Snowactive November 2020 | DE

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N OV VEMBER 2020

W M- M E DA A I LLE E IM FO OKUS


Manche sehen einen neuen Antrieb. Wir sehen eine neue Ă„ra.

Der vollelektrische Audi e-tron Sportback. Mehr erfahren auf progress.audi Future is an attitude


Editorial

Der Winter kommt Über was soll ich schreiben – nach einer im Frühling vorzeitig abgebrochenen Wintersaison; nach einem schönen und warmen Sommer und vor einem hoffentlich schönen, kalten und schneereichen Winter? Die Antwort könnte heissen: Den Blick teilen auf neue Highlights, die man in Wintersportregionen bestaunen oder nutzen kann; auf bevorstehende Spitzensport- und Breitensportevents; oder eine Wetterprognose für den kommenden Winter wagen. Das war gestern – und heute? Man kommt nicht umhin, das Wort Corona und die daraus entstandene Krise zu thematisieren. Ungern. Aber unvermeidlich, wie es scheint. Die Thematik widerspiegelt sich im Inhalt, aber meist indirekt in dieser ersten Ausgabe von Snowactive, die sich primär auf Geschehenes

beschränkt und auf Menschen, die im Ski- und Schneesport auffallen oder aufgefallen sind. Und ja: Ein Blick in die kommende Skisaison gibt es trotzdem und etwas ausführlicher aus touristischer Sicht. Das darf nicht nur – das muss sein in einem Schneesportmagazin. Stillstand bedeutet Rückschritt! Diese Aussage habe ich in der letzten Frühlingsausgabe bereits gemacht. Und ich wiederhole sie gerne. Das gilt insbesondere auch für den Winter, der kommt – so oder so! Und es wäre das Falsche schlechthin, wenn wir diese auf uns zukommende schöne Zeit nicht dazu nutzen, uns in diesem gesunden und erfrischenden Umfeld zu bewegen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne und hoffentlich bewegte Winterzeit!

J O S E P H WE I B E L CH EF R E DA K TO R S NOWACT I VE

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Inhalt // November 2020 F OKU S 6 // V-Bahn als Highlight Es ist ein Jahrhundertprojekt für die Jungfrau-Region: Die kurz vor der Vollendung stehende V-Bahn. 10// Sepp Odermatt Der Seilbahnen-Direktor im Gespräch. 11// Online-Ticketing Den Schneesporttag in den Bergen vom Handy aus organisieren.

M E N S C HE N 12 // Interview Guido Mätzler blickt auf 30 Jahre Tätigkeit im Skisport zurück. 19 // Ski alpin Alpin-Direktor Walter Reusser äussert sich zu Strukturanpassungen. 22 // Der neue CEO Bernhard Aregger, CEO von Swiss-Ski im Porträt.

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26 // Legenden Martin Hangl, Super-G-Weltmeister von 1989, gehörte damals zu den festen Werten der Ski-Nationalmannschaft. 30 // In Memoriam: Jacques Reymond: Ein stiller Schaffer mit grossem Herzen.

AK TIV 34 // Interview Dario Cologna steht gegen Ende seiner Karriere noch einmal vor zwei Wintern mit Grossanlässen. 40 // Langlauf Christian «Hitsch» Flury: Der Steuermann der Schweizer Langläufer. 42 // Langlauf Die Schweizer Langlaufschulen feiern ihr 50-Jahr-Jubiläum. 44 // Sportmittelschule Engelberg Seit 25 Jahren fördert die Sportmittelschule Engelberg junge Skitalente. 48 // Snowfarming Tschentenalp Eine alpine Snowfarm gibt es seit bald drei Jahren auch in der Schweiz.

S E RV IC E 58 // Snow Safety Die neue App für Sicherheit im Schneesportunterricht.

Standards 01 // Editorial 04 // Panorama

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42 DA IO DARI COLO CO LOG GNA A WM-ME MEDAI AILLE LE IM FO FOKUS US

56 // Medizin 60 // Achtmal aufgeschnappt

63 // Rätsel 64 // PS.

Titelbild Es wird nicht einfacher, die Erwartungen zu erfüllen, sagt Dario Cologna, der bereits eine grosse Karriere hinter sich und noch zwei Aktivjahre vor sich hat. Auf ihn warten noch zwei Grossanlässe, nächstes Jahr in Oberstdorf und 2022 in Peking.

Foto: Swiss-Ski, Stephan Boegli NOVEMBER 2020

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Panorama E IN B LICK Z U RÜ C K … … braucht es nicht. Wir schauen nach vorne und auf eine der schönsten Freiluftsportarten! Auch wenn mit Blick nach draussen verständlicherweise noch wenig Winterstimmung herrscht, so machen uns die neusten Winterbilder aus den Bergen richtig «gluschtig» auf Schnee- und Skispass wie auf unserem Bild in der Jungfrauregion. Die Wintersportorte jedenfalls sind auch auf einen grösseren Ansturm gefasst.

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FOTO: JUNGFRAUBAHNEN

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Fokus // Neu in diesem Winter

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Eiger Express als Highlight Auch auf diesen Winter hin gibt es in den Skigebieten der Schweiz trotz CoronaWirren einige Neuheiten, die das Wintersporterlebnis noch etwas mehr abrunden sollen. Die V-Bahn in der Jungfrau Region ist zweifellos das Highlight dieser Saison. Wir haben fĂźr Sie einige Rosinen aus den Schweizer Alpenregionen herausgepickt.

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Fokus // Neu in diesem Winter

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Fokus // Neu in diesem Winter

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Die Inbetriebnahme der letzten Etappe des Projekts V-Bahn ist sicher das Highlight in der kommenden Wintersaison. Mit dem Eiger Express wird die Infrastruktur für den Ganzjahrestourismus in der Jungfrau Region markant verstärkt. Er verkürzt die Fahrt von Grindelwald Grund auf das Jungfrau Joch um 47 Minuten. Im Winter sorgt er als Zubringer dafür, dass man sehr schnell und bequem vom Eiger Gletscher zur Wixi-Sesselbahn gelangt und damit direkt die legendäre Lauberhorn-Abfahrt in Angriff nehmen kann. Die Bahn wurde sehr landschaftsschonend mit nur sieben Stützen integriert. Eine hohe Windstabilität soll die Wetteranfälligkeit reduzieren. Die 6483 Meter lange Bahn bringt 2200 Personen pro Stunde in 15 Minuten zum Eiger Gletscher auf 2328 Meter über Meer. Mit dem Terminal in Grund gibt es optimale Schnittstellen zur Bahnverbindung von Interlaken/Grindelwald. ---www.jungfrau.ch

In Zermatt wird fleissig weiter an der Vision der Alpenüberquerung gearbeitet. Das visionäre Projekt soll auf Winter 2021/22 fertiggestellt werden. Bereits in Betrieb genommen wird jedoch in diesem Winter die Kumme-Bahn. 2018 ist sie von einer Lawine zerstört worden. Jetzt wurde sie mit der ersten vollautomatischen kuppelbaren Zehner-Umlaufbahn mit einer Länge von 3220 Metern von Tufternkehr über die Zwischenstation «im Wyss Gufer» bis zum Rothorn ersetzt. Mit einer Kapazität von 1500 Personen pro Stunde werden auch im Gebiet Unterrothorn die Wartezeiten auf ein Minimum reduziert. Es ist übrigens die erste fernbediente Luftseilbahn der Schweiz. ---www.matterhornparadise.ch/de

Ein exklusives Erlebnis bietet Flumserberg: Die VIP-Gondel. Es kann als Gold- oder Silber-Package gebucht werden. Im Gold-Package für 400 Franken enthalten ist ein COLORS Bar Cocktail, die persönliche Betreuung durch einen Bergjet-Attendant, die unlimitierte Benützung der Gondel für maximal vier Personen (unbegrenzte Anzahl Berg- und Talfahrten, wobei mit dem Ausstieg der Event als beendet gilt), eine Flasche Weisswein mit Käsevariation der Alpkäserei Flummserberg. Zusätzlich steht ein reservierter Parkplatz bei der Talstation der Gondelbahn Bergjet zur Verfügung. Das Silver-Package für 250 Franken beinhaltet die VIP-Gondel für maximal vier Personen für drei Berg- und zwei Talfahrten. Dazu wird eine Flasche Weisswein offeriert und auch hier gibt es einen reservierten Parkplatz bei der Talstation. ---www.flumserberg.ch

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BERNER OBERLAND LENK An der Lenk wird in der kommenden Wintersaison eine neue technische Beschneiung in Betrieb genommen, was die Schneesicherheit deutlich verbessert. ---www.lenk.ch

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INNERSCHWEIZ SÖRENBERG Eine Neuheit gibt es im beliebten zentral gelegenen Skigebiet von Sörenberg zu vermelden. Hier gibt es in dieser Wintersaison ein Tagespaket für 115 Franken zu buchen. Darin enthalten ist ein reservierter Parkplatz, eine Tageskarte, ein Getränk nach Wahl und ein Drei-Gang-Menü in der Schwarzenegg-Hütte (exkl. Getränke). ---www.soerenberg.ch

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OBERWALLIS ZERMATT

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UNTERWALLIS ZINAL/GRIMENTZ Einen grossen Schritt machte das Skigebiet Zinal-Grimentz. An Stelle der veralteten Pendelbahn von Zinal nach Sorebois wird nun eine moderne Zehner-Gondelbahn in Betrieb genommen, die zusätzlich bis zum L’Espace Weisshorn auf 2701 Metern über Meer führt. Die Transportkapazität wird mit der neuen Anlage markant erhöht (statt 700 Personen pro Stunde sind es neu 1800). Die grossen Herausforderungen in der Skiregion Zinal-Grimentz sind die Piste du Chamois und die schwarze Lona-Abfahrt. ---www.valdanniviers.ch

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OSTSCHWEIZ KERENZERBERG Die Bergbahn Kerenzerberg bietet ein neues Wintererlebnis mit dem Bobsla. Es ist eine Art Go-Kart mit elektrischem Raupenantrieb. Die Geschwindigkeit übersteigt zwar kaum 30 km/h, aber dank einer niedrigen Sitzposition gibt es ein einmaliges Gefühl. Selbst ein Geschwindigkeitsrausch sei nicht auszuschliessen, aber Spass ist garantiert. Das Gerät ist sehr einfach zu bedienen. ---www.kerenzerberg-bahn.ch

OSTSCHWEIZ FLUMSERBERGE

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OSTSCHWEIZ WILDHAUS In Wildhaus sorgt die neue 6-er-Familiensesselbahn (Oberdorf-Freienalp) dafür, dass die Wartezeiten in Oberdorf minimiert werden. Es ist die erste Realisierung des neuen Typs «D-Line» von Garaventa und ist mit allen technisch möglichen Komponenten einer «Familienbahn» ausgerüstet. Komfort und Sicherheit hatten beim Bau klar Priorität. Nebst einigen Verbesserungen auf den Pisten entsteht eine neue 1,4 Kilometer lange Strecke für Anfänger und Wiedereinsteiger von der Freienalp bis ins Oberdorf. Diese Familienbahn dient auch als Zubringer zur Gamsalpbahn. Im Rahmen dieses Projekts entsteht ein neuer Kinderskilift im Oberdorf. Mit dem Rückbau von vier alten Skiliften wird das Landschaftsbild entlastet. ---www.wildhaus.ch

FOTOS: Z VG.

BERNER OBERLAND JUNGFRAU REGION


Fokus // Neu in diesem Winter

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Fokus // Neu in diesem Winter NAC HGEFRAGT

SE PP ODE RM AT T INTERIMSDIREKTOR SEILBAHNEN SCHWEIZ

«Der Schlauchschal würde einiges erleichtern» Er hat 24 Jahre bei Salomon und zehn Jahre bei Stöckli gewirkt. Dann leitete er fast zehn Jahre die Klewenalpbahnen und führt heute die Seilbahnen Schweiz SBS durch eine von Unsicherheiten geprägte Zeit: Sepp Odermatt.

Sepp Odermatt, was erwarten Sie von der kommenden Wintersaison? Sepp Odermatt: Ich kann nur über den aktuellen Stand informieren. Da kann ich mit Überzeugung sagen, dass ein funktionierendes Schutzkonzept besteht, welches sich an die Massnahmen beim öffentlichen Verkehr ÖV anlehnt und sich diesen Sommer schon bewährt hat. Es braucht für alle möglichst die gleichen Richtlinien, weil es niemand verstehen würde, wenn beim ÖV andere Regeln gelten, als bei den Bergbahnen. Das heisst? Wir haben in geschlossenen Fahrzeugen wie Pendel-, Gondel-, aber auch Standseilbahnen Maskenpflicht. Gleichzeitig muss ich darauf hinweisen, dass immer noch die ursprüngliche Covid-Verordnung Gültigkeit hat. Danach gilt die Regel, eine Maske zu tragen, wenn der Abstand von 1,5 Meter nicht eingehalten werden kann. Erleichternd hinzu kommt, dass man in einer Seilbahn kaum länger als die in der Verordnung publizierten Grenzwerte von 15 Minuten verweilt.

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Gibt es Beschränkungen und Einschränkungen im Skigebiet oder können die Pendel-, Gondelund Standseilbahnen auf die volle Kapazität setzen? Beschränkungen wären kaum umsetzbar. Wir haben Tages-, Wochen-, Saison- und Jahrestickets. Wo sollte man denn da mit einer Beschränkung ansetzen, und welchen Parameter für die Berechnung anwenden? Es würde viele Unsicherheiten auslösen. Wie beim öffentlichen Verkehr kann die volle Kapazität ausgeschöpft werden. Die Maskenpflicht besteht auch nur in den geschlossenen Fahrzeugen ... ... Genau. Auf Sessel- oder Skiliften gilt sie nicht. Da sind wir im Freien. Wir haben Erfahrungen aus den Sommerskigebieten von SaasFee und Zermatt. Die Sportler haben in der Gondel die Maske sehr vorbildlich getragen und schliesslich oben wieder ausgezogen. Es gab keine Probleme. Und wer kontrolliert, dass Masken getragen werden? Hier muss die Eigenverantwortung spielen. Wir haben keine Kompetenzen zu intervenieren oder gar zu sanktionieren. Derzeit versuchen wir zu erreichen, dass man in der Schweiz, wie schon in Österreich, den Schlauchschal als gleichwertige Lösung anerkennt. Es würde für die Kunden einiges erleichtern, weil man beim Skifahren ohnehin oft einen Schal trägt und den auch ganz schnell über die Nase und den

Mund ziehen kann. Das wäre eine nachhaltigere Variante. Mit den Wegwerfmasken ist zu befürchten, dass doch eine grosse Zahl irgendwo liegenbleiben oder weggeworfen wird. Das würde das Abfallproblem in den Skiregionen zusätzlich verschärfen. Bleibt die grosse Frage nach dem Après-Ski oder generell, wie es in der Berggastronomie funktionieren wird. Hier gilt im Grundsatz das Schutzkonzept der Gastronomie. Wichtig ist, dass beim Auftreten einer Infektion, die man mit der Nachverfolgung orten kann, der entsprechende Gastrobetrieb verantwortlich gemacht wird und nicht einfach mit der Schliessung ganzer Skigebiete reagiert wird. Werden die Daten in den Gastrobetrieben seriös erhoben, sollte das ja auch gut möglich sein. Allerdings werden Après-SkiParties wohl kaum wie bisher gewohnt stattfinden können. Stand heute: Wie sehen Sie die kommende Wintersaison? Grundsätzlich sind die Bergbahnen gut gerüstet für die aktuelle Situation. Daher gehe ich davon aus, dass mit wenig Einschränkungen dem Wintersport gefrönt werden kann. Selbst einzelne Fälle sollten nicht alles auf den Kopf stellen, wenn die Schutzkonzepte seriös durchgezogen werden und die Eigenverantwortung spielt. PE T E R J . A E B I


Fokus // Neu in diesem Winter

Skitag online buchen Bequem mit dem Handy

Das Online-Geschäft boomt in allen Bereichen. Logisch kann man heute auch vom Handy aus den Schneesporttag in den Bergen organisieren. Mit der sehr einfach nutzbaren App «Swiss Snow» von Schweiz Tourismus wird die Prozedur zum Kinderspiel.

E

s ist nicht neu: Online buchen ist nicht erst seit gestern Standard. Auch in den Skigebieten werden seit Längerem online Skitickets gelöst. Je nach Provider im Hintergrund sind die gängigen Kreditkarten oder auch Twint akzeptiert. Schnelle Übersicht: Wer aber nicht auf ein spezifisches Skigebiet fixiert ist, der hat mit der App «Swiss Snow» von Schweiz Tourismus eine Übersicht auf mehr als 230 Destinationen: Schneelage und Wetterprognosen für die Woche sind genauso vorhanden, wie Informationen über die geöffneten Pisten und Anlagen. Ebenfalls verfügbar ist ein Pistenplan, Informationen über die Verfügbarkeit von Funparks, Schlittelbahnen und so weiter. Mit einem Klick kann man die Webseite der entsprechenden Bergbahn aufrufen oder direkt telefonisch die Bergbahn sowie die Tourismusinformation kontaktieren. Skischulen, Miete von Ausrüstungen sind ebenfalls mit einer Berührung verfügbar. Wer ein Skigebiet noch nicht persönlich kennengelernt hat, kann in kürzester Zeit die wichtigsten und aktuellsten Informationen abrufen. Diese App bietet eine enorm schnelle und bequeme Übersicht über die gesamte Schweiz. Online buchen ist mit dieser App durch die Verknüpfung mit ticketcorner.ch bei über 70 Des-

tinationen möglich. Wo dies nicht spielt, kann oft direkt auf der Webseite des Skigebiets online gebucht werden. Dies ist zum Beispiel in Regionen mit dynamischen Preisen wie bei der Region Matterhorn und Engadin der Fall. Grenzenlos buchen ist mit liftopia.com möglich. Hier wird eine globale Übersicht geboten, welche auch die wichtigsten Informationen enthalten. Die englischsprachige Plattform enthält neben den Skigebieten in Nordamerika und Europa auch Resorts in Südkorea, Australien, Neuseeland oder Südamerika. Das heisst, sie ist mehr oder weniger ganzjährig nutzbar. Es gibt auch Rückmeldungen über gemachte Erfahrungen anderer Nutzerinnen und Nutzer. Sinnvoll ist die Verknüpfung mit google. maps, um die Anfahrt mit in die Entscheidung einzubeziehen. Bezahlt wird hier mit den gängigen Kreditkarten. PE T E R J . A E BI

«SWISS SNOW» Die App «Swiss Snow» von Schweiz Tourismus kann im Apple-Store und bei Google Play gratis heruntergeladen werden. Skipässe lassen sich auch unter www.ticketcorner.ch buchen oder bei liftopia.com, wo eine grosse Auswahl an Skigebieten in Nord- und Südamerika, Europa, Asien und Australien/Neuseeland geboten wird. www.liftopia.com www.ticketcorner.ch

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M MENSCHEN

TROTZ ERSCHWERTEN RAHMENBEDINGUNGEN BLEIBT SKIFAHREN

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Er führt ein Anwaltsbüro in Sargans; er war Kantonsrichter. Er ist noch immer VR-Präsident der Bergbahnen Flumserberg, Vertrauter von Martina Hingis und bis vor Kurzem: Präsident des Sportartikel-Lieferantenverbandes (SPAF) und Vorsitzender der Ausrüster des Swiss Ski Pools. Nach 30 Jahren will der St. Galler Guido Mätzler nun etwas kürzertreten. Wir ziehen mit ihm Bilanz über eine für ihn intensive, aber schöne Zeit.

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Menschen // Guido Mätzler

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DIE GRUNDIDEE BASIERT DARAUF, ZWISCHEN LEISTUNGSSPORT UND INDUSTRIE GEMEINSAME ENTSCHEIDUNGEN ZU TREFFEN, WELCHE FÜR BEIDE SEITEN VERNÜNFTIG SIND.

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Menschen // Guido Mätzler

DER SKI POOL IM KURZPORTRÄT Der Ski Pool ist ein Zusammenschluss vom Verband Schweizerischer Sportartikel-Lieferanten (SPAF) und Swiss-Ski. Der Pool bezweckt die Regelung der finanziellen und materiellen Unterstützung sowie Serviceleistungen von Swiss-Ski und seiner alpinen und nordischen Kader. Der Ski Pool besteht seit 51 Jahren. 46 Ausrüster im Hard- und Softwarebereich sowie zwölf Produzenten von Ergänzungsprodukten bilden die Basis des Ski Pools. Seit Mitte 2009 gehört der Swiss Ski Pool zu Swiss-Ski. Geschäftsführer des als einfache Gesellschaft organisierten Pools ist seit dem 1. Juni 2017 Christian Zingg. Mit ihm hat der Swiss Ski Pool jemanden an der Spitze, der mit seiner mehr als 20-jährigen Branchenerfahrung die Seite der Ausrüster bestens kennt und deren Interessen zusammen mit denjenigen von Swiss-Ski bündeln kann.

FOTOS: ERIK VOGELSANG. B& S

Herr Mätzler, vor 30 Jahren wurden Sie zum Präsidenten des SPAF gewählt und Sie haben auch in anderen Sportarten verschiedene Mandate ausgeübt. Wie sind Sie zum Sport, insbesondere zum Skisport gekommen? Guido Mätzler: Ich komme ursprünglich aus dem Fussballsport und ich hatte immer Freude, meine Arbeit als Anwalt mit der Tätigkeit im Sportbereich zu kombinieren. Ich war u.a. für die Firma Adidas, Tagelswangen, tätig, als der Geschäftsführer des SPAF (Heinz Karrer) zu Intersport wechselte. Adidas-Geschäftsführer Hansruedi Rüegger (bis 1998, Anmerkung der Red.), welcher auch Präsident des SPAF war, wollte mich als Nachfolger von Heinz Karrer engagieren. Obwohl ich zuerst absagte, weil ich gerade das Rechtsanwaltsbüro von meinem Onkel Karl Mätzler in Sargans übernommen hatte, kam es dann doch noch zu dieser Anstellung. Sie fiel in eine Zeit von grossen Umbrüchen in der Sportartikelbranche. Was heisst das konkret? In den 80er-Jahren versuchten die führenden Firmen der Sportartikelindustrie den Sportfachhandel in verschiedener Hinsicht zu kontrollieren. So gab es damals auch noch eine Preisbindung, welche kontrolliert und vom sogenannten Achterclub durchgesetzt wurde. Sportgeschäfte, welche diese Vorgaben verletzten, wurden damals noch boykottiert und intern Verstösse gegen Abmachungen sanktioniert. Bis zum Inkrafttreten des Kartellrechtes 1996 war diesbezüglich einiges im Fluss. In dieser Zeit half der SPAF im Konkursfall von Sportgeschäften bei der Verwertung der Lagerbestände. Bei dieser Tätigkeit lernte ich Peter Hug aus Romanshorn kennen, welcher später als Geschäftsführer des Swiss Ski Pools tätig war. Als Präsident des SPAF führten Sie auf der Seite der Ausrüster den Vorsitz im Ski Pool. Wie bleiben Ihnen diese 30 Jahre in Erinnerung? Es war eine intensive, und immer auch sehr interessante Zeit. Die grossen Diskussionen bezüglich dem Material der Rennanzüge wa-

ren ebenso spannend wie die Tatsache, dass man die Firma Stöckli als eine der noch wenigen Schweizer Skiproduzenten zur damaligen Zeit nicht in den Ski Pool aufnehmen wollte. Die Entlebucher Firma war nicht Mitglied im SPAF, weil sie ihre Skis in eigenen Geschäften verkaufte. Im Hinblick auf die strenger werdenden Vorschriften des Wettbewerbs setzte ich mich für eine Aufnahme der Firma Stöckli ein. Heute umfasst der Swiss Ski Pool 46 Ausrüster und 12 Produzenten von Ergänzungsprodukten. Diese Firmen rüsten jährlich für einen mehrstelligen Millionenbetrag die Athleten Alpin und Nordisch von Swiss-Ski aus. Hinzu kommt ein jährlicher Cash-Betrag von rund einer Million Franken. Der Swiss Ski Pool kümmerte sich im Bereich der Alpin-Rennanzüge eine Zeit lang auch um das Marketing der alpinen Ski-Nationalmannschaft. Das ist richtig. Im Bereich der Alpin-Rennanzüge hat der Ski Pool u.a. Verträge mit Kodak und später mit der Käseunion abgeschlossen. Der Swiss Ski Pool ist, wie eingangs vermerkt, ein Zusammenschluss zwischen Swiss-Ski und dem SPAF. Wer hat letztlich im Ski Pool die kräftigere Stimme? Die Grundidee basiert darauf, zwischen Leistungssport und Industrie gemeinsame Entscheidungen zu treffen, welche für beide Seiten vernünftig sind. Weiter soll der Nachwuchs durch Leistungen der Industrie entlastet und gefördert werden. Es ist klar, dass die Sportartikellieferanten mit ihrem sehr grossen Engagement entsprechenden Einfluss haben wollen, wenn es um wichtige Entscheide geht. Deshalb hat der SPAF bei einer Pattsituation den Stichentscheid. In all den 30 Jahren mussten wir von diesem Recht aber nie Gebrauch machen. Mit Christian Zingg hat der Ski Pool heute einen Geschäftsführer, welcher aus der Industrie kommt und das nötige Verbandsverständnis aufweist. So gelingt es in der Regel, eine für beide Seiten gute Lösung zu finden.

War das nicht immer der Fall? Es gab schon Zeiten, in denen die gegenseitigen Interessen ziemlich schroff aufeinanderprallten. Dies ging einmal soweit, dass der Verband sogar einen Austritt aus dem Pool in Erwägung zog. Das sind aber zum Glück «tempi passati». Die Pool-Kommission ist sehr ausgewogen besetzt und jede Seite delegiert ihre wichtigsten Vertreter. Als Sie das Präsidium des SPAF vor 30 Jahren übernommen haben, wurden weltweit knapp sieben Millionen Paar Alpinski verkauft. Heute ist diese Zahl um mehr als die Hälfte gesunken. Ihre Meinung dazu? Ich glaube, dass das Interesse am Skisport und am Skifahren ganz generell nach wie vor ungebrochen ist. Ich glaube auch nicht, dass man diese Frage nur an der Anzahl verkaufter Ski messen kann. Unbestritten ist, dass mit den wärmeren Temperaturen auch die Möglichkeiten zum Skifahren reduziert werden. Hinzu kommt, dass heute auch ein grosser Teil der Konsumenten auf das Mietgeschäft umgestiegen ist und keine eigenen Ski mehr kauft. Die Digitalisierung schreitet auch im Sporthandel spürbar vorwärts. Treibt nun die Corona-Krise diese Entwicklung weiter an und bedrängt Produzenten und den Handel gleichermassen? Selbstverständlich führt dies zu Problemen und zu Anpassungen. Ich bin aber nach wie vor überzeugt, dass sich das Beratungsgespräch beim Kauf von Sportartikeln nicht einfach vom Computer ersetzen lässt. Entscheidend ist aber, dass der Konsument sich auch tatsächlich gut beraten fühlt, wenn er in einem Sportgeschäft etwas kaufen will. > NOVEMBER 2020

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Menschen // Guido Mätzler

Die Schweiz ist ein typisches GanzjahresFerienland und lockt dank weiträumigen Skigebieten besonders im Winter einheimische und ausländische Gäste gleichermassen an. Wie würden Sie – auch aufgrund der aktuellen Situation – die Zukunft des Skiund Wintersports generell beurteilen? Die Nachfrage nach mehr Bergerlebnis und Sport im Freien ist nach wie vor sehr hoch und durch die Corona-Krise ist dieses Bedürfnis wohl noch gestiegen. Die Bergbahnen – insbesondere auch die von mir präsidierte – haben in den letzten Jahren sehr viel in die Leistungsfähigkeit ihrer Anlagen investiert. Heute kann man zum Beispiel in zwei Stunden gleich intensiv Ski fahren wie früher an einem ganzen Tag. Zieht man weiter die heutige Schnee- und Pistenqualität in Betracht, ist der Preis für eine Tageskarte heute wohl eher günstiger als früher.

Sorgt Corona bei den Bergbahnen für ein grosses Loch in der Kasse? Die Saison wurde am 13. März 2020 abgebrochen, während in den folgenden drei Wochen Kaiserwetter herrschte. Diesen Verlust steckt niemand einfach so weg. Da die Saison bis zu diesem Zeitpunkt aber gut war, schreiben die meisten Gebiete doch noch vernünftige Zahlen. Für den kommenden Winter ist die Unsicherheit aber überall spürbar vorhanden.

Wir wissen aber auch, dass die Höhe eines Wintersportortes immer mehr zum Damoklesschwert wird und solche Orte gefährdet. Das ist richtig. Orte, die tiefer liegen, werden es in Zukunft schwerer haben oder generell die Chance verlieren, Winterleistungen zu verkaufen. Neben der Höhe ist aber die Art der Beschneiung, die Lage und die Beschaffenheit der Hänge mitentscheidend. Wichtig ist auch, dass sich solche Orte auf ein Ganzjahresangebot konzentrieren. Der Mensch ist allgemein polysportiver geworden und er kann sich neben dem Skifahren auch andere sportliche Betätigungen vorstellen. Wir haben uns im Flumserberg vor zwölf Jahren strategisch für ein Ganzjahresangebot entschieden und in der Zwischenzeit mit Rodelbahn, Kletterpark und Biker Trails ein ganz breites Publikum erreicht.

Was ihn manchmal als aufsässiger Diskussionspartner machen kann. (Schmunzelt) Das kann man ruhig so sagen. Ich hatte oft und lange Diskussionen mit ihm. Aber er ist bei aller Hartnäckigkeit immer sehr fair geblieben.

GUIDO MÄTZLER IM PORTRÄT Geboren: 23. März 1951 Zivilstand: Verheiratet, vier Kinder Wohnort: Bad Ragaz Beruf: Rechtsanwalt Hobbys: Skifahren, Golfen, Jassen

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Kehren wir zu Ihnen als abtretenden SPAF-Präsidenten zurück. Was bleibt in Ihren Erinnerungen positiv haften? Ich durfte immer wieder sehr interessanten und faszinierenden Persönlichkeiten begegnen. Als Beispiel denke ich an Karl Freshner, welcher für mich der Inbegriff von Professionalität darstellt. Er versteht sehr viel von Sport und kämpft leidenschaftlich für seine Sache.

An was erinnern Sie sich weniger gerne? An Geschehnisse, die mit extremen Verletzungen verbunden waren. Ein einschneidendes Beispiel war der schicksalshafte Sturz von Silvano Beltrametti während der Abfahrt in Val d’Isère. Das ist mir damals extrem eingefahren. Waren Sie oft an Grossanlässen vertreten? Ich war nicht so oft an Grossanlässen. Ich erzähle immer wieder die Anekdote von einer Amerikanerin, die mich an den alpinen Ski-

weltmeisterschaften in Vail (USA) doch tatsächlich fragte, was denn hier für ein Anlass stattfinde. Zwei Jahre später im österreichischen St. Anton schlug mein Ostschweizer Herz natürlich höher nach dem Sieg von Sonja Nef im WM-Riesenslalom. Sie waren und sind noch in verschiedenen Sportarten als Funktionär oder Berater tätig. Wie stufen Sie persönlich den Skisport ein? Für mich ist der Skisport ein absolut faszinierender Sport mit tollen Bildern im Fernsehen. Der Stellenwert in der Schweiz ist aber wesentlich höher als in anderen Ländern, weil Ski nicht eine Weltsportart verkörpert. Es ist deshalb wichtig, dass wir mit massvollen Neuerungen den Anschluss an andere Sportarten halten können. Sie wurden als Präsident des SPAF offiziell verabschiedet. Was für Gefühle kamen bei Ihnen auf? Die Verabschiedung war sehr emotional und hat mir einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und noch einmal die grosse Zeitspanne aufgezeigt, in der ich im Sport tätig sein durfte. Sie sind 69 und könnten sich aufs Altenteil setzen. Das scheint aber nicht der Fall zu sein? Ich freue mich, dass ich mir künftig mehr Freiraum schaffen kann. Ich arbeite nach wie vor reduziert in meiner Anwaltspraxis und berate meine Tochter, welche im Eventmanagement tätig ist. Bei den Bergbahnen werde ich auch künftig noch als VR-Präsident tätig sein. Solche Aufgaben machen wir Freude. J O S E PH W E I B E L


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Menschen // Walter Reusser

RUHE. KLARHEIT. WEITSICHT.

Walter Reusser verantwortet seit Dezember 2019 die strategische Ausrichtung des Alpin-Bereichs von Swiss-Ski.

FOTOS: KEYSTON E

Dem alpinen Skisport steht aufgrund der Coronakrise ein ungewöhnlicher Winter mit verschiedenartigen Herausforderungen auf und abseits der Rennstrecken bevor. Gleichzeitig wird die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit gegenüber den Schweizer Alpinen nach den zuletzt erfolgreichen Jahren zunehmend grösser. Walter Reusser, seit knapp einem Jahr Alpin-Direktor von Swiss-Ski, äussert sich im Interview unter anderem zu Strukturanpassungen, über Optimierungspotenziale auf dem Athletenweg und zu seinen Visionen für den Schweizer Skisport. Walter Reusser, uns steht die wohl ungewöhnlichste Weltcup-Saison der Geschichte bevor. Was muss geschehen, damit du Ende März zufrieden auf diese zurückblicken kannst? Walter Reusser: Unser oberstes Ziel ist es, dass wir für unsere Athletinnen und Athleten so viele Rennen wie möglich durchführen können, damit es für sie möglich ist, sich im Schaufenster zu präsentieren – mit den Weltmeisterschaften als Highlight natürlich. Ideal wäre es, wenn am Ende in etwa die gleiche und genügend hohe Anzahl Rennen im Technik- und Speed-Bereich stattgefunden haben, sodass wir von einer richtigen Weltcup-Saison sprechen können. Fünf Wettkämpfe pro Disziplin müssen es meiner Meinung nach sein, damit

man sagen kann, welche Athletin oder welcher Athlet in dieser oder jener Disziplin am besten war. Wünschenswert wäre, wenn die einzelnen Rennen pro Disziplin nicht kumuliert innerhalb weniger Wochen ausgetragen würden, sondern sie sich über die gesamte Saison erstrecken, damit nicht jemand wegen einer Verletzung innert kürzester Zeit sehr viele Rennen verpasst. Nummer 1 im WM-Medaillenspiegel in Cortina d'Ampezzo oder Platz 1 in der WeltcupNationenwertung – was ist dir lieber? In einer Weltcup-Saison wie der bevorstehenden, in welcher sehr viel Flexibilität verlangt wird und die Athleten und Betreuer vor neue Herausforderungen gestellt werden, ist der Na-

tionencup – auch wenn es letztlich weniger Rennen wären – definitiv nicht weniger wert als letzte Saison. Es wird sich nämlich zeigen, wer als Organisation wie stark ist. Der Gewinn des Nationencups ist eine riesige Auszeichnung. Wenn wir das nochmals erreichen könnten, wäre es grandios. Die Weltmeisterschaften hingegen sind eine Momentaufnahme über ein paar Tage hinweg. Hier spielen Glück und Pech eine grössere Rolle als während einer Weltcup-Saison, die sich über vier Monate erstreckt. Die Saison 2020/21 ist die erste, welche komplett unter deiner Führung als AlpinDirektor in Angriff genommen wird. In welchen Bereichen ist deine Handschrift NOVEMBER 2020

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Menschen // Walter Reusser

Walter Reusser (links) neben Karl Frehsner im Zielraum beim letztjährigen Slalom von Wengen.

seit Beginn deiner Tätigkeit bei Swiss-Ski im Dezember 2019 besonders gut sichtbar? Im letzten Winter konnte ich Einfluss nehmen, was die Ruhe und Weitsicht innerhalb der verschiedenen Teams anbelangt. Es ist und war mir wichtig, dass wir uns nicht nervös machen lassen, dass wir Schritt für Schritt nehmen und dass ich verdeutlichen konnte, dass der Erfolg von alleine kommt, wenn man hart arbeitet. Dies hat vielen Trainern und auch einigen Athletinnen und Athleten Sicherheit gegeben. Aus den gewonnenen Erkenntnissen, in welchen Bereichen es noch nicht optimal lief und wo wir noch Potenzial haben, konnten wir sehr seriöse Analysen machen und daraus Schlüsse ziehen. Wir sind nun mit noch mehr Trainingsgruppen unterwegs und haben zusätzliches Personal für eine noch engere Athleten-Betreuung angestellt. Betreffend unsere Strukturen hatten wir rasch Klarheit, wir haben unsere neuen Mitarbeitenden sehr früh rekrutiert und konnten entsprechend aus den Besten auswählen. Die Selektionen und Trainingsgruppen haben wir ebenfalls früh bekannt gegeben. Die Athletinnen und Athleten sowie die Staff-Mitglieder wussten schnell, woran sie sind und was sie erwartet. Wir hatten frühzeitig einen klaren Trainingsplan, welchen wir trotz der Coronakrise nicht über den Haufen geworfen haben. Ich denke, dass wir in Sachen Klarheit Optimierungen vornehmen konnten: erst analysieren, danach planen und umsetzen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie bestritten die Schweizer Weltcup-Teams die Saisonvorbereitung ab Juli auf den Gletschern von SaasFee und Zermatt. Gibt es Überlegungen, auch künftig auf Reisen in die südliche Hemisphäre zu verzichten, womit sehr viel Geld eingespart und anderweitig eingesetzt werden könnte? Es ist wie bei allem: Wenn man mit einer neuen Situation konfrontiert wird, ist man gezwun20

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gen, andere Wege zu gehen. Und auf diesen anderen Wegen merkt man plötzlich, dass der neue eingeschlagene Pfad gar nicht so schlecht ist wie angenommen – im Gegenteil. Saas-Fee und Zermatt im Sommer sowie Zinal und St. Moritz im Herbst/Frühwinter haben sehr gute Schneebedingungen, wir haben dort hervorragende Möglichkeiten, wofür wir sehr dankbar sind. In Südamerika geht es jeweils darum, auch einmal auf anderem Schnee und vor allem auf anderem Gelände zu trainieren, sodass ein neuer Trainingsreiz gesetzt werden kann. Ich denke, für die jüngeren Athletinnen und Athleten ist dies nicht nötig. Sie können sich auf unseren Gletschern noch zur Genüge austoben. Aber für die Arrivierten ist es schon wichtig, dass sie mit neuen Trainingsreizen konfrontiert werden. Entsprechend wollen wir in anderen Jahren auf Trainingskurse in Südamerika – ergänzend zu Schneekursen in der Schweiz – nicht verzichten. Finanziell aufwändig sind nicht nur die Trainingslager der Weltcup-Teams in der südlichen Hemisphäre, sondern der Skisport im Allgemeinen, schon auf frühen Stufen. Was entgegnest du Eltern, die sagen, der Skisport ihrer Kinder sei zu teuer und zu zeitintensiv im Vergleich mit anderen Sportarten? Im Grundsatz ist es so, dass ich dies bejahe. Fakt ist aber auch, dass der Aufwand in jeder Sportart gross ist, wenn man zu den Besten der Welt gehören will. Dies gilt ebenso fürs normale Berufsleben. Wenn man hier in seinem Bereich zu den Besten zählen will, dann reicht es nicht, dass man alle Prüfungen besteht. Es braucht zusätzlichen Effort, man muss auf sich aufmerksam machen. Wenn es ums Finanzielle geht, gibt es verschiedene Gefässe – sei es die Sporthilfe, die Stiftung Passion Schneesport oder die Grütter-Jundt-Stiftung –, dank denen wir die Möglichkeit haben, jene Athleten und deren Familien zu betreuen und zu unterstützen, welche die Kosten nicht tragen können. Es sollte sich keine Athletin und kein Athlet gegen den Skisport entscheiden müssen, weil es am Geld scheitert. Gleichwohl machen wir uns Gedanken darüber, wie wir effizienter werden und die Herausforderungen, die auf die Kinder und Jugendlichen einprasseln, besser staffeln können, wie wir eine bessere Balance zwischen Lebensqualität und Sportkarriere hinkriegen. Gibt es diesbezüglich schon erste Erkenntnisse? Wir haben uns in letzter Zeit intensiv mit diesen Themen beschäftig und Analysen vorgenommen. In einem nächsten Schritt wollen wir herausfinden, wo bei den zwölfjährigen Kindern bis zum 21-jährigen Athleten die Zeitund Geldfresser anfallen und wo und wann der Druck auf die Athleten beginnt – sei es schulisch, sportlich oder privat. Wir wollen diese

Prozesse auf Papier haben und sie kennen, damit wir den sogenannten Athletenweg verschlanken und transparenter machen können. Das ist unser Ziel für den Herbst, sodass wir danach an den neuen Strukturen arbeiten können. Ein Ziel in diesem Kontext ist es wohl auch, die sogenannten Dropouts, also die Anzahl der Athleten, die mit dem Skisport aufhören, zu reduzieren. Richtig. Vorgelagert geht es aber auch darum zu verstehen, was überhaupt normal ist. Es ist doch klar: Wenn wir auf Stufe U16 3000 aktive Jugendliche haben, die Skisport betreiben, dann können es – nehmen wir an, sie verteilen sich auf fünf Jahrgänge – später bei den 21-Jährigen nicht 600 Athleten sein. Es bleiben schlicht und einfach die Besten übrig. Es gibt Jahrgänge, da haben wir zwei bis vier Athleten im A-Kader oder in der Nationalmannschaft. Und es gibt Jahrgänge, wo wir auf dieser Stufe niemanden haben. Es trennt sich quasi die Spreu vom Weizen. Die Frage ist nun, wie schnell dies auf welche Weise und durch wen geschehen muss. Es muss die Möglichkeit bestehen, dass man es ins Swiss-Ski Kader zurückschaffen kann, wenn man mal – aus welchen Gründen auch immer – rausgefallen ist. Es kann beispielsweise sein, dass jemand in einer bestimmten Phase in der Entwicklung etwas zurück ist oder durch private Angelegenheiten vom Spitzensport abgelenkt ist. Der Weg zurück muss möglich und transparent sein. Auffällig ist, dass in den letzten Jahren vor allem viele junge Athletinnen schwere Verletzungen erlitten haben. Ist diese Anhäufung ein unglücklicher Zufall oder gibt es erklärbare Gründe hierfür? Von der physiologischen Seite her kann man sagen, dass sich Frauen und Männer nicht gleich schnell entwickeln. Eine Frau kann, wenn sie die technischen Fähigkeiten hat, sehr rasch einen schnellen Schwung fahren. Und wenn sie dies kann, ist es möglich, dass sie schon früher in höhere Kader kommt. Das Eintrittsalter in den Weltcup ist bei den Frauen und Männern unterschiedlich. Die Frauen sind früher weiter, entsprechend nimmt bei ihnen die Belastung zu. Allerdings fehlten ihnen in der Vergangenheit unter Umständen Trainings von einem gewissen Umfang und einer gewissen Qualität, weshalb sie teilweise körperlich vor Herausforderungen gestellt werden. Auch kann es sein, dass sie auf bestimmten Pisten noch keine Erfahrungen haben machen können. Es besteht eher das Risiko, dass eine Frau überfordert wird als ein Mann. Und dies wiederum kann zu Verletzungen führen. Die Verletzungsbilder sind sehr unterschiedlich; es ist schwierig, darin einen roten Faden zu erkennen. Aber es ist in der


Menschen // Walter Reusser

Tendenz sicher so, dass man darauf achten muss, dass man den Jugendlichen – auch wenn sie schnell Ski fahren können – Zeit gibt, damit sie ihre Erfahrungen machen und sich an die verschiedenen Bedingungen anpassen können. Bei allem Jubel über den Sieg in der WeltcupNationenwertung: Auf Stufe Europacup waren die Resultate im vergangenen Winter bescheiden. Es resultierten nur fünf Rennsiege, eine Disziplinenwertung konnte nicht gewonnen werden. Wie will Swiss-Ski hier künftig Gegensteuer geben? Anders als im Weltcup können auf Stufe Europacup nicht 1:1-Vergleiche mit dem Vorjahr gemacht werden. Der Europacup ist ein Sprungbrett. Ein Marco Odermatt beispielsweise hat in der Saison 2018/19 noch Europacup-Rennen gewonnen, im letzten Winter hat er auf dieser Stufe jedoch keinen Wettkampf mehr bestritten. Man muss entsprechend darauf achten, dass man Äpfel mit Äpfeln vergleicht. Wenn eine Generation nach etwa drei Europacup-Jahren den Sprung in den Weltcup schafft, wie wir dies nun erlebt haben,

dann steht man eher wieder mit jüngeren Athletinnen und Athleten am Start. Dann muss man diese zuerst wieder nach vorne bringen. Auf der anderen Seite haben wir festgestellt, dass die Anforderungen der Athleten im Europacup, die sich in Richtung Weltcup orientieren, sehr ähnlich sind mit jenen Anforderungen, welche sie später im Weltcup haben werden. Wir müssen ihnen also die gleiche Trainingsinfrastruktur zur Verfügung stellen, weshalb wir auf diese Saison hin die Europacup-Strukturen sehr stark an jene im Weltcup angelehnt haben. Es wurden neue Trainingsgruppen gebildet. Neu haben wir sowohl im Weltcup als auch im Europacup bei den Frauen und Männern jeweils eine Speed-, eine Riesenslalom- und eine Slalom-Gruppe. In dieser Saison wird in Cortina d'Ampezzo um WM-Medaillen gefahren, in fünfeinhalb Jahren finden gleichenorts die Olympischen Winterspiele statt. Wie lautet deine Vision für den Schweizer Skisport 2026? Im Grundsatz kann man den Blick sogar noch weiter in die Zukunft richten. Diejenigen Athletinnen und Athleten, die bei den Olympi-

schen Winterspielen 2030 Medaillen erringen werden, sind heute wahrscheinlich schon bei Swiss-Ski im System. Dies zeigt die langfristige Planung auf. Natürlich planen wir auch für nächstes Jahr, übernächstes Jahr und überübernächstes Jahr. Diese Mikroplanung ist extrem wichtig. Aber wir beginnen, viel weiter hinaus zu denken. Die wichtigen Pflöcke für 2026 müssen jetzt schon eingeschlagen werden. Wir müssen uns aber auch damit beschäftigen, was 2030 und 2034 wichtig ist. Wir müssen jetzt beginnen, die Athleten für 2034 aufzubauen, damit sie in unser System kommen und wir sie nicht verlieren. Wir haben aktuell viele junge Athletinnen und Athleten, die im Weltcup erfolgreich sind. Gleichwohl müssen wir den Fokus jetzt auf den Nachwuchs richten. Wir dürfen uns nicht blenden lassen und denken, dass jetzt alles gut ist und wir genau gleich wie bis anhin weiterfahren können. Die Strukturen müssen so überarbeitet werden, dass wir effizient und zielorientiert sind und wir mit einem möglichst breit aufgestellten Team 2026 am Start stehen und auswählen können, wer letztlich um die Olympiamedaillen fährt. RO MA N E B E RL E

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Menschen // Bernhard Aregger

STURMERPROBTER

NAVIGATOR Seit knapp einem Jahr ist Bernhard Aregger CEO von Swiss-Ski. Es war wohl das anspruchsvollste Einstiegsjahr, das je ein Verbandsdirektor erlebte. «Zuerst ein hervorragender Winter, dann ein abruptes Ende», fasst Aregger zusammen, «und schon setzte eine Art Krisenstabs-Mentalität ein.» Das Coronavirus gibt den Takt vor.

«E

s war und ist eine bewegte Zeit – herausfordernd, aber auch spannend», sagt Aregger. Als ob Präsident Urs Lehmann einen 7. Sinn gehabt hätte, fiel die Wahl des Nachfolgers von Markus Wolf auf einen, der nicht besser hätte geeignet sein können als Aregger, Oberst der Schweizer Armee und ehemaliger Polizeichef Einsatz und Planung in Luzern. Zur rechten Zeit «Ich bin», so Aregger, «zurückversetzt worden in Prozessabläufe, mit denen ich mich einst beruflich beschäftigte.» Selbst Pandemie-Situationen hätten sie übungshalber durchgespielt. Und fügt ironisch an: «Aber deswegen hätte ich ja nicht zu Swiss-Ski wechseln müssen ...» Als sturmerprobter Navigator ist Aregger zur rechten Zeit am rechten Ort. Aufgedrängt hat er sich nicht und den Wechsel gut überlegt, «zumal mir mein ursprünglicher Job gefiel und ich gerne ZSSV-Präsident war. Die Trennung fiel mir nicht leicht.» Aber der Reiz überwog, im wichtigsten Wintersportverband auf oberster Stufe gestalterisch mitzuwirken und seine Leidenschaft zum Beruf zu machen.

späteren Weltcup-Fahrer Daniel Züger, der jetzt als Leiter Testprogramm ebenfalls bei Swiss-Ski arbeitet). Auf Funktionärsebene präsidierte Aregger schon in jungen Jahren den Skiclub Romoos, wirkte als Technischer Delegierter FIS Alpin und Grasski, war Renndirektor FIS der Weltcup-Tour Grasski und bis zu seinem Wechsel zu Swiss-Ski während viereinhalb Jahren Präsident des Zentralschweizer Schneesportverbandes (ZSSV).

Er war selber Skirennfahrer Als Junior war er selber Skirennfahrer und gehörte dem Kader der damaligen Interregion an, ehe er mit 18 verletzungshalber aufhörte. Er wechselte zu den Grasskifahrern, kam in die Nationalmannschaft und nahm an einigen Weltmeisterschaften teil (Bestresultat 9. Platz 1995 im Super-G). Danach war er einige Zeit Trainer in der Interregion Ost (u. a. mit dem

Engagiert und kompetent «Beni ist unheimlich engagiert und kompetent», lobt ihn Ex-Weltmeister Franz Heinzer, der als Europacup-Trainer regional und national mit ihm zu tun hat(te). «Er weiss von der untersten Nachwuchsstufe bis hinauf in den Weltcup Bescheid, wie alles funktioniert. Den Skisport kennt er in- und auswendig. Und er verfügt über Führungsqualitäten.»

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Diese eignete er sich vor allem bei der militärischen Ausbildung an, wo er es bis zum Oberst brachte. Unmittelbar nach seiner Lehre als Elektromonteur begann er als Milizsoldat auch eine militärische Karriere. «Ich begann als Füsilier», sagt Aregger, «dann kam ein Schritt nach dem andern. Irgendwann bin ich Hauptmann und Berufsoffizier geworden. Oberst zu werden, war nie mein Ziel. Es hat sich ergeben.»


Menschen // Bernhard Aregger

geöffnet wurde.» Besonders anspruchsvoll ist die finanzielle Situation: «Im schlechtesten Fall, wenn gar nichts stattfinden würde, könnte sich bei den Veranstaltern und Swiss-Ski der Schaden auf über 30 Millionen Franken belaufen. Wir hoffen, dass dies nicht eintrifft, müssen uns aber auch damit auseinandersetzen.»

Bernhard Aregger ist seit Herbst 2019 CEO von Swiss-Ski und erlebte ein überaus aufregendes erstes Jahr in neuer Funktion.

FOTOS: SWI SS -SKI, STOCKI MAGE B&S

Gewinnende Ausstrahlung Auf den ersten Eindruck fällt es schwer, sich den bodenständigen Entlebucher als strammen, zackigen Militaristen vorzustellen. Er wirkt kollegial, nahbar und hat eine gewinnende Ausstrahlung. Nichts von rigidem Hierarchiedenken schimmert da durch. Lediglich bei gewissen Fachausdrücken, wenn er von «Profiling», «partizipativen Ansätzen» oder «Krisenstabs-Mentalität» spricht, spürt man die Verortung seines Vokabulars. Wohl niemandem wäre es eingefallen, beim Anforderungsprofil für den neuen Swiss-SkiCEO Eigenschaften zu verlangen, wie sie jetzt zur Bewältigung einer Pandemie-Problematik gefragt sind. Zu den spektakulärsten Einsätzen Areggers als Krisenmanager gehört wohl das Skandal-Fussballspiel Luzern–Grasshoppers, als nach Zuschauer-Exzessen plötzlich die Polizei auf dem Rasen aufmarschierte. Was den Schluss zulässt: Wer mit Hooligans fertig wird, den kann auch bei Swiss-Ski nichts erschüttern? «Aufgrund der Erfahrung», so Aregger, «geht man ruhiger an die Sache heran. Jene Thematik kann man nicht vergleichen mit meinen jetzigen Aufgaben, doch in den Prozessabläufen sind sie ähnlich.» Drohender Kollateralschaden Man müsse lernen, auf kürzere Zeitabläufe zu planen. Und es sei wichtig, sich nicht zu verzetteln und sich auf Bereiche zu konzentrieren, die man beeinflussen könne: «Nach einem schwierigen Frühling konnten wir den Athleten gute Trainingsmöglichkeiten anbieten, den Alpinen im Schnee, den Nordischen auf der Rollskibahn und den Freestylern in CransMontana, wo der Gletscher exklusiv für uns

Komplexe Geschichte Wahrscheinlich und realistisch sind Wettkämpfe mit limitierter Zahl oder keinen Zuschauern. Aregger: «So würde der Schaden im Kausalzusammenhang mit Corona etwa 10 bis 11 Millionen Franken betragen.» Gesprochen worden ist vom Bund ein Betrag von 6,7 Millionen Franken für das Jahr 2020. Die Beträge für 2021 müssen zuerst über den ordentlichen Budgetprozess des Bundes noch genehmigt werden. Die Problematik liegt darin, dass die Entschädigung vom Staat auf das Jahr 2020 ausgerichtet ist, das Stabilisierungsprogramm 2021 aber erst in der Wintersession des Parlaments im Dezember genehmigt wird – wenn alles gut läuft. «Für die Veranstalter ist wichtig, dass die Liquidation bis zum Anlass hochgehalten werden kann. Zumal Einnahmen aus Vorleistungen wie Ticket-Vorverkauf fehlen.» «Das tönt komplex», sagt Aregger, «doch sind wir zuversichtlich, gute Lösungen zu finden.» Ihm kommt zugute, dass er als ZSSV-Präsident schon während dreier Jahre dem Swiss-SkiPräsidium angehörte und sich so Detailkenntnisse aneignen konnte. Nach Josy Zenhäusern und Hansruedi Laich ist er der dritte Direktor, der vom Präsidium aus in die operative Führung wechselt – ein bewährter Weg. Ein richtiger Entlebucher Verwurzelt ist Aregger, weit aussen verwandt mit dem ehemaligen Swiss-Ski-Präsidenten und Nationalrat Manfred Aregger («Er und mein Vater sind Cousins»), in Doppleschwand, einem 800-Einwohner-Dörfchen im Entlebuch, «wunderschön gelegen auf einer Sonnenterrasse abseits der Hauptachse», wie Aregger den Werbespot präzisiert. Und VorVorgänger und Tourismus-Experte Zenhäusern ergänzt: «Da gibt es den besten Kaffee der ganzen Schweiz ...!» Prost! Täglich kehrt der Vater von drei Kindern dorthin zurück, wenn er in Bern arbeitet. Und findet trotz seines immensen Arbeitsprogramms Zeit, seinem Hobby zu frönen: Der Pflege eines Berg-Heimetli am Napf, das er mit seinem Bruder übernehmen konnte: «Da kann ich wieder mal meine Hände gebrauchen.» Und im nahen Bach Gold schürfen, für das jenes Gebiet national bekannt ist. Denn Gold ist und bleibt d e r Standard bei Swiss-Ski – an dem jeder Direktor irgendwann gemessen wird. R I CHA RD H E G G L I N

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Menschen // Getroffen // Daniele Sette

Lösungsfinder Daniele Sette kämpfte sich nach Jahren als Solist ins Kader von Swiss-Ski. Der 28-jährige Riesenslalomspezialist aus St. Moritz hat grosse Ziele – und freut sich auf ein Rennen in diesem Winter besonders: Adelboden.

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FOTOS: ST EPHAN BÖGLI/SWISS -SKI

Daniele Sette fuhr im Januar beim Riesenslalom in Adelboden erstmals in die Weltcup-Punkteränge.


Menschen // Getroffen // Daniele Sette

E

s gab sie, diese Momente, in denen er nicht wusste, wie es weitergehen sollte. In denen er dachte: «Was kann ich überhaupt noch tun, um einen Ausweg zu finden?» Und die Antwort? Weitermachen! Er gab nie auf, weil die Liebe zum Sport jedes Mal grösser war als jeder Zweifel. Daniele Sette ist Skifahrer aus Leidenschaft, ihn treibt der Ehrgeiz an, eines Tages einen Podestplatz in einem Weltcuprennen zu erreichen, am liebsten in Adelboden. Und dann ist da noch die WM in Cortina d’Ampezzo 2021. Sette sagt: «Ich tue alles dafür, um dort dabei zu sein. Und erfolgreich abzuschneiden.» Alles dafür tun – es ist in seinem Fall alles andere als einfach dahingesagt. Dem 28-Jährigen aus St. Moritz ist in seiner Karriere nichts geschenkt worden. In seiner Jugend ist er ein vielseitiger Sportler, er hat Talent als Fussballer, und als Sohn eines Tennislehrers besitzt er auch die Gabe, elegant mit dem Racket umzugehen. Aber mehr als alles andere fasziniert ihn das Skifahren. In der Oberstufe entscheidet er sich, darauf zu setzen. Er besucht das Sportgymnasium in Davos, macht 2012 die Matura und verzichtet vorerst darauf, sich für ein Studium einzuschreiben, weil er einen anderen Plan hat: Skirennfahrer will er werden, auf den grossen Bühnen der Welt auftreten. Davon rückt er nicht mehr ab. Wie ein Einzelunternehmen Allerdings wird eine Sorge sein ständiger Wegbegleiter: Er gehört nicht zu einem Kader von Swiss-Ski, also muss er selber das nötige Geld auftreiben, selber seine Ski präparieren, selber Trainings organisieren und Tore für Läufe auf irgendwelchen Hängen stecken – und meistens selber schauen, wie er Fortschritte erzielen kann. Sette lernt, zu kämpfen und sich durchzubeissen, auch in vermeintlich ausweglosen Situationen steckt. Der 1,68 m grosse Riesenslalomspezialist ist während zwölf Jahren als eine Art Einzelunternehmen unterwegs, aber er beklagt sich nie: «Mein Umfeld stärkte mir immer den Rücken.» Finanzielle Unterstützung erhält er lange von seinen Eltern, er arbeitet im Sommer auch auf Baustellen oder nach der Wettkampfsaison als Skilehrer, er wirbt mit Videoblogs um Sponsoren. Schliesslich muss er einen stattlichen Betrag zusammenkratzen. Ein Winter kostet ihn bis zu 50 000 Franken. Wichtig ist für ihn in dieser Phase der Support der Stiftung «Passion Schneesport». Heute sagt er: «Sie half mir nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern begleitete mich auch sonst. Gerade der Austausch am Ende einer Saison war stets bereichernd.» Gratis bekommt er Ratschläge von Grössen wie Marc Berthod oder Sandro Viletta, «zu ihnen schaute ich stets hoch». Oder er darf von Viletta auch schon einmal ein Renndress erben.

Klassierung überhaupt. Er ist überwältigt von der fantastischen Stimmung, von seinem Ergebnis ebenfalls, und überraschen kann es folglich nicht, dass für ihn Adelboden sein absoluter Favorit unter den Austragungsorten ist. Bei Swiss-Ski profitiert er von Annehmlichkeiten, die er als Solist so lange Zeit nicht gekannt hat. Er muss sich nicht mehr alleine um alles kümmern, auch der wirtschaftliche Druck ist nicht mehr so gross wie zuvor. Aber er ist unverändert bereit, auch Erspartes in den Sport zu stecken, weil er überzeugt ist: «Wenn ich weiterkommen will, muss ich auf jedes Detail achten.»

Daniele Sette figuriert seit der Saison 2019/20 im B-Kader von Swiss-Ski.

Kein Weg ist ihm zu weit, kein Aufwand zu gross, um seinen Traum zu leben. Er investiert jeden Franken in den Sport, fliegt nach Neuseeland, um dort intensiv zu trainieren und lässt sich auch von Blessuren nicht bremsen. 2018 wird er ins Global Racing Team aufgenommen, in der sich zwei Trainer um Athleten mit besonderen Werdegängen wie den von Daniele Sette betreuen. Der Schweizer weiss: «Es ist meine letzte Chance, ich muss sie packen.» Der verhängnisvolle Sturz Genau das tut er. Von nichts lässt er sich aufhalten, nicht einmal von einem verhängnisvollen Unfall, der bis heute nachwirkt. Im Dezember 2016 durchtrennt ihm bei einem Sturz die Kante des Skis einen Nerv der linken Hand. Seither hat er in zwei Fingern kein Gefühl mehr, die Motorik der Hand ist seither eingeschränkt. Der Techniker steht aber wieder auf, fährt weiter und darf im 2017 an der WM in St. Moritz als Vorfahrer über die Piste. Immerhin, denkt er, «besser als gar nichts». Im Europacup erzielt er positive Resultate und erhält im Frühling 2019 einen Anruf, an dem er sich vorkommt wie an Weihnachten: Swiss-Ski nimmt ihn ins B-Kader auf. Die Nachricht löst viel in ihm aus, vor allem sorgt sie für enorme Erleichterung. «Es war ein cooler Moment», erinnert sich Sette, «ich wusste: Jetzt bist du erstmals Teil eines Teams. Man setzt auf mich und nimmt mich ernst.» Sette, der 2014 in Adelboden sein erstes Weltcuprennen bestritten hat, erzielt am 11. Januar 2020 beim gleichen Riesenslalom im Berner Oberland mit dem 19. Platz seine beste

Tränen in den Augen Am 28. Februar ist Daniele Sette 28 geworden. Er befindet sich in einem Alter, in dem er sagt: «Ich habe meine besten Jahre noch vor mir. Meiner Meinung nach stehe ich eher am Anfang als kurz vor dem Ende meiner Laufbahn.» Der Sohn italienischer Eltern schafft es mittlerweile besser, sein Potenzial abzurufen. «Ich habe immer an mich und meine Fähigkeiten geglaubt», sagt er, «jetzt bin ich auch in der Lage, das zu zeigen.» Nicht vergessen hat er heikle Phasen, in denen er dachte, nicht vom Fleck zu kommen. Oder in denen ihm aus Enttäuschung über eine Nicht-Nomination für den Europacup Tränen in die Augen schossen. Aber der Sport bedeutet ihm alles. Darum ist eine Neuorientierung kein Thema. «Es gibt immer einen Weg», lautet sein Credo, «manchmal muss man die Lösung einfach etwas länger suchen. Das waren Prozesse, die mich durchaus bereicherten.» Im Frühjahr hat die CoronaPandemie auch ihn gezwungen, sein Programm anzupassen. Aber Flexibilität und Solo-Trainings, das ist Sette sich gewohnt. Mitte Juli steht er erstmals nach vier Monaten wieder auf den Ski: «Es war ein sehr schönes Gefühl.» Sette: «Ich muss liefern» Sich im Weltcup etablieren, den Anschluss an die Weltspitze herstellen, an der WM in Cortina teilnehmen – das sind die nächsten Ziele des Daniele Sette. Und wenn er tatsächlich an einem Grossanlass an den Start gehen darf, möchte er für Furore sorgen. Dass ihn nicht viele auf der Rechnung haben mögen, stört ihn nicht. Sette weiss, dass er Überzeugungsarbeit zu leisten und den Nachweis zu erbringen hat, dass er über genügend Qualität verfügt. Oder in seinen Worten: «Ich muss liefern.» Sechs Jahre würde er gerne noch Skifahrer bleiben, mindestens. Ihm ist sehr wohl bewusst, dass er sich auf einem schmalen Grat bewegt und er sich nicht viele Ausrutscher erlauben darf. Aber wie sagt er doch mit einem entspannten lächeln: «Ich liebe diesen Sport. Darum werde ich weiterhin nicht nachlassen.» PE T E R B I RRE R

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Menschen // Legenden // Martin Hangl

TEAM PLAYER im Sport und im Business

Er gehörte zu den festen Werten der Nationalmannschaft der Achtzigerjahre, die im Schweizer Skisport für alle Zeiten das Mass der Dinge bleibt. Sieben Mal in Serie gewann das damalige «Wunderteam» die Nationencup-Trophäe, zuletzt 1989. Immer dabei als konstanter Punktelieferant war Martin Hangl, der jenes Jahr persönlich noch mit Gold im Super-G an den alpinen Skiweltmeisterschaften in Vail krönte.

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artin Hangl galt als Prototyp eines Athleten, der individuell Akzente setzte, dem aber auch die Mannschaft nicht gleichgültig war. «Wir sind für uns wie auch für die Nationenwertung aktiv um Punkte gefahren», blickt Hangl zurück. Der damalige Chef Karl Frehsner hätte sie mit seiner Überzeugungskraft motiviert. Hangl betrachtete sich immer als Teil eines Ganzen, ein Prinzip, das er später mit Erfolg auch im Geschäftsleben fortsetzte. Höhepunkt am Weltcup-Finale Den wertvollsten Beitrag leistete er beim Weltcup-Finale 1988 in Saalbach-Hinterglemm, wo er den Super-G UND den Riesenslalom gewann, «das Highlight in meiner Weltcup-Karriere. Binnen 24 Stunden in zwei verschiedenen Disziplinen zu gewinnen, war grandios.» Zumal das seine beiden ersten Weltcupsiege bedeuten, nachdem er vorher ein halbes Dutzend Mal aufs Podest und rund 30 Mal in die Top Ten gefahren war.

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Am Ende der Finalwoche lag die Schweiz winzige vier Pünktchen vor Österreich. Ein Teamerfolg fast im Alleingang, könnte man in der Fussballsprache sagen, wenn es nicht Hangls Philosophie diametral widerspräche: «Ich war immer ein Teamplayer – und bin es heute noch. Ich betrachtete mich als einen aus der 2. Reihe.» Die Weltcupsieg-Sammler Er drücke sich jeweils so aus, «weil mit Erika Hess, Vreni Schneider, Maria Walliser, Michela Figini, Pirmin Zurbriggen, Peter Müller und Franz Heinzer Kolleginnen und Kollegen in der 1. Reihe standen, mit denen ich mich nicht vergleichen möchte.» Sie alle feierten 20, 30, 40 oder, wie Vreni Schneider, gar 55 Weltcupsiege und sammelten WM- und Olympia-Medaillen am Fliessband – Dimensionen, die man sich heute kaum mehr vorstellen kann. K(eine) Überraschung Aber auch Hangl verrichtete an diesem Fliessband gekonnt sein Handwerk und dekorierte sich 1989 in Vail mit einer Medaille der edelsten Prägung. Dabei schienen die Voraussetzungen trotz eines vorangegangenen Erfolges in Laax, wo er als erster Bündner auf Bündner Boden ein Weltcuprennen gewann, suboptimal: «Ich hatte mich auf der Abfahrt am Lauberhorn am Knie verletzt und konnte zwei, drei Wochen nur Therapie machen.» Vermeintlich schlecht vorbereitet flog er in die USA: «Wir reisten ein paar Tage früher an, um uns zu akklimatisieren. In dieser Zeit fuhren wir vier Super-G-Trainingsläufe. In jedem stell-

te ich Bestzeit auf vor Zurbriggen. Das gab mir enormes Selbstvertrauen, denn Pirmin war keiner, der sich in Trainingsläufen zurückhielt. Er fuhr immer auf Tutti.» Nummer 1: Hangl, Nummer 2: Zurbriggen Der Zufall wollte es, dass bei der Auslosung Hangl die Nummer 1 und Zurbriggen, der Titelverteidiger, die Nummer 2 zog. «Die Nummer 1», so Hangl, «war damals noch kein Nachteil, weil die Gegner am Start noch nicht die Gelegenheit hatten, die Fahrten der vor ihnen gestarteten Konkurrenten an einem Monitor zu verfolgen. Mir glückte eine gute Fahrt, und als ich dann auf der Grossleinwand am Ziel Pirmin zuschauen konnte, wie er mit einer ebenfalls guten Fahrt langsamer war, wusste ich: Das ist wohl eine Medaille.» Es war Gold. Hangl war Super-G-Weltmeister, was seither bis auf Didier Cuche (2009) kein Schweizer mehr schaffte. «Eine geile, schöne Zeit» Auch seine internationalen Gegner trugen klingende Namen: Ingemar Stenmark, Marc Girardelli, Alberto Tomba. Nie war die Konkurrenz härter. Wegen Stenmark habe er früher sogar die Schule geschwänzt, um ihn in den Duellen mit Gustav Thöni zu sehen, erzählt Hangl. «Und dann durfte ich gegen ihn fahren und konnte ihn sogar schlagen. Und als wir hofften, dass Stenmark endlich älter und langsamer würde, kam schon Tomba.» Man neige dazu, die Vergangenheit zu glorifizieren, sagt Hangl: «Aber es war eine geile, schöne Zeit.» Diese Zeit ging schneller zu Ende als geplant.


Menschen // Legenden // Martin Hangl

Der Höhepunkt mit dem WM-Titel in Vail bildete gewissermassen schon den Anfang vom Ende. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die Verletzung, die er sich vor der WM am Lauberhorn zugezogen hatte, ein Kreuzbandriss war. 1991 kam der Rücktritt Da er keine gröberen Beschwerden spürte, verzichtete er vorerst auf eine Operation. Doch dann stürzte er im Training in Zermatt. Bei knapper Schneelage flog er in die Steine und havarierte die ganze linke Körperseite. Es folgten Therapien und Operationen, zwischendurch auch wieder Rennen, «aber», so Hangl, «die Statik meines Körpers stimmte nicht mehr». Im Sommer 1991 erklärte er nach dem ersten Schneetraining seinen Rücktritt, im Alter von erst 29 Jahren, und begann im elterlichen Geschäft zu arbeiten. «Es war kein einfacher Übergang und ein harter Weg. Ich hatte mich 10, 15 Jahre lang auf den Sport fokussiert und die Ausbildung vernachlässigt. Als Sportler war für einen immer alles organisiert, praktisch funktionierte man fremdbestimmt. Und nun musste ich plötzlich selber eine Gruppe führen. Mir fehlte das Grundwissen, das ich mir in Fortbildungskursen aneignete. Aber ich hatte das Glück, dass ich in einem Bereich einsteigen konnte, der meinen Neigungen am meisten entsprach.» Skischule und Sportgeschäft Heute leitet er die Skischule und die Sportgeschäfte, zwei davon im benachbarten Ischgl, «und dank Lies, meiner Frau, sind wir auch im Fashion- und Lifestyle-Bereich stark». Der gesamte Betrieb der Hangl AG, an dem fünf Geschwister gleichwertig beteiligt sind, umfasst neben der Skischule und den Sportgeschäften Hotellerie, Gastronomie, Nacht- und AprèsSki-Lokale, alles was zu einer hippen Skistation mit der höchsten Shopping-Meile Europas (1846 m ü. M.) gehört. Vater Johannes Hangl hatte das Unternehmen aufgebaut und, unter-

teilt in vier Betriebszweige, im September 2007 seinen Kindern übergeben. «So konnten wir uns in den jeweiligen Bereichen spezialisieren und entfalten». Die Familien-Saga der Hangls könnte aus einem Rosamunde-Pilcher-Roman stammen. Am Anfang stand ein «Prinz», Landwirt Josef C. Prinz, der 1923 gemeinsam mit seiner Frau den Bauernhof sukzessive in ein Gasthaus und ein

Der Samnauner Martin Hangl gewann 1989 in Vail WM-Gold im Super-G.

Hotel um- und ausbaute. 30 Jahre später heuerte ein Tiroler namens Johannes Hangl bei der Familie Prinz als Knecht an und verliebte sich in die zweitjüngste Tochter, Caroline. Sie war die erste Skilehrerin im Unterengadin. 1959 heirateten die beiden und bekamen sieben Kinder. Der «falsche Österreicher» «Liebe ohne Grenzen» schien das Familienleben zu prägen. Martin Hangl erklärt es: «Meine

Grossmutter war Österreicherin und heiratete einen Samnauner namens Prinz. Dann hat meine Mutter, geborene Prinz, eine Samnaunerin, den Tiroler Johannes Hangl geheiratet. Und ich, Martin, habe eine Scheiber Elisabeth aus dem Tirol geheiratet.» Deshalb bezeichneten die TV-Kommentatoren am ORF Martin Hangl oft als Österreicher, «aber nur», so Martin, «wenn ich gut fuhr». Samnaun war früher nur über Österreich erreichbar und galt als Schmuggler-Eldorado. Es ist immer noch Zollfreigebiet, die zweite Touristenattraktion neben dem Wintersport. Mit der Silvretta-Arena, die Samnaun mit Ischgl verbindet, verfügt der nur 780 Einwohner umfassende Ort über ein Skigebiet, das höchsten Ansprüchen genügt. Wiederholt wurde es vom Ski-Portal Snowplaza in einer europaweiten Umfrage zum Skigebiet Nummer 1 erkoren. Schneesicherheit ist bis in den Mai hinein garantiert. Der «Sonderfall» Im Normalfall – bis das Coronavirus kam und vieles veränderte. Auf behördliche Anordnung musste Mitte März das Skigebiet geschlossen und der Betrieb eingestellt werden – eine gewaltige Herausforderung für ein Unternehmen mit 200 Angestellten. In einer solchen Situation empfindet Hangl die Stress-Erfahrungen aus der Aktivzeit als hilfreich: «Im Extrembereich des Spitzensports lernt man mit Niederlagen und Enttäuschungen umzugehen, Druck auszuhalten und in der Stunde X Leistung abzurufen. Dabei eignet man sich innere Ruhe und Stärke an.» Er spüre, wie er in der Firma als ruhender Pol wahrgenommen werde. «Mir hat gefallen, wie der Bundesrat im Kampf gegen das Coronavirus aufgetreten ist, wie er die gesundheitlichen und sozialen Aspekte ins Zentrum stellte. Mein Vater ist 88, mein Schwiegervater 92. Wenn es ihnen und andern älteren Leuten gut geht, hat sich die Schliessung der Betriebe mehr als gelohnt», sagt der Teamplayer, dem auch Sozialkompetenz kein Fremdwort ist. R I CHA RD H E G G L I N

FOTO: KEYSTONE

«KOMPLIMENT AN VERANTWORTLICHE POLITIKER» Corona-bedingt haben wir diese Geschichte über einen Hero der Achtzigerjahre vom Frühling auf den Herbst geschoben. Martin Hangl zählte damals in der Nationenwertung, die 2019/20 erstmals seit 31 Jahren wieder von der Schweiz gewonnen wurde, zu den Keyplayern. Als Geschäftsmann in der Tourismusbranche war er selber massiv vom Coronavirus betroffen. Wir

bringen den Text unverändert, lediglich mit einer Zusatzbemerkung von Hangl, mit der er seine damaligen Worte bestätigt: «Ich bin dankbar, in der Schweiz Unternehmer sein zu dürfen. Die verantwortlichen Politiker haben die richtigen Entscheidungen gefällt. Man darf ihnen, und auch den Banken, ein gutes Zeugnis ausstellen. Im internationalen Vergleich sind wir gut durch

die Krise gekommen. Weil die Schweizer sehr heimatverbunden sind, konnten wir in der Alpenregion im Sommer überdurchschnittlich profitieren. Unglaublich viele junge Familien kamen erstmals nach Samnaun, sogar aus den Kantonen Freiburg, Waadt oder Genf. Wir wissen nicht, wie es weitergeht, aber ich bin zuversichtlich.»

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Menschen // 100 Jahre Zentralschweizer Schneesport Verband (ZSSV)

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Mit Blick in die

Zukunft 2020 geht für den Zentralschweizer Schneesport Verband (ZSSV) in die Geschichte ein. Er feiert dieses Jahr sein 100-Jahr-Jubiläum. Wie so vieles andere musste in der Agenda aus bekannten Gründen einiges geändert werden. Die Mitgliederversammlung konnte im September stattfinden – im kleinen Kreis und zu Gast im neuen Spitzensportzentrum OYM in Cham. Die im Juni geplante Jubiläumsveranstaltung wurde bereits vorher um ein Jahr verschoben und findet am 12. Juni 2021 statt. Die Zusammenkunft im September wurde trotz aller Umstände zu einem gemütlichen und würdigen Anlass. Bruno Arnold erhielt zudem die Auszeichnung «Träger Goldener Ski».

01 Aufmerksame Zuhörer beim Auftakt der 100. Delegiertenversammlung des ZSSV in neuen Spitzensportzentrum OYM in Cham.

07 Ehre, wem Ehre gebührt (links): Carmen Emmenegger, Toni Arnold und Werner Scherrer.

14 Für die ZSSV-Mitgliederversammlung bot das OYM einen stilvollen Rahmen.

08 Der Präsidiumstisch an der Jubiläums-DV.

02 Nach der Tagung gab es noch Small Talk beim Mittagstisch.

09 OYM-Initiant Hans-Peter Strebel leitet die Führung durch das neue Spitzensportzentrum.

15 Auch der Zuger Sportamtchef Felix Jaray gab sich an der DV die Ehre.

03 Gut gelaunt am Vorstandstisch: Präsident Werner Scherrer und Generalsekretärin Carmen Emmenegger.

10 Ein Wort von Armon Saluz vom Donatorenverein Rubin Club.

05 Impression zum Zweiten am Mittagstisch.

12 Symbolisch überreichte der Rubinclub zum Jubiläum einen «dicken» Check, lautend auf 90 000 Franken.

06 Ein Applaus für Bruno Kaiser und Noldi Camenzind (links).

13 Gary Furrer (links), Chef Breitensport von Swiss-Ski, überbrachte die Grüsse aus Bern.

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17 Der Abstand wurde auch während der DV eingehalten. 18 Reto Faden wurde als neuer Vizepräsident des ZSSV gewählt. 19 Peter Läuppi gibt Einblick in die Philosophie und den Aufbau des OYM in Cham.

FOTOS: ZVG.

04 Geehrte Mitglieder (von links): Bruno Kaiser und Bruno Arnold, rechts mit ZSSV-Präsident Werner Scherrer.

11 Noldi Camenzind ist Chef der Auszeichnungskommission.

16 Gary Furrer während seiner kurzen Ansprache vor dem Plenum.


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Menschen // In Memoriam // Jacques Reymond

Ein stiller Schaffer mit grossem Herzen Es sind Nachrichten, die man zwei-, dreimal lesen muss und einfach nicht wahrhaben will. So wie am 7. Mai, als sich die Meldung verbreitete, dass Jacques Reymond im Alter von 69 Jahren an den Folgen des Coronavirus gestorben ist. «Mit Jacques», trauert Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann, «hat der Schweizer Skisport einen überaus engagierten Menschen und eine grosse Trainerpersönlichkeit verloren.»

ie Würdigungen gleichen sich auffallend. Wenn bei Sportlern oder Trainern in den Nachrufen statt Titel und Medaillen hauptsächlich Adjektive wie «einfühlsam», «liebenswürdig» oder «hilfsbereit» hervorgehoben werden, ist das der höchste Grad derWertschätzung. Jacques Reymond wird uns in erster Linie wegen seiner menschlichen Qualitäten in Erinnerung bleiben. Stiller Schaffer Jacques gehörte nicht zu den Lautsprechern der Gilde. Er war ein stiller Schaffer mit grossem Herzen und hoher Sozialkompetenz. Von 1979 bis 1995 diente er, mit kleinen Unterbrüchen, bei Swiss-Ski in verschiedensten Funktionen. Seine Biographie umfasste drei Schwerpunkte: Die WM 1982 in Schladming (als Konditionstrainer der Frauen), die WM 1987 in Crans-Montana (als Technik-Trainer der Männer) und die Olympischen Spiele 1994 (als Cheftrainer der Männer), zweimal mit überwältigenden Erfolgen, zuletzt 1994 in Lillehammer mit durchzogener Bilanz. Ein Bild ging um die Welt Das Bild von Schladming 1982 ging um die Welt. Zwei Trainer trugen jubelnd eine 19-jährige Skirennfahrerin auf den Schultern aus dem Zielraum. Einer von ihnen war Jacques Reymond. Eben hatte Erika Hess ihren dritten WM-Titel errungen. Es sollte, ohne dass es Erika und Jacques zu jenem Zeitpunkt wussten (vielleicht ahnten?), der symbolische Anfang einer Beziehung sein, aus der sich später eine grosse, tiefe Liebe entwickelte. Erika und Jacques kamen sich näher, bis es auch in der Mannschaft kein Geheimnis mehr blieb. «Die zwei haben sich super verhalten», erinnert sich Brigitte Oertli. «Ich habe das nie als Problem empfunden, obwohl eine Beziehung innerhalb einer Mannschaft auch Spannungen auslösen kann.» Jacques Reymond wollte die Mannschaft verlassen, aber Cheftrainer Jean-Pierre Fournier liess ihn vorerst nicht gehen. Wichtige Teamstütze Zu wichtig war er für das Team. «Man hörte von Jacques nie ein negatives Wort», sagt Brigitte 30

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Oertli: «Nie hat er jemand zusammengestaucht. Er war einfühlsam und trotzdem konsequent. Es war ‹seine› Art, die Mannschaft zu führen, während andere Trainer gerne mal auf den Tisch hauten.» Erst vor der Saison 1986/87 mit den denkwürdigen Weltmeisterschaften in Crans-Montana wechselte Jacques Reymond zu den Technikern ins Männer-Team. Nie war eine Schweizer Nationalmannschaft stärker. 14 Medaillen sollte sie erringen – eine sagenhafte Bilanz. Jacques Reymond trug bei beiden Geschlechtern seinen Teil bei. «Er sah stets das Positive und war ein starker Motivator», lobt ihn der zweifache Crans-Montana-Weltmeister Pirmin Zurbriggen. Auch als Männer-Trainer hatte er seine ehemaligen Fahrerinnen im Auge, insbesondere natürlich seine Partnerin. «Jacques», sagte damals Erika, «war sehr wichtig für mich. Vor allem beim Slalom hat er mir enorm geholfen.» Heirat 1988 am Vierwaldstättersee Aus schwer verständlichen Gründen musste Erika im Riesenslalom über die Klinge springen, was sie verunsicherte. Jacques empfahl ihr vor dem Slalom freies Skifahren statt Training. Und als sie nach dem 1. Lauf als Vierte über eine Sekunde hinter der Österreicherin Roswitha Steiner lag, baute er sie mental auf. Das Ergebnis ist bekannt. Erika gewann nach der Kombination auch den Slalom, ihren insgesamt 6. WM-Titel – und trat anschliessend zurück. Im Alter von erst 25 Jahren. Ein Jahr später, am 6. Mai 1988, heirateten die beiden in Bauen am Vierwaldstättersee. Auch Jacques orientierte sich um. Zusammen organisierten sie Ski-Camps für Kinder, und nebenbei wirkte er als Co-Kommentator am welschen Fernsehen. Da konnte er sein Flair für technische Finessen voll ausleben. Einige Spassvögel bezeichneten ihn als «Monsieur Ski Intérieur». Sensibler Mensch Als die Nationalmannschaft in eine Baisse geriet und sowohl an den Olympischen Spielen 1992 in Albertville als auch an den WM 1993 in Morioka nur je eine einzige Medaille errang, erinnerte sich Direktor Joseph Zenhäusern an

Jacques Reymond und installierte ihn vor Olympia 1994 als Männer-Chef. «Er war», so Zenhäusern, «ein sehr sensibler Mensch und hat alles getan fürs Team. In Lillehammer mietete er vis-à-vis der Piste ein Chalet und liess extra einen Koch einfliegen, um eine gute Atmosphäre zu schaffen.» Trotzdem lief es der Mannschaft nicht nach Wunsch. Urs Kälin verpasste zwar Gold nur um 2 /100, aber die Abfahrer brachten keinen in die Top Ten – Franz Heinzer kippte gleich beim Start aus einer defekten Bindung. Im Verband herrschte eine Phase der Umstrukturierungen und Personalrochaden. Am Ende des nächsten Winters nahm Reymond definitiv Abschied von Swiss-Ski und widmete sich nur noch den privaten Projekten – und der Familie. Sie waren «eins» So wie Erika und Jacques ein fast symbiotisches Paar (Oertli: «Sie waren ‹eins›») bildeten, verband auch die später auf fünf Personen angewachsene Familie ein unglaublich starker Kitt. Seit fast drei Jahrzehnten wohnten die Nidwaldnerin und der aus dem Vallée de Joux stammende Waadtländer in einem idyllischen Landhaus in St-Légier oberhalb von Vevey am Genfersee. Neben den drei Buben Fabian, Nicolas und Marco haben Jacques und Erika (sportlich) noch gegen 20 000 Kinder in den Erika-HessCamps grossgezogen. Vor zwei Jahren schalteten sie einen Gang zurück und gaben die Camps auf. Sie beschränkten sich auf die Organisation der «Raiffeisen Erika Hess Open»Rennen in Les Diablerets, Les Pléiades und La Fouly – «nebenei» präsidierte Jacques, inzwischen stolzer Grossvater geworden, die Gemeindeversammlung von St-Légier. Im Januar weilten Jacques und Erika noch in Wengen. Es sollten ihre letzten gemeinsamen Lauberhornrennen werden. Kurz darauf erkrankte Jacques an dieser heimtückischen Krankheit. Am 7. Mai, einen Tag nach ihrem 32. Hochzeitstag, schloss er für immer die Augen. In der Todesanzeige verabschiedete sich Erika mit den rührenden Worten: «Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren Jahren.» R I CHA RD H E G G L I N

FOTO: ERIK VOGELSANG, B&S

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Menschen // In Memoriam // Jacques Reymond

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DER EXKLUSIVE EVENT MIT STARGÄSTEN. INTERSPORT-SKI-FESTIVAL ZERMATT. 24. BIS 29. NOVEMBER 2020.

Beim INTERSPORT-Ski-Festival Zermatt handelt es sich um den exklusiven Skitest im Matterhorndorf, der in dieser Art einzigartig ist – seit nunmehr 41 Jahren. Du wählst deine Aufenthaltsdauer aus und die Anzahl Skitage auf dem Gletscher. Du hast die Wahl zwischen vier Arrangements und eins bis fünf Tagen auf den Ski. Du schläfst in einem unserer sechs Partnerhotels und geniesst Halbpension und die jeweiligen Wohlfühloasen im Wellnessbereich.

Rund 900 Paar Ski von zwölf verschiedenen Skimarken stehen für dich und die anderen Gäste im Testcenter auf dem Trockenen Steg bereit. Für die richtige Skiwahl stehen kompetente Fachleute bei unseren Skipartnern. Testfahrten sind im Skigebiet Trockener Steg und Cervinia (wenn es die Schneebedingungen zulassen). Mit dir auf der Piste sind auch TopEx-Skicracks – in dieser Form exklusiv und nur bei uns. Für dich und alle

anderen Gäste mit dabei, unter anderem: die Snowboard-Olympiasiegerin Tanja Frieden (sie fährt auch gut Ski!), Erika Reymond-Hess, Chantal Bournissen, Karin SeewerRoten, Mike von Grünigen, Bruno Kernen und Urs Räber. Motivieren für ein Pistenabenteuer wird dich Franco Marvulli (ehemaliger Rennrad-Profi).


EXKLUSIV NUR BEI UNS

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WIE TRANSFER: Nach einer hoffentlich angenehmen Reise erwarten die mit dem PW Reisenden unser Partner Taxi Christophe in Täsch. Hier wird dein Wagen eingestellt und die Reise geht bequem weiter mit dem Taxi. In Zermatt wirst du vom Hotel-Driver erwartet.

WIE HOTELS: Neben unseren langjährigen Partnerhotels, Alpenhof, Europe Hotel & Spa, Romantik Hotel Julen und Hotel Pollux, sorgen zwei neue Hotelpartner für dich: Hotel Bellerive und Hotel La Couronne. Bei den sechs Partnerhotels handelt es sich um erste Adressen am Ort.

WIE KOMMUNIKATION: Steht für uns an erster Stelle. Wichtige Informationen erhältst du das ganze Jahr auf unserer Website und der ISFZ-App (von Partner Suter Apps). Während der Testwoche erhältst du auf der App mehrmals wichtige Infos und täglich auch unsere gedruckten vierseitigen News.

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IST SYNONYM FÜR DEN BEGRIFF YOGA: Täglich gibt es in deinem Hotelzimmer auf Wunsch und Vorreservation Gratis-YogaStunden.

UNSERE PARTNER

UMSCHREIBT UNSERE BEIDEN MEDICAL PARTNER: Crossklinik und Merian Santé Basel. Sie sorgen für dein persönliches Wohlergehen und geben auch wertvolle Tipps im Bereich Physio, Ernährung und Training.

VIP

SIE SIND UNS WICHTIG: Die Firma Galfri ist unser Cateringpartner und dafür besorgt, dass du während den Öffnungszeiten des Testcenters mit Kaffee versorgt wirst. Und am VIP-Corner werden auch Cüpli serviert.

š INTERSPORT ist ein langjähriger Partner unseres Skitests und seit 2019 Titelsponsor. š GRAPHAX, Spezialistin für Drucksysteme, sorgt täglich für den Druck des ISFZ-Newsletters. š LEKI, der deutsche Sportausrüster, sorgt für Testskistock-Tage auf dem Trockenen Steg. š SKINNIES ist unsere Sonnenpflege-Partnerin und versorgt dich mit einer ganz speziellen Sonnencrème.

š ZERMATT Tourismus verbreitet unseren Event in die Welt hinaus und hilft mit – sollte es einmal nötig sein – einen Schlechtwettertag gut über die Bühne zu bringen.

Was dich sonst noch alles erwartet: Noch einige Wohlfühlleistungen am INTERSPORT-Ski-Festival mehr. Lass dich überraschen!

UNSERE STARGÄSTE

Chantal Bournissen

Tanja Frieden

Erika Reymond-Hess

Karin Seewer-Roten

Mike von Grünigen

Bruno Kernen

UNSER MODERATOR UND MOTIVATOR!

FRANCO MARVULLI Der ehemalige Radrennbahn-Profi ist unser «Quereinsteiger», vor allem aber Moderator oder Motivator. Du kannst ihm überall begegnen: Im Testcenter auf dem Trockenen Steg, in deinem Hotel, vor allem aber am Mittwochund Freitagabend an unseren Kurzevents, die wir für dich vorbereitet haben.

INFORMATIONEN UND ONLINE-ANMELDUNG UNTER: WWW.SKI-FESTIVAL-ZERMATT.CH

Urs Räber


Aktiv // Interview

Es wird nicht einfacher, die Erwartungen zu erfĂźllen

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Dario Cologna steht gegen Ende seiner Karriere mit den nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Oberstdorf 2021 und den Olympischen Spielen in Peking 2022 noch einmal vor zwei Wintern mit Grossanlässen. Mit Kein Einaste als neuem 34

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Aktiv // Interview

Trainer versucht er, hierfür nochmals neue Impulse zu setzen, um sich auch mit 34 Jahren weiterzuentwickeln. Im Interview spricht Cologna über einen ereignisreichen Sommer, Ziele für die kommenden Saisons und seinen Hochzeitstanz. NOVEMBER 2020

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Aktiv // Interview

Dario, du blickst auf einen Sommer mit vielen externen Einflüssen (Hochzeit, Trainerwechsel, Corona-Krise usw.) zurück. Wie gelingt es dir, dass du trotzdem den Fokus auf das Training halten kannst? Dario Cologna: Es war sicher ein spezieller Sommer, insbesondere wegen der Corona-Situation. Wir Langläufer konnten die letzte Saison einigermassen gut abschliessen, aber natürlich wird es auch Auswirkungen auf den kommenden Winter geben. Trotzdem ist es so, dass ich Ziele vor Augen habe – was aus meiner Sicht in dieser Situation sehr wichtig ist. Entsprechend bin ich die Trainings auch angegangen. Hinsichtlich der Hochzeit hatte ich grosse Unterstützung von meiner Frau Laura, und ich konnte mich so gut auf die sportlichen Aufgaben konzentrieren. Waren diese Themen auch in Trainingsgedanken präsent? Gerade bei längeren Einheiten zum Beispiel – oder konntest du dort komplett abschalten? Ich kann im Training grundsätzlich relativ gut abschalten. Klar unterhält man sich auch mit Teamkollegen über sehr präsente Themen wie Corona. Aus meiner Sicht bringt es aber nichts, wenn ich mich im Training ständig frage, wie denn die kommende Saison überhaupt aussehen wird. Ich trainiere mit der Einstellung, dass Rennen stattfinden werden. Nur so kann man sich auch richtig vorbereiten. Rücken Gedanken wie potenzielle Rennabsagen in den Vordergrund, läuft man Gefahr, dass der Einsatz nicht mehr zu 100 Prozent stimmt. Aufgrund der Corona-Krise sind in vielen Sportarten die Athletinnen und Athleten in ihrem Trainingsbetrieb eingeschränkt. Inwiefern hat die Corona-Krise auch die Trainingsmöglichkeiten von dir als Langläufer beeinflusst? Der Lockdown war kurz nach unserer Wettkampfsaison. In dieser Trainingsphase absolvieren wir meistens lange lockere Einheiten, und ab einem gewissen Zeitpunkt steht die Regeneration im Vordergrund. So habe ich vor allem allein trainiert, die geplanten Einheiten wurden nicht stark beeinträchtigt. Einschränkungen gab es im kleineren Rahmen aufgrund von Personenbeschränkungen im Kraftraum, aber auch da haben wir eigentlich immer Lösungen gefunden. Ab dem Zeitpunkt, als gemeinsame Trainings wieder erlaubt waren, trainierten wir unter unserem Schutzkonzept, welches unter anderem kleine Trainingsgruppen und Maskenpflicht im Bus beinhaltet. Wie hast du den Lockdown allgemein erlebt? Hast du vielleicht sogar neue Talente entdeckt? Wie bei vielen ist das Kochen auch bei uns in den Vordergrund gerückt – und man hat auch mal was Neues ausprobiert. Dadurch, dass wir möglichst wenig zum Einkaufen gegangen sind, benötigte die Planung jeweils etwas mehr Zeit. Daneben hatte ich ein weiteres gemeinsames Projekt mit Laura. Während des Lockdowns haben wir zusammen mit viel Elan unseren Hochzeitstanz einstudiert. Unter Anleitung von YoutubeTutorials haben wir ziemlich viel Zeit in den Tanz investiert. Viele Trainer vertreten die Ansicht, dass ein Wettkampf die beste intensive Einheit ist. Du hast in den letzten Jahren regelmässig an Sommerwettkämpfen teilgenommen. Viele davon konntest du dieses Jahr aufgrund von Absagen nicht absolvieren (GP Bern, Rollskirennen Norwegen). Konntest du dir diese «Rennhärte» auf andere Weise holen? 36

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Aktiv // Interview

Ich bin ein Wettkampftyp und habe diese Rennvergleiche gerne während des Sommertrainings eingebaut. Auch wenn dabei das Resultat oft zweitrangig ist, versuche ich, mir dabei diese angesprochene Härte zu holen, da man im Wettkampf oft doch noch ein paar Prozent mehr rausholen kann. Ich denke, wir haben diesen Sommer innerhalb des Teams gute Intervalle und Testwettkämpfe absolviert, welche dies kompensieren können. Zudem konnte ich mit dem Davoser Seelauf und dem Nordic Weekend in Andermatt trotzdem einige Wettkämpfe in das Trainingsprogramm aufnehmen. Welche Ziele und Erwartungen an dich selbst hast du für den kommenden Winter? Der Fokus im nächsten Winter liegt klar auf den Weltmeisterschaften. Mein Ziel wird es sein, dort um die Medaillen mitzukämpfen. Auf Weltcup-Stufe möchte ich ebenfalls einige gute Resultate erreichen. Es wird aber sicher so sein, dass ich mit Ausblick auf das Hauptziel WM einige Weltcup-Rennen auslassen werde.

FOTOS: SWI SS -SKI

Seit diesem Frühling trainierst du mit Kein Einaste unter einem neuen Trainer. Ein neuer Trainer bringt immer auch eine neue Trainingsphilosophie mit sich. Wo siehst du die grössten Änderungen im Vergleich zum letzten Jahr und wie kommst du mit diesen zurecht? Nach sechs Jahren unter Ivan Hudac war es ein Wunsch von mir, im Training neue Impulse zu setzen. Diese neuen Inputs einzubauen, ist mit einem neuen Trainer oft einfacher. Unter Kein Einaste gibt es vor allem Veränderungen im Trainingsrhythmus. Wir trainieren drei Wochen hart und eine Woche locker. Weiter ist das Training immer wieder durch sehr lange Einheiten (vier bis fünf Stunden) gespickt, was relativ neu ist. Natürlich kann man nicht alles neu erfinden, aber es sind doch neue Trainingsformen, auch von Intervallen und Krafttrainings, welche für mich als Athlet bemerkbar sind. Am Anfang braucht es jeweils etwas Zeit, bis man auf die Veränderungen richtig reagiert. Ich habe aber das Gefühl, dass es bisher sehr gut passt. Vier olympische Goldmedaillen und drei WM-Medaillen (1 × Gold, 2 × Silber). Der Name Dario Cologna steht seit Jahren für Medaillen und Erfolge. Im letzten Winter, welcher resultatmässig durchzogen war, wurdest du immer wieder laut kritisiert, und es wurde hinterfragt, ob du noch Podestplätze erlaufen kannst. Wie gehst du mit Kritik von Aussenstehenden um? War das auch für einen erfahrenen Athleten wie dich ein Lernprozess? Nach den ersten Siegen an der Tour de Ski und bei Olympia stand ich schlagartig im Rampenlicht. Die Erfolge waren in der Anfangsphase immer vorhanden, und ich kann wahrscheinlich behaupten, dass ich in den letzten 10 bis 15 Jahren der erfolgreichste Schweizer Wintersportler war. Natürlich werde ich an diesen Erfolgen gemessen, von mir werden Podeste und Siege erwartet. Diese Erwartungen zu erfüllen, wird nicht einfacher. Man muss sich immer wieder neu beweisen, und die jungen Athleten rücken nach. Wenn ich auf das Teilnehmerfeld blicke, sind viele Athleten aus meiner Generation nicht mehr da. Nichtdestotrotz bin ich immer noch mit Motivation dabei und überzeugt, dass ich noch schnelle Rennen laufen kann. Logisch regt man sich manchmal etwas über die Kritik auf. Ich finde aber die Äusserung von Kritik ist berechtigt und gehört dazu, solange sie respektvoll und objektiv ist. > NOVEMBER 2020

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Aktiv // Interview

Du gehörst auf den letzten Metern nicht mehr zu den schnellsten Athleten im Feld. Viele Massenstartrennen werden aber auf dem letzten Kilometer entschieden. Wird es so sein, dass du im Einzelstart in Zukunft grössere Chancen auf Top-Resultate haben wirst? Oder wie muss ein Massenstartrennen verlaufen, damit du am Schluss ganz vorne dabei sein kannst? Ich bin nicht mehr so endschnell wie vor fünf oder zehn Jahren. Ich denke, diese Entwicklung ist für einen Sportler normal. Dies ist auch ein Grund, wieso Leute wie Petter Northug, Marcus Hellner oder ich schon in jungen Jahren erfolgreich waren. Dannzumal waren auch wir auf den letzten Metern in Massenstartrennen schneller als die älteren Athleten. Nun sind mit Johannes Klaebo und Alexander Bolshunov Leute hier, die ebenfalls sehr endschnell sind. Aus meiner Perspektive sind nun die längeren Distanzen von 15 bis 50 km interessant. Der Einzelstart kommt mir sicher entgegen. Ich denke aber trotzdem, dass ich an einem guten Tag auch im Massenstart im Kampf um die besten Plätze eine Rolle spielen kann. Optimalerweise wäre dies ein schnelles Rennen, in welchem die Selektion vor den letzten Metern stattfindet. Auf der Zielgeraden bin ich nicht mehr der Schnellste, aber ich denke, dass ich immer noch ein guter Finisher bin und mir

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die letzten drei Kilometer liegen. Wichtig ist einfach, dass die Form stimmt, dann ist viel möglich. Gegen Ende deiner erfolgreichen Karriere stehst du vor zwei Saisons mit Grossanlässen (Nordische Ski-Weltmeisterschaften Oberstdorf 2021, Olympische Spiele Peking 2022). Du bist bekannt dafür, dass du gerade an Grossanlässen immer wieder deine Topform erreichen kannst. Wie schätzt du die Chance ein, dein bereits sehr grosses Palmarès in den kommenden Wintern noch einmal mit Medaillen zu erweitern? Ich sage immer: Die Chance, keine Medaille zu gewinnen, ist grösser als eine zu gewinnen … (lacht). Trotzdem ist es mir bereits mehrmals gelungen. Es wird sicher schwieriger, aber dies war 2018 an Olympia ähnlich. Ich habe damals bewiesen, dass ich es noch kann. Solange ich motiviert bin, den Fokus halte und alles investiere, sehe ich Möglichkeiten. Dies ist auch der Grund, weshalb ich noch dabei bin. Ich laufe nicht, um einfach nur dabei zu sein, sonst könnte ich auch aufhören. Ich möchte weiterhin erfolgreich sein. Ich bin überzeugt: Wenn ich meine Bestform erreiche und am Tag X alles zusammenpasst, kann ich immer noch Medaillen gewinnen. I NT E RV I EW: LUK A S KU RT H


Aktiv // Swiss Loppet

SWISS LOPPET DIE BREITENSPORT-SERIE DER SCHÖNSTEN ELF SCHWEIZER VOLKS -LANGLAUFRENNEN

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edes Wochenende von Januar bis März finden 2021 insgesamt elf abwechslungsreiche Swiss-Loppet-Volkswettkämpfe statt. Dabei werden zwei Läufe in der Klassisch- und neun Läufe in der Skating-Technik ausgetragen. Die Distanzen betragen entweder 21 km (Halbmarathon) oder 42 km (Marathon). Startberechtigt ist jeder – ob Freizeitoder Spitzensportler – ab 18 Jahren. Für die

Aufnahme in die Swiss-Loppet-Rangliste ist eine Swiss-Ski-Mitgliedschaft Voraussetzung. Neumitglieder profitieren von einer Gratis-Langlauflektion im Wert von CHF 50.–. (swiss-ski.ch/memberloppet). V E R A S CH Ä R Alle Informationen zu den schönsten elf Volkslangläufen der Schweiz unter: swiss-ski.ch/swiss-loppet

«Der Swiss Loppet vereint die Schweiz auf wunderbare Weise: Alle Sprachregionen sind vertreten – und jeder Lauf hat seine eigene typische, regionale Ausstrahlung. Zudem bringt er vom Breitensportler bis zum WeltklasseAthleten die gesamte Swiss-SkiLanglauf-Familie zusammen.» Urs Lehmann, Präsident Swiss-Ski

DER WEG IST DAS ZIEL

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Aktiv // Langlauf // Christian Flury

Der Steuermann aus Davos Christian «Hitsch» Flury ist seit April Chef der Schweizer Langläufer. Der 44-Jährige ist ein Praktiker, der bei Swiss-Ski Synergien fördern will – und daheim im Keller sein eigenes Bier braut.

r mag das Überraschende und scheut sich nicht vor dem Abenteuer. Er hat Energie und Ideen, bei spontanen Wendungen im Leben fällt er nicht gleich aus der Spur. Christian Flury hat einmal mit seiner Frau Barbara ein Jahr in Kanada verbracht, vor vier Jahren ist er mit vier Freunden zu einer spektakulären Bike-Tour nach Nepal aufgebrochen und hat in jenen Wochen eine physische wie psychische Reifeprüfung abgelegt. «Ich bin ein neugieriger Mensch», sagt er, «abenteuerlich veranlagt – aber nicht unvernünftig.» Und jetzt kann Flury, den alle nur «Hitsch» rufen, seine Kreativität in einer neuen beruflichen Funktion ausüben: Im April ist der Bündner zum Disziplinenchef der Schweizer Langläufer befördert worden. Kempf: «Du kannst übernehmen» Verschiedentlich hört er, dass er ein geeigneter Nachfolger von Hippolyt Kempf wäre. Er denkt sich jeweils nicht viel dabei, er sagt: «Ich lebe im Hier und Heute.» Aber im Februar wird es plötzlich und unerwartet schnell konkret. Flury, seit 2010 in verschiedenen Rollen im Schweizer Langlauf tätig, unterhält sich nach einer Sitzung in Magglingen mit Kempf. «Hitsch», sagt Kempf, «du kannst übernehmen. Ich höre auf. Überleg es dir.» Flury überlegt. Und sagt zu. Er löst Kempf ab, der zum Nordisch-Direktor des Verbandes aufgestiegen ist und eine wichtige Bezugsper-

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son für Flury bleibt: «Es war mir wichtig zu wissen, wer neuer Direktor wird. Hippolyt ist die ideale Besetzung, weil er jemand mit Visionen ist, weil sein Wort bei sportpolitischen Themen Gewicht hat.» Und: «Wir zwei ergänzen uns sehr gut. Ich weiss, wie er tickt – und umgekehrt. Das passt.» Praktiker mit hohen Ansprüchen Der 44-jährige Flury trägt zwar jetzt die Verantwortung, er muss entscheidungsfreudig sein, aber er pflegt alles andere als einen autoritären Führungsstil. Er sei ein «ausgesprochener Teamplayer», sagt er, «und ich bin ein Praktiker mit hohen Ansprüchen an mich selber». Vier Begriffe sind für ihn im Leistungssport zentral: Respekt, Verantwortung, Entwicklung, Exzellenz. «Wir müssen gegenseitig Respekt haben, Verantwortung übernehmen und nicht immer abschieben», sagt er, «wer wissbegierig durchs Leben geht, entwickelt sich ständig weiter. Und wenn ich von Exzellenz rede, lässt sich das nicht allein an Medaillen messen. Exzellent arbeitet, wer an die Grenzen seiner Möglichkeiten geht und sein Potenzial total ausschöpft.» Verheiratet mit Barbara Mettler Flury wächst in Davos auf, absolviert eine Lehre als Zimmermann und ist sportlich unterwegs. Der Langläufer qualifiziert sich für eine Junioren-WM und hofft bis 22 auf den grossen

Durchbruch. Er muss aber einsehen, dass es dafür nicht reichen wird. Und doch: sich vom Sport verabschieden, das kommt für ihn nicht infrage. Er begleitet als Servicemann die Nordisch-Kombinierer im B-Weltcup, fängt mit 24 die Trainerausbildung an und führt bald den regionalen Stützpunkt der Langläufer in Davos. Zu tun hat er dort mit jungen Menschen des Sportgymnasiums – und begegnet auch Barbara Mettler, die frühere Schweizer Spitzenlangläuferin amtet als Internatsleiterin. Flury und Mettler werden ein Ehepaar und bald Eltern von zwei Buben. Zeit für Luftveränderung Nach sechs Jahren am Stützpunkt hält Flury, inzwischen Inhaber des höchsten Trainerdiploms, die Zeit reif für eine Luftveränderung. Er weiss: Die Welt wartet nicht auf einen Langlauftrainer. Aber er weiss auch: Den Mutigen gehört die Welt. Der gut vernetzte Flury streut überall, dass er bereit für etwas Neues wäre. 2009 bekommt er einen Anruf – aus Kanada. Und kurz darauf ist der Container gefüllt: Die Flurys ziehen nach Canmore. Hitsch wird Trainer der Kanadier. Der Anruf von Hippolyt Kempf Ein Jahr später meldet sich Hippolyt Kempf bei ihm – mit einem Stellenangebot. Er nimmt an, weil es ein Problem mit dem Visum für seine Frau gibt. Und so beginnt 2010, nach der

FOTO: SWISS -SKI

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Aktiv // Langlauf // Christian Flury

ersten olympischen Goldmedaille von Dario Cologna, seine Zeit bei Swiss-Ski. Flury wird Gruppentrainer der Weltcup- und Continental-Cup-Teams, und während drei Saisons ist er Teammanager im Weltcup sowie bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften 2015 und 2017. Vor drei Jahren übernimmt er die Leitung des Nationalen Langlauf-Leistungszentrums in Davos, dazu ab Herbst 2018 die Ausbildung im Bereich Langlauf bei Swiss-Ski. Und im April 2020 also folgt der nächste Karriereschritt. «Ich darf steuernd mitwirken», sagt er, «die Gesichter dieses Sports bleiben die Athleten.» Allen voran nennt er Dario Cologna, der «grösste Anerkennung» verdiene: «Seit zehn Jahren bewegt er sich auf höchstem Niveau, dank ihm hat unser Sport an Popularität und Telegenität zugelegt. Und bei allen Erfolgen hat er nie die Bodenhaftung verloren.» Ihm ist das wichtig, diese Bodenständigkeit. Medaillen als Gradmesser Flury ist es bewusst, dass ein Gradmesser seiner Arbeit Medaillen an Grossveranstaltun-

gen sind. «Gerade in den Staffel-Wettbewerben und in den Teamsprints muss das unser Ziel sein», sagt Flury. Er sieht seinen Auftrag aber auch darin, innerhalb von Swiss-Ski Synergien zu fördern. «Wir alle müssen bereit sein, über den Tellerrand zu schauen und die sogenannte Extrameile zurückzulegen, weil sich das lohnt», betont er, «die einzelnen Sparten können zusammenarbeiten und voneinander profitieren.» Kein Träumer Flury ist kein Träumer, sondern Realist und ein positiv denkender Mensch, der nicht sich, sondern die Sache in den Mittelpunkt stellt. Er findet das Projekt, in dem er nun mittendrin steckt, «hochspannend». Unbeschwert geht er an die Sache heran, tankt zwischendurch Energie auf ausgiebigen Wanderungen oder wenn er in die Welt des Bierbrauens eintaucht: Im Keller seines Hauses steht eine Anlage, mit der Flury die Eigenmarke Strela-Bräu herstellt. Seine Lust auf Neues kennt eben kaum Grenzen – auch ausserhalb seines Berufs. PE T E R BI R R E R

CHRISTIAN FLURY Geboren 10. September 1976 in Bern Wohnort Davos Zivilstand Verheiratet mit Barbara, zwei Söhne (Jon Arvid, 12, und Maurin Joris, 9) Erlernter Beruf Zimmermann. Während der Zeit als Leistungssportler war er in den Sommermonaten als Zimmermann und im Sportgeschäft tätig, im Winter auch als Langlauflehrer. Werdegang im Sport 1997–2003 Servicemann und Assistenztrainer Nordische Kombination bei Swiss-Ski; 2003–2006 Cheftrainer Langlauf (Stützpunkt Davos); 2006–2009 Trainer Stiftung Sport-Gymnasium Davos; 2009–2010 Sportliche Leitung der Junioren und U-23-Trainingsgruppe von Kanada; seit 2010 bei Swiss-Ski Hobbys Familie, Biken, Wandern, Bierbrauen

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Aktiv // Schweizer Langlaufschulen

Langlauf lernen im Jubiläumsjahr

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ie Verantwortlichen der Langlaufschulen schufen erste Unterrichtsunterlagen zur Förderung dieses Booms und halfen mit, in der Schweiz geeignete Loipen einzurichten. Bald entstand eine gute und wichtige Partnerschaft mit Swiss-Ski. Noch heute fördern beide gemeinsam den Breiten- und Nachwuchssport. Mit der rasanten Entwicklung des gesunden Sports und den neuen Ausrüstungen musste auch der Unterricht angepasst werden. Die Langlaufschulen erarbeiteten neue Lehrmittel und lehrten neue Schrittarten wie die Skating-Technik. Ein Meilenstein war die Zusammenarbeit mit Swiss Snowsports, das die Ausbildung der Langlauflehrer übernahm. Diese Neuausrichtung ermöglichte es den Langlauflehrern, den eidgenössischen Fach-

ausweis und die Berufsanerkennung als Schneesportlehrer zu erlangen. Dies garantiert dem Gast eine hohe Qualität im Unterricht einer Schweizer Langlaufschule. Jubiläums-Aktivitäten Was vor 50 Jahren begann, wird heute gefeiert. Es soll aber nicht eine Feier im üblichen Rahmen sein. Der Verband Schweizer Langlaufschulen will sich im Jubiläumsjahr speziell präsentieren und mit auf die Zukunft gerichteten Aktivitäten möglichst viele Menschen für den schönen Freizeitsport begeistern. Ein Besuch in einer Langlaufschule lohnt sich, die Betreuung durch einen bestens ausgebildeten Langlauflehrer ist dabei garantiert. Auf der neugestalteten Homepage www.langlaufschu-

FOTOS: VSLS

Schon seit 1970 besteht der Verband Schweizer Langlaufschulen. Auslöser für die grosse Langlaufbegeisterung vor 50 Jahren war die Aktion «LLL – Langläufer Leben Länger». Auch der Gewinn der Bronzemedaille der Langlaufstaffel mit Albert Giger, Wisel Kälin, Alfred Kälin und Edi Hauser an den Olympischen Winterspielen in Sapporo 1972 brachte viele Wintersportler zum Langlaufen.


WIN GREAT

len.ch erfährt man mehr über die Jubiläumsangebote.

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Aktiv // Schweizer Langlaufschulen

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50 Langlauf-Tipps zum Jubiläum Die Experten der Langlaufschulen haben 50 Tipps zusammengestellt. Es sind wertvolle Tipps zu den Themen Ausrüstung, Erlebnis, Fun, Technik und Training. Die praktischen Tippkarten haben das Format einer Visitenkarte und werden in einer handlichen Dose angeboten. Ab Mitte November sind die 50 Tipps bei den Langlaufschulen verfügbar – sichern Sie sich ein Set. Ein weiteres Highlight sind die «SWICA Nordic Days». An 15 Standorten können attraktive Langlauf-Schnupperkurse besucht werden. Nebst einer lehrreichen Einführung in den Langlaufsport kann man am Wettbewerb mit exklusiven Preisen teilnehmen. Als Partner des «Dario Cologna Fun Parcours» und der «Swiss Loppet»-Veranstaltungen unterstützen die Langlaufschulen den Nachwuchs und den Breitensport. Ein Jubiläum mit Elan – mach Langlauf. UEL I FITZI

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Aktiv // 25 Jahre Sportmittelschule Engelberg

JEDER SCHÜLER LIEFERT SEINE PERSÖNLICHEN HÖHEPUNKTE Seit 25 Jahren fördert die Sportmittelschule in Engelberg junge Skitalente. Fast so lange dabei ist Geschäftsführer Eskil Läubli. Auch in den schwierigen Anfangsjahren glaubte er an den Erfolg der Schule, stand für sie ein – so, wie er es auch heute noch mit viel Herzblut tut. Er gibt uns einen Einblick in das Leben der Schule und erzählt über die Höhen und Tiefen in der Geschichte.

Du nanntest keine sportlichen Höhepunkte. Gibt es keine Highlights, das alles andere überstrahlt? Ich möchte die sportlichen Höhepunkte nicht auf jene Resultate reduzieren, welche die Medien sehen wollen. Wir haben derzeit 100 Schülerinnen und Schüler. Diese sind individuell unterwegs und liefern ihre persönlichen Höhepunkte – auch schulisch. Für uns ist es jedes Mal wieder ein Höhepunkt, wenn jeder die Matura schafft oder die kaufmännische Lehre abschliesst.

Eskil Läubli, was hat die Sportmittelschule von 1995 mit der heutigen zu tun? Eskil Läubli: Wir arbeiten immer noch nach den Pioniergedanken und haben uns nicht von der Grundidee der Gründer wegbewegt. Das heisst, wir wollen eine ganzheitliche Ausbildung anbieten und den Sportlern ermöglichen, ihr Potenzial auszureizen.

Bei Jubiläen schaut man zurück – auf gute wie auch auf schlechte Zeiten. Welches war der Tiefpunkt der Schule? Schulisch und sportlich war der Erfolg immer da. Dennoch gab es mehrere Tiefpunkte. Persönliche Tiefpunkte sind die Todesfälle von zwei Mitarbeitern. Ein Tiefpunkt war sicherlich auch, als wir es zu Anfangszeiten nicht schafften, vereint in einem Boot zu sitzen und die Schule gemeinsam vorwärtszubringen. 44

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Geschäftsführer Eskil Läubli.

Welches war der Höhepunkt? Ich möchte lieber drei Wendepunkte nennen. Von sportlicher Seite her ist es das sogenannte «Kraftwerk», unsere Trainingsinfrastruktur, welche wir 2010 bauen konnten. 2015 folgte der Bau des Mehrzweckgebäudes Wyden II mit Internat, Schulzimmern und Serviceräumen sowie die Totalrenovation aller Zimmer im Gebäude Wyden I. 2005/2006 stellten wir die Organisation neu auf. Wir konnten uns als Unternehmen aufstellen, eine neue Führungscrew aufbauen und mit zehn Jahren Erfahrung sozusagen von vorne anfangen.

Du sagtest einst: «Eigentlich müssten alle Absolventen der Sportmittelschule einen Weltmeistertitel bekommen.» Was meintest du damit genau? Unsere Schülerinnen und Schüler verfolgen fokussiert ein Ziel. Dabei werden sie täglich körperlich und geistig herausgefordert und stehen unter enormem Leistungs- und Zeitdruck. Es ist wahnsinnig, was sie innerhalb der pubertären Entwicklung leisten. Angefangen hat die Sportmittelschule mit Ski alpin. Heute bildet ihr zudem Sportlerinnen und Sportler in den Disziplinen Biathlon, Langlauf, Ski Freestyle und Snowboard Freestyle aus. Welche Herausforderungen

FOTOS: ZVG. , MARC WEILER

Aber die Schule hat sich während den Jahren ungemein weiterentwickelt. Es hat sich alles enorm entwickelt. Gewisse Dinge kann man nicht mehr mit früher vergleichen. Im Internat gab es Stocktelefone, die Trainingsinfrastruktur hat sich massiv verändert und auch die schulischen Anforderungen sind gestiegen.


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1 Die Freestyler können schon sehr früh, sehr grosse Erfolge feiern. Ihre weiten Reisen und vielen Abwesenheiten sind eine Herausforderung für die Schule. 2 Einblick in einen der zwei Krafträume der Sportmittelschule Engelberg. 3 Die Sporthalle bietet viel Platz für individuelle Trainings. 4 In den modernen Zimmern finden die Schülerinnen und Schüler Ruhe und Raum, um zu lernen oder abzuschalten.

bringt es, verschiedene Wintersportarten unter einen Hut zu bringen? Es ist uns wichtig, unserer Strategie treu zu bleiben – und das ist seit Anfang der Wintersport. Die drei Abteilungen Freestyle, Nordisch und Ski alpin sind zwar alle im Winter unterwegs, haben aber andere Periodisierungen. Der Alpine ist im November schon voll im Rennbetrieb, der Nordische startet erst später und der Freestyler kann sehr jung, schon sehr

weit sein. So bestreiten gewisse Freestyler bereits im Sommer die ersten Wettkämpfe und tun dies teilweise bis in den Mai hinein. Von schulischer Seite ist dies eine grosse Herausforderung. Denn die Abschlussprüfungen der Matura und kaufmännischen Ausbildung (EFZ) sind terminiert. Diese können wir nicht verschieben. Das heisst, dass wir im schulischen Bereich noch mehr individualisieren müssen.

Die vielen Abwesenheiten zu bewerkstelligen, stelle ich mir nicht einfach vor. Das ist wirklich eine grosse Herausforderung. Der Schüler teilt uns mit, wann er abwesend ist wegen Rennen oder individuellen Terminen. Wir haben im Sommer 2020 knapp 200 000 Franken in die Digitalisierung investiert, sodass wir den Abwesenden die Informationen des Unterrichts noch schneller weiterleiten können. Wir haben beispielsweise ein VideoNOVEMBER 2020

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1 Gemeinsam einem Ziel entgegen: Die Gebäude Wyden I und Wyden II, wo unter anderem die Internatszimmer sind, werden mit Fahnen verbunden. 2 In der Koordinationshalle mit Trampolinen, Schnitzelgrube und Halfpipe sind insbesondere die Freestyler zuhause. 5

3 Die Engelbergerin Lena Häcki war die erste Biathletin an der Schule und heute im Weltcup etabliert. 4 Langläufer Cyril Fähndrich schätzte während seiner Zeit in Engelberg die Trainingsinfrastruktur mit den Loipen direkt vor der Haustüre. 5 Andri Ragettli, hier auf dem Titlis, gehört zu den erfolgreichsten Absolventen der Sportmittelschule. 6 Blick auf einen Teil der Gebäude der Sportmittelschule. Im ehemaligen Feuerwehrlokal (links) ist ein Kraftraum beherbergt.

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MEILENSTEINE

1995 Mit einer dritten Sekundarklasse startet die Sportmittelschule Engelberg den Schulbetrieb.

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7 Ski alpin war die erste Sportart, welche in Engelberg gefördert wurde. Aus der Sportmittelschule gingen inzwischen mehrere Olympiasiegerinnen hervor.

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Zertifizierung von Swiss Olympic als «Swiss Olympic Sport School».

Vergabe des Labels «Nationales Leistungszentrum Ski Alpin – Mitte» durch Swiss-Ski.

Reorganisation und Wechsel der Führung der Institution.

Neue Trainingsinfrastruktur «Kraftwerk». Nun verfügt die Schule über grosszügige und gut ausgestattete Trainingsräume für Koordination und Kraft.


Aktiv // 25 Jahre Sportmittelschule Engelberg

unterrichtszimmer eingerichtet, wo wir ganze Schulstunden aufzeichnen können. Der Schüler kann jederzeit alles nachschauen. Das System Schneesport können wir nicht ändern, also müssen wir im Bereich Schule flexibel bleiben. Inwiefern können die verschiedenen Sportarten voneinander profitieren? Sehr stark. Der ideale Athlet wäre ein Mix aus allen drei Sportarten. Der ideale nordische Athlet kann seine Grenzen verschieben und beissen, der ideale Freestyler hat eine extreme Motivation von innen raus. Er übt, bis er etwas kann. Der Alpine ist strukturiert und sehr vielseitig. Von daher können sie sehr viel voneinander profitieren, weil sie sich an der Schule sehen. Und auch unsere 14 Trainer vor Ort tauschen sich untereinander aus. Die Sportarten und die Trainingsanforderungen verändern sich. Wie sichert ihr, dass ihr stets aktuell bleibt? Das ist schwierig, doch eben sehr wichtig. Die Eröffnung der Trainingshalle 2010 gibt uns bis heute einen Schub. Aber jetzt muss der nächste Schritt kommen. Wir müssen im Kraft-, Koordinations- und Ausdauerbereich investieren können. Dafür brauchen wir Platz. Deshalb planen wir zusammen mit der Gemeinde und dem Kloster eine Dreifachturnhalle. Doch in der Schweiz ist das Problem, dass Bewilligungsprozesse immer sehr lange dauern. Wir müssen deshalb noch weiter vorausdenken als Schulen in anderen Ländern.

Wie beschreibst du den Spirit an der Schule? Es gibt zwei Spirits: Jener unter den Mitarbeitern und jener unter den Schülern. In Sachen Mitarbeitern sind wir anders als andere Schulen. Wir sind wie eine Familie und Aussenstehende bestätigen uns diesen Spirit oft. Innerhalb der Trainingsgruppen versuchen wir den Spirit zu steuern. Jeder versucht das Maximum herauszuholen. Wenn ein Querschläger drin ist, führen wir sofort Gespräche. Wir wollen agieren und nicht reagieren. Während die eine Schülerin eine sensationelle sportliche Leistung feiert, sitzt der andere verletzt im Zimmer. Wie gehen die Jugendlichen damit um? Langzeitverletzte sind bei uns ein Thema, welches wir individuell angehen, um die Betroffenen bestmöglich aufzufangen. Im Gegensatz geben wir auch erfolgreichen Athleten, welche abzuheben drohen, Bodenhaftung. Die Schüler untereinander freuen sich bei Erfolgen alle füreinander. Denn jeder war schon einmal in der anderen Situation und konnte aufgrund einer Verletzung nicht Gas geben. Mit Anlässen versuchen wir eine gute Basis für ein Miteinander zu schaffen. Wie streng sind die Aufnahmebedingungen? Etwa 50 Prozent bestehen die Aufnahmeprüfung nicht. Es kann sein, dass zehn Freestyler an die Prüfung kommen und wir nehmen acht. Von 20 Alpinen haben wir aber beispielsweise auch schon nur zwei genommen. Es kommt wirklich darauf an, ob wir das Potenzial sehen.

nicht sicher sind, ob wir es richtigmachen. Und in gewissen Fällen wollen wir mit einer Absage etwas provozieren und die Jugendlichen zum Arbeiten motivieren. Ein Jahr später sind sie dann bereit. Wie setzen sich eure Gelder zusammen – respektive wie viel Geld müsst ihr jährlich durch Sponsoring reinholen? Wir haben ein Budget von 4,5 Millionen und 45 Mitarbeiter (27 Vollzeitstellen). Wir haben die Elternbeiträge von 14 500 Franken, durchschnittlich kommen pro Schüler noch 20 000 Franken Kantonsbeiträge hinzu. Wir benötigen aber jährlich 37 000 Franken – pro Schüler fehlen also rund 3000 Franken. Das bedeutet, dass wir jährlich 350 000 Franken Sponsoring reinholen müssen. Es wird immer schwieriger, an Cash zu kommen. Materialsponsoring funktionierte bis anhin immer sehr gut, aber Bares ist kompliziert, da wir keine Gegenleistungen im klassischen Sinn geben können. Aber die Geldgeber investieren in die Zukunft, denn Schüler von uns sind sehr belastbar und werden einmal gute Arbeitnehmer. I NT E RV I EW: A ND R E A H U RS C H L E R

ERFOLGREICH GESCHULT Die Sportmittelschule in Engelberg darf als Erfolgsgeschichte betitelt werden. Hier eine kleine Auswahl an Namen von erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen:

Wie stark arbeitet ihr im mentalen Bereich? Das Mentale ist sehr wichtig, weshalb wir auch hier investiert haben. Wir haben an zwei Tagen pro Woche eine Mentaltrainerin an der Schule. Sie macht individuelle Beratungen, Trainingsbesuche und Fortbildungen für die Trainer. Sie untersteht der Schweigepflicht und die Schüler können mit jeglichen Dingen zu ihr gehen und bei ihr ihre Sorgen loswerden. Ich bin überzeugt, dass die mentale Betreuung noch wichtiger wird, da auch die Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler stets ansteigen.

Du hast also lieber ein leeres Zimmer, dafür bist du überzeugt vom Potenzial? Ja. So sind wir bis jetzt immer gut gefahren. Wir könnten das Doppelte an Schülern aufnehmen. Von 60 Bewerbern pro Jahr haben wir maximal 30 genommen. Es gibt viele Fälle, bei denen das Umfeld – Familie oder externe Trainer – das Gefühl haben, es sei ein riesen Talent und wir sehen es anders. Wir machen ja keinen Luftentscheid, sondern schauen diverse Parameter über mehrere Jahre an. Manchmal gibt es sehr schwierige Entscheide, wo auch wir

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Vergabe des Labels «Nationales Leistungszentrum Snowboard FS».

Vergabe des Labels «Nationales Leistungszentrum Freeski».

Umwandlung in eine Aktiengesellschaft.

Vier aktuelle Schüler sowie sieben Ehemalige nehmen an den Olympischen Winterspielen in Sotschi teil. Zudem wird neben dem Maturitätsabschluss neu die kaufmännische Grundbildung EFZ angeboten.

Eröffnung des neuen Mehrzweckgebäudes «Wyden II» mit Internatszimmern, Schul-, Trainings- und Serviceräumen parallel zum bestehenden «Wyden I».

Zwei aktuelle Schüler sowie 14 Ehemalige nehmen – so erfolgreich wie noch nie – an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang teil. Vergabe der Label «Nationales Leistungszentrum Langlauf» und «Nationales Leistungszentrum Biathlon».

Fränzi Aufdenblatten (Ski alpin) Silvan Zurbriggen (Ski apin) Fabian Bösch (Ski Freestyle) Jonas Boesiger (Snowboard Freestyle) Nadine Fähndrich (Ski nordisch) Dominique, Michelle und Marc Gisin (Ski alpin) Mathilde Gremaud (Ski Freestyle) Lena Häcki (Biathlon) Wendy Holdener (Ski alpin) Marco Odermatt (Ski alpin) Andri Ragettli (Ski Freestyle) Corinne Suter (Ski alpin) Giulia Tanno (Ski Freestyle)

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Aktiv // Snowfarming Tschentenalp

EIN SCHNEEHAUFEN WIRD ZUM NACHHALTIGEN

PISTENPROJEKT Man nehme ein paar Tausend Kubikmeter Frühjahrsschnee, schiebe ihn auf einen Haufen und verpacke ihn kompakt und schütze ihn vor Wärme und Regen. Im Herbst packe man ihn wieder aus und verteile und verdichte ihn zu einer 500 Meter langen und 35 Meter breiten Schneepiste. So lautet das Grundrezept für ein Snowfarming-Projekt, das in sein drittes Jahr geht: Adelboden-Tschentenalp.

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eto Däpp, Oliver Künzi und Hans Pieren sind ein verschworenes Trio, wenn es darum geht, eine Pionierarbeit zu erklären und zu würdigen. Wir stehen am Fuss dieses grossen Schneehaufens auf der Tschentenalp. Man nennt es Schneedepot. Der letzte Schnee vom Frühling liegt unter 10 000 Hartschaumplatten und Gletschervlies. Letzteres schützt vor Wärmeeinstrahlung und Regen. Fünf Tage lang haben zehn Helfer den Schnee zugedeckt, nachdem er vom Pistenbully-Team auf der Tschentenalp zusammengestossen und zu einem Trapez geformt wurde. Tönt ganz einfach. So einfach ist das aber nicht; vor allem 48

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ging der Premiere vor zwei Jahren eine längere Ideenfindung und Projektphase voraus, begleitet von vielen Bewilligungen. Das Anlegen eines Schneedepots und die dreijährige Versuchsphase ist sage und schreibe in 22 Amtsberichten dokumentiert. Reto Däpp als Hauptinitiant bewies die nötige Ausdauer und Beharrlichkeit. «Manchmal muss man eben ein ‹Stuurer Siech› sein», schmunzelt er.

Hauptinitiant Reto Däpp in der Mitte, flankiert von Oliver Künzi (links) und Hans Pieren.

Weniger Reisen, weniger Kunstschnee Neben ihm sitzen die ehemaligen Weltcupcracks Oliver Künzi und Hans Pieren mit im Boot mit klar definierten Aufgaben. Pieren


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Aktiv // Snowfarming Tschentenalp

sorgte etwa für die Pistenhomologierung und er ist auch Verbindungsmann zum Weltcup Adelboden. Oliver Künzi sorgt sich als Vorstandsmitglied ebenfalls für die nötigen Kontakte zu anderen Unterstützungspartnern. Mit dem Snowfarming will man vor allem den Skinachwuchs fördern; primär im Berner Oberland. Die Piste ist grundsätzlich für alle Interessierten offen und kann für Trainingseinheiten reserviert werden. Initiant Reto Däpp leitet zum Beispiel das Regionale Leistungszentrum Frutigen. «Mit der Piste auf der Tschentenalp reduziert sich die Reisetätigkeit in die Gletschergebiete, und die Kunstschneeproduktion kann ebenfalls verringert werden. Das heisst für die Athletinnen und Athleten erhebliche Zeit- und Kostenersparnis; und für die Natur heisst es Energieersparnis und weniger CO2-Ausstoss. Innovationspreis erhalten Es spricht also einiges für dieses Projekt, dessen Initialkosten auf über 300 000 Franken veranschlagt waren. Die jährlichen Betriebskosten werden mit rund 150 000 Franken beziffert. Kein Pappenstiel. «Deshalb wollen wir die Piste ab Mitte Oktober jeweils möglichst nahtlos vermieten», sagt Reto Däpp. Ohne Fremdfinanzierung geht aber nichts, betont Künzi. Schon früh konnte der Verein auf eine breit abgestützte Trägerschaft zählen. Nebst dem gegründeten Verein mit heute 300 Mitgliedern, sitzen mit der Gemeinde Adelboden, den Tourismus- und Hotelorganisationen auch zwei Stiftungen mit ihm Boot. Dazu kommen zahlreiche Firmen, die den Verein mit Materialien unterstützen. Die Initianten haben keine Zweifel, dass dem Projekt nach der dreijährigen Versuchsphase eine gesicherte Zukunft bevorsteht. Diese Zuversicht wurde letztes Jahr mit der Verleihung des Innovationspreises der Wirtschaftskammer Berner Oberland noch genährt.

01 So sieht die fertig präparierte Piste beim Saisonstart aus. 02 So wird der Naturschnee im Sommer gelagert. 03 Ein Blick auf das Pistenband in seiner vollen Länge. 04 Bei der Eröffnung 2018 war Mike von Grünigen als Ehrengast mit dabei. 05 So präsentiert sich die Pistenpräparation Anfang Oktober. 06 Feierlicher Eröffnungsakt 2018 mit Lars Rösti (Juniorenweltmeister Abfahrt 2019) und René Oester (Präsident «dastrainingszentrum»). 07 Die Abdeckung des Schneedepots mit Geotextil. 08 Einmessung der Versuchsanordnung dieses Jahr für Boden- und Naturkunde Sommer.

Viele gute Gründe für die Tschentenalp Weil Snowfarming auf der Tschentenalp das bisher einzige Projekt auf Weideland in der Schweiz ist, wird die Testphase für Forschungszwecke genutzt. «Unter anderem wird getestet, wie sich das Schneedepot auf das darunterliegende Erdreich auswirkt und wie die Energie-Nachhaltigkeit beurteilt werden kann», erklärt Oliver Künzi. «Skifahren soll schliesslich günstiger und nicht ständig teurer werden.» Die Entscheidung, das Projekt auf die Tschentenalp zu legen, kommt nicht von ungefähr. Die Piste liegt an einem Nordhang und ist deshalb weitgehend von direkt einwirkender Sonnen- und Wärmeeinstrahlung geschützt. Die Bahnfahrt von Adelboden auf die Tschentenalp beträgt gerademal sieben Minuten und die Piste kann einfach über einen angelegten Holzsteg erreicht werden. «Durch die geringe Berghöhe (1800 Meter über Meer) übersäuern die jungen Skisportler weniger und erholen sich zudem rascher, als nach einem Gletschertraining auf 3000 Meter über Meer.» Kompakte Piste Nach den ersten zwei erfolgreichen Versuchsjahren findet wie letztes Jahr zum Auftakt von Veranstaltungen ein Grand-Prix-Migros-Training auf der Tschentenalp statt; ausserdem sind zwischen Ende November und Anfang Dezember vier FIS-Rennen auf der 500 Meter langen und 35 Meter breiten Piste geplant. Die gut präparierte Piste hält den Belastungen bis zum Winterbeginn stand. Die Schneedecke beträgt durchschnittlich 40 bis 80 Zentimeter. Sowohl bei der Lagerung im Sommer und nach der Freilegung gehen gesamthaft rund 35 Prozent der Schneemenge verloren. Die Naturschneepiste hat nur einen Feind: den Föhn. Gutes Angebot Im letzten Jahr sei die Piste während der ganzen Betriebszeit gut ausgelastet gewesen. «Und auch dieses Jahr sind viele Trainingsblöcke (drei Blöcke) bis Ende November gut gebucht», freut sich Reto Däpp. Die nötige Infrastruktur (Bahn- und Skiliftbetrieb) sind durchgehend gewährleistet. Die Organisatoren sorgten während der Woche sogar für die Verpflegung der Trainierenden, weil das Restaurant auf Tschentenalp in der Zwischensaison nur am Wochenende geöffnet war. Auch wenn sich die Finanzierung schon etwas leichter gestaltet, so steht und fällt das Projekt mit der Freiwilligkeit. So wie man das in Adelboden auch beim Weltcup kennt. 100 Helferinnen und Helfer im Schnitt machen das Vorhaben überhaupt möglich. Mit gutem Grund. Denn die Initianten haben mittel- und langfristig ein klares Ziel: «Wir entwickeln Adelboden zum innovativen und nachhaltigen Trainingszentrum für den Schweizer Skinachwuchs.» Adelboden beweist ein weite-

res Mal seine Führungsposition in Sachen Ski- und Rennsport-Kompetenz. Gutes Omen Die Snowfarming-Saison wurde vor wenigen Tagen eröffnet. Das Grand-Prix-Migros-Training geht am 31. Oktober über die angelegte Piste, deren Schneedepot, einzigartig in der Schweiz, auf Weideland liegt. Nach dem ersten Jahr habe man festgestellt, dass die Landkulturen keinen Schaden nehmen. Es scheint, als würde sich die 2015 von Reto Däpp gefasste Idee weiter festigen. «Wir setzen nun darauf, dass sich der Kreis der bisher 300 Mitglieder noch nachhaltig erweitert und so das Projekt langfristig gesichert wird.» Schliesslich seien am Anfang, schmunzelt Däpp, ein paar Spinner im richtigen Moment zusammengekommen und hätten mit Beharrlichkeit das Projekt zum Laufen gebracht. Sportlich scheint die herbstliche Naturpiste ebenfalls Früchte zu tragen. Daniel Yule trainierte letztes Jahr auf der Tschentenalp und gewann prompt einen Tag darauf am Chuenisbärgli. Wenn das kein gutes Omen ist! J O S E PH W E I B E L

ZAHLEN UND FAKTEN ZUR SNOWFARMING Trägerschaft Verein «Das Trainingszentrum Adelboden» Standort Tschentenalp Höhe 1950 bis 1750 Meter über Meer Pistenlänge 500 Meter Pistenbreite 35 Meter Pistenqualität FIS-homologierte Piste, Sicherung mit B-Netzen Trainingszeiten Die zwei Riesenslalom- oder drei Slalomläufe können in drei Blöcken gemietet werden: 7.30 Uhr, 11 Uhr und 13.30 Uhr. An den Wochenenden nur zwei Blöcke bis 12 Uhr; ab 12 bis 16.30 Uhr freies Skifahren für Gäste. Ab dem 1. November hat für das freie Skifahren das TOP4-Abo Gültigkeit. Partner unter anderem sind die Gemeinde Adelboden, Tourismus Adelboden-Lenk-Kandersteg AG, Hotellerie, Bahnen, Regionales Leistungszentrum, Dr. Grütter Stiftung, Stiftung Passion Schneesport u.a.m. Erste Vorbereitungsarbeiten Herbst bis Winter 2017 Bewilligung für Versuchsbetrieb 2018 Schneedepot 26 000 m3 Eröffnung 16. Oktober 2018 Mitgliedschaft Einzelmitgliedschaft CHF 100 jährlich; Kollektivmitgliedschaft CHF 500 jährlich (Skiclubs und regionale Leistungszentren). Vorteil und Vergünstigungen bei einer Mitgliedschaft unter: wwww.dastrainingszentrum.ch

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Aktiv / Schnee Sport Churfirsten Toggenburg

Vielfältige Aktivitäten Der vor rund zehn Jahren gegründete ssc Toggenburg engagiert sich in verschiedenen Bereichen. Im Jahr seines ersten runden Jubiläums selbst in einer Fernsehsendung. Mit Simon Ammann verfügt er über einen Olympiasieger und mit dem Präsidenten über ein Mitglied, das seit Kindesbeinen eng mit dem Wintersport verbunden ist.

us Fünf mach Eins. Getreu diesem Leitsatz fusionierten unter der Federführung von Martin Lusti die Skiclubs Unterwasser, Alt St. Johann und Wildhaus Ende Oktober 2009 mit der Renngemeinschaft Churfirsten und dem Biathlonclub Alpstein zu Schnee Sport Churfirsten (ssc) Toggenburg. «Synergien können dadurch besser genutzt und der zuvor herrschende Mangel an Vorstandsmitgliedern und JO-Leitern sowie schwindende JO-Gruppengrössen in den einzelnen Organisationen behoben werden», erklärt Präsident André Huser. Wintersport fördern Als Hauptziel verfolgen die Zuständigen die Förderung des Wintersportes in verschiedenen Sparten und auf unterschiedlichen Ebenen. «Mit der Durchführung von Kursen, Wettkämpfen, Touren und geselligen Anlässen sollen den Mitgliedern Gelegenheiten zur Ausübung des Wintersportes im Kreise Gleichgesinnter geboten sowie bei Kindern und Jugendlichen die Freude daran gefördert werden», so André Huser. Der Club-Boss zählt zu den Gründern des ssc Toggenburg. Im Kinder- und Jugendalter war er stark mit dem Skiclub Alt St. Johann verbunden, nach der Aktivzeit im OSSV-Kader engagierte er sich als JO-Leiter. Im ssc Toggenburg startete André Huser als Chef Breitensport, 2016 übernahm er das Präsidentenamt. Seither ist er auch Geschäftsführer der Sportbahnen Braunwald AG. «Das Hobby auf dem Schnee prägt auch meine berufliche Laufbahn», so der 36-Jährige. Simon Ammann ... und noch mehr Zusammen mit sieben Vorstandskolleginnen und -kollegen orchestriert André Huser ein Team von 42 Trainern, dass sich um die Abteilungen Alpin, Nordisch, Freestyle und Breitensport kümmert. Die aktuell verheissungsvollsten Athleten sind Josua Mettler (alpines C-Kader von Swiss-Ski) und Manuel Lusti (Biathlon Stützpunkt Ostschweiz). Das bekannteste Clubmitglied ist Simon Ammann. Der vierfache Skisprung-Olympiasieger (je zweimal 2002 und 2010) ist indes nicht der einzige Sportler vom ssc Toggenburg, der es auf die Weltbühne schaffte. Selbiges gelang der vor fünf Jahren zurückgetretenen Abfahrts-Spezialistin Marianne Abderhalden (Weltcup-Sie52

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gerin 2013 und Juniorenweltmeisterin 2006). Die herausragenden Mitglieder der drei fusionierten Skiclubs waren Niklaus Stump, der sich aufs Langlaufen und die nordische Kombination spezialisierte, aber auch bei Skisprungund alpinen Wettbewerben antrat, der Skispringer Walter Steiner (Olympiasieger 1972) sowie in der alpinen Sparte das Alpiger-Trio mit Karl, Linda und Ella und das Forrer-Duo mit Christian und Willi. Mehraufwand wegen Skigebiet-Trennung In seine Clubgeschichte startete der ssc Toggenburg mit 840 Mitgliedern plus 140 JO-Kindern. In den vergangenen Jahren pendelte sich die Mitgliederzahl bei 700 plus 120 Mädchen und Knaben im JO-Alter ein. Der Hauptharst entfällt auf den Alpinbereich, gefolgt von den Sparten Langlauf, Freestyle und Skisprung. Über den gesamten Club gesehen liegt das Verhältnis zwischen männlich und weiblich bei etwa 55:45. Im vergangenen Jahrzehnt gelangte der ssc Toggenburg zu manch erfreulichem Moment. Einen tiefgreifenden Negativpunkt bildet die im Hinblick auf den vergangenen Winter vollzogene Trennung der Skigebiete Chäserrugg und Wildhaus. «Für den Mehraufwand der Saisonkarten der Kinder und Trainer mussten wir 25 000 Franken budgetieren – was auch in den kommenden Jahren der Fall sein wird», erklärt André Huser. Solidarität gross geschrieben Selbst in schwierigen Zeiten wie der erwähnten Ticketproblematik oder Todesfällen von

Seit vier Jahren orchestriert André Huser den ssc Toggenburg.

Mitgliedern und Vorstandskollegen dürften sie auf die Solidarität aller Mitglieder zählen, weiss der Club-Boss. Daneben zeichneten den ssc Toggenburg fleissige, ehrenamtliche Trainer, Helfer und Funktionäre sowie der Zusammenhalt und der gemeinsame Genuss des Vereinslebens aus. Dieses pflegt die ssc Toggenburg-«Familie» nicht zuletzt im «Lauibeizli» oberhalb von Unterwasser. An den Sommer-Wochenenden bewirten jeweils zwei Club-Mitglieder den Kioskstand beim idyllisch gelegenen Grillplatz mit zwei Feuerstellen auf der Alp Laui. Der Gewinn aus dem Betrieb des «Lauibeizli» fliesst vollumfänglich in die Jugendförderung, welche zusätzlich vom Gönnerverein «Wildhauser Skitalente» profitiert. Polysportive Clubmeisterschaften In der schneefreien Zeit organisiert der ssc Toggenburg regelmässig mehrere Anlässe, so in den kommenden Monaten einen Bike-Tag, Stand Up Paddeln und eine Herbstwanderung. Der Tourenskitag, welcher Ende März die Wintersaison hätte abrunden sollen, musste wegen des Corona-Virus abgesagt werden. Ebenso der jährlich durchgeführte Frühlingsriesenslalom im Rahmen des OSSV Tele Top Cup. Ausgetragen hingegen werden konnten zwei Rennen innerhalb des OSSV Animations-Cup, in dessen Gesamtwertung die JO des ssc Toggenburg den zweiten Rang erreichte. Organisatorisch aktiv sind die Toggenburger ebenfalls auf der Langlauf-Bühne: Alle zwei Jahre richten sie FIS-Rennen aus. Die jüngsten Höhepunkte bezüglich Anlässe bildeten die Zuständigkeit der Festwirtschaft bei «SRF bi de Lüt» in Wildhaus-Alt St. Johann von Mitte September 2019 und die polysportiven Clubmeisterschaften. Platz für alle Unter dem Slogan «Alle Sportarten an einem Tag zusammen erleben» fanden Ende Februar als Jubiläumsaktivität ein Langlauf Sprint, ein klassischer Riesenslalom und ein Skispringen mit Alpinski sowie eine Kombinationswertung mit zwei Resultaten statt. Bei den Einen stand die Leistung, bei den Anderen der Spass im Vordergrund. Im ssc Toggenburg hat es eben Platz für alle. A N I TA F U C H S

FOTOS: ZVG.

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1 Nach der Bike-Tour verpflegen sich die Schneesport-«Clübler» im «Lauibeizli». 2 Stolz präsentiert der Nachwuchs die neuen Jacken. 3 Schattenspiel auf einer Skitour. 4 Start zu einem Langlaufrennen. 5 Skifahrer pausieren unterhalb der Chäserrugg-Bergstation.

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Aktiv // Seitenblick

ATHLET PIRMIN WERNER

SPORTART AERIALS

… WETTKAMPF Weltcup in Deer Valley

… ORT IN DER SCHWEIZ Zuhause

… SONG Remember the Name

… APP Instagram

… REZEPT Marmorkuchen

Mein Lieblingswettkampf ist der Weltcup in Deer Valley, Utah. Es ist cool, da es immer sehr viele Zuschauer hat und der Event sehr gross ist. 2019 durfte ich dort an meinen ersten Weltmeisterschaften teilnehmen. Ich konnte mich fürs Finale qualifizieren – das kam für mich sehr überraschend.

Mein Lieblingsort ist mein Zuhause in Alten im Zürcher Weinland. Ich komme immer sehr gerne wieder nach Hause und habe hier auch alles, was ich brauche. Wenn ich noch einen anderen Ort in der Schweiz sagen müsste, wäre es Saas-Fee.

Generell habe ich keinen Lieblings-Song, denn ich höre alles. Aber vor einem Wettkampf höre ich am liebsten «Remember the Name» von Fort Minor. Dieser Song motiviert mich immer, und ich kann die Aussenwelt abschalten.

Ich denke, in der heutigen Welt hat fast jeder ein Instagram-Profil und surft in den sozialen Medien. Ich benutze die App täglich.

Ich backe eigentlich nie. Aber wenn ich backe, dann am liebsten den Marmorkuchen. Das ist etwa das Einzige, was ich ohne Probleme backen kann – auch ohne Hilfe von anderen. Ausserdem schmeckt er auch super.

AUFGEZEI CH NE T VO N S A BR I NA A E BI S CH E R

MAIN PARTNER

PREMIUM PARTNER

GOLD PARTNER

SILVER PARTNER

EVENT PARTNER

MEDIA PARTNER

EQUIPMENT PARTNER

SUPPLIER

Burgerstein Vitamine | Emmi | TechnoAlpin | Trilux AG | Funke Lettershop AG | Syntax Übersetzungen AG | Dartfish | Makro Art AG FOUNDATION

Club | Dr. Heinz Grütter-Jundt-Stiftung zur Förderung des alpinen Skisportes 54Crystal SNOWACTIVE NOVEMBER 2020

FOTO: SWISS -SKI

«Mein/e Lieblings …»


Aktiv // Alpiner Weltcup-Auftakt 2020/21

Auf der Jagd nach Sieg Nummer

600 am meisten Weltcup-Erfolge zu feiern (Männer: 123, Frauen: 91). Von den Aktiven am erfolgreichsten ist Lara Gut-Behrami. Mit ihren beiden Siegen in den Abfahrten von Crans-Montana im vergangenen Februar stiess die Tessinerin in der ewigen Weltcup-Bestenliste von Swiss-Ski mit nunmehr 26 Erfolgen und 50 Podestplätzen auf

Wenn die Frauen am 17. Oktober in Sölden zum Riesenslalom starten, beginnt die bereits 55. Saison im alpinen Ski-Weltcup. Sind die SwissSki Athletinnen und Athleten ähnlich erfolgreich wie im vergangenen Winter, dürfte die Marke von 600 Schweizer Siegen seit der Weltcup-Premiere 1967 übertroffen werden.

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nsgesamt 1628 Podestplätze auf höchster Stufe stehen für die Schweizer Alpinen vor dem Auftakt in Sölden zu Buche – 845 Top-3Klassierungen gehen auf das Konto der Männer, 775 auf jenes der Frauen. Acht Podestklassierungen hat Swiss-Ski in den Team Events herausgefahren. Mehr Siege durch die Frauen In Bezug auf Rennsiege waren die Frauen innerhalb des Swiss-Ski Teams bislang erfolgreicher: Ihren 307 Siegen stehen 281 WeltcupTriumphe der Männer gegenüber; viermal resultierte bei Team Events Platz 1 im Weltcup. Bei beiden Geschlechtern gab es in der Abfahrt

Nach ihren beiden Siegen im vergangenen Februar in Crans-Montana nimmt Lara Gut-Behrami bereits Platz 3 in der Weltcup-Bestenliste der Schweizer Frauen ein.

FOTO: SWISS -SKI

WELTCUP-SIEGE | MÄNNER

Pirmin Zurbriggen Peter Müller Michael von Grünigen Didier Cuche Franz Heinzer Beat Feuz Carlo Janka Bernhard Russi Daniel Mahrer Roland Collombin Ferner: Daniel Yule Ramon Zenhäusern Loïc Meillard Marco Odermatt Niels Hintermann

Siege 40 24 23 21 17 13 11 10 8 8 4 3 1 1 1

Platz 3 hinter Vreni Schneider (55 Siege/101 Podestplätze) und Erika Hess (31/76) vor. Beat Feuz obenauf Erfolgreichster aktiver männlicher Athlet ist Beat Feuz. Der dreimalige Abfahrts-Weltcupsieger nimmt mit 13 Weltcup-Siegen und 47 Podestplätzen den 6. Rang ein. Angeführt wird das Schweizer Weltcup-Ranking von Pirmin Zurbriggen (40 Siege und insgesamt 83 Podestplätze) vor Peter Müller (24/51) und Michael von Grünigen (23/48). Mit elf Siegen (und 28 Podestplätzen) direkt hinter Feuz klassiert ist Carlo Janka, der Weltcup-Gesamtsieger von 2010. 49 Schweizer Männer und 35 Schweizer Frauen haben sich bislang in die Siegerliste eines Weltcup-Rennens eingetragen. Im vergangenen Winter kamen Corinne Suter, Marco Odermatt und Loïc Meillard zu ihren Sieg-Premieren auf Stufe Weltcup. Die Ski-Schweiz wird mit grossem Interesse verfolgen, wer vom Swiss-Ski Team heuer diesen Meilenstein erreichen wird. RO MA N E B E RL E

WELTCUP-SIEGE | FRAUEN 2. Plätze 26 16 16 26 16 19 6 6 9 3 0 1 3 2 0

3. Plätze 17 11 9 20 12 15 11 12 7 0 6 2 1 1 0

Podestplätze 83 51 48 67 45 47 28 28 24 11 10 6 5 4 1

Vreni Schneider Erika Hess Lara Gut-Behrami Michela Figini Maria Walliser Marie-Theres Nadig Lise-Marie Morerod Sonja Nef Brigitte Oertli Doris De Agostini Ferner: Wendy Holdener Corinne Suter Jasmine Flury

Siege 55 31 26 26 25 24 24 15 9 8 3 2 1

2. Plätze 28 27 11 9 21 12 11 9 13 7

3. Plätze 18 18 13 11 26 21 6 8 9 4

Podestplätze 101 76 50 46 72 57 41 32 31 19

17 3 0

18 4 0

38 9 1

Die komplette Liste und viele weitere Statistiken zum Schweizer Alpin-Team gibt es unter: swiss-ski.ch/statistik :HOWFXS š 2O\PSLVFKH 6SLHOH š :HOWPHLVWHUVFKDIWHQ š -XQLRUHQ :HOWPHLVWHUVFKDIWHQ NOVEMBER 2020

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Service // Medizin

GUT ERNÄHRT Fit durch den Tag

«Wenn Sie gesund bleiben wollen, dann müssen Sie Sport treiben und sich gesund ernähren.» Dies und ähnliches hört und liest man immer wieder. Doch was versteht man eigentlich unter «gesunder Ernährung»? Wenn Sie sich und Ihren Kollegen diese Frage stellen, so werden Sie merken, dass Sie auf fünf Fragen, zehn verschiedene Antworten bekommen. Regelmässig werden wir mit Begriffen wie: Vegetarier, Veganer, Rohköstler, Fructarier und Pescetarier konfrontiert.

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Service // Medizin

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FOTOS: STOCKIMAGE, B&S; Z VG.

elche dieser verschiedenen Ernährungsformen ist denn nun die Richtige? Was ist nicht nur gesund für uns Menschen, sondern langfristig auch noch gut für unsere Umwelt? Die Antwort auf diese Fragen werde ich Ihnen heute nicht liefern, aber ein paar Entscheidungsgrundlagen für Ihren persönlichen Weg zur gesunden Ernährung. Eine gute und ausgewogene Basisernährung sollte aus Kohlenhydraten, Eiweissen, Fetten, Vitaminen und Spurenelementen bestehen. Im Allgemeinen benötigen Ausdauersportler etwas mehr Kohlenhydrate und Kraftsportler etwas mehr Proteine. Kohlenhydrate als wichtiger Bestandteil Kohlenhydrate gehören zu den wichtigsten Bestandteilen unserer Ernährung. Vor dem Training füllen sie die Energiereserven, nach dem Training helfen sie bei der Regeneration. Etwa 50 Prozent der Kalorien, die wir täglich zuführen, kommen aus Kohlenhydraten. Es gibt verschiedene Arten von Kohlenhydraten. Einfach- und Zweifachzucker (Mono- und Disaccharide), die man häufig in Süssgetränken und Süssspeisen findet, bezeichnet man als «schlechte Kohlenhydrate», da sie sehr schnell ins Blut gelangen und zu einer forcierten Insulinausschüttung führen. Wenn Insulin den Blutzucker rasch senkt, kommt es zu einem Hungergefühl. Dieses Hungergefühl wird meist durch erneute Nahrungsaufnahme gestillt und kann in zunehmendem Masse zu einem Überangebot an Kohlenhydraten und somit auch Kalorien führen. Jedoch nicht alle Einfachzucker sind schlecht für uns. Früchte enthalten neben Fructose auch viele Vitamine und andere wertvolle Pflanzenstoffe. Empfohlen werden komplexe Kohlenhydrate, die aus mehreren Molekülen zusammengesetzt sind und vom Körper erst aufgespalten werden müssen. Dieser Prozess verlangsamt die Aufnahme und damit auch die Insulinfreisetzung. Komplexe Kohlenhydrate wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Quinoa sowie Vollkornreis enthalten zusätzlich noch Ballaststoffe (Nahrungsfasern), die sich positiv auf die Verdauung auswirken. Während dem Sport sollte drauf geachtet werden, dem Körper den nötigen «Nachschub» zur Verfügung zu stellen, da der Körper sonst neben der Nutzung von Fetten auch Proteinreserven zur Energiegewinnung angreift und es zum Muskelabbau kommen kann. Mit einer ausreichenden Kohlenhydratzufuhr hat man demnach nicht nur mehr Energie, sondern schützt auch sein Muskelprotein und fördert so gleichzeitig den Muskelaufbau. Eiweissquellen kombinieren Eiweiss, auch Protein genannt, ist ein weiterer Hauptnährstoff, der für unseren Körper unverzichtbar ist. Proteine bestehen aus Bausteinen,

den sogenannten Aminosäuren. Unser Körper braucht 20 Aminosäuren. 14 davon kann er selbst herstellen, sechs davon nicht. Diese essentiellen Aminosäuren müssen dementsprechend über die Nahrung zugeführt werden, da es sonst zu einem Mangelzustand kommen kann. Als Eiweissquelle dienen uns tierische und pflanzliche Eiweisse. Tierisches Eiweiss findet man in Fisch, Fleisch, Milchprodukten und Eiern. Interessanterweise enthält das Eigelb (15%) mehr Eiweiss als das Eiklar (10%). Aber auch Pflanzen können uns in einem grossen Masse als Eiweisslieferanten dienen, was häufig unterschätzt wird. Die Liste der Lebensmittel ist lang und enthält unter anderem Haferflocken, Soja, Quinoa, Erbsen, Linsen, Bohnen, aber auch Nüsse und Kerne. Wichtig dabei ist, das man sich nicht einseitig ernährt, sondern möglichst viele verschiedene Eiweissquellen kombiniert, da der Anteil der im Eiweiss enthaltenen Aminosäuren deutlich variieren kann. Durch geschickte Kombinationen kann die biologische Wertigkeit (Qualität von Eiweissen) gesteigert werden. So hat die Kombination von Kartoffeln und Ei eine höhere biologische Wertigkeit als ein reines Steak (wenn da nicht alles nach Rösti mit Spiegelei schreit ...). Ein erwachsener Sportler sollte pro Tag etwa 0,8 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen (12 bis 15% der Gesamtenergiemenge). Vielseitigkeit der Fette Der dritte und nicht minder wichtige Hauptnährstoff sind die Fette. Sie enthalten lebensnotwendige Fettsäuren, die unser Körper benötigt, um Zellwände und Hormone aufzubauen. Auch fettlösliche Vitamine (E, D, K, A) sind in Fetten in unterschiedlichen Mengen enthalten. Mindestens 15% bis maximal 30% der täglichen Energie sollten über Fett gedeckt werden. Man unterscheidet gesättigte (Käse, Wurst, Fleisch, Butter) von ungesättigten Fettsäuren wie man sie z. B. in Ölen, aber auch in fetten Seefischen wie Lachs und Hering findet. Auch bei der Zufuhr von Fetten gilt die Regel der Vielseitigkeit. Gut ernährt durch den Tag Ein gesunder und ausgewogener Ernährungsplan für einen Tag könnte wie folgt aussehen: Beim Frühstück sollte man darauf achten, dass es alle Nährstoffgruppen beinhaltet, sodass die leeren Energiespeicher aufgefüllt werden und die Energieversorgung für den Tag vorerst gesichert ist. Ein Beispiel hierfür wäre ein Müsli aus Haferflocken, Nüssen, etwas Obst und Joghurt. Für die «salzigen Frühstücker» wäre ein Tomaten-Omelett mit Frischkäse und Vollkornbrot eine gute Alternative. Je nach Trainingsintensität sollte vor dem Mittagessen ein kleiner bis mittlerer Snack

Dr. Andreas Goesele-Koppenburg Direktor, Mitglied der Geschäftsleitung Leiter Swiss Olympic Medical Center Telefon 061 285 10 10 info@crossklinik.ch

eingefügt werden. Ist die Trainingsintensität gering, so reicht ein Stück Obst. Mit zunehmender Intensität sollte der Anteil der Kohlenhydrate gesteigert werden. Ein optimaler Snack wäre demnach ein Stück Bananenbrot oder ein hochwertiger Energieriegel. Das Mittagessen sollte alle Nährstoffe abdecken, so wären Älplermagronen mit oder ohne Speckwürfeli und Apfelmus nicht nur lecker, sondern auch ein ausgezeichneter Nährstofflieferant. Sie haben alles, was es braucht, um die verlorenen Kalorien während eines langen Skitages auszugleichen. Beim Abendessen darf ebenfalls die gesamte Nährstoffpalette gegessen werden, wobei man darauf achten sollte, dass es nicht zu fettig und mehr als zwei Stunden vor dem Zubettgehen beendet ist. Ein gesundes und hochwertiges Abendessen wäre zum Beispiel ein Gemüsecurry mit Poulet und Reis. Als Nachtisch könnte ein Quark mit frischen Beeren den Tag perfekt abrunden. Als Sportmediziner werden wir regelmässig mit der Frage konfrontiert, ob man als Vegetarier oder Veganer überhaupt sportlich erfolgreich sein kann. Die Antwort ist ein klares Ja. Man kann sogar noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, dass es weder aus dem Aspekt der Nährstoffinhalte noch aus Sicht der Leistungsfähigkeit einen richtigen Grund gibt, überhaupt Fleisch zu essen. Wie wir uns am Ende ernähren, bleibt jedem selbst überlassen. Schlussendlich sollte man sich mit seiner Ernährung wohlfühlen. Sie sollte schmecken und gesund sein. In diesem Sinne, ä Guetä und bis zur nächsten Saison D R . A ND R E A S G O E S E L E - KO P PE N BU RG

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Service // Snow Safety

Neue App für Sicherheit im Schneesportunterricht S

türzen kann man beim Ski- oder Snowboardfahren ziemlich übel. Einander in die Quere kommen auch. Das Thema Sicherheit ist in der Ausbildung deshalb unerlässlich. Wie man sich korrekt ausrüstet, ist dabei nur ein Aspekt unter vielen. Ebenso geht es darum, anderen Personen genügend Raum zu lassen und die eigenen Grenzen zu kennen. Selbstverständlich ist alles etwas komplexer, sobald man am Hang steht. Die Web-App «Snow Safety» der BFU bietet viel Lernstoff für Ausbildnerinnen und Ausbildner – aber auch für die Teilnehmenden: Kurze Videos, neue Übungsideen und ein Quiz für alle, die sich beim Ski- oder Snowboardfahren noch sicherer verhalten möchten. An den Inhalten mitgearbeitet haben das Bundesamt für Sport (J+S), Swiss-Ski und Swiss Snowsports.

Vor der nächsten Lektion auf snowsafety.ch gehen und zusätzlichen Input für einen sicheren Unterricht holen. Wer immer wieder darauf zugreifen will, speichert die Web-App auf dem Home-Bildschirm. Mit dem Speichern sind die Informationen auch offline zugänglich. RO MA N E B E RL E

snowsafety.ch

FOTO: Z VG.

Pro Wintersaison besuchen 13 000 SchneesportLehrer/-innen und -Leiter/-innen eine Aus- oder Weiterbildung. Damit sicheres Verhalten auf der Piste einfach vermittelt werden kann, hat die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) die Web-App «Snow Safety» entwickelt.

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Service // Sicherheit

«Vorbeugen ist besser als Behandeln» Sportlerinnen und Sportler können nicht alle Faktoren für eine verletzungsfreie Saison beeinflussen – und doch liegt viel in der eigenen Hand. Das ISPA-Präventionsprogramm, ein speziell zusammengestelltes Übungsprogramm, soll junge Athletinnen und Athleten genau hierbei unterstützen. Jörg Spörri, ISPAProjektleiter und Leiter Forschung Sportmedizin an der Universitätsklinik Balgrist, spricht im Interview über die Entstehung und die korrekte Anwendung des ISPA-Präventionsprogramms sowie die aus dem Forschungsprojekt gewonnenen Erkenntnisse.

programm zur Vorbeugung von traumatischen Verletzungen und Überlastungsbeschwerden bei Nachwuchsathleten. Es basiert auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen betreffend Verletzungen im Schneesport. Mit Hilfe von sechs Basisübungen zielt es auf die Optimierung der athletischen Grundlagen in den verletzungsrelevanten Bereichen exzentrische Hamstringskraft, Beinachsenstabilität und Rumpfstabilität ab. Wie ist das ISPA-Präventionsprogramm entstanden? Das Programm wurde im Rahmen des gleichnamigen Forschungsprojekt «Injury Screening and Prevention – Alpine Skiing (kurz ISPA)» entwickelt und hinsichtlich seiner Wirksamkeit zur Verletzungsprävention überprüft. Welche Erkenntnisse konnten aus diesem Forschungsprojekt gewonnen werden? Eine klinische Studie mit U16-Nachwuchsskirennfahrern konnte zeigen, dass durch eine langfristige einmal-wöchentliche Durchführung des Programms die Verletzungsraten nachweislich um mehr als ein Drittel gesenkt werden konnten.

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FOTO: Z VG.

ie Universitätsklinik Balgrist hat in Zusammenarbeit mit Swiss-Ski das ISPA-Präventionsprogramm entwickelt. Mit mehr als 230 Studienteilnehmenden startete vor drei Jahren die Forschungsgruppe um Jörg Spörri die Forschung zum Thema «Injury Screening and Prevention – Alpine Skiing», kurz ISPA. Drei Forschungsjahre später sind sportartspezifische und Level unabhängige Verletzungshäufigkeiten und -muster klar sowie sinnvolle Tests zur Früherkennung von erhöhtem Verletzungsrisiko ausgereift und einsatzbereit. Zudem es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass das eigens entwickelte ISPA-Präventionsprogramm einen effektiven Beitrag zur Verletzungsprävention leistet und sich dadurch deutlich von anderen Übungsprogrammen abhebt. Jörg Spörri, worum geht es im ISPA-Präventionsprogramm? Jörg Spörri: Das ISPA-Präventionsprogramm ist ein ergänzendes 20-minütiges Trainings-

Wer war alles in der Erarbeitung des ISPA-Präventionsprogramms beteiligt? Das Programm wurde durch das Universitäre Zentrum für Prävention und Sportmedizin der Universitätsklinik Balgrist in Kooperation mit Swiss-Ski entwickelt. Massgeblich beteiligt waren unter anderen auch Experten aus den Bereichen Athletik (Jan Seiler, Swiss-Ski) und Physiotherapie (Ruben Bemelmans, Sportgymnasium Davos). Wann wurde das Programm erstmals in der Praxis lanciert? Das ISPA-Präventionsprogramm wurde am Swiss-Ski-Trainerforum 2020 lanciert und soll künftig nachhaltig in den Athletenweg und Rahmentrainingsplan von Swiss-Ski verankert werden. An wen richtet sich das ISPA-Präventionsprogramm? Primäre Zielgruppe sind alle Nachwuchsskirennfahrer des U12- und U16-Bereichs. Aufgrund sehr ähnlicher Belastungsmuster ist der systematische Einsatz des Programms jedoch auch in allen anderen Schneesportarten sehr sinnvoll.

Wie soll das ISPA-Präventionsprogramm angewendet werden? Das ISPA-Präventionsprogramm sollte möglichst als gesamtes Paket durchgeführt werden – ein Herauspicken von einzelnen Übungen macht wenig Sinn. Zudem sollte das Programm regelmässig, das heisst mindestens einmal pro Woche, und über die ganze Saison ergänzend ins Training eingebaut werden. Ein stufenweises Heranführen an die Übungen (insbesondere im Bereich Hamstringstraining) sowie ein gutes vorgängiges Aufwärmen sind sehr wichtig. Gibt es weiterführende Massnahmen, die im Sinne der Verletzungsprävention zu empfehlen sind? Ein Athlet kann nur dann sein gesamtes Potenzial ausschöpfen, wenn er im Verlaufe seiner Karriere möglichst verletzungsfrei bleibt. Mit der regelmässigen Durchführung des ISPAPräventionsprogramms ist bereits ein grosser Schritt getan. Gesundheitliche Beschwerden jeglicher Art sollten jedoch auch, beziehungsweise vor allem im Nachwuchsbereich ernst genommen und dem Streben nach Leistung nicht untergeordnet werden. Es sollten somit frühzeitig medizinische Fachpersonen involviert werden, falls gesundheitliche Beschwerden länger andauern und sich nicht von alleine wiedereinstellen. Grundsätzlich gilt: Vorbeugen ist besser als Behandeln! S A BR I N A A E B I S C H E R

DAS ISPA-PRÄVENTIONSPROGRAMM KURZ ERKLÄRT Das ISPA-Präventionsprogramm ist vor allem auf U16-Athletinnen und -Athleten ausgerichtet. Das Übungsprogramm zielt auf die Erarbeitung der verletzungsrelevanten athletischen Grundlagen im Nachwuchsbereich ab und kann entsprechend als selbsterklärendes 20-minütiges Heimprogramm durchgeführt werden. Das Präventionsprogramm beinhaltet sechs Übungen, mit welchen gezielt die Hamstringskraft, die Beinachsenstabilität und die Rumpfstabilität trainiert wird. So kann Verletzungen wirksam entgegengewirkt werden. Das ISPA-Präventionsprogramm sollte als gesamtes Paket durchgeführt werden – einzelne Übungen sollte man nicht herauspicken. Zudem müsste das ISPA-Präventionsprogramm regelmässig (d. h. mindestens einmal pro Woche) und über die ganze Saison ins Training eingebaut werden, damit es ideal wirkt. Download: www.swiss-ski.ch/off-snow

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Achtmal aufgeschnappt 1

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Die Ski-Stars Beat Feuz, Daniel Yule & Co zeigten ihr Können am 28. August 2020 für einmal nicht auf weisser, sondern auf grüner Unterlage: 25 Flights waren an jenem Freitag für den guten

Biathlon-WM 2025: IBU-Inspektion auf der Lenzerheide Zweck auf der wunderschönen Anlage des Golfparks Zürichsee in Wangen SZ unterwegs. Der Erlös des bereits zur Tradition gewordenen Charity-Turniers von rund 125 000 Franken fliesst vollumfänglich in die Förderung des Schweizer Schneesport-Nachwuchses. Erstmals wurde dieses Jahr die traditionelle Swiss-Ski Golf Trophy und das Charity-GolfTurnier der Stiftung Passion Schneesport als gemeinsamer Anlass durchgeführt. Und es war bereits das 14. Jahr in Folge, in welchem Athletinnen und Athleten von Swiss-Ski gemeinsam mit Partnern und Gönnern ein einzigartiges Golf-Turnier bestreiten konnten, freut sich Annalisa Gerber, Co-Direktorin Marketing bei Swiss-Ski und Gastgeberin des Anlasses.

125 000 Franken eingespielt: Auch AbfahrtsWeltcupsieger Beat Feuz griff zum Schläger und golfte für den guten Zweck. FOTO: ZVG.

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Jetzt erhältlich: Best Practice Nordic Swiss-Ski und Swiss Snowsports präsentierten Anfang Oktober anlässlich des Trainerforums in Zermatt das Best Practice Nordic, welches mit der Unterstützung von Jugend+Sport entstanden ist. Die Übungssammlung ist anhand der Langlauftechnik und der Sport- und Athletenentwicklung FTEM aufgebaut. Das Best Practice Nordic fokussiert sich auf den Bereich Foundation, der die erste Stufe von FTEM ist. In diesem Schlüsselbereich werden die Grundlagen für die sportliche Entwicklung geschaffen. Die Übungssammlung umfasst einfache Übungen, die Unterrichtenden helfen, bei Teilnehmenden eine fundierte Basis der Bewegungstechnik zu legen. Jede Übung enthält ein konkretes Lernziel, ist mit der entsprechen-

den Phase des FTEM markiert und bietet Möglichkeiten für das Gestalten und Ergänzen der Übung. Pro Kapitel findet man über einen QR-Code schnell und einfach Videos, die einzelne Übungen präsentieren. Das Lehrmittel ist ab sofort zum Preis von CHF 18.– auf swiss-ski.ch/bestpracticenordic bestellbar.

Einfach via QR-Code zur Bestellung.

FOTO : SWIS S -S K I

Golfen zugunsten des Schweizer Schneesport-Nachwuchses

Im Rahmen des WM-Kandidaturprozesses besuchte die IBU Evaluation Commission die Lenzerheide für eine Inspektion vor Ort.

Im Juni gab Swiss-Ski die gemeinsame Kandidatur mit der Biathlon-Arena Lenzerheide als Ausrichter der Biathlon-Weltmeisterschaften 2025 bekannt. Im Rahmen des Kandidaturprozesses besuchte Anfang September die IBU Evaluation Commission die Lenzerheide für eine Inspektion vor Ort. Während zwei Tagen erfolgte ein intensiver Austausch zwischen den verschiedenen Parteien. Neben Peter Barandun (Vizepräsident Swiss-Ski) und Bernhard Aregger (Geschäftsführer Swiss-Ski) waren auf der Lenzerheide Sandra Felix (Vizedirektorin BASPO), Marcus Caduff (Regierungsrat GR) sowie Bruno Fläcklin (Geschäftsführer der Lenzerheide Marketing und Support AG) zugegen. «Die Schweiz ist für eine sehr gute Organisationsfähigkeit bekannt, und wir möchten selbstverständlich perfekt organisierte Weltmeisterschaften präsentieren. Weiter glauben wir, dass die Schweiz mit der Kandidatur hinsichtlich der Nachhaltigkeit sehr viel auf effektive Art und Weise bewegen kann», so Nordisch-Direktor Hippolyt Kempf. Die Wahl des WM-Ausrichters 2025 ist anlässlich des IBU-Kongresses vom 13. bis 15. November geplant. Der Gegenkandidat als Ausrichter ist Minsk-Raubichi (Weissrussland).

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Trauer um Skipionier Josef Fischer

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nannten, und seiner Marke untrennbar verbunden. «Wir verlieren mit Josef Fischer einen Menschen, der den Skisport nicht nur geliebt, sondern mit seinem Pioniergeist, seinen Innovationen und Ideen über Jahrzehnte geprägt hat», sagt Franz Föttinger, CEO von Fischer Sports.

Anlässlich seines 70. Geburtstags nannte Josef Fischer den Sieg von Egon Zimmermann bei den Olympischen Spielen 1964 in Innsbruck als sein schönstes Erlebnis.

FOTO: FISCHER SPORTS

Kommerzialrat Josef Fischer, Sohn des Firmengründers und Eigentümer der Fischer Sports GmbH, ist am 26. August im Alter von 90 Jahren gestorben. Auch wenn sich das Lebensbuch von KR Josef Fischer damit für immer geschlossen hat, besteht sein Lebenswerk, die letzte grosse österreichische Skifirma, zu 100 Prozent im Familienbesitz weiter. Seine Passion und Liebe zum Skisport begleiteten KR Josef Fischer durch sein gesamtes Leben. Viele Weltstars, angefangen vom österreichischen Ski-Helden Franz Klammer bis hin zum norwegischen Langlaufkönig Björn Dæhlie, waren mit «Pepi» Fischer, wie ihn seine Freunde


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FOTO: STE GE R FOTOGR AFIE .C H

Drei Wettkämpfe an drei Tagen in Andermatt-Realp Mitte September hat der traditionelle Leistungsvergleich mit rund 240 Schweizer Langläufern und Biathleten aus dem Swiss-Ski-Kader und den Regionalverbänden in Andermatt-Realp stattgefunden. Aufgrund der Situation rund um COVID-19 wurde das diesjährige Programm angepasst und ein detailliertes Schutzkonzept für das Nordic Weekend 2020 erarbeitet. Nichtsdestotrotz galt es für die Athletinnen und Athleten drei pickelharte Wettkämpfe an drei Tagen zu absolvieren – auf dem Programm standen je ein Sprintrennen, ein Distanz- und ein Fusslauf. In der Gesamtwertung der Elite Langlauf setzten sich Nadine Fähndrich und Candide Pralong durch. Im Lager der Biathleten konnten sich Aita Gasparin und Sebastian Stalder über den Gesamtsieg in der Kategorie Elite freuen. swiss-ski.ch/nordicweekend

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Swiss-Ski-DV 2020 kann nicht in gewohnter Form stattfinden

Candide Pralong gewann die Nordic-Weekend-Gesamtwertung bei den Langläufern.

In Absprache mit den Präsidenten der Regionalverbände hat das Präsidium von Swiss-Ski entschieden, die diesjährige Delegiertenversammlung in Frutigen (BE), welche bereits von Ende Juni auf den Samstag, 17. Oktober 2020, verschoben wurde, nicht physisch vor Ort durchzuführen. Dieser Entscheid beruht auf einer eingehenden Beurteilung der Risiken in Bezug auf die aktuelle COVID-19-Situation. Die Gesundheit der Delegierten hat für Swiss-Ski oberste Priorität. Die Präsidiumswahlen werden verschoben und anlässlich der Delegiertenversammlung vom Samstag, 26. Juni 2021, in Fiesch (VS) abgehalten. Die Pflichttraktanden werden in Form eines E-Votings vorgenommen.

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«Firmen laufen lang» – die Winter-Challenge aus Graubünden

FOTO: Z VG.

Graubünden ruft im Winter 2020/21 wieder zur grossen Winter-Challenge «Firmen laufen lang» auf. Die Teilnahme ist kostenlos – und einfach: Mitarbeitende einer Firma bilden ein oder mehrere Teams und melden sich auf www.firmenlaufenlang.ch an. Dann gilt es, zwischen 26. November 2020 und 21. März 2021 möglichst viele Kilometer auf den Loipen in Graubünden zu sammeln – individuell oder bei einem gemeinsamen Langlaufplausch mit dem Team. Nebst dem Sport- und Naturerlebnis gibts auch Preise zu gewinnen

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Jetzt anmelden fürs JUSKILA 2021 Tolle Aussichten für Jugendliche zwischen 13 und 14 Jahren (Jahrgänge 2006 und 2007): Vom 2. bis 8. Januar 2021 können sie eine

unvergessliche Schneesportwoche an der Lenk im Simmental mit Gleichaltrigen erleben. Jetzt für das 80. Jugendskilager anmelden! Die Anmeldefrist läuft noch bis am 25. Oktober 2020. FOTO: ZVG.

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Mittel

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PS. «Geisterrennen» im Skisport – auch eine Chance

U

ns allen Ski- und Schneesportfreunden steht ein besonderer Winter bevor, als aktiver wie als Sofa-Sportler. Der alpine Skisport wird – vorausgesetzt es können Wettkämpfe überhaupt durchgeführt werden – noch mehr zum TV-Sport, als er ohnehin schon war. «Geisterrennen» im Skisport sind nichts Neues. An vielen Weltcuporten hat es kaum Zuschauer. Sogar die olympischen Skibewerbe in Pyeongchang 2018 fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. «50 Zuschauer und 200 Journalisten» – so beschrieb Marcel Hirscher die Kulisse in den Olympia-Rennen. Und die eben zurückgetretene Viktoria Rebensburg, Olympiasiegerin 2010, antwortete auf die Frage, ob die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking für sie keine Motivation mehr darstellten: «Nach der Atmosphäre in Pyeongchang hat eine weitere Austragung von Olympischen Winterspielen in Asien für mich keinen Reiz mehr.» Alle müssen sich an die neue Corona-Situation gewöhnen, Aktive und Passive. Ich selber habe mich längst darauf eingestellt und einige «Geisterspiele» im Fussball extrem genossen. Wie war ich froh, in der Bundesliga die Radaubrüder, die den Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp auf primitivste Weise ins virtuelle Fadenkreuz nahmen, nicht mehr sehen zu müssen. Und wie nervten mich die Rassisten-Exzesse in den verschiedenen Stadien. So war es am Anfang direkt wohltuend, für einmal einen Match zu geniessen, wo alles Wesentliche nur auf dem Spielfeld geschah. Und man sogar die Rufe der Trainer hörte. Und mitbekam, dass Bayern-Star Thomas Müller auch auf dem Platz eine lockere Zunge führt.

Richard Hegglin war als Agenturjournalist während vier Jahrzehnten für den Skisport unterwegs und sass 20 Jahre im FIS-Weltcup-Komitee. Heute schreibt er für Snowactive und diverse Tageszeitungen.

Bis dann einige TV-Stationen auf die absurde Idee verfielen, die fehlende Geräuschkulisse technisch einzuspielen. So wie einst bei Skirennen in Zwiesel, wo erstmals im Weltcup TV-Stimmung per Knopfdruck erzeugt wurde. Die Übung wurde bald wieder abgebrochen. Zu authentisch ist der Skisport, auch wenn mit Ausnahme von Wengen, Adelboden, Österreich, Zagreb oder neuerdings selbst beim USRennen in Killington das Zuschaueraufkommen selten überwältigend ist. Auch FIS-Präsident Gian Franco Kasper räumte mal ein: «Wir sind oft an abgelegenen Orten. Da kommen keine Zuschauermassen hin. Und ich habe gewisses Verständnis, wenn Leute sich nicht für vier, fünf Stunden ins Auto setzen, um für zehn Sekunden einen Rennfahrer zu sehen.» Nirgends ist der Zielhang so lang und so attraktiv wie in Kitzbühel. Dort blendeten die Regis-

seure auf dem Videowall im Ziel die Übertragung jeweils für 30 Sekunden aus, wenn ein Abfahrer auf den Hausberg einbog. Damit die Blicke sich wirklich dorthin richteten, wo sich das wahre Spektakel abspielte. Auch viele Journalisten schauen oft zuerst am TV das Rennen an, bevor sie in den Zielraum gehen. Was in der Quintessenz heisst: Der Ski-Winter 2020/21 wird nicht viel anders und muss keinen Deut uninteressanter werden, auch mit weniger Zuschauern. Und die Athletinnen und Athleten werden sich keinen Deut weniger engagieren, auch wenn an den klassischen Orten die gewohnte Kulisse fehlt. Die Fussballer (oder auch Tennisspieler und Radrennfahrer) haben es vorgemacht: Bayern – Barcelona (8:2) war eines der denkwürdigsten Spiele der Champions-League-Geschichte. Ein Triumph von Beat Feuz & Co. wäre kein Jota weniger wert. «Geisterrennen» im Skisport können auch eine Chance sein. Dass die TV-Macher sich noch mehr Mühe geben, mit Einspielungen, Chips, speziellen Kameras oder auch Rahmenprogrammen ihre Clientèle zu unterhalten. Das wäre beste Werbung für den Skisport, um die Zuschauer in der übernächsten Saison definitiv wieder live an die Piste zu locken. Ich freue mich auf den nächsten Winter, auch wenn ich möglicherweise zum ersten Mal seit Jahrzehnten kein Rennen vor Ort miterleben werde. Und ich möchte es allen Veranstaltern, den Athletinnen und Athleten, Swiss-Ski, der FIS und weltweit allen Menschen gönnen, wenn baldmöglichst wieder die Normalität einkehrt. Als Überbrückung und Alternative kann ich mit «Geisterrennen» sehr gut leben. R I CH A RD H E G G L I N

IMPRESSUM Snowactive November 2020, 54. Jahrgang; erscheint 4-mal jährlich ISSN 1661-7185 Herausgeber und Verlag Strike Media Schweiz AG, Gösgerstrasse 15, 5012 Schönenwerd, Telefon 062 858 28 20, Fax 062 858 28 29 in Kooperation mit Swiss-Ski, Postfach, 3074 Muri, Telefon 031 950 61 11, Fax 031 950 61 12 Redaktion Snowactive Gutenbergstrasse 1, 4552 Derendingen, Telefon 058 200 48 28 Verlagsleitung Wolfgang Burkhardt Redaktionsausschuss Joseph Weibel (Leitung; j.weibel@snowactive.ch), Röbi Brandl, Wolfgang Burkhardt, Christian Stahl (Leitung; christian.stahl@swiss-ski.ch), Roman Eberle (roman.eberle@swiss-ski.ch), Annalisa Gerber (Sponsoring; annalisa.gerber@swiss-ski.ch)

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