Impuls März / April 2018

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DAS MAGAZIN DES STAATSTHEATER NÜRNBERG

MÄRZ / APRIL

OPER Die Soldaten Zu Zimmermanns 100.

BALLETT Powerhouse Ein Stück für Lausanne

: 2018

SCHAUSPIEL Wie es euch gefällt R. Redfords Hände selig

KONZERT Gäste aus Krakau Mahler & Mendelssohn


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: INHALT

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OPER

:

Konwitschny inszeniert Zimmermanns „Die Soldaten“ · Zimmermann-Symposium

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SCHAUSPIEL

:

„Robert Redfords Hände selig“ · „Wie es Euch gefällt“ · „Draußen vor der Tür“ · TALKING ABOUT BORDERS

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BALLETT

:

Powerhouse: Stücke von Alexander Ekman und Goyo Montero · Ein neues Stück für den Prix de Lausanne

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KONZERT

:

Philharmonische Konzerte mit Nehring & Kirschnereit · Einkehr mit Beethoven · Phil&Chill

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U18 PLUS

:

Freunde & Feste erkunden Nevin Aladağs Objekte · 70 Jahre Schulplatzmiete

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STAATSTHEATER EXTRA

:

Die Blaue Nacht · Forschungsprojekt · Werkstattbesuch bei Roman Declercq · Ein Rückblick im Film

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KURZ UND BÜNDIG Best of · Newsletter

:


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SCHONUNGSLOSES GESELLSCHAFTSBILD BERND ALOIS ZIMMERMANNS „DIE SOLDATEN“ Es ist einer der Höhepunkte der Spielzeit: Bernd Alois Zimmermanns Oper „Die Soldaten“ in der Inszenierung von Peter Konwitschny und dirigiert von Generalmusikdirektor Marcus Bosch. Zimmermanns Oper, die pünktlich zum 100. Geburtstag des Komponisten Premiere hat, ist eines der Schlüsselwerke des Musiktheaters im 20. Jahrhundert und bis heute eine beglückende Herausforderung für die Akteure eines Opernhauses, wie auch für ihr Publikum. Die Handlung der Oper nach dem Drama des Sturm-und-Drang Dichters Jakob Michael Reinhold Lenz ist eigentlich schnell erzählt: Marie, eine Mädchen aus gutem Hause, ist mit dem Tuchhändler

Stolzius verlobt. Aber als sich der junge Baron Desportes für sie zu interessieren beginnt, gefällt ihr das – und ihr Vater wittert die Chance auf einen sozialen Aufstieg für die ganze Familie. Die Verlobung mit Stolzius platzt, doch Desportes lässt Marie schon bald sitzen. Also hält sich das Mädchen an dessen Freunde aus dem Soldaten-Milieu – und wird bald als Soldatenhure geschmäht. Lenz und Zimmermann zeigen in „Die Soldaten“ jedoch nicht so sehr das Einzelschicksal von Marie, sondern eine ganze Gesellschaft, die auf Rohheit, Egoismus und emotionaler Kälte beruht. Der Fall der Marie, die am Ende auf der Straße bettelt und von

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ihrem eigenen Vater nicht erkannt wird, ist nur ein Fallbeispiel für eine Gesellschaft, die unaufhaltsam in eine Katastrophe der Entmenschlichung hineinläuft. „Die Soldaten“ handelt nicht von Soldaten, die Oper ist kein Kriegs- und auch kein Anti-Kriegs-Stück. Die Soldaten des Stückes sind adelige Offiziere, die in einer französischen Garnisonsstadt über Frauen und Theater reden. Dennoch findet in jeder der 15 Szenen des Werkes Gewalt statt: Psychische und physische Gewalt zwischen Vätern und Töchtern, zwischen Müttern und Söhnen, innerhalb von Gruppen von Männern. „Als Zimmermann die Oper 1960 komponiert hat, gab es noch deutsche Städte, die von Soldaten bevölkert waren“, kommentierte Regisseur Peter Konwitschny zu Beginn der Probenzeit. „Heute ist das nicht mehr so, deshalb handelt das Stück von dem Soldaten in uns Männern, oder auch Frauen. Man verhält sich soldatisch. Man schießt, obwohl man gar kein Gewehr hat. Man tötet, obwohl man gar keinen Panzer hat.“ Nicht das historische Stück um Soldaten in einer Garnisonsstadt zeigt Peter Konwitschny in seiner Inszenierung, sondern eine Geschichte, die uns hier und heute unmittelbar angeht. „Jedes Werk“, so Konwitschny, „von dem es sich lohnt, überhaupt zu sprechen, muss gespeist sein durch unsere Wirklichkeit."

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Der Komponist Bernd Alois Zimmermann begann 1957 im Auftrag der Oper Köln mit der Komposition der „Soldaten“, in einer Zeit, als deutsche Komponisten wie Karlheinz Stockhausen die Oper prinzipiell ablehnten. Zimmermann jedoch bekannte sich zum Musiktheater als der Kunstform, in der Musik unmittelbarer Ausdruck des Menschen ist und in der das verhandelt wird, was uns als Mensch ausmacht. Oper war für Zimmermann jedoch mehr als gesungene Literatur, sondern vielmehr eine Kunstform, die alle Darstellungsformen der Musik aus Geschichte und Gegenwart in sich aufsaugt. Einerseits entwickelte er seine Partitur aus einer zentralen Zwölftonreihe und nach strengen Gesetzen des seriellen Komponierens, andererseits integriert er die ganze Musikgeschichte vom gregorianischen „Dies irae“ über Bach-Choräle bis hin zur elektronischen Musik und dem Jazz in seine Musik. Auch die damals avantgardistischen Strömungen des Fluxus, der frühen Videokunst oder der Unterhaltungskultur haben ihre Spuren in „Die Soldaten“ hinterlassen. Zimmermann zeigt vor allem mit seiner teils apokalyptischen Musik, wie eine gesellschaftliche Zwangssituation einen Menschen in seinen Untergang reißt, und beschreibt damit den Untergang unserer Zivilisation. „Die Oper spielt gestern, heute und morgen“, schreibt der Komponist in seine Partitur.


DIE SOLDATEN

Die enorme Komplexität der Musik und der riesige Aufwand mit großem Orchester, fast 20 Gesangssolisten und mehreren Bühnenmusikgruppen in teils komplexen Klangcollagen führten dazu, dass die Kölner Oper das Werk noch vor seiner Fertigstellung als unaufführbar ablehnte, was Zimmermann in eine tiefe Krise stürzte. Doch als man die Oper 1965 doch noch zur Uraufführung brachte, setzte eine internationale Erfolgsgeschichte ein, die bis heute andauert. In Nürnberg erlebte das Werk 1974 in der Inszenierung von Hans-Peter Lehmann seine Erstaufführung, und nach der Bayerischen Staatsoper ist das Staatstheater das zweite Opernhaus, das diese Epochenwerk nun zum zweiten Mal auf den Spielplan setzt. Als musikalisches Werk bleiben „Die Soldaten“ eine große Herausforderung: Generalmusikdirektor Marcus Bosch koordiniert ein riesiges Orchester mit einer großen Anzahl von Schlagzeug- und Tasteninstrumenten, die aus dem Probensaal zugespielt werden müssen, weil sie unmöglich in den Orchestergraben passen. Dazu kommen mehrerer Schlagzeuggruppen auf der Bühne und eine Jazz-Combo. Zimmermanns komplexes Zeit-Konzept erfordert, dass sich häufig mehrere Zeitschichten als Collage überlagern, obwohl der Dirigent nur ein Tempo dirigieren kann. „Es geht bei Zimmermann aber nicht um bloßes Experimentieren“, betont Bosch. „Zimmermann will mit seiner Musik etwas ausdrücken und uns emotional berühren. Und genau das müssen wir am Ende erreichen.“ Peter Konwitschny und sein Ausstatter Helmut Brade haben für „Die Soldaten“ ein Inszenierungskonzept entwickelt, das der komplexen Musik eine scheinbar einfache und sehr theatralische Bühnensprache entgegensetzt. „Das Komplizierte kann auch einfach sein, weil das Einfache sehr theatralisch ist“, beschreibt Ausstatter Helmut Brade das Grundprinzip seines Bühnenraums. Die Familie als Ort, an dem die Bruchstellen einer Gesellschaft im Kleinen verhandelt werden, das interessiert Konwitschny. Doch nach der Pause ändert sich die Aufführungssituation grundlegend. Die Geschichte der Marie ist an einem Endpunkt angekommen, und Zimmermann lässt den Teil des Werkes enden, der noch eine traditionelle Oper ist. In Peter Konwitschnys Inszenierung verlässt das Publikum den Saal und erlebt den 4. Akt von der Bühne aus. Die Perspektive verkehrt sich, die Trennung von Zuschauern und Akteuren ist teilweise aufgehoben.

: OPER

Auf der Bühne ist bei „Die Soldaten“ ein exzellentes Ensemble aus hauseigenen Sänger*innen und Gästen zu erleben: Die dänische Sopranistin Susanne Elmark hat die Marie bereits in den „Soldaten“Produktionen in Zürich, Berlin und Buenos Aires gesungen und wird im Mai diese Paraderolle in Madrid singen. Ihr zur Seite stehen der Tenor Uwe Stickert als Desportes, der in Nürnberg vor allem in den hohen Tenorrollen des französischen Fachs zu erleben war, sowie der Nürnberger Publikumsliebling Kammersänger Jochen Kupfer als dessen Gegenspieler Stolzius. Langjährige Ensemblemitglieder wie Antonio Yang als Feldprediger Eisenhardt, Hans Kittelmann als Hauptmann Pirzel oder Martin Platz als junger Graf stehen neben Gästen wie Tilmann Rönnebeck als Maries Vater, Sharon Kempton als Gräfin und Tim Kuypers als Haudy auf der Bühne. Die Jazz-Combo in der berühmten Kaffeehaus-Szene wird von Schauspiel-Musikerin Bettina Ostermeier angeführt. Zum 100. Geburtstag von Bernd Alois Zimmermann veranstaltet das Staatstheater Nürnberg außerdem das Symposium „Wahrnehmungstheater. Interdisziplinäre Debatten zu „Die Soldaten“. Und am Geburtstag des Komponisten am 20. März 2018 überträgt der Sender BR-Klassik „Die Soldaten“ live aus dem Nürnberger Opernhaus.

Kai Weßler

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OPER

: DIE SOLDATEN

IM EISERNEN RHYTHMUS BEI „DIE SOLDATEN“ SIND DIE SCHLAGZEUGER DER STAATSPHILHARMONIE GEFORDERT mehr gehören. Ganz in der Ecke thront eine Instal„Im eisernen Rhythmus“ schreibt Bernd Alois lation aus Eisenbahnschienen. „Von der Nürnberger Zimmermann über die ersten Takte seiner Oper Straßenbahn“, verrät Schlagzeuger Nikolas Keller. Gibt „Die Soldaten“. Rhythmus und Zeitordnung sind ein es ein Schlagzeuginstrument, das an diesem Abend wichtiges Thema in dem Werk des 1918 geborenen nicht im Einsatz ist? Die Musiker*innen überlegen Komponisten – kein Wunder also, dass „Die Soldaten“ kurz: Nur die Windmaschine und das Donnerblech gerade für die Schlagzeuger der Staatsphilharmonie haben bei „Die Soldaten“ eine besondere HerausforPause. Und das hat einen derung sind. Zu Beginn der Grund: Wenn am Ende des Proben haben wir uns das » ES IST ALLES IM EINSATZ, ersten Aktes der Oper ein Instrumentarium einmal Gewitter losbricht, lässt angesehen. AUSSER WINDMASCHINE Zimmermann nicht das DonDer Aufbau ist beeinUND DONNERBLECH « nerblech scheppern, sondern druckend: Auf fast 100 Quadrei weitere Schlagzeugdratmetern erstreckt sich gruppen mit zwölf Pauken ein ganzes Orchester aus und zahlreichen Glocken-Instrumenten auf der Bühne Schlagzeuginstrumenten, die Bernd Alois Zimmerkreisen Marie, die Hauptfigur des Werkes, von drei mann für seine 1965 uraufgeführte Oper vorschreibt. Seiten musikalisch ein. Je zwei Marimbaphone, Vibraphone, Glockenspiele Nicht weniger als 25 Schlagzeuger sind am und Röhrenglocken bilden das melodische Rückgrat Ende im Einsatz, die insgesamt 75 Instrumente dieses Schlagzeugorchesters, zu dem noch verschiebedienen. Diesen riesigen Aufbau im Orchesterdene Trommeln in allen Größen sowie Schlagwerk graben unterzubringen, ist unmöglich. Die Schlagwie Triangel, Kastagnetten, Kuhglocken und vieles zeuger bleiben daher (mit Ausnahme der Pauke) im Orchestersaal und werden per Live-Übertragung eingespielt. Für das Publikum soll es aber so klingen, als spielten die Musiker*innen im Saal. „Wir hören vom Gesamtergebnis nichts“, schmunzelt Sven Forker, der „Die Soldaten“ vor 20 Jahren schon einmal in Hannover gespielt hat. Nur über Monitore sind die Musiker*innen mit dem Dirigenten verbunden, dessen Anweisungen von einem zweiten Dirigenten zusätzlich koordiniert werden. „Die Soldaten“ ist eine Oper, die alle Beteiligten herausfordert. Bereits 18 Monate vor Beginn der eigentlichen Proben haben die Schlagzeuger der Staatsphilharmonie mit der Vorbereitung für dieses instrumentale Großprojekt begonnen. Während ein Bläser an einem Opernabend vielleicht mal gelegentlich zur Piccoloflöte greift, bedient ein Schlagzeuger eine ganze Palette von Instrumenten. Aber: Wer spielt wann welches Instrument, das in der Partitur verzeichnet ist? Wie viele Spieler werden benötigt? Wie müssen die Instrumente aufgestellt werden, damit der Wechsel von den Röhrenglocken zur klei-

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nen Trommel und von dort zur Triangel und zurück reibungslos gelingt? Danach wurden die Noten so eingerichtet, dass jeder Spieler genau weiß, welches Instrument er wann und wo zur Hand nimmt. Fast 40 Kolleg*innen aus ganz Deutschland, aus Hannover, München, Stuttgart, Darmstadt, Karlsruhe, Regensburg und Hof, werden bei den sechs Aufführungen dabei sein. „Wenn wir das machen, dann wollen wir das richtig machen“, betonen die Musiker*innen der Staatsphilharmonie. „So eine Herausforderung schweißt auch zusammen, und natürlich sind wir auch Gastgeber für die Kollegen aus ganz Deutschland“, betont Nikolas Keller. Am Ende der Arbeit an „Die Soldaten“ steht ein einzigartiges Raumerlebnis, bei dem die Zuhörer*innen Teil einer gewaltigen Klang-Installation sind. Und dieses Raumerlebnis ist nicht zuletzt der Grund für den einzigartigen Status in der Musikgeschichte dieses ungewöhnlichen Werkes.

Kai Weßler

PREMIERE

: 17. MÄRZ 2018, 19.30 UHR, OPERNHAUS

DIE SOLDATEN   Bernd Alois Zimmermann OPER IN VIER AKTEN

Text nach dem gleichnamigen Schauspiel von Jakob Michael Reinhold Lenz In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln Musikalische Leitung: Marcus Bosch Inszenierung: Peter Konwitschny Bühne und Kostüme: Helmut Brade Chor: Tarmo Vaask Dramaturgie: Kai Weßler Mit: Tilmann Rönnebeck (Wesener), Susanne Elmark (Marie), Solgerd Isalv (Charlotte), Helena Köhne

(Weseners alte Mutter), Jochen Kupfer (Stolzius), Leila Pfister (Stolzius’ Mutter), Alexey Birkus (Obrist), Uwe Stickert (Desportes), Hans Kittelmann (Pirzel), Antonio Yang (Eisenhardt), Tim Kuypers (Haudy), Ludwig Mittelhammer (Mary), Sharon Kempton (Gräfin de la Roche), Martin Platz (Der junge Graf), Richard Kindley (Bedienter der Gräfin de la Roche), Johannes Budelmann (Der junge Fähnrich), Yongseung Song, Chang Liu*, Chool Seomun (Drei junge Offiziere), Klaus Brummer (Der betrunkene Offizier), Manuel Krauß, Alexander de Paula, Petro Ostapenko* (Drei Hauptleute), Cem Aydin, Jona Bergander, Nazzareno Putzolu (Drei Fähnriche), Cover: Peter Brownbill, Gabriele Rufino/Rüyam Kabakci (Andalusierin), Monika Schrödel-Hecht (Mdme. Roux) Chor des Staatstheater Nürnberg, Staatsphilharmonie Nürnberg *

Mitglieder des Internationalen Opernstudios Nürnberg

Live-Übertragung der 2. Vorstellung auf

zum 100. Geburtstag von Bernd Alois Zimmermann.

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OPER AKTUELL DIE SOLDATEN Einführungssoirée mit dem Leitungsteam am 12. März 2018, 18.00 Uhr, Gluck-Saal WEITERE VORSTELLUNGEN: 20., 25.03.; 8., 14., 23.04.2018

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STAATSTHEATER EXTRA

: SYMPOSIUM

WAHRNEHMUNGSTHEATER SYMPOSIUM ZU „DIE SOLDATEN“

Mehr als ein Anlass zum Feiern ist der 100. Geburtstag des Komponisten Bernd Alois Zimmermann am 20. März 2018. Zimmermann gilt nicht nur als einer der wichtigsten deutschen Komponisten nach 1945, sondern sein Werk ist auch mit Nürnberg verbunden: 1970 komponierte Zimmermann als Auftrag der heutigen Staatsphilharmonie sein Orchesterstück „Stille und Umkehr“ als Beitrag zum Dürer-Jahr. Es sollte das letzte Werk des Komponisten sein, der sich im Jahr darauf das Leben nahm. Das Staatstheater Nürnberg ehrt Zimmermann nicht nur durch die Aufführung seiner Oper „Die Soldaten“, sondern auch durch das Symposium „Wahrnehmungstheater“ bei dem Wissenschaftler verschiedener Disziplinen zwei Tage lang über dieses

faszinierende Musiktheaterwerk debattieren werden. Das Symposium wurde in Zusammenarbeit mit der Bernd Alois Zimmermann-Gesamtausgabe (BerlinBrandenburgische Akademie der Wissenschaften/ Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz) geplant. Es stellt die Oper einer interdisziplinären Debatte und fragt aus musik-, theater-, literatur- und medienwissenschaftlicher Perspektive nach der Bedeutung von Zimmermanns „Die Soldaten“ für die Gegenwart. Bezüge zu den bildenden Künsten der 1960er Jahre werden dabei ebenso zur Sprache kommen wie Fragen von Theatralität und Medialität und der Verbindung zum Sturm-undDrang-Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz, der die Vorlage der Oper schrieb. Wir sind stolz, zu diesem Symposium eine Reihe von hochrangigen Wissenschaftler*innen einladen zu können: Darunter sind die Theaterwissenschaftler David J. Levin (Chicago) und Günther Heeg (Leipzig), die Musikwissenschaftlerin Silke Leopold (Heidelberg) und Musikwissenschaftler Andreas Dorfner (Detmold), die Literaturwissenschaftlerin Juliane Vogel (Konstanz) sowie der Literaturwissenschaftler Heinrich Bosse (Freiburg). Die Musikwissenschaftlerin Dörte Schmidt (Berlin), die das Symposium gemeinsam mit dem Dramaturgen Kai Weßler konzipiert, ist die Leiterin der Bernd Alois Zimmermann-Gesamtausgabe, dem ersten musikwissenschaftlichen Gesamtausgabenvorhaben für die Musik nach 1945. Zwischen den Vorträgen wird der Film „Bliesheimer Kreuz“ von Saskia Walker über die frühen Jahre des Komponisten gezeigt. Ein Podium mit dem Regisseur Peter Konwitschny bildet den Abschluss der Veranstaltung, die sich an interessierte Zuschauer*innen und an Fachpublikum richtet.

14.-15. APRIL 2018, GLUCK-SAAL

WAHRNEHMUNGSTHEATER   SYMPOSIUM Interdisziplinäre Debatten über Bernd Alois Zimmermanns Oper „Die Soldaten“ Leitung: Prof. Dr. Dörte Schmidt (Universität der Künste, Berlin; Bernd Alois Zimmermann-Gesamtausgabe),

Kai Weßler (Staatstheater Nürnberg) In Zusammenarbeit mit der Bernd Alois Zimmermann-Gesamtausgabe. Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz

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SCHAUSPIEL

: ROBERT REDFORDS HÄNDE SELIG

REDFORDS HÄNDE REBEKKA KRICHELDORFS „ROBERT REDFORDS HÄNDE SELIG“ IN DEN KAMMERSPIELEN „Den Glauben an die Heilkraft des Sprechens halte ich für den größten Irrglauben unserer Zeit“ (Rebekka Kricheldorf) Rebekka Kricheldorfs komplexes Stück (ein Auftragswerk für das Staatstheater Kassel 2010) „Robert Redfords Hände selig“ ist nicht nur zwischen Abgründigem und Komischem angesiedelt, sondern erinnert auch an Edward Albees weltberühmten Klassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ (1962) sowie an die epochale Verfilmung des Romans von Tania Blixen „Die afrikanische Farm“ (1937), der unter dem Titel „Jenseits von Afrika“ 1985 in die Kinos kam. Kricheldorf bedient sich in ihren Stücken oftmals bekannter Blockbuster- und Weltliteratur-Sujets und bringt diese in einen anderen, heutigen, oftmals politischen Kontext. Die Grenze zwischen realen Situationen und fantastischen Elementen verschwimmt unmerklich in ihren Arbeiten. Sie selbst sagt über ihre Stücke, dass sie immer versucht, ein „kulturelles Erlebniskonzentrat freizulegen.“ „ Ich suche in einer Handlung immer auch das A llge me ine , Pr otot ypis che . Das Komödiantische,resultiert eben aus der ironischen Distanz und der typisierten Überhöhung aber auch aus der Wahrnehmung der Absurdität des Daseins.“ (Rebekka Kricheldorf) In der Regie von Bettina Bruinier wird das vordergründige „Well-made-play“ nun mit Kammerschauspielerin Adeline Schebesch und Kammerschauspieler Thomas Nunner (als Alice & Ben) sowie Bettina Langehein und Stefan Willi Wang (als Julia & Gero) zu sehen sein. Kricheldorf verortet ihre Geschichte

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im Wüstencamp in Namibia. Im Zentrum steht das deutsche Rentnerehepaar Alice und Ben aus München, das zwei Jahre zuvor die deutsche Heimat verlassen hat, um in der Küstenstadt Swakopmund einen Neuanfang zu wagen. Nun allerdings sitzen sie in der Hitze Afrikas im doppelten Sinne fest – in der Wüste und in ihrer Ehe. Ben, der die Schnauze gestrichen voll hat von Elefanten, Geparden, „blöden Nilpferden und blöden, blöden Giraffen“, will schleunigst zurück in die alte Heimat. Alice hingegen verzögert die Heimkehr nach Deutschland immer wieder und wird von Panikattacken gebeutelt, u. a. weil bei ihnen eingebrochen wurde. Partout will sie ihren unrealistischen „Jenseits von Afrika – Traum“ nicht aufgeben und schwärmt von Robert Redford, genauer von dessen Paraderolle Denys Finch Hatton. Diese leidenschaftliche Intensität des Daseins sowie die exotische Hochglanzwelt wünscht sich Alice herbei, doch die Realität sieht im Wüstensand, mitten in Namibia, leider anders aus. Zwischen den Eheleuten fliegen ordentlich die Fetzen und von Leidenschaft ist nichts mehr zu spüren. Und nebenbei befinden sie sich auch nicht mehr im fernen Kolonial-Afrika, in dem die Weißen die Herren waren und das Sagen hatten. Als das junge, frisch verliebte Paar Julia und Gero, das in einem AIDS-Hilfe Projekt mitarbeiten will, im Wüstencamp eintrifft, bahnt sich unter dem Einfluss von enormem Alkoholkonsum innerhalb eines Tages und einer Nacht eine schleichende Eskalation an und es prallen verschiedene Lebensentwürfe, Geschlechterrollen und Generationskonflikte aufeinander. Rebekka Kricheldorf erzählt in ihrem Stück von zwei ungleichen Paaren, zerrt die unter der Oberflä-


che brodelnden Probleme der jeweiligen Beziehung hervor und thematisiert ganz nebenbei Fragen nach Heimat und Kultur, Postkolonialismus, Identität, Gender und Rassismus. Gerade der analytische Blick auf die kolonialen Machtverhältnisse und die Rolle der Deutschen in Afrika ist 2018 aktueller denn je. In einer Zeit also, in der der Herero-Führer Vekuii Rukoro Deutschland verklagt. Im Jahr 1904 hatten deutsche Schutztruppen in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika den Widerstand der Herero blutig niedergeschlagen. Die Soldaten trieben Tausende Angehörige des Volkes in die Wüste Omahek, wo sie verdursteten. Zur Zeit verhandelt man um die Anerkennung des Genozids, Entschuldigung und Entschädigung. Der Professor für die Geschichte Afrikas an der Universität Hamburg Jür-

gen Zimmerer bemerkte jüngst in DIE ZEIT (10.1.2018) „Egal, was Deutschland nun macht oder zahlt, es wird die Betroffenen enttäuschen.“ Die Klage geht nun in die nächste Runde. Kricheldorf verzahnt wie so oft in ihren dramatischen Texten ein privates Erleben mit politischer Analyse und schafft es, die Figuren in einen allgemeingültigen, gesamtgesellschaftlich hoch brisanten, zeitnahen Zusammenhang zu setzen. „Der Deutsche ist und bleibt ein ewiger Missionar. Mit seinen humanistischen Prinzipien im Gepäck bereist er die Welt und beglückt seine Mitmenschen. Diese zerrissene, romantische Seele! Bringe den Gral. Bringe das Licht“ (Ben in „Robert Redord Hände selig“)

Katja Prussas PREMIERE

: 07. APRIL 2018, 19.30 UHR, KAMMERSPIELE

ROBERT REDFORDS HÄNDE SELIG   Rebekka Kricheldorf Inszenierung: Bettina Bruinier  Bühne und Kostüme: Mareile Krettek Musikalische Betreuung: Bettina Ostermeier Dramaturgie: Katja Prussas Mit: Ksch. Adeline Schebesch (Alice), Ksch. Thomas Nunner (Ben), Bettina Langehein (Julia), Stefan Willi Wang (Gero) WEITERE VORSTELLUNGEN: 12., 14., 15., 17., 25., 29.04.; 12., 18., 19., 26., 27.05.2018 REBEKKA KRICHELDORF wurde 1974 in Freiburg im Breisgau geboren, studierte Romanistik an der HumboldtUniversität und „Szenisches Schreiben" an der Hochschule der Künste Berlin. 2004 war sie Hausautorin am Nationaltheater Mannheim und von 2009 bis 2011 Dramaturgin, Hausautorin und Mitglied der Künstlerischen Leitung am Theaterhaus Jena. Ihre Stücke wurden mehrfach ausgezeichnet und werden regelmäßig am Staatstheater Kassel, Stadttheater Bern, Schauspielhaus Hamburg, Theater Osnabrück und am Theater Göttingen uraufgeführt.

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WIE ES EUCH GEFÄLLT

: SCHAUSPIEL

IM WALD IST ALLES ANDERS FRANK BEHNKE INSZENIERT „WIE ES EUCH GEFÄLLT“ IM SCHAUSPIELHAUS Zeiten des Umbruchs. Ein neuer Herzog hat das Reich übernommen. Doch um sich an die Spitze des Staates zu stellen, musste er seinen älteren Bruder, den eigentlich rechtmäßigen Herrscher des Landes, entmachten und samt seiner Getreuen in den Ardenner Wald verbannen. Aber hatte sein Bruder nicht viele Befürworter? Die Paranoia des Autokraten wächst. Wie sich dieser potentiell widerständigen Elemente entledigen? Auch der Edelmann Rowland de Boys war ein solcher Verehrer des alten Herzogs und somit Erzfeind des jetzigen Herrschers. Zwar ist Rowland de Boys tot, aber da sind noch seine Söhne. Der eine, Oliver de Boys, linientreu und mit dem neuen Staat kompatibel, der andere, Orlando, rebellisch und schwierig. Beide Brüder einander tief verhasst. Ein weiteres Problem stellen auch die eigene Tochter Celia und vor allem ihre Cousine » SCHADE, DASS IDIOTEN HEUTRosalinde dar, die Tochter des verbannten Herzogs, die ZUTAGE NICHT MEHR VERNÜNFTIG nur aus Liebe zu ihrer besten SAGEN DÜRFEN, WAS VERNÜNFTIGE Freundin am Hofe geblieben ist. Werden sich die jungen LEUTE IDIOTISCHES TUN. « TOUCHSTONE Leute gegen die neue Ordnung auflehnen? Zu befürchten ist es. Und tatsächlich, schon tauchen erste Zeichen auf. Orlando de Boys fordert den Hofringer Charles zum Kampf und trägt den Sieg davon. Zu allem Überfluss verliebt sich auch noch Rosalinde in den „Verräter“. Da ist der neue Herzog ja nahezu gezwungen, machtpolitische Konsequenzen zu ziehen. Kurzerhand verbannt er also auch Rosalinde – auch auf die Gefahr hin, die eigene Tochter zu verlieren. Den beiden jungen Frauen bleibt nichts, als sich in den Ardenner Wald zu flüchten. Um unentdeckt zu bleiben, verkleiden sie sich und Rosalinde wird zu Jüngling Ganymed. Mit ihnen flieht auch der Narr Touchstone – denn Humor und Kunst haben keine Zukunft am Hof. Und auch Orlando, seines Lebens im Regime nicht mehr sicher, hat sich auf den Weg in den Wald gemacht. Dort treffen schließlich alle aufeinander: Liebende, Verirrte, Narren und Philosophen begegnen sich hier. Alle suchen sie nach einem alternativen Leben, nach sich selbst und der Liebe. In der Natur fernab des Hofes wird alles auf den Kopf gestellt: Geschlechterrollen, Liebesbeziehungen, politische Weltanschauungen. Jeder ist hier, wer er sein will ... Aber genau hier liegt auch der neuralgische Punkt dieser utopischen Versuchsanordnung: Wie frei kann der Mensch wirklich sein? DIE SUCHE NACH DEM BESSEREN ORT „Wie es euch gefällt“ ist eines der meistgespielten und zitierten („Die ganze Welt ist Bühne …“) Werke Shakespeares. Wie bei eigentlich all seinen Komödien, stehen auch bei „Wie es euch gefällt“, trotz geschliffener Pointen, bestechendem Wortwitz und turbulenter Verwechslungskomik, nicht nur Spaß und Unterhaltung im Zentrum – auch wenn der Titel des Werkes dies zunächst suggeriert. Shakespeare geht es vielmehr um die Gesellschaft, ihre Konventionen und Wirkmechanismen. Mit dem zwischen 1599 und 1600 entstandenen Stück reißt der Autor zunächst literarische und kulturelle Konventionen ein. Er provoziert sein Publikum, indem er zentrale Erwartungshaltungen untergräbt. Was hat zum Beispiel Politik in einem Schäferspiel verloren? Und warum ist eine Frau

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SCHAUSPIEL

: WIE ES EUCH GEFÄLLT

die Heldin des Stücks? Mit der Fiktion des Ardenner Waldes schafft Shakespeare eine moderne Utopie vom freien Leben. Hier wird mit alten Rollenklischees aufgeräumt, das Verhältnis von Mensch und Natur, von Herrschaft und Unterdrückung spielerisch untersucht. Und der Dichter treibt es weit mit der Auflösung der bestehenden Verhältnisse. Aber natürlich wäre Shakespeare nicht Shakespeare, wenn die Ordnung am Ende nicht doch wiederhergestellt würde, sich nicht alle möglichen Figuren zum Guten bekehren, sich nicht doch die gegengeschlechtlichen Paare finden, die Komödie also doch „gut“ ausgehen würde. Und dennoch: All die Gedanken um Toleranz von Andersartigkeit, die Relativität von Klassenzugehörigkeit etc. sind in die Welt gesetzt und die Protagonisten kehren verändert in die Ordnung zurück. Natürlich ist unsere westliche Welt heute eine andere als zu Shakespeares Zeit. Vieles, was er als utopische Freiheit erdichtet hat, ist zur realen, liberalen Freiheit geworden, zumindest auf dem Papier. Sein Stück muss deshalb dennoch nicht zu den Akten gelegt werden. Denn ist nicht genau diese radikale gedankliche Freiheit Shakespeares, eine andere Ordnung zu erträumen, heute ziemlich verkümmert? Ist unsere Utopiefähigkeit unter dem Eindruck von Realpolitik und Sachzwängen nicht in Gefahr? Warum dieses Stück also nicht als Manifest für die unstillbare Suche nach dem besseren Ort lesen?

Friederike Engel

ZURÜCK IN DER STADT – FRANK BEHNKE IM GESPRÄCH

Seit 2010 lebst Du zwar nicht mehr in Nürnberg, bist aber immer wieder hierher zurückgekehrt, sei es für Vorstellungsbesuche, Wiederaufnahmen oder Neuinszenierungen. Worauf freust Du Dich am meisten, wenn es Dich wieder für eine Zeit in die Frankenmetropole verschlägt?

Es ist toll, dass man sich gegenseitig kennt und schätzt. Der Kontakt ist ja nach meinem Weggang aus Nürnberg nicht abgebrochen, und ich habe die Arbeit des Nürnberger Ensembles immer weiter verfolgt.

Frank Behnke: Mit Nürnberg verbinde ich so unendlich viel. Es waren für mich zehn intensive und spannende Jahre, und ich komme bis heute immer noch mit etwas Wehmut in das Theater und in die Stadt. Irgendwie fühlt es sich nach wie vor sehr vertraut und heimisch an, dort zu sein. Und ich freue mich am meisten auf all die Orte, an denen ich viel Zeit verbracht habe, und es macht unendlich viel Spaß, durch Nürnberg zu laufen, und zu schauen, was sich inzwischen alles verändert hat.

Mit „Wie es euch gefällt“ inszenierst Du dieses Jahr erstmals im Schauspielhaus, dessen Umbau Du damals noch mitkonzipiert hast. Gibt es etwas, worauf Du Dich in diesem Raum besonders freust? Was Dich besonders reizt?

Angefangen mit „Alte Meister“, 2004 in den Kammerspielen, hast Du neben Deiner damaligen Tätigkeit als leitender Dramaturg auch immer wieder als Regisseur mit dem Nürnberger Ensemble gearbeitet. Was schätzt Du an der Arbeit mit den Nürnberger Kollegen besonders? 16

Ich habe in Nürnberg tatsächlich schon alle anderen Räume bespielt. Die Kammerspiele, diverse Ausweichquartiere, Probebühnen und Foyers und einige meiner Inszenierungen, wie zum Beispiel „Terror“, haben dann auch den Aufstieg aus dem Keller in das Schauspielhaus geschafft. Daher freue ich mich sehr darauf, jetzt in diesem tollen Spielort zu arbeiten. Es ist für mich ein besonders gelungener Theaterraum, der Größe und Intimität genial verbindet. Außerdem ist das technische Team ein Geschenk für jeden Regisseur.


WIE ES EUCH GEFÄLLT

: SCHAUSPIEL

» ›WIE ES EUCH GEFÄLLT‹ IST EINES DER IDEALISTISCHSTEN UND ERBAULICHSTEN STÜCKE SHAKESPEARES. ES POSTULIERT EIN UNIVERSUM, IN DEM WAHRHAFTES GLÜCK DURCH TOLERANZ UND ANERKENNUNG, VIELFALT, VERSTÄNDNIS UND GEMEINSAMKEIT ZU EINEM ERFÜLLTEN UND HARMONISCHEN LEBEN FÜHREN KANN « JOHN KERRY IN »LIVING SHAKESPEARE«

Du hast Dir Shakespeares „Wie es euch gefällt“ für Deine letzte Arbeit unter Klaus Kusenberg in Nürnberg ausgesucht. Warum gerade dieses Stück? Es war der Wunsch der Dramaturgie, noch einmal ein großes Ensemblestück zu finden und die Mischung aus Witz, Welthaltigkeit, Politik, Melancholie und Komödie ist doch für eine Abschiedsspielzeit genau das Richtige!

Was wird die Zuschauer*innen in Deiner Inszenierung erwarten? Zusammen mit dem Bühnenbildner Peter Scior haben wir einen kühnen Raum ersonnen, der sicher überraschend sein wird für alle, die „Wie es euch gefällt“ nur als Komödie kennen. Shakespeares Titel „Wie es euch gefällt“ zielt auf ein amüsierwütiges Publikum, dem er in einer seiner letzten Komödien noch einmal alles bieten wollte, was es sich wünscht: Liebesverwirrungen, witzige Wortspiele und nach vielen Hindernissen ein großartiges Happy End mit gleich vier Hochzei-

PREMIERE

ten. Doch eigentlich interessierte sich Shakespeare längst für andere Genres. Nicht umsonst gilt „Wie es euch gefällt“ als poetischste und philosophischste Komödie und nicht zuletzt auch als ein Stück mit einer bitteren politischen Note. Die Ausgangssituation ist ja ein Putsch, die Machtübernahme durch einen autoritären Herzog, während alle Kritiker und Gegner aus dem Land verbannt werden. Das interessiert mich dabei sehr.

Zehn Jahre warst Du der Stellvertreter von Schauspieldirektor Klaus Kusenberg hier am Schauspiel Nürnberg. In wenigen Monaten wird die Direktion zu Ende gehen – wie fühlt sich das für Dich an? Ich versuche, da ganz unsentimental zu sein, denn ich weiß, wie wichtig künstlerische Erneuerung für ein Theater ist. Ich freue mich auf jeden Fall für das Nürnberger Haus über die Berufung von Jan Philipp Gloger und wünsche dem ganzen neuen Team jetzt schon einen fulminanten Start.

Die Fragen stellte Friederike Engel

: 14. APRIL 2018, 19.30 UHR, SCHAUSPIELHAUS

WIE ES EUCH GEFÄLLT   William Shakespeare Inszenierung: Frank Behnke Bühne: Peter Scior  Kostüme: Ay¸se Özel  Musik: Malte Preuss  Dramaturgie: Friederike Engel Mit: Svetlana Belesova (Phebe), Lilly Gropper (Celia), Josephine Köhler (Rosalinde), Nicola Lembach (Charles/Audrey); Ksch. Pius Maria Cüppers (Der neue Herzog Amiens), Heimo Essl (Jacques), Ksch. Michael Hochstrasser (Touchstone), Julian Keck (Orlando), Jochen Kuhl (Der alte Herzog Le Beau), Janco Lamprecht (Silvius), Marco Steeger (Oliver) WEITERE VORSTELLUNGEN: 15., 17., 23., 25., 27.04.; 12., 17., 19., 26., 27.05.2018

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PHIL & CHILL

13. APRIL 2018 20.30 UHR  Künstlerhaus im KunstKulturQuartier

KLASSIK – GREEK STYLE – DJS Mikis Theodorakis „ALEXIS ZORBAS“-SUITE  Nikos Skalkottas „5 GRIECHISCHE TÄNZE“

STEFANOS TSIALIS Dirigent EKKI ELETRICO & TOMMY YAMAHA Wildstyle DJ‘s

EINE KOOPERATION VON

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© Alex Lacombe Bassdef

© Steven Haberland

© Herbert Schulze

Bühne frei! 22. März 2018: Max Moor & das Emil Brandqvist Trio 21. April 2018: Lisa Simone „My World“ Karten direkt im Hotel, über die bekannten Vorverkaufsstellen der Region oder auf www.reservix.de erhältlich.

Immer gut für Highlights! Fordern Sie unser ausführliches Programm an! M Hotel Nürnberg Frauentorgraben 11 · 90443 Nürnberg Telefon 0911 2363-840 · info.nur@maritim.de · www.maritim.de Betriebsstätte der M Hotelgesellschaft mbH · Herforder Straße 2 · 32105 Bad Salzuflen

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RÜCKBLICK AUF ZAHLREICHE GEWINNER*INNEN UND EIN EUROPÄISCHES PUZZLE

Der internationale Dramenwet tbewerb TALKING ABOUT BORDERS ist seit 2015, mit angeschlossenem Festival, in Nürnberg beheimatet. Seine Geschichte begann jedoch bereits im Jahr 2005. In Mazedonien wurde die Suche nach neuen Stoffen und Autor*innen unter dem Motto „Über Grenzen sprechen“ von Christian Papke eröffnet. Seitdem wird der Wettbewerb jährlich in einem anderen osteuropäischen Partnerland ausgerufen. Dabei galt immer der Anspruch, die interkulturellen Beziehungen zu pflegen und Stücke zu finden, die mit lokalem Bezug auf Gesellschaftsdiskurse eingehen. Inzwischen sind aus zwölf verschiedenen Ländern zwölf verschiedene Gewinnertexte hervorgegangen – zuletzt „Schloss an der Lorie“ des tschechischen Autors Roman Sikora, das am 28. Juni am Schauspiel Nürnberg uraufgeführt wird. Schon mit „Angry Bird“ wurden die Uraufführungen des Wettbewerbs zu einer Konstanten im Spielplan. 2014 inszenierte Christoph Mehler das Stück des georgischen Autors Basa Janikashvili. Es handelt von dem Konflikt zwischen christlichen und muslimischen Bewohnern einer Dorfgemeinschaft.

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In der darauf folgenden Spielzeit kam das Doppeldrama „Lotterie / Frauen des Krieges“ der armenischen Autorin Karine Khodikyan in der BlueBox zur Uraufführung. Der erste Teil besteht aus einer bizarren Gameshow-Einlage mit undurchschaubaren Regeln. Der Gewinn ist jedoch verlockend: Ein Job, ein Pass und ein Haus im reichen Europa! So reißen sich die Teilnehmer*innen um denen Hauptpreis – in Zeiten, in den über Mauerbau zum Schutz von Außengrenzen debattiert wird, immer noch ein aktuelles Sujet. Als dritte Nürnberger Uraufführung stand „Life is Loading“ der polnischen Autoren Mariusz Wieçek und Jerzy Wójcicki auf dem Spielplan. Inhaltlich ein Gegensatz zu den vorrangegangenen Produktionen, beweist es die mögliche Themenvielfalt des Dramenwettbewerbs. Das Publikum bekommt einen Einblick in die Abgründe des Internets, samt des zügellosen Verhaltens seiner User. Auch hier wird ein für Gegenwart und Zukunft hochrelevantes Themengebiet angeschnitten. Die Inszenierung ist noch immer auf dem Spielplan und neuerdings in den Kammerspielen zu sehen.


TALKING ABOUT BORDERS

: SCHAUSPIEL EXTRA

EINE RÜCKSCHAU AUF EINIGE PARTNERLÄNDER DIENSTAG, 13.03.2018, 19.30 UHR, BLUEBOX DAS ACHTE LEBEN (FÜR BRILKA) von Nino Haratischwili LESUNG Mit: Ksch. Adeline Schebesch DIENSTAG, 24.04.2018, 19.30 UHR, KATHARINENSAAL (Am Katharinenkloster 6) GEDENKTAG DES VÖLKERMORDS AN DEN ARMENIERN

Liederabend – Lesung – Vortrag Mit: Hrachuhí Bassénz, Ksch. Adeline Schebesch, Jochen Kuhl Mit freundlicher Unterstützung von SAMSTAG, 19.05.2018, 19.30 UHR, BLUEBOX POLENS NEUE KULTURPOLITIK – WO SIND DIE IDEALE DER SOLIDARNOŚĆ HEUTE?

Podiumsdiskussion Mit: Renata Kopyto, Leiterin des Nürnberger Hauses in Krakau; Andrzej Klamt, polnisch-deutscher Dokumentarfilmregisseur; Florian Kellermann, Deutschlandradio-Auslandskorrespondent in Warschau; Basil Kerski, Leiter des Europäischen Solidarno´s´c-Zentrums in Danzig Moderation: Adam Soboczynski, Ressortleiter im Ressort Feuilleton, DIE ZEIT IM ANSCHLUSS, 21 UHR, BLUEBOX PINK FREUD

Jazz-Konzert In Zusammenarbeit mit Mit freundlicher Unterstützung vom Bezirk Mittelfranken

Ende Juni wird erneut ein Siegerstück des Wettbewerbs in Nürnberg Premiere feiern. Auch „Schloss an der Loire“ beweist, wie vielfältig die Möglichkeiten des Theaters sind. Sikora vermeidet direkte Gesellschaftskritik, verhält sich mit seinem Text viel subversiver und verspielt. Auf der Ebene von Sprache und Figur knüpft er an die Tradition des absurden Theaters an, eine Strömung, die in der Nachkriegszeit, vertreten vor allem durch Autoren wie Samuel Beckett und Eugène Ionesco, entstand. Drei Lakaien müssen die Launen der „Gnädigen Frau“ aushalten. Diese fiktive tschechische First Lady wird auf Grund ihrer Exzentrik vor Presse und Tratsch im fernen Frankreich versteckt. In Beckettscher Wartesituation müssen die Figuren gemeinsam auf dem französischen Gut verharren. Der/die neue Wettbewerbsgewinner*in 2018 wird aus dem Baltikum stammen und im Mai von der Fachjury gekürt. Damit haben Autor*innen aus drei verschiedenen Ländern die Chance zur Teilnahme. Lettland, Litauen und Estland sind direkte Nach-

barstaaten. Sie sind durch gemeinsame Geschichte und die Region verbunden, die Theatertraditionen sind jedoch höchst verschieden. Während sich in Lettland junge Autorinnen, in der Tradition der englischen „angry young women“, am Nationaltheater etabliert haben, ist es in Estland vor allem auch das experimentierfreudige „NO99“-Theater, welches auf deutschen Theaterfestivals für Gesprächsstoff sorgt. In Lettland räumt eine junge Autorengeneration, angeführt von Marius Ivaškevičius, mit Geschichtsmythen der postsowjetischen Landesgeschichte auf. Ganz gleich, aus welchem Land des Baltikums der nächste Gewinner/die nächste Gewinnerin des TALKING ABOUT BORDERS-Wettbewerbs stammt, er/sie wird dem Festivalmotto „Über Grenzen sprechen“ einen wichtigen Beitrag zur Verständigung in Europa hinzufügen.

Jascha Fendel

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BALLETT

: POWERHOUSE

CHOREOGRAPHISCHER KNALLEFFEKT DER SCHWEDISCHE AUSNAHME-CHOREOGRAPH ALEXANDER EKMAN ERSTMALS IN NÜRNBERG Für den neuen ‚triple bill‘ „Powerhouse“ konnte Goyo Montero zwei Choreographen gewinnen, die dem Titel des Abends in Sachen Energie und Kraft allemal gerecht werden: Hofesh Shechter, den wir in der letzten Impuls-Ausgabe im Porträt vorgestellt haben – und eben den Shootingstar der Szene: Alexander Ekman. Man kommt nicht umhin: Es bleibt einem der Mund offen stehen beim Erleben einer Choreographie von Alexander Ekman – so rasant im Bewegungsrepertoire, so unorthodox in seinen Inszenierungen und offenbar unbegrenzt in seiner Themenauswahl entwirft er scheinbar unbeschwert ein neues Meisterwerk nach dem anderen. Mit einer wohltuenden Frische besteigt Alexander Ekman Schritt für Schritt den Olymp der Tanzwelt. Ein Stück aus seinem Repertoire für die Nürnberger Compagnie zu bekommen, bedeutet für Goyo Montero und seine Tänzerinnen und Tänzer eine weitere Auszeichnung.

» DIE TÄNZER SIND DAS STÜCK «

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DER DURCHBRUCH MIT 22 Aber auch Alexander Ekman hatte erst einmal Lehrjahre zu absolvieren: 1984 in Schweden geboren, erhielt er in seiner Heimatstadt Stockholm seine Ausbildung zum Tänzer. Er tanzte zunächst beim Königlich Schwedischen Ballett Stockholm, war dann beim Nederlands Dans Theater 2 engagiert und schließlich beim Cullberg Ballet, einer der führenden Compagnien in Sachen zeitgenössischer Tanz. 2006 beendete Ekman seine Tänzer-Karriere zugunsten des Choreographierens. Er war gerade einmal 22 Jahre alt und betrat sofort das internationale Parkett: Noch im selben Jahr hatte er mit „Flockwork“, einem Stück für das NDT 2, seinen Durchbruch als Choreograph. Seitdem hat er bis heute rund 40 Werke für renommierteste Compagnien kreiert, darunter für das Cullberg Ballet, das Nederlands Dans Theater, das Berner Ballett, das Cedar Lake Contemporary Ballet, für Ballet de l’Opéra du Rhin, das Königlich Schwedische Ballett Stockholm, das Den Norske Ballett oder auch für Les Ballets de Monte-Carlo. 2011 arbeitete Ekman als Lehrer und Choreograph an der Juilliard School in New York City, von 2011 bis 2013 engagierte ihn das Nederlands Dans Theater als „associated choreographer“. Nach kürzester Zeit wurde er für seine Werke bereits vielfach ausgezeichnet: Für „The Swingle Sisters“ erhielt er den Kritikerpreis im Rahmen des internationalen Wettbewerbs für Choreographie Hannover und die Zeitschrift Tanz bezeichnete ihn als „choreographer to watch“. 2010 wurde „Cacti“ im Rahmen des niederländischen Tanzpreises in der Kategorie „Beste Produktion“, 2012 bei den britischen National Dance Awards und 2013 bei den renommierten Olivier Awards nominiert. 2016 wurde Ekman für „Cow“ an der Semperoper Dresden mit dem Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnet. Seine umwerfende Interpretation von „A Midsummernight‘s Dream“ ist inzwischen auf DVD erschienen. Geleitet wird Ekman bei seiner Arbeit von Sätzen, die man durchaus bezüglich künstlerischer Prozesse schon mal gehört oder gelesen hat: „Ich möchte neue Welten kreieren, die man vorher so noch nicht gesehen hat“; „ich versuche, mich jedes


Ana-Maria Lucaciu bei der Einstudierung von Ekmans Choreographie mit der Compagnie

Mal neu zu erfinden“, „ich möchte etwas kreieren, womit ich in vielen Menschen etwas anspreche“ oder auch „meine Inspiration ziehe ich aus menschlichen Beziehungen, Begebenheiten im Miteinander – aus dem Leben selbst.“ Vordergründig sind das Allgemeinplätze – und dennoch findet Ekman einen Weg, der weit weg führt von diesen oft gehörten Künstler-Statements und trotzdem auf erstaunliche Weise genau all das einlöst: Seine Choreographien sind neuartig in dem Sinn, dass sie voller Überraschungen sind, geradezu kindliches Staunen evozieren; Ekman erfindet sich tatsächlich jedes Mal neu, zeigt unerschöpfliche Facetten seines Könnens und bewegt sich traumwandlerisch im Verhältnis explosiver, expressiver Energie einerseits und intensiver Zartheit und Intimität andererseits. Immer haben Ekman-Choreographien auch etwas betörendRauschhaftes.

RHYTHMISCHES WECHSELSPIEL Mit der Compagnie des Staatstheater Nürnberg Ballett studiert Alexander Ekman nun seine temporeiche, pulsierende Choreographie „Tuplet“ zur elektronischen Musik von Mikael Karlsson ein, uraufgeführt 2012 mit der Cedar Lake Dance Company. Das Stück für sechs Tänzer*innen ist extrem anspruchsvoll und stellt dabei die Frage aller Fragen für Menschen, die mit Musik und Bewegung zu tun haben: „Was ist Rhythmus?“ Die Partitur zur Choreographie ist eine Mischung aus rhythmischen Impulsen, die die Tänzer*innen selbst herstellen, indem sie ihre Körper als Perkussionsinstrumente einsetzen, und dazu komponierter, elektronischer Musik von Mikael Karlsson, die vom Band zugespielt wird. Die Komposition springt also zwischen den Live-Körperklängen der Tänzer und den Toneinspielungen hin und her und erzielt so einen atemberaubenden visuellen und akustischen Effekt. „Die Herausforderung für die Tänzer*innen in ‚Tuplet‘ ist, dass sie selbst den Rhythmus beeinflussen, ihn phasenweise improvisatorisch im Moment auf der Bühne neu kreieren“, so Ekman. Der Titel „Tuplet“ referiert auf einen Begriff aus der Musik und bedeutet u. a. „irrationaler Rhythmus“ oder auch „künstliche Teilung“; der gebräuchlichste Typ ist die Triole. Rhythmus ist also das prägende Element, ja geradezu der Gegenstand der Choreographie. Das Bewegungsrepertoire verlangt Kraft, Ausdauer und höchste Konzentration; Musikalität und Perfektion sind Grundvoraussetzung dafür, dass „Tuplet“ voll zur Geltung kommt. „Die Tänzer sind das Stück“, so bringt es Ekman in skandinavischer Klarheit auf den Punkt. Dabei ist er jedes Mal, wenn er seine Stücke nach der jeweiligen Uraufführung an andere Compagnien weitergibt, neugierig auf die Veränderungen, die entstehen allein dadurch, dass es andere Tänzer*innen ausfüllen. In den nächsten Wochen werden sich die Tänzerinnen und Tänzer des Staatstheater Nürnberg Ballett intensiv auf die Technik und den Esprit Ekmans einlassen – und am 21. April 2018 ein choreographisch-rhythmisches Feuerwerk zünden.

Sonja Westerbeck 23


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POWERHOUSE

: BALLETT

UNWÄGBARKEITEN „IMPONDERABLE“ VON GOYO MONTERO

– das bewundere ich sehr! – aber weil sie eigentlich Das dritte Stück des Abends „Powerhouse“ sehr widrigen Umständen trotzen müssen!“. kommt von Goyo Montero: „Imponderable“ feiAls Goyo Montero Anfang der 90er Jahre Kuba erte bereits im September 2017 erfolgreiche hautnah erlebte, befand sich das Land in der „Período Premiere am berühmten Sadler’s Wells in Lonespecial“, der Wirtschaftskrise aufgrund des Zerfalls don. Nun ist das Stück erstmals in Nürnberg mit der Sowjetunion. „Das waren mit die schlimmsten dem Staatstheater Nürnberg Ballett zu sehen. Zeiten dort auf Kuba. Nach der Perestroika wurde Geprägt ist die Choreographie von sehr persönlidie Unterstützung für Kuba aus Russland komplett chen Gedanken zu Kuba, zu Revolution, letztlich eingestellt und das ganze Land war in allen Bereichen zu einer Energie, die Menschen unermüdlich unterversorgt. Dazu kam der Druck aus den USA. antreibt, aber auch zermürben kann. Es gab kein Gas, viele Probleme mit Lebensmitteln Bereits im April 2015 präsentierte Weltstar – wenig Wasser! Es war wirklich problematisch. In Carlos Acosta ein Stück (es war „Alrededor no hay dieser Zeit habe ich meinen Abschluss dort an der nada“) von Goyo Montero in dem EröffnungsproBallettschule gemacht. gramm seiner kubaIch habe alles mitbenischen Compagnie Acosta Danza, der » DIESE ATMOSPHÄRE UND DIESEN kommen, auch, dass viele aus dem Land geflosich Goyo MonteDRUCK WOLLTE ICH UNBEDINGT hen sind,“ schildert Goyo ro sehr verbunden Montero seine Zeit dort, fühlt. Schon lange SZENISCH EINFANGEN « die, wie er sagt, seinen pflegt er einen guten Blick auf das Leben verKontakt nach Kuba ändert hat. „Gleichzeitig habe ich mitbekommen, zu Carlos Acosta und seiner renommierten, zeitgewie die Menschen nach vorne gedacht haben und nössisch ausgerichteten Formation. Und nicht nur dabei aus wirklich kleinen Dingen und Begebenheidas verbindet Goyo Montero mit Kuba: Er selbst lebte ten Spaß oder Dankbarkeit ziehen konnten. Auch dort während seiner Ausbildung beim Kubanischen untereinander herrscht bis heute ein unglaubliches Nationalballett für ein Jahr. Gefühl der Zusammengehörigkeit.“ DER SPIRIT KUBAS KUBA CONTRA KLISCHEE So war dieser Auftrag eine besondere HerausSelbstredend konnte diese Choreographie forderung: „Carlos Acosta hat mir in den Vorgaben also keine bunte Show mit Folklore-Zitaten werzum neuen Stück zwar alle Freiheiten gelassen, aber den, sondern sollte eine nachdenkliche Note haben: thematisch sollte es schon etwas mit Kuba, dem „Die Kubaner haben auch eine sehr melancholische kubanischen Volk und dem kubanischen Spirit zu Seite. Das kann man in der Choreographie charaktun haben. Mir war sofort klar, dass wir unbedingt terisieren.“ Klischees vermeiden müssen, wenn wir etwas WahUnd Monteros Musikauswahl hilft dabei: Er res über Kuba erzählen wollen. Ich wollte mich auf wählt Stücke des Liedermachers und zentralen Rekeinen Fall auf das beziehen, was man außerhalb präsentanten der kubanischen Musikrichtung „Nuvon Kuba tendenziell als erstes über Land und Leueva Trova“: Silvio Rodríguez Domínguez. Die Nueva te denkt: Alles ist bunt, die Menschen sind immer Trova kombiniert traditionelle Elemente kubanischer gut gelaunt und temperamentvoll, alle singen und Volksmusik mit anderen Musikrichtungen und ist tanzen den ganzen Tag … Sexualität, Musik und stark bestimmt durch ihre politischen und poetiFreude als Alltag. Aber das sind die Klischees vom schen Texte. „Er hat einen Status wie Bob Dylan. Er berühmten Varadero-Strand. In der Tat haben die war natürlich politisch gedanklich auf der Linie der Kubaner natürlich Mut und sind voller Lebensfreude

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BALLETT

: POWERHOUSE

Revolution, aber am Ende war er durchaus kritisch mit der Entwicklung der Revolutions-Bewegung – und sogar enttäuscht“, erklärt Goyo Montero. Um auch hier dem Klischee und der Folklore zu entfliehen, wurde die für Kubaner geradezu ikonische Musik verfremdet: „Diese Lieder im Original zu verwenden, würde an Kitsch grenzen. Meine Idee war schließlich, die Musik eigentlich wegzulassen und mit der Sprache zu arbeiten; mit dem reinen Lied-Text.“ Die vier ausgewählten Lieder „Ojalá“, „Te amaré“, „Con Diez Años de Menos“ und „La Fábula De Los Tres Hermanos“ sprechen von der Unwägbarkeit des Lebens, auf die sich dann auch der Titel „Imponderable“ bezieht. Gleichzeitig stehen sie für Goyo Montero als Metapher für die Revolution. „Es war eine glückliche Konstellation, denn Carlos Acosta kennt jeden in Kuba, also auch Silvio. Er konnte den Musiker tatsächlich dafür gewinnen, die Liedtexte, also die Gedichte, noch einmal neu für uns einzusprechen. An dieser Stelle kommt dann Klangkünstler Owen Belton mit ins Spiel, mit dem ich nun seit Jahren schon meine Musik passgenau auf meine Stücke abstimme und bearbeite. Owen hat die Sprachaufnahme bearbeitet, Verfremdungs-Effekte eingebaut, die Sprachmelodie gebrochen, gedehnt, gerafft – alles, was man machen kann. Und nun ist es wie eine Musik, ein Sound.“ Bei allen düsteren Motiven wie etwa Verfolgung, Überwachung und Gefangenschaft, gibt es aber dennoch auch ironische Zwischentöne im Stück. „‘Imponderable‘ ist nicht politisch; aber diese Atmosphäre und diesen Druck wollte ich unbedingt szenisch einfangen. Trotzdem gibt es auch Seiten-

PREMIERE

blicke auf die Revolution. Mittlerweile sind die Leute nämlich müde von der Revolution. Sie gehen nur noch auf die Straße, weil es eben gemacht werden muss. Es hat inzwischen so etwas wie Routine bekommen. Die Floskeln sind inzwischen abgedroschen und leer. Die Politiker von Kuba sind ebenso korrupt wie in unserer demokratischen Welt. Darauf gibt es kleine Referenzen in meiner Choreographie, die an sich aber eher abstrakt funktioniert.“ Es ist ein Stück für neun Tänzer, fünf Männer und vier Frauen. Sie bleiben alle für die gesamte Dauer des Stückes auf der Bühne; Soli und Duette bilden sich heraus, im Fokus steht die Beziehung untereinander, die Gruppe. Dekoration und Bühnenbild gibt es diesmal nicht; dafür aber wie so oft ein ausgeklügeltes Licht-Design und begrenzte Räume, die mit Hilfe des Lichts gestaltet werden: „Wir arbeiten mit Nebel und Taschenlampen; denn wir sprechen über etwas, das unwägbar ist, unberechenbar und nicht kalkulierbar – wie eben auch manchmal die Verbindungen der Menschen miteinander oder ihrer Seele.“ – Oder unwägbar wie die Umstände einer Premiere, die angesichts des Titels mehr als kurios wirken: Im September 2017 wütete Hurrikan Irma über Kuba und die Premiere konnte nicht wie geplant stattfinden. „Sie haben uns alle zurückgeschickt, weil es ihnen zu gefährlich war in Havanna. Die Premiere fand schließlich in London am Sadler’s Wells statt – das war natürlich ein wunderbarer „Ersatz“! Auch im Stück gibt es einen Hurrikan – einen Moment, in dem man denkt, das Ende der Welt ist nah. Aber auch das ist durchaus Alltag in Kuba …“, so Montero.

Sonja Westerbeck

: 21. APRIL 2018, 19.30 UHR, OPERNHAUS

POWERHOUSE   Choreographien von Hofesh Shechter, Alexander Ekman und Goyo Montero Musik von Musik u. a. von Hofesh Shechter, Mikael Karlsson und Owen Belton Choreographie und Inszenierung: Alexander Ekman; Hofesh Shechter; Goyo Montero Bühne: Alexander Ekman; Hofesh Shechter; Goyo Montero Kostüme: Nancy Haeyung Bae; Hofesh Shechter; Goyo Montero; Angelo Alberto Licht-Design: Amith Chandrashaker; Hofesh Shechter; Goyo Montero; Olaf Lundt

Staatstheater Nürnberg Ballett

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BALLETT AKTUELL POWERHOUSE Einführungsmatinée mit dem Leitungsteam am 07.04.2018, 11.30 Uhr, Opernhaus WEITERE VORSTELLUNGEN: 24., 27.04.; 10., 17., 20., 26.05.; 02., 04., 08.06.2018

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50 STUDENTEN, 8 TAGE, EINE CHOREOGRAPHIE EIN NEUES PROJEKT DES PRIX DE LAUSANNE UNTER DER LEITUNG VON GOYO MONTERO Goyo Montero kennt den Prix de Lausanne aus jedem Blickwinkel: Vom Kandidaten, der 1994 die Jury von sich überzeugen musste bis hin zum Jurymitglied (2012 und 2017) hat er alle Stationen dieses wichtigsten Internationalen Wettbewerbs durchlaufen. Heute empfindet er so etwas wie eine Familienangehörigkeit zum Prix. Denn sein Engagement für diese Institution ist quasi nie abgebrochen: Als Coach hat er die jungen Talente, die sich beim Prix präsentieren, weitergebildet und gefördert. Seine Choreographien waren Bestandteil des zeitgenössischen Repertoires, schließlich kreierte er zwei neue Soli eigens für den Prix 2016. Und Monteros Compagnie, das Nürnberger Ballett, war selbstverständlich auch bereits zu Gast in Lausanne und ist Partnercompagnie des Wettbewerbs. Dieses enge Band wurde nun noch weiter verfestigt: In diesem Jahr war Goyo Montero beauftragt, mit 50 ausgewählten Student*innen der weltweiten Partnercompagnien in acht Tagen ein choreographisches Projekt zu entwickeln, das im Rahmen der Abschlussveranstaltung des Prix de Lausanne seine Uraufführung im Beaulieu Theater feierte. Dieses Projekt fand erstmalig in der 46-jährigen Geschichte des Prix de Lausanne statt und entsprechend groß war die Vorfreude bei Veranstalter und Teilnehmer*innen …

Der Nürnberger Ballettdirektor erzählt vom Zustandekommen und seiner Motivation zu diesem einmaligen Projekt: „Die Idee und Initiative kam von Shelly Powers. Idealerweise sollen damit zwei Ziele verfolgt werden: Ein Stück zu kreieren, das für sich selbst steht – und zugleich soll den jungen Künstler*innen der Prozess einer choreographischen Kreation vermittelt werden. Ich freue mich sehr darauf, mit jungen Talenten zu arbeiten, weil sie meist frei sind von jeglicher Vorprägung und zugleich bereit, sich zu zeigen und ihren Platz einzunehmen. Es wird eine spannende Herausforderung für uns alle sein, dieses Projekt gemeinsam in so kurzer Zeit umzusetzen – gewiss eine einzigartige Erfahrung für alle Mitwirkenden!“ Neben Goyo Montero wirkten im künstlerischen Team der Neukreation mit dem Titel „Pulse“ auch der kanadische Tonkünstler Owen Belton sowie der renommierte Lichtdesigner Nicolás Fischtel mit. Die Uraufführung fand am Samstag, 3. Februar 2018, im Rahmen des Finales des 46. Prix de Lausanne statt und war ein sensationeller Erfolg – gerade für die sehr jungen Künstler*innen.

Dorothea Mosl

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KONZERT

: 4. PHILHARMONISCHES KONZERT

PARTNER-KONZERT DIE KRAKAUER PHILHARMONIKER ALS GÄSTE IM 4. PHILHARMONISCHEN KONZERT Ein Kulturaustausch der besonderen Art: Die Staatsphilharmonie Nürnberg überlässt ihr 4. Philharmonisches Konzert „Krakauer Gäste“ den Philharmonikern aus Nürnbergs Partnerstadt Krakau – und fährt selbst in die polnische Metropole, um dort wiederum ein Konzert zu spielen. Im Gepäck haben die Krakauer Philharmoniker mit ihrem maltesischen Chefdirigenten Charles Olivieri-Munroe Werke polnischer Komponisten. Die Städtepartnerschaft mit Krakau gehört zu den ältesten Partnerschaften Nürnbergs und ist eine der lebendigsten. Wer polnische Kultur in Nürnberg erleben möchte, der geht ins Krakauer Haus, wer sich in Krakau für deutsche Kultur interessiert, der findet dort in der Ulica Skaleczna das Dom Norymberski. Die Achse Nürnberg-Krakau wurde immer schon von den Künstlern gebildet: Der Bildhauer Veit Stoß lebte und arbeitete nicht nur in Nürnberg, sondern von 1477 bis 1496 auch in Krakau. Viele der Nürnberger Städtepartnerschaften knüpfen an solch alte Traditionen an, etwa die Achsen nach Venedig, nach Prag oder nach Glasgow. Zeit also, die Freundschaft auf dem Gebiet der Orchestermusik einmal kräftig aufzufrischen. Die Krakauer Philharmoniker, die seit 1962 den Komponisten Karol Szymanowski als Namenspatron tragen, sind eines der bedeutendsten Orchester Polens und das erste, das nach dem 2. Weltkrieg wiedergegründet wurde. Mit seinen wöchentlichen Sinfoniekonzerten in der Krakauer Philharmonie, aber auch zahlreichen Auftritten in den historischen Sälen der Stadt sowie einem reichen Education-Programm ist das Orchester ein Zentrum des kulturellen Lebens in Krakau. Zwischen 1988 und 1990 war der Komponist Krzysztof Penderecki Chefdirigent

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des Orchesters, seit 2015 ist der Dirigent Charles Olivieri-Munroe Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Ensembles. Wenn die Krakauer Philharmoniker am 23. März die Bühne der Meistersingerhalle betreten, dann präsentieren sie eine ganze Werkschau polnischer Komponisten, die eng mit der Geschichte des Orchesters verbunden sind. An der Spitze steht natürlich Frédéric Chopin, der polnische Nationalkomponist, dessen „Phantasie über ein polnisches Thema“ in Deutschland selten zu hören ist. Chopin, der einen Großteil seiner künstlerischen Karriere in Frankreich verbrachte, ist für Polen deshalb so wichtig, weil er polnische Musik zu einer Zeit in die Welt getragen hat, als Polen als politische Einheit nicht existierte. Kaum weniger kosmopolitisch als die Musik Chopins ist das Werk Karol Szymanowskis, des großen polnischen Impressionis-


4. PHILHARMONISCHES KONZERT

ten, der im Westen immer noch als Geheimtipp gilt. Am Staatstheater Nürnberg war vor einigen Jahren seine Oper „König Roger“ zu erleben, im Konzert erklingt nun seine frühe Konzertouvertüre op. 12. Die Hauptwerke des Konzertes stammen jedoch aus dem 20. Jahrhundert, und auch das ist kein Zufall: Witold Lutosławski und Krzysztof Penderecki haben nach dem 2. Weltkrieg maßgeblich dazu beigetragen, der polnischen Musikkultur weltweit Beachtung zu verschaffen. Dabei knüpft Lutosławski, dessen fulminantes „Konzert für Orchester“ vor einigen Jahren bereits in der Philharmonischen Konzertreihe zu erleben war, an die musikalische Tradition an. Seine „Variationen über ein Thema von Paganini“ sind ein brillantes Orchesterstück. Krzysztof Penderecki wurde in den 1960er Jahren schlagartig mit seiner LukasPassion bekannt, sicher bis heute das überzeugendste Stück geistlicher Musik des 20. Jahrhunderts. Während Lutosławski für das moderne, Europa zugewandte Polen steht, repräsentiert Penderecki den polnischen Katholizismus. Gerade in Krakau mit seinen berühmten Kirchen und zahlreichen Spuren des Bischofs und späteren Papstes Karol Wojtyla ist dieser Katholizismus allgegenwärtig. Penderecki wandte sich in den 1980er Jahren von der Neuen Musik ab und fand einen ganz eigenen,

: KONZERT

neo-romantischen Klang, der nicht unumstritten ist, der aber auch einen großen Sog entfaltet. Ganz anders das Programm der Staatsphilharmonie Nürnberg, die mit ihrem Generalmusikdirektor Marcus Bosch in der 1931 erbauten Krakauer Philharmonie gastieren wird. Sie haben Werke von Gustav Mahler und Bernd Alois Zimmermann im Gepäck. Und während die Vierte Sinfonie von Gustav Mahler natürlich zum internationalen Repertoire gehört, dürften Zimmermanns Trompetenkonzert und das Orchesterwerk „Stille und Umkehr“ für viele polnische Zuhörer*innen neu sein.

Kai Weßler

23. MÄRZ 2018, 20.00 UHR, MEISTERSINGERHALLE

KRAKAUER GÄSTE

KONZERTFÜHRER LIVE UM 19.15 UHR

4. PHILHARMONISCHES KONZERT

Anschließend: Philharmonische Lounge – Lassen Sie den Konzertabend in der Lounge im Foyer bei Musik und Gesprächen ausklingen.

Karol Szymanowski KONZERT-OUVERTÜRE E-DUR OP. 12 Witold Lutosławski VARIATIONEN ÜBER EIN THEMA VON PAGANINI Frédéric Chopin FANTASIE ÜBER POLNISCHE THEMEN A-DUR OP. 13 Krzysztof Penderecki SINFONIE NR. 2 Solist: Szymon Nehring, Klavier Musikalische Leitung: Charles Olivieri-Munroe

Krakauer Philharmoniker

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KONZERT

: INTERVIEW

„DIESE MUSIK GEHT UNS ALLE AN“ MARCUS BOSCH ÜBER GROSSE PROJEKTE, GUSTAV MAHLER UND LUDWIG VAN BEETHOVEN

Zwei große Konzertprojekte stehen auf dem Programm der Staatsphilharmonie Nürnberg: Im Philharmonischen Konzert spielt das Orchester Gustav Mahlers Sechste Sinfonie und das Klavierkonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy, in der Gustav-Adolf-Kirche erklingt Ludwig van Beethovens „Missa solemnis“. Ein Gespräch mit Generalmusikdirektor Marcus Bosch, der beide Konzerte dirigiert.

haben in den letzten Jahren fast jede Spielzeit mit einer Mahler-Sinfonie begonnen. Ich merke, wie diese Werke auch in mir als Musiker reifen. Vor zehn Jahren habe ich Mahler so dirigiert, wie „man“ das so macht. Erst wenn man diese Musik das zweite oder dritte Mal dirigiert, wird man wirklich frei, ein eigenes Verhältnis zu der Musik zu entwickeln. Deshalb freue ich mich sehr auf diese neue Begegnung mit der Sechsten Sinfonie.

Marcus Bosch, fast zwei Monate hatte die Konzertsparte Pause, nun meldet Ihr euch mit zwei großen Konzerten zurück. Ist das die Lust, mit Beethoven und Mahler im Konzert noch einmal so richtig aufzutrumpfen?

Warum wird gerade die Sechste Sinfonie im Vergleich zur populären Fünften so selten aufgeführt?

Gleich drei Mahler-Sinfonien stehen in diesem Jahr im Konzertkalender. Was reizt einen Dirigenten, sich der Herausforderung dieser Werke immer wieder zu stellen?

Vor der Pause gibt es ganz andere Musik: Ein Klavierkonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy, den Du oft als Deinen Lieblingskomponisten bezeichnet hast.

Die Fünfte ist sicher schon allein wegen des berühmten Adagiettos populärer, und die Sechste hat eine riesige Orchesterbesetzung. Aber sie ist neben der Vierten die „klassischste“ Sinfonie, die Mahler Marcus Bosch (schmunzelt): Wir proben gerade geschrieben hat. Und sie hat diesen tragischen, in der Oper „Die Soldaten“ von Bernd Alois Zimfast gewalttätigen Ton. Wir werden ja in diesem mermann, dagegen ist selbst eine Mahler-Sinfonie Jahr überall das Ende geradezu Kammermudes Ersten Weltkriegs sik. Aber es stimmt nabegehen und erinnern türlich: Die Sechste von Mahler oder die „Mis» SPIELTECHNISCHE, MUSIKALISCHE uns an die gewaltigen Veränderungen in Eusa solemnis“, das sind UND GEDANKLICHE ropa vor 100 Jahren. große Werke, weil es Die stampfenden Märdarin um etwas geht. HERAUSFORDERUNGEN « sche in der Sinfonie, Weil ein Komponist – diese ZusammenbrüZimmermann macht che und natürlich die das in den „Soldaten“ drei Hammerschläge im Finale – es klingt fast so, auch – uns etwas über die Welt erzählt, über unser als habe Mahler vorausgeahnt, was wenige Jahre Verhältnis zu Gott und letzten Dingen, und damit später in Europa passieren würde. über uns selbst.

Natürlich ist eine Mahler-Sinfonie eine großartige Herausforderung für jeden Dirigenten und jedes Orchester, eine spieltechnische, eine musikalische und eine gedankliche Herausforderung. Wir

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Ja, wenn ich mich für einen Komponisten als Lieblingskomponisten entscheiden müsste, dann wäre das wohl Mendelssohn. Die beiden Oratorien „Elias“ und „Paulus“ begleiten mich durch mein ganzes Leben als Musiker, ebenso wie die Sinfonien, vor


allem die „Reformationssinfonie“. Es fällt mir schwer, das zu begründen, aber vielleicht liegt es daran, dass Mendelssohn für mich die ehrlichste Musik ist, und dabei immer ausgeglichen zwischen klassischer Form und romantischem Gefühl. Ich freue mich sehr, das Klavierkonzert von Mendelssohn mit Matthias Kirschnereit spielen zu können, der diese Vorliebe für Mendelssohn teilt und den ich als Musiker seit vielen Jahren kenne. E in gewichtiges Projekt, das von Dir initiiert wurde, ist ja auch der Orchesteraustausch mit den Krakauer Philharmonikern, die euch beim 4. Philharmonischen Konzert „vertreten“. Wie kam es dazu? Als ich nach Nürnberg gekommen bin, war ich sehr beeindruckt von den Städtepartnerschaften, die Nürnberg unterhält. Nachdem wir mit dem Dvořák-CD-Projekt die Brücke zur Partnerstadt Prag geschlagen haben, wollen wir mit dem Orchesteraustausch die wichtige Partnerschaft zu Krakau begehen. Die beiden Orchester vertreten sich dabei gegenseitig in ihren Konzertreihen: Die Krakauer kommen mit einem polnischen Programm zu uns, und ich werde in Krakau ein Konzertprogramm dirigieren, das mein Kollege Günther Neuhold vorher in Nürnberg mit dem Orchester erarbeitet hat. Darin stellen wir der Vierten Sinfonie von Gustav Mahler das Trompetenkonzert von Bernd Alois Zimmermann gegenüber, ein Stück, das man heute vielleicht als „Cross-over“ bezeichnen würde, weil es ganz stark

mit Jazz-Elementen arbeitet. Wir machen das aus Überzeugung und mit eigenen Kräften, nicht als Teil des städtischen Partnerschaftsprogrammes.

„Einkehr mit Beethoven“ heißt das Konzert am 30. April in der Gustav-Adolf-Kirche. Auch hier gibt es eines der großen Werke der Musikliteratur, nämlich Beethovens „Missa solemnis“. Wir hatten ja vor einigen Jahren angefangen, jede Spielzeit mit einer Bachkantate zu beginnen, jeweils in einer Nürnberger Kirche und in einer Kirche in der Fränkischen Schweiz. Daraus hat sich in den beiden letzten Jahren das Konzert in der Gustav-Adolf-Kirche mit ihrer tollen Akustik entwickelt. Mir war es ein großes Anliegen, nach viel Bach, der Johannes-Passion und im letzten Jahr dem Deutschen Requiem, noch einmal eines der großen geistigen Chorwerke aufzuführen, die Beethovens „Missa solemnis“ zweifellos ist.

Was ist das Besondere an der „Missa solemnis“? Warum ist es Dir wichtig, dieses Werk in Nürnberg aufzuführen? Meine musikalischen Wurzeln liegen in der Kirchenmusik, daher sind mir geistliche Werke sehr nah. Aber Beethovens „Missa solemnis“ ist eben nicht mehr Musik für den Gottesdienst, sondern eine Musik, die die Frage nach dem ganz persönlichen Verhältnis zu Gott stellt. Das ist ein sehr moderner

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KONZERT

: INTERVIEW

Zug in diesem Stück. Und natürlich sprengt Beethoven all die Normen und Dimensionen, die eine Messe normalerweise hat. Man darf nicht vergessen, dass das Werk während der Napoleonischen Kriege entstanden ist, also wieder in einer Umbruchzeit. In dem Friedensschrei des Soprans im letzten Teil der Messe spürt man auch sehr direkt, dass diese Musik uns alle angeht.

Für dieses große Chorwerk kommen zwei Chöre zusammen, die Du gegründet hast, das Vokalwerk Nürnberg und der Chor der vocapella. Ich habe kurz nach meinem Abitur 1990 den Chor der vocapella gegründet, weil wir eine Alternative zu den Kirchenchören gesucht haben. Da haben wir zunächst Beatles-Arrangements oder Comedian-Harmonists-Nummern gesungen, aber

20. APRIL 2018, 20.00 UHR, MEISTERSINGERHALLE

JEWISH GUYS 5. PHILHARMONISCHES KONZERT Felix Mendelssohn Bartholdy KONZERT FÜR KLAVIER UND ORCHESTER NR. 1 G-MOLL OP. 25 Gustav Mahler SINFONIE NR. 6 A-MOLL Solist: Matthias Kirschnereit, Klavier   Musikalische Leitung: Marcus Bosch

Staatsphilharmonie Nürnberg

das lag den meisten von uns gar nicht so besonders. So sind wir dann doch wieder bei der großen geistlichen Chormusik gelandet, und bei unserem ersten Konzert stand ein Werk von Mendelssohn auf dem Programm: „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“. In den letzten 30 Jahren haben wir alle großen Chorwerke aufgeführt, die „Missa solemnis“ zuletzt vor genau 10 Jahren im Aachener Dom. Viele der Sänger*innen sind noch aus den Anfangszeiten dabei, aber es sind auch viele neue hinzugekommen. Ich beobachte ein bisschen, wie der Chor mit mir gemeinsam älter wird. Bei der „Missa solemnis“ wird aber auch das Vokalwerk Nürnberg in großer Besetzung dabei sein, ein Chor, den ich hier mit Andreas Klippert neu gegründet habe und der sich großartig entwickelt hat.

Das Gespräch führte Kai Weßler 30. APRIL 2018, 19.00 UHR, GUSTAV-ADOLF-GEDÄCHTNISKIRCHE

EINKEHR MIT BEETHOVEN Ludwig van Beethoven MISSA SOLEMNIS D-DUR OP. 123 Solist*innen: Gabriela Scherer, Sopran; Elisa-

beth Jansson, Alt; Tilmann Unger, Tenor; Jochen Kupfer, Bass   Musikalische Leitung: Marcus Bosch Staatsphilharmonie Nürnberg, vocapella (Einstudierung Andreas Klippert)

KONZERTFÜHRER LIVE UM 19.15 UHR

Anschließend: Philharmonische Lounge Lassen Sie den Konzertabend in der Lounge im Foyer bei Musik und Gesprächen ausklingen.

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: „MUSIC ROOM“

„MUSIC ROOM“ IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM NEUEN MUSEUM ERARBEITET DER SAMSTAGSCLUB FREUNDE&FESTE EINE PERFORMANCE ZU OBJEKTEN VON NEVIN ALADAĞ „Trommel, ein Tisch. Stühle, eine Streichergruppe. Resonanzkörper: Formen, die uns halten, Klänge, die uns formen, Formen die wir im Musikzimmer der Künstlerin spielen [Trommel]. Welche Künstlerin? Nevin Aladağ. Welches Zimmer? Jenes, das klingt [Trommel].“ Quinn Latimer Gepostet in Öffentliche Ausstellung, Auszug aus dem documenta 14: Daybook

Die Bildende Künstlerin Nevin Aladağ hat bereits für Berlin, Istanbul, Brüssel und Athen ihre „Musikzimmer“ konzipiert. Mit Hilfe von ortsansässigen Instrumentenbauern verwandelt sie Möbel in Musikinstrumente. Die Räume erinnern an Salons des europäischen Bürgertums oder an Rembetiko-Clubs im Athen des 20. Jahrhunderts. Ein Sessel bespannt mit Wirbeln und Metallsaiten wird beispielsweise zu einer Gitarre, ein Tisch behängt mit goldenen Metallstäben zu einem Windspiel und ein Zeitungsständer bespannt mit Leder zu einer Trommel. Die Künstlerin versucht die ursprüngliche Funktion der Möbelstücke zu erhalten. Quinn Latimer, Chefredakteurin der Publikationen zur documenta 14, schreibt, dass Nevin Aladağs Möbelinstrumente zu „mitschwingenden, empfangenden, sprechenden Körpern“ werden, die ihrerseits nach Körpern verlangen, die darauf spielen, Klänge aufnehmen und reflektieren. In der performativen Auseinandersetzung nähern sich die Teilnehmer*innen des Samstagsclubs den Objekten aus dem „Music Room“ an.

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SCHRITT 1: WIE STATTET MAN EINEN RAUM AUS? Die bloße Betrachtung der Objekte im Ausstellungsraum löst bei den Mitgliedern des Samstagsclubs die Erfahrung einer Diskrepanz aus Anziehung und Distanz aus. Auf der einen Seite möchte man die Objekte anfassen, sie zum Klingen bringen und ihren Klang hören. Auf der anderen Seite sind es Ausstellungsstücke, die durch das Berührungsverbot in Distanz stillgelegt wurden. Eine erste nähere Auseinandersetzung mit den Objekten erfolgt über Skizzen, die die Merkmale der Lieblingsobjekte aus der Perspektive des Betrachters darstellen.


„MUSIC ROOM“

SCHRITT 2: WIE SITZT MAN AUF EINEM STUHL? Die Gruppe startet mit der Erforschung eines der meistgenutzten Objekte Aladağs – einem Stuhl. Nacheinander setzen sich die Teilnehmer*innen einzeln auf einen Stuhl und blicken dabei ins Publikum. Es werden skurrile Haltungen eingenommen und Rollen verkörpert. In der zweiten Runde geht es darum, sich möglichst privat zu zeigen, ohne etwas vorzuspielen. Persönliche Erfahrungen, wie die Reflektion der eigenen Körperlichkeit und die Schwierigkeit, den Beobachtungsmoment auszuhalten, werden diskutiert und schriftlich festgehalten.

: U18 PLUS

SCHRITT 4: WIE ERZEUGT MAN EINEN KÖRPER UNTER ANDEREN KÖRPERN? Den Teilnehmer*innen werden Schnüre, Seile und ein Stuhl zur Verfügung gestellt. Stillschweigend werden die Stuhlbeine von allen Seiten bespannt. Reges Treiben, ein Gebilde von Menschen um einen Stuhl. Nach und nach hört man ein Zupfen am Seil, ein Trommeln auf der Stuhllehne. Zwei Personen unterstreichen die Geräusche mit ihrer Stimme. Es entstehen sphärische, sich diffus im unteren Foyer des Neuen Museums ausbreitende Klänge und eine eigenartig fremde Atmosphäre, die einen in ihren Bann zieht. Die Übung wird als sehr meditativ empfunden und jegliches Zeitgefühl geht verloren. Körper verwandeln sich in Klangkörper.

Unterstützt wird die Gruppe im Neuen Museum von der Museumspädagogin Anja Skowronski, die den Fokus auf die Betrachtung und inhaltliche Auseinandersetzung mit den Klangkörpern legt. Funktionsweisen, Proportionen und Nutzungsfunktionen der zu Musikinstrumenten umgewandelten Alltagsgegenstände wurden darüber deutlich gemacht. Die zeichnerische Annäherung vertiefte die besprochenen Ergebnisse und hielt die Veränderungen der Körperhaltungen, die mit der Bespielung der Instrumente einher geht, fest. Die Performance „Music Room“ bringt am 10.03.2018 ab 15 Uhr die BlueBox zum Klingen.

Andra-Maria Jebelean SCHRITT 3: WIE ERZEUGT MAN EINEN KLANG? In Zweiergruppen wird versucht, Klang mit dem eigenen Körper und dem Stuhl zu erzeugen. Bodypercussion und Objektpercussion verschmelzen miteinander. Andere Personen versuchen den spontan entstandenen Klang in ihren Körper aufzunehmen und als Tanz zum Ausdruck zu bringen. Es entsteht ein Dialog über Geräusche.

10. MÄRZ 2018, 15.00 UHR, BLUEBOX

MUSIC ROOM   Performance Leitung: Andra-Maria Jebelean

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STAATSTHEATER

: SCHULPLATZMIETE

70 JAHRE SCHULPLATZMIETE! EIN EINMALIGES MODELL FÖRDERT SEIT GENERATIONEN JUNGE THEATERBESUCHER*INNEN

70 Jahre Schulplatzmiete, eine Institution in Nürnberg feiert Geburtstag. Ganze Generationen von Theaterbegeisterten sind durch die Schulplatzmiete zum Theater gekommen und diesem auch treu geblieben. Das besondere Schüler-Abo zeichnet sich durch seine frühe Entstehung, seine Kontinuität und nicht zuletzt durch seine beständig hohen Nutzerzahlen aus. Pro Spielzeit werden ca. 40.000 Tickets an Schüler*innen der Schulplatzmiete ausgegeben. Die Gründung der Schulplatzmiete geht maßgeblich auf Georg Ulherr zurück, Direktor des Künstlerischen Betriebsbüros und leidenschaftlicher Theaterliebhaber. Mit der Idee, die Institutionen Schule und Theater zu verbinden, trat er im August 1948 an das Schulamt heran. Aus einem Gespräch mit Stadtschulrat Otto Barthel entstand die Schulplatzmiete. Zunächst als Abo für Berufsschüler*innen gedacht, entwickelte es sich im Laufe der Zeit zu einem einmalig erfolgreichen Modell für alle Schularten, das von Ulherr und seiner Mitarbeiterin Annemarie Bayerlein ausgebaut wurde. Bereits im ersten Jahr nach der Entstehung zählten ca. 600 Schüler*innen zu den Abonnenten und an die 3600 Karten wurden vergeben. 1985 übernahm Christa Koppernock die Schulplatzmiete von Bayerlein. Sie erinnert sich gut an Ulherr, traf ihn regelmäßig. „So jemanden wie Georg Ulherr gibt es heute nicht mehr. Er war für das

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Theater geboren. Zeitweise hat er sogar im Theater gewohnt!“ Bis zu seinem Tod hat er jede Premiere besucht und dabei immer in Loge 3 gesessen. Christa Koppernock verbrachte 28 Jahre ihres Lebens am Theater – „die schönste Zeit, die ich je hatte.“ Manche Vorstellungen hat sie mehr als zehn Mal gesehen, einige Opern nur wegen einer gesungenen Zeile besucht. Sie erinnert sich an eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Lehrer*innen, hat sie beraten und gemeinsam passende Stücke für die Schüler*innen ausgesucht. Damals umfasste das Abo ganze 12 Vorstellungen pro Spielzeit. AUCH HEUTE NOCH ERFREUT SICH DIE SCHULPLATZMIETE GROSSER BELIEBTHEIT. Jede Schule kann ab der 9. Schulklasse bei der Schulplatzmiete mitmachen. Jährlich gibt es ein Lehrertreffen, bei dem die neuen Stücke vorgestellt werden. Pro Schule gibt es eine*n zuständigen Lehrer*in, die/der im System der Schulplatzmiete Theaterwart genannt wird. Dieser sammelt das Geld ein, bucht die Tickets und gibt sie dann an die Schüler*innen weiter. Eine Karte kostet dann im Abo lediglich 9,50 Euro. Ein unschlagbarer Preis, um Theaterluft zu schnuppern! Die Schüler*innen können sowohl als Gruppe eine Vorstellung besuchen, als auch Termine tauschen und alleine gehen. Bis November 2017 betreute Brigitte Schuck die Schulplatzmiete. Sie sah jede Neuproduktion an, um optimal beraten zu können und auch Al-


» DER RENNER IST „39 STUFEN“.

te r s e m pfe hlun g e n zu der Schüler*innen, deren geben. Elf Jahre war sie eigene Vorschläge, die DAS IST EINFACH SUPER FÜR am Theater – und möchDiskussionen über InszeTHEATEREINSTEIGER « te die Zeit nicht missen. nierungen und Inhalte, die Das Besondere an der noch am nächsten Tag in Schulplatzmiete ist, beder Schule geführt wertont sie, dass dadurch allen Schüler*innen aus den den, bestätigen sie dabei. Durch die Schulplatzmiete unterschiedlichsten Schularten der Zugang zum fällt bei den jugendlichen Theaterbesucher*innen Theater ermöglicht wird. Im November 2017 hat die Hemmschwelle weg. Oftmals geht das SchülerSibylle Steinhauer die Betreuung der Schulplatzmiete Abo über in ein junges Wahlabo, vergleichbar mit von Brigitte Schuck übernommen. Die Organisation Theaterschecks, und dann in ein reguläres Abo. Für der Theaterbesuche an den Schulen selbst ist sehr viele gehört der Theaterbesuch einfach dazu und ist unterschiedlich. Manche Lehrer*innen wählen bevoroft zur Familientradition geworden. zugt Stücke aus, die auf Schullektüre basieren oder Auch Sibylle Steinhauer, die aktuell die Schulbetten den Besuch durch entsprechende Vor- und platzmiete betreut, schaut sich so viele Stücke an Nachbereitung in den Unterricht ein. Im Schnitt wie möglich, um die Lehrer*innen entsprechend besuchen die Schüler*innen im Rahmen des Abos beraten zu können. „Ich war früher selbst in der vier bis fünf Vorstellungen aus allen Sparten. Viele Schulplatzmiete, das hat mich auch zum Theater geLehrer*innen achten darauf, dass die Schüler*innen bracht. Und jetzt arbeite ich selbst hier – So schließt alle Sparten einmal kennenlernen. So zum Beispiel sich der Kreis.“ Elke Mahler vom Johannes-Scharrer-Gymnasium. Als Julia Deppe leidenschaftliche Opernliebhaberin seit Kinderzeiten versucht sie, pro Spielzeit mindestens eine Oper und ein Ballett in das Abo einzubringen. Ungefähr 150 Schüler*innen ihres Instituts nutzen die Schulplatzmiete. Zu Beginn des Schuljahres geht Mahler durch alle Klasse und stellt das Programm vor. „Für Wir suchen ehemalige Schulplatzmieten-Schüdie Schüler*innen sind diese Theaterbesuche eher ler*innen, die sich noch an die Anfangszeit ab eine Freizeitveranstaltung und haben aus ihrer Sicht 1948 erinnern können. Welche Erinnerungen wenig schulischen Charakter. Für viele ist es ein Event, verbinden Sie mit den Theaterbesuchen? abends mit den Mitschüler*innen wegzugehen.“ Schreiben Sie uns per Mail: Die Organisation der Schulplatzmiete bedeutet alAnja.Sparberg@staatstheater.nuernberg.de lerdings auch viel Arbeit. Schließlich dürfen sich die oder per Post: Vorstellungsbesuche nicht mit wichtigen Prüfungen Staatstheater Nürnberg, Theaterpädagogik, überschneiden. Für Mahler ist die eigene Motivation Richard-Wagner-Platz 2-10, 90443 Nürnberg und ihre Liebe zum Theater der Antrieb, diese Auf-

Zeitzeugen gesucht!

gabe zu übernehmen. Die positiven Rückmeldungen

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: XXX

HORIZONTE IM KULTURDREIECK LESSINGSTRASSE DIE BLAUE NACHT 2018 Die Kulturanreiner DB Museum, Museum für Kommunikation und Staatstheater Nürnberg präsentieren gemeinsam ein vielfältiges Programm für Jung und Alt zum Motto „Horizonte“ auf der Lessingstraße, in den Museen und im Staatstheater Nürnberg.

Schnitzeljagd im KulturDREIeck mit Instagram: „Auf die Plätze, fertig, los!“ +++ Sternegucken auf dem Theaterdach +++ Josephine Köhler und Pius Maria Cüppers holen Sterne vom Himmel in der Technik Show +++ Kinder-Kreativ-Werkstatt: „Der Traum vom Fliegen“ +++ Anker lichten und Segel setzen bei der Kinder-Theateraktion: „Auf zu neuen Ufern!“ +++ Freie Sicht: Offene Ballettprobe „Powerhouse/Dekade“ +++ Sonderedition des Dauerbrenners: „Ewig jung – Die Oper zieht ein“ +++ Auf den Hund gekommen: DOGS – eine interaktive Installation in der BlueBox +++ Digitale Gegenwart und Zukunftssatire: „Qualityland“ +++ „Choose your favourite Sonnenaufgang – Pure Horizonterfahrung!“ in der Sunrise-Black-Box im Museumsgebäude +++ Neue Perspektiven: DUNDUN - Der Leuchtriese in der Lessingstraße +++ „Blicken Sie über den Tellerrand!“ mit Kurzführungen durch das Museum für Kommunikation +++ Auf nach Arkadien: Staatsphilharmonie lädt zur „Griechischen Nacht“ im Late Night Konzert +++ „Hinterm Horizont geht’s weiter“ bei der Abschlussparty mit DJ Chris Slim im Gluck-Saal +++ u.v.m. 38

KINDERUND FAMILIENPROGRAMM AB 17 UHR


PREVIEW : 04. MAI 2018, 20 – 24 UHR UND 05. MAI 2018, 17 – 24 UHR, BLUEBOX

FRÜHSTART: „DOGS“   KUNSTAKTION IN DER BLUEBOX Die Preview zur Kunstaktion bietet eine Möglichkeit, sich bereits am Vorabend der BLAUEN NACHT einen Überblick über die präsentierten Arbeiten zu verschaffen und seinen Favoriten für den Publikumspreis zu finden. Zum ersten Mal ist die BlueBox im Schauspielhaus einer der Austragungsorte des Kunstwettbewerbs der Blauen Nacht! Das Staatstheater ist stolz, in seinem Haus einen Beitrag des Wettbewerbs präsentieren zu können: Das Leipziger Künstlerkollektiv um Jonas Deuter, Konstantin Richter, Annika Stoll und Daniel Theiler hat unter dem Titel „DOGS“ eine interaktive Installation entworfen. Wer teilnimmt, kann eine Künstlergrafik gewinnen – definitiv nicht nur für Hundeliebhaber! Das Projekt, bei dem die Besucher mit Dartpfeilen auf die Luftballontiere werfen, wurde bereits in der legendären Baumwoll-Spinnerei in Leipzig mit großem Erfolg gezeigt. Jeder Treffer wird mit einer Hundegrafik belohnt.

05. MAI 2018, 22.00 UHR, OPERNHAUS

GRIECHISCHEN NACHT

DAS LATE NIGHT-KONZERT DER STAATSPHILHARMONIE ZUR BLAUEN NACHT

Mikis Theodorakis „ALEXIS ZORBAS“-SUITE U.A. Nikos Skalkottas FÜNF GRIECHISCHE TÄNZE Musikalische Leitung: Stefanos Tsialis; Staatsphilharmonie Nürnberg Der Komponist Mikis Theodrakis ist nicht nur der bekannteste griechische Komponist des 20. Jahrhunderts, er wird in seiner Heimat wegen seines Kampfes gegen die Militärdiktatur der 1970er Jahre auch als Volksheld verehrt. Weltweit bekannt wurde er nicht zuletzt durch seine Musik für den Film „Alexis Zorbas“, dessen Tanz jeder kennt, der nur einmal in die Nähe einer griechischen Taverne gekommen ist. Zur Blauen Nacht 2018 widmet die Staatsphilharmonie Nürnberg dem politisch engagierten, weitsichtigen Künstler ein Konzert, bei dem neben Theodorakis noch weitere griechische Komponisten auf dem Programm stehen. Dirigent ist Stefanos Tsialis, der Chefdirigent des Staatlichen Orchesters Athen. Wer auf Nummer sicher gehen will und einen festen Sitzplatz im Voraus sichern: Karten sind zum Preis von 10 € im Vorverkauf an den Theaterkassen im Opern- und Schauspielhaus erhältlich. Am Abend der BLAUEN NACHT ist das Konzert in der Eintrittskarte für DIE BLAUE NACHT enthalten (15,70 € im Vorverkauf, 18 € an der Abendkasse, Vorverkaufsstellen auf www.blauenacht.nuernberg.de). Interessierte erhalten dann mit ihrem BLAUE NACHT-Bändchen eine kostenlose Platzkarte für das Konzert am Stand auf dem Richard-Wagner-Platz (1 Platzkarte je Bändchenträger) – natürlich nur solange der Vorrat reicht!

Veranstalter: Staatstheater Nürnberg, DB Museum, Museum für Kommunikation In Zusammenarbeit mit dem Projektbüro des Kulturreferats der Stadt Nürnberg www.blauenacht.nuernberg.de

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STAATSTHEATER EXTRA

: FORSCHUNGSPROJEKT

DIE FREMDEN AUSLÄNDER*INNEN AM NÜRNBERGER OPERNHAUS IM ZWEITEN WELTKRIEG GESTAPO IN DER OPER Die Gestapo ist im Haus! Schnell verbreitet sich die Nachricht an diesem Frühlingstag des fünften Kriegsjahrs im Opernhaus am Nürnberger Frauentorgraben, doch ruft sie keine besondere Verwunderung mehr hervor. Bereits seit vier Jahren haben zwei Beamte des Staatspolizeiamtes Sonderausweise, mit denen sie jederzeit das Gebäude Das vom Staatstheater Nürnberg initiierte Forschungsprobetreten dürfen. Diesmal sucht ein Polizist jekt „Inszenierung von Macht und Unterhaltung“ findet den Fremdarbeiter Albert Daillère. Hinter der im Juni 2018 mit der Eröffnung der Ausstellung HITLER. Bühne stellt er den 35 Jahre alten Franzosen MACHT.OPER im Dokumentationszentrum Reichsparteiund hält ihm die schwerwiegenden Beschultagsgelände Nürnberg seinen Höhepunkt. (Ausstellungsdigungen vor: Er sei angezeigt worden, weil zeitraum: 15. Juni 2018 – 06. Januar 2019). Seit dem Frühjahr er sich als Stalinist ausgegeben und dabei 2014 widmet sich das Forschungsinstitut für Musiktheater deutschenfeindliche Äußerungen von sich (fimt.) der Universität Bayreuth intensiv der Aufarbeitung gegeben habe. Als die Situation zu eskalieren des Geschehens im und um das Nürnberger Opernhaus im droht, kommt der Oberheizer Hans WilderZeitraum von 1920 bis 1950. Mit Symposien, Publikationen mann hinzu. Der 67-jährige Franke ist bereits und auch Beiträgen in diesem Magazin haben wir immer seit 1911 am Theater und unter anderem für wieder Einblicke in den Fortgang der Forschungsarbeiten die Überwachung des Rauchverbotes im Haus gegeben, um eine möglichst breite Öffentlichkeit an den und die Kontrolle der Heizöfen verantwortlich. Ergebnissen teilhaben zu lassen. Daniel Reupke, der als Auch ist der ehemalige Gewerkschaftler als Historiker zum Projektteam gehört, berichtet in dieser dienstältester Mitarbeiter gezwungenermaAusgabe über den Einsatz von Fremdarbeitern im Theaßen Mitglied der Deutschen Arbeitsfront DAF ter während der Kriegsjahre und dokumentiert dabei den und darüber hinaus deren Betriebsobmann. starken Zusammenhalt unter den Theatermitarbeitern, Gemeinsam mit dem Gestapo-Beamten geht der manchem Verfolgten auch Schutz bot. er in einen Nebenraum und unterhält sich fast eine Stunde lang mit ihm. Er erklärt ihm, dass der Franzose ein unauffälliger Arbeiter sei, der die ihm übertragenen Aufgaben ordentlich erledige. Doch bei den allabendlichen Aufführungen gehe immer etwas schief und die Männer auf der Hinterbühne wüssten oft nicht, wo sie zuerst und zuletzt anpacken sollten. So habe Daillére nach einer anstrengenden, dreistündigen Schicht die Nerven verloren, seinem Ärger Luft gemacht und sein schlechtes Deutsch habe dann ein Übriges dazu getan. Wildermanns Worte haben Gewicht: Der junge Beamte lässt sich überzeugen und geht – ohne die Verhaftung vorzunehmen. EINE DRAMATISCHE ERZÄHLUNG Von dieser dramatischen Erzählung erfahren wir vom Forschungsprojekt aus der Entnazifizierungsakte Hans Wildermanns im Staatsarchiv Nürnberg. Dort erklärt der Oberheizer, der nach einem Betriebsunfall im Sommer 1944 in den Ruhestand versetzt wurde, dass er nicht weiß, von wem die Anzeige kam. Von der kollegialen Unterstützung, die er dem französischen Fremdarbeiter zu Teil werden ließ, profitierte er nun bei seiner positiven Entnazifizierung. Auch für Albert Daillère bedeutete die Zugehörigkeit zum Personal des Opernhauses Unterstützung und Erleichterung. Der Landwirt war 1911 in einem Dorf in den französischen Alpen geboren worden. 1940 zog er in den Krieg gegen das Deutsche

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FORSCHUNGSPROJEKT

: STAATSTHEATER EXTRA

Reich und geriet bei der französischen Niederlage in Gefangenschaft. Knapp drei Jahre später machte er von der Möglichkeit Gebrauch, den Status des Kriegsgefangenen in den des Fremdarbeiters zu tauschen. Im Herbst 1943 kam er als Bühnenarbeiter an das Opernhaus. Nun erhielt er einen regelmäßigen Lohn sowie Trennungs- und Kindergeld für die beiden Kinder und seine Frau in der weit entfernten Heimat. FREMDARBEITER IM DEUTSCHEN REICH WÄHREND DES ZWEITEN WELTKRIEGS Dalliére ist damit ein Vertreter der großen Gruppe der Fremdarbeiter, die seit Beginn des Zweiten Weltkriegs im Deutschen Reich eingesetzt wurden. Zunächst vor allem von polnischen Kriegsgefangenen im Ernteeinsatz der Jahreswende 1939/40 gebildet, wurden die Arbeitskräfte bald in vielen europäischen Ländern systematisch angeworben und in allen Sparten der deutschen (Kriegs-)Wirtschaft eingesetzt, um die eingezogenen Deutschen zu ersetzen. Dabei entstand auch eine Hierarchie, an deren Spitze – was Lohn und Lebensbedingungen anging – die westeuropäischen Zivilarbeiter standen. Sie waren den deutschen Arbeitnehmern was Bezahlung und Bewegungsfreiheit anging fast gleichgestellt. Ihnen folgten grob gesagt die Fremdarbeiter, die sich aus Kriegsgefangenen rekrutierten und unter ähnlichen bis verschlechterten Bedingungen lebten; wurden sie als Arbeiter nicht mehr gebraucht, fielen sie als Kriegsgefangene wieder der Lagerhaft anheim. Am unteren Ende standen Polen und vor allem mehrere Millionen russische Kriegsgefangene, die als Zwangsarbeiter unter erbärmlichen Bedingungen kaserniert und bei extremer Gewaltanwendung zur Schwerstarbeit gezwungen wurden (s.g. Ostarbeitererlasse). 1944 waren im Deutschen Reich so rund 12 Millionen Fremd- und Zwangsarbeiter eingesetzt, was einem Viertel aller Arbeitskräfte im Reichsgebiet entsprach; nach der deutschen Niederlage 1945 wurden sie als s.g. Displaced Persons in ihre Heimatländer zurückgeführt. (Vg. Ulrich Herbert: „Fremdarbeiter. Politik und Praxis des ‚Ausländer-Einsatzes‘ in der Kriegswirtschaft des Dritten Reiches.) DIE LEBENSBEDINGUNGEN DER OPERNHAUS-„FRANZOSEN“ Spätestens seit 1943 wurden etwa ein Dutzend Fremdarbeiter hinter der Bühne der Oper beschäftigt – laut der Liste, die bei der Theaterschließung im August 1944 angefertigt wurde genau sieben Bühnenarbeiter, zwei Schneider, ein Maler und ein Friseur. Sie wurden dabei pauschal als „Franzosen“ bezeichnet. Tatsächlich waren unter ihnen auch einige Polen, die sich nach der Niederlage des Piłsudski-Regimes nach Frankreich durchgeschlagen hatten und als Angehöriger polnischer Exil-Streitkräfte nach der französischen Kapitulation im Sommer 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten. Sie kamen also als Fremdarbeiter ins Opernhaus, als man dort beim Arbeitsamt Ersatz für die eingezogenen Kollegen anforderte. Ihre Mittagspausen verbrachten sie zusammen mit den deutschen Künstlern, Angestellten und Arbeitern in der Kantine der Oper (Diese und weitere Beobachtungen stammen aus dem Zeitzeugenbericht der holländischen Kantinenhilfe Cornelia Verbaan). Hier trafen sie zum Beispiel das 50-jährige Theaterurgestein Georg Ulherr, den alleinstehenden Kasseninspektor, um den sich viele weibliche Angestellte des Hauses liebevoll kümmerten und der von den zahllosen Lebensmittelzuwendungen immer etwas an die Fremdarbeiter abgab. Diese lebten aufgeteilt auf kleine Zimmer im ersten Obergeschoss der Malerwerkstatt, für die eine Miete von 16 Mark im Monat gezahlt werden musste. Das schlichte Gebäude – bei einem Bombenangriff im Frühjahr 1944 beschädigt – befand sich in dem südlichen der beiden längsrechteckigen Pavillons, die hinter dem Hauptgebäude der Oper im rechten Winkel zur Treustraße standen (dort wo

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Fassadenriss, um 1920 oder Situationsplan der Malerwerkstatt (Nr. 8), um 1940, Staatstheater Nürnberg, Bauverwaltung.

FREMD- UND ZIVILARBEITER*INNEN AM OPERNHAUS – AUS DER LISTE VOM AUGUST 1944: 17 Stellen künstlerische Leitung, davon Gillis van Ramppard, Holländer, Oberspielleiter 63 Stellen künstlerisches Personal, davon Alexander Fenyves, Ungar, Solo-Bass Alexander Miltschinoff, Bulgare, Solo-Tenor John Neergaard, Norweger, Solo-Bariton Hilde Simonet, Kroatin, Schauspielerin 23 Stellen Ballett, davon Miroslav Kura, Tschechoslowake, Solo-Tänzer Marion Igushi, Japanerin, Solo-Tänzerin Edith la Grand, Holländerin, Solo-Tänzerin 53 Stellen Chor, davon Hans Krona, Jugoslawe, Chor 57 Stellen Orchester, davon Fernand Goya, Franzose 105 Stellen in Technik, Arbeiter, Verwaltung zzgl. „Franzosen“ – sieben Bühnenarbeiter, zwei Schneider, ein Maler, ein Friseur: Albert Daillére, Marcel Deneu, Albert Desrousseaux, Lucien Dhondt, Andre Fàure, Jean Gautié, Bernard Lignon, Antoni Lissowski, Maurice Mercier, Louis Verges, Maurice Viral

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heute, dass Parkhaus des Schauspielhauses ist). Der vorgelagerte kleine Garten wurde von ihnen oft für Erholungspausen benutzt. Sie erhielten eine Bezahlung (Daillére bekam als ungelernter Arbeiter 75 Pfennig pro Stunde bei einem Durchschnittslohn von 95 Pfennig für einen Facharbeiter im Jahr 1943) und durften sich in der Stadt außerhalb der Arbeitszeit relativ frei bewegen. So unterhielten sie gute Kontakte zu anderen Fremdarbeitern in Nürnberg, mit denen man die Güter des täglichen Bedarfs ,organisierte‘ (d. h. stahl), die zum Teil nicht mal mehr der deutschen Bevölkerung frei zugänglich waren. Während der Arbeitszeiten standen sie unter der Aufsicht von Bühneninspektor Heinz Lersch, der bereits seit 20 Jahren an der Bühne tätig war und als einer der wenigen überzeugten Nationalsozialisten am Haus galt. In den Akten des Theaterbetriebsamts im Nürnberger Stadtarchiv sind zahlreiche Verwarnungen wegen unkorrekter Dienstkleidung oder zu spätem Erscheinen am Arbeitsort überliefert, genauso wie Beschwerden beim Arbeitsamt und der Stadtverwaltung über das Arbeitsverhalten der Fremdarbeiter und den Wunsch, diese zu ersetzen – die Anzeige gegen Daillére stammte von ihm. Die Spur des Franzosen verliert sich mit der Theaterschließung, andere Fremdarbeiter lassen sich noch bis zu ihrer geglückten Rückführung durch die US-Armee im Sommer 1945 verfolgen. Versucht man so, den dramatischen Schicksalen der Ausländer am Opernhaus ein Gesicht zu geben, bekommt man die Anmutung einer sehr fremden Erzählung.

Daniel Reupke

AUSSTELLUNG: 15. JUNI 2018 BIS 06. JANUAR 2019, DOKUMENTATIONSZENTRUM REICHSPARTEITAGSGELÄNDE

HITLER.MACHT.OPER Eine Ausstellung im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände zum Forschungsprojekt „Inszenierung von Macht und Unterhaltung – Propaganda und Musiktheater in Nürnberg 1920-1950“ des Forschungsinstituts für Musiktheater der Universität Bayreuth

Eine Kooperation mit


LA TRAVIATA Oper von Giuseppe Verdi

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WIEDERAUFNAHME 7. APRIL 2018 WEITERE TERMINE: 15., 22., 26.4.; 12.5.; 7., 9.6.2018

Eine „Traviata“-Sternstunde, die selbst Werkkenner bewegt und erschüttert. – Zu Recht Ovationen! Die Deutsche Bühne

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Denn sieh nach jeder Nacht sind selbst die schmalen Anemonen, die ihre blassen Kronen wie keusche, kleine Nonnen tragen, noch wieder aufgewacht – und du – du willst verzagen? Und selbst die silbrig-kalten erfrornen Fische tauchen schlank wie sonst und blank aus blauen Eis herauf, wenn es die Frühlingswinde spalten – und du – gibst auf? Und wenn im tollen Orgelspiel der toll gewordnen Wellen die Möwen toller gellen, als wär’n sie sturmgeboren – gibst du dein Ziel gibst du dich selbst verloren? Ein Zeitungsausschnitt von 1949 „Die Kammerspiele Nürnberg bringen am Samstag Borcherts ‚Draußen vor der Tür‘“, gefunden in einer Ausgabe von Wolfgang Borcherts „Gesammelte Werke“, 1949, Universitätsbibliothek Erlangen 2017

DRAUSSEN VOR DER TÜR  Wolfgang Borchert 44

WEITERE TERMINE: 03., 10., 16., 22., 25., 29., 31.03.; 08., 28.04.; 02., 11., 16.05.2018


WERKSTÄTTEN

: STAATSTHEATER EXTRA

SCHNITTSTELLE ZWISCHEN HANDWERK UND KUNST WERKSTATTLEITER ROMAN DECLERCQ KOORDINIERT REIBUNGSLOSE ABLÄUFE ZWISCHEN WERKSTATT UND BÜHNE

Der Arbeitstag für die Handwerker des Staatstheaters beginnt relativ früh, wenn man bedenkt, dass für das künstlerische Personal die Proben erst um 10 Uhr beginnen. Um 06:30 Uhr sitzt Roman Declercq, Leiter der Dekorationswerkstätten und Konstruktionsbüros, bereits an seinem Schreibtisch und geht den Posteingang seiner E-Mails durch. Dann macht er sich auf den ersten Rundgang durch das Werkstattgebäude im Nordost-Park, wenn ab 7:00 Uhr die ersten Mitarbeiter*innen eintreffen. „Die wichtigste Zeit in den Werkstätten ist zwischen 7:00 und 8:00 Uhr, was da nicht besprochen ist, kriegt man für diesen Tag auch nicht mehr auf die Reihe.“ so Roman Declercqs ‚Credo‘. So führt der Weg am frühen Morgen von Abteilung zu Abteilung, Schlosserei, Schreinerei, Malersaal, Plastiker, Montagehalle. Arbeitsstände werden gemeinsam begutachtet und besprochen, Mitarbeiter*innen eingeteilt, kurz: Es wird entschieden, was an diesem Tag im NordostPark 35 geschehen soll. – Vor dreieinhalb Jahren haben die Handwerker des Staatstheaters das neue Gebäude bezogen, dass ihnen ideale Arbeitsbedingungen verschafft, doch noch immer fühlt sich das Arbeitsumfeld ziemlich ‚neu‘ an. 21 PRODUKTIONEN FÜR EIN HALBES JAHR Einmal pro Woche schließt sich an den morgendlichen Rundgang eine Besprechung mit allen Vorständen und den Konstrukteuren an. Und es gibt wahrlich derzeit viel zu besprechen: Auf über 20 Produktionen in unterschiedlichem Produktionsstadien kommt die Runde zu sprechen, von den laufenden Endproben von „Auferstehung“, „Idomeneo“ und „Draußen vor der Tür“ über alle Produktionen, die noch in der Intendanz Peter Theilers über die Bühne gehen sollen, einschließlich der Ausstellung im Dokumentationszentrum. Dazu kommen die ersten acht Produktion der neuen Intendanz von JensDaniel Herzog, für die bereits Bauproben und Werkstattabgaben anstehen. Also alle Produktionen über den Zeitraum von Februar bis Oktober. „Frühzeitige

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» AUS EINEM FANTASIEENTWURF REALITÄT WERDEN LASSEN: ES MUSS AM ENDE SPASS MACHEN! «

Planung ist wichtig, gerade in einer solchen Phase höchster Belastung in allen Abteilungen“, erklärt der Werkstattleiter, auf welche Art das überhaupt zu schaffen ist. „Die Kollegen müssen frühzeitig eingebunden werden, mitdenken können“, um noch die kleinsten Spielräume optimal nutzen und einander bei hohem Termindruck gegenseitig unterstützen zu können. Natürlich können in einem solchen Zeitfenster nicht über 20 Bühnenbilder von den eigenen Werkstätten des Staatstheaters angefertigt werden, also sind auch Vergaben zu besprechen, die den Planungsvorlauf noch vergrößern. Die Zwischenstände aller Produktionen in Planung werden an so einem Morgen besprochen, Kostenkalkulationen, Materialbestellungen, Reparaturbedarfe, Termine, Krankenstände und Urlaubsscheine – trotzdem dauert so eine Sitzung, die allen Beteiligten einen Überblick verschafft, nur ca. 40 Minuten. Dann geht Roman Declercq wieder mit der einen oder anderen Abteilung ins Detail der anstehenden Arbeiten oder notiert zuerst die Ergebnisse der Sitzung.

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VOM MODELL ZUM BÜHNENBILD Es ist ein perfekter Überblick und eine enorme Konzentrationsleistung, die vom Werkstattleiter zu erbringen ist. Denn jedes Bühnenbild muss er vor Augen haben, wissen, was die Konstruktion können muss, im Hinblick auf Beweglichkeit, Begehbarkeit, Material und Farbgestaltung, und dass sie auch transportierbar ist. Den ersten Eindruck davon bekommt er bei der Modellabgabe der künstlerischen Teams. Sie ist die Grundlage für eine erste grobe Kosten- und Zeitkalkulation, die er mit seinem Werkstattteam erstellt. Den nächsten Schritt zur Konkretisierung ergibt die Bauprobe auf der Bühne, bei der mit einem provisorischen Bühnenbild alle Verwandlungen des Bühnenbildes in der Inszenierung im Maßstab 1:1 durchgespielt werden. Danach machen sich die Konstrukteure ans Werk und zeichnen die entsprechenden technischen Pläne für die ausführenden Werkstätten, die auch die Grundlage einer konkreten Kalkulation der Kosten sind. Dann schlägt die Stunde der Handwerker, deren Fertigungen im Idealfall ineinandergreifen wie ein Räderwerk: Die Schlosserei schweißt den tragenden Unterbau, die Schreinerei montiert die zugeschnittenen Platten darauf, der Malersaal lackiert, bemalt oder behängt die Bühnenelemente. In der Montagehalle des Werkstattgebäudes wird das Bühnenbild zum ersten Mal komplett aufgebaut, ein wichtiger Test, der sicherstellt, dass schließlich bei der Technischen Einrichtung im Opern- oder Schauspielhaus auch alles passt. Denn für größere Korrekturen bis zur zwei Wochen später folgenden Premiere wäre dann kaum noch Zeit. – Und damit bis zum Umzug ins Staatstheater alle Elemente zusammenbleiben, hat der Werkstattleiter auch ein Auge darauf, dass die Bühnenelemente im Lager bis zur Abholung sorgfältig einsortiert und zusammengestellt werden. EIN ZUSAMMENSPIEL VON HANDWERK UND KUNST Eine problemlose Zusammenarbeit mit Handwerkern, Konstrukteuren und Bühnentechnikern ist die eine Sache, ebenso wichtig ist auch eine gute Verständigung mit den Bühnenbildnern der Produktionen, die fast alle als Gäste ans Staatstheater kommen. Da ist durch die neuen Kommunikationsmittel vieles einfacher geworden als früher. Und doch spielt Vertrauen hier nach wie vor eine besonders große Rolle und eine gute Intuition, um bei der Entwicklung einer Bühnendekoration den späteren Probenprozess vorausdenken zu können. Ein Bühnenbildner muss und kann während der Herstellung nicht ständig vor Ort sein, aber es bedarf eines kontinuierlichen


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Kommunikationsprozesses mit der Werkstattleitung, damit die vorhandenen Mittel und Zeiten optimal ausgeschöpft werden können und die Dekoration anschließend die Aufgaben erfüllt, die ihr die Inszenierung zuordnet. Diese Zusammenarbeit mit den künstlerischen Teams ist für die Motivation der Werkstattmitarbeiter besonders wichtig. Denn das entgegengebrachte Vertrauen der Bühnenbildner, dass die Handwerker die Pläne in ihrem Sinne umsetzen, setzt auch auf der anderen Seite ein hohes kreatives Potential und Engagement frei. Und das ist wichtig, denn es gibt kein Bühnenbild „von der Stange“. Jede Produktion ist anders, für jedes Bühnenbild braucht es neue Lösungen. Die Atmosphäre für so eine positive Zusammenarbeit zu schaffen, auch das ist eine besondere Anforderung, die Roman Declercq als Werkstattleiter erfüllt. VON DER EISENBAHN ZUM THEATER Angefangen hat Roman Declercqs Berufslaufbahn jedoch ganz anders: In der DDR wurde er zunächst als Lokführer ausgebildet, besuchte später die Abendschule und holte das Abitur nach. Bei der Eisenbahn wollte er nicht bleiben, doch wohin stattdessen, das wusste er zunächst auch nicht recht. So landete er „zur Überbrückung“ am Theater, wie er sagt – und blieb. „Ein Theater öffnet sich, wenn man sich dafür interessiert,“ so erklärt er heute seinen Werdegang vom Bühnenhandwerker an den Bühnen der Landeshauptstadt Magdeburg, über den Bühnenmeister, Bühneninspektor bis zum Technischen Direktor und schließlich zum Leiter der Dekorationswerkstätten und Konstruktionsbüros am Staatstheater Nürnberg. Es war „die Mischung von Handwerk und körperlicher Arbeit mit gleichzeitiger Nähe zu den künstlerischen Produktionen“, die ihn vom Theaterberuf überzeugte. Und das Durchlaufen so vieler Stationen ist es auch, was ihn zur idealen Besetzung der Schnittstelle zwischen Werkstatt und Bühne macht. Denn: Was draußen im Nordost-Park gebaut wird, das muss auf den Bühnen am Richard-Wagner-Platz passen und zuverlässig funktionieren. DER TEAMGEIST MUSS STIMMEN Deshalb pendelt der Werkstattleiter auch mehrmals pro Woche zwischen den Werkstätten und dem Theater. Der Austausch mit dem Technischen Direktor Hans-Peter Gormanns und den Teams auf den Bühnen des Opern- und Schauspielhauses ist wichtig, und es ist von großem Vorteil, dass sich alle so gut verstehen. Dass die „Mischung unter den Kollegen“, von Qualifikation, Persönlichkeiten und Alter „gerade sehr gut passt“, darin sieht Declercq einen Hauptgrund, dass die Produktionen trotz hohem Termindrucks punktgenau auf die Bühne kommen und dort auch funktionieren. Ebenso wichtig ist ihm auch die Zusammensetzung seiner Mannschaft in den Werkstätten, neben den fachlichen Qualifikationen ist eine gute Durchmischung der Generationen eine wichtige Sache: „Routine trifft auf Neugier“ bringt der Werkstattleiter das produktive Moment dieser Mischung auf den Punkt. Die Frage, wie die aktuelle Arbeitsbelastung überhaupt zu meistern ist, beantwortet Roman Declercq so schlicht mit dem Satz: „Weil das Team hier stimmt.“ – und mit einem Lächeln.

Verena Kögler

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Sommerzeit = Festspielzeit

Jonas Kaufmann Waldbühne Berlin

„Dolce Vita“ - ital. Arien & Lieder 12.7. - 14.7.18 3 Tg. 399,Busfahrt, ****Hotel-ÜF, Eintritt

Bregenzer Festspiele

„Carmen“

4.8. / 12.8. / 18.8. 2 Tg. ab 215,Busfahrt, ****Hotel, HP, Eintritt

Seefestspiele

„Gräfin Mariza “

Mörbisch

13.7. / 27.7. / 10.8. 3 Tg. 339,Busfahrt, ***sup. Htl. in Wien, Eintr.

Musikfestspiele

Krumau

„Das schlaue Füchslein“

10.8. - 12.8.18 3 Tg. 349,Busfahrt, ****Hotel, HP, Eintritt u.a.

Arena di Verona Aida · Nabucco

6.7. / 13.7. / 2.8. 3 Tg. 299,9.8. - 12.8.18 4 Tg. 419,Busfahrt, Hotel in Verona, Eintritt

Verona - Preisknaller

27.7. / 4.8. 3 Tg. nur 269,Busfahrt, Hotel-Halbpension im Valpolicella-Gebiet, Eintritt

KulturHighlights

Leipzig & Naumburg Concert Gewandhaus

22.6. - 23.6.18 2 Tg. 269,Busfahrt, ****Hotel, HP, Eintritte und Führungen u.v.m.

Marienbad

Chopin-Festival

25.8. - 26.8.18 2 Tg. 269,Busfahrt, Hotel, HP, Führg.,Eintritt

Weimar - Goethe

12.7. - 13.7.18 2 Tg. 249,Busfahrt, ****Hotel, Eintritte u.m.

Egerland - Erzgebirge

Kultur & Kulinarik 15.6. - 17.6.18 3 Tg. 349,Busfahrt, Hotel, HP/VP, gr. Progr.

Dresden

„Carmen“

Semperoper

22.6. - 23.6.18 2 Tg. 259,Busfahrt, Hotel, HP, Führg.,Eintritt

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STAATSTHEATER EXTRA

: ZAUBERWORTE

ZAUBERWORTE. EIN FILM ÜBER DAS STAATSTHEATER NÜRNBERG

Beim Damentee habe ich nach dem zweiten Stück Kuchen, aber vor dem Sekt das Handtuch geworfen. Was nicht ganz einfach war. Beides. Die Gastfreundschaft der Damen wirkt recht entschlossen. Peter Theiler bekommt, darauf angesprochen, sofort ein Lächeln ins Gesicht. Der Damenclub und die anderen Freundeskreise des Theaters sind, sagt er, einfach unbezahlbar. Apropos, Oberbürgermeister Ulrich Maly legt Wert darauf, dass er sich den Damen für ein Foto nicht nur deshalb zu Füßen legte, weil er der Jüngste am Set war. In Peter Theilers Dienstzimmer, zugleich das Honorarkonsulat der Schweiz in Nürnberg, gibt es weiße Le Corbusier-Sessel, unverrückbar, wie ein Gotthardmassiv aus Stahl und Leder. Man sitzt recht tief darin, und man rutscht noch tiefer hinein, wenn Theiler von der Oper im Allgemeinen und seiner Nürnberger im Besonderen zu Schwärmen beginnt. Je länger er spricht, desto kleiner wird man. Während er dabei immer jünger wird. Achten Sie mal drauf, so lange er noch hier ist. Ein Zauber!

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Es ist nicht der einzige in diesem Haus, in dieser Stadt. Bei Hans Meyer, dem Thüringer, dem der Klub Jahre der Erstklassigkeit und einen DFB-Pokal verdankt, habe ich gelernt, dass man auch als „harter Hund“ und mit über 70 noch zum Ballettfan werden kann. Das Zauberwort dafür lautet: Goyo Montero! Man hört es oft in dieser Stadt. Wie überhaupt die Sache mit der 1.Liga. Rainer Megerle, von Kindesbeinen an der Oper verfallen und zu Beginn der Intendanz Theiler bekennender Skeptiker, sieht das Staatstheater heute genau dort: in der ersten Liga. Er macht nicht den Eindruck, dass er es unbedingt müsste, aber mittlerweile spart er alleine dadurch Reisekosten, dass er so glücklich mit dieser Oper in seiner Stadt ist. Noch etwas, das ich so noch nie erlebt habe, und glauben Sie mir, ich war an vielen Theatern: Fragen Sie beim nächsten Theaterbesuch mal Ihren Sitznachbarn, ob er oder sie eine Schulplatzmiete hatte. Mein Tipp: einer hatte, links oder rechts. Wenn nicht gar beide. Die Schulplatzmiete – noch so ein


ZAUBERWORTE

Nürnberger Zauberwort. Selbst Matthias Egersdörfer, der sich einst aus Lauf an der Pegnitz auf den Weg zu seinem ersten Theaterplatz machte, vergisst in der Erinnerung daran kurz das Granteln. Julia Lehner, die als Kulturreferentin weder besonderes Lob noch gar Tadel für einzelne Inszenierungen vergeben möchte, sagt, das habe sie im wahrsten Sinne geschult. Seitdem gelte für sie: Hauptsache, Theater langweilt nicht. Dass es so ist, beweist das Schauspiel. Was für ein schönes Haus, um es nicht zu vergessen, so schön, wirklich wahr! Klaus Kusenberg durfte es 2010 mit seinem Ensemble beziehen und hat darin Auslastungszahlen erreicht, die viele gerne hätten. Dass der Neubau nötig wurde, weil nach Georg Schmiedleitners „Räubern“ alles kaputt war, ist allerdings wirklich ein Gerücht. Im Ernst, die meisten Zuschauer, die wir fragten, haben gesagt, so muss Theater ja wohl sein. Gerne mal deftig und modern. Wie beim „Woyzeck“, dem nackten. Bei „Margaretha di Napoli“, bei Wagners „Ring“. Da sind einige offenbar sogar extra zur Dernière gekommen, um gleichzeitig zu jubeln und zu buhen. Um es mit den Worten einer Stammzuschauerin, ach was, der Stammzuschauerin zu sagen: Wenn mir die Inszenierung mal nicht gefällt, egal, der Herr Kupfer singt trotzdem toll. Das Staatstheater Nürnberg am Ende der Intendanz Peter Theilers ist ein glückliches Theater. Das sich um seine Gäste kümmert (es gibt Häuser, in denen man sich noch nicht einmal trauen würde, an der Garderobe nach dem WC zu fragen – hier ist sogar Nähzeug für Notfälle vorhanden), das neue Werkstätten und ein neues Schauspielhaus hat und nur noch im Opernhaus etwas alt aussieht. Von all dem und vielem mehr handelt unser Film „… und gleichzeitig der Olymp“. Wie wir darauf kamen, ihn zu machen? Fragen Sie Susanne Wissen, die weiß es. Von ihr stammt die Idee. Sie hat uns die Umsetzung ermöglicht und jede Tür persönlich geöffnet. Bis zu dem erhebenden Moment, an dem wir an der Pforte erkannt wurden. Es waren viele Türen. Und dahinter viele Geschichten. Die Begeisterung eines Karl-Heinz Utz etwa, der den Fuhrpark leitet, im Kulissenlager jeden Stuhl

: STAATSTHEATER EXTRA

einer Inszenierung zuordnen kann und mit seinem selbstbewussten Dialekt auf einen wie mich, der sich seinen abgewöhnen musste, irgendwie beruhigend wirkt. Oder Ulrike Neuleitner, die 1. Theatermalerin, die tatsächlich erklären kann, was den Zauber des Theaters ausmacht. Nicht zuletzt sind da die Inszenierungen aus 10 Jahren Oper und Ballett sowie 18 Jahren Schauspiel. Dazu der Jugendclub und natürlich die Konzerte. Marcus Bosch ließ sich, was ich noch nie erlebt habe, völlig entspannt wenige Minuten vor Beginn einer Wagner-Vorstellung beim Ankleiden drehen. Der coolste Kapellmeister nördlich der Alpen. Südlich kenne ich keinen. Spricht er über Musik, hat man gar keine andere Wahl, als auf der Heimfahrt die DvořákEinspielungen der Staatsphilharmonie einzulegen. Die Ära Klaus Kusenberg und die Intendanz Peter Theiler gehen zu Ende, auch Marcus Bosch verlässt Nürnberg, und das alles musste in diesen Film hinein. Wir hatten also keine Chance.

Matthias Schmidt

Matthias Schmidt ist Autor und Regisseur zahlreicher Dokumentationen für ARD, ZDF, 3Sat und arte. Darunter „Die Unerwartete. Angela Merkel“ (ARD 2016), „Zug in die Freiheit“ (ARD 2014), „Wahnsinnswerke. Die Räuber“ (3Sat 2017) und „Das Wunder von Leipzig“ (ARD 2008). „Die Bühnenrepublik. Theater in der DDR“ wurde 2004 mit dem Adolf-Grimme-Preis geehrt. Jim Günther ist dabei seit Jahren mit Kamera, Ton, Grafi k, Schnitt und Ideen mehr als nur ein Wegbegleiter. Als Theaterkritiker schreibt Schmidt unter anderem für das Portal www.nachtkritik.de.

... und gleichzeitig der Olymp Ein Rückblick auf die Intendanz Peter Theiler Ein Film von Matthias Schmidt und Jim Günther

Erhältlich als DVD oder online unter WWW.STAATSTHEATER. NUERNBERG.DE

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ÜBER DAS SCHOSTAKOWITSCH-PROGRAMM DES 3. PHILHARMONISCHEN KONZERTS UNTER LEITUNG VON DIRIGENT ECKEHARD STIER BERICHTETEN DIE NÜRNBERGER NACHRICHTEN: Die beiden folgenden Sätze gelingen fulminant in ihrer krakeelenden Oberfläche. Man merkt, die Staatsphilharmonie kann ihrem kompetenten Gast blind vertrauen: beide sind in Bestform. Auch bei der Begleitung der Geigerin Christina Brabetz und der großen Gefühle des a-moll-Violinkonzerts. […] eine bewundernswerte junge Geigerin mit großem Darstellungsradius, die immer wieder neu zu fesseln vermag. UND DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG FÜGTE DEM HINZU: Die Königin der Aufführung ist Leah Gordon. Sie füllt die Rolle der Elettra mit ihrem enormen, trotz gewaltigem Fundament sehr höhensicherem Sopran vollkommen aus, kann Wahn und Wut spielen, dass es einen wohlig schaudert. DIE MITTELBAYERISCHE ZEITUNG PLÄDIERTE NACH DER PREMIERE ENTSPRECHEND: Auf nach Nürnberg zur Entdeckung eines Meisterwerks!

UND DIE NÜRNBERGER ZEITUNG LOBTE ORCHESTER UND SOLISTIN CHRISTINA BRABETZ: Volltönend und dunkel gefärbt ist ihr Strich, einen einsamen, berührenden Klagegesang entlockt sie ihrer GuadagniniVioline. Voller Vitalität und Virtuosität gelingen ihr die Stimmungswechsel im überschäumend komplexen Scherzo. Hellwach und auf den Punkt präzise, dennoch erfüllt mit ausdrucksstarker Emotionalität, agiert die Staatsphilharmonie. […] Großer Applaus, nicht nur für Brabetz, sondern am Ende für alle, die dieses herausragende Konzert gestaltet hatten. ÜBER DIE PREMIERE VON „IDOMENEO“ BERICHTETE BR-KLASSIK: Ina Yoshikawa als […] Ilia eröffnet mit strahlend reinem, ausdrucksstarkem Sopran einen Abend beeindruckend schöner Mozart-Stimmen. Generalmusikdirektor Marcus Bosch setzt auf die Dramatik in Mozarts Dramma per Musica und serviert mit der Nürnberger Staatsphilharmonie einen satten, flexiblen und romantischen Mozartklang, der die hellen, strahlkräftigen Stimmen wunderbar trägt. Ida Aldrians (Idamante) […] heller Mezzosopran verschmilzt auf betörende Weise mit Ina Yoshikawas Stimme in den Liebesduetten. Der junge Tenor Ilker Arcayürek meistert die schwere Partie des Idomeneo beachtlich und fesselt durch seine intensive Verkörperung des traumatisierten Königs.

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UNMITTELBAR NACH DER „IDOMENEO“-PREMIERE SCHRIEB MICHAEL S. AUF TWITTER: Das war das Beste was ich seit langem am Staatstheater Nürnberg gesehen habe. Ich bin hin und weg.

ÜBER DIE PREMIERE „LIEBEN.LEIDEN.WERTHER.“ SCHRIEBEN DIE NÜRNBERGER NACHRICHTEN: Dass Goethes Briefroman fast 250 Jahre nach der Entstehung sein Verfallsdatum noch lange nicht erreicht hat, beweist die bewegende, klug bearbeitete Fassung, die nun in der BlueBox Premiere hatte. […] Mit wenig Aufwand und ohne viel technischen Schnickschnack wird hier Theater geboten, das Sprache und Schauspiel in den Fokus rückt. Wie essenziell beides für die Interpretation des Textes ist und welch enormes emotionales Potenzial in den Zeilen steckt, beweist Janco Lamprecht eindringlich.


UND AUCH DIE NÜRNBERGER ZEITUNG WAR ZU GAST: Regisseur Markus Hoppe und Dramaturg Arne Bloch verlassen sich auf ausgewählte Stellen aus Goethes Originaltext. Deren „altmodischer“ Rhythmus wirkt als kleine Verfremdung – vor allem in unserer Zeit, die Sprache und Satzbau oftmals auf Ruinen reduziert. Janco Lamprecht spricht die alten Sätze trotzdem ganz jung aus. […] Eine schöne, kleine Skizze ist das in der BlueBox. Bedenkenswert. BEGEISTERT ZEIGTE SICH DIE NÜRNBERGER ZEITUNG VON DER PREMIERE „DRAUSSEN VOR DER TÜR“: Spektaktulär: […] Sascha Hawemann, der Berliner Regisseur mit radikaler Ader, hat zu großer Form zurückgefunden – und kassierte bei der Premiere am Samstag den verdienten Beifall. […] Dabei ist [seine] Interpretation so klug und konsequent, dass man sie sich auch gut beim Berliner Theatertreffen denken könnte. UND DIE NÜRNBERGER NACHRICHTEN KOMMENTIERTEN: Im Nürnberger Schauspielhaus ist eine drastische, aber mitreißende Version des Nachkriegsdramas zu sehen. […] Dass Hawemann über das Entstehungsjahr 1947 hinausblickt und die verlogene Wohligkeit der Folgezeit einfängt, […] ist schlüssig.

Dass einer da nicht zaghaft anklopft, sondern wie wahnsinnig mit dem Kopf gegen die verschlossene Tür rennt, bis das Blut spritzt, ist aber nur konsequent. Er bleibt draußen. ÜBER DIE PREMIERE „AUFERSTEHUNG“ SCHRIEBEN DIE NÜRNBERGER NACHRICHTEN: Ein flottes, intimes Kammerspiel, das auf kühne, symbolschwere Bilder setzt. […] Die Regie legt ihren Schwerpunkt auf die gesellschaftliche Anklage, auf Tolstois harsche Kritik an der herrschenden Ordnung und seinen flammenden Appell für mehr Menschlichkeit. UND DIE BAYERISCHE STAATSZEITUNG BERICHTETE: Regisseur Isletme und Dramaturgin Engel nehmen Tolstois Roman als Spielfläche, fügen Bruchstücke aus seiner Handlung aneinander, weben Texte von Heiner Müller, Ewald Palmetshofer und Franz Kafka hinein. Es macht Spaß, solch kluge und streckenweise recht schräge Textkompilationen zu kosten, weil hier Spiel und literarisches Experiment zusammenkommen.

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Vier Violinen und vier Violen treten an zum 4. KAMMERKONZERT der Saison: VIER UND VIER GEWINNT. Neben Stefan Teschner, Katharina Büll, Gelbarth Rolf, Julia Horneber (Violinen), Julia Horneber, Gunther Hillienhoff, Chistian Heller (Violen) sind außerdem am Violoncello Arvo Lang und Kathrin Münten am Kontrabass mit von der Partie. Sie präsentieren zur Nachmittagszeit Franz Schuberts Streichquartett in g-Moll 173, Theodor Wagner-Loeberschütz‘ Streichquartett in B-Dur op. 15 und Max Bruchs Streichoktett in B-Dur. 11. MÄRZ, 15 UHR, GLUCK-SAAL +++ +++ +++ +++ +++ GÁBOR KÁLI, 1. Kapellmeister der Staatsphilharmonie und Stellvertreter des Generalmusikdirektors, gewann den 1. Internationalen Dirigenten-Wettbewerb in Hongkong. Er setzte sich in der Endauswahl in drei Runden gegen 15 Mitbewerber durch und wurde mit einem Konzertengagement am Hongkong Symphonieorchester in der Spielzeit 2018/2019 ausgezeichnet. Außerdem wurde er von den Musiker*innen des Orchesters mit dem Orchesterpreis geehrt. Die Konzerte des Wettbewerbs konnten live im Internet verfolgt werden und sind neben der Preisverleihung auf dem YouTube Channel der „1st Hong Kong International Conducting Competition“ zu sehen. Seit 2015 ist der ungarische Dirigent am Staatstheater Nürnberg engagiert und leitete hier u. a. Produktionen wie „Attila“, „Die Regimentstochter“ und „My Fair Lady“, die Ballette „Cinderella“ und „Cyrano“ sowie mehrere Programme in der Reihe Phil & Chill. Mit dem Ensemble Kontraste gibt er ein Liederkonzert mit Werken von Schumann und Kurtág am 25. MÄRZ, 16.30 UHR, TAFELHALLE +++ +++ +++ +++ +++ 52

Opernensemblemitglied MIKOL A J ZAL ASINSKI wurde in Polen mit dem OPERATIC GLARE 2017 ausgezeichnet. Den Preis in der Kategorie „BESTE ROLLE“ erhielt er für seine Charakterdarstellung des Blaks in der Opernproduktion „Eros und Psyche“ von Ludomir Rózycki, die im Oktober 2017 im Theater Wielki in Warschau gezeigt wurde. Seit der Spielzeit 2008/2009 ist der Bariton Mitglied des Staatstheaterensembles und ist hier vor allem für seine exzellente Gestaltung zahlreicher Verdi-Partien beliebt, u. a. als Ezio in „Attila“, als Rigoletto oder Macbeth. Als Giorgio Germont in „La traviata“ ist er erneut ab April wieder in Nürnberg zu erleben. +++ +++ +++ +++ +++ Das Theatermagazin „DIE D E U T S C H E B Ü H N E “ ve röffentlicht mit der März-Ausgabe ein THEMENHEFT, das sich mit der NETZWERK ARBEIT DES STAATSTHEATER NÜRNBERG während der vergangenen 10 Jahre beschäftigt. In 16 Beiträgen verschiedener Autor*innen werden unterschiedliche Kooperationen des Theaters mit verschiedenen Institutionen der Stadt, Förderern und Partnern vorgestellt. Das Themenheft, das auch dem Zeitschriftenabonnement der Deutschen Bühne beiliegt, liegt ab März für alle Interessierten in den Spielstätten des Staatstheaters kostenfrei aus. +++ +++ +++ +++ +++ Mit großer Begeisterung nahm das Publikum in HEILBRONN die Musical-Revue „THE LIGHTS OF BROADWAY“ auf und feierte unsere Künstler*innen samt der The Knights of Broadway-Band mit stehenden Ovationen. Insgesamt vier Vorstellungen der Revue gab das Staatstheater dort, alle Abende waren binnen kürzester

Zeit komplett ausverkauft: „Ein Abend für Musical-Freunde zum Genießen, klug aufgebaut und ohne Makel dargeboten.“ berichtete die Ludwigsburger Kreiszeitung über die Premiere. +++ +++ +++ +++ +++ Die Mezzospranistin IDA ALDRIAN, die in der zurückliegenden Spielzeit u. a. in der Titelrolle der „Italienerin in Algier“ und als Adalgisa in „Norma“ für Furore sorgte, bestreitet den Abend LIEDGUT 40. Auch als Referenz an ihre österreichische Heimat hat sie ein Programm mit Wiener Kunstliedern ausgewählt, mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert, Alexander von Zemlinsky und Kurt Schwertsik. Am Klavier begleitet sie dabei Solorepetitor Esteban DominguezGonzalvo. 08. APRIL, 20 UHR, GLUCK-SAAL +++ +++ +++ +++ +++ Tenor ILKER ARCAYÜREK hat sich mit seinen Liedprogrammen in den letzten Jahren weit über Nürnberg hinaus eine Fangemeinde und viele Auszeichnungen ersungen und gastiert damit u.a. in der Londoner Wigmore Hall, in Zürich und in Barcelona. In Nürnberg ist er in der laufenden Spielzeit nicht nur in den Titelrollen von Mozarts „Idomeneo“ und Monteverdis „Die Rückkehr des Odysseus“ zu erleben, auch ein LIEDERABEND MIT WERKEN VON ROBERT SCHUMANN steht noch auf dem Programm. Der renommierte Pianist und Liedbegleiter HARTMUT HÖLL begleitet das Programm von LIEDGUT 41 am Klavier, in dessen Zentrum Lieder zu Texten von Justinus Kerner stehen. 22. APRIL, 20 UHR, GLUCK-SAAL +++ +++ +++ +++ +++


RITA KAUFMANN wechselt in der kommenden Spielzeit an die STAATSOPER STUTTGART als Stellvertretende Studienleiterin. Die Pianistin war als Studienleiterin und Solorepetitorin über 14 Jahre eine Stütze des Nürnberger Opernbetriebs. Darüber hinaus beeindruckte sie immer wieder mit ihren Auftritten in Konzerten, wie an der Seite von Olga Scheps beim Philharmonischen Konzert mit Oliver Messiaens „Turangalîla“-Sinfonie, als einfühlsame Liedbegleiterin in zahlreichen LiedGut-Programmen oder als Solistin am Klavier bei Goyo Monteros Tanzabend „Vasos comunicantes“. +++ +++ +++ +++ +++ D e n Fa c e t t e n r e i c h t u m der Trompete präsentiert Solotrompeter Christoph Braun im 5. K AMMERKONZERT – GESTATTEN: CHRISTOPH BRAUN, SOLOTROMPETER! Seit vielen Jahren ist er einer der prägenden Musiker der Staatsphilharmonie Nürnberg. Für sein Kammerkonzertprogramm hat er Werke von Rodion Schtschedrin, Theo Charlier und George Enescu ausgewählt. Am Klavier begleitet ihn der Pianist Lukas Kuen. 29. APRIL, 15 UHR, GLUCK-SAAL +++ +++ +++ +++ +++ Am 25. Januar feierte Sopranistin und ehemaliges Ensemblemitglied des Staatstheater Nürnberg ELIZABETH KINGDON ihren 90. GEBURTSTAG. Nach ihrem Gesangsstudium in Boston und

New York kam Kingdon 1956 mit einem Fulbright-Stipendium an die Musikhochschule in Frankfurt. 1963 wurde sie Ensemblemitglied an den Städtischen Bühnen Nürnberg und brillierte in den wichtigsten Partien des jugendlich-dramatischen Fachs. Außerdem feierte sie später große Erfolge mit der „Pocket Opera Company“. 1984 wurde sie mit dem Kulturpreis der Stadt Nürnberg geehrt und seit 1999 ist sie Ehrenmitglied des Staatstheaters. ENGLISH TOILETRIES FÜR SIE UND IHN

z.B. von Crabtree & Evelyn, Bronnley, Penhaligon’s, Floris, Woods of Windsor

+++ +++ +++ +++ +++ Angesichts des Erfolgs von „DIE 39 STUFEN“ ist James Bond längst vergessen, am 26. Januar fand die 100. VORSTELLUNG mit Michael Hochstrasser alias Agent Richard Hannay und Nicola Lembach, Pius Maria Cüppers und Stefan Willi Wang statt. Chapeau!

FINE FOOD

z.B. Englische Kekse, Marmeladen, Tees Deutschlands wohl umfangreichstes

ROSENKULINARIUM Unser Geschäft ist in der Nähe des Opernhauses, beim Parkhaus Sterntor um die Ecke, am Beginn der Fußgängerzone. Im Internet finden Sie uns unter: www.rosegardens.de

+++ +++ +++ +++ +++ Für ihr Projekt, eine szenische Lesung zum „PROZESS DES HANS LITTEN“, die in Zusammenarbeit mit Anja Sparberg und Unterstützung von Patricia Litten entwickelt und in der BlueBox gezeigt wurde, wurden die Teilnehmer*innen der PeterVischer-Schule in Nürnberg, mit dem mittelfränkischen P-SEMINARPREIS des bayerischen Kultusminsteriums ausgezeichnet.

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Gegen Vorlage dieses ausgefüllten Coupons belohnen wir Sie als Neukunden bei Ihrem ersten Einkauf über 10 Euro in unserem Nürnberger Geschäft mit einem Warenwert von:

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THE LIGHTS OF BROADWAY

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INFORMATION UND TICKETS 0180-1-344-276 (Festnetz 3,9 ct/Min; Mobilfunk bis 42 ct/Min) www.staatstheater.nuernberg.de ADRESSEN SPIELSTÄTTEN: Opernhaus (und Gluck-Saal), Schauspielhaus mit Kammerspielen und BlueBox, Richard-Wagner-Platz 2–10, 90443 Nürnberg, Meistersingerhalle, Münchener Straße 21, 90478 Nürnberg Gustav-Adolf-Gedächtniskirche, Allersberger Str. 116, 90461 Nürnberg

IMPRESSUM Herausgeber: Staatstheater Nürnberg Staatsintendant: Peter Theiler Geschäftsführender Direktor: Christian Ruppert Redaktion: Dramaturgie, Kommunikation, Marketing, Theaterpädagogik Titel: Draußen vor der Tür Im Bild: Julian Keck, Stefan Willi Wang Foto: Marion Bührle Fotos: Gregory Batardon, Karoline Bofinger, Helmut Brade (Illustration), Marion

Bührle, Cristopher Civitillo, Lars Finneisen, Verena Kögler, Jutta Missbach, Neda Navaee, Uwe Niklas, Ludwig Olah, photocase.de/ico_daniel/Lumix07/manun Privat, T. M. Rives, Jesús Vallinas, Susanne Wissen Gestaltung: Julia Elberskirch, Jenny Hobrecht Druck und Anzeigen: Offsetdruck Buckl GmbH Das Staatstheater ist eine Stiftung öffentlichen Rechts unter gemeinsamer Trägerschaft des Freistaats Bayern und der Stadt Nürnberg Stand: Februar 2018, Änderungen vorbehalten

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Henriette Schmidt-Burkhardt †

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