Sieber Ziitig Oktober 2014

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Sieber Ziitig

Sozialwerke Pfarrer Sieber

auffangen – betreuen – weiterhelfen

Nr. 4/2014

Wer ist mir am nächsten? Jesu Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist für uns Ansporn in der täglichen Arbeit. Auch und besonders in unserem Spital SuneEgge, das der biblischen Botschaft selbst unter schwierigen Rahmenbedingungen nachlebt. Editorial Wenn Daniel in den einzigen Lift im Sune-Egge rollen wollte, musste er sein steifes Bein im Lift drin an die Wand stellen. Eine bequemere Haltung erlaubte der alte Aufzug dem Mann im Rollstuhl nicht. Im Frühling 2013 mehrten sich die Zeichen, dass dieser enge Lift seinen Dienst demnächst quittieren würde. Unüberhörbar waren das Knirschen, das Knacken und Quietschen. Nicht mehr zu ignorieren das zuweilen bedrohliche Ruckeln und Schaukeln. Die Suche nach Ersatzteilen blieb erfolglos. Wir mussten einen neuen Lift einbauen. Während der Bauzeit stellten wir an die Ostwand des Spitals einen Baulift, mit dem wir 4 von 5 Etagen erschliessen konnten. Über drei vorübergehend umgenutzte Zimmer und nach Demontage aller überflüssigen Terrassengeländer… Ein Abenteuer der besonderen, eben der Sune-Egge-Art.

Menschen , etwa der Nichtbeachtung eines durch einen Unfall betroffenen Menschen. Da hat es doch einer so treffend formuliert: Treibend getrieben, reibend aufgerieben, jäh am Markt, Herzinfarkt …

Nächstenliebe ist Be­gegnung auf Augenhöhe und nie einseitig. (Bild: Ernst Sieber)

Diese Liftgeschichte ist bezeichnend für das Spital, das sich Menschen verschrieben hat, die in kein System mehr passen. Täglich suchen wir mit Menschen, die durch Sucht, Krankheit und soziale Verwahrlosung schwer gezeichnet sind, nach Wegen zur Stabilisierung, zur Genesung, zur Heilung – und dies oft auf Wegen, die ausserhalb der Norm liegen. Aber genau so sorgfältig und unter Beachtung von Vorschriften und Abläufen wie in einem normalen Spital. Unsere Mitarbeitenden zeichnen sich nebst hoher fachlicher Kompetenz aus durch Mut, Kreativität – und die Liebe zu den Menschen in unserem Haus. Als Jesus am Sabbat entgegen aller Regeln Kranke heilte und dafür kritisiert wurde, machte er klar: eine Regel, die Menschen im Leiden oder gar im Sterben alleine lässt, ist keine gute Regel. Vielmehr verwies er auf die Liebe, die über allen Regeln steht.

• Christoph Zingg, Gesamtleiter

E

ines Tages erhielten wir eine grosse Spende von einer Frau, die uns noch nie berücksichtigt hatte. Sie war Zeugin eines Autounfalls geworden und wie ein unerschrockener Passant ein Un­ fall­opfer aus dem Wagen zog, während dessen Auto bereits brannte. Später erfuhr sie, dass es sich bei dem mutigen und selbstlos helfenden jungen Mann um einen SWS-Mitarbeiter gehandelt hatte, der auf dem Heimweg war. Ein Schutz­engel, einer ohne Flügel. Die Atemlosigkeit unserer Zeit und die zunehmende Anonymität sind mit­schuldig an der Nichtbeachtung vieler Leiden anderer

Wir funktionalisieren das Leben, und die Funktion wird mächtiger als der Mensch. Und wir delegieren zum Beispiel den Samariterdienst. Natürlich sind «die Samariter» eine der bedeutendsten FreiwilligenOrganisation in unserem Land. Ihr Dienst ist unersetzlich. Aber wir alle sind Samariter. Denn Samariterdienst lässt sich nicht einfach delegieren. Lesen wir, was in Lukas 10 steht. Dort erzählt Jesus einem Gesetzeskundigen auf die Frage, was er tun müsse, um das ewige Leben zu erben, die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Merken wir, dass Jesus da einen Perspektivenwechsel macht? Nicht wir sollen fragen, wer mein Nächster ist. Es soll der Gebodigte, der Leidende, der Ausgegrenzte fragen. Sind wir als SWS die Nächsten? Sind wir, jede und jeder Einzelne, die oder der Nächste? Sind wir bereit, über den beruflichen Auftrag hinaus im täglichen Leben die Leidenden als Fragende zu sehen?

Als ich im Jahr 1987 in die höllische Situation am Platzspitz eintauchte, ging es darum, auch diejenigen, die den Tod vor Augen hatten und schwer aidskrank waren, als Fragende wahrzunehmen. So entstand der Sune-Egge, und so tut er auch heute noch Samariterdienst. Wir können die Augen nicht verschliessen vor der Not, die himmelschreiend ist. Und es stimmt hoffnungsvoll, dass SWS-Mitarbeitende sich auch nach Feierabend bewegen lassen von der zentralen Frage Jesu: «Bist Du mein Nächster?» Als ich nach meinem Autunfall vor zwei Jahren von der Polizei geborgen und mit dem Ambulanzwagen ins Triemli gefahren wurde, rief ein Polizist noch «Pfarrer, du hast 1’000 Schutzengel gehabt!» Im Triemli angekommen, sah ich all die weissgekleideten Schwestern und Ärzte und dachte, es wären Schutzengel. Ja, wir brauchen Schutzengel – mit und ohne Flügel – und in diesem Sinne muss die SWS beflügelt sein.

• Ihr Ernst Sieber, Pfarrer

Für die einen Abfall – für die anderen wertvoll Brothuuse-Bewohner haben nach dem Openair Zürich ein halbes Dutzend liegen gelassene Zelte eingesammelt. Diese geben die SWS nun an Obdachlose ab.

B rot­ h u u se

«Wir haben zwar mit eher mehr Sammelgut gerechnet», sagt Joseph Keutgens, SWS-Seelsorger und verantwortlicher Organisator der Sammel­ aktion. «Angesichts des schlechten Festivalwetters und der deutlich geringeren Besucherzahl als im vergangenen Jahr sind wir allerdings sehr zufrieden.» Die fünf Brothuuse-Bewohner, die Zelte einsammelten, zeigten sich trotz allem äusserst befremdet über die immer noch stattlichen Berge von gut erhaltenen Gegenständen, die die Festivalbesucher

achtlos liegen liessen. Neben Zelten und Campingstühlen fanden sie Luftmatratzen, Gummistiefel, Radios und sogar einen Laptop auf dem Gelände. «Unglaublich beschämend und peinlich ist das, was wir hier sehen», meinte etwa einer. Und ein anderer schüttelte ungläubig den Kopf: «Wir sehen hier die Schattenseite unserer Überflussgesellschaft. Die einen haben alles bis zum Abwinken, andere hingegen nichts.» Die gefundenen Zelte werden nun gereinigt und Obdachlosen zur Verfügung gestellt.

«Das sind die Schattenseiten unserer Überflussgesellschaft.»


Bei uns ist alles etwas anders

Suneegge

Der Sune-Egge ist ein Spital. Doch die Bezeichnung ist fast das einzige, was er mit anderen Kliniken im Land gemeinsam hat. Sune-Egge-Leiter Christoph Kassel erklärt warum. durchschnittliche Fallschweren von 1,1 bis maximal 2,2 aufweisen, haben wir eine von 4,9! Unsere Patienten haben stets mehrere Krankheiten aufs Mal.

In diesem Stations­ zimmer müssen zeitweise vier Personen gleichzeitig arbeiten.

Christoph Kassel, was ist so anders am Sune-Egge als an anderen Spitälen? (lacht) Bei uns ist alles etwas anders. Das fängt bei den Patienten an und geht über die Platzverhältnisse bis hin zum Personal. Was ist denn an Ihren Patienten anders? Unsere Patienten bringen nicht nur eine Krankheit mit, sondern wegen ihrer schlechten sozialen Lebensumstände stets mehrere aufs Mal. Neben akutsomatischen haben sie gleichzeitig suchtspezifische, psychische und chronische Krankheiten in unterschiedlichsten Mischverhältnissen. Zudem beträgt die durchschnittliche Liege­dauer unserer Patienten mehr als 100 Tage, während andere Spitäler ihre Patienten nach rund sechs Tagen entlassen können.

als einer unserer Patienten. Aber unser Gesundheitswesen ist bestrebt, möglichst alle Leistungen zu messen und zu kategorisieren, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Wenn genügend viele und vergleichbare Behandlungen vorliegen, können daraus Standards abgeleitet werden, die wiederum als Richtlinien für Pauschalen dienen.

«Wir leiden unter Ärztemangel.»

Ist das der Grund, weshalb ihr über keine Fallpauschalen verfügt, sondern Tarife für erbrachte Leistungen mit den Kranken­ kassen in zähen und langwierigen Verhandlungen erkämpfen müssen? Genau. Es gibt kaum andere Spitäler mit vergleichbaren Patienten. Unsere Patientengruppe gibt es im Gesundheitssystem sonst schlicht nicht. Das zeigt am deutlichsten die durchschnittliche Fallschwere, die in den Spitälern behandelt wird. Diese ist eine der wenigen Referenzgrössen, bei denen wir uns mit anderen Spitälern vergleichen können. Während andere Spitäler

«Wir müssen Tarifverhandlungen führen, für uns gibt es keine Fall­ pauschalen.»

Der Sune-Egge hat Patienten mit Mehrfachdiagnosen, andere Spitäler haben zum Beispiel Herzpatienten. Die kann man doch nicht vergleichen? Nein und ja. Selbstverständlich braucht ein Herzinfarktpatient eine andere Behandlung

Decken die ausgehandelten Tarife die Kosten? Wir haben in den letzten Jahren hart an der Kostendeckung gearbeitet und sind nahe dran. Damit aber medizinisches Handeln mit unseren Patienten überhaupt möglich ist, müssen wir Beziehungen aufbauen. Bei unserer speziellen Patientengruppe gestaltet sich dieser Aufbau besonders aufwendig. Unser Gesundheitssystem erlaubt es aber nach wie vor nicht, diese wichtige Leistung ausreichend als Bestandteil der Behandlung abzubilden, weshalb wir auf Spenden angewiesen sind.

Wie lässt sich die Arbeit im Sune-Egge sonst noch mit jener in anderen Kliniken vergleichen? In Bezug auf die Effizienz lässt sich das Verhältnis von Ärzten und Pflegenden zur Gesamtzahl der Beschäftigten beiziehen. In anderen Spitälern sind 57 Prozent der Mitarbeitenden Ärzte und Pflegende, im Sune-Egge 68 Prozent. Administration, Küche, Technischer Dienst etc. sind bei uns also deutlich schlanker. Auch der Vergleich von Mitarbeitenden und Bettenzahl ist aufschlussreich. Das Universitätsspital verfügte im Jahr 2012 bei 1’600 Betten umgerechnet über 5’359 Vollzeitstellen, der Sune-Egge bei 42 Betten über 50 Vollzeitäquivalente.

Im Uni-Spital kümmern sich also 3,3 Angestellte um einen Patienten, bei uns 1,2. Wie schafft ihr es, trotz dieser herkulischen Anforderungen Personal zu finden? Wir sind ein Exot unter den Spitälern. Damit ziehen wir auch Exoten unter den Pflegenden an. Wer Pflege nicht nur als medizinische Leistung versteht, sondern auch als Beziehungsarbeit, der findet bei uns ein Umfeld, das gerade dieses stark gewichtet. Und wie sieht es bei den Ärzten aus? Hier ist es gerade umgekehrt. Weil die Beziehungsarbeit so wichtig und das Medizinische nicht das Alleinmerkmal ist, finden wir kaum Ärzte. Erst recht nicht, da der Markt ohnehin ausgetrocknet ist. Das macht uns grosse Sorgen. Ist das das grösste Problem? Nein. Ein weiteres gravierendes Problem sind die prekären Platzverhältnisse. Unser Spital ist in einem Haus untergebracht, das vor 50 Jahren nicht als Spital, sondern als normales Wohnhaus erbaut wurde. Unsere Zimmer sind klein, speziell die Stationszimmer, die auch als Küche genutzt werden, das Treppenhaus ist eng und es gibt keinen Betten­ lift, sondern nur einen kleinen Personenlift für maximal sechs Personen.

«Die Feuerwehr hievt bettlägrige Patienten mit einem Hubretter in ihr Zimmer.»

Wie werden denn liegende Patienten verlegt? Dazu müssen wir die Feuer­wehr aufbieten. Sie hievt die Patienten mit einem Hubretter aus dem jeweiligen Zimmer. Das ist für ein Spital in der Schweiz wohl einmalig.

• Walter von Arburg, Leiter Kommunikation

Fachspital Sune-Egge

Der Sune-Egge an der Konradstrasse 62 in Zürich wurde 1988 von Pfarrer Ernst Sieber angesichts des Elends der damaligen offenen Drogenszene als Kranken­station gegründet. Heute ist der Sune-Egge ein Fachspital für Sozialmedizin und Abhängigkeitserkrankungen mit staatlichem Versorgungsauftrag und verfügt über 30 Betten. Schwerpunkt seines Angebots ist die akutmedizinische, psychiatrische und palliative Behandlung und Pflege von Menschen mit von Suchtmittel­ gebrauch herrührenden Krankheiten. Aus Platzgründen seit 2010 aus dem Spital an der Konradstrasse ausgelagert ist die Pflegestation. Die pflegerische Wohneinrichtung verfügt über 15 Plätze und ist in einer Liegenschaft am Ortsrand von Egg (ZH) untergebracht.


Im Sune-Egge fand Sina eine Lebensperspektive. Im Kleiderladen in Seebach schenkt sie nun Bedürftigen als freiwillige Mitarbeiterin etwas von ihrer gewonnenen Lebensfreude.

S W Sn K leiderlade

Bedürftige Hier können nen mit Gutschei hen. Kleider bezie

Sina liebt das Leben. Heute. Noch vor ein paar Jahren sah sie es in düstersten Farben. War schwerst drogensüchtig. Im Sune-Egge fand sie die Liebe ihres Lebens. Und Gott. Beide gaben ihr die Kraft zum Neuanfang. Das Leben bedeutete mir nicht viel Ich wuchs in Waisenheimen auf. Mutter­ liebe und Geborgenheit in der Familie kannte ich nicht. Das Heimleben mit Schlägen und menschlicher Kälte liessen mich schon mit zwölf in Haschisch und Alkohol fliehen. Bald kamen härtere Drogen dazu. Mit knapp 15 Jahren lernte ich die offene Drogenszene auf dem Platzspitz kennen, konsumierte Heroin, Kokain und anderes Zeugs. Ich konnte zwar eine Coiffeurlehre beginnen. Nach drei Monaten war aber Schluss. Ich wurde beim Stehlen erwischt. Ich brauchte Geld für Drogen. Bereits mit 17 war ich schwer drogensüchtig. Mit 18 machte ich den ersten Entzug. Es sollte nicht mein letzter sein. Mehrere Therapien brachten nichts. Es fehlte mir stets etwas Wesentliches: das Gefühl, akzeptiert und wertgeschätzt

zu sein. Immer wieder stürzte ich ab. Während Jahren lebte ich auf der Strasse, bettelte und verhökerte gestohlenen Krempel, um meine Sucht zu finanzieren. Immer auf der Hut vor Gewalt und Ausbeutung, lernte ich zu überleben. Ich lebte wie ein Schatten, stets flüchtig und haltlos.

Die Liebe schenkt Hoffnung Das Leben auf der Gasse macht krank. So lernte ich zu Beginn der Neunziger­jahre den Sune-Egge kennen. Wiederholt musste ich mich dort wegen Krankheiten wie Hepatitis und so behandeln lassen. Ich war aber nie lange dort. Bis ich am 24. Dezember 2000 die Diagnose HIV-positiv erhielt. Ich hatte mir das Virus auf der Gasse geholt. Mit irgendeiner Spritze hatte ich es mir zusammen mit Heroin injiziert. Das war für mich ein Schock.

Es geht um mehr als Medizin Roman Bel ist der neue Leitende Arzt im Sune-Egge. Er engagiert sich, weil er Menschen helfen will, die wirklich krank sind und Hilfe nötig haben. Aufgewachsen ist der sportliche Mittfünfziger in Volketswil. Nach dem Medizinstudium und der Assistenz­zeit machte er sich auf und war zwei Jahre als IKRK-Arzt im Einsatz. Unter anderem im Iran-IrakKrieg. Nach seiner Rückkehr

arbeitete er in verschiedenen Spitälern und für den stadtärztlichen Dienst. Das war zur Zeit der offenen Drogenszene auf dem Platzspitz. «Ich hatte – wohl auch wegen meiner Erfahrungen in Kriegsgebieten – keine Berührungsängste», sagt Bel. Nach einigen Jahren mit eigener Arztpraxis und Abstechern in die Managementarbeit im Gesundheitswesen wechselte er nun in den Klinikalltag der Abhängigkeits- und Sozialmedizin. Ein Kreis schliesst sich. «Im Sune-Egge habe ich wieder vermehrt mit Menschen zu tun, die wirklich krank sind und nicht nur glauben, krank zu sein», sagt Bel. «Zugleich geht es im Sune-Egge nicht nur um die medizinische Betreuung, sondern um Zuwendung und Verständnis für die besondere Situation. Das macht die Aufgabe komplexer, aber auch befriedigender.» Man spürt: Hier ist einer mit Leib und Seele Arzt. In jungen Jahren war er nicht nur angefressener Volleyballer, sondern auch begeisterter Motocrossfahrer – keines­wegs ein «Gschpüürsch-mi-Typ». Er ist offen, aber gradlinig und fokussiert.

Ich wollte die Krankheit nicht akzeptieren. Mein Leben war mir endgültig entglitten. Hoffnung hatte ich keine mehr. 2005 kam eine erneute Einlieferung in den SuneEgge. Ich war nur noch ein menschliches Wrack. Feste Nahrung konnte ich keine mehr aufnehmen. Ich wog noch knapp 40 Kilo. Da begegnete ich Andi. Er war ebenfalls jahrelang Junkie, hatte den Ausstieg aber wie durch ein Wunder geschafft. Ein Wunder allerdings, das einen Namen hat: Glaube. Andi hatte den Glauben an Gott gefunden und sich damit quasi selbst aus dem Sumpf gezogen. Seine Geschichte, aber auch seine feine und aufmerksame Art imponierten mir. Zwischen uns entspann sich eine Freundschaft, die mir plötzlich Kraft und Zuversicht gab. Ich begann wieder, an mich und eine Zukunft für mich zu glauben.

loskommen könnte. Nicht schlagartig wie Andi, das war für die Fachleute ein Weg, wie er nur für ganz wenige infrage kommt. Sachte sollte ich meine Dosis senken. Andi nahm mich mit in Bibelkreise. Langsam fand auch ich einen Glauben, der mir half, mich mit mir und meiner Geschichte zu arrangieren. Innerhalb von fünf Jahren gelang mir der Ausstieg aus den Drogen. Heute lebe ich suchtfrei und bin zum ersten Mal in meinem Leben glücklich. Zusammen mit Andi freue ich mich an den Kleinigkeiten des Alltags. Ich mag Spaziergänge, koche gerne und male, stricke und schreibe. Und weil mir im Sune-Egge so viel Vertrauen entgegengebracht wurde, versuche ich heute, davon etwas zurückzugeben. Einen Tag in der Woche arbeite ich frei­ willig im Kleiderladen der Sozialwerke Pfarrer Sieber. Menschen in Not können dort Kleider beziehen. Die Leute zu be­raten, macht mir Freude. Da spüre ich eine grosse innere Zufriedenheit. Ja, ich bin dankbar für mein zweites Leben. Und ich hoffe, dass ich von meiner Zuversicht auch jenen etwas mitgeben kann, die noch leiden.

«Heute bin ich suchtfrei und glücklich.»

Das Glück weitergeben Diesen Glauben stärkte der damalige Chefarzt im Sune-Egge. Er und das Team hatten – anders als ich selbst – stets am mich geglaubt. Bloss hatte ich das früher nicht wahrgenommen. So zeigte er mir auf, wie ich allmählich von den Drogen

• Walter von Arburg, Leiter Kommunikation

Wollen Sie über Ihren Tod hinaus Gutes tun? Wie erstelle ment ich ein Testa rboder einen E g? schaftsvertra

Info-Nachmittage zum Thema «Erbschaft und Testament» Herzliche Einladung zu unseren Treffen mit einem Spezialisten für Erbschaft und Testament. Gesamtleiter Christoph Zingg und Leiter Dienste Volker Karbach zeigen auf, wie die SWS Spenden und Legate ein­setzen und was diese Mittel konkret bewirken. Dienstag, 20. Januar 2015 Montag, 26. Januar 2015 Gerne nimmt Jacqueline Arter Ihre Anmeldung unter 043 336 50 80 oder info@swsieber.ch entgegen. Sie erhalten eine schriftliche Bestätigung mit Anfahrtsplan. Wir freuen uns, Sie bei uns an der Hohlstrasse 192 in Zürich persönlich begrüssen zu dürfen. Vielen Dank für Ihr Interesse.


Adventskonzert der Young Preachers mit Marktständen der SWS-Betriebe Sonntag, 30. November, 17 Uhr Bullinger-Kirche, Bullingerstrasse 10, Zürich

Gospelkonzert der Young Preachers Mittwoch, 3. Dezember, 20 Uhr Restaurant «Hin&Weg Gare» Lagerstrasse 16B, Zürich

Wir sind eine Art Familie Mit Menschen und für Menschen zu arbeiten – das ist es, was Monika Sieber immer wollte und noch immer mit Leidenschaft macht. Seit 2010 arbeitet sie in der Pflegestation des Sune-Egge.

brochen», sagt Monika Sieber und strahlt. Seit 2001 arbeitet die Krankenpflegerin für die SWS. Zunächst im Sune-Egge, seit 2010 in der externen Pflegestation in Egg (ZH). «Jeder Tag bringt Überraschungen», sagt sie. Der Arbeitsalltag verlangt von den Mitarbeitenden viel Flexibilität, Toleranz, Anpassungsfähigkeit und Konflikt­ fähigkeit. Und – nicht zu vergessen – Offenheit gegenüber den Patientinnen und Patienten wie auch den Kollegen.

«Die Begeisterung für meine Arbeit ist auch nach Jahren im Pflegebereich unge-

Monika Siebers Arbeitsalltag ist vielseitig. Er reicht vom Anlegen von Verbänden und dem Führen von Gesprächen über das Kochen, die Medikamentenabgabe und die Kassaführung bis hin zu Haushaltführung und -planung. Das ist anspruchsvoll. Aber auch abwechslungsreich. «Für viele unserer Patienten sind wir eine Art zweite Familie geworden.» Der Umgangston in der Pflegestation ist freundschaftlich und trotzdem verbindlich. «Wir sind solidarisch und versuchen, Vertrauen zu schaffen.» Auf dieser Vertrauensbasis erst können Monika Sieber und ihre Teamkolleginnen und -kollegen die zielgerichtete Arbeit mit den Patienten aufbauen. «Wohlwollen und Menschlichkeit stehen in unserer Arbeit an erster Stelle.»

Im Gespräch mit Bänz Friedli Herr Friedli, wie lebt sich's mit dem Etikett «Hausmann der Nation»? Damit muss ich leben… Ich habe es zwar nicht selber erfunden, aber wenn ich schon in einer der grössten Zeitungen des Landes, dem «Migros-Magazin», über den Familien­alltag berichten darf, musste ich auch die Rolle des «Vorzeigehausmanns» akzeptieren und ab und zu an Podiumsdiskussionen oder dem «ZischtigsKlub» teilnehmen. Nervt Sie diese Reduktion nicht manchmal? Nerven nicht, aber ich bin gerade daran, den Leuten andere Seiten von mir zu zeigen. Etwa mit meinem Kabarettprogramm «Gömmer Starbucks?». Als Promi und Familienmensch sind Sie quasi im Epizentrum des gesellschaft­lichen Lebens. Kommen Sie da überhaupt noch mit Rand­ ständigen in Kontakt? Wer käme das in Zürich nicht? Auch wenn man im Alltagsdruck nicht immer in der Laune ist, sich auf sie einzulassen …

Sind Armut und Obdachlosigkeit bei Ihnen am Familientisch ein Thema? Alles ist bei uns am Familientisch ein Thema. Es gab nie Tabus, schon als die Kinder klein waren. Bei uns liegen so viele Zeitungen rum, dass sie dauernd etwas aufschnappen und dann Fragen haben. Auch dazu, warum manche nichts haben und manche so unverschämt reich sind. Welches Angebot der SWS beeindruckt Sie am meisten? Auf unserer Joggingroute kommen meine Frau und ich immer im Albisgüetli beim «Pfuusbus» vorbei, dann denke ich winters bei Wind und Wetter oft: Gottlob haben diese Menschen einen Ort, wo sie an die Wärme können.

• Bänz Friedli (*1965 in Bern) ist Kolumnist, Satiriker, Journalist, Autor, Hausmann und Sprachkünstler. Er lebt in Zürich.

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Organisation der Stiftung Sozialwerke Pfarrer Ernst Sieber (SWS)

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Impressum

Betriebe Anlaufstelle Sunestube und Noteinrichtung für obdachlose Jugendliche Nemo Militärstrasse 118, 8004 Zürich

Sieber Ziitig Nr. 44 Oktober 2014 Erscheint 4 x jährlich Jahresabo Fr. 5.–

Auffangeinrichtung Brot-Egge Seebacherstrasse 60, 8052 Zürich

Redaktion Walter von Arburg, Christoph Zingg, Elena Philipp

Suchthilfeeinrichtung Ur-Dörfli Bahnhofstrasse 18, 8330 Pfäffikon Fachspital für Abhängigkeitserkrankungen und Sozialmedizin Sune-Egge Konradstrasse 62, 8005 Zürich Rehabilitationszentrum Sunedörfli Postfach 36, 8816 Hirzel Diakonische Dienste Hohlstrasse 192, 8004 Zürich

Gestaltung Claudia Wehrli, Winterthur Druck Spühler Druck, Rüti Herausgeberin Stiftung Sozialwerke Pfarrer Ernst Sieber PC-Konto: 80-40115-7 Platzhalter FSC-Logo


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