Ob gross oder klein, wie eine Sanduhr muss sie sein!
Diplomandin Rekha Datta Dozent Prof. Dr. Jürg Hari
Befunde aus empirischen Untersuchungen zeigen, dass es
Personen teilnahmen. Für die Voraktivierung der Einstel-
kulturübergreifende weibliche Schönheitsmerkmale gibt.
lungsinhalte im assoziativen Netzwerk wurden den Pro-
Dazu zählt das Verhältnis des Taillen- zum Hüftumfang
banden zwei unterschiedliche Kurztexte vorgelegt. Die
(THV). Erforschungen zur Relevanz des THV wurden bisher
Werte aus dem IAT wurden der expliziten Einstellung, die
nur auf der expliziten Ebene anhand von traditionellen
zuvor mittels eines Fragebogens erfasst wurde, gegen-
Messverfahren durchgeführt. In dieser Arbeit wird der Fra-
übergestellt.
ge nachgegangen, ob das weibliche Schönheitsideal eines Individuums angeboren oder erlernt wurde. Dabei wird ein
Die Resultate zeigen, dass ein THV von 0.7 in beiden
vertieftes Verständnis darüber erarbeitet, wie Wahrneh-
Messverfahren als attraktiver beurteilt wird. Implizit (auf der
mungen und Beurteilungen auch auf verschiedenen Be-
unbewussten Ebene) wird die Sanduhrfigur sogar noch
wusstheitsebenen funktionieren. Zu ermitteln, woher die
deutlicher favorisiert. Die Aspekte der sozialen Erwünscht-
menschliche Vorliebe für bestimmte Körperformen stammt,
heit und der mangelnden Introspektionsfähigkeit sind po-
kann sowohl aus wissenschaftlicher Sicht als auch aus der
tenzielle Gründe dafür, weshalb die Testergebnisse aus
Perspektive der Modeindustrie im Hinblick auf die Kreation
dem IAT nicht mit denen aus der direkten Befragung über-
von Damenmode von Interesse sein.
einstimmen. Unter Rückgriff der verwendeten Primingtexte und den anschliessenden Gruppenvergleichen lässt sich
Gibt es ein bestimmtes THV, das wir implizit präferieren?
ableiten, dass die Vorliebe zur Sanduhrfigur bereits in den
Entsteht diese Neigung durch die visuellen Reize aus Me-
Genen verankert ist. Medien und Werbung verleihen dieser
dien und Werbung oder ist sie von biologischer Natur?
Präferenz lediglich Nachdruck.
Durch die Verwendung des IAT werden wichtige Erkenntnisse über das ästhetische Empfinden hinsichtlich des
Diese Arbeitet leistet einen Beitrag zur Erweiterung des
weiblichen Körpers auf Grundlage evolutionspsychologi-
Kenntnisstands über die implizite Kognition im Zusammen-
scher Ansätze ermittelt. Durch gezielten Einsatz von Sti-
hang mit der Bedeutung des THV. Sie beschreibt die kog-
muli wird die Assoziationsstärke zum Zielkonzept gemes-
nitiven Informationsverarbeitungsprozesse, greift die wich-
sen. Die Resultate geben Aufschluss darüber, ob eine Frau
tigsten empirischen Erkenntnisse auf und erklärt unter Ver-
mit Sanduhr-Silhouette (THV 0.7 oder weniger) implizit po-
wendung wissenschaftlicher Studien, welche entscheiden-
sitiver bewertet wird als dieselbe Frau mit einem THV zwi-
den Faktoren das Schönheitsurteil einer Frau beeinflussen.
schen 0.8 und 1.
Weiterführende Forschungen können weitere Einflussfaktoren entdecken. Inwiefern eine leichte Kontextvariation die
Die Untersuchung ist eingebettet in den aktuellen Stand des Wissens aus bisherigen sozialwissenschaftlichen Forschungen. Zur empirischen Überprüfung wurde ein für diese Thematik spezifischer IAT entwickelt, an dem n=207
gleichen Ergebnisse liefert, ist nachzuprüfen.
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General Management
Masterarbeit