Sieber Ziitig 01/2012

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SWS

Sieber Ziitig

Sozialwerke Pfarrer Sieber

auffangen – betreuen – weiterhelfen

Nr. 1/2012

Gemeinsam zurück ins Leben Obdachlosigkeit ist Ausdruck einer gesellschaftlichen Not: Es gibt ausgestossene, ausgegrenzte, abgestempelte, psychisch und körperlich leidende Menschen. Vor allem anderen bedürfen sie der Gemeinschaft, wenn sie der Obdachlosigkeit entfliehen wollen. beim Holzen im Sihlsprung meine Hände an einem Feuer aufwärmen durfte. Mir wurde warm ums Herz. Der zweite Grund: Wir brauchen see­ lische Nähe, das Du. Wir brauchen Geist, Seele und Materie. Menschen sind nicht geschaffen, um alleine zu leben. Deshalb steht auf dem Pfuusbus auch der kurze Satz «Bisch nüd eläi».

Editorial «Was sucht Ihr den Lebendigen bei den Toten?» – So fragt die Lichtgestalt am Eingang des leeren Grabes. Die Frage ist an trauernde Frauen gerichtet, die den Leichnam des gekreuzigten Jesus pflegen wollten, wie es Sitte war. Noch sind sie des Wunders nicht gewahr, dessen sie teilhaftig werden dürfen: Dass das Leben stärker ist als der Tod, die Liebe stärker als die Angst. Aufer­ stehung Jesu, Auferstehung ins Leben. «Was sucht Ihr den Lebendigen bei den Toten?» – Die Erinnerung an diesen Moment vor dem leeren Grab hält uns wach und achtsam. Nein – da sind keine religiöse Schwärmerei, keine himmlische Verklärung irdischen Elends. Aber Menschen, die dem Grab oft näher stehen als dem Leben. Gezeichnet von Missbrauch, Gift, Enttäuschung und Gewalt. Von Kälte, Einsamkeit, Entfremdung. Der Tod hat viele Namen, viele Gesichter. Und geboren werden heisst sterben. Aber jedem Sterben soll ein erfülltes, sinn­ stiftendes Leben vorangehen. «Leben in Fülle» – so ist es uns Menschenkindern verheissen. Für diese Verheissung setzen wir uns täglich ein. Auch mit Men­ schen, die dem Grab ganz nahe stehen. Und ob Glauben, Ge­ schichte, Dogma, oder einfach in Momenten tiefster Zuwendung geschenkte Gewissheit und Erfahrung: Unser Wirken lebt aus der österlichen Zusage. Jede Handreichung, und sei sie noch so schlicht und zart, kann eine Hand sein, die zurück in ein neues Leben führt, zurück zum Men­ schen, den Gott mit uns gemeint hat. • Christoph Zingg, Gesamt­ leiter

Die Menschen auf dem Bild erfahren sich in der Wärme des Feuers, aber auch in der aufflammenden Liebe für das Zu­sammensein.

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bdachlosigkeit ist keine Krank­ heit, aber sie muss geheilt wer­ den. Die Menschen, die ich auf dem Bild gemalt habe, sind Menschen in Not und Schwierigkeiten – richtig kaputt. Sie stehen auffallend eng bei­ sammen. Das hat zwei Gründe. Die bissige Kälte lässt sie ihre Hände über dem Feuer wärmen. Das habe ich als junger Bauernknecht erlebt, als ich

Geschirr sorgt für leuchtende Augen Für viele von Armut Betroffene sind Restposten-Artikel wahrer Luxus.

Gelegentlich erhalten die Sozialwerke Pfarrer Sieber von Grossverteilern Nonfood-Restposten. Gerne geben wir die Waren Bedürftigen weiter.

Altes und Neues Testament reden vom Volk Gottes und von Gemeinde. Das Zu­ sammenkommen steht im Mittelpunkt. Es wird vom Volk gesprochen und die Ärmsten gehören dazu. Der Begriff «Randständige» ist falsch, weil Betrof­ fene in unserer Mitte sind. Hüten wir uns davor, die Schere zwischen Arm und Reich zu vergrössern. Nehmen wir uns dafür die Worte von Hermann Hesse zu Herzen, welche die Lebens­ situation der Ärmsten einmalig zu­ treffend beschreiben: Im Nebel / Seltsam, im Nebel zu wandern / Einsam ist jeder Busch und Stein / Kein Baum sieht den andern / Jeder ist allein / Voll von Freunden war mir die Welt / Als noch mein Leben licht war / Nun, da der Nebel fällt / Ist keiner mehr sichtbar (...)

doch kein Zurückweichen vom Ange­ bot echter Gemeinschaft. Dieses An­ gebot muss verbindlich bleiben. Wir Menschen brauchen einander, die Ge­ schwisterlichkeit ist ein ergreifendes Angebot. In allen unseren Einrichtun­ gen ist dieses Angebot von grundle­ gender Bedeutung. Die Adressaten vom Reich Gottes sind zuerst die Armen. Wir Begüterten können an der Gemeinschaft des Gottesreiches teilnehmen, indem die Armen durch uns die Chance erhal­ ten, auch geben zu können. Die Ge­ meinschaftspflege, die von uns «gute Dienste» erfordert, ist kein Dogma. Hier geht es um Gottes Nähe. Da ist Je­ sus nahe und näher als jede Hilfe. Ech­ te Erfolge entstehen durch die Nachfol­ ge – und wie hat Jesus gesagt: «Ich bin gekommen, um ein Feuer anzuzünden und ich wollte, es brennte schon.» Gott helfe uns. Ihr Ernst Sieber

Was für ein Schicksal auch immer hin­ ter den Vereinsamten steht, es gibt

Für die meisten Menschen sind So­ cken, Topflappen oder Kaffeetassen nichts Besonderes. In unserer Über­ flussgesellschaft gehören sie einfach dazu – zum Leben, zum Alltag. Es gibt aber in der reichen Schweiz erschre­ ckend viele Menschen, für die sind Tel­ ler, Unterwäsche oder Jeans ein Luxus. Dessen wird man sich bewusst, wenn man sieht, wie sich Menschen über ge­ schenktes Geschirr oder Kleider freuen können. So geschehen neulich am SWS-Basar im alten Güterbahnhof von Zürich. Gut 150 von Armut betroffene Menschen nutzten die Gelegenheit und deckten sich mit Artikeln des täglichen Bedarfs ein. Teller, Tassen, Damen- und Herrenunterwäsche, Hosen, Pullover,

Socken, Kerzen oder Dekomaterial fanden dankbare Abnehmer. «Neue Teller konnten wir uns bislang nicht leisten, weil das Geld kaum für Miete und Nahrungsmittel reicht», sagte Eliane*, eine Mutter von zwei Kindern, und strahlte übers ganze Ge­ sicht. Ruedi* freute sich über ein neues Hemd. Als er auch noch eine dazu pas­ sende Krawatte fand, leuchteten seine Augen. Einen Teil der grosszügigen Warenspenden überreichten die SWS zu Weihnachten den Bewohnern ihres Fachspitals Sune-Egge, der Suchthilfe­ einrichtung Ur-Dörfli und des Rehabili­ tationszentrums Sunedörfli. (arb) * Namen geändert


Wo der Tag am Abend beginnt Der Pfuusbus ist nicht chic. Aber unentbehrlich. In ihm finden Menschen Wärme und auf­richtige Anteilnahme. Menschen, die gezeichnet sind von Drogen, Alkohol, Einsamkeit und Kälte. Für viele ist der 17 Meter lange Sattelschlepper die letzte Hoffnung. tung gross geschrieben. Als Betroffe­ ner im Pfuusbus zu landen, dürfe nur die letzte Möglichkeit sein.

Im Pfuusbus hilft man sich gegenseitig. Gelebte Solidarität ist ein Grundprinzip, auf das die Betreiber Wert legen.

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ie Nacht hat den Tag verscheucht. Kurz vor 19 Uhr hat es zu regnen aufgehört. Vor dem Pfuusbus warten sechs durchnässte Gestalten schlotternd und Zigaretten rauchend in der Kälte unter einem Vordach. Sie sehnen die Türöffnung ihrer Unter­ kunft für diese Nacht herbei. Im Bus bereiten Sozialarbeiterin Nicole und drei Freiwillige alles für den Emp­ fang der Gäste vor. Nicole ist seit drei Jahren neben ihrer täglichen Arbeit in der Auffangeinrichtung Brot-Egge in Seebach Co-Leiterin des umgebau­ ten Sattelschleppers. Sie kennt den Betrieb aus dem Effeff. Im Winter ver­ bringt sie unzählige Nächte im Bus. Als Hüttenwartin ist sie dann dafür verantwortlich, dass die hier Schutz Suchenden in Ruhe schlafen können. Sie selbst kann selten durchschlafen. Oft schlummert sie, muss sofort han­ deln, wenn es nötig ist. Immer wieder wird es im engen Laster laut, lassen Gäste Dampf ab, geraten aneinander. Dann muss sie schlichten, zurechtwei­

sen und trösten. Sie macht das ruhig aber bestimmt. Das harte Leben auf der Gasse, ohne Familie und soziales Netz, hinterlässt in den Seelen der Betroffenen tiefe Spuren. Etwa bei Stefan*. Der 39-Jähri­ ge war Chemielaborant, verlor die Stel­ le, und gleichzeitig verliess ihn seine Freundin. «Das waren harte Schick­ salsschläge. Ich versuche, wieder aufzustehen», sagt er leise, «aber es ist verdammt schwer.» Wie es mit ihm weitergeht, weiss er nicht. Darum ist er froh, dass er im Pfuusbus nicht nur kostenlos übernachten kann, sondern auch Rat bekommt. So wie viele, die im Verlauf dieses Abends eintreffen. Alle werden namentlich erfasst und nach ihrer Befindlichkeit befragt. Je nachdem, nehmen die Helferinnen am anderen Morgen mit Ämtern, Ärzten, Vermietern oder Beratungsstellen Kon­ takt auf. «Wir wollen, dass die Leute so rasch wie möglich aus ihrer Misere heraus- und im Leben weiterkommen», erklärt Nicole. Darum werde die Bera­

Dass eine gute Ausbildung nicht vor dem sozialen Fall schützt, weiss auch Ronny*. Der 24-Jährige ist gelern­ ter Koch. Nach der Scheidung seiner Eltern lebte er bei seinem Vater und arbeitete Teilzeit in einer Kantine. Seine Mutter zog ins Ausland. Wegen Sparmassnahmen verlor Ronny vor zwei Jahren seine Stelle. Kurz darauf warf ihn sein Vater aus der Wohnung. «Ich wusste nicht, wie mir geschah, und ging in meiner Verzweiflung zur Polizei», erzählt Ronny. «Dort waren die Beamten sehr freundlich zu mir. Sie empfahlen mir als Notunterkunft und Beratungsstelle den Pfuusbus und fuh­ ren mich mit einem Polizeiwagen sogar hin.» Dank der beherzten und kompe­ tenten Beratung im Bus fand Ronny bald einen neuen Job und ein Zimmer. Heute arbeitet er wieder als Koch und macht auf dem zweiten Bildungsweg nebenbei die Matur. An diesem Abend ist er in den Pfuusbus gekommen, um Nicole für die Hilfe zu danken. Dankbar für die Arbeit des PfuusbusTeams sind viele Gäste. Die einen sagen einfach «Merci». Andere bieten ihre Hilfe an, wenn es ans Aufräumen oder Abwaschen geht. Sie geben das, was sie haben: Ehrliche Dankbarkeit und Hilfsbereitschaft. Und ab und zu etwas, das sie selbst gefertigt haben. Wie etwa Desiree*, die Künstlerin, die an einem Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) leidet und deswegen keine ihrer angefangenen Ausbildungen im Kunstbereich beendet hat. Und die auch keine Stelle findet, in die sie mit ihrer originellen aber unsteten Art passen würde. Sie steht an diesem verregneten Winterabend plötzlich im

Pfuusbus, schenkt dem Team einige ihrer Zeichnungen, darunter beachtli­ che Werke. Obschon es im Bus und im Vorzelt angenehm warm ist, zieht Desi­ ree Mantel und Wollmütze nicht aus. Sie ist rastlos, eine Reisende. Sie ver­ schwindet nach einer halben Stunde so unvermittelt, wie sie gekommen ist. Derweil haben sich die ersten Männer bereits schlafen gelegt. «Die Menschen, die hierher kommen, sind psychisch oft angeschlagen», weiss Nicole. Dann sind seelsorger­ liche Fähigkeiten gefragt. Diese müs­ sen auch die Freiwilligen mitbringen, die im Pfuusbus mitarbeiten. Einer davon ist Egon. Der junge Mann ar­ beitet tagsüber auf einer Bank. Seit einem Jahr hilft er im Pfuusbus mit. «Neben meinem Bürojob wollte ich noch etwas machen, das sinnstiftend ist», erklärt er. «Das habe ich im Pfuus­ bus ge­funden.» An diesem Abend führt Egon zwei neue Freiwillige in ihre Aufgaben ein. Bald schon stehen sie am Herd und kochen Nudeln, Gemüse und Wienerli. Die Gäste sind hungrig und dankbar für die warme Mahlzeit. Gegen 22 Uhr ist der Arbeitstag der neuen Freiwilligen zu Ende. Sie gehen nach Hause. Aufgewühlt, voller Ein­ drücke. Sie werden wieder kommen. Nicole und Egon harren aus. Gegen 7 Uhr wecken sie ihre Schützlinge. Verschlafen kriechen diese aus ihren Schlafsäcken. Schweigend mampfen sie an den Festbänken Brötchen, trin­ ken starken Kaffee. Dann packen sie ihre Habseligkeiten und blinzeln in den grauen Morgen. Ein neuer Tag erwar­ tet sie. Was erwarten sie? Um 9 Uhr schliessen Nicole und Egon die Tür. Bis am Abend im Pfuusbus ein neuer Tag beginnt. (arb) *Namen geändert

Der Pfuusbus – eine unkonventionelle Notschlafstelle mit langer Geschichte Im Pfuusbus findet jeden Sonntag ein Gottesdienst statt. Im Sinne von Ernst Sieber sind gelebte Gemeinschaft und Mitbestimmung im Pfuusbus zentral. Den Pfuusbus gibt es seit 2002. Ideell geht er aber auf den Seegfrörniwinter 1963 zurück. Damals organisierte Pfar­ rer Ernst Sieber für Menschen in Not einen Luftschutzbunker am Helvetia­ platz als unentgeltliche Notunterkunft.

Der Pfuusbus ist zwischen November und April in Betrieb. Er steht im Albis­ güetli und kann pro Nacht bis zu 40 Per­ sonen aufnehmen. Profis und rund 80 Freiwillige sorgen dafür, dass die Unter­ gebrachten Anteilnahme, eine warme Mahlzeit und Beratung erhalten. Im vergangenen Winter verzeichneten die Betreiber 3452 Übernachtungen. Ca. 90 Prozent der Gäste waren Männer.


Dank der Liebe zum Leben zurückgefunden Doris war heroinsüchtig, HIV-positiv und lebte jahrelang auf der Gasse. Im Sune-Egge der Sozialwerke Pfarrer Sieber fand sie endlich Menschen, die sich um sie kümmerten. Und sie lernte Heinz kennen. Die Liebe gab ihr Kraft und Lebenssinn zurück.

D Gemeinsam sind Doris und Heinz der Drogenhölle entkommen.

oris lebt. Seit fünf Jahren wohnt sie in einer freundlichen, kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung an der Peripherie Zürichs. Doris ist glücklich. «Ich habe allen Grund dazu», sagt die 50-Jährige und ihre dunklen Augen leuchten. Noch vor ein paar Jahren hat­ te sie sich abgeschrieben, sah keinen Sinn mehr im Leben und rechnete da­ mit, bald zu sterben. Dabei hatte das Leben der gebürtigen Luzernerin ver­ heissungsvoll begonnen. In geordne­ ten Familienverhältnissen aufgewach­ sen, schloss sie in ihrer Heimatstadt die Handelsschule erfolgreich ab. Der

Weg in eine rosige berufliche Zukunft stand ihr weit offen. «Das Problem war mein schlechtes Verhältnis zu meinen Eltern», erklärt Doris. Die Eltern waren mit der eigensinnigen Tochter über­ fordert. Es gab immer wieder Streit. «Ich rebellierte vor allem gegen meine Mutter und begann zu kiffen.» Bald kam Heroin dazu. Nach der Ausbil­ dung zog Doris nach Zürich, weil hier die Drogen besser zugänglich waren. Doch sie kam vom Regen in die Traufe. Sie lernte den Platzspitz und die Gasse kennen, die stete, verzweifelte Suchen nach dem nächsten Schuss und die

menschenverachtende Macht der Dealer. Vor neun Jahren traf sie auf der Gasse Heinz. Der Pöstler und Fussball-Junio­ rentrainer war ebenfalls auf die schie­ fe Bahn geraten. Kokainsüchtig und arbeitslos lungerte er herum. «Es war Liebe auf den ersten Blick», erinnert sich Doris und blickt Heinz liebevoll an. Der 54-Jährige hat eine Wohnung im gleichen Haus, verbringt jedoch die meiste Zeit bei seiner geliebten Doris. «Getrennte Wohnungen sind besser, da hat man Rückzugsmöglich­ keiten», sagt er und zwinkert. «Wenn sie schlechte Laune hat, halte ich besser etwas Distanz.» Doris knufft ihn freundschaftlich. «Na ja, wir wol­ len mal nicht so genau wissen, wer von uns öfter schlechte Laune hat.» Er gibt ihr einen Kuss. Heute mögen die beiden miteinander herumalbern. 2003 war es weder Doris noch Heinz ums Lachen. Doris ging es damals miserabel. Ihr Körper war vom Heroin und dem Leben auf der Gasse gezeichnet. Sie war HIVpositiv, ihre Beine und Arme waren spindeldürr, sie wog noch 34 Kilo­ gramm und war auf den Rollstuhl an­ gewiesen. Ihr rechtes Knie war dermassen entzündet, dass sich Fäul­ nis breit machte. Im Spital Bal­grist musste ihr Knie operiert werden. «An einem Tag brachte mir Heinz Kokain mit. Das fuhr mir aber so schlecht ein,

Brothuuse – ein Zuhause für Obdachlose

Bald schon werden gegen 40 Personen in die Siedlung Brothuuse in Zürich Affoltern einziehen. Menschen auf der Schattenseite des Lebens, die in der neuen Siedlung nicht nur ein Dach über dem Kopf erhalten. Und Gemeinschaft. Damit geht ein Wunsch von Pfarrer Ernst Sieber in Erfüllung. Bereits Mitte der 90er-Jahre setzte er sich im

National­rat für den Bau eines solchen Dorfs ein. Wesentliches Element dieses einzigartigen Projekts ist der Gemein­ schaftsgedanke. In Brothuuse werden die Bewohnerinnen und Bewohner den Alltag von Fachleuten begleitet so­ weit möglich gemeinsam organisieren, allgemeine Anliegen besprechen und Frondienste leisten. Derzeit laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren. Auf dem Bauplatz an der Zehntenhausstrasse wurden im Dezember die Werkleitungen verlegt und anschliessend die Funda­ mente für die Fertighäuser gelegt. Der­ weil lief in der Innerschweiz die Produk­ tion der Elemente für die Modulbauten aus Holz und Glas an. Im März werden die Häuser in Affoltern zusammenge­ baut. Anfang Mai sind sie dann bezugs­ bereit.

dass ich fast krepiert wäre», erinnert sie sich. Das war ein Fanal. Heinz und sie beschlossen, fortan nie mehr Heroin und Kokain zu nehmen. Im SWS-Spital Sune-Egge, wohin Doris nach der Knieoperation kam, wurde sie liebevoll gepflegt und in ihrem Wunsch nach Herionabstinenz nach Kräften unterstützt. Sie kam in ein Methadonprogramm. Derweil schaffte es Heinz draussen, von einem Tag auf den anderen, die Hände vom Koka­ in zu lassen. «Es klappte erstaunlich gut», erzählt Heinz stolz. «Ich nahm höchstens noch das eine oder andere Bierchen zu viel …» In­zwischen konnte Doris ihre Methadondosis reduzieren. Und sie möchte noch weniger davon nehmen müssen. Allerdings nicht forciert. Einen Absturz will sie nicht riskieren. Zu wertvoll ist ihr ihr neues Leben. «Ich habe dem Tod in die Augen gesehen und nochmals eine Chance erhalten. Die will ich nutzen.» So freuen sich Doris und Heinz über die kleinen Freuden des Alltags. Und sie träumen von einer Kreuz­ fahrt im Mittelmeer. Walter von Arburg,

Kommunikationsver­antwortlicher

Der Ratgeber – für Fragen rund ums Testament

Bei vielen Menschen kommen nach der Lebensmitte Fragen auf, wie sie ihre persönlichen Ange­legenheiten ordnen können:

«Helfen und Sinn stiften» beantwortet. Er enthält auch einen kleinen Leit­ faden, wie man ein rechtsgültiges Testament erstellen kann.

Wie muss ich vorgehen, um meine per­ sönlichen Ange­legenheiten zu ordnen? Wie kann ich Streit vermeiden? Wie kann ich auch in Zukunft helfen und Sinn stiften?

Die kostenlose Broschüre senden wir Ihnen gerne zu. Bitte bestellen Sie diese unter:

Diese und weitere Fragen werden in unserem übersichtlichen Ratgeber

Sozialwerke Pfarrer Sieber Hohlstrasse 192, 8004 Zürich Telefon 043 336 50 80 E-Mail info@swsieber.ch


herzlichen Dank!

Spenden, die von Herzen kommen

Im Gespräch mit Staatsanwalt Ulrich Krättli

Die Sozialwerke Pfarrer Sieber können dort helfen, wo die Not am grössten ist. Nicht zuletzt wegen vielen treuen Spenderinnen und Spendern.

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mmer wieder schicken Spenderinnen und Spender den Sozialwerken Pfar­ rer Sieber (SWS) neben kleinen und grösseren Geldbeträgen (teils anonym abgegeben) auch Naturalien wie selbst­ gestrickte Socken oder Wollpullover. Und danken mit Briefen und Postkarten für die Arbeit, die die SWS-Mitarbeiten­ den auf der Gasse und in ihren Betrie­ ben jahrein, jahraus leisten. Eine kleine Auswahl an Dankesbriefen mag das Herzblut veranschaulichen, mit dem Spender unsere Arbeit begleiten. Und für das wir uns auch im Namen der sich uns anvertrauenden Menschen an die­ ser Stelle herzlich bedanken: «Eure Arbeit überzeugt uns sehr. Dan­ ke für euren Einsatz.» schreibt etwa eine Frau aus dem Aargau. Eine andere notiert auf einem Kärtchen, das sie selbstgestrickten Schals beigelegt hat:

«Damit auch bedürftige Menschen im Winter einen warmen Hals haben.» Und fügt – praktisch denkend – bei: «Alle Schals können bei 30° gewa­ schen werden.» Eine jüngere Frau bedankt sich am Telefon: «Vor Jahren hatte ich eine längere Beziehung mit einem Drogensüchtigen. Durch ihn habe ich eure Arbeit kennengelernt. Es braucht euch nach wie vor. Ich werde euch weiterhin unterstützen.»

Bitte ausschneiden und senden an: Sozialwerke Pfarrer Sieber, Hohlstrasse 192, 8004 Zürich, oder mailen an info@swsieber.ch, Stichwort «Bestellung»

* Ölbilder/Aquarelle von Pfr. Ernst Sieber Meine Adresse:

Wie gehen Sie damit um, wenn Arme mit dem Gesetz in Konflikt geraten? Gesetze gelten für alle. Aber wenn bei­ spielsweise jemand stiehlt, dann wird das Motiv bei der Urteilsfindung be­ rücksichtigt. Das ist gut so. Ebenso bedeutsam wie das Strafmass ist aber die Art der Strafe. Wer nichts hat, dem machen Geldstrafen nichts aus, weil er sie nicht bezahlen kann. Und Haft­ strafen sind nicht gratis. In gewissen Fällen bringen verordnete gemein­ nützige Arbeit sowohl dem Straftäter als auch der Gesellschaft mehr.

Um Verbundenheit auszudrücken, sind auch kleinste Beträge von unschätz­ barem Wert. Das zeigt ein Brief einer treuen Spenderin, in dem sie schreibt: «Ihre Arbeit ist so wichtig. Leider be­ komme ich nur die AHV und kann nicht mehr spenden als die 20 Franken, die ich jeden Monat überweise. Ich hoffe, dass Sie das verstehen und danke Ih­ nen für Ihre wertvolle Arbeit.» (arb)

Bestelltalon

Bitte senden Sie mir: __ Jahresbericht (ab Juni 2012 erhältlich) __ Jahresrechnung (ab Juni 2012 erhältlich) __ Testamentsratgeber __ Exemplare Sieber Ziitig __ Doppel-Kunstkarten à Fr. 15.– (10 Ex.)* zuzügl. Fr. 3.– Porto und Verpackung __ Einfach-Kunstdrucke à Fr. 5.– (2 x 5 Ex.)* zuzügl. Fr. 3.– Porto und Verpackung

Was empfinden Sie, wenn Sie einem Obdachlosen begegnen? Mir geht es wie wohl den meisten: Ich habe Mitleid. Hinzu kommt auch Scham, weil ich mir dann bewusst werde, wie gut es mir geht.

__ Gesamtprospekt «handeln» __ __ __ __ __ __ __ __

Broschüre Brot-Egge «begegnen» Broschüre Gassentierarzt «behandeln» Broschüre Sunedörfli und AWB «eingliedern» Broschüre Aussenwohngruppe «trainieren» Broschüre Sune-Egge «pflegen» Broschüre Sunestube «vermitteln» Broschüre Nemo «schützen» Broschüre Ur-Dörfli «betreuen»

Thematisieren Sie «Armut» zu Hause? Nicht nur zu Hause. Wenn ich mit unserem 11-jährigen Sohn und unserer

14-jährigen Tochter einkaufen gehe und vor den übervollen Einkaufsrega­ len stehe, versuche ich ihnen immer wieder zu erklären, dass das weltweit nur für wenige Menschen Normalität ist. Seit unsere Kinder sich für Tages­ zeitungen interessieren, scheint ihnen klarer zu werden, wovon wir sprechen. Wichtig ist, dass wir Eltern nicht nur darüber sprechen, sondern auch vor­ leben, wie man etwas gegen Armut tut. Etwa, indem wir Hilfswerken spenden. Wie sehen Sie die Rolle der SWS bei der Bekämpfung von Armut? Ich bewundere und unterstütze ihre Arbeit. Genial finde ich, dass es nicht nur den Pfuusbus und die Gassenarbeit gibt, sondern weiterführende Angebote, die es Menschen erlauben, in der Ge­ sellschaft wieder Tritt zu fassen.

• Ulrich Krättli (46) ist Abteilungsleiter bei der Staatsanwaltschaft Zürich-Limmat

Organisation der Stiftung Sozialwerke Pfarrer Ernst Sieber (SWS)

Impressum

Hauptsitz: Hohlstrasse 192, 8004 Zürich 043 336 50 80 info@swsieber.ch kommunikation@swsieber.ch www.swsieber.ch

Betriebe: Anlaufstelle Sunestube und Noteinrichtung für obdachlose Jugendliche Nemo Militärstrasse 118, 8004 Zürich

Sieber Ziitig Nr. 32 Februar 2012 Erscheint 4 x jährlich Jahresabo Fr. 5.–

Auffangeinrichtung Brot-Egge Seebacherstrasse 60, 8052 Zürich

Redaktion: Walter von Arburg, Christoph Zingg, Elena Philipp, Horst Bührer

Gesamtleitung: Christoph Zingg Stiftungsrat: Marlies Petrig, Co-Präsidentin Prof. Dr. theol. Thomas Schlag, Co-Präsident Fritz Autenrieth Regina Gabriel Cantieni Stefan Elsener Claire Häfeli lic. iur. Vanessa Ölz Ehrenpräsident: Dr. h. c. Pfarrer Ernst Sieber Revisionsstelle: PricewaterhouseCoopers AG, Zürich

Suchthilfeeinrichtung Ur-Dörfli Bahnhofstrasse 18, 8330 Pfäffikon Fachspital für Abhängigkeitserkrankungen und Sozialmedizin Sune-Egge Konradstrasse 62, 8005 Zürich Rehabilitationszentrum Sunedörfli mit Aussenwohngruppen und ambulanter Wohnbegleitung Postfach 36, 8816 Hirzel Diakonische Dienste Hohlstrasse 192, 8004 Zürich

Gestaltung: Claudia Wehrli, Winterthur Druck: Spühler Druck, Rüti Herausgeberin: Stiftung Sozialwerke Pfarrer Ernst Sieber PC-Konto: 80-40115-7 Platzhalter FSC-Logo


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