Tegernseer Stimme Magazin September Ausgabe

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Menschen. Leben. Lokal. Das Magazin fürs Tal

Quo vadis

Musikszene Tegernseer Tal

Verkehrskollaps im Tal?

Warum die große Lösung warten muss Portrait Quirin Roth

Mit allen Wassern

gewaschen

Ausgabe September / Oktober 2011 kostenlos


etzt die j e i S n e z Nut dermittel. r ö F n e h c staatli

EDITORIAL / IMPRESSUM

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Nichts ist für die Ewigkeit... W

ir durften viele Menschen kennenlernen in diesem Sommer, der keiner sein wollte. Durften Fragen stellen, die sich wohl viele stellen, egal, ob sie am Anfang stehen, in der Mitte oder am Ende eines spannenden Lebens. Manche Gespräche waren klassische Interviews, andere wie Besuche bei Großeltern. Wir haben versucht, die Alten ausreden zu lassen. Die Jungen Ideen spinnen zu lassen. Die dazwischen zweifeln zu lassen. Zwischen den Zeilen zu lesen. Und viele Zeichen aufzuschreiben.

Bei all den Besuchen, Geschichten und Eindrücken nicht in klassische Klischees zu verfallen, ist nicht immer einfach. Sollten Sie dennoch feststellen, dass es anders ist, schreiben Sie uns bitte. Wir freuen uns auf Ihre Meinung. Ihre Geschichte. Und Ihre Kritik.

Zahlreiche Zeilen zu den Plänen ums Maximilian, die zwar riskant, aber scheinbar notwendig sind. Zeilen zum Hofladen in Holz, wo man dem Trubel am Tegernsee entfliehen kann. Zeilen zu der Musikszene am Tegernsee und zu Quirin Roth, einem beeindruckenden Gmunder Künstler.

Ihre Tegernseer Stimme und die komplette Redaktion

Schöne Zeilen zu umtriebigen Alten, sich dem Zeitalter des Internets anpassen wollen und zur Arbeit auf der Alm. Und schwierige Zeilen von einem, der lieber anonym bleibt, weil er nicht „mit der rosa Fahne durchs Tal laufen will“.

Impressum Verlag: Lokale Stimme UG (haftungsbeschränkt) Tölzerstraße 9a- 83703 Gmund, Telefon: 08022 / 85 96 280 Der Verlag ist eine haftungsbeschränkte Unternehmensgesellschaft. Geschäftsführer ist Peter Posztos. Gesellschafter sind die PP Media GmbH, Apitzsch-Media GmbH und Jochen Krisch Redaktionsleitung: Peter Posztos Telefon (mobil): 0151 / 270 19780 E-Mail: peter@tegernseerstimme.de

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen noch einen schönen Spätsommer und einen tollen Start in den Herbst. Und denken Sie dran: Auch der schlimmste Sommer geht einmal zu Ende.

P. S.: Wir haben uns gefragt, was Heimat eigentlich für jeden Einzelnen von uns bedeutet. Warum liegt uns so viel daran, unser kleines Fleckchen Erde zu schützen? Diese Frage möchten wir an Sie weitergeben. Erzählen Sie uns, was Sie für Ihre Heimat, für „Ihr Tal“ tun! Alles weitere zu diesem Thema im Internet unter www.tegernseerstimme.de

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Rose-Marie Beyer, Steffen Greschner, Eduard von Overheidt, Nicole Posztos, Philippe Arlt, Martin Heilmann, Christopher Horn, Mick Zollenkopf, Cordula Flegel Anzeigenleitung: Franz Neumann E-Mail: neumann@tegernseerstimme.de Tel. (mobil): 0176 / 960 676 72 Wenn Sie in der Tegernseer Stimme werben möchten, schreiben Sie uns eine Mail an: neumann@tegernseerstimme. de oder rufen Sie uns direkt an. Wir sind gerne bereit uns persönlich mit Ihnen zu treffen um die verschiedenen Möglichkeiten zu besprechen. Erscheinungsweise: Regelmäßig mit einer Auflage von 20.000 Exemplaren. Verteilung und Verbreitung im Tegernseer Tal

Satz/Gestaltung: Mundi-Media Gmund, www.mundi-media.de Lektorat: Angela Braun, Schliersee, www.lektoratbraun.com Druck: Amper Druck GmbH Titelbild: Peter Posztos Urheber- und Verlagsrechte: Alle in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil dieser Zeitschrift darf außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in irgendeiner Form reproduziert werden.

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tegernseerstimme.de | September / Oktober 2011

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INHALTSVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS

Inhalt: Editorial / Impressum

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Nichts ist für die Ewigkeit...

Das Bild des Monats

Seite 6

Näher dran...!

Reportage

Seite 8

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Sommer auf der Alm Harte Arbeit und viel Glück

Hintergrund

Seite 10

Verkehrskollaps im Tal? Warum die große Lösung warten muss...

Portrait

Seite 14

Mit allen Wassern gewaschen... Die Kunstwerke des Quirin Roth

Kommentar

Seite 18

Anonymität im Internet

Internet

24

Seite 20

Keine Scheu vorm Computer Wenn Generation „Hertha“ surft

Veranstaltungen

Seite 22

Ausgewähltes der kommenden vier Wochen

Hintergrund

Seite 24

Quo vadis Musikszene Tegernseer Tal

Betriebe aus der Region

Seite 26

30

Der Hofladen am Boarhof

Vorurteile im Tal?

Seite 28

„Ich würde nie mit einer rosa Fahne durchs Tal laufen“

Hintergrund

Seite 30

Das Maximillian Zwischen Abriss und Erhalt

Reportage

Seite 32

„Ich bin ein Ossi“ ...und arbeite im Tegernseer Tal

Boulevard

Seite 34

Seite 4

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Was das Bräustüberl am Fleesensee macht!?

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N채her dran...!


REPORTAGE

tegernseerstimme.de | September / Oktober 2011

Sommer auf der Alm

Harte Arbeit und viel Glück A

nnas Tag fing früh an auf der Alm. Um fünf Uhr aufstehen, die Tiere im Stall versorgen, schauen, dass die Kälber schnell rauskommen: je länger sie im Stall stehen, desto mehr Mist produzieren sie. Und damit auch mehr Arbeit. Der ganze Mist muss schließlich von Hand zur Grube gebracht werden. Um acht Uhr konnte Anna zum ersten Mal durchschnaufen. In der kleinen Hütte den Ofen einheizen und sich ein kleines Frühstück gönnen. „I bin a Bergmensch.“ Das ist auch der Grund, warum Anna Mühlhuber ihren letzten Sommer auf der Alm verbrachte. Gerade ist sie 30 geworden. Und sie sucht nach dem Leben, das zu ihr passt. Den vergangenen Sommer war die Schlierseerin als Sennerin für Kühe und Kälber auf der Kreuther Bayralm verantwortlich. Ihr Arbeitgeber: der Bauer Büchl vom „Schlemmhof“ in RottachEgern. Ihre Arbeit: Anna kümmerte sich um rund 50 Jungrinder und zwölf bis 15 Kälber. „Die Arbeit war hart, vor allem am Anfang.“ Dabei gehört Anna auf jeden Fall zu den fitten Menschen: Bergsteigen, Alpinklettern, Eisklettern, Mountainbiken, Hochtouren und Skitouren gehören zu ihrem Alltag. An das Aufstehen bei Tagesanbruch und die ständige Bewegung musste auch sie sich erst mal gewöhnen. „Aber eigentlich ist es ein Traumjob.“ Genau das hat Anna auf der Alm gesucht: ein einfaches Leben, bei dem Natur und Arbeit den Alltag bestimmen. Das kann man haben, bei den

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meist knapp bezahlten Saisonstellen, Bier brachte der Bierfahrer kistenweise bei denen das Wetter den Arbeitstag aus Tegernsee. „Das war eigentlich das bestimmt, ihn manchmal erleichtert, Schlimmste“, findet Anna heute. Diese vorwiegend jedoch erschwert. Aller- Schlepperei der schweren Kästen. Bis dings bestimmt das 16 Uhr ging die BewirWetter auch, wie tung mindestens. viele Gäste mit„Manchmal wurde „Manchmal ist mir tags die Alm bemir das echt zu viel suchen. mit den Besudas echt zu viel mit chern.“ Dann ist den Besuchern“ Ab Mittag war die sie nach dem letzSennerin neben ten Gast oft erst mal der Kuhhirtin auch auf den Gipfel des die Wirtin auf der Alm. nahen Schinders geAnna richtete Brotzeiten für die vielen stiegen. Ein wenig Durchatmen, bevor Wanderer und Bergradler, die im Som- es daran ging, das Geschirr zu spülen. mer unterwegs sind. Sieben Tage die Woche. Ohne Gastronomie könnten Al- Die Tage gingen manchmal bis 23 Uhr. men heute nicht mehr überleben. Und „Aber normalerweise fällt man um gerade bei uns im Tal bringen die Tou- neun ins Bett.“ Da bleibt oft nicht viel risten das nötige Zubrot. Einen freien Zeit für Hüttenromantik. Sonntag gibt’s nicht auf der Alm. Das romantische Klischee, das sich um Die Büchl-Bäuerin sorgte auf der Bay- die Tätigkeit auf der Alm rankt, kann ralm für den Nachschub: Brot, Speck, Anna heute nicht mehr nachvollziehen. Butter, selbst gebackenen Kuchen. Das „Es ist wirklich harte Arbeit und nicht

REPORTAGE

immer lustig“, erzählt die ehemalige Sennerin. Jeden Tag stand sie im Stall bei den Tieren und ab Mittag bei den Gästen. Durchgängig, bis zum Saisonende im September.

stiegen? Ist eine zurück ins Tal geflüchtet? Oder hat vielleicht eine der Blitz getroffen? Anna liebte ihre Kühe. Sie geben einen Rhythmus vor, den man im normalen Alltag heute nicht mehr hat.

heute nur noch nach Feierabend, wenn es ruhiger wird und der Senner wieder alleine mit den Kühen und den Bergen ist. Wenn alles abgespült und für den nächsten Tag vorbereitet ist.

Annas Lieblingstätigkeit war aber immer das Umtreiben der Tiere. Da kamen die Ruhe und die Einfachheit der Almlebens durch, wonach sie gesucht hatte. „Es kam mir sehr entgegen, dass die

Die eigentliche Arbeit der Sennerin und die Arbeit mit den Tieren haben Anna auf der Alm am meisten Spaß gemacht. Darum ist sie auch auf die Alm hoch gekommen.

Eigentlich hatte Anna geplant, noch einen Sommer auf der Alm zu verbringen. Gefallen hat ihr das Almjahr trotz harter Arbeit und der vielen Menschen. Doch dann kam alles anders. Anna ist

Mehr Infos zu Almen: Der Sommer ist fast vorbei - jetzt kommt die Zeit der Almabtriebe. Auch am Tegernsee ein sehenswertes Spektakel.

Almen wecken die menschliche Sehnsucht nach heiler Welt, Geborgenheit und Heimat. In unserer schnelllebigen Welt, die immer mehr von Hektik dominiert wird, ist heile Welt ein knappes Gut. Wer aus den Großstadtschluchten kommt, wird das Kuhglockengebimmel auf einer ruhigen Alm als Stresstherapie erfahren. Sämtliche Almen sind in Almbezirke eingeteilt. 70 Almen (54 einzelne und 16 Gemeinschaftsalmen) unter 65 Bewirtschaftern gehören zum Almbezirk Tegernsee. 27 Prozent der Almen sind nicht erschlossen, d. h. nur über einen Steig erreichbar. Zuständiger Bezirksalmbauer ist der Rottacher Simon Adlbert junior.

Viecher auf der Bayralm häufig umgetrieben werden mussten, weil dort so große Wiesenflächen beweidet werden.“ Zur Hoch- bzw. Niederalm ist sie meist mit dem Mountainbike geradelt. Regelmäßig die Tiere zählen gehörte zu Annas Aufgaben. Sind noch alle beisammen? Hat sich vielleicht eine ver-

Heutzutage ist das Almleben aber nicht nur romantisch und hat nicht ausschließlich mit Kühen und Bergen zu tun. Die meiste Arbeit bereiten Wanderer, Radfahrer und Touristen. Kaffee, Kuchen und Brotzeiten.

ein sehr spontaner Mensch, und Anna ist nach wie vor auf der Suche nach dem Sinn im Leben. „Jetzt mach ich mit meinem Freund eine Weltreise. Das hat sich halt so ergeben.“

Wirkliche Zeit zum Nachdenken - wenn überhaupt - gibt’s auch auf der Alm

Text: Rose-Marie Beyer Foto: Cordula Flegel

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HINTERGRUND

tegernseerstimme.de | September / Oktober 2011

HINTERGRUND

Entertain jetzt

NEU Satellit!

Verkehrskollaps im Tal? Warum die große Lösung warten muss...

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er Verkehr im Tegernseer Tal ist extrem. Nicht nur an Wochenenden und Feiertagen. Alleine auf der Bundesstraße von Holzkirchen Richtung Kreuth sind täglich gut 18.000 Fahrzeuge unterwegs, viele der Autos und Lastwagen landen am Ende bei uns im Tal. Allzu oft leider im Stau. Das nervt, macht Lärm und sorgt für gehörigen Stress bei den Verkehrsteilnehmern. Außerdem kostet es jeden Einzelnen richtig viel Geld: Bei einem Kilometer Staulänge mit 800 passierenden Fahrzeugen pro Stunde verbraucht jedes Fahrzeug im Schnitt rund 0,1 Liter mehr Sprit. Das sammelt sich. Neben dem Geldbeutel geht das Rumstehen im Auto auch auf die Umwelt: Die Mehremissionen bei Kohlendioxid betragen dabei 150 Kilo, bei Kohlenmonoxid elf Kilo und bei Stickoxiden 0,5 Kilo. Pro Stunde. Das oft angeführte Argument, dass die starke Verkehrsbelastung vor allem dem Durchreiseverkehr in Richtung Österreich geschuldet sei, lässt sich so auch nicht ungeprüft unterschreiben: der Landkreis Miesbach ist nahe der Sättigungsgrenze von Kraftfahrzeuge pro Einwohner. Dieser Wert lag 2008 bereits

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bei 706 Fahrzeugen pro 1.000 Einwohner. Das starke Verkehrsaufkommen im Tegernseer Tal ist also, zumindest teilweise, sehr wohl hausgemacht.

lichkeitsanalyse bei der Planungsgruppe Strasser und Partner unter der Projektleitung von Diplom-Ingenieur Peter Rubeck in Auftrag gegeben. Das Ziel dabei: die Belastungen einer Umgehungsstraße Die Gemeinden im Tegernseer Tal sind für Mensch, Natur und Landschaft sosich der Problematik wie Klima und Luft durchaus bewusst. zu ermitteln. Das „Ein Tunnelausgang am Fazit damals: der Gmund versucht seit Jahren, eine Bau einer UmgeNordufer würde das Umgehungsstrahungsstraße hätte Landschaftsbild ße zu errichten, erhebliche negamaßgeblich negativ und auch in Tetive Auswirkungen beeinflussen“ gernsee gibt es auf die Umwelt. die Idee der Stadt, den Verkehr entlang Als Streckenverlauf mit der Hauptstraße mittels einer Unterfüh- den geringsten Auswirkungen krisrung zu beruhigen. tallisierte sich eine Umgehung über Finsterwald heraus. Die Wälder im Wir haben uns einmal angeschaut, wie Bereich Moosrain sollten weitestgees ganz aktuell mit den Schubladenplä- hend verschont bleiben – auch um das nen aussieht. Die Pläne zum Bau einer Grundwasser zu schützen. Im Bereich Umgehungsstraße in Gmund existier- Finsterwald wurde außerdem eine Unten bereits seit Jahrzehnten und wur- tertunnelung in Erwägung gezogen, den im Jahr 2004 konkretisiert. Ziel der um die Belastungen für die Anwohner Gemeinde war damals die Aufnahme zu minimieren. der „Ortsumfahrung Gmund am Tegernsee“ in den Verkehrswegeplan des Unklarheit herrschte derweil über eine Deutschen Bundestages zum Ende des geeignete Stelle für den Ausgang des TunJahres 2004. nels. „Ein Tunnelausgang am TegernseeNordufer würde das Landschaftsbild Zur Ermittlung der möglichen Trassenfüh- maßgeblich negativ beeinflussen“, machrung wurde hierfür eine Raumempfind- te Diplom-Ingenieur Rubeck damals klar.

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tegernseerstimme.de | September / Oktober 2011

Da der Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages das Projekt „Umgehungsstraße Gmund“ im Mai 2004 nicht mit der notwendigen Dringlichkeitsstufe in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen hat, liegen die Pläne seither im Schrank. Geschäftsleiter Alfons Besel bestätigte der Tegernseer Stimme auf Nachfrage, dass das Projekt „Umgehungsstraße Gmund“ derzeit nicht weiter verfolgt werde, da der Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages erst 2015 wieder über die Aufnahme von Projekten entscheiden wird. Auch die Stadt Tegernsee hat sich in der Vergangenheit stets bemüht, den Ortskern in den Bereichen Haupt- und Seestraße zu entlasten. Im Zuge des 1993 vom Verkehrsexperten Prof. Kurzak erstellten Gutachtens „Verkehrsentlastung Tegernseer Tal – Maßnahmen zur Verbesserung der Situation“ wurde ebenfalls über eine Tunnellösung im Bereich zwischen Seestraße und Schlossplatz nachgedacht. Diese Variante wurde jedoch relativ schnell aus Umwelt und Kostengründen wieder verworfen. Konkreter wurden die Bemühungen dagegen ebenfalls im Jahr 2004, als sich der Stadtrat mehrheitlich für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für eine Tunnellösung im Bereich zwischen Adelhofstraße und Seestraße

in Höhe Ausfahrt Zentralparkplatz entschieden hat. Diese vom Münchner Planungsbüro Schmitt, Stumpf, Frühauf und Partner durchgeführte Studie beleuchtete die Rahmenbedingungen für die insgesamt 310 m lange Umgehung mit einer geplanten Tunnellänge von 160 Metern. Die Kosten des gesamten Projekts wurden damals auf 6,7 Millionen Euro beziffert. Auch dieses Projekt scheiterte an der

Nichtaufnahme in den aktuellen Bundesverkehrswegeplan und an gescheiterten Verhandlungen der Stadt Tegernsee mit Grundstückseignern in den betroffenen Bereichen. Auf Nachfrage bestätigte auch die Stadt Tegernsee, dass aktuell keine Bemühungen unternommen würden, die Tunnellösung erneut auf die Tagesordnung zu bringen. Eine grundsätzliche Durchführung des Tunnelprojekts ist aber

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auch heute noch möglich: Der Bau der Kreissparkassen-Tiefgarage ist damals bewusst unter Berücksichtigung der Tunnelpläne erfolgt, wie Bettina Koch vom Bauamt Tegernsee gegenüber der Tegernseer Stimme bestätigt. 2015 geht es dann sowieso mit den großen Plänen weiter. Dann wird im Bundestag wieder über die nächsten Projekte entschieden. Bis dahin wünscht sich so mancher die eine große Lösung, bei der alle mitziehen. Franz Hafner spricht sich schon jetzt für eine von den Gemeinden gemeinsam koordinierte Tunnellösung aus, die Autos von Gmund aus in den Untergrund bringt und über Ausfahrten an die einzelnen Talgemeinden anbindet. Jede andere Lösung bringe letztlich nur punktuelle Entlastungen für eine einzelne Gemeinde und gehe zulasten einer anderen, führt Hafner weiter aus und verweist auf Gemeinden in Österreich, in denen sich eine Tunnellösung bewährt habe. Eine Umgehungsstraße des gesamten

Tegernseer Tals hält Hafner aufgrund der heutigen Umweltauflagen für nicht mehr durchführbar. Auf die große Tunnellösung im Tegernseer Tal muss also erst noch gewartet werden. Der Bund wollte bisher nicht zahlen, und die Talgemeinden können nicht zahlen. Bleibt folglich noch die kleine Lösung. Und die ist eigentlich gar nicht so schlecht und vor allem günstig umzusetzen – wenn denn alle Gemeinden zusammenarbeiten. Es geht um die Verbesserung der Ampelschaltungen im Tal und vor allem um eine Abstimmung der Ampeln untereinander, um den Verkehr besser regulieren und so Staus vermeiden zu können. Der Gmunder Verkehrsexperte Anton Grafwallner setzt sich schon lange für diese Lösung ein. Diese Maßnahmen wären relativ kurzfristig umsetzbar und würden laut Grafwallner zu einer effizienteren Verkehrsabwicklung führen.

Die Kosten hätten dabei der Bund und der Freistaat Bayern zu tragen, da sie für den Betrieb und den Unterhalt der Ampelanlagen zuständig sind. Auch der Ausbau von Radwegen und die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs können sich entspannend auf die Verkehrssituation auswirken. Doch auch dafür braucht es die Zusammenarbeit aller Talgemeinden. Bisher kann man sich also noch nicht mal auf die einheitliche Steuerung der Ampeln im Tal einigen – da ist der eine große Tunnel wohl noch in ziemlich weiter Ferne.

Text: Christopher Horn Foto: Peter Posztos

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tegernseerstimme.de | September / Oktober 2011

PORTRAIT

Mit allen Wassern gewaschen Die Kunstwerke des Quirin Roth

S

usi ist Anfang bis Mitte zwanzig. Schlanker, graziler Körper. Aber nicht klein. Schmale Taille. Fester Busen. Ein bisschen zu knochige Schultern vielleicht. Das ist allerdings Geschmackssache. Den Kopf hält sie leicht gesenkt. Die Augen geschlossen. Lässig steht sie da. Das rechte Knie ist leicht angewinkelt. Um sie herum Chaos: Bücherstapel, Prospekte, Kataloge, Plakate, Bilder, Postkarten. Neben Susi stehen hier noch viele andere. „Die edelste Aufgabe eines Bildhauers ist schon das Aktmodellieren“, sagt Quirin Roth. „Akademischer Bildhauer“ steht auf seiner Website. „Nach sechs Semestern an der Akademie der Bildenden Künste darf man sich so nennen“, erzählt er. 1943 in München geboren, verbrachte Roth seine Kinderjahre am Schliersee. Nach der Holzbildhauerlehre an der Münchner Kunstgewerbeschule folgten ein Stipendium der Begabtenförderung sowie das Studium an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste unter Professor Hans Wimmer. Seit 1966 ist Roth freischaffender Bildhauer.

Früher mussten die Modelle oft zwanzig Sitzungen über sich ergehen lassen, bis das Grundmodell fertig war. „Da vergingen schon mal zwei, drei Jahre bis zum fertigen Kunstwerk. Heute geht das schneller“, erklärt der Künstler. „Man macht ein paar Fotos vom Modell, die braucht dann nicht mehr ewig in der Werkstatt herumzustehen.“ Dann beginnt die eigentliche Arbeit – das Modellieren. Ein halbes Dutzend Akte hat er schon angefertigt in seiner Gmunder Werkstatt, gegenüber vom Zentralparkplatz. „Eigentlich wollte ich nur ein paar Jahre hier bleiben“, beschreibt er seine Ziele für das Atelier. Inzwischen sind es fast dreißig. „Jetzt geh ich auch nicht mehr weg.“ Quirin Roth fühlt sich wohl hier am Tegernsee.

Wasser ist auch in der Kunst seine große Leidenschaft. „In meiner Arbeit geht es nicht ohne“, begründet er. Gips und Ton bilden die Grundsubstanz für seine Modelle, beide werden sie mit Wasser angemischt. Die Motive seiner Arbeiten kreisen ebenfalls oft „Die edelste Aufgabe um das flüssige Ele„Die Susi steht ment. „Grad bin ich eines Bildhauers ist schon ungefähr fertig geworden das Aktmodellieren“ zwanzig Jahre da.“ mit den Fischen für Damals war sie den Brunnen in Wiesnoch recht jugendsee.“ Ein Dutzend lich, ein ideales Modell für Roth. Groß Wassertierchen kreisen um eine Fontämüssten die Modelle sein, dann ließe ne in der Mitte. Das Modell zeigt offene sich die Figur leichter umsetzen. Zierliche Mäuler und hochgestellte Flossen. Kleine seien bei Bildhauern nicht sonderlich beliebt. Roth präferiert reife Frauen- Zahlreiche weitere Brunnenbauten und körper als Vorlage. Der fast Siebzigjährige Skulpturen stammen aus seiner Werkhat sich in einen Lehnstuhl fallen lassen statt. Von ihm aus Ton modelliert, vom und zündet sich eine Zigarette an. Gießer produziert, geliefert bis nach

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Bremen, Wien, in den Spessart oder in die Toskana. Auch der lebensgroße Barockengel für die neue Orgel in der Dresdner Frauenkirche ist durch seine Hände gegangen. In zahlreichen Ausstellungen zeigte er bereits seine Künste. Figuren über Figuren. Modelle in allen Variationen. Auch ein paar Gürtelschnallen sind da. „Die sind vor allem vor Weihnachten gefragt“, sagt Roth. Kleine Kunst zum Geldverdienen quasi. Egal ob Gürtelschnalle oder Aktmodell: Alles in der Werkstatt scheint seine eigene kleine Geschichte zu erzählen. Vom Leben im und am Wasser. Von den Menschen von weit her und denen vom Tegernsee. Und eine Geschichte erzählt natürlich auch die Susi, die inzwischen schon lange eigene Kinder hat. Anzeige

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PORTRAIT

tegernseerstimme.de | September / Oktober 2011

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„Die Susi hab ich acht mal verkauft“, sagt Roth. Einmal Modell gestanden, geben die Auftraggeber in der Regel auch ihr Einverständnis, dass das Modell für

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jemand anderen nachgefertigt werden kann. Viele private Kunden und Kommunen bestellen bei dem Gmunder Künstler.

Kurpark (Thoma, Ganghofer, Slezak), der Mann mit der Wünschelrute in Bad Wiessee oder das Kiem-Pauli-Denkmal in Kreuth.

Aber auch Galerien, Museen oder gekrönte Häupter, wie beispielsweise der König von Dubai oder der Herzog von Sachsen-Coburg, stehen in Roths Kundenkartei.

Alle kommen sie aus der Gmunder Werkstatt, in der die Susi auf dem Tisch steht, wie die Wächterin über das Chaos. Kreatives Chaos nennt man das wohl. Da tut es auch nichts zur Sache, dass Quirin Roths Atelier in der MaxObermayer-Straße früher einmal ein Schweinestall war. Das ist aber auch schon lange her.

Überall an öffentlichen Plätzen und Gebäuden rund um den Tegernsee finden sich Skulpturen und Reliefs von Quirin Roth: das Gmunder Denkmal für Thomas Mann, die Familie vor dem Gmunder Café Wagner, die drei lebensgroßen Bronzeplastiken im Rottacher

Text: Rose-Marie Beyer Fotos: Philippe Arlt

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KOMMENTAR

tegernseerstimme.de | September / Oktober 2011

Anonymität im Internet B

undesinnenminister Hans-Peter Friedrich fordert vor dem Hintergrund der Terroranschläge in Norwegen Ende Juli, dass Blogger beim Verfassen von Beiträgen ihre Identität preisgeben sollen. Er bezieht damit auch anonyme Kommentatoren mit in die Diskussion ein. Die Frage ist, ob das wirklich Sinn macht.

Darüber hinaus könnten sich Menschen gerade auch in Foren häufig viel offener äußern, wenn sie unter einem Pseudonym auftreten. „Hier reicht es aber vollkommen aus, wenn der Blogbetreiber etwa gegen rassistische oder diffamierende Beiträge vorgeht und diese löscht“, weiß Christian Solmecke.

Friedrich begründet seine Forderung nach der Preisgabe des Namens damit, dass ansonsten politisch motivierte Täter ihre Hassparolen ungeniert im Internet preisgeben können. Er ist der Ansicht, dass gewöhnliche Blogger oder Kommentatoren sich nicht zu versteckten bräuchten.

Bei der Tegernseer Stimme werden wir des Öfteren mit dem Vorwurf konfrontiert, dass anonyme Kommentare aufgrund ihrer Anonymität nicht Ernst genommen werden könnten.

Vielmehr sollten sie „mit offenem“ Visier schreiben. Gerade das anonymisierte Internet habe dazu geführt, dass sich radikalisierte Einzeltäter herangebildet hätten, die vor nichts zurückschrecken würden. Rechtsanwalt Christian Solmecke von der Kanzlei Wilde Beuger Solmecke gibt allerdings zu Bedenken, dass der mutmaßliche Attentäter von Norwegen ein wenig gelungenes Beispiel sei. Er sei nämlich im Internet unter seinem Namen aufgetreten.

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Gerade die weniger netzaffinen Personen mit hohem Verantwortungsbereich sind schnell mit Forderungen nach der Auflösung der Anonymität von Kommentatoren zur Stelle. „Andernfalls werden wir uns mit solchen Anfragen nicht beschäftigten“, lautet eine gängige Floskel, die mit der Realität wenig zu tun hat. Denn vor allem bei politischen Themen wird immer wieder deutlich, wie wichtig Anonymität ganz allgemein sein kann. Und das nicht nur in totalitären Staaten wie China oder bei demokrati-

schen Vorgängen wie einem Wahlgang. Auch im Netz ist Anonymität manchmal heilsam und nötig. Kommentare unter Klarnamen werden noch Jahre später gefunden. Eine objektive, aber trotzdem klare Meinungsäußerung gegenüber dem Lieblingsprojekt eines Bürgermeisters wird zwar möglicherweise die Chance auf den Bau des Eigenheims nicht entscheidend verringern. Vergrößern dürfte sie diese jedoch auch nicht. Was auch immer der genaue Anlass ist: Im Endeffekt gibt es Tausende gute Gründe, warum jemand einen anderen als seinen Geburtsnamen verwenden möchte. Manche Leute haben Sorge, dass ihr Leben oder ihre Existenzgrundlage bedroht wird. Oder dass ihnen politische beziehungsweise ökonomische Nachteile entstehen.

KOMMENTAR

lich, die ausschließlich persönlichen oder familiären Zwecken dienen. Aus dem Grund warnt Solmecke: „Wer diesen Vorgaben nicht genügt, gegen den kann durch Abmahnung oder einstweilige Verfügung vorgegangen werden.“ Bei der immer öfter diskutierten Frage aber, ob das Internet ein besserer Ort wird, wenn wir alle nur noch mit unserem echten Namen unterwegs sind, hilft das allerdings nicht weiter. Wir meinen: Diese Frage soll und darf jeder für sich selbst beantworten. Man muss anonyme Kommentare nicht mögen. Aber man sollte sie akzeptieren als anerkanntes Mittel, seine Meinung im rechtlichen Rahmen – und dies gilt auch für das Internet – kundzutun.

Anonymität ihre Meinung zu sagen. Und dank des Schutzes der Anonymität können wir sehen, was Menschen wirklich denken“. Das mag manchmal affektiert, arrogant oder sogar atemberaubend dumm daherkommen. Nur sind dies alles keine Gründe, das in jeder Hinsicht schützenswerte Gut der Meinungsfreiheit einzuschränken. Und darum werden wir es bei der Tegernseerstimme.de auch zukünftig handhaben wie bisher. Die Gründe, die jemand für einen anonymen Kommentar hat, sind uns egal. Wenn er

oder sie anonym kommentieren möchte, ist das in Ordnung. Entscheidend ist nur, was jemand zu sagen hat. Das bedeutet aber auch: Gegen allzu persönliche oder sogar diffamierende Leserkommentare werden wir auch weiterhin vorgehen, diese eventuell kürzen oder gegebenenfalls löschen. Denn solche „Wortmeldungen“ sind häufig nicht nur rechtlich unzulässig, sondern bringen auch eine fruchtbare Diskussion im Normalfall nicht weiter. Und an der sollte uns allen – ob anonym oder nicht – gelegen sein. Text: Peter Posztos

Oder wie die Zeit schreibt: „Anonyme Kommentare bieten zwei unschätzbare Vorteile: Auch die Ängstlichen, die Schwachen und die Zögerlichen trauen sich, unter dem Schutz der

Andere wollen Diskriminierung vermeiden – das kann auch Diskriminierung im Bekannten- und sogar Freundeskreis beinhalten. Und manche wählen einfach nur einen Namen, der leichter zu merken oder zu buchstabieren ist. Ganz anders ist es mit dem Betreiber eines Blogs. Denn dieser, so Solmecke, könne sich nach der aktuellen Rechtslage nicht hinter seiner Anonymität verstecken. Auch Blogs müssen bereits heute zumindest mit Name und Anschrift des Betreibers versehen sein. Dies ergibt sich bei werbefinanzierten Angeboten bereits schon aus § 5 Abs. 1 TMG und bei redaktionell gestalteten Webseiten aus § 55 Abs. 2 des Rundfunkstaatsvertrages (RStV). Für die übrigen Blogangebote folgt das aus § 55 Abs. 1 RStV. Hiernach ist ein Impressum lediglich bei Webseiten entbehr-

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INTERNET

tegernseerstimme.de | September / Oktober 2011

Wenn „Generation Herta“ surft

Keine Scheu mehr vorm Computer Jahre alt musste Herta Riedl werden, bis sie ihren ersten Laptop bekam. „Eigentlich wollte ich mir eine Reise zum runden Geburtstag schenken lassen“, erzählt die Tegernseerin. Stattdessen gab es von der Verwandtschaft einen Computer. Seit einem Jahr steht er jetzt bei Herta zu Hause. Ein kleiner silberner Sony aus dem örtlichen Fachgeschäft. Telefonnummern, Adressen, Öffnungszeiten heraussuchen, Wettervorhersagen anzeigen lassen, Einkaufs- und Preisvergleiche starten, Ausflugs- und Reisetipps scannen. Das Internet ist eine riesige Informationsplattform – wenn

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man es nutzen kann. Eigentlich benötigt man keine großen Vorkenntnisse, um sich im weltweiten Netz zurechtzufinden. Viele Senioren haben trotzdem eine anfängliche Berührungsangst mit Computern einerseits und vermeintlich schwierig zu bedienender Software andererseits. „Ältere Menschen steigen meistens übers Internet in die PC-Welt ein.“ Anfangs haben viele Angst, am Computer etwas kaputt zu machen. Trotzdem wollen sie auch vom Internet profitieren. Das weiß Detlef Borgers, der im Rottacher Mehrgenerationenhaus PCKurse für Senioren durchführt. Borgers

Wie die meisten Kursteilnehmer hat auch Riedl sich wieder auf einem kleinen Zettel Computerfragen aus der letzten Woche notiert, die sie von Detlef Borgers beantwortet haben möchte.

schlossen hat. Sie hat zum Beispiel das Skypen für sich entdeckt. Skype ist ein Onlinedienst, der Videotelefonate von Computer zu Computer erlaubt. Weltweit und natürlich kostenlos.

Vor gut einem Jahr hatte Herta Riedl vom Angebot des Mehrgenerationenhauses erfahren und sich sofort für die erste Stunde angemeldet. Mit ihrer Begeisterung steckte sie auch Freundinnen an. Inzwischen sind die Kurse durchwegs gut besucht. Hauptsächlich von älteren Damen jenseits der Siebzig, die sich nicht damit abfinden wollen, dass das Internet nur was für die junge Generation sein soll. Von zahlreichen Freunden werden die Kursteilnehmer inzwischen beneidet.

Später im Kurs folgen dann auch neue Themen, beispielsweise E-Mails checken, sicheres Onlinebanking, Einkaufen bei ebay oder das Gestalten eines Fotobuchs oder Briefkopfs am Computer. Am meisten profitiert Herta Riedl aber von den neuen Möglichkeiten, die sie sich mit der Computernutzung er-

Ein Teil des Internets, der vieles einfacher und günstiger macht. „Wir haben Freunde in Brasilien, und so wird der Kontakt erleichtert“, freut sich Herta Riedl.

Kursleiter Detlef Borgers erklärt alles immer ganz genau. „Er hat Geduld.“ Das mag Herta Riedl an ihrem Computerlehrer am meisten. Von 14 bis 15 Uhr geht ihre Stunde heute. Vier Stunden gibt Borgers hintereinander.

Schüler bekommen private Beratungsstunden. Jeder einzeln. Und das alles vollkommen kostenlos. Borgers ist ehrenamtlich tätig. „Mir macht es einfach Freude“, sagt der 72-Jährige, der sich seit über 20 Jahren intensiv mit Computern befasst. Drei eigene Notebooks stehen bei dem Elektromeister zu Hause, jedes mit einer anderen Ausstattung. Herta Riedl ist inzwischen ziemlich fit an ihrem silbernen Notebook und versetzt ihren Mann damit in Staunen. Oft schaut er ihr fasziniert über die Schulter „Wie kannst du das nur? Wie findest du das alles so schnell?“ Die Kommentare des Ehemanns klingen ernsthaft ver-

wundert. So verwundert, dass er sich selbst nicht mehr damit befassen will. Genau wie seine Frau ist er nicht mit Computern aufgewachsen. „Das langt, wenn du das machst“, findet er.

Die meisten Alten seien doch angewiesen auf Enkel oder Kinder als Computerfachmann, sagt Herta. „Das ist schon ein Vorteil dieses Angebots, dass man genau das fragen kann, was einen selbst interessiert.“ Das macht unabhängig. Und abgestimmt auf den eigenen Computer mit seinem individuellen Betriebssystem ist es auch. „Diese Stunde ist nur für mich“, erklärt Riedl.

Herta Riedl und „Ihr“ Internet-Lehrer

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Tägliche Nachrichten aus dem Tal unter www.tegernseerstimme.de

Text: Rose-Marie Beyer Fotos: Philippe Arlt

Die „Alten“ und das Netz Die heute über 50-Jährigen sind nicht mit Computern aufgewachsen. Manch einer hat deshalb eine gewisse Scheu davor, sich näher damit zu befassen. Viele sind darauf angewiesen, das Gerät beruflich zu nutzen. Aber auch im Privatbereich sind das Kommunizieren per E-Mail und das Einholen von Informationen über das Internet nicht mehr wegzudenken. Für ältere Menschen gibt es inzwischen ein umfassendes Kursangebot an PCKursen, beispielsweise an den Volkshochschulen. Dieses reicht von Grundkenntnissen in Textverarbeitung bis hin zur Vermittlung gestalterischen Wissens, beispielsweise digitale Fotografie oder Bildbearbeitung. Für die Bedürfnisse der Altersgruppe 50plus hat sich die Industrie spezielle Computer einfallen lassen. Diese Geräte stellen die Schrift besonders groß dar, sollen intuitiv bedienbar sein und über eindeutige Symbole verfügen. Auch bei der Gestaltung von Websites wird heutzutage auf Barrierefreiheit geachtet. Dem demografischen Wandel wird mit vergrößerbaren Schriften, eindeutigen Symbolen, einer durchgängigen Benutzerführung und einfachem Seitenaufbau begegnet.

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VERANSTALTUNGEN

tegernseerstimme.de | September / Oktober 2011

Kabarett: Philipp Weber

Lichterfest in Gmund

Samstag, 10.09.2011 20.00 Uhr

Freitag, 16.09.2011 15.00 Uhr

Philipp Weber ist nicht nur ein hochtalentierter Kabarettist, er ist auch studierter Biologe und Chemiker. Eine Kombination, die ihn prädestiniert, den Verbraucherschutz zur humoristischen Kunstform zu erheben. Sein neues Programm „futter“ ist, wie er selber meint, eine satirische Magenspiegelung der Gesellschaft. Einen „Elsässer Zwiebeltopf“ aus der Tüte zerlegt Weber gekonnt in explosionsgetrockneten Sellerie, reaktionsaromatisiertes Rindfleisch, Monosodiumglutamat … und nennt das Ganze: „Gulasch à la Astronaut“. Los geht’s um 20 Uhr in der Winner‘s Lounge in der Wiesseer Spielbank, und Karten gibt es für 19,00 Euro in allen Tourist-Infos oder im Onlineshop der TTT. Anzeige

Tausend Kerzen in kleinen Booten, dazu die Fackelschwimmer der Wasserwacht und Musik von der Lake Side Big Band und den Gasteiger Musikanten – fertig ist das Gmunder Lichterfest. Jedes Jahr einfach schön anzuschauen und eigentlich ein Muss am Tegernsee. Los geht es Nachmittags ab 15 Uhr mit Spielen für die Kleinen sowie Essen und Trinken für die Großen. Mit zum Programm gehören natürlich auch die Wasserfontänen und das Schifferstechen der Wasserwacht, bis es am Abend dann zum Lichtermeer kommt. Und das Schönste daran: Auch dieses Jahr gibt es das alles wieder kostenlos an der Uferpromenade in Gmund.

VERANSTALTUNGEN

Toni Lauerer –

9. internationales Bergfilm-Festival in Tegernsee

15. Bayerische Schachmeisterschaft

Sa./So., 15./16.10.2011

19.10.-23.10.2011

Samstag 29.10.2011

Unter dem Motto „Gesundheit für Körper, Geist und Seele“ findet in Tegernsee zum zweiten Mal der Kristallkongress statt.

Das Tegernseer Bergfilm-Festival ist inzwischen zum Klassiker geworden. Bereits zum 9. Mal zeigen auch dieses Jahr wieder Filmemacher aus aller Welt ihre Werke zu Abenteuern in Eis und Fels, grandiose Bilder und eindrucksvolle Landschaften. Täglich bis zu 30 verschiedene Filme in sechs Vorführsälen.

Schach gilt vielen bekanntlich nicht als Sport. Wer sich eines Besseren belehren möchte, kann das in der Wandelhalle in Bad Wiessee tun.

„Es freut mich sehr“

10. Schuster Tegernseelauf 2011 Sonntag, 18.09.2011, 10.00 Uhr Der Tegernseelauf gehört inzwischen fest ins Sportprogramm des Jahres. Dieses Jahr geht es zum 10. Mal an den Start. Rund 4.000 Starter werden sich auch heuer wieder auf die Halbmarathondistanz einmal rund um den See machen. Seit dem ersten Lauf 2002 ist der Tegernseelauf eine echte Erfolgsgeschichte: Beim ersten Mal waren gerade einmal 80 Läufer am Start. Seither werden es von Jahr zu Jahr mehr, die sich am Startplatz in Gmund drängen und einen der schönsten Halbmarathons in Deutschland absolvieren möchten.

Dabei ist einiges geboten, wenn sich die Läufer am dritten Sonntag im September an die 21 Kilometer wagen. Gerade für die Jubiläumsausgabe des Tegernseelaufs haben sich die Veranstalter einige Highlights einfallen lassen. Lassen wir uns also überraschen! Los geht’s um 10 Uhr. Start und Ziel sind direkt vorm Gmunder Bahnhof. Mehr Infos auf www.tegernseelauf.de oder unter www.facebook.com/Tegernseelauf

Freitag, 14.10.2011 20.00 Uhr Toni Lauerer ist Standesbeamter in Furth am Wald. Und er ist ein richtig alter Hase im Showgeschäft, der nächstes Jahr sein 30-jähriges Bühnenjubiläum feiert. Mit der außergewöhnlichen Gabe, die Ironie des alltäglichen Lebens zu erkennen und selbst todernsten Situationen das Amüsante abzugewinnen, wurde Toni Lauerer zu einem der erfolgreichsten Kabarettisten Bayerns. In seinen Geschichten schildert Toni Lauerer Situationen aus der Sicht ganz normaler Menschen, die ihm täglich begegnen. Überspitzt stellt er dar, wie weit Denken und Handeln oft auseinanderdriften. Für Lauerer sind die Bayern darum nach wie vor einfach das Volk, das Bier aus gläsernen Eimern trinkt. Wer ihn live sehen will, kann das ab 20 Uhr im Ludwig-ThomaSaal in Tegernsee. Tickets gibt’s für 18,20 Euro in allen Touristinformationen oder im Onlineshop der TTT. Mehr Infos zu Toni Lauerer unter http://www.tonilauerer.agenturshowtime.de/

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2. Kristallkongress in Tegernsee

Zwei Tage lang zeigen etwa 40 Aussteller und Referenten Therapieansätze jenseits der gängigen Schulmedizin. Samstag und Sonntag ab jeweils 9.30 Uhr finden Vorträge, Präsentationen, Gesprächsrunden und Angebote zum Selbst-Ausprobieren statt. Von Ergotherapie über Familienaufstellung bis zu Thai-Massage und Wasserenergetisierung mit Edelsteinen ist einiges Bekanntes und viel Alternatives zu finden. Der Kongress findet an beiden Tagen im Quirinal in der Tegernseer Seestraße 23 statt. Geöffnet ist täglich zwischen 9.30 und 19.00 Uhr. Die Tageskarte kostet 11 Euro.

Rund 6.000 Filmbegeisterte werden erwartet. Los geht es am Mittwochabend, den 19.10., um 20 Uhr im Barocksaal in Tegernsee. Karten gibt es im Vorverkauf in allen Tourist-Infos oder an den jeweiligen Abendkassen. Die Preise schwanken, je nach Programm, zwischen 8 und 18 Euro für die Schlussfeier inklusive Buffet. Mehr Informationen unter www.bergfilm-festival-tegernsee.de/

Mehr Info für Besucher und Teilnehmer gibt es unter www.oibmbad-wiessee.de/. Jubiläumsturnier vom 29. Oktober bis 06. November 2011. Veranstaltungsort: Jod-Schwefelbad/ Wandelhalle, Adrian-Stoop-Straße 37-47, Bad Wiessee

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Mehr Infos und Karten gibt es bei Andrea Grasberger und Markus Schmid unter Telefon 08022/ 18080 oder unter www.kristallkongress.de. Auf der Tegernseer Stimme verlosen wir übrigens 3 x 2 Eintrittskarten. Näheres unter www.tegernseerstimme.de unter dem Stichwort „Kristallkongress“.

Eine Woche lang dreht sich hier alles um Schach und die Offene Internationale Bayerische Schachmeisterschaft. 470 Teilnehmer spielen um den Titel und Preisgelder in einer Gesamthöhe von 16.500 Euro.

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tegernseerstimme.de | September / Oktober 2011

zahlenden Gäste: Kommt niemand, gibt es auch kein Geld. Die Bands kümmern sich darum meist selbst um die Vermarktung und Werbung des Auftritts, um so selbst möglichst viel zu verdienen. Der Bar oder dem Lokal bleibt der Getränke- und Speiseumsatz und/oder ein Teil des Eintritts. Eigentlich ein Win-Win-Geschäft. Dass man am Tegernsee aber nicht mit jeder Musik den Laden vollbekommt, musste auch Stephan Mundi mit seinen ehemaligen Bands am eigenen Leib erfahren. „Coversongs oder z.B. härtere Rockmusik kommen vielleicht bei den Musikern selbst am besten an, das große breite Publikum lässt sich mit diesen Musikrichtungen am Tegernsee und allgemein in diesen Regionen aber nicht mehr erreichen.“.

Quo vadis

Musikszene Tegernseer Tal Z

u Beginn sind die Ziele groß. Die Motivation ist ungebrochen. Alle träumen davon, einmal Konzerthallen zu füllen und Charthits zu landen oder einfach nur das Publikum tanzen zu sehen. Am Tegernsee ist das ein bisschen anders: Bands, die sich im Tegernseer Tal gründen, stehen schon zum Start vor Problemen, die der Träumerei schnell ein Ende setzen können.

Einen Proberaum haben sie inzwischen selbst organisiert und stehen vor dem nächsten Problem: einige Titel sind einstudiert. Und jetzt? Wo soll die Band vor Publikum auftreten?

Es gibt z.B. keine ausgestatteten Proberäume am See. Wer kein Equipment hat, kann keine Musik machen. Und wer selbst in Verstärker, Mikrofone und andere teure Ausstattung investiert, muss sich trotz allem noch nach privaten Räumlichkeiten oder ungenutzten Kellern umschauen, um überhaupt mit der ersten Probe beginnen zu können.

Rund um den Tegernsee gibt es aber keine Lokale und auch keine Bars, die Interesse an Livemusik junger Bands haben und über die entsprechenden Flächen verfügen.

So erging es auch dem Bad Wiesseer Schlagzeuger Marlon Brugger mit der Band „The Educated Bums“.

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Am liebsten wäre ihnen natürlich ein Auftritt ganz in der Nähe, rund um den Tegernsee, damit Freunde und Bekannte problemlos dabei sein können.

Eine echte Marktlücke, finden Brugger und Stephan Mundi, Sänger der Funk & Soul-Formation „Bairischer Rundfank“: „Viele Barbesitzer sind vielleicht einfach noch nicht auf die Idee gekommen, mal etwas Neues auszuprobieren“, denkt Brugger.

„Ein klare Positionierung als Musikbar oder -café birgt riesiges Potenzial“, schließt sich Mundi dieser Meinung an. „Wenn ich das nötige Kapital hätte, würde ich sofort am Tegernsee eine derartige Bar eröffnen.“ Am Tegernsee zählt bisher eher die Tradition: In Biergärten wird traditionelle Musik dargeboten. Genauso auf Waldund Seefesten. In vielen Orten rund um den See spielt man bayerisches Liedgut – vielleicht tritt noch das Kurorchester Bad Wiessee auf. In den Nachbarlandkreisen sieht das schon anders aus. In Bad Tölz gibt es zum Beispiel das Lokal „Gasthaus“, das für kleinere Konzerte oder „Jam-Sessions“, bei denen Musiker verschiedener Bands miteinander Lieder improvisieren, zur Verfügung steht und regelmäßig sehr gut besucht ist. Ein anderes Beispiel ist das Kulturhaus „Weyhalla“ in Weyarn.

Der „Bairische Rundfank“ im Strandbad Seeglas

Nachwuchsbands aus der Region spielen oft im Vorprogramm von Profimusikern. Die Resonanz ist auch dort beeindruckend. Im Tegernseer Tal gab es bis vor einigen Jahren eine ähnliche Lokalität wie in Bad Tölz das „Gasthaus“, erinnern sich Brugger und Mundi: „Das Bogtrotter in Rottach-Egern.“ Doch seit das Bogtrotter und Pächter Jeffrey Gelling 2005 nach Bad Aibling umgezogen sind, gäbe es am Tegernsee nichts Vergleichbares mehr. „Keine Barbesitzer oder Pächter hatten danach noch ein regelmäßiges Interesse daran gehabt, dass hin und wieder, zum Beispiel einmal im Monat oder vielleicht sogar alle zwei Wochen, ein musikalisches Highlight stattfindet“, sagt Brugger. Dabei ist das unternehmerische Risiko für die Lokalbesitzer überschaubar. Normalerweise ergibt sich die Gage durch die Eintritt

„Als ich dann vor zwei Jahren beim „Bairischen Rundfank“ als Sänger eingestiegen bin, war ich sehr skeptisch, ob wir mit der Musikrichtung Funk und Soul bei den Zuhörern ankommen werden. Die Resonanz auf diese Art Musik, speziell mit bayerischen Texten, war dann einfach überwältigend. Plötzlich tanzten die Leute und die komplette Stimmung bei Gigs ist einfach positiv und enorm mitreißend.“ Inzwischen ist Mundi mit seinen Inntaler Bandkollegen in ganz Bayern unterwegs. Daß sich auch in der Heimat was getan hat, freut Mundi aber am meisten. Das

letzte Konzert in Seeglas in Gmund hat es bewiesen: Das Interesse der Tal-Bevölkerung, Livekonzerte zu besuchen, ist also da. „Auch wir, die ,The Educated Bums‘, haben nach unserer Gründung vor vier Jahren viel Lehrgeld bezahlt und es seitdem nur peu à peu geschafft, uns bis heute einen Namen im Landkreis zu machen. Jetzt werden wir regelmäßig von Veranstaltern gebucht, hatten u. a. im Juli bei der Graduierungsfeier der Berufsschule Miesbach in Bad Wiessee im Hotel zur Post oder beim Sommerfest des Gymnasiums Tegernsee Auftritte“, freut sich Brugger über die positive Entwicklung seiner Band. Ein erstes eigenes Album soll demnächst folgen. Die Motivation der beiden Tegernseer Musiker und ihrer Bands ist weiterhin ungebrochen, und wer weiß: Vielleicht füllen sie tatsächlich irgendwann einmal große Konzerthallen oder landen einen Charthit. Aber vor allem über den ein oder anderen Auftritt in ihrer Heimat würden sie sich schon sehr freuen – wenn sie denn die Chance dazu bekämen.

Text: Martin Heilmann Foto: Peter Posztos

Marlon Brugger mit seiner Band „The Educated Bums“

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BETRIEBE AUS DER REGION

tegernseerstimme.de | September / Oktober 2011

BETRIEBE AUS DER REGION

Der Hofladen am Boarhof W

ir backen und kochen fast nur mit Feuer, das entschleunigt den Kochprozess und schmeckt besser“, erklärt Maria Bogner. „Früher, bei uns auf dem Hof, wurde morgens eingeschürt und ein Braten hatte den Vormittag Zeit zu garen, ganz von selbst, das gab die köstlichsten Soßen“. Die dreiunddreißigjährige Betreiberin des Hofladens in Holz stammt ursprünglich aus einem Bauernhof am Starnberger See. Bei sieben Geschwistern wurden dort immer große Mengen gekocht, erzählt sie, alles selbst gemacht, das war gar nicht anders vorstellbar. Gelernt hat Maria Bogner Steuerfachgehilfin, dann kamen drei Kinder. Seit zwei Jahren bewirtschaftet sie gemeinsam mit ihrem Mann Markus den Boarhof, der im sechzehnten Jahrhundert zwischen den Ortschaften Gmund und Bad Wiessee gebaut wurde, und zu den ältesten Höfen am Tegernsee gehört. Vor etwa dreihundert Jahren von Erzgießer Ferdinand von Miller erworben, blieb der Boarhof bis heute in Familienbesitz. Als Pächter entwickelt die Familie Bogner seit zwei Jahren aus dem Zehn-Hektar Betrieb mit Wald - und Landwirtschaft, der handwerklichen Produktion von Lebensmitteln, dem Bauernschank und dem Ausrichten von großes Festen in der Tenne ihr eigenes Konzept der Direktvermarktung. Donnerstags zieht vom Backhaus her der Duft von Holzofenbrot und Brotklee. Ab vierzehn Uhr, bis Samstag Mittag kann man es im Hofladen beziehen

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An der geschützten Stallwand biegen sich hochgebundene Äste unter Unmengen noch nicht ganz reifer Früchte. Es gibt Weichseln und Sanddornbüsche und einen weitläufigen Beerengarten. Bei der Tierhaltung setzt Bogner auf die alten, genügsamen und vielseitigen Nutztierrassen. Drei wollige Walliser Schwarznasenschafe werden gehalten, sowie bayerische Landgänse und Puten, die man zu St. Martin und Weihnachten vorbestellen kann. Schweine sollen später ebenfalls dazu kommen.

oder im Bauernschank nebenan kosten, und dazu, was es noch zu einer ursprünglichen Brotzeit noch braucht: Bauernspeck, Eier, Bergkäse, Wein und Obstler, Geräuchertes, Handgewebtes, Eingemachtes, Holzwaren, Geschirr.

In der Tenne des Hofes richtet das Ehepaar von Ostern bis Kirchweih Feste für bis zu 200 Personen aus. Dann wird mit weißem Tischtuch eingedeckt, der Braten kommt im Reindl. Alle Speisen werden selbst gekocht und gebacken. Wer seinen Gästen eine urtümliche Brotzeit richten lassen möchte, kann dafür den Bauernschank mit Blick in die Tegernseer Berge mieten.

Markus Bogner hat den mehr als einhundert Jahre alten Hausbackofen mit Holz befeuert, später die Körbe mit dem bemehlten Teig über den Hof balanciert, den seine Frau schon morgens um sechs Uhr angesetzt, von Hand geknetet und in Tücher gewickelt hat. Vierzehn Natursauerteiglaibe ergibt das heute, dazu Vollkornbrote und Vintschgerl. Später kommt eine riesige Emaillepfanne mit marinierten Brotzeitzwiebeln zum Schmoren ins Rohr, um die Resthitze zu nutzen. „Wir teilen uns alle Arbeit“, erklärt Maria Bogner, Angestellte gibt es nicht im Hofladen. Erfahrungen mit der Produktion und der Direktvermarktung von Lebensmittel haben sie und ihr Mann bereits einige Jahre lang als Senner auf der Schwarzentennalm gesammelt, wo sich ihre Milch- und Käseprodukte bei den Wanderern gut verkauften. In ihrem landwirtschaftlichen Familienbetrieb müssen die Bogners vielseitig sein und sich gut ergänzen. So baut Markus Bogner Urroggen für das hofeigene Brot an, erweitert die Scheune als Wohnraum, bewirtschaftet den gepachteten Wald und versorgt das Vieh. Der gelernter Elektriker und Landwirt engagiert sich als Aufsichtsratvorsitzender in der „Naturkäserei Tegernseer Land e. G.“, und arbeitet zusätzlich zur Arbeit auf dem

Hof einige Wochenstunden bei einem Hersteller für Pferdefuttermittel. Maria Bogner ist für die Produktion der Backwaren, Brotaufstriche, Konfitüren, und Chutneys zuständig. Vertrieben werden die Hofladenwaren zusätzlich auf saisonalen Märkten rund um den Tegernsee. Was nicht selbst hergestellt werden kann, wird von nachhaltig arbeitenden Betrieben in der Region bezogen. Den Sommer über nehmen die Bogners Jungvieh in Pension. Achtzehn Murnau-Werdenfelsener Rinder dösen gerade im Schatten der Obstbäume. Produkte aus diesem Fleisch werden saisonal im Laden angeboten. Markus Bogner führt über den Hof und erklärt, „dass es keinen Grund gibt, warum nicht auch hier, auf 800 m Höhe Aprikosen wachsen sollen.“

Das Hofladenkonzept der Bogners kommt bei den Kunden gut an, es gibt schon viele Stammkunden aus der Umgebung. Touristen verbinden den Einkauf mit einer schönen Wanderung, Ältere kommen, um sich an früher zur erinnern, junge Familien, weil die Kinder das Tiere streicheln lieben. „Unsere Kunden sollen sich,“ sagt Maria Bogner entschieden, „bei uns willkommen fühlen und ein gutes Gefühl mitnehmen, das ist unser ganzes Anliegen“. Text und Fotografie: Cordula Flegel

Mehr zum Thema im Internet unter:

www.brotzeit-leben.de

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VORURTEILE IM TAL?

tegernseerstimme.de | September / Oktober 2011

tätig sind, ist vielleicht auch ausschlaggebend dafür, dass sie ein „normales Leben“ führen können. Hauptsächlich Frauen kommen in den Laden. Das Sortiment ist danach ausgerichtet. Frauen haben meistens weniger Berührungsängste mit Schwulen, da sie sich, anders als Männer, nicht in ihrer gesellschaftlichen Rolle gefährdet sehen müssen. Davon abgesehen, verbinden sie häufig unzählige Interessen, beispielsweise der Spaß an ausgiebigen Shoppingtouren oder dem Ausgehen.

Thomas und Robert Kühn

„Ich würde nie mit einer rosa Fahne durchs Tal laufen“

Text: Steffen Greschner, Foto: Philippe Arlt

D

as ist mein Mann.“ Robert Kühn stellt seinen Partner Thomas vor. Die beiden trinken gerade einen Espresso mit ihrer Geschäftsnachbarin neben ihrem Schuhgeschäft in der Münchner Straße in Bad Wiessee. Die Kühns gehen ganz offen mit ihrer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft um. Thomas, ein gebürtiger Sachse, kam mit 16 Jahren nach Schliersee, um eine Bäckerlehre zu machen. „Nichts für mich“, sagt er heute, mit 29 Jahren. Das frühe Aufstehen lag ihm schon damals nicht. Da kommen ihm die Öffnungszeiten des Schuhladens schon mehr entgegen. Seit 1998 wohnt Thomas in Bad Wiessee. Kennengelernt hatte er Robert auf einem Fest in München. Robert, der in Bad Wiessee aufgewachsen ist, legt großen Wert auf Ehrlichkeit. „Je offener man mit seiner homosexuellen Neigung

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umgeht, desto normaler wird es.“ Für die eigene Familie. Für Freunde. Und das komplette Umfeld. Die beiden gehen stets in die Offensive. Sie führen ein authentisches Leben, wie sie sagen. Wegen ihrer sexuellen Neigung sind die Kühns im Tegernseer Tal noch nie angesprochen worden. Auch ihr Comingout bei Familie und ihrem Umfeld wäre nicht der Rede wert gewesen.

„Als wir ganz jung waren, waren wir natürlich auch in der Schwulenszene unterwegs“, sagt der 28-jährige Robert. Es sei identitätsstiftend, sich unter Gleichgesinnten zu bewegen. Er erzählt ein wenig von seiner Jugendzeit am Tegernseer Gymnasium. Dass es natürlich Mobbing gab. Aber nicht nur gegen Homosexuelle, sondern auch gegen andere Schüler, die ein bisschen „anders waren als die Masse“. „Sexuelle Aufklärung in der Schule ist wichtig.“ Egal, in welche Richtung sie geht. Robert plädiert für einen selbstverständlicheren Umgang mit diesem Thema. Je früher man sich outet, desto besser. Manche würden das Thema viel zu lange mit sich herumtragen und sich selbst zermartern.

Beide wollen ein „ganz normales Leben“ in einem „normalen Umfeld“. Die Schwulenszene, die sich weit weg – in München und ein bisschen auch in Rosenheim – abspielt, ist ihnen egal. Sie möchten sich ganz normal in die Gesellschaft einbringen. Zum Beispiel bei den Aktiven Wiesseern, dem örtlichen Gewerbeverband.

Die Erfahrung hat auch Klaus N.* gemacht. Bis heute hat er sich nicht geoutet. Nicht gegenüber seiner Familie und nicht gegenüber Bekannten und Kollegen. Klaus führt ein Doppelleben: Zu Hause im Tal spielt er den Normalo, der tagsüber ins Büro geht und dann brav nach Hause. Lange glaubte er wirklich, dass er hetero sei. Bis der Wunsch, mit Männern zusammen zu sein, für ihn unerträglich wurde. Zahlreiche Avancen wurden ihm gemacht, auf die er anfangs nicht einging.

Dass die Kühns Schuhe verkaufen und nicht in einer reinen Männerdomäne

Erst mit Mitte zwanzig hat Klaus sich seine Neigung eingestanden.

VORURTEILE IM TAL?

Heute geht er abends oft nach München oder Rosenheim, wo er „so sein kann, wie er ist“. Mit gleichgesinnten Männern tanzen, trinken, Spaß haben. Manchmal auch mehr. Eine feste Beziehung hat er derzeit nicht. „Es hat schon lange nicht mehr gefunkt“, bedauert er. „Ich würde nie mit einer rosa Fahne durchs Tal laufen.“ Klaus N. hat bis heute nicht den Mut gefunden, sich zu outen. Nicht bei seiner sehr konservativ denkenden Familie. Nicht bei seiner Arbeitsstelle. Geschweige denn bei seinem Umfeld. Lediglich ein paar wirklich enge Freunde wissen Bescheid. „Immer, wenn ich es sagen wollte, machten sich ein paar Leute gerade über ein schwules Paar lustig“, erklärt er entschuldigend. Die Angst hatte ihn immer wieder zurückgehalten, die Wahrheit auf den Tisch zu legen. Existenzängste, Angst vor Kritik, Angst vor Gesichtsverlust, Angst ums Ansehen. Einfach die Angst, dass Menschen unverständlich und abwertend auf seine homosexuelle Neigung reagieren. Einige Männer aus dem Tal hätten das Problem, ihre Liebe zu Männern offen zugeben zu können. Genau wie Klaus führen sie ein Doppelleben. Nach außen die heile Familienwelt. Ehefrau. Kinder. Trachtenverein. Elf Freunde im Fußballclub. Irgendwie arrangieren sie

sich mit ihrer Partnerin. Verschweigen den Kindern ihr Tun. Ihre homosexuelle Neigung leben sie heimlich aus. Das Verständnis für andere Lebensformen sei im Tal nicht vorhanden, meint Klaus. Die meisten wären traditionell erzogen, zu sehr in alte Familienbilder verhaftet. Gerade die mittleren und älteren Generationen wären betroffen. Er zählt sich selbst mit Mitte vierzig auch dazu. Bei den Jüngeren sei es jetzt anders, so sein Gefühl. Die würden insgesamt offener damit umgehen. Klaus N. dagegen sieht für sich keinen wirklichen Ausweg: „Für mich ist der Zug abgefahren.“

Die Offenheit und der Mut, der die Kühns auszeichnet, ist für den 46-Jährigen nur ein ferner Traum. Wo die Trennlinie zwischen den beiden Realitäten verläuft, lässt sich nur schwer ausmachen. Ist es das Alter, die gesellschaftliche Schicht oder einfach nur der eigene Anspruch, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, ohne ständige Angst, von anderen geoutet zu werden? Auch Klaus kennt die Antwort auf „sein“ Problem nicht. Er weiß nur eines mit Gewissheit: Eine Aussage wie „Das ist mein Mann“ würde ihm nie über die Lippen kommen. * Name von der Redaktion geändert

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HINTERGRUND

tegernseerstimme.de | September / Oktober 2011

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entstehen. Die Refinanzierung steht an erster Stelle. Und die funktioniert nicht über das Maximilian an sich, sondern über die bebaubaren Freiflächen.“

Das Maximilian Zwischen Abriss und Erhalt Text: Steffen Greschner, Fotos: Mick Zollenkopf

D

ie Seegeister wissen es in ihrer Chronik noch ganz genau: „Vielen unvergessen sind die legendären Faschingsfeste im Hotel Maximilian! Wenn beispielsweise der Glasl Ernst mit seiner Dulcinea schwungvoll durch den Saal ritt. Das war in den 50ern. Heute ist das Maximilian eine mehr als baufällige Ruine. Mitten im Gmunder Zentrum und der erste Blickfang für jeden Besucher im Tegernseer Tal. Schwingen „tut“ dort niemand mehr das Tanzbein, und einigen wäre es am liebsten, wenn endlich die Abrissbirne ihre Arbeit verrichten würde. Aus den Augen, aus dem Sinn. Und das leidige Thema hätte ein Ende. Diesen Standpunkt hat auch der Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing lange vertreten. Bis... ja, bis es Anfang 2010 zur Bürgerwerkstatt kam und über 100 Menschen sich zu Wort gemeldet haben. Mit Gedanken, Ideen und Wünschen. Mit Vorschlägen zur Nutzung des alten Gasthofs. Vom Fahrradhotel bis zur

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Für den Erhalt: Der Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing

Jugendherberge oder einem Biergarten war alles dabei. Sogar ein Förderverein Maximilian wurde in den Folgemonaten aus dem Boden gestampft.

Der von Ihnen angesprochene Bürger wollte das Maximilian in dem Falle abreißen lassen. Und gerade das kann nicht in unser aller Interesse sein.“

Und plötzlich klangen auch die Töne aus dem Rathaus ganz anders. Im Frühjahr 2010 ließ Georg von Preysing gegenüber der Tegernseer Zeitung verlauten: „Der Druck der Denkmalschützer ist inzwischen so groß, dass die Zukunft wohl auf Basis eines Erhalts zu planen ist.“

Der Abriss ist also erst einmal vom Tisch. Fragt sich, was den Sinneswandel des Bürgermeisters herbeigeführt hat. Ein Aspekt ist wohl die ehrliche Einsicht, dass es schwierig ist, als Bürgermeister eine Meinung zu vertreten, die gegen die Wünsche vieler aktiver Bürger geht – deutlich kundgetan bei der Bürgerwerkstatt.

Ab diesem Zeitpunkt war vieles anders: Der Bürgermeister wandelte sich vom Abrissfan zum erbitterten Kämpfer für den Erhalt. Auf eine Gemeinderatsanfrage der Grünen Helga Wagner, weshalb „das Angebot eines Gmunder Bürgers, das Grundstück zu erwerben und der Gemeinde unentgeltlich als Park zur Verfügung zu stellen“, dem Gemeinderat vorenthalten wurde, antwortete von Preysing mit klaren Worten: „Das Maximilian-Areal zum Park zu machen, war kein Ziel der Bürgerwerkstatt.

Ein weiterer Punkt ist aber sicher auch das Denkmalamt, das klargemacht hat, dass es bei einem Abriss nicht mitmacht. Daraus hatte auch Oliver Reiz, der Geschäftsführer der SMG, vor knapp einem Jahr seine Schlüsse gezogen. Gegenüber der Tegernseer Stimme stellte er auf den „Investorentagen“ im Herbst 2010 klar: „Das Gelände ist sehr interessant für potenzielle Investoren. Aber natürlich kann da keine Jugendherberge

vorhanden. Und das auch, obwohl Preysing inzwischen die Hardliner-Variante wählt, sich klar auf die Seite der Investoren stellt und keine Alternative auf dem Weg zum Erhalt des Maximilian sieht.

Ein potenzieller Investor ist mit der Firma ten Brinke zwar inzwischen im Gespräch, Dabei verweist er auf die Gefahr, dass aber der Inhaber will sich verständlicher- „die notorischen Widerständler“ in den weise aus dem Gröbsten erst mal raushal- Reihen der Bevölkerung das Konzept ten. Somit soll die Planungskosten auch kaputtmachen. Wie beim Gut Kaltendie Gemeinde übernehmen. Ein Aspekt, brunn sei derzeit die Gefahr sehr groß, den die streitbare Helga Wagner auf ei- dass man den Investor vergraule. Und ner der letzten Gemeinderatssitzungen so wurde Von Preysing recht deutlich, angesprochen hatte und damit Georg als er, an Helga Wagner gerichtet, die von Preysing ziemlich folgenden Worte wählin Rage brachte. te: „Wir werden die In einem LeserGeorg von Preysing: Situation beobachbrief wiederholt ten. Aber es kann „Wir werden die Gemeinderäeinfach nicht sein, tin dann ihre Fradass eine Gemeindie Situation ge: „Warum wird derätin alles dafür beobachten...“ keine Regelung tut, um den Investor zur Kostenüberzu vertreiben.“ nahme mit ten Brinke getroffen? Denn es ist nicht sicher, Wagner selbst sieht das anders, für sie dass dieses Projekt auch wirklich gebaut ist es die Pflicht eines Gemeinderats, die wird, und die Kosten für Planung bzw. angesprochenen Punkte zu hinterfraBebauungsplan müsste dann alleine die gen. Sie sieht sich nicht als Querulantin Gemeinde tragen, da jetzt schon die Auf- und macht das in ihrem Brief auch deutstellung eines vorhabenbezogenenen Be- lich: „Ich wollte keine Grabenkämpfe bauungsplans beschlossen wurde.“ anzetteln, sondern lediglich einige offene Fragen klären. Dies ist, gerade in meiDass der Aspekt der Absicherung bei ner Funktion als Vertreterin der Bürger, der Kostenübernahme nicht komplett meine Pflicht.“ aus der Luft gegriffen ist, zeigt ein Blick 500 Kilometer weiter westlich. Dort Der Bruder Barnabas alias Nico Schifferer steht der Investor und Bauunterneh- hatte diesen März in seiner Fastenpredigt mer ten Brinke zur Zeit unter Verdacht, seine ganz eigenen Vorschläge für den beim Bau des Kölner Polizeipräsidiums Gmunder Bürgermeister parat. Er fand es in einen handfesten Korruptionsskan- ausgesprochen ungerecht, dass dem Baudal verwickelt zu sein. Im Februar die- ingenieur Von Preysing drei Ruinen vor sen Jahres schreibt die Onlineausgabe die Tür gestellt wurden – Kaltenbrunn, der „WAZ“ dazu: „Das desaströse Zeug- Maximilian und der Ludwig-Erhard-Platz. nis der Prüfer: Ein manipulations- und „Die erste darf er nicht umbauen, die korruptionsfreier Wettbewerb wurde zweite kann er nicht abreißen, und die nicht gewährleistet. Begünstigter war dritte darf er nicht in die Luft jagen.“ der Bauunternehmer ten Brinke. Korruptionsanzeige wurde erstattet.“ Sein Vorschlag für das Maximilian: „Einen Swingerclub soll man draus Die Vorsätze sind in Gmund zwar etwas machen. Dann klappt‘s auch mit dem anders. Trotzdem ist ein gewisses Risiko Publikumsverkehr.“

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REPORTAGE

tegernseerstimme.de | September / Oktober 2011

REPORTAGE

„In meiner Heimat in Aue hatte ich zwar Arbeit, habe aber nur einen Hungerlohn verdient“

„Ich bin ein Ossi“ ...und arbeite im Tegernseer Tal

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in Lederhosen tragender Görlitzer begrüßt die Gäste an der Rezeption und wünscht abends ein „schnarch guud“. Ein Zwickauer Koch kocht Schweinsbraten mit Knödel, die Kellnerin im Dirndl kommt aus Chemnitz und serviert zu Apfelstrudel „ä Scheelchn Heeßn“. Und das alles an einem Ort am Tegernsee, im tiefsten Urbayern, wo Touristen eigentlich gelebte Tradition und Kultur erwarten. „Ich bin Ossi, bin 26 Jahre alt und gelernter Hotelfachmann. Seit fünf Jahren arbeite ich im Medical Park am Tegernsee“, sagt Sören.Vom „Hörensagen“ hat Sören vom Tegernsee, den vielen offenen Stellen, vor allem in der Hotellerie und Gastronomie, erfahren und sich kurzerhand auf eine im Internet ausgeschriebene Position beworben. Viele „Ossis“ hat es wie Sören inzwischen in die alten Bundesländer, in den Süden nach Bayern und auch ins Tegern-

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seer Tal verschlagen. „In meiner Heimat in Aue hatte ich zwar Arbeit, habe aber nur einen Hungerlohn verdient“, sagt Sören. „50 bis 60 Stunden in der Woche schuften und mit 1000 Euro netto nach Hause gehen.“ Das sei völlig normal. Vor Kurzem hat sein Ausbildungsbetrieb Insolvenz angemeldet und musste alle Mitarbeiter entlassen. „Nur alte Menschen da. Die Bettenauslastung sank immer weiter. Das ist schon traurig.“ In den neuen Bundesländern gibt es bis heute viele Probleme. Zu den größten gehören die hohe (Jugend-)Arbeitslosigkeit und ein geringes Angebot an Jobs überhaupt. Vor allem aber die, im Vergleich zu vielen alten Bundesländern, deutlich schlechtere Bezahlung. Daran hat sich in den vergangenen Jahren trotz „Aufbau Ost“ nur wenig geändert. Im Tegernseer Tal sieht das ganz anders aus: Die Nachfrage nach Personal im

Tourismussektor ist am Tegernsee größer als das Angebot an qualifizierten, aber auch an ungelernten Arbeitnehmern. Servicemitarbeiter, Köche, Kellner, Zim-

mermädchen, Tellerwäscher, Fachkräfte die Liste ist lang. Gerade während den Saisons im Sommer und im Winter fehlt es vielen Hotels und Gaststätten an Personal. Woher die Bewerber kommen, ist da absolut zweitrangig, so das Fazit vieler Hotel- und Gaststättenbesitzer. Diese Chance haben viele motivierte Arbeitnehmer wie Sören genutzt. Neben einer sicheren und gut bezahlten Stelle bringt vielen der Tegernsee auch einen neuen Lebensmittelpunkt. „Anfangs bin ich alle zwei Wochen nach Hause gependelt und hatte ,nur‘ eine Personalwohnung. Mittlerweile habe ich eine eigene Wohnung und besuche meine Familie nur noch zwei bis dreimal im Jahr“, so Sören, der sich am Tegernsee voll integriert hat. Sörens Freundeskreis besteht aus einigen Arbeitskollegen, aber auch aus vielen Einheimischen. Sein Gehalt hat

sich beinahe verdoppelt, seit er im Tal arbeitet. „Das ist im Vergleich zu früher ein Unterschied wie Tag und Nacht.“ Rund drei Viertel der Mitarbeiter in Hotellerie und Gastronomie sind inzwischen Auswärtige, zum Teil aus den neuen Bundesländern, viele aus Ostund Südeuropa. Was alle schätzen, ist das sehr gute Trinkgeld am Tegernsee. „Teilweise kann ich meinen kompletten Nettolohn sparen und nur vom Trinkgeld leben. Die Gäste haben hier schon dicke Geldbeutel und sind sehr spendabel.“ Zahlreiche Freunde, Bekannte und ehemalige Arbeits- sowie Berufsschulkollegen von Sören haben in Bayern eine neue Heimat gefunden. Zu Hause sind viele eifersüchtig auf Sören und die anderen „Ossis“, die gerade am Tegernsee einen Job gefunden haben: „Die Berge und der See, und was es hier zum Gehalt und dem Trinkgeld noch kostenlos

oben drauf gibt! Das kann sich in Aue niemand vorstellen.“ Bei allen traditionellen und kulturellen Widersprüchen, denen Touristen am Tegernsee ab und zu ausgesetzt sind: Am Ende des Tages zählen die Qualität des Services, die Zubereitung und der Geschmack des Essens sowie die Freundlichkeit der Bedienung. Ob in der Küche ein Bayer, in der Lederhose oder im Dirndl ein Einheimischer oder eine Auswärtige steckt, ist da eigentlich doch vollkommen egal.

Text: Martin Heilmann Fotos: Peter Posztos

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BOULEVARD

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Vom Tegernsee zum Fleesensee

Wie man das BräustüberlGefühl in den Norden bringt

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as Herzogliche Bräustüberl Tegernsee hat sich zwischenzeitlich zu einer Marke entwickelt, die für Lebenskultur, Biergenuss und bayerische Küche steht. Mehr noch, für viele Menschen außerhalb des Tals ist es mittlerweile ein Synonym für den Tegernsee.

Barbara Lang und Chefkoch Manfred Zydun offensichtlich erfolgreich gemeistert hat.

Für die gute Sache ging es mit dem bekannten Bräustüberl-Sprinter und einem Teil des Küchenteams über Berlin an den Fleesensee in der MecklenburgWas liegt da näher, als Essen, Bier und Vorpommerschen Seenplatte. Dort Kultur, sprich das Gefühl, das die Behatte der frühere Torwart des FC St. sucher in ihrem Urlaub haben, direkt Pauli und heutige Versicherungsunterzu ihnen zu brinnehmer Axel Lange gen. Beim Bier (Generali) zur allübernimmt diese jährlichen GolftroDen Film zur Tour gibt Aufgabe das umphy zugunsten der es auf YouTube unter triebige Brauhaus Uwe–Seeler-StifTegernsee. Doch tung geladen. http://bit.ly/r5zT9a beim Rest ist die Aufgabe nicht so Mit dabei so illustre einfach. Wie schafft Gäste wie Uwe Seeler, man es, das typische Bräustüberl-Gefühl Erich Ribbeck, Schauspieler Jan Josef zu konservieren und 600 Kilometer weiLiefers, Moderator Gerhard Delling ter nördlich wieder aufleben zu lassen? sowie die Chefin von Air Berlin, Elke Eine Herausforderung, die das Team um Schuett.

Die gute Sache erbrachte übrigens eine Spende in Höhe von 101.000 Euro zugunsten der Uwe-Seeler-Stiftung für hilfsbedürftige Menschen. Doch nicht nur Golfen und Spenden standen auf der Tagesordnung. Der erste Abend war ganz im Zeichen des Bräustüberls gehalten. Die Herausforderung für das Team: 220 Gäste in einem ungewohnten Umfeld zu bewirten. Stilecht, zünftig und urig in Weißblau. Mit original Haxn, Weißwürstl vom Holnburger aus Miesbach und allem, was das Bräustüberl so zu bieten hat. Der Lohn: zufriedene Gesichter, zehn Sterne von Gastrokritiker Heinz Horrmann und ein begeisterter Thomas Kammeier, Sternekoch des Berliner Restaurant Hugos: „Wir haben eine wunderbare Schweinehaxe gegessen. Auf dem Level eine ganz klare 10.“

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