LebenPlus Heimat

Page 1

LebenPlus

mit Gott erfüllt älter werden

HEIMAT

Wo gehöre ich hin?

Im Falle eines Falles Rechtzeitig vorsorgen

Das ist mein Paradies

Mehr von LebenPlus im Internet

Entdecken Sie unser umfassendes Angebot auf magazin-lebenplus.de

In unserer Onlineversion des Magazins können Sie ganz einfach praktische Funktionen nutzen und das Lesen noch angenehmer gestalten. Klicken Sie im Menü auf Magazin und dann auf

MAGAZIN LESEN

Schon können Sie die Schrift im Magazin mithilfe der Leseansicht vergrößern oder sich den Text über das Symbol vorlesen lassen – alles mit nur einem Klick!

Finden Sie einen Artikel besonders lesenswert, können Sie ihn außerdem über das entsprechende Symbol rechts unten in unserer Onlineausgabe mit ihren Freunden teilen.

In unserem Blog finden Sie zudem viele weitere lesenswerte Artikel rund um den Prozess des Älterwerdens und zu der Frage, welchen Unterschied es macht, dabei um Gottes Hilfe zu wissen.

Im Menüpunkt Über uns stellen wir uns als Herausgeberteam vor. Erfahren Sie, wer zum Team gehört und was uns antreibt und begeistert.

Wenn Sie Fragen haben, einen Gedanken zu unseren Inhalten loswerden möchten oder persönlich mit uns ins Gespräch kommen

wollen, stehen wir Ihnen gern persönlich zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns einfach über das Menü unter Kontakt .

Wir freuen uns auf Ihre Nachricht und darüber, Sie auf magazin-lebenplus.de begrüßen zu dürfen!

Editorial

Geht es Ihnen auch so? Je älter ich werde, desto mehr sehne ich mich nach dem Gefühl, beheimatet zu sein: Heimat ist ein Gefühl für mich. Wenn du da bist, weißt du es. Doch wie können wir über unsere Heimat Klarheit gewinnen? Und wie ist es möglich, dort emotional verwurzelt zu sein? Lassen Sie sich durch dieses Heft anregen, einer Antwort auf die Spur zu kommen. Sie werden auf viele Facetten stoßen und möglicherweise auch Aspekte entdecken, die Sie noch nicht in Betracht gezogen haben. Finden Sie heraus, was für Sie besonders hilfreich ist.

Wieder bewähren sich unsere drei Rubriken, die Sie in unserem Magazin finden. Neu entdecken durch die Erfahrung und Hoffnung anderer Menschen. Frei gestalten durch Leben und aktives Einbringen vor Ort. Weiter sehen durch einen zuversichtlichen Blick auf das, was bleibt.

Nach der Beschäftigung mit der „Heimat“ sehen wir uns im Team als Beschenkte. Diese Erfahrung wünschen wir Ihnen beim Lesen auch. Lassen Sie uns gern teilhaben an dem, was Sie dadurch gewonnen haben.

Kontakt

Redaktion LebenPlus

Stiftung M. W. Heukelbach

DE: 51700 Bergneustadt

CH: Postfach, 4800 Zofingen

AT: Postfach 14, 8200 Gleisdorf

magazin-lebenplus.de

1
Editorial Heimat Wo gehöre ich hin? Die Suche nach einer Bleibe Röntgen Ein Zufall schreibt Geschichte Psalm 23 Was hasch gsagt? Mundart zum Schmunzeln schön Kulturelle Kuriositäten An den Wassern zu Babylon 1 4 8 11 12 14 15 16
2
Neu entdecken

Weiter sehen Frei gestalten

Ich will nach Hause!

Wie das Herz bei Gott zur Ruhe kommt

Mein Zuhause im Alter aktiv gestalten

5 praktische Tipps

Das Ehrenamt vor Ort

Aufbruch in ein neues Land

Die Bibel zum Mitdenken

Innovative Wohnkonzepte Mehr Lebensqualität im Alter

Um eine ewige Heimat wissen

An meine Heimaten: Ich hab euch lieb.

Zwischen den Welten

Wie Geflüchtete in Deutschland ihre Heimat vermissen und finden

Im Falle eines Falles ... ... rechtzeitig vorsorgen

Womit habe ich das verdient?

Das ist mein

für jedermann mit der Tischharfe
Musizieren
Paradies Nach Hause finden 20 23 24 26 28 30 32 35 36 38 40 42 45
3

Heimat

Wo gehöre ich hin?

Das Thema „Heimat“ hat Konjunktur. Wohl auch, weil wir wissen wollen, wo wir hingehören. Grund genug, dieser Frage nachzugehen und eigene Antworten zu finden. Mit zunehmendem Alter wird die Frage sogar noch drängender.

Jahrzehntelang war die Frage nach Heimat eher ein verstaubtes, spießiges, wenn nicht gar hinterwäldlerisches Thema. Gefragt waren Weltoffenheit, Weltgewandtheit und Globalisierung. Mittlerweile bekommt „Heimat“ in allen Generationen wieder Gewicht. Manche stellen die Frage nach Heimat aus Angst vor Überfremdung,

kommen mit der Unübersichtlichkeit der Gesellschaft nicht zurecht. Doch tiefer liegt die Sehnsucht nach Sicherheit und Verlässlichkeit und man hofft, diese an einem Ort, in Traditionen und Beziehungen zu finden. Letztlich geht es um das Gefühl, in dieser Welt nicht verloren zu sein.

4

Für manche stellt sich diese Frage nicht

Für diese Menschen ist klar: „Hier bin ich geboren und aufgewachsen. Hier bleibe ich. Hier will ich begraben werden. Das ist meine Heimat.“ Es ist müßig, darüber zu diskutieren, ob diese Einstellung gesund ist. Wird diese Haltung verbissen vertreten und damit alles abgewertet, was darüber hinausgeht? Oder ist es einfach die Dankbarkeit, in vertrauter Umgebung zu leben und gleichzeitig offen zu sein für andere Kulturen und Menschen?

In einer mobilen, global vernetzten Gesellschaft stellt sich die Frage nach dem Thema „Heimat“ neu. Es sind vor allem drei Fragen, auf die wir eine Antwort suchen:

1 Wo komme ich her?

Das ist oft der erste Gedanke: Wo wir geboren und aufgewachsen sind, dort liegen unsere „Wurzeln“. Diesen Ort haben wir uns nicht ausgesucht. Wir wurden ungefragt mit dem Leben, wie es dort gelebt wird, vertraut gemacht. Das hat seine Spuren hinterlassen. Wie auch immer wir diese Zeit später beurteilen, sie gehört zu uns.

Es kann hilfreich sein, sich mit der Herkunft zu beschäftigen, um besser zu verstehen, wie wir geworden sind. Wir können dankbar annehmen, was wir als Geschenk empfinden, was uns alles möglich war und was uns fürs Leben mitgegeben wurde. Das werden Werte sein, Bildung und hoffentlich Vertrauen in Beziehungen.

Doch nicht jedem geht es so, und mancher hadert mit seiner Herkunft. Der Streit im Elternhaus, die Spießigkeit der Nachbarn, die einengenden Traditionen nährten bei manchem den Wunsch: Nichts wie weg hier! Wenn dann noch das Gefühl hinzukommt, etwas verpasst zu haben, fragt man sich: War und ist das meine Heimat?

2 Wo verorte ich mich?

Diese Frage stellt sich, wenn ein Umzug ansteht. Werden wir eine neue Heimat finden und für uns Heimat schaffen? Wir sind zwar am neuen Ort angekommen, aber unsere Seele ist noch nicht wirklich dort. Eine neue Arbeitsstelle nimmt uns in Beschlag, der Umzug zum Ehepartner ist gelungen, doch sonst hängen wir dem Bisherigen hinterher.

Werden wir eine neue Heimat finden und für uns Heimat schaffen?

Die neue Umgebung kann zur Heimat werden, wenn wir genug Schönes und Gutes entdecken. Darum wird es gehen: Ob wir eine dankbare, positive Einstellung zu dem neuen Umfeld finden. Darin liegt auch der Reiz, sich eine neue Heimat zu erschließen.

Wo wir geboren und aufgewachsen sind, dort liegen unsere „Wurzeln“. Wie auch immer wir diese Zeit später beurteilen, sie gehört zu uns.
5

Wer sich mit der Geschichte der Menschen in der Bibel vertraut macht, wird entdecken, dass in ihr viel von Umzug die Rede ist. Schon recht früh heißt es dort, dass Gott zu Abram spricht: „Geh aus deinem Vaterland ... in ein Land, das ich dir zeigen will.“1 Offensichtlich kann Heimat neu gewonnen und eine fremde Lebenswelt vertraut werden.

3 Wo werde ich bleiben?

Spätestens wenn der Ruhestand naht, drängt sich diese Frage auf. Das bedeutet noch nicht Abschied, aber wir müssen überlegen, wie und wo wir die letzten Phasen unseres Lebens zubringen wollen. Vieles spielt dabei eine Rolle: Familie und Verwandtschaft, Landschaft und Kultur, Vorlieben und nicht zuletzt auch die finanziellen und gesundheitlichen Möglichkeiten. Wir sollten uns rechtzeitig Gedanken machen, um eine kluge Entscheidung treffen zu können.

Zu einer klugen Entscheidung gehört auch die Einsicht, die in einem alten Gebet zum

Ausdruck kommt: „Herr, lehre mich doch, dass es ein Ende mit mir haben muss und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muss.“2 Es geht nicht darum, ob der Friedhof vor Ort auch so etwas wie Heimat sein kann. Es geht um die Frage: Wo bleibe ich, wenn ich hier abtreten muss?

Wer sein Leben Jesus Christus anvertraut hat, weiß, wohin es geht. Christen erlebten sich immer wieder wie „Bürger zwischen den Welten“: „Wir dagegen haben schon jetzt Bürgerrecht im Himmel. Von dort erwarten wir auch den Retter, den Herrn Jesus Christus!“3 Es ist das Wissen um diese zukünftige Heimat, das ihnen Hoffnung gibt.

So wie wir aus der Hand unseres Schöpfers hervorgegangen sind, so möchte er auch, dass wir zu ihm zurückkehren. Er will eine Ewigkeit mit uns verbringen und uns somit ein ewiges Zuhause geben. Wir sollen nicht draußen vor der Tür bleiben, und damit leer, einsam und verloren. Wir dürfen nach Hause kommen und uns erwartet wissen. Doch die Entscheidung liegt bei uns.

1 1. Mose 12,1 • 2 Psalm 39,5 • 3 Philipper 3,20
6
Wir dürfen nach Hause kommen und uns erwartet wissen. Doch die Entscheidung liegt bei uns.

Neu entdecken

7

Die Suche nach einer Bleibe

Spätestens im Rentenalter möchten die meisten wissen, wo sie sich auf Dauer beheimaten. Was dazu beitragen kann, seinen Platz zu finden, macht Siegfried Leferink an seiner eigenen Erfahrung deutlich.

Wie soll ich „Heimat“ für mich definieren? Nicht einfach, wenn man alle 15 Jahre umgezogen ist. Deutschland war und ist meine Heimat, aber ist damit schon jeder Ort in diesem Land Heimat? Als die Kinder noch mit umzogen, konnte ich immerhin sagen, dass meine Familie meine Heimat ist. Als unsere Kinder längst ausgezogen waren, zogen wir zu zweit in eine uns bisher wenig bekannte Region. Es war dort landschaftlich schön und wir konnten dort gut leben, aber Heimat? Ab 60 stellte sich dann immer mehr die Frage: Wo wollen wir am Ende bleiben? Wo unseren „aktiven“ Ruhestand verbringen? Geht es doch um eine Entscheidung, die man möglichst nicht mehr revidieren möchte. Es waren einige Impulse, die meiner Frau und mir geholfen haben, darüber Klarheit zu gewinnen.

Es wird sich zeigen

Ich las zwei Jahre vor meinem Eintritt ins Rentenalter einen Artikel von Birgit Schilling. Sie ist Supervisorin und berichtete über ihre Erfahrungen während einer Auszeit, in der sie ohne gebuchte Unterkünfte zu Fuß unterwegs war. Drängende Sorgen ganz praktischer Art meldeten sich, bis ihr die Einsicht kam: Es wird sich zeigen.

Das war der Satz für mich. Er war nicht neu, aber plötzlich von befreiender Aktualität. Unsere Bleibe würde sich zeigen. An die Stelle des verkrampften Fragens trat eine Gelassenheit und ein Frieden, der mich selbst überraschte. Im Vertrauen auf Gott spürte ich dieses Wissen in mir: Es wird sich zeigen. Ich muss es nicht krampfhaft herbeiführen.

8

Und es zeigte sich ein Ort. Durch meinen Schwager wurden wir auf ein Haus aufmerksam, das in vertrauter Umgebung und in der Nähe unseres erweiterten Familienkreises entstehen sollte. Die Aussicht darauf, tragende soziale Strukturen und Beziehungen vorzufinden, beflügelte uns.

Ein Wort für mich

Zur gleichen Zeit entdeckte ich „zufällig“ zwischen meinen Unterlagen eine Karte, die mir unsere Tochter vor langer Zeit zugesteckt hatte: „Hallo mein lieber Papa! Heute morgen muss ich so viel an dich denken. Ich hoffe, du bist glücklich. Ich habe gestern ein Foto gefunden – gefällt mir. Fühl dich gedrückt ...“ Und daneben ein von ihr ausgewählter Zuspruch aus der Bibel: „Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, um dich auf dem Weg zu behüten und dich an den Ort zu bringen, den ich für dich bestimmt habe.“1 Selten hat mich ein Gruß so berührt. Es war der liebevolle Gruß meiner Tochter und zugleich ein zusichernder Gruß von Gott: „Ich habe einen Ort für dich.“ Als wir unsere Überlegungen mit unseren Kindern teilten, bestärkten sie uns alle darin, diesen Schritt zu gehen.

Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, um dich auf dem Weg zu behüten und dich an den Ort zu bringen, den ich für dich bestimmt habe.

nach 2. Mose 23,20–21

Gott wird für uns sorgen

Als wir der Architektin von unserem Wunsch nach dieser Wohnung erzählten, sagte sie uns, dass sich noch jemand anderes beworben habe, der bis Freitag Zeit habe, sich zu entscheiden. Sollte ich mir wünschen oder sogar beten, dass der andere auf jeden Fall abspringt? Ich nahm es als Gelegenheit, ein weiteres Mal die Situation Gott zu überlassen und zu sehen, ob sich unsere Überlegungen bestätigen würden. Da der andere sich nicht entscheiden konnte, war der Weg frei, die Wohnung zu nehmen. Wir sahen es als Geschenk und Wegweisung.

Eine Auszeit tat gut

Wie zuvor geplant, haben wir uns als Ehepaar bald nach dieser Entscheidung eine Auszeit in einem Haus der Stille gegönnt. Viel Zeit zum Austausch, für grundsätzliche Überlegungen und zum Gebet. Es war eine wertvolle Zeit mit Gott, ging es doch um unsere Zukunft für Jahre, vielleicht Jahrzehnte.

1 nach 2. Mose 23,20–21
9

Vieles musste jetzt angepackt werden. 300 km lagen zwischen unserem Wohnort und dem zukünftigen Haus, das gerade gebaut wurde. Manches hat viel Kraft gekostet. Nach etwa zwei Jahren zogen wir endlich ein.

Heimat gefunden?

Für mich fühlte es sich nicht so an. Die Einschränkungen durch die Corona­Maßnahmen haben diesen Prozess zusätzlich erschwert. Aktuell sind wir auf einem guten Weg dahin. Nicht zuletzt auch durch die Kirchengemeinde, die uns eine Heimat bietet, die uns sehr wichtig ist. Hier erleben wir eine innere Verbundenheit, die wir nicht erst herbeiführen müssen. Wer an Jesus Christus glaubt, versteht sich als Kind Gottes. So begegnen wir uns und bilden eine große Familie, die uns Heimat gibt.

Und doch, bei allem bleibt ein Restgefühl von Heimatlosigkeit. Muss ich das bedauern? Darf ich mich nicht vielmehr glücklich schätzen, um eine Heimat zu wissen, die mir bleibt, wenn ich unsere Wohnung endgültig verlassen muss? Die Heimat bei Gott in seiner Herrlichkeit, die mit Worten nicht zu beschreiben ist. Dann wird auch das Restgefühl von Heimatlosigkeit verschwinden. Darauf freue ich mich. Diese Vorfreude ist echte Freude.

Den eigenen Weg finden

Das war mein Weg, der wie jeder andere einzigartig bleibt. Aber er kann anregen, auch in der eigenen Situation nach dem Weg zu fragen und sich dabei an Gott zu wenden.

10

Röntgen –Ein Zufall schreibt Geschichte

Ein Rückblick anlässlich des 100. Todestages von Wilhelm Conrad Röntgen

Das Röntgen ist aus der heutigen Medizin nicht mehr wegzudenken. Keine andere bildgebende Untersuchung wird so häufig angewandt, wie das Durchleuchten mittels der 1895 entdeckten Strahlen. Dabei war diese Entdeckung durch Conrad Wilhelm Röntgen alles andere als geplant.

Das Ziel seiner wissenschaftlichen Versuche war, Elektrizität noch besser verstehen zu können. Dabei verwendete er eine luftleere Röhre, durch die ein sogenannter Elektronenstrahl erzeugt werden kann. Was Röntgen zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht wusste: Wenn dieser Elektronenstrahl auf Metall trifft, entstehen Strahlen, die bestimmte Materialien durchdringen können.

Er selbst machte diese Entdeckung, als er die besagte Röhre auf eine schwarze Pappe richtete. Wohl mehr durch Zufall befand sich dahinter ein speziell beschichtetes Papier. Dieses fing überraschend an zu leuchten, obwohl es von der schwarzen Pappe verdeckt wurde. Noch im selben Jahr gelang es Röntgen erstmals, einen Menschen zu durchleuchten und die Knochen in der Hand seiner Frau auf einer Fotoplatte sichtbar zu machen.

Da Röntgen in Bezug auf seine Entdeckung auf ein Patent verzichtete, konnte diese neue Technologie schnell verbreitet und weiterentwickelt werden. Neben dem klassischen Röntgenbild gibt es heute noch weitere Untersuchungsverfahren, wie zum Beispiel das CT, bei denen man sich die Röntgenstrahlen zunutze macht.

Das erste Röntgenbild der Geschichte machte Conrad Röntgen von der Hand (und den Ringen) seiner Ehefrau.

1901 wurde Conrad Wilhelm Röntgen schließlich der erste Nobelpreis für Physik verliehen.

11

Alte Texte neu entdeckt: Psalm 23

Ein Psalm Davids. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Der Psalm 23 gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Texten der Bibel. Vor rund 3.000 Jahren beschrieb der König David, der in jungen Jahren Hirte gewesen war, seine Erfahrung mit Gott.

Unzählige Menschen haben seither in diesem Psalm Trost und Ermutigung gefunden. Es lohnt sich, ihn neu für sich zu erschließen und sich ihn zu eigen zu machen.

12

Der Herr ist mein Hirte. Unser Gott ist wie ein Hirte für seine Schafe. Wenn ich mich ihm anvertraue, weiß ich mich ihm zugehörig und kann in dieses Lied einstimmen: „Mein Hirte“. Ich habe seine ganze Aufmerksamkeit. Welch ein Glück!

Mir wird nichts mangeln. Gott als Hirten zu haben bedeutet, den Versorger und Beschützer, den Helfer und Retter zu kennen. Bei ihm komme ich nicht zu kurz, sondern weiß mich beschenkt mit dem, was ich wirklich brauche. Bei ihm finde ich die „grüne Aue“, das Leben in Fülle.

Er erquicket meine Seele. Meine Seele ist ihm wichtig. Mein Lebensdurst wird gestillt wie mit „frischem Wasser“ und er gibt mir belebende Impulse. Ich bleibe nicht in einem ungewissen Schwebezustand, sondern meine Seele kommt zur Ruhe. Das tut so gut!

Du bist bei mir. Ich will nicht nur über Gott reden. Ich darf mit ihm reden und habe sein offenes Ohr: Du stehst mir zur Seite und führst mich auf den Weg, der gut für mich ist. Deine Nähe bleibt mir auch in schweren Zeiten. So beängstigend das Tal auch sein mag, so weiß ich doch, dass du es gut mit mir meinst. Auch wenn ein Unglück geschieht und ich am Rande des Todes stehe, trägt mich die Gewissheit, dass du mich beschützt und tröstest. Du hast alle Mittel dazu.

Du bereitest vor mir einen Tisch. Natürlich gibt es feindliche Mächte, die es nicht gut mit mir meinen. Aber das hindert mich nicht, das zu genießen, was du mir gibst. Das lasse ich mir nicht entgehen. Vielmehr weiß ich mich geehrt wie ein König und erfüllt mit Leben und Freude wie ein überfließender Kelch.

Ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Was mir von Gott auf meinem Lebensweg zukommt, ist Gutes und Barmherzigkeit. Das will ich mit Gottes Volk feiern. Es tut gut, um einen Ort zu wissen, wo ich das tun kann, im Gottesdienst. Doch ich weiß ebenso, dass Gott mir nah ist, wo immer ich bin. Bei ihm ist somit meine Heimat, mein Zuhause. Und das für immer, ja für ewig.

Der Herr ist mein Hirte. Diesen Hirten zu kennen, macht den Unterschied im Leben aus. Wer ihm vertraut, ist nicht mit sich allein. Er ist eingeladen zu einer innigen Beziehung mit Gott. Das unterstreicht Jesus Christus, der von sich selbst als diesem Hirten spricht: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. ... Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben ...“1

1 Johannes 10,11 und 27–28 13

Was hasch gsagt?

Mundart zum Schmunzeln schön

Im deutschsprachigen Raum gibt es viele Dialekte. Allein in Deutschland geht man von bis zu 250 verschiedenen Mundarten aus. Det is’ viel, wa? Nicht wegzudenken sind dabei lustige, aber auch scharfsinnige Redewendungen und Lebensweisheiten. Diese sprichwörtlichen Perlen haben ihren Ursprung in der Geschichte und Kultur der Regionen und spiegeln die Eigenheiten und Traditionen der Menschen wider. Auch wenn Dialekte heute immer weniger gesprochen werden, verbinden viele Menschen damit immer noch Heimatgefühle. Aber „nu ma budder bei die Fische“, „O’zapft is!“ und „Los geiht dat!“

Wer lang schläf, dä schläf sich wärm, wer fröh opsteit, dä friss sich ärm.

Da sagsch am beschta nix, na kommsch en nix nei.

Am besten sagst du nichts dazu, dann hast du keinen Ärger damit. SCHWABEN

Wer lang schläft, der schläft sich warm. Wer früh aufsteht, frisst sich arm. KÖLN

Wenn d’Chüeh wänn nüd, hälfä au keni Gschänk.

Man kann niemanden dazu zwingen, etwas zu tun, was er nicht möchte. Denn wenn die Kühe nicht wollen, hilft auch kein Geschenk. SCHWEIZ

Tohuus is dor wo ik de Pons nich intrekken mus.

Zuhause ist dort, wo ich den Bauch nicht einziehen muss. NORDDEUTSCHLAND

Drhamm is do, wo die Hasen Hoosn haaßn und die Hosn Huusn haaßn.

Zuhause ist da, wo man Hasen „Hoosn“ nennt und Hosen „Huusn“ heißen. FRANKEN

Wenn man’n Esel nennt, kimt er grennt!

Kaum spricht man über eine Person, kommt sie um die Ecke. ÖSTERREICH

Willschd misch forhohnebibln?

Das is Beschmuh.

Willst du mich auf dem Arm nehmen? Du schwindelst doch. SACHSEN

14

Kulturelle Kuriositäten

„Andere Länder, andere Sitten“ –was in der Heimat völlig normal ist, wird anderswo zum Fettnäpfchen. Wenigstens hat man hinterher eine lustige Geschichte zu erzählen!

Eine einheimische Freundin und ich standen an der Supermarktkasse in Finnland. Als wir an der Reihe waren und schon einen Teil der Sachen auf das Band gelegt hatten, sagte sie plötzlich unvermittelt, dass sie noch etwas vergessen hätte und ging wieder in den Laden zurück.

Meine Freundin war tiefenentspannt. Die Kassiererin war tiefenentspannt. Die Leute, die hinter uns warteten, waren tiefenentspannt. Nur mein Kopf, der an den Stress und das Tempo einer deutschen Supermarktkasse gewöhnt war, war gefühlt kurz davor zu explodieren. LARA

Nach fast 15 Jahren in Afrika

konnte sich unsere Mutter nicht gleich wieder ganz an Deutschland gewöhnen. Als wir Freunde zu Besuch hatten und fragten, ob wir draußen spielen dürfen, sagte sie Ja – und rief uns

hinterher: „Aber passt auf die Schlangen auf!“ ALEX

Als junge Familie zogen wir für ein Jahr nach Österreich. Vor dem Besuch von einheimischen Freunden erklärten wir unserem vierjährigen Sohn, dass man sich hierzulande mit „Grüß Gott” Hallo sagte. Brav wiederholte er den Gruß. Als der Besuch sich verabschiedet hatte, rief er ihnen laut hinterher: „Tschüss Gott!” MARCO

In Japan läuft man im Haus grundsätzlich nur mit Hausschuhen, die der Gastgeber zur Verfügung stellt. Wenn man auf die Toilette geht, muss man vor der Tür das Paar wechseln – das heißt, es gibt extra Hausschuhe für den Toilettengang. Peinlich wird es, wenn man danach vergisst, die Toilettenhausschuhe wieder gegen die normalen zu tauschen. STEFFI

15

An den Wassern zu Babylon

In der Musik wie auch in der bildenden Kunst werden antike Stoffe immer wieder aufgenommen und variiert. Das geschieht auch mit den biblischen Erzählungen. Hier ein eindrucksvolles Beispiel.

Wer je an einem lauen Sommerabend in der Arena von Verona in Italien gesessen hat, wird das nie vergessen. Es ist ein weltweit einzigartiger Opernschauplatz und einer der beliebtesten Aufführungen ist Giuseppe Verdis Nabucco: ein uralter Stoff, aus dem in freier Form die Oper über den König Nebukadnezar und das nach Babylon verschleppte und gefangene Volk Israel entstand.

Der Gefangenenchor

Beim Gefangenenchor gegen Ende des Stückes bleibt kein Auge trocken. „Flieg, Gedanke, getragen von Sehnsucht, lass’ dich nieder in jenen Gefilden, wo in Freiheit wir glücklich einst lebten, wo die Heimat unsrer Seele ist.“

Nicht nur Verdis Oper, auch die musikalischen Werke von Antonín Dvořák wie An den Wassern zu Babylon oder Rivers of Babylon der deutschen Disco­Gruppe Boney M. und viele andere nehmen Bezug auf die babylonische Gefangenschaft. Heimweh, Sehnsucht nach Freiheit und Rückkehr in die Heimat sind die Motive.

Ein Hörbeispiel finden Sie hier: magazin-lebenplus.de/nabucco

16

Die babylonische Gefangenschaft

Im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde ein großer Teil des jüdischen Volkes aus Judäa und Jerusalem in die Gefangenschaft nach Babylon deportiert. Das hatte seinen Grund. Das Volk Israel hatte im Laufe der Jahre Jahwe, seinen Gott, immer mehr vergessen und seine Wohltaten ignoriert. Die Leere, die diese Unkenntnis hinterließ, wurde mit vielen Gottheiten und entsprechenden Praktiken aus der heidnischen Umwelt gefüllt. Propheten warnten vor den Folgen und riefen zur Umkehr auf. Sie fanden kein Gehör. So kam es, wie es kommen musste: das Gericht Gottes in Form der Gefangenschaft.

Sie fanden kein Gehör.

An den Wassern zu Babylon

Nun saßen sie in Babylon fest. Weit weg von der Heimat, im Ausland, umgeben von einer fremden Sprache und Religion. Manche erinnerten sich an die Heimat an den „Wassern zu Babylon“. So beginnt in der Bibel der 137. Psalm: „An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten. Unsere Harfen hängten wir an die Weiden im Lande. Denn dort hießen uns singen, die uns gefangen hielten, und in unserm Heulen fröhlich sein: ‚Singet uns ein Lied von Zion!‘ Wie könnten wir des Herrn Lied singen in fremdem Lande? Vergesse

ich dein, Jerusalem, so werde meine Rechte vergessen. Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wenn ich deiner nicht gedenke, wenn ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Freude sein.“1

Auch wenn sich die Juden über Jahrzehnte hinweg in Babylon mehr oder weniger zurechtfanden, sich zum Teil sogar gut einlebten, blieb doch die Sehnsucht nach der Heimat bestehen. Insbesondere Jerusalem war die „Heimat ihrer Seele“. Denn dort stand ursprünglich der Tempel, der inzwischen von den Babyloniern zerstört worden war. Aber es blieb der Ort, der an die Gegenwart Gottes unter seinem Volk erinnerte. Und wer sich auf Gott besinnt, möchte ihm nah sein.

Befreiung der Gefangenen

Und tatsächlich konnten viele nach über 70 Jahren zurückkehren, die Stadt und den Tempel wieder aufbauen. Hatten sie in der Ferne geweint, so waren sie nun voller Freude. Im Psalm 126 haben sie es festgehalten: „Wir waren wie in einem Traum, als der Herr das Schicksal Zions zum Guten wendete: Da füllte Lachen unseren Mund, und Jubel löste uns die Zunge. Da sagte man unter den Völkern: ‚Der Herr hat Großes an ihnen getan!‘ Ja, der Herr hat Großes an uns getan! Wir waren in einem Freudentaumel.“2

Ja, der Herr hat Großes an uns getan!

Wir waren in einem Freudentaumel.

Psalm 126,3

1 Psalm 137,1–6 • 2 Psalm 126,1–3
Propheten warnten vor den Folgen und riefen zur Umkehr auf.
17

Warum inspiriert diese Geschichte bis heute in Malerei, Literatur und Musik?

Zum einen, weil es immer wieder politische und gesellschaftliche Verhältnisse gibt, die zur Unterdrückung von Menschen führen. Zum anderen, weil sich viele Menschen nach einer Freiheit von Dingen sehnen, die sie innerlich gefangen halten.

Freiheit

Die Bibel erzählt nicht nur von der babylonischen Gefangenschaft und der Befreiung

daraus. Freiheit bleibt ein ständiges Thema, denn auch in einer freien Gesellschaft können wir Gefangene sein. Nicht zuletzt Gefangene zwanghafter Gedanken, der Angst, der Scham und der Schuld. Jesus bringt seine Analyse unverblümt auf den Punkt: „Wer Schuld auf sich lädt, ist ein Sklave der Schuld.“3 Doch das muss nicht so bleiben, denn er verspricht: „Wenn also der Sohn euch frei macht, seid ihr tatsächlich frei.“4 Wer die Last seiner Schuld spürt, kennt die Sehnsucht nach dieser Freiheit. Bei Jesus ist diese Freiheit zu finden.

Was bedeutet Heimat für Sie?

Schreiben Sie uns unter magazin-lebenplus.de/heimat eine kurze Nachricht oder schicken Sie uns ein Foto, das zeigt, was Sie mit dem Thema „Heimat“ verbinden.

Geben Sie dazu einfach den Link in ihren gewohnten Browser ein oder scannen Sie mit einer entsprechenden App folgenden QR­Code:

Eine kleine Auswahl der Einsendungen werden wir anschließend auf der genannten Internetseite veröffentlichen.

Wir freuen uns auf Ihren Beitrag!

3 aus Johannes 8,3 • 4 Johannes 8,36 magazin-lebenplus.de/heimat 18

Frei gestalten

19

Ich will nach Hause!

Wie das Herz bei Gott zur Ruhe kommt

Der Traum vom Eigenheim treibt viele Menschen in jungen Jahren an. Im Alter bleibt dann aber oft nur wenig von dem übrig, was man sich mühevoll aufgebaut hat. Viele Senioren müssen ihr lieb gewonnenes Zuhause verlassen, um die notwendige Pflege organisieren und finanzieren zu können. Emotional fehlt dann oft, was Heimat wirklich ausmacht. Stefanie Helzel gibt Antworten darauf, wo wir uns innerlich verwurzeln können, wenn das Dach über unserem Kopf keine Heimat mehr bietet.

20

Es ist Wochenende im Krankenhaus auf der Station 5b. Während das Personal auf dem Flur gegen den Pflegenotstand kämpft, ist es um mich herum ungewohnt still geworden. Vor wenigen Tagen haben mich zwei Knochenbrüche plötzlich aus meinem sonst so geschäftigen Alltag gerissen. Jetzt liege ich hier und denke über die Worte nach, die mir meine etwa 80­jährige Zimmernachbarin verzweifelt zurief, bevor sie in die Reha abgeholt wurde: „Alle wollen etwas von mir. Ich will einfach nur nach Hause!“

Diese Worte berühren mich sehr. In den Gesprächen der letzten Tage wurde deutlich, dass sie mit ihrer jetzigen Wohnsituation hadert. Gleichzeitig möchte sie so gern nach Hause. Warum?

Offenbar ist das Pflegeheim das einzige Zuhause, das ihr geblieben ist. Gleichzeitig leidet sie spürbar unter dem Verlust dessen, was Heimat einst für sie war: das Leben mit ihrer Familie im eigenen Haus. Jetzt ist sie allein. Die Kinder sind weit weg und das Haus ist verkauft. Stattdessen ist die Einsamkeit eingezogen. Keine noch so schöne Seniorenresidenz kann die damit verbundene innere Not auffangen.

Mehr als ein Ort

Eine Adresse ist noch lange kein Zuhause, wenn trotzdem fehlt, was Heimat wirklich ausmacht. So kann es passieren, dass wir zwar ein Dach über dem Kopf haben, innerlich aber dennoch heimatlos sind.

Heimat lässt sich nicht nur an Orten festmachen. Wir sind erst dann wirklich zu Hause, wenn auch unser Herz Ruhe und inneren Frieden findet.

Es ist paradox: In jungen Jahren setzen viele Menschen alles daran, sich ein Zuhause in den eigenen vier Wänden aufzubauen. Trotzdem bleibt diese Sehnsucht, auch innerlich anzukommen, oft unerfüllt. Und im Alter wird sie sogar oft noch stärker, wenn verloren geht, was dieses Bedürfnis zumindest teilweise stillen konnte.

Innere Heimat ist da, wo unsere Seele zur Ruhe kommt und inneren Frieden findet. Bereits der Kirchenvater Augustinus fasste ca. 400 n. Chr. in Worte, dass wir diese Ruhe letztlich nur in Beziehung zu Gott finden können:

Augustinus

„Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“
21

In Zeiten, die uns die Zuversicht rauben können, ist dies keine leere Phrase, sondern eine befreiende Realität.

Unruhig ist unser Herz …

Es gibt viele Dinge, die uns unruhig machen können. Manche betreffen alle Menschen gleichermaßen. Beängstigende Nachrichten strömen aus aller Welt täglich auf uns ein. Andere sind eher persönlicher Natur, wie die Einsamkeit im obigen Beispiel. Aber auch der ungewisse Verlauf einer schweren Krankheit oder die Erkenntnis, in der Vergangenheit Fehler gemacht zu haben, können Unruhe in uns auslösen. Ebenso die Erfahrung, immer mehr auf Hilfe angewiesen zu sein.

Bei einer Frau namens Martha in der Bibel kam die innere Unruhe aufgrund von Erwartungen hinzu, die sie an sich selbst stellte. Jesus war mit seinen Jüngern bei ihr zu Gast. Martha gab sich große Mühe, eine gute Gastgeberin zu sein. Ihre Schwester Maria hingegen blieb untätig, sie hörte Jesus aufmerksam zu.

Als Martha ihren Unmut darüber äußerte, antwortete Jesus ihr:

„Martha, Martha, du bist wegen so vielem in Sorge und Unruhe, aber notwendig ist nur eines. Maria hat das Bessere gewählt, und das soll ihr nicht genommen werden.“1

… bis es Ruhe findet in dir

Unser Herz braucht vor allem eins, um dauerhaft zur Ruhe kommen zu können: eine Beziehung, in der wir uns unseren Wert nicht verdienen müssen. In der wir trotz unserer Unzulänglichkeiten nicht verurteilt, sondern geliebt, gewollt und angenommen sind.

All das hat Maria erfahren, als sie Jesus Christus ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte. In der Begegnung mit ihm bekam sie, was man sich nur von ihm schenken lassen kann: ein ruhiges Herz. Jesus Christus bietet es jedem an, der sich ihm anvertraut:

„Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben. Vertraut euch meiner Leitung an und lernt von mir, denn ich gehe behutsam mit euch um und sehe auf niemanden herab. Wenn ihr das tut, dann findet ihr Ruhe für euer Leben.“2

Bei Gott zur Ruhe kommen heißt, die Gedanken nicht mehr um das kreisen zu lassen, was uns belastet, sondern diese Last an Jesus Christus abzugeben. Wenn wir das tun, schenkt er uns Ruhe und inneren Frieden. Weil ich darum weiß, kann ich die ungewohnte Stille in meinem Krankenzimmer genießen. Dankbar nutze ich sie, um wie Maria Zeit mit Jesus Christus zu verbringen. Im Gebet bringe ich ihm diese Situation und erlebe, wie er mich liebevoll durch sie hindurchträgt.

„Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben.“
1 Lukas 10,41–42 • 2 Matthäus 11,28–29 22
Jesus Christus

Mein Zuhause im Alter aktiv gestalten

5 praktische Tipps

Eine Herausforderung des Alters liegt darin, Stück für Stück loslassen zu müssen, was wir mit „Zuhause“ verbinden. Hier einige Tipps, durch die dieser Prozess leichterfallen kann.

1. Planen Sie rechtzeitig

Machen Sie sich rechtzeitig Gedanken über das Wohnen mit mehr werdenden Einschränkungen. Es ist besser, früh und in kleinen Schritten Veränderungen anzugehen, als irgendwann überstürzt nach Notlösungen suchen zu müssen.

2. Lassen Sie sich beraten

Städte und Kommunen bieten in der Regel eine sogenannte Wohnraumberatung für Senioren an. Dabei wird mithilfe von Experten individuell darüber nachgedacht, wie es mit oft schon kleinen Anpassungen möglich ist, die aktuelle Wohnsituation zu verbessern.

3. Sammeln Sie kleine Erinnerungen

Wenn es notwendig wird, sich räumlich zu verkleinern, ist es oft nicht möglich, lieb gewonnene Möbelstücke mitzunehmen. Bilderrahmen und andere kleine Erinnerungsstücke hingegen passen auf jedes Nachtschränkchen.

4. Pflegen Sie gute Beziehungen

Je älter man wird, desto kostbarer und gleichzeitig rarer werden gute Beziehungen. Pflegen Sie daher den Draht zu Menschen, die Ihnen wichtig sind und bleiben Sie offen für neue Kontakte.

5. Tragen Sie etwas bei

Es tut gut, für andere Menschen da zu sein. Das geht oft auch dann noch, wenn die gesundheitlichen Einschränkungen groß sind. Zum Beispiel können Sie die Pflegekräfte ermutigen, die zu Ihnen kommen. Bedanken Sie sich für ihre Arbeit. Fragen Sie nach, wie es ihnen geht. Beten Sie für die Themen, die Ihnen im Gespräch anvertraut werden. Erleben Sie dabei selbst, dass Geben seliger ist als Nehmen1

1 vgl. Apostelgeschichte 20,35
23

Herr Pfeiffer, was verbinden Sie mit „Heimat“?

Ich bin im Oberbergischen geboren, aufgewachsen, geblieben und somit hier beheimatet. Nach meinem Studium zum Diplom­Verwaltungswirt habe ich im Gummersbacher Rathaus angefangen und das Referat für Wirtschaftsförderung aufgebaut. Das hieß: Handelnde zusammenbringen, Berührungsängste abbauen, Interessen ausgleichen. So ergaben sich viele Kontakte in der Verwaltung und zu Unternehmen vor Ort. Es ging mir in diesem Netzwerk immer darum, bei allen das Gefühl herzustellen: „Das ist unsere Stadt.“ Auch später als selbstständiger Wirtschaftsberater leitete mich immer das Motto: „Suchet der Stadt Bestes.“1

Wie kam es zu Ihrem ehrenamtlichen Engagement?

Das kommt vor allem aus meiner christlichen Überzeugung heraus. Als Christ empfinde ich es als meine Aufgabe,

Das Ehrenamt vor

Ort

Wie ehrenamtliches Engagement im Ruhestand aussehen kann, wird am Beispiel von Ulrich Pfeiffer, dem Leiter der Tafel Oberberg, deutlich. Mit ihm sprach Siegfried Leferink.

mich in der Gesellschaft einzubringen. Menschen in sozialen Notlagen werden uns quasi vor die Füße gelegt. So lag es nahe, die Leitung der Gummersbacher Tafel zu übernehmen, als ich vor 15 Jahren gefragt wurde.

Für mich war klar: Wer einmal in eine soziale Notlage gerutscht ist, kommt da unter Umständen nicht mehr allein heraus. So habe ich diese Arbeit an sozial schwachen Menschen immer als eine diakonische (= dienende) Aufgabe gesehen. Auch Jesus begegnete Menschen, die in sozialer Not waren. Er ist gekommen, um Menschen zu helfen, das Zerbrochene zu heilen.

Wie müssen wir uns die Arbeit der Tafel vorstellen?

Am Montagmorgen fahren wir mit vier Fahrzeugen – davon zwei Kühlwagen – zu Lebensmittelgeschäften und Filialisten und holen in der Regel drei Tonnen Lebensmittel ab. Wir achten darauf, dass

1 aus Jeremia 29,7
24

die Sachen in Ordnung sind, sortieren diese und geben sie am Dienstag und Mittwoch aus. Das ist schwere körperliche Arbeit und mittlerweile nicht mehr nur mit Ehrenamtlern zu schaffen, so dass wir feste Mitarbeiter eingestellt haben.

Wer unsere Hilfe in Anspruch nehmen möchte, braucht einen Oberbergpass. In Zusammenarbeit mit dem Jobcenter und dem Sozialamt wird die Bedürftigkeit geprüft. So versorgen wir etwa 250 sogenannte Bedarfsgemeinschaften und helfen damit etwa 1.000 bis 1.200 Menschen.

Entstehen dabei auch Beziehungen?

Ja, natürlich. Denn wir geben nicht nur Lebensmittel aus, sondern bieten auch jeden Tag Frühstück und Mittagessen an. Im Moment essen zwischen 45 und 60 Leute täglich bei uns. Das sind Menschen, die nicht nur Hunger nach Essen haben, sondern auch nach Zuwendung. Sie sind oft seit Jahrzehnten arbeitslos und haben keine sozialen Kontakte. Für sie ist die Suppenküche ein Ort, an dem sie ernst genommen werden und ein bisschen aufleben. So wünsche ich mir ehrenamtliche Mitarbeiter, die einfach da sind und ihnen zuhören: „Was bewegt euch?“

Was macht Ihnen immer wieder Mut?

Natürlich gibt es Leute, die mäkeln an allem herum, aber es gibt auch viele, die unseren Einsatz schätzen. Auch beschäftigen wir Menschen, die eine Alkohol- oder Drogen­

abhängigkeit hinter sich haben. Wir leisten damit regelrechte Sozialarbeit und es ermutigt sehr zu sehen, wie manche aus ihrer Not herausfinden.

Sie sind jetzt 75 Jahre alt. Was würden Sie anderen mitgeben im Blick auf den Ruhestand?

Am liebsten würde ich ihnen die Tafelarbeit bei uns zeigen: „Wäre das für dich nicht auch eine Möglichkeit, sich einzubringen für Menschen und mit ihnen zu arbeiten?“ Es ist auf jeden Fall eine erfüllende Erfahrung. Die Dankbarkeit zu sehen, macht einfach froh.

25

Die Bibel zum Mitdenken Aufbruch in ein neues Land

Jetzt sind Sie gefragt. Tauchen Sie ein in einen biblischen Text – und entdecken Sie, wie aktuell Gottes Wort heute noch ist.

1. Mose 12,1–4

1 Der Herr sagte zu Abram: „Verlass dein Land, deine Verwandtschaft und das Haus deines Vaters!A Geh in das Land, das ich dir zeigen werde!B 2 Ich will dich zum Stammvater eines großen Volkes machen. Ich will dich segnen und deinen Namen groß machen, sodass du ein Segen sein wirst.C 3 Ich werde die segnen, die dich segnen. Wer dir aber Böses wünscht, den werde ich verfluchen. Alle Völker der Erde sollen durch dich gesegnet werden.D“ 4 Da ging Abram los, wie der Herr es ihm befohlen hatte.E

Zum Weiterdenken

Wer sich darauf einlässt, auf Gott zu vertrauen und seinem Ruf zu folgen, wird erleben, dass Gott in Neues und Unbekanntes führt. Auch wenn wir dabei unsere Sicherheiten und Routinen verlassen, können wir im Neuen eine Heimat finden. So wie Gott mit Abram Geschichte macht, will er auch mit uns Geschichte schreiben. Wir können ihm vertrauen und uns auf sein Wort einlassen. Denn Gott hat seine Verheißung an Abram wahr gemacht. Mit Jesus als seinem Nachkommen sind tatsächlich „alle Völker der Erde“ gesegnet worden. Auch Sie sollen ein Teil dieses Segens sein.

26

A: Was kann wichtig genug sein, um seine Heimat zu verlassen?

B: Welche Sicherheit hatte Abram, als er gehen sollte?

C: Worin bestand der Segen, der Abram versprochen wurde?

D: Wie weitreichend ist der Segen?

E: Welche Entscheidung musste Abram treffen, damit er aufbrechen konnte?

27

Innovative Wohnkonzepte

Mehr Lebensqualität im Alter

Selbstständiges Wohnen wird im Alter oft zur Belastung. Neben den bereits etablierten Wohnformen für Senioren werden alternative Wohnprojekte immer beliebter. Dieser Artikel stellt drei Beispiele vor.

Anders als in jungen Jahren ist Barrierefreiheit im Alter oft ein entscheidendes Kriterium für das Wohnen. Eine neue, altersgerechte Wohnform zu finden, ist jedoch eine Herausforderung. Schon allein deshalb, weil viele Menschen ihr lieb gewonnenes Zuhause nicht verlassen möchten.

Die folgenden drei Wohnformen können eine echte Alternative zu klassischen Lösungen, wie dem betreuten Wohnen, darstellen. Die Stärke solcher Projekte liegt darin, auf menschlichen Zusammenhalt und Gemeinschaft zu setzen.

Senioren-WGs

Bei dieser Wohnform teilen sich Senioren eine Wohnung, in der jeder ein privates Zimmer hat, die meisten Räume aber gemeinsam genutzt werden. Auch die Haushaltsführung wird zusammen organisiert.

Dadurch wird nicht nur der Einsamkeit entgegengewirkt. Auch finanziell können Ressourcen gebündelt und besser genutzt werden, um zum Beispiel gemeinsam einen Pflegedienst zu beauftragen. Sogenannte Pflege­WGs können zudem staatliche Leistungen in Anspruch nehmen, wie z. B. den Wohngruppenzuschlag, wenn mindestens zwei Bewohner einen anerkannten Pflegegrad haben.

28

Genossenschaftliches Wohnen nach dem Co-Housing-Prinzip

Das Prinzip des sogenannten Co­Housings setzt, im größeren Stil, ebenfalls auf Selbstverwaltung und Gemeinschaft. Projekte dieser Art sind oft generationsübergreifend und genossenschaftlich organisiert. Die Bewohner tragen gemeinsam die Verantwortung für die Planung, den Bau, die Verwaltung und die Instandhaltung des Wohnobjekts. Auf dem gemeinsamen Grundstück entstehen private Wohnungen oder Häuser für die Mitglieder sowie gemeinsam genutzte Räume und Freiflächen.

Die Vorteile sind eine bessere soziale Vernetzung, Unterstützung im Alltag und ein solidarisches Miteinander. Menschen unterschiedlicher Lebensphasen leben zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Senioren helfen beispielsweise bei der Kinderbetreuung. Umgekehrt unterstützen Familien Senioren bei der Pflege oder im Haushalt.

Die Selbstverwaltung ermöglicht es den Bewohnerinnen und Bewohnern, ihre Bedürfnisse und Wünsche direkt in die Planung und Organisation des Wohnprojektes einzubringen und so ein individuelles und zugleich gemeinschaftliches Wohnen zu realisieren.

Wohnen für Hilfe

Auch diese Wohnform funktioniert generationsübergreifend. Dabei wohnen junge Menschen, meist Studierende, kostenlos bei älteren Menschen und helfen diesen im Gegenzug im Alltag und Haushalt. Je nach Bedarf und Vereinbarung können die Hilfeleistungen zum Beispiel das Einkaufen, Kochen, Putzen oder auch die Gartenarbeit umfassen. Vor allem aber leisten sich Jung und Alt bei dieser Wohnform gegenseitig Gesellschaft. Durch diese Wohnform können ältere Menschen länger in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Gleichzeitig profitieren die jungen Bewohner von günstigem Wohnraum. „Wohnen für Hilfe“ wird oft von gemeinnützigen Organisationen vermittelt und bietet eine Alternative zu klassischen Wohnformen wie Studentenwohnheimen oder Altersheimen.

Alternatives Wohnen für Senioren bietet viele Möglichkeiten und Vorteile. Wichtig ist jedoch, sich frühzeitig mit den verschiedenen Wohnmöglichkeiten auseinanderzusetzen, um die Wohnform wählen und realisieren zu können, die am besten passt.

29

Musizieren für jedermann mit der

Tischharfe

Zu beachten ist dann nur noch der Rhythmus des jeweiligen Liedes, der sich aus der Taktart und der Länge der jeweiligen Noten ergibt. Aber keine Sorge, wenn Ihnen diese Begriffe nicht viel sagen: Wenn Sie das ausgewählte Lied bereits kennen, gelingt das Nachspielen oft intuitiv. Fortgeschrittene Spieler können das Notensystem der Tischharfe schnell erlernen und sich somit auch unbekannte Stücke aneignen.

Wollten Sie schon immer gern ein Instrument spielen, aber Sie halten sich für unmusikalisch oder hatten bisher schlichtweg nicht die Möglichkeit, ein Instrument zu erlernen? Um die sogenannte Tischharfe spielen zu können, muss man weder klassische Noten lesen können, noch bedarf es einer ausgefeilten Spieltechnik. Dadurch kann man auf der Tischharfe auch ohne große Vorerfahrung einfache Melodien spielen und mit ein bisschen Übung schnell musikalische Erfolge feiern.

Wie ist das möglich? Was macht die Tischharfe so besonders?

Anders als bei herkömmlichen Instrumenten werden die speziell für die Tischharfe entwickelten Noten hinter die Saiten der Harfe geschoben. Dadurch entfällt das mühsame Übertragen klassischer Noten auf das Instrument. Beim Spielen fängt man einfach oben an und zupft an den entsprechenden Saiten, die der Reihe nach durch die Punkte markiert sind.

Tischharfen klingen besonders gut in Gemeinschaft mit anderen Spielern. Deshalb haben sich vielerorts bereits Gruppen zusammengetan, die gemeinsam und mehrstimmig musizieren.

Selbst mit körperlichen Einschränkungen oder gar Demenz ist es vielen Senioren noch möglich, die Tischharfe mit Unterstützung selbst zu spielen. Dabei zaubert schon allein das Hören von Kirchenchorälen und Volksliedern, die viele noch von früher kennen, ein Lächeln ins Gesicht.

Möchten Sie das Spielen einer Tischharfe ausprobieren?

Vielerorts gibt es Anfängerkurse, zum Beispiel an Volkshochschulen, in Kirchengemeinden, christlichen Tagungszentren oder Musikschulen.

Ein Hörbeispiel finden Sie hier: magazin-lebenplus.de/tischharfe

30

Weiter sehen

31

Um eine ewige Heimat wissen

Eine wichtige Frage

Schon immer haben sich Menschen als „Wanderer“ verstanden und erst recht im Alter spüren sie: „Ich bin ein Gast auf Erden.“1 Auch wenn wir von unserer „Heimat Erde“ sprechen, so wissen wir doch, dass sie nur eine „Heimat auf Zeit“ sein kann. Es heißt zwar: „Der Tod gehört zum Leben“, doch er befremdet uns und verunsichert uns. Die Frage nach dem Danach drängt sich auf. Gibt es darüber verlässliche Informationen? Und vor allem: Gibt es eine Hoffnung?

Weil wir diese Frage nicht aus eigener Erfahrung beantworten können, verbinden wir sie oft mit vagen Hoffnungen. So etwa mit einer zweiten Chance „im nächsten Leben“. Oder mit der Vorstellung, dass am Ende doch alles gut wird. Manche bleiben lieber im Ungefähren, da man eben „nichts Genaues weiß“. Manche versuchen, die Ungewissheit zu überspielen: „Es ist noch keiner zurückgekommen.“ Aber können und sollen wir uns so leicht davonstehlen bei dieser Frage? Es sind zwei Dinge, über die wir uns Gedanken machen müssen.

32

Die Frage nach der Gerechtigkeit

Angesichts dessen, was wir erleben, sehnen wir uns nach Gerechtigkeit. Dass diese hier nicht zu erreichen ist, wissen wir aus den Nachrichten und aus eigener Erfahrung. Und doch glauben wir, dass am Ende die Gerechtigkeit siegen muss und jeder sich zu verantworten hat. Nur: Wir Menschen werden nicht die Richter sein und wir legen dafür auch nicht den Maßstab fest. Die Christenheit bekennt seit 2.000 Jahren, dass am Ende Jesus Christus kommen wird, „zu richten die Lebenden und die Toten2“. Auf uns selbst gestellt werden wir in diesem Gericht nicht bestehen können.

Auf der Suche nach dem Bleibenden

Dem biblischen Satz: „Wir haben hier keine bleibende Stadt ...“ wird wohl jeder zustimmen müssen. Aber werden wir uns auch zu eigen machen, wie dieser Satz weitergeht: „... sondern die zukünftige Stadt suchen wir.“4? Wir müssen uns bewusst mit der Heimat für die Zukunft beschäftigen, sie geradezu „suchen“. Die zukünftige Heimat ist es wert, darüber Gewissheit zu gewinnen.

Die Auferstehung Jesu Christi

Einer ist tatsächlich von den Toten zurückgekehrt: Jesus Christus ist am dritten Tag nach seiner Hinrichtung am Kreuz aus dem Grab auferstanden. Menschen haben ihn gesehen und berührt, sogar mit ihm gesprochen und gegessen. Grund genug, sich ernsthaft darüber Gedanken zu machen.

Mehr noch: Grund genug, ihm zu glauben. „… Denn wir glauben an den, der Jesus, unseren Herrn, von den Toten auferweckt hat. Gott hat Jesus wegen unserer Verfehlungen in den Tod gegeben. Und er hat ihn auferweckt, damit wir vor Gott gerecht sind.“3 Nur durch Jesus können wir im Gericht bestehen und uns auf eine herrliche Zukunft freuen.

Dietrich Bonhoeffer hatte diese Gewissheit – und viele mit ihm. Angesichts der Hinrichtung konnte er sagen: „Das ist das Ende. Für mich der Beginn des Lebens.“ Was für den Glaubenden kommt, ist nicht etwa weniger Leben, sondern es ist mehr Leben.

Es ist, wie wenn ein Fisch aus dem Aquarium ins offene Meer springt. Unser Erleben wird von einer unvorstellbaren Weite gekennzeichnet sein: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, worauf kein Mensch jemals gekommen ist – all das hält Gott für die bereit, die ihn lieben.“5 Dann verwundert es nicht mehr, wenn der Jesusnachfolger Paulus schreibt: „Für mich ist Christus das Leben, und das Sterben ein Gewinn.“6 Er wusste, dass er dann bei Christus sein würde: „Das wäre sehr viel besser“7, und damit würde er „... bei Jesus, dem Herrn, in die wahre Heimat“8 einziehen.

1 aus Psalm 119,19 • 2 aus 1. Petrus 4,5 • 3 Römer 4,24–25 • 4 Hebräer 13,14 • 5 1. Korinther 2,9 • 6 Philipper 1,21 • 7 aus Philipper 1,23 • 8 aus 2. Korinther 5,8
Wir glauben, dass am Ende die Gerechtigkeit siegen muss und jeder sich zu verantworten hat.
33
Die zukünftige Heimat ist es wert, darüber Gewissheit zu gewinnen.

Bei dieser Aussicht ist es nicht verwunderlich, dass Christen ihre Zukunftshoffnung immer wieder besungen haben. In frohen Stunden, in schweren Zeiten und nicht zuletzt am Grab ihrer Freunde. Zum Beispiel mit diesem Lied:

Ich sehne mich nach einem Ort. Wo alles Leid ein Ende hat. Denn was ich mit den Augen seh’, kann meine Seele nicht versteh’n.

Ich weiß: Du hast den besten Plan, auf den ich mich verlassen kann. Auf jedem noch so schweren Weg schau ich auf das, was nie vergeht.

Ich weiß: Ich bin nur zu Besuch, denn wahre Heimat gibst nur du. Als Bürger deines Himmelreichs werd ich für immer bei dir sein. Mit Fokus auf die Ewigkeit, leb ich für das, was ewig bleibt. Das Ziel vor Augen, Tag für Tag, bis ich den Lauf vollendet hab.

Die Ewigkeit ist mein Zuhause.

Du hast sie mir ins Herz gelegt. Auch wenn ich sterben werde, weiß ich, dass meine Seele ewig lebt und diese Hoffnung wird mich tragen, bis ich dir gegenüber steh’. Ich werd dir gegenüber steh’n.

Ein Hörbeispiel finden Sie hier: magazin-lebenplus.de/songewigkeit

Text und Musik: Mia Friesen, Nikolai Nilkens © 2020 Outbreakband Musik adm. by. Gerth Medien, Asslar
34

An meine Heimaten:

Ich hab euch lieb.

Ich bin in meinem jungen Leben schon recht oft umgezogen. Umso dankbarer bin ich, dass das Wort „Heimat” einen Plural hat.

Meine liebe Kindheitsheimat – eine große Stadt weit weg in Afrika. Vielleicht erschienst du mir auch nur groß, ich war damals noch so klein. Für mich warst du auch nie fremd, du warst mein Zuhause: das Haus, in dem meine Geschwister und ich an regnerischen Tagen zu wahren Leseratten geworden sind. Die staubigen Straßen, auf denen ich Fahrradkunststücke geübt und mir die Knie aufgeschürft habe. Die Schule, die versucht hat, mir Geschichte und Geografie und die Anatomie von Pilzen beizubringen – aber was hängengeblieben ist, waren Freunde fürs Leben. Du hast mir die schönste Kindheit gegeben; warst die einzige Welt, die ich kannte und liebte. Ob ich dich vermisse? Ja, natürlich.

Meine Jugendheimat – der gepflegte Kurort in Bayern. Du hast mich durch meine Jugendjahre getragen; hier bei dir bin ich groß geworden. Der Weg zur Schule wurde immer kürzer, oder vielleicht wurden nur meine Schritte länger. Neue Freunde sind in mein Leben getreten, haben mich ermutigt, herausgefordert. Du hast meinen Glauben beim Aufblühen begleitet. Wie schön du bist, habe ich erst entdeckt, als die Zeit zum Weiterziehen kam.

Meine jetzige Heimat – hier. In Nordrhein-Westfalen habe ich schon drei Städte bewohnt. Ich kam hier an, eine naive Achtzehnjährige, mit wenig Ahnung vom Leben. Mit dir zusammen habe ich kochen und haushalten gelernt, habe gelernt – mit tatkräftiger Unterstützung neu gewonnener Freunde – selbstständig zu leben. Tränen und Lachen, Trauer und Freude, Auf und Abs; durch alles hast du mir geholfen, an Reife und an Gottvertrauen zu gewinnen. Ich danke dir.

Meine zukünftige Heimat – ich freue mich auf dich. Wer weiß, wie oft ich noch umziehen werde, bis ich dich als letztes Ziel erreiche. Die Bibel sagt mir, dass es bei dir keinen Schmerz und keine Trauer gibt. Du wirst mich in reine Freude und Liebe eintauchen lassen. Dich werde ich nie verlassen müssen.

35

Zwischen den Welten

Wie Geflüchtete in Deutschland ihre Heimat vermissen und finden

SeitEnde2015engagierensichMitarbeiterderFreienevangelischenGemeindeHeilbronnintensiv undvielfältiginderBegleitunggeflüchteterMenschen.DreivonihnenerzählenimGesprächmit SiegfriedLeferink,wiesieGeflüchteteerleben.Mitdabei: Meryem ausdemIran.

Judith Matutis, Sozialarbeiterin der Gemeinde: Ich erlebe die Menschen mit Fluchtgeschichte ganz unterschiedlich, wie sie sich hier fühlen, wie sie ankommen. Manche tun sich mit der Sprache sehr leicht und sie finden schnell Kontakt. Anderen fällt es schwer. Sie sind nicht freiwillig aus ihrer Heimat gegangen und das ist mit viel Schmerz und Verlust von Heimat und Familie verbunden.

Viola Widmaier, Lehrerin und Leiterin des Sprachcafés: In unserem wöchentlichen Sprachcafé sprechen wir über Heimat, wenn es um Traditionen, Feste und Bräuche geht. Die Leute erzählen sehr gern von ihren Herkunftsländern, weil sie sich ihnen natürlich sehr verbunden

fühlen. Sie sind nur gegangen, weil ihre Heimat durch Krieg, Verfolgung oder was auch immer sehr belastet ist. Viele wollen hier in Deutschland Heimat finden und bemühen sich anzukommen.

Harald Widmaier, Leiter der Abteilung für Migration und Flucht beim Kreisdiakonieverband Heilbronn: Wir kommen täglich hautnah mit den verschiedensten menschlichen Schicksalen in Berührung. Wir fragen uns: Wie kann man Geflüchteten helfen, sich hier besser zurechtzufinden? Wir sollten es nicht versäumen – wie in den 50er­Jahren mit den Gastarbeitern geschehen – sie zu integrieren, indem wir sie mit Einheimischen in Kontakt bringen, um hier vertraut zu werden.

36

Viola: Eine Frau sagte mir: „Heilbronn ist meineHeimat.DasistsoeineschöneStadt, ich möchte nirgendwo anders leben.“ DassindLeute,diehiermitihrerFamilie wohnen, einen Job und eine Wohnung haben. Einige haben sogar schon einen deutschenPass.

Judith: Wir erleben auch, dass sie durch unsere Gemeinde viele Kontakte bekommenundzunehmendinderGemeinde ein Zuhause finden.Vor allem, wenn sie mitmachen und etwas einbringen können.

Meryem erzählt als Geflüchtete: Ich komme aus dem Iran. Ich war Muslima. Im Iran lernte ich bei der Arbeit eine Christin kennen, die mir von Jesus erzählte und mich in eine christliche Gruppe einlud. Ich fand zum Glauben an Jesus, sagte es aber niemanden. Wenn im Iran bekannt wird, dass jemand Christ ist, kommt er oftschnell ins Gefängnis oder wird sogar getötet. Leider hat jemand aus der Gruppe uns verraten. Die Kollegin rief mich an: „Du musst sofort weg.“ Ich konnte fliehen. Die anderen sind alle tot. Gott sei Dank kennen sie Jesus und sind jetzt bei ihm. Zuerst war es hier in Deutschland sehr schwer für mich. Doch jetzt bin ich dank­bar, die Gemeinde zu kennen. Heilbronn ist meineHeimatgeworden.

Harald: Wir treffen immer wieder auf großes Leid. Oft können wir nur zur Seite stehen und Möglichkeiten in Erwägung ziehen, um die Situation zu verbessern. Wirklich heimisch können sie nur werden, wenn sie als Familie zusammen sind. Alleinstehende finden sich schneller zurecht. Erst recht, wenn sie Arbeit finden. Kaum jemand will vom deutschen Staat leben. Gerade hat mir noch jemand gesagt: „Jetzt habe ich meine Prüfung bestanden, ich habe eine Wohnung, meine Familie ist hier, jetzt bin ich hier zu Hause, Heilbronn ist meine Heimat.“

Das ausführliche Interview in ganzer Länge finden Sie unter magazin-lebenplus.de/fluechtlinge-in-deutschland oder scannen Sie den QR­Code.

37
Judith Matutis, Viola Widmaier, Harald Widmaier

Im Falle eines Falles … … rechtzeitig vorsorgen

„Zum alten Eisen gehöre ich noch nicht. Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung – all das hat ja noch Zeit.“ Kennen Sie diese Gedanken? Es kostet Überwindung, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, was passieren soll, wenn man den eigenen Willen nicht mehr selbst äußern kann. Insbesondere solange man noch fit ist und sich gut fühlt. Die eigenen Angelegenheiten nicht geregelt zu haben, kann für Familienangehörige jedoch fatale Folgen haben, wenn der Fall der Fälle plötzlich eintritt. Erwachsene Kinder sind völlig hilflos und dürfen nicht handeln, weil die nötigen Regelungen nicht getroffen wurden.

Familienangehörige haben dann nicht mehr in der Hand, ob im Sinne der Eltern gehandelt wird. Denn oft wird statt der Kinder eine wildfremde Person als Berufsbetreuer bestimmt. Das bedeutet für die meisten Familien eine Zerreißprobe und kann zu großen Konflikten führen. Noch schlimmer ergeht es denen, die keine Familienangehörigen mehr haben. Da ist es wichtig, eine Vertrauensperson zu finden, mit der solche Themen besprochen werden können.

Indem Sie das Wichtigste jetzt schon regeln, können Sie die Harmonie in der Familie bewahren und versuchen, den oben beschriebenen Fall zu vermeiden:

• Vorsorgevollmacht mit Betreuungsverfügung: Wer darf rechtsverbindlich welche Entscheidungen für Sie treffen, wenn Sie es selbst nicht mehr können? Dieser ausgewählte Vertreter kann nicht einfach ersetzt werden. Mit einer Betreuungsverfügung schlagen Sie dem Gericht vor, wer Ihre Betreuung übernehmen soll, wenn die Vorsorgevollmacht für Entscheidungen nicht ausreicht. Diese Entscheidung wird gültig mit Aushändigung des Dokuments an die bevollmächtigte Person.

• Patientenverfügung: Welche medizinischen Behandlungen sollen in Todesnähe noch unternommen werden?

Bei weitergehenden Fragen zu diesen Themen können Sie sich gern an den Autor wenden.

38

• Bankvollmacht: Wer darf Ihre finanziellen Dinge regeln, wenn Sie es nicht mehr können? Eine eingetragene Bankvollmacht gilt sofort. Die Vorsorgevollmacht wird in Bezug auf Bankgeschäfte meist nicht anerkannt.

• Organspendeausweis: Möchten Sie, dass Ihre Organe nach Ihrem Tod anderen zur Verfügung stehen? Hier sollte berücksichtigt werden, dass es unterschiedliche Regelungen in Europa gibt. So gilt etwa in Österreich die Widerspruchsregelung (d. h. wenn nicht explizit widersprochen wird, ist man Organspender).

• Testament: Was ist Ihr letzter Wille für Ihr Hab und Gut? Das Testament muss nicht zwingend notariell verfasst worden sein. Wichtig ist jedoch, dass es beim zuständigen Nachlassgericht hinterlegt wird.

Fertigen Sie zudem eine Liste wichtiger Informationen für den Notfall an und bewahren Sie diese zu Hause an einem leicht zugänglichen Ort auf. Geben Sie Ihren Familienmitgliedern direkt auch eine Kopie davon:

• Notfallkontaktpersonen mit Telefonnummer

• Namen Ihrer Ärzte, deren Fachgebiete und Telefonnummern

• immer aktualisierte Liste Ihrer einzunehmenden Medikamente

• Name der Krankenversicherung und Versicherungsnummer

• Sozialversicherungsnummer

• Bank­ und Finanzinformationen

• Passwörter etc. für Computer und Online/Cloud­Zugriffe

• Name und Adresse Ihrer Kirchengemeinde, falls Sie in einer Gemeinde aktiv sind

39

Kurzgeschichte Womit habe ich das verdient?

„Ach, ach.“ Roswitha guckt aus dem Fenster. Seit einer Woche regnet es. Sie reibt sich ihr Handgelenk. Bei Regenwetter tut es immer besonders weh. „Ach, womit habe ich das verdient?“

An der Haustür klingelt es. Es ist die junge Postbotin. „Heute habe ich ein Päckchen für Sie. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag“, grüßt die Frau und lächelt.

„Das wünsche ich Ihnen auch“, antwortet Roswitha. Ihr wird es warm innen drin. Die junge Frau erinnert sie an ihre Enkeltochter Paula. Sie seufzt. Paula wohnt so weit weg und kommt nur selten zu Besuch.

„Grüß dich, Roswitha!“, ertönt es plötzlich von nebenan.

„Guten Morgen, Gertrud.“ Roswitha winkt ihrer Nachbarin. Sie legt das Päckchen auf die Kommode, nimmt sich ihren Schirm und geht nach draußen. „Sag mal, Gertrud,

was arbeitest du denn bei diesem schlechten Wetter im Garten?“

Die Nachbarin lacht. „Wenn der Boden nass ist, kann ich das Unkraut besser herausziehen“, antwortet sie. „Außerdem macht es mir Freude.“

Roswitha merkt, dass Gertrud etwas humpelt. „Nanu, was hast du denn gemacht?“

Die Nachbarin greift sich an den Rücken. „Gestern bin ich wieder mal gefallen – ist aber nichts passiert. Nur ein blauer Fleck. Ich danke Gott, dass ich mir bei meinen Stürzen noch nie etwas gebrochen habe. Manchmal frage ich mich, womit ich so viel Gutes verdient habe.“

Es hat aufgehört zu regnen, und die Sonne kommt heraus. „Schau nur, wie hübsch die Blumen in der Sonne leuchten“, sagt Gertrud.

Tatsächlich. Der Garten sieht durch den Regen wie frisch gewaschen aus. Roswitha legt ihren Schirm auf

40

die Wiese, damit er in der Sonne trocknen kann. In dem Moment zieht ein Windstoß durch den Apfelbaum. Auf Roswitha rieselt eine kleine Regendusche.

„Oh nein, womit habe ich das jetzt wieder verdient?“, schimpft sie.

„Gestern erst war ich beim Friseur.“

Gertrud lächelt, schneidet eine Sonnenblume ab und hält sie

Roswitha entgegen. „Hier, bitte, die magst du doch gern. Vielleicht heitert dich das etwas auf.“

„Dankeschön.“ Roswitha nimmt die Blume und geht ins Haus. Die Sonnenblume ist nass vom Regen und tropft im Flur. Roswitha ärgert sich über den schmutzigen Fußboden.

Da fällt ihr Blick auf das Päckchen auf der Kommode. Als Roswitha es öffnet, steigen ihr Tränen in die Augen. Paula hat Kekse für sie gebacken und eine Karte dazugelegt.

„Liebe Oma, die Kekse magst du doch so gern. Lass sie dir gut schmecken.

Alles Liebe, Paula.“

Roswitha wischt sich über die Augen.

Ihre Enkeltochter kann sie zwar nicht

besuchen, aber sie hat sie trotzdem nicht vergessen.

Was hat Gertrud eben gesagt? „Womit habe ich so viel Gutes verdient?“

„Ja, Gertrud hat recht.“ Roswitha streicht über Paulas schöne Karte.

„Manchmal gucke ich nur auf das Schlechte und übersehe dabei das Gute.“

Sie nimmt sich einen Keks und überlegt, wofür sie dankbar sein kann.

Ja, sie hat zwar Schmerzen im Handgelenk. Aber sie kann dankbar sein, dass es Medikamente gibt und die Schmerzen dadurch weniger werden.

Ihre Nachbarin Gertrud schenkt ihr oft frische Blumen. Und die Postbotin grüßt immer so freundlich.

Und – ihre liebe Enkeltochter Paula hat extra für sie Kekse gebacken.

„Wenn ich auf das sehe, wofür ich dankbar sein kann“, denkt Roswitha, „dann kann ich sagen: ‚Danke, lieber Gott, womit habe ich so viel Gutes verdient?‘ “

gekürzte Version aus Katja Habicht, Der dreibeinige Esel ... und andere Geschichten für Senioren, © 2022 Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg

41

Das ist mein Paradies

Der Tod eines Angehörigen ist für die Hinterbliebenen ein herausfordernder Prozess. Eine Vielzahl von Gefühlen und Gedanken begleiten die Erkenntnis, dass der geliebte Mensch nicht mehr da ist. Stefanie Helzel beschreibt in ihrem bewegenden Artikel, wie der Tod ihres Großvaters für sie zu einer ganz besonderen Erfahrung wurde und welch einzigartige Hoffnung ihren Großvater und die gesamte Familie durch diesen Prozess trug.

Es war kurz vor Weihnachten im Jahr 2010.

Ich war gerade auf dem Weg in die Semesterferien und freute mich auf ein paar entspannte Tage bei meinen Eltern in Stuttgart – da kam der Anruf. „Fahr nicht nach Hause! Wir sind bei Opa im Krankenhaus. Es geht zu Ende. Komm am besten gleich her!“, informierte mich meine ältere Schwester, mit traurig­angespannter Stimme.

Mit seinen 89 Jahren hatte Opa schon viel erlebt und durchgemacht. Als junger Mann überlebte er nur knapp den Zweiten Weltkrieg. Wenige Tage vor Ende des Krieges erlitt er eine schwere Kopfverletzung. Traumatisiert und halbseitig gelähmt kämpfte er sich ins Leben zurück. Er heiratete, wurde Vater von fünf Kindern und später Großvater von 15 Enkelkindern.

Seit einem Oberschenkelhalsbruch war er inzwischen rund um die Uhr auf Pflege angewiesen. Beklagt aber hat er sich selten. Wenn wir ihn besuchten, begrüßte er uns meist mit einem Lächeln und einem flotten Spruch auf den Lippen. Es hat mich immer sehr beeindruckt, dass er so positiv mit seiner Situation umgehen konnte. Was ihm dabei geholfen hat, habe ich erst später so richtig verstanden.

Nach dem Anruf meiner Schwester bin ich sofort ins Krankenhaus gefahren.

Dort angekommen brachte mich meine Tante auf den neuesten Stand: „Opa schläft die meiste Zeit. Erwarte keine Reaktion, wenn du ihn ansprichst. Er nimmt nicht mehr viel wahr.“

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich das Krankenzimmer betrat. Ich rechnete mit einer be­

42

drückenden, kalten und sterilen Atmosphäre. Ich hatte Angst, dass mich die Situation, so kurz vor Opas Tod, überfordern würde. Umso mehr überraschte mich, was in mir vorging, als ich an seinem Bett stand.

Der Glaube an Jesus Christus war für uns als Familie immer selbstverständlich. Aber in diesem Moment war Jesus für mich realer als je zuvor. Ich konnte ihn nicht sehen und doch war es, als stünde er mit uns am Krankenbett – zum Greifen nah und real. Von einem Moment auf den anderen war ich getröstet und ruhig. Mein Herz war voller Frieden und Hoffnung. Mir wurde neu bewusst, was es für einen Unterschied macht, Jesus Christus zu vertrauen und um seine Nähe zu wissen.

Opa schien diesen Unterschied auch zu kennen.

An seinem Bett angekommen, nahm ich seine Hand und begrüßte ihn. Er öffnete die Augen, schaute mich an, lächelte leicht und sagte mit leiser Stimme: „Heiland, Heiland, …“ Opa wusste, dass der Tod für ihn nicht das Ende war, sondern der Übergang in eine neue Welt, in der es kein Leid mehr gibt. So steht es in der Bibel in Offenbarung 21,4:

„Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein.“

43

Ein paar Tage später starb Opa.

Natürlich haben wir als Familie um ihn getrauert. Wir mussten akzeptieren, dass er nicht mehr da war. Unsere Trauer war aber zugleich geprägt von der Hoffnung, die auch Opa hatte. Wir waren froh und dankbar, dass er nun nicht mehr leiden muss. Wir wussten, dass er jetzt bei Gott sein darf und dass es ihm dort besser geht als je zuvor. Noch heute erinnere ich mich gern an ein Lied, das wir als Familie oft mit ihm gesungen haben:

Solang mein Jesus lebt und seine Kraft mich hebt, muss Furcht und Sorge von mir flieh’n, mein Herz in Lieb erglüh’n.

Er ist ein guter Hirt, der treu sein Schäflein führt. Er weidet mich auf grüner Au, tränkt mich mit Himmelstau.

Wenn sich die Sonn’ verhüllt, der Löwe um mich brüllt, so weiß ich auch in finstrer Nacht, dass Jesus mich bewacht.

Und glitte je mein Fuß, brächt mir die Welt Verdruss, so eilt ich schnell zu Jesu Herz, er heilte meinen Schmerz.

Drum blick ich nur auf ihn, o seliger Gewinn! Mein Jesus liebt mich ganz gewiss, das ist mein Paradies.

Weitere Informationen und praktische Empfehlungen rund um den Trauerprozess finden Sie auf: magazin-lebenplus.de/trauerprozess

44
Ernst Heinrich Gebhardt (1875)

Nach Hause finden

„Heimat“ bedeutet hauptsächlich, eine Beziehung zu haben, in der wir uns angenommen wissen und gut aufgehoben sind. Jesus macht dies deutlich in einem seiner Gleichnisse.1 Er erzählt darin von zwei Söhnen, und vor allem von ihrem Vater und dem Verhalten, das er ihnen entgegenbringt. Dieses Gleichnis enthält eine Botschaft, die bis heute gilt. Sie spricht von uns Menschen und vor allem von Gott, und wie er zu uns steht.

Die Geschichte ...

„Gib mir mein Erbe, jetzt.“ Der jüngere Sohn beschließt, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich von seinem Vater zu lösen. Mit dem Verlangen nach seinem Erbe macht er letztlich deutlich, dass der Vater für ihn gestorben ist. Zuerst

scheint es gut zu laufen, aber er verprasst sein ganzes Erbe und landet schließlich bei den Schweinen. Er hat nicht einmal mehr das Nötigste zum Leben. Da besinnt er sich und beschließt, zu seinem Vater zurückzukehren und ihn um eine Chance als Lohnarbeiter zu bitten. Doch der Vater kommt ihm entgegengelaufen, als hätte

1
Sie finden dieses Gleichnis in Lukas 15,11–32.
45

er nur auf diesen Moment gewartet. Er kleidet ihn ein und will nun mit allen im Haus feiern, „denn mein Sohn hier war tot und ist wieder lebendig. Er war verloren und ist wiedergefunden ...“ 2

Der ältere Sohn kommt von der Arbeit und ist irritiert, als er die festliche Stimmung mitbekommt. Er fragt einen Mitarbeiter, was denn los sei. Für ihn ist klar: „Da mache ich nicht mit.“ Der Vater bittet ihn inständig, seine Freude mit ihm zu teilen. Doch er sieht nur seine Pflicht und fühlt sich dem Bruder moralisch überlegen. Er kann sich nicht an der Liebe und Großzügigkeit des Vaters freuen. Er bleibt auf Distanz zum Vater.

... und wir

Jesus erzählt diese Geschichte, damit wir unsere Beziehung zu Gott überdenken. Wo finden Sie sich in dieser Geschichte wieder? Mehr noch: Wie finden Sie nach Hause in die Nähe Gottes?

Gott sehnt sich nach uns

Wie der Vater in der Geschichte lässt Gott uns Menschen die Freiheit, unseren eigenen Weg zu gehen. Wir sind ihm aber niemals gleichgültig. Auch dann nicht, wenn wir auf eigenwillige Weise in einer Sackgasse gelandet sind. Selbst dann nicht, wenn wir meinen, alles richtig gemacht zu haben, und dabei Gott immer noch fremd geblieben sind.

Wie auch immer Sie zu Gott stehen, er hält nach Ihnen Ausschau. Gott lädt Sie ein, ihn als gütigen Vater kennenzulernen. Er möchte Sie in seiner Nähe wissen. Er liebt Sie bedingungslos und will Sie mit Leben beschenken, das überfließend und ewig ist.

Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hingab. Jeder, der an ihn glaubt, soll nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.

Johannes 3,16

Durch Jesus Christus zeigt Gott uns seine Liebe

Jesus spricht nicht nur über Gott und von seiner Liebe zu uns Menschen. Er zeigt auch in seinem Wesen und durch sein ganzes Verhalten, wie er sich uns Menschen voller Erbarmen zuwendet. Vor allem durch seine Hingabe bis zum Tod am Kreuz zeigt er uns seine leidenschaftliche Liebe. Dort ist er für uns eingetreten und ist für unsere Schuld gestorben. Auf diese Weise hat er beseitigt, was zwischen Gott und uns steht. Der Zugang zu Gott, dem Vater, ist frei.

Sie können mit allem zu Jesus Christus kommen, was Sie bisher davon abgehalten hat, Gott nah zu sein. Er hat auch Ihre Sünde getragen. Das dürfen Sie glauben und dankbar annehmen.

… Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten ...

Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.

Jesaja 53,5–6

2 Lukas 15,24 46

Umkehr ist für uns möglich

Wie weit wir von Gott weg sind, mag bei jedem anders aussehen. In jedem Fall will Gott in uns die Sehnsucht wecken, dass wir uns ihm wieder zuwenden. Die Umkehr zu Gott ist deshalb eine Chance, weil sie eine Hinkehr zu ihm ist. Gott wartet auf uns mit offenen Armen.

Wo immer Sie sind, woher Sie auch kommen, Sie sind bei Gott willkommen. Vielleicht müssen Sie schmerzlich erkennen, dass Sie am Ende sind. Oder Sie meinen, Sie hätten alles richtig gemacht?

Ohne Reue und eine innere Hinwendung zu Gott bleiben Sie dem himmlischen Vater fern. Nur an seinem Herzen finden Sie nach Hause und zu dem ersehnten Frieden.

Siehst du nicht, wie Gottes

Freundlichkeit dich zur

Umkehr bewegen will?

aus Römer 2,4

Wir dürfen uns als Kinder angenommen wissen

Wenn wir im Vertrauen auf Jesus zu Gott umkehren, werden wir mit Gottes Geist beschenkt, der unser Leben verändert. Wir sind hineingenommen in Gottes Familie, in seine Gemeinde. Und wir entdecken immer mehr, was er uns mit Jesus Christus geschenkt hat.

Wenn Sie so zu Gott als Vater finden, sind Sie von Gott gefunden worden. Sie dürfen sich angenommen wissen. Gott verleiht Ihnen den Status seines Kindes. Er nimmt Sie sicher an seine Hand und sorgt für Sie. Und Sie dürfen wissen, dass Ihnen im Haus des Vaters eine ewige Heimat bereitet ist. Kann es noch mehr geben? Sie haben allen Grund zu feiern.

Das

Johannes 1,12

Aber denen, die ihn [Jesus] aufnahmen, verlieh er das Recht, Kinder Gottes zu werden.
sind alle, die an ihn glauben.
47

links nach rechts:

Über uns

Als Leiter eines Seniorenhauses, Grafikerin, Online-Redakteurin, Projektmanagerin, Redakteur und Referent begeistert uns, mit Menschen über 60 zu teilen, was uns bewegt.

Impressum

Herausgeber und Copyright:

LebenPlus, Stiftung M. W. Heukelbach, 51700 Bergneustadt Zitierte Bibelstellen sind in den meisten Fällen der BasisBibel entnommen.

Auflage­Nr.: GM02 90 2308 1

LebenPlus ist eine Marke der Stiftung Missionswerk Werner Heukelbach. Die Stiftung Missionswerk Werner Heukelbach arbeitet überkonfessionell, d. h. sie gehört keiner Kirche oder Glaubensgemeinschaft an. Sie möchte zum Lesen der Bibel, dem Wort Gottes, anregen und dazu beitragen, dass Menschen in eine lebensverändernde Beziehung zu Jesus Christus, dem Retter der Welt, finden. Alle Publikationen der Stiftung sind unverkäuflich und dürfen ausschließlich kostenfrei weitergegeben werden. Die Verantwortung für die Weitergabe liegt bei den verteilenden Privatpersonen, Einrichtungen oder Glaubensgemeinschaften.

von Sönke Hadem, Miriam Vedder, Stefanie Helzel, Sarah Hommelsheim, Siegfried Leferink

Verpassen Sie nicht unser nächstes Magazin mit dem Thema „Gegenwart“. Sie können es sich reservieren lassen. Wir senden es Ihnen gern kostenfrei zu.

Gutschein

Hiermit löse ich meinen Gutschein ein und möchte das nächste Magazin mit dem Titel „Gegenwart“ nach Erscheinen kostenfrei zugeschickt bekommen.

Name, Vorname Straße, Hausnummer

Postleitzahl, Ort

Land

Gutschein einsenden an die Kontaktadresse auf S. 1 dieses Magazins.

Geburtsjahr

Unterschrift

Bildnachweise:

S. 11 Wikimedia Commons

S. 24 clicklabs® Digitalagentur, Daniel Wolf

S. 30 Bernhard Weichel

S. 37 Siegfried Leferink

S. 41 CV Dillenburg

UNSPLASH.COM: U4 Leandra Rieger

FREEPIK.COM: S. 8 gstudioimagen1, S. 10 macrovector, S. 12–13 lesyaskripak, S. 20–22 freepik, S. 28 denayune, S. 29 pch.vector, S. 39 rawpixel.com, S. 42–44 asrulaqroni

ISTOCKPHOTO.COM: U1 Iryna Melnyk, U2 courtneyk, S. 2­3 (Römerberg, Frankfurt am Main) fotoVoyager, S. 4 whitemay, S. 7 wundervisuals, S. 9 (Snæfellsnes, Island) miroslav_1, S. 16 (Arena von Verona, Italien) Yasonya, S. 19 mihailomilovanovic, S. 20 Ridofranz, S. 25 (Gengenbach, Schwarzwald) emicristea, S. 31 fotostorm, S. 32 (Geroldsee und Karwendel, bei Garmisch­Partenkirchen) DieterMeyrl, S. 34 kitzcorner, S. 36 Farknot_Architect, S. 40 GoodLifeStudio, S. 45 izusek

Mondnacht

Es war, als hätt’ der Himmel Die Erde still geküßt, Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt’.

Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis’ die Wälder, So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus.

Joseph von Eichendorff (deutscher Schriftsteller, 1788–1857)

Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.