgendwo zwischen Buffy-Musical und klassischem Chanson sein Glück sucht - anstrengend und zu überambitioniert. Ganz anders dagegen Tocotronics legendäre Alben: „Wir Kommen Um Uns zu Beschweren“ aus dem Jahre 1996 ist perfekte Rockkultur mit Lofi-Charakter und Kritikpotenzial. „Es Ist Egal, Aber“ suchte ein Jahr später die Veränderung, trat jedoch auf der Stelle - wenngleich auf allerhöchstem Niveau. „K.O.O.K“ von 1999 ist ein Meisterwerk, out of space, Neudefinition und Pop in Reinform. Allesamt versehen mit Bonus- oder Live-Tracks und höchst essenziell, im Gegensatz zur neuen Phantom Ghost. 4/Ohne Wertung

Text: Marcus Willfroth

Plushgun Pins & Panzers

(Ministry Of Sound/Edel) Achtung: Zuckerschock! Schenkt man der MySpaceSeite von Plushgun Glauben, ist „infektiös“ das von Kritikern meistgebrauchte Adjektiv in Verbindung mit dem Elektro-Pop von Mastermind Daniel Ingala. Da lässt sich nicht widersprechen. Die Ohrwurmrefrains und DiscoBeats von Stücken wie „How We Roll“ oder „The Dark In You“ dürften vor keinem Gehörgang Halt machen und jedem zumindest ein leichtes Zucken in die Gelenke zaubern. Doch wäre als weiteres Adjektiv „kariös“ durchaus geeignet. Das Lied „A Crush To Pass The Time“ hat mit seinem fiesen Synthesizer-Sound das Zeug zu einer waschechten Euro-Disco-Nummer. Überhaupt sind die Arrangements und auch der Gesang Ingalas zuweilen so trashig-süß, dass es des Guten ein wenig zu viel wird. Deshalb: Nach dem Tanzen Zähneputzen nicht vergessen! 6

Text: Nina Töllner

Powersolo Blood Skin Bones

(Crunchy Frog/Cargo) Eine Platte, die wie maßgeschneidert scheint für einen Sommer voller Sonne, Party, Bier und anderer Exzesse. Die spindeldürren Drei von Powersolo, die einst als Backing-Band für Jon Spencers Heavy Trash fungierten, wollen nicht das Rad neu erfinden, jedoch eine satte halbe Stunde unterhalten, (textliches) Niveau hin oder her. Und mit ihrer Mischung aus angepsychtem Surfabilly der Marke The Cramps oder Cow-Blues-Punk, wie man ihn vom Gun Club liebt, gelingt ihnen das; aber so was von! Zwei Gitarren, ein Schlagzeug, sehr viel Energie und Humor, der manchmal et-

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was über die Stränge schlägt, ist das nicht genug? Also, Tanzschuhe an, Hirn aus, Bier auf. Wer waren noch mal die Eagles Of Death Metal? 6

Text: Tanja Marquardt

Scanners Violence Is Golden

(Unter Schafen/Alive) Die Scanners sind eine Band, an der man prima die Diskussion aufknüpfen könnte, ob das Format des „Albums“ überhaupt noch benötigt wird?! Machen wir aber nicht, sondern checken „Violence Is Golden“ in seiner durchwachsenen Gesamtheit. Das Quartett um Sängerin/Bassistin Sarah Daly schafft es in seinen guten Momenten, zeitlos, catchy und obszön zu klingen - so wie einst Sonic Youth zu „Goo“-Zeiten oder die Yeah Yeah Yeahs vor ihrem zweiten Album. In den übrigen Momenten sind die Songs der Scanners aber überambitioniert, unspontan und zu komplex, als dass sie wirklich Euphorie entfachen könnten. Aber immerhin: Drei Hits haben die Scanners auf ihrer HabenSeite. Früher hat man aus so was Maxis gemacht. 4

Text: Florian Hayler

Settle At Home We Are Tourists

(Epitaph/SPV) Von wegen sesshaft werden - Titel und Cover relativieren bereits den beschaulichen Bandnamen. Auch zu Hause sind Settle nur auf der Durchreise und schlafen auf dem nackten Fußboden. Wenn sie denn schlafen. Die meiste Zeit hetzen Settle durch alle Rock-Dörfer und brandschatzen Einflüsse von Emohausen bis Hymnenstadt. „Dance Rock Is The New Pasture“ ist nicht nur Songtitel,


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Text: Robert Goldbach

fühlsszenarien gibt es auch keine Metasuchmaschine. Man muss die Abgebrühtheit von „Victoria Ann“ und die Beiläufigkeit von „Bunny In A Bunny Suit“ einfach öfter hören. Simone White macht wenig, und das beglückt: Wenig Gitarrengezupfe, weniger Stimm-Ornament als Cat Power. So schnell wird man nicht satt davon. 6

SILVERSUN PICKUPS SWOON

SING IT LOUD COME AROUND

sondern auch Schlachtruf. Die Beutesammlung zeigt sich als mächtig nach vorne drückendes State Of The Art-Rock-Album. Offbeat-Hi-Hat, Synthiebass und drei Pfund Bratgitarre obendrauf schieben elf treibende, sich mitunter regelrecht überschlagende Abgehnummern an. Lediglich „Sunday, Morning After“ sorgt für eine kurzes Luftholen. Um sich niederzulassen haben Settle ganz klar noch zuviel Hummeln im Arsch. 6

(Dangerbird/Warner) Seit die Silversun Pickups 2005 ihre EP „Pikul“ und ein Jahr später ihr Debütalbum „Carnavas“ veröffentlichten, polarisieren sie. Die Hüter des guten Geschmacks bekriegen sich, ob SSPU die Reinkarnation der Smashing Pumpkins sind oder eben nur deren billige Kopie. Ob das ein Fluch oder Segen für die Band ist, sei dahingestellt. Fest steht zumindest, dass das in L.A. lebende Quartett mit „Swoon“ seinen epischen Shoegaze-Alt-Rock-Sound perfektioniert hat. Es klingt, als würde man in einer stürmischen Nacht auf hoher See in einem Schlauchboot sitzen. In der Ferne donnert ein unheilvoller Bass. Unter einem die bedrohliche Tiefe. Ein Meer von Streichern, das meterhohe Wellen aus Drone-Gitarren vorantreibt, die immer wieder in verzerrten Noise-Attacken über einen hereinbrechen. Dann Momente trügerischer Ruhe im Mondschein. Es könnte wunderschön sein hier, wäre da nicht der eisige, peitschende Wind, der einem langsam aber sicher das Bewusstsein raubt. 8

Text: Boris Mischke

Simone White Yakiimo

(Honest Jons/Indigo) „Yakiimo“ hat die Singer-Songwriter-Querschlägerin Simone White ihr drittes Album genannt. Yakiimo ist ein japanischer Snack aus Süßkartoffeln, soviel lässt sich googeln. Ein Snack ist die Platte aber keineswegs, und für solche Ge-

Text: Philipp Kohl

(Epitaph/SPV) „Sing It Loud is a proud pop band with an arenarock musical background and punk-rock pedigree“, heißt es über die frisch gesignten ‘Epitaph‘-Schützlinge und deren Debüt „Come Around“. Dass sie nicht gerade massig neue Freunde unter den Labelkollegen finden werden, scheint den jungen Herren erschreckend egal zu sein. Immerhin ein Ansatz von Punk-Attitüde. Sing It Loud spielen besagten Stangenwaren-Stadion-Pop-Punkt und erlauben sich dabei nicht den geringsten Anflug von songwriterischer Abwechslung. Mit ein bisschen Glück sind Sing It Loud demnächst auf VIVA zu sehen und in der Bravo zum Thema „Missgeschicke beim Küssen mit Zungenpiercing“. Wir schalten auf Durchzug, denn sie sind jung und brauchen das Geld. 4

Text: Christopher Mühlig

Sonic Youth The Eternal

(Matador/Beggars/Indigo) Dafür, dass den New Yorkern der Ruf der IndieAvantgardisten anhängt, haben sich Moore, Gordon und Co. in den vergangenen 20 Jahren erstaunlich wertekonservativ gezeigt - auf hohem Niveau wohlgemerkt. Seitdem Ende der 80er Begriffe wie Pop und Melodie im Sonic Youth’schen

WER HÖREN WILL MUSS SEHEN Iron Maiden aus England sind längst ihre eigene Legende, und Produktionen wie die von „Flight 666“ (EMI) sprengen das ohnehin schon nicht mehr Vorstellbare. Aufhänger ist die Welttournee „Somewhere Back In Time“ 2008 und 2009, auf der Iron Maiden ausschließlich Lieder ihrer alten Platten gespielt haben. Auf der zweiten DVD werden Konzertmitschnitte von 16 Jahrhundertklassikern aus aller Welt gezeigt - unvorstellbare Menschenmassen in Mumbai, völlig austickende Japaner in Tokio, Fußballchöre in Mexiko - ein einziger Triumphzug um den Erdball, natürlich in glasklarem Rundumklang und mit Wahnsinnsbildern. Ebenso spannend ist die preisgekrönte Dokumentation auf der ersten DVD: Sechs Wochen lang wurde die Band mit der Kamera verfolgt - in ihrer eigenen Boeing 757 namens „Ed Force One“! „Flight 666“ zeigt spannende Einsichten in ein unvorstellbares Unterfangen, und auch wenn die Dokumentation nicht so tief bohrt wie Metallicas „Some Kind Of Monster“, so lässt die Band doch mehr sehen als je zuvor. Killer. Das Ziel jeder altgedienten Band ist es, neue, aufregende Szenarios zu schaffen, die auch alte Haudegen noch was erleben lassen. „Bloß keine Routine!“, hieß es auch für die legendären Cali-Punks von NOFX, die zur Abwechslung bisher komplett unbeackertes Terrain bespielen wollten: Peru, Israel, Indonesien, China, Kolumbien, Afrika. Zum Dank werden sie von windigen Veranstaltern über den Tisch gezogen, unter fadenscheinigen Ausreden am Spielen gehindert oder schlicht belogen. Den Spaß konnte der lustigen Truppe trotzdem nichts und niemand nehmen, was nicht nur viel über den Spirit der Band aussagt, sondern auch für die Zuschauer zwei Stunden erstklassige Unterhaltung bietet. On top gibt’s für den seinerzeit für FuseTV produzierten „Backstage Passport“ (Fat Wreck/SPV) noch eine Bonus-DVD mit sehenswertem Schnittmüll wie einem an der Klagemauer betenden Fat Mike im Bad Religion-Shirt. Das wohl beeindruckendste Projekt des kreativen Derwisch Damon Albarn dürfte die Comictruppe Gorillaz sein. Dank „Bananaz“ (EMI) erhalten wir nun Einblick in den Entstehungsprozess dieser virtuellen Vorzeigetruppe, die ab 2001 die Musikbranche durchwirbelte. Egal ob Studioaufnahmen, Konzeptplanungen oder Liveauftritt: Der Zuschauer kommt allen Beteiligten näher als gehofft, nie verlieren sich die Künstler in eitler Selbstbeweihräucherung. So ist der Film definitiv nicht nur für Fans ein Festschmaus für die Augen. Abgerundet wird das Ganze durch ein paar Liveauftritte.

Text: Hans Vortisch, Florian Hayler, Volker Bernhard

Krach-Universum Fuß fassten, balanciert die Band souverän zwischen beiden Polen hin und her, flirtet mal ausgiebiger hier, mal stärker dort. Ihr 16. Studiowerk ähnelt erneut einer Zeitschleife. Kim Gordons charakteristischer NichtGesang und die nicht weniger charakteristischen Dissonanz-Gitarren katapultieren den Hörer geradewegs ins Jahr ’88 oder auch ’92. Der Albumtitel sagt es bereits: Sonic Youth machen einfach weiter. Und weiter. Und weiter. 7

Text: Nina Töllner

Sportfreunde Stiller MTV Unplugged In New York

(Universal) Die Sportfreunde - viele Jahre ist es her, dass sie auf den Bühnen der Jugendzentren zu Hause waren und „Heimatlied“, „Wellenreiten“ und die anderen alten Kracher spielten. Inzwischen gehören ihnen die großen Hallen und die Bühnen der größten Festivals. Eigentlich ist das nicht mehr zu toppen - aber sie wären nicht die Sportis, wenn sie nicht genau das könnten. Als sechste deutsche Band durften sie jetzt für MTV Unplugged ihre Songs zum Besten geben - und das in New York! Wie es sich anhört, wenn Flo die Felle seines Schlagzeugs nur streichelt, Rüde seinen Bass aus dem Verstärker ausstöpselt und Peter zur Akustischen greift, wenn neben den dreien noch andere Menschen auf der Bühne stehen, die Saxophon, Trompete und Posaune, Geige, Klavier, Becken, Gießkanne oder Blecheimer bespielen? Ungewohnt, aber Sporti’esk. Oder wie sie es sagen: Subjektiv wie Objektiv - Hauptsache positiv! 7

Text: Kati Weilhammer

Steadlür Steadlür

(Roadrunner/Warner) Kann bitte jemand GlamRock sagen, dass er zu Recht tot ist? Steadlür aus den USA haben das noch nicht so recht begriffen und spielen ihren Guns N’ Roses-Stadion-Rock so, als wären in der Zwischenzeit eben nicht 20 Jahre vergangen. Um es nicht vollkommen langweilig zu halten, wird die feuerspuckende Glitzergitarre teilweise mit moderneren AlternativeRiffs gefüttert, was wenigstens ein bisschen den Staub von den Amps dieser Jungs spült. Nichtsdestotrotz verliert sich ihr Album nach den ersten beiden - zugegebenermaßen starken Titeln - schnell zwischen Gitarrensoli, MitklatschSpielchen, Bombastproduktion und Belanglosigkeit. Attitüde ist eben doch nicht alles. 3

Text: Sebastian Ruchay

Taking Back Sunday New Again

(Warner) Wer die Entwicklung von Taking Back Sunday mitverfolgt und berechtigterweise jeden Output des Quintetts an ihrem Debüt „Tell All Your Friends“ misst, darf die Band getrost abhaken. Wer auf der Suche nach einer vorzeigbaren Corporate-Rock Band ist, weil Nickelback so lange nichts von sich hören lassen haben, kann jetzt zuschlagen. Großspurig kündigte die Band an, dass das vierte Album ihre Musik auf neue Territorien führe und tatsächlich ist die arme Musik noch tiefer in den Mainstream-Morast gerutscht als auf dem Vorgänger. State of the art im Hause Sunday ist 2009 breitbeiniger PoserRock mit wirren Gesangslinien und einem trotz aller Hookline-Versoffenheit gegen Null tendierenden Wiedererkennungswert. Der „Tell All Your Friends“-Purist hat den Nachruf auf TBS bereits parat: „Just need to keep you in mind, as something larger than life.“ Danke für den einen schönen Sommer. 4

Text: Timo Richard

Tele Jedes Tier

(Tapete/Indigo) Tele kommen nach Hause. Ihr Album „Jedes Tier“ erscheint bei ’Tapete Records’, dem Label, bei dem einst alles anfing. Nach zwei Major-gesponserten Albumausflügen mit teilweise sehr glattgebügeltem Pop und auf Ohrwurm gedrillten Songs, entwickeln sich Tele zum einen weiter, besinnen sich aber auch auf ihre Anfänge. Auf allen Ebenen trauen sie sich mehr. Musikalisch mit ein paar Bläsern sowie einer zusätzlichen Gitarre. Textlich versuchen sie sich erstmals auf Englisch - wenn auch nur bei einem Refrain. Besonders ist auch, dass sich der Refrain von „Cecile“, dem ersten Song und der Refrain beim Schlusslied „Jedes Tier“ in leicht abgewandelter Form wiederholt. So schließt sich der Kreis auch auf dem Album. 7

Text: Maleen Mohr

Tori Amos Abnormally Attracted To Sin

(Universal) Aus den fünf Persönlichkeiten vom Vorgänger „American Doll Posse“ ist wieder eine einheitliche Tori Amos geworden, doch musikalisch bedeutet das kaum Veränderung. Ein wenig hat die Amerikanerin das Tempo herausgenommen und den Balladen - die sich thematisch (nicht immer subtil) sowohl der Religion als auch fleischlicher Lust widmen - wieder mehr Platz eingeräumt. Hin und wieder trägt die Produktion von Ehemann Mark Hawley ein wenig dick auf, aber Album-Highlights wie „Maybe California“, „Not Dying Today“ oder der Single „Welcome to England“ kann das nichts anhaben. Wer Amos’ betörende Stimme und ihr einzigartiges Gespür für Pop der zart-exzentrischen Art bisher liebte, wird ohnehin auch auf Studioalbum Nummer 10 nicht plötzlich weghören wollen. Selbst wenn Innovation nicht mehr auf dem Programm steht. 6

Text: Patrick Heidmann

Die Toten Hosen La Hermandad

(JKP/Warner) Für alle Absolventen von Spanischkursen an hiesigen Volkshochschulen und natürlich für ihre argentinischen Fans haben Die Toten Hosen aus Düsseldorf ihr aktuelles Album „In Aller Stille“ generalüberholt, geremixt und mit drei neuen, auf spanisch getexteten Stücken versehen. Das ist nett und vor allem was für Sammler. 6

Text: Florian Hayler

Yucca A Different Time In A Different Place

(Warehouse/Soulfood) In Hersbruck möchte man nicht Lehrer sein. Vordergründig verspricht das fränkische Idyll einen ruhigen Job und wissbegierige Eleven, aber sieht man sich an, was für Bands das Nest an der Pegnitz hervorbringt, treibt einen die Sorge um Hyperaktivität als Volkskrankheit um. Während die Zappel-Combos Robocop Kraus und The Audience Zigarettenpause machen, hektisieren jetzt also Yucca das Heimstereo mit Hersbruck-Audiobranding. Ergo werden rappelnde Beats, pluckernde Synthies und quietschende Gitarren mit hysterischem Gesang garniert, bis die Nervenenden ausfransen. „A Different Time In A Different Place“ ist lustig und anstrengend zugleich, kann mit perlenden Hooks und kompositorischem Wirrwarr punkten und macht Lust darauf, Yucca live zu sehen. Ansonsten bleibt hier nur der Griff zur Ritalin-Familienpackung. Setzen, 6!

Text: Timo Richard


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DEMODESASTER

DEMODESASTER

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Foto: lama-photography

Knirpsenland

Der Spruch „Werd‘ endlich erwachsen!“ dürfte gestandenen Rock’n’Rollern bekannt vorkommen. Hätten sie dem allerdings Folge geleistet, wären die Kulturkreise dieser Welt um einiges ärmer und vor allem langweiliger. Insofern gilt es eine Lanze zu brechen für den Dreikäsehoch in Mann und Frau, zumal der 1. Juni ja international als Tag der Kinderrechte begangen wird. Und da die lieben Kleinen vor allem auf Süßes stehen, verteilen die Bands in diesem Monat einen Bonbonregen wie die BeeGees anno 1968. Mal schauen, wie viel sie jeweils in petto haben. BROT UND SPIELE HIMMELBLAU

Nicht dass hier jemand etwas falsch versteht: Brot und Spiele begreifen sich nicht als Teil des Spektakels, sondern vielmehr als dessen Antithese. Hohe Ansprüche, die sich in einem entsprechend bedeutungsschwangeren Vortrag niederschlagen. Das Düsseldorfer Quartett nennt es Noise-Pop, der stellenweise an die frühen Dredg erinnert, obgleich es bei Brot und Spiele weitaus schwerfälliger zur Sache geht. So hilft am Ende auch die schöne Slide-Gitarre bei „Nichts Was bleibt“ nicht über den Verdacht hinweg, dass hier eine Band ihre Relevanz vor allem aus der Inszenierung von Depression beziehen will und damit am Ende doch dem Blendwerk verhaftet bleibt. 5 Bonbons Heimat: brot-und-spiele.info

THE HIRSCH EFFEKT THE HIRSCH EFFEKT

Wie lässt sich der HirschEffekt am besten erklären? Wikipedia spuckt zu dieser Frage nur unappetitliches Mediziner-Kauderwelsch aus und irgendwie hat das auch nicht wirklich etwas mit dem hier zur Debatte stehenden Trio aus Hannover zu tun. Probieren wir es doch mal so: Man stelle sich vor, ein musikaffiner Sechzehnender schüttelt das mächtige Geweih, wobei Art-Pop, Choräle, Geigen und Math-Core wild durcheinander purzeln. Doch das Kuddelmuddel ist nur ein scheinbares, fügt es sich auf gesamter Spiellänge doch zu einem epischen Krawall-Kunstwerk von 15 Minuten Länge zusammen, wobei wir uns nicht anmaßen wollen, es verstanden zu haben. Der Versuch ist aber auf jeden Fall ganz schön spannend. 7 Bonbons Heimat: myspace.com/thehirscheffekt

INFAMIS UNDERGROUND

Halbe Sachen scheint es für Infamis aus Berlin nicht zu geben. Konzept heißt das Zauberwort und so erzählt „Underground“ von einem Menschen, der gollumgleich in unterirdischen Höhlen umherkriecht, das Licht fürchtend und doch begehrend. Schließlich wagt er den Weg an die Oberfläche, um bald darauf desillusioniert zurückzukehren und seinen „Antiturm“ nur noch tiefer ins Erdreich zu graben. Dazu erklingt Country-Rock, der sich mal düsterhaft, mal schwungvoll eng an den Handlungsstrang schmiegt. Somit gerät „Underground“, obendrein mit einem aufwendigen Artwork in Fettstiftoptik garniert, zu einem durchaus gelungenen, wenn auch ganz schön bedrückenden Musikhörspiel. 6 Bonbons Heimat: infamis.de

LONGING FOR TOMMOROW IDEE:MENSCH

Im Dreiländereck macht man sich Gedanken. Longing For Tomorrow aus Aachen ließen die

Köpfe rauchen, im Zentrum die harte Nuss nach dem Zweck des modernen Affen namens Mensch. Und so werfen sie wortreich Individuum und Gesellschaft in die Waagschalen, um die Möglichkeiten einer wirklichen Differenz des Einzelnen gegenüber dem Phänomen der anonymen Masse auszuloten. Schöne neue Welt oder Übermensch, das ist hier die Frage. Die Moral von der Geschicht, die LTL in grüblerischem und doch eingängigem Indie-Screamo der Marke Turbostaat und Escapado niederschreiben, ist am Ende ein Plädoyer für mehr echte Gemeinschaft statt bloßem Zweckverband. Und das nicht als Pose, sondern straight from the heart. 8 Bonbons Heimat: longingfortommorow.de

PANDORAS BOX BARRIERS

Könnte die Musik von Radiohead mit der der Nine Inch Nails Sex haben, käme mit Sicherheit ein Sprössling wie „Barriers“ heraus. Auf diesen Titel hört der erste Output von Pandoras Box, einem Quintett aus dem tiefsten Bayern. Darauf kreuzt sich Elektronik-infizierter Gitarren-Pop aus Oxford, England mit dem kehlig-sinistren Organ aus L.A. Das Resultat dieser Zusammenkunft ist ausgesprochen wohlgeraten, auch wenn der erste Output der Gieshausener in Punkto Originalität sicher nicht den großen Evolutionssprung darstellt. Übrigens gibt es die EP auch als Free Download. Wen wundert’s bei den Vorbildern? 7 Bonbons Heimat: pandorasbox.ws

PLUTO SOLAR QUASAR

Gute Güte, was für ein Schmuckstück! „Quasar“ kommt als 10-InchVinylplatte in einer selbst gedrechselten und bedruckten Holzummantelung, was über die Liebhaberei, die hier am Werke ist, schon einmal Bände spricht. Auch sonst hat sich der (Wahl-)Münsteraner Pluto Solar so einiges einfallen lassen, ist der Aufhänger für sein drittes Opus doch die kleine Sci-Fi-Saga um die Besatzung eines Raumkreuzers. Der Soundtrack dazu ist absolut weltallkompatibel geraten, unaufdringlich und doch eindrucksvoll, fast so wie bei „2001: A Space Odyssey“. Und so schwebt die „Quasar“ über langgedehnte Synthie-Teppiche, durchsetzt mit zarten ElektroPluckereien, durch den Nebel im Sternzeichen des Kleinen Pfaus dahin – suchend, fragend, forschend. Absolut cool! 9 Bonbons Heimat: plutosolar.de

SCHIZOPHRENIC SOUND SYSTEM WIN WIN SITUATION

Ein ganz schön zotteliges Ungetüm von Platte haben Schizophrenic Sound System aus Sachsen da zusammengeknotet. Der grobe Klobige macht sich

auf den Weg ins knarrende Noise-Unterholz und folgt den Pfaden, die Bands wie Intronaut und Eyehategod bereits ausgetreten haben. Die Fußstapfen mögen fürs Erste etwas groß geraten sein für den Frankenstein aus dem Sound-System-Labor, der trotz seines Sinns fürs Psychedelische noch nicht recht zu wissen scheint, wie sich die Grobmotorik der eigenen Extremitäten justieren lässt. Die Neugier, das herauszufinden, ist ihm jedoch nicht abzusprechen. Insgesamt also noch kein King Kong, aber immerhin ein ganz passabler Wüstling von Album. 6 Bonbons Heimat: triple-ass.de

Die Regeln

WENDY SAYS NO SPEEDHAWK

Kein Getöse, kein Tamtam: Dem Vierergespann ist anzumerken, dass seine vorrangige Motivation die pure Lust am Musizieren sowie die Suche nach guten (Power-)Pop-Songs ist. Insofern tun wir WSN wohl nicht unrecht, sie zwischen Weezer und Jimmy Eat World zu verorten, wenngleich deren Händchen für Ohrwürmer hier noch nicht durchgängig vorhanden ist. Allerdings haben die Hamburger durchaus die ein oder andere Trommelfellschmeichelei im Köcher. 6 Bonbons Heimat: wendysaysno.de

Text: Roy Fabian

Schickt euer Demo inklusive Bandinfo, Bandfoto, Livetermine, Homepage und eure Postadresse (zwecks Belegexemplar) an: unclesally*s, Demodesaster, Waldemarstr. 37, 10999 Berlin. Danke sehr.


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MUSIK STORIES

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HEAVEN SHALL BURN Bildersturm für das Wohnzimmer

Ohne zuviel zu verraten und somit die Freude an der aktuellen DVD-Veröffentlichung zu nehmen, sei gesagt, dass auch im filmischen Schaffen dieser Band ein Statement zur eigenen Sicht innerhalb des genutzten Mediums nicht auf der Strecke bleibt. Denn der titelgebende Bildersturm enthält neben zwei Konzertmitschnitten, allen Videoclips und allerlei Bonusmaterial auch die Doku „Leitmotiv“, in der es Heaven Shall Burn gelingt, ihre Warnung zum Umgang mit den modernen Massenmedien erneut zu verdeutlichen, ohne sie jemals auszusprechen. Unterhaltsam wie verstörend gehen Bild und Text zuweilen soweit auseinander, dass hier mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet werden, denn mit Liebe zum Detail wurde ein klar strukturiertes Bild einer Band erzeugt, auch wenn es kontroverser nicht sein könnte. Wir hakten bei den Jungs mal nach: Eure neue DVD ist ja laut Titel die Fortsetzung eures letzten Albums, das man in gewisser Weise durchaus als Konzeptalbum bezeichnen kann. In welcher Weise sind die Teile denn nun verbunden? Es war klar, dass es für die Story um die „Iconoclast“ noch mehr Stoff gibt und es mehr als ein Teil sein muss. Die Teile sind dahingehend verbunden, dass man auf der DVD erfährt, was mit HSB nach der Veröffentlichung der „Iconoclast“-Scheibe passiert ist; man sieht die dazugehörigen Live-Shows, und auch inhaltlich bearbeitet die Doku ein Thema der Platte. Es ist doch eine schöne Überraschung, dass nicht erst das nächste Album, sondern schon die DVD der zweite Teil ist, oder nicht?! Welchen Anspruch hattet ihr an eure DVD? Gab’s andere Dokus, die ihr gut findet und an denen ihr euch orientiert habt? Nein, wir haben gar nicht groß auf andere Dokus geschaut. Wenn überhaupt, dann gibt es nur einen Qualitätsstandart und der heißt „Spinal Tap“. Heaven Shall Burn gibt es seit zwölf Jahren. Inwieweit steht die Band noch immer im Mittelpunkt eures Lebens, oder wurde sie da bereits von anderen Dingen verdrängt? Für jeden einzelnen von uns stand die Band noch nie im Mittelpunkt. Leute, die in ihrem Leben nur ihre Band haben, tun mir leid. Die Band war immer unser Herzblut und unser großes Hobby, doch wir haben alle nebenbei studiert oder einen Beruf gelernt, das ist wichtig. Auch, um irgendwo Energie für die Band tanken zu können! Wahrscheinlich gibt es uns auch deshalb schon so lange. Gibt es nach der kommenden Australien-Tour überhaupt noch etwas Neues, das ihr unbedingt machen wollt? Es gibt noch viele Dinge, von denen wir als Band träumen, doch ich bin da abergläubisch und rede nicht über ungelegte Eier. Wir haben sowieso schon hundertmal mehr erreicht, als wir uns je erträumten, von daher ist alles was noch kommt eine schöne Zugabe. Text: Aiko Kempen Foto: Axel Jusseit Heimat: heavenshallburn.com

Nie ganz sauber, aber immer so schnell sie können: The Casting Out.

The Casting Out Nach dem Nachruf

Wie schwer ist es, aus DER Emo-/Hardcore-Konsensband der letzten zehn Jahre hervorzugehen und einen eigenen Stil zu finden? War Marlon Brando je gut nach „Don Corleone“? Im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied davon singen kann Nathan Gray, ExFrontmann von Boysetsfire und Mit-Initiator von The Casting Out. Die Band hat viel gesucht: neue Mitglieder, und vor allem den eigenen Stil. Nach dem Start als Akustik-Projekt und einem Indie-Intermezzo erscheint jetzt das Debütalbum voller Pop-Punk-Songs: ‘Go Crazy! Throw Fireworks!, heißt es. Na dann! Mit dem Hin- und Her seiner neuen Band sei jetzt Schluss, erklärt Nathan: „Ich bin mir sicher, dass wir uns jetzt eingespielt haben. Wir fühlen uns wohl. Sowohl mit der Musik, als auch mit der Besetzung.“ Dabei ist die Musik für Gray eng verbunden mit seinem persönlichen Auf und Ab nach der Implosion von Boysetsfire: „Als ich mit The Casting Out angefangen habe, hatte ich eine schwere Zeit und dementsprechend sahen meine Texte aus – viele der Songs waren echt deprimierend. Das Komische war, dass wir die Songs irgendwann verzerrt und schneller gespielt haben, und das Ergebnis eher fröhlich klang. Wahrscheinlich deshalb, weil es auf einmal so viel Spaß gemacht hat, meine düsteren Texte in Songs zu packen, ist The Casting Out für mich zu einem Heilmittel geworden.“ Der Spaß an der Band steht im Vordergrund. Keine endlosen Grundsatzdiskussionen mehr – nicht politisch und nicht musikalisch. „Boysetsfire war immer ein Ziehen in verschiedene Richtungen, weil wir so unterschiedliche Charaktere mit so strengen Prinzipien waren. Was einerseits unsere Dynamik ausmachte, hat uns andererseits enorm unter Druck gesetzt.“ The Casting Out soll anders sein: eine Band, die Spaß macht und offen ist für viele Einflüsse. Ein Neuanfang. Dass jener Nathan Gray gut tut, merkt man ihm an. Gut gelaunt und hochmotiviert ist es für ihn auch nicht schlimm, dass The Casting Out in Europa bisher nur langsam in Fahrt kommen. Das Album ‘Go Crazy! Throw Fireworks!‘ veröffentlicht die Band in Eigenregie bereits im Herbst 2008 und verkauft es anfangs auf Konzerten und über die Homepage. Ein halbes Jahr dauert es, bis die Band ein Label in Europa findet. Eine ausgedehnte Europatour soll jetzt im Sommer nachhelfen. Selbst wenn ‘Go Crazy! Throw Fireworks!‘ nicht der große Schritt weg vom BSF Sound ist: Wenn die Band den neugewonnenen Spaß live vermittelt, geht hoffentlich auch das Publikum mit, und aus der bloßen Nachfolgeband werden bald The Casting Out. Text: Florian Zühlke Foto: Yenmez Heimat: thecastingoutband.com


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MIXTAPE

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life‘s a mixtape Heute mit: SEAN SMITH (The Blackout) & TOM LACEY (Ghost of A Thousand) Diesmal ernennen wir mit The Ghost Of A Thousand und The Blackout gleich zwei Bands zu den Mastern unseres ultimativen Punk- und Hardcore-Guides. Der Grund dafür ist simpel: Beide Bands hebeln derzeit an der Tür zum Durchbruch, beide stammen aus dem Vereinigten Königreich und beide haben ‘Epitaph Records‘ zu ihrem Heimathafen erkoren. Dass Blackout-Frontmann Sean Smith und Ghost Of A Thousand-Sänger Tom Lacey trotz aller Gemeinsamkeiten ganz unterschiedlich ticken, erfahrt ihr hier. Tom, Sean, welche Songs gehören auf jedes Punkrock-Starter-Kit? Sean: “Shape Of Punk To Come” von Refused, “Everything You Ever Wanted To Know About Silence” von Glassjaw und das erste Album von The Bronx. Tom: Dem schließe ich mich an, würde aber noch Bad Religion und At The Drive-In mit ins Rennen schicken. Wenn das Starter-Kit Früchte getragen hat und aus den Kids eine Band wurde, stecke ich sie in einen Van und schicke sie im Zickzack durch die Lande. So lernen sie wenigstens, dass 20.000 MySpace-Freunde und eine gemeinsame Probe noch keine Band ausmachen, sondern dass man über Jahre hinweg wachsen muss, um irgendwann etwas zu reißen. Seid ihr als Briten eher Anhänger „eurer“ Punk-Bands oder mögt ihr auch Sachen aus den Staaten? Sean: Mir kommt es so vor, als wollten viele amerikanische Bands sehr britisch klingen und britische Bands gerne amerikanisch. Green Day zum Beispiel sind in meinen Augen sehr britisch geprägt, so etwas wie die US-Version der Buzzcocks – natürlich entsprechend fett produziert. Tom: Deutschland hat mit den Beatsteaks eine der besten Bands vorzuweisen. Da ich mich aber entschei-

The Blackout

den muss, bin ich natürlich patriotisch und entscheide mich für Punk aus dem UK. Bands wie die Gallows haben hierzulande definitiv etwas losgetreten.

der fasst kaum mehr als 150 Leute. Jede Band aus Brighton, die irgendwann was zu melden haben will, muss einmal dort gespielt haben.

Welcher Frontmann hat euch maßgeblich geprägt? Sean: Dennis Lyxzén! Er hatte zu Refused-Zeiten alles, was ein Frontmann braucht: den Look, die Gesten, die Einstellung. Außerdem bin ich großer Fan von Mike Patton. Er war zwar nie in einer Punk- oder Hardcore-Band, hatte aber immer die entsprechende Attitüde. Tom: Henry Rollins. Von Black Flag über Rollins Band bis hin zu seinen Filmrollen oder den Spoken Word-Auftritten ist an dem Mann alles genial. Beeindruckend ist auch Eugene Robinson von Oxbow. Er ist furchterregend und genial zugleich. Neulich bei einem Akustikset von Oxbow und Isis hat er sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen.

Wie sieht er aus, der ultimative Punk-Look? Sean: Ich bin wahrscheinlich der mit Abstand schlechteste Mode-Ratgeber. Schau‘ mich doch an! Da passt nichts zusammen… Tom: Mit einer schwarzen, engen Jeans und einem weißen T-Shirt machst du eigentlich nichts falsch. Keep it simple!

In welchem Club habt ihr die besten PunkShows gesehen? Sean: In Newport, Süd-Wales, gibt es einen Laden namens “TJs”. Der Legende nach hat dort Kurt Cobain seiner späteren Braut Courtney Love den Antrag gemacht. Hier haben auch sonst alle gespielt, die heute ganz oben mitkicken: Foo Fighters, Green Day und wir natürlich... Tom: Bei uns in Brighton gibt’s den „Freebutt“,

Ihr seid mit euren Bands bei ‘Epitaph’ unter Vertrag. Welchen anderen Künstler auf dem Label könnt ihr empfehlen? Sean: Dutzende! Von Everytime I Die über Rancid, You Met At Six – auf deren nächster Platte ich einen Track mitsingen werde – bis zu Thursday und natürlich Converge. Tom: Converge! Ich denke, der Schritt von ‘Equal Vision‘ zu ‘Epitaph‘ ist ihnen gut bekommen. Sie haben keinerlei Kompromisse gemacht und je mehr Leute die Band kennen lernen, desto besser. Text: Florian Hayler Heimat: myspace.com/theghostofathousand, myspace.com/ theblackout Auch gut: “The Best In Town” – das neue Album von The Blackout & “New Hopes, New Demonstrations” – das neue Album von Ghost Of A Thousand


SPEED DATING

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SPEED DATING

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LES TRUCS Suchen: Jemanden, dem sie die alten Videospiele abziehen können. Der erste Eindruck: Hier wird nicht lang verhandelt. Es „ruhig angehen zu lassen“ ist doch - seien wir ehrlich - nur eine Ausrede für lauwarme Gefühle. Wer ran will, macht es gleich, muss sich dann aber von den beiden erst mal mit dem Nintendo an die Wand prügeln lassen. Das werden die Schwiegereltern sagen: Nicht reden, flüchten werden sie. Hochzeit oder kurze Affäre: Reibung erzeugt Wärme. Bei Les Trucs prallen die Teilchen so hart aufeinander, als hätte man seinen Lebensabschnittspartner im Boxring kennen und lieben gelernt. Hält nicht ewig, der Spaß ist dafür aber umso intensiver. Heimat: myspace.com/lestrucs Aktuelles Album: „Schönen Grusz Vom Getriebe“

THE DISCIPLINES NAME:

CHAIRLIFT Suchen: Aufgeschlossene Menschen, die gut dabei aussehen, wenn sie zu abgebremstem Elektro-Pop Reise nach Jerusalem mit ihnen spielen. Der erste Eindruck: Eine sexy, aber komplizierte Indie-Braut. Das mögen Männer ja insgeheim. Die will sicher auch die Einkaufstüten getragen haben. Das größte Kompliment: Haben keine Scheu davor, Elektro, Folk, Glockenspiele und Chinabimmeln in einen Topf zu werfen. Hochzeit oder kurze Affäre: Für eine Bindung bis zum Treppenlift-Alter reicht es vielleicht nicht. Bis dahin ist aber noch etwas Luft, also ran an den Speck.

Suchen: Nach diesen Mädchen, die nur in der ersten Reihe stehen, um von der Band gesehen zu werden. Fastfood also. Der erste Eindruck: Auch sonst halten sich die Norweger nicht allzu lange auf, vor allem nicht mit I-n-d-i-v-i-d-u-a-l-i-t-ä-t. Gitarren-Rock zum beschwipsten Mitgehen, der sofort alte Vertrautheit zwischen diesen und vielen anderen Datepartnern aus der Vergangenheit aufbaut. Das werden die Schwiegereltern sagen: Junge, wieso hast du nichts gelernt?! Hochzeit oder kurze Affäre: Kurz, kürzer, Maulwurf-Vibrator - oder anders ausgedrückt: Jungs für eine Nacht, Zigarette danach exklusive. Heimat: myspace.com/disciplines Aktuelles Album: „Smoking Kills“

Heimat: chairliftmusic.com Aktuelles Album: „Does You Inspire You“

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METRIC Suchen: Verspielte Süßholzraspler, die lieber bunte Bilder malen, als in Kneipen abzugammeln. Der erste Eindruck: Ganz bezaubernd, wirklich. Synthie-Indie mit der hinreißenden Stimme einer wohl noch hinreißenderen Dame. Süß, aber sehr bestimmt. Eine Aufforderung zum Tanz? Ein Knicks, ein schüchternes Lächeln - ein Balztanz zum Elektrobeat. Darin bin ich eigen: Frau Haines liebt ganz offensichtlich das freie Assoziieren über diverse Lebenshilfefragen: „Help I’m Alive“ – wenn’s weiter nichts ist. Hochzeit oder kurze Affäre: Schwer zu sagen. Hier sind definitiv Menschen gefragt, die gut teilen können. Emily Haines fährt zumindest mehrgleisig. Heimat: ilovemetric.com Aktuelles Album: „Fantasies“

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CONSTANTS Suchen: Epische Prog-Rock-Schwelger mit dem langen Atem. Der erste Eindruck: So ziemlich der unperfekteste Speeddating-Partner, den man sich vorstellen kann. Hier nimmt man sich noch Zeit für episches Sound-Theater. Hochgeschwindigkeitskennenlernen ist ein ganz anderes Kostüm.

Das werden die Schwiegereltern sagen: Nur zur Vorwarnung: Sie werden eure neue Eroberung nicht verstehen, sich aber auf Dauer höflich arrangieren können. Hochzeit oder kurze Affäre: Es ist so, als würden zwei Menschen zusammenkommen, die sehr lange Zeit nicht wussten, dass sie eigentlich für einander bestimmt sind. Erst nach und nach gedeiht die Liebe zu voller Blüte. Heimat: myspace.com/constants Aktuelles Album: „The Foundation, The Machine, The Ascenion“


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AUF DER COUCH

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AUF DER COUCH MIT:

ENTER SHIKARI

Es wird voll auf der Couch. Doch spätestens seit sich Enter Shikari zu den Aufnahmen ihrer zweiten Platte „Common Dreads“ gemeinsam in einer abgelegenen Villa verbarrikadierten, wollen sie auf die traute Viersamkeit nicht mehr verzichten. Passend zum Albumtitel haben wir sie dazu verhört, wie gut sie selbst das „alltägliche Grauen“ meistern. In welcher Situation habt ihr euch als komplette Versager gefühlt? Rob (Drums): Als ich das erste Mal Sex hatte (kollektives Gelächter). In Konfliktsituationen: Haut ihr eher zu oder eher ab? Chris (Bass): Das kommt auf die Situation an. Prinzipiell sind wir aber nicht gewalttätig. Rob: Rou hat mich mal mit einem Faustschlag niedergestreckt, als ich stockbesoffen und halb bewusstlos in unseren Tourbus gepisst habe. Rou (Gesang): Ich wollte ihn aufwecken, das war ein Reflex... Wie geht ihr mit aufdringlichen weiblichen Fans um, die ihr total unattraktiv findet? Rory (Gitarre): Deine Frage, Chris... Chris: Nicht besonders gut, schätze ich (alle lachen). Ich tue so, als würde mich gerade jemand auf dem Handy anrufen. Peinlich wird es nur, wenn das Telefon dann tatsächlich klingelt. Das ist mir schon mal passiert...

Welcher Fan-Moment war besonders gruselig? Rou: Ich erinnere mich an ein Schreckenserlebnis in Schottland, als mich zwei Mädchen unbedingt umarmen mussten. Sie waren sehr fett, aber das Schlimmste war der Gestank. Obwohl sie erst 15 oder 16 waren, rochen sie schon halbverwest. Unfassbar eklig. Ich bin sofort geflüchtet.

Rob: Deshalb gehe ICH viel ins Fitnessstudio. Da ich aber sehr gerne, sehr viel esse, hilft das nur bedingt. Aber ich muss ja nur so lange in Form bleiben, bis ich verheiratet bin. Dann kann ich faul, kahl und fett werden und es macht nichts mehr.

Aber bei Fans muss man doch besonders sensibel sein... Rob: Stimmt. Manchmal ist das besser als zu sagen: „Du bist fett, verpiss dich!“ Rou: Nicht, dass wir was gegen Dicke hätten... Rob: Nein, Quatsch, es geht um hässliche Leute im Allgemeinen! Das war fies. Es kommt natürlich nur auf die inneren Werte an.

Vier junge Männer, pragmatisch für 40. Im Team sind sie auch in erdrückenden Alltagssituationen moralisch und praktisch gegen jede hyperventilierende Schweißdrüse gewappnet. Im Alleingang sieht das anders aus. Das Trauma von Robs erstem sexuellen Versagen könnte spätestens dann wieder hervorbrechen, wenn er feststellen muss, dass ihm die eheliche Fettschürze zwar die Sicht auf „Little Rob“ versperrt, dieser jedoch langsam kahl, fett und funktionsunfähig wird. Und jetzt alle: S-c-h-n-i-t-z-e-l...

Wovon seid ihr, was euer Aussehen angeht, am ehesten genervt: Haare, Bauch oder Haut? Rou: Von meiner Haut, wenn mir so wie heute mal wieder ein fetter Pickel auf der Nase wächst. Rory: So langsam mache ich mir Sorgen um meinen Bauch, jetzt, wo das Wachstum vorbei ist...

FAZIT

Text: Christine Stiller, Foto: Oliver Schümers Heimat: entershikari.com Auf sallys.net: sally*sTV! Smalltalk-Training mit Enter Shikari Auch gut: „Common Dreads“ - das neue Album von Enter Shikari


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MUSIK STORIES

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Dredg

Die Leichtigkeit des Seins

Möchten ein Stück: Dredg aus Los Gatos, Kalifornien.

Auch Dredg wurden gefeuert. Schon lange vor der Krise. Und das, obwohl ihr drittes Album, ‘Catch Without Arms’, von den Fans verehrt und von den Kritikern gelobt wurde. Da hat wohl jemand einen Fehler gemacht. „Wenn eine Band heutzutage ihren Plattenvertrag verliert, ist das weniger schlimm als noch vor 30 Jahren. Damals war das gleichzusetzen mit dem Verlust deines Jobs. Mehr wollen wir dazu nicht sagen“, kommentiert Gitarrist Mark Engles fast teilnahmslos die Kündigung des Vertrags mit ‘Interscope‘. In den USA erfolgte die Veröffentlichung von ‘The Pariah, The Parrot, The Delusion’, dem vierten Album der Band, über die ‘Independent Label Group‘, einer Vertriebsorganisation für zahlreiche kleine amerikanische Indie-Labels. In Deutschland wird das neue Album ironischerweise wieder über den ‘Interscope‘-Partner ‘Universal‘ veröffentlicht. Lediglich die zuständige Abteilung hat sich geändert. Nicht-Weitermachen war daher nie ein Thema für die Band aus der San Francisco-Bay Area. Nach beendeter Tour richten sich Dredg im Juli 2006 einen neuen Proberaum ein und beginnen mit der Arbeit an ‘The Pariah, The Parrot, The Delusion’. „Der Prozess läuft so ab, dass wir die komplette Probe aufzeichnen, Dino (Campanella, Schlagzeug/Piano) die Aufnahmen zu Hause nochmals anhört und die Highlights herausfiltert. An den Songfetzen mit Potenzial arbeiten wir dann Stück für Stück weiter“, erklärt Mark. Insgesamt 18 Stücke sind auf dem neuen Album gelandet. Sechs davon könnten als Songschnipsel und Lückenfüller abgetan werden, „sofern man das Gesamtbild

nicht betrachten will“, wie Sänger Gavin Heyes nicht ganz einverstanden kontert. Alle anderen Stücke sind „Dredg-typisch“, sofern sich das bei Dredg überhaupt sagen lässt. Aber genau hier sieht die Band Fluch und Segen in ihrer musikalischen Entwicklung der letzten zehn Jahre: „Wenn du glaubst, verstanden zu haben, wie man Songs schreibt, dann kannst du nicht mehr mit einer Naivität ans Schreiben herangehen, wie wir das bei ‘Leitmotif’ getan hatten“, fasst Dino die Entwicklung der Band zusammen. Beispielhaft für seine These ist die neue Single ‘Information’, ein für Dredg-Verhältnisse sehr leicht verdaulicher, fast schon zu netter Song. Eine andere Seite der Medaille ist das Stück ‘Saviour’, das Dredg mehr von der zuletzt gewohnten harten Seite zeigt, auch wenn diese Momente auf ‘The Pariah…’ etwas zu kurz kommen. Das neue Werk ist weniger roh, aggressiv und kantig als ‘Catch Without Arms’, zudem weniger verspielt als ‘Leitmotif’. Dafür ist es mit einigen Überraschungen versehen, wie man sie auch mit viel Geduld auf ‘El Cielo’ finden konnte. Mit dem wesentlichen Unterschied, dass dieses Mal eine deutlich hellere Klangfarbe gewählt wurde. Vielleicht ist ‘The Pariah, The Parrot, The Delusion’ für die Band aber auch einfach nur ein Neubeginn nach den eingangs erwähnten widrigen

Umständen. Nur: Wer macht einer Band Vorwürfe, deren Alben allesamt charakterliche Eigenheiten besitzen, ohne dass den Protagonisten im Entferntesten spielerisch-technische Brillanz und Wiedererkennungswert verloren ging? Text: Christopher Mühlig Foto: Erik Weiss Heimat: dredg.com

Dredg-Bassist Drew Roulette ist zwar nicht gerade der gesprächigste Mensch der Welt, dafür aber umso talentierter. Neben der Musik beschäftigt er sich zusammen mit Sänger Gavin Heyes ausführlich mit Malerei und ist zum Großteil für die visuelle Gestaltung der Band-Homepage und das Cover-Artwork verantwortlich. In seltenen Fällen werden Einzelstücke sogar an interessierte Fans und Freunde veräußert. So wurde kürzlich über die Band-Homepage ein Bühnen-Backdrop der El Cielo-Tour für 1.000 US-Dollar zum Verkauf angeboten.

Dredg auf Tour 8.6. Hamburg – Große Freiheit *** 9.6. Berlin – Huxley’s *** 11.6. Bochum – Zeche (ausverkauft) *** 12.6. Aschaffenburg – Colos-Saal *** 16.6. Bochum – Zeche


The Living End Australisch offen

In ihrer australischen Heimat längst Superstars, schicken sich Green Days Busch-Brüder im Geiste mit ihrer fünften Scheibe an, auch die restlichen Rock-Kontinente von ihren unabsprechbaren Qualitäten zu überzeugen. Ein Unterfangen, das mit dem ambitioniert-aussagekräftigen Album ‘White Noise’ durchaus gelingen sollte. Was Mitte der Neunziger als Stray Cats-Coverband seinen Anfang nahm, hat heute mit Fifties-Nostalgie nicht mehr viel als den Kontrabass gemein. The Living End beweisen auf ‘White Noise’ nicht nur eine zwischen Rockabilly, The Clash, The Jam und AC/DC liegende Prägungsbreite, sondern zudem ein großes Gespür für Anti-Helden-Hymnen. Acht Jahre nach ihrem letzten Deutschlandbesuch kann es das Trio kaum erwarten, die Songs jenes Albums, das in Australien 2008 den Preis für die beste Rock-Platte einheimste, hierzulande zu präsentieren. „Dieser Preis war letztendlich die ultimative Bestätigung für das Ziel, das wir uns mit der Scheibe gesetzt hatten: Ein schnörkelloses aber abwechslungsreiches Rock-Album zu machen, ohne viele Studio-Spielereien und Brimborium. Und genau das ist die Platte am Ende auch geworden“, freut sich Kontrabassist Scott Owen. Letztlich war die tatsächliche Studiogeburt dann sogar leichter als die insbesondere für Sänger und Gitarrist Chris Cheney zermürbende kreative Pre-Produktion: „Nach unserem letzten Album war ich total ausgebrannt. Ich brauchte den Perspektivwechsel. Diesmal habe ich zum ersten Mal die Texte vor der Musik fertig geschrieben und bin dadurch dann auch auf neue musikalische Ansätze und Wege gestoßen, die ich früher einfach nicht weiterverfolgt hätte“, so Chris. „Wir hatten immer schon verschiedene Stile in unserer Musik, nur dieses Mal kommen die Einflüsse fokussierter und druckvoller rüber. Es ist ein Album aus einem

Guss.“ Fürwahr, denn oben beschriebene Einflüsse fügen sich hier fließend zum eigenständigen Pop-Punk-Classic Rock(abilly)-Gesamtbild zusammen. „Von allen Bands, die wir mögen, adaptieren wir wohl das Element, was uns an ihnen am besten gefällt“, reüssiert Chris. Und Drummer Andy Strachan ergänzt zu anschließendem allgemeinen Gelächter: „Von Bon Jovi haben wir übrigens das gute Aussehen adaptiert.“ Mögen die Lyrics diesmal auch detailliertere und ausgefeiltere soziale und kritische Beobachtungen und Botschaften beinhalten, bleibt der Spaß bei The Living End nicht auf der Strecke. „Auch wenn die Texte eine soziale Komponente haben und sich thematisch immer als Sprachrohr des unterlegenen Underdogs gerieren, langweilt mich Zeigefinger-Lyrik total. Rock’n’Roll sollte einfach nicht zu intellektuell sein“, so Chris, der eher den gehaltvollen, aber durchaus positiven Pop-Ansatz der Manic Street Preachers schätzt. „Wir sind eben nicht Radiohead, wo du beim Hören der Platte wie in einer UniVorlesung mit dem Notziblock dasitzen musst, um überhaupt zu raffen, was abgeht“, lacht der Sänger. Nein, The Living End und ‘White Noise’ sind da doch viel direkter. Sowohl inhaltlich als auch im Ohr. Höchste Zeit, dass man hierzulande mal beste Rock-Platten prämiert. Text: Frank Thiessies Foto: Erik Weiss Heimat: thelivingend.com


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MUSIK STORIES

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Manic Street Preachers Es lebe der Tod

Seit zwei Dekaden als Trio unterwegs, verabschieden die Manic Street Preachers mit ihrem neuen Album ‘Journal For Plague Lovers’ ein tot geglaubtes Bandmitglied. Ende neu – und alles gut? Es geschah am 1. Februar 1995. Während der Vorbereitungen auf einen Gig meldet sich der Tourmanager besorgt per Telefon und erkundigt sich hektisch nach dem Verbleib des Gitarristen. Niemand weiß, wo er steckt! Die Rede ist von Richey James Edwards, der bei den Manic Street Preachers nicht nur an der Klampfe sein Bestes gab, sondern auch in Sachen Songwriting federführend agierte. „Es ist nicht so, dass wir damals damit rechneten, aber jeder bei den Manics wusste, welches Risiko Richey darstellt. Und plötzlich verschwand er für immer und ewig, von jetzt auf gleich.“ Es ist erstaunlich, dass Sänger James Dean Bradfield so gelassen über all das sprechen kann. Zorn scheint ihm völlig fremd und seinem Sidekick – Bassist Nicky Wire – huscht gar ein Lächeln über die Lippen: „Anfänglich waren wir sehr sauer, dass sich der Typ einfach so aus dem Staub machte und wir die Jahre darauf zu dritt klarkommen mussten. Inzwischen haben wir aber unseren inneren Frieden gefunden!“ Was die Übriggebliebenen zum ersten Mal seit 14 Jahren und fünf Alben dazu bewog, eine ganze Platte aufzunehmen, bei der Richey Edwards wieder mehr als präsent ist: „Im vergangenen Jahr bekamen wir den NME Godlike Genius-Award überreicht und fühlten uns gar nicht wohl dabei“, erklärt Wire entschuldigend. Der Grund war jedoch nicht falsche Bescheidenheit, sondern das Fehlen des ehemaligen, längst für tot erklärten Bandmitglieds Edwards. „Als wir da standen, kam mir die Idee, dass es nur gerecht wäre, wenn Rich seinen Anteil abbekommt

Texte aus dem Jenseits: Manic Street Preachers aus Wales.

und wir einen seiner liegen gebliebenen Songentwürfe als Tribut vervollständigten“, erinnert sich Bradfield und ahnte zu diesem Zeitpunkt freilich nicht, dass dieser Einfall ihr gesamtes neues Album ‘Journal For Plague Lovers’ beeinflussen würde: „Es ging im Studio so schnell, dass wir unbedingt mehr Texte von ihm verarbeiten wollten – und plötzlich waren über 20 Tracks fertig. Also machten wir kurzerhand eine Platte daraus!“ Eine prima Geschichte, gerade weil sich die Manics zuletzt unwohl fühlten, so sehr driftete ihr Sound ins Kitschige ab - selbst Kooperationen mit anderen Bands halfen nichts. ‘Journal For Plague Lovers’ ist folgerichtig ihr lautestes und brachi-

alstes Album seit zwei Dekaden geworden: „Wir haben die Verstärker bis zum Anschlag aufgedreht, um Richeys Texte musikalisch zu untermalen. Ich würde sagen, dass die neuen Songs Manic Street Preachers-Rock in reinster Form sind. Das macht mich wahnsinnig glücklich.“ Hübscher Nebeneffekt: Eine Band, auf die vor ein paar Jahren niemand mehr einen Pfifferling gegeben hätte, verzeichnet einen zweiten Frühling. Dank kurioser Schützenhilfe aus dem Jenseits. Text: Marcus Willfroth Foto: Dean Chalkley Heimat: manicstreetpreachers.com


Nokia „Comes With Music“ Was braucht man mehr?

Die Zeiten, in denen man sich ein Handy zugelegt hat, um damit zu telefonieren, sind längst vorbei. Niemand will in seiner Hosen- oder Handtasche neben seinem Handy auch noch eine zerkratzte Kamera, einen nervenden Mp3-Player und am besten noch einen Mini-Laptop mit sich herumtragen. Ein ordentliches Mobilfunk-Monster muss mehr können und kann auch mehr. Das alles miteinander zu kombinieren, war aber erst der Anfang vom Lied, denn jetzt kommt das Lied selbst! „Comes With Music“ ist ein neuer Service, bei dem du zum Kauf eines Nokia-Handys gleich eine einjährige Flatrate für den Nokia Music-Store mit dazu bekommst. Für lau! Das Kluge an „Comes With Music“ ist also nicht alleine, dass dein Telefon auch dein Music-Player ist. Kaufst du dir eins von vier möglichen Nokia Handys, die diesen Dienst anbieten, kannst du dir zwölf Monate lang, 24 Stunden am Tag, ohne irgendwelche Einschränkungen sämtliche Songs aus dem Nokia Music-Store runterladen, die dich glücklich machen. Und wie mache ich das? Online? Ja. Auch! Kaufst du eins der Handys, bekommst du einen Aktivierungs-Code. Mit dem meldest du dich über deinen Rechner - aber viel einfacher noch - direkt mit deinem Handy im Nokia Music-Store an und lädst runter, was du willst und wofür andere Song für Song zahlen. Und was ist, wenn das Jahr abgelaufen ist? Wem gehört die Musik dann? Dir natürlich! Alles, was du in deinem ersten „Comes With Music“Jahr runtergeladen hast, gehört dir allein und kann den Rest deines Lebens auf deinem registrierten Rechner und deinem Telefon abgespielt und hin und her geschoben werden. Bei einer so großen Auswahl an Musik und der Möglichkeit, sich aus über fünf Millionen Titeln ein nahezu unbegrenztes Repertoire an Songs runterzuladen und behalten zu können, müssen die Songs - schon im Interesse der Künstler und Labels - kopiergeschützt sein. Bei einigen Handy-Modellen liegt übrigens direkt das Kabel mit bei, mit dem du dein Handy an deine Stereo-Anlage oder das DJ-Mischpult deines Herzens anschließen kannst. Du bist neugierig und willst mehr? Weitere Infos gibt es unter www.comeswithmusic.de

unsere unclesally*s Playlist: Green Day – „Know Your Enemy“ Peter, Bjorn And John – „Lay It Down“ The Bronx – „Knifeman“ Ting Tings – „That´s Not My Name“ NASA – „Gifted“ Robyn – „Cobrastyle“ Kings of Leon – „Sex On Fire“ Peter Fox – „Lok Auf Zwei Beinen“ The Subways – „Rock´n´Roll Queen“ Depeche Mode – „Wrong“ Santigold – „L.E.S. Artistes“ Maximo Park – „The Kids Are Sick Again“ Franz Ferdinand – „No You Girls“ Fleet Foxes – „White Winter Hymnal“ Beatsteaks – „Hail To The Freaks“ Queens Of The Stone Age – „Make it wit´ Chu“ MGMT – „Kids“ Against Me – „White People For Peace“ Bosse – „3 Millionen“ Gaslight Anthem – „Drive“ Mando Diao – „Dance With Somebody“

DER NOKIA MUSiC-STORE Der Nokia Music-Store ist riesig und umfasst mittlerweile über fünf Millionen Titel. Nokia Comes With Music ist in Verbindung mit folgenden Mobiltelefonen erhältlich: Nokia 5630 XpressMusic (379 Euro), das Nokia 5800 XpressMusic (510 Euro), das N95 8GB (589 Euro) und das N79 (479 Euro). Ihr zahlt einen einmaligen Anschaffungspreis für das Gerät und könnt den Service dann ein Jahr lang nutzen.

Die unclesally*s–Playlist könnt ihr euch natürlich auch im Nokia Music–Store runterladen!


ø MIXTAPE VON The D Survivor – “Eye Of The Tiger” John Coltrane – “Everytime We Say Goodbye” The Kills – “Black Balloon” Les Rito Mitsouko – “Marcia Baila” Queen – “Radio Gaga” M.I.A. – “BirdFlu” Michael Jackson – “Billie Jean”

„R ADIO GA GA“

dheit, an warme Sommer Kin e ein m an ich m rt ne in „Dieser Song er dtrack . Queen waren unser Soun nd nla Fin in in us Co em bei mein er er weckt in w irklich guter Song, ab ke ist ’ Ga Ga o di ’Ra r. fü da glücklichen Tage als Kind.“ Erinnerungen an unsere (Olivia/ The Dø)

JACK PEÑATE LÄSST ES KLINGELN „ B EEPER “

„Ein echt abgefa hrener Song. Ich glaube, die h aben noch eine weibliche Rapp erin namens Kid Sister dabei, die macht das zu einem ex trem aufregenden und krassen Da nce-Smash-Hit “ (Jack Peñate)

The Clash – „London Calling” Steve Reich – „Music For 18 Musicians“ Jack PeÑaTe – “Tonight‘s Today“ Interpol – „The Heinrich Maneuver“ M People – „Search For The Hero“ Sinden And The Count Of Monte Christo – “Beeper”


BILLY TALENTS MIXTAPE Social Distortion – „Reach For The Sky” Bad Religion– „Them And Us“ A Tribe Called Quest – „Can I Kick It?“ Pharcyde – „Passin‘ Me By“ Queens Of The Stone Age – „Song For The Dead“ Violent Femmes – „Please Do Not Go“ Soundgarden – „Slaves & Bulldozers“ Mudhoney – „Sweet Young Thing Ain‘t Sweet No More“ Cancer Bats – „Smiling Politely” Nirvana – „You Know You‘re Right“

Unser Mixtape–Gewinner Nikolas Wiesner hat sich thematisch mit dem wohl wichtigsten Thema der Musikgeschichte auseinandergesetzt: Betäubungsmitteln und ihre Wirkung. Danach seht ihr doppelt.

„SONG FO

R T H E DE A D“ „Ein technisch groß artiger Song, der un s stark an Virtuose pelin, Black Sabbat n w ie Led Zeph oder Rush erinne rt – ni ch t zuletzt waren dies einer der Gründe da e Typen für, warum w ir selb st in einer Band spie len wollten.“ (Billy Talent)

Sublime – „Smoke Two Joints“ Mutabor – „Maria Huana“ Pulp – „Sorted For E‘s & Wizz“ Reel Big Fish – „Beer“ NOFX – „Drugs Are Good“ Laid Back – „Sunshine Reggae“ The Mighty Mighty Bosstones – „Another Drinkin‘ Song“ Seeed – „Sensimilla“ Eels – „Novocaine For The Soul“ Weezer – „Island In The sun“


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TEST

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TEST

FRAGE 1 In einem perfekten Fitnessstudio gibt es…

A ...mehr Männer als Frauen B ...mehr Frauen als Männer C ...ein tolles Schwimmbecken Brandon: B. Dann kann ich damit angeben, dass ich schwerere Gewichte hebe als die Damen. Und wenn ich es schaffe, mich dabei nicht zu verletzen, greife ich am Ende hoffentlich auch noch eine Telefonnummer ab.

FRAGE 2 Im Fernsehen läuft eine Dokumentation über den Zweiten Weltkrieg, was machst du?

A Ich hole mir ein Bier und sehe sie mir an B Ich schalte ab und koche etwas C Ich schalte sofort zu Comedy Central Brandon: (lacht) Ich bin der Typ, der sitzen bleibt und es sich ansieht. Ich mag diesen Geschichtskram. Ich mag aber auch Comedy Central.

FRAGE 3 Während du mit deiner Freundin im Meer schwimmst, taucht plötzlich eine Horde Quallen auf. Sie wird panisch und fängt zu schreien an. Wie reagierst du?

A Ich ziehe sie raus B Ich werde ebenfalls hysterisch

und ertrinke fast dabei

und bitte den Rettungsschwimmer um Hilfe

C Ich schwimme schnell allein zum Ufer

Brandon: (lacht) Ich nutze meine Freundin als Boje. Ich sage ihr, sie soll ruhig sein und paddle auf ihr zum Ufer. Das klingt böse, oder?! Da ich selbst schon so oft von Quallen gebissen worden bin – die Dinger lieben mich einfach – ist meine Schmerzgrenze recht hoch und ich würde die Frau selbst retten. Ich bin sogar mal in den Hintern gestochen worden. Die Jungs aus der Band haben dann alle der Reihe nach auf die Wunde gepisst und ich habe sie eine Stunde lang gehasst.

FRAGE 4 Im Museum betrachte ich...

A ...die Frauen B ...die Bilder C ...die Schilder, die mir den Weg

Brandon Boyd (INCUBUS)

Im großen Psychotest: Welcher Männertyp bist du? Bei Alternative-Adonis Brandon Boyd interessiert uns Frauenmagazinler natürlich am meisten die Persönlichkeit. Deshalb haben wir dem Incubus-Sänger ein paar psychologisch hochwertige Entscheidungsfragen untergejubelt, um zu erfahren, welchem Männertypus der schöne Brandon angehört. Wer mag, kann ja selbst mal Maß nehmen.

zur Cafeteria weisen

Brandon: B. Die Bilder. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man im Museum nur miese Cafeterien findet. Allerdings gibt es für gewöhnlich echt heiße Mädels dort. Also kann man dabei schon mal einen Blick nach links oder rechts riskieren.

FRAGE 5 Hohe Absätze finde ich...

A ...heiß und unverzichtbar B ...nervig, schon allein das Geräusch

ist ätzend

C ...egal

Brandon: Antwort A. Ich habe eine Faszination für


Design. Manchmal macht mich sogar der Anblick eines Designerstuhles an. Klar, das Geräusch nervt, aber die richtigen Schuhe können brutal sexy sein, und ich muss die Dinger ja nicht tragen. Die sind sicher extrem unbequem. Aber ich kenne Mädchen, die verzichten nicht mal beim Fahrradfahren auf ihre Absätze.

FRAGE 6 Du bist bei einem befreundeten Paar zum Grillen eingeladen. Was bringst du mit?

A Wurst B Selbstgemachten Krabbensalat C Ich kaufe Fertignudelsalat

an der Tankstelle

Brandon: C. Ich kaufe wahrscheinlich eine Tüte Chips an der Tanke. Ich bin kein guter Gast, wenn’s um Grillfeste geht.

FRAGE 7 Einer deiner besten Freunde verrät dir, dass er was mit einem Mann hatte. Wie reagierst du?

A Ich lösche seine Nummer B Ich unterhalte mich mit ihm darüber C Ich gehe Bier holen Brandon: Ich würde ihm gratulieren und mit ihm drüber reden. So was ist in meinem Bekanntenkreis schon öfter passiert. Ich lebe ja in L.A. Keine große Sache.

FRAGE 8 Du sitzt mit einer wunderschönen Frau beim ersten Date. Plötzlich rülpst sie. Wie reagierst du?

A Ich gebe vor einen wichtigen Anruf

bekommen zu haben und mache mich aus dem Staub B Ich tue so, als hätte ich’s nicht bemerkt C Ich lache drüber und mache das gleiche Brandon: Ich würde drüber lachen und furzen, denn dann wüsste ich, dass das genau mein Typ Frau wäre. Alles hängt ja davon ab, wie sie damit umgeht. Wenn sie sich total dafür schämt, ist das unattraktiv. Aber wenn sie jemand ist, der dir dabei noch extra tief in die Augen sieht, kann das schon fast sexy sein.

FRAGE 9 Du findest einen Korb mit Katzenbabys vor deiner Tür. Was machst du damit?

A Ich stelle sie heimlich beim Nachbarn ab und verschwinde B Ich hole sie rein C Ich bringe sie ins Tierheim Brandon: Ich würde sie mit reinnehmen, auch wenn das die langweilige Antwort ist. Dann würde ich Zettel aushängen, um ein neues Zuhause für sie zu finden. Ich bin nämlich allergisch gegen Katzen, würde das aber ertragen, bis ich ein neues Heim für die Kleinen habe.

FRAGE 10 Du hast mit deiner Freundin abgemacht, dass ihr

euch nichts zu Weihnachten schenkt. Was tust du?

A Ich kaufe ihr schicke Unterwäsche B Ich besorge einen Wellnessgutschein

für uns beide

das war der Deal

C Ich schenke ihr nichts, denn Brandon: (lacht) Ich würde mit ihr gemeinsam Unterwäsche kaufen gehen, das wäre ja im Endeffekt ein Geschenk für beide.

FAZIT Wahrscheinlich hätte der Surferboy die Sache mit der menschlichen Boje echt durchziehen können, nur um dabei eine so gute Figur zu machen, dass am Strand die Bikinischönheiten schon Schlange für die nächste Runde stehen. Denn was wittert die weibliche Nase? Testosteron galore. Wenn die Damen dann noch sehen, wie sich Brandon im Anschluss rührend um einen Korb voller Katzenbabys kümmert, ist klar: Die optimale Mischung macht’s. Vier klassischen Macho-Antworten stehen vier typischen Frauenversteher-Aussagen gegenüber. Zwei Mal lässt er noch den jungenhaften Charme des ewigen Teenagers spielen und heraus kommt die perfekte Partie. Doch Obacht: High-Heels sind Pflicht!

AUSWERTUNG Männertyp A: Wer am häufigsten Antwort A gewählt hat, hat einen deutlichen Drall in Richtung Macho-Verhalten. Herzlichen Glückwunsch, denn euer Leben ist vom Prinzip her simpel und klar definiert. Männer müssen Muskeln und Frauen lange (gern blonde) Haare haben. Den Führerschein sollten nur Geschlechtsgenossen machen und Frauensport geht im Grunde nur im Tutu. Dafür verzeiht man euch Aufmerksamkeits- und Empathieschwächen schon mal gern, solange IHR die schweren Kisten schleppt. Männertyp B: Der Frauenversteher: Nett ist er und so sensibel, aufmerksam und, ja, ein echt guter Kumpel eben. Wer ausschließlich B gewählt hat, weiß spätestens jetzt, warum es bei den Damen nicht weiter als bis zum Kaffeetisch geht. Wer in der Frauenrunde dann auch schon mal ganz selbstverständlich in Gespräche über Menstruationsbeschwerden verwickelt wurde, sollte genau j-e-t-z-t die Notbremse ziehen. Bei Mischtypen ist hingegen alles tutti. Männertyp C: Der ewige Teenager. Fertiggerichte und eine siffige Matratze – mehr braucht es nicht fürs Schöner Wohnen. Typ C grübelt sowieso nicht mehr als nötig und setzt klar auf die praktische Karte. Sein deutlicher Vorteil ist (im Idealfall) ein postinfantiles Kindchenschema, das den Mutterinstinkt und die naive Vorstellung in vielen Damen weckt, sie könnten sich den Lausbengel zurechterziehen. Nervt auf Dauer! Text: Christine Stiller Heimat: enjoyincubus.com Auch gut: „Monuments And Melodies“ - das aktuelle Doppelalbum von Incubus


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MUSIK STORIES

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„Ich bin einfach kein großer Freund von fröhlicher Musik“, gibt Gustafsson unumwunden zu. „Unsere Musik soll eher eine mystische, herausfordernde Seite haben. Sie soll nicht zu leicht runtergehen.“ Konventionell ist tatsächlich anders. Im Video zur Single ‘LAX‘ mischen Division Of Laura Lee einen Kindergeburtstag auf, inklusive Tortenschlacht und an den Haaren ziehen. So gemein sind die nämlich. Die gemeinsame Arbeit mit den Kindern hat in Jonas allerdings doch den inneren Softie aktiviert: „Ich habe selbst keine Kinder, ein paar andere in der Band haben welche. Aber nach dem Videodreh habe ich mir Kinder gewünscht. Sie sind nette kleine Leute.“

Division Of Laura Lee Die Schönheit der Differenz

Mögen Kinder: DOLL aus Schweden.

Im Keller ist es düster. Schwedens „schlecht gelaunte“ Indie-Punker Division Of Laura Lee veröffentlichen nach vier langen Jahren mit ‘Violence Is Timeless‘ ihr drittes Album. Und auch wenn sie sich herzlich Mühe geben, so richtig fies zu wirken - ganz kann man den Herren um Sänger Jonas Gustafsson ihre Bösartigkeit nicht abkaufen.

Auch intern geht es bei Division Of Laura Lee vordergründig immer böser zu. „Wir machen seit zwölf Jahren gemeinsam Musik und kommen ehrlich gesagt immer schlechter miteinander aus. Wir sind mittlerweile eben vier ausgereifte Egos, die eigene Vorstellungen von Songwriting und Produktion haben. Als wir anfingen, hatten wir dagegen die gleiche Idee von fast allem“, berichtet Gustafsson, kann sich den Blick auf die sonnige Seite der Beziehung zu seinen Bandkollegen dann aber doch nicht verkneifen: „Das Schöne an der jetzigen Situation ist, dass die Chance größer ist, dass wir etwas wirklich Geniales erschaffen, das Beste aus allen Kunstformen.“ Wahrscheinlich demnächst im Kinderprogramm als böse Buhmänner. Text: Timo Richard Heimat: divisionoflauralee.com

The Maccabees The Power Of Lovesongs

Ein Album voller Liebeslieder, aufgenommen in der Stadt der Liebe. Doch The Maccabees müssen feststellen, dass es am Ende nur darum geht, wer die Unterhosen wäscht. Das Herz von Maccabees-Sänger Orlando Weeks schlägt für The Arcade Fire, und ausgerechnet ’Neon Bible’-Produzent Markus Dravs hat nun auch am zweiten Album seiner eigenen Band mitgearbeitet - Jackpot also und für Weeks eine gute Gelegenheit, zwischen den Takes nach Interna der kanadischen Über-Band zu forschen, nach den „Croutons in der Arcade Fire-Suppe“, wie er sagt - und als Gegenleistung die Wäsche vom Produzenten-Gott zur Wäscherei schleppte. Was tut man nicht alles. Falls Geheimnisse tatsächlich von Mund zu Ohr getragen wurden, sind sie bei Orlando gut aufgehoben. Wesentlich auffälliger ist da schon die musikalische Nähe ihres Langspielers ’Wall Of Arms’ zu den Angebeteten. Rumpelte ihr Debüt ’Colour It In’ noch ein wenig ziellos durch die englischen Indie-Charts, besticht der Neuling durch raumgreifende Melodien und strukturelle Alternativen zum Drei-Minuten-Pop-Produkt nach Schema F. Was seine Band laut Gitarrist Felix White zudem auszeichnet, sei ihre kollektive Unsportlichkeit. So riskierte sein Bruder und ebenfalls Gitarrist Hugo im studioeigenen Trainingsraum zwar nicht sein Leben, doch der Joggingversuch auf dem Laufband bescherte ihm immerhin eine Woche Medikation - gegen Muskelkater und Rückschmerzen.

Alles fließt: The Maccabees aus Brighton.

Inzwischen konzentrieren sich die Londoner wieder ausschließlich aufs Musikmachen, eine Tatsache, die auch Richard Hawley erfreuen dürfte. Nachdem ihm die Maccabees mit einer Coverversion von ’Just Like The Rain‘ huldigten, hat der Crooner zu später Stunde bereits über ein Cover seinerseits nachgedacht - allein das, ohne Frage, eine Ehre für die vier. „Ihm verdanke ich immerhin meine Art zu singen“, sinniert Orlando und scherzt: „Einen neuen und gleichwohl besseren Sänger zu

finden, wäre für die anderen wohl kein Problem – einen, der sich um die Wäsche kümmert, schon.“ Text: Ina Göritz Heimat: themaccabees.co.uk/

The Maccabees auf Tour 5.6. Köln - Gebäude 9 *** 7.6. Berlin - Magnet Club *** 8.6. Hamburg - Molotow *** 15.8. Rees-Haldern - Haldern Pop


Ab heute für immer: Taking Back Sunday.

Taking Back Sunday Der Nächste bitte...

Ein Ende ist auch immer ein neuer Anfang. Bei Taking Back Sunday verursacht dieser Spruch sicher mittlerweile Ohrenbluten oder lethargisches Gähnen. Zur Arbeit an ihrer aktuellen Platte „New Again“ hat sich die Emo-Legende aus Long Island mal wieder einen neuen Spielgefährten an die Gitarre geholt und der hat (noch) Nerven. Eine Prognose für 2012: Das Line-Up von Taking Back Sunday wird das gleiche wie heute sein. Diese kühne Behauptung stammt vom 24-jährigen Neuzugang Matthew Fazzi. Kühn aus dem Grund, weil er im vergangenen Jahr nicht aus reiner Nächstenliebe vom Rest der Band rekrutiert worden ist, sondern um die Lücke zu schließen, die der Weggang von Gitarrist, Gesangs-Sidekick und Songschreiber Fred Mascherino gerissen hat. Die Tatsache, dass Taking Back Sunday es einst nicht mal bis zur ersten Albumveröffentlichung ohne (mehrere) Line-Up-Wechsel brachten, lässt die oben genannte Vorhersage bei genauerem Überlegen sogar unverschämt surreal wirken. Doch Matthew Fazzi ahnt noch nichts von bösen Vibes, Dauerstreit und zähen Profilneurosen. Er ist froh, Mitglied einer Formation zu sein, die schon lange nicht nur zu seinen Favoriten zählte, sondern auch der feuchte Traum vieler heranwachsender Emo-Jungen war, die sich den Titel der ersten Platte „Tell All Your Friends“ einst imaginär auf ihre schmächtigen Ärschchen tätowierten ließen. Fazzi schätzt sich glücklich, auch als neues Mitglied und ohne spektakuläre Vita schon über ein hohes Maß an Präsenz in der Band zu verfügen. So schicken seine Kollegen den

unverbrauchten Frischling auch gern beim ein oder anderen Interview voran. Und das ist nicht dumm. Der Gitarrist, der sich selbst als warmherzig und optimistisch charakterisiert, lobpreist die tolle Stimmung innerhalb der Band, fuchtelt flüchtig sogar mit dem Wort „Freundschaft“ umher und scheint mehr Fan als Mitglied zu sein, wenn er Sänger Adam Lazzaras Schreiberkünste feiert. Bei diesem soll die Arbeit an der neuen Platte im Übrigen erstmals wieder eine ähnliche Leidenschaft wie die am Debütwerk entfacht haben. Vielleicht liegt das daran, dass er momentan nicht mehr so viel teilen muss. Neuzugang Fazzi präsentiert sich auf der neuen Platte nicht, wie zuvor Mascherino, als zweiter Leadsänger, sondern trällert brav im Hintergrund. An seiner Gitarre zocke er dafür umso expressiver und mit einem für das Genre wohl eher atypischen Stil. Für die Band ist der neue Sechssaiter also kein schlechter Fang. Bleibt zu hoffen, dass die Drehtür im TBS-Castingzimmer wenigstens für eine Weile stillstehen möge, und wenn es nur für Fazzis junges Seelenheil ist. Text: Christine Stiller Heimat: takingbacksunday.com


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KONZERT DES MONATS

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KONZERT DES MONATS

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Jarvis cocker

9.5. Paris - Gallerie Chappe Jarvis Cocker war schon immer ein etwas anderer Popstar - einer mit Cordhose und Jackett, und so ist sein Rock’n’Roll-Accessoire an diesem Nachmittag ein Brillenband. Im Zuge der Veröffentlichung seines ersten Soloalbums „Jarvis“ sorgte sich der Brite einst um den Status Quo der Musik, doch es sollten drei Jahre und ein weiteres Album vergehen, bis er die Probe aufs Exempel machen und sich selbst und seine Musik ausstellen würde - in einer Galerie. Sieben Tage lang haben Jarvis Cocker und seine Band Musik für Yoga-Gruppen, Schulkinder gemeinsam mit Gastmusikern wie Gonzales gemacht. Die einzigen, die an diesem Samstagmorgen vor der Pariser Galerie Chappe warten, sind jedoch ein paar jungen Jarvis-Lookalikes samt Freundinnen und Touristen, denen auf dem Weg zu Gott und den Stufen zur Sacré-Cœur die Puste ausgangen ist. Jarvis und Band mimen indes gekonnt das Ausstellungsstück: Sie unterhalten sich miteinander, verkabeln wahlweise Verstärker, trinken Kaffee oder klimpern ein wenig vor sich hin. Die Aufgabe für diesen Nachmittag: Aus vorgegeben Wörtern der Besucher des inzwischen vollen Ausstellungsraums Songs zu basteln. Nach abenteuerlichen Spontan-Kreationen folgt schließlich der tägliche Höhepunkt.

Mit dem Titeltrack „Further Complications“ startet Jarvis Cocker in das Set neuer Songs und verfällt in seine Muttersprache, wenn ihm dazwischen die französischen Vokabeln ausgehen. Spaß wie Schweiß teilen sich Band und Publikum, das nach einer knappen Stunde sicher sein kann: Bei allem

Kunstanspruch, reif fürs Museum ist Jarvis Cocker noch lange nicht.

Jarvis Cocker live

2.6. Hamburg - Fabrik *** 8.8 Berlin - Berlin Festival

KONZERTFOTOS OF DEATH Ihr geht doch alle auf Konzerte. Und macht dabei - Fotos? Die wollen wir sehen. Und prämieren. Denn an dieser Stelle küren wir die „Konzertfotos Of Death“ - egal, ob mit Handy oder der Digitalen geschossen. Schickt uns euer Konzertfoto inklusive Namen der geknipsten Band/Person, Ort, Datum und zwei Sätzen dazu, wie’s so war, auf dem Konzert. Entweder per Mail an sallys@sallys.net oder aber ihr ladet euer Foto ganz einfach auf sallys.net hoch. Da könnt ihr dann auch die Fotos der anderen bestaunen und euren Senf dazugeben. Die besten, schrägsten und lustigsten aus den letzten Wochen zeigen wir euch hier:

Glasvegas 5.5. Åarhus, Dänemark - Train Geknipst von: Biff

Glasvegas – viel Melancholie und Gefühl.

Maxïmo Park 3.3. Köln – Gebäude 9

Friska Viljor 16.5. Berlin – Kesselhaus

Geknipst von: Alittlelost

Geknipst von: Maralunis

Aus gutem Grund so schnell ausverkauft, die neuen Songs haben alle sofort überzeugt!

Die glücklichen Gewinner der Jägermeister Rock:Liga: Friska Viljor!

Smoke Blow 30.4. Berlin – Festsaal Kreuzberg Geknipst von: photographics

Ein heißer Tanz in den Mai, und nebenan spielten Exploited. Ein Fest für Punks.

Kreator 12.3. Wiesbaden – Schlachthof Geknipst von: FrankM Chaos over Europe-Tour.


Peaches 4.5. Hamburg – Uebel & Gefährlich

Hammerhead 18.4. Köln – Underground

Geknipst von: JamesBlond

Geknipst von: Thees Uhlmann

Einfach nur geil, die Frau! Gefühlte 1.000 Kostümwechsel bei tausendprozentigem Stimm- und Körpereinsatz...

Hammerhead spielen gerade einen ihrer größten Hits „Assihochhäuser“, der auch lyrisch total überzeugt: „Assihochhäuser sind total beschissen, wohnste noch nicht drin, wirst es aber bald wissen!“ Die Jungs sind echt noch geiler als MGMT, oder so!

Sugarplum Fairy 15.5. Münster – Sinn & Sünde Geknipst von: HipHappy The Wild One Tour 2009!

Art Brut 18.5. München – Backstage Geknipst von: Malaclypse

Der Bart ist ab, der Bauch ein wenig runder, seinen Charme hat Eddie Argos von Art Brut jedoch nicht eingebüßt. Seinen angekündigten Striptease (ein Teil pro Lied) wagte er doch nicht ganz durchzuziehen.

The Asteroids Galaxy Tour 11.5. Hamburg – Molotow Geknipst von: Deez

Der Auftritt begeisterte derartig, dass die letzten Groupies gewaltsam aus dem Club entfernt werden musste, damit er endlich zumachen konnte.

Derfine 25.4. Berlin - LiveAtDot Geknipst von: Burnded The Von Bondies 12.4. Hamburg – Molotow Geknipst von: Badabing

Hi, sally*s. Anbei Fotos einer geilen, jungen, deutschen Band...ziemlich sexy und gekonnt die Jungs. Ich habe sie als Support für die holländische Stoner-Band The Mad Trist gesehen und war echt umgeblasen. Sie heißen Derfine und rocken wie Sau! Respekt! Cheers, Burned.

Die Von Bondies melden sich zurück! Super Konzert, aber leider großer Mangel an Besuchern. Der Hype ist ist wohl vorbei! Sehr schade!

The Blackbox Revelation 24.4. München - Atomic Cafe Olli Schulz 22.4. München - Backstage Halle Geknipst von Simone & Antje:

Nachdem sich Olli Schulz mächtig bei der Landeshauptstadt eingeschleimt hat („Am besten finde ich an München... den Käse!“) musste man ihn in den frühen Morgenstunden von der Bühne schubsen und dennoch spielte er nicht den beleidigten Bibo!

Geknipst von Gregor:

Das Konzert war der Hammer! Die zwei Jungs haben ordentlich die Bude gerockt. Das Bild zeigt den Arm einer Freundin, die beim Gang des Gitarristen durchs Publikum von dessen Gitarre geschrammt wurde. Der Gitarrist gab ihr nach dem Konzert ein Autogramm (Shit, my guitar is aggressive!) auf den Arm und schenkte ihr eine CD von ihnen. Aber ich glaube, die Schrammen waren es wert.


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PRÄSENTIERT

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Präsentiert KONZERT DES MONATS.

FAITH NO MORE

16.6. Berlin - Wuhlheide Nein. Die Faith No More-Reunion für die Gesamtdauer einiger Festivalwochen hat nichts mit Geld zu tun. Es geht Mike Patton und seinen jahrelang in der Versenkung versunkenen Homies schlicht darum, endlich mal wieder gepflegt miteinander abzuhängen und alte Hits spielen zu können. Songs, die sie in einem Anflug von Genialität zwischen 1985 und 1998 auf Naht und Zeitgeist komponierten und damit die Neunzigerjahre dominierten wie niemand sonst - außer Nirvana oder Soundgarden und meinetwegen Rage Against The Machine, Blink 182 oder Limp Bizkit. Letztere drei sind zwar ebenfalls Reunion-erfahren, aber natürlich nur aus totalem Bock und Spaß am gemeinsamen Rumreisen. Da machen wir mit, da gehen wir hin, da besingen wir laut unsere gemeinsame Vergangenheit, denn we care a lot!

LIVE 16.6. Berlin - Kindl-Bühne Wuhlheide

Mit einer E-Mail an verlosung@sallys.net habt ihr die Möglichkeit, für sämtliche von uns präsentierten Shows den ein oder anderen Gästelistenplatz zu ergattern. Bitte schreibt den Namen eurer Wunschkonzert-Combo in den „Betreff“ und gebt eure Adresse an! 3 Feet Smaller & Templeton Pek

18.10. Nürnberg - Cult 19.10. Hannover - Bei Chez Heinz 20.10. Hamburg - Logo 21.10. Berlin - Knaack 22.10. Stuttgart - Club Zentral 23.10. Freiburg - Waldsee 24.10. Kelten - Mehrzweckhalle Dietlingen

5 Bugs

19.09. Hannover - Musikzentrum 29.09. Dortmund - FZW 30.09. Düsseldorf - Stone im Ratinger Hof 01.10. Köln - Underground 02.10. Paderborn - Multikulti 03.10. Bremen - Tower 05.10. Frankfurt/M. - Nachtleben 06.10. Weimar - Schützengasse 07.10. Hamburg - Logo 08.10. Kassel – Spot 09.10. Osnabrück - Kleine Freiheit 10.10. Berlin - Kesselhaus

Bouncing Souls

28.06. Lindau - Club Vaudevielle 01.07. Schweinfurt - Alter Stattbahnhof 02.07. Stuttgart - Universum

The Cinematics

23.09. Köln - Luxor 24.09. München - Atomic Cafe 25.09. Berlin - Frannz Club

Dûné

19.06. München - 59 to 1

Mikroboy

04.06. Würzburg - Cairo 06.06. Plauen - Club Zooma 03.07. Erlangen - E-Werk 04.07. Düsseldorf - Zakk

21.06. Aschaffenburg - Colos Saal 22.06. Krefeld - Kulturfabrik 23.06. Osnabrück - Rosenhof

FESTIVALS

19.06. Annaberg Buchholz - Alte Brauerei 22.06. Wiesbaden - Schlachthof

4.6. Uni Paderborn

No Use For A Name

Peter Fox

12.06. Berlin - Wuhlheide 13.06. Berlin - Wuhlheide 14.08. Arnsberg - Open Air am Jagdschloss 15.08. Dresden - Elbufer 25.08. Berlin - Wuhlheide 28.08. Losheim - Open Air Am See 29.08. Düren - Tag am See 04.09. Hamburg - Open Air Halbinsel Entenwerder

Riverboat Gamblers

18.08. München - 59 to 1 21.08. Stuttgart - Zwölfzehn 23.08. Berlin – Tommy Weissbecker Haus 25.08. Hamburg - Hafenklang

Asta Sommerfestival Wilwarin Festival 5./6.6. Ellerdorf

Red Bull Tourbus-Festival 21.6. Berlin, Mauerpark

Serengeti Festival

27./28.6. Schloss Holte-Stukenbrock

Devil Side

28.6. Duisburg, Landschaftspark

Roskilde Festival

2. bis 5.7. Roskilde, Dänemark

Fritz im Freien

10.7. & 1.8. Berlin, Zitadelle

Melt! Festival 17. bis 19.7. Ferropolis

Force Attack

31.7. bis 2.8. Klingendorf

Rocken Am Brocken 31.7./1.8. Elend

Berlin Festival

7./8.8. Berlin, Flughafen Tempelhof

A Day To Remember

Open Flair

05.06. Dresden - Scheune 08.06. Bochum - Matrix 09.06. Hamburg - Knust 10.06. Stuttgart - Röhre

7. bis 9.8. Eschwege

Dockville Silver

Alesena

05.06. Karlsruhe - Jubez 06.06. Münster - Sputnikhalle

Bonaparte

24.06. Mannheim - Nationaltheater Mannheim

Monster Magnet

13.06. Lindau - Club Vaudeville 16.06. Würzburg - Posthalle 17.06. Karlsruhe - Substage

14. bis 16.8. Hamburg Wilhelmsburg

04.06. Magdeburg - Blow Up 05.06. Hamburg - Headcrash 06.06. Berlin - Magnet

Highfield

05.06. Recklinghausen - Vest Arena

30.8. Pinneberg, Wasserski-Arena

Thomas D

21. bis 23.8. Erfurt, Stausee Hohenfelden

T-Mobile Extreme Playgrounds


Im Tourbus mit:

La Vela PUerca

La Vela Puerca stammen aus Montevideo, der Hauptstadt Uruguays, die als eine der sichersten Metropolen der Erde gehandelt wird. Auf Tour muss sich die Ska-Fraktion jedoch zwangsläufig auch jenseits der eigenen Stadtgrenzen durchschlagen. Welche Gefahren, Kuriositäten und Gewürzpannen dort lauern, weiß Gitarrist Santiago Butler. Was sind die größten Gefahren auf den Straßen Uruguays? Im Grunde sind das die Straßen selbst. Die sind lange nicht so gut wie zum Beispiel in Deutschland, wo du richtig schön schnell fahren kannst. Seid ihr dort schon mal in Schwierigkeiten gekommen? Nein, nein, außer der üblichen kleinen Pannen ist bisher noch nichts passiert. Zum Glück! Was war der übelste Ort, an dem ihr auf Tour mal übernachten musstet? Ich kann mich nur an eine Unterkunft etwas außerhalb von Montevideo erinnern. Es war schweinekalt in diesem Zimmer und wir wurden die ganze Nacht lang von Mückenhorden gefoltert. Was war das Ekeligste, das du auf Tour je gegessen hast? Als wir mal in Mexiko waren, hat ein Freund für uns gekocht. Er ist gebürtiger Mexikaner, aber das scheint absolut nichts auszusagen. Das Essen war grauenhaft! Widerlich! Das fanden alle, natürlich war es blöd, ihm das zu sagen, aber heute lachen wir immer wieder gerne über diesen geschmacklosen Abend. Was war das stärkste Gesöff, mit dem du deine Leber auf Tour je gequält hast? Bevor uns bei einer Tour in Deutschland Jägermeister angeboten wurde, kannten wir das Zeug gar nicht. Wir hatten an diesem Abend ordentlich zugelangt und na ja, jetzt wissen wir, wie der Hase läuft, wenn er plötzlich doppelt auftaucht. Wo habt ihr die seltsamsten Bekanntschaften auf Tour gemacht? In Deutschland scheint es eine Menge Freaks zu geben. Das liegt vielleicht an der Anzahl der Einwohner, aber dort treffen wir immer auf allerhand seltsames Volk. Einmal waren wir dort bei einer Freakshow von so einem Irren aus Amsterdam, der sich zum Beispiel allerhand Kram in alle möglichen Körperöffnungen gesteckt und obendrauf noch angezündet hat. Text: Christine Stiller

Heimat: velapuerca.com

La Vela Puerca auf Tour 27.5. Frankfurt - Batschkapp *** 28.5. Konstanz - Kulturladen *** 30.5. Eichstätt - Open Air am Berg *** 31.5.Passau - Pfingst Open Air *** 2.6. Hannover - Faust e.V. *** 3.6. Hamburg - Fabrik *** 4.6. Berlin Lido *** 5.6. Bremen - Schlachthof *** 6.6. Osnabrück - Kleine Freiheit *** 7.6. Bochum - Bahnhof Langendreer *** 9.6. Münster - Sputnikhalle *** 10.6. Köln - Gloria *** 11.6. Erlangen - E-Werk *** 13.6. Dornstadt - Woodstock Open Air *** 14.6. Stuttgart - LKA Longhorn *** 16.6. Freiburg - Jazzhaus *** 18.6. Kiel - Pumpe


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FESTIVALS

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MGMT

Nachdem ihr die erste Runde Festivals hoffentlich halbwegs blessurenund katerfrei überstanden habt, geht der Juni in die Vollen: neben den Big Shot- Festivals rollt auch auf den kleinen Bühnen der Rock-Sommer an. Wir vergeben Karten für alle per Logo gekennzeichneten Shows! Schickt den Namen eures Wunschfestivals an verlosung@sallys.net oder per Post und gewinnt - vielleicht!

TRIP FONTAINE

Dockville

14. bis 16.8. Hamburg Wilhelmsburg Line-Up: MGMT, Turbonegro, Element Of Crime, Kettcar, The Whitest Boy Alive, Blumentopf, Patrick Wolf, Good Shoes,Black Lips, Bonaparte, Turbostaat, Vincent Van Go Go, Dennis Lisk, Mediengruppe Telekommander, Super 700 u.a.

VVK: 59 Euro (3-Tages-Ticket) Infos: dockville.de

Wilwarin Festival 5. & 6.6 Ellerdorf

Line-Up: Scheisse Minnelli, Lydecker, A Pony Named Olga, 1000 Robota, Callejón, Earthbend, Hatesphere, No More, Sondaschule, Trashmonkeys, Alias Caylon, Trip Fontaine u.a.

VVK: 30 Euro, Infos: wilwarin.de

NORDEN Coca-Cola Soundwave Discovery Tour 2009 Die besten Zwölf bei Rock Am Ring

Ein langer Weg liegt hinter den zwölf besten Coca-Cola Soundwave-Bands 2009. Nach Jury-Entscheidungen, Online-Voting und dem Support von internationalen Headlinern wartet nun aber mit dem Coca-Cola Soundwave Clash bei Rock Am Ring die - wortwörtlich - größte Herausforderung auf die Nachwuchsbands. Knapp 2.000 Kapellen hatten sich am Anfang der Tour per Upload beworben. Die besten zwölf haben die Expertenjury für sich gewonnen und euch, die Fans, im Rahmen des Online-Votings und als Live-Support von internationalen Top-Acts wie The Kooks, Biffy Clyro und Razorlight überzeugt. In einem professionellen Coaching wurde das finale Dutzend dann fit für die Königsklasse gemacht. Beim Coca-Cola Soundwave Clash bei Rock Am Ring werden die zwölf Coke Newcomerbands jeweils gegeneinander antreten. Die Expertenjury, unter anderem bestehend aus Eric M. Landmann (Manager Beatsteaks), Lars Grewe (Co-Manager Peter Fox), Oliver Plöger (Eins Live), Torsten Groß (Rolling Stone) und Ken Jebsen (Radio Fritz/RBB), wählt dann ihre sechs Favoriten aus und schickt sie weiter auf die nächsten Bühnen zum Hurricane, Melt! und Highfield Festival. Hier euer Fahrplan für das Coca-Cola Soundwave Tent: Samstag, 6.6. 13.45 bis 17.10 Uhr 17.10 bis 17.40 Uhr 17.40 Uhr

Coca-Cola Soundwave Clash Samavayo (Gewinnerband Coca-Cola Soundwave 2008) Siegerehrung, im Anschluss weitere Headliner-Shows wie Biffy Clyro, The Gaslight Anthem oder Dredg

Alle Infos zur Coca-Cola Soundwave 2009 unter myspace.com/cokemusic

Omas Teich 24. & 25.7. GroSSefehn

Line-Up: Lemonheads, Auletta, Blood Red Shoes, Deichkind, Turbonegro, Baddies, ClickClickDecker, Disco Ensemble, Egotronic, Gisbert Zu Knyphausen, Kilians, Montreal, Muff Potter, Saboteur, Sondaschule u.a.

VVK: 50 Euro Infos: omasteich.de

Wacken Open Air

30.7. bis 1.8. Wacken Line-Up: UK Subs, D-A-D, Bullet For My Valentine, Machine Head, Motörhead, Amon Amarth, Axel Rudi Pell, Borknagar, Callejón, Cathedral, Dragon Force, Einherjer, Epica, GWAR, HammerFall, In Extremo, In Flames, Kampfar, Kingdom Of Sorrow, Napalm Death, Nevermore, Testament, Tristania, Volbeat, Walls Of Jericho u.a.

VVK: 120 Euro, Infos: wacken.com

M'era Luna

8. & 9.8. Hildesheim Line-Up: Tiamat, Deathstars, De/Vision, IAMX, L‘ame Immortelle, Nightwish, The Prodigy, Apocalyptica, Subway To Sally, Letzte Instanz, Oomph!, The Crüxshadows, Untoten, Whispers In The Shadows, Zeraphine, Zeromancer u.a.

VVK: 74 Euro inkl. Müllpfand & Gebühr Infos: fkpscorpio.com/meraluna


T-Mobile Extreme Playgrounds The Summer Sessions

RISE AGAINST

30.8. Pinneberg Wasserski-Arena Line-Up: Rise Against u.a.

Neben dem sportlichen Wettkampf, bei dem es unter anderem um einen Sieg in der „WWA Wake Park World Series 2009“ geht und der Wakeboard- und BMX-Profis aus aller Welt nach Pinneberg pilgern lassen wird, gibt es natürlich auch wieder ein musikalisches Rahmenprogramm, das mit allen Wake-Wassern gewaschen ist. Zuviel wollen wir an dieser Stelle noch nicht verraten, aber fest steht, dass sich zu Rise Against noch zwei weitere Bands gesellen werden.

Foto: Paul Mileman

VVk: 23 Euro (Fünf-Freunde-Ticket: 92 Euro), Info: t-mobile-playgrounds.de

UK SUBS

Force Attack

31.7. bis 2.8. Klingendorf Line-Up: Anti Nowhere League, Blechreiz, Die Mimmis, D.O.A., Dödelhaie, Loikaemie, Mad Sin, Normahl, UK Subs, 44 Leningrad, Chefdenker, Church Of Confidence, Fliehende Stürme, Los Fastidios, Menace, PVC, Rasta Knast, Rawside, Red Ska, Schließmuskel, The Offenders, The Other u.a.

VVK: 35 Euro inkl. Müllpfand, Infos: forceattack.de

Die ÄRZTE

Hurricane Festival 19. bis 21.6. ScheeSSel

Line-Up: Die Ärzte, Faith No More, Keane, Kings Of Leon, Kraftwerk, Franz Ferdinand, Nick Cave & The Bad Seeds, Lily Allen, Anti-Flag, Blood Red Shoes, Bosse, Brand New, Clueso, Dendemann, Disturbed, Eagles Of Death Metal, Editors, Fettes Brot, Fleet Foxes, Friendly Fires, Get Well Soon, Gogol Bordello, Johnossi, Less Than Jake, Moby, Nine Inch Nails, No Use For A Name, Pixies, Portugal. The Man, Social Distortion, The Asteroids Galaxy Tour, The Gaslight Anthem, The Horrors, The Living End, The Mars Volta, The Sounds, The Ting Tings u.a.

VVK: 115 Euro, Infos: hurricane.de


SUPER 700

Rocken am Brocken 31.7. & 1.8. Elend

Line-Up: Bosse, Friska Viljor, Kilians, Olli Schulz, Angelika Express, Der Tante Renate, Diego, Frittenbude, Sixxxten, Sondaschule, Super 700, Wired For Mono u.a. VVK: 27 Euro

Infos: rocken-am-brocken.de

FOALS

Melt! Festival

17. bis 19.7. Ferropolis Line-Up: Animal Collective, !!!, Anna Ternheim, Cold War Kids, Crystal Castles, Glasvegas, Passion Pit, The Virgins, Patrick Wolf, Gisbert zu Knyphausen, The Wedding Present, This Will Destroy You, Oasis, Bloc Party, Aphex Twin, Kasabian, Muff Potter, The Whitest Boy Alive, R旦yksopp, Gossip, Bonaparte, Foals, Goldie, Jochen Distelmeyer, Mediengruppe Telekommander, Polarkreis 18, The Faint, WhoMadeWho u.a.

VVK: 45 Euro (Tagesticket), 70 Euro (2-Tageticket), 90 Euro (3-Tageticket), Infos: melt-festival.de

FAITH NO MORE

Highfield

21. bis 23.8. Erfurt, Stausee Hohenfelden Line-Up: Faith No More, Patrick Wolf, The Temper Trap, Die Toten Hosen, Arctic Monkeys, Farin Urlaub Racing Team, Max誰mo Park, Selig, Wilco, Rise Against, The Offspring, Clueso, AFI, Apocalyptica, The Wombats, Ohrbooten, Tomte, Turbostaat u.a.

VVK: 99 Euro inkl. Geb端hren und M端llpfand, Infos: highfield.de


CLUESO

TELE

Fritz im Freien

10.7. & 1.8. Berlin, Zitadelle Spandau Line-Up 10.7.: Clueso & Band, Selig, Emiliana Torrini, Super 700 Line-Up 1.8.: Mia., Selig, Tele, Klee u.a.

VVK: 49 Euro (Kombiticket), 30 Euro (Tagesticket), Infos: fritzimfreien.de

DENDEMANN

Berlin Festival 2009 - Open Air in Tempelhof 7. & 8.8 Berlin, Flughafen Tempelhof

With Full Force 3. bis 5.7. Löbnitz, Flugplatz Roitzschjora

Line-Up: The Carburetors, Amon Amarth, Dimmu Borgir, Hatebreed, Motörhead, Sepultura, Soulfly, Bouncing Souls, Emil Bulls, Maroon, Mastodon, Smoke Blow, Social Distortion, Static-X, Suicidal Tendencies u.a.

VVK: 80 Euro, Infos: withfullforce.de

Line-Up: Deichkind, Peter Doherty, Jarvis Cocker, José González, Dendemann, The Rifles, Saint Etienne, Zoot Woman, The Thermals, Junior Boys, Kilians, WhoMadeWho, These New Puritans, Dear Reader, Bodi Bill, Florence & The Machine, Bonaparte, Aeroplane, 1000 Robota, Humanzi u.a.

VVK: Fr. + Sa.: 49 Euro, AK: 60 Euro; Tagesticket: 32 Euro, AK: 40 Euro Infos: berlinfestival.de

Splash!

10. bis 12.7. Leipzig, Halbinsel Pouch

PEACHES

Line-Up: Peaches, Method Man, Redman, Deichkind, Clueso, Dizzee Rascal, The Streets, Casper, Samy Deluxe, Olli Banjo, Lady Sovereign, Boys Noize, Curse, Santigold, Stereo MC’s u.a.

VVK: 103 Euro (3-Tageticket); Infos: splash-festival.com

Red Bull Tourbus-Festival

21.6. Berlin - Mauerpark, ab 16 Uhr Was ein Oldtimer-Bus und eine Konzertbühne gemeinsam haben, wissen wir mittlerweile alle. Der Red-Bull-Tourbus rollt am 21. Juni mit seinem eigenen Festival nach Berlin. Bands wie Mediengruppe Telekommander oder Kissogram werden im Rahmen der Fête de la Musique im Mauerpark gastieren. Im vergangenen Jahr kamen 15.000 Besucher an diesen schnittigen Ort, um Kapellen wie die Donots, Kilians oder Thees Uhlmann live auf dem Busdach spielen zu sehen. Moderiert wird die diesjährige Sause von Markus Kavka und Max Spallek (Motor FM). Line-Up: Jazzanova, Mediengruppe Telekommander, ZPYZ, Marteria, Warren Suicide, Kissogram

Infos: redbulltourbus.com

ZBYZ


Vainstream Beastfest

3. & 4.7. Wiesbaden, Schlachthof-Gelände Line-Up: The Aggrolites, Talk Radio Talk, Dan Dryers, K.I.Z., Comeback Kid, Heaven Shall Burn, Ignite, Muff Potter, Parkway Drive, The Gaslight Anthem, Bouncing Souls u.a.

VVK: 50 Euro zzgl. Gebühren Infos: beastfest.de

DAN DRYERS

MUFF POTTER

Rocco del Schlacko 14. & 15.8. Püttlingen

NINE INCH NAILS

Line-Up: Zebrahead, Enter Shikari, Farin Urlaub Racing Team, Rise Against, Anti-Flag, Baddies, Deichkind, Kilians, Mia., Muff Potter, Samy Deluxe, Stakeout Foto: Rob Sheridan

VVK: 39 Euro Infos: rocco-del-schlacko.de

MARILYN MANSON

Southside Festival

19. bis 21.6. Neuhausen ob Eck, Flugplatz

Rock am Ring 5. bis 7.6. Nürburgring, Eifel

Rock Im Park 2009

Line-Up: Die Ärzte, Faith No More, Keane, Kings Of Leon, Kraftwerk, Franz Ferdinand, Nick Cave & The Bad Seeds, Lily Allen, Anti-Flag, Blood Red Shoes, Bosse, Brand New, Clueso, Dendemann, Disturbed, Eagles Of Death Metal, Editors, Fettes Brot, Fleet Foxes, Friendly Fires, Get Well Soon, Gogol Bordello, Johnossi, Less Than Jake, Moby, Nine Inch Nails, No Use For A Name, Pixies, Portugal. The Man, Social Distortion, The Asteroids Galaxy Tour, The Gaslight Anthem, The Horrors, The Living End, The Mars Volta, The Sounds, The Ting Tings u.a.

VVK: 115 Euro Infos: southside.de

5. bis 7.6 Nürnberg, Stadion Line-Up: Buckcherry, Bloc Party, Korn, Limp Bizkit, Mando Diao, Marilyn Manson, Placebo, Slipknot, The Killers, The Prodigy, Trail Of Dead, Biffy Clyro, Billy Talent, Dredg, Duff McKagan‘s Loaded, Enter Shikari, Gallows, Jan Delay & Disko No.1, Juliette Lewis, Kettcar, Kilians, Killswitch Engage, Machine Head, MIA., New Found Glory, Peter Fox, Polarkreis 18, Razorlight, Slipknot, Sugarplum Fairy, The All-American Rejects, The Blackout, The Gaslight Anthem, The Killers, The Kooks, The Prodigy, The Rifles, The Subways, Tomte, White Lies u.a.

Rock Am Ring: Ausverkauft! Infos: rock-am-ring.com, rock-im-park.de

Umsonst & DrauSSen Lindau Festival

25.7. Lindau, Toskanapark Line-Up: Nosliw, Far From Finished, Strike Anywhere, Talco u.a.

Eintritt frei! Infos: vaudeville.de


Jennifer Rostock

Open Flair

7. bis 9.8. Eschwege

SÜDEN

Seit einem Vierteljahrhundert wird in Eschwege gerockt und geflairt – Grund genug, es zum 25. Jubiläum so richtig, vier Tage lang auf und vor vier Bühnen richtig krachen zu lassen. Dort stehen nicht nur all die hochkarätigen Bands und Musiker, sondern mit einem Kleinkunstund Kinderprogramm ist für jeden Geschmack und jedes Alter etwas dabei. Wir wünschen viel Spaß und gratulieren dem Verein und seinen ehrenamtlichen Helfern zur silbernen Festivalzeit. Line-Up: Taking Back Sunday, Zebrahead, Itchy Poopzkid, Olli Schulz, Wohnraumhelden, Mediengruppe Telekommander, Art Brut, Deichkind, Flogging Molly, In Extremo, Maxïmo Park, Mia., Selig, Silbermond, The Subways, Clueso, Dog Eat Dog, Emil Bulls, Jennifer Rostock, K.I.Z, The (International) Noise Conspiracy, One Fine Day, Smoke Blow, Sondaschule, Trashmonkeys u.a.

VVK: 67 Euro, Infos: open-flair.de

Taubertal Festival

7. bis 9.8. Rothenburg o.d. Tauber, Eiswiese Line -Up: Taking Back Sunday, The Soundtrack Of Our Lives, Zebrahead, Clueso, Die Toten Hosen, Farin Urlaub Racing Team, Maxïmo Park, The (International) Noise Conspiracy, The Subways, In Extremo, 5Bugs, Bonaparte, Montreal, Smoke Blow, Sondaschule, The Duke Spirit, The National u.a.

VVK: 82 Euro zzgl. Gebühren Infos: taubertal-festival.de

MAXïmo PARK

Jägermeister Hochsitz Über den Wolken... Der siebte Himmel ist vielleicht noch ein Stück weg, aber auf dem Jägermeister Hochsitz kommt ihr ihm schon ganz schön nahe. Vorausgesetzt: Ihr habt keine Höhenangst. Ihr wolltet ein Festivalgelände schon immer mal von oben sehen und euch währenddessen an erfrischenden Getränken laben? Hier kommt eure Chance: Mit einem Kran werden bis zu 22 Gäste pro Runde auf über 50 Meter Höhe gebracht. Dort angekommen wartet nicht nur etwas fürs Auge, sondern auch eine amtliche Erfrischung für die trockene Kehle. Während euch das Barpersonal mit kühlen Jägermeister-Drinks versorgt, genießt ihr die tolle Aussicht... Pro Tag werden insgesamt 1.000 Festivalbesucher in den Genuss dieses Höhenflugs kommen. Für die Plätze auf dem Jägermeister Hochsitz müsst ihr euch einfach vor Ort per SMS bewerben. Die Gewinner werden ausgelost und ebenfalls via SMS informiert. Teilnahme ab 18 Jahre. Auf den folgenden Festivals strickt man bereits die Stahlseile:

5. bis 7.6. Rock Am Ring 19. bis 21.6. Southside 29. bis 1.8. Wacken 13. bis 15.8. Summer Breeze 21. bis 23.8. Highfield 6.9. Green & Blue Infos: jaegermeister.de


SUICIDAL TENDENCIES

Vainstream Rockfest

3. & 4.7. Münster, Am Hawerkamp

EAGLES OF DEATH METAL

Area4 Festival

21. bis 23.8. Lüdinghausen, Flugplatz Borkenberge

Line-Up: Gogol Bordello, Hatebreed, Heaven Shall Burn, Parkway Drive, Suicidal Tendencies, The Gaslight Anthem, Bouncing Souls, Bring Me The Horizon, Ignite, Maroon, Muff Potter, Walls Of Jericho u.a.

VVK: 50 Euro zzgl. Gebühren Infos: vainstream.de/Rockfest

Line-Up: Faith No More, Deftones, Thursday, The Get Up Kids, Zebrahead, AFI, Anti Flag, CJ Ramone, Die Toten Hosen, Eagles Of Death Metal, Farin Urlaub Racing Team, Kettcar, Life Of Agony, Mad Caddies, Panteón Rococó, Rise Against, The Offspring, Turbostaat u.a.

VVK: 89 Euro inkl. Gebühren zzgl. Müllpfand, Infos: area4.de

Haldern Pop Festival

13. bis 15.8. Rees-Haldern Line-Up: Bon Iver, Final Fantasy, Grizzly Bear, The Thermals, The Maccabees u.a.

VVK: 66 Euro; Infos: haldern-pop.de

HAMMERHEAD

Devil Side

28.6. Duisburg, Landschaftspark Am 28. Juni verwandelt sich der idyllische Landschaftspark in Duisburg in das „Sunday Matinee From Hell“, wenn vor der beeindruckende Zechen-Kulisse die besten internationalen Hard’n’Heavy-Bands aufspielen. Moderiert wird das Spektakel von Silvia Superstar, so wird nicht nur was für die Ohren, sondern auch was fürs Auge geboten! Line-Up: Clawfinger, Motörhead, Soulfly, Millencolin, Bloodhound Gang, Anthrax, Misfits, Cro-Mags, Hammerhead u.a.

VVK: 39 Euro zzgl. Gebühren; Infos: devilside.de


Foto: Erik Weiss

DONOTS

Serengeti Festival

27. & 28.6. Schloss Holte-Stukenbrock Line-Up: Misery Speaks, Anthrax, Bloodhound Gang, Donots, Down, Millencolin, Soulfly, Static X u.a.

VVK: 39 Euro Infos: serengeti-festival.de

WESTEN

Foto: Casper Balslev

Dúné

Asta Sommerfestival 4.6. Uni Paderborn

Line-Up: Blumentopf, Dennis Lisk, Dúné, Kilians, Mr. Irish Bastard, Sondaschule, Sugarplum Fairy u.a.

VVK: 17 Euro zzgl. Gebühren, Infos: das-sommerfestival.de

Rheinkultur

4.7. Bonn, Rheinaue Line-Up: Selig, Kilians, Olli Banjo & Jonesmann, Creutzfeld & Jakob, Culcha Candela, Baddies, Black Stone Cherry, No Use For A Name, Pete Philly & Perquisite, The Casting Out, Virginia Jetzt! u.a.

Eintritt frei!, Infos: rheinkultur-festival.de


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FESTIVALS

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Roskilde Festival 2. bis 5.7. Roskilde, Dänemark

Aber das wirklich Erstaunliche ist, dass wir es hier mit einer NonProfit-Veranstaltung zu tun haben. Das Festival wird fast vollständig von unbezahlten Freiwilligen organisiert, betreut und aufgebaut - während der Festivaltage sind es bis zu 25.000. Warum? Weil der gesamte Gewinn über den Foreningen Roskildefonden an humanitäre, kulturelle und gemeinnützige Organisationen (Amnesty, Ärzte ohne Grenzen, Human Rights Watch etc.) weitergegeben wird. Außerdem wird ein wachsames Auge auf den Energieverbrauch und den anfallenden Müll geworfen. In diesem Jahr spielen die „Green Footsteps“ (Dänische Klima Kam-

Foto: Polly Borland

Roskilde ist nicht nur ein Festival, Roskilde zeigt auch, dass es anders und vor allem auch besser geht. Es ist schon erstaunlich, was die Dänen seit 1971 auf die Beine und die inzwischen sechs Bühnen stellen. Das sind natürlich zum einen die ca. 150 Bands, sowie das Rahmenprogramm, zu dem ein Kino, ein Badesee, Sport- und allerlei sonstige Veranstaltungen gehören.

NICK CAVE

COLDPLAY

pagne) eine Rolle und jeder Festivalbesucher kann mitmachen - das macht nicht nur Spaß, sondern auch noch Sinn. Um euch auf das diesjährige Festival einzustimmen, könnt ihr euch auf roskilde-festival.tv noch einmal legendäre Clips der Vergangenheit anschauen, darunter Dokus aus den Anfängen des kultigen Happenings sowie Live-Clips und Interviews mit Placebo, Franz Ferdinand und vielen weiteren Bands.

Glastonbury

Also, auf nach Dänemark - die hier kommen auch: Line-Up: Nick Cave & The Bad Seeds, Coldplay, Faith No More, Nine Inch Nails, Oasis, Pet Shop Boys, Slipknot, Trentemoeller, Kanye West, 2 Many DJs, Eagles Of Death Metal, Fleet Foxes, Grace Jones, Madness, The Mars Volta, Social Distortion, Yeah Yeah Yeahs, Lily Allen, ...Trail Of Dead, The Bronx, Cancer Bats, Deichkind, Get Well Soon, Glasvegas u.v.m

VVK: ca. 248 Euro, Infos: roskilde-festival.dk

EUROPA

26. bis 28.6. Pilton, GroSSbritannien Line-Up: Blur, Bruce Springsteen & The E-Street Band, Doves, Emiliana Torrini, Franz Ferdinand, Kasabian, Lily Allen, Neil Young, Echo & The Bunnymen, Fleet Foxes, The Ting Tings, White Lies Ausverkauft!

Infos: glastonburyfestivals.co.uk

Hultsfred

8. bis 11.7. Hultsfred, Schweden Line-Up: N.A.S.A., A Camp, Dropkick Murphys, Franz Ferdinand, Kings Of Leon, Mando Diao, Sahara Hotnights, The Killers, Anna Ternheim, Baddies, Gossip, Klaxons, Madness, Peter Bjorn And John, Regina Spektor, The Do, The Sounds, The Virgins, White Lies

VVK: 150 Euro, Infos: rockparty.se

FM 4 Frequency

20. bis 22.8. St. Pölten, Österreich

Greenfield Festival

Line-Up: Jarvis Cocker, Carl Cox, Jello Biafra, 2 Many DJ’s, Bloc Party, Grace Jones, Peter Fox, Editors, Mando Diao, Mia., Kasabian, Radiohead, Rise Against, The Prodigy, AFI, Anti-Flag, CJ Ramone, Eagles Of Death Metal, Enter Shikari, Farin Urlaub Racing Team, Glasvegas, Kettcar, Polarkreis 18, Selig, The (International) Noise Conspiracy, The Sounds, The Subways, The Ting Tings u.a.

Line-Up: Future Of The Left, Disturbed, Faith No More, Korn, Slipknot, Social Distortion, Staind, Monster Magnet, Trail Of Dead, Billy Talent, Caliban, Dredg, Gallows, Gogol Bordello, Guano Apes, Horse The Band, Itchy Poopzkid, Less Than Jake, Parkway Drive, Soulfly, The Blackbox Revelation, The Subways, The Ting Tings, The Wombats, Tomte, Trivium, Volbeat u.a.

VVK: 105 Euro, Infos: frequency.at

12. bis 14.6. Interlaken, Schweiz

VVK: 130 Euro inkl. Müllpfand Infos: greenfieldfestival.ch

Festival Internacional de Benicassim 16. bis. 19.7. Castellón-Benicàssim, Spanien

Line-Up: Calexico, Elbow, Franz Ferdinand, Gang Of Four, Kings Of Leon, Lily Allen, Oasis, Paul Weller, The Killers, Friendly Fires, Glasvegas, Late Of The Pier, Lykke Li, Maxïmo Park, Mystery Jets, Peter Doherty, Peaches, The Horrors, The Psychedelic Furs, The Walkmen, TV On The Radio, White Lies, 2 Many DJs, Foals u.a.

VVK: 170 Euro, Infos: fiberfib.com

Haltestelle Woodstock

31.7. bis 2.8. Kostrzyn, Polen Line-Up: Akurat, Final Virus, Guano Apes, Korpiklaani u.a.

Eintritt frei!, Infos: haltestelle-woodstock.de

Sziget Festival

12. bis 17.8. Obudai-Donauinsel, Budapest, Ungarn Line-Up: Lily Allen, Bloc Party, Die Toten Hosen, Placebo, Snow Patrol, Klaxons, The Offspring, The Prodigy, Backyard Babies, Calexico, Disco Ensemble, Donots, Fatboy Slim, The Ting Tings u.a. VVK: 120 Euro (Festivalticket), 40 Euro (Tagesticket)

Infos: sziget.hu/festival_german



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MIX

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Mit Tetra Pak zum Highfield! „Zeigt her eure Gürtel“

Was trägt der stilsichere Festivalbesucher? Gürtel! Und zwar mit Tetra PakKartons. Um die altbewährte Standardkombination aus Klebeband und recycelbarem Getränkekarton aufzuhübschen, bitten wir euch um Mithilfe. Bemüht euer Kreativzentrum und bastelt oder näht euren ganz persönlichen Entwurf eines hippen FestivalTragegurtes. Bitte sendet ein Foto eurer Kreativhighlights an verlosung@sallys.net, Stichwort: „Mit Tetra Pak zum Highfield“. Der Gewinn – für den kreativsten Designer: Den innovativsten Trageriemen belohnen wir mit zwei Gratis-Tickets für das Highfield-Festival in Hohenfelden (21. bis 23. August 2009) plus Bahn-Anreise. Zusätzlich stattet Tetra Pak den Gewinner mit einem großzügigen Getränkepaket aus. Das Beste an den stoß- und moshpitfesten Getränkekartons ist vor allem eines: Die Dinger sind bis zu 80 Prozent aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz und somit astrein recyclebar. Außerdem sorgen sie

dank ihrer Stapelbarkeit nicht nur für weniger CO2intensive Transporte, sondern machen sich in der

Zeltecke auch prima als Regal. So wird selbst eure Festivalhöhle zum echten Traumhaus.

T-Mobile Extreme Playgrounds Summer Session Ein Date mit Rise Against in Pinneberg

Okay, Augen zu: Stellt euch einen warmen Sommertag vor, bei dem ihr und euer kühles Getränk in trauter Zweisamkeit den besten Wakeboard- und BMX-Spezialisten auf die Füße gucken und im Anschluss eine Punkrock-Kapelle von Weltformat - sagen wir jetzt mal: Rise Against - live erleben könnt.

Rock Camp für Mädchen

Zöpfe flechten, Nägel lackieren und in einer Band spielen

Mädels, rafft die Röcke. Der Berliner Ruby Tuesday e.V. veranstaltet vom 2. bis zum 9. August ein Rock Camp für Mädchen in Cottbus. Eine tolle Sache, zu der alle Damen zwischen zwölf und 16 Jahren, die gern in einer Band spielen möchten, herzlich eingeladen sind. Für die Teilnahme ist es nicht wichtig, ob ihr selbst bereits über musikalische Erfahrung verfügt. Die Veranstalterinnen sind selbst aktive Musikerinnen und werden euch gemeinsam mit Bands wie den Jolly Goods in den verschiedensten Workshops zu Songwriting, Bühnentechnik und allem rund um die Instrumente mit Rat und Tat zur Seite stehen. Unter rubytuesdaymusic.de findet ihr alle wichtigen Informationen zur Anmeldung. Viel Spaß! Rock Camp für Mädchen 2.8. bis 9.8. Cottbus rubytuesdaymusic.de

Augen auf und ab zu t-mobile-playgrounds.de, denn da gibt’s das wirklich. Mit einem Ticket für die T-Mobile Extreme Playgrounds Summer Session, die in diesem Jahr bereits zum dritten Mal in der Wasserski-Arena Pinneberg ausgetragen wird, bekommt ihr am 30. August gleichzeitig das Wakeboard World Cup Finale 2009 und einen topbesetzten internationalen BMX Miniramp Contest geboten. Später gehen dann Rise Against als Headliner auf die Bühne. Wer sich sonst noch mit ins

Boot schwingt sowie alle weiteren Details erfahrt ihr im Netz. t-mobile-playgrounds.de

Extreme Playgrounds Summer Session

Wakeboard World Cup Finale 2009, BMX Miniramp Contest * Live: Rise Against 30.8. Pinneberg - Wasserski-Arena


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MIX

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Jägermeister Rockliga 1, 2, 3, 4, balla, balla, balla, hier!

Es war der Tag des Finales. Vier Bands sollten bei der letzten Gitarren-Schlacht dieser Rock:Liga-Saison gegeneinander antreten. Dass an diesem Abend der Eurovision-Song-Contest im Fernsehen lief, interessierte hier niemanden. Dass dieser 1974 von einer schwedischen Pop-Band namens ABBA gewonnen wurde, war beim Aftershow-Bier dann aber plötzlich doch Thema. Warum? Mit Friska Viljor setze sich am Ende auch beim „Jägermeister Song-Contest“ eine schwedische Kapelle gegen die Konkurrenten von The Whip, Die Mannequin und The Blood Arm durch. Der eigentliche Triumph aber galt der SpVgg The Blood Arm. DIE hatte nämlich am Nachmittag spektakulär das große unclesally*s-Torwandschießen gewonnen. Stählerne Körper, wieselflinke Füße und der süße Geruch von Siegeswillen und Adrenalin. Die Regeln waren einfach: Sechs Schüsse für jede Band. Drei unten - drei oben. Eindeutig auch das Ergebnis. The Whip waren verspätungsbedingt abwesend. Care von Die Mannequin traf trotz Kippe in der Hand gar nicht. Friska Viljor versenkten das orangene Jägermeister-Leder immerhin zwei Mal oben. The Blood Arm aber schossen den Vogel ab und sich mit einem Hattrick an die Spitze der ewigen unclesally*s Torwand-Liga. sechs Schüsse, drei Treffer, einer oben, zwei unten – Weltklasse!

Oben: Sowohl Sieg als auch Pferdness-Preis gingen an The Blood Arm. Friska Viljor dagegen spielten sich einen Bart. Sogar zwei! Links: Care von Die Mannequin traf bei über 50 Versuchen genau ein einziges Mal das Tor. Leider fand dieses freudige Ereignis außerhalb der Wertung statt.

Text: Christian Rulfs, Fotos: Oliver Schümers


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QUICKIES

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QUICKIES

Alles nur gekauft Speedlink

Medusa NX 5.1

Surround-Sound in einem Kopfhörer? Klingt nach MarketingGewäsch ohne viel dahinter. Im Falle des Medusa NX 5.1 Gaming Headsets haben die Tüftler von Speedlink allerdings tatsächlich etwas Beeindruckendes erschaffen: Dank vier separater Lautsprecher pro Ohrmuschel (Bass, Front, Rear, Center) lassen sich Geräusche aus verschiedenen Richtungen perfekt orten. Gerade für Multiplayer- und Online-Gefechte eine hilfreiche Angelegenheit: Schon bevor der Gegner auf der Bildfläche erscheint, weiß der Spieler, wo er sich befindet. Dank hoch entwickelter Bass-Vibration rumst es zudem auch recht ordentlich, wenn auf dem Bildschirm etwas explodiert. Und auch für Film- und Musikliebhaber kann das neue Medusa die Ohrmuschel des Vertrauens werden: Ein 3,8 Meter langes Kabel, eine Fernbedienung und 5.1 DVD-Adapter sind allesamt mit im Paket enthalten. Auf sallys.net verlosen wir zweimal das Medusa NX 5.1 – wir wünschen viel Glück. speed-link.de

Videoload

Nie mehr tote Linse

Wer kennt das nicht: Ihr lungert an der Bushaltestelle, dem Flughafen oder allein auf eurem Sofa herum und wollt nur eines: Filme gucken! Nichts leichter als das. Unter videoload.de, einem Service der Deutschen Telekom AG, könnt ihr euch jederzeit an einer Auswahl von 8.000 Filmtiteln bedienen und diese sofort vor Ort ansehen oder auf eure Festplatte laden. Ihr benötigt hierfür lediglich einen DSL-Anschluss, einen PC mit WindowsXP oder Vista und ein bisschen Kleingeld. Die Kosten pro Film, Serie oder Kurzfilm liegen zwischen 0,49 und 5,99 Euro für die neuesten Blockbuster teilweise in HD-Qualität. Auf sallys.net verlosen wir gemeinsam mit Videoload ein ASUS EeePC 901 Netbook im Wert von 379 Euro plus einen Gutschein für fünf Gratis-Filme.

SingStar lässt die Strippen fallen

Mit Wireless-SingStar-Mikrofonen durch die Pop-Edition

Nie mehr Kabelsalat. Mit den neuen Wireless-SingStarMikrofonen braucht ihr nicht mehr stets und ständig nach dem Controller zu suchen. „Sprachsteuerung“ heißt das Zauberwort. Einfach nur den Namen des nächsten Tracks ins kabellose Mikrofon säuseln und losträllern. Die Mikros sind kompatibel für die PlayStation 2 und 3. Am besten probiert ihr sie gleich aus. Mit der SingStar-Pop-Edition für PLAYSTATION 3 gibt es nun 30 Pop-Hits für die SingStarNacht, von Amy Winehouse über die Sugababes bis hin zu The Killers. Auf sallys.net verlosen wir ein Komplettpaket, bestehend aus zwei Wireless-SingStar-Mikrofonen (Ladenpreis: 51,95 Euro), der SingStar-Pop-Edition für die Playstation 3 (40,95 Euro) sowie der limitierten SingStar-Tapete für die perfekte Bühnen-Atmosphäre. singstargame.com

videoload.de

Mit T-Mobile durch den Festivalsommer Zwei Tickets für Rock Am Ring zu verschenken

Rock Am Ring ist schon seit Ewigkeiten ausverkauft. Mit einer E-Mail an verlosung@ sallys.net bis zum 3. Juni(!) könnt ihr euch allerdings schnell noch für die beiden Tickets bewerben, die wir gemeinsam mit T-Mobile so kurz vor Schluss verschenken. Obendrauf gibt es eine Backstage-Führung am Samstag sowie ein Handy (Nokia 5800 XPressMusic), das unter anderem mit Touchscreen, 3,2 Megapixel Kamera und GPS Empfänger ausgestattet ist. Darüber hinaus könnt ihr mit T-Mobile vor Ort tolle Plätze auf der VIP-Tribüne gewinnen, wenn ihr beim Casting auf dem Gelände die außergewöhnlichste FestivalPose turnt. In der T-Mobile Area dürft ihr euch unter anderem am Kickertisch semi-sportlich betätigen, im Internet surfen oder einfach nur in der Sonne vom Festivaltrubel entspannen. Alle weiteren Infos sowie Songdownloads und weitere Gimmicks warten unter: t-mobile-music.de



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KINO

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Che – Revolucion

Annäherung an einen Mythos: Benicio Del Toro als Che Guevara.

Ein Mythos seziert

Biopics nennt man gewöhnlich Filme, die das Leben und nicht zuletzt das Innenleben einer prominenten Persönlichkeit in ihr Zentrum rücken. Insofern passt der Begriff für „Che – Revolucion“ nur bedingt. Denn statt in die emotionalen Tiefen seines Protagonisten vorzudringen, bemüht sich Steven Soderbergh im ersten seiner beiden Filme über den legendären Revolutionsführer Che Guevara um einen Blick von außen. So gerät ihm seine Geschichte, die mit Guevaras Weg nach Kuba 1956 beginnt und bis in die ersten Konflikte innerhalb der Rebellenfraktion der frühen Sechziger hineinreicht, zu einer akribischen, komplexen Annäherung an einen Mythos, der aber weder erklärt noch gedeutet wird. Das kann mitunter ein wenig mühsam anzusehen sein, ist aber nicht zuletzt dank Soderberghs präziser Inszenierung und dem unglaublichen Benicio Del Toro in der Titelrolle ein faszinierendes Kinoerlebnis. Spätestens ab dem zweiten Teil „Che - Guerrilla“ (ab 23. Juli) setzt die Redundanz ein. Text: Patrick Heidmann Kinostart: 11. Juni

Benicio Del Toro im Interview Seit seinem 13. Lebensjahr lebt der gebürtige Puerto Ricaner Benicio Del Toro in den USA, wo er seine Karriere mit einer Rolle in der Serie „Miami Vice“ beginnt. Es folgt ein Auftritt als Bond-Bösewicht in „Lizenz zum Töten“, der Durchbruch mit „Die üblichen Verdächtigen“, Kultfilme wie „Fear and Loathing in Las Vegas“ und „Snatch“ sowie schließlich der Oscar als Bester Nebendarsteller für „Traffic“. Als Che Guevara ist er nun nach langen Jahren der Vorbereitung endlich in seiner Traumrolle zu sehen.

Benicio, Che Guevara ist noch immer für viele Menschen eine höchst kontroverse Person. Hat sich das bei der Entstehung des Films bemerkbar gemacht? Sicher, haben wir das zu spüren bekommen. Nicht zuletzt deswegen sind die Filme in den USA ja auch nur sehr spärlich ins Kino gekommen und wurden kaum wahrgenommen. Aber natürlich gibt es auch andere Gründe dafür, dass die Produzenten mit ihren offenen Geldkoffern nicht bei uns Schlange standen. Wir haben schließlich ausschließlich in Spanisch gedreht – und fremdsprachige Filme haben es in Hollywood schon wegen der Fernsehauswertung sehr schwer. Können Sie beschreiben, welches Bild Sie vor dem Film von Che hatten und wie es sich durch die Beschäftigung mit ihm verändert hat? Als ich aufwuchs, wusste ich eigentlich nicht viel über ihn. Mehr als das vage Bild eines Guerilla-Kämpfers hatte ich nicht im Kopf. Ich hielt ihn für einen gefährlichen Mann. Erst etliche Jahre später las ich ein Buch mit seinen Briefen, die er von seinen Reisen durch Südamerika und auch aus Kuba an seine Mutter, seinen Vater und seine Tante geschrieben hatte. Dadurch erkannte ich, dass es natürlich auch noch eine andere Seite dieses Mannes gab, die aber neben seinem Mythos immer im Schatten stand. So erwachte mein Interesse, mich wirklich mit diesem Menschen auseinanderzusetzen. Durch den Film veränderte sich dieses Bild dann nicht mehr wesentlich. Ausschließlich kritisch sehen Sie ihn nicht mehr? Ich persönlich bin selbstverständlich nicht damit

einverstanden, wenn jemand zum Gewehr greift, um seine Ziele durchzusetzen. Vielleicht wäre das noch einmal anders, wenn ich in den Sechzigern leben würde, aber heute sind die Zeiten einfach eindeutig anders wenn es um das Erreichen von Veränderung geht. Doch selbst wenn seine Methoden nicht mehr relevant sind, glaube ich nach wie vor, dass viele Ideale, für die er kämpfte, es heute noch sind. Seine Vorstellungen von Erziehung und Gesundheitsversorgungen wären jedenfalls nach wie vor für viele Länder hilfreich. Ihnen eilt der Ruf eines Method Actors voraus, der schon mal eine wirklich brennende Zigarette auf seiner Haut ausdrückt, wenn das zur Rolle gehört. Wie weit mussten Sie im Falle von „Che“ gehen? Ich weiß gar nicht, ob ich mich wirklich als Method Actor bezeichnen würde. Auf jeden Fall war es hier für mich nicht das Wichtigste, dass ich genauso aussehe wie Che, wie er klinge oder mich wie er bewege. Sondern es ging vor allem darum, ihn wirklich zu verstehen, die einzelnen Abschnitte seines Lebens nachvollziehen zu können und genau zu wissen, worum es ihm ging. Die Essenz der Person Che war deswegen wichtiger als einzelne Details. Sie sind also auch nicht jemand, der wie etwa Daniel Day-Lewis, während des gesamten Drehs in seiner Rolle verharrt? Nein, das tue ich nicht. Aber ich gehe früh ins Bett, um mich nicht abzulenken. Interview: Patrick Heidmann


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Alle Anderen

KINO

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Hängen ab: Gitti (Birgit Minichmayer) und Chris (Lars Eidinger)

Beziehungsurlaub

Die Vorfreude und die Skepsis waren groß: Nachdem Maren Ade mit ihrem Debüt „Der Wald vor lauter Bäumen“ ein genialer und einzigartiger Wurf gelungen war und die Figur der Melanie Pröschle zum Synonym für „Fremdschämen“ wurde, war man gespannt, wie die junge Regisseurin mit der hohen Messlatte umgehen würde, ohne sich zu wiederholen. Und siehe da: Mit „Alle Anderen“ hat sie alles richtig gemacht. Ohne Pröschle-esque Züge und dennoch mit gleicher emotionaler Intensität seziert der Film die Beziehung von Gitti und Chris, die miteinander glücklich sein wollen, aber ihr gemeinsames Selbst noch nicht gefunden haben. Wo andere Filme versuchen zu psychologisieren und melodramatisieren, inszeniert Ade die im Urlaub ausbrechende Krise der beiden als unerbittliche Beobachtung und mit einem präzisen Gespür für Dialoge und tragikomische Situationen. Den Hauptdarstellern Birgit Minichmayr und Lars Eidinger erlaubt das, mit beeindruckender Körperlichkeit zu brillieren. Die Zukunft des deutschen Films heißt wohl Maren Ade. Text: Cornelis Hähnel Kinostart: 18. Juni 2009

Birgit Minichmayr im Interview Theaterfans feiern sie für ihre Auftritte am Wiener Burgtheater oder an der Berliner Volksbühne, Kinogänger begeisterte sie in Filmen wie „Taking Sides – Der Fall Furtwängler“, „Das Parfüm“, „Kirschblüten“ oder zuletzt „Der Knochenmann“. Sogar Fans der Toten Hosen kennen die Österreicherin, seit sie auf dem letzten Album „In Aller Stille“ mit Campino das Duett „Auflösen“ sang. Jetzt ist sie in ihrer bisher besten Leinwandrolle zu sehen: in Maren Ades „Alle Anderen“, für den sie auf der Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde.

Birgit, was war es, das dich an der Rolle der Gitti in „Alle Anderen“ reizte? Mir gefiel, dass da eine Frau, die ja eigentlich sehr stabil und lebendig ist, für die Liebe anfängt, ihr Verhalten zu verändern. Sie kommt irgendwie mit dem Freund und der Umgebung nicht klar, aber fragt sich eben auch, ob sie selber vielleicht das Problem sein könnte. Das hat mich interessiert, weil ich das auch privat kenne: wie sehr mich Liebe in meinen Grundfesten erschüttern kann. Nichts haut mich so sehr aus der Bahn, wie wenn ich liebe. Das Thema war mir also sehr nah, außerdem kannte ich gleichzeitig Marens ersten Film „Der Wald vor lauter Bäumen“ und war unglaublich neugierig auf diese Person, die so viele spannende Dinge in ihrem Kopf hat. Das Paar im Zentrum von „Alle anderen“ ist Anfang 30. Findest Du, dass der Film speziell etwas über diese Generation erzählt? Nein, das empfinde ich nicht so. Die Liebe ist doch ein Allerweltsthema. Und um das Auseinandersetzen mit Beziehungen kommt man doch gar nicht herum, so lange man selber eine Beziehung führt. Was ich aber empfinde, ist etwas anderes, nämlich dass die Vorstellung von Liebe, die die beiden haben, eine sehr junge ist. Die glauben noch an die Möglichkeit eines symbiotischen Für-Immers und haben sich von diesen romantischen Gedanken noch nicht verabschiedet. Die Sehnsucht nach dieser Art von Liebe, die hat vielleicht etwas mit dem Alter zu tun.

Gitti und Chris reiben sich richtig aneinander auf. Waren die Dreharbeiten entsprechen anstrengend? Ja, es war auch mal anstrengend, aber das waren dann ganz pragmatische Sachen, wie wenn man mal 16 Stunden gedreht hat oder ich 28 Mal aus dem Fenster hüpfen musste, weil jedes Mal wieder etwas nicht geklappt hat. Davon abgesehen bin ich nicht so eine Schauspielerin, die ihre Rolle auch noch abends mit in die Garderobe nimmt und immer nur in dieser Figur drinsteckt. Das mit dem Abschütteln der Figur fällt mir nicht so schwer: Man dreht, fällt ins Bett und steht irgendwann wieder auf. Ich gehöre nicht zu denen, die da so einen Kontrollverlust von ihrem eigenen Ich haben und nicht mehr aus der Rolle rauskommen. Das passiert dir nie? Das mag ich einfach nicht, denn ich finde das nimmt dem Schauspieler so einen gesunden Zauber. Mir scheint manchmal, dass manche eine Aussage wie „Ich kam aus der Rolle nicht mehr heraus und wusste gar nicht mehr, wer ich bin“ als Qualitätsnachweis betrachten, aber daran glaube ich nicht. Natürlich gehe ich gerne an die Grenzen und ich glaube unbedingt, dass mein Beruf ein hingebender ist, sowohl an das Publikum als auch an den Partner, das Buch oder die Figur. Aber auch wenn ich die schlimmsten emotionalen Szenen spiele, stehe ich nicht auf Kontrollverlust. Ich weiß immer, wo ich gerade bin. Interview: Patrick Heidmann


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KINO

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The Limits of Control

Meditative Geduldsprobe Dass sich Independentfilmer Jim Jarmusch um die Zufriedenstellung seines Publikums herzlich wenig schert, gibt er offen zu. Und dass ihm seine Figuren, die er seinen Darstellern stets auf den Leib zu schneidern pflegt, wichtiger sind als Storylines, ist auch kein Geheimnis. Trotzdem kommen immer wieder ebenso eigenwillige wie charmante Kinoperlen dabei heraus. Nie zuvor jedoch gab sich der Meister der Langsamkeit derart kryptisch und artifiziell – und damit vergleichsweise schwer verdaulich. Im Mittelpunkt von „The Limits of Control“ steht der von Jarmusch-Veteran Isaach de Bankolé verkörperte „Lone Man“, den ein geheimnisvoller Auftrag nach Spanien führt. Auf seiner Reise von Madrid über Sevilla nach Almería trifft er auf eine Handvoll illustrer Verbindungsleute, die ihn nicht nur mit rätselhaften Zahlen- und Buchstabenfolgen versorgen. So gesellen sich im Laufe des Films so hervorragende Mimen wie John Hurt, Tilda Swinton und Gael García Bernal zu dem geheimnisvollen Fremden. In der Zeit zwischen diesen seltsamen Begegnungen lässt uns Jarmusch viel allein mit seinem schweigsamen Protagonisten. Schlaf benötigt er anscheinend keinen. Selbst Beischlaf lehnt er ab; würde er sich ein Schäferstündchen mit der sich nackt auf seinem Bett räkelnden Paz de la Huerta gönnen, würde ihn das nur unnötig aus der Konzentration

Einfach den Nippel durch die Lasche: Der Lone Man in Spanien.

bringen. Stattdessen schauen wir ihm minutenlang dabei zu, wie er – sein Ziel allzeit fest im Blick – regungslos an die Zimmerdecke starrt oder Tai Chi praktiziert. Die dargebotene Allianz aus Repetitionswahn und Handlungsarmut entpuppt sich bald als unheilvoll – und Langeweile entsteht. Und doch handelt es sich um ein herausragendes Stück Kino, kunstvoll verziert mit einem wunderbar erdigen Soundtrack aus schleppendem DroneMetal, abgerundet mit einem guten Schuss Selbst-

ironie. Wer die Muße aufzubringen bereit ist, verliert sich alsbald in der meditativen Atmosphäre des Films und erfreut sich statt an dramaturgischen Höhepunkten an der Grazie einer zutiefst ergreifenden Tangodarbietung oder an den vielen bezaubernden Details, die Christopher Doyles elegante Bildkompositionen bereithalten. Text: Sebastian Gosmann Kinostart: 28. Mai 2009

Contact High Witzlos in Polen

Obwohl in „Contact High“ durchaus der eine oder andere Joint gekurbelt wird, stehen im vierten Spielfilm des Österreichers Michael Glawogger eher der Konsum halluzinogener Pilze und dessen realitätsverzerrende Folgen im Mittelpunkt des Interesses. Doch ob Kiffer- oder Psylo-Komödie – die filmischen Zutaten bleiben in etwa die gleichen. So haben wir es auch hier, ganz genregerecht, mit ausgesprochen schrägen Vögeln zu tun, die unablässig schwer nachvollziehbare Entscheidungen treffen und mit allerlei fragwürdigen Handlungsmotiven ausgestattet sind. Nur dass das in diesem Falle schlicht nicht witzig ist. Über Umwege werden die beiden Freunde und Imbissbesitzer Hans Wurst (Raimund Wallisch) und Max Durst (Co-Autor Michael Ostrowski) nach Polen geschickt, um dort eine mysteriös wabernde, auswurffarbene Tasche entgegenzunehmen. Zwecks Sicherstellung der Übergabe des – als Pulp Fiction-mäßiger McGuffin (Achtung, Pilzwitz:) fungierenden – Behältnisses werden sie dabei auf Schritt und Tritt verfolgt von einem schwulen Kfz-Mechaniker (Detlev Buck) und seinem unterbelichteten, blondperückten Assistenten (Georg Friedrich). Und dann versinkt die Handlung vollends im Drogensumpf. Glawoggers Wunsch, seinen Film zu einem ähnlich irrwitzigen Drogentrip zu machen wie einst Terry

Nicht so frohe Ostern in Polen.

Gilliam, war anscheinend so groß, dass das Ergebnis nun merkwürdig angestrengt und verkrampft anmutet. Die Figuren mögen einfach nicht zu authentischen Charakteren heranreifen, sie wirken verkleidet, und ihre Worte scheinen ihnen in den unablässig wienerisch schmähenden Mund gelegt, dessen Bewegungsprofil zudem leider nie so recht mit der Tonspur übereinstimmen mag. Offenbar getraute man sich weder, dem deutschen Kinogänger mit allzu breitem Österreichisch zu Leibe zu rücken, noch dem Film eine deutsche Unterti-

telspur zu verpassen. Also wurde kurzerhand nachsynchronisiert, und so ertönt nun anstatt eines typisch österreichischen: „Bist du deppert?“ ein quasi-eingedeutschtes, aber immer noch akzentbehaftetes „Bist du bescheuert?“ Diese bedauernswerte Fehlentscheidung hat zur Folge, dass der gesamte Film nur noch künstlicher, noch unglaubwürdiger wirkt. Und damit noch unlustiger. Text: Sebastian Gosmann Kinostart: 18. Juni 2009


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KINO

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Sommer-Preview 2009 Es ist das gleiche Spielchen in jedem Sommer: Die teuersten, aufwändigsten und in den meisten Fällen auch mit am meisten Spannung erwarteten Filme des Jahres starten weltweit am gleichen Tag – und werden bis dahin so streng unter Verschluss gehalten, dass auch die Presse keinen Blick drauf werfen darf. Was genau uns also in den kommenden Wochen erwartet, steht in den Sternen. Aber einen kleinen Ausblick erlauben wir uns trotzdem.

Transformers – Die Rache Worum es geht: Mensch gegen Maschine, zum Zweiten. Auch dieses Mal planen die bösen Roboter-Monster aus dem All eine Invasion, während sich die netten Roboter-Autos auf der Erde mit dem immer noch überforderten Sam (Shia LaBeouf) und der immer noch vollbusigen Mikaela (Megan Fox) zusammentun, um es soweit nicht kommen zu lassen.

Terminator – Die Erlösung Worum es geht: Mensch gegen Maschine, zum Ersten. In Teil Vier der Saga ist der prophezeite Krieg längst ausgebrochen, und John Connor (Christian Bale) nimmt die Sache jetzt mal richtig in die Hand. Zumal sein eigentlich bekanntes Schicksal durch die Ankunft eines geheimnisvollen Fremden gehörig verändert wird.

Worauf wir gespannt sind: Ehrlich gesagt auf nicht viel. Von allen Fortsetzungen dieses Jahres dürfte das zumindest die sein, auf die die Welt am wenigsten gewartet hat. Kinostart: 24. Juni 2009

Worauf wir gespannt sind: Hatte Schwarzenegger trotz seines Politikeralltags wirklich Zeit für einen Gastauftritt? Und wie wird es sein, plötzlich Batman als Terminator zu sehen?

Kinostart: 16. Juli 2009

Ice Age 3 – Die Dinosaurier sind los

Worauf wir gespannt sind: Wie schon bei den ersten beiden Teilen natürlich auf alle Szenen mit Scrat. Zumal er dieses Mal mit Scrattle sogar eine Hörnchen-Freundin findet. Kinostart: 1. Juli 2009

Worum es geht: Vermutlich muss man es den Millionen Fans ohnehin nicht mehr erzählen, daher nur ganz kurz: Voldemorts Macht wächst und das Leben in Hogwarts ist nicht mehr sicher. Dumbledore rüstet schon für den finalen Kampf und Harry vermutet Gefahren im Inneren der Zauberburg – wenn er sich nicht gerade mit Teenagersorgen plagt. Worauf wir gespannt sind: Da noch zwei(!) weitere Filme ins Haus stehen, wird schon alles gut gehen. Bleibt also die Frage, ob Harry zwischen allem Zaubern endlich mal zum Knutschen kommt.

Kinostart: 4. Juni 2009

Worum es geht: Da mögen sich die Paläontologen noch so echauffieren, aber die Dinosaurier, die hier plötzlich auf Manny, Sid, Diego und Co. treffen, haben sich nicht im Zeitalter geirrt, sondern unter dicken Eisschichten in einem tropischen Paradies überleben können. Und neben einem Klimawechsel steht auch eine Mammutschwangerschaft auf dem Programm.

Harry Potter und der Halbblutprinz

Brüno Text: Patrick Heidmann

Worum es geht: Natürlich um Brüno himself (der bemerkenswert konsequente Sasha Baron Cohen), den schwulen Mode-Reporter aus Österreich, den zumindest jeder kennt, der sich noch an „Da Ali G Show“ erinnert. Jetzt geht er auch im Kino auf große Interviewtour – und sprengt dabei so manche Modenschau, Fernsehsendung und SwingerParty. Worauf wir gespannt sind: Es dreht sich alles darum, wie weit der „Borat“-Macher dieses Mal geht. Also um die gesamte Gefühlsbandbreite von Schock, Entsetzen und Fremdschämen. Kinostart: 9. Juli 2009


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KINO SHORTCUTS

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Crossing Over Wayne Kramers dritte Regiearbeit erinnert unwillkürlich an Paul Haggis’ 2004er Rassismusdrama „L.A. Crash“. Nicht nur der Handlungsort ist der gleiche, auch weist „Crossing Over“ (ab 25.6.) eine ähnliche episodenhafte Erzählstruktur auf. Der bedienen sich Filmemacher immer dann gern, wenn es gilt, ein (politisch) brisantes Thema so ausführlich und gewissenhaft wie möglich zu behandeln. Nicht selten jedoch führt dieses ehrenwerte Bestreben zu einer gewissen inhaltlichen Überladung. So tummeln sich auch in Kramers stellenweise allzu moralisierendem Immigrantendrama schlicht zu viele Protagonisten, als dass Zeit bliebe, sämtliche der dargestellten Schicksale angemessen zu würdigen. Trotz aller Dramatik bleibt der Zuschauer am Ende merkwürdig ungerührt zurück. Einzig das u. a. mit Harrison Ford, Ashley Judd und Ray Liotta hervorragend besetzte Ensemble kann wirklich überzeugen. Text: Sebastian Gosmann

Der Fluch der 2 Schwestern Im Horrorgenre greift man in Hollywood besonders gern auf Remakes zurück: Entweder müssen Klassiker herhalten oder man bedient sich im Ausland. Das asiatische Kino hat da schon viele Vorlagen geliefert und im Falle von „Der Fluch der 2 Schwestern“ (ab 28.5.) ist man nun in Südkorea fündig geworden. Die nicht gerade originelle Story der jungen Anna, die den angeblichen Unfalltod ihrer Mutter verkraften muss und von gruseligen Traumvisionen gebeutelt wird, hat dabei recht gute Darsteller und eine bisweilen stimmige Inszenierung zu bieten. Doch jegliches Schaudern verpufft alsbald zwischen lahmen Schockmomenten und abgegriffenen Gruselklischees. Vor allem das Finale, das sich mit seinen zusammengeklauten Plottwists besonders clever gibt, stiftet in Wahrheit nur unbefriedigende Verwirrung. Auf der Internet Movie Database schrieb ein verzweifelter Fan des Originals: „See it before Hollywood destroys it!“ Dafür dürfte es wohl nun zu spät sein. Text: Peter Meisterhans

Der rote Punkt Die Waise Aki (Yuki Inomata) lebt in Tokio und ist Anfang 20, als eine alte Kiste im Haus ihrer Pflegeeltern samt einer, mit einem roten Punkt markierten Straßenkarte von Deutschland ihre Neugierde weckt. Sie reist ins Allgäu, um den roten Punkt (die Stelle, an der ihre Eltern einst tödlich verunglückten) zu finden. Dort wird sie von Familie Weber aufgenommen, deren Leben die junge Japanerin fortan kräftig durcheinander wirbelt. Wo sich Doris Dörrie mit „Kirschblüten“ von Deutschland auf nach Japan machte, bewegt sich Regisseurin Marie Miyayama in „Der rote Punkt“ (ab 4.6.) in die entgegengesetzte Richtung. Nicht nur vom Thema, auch von der verträumten, fast schwebenden Grundstimmung her ähneln sich beide Filme. Im Gegensatz zu Dörries dokumentarischem Stil erschafft Miyayama jedoch dazu traumhaft schöne Bilderpanoramen. Die sind es, in Kombination mit der das allzu Offensichtliche meidenden Inszenierung, die den Film sehenswert machen. Text: Dirk Lüneberg

Der Womanizer

Die Gräfin

Kleine Verbrechen

Connor ist nicht der In-Löffelstellung-Kuscheln-, sondern vielmehr der Möglichst-Schnell-die-Nächste-Typ. Als das selbstgefällige Großmaul mit seiner zynischen und für die Frauenwelt gemeingefährlichen Mega-Macho-Attitüde die Hochzeit seines jüngeren Bruders zu sprengen droht, schreitet das Jenseits in Verkörperung seines toten Onkels (und Playboy-Vorbilds) ein, um Connor anhand einiger Ausflüge in seine eigene Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vor Augen zu führen, dass ein Leben ohne wahre Liebe wertlos ist. Matthew McConaughey ist hier als „Der Womanizer“ (ab 28.5.) seinem Image entsprechend besetzt und weiß die Rolle lässig zu verkörpern, auch wenn seine spätere, wenig überraschende Wandlung vom Aufreißer-Arschloch zum Traumschwiegersohn bloße Behauptung bleibt. Verzweifelter Versuch einer romantischen Komödie, die weder romantisch noch irgendwie witzig ist, sondern 100 Minuten gepflegte Langeweile verbreitet.

Gräfin Erzebet Bathory (Julie Delpy) ist zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine der mächtigsten Frauen in Europa und weiß sich gegen die Männerwelt durchzusetzen. Eines Tages verliebt sie sich in den jungen Istvan (Daniel Brühl), doch eine Intrige von dessen Vater (William Hurt) beschert der leidenschaftlichen Affäre nur eine kurze Dauer. Erzebet sieht den Altersunterschied als Grund und wird besessen von der Idee ewiger Jugend – was blutige Folgen für die Jungfrauen an ihrem Hof hat. Nach der leichten Beziehungskomödie „2 Tage Paris“ zeigt Delpy mit „Die Gräfin“ (ab 25.6.) ihre schwarze Seite. Basierend auf einer historischen Figur erzählt sie ihre Version der Legende der „Blutgräfin“ (an deren Wahrheitsgehalt immer mehr Zweifel bestehen). Herausgekommen ist ein dunkler Kostümfilm, der zwar kurzweilig ist, doch ein klarer Fokus auf die psychologische Seite des strategischen Rufmords oder eine noch morbidere Ausarbeitung hätten ihn stimmiger gemacht.

Der Film des zyprischen Regisseurs Christos Georgiou entführt in die entlegene Welt einer kleinen griechischen Insel. Hier ist die Zeit stehen geblieben: Verschlafen liegen Häuser in der Sonne, das Meer erstrahlt in schönstem Blau, die Tage sind warm. Kein Wunder, dass der Dorfpolizist Leonidas (Aris Servetalis) nicht viel zu tun hat. Ein Ort ohne Vorkommnisse, würden Dorfbewohner nicht eines Tages die Leiche des alten Zacharias finden. Niemand glaubt an einen Unfall, dafür kursieren die unterschiedlichsten Gerüchte. Offenbar weiß jeder mehr, als er zunächst zugibt – Leonidas kommt den „Kleinen Verbrechen“ (ab 11.6.) der anderen auf die Spur. Die temperamentvolle Angeliki (Viki Papadopoulou) bringt ihn auf die richtige Fährte. Was nach einer gelungenen Mischung aus Kriminalfall und Romanze klingt, ist im Kino noch schöner. Nur allzu gern lassen wir uns in die skurrilen Vorfälle auf der Insel verstricken und sehen Angeliki in die braunen Augen.

Text: Dirk Lüneberg

Text: Cornelis Hähnel

Text: Kathleen Prüstel


Obsessed

Schattenwelt

Das Leben von Sharon (Beyoncé Knowles) und Derek (Idris Elba) ist perfekt: Sie sind glücklich verheiratet und Eltern eines Sohnes geworden, Derek verdient als Investmentberater gutes Geld und das neue Haus ist bezogen. Ebenso perfekt erscheint auch Dereks neue Assistentin Lisa (Ali Larter): Sie lernt schnell, ist engagiert und bestens organisiert. Als Lisa jedoch auf der Weihnachtsfeier erfolglos versucht, Derek zu verführen, wird die Abgewiesene wütend. Von nun an versucht sie aus blinder Eifersucht und mit immer perfideren Methoden, Dereks und Sharons Leben zu zerstören. Fernab jeglicher Finesse und mit Klischees überladen erzählt „Obsessed“ (ab 11.6.) eine bekannte Geschichte, die alle in sie gesteckten Erwartungen brav erfüllt Der Thriller selbst kommt ähnlich gekünstelt und dümmlich rüber wie das blonde Biest Lisa und atmet dabei den Geist der frühen 1990er Jahre, wo er sich nahtlos zwischen Filmen wie „Eine verhängnisvolle Affäre“, „Enthüllung“ oder „Basic Instinct“ eingereiht hätte.

Der ehemalige RAF-Terrorist Widmer (Ulrich Noethen) wird nach 22 Jahren aus der Haft entlassen und muss lernen, sich in einer ihm fremd gewordenen Welt neu zurechtzufinden. Als er in seinem anonymen Mietkomplex die geheimnisvolle Valerie (Franziska Petri) kennen lernt, fühlt er sich zu ihr hingezogen und öffnet sich ihr nach und nach. Dass sie die Tochter eines seiner früheren Opfer ist, ahnt sie dabei nicht. „Schattenwelt“ (ab 25.6.) markiert einen krassen Gegensatz zum Monumentalwerk „Baader-Meinhof-Komplex“ und leistet seinen Beitrag zur nicht enden wollenden filmische Auseinandersetzung mit diesem dunklen Kapitel der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte. Verstörend, authentisch, reduziert und packend inszeniert Regisseurin Connie Walther ihren Film, indem es ausnahmsweise einmal um die nicht zuletzt in Eichingers Epos vernachlässigte Seite der Opfer geht.

State of Play

Topjob – Showdown im Supermarkt

Text: Daniel Schieferdecker

Text: Dirk Lüneberg

Die sechsteilige BBC-Serie aus dem Jahre 2003, die diesem Politthriller von Kevin Macdonald zugrunde liegt, dürfte zumindest hierzulande kaum jemand kennen. Und so entwickelt die Geschichte über den Enthüllungsjournalisten Cal McAffrey (Russell Crowe) und seine Online-Kollegin (Rachel McAdams) eine echte und für Hollywood-Verhältnisse erstaunlich clevere und komplexe Spannung. Als eine junge Kongressabgeordnete, die mit dem mit Cal befreundeten Politiker Collins (Ben Affleck) ein Verhältnis hatte, in Washington von einer U-Bahn überrollt wird, decken die Redakteure dahinter ein Netz aus Intrigen auf, in das sogar ein Rüstungskonzern verwickelt ist. So wird „State of Play“ (ab 18.6.) zu einer Erzählung über Macht und Moral, die durch tolle Schauspieler (u.a. auch Helen Mirren und Robin Wright Penn) und geschliffene Dialoge besticht. Dass das britische Original sogar noch spannender und besser ist, darf man dabei fast verschweigen. Text: Patrick Heidmann

Für den stellvertretenden Supermarktleiter Doug (Seann William Scott) scheint die Erfüllung seines bescheidenen Traums, endlich Filialleiter zu werden, zum Greifen nahe, als in seiner Stadt eine weitere Zweigstelle eröffnet werden soll. Wäre da nicht der stets überaus korrekte und freundliche Richard (John C. Reilly). Der stellt das genaue Gegenteil des leicht chaotischen und aufbrausenden Doug dar und gilt ebenfalls als Anwärter auf den Job, womit das Rennen um die Beförderung eröffnet wäre. Einen amüsierten Blick in die Welt hinter den Regalen eines Supermarktes wirft Steve Conrad in seinem prominent besetzten Regiedebüt „Topjob – Showdown im Supermarkt“ (ab 4.6.). Die etwas zu harmlose Komödie hat zwar den Hang zum belanglosen Dahinplätschern, für kurzweilige Unterhaltung sorgt sie trotz der behämmerten Übersetzung des Originaltitels „The Promotion“ Text: Dirk Lüneberg


KINO DVD

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DVD des Monats

Der seltsame Fall des Benjamin Button (Warner)

Fast zehn Jahre dauerte es, bis man den passenden Drehbuchautor für dieses überaus kostspielige Filmprojekt gefunden hatte. Man wollte auf Nummer Sicher gehen. Als Eric Roths – sehr freie! – Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald auf der Nominierungsliste der diesjährigen Academy Awards auftauchte, witzelte man schon bald darüber, dass dieser für eine bloße Variation seines bereits Oscar-prämierten „Forrest Gump“Skripts den begehrten Goldjungen wohl kaum ein zweites Mal verdient hätte.

Selbstplagiatsvorwürfe machten die Runde. Tatsächlich ist die Vielzahl an inhaltlichen Überschneidungen verblüffend – und Roth bekam den Oscar nicht. Aber die Ausstattung, das Make Up und die Spezialeffekte wurden ausgezeichnet. Und das vollkommen zu Recht.

13 (Tzameti)

Der diskrete Charme der Bourgeoisie

(Alamode/Alive) In „13 (Tzameti)“ geht es um Sebastien (Georges Babluani), der in Frankreich für den morphiumsüchtigen Monsieur Godon (Philippe Passon) arbeitet. Eines Tages belauscht der junge Einwanderer ein Gespräch über einen Brief, der Godons Geldsorgen lösen soll, als der Alte plötzlich an einer Überdosis stirbt. Daraufhin nimmt der Handwerker diesen an sich und folgt den mysteriösen Anweisungen. Brutal, ehrlich und realitätsnah präsentiert der Schwarzweiß-Noir-Thriller eine ungeschönte Wirklichkeit, deren schwer wiegende Metaphorik zusätzlich eine politische Komponente aufweist. Definitiv keine Standardkost.

Text: Daniel Schieferdecker

Bolt

(Walt Disney Studios) Mit jüngsten Animationsmeisterwerken wie „Walle“ oder „Kung Fu Panda“ kann die Actionkomödie über den Hund, der denkt, er sei ein Superheld und erst auf einer Reise durch die USA eines besseren belehrt wird, nicht mithalten. Aber gehörigen Spaß macht sie trotzdem, nicht zuletzt auch den kleineren Zuschauern. Die (ohnehin überflüssige) 3D-Version gibt es auf DVD natürlich zwar nicht zu sehen, aber immerhin einen Kurzfilm, entfallene Szenen, ein Musikvideo von Miley Cyrus und mehr.

Text: Patrick Heidmann

Couscous mit Fisch

(Arsenal/Good Movies) Französische Filme haben es in Deutschland nicht immer leicht, vor allem wenn nicht die Herrschaften Deneuve, Huppert oder Ozon mit ins Spiel kommen. Da nützt es auch nichts, wenn ein Film – wie dieser hinreißende Film über den Alltag eines 60-jährigen Hafenarbeiters, der davon träumt, ein Restaurant aufzumachen – in seiner Heimat mit allen wichtigen Preisen überhäuft wird. Umso eindringlicher sei deswegen hier darauf hingewiesen: diese kleine Kinoperle von Abedel Kechiche mit dem albernen deutschen Titel lohnt sich. Selbst wenn die DVD ohne Specials auskommt!

Text: Jonathan Fink

Mit anzusehen, wie sich Benjamin Button-Darsteller Brad Pitt mittels aufwändigster Computerverfahren innerhalb von knapp 160 Minuten vom klapprigen Greis zum stattlichen Jüngling und weiter verjüngt, ist ein eindrucksvolles Kinoerlebnis.

(Arthaus/Kinowelt) Essen – oder gar Schlemmen – im Film ist immer ein großes Thema. Luis Buñuel dreht in einem seiner letzten Werke den Spieß um: Sechs Personen aus der gehobenen Gesellschaft versuchen, sich zu einem gemeinsamen Mahl zu treffen, doch immer wieder muss die Nahrungsaufnahme verschoben werden. In „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ kehrt Buñuel zur surrealistischen Erzählweise zurück. In traumähnlichen Episoden inszeniert er seine Kritik an der dekadenten Bürgerlichkeit mit genussvollem Spott und bizarren Einfällen. Ein Oscar-prämiertes Meisterwerk, das endlich umfangreich ausgestattet auf DVD erhältlich ist.

Text: Cornelis Hähnel

Er steht einfach nicht auf Dich

(Warner) Keine Frage: so unterhaltsam wie die Serie, aus der dieser Film seinen Titel hat („Sex and the City“), ist er nicht. Aber immerhin unterscheidet die episodische Erzählweise ihn angenehm vom Einerlei sonstiger romantischer Komödien. Und mit Drew Barrymore, Jennifer Aniston, Scarlett Johansson, Jennifer Connely, Ben Affleck und Co. wurde eine hochkarätige Besetzung verpflichtet, die die Irrungen und Wirrungen der Liebe zu überstehen hat .Auf DVD kommt das Ganze zusätzlich mit einem Audiokommentar und entfallenen Szenen.

Text: Jonathan Fink

How I Met Your Mother – Season 2

(20th Century Fox) In weiteren 22 Folgen traktiert Ted seine Kinder in der Zukunft mit Geschichten um Beziehungen und Freundschaft. Die uns ans Herz gewachsenen Charaktere beweisen ein weiteres Mal, dass sie frech, sympathisch und vor allem witzig sind. In der zweiten Staffel versucht es Ted noch einmal mit Robin, während Marshall und Lily getrennte Wege gehen. Barney ist und bleibt der Troublemaker. Statt samstags synchronisiert im Nachmittagprogramm, lohnt sich die Originalfassung auf DVD in jedem Fall.

Text: Elisabeth Nagy

Die mittlerweile siebte Regiearbeit des Ausnahmetalents David Fincher bietet Abenteuerkino der Extraklasse; elegisch, visuell überwältigend und – dank fantastischer Darsteller wie Cate Blancett und Tilda Swinton – mitreißend und bewegend. Mit diesem Film hat sich Fincher in die oberste Riege Hollywoods katapultiert. Neben der Einzel-DVD, die gänzlich ohne Extras daherkommt, ist auch eine Zwei-Disc-Special Edition mit sagenhaften drei Stunden Bonusmaterial erhältlich. Text: Sebastian Gosmann

Im Winter ein Jahr

(Constantin/Highlight/ Paramount) Familie Richter hat vor einem Jahr ihren Sohn Alexander verloren, worüber die Ehe der Eltern zerbrochen und Tochter Lilli (Karoline Herfurth) ausgezogen ist. Als die Mutter ein Bild malen lässt, auf dem Alexander und seine Schwester gemeinsam zu sehen sind, geht Lilli anfangs nur widerwillig zu den Sitzungen, freundet sich aber bald mit dem eigenbrötlerischen Künstler (Josef Bierbichler) an. Eine starke Geschichte und ein grandioses Ensemble ergeben ein meisterliches Werk von stiller Erhabenheit! Auf der DVD befinden sich u.a. ein Audiokommentar, entfallene Szenen sowie ein Making Of.

Text: Dirk Lüneberg

It’s Always Sunny in Philadelphia – Season 1 & 2

(20th Century Fox) Ein Irish Pub in Philadelphia ist Schauplatz dieser an politischer Unkorrektheit kaum zu überbietenden Sitcom. Rassismus, Abtreibung, Kindesmissbrauch – vor keinem brisanten Thema machen die egozentrischen Protagonisten Halt. Ihr durch und durch amoralisches Verhalten bringt den neurotischen Mac, seinen krankhaft eitlen Schulfreund Dennis und den psychisch labilen Charlie – die Betreiber des „Paddy’s“ – sowie Dennis’ Zwillingsschwester Dee immer wieder in die prekärsten Situationen. Und wenn in der zweiten Staffel der großartige Danny de Vito dazu stößt, wird es gar noch niederträchtiger. Nichts für zarte Gemüter!

Text: Sebastian Gosmann

Lemon Tree

(Arsenal/Good Movies) Die palästinische Witwe Salma lebt von ihrem Zitronenhain in der West Bank. Doch als der israelische Verteidigungsminister in das angrenzende Areal zieht, sollen die Bäume wegen Terrorgefahr gefällt werden. Salma beginnt zu kämpfen, zieht vor Gericht und das Interesse der Medien auf

sich. Der israelische Regisseur Eran Riklis komprimiert den Nahost-Konflikt zu einer Parabel, ohne den Blick für die Komplexität zu verlieren. Dabei bleibt er nah an seinen liebevoll gezeichneten Protagonisten. Eine ausgewogene Mischung von Komödie und Drama, kein moral-saures Zeigefinger-Kino, sondern ein kluger, verständnisvoller Film.

Text: Cornelis Hähnel

Paris, Paris

(Constantin/Highlight/ Paramount) Ein kleines Kabarett im Faubourg Saint-Marcel in Paris steht in den Dreißigerjahren kurz vor dem Ruin und kann nur noch durch den guten Willen des faschistischen Eigentümers weiter bespielt werden. Doch natürlich geht das nicht lange gut. „Paris, Paris“ erzählt sehr einfühlsam die Geschichte der Truppe, die auf ihrer Bühne die kleinen Probleme des Alltags und die sich anbahnende Katastrophe des Zweiten Weltkriegs durchleidet. Der Film lebt von melancholischen Bildern, Chansons und tollen Schauspieler wie Kad Merad („Willkommen bei den Sch’tis“). Dazu gibt es auf DVD u.a. ein Making Of.

Text: Jochen Barthel

Princess

(Universum) Anime mal anders, aus dem dänischen Hause von Lars von Trier. Das klingt nicht nur reizvoll, sondern ist es auch. Die brutale, schockierende und sexuell ziemlich freizügige Geschichte eines Missionars, der nach dem Tod seiner Schwester in die Heimat zurückkehrt und einen blutigen Rachefeldzug gegen die Pornoindustrie startet, ist ein faszinierender Animationsfilm für Erwachsene, wie man ihn selten zu sehen bekommt – und angereichert um Live-Action-Elemente. Bonusmaterial sucht man vergeblich, doch die Entdeckung lohnt sich trotzdem.

Text: Jonathank Fink

The Sarah Silverman Program – Season 1

(Paramount) Sie wirkt wie ein nettes High-School-Girl, doch Sarah Silverman ist das Gemeinste und zugleich Witzigste, was die US-Comedy-Szene momen-

Für Verlosungen bitte eine Mail mit Filmtitel und Lösung an verlosung@sallys.net schicken. Postkarte geht natürlich auch. Weitere DVD-Besprechungen findet ihr auf sallys.net.


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tan zu bieten hat. Bei den MTV Movie Awards brachte sie mit ihren Witzen Paris Hilton zum Heulen, freut sich darüber, im Einkaufszentrum gekackt zu haben und behauptet frech: I’m f***ing Matt Damon! Dass ihr „Sarah Silverman Program“ in Deutschland nicht wie erhofft eingeschlagen hat, liegt dabei an der deutschen Synchronisation, denn übersetzen kann man das nicht. Aber zum Glück gibt es nun auf DVD auch das Original. Welch Freude!

verschwundenen Bruder sucht und dabei zusehends in einen Albtraum gerät, außerdem einer der erstaunlichsten und innovativsten Filme der vergangenen Jahre. Auf DVD ist er trotzdem nur bedingt ein Genuss, denn je nach Bildschirmgröße strapazieren die permanenten Splitscreens die Sehnerven noch mehr als ohnehin. Und wenigstens das eine oder andere Special hätte man dieser DVDPremiere ebenfalls gewünscht.

So viele Jahre liebe ich Dich

Transporter 3

Text: Cornelis Hähnel

(Alamode/Alive) Juliette wird nach 15 Jahren Gefängnis in eine Welt entlassen, der sie nur mit Schroffheit entgegentritt. Nur ihre Schwester Lea nähert sich ihr an - in ruhigen Bildern. Regisseur Philippe Claudel überrascht mit seinem Debüt und hält die Balance zwischen den Schwestern am seidenen Faden. Die wunderbare Kristin Scott Thomas lädt den Zuschauer nicht dazu ein, sie zu mögen, und nur die Erklärung, warum Juliette im Gefängnis war, wirkt am Ende zu viel. Einer der schönsten Filme des letzten Jahres, der in einfacher Ausstattung, ohne jeden Schnickschnack, in die Läden kommt.

Text: Jonathan Fink

(Universum) Eigentlich wollte sich Frank Martin (Jason Statham) von seinen anstrengenden Jobs als Fahrer beim Angeln erholen. Doch als die Tochter eines ukrainischen Ministers (Natalja Rudakowa) entführt wird, kommt Frank nicht umhin, sich einmal mehr hinters Steuer zu setzen – gezwungen von Bösewicht Jonas Johnson (Robert Knepper). Doch der hat die Rechnung ohne den „Transporter“ gemacht. Teil Drei folgt seinen Vorgängern: Übertriebene Action-Szenen, eine Prise Selbstironie und die volle Breitseite Jason Statham. Extras gibt’s nur in der Steelbook-Edition.

Text: Elisabeth Nagy

Text: Daniel Schieferdecker

The Walker

Vicky Cristina Barcelona

(Ascot Elite) Verglichen mit seinem „Mann für gewisse Stunden“ kommt Paul Schraders neue Version eines (schwulen) Dandys, der in der Washingtoner High Society wohlhabenden Damen die Zeit vertreibt, ein wenig schwachbrüstig daher. Aber irgendwie hat es schon was, Woody Harrelson dabei zuzusehen, wie er sich mit Moritz Bleibtreu das Bett teilt, mit Lily Tomlin und Lauren Bacall Gesellschaftsspiele spielt und Kristin Scott Thomas vor einer Mordanklage bewahren will. Auf DVD gibt es dazu noch ein Making Of sowie eine Frage-Antwort-Session mit dem Regisseur.

Text: Patrick Heidmann

(Concorde) Woody Allens EuropaTour geht weiter: Nach drei London-Filmen hat es ihn nun nach Spanien verschlagen. Mit aufregender Besetzung erzählt er von den amourösen Verwicklungen zweier BarcelonaTouristinnen (Scarlett Johansson & Rebecca Hall) mit einem spanischen Maler (Javier Bardem) und dessen Ex-Frau (eine impulsive Naturgewalt: Penélope Cruz). Mit Postkarten-tauglich übertriebenen Mittelmeer-Impressionen wird der Film zur amüsanten Fantasie um die bekannten Fragen der Liebe, die so sommerlich perlend bei Allen nie gestellt wurden. Nur dass es auf der DVD wieder keinen Bonus gibt, ist leider nicht entzückend.

Text: Sascha Rettig

The Women

(Constantin/Highlight/ Paramount) Der Titel von „The Women“ ist Programm, schließlich kommen darin explizit nur Frauen vor. Und doch geht es eigentlich die ganze Zeit um Männer. Besser gesagt um einen ganz bestimmten, nämlich um den von Mary (Meg Ryan), der eine billige Affäre mit einer noch billigeren Parfumverkäuferin (Eva Mendes) hat. Da ist natürlich kollektive Freundinnen-Rache angesagt. Um Längen interessanter als die abgenudelte Story dieses Remakes ist eindeutig das frisch geliftete Gesicht Meg Ryans sowie ein Cameo-Auftritt von Bette Midler. Als Extras gibt es ein Making Of, gelöschte Szenen, Interviews und Darstellerinfos.

Zeiten des Aufruhrs

Tracey Fragments

Text: Dirk Lüneberg

Text: Vanessa Pape

(Koch Medien) Ellen Page, den meisten nur aus „Juno“ bekannt, ist auch in diesem (vorher entstandenen) Thriller-Experiment absolut sehenswert. Visuell ist die Geschichte einer 15-Jährigen, die ihren

(Paramount) Kate Winslet und Leonardo DiCaprio geben das Ehepaar Wheeler, das sich in den 1950ern in einer adretten Vorstadt niederlässt, eine Familie gründet und in nie gewollte Spießigkeit verfällt. Als sich die Chance ergibt, aus dem grauen Ehealltag auszubrechen und noch einmal neu zu beginnen, wird die Liebe der beiden in einem zähen Ringen miteinander aufgerieben. „American Beauty“-Regisseur Sam Mendes treibt seine Darsteller zu Höchstleistungen in diesem - im besten Sinne - altmodischen und ergreifenden Kostümdrama. Die DVD wartet noch mit einem Audiokommentar, einem Making Of und entfallenen Szenen auf.

KINO DVD

Seite 75

Kult Woody Allen- und

Marilyn Monroe-Collections (20th Century Fox)

Keine Frage: über die legendären Filme von Woody Allen bzw. jene mit Marilyn Monroe muss man eigentlich keine Worte mehr verlieren. Ansehen ist Pflicht für alle Cineasten und solche, die es werden wollen. Zwei neue DVD-Sammlungen bieten dazu nun Gelegenheit, die „Woody Allen Collection“ mit 19 Filmen (darunter natürlich „Der Stadtneurotiker“ und „Manhattan“, aber auch „Melinda und Melinda“ oder

„Bananas“) und die „Marily Monroe Collection“ mit 14 DVDs wie „Manche mögen’s heiß“, „Bus Stop“ oder „Fluss ohne Wiederkehr“. Eine lohnenswerte Anschaffung für alle, die die Filme nicht ohnehin schon im Regal stehen haben! Text: Patrick Heidmann

WIN A LOT Auch in diesem Monat könnt ihr wieder zahlreiche der hier vorgestellten DVDs gewinnen. Schickt uns einfach eine Postkarte oder E-Mail (verlosung@sallys.net) mit dem Kennwort „DVD-Verlosung“ und eurem Wunschtitel. Ggf. Altersnachweis nicht vergessen! Zu gewinnen gibt es: 3x Der seltsame Fall des Benjamin Button, 3x Paris, Paris, 3x BluRay & 3x DVD Bolt, 3x Im Winter ein Jahr, 3x The Women, 3x 13 (Tzameti), 3x Der diskrete Charme der Burgeoisie, 3x So viele Jahre liebe ich Dich, 3x Vicky Cristina Barcelona, 3x Tracey Fragments, 3x Transporter 3, 3x Zeiten des Aufruhrs, 3x Sarah Silverman Program, 3x Princess, 3x Lemon Tree, 3x Couscous mit Fisch, 3x Er steht einfach nicht auf dich, 3x The Walker, 3x Shelter, 3x Winged Creatures, 3x Smart People, 3x The Good Night, 3x The Stone Angel, 3x Otto; Or Up With Dead People, 2x How I Met Your Mother 2, 2x It’s Always Sunny In Philadelphia sowie je 1x Niagara & Annie Hall.

Best of the Rest Direct to DVD – das versprach früher meist Neues von Steven Segal, Dolph Lundgren und Konsorten. Mittlerweile aber, wo in Hollywood Spezialeffekte mehr zählen als Stars, kann es auch passieren, dass richtig hochkarätige Schauspieler mit ihren Werken nicht mehr im Kino landen. Gwyneth Paltrow und Penélope Cruz etwa veredeln „The Good Night“ (Ascot Elite), das humorvolle, nicht durchweg überzeugende Regiedebüt von Gwynnies Bruder Jake, während sich in der leicht schrägen Familienkomödie „Smart People“ (Kinowelt) Dennis Quaid in Sarah Jessica Parker verliebt. Mit von der Partie ist da auch Ellen Page, derzeit die heimliche Queen der DVD-Branche: neben Ellen Burstyn spielt sie eine Nebenrolle im Drama „The Stone Angel“ (Ascot Elite) – und dann ist da ja auch noch „Tracey Fragments“ (siehe nebenstehende Rezension). Im Episoden-Drama „Winged Creatures“ (Highlight/Paramount) geben sich derweil die Stars sogar die Klinke in die Hand: Kate Beckinsale, Forest Whitaker, Dakota Fanning, Guy Pearce und Jennifer Hudson sind allesamt mit dabei. Doch natürlich lässt sich auch heute noch in den Videotheken kleines Genre- und Nischenprogramm entdecken, das auf den Leinwänden von vornherein keine oder kaum eine Chance bekommt. Nicht-jugendfreie Horrorthriller wie „Donkey Punch“ (Universum) etwa, die man so ähnlich schon mehr als einmal gesehen hat, die aber dennoch zumindest für ein bisschen Nervenkitzel auf dem Sofa sorgen. Und auch sehenswerte Beispiele des aktuellen Queer Cinemas, wie beispielsweise den sehr gelungenen SurferLiebesfilm „Shelter“ (Pro Fun) oder auch Bruce LaBruces kuriose schwule Zombiegeschichte „Otto; Or Up With Dead People“ (GMFilms/Good Movies). Mit manchem, was es im Kino zu sehen gibt, können diese Filme auch ohne nennenswerte Spezialeffekte locker mithalten. Text: Patrick Heidmann

Weitere DVD-Besprechungen findet ihr auf sallys.net


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COMPUTERSPIELE

unclesally*s magazine

Guitar Hero: Metallica (Activision) Für Xbox360, PS3, Wii

Wenn schon eine Band wie Aerosmith ihr eigenes Videospiel bekommt, ist es nur fair, dass Metallica kurze Zeit später nachziehen – ab sofort dürfen Hobby-Metaller, angehende Rockstars und Videospieler mit Hang zu lauter Musik also auch die größten Hits von James Hetfield und Co. im heimischen Wohnzimmer nachspielen. Und zwar mit voller Bandbesetzung: Guitar Hero Metallica basiert auf dem Konzept des im November 2008 erschienenen „Guitar Hero World Tour“. Wer das nötige Kleingeld besitzt, kann also neben dem obligatorischen Gitarren-Controller auch das eigens gefertigte Schlagzeug und das „Guitar Hero“-Mikrofon an die eigene Konsole anschließen. Danach wird dann die Bandkarriere gestartet – und einmal mehr gilt es, im richtigen Moment mit dem richtigen Tempo die Instrumente zu bedienen, um sich aus schummerigen Kaschemmen in die größten Konzert-Hallen der Welt zu spielen. Stilgerecht wird dabei natürlich alles zelebriert, was Metallica seit Anfang der Achtziger an großen Hits fabriziert haben: „Master Of Puppets“, „For Whom The Bell Tolls“, „Enter Sandman“ – am besten, man klingelt schon mal bei den Nachbarn und warnt sie vor, dass die nächsten Wochen etwas lauter werden. Neben den 21 Stücken aus der

For Whom The Bell Tolls: Metallica für alle!

Feder von Lars Ulrich und Freunden gibt es aber auch noch 24 weitere Songs anderer Bands, die von Metallica persönlich ausgewählt wurden. Da sind dann unter anderem die Foo Fighters, aber auch diverse Metal- und Hardrock-Klassiker von Judas Priest, Slayer und Thin Lizzy dabei. Und wer dann irgendwann alles auf dem höchsten Level beherrscht, muss die Plastik-Klampfe trotzdem nicht in der Ecke verstauben lassen: Für nahezu endlosen Songnachschub sorgen das integrierte Musikstudio und die Online-Plattform GHTunes zum Austausch der besten Eigenkompositionen.

Übrigens: Wer das Spiel erstmal ausprobieren möchte, sollte von Mai bis September nach dem Xbox ALIVE-Truck Ausschau halten. Der begleitet einige der größten Festivals und ist unter anderem auch bei der Metallica-Tour dabei. Für alle Metallica-Fans gibt es auf dem Truck die letzten Konzertkarten zu gewinnen und die Möglichkeit, neben „Guitar Hero Metallica“ auch „Skate 2“ oder „PGR4“ auszuprobieren. Zusätzlich gibt es auf dem Truck kostenlos Gametrailer und Wallpaper zum Download aufs Handy. Text: Tito Wiesner

Bionic Commando (Capcom) Für Xbox360, PS3

Eben noch geächtet in der Todeszelle, jetzt schon die letzte Hoffnung der Menschheit: Protagonist Nathan Spencer durchlebt zu Beginn des Xbox360und PS3-Titels „Bionic Commando“ ein Wechselbad der Gefühle. Dem Spieler geht es allerdings ähnlich: Licht und Schatten liegen in der Fortsetzung des ursprünglich 1988 für das NES erschienenen Action-Titels dicht beieinander. Anstatt als Volksheld gefeiert zu werden, wurde Spencer nach seinem Sieg über die terroristischen Truppen zum Tode verurteilt und ins Gefängnis gesteckt – ein paar falschen Freunden sei Dank. Als ein neuerlicher Terroristen-Angriff Ascent City in weiten Teilen dem Erdboden gleichmacht, besinnen sich die Machthaber aber eines besseren und schicken ihren einstigen Liebling erneut ins Gefecht. Allein soll er sich der terroristischen Übermacht stellen; gut also, dass sich der Super-Soldat nicht allein auf seinen Revolver verlassen muss, den er als einzige Bewaffnung zu Beginn des Spiels mit sich führt. Erste Aufgabe in „Bionic Commando“ ist es nämlich, den bionischen Arm von Spencer ausfindig zu machen – nur mit dieser Wunderwaffe wird es schließlich möglich sein, der feindlichen Übermacht Einhalt zu gebieten.

Der Hightech-Arm kann so einiges, Feinde anvisieren und attackieren etwa. Vor allem aber hilft er Spencer, sich an Wänden hochzuziehen oder sich in Hochhausschluchten durch die Lüfte zu schwingen; Spider-Man lässt grüßen. Züge lassen sich mit ihm von den Gleisen reißen, Autos dürfen als Wurfgeschosse missbraucht werden. Was sich zunächst unterhaltsam und unkompliziert anhört, erfordert im Spiel allerdings viel Frusttoleranz und Einarbeitungszeit; ohne richtige Ausrichtung und perfektes Timing sind die Flüge durch die

Dieser Arm kann alles: Spencer im Einsatz.

Luft nämlich schneller vorbei als es einem lieb ist. Auch sonst ist nicht alles perfekt: Die Gegner (böse Terroristen und noch bösere Riesenroboter) wiederholen sich, die Level sind linear, die Ladezeiten monströs. Wer die Anfangshürde nimmt und sich mit Kamera und Bedienung arrangiert, kann trotzdem viel Spaß in Ascent City haben; vor allem atmosphärisch lohnt es, mit Nathan in den Kampf gegen die terroristische Übermacht zu ziehen. Text: Tito Wiesner


unclesally*s magazine

Rhythm Paradise

Ninja Blade

Tippen, schnipsen, halten: Der Aktionsradius im neuen DS-Titel „Rhythm Paradise“ ist arg eingeschränkt. Einfach ist die Minispiel-Sammlung trotzdem nicht; nur wer gut auf Töne, Ansagen und Musik hört, wird die Missionen bewältigen können. Grundsätzlich ist die Bedienung dabei äußerst einfach: Mit dem Stylus wird entweder im Takt auf den Touchscreen getippt, durch schnelles Schieben des Stylus „geschnipst“ oder aber der Stylus auf den Screen gedrückt und dann im richtigen Moment abgehoben. Witzig ist allerdings, welche Aufgaben und Level die Entwickler rund um diese rudimentären Aktionen gebastelt haben. Mal muss man im Chor singen, dann im vorgegebenen Rhythmus Roboter montieren oder Schrauben und Muttern zusammenbringen. Die Optik ist nicht der Rede wert, der Spielspaß aber enorm: Einmal mehr zeigt ein Nintendo DS-Titel so, wie unwichtig gute Grafik und ein ausgefeiltes Spielprinzip für den Spielspaß sein können.

Mit „Godzilla“ ist Tokyo fertig geworden, eine neue Gefahr scheint die japanische Metropole aber endgültig lahm zu legen: Auf Grund eines gefährlichen Virus‘ ist die Stadt von mutierten Monstern überschwemmt – und gerade mal ein einzelner Ninja hat die Macht, sich der bösen Brut entgegenzustellen. Kein Wunder also, dass in dem exklusiv für die Xbox360 verfügbaren Action-Titel von From Software kaum Zeit zum Durchatmen bleibt. Die Welten sind allerdings komplett linear angelegt, zudem reiht sich oft ein Quicktime-Event an den nächsten – phasenweise gilt es immer nur, im richtigen Moment den richtigen Knopf zu drücken. Die Kämpfe haben es allerdings in sich: Vor allem die Bossgegner beeindrucken mit ihrer Größe und dem ausgefallenen Design. Dank der rasanten Inszenierung macht das Spiel zudem einfach Spaß; die kontinuierliche Action und die wahnwitzigen Szenerien kaschieren die spielerischen Mängel über weite Strecken gekonnt.

(Nintendo) Für Nintendo DS

Text: Tito Wiesner

COMPUTERSPIELE

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(Microsoft) Für Xbox360

Text: Tito Wiesner

Zensursula Das Internet ist ein böser Ort. Nur Unwissende und Naivlinge glauben noch daran, dass das Web vor allem den freien und friedlichen Austausch von Informationen ermöglicht. Hinter all dem kosmetischen Schnickschnack wie E-Mails, Blogs, unabhängigen Online-Medien, Social Networks, Fotodatenbanken, E-Governance-Projekten, Foren und Communities steht nichts anderes als die permanente, unkontrollierbare, Technologie gewordene Bedrohung der Ordnung, des Staates, der Menschheit - sprich: Unser Planet und Deutschland vorneweg ist dem Untergang geweiht, wenn dieses Teufelsnetz nicht so weit eingeschränkt und staatlich kontrolliert wird wie möglich. Denn nur so kann dem Treiben von Staatsfeinden, Terroristen und Pädophilen wirklich Einhalt geboten werden. Jede E-Mail sollte polizeilich erfasst und auf verdächtige Inhalte hin geprüft werden; besuchte Internetseiten sollten - weit länger als bisher in der Vorratsdatenspeicherung vorgesehen - gesichert werden.

Onechanbara - Bikini Zombie Killers (Koch Media) Für Nintendo Wii

Leicht bekleidete junge Damen, unzählige Zombies, literweise Blut: Was wie ein Film von Tarantino klingt, ist der erste Auftritt der „Onechanbara“-Reihe auf Nintendos Wii. Statt auf Hochglanzpräsentation und komplexe Spielmechanik setzt der Titel auf stumpfes Geschnetzel - und macht vorübergehend trotzdem Spaß. Im Mittelpunkt stehen dabei Aya und Saki - zwei junge, gut aussehende Schwestern. Warum die beiden am liebsten auf Zombie-Jagd gehen, und das auch noch bevorzugt knapp bekleidet, bleibt im Spielverlauf von „Onechanbara“ im Dunkeln. Auch die Präsentation fügt sich ins B-Movie-Bild: Grob pixelige Umgebungen stehen schick animierten Mädchen gegenüber, meist versinkt der Spielbildschirm aber ohnehin in Unmengen von Pixel-Blut und Cartoon-haft abgetrennten Körperteilen. Purer Fast-Food-Trash eben – und nichts für Gourmets. Text: Tito Wiesner

U-Bahn-Simulator (TML-Studios) Für PC

Berliner können sich sicherlich Spannenderes vorstellen, als mit der U-Bahnlinie 7 von Spandau nach Rudow zu fahren – die Strecke ist lang (satte 32 Kilometer!), die meisten Bahnhöfe eher trist. Die TML Studios haben eine Simulation entwickelt, mit der jeder PC-Besitzer jetzt U-Bahn-Führer auf genau dieser Linie spielen darf. Ob das jemand will? Zwar bekommt man ein gutes Gefühl dafür, wie schwer es ist, aus voller Fahrt einen tonnenschweren Zug auf den Meter genau zum Stehen zu bringen. Auch sonst sollte einiges beachtet werden – die Lautsprecheransagen etwa oder das Einhalten der Geschwindigkeit. Trotz Sondermissionen wie Notarzteinsätzen wird das Ganze aber schnell monoton. Und die Technik enttäuscht ebenfalls: So leuchten Tunnellampen durch die Decke der U-Bahn, häufig poppen zudem Teile von Zügen und Tunneln auf oder verschwinden. Das Spiel ist ähnlich trist wie die wirkliche Fahrt in der U7. Text: Tito Wiesner

Zudem sollten wir daran arbeiten, dass Internetzugänge in Zukunft nur noch vom Staat vergeben und die Geschwindigkeit der Datenleitungen bei privater Nutzung deutlich eingeschränkt werden. Die Internetnutzung zu reinen Unterhaltungszwecken ist vollkommen überbewertet. Die hohen Verbindungsgeschwindigkeiten dienen nur der schnelleren Verbreitung von islamischer Propaganda und Kinderpornographie. Gerne greifen wir die Idee des Chaos Computer Clubs auf und arbeiten - nach der Einführung unserer umfangreichen Zensurmaßnahmen - an der Abschaltung von verdächtigen Servern jeder Art. Und wenn wir schon einmal dabei sind: Informationen sollten staatlich sein. Irgendwelche Einwände? *Lou von der Leyen


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COMICS

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Azzarello/ Bermejo Joker

(Panini) Haha! Was nützt einem die schönste Neuetikettierung, wenn sie sich der Erzfeind kurze Zeit später frech selbst anheftet?! Also hier ist er: der neue Batman-Graphic Novel! Wobei Batman eigentlich fast gar nicht mitspielt, sondern der seit “The Dark Knight“ wieder recht populäre Joker. Der sieht aus wie Heath Ledger und ist gerade aus dem Knast entlassen worden. Schnell muss er feststellen, dass die Gangsterbosse der Stadt lieber sein Gebiet unter sich aufgeteilt haben, als mit Fähnchen vor dem Knasttor auf ihn zu warten. Nur der junge Ganove Jonny Frost freut sich auf den unlustigsten aller Clowns, um ihn fortan als dessen rechte Hand durch die Gegend zu kutschieren. Er ist es auch, der die Geschichte erzählt: die Geschichte eines blutigen Rachfeldzuges. Und der auch bald darauf feststellt, dass der Joker vor allem eines ist: extrem durchgeknallt. Früher oder später steht auch Jonny selbst auf seiner Abschussliste. Und zwar einfach so. Ohne Grund. “Joker“ ist ein feines kleines Kabinettstückchen aus dem Batman-Universum, das zwar nicht ganz so außergewöhnlich ist wie es uns die Heath Ledger-Träne im Knopfloch weismachen will, aber gut genug, um das Graphic Novel-Etikett darauf kleben zu lassen.

Eric Powell The Goon (Cross-Cult)

Goon hat’s nicht leicht. Er sieht aus, als hätte er als Kind unter einem Zahnarzt mit schrägem Humor gelitten und anschließend sein Gesicht in eine Erntemaschine gehalten. Er ist Waise und verhindert mit seinem cholerischen kleinwüchsigen Mitbewohner und bestem (und einzigen) Kumpel im Alleingang, dass der irre Zombiepriester mit seiner verrotteten Zombieschar die gesamt Stadt beherrscht. Die Hälfte hat er sich bereits unter die dreckigen, stinkigen Nägel gerissen. Das Gebiet von Goons Boss Fabrizio hätte er auch noch gern. Doch der lässt sich nicht blicken. Dazu müsste der Priester erst an Goon vorbei. Der bindet sich währenddessen einen Vampir auf die Kühlerhaube und fährt mit ihm in den Sonnenuntergang. Goon ist wie Hellboy, nur nicht so sensibel. Er hat sein Herz am rechten Fleck, aber wer ihn und seinen Kumpel zum Dämonenexorzismus einlädt, muss damit rechnen, dass sie erstmal dem gesunden Kinde den Teufel austreiben. Und zwar so, dass dieses anschließend seine Beine nicht mehr spüren kann. Das passiert vielen, die auf Goon treffen. Vielleicht weil sie versucht haben, frische Menschenhirne an Zombies zu verdealen. Oder gar mit ihnen gemeinsame Sache machen, wie Joe die Kugel. Eine Art Zwerg, der als Kleinkind mit seiner Hand in einer Bowlingkugel stecken geblieben ist. Man kann es dem Hauptdarsteller nicht am Gesicht ablesen, aber “The Goon“ ist eine echte Erfolgsgeschichte. Veröffentlichte Eric Powell seine ersten Geschichten (gesammelt im ersten Cross-Cult Band “Krudes Zeug“) noch im Eigenverlag, ging es bald darauf zum Branchenriesen Dark Horse, wo “The Goon“ bis heute allein fünf Eisner-Awards einsackte. Nicht schlecht für ein Kind aus der Gosse. “The Goon“ fühlt sich an, als würde Bernie Wrightson mit der Mafia auf dem Rummelplatz “Hau den Lukas“ spielen. Eine fröhlich brutale Geisterbahnfahrt nach Pulptown. Und alle unsere geliebten Horrorfiguren müssen mitfahren, in einem Waggon - gleich steigt Bud Spencer hinzu, um die Fahrkarten zu kontrollieren. Eric Powells Zeichnungen sind ein Fest. Roh und filigran zugleich, kombiniert er realistische Darstellungen mit Punkt-Punkt-Komma-Stich-Minimalismus (so sieht Goons Kumpel Franky aus wie eine abgelaufene Eieruhr mit Knopfaugen), und es funktioniert. Von wem könnte man das sonst noch behaupten? “The Goon“ ist, wie wenn man denkt, man kann keinen Punkrock mehr hören und dann kommt auf einmal einer um die Ecke und mixt dieselben alten Akkorde neu und frisch zusammen. Man dreht sich um, springt in den Pogo-Pulk und denkt grinsend dabei: „Na geht doch!“ Text: A. Hartung Heimat: cross-cult.de Preis: 14,80 Euro (Band 1), 19,80 Euro (Band 2) , Band 3 erscheint im Juli

Text: A. Hartung Preis: 16,95 Euro Heimat: paninicomics.de

V/A Perry Rhodan Comic - Unser Mann im All

(Alligatorfarm) Ich kenne Perry Rhodan nicht persönlich. Ich dachte immer, das ist quasi John Sinclair mit Weltraumanzug. Ganz okay als Trash-Hörspiel, aber eigentlich scheiße. Und vor allem langweilig. Insofern ließ mich die Wiederaufnahme eines periodischen Perry Rhodan-Comics aus den Siebzigern entsprechend kalt. Lediglich die Herstellungsweise in Form eines Comicstudios, in dem der umtriebige Gründer Karl Nagel versuchte, jungen Comicnachwuchs heranzuzüchten, schien mir interessant. Nun ist die neue Reihe bereits beim sechsten Heft angelangt und ich muss zugeben: Perry Rhodan ist auf angenehme Weise total bescheuert, oft lustig und überraschend unterhaltsam. Ich verstehe zwar manchmal nicht, worum es genau geht, aber es gibt eine alkoholkranke Biberratte namens Gucky. Leider scheinen die Geschichten nach dem Abgang von Mastermind Nagel und seinem Zeichenzögling Vincent Burmeister eher in gemäßigten Gewässern zu fließen und auch der psychedelische Zeichenstil scheint fürs Erste passé zu sein. Aber auch das versteht für ein einheimisches Serienprodukt noch recht gut und vielfältig zu unterhalten. Und zwar auch Nicht-Rhodan-Kenner.

Text: A. Hartung Preis: 4,95 Euro Heimat: alligatorfarm.de

5 FRAGEN AN REINHARD KLEIST Gibt es etwas, das das Medium Comic allen anderen voraus hat? Beim Lesen: Einen Film im Kopf zu erzeugen.Beim Zeichnen: Ich bin ein ganzes Filmteam in einer Person. Welche Musik hörst du (momentan) am liebsten beim Zeichnen? Wenn es schnell gehen soll Monster Magnets „Powertrip“. Zum Beruhigen: Mark Lanegan und Isobel Campbell. Sonst alles von Greg Dulli. Welcher ist dein aktueller Lieblingscomic? (Bitte nicht witzigerweise den eigenen nennen!) „Muchacho“ von Emmanuel Lepage. Was empfiehlst du jungen Nachwuchskünstlern?

Nicht gleich mit einer Graphic-Novel anfangen. Geschichte geht vor Stil. Welche Musik soll bei deiner Beerdigung laufen? Is ja wohl klar: Johnny Cash! Auch gut: Reinhard Kleists aktuelles Graphic-Novel „Havanna“ (Carlsen)

Termin

Es gibt ein neues Comic-Forum oder eine ComicCommunity oder Comic-Internetplattform. Initiiert wurde mycomics.de vom Branchenriesen Panini und befindet sich gerade in der Beta-Phase. Dort können User eigene Comics hochladen, bewerten, an Wettbewerben teilnehmen und über die eingereichten Beiträge abstimmen. Und vor allem gibt es eine Bibliothek mit teilweise ausführlichen Leseproben der Comic-Verlage.

Auch dieses Jahr schickt sich das Comic-Fest München an, vom 11. bis 15. Juni das Erlangenfreie Jahr ohne größere Comic-Messen-Entzugserscheinungen zu überbrücken. Neben der obligatorischen Verlagsmesse und Comic-Börse gibt es Ausstellungen von u.a. Uli Oesterle, Hans Rudi Wäscher, Thomas Gilke und Moga Mobo zu bestaunen. An Zeichnerprominenz haben sich neben dem klassischen Who is Who der deutschen Szene u.a. Juan Gimenez, Cyril Pedrosa und Goran Sudzuka angekündigt. Infos unter:

mycomics.de

comicfestival.de

Webtipp


unclesally*s magazine

LESEN Volker Wieprecht/ Robert Skuppin Das Lexikon der verschwun denen Dinge

(rowohlt) Volker Wieprecht und Robert Skuppin kennen eine Menge Dinge, die verschwunden sind und die haben sie in einem Buch extra für den Leser zusammengetragen. Wohin eigentlich die Tropfkerze oder Don Kosaken-Chöre sind, hat man sich vorher ja gar nicht genug gefragt. Jetzt bekommt man zur Antwort gleich die Frage dazu. Das „Lexikon der verschwundenen Dinge“ hat neben wirklich lustigen Erklärungen und Erinnerungen den Effekt, dass man die innere Liste immer weiter fortführt. Wer jetzt denkt, dass halb lächelnd, halb seufzend zurück zu schauen überhaupt nicht das eigene Hobby ist, dem muss gesagt werden: „Das Buch funktioniert sogar ohne den Inhalt.“ Wer sich auch nur ein bisschen für kreativen Umgang mit Sprache interessiert wird, der kann hier Meistern zuschauen. Sowas nennt man Lesevergnügen.

Text: Timo Richard

Dolf Hermann städter Got Me? - Hard core-Punk als Lebensentwurf

(Mox & Maritz) Dolf Hermannstädter ist einer der Gründer des „Trust“-Fanzines, das Buch umfasst seine von 1986 bis 2007 dort erschienenen Kolumnen. Eine Chronologie der Befindlichkeiten eines echten „Hardcore-Punks“ über einen Zeitraum von 21 Jahren. Dolf steht für Kommerzverweigerung, Systemkritik und den unbedingten Anspruch „think for yourself“. Man hat allerdings an keiner Stelle den Eindruck, dass in dieser Zeit irgendeine Entwicklung, sei es innerhalb der Bewegung oder bezüglich ihrer gesellschaftlichen Relevanz, stattgefunden hat. So anerkennenswert die unbeugsame Einstellung des Autors auch ist, so unbeholfen und oberlehrerhaft wirken Texte und Botschaften – damals wie heute.

Text: Elmar Bassen

Joachim Gaertner Ich bin voller Hass – und das liebe ich

(Eichborn Verlag) Mit seinem dokumentarischen Roman „Ich bin voller Hass – und das liebe ich“ legt Joachim Gaertner dem Leser mehr als schwere Kost in die Hände. Aus 25.000 Seiten Ermittlungsakten zum Amoklauf an der Columbine High School montiert der Autor ein sowohl in seiner Drastik wie in seiner erschreckenden Offensichtlichkeit verstörendes Gesamtportrait eines der folgenreichsten Verbrechen der letzten Jahrzehnte. Erschreckend einerseits, wie dicht Gaertner den Leser über die reine Wiedergabe von Mails, Blogeinträgen und Tagebuchseiten der beiden Amokläufer Eric Harris und Dylan Klebold an die Protagonisten dieses Verbrechens heranführt. Erschreckend andererseits, wie lasch das Umfeld der beiden Jugendlichen auf ihre öffentlich in Schulaufsätzen und Internetvideos zur Schau gestellte Gewaltbereitschaft reagiert. Erschreckend zuletzt, wie Verhörprotokolle und Zeugenaussagen das Leid der Opfer und Betroffenen darstellen. Keine schnöde Talkshow, keine endlose Diskussion über böse Computerspiele, keine ätzende

HÖREN UND LESEN

Seite 79

Kulturkritik kann den persönlichen und gesellschaftlichen Knoten derart wiedergeben. Allerdings lässt Gaertner seinen Leser auch allein, wagt im Gegensatz zur Polit- und Medienprominenz keine Analyse, aber genau das hat nach der Lektüre dieses Buches auch niemand mehr nötig.

Text: Timo Richard

Wolfgang RöSSler Eine kleine Nachtphysik

(rororo) Ein Buch über neugierige Menschen für neugierige Menschen. Wissenschaftlich fundiert beschreibt Wolfgang Rößler in einem auch für den Laien verständlichen Duktus die Ideen der Protagonisten der abendländischen Wissenschaftskultur und wie sie auf selbige gekommen sind. Dabei lässt er auch deren Irrwege und Eitelkeiten nicht aus, macht sie dadurch menschlicher und ihre Gedanken zugänglicher. Die Beharrlichkeit, mit der sich diese außerordentlichen Menschen ihrer Berufung widmeten und ihre oft großen, weit über die jeweilige Disziplin hinausgehenden Ideale gegen jeden Widerstand verteidigten, ist beeindruckend. So macht Physik Spaß!

Text: Elmar Bassen

Jo Powell Die Blutkammer

(rororo) Man nehme einen Serienkiller, der sich auf Ritualmorde spezialisiert hat, einen Inspektor, der eine Psychologin zu Rate zieht und eine Journalistin, die über die Arbeit der Psychologin schreiben möchte und hat die Grundkonstellation dieses Krimis. Nichts wirklich Neues, aber man hätte daraus schon eine kurzweilige, spannende Story stricken können. In diesem Fall ist das leider nicht gelungen - die Geschichte ist von Anfang an viel zu konstruiert und vorhersehbar, die Personen bleiben eher blass und nicht nur der Ritualmörder verhält sich reichlich seltsam. Welchen anderen Grund könnte es beispielsweise geben, dass die Journalistin Kate, obwohl sie schon weiß, dass der Mörder sie im Visier hat, nachts alleine einsame Nachhausewege einschlägt, als den, dass dem Autor noch eine Prise Spannung zu fehlen schien. Schade, aber keine Empfehlung an dieser Stelle.

Text: Caroline Frey

Ralf Presten bach/Wolfram Denzer Go Crazy Unterwegs zu Europas verrücktesten Veranstaltungen

(Knaur) Wer noch daran zweifelt, dass der Mensch eine sehr seltsame Spezies ist, dem sei dieses Buch empfohlen. Die Autoren sind auf der Suche nach besonders schrägen Veranstaltungen durch ganz Europa gereist und haben einige von ihnen besucht. Vom Handyweitwurf in Finnland, dem Masturbate-a-thon in Dänemark (ja, es handelt sich um genau das, was ihr gerade vermutet), dem Bürostuhlrennen in der Schweiz oder das Kuhfladenlotto in Deutschland - ganz vorne dabei sind natürlich die Engländer mit Wollsackwett- und Bettenrennen, Meisterschaften im Brennnessel-Essen, Würmer-aus-dem-Bodenlocken oder Schienbeintreten. Obendrauf gibt es noch zahlreiche Tipps der Autoren, nicht nur die eigene Teilnahme betreffend. Ob man sich das wirklich angucken muss, soll jeder selber entscheiden.

Text: Caroline Frey

David Biene Hopped Up (Onkel & Onkel)

Fünf lange Jahre hat sich Fotograf David Biene in der europäischen Hot-RodSzene rumgetrieben und schnelle Autos und schnittige Typen fotografiert. Die Ergebnisse seiner Arbeit präsentiert Biene nun im Fotobildband „Hopped Up“ und sich selbst dabei als intimen Kenner der kontinentalen RockabillyRennszene und Fotograf mit scharfem Blick fürs Wesentliche. Direkt und unverstellt wirken die Bilder des Bandes und werden von ausführlichen Interviews ergänzt. Top Chops und Flatheads, ölverschmierte Schrauber, mit Pomade frisierte Rockabillys flankiert von tätowierten Wasserstoffblondinen werden in diesem Buch trotz zweidimensionaler Darstellung zu runden, greifbaren Charakteren. Und damit nicht genug: zum Buch gehört außerdem eine CD, die in 90 Minuten Spielzeit die Soundkulisse eines Hot-Rod-Rennens wiedergibt und eine Vinyl-Single, auf der die Szene-Größen Tex Morton und Omar Romero exklusive Songs veröffentlichen. Liebe ist schwarz-weiß. Text: Timo Richard

HÖREN THE BEATLES DIE AUDIOSTORY

(Lübbe Audio/Tonpool) Gibt es irgendetwas, das über die Karriere der Beatles noch nicht bekannt ist? Wohl kaum. Mit Überraschungen kann also auch diese Audio-Biografie der Fab Four nicht aufwarten. Dafür aber mit einer penibel chronologischen Nacherzählung der Geschichte der Band, von einem kleinen Liverpooler Kirchenfest durch den Starclub bis zum Burnout. Zur Auflockerung gibt es Interviews mit Ringo und Co., mit ehemaligen Wegbegleitern und dazu Musik - die allerdings lediglich als Coverversionen ohne Gesang. Kann man verschmerzen. Ein bisschen aus der Geschichtsstunde holt einen nur der manchmal in einen Sendung-mit-der-MausStil verfallende Sprecher, Agentur-Journalist Thomas Bleskin. Der redet so penibel deutlich und wohl artikuliert, dass gelegentlich der Eindruck entsteht, er lese für doofe Kinder. Trotzdem nett. (4 CDs/ rund 240 Minuten)

Text: Moritz Honert

HELMUT QUALTINGER BEST OF

(Der Höverlag) Was? Es tut mir leid, ich verstehe den Mann nicht. Diesen breitesten Wiener Dialekt, diese monotonen Monologe, aufgezeichnet zwischen 1961 und 1980. Ergo kann ich hier das hier auch nur sehr schwer beurteilen. Was durchkommt, erinnert an Thomas Bernhard. Ähnlich grantig, ähnlich angeekelt von der Welt. Ein Freund, der sich damit auskennt, sagte mir, Qualtinger sei ein Genie. Muss ich jetzt einfach mal glauben. (2 CDs/ rund 150 Minuten)

Text: Moritz Honert

SONST ERSCHIENEN

Zwei neue Episoden vom rothäutigen paranormalen Ermittler „Hellboy“ (Lausch). Allerdings werden „Fast ein Gigant“ und „Ghost“ leider extrem langatmig erzählt, und auch die verstellten Stimmen gehen mehr auf den Senkel, als dass sie irgendwie der Atmosphäre dienen würden. Da hilft auch das ewige Gefluche nicht weiter. Bisschen verschenkt. Schade. „Die Diener Der Pest“ halten die drei Freunde vom Radio-Sender „Point Whitmark“ (Folgenreich/ Universal) in Atem und stellen sie im Dorf einiger amerikanischer Mittelalter-Fans auf eine durchaus harte Probe. Was so zunächst irgendwie skurril klingt, kommt stimmungsmäßig überraschend gut rüber und präsentiert in Gastrollen die Mitglieder der Band Corvus Corax. Absurd, aber unterhaltsam! Kaum realistischer, dafür aber um Einiges härter geht es bei Teil Fünf und Sechs von ’Don Harris’ ( Wo r t A r t / U n i v e r s a l ) weiter: Erst kämpft der Psycho-Cop gegen „Das Killer-Kommando“, dann versucht er, „Das Glastonbury-Rätsel“ zu lösen. Dabei macht er mehr James Bond als John Sinclair Konkurrenz, was auf jeden Fall für ihn spricht.

Text: Moritz Honert, Holger Muster


Seite 80

X-WORT

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QUERGEFRAGT Einfach die Antworten auf die Fragen in die dazugehörigen Kästchen kritzeln, und somit im besten Fall das richtige(!) Lösungswort ermitteln. Das könnt ihr dann per Postkarte oder E-Mail an uns schicken und nehmt damit automatisch teil an der Verlosung von drei Exemplaren des Green Day-Albums „21st Century Breakdown“. Einsendeschluss ist der 15. Juni ’09. [Sämtliche Umlaute (also ä, ö, ü) werden zu Vokalen (ae, oe, ue) und alle Begriffe werden ohne Leerzeichen geschrieben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.]

Waagerecht 1. Datarock haben Ratschläge für diesen berühmten Lover parat - Julia wird es ihnen danken 3. Für eine Zimmerpflanze machen die Nachbarn von The Audience ordentlich Rabatz 5. Bevor Jarvis Cocker seine Solokarriere startete, war er Chef dieser Band 6. Darauf reagiert Incubus-Sänger Brandon Boyd allergisch 8. Was auch immer „Shaka Rock“ ist, in Kürze wird uns diese Band darüber aufklären 10. Das Leben dieser vier Liverpooler kann man jetzt nachhören 12. Dead Weather nennt sich die neue Spielweise von Jack White und The Kills-Beauty Alison... 14. Protagonistin des neuen Green Day-Albums „21st Century Breakdown“ 15. Im Kino ist Sasha Baron Cohen jetzt als „Brüno“ zu sehen, kennengelernt haben ihn die meisten aber als diesen Charakter 17. Riverboat Gamblers verzocken ihr Geld am liebsten in dieser US-Stadt 19. Billy Talent werden in Kürze ihr neues Album veröffentlichen, das wäre dann Nummer... 21. Jupiter Jones machen „Holiday In...“ 22. Auch wenn sie an ihre Nachbarn MGMT ins Sachen Erfolg noch nicht heranreichen, haben Chairlift mit diesem Song einen ersten Hit 23. Von wegen „Learning Englisch“, ab sofort gibt es Neues von den Toten Hosen auch in dieser Sprache

SENKRECHt 2. Mark Oliver Everett ist Kopf dieser Band 4. In seinem neuen Film verkörpert Benicio Del Toro diesen südamerikanischen Revolutionär 5. Heimat und Wahlkreis von Anti-Flag 7. Diese favorisierte Trinkhalle von Boozed verspricht Hochprozentiges 9. Mit ihrem neuen Album huldigen diese Vier Wolfgang Amadeus Mozart 11. Diesen Job hatten Placebo jüngst neu zu besetzen 13. Diese Band kümmert sich um „Jedes Tier“ 16. Iron Maiden haben nicht nur eine neue DVD, sondern auch dieses Flugzeug 18. „West Ryder Pauper Lunatic Asyl“ nennt sich der hitverdächtige Zungenbrecher dieser Brit-Rocker 20. Eine Galerie dieser Stadt nutzte Jarvis Cocker zur Aus- und Vorstellung seines zweiten Soloalbums Das Lösungswort des Rätsels aus der letzten Ausgabe war übrigens: „Brownale“.

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Die RTL-Leihbabyothek

Immer, wenn man denkt, jemand hätte ein Loch in die Fernsehlandschaft gegraben, um das Niveau noch tiefer sinken zu lassen, findet irgendein Fernsehmacher in der Ecke vom Konferenzraum ein Sixpack Koks und steigt dann, mit dem Schlüpfer seines Praktikanten auf dem Kopf, in ein intellektuelles Bergwerk und macht noch grausamere Pläne für die Zukunft. Dann erfindet er eine Karaoke-Casting-Show für krebskranke Hunde, eine Kochshow mit von Hunden gebissenen Krebsen, ein Kotze-Wettessen mit Stefan Raab oder irgendetwas, wo 15 FamilienRichter nackt nach Texas auswandern und sich dabei von dreijährigen Tätowiererinnen sämtliche Telefonnummern Osnabrücks mit fluoreszierendem Botox ins Gesicht hacken lassen. Mit Vorwahl! Fernsehen zu machen ist eine Gottesgabe. Und weil nur die Besten bei RTL arbeiten dürfen, arbeiten nur die Besten bei RTL. Schon „Tutti Frutti“ war ein Geniestreich. Keine Frage! Aber seitdem hängt die Latte für anspruchsvolle Unterhaltung mit Rückgrat und Vorbau extrem hoch. 2008 lagen die RTL-Marktanteile bei Zuschauern ab drei Jahren nur noch bei 11,8%. Schlimm! Also muss jetzt etwas Neues her. Und das kommt jetzt! „Erwachsen auf Probe“ heißt die neue Supershow, läuft ab Juni und ist ein „Eignungstest für Jugendliche mit Kinderwunsch“*. Bei diesem genialen „TV-Experiment“ bekommen irgendwelche Irren mit Kinderausweis vier Tage und Nächte lang die Babys anderer Irrer (die ihre Babys für so etwas hergeben) ausgeliehen, um mit ihnen Pipi und AA zu üben. Vier Pärchen machen mit! Mario (18), der laut RTL „bereits mehrfach wegen Raub, Diebstahl und Körperverletzung angezeigt“ und

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„zum Aggressionsabbau“ in der Boxhalle aktiv ist, bekommt mit seiner Freundin Anji (17) das neun Monate alte Baby Theresa zum Durchtesten geliehen. Anders als bei ’Frauentausch’ bekommen die Eltern des Babys nichts. Die haben endlich mal Ruhe von ihrem Drecksblag und können den ganzen Tag schön ficken. Und RTL gucken! Michael Scheele, Chefarzt für Geburtshilfe und Neonatologie warnt: „Die Kinder werden Stress ausgesetzt, Puls und Blutdruck steigen, Alarmhormone werden ausgeschüttet.” Schlimm! Aber Mario und Anji habe keine Angst vor Blutdruck, Strauss und Plus. Hormone kennt Mario aus der Boxhalle und Raub, Diebstahl und Körperverletzung sind ja auch anstrengend. Und das Baby gehört ihnen ja nicht. Wenn es kaputt geht, können sie es einfach zurückgeben. Oder sich ein anderes leihen. Oder einen Hund. „Erwachsen auf Probe“: ein wundervolles RTLErfolgskonzept, das Lust auf mehr macht. Wir freuen uns jetzt schon auf: „Erwichsen auf Probe“ – Pädophilie Aushilfskräfte im Kindergarten, „Nüchtern auf Probe“ - anonyme Alkoholiker beim Betriebs-Praktikum in der Brauerei, „Draußen auf Probe“ – Schulmassaker-Amokläufer beim Besuch im Zoo und „Neger auf Probe“ – Bewaffnete Nazis auf Klassenfahrt in der Bronx. Yessica Yeti *(leider) kein Witz.

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INTERVIEWS In der Juli/August-Ausgabe werden euch ab dem 26. Juni auf diesen Seiten Bands wie Dúné, Jet, Jennifer Rostock, Amazing Baby, The Gossip, Simiam Mobile Disco, The Lemonheads, Dinosaur Jr, Graham Coxon sowie Brody Dalle und ihre neue Band Spinerette begrüßen.

Dúné (Foto: Casper Balslev)

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Frank Druck GmbH & Co. KG

Der Sommer hat noch mehr zu bieten als „Brüno“, „Harry Potter“ und das Getier aus „Ice Age“. Shooting Star Channing Tatum zum Beispiel, der erst in „Fighting“ und dann in „G.I. Joe“ seine frisch antrainierten Muskeln spielen lässt. Oder den wunderbaren, für Jung und Alt gleichermaßen geeigneten Animationsfilm „Coraline“. Außerdem gibt’s Deutsches („Mitte Ende August“, „Maria, ihm schmeckt’s nicht“), Französisches („Bellamy“, „Erzähl mir was vom Regen“ etc.) und nicht zu vergessen: Spanisches. Letzteres ist eine besonders gute Nachricht, denn Pedro Almodóvar meldet sich mit „Zerrissene Umarmungen“ zurück – und hat Penélope Cruz mit dabei!

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