The Gap 157

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157 Magazin für Glamour und Diskurs. MONATLICH. VERLAGSPOSTAMT 1040 WIEN, P.B.B. GZ 05Z036212 M, Nº 157, JUNI / JULI 2016

Der neue Zirkus 001 Gap 157 Cover.indd 1

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So viel Kultur auf einem Display. MU SA Mu seu m

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Die digitalen Services der Stadt machen’s möglich: Wer die Kulturhauptstadt entdecken will, schaltet einfach sein Tablet oder den Computer ein. Wien stellt immer mehr Angebote online zur Verfügung. Auf www.kultur.wien.at kann man sich zum Beispiel die Wiener Vorlesungen online ansehen. Oder man wandelt im Wien Geschichte Wiki auf den Pfaden der Stadtgeschichte: www.geschichtewiki.wien.at. Den Überblick über Museen und Sehenswürdigkeiten liefert der digitale Stadtplan unter www.wien.at/stadtplan.

kulturgut.wien.at

geschichtewiki.wien.at

Wien. Die Stadt fürs Leben. 002-017 Gap 157 Splitter.indd 2 INS_12_GGr4_KaD_210x280.indd 1

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Editorial von Amira Ben Saoud.

Alles neu macht der Mai?

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b und zu darf man auch mal die humanistische Bildung raushängen lassen. So sage ich euch: In der Antike wurden neue Dinge eher mit Argwohn betrachtet. Und weil sich die Weltsicht immer auch in der Sprache spiegelt, wird als Beispiel für diese Mentalität der Ausdruck novis rebus studere (wörtlich: nach neuen Dingen streben) herangezogen. Dieser bedeutet im lateinischen Polittalk nämlich »einen Umsturz versuchen«, beschreibt also den Wunsch, ein politisches Regime zu stürzen.

Alles, was neu war, gereichte dem klassischen Römer prinzipiell zur Sorge. Sogar, wenn man selbst ein »homo novus«, ein Selfmademan wie Cicero war, zählten nur die guten alten Werte der Vorväter – make Rome great again, quasi. Mit anderen Worten: Marcus Tullius hätte The Gap sicherlich keinem Frühjahrsputz unterzogen. Aber es ist nun einmal 2016, Innovation gilt als geil, geil, geil, neu ist prinzipiell gut und deswegen haben wir uns für diese Ausgabe ein paar neue Formate überlegt.

Das Ergebnis sind drei neue Kolumnen, die sich mit Gender und Feminismus, Mode sowie Essen beschäftigen. »Der Lieblingswitz«, »Der liebste Feind« und eine Illustration, alles beigesteuert von kreativen Menschen aus dem Umfeld, die wir schätzen, haben wir in den vorderen Heftteil aufgenommen. Und auch im StoryTeil sind wir thematisch in die Breite gegangen: Die Coverstory beschäftigt sich mit neuem Zirkus, die politischen Aspekte der EM – ja, ihr habt richtig gehört: Fußball in The Gap – werden beleuchtet und weil ja Frühling ist, haben wir uns auch zum ersten Mal mit Hochzeiten beschäftigt. Na gut, mit der musikalischen Komponente des Heiratens. Umsturz ist das aber sicherlich keiner. Die Cselley-Mühle zum Beispiel feiert heuer ihr 40-jähriges Bestehen und erfährt in dieser Ausgabe eine Würdigung. Denn manche Dinge, die es schon ein bisschen länger gibt, haben auch heute noch ihre Berechtigung, da halten wir es ganz mit Cicero.

Amira Ben Saoud Chefredakteurin bensaoud@thegap.at @oidaamira

Impressum

HERAUSgeber Thomas Weber chefredakteurin Amira Ben Saoud Stv. Chefredakteurin Yasmin Vihaus Redaktion Ranya Abd El Shafy, Benjamin Agostini, Jakob Bouchal, Manuel Bovio, Ivo Brodnik, Johannes Busching, Ann Cotten, Leo Dworschak, Astrid Exner, Juliane Fischer, Manuel Fronhofer, Daniel Garcia, Manfred Gram, Philipp Greiner, Philipp Grüll, Julia Gschmeidler, Andreas Hagenauer, Jan Hestmann, Magdalena Hiller, Christoph Hofer, Peter Hoffmann, Michael Huber, Reiner Kapeller, Sophie Kattner, Markus Keuschnigg, Stefan Kluger, Michaela Knapp, Markus Köhle, Christian Köllerer, Alexander Kords, Christoph Kranebitter, Rainer Krispel, Michael Bela Kurz, Philipp L’Heritier, Franz Lichtenegger, Davi Maurer, Martin Mühl, Christiane Murer, Stefan Niederwieser, Nuri Nurbachsch, Dominik Oswald, Michaela Pichler, Johannes Piller, Stefanie Platzgummer, Christoph Prenner, Teresa Reiter, Werner Reiter, Kevin Reiterer, Martin Riedl, Tobias Riedl, Sonja Riegler, Gabriel Roland, Georg Russegger, Stefan Schallert, Peter Schernhuber, Johannes Scheutz, Nicole Schöndorfer, Werner Schröttner, Tanja Schuster, Katja Schwemmers, Katharina Seidler, Wolfgang Smejkal, Lisa Stadler, Johanna Stögmüller, Sophie Strohmeier, Peter Stuiber, Werner Sturmberger, Denise Helene Sumi, Yasmin Szaraniec, Franziska Tschinderle, Erwin Uhrmann, Yasmin Vihaus, Jonas Vogt, Luise Wolf, Maximilian Zeller, Martin Zellhofer Volontariat Iris Adelt, Barbara Fohringer. Maxi Graf, Nadine Obermüller termine Iris Adelt, Manuel Fronhofer, Maxi Graf, Franz Lichtenegger, Lisa Schneider Kolumnisten Astrid Exner, Illbilly The K.I.T.T., Martin Mühl, Gabriel Roland, Jonas Vogt cover Mattias Edwall fotografie Florian Auer, Lukas Beck, Stephan Doleschal, Veronique Giroud, Andreas Jakwerth, Marco Leimer, Marlene Mautner, Ingo Pertramer, Kurt Prinz, Karin Wasner Illbilly-illustration Jakob Kirchmayr ART DIRECTION Sig Ganhoer Gestaltung Manuel Fronhofer, Sig Ganhoer, Lucas Gerstgrasser, Erli Grünzweil Lektorat Wolfgang Smejkal, Adalbert Gratzer web Super-Fi, m-otion anzeigen Herwig Bauer, Thomas Heher, Micky Klemsch, Martin Mühl, Clemens Reichholf, Thomas Weber (Leitung) Distribution Martin Mühl druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Pulverturmgasse 3, 1090 Wien geschäftsFÜHRung Martin Mühl PRODuktion & MedieninhabERin Monopol GmbH, Wohllebengasse 16/6, 1040 Wien kontakt The Gap c/o Monopol GmbH, Wohllebengasse 16/6, 1040 Wien; Tel. +43 (1) 20 57 06; wien@thegap.at, www.thegap.at, www.monopol. at, office@thegap.at bankverbindung Monopol GmbH, easybank, IBAN AT77 14200 20010710457, BIC EASYATW1 abonnement 10 Ausgaben; Inland EUR 15, Europa EUR 35, Rest der Welt EUR 42 HEFTPREIS EUR 0­ erscheinungsweise 6 Ausgaben pro Jahr; Erscheinungsort Wien; Verlagspostamt 1040 Wien Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Für den Inhalt von Inseraten haftet ausschließlich der Inserent. Für unaufgefordert zugesandtes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Jegliche Reproduktion nur mit schriftlicher Genehmigung der Geschäftsführung.

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Magazin Neuer Zirkus 014 —— Keine Clowns? Kein Zelt? Und trotzdem Förderungen? Ist das überhaupt noch Zirkus, wovon wir hier reden? Und was ist, wenn es mehr als das ist? 40 Jahre Cselley-Mühle 018 —— Das Vorzeigeprojekt für Kunst und Kultur am Land wird langsam alt – und bietet doch so viel Raum für Neues. Eine Würdigung. Im Porträt: Angelika Fitz 022 —— Sie trägt die Stadt im Herzen und wird ab 2017 das Architekturzentrum Wien leiten. Ein Porträt über eine universalinteressierte Welten- und Gesellschaftsforscherin. Voodoo Jürgens 024 —— Und wieder geht ein Stern am Austropop-Himmel auf. Sein Name: Voodoo Jürgens, das personifizierte Wiener Lebensgefühl. Im Interview: Nazar 025 —— Nazar ist grantig: Auf den Gemeinderat im Zehnten, auf Strache und auf Förderstellen. Ein neues Album hat er auch. Golden Frame: eSeL 026 —— Lorenz Seidler a.k.a eSeL bringt seine »Sammlung eSeL« ins Essl Museum. Ein passender Abschied.

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Hochzeits-DJs 028 —— Beim Auflegen auf Hochzeiten kann man sich ein goldenes Näschen verdienen. Aber leicht ist es deswegen noch lange nicht. Coded Cultures 031 —— Beim Coded Cultures Festival werden in einer ehemaligen Polizei-Inspektion im 1. Wiener Bezirk Medienkunst, Technologie und Gesellschaft reflektiert. Angry Birds 035 —— Sind diese wütenden Vögel eigentlich xenophobe Dreckschleudern? Was will Rovio Kindern mit diesem Film sagen? Poolbar 040 —— Das Poolbar-Festival hat wieder fesche T-Shirts bedruckt und sich damit in der Schattenburg in Feldkirch in Pose geworfen. EM 2016 044 —— Wenn am 10. Juni der Ball bei der EM zum ersten Mal rollt, geht es nicht nur um Fußball, sondern auch um den Mythos des WM-Teams von 98.

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Johannes Scheutz

macht Magazine normalerweise selbst. Das Landjäger-Magazin und die Hipster-Bibel Best Of Vienna nämlich. Obwohl er bei einem Fußballclub spielt, haben wir ihn nicht die Geschichte über die EM, sondern die über Hochzeits-DJs schreiben lassen. Seite 044

Veronique Giroud

spricht nicht nur fünf Sprachen, sondern hat ihre Fotografien bereits in Vice, der Wienerin oder dem Rolling Stone veröffentlicht. Für uns hat sie Sandra Kendl (Das Techno Cafe) und die Eventmanagerin Hannah Neunteufel vor die Linse gelockt. Seite 046

Maxi Graf

Rubriken Editorial / Impressum 003 Leitweber 006 Illustration: Zwupp 007 Pandagram: Downtown Vienna 008 Lieblingswitz: Berni Wagner 011 Mein liebster Feind: Lisa Eckert 012 Prosa: Sophie Reyer 038 Workstation: Sandra Kendl & Hannah Neunteufel 046 Reviews 053 Termine 058 Gewinnen 066

Kolumnen Club Status 009 Signature Dish 010 Gender Gap 012 Einteiler 013 Know-Nothing-Gesellschaft 050

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kam zu The Gap, um über Essen zu schreiben. Musik wäre aber auch ok, ließ er uns mit den Worten »Schlagzeug oder Schnitzel« wissen. Große Teile unseres Festivalsommer stammen daher aus seiner Feder – und die Musiktermine. Was für ein Mann. Seite 058

Magdalena Meergraf ließ sich von dem Wort »Zirkus« nicht abschrecken und recherchierte die Situation und Bedeutung des sogenannten »neuen Zirkus«, der ziemlich wenig mit Clowns und Elefanten zu tun hat, für die Coverstory ausführlich. Manege frei! Seite 014

Werner Sturmberger

studierte Politikwissenschaft und Soziologie. Wenn er nicht gerade für Heureka, das Wissenschaftsmagazin des Falter schreibt, zerbricht er sich für Biorama und The Gap den Kopf über das schöne Leben, oder eben die EM 2016. Seite 044

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Leitartikel von Thomas Weber.

Heimat, terrestrisch.   »Toleranz ist kein deutsches Wort«, ätzt der bayerische Kabarettist Gerhard Polt. Heimat durchaus. Beide Präsidentschaftskandidaten haben es im Wahlkampf plakatiert. Ein Fehler des nicht volkstümelnden Anwärters?

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elbst habe ich ja mittlerweile ein recht entspanntes Verhältnis zur »Heimat«. Im Gegensatz zum »Volk« – welches der Germanist Karl Wagner einmal als deutsches »four-letter word« beschrieb – ist mir der Begriff »Heimat« nicht mehr von vornherein suspekt. Womöglich liegt das daran, dass, wenn vom Volk die Rede ist, selten der Souverän beschworen wird (von dem in der österreichischen Verfassung das Recht ausgeht); dass das Volk in der politischen Rhetorik meist nur dann bemüht wird, wenn es der Abgrenzung dient. Statt den Ariern sind es heute die Alteingesessenen (die Völkischen sprechen oft von den »Autochthonen«), die vor den Dahergelaufenen, Auswärtigen bewahrt und rein gehalten werden sollen. Es ist ein widerlich gegen die anderen wetterndes Wir, das im »Volk« stets mitschwingt. Die vermeintliche kulturelle Überlegenheit über unzivilisierte Ziegenficker. Demgegenüber klingt die »Heimat« heute längst aus jedem Mund anders, oft als WellnessVokabel. Eine jede Tochter, ein jeder Sohn hat irgendwie, irgendwo und im Idealfall selbst der oder die Heimatlose irgendwann eine eigene Heimat.

Bild michael winkelmann

Ganz schön heimatlich: das Reich von Red Bull Zwar empfanden es ein paar angehende Altlinke fast als Verrat, dass sich Alexander Van der Bellen – immerhin ein altbekannter Konsenspolitiker – aus ihrer Sicht beim rechten Wählerpotenzial anbiederte, weil er nicht davor zurückscheute, vor schöner Landschaft staatstragend auch den Begriff »Heimat« zu plakatieren. Doch weder verkleidete sich Van der Bellen in billiger Hofer-Tracht, noch bedeutet der Begriff

für die Mehrheit der Menschen a priori das, wovor den Sich-verraten-Fühlenden graut. Es ist nicht der Abwehrkampf der Eingeborenen (zu dem das »Deine Heimat braucht dich jetzt« des völkischen Kandidaten mobil und zum Schutz und Trutz alle Grenzen dicht machen möchte). Hier prescht kein starker Mann vor, den Angstbeißern und Angsthasen dabei zu helfen, sich im heimeligen Gestern einzuigeln. Die »Heimat« eines Alexander Van der Bellen weist vielmehr ins Reich von Red Bull. Und das meine ich jetzt nicht etwa, weil in der vom grünen Präsidentschaftskandidaten schöngezeichneten Naturlandschaft in Wirklichkeit alle paar Straßenmeter eine leere Aludose im Acker liegt. Ich meine das jüngst vielgepriesene und lautstark mit Sympathie bedachte Fernsehprogramm des vom Red-BullGründer betriebenen Senders »Servus TV«. Es handelt sich dabei letztlich um einen, wenn man so will, »Heimatsender«, dessen Hoheitsgebiet den überschaubaren Quoten zum Trotz terrestrisch der deutschsprachige Alpenraum ausmacht: Südtirol, die Schweiz, Österreich, der Süden Deutschlands. Da wird recht beschaulich das alpine Lebensgemüt zelebriert, das Brauchtum gepflegt, aber doch dauernd auch offen in die Welt hinausgeblickt – in Dokus, Reportagen oder zurück in die Filmgeschichte. Wie der Begriff verklärt auch der Heimatsender. Alles ist weichgezeichnet, nah dran an der Idylle, in der weltabgewandt die Strommasten und Kondensstreifen der Flugzeuge ausgespart bleiben. Als Kontrast gibt es abenteuerliche Adrenalin- und Actionschau. Hier wird bewahrt, soll aus einem überhöhten Ideal Kraft geschöpft werden. Dass manch einer da direkt aus der Stratosphäre im braunen Sumpf landet, bleibt das Risiko. Wenn vom Präsidentschaftskandidaten Van der Bellen gleichzeitig aufgefordert wird, dass möglichst »wir alle gemeinsam«

voranschreiten sollen, »mutig in die neuen Zeiten«, dann wird deutlich, dass man sich hier bewusst das verbindende VorwärtsMoment der Bundeshymne herausgepickt hat. Für einen offener gedeuteten »Heimat«-Begriff, nicht für das Völkische. Zwar zitiert der Rechtsaußenkandidat geschickt die Verfassung wenn er »Das Recht geht vom Volk aus« zusammenfasst. Dass Deutschnationale sich hier mitgemeint fühlen und wissen sollen, wem der Kandidat sich verpflichtet fühlt, ist allerdings offensichtlich. Wenn Van der Bellen von Heimat spricht und auf dem Plakat am Waldrand spaziert, lauert im Gras vielleicht die eine oder andere Zecke auf seinen Hund. Sonst werden allerdings keine Bedrohungsszenarien konstruiert. In der Kulturlandschaft seines Kontrahenten allerdings sprießen die Kornblumen. Heimat ist also wie Beton. Es kommt drauf an, was der Mensch draus macht. Auf meinen persönlichen Heimatbegriff habe ich mich vor Jahren festgelegt. Heimat ist, wo man anschreiben lassen kann.

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Thomas Weber Herausgeber weber@thegap.at @th_weber

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Am 3. und 4. Juni 2016 finden in ganz Österreich bereits zum achten Mal die Architekturtage statt. Unter dem Generalthema wert/haltung laden sie dazu ein, Architektur zu entdecken, ihren Wert zu erkennen und die eigenen Ansprüche an die gestaltete Umwelt zu schärfen.

Bank Austria Kunstpreis 2016 218.000 Euro für die österreichische Kulturszene: Die Bank Austria setzt auch 2016 wieder auf Crowdfunding. Neben Nominierungspreisen für wichtige Kulturinstitutionen sowie Kulturjournalismus stellt sie 100.000 Euro für Crowdfunding-Projekte zur Verfügung. Mit 10.000 Euro zeichnet sie darüber hinaus eines oder mehrere Crowdfunding-Projekte aus. Kunst- und Kulturprojekte erhalten von der Bank Austria im Rahmen einer über die CrowdfundingPlattform wemakeit.at durchgeführten Kampagne ein Drittel des Finanzierungsbedarfs – zum Beispiel für • die Realisierung eines Konzepts, • die Planung einer Tournee, Ausstellungsserie, Konferenz oder eines Festivals, • eine Audio- oder Video-Produktion und und und ... Die Ausschreibungsdetails und Teilnahmebedingungen sind ab 19. April 2016 auf der KunstpreisHomepage der Bank Austria abrufbar: kunstpreis.bankaustria.at. Eine Einreichung für den „Großen Bank Austria Kunstpreis“ sowie den „Preis für Kulturjournalismus“ ist nicht erforderlich. Diese Preise werden im Rahmen eines Nominierungsverfahrens von einer prominent besetzten Fachjury im November 2016 vergeben.

002-017 Gap 157 Splitter.indd 7 BA Kunstpreis - The Gap - ET 24.5..indd 1

Bank Austria „goes Crowdfunding“: • Kick-off-Event in Wien: 27. April 2016. • Info-Webinar: 3. Mai 2016. • Mindestens 20 Unterstützer pro Projekt. • Projekte aus den Bereichen Architektur, Ausstellung, Bühne, Comics, Design, Festival, Film, Fotografie, Kongress/Konferenz, Konzert, Kunst, Kunstvermittlung, Literatur, Musik, Publikation, Tanz, Tonträger (Audio/Video) und Tournee sowie Projekte, die Kunst und Kultur mit sozialem Engagement verknüpfen. • Start der Crowdfunding-Kampagnen ab dem 18. Mai 2016 möglich.

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Pandagram-Steckbrief: @downtownvienna Maximilian Zirkowitsch (Satiriker)

Einmal pro Ausgabe bitten wir interessante Menschen, unseren Instagram-Account für 10 Tage zu übernehmen. Das meistgelikte Foto gibt’s hier.

TOP 10

Zutaten für einen Becher-guglhupf

01 1 Becher Rahm 02 Rührschüssel 03 1 Becher Zucker 04 1 Becher Benco 05 1 Becher Weizenmehl 06 1 Becher Zeugs (Kokos, Nuss, Beerenscheiß) 07 1 Pkg. Backpulver 08 3 Eier 09 ½ Becher Öl 10 180° C

TOP 5

Gründe, die gegen Rankings sprechen

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immer beliebig quantifiziert Schönes quantifiziert Grausliches reproduziert kapitalistische Verwertungslogik zu viel space für zu wenig content

auch nicht schlecht: Einkaufslisten.

Dieses Foto hätte fast einen Unfall verursacht – aus dem Auto herausfotografiert beim Abbiegen. Wolkenverhangender Himmel und ein Sonnenuntergang kurz vor Regeneinbruch am Schwarzenbergplatz.

ABOUT

Sarah Nägele (The Gap)

TOP 10

Der gebürtige Welser Peter Schernhuber ist nicht nur auf Instagram ein Film-Aficionado. Zusammen mit Sebastian Höglinger leitet er heuer zum ersten Mal die Diagonale, Festival des österreichischen Films. sieht man mir nicht an, ist aber so:

Downtown Vienna bezeichnet nicht das Wiener Zentrum, sondern ist überall, wo Hervorragendes passiert.

01 Der Billa am Praterstern 02 Diese Dufttannenbäume, die in Autos hingen 03 Krautrockbands wie Faust 04 Das zweite Strokes-Album (schon immer) 05 Voodoo-Puppen 06 Diavorträge 07 Abizeitungen 08 Deutsche Chansons 09 Hernals 10 Das Tanzcafé Jenseits

am schwersten auf einem foto festzuhalten:

Der kleine Dackel Barly Noble

liebste foto-app:

1-Hour Photo

liebster hashtag:

#Wiener (check out why)

drei follow-empfehlungen

@monarchie_und_alltag, @mva1000, @marlieswirth

TOP 5

schaue oder höre ich nur hinter zugezogenen vorhängen:

Yung Hurn – Fick die Polizei!

01 In flagranti 02 Mumpitz 03 Inkognito 04 Nichtsdestotrotz 05 Kaschemme

würd’ ich mir tätowieren:

Ein zartes Peckerl von Constantin Luser. Motiv völlig egal, Hauptsache Luser!

saidnooneever:

Der Balkan beginnt am Schwedenplatz.

Dinge, die unterschätzt werden

Sollte man öfter sagen

auch nicht schlecht: Erich-Kästner-Hörspiele.

instagram.com/thegapmag

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JOSIAH MCELHENY

The Ornament Museum 27.4.2016 – 2.4.2017 Josiah McElheny, Examples of Neurasthenic Ornament from the collection of The Ornament Museum, 2016 Courtesy of Andrea Rosen Gallery, NYC, White Cube, London, Corbett vs. Dempsey, Chicago

Mit Eulen nach Athen raven Einer der großen, aktuellen, internationalen Trends ist die Renaissance von Drum’n’Bass. Wien hat in dem Bereich aber bereits eine sehr große, traditionelle Szene. Was nun? Wäre Drum’n’Bass der Papst, dann wäre Wien vielleicht nicht der Vatikan, aber zumindest seine Sommerresidenz. Während die 170 bpm in anderen Städten kamen, gingen, wieder auftauchten und verschwanden, verteidigten sie in Wien ihre gallischen Dörfer, ob in der Arena oder am Donnerstag im Flex. Das unterscheidet diese mittlerweile recht konservative Szene von den anderen zahlreichen elektronischen Trends, von denen man in monatlichen Abständen in englischsprachigen Onlinemedien lesen kann (»Guys, it’s true: Jungle / Ragga / Calypso is back«). Für die war Wiens Szene an Spezialisten dann doch immer zu klein. Ein internationaler Trend musste schon sehr groß sein, um hier Fuß zu fassen und nicht wie eine Armee, die im Feindesland vom Nachschub abgeschnitten wird, langsam auszubluten. In einer Stadt, in der man selbst den viel gelobten und viel geposteten Grime im Club nur punktuell in Sets einstreuen kann, ist es – rein ökonomisch – immer noch klug, auf halbwegs bewährte Pferde zu setzen. Die Drum’n’Bass-Renaissance bringt jetzt aber tatsächlich eine interessanten Aspekt hinein. Hier schwappt aus UK, wo man ja mittlerweile schon wieder an dem Punkt ist, mit Übernummern wie »How Love Begins« von DJ Fresh & High Contrast Drum’n’Bass mit cheesy Pop und Grime zu vereinen, langsam eine Welle hinüber. Und trifft – anders als bei früheren Trends – auf eine Stadt, in der es eine genuine Szene dafür gibt. Das ist ein bisschen wie mit Eulen nach Athen raven, wo im Untergrund allerdings seit knapp 20 Jahren eine lokale Population ihren Eulen-Geschäften nachgeht. Bei HipHop, dem letzten großen Wiener Partytrend, gelang es vor drei Jahren, die Traditionalisten gemeinsam mit den Hipstern und Studenten anzulocken. Wird das bei Drum’n’Bass funktionieren? Keine Ahnung. Wer unsichere Prognosen will, sollte sich den Wetterbericht für nächsten Sonntag anschauen, keine Partykolumnen.  Aber ich schau es mir gerne an.

Jonas Vogt vogt@thegap.at @L4ndvogt

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MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst Stubenring 5, 1010 Wien MAK.at facebook.com/MAKVienna twitter.com/MAKWien instagram.com/mak_vienna 11.05.16 17:06


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Nikolaus Ganahl (The Gap)

TOP 10

Gerhard Polt Youtube Clips

01 Longline 02 Herr Tschabobo 03 Nobelpreisträger 04 Im Wirtshaus 05 Der Sandkuchen 06 Mai Ling 07 Mittagspause 08 Das Feuerwerk 09 Nikolausi 10 Ein Hundebesitzer

TOP 5

Schicksalsschläge, die FPÖ-Politiker Herbert Haupt überlebt hat

01 Tauchunfall 02 Hepatitis C 03 14 Autounfälle 04 Tumor-Operation 05 Flugzeugabsturz

auch nicht schlecht: Die Strudlhofstiege abends.

Eva Zar (Künstlerin)

TOP 10 Fruities

01 Jede Art von Melonen 02 Kapstachelbeeren 03 Bananen 04 Papayas 05 Kokosnüsse 06 Himbeeren 07 Drachenfrüchte 08 Kiwanos 09 Litschis 10 Heidelbeeren

TOP 5

Die Spezial-Pizzen in der Pizza Riva Es kommen weiterhin gute Dinge aus der Favoritenstraße 4. Dort, wo bis ins Frühjahr 2015 unser Büro war und unter anderem mindestens 50 The Gap-Ausgaben produziert wurden, hat vor einigen Wochen eine Pizzeria Riva eröffnet. Unternehmer Alessandro d’Ambrosio, sonst bekannt als Schuhhändler, hat mit einem Team schon auf der Summerstage und in der Türkenstraße gezeigt, dass auch in Wien Pizza nach neapolitanischem Vorbild möglich ist. Inklusive einer Auszeichnung, die bestätigt, dass die Pizzen hier tatsächlich diesem Standard entsprechen. Und auch wenn solche Siegel immer ein bisschen kritisch zu betrachten sind und man sich auch über sie lustig machen darf: In diesem Fall haben die Pizzen ihr Lob auf jeden Fall verdient. Nicht nur der Teig wird aus Mehl aus Neapel geknetet und darf dann lange rasten, ehe er von geschickten Händen in Fladen geschleudert wird, auch bei den restlichen Zutaten dürfte sich ihr hervorragender Geschmack in erster Linie doch aus ihrem zertifiziert italienisch-regionalen Ursprung herleiten lassen. Der Holzofen steht nun dort, wo früher die Monopol-Redakteure saßen. Neben den bekannten Pizzen mit Tomatensauce setzt man in der Riva auch auf die immer beliebteren Pizze Bianchi, die ohne diese Grundierung auskommen. Die von uns verkostete Riva Speziale verzichtete ebenfalls auf die rote Sauce. Die Vesuvio überzeugte neben Kapern und viel Mozarella di Bufala mit einer wirklich gelungenen Geschmackskombination aus Alici (also Sardellen) und gelben, ungewöhnlich süßen kleinen Tomaten. Natürlich aus San Marzano. Die Tronchetto überraschte schon in der Form. Nicht als Calzone, aber doch gefaltet, sorgt sie in der Mitte des Tellers dafür, dass eine ganze Menge Crema di Formaggio nicht gleich davonrinnt. Darüber befinden sich dann Prosciutto, Cherrytomaten, Rucola, Mozarella und noch ein paar andere Köstlichkeiten. Zum Nachtisch gibt es unter anderem die Dolcezza: eine Calzone-Pizza gefüllt mit Nutella und Mascarpone. Diese Pizza-Spezialitäten sind mit bis zu 14,50 Euro kostpieliger als andere Pizzen, überzeugen aber im Geschmack und fallen auch üppig aus. Wir werden unser altes Büro noch öfter besuchen. 

Pizza Riva, Favoritenstraße 4, 1040 Wien

Ladies

01 Eve Arnold 02 Simone de Beauvoir 03 Amy Poehler 04 Maxine Ashley 05 Donna Haraway

Martin Mühl muehl@thegap.at @muehlmartin

auch nicht schlecht: Jede einzelne Person, die #crazyinthehead ist.

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Lieblingswitz

m i s n i f f u M i z e n w a z G n „ e : e n i Sitz e r e r d e d t g t a g S a S “ . r Ofen. e i h ß i n e i h e , n h O a a a sch A „ : “ e ! r n e i f d f n u a M r e d n e h c e spr Berni Wagner

gehört zur nächsten Kabarettisten-Generation des Landes. Der junge Lustige kommt mit seinem Programm »Kitsch«, einem Abend für alle, die die Welt verbessern wollen, am 16. Juni in die Kulisse Wien. Weitere Termine auf www.berniwagner.at

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Zwupp

verwebt seit 2009 Grafik, Design und Film – detailverliebt und konzeptbasiert. »Hudeln sollen andere«, lautet das Motto des Studios, das eine tiefe Liebe zu Fußball in allen Varianten (Tisch, Rasen usw.) hegt. Wir ließen völlig freie Hand bei der Gestaltung der Illustration, worauf die Zwupps meinten: »Immer oder meistens, wenn wir nicht wissen, was tun, dann machen wir was mit Fußball.« www.zwupp.at 011

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Mein Liebster feind

Lach doch mal!

Die gemeine Hauskatze

Es gibt in der leiwanden Serie »Broad City« eine Szene, in der die beiden Hauptprotagonistinnen Abby und Ilana von einem Typen dazu aufgefordert werden, doch mal zu lachen. »You girls are so pretty. You should smile«, sagt er. Sie befolgen den sicher nur gut gemeinten Ratschlag der sich in wildfremde Leben einmischenden Person, indem sie zwar widerwillig ihre Mundwinkel nach oben ziehen, das aber dafür mit ausgestreckten Mittelfingern. »Lach doch mal!« ist mir zum ersten Mal mit 17 passiert, als eine Freundin und ich die Londoner Brick Lane entlang irrten. Es war unsere erste Reise ohne Erziehungspersonen und unser ganzes Geld hatten wir natürlich schon beim Shoppen ausgegeben. Wir waren auf der Suche nach dem billigen Chicken Tikka Masala, das der Reiseführer empfahl. Wir waren überfordert, genervt und hungrig und hatten Blasen an den Füßen, als uns zwei junge Männer entgegenkamen. Einer von ihnen fragte, warum wir denn nicht fröhlicher dreinschauen würden, es wäre ein sonniger Tag und wir seien doch süße Girls. Ich freute mich damals natürlich viel zu sehr darüber, ein süßes Girl zu sein, um auch nur einen Gedanken an die Selbstverständlichkeit aufzuwenden, mit der dieser flirty Londoner zwei fremden Mädchen riet, wie sie sich in der Öffentlichkeit präsentieren sollten. Aber »Lach doch mal« ist so unmöglich. Obwohl das Phänomen RBF (Resting Bitch Face) bestens bekannt ist, werde ich noch immer oft gefragt, warum ich denn so grantig dreinschaue. Das ist mein neutraler Gesichtsausdruck. Dieses Sich-berechtigt-Fühlen, Frauen darauf hinzuweisen, dass sie gerade nicht so schön anzuschauen sind, ist ziemlich objektifizierend und ihr könnt es gerne bleiben lassen. Meine Mundwinkel hängen einfach hinunter, wenn ich nicht aktiv an sie denke, und meistens denke ich nicht aktiv an sie, weil ich mit wichtigeren Dingen beschäftigt bin, als darauf zu achten, eine angenehme Wirkung auf meine Umwelt zu haben. 

Ihr Fell – so wohlig warm wie der Griff eines Medizinstudenten in die Bauchdecke einer frischen Leiche. Ihr Schnurren – erfüllender als ein Vibrator mit neuen Batterien. Ihr Miauen – herzzerreißender als die Schreie eines Kindes, das aus dem Keller gelassen werden möchte. Wie sadistische Stripperinnen schmiegen sie sich an mich und räkeln sich auf mir in einem verführerischen Lap-Dance, doch ich armer Tor darf sie nicht berühren! Weil meine Haut sonst gereizter reagiert als Klaus Kinski und ich an meinem eigenen Nasensekret ertrinken würde. Denn Katzen degradieren mich zur niedrigsten Lebensform überhaupt: einem Allergiker! Wegen einer banalen Katzenhaarallergie stehe ich nun auf einer Ebene mit Wesen, die an einer Erdnuss zugrunde gehen! Und doch liebe ich sie. Odi et amo. Ich habe versucht, sie zu ersetzen, habe Hamster aneinandergenäht, Ratten zusammengeklebt, Hunde operativ modifiziert – vergeblich. Was bleibt, ist Eifersucht … denn wenn ich sie nicht haben kann, soll sie keiner ha ben!

Lisa Eckhart

Astrid Exner exner@thegap.at @walzerkoenige

hat Germanistik in Paris studiert, lebt mittlerweile in Berlin und ist die amtierende Kaiserin der k. u. k. Poetry Slam-Szene – überall, würden wir behaupten. Ihr Solo-Programm »Als ob Sie Besseres zu tun hätten« startet am 21. 9. in der Kulisse. Alle weiteren Termine findet ihr auf lisaeckhart.com

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Einteiler

Bild ERLI GRÜNZWEIL

Einmal fliegen wie ein Löwenzahn

Im Frühsommer verwandeln sich die Blüten des Löwenzahns in Kugeln aus seidigen Härchen. Eine Böe genügt und sie Samen der Blumen fliegen davon. Das ist nicht zuletzt deswegen so faszinierend, weil uns bodenständigen Kreaturen diese Schwerelosigkeit so fremd ist. Wer hat denn noch nie einen reifen Löwenzahn gepflückt und dem Wind seine Arbeit abgenommen, um dann dem luftigen Tanzen zuzusehen? Meines Wissens ist es noch niemandem gelungen, ein Textil aus Löwenzahnsamen herzustellen, aber mit einem leichten Kleid aus Seide kommt man dem Gefühl des Schwebens schon ein großes Stück näher. Besonders einfach geht das vermutlich mit diesem Kleid aus der AWSS16/17 Kollektion des Wiener Labels Moto Djali, das Seide, das Motiv der Pusteblume und einen luftigen Schnitt verbindet. Wo aber mit mir die romantischen Vorstellungen von Schwerelosigkeit über saftigen Wiesen druchgehen, bleiben die beiden Designerinnen von Moto Djali sachlich: der selbst entworfene Digitaldruck ist schwarz-weiß, abgehackt und entfremdet; der Schnitt zwar locker und fließend, aber gleichzeitig klar, kühl und geometrisch. Von einem durchschnitt-

lichen Sommerkleid mit Blümchen kann hier glücklicherweise keine Rede sein. Dafür ist das Zusammenspiel von Material, Schnitt und Print auf der einen Seite viel zu komplex – ohne sich aber irgendwelchen Spielereien hinzugeben. Das Kelidungsstück drängt sich nicht vor, seine Effekte bleiben subtil und natürlich. In diesem Fokus auf die klar fließende Linie erkennt man die Expertise der Moto Djali-Designerinnen Alice Müller und Jennifer Mory beim Schnitt weiter Bundfaltenhosen wieder. Der Titel der Kollektion ist nicht zufällig »Poise«. Diese schwingende und gleichzeitig in sich ruhende Balance ergibt sich, wenn es ein Kleidungsstück schafft, auf den Körper und seine Bewegungen einzugehen. Ob das nun das ätherische Flattern eines Seidenkleids ist oder das entschiedene Schwingen

einer Wollhose, ist dann nur noch eine Detailfrage. Mit AWSS17 liefert Moto Djali beide  Positionen ab. Die neue Kollektion von Moto Djali wird man im S / IGHT in der Kirchengasse und auf motodjali.com sehen können. Außerdem hat das Label am 10. und 11. Juni einen AFA-Showroom. In dem Video »untitled (looklike)« von Elsa Okazaki kommt unter anderem das besprochene Kleid vor.

Gabriel Roland roland@thegap.at @wasichgsehnhab

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DER NEUE ZIRKUS Zwischen Tanz, Theater, Performance und bildender Kunst

Der neue Zirkus ist ein umfassendes Kunstwerk, das aus mehreren Disziplinen schöpft. Weg von Tieren, Attraktionen, Wohnwagen, und meist auch weg vom Zelt. Angsteinflößende Clowns beschäftigen nicht nur die Popkultur – man denke an den Stephen King-Thriller »Es« – Studien belegen auch, dass viele Kinder die geschminkten Bespaßer gar nicht lustig finden und sich eher vor ihnen fürchten. Tut man das auch im Erwachsenenalter noch, spricht man gar von Caulrophobie – so wird die pathologische Angst nämlich bezeichnet. Zur Beruhigung: Der Neue Zirkus, Gegenstand dieses Artikels, hat mit der klassischen Vorstellung von Clowns nur mehr wenig zu tun. Clowneske Stücke gibt es zwar nach wie vor, mit Klischees und Luftballons wird jedoch aufgeräumt. Der Neue Zirkus ist eher eine Verschmelzung aus den verschiedensten Kunstformen wie Tanz, Theater, Performance und bildender Kunst.

Nachdem dem österreichischen Bundeskanzleramt dieses Jahr mehr Geld für Kunst und Kultur zugestanden wurde, ist der Zirkus erstmals in die Förderrichtlinien aufgenommen worden. Der – zwar relativ kleine – Topf mit ungefähr 200.000 Euro ist für heimische Artistinnen und Artisten nicht nur finanziell von Bedeutung. Die neue Förderung ist auch aus emotionaler Sicht wichtig. Denn zeitgenössischer Zirkus wurde hierzulande bisher nie als Kunstform anerkannt, sondern als reine Unterhaltung mit kommerziellen Absichten abgetan. Elena Kreusch vom Verein KreativKultur spricht von einem »revolutionären Schritt« für die Branche. Der hat lange gebraucht und ist ein Ergebnis langjähriger Bestrebungen vor allem der IG Kultur Österreich, des Jugendzirkus KaOs und des Vereins KreativKultur.

Neue sinnvolle Kunst Neuer Zirkus bricht mit den kindlichen Träumen und Erinnerungen an seine traditionelle Form. Attraktionen wie zersägte Jungfrauen, Zauberer und tanzende Bären sucht man hier vergebens. Letzteres wäre in Österreich ohnehin nicht mehr möglich, denn seit 2005 ist die Vorführung von Wildtieren verboten. Entwickelt hat sich »Nouveau Cirque« in den 70er-Jahren in Frankreich. Künstlerinenn und Künstler begannen den klassischen Zirkus in Frage zu stellen. Sie wollten mit seinen Methoden experimentieren, um daraus eine »sinnvolle« Kunst zu kreieren, in der sie auch soziale, persönliche oder politische Aussagen machen können.

Neue Kommunikation Wie bei allen Kunstformen können dieselben Werkzeuge dennoch unterschiedliche Welten hervorbringen. Ein völliger banaler Vergleich: Ein Showgirl in Las Vegas zeigt Tanz mit einer anderen Intention, als Doris Uhlich im Wiener Brut – auch wenn beide dabei vielleicht nackt sind. Im traditionellen Zirkus geht es um spektakuläres, risikoreiches und scheinbar übermenschliches Können. Es gibt Helden, die in der Manege etwas Unglaubliches vollbringen. Ein fliegender Trapezakt

Text magdalena meergraf Bild Luis Pedro Sartori do Vale, Cirque Le Roux – R. Eva trifft, alexandre galliez

Zirkus?

Neue Förderung

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Neues Körperbild, neue Bühne, neue Plattformen – Das neue Zirkus-Verständnis bindet Elemente aus Tanz und Theater ein, lässt Scheitern zu und findet oft abseits des gewohnten Zeltes statt.

zum Beispiel löst Erstaunen bei den Zusehern aus. Die meisten Performances werden nach ähnlichen Showformeln aufgebaut, um positive Emotionen bei Publikum zu bewirken. Moderner Zirkus hingegen strebt ein viel breiteres Ausdrucksspektrum an. Er ist unterhaltend, ohne gleichzeitig kommerziell zu sein. Er zeigt nicht nur akrobatische Hochleistung, sondern erzählt immer auch eine Geschichte. Und die kommt ohne Worte aus: Es werden Kommunikationswege gefunden, die jenseits von Sprachen, Landesgrenzen und Kulturkreisen funktionieren.

Neues Körperbild Gleichzeitig wird auch das Körperideal des klassischen Zirkus dekonstruiert: Scheitern und somit auch Menschlichkeit werden zugelassen. Der Neue Zirkus zerlegt oftmals ungleiche Gesellschafts- und Geschlechterverhältnisse kritisch und künstlerisch: Beim französischen Trio Cirque Inextremiste beispielsweise, das beim Winterfest in Salzburg zu Gast war, springen und schlagen zwei der Artisten Saltos auf langen Holzbrettern, die auf Gasflaschen liegen. Der dritte, Rémi Lecocq, ist seit einem schweren Sturz querschnittgelähmt und sitzt im Rollstuhl – balanciert dennoch auf den wackeligen Flächen. Seine Behinderung wird von den anderen belustigt zur Schau gestellt. So sehr, dass es das Publikum peinlich berührt. Dennoch ist das Trio letztendlich aufeinander angewiesen, denn die Konstruktion kann nur durch das Gewicht aller im Gleichgewicht bleiben. Neben ihren akrobatischen Kunststücken zeigen sie mit viel schwarzem Humor ein Gleichnis für das menschliche Zusammenleben – wo ohne Solidarität nichts funktionieren würde.

Neue Bühne Moderner Zirkus wird in unterschiedlichsten Veranstaltungsorten gezeigt. Das gestreifte Zelt, ein dominantes Symbol, muss nicht mehr sein. Denn als sich der zeitgenössische Zirkus verbreitet hat, haben auch große Theater und Opernhäuser begonnen, ihn in das Programm mitaufzunehmen. In vielen Ländern integrieren die Spielstätten die Shows bereits in ihr laufendes Programm, vor allem in Frankreich, Schweden und Kanada. In Frankreich haben staatlich subventionierte Produktionshäuser sogar die Verpflichtung, sich neben Theater, Tanz

und Musik gleichwertig dem Zirkus zu widmen. In Österreich kaufen große Theaterbühnen generell keine Produktionen ein. Nicht nur die Finanzierung, auch eine geeignete Spielstätte ist daher für heimische Artisten unheimlich schwer zu finden. So hat sich im Jahr 2012 das C3 Collective in Wien gegründet. Mit seiner Veranstaltungsreihe VarietEKH im Ernst-Kirchweger-Haus in Favoriten bietet die Gruppe neuen Künstlerinnen und Künstlern Raum für Experimente und Bühnendebüts. Was eingenommen wird, wird gespendet. Und: »Wir machen Zirkus mit politischem Anspruch und versuchen Hierarchien, zum Beispiel in Bezug auf Geschlechterverhältnisse, abzubauen«, so Arno Uhl, Mitbegründer des Kollektivs und auch Artist beim Trio Dada Zirkus. In ihren Shows werden mittels Akrobatik, Jonglieren, Tanz und Theater moderne Märchen erzählt, die sich subtil zwischen Klischees und Fantasie bewegen.

Neuer Lebensstil In Österreich gibt es keine Ausbildungsstätten für Menschen, die gerne Zirkus lernen möchten. In Nachbarländern reicht die Spannbreite hingegen von Frühförderung bis hin zum Universitätsniveau. Wer sich nicht für einen anderen Beruf entscheiden will, geht daher ins Ausland und kommt meist nicht mehr zurück. Der Lebensstil von Zirkuskünstlern wird oftmals romantisiert als ein nomadisches Abenteuerleben in Zelt und Wohnwagen. Der wahre Alltag sieht jedoch anders aus: ständige Jobunsicherheit. Denn auch der traditionelle Zirkus ist extrem marginalisiert. Es gibt noch drei größere Kompanien – Louis Knie, Pikard, Zirkus des Grauens – und etwa zehn kleinere Familien wie Frankello oder Belly. Artisten müssen daher jeden lukrativen Auftrag annehmen, der sich anbietet. Sie halten sich mit Jobs im Entertainment-Sektor über Wasser, machen Corporate Events und Dinnershows. Auch, um dann ihre eigenen künstlerischen Kreationen zu finanzieren.

Neue Plattform 2012 hat sich der Österreichische Bundesverband für Zirkuspädagogik gebildet, eine erste Plattform zum Austausch und Netzwerken. KaOs gründete außerdem eine zweijährige Akademie für Erwachsene. Immerhin bekommt man ein Diplom, aber keine professionelle

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Ausbildung auf internationalem Niveau. Eines der Mitglieder ist der Kulturverein Fenfire. Gründer Sebastian Berger gilt als einer der wenigen Künstler, die in Österreich geblieben und weltweit in der Szene gut etabliert sind. Er war mit seiner hochklassigen Jongliertechnik im Finale von Circus Next, ein von der EU-Komission finanziertes Förderprogramm für aufstrebende Zirkusautoren. Erst seit fünf Jahren können er und seine Partnerin Christiane Hapt gut von der Zirkuskunst leben. Die sieben Jahre zuvor war es eher ein Überleben, wie Berger sagt. Der zeitgenössische Zirkus und sein künstlerisches sowie gesellschaftliches Potenzial seien bisher unbeachtet geblieben. Obwohl auch große Institutionen, wie das Festspielhaus Sankt Pölten, bereits Zirkusproduktionen gebucht haben: »Seit Jahren schon kommen internationale Gruppen immer wieder nach Österreich. Sie werden aber nie als zeitgenössischer Zirkus deklariert«, so Berger. Beispielsweise war Jongleur-Größe Jérôme Thomas mit seinem Programm Rain/Bow zu Gast bei den Wiener Festwochen oder auch Zirkusperformer James Thiérrée, Enkel von Charlie Chaplin. Berger wurde auch schon für klassische Opern und große Theaterbühnen gebucht, dort jedoch als »Stuntman« bezeichnet. Durch die neue Förderung erhofft er sich ein Aufbrechen: »Der Begriff Zirkus muss sich in Österreich erst finden, das betrifft Akteure und Publikum zugleich.«

Neue Performances Die drei wichtigsten Festivals in Österreich, die sich auf Neuen Zirkus spezialisiert haben, sind das Winterfest in Salzburg und La Strada und Cirque Noel in Graz. Auch dort wurden bisher hauptsächlich internationale Kompanien eingeladen. Im diesjährigen La Strada-Programm findet sich etwa eine Produktion des schwedischen Circus Cirkör. Hinter ihrem Stück »Limits« steckt eine hoch aktuelle, politische Message. Künstlerische Leiterin Tilde Björfos: »Wenn man Grenzen oder Einschränkungen überquert, erlebt man immer einen Moment des Chaos und der Verwirrung. Damit umzugehen, ist schwierig. Das ist die Situation, in der unsere Gesellschaft im Augenblick steckt. Höhere Zäune. Weitere Grenzen. Zusätzliche Kontrolle. Das Problem ist, wenn wir nicht Grenzen überschreiten, kann keine Entwicklung, keine Innovation und keine Kunst stattfinden.« Nur wenn man sich auch an Dinge herantraut, die anfänglich als unmöglich angesehen werden, könne sich die Welt vorwärts bewegen – so Björfos. Wie genau die Artisten diese Metapher dann mittels Körperakrobatik darstellen, davon darf man sich im Sommer selbst überzeugen. Die neue Förderung zielt nicht darauf ab, noch mehr internationale Gruppen nach Österreich holen zu können. Primäres Ziel sei es vielmehr, heimische Produktionen zu fördern – so Karin Zizala, Abteilungsleitern der Sektion Kunst und Kultur im Bundeskanzleramt.

Fluch und Segen zugleich Zusammenfassend ist die heimische Szene also den Nachbarländern noch weit unterlegen. Österreich schnitt sich durch seine bisherige Haltung selbst von internationalen Entwicklungen ab. Dadurch wurde auch stets die Chance übersehen, eine Ausdrucksform zu fördern, welche die Hemmschwellen zu zeitgenössischen Kunstformen nehmen könnte. Der Begriff »Zirkus« ist Segen und Fluch zugleich, so scheint es. Fluch, weil er automatisch Konnotationen hervorruft und deswegen oft abgelehnt und missverstanden wird. Segen aber, weil die Bezeichnung eben auch ein niederschwelliger Öffner zur Kunst für unterschiedliche, auch sonst eher kulturferne Publikumsgruppen sein kann. Dieser Artikel soll übrigens nicht den traditionellen Zirkus diskreditieren. Denn wer heute eine Veranstaltung besucht, wird vielleicht merken: Clowns sind nicht so creepy, wie das Kind in einem vielleicht noch denken mag. Und eine essentielle Eigenschaft verbindet alle Zirkusformen, trotz ihrer unterschiedlichen Techniken und Ansprüche: außergewöhnliche Fähigkeiten, die einen staunend zurücklassen. Das diesjährige La Strada findet vom 29. Juli bis 6. August in Graz statt. Für das Winterfest muss man sich – wie der Name schon vermuten lässt – noch etwas gedulden: Es wird vom 24. November bis 6. Jänner im Volksgarten Salzburg stattfinden. Alle Infos zu den beiden genannten Festivals auf www.lastrada.at bzw. www.winterfest.at

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40 JAHRE CSELLEY-MÜHLE — Ein Gesamtkunstwerk am Land

Es geht um das Nichts Seit 40 Jahren ist die Cselley-Mühle im Burgenland ein fruchtbarer Boden für Kunst und Kultur abseits großer Ballungszentren. Wie schafft sie das?

Als sich Bilderbuch und Wanda im Frühjahr 2015 zum ersten Mal eine Bühne teilen, tun sie das nicht auf einem der großen Festivals, sondern in der 1.000-Seelen-Gemeinde Oslip zwischen Eisenstadt und dem Westufer des Neusiedler Sees. Kurz vor den burgenländischen Landtagswahlen spendiert das Kulturreferat hier das Aufeinandertreffen der Giganten. Ein denkbar passender Ort: die Cselley-Mühle hat seit mittlerweile vier Jahrzehnten Kunst, Kabarett und Musik im Programm – und was sonst so dazu passt.

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Verständnis statt Verstehen Eine gewisse Unschärfe ist Teil der Philosophie. Als der damalige Unterrichtsminister Fred Sinowatz zur Eröffnung anreist, nimmt er mit seinen Worten »Ich weiß nicht, was ich eröffne, aber ich eröffne es!« die Ausrichtung des Aktionszentrums vorweg, das der Keramiker Robert Schneider und der Maler

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Sepp Laubner 1976 gründen. »Ich weiß heute noch nicht, was es ist«, bleibt Schneider auch 40 Jahre später vage. Den Sinowatz-Sager versteht er als Ausdruck von Vertrauen: »Es ist um ein Verständnis gegangen und nicht um ein Verstehen.« Dieser Leitsatz gilt in der Mühle nach wie vor, auch wenn er manchmal Spannungen mit sich bringt. Die sind ohnehin das Thema der Arbeiten Schneiders. »Den Riss zu zeigen, den jeder Mensch in sich trägt« ist sein Leitmotiv. »Beim Riss hast du das Links und das Rechts. Das ist alles immer die Materie. Eigentlich geht es aber um das Nichts, und alle streiten sich um das Andere.« Der existentialistische Unterbau gilt auch für sein Gesamtkunstwerk Cselley-Mühle, mit dem er den fruchtbaren Boden für lebendige Kunst- und Kulturformen abseits eines großen Ballungsraumes schafft.

Ein Strapazieren des Materials »Es bleiben Leute weg, es kommen neue dazu. Hauptsache, es bewegt sich was«, cha-

rakterisiert Eveline Lehner die letzten 40 Jahre. Die Künstlerin ist seit 1980 mit Schneider liiert und seither im Haus aktiv – wenn auch nie in der ersten Reihe. Aus dem Bedürfnis heraus, Struktur ins kreative Chaos zu bringen, nahm sie sich zunächst höchst erfolgreich der Küche an und brachte zuletzt Poetry Slams nach Oslip. Vor allem aber koordiniert sie die Aktivitäten der privat geführten Kulturstätte. Auch Lehner überträgt ihre künstlerischen Erkenntnisse auf die Arbeit in der denkmalgeschützten Mühle. »Die Keramik ist ein ständiges Ausgleichen auf der Töpferscheibe, du musst andauernd korrigieren und stabilisieren. So habe ich mich immer gesehen. Irgendwann habe ich die getöpferten Formen zerschnitten und etwas Neues daraus gemacht. Es ist ein Strapazieren des Materials.« Dass die Cselley-Mühle Neues zulässt und fördern kann, gibt Leuten wie Thomas »Kantine« Pronai die Chance, ihre Ideen zu verwirklichen, sich also etwa ein Tonstudio in der Mühle aufzubauen. Neben seinen eigenen

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Text astrid exner Bild cselley-mühle, niko ostermann

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1976

Unterrichtsminister Fred Sinowatz spricht die legendären Worte »Ich weiß nicht, was ich eröffne, aber ich eröffne es.« Anderswo wird die Arena besetzt.

1977

Mit dem Popfestival richtet die SPÖ eine Wahlkampfveranstaltung in der Mü aus. Die ÖVP vermutet Drogenmissbrauch.

1985

Die Kabarettszene floriert, Austropop befindet sich im Höhenflug, der neue Stadl der Cselley-Mühle fasst bis zu 1.000 Menschen. Ostbahn-Kurti, Jazz-Gitti und Opus geben sich die Ehre.

1989

Beim Paneuropäischen Picknick flüchten 900 Ostdeutsche nach St. Margarethen, eine Nachbarortschaft von Oslip. Joe Cocker spielt eine Show.

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» Wir wollten eigentlich auch Musik machen auf einer Bühne und sind bis heute mit dem Bühnenbauen nicht fertig geworden.« — Robert Schneider

1991

Unter der Marke »Life-Music« finden im Kellertheater Konzerte statt, zu hören sind Attwenger und die Melvins. Auch Ambros spielt. Nitsch stellt aus.

1993

Shaggy kommt für ein Konzert nach Oslip. Eine Literaturschiene holt HC Artmann und Elfriede Ott. Im Jahr darauf widmet sich die Mü burgenlandkroatischer Folklore und nimmt Tamburica-Abende am Lagerfeuer ins Programm.

1997

Das Kollektiv Charmant Rouge übernimmt die Programmierung des Kellertheaters und holt Fuckhead und Fennesz. Kurz darauf kommt mit dem Flex-DJ Harry Jenner (heute Skalar) neuer Wind in die Mühle.

1998

Mit der legendären AlternativePartyreihe »Flash« feiert die Eventkultur Einzug. Auch DJ Manuel (The Gap) legt auf. Nicht allen gefällt die Kommerzialisierung. Garish spielen erstmals.

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Projekten The Beautiful Kantine Band und Bo Candy & His Broken Hearts mischt und produziert er im Laufe der Zeit Alben von Garish und Ja, Panik bis Der Nino aus Wien. Möglich machen das Menschen, die finanzielle Aspekte im Hinterkopf behalten und Träumen eine Erdung verpassen, die wissen, worum es Kunstschaffenden geht un d gleichzeitig eine Portion Realismus einbringen. Auch wenn sie diese Rolle eigentlich nicht für sich vorgesehen hatten. Oder wie Robert Schneider zusammenfasst: »Wir wollten eigentlich auch Musik machen auf einer Bühne und sind bis heute mit dem Bühnenbauen nicht fertig geworden.«

Der Name ist Programm Für David Kleinl, Künstler und Kopf der Band Tanz Baby!, ist Schneider ein »Ermöglicher«. Robert Pinzolits, heute Hochschullehrer an der FH Burgenland, charakterisiert die Cselley-Mühle als »Werkstatt«. Die beiden haben gemeinsam mit Pronai und dem heutigen Sounddesigner Andreas Berger den Ort mit ihrem Bandprojekt Charmant Rouge geprägt. Im Sommer 1997 eignen sie sich das Kellertheater an, malen es schwarz aus und veranstalten das Cabaret Charmant, benannt nach dem dadaistischen Cabaret Voltaire. Von einer aus den Fugen geratenen Realityshow bis zu Konzerten von Fuckhead und Hans Joachim Roedelius wird schräges, sperriges und schwer verdauliches Programm aufs Land geholt. Ob das Konzept aufging? »Es hat nicht nicht funktioniert.« Das Minus, das bei den anspruchsvollen Produktionen entsteht, gleicht das Kollektiv mit den legendären FlashPartys aus. Wie beim London Calling im Wiener Flex legen Alternative-DJs auf; billiger Tequila lockt zusätzlich Publikum. Die Kommerzialisierung nimmt

2000

Charmant Rouge wird auf Eis gelegt. Pronai richtet sich in der Mühle sein Tonstudio ein, Pinzolits widmet sich Karate Joe Records, Berger wird Sounddesigner für den ebenfalls in Oslip aktiven Choreografen Chris Haring und Kleinl arbeitet als Künstler in Wien, wo er 2006 Tanz Baby! gründet.

2002

durch Impulse der beiden späteren Festivalmacher Andreas »Kotti« Kalaschek und Harry Jenner ihren Anfang und feiert schnell große Erfolge. Charmant Rouge macht mit – allerdings nicht, ohne bereits mit dem absichtlich »ganz blöden« Namen ein Statement zu setzen. Bald jedoch zieht man sich vom Goldesel aus moralischen Gründen zurück, wie Pinzolits erklärt. »Es war ein Takeover. Es hat so gut funktioniert, dass nur mehr das sichtbar war.« Der Umzug der jugendlichen Veranstalter in die eine Autostunde entfernte Hauptstadt, wo es derlei Programm ohnehin gibt, tut sein Übriges.

hang zu holen«. Für Schneider ist das C’est la Mü ein Anlass, Menschen zu treffen, die einen Bezug zum Ort haben. »Die gibt’s in Wien, die gibt’s dort und da, nur komischerweise in der Mühle selbst meistens nicht. Das Schwierige ist, die Leute an das Objekt zu binden. Sie wollen alle eher frei sein. Aber es braucht einen Background.« Diesen Background hat die Mühle in ihrer 40-jährigen Geschichte überraschend vielen geboten. Wie soll es aber nach den Jubiläumsfeiern weitergehen? Pinzolits sieht den Ort vor allem als Katalysator: »Die Cselley-Mühle ist wieder dort angekommen, wo sie begonnen hat, nämlich im absoluten Experiment.« Neue Programmpunkte wie der Absolutes Experiment Rot-Gold-Markt für Kunsthandwerk, regelmäNeues Publikum zu erschließen und die ßige Poetry Slams und das C’est la Mü sind für an der Mühle Beteiligten wieder ans Objekt David Kleinl ein Anzeichen für Erneuerung. zu bringen, das hat man sich für das heurige “Mit dieser Philosophie ist die Cselley-Mühle Jubiläumsjahr vorgenommen. Am 28. Mai, auf immer gut gefahren, dass Sachen einfach pasden Tag genau 40 Jahre nach der Eröffnung, sieren können. Wenn das erhalten bleibt, ist findet die zweite Ausgabe des Festivals C’est es schon sehr viel wert.« la Mü statt. Hannes Tschürtz, Geschäftsführer der Agentur Ink Music, hatte die Idee dazu und plant auch heuer wieder, »den Zauber des Am 28. Mai findet die zweite Ausgabe von Orts Cselley-Mühle mit all seinen Bausteinen C’est la Mü in der Cselley-Mühle mit Acts wie und Möglichkeiten konzertiert vor den Vor- Tanz Baby!, Fijuka und Vea Kaiser statt.

Die Band Flashbax tritt auf. Sie wird sich bald in Ja, Panik umbenennen.

2006

Die Gastro floriert unter der Leitung von Eveline Lehner, die auch mit Keramik-Workshops und ab den 10er Jahren mit Poetry Slams neue Schwerpunkte setzt.

2015

Premiere für das Festival C’est la Mü. Kurz davor spielen Bilderbuch und Wanda in Oslip zum ersten Mal auf der gleichen Bühne.

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» Man bemerkt Stadt erst, wenn irgendetwas nicht passt, wenn ein neues Gebäude dazukommt, das einem nicht gefällt oder ein anderes abgerissen wird. Dann fällt einem die Stadt auf.« — Angelika Fitz Angelika Fitz ist großzügig, wenn man zum Gespräch mit ihr eine halbe Stunde zu spät kommt, weil man sich im Gassengewirr der Leopoldstadt verirrt hat. Vielleicht unterdrückt sie einen Seufzer, nimmt Unveränderliches hin und konzentriert sich auf Dinge, auf die sie gestalterisch einwirken kann. Die 49-Jährige übernimmt ab Jänner 2017 die Leitung des Architekturzentrums Wien (Az W). Auf die neuen Herausforderungen angesprochen, zeigt sie sich gespannt und ein bisschen aufgeregt. Dabei war das Leben hinsichtlich beruflicher Abenteuer auch bisher nicht gerade geizig mit ihr.

Der Ort, an dem sie sein musste Aufgewachsen in einem Vorarlberger Dorf nahe Hohenems, brach Fitz am Ende der 90er nach dem Kulturwissenschaftsstudium in Innsbruck aus der ihr bekannten Welt aus und setzte sich in einen Flieger nach Neu-Delhi. Eine Ausfallstraße der sogenannten New Capital Area hatte es ihr angetan. Hier versuchte man durch Sondersteuergesetze die Ansiedelung großer Firmen mit ihren Call-Centern voranzutreiben. Gleichzeitig war die Straße eine der Haupt-Trucker-Routen, inklusive entsprechender Infrastruktur, wie Imbissbuden

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IM PORTRÄT — Die designierte Az W-Direktorin Angelika Fitz

Im Herzen die pulsierende Metropole Ab 2017 übernimmt mit Angelika Fitz eine universalinteressierte Weltenund Gesellschafts­forscherin die Leitung des Wiener Architekturzentrums. A match made in heaven.

Der Reality Check, der sie reizt »Stadtgesellschaft ist sicher ein Thema, das mich sehr stark interessiert. Für mich kann man diese Dinge nicht trennen. Eine Stadt besteht aus dieser Vielfalt, aus den Gebäuden, den Dingen und aus den Menschen. Sie alle machen das Stadtleben aus«, erklärt Fitz die Beziehung dieses Ansatzes zur Architektur. Architektur sei Balance zwischen Dienstleistung, die Funktionen zu erfüllen habe und Kunst. Interessant daran sei, was Architektur kann, für wen sie da ist und von wem sie benutzt wird. Es ist der Reality Check, der sie reizt und die Schnittstellen zwischen der Architektur als Disziplin und ihrem Verstandenwerden im täglichen Leben. »Man könnte zynisch sagen: Wenn ich mich nicht für Kunst interessiere, brauche ich sie mir nicht anzuschauen, aber ohne Architektur und Stadt kommt man nicht aus, in der bewegen wir uns alle.« Es sei daher wichtig, sich mit der bebauten Welt auseinanderzusetzen und wenn nicht in den Schulen, dann eben auf vielen anderen Ebenen, zum Beispiel im Az W. Das Az W selbst begreift sich als Ort, an dem

die soziale Dimension von Architektur und Stadt einen Platz hat. Die Sammlung etwa beschäftigt sich zum Beispiel stark mit Entstehungskontexten. Man hebt dort also auch Zeitungsausschnitte auf, Konversationen zwischen Bauherren und Architekten, Beschwerdebriefe und beleuchtet so im Längsschnitt, wie Dinge entstehen und wieder zugrunde gehen können. Man denkt hier die Einzelgebäude mit der ganzen Stadt zusammen, mit den Bewohnern, dem Leben, das darin stattfindet. Der Beschreibung der beiden nach zumindest, sind Az W und Angelika Fitz ein match made in heaven. Für Fitz ist das Zentrum auch ein Ort der Einmischung, eine Plattform, um heiße Eisen in der Stadt zu diskutieren. Dabei gehe es etwa um Fragen nach kultureller Diversität und dem Verständnis von Bürgerschaft. »Diese wird sich in nächster Zeit nicht mehr stark an die Nation binden lassen. So sind wir zwar seit dem 19. Jahrhundert sozialisiert worden, aber heute geht es mehr um Stadtbürgerschaft, egal wo jemand herkommt und welchen Pass er besitzt«, erklärt Fitz.

Der Zwanzigste, wo sie zu Hause ist Seit 25 Jahren bereits ist sie nun eine Stadtbürgerin Wiens. »Zu Hause« ist der zwanzigste Bezirk, wo die Multikulturalität pulsiert. Diese würde auch noch zunehmen und auch das sei gut. »Wien wird dadurch großstädtischer«, sagt sie und geht die Ostöffnung, die Jugoslawien-Kriege, die vielen Schritte durch, die Wien vielfältiger gemacht haben. Man baut heute für eine Gesellschaft der Zukunft, von der man noch nicht alles weiß, noch nicht alle Bedürfnisse kennt. Über diese Brücke kommt man mit Angelika Fitz leicht auf sozialen Wohnbau zu sprechen, mit dem Wien »weit führend« sei. »Man kann alles kritisieren, aber man tut es in dieser Hinsicht auf sehr hohem Niveau«, sagt sie. Heute gehe es aufgrund des rasanten Wachstums der Städte darum, schneller und billiger zu bauen, doch man müsse aufpassen, nicht alles Gewonnene dafür über Bord zu werfen und auch politi-

sche Entscheidungen zu treffen. Dabei gehe es etwa um Platz, ob man dicht bauen solle, wie im 7. oder 15. Bezirk, oder auch darum, ob sich die weiten Gemeindebauten der Vergangenheit mit ihren riesigen Höfen heute noch realisieren ließen. Zumindest könne man darüber nachdenken, was damals die politischen Entscheidungen hinter diesem Vorgehen gewesen sind.

Die Stadt, die sie austellt Angelika Fitz ist keine Stadtplanerin und sie trifft keine baupolitischen Entscheidungen. Ihr Streben ist und wird auch als Az WDirektorin sein, genau hinzuschauen und hinzuhorchen, wenn sich die Stadt verändert. Stadt auszustellen ist schwierig, weil sie etwas Alltägliches und stets Präsentes ist. »Man bemerkt Stadt erst, wenn irgendetwas nicht passt, wenn ein neues Gebäude dazukommt, das einem nicht gefällt oder ein anderes abgerissen wird. Dann fällt einem die Stadt auf.« Ausstellen könne man so etwas nur, wenn man hinter Kulissen schaut, Akteure beobachtet, die Vielfalt kennt und schätzt. Denn heute kommt Stadt nicht mehr von Planern aus dem Elfenbeinturm. Sie kommt auch von unten, aus der Zufälligkeit der Begegnungen, dem Wechsel aus Anonymität und Gemeinsamkeit, der kritischen Masse. Der neuen Aufgabe entgegenblickend gibt sich die künftige Az W-Direktorin selbstsicher, auch wenn sie sich in ein immer noch männlich dominiertes Feld vorwagt. Ihr Selbstverständnis wurde durch die Ermutigung von Weggefährten geprägt, die ihr immer wieder sagten, dass ihre Stärke das strukturelle Denken und die mutige Herangehensweise sei. Am Ende ist Fitz ein Stadt-Nerd, eine universalinteressierte Welten- und Gesellschaftsforscherin, bei der Freizeit und Arbeit sich durch die Liebe zu ihrem Tun meist verschränken. »Ich habe mir nie bewusst einen Beruf gewählt, sondern mich einfach mein Leben lang mit dem beschäftigt, was mich interessiert«, so Fitz.

Text TERESA REITER Bild PEZ HEJDUK

und Straßenstrich und dazwischen schlängelten sich Bauern mit ihren Wägen durch. Und irgendwo an einer Tankstelle inmitten dieses entfesselten Stücks Stadtleben organisierte Fitz mit indischen Künstlern wechselnde Interventionen. Weil das eben für sie der Ort war, an dem sie damals sein musste. Erzählt sie diese Szene ihrer Biografie eigentlich beinahe beiläufig, so beginnt sie beim Gedanken daran als Ganzes zu funkeln. Die Beschäftigung mit Urbanismus, der Transformation in Städten, den kleinen Geheimnissen im alltäglichen Raum und das tatsächliche Gefühl, in einer Stadt zu leben – es war Liebe. Denn hinter den Kulissen einer jeden Stadt lagen Schätze zu entdecken bereit, Dinge, von denen man herausfinden musste, warum sie so sind, wie sie sind. Es war beinahe, als legten sich die Metropolen bei Fitz auf die Couch und ließen sie in ihre Psyche ein.

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VOODOO JÜRGENS — Lieder eines alten Wien

Mei potschertes Leb’n Viele sagen, Voodoo Jürgens wäre der neue Star des Austropop. Er ist viel mehr als das, er ist die Verkörperung eines Wiener Lebensgefühls.

Nicht nur die großen Brauereien, auch die Kunst- und Kulturszene des Landes kokettiert gern mit ihm: Dem Wiener Original. Es soll das sein, was Wien für Wiener ausmacht, das, was die anderen an Wien »g’spritzt« nennen. Das sind selten echte Personen, meistens Kunstfiguren, Schauspieler, Musiker. Mundl Sackbauer, der Herr Karl, Jazz-Gitti, Toni Strobl. Zeitgenössischer: Falco, Austrofred, Stefanie Sargnagel, auch Wanda, allesamt als Wiener Originale inszeniert. Auch David Obenaus, den man als Mastermind der vergessenen Seayou-Helden Die Eternias kennt, hat seinen eigenen, mittlerweile zum festen Inventar des neuen Austropops gehörenden Charakter erschaffen, den Voodoo Jürgens. »Voodoo Jürgens ist die Geschichte, die ich anbiete. Es vermischt sich zwangsläufig mit Privatem«, sagt er beim Treffen im Stammlokal, dem Café Voodoo in Wien-Neubau.

Text dominik oswald Bild redelsteiner

Wer ist Voodoo Jürgens? Dieser Voodoo Jürgens, der eigentlich aus Tulln kommt, inszeniert sich als manchmal typischer, mitunter auch untypischer Verlierer der ostösterreichischen Kultur zwischen »Heisl-Tschick« und knallhartem Überlebenskampf an der Armutsgrenze. Voodoo Jürgens ist wahrlich das musikalische Äquivalent zu Hans Orsolics, dem Boxer, dessen Geschichte eine vielerzählte Mär des Schmähtandlertums ist und den Voodoo auch besingt. »Das Tragische gibt sowieso mehr her.« Sowieso. Voodoo Jürgens, den es erst seit Silvester 2014/15 gibt, hat sich einen Namen gemacht in Wien. Spielt Konzerte in der Stadthalle (als Vorband von The Libertines) und vor allem in bummvollen Beisln, dort, wo sich die treffen, die sich mit ihm identifizieren. »Es gibt kein typisches Publikum, es geht sich für Typen, die so 60, 70 sind, genauso aus. Der klassische Typ, der im Beisl sitzt und sauft, fühlt sich auch nicht verarscht.«

Was kann Voodoo Jürgens? Voodoo Jürgens ist ein Folksänger im besten Sinne, paradoxerweise auch Anti-Folk. Er tritt für gewöhnlich mit alter Wandergitarre auf, im Stile Woody Guthries zugeklebt und im Charakter gereift, die kleine Orgel quietscht, der Anzug und die ausgestellten Hosen erzählen ebenso vom Leben wie seine Texte. Von seinem Leben, dem Leben der Anderen. Seine große Stärke dabei: Die erschaffene Identifikation. Voodoo ist einer von uns. Er zehrt vom Glauben und Vermuten seiner Zuhörer, wie ein altes Wien ausgesehen haben könnte. Sie wissen es nicht, fühlen sich aber gleich dorthinv ersetzt, in das alte Tschocherl

mit Stamperl- und Bierseligkeit. Gewissermaßen eine musikalische Stefanie Sargnagel. Ohne dass er die Vergangenheit glorifiziert, wiegt er den Hörer in dessen selbst assoziierter romantischer Verklärung. Die Musik riecht nach den 70er Jahren, nach den Sehnsuchtsalben, die den österreichischen Pop so geprägt haben, nach frühem Ambros und Danzer. Aber: »Ich lasse bewusst Sachen weg, die auf eine Epoche verweisen, ich würde nicht sagen, es ist 70er, sondern eher zeitlose Musik.« Voodoo kriegt es hin, singt atemberaubende Liebeslieder (»In deiner Nähe«), Solo-Duette (»Gitti«) oder seine eigene, urösterreichische Lebensgeschichte (»Tulln«).

Was wird Voodoo Jürgens? Nachdem Voodoo schon seit Anfang des Jahres auf einer 7-Inch über alte Goldsoundz-Nummern seine Texte im gewohnt abgefuckten Wiener Dialekt singt, erschien im Mai die vom Publikum lang herbeigesehnte erste reine Voodoo Jürgens-Auskopplung, die Moritat »Heite grob ma Tote aus« – der erste Studio-Song vom vielbeschriebenen »Hoffnungsträger des neuen Austropop«. im September soll endlich das Debütalbum erscheinen. Wer Voodoo schon live gesehen hat – bei gefühlt mindestens einem Auftritt pro Woche ist das durchaus im Rahmen des Möglichen – und die Songs kennt, die Texte, die Musik, die Inszenierung, weiß, dass sich da alle anderen – es soll ja auch ein zweites »Unser Österreich« von Molden und Mandl in Arbeit sein – wirklich ranhalten müssen, um mit ihm mithalten zu können. Denn niemand schafft es zurzeit besser, das Lebensgefühl eines romantisch verklärten Wiens einzufangen – eines alkoholischen, morbiden und selbstzerstörerischen Wiens. Voodoo Jürgens ist pure Sozialgeschichte. Das noch namenlose Debütalbum von Voodoo Jürgens erscheint voraussichtlich im September auf Fuzzmans Lotterlabel. Man darf einen Meilenstein des »neuen Austropop« erwarten.

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Nazar – »Irreversibel« — Wiens größter Straßenrapper ist sauer

»Alles, was vor mir aus Österreich kam, fand ich scheiße.« Auf das zahme »Camouflage« folgt das wütende Album »Irreversibel«. Was hat Österreichs größten Straßenrapper Nazar so sauer gemacht?

»Irreversibel« ist wütend. Was hat dich so sauer gemacht? Vieles. Abseits von Beef in Deutschland ging hier in Österreich einiges ab. Gewaltverherrlichende Rapper, die gleichzeitig die Religion raushängen lassen. Die ganze Scheiße mit der FPÖ. Als Strache mich geklagt hat, bekam ich Botschaften von FPÖ-Anhängern. Ich werde permanent als »Islamisten-Rapper« beleidigt, und ich darf nichts mehr dazu sagen. Der Staat verbietet dir den Mund. Und dann gehst du wütend heim und sollst ein Album schreiben. Universal hatten eh Zweifel, ob auf das radiotauglichere »Camouflage« so ein wütendes Album folgen sollte. Aber ich kann nur verarbeiten, was ich fühle. In Songs wie »Generation Darth Vader« oder »La Haine Kidz« geht es um eine Hass-Generation. Ich möchte das nicht rechtfertigen, ich glorifiziere nichts. Kannst du umreißen, was die »Generation Darth Vader« ausmacht? Und wer ist diese »Gesellschaft der Schattenwelt« aus Strophe eins? Das ist der Bundesverfassungsschutz, der Einblick in unsere Privatsphäre haben will. Das ist ein 10. Bezirk, in dessen Gemeinderat kein einziger Migrant sitzt. Das sind Leute im 7. Bezirk, die auf Partys von ihrem schlimmen Leben erzählen, aber keinen Bezug zu den Problemen anderer haben. Das ist die große Parallelgesellschaft. Ich kenne gute Jungs, die jetzt nach Syrien wollen. Diese Generation ist jahrzehntelang erschaffen worden, geblendet durch Nachrichten, die Kriege rechtfertigen und den Islam oder Flüchtlinge zum Problem machen.

längert. Der Major ist nicht das Problem, sondern die Industrie. Mit der Zeile »Ich mach zwar Kohle und unterschreibe einen Major Deal / Doch gehe Essen mit dem Teufel auf ein Happy Meal« handelt von meiner Kooperation mit McDonald’s und den Vorwürfen, die ich dafür einstecken musste. Weißt du, ich hasse diese Drecks-Facebook Generation. Den ganzen Tag Ausheulen in Kommentaren. Die Leute haben verlernt, Dinge einfach zu akzeptieren, solange es nichts Schlechtes ist. Die wollen dich in den Dreck ziehen. Und warum ist es gerade in Österreich so schwer für dich als HipHopper? Wieso hast du dich entschieden, hier zu bleiben? Pioniergeist. Bevor ich angefangen hab, war alles aus Österreich extrem scheiße. Das war damals eine Kopie von Max Herre, von Freundeskreis, von Fanta 4. Und es ist immer noch so! Mittlerweile haben wir Nazar-Kopien und Haftbefehl-Kopien. Es ist nicht schwer in Österreich, aber wenn du dauernd kopierst – wer soll dich ernst nehmen? Vor Kurzem kamen zwei originelle heimische Rapper auf, und das fand sofort Anklang. Crack Ignaz und Yung Hurn. Ist nicht meins, muss es auch nicht, aber die machen ihr Ding und werden in Deutschland gebucht. Und wie sieht’s mit dem geplanten Spielfilm aus? Ich hab zwei Drehbücher geschrieben, brauche noch die Förderung. Und ich hoffe, dass jemand von der Förderungsstelle dieses Interview liest: Es reicht mit euren Kanackenfilmen und Nazifilmen. Wer will das noch sehen? Reicht doch. »Irreversibel« erscheint am 13. Mai via Chapter One (Universal Music).

Du wirst dein eigenes Label gründen. Wie ist denn die Beziehung zum Major momentan? (Schielt zum Universal-Promotor) Sehr gut, sonst hätt ich nicht ver-

Text Philipp Grüll Bild universal

Ardalan Afshar hat genug von Gewalt. Während dem zweiten Golfkrieg floh seine Familie nach Wien, er geriet in Konflikt mit der Polizei und landete im Gefängnis. Danach distanzierte er sich von Aggression und verarbeitete das Erlebte mit Hilfe von Rap. Unter seinem Künstlernamen Nazar erklomm und erweiterte er die Höhen der österreichischen HipHop-Szene. Das brachte ihm 2014 einen Deal mit Universal ein, aus dem das friedfertige Album »Camouflage« hervorging. Heute, zwei Jahre später, ist Ardalan wieder wütend. Im Interview erklärt der Favoritner Rapper, wieso das Album eine Kampfansage wurde, und an wen überhaupt.

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golden frame — Lorenz Seidler / eSeL – »Sammlung eSeL«

Sag zum Abschied leise Flyer Das Essl-Museum in Klosterneuburg sperrt zu. Die letzte Ausstellung, die dort eröffnen wird, kommt ganz ohne Kunst aus. Hier sieht man eSeL gleich fünfmal in einem Depotregal mit Transportkisten voller Kunst. Seine eigene Sammlung hat ein viel bescheideneres Zuhause: haushaltsübliche Aufbewahrungsschachteln aus klarem Plastik randvoll mit Ausstellungseinladungen, Informationszetteln, Karten, Postern und dergleichen. Der Geruch nach dem Keller, in dem sie normalerweise lagern, wird sich bis zur Eröffnung wohl verflüchtigt haben. Wochenlang haben eSeL und seine Mitarbeiter dieses Archiv aufgearbeitet, um daraus einen thematischen Bogen über den Kunstbetrieb im Wien der letzten 17 Jahre zu spannen. Seit 1999 ist der KunstKommunikator Lorenz Seidler als eSeL aktiv und lässt uns an seinem Überblick der kulturellen Vorgänge teilhaben – zuerst mit einer Sendung auf Radio Orange, dann per Website und Newsletter. Seine Sammlung, eine Zeitgeschichte der Wiener Kunstszene, entstand dabei beim Besuchen von fünf bis acht Veranstaltungen pro Woche wie von selbst aus jenen Dingen, die die anderen meist wegwerfen. »Kunst kommt von Kommunikation« ist einer von eSeLs Leitsprüchen, aber in seiner Ausstellung wird die Kommunikation zur Kunst. Da geht es nicht nur darum, wie Institutionen Kunst kommunizieren, sondern auch, wie dies die einzelnen Exponate untereinander tun.

Deshalb wurde auf eine chronologische Hängung verzichtet und das Material stattdessen in assoziativer Kleinarbeit gruppiert. Ein roter Faden führt von den historischen Konkurrenten unter Zeitgenossen über die Deklarierung Wiens als Kunststadt mit dem MQ als ihrem Nabel hin zu den kapitalistischen Befangenheiten des Kunstbetriebs, die bei all den Werbemitteln ständig präsent sind. Darüber hinaus geht es aber auch weiter in Richtung Dezentralisierung, Performance, Neue Medien und Partizipation mit wichtigen Abzweigungen zu den Themen Selbstdarstellung und Wissens- sowie Formenproduktion.

Feedback erwünscht Das alles ist von eSeL aber nicht als starre Struktur gedacht, sonder als freies Feld, in dem die Besucher selbst Zusammenhänge suchen können und auch eigene Ergänzungen einbringen sollen. Zusätzlich wird die Präsentation des Archivs von Seidlers Fotos gerahmt, die einen stets augenzwinkernden Blick auf das Kunstgeschehen werfen. Dass die letzte Ausstellung im Klosterneuburger Essl Museum eine so offen angelegte Sache sein wird ohne wertvolle Artefakte und mit kritisch-verständnisvollem Blick auf genau die Umstände, die das Museum ins Aus manövriert haben, hat wohl niemand geahnt. Die Sammlung eSeL wird das erste und einzige Projekt des Essl Labors gewesen sein, das passenderweise mit Blick auf die Depots der Sammlung der Essls liegt. Ab Juli wird der wundervolle Zweckbau von Heinz Tesar nur noch ein Depot sein. Wäre es nicht bedeutungsvoll und schön, wenn eSeLs Archiv dort aktiv bleiben könnte, während Haselsteiner und Schröder Essls Sammlung im Künstlerhaus zeigen? Die Sammlung eSeL wird ab dem 4. Mai im Labor des Essl Museums gezeigt.

Text Gabriel roland Bild Marian Essl (Foto), Johanna Uhrmann (Grafik), eSeL.at

Roter Faden durch die Kunststadt

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Auf Hochzeiten auflegen — Ist das leicht verdientes Geld?

Damit die Zahl der Scheidungen dermaßen hoch sein kann, muss zuerst ganz schön viel geheiratet werden. Und das ist höchst beruhigend – zumindest, wenn man mit Hochzeiten sein Geld verdient.

Als DJ kann man auf Hochzeiten ein Vielfaches von der gewöhnlichen Gage bekommen. Schließlich sitzen die Scheine hier etwas lockerer als an anderen Tagen. »An diesem Tag ist uns nichts zu teuer« ist allerdings nur die freundliche Version von »An diesem Tag ist uns nichts gut genug«. Auflegen auf Hochzeiten ist lukrativ – leicht verdientes Geld ist es deshalb noch lange nicht.

Standesamt

Text Johannes Scheutz

Das Standesamt ist in erster Linie immer noch ein Amt. Sprich, das Gegenteil von Gefühl, Liebe und Freude. Stichwort: »Ich habe mir ein paar (Blick auf den Zettel) Gedanken gemacht zum Thema (Blick auf den Zettel) Liebe!« Klar, man soll sich auch im Überschwang daran erinnern, dass das Leben oft aus knochentrockenen Ansprachen, Verträgen und Zahlen besteht. Die wichtigsten Zahlen für HochzeitsDJs wären: Über 35.000 Menschen heiraten in Österreich jedes Jahr, zwischen 4.000 und 8.000 Euro soll ein Großteil der Paare für ihre Hochzeit auszugeben bereit sein. Insgesamt macht das ein großes, mehrere Millionen schweres Budget, das neben den Ringen bei Hochzeiten auch noch ausgetauscht wird. DJs bekommen davon natürlich nur einen kleinen Teil; aber der ist immer noch beachtlich. 500 Euro aufwärts kann man schon ohne Equipment für die Untermalung der Eheschließung bekommen. Mit eigener Anlage und Lichtdesign ist locker das Doppelte drinnen. Nach oben hin gibt es aber wie überall keine Grenzen. »Schmerzensgeld«, sagt Marco Weise, der in Wien die Veranstaltung Becs schmeißt. »Danach bin ich zwei bis drei Tage außer Gefecht«, lässt sich auch Manfred Breiner alias DJ Elk einen psychisch-musikalischen Krankenstand nach der Hochzeit mitzahlen. Und tatsächlich sind Hochzeiten ein eher hartes Pflaster für DJs. »Warum ich keine Anlage mithätte«, habe einmal ein verzweifelter Bräutigam Manfred Breiner gefragt. Wie er darauf komme, dass der DJ selbstverständlich seine eigene Anlage mitnehme? »Der Fotograf hat seinen Apparat ja auch selber mit, ohne dass man was sagt.«

Agape Warum an einem Tag, der quasi ausschließlich aus Alkohol und Essen besteht, Sekt-Orange und leeres Brot derart hartnäckig beliebt bleiben, ist unverständlich. Auf jeden Fall muss man aber dieses merkwürdige Vorstadium der echten Feier mit Kennenlernen, Vorstellen und Begrüßen überbrücken. Um ein Kennenlernen und Besprechungen vorab kommt auch der Hochzeits-DJ nicht herum. »Man sollte sich auf jeden

Fall vorher treffen«, meint DJ Alaska Al, der hauptsächlich abseits von Hochzeiten mit einer gewaltigen Vinylsammlung mit Grooves aus den 60ern und 70ern hinter den Plattentellern steht. Schließlich gibt es für ein gewöhnliches DJ-Set, nun ja, unübliche Programmpunkte, sprich Hochzeitstorte im normalen, eine Diashow im schlimmsten Fall. Auch sonst gibt eine Menge Dinge zu besprechen. Denn hier machen Leute eine Riesenveranstaltung, die meistens eigentlich nicht wissen, wie das geht. Eine zu große Location, zu empfindliche Nachbarn, zu wenig Gäste, zu alte Gäste, eine zu schlechte Anlage, keine Anlage, you name it. Die Möglichkeiten an Fehlern, die das Auflegen auf der Hochzeit schief gehen lassen, sind zahllos. Und auch, wenn man als DJ nichts mit der Planung zu tun hat, hat er am Ende irgendwie Mitschuld daran. Und da reden wir noch gar nicht von dem, wofür er eigentlich gebucht wurde: die Musik.

Buffet Menschen lieben Buffets. Erstens geht nichts über ein gemeinsames Essen, vor allem dann, wenn es jemand anderer bezahlt. Zweitens gibt es hier alles, was man will, so viel man will und wann man will. Das alles ist schlecht für den DJ, zumindest, wenn sich die BuffetMentalität über die Tanzfläche bis zum DJ-Pult erstreckt. Die Braut, der Bräutigam, der – nicht unwichtig – zahlende Brautvater, die Gäste. Alle wollen etwas, und was schlimmer ist, alle wollen etwas anderes. Kein Problem, findet DJ Martini, der von Mai bis September so gut wie jedes Wochenende auf einer Hochzeit ist. In den meisten Fällen wären nämlich alle überdurchschnittlich gut aufgelegt und mit relativ wenig schon zufriedenzustellen. Relativ wenig, das heißt in diesem Fall: wenn ihnen ein paar Wünsche erfüllt werden. Auch DJ Elk richtet sich nach den Gästen. Und zwar nach ihrem Alter. »Man muss sich halt ausrechnen, wann die zwischen 17 und 20 Jahre alt gewesen sind, bevor sie eingesperrt wurden.« Wenn man dann Hits aus den drei Jahren spielt, würde man ziemlich präzise treffen, was die Leute auf die Tanzfläche bringt. Wer wie Elk nach einem kurzen Set aus den 50er Jahren gefragt wird, ob er nicht »auch mal was Älteres« hätte, der weiß, dass man eine breite Songpalette dabei haben muss, um den Wünschen einigermaßen genügen zu können. Für DJs wie Weise und Hanzo, die bei ihren Veranstaltungen bewusst an einem Stil und Programm feilen, das alles andere als auf Hochzeitstauglichkeit ausgerichtet ist, haben die Wunschlisten auch bei Hochzeiten nicht unbedingt oberste Priorität. Natürlich meint auch Weise, dass »es nix bringt, wenn alle einen Fotz ziehen, während du den geilsten House

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auflegst«, trotzdem gehört das Abarbeiten von Wunschlisten nicht zu ihrer Auffassung von Auflegen. Und mit 80er, Soul und Disco wären sie, meint Hanzo, auch breit genug aufgestellt. »Sie buchen mich ja, weil sie das wollen, was ich spiele«, meint DJ Alaska Al. Eine Notwendigkeit, sich besonders weit verbiegen zu müssen, sieht er deshalb nicht. Man könne schon davon ausgehen, dass man auch für den eigenen Stil gebucht wurde. Eine kleine Absicherung erlaubt er sich dennoch: Alaska Al legt nur Platten auf. Und Helene Fischer auf Vinyl – das gibt’s eben nicht.

Braut stehlen Braut stehlen geht so: Irgendwann in der Nacht steht eine Gruppe auf, nimmt die Braut, verschwindet und geht ins nächste Lokal. Ohne erkennbaren Anlass, ohne erkennbaren Grund. Die Hälfte geht mit.

Die Hälfte bleibt da. Allen ist fad. Hochzeiten sind ein Hort der merkwürdigen bzw. falschen Entscheidungen. Da ist das Brautpaar, das auf seiner Wunschliste beharrt, obwohl klar ist, dass bis auf es niemand etwas mit seiner Musik anfangen kann. »Manchmal fragt man sich schon«, so Elk, »sind die mit ihren eigenen Gästen zum ersten Mal gemeinsam fort?« Da ist »unser Lied!«, das unbedingt gespielt werden musste und von Reggae bis Nina Hagen reichen kann. Da ist jene Hochzeit, bei der die Braut eine Liste an verbotenen Liedern schickte, die länger war als die eigentliche Wunschliste. Dass die Gäste dann natürlich eben jene Verbotsliste hören wollten, versteht sich von selbst. Am Ende einigte man sich auf einen Kompromiss: die verbotenen Wunschlieder wurden in den Klopausen der Braut abgespielt. Wie gesagt: Leicht verdient ist anders. 029

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Museumsquartier L’Exposition Imaginaire 27/4 – 26/6 2016 #Imaginaire L’Exposition Imaginaire ist ein Experiment, das den Folgen der zunehmenden Digitalisierung des Ausstellungsbetriebes und der damit einhergehenden schwindenden Bindung der Kunst an das Hier und Jetzt in einer filmischen Collage nachgeht. Zudem wird diese Fragestellung in einer international besetzten Gesprächsreihe aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Alle Gespräche können via Livestream verfolgt werden.

Veranstaltungsreihe zur Praxis von digitalen Spielen im MuseumsQuartier Q21 / Raum D, 1070 Wien

Do.

05. 05. 19h PORTIEREN ALS TEIL DES GESCHÄFTSMODELLS FÜR INDIE STUDIOS

Miguel Angel Horna Tech Lead at BlitWorks, Barcelona Panel mit Felix Bohatsch Broken Rules und Alexander B. Christof black belt games

Fr.

Do. Credit: Ausstellungsansicht: L’Exposition Imaginaire, Kunsthalle Wien 2016, Foto: Stephan Wyckoff

Karlsplatz Andrea Büttner. Beggars and iPhones 8/6 – 18/9 2016 #Beggars In ihrer ersten Einzelausstellung in Österreich widmet sich die Künstlerin Andrea Büttner in einem installativen Setting körpersprachlichen Gesten und Haltungen, die, in Bild-Zeichen übersetzt, weit über den Zeitpunkt ihres Entstehens hinaus les- und verstehbar bleiben. Dabei handelt es sich um Gestiken des Beugens, Verhüllens und Hände Ausstreckens genauso wie um die des manuellen Berührens von Touchscreens, die sie in großformatige Farbprints verwandelt.

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STUDIO-TOUR: DEVELOPERPRÄSENTATIONEN UND ROUNDTABLE

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Martin Filipp Mi’pu’mi Games Julia Murczek Lost in the Garden Alexander Amon PR Mangager Sproing plus GDC Roundtable

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20. 05. 13h

TOUR IN WIENER GAMEDEVELOPER-STUDIOS

Mi’pu’mi Games und Lost in the Garden RSVP anmeldung@subotron.com

2. 06 Do. 0

. 19h subotron.com/veranstaltungen/pro-games

Kunsthalle Wien

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Do.

16. 06. 19h

AUSTRIAN GAMES NIGHT

Werkschau und Beta-Testing aktueller Spiele aus Österreich in der Electric Avenue

Credit: Andrea Büttner, Stereoscopic slide show from the Whitehouse collection (mosses and field trips) (Detail), 2014, Courtesy Hollybush Gardens, London und David Kordansky Gallery, Los Angeles. © Andrea Büttner / VG Bild-Kunst, Bonn 2015, Foto: Harold und Patricia Whitehouse © National Museum of Wales

www.kunsthallewien.at

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Unterstützt von www.creativespace.at Die Kreativplattform der Wirtschaftskammer Wien

Medienpartner:

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Medienkunst matters Von 19. bis 29. Mai findet das Coded C ultures Festival 2016 statt. In einer ehemaligen Polizei-Inspektion im 1. Wiener Bezirk geht es inhaltlich um Medienkunst, die Technologie und Gesellschaft reflektiert. »Coded Cultures wurde 2004 von Künstlerinnen und Künstlern als Initiative entwickelt, um kritische Medienkunst auszustellen und zu diskutieren. In den letzten zehn Jahren ist sehr viel passiert, Medienkunst wurde von vielen bereits tot geglaubt, erlebt aber vor allem seit den Leaks von Snowden, Assange und Panama Papers jetzt einen Aufschwung und versteht sich mittlerweile als technologie- und sozialkritische Kunstform.« Was Matthias Tarsiewicz, einer der Veranstalter von Coded Cultures, hier verkürzt zusammenfasst, hat eine lange Geschichte, viele Facetten und fast noch mehr aktuelle Bezüge. Dazu gehören sowohl politische und technologische Entwicklungen, die in dem, was hier lapidar als kritische Medienkúnst zusammengefasst wird, reflektiert werden. Zu den Veränderungen der letzten Jahre gehört auch ein »Aufstieg der Maker- und Hacker-Kultur. Viele Ansätze, die nur in der Medienkunst zu finden waren, sind mittlerweile von breiterem Interesse, haben aber auf jeden Fall auch einen anderen Ansatz und sind oft sehr produktorientiert.« Verändert hat sich seit dem letzten Coded Cultures vor mittlerweile fünf Jahren auch das Team hinter dem Festival: »Wir sind mittlerweile anders aufgestellt und der damalige Trägerverein 5uper.net existiert auch in dieser Form nicht mehr. Das Research Institute for Arts and Technology führt allerdings die Marken weiter und hat sich auch zur Aufgabe gemacht, die Diskurse und Inhalte von Coded Cultures und 5uper.net aufzuarbeiten.« Bereits 2011 hat Tarasiewicz das Artistic Technology Lab gegründet und sich dort in Forschungsprojekten mit künstlerisch-wissenschaftlichen Inhalten beschäftigt: »Ausgehend von diesem Hintergrund, aber vor allem auch durch gute Kontakte mit internationalen Universitäten, Kunstfestivals und Forschungsgruppen hat sich die Notwendigkeit ergeben, ein Institut zu gründen.« Ziel des Instituts ist Grundlagenforschung zu künstlerischen Technologien. Zu den aktuellen Schwerpunkten gehören hier etwa »Offene Technologien«, »Post-Blockchain« (alles rund um Bitcoin, Dogecoin oder auch Etehreum und damit zusammenhängende soziale Auswirkungen auf die Blockchain-Gesell-

schaft) oder auch das »Open Publishing Lab«. »Wir sind dadurch, dass wir aus vielen dieser Communities kommen, in der Lage, gewisse Inhalte spezifischer zu diskutieren. Wir bieten damit einen Bereich an, den die Universitäten auch gar nicht leisten können. Wir sehen uns deswegen nicht in Konkurrenz zu den Universitäten, sondern als Ergänzungseinheit für künstlerisch-technologischen Diskurs.« stellt Tarasiewicz die eigene Position klar.

Kritik, auch gegenüber dem eigenen Gegenstand Die von Coded Cultures untersuchte Schnittstelle von Technologie und Kunst hält Tarasiewicz relevant, wenn nicht sogar essentiell für eine kritische Auseinandersetzung mit unserer technologisierten Umwelt. Diese Auseinandersetzung betrifft nicht zuletzt das eigene Themengebiet. Den Begriff »Open« (Open Source, Open Hardware) sieht er mittlerweile kritisch, vermutet eine ähnliche Verschiebung wie von Green zu Greenwashing und legt einen Fokus der Arbeit darauf, wie wir als Gesellschaft mit Transparenz und Offenheit umgehen: »Neue Technologien haben jeden Bereich des Lebens transformiert – Innovation, Transparenz, Partizipation und das Versprechen von einer besseren Welt durch Technologie wird täglich rauf- und runtergebetet, wobei wir uns gleichzeitig in einer absoluten informationspolitischen Machtkonzentration befinden.« Als Beispiel zitiert er den US-Forscher Jonathan Zittrain, der erklärt, wie Apple uns abgewöhnt hat, den Akku in unserem Handy tauschen zu können – als Gegenstrategie Hannes Waldschütz’ Performance im Rahmen von Coded Cultures, deren Inhalt es ist, Alltagsgegenstände zu reparieren. »Um nicht die Kontrolle über unsere Welt zu verlieren, müssen wir es schaffen, ›technological literacy‹ zu forcieren«, konstatiert Tarasiewicz. Das Festival is eine Möglichkeit, theoretische Projekte sichtbar zu machen und technologischen (Sub-)Kulturen einen Treffpunkt zu geben. Mehr zum Programm, den Gästen und Workshops, sowie zum Open Hardware Europe Summit im Rahmen von Coded Cultures auf www.codedcultures.net

Text martin mühl Bild Max Gurresch / RIAT

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coded cultures — Treffpunkt für technologische Kulturen

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Text martin mühl Bild CC Attribution-NoDerivatives 4.0 / International Research Institute for Arts and Technology, www.riat.at

In Österreich wird gerade die weltweit erste Open Hardware- und Open Source-Filmkamera zur Serienreife entwickelt. Ein Vorteil für alle – bis auf die konkurrierenden Hersteller.

coded cultures — Axiom Kamera

Wissen, was in der Kamera geschieht Sebastian Pichelhofer ist Gründer und Chairman der Apertus Association, die Axiom entwickelt. Die Open Source-Kamera legt ihre Funktionsweise und Baupläne offen – damit macht sie Weiterentwicklungen für spezielle Einsatzgebiete möglich, eignet sich perfekt für Ausbildungszwecke und wird von der Community verbessert. Welch weitreichende Auswirkungen das hat, erklärt Sebastian Pichelhofer im Interview. Was bedeutet eine offene Kamera für Konsumenten und Filmemacher? sebastian pichlhofer: Im Moment leben die Filmemacher in goldenen Käfigen. Selbst die absoluten Profigeräte – die ein Vermögen kosten – sind im Endeffekt Blackboxes. Niemand außer den Herstellern weiß, was darin mit den aufgenommenen Bildern wirklich passiert. Und der Trend geht in die Richtung, dass Hersteller ihre Geräte noch intransparenter und weniger zugänglich machen wollen, um ihre Technologie vor der Konkurrenz zu schützen oder Konsumenten zu zwingen, nur von ihnen Zubehör zu beziehen oder für das Freischalten von Features noch einmal extra zu zahlen.

Mit der quelloffenen Axiom machen wir genau diese Dinge radikal anders: Alle Baupläne und die gesamte Dokumentation (auch aller Komponenten) wird im Internet veröffentlicht (open hardware). Der gesamte Source Code ist frei verfügbar (open source) und kann verändert und angepasst werden. Wir ermutigen unsere Community, Axiom-Kameras zu zerlegen und hineinzuschauen. Wir erklären, wie sie repariert werden können und welche Module welche Funktionen haben und wie sie ausgetauscht werden können. Das ist nicht nur deutlich nachhaltiger als regelmäßig neue Kameras zu kaufen, weil sich die Technologie weiter entwickelt hat, sondern eröffnet auch völlig neue kreative Möglichkeiten für die Bildgestaltung – ein essentieller Bestandteil für die kreative Arbeit von Kameraleuten. Welche Rolle spielt hier die Arbeit mit der Hardware und Software jeweils für sich? Die Axiom-Beta-Hardware an sich ist wie ein Legobaukasten aufgebaut, an allen Ecken und Enden gibt es Slots für das Andocken weiterer Module. Diese Modularität und Flexibilitiät ist auch in der Software allgegenwärtig. Das Betriebssystem ist Linux und auf proprietäre Medien-Prozessoren wird gänzlich verzichtet. Da wir freie Software

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Coded Cultures – Gästeprogramm und offene Hardware verwenden, wird die gesamte Bildverarbeitung transparent. Ihr bietet mit Alpha, Beta und Gamma drei Modelle an. Was sind die Unterschiede? Die Axiom Alpha war unser Proof-of-concept-Prototyp, um zu beweisen, dass die Idee in dieser technischen Konfiguration und mit dieser Philosophie (ohne der Verwendung irgendwelcher Komponenten mit proprietärer Lizenz) eine Kamera zu bauen überhaupt möglich ist. Das Ergebnis war eine sehr unförmige Bastel-Kamera, die aber besser funktioniert hat, als wir uns das selbst erwartet haben. Ein halbes Jahr haben wir dann am Bild-Processing getüftelt und Demo-Material gedreht, um damit eine Crowdfunding-Kampagne vorzubereiten. Die Idee war, die Entwicklung der nächsten Generation zu finanzieren: der Axiom Beta. Eine zweite Generation der Kamera, aber in einer viel kompakteren Form und mit einem extrem modularem Aufbau. Die Crowdfunding-Kampagne hat dann für das Projekt bedeutet, alles auf eine Karte zu setzen. Glücklicherweise war die Kampagne ein Erfolg und das ambitionierte Ziel von 100.000 Euro wurde um mehr als das Doppelte übertroffen. Zur gleichen Zeit reichte das Projekt mit einem internationalen Konsortium auch einen Antrag für Innovationsförderung bei Horizon 2020 der Europäischen Union ein, um den großen Bruder der Axiom Beta mit dem Namen Axiom Gamma zu entwickeln – mit Erfolg. Über Jahre waren die einzigen Projektmittel aus Spenden gekommen, was nicht einmal ausreichte, um das Notwendigste umzusetzen. Und praktisch über Nacht war das Projekt um fast 1,5 Millionen Euro gewachsen. Wie wird eure Kamera von der Community aufgenommen, gibt es bereits Weiterentwicklungen? Magic Lantern beispielsweise ist ein Projekt, das die Firmware von Canon Spiegelreflex-Kameras »reverse engineered«, um Features freizuschalten, von denen Canon nie wollte, das Kunden sie bekommen sollen. Das Kern-Entwicklerteam war von der Axiom Beta so fasziniert, dass sie ihre Community aufgerufen haben, die Crowdfunding-Kampagne zu unterstützen, als wenn es ihre eigene gewesen wäre. Heute arbeitet das Magic Lantern-Team eng mit uns an der Entwicklung der Axiom zusammen. Welches Einsatzgebiet seht ihr für eure Kameras und wie wird der Markt aussehen? Die Gründer des Projekts und die Ursprünge der Community kommen aus der Filmbranche. Die Suche nach und die Schaffung von Werkzeugen für die eigene kreative Arbeit von Filmemachern ist immer noch das Herz des Projekts. Aber mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von anderen Bereichen, die sich für die Technologie interessieren. Kinofilmproduktion an sich stellt hohe Ansprüche an die Bildqualität einer Kamera. Die hier benötigte hohe Auflösung und Bildrate sind für jede Art von Anwendung interessant: Astronomie, Kartografie, Industrie-Automation und Inspektion wie auch Robotik oder wissenschaftliche Anwendungen. Eine amerikanische Firma hat bereits eine Lösung für die Infrarot-Kartografierung von landwirtschaftlichen Nutzflächen aus Flugzeugen auf Basis der Axiom Beta entwickelt. Ein besonderer Bereich ist noch der Educational Sektor. Keine andere Kamera kann so gut verwendet werden um zu lehren, wie eine Kamera funktioniert. Gibt es schon einen Kaufpreis? Die Axiom-Beta-Hardware-Entwicklung ist großteils abgeschlossen und wir produzieren gerade eine erste Kleinserie von rund 15 bis 20 Developer-Kits, die wir an Entwickler und Early Adopter versenden. Aufbauend auf deren Feedback und Ideen werden wir eventuell noch die eine oder andere Anpassung machen. Diese Kits, also die erste Serie können bereits jetzt um ca 2.800 Euro (exkl. Steuern und Versand) auf der Webseite mit einer Anzahlung von 1.800€ vorbestellt werden. Der geplante finale Verkaufspreis, liegt zwischen 5.000–6.000 Euro. Weitere Infos zu den Axiom-Kameras unter apertus.org Im Rahmen von Coded Cultures veranstaltet Apertus das Axiom Open Cinema Lab.

Hannes Waldschütz

Der deutsche Künstler Hannes Waldschütz zeigt im Rahmen eines Critical Repair Cafe seine Performance-Serie »Civil Disobedience: Repair«, die sich darauf fokussiert, Alltagsgegenstände zu reparieren. Durch ihre vordefinierte Lebenszeit und den Neukauf seien sie zu einem fixen Teil unseres Wirtschaftssystems geworden. In seinen Performances versucht Waldschütz seit 2012, mitgebrachte defekte Gegenstände zu reparieren – kostenlos. Manchmal gelingt die Reparatur, dann wieder nicht, immer aber gibt es einen Austausch darüber, wie mit Gegenständen umgegangen wird. Alle Objekte werden fotografiert und katalogisiert.

Patrícia Reis

Die portugiesische Wissenschaftlerin Patricia Reis bricht mit »Penetrating the Black Box« die normalerweise von Herstellerkonzernen gut geschützte Welt der Maschinen und Fotoapparate in Form einer künstlerischen Reflexion auf. Konkret besteht die Installation aus zwei Fotoapparaten, die in einer Kiste verborgen aufeinander zugerichtet montiert sind. Den Auslöser bedient nicht der Fotograf, sondern die Maschine selbst: Ein Vorgang, von dem der Fotograf ausgeschlossen ist – ähnlich der geschlossenen Bauweise herkömmlicher Fotoapparate, die von ihren Herstellern mit proprietären Schnittstellen und Codes ausgestattet werden.

Dries Depoorter

Der Belgier Dries Depoorter hat mit »Sherrif Software« eine Installation entwickelt, mit der die Besucher Teil der Polizeiarbeit werden können.

Josh Harle

Der australische Forscher und Medienkünstler zeigt, wie man ein eigenes Netz aus Stadtplänen mit Hilfe von Raspberry Pi Mini-Computern und WLAN aufbaut und damit die Grenzen von Google Maps sprengt.

Stefanie Wuschitz

Die Österreicherin Stefanie Wuschitz wird einen »Wikipedia Edit-a-thon« abhalten: Eine Gruppe von Aktionistinnen und Aktionisten editiert in gemeinsamen Sessions Wikipedia, um die männlich dominierte Enzyklopädie durch Einträge bisher ignorierter weiblicher Wissenschaftlerinnen zu ergänzen.

Eröffnung: 19. Mai, 18:00 Uhr Festivalzentrale Am Hof 3–4, 1010 Wien. Mit Sound Performance, artkillart vs phonotopy (DE/FR/BX), extended playlist / p-node transmission, NMO (NO) Critical Repair Café – Ziviler Ungehorsam Reparieren, Hannes Waldschütz 19.–29. Mai, 11:00–17:00 Uhr Am Hof 3–4, 1010 Wien Offene Labore 19.–29. Mai, 11:00–18:00 Uhr Am Hof 3-4, »Cryptocurrency und Post – Blockchain Lab« (Bitcoin, Ethereum, Dogecoin) und »Open Publishing Lab« sowie »AXIOM Open Cinema Lab« Riso Convention 21. Mai, 15:00–18:00 Uhr Universität für angewandte Kunst Wien, ehem. Malereiklasse, 6. Stock Schwanzertrakt, OskarKokoschka-Platz 2, 1010 Wien Open Hardware Europe Summit 28.Mai, 14:00–20:00 Uhr MAK, Vortragssaal, Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Stubenring 5, 1010 Wien 033

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Der dritte roman. Die größte spannung. Der beste Film.

Nikolaj lie kaas

Fares Fares

Der Sound des 20. Jahrhunderts

Klezmer-Musiker © Russisches Ethnographisches Museum St. Petersburg; Leonard Cohen, © Bob King/Corbis; Barbra Streisand, © Retna Ltd./Corbis; Amy Winehouse, © Aubrey Edwards/Corbis

Der Sound des 20. Jahrhunderts

13. April bis 2. Oktober 2016

Dorotheergasse 11, Wien 1 · So – Fr 10 – 18 Uhr · www.jmw.at

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m.

s »ANGRY BIRDS – DER FILM« — Fremdenfeindliche Vögel

Der Wolf im Vogelpelz »Angry Birds«, das beliebteste Handygame aller Zeiten, feiert seine Premiere im Kino. Nicht ganz unumstritten, fühlt sich der Film doch einigermaßen xenophob an.

»Die beliebteste App aller Zeiten«. Damit wirbt ein Mal, dass Rovio sein bekanntestes Produkt auf die großen Bildschirme Videospiel in den digitalen Regalen der App-Stores für bringt: Bereits seit 2013 und über 100 Folgen lang wird »Angry Birds sämtliche Systeme auf Smartphone, Tablet und Desk- Toons« auf der Rovio-eigenen Multichannel-Entertainment-Plattform top. Das mag auch stimmen. »Angry Birds« wurde meh- »Toons.TV« ausgestrahlt, kurzzeitige Ableger wie »Piggy Tales« und rere 100 Mio. Mal von Usern, groß und klein, als Free- »Angry Birds Stella« folgten. Mit der in Kooperation mit der NASA im mium-App geholt und auf die Devices heruntergeladen. Vorjahr produzierten »Rocket Science Show« kam Rovio dem selbstDas Spielprinzip ist simpel: Man schießt mit Vögeln auf Schweine, auferlegten Bildungsauftrag nach und verband kindgerechten Frontal­ die sich unter basisarchitektonischen Verschlägen verstecken, je nach unterricht von Astronomen mit typischen Animationen. Version auch unter Wasser, rund um den Globus und darüber hinaus. Nun also ein Film. Es ist selten, dass ein Computerspiel-UnternehSeit 2009 gibt es »Angry Birds«, die Beliebtheit bleibt ungebrochen, men so deutlich hinter einem solchen Projekt steht und ein eigenes ständig werden neue Teile, die alle in eigenen Apps veröffentlicht Studio dafür errichtet. Meistens – wie etwa im Fall von »Resident Evil« werden, produziert und konsumiert. Die Entwicklerfirma Rovio En- – werden einfach die Lizenzen dafür verkauft. »Angry Birds – Der Film« tertainment schreibt trotz leichten Rückgangs in den letzten Jahren heißt das 80-Millionen-Dollar-Projekt, das ab Mai in den heimischen immer noch dicke schwarze Umsatzzahlen im dreistelligen Dollar- Kinos zu sehen ist. Darin lernt der User die bereits aus den Spielen Millionenbereich. bekannten Figuren besser kennen. Red heißt der Protagonist, der Ur-Angry-Bird. Vom Pech verfolgt, von den anderen Bewohnern der Einer flog übers Schweinenest Vogelinsel – nur der sagenumwobene Mighty Eagle kann dort fliegen Da der Markt für App-Games mit geschleuderten Vögeln mittlerwei- – ungeliebt, wird der aufbrausende Red zu einer Anger-Managementle nur mehr schwer wachsen kann, wagte sich Rovio an einen animier- Therapie verdonnert, wo dem Zuseher auch die anderen vom Smartten Film, ein Medium von größerer Reichweite. Es ist nicht das erste phone bekannten Figuren begegnen: der gelbe Chuck, der schwarze

Text dominik oswald Bild sony / rovio

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Bomb, der bordeauxrote Riese Terrence und die weiße Matilda. Die Sympathien gehören größtenteils dem Anti-Helden, jeder kann sich seinen Favoriten aber gut aussuchen. Schweine aus dem vermeintlichen Weltall stören dann den Inselfrieden, werden aber von der Bevölkerung mit offenen Armen empfangen. Nur Red bleibt skeptisch, forscht nach, findet versteckte Heerscharen von Schweinen. Als sich die Schweine nun trotz aller freundlicher Begegnungskultur der Vögel als die Bösen herausstellen, liegt es an Red, die Vögel zu retten.

Gut und böse An sich ist alles ganz normal, der Film technisch gut gelöst, mit Jason Sudeikis, Josh Gad, Maya Rudolph und Bill Hader hat man sich auch Voice-Actors ausgesucht, die trotz hoher Bekanntheit einen gewissen alternativen Background haben und Glaubwürdigkeit vermitteln. Dazu ein fetziger, popkulturell respektabler Soundtrack mit Black Sabbath, Rick Astley, Gloria Gaynor und das bei einer VogelStory obligatorische »Close To You« von den Carpenters, das ebenso notwendige »Surfin’ Bird« wird unterschlagen. Auch sonst wird vor allem auf Seiten der Schweine alles einer popkulturellen Credibility untergeordnet, die Schweine lesen »Fifty Shades Of Green«, ihre DJs tragen Daft-Punk-Helme, ihre Unterwäsche ist von Calvin Swine, einer ihrer Stars heißt Kevin Bacon. Das Erzähltempo ist gut, die vielen Pointen sitzen, Kinosäle werden lachen, Kinokassen klingeln, Teil zwei bis fünf werden wohl folgen. Was das Filmerlebnis allerdings drastisch trübt, ist seine Synopsis: Fremde – gar Wesen einer anderen »Rasse« – kommen in eine ansonsten homogene Umgebung, wo sie mit offenen Armen empfangen werden. Jeder, der sich gegen die Ankömmlinge stellt, wird anfangs verachtet, dann jedoch, als sich die Schweine ihrer Maske entledigen und die Eier stehlen, sehnen sich die Vögel nach einer starken Führerfigur, jemandem, der es immer schon wusste, dass die Schweine Böses im Schilde führen. Diese tritt hervor, bewaffnet seine Truppen, besiegt die Schweine und wird zum Helden. Man könnte also glauben, der Film wolle seinem vorrangig jungen Publikum sagen: Fremde sind böse, die Fremden willkommen zu heißen ist schlecht, wir brauchen einen starken Führer. Eine Botschaft, wie sie derzeit fataler nicht sein

Eine Botschaft, wie sie derzeit fataler nicht sein könnte. könnte. Wiewohl man bei »Angry Birds – Der Film« zwar nicht davon sprechen kann, dass hier Kindern mit Absicht fremdenkritische Inhalte nähergebracht werden, wird das Thema mit einer – ebenso zu kritisierenden – Zufälligkeit gestreift.

Animaniacs Absicht hin oder her: »Angry Birds – Der Film« wirkt auf den mündigen Konsumenten, als wären popkulturelle Referenzen und StateOf-The-Art-Animationen probate Strategien, um Abwehrhaltung gegenüber Fremden und darüber hinaus xenophobes Verhalten in jungen Köpfen zu verankern. Es wäre nicht der erste Animationsfilm der jüngeren Geschichte, der politisches Aufsehen erregt. 2012 stiegen etwa Rechtsradikale auf die Barrikaden, als »Der Lorax« gar zu warmherzig und intensiv um mehr Aufmerksamkeit für Umweltschutz und Nachhaltigkeit warb und gegen Gier eintrat. Ultrarechte protestierten und forderten Boykott. Bei »Angry Birds – Der Film« kann man sich auch von Links erheben. Ob man seine Kinder in den Film schickt, sollte man sich aber zweimal überlegen. »Angry Birds – Der Film« läuft seit Mitte Mai in den österreichischen Kinos. Das politisch eindeutig unverfänglichere Mobile Game ist für alle Systeme in den jeweiligen App-Stores verfügbar.

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Prosa von Sophie Reyer

wenn in texten protagonisten über nacht plötzlich komische dinge auf der haut wachsen ist metapher- und metamorphosenmässig was im busch. die wienerin sophie reyer zeigt, dass das auch jahrzehnte nach kafka immer noch super funktioniert. weil es halt gut gemacht ist.

s childkr ötentag e »Ein Käfig ging einen Vogel suchen.« (Franz Kafka) Das erste Mal fällt es mir auf, als ich dusche: Eine seltsame Verkrustung am Rücken. Hart und braun. Sie erinnert an Borke. Ich versuche, die Schicht herunterzuziehen, von meinen Schulterblättern abzuschälen. Aber es geht nicht. Die Haut ist fest und rau. Es fühlt sich an, als wäre sie festgewachsen. Seltsam, denke ich. Für einen Moment scheint mir, dass ich wahnsinnig werde. Nein, da, im Rücken: die Verhärtung, ich habe sie mir tatsächlich nicht eingebildet. »Das ist eine eigentümliche Anomalie«, sagt die Hausärztin, als ich am nächsten Tag in ihrer Praxis sitze, nachdem sie mich in der Kabine mit ihrem Laser-Scan untersucht hat. »Erinnert ein wenig an Humano-Papilloviren.« Ich nicke verwirrt und ziehe meine linke Augenbraue in die Höhe, um das komische Gefühl zu kaschieren. »Verstehe. Und was heißt das?« „Nun, ein Gendefekt in der Haut vermutlich“, kommt es zur Antwort »Aha. Und was passiert mit Leuten, die an so einem Gendefekt leiden?« Die Ärztin schluckt und blickt für einige Momente auf ihre Fingernägel. »Nun ja. Also sie ...« Erwartungsvoll sehe ich sie an. Fixiere ihren Lidschlag. Die Ärztin tippt mit ihrer linken Hand, deren Nägel grellgelb lackiert sind, auf das

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iPad, das in ihren Schreibtisch eingebaut ist und klickt auf einen Link. Die Seite öffnet sich als 3D- Laserminiatur vor meinem Blick. Aber ich bin zu paralysiert, um zu lesen, die Bilder drehen sich, rotieren in meinem Kopf. »Sie verwandeln sich in organische Einheiten, nach und nach«, erklärt die Ärztin, ohne mich anzusehen. »Aber bei ihnen scheint es etwas anderes zu sein.« »Verstehe. Vielen Dank«, sage ich, obwohl ich eigentlich nichts wirklich verstehe. Organische Einheiten, denke ich, als ich nach Hause gehe. Das klingt im Grunde ganz gut. Dennoch empfinde ich eine gewisse Fremdheit meiner Haut gegenüber. Vor allem, weil die Frauen um mich herum immer jünger aussehen. Vor zwei Jahren hat die Firma SkinInc eine neue Creme auf den Markt gebracht, die Abnützungserscheinungen und Faltenbildung im Gesicht stoppt und für eine glatte, geschmeidige Haut garantiert. Nicht, dass ich mir diese Creme, die man regelmäßig anwenden muss, leisten könnte. Aber mit so einer rilligen, schuppigen Oberfläche habe ich gar keine Chance mehr auf eine Karriere, denke ich. Ich seufze. Im Badezimmer zupfe und zerre ich an mir. Dann greife ich nach einem Messer und versuche, die seltsame Schichte von meinem Rücken zu kratzen. Ich muss mich dabei auf eine eigentümliche Art und Weise verdrehen, den Arm nach hinten legen und in einer raschen Bewegung mit dem Messer in die Höhe stechen und schaben. Ich beginne zu schwitzen, atme rasch, hechle. Am Ende dann ein lautes Geräusch. Ich drehe mich um. Ein Plättchen ist in die Badewanne gefallen. Ich bücke mich, hebe es auf. Es

sieht aus wie eine Schuppe, jedoch weniger glänzend. Seltsam. Jetzt sollte ich mich freuen, denke ich. Aber da ist kein Gefühl der Erleichterung, das sich einstellt, im Gegenteil, in mir herrscht nur eine komische Leere. Schildkröten, denke ich, und auf einmal fällt es mir wieder ein: Meine Großmutter hatte eine Schildkröte. Sie hieß Pipimaus. Ich erinnere mich: Sie war so groß wie ich damals. Ich konnte nur kriechen. Sie konnte nur kriechen. Ich hielt sie in die Höhe, selbst auf dem Rücken liegend. Sie streckte den Kopf nach mir aus. Dann zog sie alle Glieder ein. Ihr Blick war tief und stumm. Kaum war ich vier geworden, lief sie fort. Danach bin ich nie wieder jemandem begegnet, der so ein tiefes stummes Zwiegespräch führen konnte. Als ich am nächsten Morgen aufwache, merkte ich, dass ich Mühe habe, mich vom Rücken auf den Bauch zu drehen. Ich versuche, aufzustehen. Rolle, wackle. Strauchle. Dann hantle ich mich schließlich mit den Fingern nach vorne bis zu meinem Sessel, an dem ich mich in die Höhe ziehe. Meine Wirbelsäule fühlt sich steif an, als wäre sie taub. Kaum habe ich den Spiegel im Badezimmer aufgeklappt und nach einem zweiten gegriffen, um in ihm meinen Rücken betrachten zu können, merke ich, dass meine gestrige Aktion sinnlos war. Anstelle des einen Plättchens sind zwanzig nachgewachsen. Ein Panzer, denke ich. Ein Panzer also. Bei dem Wort kommen alte Erinnerungen hoch: »ch will eine Schildkröte haben, Mama«,

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Ad Personam: Sophie Reyer

Wenn Realitäten verschwimmen, Unerklärliches passiert, alles unangenehm auf die Stimmung drückt und trotzdem noch grimmiger Witz in der allgemeinen Tristesse herausfunkelt, kann es sein, dass man sich gerade in einer Geschichte befindet, die sich Sophie Reyer ausgedacht hat. Die 32-jährige Wienerin ist eine umtriebige Autorin und in allen literarischen Gattungen unterwegs. Durchaus erfolgreich, mit Preisen gekrönt und Stipendien gefördert. Zudem studiert sie gerade Drehbuch & Regie an der Kunsthochschule für Medien in Köln und hat ein fertiges Kompostions- und Musiktheater-Studium vorzuweisen. Das färbt freilich auch aufs Schreiben ab. Gut komponiert und melodiös wirken ihre Text, Dialogsequenzen sitzen und schaffen dennoch Raum, dem Zufall wird kaum etwas überlassen, wenn mit Absurditäten und surrealistische Einsprengseln gearbeitet wird. Scharf geschult an Kafka und Cortázar möchte man sagen. Wie das klingen kann, zeigt Reyer nicht nur hier, sondern auch in ihrer eben erschienen Erzählung »Schläferin« (Edition Atelier). Darin nimmt eine Mutter, die gerade ihr Kind verloren hat, an einem medizinischen Experiment teil. In einer nebulösen Welt, in der merkwürdige Dinge geschehen, lösen sich dann langsam Persönlichkeitsschichten im Irrsinn auf. Manfred Gram

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beharrte ich, als ich acht Jahre alt war. »Da hast du eine, mit der geh ins Bad«, kam es zur Antwort. Mein Vater hielt mir damals eine grellgrüne Plastikminiatur vor die Nase, die nach Gummi stank und die man mit Batterien füttern konnte, sodass sie sich bewegte. In diesen Zeiten waren die Imitationen im Gegensatz zu den Roboterspielzeugtieren von heute, die dem Original schon recht nahe kommen, billiger Fake gewesen. Und ich war nicht dumm. „Aber eine echte“, schrie ich also und presste meine Augen ganz, ganz fest zusammen, sodass ich – wie ich dachte – furchterregend aussah. »Die scheißt mir alles an!«, sagte meine Mutter. »So spricht man nicht«, sagte mein Vater. Ich begann, zu brüllen. »Schildkröten werden ganz entsetzlich gequält, über die Grenze geschmuggelt, damit sie hier gekauft werden«, erklärte meine Mutter ein wenig sanfter und schob mir eine Tasse Kakao unter die Nase. »Ich will eine Schildkröte haben«, schrie ich. Schließlich wurde ich heiser, ging mit verheulten Augen ins Bad uns spielte mit meiner Gummischildkröte, die mir überaus lächerlich vorkam. Sie war giftgrün, knallig, fluoreszierend. Ihr Aussehen erinnerte auf unangenehme Art und Weise an einen aufgeblähten Luftballon. Sie konnte Wasser schlucken und wieder ausspeien, das war das einzige Spannende an ihr. »Und, geht es dir besser?« fragte mein Vater. Ich spritzte ihm ins Auge. Mein Vater stieß einen gellenden Schrei aus, der einen erstaunten Unterton hatte, und griff sich mit verzerrtem Ausdruck auf den Apfel. Meine Mutter kam wieder herein. Sie war wütend. Sie schrie. »Weißt du, was mit Schildkröten gemacht wird? Sie werden über die Grenze geschmuggelt!« „Das hast du schon gesagt.“ »Dabei werden ihnen die Beine abgeschnitten, amputiert und später wieder angenäht. Willst du das? Willst du Schuld daran sein, dass eine Schildkröte wegen dir verstümmelt wird?« Ich betrachtete meine Füße. Das Wasser schwappte aus der Wanne und, zugegeben, mir war ganz komisch. Ich spürte auf einmal, dass ich eine Zunge im Mund hatte. Ein bedrängendes Gefühl. Der Atem wollte nicht mehr so ganz aus mir herauskommen, und die Worte auch nicht. Erst Jahre später fand ich heraus: Meine Mutter hatte mich belogen. Seltsam, denke ich, während ich so vor mich hinträume. Wie viel wir Menschen doch erleben, und an wie wenig wir uns erinnern, wenn wir nicht in Situationen kommen, die alte Bilder in uns wachrufen. Was soll ich machen? Ich beschließe, fürs Erste einmal fernzusehen.

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diese seite ist teil einer entgeltlichen kooperation

poolbar T-Shirt-Mode — Aufbruch

Die Ruhe vor dem Sturm Beim Poolbar-Festival steht heuer alles im Zeichen des Aufbruchs – und des Innehaltens davor. Beim Poolbar-Festival gibt es nicht nur jährlich etwas auf die Ohren, sondern auch etwas zum Anziehen, sodass man mittlerweile mit Fug und Recht von einem eigenen Poolbar-Modelabel sprechen kann. Während früher die Sujets für die Kollektionen über einen Style-Wettbewerb ermittelt wurden, gab es diesmal Workshops unter der Leitung von Michael Marte – die Dornbirner Designer Tsukini steuerten ein farbenfrohes Sujet (siehe unten) bei. Damit ihr beim Festival all eure sieben Sachen beisammen habt, sind dieses Jahr erstmalig Poolbar-Taschen von Nadelwerk erhältlich. In der Strecke, die in der Schattenburg in Feldkirch fotografiert wurde, geht es um die Ruhe vor dem Sturm, das Kraftschöpfen vor dem Aufbruch, eben den Moment des Innehaltens, bevor es richtig losgeht.

Bild matthias rhomberg

Das tut es übrigens von 7. Juli–20. August im Alten Hallenbad in Feldkirch. Es spielen Bands wie Bilderbuch, Dispatch, Travis, Nneka, Nada Surf u.v.a. 25.000 Gäste werden erwartet.

Fotos Matthias Rhomberg Models Daniel Schweighofer (frei, Dornbirn) Florian Kohler (anziehbar, Dornbirn) Pierre Zver (poolbar-Festival) Denise Zünd (frei, Dornbirn) Design Poolbar Michael Marte Design Tsukini Rainer Hilbe textilDruck Tsukini

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WM 1998 fussball-em 2016 in frankreich Die französische WM-Mannschaft 98 als Integrations-Role-Model

Black, blanc, beur!

Text Werner Sturmberger

Wenn am 10. Juni der Ball anlässlich der EM zum ersten Mal rollt, wird die Equipe Tricolore gegen Rumänien und mit dem Mythos des WM-Teams von 1998 spielen.

»Zizou président!« skandieren die Französinnen, als das Bild von Zinédine Zidane, Sohn einer aus Algerien stammenden Familie, 1998 auf den Arc de Triomphe projiziert wird. Mit zwei Toren im Finale gegen Brasilien sichert die Lichtgestalt des Teams der Grande Nation den Titel bei der Heim-WM. Es muss ein Gänsehaut-Moment gewesen sein, vor allem für Menschen mit maghrebinischer Abstammung. Die neuen Farben der Trikolore waren nicht mehr bleu-blanc-rouge, sondern die unterschiedlichen Hautfarben der Spieler: »black-blanc-beur« (umgangssprachlich für Menschen maghrebinischer Abstammung). Viele stammen aus Familien mit Wurzeln im Maghreb oder den ehemaligen Kolonien in Afrika oder der Karibik. Nicht wenige, etwa Zidane oder Thuram, wuchsen in Banlieues auf. Die französische Presse feierte den Sieg als Konsequenz eines neuen, multikulturellen Gesellschaftsmodells und die Equipe Tricolore als dessen Vorbild. Es sei ein Sieg des republikanischen gegen das rechtsextreme Frankreich Jean-Marie Le Pens , der sich mehrmals abfällig über die zuwenig »französische« Mannschaft äußerte. In den Wortmeldungen der damaligen Jugendministerin Marie-George Buffet sind die neuen Tugenden der Nation nicht mehr nur jene, der französischen Revolution (liberté, egalité, fraternité), sondern jene, die der Mannschaft zugeschrieben wurden: diversité, générosité, volonté. Die Equipe Tricolore tritt als ideelles Leitbild in die Fußstapfen der französischen Revolution. Ziemlich beeindruckend für ein paar Jungs aus den Banlieues.

»Unsere« Banlieues Als sich Christian Fuchs letzten Herbst als Kapitän der Nationalmannschaft stellvertretend für diese an die Öffentlichkeit wandte, sorgte das für Aufsehen. Nicht nur appellierte die Mannschaft für Solidarität mit den Flüchtlingen, sondern sie rückte auch selbst ihre Wurzeln in den Vordergrund. Ein Novum. »Ich glaube, dieser explizite Hinweis darauf, der verdankt sich schon auch der französischen Weltmeister-Mannschaft. Der Weltmeistertitel 1998 war auch international eine wichtige Sache. Es hat eine Debatte um die Frage der Repräsentation der Diversität der Bevölkerung angestoßen«, sagt Georg Spitaler, Politikwissenschaftler und langjähriger Mitherausgeber des Fußballmagazins Ballesterer. So ließ etwa noch im Jahr des WM-Titels der Bürgermeister von Saint Denis, einem Vorort von Paris, vernehmen: »Die Weltmeisterschaft hat den Blick auf unsere Banlieues verändert.« Es sind nicht mehr »die«, sondern »unsere« Banlieues. Eine drastische Änderung in der Wahrnehmung der Menschen mit Wurzeln im Maghreb oder den ehemaligen Kolonien. Langfristig sollte die Fiktion eines Frankreichs harmonisch miteinander lebender Ethnien, wie es in black-blanc-beur zum Ausdruck kommt, die realen Spannungen aber nicht übertünchen können. »Es war natürlich vollkommen überzogen zu glauben, Fußball sei ein Allheilmittel für gesellschaftliche Probleme«, so Spitaler.

Fiasko statt Fiesta »Algerien und Frankreich hatten immer ein schwieriges aber enges Verhältnis zueinander. Algerien war keine Kolonie, sondern bestand aus Departements und war damit französisches Staatsgebiet. Viele Algerier sind nach Frankreich ausgewandert. Gerade wegen dieser Nähe war der Hass besonders groß, als Algerien um seine Unabhängigkeit kämpfte«, sagt Christoph Heshmatpour, Frankreich-Experte des Ballesterer. Zwischen 1954 und 1962 tobte der von der französischen Armee mit äußerster Brutalität geführte Krieg. Die massiven Menschenrechtsverletzungen sollten erstmals im Jahr 2000 öffentlich diskutiert werden. Während diese Enthüllungen alte Ressentiments zu Tage förderten, schürte 9/11 das Misstrauen des weißen gegenüber dem dunkelhäutigen und muslimischen Frankreich. Mitten in dieser aufgeheizten Stimmung fand am 7. Oktober 2001 ein Freundschaftsspiel zwischen Frankreich und Algerien, das erste seit dessen Unabhängigkeit 1962, statt. Der Akt der Versöhnung verkehrte sich in sein Gegenteil: Bereits vor Anpfiff ging die Marseilleise in einem Pfeifkonzert unter, so wie wenig später das algerische Team gegen die Bleus. Nachdem Frankreich mit 4:1 in Führung ging, hagelte es Plastikflaschen auf Pre-

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»Es war natürlich vollkommen überzogen zu glauben, Fußball sei ein Allheilmittel für gesellschaftliche Probleme.« — Georg Spitaler

EM 2016

EM im Ausnahmezustand mierminister Lionel Jospin und andere Politiker. Als algerische Fans den Rasen des Stade de France stürmten, wurde das Spiel schließlich abgebrochen. Spätestens in der 78. Minute zerbrach das neue Image an der Realität einer von ethnischen und ökonomischen Grenzen zerfurchten Republik.

Champs Elysee of broken dreams Retrospektiv kann die Begegnung als Auftakt einer fußballerischen und gesellschaftlichen Abwärtsspirale gelten. Erstere erreicht ihren vorläufigen Tiefpunkt mit Frankreichs torlosem Ausscheiden in der Vorrunde der WM 2002. Zweitere mit den brennenden Vorstädten im Winter 2005. In diesen Unruhen entlud sich die gesamte Wut vorwiegend maghrebinischer Jugendlicher über die Vernachlässigung der Vorstädte und ihrer Bewohner, die Versäumnisse der Politik, über Rassismus, Polizeiwillkür, Massenarbeits- sowie Perspektivlosigkeit und über den verhassten Innenminister und späteren Präsidenten Nicolas Sarkozy: Die Jugendlichen bezeichnete er als »Gesindel« und wollte »mit dem Kärcher die Vorstädte säubern«. Die Vorfälle zeigten, das Selbstbild des offiziellen Frankreich endet dort, wo einige seiner größten Spieler aufwuchsen: in den Vorstädten. Während dort allmählich wieder die Stagnation des Status quo ante Einzug hielt, blieb die Geschichte der Bleus wechselvoll. Zu einer der größten und bittersten Stunde der Mannschaft geriet das WM-Finale 2006. Nachdem Zidane in der Nachspielzeit im letzten Spiel seiner Karriere mit Rot vom Platz gestellt wurde, verlor die Mannschaft im Elfmeterschießen gegen Italien. Den absoluten Nullpunkt sollte die Mannschaft bei der WM 2010 erreichen. Das blamable Ausscheiden als Gruppenletzter wurde von einem Spieleraufstand gegen den damaligen Trainer Raymond Domenech überschattet. Damit hatte die Mannschaft jeglichen Kredit bei den Fans verspielt.

»In Moment steht das Thema Terror ganz klar im Vordergrund. Die Leute rücken allein deshalb wieder zusammen«, sagt Heshmatpour. Für das Turnier prophezeit er: »Alle werden die Flagge schwingen. Patriotismus ist Volkspflicht in Frankreich. Das geht hinein bis tief in die Linke.« Spätestens wenn die Mannschaft die ersten Spiele gewinnt, werden alle hinter ihr stehen und auf ein neuerliches Sommermärchen hoffen. Trotz des noch immer aufrechten Ausnahmezustandes und des anhaltenden Misstrauens gegenüber Menschen mit dunkler Hautfarbe wird dann auch wieder die ethnische Diversität der Mannschaft als Super-Power gefeiert werden. Wie mächtig diese Idee nach wie vor ist, zeigt sich daran, dass nicht einmal ihre Helden ihr etwas anhaben können: Während Lilian Thuram die Losung »black-blanc-beur« direkt kritisiert – »Das Kriterium der Ethnie darf nicht die Nationalität definieren« –, gelang es dem damaligen Team-Kapitän Laurent Blanc als amtierendem Nationaltrainer, in einen Rassismus-Skandal verwickelt zu werden. Die Strahlkraft der Idee ist angesichts der Probleme nicht verwunderlich. Dazu zählen nicht nur die ethnischen Spannungen, sondern auch ökonomische und strukturelle Schieflagen, die von diesem Konflikt verdeckt werden. Der Mythos der Weltmeistermannschaft ist aber keine Lösung. Er kann im besten Fall helfen ein Klima zu schaffen, in dem es möglich wird, eine solche zu finden. Ob die EM dazu den Auftakt dazu geben wird, hängt vom Erfolg der Mannschaft ab. Allez les Bleus! Zwischen 10. Juni und 10. Juli findet in Frankreich die 15. Fußball-EM statt. Bei dem Turnier, das unter den Eindrücken der Anschläge vom 13. November 2015 stattfindet, kann die Equipe Tricolore den dritten EM-Titel erringen. 045

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bild veronique giroud dokumentation STEFAN KLUGER

Workstation — MENSCHEN AM ARBEITSPLATZ

Sandra Kendl, 42, Das Techno Cafe

Gerade feiert sie 20-jähriges Jubiläum. So lange betreibt Sandra Kendl schon das Techno Café, viele Jahre davon im Wiener Volksgarten Pavillon. »Ich kümmere mich um alles: Booking, Werbung, Corporate Identity und die lieben Steuern.« Vor Ort betreut Sandra zudem Musiker und Gäste: »Jeden Dienstag gebe ich die Gastgeberin, die ganze schöne Saison lang.« Wichtig ist ihr dabei der kreative Schaffensprozess im Vorfeld, etwa mit der Grafikerin Fabienne Feltus. Idealerweise versetzt sie die Arbeit in einen Flow, in dem sich nahtlos und wie selbstverständlich eine Aufgabe an die nächste schmiegt: »Alles fließt.« Leider gelingt dies hehre Ziel nicht täglich, und dann bedarf es schon einer gewissen Beharrlichkeit, um dennoch erfolgreich zu sein. »Einfach durchatmen und weiter machen.« Mit anderen Worten: Sie lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Und weil ihr das Cafe dann trotz allem nicht die ganze (Arbeits-)Welt bedeutet, fischt sie schon längst auch in einem anderen Teich – als Pilates-Trainerin. www.dastechnocafe.at

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Workstation — MENSCHEN AM ARBEITSPLATZ

Hannah Neunteufel, 49, Eventmanagerin

Die Eventmanagerin Hannah Neunteufel ist sich nicht zu schade, auch mal die Drecksarbeit zu machen – was vermutlich Teil ihres Erfolgsrezepts ist. Denn Neunteufel nimmt die Herausforderungen so, wie sie eben kommen – seit 15 Jahren: Manche Aufträge erfordern viel körperlichen Aufwand wie Schleppen und Putzen, andere dagegen verlangen ihrer Konzentration alles ab. Letztendlich gefallen ihr aber alle Jobs; denn sie steht auf Mischung und Vielfalt und am Ende überwiegt stets die Freude über ein erfolgreich realisiertes Projekt. Wenn trotz diesem schier unstillbaren Tatendrang einmal nichts weitergehen will, verzagt Neunteufel nicht. Im Gegenteil: Schwächelt die ansonsten so gut geschmierte Eventschmiede, wird diese unverzüglich geölt – mit Champagner. »So ein kleiner Reset hilft immer.« So auch bei ihrer aktuell wichtigsten Aufgabe Viennabold & Viennaballhaus: »Meine kleine Berta, die ich zum Fliegen bringen will.«

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Know-Nothing-Gesellschaft von Illbilly The K.I.T.T.

I FAQ MYSELF

illustration Jakob Kirchmayr

G

ewährt man mir einige Momente der inneren Ruhe, bin ich selten um eine Antwort verlegen. Das ist auch gut, denn ich erhalten viele Anfragen per Mail. So auch vor Kurzem, als ein kleiner Investor, der durch geschicktes Erben zu Geld gekommen war, fragte, welche Art von Lokal ich den so in meinem Umfeld vermisse. Er würde gerne eines eröffnen und sondiere den Markt. »Obacht!«, schallten in mir die Paranoia-Alarmglocken, »da will dich einer aushorchen.« Allerdings fasse ich derartige Anfragen immer auch als Schmeichelei mir gegenüber auf. Deswegen schrieb ich zurück: »Der heimischen Gastro mangelt es eindeutig an Adventure-Kulinarik. Es braucht mehr Fress-Thrill, eine Art lukullisches russisches Roulette muss her. Eröffne doch einen vegetarischen, vielleicht gar veganen Schuppen, wo immer eine Speise mit tierischen Produkten auf der Tageskarte ist. Niemand weiß aber, welche. Das verkochte Tier darf also am Teller nicht zu erkennen sein. Camouflage-Fleisch. Also bitte kein Lammripperl, Wiener Schnitzi vom zarten Milchkalb oder leidig zerschmortes Pulled Pork, das nicht nur aussieht, wie Jewbaccas Fell, sondern oft auch so schmeckt. Das ganze nennst du dann »Hidden Chicken« und du wirst sehen, wie dir die Foodie-Ficker die Bude einrennen. Um auf Nummer sicher zu gehen, lasse auch noch Craft-Bier wie Milch und Honig im Schlaraffenland fließen. Kapiesche? <3 :-) LG« Antwort hab ich keine erhalten, dafür wenige Tage später ein Anfrage einer jungen Dame, die wissen wollte, wie ich denn so zu Superfood im Allgemeinen und ChiaSamen im Speziellen stehe. Hawi, bin ich ein verfetteter Gastrosoph oder was? Ihr schrieb ich: »Chia Samen sind wertloser, geschmackloser, überteuerter Dreck. Ein Powernepp! Vor drei Jahren kannte diesen Futterzusatz niemand. Gerade einmal 20 Kilogramm wurden im deutschen Lebensmittelhandel verkauft. 2015 waren es 664 Tonnen. Wer das kauft, ist dumm und ein

Chiadist. Vernunft gehört ihm mit Granderwasser ins Hirn hineinwatergeboardet. Den Teufel der Einfalt sollte man ihm mit einem Goji-Beeren-Bombardement austreiben. Alles klar?« Hier bekam ich eine Antwort, sie war ein wenig garstig formuliert, direkt unhöflich. Doch hielt ich mich nicht lange damit auf, fand sich doch schon wieder eine Frage in meinem Posteingang: »Du hast ein empfindliches Näschen, wie man hört, sage mir doch bitte, welchen Duft ich kaufen soll, um bei den Ladys einen Fuß in die Tür zu bekommen?« Da kennt mich jemand gut. Dem soll und kann geholfen werden. Ich riet dem Heinzi, der mir so unbedarft schrieb, zum Kauf von Parfümklassikern aus den späten 80ern und 90ern. Weniger, weil man mit Klassikern nichts falsch machen kann. Das ist nämlich Unsinn. Die Welt hat sich an Davidoffs Cool Water und CK1 satt gerochen. Jedes Scheißhäusl in Caorle riecht mittlerweile danach. Aber genau dieses Manko ist Fluch und Segen gleichzeitig. Saugt ein frei herumschwirrendes Exemplar aus der Gruppe der Millennials, oder Generation Y, wie man auch gerne sagt, das bekannte Odeur durch seine Nüstern auf, werden Erinnerungen wach. Vertraute Bilder aus der Kindheit krabbeln langsam hoch. Vielleicht zischen am inneren Auge auch die besonders schönen Momente mit dem lieben Herrn Papa vorbei – nämlich die, bevor er die Familie verlassen hat. Schließlich war ja die Scheidungsrate zwischen 1986 und 1995 nicht gerade niedrig. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine latente Daddy-Issue über einen Allerweltsduft getriggert wird, ist jedenfalls durchaus vorhanden und hoch. Das kann schon zum Vorteil gereichen, wenn man, wie der Ratsuchende, beim anderen Geschlecht wieder einmal ein Fußilein in die Diele setzen möchte. Ich gab ihm zur Sicherheit auch noch einen Bro-Tipp mit auf seinen bescheidenen Lebensweg: »Willst du dir eine stramme Sugar Mommy angeln, weil

du zum Beispiel ein Auskommen als Walker suchst, empfehle ich dir das venezianische Eau de Toilette Pino Silvestre im kultigen, kraftgrünen Tannenzapfenflakon. Das riecht seit 1954 unverändert. Verstanden?« Wieder keine Antwort. Ich werde einfach keine abschließenden Gegenfragen mehr stellen, damit ich mir die Enttäuschung erspare, wenn sich jemand heimlich und verschreckt aus seiner Antwortpflicht stiehlt. Aber ich hatte ohnehin andere Probleme. Eine Leserin sorgte sich um mein Seelenheil und wollte wissen, wie ich es mit dem Feminismus halte. Ich schrieb ihr in knappen, plakativen Sätzen: »Ich bin Feminist, weil die besten Erfindungen von Frauen kommen. z. B. Kaffeefilter, Geschirrspüler, Scheibenwischanlage und das Frequenzsprungverfahren. Ich bin Feminist, weil es mich empört, dass Frauen für bessere, schönere und längere Kolumnen als diese hier vielleicht überhaupt kein Geld kriegen. Ich bin Feminist, weil es meine Lebensabschnittsdingsbums auch ist und sie mir die Goggsis ausreißt, wenn ich ideologisch nicht spure. Damit dürfte alles beantwortet sein.« Sehr erboste Reaktion. Zeit, wieder auf sicheres Terrain zu wechseln. Da kommt es mir zupass, dass ein sehr neugieriger und auch fauler Leser mich bei meiner Sexehre packte: »Kannst du bitte die spannendsten Ergebnisse aktueller Sexstudien für mich zusammenfassen?« Kann ich, mach ich, aber das nächste Mal und zwar ausführlich, weil ein kleiner Cliffhanger muss jetzt sein. Dann geht es u. a. auch um von »Tatort« verursachte Wichseinbrüche.

Illbilly The K.I.T.T. www.facebook.com/ illbilly

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Fühlen, wie die Stunden langsamer vergehen. Erleben, wie Papier lebendig wird. Zeit für schöne Details haben. Dem Augenblick mehr Raum geben.

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musik

Gold Panda Good Luck And Do Your Best (City Slang)

Lost in Translation? Alle guten Dinge sind drei. Nach drei Jahren kommt jetzt das dritte Album. Die Botschaft »Good Luck And Do Your Best« hat sich Gold Panda zu Herzen genommen. Gold Panda ist nach dreijähriger Pause zurück – mit Japan-Erlebnissen und einem neuen, davon inspirierten Album. »Good Luck And Do Your Best« gab ihm ein japanischer Taxifahrer auf die Reise mit. Die Botschaft bildet nun den Titel der neuen Release von Derwin Schlecker, auf der er fortsetzt, was er auch bisher gut konnte: mit unterschiedlichen Beats experimentieren. Wer den Musiker live gesehen hat, weiß, dass es kaum einen Menschen gibt, der mit soviel Engagement hinter einem DJ-Pult steht. Er gehört nicht zu jenen, die ruhig und unbeeindruckt von ihrer eigenen Musik die Knöpfe bedienen, viel mehr wirkt er getrieben von seinen Sounds – eine Eigenschaft, die man gerade bei Artists im elektronischen Bereich oft vermisst. Sein neues Album ist im Gegensatz zu »Half Of Where You Live« ruhiger, gedankenvoller und größtenteils nicht ganz so clubtauglich. Jazz-Einflüsse treffen auf High-Hats aus dem Computer, Piano und Gitarren, dazwischen schlängeln sich Beat-Samples und ergeben in der Gesamtheit elektronischen Ambient, der teilweise zum Träumen, teilweise zum Tanzen anregt. Den Tagtraum beenden Tracks wie »Chiba Night« oder »Time Eater«, die durchaus clubtauglich und treibend sind. Time Eater wurde bereits als Single veröffentlicht und ist einer jener Tracks, bei denen der Japan-Einfluss am deutlichsten hörbar ist. Bei »I’m A Dream Punk« wartet man dagegen darauf, dass die Stimme von José Gonzales erklingt – letztendlich trägt sich der Song auch ohne Vocals selbst. Die Nummern auf »Good Luck And Do Your Best« funktionieren auch in Abfolge trotz ihrer Unterschiedlichkeit erstaunlich gut, das Album klingt rund und ist gleichzeitig divers. Lost in Translation wirkt Derwin Schlecker dabei auf keinen Fall, »Metal Bird« und »In My Car« bringen einen unglaublich harmonischen Einstieg und geben vor allem ein Gefühl von Zuhause wieder. Insgesamt überzeugt das Album durch die Kombination von vielen unterschiedlichen Rhythmen, Beats und Stimmungen. Gold Panda hat sich eindeutig weiterentwickelt und wirkt, als wäre er angekommen, obwohl das Album von seinen Reisen erzählen soll. Während die Ideen zum Release in Japan entstanden sind, wurde das Album, dass nun via City Slang Records erscheint, in Derwin Schleckers Heimatstadt Chelmsford aufgenommen. 07/10 Yasmin Vihaus 053

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musik

Pop, Bass, Hop Und anderes Musikalisches dazwischen und darüber hinaus. Kuratiert (ha!) von Amira Ben Saoud. 8. Mai, 19.18 Uhr. Während ich das schreibe, schiele ich parallel nervös auf meine Facebook-Timeline. Denn es könnte ja jederzeit passieren, dass schon wieder ein wichtiger Künstler sein Album in hohem Bogen auf den Markt wirft. Beyoncé tat es, Drake tat es und heute erst Radiohead. Wer soll sich denn das alles anhören? 17 Songs von James Blake allein – und da haben wir den auf dem Beyoncé-Album nicht mal mitgerechnet, ist das euer Ernst? Wenn ihr, werte Leser, das hier in die Hände bekommt, hat vermutlich Britney Spears gerade sieben neue Videos veröffentlicht und drei weitere Kardashians haben das Licht der Welt erblickt. Deswegen werde ich euch hier nichts über die Wichtigkeit von Limonade, die Durchschnittlichkeit von Drakes »Views« oder das extrem anstrengende, aber lohnende Blake’sche Heul-Epos erzählen. Stattdessen hier ein paar Tipps zu Dingen, die medial nicht ganz so durch den Fleischwolf gedreht wurden, weil eben genannte Werke (und das ist ja noch nicht mal alles) gerade alles überschatten. Fast verpasst hätte ich zum Beispiel Gallant – »Ology«, mit dem man sich bestens die Zeit bis zum Erscheinen des Frank Ocean-Albums vertreiben kann. Bereits im April erschienen, ist es das bis dato beste klassische Pop-Werk des Jahres. Der Mann verziert mit seinem Signatur-Falsetto perfekt durchproduzierte Hymnen, dass sich Justin Timberlake und Zayn verstecken können. Ob er die Persönlichkeit hat, richtig groß zu werden, ist noch nicht absehbar. Im Gegensatz zu Bibi Bourelly, der Frau, die »Bitch Better Have My Money« geschrieben hat und den beiden BeyoncéSchützlingen Chloe x Halle. Bourelly kann man sich sowohl äußerlich als auch gesanglich als Lovechild von Alessia Cara und Rihanna vorstellen, Chloe x Halle zeigen vor allem, in welche Richtung Beyoncé und ihr Label Parkwood Entertainment Pop denken: experimentierfreudig und ein bisschen weird. Hui, nur Pop hier. Deswegen zum Abschluss etwas anderes: Skepta »Konnichiwa«. Muss man nicht viel sagen – Boy better know! 

The Kills Ash & Ice (Domino)

Unerschütterliche Attitüde Trotz fünffacher Operation an der Gitarrenhand stampft Jamie Hince mit Alison Mosshart ein Album raus, das auch Platz für Gefühle hat. Gerade die linke Hand musste sich Jamie Hince in einer Autotüre so fies einklemmen, dass ganze Sehnenstränge auszuwechseln waren. Nach fünf Operationen brachte er sich das Gitarrespielen mit einer Dreifinger-Hand wieder neu bei. Weiß man das nicht, ist es auch egal. Die Licks sind so ausgefeilt, wie man es von ihm gewohnt ist, die Attitüde bleibt ebenso unerschütterlich. Breitbeinigkeit und Coolness, wie sie von der Gitarre auf »Bitter Fruit« verkörpert werden, kontrastieren mit Alison Mossharts Texten. »The fruit that your love gave / Poisened my mind up«, singt sie dort zu Hinces Gitarre. Mosshart hat jetzt mehr über Liebe zu sagen als auf den Vorgängeralben, auch wenn sie dabei auf ein paar wackelige Vergleiche setzt. Ihre Songs über bittere Früchte und Frachtzüge (»When I hear your name it’s like a freight train / Shake shake shake shake shaking me off my tracks«) trägt sie mit der selben abgeklärten Stimme vor, die man von alten Kills- und Dead Weather-Nummern kennt. Sie ist der Grund dafür, dass Kills-Songs funktionieren und Spaß machen. Aber auch nur, solange sich diese an die bewährte Formel halten. »That Love« verlässt sich auf ein Piano, Akustikgitarre und Mossharts Stimme. Wenn schon die Instrumentierung minimal gehalten ist, muss das Songwriting stimmen. Leider dümpelt der Song zweieinhalb Minuten im selben langweiligen Gefühlssumpf herum und endet genau so unbeeindruckend, wie er anfängt. Einmal auf Skip zu drücken ist erlaubt, denn was danach folgt, ist ein anständiges Rock-Album. Mehr sollte man sich von »Ash & Ice« aber auch nicht erwarten. Gitarreneffekt-Zauberei, wie es sie auf ihrem Opus magnum »Midnight Boom« zum Saufüttern gab, wird von catchy Rock-Licks abgelöst. Ein Album zum Cabrio-Fahren und SonnenbrilleTragen. 07/10 Benjamin Agostini

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Bat For Lashes The Bride (Parlophone)

musik

Pantha Du Prince Triad (Rough Trade)

Die Tränen einer Braut

Trinität im Techno

Natasha Khan durchlebt auf dem vierten Album ihres Projekts Bat For Lashes die Folgen eines tragischen Hochzeitstages.

Pantha Du Prince kehrt nach sechs Jahren Studioabstinenz zurück. Sein neues Album funktioniert in der Badewanne, am Dancefloor, im Musikwissenschaftsseminar.

Der Hochzeitstag gilt – so will es das Klischee – als schönster Tag im Leben einer Frau. Da muss alles stimmen, nichts darf auch nur annähernd aus dem Ruder laufen. Dem Alter Ego von Natasha Khan ist auf dem neuesten Bat-For-Lashes-Album aber etwas Schlimmes zugestoßen. Während sie am Hochzeitstag auf ihren Verlobten wartet, wird dieser am Weg in einen Autounfall verwickelt. Auf dieser Situation bauen die Texte des Konzeptalbums auf, in der die Britin Khan die Rolle der Titelheldin, »The Bride«, übernimmt. Musikalisch klingen Bat For Lashes gewohnt gut – die Synthesizer bestimmen die Instrumentierung, Khans Stimme erinnert an ihre Heldinnen Björk und PJ Harvey. Die Stimmung ist intim und greifbar real: Es ist ein Gefühls-Chaos aus Liebe, Verlust, Trauer und, ja auch, Feierstimmung. Schließlich stand eine Hochzeit an, wie auch eine Hochzeitsreise, die die Braut nun allein antritt – beschrieben im Song »Honeymooning Alone«. Müsste man ein Adjektiv finden, um das Album zu beschreiben, wäre es das Wort bittersüß. Khans viertes Album unter dem Namen Bat For Lashes ist nicht minder ambitioniert als die sehr guten Vorgängeralben »Two Suns« oder »The Haunted Man«. Auf »The Bride« wird zwar nichts musikalisch neu erfunden (muss auch gar nicht sein), aber die Idee des durch Khans Kurzfilm »I Do« inspirierten Handlungsstrangs gibt dem Album eine textliche Stringenz. Auch wenn das Album als Sammlung sehr gut funktionieren mag – der Über-Hit, wie man ihn auf den Vorgängern stets fand, bleibt auf »The Bride« aus. Der beste Song des Albums ist wohl »Joe’s Dream«, der durch ein schlichtes und dennoch effektives Gitarrenriff überzeugt. Hier fühlt man sich schnell an Dream Pop-Formationen wie Chromatics oder Beach House zu »Depression Cherry«-Zeiten erinnert. »The Bride« zelebriert die Einsamkeit und die Sehnsucht. Late Night Tales, wie man sie sich am besten nach Mitternacht anhört. 06/10 Florian Kölsch

Umsonst hat Hendrik Weber alias Pantha Du Prince sein neues Album nicht nach der Dreifaltigkeit getauft: Entweder / Oder-Ordnungen, die Entscheidung zwischen Soll und Sein wollte er hinter sich lassen. Er hat die zehn erwartungsgemäß minimalistisch-technoiden Tracks zwar allein entworfen, sich zu jedem Stück aber je zwei Kollaborateure an Bord geholt (etwa Joachim Schütz oder Stephan Abry). Analoge Synthesizer aus den 70er Jahren entschleunigen die sonst auf dem neuesten Stand der Technik entworfenen Soundskizzen, inspiriert von den Theorien John Treshs. Nachdem Weber Treshs »The Romantic Machine« gelesen hatte, ging es mit der obsessiven Feinarbeit an den neuen Songs nämlich erst richtig los. In Interviews zu »The Triad« jongliert er mit Begriffen wie »auratisches Potenzial«. Da klopft der Nerd an, zu dem sich Weber über die letzten Jahre entwickelt hat, der nicht einfach nur die tanzwütige Crowd unterhalten will, sondern sich tief in austarierte Settings zwischen Mensch und Maschine eingearbeitet hat. Abgeschreckt? Bitte nicht. Dafür ist das zwar theoretisch-ausgefuchste, aber fast schon liquide durch die Gehörgänge fließende Endprodukt zu gut, ja, fast zugänglich geworden. Ambient, House und quirlig-verspielte Percussion-Samples mischen sich zu einer eleganten Elektronik, die zurückhaltend durch die Boxen schleicht. Bestechend großzügig sind die Klangschichten übereinandergestapelt. Diese Musik funktioniert vielerorts, mit geschlossenen Augen im Schlafzimmer, beim Tanzen im Club. Schnell verloren, abgedriftet in eine luzide Traumwelt, weckt einen die rollende, unterschwellig dröhnende Bass- bzw. Drumline sanft wieder auf. »The Triad« ist bestechend vielfältig. Programmatisch steht ein Songtitel für das gesamte Album, er spricht für sich selbst: »You what? Euphoria« 07/10 Lisa Schneider 055

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musik

Miezekatze, Miezekatze Elektronisches. Manchmal darf auch wer ein echtes Instrument spielen. Ausgewählt von Yasmin Vihaus. Der Elektronik-Gott hat es in den letzten Wochen Tracks regnen lassen – und zwar richtig große. Im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht kamen »Lemonade«, und »The Colour Of Anything«, wobei James Blake auch an einem Track auf Beyoncés Visual Album mitgearbeitet hat. Frank Ocean, auf dessen Album wir auch schon viel zu lang warten, wird wiederum als Co-Autor bei Blakes neuem Release genannt und James Blake erzählte kürzlich im Pitchfork-Interview, dass er auf Frank Oceans Album mitgearbeitet hat. Ok. Vielleicht haben wir bis zum Erscheinen dieser Ausgabe noch eine Überraschung vor uns. Aber zurück zu dem, was bereits erschienen ist: »The Colour of Anything« ist gefühlsmäßig ein bisschen weniger düster als »Retrograde«, aber schon noch so, dass man mal dazu heulen kann und sich immer wieder »ma, schön« denkt. Man könnte weiter schwärmen, aber es passiert eben zu viel. Kaytranada zum Beispiel. Der Kanadier, der SoundCloud geruled hat und vor allem durch seine Remixes bekannt wurde, hat im Schatten der Großen und am gleichen Tag wie James Blake sein Debütalbum »99,9 Prozent« herausgebracht und: Es ist richtig gut. Dass Kollabs gerade in sind, hat ihm vorher offensichtlich auch jemand erzählt und so hört man unter anderem auch Aluna George, BadBadNotGood oder Little Dragon auf der neuen Release. Insgesamt ist das Album weniger clubtauglich als erwartet, aber dancy genug, um nicht enttäuscht zu werden. Clubtauglichkeit an sich ist ohnehin kein Qualitätskriterium, womit wir zu Radiohead kommen. Nachdem sich das Internet darüber Gedanken machte, warum alle Tweets und Facebook-Posts und der Inhalt ihrer Website entfernt wurde, brachten sie heute, ziemlich genau zur Deadline dieses Textes, ihr neues Album heraus. Die Single wurde bereits ziemlich gefeiert. Wie das Album ist, wisst ihr bei Hefterscheinung leider schon besser als ich jetzt. Außerdem erwähnenswert: Pampa Records Debut Compilation Album. Dort haben sich Jamie XX und DJ Koze für den Track »Come We Go« zusammengetan. Hörenswert ist aber die ganze von Kosi Kos kuratierte Compilation, unter anderem auch dank Tracks von Acid Pauli, Gold Panda und Mount Kimbie, um nur einige zu nennen. 

Die Heiterkeit Pop & Tod I+II (Buback)

Monotonie und Alltag Die Heiterkeit haben nur sich selbst verändert. Ihre Musik bleibt wunderbar. Ein Doppelalbum, gemacht für Poesiealben. Die Gruppe Die Heiterkeit hat sich bewegt, verändert, spitzfindige Kommentatoren aus den Checkerforen nennen sie schon Die Weiterkeit. Stella Sommer ist nun alles: Texterin, Komponistin, Sängerin, Gitarristin, Postergirl für Sehnsuchtsindieboys und Jutebeutelträger mit neutralem Smiley. Sie hat neue Mitstreiter, ja, aber ohne Spechtl-Freundin und Korrektiv Rabea Erradi, die immerhin noch bei den Aufnahmen dabei war, fühlt es sich nicht mehr wie früher an, Messer-Drummer hin oder her. Stella Sommer schenkt uns dafür 20 neue Kunstwerke, 66 Minuten, verdoppelt nahezu das Heiterkeit’sche Œvre, umspannt dabei alles von Relevanz: Pop und Tod. Kein Neuland: Bereits auf einem Tribute-Sampler für das »Alphabet-Album« von Die Türen vertonten sie deren »Pop ist tot« neu. Der Vorgänger »Monterey« ist ein Meisterwerk, jederzeit hörbar und in fremden Welten entführend, wird von so vielen nah am Herzen getragen. Natürlich ist das neue Doppelalbum kein Stilbruch, darf es im wunderbar durchgestylten heiteren Universum auch gar nicht sein. Über allem steht auch bei »Pop & Tod I+II« die sonore Stimme. Die Musik – Synthie, Gitarre und Klavier: alles wie gehabt – will scheinbar wenig, bleibt immer im Hintergrund, der Sadness-Glam lässt Stimme und Text atmen und wirken. Ab und an sind die Stimmen mehrere, Chöre sind häufiger, mitunter ätzender, die gespielte und ernst gemeinte grundsympathische Überlegenheit steigt dadurch noch mehr, ähnlich wie die gefühlte, aber doch geliebte Monotonie. Und damit auch das Angriffspotenzial. Bei einer Gruppe mit solch hohem Fokus auf Aussage und Gesang spießt es für gewöhnlich. Wer das Debüt »Herz aus Gold« oder »Monterey« nicht liebte, wird auch »Pop & Tod I+II« nicht mögen, selbst der beste Song – der aber bei Weitem nicht der einzige beste ist – »Im Zwiespalt« kann diejenigen, die sich in ebenjenem befinden, nicht zur Wahl bringen. Noch mehr als bei den Vorgängern gilt für jene, die nicht gleich auf dem Heiterkeit-Zug gen Seelenfrieden fahren können: reinknien. Denn »Pop & Tod I+II« ist wie ein langes, gutes Buch. Jede Zeile wert. 08/10 Dominik Oswald

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Sein Auftritt beim FM4-Fest dürfte ihm gefallen haben: Kele kommt wieder, diesmal mit Bloc Party.

FM4-Geburtstagsfest Moderat

zum 20. geburtstag gab’s Kele, zum 21. nun dessen band bloc party – das mag ein bisschen nach abo klingen, Der Tatsache, dass der Zusammenschluss DJ-Duos und des Musikers geklappt aber als headliner sorgen die indie-rocker mitdes offenem ohrModeselektor für elektronik dank zappeliger hitsApparat wie »helicopter« hat, verdanken wir mittlerweile drei großartige – und denganz kommenden in der Wiener oder »Flux« erstens für ausgelassene stimmungAlben und zweitens sicher fürOpen-Air-Auftritt ein volles haus. Wobei: Wenn Arena. Wer also für ausgefeilte von jaApparat und die neuen Breakbeats vonantilopen Modeselektor eheFm4 geburtstag feiert, kommenTexte die hörer eh von allein … und sonst so? oK Kid, gang, in Fatden White maligengrossstadtgeflüster, Schlachthof kommen mag, sollte beeilen, denn es wäre nicht das erste Mal, dass das Berliner Family, isolation berlinsich (empfehlung!) sowie aus heimischer erzeugung: Farewell dear Trio in einer ausverkauften Juni Wien, ghost, satellite stories und aArena Life, aspielt. song,15. a cigarette. 23.Arena Jänner Wien, ottakringer Brauerei

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Ja Ja Ja Of Festival Harvest Art

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nordischer musikabend wäre wieder. diesmal mitweiteren dabei: júníus meyvant aus island, dieserauf empfindDass die Britin PJ Harvey gemeinsam mit zwei Acts die Frauenquote deseiner Festivals fast 50 samen bärtigen – aber einer, der seinen Folk-popbeim gerneHarvest mit ordentlich und bläsern Prozent hebt, istsongwriter ein schöner Nebeneffekt ihres Auftritts Of Art streichern in der Marx-Halle. Das aufpoliert; die junge norwegische multiinstrumentalistin Farao, die die aber getragene ihrer melodien Schmiedeeisen-Gebäude wird seine denkmalgeschützte Toranlage nicht melancholie nur für sie öffnen. Auch für mit rhythmischer und synthetischen ambient-sounds zu facettenreichem die Element Of Crimevielschichtigkeit wird dort – zumindest für einen Abend – der Mittelpunkt der Welt sein.pop Vonausbaut; Lola Marsh, Finnen the scenes, die den rock ’n’ roll ihres neuen albums »sex, drugs and modern art« enthemmt, Matt Corby, Sophie Hunger und Glen Hansard wird das Ganze vervollständigt, und wer danach noch aber mehr auch im feinen anzugzwirn die bühne Kill j aus mit zeitgemäßem zwischen feinsten Klängen lauschen auf möchte, fährt bringen; einfach sowie tags darauf zumdänemark Schwesterfestival auf die Burg Clam. schummrigem r’n’b und cleanem pop. dürfte gut werden – wie immer. 29. Jänner Wien, Wuk 8. Juli Wien, Marx-Halle

TEXT manueL FronhoFer BILD rachaeL Wright, johanne FicK, meLt booKing (2), Warner music, per Kristiansen, jenn Five TEXT Maxi graf BILD Flavien Prioreau, island records, streetlife international, barracuda music, christina hicks, xl recordings, danny clinch

MAHALI AMBAPO SAMANI HUONYESHA HISTORIA.

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MUSIK

highlights Freddie Gibbs

Mi. 25.05. // 20:00 Vortrag

Tristesse im Heimatort, Gefängnisaufenthalte, Drogen- und Schusswaffendelikte sind nun einmal Grundvoraussetzungen für harte GangstaStorys – so auch für Rapper Freddie Gibbs. Angefangen hat er 2004 mit kostenlosen Mixtapes. Jetzt steht er mit Album Nummer drei (»Shadow Of A Doubt«) kurz vor seiner Europatour, die ihn auch für einen Aufenthalt nach Wien bringen wird. 26. Mai Wien, Grelle Forelle

Christoph Strasser: Come Back Stronger

Mi. 01.06. // 20:00 Rock / Metal

Zakk Wylde

Do. 02.06. // 20:00 Kabarett

Gery Seidl: Bitte. Danke.

Patti Smith

Mi. 08.06. // 20:00 Comedy & Magic

Marc Haller: Erwin aus der Schweiz

Bild: Paz PhotograPhy

Wenn die Godmother Of Punk nach Wien kommt, dann selbstverständlich in die Arena, wo sie auch schon letztes Jahr – im Zuge des 40. Jubiläums ihres Albums »Horses« – gespielt hat. Der Rahmen des diesjährigen Gigs ist das Volkshilfe-Benefizkonzert Nacht gegen Armut und dafür wird sie sich wohl auch wieder an Songs von »Horses« bedienen. Free money! – das wär’s. 4. Juli Wien, Arena

Mac DeMarco Jemanden, der Künstler wie Steely Dan und Grateful Dead als Lieblingsbands nennt, kann man eigentlich nur mögen – die Rede ist von Mac DeMarco. Der Kanadier hat das Mini-Album »Another One« aus dem Jahr 2015 im Gepäck für seine aktuelle Tour. Ein InstrumentalAlbum hat DeMarco übrigens auch vor Kurzem veröffentlicht, auf dem kann man ausnahmsweise nicht seiner lennonesken Stimme lauschen. 9. Juli Wien, Wuk

Do. 09.06. // 20:00 Kabarett

Gunkl: So Sachen

Fr. 10.06. // 20:00 Kabarett

Joesi Prokopetz: Vorletzte Worte

Sa. 11.06. // 20:00 Kabarett

Ahoi! Full Hit Of Summer Ein Konzerterlebnis von epischer Schönheit soll – und könnte – das werden. Klingt ja ein bisschen nach maritimer Sommerhit-Veranstaltung, ist es aber keineswegs. Denn Beirut, Sigur Rós, Ásgeir, Poliça und das Anton Bruckner Privatuniversität Streichquintett »F-Dur WAB 112« werden das epische Line-up für das Festival am Flussufer im Linzer Donaupark bilden. 12.Juli Linz, Donaulände

Ob als Ronald Paris oder Ronnie Mystery, Aaron Maine macht Musik und hat mit seiner Synthie-Pop-Band Porches nun das zweite Album herausgebracht. »Pool« heißt das gute Stück, auf dem auch wieder seine Freundin und ehemalige Bassistin Frankie Cosmos zu hören ist. Also ab ins Fluc, denn noch gelten Porches als Geheimtipp! 29. Mai Wien, Fluc

»Old Friends. New Ways. Nu Forms.« Das klingt nach einem Motto. Das Festival – eine Art Nachfolger des Urban Art Forms – feiert heuer Premiere und dafür haben sich die Verantwortlichen auch ein ordentliches Line-up gesichert. Andy C, Black Sun Empire, Dynamite MC u.v.m. Dazu lässt’s sich schon gut dancen, nicht wahr? 30. Juni bis 2. Juli Wiesen, Arena

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Fr. 17.06. // 20:00 Kabarett

Science Busters: Saisonfinale 2016

Do. 23.06. // 20:00 HipHop

The Four Owls / Appletree Di. 12.07. // 15:00 Open Air

Trotz oder gerade wegen seiner Fistelstimme, den ewig langen Soli und seinen verrückten Pferden ist Neil Young eine lebende Legende, die es erstaunlich regelmäßig nach Österreich schafft – so auch heuer auf die Burg Clam. Die von Willie Nelsons Nachwuchs gegründete Band Promise Of The Real – mit der Young 2015 auch ein Album herausgebracht hat – stärkt ihm dafür den Rücken. 23. Juli Burg Clam

Porches

Neil Young

Nu Forms Festival

Thomas Stipsits & Manuel Rubey

Beat The Fish Deluxe Für die erste Version des Beat The Fish Deluxe im Sommer letzten Jahres hat das Festival mit Snoop Dog ordentlich was vorgelegt. Und auch heuer schaut das Line-up gar nicht übel aus: Es werden Jurassic 5, K.I.Z, Tyler The Creator, Yelawolf, Lady Leshurr sowie P.Tah & Con das Open-Air-Gelände der Arena bespielen. 5. Juli Wien, Arena

Sigur Rós / Beirut u.a.: Ahoi! The Full Hit Of Summer

Mo. 18.07. // 19:30 Summer Sessions

William Fitzsimmons Bild: verstaerker.com

TEXT Maxi graf BILD Flavien Prioreau, island records, streetlife international, barracuda music, christina hicks, xl recordings, danny clinch

TERMINE

Mi. 27.07. // 19:30 Summer Sessions

Da Billi Jean is ned mei Bua

POSTHOF – Zeitkultur am Hafen, Posthofstraße 43, A – 4020 Linz Info + Tickets: 0732 / 78 18 00, www.posthof.at

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TERMINE

FESTIVALS

3 Fragen an Daniel Ebner (Vienna Independent Shorts) Ihr habt als von Studierenden organisiertes Mini-Festival angefangen und arbeitet mittlerweile hochprofessionell – welchen Tipp ihr anderen jungen, motivierten Menschen mitgeben, die etwas auf die Beine stellen wollen? Ein Tipp, den ich gerne weitergebe: Fehler machen ist völlig okay, solange der Wille da ist, diese zu analysieren und die Dinge beim nächsten Mal besser zu machen. Ein weiterer Tipp: sich anfangs nicht von fehlendem Zuspruch der öffentlichen Hand oder von bürokratischen Hürden entmutigen lassen. Euer Motto lautet ja dieses Jahr: Fear is not an option. Wenn das VIS zum 13. Mal stattfindet, werden wir bereits einen neuen Bundespräsidenten haben. Kunst und Kultur und die Zuwendungen die ihnen entgegen gebracht werden, sind ja immer auch vom politischen Klima abhängig. Ist Angst gerade wirklich keine Option? Das Motto für das Festival kommt nicht von ungefähr: Als es in der öffentlichen Debatte letzten Herbst immer öfter hieß, man müsse die Ängste der Menschen ernst nehmen, um damit nationalistische Tendenzen, Ausgrenzung und das Außerkraftsetzen der Menschenrechte zu rechtfertigen, wollten wir dem bewusst einen Satz entgegensetzen, den wir gerne auch von politischer Seite gehört hätten. Sicher ist: Angst wird nie die Lösung sein – auch nicht, wenn das nationalistische Lager die Präsidentenwahl gewinnen sollte (was natürlich trotzdem ein verheerendes Zeichen wäre). Wäre das VIS (oder die Philosophie des VIS) selbst ein Kurzfilm – wer wäre der Regisseur oder die Regisseurin? Wir verstehen uns insgesamt sehr stark als Labor und Experimentierfläche für aktuelle und künftige Formen des Kinos und versuchen den Spagat zwischen herausfordernden und populären Zugängen – insofern könnte ich mir das Festival gut als Film von Don Hertzfeldt oder David OReilly vorstellen. Ruben Östlund oder Jennifer Reeder wären auch heiße KandidatInnen für mich, aber ich könnte die  Liste wohl grade ewig fortsetzen … Das Vienna Independent Shorts Festival findet von 25. bis 31. Mai in Wien statt.

Vienna Photobook Festival Organisiert von der Anzenberger und Ostlicht Gallery, zieht das Vienna Photobook Festival dieses Jahr schon um vierten Mal Jäger und Sammler von Fotobüchern wie die Motten das Licht an. Auf 1.000 Quadratmetern treffen mehr als 80 Aussteller auf Fotografie-Begeisterte. In der Brotfabrik gibt es aber nicht nur den Augenschmaus in Form der Bücher, auch für Verpflegung, Musik und thematisches Rahmenprogramm ist gesorgt. 11.–12. Juni Wien, Brotfabrik

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TERMINE

FESTIVALS

Die Wiener Festwochen sind nicht nur ein großes Fest für Theater-Interessierte, auch Musik spielt eine nicht unbeträchtliche Rolle. Bis 16. Juni finden 21 Konzerte, die Festwochenkonzerte nämlich, im Musikverein Wien statt.

C’est la Mü Die Idee zum Festival entsprang wie so vieles Gutes einem Glas Wein in ausgelassener Runde. Die versammelten Künstler beschlossen ihren Kreis zu erweitern – und so entstand C’est la Mü. Die Cselley-Mühle, die heuer ihr 40-jähriges Bestehen feiert, wird zum zweiten Mal mit Literatur, Musik und Kleinkunst bespielt. Und für Tanz Baby!, Vea Kaiser oder Maschek kann man schon mal ins Burgenland fahren. 28. Mai Burgenland, Cselley-Mühle

Kino unter Sternen

TEXT amira ben saoud BILD Anzenberger Gallery, Hans Bögl, katrin kreiner

Im Sommer verwandelt sich der Karlsplatz in ein großes Open-Air-Kino und lädt zur täglichen Filmvorstellung bei Sternenhimmel ein. Bei freiem Eintritt schaut es sich sogar noch besser. Weil das Kino unter Sternen heuer schon sein 20. Jubiläum feiert, wird aus jedem Jahr seit 1996 ein Film gezeigt – oft in Anwesenheit der Filmemacher. Alles Karl? 1. Juli – 23. Juli Wien, Karlsplatz

Seewiesenfest

Selbst Feinde von Festivals könnten dem Seewiesenfest und seiner paradiesischen Lage nicht widerstehen. Inmitten bilderbuchgleicher Natur wird seit 1991 das umweltbewusste, eintägige Open-Air veranstaltet. Bei der 22. Ausgabe werden heuer Suuns, Trümmer oder Voodoo Jürgens die Kleinreiflinger Seewiese bespielen. Und einen großen Poetry Slam gibt es auch noch. 28. Mai Oberösterreich, Kleinreifling

Stöpsel Festival

Feschmarkt Wien Wo schlägt das Shopaholic-Herz am Höchsten? Am Feschmarkt Wien. Mainstream war gestern, Independent Labels sind heute. Eine Unzahl an Unikaten von verschiedensten Jungkünstlern lässt Menschen mit einem Auge für Stil staunen. Kunst, Design, Lifestyle, Party und die Liebe zum Detail machen den Feschmarkt Wien aus. 17.–19. Juni Wien, Ottakringer Brauerei

Man hört mit dem Zeitpunkt, wenn man Kinder bekommt, ja nicht unbedingt auf, sich für Musik und Festivals zu interessieren. Nur ist das Rock in Vienna für kleine Menschen vielleicht nicht so gut geeignet. Deswegen hat sich unsere Mutter-Firma, Monopol, ein Festival überlegt, das sowohl die Buzzis als auch die Eltern gut finden. Mit Matthäus Bär, Kids N Cats und den Strottern, zum Beispiel. 22. Mai Wien, Wuk 061

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TEXT franz lichtenegger BILD Stan Douglas, Galerie Buchholz, Martin Polák, MAK, Wolfgang Woessner, Sammlung Essl, ORF

Nach Brüssel und Lissabon macht »The Secret Agent« von Stan Douglas auch in Salzburg Station. Die Filminstallation nimmt Joseph Conrads Roman »Der Geheimagent« aus dem Jahre 1907 her und schmeißt die Figuren samt Handlung mal eben ins 75er Portugal. Und dabei wird kombiniert, was kombiniert gehört: Fiktion x Geschichte, Revisionismus x Spekulation, Politik x Literatur – genau so, wie wir’s mögen. Eröffnung: 6. Mai. Dauer: 7. Mai bis 10. Juli Salzburg, Kunstverein

The Secret Agent

TERMINE KULTUR

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TERMINE

KULTUR

Vincent Fecteau Pappmaschee, Karton, 90er Magazine, bisschen Farbe. Vincent Fecteaus abstrakte Skulpturen wirken auf den ersten Blick komplex, schwer zu erfassen und in sich verschlungen. Dimension für Dimension. Letztendlich sind sie aber auch nur aus einfachen, alltäglichen Materialien aufgebaut – und sind wir das nicht alle? Für den in New York geborenen Künstler ist es die erste Ausstellung in Österreich. Dauer: 1. Juli bis 28. August Wien, Secession

Bittersüße Transformation Drei Künstlerinnen, drei Generationen. Kateřina Vincourová aus Tschechein, Camille Henrot aus Frankreich und die polnisch-französische Alina Szapocznikow bilden das Trio Infernal einer Ausstellung, die sich dem Körper als Ursprung von eigentlich eh allem widmet. Die wiederentdeckten Werke der 1973 verstorbenen Alina Szapocznikow dienen dabei als Ausgangspunkt für die beiden verbliebenen Damen. Eröffnung: 25. Mai, 19.00 Uhr. Dauer: 26. Mai bis 28. August Graz, Kunsthaus

Mode-Utopien

TEXT franz lichtenegger BILD Stan Douglas, Galerie Buchholz, Martin Polák, MAK, Wolfgang Woessner, Sammlung Essl, ORF

Highlights aus 500 Jahren europäischer Haute Couture, vom 15. Jahrhundert bis in die 1930er, umfassen die Mode-Utopien im MAK. Das können sein: Kunstblätter, Plakate oder Zeitschriften – aber eben auch ein 140 cm langer Holzschnitt. Es geht von Renaissance, Barock und Rokoko hin zu Perücken, Puder und Prunk. Mode mag zwar vergänglich sein, aber Mode ist immer auch ein Statement. Come on, vogue. Dauer: 13. April bis 4. September Wien, MAK

Body And Soul Während der omnipräsente Körperkult langsam seinen Zenit erreicht, vielleicht sogar schon überschritten hat, schaut man im Essl Museum mit »Body & Soul« zurück auf eine Geschichte, die vom Themenkomplex Körperlichkeit geprägt ist und sich bis in die Gegenwart erstreckt. Vor allem der Wiener Aktionismus hat dem prüden Nachkriegsösterreich in Sachen Körper und Sex eine saftige Watschn verpasst. Dauer: 6. April bis 30. Juni Essl Museum, Klosterneuburg

Brigitte Kowanz »Licht ist für alles Sichtbare verantwortlich, aber selbst nicht sichtbar«, sagt Brigitte Kowanz, und ja, recht hat sie. Ihre Lichtarbeiten haben der Wienerin zu internationaler Anerkennung verholfen. Bleibt zu hoffen, das Brigitte selbst es nicht dem Licht gleichtut und sich auch mal blicken lässt. Zumindest 2017 in Venedig – da bespielt sie dann nämlich den Österreich-Pavillon bei der Biennale. Dauer: 23. April bis 1. September Häusler Contemporary, Lustenau

Die 70er – Damals war Zukunft Ah, Achselhaare und Plateau: Die 70er. Die Schallaburg beleuchtet ein bewegtes Jahrzehnt, dessen Forderungen in Zeiten von Fukushima und einer weltweiten Migrationsbewegung vertrauter wirken, als man es zunächst vermuten würde. Teil der Ausstellung sind auch Debattenräume, in denen Platz für Diskussionen sein soll: Was bedeutet das alles heute? Und wo zur Hölle ist eigentlich Nina Hagen? Dauer: 19. März bis 6. November Renaissance-Schloss, Schallaburg 063

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Galerien Kärnten Suse Krawagna Malerei Kunstraum Walker Richard-Wagner-Straße 36 9020 Klagenfurt am Wörthersee Ab 9. Juni

Oberösterreich Michael Kienzer, o. T. (2015, Sägeblatt, Metall, 67,5 × 93,5 cm)

Michael Kienzer – konkludente Handlungen «Zentrales Anliegen des österreichischen Künstlers Michael Kienzer ist es, nicht nur das Werk an sich zu zeigen, sondern vor allem die Kräfte, die im Zusammenspiel mehrere Materialien entstehen können. Lose, verknotete Bänder halten eine Stahlkombination zusammen, das Gesamtkonstrukt fällt trotzdem nicht in sich zusammen. Nicht die Einzelelemente an sich haben die Kraft, etwas anderes zu fixieren, sondern erst in ihrer Zusammenwirkung mit anderem halten sie stand. Auch in der Ausstellung »konkludente Handlungen« geht es um die Wechselwirkung: verschnüren, einwickeln, zusammenrollen. Malerei und Skulptur, Zeichnung und Installation: Kienzer ist in seiner oftmals schwierigen, sehr verkopften Kunstidee der Trent Reznor der österreichischen zeitgenössischen Kunstszene. Und er lässt kein Genre aus. Bis 15. Juli artepari, 8020 Graz, Peter-Tunner-Gasse 60

Hannes Schwarz Die Grenzen des Denkens Artmark Galerie Stiftsplatz 5 4582 Spital am Pyhrn Bis 4. Juni

Vincent Szarek Galerie Ruzicska Faistauergasse 12 5020 Salzburg Bis 25. Juni

Hellmut Bruch Galerie Goldener Engl Unterer Stadtplatz 5 6060 Hall in Tirol Bis 19. Juni

Wien Körper II Galerie Hummel Bäckerstraße 14 1010 Wien Bis 2. Juli

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SILBEN

Otto Muehl, Nach Picasso (1985, Mischtechnik auf Leinwand, 175 × 140 cm) www.milena-verlag.at

KonzettKonzeptKonzert – KKK Nr. 7 Paraphrase I »Die Literatur der Neuzeit ist eine Paraphrase zu Dantes ›Commedia‹« (J. L. Borges). Oder: »Die Kunst ist eine Paraphrase der Natur« (Novalis). Ja, was nun? Wenn alles Paraphrase ist, was ist dann das Thema? Die Galerie Konzett stellt in ihrer experimentell angedachten Ausstellung Musik (von Streichquartett bis elektronischem Live-Set) und zeitgenössische Kunst gegenüber – und versucht sich dem Thema Improvisation in der modernen Kunst anzunähern. Im Laufe der Ausstellung, die unter anderem Arbeiten von Joseph Beuys, Maria Lassnig, VALIE EXPORT und Franz West zeigt, werden unterschiedliche Möglichkeiten künstlerischer Paraphrase aufgezeigt – wie etwa im gezeigten Werk von Otto Muehl: Picasso einmal anders. Bis 25. Juni Konzett Gallery, 1010 Wien, Spiegelgasse 21

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11.05.16 16:47 24.06.2015


www.thegap.at/gewinnen The Gap Filmpremiere »Erlösung« Eine verwitterte Flaschenpost landet auf dem Schreibtisch der Kommissare Carl Mørck und Assad. Die Nachricht entpuppt sich als mit Blut verfasster Hilfeschrei zweier vor Jahren verschwundener Kinder. Ein kaputter Kommissar, ein wahrlich diabolischer Bösewicht, religiöser Extremismus und mehr Spannung als einem lieb sein kann – beste Thriller-Ware aus Skandinavien nach dem Bestseller von Jussi Adler-Olsen. In Kooperation mit Luna Film verlosen wir 50 × 2 Tickets für die Österreichpremiere von »Erlösung« am 7. Juni im Wiener Cine Center. Betreff: Flaschenpost

2JAH0re

KinO unter Sternen Open Air am Karlsplatz

1. – 23. Juli 2016

»Best Of FM4 Radio Sessions« Wer schon bei einer FM4 Radio Session dabei gewesen ist, weiß um die spezielle Magie, die auf der Bühne des altehrwürdigen Sendesaals im Radiokulturhaus möglich ist. 18 Highlights der Konzertreihe fasst diese Compilation zusammen – von Chilly Gonzales bis Coco Rosie. Wir verlosen 5 CDs. Betreff: Magische Momente

»Bridge Of Spies – Der Unterhändler« Ein Agententhriller vor dem Hintergrund des Kalten Krieges rund um einen Anwalt (Tom Hanks), der im Auftrag der CIA in der Sowjetunion die Freilassung eines amerikanischen Piloten erwirken soll. Der Film ist ab sofort in den Formaten Digital HD, DVD und Blu-Ray erhältlich. Wir verlosen 2 Blu-Rays. Betreff: Kalter Krieg

Red Hot Chili Peppers „The Getaway“ Fünf Jahre nach »I’m With You« und fast pünktlich zu ihrem Auftritt beim Nova Rock Festival erscheint am 17. Juni das elfte Studioalbum der Chili Peppers. Produziert hat Danger Mouse, gemixt hat Radiohead-Stammproduzent Nigel Godrich. Wir verlosen 2 VinylVersionen des Albums. Betreff: Rot und heiß

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Eine Gruppe junger Mutanten stellt sich dem wiedererwachten Apocalypse, dem mächtigsten Mutanten des X-Men-Universums, in den Weg, um die Auslöschung der Menschheit zu verhindern. »X-Men: Apocalypse« läuft am 20. Mai in den Kinos an. Wir verlosen 2 Fan-Pakete mit T-Shirt, Comic, Schlüsselanhänger und Hundemarke. Betreff: Ende der Menschheit

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