Die Klostermühle von Altenberg - Leseprobe

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Franz-Josef Mundt

Die Klostermuhle von Altenberg

Leseprobe

Ein historischer Roman aus dem Bergischen Land



Franz-Josef Mundt

Die Klostermuhle von Altenberg Ein historischer Roman aus dem Bergischen Land

채u k r ve n u

Le e h flic

be o r sep


Sutton Verlag GmbH Hochheimer Straße 59 99094 Erfurt http//:www.sutton-belletristik.de Copyright © Sutton Verlag, 2011 ­­­­ ISBN: 3-978-86680-874-4 Titelbild: Stahlstich von Johann Gabriel Poppel (1807–1882) Rückseite: Foto: Detlef Braun Gestaltung: Markus Drapatz Druck: AALEXX Buchproduktion GmbH | Großburgwedel


Fßr Brigitte, die es lächelnd ertragen hat, dass ich mich monatelang gedanklich in die klÜsterliche Welt des 12. Jahrhunderts begeben habe, und die Entstehung des Manuskripts mit wohlwollender Kritik begleitet hat.



der Autor Franz-Josef Mundt, Jahrgang 1942, feierte 2009 mit dem hochgelobten bergischen Ritterroman Macht aus Stein und Glauben sein literarisches Debüt. Der seit 1978 in Burscheid lebende Gymnasial­ lehrer im Ruhestand findet seit der Pensionierung die Zeit, sich seinen­ Passionen, der Geschichte des Mittelalters und dem Schreiben­, zu widmen. Hinter seinen spannenden und unterhalt­ samen Romanen stecken langjährige Recherchen zur Geschichte der Region zwischen Rhein, Wupper und Dhünn.



Prolog Bei Sonnenaufgang verließen zwölf junge Männer den umfriedeten Raum des Klosters Morimond in Burgund. Sie trugen grauweiße Kutten, hatten die Kapuzen tief über die Köpfe gezogen und schritten ohne sich umzusehen mit aufrechtem Gang einen Weg entlang, der nach Osten führte. Jeder trug ein Bündel auf dem Rücken, in dem eine zweite Kutte, Unterkleidung, Schuhzeug und anderes eingewickelt war. Am Gürtel hingen Lederbeutel, die einen hölzernen Trinkbecher, Teller und Löffel sowie ein stumpfes Messer enthielten dazu etwas Brot und Käse für die ersten Tage. Jeder hielt einen Esel am Zügel, der in breiten Satteltaschen alles trug, was auf einer weiten Reise vonnöten war. Den Schluss des Zuges bildete ein zweirädriger Karren, der von einem Maultier gezogen wurde. Unter einer Plane war vielerlei Werkzeug geladen und alles, was man zur Gründung eines neuen Klosters brauchen konnte, denn die zwölf Männer waren ausgeschickt, weit im Norden ein neues Kloster zu gründen. Feierlich waren sie vor Sonnenuntergang des vorangegangenen Tages von ihrem Abt verabschiedet worden. »Gero, dir sei die Leitung übergeben. Dir sollen alle in Gehorsam verpflichtet sein. Führe die Gruppe in der Nachfolge unseres Herrn Jesus Christus, stärke sie im Glauben und erweise der heiligen Jungfrau Maria die Ehre, auf dass euer Unternehmen Frucht trage. Und du Horatio, gebildet in allen Fragen der Baukunst, stehe Gero zur Seite, vertrete ihn, sei deinen Mitbrüdern ein Vorbild und errichte eine Kirche und die Gebäude dazu, wie unsere Ordensväter es vorschreiben, fest gegründet, aber in Bescheidenheit. Weiht diese Kirche unserer lieben Frau, der heiligen Mutter Maria, auf dass sie euch in all eurem Tun beschützt.« So hatte der Abt alle zwölf angesprochen, ihre Stärken hervorgehoben, sie an ihre Aufgaben gemahnt, bis er ihnen ein letztes Mal die Hände zum Segen auf das Haupt gelegt hatte. 9


Dann war Bruder Eberhard vorgetreten, um das Wort zu ergreifen. »Meine lieben Mitbrüder, in meinem Herzen spüre ich gleichermaßen Freude und Trauer. Wie gerne würde ich euch begleiten in das ferne Reich meines Bruders Adolf, heim an den Ort meiner Kindheit. Aber mein Platz ist hier. Von hier aus werden meine Gebete eure Reise begleiten.« Eberhard hatte vor Rührung innehalten müssen, um nach einer Weile mit festerer Stimme fortzufahren: »Nehmt früh am Morgen den Weg in Richtung Sonnenaufgang, bis ihr auf die alte Römerstraße trefft. Folgt ihr nach Norden über Metz bis nach Trier. Bringt dem Erzbischof unsere Grüße. Er wird euch versorgen und euren weiteren Weg segnen. Desgleichen tut in Köln. Es werden mehrere Monde vergehen, bis ihr vor das Angesicht des hochheiligen Erzbischofs zu Köln treten werdet. Er wird Boten zu meinem Bruder Adolf schicken und euch begleiten lassen bis in das Tal eines kleinen Flusses, der Dhünn genannt wird.« Wieder musste sich Eberhard eine Träne aus den Augen wischen. »Ja, das Tal an der Dhünn, mit den Bergen und Bäumen, den Bächen und Blumen, dort auf einem Bergsporn steht die Burg meines Vaters. Mein Bruder Adolf wird sie euch beurkunden. Ihr werdet alles vorfinden, was zur Gründung eines Klosters vonnöten ist, Berge, in deren Tälern ihr euch wohlfühlen könnt, fließendes Wasser zum täglichen Gebrauch und zur rituellen Reinigung, hochwachsende Bäume als Baumaterial und im Sommer Blumen, allen voran die betörende Hagenrose. Mein Bruder Adolf will euch all dies als Schenkung übergeben, auf dass ihr ein neues Kloster errichtet zur Ehre Gottes und der heiligen Jungfrau Maria.« Mit den Worten Bruder Eberhards im Herzen zogen die Männer der Sonne entgegen. Sie fühlten sich stark und fest im Glauben. Sie waren entschlossen, ihren Auftrag zu erfüllen, alles auf sich zu nehmen, was Gott der Herr ihnen aufbürden würde, getreu dem Wort ihres Herrn Jesus: »Wer mein Jünger sein will, der nehme sein täglich Kreuz auf sich und folge mir nach.«

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1. Ankunft der Monche Alles begann im Frieden eines Sommertages im Jahre des Herrn 1133. Der Morgen dämmerte langsam und versonnen herauf, dann erklang der erste Hahnenschrei, in dem die Gewissheit lag, dass es für die Bauern im Dorf wieder ein arbeitsreicher Tag werden würde. Die wachsame Hündin hob den Kopf. Der Hahn hatte wie immer recht. Morgenröte schimmerte über den Hügeln im Osten. Ihre Nachtwache war beendet. Zufrieden rollte sie sich zusammen, steckte die Nase unter eine Pfote und legte ihren buschigen Schwanz über die beiden Welpen, die dicht bei den Zitzen Schutz und Wärme suchten. Schon begannen die Schafe im Pferch unruhig zu werden und aus dem Verschlag, in dem die Gänse die Nacht verbracht hatten, kam leises Geschnatter. Die Hühner holten ihre Schnäbel unter den Federn hervor und streckten die Beine. Der Hahn sah ihnen wohlwollend zu. Nur die Schweine lagen noch träge in ihrer umzäunten Suhle nahe beim Fluss. Bodo trat aus der niedrigen Tür seiner Kate, legte den Kopf schräg und blinzelte unter dem tief heruntergezogenen Strohdach in den Himmel. Seitdem er von Ritter Enzo zum Dorfvorsteher ernannt worden war, hatte er sich angewöhnt, sofort nach dem ersten Hahnenschrei aufzustehen und einen prüfenden Blick auf alles zu werfen, was für die kleine Ortschaft bedeutsam war. Dabei galt seine Aufmerksamkeit immer zuerst dem Himmel und dem sich darin abzeichnenden Wetter. Denn Bodo war ein Bauer. Schnell hatte das Morgenlicht die Sterne ausgelöscht. Der Himmel­­ war noch wolkenlos. Zwischen den ärmlichen Katen lag milder Dunst; alles deutete auf einen ruhigen Tag hin. Bodo stapfte breitbeinig den Pfad hinunter zum kleinen Fluss, um seine Blase zu erleichtern. Nachdenklich schaute er über das 11


Wasser, das im Schatten dunkler Erlen noch nachtschwarz dahinplätscherte. Gebückt schöpfte er etwas Wasser, rieb sich Gesicht und Nacken, schüttelte sich und streckte die Glieder. Langsam drehte er sich um und ließ den Blick über die Ansammlung kümmerlicher Hütten, Ställe und Verschläge wandern. Wie jeden Morgen schaute er über die Palisaden, die das Dorf notdürftig schützten, hinauf zu der verlassenen Burg, deren Umrisse sich auf halber Höhe zwischen jungen Bäumen abzeichneten. Bodo schüttelte den Kopf, denn wie immer tauchten die gleichen Fragen in ihm auf. Was hat Graf Adolf mit dieser Burg vor? Und warum durfte Ritter Enzo nicht in diese Burg einziehen? Im Frühjahr hatte er während des Osterfestes den Mut gehabt, den Ritter zu fragen, welche Pläne Graf Adolf wohl mit der verlassenen Burg hätte, aber Ritter Enzo hatte nur unwirsch reagiert, den Kopf geschüttelt und eine unverständliche Antwort gebrummt. Langsam und in Gedanken versunken ging Bodo zu seiner Hütte zurück. Als Kind hatte er noch erlebt, wie der Graf gerüstet mit Schild, Lanze und Schwert inmitten seiner Gefolgsleute geritten kam, um sein Territorium gegen Eindringlinge und Diebe zu schützen, oder wie er mit dem Bogen auf dem Rücken und dem Köcher voller Pfeile zur Jagd aufgebrochen war. Damals hatten sich alle sicher gefühlt in ihrem Dorf unterhalb der Burg, beschützt von ihrem Herrn und seinen Kämpfern. Nun wohnte Graf Adolf schon viele Jahre einen halben Tagesritt entfernt auf einer neuen großen Burg. Den Schutz des Dorfes hatte er seinem Vasallen Ritter Enzo übertragen und die Bauern zu dessen Hörigen gemacht. Bodo erinnerte sich gut an den Tag, als Ritter Enzo zum ersten Mal mit vier Lanzenträgern ins Dorf geritten war, um mit donnernder Stimme Befehle zu brüllen, dass sie flussabwärts, jenseits der Biegung im versumpften Mündungsbereich des Scheidbaches, den Bruchwald roden sollten, weil Enzo ausgerechnet dort seinen Rittersitz errichtet sehen wollte.

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Viele Wochen hatten die Männer des Dorfes mit ihren Füßen im Wasser stehend Entwässerungsgräben gezogen und einen Ring­ graben ausgehoben. Nur langsam war die Nässe gewichen, hatte sich fester Boden gebildet. Die Arbeit steckte Bodo noch immer in den Knochen. Mit dem Aushub des Ringgrabens wurde mühevoll in der Mitte ein Hügel aufgeworfen, auf dem Ritter Enzo einen Wehrturm aus hartem Eichenholz bauen ließ. Die Arbeit war erst beendet, als am Rand des Hügels Palisaden aus Eiche in den Boden gerammt worden waren, zum Schutz der kleinen Burg, der Wirtschaftsgebäude und der Stallungen. Seitdem ließ sich der Ritter »Enzo von Scheid« nennen. Drei Jahre hatten die Bauern neben ihrer Arbeit auf den Feldern und Wiesen des Dorfes an der kleinen Burg des Ritters gebaut. Dann war ein Fest gefeiert worden und Ritter Enzo von Scheid hatte das noch kindhaft junge Burgfräulein Isolde von Wasslingen als seine Frau heimgeführt. Isolde war die Tochter eines Ritters, der ein kleines Lehen im Rheingau, jenseits des großen Flusses, besaß. Aber über all das wusste Bodo nichts Genaues, was ihn jedoch nicht daran hinderte, sich so seine Gedanken zu machen. Dabei fühlte er mit Bitterkeit das Ziehen in den Gliedern und die Schmerzen in den Gelenken, die seit den Arbeiten im Bruchwald des Scheidbachtals seinen Alltag begleiteten. Bodo wischte die trüben Gedanken beiseite und lächelte in sich hinein. Es ging ihm doch gut. Er hatte Agnes, sein arbeitsames Weib, eine gute Frau, die ihm vor nunmehr fünf Wintern – oder waren es sechs, wer weiß das schon genau – auf einen Schlag zwei Kinder geboren hatte, Elisabeth und Ludger. Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen, welch ein Gottessegen. Es ging ihm gut, Elisabeth war sein Sonnenschein und Ludger, sein Bub, war etwas ganz Besonderes. Alles wäre gut gewesen, wenn sich nur nicht seit den schweren Arbeiten im Sumpf und an dem Wehrturm dieses Ritters der anhaltende Schmerz in Rücken und Beinen eingenistet hätte.

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Bodo schüttelte den Kopf und befreite sich endgültig von den trüben Gedanken. Im Dorf erwachte das Leben. Erste Feuer brannten. Rauch kräuselte in den Morgenhimmel. Bald würden alle, Männer und Frauen, Jung und Alt, ihr Tagwerk beginnen. Als die Sonne ihre Mittagshöhe erreichte, gönnten die Bauern, die hinter dem Pflug den Boden für die Herbstaussaat bereiteten, den Ochsen eine Pause. Die Frauen in den Heuwiesen ließen ihre Sicheln sinken und die Hammerschläge in der Schmiede hörten auf. Nur vom Fluss her kam munteres Kindergeschrei. Dort stand eine alte Esche, in deren Stamm vor Jahren der Blitz gefahren war. Der Blitz war durch den gesamten Stamm gedrungen und hatte dabei das Innere des Baumes in Brand gesetzt. Da aber das Gewitter mit starkem Regen einhergegangen war, hatte das Wasser den Brand rasch wieder gelöscht, sodass dem Baum doch noch so viel Lebenskraft geblieben war, um Jahr für Jahr neu auszuschlagen und seine Äste weiter wachsen zu lassen. Die Menschen in der kleinen Bauernschaft bewunderten den Baum und verehrten ihn wegen seiner Lebenskraft. Für die Kinder war der hohle Stamm ein herrlicher Spielplatz. Besonders Elisabeth und Ludger liebten es, unten durch ein Loch in das hohle Innere des Baumes zu kriechen, nach oben zu klettern bis zum Ausguck, von wo aus sie in der Deckung grüner Blätter die Umgebung beobachten konnten, ohne selbst gesehen zu werden. Die stets wachsame Hündin war die Erste, die das stampfende Geräusch von Pferdehufen vernahm. Langsam erhob sie sich, streckte die Vorderläufe und richtete ihre Nase witternd in Richtung Waldrand. Sofort wuselten die Welpen um ihre Beine. Unwirsch knuffte sie den Nachwuchs zurecht. Sie hatte zu tun. Sie musste achtgeben. Als die Reiter am Waldrand erschienen, gab sie Laut. Nun wurden auch die Menschen im Dorf aufmerksam. Bodo, der auf seinen Pflug gestützt stand, erstarrte, als er sah, dass Ritter Enzo in voller Bewaffnung auf dem Schlachtross saß; sogar den eisernen Topfhelm hatte er über seine Haube gezogen. 14


Die beiden Begleiter waren ebenfalls mit Schild, Lanze und Schwert bewaffnet. Im zügigen Trab näherte sich die Gruppe dem Dorf. Bodo spähte prüfend umher, ob irgendwo Gefahr drohe, aber nichts Verdächtiges war zu sehen, und so ging er den Reitern entgegen. Enzo zügelte sein Pferd und schaute den Bauer von oben herab prüfend an, bevor er abstieg und einem der Lanzenträger die Zügel zuwarf. »Gilbert, mein Pferd, es soll am Fluss saufen!« Die Stimme kam harsch, klang böse und es steckte Unmut in ihr. Der Mann versuchte den Zügel zu fangen, griff daneben, bückte sich schnell und hob ihn auf. Bodo schaute zu ihm hin und sah, dass der Helm des Mannes erst kürzlich einen Schwerthieb abbekommen hatte und sich auf der Wange unterhalb des Auges eine frisch vernarbte Wunde abzeichnete. Vom Auge war nur ein Schlitz zu sehen. In scharfem Ton wies Enzo seine Männer an: »Bringt die Pferde hinunter zum Fluss, lasst sie saufen, dann sollen sie sich eine Weile ausruhen. Wenn ich hier fertig bin, reiten wir sofort zurück. Ich muss nach meiner Frau sehen und einer von euch reitet den Mönchen entgegen.« Der Mann mit der Narbe zeigte auf den zweiten Begleiter, der mit hochnäsiger Miene noch auf seinem Pferd saß. »Eine Aufgabe für Tankret!« »Mir egal, macht untereinander aus, wer den Mönchen ent­ gegenreitet«, schnaubte Enzo und wandte sich Bodo zu. »Seid gegrüßt, Dorfvorsteher.« Bodo verneigte sich und schaute zu seinem Dienstherrn auf. »Ihr seid in vollen Waffen. Hat jemand etwas ausgefressen?« »Keine Sorgen«, gab der Ritter zurück, »bleibt ruhig, es besteht keine Gefahr. Ich bringe euch eine wichtige Botschaft.« Enzo legte den Kopf in den Nacken, blähte die Nasenflügel und schaute suchend umher, als fiele es ihm schwer, das zu sagen, was er zu sagen hatte. Er holte tief Luft, suchte nach den richtigen Worten und begann zu sprechen. »In eurem Dorf wird sich einiges verändern. Ich mache es kurz: Es sind zwölf Mönche unterwegs, sie kommen 15


von weither aus einem Land, das Burgund genannt wird, und sie werden angeführt von ihrem Abt, der den Namen Gero trägt. Graf Adolf hat den Mönchen seine alte Burg und die darunterliegende Talaue als Schenkung übertragen und damit ist Abt Gero in Zukunft für euch genauso Dienstherr, wie ich es bin.« »Mönche? Mönche kommen in unser Tal? Mönche leben doch nur in der Stadt«, schüttelte Bodo heftig den Kopf. »Und wie soll ich das verstehen, Herr, haben wir in Zukunft zwei Dienstherren?« Enzo runzelte die Stirn; er zog die Augenbrauen zusammen. Es war ihm anzusehen, dass er mit dem, was er hier zu verkünden hatte, selbst nicht einverstanden war. Es dauerte, bis er weitersprach. »Graf Adolf hat mich zum Paladin der Mönche gemacht, das heißt, ich muss sie beschützen und sie in weltlichen Dingen vertreten. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, bekomme ich zwei neue Kämpfer in meine Mannschaft und es wurden mir Bauernfamilien versprochen, die in der Nähe meiner Burg roden und siedeln sollen.« »Bauernfamilien«, echote Bodo. »Wo kommen diese Bauern­ familien her?« Ritter Enzo schaute missmutig; er überlegte. Warum sollte er diesem Hörigen sagen, wo die Bauernfamilien herkommen? Dann aber hob er an: »Ritter Kuno von Wasslingen, der Vater meiner Frau Isolde, hat unserem Herrn Graf Adolf mitteilen lassen, dass in seinem Gebiet viele junge Menschen leben, zu viele, wie er meint. Er hat angeboten, dass Familien hierher übersiedeln könnten, wenn Graf Adolf damit einverstanden sei. Graf Adolf ist einverstanden und ich denke auch, dass es für uns nur von Vorteil sein kann, wenn junge Familien zu uns ziehen. Meine Frau findet das natürlich großartig, Menschen aus ihrer Heimat in ihrer Nähe zu wissen. Wann sie zu uns kommen, weiß ich noch nicht.« »Was bedeutet das nun genau für mein Dorf?«, fragte Bodo mutig nach. »Ihr lebt weiter wie bisher, bewirtschaftet eure Felder und Wiesen. Die neuen Siedler, wenn sie denn kommen, werde ich, wie 16


gesagt, nahe meiner Burg ansiedeln. Von euch erwarte ich, dass ihr bei Zeiten helft, Land zu roden und so die Neusiedler unterstützt.« »Und die Mönche, was ist mit den Mönchen, was bedeutet die Ankunft der Mönche für uns?« »Für dein Dorf bedeutet das, dass ihr den Befehlen des Abtes Folge zu leisten habt, dass ihr für die Ernährung der zwölf Mönche zu sorgen habt, dass ihr –« »Für die Ernährung von zwölf Männern zusätzlich sollen wir sorgen. Und für Neusiedler sollen wir roden? Das ist zu viel, das können wir nicht leisten!« Mehrere Männer und Frauen waren hinzugekommen. Gemurmel entstand. Enzo sah Ablehnung in den Gesichtern. Er setzte eine noch grimmigere Miene auf, reckte sich und legte seine Hand auf den Schwertknauf. In seinem Gesicht zog ein Unwetter auf. Aber er besann sich, dämpfte seinen Zorn und sagte in ruhigem Ton: »Wir werden über alles noch ausführlich sprechen. Ich muss zuerst sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Für mich jedenfalls verlange ich für den Winter die vereinbarte Zahl an Schweinen, Hühnern und Gänsen, dazu Roggen, Hirse und den Hafer für unsere Schlachtrösser. Ihr wisst, dass Schlachtrösser ohne Hafer kaum zu gebrauchen sind. Dafür geben meine Männer und ich euch Schutz.« »Das wissen wir«, brummte Bodo mit ärgerlichem Unterton, »natürlich wissen wir das und sind damit einverstanden. Aber was ist, wenn der Abt von uns Gleiches verlangt? Dann bleibt für uns kaum noch etwas übrig. Denkt daran, dass für uns der Winter auch hart ist. Und die Neusiedler, wer soll die ernähren? Ich hoffe, dass sie eigene Vorräte mitbringen.« In Bodos Stimme lag Unsicherheit und zugleich Unmut. Enzo schüttelte den Kopf und er presste die Lippen aufeinander. Er ging einige Schritte hin und her. Sein Kettenhemd klirrte leise. Seine Hand lag immer noch auf dem Schwertknauf. Endlich räusperte er sich. »Meines Wissens essen diese Mönche überhaupt kein Fleisch, aber das ist alles noch genauer zu besprechen. Ich weiß auch nicht, was die Mönche von euch verlangen werden und vor 17


allen Dingen weiß ich nicht, was unser Graf sich bei dem Ganzen gedacht hat. Was euch betrifft, ihr seid brave und hart arbeitende Bauern und deshalb sollt ihr auch gut über den Winter kommen. Und wegen der Neusiedler macht euch mal keine Sorgen.« Vom Fluss her kam Hundegebell. Die Welpen hatten in kindlichem Übermut begonnen, die am Flussufer stehenden Pferde anzubellen. Diese schnaubten und zeigten, dass sie die frechen Kläffer zudringlich fanden. Dann griff eines der kleinen Fellknäule die danebenstehenden Männer an und verbiss sich mit seinen Milchzähnen in eine Stiefelspitze. In ihrem Versteck im Baum begannen Ludger und Elisabeth zu kichern. Der Mann warf einen Blick nach oben. »Sieht der hässlich aus«, flüsterte Elisabeth. »Der hat einen Schwerthieb abbekommen«, raunte Ludger, »ohne Helm wäre er tot gewesen.« »Glaubst du?« »Ganz sicher!« Dann sahen die beiden Kinder, wie der Mann mit dem entstellten Gesicht nach dem Welpen trat und ihn mit seiner eisenbewehrten Stiefelspitze im hohen Bogen in den Fluss beförderte. Elisabeth stieß einen spitzen Schrei aus. Entsetzt sahen die Kinder, wie der kleine Hund jaulend ins Wasser fiel und von einem Strudel mitgerissen wurde. Als die Hündin das helle Aufjaulen ihres Welpen hörte, rannte sie mit gefletschten Zähnen auf den Mann zu. Sie setzte zum Sprung an, wollte ihm an die Kehle, aber der zweite Mann senkte blitzschnell seine Lanze und stieß sie dem angreifenden Tier in die Flanke. Elisabeth und Ludger schrien gleichzeitig auf. Ihr helles »Nein« hing noch in der Luft, als die Hündin, von der Lanze aufgespießt, in die Höhe gehoben und mit Schwung in den Fluss geschleudert wurde. Dort, wo sie aufklatschte, färbte sich das Wasser rot und der kraftlos zuckende Körper wurde von den Wellen davongetragen. 18


»Da ist noch ein kleines Biest, erledigen wir das auch«, rief der Mann mit der Narbe und stieß mit seiner Lanze in Richtung des Welpen, der umherwieselte, als sei das Ganze immer noch ein Spiel. Als Ludger sah, wie der Mann mit seiner Lanze nach dem kleinen Hund stocherte, ließ er sich im Baum nach unten gleiten, schoss aus dem Einschlupfloch hinaus, rannte los, packte den Welpen am Nackenfell, rannte zurück und robbte so schnell er konnte zurück in das Innere des Baumes. Der Mann schaute verdutzt. Der andere schlug sich lachend auf die Oberschenkel. »Zu blöde, einen Hund aufzuspießen, haha, haha, und du willst noch Lanzenträger sein. Dein Auge hat wohl mehr abbekommen, als du zugeben willst.« »Erzähl das ja nicht unserem Herrn! Hätte dein Pfeil besser gesessen, hätte der Strauchdieb nicht mehr zu einem Schwerthieb ansetzen können!« »Schon gut, ich erzähl’ nichts.« Ludger drückte sich ins Halbdunkel der Baumhöhle und presste den Welpen an sich. Elisabeth war hinuntergeklettert; sanft streichelte sie das Köpfchen des Hundes. »Es ist der mit dem putzigen, schwarz-weißen Gesicht«, flüsterte sie. »Psst«, legte Ludger den Finger auf seine Lippen, »halten wir uns ganz still.« Elisabeth nickte. Die Kinder lauschten nach draußen und atmeten auf, als sie hörten, wie die Männer die Pferde wegführten. Am Nachmittag erschien der Zug der Mönche. Sie hatten nach Sonnenaufgang in Köln den Rhein überquert und waren am Rand des Treidelpfads stromab bis zur Mündung der Dhünn gewandert. Dort waren sie auf den Pfad eingebogen, der neben dem kleinen Fluss ins Hügelland hineinführte. Früher, als der Graf noch die Burg im Dhünntal bewohnte, war dieser Pfad einmal eine richtige Straße gewesen, auf der während der trockenen Jahreszeit sogar vierräderige Wagen fahren konnten. Jetzt aber war die Straße verkommen und kaum noch für Wagen zu gebrauchen. 19


Neugierig äugten die Bauern den Mönchen entgegen. Sie sahen schlanke Männer in wadenlangen grauweißen Kutten. Ihre Füße steckten in offenen Sandalen. Als sie näher kamen, war zu sehen, dass die Gesichter der meisten rasiert waren und junge Züge trugen. Nur einige hatten dunkle Bärte. Sobald die Mönche das Dorf und die Menschen wahrnahmen, zogen sie ihre Kapuzen über den Kopf und vermieden jeden Augenkontakt. Sie folgten dem bewaffneten Reiter, der sein Pferd in langsamem Schritt vorangehen ließ. Es war Tankret, derselbe, der am Mittag die Hündin in den Fluss geschleudert hatte. Jeder Mönch führte einen beladenen Esel am Zügel. Ihnen folgte ein Maulesel, der eine zweiräderige Karre zog. Er war hoch beladen und bisweilen mussten Mönche in die Speichen greifen, um das schmächtige Tier zu unterstützen. Den Schluss des Zuges bildeten zu Pferd Ritter Enzo und ein weiterer Lanzenträger. Der Reiter an der Spitze schlug den ehemaligen Karrenweg ein, der zur alten Burg hinaufführte und wenig später waren alle hinter Gebüsch verschwunden. Mit großen Augen verfolgten Elisabeth und Ludger den Weg der Mönche. Erst als das Buschwerk die seltsamen Männer verschluckt hatte, wandten sich die Kinder wieder ihrem Welpen zu. »Sein Gesicht ist so süß«, strahlte Elisabeth, »die rechte Hälfte weiß mit einem schwarzen Kreis um das Auge und die linke Hälfte schwarz mit einem weißen Kreis um das Auge. Er ist schon ein besonderer Hund.« Ludger pflichtete ihr bei und schlug vor, den Kleinen »Schwarzweiß« zu nennen. »Schwarzweiß? Schwarzweiß ist ein blöder Name«, maulte Elisabeth. »Aber er sieht doch schwarz-weiß aus«, verteidigte Ludger seinen Vorschlag. »Meinetwegen«, stimmte Elisabeth zu und zog die Stirn kraus, »wir müssen jetzt für Schwarzweiß sorgen, jetzt, wo seine Mutter tot ist.« 20


Ludger nickte ernst. Elisabeth zog die Nase kraus. »Warum hat der böse Mann sie getötet?« »Sie wollte ihr Kind verteidigen und hat den Krieger angegriffen«, antwortete Ludger nachdenklich, »und der Krieger ist dazu ausgebildet, jedes Lebewesen zu töten, das ihn angreift!« »Willst du einmal Krieger werden?« Elisabeth schaute Ludger mit fragenden Augen an. »Nie, ich bin doch als Bauer geboren, ich kann doch gar kein Krieger werden.« Als ein Schwarm Krähen über der alten Burg aufstieg, wussten alle im Tal, dass die Mönche ihr Ziel erreicht hatten. Wenig später war Hufschlag zu hören. Ritter Enzo tauchte mit seinen Männern auf. Sie kamen vom Burgberg herunter und galoppierten ohne anzuhalten am Dorf vorbei. Im Kopf des Ritters wirbelten die Gedanken durcheinander. Die Geschichte mit den Mönchen kam ihm zu unrechter Zeit. Seine Frau Isolde erwartete ein Kind und da sie eine sehr zarte Frau war, machte er sich große Sorgen. Beim Grafen hatte er vor Tagen darum gebeten, dass ihm ein kundiges Weib als Beistand für seine Frau geschickt würde, aber bisher war keine Antwort auf seine Bitte gefolgt. Deshalb war er in Eile, um bald auf seiner kleinen Burg bei seiner Isolde zu sein. Die Bauern im Dorf vernahmen das Trommeln der Hufe; sie wunderten sich über die Eile ihres Schutzherrn. Einige ahnten Schlimmes, andere spuckten aus in der Gewissheit, dass Menschen, die auf Pferden sitzen, selten Gutes bringen. Die Frauen duckten sich, als wollten sie sich vor einem drohenden Unheil verbergen. Nur einige Halbwüchsige sahen den galoppierenden Pferden mit heimlichem Neid hinterher. Als sich im Westen die Sonne dem Abend zusenkte, war von der alten Burg dunkler Männergesang zu hören. Die Mönche dankten Gott, dass er sie sicher an ihr Ziel geführt hatte, und die Bauern im Tal wussten nun endgültig, dass sich bei ihnen einiges verändern würde. 21


Früh am Morgen des nächsten Tages erschien einer der Mönche im Dorf. Mit hoher, durchdringender Stimme verlangte er den Dorfvorsteher zu sprechen. Bodo musterte misstrauisch die jugendliche Gestalt, die in einer viel zu großen Kutte steckte. Er ist ja fast noch ein Kind, dachte er, sah aber, dass aus dem schmalen Gesicht kluge, feste Augen blickten. »Ich heiße Notger, nennt mich Bruder Notger«, begann der Mönch, »ich bin auserwählt, dem Dorfvorsteher den Gruß unseres Abtes Gero zu überbringen. Abt Gero wünscht den Dorfvorsteher zusammen mit zwei weiteren Männern am heutigen Tag, wenn die Sonne ihre Mittagshöhe überschritten hat, zu sprechen.« »Am heutigen Tag, wenn die Sonne die Mittagshöhe überschritten hat, zusammen mit zwei weiteren Männern«, wiederholte Bodo gedehnt und kratzte seinen Hinterkopf. »Genauso ist es«, nickte der Mönch und fuhr fort, »die Männer sollten gut zuhören können und verständig sein.« Damit drehte er sich um und ging grußlos mit federnden Schritten davon. Bodo schaute verdutzt hinterher, wollte noch etwas fragen, aber er sah nur noch den Rücken, den Hinterkopf und die darüber schwebende Tonsur des Boten. Wieder kratzte Bodo seinen Kopf und diesmal hinunter bis in den Nacken. Er dachte nach. Seltsame Meldung. Wer kann gut zuhören und ist verständig? Und was heißt eigentlich »verständig«? Guntram, ja Guntram, mit dem verstand er sich recht gut, und Drogar war auch ein feiner Kerl. Mit den beiden würde er zum Abt gehen. Guntram und Drogar taten so, als seien sie nicht begeistert von Bodos Wahl. Es gab so viel zu tun! Schnell erfanden sie, was sie sich alles an diesem Nachmittag zu tun vorgenommen hätten, waren aber insgeheim doch stolz, auserwählt zu sein. Das Übrige tat die Neugier, die in jedem Menschen steckt. Zur vorbestimmten Zeit machten sich die Drei auf den Weg. Unterhalb der alten Burg sahen sie auf dem Grasland zwischen Felswand und Fluss die Esel und das Maultier der Mönche grasen.

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Die Tiere waren angepflockt, aber lange Leinen boten ihnen genügend Bewegungsfreiheit. »Sie nehmen sich einfach das, was bisher uns gehörte«, knurrte Drogar. »Sie sind alle gleich«, stimmte Guntram ein, »die einen tragen Waffen und Kettenhemd, die anderen Gebetsschnüre und Kutten. Im Kettenhemd und in der Kutte steckt selten Gutes.« Bodo beruhigte sie mit beschwichtigenden Handbewegungen. »Gebt Ruh! Wir wollen erst einmal hören, was uns der Abt zu sagen hat.« Als sie den Rand der Wiese erreichten und den alten Karrenweg hinauf zur Burg einschlugen, sahen sie, dass mehrere Mönche mit langstieligen Haumessern den Weg von dem Bewuchs säuberten, der über die Jahre wild gewuchert war. Mit raschen Bewegungen schlugen sie armdickes Strauchwerk nieder, rissen junge Schösslinge aus und räumten alles beiseite, was einem zügigen Vorwärtskommen im Weg stand. Nur die wild wachsenden Rosensträucher ließen sie stehen. Sie haben schon begonnen sich einzunisten, dachte Bodo, sagte aber nichts, um seine Weggefährten nicht unnötig aufzustacheln. Die Männer erreichten das alte Burgtor. Es war fest verschlossen, so wie es seit Jahren verschlossen war. Nur die schmale Pforte neben dem großen Tor war einen Spalt weit geöffnet, gerade so weit, dass sich ein Mann hindurchzwängen konnte. Bodo versuchte, die Tür weiter zu öffnen, aber die Angel war von Rost überzogen und widersetzte sich seiner Schulter. Nacheinander zwängten sich die Bauern durch den Spalt, gelangten in den Innenhof und schauten suchend umher. Überall wucherte Gestrüpp, darunter auffallend viele wilde Rosen. Der Wehrgang war fast eingewachsen; auf der Treppe zum Herrenhaus befanden sich Unkraut und Moos; sogar die Mauern des Burgfrieds waren in den Fugen mit Flechten und kleinen Pflanzen bewachsen. »Hier ist viel Arbeit«, knurrte Drogar.

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Bevor einer der anderen etwas antworten konnte, erschien unter dem Säulengang, der zum Herrenhaus führte, der junge Mönch, der sich am frühen Morgen als Bruder Notger vorgestellt hatte. »Der Herr sei mit euch«, rief er den Männern mit seiner hohen Stimme entgegen, »seid uns willkommen. Vorsicht, die Treppe ist noch nicht geräumt. Kommt herauf, unser verehrter Abt erwartet euch.« Bodo, Drogar und Guntram stapften mit schweren Schritten die Treppe hoch, an der sich einige Steine durch Wurzelwerk gelockert hatten. Sie folgten dem Mönch, der sie in den Saal führte, der einmal der Rittersaal gewesen war und in den bisher noch kein Bauer seinen Fuß gesetzt hatte. Am Kopfende eines sauber gescheuerten Tisches saß Abt Gero. Seine schmalen Lippen waren von einem dunklen Bart umgeben. Eine große, leicht gebogene Nase verlieh seinen Zügen Würde und aus seinen dunklen Augen sprach Überlegenheit. An der Seite des Tisches saßen vier Mönche, die mit wachen Augen die Ankömmlinge musterten. Der Zorn, der unten in der Talaue noch in der Brust der Bauern gesteckt hatte, wich Beklommenheit und Ehrfurcht. Abt Gero begrüßte die drei in einer Sprache, die sie nicht verstanden. Seine Stimme kam aus der Tiefe einer gewölbten Brust und ihr ruhiger Ton flößte Vertrauen ein. Notger übersetzte und erklärte, dass alle Mönche sich nur auf Latein unterhalten würden und dass er der einzige sei, der die Sprache der Franken richtig beherrsche; er stamme nämlich aus einem fränkischen Adelsgeschlecht. Die Bauern nickten als verstünden sie, was ihnen da gesagt wurde, und in ihren Gesichtern war wachsende Ehrfurcht zu lesen. Der Abt sprach weiter in ruhigen, langsamen Worten und in die Pausen hinein übersetzte Notger den Inhalt, wobei er Ausdrücke benutzte, von denen er glaubte, dass die Bauern sie richtig verstehen würden. Es war die Rede von Gott Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, dessen Wirken von nun an Einzug in das Tal halten würde. Es war die Rede von friedlichem Miteinander unter den Kindern Gottes, denn der Vater im Himmel liebe alle Menschen 24


gleichermaßen und es sei sein Gebot, dass auch alle Menschen einander lieben sollten, und es war die Rede davon, dass von nun an dem Teufel der Zutritt in das Tal verwehrt werden möge. Es entstand eine Pause, bis Bruder Notger die Frage stellte, ob alles verstanden worden sei. Die drei Bauern nickten und brummten etwas in ihre Bärte, woraufhin der junge Mönch sein Kinn vorstreckte und die Nasenflügel bedeutungsvoll aufblähte. »Und damit dem Teufel der Zutritt ins Tal verwehrt bleibt, sollt ihr mit euren Frauen reden. Sagt euren Frauen, sie sollen das Kloster meiden, sie dürfen sich nie einem Mönch nähern und vor allen Dingen dürfen sie nie einen Mönch ansprechen. Sie sollen die Augen gesenkt halten und, wie ich schon sagte, nie ihre Stimme hören lassen, denn in der Stimme der Frau liegt eine ihrer vielfältigen Verführungskünste. Kurz: Sie sollen sich von allem fernhalten, was das Kloster betrifft.« Notger hob die Augenbrauen und musterte die vor ihm stehenden Männer. Er suchte in ihren Gesichtern, wollte sich vergewissern, ob seine Worte richtig angekommen seien, aber dem Ausdruck der Männer war nichts zu entnehmen. Sie hielten ihre Augen gesenkt und standen reglos da. »Ihr habt meine Worte gehört, also sprecht mit euren Frauen!« Die Worte des jungen Mönchs kamen so scharf, dass die Bauern nach einem kurzen Augenaufschlag die Köpfe einzogen und wieder zu Boden schauten. »Nun will ich euch einige Mitbrüder vorstellen«, hob Notger wieder an, diesmal mit einer viel sanfteren Stimme. Er deutete auf den Mönch, der Abt Gero am nächsten saß. »Dies ist Bruder Horatio, er ist nach Abt Gero der Älteste unter uns. Da er Kenntnisse in allen Dingen der Mechanik und Technik besitzt, ist er unser Baumeister. Es ist wahrscheinlich, dass Bruder Horatio von Zeit zu Zeit die starken Arme einiger Dorfbewohner benötigt oder sich der Zugkraft eurer Rinder und Ochsen bedienen möchte. Er lässt euch sagen, dass er in einem solchen Fall auf eure Mithilfe hofft.« Horatio erhob sich, streckte seinen Körper in volle Größe, deutete in Richtung der Bauern eine Verbeugung an und nahm wortlos 25


wieder Platz. Sein mächtiger Kopf war nur noch von einem dünnen Haarkranz umgeben, dafür trug er einen wuchtigen Bart. Seine Augen wurden von buschigen Brauen beschattet und auch aus der Nase und den Ohren wuchsen ihm Haare. Keiner der Bauern hatte je einen so Ehrfurcht einflößenden Mann gesehen. Notger deutete auf den nächsten Mönch. »Dies ist Bruder Pius. Er kennt sich aus in allen Dingen der Wasserbaukunst, der Anlage von Wehren und Fischteichen. Er will versuchen, noch vor Einbruch des Winters einen Karpfenteich anzulegen, und auch er hofft dabei auf die Hilfe starker Hände aus dem Dorf.« Wie zuvor Horatio erhob sich auch Pius. Er war klein und ein wenig untersetzt. Mit unstetem Blick lies er seine Augen zwischen den Bauern hin und her springen, bis auf seinem Gesicht ein dünnes Lächeln erschien. Er hob den Bauern seine fleischigen Hände wie zu einem Segen entgegen, um sie sofort wieder sinken zu lassen. »Und nun zu Bruder Alwin. Er ist unser Landmann, kennt sich aus im Anbau aller wichtigen Pflanzen und Bäume. Er wird unsere Gärten anlegen und sich um die Landwirtschaft kümmern.« Alwin nickte zu den Worten seines Mitbruders. Er erhob sich, sprach die Bauern in ihrer Sprache an, erklärte, dass er, seitdem sie im Siedlungsgebiet der Franken unterwegs waren, sich eifrig bemüht habe, die Sprache zu lernen und dass er am nächsten Tag ins Tal kommen wolle, um zu sehen, wo er Kohlpflanzen anbauen könne. Beim Wort Kohlpflanzen schaute Bodo hoch. Mit Kohlpflanzen kannte er sich aus. Endlich hatte er das Gefühl, auch etwas sagen zu können. »Man kann jetzt keinen Kohl mehr pflanzen, das Jahr ist zu weit fortgeschritten!« »Ja, das Jahr ist schon weit fortgeschritten«, gab Alwin sanft lächelnd zurück, »trotzdem möchte ich es versuchen. Es gibt Kohlarten, die bis in den Winter hinein wachsen und uns sehr gute Nahrung geben können. Ich habe Samen solcher Pflanzen bei mir und möchte versuchen, sie im Tal anzubauen.« 26


Bodo zuckte die Schultern, wollte etwas erwidern, aber Notger schnitt ihm das Wort ab. »Nun gut, Bruder Alwin wird also morgen ins Dorf kommen und es wäre schön, wenn ihr ihn freundlich empfangen würdet und tut, was er von euch verlangt.« Guntram stieß einen kräftigen Räusperer aus, um zu beseitigen, was in seinem Kehlkopf quer saß, und deutete auf den Mönch, der als Bruder Alwin vorgestellt worden war. »Wenn der Mönch da zu uns kommt, der meint, man könne jetzt noch Kohl pflanzen, müssen wir dann unsere Frauen wegsperren?« Bruder Alwin winkte ab, warf seinem Abt einen vielsagenden Blick zu und sagte, er käme ins Dorf mit einem Anliegen. Er wolle den Alltag des Dorfes nicht stören. Die Sache mit den Frauen sei so zu verstehen, dass die Frauen nicht von sich aus in der Nähe von Mönchen oder in der Nähe des Klosters herumlungern sollten. »Bei uns lungert niemand herum, alle haben ihre Arbeit, auch die Frauen«, stieß Guntram hervor. Bodo knuffte ihm in die Seite. »Sei still, wir wollen hören, was uns zu sagen ist, dann reden wir untereinander darüber.« Die Mönche lächelten, auch der, den Notger noch nicht vorgestellt hatte. Er stand auf und nickte den Bauern freundlich zu. »Ich heiße Johannes, Bruder Johannes. Auch ich habe eure Sprache schon fleißig gelernt und bin von unserem verehrten Abt zum Pförtner bestimmt. Zu mir kommt ihr, wenn ihr etwas zu besprechen habt, wenn ihr euch vielleicht über uns ärgert, euch beschweren wollt, wenn euch etwas nicht gefällt.« Notger war anzusehen, dass ihm das Vorpreschen seines Mitbruders nicht gefiel. Er wischte mit einer Hand durch die Luft, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. Aber bevor er etwas sagen konnte, stand Abt Gero auf, hob die Arme empor, murmelte einige lateinische Worte und schlug mit seiner rechten Hand weit ausholend ein Kreuz in Richtung der drei Bauern. Dann drehte er sich um und schritt aus dem Raum. 27


»Ihr habt von unserem ehrwürdigen Abt den Segen erhalten«, wandte sich Notger an die Bauern, »nun geht zurück in euer Dorf und berichtet allen, was ihr hier gehört und gesehen habt.« Bodo, Drogar und Guntram sahen einander an. Sie waren unsicher, in ihren Köpfen wirbelten Fragen, aber niemand traute sich, noch etwas zu sagen. Bodo deutete mit dem Kopf in Richtung Ausgang und ging voran. Drogar und Guntram folgten. Als sie das Gelände der alten Burg verlassen hatten, gingen sie eine ganze Weile wortlos nebeneinander her, bis Drogar herausstieß: »Wenn ich das meiner Hilde erzähle, bekommt sie einen Tobsuchtsanfall.« »Glaubst du, meine Agnes wird anders reagieren?«, gab Bodo zurück. »Und wenn dieser Mönch meint, in der Stimme einer Frau lägen Verführungskünste, dann hat er noch nie meine Agnes schimpfen gehört.« Guntram und Drogar stießen ein kurzes Lachen aus, gingen wortlos weiter, hingen ihren Gedanken nach, erreichten das Dorf und gingen wieder an die Arbeit, die während der Zeit bei den Mönchen liegen geblieben war.

Es folgte ein trüber, wolkenverhangener Tag. Trotzdem erschien in aller Frühe der Mönch, der Bruder Alwin genannt worden war. Er wurde von seinem Mitbruder Pius begleitet. Bodo musste zu Diensten sein. Bruder Alwin ging mit großen Schritten über die Wiese, riss an einigen Stellen Grassoden aus dem Boden und zerrieb die Erde prüfend zwischen seinen Fingern. Dann hob er den Blick und betrachtete lange die Silhouette der umliegenden Hügelketten, bis er auf einen sattelförmigen Einschnitt zeigte. »Werter Bodo, ist meine Annahme richtig, dass dort die Sonne ihre Mittagshöhe erreicht.« Bodo nickte. 28


»Dann wird die Stelle, an der wir hier stehen, auch noch in der Winterzeit mittags von der Sonne beschienen, wenn sie sich denn zeigt?« Bodo überlegte; es dauerte, bis er die Frage verstanden hatte. »Ja«, nickte er, »der Schatten der Hügel reicht im Winter nicht bis hierher.« »Das ist gut. Hier möchte ich meine Kohlpflanzen setzen. Ich werde oben im Kloster den Samen vorziehen. Dafür werde ich die Zeit eines Mondes brauchen, dann sind die Schösslinge groß genug zum Auspflanzen.« »Aber dann muss hier der Boden vorbereitet werden«, gab Bodo zu bedenken. »Ganz richtig, und das sollen eure Schweine besorgen.« Bodo schaute verblüfft. »Was sollen unsere Schweine besorgen?« »Errichtet hier in einem Viereck von zwanzig Schritten ein Gatter, dann treibt mehrere Schweine hinein. Sie werden den Boden durchwühlen, Gras fressen und sich von allem ernähren, was sie an Kleingetier im Boden finden. Dabei brechen sie den Boden auf und werden ihn gleichzeitig mit ihrem Kot düngen. Wenn meine Setzlinge groß genug sind, komme ich, ebne den Boden mit einer Harke und werde ein wunderbares Stück Land für meine Kohlpflanzen haben.« Diese Rede musste Bodo erst einmal in sich aufnehmen. Er wälzte die Worte des Mönchs hinter seiner Stirn hin und her; dann nickte er. »Wenn ihr meint, dass es so geht, dann werde ich das veranlassen.« Der Mönch schaute zufrieden und steckte die Hände in die Ärmel seiner Kutte. Bruder Pius war der Unterhaltung wortlos gefolgt. Als er den Eindruck hatte, dass seine Zeit gekommen war, wandte er sich Bodo zu und zeigte auf eine Stelle am Ende der großen Wiese, wo aus einem Seitental ein Bach austrat. »Lieber Bodo«, begann er mit süßer Stimme und ließ seinem Mitbruder Zeit zu übersetzen, »du siehst diesen Bach dort drüben, ich habe mir heute in der Früh’ seinen Verlauf angeschaut. Da, wo er die Talaue erreicht, verzweigt 29


er sich in viele kleine Rinnsale und versumpft das Tal. Er soll nicht länger quer über die Wiese bis zum Fluss sein Wasser schütten. Ich möchte ihn an der Stelle umleiten, an der er aus seinem Tal tritt. Er soll am Hang entlang weiterfließen und ich möchte ihn dann hier zum Dorf hin dem Fluss zuführen.« »Wozu soll dass gut sein?«, gab Bodo zurück. »Es ist gut, weil ich darüber nachgedacht habe«, übersetzte Alwin und die Stimme von Bruder Pius klang nicht mehr so süß. »Und was haben wir damit zu tun?« »Wir Mönche haben einige Hacken und Schaufeln mitgebracht, aber nicht genug. Ich möchte euch bitten, uns drei Männer mit Arbeitsgerät zur Verfügung zu stellen, damit die notwendigen Arbeiten zügig durchgeführt werden können.« Bodo schaute suchend umher. Er trat von einem Fuß auf den anderen. Die beiden Mönche beobachteten ihn mit kalten Mienen. Endlich fasste Bodo sich ein Herz. »Das ist ein wenig viel auf einmal. Sollen wir Bauern nun die Arbeitsknechte von euch Mönchen sein? So hat Ritter Enzo mir eure Ankunft nicht angekündigt. Ein Gatter bauen, in dem Schweine wühlen sollen, das geht ja noch, aber einen Bach umleiten, das ist harte Arbeit!« »Ja, das ist harte Arbeit«, ergriff Alwin mit fester Stimme das Wort, »aber, wie mein Mitbruder sagte, wir sind wenige und haben wenig Werkzeug, deshalb bittet euch Bruder Pius inständig, uns zu helfen.« »Warum soll denn dieser Bach überhaupt umgeleitet werden?« begehrte Bodo auf. Die beiden Mönche wechselten Blicke. »Sieh, der Bach tritt aus seinem Tal in die Aue. Hier verzweigt er sich in viele kleine Arme. Er durchnässt das Land auf der ganzen Fläche. Die dort wachsenden Pflanzen sagen uns, dass der Boden viel zu nass ist, um Nutzpflanzen anzubauen. Wir möchten aber dort Gärten anlegen und vielleicht möchten wir dort noch ganz andere Dinge errichten, deshalb soll der Bach umgeleitet werden, damit wir ein trockenes Stück Land gewinnen, verstehst du, es geht uns um neues, trockenes Land.« 30


Bodo kratzte, wie es seine Gewohnheit war, ausgiebig seinen Hinterkopf. Dann hatte er einen Einfall. »Der liebe Gott hat diesen Bach dort entlangfließen lassen. Ihr wollt doch nicht in den Plan Gottes eingreifen?« Die beiden Mönche wechselten einige Worte, die Bodo nicht verstand. Dann wandte sich Bruder Alwin wieder an den Bauern. »Du hast mit dem, was du über das Wirken Gottes sagst, ganz recht, aber Gott Vater, der Schöpfer von Himmel und Erde, der uns nach seinem Ebenbild geschaffen hat, hat auch gesagt, wir sollten uns die Erde untertan machen, sie bearbeiten und nutzen zu seinem Ruhm und unserem Wohlergehen. Und wenn Bruder Pius diesen Bach nun umleiten will, so erfüllt er den Willen Gottes.« Bodo schaute über die Wiese, zum Fluss hin, dann zum Waldrand und zu der Stelle, an der der Bach aus dem Seitental austrat. Er hatte verstanden, zumal er selbst schon darüber nachgedacht hatte, das versumpfte Mündungsgebiet des Baches trockenlegen zu lassen. Seine schmerzenden Knochen hatten ihn aber bisher davon abgehalten, den Plan den anderen vorzutragen, denn er wusste, dass er dann auch mit gutem Beispiel hätte vorangehen müssen. Und nun wollten die Mönche, die gerade erst einen Tag im Tal waren, seinen Plan in die Tat umsetzen. Und noch etwas geschah zur gleichen Zeit. In der kleinen Kemenate, die Ritter Enzo für seine Frau hatte einrichten lassen, lag Isolde in den Wehen. Das, was sich seit Tagen angekündigt hatte, stand unmittelbar bevor. Die weißen Laken lagen bereit. In der Küche hing über dem Feuer der Kessel mit heißem Wasser. Anna, die alte Amme, die schon unzähligen Kindern geholfen hatte, das Licht der Welt zu erblicken, betupfte Isoldes Stirn und sprach ihr Mut zu. Die beiden jungen Mägde, die noch nie bei einer Geburt dabei gewesen waren, blickten mit Sorgenfalten in das schmerzverzerrte Gesicht ihrer Herrin, aber sie hielten tapfer Stand und warteten auf jeden Wink der Amme, um sofort Hilfe zu leisten. 31


Draußen vor der Tür ging Enzo auf und ab. Er schaute unruhig umher, spähte durch den schmalen Schlitz der Schießscharte, ob sich draußen ein Feind zeigte, beobachtete die Doppelwache auf dem inneren Umlauf der Palisaden, nickte zufrieden, rieb sich die Hände, das Kinn, die Stirn und konnte nicht verstehen, warum er so aufgeregt war. Das Herz pochte hinter seinem Brustbein als stünde er einem übermächtigen Gegner gegenüber. Natürlich würde seine Isolde ihm ein prächtiges Kind gebären. Was konnte da schon geschehen? Warum nur kam er sich so nutzlos vor? Immer wieder wanderten seine Gedanken zurück bis zu dem Tag, an dem er Isolde zum ersten Mal genommen hatte, zu seiner Frau gemacht hatte, in sie eingedrungen war. »Du musst vorsichtig mit ihr umgehen«, hatte Iselherr ihm gesagt. Und Iselherr musste es wissen, denn Iselherr war sein Freund und Iselherr war weit herumgekommen, fast bis ins Heilige Land, wie er gerne erzählte. Da kennt man sich mit Frauen aus, wenn man so weit gereist ist. »Diese Frau ist etwas Besonderes«, hatte sein Freund gesagt. »Sie ist zart, ihre Haut schimmert durchsichtig, sie ist zerbrechlich wie ein Trinkbecher aus Glas. Vor allen Dingen beim ersten Mal musst du vorsichtig sein.« Und er war vorsichtig gewesen – mit seiner rauen Kriegerhand wollte er ihr nicht wehtun. Er hatte ihre Wangen sanft mit dem Daumen berührt, ganz sanft. Mit dem Handrücken hatte er ihre weiche Haut gestreichelt, so lange, bis sie ruhig geworden war und zugelassen hatte, dass er in sie eindrang. Teufel – da ging es mit einer Magd doch anders: Rock hoch, vornüber gebeugt und los. Und wenn die Magd dann auch noch zeigte, dass es ihr gefiel, war alles schnell vorbei. Schnell vorbei war es auch mit seiner Isolde gewesen beim ersten Mal. Er hatte sich auf seine Hände gestützt, konnte in ihr Gesicht sehen und das Gesicht hatte sich ihm dabei ins Gedächtnis gebrannt, ihre zusammen­ gepressten Augenlider und ihre weißen Zähne, mit denen sie sich die Unterlippe blutig gebissen hatte. Und dieses Blut hatte ihn rasend gemacht; Augenblicke später war es aus ihm hinausgebrochen wie noch nie bei einer Magd. 32


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ie Ankunft von Zisterziensermönchen aus Burgund auf der aufgegebenen Burg der Grafen von Berg löst bei den Menschen im Tal der Dhünn keine Begeisterung aus. Den adligen Grundherren erwachsen Rivalen, die Bauern sehen noch mehr Abgaben und Frondienste auf sich zukommen. Als die beiden Kinder des Dorfvorstehers Bodo spurlos verschwinden, brechen die verborgenen Konflikte auf und bald scheint es, als wollte der Teufel selbst Kloster Altenberg vernichten. Realitätsnah und packend beschreibt Franz-Josef Mundt die Schicksale des Ordensbaumeisters Horatio, des Bauernjungen Ludger und Eleonoras, der Tochter des Ritters Enzo. Ihr Kampf um die Verwirklichung ihrer Ideale und ihr persönliches Glück, gegen alle Intrigen und Standesschranken zieht den Leser unwiderstehlich in seinen Bann. Nach dem großen Erfolg von »Macht aus Stein und Glauben« entwirft Franz-Josef Mundt erneut ein farbenfrohes Panorama des Lebens im Bergischen Land am Beginn des 12. Jahrhunderts. Gekonnt verwebt er die Sagen, die sich um den Altenberger Dom ranken, und sein profundes Wissen über das Mittelalter in der Region zu einem fesselnden Drama.

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