The Gap Niederösterreich

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Fünf Viertel Kreativwirtschaft Land & Kreatives Leben 001 Magazin für Glamour und Diskurs. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN, P.B.B. GZ 05Z036212 M, Nº 001, MÄRZ 2014

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60 Jahre Subkultur St. Pölten. Theater: Village People. Street Art: Labinsac. Hirndoping mit Ritalin. Neuer Frei:raum. From Dawn To Fall. Orphan Black. Steam.

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made in austria statement by karlheinz essl

österreich

ische kun st im foku s

27.02. – 24.08.2014

An der Donau-Au 1, Klosterneuburg / Wien, +43 (0)2243 370 50 150, www.essl.museum The Gap NÖ KOMPLETT.indb 2

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Kolumne von Thomas Weber

Herrschaftszeiten! Niederösterreichs größtes Manko: Es gibt keine zeitgemäße kritische Öffentlichkeit. Eine Chance für Blogger und Medien-Start-ups.

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iederösterreich hat – fast – alles, was eine aufstrebende Region braucht: Betriebe beinahe jeder Größenordnung, Ausbildungsstätten für jedes Alter, eine vertretbare Verkehrsinfrastruktur, Sehenswürdiges für Einheimische wie für Touristen, genügend Geld und Gespür für künstlerisch Vorwärtsdrängendes. Selbst das, was man hier »Volkskultur« nennt und was anderswo rückwärtsgewandt nach Blut und Boden stinkt, wird mancherorts tatsächlich gelebt, wirkt echt und einigermaßen zeitgemäß. Man muss nicht alles toll finden. Das Tolle ist aber: Niederösterreich ist unglaublich vielseitig, hat – wo es das nicht war, Stichwort: Kultur – in den vergangenen Jahren Unsummen investiert, baut auf diese Vielfalt und bietet deshalb Lebensqualität. Gerade auch, weil es Teil des Großraums Wien ist und Land und Stadt (und auch die vielen Kleinstädte rundherum) einander wechselseitig befruchten.

Zwar gibt es – es soll nichts schöngeredet werden – auch Landstriche, denen es weniger gut geht. Das Waldviertel etwa ist massiv von Abwanderung geprägt. Doch selbst die hat ihr Gutes: The Gap wurde 1997 federführend von zwei aus dem Waldviertel gerade Weggehenden gegründet. „Der Verstand“, heißt es, »kommt vom Land.« Ein besonderer Bezug zum Land um die Hauptstadt ist uns bis heute eigen. Dennoch: Das größte Manko bleibt, dass Niederösterreich keine eigenständige Medienlandschaft hervorgebracht hat, die internationalen Standards gerecht wird und die das Land, seine politischen Vertreter und die herrschenden Verhältnisse immer wieder auch einmal kritisch in die Pflicht nehmen. Für die Politik mag das unbequem sein. Doch warum gibt es in Niederösterreich keine Entsprechung zum widerspenstigen Tiroler Blog www.dietiwag.org? Dass es in einem seit Jahrzehnten absolut regierten Bundesland nichts Kritisierenswertes gibt, muss angezweifelt werden. Unabhängige Medien tragen zur Transparenz und zum Selbstreinigungsprozess eines Landes bei;

zur »Klarheit«, die in Wahlkämpfen immer wieder plakatiert wird. Gerade deshalb ist der FHLehrgang für Medienmanagement, in dem Studierende an der FH St. Pölten die vorliegende Niederösterreichausgabe von The Gap erarbeitet haben, eine Riesenchance für das Land, eine Riesenchance für junge Talente, Blogger, Start-ups und Querdenker. Im Medienmanagement erprobte und bewanderte Absolventen können tragfähige Geschäftsmodelle entwickeln, ökonomisch sinnvolle Nischen erkennen und besetzen und: neue Formen der Öffentlichkeit finden. Möge die  Übung gelingen! Thomas Weber Herausgeber weber@thegap.at @th_weber

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Hirndoping Studenten fühlen sich immer mehr unter Druck gesetzt, den Erwartungen der Gesellschaft zu entsprechen und gewisse Leistun­ gen möglichst rasch zu erbringen. Manche sehen da keine andere Chance, als sich mit verschrei­ bungspflichtigen Medikamenten einen Vorteil zu verschaffen.

030 Magazin Creative industries nö 010 —— Wie Kreativität zu einem internationalen Wett­ bewerbsvorteil verhilft und wer das in Nieder­ österreich drauf hat. golden frame 014 —— Kunst ist dir zu will­ kürlich? Lass dich vom Gegenteil überzeugen. Hermann J. Painitz und die »logische« Kunst. film & technik 016 —— Hobbits, Klone, durchs All schwebende Menschen – Wie der Fortschritt der Technik die Filmkunst verändert. 60 Jahre subkultur st. pölten 019 —— Eine multimediale Großausstellung zur lokalen Musik- und Subkultur. Zu finden ab April im Freiraum. Freiraum 022 —— Neue Location. Was darf man nach dem Relaunch von dem St. Pöltner Club erwarten? Veranstaltungsorientierte Architektur für gewohnt vielfältiges Programm.

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Village People 024 —— Das Brut Wien wid­ met den Menschen auf dem Land einen Thea­ ter-Schwerpunkt. Auch dabei: eine Topfpflanze. Street art in niederösterreich 026 —— Wir haben uns intensiv auf die Suche gemacht und, kaum zu glauben, ja es gibt sie, die Street Art in Niederösterreich. game-box steam 028 —— Die auf den Benutzer zugeschnittene Steam-Machine ist da. Wir haben das futuristische PC-Spielerleb­ nis fürs Wohnzimmer erprobt. HIRNDOPING 030 —— Wenn Kaffee und Energydrinks nicht mehr reichen – vom Lernen auf Ritalin und Konsorten.

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Creative Industries NÖ Im ländlichen Teil von Österreich liegt Niederösterreich an erster Stelle im Bereich Kreativwirtschaft. Das hat das Land vor allem den Bezirken rund um Wien zu verdan­ ken, die sich deshalb neben Wein-, Mühl-, Most- und Industrieviertel einen eigenen Viertelnamen ver­ dient haben – willkommen im fünften Viertel Niederösterreichs, dem Kreativviertel.

010 Rubriken Leitartikel 003 Inhalt 004 Editorial 006 Impressum 006 Fondue 007 Charts 008 Unbezahlter Anzeiger 009 Workstation 034 Reviews 039 Introducing: From Dawn To Fall 042 Termine 044

Kolumne Vea Kaiser: Helden von heute 049

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Bild der Ausgabe Zwei Dinge haben uns das ganze Semester lang begleitet: Kaffee und The Gap NÖ. Schnell fingen wir an, mehr Herzblut in das Produkt und damit auch mehr Kaffee in unsere Kehlen fließen zu lassen. Stefan Nie­ derwieser und Martin Mühl haben mit beinahe väterlicher Fürsorge versucht, die Studenten in die richtige Richtung zu lenken, aber letztendlich kann man wohl nie ganz kontrollieren, was die Kinderleins so fabrizieren.

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rial

Niederösterreich, du unbekanntes Wesen Selbst Niederösterreicher wissen oft gar nicht so genau, was man in Niederösterreich machen und erleben kann. Das ist uns unter anderem bei der Arbeit mit den Studierenden aufgefallen. Tipps und Empfehlungen hätten sie gern geschrieben und bekommen. Dabei gibt es ein paar Möglichkeiten, sich über das kulturelle Leben in den vier Vierteln (das fünfte Viertel, haben wir bei der Recherche zur Coverstory gelernt, ist das unmittelbare Umland von Wien, in dem sich Kreative besonders gerne niederlassen) zu informieren, sei es die NÖN, das MFG, die niederösterreichische Kulturvernetzung, mitunter auch die Bezirksblätter oder Facebook-Pages wie »1000 Things To Do In St. Pölten«. Was dort aber eben nicht passt, glauben wir, sind die Sprache und die Bilder, damit das auch ankommt. Und deshalb gibt es dieses Heft hier. Richtig, es sieht so aus wie The Gap und wurde großteils von Studierenden des Lehrgangs Medienmanagement der FH St. Pölten erarbeitet. Beste Ausnahme davon: Vea Kaiser, die Vea Kaiser, hat uns eine Kolumne über Windräder verfasst. Groß, bitte.

Einiges könnte sonst sicher noch spezifischer, bunter, großartiger sein. So eine Zusammenarbeit mit Studierenden muss sich einspielen, das Format etablieren. Dann wissen wir auch, dass wir für vertiefende Interviews noch mehr Platz einplanen müssen, wie eine Produktion über Google Drive funktioniert oder dass Studierende zwar einfach mal auf Photoshop losgelassen werden können, aber wir nächstes Mal natürlich vorher grafische Raster und Satzspiegel erklären müssen. Bei all dem herrscht aber das Gefühl vor, dass an der FH St. Pölten kluge Menschen heranwachsen, die alte und neue Medien verstehen, mit denen dieses Magazin eine Lücke schließen kann, nämlich coole Kultur in Niederösterreich zu feiern.  Stefan Niederwieser niederwieser@thegap.at @the_gap

Impressum

Herausgeber Thomas Weber Chefredaktion Martin Mühl, Stefan Niederwieser Redaktion Maria Becker, Birte Duijnmaijer, David Hertl, Magdalena Hiller, Teresa Höchtl, Julia Kainz, Alexander Kastl, Constanze Keller, Lena Mayer, Christoph Purer, Jennifer Schindl, Kathrin Suppanz, Johanna Wachter Termine Lisa Holub, Eva Kopf Autoren Vea Kaiser Fotografie Christoph Purer Grafik Birte Duijnmaijer, Teresa Höchtl, Jennifer Schindl, Simone Schmid Lektorat Adalbert Gratzer, Lisa Holub Anzeigen Julia Kainz, Constanze Keller, Eva Kopf, Susanne Krejca, Lena Mayer, Vanessa Tausek, Thomas Weber Distribution Jennifer Frank, Christina Gravogl, Sandra Hartl, Lisa Holub, Martin Mühl, Christoph Purer Druckabwicklung Maria Becker, Christoph Purer Druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Pulverturmgasse 3, 1090 Wien Geschäftsführung Martin Mühl Produktion & Medieninhaber Monopol GmbH, Favoritenstraße 4–6/III, 1040 Wien Kontakt The Gap c/o Monopol GmbH, Favoritenstraße 4–6/III, 1040 Wien; Tel. +43 1 9076766-41; wien@thegap.at, www.thegap.at, www.monopol.at, office@thegap.at Bankverbindung Monopol GmbH, easybank, IBAN AT77 14200 20010710457, BIC EASYATW1 Heftpreis gratis Erscheinungsweise Zwei Mal pro Jahr Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Für den Inhalt von Inseraten haftet ausschließlich der Inserent. Für unaufgefordert zugesandtes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Jegliche Reproduktion ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der Geschäftsleitung erlaubt. Diese Publikation wurde gemeinsam mit Studierenden der FH St. Pölten im Rahmen einer Lehrveranstaltung des Studiengangs Medienmanagement konzipiert und erarbeitet.

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Spähaugen und Schnappschützen aufgepasst: The Gap freut sich immer über bemerkenswerte Momentaufnahmen, optische Querschläger und belichtete Kuriositäten. Einsendungen an fondue@thegap.at

Auch zum Frühstück mögens die Niederösterreicher exotisch!

Für außergewöhnliche Reisen muss man nicht zwingend ins Ausland!

Was soll denn das für ein Bild abgeben – nicht mal die St. Pöltner mögen ihre Stadt?

Bei »Big Mama’s« hat man die Möglichkeit, sich wie ein Pferd zu fühlen!

Niederösterreich – das Paradies für Schnäppchenjäger!

Oh du schönes Niederösterreich, wer sollte auch jemals von dir weg wollen?

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CH

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Ben Martin

(Singer-Songwriter)

TOP 10 NÖ-Bands

01 Lausch 02 Bauchklang 03 5 Achterl in Ehr’n 04 Francis International Airport 05 Koenigleopold 06 I Am Cereals 07 Bastard Peels 08 House of Riddim 09 Body & Soul 10 Fijuka

TOP 5

mit viel liebe betriebene lokale, die man unbedingt mal kennenlernen sollte

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Emmi (St. Pölten) Cimbalino (Krems) Café Schubert (St. Pölten) MOYOme (Krems) Seedose (St. Pölten)

auch nicht schlecht: Nachhaltig einkaufen, z.B. bei Gutding, Greisslerei 2.0, Evi’s

Kata Neco (DJ)

TOP 10

tUNES

01 Der Alte – Kölsch 02 I love London – Crystal Fighters 03 Smoke & Mirrors (Playful Edit) – Neelix 04 No Eyes – Claptone 05 Into The Abyss – Atma 06 Age Of Love – Jam & Spoon (Watch Out For Stella Mix) 07 Make It Work – Coming Soon 08 Fatty Fatty – Vandal 09 537 Cuba – Orishas 10 Kalemba – Buraka Som Sistema

TOP 5

Gute laune und energy-recharger-songs:

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Changes – Faul ft. Wad Ad Don’t Worry Be Happy – Bob Marley I Found You (High Contrast Remix) – Axwell Endlich Wochenende – Sido Man With The Red Face – Mark Knight, Funkagenda

auch nicht schlecht: Shakira, Hippies und Cola Cao Turbo

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UNBEZ

H LT E R A N Z E I G E R

Es gibt Dinge da draußen, die sind so gut, die sind Segnungen für die Menschheit, echte Hits der Warenwelt, für die machen wir freiwillig Werbung.

Led-Regenschirm

Little Rooster Alarm

Die Bugatti Shisha

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BUSINESS HEALTH LIFE SCIENCES

“Eindruck, der bleibt.” Victoria, 20, Bachelor-Studentin

openhouse 22. März 2014, 9 - 16 Uhr

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www.fh-krems.ac.at

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Kreativität und Design in Serienproduktion bei Riess 010

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Creative Industries in Niederösterreich

Kreativwirtschaft abseits der Großstadt

Land, Leben und kreatives Leiden

Lange wurde Kreativität als Soft-Skill behandelt. Eher als eine Ergänzung zu handfesten Berufen. Dabei tritt Kreativität heutzutage immer öfter kombiniert auf. Architektur, Grafik, Design, Musik, Film, Kunst oder Games gelten als klassische Kreativsparten. In den westlich entwickelten Ländern wie Österreich sieht man sie als Chance, um gegen schnell wachsende und produzierende Schwellenländer anzukommen. Klassische Berufsrollen brechen dabei ebenfalls auf, die tägliche Arbeit ist mehr und mehr durch Kooperation und Vernetzung geprägt. In der Kreativwirtschaft betreibt man diese Praxis seit Jahrzehnten und profitiert dadurch von langjähriger Erfahrung. »Damit hat die Kreativwirtschaft eine Vorreiterrolle für alle anderen Branchen. Diese können viel von den Kreativen lernen«, so Wolfgang Strobl, Projektleiter von Creative Industries des niederösterreichischen Regionalmanagement. Nach Wien liegt Niederösterreich mit fast 6.000 Unternehmen an zweiter Stelle der österreichischen Kreativwirtschaft. Rund 15 % aller Kreativ-Beschäftigten arbeiten in Niederösterreich. Dort sind mit 29 % die Software- und Games-Unternehmen im größten Bundesland Öster-

reichs am häufigsten, dicht gefolgt von Musik und Buch mit 28 %, wobei auch Werbung mit 23 % stark vertreten ist. Besonders hoch ist der Kreativ-Anteil in den niederösterreichischen Bezirken um Wien, also dem Speckgürtel. Trotzdem trauen sich einige mutige Kreative tatsächlich in die ländlicheren Regionen. Die angenehm entspannte Atmosphäre und die Nähe zur Natur sind die Hauptgründe für den Umzug aufs Land. Die jungen Kreativen, die aktuell in der Stadt wohnen und diese schätzen, werden auch älter, gründen Familien und wollen raus ins Grüne. Damit Familien die Stadt hinter sich lassen, muss sich erst eine gewisse Infrastruktur etablieren. Dass etwa Kindergärten bzw. Kinderbetreuung noch nicht ausreichend bestehen, sieht Wolfgang Strobl als Problem, das wiederum durch Kreativität gelöst werden könnte. Hier geht es um kreatives Wirtschaften, das bis in die strukturelle und soziale Lebensund Arbeitsqualität der Menschen hineingreifen soll. Vom Ausbau von Glasfaser-Leitungen in abgelegenere Gebiete über die Förderung von Co-Working-Büros bis hin zur Motivation der Mitarbeiter, längere Anreisen in Kauf zu nehmen – die Verbesserung der Infrastruktur ist essenziell für die kreative Arbeit am Land.

Text Johanna Wachter Bild Media Computing Research Group / FH St. Pölten © Christina Häusler

Kreativwirtschaft spielte sich lange im urbanen Umfeld ab, viele Kreative sind mittlerweile auch am Land. Am Beispiel Niederösterreich zeigt sich die Entwicklung der kreativen Branche.

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Dieses Projekt war eine Bachelorarbeit an der NDU. Fachlehrgänge wie zu Grafikdesign und Medienmanagement sind ebenfalls Triebfedern der niederösterreichischen Kreativen.

Der internationale Wettbewerbsvorteil entsteht in der Region Die Brücke zwischen Industrie und Kreativität – zwischen damals und heute – wird etwa bei Riess Email in Ybbsitz, cirka 30 km südlich von Amstetten geschlagen. Der Familienbetrieb in neunter Generation stellt mittlerweile als Letzter in Österreich Töpfe, Kannen und Aufbewahrungsgeschirr aus farbenfrohem Email her. Der kreative Zugang war es auch, der den Image-Relaunch 2000 bestimmte. Man sollte sich mit neuen Produkten und Umsetzungen an die veränderten Wünsche der Kunden anpassen, moderner wirken und sich international positionieren. So entstanden zum einen in Kooperation mit dem Wiener Design-Duo Dottings neue Dosen, deren Deckel sich gleichzeitig als Untersetzer verwenden lassen. Zum anderen bestimmten internationale Zusammenarbeit und innovative Verwendungsmöglichkeiten die Projekte mit dem Pop-Art-Meister Mel Ramos und dem Londoner Designer Tom Dixon. Daraus entstanden eine Neuauflage von Schildern mit Pin-Up-Motiven und die eigens entwickelten Email-Sitzmöbel. Der Retro-Trend hilft sicher auch. »Hier ist die Standortfrage nie eine Diskussion gewesen. Wir sind im Herzen von Niederösterreich, die Entfernung in alle Regionen Europas ist gleich weit«, so Friedrich Riess zu den in-

ternationalen Kooperationsmöglichkeiten vom Land aus. Weil nicht jedes Unternehmen auf langjährige Erfahrung bauen kann, wird seit 2008 vom Land Niederösterreich aktiv an Möglichkeiten für Förderung, Ausund Weiterbildung sowie Netzwerken gefeilt. Anstoß dazu gab ein Thementag in Brüssel mit der Botschaft: Will man global wettbewerbsfähig sein, dann setzt man auf die Kreativwirtschaft. In Niederösterreich gibt es zum Beispiel C³ – ein Coaching-Programm, bei dem die Teilnehmer über mehrere Monate zu ihrem aktuellen oder zukünftigen Projekt begleitet werden. In Gruppen bis zu 20 Personen wächst simultan Know-how und ein Netzwerk. In der eigens für die Kreativwirtschaft gegründeten New Design University, der FH St. Pölten sowie der Donau-Uni in Krems werden potenzielle Mitarbeiter und Gründer aus- bzw. weitergebildet. Studiengänge wie »Innovations- und Gestaltungsprozesse« zielen darauf ab, die Verbindung zwischen kreativen Prozessen und betriebswirtschaftlichen Kenntnissen zu schaffen. An Letzterem scheitern viele Unternehmer, die zwar nach Expansion und Kundengewinnung streben, aber den Weg dorthin nicht kennen. Auch in den Bezeichnungen anderer Studiengänge wie »Mediendesign«, »Medienmanagement« oder »Kultur-Management« zeigen sich die interdisziplinären Bemühungen.

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Creative Industries in Österreich © Media Computing Research Group / FH St. Pölten

Die FH St. Pölten hat sich mit der Steuerung von Hausfunktionen und Medientechnik im Rahmen des Solar Decathlon beschäftigt.

Solar-Kooperative Dass diese Charakteristiken tatsächlich wettbewerbsfähig sind, zeigte sich etwa beim Team des Lisi-Hauses, das als österreichischer Beitrag zur SolarWM in Kalifornien eingereicht wurde und sich gegen Teams aus den USA und Kanada durchgesetzt hat. Eine Kooperation aus TU Wien, FH St. Pölten, FH Salzburg und des Austrian Institute Of Technology im niederösterreichischen Seibersdorf gewann im Herbst 2013 einen internationalen Wettbewerb, der aus zehn Kategorien bestand. Der niederösterreichische Beitrag lag hier in der Programmierung der Haussteuerung sowie der audio-visuellen Dokumentation des Planungs- und Errichtungsprozesses. Kooperation, Vernetzung und Interdisziplinarität zeichneten dieses Projekt aus. Die vergangenen Statistiken und Erfolge lassen hoffen, dass sich die Kreativwirtschaft bewähren wird. Während Ausbildungsmöglichkeiten in Niederösterreich vorhanden sind, ist es die Herausforderung des ländlichen Raumes, die in Zukunft gezielt angenommen werden muss.

Die österreichische Kreativwirtschaft liegt im europaweiten Vergleich mit einer Beteiligung von etwa 3 % am BIP im oberen Viertel. Während das gesamtwirtschaftliche Minus in den Krisenjahren auf 5 % kam, lag es in der Kreativwirtschaft nur bei 1 %. Dabei haben nur 5 % der österreichischen Kreativunternehmen mehr als zehn Beschäftigte. Dafür machen dort Ein-Personen-Unternehmen 63 % der Unternehmen aus. Im Gegensatz zu industriellen Unternehmen ist jene Branche dadurch besonders weit gestreut und muss gesondert gefördert und betrachtet werden. Im Vorjahr wurde die GmbH Light beschlossen, die es Unternehmern ermöglichen sollte mit nur noch € 10.000 Stammkapital eine GmbH zu gründen. Da dies zu Steuerausfällen führte, weil auch andere Unternehmen die Lücke genutzt hatten, wurde diese erfreuliche Maßnahme für Selbstständige zurückgenommen und wieder auf € 35.000 angehoben.

Creative Industries in Niederösterreich In Niederösterreich konzentriert man sich statt der Gründung eigener Agenturen für Kreative auf einzelne Maßnahmen und glaubt an die verstärkte Integration in die bundesweite Abteilung der Wirtschaftskammer Creativ Wirtschaft Austria. Anders als in Wien oder der Steiermark gibt es hier auch keine politischen Uneindeutigkeiten, die eine Ausgliederung in eine eigene Agentur nötig machen würden – gilt es doch in diesen immer, unternehmerische Ansätze mit künstlerischen zu versöhnen, also Themengebiete, die früher als klassisch schwarz oder rot besetzt galten. »Durch die finanzielle Unterstützung der EU und wegen unserer eigenen Ansprüche arbeiten wir kostenbewusst, anstatt viel Geld in eine weitere Dachorganisation zu investieren«, erzählt Strobl von den Vorteilen, keine eigene Kreativmarke aufzubauen.

Informationen über die österreichische und niederösterreichische Kreativwirtschaft: www.creativwirtschaft.at 013

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Golden Frame — Hermann Painitz – Frantisek Kupka

Selbstverständlich Seine Fotosammlungen zeigen Kanaldeckel in New York und Kinderköpfe. In seinen Werken behandelt er Themen wie Einzahl, Mehrzahl, Vielzahl, Unzahl, Abläufe von Bewegungen oder unvollständige Alphabete. Seine Werke gehorchen ihren inneren Gesetzmäßigkeiten, sodass Painitz selbst von »logischer« Kunst spricht. Mag monoton oder einfallslos klingen, ist es aber nicht. Der 1938 geborene Hermann Josef Painitz absolvierte von 1956 bis 1960 seine Ausbildung zum Gold- und Silberschmied. Zu dieser Zeit begann er auch, sich mit Kunst auseinanderzusetzen und selbst Künstlerisches zu schaffen. Von 1977 bis 1983 war Painitz Präsident der Wiener Secession, die bis heute ein wichtiges Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst in Wien ist. Im österreichischen Kunstgeschehen nimmt er wohl die Position eines Einzelgängers ein. Seine Beschäftigung mit Themen wie Serie, Rhythmus und Reihe mittels geometrischer Grundformen mag skurril wirken. Die Regelmäßigkeit und die Vernunft seiner Werke aber beeindrucken. In weiterer Folge beschäftigte sich Painitz Anfang der 1970er Jahre mit der bildlichen Umsetzung statistisch erfasster Daten. In den codierten Schriftbildern finden verschiedene visuelle Zeichensysteme Ausdruck. Durch die Einfachheit der Formen wird Individualität überwunden und alles scheint klar geordnet und entschlüsselt. Die immer wiederkehrenden konzentrischen Kreise zeugen von Klarsicht und Entschlossenheit. »Selbstverständlich« ist der Titel der umfangreichen Retroperspektive anhand der wichtigsten, seit den 1960er Jahren entstandenen Werkgruppen, die Zeit Kunst Niederösterreich Painitz widmet. Durch die Ausstellung soll die Besonderheit des konsequenten, aber auch vielseitigen Gesamtwerkes neu ermessen werden. »Selbstverständlich« Painitz-Retroperspektive vom 29. März bis 24. August im Landesmuseum Niederösterreich www.zeitkunstnoe.at

TEXT Vanessa Tausek BILD Land Niederösterreich

Hermann Josef Painitz – ganz logisch – inmitten von Kreisen und Quadraten.

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Technik folgt Filmkunst — Wie technische Möglichkeiten die Filmindustrie verändert haben

Text Kathrin Suppanz Bild BBC America, Warner Bros Pictures

Klone, Hobbits und Sandra Bullock Jeder kennt den Plastikhai aus »Jaws« oder die Pappmaché-Felsen aus »Star Trek« – doch es hat sich viel getan seit behauptet wurde, dass »Herr der Ringe« nie verfilmt werden könnte. Seit Charlie Chaplins Stummfilmen und den sichtbaren Fäden an der Enterprise haben sich Filme deutlich weiterentwickelt. Heute kann Film digital gespeichert und distribuiert werden, aber auch abseits der Digitalisierung tut sich einiges in der Filmindustrie. Frodo kann digital durch ein Miniatur-Isengard wandern und Sandra Bullock in »Gravity« wie eine Marionette durch den Weltraum schweben. Diesen Entwicklungen sind natürlich kleinere Schritte vorausgegangen, wie etwa »Tron«, der erste Film mit CGI, also computergenerierten Teilen, in 1982 und 13 Jahre später der erste rein computeranimierte Film, »Toy Story«. Doch die Entwicklung ist seitdem keineswegs stehengeblieben, man denke nur an die spektakulären »Bullet Time«-Effekte in »The Matrix«,

Motion Capture-Technologie wie etwa in »Polar Express« oder auch einfach an die Allgegenwärtigkeit von 3D. Neue, aufregende Fortschritte in den Bereichen Videoschnitt und Compositing sowie die stetig steigende Rechenleistung haben dem Film neue Wege der Dramaturgie ermöglicht. War eine Doppelrolle noch vor 30 Jahren mühselige Handarbeit, genügen heutzutage schon ein paar wenige Klicks für ein annehmbares Ergebnis. Doch auch hier werden die Grenzen immer mehr ausgereizt und erweitert.

SIEBEN KLONE GLEICHZEITIG Die 2013 gestartete BBC America-Serie »Orphan Black« etwa, von der die zweite Staffel im April startet, zeigt die Hauptdarstellerin Tatiana Maslany in der Rolle von sieben Klonen. Das klingt an sich noch unspektakulär, wird aber eindrucksvoller, wenn man

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sieht, dass die Klone – also eine Person mehrmals in rund zwei Jahre an dem Konzept und der möglichen einem Bild – nicht nur miteinander sprechen, sondern Umsetzung gearbeitet, bevor sie ihre Vision verwirklisich auf die Schulter klopfen und umarmen. Hierfür chen konnten. muss eine Szene mindestens vierfach gedreht werden. Ein erstes Mal mit der Schauspielerin in der Rolle eines PUPPENSPIELER IN DER LICHTBOX Klons und einer Doubleschauspielerin in der Rolle des Sie sind nicht die einzigen, die sich gedulden anderen Klons – hierbei befindet sich die Kamera auf mussten, bis sie ihre Idee Wirklichkeit werden lassen einem besonderen Stativgestell, das sich die Strecke konnten. Ein weiteres Beispiel, das letztes Jahr für viel »merkt«. Beim zweiten Mal spielt Maslany alleine im Aufsehen gesorgt hat, ist Alfonso Cuaróns »Gravity«. Bild einen Klon und hört dabei durch einen Knopf im Hier wurde anfangs gedacht, dass der Film ein kleines Ohr die Antworten mit, die sich im Endprodukt quasi Projekt sein würde, simple Handlung, zwei Charaktere. selbst gibt. Danach spielt sie den jeweils anderen Klon, Jedoch mussten hier eigens Prozesse und Equipment dies wird je nach Anzahl der Klone in der Szene wie- neu erdacht und erfunden werden, wie etwa die Lightderholt. Zum Schluss fährt die Kamera noch einmal box. Hierbei handelt es sich um einen rund 2,7 × 2,7 × 2,7 durch den leeren Raum, damit in der Postproduktion Meter großen Würfel, der mit 4096 LED-Leuchten etwaige Fehler ausgebessert werden können. Wenn ausgestattet ist, um die Licht- und Schattenspiele auf dieser langwierige Drehprozess abgeschlossen ist, den Gesichtern der Schauspieler zu ermöglichen. Die werden alle diese Bilder zusammengefügt, so dass die überdimensionale Kiste wurde auch verwendet, um die Illusion der Schwerelosigkeit zu wahren – die beiden beiden Klone in einem Bild sind. Sollten sie sich dabei berühren, so wird das Bild- Hauptdarsteller wurden darin eingespannt, damit die material vom ersten Durchlauf genommen und z.B. Kamera sich um sie herumbewegen konnte. Wären sie der Arm des Schauspieldoubles auf Maslanys Schulter nämlich tatsächlich kopfüber gewesen, hätte man ihgenommen, ab dem Ellenbogen abgeschnitten und nen die Belastung angesehen – eine Belastung, die es im ab diesem Abschnitt Maslanys eigener Arm wiederum All nun mal nicht gibt. Um den Effekt der Schwerelosigeingefügt. So entsteht das Bild, dass zwei Tatiana Ma- keit noch besser zeigen zu können, wurden Bullock und slanys in einem Bild sind und sie sich selbst mit einem Clooney von jeweils zwölf hauchdünnen Fäden wie Messer bedroht. Vor etwa drei Jahren wäre dies noch Puppen dirigiert und in die Richtung gedrückt, in die nicht technisch umsetzbar gewesen, einerseits wegen Zero-G sie leiten würde. In anderen Filmen davor wurde des automatisierten Fahrgestells und andererseits dies durch Aufnahmen in einem Flugzeug im freien Fall aufgrund der Nachbearbeitungssoftware. Graeme – wo 25 Sekunden Schwerelosigkeit geschaffen wurden Manson und John Fawcett, die kreativen Köpfe, die – gefilmt. Da Cuarón aber längere Szenen drehen wollte, hinter der kanadischen Science-Fiction-Produktion um die Ästhetik der langsamen Kameraführung und der stehen, haben vor dem eigentlichen Produktionsstart wenigen Schnitte zu wahren, war diese Technik aus-

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Eine Hauptdarstellerin spielt in »Orphan Black« sieben Klone. Ohne Technologie wären Science-Fiction-Geschichten wie diese nicht erzählbar. geschlossen. So haben sie einen neuen – wenn auch aufwendigen – Weg gefunden, die Schwerelosigkeit in langen One Shot-Szenen auf die Leinwand zu zaubern. Einer der essenziellen Vorreiter hierfür war allerdings die »Herr der Ringe«-Trilogie, für die so manche neue Prozesse erfunden wurden. Hierauf baut auch der letzte filmische Teil der Franchise, der in drei Teile geteilte »Hobbit«, auf. Natürlich wurden hier auch die bisher verwendeten Techniken wie Größendoubles (um die Zwerge und Hobbits unterschiedlich klein aussehen zu lassen) oder die der Miniatur-Kulissen, durch die eine ferngesteuerte Kamera fuhr, verwendet. Wodurch aber mehr öffentliches Interesse erregt wurde, war einerseits der HFR-Standard, also High Frame Rate, und Motion Capture für den Drachen Smaug. HFR bedeutet, dass der Film statt mit den 24 Frames pro Sekunde, die üblicherweise Standard sind, mit 48 Frames pro Sekunde abgespielt wird. Dies soll dazu führen, dass mehr Details sichtbar werden. »Der Hobbit: Eine unerwartet Reise« war zwar nicht der erste Film, der so gedreht und (zumindest in vielen Kinos) gezeigt wurde, aber der erste Spielfilm dieser Art, der in den USA in entsprechend vielen Kinos lief.

NICHT NUR EINE AUGENWEIDE Nach dem Erfolg dieser Technik sind jetzt auch schon erste Nachahmungen geplant, zum einen James Camerons »Avatar«-Sequel und auch Andy Serkis' »Animal Farm« Adaption. Diese werden allerdings nicht auf Film gedreht, sondern digital. Ein weiterer Spezialeffekt, der im Vorfeld des zweiten Teils »Der Hobbit: Smaugs Einöde« für Aufsehen gesorgt hat, war Motion Capture. Hier wurde ein Video online gestellt, in dem Benedict Cumberbatch, mit Motion Capture-Punkten ausgestattet, Smaug spielt. Dadurch wurden seine Bewegungen und Mimiken auf den digitalen Drachen übertragen. Man sieht also an diesen drei Beispielen die zahllosen Möglichkeiten, über die Filmemacher heute verfügen. Entscheidend ist dabei, dass es sich nicht nur um reine Gimmicks (sog. »eye candy«) handelt, sondern dass sie helfen, die Story zu erzählen – Dinge sichtbar zu machen, die bisher nur in Büchern möglich waren. Technik war und ist also ein essenzieller Baustein einer Erzählung. Dabei gibt es noch unzählige Ausbau- und Forschungsmöglichkeiten, um Filme noch realistischer wirken zu lassen. Die zweite Staffel von »Orphan Black« startet am 19. April auf BBC America. »Der Hobbit: Hin und zurück« wird im Dezember 2014 erscheinen.

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»VOM FÜNF-UHR-TEE ZUM FREQUENcY« — Ausstellung 60 Jahre St. Pöltner Musikszene

St. Pölten reloaded Es begann beim Durchstöbern alter Fotos und Videos der St. Pöltener Musikszene. Ein paar davon wurden digitalisiert und aus Jux und Tollerei auf Youtube hochgeladen. Die oft qualitativ etwas dürftigen Aufnahmen trübten die Begeisterung der Leute über die gefundenen Erinnerungen jedoch nicht. Im Gegenteil, die Nachfrage war groß, das Feedback sogar überwältigend. Schnell war klar, die Materialien sollten öffentlich zugänglich gemacht werden. Am besten bei einer Ausstellung, die »Vom Fünf-Uhr Tee zum Frequency« heißen wird. Hauptinitiator ist St. Pöltens Jugendkoordinator Wolfgang Matzl. Die Sammlung der Fundstücke war groß. Neben Aufnahmen niederösterreichischer Musiklegenden wie Fredi Berger aka »Chico«, Peter Pansky, Dieter Libu-

da, Bernhard Moshammer, Christian Deix oder Werner Sandhacker konnten auch die St. Pöltner selbst ihre Erinnerungsstücke einsenden. So sammelte sich eine stattliche Menge an Materialien an. Viele mögen an dieser Stelle nun denken, was Niederösterreich musiktechnisch denn zu bieten hätte. »Da is‘ ja eh nix los« ist eine weit verbreitete Einstellung, doch die Musikszene in St. Pölten war immer schon lebendig. Sicher nicht vergleichbar mit jener in Wien, London oder Hamburg, aber immer wieder hatte sie überregionale Relevanz. Neben den bereits genannten älteren Künstlern gibt es heute einige nennenswerte Beispiele wie Ben Martin, Body & Soul, Lukascher oder Bauchklang, die auf großen Bühnen spielen. Die Ausstellung fällt zudem in eine Zeit der Historisierung von lokaler Popmusik. In Wien wurden mit Wienpop, Schnitzelbeat und Im Puls

Text Susanne Krejca

Eine multimediale Großausstellung zeigt im Frühjahr 60 Jahre Musikund Subkultur St. Pöltens. Ein Rückblick und ein Ausblick.

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» Da is’ ja eh nix los« ist eine weit verbreitete Einstellung, doch die Musikszene in St. Pölten war immer schon lebendig.

der Nacht drei wichtige Popgeschichtsschreibungen vorgelegt. Beim Rockarchiv Steiermark arbeitet man ebenfalls daran. Im oberösterreichischen Ottensheim hat man die dortige Festivalgeschichte aufgearbeitet, im Waldviertel hat Christoph Mayer die »Alternative Jugendkultur im ländlichen Raum« untersucht. Genug Gründe also, um die letzten 60 Jahre in St. Pölten noch einmal genauer zu betrachten. Neben Matzl wurde auch ein Urgestein der Szene, Didi Prohaska, Künstler, Musiker, Kabarettist, Journalist und Kolumnist (um nur einige Positionen zu nennen), mit ins Boot geholt. Zusammen waren sie sich einig, dass vor allem auch jenen Leuten – die St. Pölten oftmals als »fad« oder »ereignislos« abstempeln, was die Musikszene betrifft, – ein ordentlicher Rückblick auf die zahlreichen Talente gezeigt werden soll.

DOCH WARUM ERST JETZT? Das Suchen und Finden einer passenden Örtlichkeit im Raum St. Pölten stellte die Veranstalter vor eine der größten Aufgaben. Erst durch den Umzug des Kulturzentrums Frei:raum in eine größere Location wurde das Unterfangen möglich. Für das nötige Kleingeld ließen sich in wirtschaftlich knappen Zeiten dennoch Sponsoren finden. Die Arbeiterkammer zeigte sich begeistert, die Sparkasse willigte ebenfalls ein, das Projekt zu unterstützen. Nach monatelanger Arbeit steht nun der Eröffnung Ende April im neuen Frei:raum in St. Pölten nichts mehr im Wege. Neben interessanten und einmaligen Fundstücken wird es auch eine Konzertbühne geben. Das alles soll auf drei Ebenen des riesengroßen Parkhauses – der neuen Location des Frei:raum – kostenlos stattfinden. Die Ausstellung eröffnet am 27. April im neuen Frei:raum St. Pölten. Nähere Infos unter www.facebook.com/Vom5UhrTeeZumFrequency 021

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Text Johanna Wachter BILD frei:raum

So soll der neue Frei:raum in St. Pölten einmal aussehen. Band und Publikum gibt es einstweilen noch nur im Rechner. 022

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Frei:raum »neu« St. Pölten — urbaner Ort für Subkultur

»Wir sind wie eine gut geölte Maschine« Als die Arbeiterkammer das Areal des Frei:raum vor zwei Jahren aufkaufte, war die Zukunft des St. Pöltner Clubs ungewiss. Entgegen schlimmerer Erwartungen erhält der Frei:raum eine neue Bleibe. Doch was darf man vom Relaunch erwarten? Begonnen hat der Frei:raum 2005 mit dem Untertitel »Jugend- und Subkulturhalle«. Für viele galt diese Beschreibung auch als Kompromiss. »Viele Leute wussten nicht, ob wir jetzt Jugendzentrum oder Club sind. Das wird sich mit dem Neubau ändern«, weiß der Booking-Verantwortliche Martin Rotheneder. Als im Frühjahr 2012 bekannt wurde, dass das Areal des ehemaligen Schlachthofs von der Arbeiterkammer NÖ aufgekauft werden sollte, wusste man nicht, wie es mit dem Frei:raum weitergehen würde. Sicher war, dass der Abriss des bunten Gebäudes samt Backsteinsäulen bevorstand. Gleichzeitig häuften sich die Anfragen der Bands, noch ein letztes Mal ein Ständchen singen zu können. Die Veranstalter konnten von den Betreibern aber bald beruhigt werden. Denn ein neuer Frei:raum, flankiert von zwei AK-Gebäuden, wird unweit der vorherigen Location im Frühjahr 2014 eröffnet werden. Für das gesamte AK-Projekt werden rund 47 Millionen Euro aufgebracht, was vielerorts für Kritik sorgte. Wie viel davon für den Frei:raum-Neubau anfällt, ist nicht bekannt, da die Betreiber beim Großprojekt keine finanzielle Einsicht hatten. Der Frei:raum ist das von der Stadt St. Pölten eingerichtete Veranstaltungszentrum und tritt für Förderung von Jugend- und Subkultur ein. Besonderer Fokus liegt dabei auf der Integration aller Kunstsparten, auf Eigenveranstaltungen und Vermietung. Das Programm der letzten Jahre bestätigte den Anspruch auf ein vielfältiges Kulturangebot. So reicht die Bandbreite von Benefiz-Veranstaltungen über Workshops gemeinsam mit MICA (music austria) und Studenten-Clubbings bis hin zu serbischen Hip-Hop-Konzerten. Musikalische Reihen sind etwa der Indie-Club Kling Klang, wo bereits Gin Ga, Giantree oder auch Catastrophe & Cure aufspielten. Veranstalten einfach gemacht – so das Motto für die Betreiber. Mit einem Paket aus Security, AKM, Technikbetreuung und Ausschank plus einem Video-Mitschnitt für Bands, legt man sich seitens des Frei:raum extra ins Zeug. Mit diesen Erfahrungen will man in der neuen 380 m2 großen Location das Programm ebenso vielfältig weiterführen wie bisher. Gemeinsam mit Architekten des Büros Maurer & Partner erarbeitete man architektonisch ansprechende, als auch praktikable

Räumlichkeiten. »Voraussetzung war, dass sowohl die Akustik, als auch die Atmosphäre nicht schlechter als im alten Gebäude wird«, stellte Geschäftsführer Wolfgang Matzl in den Gesprächen sehr bald fest. Sogar die alten Backsteinziegel sollen ihren neuen Ehrenplatz finden. »Unser Team ist mittlerweile eine gut geölte Maschine, das sollte sich auch im neuen Frei:raum niederschlagen«, so Matzl. Die einzelnen Prozessschritte einer Veranstaltung sollen sich in der Einteilung der Backstage- und Besucherräumlichkeiten zeigen.

Gespannte Gelassenheit Mit dem frischen Interesse für den Frei:raum erhofft man sich einen erweiterten Platz in den Köpfen der potenziellen Besucher. So will man sich auch von ein paar Altlasten befreien und die neue Aufmerksamkeit nutzen. Statt einem lange im Voraus angekündigten Eröffnungstermin verrät Matzl, dass der Luxus genutzt werden soll, erst dann zu eröffnen, wenn wirklich alles tiptop ist. Das bezieht sich auf den Bau, den Umzug, aber auch auf die technische Ausstattung. Für Interessierte heißt es daher warten und geduldig sein. Eine grobe Planung gibt es aber schon: März 2014 sei realistisch. Ziemlich gelassen geht man es also beim Frei:raum an. Man ist sich sicher, dass damit auch die jahrelang problemfreien Veranstaltungen zu erklären sind. »In den acht Jahren gab es bisher nur einmal ein Problem – und das war anrainerbedingt«, so Matzl. Weil das Anrainerproblem in St. Pölten besonders oft als Störfaktor für Veranstalter genannt wird, freut man sich beim Frei:raum über fast unbewohnte Nachbarschaft des neuen Gebäudes. Hinzu kommt das gelöste Parkplatzproblem. Ganz nach urbanem Vorbild wurde der Club unter einem Parkhaus gebaut. Weil dieses erst mit dem AK-Zentrum 2015 eröffnet, wird es zuvor noch zweckentfremdet und für eine Ausstellung genutzt. Nach Workshops, Vorträgen und Musikveranstaltungen traut man sich Ende April mit »Vom 5 Uhr Tee bis zum Frequency« an eine multimediale Sammlung. Gezeigt und gewürdigt werden auf drei Ebenen 60 Jahre Musik- und Subkultur in St. Pölten.

Der neue Frei:raum St. Pölten eröffnet am 5. April 2014. Infos unter www.freiraum-stp.at 023

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Die Raabtal Dirndln

»Village People« — Theater übers Dorf im Wiener Brut

Text Magdalena Hiller BILD Otto Saxinger, JohannesGellner

Marmelade, Volkstänze und eine Topfpflanze Theater findet auch außerhalb der urbanen Zonen statt. Die Dorfleute, denen widmet sich ein Schwerpunkt des Wiener Brut. Im Rahmen des Themenschwerpunkts »Village People« hat das Wiener Koproduktionshaus die freie Szene Österreichs eingeladen, sich mit ländlichen Traditionen und Klischees auseinanderzusetzen – auf dem Bretterboden des Theaters selbstverständlich. Das Theater im Bahnhof / Gasthofstubentheater Gößnitz, Die Rabtaldirndln, Doris Uhlich und Simon Mayer werfen jeweils ihren ganz eigenen Blick auf das Verhältnis von Folklore und Brauchtum, Stadt und Land.

Operation Wolfshaut im Gemeindebau Schon der ungewöhnliche Spielort der ersten Aufführungs-Serie beweist eindrucksvoll, dass Performance kein rein städtisches Phänomen ist: Das Gasthaus Schlingerhof befindet sich nämlich in einem

gleichnamigen Gemeindebau-Komplex im 21. Bezirk Wiens, also nördlich der Donau und somit im für jeden Kern-Wiener per se extra-terrestrischen Gebiet. Ein Lokal-Augenschein in der Wohnhausanlage aus den 20er Jahren verstärkt dieses Vorurteil. Zuletzt gastierte auf der hauseigenen Bühne »Die verrückteste Show der Welt – Die Magic Zauber Show«, die international (»endlich zurück aus Amerika!«) dank schwebender Jungfrau und erotisch-raffiniertem Plakatdesign erfolgreich ist. Das letzte Mal, so munkelt man, ging es hier während der Februarkämpfe im Jahre 1934 hoch her, als sich 350 Schutzbündler verbarrikadierten und erst nach forschem Artillerie-Einsatz die Fahnen strichen. Ähnlich laut wird es Ende April, wenn die Grazer Gruppe Theater im Bahnhof gemeinsam mit dem Gaststubentheater Gößnitz und ihrem Projekt »Operation Wolfshaut – Eine Rekonstruktion« im ehrwürdigen

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Gemäuer gastieren. Angelehnt ist der Abend an den 1961 veröffentlichten, ersten großen Provinzroman der zweiten Republik, »Die Wolfshaut« von Hans Lebert, der in seinem unbändigen Grant auf die österreichischen Verdrängungsmechanismen Thomas Bernhard in nichts nachsteht. Das Gaststubentheater Gößnitz, deren Spezialität – nomen est omen – die theatrale Erschließung von Wirtshäusern ist, stammen aus dem mehr als beschaulichen Hochgößnitz in der Steiermark, das laut eingehender Google-Earth-Recherche bloß aus fünf Bauernhöfen besteht und derzeit 204 Einwohner zählt. Ungefähr fünfmal so viele Menschen wohnen derzeit im Schlinger-Hof, eine Theatergruppe gibt es hier trotzdem keine. Gerade darum freut sich der äußerst sympathische Pächter des Gasthaus Schlingerhof, Herr Michael, schon sehr auf die wilde Theater-Meute. Jeden Freitag und Samstag gibt es hier übrigens Tanzabende mit Live-Musik und Stargästen, das soll man doch bitte der Leserschaft noch ausrichten.

Macht es nicht selbst! Gleich mit zwei Projekten dabei sind die ebenfalls steirischen Rabtaldirndln. Die aus dem fiktiven Rabtal stammenden fünf Frauen – nicht zu verwechseln übrigens mit den zwei-A-igen Raabtal Dirndln, einer Schlagertruppe, denen wir Evergreens wie »Ich wart´ auf a Busserl von dir« und »Diesmal ist es Liebe« zu verdanken haben – beschäftigen sich in ihrem Stück »Ein- Theater im Bahnhof / Gaststubentheater Gößnitz: kochen« mit der Landlust der Städter. Wieso verfällt Operation Wolfshaut – Eine Rekonstruktion plötzlich jeder Bobo dem Irrglauben, er wäre der neue Herr Staud und fängt an, Marmeladen einzukochen? Und was bedeutet es für die Volkswirtschaft, wenn sich zuvor auf Staatskosten ausgebildete Universitätsabgänger, meist Frauen, ganz dem Do-it-yourself-Trend verschreiben? Die Rabtaldirndln beschäftigen sich mit der beinharten Kostenwahrheit dieser neumodischen Spompanadeln – ein Glas Akademikerinnen-Fruchtaufstrich »Goldener Satz« kostet ihren Berechnungen nach zehn Euro. Leisten können sich den wiederum nur die Männer, die in den ordentlichen Berufen in der richtigen Welt verblieben sind – somit wird der Trend Theater im Bahnhof/Gaststubentheater Gößnitz: zur ländlichen Pseudo-Idylle als emanzipatorischer Operation Wolfshaut – Eine Rekonstruktion Trugschluss enttarnt. 25. und 26. April, 20 Uhr sowie 27. April, 15 Uhr Dass es auch anders geht, zeigt das »Brachial- Gasthaus Schlingerhof, Brünnerstraße 34–38, 1210 Wien Feministinnen«-Kollektiv (Copyright Kleine Zeitung) beim »Picknick mit Erscheinung«, einem Performance- Die Rabtaldirndln: »Einkochen« Spaziergang, der passenderweise am Tag der Arbeit, 29. und 30. April, 19 Uhr dem 1. Mai, stattfinden wird. In dessen Mittelpunkt Brut im Künstlerhaus, Karlsplatz 5, 1010 Wien steht die fiktive Märtyrerin Uschi Kümmernis, die in den Wald zieht und sich auch noch einen Bart wach- Simon Mayer: »SunBengSitting« sen lässt, um so der Zwangshochzeit mit dem Sohn des 29. und 30. April, 21 Uhr örtlichen Mechanikers definitiv zu entgehen. Brutstätte, Zieglergasse 25, 1070 Wien Bliebe noch Simon Mayer, die sich mit Volkstänzen beschäftigt, so wie auch Doris Uhlich mit »Verfassung«. Die Rabtaldirndln: »Picknick mit Erscheinung« Jahrhundertealte Körper-Codes werden auf ihre Gül- 1. Mai tigkeit abgeklopft. Nachmachen kann das jeder in den Uhrzeit und Treffpunkt tba eigenen vier Wänden. Alles, was man dazu braucht, ist Doris Uhlich: »Verfassung« angeblich eine Topfpflanze. 6. bis 8. Mai, 20 Uhr Brut im Künstlerhaus, Karlsplatz 5, 1010 Wien Weitere Informationen unter www.brut-wien.at

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Interview mit Labinsac — Schwerer Stand von Street Art in Niederösterreich

Text Lena Mayer und Constanze Keller Bild Labinsac

Auf der Suche nach der verlorenen Street Art

Will man mehr über Street Art in Niederösterreich erfahren, so braucht es fast eine halbe Odyssee bis man jemanden findet, der jemanden kennt, der jemanden kennt und so weiter. Weder Magistratsstellen, Kunstmagazine, bekannte Street Art-Künstler noch Kunstgalerien fühlen sich für die Street Art-Szene in Niederösterreich verantwortlich oder wissen Genaueres. Und findet man dann doch einen Street Artist, der schon einmal in Niederösterreich war, kann man vergeblich auf Antwort warten. Nach intensiver Suche in der kaum vorhandenen niederösterreichischen Street Art-Szene, stießen wir dann doch noch auf den aus St. Pölten stammenden Stencil-Künstler Labinsac – oder auch Wolf, wie er sich seit diesem Jahr nennt. Mit The Gap sprach er über die Schwierigkeiten der Street Art-Szene in Niederösterreich, die Kommerzialisierung von Street Art und über seinen neu gegründeten Verein. the gap: Du bist in St. Pölten geboren und lebst immer noch dort. Wieso bist du nie in eine Stadt mit einer größeren Street Art-Szene gezogen? labinsac: Ich stehe zu der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, auch wenn sie nicht viel für meine Kunst übrig hat. Wenn ich weggezogen wäre, dann würde sich hier überhaupt nichts verändern. Nachkommende Künstler hätten es noch schwerer, hier ihre Kunst zu etablieren, wenn es immer nur Verbote oder keine Möglichkeiten gibt, seine Kunst zu präsentieren. Welche Gründe gibt es deiner Meinung nach, dass die Street Art-Szene in St. Pölten bzw. in Niederösterreich generell kaum etabliert ist? Die Stadt St. Pölten steht ganz einfach nicht zu den Graffitis. Es gibt hier zwar ein Kulturzentrum, aber meiner Meinung nach ist das nicht gut, die Jugendlichen

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werden dort nicht richtig in den Entstehungsprozess miteingebunden. Aber genau das brauchen sie, denn ohne von anderen zu lernen, können sie sich nicht weiterentwickeln und ihre Kunst kann nie besser werden. Es fehlt in diesem Teil von Österreich einfach die Street Art- und Hip-Hop-Kultur. Die meisten Künstler von hier wie beispielsweise Skero ziehen in andere Städte, wo sie auch Erfolg mit ihrer Kunst haben. Verbirgt sich hinter deiner Kunst eine Message? Meine Kunst ist immer politisch. Ich richte mich gegen die Konsum- und Verschwendungssucht der Menschen, gegen den Rassismus und wie leichtfertig mit den Ressourcen umgegangen wird. Ich polarisiere gerne mit meiner Kunst. Woher nimmst du deine Inspiration? Meine Inspiration kommt vor allem aus der schwarzafrikanischen Bevölkerung, da ich selbst marokkanische Wurzeln seitens meines Vaters habe. Ich ziehe aber auch Inspiration aus Gesprächen mit meiner Frau oder meinen Kindern. Am meisten lasse ich mich aber von meiner großen Leidenschaft, dem Hip-Hop, inspirieren, der bei der Entstehung meiner Kunst immer allgegenwärtig ist. Ich schaue natürlich, was andere Künstler machen, aber möchte in erster Linie meine eigene Stilrichtung entwickeln. Wenn ich jemanden gut finde, dann schreibe ich ihm, ob ich nicht ein Porträt von ihm machen kann. So ergeben sich fast immer irgendwelche neue Arbeiten mit Künstlern, die ich schätze. Gehst du immer noch raus und machst Street Art oder sind diese Zeiten vorbei? Street Art gehört gemacht, aber es ist eben auch gratis. Mittlerweile bin ich so weit, dass ich dafür auch Geld verlange und meine Kunst nicht einer Stadt schenke, die sie nicht würdigt. Außerdem bin ich ein Gegner der Grafiker und Werbeleute, die sich der

Street Art bedienen, schauen was gerade in ist, dann irgendetwas nachbasteln und den eigentlichen Künstler dafür nicht würdigen. Aber klar, als Street Art-Künstler gehe ich immer noch raus auf die Straße. Vor ein paar Jahren wurden Unternehmen wie Red Bull auf dich aufmerksam … Das ist ganz klar erst mal ein tolles Gefühl, wenn es Menschen gibt, die sich für deine Kunst interessieren und sie auch zu schätzen wissen. Allerdings kann das auch einen gewissen Leistungsdruck mit sich bringen, da die ständige Weiterentwicklung beobachtet wird. Kommerzialisierung an sich zeigt ja nur, dass man ein großes Publikum für seine Kunst begeistern kann und das man gut ist in dem, was man macht. Doch es kommt auf die Persönlichkeit des Künstlers an, ob dieser sich selbst treu bleibt oder ob der Ruhm ihn verdirbt. Welche Projekte sind in nächster Zeit geplant? Im März / April nächsten Jahres habe ich eine Ausstellung in London, wo ich Protagonisten der englische Street Art-Szene porträtiere. Dabei geht es um großformatige Porträts von Street Art-Künstlern über Videoregisseure bis hin zu Sportlern aus dem CalistenicBereich. Außerdem habe ich vor Kurzem den Verein Calistenic & Street Workout Austria gegründet. Calistenic kommt ursprünglich von Schwarzafrikanern, die sich in New York auf Spielplätzen treffen, um gemeinsam zu trainieren. Ich hab Calistenic nach Österreich geholt, da es auch zur Street Art und zum Hip-Hop gehört und sich viele kein Fitnessstudio leisten können. Jeder kann so mit uns zusammen auf der Straße trainieren. Es wurde auch ein Park mit meinem Team designt, der im nächsten Jahr realisiert werden soll.

labinsac.yolasite.com www.facebook.com/la.b.sac 027

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Der Steam-Controller ist tatsächlich neu und innovativ und somit das sichtbare Aushängeschild der Steam Machines.

Steam Machine — Valve fürs Wohnzimmer

Mit Volldampf in die Next Generation

Valve, der Betreiber der Spieleplattform Steam, hört auf seine Kunden. Die wollten, eigenen Angaben zu Folge, nicht nur vor dem PC zocken, sondern Steam und dessen Features auch in vollen Zügen in ihren Wohnzimmern genießen. So entschied man sich vor einiger Zeit, in Zusammenarbeit mit verschiedenen Hardwareherstellern, sogenannte Steam Machines zu entwickeln. Angepeilt wurde ein Release im Jahr 2013. Vom Timing her klappte das Ganze nun doch nicht so, wie erwartet und so konnten im Dezember 2013 nur 300 auserwählte Beta-Tester eine sogenannte Steam Machine, von vielen auch Steambox genannt, ergattern. Doch wie wir alle wissen, 2014 wird alles besser. Folglich kann der End-User Steams Gamingplattform ab Mitte diesen Jahres erwerben.

Nicht nur Sony und Microsoft geben mit ihren neuen Konsolen 2014 Volldampf »Moment«, werden sich einige denken, »was in Richtung Konsolen-Thron. Auch der ist denn diese Steam Machine überhaupt?« Einfach gesagt: Bei der Steambox handelt es sich um Digital-Vertrieb Valve will diesmal mit einen von Valve lizensierten Mittelklasse- bis Highseinen lizensierten Steam Machines in die end PC. Valve hat bis jetzt die Zusammenarbeit mit 13 Herstellern bestätigt. Diese sind iBuyPower, Digital Wohnzimmer der Spielergemeinde. Storm, Alienware, Falcon Northwest, CyberPowerPC, Text Alexander Kastl

Origin PC, Gigabyte, Materiel.net, Webhallen, Alternate, Next, Zotac und Scan Computers. Die Gemeinde darf sich also auf mindestens 13 Versionen der SteamMachine freuen. Es gibt somit nicht wie bei Konsolen genau ein Gerät, welches dann für einen bestimmten Jahreszyklus auf dem Markt sein wird. Die Preisspanne und somit die Hardware-Ausstattung gehen dabei sehr weit auseinander. Die billigste Box wird zu einem 028

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Preis von 499 US-Dollar erhältlich sein. Wer jedoch etwas Geld über hat und sehr gerne und viel zockt, der kann sich dann auch mal die Luxusvariante zu einem Preis von 6.000 US-Dollar gönnen. Generell richtet sich der Preis nach den eigenen Anforderungen, denn bei der Bestellung bei einem der Hersteller kann man, wie bei der PC-Zusammenstellung üblich, WunschHardware einbauen lassen. Grundsätzlich müssen alle Boxen ein Hardware-Minimum in Form von 16 GB RAM und einer hybriden SSHD besitzen. Alles Weitere kann nach Belieben verändert werden. Ausgeliefert wird das Ganze dann mit dem hauseigenen, auf Linux basierenden SteamOS, welches bereits für PCs zum Download bereitsteht. Dabei handelt es sich um ein speziell auf Gaming ausgerichtetes Betriebssystem. Der digitale Spielevertrieb, für den Steam ein Aushängeschild ist, steht hierbei natürlich im Fokus. Die Spieler können Spiele wie in den bekannten Appstores mit nur ein paar Klicks erwerben und diese nach dem Download direkt spielen. Der Gang zum Spielehändler fällt somit weg.

»Ich verstehe«, werden nun einige sagen, »doch wie sieht das Teil denn aus?« Auch hier einfach gesagt: Das ist von Hersteller zu Hersteller verschieden. Sicher ist, dass Valve vorgibt, die Steam Machines so klein und unauffällig wie möglich zu bauen, damit sie in jedes Wohnzimmer und vor den Fernseher passen. Das Gehäuse misst rund 12 × 12,4 × 2,9 Zoll, was etwa 305 × 315 × 73 Millimetern entspricht. Das Spannende an dem Ganzen ist jedoch der von Valve entwickelte Controller, welcher jeder Box beiliegen wird. Dieser verzichtet komplett auf Analogsticks und soll mittels Trackpads eine sehr präzise und komfortable Steuerung bieten, welche der klassischen PC-Steuerung von Maus und Tastatur stark ähneln soll. Vorstellen kann man sich diese Trackpads wie zwei kreisförmige Touchscreens für beide Daumen. Fraglich ist dabei jedoch noch, wie umständlich eine Tastenbelegung für andere Aktionen als die der Bewegung wird. Bis auf die hinteren Trigger sind die Tasten anders angeordnet als bei bekannten Controllern. Es bleibt also abzuwarten, ob dieses Eingabegerät eine ernste Alternative für den PC-User ist oder ob im Endeffekt einfach doch wieder Maus und Tastatur an die Steam Machine angesteckt werden.

»Und wer kauft sowas?«, könnte nun eine abschlieSSende Frage lauten. Und die Antwort darauf ist nicht so einfach, da ich kein Hellseher bin. Eine Zielgruppe sind sicher aktive Steam-User und PC-Spieler, denn das Ganze ist und bleibt ein PC fürs Wohnzimmer. Konsolenspieler, welche auf Services wie Playstation Plus und XboxLive verzichten und ohne zusätzliche Gebühren online ihre Games spielen wollen, sollten die Steam Machine sicherlich auch im Auge behalten. Im Endeffekt muss trotzdem jeder selbst wissen, ob er so eine Box braucht oder ob der eigene PC und / oder die eigene Konsole für den Spielspaß ausreichen.

Steam Machines sehen nicht alle gleich aus. Hier die Konzepte von Alienware. 029

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Lerndrogen mit Selbsttest — Ritalin, Modasomil und Beta-Blocker

Text Julia Kainz

Hirndoping

Immer mehr Jugendliche und Studenten greifen während den Prüfungswochen zu aufputschenden Mitteln, um wacher und konzentrierter lernen zu können. In den USA ist es mittlerweile weitverbreitet, dass illegale Substanzen missbraucht werden, um die gewünschten Leistungen zu erbringen. Dieser Trend schwappt nach Europa über und auch in Österreich soll es eine Dunkelziffer an Konsumenten geben.

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Im Fokus stehen dabei verschreibungspflichtige psycho- und neurotrope Medikamente, die unter anderem zur Behandlung von Demenz, Depressionen, Aufmerksamkeits- oder Schlafstörungen eingesetzt werden.

Allem voran: Ritalin – das Koks für Kinder Methylphenidat, hauptsächlich bekannt unter dem Namen Ritalin, ist ein Arzneistoff mit stimulierender Wirkung. Ritalin gehört der Gruppe von Amphetaminen an und findet in der Therapie gegen das Aufmerksamkeitsdefizit ADHS Anwendung. Kinder und Jugendliche können das Medikament verabreicht bekommen, wenn sich alle anderen therapeutische Maßnahmen allein als unzureichend erwiesen haben. Es unterdrückt Müdigkeit, Hemmungen und steigert kurzfristig die körperliche Leistungsfähigkeit. In Österreich ist Ritalin als verkehrs- und verschreibungsfähiges Betäubungsmittel eingestuft und unterliegt einer gesonderten Verschreibungspflicht. Tommy* verkauft Ritalin. Als Kind wurde bei ihm ADHS diagnostiziert. Eine Packung mit 50 Tabletten kostet ihn gerade mal eine Rezeptgebühr von fünf Euro. Die Tabletten verkauft er an Freunde, Bekannte und jeden, der es gerade braucht. Er erzählt mir, dass er normalerweise 10 € pro Tablette verrechnet, wenn es jemand dringend braucht, lässt er den Preis sogar auf 14 € ansteigen. Tommy empfiehlt mir, die Tabletten auf jeden Fall oral einzunehmen und nicht mehr als zwei Stück am Tag zu schlucken. Die Wirkung hält bis zu vier Stunden an, danach kann man eine Pause einlegen, etwas essen, schlafen oder kurz fernsehen. Danach kann man die zweite Tablette nehmen. Außerdem empfiehlt er alle Lernsachen in ordentlicher Umgebung bereitzuhalten, um bei Wirkungseintritt nicht von einem Putzflash eingeholt zu werden. Ebenfalls sollte man ausreichend trinken, aber keinesfalls koffeinhaltige Getränke, dies würde dem Herzen zusätzlich schaden.

Das erste Mal Eine kleine weiße Tablette liegt nun auf meinem Schreibtisch. Laut Tommy hat die Wirkung nichts mit Körpergröße zu tun hat, da sie ausschließlich aufs Gehirn wirkt. Ich bin dennoch skeptisch und breche die Tablette auseinander. Nach oraler Einnahme dauert es circa eine Stunde, bis die volle Wirkung von Ritalin einsetzt. Gespannt beginne ich das Buch zu lesen. Langsam werde ich ruhiger und ohne es gleich zu merken, stellt sich ein richtiger Tunnelblick ein. Sämtliche Gegenstände, die außerhalb des Buches liegen, sind ausgeblendet. Es gibt nur mehr das Buch und mich. Der Zustand erweist sich als äußerst euphorisierend. Mein Herz pocht schneller als sonst, dennoch fühle ich mich gut. Mit voller Konzentration lese ich Kapitel für Kapitel, es zeigen sich keine Müdigkeitserscheinungen. Wenn ich etwas nicht verstehe, lese ich es nochmal oder schreibe es mir heraus. Beim Halten des Stiftes merke ich, wie schwitzig meine Hände eigentlich sind. Ich nehme weder Zeit- noch Hunger-

gefühl war. Nach fünf Stunden Durchlernen fühle ich mich müde und ausgelaugt. Langsam stellen sich sogar leichte Kopfschmerzen ein. Mit dem Lernergebnis bin ich sehr zufrieden, aber ich glaube auch, dass die Hälfte der Wirkung ein Placebo-Effekt waren. Hätte ich mir nicht alles gründlich vorbereitet und mich darauf eingestellt, gleich eine Pille zu schlucken, um mich besser konzentrieren zu können, wäre die Wirkung wahrscheinlich nur halb so stark ausgefallen.

Entweder kennt man jemanden, oder es findet sich eine Hintertür Wie viele Studenten in Österreich tatsächlich Ritalin konsumieren, ist nicht belegt. Laut der Suchtberatungsstelle CheckiT! sei die Dunkelziffer aber hoch. Die Suche nach konkreten Zahlen erweist sich als erfolglos. Weder beim Bundesministerium für Gesundheit noch bei verschiedensten Ärzten und Psychologen sind brauchenbare Informationen über den Missbrauch von Ritalin & Co. erfragbar. Der Großteil jener Freunde und Bekannten, die schon mal Pillen mit dem Wirkstoff Methylphenidat eingenommen haben, behaupten unter einer Konzentrationsstörung zu leiden und nur mit Hilfe von aufputschenden Mitteln den Studienalltag bewältigen zu können. Vor allem in schwierigen Studiengängen wie Medizin und Jus versuchen sich viele Studierenden mit leistungssteigernden Substanzen zu pushen. Der Zugang dazu ist in Österreich schwer, ein Schwarzmarkt aber wahrscheinlich. Entweder kennt man jemanden, der darauf Zugriff hat oder es finden sich andere Hintertüren.

Modafinil & Beta-blocker Auch die Einnahme von Modafinil, in Österreich unter dem Namen Modasomil bekannt, wird vor Klausuren immer beliebter. Es fördert die Wachheit und die Aufmerksamkeit, zudem steigert es die motorische Aktivität. Ob es nun auch Euphorie hervorruft, ist bis heute stark umstritten. In diversen Foren findet man unzählige Beiträge über die Wirkungsweise. An dem Mittel sind hauptsächlich Schüler und Studenten interessiert, die sich dadurch erhoffen, weniger übermüdet den Lernalltag zu überstehen. In der Schweiz ist Modafinil zur Behandlung von Schlafkrankheit, auch Narkolepsie genannt, zugelassen. Im Sport gilt es als verbotene Dopingsubstanz. Und dann gibt es da noch Beta-Blocker. Diese sind vor allem unter Musikstudenten sehr beliebt, da diese die Aufregung bei wichtigen Konzerten, Prüfungen oder bei einem Vorspielen senken. Beta-Blocker hemmen das Stresshormon Adrenalin und senken den Blutdruck. Sie setzen den Herzschlag herab und erzielen so eine beruhigende Wirkung. 031

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Lernt man mehrere Tage nur mit Ritalin, ist es schwer, die nächste Prüfung ohne zu schaffen Abgesehen davon, dass es illegal ist, verschreibungspflichtige Substanzen zu missbrauchen, ist die wohl größte Gefahr von Ritalin, abhängig zu werden. Setzt man die Tabletten ab, fällt die Konzentration schwer. Dies führt dann zu Gereiztheit und schlechter Stimmung. Auch ähnliche Medikamente haben nicht grundlos oft seitenlange Beipackzettel, auf denen hauptsächlich Nebenwirkungen und Risiken angeführt werden. Die verschreibungspflichtigen Medikamente fügen bei überflüssigem Konsum nicht nur dem Körper Schaden zu, sondern gehen vor allem auf die Psyche. Warum dennoch so viele junge Erwachsene durch Ritalin und Co. ihre Leistung zu heben versuchen, lässt sich wohl auf den Druck in unserer Gesellschaft zurückführen. Viele Prüfungen muss man einfach schaffen, um überhaupt ins nächste Semester aufsteigen zu können. Ein akademischer Titel wird mittlerweile vorausgesetzt. Wie der deutsche Neurobiologe und Autor Gerald Hüther 2009 in einem Interview mit Die Zeit Campus sagte: »In den Siebzigern nahm man LSD, um dem Muff der Nachkriegszeit zu entkommen. In den Achtzigern nahm man Kokain, um sich trotz Pershing-II-Raketen gut zu fühlen. In den Neunzigern nahm man freitags Ecstasy-Pillen, um bis montags zu tanzen. Es waren Spaßdrogen, mit denen die Jugend gegen die Erwartungen der Gesellschaft rebellierte. Heute nehmen Studenten Ritalin, weil es ihnen hilft, sich den Erwartungen der Gesellschaft anzupassen. Sie sind die erste Generation, die eine Vernunftdroge konsumiert. Eine traurige Droge, ein Armutszeugnis. Einerseits.«

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*Name von Redaktion geändert 032

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presents

LIVE MIT BAND

SUPPORT: HELMUT

2. MAI OTTAKRINGER BRAUEREI

19h, TICKETGARDEN.COM, € 28/€ 32 The Gap NÖ KOMPLETT.indb 33

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bild christoph purer Text Lisa Holub

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Workstation — MENSCHEN AM ARBEITSPLATZ

Berit Ransmayr, 24, Illustratorin

Gezeichnet hat Berit schon seit ihren frühesten Kindheitserinnerungen. Mit 16 Jahren hat die Niederösterreicherin zum ersten Mal mit dem Gedanken gespielt, Illustratorin zu werden. Der Berufswunsch wurde auf der Grafischen in Wien erfolgreich in die Tat umgesetzt und mit dem Titel der diplomierten Grafikerin in der Tasche konnte sich Berit für Projekte in ganz Europa empfehlen. Dabei hat es sie auch eine Zeitlang nach Berlin verschlagen. Auf Knopfdruck kreativ zu sein ist eine der größten Herausforderungen als Illustratorin. »Du bekommst das Gefühl, das dich inspirieren soll, vorgeschrieben und musst etwas daraus machen.« Ein persönlicher Draht und vorhandenes Interesse an einem Projekt sind daher wichtige Voraussetzungen. »Eine gewisse Inspiration sollte schon von dem Projekt ausgehen. Schließlich will ich den Spaß an meiner Arbeit nicht verlieren.«

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Workstation — MENSCHEN AM ARBEITSPLATZ

Marco Christian Krenn, 29, Fotograf

Erst vor sechs Jahren hat Marco die Fotografie für sich entdeckt. Umso beeindruckender sind die Erfolge des gebürtigen Niederösterreichers. Seine Polaroids waren auf Ausstellungen in ganz Europa vertreten. Besonderes Interesse hat er für in Vergessenheit geratene Aufnahmetechniken. Seine Leidenschaft ist das Kollodium Nassplattenverfahren. Dabei wird eine Glasplatte in einer Dunkelkammer mit verschiedenen Chemikalien bearbeitet und anschließend belichtet. Dadurch entsteht ein fotografisches Bild auf dem Glas. »Nassplatten sind Unikate und nicht reproduzierbar, das stellt den größten Reiz für mich dar. Digital ist das so nicht möglich.« Die verschiedenen Chemikalien, teils gesundheitsgefährdende Substanzen wie das Schwermetall Cadmium Bromide, muss Marco selbst zusammenmischen. Das ist nicht nur gefährlich, sondern auch zeitaufwändig und teuer. Aber alle Mühen sind beim Anblick der fertigen Nassplatten vergessen.

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Voll. Voll.Viel. Viel.Konzerte. Konzerte. Der DerKonzertherbst Konzertherbst2014 2014wird wirdheiß: heiß:MICHAEL MICHAELBUBLE, BUBLE,FETTES FETTESBROT, BROT, DEPECHE DEPECHEMODE, MODE,BULLET BULLETFOR FORMY MYVALENTINE, VALENTINE,SUNRISE SUNRISEAVENUE, AVENUE, TIM TIMBENDZKO BENDZKO&&BAND, BAND,FRANK FRANKTURNER, TURNER,CASPER, CASPER,DISCLOUSURE, DISCLOUSURE, LEFT LEFTBOY, BOY,MILEY MILEYCIRRUS, CIRRUS,LADY LADYGAGA, GAGA,JAN JANDELAY DELAY&&DISCO DISCONR.1, NR.1, BEATSTEAKS, BEATSTEAKS,SEAN SEANPAUL, PAUL,MARILYN MARILYNMANSON, MANSON,ARCADE ARCADEFIRE, FIRE, JAMIE JAMIECULLUM, CULLUM,METALLICA, METALLICA,AVICII, AVICII,BRYAN BRYANADAMS ADAMS and andmany manymore moretotocome! come! Vorverkauf Vorverkauf inin allen allen Raiffeisenbanken Raiffeisenbanken inin Wien Wien && NÖ NÖ und und auf auf ww.ticketbox.at. ww.ticketbox.at. Tickets Tickets zuzu gewinnen gewinnen auf auf www.da-ist-was-los.at www.da-ist-was-los.at

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AB HIER: REZENS ONEN

Mogwai Rave Tapes

Keine G’schichtldrucker Auf Mogwais achtem Album »Rave Tapes« sind der Fantasie-Reise keine Grenzen gesetzt. Es ist die Vielseitigkeit von Themen und Stimmungen, die einen an der Musik Mogwais begeistert. Euphorie drückt sich bei der Band aus Glasgow, die nächstes Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum feiert, dabei in lieblich massiven Bässen aus. Dass Mogwai vor neuen Projekten nicht zurückschrecken und ihren Sound weiterentwickeln, bewiesen sie mit den Soundtracks für französische Indie-Zombie-Serien (»Les Revenants«) und für Dokus über Zinedine Zidane. Das ändert sich auch mit ihrem neuen Album »Rave Tapes« nicht, das sich ein weiteres Mal mit rauer Verzerrung, aber stimmig an ihre ewigen Vorbilder Black Sabbath annähert. Albumnamen und Songtitel sind bei Mogwai eine eigene Unterdisziplin. Mit »Angels vs. Aliens« oder »I Know What You Are But What Am I« beweisen sie ihr gewohntes Gespür für Worte. Und wie bisher beschränken sich auch auf »Rave Tapes« die Vocals auf zwei Tracks. Trotzdem, oder besser dadurch, erzählen uns Mogwai Geschichten. Von Gut, Böse und allem, was dazwischen liegt und wo die Faszination dafür herrührt. Mogwai lassen dann auch einen Unbekannten erzählen, der uns über Led Zeppelins »Stairway To Heaven« und darin versteckte satanische Botschaften aufklärt und Hörer letztendlich vor die Wahl zwischen Gott und Satan stellt. Die Schotten tauchen spielerisch in verschiedene Szenarien ein, die sie mit Synthesizern, Vocodern & Co ausbauen. Von etwaigen Hits wird man bei diesem Album nicht reden. Vielmehr sind es die wandelbaren Geschichten und Bilder, die Mogwai mit »Rave Tapes« im Hörer hervorbringen. Einmal mehr. 07/10 Johanna Wachter 039

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REZ

Marteria Zum Glück in die Zukunft II

MUSIK

Broilers Noir

Rap über Erwachsenwerden, Liebe und Leben

Back in Noir

Marteria geht mit »Zum Glück in die Zukunft II« in die zweite Runde. Und du glaubst nicht an Wunder?

Das neue Album der Broilers ist schwarz. Zumindest der Titel, denn beim Hören erwartet einen ein bunter Genre Mix.

Gut drei Jahre hat es gedauert – klar bei all den Nebenprojekten von Marteria – doch nun ist es da, »Zum Glück in die Zukunft II«. Marteria scheint sich in dieser Zeit deutlich entwickelt zu haben. Am letzten Album in »Louis« noch mit lustigen Lines über die Entstehung seines Sohnes gerappt, teilt Marteria jetzt mit »Gleich kommt Louis« seinen Stolz mit seinen Hörern. Lyrisch und inhaltlich gibt es viele Parallelen zum Vorgänger, jedoch ist Teil Zwei um einiges erwachsener und ernster. Statt immer nur Party und wach bleiben bis die Wolken lila werden rappt Marteria diesmal über das Erwachsenwerden, die Liebe, und ja, das ganz normale Leben. Der Großteil der Tracks ist ruhig und melancholisch, sogar beinahe träumerisch. In »Auszeit« malt Marteria ein stimmiges Bild unseres blauen Planeten, der Sonne und des Mondes und der tatsächlichen Existenz von Wundern in unserer Welt. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – stechen Tracks wie »OMG!« und »Bengalische Tiger« mit fetten Beats und motivierenden Klängen umso mehr heraus. Grundsätzlich ist sich Marteria samt Alter-Ego Marsimoto vom Sound her treu geblieben. Generell hat das Album einen sehr degressiven Flow: nach den ersten drei Partytracks geht es mehr und mehr in die Tiefe. Die Texte enthalten viele Wortwitze in Anspielung auf frühere Texte, Marterias Leben und seine Umwelt. Herr Marteria schafft es gleichzeitig seinen prägenden Erfahrungen der letzten Projekte, sowie der altbewährten Street Credibility Ausdruck zu verleihen. 09/10 David Hertl

Fast zweieinhalb Jahre nach ihrem letzten Albumrelease melden sich die Broilers zurück, um mit »Noir« an den Erfolg ihres Vorgängerwerks »Santa Muerte« (Platz 3 der deutschen Albumcharts) anzuknüpfen. Für die Produktion holte sich das Düsseldorfer Quintett Vincent Sorg ins Boot, welcher u.a. das aktuelle Album der Toten Hosen »Ballast der Republik« produzierte. Mit dem mittlerweile sechsten Album setzen die drei Jungs und das Mädel am Bass ihre Entwicklung gekonnt fort. Ihre Bandbreite haben die Düsseldorfer schon lange erweitert. Sie reicht von Oi, Punk, Rock und Singer / Songwriting bis hin zu Songs mit Ska- und Reggae-Elementen. Die raue, sehr punk- und oi-lastige Seite flachte spätestens nach dem dritten Album »Lo Fi« immer mehr ab und es entwickelte sich ein zunehmend melodischer, pop-rockiger Sound, welcher auch in »Noir« konsequent fortgesetzt wird. Nichtsdestotrotz vergessen die Düsseldorfer ihre Wurzeln nicht. So finden sich auch hier wieder zwischen Melancholie und Melodie stampfende Offbeats, denen man gern jetzt schon auf einem Festival abgehen möchte. Die 16 Songs des neuen Albums thematisieren überzeugend private Erlebnisse, Politik und den Alltag der heutigen Zeit. Beim ersten Mal Durchhören fällt das wegen allerlei Umschreibungen und lyrischen Phrasen vielleicht nicht direkt auf, doch spätestens nach ein paar Durchgängen erkennt man, das Album ist vor allem eins: ehrlich und gut. 08/10 Alexander Kastl

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#19: Green IT im Haushalt Blood Red Shoes Blood Red Shoes

Das sexieste Album seiner Art Blood Red Shoes haben sich sechs Monate ohne Produzenten in Berlin eingebunkert – hier das Ergebnis. Das selbstbetitelte Album der Blood Red Shoes stellt auf so manche Weise einen Neuanfang für sie dar. Das erste Mal ohne Produzent Mike Crossey, ja überhaupt ohne Produzent, das erste Mal auf ihrem eigenen Label Jazz Life Records und auch das erste Mal außerhalb von England aufgenommen. Trotz alledem klingt es klar nach Blood Red Shoes – treibende Drums, laute Gitarren, gepaart mit langsameren aber trotzdem nicht ruhigeren Tracks. Wie auch beim Vorgänger »In Time To Voices« wird am Anfang keine Zeit verloren und die Moshpit-verdächtigen Songs werden gleich abgehakt um danach die langsameren – aber nicht langweiligen – Nummern anzureihen. Stellenweise wird man an die jungen Arctic Monkeys erinnert, wenn Steve Ansell über die harten Riffs singt – hierbei auch der einzig große Kritikpunkt, die (im Vergleich zu den Vorgängern) klar reduzierte Anzahl an Songs mit Leadvocals der Sängerin / Gitarristin Laura-Mary Carter. Nichtsdestotrotz bringt jedes Lied etwas Eigenes in die Mischung, auch wenn keines davon klar heraussticht, ist das Album bei Weitem kein Einheitsbrei – es hebt sich quasi jedes Lied hervor, so dass sich keines mehr hervortut. Blood Red Shoes klingen auf »Blood Red Shoes« lauter, härter, roher und – laut Drummer Steven Ansell – sexier als die Vorgänger. Dass ein Album so heißt wie die Band selbst, ist immer auch ein Statement: Sie sind bei sich selbst angekommen. 08/10 Kathrin Suppanz

In einer Welt, in der alles vernetzt und jederzeit erreichbar ist, verbraucht auch alles ständig Energie. Auf der einen Seite soll die Intelligenz oder „Smartness“, die wir unserer Umwelt einhauchen auch zur Optimierung des Energieverbrauchs beitragen, auf der anderen vergessen wir oft, dass kein Gerät, kein Display, kein Sensor ohne Energie auskommt und dass auch der Standby-Modus den Stromzähler permanent weiterlaufen lässt. Im Großen – etwa bei Rechenzentren – ist Green IT schon lange Thema und auch die Energiefresser im Haushalt – Waschmaschinen, Geschirrspüler und E-Herde – hat das ökologische Bewusstsein längst erreicht. Im Bereich der Consumer Electronics zählt die Leistung noch immer mehr als der dafür nötige Input. In der 19. Ausgabe von twenty.twenty begeben wir uns auf die Suche nach Green IT im Haushalt und nach Strategien für Öko-Nerds.

Di., 29.04.2014 – Empfang 18:30 Uhr – Start 19:00 Uhr The Hub Vienna, vienna.the-hub.net Wien 7., Lindengasse 56 / Top 18 –19 Die Veranstaltungsreihe twenty.twenty widmet sich als offene Diskussionsplattform Zukunftsszenarien einer Welt 2020. Denn: Zukunft kann nicht gepredigt oder verordnet werden. Sie gehört diskutiert und gestaltet.

twentytwenty.at | facebook.com/exploring2020 | twitter.com/exploring2020

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SUBOTRON/WKW pro games Veranstaltungsreihe zur Praxis von digitalen Spielen im MuseumsQuartier/ quartier21 / Raum D, 1070 Wien subotron.com/veranstaltungen/pro-games/

Do. 06.03.14, 19h Rovio Stars and free-to-play publishing Jussi Immonen, Head of portfolio and business at „Angry Birds´“ Rovio stars, Helsinki

Fr. 07.03.14, 9–12h Workshop mit Jussi Immonen

Ort: EPU-Forum der Wirtschaftskammer Wien, Operngasse 17-21/6. Stock, 1040 Wien Anmeldeformular: subotron@wkw.at Anmeldeschluss: 24.02.14

Do. 20.03.14, 18h Roundtable Ausbildungsmöglichkeiten für die Gamesindustrie 2014

mit Vertertern von Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Donau-Universität Krems, FH Hagenberg, FH Salzburg, FH St.Pölten, FH Technikum Wien, HTL Spengergasse, SAE Institute Wien, TU Wien, Universität für Angewandte Kunst Wien, Universität Wien

Do. 03.04.14, 19h Bildungs-Tour in Wiener Game-Developer-Studios Sproing Interactive Media GmbH, Rabcat Treffpunkt 19h: Fernkorngasse 10, 1100 Wien Anmeldung unter anmeldung@subotron.com

Do. 17.04.14, 19h Austria Game Jams 2014 replay

Präsentation & Anspielen der diesjährigen Games aus Wien, Linz und Graz Extra: GDC roundtable Unterstützt von www.creativespace.at – Die Kreativplattform der Wirtschaftskammer Wien

Medienpartner:

Introducing From Dawn To Fall from dawn to fall sind in ihrem genre internationale grössen. — In den letzten Monaten wurde es etwas ruhig um die fünf Musiker aus Mödling. Allerdings trügt der Schein. Obwohl im Line-up unverändert, konnten nach einer ersten kleinen Kostprobe – wenn auch nur live im Zuge der Vans Warped Tour in der Wiener Stadthalle – einige Veränderungen festgestellt werden. Wenn die ersten Höreindrücke des neuen Materials nicht täuschen und repräsentativ für das restliche Album sind, dann verändert sich From Dawn To Fall wie noch nie. Die harten Bandagen von »The Beginning« (2008) und die Gute-Laune-Parts von »Rising« (2011) gehören wohl der Vergangenheit an. Musikalisch bewegen sich die Musiker nun in melancholischeren Sphären, man könnte sie wohl als gereift und erwachsen beschreiben. Für eine solide Basis rund um das dritte Studio-Album wurde jedenfalls gesorgt. Ohnehin bekannt für Songwriting auf internationalem Niveau, haben sich From Dawn To Fall namhafte Verstärkung aus Liverpool geholt: mit Dan Weller wurde ein international angesehener Produzent verpflichtet. 2012 gelang dem Briten mit der Band Young Guns und deren Album »Bones« der Sprung in die britischen Top 20. Auch andere international erfolgreiche Bands wie Enter Shikari oder Gallows gehören zu seinem Portfolio. Für Band, Equipment und Produzent ging es schließlich gemeinsam nach Kopenhagen. Dort wurde, abseits aller heimatlichen Ablenkungen, in einem der weltweit verstreuten Red Bull-Studios das neue Album finalisiert und aufgenommen. Defintiv eine Band, die man 2014 besonders beobachten sollte!  TEXT Christoph Purer BILD Laura Karasinski

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Die Kuh melken Recyclingkost garniert mit ein paar neuen Zutaten. So würde das Rezept für »Need For Speed – Rivals« wohl aussehen. Licht und Schatten sind hier nah beieinander. »Jährlich grüßt das Murmeltier«, so muss wohl das Motto von EA lauten, wenn es um die Veröffentlichung einiger ihrer Spiele­ reihen geht. Da ist es für die Mannen aus Kanada wohl auch selbstverständlich, die Spielergemeinde dieses Jahr mit einem neuen Teil der »Need for Speed«-Reihe zu versorgen. Denn man soll die Kuh ja melken, solange sie Milch gibt. Wie auch schon im Vorgänger »Most Wanted« setzt man bei »Rivals« wieder auf eine frei befahrbare Spielewelt. Man kann dabei im »Storymodus« immer zwischen der Rolle des Polizisten und des Rasers wechseln und muss sich dann mit der Gummiband-KI rumärgern. »Storymodus« in Anführungszeichen, da dieser eigentlich nicht existiert. Man wählt lediglich pro Karrierelevel eine von drei sogenannten »Speedlists«, auf welcher sich gewisse Zielvorgaben befinden. Erledigt man diese, steigt man ein Level auf, erhält dabei neue Teile für sein Auto und meist auch einen neuen Wagen. Begleitet wird dieser Aufstieg von nichtssagenden Zwischen­ sequenzen, welche eine Art Storygerüst halten sollen. Für erreichte Ziele erhält man »Speedpoints«, welche durch gefährliche Fahrmanöver mittels eines Multiplikators extrem vermehrt werden können. Sie sind die »Währung« im Spiel, mit welcher Autos und Tuningteile gekauft werden können. Steht einem während des Spielens eine aktive Internetverbindung zur Verfügung, so läuft das gesamte Game auf einem Online-Server ab. Heißt, man begegnet nicht zu selten anderen Spielern, welche man herausfordern kann, um seine »Speedpoints« weiter zu vermehren. EA setzt dabei wieder auf sein »Autologsystem«. Die Performance des Spiels weist zumindest auf der getesteten PS3-Version des Öfteren FrameEinbrüche und so manch nervige Spielfehler vor. So lassen sich zum Beispiel Renn-Events manchmal einfach nicht starten oder man fährt ein Rennen ohne Gegner – was für eine Herausforderung. 05/10 Alexander Kastl 043

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Klüsers Sammlung ist vielfältig: Von Rembrandt über Matisse bis zu Giacometti ist alles vorhanden. Spätrenaissance und Barock treffen auf deutsche und französische Werke des 19. Jahrhunderts, von der Klassischen Moderne ziehen sich die Werke bis zur jüngsten Gegenwart. Eröffnung: 15. März, 18.00 Uhr; Ausstellung: 16. März bis 29. Juni Kunsthalle Krems

Die Sammlung Klüser – Zurück in die Zukunft

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Constantin Luser Worte, Symbole, Elemente – komplexe Liniengefüge. Mit diesen abwechslungsreichen Zeichnungen sorgt der österreichische Künstler Constantin Luser nicht nur in seinem Heimatland für Begeisterung. Zu sehen sind diese ab Mitte März im Oberlichtsaal der Kunsthalle Krems. Eröffnung: 15. März, 18.00 Uhr; Ausstellung: 16. März bis 29. Juni Kunsthalle Krems

Jubel & Elend – 1914–1918 Ab März gilt die Schallaburg, in Zusammenarbeit mit dem Heeresgeschichtlichen Museum Wien und dem Schloss Artstetten, als Vernetzungsdrehscheibe nationaler und internationaler Forschungs- und Vermittlungsprojekte rund um das Gedenkjahr. Ausstellung: 29. März bis 9. November Schloss Schallaburg

Made In Austria – Statement by K. Essl Mit diesem Jahresschwerpunkt gibt der Sammler Karlheinz Essl ein eindrucksvolles Statement für die österreichische Kunst ab. In den Galerieräumen des Essl Museums wird ein ausgewählter Teil seiner Sammlung, dem Thema entsprechend, zu sehen sein. Ausstellung: bis 24. August Essl Museum Klosterneuburg

Frauenleben in Niederösterreich Nicht die Ausnahmefrauen stehen bei dieser Ausstellung im Mittelpunkt, sondern Frauen von nebenan. Es werden sowohl Bürgerinnen als auch Adelige vorgestellt, zeitlich bewegt man sich vom Mittelalter bis Anfang 21. Jahrhundert. Ausstellung: bis 19. Oktober Landesmuseum Niederösterreich 045

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Einige Künstler des Line-ups stehen bereits fest. Ein fixer Programmpunkt heuer: Cro.

Tomorrow Festival Unser Öko-Woodstock geht in die nächste Runde im einzigartigen Ambiente des österreichischen Atomkraftwerks, das bekanntermaßen nie ans Netz ging. Bereits zum dritten Mal findet das mit dem Umweltzeichen zertifizierte Festival statt. Das Programm wird wohl auch heuer wieder mit bekömmlichen, politischen Botschaften für Umweltschutz und Nachhaltigkeit unterfüttert werden und zum Schauplatz einer dreitägigen Eventreihe. Das diesjährige Line-up lockt mir Künstlern wie Cro, Klingande, Jennifer Rostock, Donots, Eskimo Callboy und vielen mehr. 29. Mai bis 1. Juni Zwentendorf, Atomkraftwerk 046

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Viertelfestival Das jährliche Viertelfestival bietet sowohl musikalische Programmpunkte als auch bildendeund darstellende Kunst und literarische Schmankerln. Die Künstler befassen sich mit alltäglichen Themen, die uns Tag für Tag begleiten. Egal, ob es dabei um die Problematik Arbeit und gerechte Entlohnung oder Integration in Schulen geht. Das Thema der heurigen Ausgabe wird »Naturmaschine« heißen und erstmals auch grenzüberschreitend stattfinden. 10. Mai bis 10. August Waldviertel und Süd-Tschechien Der Programmpunkt Brotlos sorgte im Vorjahr für reichlich Spannung.

Fabelhaft New York, Deutschland oder Großbritannien: Beim internationalen Festival der erzählenden Künste sind auch heuer wieder Künstler aus aller Welt vertreten, die ein abwechslungsreiches literarisches Fest des Erzählens mit musikalischer Umrahmung bieten. Das Programm reicht von literarischen Größen wie Folke Tegetthoff, der seine schönsten Märchen präsentieren wird, bis hin zu einem Weinabend mit Zero Boy aus New York und Cat Weatherill aus Großbritannien. 3. bis 9. Juni Baden, Bad Schönau, St. Pölten und Schallaburg Lusco und Fusco aus Spanien spielen lebende Helikopter.

Donaufestival Neue Theaterformen, performative Innovationen, Musik im Spannungsfeld von Experiment und avancierter Pop- und Clubkultur sowie künstlerische Spezialprojekte kennzeichnen das Donaufestival Festival in Krems. Beim diesjährigen Festival dreht sich alles um den Themenkomplex Mensch, Natur, Ausbeutung und Ausgrenzung. Musikalisch bietet das Festival eine Vielfalt, die von experimentellem Techno bis hin zu neuestem Ambient und von südafrikanischen Tanz-Ekstasen bis hin zu audiovisuellen Weltpremieren reicht. 25., 26., 30. April bis 3. Mai Krems, Messe­ hallen und Stadtsaal God’s Entertainment zeigt die Auswirkungen struktureller Gewalt politischer Systeme auf das Leben der Menschen. 047

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TICKETS & INFO: WWW.WAVESFESTIVAL.EU

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Kolumne: Helden von heute Total Wahres aus dem niederösterreichischen Alpenvorland von Vea Kaiser

HEADLINE     Helden von heute   Folge 1: Alles rächt sich!

H

undsviech dlaußen walten, hei!«, schrie Liu Cho simultan zur Eingangsglocke. »Nur Do-Go, Liu Cho!«, antwortete Bürgermeisterin Elvira Hell wie jeden Mittwoch, wenn das Dorfwirtshaus geschlossen hatte. Der kleine Mann schimpfte und füllte Reis in eine weiße Plastikschüssel. Hasso, der schwule Wachhund der Bürgermeisterin, grunzte schuldbewusst. Als sie Liu Cho einen Zwanziger reichte, fiel ihr Blick auf einen großen Button über seiner Hemdtasche: die schlechte Fotografie eines Windrads, das mit einem fetten roten Balken durchgestrichen war. »Liu Cho, was das?« »Aaacht Schätz!« »Nein, das da!« und sie tippte über die Schank hinweg auf seinen Button.

»Nieda mit Windladl! Hei!« Liu Cho hatte einst in China in einer Chemikalienfabrik gearbeitet, womit Elvira Hell vieles erklärte, wie, dass er nachts mit seinem Nunchaku, zwei durch eine Metallkette verbundenen Schlagstöcken, in Schrank auf Einbrecherjagd ging und schrie wie Jackie Chan – also dachte sie nicht weiter über den Button nach. Am Nachmittag bekam sie Lust auf Süßes und öffnete den Glückskeks: Alles rächt sich. »Depperter Chines«, fluchte die Bürgermeisterin und zerknüllte das Spruchband. Der März brachte keine besonderen Ereignisse, genau wie es der Bürgermeisterin am liebsten war. Das einzige Mühsal war der alte Huber, der ihr tägliche Besuche abstattete, um sich über das neue Recyclingkonzept zu beschweren. In Schrank war nach Fukushima der Umweltschutz modern geworden. Kurz hatte sie befürchtet, eine Fraktion der Grünen könnte sich gründen, doch es bewährte sich, dass Schrank in Niederös-

terreich lag. Die Bürger waren glücklich, solange man ihnen gab, was sie wollten: So unterstützte der Gemeinderat die Errichtung eines Windparks im benachbarten Yphra, und die Dorfjugend bekam einen Glascontainer neben dem Fußballplatz, um die Flaschen vom Vorglühen zu recyclen. Das jedoch wurmte Herrn Huber, der nebenan wohnte: »So a Schas! De solln de Flaschn wia früher wieda in de Böschung haun! Des war wenigstens leise!« Nachdem die Bürgermeisterin ein großes Schild mit den GlasEinwurfzeiten hatte anbringen lassen und einem ruhigen, friedlichen März entgegensah, vermehrten sich plötzlich die ominösen Buttons mit den durchgestrichenen Windrädern. Und als schließlich der Pfarrer sonntags predigte, dass Windräder, die höher als der Kirchturm in den Himmel ragten, ein Frevel am heiligen Herrn seien,

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Kolumne: Helden von heute Total Wahres aus dem niederösterreichischen Alpenvorland von Vea Kaiser

»Unsere Gegenstromwärmeüberträger machen keine Rotorgeräusche!«, kreischte der Musikschuldirektor. »Und im Winter können von unseren Flachdächern keine Eisbrocken stürzen!« Daher weht also der Wind, dachte Elvira Hell und sagte: »Das heißt, ja zu grüner Energie, aber nicht vor Eurer Haustür?« Betretenes und angesäuertes Murmeln ertönte im Saal. »Sie dürfen nicht mitreden! Sie müssen die Windräder nicht den ganzen Tag sehen!«, brüllte die Menge wütend. Als Elvira Hell Liu Cho sah, der in Mitte der gut verdienenden, gut ausgebildeten Jungfamilien etwas deplatziert wirkte, dachte sie plötzlich an den Glückskeks. »Ihr wart für die Energiewende! Alles rächt sich!«, sagte sie trocken, woraufhin lauter Protest folgte. Als ihr Blick in die Spielecke fiel, spuckte ein Bub seinen Bio-Schnuller aus, sabberte auf sein Leinenlätzchen, schwang bedrohlich eine Holzspielzeugente und brüllte: »Böse Windbäder! Böse Windbäder!« Am Abend dachte Elvira lange über den Glückskeks nach. Für sie rächte es sich also nun, vor zehn Jahren die Einheimischen überredet zu haben, die brach liegenden Felder in Bauland umzuwidmen, um junge, gut verdienende Menschen in Schrank anzusiedeln. Hätte sie doch nur auf den Landeshauptmann gehört, der hatte ihr tief in die Augen geschaut und gesagt, Elvira, überleg dir das, grün bleibt grün, auch wenn sie  schwarz wählen.

BILD Anna-Lisa Dorsch

HEADLINE

suchte sie nach der Quelle der plötzlichen Anti-UmweltschutzStimmung. Zu ihrer großen Überraschung waren es weder die Altbauern am Stammtisch, die große Liebeslieder auf die Windräder sangen, nachdem sie eine Möglichkeit gefunden hatten, dadurch mehr EU-Subventionen abzukassieren, und auch der Jägerbund verhielt sich unauffällig: nein, die Windradgegner waren genau die, die sie am lautesten gefordert hatten; die jungen, gut verdienenden Familien aus der Neubausiedlung. Und es dauerte nicht lange, bis die Anti-Windkraft-Front im Gemeindeamt vorsprach. »Sagen Sie dem Landeshauptmann: NEIN«, erklärte der Bundesheerausbildner in Karenz, der seine überschüssige Energie als Wortführer der Neubausiedlungsbewohner verwendete. »Freunde, ihr seid doch ökologisch?«, sagte die Bürgermeisterin zur aufgebrachten Menge, die sich im Versammlungssaal des Gemeinderats eingefunden hatte. »Ihr habt doch alle Passiv-Energiehäuser?« »Unsere Häuser sieht man nicht von überall!«, antwortete die Tierärztin und zeigte auf ein Plakat, das illustrierte, wie man die Windräder von der Neubausiedlung aus sehen würde.

Vea Kaiser lebt in Wien und arbeitet meistens in Wien, aber auch den USA. Ihr Debütroman »Blasmusikpop« war The-GapCoverstory und wurde zum Bestseller. Vielleicht deshalb. Eher aber, weil er richtig gut ist. »Helden von Morgen« greift eine Figur aus einer Kurzgeschichte Vea Kaisers auf.

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Craf


Adria Wien 16.–18.05.2014 www.craftbierfest.at www.facebook.com/craftbierfest

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