Schwerpunkte 2010

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Mobilität umweltverträglicher gestalten Zwar sind die Motoren in den vergangenen zehn Jahren effizienter geworden, doch kompensieren hoher Komfort in der Ausstattung und leistungsstärkere Motoren zu großen Teilen die geleistete Effizienzsteigerung. Die deutschen Autobauer werden sich umstellen müssen. Zum einen, weil sie Vorgaben der Europäischen Kommission für die Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes erreichen müssen. Demnach muss bei Neuwagen der durchschnittliche CO2-Ausstoß ab 2015 auf 130 Gramm pro Kilometer sinken – derzeit sind es noch 162 Gramm. Wegen steigender Kraftstoffpreise geht zugleich der Trend – wenn auch viel zu langsam – zu kleineren und verbrauchsärmeren Autos. Mit hocheffizienten, hybriden und elektrischen Antriebstechniken sowie konsequentem Leichtbau lassen sich Energieverbrauch und damit Emissionen deutlich senken. Innovative Fahrzeugtechniken können gleichzeitig zu weniger Lärm führen und zu einer weiteren Schadstoffminderung bei Feinstaub, der unsere Atemluft belastet. Bessere Technik und mehr Effizienz bei den Fahrzeugen allein reichen aber nicht aus. Wesentlicher Stützpfeiler einer zukunftsfähigen Mobilität sind neue Konzepte in der Verkehrswegeplanung, die den Verkehrsbedarf mindern und in umweltverträglichere Bahnen lenken. Schon allein deshalb, weil der Verkehr auch künftig weiter wachsen wird. Allen voran der Straßengüterverkehr, der nach Prognosen des Bundesverkehrsministeriums bis 2025 um knapp die Hälfte gegenüber dem Jahr 2008 wachsen könnte. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung sagt klar: Wirtschaftsleistung und Verkehrsleistung sind zu entkoppeln. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Güterverkehr zu großen Teilen vom Lkw auf die Bahn verlagert werden. Dazu sind Investitionen in den Ausbau des Schienennetzes notwendig. Weiterhin müssen wir unnötigen Verkehr vermeiden. Kürzere Wege sorgen für saubere Luft in Innenstädten, für weniger Lärm und für den Erhalt der biologischen Vielfalt in unzerschnittenen Lebensräumen.

Nachhaltige Investitionen in der Landwirtschaft fördern Raubbau und Klimawandel zerstören immer mehr fruchtbare Böden auf der Welt. Die internationale Staatengemeinschaft steht vor der enormen Herausforderung, auf vorhandenem oder noch weniger Boden ausreichend Nahrung für immer mehr Menschen erzeugen zu müssen, ohne das Klima, die Böden und die Gewässer zusätzlich zu belasten. Zumal der Produktionsdruck auf die Böden steigt: Neben Nahrungsmitteln gewinnen auch nachwachsende Rohstoffe an Bedeutung. Der Bodenschutz, in der Vergangenheit eher ein „Stiefkind“ der Umweltpolitik, muss verstärkt ins Blickfeld gerückt werden. Auch deshalb, weil in Deutschland die Flächeninanspruchnahme für Siedlungen und Verkehr mit all ihren Eingriffen in Natur und Landschaft nicht nennenswert zurückgeht.

SCHWERPUNKTE 2010

Der Agrarsektor ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Er hat jedoch einen entscheidenden Einfluss auf den Naturhaushalt. So führt die intensive Landwirtschaft dazu, dass Stickstoffüberschüsse durch übermäßiges Düngen die Böden und Gewässer belasten, schweres Ackergerät den Boden verdichtet. Zudem trägt der Agrarsektor, insbesondere die Intensivtierhaltung mit dem Ausstoß der Klimagase Methan und Lachgas, zur Erderwärmung bei. Beim Klimawandel ist die Landwirtschaft Verursacherin wie auch Leidtragende und steht vor einer doppelten Herausforderung. Einerseits muss sie die TreibhausgasEmissionen erheblich durch ein standortgerechtes Wirtschaften senken. Dazu gehört neben maßvoller Düngung oder nachhaltiger Viehhaltung, den weiteren Umbruch von Grünland zu beenden sowie Moore wieder zu vernässen und als CO2-Senken zu nutzen. Gleichzeitig müssen Landwirte Methoden der Anpassung finden – etwa den Zeitpunkt der Aussaat entsprechend der Temperatur und dem Niederschlagsmuster festlegen oder Pflanzensorten anbauen, die Hitze und Trockenheit besser vertragen. Investitionen in die wirtschaftliche Entwicklung der ländlichen Räume sowie in umweltschonende landwirtschaftliche Praktiken schützen die natürlichen Ressourcen und schaffen die Voraussetzungen für die Produktion qualitativ hochwertiger Lebensmittel.

Kohlenstoffarm und ressourceneffizient in die Zukunft Es geht darum, Wachstum vom Energie- und Ressourcenverbrauch zu entkoppeln – etwa indem Produktionsprozesse im Hinblick auf den Ressourcenverbrauch optimiert werden, um Erze, Bau- oder chemische Stoffe zu sparen; Produkte so zu gestalten, dass sie viel stärker als bisher wieder verwertbar sind. Und je weniger fossile Energieträger wir verbrauchen, desto unabhängiger werden wir von Importen und umso geringer belasten wir das Klima. Effizienz bedeutet nicht nur sparen. Die Volkswirtschaften müssen sich auch umstellen, um knappe, endliche Ressourcen – wo immer dies möglich ist – durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen. Ebenfalls gefragt sind saubere Energietechnologien, die wenig oder gar kein Kohlendioxid produzieren und keine gefährlichen Altlasten hinterlassen. Der weltweit wachsende Bedarf nach Effizienz- und Umwelttechnologien lässt neue Märkte entstehen und eröffnet wirtschaftliche Chancen. In Deutschland arbeiten 1,8 Millionen Menschen im Umweltsektor, allein im Bereich der Erneuerbaren Energien sind 280.000 Beschäftigte tätig. Längst hat sich die Öko-Branche zu einem bedeutenden Wirtschaftsund damit Beschäftigungsmotor entwickelt. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten darf der Umweltschutz nicht passé sein. Ohne eine fortschrittliche Umweltpolitik, die systematisch Innovationsreize setzt, wird es nicht möglich sein, die gute Wettbewerbsposition Deutschlands langfristig zu halten oder gar zu verbessern.

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