Magazin SWISSLIFE // Lädeli

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Titelgeschichte // 31

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Im Réduit Bernstrasse 14 3086 Zimmerwald 079 434 23 60 imreduit.ch

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Ebenfalls herumgesprochen hat sich, dass man hier selbst das Mobiliar verkauft. Das hatte Yvan Ghazarian in Stockholm in einer Bar gesehen, wo ein Gast, der eben noch neben ihm gesessen hatte, mit dem Barhocker aus dem Laden ging. «Eine coole Idee!», fand er. Mittlerweile ist der Möbelverkauf ihr drittes Standbein. So ist es, das neue Lädeli: unkonventionell, unorthodox und immer wieder anders. Und mitunter die schönste Ecke im Shopping-Paradies Schweiz. Zwar erscheint das Lädeli kaum in den Statistiken, die Umsätze sind im Verhältnis zu denen der Marktleader zu klein. Aber im Stadt- und Dorfbild wird es immer sichtbarer. Und es besetzt kleinste Nischen.

Nachhaltigkeit und Fairness auf die moderne Art Zimmerwald auf dem Längenberg, fünfzehn Postautominuten von Bern. Ein Schlaf- und Bauerndorf, knapp 1000 Einwohner, rundherum Wiesen und Wälder, Sicht auf die Alpen. Hier hat Stefanie Aeschlimann im November das «im Réduit» eröffnet, ein Lädeli mit Kinderkleidern, Papeteriewaren, Kosmetika und Wein. Alles aus Bio- und Fair-Trade-Produktion. Nachhaltig, fair und stilvoll lautet ihr Credo. Anfang 2013 hatte die 41-jährige Kommunikationsfachfrau und Mutter zweier Buben ihre Stelle bei der Berner Kantonsverwaltung gekündigt und sich nach einer neuen Aufgabe umge-

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sehen. Als ihr die Nachbarin über den Gartenzaun erzählte, dass die Räume der ehemaligen Bäckerei an der Hauptstrasse frei würden, zögerte sie nicht lange. Als Mutter hat sie sich oft geärgert, dass sie kaum Kinderkleider findet, die wirklich fair und umweltschonend hergestellt werden und trotzdem schön

Hat sie sich den Traum vom eigenen Lädeli erfüllt? «Nein», sagt sie. Es sei aus dem Bedürfnis heraus entstanden, ihren Buben «gesunde» Kleider anziehen zu können. Mit ihrer Initiative ermöglicht sie das auch anderen Eltern. Ein Jahr gibt sie sich und ihrem Lädeli. «Es ist ein Versuch», sagt sie. Die ersten Erfahrungen sind durchwegs

Stefanie Aeschlimann, Im Réduit, Zimmerwald

«In Bern hätte ich mir diesen Laden nie leisten können. Das Risiko wäre viel zu gross gewesen.» sind. «Selbst in gewissen Fair-TradeLäden werden heute Artikel mit Plastik verkauft, die nicht klar deklariert sind», sagt Stefanie Aeschlimann. Bereits sauber deklarierte Einkaufstüten zu finden, ist eine Herausforderung. Geschweige denn die Verkaufsware. Nach und nach wird sie fündig: Kinderkleider findet sie in Schweden und Belgien; Papeterieartikel bezieht sie aus Europa und von einem indischen Fair-Trade-Projekt; «alles Recyclingware oder natürliche, zertifizierte Rohstoffe»; Kerzen aus Palmöl von Kleinbauern in Kolumbien – Stefanie Aeschlimann ist stolz auf ihr Sortiment. Schon bald will sie auch Frauenkleider anbieten.

positiv: Die Leute im Dorf freuen sich, dass in der ehemaligen Bäckerei wieder etwas läuft, Freunde und Zugewandte aus Bern und Umgebung schätzen ihr buntes Sortiment. Fehlt einzig noch eine Zielgruppe: «Die Kunden, denen Bio und Fairtrade so wichtig sind, dass sie auch einen weiteren Weg hierhin auf sich nehmen, muss ich erst noch erreichen», sagt Stefanie Aeschlimann.

Tobias Siebrecht bewegt sich zwischen Zürich und St.Gallen. Der Fotograf zeigt die Welt und ihre Menschen, unterwegs und im Studio. Ob Models, Macher oder Persönlichkeiten, Siebrecht belichtet Momente der Emotion.


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