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Bildung Die Forderung nach digitaler Kompetenz Green-IT Wie Digitalisierung รถkologische Probleme lรถst Dauerbrenner Wirtschaftskrise Regula Blocher im Interview Verlagpostamt 1040 Wien P.B.B 2015

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Vorwort

Karin Brandner A1

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enn Sie diese Publikation lesen, hat die 25. Veranstaltung der Reihe twenty.twenty schon stattgefunden. 25 Keynotes, etwa 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Podium, über 1.000 Besucherinnen und Besucher, etliche Hundert schriftliche Beiträge, zigtausende Tweets mit einer potenziellen Reichweite, die in die Hundertausende geht: Das ist eine beachtliche Bilanz von fünf Jahren Nachdenken über die Zukunft. Wir haben uns dabei den Spruch »Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen« zu Herzen genommen. Ob man diesen nun Niels Bohr, Winston Churchhill oder Karl Valentin zuschreibt – wir wollten und wollen bei twenty.twenty keine Zukunftsprognosen abgegeben, sondern aus aktuellen Entwicklungen ableiten, wie die Zukunft gestaltet werden kann. In unserem Denkrahmen bedeutet »positiv« immer, dass Technologie einen wertvollen Beitrag für die Weiterentwicklung der Gesellschaft, Kultur oder Politik

leistet. Aus diesem Grund haben wir uns sehr frühzeitig mit Entwicklungen und Phänomenen im Spannungsfeld zwischen Technologie und Gesellschaft beschäftigt. Schon bevor in Österreich die ersten Portale für Open Government Data online gegangen sind, haben wir über das Thema diskutiert. Wir hatten einen Vertreter von Fairphone in Österreich, Monate bevor das Gerät auf den Markt gekommen ist. Unsere Diskussionen waren meist tiefgehend, aber nie akademisch. Wir haben mit twenty.twenty ein offenes Umfeld geschaffen, das viele Möglichkeiten zur Teilnahme an den Diskussionen bietet. Wir sind überzeugt davon, dass Beiträge wie unsere wichtig für die Gestaltung der Zukunft sind, weil sie keine Trends erforschen, sondern Beispielen eine Bühne geben, die positiv im beschriebenen Sinn und damit nachahmenswert sind. 3

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Vorwort

martin mühl

Monopol, The Gap

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eit fünf Jahren und 25 Ausgaben beschäftigen wir uns im Rahmen von twenty.twenty mit der Zukunft – organisatorisch, aber vor allem inhaltlich. Dabei ist es immer wieder schön zu sehen, wie sehr wir andere mit unseren Themen abholen können. Die großen Entwicklungen und Veränderungen, die eine weiterhin durchdringende Digitalisierung und Mobilisierung mit sich bringen, sind für alle Menschen täglich spürbar. Unsere Aufgabe ist es, daraus konkrete, fassbare Themen zu formulieren und unseren Gästen auf dem Podium, dem Publikum vor Ort, den vielen Beteiligten in diversen Online-Kanälen und uns selbst die richtigen Fragen für die Zukunft zu stellen. Immer wieder stellt sich dabei heraus, dass diese Themen fast alle miteinander verwoben sind. Identität, verschiedene Formen der (Aus-)Bildung und Literacy, der Umgang mit Ressourcen wie Wissen, aber auch Dienstleistungen und Waren: Keiner dieser Teilaspekte lässt sich ohne

die jeweils anderen denken. Und in all diesen Bereichen ist unsere Bereitschaft gefragt, uns zu engagieren, uns eine Meinung zu bilden und aktiv mitzugestalten. twenty.twenty war von Anfang an als partizipativ angelegt und keine Gesprächspartner wurden kategorisch ausgeschlossen. Beteiligt haben sich Aktivisten, NGOs, Vertreter von öffentlichen Institutionen, Jungunternehmer und große Firmen. Wir danken an dieser Stelle aber auch unseren Partnern Impact Hub Vienna, Afri Cola, nked, Qnipp und der FH Wien. Sie alle haben twenty.twenty bereichert. Nicht zuletzt gilt unser Dank dem Unternehmen A1, das seiner gesellschaftlichen Verantwortung als Markt- und Innovationsführer nachkommt und das gemeinsame Nachdenken ermöglicht und gutheißt. Ohne A1 würde es twenty.twenty nicht geben. Für uns alle gilt die Einladung, sich mit den aktuellen, kommenden und sich gerade erst entwickelnden Themen auseinanderzusetzen und mitzugestalten – nach wie vor.

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INHALT 006

Statements der Keynote Speaker

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twenty.twenty#10 Information.Wissen.Wert

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twenty.twenty #1 Ich 2.0 – Identität im digitalen Zeitalter

010

twenty.twenty #2 We ProdUSE – Medienproduktion und Mediennutzung in 2020

012

twenty.twenty #3 Open Data: Open Rules? – Rahmenbedingungen für einen gläsernen Staat

014

030

twenty.twenty #12 Gamification – Bildung, Leben, Arbeit: Ein Spiel

twenty.twenty #24 Wir Ökooptimierer

032

056

twenty.twenty #13 Gadgets – Geräte ohne Gewissen?

034

twenty.twenty #14 Heimat Internet

016

twenty.twenty #16 Tod im Netz

twenty.twenty #6 The City – Networking Networking with Things

020

twenty.twenty #7 Greenovate! – Entrepreneurship goes Green

022

twenty.twenty #8 Geschichten aus dem Datenwald

024

twenty.twenty #9 Shared Resources – Vom Mehrwert des Teilens

052

twenty.twenty #23 Sehenswerte News

036

018

twenty.twenty #22 Netzsprache

twenty.twenty #11 User Interface 2020 – Beyond Touchscreen

twenty.twenty #4 Allgemeinbildung 2020 – Media Literacy in Times of Digital Revolution twenty.twenty #5 Social Information Management – Wie wird die Gesellschaft in Zukunft mit Information umgehen?

050

054

Bildung: Die Forderung nach digitaler Kompetenz

060

Green-IT: Wie Digitalisierung ökologische Probleme lost

065

twenty.twenty #15 Seamless Mobility

Dauerbrenner Wirtschaftskrise: Regula Blocher im Interview

038

067

Bilder der Katastrophe: Ankündigung zu twenty.twenty #25

040

twenty.twenty #17 Digitales Vertrauen

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impressum

044

Medieninhaber / Produktion Monopol Medien GmbH Wohllebengasse 16/6 1040 Wien www.monopol.at

t wenty.twenty #18 I-Health – Ist bald jeder Mensch sein eigener Gesundheitsmanager? twenty.twenty #19 Green-IT im Haushalt

046

Diese Publikation enstand im Auftrag von A1.

twenty.twenty #20 Mobilize / Get Mobilized

048

twenty.twenty #21 Interaktives Lernen – Was Bücher nicht können

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STATEMENTS der keynote Speaker

#22

Die digitale Kommunikationsrevolution potenziert die Wechselwirkung zwischen technologischer und biologischer Dimension der menschlichen Evolution. Die Sprache ist sowohl Voraussetzung als auch zunehmend Produkt dieser Entwicklung. Diese Thematik im Rahmen von twenty.twenty unter dem Titel Netzsprache zu diskutieren, war für mich sehr anregend.

#20

twenty.twenty rückt die Digitalisierung in die richtige Perspektive und stellt gern auch mal unbequeme Fragen. Zum Beispiel, wie aus dem doch so verbreiteten Clicktivism echtes Engagement werden kann. Das gute Netzwerk aus Experten sorgt für Diskussionen auf hohem Niveau – die aber trotzdem Spaß machen und nicht verstaubt akademisch daherkommen. Kathleen Ziemann – Kulturwissenschaftlerin und Design-Thinkerin bei betterplace lab. »Mobilize / Get Mobilized«

Manfred Glauninger – Soziolinguist (Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Institut für Corpuslinguistik und Texttechnologie, lehrt an den Universitäten Wien und Graz). »Netzsprache«

#23

Mir hat die Form sehr gut gefallen. Die Runde der Diskussionsteilnehmer war inspirierend und geeignet, das Thema kontrovers zu diskutieren. […] Die Twitter-Kommentierung war leider für das Podium nicht zu sehen. Mich hätte diese Ebene interessiert. Für das Publikum war es sicher spannend, die Kommentare parallel zu lesen. Vielleicht sollte die Twitter-Kommunikation zeitlich begrenzt und gezielt mit dem Podiumsgästen geschehen. […] Wien lädt darüber hinaus dazu ein, sich anschließend noch in einem Lokal weiter zu unterhalten, so wie wir es in einer zufällig entstandenen Gruppe aus Veranstaltern, Podiumsgästen und Publikumsgästen getan haben. Reinhard Schulz-Schaeffer – Professor für Informative Illustration, HAW Hamburg. »Sehenswerte News«

#6

Technische Neuerungen beeinflussen uns in vielen Lebenslagen und tragen massiv zu veränderten Bedingungen der Kommunikation, der Mobilität und des Arbeitens bei. Leider passiert ein entsprechender Diskurs im Vergleich zu anderen Ländern und Städten nur sehr selektiv und oft unter negativen Vorzeichen. Die Gründe hierfür liegen meines Erachtens insbesondere in einer völlig unzureichenden Technologie- und Forschungskultur, die dem Thema Technologie und gesellschaftlicher Wandel kaum Platz gibt. Angesichts dieser Situation finde ich jede Art von kritischem Diskurs enorm wichtig. Zu ihrer Veranstaltung »The City – Networking with Things« habe ich daher als Stadtforscher, strategischer Planer wie auch als Bürger sehr gern beigetragen. Rudolf Giffinger – Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung, TU Wien. »The City – Networking with things«

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#5

Gesellschaft integriert und begrenzt das digitale Betriebssystem des Sozialen nicht mehr. Global Collaborative Social Networks bringen ihre eigenen nach-gesellschaftlichen Sozialmodelle hervor. In ihnen verändern sich Privatheit, Zusammenhänge, Vertrauensmuster, Partiziaption. Es entstehen neue kurzfristige Konzepte von Lifelogging, Quantified Self, Anonymitätsvertrauen, neue Beobachtungsund Beratungsformate. Das entstehende multimediale Selbst, das über ausdrückliche Kommunikationsabsichten, aber auch durch unabsichtliche Verbunddaten mit Menschen und Plattformen agiert, verändert die Medienund Kommunikationsverläufe. Dies zeitnah zu begleiten, anpassungs- und änderungssensibel, und projektbezogen zu beraten, erfordert eine medienspezifische Agency. Das Programm-Format twenty.twenty bietet gerade dies und ist zugleich Akteur der Veränderung. Manfred Faßler – Social Scientist, Goethe-Universität Frankfurt und Autor des Buches »Der infogene Mensch«. »Social Information Management«

#9

Gelegenheiten, an denen diejenigen, die neue Technologien vorantreiben, über deren Sinn und Unsinn reflektieren, gibt es nicht viele. Genau das aber schafft twenty.twenty.

#10

Meine Teilnahme an der Reihe habe ich als äußerst positiv in Erinnerung. Die Diskussion mit den anderen Podiumsteilnehmern war sehr spannend, weil es vier Leute aus recht unterschiedlichen Ecken geschafft haben, miteinander ein offenes und anregendes Bild des Themas Wissensökonomie zu entwerfen. Sich in der Diskussion zu ergänzen war in der Situation viel fruchtbarer, als es eine eventuelle polemische Auseinandersetzung gewesen wäre. Klaus Neundlinger – Philosoph und Autor (»Die Performance der Wissensarbeit«). »Information.Wissen.Wert«

#21

twenty.twenty hat sich zu einem facettenreichen und wichtigen Veranstaltungsformat in Österreich entwickelt. Besonders schätze ich an twenty.twenty, dass im Gegensatz zu vielen anderen mir bekannten Formaten nicht die Technologie im Mittelpunkt steht, sondern das Spannungsfeld von Technologie und Gesellschaft. Jörg Hofstätter – Geschäftsführender Gesellschafter der Digitalagentur ovos, Experte für interaktive Wissensvermittlung und Gamification. »Interaktives Lernen. Was Bücher nicht können«

Felix Stalder – Professor für Digitale Kultur und Theorien der Vernetzung an der Zürcher Hochschule der Künste. »Vom Mehrwert des Teilens«

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TWENTY.TWENTY #1

Ich 2.0 – Identität im digitalen Zeitalter

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ie Frage nach der eigenen Identität beschäftigt die Menschheit nicht erst seit gestern. Im Web 2.0 mit seinen sozialen Netzwerken und unlimitierten Möglichkeiten zur Selbstdarstellung hat sie in den letzten Jahren aber noch mehr an Brisanz gewonnen. Ob Partykönig oder lupenreine Netzwerkerin – die Identität im Web 2.0 bestimmt immer mehr, wie Menschen auch offline wahrgenommen werden. Sie kann sogar beeinflussen, wie Menschen sich selbst wahrnehmen. Dass das Internet nicht vergisst, ist mittlerweile Common Sense – Diskussionen über Datenschutz und Privatsphäre und nicht zuletzt darüber, wo unser Einfluss über unsere eigene Internetpräsenz endet, stehen sowohl auf der digitalen als auch auf der analogen Tagesordnung. So war sich das Podium schon 2010 einig, dass eine

Trennung zwischen On- und Offline-Identität keinen Sinn ergibt. Während mittlerweile von fast jedem das ein oder andere peinliche Foto im Netz herumschwirrt, wird vor allem spannend sein, wie die nächste Generation mit dieser Erfahrung umgeht: wird es 2020 noch offenherziger zugehen, oder wird jetzt erst recht ganz genau kalkuliert, was man im Netz von sich preisgeben will? Oder wird es gar so sein, wie Keynote Speaker Geert Lovink prophezeite: »Bis 2020 wird Facebook möglicherweise verschwunden sein, das ist ein ganz natürlicher Prozess der Netzkultur, wiewohl soziale Netzwerke an sich weiterhin an Bedeutung gewinnen.« 29.09.2010 Radiokulturhaus

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PODIUM Geert Lovink Keynote Speaker Ingrid Brodnig IT-Kolumnistin Wiener Wochenzeitung, Falter, Profil Georg Russegger Kommunikationstheoretiker, Kurator, Künstler

MODERATION Martin Mühl Chefredakteur The Gap

@LUCA

»Wir sollten nicht nur über das Ich, sondern vor allem über das Wir im Web 2.0 reden. Wie können wir User uns zusammenschließen und einen fairen Deal für die Konsumenten der Social Media aushandeln?« Ingrid Brodnig

Blogparade Nuri NUrbachsch

Blogparade Luca Hammer

So könnte es meiner Ansicht nach im Jahr 2020 aussehen: Eine Gesellschaft, in der mobile Kommunikation weltweit alle Prozesse durchdringt, das mobile Endgerät zum technischen und sozialen Interaktions-Universalwerkzeug gewachsen ist, klassische Systeme des Nationalstaats zusehends an Bedeutung verlieren und von vernetzten, lokalen und globalen Varianten ausgetauscht werden. Für mich, für mein Ich 2.0, hört sich das gar nicht so schlecht an.

Das Internet ist ein Raum, um sich mit anderen Menschen, mit Freunden und Kontakten, auszutauschen. Einfach abdrehen geht da nicht.

»Lovink: Leute sind auf Facebook, weil sie gerne sie selbst sind. / Ich behaupte, weil sie gerne kommunizieren.« @werquer

»Geert Lovink: alles beginnt mit user-id und passwort« @lenadoppel

»Schon allein die Existenz des Social Media Prism beweist, dass man 10.000 Identitäten haben kann wenn man will« @juergenhoebarth

»Das offene Netz ist gefaehrlich??!!! / Please lock me on an Island ...«

Blogparade Ritchie Pettauer Man ist jemand im Web, wenn ein anderer, von dem man glaubt, dass er jemand im Web ist, glaubt, man sei jemand im Web. Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf blog.datenschmutz.net

Keynote Speaker Geert Lovink Medienwissenschaftler und Netzaktivist

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TWENTY.TWENTY #2

We prodUSE: Medienproduktion und Mediennutzung in 2020

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in Tweet hier, ein Blogeintrag dort und worüber reden unsere Freunde eigentlich auf Facebook? Wirtschaftlich gesprochen könnte man meinen, dass das Angebot an Medien die Nachfrage mittlerweile überschreitet. Doch wer filtert diese Informationen? Früher waren es Journalisten, die die Vielzahl an Nachrichten noch durch ihre subjektiven Selektionskriterien filterten. Heutzutage ist wohl jeder Medienproduzent, oder nicht? Bei der twenty.twenty-Diskussion vor fünf Jahren war sich Keynote Speaker und damaliger De:bug Chefredakteur Anton Waldt schon sicher, dass es nicht ganz so sein wird. »Wir werden nicht alle gleichermaßen und gleichberechtigt Medi-

enproduzenten sein. Es wird neue Rollen und Funktionen geben, die eine Sortierund Einschätzungsfunktion haben und die Relevanz von Inhalten bewerten«, so Waldt. Der Begriff »Prosument« legt nahe, dass wir mittlerweile zum Großteil sowohl produzieren als auch konsumieren. Beim Filtern werden wir immer mehr Wert auf die Meinungen unseres Umfelds legen. Denn wir können mittlerweile nicht mehr alles lesen, was auf dem Bildschirm aufpoppt.

30.11.2010 Impact Hub Vienna

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PODIUM Anneliese Rohrer Journalistin Robert Misik Sachbuchautor, Publizist, Blogger und Videoblogger Ritchie Pettauer Blogger, Tausendsassa, Mitveranstalter des World Blogging Forum

MODERATION Martin Mühl Chefredakteur The Gap

»Jedes veröffentlichte Wort ringt um Distinktion, um Anerkennung, um Bedeutung. Alles ist schamlos und alles ist Selbst-Promotion. Seit Gutenberg und auch schon davor.« Martin Blumenau Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf fm4.orf.at

Keynote Speaker Anton Waldt Chefredakteur von De:bug, Autor, Musiker, Engadged.de

interview jonas vogt Chefredakteur Noisey by Vice 2010 dachten viele, dank Social Media sei nun jeder ein Medium. War das optimistischer Quatsch oder sind wir heute wirklich alle mehr Medium, als wir es vorher waren? Sicher nicht »alle«, aber unterm Strich hat das schon gepasst. Der Mensch ist aber nicht nur mehr zum Medium geworden, sondern Medien auch menschlicher. Fast alle journalistischen Trends der letzten Jahre haben das alte Bild der grauen Herren mit dem Herrschaftswissen, die vom Thron hinab bedacht auswählen, welche Nachrichten den begrenzten Platz auf den Zeitungszeilen füllen dürfen, stark ins Wanken gebracht. Das ist etwas Gutes, wenn auch nicht unbedingt für die grauen Herren. Der Begriff »Shameless Self Promotion« wurde damals verwendet, um Selbstdarsteller im Web 2.0 zu beschreiben. Passt der Begriff noch oder sind Social-Media-User reifer geworden? Der Begriff »reifer« suggiert, dass Self Promotion negativ sei. Das müsste man halt auch erstmal beweisen. Aber in meiner Alterskohorte und Social-Media-Blase hat sich speziell Facebook in der Tat verändert, vielleicht auch ein bisschen totgelaufen. Die Menschen posten viel weniger persönliche Infos, nutzen es eher als Promo-Tool für ihre Projekte. Der Gamification-Aspekt bleibt dabei erhalten, es menschelt aber weniger. Wenn man sich allerdings anschaut, welche intimen Details speziell Teenager auf Instagram und Twitter heraushauen, lässt einen das an einer grundsätzlichen Entwicklung der User zweifeln. Wie schaut es bei jungen Usern aus? Erfinden sie Social Media neu? Sie benutzen sicher neue Tools und finden soziale Medien, in denen sie Freundschaftsanfragen von ihrem Onkel bekommen, nicht mehr neu, aufregend und innovativ. Aber der Kern bleibt – unabhängig vom Tool – ja trotzdem immer derselbe: Die User bleiben auf digitalem Weg miteinander in Kontakt und werden dafür belohnt, dass sie Content genieren. Im Falle von Teenagern gilt natürlich auch weiterhin: Sie schicken sich Fotos ihrer Genitalien, plattformunabhängig.

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TWENTY.TWENTY #3

Open Data: Open Rules?

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ber mehr staatliche Transparenz wurde im Febuar 2011 bei twenty.twenty #3 diskutiert. »Open Data. Open Rules? Rahmenbedingungen für einen gläsernen Staat« lautete der Diskussionstitel. Eine Open Data Policy für die Politik, Verwaltung und Wirtschaft stand in Österreich damals noch am Anfang. Inzwischen gibt es bereits ein Online-Portal, auf dem staatliche Stellen Open Government Data realisieren. Trotzdem stellen sich viele Fragen, die bei twenty.twenty #3 gestellt wurden, auch vier Jahre später. Bei der Parteifinanzierungen zum Beispiel, herrscht für viele Beobachter noch immer zu wenig Transparenz. Bestimmte FinanzPositionen können so angeführt werden, dass aus den Daten keine konkreten Schlüsse auf die Geldquellen gezogen

werden können. »Roh sind die Daten wertlos. Gekocht und veredelt sind sie ein wahrer Schatz«, so Daniel Dietrich, Keynote Speaker bei twenty.twenty. Um die Veröffentlichung der Daten müsse sich der Staat kümmern. Die Aufbereitung dieser Datensätze könnte jedoch von verschiedensten Akteuren durchgeführt werden, um soden volkswirtschaftlichen Nutzen und den Wettbewerb zu steigern. Open Data ist nicht zwingend Grundlage für politische Entscheidungsfindungsprozesse, kann jedoch eine große Rolle dabei spielen.

23.02.2011 Impact Hub Vienna

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PODIUM Hubert Sickinger Politikwissenschafter und Experte für Parteienfinanzierung Thomas Thurner Open Government Data Austria und Mitarbeiter Semantic Web Michael Rederer Redaktionelle Leitung der Website www.wien.at

MODERATION Daniel Breuss Redakteur Tech bei Die Presse Digital

Keynote Speaker Daniel Dietrich Gründer und CEO des Open Data Network

»Open Government Data ist ein hochaktuelles Geschehen, wo technische Gestaltung mit der Gestaltung gesellschaftlichen Lebens eng verbunden ist.« Blogparade Alex Kittenberger

Open Data (Wikipedia)

Open Data bedeutet die freie Verfügbar- und Nutzbarkeit von – meist öffentlichen – Daten. Sie beruht auf der Annahme, dass vorteilhafte Entwicklungen unterstützt werden wie Open Govern­ment, wenn Daten für jedermann frei zugänglich gemacht werden und damit mehr Transparenz und Zusammenarbeit ermöglichen. Dazu verwenden die Ersteller Lizenzmodelle, die auf Copyright, Patente oder andere proprietäre Rechte weitgehend verzichten. Open Data ähnelt dabei zahlreichen anderen Open-Bewegungen, wie zum Beispiel Open Source, Open Content, Open Access, Open Education und ist eine Voraussetzung für Open Government.

@vavoida

»Voraussetzungen fuer PSI (public sector information): - auffindbar - rechtlich offen - technisch offen - kostenfrei« @werquer

»kurzfristig orientierte preismodelle für öffentliche daten stehen dem volkswirtschaftlichen nutzen entgegen.« @_werwolf

»little paranoid voice in my head: but how do we guarantee that published gov data isn‘t pimped? datasource control anyone?«

Open Data Quick Facts

Open Data ist heute in diversen Formen allgegenwärtig. Der österreichische Staat veröffentlicht Verwaltungsdaten auf Open Govern­memt Austria (data.gv.at), die Stadt Wien hat im Jahr 2011 die Seite open.wien.gv.at gelauncht und eine Standortkarte veröffentlicht, die zum Beispiel Krankenhäuser und öffentliche Toiletten Wiens veröffentlicht. Neben den Open-Data-Aktivitäten der österreichischen Verwaltung gibt es nun auch ein Portal für alle Nichtregierungsdaten (opendataportal.at). Dieses Portal wiederum wird finanziert durch wikimedia.at (einen Verein zur Förderung freien Wissens). Das wohl prominenteste Beispiel unternehmerischer Open-Data-Projekte ist Googles umstrittenes Projekt Street View. (google.com / maps / views / streetview)

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TWENTY.TWENTY #4

Allgemeinbildung 2020:

Media Literacy in times of digital revolution

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it der neuen Netzkultur ändern sich auch die Umgangsformen im Bildungswesen. Der Frontalunterricht und die Wissensvermittlung, die lange Zeit die Aufgabe der Lehrer und Erwachsenen waren, treten immer weiter in den Hintergrund. »Schüler sind nicht Fässer, die man füllen muss, sondern Flammen, die man entzünden soll«, so Jörg Hofstätter von ovos. Der Entwickler von multimedialen Konzepten zur Wissensvermittlung meint, der Bildungskanon müsse sich weg von einer Antwortkultur und hin zu einer Fragekultur entwickeln. Wissen ist mittlerweile für jeden leicht zugänglich, jedoch fehlt es an der Vermittlung, wie man dieses Wissen kritisch betrachtet und hinterfragt.

Bei twenty.twenty #4 wurde 2011 diskutiert, dass Kinder mittlerweile in einer vom Internet geprägten Kultur aufwachsen. Deshalb verfügen Kinder häufig über einen fortgeschritteneren Umgang mit dem Internet als Erwachsene und Lehrer. Erwachsene werden so zu Lernbegleitern anstatt zu Wissensvermittlern. Die pädagogischen Konzepte müssen verbessert und erneuert werden, damit Lehrer den Schülern den Umgang in der Netzkultur und dem digitalen Zeitalter nahelegen, statt ihnen den Inhalt von Büchern zu vermitteln. 14.05.2011 Impact Hub Vienna

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PODIUM Jörg Hofstätter Experte für Serious Games und Gründer der Onlineagentur ovos Bernadette Bayrhammer Redakteurin diepresse.com Rupert Corazza Bildungsforscher im Stadtschulrat für Wien

MODERATION Martin Mühl Chefredakteur The Gap

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S ab eku sc nd hl ar us s Pfl ic ab hts sc ch hl ul us s

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d Ab em sc isc hl he us r s

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Blogparade Andreas Mailath Pokorny »Es gibt nur eine Sache, die teurer ist als Bildung – keine Bildung«, so formulierte John F. Kennedy überaus treffend und diese Aussage gilt natürlich nach wie vor.

Blogparade Sigrid Neudecker Was gehört im Jahr 2020 zur Allgemeinbildung? Einfache Frage! Man muss wissen, wie man einen Computer einschaltet und wie man Wikipedia schreibt. Das wär’s. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Blogparade Hannes Androsch Industrieller und Ex-Finanzminister (SPÖ), Organisator des Volksbegehrens »Österreich darf nicht sitzenbleiben« Allgemeinbildung besteht einerseits aus dem Erlernen von Fähigkeiten und Fertigkeiten, um sich in einer hochtechnologisierten, vernetzten Welt beruflich sowie privat zurechtzufinden. Das verlangt genau das Gegenteil von noch immer häufig angewandten Unterrichtsmethoden wie Auswendiglernen, Frontalvorträgen und sämtlichen anderen Formen der Bevormundung von jungen, kritischen Geistern.

Aktuelles Bildungsniveau in Österreich 15,9 Prozent der Österreicher haben einen akademischen Abschluss (1981: 4,5 Prozent). 65 Prozent verfügen als höchste Ausbildung über einen Sekundara­bschluss (1981: 49,5 Prozent), 19,1 Prozent höchstens über einen Pflichtschulabschluss (1981: 46 Prozent) Quelle: APA

»Lernen ist Erfahrung. Alles andere ist einfach nur Information.« Albert Einstein

Keynote Speaker Ursula Maier-Rabler Professorin am ICT&S Center an der Universität Salzburg

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TWENTY.TWENTY #5

Social Information Management Wie wird die Gesellschaft in Zukunft mit Information umgehen?

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it dem allgegenwärtigen Begriff »Informationstechnologie« ist eigentlich schon recht gut umschrieben, aus welchem Blickwinkel moderne technologische Errungenschaften hauptsächlich betrachtet werden. Information gilt als Rohstoff und wird oft einfach mit Daten gleichgesetzt, die durch elektronische Verarbeitung nutzbar gemacht werden. Algorithmen und semantische Technologien sollen helfen, diese zu bewerten, zu kategorisieren und in größere Zusammenhänge zu stellen. In den letzten Jahren hat der Faktor Mensch Einzug in dieses Denkmodell erhalten. Der Social Graph

erlangt immer mehr Bedeutung, wenn es darum geht, die Relevanz digital verfügbarer Informationen zu bewerten. Doch auch diese Sichtweise ist noch immer sehr technologiezentriert. Wer entsprechenden technischen Zugang hat und es halbwegs versteht, die verfügbaren Tools zu nutzen, ist schon Teil dessen, was vielfach als Wissensgesellschaft bezeichnet wird. Dabei bleiben aber einige Fragen offen: erhält Information nur noch dann Bedeutung, wenn sie auch digitalisiert werden kann? Reicht der technologiezentrierte Ansatz aus, die gesellschaftlichen Prozesse der Informationsvermittlung und Bewertung zu beschreiben? Wie werden die Menschen sich im Jahr 2020 in der vielbeschworenen Informationsflut bewegen? Als Surfer an der Oberfläche oder als Taucher, die es verstehen, Schätze zu bergen? Oder wird es ausreichen, sich souverän an der Oberfläche bewegen zu können? Wie sind verschiedene Lebensbereiche und -aspekte davon betroffen? Welche ökonomischen Modelle werden der Arbeit mit Informationen zugrunde liegen? Welche Berufsbilder und Social Skills braucht es dafür? Bei twenty. twenty im Juni 2011 wurde diesen Fragestellungen nachgegangen. Die Keynote von Manfred Faßler von der Goethe-Uni Frankfurt zum Thema »Der infogene Mensch im Jahr 2020« lieferte den Bezugspunkt für die anschließende Diskussion um den Umgang mit der Datenflut.

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PODIUM Mag. Bettina Kann Leiterin Hauptabteilung Digitale Bibliothek der Österreichischen Nationalbibliothek Andreas Blumauer Managing Director der Semantic Web Company Helmut Hackl Betreiber von www.pocket.at

MODERATION

die kleine Geschichte des infotainments Höhlenmalerei 30.000 v. Chr. Trommeln

Kurier-Tauben

»Unsere Kinder sind dem Schulsystem voraus. Gut. Wann folgt es ihnen?«

Zeitung 1650

Telefon 1876

Roman Gratzer

Keynote Speaker Prof. Dr. Manfred Faßler Medienwissenschaftler Goethe Uni Frankfurt

»die frage lautet doch, wie man mit diesen neuen, selbstbestimmten möglichkeiten der vernetzung umgehen lernt.« @about1blank

776 v. Chr.

Martin Mühl Chefredakteur The Gap

»Wenn ich mir selbst meine Informationen zusammensuche, wie kann ich dann noch überrascht werden? Wer sorgt dafür, dass ich auch in solche Sphären vordringe, die außerhalb meines Kasteldenkens liegen?«

@Finefranfine

Fernsehen 1927 Internet 1994 Twitter 2006

Blogparade Helmut Hackl Eine digitale, globale Mittelklasse von etwa 2 Milliarden Menschen organisiert sich im und über das Netz – und das über Landesgrenzen und staatliche Institutionen hinweg.

@_alexoswald

»Peers sind zentral in der Bildung und Informationsweitergabe ... Kommt dann auch Facebook im Klassenzimmer?« @Philoponus

»Wenn die Kinder am Morgen in die Schule gehen, gehen sie in ein Museum.«

Blogparade Gerald Czech Zu viel zu sein, um alles verarbeiten zu können, das ist die generische Natur von Information.

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TWENTY.TWENTY #6

The City – Networking with things

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as Zukunftskonzept heißt Smart Cities. Immerhin werden 75 Prozent der weltweit eingesetzten Energien in der Stadt genutzt sowie 80 Prozent der Treibhausgasse freigesetzt. Doch smart müsse man nicht nur bei der Entwicklung und Konzeption dieser Städte sein. Um eine nachhaltige Stadtentwicklung zu ermöglichen, muss auch der Mensch seinen Lebensstil an diese Entwicklung anpassen. »Smart bedeutet nicht die Implementation von Technologien oder Produktion von noch mehr Informationen, sondern deren problemorientierte Bewertung, Transformation und Adaption in der Stadtentwicklung«, so Rudolf Giffinger, Leiter des Fachbereichs für Stadt- und Regionalforschung an der TU Wien. Vernetzung spiele eine große Rolle. Nicht nur für

die Kommunikation zwischen Menschen, sondern es werden längst verschiedenste Signale und Impulse von Geräten über diverse Sensoren und Apparate eingefangen, die zur Steuerung komplexer Prozesse dienen, wie etwa dem Verkehrssystem. Durch diese Entwicklung entstehen neue Chancen, aber auch Risiken. Letztendlich bestimme nämlich auch der Mensch, ob aus der City eine Smart City werden kann. »Smart Cities brauchen auch smarte Menschen«, so Johannes Grenzfurthner, einer der Diskutanten am twenty.twenty #6.

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PODIUM DI Theresia Vogel Klima- und Energiefonds Dr. Christian Köllerer Philosoph Johannes Grenzfurthner Gründer der Kunst- und Theoriegruppe monochrom

MODERATION Martin Mühl Chefredakteur The Gap

Blogparade Thomas Thurner

Smart Living und intelligente Urbanität Die Entwicklung von Smart Services – und damit einer Smart City – hat längst schon begonnen: Schauen Sie auf Ihr Smartphone, benutzen Sie Ihre Suchmaschine, machen Sie einen Amtsweg, kommunizieren Sie mit Ihrer/m Nachbar/in, checken Sie beim Arzt ein, lösen Sie eine Öffi-Ticket, nutzen Sie Ihr Navi. Smartness umgibt Sie! www.semantic-web.at.

Blogparade Michael Hafner

Keynote Speaker Prof. Rudolf Giffinger TU Wien

»Geht man im Geiste die diversen kulturgeschichtlichen Hotspots durch, fällt zumindest mir kein Beispiel ein, wo Technologie einen direkten Einfluss auf geistige Leistungen gehabt hätte.« Christian Köllerer

Intelligente Urbanität – Ich, Landei … Eine Herausforderung sehe ich, gerade in überschaubaren Gebieten wie Europa, darin, diese Abgrenzungen zwischen Stadt und Land, Mobilität und Erreichbarkeit gar nicht erst entstehen zu lassen. Funktionierende Städte, die die weißen Flecken dazwischen ignorieren, schaffen ihre nächsten Probleme gleich selbst.

@werquer

»die stadt ist kein unternehmen« – hat ein hamburger bürgermeister gesagt. er war nicht lange bürgermeister.« @_werwolf

»kulturelle aspekte kommen zu kurz.« (christian köllerer) indeed! tech ist gekoppelt an kultur.« @NikoAlm

»Diese Urbanitätsdefinitionen sind mir zu wertbeladen. Ist der Begriff durch reale Ausprägungen definiert oder Wunschdenken?«

theMashazine

66%

Bis 2050 werden zwei von drei Menschen auf dem Globus in städtischen Gebieten leben. Quelle: Bericht des UN-Bevölkerungsfonds 2014

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TWENTY.TWENTY #7

GReenovate! Entrepreneurship Goes Green

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ntrepreneurship Goes Green – so lautete der Titel bei der siebten Veranstaltung der twenty.twenty-Reihe. Im November 2011 wurde diskutiert, wie grünes Unternehmertum im Jahr 2020 aussehen soll und was die interessantesten Innovations- und Forschungsfelder für Hochtechnologie im Dienste der Umwelt sind. Den Einstieg ins Thema bereitete Keynote Speaker Ulfert Höhne, Geschäftsführer des Unternehmens HEI eco tec. Als selbständiger Unternehmensberater im Umwelt- und Nachhaltigkeitsbereich, als Gründer der oekostrom AG sowie des Bundesverbands Erneuerbare Energie lieferte er mit seiner Expertise in Sachen Green Economy eine fundierte Diskussions-Grundlage. Die ökonomische Bedeutung von Umwelttechnologien, da waren sich die Teilnehmer einig, würde bis 2020 weiter wachsen. Mit über 22.000 Beschäftigten war der Bereich Umwelttechnik

schon damals, 2011, ein bedeutender und rasant wachsender Wirtschaftssektor. In der Blogparade zur Veranstaltung wurden ganz unterschiedliche Aspekte grüner Technologie beleuchtet. Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich forderte eine ökologische Wende im Verkehrsbereich. Günter Strobl stellte die Forderung nach einem verbindlichen Regelwerk, grüne Innovationen verpflichtend zu implementieren, auf. Ein konkretes Beispiel wurde mit gruenwand. at vorgestellt. Das Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, anderen eine grüne Fassade zu verpassen, und das nicht nur im metaphorischen Sinne als Green Washing zur Imagepflege, sondern ganz praktisch: durch vertikale Fassadengärten. 30.11.2011 Impact Hub Vienna

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PODIUM Doris Holler-Bruckner Chefredakteurin von oekonews.at Mag. Hannes Sekyra Organisationsberater und Executive-Coach Martin Strele Mitinitiator von »Ein guter Tag hat 100 Punkte«

MODERATION Martin Mühl Chefredakteur The Gap

Keynote Speaker Mag. Ulfert Höhne Leiter HEI eco tec

Blogparade HANNES SEKYRA Es ist im Jahr 2011, wie man u.a. an den Problemen der Finanzwelt erkennen kann, nicht mehr möglich, ausschließlich nach dem Wirtschaftsdogma der Gewinnmaximierung unternehmerisch zu wirken. Die Ausbeutung des Raumschiffs Erde ums 1,4-Fache der vorhandenen Ressourcen ist eine Sackgasse. Daher kommt zwangsläufig die ökologische Denkweise mit ins Spiel, die jedoch eingebettet in die vorhandenen Wirtschaftssysteme ihren Platz finden muss.

Ein paar Zahlen zur Umwelttechnik

@_werwolf

»leider assoziieren viele wachstum mit kapitalistischem dogma. nachhaltigkeit heisst nicht stillstand. wachstum=veränderung.« @alliumart

»the question of power is the question of power. – energie = macht.« @fknipp

»weniger Regulierung würde die Umsetzung innovativer Vorhaben erleichtern«

(Stand zum Zeitpunkt von twenty.twenty #7 2011)

32,6 Milliarden Euro Umsatz durch umweltorientierte Produktion und Dienstleistungen

Blogparade Martin Strele Natürlich ist zu begrüßen, wenn der Anteil der schmutzigen Industrie von sauberen Formen abgelöst wird. Insofern macht ein Hineinwachsen Sinn. Was geschieht aber, wenn die Industrie grün ist, aber trotzdem der Wachstumslogik gehorcht, um ihren Erfolg zu beschreiben?

10,8 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) durch umweltorientierte Produktion und Dienstleistungen und 193.000 Personen in einem Green Job tätig, das entspricht rund jedem 20. Arbeitsplatz in Österreich 32,2 Prozent Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch 73 Prozent Anteil der Erneuerbaren Energieträger an der Stromerzeugung

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TWENTY.TWENTY #8

Geschichten aus dem Datenwald

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chon 2012 beim twenty.twenty #8 war man sich einig, dass zwar die verfügbaren Daten immer mehr werden, die Redaktionen aber mitunter zu schwach in diesem Gebiet besetzt sind, um relevante Geschichten aus dem Datenwald herauszuarbeiten. Das ist auch heute noch so – auch wenn ein kleiner Umschwung bereits spürbar ist. Printredaktionen sind aber noch immer stärker besetzt als Onlineredaktionen, obwohl es um digitale Arbeitsweisen geht. »Wir sind umgeben von Datensammlern«, sagt Lorenz Matzat, Gründer des Unternehmens OpenDataCity. Es geht aber nicht um die Daten per se, davon gäbe es genug. Viel wichtiger ist deren visuelle Aufbereitung, um sie für die Leser greifbar zu machen. Dabei

ist das Gebiet des Datenjournalismus gar nicht so neu. Schon 1967 gab es ein Projekt in Detroit, das die Ursachen für Unruhen mit Todesfällen analysierte. »Wir sehen aktuell eine große Asymmetrie: Staat und Unternehmen sammeln immer mehr Daten über die Bürger und wissen in Teilbereichen mehr über die Menschen, als diese über sich selbst«, so der Journalist Günter Hack. Um diese Asymmetrie auszugleichen, müssen diese Daten der Gesellschaft und den Medien zur Verarbeitung und Visualisierung zugänglich gemacht werden. 20.03.2012 Impact Hub Vienna

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PODIUM Daniela Kraus Geschäftsführerin des fjum_forum journalismus und medien wien Günter Hack Kommunikationswissenschaftler Andreas Koller Visualisierungsexperte, Mitbegründer und Creative Director des Wiener Designstudios Strukt

Moderation Martin Mühl Chefredakteur The Gap

»Das Medienrecht hat viele gute Ansätze, die für die neuen Anwendungen weiterentwickelt werden sollten. Das ist allemal besser als neue Regeln zu definieren oder die neuen Anwendungen im luftleeren Raum stehen zu lassen.« Werner Reiter

Franz Knipp »Thesen« zum Datenjournalismus — 1.

Datenjournalismus wird den Journalismus nicht revolutionieren, aber:

— 2.

Datenjournalismus kann in der Online-Version eines Mediums Alleinstellungsmerkmale im Vergleich zu Konkurrenzmedien erzeugen.

— 3.

Datenjournalismus wird den Wunsch des Medienkonsumenten nach einer vereinfachten, schnell erfassbaren Zusammenfassung nicht stillen und daher eine Aufbereitung ähnlich zu jetzt nicht ersetzen, aber:

— 4.

Datenjournalismus ermöglicht dem Konsumenten, große bzw. komplexe Datensammlungen zu verstehen und gemäß der persönlichen Anforderungen und Interessen zu erfassen.

— 5.

@th_weber

»berufsbild für den journalisten 2020: jäger und datensammler, storyteller und teamplayer.« @floriangossy

»datenjournalismus ist super, open data wichtig, wissen wir. aber was ist mit geschäftsmodellen für medienunternehmen?« @werquer

»Bislang gab es Text, Bild, Video, Audio und Daten - jetzt kommt Interaktivität dazu. Sagt @lorz«

Datenjournalismus ermöglicht die Erkennung von bisher unbekannten Zusammenhängen in den Daten.

— 6.

Datenjournalismus wird ein neues Berufsbild entstehen lassen, in dem sich eine technische und eine journalistische Ausbildung ergänzen.

— 7.

Datenjournalismus erfordert eine Erweiterung des Werkzeugsatzes von Journalisten um entsprechende Software-Tools.

— 8.

Datenjournalismus stellt höhere Anforderungen an die Qualitätssicherung bzw. an das Lektorat.« Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf knipp.org

Keynote Speaker Lorenz Matzat Open Data City

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TWENTY.TWENTY #9

Shared Resources: Vom Mehrwert des Teilens

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mart durchs Leben gehen bedeutet auch Teilen. Denn die knapper werdenden Ressourcen können vor allem in den Städten geteilt werden. Die Vorreiter dieses Gedankens waren Carsharing oder auch Computersharing. Doch es müsse noch viel weiter gehen. Open Government Data trägt bei Veröffentlichung zu einem gesellschaftlichen Mehrwert bei. Durch die freigegebenen Daten könne sich die Wirtschaft orientieren und neue Konzepte erarbeiten. Eine der wichtigsten Ressourcen sei jedoch das Wissen, das mittlerweile über das Internet kräftig geteilt wird. Dies ermöglicht Wissen nicht nur zu teilen, sondern auch zu verändern und zu bearbeiten, wie es auf der Online-Plattform Wikipedia gang und gäbe ist. Und: Letzten

Endes ist Wissen nur gut und hilfreich, wenn es geteilt wird. Auch Open Design ist ein Stichwort in der Sharing Community. Dabei werden Baupläne oder Konzepte öffentlich freigegeben und zur Verfügung gestellt. Die Umsetzung jedoch erfolgt vor Ort in den Communities – und so wird vor allem die lokale Wirtschaft gestärkt. Gerin Trautenberger vom Industrial Design Unternehmen Microgiants ist sich sicher, dass durch das Teilen in der Gesellschaft »der Kuchen gemeinsam größer gemacht werden kann«.

24.05.2012 Media Quarter Marx

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PODIUM Maria Baumgartner Mitgründerin und Vorstandsmitglied der Plattform Respekt.net, Seniorpartner bei The Merger, Researcher am Austrian Research Center Julian Ausserhofer wissenschaftlicher Mitarbeiter im Web Literacy Lab, Koautor der Studie »Twitterpolitik« Gerin Trautenberger Gründer der MICROGIANTS Industrial Design GmbH, Vorsitzender der Creativwirtschaft Austria

@werquer

Keynote Speaker Felix Stalder Professor für Digitale Kultur und Theorien der Vernetzung an der Zürcher Hochschule der Künste

»Eines der grundprinzipen der wissenschaft ist, dass wissen sich vermehrt, wenn man es teilt.« @Zwittschering

»Digitale Technologien erlauben alte trade offs (klein und flexibel vs groß und starr) aufzulösen.«

MODERATION Martin Mühl Chefredakteur The Gap

Blogparade Markus Leiter Auch wenn Facebook, Twitter, Google+ & Co heute vielen Menschen eher als Synonym für (Daten)Gier stehen, so ist festzuhalten, dass der Erfolg dieser Plattformen zunächst einmal auf einem Akt des Teilens beruht. Zwar haben sie nichts von sich selbst hergegeben, aber doch die Möglichkeiten der strukturierten Online-Kommunikationsvernetzung sehr vereinfacht und

Manches teilen, manches nicht – die Sharing Economy um 1575: Die parzellierten Flächen gehörten den jeweiligen Hausbesitzern, die Allmendeflächen wurden gemeinschaftlich bewirtschaftet.

auf diese Weise einer Bevölkerungsmehrheit zugänglich gemacht, was bis dahin vornehmlich Nerds vorbehalten war. Damit meine ich, dass es auch vor der Socialweb-Ära (ab etwa 2006) schon möglich war, sein Tun und seine Interessen über verschiedene Kommunikationskanäle (Skype, Messenger, Blogs, Foren etc.) hinweg professionell zu vernetzen.

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TWENTY.TWENTY #10

Information.Wissen.Wert

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as wird Wissen 2020 wert sein – sowohl in einem pekuniären als auch in einem kulturellen Sinn? Wie kann und soll Wissensarbeit in der Zukunft aussehen? Diesen großen Fragen zum Thema Wissen widmete sich twenty.twenty bei seiner 10. Ausgabe. Der Philosoph und Keynote Speaker Klaus Neundlinger, der sich mit sozialer Produktivität beschäftigt, zeichnete ein Bild von der Zukunft, in dem Zusammenarbeit eine große Rolle spielt. Dazu braucht es einerseits Orte wie das Internet, aber auch physische Räume wie zum Beispiel das Hub, die Kollaboration anregen und so für einen Wissensaustausch und damit -gewinn sorgen:»Produktivität von Wissensarbeitern kann sich nur steigern, wenn die Spielräume immer wieder neu ausgehandelt werden«, so Neundlinger. Nur im Kollektiv können Aufgabenstellungen so gelöst werden, dass

sie sich auch finanziell rentieren. Stefan Strauß, Mitarbeiter an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, warnte davor, Wissen als ein rein ökonomisches Gut zu sehen und den sozialen Wert dabei zu übersehen. Dies könnte nämlich nicht zu Wissensproduktion führen, sondern ökonomische sowie soziale Innovation mehr einschränken als zu fördern. Dennoch: Wenn Arbeit zu Wissensarbeit wird, gewinnt die Frage nach der Entlohnung bzw. Bezahlung dafür zunehmend an Wichtigkeit – Modelle wie Crowdfunding oder Paywalls wurden bei der Diskussion kritisch unter die Lupe genommen.

19.06.2012 Impact Hub Vienna

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PODIUM Verena Krawarik Leiterin der Stabsstelle Innovationsmanagement der APA – Austria Presse Agentur Tassilo Pellegrini Leiter des Bereichs Neue Medien am Institut für Medienwirtschaft der Fachhochschule St. Pölten, Mitgründer der Semantic Web Company Stefan Strauß wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

MODERATION Martin Mühl Chefredakteur The Gap

Drei Perspektiven auf die Wissensgesellschaft »In der Wissensgesellschaft machen kognitive Faktoren, Kreativität, wissenschaftlich-technisches Wissen und Information in zunehmendem Maße den Großteil des Wohlstands eines Unternehmens aus. Auf den Punkt gebracht bedeutet das, dass in den Wirtschaften dieser Länder für die Produktion von Gütern und Dienstleistungen […] andere Faktoren im Mittelpunkt stehen als ‘the amount of labour time or the amaount of physical capital« Nico Stehr, 1994

»Durch die Schaffung eines vernetzten digitalen Binnenmarkts könnten wir während der Amtszeit der neuen Kommission ein zusätzliches Wachstum von bis zu 250 Mrd. EUR erzielen; dies bedeutet hunderttausende neuer Jobs, insbesondere für junge Arbeitssuchende, und eine lebendige und aktive Wissensgesellschaft.« Jean-Claude Juncker, 2014

»Das Wissen der Wissensgesellschaft definiert sich vorab aus seiner Distanz zur traditionellen Sphäre der Bildung; es gehorcht aber auch nicht mehr den Attitüden der Halbbildung. Das, was sich im Wissen der Wissensgesellschaft realisiert, ist die selbstbewußt gewordene Bildungslosigkeit.« Konrad Paul Liessmann, 2006

Blogparade Werner Reiter Wir müssen heute darüber nachdenken, wie Möglichkeiten und Freiräume geschaffen bzw. erhalten werden, damit nach wie vor Wissen produziert wird, das zwar nicht vordergründig im Sinne der ökonomischen Logik verwertbar ist, aber dennoch Wert besitzt. Das sieht auch Rullani so: »Investitionen in Wissen bedürfen […] einer strukturellen Form öffentlicher Unterstützung. Wissen und Markt stehen prinzipiell in einer schwachen Beziehung zueinander.« Ein Teil der Überschüsse, die auf den Wissensmärkten erzielt werden, muss in die Produktion von Wissen fließen, das sich nicht dem Wettbewerb stellen muss und diejenigen, die diese kognitive Arbeit erbringen, müssen entsprechend entlohnt werden.

Keynote Speaker Klaus Neundlinger Leiter des Bereichs Forschung der 4dimensions GmbH und Lehrender an der Uni Wien

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TWENTY.TWENTY #11

User Interface 2020. Beyond Touchscreen

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m September 2012 wurde im Rahmen von twenty.twenty über das Verschwinden bzw. den Wandel des User Interface diskutiert. Ein Thema, das in Zeiten von Google Glass oder Microsoft Hololens nicht aktueller sein könnte. Vor drei Jahren jedoch war man auch noch bei Microsoft der Meinung, dass Geräte die herkömmlichen Arten der Steuerung beibehalten sollten. Gadgets mit Touchscreen sollen auch über eine Tastatur verfügen, sowie über ein Spracheingabe-Modul. Denn nicht jede Eingabemöglichkeit ergebe für jedes Gerät Sinn. Bei twenty. twenty wurde das Reactable vorgestellt: ein elektronisches Musikinstrument in Form eines Tisches, über das man bestimmte Gegenstände zieht und somit Musik macht. »Mit einer Tastatur kann man nicht

rocken«, stellte Martin Kaltenbrunner, einer der Entwickler des Reactables, fest. Doch nicht nur die Eingabemöglichkeiten werden futuristischer, sondern auch die Intelligenz der Geräte. Sie nehmen dem User durch Algorithmen Arbeit ab und lernen selbstständig dazu. Dass am Ende immer der Mensch überhand über die Technik behalten soll, waren sich die Diskutierenden einig. Das Verschwinden des User Interface durch Sensoren und künstliche Intelligenz würde das Bedienen durch Menschenhand jedoch zum Großteil obsolet machen.

20.09. 2012 Impact Hub Vienna

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PODIUM Daniela Krautsack Urban Experience-Expertin und Trendforscherin Michael Bechinie Senior Consultant, USECON – The Usability Consultants GmbH, Wien Stefan Sennebogen Geschäftsbereichsleiter Windows bei Microsoft Österreich

MODERATION Martin Mühl Chefredakteur The Gap

Keynote Speaker Martin Kaltenbrunner Interface Culture Lab an der Kunstuni Linz

Blogparade Richard Pyrker Wie schon Kollege Werner Reiter schreibt, bleiben von all den smarten Versprechungen der Hardware-Industrie meist nur hässliche Adapterstecker, Zusatzkabel und Gerätetreiber übrig. Die Blogparade von twenty.twenty möchte wissen, wie die User Interfaces der Zukunft aussehen. Ich kann nur hoffen, man wird sie nicht mehr sehen müssen.

Benutzeroberfläche UI (user interface) (IT Wissen)

Unter einer Benutzeroberfläche oder Benutzerschnittstelle (UI) versteht man die Art und Weise, wie Befehle und Daten in den Computer eingegeben werden. Die Benutzeroberfläche ist die Schnittstelle zwischen Computer und Mensch. […] Die grafischen Benutzeroberflächen (GUI) sind so gestaltet, dass situationsbedingt unsinnige Befehle nicht ausgeführt werden bzw. gar nicht erst angeboten werden. Die weitere Entwicklung führte zu Benutzerschnittstellen, wie sie Spielkonsolen und Multitouch-Displays verwenden, zu sprachgesteuerten Benutzerschnittstellen, den Voice User Interfaces (VUI) und solchen, die durch Sprache, Gesten oder Mimik gesteuert werden, den Natural User Interfaces (NUI).

@th_weber

»Richtig rocken geht nicht mit einer Tastatur – Martin Kaltenbrunner .« @mkanokova

»Massenproduktion ist nicht für Individualität ausgelegt und die ist zu wichtig um sie den Großen zu überlassen!« @werquer

»der große vorteil einer maschine ist, dass sie nicht zurückredet. – maschinengeduld«

Closed loop system Rückmeldung Ausgabegerät Benutzer gibt Befehle zur Steuerung des Systems Anzeige des Ergebnisses Eingabegerät

System

Blogparade »Human Interface. Machine Interface«

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TWENTY.TWENTY #12

Gamification – Bildung, Leben, Arbeit: Ein Spiel

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pielerisch durchs Leben gehen ist vielen das oberste Gebot. Bei twenty.twenty #12 wurde dem Thema Rechnung getragen und die Frage diskutiert, ob mit zunehmender Verbreitung von Gadgets, Apps und vernetzen Gegenständen nicht auch spielerische Anwendungen Einzug in unseren technisierten Alltag halten könnten. Spielen bedeutet eben Motivation, die durch das Wettbewerbsgefühl angespornt wird. Egal ob das private Fitnesstraining durch eine App komplementiert wird oder die Kinder in der Schule von einem digitalen Elefanten rechnen lernen. Doch spielerische Elemente werden nicht nur im Bildungswesen oder der Freizeitindustrie eingesetzt. Geo-Caching, Schnitzeljagden, Gewinnspiele – selbst Unternehmen schmücken ihre Marketing-Stra-

tegien spielerisch aus. Das Schlagwort Spiel hat oft den positiven Beigeschmack von »freiwilliger Teilnahme«, welcher aber verloren gehen kann, sobald ein Unternehmen diese in den Arbeitsalltag integriert. »Spiele können und sollen Freiräume eröffnen und möglichst keine Interessen vorgeben«, sagt Sabine Harrer, Lektorin am Institut für Anglistik der Universität Wien. Daher müssen Ziele klar kommuniziert werden. Regeln jedoch sollten von den Teilnehmern selbst definiert und weiterentwickelt werden, um der Aufgabe nicht den spielerischen Charakter zu entziehen. 19. 11. 2012 Impact Hub Vienna

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PODIUM Jogi Neufeld Gründer und Betreiber von SUBOTRON Mario Herger Senior Innovationstratege bei SAP Labs in Palo Alto, California Sabine Harrer Lektorin für Cultural und Media Studies am Institut für Anglistik der Universität Wien

MODERATION Martin Mühl Chefredakteur The Gap

»We can see that, almost unnoticed, gaming has sneaked into the source code of the everyday culture. It is becoming a dominant paradigm that affects all generations and all spheres of life! Just like Mary Poppins puts it: A spoonful of sugar helps the medicine go down in a most delightful way.« Bianca Stockreiter Blogparade

@Zwittschering

»Warum gamification: games do a better job of making us happy.« @Finefranfine

Werner Reiter zeichnet für die Blogparade einen Erklärungsversuch des Unterschieds zwischen Game und Gamification. Quelle: blog.werquer.com

PRIVATE FUN FOR PUBLIC WELFARE Gamification does not only bring fun and excitement into our private lives, we can even do something good by the way. For instance, the National Library of Finland and the software company Microtask have developed two video games which draw on players’ help to index old archive material for the internet. The Digitalkoot project invited Finns to help digitalise old newspapers, magazines and books. Words are displayed in Gothic print, which have to be recognised by players as quickly as possible and re-entered in modern Finnish. […] What an efficient and proactive way to save cultural heritage!

»man lebt sehr gut, wenn man nicht weiß, worum es geht. nur ohne Hirn.« @mkanokova

»Also wenn ein DANKE nicht an der Tagesordnung in einem Unternehmen ist,sollten Menschen womöglich ihre Social Skills überdenken.« @lisapetete

»Am Tag der Toilette: Markus G. Wagner spricht über Urinale, wo man bei Treffsicherheit Punkte bekommt. #Gamification«

digitalkoot.fi / en / splash

Keynote Speaker Michael G. Wagner Professor für Digitale Medien am Antoinette Westphal College of Media Arts and Design der Drexel Universityin Philadelphia

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TWENTY.TWENTY #13

Gadgets: Geräte ohne Gewissen?

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ls der Keynote Speaker Joe Mier 2013 bei twenty.twenty zu Gast war, stand er kurz davor, sein FairPhone auf den Markt zu bringen. Während es in anderen Bereichen Bio-, Öko- oder Fairtrade-Gütesiegel schon längst gab, setzte in der Elektronikbranche erst spät ein Umdenken ein, das vielleicht erst jetzt so richtig Fahrt aufnimmt. Denn Gadgets werden häufig völlig bewusst so produziert, dass ihre Lebensdauer möglichst kurz ist und sie nur teuer repariert werden können. Bei den Konsumenten fehlt außerdem das Wissen – lieber werfen sie Geräte bei den ersten Problemen weg, als nach anderen Lösungen zu suchen. Die Hardware-Hackerin Lale Rodgarkia-Dara,

die am Podium saß, sieht hier die Schuld aber vor allem bei den Produzenten: »Die Produzenten versuchen mit ihrer Hardware, die Menschen von Wissen abzuhalten. Dabei hat Wissen noch niemandem geschadet«. Bei twenty.twenty wurden zahlreiche Möglichkeiten diskutiert, wie Fairness auch als Marketingargument eingesetzt werden kann und wie andererseits Bewusstsein bei den Konsumenten geschaffen werden kann. Denn auch wenn Geräte kein Gewissen haben – wir haben eines. 13.03.2013 Impact Hub Vienna

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PODIUM Begriffsdefinition Geplante Obsoleszenz

Lale Rodgarkia-Dara Künstlerin und Hardware-Hackerin Daniela Zimmer AK Wien, Rechtsexpertin für den Telekom- und Internetbereich, Medien und Datenschutz Johannes Naimer, Projektmanager WWF Climate Group

(Wikipedia)

Der Begriff geplante Obsoleszenz bezeichnet eine vom Hersteller geplante, absichtliche Verringerung der Lebensdauer von Produkten. Das Phänomen war schon mehrfach Gegenstand wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Debatten, ist aber nach wie vor nicht klar definiert. Insbesondere der Nachweis der Absicht ist bisher nicht gelungen.

MODERATION Martin Mühl Chefredakteur The Gap

Keynote Speaker Joe Mier Community Manager FairPhone

40% 30%

Lösungsansätze, die bei twenty.twentygetweetet wurden Christian Köllerer @philoponus

Umfrage in der twenty.twenty Community (2013)

Etwa 40 Prozent der Teilnehmer (insgesamt 69) würden einen 30 Prozent höheren Kaufpreis für Gadgets akzeptieren, die unter fairen ökologischen und sozialen Bedingungen produziert wurden.

Einfach allen, die sich ein Gadget kaufen, verpflichtend einen Kurzfilm über die Produktionsbedingungen zeigen

Stefan Brand @NewLuck77

Wie wärs mit einem IKEA-Konzept? Man kauft die Bauteile bei den Herstellern, umgeht Zwischenhändler und baut sein Phone selbst.

Fabian Lebersorger @faebiaen

Noch eine Idee am Rande: Man könnte bei einem Testbericht z.B. auch mal das Ökoprofil eines Handys betrachten.

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TWENTY.TWENTY #14

Heimat Internet

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ein Medium hat es auf dieselbe Weise geschafft, Grenzen zu überwinden wie das Internet. Social Media, aber auch Dienste wie Skype vermögen es fast, die Geografie auszuhebeln, sodass jemand am anderen Ende der Welt einem schnell viel näher scheinen kann als der grummelige Nachbar. Die Möglichkeit der globalen Vernetzung drängt aber auch dazu, den ohnehin schwierigen Heimatbegriff neu zu verhandeln. Das Bedürfnis, über Heimat und was das eigentlich bedeutet nachzudenken, verspüren die meisten Menschen zum ersten Mal, wenn sie – freiwillig oder gezwungen – weggehen. Das Internet ermöglicht es Migranten, Kontakt mit Verwandten oder Freunden in ihren Heimatländern zu halten, sich aber auch in der neuen Umgebung schnell mit Com-

munities bereits ansässiger Landsleute zu vernetzen. Doch das Internet kann Migranten auch helfen, sich schneller in ein neues Umfeld einzufügen und sowohl online als auch in weiterer Folge offline Anschluss zu finden. »Das Internet löst die Zerrissenheit von Migrantinnen und Migranten nicht auf, aber eine langfristige doppelte Bindung ist möglich«, so Key­note Speaker Kathrin Kissau, die sich seit Jahren intensiv mit dem Themenbereich Internet und Migration beschäftigt.

24.04.2013 Impact Hub Vienna

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PODIUM

Blogparade Barbara Eppensteiner

Meral Akin-Hecke Gründerin von Digitalks Olivera Stajić derStandard.at Dieter Zirnig Digital Mindshift

Sich der Frage nach der Heimat Internet wieder über die Definition und gesonderte Betrachtung von Gruppen zu nähern, die als Gesamtheit allein ihr Herkunftsland verbindet, halte ich schlicht für überholt.

MODERATION Martin Mühl Chefredakteur The Gap

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… Wifi connects automatically

Blogparade Iris Kern-Foster

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Zwischen Wetterfrust, Glücksrezepten und Steuerklärung – Einblicke in die Hyperkultur einer Neo-Migrantin Facebook erzeugt in mir öfter das Gefühl von Heimatlosigkeit als die Illusion von Zugehörigkeit. Wäre ich nicht professionell verpflichtet, mich »mit Social Media auszukennen« würde ich mich wahrscheinlich wieder abmelden. Facebook-Fatigue nennt mant das jetzt.

@werquer

»warum stolpert jede diskussion in die falle, einen unterschied zwischen online und real zu machen? das netz ist real.« @th_weber

»Auf die Gefahr hin jetzt wie ein Propagandist zu klingen: Internet für alle!« @th_weber

»kissau: 77% der migranten nutzen das internet für den kontakt zum herkunftsland«

Blogparade Thomas Stollenwerk

Keynote Speaker Kathrin Kissau Sozial- und Medienwissenschaftlerin

Ich bekomme über das Internet allerhand über meine Heimat mit, weitaus mehr, als das Wenige, was man aus solch entlegenen Landstrichen ohne Internet und Social Media erfahren würde. Doch das kann nicht das Gefühl ersetzen, am heimatlichen Bahnhof oder Flughafen anzukommen.

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TWENTY.TWENTY #15

Seamless Mobility

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as Verkehrssystem ist wahrscheinlich das mit Abstand komplexeste nichtlebende System«, stellte der Keynote Speaker und studierte Mathematiker Emil Simeonov bei der 15. Veranstaltung von twenty.twenty, die dem Thema Seamless Mobility gewidmet war, fest. So ist es wenig verwunderlich, dass wir trotz ausgefeilter technischer Möglichkeiten noch immer mit Schwachstellen und schlechten Kompromissen kämpfen. Auch wenn es mittlerweile ganz einfach ist, Apps zu programmieren, mit denen sich die perfekte Reise planen lässt, scheitert es in der Realität an den Schnittstellen. Bike- und Carsharing, öffentlicher und Individualverkehr – all das muss unter einen Hut gebracht werden – oft stehen die Interessen einzelner

Player Lösungen, von denen alle profitieren könnten, im Weg. Erschwerend kommt hinzu – so waren sich Publikum und Podium einig – dass Verkehr, obwohl er alle Menschen betrifft, oft ob seiner Komplexität ein Nerd-Thema ist. Apps und mobile Anwendungen werden oft nur von einem technikaffinen Publikum genutzt. Bei twenty.twenty wurde besprochen, welche Dinge es braucht, um der Vision von Seamless Mobility näherzukommen und wie sowohl Umwelt als auch Menschen von ihrer Verwirklichung profitieren können.

18.06. 2013 Impact Hub Vienna

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PODIUM Markus Gansterer Experte für Verkehrspolitik beim VCÖ Martin Habacher Social Media-Berater und Blogger, mabacher.com

MODERATION Martin Mühl Chefredakteur The Gap

»Seamless wäre Mobilität für mich dann, wenn nicht nur physisch ein fließender Übergang möglich ist, sondern wenn die dafür aufgewendete Zeit nur nebenbei und nicht vorrangig Reisezeit wäre. Es hängt also davon ab, was ich unterwegs tun kann.« Michael Hafner Blogparade Seamless Mobility

Kathrin Kaufmann Welche Hindernisse müssen überwunden werden, um Seamless Mobility zu erreichen

@Michael_Hafner_

»keiner will verkehrsplaner werden? ist ja auch ein job, bei dem man nur verlieren kann...« @_wolfgang_

»interessant, ubahnen fahren von selbst, mit ausnahme der u6. der fahrer ist nur psychologisch begründet.« @th_weber

»Heute würde sich aus Sicherheitsgründen keiner trauen, eine Technologie wie das Auto zuzulassen.«

Wettbewerbsbarrieren Um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen, ist ein großer kultureller Wandel bei den Transportunternehmen nötig. Anbieter, die eigentlich in Konkurrenz miteinander stehen, müssen bereit sein, zusammenzuarbeiten und gemeinsame Angebote zu formulieren. Ist die Bereitschaft dazu vorhanden, fängt der komplexe Prozess der Entwicklung und Anpassung technischer Schnittstellen und des Designs einer gemeinsamen Kundenplattform erst an. Mentale Barrieren Aber Barrieren gibt es nicht nur auf Anbieter-, sondern auch auf Konsumentenseite – besonders in Bezug auf die Akzeptanz von Sharing-Modellen im Bereich Mobilität. Fehlende Infrastruktur Selbst wenn man sich als Konsument damit angefreundet hat, weniger zu besitzen und stattdessen nur bedarfsgerecht zu nutzen, bleibt immer noch das Problem der Verfügbarkeit der Angebote. Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf dem Blog von Haruki

Keynote Speaker Emil Simeonov Technikum Wien

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TWENTY.TWENTY #16

Tod im Netz

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er sich in sozialen Netzwerken bewegt, kennt sicherlich das Gefühl, wenn im Newsfeed, zwischen all den Katzenfotos und Kochrezepten die Nachricht über den Tod eines Menschen auftaucht. Betroffenheit, Schock, ein Moment, der zumindest zu kurzem Innehalten zwingt. Zunehmende Mobilität und Digitalität räumen auch dem Sterben einen Platz in unseren Timelines ein. Keynote Speaker Elisabeth Rank wies bei der Veranstaltung, die kurz vor Allerheiligen stattfand, darauf hin, dass Trauern oft in der Gemeinschaft bewältigt wird. Mittlerweile gibt es allerhand Websites, die sich mit Trauerarbeit beschäftigen, aber auch Dienste übernehmen, wie die Daten von Verstorbenen zu verwalten und auch zu löschen. »Mit dem Tod verwirkt man jedes Recht auf Datenschutz«, warnte der Datenschutzexperte Andreas Krisch – auch

zu Lebzeiten sollen sich User über ihren digitalen Nachlass Gedanken machen. Das Internet weist die Schwäche auf, noch nicht hinlänglich auf Verlustsituationen vorbereitet zu sein und generell wenig vergessen »zu wollen«. Wer und was einmal online ist, bleibt das auch. Gleichzeitig – so paradox es auch klingen mag – ist der rasche technologische Wandel dafür verantwortlich, dass nach verhältnismäßig kurzer Zeit nur schwer auf ältere Dokumente zugegriffen werden kann, die mit den neuen Versionen nicht mehr kompatibel sind. Über das Spannungsfeld Erinnern, Bewahren und bewusstes Vergessen wurde bei twenty. twenty diskutiert. 29.10.2013 Impact Hub Vienna

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PODIUM Sylvia Eckermann Künstlerin Bernhard Jungwirth Geschäftsführer des Österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation Andreas Krisch Datenschutzexperte

MODERATION Martin Mühl Chefredakteur The Gap

Keynote Speaker Elisabeth Rank Kommunikationswissenschafterin und Ethnologin

Blogparade anonym Bin ich als Mensch nicht mehr da, sollen sich auch meine digitalen Spuren verwischen.

Blogparade Stefan Fischer Angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung und der zunehmenden Konzentration auf den urbanen Raum könnte das System Friedhof als Gedenkstätte zum Auslaufmodell werden. Mega-Cities, wie es sie z.B. schon in einigen Regionen Asiens gibt, verfügen oft nicht über genügend Platz für die Lebenden – wohin also mit den Toten? Da wird die Idee, auch diesen Teil des Lebens zu digitalisieren, plötzlich realer und realistischer als man sich das im ersten Moment vorstellen kann.

@_werwolf

»würden wir jemanden für tot halten, wenn er/sie unangekündigt aus fb und co. abtaucht und nicht mehr postet?« @Finefranfine

»Was nützt mir als Toter die Selbstdarstellung im Netz?«

Digitaler Nachlass (Wikipedia)

Das »Recht auf Vergessenwerden« will, dass digitale Daten mit Personenbezug nicht für immer zur Verfügung stehen. Bekannt wurde es vor allem dadurch, dass Google ein Antragsformular veröffentlichte, mit dem man die Löschung von URLs aus den Suchergebnissen beantragen kann.

Als Digitaler Nachlass oder Digitales Erbe werden Benutzerkontos und Daten im Internet sowie auf Heimrechnern und deren Datenträgern verwahrte elektronische Daten bezeichnet, die nach dem Tode des Benutzers weiter bestehen bleiben. Dazu zählen insbesondere Dienste, die auf sozialen Netzwerken, E-Mail-Diensten oder Partnervermittlungen bereitgehalten werden.

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TWENTY.TWENTY #17

Digitales Vertrauen

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m Unterschied zu Menschen haben Daten keine Emotionen und Gefühle – dennoch können sie so viel über uns preisgeben: was wir gerne essen, zu welchem Konzert wir gehen und auch, mit welchen Menschen wir kommunizieren, wem wir vertrauen. Vertrauen im Netz ist ein mannigfaltiges Thema: durch soziale Medien lernen wir immer mehr Menschen kennen, die wir noch nie face to face gesehen haben, denen wir aber dennoch vertrauen. Gleichzeitig vertrauen wir – oft naiv – darauf, dass unsere privaten Daten, unsere Fotos oder Nachrichtenverläufe, im Internet sicher sind. twenty.twenty widmete sich also dem vielschichtigen Thema, wie Vertrauen im Netz funktioniert. »De facto sollte man sich vom Gedanken digitaler Vertraulichkeit verabschieden, prinzipiell kann jeder gehackt werden«, befand Diskutantin Marion Marschalek schon 2013. Skandale wie #thefappening – Reddit-User

leakten private Fotos von prominenten Frauen, die diese in der Cloud gespeichert hatten – zeigen, dass es wirklich jeden treffen kann. Umso wichtiger ist es, sich bewusst mit den eigenen Daten zu beschäftigen. Und auch wenn es – vor allem seit den Enthüllungen Snowdens – ein größeres Bewusstsein und auch Misstrauen in der Gesellschaft gibt, ist es für User schwierig herauszufinden, wer wo wie lange welche Daten speichert und wie man sich aktiv vor Datenmissbrauch schützen kann. Bei twenty.twenty wurde unter anderem darüber gesprochen, wie die Attraktivität von einer Auseinandersetzung mit Sicherheit im Netz gesteigert werden kann.

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PODIUM Judith Denkmayr Geschäftsführerin der Agentur Digital Affairs Marion Marschalek Malware-Analystin und Security Researcher bei IKARUS Security Software Yussi Pick Managing Partner Pick & Barth

MODERATION Martin Mühl Chefredakteur The Gap

»Lieber Seidenunterwäsche oder doch die Baumwollshorts, Bier- oder Weintrinker, Fußball oder Formel 1 am Samstag, Single? Kinder? Google will das alles wissen und noch mehr.« Stefan Schallert Blogparade Was SIE für unser Vertrauen bezahlen

5 Thesen zu Vertrauen und Sicherheit im Internet vom DIVSI (deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet) — 1.

Das Internet ist eine Kulturleistung der Menschheit von historischer Bedeutung. Es revolutioniert unsere Arbeit und die Freizeit, unser Denken und die Kommunikation. Deshalb geht das Internet uns alle an – ob wir es schon nutzen oder (noch) nicht.

— 2.

Sicherheit und Stabilität der Internet-Infrastruktur – beides ist unabdingbar. Sie ist zu einem elementaren Bestandteil des gesamten Wirtschafts- und Sozialraums geworden.

— 3.

Das Internet bietet Möglichkeiten zur Beteiligung an der Gestaltung von Staat und Gesellschaft. Es fördert Wohlstand, Bildung, Chancengerechtigkeit und Informationsfreiheit. Seine enorme gestalterische Kraft braucht jedoch das Vertrauen der Menschen, damit sie sich entfalten kann.

— 4.

Nutzer, Wirtschaft und Staat haben eine gemeinsame Pflicht, Grundregeln für den Umgang miteinander im Internet auszuhandeln und für deren Verbindlichkeit zu sorgen. Dabei sind Wirtschaft und Staat gefordert, die Nutzer in die Lage zu versetzen, dieser Verantwortung gerecht zu werden.

— 5.

Keynote Speaker Volkmar Lotz Mitglied des Board of Directors von Trust in Digital Life sowie Head of Product Security Research bei SAP

Freiheit und Sicherheit sind Grundbedürfnisse – auch im Internet. Voraussetzung dafür ist das Vertrauen darauf, dass der Staat und alle anderen Internet-Akteure diese Grundbedürfnisse mit geeigneten Maßnahmen angemessen ausbalancieren. Quelle: divsi.de / ueber-uns / das-institut / 5-thesen /

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TWENTY.TWENTY #18

i-Health – Ist bald jeder sein eigener Gesundheitsmanager?

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uch die »Handy verboten«-Schilder, die sich in zahlreichen Arztpraxen befinden, können viele Patientinnen nicht mehr davon abhalten, Frau oder Herrn Doktor die ergoogelte Selbstdiagnose zu präsentieren – und das ist, weil dialogfördernd, gar nicht schlecht. Zahllose Health-Apps, Beratungsseiten, Fitness-Challenges und nicht zuletzt Dr. Google verändern den Umgang mit Gesundheit grundlegend. Technologie kann dabei helfen, besser auf dem Schirm zu haben, was der eigene Körper braucht. Im Falle von Frederik Debong führte sie sogar zur Entwicklung von Apps. Der Podiums-Diskutant ist Mitgründer von MySugr, einer App, die Diabetiker unterstützt. Selbst Diabetiker, ist Debong das Paradebeispiel für den »mündigen Patienten«, der über seine Gesundheit so gut es geht Bescheid wissen möchte. Technische Lösungen sollten den-

noch unterstützend und nicht ausschließlich eingesetzt werden. »Online-Services sind kein Ersatz für Arztbesuche, sie können aber Diagnose und Therapie unterstützen. Mediziner sollten sich als Berater in diesem Prozess sehen«, so Keynote Speaker Kai Sostmann, Leiter der medizinischen Hochschuldidaktik an der Charité Berlin. Weiters wurde bei twenty.twenty auch über Risiken diskutiert: Apps sammeln oft sensible Daten – nicht immer wird von den Betreibern offengelegt, was mit diesen passiert. Gerade im Bereich der Gesundheit ist hier Vorsicht geboten.

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PODIUM

30%

Andrea Fried Bundesgeschäftsführerin ARGE Selbsthilfe Österreich Michael Ogertschnig Leiter des Fachbereichs Management im Gesundheitsund Pharmawesen am Zentrum für Management im Gesundheitswesen der Donau-Universität Krems Fredrik Debong Co-Founder und Community Relations Lead von mySugr

MODERATION Nuri Nurbachsch Brand Manager bei Warner Music Austria

Keynote Speaker Kai Sostmann Leitung Medizinische Hochschuldidaktik und eLearning für die Charité Universitätsmedizin Berlin

@mlinzner

80%

Jeder Dritte Österreicher sucht anstatt eines Arztbesuchs lieber im Internet nach Antworten auf seine Gesundheitsfrage. Acht von zehn finden die medizinischen Ratgeber im Internet sogar hilfreich.

»Gesundheitsportale sind die am meisten nachgefragten Seiten im Internet. Es besteht ein großes Bedürfnis nach Information für diesen Bereich. Die paternalistische Haltung des Gesundheitssystems gegenüber Patientinnen und Patienten hat ausgedient.«

»Der mündige Patient als Bedrohung für uninformierte Ärzte« @viennine

»Ob Ärzte so begeistert sind, wenn Patienten mit einer ersten Selbstdiagnose zu ihnen kommen?« @i_am_fabs

»Wenn eine App dazu bewegt, aktiver zu sein und präventiv wirkt. Dann finde ich das gut, auch ohne medizinische zertifizierung«

Sigrid Pilz Blogparade

GESUNDHEITS-APPS In den App Stores diverser Anbieter in aller Welt sind etwa 97.000 Applikationen zu finden, die dem Bereich mHealth zuzuordnen sind, so das Marktforschungsunternehmen research2guidance. Diese Zahl ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass Menschen immer mehr Eigenverantwortung für ihre Gesundheit übernehmen. Das Marktvolumen soll bis 2017 etwa 26 Milliarden US-Dollar betragen. Der Großteil dieser Gesundheits- und Fitnessanwendungen fällt in die Kategorie Selftracking. Sie dienen also der Erfassung persönlicher Parameter, aus denen dann Tipps für die Anwender abgeleitet werden. Auch einige sehr erfolgreiche Apps aus Österreich sind darunter: etwa die Diabetiker-App mySugr (mysugr.com/) oder der mobile Fitness-Trainer runtastic (www.runtastic.com/de).

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TWENTY.TWENTY #19

Green-IT im Haushalt: Anwender können viel verändern

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arkt und Individuum – wie müssen sie zusammenarbeiten, wie sich jeweils verändern, um auf die Energieproblematik reagieren zu können? Wie oft beginnt der Wille zur Veränderung erst, wenn man sich mit der Materie befasst: »Nachhaltiges Handeln entsteht durch Wissen«, so Wolfgang Wimmer, Gründer der Ecodesign Company und Professor an der TU-Wien. Bei der twenty.twenty-Veranstaltung Green IT fragte er in die Runde, wie viel eine Kilowattstunde Strom kostet und stieß damit fast nur auf ratlose Gesichter. Die Industrie entwickelt zunehmend energiesparende Modelle und Geräte, ein Verstehen des Problems ist jedoch von Seiten der User notwendig. Dann können Anwender durch bewussten Konsum viel erreichen. Was beim Ausschalten von Geräten beginnt, denkt

zum Beispiel Changers.com weiter. In ihrer Keynote erklärte Daniela Schiffer, die Mitgründerin des Berliner Startups, wie Benutzer durch Solarcharger des Unternehmens selbst Energie produzieren können und dafür auch noch belohnt werden: Wer Wege mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegt, erhält Credits, die dann für Produkte im Marketplace eingelöst werden können. Auch in Zukunft sind solche Modelle grundlegend, um Denken und somit auch den Endverbrauch zu verändern, denn der gesamte Energiebedarf muss dringend gesenkt werden – da waren sich Podium und Gäste einig. 29.04.2014 Impact Hub Vienna

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PODIUM Claudia Sprinz Elektronikexpertin bei Greenpeace Wolfgang Wimmer unterrichtet an der Technischen Universität Wien Produktentwicklung, Innovation und Ecodesign Sepp Eisenriegler Geschäftsführer des R.U.S.Z. – Reparatur- und Service-Zentrums

MODERATION Nuri Nurbachsch Brand Manager bei Warner Music Austria

Definition Green IT (Wikipedia)

Unter Green IT (seltener auch Green ICT) versteht man Bestrebungen, die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) über deren gesamten Lebenszyklus hinweg umwelt- und ressourcenschonend zu gestalten. Dies beinhaltet die Optimierung des Ressourcenverbrauchs während der Herstellung, des Betriebs und der Entsorgung der Geräte (Green in der IT). Ein weiterer Aspekt von Green IT ist die Energieeinsparung durch den Einsatz von Informationstechnologie (IT), wenn beispielsweise Dienstreisen durch Videokonferenzen ersetzt werden (Green durch IT).

@werquer

»net olles was lang dauert ist nachchaltig! @RUSZler« @jakobi_claudia

»Weg vom Besitzen, hin zum Nutzen fordert eine Stimme aus dem Publikum.« @mlinzner

»Hauptproblem am Sharing ist, dass ein Teil der Bequemlichkeit verloren geht (Auto nicht im Haus in der Garage, etc.)« @th_weber

Blogparade Sepp Eisenriegler

Die Menschen brauchen gute Dienstleistungen. Dazu muss man Geräte nicht unbedingt besitzen. Wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen, mit Geld, das wir nicht haben, nur um Leute zu beeindrucken, die uns eigentlich egal sind.

Keynote Speaker Daniela Schiffer Mitgründerin Changers.com

»Jeder biegt sich Studien so zurecht wie er sie grade braucht. @ DanisTweet über CO2-Verbrauch.«

»Was wir in unserer Community verwenden, ist zwar erst Gamification 1.0, aber schon diese einfache Form des Wettbewerbs zwischen Usern wirkt unglaublich gut.« Daniela Schiffer Blogparade

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TWENTY.TWENTY #20

Mobilize / Get Mobilized

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ausend Zusagen, Daumen nach oben – es war noch nie so einfach wie heute, unzählige Menschen mit der eigenen Botschaft zu erreichen. Doch sobald es über den schnellen Klick auf den Like-Button hinausgeht, wird es schwieriger mit der Mobilisierung. Die Unmenge an Konkurrenz tut ihr Übriges, sodass eine sinnvolle Kampagnenumsetzung schnell aufwendiger wird als erwartet. Eine Möglichkeit, das Interesse auf sich zu lenken, ist der Gebrauch von Emotionen. Ob Satire, Humor oder Storytelling – Emotionalisierung fördert Themenbewusstsein und ist erster Schritt zu mehr Aufmerksamkeit. »Im Endeffekt geht es bei Kampagnen darum, Gefühle zu transportieren, denn daraus entstehen erst Taten«, lau-

tete ein Tweet, der auf den Punkt bringt, was einen guten Call-to-Action ausmacht. Die Medienwissenschaftlerin Jana Herwig, die bei der Veranstaltung Mobilize am Podium saß, führte weiter aus, dass Menschen zum Mitmachen animiert werden wollen – Spaß und Raum für Selbstdarstellung kann eine Kampagne eigendynamisch funktionieren lassen – die Ice Bucket Challenge lässt grüßen. Dass online und offline dabei keine getrennten Welten mehr sind, führte auch diese twenty.twenty-Veranstaltung vor Augen.

17.09.2014 Impact Hub Vienna

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PODIUM Jana Herwig Medienwissenschaftlerin am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft Gerald Czech Leiter New Media des Roten Kreuzes Nikolaus Koller Leiter des Instituts für Journalismus & Medienmanagement an der FH Wien der WKW

MODERATION Nuri Nurbachsch Brand Manager bei Warner Music Austria

Typen von Cyberaktivismus Advocacy Bereitstellung und Verbreitung von Informationen, Angebot von Foren für offene Diskussionen sowie Maßnahmen des sogenannten e-Lobbying. Organisation/Mobilisierung Aufrufe zu Online-/Offline-Aktionen (z.B. das Kontaktieren politischer Entscheidungsträger per Online-Petitionen). Aktion/Reaktion Online-Attacken von Hackern, Cyber-Kampagnen, Cyber-Kriege.

Blogparade Hannes Jähnert

Netzwerke in Schwingung zu versetzen ist wichtig, die Resonanz aufzunehmen der nächste Schritt.

Blogparade Michael Haffner

Faulheit siegt. Es darf dem User nicht zu schwer gemacht werden, und es darf nicht von ihm verlangt werden, sich zu exponieren. Das ist vielleicht ein bisschen gegen die Intuition, aber der größte Konsens findet sich nicht dort, wo die meisten zustimmen, sondern wo die wenigsten dagegen sein können.

@lisavoc

»Kann jeder mobilisieren? Jedenfalls viele, die es vor 20 Jahren noch nicht gekonnt hätten.« @linitweeting

»Fax-Petitionen funktionieren anscheinend - Greenpeace macht‘s in der Türkei vor. Ein Vintage-Medium?«

Keynote Speaker Kathleen Ziemann Kulturwissenschaftlerin und Design Thinker bei betterplace lab

erfolgreiche Social Media-Kampagnen

— 1.

ALS Ice Bucket Challenge Aufmerksamkeit in Form von milliardenfachen Klicks und über 220 Mio. Dollar Spendengelder wurden für den Kampf gegen die Nervenkrankheit Amytrophe Lateralsklerose (ALS) lukriert.

— 2.

Movember Hundertausende Männer ließen sich Oberlippenbärte wachsen, um auf Prostatakrebs und andere Gesundheitsprobleme aufmerksam zu machen.

—3

Kony 2012 Das Video wurde innerhalb von fünf Tagen 70 Mio. Mal aufgerufen. Ziel der Kampagne war die Bekanntmachung von Joseph Kony und seiner Lord’s Resistance Army, die grausame Kriegsverbrechen begangen haben.

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TWENTY.TWENTY #21

Interaktives Lernen

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as Youtube-Tutorial, Webinare, Apps um Vokabeln zu lernen – noch nie war es so einfach wie heute, sich ohne viel Hilfe von außen neue Skills, neues Wissen und Interessensfelder zu erschließen. Auch klassische Bildungseinrichtungen wie Schulen und Universitäten beginnen, computerbasiertes Lernen einzusetzen. Denn die positiven Lerneffekte, die zum Beispiel der Einsatz von Gamification oder MOOCS (Massive Open Online Courses) erzielen kann, bereiten gleichzeitig auf eine Gesellschaft vor, in der es immer wichtiger wird, sowohl flexibel und offen für Neues zu sein als auch in Teams konstruktive Lösungen zu finden. Doch niemand hat etwas von Spielmechanismen, wenn diese nicht kompetent von Lehrenden eingesetzt werden. »Es reicht nicht, Brokkoli mit Schokoladeglasur zu versehen«, befindet

Keynote Speaker Jörg Hofstätter, dessen preisgekröntes Physik-Lernspiel als offizielles Unterrichtsmittel eingesetzt wird. Wenn die Vermittlung aber stimmt, bekommen die Lernenden durch die verschiedenen Formen von E-Learning die Möglichkeit, kompetent und eigenständig mit Lernmaterial umzugehen. Dazu müssen Bildungseinrichtungen natürlich auch Geld in digitale Lehrmittel investieren. Bei der twenty.twenty-Veranstaltung zu interaktivem Lernen war man sich jedenfalls einig, dass der Wandel vorangetrieben werden muss. Und wer weiß, vielleicht steht ja Coding bis 2020 doch am Lehrplan … 21.10.2014 Impact Hub Vienna

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PODIUM Erika Hummer Koordinatorin diverser E-Learningprojekte und begeisterte E-Lehrerin an einer Wiener AHS. Peter Mazohl Trainer in der Erwachsenenbildung

MODERATION Konstantin Mitgutsch forscht auf dem Gebiet der pädagogischen Lerntheorien und der Computerspielforschung

Keynote Speaker Jörg Hofstätter geschäftsführender Gesellschafter von ovos

definition e-Learning (Wikipedia)

Unter E-Learning versteht man die Unterstützung von Lehr-/Lernprozessen durch digitale Medien oder Werkzeuge. Neben dem Ausdruck E-Learning existieren verschiedenste andere Ausdrücke, wie des computerbasierten Lernens, Onlinelernens, multimedialen Lernens etc. Da die Begriffsbestimmung des E-Learning noch keine allgemein anerkannte Definition erbracht hat, versuchte man, E-Learning durch verschiedene Facetten zu beschreiben. Interaktivität, Multicodalität, Multimedialität und Multimodalität

5 Tipps für interaktives Lernen — 1.

Einen Zeitplan erstellen. Um die Vorbereitungszeit am effektivsten zu nutzen, ist es sinnvoll, sich zunächst einen Überblick über den gesamten Lernstoff zu verschaffen. Ähnlich wie bei einem Stundenplan wird eingetragen, wann welches Themengebiet zu bearbeiten ist. Es sollten jedoch auch freie Tage eingeplant werden.

—2

Die richtige Lernzeit finden. Bei den meisten Menschen hat sich der Biorhythmus so eingestellt, dass die Leistungshoch-Phasen am Vormittag und am späten Nachmittag liegen. Diese Zeit eignet sich demzufolge für viele Menschen auch am besten zum Lernen. Es gibt aber auch Lerntypen, die wesentlich effektiver spätabends oder nachts pauken. Daher ist es wichtig, die individuell richtige Lernzeit für sich zu finden.

—3

Wissen verknüpfen. Unser Gehirn funktioniert nicht wie ein Aktenschrank, in den alle Inhalte separat hineingelegt und anschließend immer wieder ausgeworfen werden können. Damit sich der Lernstoff wirklich langfristig einprägt, ist es daher wichtig, dass die neuen Informationen mit dem bereits vorhandenen Wissen verknüpft werden (kumulatives Lernen).

—4

Eselsbrücken bauen. Eselsbrücken lassen sich z.B. dadurch bauen, dass aus den Anfangsbuchstaben der zu lernenden Begriffe Sätze gebildet werden. Wird das Wissen dann benötigt, ist der jeweilige Satz schnell im Kopf abrufbar und das Gehirn kombiniert die Buchstaben mit den gesuchten Begriffen. Alternativ können Eselsbrücken auch mit Hilfe von Reimen gebildet werden.

—5

Das richtige Lernumfeld schaffen. Lernt man am liebsten am heimischen Schreibtisch, ist es wichtig, ein passendes Umfeld zu schaffen. Zunächst sollten potenzielle Störenfriede wie Fernseher, Radio, Smartphone und Notebook ausgeschaltet sein – und während der Lerneinheit auch bleiben! Um die Konzen­tration zu verbessern, ist zudem ausreichend Licht wichtig. Der Schreibtisch sollte sich idealerweise direkt am Fenster befinden. Auch eine gute Sauerstoffzufuhr ist für den Lernerfolg bedeutsam, weshalb regelmäßiges Lüften der Lernräume sinnvoll ist.

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TWENTY.TWENTY #22

Netzsprache

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ol, rofl und alles gefällt mir – Das Netz hat unsere Sprache verändert und wird immer wieder als Grund für den Vorwurf genannt, die Jugend beherrsche die deutsche Sprache nicht mehr richtig. Dass das so nicht ganz richtig ist, war unter anderem Thema der twenty.twenty-Veranstaltung zur Netzsprache. Die Veränderung der Sprache durch das Internet ist eine Entwicklung ähnlicher jener, die durch den Wechsel von Brief zu Telegramm bis hin zum Telefon eingetreten ist. »Man kann in jeder Sprache Intelligentes und Kreatives formulieren«, so die Soziologin Angelika Kofler beim Event. Junge Menschen benutzen ihr Smartphone mittlerweile zwei Drittel der Zeit, um damit zu texten oder lesen. Das Internet motiviert mit

Diensten wie Twitter dazu, schnell an Diskussionen teilzunehmen, zu kommentieren und kritisieren – ohne dabei groß auf Orthografie und Stil zu achten. Das Podium war aber wenig besorgt, dass das Internet Sprache zerstören würde, auch wenn wir im Moment eher mit dem Daumen kommunizieren. Der Sprachwissenschaftler und Keynote Speaker Manfred Glauninger war sich sicher, dass sich das wieder ändern werde, sobald die Sprachsteuerung Fortschritte in der Entwicklung macht.

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PODIUM Angelika Kofler Head of Deptartment for Social and Organizational Research, GfK Austria Gerald Krieghofer Literaturwissenschaftler und Philosoph Mag. Gergely Teglasy Lehrender an der Universität Wien (Publizistik und Kommunikationswissenschaft)

MODERATION Sarah Kriesche freie Journalistin mit den Schwerpunkten Neue Medien, Computer und Wissenschaft

Blogparade Sarah Kriesche

Letztendlich ist unsere Sprache auch nur ein Code, der durch und mit Technologie zu einem neuen, allumfassenderen Verständnis führt. Mit allen einhergehenden Missverständnissen. Also alles beim Alten, nur halt neu. Lol.

Blogparade Matthias G. Kreitner

Kommunikation verläuft auf Bahnen und Bahnen benötigen Schienen. Nun kann man diese Schienen nur schlecht einen Wert beimessen, der die Kategorisierung in »gut« und »schlecht« ermöglicht. Neue Schienen sind nicht besser oder schlechter als die alten, sie erschließen schlichtweg neue Destinationen. Das Kommunikationsnetz wird erweitert, nicht ersetzt. erstgewesen.com/ netzsprache-bitte-zusteigen/

Blogparade Amira Ben Saoud

wortschatz (Duden)

Im Allgemeinen setzt man den Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache auf zwischen 300.000 und 500.000 Wörter (Grundformen) an. Der aktive Wortschatz eines deutschen Durchschnittssprechers wird heute auf 12.000 bis 16.000 Wörter (davon etwa 3500 Fremdwörter) geschätzt. Ohne Schwierigkeiten verstanden werden mindestens 50.000 Wörter.

Sprache ist nun einmal demokratisch. Sie wird von Menschen geschöpft, adaptiert, verändert. Immer schon. Dinge, die als »falsch« gelten, können einfach durch häufige Verwendung irgendwann gebräuchlich und damit »richtig« werden.

@jakobi_claudia

»Es hat noch nie eine Generation gegeben, die so viel gelesen und geschrieben hat, wie die heutige Jugend.« @TeresaHavlicek

»Mit wissenschaftlichen termini gepimpte angeberei«... nicht zu verwechseln mit verantwortungsvollem schreiben. Vorsicht.« @i_am_fabs

»Sprache im Internet = geschriebene Mündlichkeit.« @laney_ms

»lles was ich tippe ist auch für den empfänger anstrengend!1!eins!!! #typos«

Keynote Speaker Manfred Glauninger Soziolinguist, Österreichische Akademie der Wissenschaften (Institut für Corpuslinguistik und Texttechnologie)

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TWENTY.TWENTY #23

Sehenswerte News

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isual Journalism wird in den Medien immer wichtiger. Infografiken und Illustrationen sind eine gute Möglichkeit, komplexe Inhalte für die Leser aufzuarbeiten. Auch wenn Titelblätter vermehrt auf Grafiken setzen, eignen sich aufwendig gestaltete Illustrationen, Comics oder Datenvisualisierungen nicht, um tagesaktuelle Themen aufzubereiten. Visual Journalism braucht mehr Zeit als ein flott geschriebener Artikel zu einem »heißen« Thema – und mehr Geld. Oft haben Redaktionen wenig Ressourcen, um sowohl journalistisch als auch grafisch hochwertige Visualisierungen zu produzieren. Mit Comic

Journalism ist in den letzten Jahren eine neue Art des Journalismus aufgetaucht, die visuell Inhalte vermitteln kann. Rege diskutiert wurde unter anderem, wie es um die Zukunft von Visual Journalism in Österreich bestellt ist – in Zeiten, in denen Bildnerische Erziehung als Wahlfach an Österreichs Schulen immer mehr an Bedeutung verliert, eine berechtigte Frage.

10.02.2015 Impact Hub Vienna

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PODIUM Nina Dietrich Illustratorin, Lehrbeauftragte und Künstlerin Lukas Plank Journalist Markus Hanzer Universitätslektor und Kommunikationsdesigner

MODERATION Sarah Kriesche freie Journalistin mit den Schwerpunkten Neue Medien, Computer und Wissenschaft

Als Beitrag zur Blogparade hat Herr Kofler einen Comic gezeichnet.

Das Spiel um die Nachricht Reinhard SchulzSchaeffer — 1.

Text verbirgt seine Inhalte hinter abstrakten Zeichen, die decodiert werden müssen. Visualisierungen bzw. das Bild generell können Erfahrungen unmittelbarer transportieren und Verhältnisse bzw. Abhängigkeiten erfahrbar machen.

— 2.

Interaktive Möglichkeiten werden zur Vermittlung von Inhalten auf digitalen Ausgabegeräten genutzt.

— 3.

»Visuelles Denken« muss erlernt werden. Für die Darstellung komplexer Inhalte aus Datenbanken braucht es professionelle Kenntnisse in Grafik oder Illustration.

— 4.

Jede Visualisierung ist eine Interpretation

@Philoponus

»Auf der ersten Folie über Bilder steht nur Text« @werquer

»comics journalism braucht nicht nur eine eigene lesekultur, sondern auch qualitätskriterien. @ lukasplank« @th_weber

»Sorry, aber wer 2015 nicht weiß, dass Comics journalistische Königsklasse sein können, hat Jahrzehnte ignorant verbracht.« @schaffertom

»Visueller Journalismus ist wie jeder andere: Wahr muss es sein und mit genug Zeit wirds besser.«

— 5.

Newsgames, Datenjournalismus o.ä. sind nach wie vor Randerscheinungen im Journalismus. Schreibende Journalisten besetzen nach wie vor die Entscheidungsebenen. Keynote Speaker Reinhard Schulz-Schaeffer HAW Hamburg Informative Illustration und Visuelle Publizistik

— 6.

Visuelle Produkte werden oft von Drittanbietern zugekauft. Message 3/2014

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TWENTY.TWENTY #24

Wir Ökooptimierer

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m Kaufhaus in der Jeansabteilung, im Supermarkt bei der Fischtheke und selbst im eigenen Badezimmer: An diesen profanen Orten kann sich die Zukunft entscheiden, zumindest für uns Ökooptimierer. Unser Konsumverhalten bestimmt, wie sich Gesellschaft und Umwelt entwickeln. Doch die Sache mit den nachhaltigen Entscheidungen ist im Alltagsstress gar nicht so einfach. Smartphone-Apps wie Codecheck.info, die vom Keynote Speaker Roman Bleichenbacher ins Leben gerufen wurde, bieten hier Abhilfe. Sie liefern dem User kontextbezogene Informationen, die uns nachhaltigen Konsum erleichtern und Alternativen aufzeigen wollen. Konsumentinnen und Konsumenten können durch ihr Verhalten zu einem Wandel

in Richtung Nachhaltigkeit beitragen. Die Prognosen für das Jahr 2020 sind vorsichtig optimistisch. Niemand erwartet, dass Apps die ganz große Veränderung bringen werden, aber alle sind davon überzeugt, dass unabhängige, punktgenaue Informationen bei bereits sensibilisierten Menschen viel bewirken können. Diese agieren dann in ihrem Bekanntenkreis als »Grätzlavantgarde«, wie Podiums-Diskutant Thomas Bogner es ausdrückt, und bilden die Treiber für einen größeren Wandel.

14.04.2015 Impact Hub Vienna

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PODIUM Alexandra Millonig Mobilitätsforscherin am Austrian Institute of Technology (AIT) Georg Russegger Kurator des Festivals Vienna Open Thomas Bogner Projektleiter bei der Österreichischen Energieagentur

MODERATION Thomas Weber Herausgeber von The Gap und Biorama

Keynote Speaker Roman Bleichenbacher Gründer und CEO von Codecheck.info

Blogparade Alexandra Millonig Es muß eine kritische Masse erreicht werden; wie schaffen wir das? Wie schaffen wir es, nicht nur jene zu erreichen, die eh schon mobilisert sind?

@mlinzer

»Es gibt tatsächlich Kosmetika mit 80 % Kunststoff-Anteil.« @werquer

Öko-Apps

Codecheck Mit dieser App wird der Barcode eines Produkts gescannt. Daraufhin liefert Codecheck Expertenbewertungen zu mehr als 22 Millionen Produkten aus Kosmetik, Ernährung und Haushalt. Die App deckt kritische Inhaltsstoffe auf und gibt Tipps zu gesünderen Alternativen. Green Plaza Mit dieser App prüfen Nutzer ihr tägliches Leben und sehen, wie umweltfreundlich sie agieren. Mit Tipps und Quiz wollen die Entwickler das Bewusstsein für einen ökologischen Lifestyle verbessern. Im Fokus stehen Themen wie die CO2 -Bilanz, Umweltschutz, Energieeinsparung, Lärmschutz oder Ernährungstipps.

»wir machen das im grätzl. g. russegger über den punkt, wo veränderungen ansetzen.« @thmsstllnwrk

»Wer am positiven Einfluss der VerbraucherInnen zweifelt, wie ich zB gelegentlich, kann bei @Exploring2020 Optimismus schöpfen.« @Finefranfine

»Firmen reagieren nur auf Druck.«

WWF-Fischratgeber Mit dem Smartphone gegen Überfischung: Der Einkaufsratgeber »Fische & Meeresfrüchte« hilft, die richtige Einkaufswahl zu treffen und trägt dazu bei, die Fischbestände zu schonen. Grundlage ist eine weltweite Datenbank mit den Bewertungen von mehreren hundert Fischbeständen und Fischzuchten, die zu einer Kaufbewertung »Gute Wahl«, »Zweite Wahl« oder »Lieber nicht« führt.

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BILDUNG

BILDUNG Und ewig grüSSt die … »Digitale Kompetenz« Es gab wohl kaum eine Diskussion unserer Reihe, bei der nicht zumindest einmal »digitale Kompetenz« gefordert wurde. Open Government Data? – Wichtiges Thema! Vor allem braucht es mehr Kompetenz, die Daten richtig interpretieren zu können. Vertrauen im Digitalen Zeitalter? Ja, dafür braucht es die Fähigkeit zur Quellenkritik. Konsequenterweise haben wir der Bildungsthematik bereits vier Ausgaben gewidmet. Abgeschlossen ist diese Debatte noch lange nicht. Vor allem nicht in Österreich.

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igitale Kompetenz« ist ein schwammiger Begriff. Die Bandbreite möglicher Interpretationen reicht von Anwendungskenntnissen für Hard- und Software, über ein grundsätzliches Verständnis der technischen und sozialen Zusammenhänge (Stichwort Quellenkritik) bis hin zu Informational Thinking (Stichwort Problemlösungskompetenz) oder Programmierkenntnisse (Stichwort Nation of Makers, die Aufforderung von US-Präsident Obama an seine Landsleute). Vor allem bei Letzterem tun wir uns hierzulande sehr schwer. Während anderswo längst erkannt wurde, dass Programmieren eine Kulturtechnik ist, dass unsere Welt durch Programmcode und Algorithmen bestimmt wird, findet sich Programmieren kaum auf den Lehrplänen österreichischer Schulen und selbst Informational Thinking – also die Anwendung von Progammierlogiken

für die Lösunng komplexer Probleme – wird an unseren Schulen kaum trainiert. Allerorten ist davon die Rede, dass Data Scientist das zukunftsträchtigste Berufsbild überhaupt sei. An der Bildungsbasis dafür mangelt es aber. Zwei Zahlen verdeutlichen das: Bei den Digital Skills, die in der Digitalen Agenda der EU-Kommission gemessen werden, liegt Österreich weit unter dem EU-Schnitt (nur 5,59 Prozent haben überdurchschnittliche Kenntnisse in dem Bereich, in Dänemark sind es 20,8 Prozent). Bei der Ausstattung österreichischer Schulen zeigt sich ein ähnliches Bild. Bei Computers for educational purposes in der vierten Schulstufe liegen wir mit 12,6 pro 100 Schüler weit führt auch in dieser Kategorie. Da verwundert es nicht, dass bei nahezu jeder unserer Veranstaltungen nach mehr gerufen wurde.

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Fragekultur Apropos Data Scientist. Implizit wurden die Fähigkeiten schon beim ersten twenty. twenty zum Bildungsthema gefordert. Da gab es den Begriff noch gar nicht. Und wenn, so war er noch nicht so trendy wie heute. Die Keynoterin Ursula Maier-Rabler, Professorin am ICT&S Center an der Universität Salzburg, betonte in ihrem Eingangsreferat, dass sich mit dem Wandel hin zu einer Netzwerkgesellschaft auch

Bildungsziele und Bildungspraxis ändern müssen. Im Vordergrund stehe nicht mehr die lineare Weitergabe von Wissen. Bildung muss vielmehr auf den souveränen Umgang mit Wissen abzielen und die Fähigkeiten zur Kooperation in Netzwerken vermitteln. »Wir müssen weg von einer Antwortkultur, hin zu einer Fragekultur«, so Maier-Rabler. Angesichts einer riesigen Datenmenge ist es wohl die wichtigste Fähigkeit eines Analysten, gute Fragen zu stellen. 57

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BILDUNG

»Die Ausbildung einer informationellen Intelligenz wird somit zur Grundvoraussetzung für die Menschen. Dazu gehört auch die Kunst des Vergessens.«

Informatik als Kulturtechnik Auch die Idee der Nation of Makers wurde bei twenty.twenty schon vorweggenommen, lange bevor Obama sie formulierte. Manfred Faßler, Professor an der Goethe-Uni Frankfurt stellte in seiner Keynote »Social Information Management« klar, dass es ihm nicht so sehr um den Umgang mit Informationen gehe, sondern um informationelles Management sozialer Zusammenhänge. Digitalisierung und die Möglichkeit zur Selbstorganisation der Menschen in Netzwerken stellen den traditionellen Gesellschaftsbegriff in Frage. Die Ausbildung einer informationellen Intelligenz wird somit zur Grundvoraussetzung für die Menschen. Dazu gehört auch die Kunst des Vergessens. Die Diskussion über die viel beklagte Flut an Informationen sei müßig. Einerseits gebe es zahlreiche Möglichkeiten, die Fülle der Daten zu verarbeiten und andererseits gehöre es zu den wichtigsten menschlichen Eigenschaften, auch Mut zur Lücke zu beweisen und vergessen zu können. Abgesehen davon wäre es – nicht über-

raschend – unabdingbar, digitale Kompetenz zu fördern. Traditionelle Institutionen erodieren und die Organisation sozialer Beziehungen findet zunehmend in der Digitalität statt. Da brauche es entsprechende Intelligenz, damit umzugehen. Informatik spielt dabei eine zentrale Rolle. Sie darf nicht länger den Stellenwert eines Hilfsmittels haben, sondern den einer zentralen Kulturtechnik. Widersprüchliche Verwertungslogiken Bei »Information.Wissen.Wert« ging es am Rande auch um digitale Kompetenz, im Kern aber um eine Frage, die im Bildungsbereich unter dem Stichwort Open Educational Resources (OER) diskutiert wird. Der Philosoph Klaus Neundlinger, der Enzo Rullanis »Ökonomie des Wissens« ins Deutsche übersetzt hat, zeichnete ein Bild der neuen Arbeit, in der Menschen Wissenskooperativen bilden, die in der Lage sind, Aufgabenstellungen effizient zu lösen und auch ökonomischen Nutzen daraus ziehen. Internettechnolo-

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gien sind eine hervorragende Basis dafür, wenn man versteht, sie effizient zu nutzen und wenn die Strukturen dafür möglichst offen sind. In der anschließenden Diskussion wurde lebhaft über den Widerspruch zwischen sozialem bzw. kulturellem und ökonomischem Wert von Wissen diskutiert. Verknappung kommt der ökonomischen Verwertbarkeit entgegen. Offenheit hingegen vermehrt den sozialen und kulturellen Wert von Wissen. Dieser Konflikt wird aktuell wieder sehr stark in der Debatte über Freihandelsabkommen wie TTIP und TISA sichtbar. Lernen im Digitalen Er wird aber auch sichtbar, wenn es um den Zugang zu digitalen Lernressourcen geht. Jörg Hofstätter brachte in seiner Eröffnung zu »Digitales Lernen. Was Bücher nicht können« zahlreiche Beispiele von digitalen Lerntools wie etwa MOOCs (Massive Open Online Courses), die theoretisch einer unbeschränkt großen Gruppe von Menschen Zugang zu Wissen bieten können. Deren

Herstellung ist allerdings aufwendig und international sind es meist große Unternehmen, die die Produktion finanzieren – und damit auch bestimmte Interessen verfolgen. Insgesamt herrschte aber Einigkeit darüber, dass digitale Tools hervorragend zur lustvollen Vermittlung von Inhalten geeignet sind. Doch auch dafür braucht es digitale Kompetenz; nicht nur bei den Lernenden, sondern noch viel stärker bei Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen. Diese sollten nicht nur Anwenderkenntnisse besitzen, sondern auch die dahinter liegenden Mechanismen verstehen. Wie schon geschrieben: Diese Diskussion ist noch lange nicht abgeschlossen.

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GREEN-IT Teil des Problems und Teil der Lösung Technologische Entwicklungen waren und sind immer dazu gedacht, Probleme zu lösen. Sie bringen aber immer auch neue Probleme mit sich. Die Digitalisierung im weitesten Sinn stellt da einen Sonderfall dar. Erstmals bringt die Technologie auch (fast) alle Bausteine mit, die von ihr verursachten Probleme zu lösen. Auch die ökologischen.

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s ist schon seltsam: Da hört man ständig, dass alles smart werden müsse, um die knappen Ressourcen unserer Erde zu schonen. Alles muss vernetzt werden, damit Prozesse effizienter, Wege verkürzt und Energie besser verteilt wird. Und dann liest man, dass das Internet – bezogen auf seinen gesamten Energieverbrauch – das sechstgrößte Land der Welt ist. Größer als Deutschland. Neben der Selbstverpflichtung großer Serviceanbieter wie Apple, Facebook oder Google, auf erneuerbare Energien zu setzen oder der Verbesserung der Energieeffizienz der Hardware gibt es aber noch einen weiteren Lösungsansatz, der in der Beschaffenheit des Netzes selbst begründet ist. Virtualisierung – also die bedarfsabhängige Zuteilung von Rechenleistungen – sorgt dafür, dass insgesamt weniger Server benötigt werden. Zwar war bei twenty. twenty #9 zum Thema »Shared resources« nicht die Rede von Hardware-Virtualisierung, aber sehr viel vom Prinzip des Teilens und einer Sharing Economy, die erst durch

Vernetzung entstehen kann. Natürlich auch mit damit verbundenen Problemen, die Sascha Lobo (er war nie Speaker bei twenty.twenty!) unter dem Begriff Plattformkapitalismus zusammenfasst. Grüner Faden Ökologische Fragestellungen schlängeln sich als grüner Faden durch unsere Veranstaltungsreihe und dabei geht es immer auch um Vernetzung – technisch wie sozial. Bei »Wir Ökooptimierer« (twenty.twenty #24) stellte Roman Bleichenbacher sein Commu­ nity-Projekt codecheck.info vor. Hunderte Menschen haben Infos zu 22 Millionen Produkten erfasst und codechek.info so zu einer Art Produkt-Wikipedia gemacht, das bei nachhaltigen Kaufentscheidungen unterstützt. Bei »Green IT im Haushalt« (twenty. twenty #17) sollte es ursprünglich darum gehen, welche Strategien Geeks anwenden, um ihre Spielzeuge nachhaltiger zu nutzen und zu betreiben. Der Solarcharger von Changers sollte als Aufhänger dienen.

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Handy-Recycling bei A1 2004

Bereits 2004 hat A1 als erster österreichischer Netzbetreiber Handy-Recycling eingeführt.

70.000

Seither wurden ungefähr 70.000 Handys gesammelt und recycelt.

10 Millionen

In österreichischen Haushalten lagern ungefähr 10 Millionen ungenutzte Handys und Smartphones. Wichtige, darin enthaltene Rohstoffe können so nicht wiederverwendet werden.

25 % Metalle 3 Millionen

Jedes Jahr werden ungefähr 3 Millionen neue Handys und Smartphones in Österreich verkauft.

14.218 Althandys

Ein Mobiltelefon besteht zu rund 25 % aus Metallen. Es enthält beispielsweise 250 mg Silber, 24 mg Gold, 9 mg Palladium, 9 g Kupfer und 4 g Kobalt. In den weltweit jährlich über eine Milliarde verkauften Handys sind insgesamt • 250 Tonnen Silber • 24 Tonnen Gold und • 9 Tonnen Palladium enthalten.

Interne A1-Winter-Sammelaktion: Es wurden in nur 5 Monaten 14.218 Althandys gesammelt.

50 %

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Ungefähr die Hälfte aller ÖsterreicherInnen lässt ihr altes Gerät einfach ungenutzt in der Schublade liegen.

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Fairphone at a glance: 60.000 verkaufte Geräte

Daniela Schiffer von Changers.com stellt aber dann erstmals öffentlich ihr neues Community-Konzept vor, das wenige Wochen nach unserer Veranstaltung live ging. Mit einem Gamification-Ansatz und der Möglichkeit, so genannte Recoins zu verdienen, belohnt Changers.com nicht nur für alternativ erzeugte Energie (ein Tropfen auf dem heißen Stein), sondern auch nachhaltiges Mobilitätsverhalten (ein tatsächlicher Hebel). twenty.twenty war noch einmal vor der Premiere an einem Thema dran. Monate bevor das Fairphone tatsächlich verfügbar war, hat Joe Mier das Konzept vorgestellt. Auch das Fairphone ist letztlich ein Community-Projekt. Wäre die Crowdfunding-Kampagne nicht erfolgreich gewesen, gäbe es dieses Smartphone gar nicht. Und es wäre nicht gezeigt worden, dass es durchaus möglich ist, Geräte unter besseren sozialen und ökologischen Bedingungen herzustellen. Perfekt sind sie noch immer nicht, aber Fairphone konnte die Messlatte für andere Hersteller deutlich höher legen. Mit Fairphone und Changers haben wir die Auswirkungen unserer Arbeit auch tatsächlich messen können. Joe Mier hat uns einige Tage nach der Veranstaltung (und nach einigen Medienberichten darüber) berichtet, dass die Fairphone-Vorbestellungen aus Österreich

bezogen auf die Einwohnerzahl die höchsten in ganz Europa wären. Daniela Schiffer konnte Ähnliches über die Bestellungen der Changers.com-Solarcharger berichten. Green Start-ups Bei »Greenovate! – Entrepreneurship goes green« (twenty.twenty #7) wollten wir vordergründig über die boomende Umwelttechnologie-Branche sprechen, sind in der Diskussion dann auch beim Community-Thema im weitesten Sinn gelandet. Es brauche eine breite gesellschaftliche und politische Verankerung, um grünen Innovationen zum Durchbruch zu verhelfen. Positives Technologieverständnis So unterschiedlich der Fokus bei unseren grünen Themen auch war, ein Fazit lässt sich dennoch ziehen. Wir müssen nicht zurück auf die Bäume. Technologien können dafür eingesetzt werden, viele unserer großen Probleme zu lösen.

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Martin Strele vom Projekt »Ein guter Tag hat 100 Punkte« im Interview Sie waren 2011 mit Ihrem Projekt »Ein guter Tag hat 100 Punkte« bei twenty.twenty am Podium. Wie war Ihre Erfahrung als Diskutant? Besonders eindrücklich war, dass unmittelbar nach der Diskussion ein Unternehmer aus dem Burgenland mit uns Kontakt aufnahm, der inzwischen eine Smartphone-App entwickelt hat, die unser Projekt »Ein guter Tag hat 100 Punkte« ergänzt.

»Ökologische Fragestellungen schlängeln sich als grüner Faden durch unsere Veranstaltungsreihe und dabei geht es immer auch um Vernetzung …«

Wie hat sich Ihr Projekt seither entwickelt? Wir sind sehr zufrieden. In mehr als 80 Ländern wurde das System inzwischen ernsthaft wahrgenommen. Schritt für Schritt entstehen neue Anwendungen und Ideen. Was wird in nächster Zeit passieren? Wir haben keinen Druck, schnelle quantitative Erfolge abliefern zu müssen. Im Grunde genommen bieten wir mit der Initiative eine Währung an, die für Produkte und Tätigkeiten einen Preis transparent macht. Dieser Preis vermittelt auf einfache Art, welche Umweltauswirkungen mit unseren alltäglichen Lebensgewohnheiten verbunden sind. Das Gesprächsmotto 2011 lautete »Greenovate – Entrepreneurship goes Green!« Wie hat sich die diesbezügliche Diskussion seither entwickelt? Gab es eine »Greenovation«? »Ja« würd’ ich sagen. Aber nicht im Sinne einer Business-Idee, sondern eher als Instrument für Konsumenten, sich im Dschungel zurechtzufinden.

Codecheck.info: Das Wikipedia für Produkte

Mit »Ein guter Tag hat 100 Punkte« stellt das Team von Martin Strele ein Designwerkzeug für einen nachhaltigeren Alltag zur Verfügung. Das Projekt wurde, seit es 2011 bei twenty.twenty #7 zum Thema Greenovate! – Entrepreneurship goes Green zu Gast war, weiterentwickelt – und ist auch als kostenlose App verfügbar. www.eingutertag.org

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INTERVIEW

Bild FHWien der WKW Philipp Tomsich

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Dauerbrenner Wirtschaftskrise Regula Blocher ist Bereichsleiterin Neue Medien/Onlinejournalismus am Institut für Journalismus & Medienmanagement der FHWien der WKW. Wir haben uns mir ihr anlässlich des kommenden twenty.twenty über Medien und Krisenberichte unterhalten.

Welche Rolle spielen Krisen wie Kriege oder Naturkatastrophen in den Medien? In Nachrichtenmedien naturgemäß eine große Rolle. Ich sehe es auch als die gesellschaftliche Aufgabe von Journalismus, über Krisen von öffentlichem Ausmaß zu berichten. Welche ethischen Richtlinien gibt es für Medien zwischen dem Wunsch nach Lesern und Aufmerksamkeit und dem Schutz von Opfern?

Abgesehen von den medienrechtlichen Rahmenbedingungen gibt es etwa den Ehrenkodex der österreichischen Presse. Punkt 5.1. lautet »Jeder Mensch hat Anspruch auf Wahrung der Würde der Person und auf Persönlichkeitsschutz.« Manche Medien haben außerdem Selbstverpflichtungen über den Umgang mit Gewaltdarstellungen u.Ä. In der Praxis werden Einzelfälle, denke ich, in jeder Redaktion sehr kontrovers diskutiert. Ich würde aber weniger den Wunsch nach 65

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INTERVIEW

Lesern und Aufmerksamkeit mit dem Opferschutz abwägen – da gewinnt für mich immer letzterer; die schwierigere Frage ist die Abwägung zwischen dem öffentlichen Interesse (bzw. dem Anspruch, die Leser zu informieren bzw. die Wirklichkeit möglichst unverfälscht abzubilden) und dem Opferschutz. Krisen scheinen bei manchen Medien auch besonders beliebt, da sich negative Schlagzeilen, Angst und Aufregung besonders gut verkaufen? Das würde ich so allgemein nicht unterschreiben. Gerade Krisen, die weit weg passieren, interessieren wenig. Aber da ist es ja dann auch das Handwerk bzw. die Kunst des Journalismus, die persönlichen Geschichten hinter der Krise zu erzählen, um darauf aufmerksam zu machen. Und es gibt durchaus immer wieder den Wunsch nach mehr guten Nachrichten in den Medien. Ob und wie sich das in Verkaufszahlen widerspiegelt, kann ich nicht beantworten. Und wie hat sich dieses Verhältnis durch das Internet und Social Media verändert? Meinungen und Bilder aus Krisengebieten werden vermehrt auch über private Kanäle geteilt. Ich meine, in Social Media zählen good news, Spaß und Unterhaltung (noch) mehr als in klassischen Medien. Deren Rolle ist es, die Seriosität der im Internet geteilten Inhalte zu überprüfen, Informationen einzuordnen und zu erklären. Das wird durch Social Media noch wichtiger.

Für Medienhäuser gibt es gesetzliche Richtlinien, für Privatpersonen und Initiativen nicht. Wie können Medien damit umgehen? Medien müssen sich der gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein und die Verifikation von Quellen ernstnehmen. Allgemein gesprochen finde ich die Mediengesetze keinen Hemmschuh, sondern richtig und wichtig, weil Medien nun auch mal eine andere gesellschaftliche Aufgabe und Verantwortung haben als Privatpersonen. Können Sie einschätzen, welche Krise der letzten zehn Jahre sich medial am besten verkauft hat, die größte Aufmerksamkeit hatte? Ich kenne dazu keine Zahlen. Persönlich war für mich die Wirtschaftskrise am einprägsamsten, weil sie ein Dauerbrenner war. Diese hat global viele Leute betroffen, war aber immer schwer zu bebildern. Was bedeutet dies für Medien? Das Problem lässt sich teilweise lösen, wenn man die Krise auf persönlich Betroffene runterbricht und die Geschichten und Gesichter hinter der Krise erzählt. Eine andere Möglichkeit ist außerdem der Datenjournalismus, der gerade im Internet viele interessante multimediale Darstellungsformen gefunden hat, um komplexe, zahlenlastige Zusammenhänge nachvollziehbar, transparent und ansprechend aufzubereiten.

Regula Blocher

auf Twitter: @regulablocher

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TWENTY.TWENTY #25

ANKÜNDIGUNG: BILDER DER KATASTROPHE

VOR U A SCH

Die Luftaufnahme vermittelt einen Eindruck der Schäden, die das Erdbeben vom 25. April 2015 in Nepal angerichtet hat.

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s gibt heute so gut wie keine Katastrophe und kein anderes Ereignis von gesellschaftlicher oder politischer Bedeutung, von dem nicht sofort Bilder verfügbar sind. Ob Naturkatastrophen oder Enthauptungen, mit denen die selbsternannten Krieger des Islamischen Staates ihren Terror verbreiten: Von allem gibt es Fotos und Videos. Drohnen dringen in Katastrophengebiete vor, die Menschen nicht betreten können und liefern aufsehenerregende Bilder. All das wird im Internet publiziert und Medien müssen sich die Frage stellen, ob sie dieses Material auch verwenden und ihm – und damit auch sich selbst – noch mehr Reichweite verschaffen. Redaktionen, die die ethischen Standards besonders hoch ansetzen, riskieren Wettbe-

werbsnachteile. Andere, die derart grausame Bilder publizieren, argumentieren, dass das Material ohnehin öffentlich verfügbar sei und die Realität nicht geleugnet werden könne. Die Verantwortung trifft nicht nur die Medien, sondern auch die Betreiber von Online-Plattformen und es gibt sogar Versuche, Provider in die Pflicht zu nehmen. Die 25. Ausgabe von twenty.twenty stellt die Frage, was es braucht, die Welt so darzustellen wie sie ist und wo die Grenzen dabei liegen.

Die 25. Veranstaltung von twenty.twenty wird am 17. Juni 2015 im Impact Hub Vienna stattfinden.

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Der Weg zum CO2 neutralen Netz

Einfach A1.

Auftraggeber/Quelle: A1; Die CO2-Berechnungen wurden vom TÜV SÜD geprüft.

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