Autofriedhof

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Autofriedhof So gesehen. Fotografiert von Stefan Bucher.


Welche Kamera für welche Bilder? Mit vier Kameras im Autofriedhof Von Stefan Bucher – Ich habe noch gar nicht von meinem Fotoerlebnis vom letzten Wochenende berichtet. Ich musste auch nicht, denn Roger M. Levy hat auf kultpavillon schon über unsere «virtuelle Begegnung in Kaufdorf» gebloggt. Ich habe den Historischen Autofriedhof im bernischen Kaufdorf besucht. Die Kulisse ist einmalig. Viele Hobbyfotografen verbingen ihre Samstagnachmittage dort. Diesen Sommer bietet sich dazu die einmalige Gelegenheit während der Nationalen Kunstausstellung. Wie von Roger erwähnt, war ich mit vier Kameras vor Ort (übrigens ein Vorteil, dass ich Kompaktkameras benutze). Wenn ich mit mehreren Kameras unterwegs bin, geht es am Schauplatz dann jeweils darum zu entscheiden, welche Kamera ich für welche Bilder einsetze. Meine erste Runde machte ich mit der Polaroid-Kamera. Das quadratische Bildformat und der begrenzte Bildausschnitt (ich kann nicht sagen, welcher Brennweite umgerechnet auf Kleinbildformat das Objektiv entspricht) führten meinen Blick. Ich suchte Bilder, die diese Kamera einfangen könnte. Es sollten grosse Flächen mit klaren Linien als Begrenzung sein. Zu viele und zu nahe Details würden wohl schlecht erkennbar sein auf den meist blassen Sofortbildern. Als zweite Kamera setzte ich meine 6×6-Mitelformatkamera mit Farbnegativfilm geladen ein. Sie würde wahrscheinlich mehr Farben wiedergeben. Und eine entferntere Aufnahmeposition erlauben. Mit dem ebenfalls quadratischen Bildformat suchte ich wiederum ähnliche Kompositionen wie mit der Polaroid. (Die Bilder habe ich noch nicht gesehen, Film ist noch im Labor.) Ganz andere Bilder machten dann die Kleinbildkamera mit Schwarzweissfilm und die Digitalkamera. Die bessere Optik erlaubt einerseits Nachaufnahmen mit vielen Datails und andererseits weitere Bildausschnitte mit einbezogener Umgebung. Im rechteckigen Bildformat lassen sich andere Kompositionen unterbringen als im Quadrat. Und die genaue Belichtungsmessung ergibt auch in schwierigen Lichtverhältnissen brauchbare Resultate. Gehe ich heute durch meine digitalen Bilder auf der Festplatte, sind es vielleicht wenige Detailaufnahmen, die für mich nun den Unterschied machen. Ich glaube zwar sogar, dass keine von ihnen ins Set bei Flickr kommen wird.


Je nach Eigenschaften von Optik, Aufnahmematerial und Technik eignen sich Kameras für unterschiedliche Fotos. Mir gefällt die Herausforderung, solche Bilder zu finden, die auf die Stärken und Schwächen der Kameras Rücksicht nehmen. Oder umgekehrt, die Kamera einzusetzen, die für die beabsichtigte Gestaltung die treffendsten Eigenschaften hat.




Mit bescheidenen Mitteln: Jeder die Fotos, die möglich sind Von Stefan Bucher – Wir alle tun, was wir können – und mit den Mitteln, die wir haben. Was uns zur Verfügung steht, beeinflusst wohl auch die Fotos, die wir machen. Es gibt einerseits Fotografien, die faszinieren, weil sie mit Mitteln entstanden sind, die den meisten von uns nicht zugänglich sind. Andererseits haben in der Geschichte der Fotografie viele Künstler Ruhm erlangt mit Fotos aus ihrer nächsten Umgebung. Ich stelle auch an mir selber fest, dass meine Fotos entsprechend meinen Möglichkeiten herauskommen. Beschränkungen begegnen mir zum Beispiel in den folgenden Bereichen: ✦ Raum. Vielleicht fotografiert jemand nur seine Küche, den eigenen Garten oder die Strasse im Quartier. Der Raum, in dem ich mich bewege, lässt sich meinen Mitteln entsprechend ausdehnen. Für mich ist es meist die Stadt Zürich. Andere können um die Welt reisen. Entsprechend sind die Fotos. ✦ Zeit. Kannst du dir vier Wochen Urlaub für eine Fotoreise nehmen? Ich nicht. Zwar habe ich immer eine Kamera bei mir. Die Zeit, in der ich fotografiere, muss ich mir frei machen – in der Woche sind es vielleicht drei bis fünf Stunden. Entsprechend der Zeit entstehen eine beschränkte Anzahl Bilder. ✦ Ausrüstung. Eine gebrauchte Filmkamera für 20 Franken ist schneller gekauft als eine digitale Profiausrüstung. Das ist ein Grund, warum ich mit meiner heutigen Ausrüstung nicht das ganz grosse Shooting bestreiten kann. Meine Kameras bestimmen meinen Stil, und meine Auswahl ist momentan beschränkt. ✦ Bildbearbeitung. Alter und Ausstattung des Computers können die Gestaltungsmöglichkeiten in der Nachbearbeitung beschränken. Oder die Mittel fehlen für ausgefallene Verarbeitungsprozesse oder Techniken. Ich habe einen Scanner, doch auch hier liesse sich mit besserer Ausstattung mehr herausholen. Offensichtlich spielt bei allen diesen Themen das Geld eine Rolle. Darüber soll man aber ja nicht klagen. ;-)


Ich finde es faszinierend, wenn Menschen ihre Ideen und Vorstellungen umsetzen kĂśnnen mit den Mitteln, die sie gerade zur VerfĂźgung haben. Und momentan orientiert sich mein Geschmack eher nach unten. In welche Richtung ich meine MĂśglichkeiten erweitern kann, das muss sich erst noch zeigen.



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