TRAILRUNNING SZENE - Juli/August 2015

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rennberichte

Transsilvanien abenteuer Südkarpaten

transylvania 100 Datum: 16. Mai 2015 Land: Rumänien Streckenlänge: 100 Kilometer Höhenmeter: 6383 Höhenmeter

Nach der erfolgreichen Teilnahme im letzten Jahr verschlug es Holger Lapp von Trampelpfadlauf.de auch dieses Jahr wieder zum „Transylvania 100k”, einem 100-Kilometer-Lauf mit über 6000 Höhenmetern durch die Südkarpaten in Rumänien. Es wurde länger und noch anspruchsvoller als erwartet. Bereits drei Tage vor dem Lauf reiste ich zusammen mit Ina an, nicht nur als Teilnehmer, sondern auch als Reisebegleiter für Sommerkind Sportreisen, um mit dafür Sorge zu tragen, dass unsere Teilnehmer eine schöne Zeit erleben werden. Wie schon im vergangen Jahr musste auch dieses Jahr die Strecke aufgrund von zuviel Restschnee umgeplant werden. Dafür sollten wir diesmal auf den Omu kommen, mit 2505 Metern der höchste Gipfel des Bucegi-Gebirges. Mit insgesamt rund 130 Teilnehmern für die 100- und 50-Kilometer-Strecke war das Starterfeld zwar fast doppelt so groß wie 2014, aber immer noch klein und familiär. Wie auch ich stellten sich einige zum zweiten Mal der Herausforderung, die man nicht mit Laufveranstaltungen in den Alpen vergleichen kann, denn man ist hier viel mehr auf sich gestellt, die Wege und Anstiege sind dazu wesentlich anspruchsvoller.

dracula grüSSt am start © Edi Balint

Punkt 6:00 Uhr erklang der Startgong im Schatten der Törtzburg Bran, welche vielen eher als Dracula-Schloss bekannt sein dürfte. Zum Glück ging es dieses Jahr nicht direkt senkrecht den Berg hinauf, und so hatte man etwas mehr Zeit, erstmal wach und warm zu werden. Die ersten Kilometer verflogen ziemlich schnell, eventuell habe ich mich auch et-

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was von dem Tempo der 50-km-Läufer anstecken lassen, denn wir folgten 20 Kilometer lang demselben Weg, erst danach wurden wir getrennt und von nun an hieß es, sich den Weg zum Omu Stück für Stück zu erkämpfen. Bis zur Bergstation Babele auf rund 2100 m war das auch kein großes Problem. Doch danach kam dichter Nebel auf, sodass ich und weitere Läufer Probleme hatten, den Weg zu finden. Mit jedem Höhenmeter wurde auch der Schnee immer mehr und wir mussten uns den Weg über tiefe Schneefelder im Steilhang suchen. Eine Aufgabe, die nicht nur sehr kräftezehrend war, sondern mich auch mental an meine Grenze brachte. So passierte es, dass ich den Checkpoint auf dem Gipfel verpasste und gut 100 Meter weiter unten auf andere Läufer traf, die mir sagten, dass ich erst den Checkpoint passieren müsse. Also wieder hochklettern zum Checkpoint und nochmals runter. Was hatte der Veranstalter am Vorabend beim Briefing gesagt? Es sei ein richtiger Spaß, beim Abstieg vom Omu auf dem Hintern den verschneiten Hang runter zu rutschen? Das ist nur richtig, wenn man nicht, wie ich, etwas zu weit links rutscht und gerade noch so am Abhang zum Halten kommt – ein wirklich kritischer Moment. Mit jedem Höhenmeter bergab wurde zum Glück die Sicht besser und ich konnte die Rutschpartie auch kurz genießen, auch wenn mir das Bremsen leichte Krämpfe in den Beinmuskeln bescherte. Die Tourenski-Geher in ihren Schneeanzügen, denen wir Läufer begegneten, dachten wahrscheinlich auch, dass wir „nicht mehr alle Tassen im Schrank haben”, mit T-Shirt und kurzer Hose auf dem Hintern den Hang runterzurutschen.


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