Seine Kaiserliche Majestät Qädamawi Haile Selassie im Interview

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Seine Kaiserliche Majestät

Haile Selassie I König der Könige

im Interview



„Als die streitbare italienische Journalisten Oriana Fallaci einmal den Kaiser [Haile Selassie I] interviewen wollte, gab ihr der Palastminister zu verstehen, dass sie unmöglich in Hosen vorgelassen werden könne.1 „Sagen Sie Seiner Majestät“, gab sie zurück, „dass ich entweder in Hosen oder nackt komme.“ Sie sollte ihr Interview bekommen, aber musste sie sich doch herablassen in langen Kleidern zu erscheinen.“2 Interview von Oriana Fallaci3 mit Seiner Kaiserlichen Majestät Haile Selassie4 I. in Addis Ababa. Herausgegeben am 23. Juni 1973: Oriana Fallaci: Da ist eine Sache, Eure Majestät, die mich beschäftigt seitdem ich Arme [Menschen] hinter Ihrem Wagen herlaufend sah, kämpfend nach einer 10-Cent Dollar Münze.5 Was fühlen Sie, Eure Majestät, wenn Sie an Ihr Volk Almosen austeilen?6 Kaiser Haile Selassie I., Auserwählte Gottes: Reich und Arm haben schon immer und werden immer existieren. Warum? Weil es welche gibt die arbeiten und welche nicht.7 Jener der sich wünscht Leben zu ernten und Jener der vorzieht nicht zu arbeiten. Nun es ist wahr, dass uns Unser Herr gleich(berechtigt) auf die Erde gesandt hat. Doch es ist auch wahr, dass wenn einer geboren ist er weder reich noch arm ist. Er ist nackt.

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siehe 5. Mose 22,5: „Männerzeug darf nicht auf einer Frau sein, und ein Mann darf nicht das Gewand einer Frau anziehen. […]“ 2 siehe Prinz Asfa Wossen Asserate, „Ein Prinz aus dem Hause David“, Scherz Verlag, 2007, S.85 3 Oriana= hell, strahlend, schön ; Fallaci (fallacia)= Falschheit 4 Haile Selassie = Kraft der Dreifaltigkeit 5 äthiopische Dollar (E$) 6 siehe „Fetha Nagast-The Law of the Kings“, Chapter XVI, Section Alms, Frontline International, Chicago, 2002 bzw. Lukas 12,33; 11,41; Hosea 6,6; Hebreär 13,16 7 „Laziness is the sole breeder of sin,poverty and discontent.“ Haile Selassie I., 12.Juni 1963

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Später stellt sich, durch eigenes Handeln heraus ob jemand arm oder reich ist. Ja, Wir sind Uns bewusst, dass das Almosen verteilen keinen nützlichen Zweck erfüllt. Es gibt nur ein Mittel zur Beseitigung des Armutsproblems: Arbeiten!!! Oriana Fallaci: Eure Majestät, ich möchte sicher gehen, dass ich Euch richtig verstanden habe. Meinen Sie, Eure Majestät, dass wer auch immer arm ist, es verdient hat? Kaiser Haile Selassie I., König aller Könige: Wir haben gesagt, dass wer auch immer nicht arbeiten will auch nicht arm sein möchte. Wir haben gesagt, Reichtum kann nur durch hartes arbeiten erreicht werden. Wir haben gesagt, solche die nicht arbeiten werden hungern. Und nun sagen Wir, dass die Fähigkeit etwas zu verdienen bei jedem Einzelnen liegt. Jeder Einzelne ist verantwortlich für seine Missetaten, sein Schicksal. Es ist falsch anzunehmen das Hilfe von oben herabfällt wie ein Geschenk. Wohlstand muss verdient werden. Arbeiten ist eines der Gebote des Herrn. Was sind Almosen?8 Oriana Fallaci: Eure Majestät, was denkt Ihr über die nun unzufriedene Generation? Ich meine die Studenten randalieren in den Universitäten, speziell in Addis Ababa und… Kaiser Hailes Selassie I., Herr aller Herrn: Junge Leute werden junge Leute bleiben .Man kann das Benehmen der Jugend nicht verändern. Außerdem ist das nichts Neues. Es gibt niemals etwas Neues unter der Sonne.9 Untersuche die Vergangenheit und du wirst feststellen, dass der Ungehorsam die Jugend durch die ganze Menschheit begleitet hat. Die Jugend weiß nicht was sie will. Sie kann es nicht wissen, weil es ihr an Erfahrung und Weisheit mangelt. Es liegt an der Regierung

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siehe Prediger 2; Lukas 11,42+12,33 und Matthäus 6,3+4 siehe Prediger 1,10

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eines Staates, der Jugend zu zeigen welchen Weg sie einzuschlagen haben10 und sie zu bestrafen wenn sie sich gegen die Autorität auflehnen. Es liegt an Uns. Doch nicht alle jungen Menschen sind verrückt und nur die am meist Schuldigen müssen unbeugsam bestraft werden. Die anderen müssen verringert und überredet werden ihrem Land zudienen. So soll es sein! Oriana Fallaci: Bestraft gleich wie eines Todesurteils? Kaiser Haile Selassie I., Sohn Davids: Ein (jeder) sollte alle Dinge die er tut gründlich untersuchen. Ein jeder wird (dann) entdecken, dass die Todesstrafe gerecht und notwendig ist; z.B. für Ungehorsam, Mord.11 Warum? Weil es im Interesse des Volkes ist. Wir haben schon viele Dinge abgeschafft, wie z.B. den Sklavenhandel.12 Doch nicht die Todesstrafe. Es wäre, wie wen auf Bestrafung für solche verzichtet würde, welche die Autorität herausfordern! So denken Wir und so soll es sein! Oriana Fallaci: Eure Majestät, ich würde Euch bitten mir etwas über Euch selbst zu erzählen. Erzählen Sie mir, wart Ihr jemals ein ungehorsames Kind? Doch sollte ich Euch zuerst fragen, ob Ihr überhaupt die Zeit hattet jung zu sein? Kaiser Haile Selassie I., Verteidiger des Glaubens: Wir verstehen diese Frage nicht!

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siehe RastafariWorksAssociation, Heft: „Ras Tafari Greetings“- Erziehung, Eigen Verlag, 2008 11 siehe „Strafgesetzbuch des äthiopischen Kaiserreiches“ , Negarit Gazeta 1957, Artikel: 248-253, 259-265,270,281-285,287-290,300,311-312,316,324326,456,522,637-639 oder 1.Mose 9,6. 12 siehe „Slavery (Abolition) Proclamation“, Negarit Gazeta 1942, Christine Sandford “Ethiopia under Haile Selassie“, Dent&Sons Ltd. London, Seite 143, 1942

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Was für eine Art Frage ist dies? Es ist offensichtlich dass Wir jung waren. Wir sind nicht alt geboren. Wir waren ein Kind, ein Junge, ein Jugendlicher, ein Erwachsener und schließlich ein alter Mann. Vielleicht wollen sie ja wissen was für eine Art Jugendlicher Wir waren. Nun, wir waren ein sehr ernsthafter, sehr fleißiger und sehr gehorsamer junger Mann. Manchmal wurden auch Wir bestraft, aber wissen sie warum? Weil das was Wir studierten Uns nicht genug erschien und Wir wünschten schneller zu lernen. Wir wollten länger als notwendig. Wir verabscheuten es Uns selbst zu amüsieren, Fahrrad zu fahren oder zu spielen. Wir wollten keine Zeit mit diesen Dingen vergeuden.13 Oriana Fallaci: Eure Majestät, von allen Monarchen die noch in Besitz ihrer Macht sind, seid Ihr derjenige welcher am längsten herrscht. In einem Alter, welches den zerstörerischen Untergang vieler Könige mit angesehen hat, seid Ihr der einzig verbleibende absolute Monarch. Fühlten Sie sich jemals fremd in dieser (heutigen) Welt, welche so verschieden ist wie die (Welt) in der Sie aufwuchsen? Kaiser Haile Selassie I., Stern der Dreieinigkeit:: Es ist Unsere Ansicht, dass die Welt als Ganzes sich nicht verändert hat.14 Wir glauben das solche Veränderungen nichts geändert haben. Wir haben auch keine Unterschiede zwischen einer Monarchie und Demokratie bemerken. Für Uns erscheinen sie wie zwei wesentlich ähnliche Methoden eine Nation zu regieren. Nun sage Uns, was ist der Unterschied zwischen einer Monarchie oder einer Demokratie? Oriana Fallaci: Für mich, Eure Majestät bedeutet es, dass in Republiken der Führer (die Führung) gewählt wurde. Doch in einer Monarchie ist dies nicht der Fall!

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siehe „Fetha Nagast-The Law of the Kings“, Chapter XLVI, Section II, Frontline International, Chicago, 2002 14 siehe Prediger 1,10

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Kaiser Haile Selassie I., Hüter des Thrones JAHWES: Wir können dies bezüglich keinen Unterschiede feststellen.15

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schon nach der Verfassung von 1931 besaß das äthiopische Reich ein Zweikammer- Parlament. Zum einen die Abgeordnetenkammer (Chamber of Deputies) und zum anderen den Senat (Senate). Die Abgeordnetenkammer (Chamber of Deputies): wurde bis 1955, gemäß der Verfassung von 1931 von Personen mit hohem Rang gewählt (vgl. Verfassung 1931 Kapitel 4 §32). Diese Mitglieder dieses "Unterhauses" wurden nun nach der 55er Verfassung von dem äthiopischen Volk gewählt. Wahlberechtigt waren alle Äthiopier, Frau und Mann (§95), mind. 21 Jahre und alle 4 Jahre. Um ein gleichmäßiges Wahlablauf zu gewährleisten, wurde das Reich in 100 Wahldistrikte (ca. 210.000 Wahlberechtigte) unterteilt. Jeder Distrikt hatte 2 Abgeordnete. Jede Stadt die mehr als 30.000 Einwohner hat sendet einen weiteren (+50.000 noch einen weiteren). Die zur Wahl stehenden Abgeordneten mussten Äthiopier von Geburt an, mindestens 25 Jahre sein, in dem Distrikt leben und dürfen keine Vorstrafen besitzen (§96). Jeder Kandidat musste Aufgrund des Verbotes von Parteien sein eigenes Programm haben und vorstellen. Zur ersten Wahl 1957 zum Abgeordnetenhaus gab es für die 210 Sitze 300 Kandidaten. 1961 waren es 900 für 250 Sitze (steigende Bewohnerzahl, ab 1965 284 Sitze). Hingegen vieler Behauptungen, „das Parlament sei beherrscht von der Oberklasse“, sank die Zahl der Adligen von 26% (1957) auf 14% (1965). Die stärkste Kraft, und auch Opposition, bildete die Gruppe der Lehrer. Im Schnitt wurde ein Drittel der Abgeordneten eine zweite Amtszeit, durch eine Wiederwahl von dem Volk, ermöglicht. Die Zahl der Wähler stieg von 1957 - 1965 von 3.000.000 auf 5.000.000. Der Senat (Senate): Die Mitglieder des Oberhauses wurden wie schon 1931 von Seiner Kaiserlichen Majestät, auf 6 Jahre, bestimmt (§101). Als Senator musste man mindestens 35 Jahre alt, ein Prinz bzw. hoher Beamter und ohne Vorstrafen sein (§103). Die Anzahl der Mitglieder des Senates durfte nicht höher sein, als die Hälfte der Mitglieder der Abgeordnetenkammer (§102). Alle 2 Jahre wurde ein Drittel der Senatoren durch den Kaiser ausgetauscht. Gesetzgebung: Beide Kammern hatten ihre Sitzungen (mindestens 2/3 anwesend) von November (Thronrede) bis Juni. Alle Beschlüsse beider Häuser mussten mit Mehrheit erreicht werden. Gesetze(svorschläge) konnten von einem Haus, oder Beiden (mindestens 10 Abgeordnete müssen Vorschläge in dem Haus vorschlagen, §86) oder vom Kaiser gemacht werden. Nur Gesetze, die Finanzierungen betrafen, mussten von der Abgeordnetenkammer eingebracht werden. Die Vorschläge mussten jede Kammer passieren bevor sie dem Kaiser, durch den Premierminister, zur Bewilligung vorgelegt wurden. Danach wurde das Gesetz vom Minister der Feder/Premierminister im Negarit Gazeta veröffentlicht. Bei einer nicht Bewilligung gingen die Vorlagen mit

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Oriana Fallaci: Keine Ursache, Eure Majestät, was ist Ihrer Ansicht nach Demokratie? Kaiser Haile Selassie I., Licht der Welt: Demokratie, Republik, was bedeuten diese Worte? Was haben sie in der Welt verändert? Sind die Menschen besser, loyaler oder netter geworden? Sind die Menschen glücklicher? Alles geht weiter, wie zuvor, immer! Illusionen, Illusionen. Man sollte die Interessen einer Nation bedenken bevor man sie mit Worten stürzt. Demokratie ist in manchen Bereichen angebracht und Wir glauben, dass manche afrikanische Völker sie übernehmen sollten. Doch in anderen Fällen ist sie eine Plage, ein Fehler! Oriana Fallaci: Eure Majestät glaubt Ihr zu sagen, dass manche Nationen, Ihre inbegriffen, nicht reif für Demokratie sind und deshalb es (die Demokratie) nicht verdienen? Glauben Sie, dass die Pressefreiheit16 hier nicht toleriert werden kann? Kaiser Haile Selassie I., Oberhaupt der äthiopischen Kirche: Freiheit, Freiheit. Kaiser Menelik II und Unser Vater, beides beleuchtete Männer, untersuchten dieses Wort zu Ihrer Lebenszeit und studierten dieses Problem gründlich. Sie erhoben das Volk, und es wurden tatsächlich viele Zugeständnisse gemacht. Später machten Wir noch mehr Zugeständnisse.17 Wir haben ja schon erwähnt, das Wir es waren, der den Sklavenhandel abgeschafft hatten. Doch, um es noch einmal zu wiederholen; manche Dinge sind gut für das Volk, manche nicht.18

Änderungsäußerungen Seiner Majestät zurück zu den Kammern. (§75-92) siehe auch Christopher Clapham „Haile-Selassie’s Government“, Longmans Ltd. 16 „Freedom of speech and press is guaranted,…, in accordance to law“, Imperial Revised Constitution of Ethiopia 1955, Chapter III, Artikel 41 17 siehe „My life and Ethiopia’s Progress Volume 1“, Kapitel 12 (Seite 65-76), Frontline Distribution, Nachdruck 2003 18 siehe „Fetha Nagast-The Law of the Kings“, Chapter XLVI, Section II, Frontline International, Chicago, 2002

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Es ist wichtig zu erwähnen, dass Unser Volk dies realisiert. Es ist wichtig langsam und behutsam fort zu schreiten, wie ein Vater wachsam über seinen Sohn ist. Unsere Wirklichkeit ist nicht Eure!19 Oriana Fallaci: Eure Majestät, habt Ihr jemals Euer königliches Schicksal bedauert. Habt Ihr jemals davon geträumt ein Leben zu leben wie ein gewöhnlicher Sterblicher? Kaiser Haile Selassie I., König von Shoa: Wir verstehen diese Frage nicht? Sogar in den härtesten, schmerzhaftesten Momenten haben Wir niemals Unser Schicksal bedauert. Niemals. Und warum sollten Wir überhaupt? Wir sind aus königlichem Blut, Autorität ist Unser Recht. Seit es Unser Recht ist und Unser Herr, der Schöpfer Uns erwählt hat, dass Wir Seinem Volk dienen sollen, wie der Sohn seinem Vater, ist es für Uns eine große Freude König zu sein. Es ist etwas wofür man geboren wurde. Oriana Fallaci: Eure Majestät, ich versuche Euch wie ein Mann und nicht wie ein König zu verstehen. Ich frage Euch, Eure Majestät, ob diese Arbeit jemals eine Last für Euch darstellte, zum Beispiel wenn Ihr viel Kraft aufbringen musstet um etwas zu erreichen? Kaiser Haile Selassie I. ,“Ehrendoktor des Rechts“(Cambridge) : Ein König muss es niemals bedauern Kraft aufzubringen.20 Schmerzhafte Erfahrungen sind notwendig und ein König soll nicht halt machen wenn er mit ihr konfrontiert wird. Wir waren niemals ängstlich streng zu sein. Der König weiß was gut für sein Volk ist. Sein Volk hat selbst wenig Einblick über das Gesamte. Und Wir haben niemals darunter gelitten wenn Wir Strafen auferlegten, weil Wir an diese Strafen glauben.

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siehe Johannes 15,19+17,14+12,25 siehe „Fetha Nagast-The Law of the Kings“, Chapter XLVI, Section III, Frontline International, Chicago, 2002 20

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Wir vertrauen voll und ganz auf Unser Urteil. So soll es sein und so ist es. Oriana Fallaci: Eure Majestät Ihr habt schon Strafen und Rügen erwähnt. Ist es war, dass Ihr als Religiöser und Begeisterter an die christliche Lehren glaubt? Kaiser Haile Selassie I., „Mann des Jahres 1935“: Wir waren immer religiös, schon seit dem Tag als Ras Makonnen Uns die zehn Gebote des Herrn, des Schöpfers, beibrachte. Wir widmen einen großen Teil der Zeit um zu beten und um die Kirche regelmäßig jeden Morgen zu besuchen. Doch Wir betrachten Unsere Religion nicht als zwingend, und dem Volk ist die Religionsfreiheit gewährleistet.21 Oriana Fallaci: Während Ihres Besuches in Italien, Eure Majestät, taten die Italiener ihr Größtes um zu demonstrieren wie Leid es ihnen tat, Krieg gegen Euch zu führen. Mit Ihrem Willkommen erzählten Sie Euch, dass es 1935 Mussolinis Krieg gegen Euch war. Sind Sie davon überzeugt? Kaiser Haile Selassie I., Träger des „Ordens für militärische Verdienste“ (Bundesrepublik Deutschland): Es liegt nicht an Uns zu sagen ob es einen Unterschied zwischen Faschisten und Italienern gibt. Es ist nur für euer Gewissen so zu sprechen. Wenn eine große Nation eine Regierung akzeptiert dann bedeutet das die Nation die Regierung auch anerkennt. Wir müssen, wie auch immer, klarmachend das Wir immer vornehm mit Unserem Urteil waren. Mussolinis Krieg von Mussolinis Volk. Zu dieser Zeit waren Wir nicht fähig über Mussolinis Regierung im Hinblick auf die Aggressionen gegen Äthiopien zu beurteilen. Es ist die Regierung selbst, die für sein Volk bestimmt was Rechtens ist. Und Mussolini

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Imperial Revised Constitution of Ethiopia 1955, Artikel 37+40


Regierung attackierte Uns offensichtlich in dem Glauben, das solch ein Krieg sinnvoll für das italienische Volk sei. Oriana Fallaci: Eure Majestät, vielleicht habe ich Eure Meinung nicht begriffen. Sollte ich fragen, wie Ihr Mussolini heute verurteilt? Kaiser Haile Selassie I., „Ehrendoktor des zivilen Rechts“(Oxford): Wir haben es unterlassen über ihn zu richten. Er ist tot- was für ein Zweck hat das richten über Tote? 22 Uns missfällt es, in Beziehung mit einem Mann, der nicht in der Lage ist zu antworten, Hass und Verachtung zu erwähnen. Dasselbe gilt für andere Invasoren Unseres Landes: Graziani, Badoglio. Alle sind sie tot. Stille ist passender. Wir trafen Mussolini 1924, als Wir noch kein Kaiser waren, in Italien während eines offiziellen Besuches. 23 Er war wie ein Freund. Wir mochten ihn, Später aber brach er sein Wort. Das ist etwas was Wir bis heute nicht verstehen. Doch das ist nicht länger relevant. Oriana Fallaci: In diesem Fall, Eure Majestät, wie seht Ihr diese schmerzhaften Kriegsjahre? Den Krieg den wir gegen Euch führten? Kaiser Haile Selassie I., Seine Königliche Hoheit: Wir betrachten sie (die Jahre) mit verschiedenen Reaktionen. Auf der einen Seite ist es unmöglich das zu vergessen was die Italiener Uns angetan haben. Wir leideten so sehr unter eurer Rechenschaft. Auf der anderen Seite was können Wir sagen? Einen ungerechten Krieg zu führen und zu gewinnen, kann jedem passieren. So schnell wie möglich, als Wir 1941 in Unser Land zurückkehrten, erklärten Wir; dass Wir freundlich sein müssen zu den Italienern.24

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da sie schon „weltlich (auf der Welt) gerichtet“ wurden- daher tot sind siehe „My life and Ethiopia’s Progress Volume 1“, Kapitel 18 (Seite 98-104), Frontline Distribution, Nachdruck 2003 23

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Heute ist es genauso. Ihr habt euch in vielen Dingen geändert und Wir haben viele Dinge geändert. Kurz gesagt: Die Geschichte und Gott vergessen niemals, doch der Mensch kann. Wir können Uns noch an alles erinnern. Alles ! Oriana Fallaci: Eure Rede vor dem Völkerbund, auch den Tag Eurer Flucht, Eure Majestät? Kaiser Haile Selassie I., Allmächtiger HERR: Ja, in der Tat. Gut erinnern Wir uns an den Vorabend der Rede; den faschistischen Journalisten der Uns ständig beleidigte, die Worte welche Wir von Uns gaben; ‚Heute passiert es Uns, morgen wird es euch selber treffen.’ Das war genau das, was eintrat. Wir erinnern Uns auch an den Tag, als Wir Uns ins Exil begaben, den dies war der schmerzhafteste Moment in Unserem Leben. Die Wenigsten konnten dies verstehen. Weil es eine große Courage bedeutet. Manchmal erreicht man Dinge nicht mit bloßer Kraft, es verlangt viel mehr Einsatz. Fakt ist, Wir hatten nichts zu verlieren, außer der Hoffnung zurückzukehren zu können um Unser Volk zu regieren. Doch die Hoffnung (in Gott) war gross und als Wir weit gehen mussten, war es Bestimmtheit.25 Wir hatten verstanden, wie die Zukunft gestaltet wird, niemand sah Uns in diesen Tagen verzweifeln.26 Oriana Fallaci: Eure Majestät erzählen Sie mir mehr über sich. Man sagt Ihr habt Tiere und Kinder sehr gern. Seid Ihr auch ein Freund von Menschen?

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„Deshalb erfreut Euch und zeigt keinen Hass gegenüber Unseren Feinden…empfangt die italienischen Soldaten mit Freude…“ Haile Selassie I., Liberation Day, 5. Mai 1941 25 siehe „Fetha Nagast-The Law of the Kings“, Chapter XLVI, Section V, Frontline International, Chicago, 2002 26 siehe „Fetha Nagast-The Law of the Kings“, Chapter XLVI, Frontline International, Chicago, 2002 oder auch „My life and Ethiopia’s Progress Volume 2“, Frontline Distribution, 2.Nachdruck 2003

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Kaiser Haile Selassie I., „Ehrendoktor der Landwirtschaft“(Bonn): Es ist hart mit den Menschen nachsichtig zu sein. Es ist leicht zu Kindern und Tieren nachsichtig zu sein. Sie sind niemals verrückt, niemals.27 Menschen auf der anderen Seite; nun es gibt gute und schlechte Menschen.28 Leben ist wie ein Theater. Man muss nicht versuchen alles sofort und ganz zu verstehen. Es ist nicht mehr belustigend. Wir verlangen viel zu viel von den Menschen um sie zu respektieren. Oriana Fallaci: Was verlangt Ihr von ihnen, Eure Majestät? Kaiser Haile Selassie I., Erster und Letzter: Courage. Würde. Oriana Fallaci: Was verlangt Ihr von einem König, von Euch selbst, Eure Majestät? Kaiser Haile Selassie I., Kaiser des Lebens: In diesem Fall auch Mut. Und eine ausgeglichene Einstellung. 29 Ein König muss in der Lage sein zu manövrieren, fähig sein zu schwanken zwischen Freunden und Feinden, alt und jung. Wir lernten dieses in Unserer Jugend, als Wir Bücher lasen. Wir sind viel gereist. Wir mögen eigentlich nicht zu Reisen. Doch Wir hören nicht auf, denn Wir halten es für sinnvoll um neue Freunde zu gewinnen. Oriana Fallaci: Eure Majestät, Ihr seit Äthiopien. Es seit Ihr der es führt, der es zusammenhält. Was wird passieren wenn Ihr nicht mehr am Leben seid? 27

Markus 10,14; Lukas 18,16 Lukas 11,23; Johannes 3,34 29 siehe „Fetha Nagast-The Law of the Kings“, Chapter XLVI, Frontline International, Chicago, 2002 28

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Kaiser Haile Selassie I., Siegreicher Löwe aus dem Stamme Juda: Was meinen sie? Wir verstehen diese Frage nicht! 30 Oriana Fallaci: Wenn Ihr sterbt, Eure Majestät!? Kaiser Haile Selassie I., Herrscher über die Menschheit: Äthiopien existiert seit mehr als dreitausend Jahren. Es existiert seitdem der Mensch auf Erden ist. Meine Dynastie regiert seitdem Königin Sheba König Salomon traf uns ein Sohn zeugten der sie verband. Es ist eine Dynastie welche Jahrhunderte regiert und noch Jahrhunderte lang regieren wird. Oriana Fallaci: Im Ganzen, Eure Majestät, hattet Ihr kein schönes Leben. Jene die Ihr liebtet sind gestorben: Eure Frau, Eure Söhne und Töchter. 31 Ihr habt viele von Euren Träumen verloren. Doch Eure Weisheit ist grenzenlos. Ich frage Euch: Wie sieht Haile Selassie den (Seinen) Tod? Kaiser Haile Selassie I., König Ras Tafari: Was? Was sehen? Oriana Fallaci: Den Tod, Eure Majestät!? Kaiser Haile Selassie I. , Lebendiger Gott: Tod, Tod? Wer ist diese Frau? Woher kommt Sie? Was will Sie? Genug jetzt, verschwinden sie, verschwinden

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sie.

u.a. siehe: 1.Chronik 28,4; Psalm 45,7+48,15; Jesaja 26,4; 5.Mose 11,12; 1.Samuel 2,30 31 Kaiserin Menen (1891-1962), Prinzessin Zenabe Worq (1917-1933), Prinzessin Tshai (1919-1942), Prinz Mesfin Makonnen (1923-1957) und Prinz Sahle Selassie (1931-1962)

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