Sammlung Bachelor- und Masterarbeiten 2014

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Ob gross oder klein, wie eine Sanduhr muss sie sein!

Diplomandin Rekha Datta Dozent Prof. Dr. Jürg Hari

Befunde aus empirischen Untersuchungen zeigen, dass es

Personen teilnahmen. Für die Voraktivierung der Einstel-

kulturübergreifende weibliche Schönheitsmerkmale gibt.

lungsinhalte im assoziativen Netzwerk wurden den Pro-

Dazu zählt das Verhältnis des Taillen- zum Hüftumfang

banden zwei unterschiedliche Kurztexte vorgelegt. Die

(THV). Erforschungen zur Relevanz des THV wurden bisher

Werte aus dem IAT wurden der expliziten Einstellung, die

nur auf der expliziten Ebene anhand von traditionellen

zuvor mittels eines Fragebogens erfasst wurde, gegen-

Messverfahren durchgeführt. In dieser Arbeit wird der Fra-

übergestellt.

ge nachgegangen, ob das weibliche Schönheitsideal eines Individuums angeboren oder erlernt wurde. Dabei wird ein

Die Resultate zeigen, dass ein THV von 0.7 in beiden

vertieftes Verständnis darüber erarbeitet, wie Wahrneh-

Messverfahren als attraktiver beurteilt wird. Implizit (auf der

mungen und Beurteilungen auch auf verschiedenen Be-

unbewussten Ebene) wird die Sanduhrfigur sogar noch

wusstheitsebenen funktionieren. Zu ermitteln, woher die

deutlicher favorisiert. Die Aspekte der sozialen Erwünscht-

menschliche Vorliebe für bestimmte Körperformen stammt,

heit und der mangelnden Introspektionsfähigkeit sind po-

kann sowohl aus wissenschaftlicher Sicht als auch aus der

tenzielle Gründe dafür, weshalb die Testergebnisse aus

Perspektive der Modeindustrie im Hinblick auf die Kreation

dem IAT nicht mit denen aus der direkten Befragung über-

von Damenmode von Interesse sein.

einstimmen. Unter Rückgriff der verwendeten Primingtexte und den anschliessenden Gruppenvergleichen lässt sich

Gibt es ein bestimmtes THV, das wir implizit präferieren?

ableiten, dass die Vorliebe zur Sanduhrfigur bereits in den

Entsteht diese Neigung durch die visuellen Reize aus Me-

Genen verankert ist. Medien und Werbung verleihen dieser

dien und Werbung oder ist sie von biologischer Natur?

Präferenz lediglich Nachdruck.

Durch die Verwendung des IAT werden wichtige Erkenntnisse über das ästhetische Empfinden hinsichtlich des

Diese Arbeitet leistet einen Beitrag zur Erweiterung des

weiblichen Körpers auf Grundlage evolutionspsychologi-

Kenntnisstands über die implizite Kognition im Zusammen-

scher Ansätze ermittelt. Durch gezielten Einsatz von Sti-

hang mit der Bedeutung des THV. Sie beschreibt die kog-

muli wird die Assoziationsstärke zum Zielkonzept gemes-

nitiven Informationsverarbeitungsprozesse, greift die wich-

sen. Die Resultate geben Aufschluss darüber, ob eine Frau

tigsten empirischen Erkenntnisse auf und erklärt unter Ver-

mit Sanduhr-Silhouette (THV 0.7 oder weniger) implizit po-

wendung wissenschaftlicher Studien, welche entscheiden-

sitiver bewertet wird als dieselbe Frau mit einem THV zwi-

den Faktoren das Schönheitsurteil einer Frau beeinflussen.

schen 0.8 und 1.

Weiterführende Forschungen können weitere Einflussfaktoren entdecken. Inwiefern eine leichte Kontextvariation die

Die Untersuchung ist eingebettet in den aktuellen Stand des Wissens aus bisherigen sozialwissenschaftlichen Forschungen. Zur empirischen Überprüfung wurde ein für diese Thematik spezifischer IAT entwickelt, an dem n=207

gleichen Ergebnisse liefert, ist nachzuprüfen.

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