ALL ING. 2010

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Ingenieurwissenschaften – Ab in die Zukunft! 04 + 05 STUDIEREN 2010: BACHELOR & MASTER 06 + 07 INGENIEURSTUDIUM: BUNTE VIELFALT! 08 + 09 ALS INGENI10 – 15 WEGE IN DEN INGENIEURBERUF 16 – 19 MIT VOLLGAS ZUM TRAUMJOB: DUALES STUDIUM 20 + 21 CRASHKURS STUDIENFINANZIERUNG 22 – 25 STADIONBAU IN SÜDAFRIKA 26 + 27 VERRÜCKTE WELT: ERFINDEN & ENTWICKELN 28 + 29 LIVE AUS DEM MATHE-VORKURS 30 – 32 ABGEHOBEN: AEROSPACE-VERTRIEBSINGENIEURE 33 CHECKLISTE STUDIUM 34 + 35 GLOBAL ARBEITEN: NEUSEELAND 36 + 37 HIGHTECH-GESUNDHEIT: MEDIZINTECHNIK 38 + 39 HAUPTSACHE REGENERATIV! ERNEUERBARE ENERGIEN STUDIEREN 40 + 41 TOP-ARGUMENTE FÜR DEN INGENIEURBERUF 42 + 43 RUNDE SACHE: WEITERENTWICKLUNG VON WINDRÄDERN 44 + 45 KOMPETENZ IM TECHNISCHEN KUNDENDIENST 46 + 47 SURFTIPP: DAS ONLINEPORTAL VON THINK ING.

EURIN DURCHSTARTEN!

› Foto: © Photocase / manun

2010

1. AUSGABE

WWW. THINK-ING.DE

MAGAZIN FÜR INGENIEURSTUDIUM UND -BERUF

ALL ING.


Können Sie es fühlen? ›

Papier. Zugegeben, es ist nicht so multimedial wie das Web, aber man kann es anfassen, durchblättern und sogar die frische Druckfarbe rie-

alljährlich erscheinendes Print-Magazin mit Themen aus der Welt

chen. Das war natürlich nicht der Grund, warum sich die Nachwuchsinitiative THINK ING. entschlossen hat, ein 48 Seiten umfassendes und der Ingenieurwissenschaften zu produzieren. Schließlich gibt es mit www.think-ing.de schon ein riesiges Online-Portal, das viele Fragen rund um Ingenieurberuf und -studium aufgreift und in dem – Web sei Dank! – alle Inhalte ständig aktualisiert werden. Manchmal ist der Weg zurück zur Drucktechnik aber auch ein Schritt nach vorn, denn viele Doppelseite eine ganz besondere Wirkung. Lassen Sie sich faszinieren. Damit Ingenieurinnen und Ingenieure nicht hinter abstrakten Zahlen und Statistiken verschwinden, gibt die ALL ING ING. 2010 ihnen ein Gesicht Gesicht. Ganz unterschiedliche Storys y und Job Jobreportagen p g verbergen g sich hinter der Titelseite: die Wirtschaftsinfor Wirtschaftsinformatikerin die ihr Glück in Neuseeland sucht matikerin, sucht, die jungen Crashtest- und Multimedia-Ingenieurinnen und -Ingenieure der AUDI AG, AG der Stahlb bogen eines i Stadiondaches S di d h auff seinem i W Weg zur WM nach h SSüdafrika Südafrika, d f ik ein i Entwickler E t i kl der d Bayer B AG, AG der d beim b i Blick Bli k in i seine i Glaskugel Gl k l Visionen Vi i fü neue M für Materialien t i li h hat, t oder d zweii LLuftLuft ft und dR Raumfahrtingenieure, f h ti i deren Turbinen-Bauteile Spaceshuttles ins All und Transatlantik-Flieger über den Ozean bringen. Natürlich kommen auch die Fakten nicht zu kurz. Welches Studium passt zu welchen Interessen und Berufswünschen? Was gibt es für Ingenieur-Fachrichtungen? Wo muss ich mich wann anmelden? Wie finanziere ich mein Studium? Was ist der Unterschied zwischen Bachelor und Master? Welche Kritik gibt es am neuen Studiensystem und wie wird in nächster Zeit noch nachgebessert?

Fotos: © Photocase / .marqs, jk2411

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Geschichten aus dem „echten Leben“ entfalten auf einer vielfarbigen


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STUDIEREN 2010 – BACHELORED & REMASTERED

INGENIEURSTUDIUM: FREIE WAHL AUS BUNTER VIELFALT

WIE WIRD MAN EIGENTLICH INGENIEURIN ODER INGENIEUR?

BENZIN IM BLUT, VOLLGAS IM STUDIUM UND JOBS MIT VIEL ENTWICKLUNGSPOTENZIAL

Bachelor und Master | Die wichtigsten Infos zu den neuen gestuften Studiengängen und den Abschlüssen Bachelor/Master of Engineering und Science, die den DiplomTitel ablösen.

Die Fachrichtungen – voll die Vielfalt | Wer die Wahl hat, hat die Qual. Ob Klassiker oder Exot, in den Ingenieurwissenschaften findet man ein Riesenangebot unterschiedlicher Studiengänge.

ALS INGENIEURIN DURCHSTARTEN: DIE SCHLAUE ALTERNATIVE FÜR SELBSTBEWUSSTE MÄDELS

Drei Wege in den Ingenieurberuf | Keine Einbahnstraße: Das Ziel Ingenieurberuf kann man über verschiedene Pfade erreichen. ALL ING. 2010 navigiert sicher durch die Möglichkeiten.

Mittendrin in Automobil und Technik | Nach dem dualen Studium: Anja Klonek findet den optimalen Airbagschutz für den Audi, ihr Kollege Christian Felbermeir perfektioniert die Bordelektronik.

Erfolgreiches Duo: Frauen und Technik | Warum sollte man spannende Berufe mit Zukunft den Jungs überlassen? Frauen haben im Ingenieurberuf beste Chancen.

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TRIEBWERKSBERECHNUNGEN STATT RECHNUNGEN SCHREIBEN

MATHE-VORKURS: NACH DER SCHULE IST VOR DEM STUDIUM

VERRÜCKTE WELT

Hoch hinaus in Shuttle und Airbus | Die Lager für Triebwerke, die zwei junge Vertriebsingenieure konstruieren und verkaufen, lassen Flugzeuge gen Himmel und Raketen ins All steigen.

Mathe-Training vor Studienbeginn | Damit man sich im Studium nicht verrechnet, bieten viele Hochschulen für zukünftige Erstsemester Vorkurse im wichtigen Fach Mathematik an.

Frische Ideen für neue Produkte | Ihm geht oft ein Licht auf: Dr. Eckard Foltin entwickelt neue Materialien, zum Beispiel für selbstleuchtende Pinzetten.

WM-STADION DURBAN: GUT BEDACHT MIT SPANNENDEM BOGEN

CRASHKURS STUDIENFINANZIERUNG: ERST KASSENSTURZ, DANN KOPFRECHNEN

WM 2010: Interdisziplinäres Spiel für Ingenieurinnen und Ingenieure | Deutsche Ingenieure waren an vielen Stadien der WM 2010 beteiligt. Ein Beispiel ist das spektakuläre Stadiondach in Durban.

Finanzierung im Studium | Ob BAFöG, Stipendium, Kredit oder Nebenjob – die wichtigsten Finanzierungsmöglichkeiten fürs Studium auf einen Blick.

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FERTIG? LOS! CHECKLISTE FÜRS STUDIUM

WIRTSCHAFTSINFORMATIKERIN AM SCHÖNSTEN ENDE DER WELT

HIGHTECH FÜR EINE BESSERE LEBENSQUALITÄT

NEUE ENERGIE BRINGT FRISCHEN WIND IN VIELE STUDIENGÄNGE

DIE VORZÜGE DES INGENIEURBERUFS: KRISENSICHER, VIELSEITIG UND GUT BEZAHLT!

Erneuerbare Energie fürs Studium | Studieren fürs Klima. Viele Ingenieurstudiengänge setzen auf innovative Technologien für die Umstellung auf Wind, Sonne, Wasser oder Geothermie.

Drei gute Gründe für ein Ingenieurstudium | Noch nicht endgültig überzeugt? Drei Top-Argumente, warum sich ein Studium der Ingenieurwissenschaften lohnt.

Global arbeiten | Bits und Bytes sind so erdumspannend wie die Jobs von heute. Wirtschaftsinformatikerin Jaana Krause arbeitet für zwei Jahre in Neuseeland.

Zukunftsbranche Medizintechnik | Ingenieurleistungen sind auch in der Medizin gefragt. Ohne technisches Know-how wären zum Beispiel olympiareife Prothesen nur Wunschträume.

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WWW.THINK-ING.DE – VERNETZT, VERLINKT UND VERDAMMT INFORMATIV

DIE STÄNDIGEN BEGLEITER

VOM WINDE BEWEHT UND „SENSOR-GESTEUERT“

Kein Engineering ohne Service und Wartung | Notfalleinsätze oder systematische Instandhaltung von Maschinen in aller Welt. Beim Team vom Technischen Service der SMS Siemag AG ist immer was los.

Automatisierte Kontrolle | Elektroingenieur Andreas Schuh bringt gleichmäßigen Schwung in die Windenergie. Er entwickelt Sensoren für Windräder.

Im Web geht’s weiter | www.think-ing.de informiert über ingenieurwissenschaftliche Studiengänge und Berufe. Wichtige Funktionen und Möglichkeiten auf einen Klick. | Impressum

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Checkliste Studium | Alles abgehakt? Die wichtigsten Infos zum Studienstart helfen bei der Vorbereitung und sorgen für einen entspannten Beginn des ersten Semesters.

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Foto: © Photocase / Miss X

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Bachelor und Master Reform und Umstrukturierung an den Hochschulen. Kommt man jetzt früher, schneller und gescheiter zum Abschluss? www.think-ing.de/ba-ma

Studieren 2010 – bachelored & remastered Es war einmal: Das Diplom ist längst nicht mehr der Standardabschluss eines Ingenieurstudiums

Es ist wie mit der Einführung des Euro. Man musste sich erst von der liebgewonnenen D-Mark verabschieden, um zu merken, welche Vorteile eine international einheitliche Währung hat.

Dem althergebrachten Titel „Diplomingenieur“ geht’s wie einst dem Brontosaurus am Ende der Kreidezeit: Er

Die Mammut-Reform ist nicht nur für Ingenieure eine Umwälzung in großem Stil. Betroffen sind alle Studien-

verschwindet langsam von der akademischen Bildfläche und macht Platz für eine neue Artenvielfalt. Verantwort-

gänge und die ganze Hochschullandschaft – angefangen beim Diplom- über den Magister- bis hin zum Examens-

lich dafür ist kein Meteoriteneinschlag oder eine kleine Eiszeit, sondern der sogenannte Bologna-Prozess. Den läuteten die europäischen Wissenschaftsminister bereits

abschluss. Aber alles halb so wild, die neuen Abschlüsse sind längst im akademischen Alltag angekommen. In den Ingenieurwissenschaften verlassen schon jetzt die meisten

im Jahr 1999 ein, indem sie beschlossen, europaweit ein-

Studierenden den Campus mit einem Bachelor oder Mas-

heitliche, miteinander kompatible und somit vergleichbare Studienstrukturen zu schaffen. Außerdem sollten die Studienzeiten kürzer, die Angebote attraktiver und die internationale Mobilität erleichtert werden.

ter of Engineering oder Science. Geht es nach den Reformern, soll Studieren spätestens Ende 2010 nur noch in den B.A.- und M.A.-Varianten möglich sein. Viel ist bereits in Bewegung geraten, über alle Fächergruppen gesehen nennt die Hochschulrektoren-

Zehn Jahre sind seitdem vergangen und die Reform ist auf der Zielgeraden angekommen. Es gab viel pro und contra, Enthusiasmus und Kritik, aber die Hochschulen

konferenz für das Wintersemester 2009/2010 eine Umstellungsquote von 79,2 Prozent an deutschen Hochschulen. In den Ingenieurwissenschaften ist der Prozess sogar noch

haben die Umstrukturierung konsequent vorangetrieben. Die aufeinander aufbauenden und kombinierbaren Bachelor- und Masterstudiengänge sind straffer organisiert, kontrolliert und akkreditiert. Lernpensum und Prüfungsintensität sind höher, dafür die intellektuelle Freiheit

weiter vorangeschritten: Fast 93 Prozent der Studienangebote können die German Engineers mit einem Bacheloroder Master-Titel abschließen.

manchmal geringer. Aber die Abschlüsse an Universitäten und Fachhochschulen sind jetzt formal gleichgestellt und

ne gallische Dörfer“, die den guten alten „Dipl.-Ing.-Titel“ nicht so einfach beerdigen wollen. Die TU Chemnitz bietet

es gibt ein einheitliches Leistungspunktesystem. Auch der Berufseinstieg kann nun früher und flexibler gestaltet werden. Letztlich ging es vielen verstaubten Strukturen

nach wie vor „diplomiertes Studieren“ im Bereich Systems Engineering, die Uni Bayreuth in den Umwelt- und Bioingenieurwissenschaften und die FH Eberswalde im Fach

Wie im Asterix-Comic gibt’s aber immer noch einige „klei-

an den Kragen – und neue Besen kehren bekanntlich gut.

sterabsolvenmit Bachelor- und Ma „Unsere Erfahrungen s, dass die nschen uns allerding ten sind positiv. Wir wü über einen en, alt erh n ite glichke Studierenden mehr Mö Praxise) nat indestens drei Mo sinnvollen Zeitraum (m it ihre dam um ln, me sam zu rie erfahrung in der Indust erhöhen.“ Berufsbefähigung zu t Bosch

sonalmarketing, Rober

Eva-Maria Weidner, Per GmbH

gleichder internationalen Ver „Die Vorteile liegen in ergreifender lüb chu chs ho g tun barkeit und der Einhal uflichen t Möglichkeiten zur ber Standards. Das schaff erhöhtem von der wird immer wie Mobilität. Als Nachteil . Dieser tet ich ber den ren die Stu Leistungsdruck auf die chulen bei statt, wenn die Hochs findet aber nur dann die Studierauf ht nic e äng ng die der Gestaltung der Stu in das neue pte nze nko die alte Stu fähigkeit achten und .“ ren pt komprimie sechssemestrige Konze lt Adami, Fakultät Umwe Prof. Dr.-Ing. Wilfried rg ebu Lün Leuphana Universität

& Technik,


den Ingenieurrstudienangebote in ste Ma d un relo ch Ba 10 intersemester 2009/20 wissenschaften im W Studiengänge insgesamt*

Hochschulart

davon Bachelor 405

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88,3

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1.034

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96,1

1.624

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1.002

92,9

2.632

Universitäten Fachhochschulen

% von insg.

Master

andere Hochschularten insgesamt

uppen zugeordnet sein n mehreren Fächergr *Ein Studiengang kan September 2009) ass, omp hulk chsc (Quelle: HRK-Ho

Mehr Möglichkeiten Neu, gleichwertig und

f

in Studium und Beru

nt

Traditionell und getren

variantenreich

BE RU F

BE RU F

Holztechnik. Laut Hochschulrektorenkonferenz ist

Master of Engineering (oder Science) 2 – 4 Semester

BE RU F

„eine definitive Aussage, dass ab 2010 keine Immatrikulation in Diplomstudiengänge mehr stattfinden kann, nicht möglich“.

Bachelor of Engineering (oder Science) 6 – 8 Semester

Letztlich ist aber auch klar: All diese Diplom-Studiengänge, die sich nicht mit dem Dinosaurier-Schicksal abfinden wollen, können zwar überleben, werden aber zu Exoten. Angehende Ingenieurinnen und Ingenieure, die aktuell vor einer Studienentscheidung stehen, finden sich besser mit der nachlassenden Strahlkraft des traditionsreichen deutschen „Dipl.-Ing.-Titels“ ab und entscheiden sich ganz pragmatisch für einen der über 2.500 Bachelor- und Masterstudiengänge (HRK, Stand Oktober 2009) in den Ingenieurwissenschaften. Wie immer bei einer so grundlegenden Reform gibt es auch Kinderkrankheiten. Gerade in manchen BachelorAngeboten ist die umfangreiche Stoffmenge einfach nicht in schlanken sechs Semestern zu bewältigen ohne dass die Qualität der Lehre darunter leidet. Hier wird seitens

Bachelor of Engineering (oder Science) 6 – 8 Semester

BE RU F

Master of Engineering (oder Science) 2 – 4 Semester

BE RU F

BE RU F Bachelor of Engineering (oder Science) 6 – 8 Semester

Fachhochschulen & Universitäten

DiplomIngenieur/-in (Uni) 10 – 12 Semester

DiplomIngenieur/-in (FH) 6 – 8 Semester

Fachhochschulen

Universitäten

n StudienStudium mit praktische Bachelor: berufsqualifizierendes direkter eits et, ber icht und ger es aus t dig sorientier Eigenstän ssarbeit, anwendung diums hlu stu bsc ster or-A Ma hel den Bac phasen und eines weiterführen eurberuf, Aufnahme möglich. se pha ufs Einstieg in den Ingeni Ber er ben Uni nach eingescho oder Rückkehr an die ichtet, wird mit Master: ungsorientiert ausger hluss voraus, ist forsch rende Promotifüh iter we e ein icht Setzt den Bachelorabsc ögl arbeit beendet und erm diert werden, luss stu sch end -Ab bau ster auf Ma er er ein einand hbereich inhaltlich auf n VertiefungsFac iche en aftl selb sch im n sen Kan wis on. enieur r in einer anderen ing linä zip rdis inte h auc aber richtung.

der Hochschulen gerade eifrig nachgebessert. Und eine Reform, die zielgerichtet reformiert wird, kann nur gut sein für die Hochschulausbildung. Eins ist jedenfalls sicher: B.A.- und M.A.-Abschlüssen gehört die Zukunft! Damit sollte man planen.

vor in allen -Ingenieur ist nach wie „Der Abschluss Diplom hen. Er galt ese ang r seh eit aw op Branchen und auch eur neuen onale Marke. Durch die vielen gar als internati Dauer vom Master auf r abe g. l.-In Dip Abschlüsse wird der klung nicht werden diese Entwic abgelöst. Arbeitgeber erungen in ess chb fordern aber Na aufhalten können. Sie gängen.“ ien tud ors hel Bac den punkto Praxisreife bei

kturierter und stem ist deutlich stru „Das neue Studiensy eilt. Diese get d in Module ein die Studiengänge sin eiten werden nh nei die Stu nen sse thematisch abgeschlo ält Credits erh n ma d un eprüft semesterbegleitend abg ür." (Leistungspunkte) daf nberaterin der Sandra Dölling, Studie sen -Es urg isb Du

Universität

e Ausbildung fachrichtungsbezogen „Die sehr wesentliche et erst im nd fi gen un nd we en An in ingenieurtechnisch Bachelordem mit r Berufseinsteige Masterstudium statt. h-naturwissentisc ma the ma er üb r abschluss verfügen nu enkenntnisse.“ schaftliche Grundlag au Fakultät Maschinenb Dr.-Ing. Dietmar Vill, m chu Bo ät Ruhr-Universit

der

Eva Flick, Redakteurin Ingenieure

nbiel

des Handbuches Staufe


06 + 07

Die Fachrichtungen – voll die Vielfalt Die Welt der Ingenieurstudiengänge ist wie ein kleines Universum: Bevor man ins All eintaucht und einen Planeten ansteuert, sollte man sich informieren. www.think-ing.de/fachrichtungen

Ingenieurstudium: Freie Wahl aus bunter Vielfalt Über 2.500 ingenieurwissenschaftliche Studiengänge locken den Nachwuchs mit Hunderten unterschiedlicher Fachgebiete. Wen wundert’s? Die Berufsgruppe der Ingenieurinnen und Ingenieure hat den größten Anteil an allen Arten von Erfindungen. Aber auch die Ingenieurwissenschaften selbst

Voll die Vielfalt eben. Und die in ihrer Gesamtheit

scheinen sich in den letzten Jahrzehnten ständig neu zu erfinden – könnte man zumindest meinen, wenn man die vielen unterschiedlichen Studienangebote an den Hochschulen betrachtet, die durch die Bachelor- und Master-

Spannendes und manchmal auch Exotisches. Schon mal was von Kryptologie, Communications Engineering, Molkereiwirtschaft oder Ressourcenmanagement gehört? Irgendeinen blassen Schimmer, was Informations-

Umstellung noch einen weiteren Schub erhalten haben.

systemtechnik, Geodäsie, Forstwirtschaft, Entsorgungs-

Erwarb man zu Großvaters Zeiten ein Diplom entweder in Bauingenieurwesen, Maschinenbau oder Elektrotechnik, kamen für Vati später noch Varianten wie Verfahrenstechnik, Informatik oder Wirt-

wesen oder Materialwissenschaften bedeuten könnten? Eine leise Ahnung davon, was Kybernetik, Telematik, Mechatronik oder Computervisualistik gemeinsam haben? Nein? Egal. So verschieden diese Studiengänge auch klin-

schaftsingenieurwesen hinzu. Letztlich haben

gen, so fremdartig und unterschiedlich sind sie gar nicht.

Studieren – aber wo? THINK ING. weist den Weg

sich diese sechs großen Hauptfachgebiete auch historisch entwickelt, weil sie eine notwendige Reaktion auf neue Technologien und die damit

Sie haben ganz entscheidende Gemeinsamkeiten: Alle gehören zu den Ingenieurwissenschaften und man beendet sie mit dem Abschluss eines Bachelor oder Master of

Die erste Aufgabe für angehende

verbundene Weiterentwicklung des Ingenieur-

Engineering oder Science.

Ingenieurinnen und Ingenieure ist

berufes waren. An den Hochschulen von heute gehören die „Big Six“ der Ingenieurwissenschaften zwar immer noch zu den größten Abteilungen mit den meisten Fachinstituten und den

Insgesamt über 2.500 dieser ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge waren laut Hochschulrektorenkonferenz im Herbst 2009 an deutschen Universitäten, Fachhochschulen

und Vorstellungen am besten passt.

meisten Studierenden, aber unter und neben ihnen hat sich eine unglaubliche Palette neuer

und Berufsakademien verzeichnet. Wie viele davon als unterschiedliche Fachrichtungen zu werten sind, die man

Doch dank der neuen Suchmaschine

spezialisierter Studiengänge breitgemacht.

von vorne bis hinten eigenständig studieren kann, lässt sich kaum abschätzen – es dürften aber mehrere Hundert sein.

sofort eine echte Herausforderung. Denn zunächst muss man in dem vielfältigen Angebot den Studiengang finden, der zu den eigenen Interessen

auf www.think-ing.de muss niemand um den persönlichen Traumstudiengang würfeln oder tagelang Bücher wälzen. Stattdessen verrät die THINK ING. Suchmaschine, wo man entsprechend seiner Interessen und Studienwünsche studiert. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIll www.search-ing.de

zu überblicken, fällt selbst Experten schwer. Aber es lohnt sich, denn dahinter verbirgt sich ungemein Interessantes,

Ständig kommen neue hinzu, denn in den ingenieurwissenschaftlichen Studienangeboten spiegelt sich unser immer komplexer werdendes Leben, das geprägt ist von Technik, Maschinen, Automatisierung und Computerisierung. Das erfordert Spezialisten. Ingenieurinnen und Ingenieure, die in immer neue Technikwelten eintauchen, Hightech beherrschen, Kompliziertes weiter denken und die Brücke in die Zukunft schlagen. Die Basis dazu ist das Studium. Aber das Fachrichtungsangebot ist nicht mehr so überschaubar wie zu Opas Zeiten. Die Ingenieurwissenschaften von heute bieten nicht nur ein unwahrscheinlich breites Spektrum, sie erfordern auch recht unterschiedliche Qualifikationen und führen zu sehr unterschiedlichen Tätigkeiten in der beruflichen Praxis.

Foto: © Photocase / cd_cd


Foto: © TU Berlin / Weiß

Wohin soll die Reise also gehen? Die vom Arbeitsmarkt so begehrten Absolventinnen und Absolventen haben vor Studienbeginn die Qual der Wahl. Die Kernfrage, die sich vor der Immatrikulation stellt, lautet: Universelle Einsetzbarkeit oder Spezialisierung? Steigt man ganz klassisch in den Obergruppen Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik, Verfahrenstechnik, Wirtschaftsingenieur- oder Bauingenieurwesen ein und setzt erst in den weiterführenden Semestern Schwerpunkte mit einzelnen Vertiefungsrichtungen? Die universelle Ausbildung und der breit angelegte Lehrplan bringen später möglicherweise Vorteile auf dem Arbeitsmarkt hinsichtlich verschiedenartiger Einsatzmöglichkeiten. Gleichzeitig werden viele dieser Hauptfachrichtungen in der Regel nur an großen Hochschulen angeboten, die meist auch ziemlich hohe Studierendenzahlen aufweisen. Oder schielt man von Anfang an auf ein sehr spezielles Berufsbild und vermutet in einem exakt darauf zugeschnittenen Spezialstudiengang wie Flugzeugbau, Bankinformatik, Baubetriebswirtschaft oder Dentaltechnologie seinen ganz persönlichen Interessen- und Karrierevolltreffer? Das zielgerichtete und punktuelle Studium qualifiziert die Absolventen für genau umrissene Aufgaben, die Hochschulen und die

Die große Vielfalt der Ingenieurwissenschaften hat eigentlich nur einen kleinen Nachteil: Man muss sich vor Studienbeginn etwas ausgiebiger informieren, um zu wissen, was es alles gibt. Aber die Aussicht darauf, bald schon genau das zu studieren, was einen interessiert und einem auch beruflich Top-Perspektiven eröffnet, sollte die Auswahl zum Genuss machen. „Entscheidend ist, was hinten rauskommt“, hat ein Alt-Bundeskanzler mal gesagt. Und 2.500

HRK – die Stimme der Hochschulen Die

deutsche

Hochschulrektoren-

Studiengänge und Hunderte von eigenständigen Fachrichtungen produzieren am Ende doch ein und dasselbe: Gut ausgebildete

konferenz (HRK) ist ein freiwilliger

Ingenieurinnen und Ingenieure.

tritt. Zu ihren Aufgaben gehören vor

Zusammenschluss von derzeit 258 Mitgliedshochschulen, die sie gegenüber Politik und Öffentlichkeit verallem die Formulierung gemeinsamer

Studierendenzahlen sind meist kleiner und das Betreuungsverhältnis ist dementsprechend besser. Trotz der starken Nachfrage sind die Mög-

Standpunkte und Forderungen, die

lichkeiten auf dem Arbeitsmarkt in diesen Spezialfachrichtungen aber insgesamt begrenzter.

und die Unterstützung der Hochschu-

Beratung von Politik und Verwaltung len bei der Umsetzung von Reformen. Ein wichtiges Projekt ist beispiels-

Eins darf man nicht vergessen: Auch die Entwicklungen in den

weise das Bologna-Zentrum, das die

Ingenieurberufen sind schnelllebig. Die Bedeutung einzelner Branchen

Hochschulen bei der Umstellung auf

kann sich im Laufe der Zeit ändern. Produkte und Märkte sind einem fortdauernden Wandel unterworfen. Wer gestern noch CD-Player ent-

die neuen Bachelor- und Masterstudi-

wickelt, gebaut oder verbessert hat, muss sich heute mit MP3-Technik befassen oder morgen schon mit anderen revolutionären Möglichkeiten der Musikwiedergabe.

IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIll

Grundsätzlich sollte man auf eine methodenorientierte Ausbildung Wert legen und in einem Teilbereich die Kenntnisse vertiefen. Spezialisierungen beweisen, dass man in der Lage ist, sich in kurzer Zeit in neue Bereiche einzuarbeiten und Probleme zu lösen. Solche projektund methodenorientierten Herausforderungen werden im beruflichen Alltag ohnehin fortwährend gefordert. Neben all dem Kopfzerbrechen, das die richtige Fachrichtungswahl bereitet, sollte klar sein, dass sich gute Ingenieurinnen und Ingenieure auch durch Fähigkeiten aus vielen anderen Bereichen auszeichnen. Die lernt man nicht immer nur im Studium. Soft Skills, Kreativität, strukturiertes Denken, Software-Kenntnisse, Präsentationstechniken und ein gewisses Maß an Rhetorik werden immer wichtiger. Auch wirtschaftlichen, sozialen und ethischen Fragestellungen sowie Umweltaspekten sollte man ebenso aufgeschlossen gegenüberstehen wie rein technischen Problemen. Und lebenslanges Lernen und interdisziplinäres Denken bekommen ohnehin einen immer höheren Stellenwert.

engänge unterstützt. www.hrk.de www.hrk-bologna.de


Foto: © Photocase / froodmat

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Erfolgreiches Duo: Frauen und Technik Noch immer ist der Anteil an Frauen in ingenieurwissenschaftlichen Berufen sehr gering. Dabei bieten sich spannende Perspektiven in vielfältigen Berufszweigen. www.girls-ing.de

„Als Ingenieurin braucht man ein gesundes Maß an Technikverständnis und Vorstellungskraft, Entscheidungsfreude und die Fähigkeit zur klaren Kommunikation.“ Michéle Pirger-Friedrich, Papiertechnik-Ingenieurin

ü f e v i t a n r e t l A e hlau

die sc

Das Bild des Ingenieurberufs hat sich stark gewandelt:

„Als Patentingenieurin lassen sich Familie und Karriere relativ gut vereinbaren. Ich arbeite meist am Schreibtisch und kann vieles von zu Hause aus erledigen.“ Berenike Walther-Heckner

„Mit Männern arbeite ich gern zusammen. Sie denken anders als wir Frauen – das ergibt ein interessantes Spannungsfeld.“ Deike Neumann

Ingenieurinnen und Ingenieure sind kreativ, kommuni-

pern“. Berenike Walther-Heckner (28), Patentingenieurin und Mutter zweier Kinder, rät allen interessierten Mäd-

zieren und verhandeln. Sie arbeiten im Team, leiten internationale Projekte, beraten Kunden und übernehmen

chen: „Informiert euch genau über die Berufsbilder, geht zu einer Studienberatung an einer FH oder Uni und sucht

Verantwortung. Doch viele junge Frauen entscheiden sich eher für ein Studium im Bereich Gesundheit und Soziales

euch eine Mentorin oder Patin – es gibt viele solcher Mentorinnen-Netzwerke.“

oder für Sprach- und Kulturwissenschaften als für ein Ingenieurstudium. Dabei bietet der Ingenieurberuf durchaus die Möglichkeit, etwas von praktischem Nutzwert und

Prädikat „familienfreundlich“?

gesellschaftlicher Relevanz zu tun – und das nicht nur im Bereich erneuerbare Energien oder Biomedizintechnik. Ingenieurinnen sind mehr denn je gefragt: Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen stärker auf das „Frauen“-Potenzial zurückgreifen. Für Studentinnen ein klarer Vorteil. Sie können später von attraktiven Karrierechancen profitieren – und von einem gut bezahlten, modernen Arbeitsplatz. Denn eines ist klar: Eine hoch qualifizierte Berufsausbildung ist Grundlage für eine sichere Zukunft – auch für eine Familie. Und nicht zu vergessen: Auch in den klischeehaft als typisch „weiblich“ bezeichneten Berufsfeldern, wie Sport, Mode, Umwelt, Kultur oder Medien, verbergen sich Ingenieurberufe. Zudem punkten Frauen hier oftmals mit Fähigkeiten wie Teamkompetenz, Sprachkenntnissen, Kommunikationsstärke und Verhandlungsgeschick. Doch wie findet man den passenden Studiengang hinter den vielen abstrakten Bezeichnungen wie „Maschinenbau“ oder „Elektrotechnik“?

Probieren geht über Studieren? „Ich habe einen Sohn, der gerade in die Schule gekommen ist, und bin trotz 30-Stunden-Woche erfolgreich im Beruf.“ Michéle Pirger-Friedrich

› Im Allgemeinen ist der Ingenieurberuf nicht mehr oder weniger familienfreundlich als andere Berufe auch. Hier › › › spielen die Art der Tätigkeit und das jeweilige Umfeld eine wichtige Rolle. Für Deike Neumann (28), DiplomWirtschaftsingenieurin und Planerin bei Audi, sind daher „flexibel gestaltete Telearbeit oder Kinderbetreuung an Hochschulen wichtige Bausteine, um Familie und Beruf zu vereinbaren“.

Moderne Unternehmen fördern ein familienfreundliches Umfeld. So reicht das Angebot bei der AUDI AG von flexiblen Freistellungsmöglichkeiten nach dem Mutterschutz über familienfreundliche Arbeitszeitmodelle und Sabbaticals, also berufliche Auszeiten, bis hin zur Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Eigene betriebliche Kindertagesstätten unterhält beispielsweise die Deutsche Telekom an einigen Standorten. adidas bietet Ferienbetreuung für Kinder, Vermittlung von Tagesmüttern sowie ein Berufsrückkehrangebot nach der Babypause. Auch Michéle Pirger-Friedrich (32), Mutter eines sechsjährigen Sohnes, profitiert vom Teilzeitarbeitsmodell ihres Arbeitgebers. Für die Papiertechnik-Ingenieurin beim Papier-

Nicht ganz. Aber für Schülerinnen, die erste Berührungs-

hersteller LEIPA in Schwedt bedeutet „Familie mehr als nur Treffen zum Abendbrot und gemeinsame Unterneh-

ängste überwinden möchten, bietet sich die Möglichkeit, durch Workshops oder Praktika einmal in technische Berufe und unterschiedliche Arbeitsbereiche „reinzuschnup-

mungen am Wochenende“. Dank 30-Stunden-Woche bleibt neben dem Beruf auch im Alltag noch genügend Zeit für ihre Familie.


: n e t r a t s h c r du n i r u e i n e g n Als I

s l e d ä M e t s s u w e bstb

ür sel

Ingenieurinnen haben einiges zu bieten „Nach unseren Erfahrungen stellen Ingenieurinnen ihre hohe Kompetenz und ihr Engagement jeden Tag unter

„Eine Karriere als Ingenieurin? Lohnt sich auf jeden Fall! Interesse an Naturwissenschaften sollte aber vorhanden sein.“

Beweis“, bestätigt Michael Dick, Technikvorstand bei Audi. Auch ist erwiesen, dass Frauen-und-Männer-Teams Aufgaben kreativer bewältigen und zu tragfähigeren Lösungen kommen. Die Freiburger Diplom-Psychologin und Karriereberaterin Barbara Hofmann-Huber ist davon überzeugt, dass Unternehmen von gemischten Teams profi-

Maren Brasse

tieren: „Doch nur dann, wenn Frauen ernst genommen werden und sich entfalten dürfen.“ In Sachen Technik können Mädchen durchaus mithalten, in puncto Kommunikationsfähigkeit haben sie sogar oft die Nase vorne. Für Maren Brasse (30), Diplom-Ingenieurin für Lebensmitteltechnologie beim Aromastofflieferanten Red Arrow, ist aber dennoch klar, dass neben fachlicher und sozialer Kompetenz auch eine ordentliche Prise Selbstbewusstsein nötig ist: „Als Frau in einer ‚Männerwelt‘ muss man erst mal zeigen, was man kann. Aber dann wird man sehr schnell akzeptiert.“ IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII INFOS IM NETZ: s Studiprofile von Studentinnen auf GIRLS ING. » www. girls-ing.de/studiprofile sJobprofile von Ingenieurinnen auf GIRLS ING. » www.girls-ing.de/jobprofile s Cybermentor: Das kostenlose E-Mentoring-Programm bietet Schülerinnen die Möglichkeit, sich mit einer persönlichen Ansprechpartnerin (Ingenieurin oder Studentin) über Themen zur Studien- und Berufswahl auszutauschen. » www.cybermentor.de s TechnikWorkshops für Schülerinnen: organisiert von Femtec, dem Hochschulkarrierezentrum für Frauen in den Ingenieur- und Naturwissenschaften an der Technischen Universität Berlin » www.femtec.org s Nationaler Pakt für Frauen in MINT-Berufen » www.komm-mach-mint.de

Anzahl Studierende gesamt

davon Frauen

Frauenanteil

................................................................................... Ingenieurwissenschaften, gesamt

20 %

.............................................................................................. Ingenieurwesen allgemein

16 %

.................................................................................................... Bergbau, Hüttenwesen

18 %

...................................................................................Maschinenbau/Verfahrenstechnik

17 %

.................................................................................................................. Elektrotechnik

8%

...................................................................................................Verkehrstechnik, Nautik

9%

..........................................................................................................Bauingenieurwesen

24 %

............................................................................................. Wirtschaftsingenieurwesen

21 %

0

50.000

100.000

150.000

200.000

250.000

300.000

Wirtschafts- und Bauingenieurwesen weisen den höchsten Frauenanteil auf. (Quelle: Statistisches Bundesamt 2009, Fachserie 11, WS 2008/2009)

350.000


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Drei Wege in den Ingenieurberuf Wo studiert wer am besten – Uni, FH oder Berufsakademie? Eine Entscheidung, die von verschiedenen Faktoren abhängt. www.think-ing.de/studienarten

Wie wird man eigentlich … Ingenieurin oder Ingenieur? › ›

Endlich den Schulabschluss in der Tasche! Und jetzt? Ein freiwilliges soziales Jahr, Bundeswehr oder Zivildienst absolviert, aber wie geht´s weiter? Zurück von einer Weltreise und keine Ahnung, wohin die nächste Tour führt? Allen, die mit dem Gedanken spielen, dass ein Studium das Richtige für sie wäre, sei gesagt: Ingenieurinnen und Ingenieure braucht das Land. ››

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Ingenieurwissenschaften bieten nicht nur Jobs mit Zukunft, es ist auch für jede und jeden etwas dabei. Die Studiengänge und Berufsfelder sind so vielfältig wie in kaum einer anderen akademischen Disziplin. Zudem ist im internationalen Ranking der Standort Deutschland für Ingenieurwissenschaften eine absolute Topadresse. Sei es Maschinenbau, Informationstechnik, Elektrotechnik, Vertrieb, Medizintechnik, Luft- und Raumfahrttechnik oder im Bereich der regenerativen Energien und Umwelttechnik, überall arbeiten Ingenieurinnen und Ingenieure mit Engagement und Ideen an den Schaltstellen moderner Schlüsseltechnologien.

Die Qual der Wahl Bei so viel Auswahl ist es nicht leicht, sich Überblick zu verschaffen. Um herauszufinden, welches Studienfach zu einem passt und an welcher Hochschule man studieren möchte, muss man sich möglichst breit informieren. Das Onlineportal www.think-ing.de ist eine wichtige Quelle für Informationen rund um Ingenieurstudium und -beruf und die THINK ING. Ingeni-

Eine praxisnahe Herangehensweise an die Studienfachwahl empfiehlt DiplomIngenieur Thomas Schrüllkamp (fka Forschungsgesellschaft /Science Truck) auf der THINK ING. DVD. Er rät angehenden Studierenden, gedanklich erst einmal das Studium zu überspringen. Sie sollten sich überlegen, was ihnen Spaß macht und wo sie gerne arbeiten möchten. „Warum nicht einfach den Wunscharbeitgeber anrufen und fragen, wo studiere ich was am besten, wenn ich bei euch arbeiten möchte?“, fragt Schrüllkamp auffordernd und erklärt dazu: „Die werden Tipps geben, denn diese Firmen akquirieren direkt ihre Leute und suchen die Nähe zu den Hochschulen. Welche Hochschule hat welche Kooperationspartner und wie sind die miteinander verwoben? Das herauszufinden, kann eine Hilfestellung bei der Entscheidung leisten, wo man studieren möchte. Firmen finanzieren Forschung an den Universitäten und heraus kommen Produkte. Hochschulen, die Industrieforschung betreiben, können daher besonders attraktiv sein.“ Ë

eurStudiengangSuche (www.search-ing.de) bietet eine gute Hilfestellung, um herauszufinden, was man überhaupt wo studieren kann. Die Wahl des Standortes und der Hochschulform ist abhängig vom Studiengang. Nicht alle Fachbereiche werden überall angeboten. Man sollte sein Studienfach aber möglichst nach der inhaltlichen Ausrichtung und vor allem nach den eigenen Interessen wählen. Nur wer seine Arbeit gerne macht, wird bereit sein, sich dauerhaft zu engagieren und kann exzellent sein, in dem, was er tut.

Die Grafik zeigt den Studienverlauf an Universität, Fachhochschule (FH) und Berufsakademie (BA). Die Semesterangaben sind Richtwerte, Bachelorstudiengänge dauern zwischen 6 und 8 Semester, den Master erwirbt man in 2 bis 4 Semestern. Der Vollständigkeit halber ist der Verlauf des Diplomstudiums mit abgebildet, da man sich für einige Studienfächer im Ingenieurbereich aktuell noch für einen Diplomstudiengang einschreiben kann. Das gilt jedoch nur für wenige Ausnahmen, die in naher Zukunft ebenfalls auf das Bachelor-/Mastersystem umgestellt werden.

Universität

Universität

Fachhochschule

Beruftsakademie

Bachelor- / Masterstudium

auslaufendes Diplomstudium

Bachelor- / Masterstudium

Bachelorstudium

Promotion Dr. Ing.

10

Masterarbeit M. Eng. / M. Sc.

Promotion Dr. Ing.

10

Diplomarbeit Dipl. Ing.

8

Masterstudium - Spezialisierung und Vertiefung - Anwendung - Praxis

8

6

Bachelorarbeit B. Eng. / B. Sc.

6

- Fachwissen - Grundlagen

4

Vordiplom

4 2

Bachelorstudium - allgemeine naturund ingenieurwissenschaftliche Grundlagen und Fähigkeiten - Fachwissen - Anwendung

evtl. Vorpraktikum

2

Hauptstudium - Spezialisierung und Vertiefung

Grundstudium - allgemeine naturund ingenieurwissenschaftliche Grundlagen und Fähigkeiten

evtl. Vorpraktikum

10

Masterarbeit M. Eng. / M. Sc.

8

Masterstudium - Spezialisierung und Vertiefung - Anwendung - Praxis

6

Bachelorarbeit B. Eng. / B. Sc.

4 2

Bachelorstudium - allgemeine naturund ingenieurwissenschaftliche Grundlagen und Fähigkeiten - Fachwissen - Anwendung - Praxis Vorpraktikum

Masterstudium an der Uni / FH möglich

6 4 2

Bachelorarbeit B. Eng. / B. Sc.

Bachelorstudium - allgemeine naturund ingenieurwissenschaftliche Grundlagen und Fähigkeiten - je Semester im Wechsel an der BA und Praxis im Unternehmen

evtl. Vorpraktikum


Universität, Fachhochschule oder Berufsakademie?

1 U N I VER S I TÄ T

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Ein Ingenieurstudium öffnet viele Türen, doch ohne Spaß an der Sache und die Bereitschaft, sich richtig reinzuhängen, ist es nicht zu schaffen. Wer aber seinen Abschluss

Verschiedene Wege führen zum gleichen Ziel. Die Abschlüsse Bachelor und Master of Engineering oder Science können an Universitäten, Fachhochschulen (FH) und Be-

macht, hat anschließend großartige Chancen, einen Job zu finden und gutes Geld zu verdienen, denn Nachwuchsingenieurinnen und -ingenieure werden am Arbeitsmarkt händeringend gesucht.

rufsakademien (BA) erworben werden, wobei sich der Einstieg in die Ingenieurlaufbahn je nach Hochschultyp leicht unterschiedlich gestaltet.

Gar nicht so graue Theorie:

Universität Ingenieurwissenschaftliche Studiengänge findet man an Universitäten und natürlich an Technischen Universitäten, die sich ganz besonders auf Ingenieur- und Naturwissenschaften spezialisiert haben. Um an einer Universität studieren zu können, braucht man die allgemeine Hochschulreife. Die Ausbildung an einer Uni umfasst, neben der Vorbereitung auf den jeweiligen Ingenieurberuf, einen hohen Anteil an Theorie und greift stellungen auf.

wissenschaftliche Frage-

Hier wird ForNiveau betrieben

schung und die

auf hohem Studierenden

erhalten die Möglichkeit, die Methoden der modernen Wissenschaft kennenzulernen. So bleibt auch die Promotion, also die Verleihung des Doktortitels für intensive Forschungsarbeit, exklusiv den Universitäten vorbehalten. Dass aber das Studium an der Uni nicht nur Theorie und Wissenschaft beinhaltet, sondern auch konkret auf den Job vorbereitet, zeigt sich am Beispiel von Andrea Münzing. „Ich habe durch mein Studium sehr viele Kontakte zur Industrie, weil ich ein sechsmonatiges Praktikum bei Airbus Deutschland in Toulouse absolviert habe“, erzählt Andrea. Sie studiert an der Universität Stuttgart Luft- und Andrea Münzing

Raumfahrttechnik auf Diplom. Andrea ist 24 Jahre alt und befindet sich im 8. Studiensemester. Zurzeit absolviert sie ein Auslandsjahr in Frankreich an der ISAE (Institut Supérieur de l'Aéronautique et l'Espace), um das Fach Aerodynamik zu vertiefen. Auch außeruniversitäres Engagement kann zudem wertvolle Praxiseinblicke liefern, weiß Andrea weiter zu berichten: „Durch meine Vereinsarbeit bei EUROAVIA, einer

Initiative von Luft- und Raumfahrtstudenten in Europa, konnte ich zusätzlich viele Kontakte knüpfen. Wir haben etliche Exkursionen zu potenziellen Arbeitgebern organisiert, mehrtägige Workshops mit Industriekooperationen realisiert, waren auf Luftfahrtmessen und haben internationale Fly-Ins veranstaltet.“ Fast alle Universitäten haben mittlerweile Praktika in den Studienplan aufgenommen, um den Bogen vom theoretischen Wissen zur Anwendung zu schlagen. Neben dem Fachwissen sind Selbstorganisation und -disziplin besonders wichtig. Auch wenn die Struktur an den Unis im Zuge der Umstellung auf Bachelor- / Masterstudiengänge straffer geworden ist, hat man hier bei der Belegung der Seminare und Übungen freiere Auswahl als an anderen Hochschulformen. In den höheren Semestern eines Bachelorstudiengangs oder im Masterprogramm finden Studierende an der Universität vielfältige Spezialisierungsmöglichkeiten vor. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII INFOS IM NETZ: » www.think-ing.de/uni s Ein ausführliches Studierendenporträt von Andrea Münzing ist online unter » www.think-ing.de/muenzing nachzulesen.


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FH

Der Praxiseinstieg:

Fachhochschule Fachhochschulen warten ebenfalls mit einem breiten Spektrum an Studiengängen im Ingenieurbereich auf. Das Studium ist dort in der Regel stärker auf die praktische Anwendung der jeweiligen Ingenieurdisziplin ausgerichtet, daher beginnt für Studierende an Fachhochschulen das Studium auch schon vor dem ersten Semester. Zur Einschreibung ist nämlich grundsätzlich ein Praktikum vorgeschrieben, das meist schon im den sollte.

Vorfeld absolviert wer-

Darüber hinaus FH-Studierende

müssen angehende mindestens eine fachge-

bundene Hochschulreife, die das Hochschulstudium nur in einer bestimmten Fachrichtung erlaubt, oder die allgemeine Fachhochschulreife mitbringen. Fachspezifische Berufserfahrung wird häufig ebenfalls anerkannt. Nach der ersten Begegnung mit der Ingenieurwelt im Vorpraktikum geht es im Studium praxisorientiert weiter. Aber natürlich ist, trotz anwendungsbezogener Ausbildung, auch theoretisches Grundlagenwissen zum Beispiel in Mathe oder Physik auf dem Stundenplan zu finden. Aktuell arbeiten die FHs mit Hochdruck daran, die Praxisanteile angemessen in die recht kurzen Bachelorstudiengänge zu integrieren, damit das besondere Profil der FHs nicht verloren geht. Schließlich war der frühe und intensive Praxisbezug immer eine Kernkompetenz der Fachhochschulen im Vergleich zu den Universitäten. Die angehenden Praktiker schätzen auch die größere Nähe zu den Lehrenden, die es ermöglicht, dass Fragen und Probleme schneller diskutiert werden können. Diesen Aspekt hebt auch Deborah

kleinere Übungsgruppen und der damit verbundene engere Kontakt zu den Dozenten besonders wichtig.“ Deborah ist 27 Jahre alt und studiert Informations- und Kommunikationstechnik an der FH Gießen-Friedberg. Sie ist im 9. Semester und wird bald ihre Diplomarbeit schreiben. Verzichten muss man dann allerdings auf die größere Wahlfreiheit, wie man sie an den Unis im Hinblick auf Seminare und Übungen findet, da das FH-Studium wesentlich verschulter organisiert wird. Wer gerne anwendungsbezogene Lösungen findet und auch während des Studiums die Nähe zur Praxis sucht, wird sich an einer FH mit passendem Studiengang sicher wohlfühlen. Spielt man jedoch mit dem Gedanken, später in die Hochschulforschung zu gehen und einen Doktortitel zu erwerben, ist der direkte Weg über die Uni langfristig einfacher. FH-Absolventen müssen vor der Promotion oftmals zusätzliche Hürden in Form von Prüfungen oder Extrakursen überwinden. Auch beim Wechsel von einer FH zum Masterstudium an einer Universität sollte man sich frühzeitig über eventuelle Zusatzanforderungen für FH-Absolventen erkundigen. Dafür gestaltet sich nach dem Erwerb von Bachelor oder Master der direkte Einstieg in den Beruf sehr leicht, denn schließlich ist man nach einem FH-Studium praxiserprobt und kann das erlernte Wissen schnell anwenden. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII INFOS IM NETZ: » www.think-ing.de/fh s Ein ausführliches Studierendenporträt von Deborah Ramona Rieser ist online unter » www.think-ing.de/rieser nachzulesen.

Ramona Rieser hervor: „Ich wollte keine Massenabfertigung, wie man sie oft an großen Unis findet. An der FH sind die Vorlesungen nicht so überlaufen und mir waren

Deborah Ramona Rieser


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Für Praktiker:

Das duale Studium Einen deutlichen Unterschied zum herkömmlichen Studium stellt der Ausbildungsverlauf des dualen Studiums dar, das eine betriebliche Berufsausbildung mit dem Studium verbindet. Praktische Phasen der Ausbildung wechseln sich gleichmäßig mit den Theoriephasen des Studiums ab. Am Ende stehen die Abschlussprüfungen an der Hochschule und für den Ausbildungsberuf an. Vorausset-

Timo Kniese

beträgt lediglich drei Jahre und der Praxisanteil liegt bei 50 Prozent. Das Studium wird komplett vergütet und ich kann in alle Arbeits-

zungen sind das Abitur oder die Fachhochschulreife sowie

bereiche eines Ingenieurs reinschnuppern. Nach meinem Studium werde ich übernommen. Dies

ein Ausbildungsvertrag men, das in diesem

mit einem UnternehModell ausbildet.

war klarer Bestandteil meines Vertrages, da meine Firma sämtliche Kosten des

Das Studium ist sehr sodass die Teilnehmer

straff organisiert, über ein gutes Zeit-

Studiums an der privaten Studienakademie übernimmt.“ Auch zum Thema Stress kann Timo nur Positives berichten: „Ich persönlich empfinde Studium und

management und eine ausgeprägte Disziplin verfügen sollten, dafür bezieht man häufig ein Gehalt von dem

Arbeit nicht als Doppelbelastung. Die praktische Tätigkeit in der Firma erklärt meist das gelernte Theoriewissen oder

Unternehmen. Außerdem stehen die Chancen recht gut, dort übernommen zu werden. Es gibt zwar keine offizielle Verpflichtung zur Übernahme, trotzdem verbleiben rund zwei Drittel aller Absolventen in ihren Unternehmen. Die

macht es noch verständlicher und ein Großteil der Theorie hilft mir erheblich in meiner Praxisphase beziehungsweise wird in der Praxis sogar noch vertieft.“ An den meisten Hochschulen beginnt das Wintersemester

Akzeptanz der Wirtschaft für diese Art der Ausbildung wächst kontinuierlich und mittlerweile bieten neben reinen Berufsakademien auch viele Universitäten und Fachhochschulen die kombinierte Ausbildungsmethode an. Timo Kniese ist 21 Jahre alt und hat sich für das duale

für das duale Studium am 1. Oktober und das Sommersemester am 1. April. Die betriebliche Ausbildung startet am 1. August oder am 1. September. Da sowohl das Bewerbungsverfahren in den Unternehmen als auch die Frist vor Studienbeginn einige Zeit in Anspruch nehmen,

Studium entschieden. Er studiert im 3. Semester Klimasystemtechnik an der ESAK Maintal und macht parallel seine praktische Ausbildung bei einer Firma für Kälte- und

sollte man mit den Vorbereitungen am besten ein Jahr im Voraus beginnen. Zuerst sucht man sich ein Unternehmen, das mit einer Bildungseinrichtung kooperiert. Firmen, die

Klimatechnik. Für Timo war der duale Studiengang aus mehreren Gründen die optimale Entscheidung: „Das duale Studium bietet für mich nur Vorteile. Die Studiendauer

in Frage kommen, findet man oft auf den Webseiten der Hochschulen. Aber auch manches Unternehmen wirbt auf der eigenen Website mit dualen Ausbildungsmöglichkei-


DUAL

ten. Man kann bei potenziellen Firmen nachfragen oder

… gratis … gratis … gratis …

think ing. dvd

die Hochschulen um Tipps bitten. Mit dem Ausbildungsvertrag in der Tasche bewirbt man sich dann an der jeweiligen Hochschule oder Berufsakademie. In Baden-Württemberg haben sich 2009 die acht ehemaligen Berufsakademien des Landes zur Dualen Hochschule Baden-Württemberg zusammengeschlossen. Nach der dualen Ausbildung ist es möglich, auch noch

Die multimediale THINK ING. DVD „Ingenieurberufe in Bewegung“ …

ein Masterstudium anzuschließen. In diesem Fall sollte man gezielt bei den Hochschulen nachfragen, welche Voraussetzungen dafür gegeben sein müssen.

mit vielen Informationen rund um das Ingenieurstudium und den Ingenieurberuf ist der ideale Kick-off in

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die Thematik und kann online gratis bestellt werden.

INFOS IM NETZ: » www.think-ing.de/duales-studium s Ein ausführliches Studierendenporträt von Timo Kniese ist online unter » www.think-ing.de/kniese nachzulesen.

IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII ONLINE BESTELLEN: www.think-ing.de/dvd

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Gut informiert starten! Die Zugangsbedingungen für die Hochschulen sind ebenfalls Gegenstand von Reformen. In einigen Bundesländern soll beispielsweise die Aufnahme eines Studiums an Universitäten für Berufstätige ohne Abitur erleichtert werden. Infos zu Schulabschlüssen und Hochschulberechtigungen bietet das Informationssystem Bildung und Beruf der Bundesagentur für Arbeit. infobub.arbeitsagentur.de IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII


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Mittendrin in Automobil und Technik Die Technische Entwicklung eines Autoherstellers ist ein spannendes Berufsfeld für Ingenieurinnen und Ingenieure. Optimal vorbereitet wird man in den dualen Studienprogrammen. www.think-ing.de/duales-studium

Benzin im Blut, Vollgas im Studium … und Jobs mit viel Entwicklungspotenzial Das Motto „Vorsprung durch Technik“ hat für die jungen Ingenieure Anja Klonek und Christian Felbermeir eine ganz besondere Bedeutung. Beide arbeiten in der Techni-

Funktionsverantwortlicher für Telefonie und Connectivity. Beide Jobs sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der riesigen Welt der Forschung und Entwicklung der AUDI AG, hin-

schen Entwicklung der AUDI AG in Ingolstadt und haben sich ihren persönlichen technischen Vorsprung durch duale Studiengänge an der FH Ingolstadt erworben. Diese Kombination von Ausbildungsberuf und Ingenieurstudi-

ter der sich viel mehr verbirgt, als man vermutet: Motoren und Aggregate, Windkanal und Crashhalle, Elektrik und Elektronik, Fahrerassistenzsysteme und Multimedia. Hier verschmelzen Technologie, Vision und Wirklichkeit.

um erforderte zwar richtig Vollgas im Hörsaal und an der Werkbank, aber dafür gab’s zwei qualifizierte Abschlüsse gleichzeitig, einen tollen Mix aus Theorie- und Praxiswissen und die finanzielle Unterstützung der AUDI AG während der gesamten Studien- und Ausbildungszeit. Lohn der Mühen: Heute ist das duale Duo voll integriert

Foto: © AUDI AG

in der Technischen Entwicklung. Anja Klonek als Entwicklerin für Fahrzeugsicherheit im Bereich Airbag und Kopfaufprall im Fahrzeuginnenraum. Christian Felbermeir als


Anja Klonek – die Frau lässt es krachen

Christian Felbermeir – der Mann mit dem Koffer

„Lieber ’ne etwas kleinere Wohnung, dafür ein tolles Auto“, sagt die 25-jährige Anja Klonek. Die junge Ingenieurin arbeitet seit Oktober 2008 bei der AUDI AG in In-

Der Hartschalenkoffer, mit dem Christian Felbermeir über das Audi-Werksgelände läuft, ist kein gewöhnliches Gepäckstück. In ihm finden sich keine gebügelten Ober-

golstadt im Bereich Fahrzeugsicherheit. „Autos fand ich schon immer spannend“, schwärmt sie, „am Anfang bezog sich das eher aufs Design, jetzt ist daraus noch viel mehr geworden, denn ich habe jeden Tag mit faszinierenden Produkten voller technischer Details zu tun“.

hemden, Socken und Ersatzkrawatten für die bevorstehende Dienstreise. Im Gegenteil, der Koffer erinnert eher an einen James-Bond-Film, denn er ist vollgestopft mit modernster Kommunikationstechnik. Es handelt sich allerdings nicht um eine Dechiffriermaschine des MI6, sondern

Anja Klonek

So dual wie ihr Studium des Wirtschaftsingenieurwesens mit der Vertiefungsrichtung Fahrzeugtechnik und ihre gleichzeitige Ausbildung als Mechatronikerin ist auch ihr heutiger Job als Entwicklungsingenieurin: Oben im Büro wird analysiert und der nächste technische Schritt geplant,

um die neueste Generation eines Audi Sound- und Navigationssystems. Was der 28-jährige Projektmanager und Funktionsverantwortliche für Telefonie und Connectivity da mit sich rumträgt, nennt sich „mobiles Testrack“. Da drin steckt all das, was das Autofahren so angenehm kom-

unten in der hell erleuchteten Crashhalle wird montiert und getestet.

munikativ und unglaublich unterhaltsam macht: Musik, Navigation, Infotainment, Telefonie, iPod- und OnlineAnbindung.

Bevor Anja Klonek es krachen lassen kann, kontrolliert sie den Versuchsaufbau. Ein Audi Q5 wird diesmal gegen die Wand gefahren, man muss schließlich Opfer bringen für die Sicherheit. Stehen die Highspeed-Kameras punktgenau? Wurden alle Messinstrumente aktiviert? Sind die Airbags bereit zum Big Bang? Ë

Christian Felbermeir

„Beim Q5 haben wir bereits die neue Version des Audi Multi Media Interface (MMI) in Serie gebracht. Mit dem A8-Anlauf kommen jetzt Onlinedienste wie GoogleEarth ins Navi“, schwärmt Felbermeir. Das sieht schon beeindruckend aus, was der Ingenieur der Elektroinformationstechnik und ausgebildete Industrieelektroniker da aus dem Koffer zaubert: 3D-Landschaften, die den Autofahrer so realistisch durchs Straßennetz steuern wie Jet-Piloten im Flugsimulator. Ë


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Ë Mit Köpfchen muss es knallen, denn Kloneks Spezialität sind Kopfairbags. „Wir machen viele Einbauuntersuchungen an Prototypen, bei denen ich auch selbst montiere. Eine Vielzahl an Airbags sorgt für sogenannte „Passive Sicherheit“ bei den Fahrzeuginsassen (Foto: © AUDI AG)

Der Crash an sich ist nicht mein Hauptaufgabengebiet, sondern die Entwicklung und Funktionssicherstellung des Kopfairbags. Dazu werte ich die Versuchsvideos und die Ergebnisse der Messsensoren im Detail aus“, sagt Anja Klonek. Ihr Aufgabengebiet umfasst auch „den Kopfaufprall im Innenraum“. Am Fahrzeughimmel werden dazu spezielle Bauteile gezielt eingesetzt und auch Karosseriebauteile und Säulenverkleidungen werden so optimiert, dass nicht nur der Dummykopf sanft anstößt. Besonders toll an ihrem Job findet Klonek „das interessante Themenfeld, die beruflichen Perspektiven und das erfahrene Team um mich rum, von dem ich viel lernen

Zwei Dummies nach ihrer sanften Landung im Airbag beim Crashtest in einem Audi A3 Cabriolet (Foto: © AUDI AG)

kann“. Und ein wenig stolz macht es sie natürlich auch, dass die Entwicklungen, an denen sie mitarbeitet, in naher Zukunft in der Serienproduktion eingesetzt werden. „Als mein erster Airbag einsatzfähig war und ich die erste technische Freigabe erteilte, das war schon ein tolles Gefühl“, erinnert sie sich. Die Verbindung von Theorie und Praxis ist in der Technischen Entwicklung besonders ausgeprägt. Es geht nicht nur darum, Versuchsaufbauten und Messinstrumente zu installieren, sondern auch die anschließenden Ergebnisse aus Zahlenkolonnen und Crash-Videos auszuwerten. Ein buntes Spektrum, in dem auch Anja Klonek oft auf ihre Erfahrungen aus dem dualen Ingenieurstudium zurückgreifen kann. „Ich habe in Hochschulseminaren Formeln und Berechnungen gepaukt und während der Ausbildung an der Fräsmaschine Metallblöcke bearbeitet“, erzählt sie und fügt noch hinzu: „Wenn man selber mit Werkzeug umgehen kann, ist die Akzeptanz bei den Kollegen in der Werkstatt viel größer.“

Anja Klonek

Das zeigt sich kurz vor dem großen Crash des Q5. An einem Kopfairbag muss noch etwas am Einbau verändert werden. Der Blick der Ingenieurkollegen wandert zu Anja Klonek. Dann kommt der Kommentar: „Mach mal – Du

Foto: © dw

hast ja neben dem Studium auch noch was Richtiges gelernt!"


Ë „Ich bin sehr tief im System drin und habe starken Einblick in die Software. Das beginnt bei Abstimmungen mit Zulieferern und Entwicklern, geht über SchnittstellenDefinitionen und Erprobungen an Musteraufbauten bis hin zur direkten Programmentwicklung mit Java und C++“, erzählt Felbermeir, der im Oktober 2006 seine Ingenieurkarriere bei Audi startete. „Auch Testfahrten in kritischen Mobilfunkbereichen wie den Dreiländerecken

nnt Audi das duale Pr

der Praxi fach bes und Inge di.de/

(Foto: © AUDI AG)

am Bodensee und rund um Aachen, wo viele Netze aufeinander treffen, gehören dazu.“ Trotz seines Software-lastigen Jobs sind für ihn auch interdisziplinäres Arbeiten, Kommunikationsfähigkeit und Teamwork besonders wichtig. „Ich habe viel mit den Kollegen aus den Werkstätten, der Qualitätssicherung, dem Kundenservice sowie Controlling und Einkauf zu tun. Sogar mit Psychologen arbeiten wir, um die Benutzerführung der Navigationssysteme zu verbessern, und durchs Marketing erfahren wir, welche neuen Funktionen wichtig sind.“

Dank der Entwicklungen von Christian Felbermeir und seinen Kollegen kann man mit dem iPhone im Audi telefonieren, Musik hören und Onlinedienste nutzen (Foto: © AUDI AG)

Verschiedene Perspektiven aus Wirtschaft und Unternehmen hat Felbermeir bereits in seinem dualen Studium kennengelernt. „In der Ausbildung zum Elektroniker hab ich noch gelernt, wie man eine Hausinstallation macht“, schmunzelt er. Und als fertiger Ingenieur in der Technischen Entwicklung galten für ihn zwei Leitsätze: „Durchfragen hilft immer und Projekterfahrung bringt Businesskompetenz!“ Was ihn unentwegt antreibt, ist die Begeisterung für die Technik und die Neugier darauf, wie seine InfotainmentEntwicklungen bei den Audi-Kunden ankommen. „Ich erkundige mich oft bei Freunden und Bekannten, was ihnen an unseren Systemen gefällt und was nicht. Wenn sie viel Spaß mit den Sachen haben, freut mich das.“ Neugierig werden aber auch so manche andere aus Felbermeirs Umfeld – nämlich darauf, welche Fahrzeuge er am Wochenende oder abends wieder zu Erprobungsfahrten mit nach Hause bringt: „Wenn ich am Sonntagmorgen Brötchen hole, wundern sich die Nachbarn immer über meine wechselnden Autos.“

Christian Felbermeir

Foto: © dw

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ramm „Studium un

3D-Karte mit Geländemodellierung und Höheneinfärbung


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Finanzierung im Studium Damit die Rechnung aufgeht: Die wichtigsten Möglichkeiten zur Finanzierung des Ingenieurstudiums auf einen Blick. www.think-ing.de/finanzierung

Crashkurs Studienfinanzierung

Erst Kassensturz, dann Nach der Entscheidung für ein Studium folgt die erste Rechenaufgabe: die Finanzierung. Semesterbeiträge, Kosten für Bücher und Arbeitsmaterial, eventuell Studiengebühren, Miete, Lebensmittel und Freizeit sorgen schnell für Ebbe im Portemonnaie. So vielfältig wie die Studienangebote sind auch die Finanzierungsmöglichkeiten. BAFöG, Nebenjob und Unterstützung durch die Eltern sind klassische Wege. Mit der Bewerbung um ein Stipendium eröffnen sich Chancen auf finanzielle Förderung. Verschiedene Banken bieten Kreditmodelle, damit Nachwuchsingenieurinnen und -ingenieure sich auf die wichtigen Aufgaben konzentrieren können.

Sichere Formel: BAFöG Durch das Bundesausbildungsförderungsgesetz, kurz BAFöG, erhalten Studierende Unterstützung von bis zu 648 Euro monatlich in Form eines zinslosen Kredites. Ob und wie viel BAFöG gezahlt wird, hängt vom Einkommen der Eltern, der Anzahl der Geschwister und deren Ausbildungsstatus sowie von der Wohnsituation des Studierenden ab. Der Kredit wird nach dem Studium in Raten zur Hälfte abbezahlt. Für Herbst 2010 sind BAFöG-Erhöhungen geplant. Wichtig ist, dass Studierende, die BAFöG erhalten, nicht mehr als 400 Euro im Monat bzw. 4.800 Euro im Jahr verdienen. Es lohnt sich immer, beim Stu-

Nicht verrechnen: Nebenjob Beim Nebenjob müssen einige Details beachtet werden, um andere Finanzierungsmöglichkeiten nicht einzuschränken. Unkompliziert sind Minijobs bis zu einem Gehalt von 400 Euro im Monat beziehungsweise 4.800 Euro im Jahr. So fallen keine Steuern oder Abgaben an. In den Semesterferien darf mehr gearbeitet werden, solange man am Ende des Jahres nicht für mehr als 8.004 Euro gejobbt hat. Verdient man mehr, entfällt das Kindergeld und somit auch die Möglichkeit der Familienversicherung. Studierende, die BAFöG beziehen, dürfen höchstens 4.800 Euro im Jahr dazuverdienen. Interessant sind Jobs, die Einblicke in zukünftige Berufe ermöglichen, wo man zusätzlich mit Erfahrung entlohnt wird. Bei der Jobsuche helfen das Schwarze Brett der Hochschule, Online-Jobbörsen oder die Agentur für Arbeit. llllllllllllllllllllllllllllllllllllll INFOS IM NETZ: » www.think-ing.de/job s Wissenswertes zum 400-Euro-Job bei der Zentrale für Minijobs: » www.minijob-zentrale.de s Kindergeld-Infos beim Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend: » www.bmfsfj.de s Infos für Studierende, die BAFöG beantragen oder erhalten, beim Bundesministerium für Bildung und Forschung: » www.bmbf.de

dentenwerk der jeweiligen Hochschule einen Antrag auf BAFöG zu stellen. Studierende, die einen Teil des Studiums im Ausland verbringen, können ihr Budget mit AuslandsBAFöG aufstocken.

Plusrechnung: Stipendien

llllllllllllllllllllllllllllllllllllll

Begabte und engagierte Studierende haben die Chance auf Stipendien. Neben Stiftungen fördert auch eine wach-

INFOS IM NETZ: » www.think-ing.de/bafoeg s Bundesministerium für Bildung und Forschung: » www.bmbf.de oder unter » www.das-neue-bafoeg.de

sende Zahl an Unternehmen den Ingenieurnachwuchs. Meist wird eine schriftliche Bewerbung mit Motivationsschreiben erwartet, dann folgen Auswahlgespräche. Wie die Unterstützung im Einzelfall aussieht, ist unterschiedlich. Auf der Suche nach einem möglichen Stipendium sollte man auch die Webseiten großer Unternehmen im Auge behalten. Vielleicht ergibt sich durch ein Praktikum aber auch eine Förderungsmöglichkeit in einer kleineren Firma. Ein interessantes Angebot für Berufstätige mit einer Zugangsberechtigung zur Hochschule ist das Aufstiegsstipendium, eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. llllllllllllllllllllllllllllllllllllll INFOS IM NETZ: » www.think-ing.de/stipendien s Stipendiendatenbank des Bundesministeriums für Bildung und Forschung: » www. stipendienlotse.de s Übersicht über die großen Stiftungen in Deutschland: » www.stipendiumplus.de s Bundesverband deutscher Stiftungen: » www.stiftungen.org s Suche nach dem passenden Stipendium: » www.e-fellows.net s Infos & Onlinebewerbung zum Aufstiegsstipendium bei der Stiftung Begabtenförderungswerk berufliche Bildung: » www.begabtenfoerderung.de


: © Photocase / coresinc

Kopfrechnen Gut kalkulieren: Darlehen und Fonds Eine weitere Möglichkeit das Studium zu finanzieren bieten günstige Kreditmodelle. Wer nur die Studiengebühren über ein Darlehen finanzieren möchte, kann auf das Studienbeitragsdarlehen der Landesbanken oder der KfW Bankengruppe zurückgreifen. So werden die Studiengebühren jedes Semester direkt an die Hochschule überwiesen, zurückgezahlt wird nach dem Studium. Kredite wie der KfW-Studienkredit ermöglichen die Finanzierung des Lebensunterhaltes mit Beträgen zwischen 100 und 650 Euro pro Monat. Sogenannte Bildungskredite dienen als Finanzspritze bei besonderen Ausgaben oder in der Abschlussphase. Ein relativ neues Prinzip der Studienfinanzierung stellen die Bildungsfonds dar, für die man sich bewerben kann. Die Besonderheit besteht darin, dass das Darlehen nach dem Studium einkommensabhängig zurückgezahlt wird. Vor der Aufnahme eines Kredites sollten alle alternativen Finanzierungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden. Erste Adresse bei Fragen zur Finanzierung des Studiums sind die Studentenwerke. llllllllllllllllllllllllllllllllllllll INFOS IM NETZ: » www.think-ing.de/studienkredit oder » www.think-ing.de/ bildungskredit s Mehr Informationen: » www.kfw-foerderbank.de

Gutes Ergebnis: Steuerersparnis durchs Studium Wer sich nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung für ein erstes Studium entscheidet oder einen dualen Studiengang absolviert, kann neuerdings nach dem Studium Steuern sparen. Bei der Einkommenssteuererklärung nach Eintritt in den Beruf können die Ausgaben für das Studium, zum Beispiel Studiengebühren, als Werbungskosten angegeben werden. Diese Werbungskosten werden dann vom Einkommen, das versteuert wird, abgezogen. Neu daran ist, dass die Studienkosten jetzt auch im Nachhinein für die Steuererklärung zählen. Schließlich müssen die meisten Studierenden keine Steuern zahlen und konnten so bisher nicht von den möglichen Steuerersparnissen profitieren. Wichtig ist, dass ein Bezug zu der Tätigkeit, die nach dem Studium ausgeübt werden soll, deutlich wird. Also gilt: Alle Belege über Ausgaben für das Studium sammeln und gut aufbewahren, um sie später beim Finanzamt einreichen zu können. llllllllllllllllllllllllllllllllllllll INFOS IM NETZ: s Das Bundeszentralamt für Steuern bietet auf seinem Portal Verlinkungen zu Steuerbehörden und Ansprechpartnern aller Bundesländer » www.steuerliches-info-center.de


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WM 2010: Interdisziplinäres Spiel für Ingenieurinnen und Ingenieure Die WM beschert Südafrika supermoderne Spielstätten, geplant und gebaut von Ingenieuren vieler verschiedener Fachrichtungen. www.think-ing.de/ingenieurberuf

Foto: © gmp - Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Berlin

WM-Stadion Durban:

t bedacht Gum it sp annendem Bogen Deutsche Architekten und Ingenieure schufen die spektakuläre Dachkonstruktion der zweitgrößten Sportarena Südafrikas Der Neubau des Moses Mabhida Stadions in der Drei-Millionen-Metropole Durban ist eines dieser topmodernen Vorzeigeprojekte der WM 2010, das erst möglich wurde durch ein funktionierendes Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Ingenieurfachrichtungen. Als eine von zehn Spielstätten in Südafrika hat Durban nicht nur fünf Vorrundenpartien, ein Achtel- und ein Halbfinale an Land gezogen, sondern punktet auch mit der wohl futuristischsten Stadion-Silhouette.

In Spielfeldlängsrichtung überspannt ein 104 Meter hoher und 340 Meter langer Stahlbogen die 70.000 Personen fassende Arena. Daran hängen insgesamt 18 Kilometer Stahlseile, die das lichtdurchlässige Membrandach tragen und die Verbindung zum ovalen Ring des Bauwerks mit seinen 52 tragenden Stahlstützen herstellen. Gleichzeitig dient der Riesenbogen aber auch als Skywalk und Aussichtsplattform. Mit einer Seilbahn können Besucher übers Stadion schweben und spektakuläre Blicke über die Stadt und den nur 500 Meter entfernten Indischen Ozean schweifen lassen. Die ganze Dachkonstruktion ist eine architektonische und technische Glanzleistung an der Grenze des Machbaren. Deutsche Ingenieure waren es, die dem Stadion diese besondere Kopfbedeckung verpasst haben – von der Architektur und Statik über die Fertigung des Stahls und das Zusammenschweißen der Bogenteile bis hin zum überseeischen Transport sowie zur Hebetechnik und Montage vor Ort. Diese Geschichte spannt einen großen Bogen. Am Anfang steht wie immer eine Idee. „Es hat uns ja selbst überrascht“, sagt der federführende Architekt Hubert Nienhoff vom renommierten Berliner Architektenbüro von Gerkan, Marg und Partner (gmp), das den Zuschlag für drei der insgesamt fünf Stadien, die bei der WM in Südafrika neu geplant und gebaut werden mussten, erhalten hat: Port Elizabeth, Kapstadt und eben auch Durban. Bereits bei der WM in Deutschland haben sich die gmp-Architekten mit Entwürfen wie dem des Berliner Olympiastadions einen Namen gemacht. Aber egal, ob heute oder damals, eins bleibt immer gleich: Von Beginn an arbeitet man mit einem Team von Ingenieurinnen und


Futuristisch schön, aber eine schwere Aufgabe: Das Gewicht des Stadionbogens entspricht fünf vollbeladenen Airbus A380 (Foto: © Pfeifer GmbH)

Ingenieuren Hand in Hand. Und so stand das Berliner gmpBüro auch für die Projekte am Kap schon Anfang 2006 in Kontakt mit dem Stuttgarter Ingenieurbüro Schlaich

Das Herausarbeiten einer baulichen Besonderheit ist die große Herausforderung am Anfang aller Planungen. „Kreativität ist dabei gerade für uns Bauingenieure überaus

Bergermann und Partner (sbp). Das schwäbische Büro beschäftigt circa 80 Ingenieurinnen und Ingenieure – vorwiegend aus dem Bereich Bauingenieurwesen. Die hatten für die WM 2010 alle Hände voll zu tun.

wichtig – dieses Image, dass nur die Architekten kreativ sind, denen wir Ingenieure dann hinterherrechnen, ist falsch“, macht Knut Göppert deutlich. Nachdem die Idee dann einmal geboren, die Statik gesi-

Wie es zu so einem Großauftrag kommt, erklärt der 48-jährige Bauingenieur Knut Göppert, einer der Geschäfts-

chert und auch der Bauherr vom außergewöhnlichen Dachmodell überzeugt war, ging die Arbeit für die Ingenieure erst richtig los. Schließlich lautete der genaue Auftrag, „ein von einem Stahlbogen abgehängtes Membrandach“ zu konstruieren und sowohl Entwurf und Ausschreibungspla-

führer bei sbp: „Bauherr war die Stadt Durban. Es gab eine klassische Ausschreibung und einen darauffolgenden Wettbewerb. Man wollte für die Stadt am Meer ein ganz besonderes Stadion haben; das sollte weg-

nung als auch Bauüberwachung und Montagekoordination der 46.000 Quadratmeter großen Dachfläche zu übernehmen. Das Ingenieurbüro von sbp war also in alle Phasen

führen vom Grauen-Maus-Image

eingebunden. Zu Spitzenzeiten umfasste das gesamte Pla-

der City. Sechs internationale und interdisziplinäre Teams aus Architekten und Ingenieuren verschiedener Fachrichtungen wurden eingeladen.

nungsteam über 20 Büros und damit insgesamt zwischen 50 und 100 Personen. Denn geplant und berechnet wird auf so einer Riesenbaustelle immer etwas. Schließlich befindet sich der Stadion-Koloss in ständiger Veränderung.

Man fährt dort hin, schaut sich die

„Im Falle von Durban war besonders wichtig, sich frühzeitig Gedanken über die verschiedenen Bauphasen zu ma-

Baustelle an, bekommt erläutert, wie groß alles werden und was wohin soll, dann geht’s wieder nach Hause und man tüftelt an Plänen, Skizzen und Renderings.“

chen. Der Stahlbogen musste ja bereits stehen, bevor er im Endzustand dann durch die abspannenden Seile gesichert und stabilisiert wurde. Diese Zwischenzustände sind für uns planende Ingenieure sehr anspruchsvoll“, erzählt Knut

Gerade zwischen den gmp-Architekten und den Ingenieuren von sbp funktioniert dieser Doppelpass hervorragend. Man ist ein eingespieltes Team. Insgesamt drei Dachkonstruktionen für südafrikanische WM-Stadien hat man ge-

Göppert. Der stählerne Triumphbogen, der zwar so grazil und leicht wirkt, mit seinen 2.850 Tonnen aber so viel auf die Waage

meinsam konzipiert. Die Betonung liegt auf gemeinsam. Von Anfang an. Das ist Knut Göppert besonders wichtig: „Wenn so große Konstruktionen geplant werden müssen, dann sollten die Architekten nie ohne Ingenieure arbeiten. In langen Workshops haben wir gemeinsam die Idee zu der speziellen Bogenkonstruktion gefunden – sowohl mit Papp- und Styropor-Modellen, als auch mit aufwendigen Rechnersimulationen. Nach circa sechs Wochen wussten wir schon ziemlich genau, wie das Stadiondach aussehen und funktionieren soll. Ein knappes Jahr hat dann die weitere Planung gedauert.“

Das Bild oben zeigt den Baufortschritt des Stadionbogens direkt vor Ort in Durban, unten sieht man den Aufbau und die Vormontage der einzelnen Elemente in Hannover

bringt wie fünf vollbeladene Airbus A380, war eben eine gewichtige Aufgabe und schwankende Angelegenheit zugleich. Bevor aber mit schwerem Gerät und äußerster Präzision am anderen Ende der Welt montiert werden konnte, musste das ganze Ding erst einmal gefertigt werden. Die Spur dazu führt in die Heimat – nach Ilsenburg. Die 9.000-SeelenKleinstadt ist nicht nur bekannt für ihre schöne Lage mitten im Harz, sondern vor allem für ihr Grobblech. Die Salzgitter-Gruppe produziert hier jährlich circa 800.000

nieure war, mit ihrem Dachentwurf das Thema Apartheid aufzugreifen. Der über 100 Meter hohe Bogen soll das Zu-

Tonnen sogenannter Quartobleche aus hochfestem und verschleißarmem Stahl, die zumeist für Offshore-Röhren, Druckbehälter oder im Schiffbau zum Einsatz kommen. Laut Expertenrat der Metall- und Stahlbauingenieure der

sammenwachsen Südafrikas symbolisieren. Nicht nur mit einem Skywalk und besten Aussichten in die Ferne, sondern auch durch das Aufspreizen des Stahlbogens in zwei

Salzgitter AG genau das Richtige für den Stadionbogen in Durban, der durch die unmittelbare Nähe zum indischen Ozean starken Winden und aggressiver Salzwasser-Feuch-

sogenannte „Spliced Arches“. Das Ganze spiegelt nämlich in der Draufsicht auch die Nationalflagge wider. Und sieht

te trotzen muss. Das geeignete Material war also gefunden. Jetzt mussten die 15 bis 20 Millimeter dicken aber gänzlich platten Stahlbleche nur noch zum filigranen Bogen geformt werden.

Die Vision der Berliner Architekten und Stuttgarter Inge-

nebenbei nicht nur futuristisch, elegant und spektakulär aus, sondern dient auch der Stabilität der Konstruktion.

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Am 13. Januar 2009 wurde das letzte Element in den großen Stahlbogen eingesetzt. Maßarbeit. Es hat perfekt gepasst! (Foto: © Pfeifer GmbH)

Interdisziplinär und international: Nicht nur Ingenieure aller Fachrichtungen, sondern auch Facharbeiter und Techniker aus vielen Nationen arbeiten gemeinsam auf der Stadion-Baustelle (Foto: © sbp)

Eine echte Spezialaufgabe für die Konstruktions- und Schweißfachingenieure der aus ThyssenKrupp hervorgegangenen Eiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH in Hannover. Dort hat man bereits viel Erfahrung mit Seilnetz-, Stahlbetonverbund- oder Raumfachwerk-

Jedes einzelne Segment ist eine Art Box mit V-förmigem Querschnitt – also Kästen aus Stahl, die aus Gründen der Gewichtsreduzierung hohl wie ein Pappkarton und von innen mit gekanteten Blechprofilen ver-

Konstruktionen. Die AWD-Arena in Hannover, die VELTINS-Arena in Gelsenkirchen, der Flughafen Helsinki oder die Volkswagen AutoStadt sind nur einige der zahlreichen Referenzen im Stahlhochbau. Für das Moses Mabhida Stadion in Durban galt es allerdings einen ganz wichtigen Zusatzaspekt zu berücksichtigen: Der Bogen musste in mehreren hochpräzisen Einzelteilen gebaut werden, denn ihm stand ja noch eine lange Seereise ums Kap der Guten Hoffnung bevor.

stärkt sind. An den seitlichen Stößen dieser gewaltigen, bis zu 12 Meter langen sowie 5 Meter hohen und breiten Blech-Ungetüme sitzen mehrere Dutzend großer Bohrlöcher, durch die später armdicke Schrauben ragen und die Einzelteile miteinander verbinden. Toleranzbereich nur +/- 10 Millimeter! Daran erinnert sich Grove nur zu gut: „Die größte Herausforderung waren die hohen Genauigkeitsanforderungen, denn die 56 Elemente mussten auf der Baustelle in Durban ja ohne Ausgleichsplatten montiert werden und auch das letzte Teil sollte exakt in die letzte Lücke passen.“

Den Auftakt ihrer Planungen machten die Eiffel-Ingenieure im September 2007. Geometrie und Maße waren exakt vorgegeben: Eine Häppchen-Taktik von insgesamt 56 Bogenelementen und sechs großen Querriegeln. So ähnelte der Stahlriese einem überdimensionalen Bausatz aus perfekt zusammenpassenden Legosteinen, der erst an seinem Bestimmungsort zum Topmodell zusammengesetzt würde. „Der Zuschnitt der riesigen Stahlbleche erfolgte durch autogenes Brennschneiden. Die Einzelteile wurden dann in speziellen Vorrichtungen zusammengefügt und anschließend verschweißt“, erklärt Stephan Grove von Eiffel Deutschland, der zusammen mit Ingenieur Aloys Kitte für die Projektleitung verantwortlich war. „Durch ständige Fertigungsüberwachung mussten unsere Vermessungsingenieure penibel darauf

Im Mai 2008 war es soweit. Die Eiffel-Ingenieure hatten ganze Arbeit geleistet. Nach fast einem Dreivierteljahr Schweißen, Schneiden, Bohren und Schleifen war der Bogen-Bausatz reisefertig. Nun kamen die Logistikingenieure zum Zug. Sie hatten bereits im Vorfeld die Durchfahrtshöhen der Brücken des Mittelland- und des Elbeseitenkanals gecheckt und sich für den Schiffstransport Richtung Hamburg Südwestterminal entschieden. Am Brinker Hafen in Hannover wurden die „Riesenspielzeuge“ per Schwerlastkran auf Binnenschiffe gehievt. So begann auf einer niedersächsischen Wasserstraße die Reise des großen Bogens zur Ostküste Südafrikas.

achten, alle vorgegebenen Maße exakt einzuhalten.“ Mit großen Hubkränen und verschiedenen Probezusammenbauten von bis zu fünf Folgeelementen versuchte man zu verhindern, dass es später auf der Stadion-Baustelle Überraschungen gab. Der Stahlbogen des Stadions ist nicht nur Wahrzeichen und Aussichtsplattform, an ihm hängen 18 Kilometer Stahlseile, die das komplette Membrandach tragen (Foto: © sbp)

Foto: © sbp


So sollte es noch bis zum 13. Januar 2009 dauern, bis alle, die am Stadionbau in Durban beteiligt waren, erkannten, dass „das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile“. Punkt

Gut, dass Stahl nicht seekrank werden kann, denn erst nach fast einem Monat auf Stückgutschiffen in den Weiten des Atlantiks konnte die Montage vor Ort in Durban

15.45 Uhr Ortszeit wurde unter Fanfaren und Applaus das letzte Element in den gigantischen Stahlbogen der Moses Mabhida Arena eingesetzt. Alles hat perfekt gepasst. Überrascht hat es niemanden, denn Architekten und Ingenieure aller Fachrichtungen haben innerhalb von

beginnen. Verantwortlich dafür sowie für die restliche Ausführung der gesamten Seil- und Dachkonstruktion war die Memminger Firma Pfeifer Seil- & Hebetechnik. Deren Maschinenbauingenieure überließen nichts dem Zufall. Bereits die ersten vier Bogenelemente waren extrem

vier Jahren eine weltmeisterliche Leistung abgeliefert. Eigentlich gebührt ihnen der Cup am Kap. Schließlich haben sie dem Ganzen schon die Krone aufgesetzt, bevor der erste Anpfiff ertönte.

wichtig. Stimmte ihre Lage und Geometrie nicht, würden sich die Verbindungen und Schraubstöße aller folgenden Elemente verschieben. Mit äußerster Präzision und Vorsicht ließen riesige Kräne die bis zu 120 Tonnen schweren Einzelelemente in den Bogen gleiten. Nach jedem Hub

IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII INFOS IM NETZ: s Jobprofile von Ingenieurinnen und Ingenieuren bei THINK ING. » www.think-ing.de/jobprofile s Im THINK ING. Sport-Special 2010 werden weitere sportliche Ingenieurleistungen vorgestellt » www.think-ing.de/sport-special

wurde alles per Laser vermessen, die Geometrie mit einem 3D-CAD-System ausgewertet und notwendige Korrekturen veranlasst. Immer weiter bewegten sich die beiden Bogenhälften aufeinander zu. Stahlseilabspannungen und extra zu Montagezwecken errichtete Hilfstürme stützten die im Bau befindliche Konstruktion ab. Die war nämlich für etwas so Schweres und Überdimensionales noch ganz schön windanfällig. „Das Ganze ist nicht nur ein statisches, sondern auch ein dynamisches Problem“, erklärt Knut Göppert von sbp. „Wind kann den noch im Aufbau befindlichen Bogen aufschaukeln. Mit Modellen im Maßstab 1:250 haben wir deshalb in Stuttgart im Vorfeld spezielle Untersuchungen im Windkanal durchführen lassen. Dabei stellte sich heraus, dass theoretisch schon 60 bis 70 km/h Wind zum Aufschaukeln ausreichen können.“ Diese Erkenntnis hatte zur Folge, dass die Ingenieurinnen und Ingenieure bei bestimmten Montageabschnitten auf die Prognosen der Meteorologen angewiesen waren. Die

Immer weiter wachsen die „Spliced Arches“ des Stahlbogens. Hilfstürme sorgen für Stabilität. Extrem wichtig sind die Anfangselemente, sie müssen millimetergenau montiert werden (Fotos: © sbp)

das Einsetzen eines weiteren Bogenelements.

TV Tipp Spätestens am 13. Juni 2010 steht der imposante Stadionbogen von Durban in jedem Wohnzimmer. Dann sorgen hoffentlich auch die Leistungen der deutschen Nationalmannschaft für Begeisterung. Das ZDF überträgt live aus Durban das erste Vorrundenspiel von Ballack & Co. gegen Australien. Anstoß ist um 20.30 Uhr.

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Windvorhersagen mussten eine Geschwindigkeit von unter 36 km/h ergeben, erst dann gab’s den Startschuss für


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Frische Ideen für neue Produkte Er darf seine Visionen ausleben: Eckard Foltin ersinnt und entwickelt neue Materialien und Produkte. Ein Besuch in der Ideenschmiede eines modernen Erfinders. www.think-ing.de/foltin

„Alles, was erfunden werden kann, wurde bereits erfunden.“ Charles H. Duell, Leiter des US-Patentamtes, 1899

Verrückte Welt Erfindungen überraschen. Sie lassen uns wundern und schmunzeln. Die einen erfinden drehende Spaghettigabeln, doppelseitige Zahnbürsten und faltbare Zebrastreifen. Die anderen Dampfmaschinen, Rasterelektronenmikroskope und klingende Wände. Manchmal sind Erfinder Visionäre mit einer Prise Verrücktheit. Manchmal sind Erfinder heute auch einfach nur „Entwickler“, die sich auf dem Fundament der Wissenschaft bewegen. Und manchmal sind sie beides. Der Berufsweg dieses Mannes beginnt während seines Wehrdienstes in einem Leopard Kampfpanzer. Einem Koloss aus oliv-braun-beiger Hightech, der alle Kraftstoffarten für den Antrieb nutzen kann, Lasertechnik zur Entfernungsbestimmung einsetzt und Visieren bei voller Fahrt im Gelände ermöglicht. Hochkomplexe, faszinierende Mechatronik. Seine Begeisterung für Technik hält auch außerhalb des Panzers an und lässt Eckard Foltin einige erfolgreiche Semester Lehramt Maschinenbau für Fachhochschulen studieren. Bis zum Tag X. „Bei Mathe hatte ich mich verpokert und beim dritten Anlauf dann keinen Prüfungsanspruch mehr.“ Das Lehrerdasein vertan, versucht er sich im Ingenieurwesen, schafft den Matheschein im ersten Anlauf und 1984 den Abschluss: Diplomingenieur für Maschinenbau, Fachrichtung Verfahrenstechnik. Alsbald beginnt seine Reise durch die Welt der Kunststoffe, zu der ihn der Chemiekonzern Bayer auf der Suche nach einem Anwendungstechniker einlädt.

Kurz vor dem Geistesblitz

Kurz vor dem Geistesblitz

„Als ich einstieg, schrieb die Menschheit noch auf Schreibmaschinen. Wir beschäftigten uns damals schon mit den ersten Hewlett Packardund IBM-Rechnern.“ Freilich geht es weniger um Steinzeitprozessoren als um die Gehäuse der Geräte. Die Kunststoffe, die hier zum Einsatz kommen, mussten erst entwickelt werden. Foltin war mittendrin. Elektrogruppe, Lasertechnik, Automarkt – er durchläuft alle Stationen und wird Innovationsmanager. „Damals bekamen wir die Chance, mit Kunststoffen neue Lösungen zu bearbeiten. Das reizte uns als Ingenieure, als Chemiker, als Physiker und auch als Designer.“ Leitende Polymere gehören zu der wohl größten Innovation, da sie als Grundbestandteil von Kunststoff bis dahin nur zur Isolierung eingesetzt wurden. Als der Konzern den leitenden Kunststoff „Baytron“ entwickelt, ist es an der Zeit für Foltins ersten Innovations-Paukenschlag: eine verformbare Leuchtfolie.


Unmöglich gibt’s nicht!

Unmöglich gibt's nicht!

Wer eine leuchtende Zecken-Pinzette für alltäglich hält, weiß sicher noch nicht, dass es sich um ein Produkt aus Polymeren mit unterschiedlichen Eigenschaften handelt, das vor allem eines ist: neu! „Mit Speck fängt man Mäuse – mit visionären Prototypen schaffen wir Reibungsflächen, um mit Produktentwicklern und Kunden den Entwicklungsbedarf für diese neuen Anwendungen zu diskutieren“. So stoßen die Entwickler neue Türen auf. Was gestern als leuchtende Folie in Handtaschen begann, findet sich morgen als leuchtendes Werkzeug

Eckard Foltin (54) entwickelt mit seinem Team …

im Operationssaal wieder. In den USA ist der Inventor kein Spinner. Er ist ein Unternehmer, der es heute schon versteht, mit Ideen von morgen Geld zu machen. Nur in Deutschland steht der Erfinder auf einer Stufe mit dem Entrückten. Ist das wirklich im Sinne des Erfinders? Das Deutsche Patent- und Markenamt belegt, dass 2008 für Deutschland rund 62.000 Patente angemeldet wurden, 48.000 stammen alleine aus Deutschland. Wir sind keine Nation der Spinner und Verrückten, wir stehen in einer Tradition weltbewegender Erfindungen. z.B. leuchtende Pinzetten (Fotos: © Bayer)

Es leuchtet

Es leuchtet

In seinem Büro trifft kreatives Chaos auf die Aura einer lebendigen Werkstatt. Zettel türmen sich, die Fensterscheiben dienen als durchschimmernde Notizblöcke, nebenan stehen Netzteile, davor liegen Folien. Foltin befestigt die Krokodilklemmen eines Netzteils an einer Folie, worauf sie in hellem blau erstrahlt. Dieses Material beleuchtet später das Innere von Taschen oder bringt Möbel zum Strahlen. Außerdem weckt sie als selbstleuchtendes Kunststoffteil (zum Beispiel für das Armaturenbrett) das Interesse der Autoindustrie. Glühbirnen sucht man dann vergebens, denn die Folie leuchtet durch die anliegende Spannung. Ein interessanter Vorteil.

Lieblingsfach: Wahrsagen

Lieblingsfach Wahrsagen

Heute ist Foltin Leiter eines zehnköpfigen interdisziplinären Teams, das in Asien, Amerika und Europa sitzt. Man trifft sich zweimal im Jahr, telefoniert fast täglich, brütet global darüber, was kommen mag und übersetzt Trends in Zukunftsaussagen. „Pro Jahr entwickeln wir hier im Creative Center etwa 40 Projektideen. Auch die verformbare Leuchtfolie fing so an. Von diesen Ideen werden schließlich etwa zehn weiter verfolgt, bevor am Ende die drei bis fünf besten Ansätze an unsere internen Experten übergeben werden, um sie mit den Kunden zur Marktreife zu führen.“ Vielleicht ist es also kein Zufall, dass auf Foltins Schreibtisch eine Zauberkugel steht, die dem Wahrsageunterricht aus Harry Potter entliehen sein könnte.

Ohne Moos nix los!

… Produkte der Zukunft

Ohne Moos nix los! Genau deshalb tauscht sich Foltin in sogenannten Zukunftszirkeln aus. Eigenbrötler waren gestern. Heute ist die Entwicklung echter Mannschaftssport. Der Prozess der „Open Innovation“ ist notwendig, damit im Team aus Ideen echte Produkte reifen. Und auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie fördert die Arbeit von Erfinderclubs mit dem Projekt SIGNO. Eine Erfindung garantiert zwar keinen Erfolg, aber das Verhindern von Erfinden und Erneuern ist sicher ein Garant für Misserfolg. Vor sechs Jahren stand die LED-Technik auf der Entwicklungsliste von Eckard Foltin. Heute werden sogenannte Kollimatorlinsen in der Autoindustrie eingesetzt, die die Experten erst entwickeln mussten. „Es ist die Kunst, aus der Rille herauszuspringen und offen zu sein für neue Themen – und nicht schon von Anfang an zu sagen: Das hatten wir schon vor fünf Jahren, das funktioniert nicht! Sondern zu fragen: Warum hat es nicht funktioniert?“, erklärt Foltin. Erfinder verwandeln Fragezeichen eben in Ausrufezeichen, auch bei skurrilen Ideen. Und gerade die haben oft das Zeug zum echten Hit. „Wir werden immer noch als Spinner bezeichnet. Dabei lassen wir uns lieber als Verrückte bezeichnen, weil wir die Dinge schließlich verrücken wollen – und sollen!“ IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII

INFOS IM NETZ: s Das Berufsfeld Forschung und Entwicklung: » www.think-ing.de/fue s Kollegen von Eckard Foltin im Porträt: Forscher der Moderne bei THINK ING. » www.think-ing.de/forscher-der-moderne s Das THINK ING. kompakt zum Thema Forschung und Entwicklung » www.think-ing.de/kompakt/fue s Das Creative-Center von Bayer MaterialScience unter dem Menüpunkt „New Business“ » www.bayermaterialscience.de

Foto: © Bayer


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Mathe-Training vor Studienbeginn Vorkurse an den Hochschulen frischen eingerostete Mathe-Kenntnisse wieder auf und machen fit fürs Studium. www.think-ing.de/qualifikationen

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Nach der Schule ist vor dem Studium Mathe-Vorkurs:

Unbedingt absolvieren muss man sie nicht – die Mathe-Vorkurse. Voraussetzung für den Beginn eines Studiums in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern sind sie auch nicht. Der Sinn, der dahinter steckt, beruht auf einer einfachen Gleichung: Je besser die Mathe-Kenntnisse schon zu Studienbeginn sind, umso einfacher wird es, das Studium auch erfolgreich durchzuziehen. ››

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Es ist Spätsommer und der Andrang ist groß. Während draußen eine milde Sonne angenehm wärmt, drängen

Gegen dieses Vergessen hat Dr. Jörg Härterich von der mathematischen Fakultät der Ruhr-Uni Bochum eine Vorle-

fast 2.000 Personen in den größten Hörsaal der RuhrUniversität Bochum. Das riesige Audimax wird sonst für

sung mit den richtigen Ingredienzien zusammengestellt. Drei Wochen lang verabreicht er dem Ingenieurnach-

Vollversammlungen oder als Spielstätte der Symphoniker genutzt. Heute gibt die Mathematik den Takt vor. Den Auftakt sozusagen, denn hier tummeln sich all jene, die wis-

wuchs jeweils von 11 bis 14 Uhr einen hochwirksamen mathematischen Cocktail aus Standard-Lösungsmethoden, Rechenfertigkeiten und Problemlösungs-Strategien.

sen, wie wichtig Mathe bald schon in ihrem Studium sein wird. Ob Maschinenbau, Physik, Umwelttechnik, Biologie oder Wirtschaftsingenieurwesen – der Countdown zum Studienstart im Wintersemester läuft. „Ich will mit dem Mathe-Vorkurs auf dem neuesten Stand sein und mich an das Lerntempo der Uni gewöhnen“, sagt Sylvia Müller, die Elektrotechnik studieren will. Noch krasser sieht es der angehende Maschinenbauer Patrick Rendschmidt: „Ich glaube nicht, dass man alles in der Schule gelernt hat – das meiste hat man sowieso wieder vergessen.“

Dozent Dr. Jörg Härterich (41) war viele Jahre an der Freien Universität Berlin und ist seit dem Wintersemester 2007/08 an der mathematischen Fakultät der Ruhr-Uni Bochum unter anderem für die Mathe-Vorkurse zuständig

Außerdem gibt’s noch eine zugehörige e-Learning-Seite im Internet und Zeit für Fragen, denn zwei Mal pro Woche wird in kleinen Übungsgruppen gemeinsam Mathe trainiert. „Mein Kurs wird nah an der Schulmathematik sein, damit Sie sich gut vorbereitet ins erste Semester stürzen können“, macht Dr. Härterich deutlich und projiziert auf einer überdimensionalen Leinwand all das, was die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure erwartet – ein ausgefeiltes Mathe-Fitnessprogramm, aufgeteilt in fünf große Problemzonen: 1. Mengen und Zahlen, 2. Wurzeln, Potenzen und Logarithmen, 3. Elementare Funktionen, 4. Differenzialrechnung und 5. Vektorrechnung.

Katharina Schüler (23) machte ihr Abi im Jahr 2005 mit den Leistungskursen Mathematik und Englisch. Danach begann sie ihr Mathe-Studium an der RUB und arbeitet dort seit 2007 auch als studentische Hilfskraft und Übungsgruppenleiterin Neben der täglichen Mathe-Vorlesung im Audimax gibt's zweimal wöchentlich intensives Formel-Training und Zahlenwissen in Kleingruppen (Foto: © dw)


Audimax, Ruhr-Uni Bochum (Foto: © dw)

In der Übungsgruppe (Foto: © dw)

Dann formuliert der Mathe-Doc seine erste Aufgabe: Zu einer Studentenparty soll ein Nudelsalat mitgebracht werden. Bei einem Gesamtbudget von 10 Euro müssen Nudeln, die 2 Euro pro Kilo kosten, Möh-

Die Zeit ist um. „Das Maximum und das Minimum von s berechnen“, gibt Schüler ihren Schülern

ren, die mit 1 Euro pro Kilo zu Buche schlagen, und Wurst, in die 13 Euro pro Kilo investiert werden müssen, im Verhältnis 5:2:1 gemischt werden. Alles klar? Schnell geht’s weiter - mit Usain Bolt. Wie fix ist der denn nur gelaufen bei seinem Weltrekord? Geschwindigkeit = Strecke

noch als Aufgabe mit auf den Heimweg. Ein bisschen bedauerlich findet sie es schon, dass sie die meisten der hier Sitzenden

durch Zeit, also ungefähr 10,44 Meter pro Sekunde, in etwa 37,6 km/h. „So ein Modell kann man natürlich noch verbessern“, bemerkt Härterich. Er erklärt die Mathematik sehr lebensnah, verständlich und mit vielen spannenden Beispielen. Um all denen, die wie die angehende Wirtschaftsingenieurin Friederike

bald nicht mehr wiedersieht. „Die verschwinden ja alle an die ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten und bleiben nicht hier bei uns.“ Aber auch sie weiß:

Krugmann „in der Mathematik die Hauptschwierigkeit im Studium sehen“, Gelerntes und Verlerntes wieder nahezubringen.

„Natürlich ist die Mathematik nicht das Einzige was zählt, aber wer eins und eins zusammenzählen kann, dem ist schon klar, dass

Ortswechsel. Zweieinhalb Wochen läuft der Mathe-Vorkurs bereits und nicht nur im großen Audimax bei Dr. Härterich dreht sich alles um Mathematik,

man im Ingenieurstudium mit

sondern auch in den elf individuellen Übungsgruppen. Eine der Gruppen wird von Katharina Schüler, Tutorin und Mathematik-Studentin

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im 9. Semester, geleitet.

INFOS IM NETZ: s Alle Vorkurs-Angebote der Ruhr-Uni Bochum » www.ruhruni-bochum.de/zsb/vorkurse s Abiturienten von MINT-EC Gymnasien haben die Möglichkeit, sich in mehrtägigen MATHCamps optimal auf die mathematischen Inhalte des Ingenieurstudiums vorzubereiten. » www.mathcamp.de

„Wie war überhaupt die Aufgabenstellung?“, tönt es aus der hinteren Reihe. „Stichwort Geometrische Reihe – welche Formeln kennt ihr da?“, fragt Katharina Schüler zurück. Flink flitzt ihre Kreide über die Tafel, als sie die nötigen Variablen anschreibt. Sofort kommen Meldungen, Hemmungen beim Aufzeigen gibt’s hier nicht. Man kennt sich eben. „Das ist viel besser als ich’s mir vorgestellt habe, die Übungsgruppe bringt am meisten“, freut sich die angehende Umweltingenieurin Janine Erler und der neben ihr sitzende Kommilitone Robert Urban ergänzt: „Es reicht aber nicht, wenn man nur zuhört und mitschreibt,

allem rechnen muss.“

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wir treffen uns auch privat, um nachzuarbeiten."

Die gerade gemeinsam definierte Formel wird angewendet und, wen wundert’s, die Lösung stimmt. „Wie sieht’s bei der zweiten Reihe aus?“, fragt Katharina Schüler und erklärt ganz nebenbei die alternierende Reihe. Ihre folgende Aufgabe sieht ziemlich monströs aus, ein echtes Wurzelwerk mit Zahlen. Aber die Teilnehmer wissen Bescheid: „Die

Selbststudium Mathe-Vorkurse kann man auch online besuchen. Das ITI-Emden bietet in Kooperation mit der FH Olden-

Wurzel muss größer/gleich Null sein.“ Zusammen erarbeitet man noch alternative Definitionsbereiche und streng monoton fallende Funktionen. Schüler greift wieder zur Kreide und veranschaulicht x- und y-

burg/Ostfriesland/Wilhelmshaven für

Werte mit Kurven, Formeln und Variablen. „Weiß jetzt jeder, wie man das machen muss?“, fragt sie zum Abschluss. Hinten von Timo ertönt

von zu Hause gebüffelt, Lösungen

ein selbstbewusstes „Nein!“ und Schüler erklärt alles noch mal sehr genau und erarbeitet die Lösung gemeinsam mit dem Fragesteller. Ergebnis: eine funktionierende Ableitung und ein lautes „Alles klar!“

das Betreuungsteam, anschließend

von Timo.

www.mathevorkurs.de

die Gebühr von 69 Euro einen dreiwöchigen Kurs an. Per Internet wird gehen über ein Upload-Formular an gibt’s die Korrekturen. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIll

Foto: © Photoc

Gemeinsam wird gerechnet, was das Zeug hält. Reelle Funktionen stehen jetzt auf dem Programm. Sinus und Cosinus hypberbolicus, Logarithmus, Tangens und Flächeninhalte. Ganz schön knifflig.


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Hoch hinaus in Shuttle und Airbus Vertriebsingenieure verkaufen technische Produkte. Ohne Know-how und Hightech-Wissen ist in diesem Job kein Geschäft zu machen. www.think-ing.de/vertrieb

Foto: © FAG Aerospace

Aerospace-Vertriebsingenieure:

Triebwerksberechnungen statt Rechnungen schreiben Vom Airbus A380 bis zum Spaceshuttle – Peter Glöckner und Daniel Schmidt entwickeln und verkaufen Wälzlager für die Luftund Raumfahrtbranche

Kennt man die Jobs der beiden jungen Herren, kann man ihre Faszination verstehen: Der 29-jährige Glöckner und der 26-jährige Schmidt bringen Bewegung in Luft- und Raumfahrt. Sie sind Vertriebsingenieure bei der Schaeffler Gruppe im Bereich FAG Aerospace. Ohne die Bauteile, die ihr Unternehmen entwickelt und produziert, kommen Flugzeuge nicht in die Luft, Raketen nicht ins All und Satelliten nicht in die Umlaufbahn. Alles dreht sich um Wälzlager, also Maschinenelemente, bei denen bewegliche Innen- und Außenringe durch Wälzkörper (wie beispielsweise Kugeln) voneinander getrennt sind. So läuft’s reibungslos. „Das Kugellager ist die bekannteste, aber nur eine von vielen Wälzlagerbauarten“, erklärt Peter Glöckner. Definition hin oder her, ganz praktisch stecken diese Lager in nahezu allen Antrieben und Maschinen, die sich bewegen – vom Fahrrad und Akkuschrauber über Automotoren und Windräder bis hin zu Schienenfahrzeugen, der Schwerindustrie oder dem Riesenrad auf der Kirmes. Wälzlagerlösungen für die Luft- und Raumfahrt sind dabei eine ganz besondere Herausforderung. Und das Produktspektrum ist groß bei FAG Aerospace: Hauptwellenund Getriebelagerungen für Flugtriebwerke von Rolls Royce, General Electric oder Pratt & Whitney, die im Airbus A380, dem Boeing 787 Dreamliner, im Senkrechtstarter Lockheed Martin F35 oder in Geschäftsreise-Flugzeugen

„Kaffee, Tee oder Tomatensaft?“ Im Ferienflieger in den sonnigen Süden kann es Peter Glöckner schon mal passieren, dass die freundliche Stewardess ihn mehrmals nach seinem Getränkewunsch fragen muss, denn er starrt fasziniert aus dem Fenster in Richtung Flugzeugturbine. „Toscana, Diavolo oder Tonno e Cipolla?“ Ähnlich schwer hat es auch die Freundin von Daniel Schmidt mit einer gemeinsamen Pizzabestellung, wenn auf dem heimischen Fernseher in einer Nachrichtensendung vom Start des Spaceshuttles berichtet wird. Auch in dieser Flugzeugturbine eines Airbus-Fliegers stecken Wälzlager der FAG Aerospace und das Know-how vieler beteiligter Ingenieure (Foto: © Airbus)

Peter Glöckner und Daniel Schmidt (Foto: © FAG Aerospace)


Das Hauptwellenlager eines Triebwerks ist absolute Präzisionsarbeit aus edlem Spezialstahl (Foto: © FAG Aerospace)

verbaut werden und für höchste Temperaturen und Drehzahlen geeignet sind. Getriebe- und Rotormastlagerungen für aktuelle Hubschrauber von Eurocopter bis Sikorsky, die sehr langlebig und hart im Neh-

Er kümmert sich weltweit um den kompletten Markt- und Anfrageprozess. „Telefonkontakt,

Nordamerika hat dabei einen besonders hohen Stellenwert. Viele große Triebwerksherstel-

men sind. Oder Turbopumpenlager in den Antrieben der Trägerrakete Ariane, des Spaceshuttles sowie der Nachfolgesysteme Delta IV oder Ares V, die bei Tiefsttemperaturen so richtig zur Hochform auflaufen. Bauteile, die so hoch hinaus wollen, müssen äußerste Zuverlässig-

Konstruktion, Service, Berechnungen und Analysen, Angebotserstellung und Liefertermine – 80 Prozent meiner Tätigkeiten haben einen technischen Hinter-

ler und Luftfahrtunternehmen sitzen im angloamerikanischen Raum. „Weil das alles so global ist, wären ständige Ortstermine für uns nicht effektiv, am wich-

keit auch unter extremen Bedingungen garantieren. „Der technische Anspruch fasziniert absolut, das geht schon in der Lagerauslegung los“, weiß Peter Glöckner. „Es sind alles kundenspezifische Produkte, man kann ganz aktiv an der Entwicklung mitarbeiten. Die Umgebungsbedingungen, die Drehzah-

grund“, erzählt er. „Wenn der Kunde eine Zeichnung liefert, kümmere ich mich um die Umsetzung und bin automatisch der Projektleiter bis zur Endmontage

tigsten sind daher Kontakte per E-Mail sowie Telefon- oder Videokonferenzen. Nur bei großen Projekten steigen wir selber in den Flieger“, so Glöckner.

len, die Belastungen – das stellt irre Anforderungen an Material und Produktion“, fügt Daniel Schmidt hinzu.

und Auslieferung.“ Genau so läuft’s auch bei Daniel

Die Sprache der Luftfahrtbranche ist generell Englisch, daran haben sich die jungen Vertriebs-

Einen abwechslungsreichen Tagesablauf haben die beiden Jungingenieure. Sie sind quasi die menschlich-technischen Schnittstellen zwischen ihrem Arbeitgeber und den Kunden. Als Vertriebsingenieure geht es ihnen natürlich um den Verkauf, aber gerade in der HightechBranche der Luftfahrtzulieferer müssen sie dazu besonders fit sein in

Schmidt. Eines seiner Spezialgebiete sind Wälzlager für Raketentriebwerke. „Ob ich Handskizzen zeichne oder deren Umsetzung in der Konstruktion

ingenieure längst gewöhnt. „Während des Studiums haben wir schon berufsspezifisches Englisch gelernt“, so Schmidt, und Glöckner fügt hinzu: „Da

allen ingenieurwissenschaftlichen Belangen und sich mit der komplexen Technik auskennen, die sie verkaufen wollen. Denn nur wer die

verfolge, eins ist klar: Die Kunden legen sehr viel Wert auf

wächst man schnell rein, man wird ja schließlich jeden Tag da-

Anforderungen des Kunden exakt versteht, kann maßgeschneiderte Lösungen anbieten. „Gespräche und Präsentationen bei Kunden gehen

großes technisches Know-how. Schließlich sind wir das Binde-

mit konfrontiert.“

bei uns immer tief ins technische Detail. Auch die Kunden haben meist ihre Chefingenieure dabei“, sagt Peter Glöckner. Als Key-Account-Ma-

glied zu den Fachabteilungen“, erläutert er. Auch Qualitätsma-

Unterstützt werden die beiden von dem Ingenieur-Außendienst

nager bei FAG Aerospace ist er für verschiedene Kunden zuständig.

nagement oder Verbesserungen laufen über ihn. Dazu hält er den ständigen Draht zu seinen Kun-

des weltweiten Schaeffler-Vertriebsnetzes. „Sales-Manager gibt es überall dort, wo unsere Kun-

den und steht nahezu täglich mit ihnen in Kontakt. Weltweit.

den sind, aber auch wir beobachten ständig den Markt, sind auf Messen, sprechen Kunden direkt auf ihren Bedarf an oder präsentieren Neuheiten“, erzählen sie. Ë

Foto: © Lufthansa AG

ING. INSIDE


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„Ready to take off“ für den Job in der Luft- und Raumfahrtindustrie waren die zwei schon

Ingenieure wie sie müssen alle möglichen Fäden zusammenknüpfen. Egal, ob es sich um

durch ihr Studium. Glöckner hat bis 2005 an der TU Dresden Luft- und Raumfahrttechnik studiert und hält die dort erlernte Technische Mechanik „für das

Beratung, technische Vorgaben, spezielle Konstruktionsmerkmale, Material- und Qualitätsanforderungen, Preisgestaltung oder Lieferfristen handelt.

A und O in meinem heutigen Job“. Aber auch Schmidt, der 2008 seinen Abschluss an der FH Schweinfurt im Bereich Maschinenbau gemacht hat, schätzt,

„Die Vielfalt der Produkte überwältigt einen zu Anfang, jedes Lager ist anders – Wissen aufzubauen, das ist die größte Herausforderung“, erinnert sich

fällt es schwer zu glauben, dass

Keine Frage, die beiden FAG-Ae-

dass er von seinem an der Uni gebüffelten Wissen immer noch 20 bis 30 Prozent dauerhaft im

Daniel Schmidt. „Ich hab den Job von einem erfahrenen Kollegen übernommen, der mich einge-

sie noch unter 30 sind. Wie die alten Hasen schwirren sie durch die Bereiche Härterei, Schleife-

rospace-Ingenieure wissen, was sie verkaufen. Während sie vor Begeisterung für ihre Triebwer-

Ingenieuralltag verwendet. Die Entscheidung, Vertriebsingenieur zu werden, ergab sich auf unterschiedliche Weise. Glöck-

arbeitet hat. So gab es auch von Kundenseite keine Vorbehalte.“ Die Methode, dem Nachwuchs erfahrene Ingenieure als Paten an die Seite zu stellen, ist bei der

rei, Materialprüfung, Oberflächentechnik und Endmontage. Nebenbei weisen sie auf verschiedene „Dreh-Fräs-Bohr-Bearbeitungszentren“ hin, erklären

ke, Hubschrauber- oder Raumfahrtsysteme fast in die Luft gehen, muss sich der Laie angesichts des geballten technischen Know-hows eher Luft zuwedeln.

ner berichtet: „Ich habe sowohl ein Praktikum als auch meine

Schaeffler Gruppe bewusst etabliert worden. Auf diese Weise

die Wärmebehandlung von Spezialstählen in Härteöfen, berich-

Glöckner und Schmidt verstehen das und lächeln. Schließlich sollen

Diplomarbeit bei FAG gemacht, letztlich haben mich aber Luft-

geht kein Know-how, aber auch kein Kunde verloren.

ten von Silberbeschichtungen, die bei Schmiermittelausfall im

Vertriebsingenieure Sympathie ausstrahlen und Kommunikati-

fahrt und Technik in die Vertriebsbranche gelockt.“ Schmidt

Dieser Wissenstransfer muss gut funktioniert haben, denn

Triebwerk den Job des Schmieröls übernehmen, zeigen, dass

onstalent besitzen. Aber auch darüber muss man sich bei den

dagegen sagt: „Ich war schon immer sehr kommunikativ und habe gern mit Menschen zu tun,

so sicher wie sich Glöckner und Schmidt selbst in den Hallen der komplexen Produktion der

sie über ein SAP-System mit dem Fertigungsfortschritt jedes einzelnen Bauteils verlinkt sind,

beiden ebenso wenig Gedanken machen wie über die Präzision und das Durchhaltevermögen ih-

also habe ich zum Ende meines Studiums ganz bewusst nach An-

FAG Aerospace bewegen, da

demonstrieren zerstörungsfreie, fluoreszierende sowie ätzende

rer Triebwerkswälzlager.

geboten im Vertrieb gesucht.“

Die etwas andere Lagerware - Hightech-Turbinenteile wie diese entwickeln und verkaufen die Vertriebs- und Anwendungsingenieure der FAG Aerospace (Foto: © FAG Aerospace)

Prüfverfahren und präsentieren abschließend die sogenannten Reinräume, die beweisen, dass es in der Triebwerkslager-Montage

In den imposanten Turbinen des Airbus A380 stecken Wälzlager, an deren Entwicklung Ingenieure wie Peter Glöckner und Daniel Schmidt beteiligt sind (Foto: © FAG Aerospace)

nicht viel anders aussieht als in der Halbleiter-Industrie. Die Schaeffler Gruppe … ist in den Branchen Industrie, Automotive und Aerospace mit den Marken INA, LuK und FAG tätig. Weltweit erwirtschafteten im Jahr 2008 rund 66.000 Mitarbeiter an über 180 Standorten einen Umsatz von rund 8,9 Milliarden Euro. 40 Prozent davon entfielen auf die Bereiche Industrie und Aerospace. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIll Kontakt für Praktika, Studienabschlussarbeiten, TraineeProgramme und Jobs: Bewerbermanagement Tel.: 09132 82-3463 bewerbung.ina@schaeffler.com bewerbung.luk@schaeffler.com bewerbung.fag@schaeffler.com

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Checkliste Studium Wissenswertes zum Studienbeginn von A wie Abi bis Z wie Zulassung. Mit Hinweisen zur Wahl des Studienortes und Infos zum Praktikum. www.think-ing.de/studium

Fertig?

33

Los! Checkliste fürs Studium Die wichtigsten Infos zum Einstieg

Das Berufsziel vor Augen, den Weg über die Wunsch-Hochschule fest im Blick – dann gilt es die letzten Hindernisse auf der Zielgeraden zum Studienstart zu überqueren. Vor Studienbeginn müssen einige Details geklärt werden, um sich danach auf den neuen Lebensabschnitt konzentrieren zu können.

Rechtzeitig vor Semesterbeginn sollte man sich über die Zugangsvoraussetzungen informieren. An einer Uni kann man sich nur mit Hochschulreife (Abitur) einschreiben. Fachhochschulen verlangen normalerweise die Fachhochschulreife. Sind Bewerbungen an der Hochschule nötig, müssen Fristen eingehalten werden. Oft bilden Vorpraktika die Voraussetzung fürs Studium. Wer ein duales Studium absolvieren möchte, sollte mindestens zwölf Monate vorher mit den Bewerbungen bei Unternehmen beginnen.

Quo vadis? Wohin gehst du? Ist die Entscheidung für einen Studi-

Und los! Die Immatrikulation

engang erst einmal gefallen, stellt

Welche Unterlagen für die Anmeldung an der Hochschule notwendig sind, steht auf den Hochschul-Webseiten. Immer vorliegen müssen:

sich direkt im Anschluss meist noch

eine beglaubigte Kopie des Schulzeugnisses, eine Bescheinigung der Krankenkasse beziehungsweise eine Befreiung von der gesetzlichen

dieren? Dabei sollte man zunächst

Krankenversicherung für privat Versicherte (bei der AOK anfordern), der Personalausweis, eventuell die Bescheinigung über ein Praktikum

wohnen oder lieber eine neue Stadt

und, falls eine Bewerbung an der Hochschule notwendig war, der Zulassungsbescheid.

terien können unterschiedlich hohe

eine wichtige Frage: Wo will ich stuklären, ob man weiterhin zu Hause

Foto: © Photocase / luxuz::.

Startschuss! Die Zulassungsvoraussetzungen

Alles klar? Die Checkliste Muss ich mich für meinen WunschStudiengang bewerben (bis wann)? Welche Voraussetzungen muss ich für die Bewerbung erfüllen? Welche Unterlagen brauche ich für die Immatrikulation? Bin ich ausreichend versichert? Wo werde ich während des Studiums wohnen? Wie finanziere ich mein Studium?

entdecken möchte. EntscheidungskriLebenshaltungskosten,

der

Woh-

nungsmarkt oder das Angebot inte-

Durchhalten! Der Studierenden-Kalender

ressanter Unternehmen in der Umge-

Das Wintersemester dauert an Universitäten vom 1.10. bis zum 31.3., das Sommersemester dementsprechend vom 1.4. bis zum 30.9. An den

bung sein. Infos bieten die Webseiten

FHs beginnt und endet das Semester in der Regel bereits einen Monat eher als an den Unis. In den Semesterferien werden häufig Klausuren

Städte oder Regionen sowie Tipps von

geschrieben und Praktika absolviert. Studierende in dualen Studiengängen verbringen die Semesterferien im Unternehmen.

ING. Forum auf www.think-ing.de).

Werden Vorkurse angeboten? Muss ich mich dafür anmelden? Wann finden Einführungsveranstaltungen für Erstsemester statt?

der Hochschulen und der jeweiligen Studierenden (zum Beispiel im THINK

Nicht stolpern! Der Krankenversicherungsschutz Bis zum 25. Geburtstag sind Studierende familienversichert, vorausgesetzt sie liegen mit ihrem Gehalt unter bestimmten Höchstsätzen. Ein Minijob für bis zu 400 Euro ist zum Beispiel kein Problem. Besteht keine Möglichkeit einer Familienversicherung, gibt es Krankenversicherungstarife für Studierende. Ist ein Elternteil

Achtung Blitzstart!

privat versichert, können sich Studierende bis zu ihrem 25. Geburtstag privat mitversichern. Die Entscheidung für eine private Versicherung kann während des Studiums nicht mehr rückgängig ge-

bereits bei der Einschreibung ein

macht werden. Im Vorfeld des Studiums ist eine individuelle Beratung bei der Krankenkasse sinnvoll, um den Versicherungsschutz für die

neten Praktikumsplatz zu finden, ist

nächsten Jahre zu klären.

zum Beispiel bei interessanten Un-

INFOS IM NETZ » www.think-ing.de ::::::::::::::::::::::::::::: s Zugangsvoraussetzungen: » www.think-ing.de/studienarten » www.think-ing.de/ studienvoraussetzungen s THINK ING. kompakt zu Vorkursen: » www.think-ing.de/kompakt/ vorkurse

Für die meisten Studiengänge muss Praktikum im Ingenieurbereich nachgewiesen werden. Um einen geeiges wichtig, schon früh mit der Suche,

ginnen. Genaue Anforderungen und

Jeder neue Studierende hat eine Menge Fragen, die am besten vor

Fristen erfährt man an der Hochschule.

Ort besprochen werden. Häufig werden Einführungsveranstaltungen angeboten, die Infos zu Studienaufbau, Stundenplan, Leistungsnachweisen und Orientierung auf dem Campus vermitteln. Und es können erste Kontakte geknüpft werden. Einige Studiengänge starten schon

lllllllllllllllllllllll

vor dem offiziellen Semesterbeginn mit Vorkursen in Mathe.

PRAKTI(SCHER) LINK THINK ING. kompakt zum Praktikum: www.think-ing.de/praktikum

Foto: © Photocase / jala

ternehmen in der Umgebung, zu be-

Endspurt! In der Hochschule


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Global arbeiten Auslandserfahrungen sind wichtig und lassen die Welt in anderem Blickwinkel erscheinen. Zaudern hilft nicht, tun muss man es! www.girls-ing.de

Wirtschaftsinformatikerin

am schönsten Ende der Welt Wenn man in Deutschland ein Loch mitten durch den Globus auf die andere Seite der Erdkugel bohren würde, dann stünde man in etwa dort, wo Jaana Krause sich seit

Wenn Ihr zu Beginn Ihrer Studienzeit eine gute Fee prophezeit hätte, dass sie noch vor Ihrem 30. Lebensjahr in Neuseeland arbeiten würde, hätte Jaana sofort ihre Kof-

Januar 2009 befindet. Im Herzen des schönen Südpazifik auf der Trauminsel Neuseeland. Die Diplom-Wirtschaftsinformatikerin ist gerade einmal 29 Jahre alt und arbeitet in der Hauptstadt Wellington beim Software- und System-

fer gepackt. Dass aus dem Traum dann aber Realität wurde, ist sowohl Zufall und Glück, aber auch einem ganz banalen Tippfehler zu verdanken:

haus Intergen als Service-Leiterin. Vor ihr liegt nicht nur ein wunderbarer Meerblick auf die Cookstraße, sondern auch ein Universum voller neuer Eindrücke. Zwei spannende Auslandsjahre verbringt Jaana hier im Headoffice von Intergen.

Bei der Recherche im Web stieß sie im Sommer 2008 auf eine kurze Stellenanzeige. Viel mehr, als dass es sich um eine befristete Stelle als „Dynamics NAV Entwickler(in)“ in Neuseeland handelte, war dort nicht zu lesen. Wie sich später herausstellte, war die zeitliche Befristung des Jobs

Die 29-jährige Jaana Krause arbeitet für zwei Jahre beim Software-Unternehmen Intergen in Neuseelands Hauptstadt Wellington ein Druckfehler – es ging um eine permanente Stelle. Und

schaftsinformatikerin. So abwechslungsreich wie Neusee-

damit hatte die reisefreudige Wirtschaftsinformatikerin

lands Nordinsel mit all ihren Vulkanen, Geysiren, blubberndem Schlamm, Kauri-Wäldern und endlosen Stränden ist auch ihr Job. Ganz praxisnah prüft sie neue Supportfälle, programmiert an Produkterweiterungen oder gibt Hilfe-

dann doch ein Problem. Denn zu Hause in SchleswigHolstein gab es schließlich noch ihren Ehemann Sören und ein gerade frisch gebautes Einfamilienhaus. Ersterer hatte zwar ungeheures Verständnis für die fernen Jobpläne

stellungen am Telefon. „Der überwiegende Teil meiner Position besteht aber darin, interne Prozesse zu koordinie-

seiner Frau, aber eine komplette Ruckzuck-Übersiedlung Richtung Ozeanien erschien dem Mathematik-, Sport-

ren, Hard- und Software-Konzepte zu erstellen, Interviews mit Kollegen an allen Standorten zu führen und Meetings,

und Informatiklehrer dann doch etwas zu viel des Guten. Bevor das junge Ehepaar Krause das Thema Ausland aber

Meetings, Meetings ...“, berichtet Jaana. „Kommunikation ist bei uns ganz wichtig!“ Ihr Arbeitgeber Intergen, wo über 200 Mitarbeiter aus den Bereichen Informatik, Ingenieurwissenschaft, Beratung und Wirtschaft tätig sind,

ad acta legen konnte, folgte einige Tage später schon ein Anruf aus Neuseeland. Die Recruiting-Firma war erneut in der Leitung: „Frau Krause, wir hätten eine Alternative – wären sie bereit, für zwei Jahre nach Wellington zu kommen?“

Wen es schon während des Studiums ins Ausland zieht,

legt großen Wert auf Innovationen. „In Zeiten, in denen Software maximal drei Wochen aktu-

Dann ging alles ganz schnell. Freunde und der Rest der

der findet beim Deutschen Akade-

ell ist, ist das keine einfache, aber eine ungemein spannende Firmenphilosophie!“, fügt sie noch hinzu.

Familie waren zunächst etwas geschockt. Zum Glück nur kurz. Denn eigentlich war allen klar, dass es Jaana schon immer hinaus in die weite Welt zog. Und seitdem selbst

projekte.

Fernweh schlummerte schon immer in der jun-

ihre Schwiegereltern wissen, wie Skype funktioniert, ist der private Globus wieder klein geworden, denn der Kon-

IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIll

gen Deutschen. Bei ihrer Studienwahl wollte sie sich allerdings seinerzeit nicht auf Abenteuer einlassen und entschied sich für Wirtschaftsin-

takt zur Heimat glimmt im Internet auf Hochtouren. „Meine Großeltern haben gleich die Initiative ergriffen. Ich war kaum ein paar Wochen hier, da erhielt ich einen

formatik im dualen Diplom-Studium an der Wirtschaftsakademie Kiel. „Wichtig für mich war der duale Studiengang. Ich wollte nicht jahrelang mit Theorie an der Uni verbringen und dann anschließend ins kalte Wasser geschmissen werden“, erinnert sich Jaana.

Anruf von ihnen, dass sie Flüge und ein Wohnmobil gebucht haben, um sich Neuseeland anzusehen!“, freut sich Jaana. Und Ehemann Sören nutzte natürlich auch schon die Sommerferien, um zu seiner weit entfernten Gattin zu fliegen.

sx

Kein Tag ist wie der andere. Das gefällt der jungen Wirt-

mischen Austauschdienst (DAAD) wichtige Informationen, Fördermöglichkeiten, Praktika und Austausch-

www.daad.de

ihre ana Krause an offi splatz im Head t tergen in Welling


Auf dem mit Ehem an

n Sör

Mit der Eingewöhnung im Job unter der südlichen Hemisphäre hatte Jaana überhaupt keine Probleme. Im Gegenteil, alles lief so glatt, dass sie oftmals dachte, irgendetwas müsse doch faul sein. Aber die Kiwis machen es ihr leicht. Deutsche Arbeitskräfte haben in Neuseeland einen ziemlich guten Ruf. Organisationstalent, Perfektion und die gute Hochschulausbildung ste-

aber eine Entschei-

hen bei den Insulanern hoch im

dung fällt, dann steht sie auch: „ Man diskutiert lange, bringt alles auf

Kurs. Jaana sieht das eher von der anderen Seite und versucht von ihren Kolleginnen und Kol-

den Tisch, aber danach hält sich jeder an den Beschluss ohne zu Murren.“

legen zu lernen. Die Arbeitszeiten unterscheiden sich nicht von denen in Deutschland – eine theoretische 40-Stunden-Woche, die eher länger als kürzer wird. Aber die Zeiten werden flexibel gehandhabt. Das liegt auch am „Mobilen Office“. Bei Intergen ersetzt das Handy bei fast allen Mitarbeitern den Festnetzanschluss. Diejenigen, die viel unterwegs sind, haben keinen festen Schreibtisch, sondern nur eine Box mit wichtigen Utensilien und ein Laptop. Damit sucht man sich im Großraumbüro ganz flexibel seinen Arbeitsplatz.

Sport und Job in einem Atemzug

Sehr angenehm findet Jaana, dass die rund 4,2 Millionen Kiwis so ein offenes, gelassenes und wahnsinnig freundliches Völkchen sind. „Extrem hilfsbereit und immer interessiert am Mitmenschen.“ Bei nur rund 16 Einwohnern pro Quadratkilometer kommt dann natürlich noch der Zauber der einsamen Landschaften und der unberührten Natur hinzu: Szenerien wie aus „Herrder-Ringe“ mit Bergen, Fjorden, Gletschern, Regenwäldern und Auenland. Auch die gepflegten Städte mit rund um die Uhr geöff-

Gelernt hat Jaana auf

jeden Fall einiges: „Meine Einstellung

neten Supermärkten, Shopping am Sonntag und extrem unbürokratische Behörden machen das

zum Leben und meine nicht das ganze Leben re fest zu planen.“

typisch deutsche Art abzulegen und oder zumindest die nächsten 40 Jah-

Leben easy und relaxed.

An einem Plan gibt es teln: Ende 2010 wird sie kommen. Darauf kann sondern auch ein neuer ist, wird Jaana aber noch

aber auch bei Jaana nichts zu rütwieder zurück nach Deutschland sich nicht nur ihr Mann freuen, deutscher Arbeitgeber. Bis es soweit voll aktiv sein in ihrem spannenden

Besonders auffällig ist der in Neuseeland gelebte Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit: „Hier bei Intergen haben wir

Einer der häufigsten Sätze, den die Weltenbummlerin in den letzten Jahren immer wieder ge-

zahlreiche Sportteams, die sich in der Mittagspause zum Fußball, Netball oder Laufen treffen. Außerdem gibt es eine Ecke mit einer X-Box-Konsole, einen

hört hat, ist: ‚Das wollte ich auch immer mal machen’. Aber sie weiß genau: „Diese Einstellung bringt einen nicht weiter. Ich kann nur jedem raten, der mit

Job auf der grünen Insel

am anderen Ende der Welt.

Kleiner Tipp: Zu Jaanas Intergen kommt nun auch treuung. „Daher ist einer

bisherigen Aufgabengebieten bei zunehmend die direkte Kundenbemeiner nächsten Schritte, mehr Per-

Social Club und vieles mehr.“ Trotzdem stehen Job und Produktivität absolut im Vordergrund. Prozesse dauern zwar manchmal etwas länger, wenn letztendlich

dem Gedanken spielt, ins Ausland zu gehen, es auch wirklich zu tun. Es ist viel wert, die Welt mal aus einem anderen Blickwinkel zu erleben.“

sonal einzustellen!“, verAlle, die unter Fernweh bewerben ...

rät sie mit einem Augenzwinkern. leiden, sollten sich vielleicht bei ihr


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Zukunftsbranche Medizintechnik Ob Prävention, Diagnostik, Therapie oder Rehabilitation – in allen Bereichen der Medizin sorgen Ingenieurinnen und Ingenieure für Innovationen. www.think-ing.de/medizintechnik

Medizintechnik

Hightech für eine bessere Lebensqualität Die neueste Waffe gegen den Krebs ist ein gigantischer Teilchenbeschleuniger. Er kostet rund 120 Millionen Euro, sein Stromverbrauch entspricht dem einer Kleinstadt mit 10.000 Einwohnern und in seiner technischen Komplexität ist er vergleichbar mit einem Airbus A380. Zum Einsatz kommt dieses Wunderwerk der Medizintechnik im Heidelberger Ionenstrahl Therapiezentrum. Dort können nun erstmals Krebstumore im Kopf mit zuvor nicht möglicher Präzision bestrahlt werden, ohne gesun-

Selbstvertrauen. In der Prothetik ist der Anteil von Bionik, der Entschlüsselung von Vorgängen in der Natur zur Inspiration für technische Innovationen, in Forschung und Entwicklung besonders hoch. Schließlich werden Produkte entwickelt, die die Funktionen von Händen, Beinen oder Füßen übernehmen sollen. Um hochfunktionale Prothesen zu bauen, die sich perfekt an den Körper anpassen und Handicaps bestmöglich ausgleichen, muss man also genau wissen, wie ein Gelenk arbeitet, wie viel Belastung

und Ingenieure, aber vor allem für die Patienten zum

ein Fuß ertragen kann oder wie der komplexe Greifmecha-

neuen Hoffnungsträger im Kampf gegen die furchtbare Krankheit geworden ist.

nismus einer Hand funktioniert. Die natürlichen Vorbilder, also die Menschen, sind daher nicht nur die Zielgruppe, sondern auch die Hauptinspiration für die Fachingenieurinnen und -ingenieure, die in diesem Bereich arbeiten.

Therapie und Rehabilitation – hat die Medizintechnik

(Foto: © Otto Bock)

man aus Science-Fiction-Filmen kennt. Das C-Leg ist eine Revolution in der Beinprothetik. Vollständig mikroprozessorgesteuert, ermöglicht es seinen Trägern ein natürliches Gangbild und gibt ihnen damit Sicherheit und neues

des Gewebe zu belasten. Dabei beschleunigt der Ionenstrahl auf unglaubliche zwei Drittel der Lichtgeschwindigkeit. Ein Meilenstein der Medizintechnik, der für Ärzte

In allen Bereichen der Medizin – Prävention, Diagnostik, Ingenieur Erik Albrecht Laatsch

Holzbein eines Kapitän Ahab, der den weißen Wal jagt. Vielmehr denkt man beim Anblick eines Beinprothesesystems wie dem C-Leg eher an Hightech-Equipment, das

in den vergangenen Jahrzehnten Quantensprünge vollbracht. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Hochschulen und Medizintechnikunternehmen bringen

Für die Entwicklung von Hochleistungsprothesen wird nur absolute Spitzentechnologie verwendet. Bei Otto Bock setzt man zudem auf die Fachkompetenz, Brillanz und Teamfähigkeit der Mitarbeiter. „Wir sind ein gemischtes

immer ausgereiftere Produkte und Technologien hervor, die die Lebensqualität der Menschen nachhaltig verbessern oder sogar Leben retten.

Team und profitieren von den individuellen Stärken jedes einzelnen!“, sagt Ingenieur Erik Albrecht Laatsch, der das

Wer als Ingenieurin oder Ingenieur in der Medizintechnik

Laatsch hat Medizintechnik mit dem Schwerpunkt Mecha-

arbeitet, sieht sich nicht nur mit spannenden technologischen Herausforderungen konfrontiert, sondern kann

tronik in Göttingen studiert. Heute entwickelt er elektronische Baugruppen, die in Prothesen und Orthesen ein-

den Erfolg seiner Arbeit oftmals auch direkt am Menschen beobachten. Das gilt zum Beispiel für den Bereich der Prothetik, dem sich der Weltmarktführer, die Otto

gebaut werden. „Als Ingenieur reizt es mich, technische Herausforderungen zu meistern. Um am Puls der Zeit zu bleiben, befassen wir uns permanent mit neuen Technolo-

Bock Healthcare Deutschland GmbH, verschrieben hat. Moderne Prothesen haben in Funktion und Ästhetik nicht mehr viel gemein mit dem

gien“, erklärt Laatsch, für den ständige Fort- und Weiterbildung zum Jobprofil gehören.

zwölfköpfige Team der Elektronikentwicklung leitet.

Sein Arbeitgeber Otto Bock beschäftigt weltweit 185 Ingenieurinnen und Ingenieure, die zum größten Teil in der Forschung und Entwicklung, aber auch in den Bereichen Produktion, Produktmanagement, Logistik, Vertrieb und Einkauf tätig sind. Da die

Mikroprozessorgesteuertes Kniegelenk (Foto: © Otto Bock)


Sportliche Höchstleistung dank Medizintechnik: Heinrich Popow, Silbermedaillengewinner über 100 Meter bei den Paralympics 2008 in Peking (Foto: © Otto Bock)

Bionik – Inspired by nature

Kniegelenk Orthese (Foto: © Otto Bock)

Eine der wichtigsten Inspirationsquel-

zuweisen, konnte nur realisiert wer-

len für Forscher und Entwickler aller

den, weil Forscher sich genau mit der

Disziplinen ist die Natur. Diese Her-

Struktur der Lotuspflanze befasst

Technologien und Produkte immer komplexer werden, sind Spezialisten mit fundierter Ausbildung gefragt. Des-

angehensweise nennt sich Bionik, ein

haben, um deren Eigenschaften auf

Kunstwort, das sich aus Biologie und

ihre eigenen Materialien zu übertra-

halb werden auch bei Otto Bock in Zukunft noch mehr Fachingenieurinnen und -ingenieure aus Bereichen wie

Technik zusammensetzt. Bionik be-

gen. Eine Weiterentwicklung dieses

deutet nichts anderes, als dass Gege-

Prinzips konnte man eindruckvoll bei

Maschinenbau, Feinwerktechnik, Elektrotechnik, Informatik, Kunststofftechnik oder Orthopädie- und Rehatechnik

benheiten der Natur sowie bestimmte

den

Eigenschaften von Tieren und Pflan-

schaften beobachten, wo die super-

benötigt. Wie fast überall in der Medizintechnik wird hier kreatives und experimentelles Arbeiten gefördert. Auch die gute Vernetzung mit Forschungspartnern wie der

zen genau erforscht und später in

hydrophoben (nicht nass werden-

der Produktentwicklung angewandt

den) Schwimmanzüge für Furore

werden. Es liegt auf der Hand, dass

sorgten und einen Weltrekord nach

Technischen Universität Berlin eröffnet interessante Perspektiven.

sich Ingenieurinnen und Ingenieure,

dem anderen purzeln ließen. Die mit

die Prothesen entwickeln, beim Men-

derartigen Anzügen ausgerüsteten

schen im Detail abschauen, wie die

Sportler schwammen so schnell, dass

Dank moderner Medizintechnik können Sportler wie der Sprinter Heinrich Popow bei den Paralympics heute Spit-

jeweiligen Körperteile funktionieren.

der Weltschwimmverband für 2010

Aber auch für viele andere Bereiche

den Einsatz solcher Stoffe verboten

zenleistungen vollbringen. Auch wenn nur ein kleiner Teil der Menschen mit Behinderungen an paraolympischen Wettkämpfen teilnimmt, profitieren alle Betroffenen von Innovationen im Bereich der Medizintechnik. Die Arbeit der Ingenieurinnen und Ingenieure in der Medizintechnik

der Ingenieurwissenschaften dient

hat, um gerechtere Verhältnisse her-

die Natur als Vorbild. Wer zum Bei-

zustellen.

spiel selbst nicht fliegen kann, muss

findungen, deren Funktionen oder

von denen lernen, die es können. Da-

Eigenschaften eine Entsprechung in

her sind Flugzeugflügel an den ent-

der Natur finden, sind Klettverschluss,

macht sie vielleicht nicht zu Weltverbesserern, aber ganz sicher zu „Lebensqualitätsverbesserern“.

scheidenden Stellen so geformt, wie

Salzstreuer und Autoreifen. Vorbild

die Flügel eines Vogels, um optimale

für den Klettverschluss sind Kletten-

lllllllllllllllllllllll

Gleit- und Auftriebbedingungen zu

pflanzen, während die Mohnblume

erhalten. In der Oberflächentech-

Inspiration für die Entwicklung des

INFOS IM NETZ:

nik und Nanotechnologie orientiert

Salzstreuers war. Pfoten von Katzen

s Jobprofil einer Medizintechnik-Ingenieurin » www.think-ing.

man sich ebenfalls an natürlichen

verbreitern sich beim Wechseln der

de/medizintechnik-ingenieurin s THINK ING. kompakt zum

Vorbildern. Der sogenannte Lotusef-

Richtung und erhöhen so den Boden-

Thema Medizintechnik » www.think-ing.de/kompakt/medizin

fekt, also die Fähigkeit bestimmter

kontakt, eine wichtige Erkenntnis für

s Medizintechnik und Bionik zum Anfassen im Otto Bock Science

Oberflächen, sich selbst zu reinigen

die Entwicklung von Autoreifen.

Center Medizintechnik am Potsdamer Platz in Berlin » www.

und jegliche Art von Flüssigkeit ab-

sciencecenter-medizintechnik.de

letzten

Schwimmweltmeister-

Andere Beispiele für Er-


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Erneuerbare Energie fürs Studium Die Energieerzeugung ist im Wandel. Schwindende Ressourcen und hoher Schadstoffausstoß zwingen zum Umdenken. Die Hochschulen haben reagiert. www.think-ing.de/erneuerbare-energien

Wind, Sonne, Wasser oder Geothermie – Hauptsache regenerativ!

Neue Energie

bringt frischen Wind in viele Studiengänge Am Anfang war das Feuer und brachte wohlige Wärme in steinzeitliche Höhlen. Holz ist damit wohl die am längsten genutzte „nachwachsende“ Energie. Ob die Neandertaler neben der Kunst des Feuermachens schon ihr ökologisches Gewissen entdeckt hatten, ist nicht überliefert. Sie brauchten es auch nicht, denn ihr einziger Schadstoffausstoß war ein wenig Biomasse. Erst für den modernen Menschen und seine fast sieben Milliarden Artgenossen wird die Energiefrage nun zur Existenzfrage: Wie kommt man clever wieder raus aus dem Klimawandel, der auf dem ganzen Globus spürbar ist und den man selbst zu verantworten hat? Auf schmelzende Polkappen und heftige Stürme, Wüstenbildung und Hochwasser kann man in Zukunft liebend

Vor dem Hintergrund der Klimaveränderung ist unsere gegenwärtige Energieerzeugung schon mächtig in Be-

gern verzichten, auf zwei unsichtbare Massenprodukte allerdings nicht: Strom und Wärme. Beides benötigen wir

wegung geraten, denn die Zeit wird knapp und schnelles Handeln ist gefragt. So wird ganz aktuell versucht, in

so dringend wie die Luft zum Atmen. Lampen leuchten, Heizkörper gluckern, Fernseher flimmern und der Fortschritt pulsiert. Strom und Wärme sind unverzichtbar.

allen Lebens- und Industriebereichen Energie zu sparen, den Rohstoffverbrauch und Schadstoffausstoß weiter zu senken, Prozessverbesserungen in herkömmlichen Kraft-

Trotzdem muss eine Energiewende her. Es geht nicht um generellen Verzicht, sondern um eine effizientere Nutzung und neue Möglichkeiten der Energieerzeugung. Weg von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl, Gas und Uran, deren Vorkommen endlich sind, hin zu nachhalti-

werken einzuleiten oder mit intelligenten Stromnetzen die Steuerung des Verbrauchs sowie die Verteilung und Erzeugung von Strom zu optimieren.

gen Quellen wie Sonne, Wind, Wasser, Gezeiten, Biomasse oder Erdwärme, die kontinuierlich von Mutter Natur zur Verfügung gestellt werden.


Vom Mühlrad bis zur Staumauer – Wasser als treibende Kraft ist eine vom Menschen schon lange genutzte, unerschöpfliche Energiequelle (Foto: © sxc.hu Robert Linder)

Das allein reicht allerdings nicht. Die große Chance für eine umweltfreundliche Trendwende liegt im konsequenten Ausbau der erneuerbaren und alternativen Energien. Deren Entwicklung erschließt zudem

So ein Studiengang hilft der eigenen Karriere und unserem Heimatplaneten Erde. Und keine

neue Märkte und zahlreiche Berufsperspektiven für Ingenieurinnen und Ingenieure. Deutsche Unternehmen gehören in diesem Bereich zur absoluten Weltspitze und die Bundesrepublik geht auch bei der Erzeugung mit gutem Beispiel voran. Laut Angaben des Bundesministeriums für Umwelt und Naturschutz ist der Anteil der erneuerbaren

106 Studiengänge mit richtig neuer Energie waren an 67 Unis, FHs oder Berufsakademien zu Beginn des Wintersemesters

Sorge, man muss nicht ständig unter Strom stehen, um neue Energie in sein Ingenieurstudium zu bringen – nur ein wenig Hochspannung im Hörsaal, die

Energieversorgung in Deutschland in den letzten zehn Jahren von 3,1 auf 10 Prozent gestiegen. Knapp 29 Milliarden Euro wurden in diesem Sektor hierzulande im Jahr 2008 erwirtschaftet und mehr als 280.000 Menschen arbeiten in der Branche – Tendenz weiter steigend, denn bis 2020 werden insgesamt 400.000 Jobs prognostiziert.

2009/10 im HRK-Hochschulkompass verzeichnet. All jene können eigenständig in Bachelor- oder Mastervarianten studiert werden und hören auf Namen wie:

sollte man schon ertragen können. Schließlich winkt ein Job mit großen Zukunftsperspektiven für ein Leben voller Energie – regenerativ, alternativ und

Bio-Energie, Energieeffizienz, Regenerative Energien, Umweltund Ressourcenmanagement,

nachhaltig.

Über den Status der grauen Theorie sind die meisten Alternativenergien also längst hinaus. Lässt man den Blick durch die Landschaft schweifen, gehören Rotoren von Windkraftanlagen oder Solarkollektoren auf Hausdächern zum gewohnten Bild. Auch Geothermie-Bohrungen in Nachbars Vorgarten, Wärmetauscherrohre unterm Wohnzimmer oder Biomasse-Kraftwerke beim Bauern wundern niemanden mehr. Daneben bleibt noch viel Raum für Visionen: riesige Offshore-Windparks

Energie- und Umwelttechnik, Zukunftsfähige Energiesysteme, Nachwachsende Rohstoffe, Energieträger aus Biomasse und Abfällen, Umweltorientierte

sowie extrem tiefe Geothermie bis hinein in den glutheißen Erdkern. Strömungen, Gezeiten, Wellen und Meereswärme. Osmosekraftwer-

Energietechnik, FotovoltaikTechnologie, Zukunftsenergien,

ke, deren Prinzip auf dem unterschiedlichen Salzgehalt von Süß- und Salzwasser beruht. Aufwindkraftwerke mit verglasten Dachflächen in

Wind Engineering mehr.

Innenstadtgröße und bis zu 1.000 Meter hohen Turbinentürmen. Oder futuristische Projekte wie Desertec, ein 90.000 Quadratkilometer großes Parabolrinnen-Kraftwerk in der Sahara, mit dem man die Sonne im großen Stil einfangen und solaren Strom in die ganze Welt liefern will. Zwar wird auch dem Himmelskraftwerk Sonne irgendwann mal der Saft ausgehen, bis dahin bleiben aber noch geschätzte sechs Milliarden Jahre Zeit. Die sollten angehende Ingenieurinnen und Ingenieure nutzen, denn die Hochschulen haben reagiert. Ein frischer Wind ist durchs Studienangebot gefegt. Energiethemen sind längst nicht mehr nur Vertiefungsrichtungen des Maschinenbaus, der Verfahrens- oder Elektrotechnik. Zahlreiche neue Studiengänge widmen sich vollständig und über den gesamten Verlauf den erneuerbaren Energien. Selbst Wirtschafts- und Bauingenieure setzen Schwerpunkte auf viele Facetten dieses Bereichs.

und

viele


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Drei gute Gründe für ein Ingenieurstudium Sichere, gut bezahlte Arbeitsplätze sind heute rar gesät. Ingenieurinnen und Ingenieure haben dagegen sehr gute Perspektiven. www.think-ing.de/ingenieurberuf

Die Vorzüge des Ingenieurberufs:

Krisensicher, vielseitig Die Top Three der Argumente für den Ingenieurberuf klingen eingängig und sind nicht zu überhören: Beste Aussichten auf eine sichere Stelle, ein abwechslungsreicher Job mit vielen Möglichkeiten und gute Bezahlung machen das Ingenieurstudium zu einem echten Hit. Zugegebenermaßen stellen auch die anspruchsvollen Inhalte des Ingenieurwesens Studierende vor eine echte – aber außerordentlich reizvolle – Herausforderung. Drei gute Gründe dafür, warum Ingenieurin oder Ingenieur sein so richtig Spaß macht. Ingenieurberufe sind (und bleiben!) krisensicher Kurzarbeit hin, Wirtschaftskrise her, Ingenieurinnen und Ingenieure sind in allen Branchen gesuchte Fachleute. Die Aussichten, mit einem

1

Ingenieurstudium einen sicheren Job zu bekommen, stehen nach wie vor sehr gut, wie sich mit Zahlen eindrucksvoll belegen lässt. Beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI) spricht man von einer Ingenieurlücke, die im Juli 2009 mit 31.000 nicht

besetzten Stellen zu Buche schlug. Die Arbeitslosenquote in den Ingenieurberufen lag 2008 bei sagenhaften drei Prozent. Eine Quote bis zu vier Prozent gilt als Vollbeschäftigung. Davon kann man in anderen Berufszweigen nur träumen. Auch in Krisenzeiten sind Unternehmen auf das Können von Ingenieurinnen und Ingenieuren angewiesen und rüsten sich mit neuen Entwicklungen für die Zukunft. Zudem steht mit ziemlicher Sicherheit fest, dass der Bedarf an Absolventen aus den Ingenieurwissenschaften nicht nur bestehen bleibt, sondern sogar zunehmen wird. Eine Erkenntnis, die nicht zuletzt auch auf demografischen Entwicklungen basiert. Wie das „Nachwuchsbarometer Technikwissenschaften“ bestätigt, „wird in den nächsten 10 bis 15 Jahren eine große Zahl älterer Ingenieurinnen und Ingenieure aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Die für diesen Zeitraum prognostizierte Anzahl der Hochschulabsolventen in den ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen reicht nicht aus, um den Generationswechsel in den Unternehmen auszugleichen“. Kurz gesagt: Es werden weiterhin viele Ingenieurstellen frei. Solche Prognosen belegen eindeutig die hervorragenden Perspektiven für angehende Ingenieurinnen und Ingenieure.


und gut bezahlt! Ingenieurberufe sind vielseitig

Ingenieurberufe sind gut bezahlt

Es gibt kaum einen Lebens- und Arbeitsbereich, in dem Ingenieurinnen und Ingenieure nicht eingesetzt werden. Sie konstruieren Autos, Flugzeuge

Mit dem Ingenieurstudium erwirbt man eine fachliche Qualifikation, die man sich anschließend auch anständig bezahlen lassen kann. In Ge-

und Raumschiffe. Sie bauen Computer, Fernseher und Handys und sie sorgen dafür, dass der Strom aus der Steckdose

haltsfragen bieten die Ingenieurwissenschaften schon für Einsteiger gute Perspektiven. Je nachdem in welchem Bereich

kommt. Auch in den kommenden Boom-Märkten, wie den Bereichen regenerative Energien und Umwelttechnik, sind Ingenieurinnen und Ingenieure federführend aktiv. Sie

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schützen die Umwelt, indem sie leistungsfähige Solar- und

33.000 und 43.000 Euro im Jahr. Wer promoviert, kann sogar

Windkraftanlagen entwickeln oder in der wichtigen Frage der Müllentsorgung Innovationen schaffen. Man findet sie im Marketing ebenso wie im Vertrieb. Ingenieurinnen

noch deutlich höher dotiert in den Job starten. Die weitere Gehaltsentwicklung im Laufe einer Ingenieurkarriere hängt, wie in jedem Beruf, von verschiedenen Faktoren

und Ingenieure forschen in Firmen und Universitäten in

ab. So spielt es eine Rolle, in welchen Arbeitsbereichen

hochentwickelten Laboren oder bringen ihr Know-how in der Lehre ein. Manche von ihnen arbeiten an neuartigen, leistungsfähigen Stoffen für Funktionskleidung. Andere entwickeln in der Medizintechnik Minilabore, mit denen

man eingesetzt wird, wie man sich weiterbildet oder ob man durch gute Leistung in eine Führungsposition gelangt. Auch die Bereitschaft, ins Ausland zu gehen, oder schlicht die Anzahl der Berufsjahre sind Faktoren, die

an Unfallstellen direkt vor Ort umfassende Blutanalysen erstellt werden können. Welche Interessen man auch im-

Einfluss auf den persönlichen Verdienst haben.

mer haben mag, für fast alles gibt es eine Fachrichtung in den Ingenieurwissenschaften. Es lohnt sich also, mal einen

Auf zukünftige Ingenieurinnen und Ingenieure warten also vielseitige Arbeitsfelder mit spannenden Aufgaben

detaillierten Blick auf die Möglichkeiten zu werfen, die ein Ingenieurstudium eröffnet. Aber nicht nur die Vielzahl

bei der Gestaltung der Zukunft in Industrie und Wissenschaft, sichere Perspektiven und ein angemessenes Gehalt

der Fachdisziplinen ist besonders interessant. Sehr viele Firmen, die Ingenieurinnen und Ingenieure beschäftigen, sind global aufgestellt,

für ihr Engagement. Krisensicherheit, Vielfalt und ein gutes Einkommen im Ingenieurberuf sind die Ohrwürmer bei der Berufswahl, denn an solchen Topargumenten kommt

das heißt, sie arbeiten international und viele ha-

man kaum vorbei.

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ben auch Niederlassungen in anderen Ländern. Wer also gerne über den deut-

Tätigkeitsfelder der Ingenieurinnen, Ingenieure und Naturwissenschaftler/innen nach Geschlecht

und natürlich auch in welcher Firma Jungingenieurinnen und -ingenieure eine Anstellung fanden, lagen die Einstiegsgehälter 2008 grob zwischen

100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 % Aus-/Fortbildung

schen Tellerrand hinaussehen möchte und sich

Forschung/Entwickl.

im Rahmen seiner Arbeit auch Auslandsaufenthalte wünscht, der hat als In-

Konstruktion/Planung

genieurin oder Ingenieur garantiert die Chance, sich diesen Wunsch zu erfüllen.

Marktforschung

Grundlagenforschung

Lehre Marketing

Öffentlichkeitsarbeit Produktion Service

Einstiegsgehälter von Ingenieurinnen und Ingenieuren bis zwei Jahre Berufserfahrung, Jahresbruttogehalt

Programmierung

Unteres Niveau

Mittleres Niveau

Oberes Niveau

Testlabor/Prüfung

Frauen Männer

Vertrieb

FH-Diplom

36.250 €

41.201 €

46.645 €

Wissenschaft

Uni-Diplom

38.332 €

43.600 €

50.560 €

Sonstige

Bachelor

36.903 €

40.800 €

45.262 €

Master

39.960 €

44.550 €

50.801 €

Promotion

46.725 €

52.650 €

60.627 €

n Frauen: 27 bis 468 Fälle n Männer: 122 bis 1.437 Fälle

Prozentangabe basiert auf 2009, © VDI, Quelle: Nachwuchsbarometer Technikwissenschaften, eigene Berechnungen

Ausgewertet wurden insgesamt 3.669 Datensätze, Quelle: www.personalmarkt.de


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Automatisierte Kontrolle Ganz gleich, ob Windkraft oder Eisenbahn – ein junger Ingenieur mit Know-how und Kreativität schafft mit kleinen Sensoren große Wirkung. www.think-ing.de/elektrotechnik

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Vom Winde beweht und „Sensor-gesteuert" Wenn Andreas Schuh ganz oben auf der Aussichtsplattform eines Windrads steht, dann genießt er nicht nur den Blick in die Landschaft, sondern auch den Gedanken, selbst maßgeblich dazu beigetragen zu haben, dass die Rotoren des Riesen optimal im Wind stehen. Als Sensorentwickler im Oberhausener Unternehmen Lenord, Bauer & Co. GmbH arbeitet der Elektroingenieur an der Automatisierung von Bewegungsprozessen.

Andreas Schuh entwickelt Sensoren, die Drehbewegungen erfassen und als Winkelinformation ausgeben. „Im Bereich der Windkraftanlagen ist diese Umwandlung von Bewegung in Zahlenwerte enorm wichtig, denn die Rotorblätter müssen permanent an die Windstärkenschwankungen angepasst werden, damit sie die Windenergie optimal ausnutzen können und sich so möglichst gleichmäßig dre-

Ab in’n Pott Das Praxissemester verschlug ihn dann erstmals ins Ruhrgebiet zum Oberhausener Automatisierungstechnik-Spezialisten Lenord + Bauer. „Ich wollte raus aus dem Saarland und habe mich bewusst nach Möglichkeiten in ganz

hen“, erklärt der 30-Jährige. Die bei seinem Arbeitgeber

Deutschland umgeschaut. Dass ich hier gelandet bin, war eigentlich Zufall. Ein guter Zufall.“ Die Senior-Ingenieure des Unternehmens erkannten schnell das Talent des Jung-

entwickelten Sensoren (Multiturn-Absolutwertgeber) liefern Informationen zur exakten Position der Flügel. Passen vorherrschende Windverhältnisse und Rotorstellung nicht optimal zusammen, bringen kleine Motoren die Rotorblätter in die richtige Stellung.

spunds und schlugen ihm vor, seine Diplomarbeit direkt im Betrieb zu schreiben. Thematisch stellten sie Andreas Schuh eine anspruchsvolle Aufgabe: Für den Schienenverkehr sollte ein Sensorsystem entwickelt werden, mit dem sowohl die Drehzahl als auch Vibrationen und Er-

Bester Physikabsolvent Der gebürtige Saarländer wusste schon früh: „Ich will ein Studium, das praktisch ausgelegt ist!“ Davon ließ sich der ehrgeizige Schüler auch nicht durch eine Ehrung ablenken, die ihm als bester Physikabsolvent seiner Schule zuteilwurde. „Klar hab ich überlegt, Physik zu studieren. Aber das war mir zu wissenschaftlich. Ich wollte mich von Beginn an auf einen greifbaren Beruf vorbereiten“, erinnert sich der Jungingenieur. Dieses Vorhaben führte ihn an die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. „Dort gab es den Studiengang Sensor- und Feinwerktechnik, der genau das beinhaltete, was mir am meisten Spaß machte“, schwärmt Andreas Schuh. Messtechnik gestaltete sich zu seinem Lieblingsfach, wobei die Inhalte Sensor- und Verbindungstechnik sowie Informatik dem Nachwuchsingenieur heute besonders zugutekommen.

Foto: © Photocase / johny schorle

schütterungen im Drehgestell überwacht werden können. Auch für Profis eine echte ingenieurwissenschaftliche Herausforderung, denn ist ein langer Güterzug mit etlichen Waggons im Schlepptau unterwegs und der letzte Wagen entgleist, spürt der Fahrer bestenfalls nur eine geringe Vibration. Gegen diese Gefahr sollte Schuh nach Sensoren suchen, in die Kilometerzähler und Geschwindigkeitsmesser eingebaut werden konnten. Die so gesammelten und gespeicherten Daten sollten abweichende Grenzwerte ermitteln und sofort auf eine drohende Entgleisung aufmerksam machen. „Meine Ergebnisse sind mittlerweile zu einem Entwicklungsprojekt ausgebaut worden. Derzeit wird auf Grundlage meiner Arbeit sogar ein System am ICE getestet“, berichtet der junge Entwickler.

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Technisch innovativ

Multikreativ

Seine Cleverness und sein Können haben Andreas Schuh zu einem festen Bestandteil des Oberhausener Unterneh-

Als Schlagzeuger in mehreren Bands ist Andreas Schuh für seine kreativen Solos bekannt. Und Kreativität ist auch in

mens gemacht. Er mag den hohen technischen Anspruch der Kunden und die damit einhergehenden Forschungs-

seinem Job als Ingenieur ein ganz entscheidendes Kriterium. Denn in der technischen Entwicklung ist Kreativi-

aufgaben. Dazu zählte beispielsweise auch die Entwicklung eines zuverlässigen und robusten Sensors für eine der weltweit höchsten Windener-

tät der Motor für neue Technologien. Ohne Ideen gibt’s schließlich keinen Fortschritt. Also entwickelt er weiter, verfeinert gemeinsam mit

gieanlagen. Stattliche 186 Meter ragt dieses umweltfreundliche Ungetüm im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel in den Himmel. Schwingungen, schwankenden Temperaturen und aggressiver Feuchtigkeit hält das Riesen-Windrad problemlos stand. Dank des Rotordurchmessers von 126 Metern liefert die Anlage mit einer Jahresleistung von bis zu 17 Millionen Kilowattstunden rund 4.500 Haushalten Strom. Und dank des kleinen Bauteils, das Andreas Schuh und das Team von Lenord + Bauer entwickelt haben, dreht sich der Rotor dieser ökologisch einwandfreien Energiequelle immer zuverlässig und technisch bestens kontrolliert. Das freut den jungen Sensorentwickler doppelt: „Ich find´s richtig gut, dass wir dabei sind, Deutschland im Bereich der regenerativen Energien noch weiter nach vorne zu bringen!“

einem Team von spezialisierten Fachleuten seine Sensoren und steht irgendwann mal wieder ein bisschen stolz auf einem jener himmelwärts ragenden Giganten, die mit moderner Technologie neue Energie in deutsche Wohnzimmer bringen.

Damit die Energie aus dem Wind auch in die Leitung fließt, entwickelt Andreas Schuh diese kleinen Sensoren (Foto: © Dirk Bannert)

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Kein Engineering ohne Service und Wartung Riesige Anlagen und Maschinen arbeiten weltweit in der Stahlproduktion und -verarbeitung. Service-Ingenieurinnen und -Ingenieure sorgen dafür, dass alles reibungslos läuft. www.think-ing.de/service

Die ständigen Begleiter Service-Ingenieurinnen und -Ingenieure haben ihre Produkte weltweit immer im Blick Glühend heiß ist nicht nur Stahl, sondern manchmal auch die Telefonleitung von Christoph Häusler. Der 39-Jährige ist Service-Ingenieur bei der SMS Siemag AG. Die Unternehmensgruppe entwickelt Maschinen und Anlagen zur Herstellung und Weiterverarbeitung von Stahl, Aluminium oder NE-Metallen. Kunden gibt es rund um den Globus. Das verbindet. Häuslers Drähte reichen von Düsseldorf in die ganze Welt. Er und sein Team im Technischen Service sind die erste Anlaufstelle bei Fragen, Problemen oder dringenden Notfällen, denn sie kennen das komplexe Innenleben dieser gewaltigen Maschinen und Anlagen ganz genau. Hochöfen, Stranggießanlage oder Walzwerk – sobald sich ein Kunde für ein Produkt der SMS Siemag entschieden hat, werden Service-

Ingenieurdisziplin Psychologie

Ingenieurinnen und -Ingenieure zu permanenten Begleitern. „Wir betreuen die Maschinen während ihrer gesamten Laufzeit, egal ob sie in Sibirien oder Brasilien stehen“, beschreibt Christoph Häusler, Leiter

Bei der Tätigkeit geht es nicht nur um Technik, sondern auch

ohne Stolz. Die Ursprünge der SMS Siemag reichen fast 140 Jahre zurück. Daraus ist mittlerweile eine Unternehmensgruppe mit über 8.300 Mitarbeitern geworden, die Anlagen in alle Regionen der Erde liefert. Da heutzutage immer mehr Kunden die Überwachung, Wartung und nötigen Reparaturen ihrer Anlagen auslagern, war der Aufbau des Technischen Services für die SMS Siemag eine logische Konsequenz. Seitdem kümmert sich ein großes Team von Düsseldorf und Hilchenbach aus um Maschinen auf der ganzen Welt. Zudem werden die regionalen Service-Niederlassungen als direkter Ansprechpartner vor Ort immer wichtiger. „So sind wir noch näher am Kunden“, erklärt Christoph Häusler.

um Menschen. „Kommunikation ist die Grundlage im Kundenservice. Man muss zuhören und vermitteln können“, beschreibt Häusler die Anforderungen. Schließlich wird häufig Erste Hilfe geleistet, wenn der reibungslose Ablauf einer Produktion in Gefahr ist. Da ist auch Einfühlungsvermögen für den beunruhigten Kunden vor Ort gefragt. Kann eine Störung aus der Ferne nicht behoben werden, heißt es Koffer packen. Und plötzlich befindet man sich in Südamerika, um eine Produktionsanlage wieder in Schwung zu bringen. „Flexibel und spontan muss

des Technischen Kundenservice, die Aufgabe dieser Abteilung. Häusler hat direkt nach seinem Maschinenbau-Studium bei der SMS Siemag angefangen und konnte den Auf- und Ausbau der Servicesparte mitgestalten. „Wir haben gemeinsam etwas Neues entwickelt, das war und ist natürlich eine spannende Herausforderung“, berichtet er nicht


Auch diese von SMS Siemag gelieferte Warmbandstraße in den Produktionshallen der Salzgitter AG muss regelmäßig gewartet werden (Foto: © Salzgitter AG)

unser Team ganz sicher sein, aber gerade das ist ja auch das Spannende an dem Beruf“, berichtet

reparieren, und die erforderlichen Ersatzteile standen vor Ort nicht zur Verfügung. Nur durch das Zusammenspiel zwischen Service-, Entwicklungs- und Konstruktionsabteilung gelang das Kunststück, die Anlage

Christoph Häusler aus dem Alltag eines Service-Ingenieurs. Damit es gar nicht erst zum Ernstfall kommt, hat das Serviceteam die ständige Fern-Überwachung

schnell wieder einsatzfähig zu machen. „Gute Teamarbeit ist in unserem Beruf die Basis für Erfolg“, so Christoph Häusler. Sonst könnte ein hochkomplexes Ersatzteil nicht zum richtigen Zeitpunkt beim Kunden in Indien landen, um dort vom zuständigen Fachmann korrekt eingebaut zu werden.

von Anlagen im Angebot. Egal an welchem entlegenen Winkel der Erde die Maschinen ihren Dienst verrichten – die ServiceExperten der SMS Siemag kön-

Die Service-Ingenieurinnen und -Ingenieure stehen dem Kunden in allen Lebenszyklen der gelieferten Anlagen zur Seite. Neben dem Erhalt der Effizienz geht es auch um die Anpassung der Anlage an neue Anforderungen der stahlverarbeitenden

nen sich einen Einblick in ihr Inneres verschaffen und mögliche Störungen schnell erkennen

Industrie. So wird den Produktionslinien heute häufig eine höhere Belastung als es ihre Erstauslegung zulässt abverlangt. Hier steht SMS

und beheben. Meldet ein Kunde

Siemag den Kunden für Verbesserung von

beispielsweise ungewöhnliche Geräusche oder Schwingungen, wird der Vorgang sofort von Deutschland aus analysiert. „Wir

Wartung und Betrieb – sowie bei Bedarf für Umbauten und Modernisierungen – mit Rat und Tat zur Seite. Das Ziel ist, die Produktionsanlagen fit für die Zukunft zu machen.

Christoph Häusler (Foto: © SMS SIEMAG AG)

müssen dann feststellen, ob es sich um eine ´kritische` Schwin-

Training im Job

gung handelt“, erklärt Häusler. Die akuten Notrufe finden an

Ein ingenieurwissenschaftliches Studium, zum Beispiel Maschinenbau, vermittelt das nötige Grundlagenwissen und technische Verständnis,

der Hotline rund um die Uhr Gehör und werden sofort an die

um in einem Job wie dem von Christoph Häusler erfolgreich zu sein. Service-Ingenieure und Ingenieurinnen sind meist Generalisten, die

entsprechenden Fachkräfte weitergeleitet.

durch ihr breit gefächertes Wissen punkten und sich mit den entsprechenden Spezialisten vernetzen können. Sie bilden die Schnittstelle

Draht zum Rest der Welt

zwischen dem Kunden und dem Unternehmen, das sie auch nach außen repräsentieren. „Bis man ganz allein beim Kunden besteht, können schon einige Jahre

Was globales Arbeiten konkret bedeutet, kann man in den Servicezentralen in Düsseldorf und Hilchenbach erleben. Durch die verschiedenen Zeitzonen entstehen auch unterschiedliche Arbeitszeiten: Wer asiatische Kunden betreut, wird zum Frühaufsteher, der Service für Standorte in Südamerika läuft erst

später am Tag auf Hochtouren. Bei sehr kniffligen Fällen ist das gesamte Team im Einsatz. Allen Service-Team-Mitgliedern wird eine besonders spektakuläre Aktion noch lange im Gedächtnis bleiben: In einer entlegenen Region in Indien war ein riesiger, insgesamt 800 Tonnen schwerer Konverter defekt, in dem flüssiger Stahl „gekocht“ wird. Das nötige Spezialwerkzeug, um die riesige Maschine zu

vergehen. Gerade im Anlagenbau kann es sich um riesige Werke handeln, da braucht man schon einiges an Erfahrung“, weiß Häusler noch aus seiner Anfangszeit. Im Großanlagenbau ist man sehr schnell mit Werten in Größenordnungen von mehreren Millionen Euro betraut. Aber wenn man Leidenschaft und Begeisterung für Technik mitbringt, stellt irgendwann auch ein kompliziertes Detail am anderen Ende der Welt kein Problem mehr dar, sondern eine echte Herausforderung, die man packen kann. IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII INFOS IM NETZ: s Bei THINK ING. findet sich das Jobprofil eines Service-Ingenieurs, der im technischen Support arbeitet » www.think-ing.de/technischer-support


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Im Web geht’s weiter Die letzten Seiten der ALL ING. 2010 sind natürlich nicht das Ende des THINK ING. Infoangebots. Auf dem gleichnamigen Webportal startet die eigene Studien- und Job-Recherche erst so richtig. www.think-ing.de

www.think-ing.de vernetzt, verlinkt und verdammt informativ

Alle, die inspiriert von den Porträts und Reportagen der ALL ING. 2010 selbst rechnen, kalkulieren, tüfteln, konstruieren und mitdenken möchten, beenden das Thema Ingenieurberuf nicht mit diesen letzten Seiten.

Sie surfen direkt los zum Internetportal der vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall ins Leben gerufenen Nachwuchsinitiative THINK ING. unter www.think-ing.de. Job- und Studiprofile, aktuelle ThemenSpecials, Diskussionen mit Experten oder Studierenden, Infotainment-Features, Reportagen und alle nötigen Infos und Tipps zum Einstieg in Studium und Beruf begleiten die User vor, während und nach dem Ingenieurstudium. Also PC hochfahren und mit dem ersten Klick ins Ingenieurstudium starten!

Studieninfos Bachelor, Bologna und Berufsaka-

ExpertenCHAT und ExpertenFORUM

Fachrichtungen mit Studiund Jobprofilen

demie – THINK ING. informiert:

Expertenrunde: Einmal im Monat

Diplom-Studiengänge werden

empfängt THINK ING. informa-

Studienfachrichtungen und die Gesichter dazu: THINK ING. prä-

seit der Bologna-Reform kaum noch angeboten. Stattdessen

sentiert die Vielfalt der Studi-

verlassen Absolventen mit Ba-

Eignungstest Ingenieurwesen

enfachrichtungen und eigenständigen Studiengänge, die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieuren zur Auswahl stehen.

chelor- und Mastertiteln die Hochschulen. Aber was verbirgt sich hinter den neuen Namen?

Ich im Ingenieurberuf? Der Eignungstest auf www.think-ing. de bietet mit 40 Fragen aus 5

in den über 100 Studiprofilen

Wie lange dauern die Studiengänge? Entscheidet man sich für eine Uni, die Fachhochschule oder soll es doch ein duales

Fachgebieten eine erste Orientierung für die eigenen Fähigkeiten. Denn ein gewisses Gespür für Zahlen, Spaß an logischem

sionen zum Thema Ingenieurstudium und -beruf geöffnet. Auch hier besteht die Möglichkeit, ausgewiesene Expertinnen

der gut sortierten THINK ING.

Studium sein? Was sagen die

Denken, eine Portion techni-

und Experten zu befragen, um

Studibibliothek. Wie es danach

Arbeitgeber zu den neuen Stu-

sches Talent sowie Interesse für

an fundierte Informationen aus

weitergeht, verraten die fertigen Ingenieurinnen und Inge-

dienabschlüssen? Gibt es noch Nachbesserungen? www.think-

Naturwissenschaften bilden die Grundlage für ein ingenieur-

erster Hand zu kommen.

nieure in ihren Jobprofilen auf www.think-ing.de.

ing.de weiß Bescheid!

wissenschaftliches Studium. Der THINK ING. Eignungstest zeigt,

Was Studierende über ihren Studiengang berichten, erfährt man

woran man noch arbeiten sollte.

tiven Besuch. Im ExpertenCHAT stehen Sachkundige Rede und Antwort für Fragen rund um den Ingenieurbereich. Das Forum auf www.think-ing.de ist Tag und Nacht für Fragen und Diskus-


Impressum Impressum

Die Kommilitonen ING.tainment THINK ING. unterhält: Dass die Formel Ingenieurwissenschaften plus Spaß gleich unterhaltsamer Infomix aufgeht, zeigt die Unterhaltungsecke ING.tainment auf www.think-ing.de. Wer sich nach Handy-Game, „Quizzing“Fragen, witzigen und überraschenden Facts zu Technikheldinnen und -helden oder Buchtipps wieder entspannt der Berufsfindung zuwendet, wird feststellen, dass Technik, Witz und Information durchaus auf einen größten gemeinsamen Nenner kommen.

Materialbestellung THINK ING. Frei Haus: DVDs, Broschüren, Bücher, Flyer und Zeitschriften – mehr als 30 verschiedene Materialien können gratis aus dem THINK ING. Angebot bestellt werden, sortiert nach Fachrichtungen und Medienformaten. So kann man sich vertiefend mit einzelnen Themen auseinandersetzen und Berufswünsche und -ziele genauer unter die Lupe nehmen. Außerdem stehen alle Ausgaben der monatlich erscheinenden Broschüre THINK ING. kompakt auf www. think-ing.de zum Download zur Verfügung.

THINK ING. dreht mit: Maria, Manuel und Christian sind drei Studierende der Ingenieurwissenschaften an der Hochschule Fulda und gleichzeitig die heimlichen Filmstars von THINK ING. Sie werden vom ersten bis zum letzten Semester von unserem

Impressum Impressum Verantwortlicher Herausgeber: Arbeitgeberverband Gesamtmetall

Kamerateam begleitet und lassen die Zuschauer an ihrem ganz normalen Studi-Leben teilnehmen. Wie bereitet man sich auf Klausuren vor? Was macht man

Wolfgang Gollub, Leiter Nachwuchssicherung/THINK ING.

im Labor und was hilft, wenn es im Studium mal nicht so rund läuft? Der Video-Podcast auf

www.think-ing.de info@think-ing.de

www.think-ing.de ist live dabei und zeigt wöchentlich, wie Maria, Manuel und Christian die Herausforderungen des Ingenieurstudiums meistern.

Redaktion: THINK ING. Redaktion

GIRLS ING.

www.concedra.de

Frauensache: Immer noch ist der Anteil von Frauen in Ingenieur-

office@concedra.de

berufen gering. Dabei haben Ingenieurinnen hervorragende

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk Wagener, Kathrin Simonis, Daniela Thiel, Benno Limberg,

Chancen im Beruf. Auf www.

Markus Lemke, Michael Bokelmann.

girls-ing.de berichten Ingenieurinnen aus ihrem Berufsalltag

Gestaltung

Voßstraße 16 10117 Berlin Tel. 030 551 50-0 Fax 030 551 50-5207

concedra gmbh Christstr. 7 44789 Bochum Telefon: +49 234 51637-0 Telefax: +49 234 51637-11

und erzählen, wie sie ihren Weg in den Job gefunden haben. Wel-

Melanie Gardemann, Matthias Meyer

che Angebote von Hochschulen

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oder Unternehmen sich speziell an junge Frauen richten und welche Studiengänge sich besonders

enßen Print GmbH & Co. KG, Hattingen

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für angehende Ingenieurinnen

20.000

engagieren, ist ebenfalls Thema

Die IngenieurStudiengangSuche Suchen mit System: Ein echter Volltreffer für die eigene Studienplanung ist die IngenieurStudiengangsuche auf www. think-ing.de. Hier findet man alle eigenständigen Ingenieurstudiengänge in Deutschland. Mit der Stichwortsuche erhält man einen Überblick über das umfangreiche Studienangebot im Ingenieurbereich. Das Suchergebnis liefert für jeden Studiengang wichtige Detailinformationen wie Bewerbungsfristen, Zulassungsvoraussetzungen und Studiengebühren.

bei GIRLS ING.

Alle in der ALL ING. 2010 enthaltenen Inhalte und Informationen wurden sorgfältig auf Richtigkeit überprüft. Dennoch kann keine Garantie für die Angaben übernommen werden.


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