sisterMAG Ausgabe 1

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Esszimmer Wohnzimme

Weinregal

Kueche

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Esszimmer

Wohnzimmer

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Omas 90ter Traditionell-moderne Dekoration der Familientafel

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Fernsehen nach Wunsch Serien Spotlight rund um Thema Familie

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Mutter & Sohn Interview mit den Opernsängern Renate & Daniel Behle

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Interview: Eva Milner Die Sängerin der Band HUNDREDS im Gespräch mit sisterMAG

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Startup Spotlight: EyeEm

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Zu Gast bei Fräulein Klein Wohnfeature von Yvonne Bauer

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Blogwatch Museum

Viva la Utopia Konzepte für Design von Jerszy SeySeymour | von Christoph Blaas

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Literaturspaziergang durch Berlin von Robert Eberhardt

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Life in Pictures Malene Birgers Wohnung in Kopenhagen

Monique Valeris Product Feature Adoptiere ein Museum Kulturinitiative von Jenni Fuchs Einer für alle Gewinne einen Vorwerk Kobold Saugroboter

Kueche 36

Korn und Mehl Brotserie von Susanne Schanz

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Fast Food Alternativen

Weinregal

Küchenpoesie mit Frl. Text Clementinenkuchen

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Winzerinnen-Kolumne Monika Abraham berichtet über ihr Leben als Winzerin

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Der Wein und das Design

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Die Würze des Lebens Interview mit Anjali Pathak Indische Rezeptreihe von Anjali Pathak Startup Spotlight: JUNA Juice

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Nicht für den Export bestimmt Eine Reise zu dem Wein, den die Winzer im Piemont selbst trinken Blogwatch Wein

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Warm und gemütlich Suppenfeature von Tami Hardeman

Startup Spotlight: Corkbin

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KleiderSchrank 220

Outdoor-Jacken Feature Das sisterMAG Editorial rund um Freizeitjacken

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StyleNotes

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The Hand-me-Downs Jaclyn Giuliano zeigt Tages- und Abendoutfit mit Familienerbstücken

Relaxed in Canada Modefeature rund um elegante Leisure Wear

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Alles über meine Mutter Beatrice Behlen und die modischen Schnappschüsse ihrer Mutter

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Blogwatch Vintage

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Street Muttis Hauptstadtmutti.de zeigt stylische Muttis auf den Straßen Berlins

Pool Werkstatt 166 168 171

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Das DIY-Experten-Vorwort Startup Spotlight: MyOma.de TUTORIAL: Wir nähen einen schmalen Rock

Startup Spotlight: Niceone ZUMBA Übertrieben bunter Hype oder effektives Tanz-Fitness-Programm?

Buero

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myOma-Kolumne Oma Hildegard beantwortet Fragen

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Augmented Reality: Fashion meets Technology

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Historie des Strickens Die kleine Geschichte von Nadel und Faden

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Der Tochtertrumpf von Felix Forberg

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„Heute ist allein die QualifikatiQualifikation entscheidend“

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Startup Spotlight: Gimmebar

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Sechs Schritte zur Organisation Die Grundprinzipien von Projektund Zeitmanagement

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Blogwatch Stricken DIY Tour London Eine dreitägige Tour durch die europäische Großstadt

Voice Apps – Chatten auf allen Kanälen

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Liebe digitale Damen!

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Wir - genauso wie viele von Euch - haben auf diesen Moment hingefiebert, dass das sisterMAG endlich live geht. Ihr habt uns in den letzten Monaten durch Euren Zuspruch sehr unterstützt, einige sind sogar als Kontributoren dabei, andere haben selbst bei der Gestaltung des Cover-Rocks oder beim Übersetzen Hand angelegt. Genau so haben wir uns das vorgestellt - das sisterMAG ist eine Zeitschrift für uns, d.h. für alle vielseitig interessierten, ambitionierten und selbständigen Frauen, die sich für die vielen spannenden Dinge sowohl in der digitalen als auch in der analogen Welt interessieren. Mit dem Ziel gestartet die Publikumszeitschrift neu zu denken, sind in diese Ausgabe eine Vielzahl unterschiedlichster Ideen und Konzepte eingeflossen. So findet ihr beispielsweise keine klassischen Rubriken, sondern bewegt Euch in den Zimmern des eigens für uns konzipierten sisterMAG-Appartments. Darin finden sich all jene Themen, die man sehnsuchtsvoll erwartet – z.B. ein voller Kleider- und ein gut gefüllter Kühlschrank. Jedoch waren wir auch mutig genug, neue Räume zu entdecken: so

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findet Ihr in jeder Zimmerecke ein interessantes Startup – ein junges Unternehmen, welches sich vorstellen möchte. In der Küche schmiert sich die sisterMAGLeserin nicht nur ein kerniges Knäckebrot, sondern interessiert sich als Frau von Welt auch für Wein und Winzerin. sisterMAG ist kein platter Hochglanz, sondern geht in die Tiefe mit Artikeln über die neue Generation an Frauen in etablierten Familienbetrieben, mit ausführlichen Interviews, die Raum lassen, die interviewte Person näher kennenzulernen und Reiseberichten abseits der Touristenpfade. Für uns selbst ist der Gang durch die Ausgabe ein Wiedersehen mit alten Freunden, neuen Gefährten und nie-gesehenen Internet-Bekanntschaften, denn die vielen Artikel und Übersetzungen, Fotostrecken und Touren, Rezepte und Interviews wären ohne die x+1 Kontributoren kaum möglich gewesen. Schmunzelnd zählen wir alle Verwandten auf, die wir für diese Ausgabe um Hilfe baten. Daher und aus dem offensichtlichen Namen unserer Zeitschrift entschieden wir uns in der ersten Ausgabe für das Oberthema „Familie“. Ihr werdet damit


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nicht erschlagen, es taucht nur ab und an als roter Faden, ja vielleicht als Wegweiser durch unsere Wohnung auf – so z.B. wenn wir die Sängerin Eva Milner interviewen, die mit ihrem Bruder auf der Bühne steht, wenn Beatrice Behlen alte Fotos ihrer Mutter modisch untersucht oder in unserem Leitartikel des Büros, in welchem wir die Töchternach-

folge in Familienunternehmen unter die Lupe nehmen. Die erste Ausgabe liegt nun vor, wir sind gespannt auf Euer Feedback, auf Eure Fragen und Anregungen, Kritik und Lob. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen dieser ersten 270 (!) Seiten and habt keine Angst: für die zweite Ausgabe haben wir nochmal so viele Ideen!

Thea & Toni

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Photo: Angela Kohler

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Beitragende & Kontribu Texte

Photos

Monika Abraham

Yvonne Bauer

Beatrice Behlen

Christian Burmester

Christoph Blaas

Dasha Caffrey

Nadine Brendel

Jaclyn Giuliano

Robert Eberhardt

Tami Hardeman

Felix Forberg

Evi Handgr채tinger

Jenni Fuchs

Cris Santos

Victoria Kau

Silke Zander

Eleanor Mayrhofer

Susanne Schanz

Sandra Wolff

Rahel Zoller

Kathi Zegers Nina Stoltz


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Symbole

Uebersetzung Sarah Müller Karolina Golimowska Sandra Wolff Antonia Neubauer

Styling Clara Kirchner Eva Neubauer Monique Valeris Julia Walter

Cover Claudia Herrmann Anna Schmalfuß Tamara Handgrätinger

In allen Features und Fotostrecken, wo ihr das unverkennbare Pinterest-Zeichen findet, kommt ihr durch einen Klick direkt zum sisterMAGPinboard mit allen Bildern des Artikels – zum Repinnen und Archivieren! Das kleine Symbol mit Pfeil signalisiert einen Download, z.B. für das PDF mit Rezept oder Tourguide. Bei Bildern mit diesem Symbol handelt es sich um VideoVerlinkungen. Diese führen euch auf eine externe Website. Auf Seiten mit diesem Zeichen richten wir unseren Blick auf ein junges Unternehmen – ein Startup. Eine wiederkehrende Rubrik im ganzen Heft. Die kleine Brille signalisiert die Rubrik Blogwatch. Zu unterschiedlichen Themen weisen wir hier auf Blogs und Websites hin. Die Redaktion ist nicht für Inhalte der externen Webseiten verantwortlich.


Impressum

sisterMAG Postanschrift Sasstraße 22, 04155 Leipzig eMail mail@sister-mag.com Chefredaktion & Art Direction Theresa Neubauer Strategie & Vermarktung Antonia Neubauer Konzeption & Zeichnung Appartment: Claudia Herrmann Coverbau: Claudia Herrmann, Anna Schmalfuß, Theresa Neubauer Cover-Model Tamara Handgrätinger Logogestaltung Jim Leszczynski Schlussredaktion Anna Schmalfuß, Theresa Neubauer Mitarbeiter dieser Ausgabe Monika Abraham; Yvonne Bauer; Beatrice Behlen; Christoph Blaas; Nadine Brendel; Christian Burmester; Dasha Caffrey; Robert Eberhardt; Felix Forberg; Jenni Fuchs; Jaclyn Giuliano; Karolina Golimowska; Evi Handgrätinger; Tamara Handgrätinger, Tami Hardeman, Claudia Herrmann; Victoria Kau; Clara Kirchner; Eleanor Mayrhofer; Sarah Müller; Eva Neubauer; Verena Röthlingshöfer; Cris Santos; Susanne Schanz; Stine Schiller; Anna Schmalfuß; Nina Stoltz; Monique Valeries; Julia Walter; Sandra Wolff; Silke Zander; Kathi Zegers; Rahel Zoller

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Ansprechpartner Anzeigen Theresa Neubauer eMail ads@sister-mag.com

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STAUBSAUGEN LASSEN. NICHT STAUBSAUGEN HASSEN. Der Kobold VR100 Saugroboter. www.vorwerk-saugroboter.de

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L von NADINE BRENDE

augmented reality :

Fashion meets Technology Vom Marketing Buzzword zur besseren Fashion Experience. Ärgert ihr euch auch manchmal über volle Geschäfte und zeitraubende Warteschlangen an den Umkleidekabinen oder Kassen eures Lieblingsladens? Zeitersparnis ist definitiv einer der Hauptgründe für den E-Commerce und Online-Shopping Boom. Wenn da nicht ein großer Nachteil wäre: die fehlende Möglichkeit des realen Anprobierens des anvisierten Beuteteils. Wie oft zerbrechen wir uns vor dem heimischen PC den Kopf und fragen uns: Steht mir der Schnitt bzw. die Farbe überhaupt? Fällt meine Größe bei dem Label klein oder groß aus? Wer schon einmal online bei Asos, Zalando etc. bestellt hat, kennt den Retourenprozess genau. Bis das gewünschte Teil in der richtigen Größe und Farbe im Schrank hängt, können manchmal Wochen vergehen. Der vermeintliche Vorteil der Zeitersparnis ist damit wertlos. Neben dem Dauer-Hype um Social Media gehört Augmented Reality seit 2010 zu den Buzzwords der Werbe- und Medienwelt. Das Marktforschungsinstitut Gartner spricht der Technologie in sei-

nem „Hype Cycle for Emerging Technologies, 2010” eine revolutionäre Rolle zu und hält sie für eine der wichtigsten Evolutionsstufen in der Informationstechnik. Aber was steckt eigentlich dahinter? Augmented Reality, im weiteren kurz AR genannt, steht für „Erweiterte Realität“. Die gleichnamige Technologie bezeichnet die virtuelle Ergänzung der realen Welt um digitale, computergenerierte Informationen. Dabei sind die Interaktionsmöglichkeiten in Echtzeit sowie die dreidimensionale Wahrnehmung der Inhalte zusätzliche Kerncharakteristika. Ursprünglich für den Einsatz im industriellen Umfeld und im Militär entwickelt sind mit der Weiterentwicklung der Technologie auch kommerzielle Einsatzmöglichkeiten beispielsweise in der Markenkommunikation möglich. Gleichwohl die ökonomischen Erwartungen für AR sowie dessen Rolle im Werbemarkt in Fachkreisen kontrovers diskutiert werden, hat insbesondere die Fashionbranche den Technologietrend bereits in großem Stile für sich entdeckt. Modelabels wie Benetton, Otto, Adidas oder Hugo

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Boss ermöglichen durch AR virtuelle Produktpräsentationen oder Ankleidekabinen und leiten damit eine neue Ära des Kauferlebnisses im 21. Jahrhunderts ein. Augmented Reality - die Basics Dank ihrer technischen Kapazitäten sind neben PCs insbesondere mobile Endgeräte wie Smartphones zum zentralen Medium für AR-Anwendungen geworden, da sie über alle Voraussetzungen verfügen, um die Projektion der virtuellen Daten in die reale Welt durchzuführen: Software, Hardware, Webcam bzw. Kamera und Bildschirm sowie - im Fall von Smartphones - integrierte Lokalisierungstechnologien. Die Hardware wird mit einem Softwareprogramm, einer so genannten Ap-

plikation bestückt und dient der Verarbeitung und Ausgabe von Daten, die über einen Online-Zugang abgerufen werden. Die Kamera fungiert als Sichtfenster und Schnittstelle zur Visualisierung von AR in dem die digitalen Informationen live in das Videobild integriert werden beziehungsweise dieses überlagern. Als weitere Hauptkomponente für die Darstellung von AR werden so genannte „Marker“ zur Positionsfindung des Benutzers benötigt. Marker sind mit fixen Punkten in der realen Welt gleichzusetzen. Sie dienen der Orientierung des ARSystems und lösen eine Aktion wie zum Beispiel die Einblendung eines virtuellen Objektes aus. Da das Referenzieren der digitalen Daten auf unterschiedlichen Wegen erfolgen kann, wird in der Praxis zwischen zwei Ausprägungsformen von AR unterschieden: Marker-based und Marker-less AR. Da im Fashion-Bereich zur realistischen Darstellung der Produkte eine hohe Menge an Daten verarbeitet werden müssen, wird zum größten Teil erstere Variante in Kombination mit einem PC bzw. einer Webcam eingesetzt. Marker-based AR bedient sich individuell entwickelter Muster oder Bilder. Mittels Bilderkennung werden diese durch die AR-Anwendung identifiziert, so dass


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die dazugehörigen Inhalte eindeutig zugeordnet und visuell eingeblendet werden können. Die Räumlichkeit der Darstellung wird dabei durch die Perspektive und Positionierung des Markers hergestellt. Marker-based AR wird daher hauptsächlich für die Einblendung von virtuellen 3D-Objekten im Sichtfeld des Betrachters eingesetzt – das heißt auch im Fashion-Bereich damit ihr das Kleidungsstück oder Accessoire so realitätsgetreu wie möglich ausprobieren könnt. Alles was der kaufinteressierte Nutzer dazu benötigt, ist eine Webcam und räumliches Sehvermögen. Mit AR in die virtuelle Umkleidekabine Zugara war wohl einer der ersten ECommerce Shops, der über AR eine virtuelle Anprobe von Kleidungsstücken gelauncht hat und via Live-Stream zudem ermöglicht, Freunde zur virtuellen Shopping-Tour einzuladen. Die Webcam nimmt ein Bild des Kunden auf und berechnet die Figur. Auf diese werden dann die Kleidungstücke projiziert, die der Kunde im Shop auswählt. Auch der deutsche Versandhändler Otto verbindet auf innovative Weise AR mit Social Media und bietet in seinem Facebook-Shop eine “augmented” Umkleidekabine.

Neben der Anprobe von Kleidungsstücken springen zunehmend Brillenhersteller wie beispielsweise Ray-Ban, Glassesdirect oder Mr.Spex mit ähnlichem Konzept auf den AR Trend auf. Virtuelles Produkterlebnis im realen Raum AR kann dazu genutzt werden, Produkte am POS für den Kunden erlebbar zu machen. Am besten gelingt dies dadurch, dass sie mittels Marker-based AR vor dem Kauf ausprobiert beziehungsweise deren Einsatz in einer realen Situation vorgeführt werden. Ein gern gebrachtes Beispiel ist der Digital Cosmetic Mirror, der von Shiseido in Japan zum Kundenfang eingesetzt wird. Das Gesicht des Nutzers wird dabei gescannt, so dass Make-up Variationen und Kosmetikprodukte in Echtzeit ausprobiert werden können.

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Der Sportartikelhersteller Adidas setzte schon 2010 auf den Trend und entführte seine Zielgruppe mit 3D-Effekten am heimischen PC in die erweiterte Realität. Der mit einem Marker ausgestattete Turnschuh funktioniert dabei als Controller in der virtuellen Adidas-Welt, sobald er vor die Webcam gehalten wurde. Die aus Italien stammende Modemarke Benetton testete in verschiedenen Kampagnen den Einsatz von AR, zuletzt in sämtlichen Katalogen der Benetton Group. In den so genannten „Interactive Catalogue“-Ausgaben wurden Marker platziert. Hält man diesen vor eine Webcam, bekommt man einen 90 Sekunden langen Clip vom Fashion-Shooting zu sehen. AR und Fashion - Top oder Flop?

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Eins ist klar: Eine emotionale Produktpräsentation von Fashion-Items via AR macht Spaß und kann dazu verleiten spielerisch Produkte auszuprobieren

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und insbesondere im Fall der virtuellen Anprobe Zeit zu sparen. Die aufgezeigten Beispiele liefern einen ersten Eindruck auf die bestehenden Möglichkeiten beziehungsweise in welche Richtung sich dieser Technologietrend in der Mode- und Konsumgüterbranche bewegen kann. Gleichzeitig zeigen sie aber auch einige Kinderkrankheiten auf. Als Nachteil erweist sich derzeit noch in vielen Fällen die Komplexität der Anwendungen, da die Produkte sehr detailgetreu und hochwertig visualisiert werden müssen und wegen der hochauflösenden Grafiken starke Prozessoren, eine breite Datenanbindung und vor allem ein großes Display benötigt werden. Bei einigen Konzepten werden außerdem Relevanz und Mehrwert für den Nutzer zu wenig in den Vordergrund gestellt. Erfolg werden jene Anwendungen haben, die intuitiv gestaltet sind und ein konkretes Bedürfnis des Nutzers erfüllen oder nützliche Zusatzinformationen bieten. Denn nicht die Technologie allein zählt, sondern der Mehrwert. Wenn Augmented Reality von der Modeindustrie richtig eingesetzt wird, hat es das Potenzial, sich von einer kreativen Spielwiese für Technik-Verliebte zu einem realen und emotionalen Produkterlebnis zu entwickeln.


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Der Tochtertrumpf Nach Schätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung stehen dieses Jahr knapp 22 000 Übernahmen in Familienunternehmen an – fast 90 Prozent aus Altersgründen. Der Wunsch von vielen Unternehmern: Ihr Lebenswerk soll in der Familie bleiben. Bei gut der Hälfte der Betriebe gelingt dies auch. Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Übergabe des Familienunternehmens an die nächste Generation ist, den Nachwuchs frühzeitig auf eine Übernahme vorzubereiten – auch den weiblichen Nachwuchs. Heute wird jedes zehnte Unternehmen von einer Frau übernommen – Tendenz steigend. sisterMAG stellt zwei potentielle Unternehmensnachfolgerinnen vor.

Als Assistentin der Manchmal Geschäftsführung ist muss man Jessica Kulitz in das sich durchelterliche Unternehbeißen, um men bereits voll einakzeptiert zu gespannt. Ihrem Vater werden gehört der ESTA AppaJessica Kulitz ratebau, eines der führenden Unternehmen im Bereich Absaugtechnik. Seit rund 40 Jahren produziert ESTA im bayerischen Senden Entstaubungs- und Filteranlagen zum Absaugen von Schmutz, Spänen und Schweißrauchen im verarbeitenden Gewerbe. Jessica Kulitz ist unter anderem für den Bereich Export zuständig und entwickelt zurzeit Strategien, um die Produkte auf dem brasilianischen Markt

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zu platzieren. Parallel studiert sie Family Entrepreneurship an der Zeppelin University in Friedrichshafen. Die 26-Jährige hat zwei Brüder und zwei Schwestern. Wer von ihnen einmal die Führung übernimmt, ist noch offen: „Wir haben die Freiheit, das selbst zu entscheiden, das müssen wir auch, da wir eine große Verantwortung zu tragen hätten“, erklärt sie. Das Geschlecht spielt dabei keine Rolle: „Man muss beweisen, dass man sich dafür eignet.“ In der Kindheit war das Unternehmen kein Thema. „Das hat sich aber über die Jahre aber sukzessive geändert.“ Ihre Eltern haben sie schrittweise an


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von FELIX FORBERG

das Unternehmen herangeführt. Dass sie von ihren Eltern unterbewusst weniger gefördert wurde als ihre Brüder, kann sie nicht bestätigen: „Bei unserer Erziehung lag der Fokus auf unseren eigenen Stärken und Interessen, sodass wir uns in allen Bereichen entwickeln konnten.“ Druck haben ihre Eltern nicht aufgebaut – ihr Credo: „Man sollte das tun, was man gut kann.“ Sie selbst hat sich noch nicht festgelegt, für immer im elterlichen Unternehmen zu arbeiten oder gar einmal die Nachfolge anzutreten. „Wenn ich mich dafür entscheide, für das Unternehmen zu arbeiten, würden meine Eltern das begrüßen.“ Jessica Kulitz ist mit dem Unternehmen eng verbunden: „Es wäre schön, wenn es in den Händen der Familie bleiben würde“, hofft sie. Auf die Familie, besonders auf die Kinder, ist das Unternehmen auch angewiesen: „Wenn Not am Mann ist, springen wir ein.“ Als Frau fühlt sie sich im Unternehmen akzeptiert: „Ich bin schließlich die Tochter des Geschäftsführers“. In ihrer Arbeit als Stadträtin der Stadt Ulm hat sie in dieser Hinsicht jedoch andere

Jessica Kulitz

Erfahrungen gemacht: „In der Politik muss man sich als Frau anders durchsetzen und häufiger nachhaken“, sagt sie. Von der festen Frauenquote in der Wirtschaft hält Jessica Kulitz nichts. Sie ist der Ansicht, dass es eine Frage der Zeit ist, bis mehr Frauen in Führungspositionen arbeiten: „Man kann auf Frauen nicht verzichten, doch allein mit Sanktionen kann man nicht gewährleisten, dass die Quote erreicht wird, denn manchmal ist es einfach schwierig in männerdominierten Bereichen geeignete Frauen zu finden. Manchmal muss man sich durchbeißen, um akzeptiert zu werden und erfolgreich agieren zu können.“

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Julia-Carolin Schmid war lange Zeit nicht klar, dass sie überhaupt einmal potentielle Unternehmensnachfolgerin sein würde: „Bis ich 18 war, wusste ich nicht, dass meine Eltern Unternehmer sind“, erinnert sie sich heute, sechs Jahre später. Ihre Mutter ist Gesellschafterin der börsennotierten R. Stahl AG und ihre Eltern sind geschäftsführende Gesellschafter eines Unternehmens, das Immobilien vermietet und verwaltet. In der U. Frey GmbH & Co. Grundstücks-KG ist die Nachfolge noch offen – es kommen auch ihre jüngere Schwester und ihr jüngerer Bruder in Frage. „Es steht uns frei die Geschäftsführung zu übernehmen, jedoch hat jeder von uns die Möglichkeit seinen eigenen Interessen nachzugehen und wenn wir die Geschäftsführung nicht übernehmen möchten oder können, würden wir auch einen externen Geschäftsführer einsetzen.“

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Die Entscheidung, ob sie einmal die Nachfolge in der U. Frey GmbH antreten möchte, hat bei ihr zurzeit nicht oberste Priorität. Für Julia-Carolin Schmid steht erst mal das Studium im Mittelpunkt. Sie studierte zunächst

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Corporate ManageGrundsätzment and Econolich ist es mics an der Zeppelin eine Frage University in Frieddes Könnens, richshafen. Zurzeit ob man in der absolviert sie einen Lage ist, ein Master of Science Unternehmen in Family Business Management an der zu leiten. Universität Witten/ Julia-Carolin Schmid Herdecke arbeitet und arbeitet nebenher in einem anderen großen Familienunternehmen. „Ich habe mir jedoch das Unternehmen meiner Eltern bewusst angeschaut und darin mitgearbeitet.“ Sie glaubt nicht, dass ihre Eltern enttäuscht sein würden, wenn sie die Nachfolge nicht antreten sollte: „Wir sollten uns nicht aus falschem Verantwortungsbewusstsein heraus dafür entscheiden. Grundsätzlich ist es eine Frage des Könnens, ob man in der Lage ist ein Unternehmen zu leiten.“

In ihrer Kindheit spielte das Unternehmen zunächst keine große Rolle: „Unsere Eltern wollten, dass sich jeder von uns frei entfalten kann.“ Trotz eines


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gut situierten Elternhauses ist JuliaCarolin Schmid bodenständig und gut behütet aufgewachsen. Es gab kein Taschengeld: „Wenn wir eine neue Hose brauchten, haben wir sie bekommen, aber alles, was wir für Spaß und Vergnügen ausgeben wollten, mussten wir uns selbst verdienen.“ Sie ist auch ohne Kindermädchen groß geworden. „Auf diese Weise haben wir gelernt, was Familie bedeutet. Zu Hause war immer meine Mutter zum Reden da, wir haben auch meistens gemeinsam gegessen, es war selbstverständlich, dass immer ein Elternteil mit am Tisch sitzt.“

Für ihre Erziehung ist sie ihren Eltern heute sehr dankbar: „Sie haben mir und meinen Geschwistern ein gesundes Werteverständnis vermittelt – Geld oder Status sind nicht das Wichtigste im Leben“. Dass ihre Eltern Unternehmer sind, erfuhr sie erst nach und nach: „Als ich 16 war, habe ich mitbekommen, dass sich meine Eltern über Aktien unterhalten haben. Ich habe sie gefragt, was Aktien sind und mein Vater hat gesagt, ich solle mir ein Haus vorstellen: In diesem Haus ist eine Toilette und in dieser Toilette befindet sich eine Klobürste. Und diese Klobürste ist eine Aktie eines Unternehmens.“

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„"Heute ist allein die Qualifikation entscheidend“ Prof. Dr. Dr. h. c. Brun-Hagen Hennerkes, Jahrgang 1939, befasst sich seit über 30 Jahren mit Familienunternehmen. Vor zehn Jahren hat er die Stiftung Familienunternehmen ins Leben gerufen. Hennerkes ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu verschiedenen Problembereichen des Familienunternehmens und Verfasser des Standardwerks „Die Familie und ihr Unternehmen“.

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uu Herr Prof. Hennerkes, was sind die größten Probleme beim Generationenwechsel in Familienunternehmen? An erster Stelle steht, dass die Regelung der Unternehmensnachfolge zu spät in Angriff genommen wird – im schlimmsten Fall sogar erst mit dem Tod des Unternehmensgründers oder -lenkers. Leider gibt es viele unschöne Beispiele, wo ein unternehmerisches Lebenswerk am Ende scheitert, weil ein Patriarch niemanden neben sich duldete und die Zeit für eine geregelte Übergabe zu knapp wurde. Aus meiner Erfahrung muss man von rund acht Jahren ausgehen, bis eine Übergabe vollendet ist - angefangen von dem Zeitpunkt, an dem die Entscheidung getroffen ist, einen Nachfolger zu suchen, bis zum Ausscheiden der Seni-

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oren. Wichtig ist hier, dass es für die abgebende Generation ein Konzept für die Zeit direkt nach dem aktiven Unternehmerleben gibt. Ich erlebe immer wieder, dass der „alte“ Chef ein Büro im Betrieb beibehält und täglich dort auftaucht. Statt strategisch zu beraten und gegebenenfalls die neue Mannschaft zu entlasten, stört er die jungen Chefs bei der Arbeit, indem er sich ins Tagesgeschäft einmischt. uu Inwieweit spielt das Geschlecht bei der Unternehmensnachfolge eine Rolle? Ich glaube, dass es in dieser Hinsicht gerade einen großen Wandel gibt. Immer mehr Töchter werden die Nachfolge antreten, die Nachfolge ist meiner Meinung nach bald keine geschlechtsspezifische Frage mehr. Vielmehr zeigt


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von FELIX FORBERG

Frauen spielen in Familienunternehmen eine große Rolle, in der Familie selbst eine sehr große. Aus Erhebungen wissen wir, dass Frauen heute bei der Nachfolge häufiger berücksichtigt werden als früher: In jedem vierten Unternehmen steht bereits eine Frau mit an der Spitze. Ich sage bewusst „mit an der Spitze“, denn die Zahl der Frauen in der Geschäftsführung steigt deutlich an, sobald sich in diesem GremiProf. Dr. Dr. h. c. Brun-Hagen Hennerkes um mehrere Personen befinden. Als Alleingeschäftsführer sind eine Studie der Stiftung Familienunternehmen zu Deutschlands nächster sie noch nicht so zahlreich anzutrefUnternehmergeneration, dass Unter- fen und mit der Größe des Familiennehmerkinder prinzipiell den elter- unternehmens nimmt auch ihre Zahl lichen Betrieb übernehmen wollen. rapide ab. Bei einem Umsatz von eiMehr als 55% haben dies geantwortet ner halben Milliarde Euro dürfte nur auf die Frage nach ihren Zukunftsplä- noch jede zwanzigste Spitzenposition nen, lediglich 14 Prozent der Unter- von einer Frau besetzt werden. Trotznehmerkinder wollen nicht im Famili- dem lässt sich generell konstatieren: Vorbehalte gegenüber Frauen oder enunternehmen operativ tätig sein. Zweifel an deren Eignung gibt es nicht uu Ist Töchternachfolge heutzutage mehr. Heute ist allein die Qualifikatiselbstverständlich? Wie war das frü- on entscheidend. Anders als bei der her? Frauenförderung von Konzernen be-

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darf es auch keiner „Mentoren“ oder spezieller Karrierezirkel, um als Frau an die Spitze zu kommen. Beispiel wie Käthe Dassler, Grete Schickedanz, Irene Kärcher oder in neuerer Zeit Nikola Leibinger-Kammüller, Bettina Würth, Annette Roeckl, Brigitte Vöster-Alber, Johanna Ahlmann oder Ingrid Hofmann belegen dies in beindruckender Weise. uu Welche Herausforderungen sind für Frauen mit einer Unternehmensnachfolge verbunden? Mit welchen Schwierigkeiten haben sie zu kämpfen? Männer in Spitzenpositionen haben häufig eine Frau Im Hintergrund, die ihnen „den Rücken freihält“, vor allem was die Organisation der Familie anbelangt. Mit dieser Unterstützung können Frauen in Führungspositionen selten rechnen, sie haben häufig einen ebenso erfolgreichen Mann an ihrer Seite. Umso höher ist ihre Managementleistung zu bewerten, die sie erbringen, denn auch ihre Arbeitsbelastung ist aufgrund langer Arbeitstage inklusive si st er M AG

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Wochenendarbeit und Abendverpflichtungen groß. Hier Beruf und Familie zu vereinbaren, bleibt eine große Herausforderung. uu Was halten Sie von einer festen Frauenquote in der Wirtschaft? Eine gesetzlich erzwungene Frauenquote ist schlicht Unsinn. Sie ist ungerecht gegenüber den Männern, die vielleicht qualifizierter sind – sie verstößt unter Umständen gegen das Bevorzugungsverbot des Artikels 3 GG. Zudem könnte eine solche Frauenquote auch negative Auswirkungen auf Familienunternehmen haben, denn diese befinden sich im Wettlauf mit den Großkonzernen. Im Gegensatz zu den Großkonzernen können Familienunternehmen den wenigen in Betracht kommenden Frauen für derartige Positionen finanziell weniger bieten. Zu guter Letzt gebe ich zu bedenken, dass sich angesichts der aktuell noch geringen Zahl von Frauen in Aufsichtsgremien sich die Mandatsbegrenzung pro Aufsichtsratsmitglied als Hindernis erweisen wird.


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GIMME BAR u Wer seid ihr? Wo sitzt Gimme Bar? Das Team von Gimme Bar sitzt in der ganzen Welt und im ganzen Universum, darunter (aber lange noch keine vollständige Liste): Dänemark, Großbritannien, Kanada, San Francisco und Brooklyn, NY. u Erklärt die Idee Eurer Firma! Wir wollen eine API (Schnittstelle) für EUCH kreieren. Alle Eure Inhalte sollen an einem Platz gespeichert werden. Diese besitzt ihr. Diese kontrolliert ihr. Teilen könnt ihr sie mit jeder Person oder App, die ihr Euch vorstellen könnt. Wir wollen es unsagbar einfach

machen, geliebte und kreierte Dinge zu speichern. u Woher kam die Inspiration für diese Idee? Die Idee kam Tyler im Traum – in diesem Traum waren übrigens auch eine Horde wildgewordener Pandas involviert, die einander abklatschten … u Wie seid ihr auf die Unternehmensfarben gekommen? Es gab einfach nicht genug tolle Seiten, welche die Farbe Pink benutzten. Also haben wir sie gewählt. Im Allgemeinen halten wir Gimmebar jedoch sehr schlicht – nicht zuviele Farben!

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uu Was unterscheidet Gimme Bar von anderen Social Bookmarking Sites? Booksaving statt bookmarking – Speichern statt Markieren. Bookmarking bedeutet, sich an etwas zu erinnern. Booksaving dagegen speichert Inhalte für immer. Inhalte können Texte, Bilder, Videos, ganze Screenshots, Artikel oder sogar Rezepte sein. uu Wie können Nutzer Gimme Bar im Alltag nutzen – im Privaten oder beruflich? Grundgesetz des Universums: Wenn du etwas siehst, speichere es! Möchtest du etwas für immer behalten, speichere es mit Gimme Bar. Beruflich kann man tolle Inhalte und Inspirationen in sog. Kollektionen ablegen und diese öffentlich oder privat speichern: für Teammitglieder, Kunden oder den Chef. Bisher haben wir eine Milliarde plus eins Anwendungsbeispiele gezählt! uu Hauptnahrungsmittel bei Gimme Bar? Brooklyn Pizza & Brooklyn Ale si st er M AG

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Save the Web

Organize your stuff

Share with the world

Discover New Goodness


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von KATHI ZEGERS

Voice Apps – Chatten auf allen Kanalen

Quasselstrippe, Schnatterinchen, Klatschweib – im Laufe der Zeit hat die weibliche Kommunikationsfähigkeit so manchen Mann zu metaphorischen Höchstleistungen beflügelt. Neid? Ja, vielleicht, wobei aktuelle Studien durchaus zeigen, dass Männern genauso viele Wörter am Tag über die Lippen gehen wie Frauen. Nichtsdestotrotz haftet Frauen oft das Image eines achtarmigen MultitaskingMonsters an, das mit einer Hand die Fußnägel lackiert, gleichzeitig am Telefon mit der besten Freundin den Tag Revue passieren lässt, die aktuellen News sofort auf Facebook postet und nebenbei noch eine SMS an den Freund verschickt. Vorurteile und Klischeedenken? Vielleicht, aber es besteht kein Zweifel daran: Frauen beherrschen das mobile Kommunikations-Multitasking par excellence und in Zeiten von Smartphones wird das ganze noch mit einer Vielzahl an Kommunikations-Apps auf Höchstleistung getrimmt. Einer der bekanntesten Vertreter unter den mobilen Messenger-Diensten ist sicher der SMS-Killer What’s App, mit dem sich neben unbegrenzten Text-

nachrichten auch Bilder und Dateien über die Internetverbindung des Smartphones verschicken lassen. Alternative Dienste sind PingChat, Touch™, der gute alte ICQ Messenger, und auch Facebook hat mit seinem neuen Messenger zumindest seine Chatfunktion inklusive Bildversendung auf dem Smartphone stark optimiert. Wer dann aber doch zum Beispiel, und um hier weiter das praktische Klischeebild zu bedienen, mit frisch lackierten Fingernägeln auf der Couch sitzt, während die beste Freundin eine absolute

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Hot-News über den Messengerschirm schickt, steht vor der Entscheidung: Entweder Wedeln und Pusten was das Zeug hält, oder sich schlicht in Geduld üben. Wer beides nicht will oder kann, oder auch einfach keine Lust drauf hat, sich schon wieder mit der Auto CorrectFunktion seines Smartphones rumzuärgern, sollte sich auf jeden Fall die neue Instant Voice Messaging App TalkBox anschauen. Mit TalkBox lässt sich mit nur einem Fingertipp eine eigene Voice-Message aufnehmen, die postwendend an die Freundin verschickt wird. Dabei ist das Prinzip so einfach wie die Messenger-Dienste und erinnert an die guten alten WalkieTalkie-Unterhaltungen der 80er. In privaten Chats kann man sich die VoiceMessages hin- und herschicken. Großes Plus: Stimmung kommt durch Stimme. Im Gegensatz zu den Messenger-Diensten, bei denen man oft mit Icons arbeiten muss, um eine bestimmte Stimmung auszudrücken oder man sich verzweifelt si st er M AG

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bemüht, das Missverständnis dank des lieben Autocorrect-Modus wieder klarzustellen, regiert bei TalkBox nur die Stimme. Zusätzliches Add-on: TalkBox lässt sich auch mit Facebook und Twitter verbinden, so dass man gerade aufgenommene Sprachnachrichten sofort posten kann. Das können originelle Geburtstagsgrüße auf die Facebook-Wall sein, ein 1:1 Konzertmitschnitt oder auch ein kleines, ungeschnittenes Interview oder spontan aufgeschnappte Zitate. Egal, ob man die Voice-Message nur als Alternative zum Anrufbeantworter nutzt oder sich die Wortschnipsel so zuwirft – Talkbox ist schnell, nahezu live und ganz real emotional. TalkBox gibt es für iPhone, Android, Blackberry und Symbian kostenlos in den jeweiligen Appstores. Weitere Infos: http://talkboxapp. com/


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R E F O H R Y A M R O N A E L von E

Sechs Schritte zur Organisation Die Grundprinzipien von Projekt- und Zeitmanagement Projekt- und Zeitmanagement sind keine Themen, die man typischerweise mit „kreativen Typen“ in Verbindung bringt. Stereotypisch sprudeln Kreative unorganisiert Ideen heraus und jeder Versuch, dies zu managen, behindert oder blockiert deren Phantasie. Rechte Gehirnhälfte vs. linke Gehirnhälfte, Analyse vs. Erkundung, Kreativität vs. Struktur und Ordnung; viele Leute denken, dass diese Arten des Seins sich entgegen stehen. Meine Erfahrungen haben mir aber gezeigt, dass dem nicht so ist: statt gegeneinander zu arbeiten, unterstützen sich diese Themen vielmehr gegenseitig. Denke über die erfolgreichen Kreativen nach, die Du kennst. Sind nicht viele von Ihnen fokussiert und methodisch? Scheinen nicht viele einer Strategie bzw. einer Art Plan zu folgen, den sie abarbeiten? Die Arbeit mit einer Projekt- und Zeitmanagement-Struktur ist immens wichtig, wenn man seine Ideen umsetzen und produktiv sein möchte. Einen Fokus und eine Struktur zu entwickeln ist dabei nicht schwierig oder ummöglich. Es erfordert nur ein wenig Verständnis für die wichtigsten Prinzipien, den eigenen Arbeitsrhythmus und das Erlernen einiger neuer Gewohnheiten. Es gibt ungefähr eine Million Systeme für Produktivität, Zeitmanagement und Projektmanagement. Jedoch haben die-

se fast alle die gleichen sechs Kernkomponenten, welche sind:

ZIELE

Ziele definieren – Deine Ziele, was du erreichen möchtest

UMFANG

Umfang eingrenzen – Was musst du tun, um diese Ziele zu erreichen

SCHÄTZUNG

Abschätzung – Wie lange wird dies dauern

PLAN

Planung – Wann wirst Du es schaffen, diese Aktivitäten umzusetzen

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UMSETZUNG

REVIEW

Umsetzung – Produktivität Review – Regelmäßiger Rückblick und Überprüfung deiner Ziele, des Umfangs, der Zeitabschätzung und des Plans

Lasst uns nun jeden dieser Schritte im Einzelnen betrachten: Ziele sind das „Warum“, die Gründe und Überlegungen, warum du tust, was du tust. Diese sind die Grundlage für alles, was du eingrenzt, planst und tust: Umfang ist das „Was“. Welche Art von Projekten, Aktivitäten und Ergebnissen werden benötigt, um deine Ziele zu erreichen? Was musst Du machen, um deine Mailing-Liste zu vergrößern? Aktionspunkte können dabei alles sein von regelmäßigen Gastbeiträgen zu Reichweitenmaßnahmen wie SEO Optimierung bis hin zum Redesign deiner Webseite, sodass das Feld zur Einschreibung in deine Mailingliste prominenter platziert ist. si st er M AG

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Abschätzung ist das „Wie lang?“ Wie lang wird es dauern, zwei Gastbeiträge pro Monat zu schreiben? Wirst Du einen Monat nichts Anderes machen als SEO Optimierung oder ist es eine dauerhafte wöchentliche Maßnahme für jeweils 3 Stunden zweimal pro Woche? Benötigst Du einen Tag, eine Woche oder einen Monat für das Redesign deiner Homepage? Wenn Du jemanden dafür engagierst, wie viel Zeit musst Du für die Überwachung der Arbeit einsetzen? Planung ist das „Wann“? Wenn du dir das Ziel gestellt hast, deine Umsätze – voraussichtlich bis zu einem gewissen Datum – zu vergrößern, was muss vorher passieren und wann? Bis wann must du deine Homepage redesignt haben, um von den Verbesserungen in den Einschreibezahlen zu profitieren? Wann musst Du einen Shop auf einem neuen Online-Marktplatz launchen, um einen Aufwärtstrend in den Verkäufen drei Monate später zu sehen? Umsetzung ist der „wir machen es“Teil; sich tatsächlich hinsetzen (oder hinstellen) und arbeiten. Fürs Umsetzen


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musst Du verstehen, wie und wann du am besten arbeiten kannst und Prozesse und Gewohnheiten implementieren, die dich dabei unterstützen, deine besten Arbeitsergebnisse zu produzieren und so viel wie du kannst zu schaffen. Review ist der Bedarf nach regelmäßiger Überprüfung. Wenn Du nicht ab und zu „für frische Luft hochschwimmst“, kann es sein, dass du den Bedarf übersiehst, einen Teil deiner ursprünglichen

Ziele anzupassen, zu ändern oder sogar aufzugeben, oder etwas neu zu planen. Sobald du diese sechs Schritte verstehst, kannst du damit anfangen sie anzuwenden. Dabei werden sie dir nicht nur helfen, produktiver zu sein, sowie deinen Fortschritt zu dokumentieren, sondern auch Ordnung in das Chaos aller Dinge zu bringen, die du versuchst zu erreichen, und ein Gefühl der Erfüllung zu erhalten.

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KORN UND MEHL KORN UND MEHL Wenn Mehl und Hefe zueinander finden und in köstlichen Brotkreationen münden, dann strahlen alle Augen. Susanne Schanz von la-petite-cuisine. blogspot.com zeigt uns die leckersten Ideen rund um Brot und Brioche in den sisterMAG-Farben Beige, Grün und Anthrazit.

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FOTOS | STYLING | REZEPTE: SUSANNE SCHANZ


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BAGEL

ZUCCHINI-BAGELS MIT SCHAFSKÄSE-RICOTTA-CREME UND RUCOLA

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BRIOCHE

BRIOCHE MIT SAHNEKARAMELLCREME UND PISTAZIEN

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Küche

KERNE

KERNIGES KNÄCKEBROT


CIABATTA

PESTO-CIABATTA & RÖSTZWIEBEL-INGWER-CONFIT


Küche

PESTO-CIABATTA

für 2 Ciabattabrote

Vorteig 3 g frische Hefe 90 g Dinkelmehl, Type 630 Hauptteig 5 g frische Hefe 2,5 EL Milch, lauwarm 1 EL Olivenöl 10 g Salz 275 g Dinkelmehl Mehl zum Bearbeiten Öl Grieß Pesto (sh. unten) 4-6 Scheiben Parmaschinken

PESTO 1 25 g 1 45 g

gute Handvoll Basilikum Pinienkerne Knoblauchzehe Parmesan, gerieben

55 ml Olivenöl Basilikumblätter, Pinienkerne, Parmesan, Knoblauch und Olivenöl im Mixer zu einer geschmeidigen Paste pürieren. ZWIEBEL-CONFIT 300 g Zwiebeln 2 EL Rohrohrzucker 2-3 EL Olivenöl 1 TL Ingwerpaste 1 TL Essig Salz + Pfeffer Zwiebeln halbieren und in dünne Scheiben schneiden. Auf einem mit Backpapier belegten Blech verteilen und mit Zucker und Öl bestreuen bzw. beträufeln. Im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad 20 Minuten rösten. Zwiebeln in eine Schüssel geben und mit Ingwer und Essig vermischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

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Am Vortag für den Vorteig die Hefe in 125 ml lauwarmen Wasser 10 Minuten gehen lassen. Das Mehl gründlich unterrühren. Mit einem bemehlten Tuch zugedeckt gehen lassen. Am nächsten Tag für den Hauptteig die Hefe in der Milch 10 Minuten gehen lassen. Mit 125 ml lauwarmen Wasser, dem Öl und dem Vorteig verrühren. Salz und Mehl unterkneten. Auf einer bemehlten Arbeitsfläche 2-3 Minuten kräftig kneten, in einer geölten Kastenform abgedeckt 1,5 Stunden bei Zimmertemperatur gehen lassen, bis der Teig sehr luftig und leicht klebrig ist. Den Teig längs halbieren. Ein mit Backpapier belegtes Blech mit etwas Grieß bestreuen. Die zwei Teigfladen darauf legen. Nun jeweils längs einschneiden und das Pesto darin verteilen. Mit dem

Schinken belegen und zugedeckt nochmal eine Stunde gehen lassen. Den Backofen auf 200 Grad vorheizen, eine kleine feuerfeste Schüssel mit Wasser auf den Boden stellen und das Backblech auf die 2. Schiene von oben einschieben. Bei 180 Grad 25 Minuten backen.

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WEIZEN MEHL

DINKEL MEHL

DUNKLES WEIZENMEHL

KAMUTMEHL


Küche

BAGEL (S.38)

für 10 Bagel

Vorteig 3 TL Zucker 2 TL Trockenhefe 2 EL dunkles Weizenmehl, Type 1050 350 ml Wasser Hauptteig 500 g dunkles Weizenmehl 1,5 TL Salz 100 g Zucchini, grob gerieben 3 EL heller Sesam 3 EL schwarzer Sesam Für den Vorteig den Zucker, die Hefe und das Mehl in 350 ml warmes Wasser einrühren. 10 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen. Für den Hauptteig das Mehl mit Salz vermischen. Den flüssigen Vorteig und die Zucchiniraspel zur Mehlmischung geben und erst mit dem Knethaken des Handrührers, dann mit den Händen zu einem elastischen Teig kneten. Den Teig in eine gefettete Schüssel legen und mit einem bemehlten Tuch zugedeckt an einem warmen Ort gehen lassen, bis sich der Teig verdoppelt hat (etwa 1 Stunde). Den Teig noch einmal gut kneten und in 10 Stücke teilen. Aus jedem Teigstück einen dicken Fladen formen und in die Mitte mit dem Finger ein Loch bohren. Bagels auf ein leicht geöltes Blech legen, zudecken und noch einmal 10 Minuten gehen lassen. In einem großen Topf Wasser zum Kochen bringen und die Bagels auf jeder Seite 2

Minuten sieden (!) lassen. Die Bagels auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen, mit Sesamsaaten bestreuen und im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad 20 Minuten backen. SCHAFSKÄSE-RICOTTA-CREME MIT RUCOLA (S.38) pro Bagel 40 g Schafsmilch-Feta 40 g Ricotta 1 TL scharfer Senf 1 flacher TL Curry Salz Pfeffer 1 TL Olivenöl Rucola 1 EL helle Balsamicocreme Für die Creme den Feta zerdrücken, mit Ricotta verrühren und die anderen Zutaten, bis auf den Rucola und die Balsamicocreme, untermischen. Die Creme auf beide Bagelseiten streichen, mit Rucola belegen und mit der Balsamicocreme beträufeln. BRIOCHE MIT SAHNEKARAMELLCREME UND PISTAZIEN (S.40) für 2 große, 4 mittlere oder 8 kleine Formen 15 g 1 EL 3 EL 250 g 100 g 2 0,5 TL

Frischhefe Rohrohrzucker lauwarme Milch Weizenmehl, Type 550 flüssige Butter Eier Salz

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Fett für Förmchen 1 Eigelb 1 EL Milch 30 g 40 g 100 ml 4 EL 4 EL 0,5 TL

ungesalzene Pistazien, gehackt weisser Zucker Sahne Milch Kondensmilch, gesüßt Meersalz

Hefe und Zucker in der Milch auflösen. Mit Mehl, Butter, Eiern und Salz erst mit dem Knethaken des Handrührers, dann mit den Händen zu einem geschmeidigen Teig kneten. Zudeckt gehen lassen, bis sich der Teig verdoppelt hat (etwa 1 Stunde). Den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Förmchen einfetten. Teig passend zur Größe der Förmchen teilen und entweder je drei gleich große Kugeln formen und in die Förmchen setzen oder eine große Kugel und eine kleine Kugel daraufsetzen (sh. Foto). Weitere 10 Minuten zugedeckt gehen lassen. Das Eigelb mit der Milch vermischen und die Brioches damit bestreichen. Backofen auf 180 Grad herunterschalten. Auf der 2. Schiene von oben 20-25 Minuten backen.

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Pistazien in einer Pfanne rösten. Sahne und Milch getrennt leicht erwärmen. Zucker in einer Pfanne schmelzen. Sahne zufügen und gut rühren. Das dabei fest werdende Karamell wird unter Hitze und Rühren nach und nach wieder flüssig. Milch zufügen. Weiter rühren und dann die Kondens-

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milch eingießen. Die Masse unter ständigen Rühren leicht eindicken lassen. Die Brioches mit der Karamellcreme begießen und mit den Pistazien und Meersalz bestreuen. KERNIGES KNÄCKEBROT (S.45) für 2 Backbleche, ca. 16 Knäckebrote 60 g Kamutmehl 60 g Roggenmehl, Type 1150 120 g Haferflocken 80 g Sonnenblumenkerne 20 g Buchweizen 50 g Leinsamen 1 TL Himalayasalz 2 EL Olivenöl 500 ml lauwarmes Wasser Beleg nach Wunsch, z.B. gehackter Rosmarin & Meersalz oder gehackte getrocknete Früchte oder Mohn etc. Alle Zutaten in eine Schüssel geben und miteinander vermischen. 5 Minuten stehen lassen. Auf zwei mit Backpapier belegte Bleche mit Hilfe eines Pfannenhebers dünn ausstreichen. Mit Beleg bestreuen und pur belassen. Im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad zwischen 50-60 Minuten backen. Nach 15 Minuten Backzeit bereits die Scheiben schneiden und dann weiter backen, sonst wird das Knäckebrot zu hart zum Schneiden. Tipp: Am besten die Bleche nacheinander backen.


Fast Food

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Alternativen

Pommes, Hamburger oder Süßes stehen bei Kindern meist hoch im Kurs. Doch die üblichen Schnellmahlzeiten sind für Kinder auf Dauer gänzlich ungeeignet. Fast Food enthält viel Fett, Zucker und Salz, zudem Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker, Konservierungs-, Aroma- und Farbstoffe. Es fehlt Fast Food an Ballaststoffen und sättigt nur kurzfristig.

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gesch nitte n e K a r t o f fe l n

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Kuechenpoesie Küchenpoesie

Clementinenkuchen mit Puderzuckergitter, Honig-VanilleTropfen und Sahneschneehaube

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Der Winter ist mein Freund. Gut, eigentlich mag ich sie alle: das Aufblühen des Frühlings, die Farbenpracht des Sommers und den Übergang, der im Herbst mitschwingt. Aber am liebsten ist mir die Stille des Winters. Wie

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ein großes Meer schwimmt der Winter in die Welt. Reinheit, Weite. Ausbremsen. Loslassen - Blätter wehen fort. Was bleibt, geht. Der Winter gibt die Sicht frei und hinterlässt eine Farbenstimmung zwischen Grau und Blau.


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EX T . L R F s a li a Z T L O T S von NINA

Ein wunderbares Graublau. Ich finde den Winter nicht trist, ich finde ihn erfrischend. Und: Der Winter vermag die Freude zu schüren auf das Leben, wie eine zarte Pause zum Luftholen. Das Atmen im Konzert, bevor alles erklingt. Im Winter verlagert sich das Sein von Draußen nach Drinnen. Es gibt selten Schöneres als von Drinnen nach Draußen zu schauen. Am Fenster zu stehen, den Himmelsschleier zu sehen. Mal kommt nichts, mal kommt Regen, mal kommt Schnee. Das Licht ist zart und ein wenig trübe. Es verzieht sich schneller als sonst. Es ist scheint wie aquarelliert. Selten ganz klar, immer ein wenig verwaschen, verwunschen. Und in dieses Licht platzt ein Orange. Platzen satte energiegeladene Früchte im feinporigen Kleid: die Clementinen. Sie sind die Sonne im Winter. Der Schub, der Glanz, der Glamour. Sie sind mein Winter - und dazu die Ausgeglichenheit. Ihr Spiel aus Säure und Süße ein Fingerzeig. Die Balance, die es im Winter nicht zu verlieren gilt. Das Rezept für diesen Kuchen schlich sich vor ein paar Jahren (Nigella Lawson sei Dank) in meinen Winter. Füll-

te Bauch und Herz. Kam immer wieder und gewann. Wurde einfach MEIN Winter. Mich faszinierte die Art der Zubereitung: Der Kuchen besteht aus wenigen Zutaten. Die Hauptakteure sind eindeutig die Clementinen, die im Ganzen mit Haut und Haar quasi im Kuchen verschwinden. Sie werden gekocht - so weich bis sie fast buttrig zerfallen. Dieser Vorgang dauert zwei Stunden - und diese zwei Stunden sind mit das Schönste am Kuchen. Eine Art Genusseinstimmung, ein sanftes Einnebeln. Der sehr eigenwillige Geruch, der sich beim Kochen entwickelt, erzeugt gleichzeitig eine sehr wohlige Wärme und ein Gefühl, dass mitten im Winter, in dieser winterlichen Ruhe, etwas brodelt. Irgendwann nämlich platzen die Schalen - und dann ist es soweit. Dann folgt auf das Zusehen, das Zupacken. Dann wird aus den Clementinen Mus. Doch bevor das passiert, gehe ich einen Schritt zurück: Am Anfang sind die Clementinen. Etwa 6-8 je nach Größe und in ihrer Gesamtheit 375 Gramm. Wichtig ist, dass ihre Schale nicht behandelt wurde, da diese mitverzehrt wird. Ich nehme dementsprechend kernlose!

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Bio-Clementinen. Die Clementinen verfrachte ich in eine Kasserolle und bedecke sie mit Wasser. Anschließend bringe ich sie zum Kochen und lasse sie etwa zwei Stunden simmern. Ein Blick zwischendurch ist wichtig, falls das Wasser einmal versiegt. Dann unbedingt etwas Flüssigkeit nachgießen, damit die Clementinen nicht anbrennen. Wenn die Schale aufplatzt und die Früchte auf Fingerdruck sehr weich sind, ist alles richtig. Nun die Clementinen aus dem Nass heben (falls noch welches übrig ist) und mit dem Pürierstab oder im Food Prozessor zu einem Brei pulsieren.

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Ist das passiert, gesellen sich sechs Eier, 200 Gramm feiner Zucker und 250 Gramm gemahlene Mandeln (ohne Schale, denn hell soll der Teig bleiben) hinzu und werden mit dem Handmixer vermischt. Außerdem noch ein gehäufter Teelöffel Backpulver - das war‘s. Eine homogene Masse in zartem Orange wurde herangezüchtet und die fühlt sich wohl in einer gebutterten 26er-Springform. Die wiederum verschwindet im vorgeheizten Ofen bei 180 Grad für - tja, das ist ein wenig ofenabhängig - 30 bis 40 Minuten. Mein

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Tropfe

Kuchen erreicht die perfekte Konsistenz nach 35 Minuten. An den Rändern satt gebräunt, die Decke ebenmäßig (so als hätte eine gute Sonnencreme den Brand verhindert), das Innere saftig, aber nicht klebrig. Die Stäbchenprobe gibt den Ton an. Allein die Dauer erfordert also ein wenig Fingerspitzengefühl - ihr kennt euren Ofen am besten! Auskühlen lassen, ein wenig warten,


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aus der Form lösen und nochmals warten, bis der Kuchen vollständig heruntergekühlt ist. Ist ja schließlich Winter. In der Zwischenzeit aus ein paar Tropfen Clementinensaft und jeder Menge Puderzucker eine gut deckende Mehrals-Glasur - fast schon Paste - zusammenrühren. In Bahnen ein Muster ziehen, das aussieht wie Schnee, der auf Ästen sitzt. Zudem habe ich zwei Esslöffel Honig und Vanillepulver erhitzt und als Paar auf das Puderzuckergitter geträufelt. Ich serviere den Clementinenkuchen übrigens noch

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mit einer dicken Schneewolke on top. Die Sanftheit der geschlagenen Sahne federt die leichte Bitterkeit des Kuchens perfekt ab. Sie ist die winterliche Haube, die warme Wellen am Gaumen schlägt. Die Vollkommenheit. Sie unterstützt die innere Saftigkeit und macht gleichzeitig alles etwas milder. Das Leben, die Stimmung, den Winter. Die Sahne lockt das, was bald erblüht, das Köpfchen reckt sich schon im welligen Grund. Der Frühling im Winter, der Winter im Frühling, kein Frühling ohne Winter. Ich mag sie einfach alle wenn sie auch so gut schmecken.

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A CAFFRE H S A D : s to o F R E U A Text: THEA NEUB

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Die Wurze des Lebens sisterMAG redet mit Anjali Pathak – Tochter des weltweiten Unternehmens Patak Foods – über Leben, Familie und Essen

Alle guten Geschichten beginnen an einem kalten Wintermorgen – so auch diese über die Chefköchin Anjali Pathak, deren Familie ursprünglich aus Indien kommt. Als sisterMAG ein wenig verfrüht auf der Türschwelle ihrer Londoner Wohnung auftaucht, ist die lebhafte Frau mit langen schwarzen Haaren, dunklen Augen und einer wunderbar samtigen Stimme noch nicht ganz fertig für uns. Nach einem herzlichen Willkommen verschwindet sie daher auch schon wieder – ein Wirbelwind aus Energie in einem leuchtend pinken Kleid. Anjali Pathak ist Brand Ambassador für Patak’s Food, einem Markenunterneh-

men, welches Curry-Pasten, Saucen und fertige Gerichte anbietet. Die Firma wurde 1957 von Anjalis Großvater L.G. Pathak und seiner Frau gegründet. Heute blickt Patak auf eine fünfzigjährige Erfolgsgeschichte zurück, exportiert in über 45 Länder und hat somit den Einzug indischer Geschmäcker in Haushalte in der ganzen Welt begründet. Essen hat also schon immer eine große Rolle in Anjalis Leben gespielt. Ich begann bereits sehr früh mich dafür zu interessieren, denn meine Familie war ja immer in der Lebensmittelbranche tätig. Ich entschied daher, dass dies auch mein Weg sein sollte. Ich bin in dieser wunder-

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baren Küche voller Gewürze aufgewachsen: diese magischen Pulver, mit denen meine Mutter experimentierte. Obwohl also das Leben meiner Mutter sehr aufregend wirkte, fühlte ich mich v.a. zu der Tätigkeit meines Vaters hingezogen: ddurch die Welt zu reisen und exotische Geschenke für die Kinder mitzubringen.. Also belegte ich in der Universität zunächst sehr viele BWL-Fächer. Immer schon wollte ich das Familienunternehmen unterstützen, ob im Bereich Management, Strategie oder Produktentwicklung. Nach dem Studium jedoch ging ich zunächst auf eine Rucksacktour durch die Welt. Während dieser Zeit merkte ich, wie stark ich mich zum Thema Essen hingezogen fühlte. Ich begann also im Bereich Food-Journalismus in London zu arbeiten. Eine tolle Erfahrung! Jedoch fühlte ich mich noch immer nicht nah genug am Essen, ich verbrachte nicht genügend Zeit IN der Küche. Damals realisierte ich,

dass ich wirklich Kochen und Zubereiten wollte. Zunächst arbeitete ich also im Bereich der Produktentwicklung bei Pataks. Ich fand es unheimlich spannend, denn hier geht es um jede einzelne Zutat, die wir in unsere Gläser füllen. Über die Jahre entwickelte ich bestimmte Konzepte und Strukturen, weshalb ich nach einer Weile auch davon gelangweilt war. Es lief nur noch darauf hinaus, die Geschmacksrichtung zu variieren. Für mich ging es daraufhin weiter in den Bereich PR. Ich als Person stehe nun für unsere Marke, reise unheimlich viel herum und stelle unsere Produkte vor. Durch die vielen Auftritte im Fernsehen oder in Magazinen entstand bald das Bedürfnis, eine richtige kulinarische Ausbildung zu durchlaufen – ich ging also noch einmal zur Schule: Leiths School of Food and Wine in London. Die Ausbildung umfasst britische und französische Küche. Ich glaube fest daran, dass man perfekte Grundlagenkenntnisse be-


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nötigt und dass man von Profis unterrichtet werden sollte. All meine Fähigkeiten rund um die indische Küche dagegen habe ich von klein auf durch mein Elternhaus gelernt. Während wir nun mit Anjali über ihre Kindheit und indischen Wurzeln sprechen, kommt sie auch auf ihre Lieblingserinnerung zu sprechen, welche ein Geschenk ihrer Großmutter beinhaltet: das erste Geschenk für die Küche. Ein Miniatur-Nudelholz für Kinder. Im Alter von vier Jahren stand Anjali damit schon in der Küche und half indische Brote – chapattis – herzustellen. Ihre Großmutter erzählte ihr: „Wenn du eine runde chapatti ausrollen kannst, dann findest du einen guten Ehemann!“ Sie brauchte annähernd 15 Jahre um einen perfekten runden Chapatti zu formen. Sie lacht und weiht uns ein, dass sie mit ihren 30 Jahren noch immer nicht verheiratet ist. Sie bezweifelt also die Wahrhaftigkeit dieses Spruchs.

Ihre Küche, in der wir sitzen, weist keine der stereotypischen indischen Farben auf. Keine pinken Wände oder Paisley-Ornamente fallen ins Auge. Im Gegenteil: wir spiegeln uns in blankgeputzten weißen Oberflächen und staunen über HightechKüchengeräte. Sobald Anjali jedoch den Herd entfacht und uns selbstgemachten Chai-Tee anbietet, ändert sich diese etwas sterile Atmosphäre. Der kleine Topf verbreitet augenblicklich die Aromen von Kardamom, Zimt und Ingwer. Nun kann man sich vorstellen, wie Anjali mit Geschmäckern und Gewürzen experimentiert. Wir wollen als nächstes wissen, welche Küche ihr am meisten mundet, schließlich wurde sie in britischer und französischer Kochkunst ausgebildet! Ihr fällt es sichtlich schwer, diese Frage zu beantworten. Ohh, so viele!!! Eigentlich alle … aber ich habe eine definitive Schwäche für asiatische Gerichte. Ich liebe Thailändisch, Chinesisch, Malaysische

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Küche, Vietnamesische Gerichte … Ich mag diese Nuancen, da sie in Vielem dem Indischen gleichen. Ich kenne viele der Gewürze und finde mich in den Gerichten wieder. Zudem waren wir als Kinder häufig in asiatischen Ländern im Urlaub.

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Erst seitdem ich erwachsen bin und häufiger mit Essen experimentiere, verstehe und liebe ich die Nuancen der französischen Küche. Auch die britische Küche habe ich zu lieben gelernt. Diese hat sich in den letzten Jahren so stark verändert und ganz langsam wird sie wieder zu einer beliebten Alternative. Wenn ich früher Leuten erzählte, dass ich britisch kochte, reagierten sie meist negativ. Jedoch ist Britisch überhaupt nicht langweilig, denn es geht eigentlich darum, saisonale Produkte zu nutzen und das Beste aus den Zutaten herauszuholen. In London

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entdeckt man regelmäßig fantastische – auch britische – Restaurants. Ich liebe es dahin zu gehen, zu lernen und daraufhin nach Hause zu kommen und zu experimentieren. Durch meine Ausbildung kann ich viele Ideen umsetzen und weiterentwickeln. Selbst wenn ich in anderen Ländern und Richtungen Ideen ausborge, füge ich am Ende stets eine indische Komponente hinzu! Natürlich müssen wir Anjali nun um einige Tricks und Tipps bitten. Wie müssen wir uns den indischen Hauch vorstellen? Sie erzählt uns zunächst über Weihnachten bei ihrer Familie in Manchester. Dort ist sie für die Vor- und Zubereitung des Festmahls zuständig. Unsere Augen werden groß und uns läuft das Wasser im Mund zusammen, als sie sich über indisch-inspirierte Braten, Gravies und Beilagen auslässt. Ihre Familie braucht ein wenig Würze in jedem Gericht, sie erwarten Gewürze im Essen, denn die Geschmacksknospen sind einfach daran gewöhnt, dass ein bisschen Abenteuer im Mund vorherrscht. Schließlich springt Anjali von ihrem Stuhl und holt die sogenannte „Spice tin“ (Gewürzbox): eine unscheinbare silberne runde Box. Erst als sie den flachen Deckel anhebt, sehen wir uns der Schönheit verschiedenster Gewürze gegenüber. Diese Boxen, erzählt uns Anjali, bestehen stets aus zwei Ebenen. Oben befindet sich ein umgedrehter Deckel für die größeren Ge-


Küche würze, z.B. Lorbeerblätter, ganze ChilliSchoten, Zimtstangen, Nelken, Kardamom oder Sternanis. Diese halten sich mit bis zu sechs Monaten viel länger als andere Gewürze. Unter diesem ersten Deckel entdecken wir sieben runde Dosen – alle nur bis zur Hälfte mit Pulvern und Samen gefüllt. Der Grund dafür liegt in der kurzen Haltbarkeit der Gewürze. Man sollte immer nur soviel mahlen, wie man wirklich braucht, denn diese Pulver sind nur ca. drei bis vier Monate frisch und entfalten ihr maximales Volumen. Dann beginnen die Aromen nachzulassen. Während des Kochens öffne ich einfach meine Gewürzdose und denke mir – „Was ist interessant, wie fühle ich mich heute, welches Gewürz habe ich schon eine Weile nicht benutzt?“ – und beginne mit der Palette an Gewürzen zu spielen. Natürlich muss man dafür die Aromen verstehen. Zum Beispiel Koriandersamen – diese schmecken ganz anders als Blattkoriander, welcher ja sehr frisch ist. Der Samen dagegen verleiht Gerichten eine gewisse Nussigkeit und hat eine tolle Textur. Gerichte bekommen einfach eine besondere Ausstrahlung! Daher füge ich Koriander auch häufig zu Gerichten zu, die nicht besonders indisch sind, denn Koriandersamen sind das Gewürz, welches dieses Gefühl Indiens transportiert.

Kreuzkümmelsamen passen wahnsinnig gut in Brotteige. In Europa sieht man die Samen ja auch häufig im Käse. In meiner Dose finden sich immer einige geröstete Samen dieser Gattung, die ich dann gern oben auf Gerichte sprenkle. Sie bringen ein wenig Wärme in den Mund und verleihen Salaten oder Snacks das gewisse Etwas. Kurkuma ist eines der wichtigsten Gewürze im medizinischen Sinne. Ich nenne es manchmal Wundermittel, denn es soll fantastische Heileigenschaften besitzen, z.B. bei der Kur von Krebs helfen. Musst du dich von irgendetwas kurieren, dann integriere ein wenig Kurkuma in die wöchentliche Diät – das wirkt Wunder innen wie außen! Und schließlich Chilli – jeder kennt natürlich Chilli und identifiziert es als indischen Scharfmacher. Bevor Chilli jedoch nach Indien kam, war die Hauptquelle von Schärfe schwarzer Pfeffer. Chilli ist demnach ein recht junges Gewürz, es kam erst im 16. Jahrhundert ins Land.

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Außerdem liebe ich schwarzen Pfeffer – ein tolles Gewürz! Es ist auch eines der

ältesten, früher zum Handeln und Tauschen genutzt. Ich nutze es stets am Anfang – ganz anders als in der westlichen Küche, wo es oft am Ende genutzt wird, um gemeinsam mit Salz zu würzen. Ein weiterer Tipp Anjalis: Salz, Zucker und ein wenig Zitronensaft, um viele der Aromen anzuheben und zu verstärken.

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Unsere Gedanken wirbeln ob all der vertraut klingenden Namen, jedoch gleichzeitig unbekannten Kombinationen und Geschmacksrichtungen. Wir fragen Anjali nach ihrer Lieblingszutat. Nachdem sie noch einmal die Vorzüge von Koriander (frisch und getrocknet) hervorhebt, beginnt sie von Knoblauch zu schwärmen. Definitiv keine rein indische, sondern international bekannte Zutat. Obwohl es in nicht so viele Gerichte gehört, fügt Anjali es gern zu Mahlzeiten hinzu, um sie aufzupeppen. Ihrer Meinung nach sollten Gewürze und Aromen jedoch stets die unterschiedlichen Situationen bedienen. Dieses Können macht auch einen guten Chefkoch aus, so meint Anjali. Welche Eigenschaften sie noch wichtig findet, wollen wir wissen: Der Charakter eines Chefkochs, das Temperament, ist furchtbar wichtig. Und natürlich sollten wir den kulinarischen Faktor nicht vergessen (lacht): er oder sie sollte verschiedene Stile beherrschen, sehr wandlungsfähig sein und immer weiter lernen wollen. Ich habe Chefköche getroffen, die dachten, sie wüssten einfach alles. Aber es gibt immer noch eine neue Zutat! Vor allem mit den heutigen Möglichkeiten des Internets, grenzenloser Kommunikation und Globalisierung – heute können wir Inspirationen aus der gesamten Welt holen, Ideen borgen und somit etwas Faszinierendes kreieren. Ein guter Koch sollte offen für si st er M AG

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solche Konzepte sein und Grenzen austesten wollen. Zu guter Letzt bin ich fest davon überzeugt, dass ein freundliches Auftreten gegenüber Menschen innerhalb – und außerhalb – der Küche wichtig ist. Respekt voreinander ist ein Muss! Ob sie ein Idol oder Vorbild hat, welches all diese Ideale besitzt? Lachend gibt sie zu, dass sie von Jamie Oliver begeistert ist. Sie bewundert, was er im Bereich Essen geleistet hat und auch ob seines leichten und lockeren Auftretens. Dann spricht sie über ihren eigenen Mentor – den Grand Küchenchef Hemant Oberoi – ein indischer Koch, der sie unter seine Fittiche nahm, ihr tolle Restaurant-Erfahrungen bot und sie viel über indische regionale Küche lehrte.


Küche All diese Erfahrungen helfen ihr, heute als Köchin und Food-Beraterin zu arbeiten. Als Markenbotschafterin des Familienunternehmens kann sie ihre kontaktfreudige und lebhafte Seite verbinden mit Kreativität, Kochen und der fast missionarisch anmutenden Arbeit, Leuten über die Aromen Indiens zu erzählen. Das alles genießt sie sehr viel mehr als die Arbeit in der Buchhaltung, obwohl sie in der Universität Mathematik, IT und Business belegte. Heute liebt sie die kreative Seite ihres Lebens, z.B. wenn sie über neuen Rezepten brütet. Wo kommt die Inspiration her? Wie viele kreative Menschen muss ich in einer bestimmten Stimmung sein, um neue Ideen zu haben. Nichtsdestotrotz bin ich jeden Tag von Essen umgeben: in meinem vollen Vorratsschrank, vor meinem Kühlschrank, selbst im Büro. Es gibt also so viele Arten, Ideen zu generieren: Dinge, die ich auf Reisen gesehen habe, im Fernsehen, in Magazinen oder im Web entfachen Ideen. Ich betreibe eine Menge Recherche, gehe auf lokale Märkte und versuche verschiedenste Produkte der Saison. Manchmal finde ich eine Zutat, die ich noch nie zuvor verwendet habe, manchmal experimentiere ich mit Bekanntem und verwandle es ins Indische. Danach versuche ich die Rezepte an meinem Partner aus. Da ich an exotische Gerichte gewöhnt bin, will ich sichergehen,

dass jeder meine Kreationen genießen kann. In ihren Speisen kombiniert Anjali stets das Familienerbe mit der modernen Welt. Und man sieht ihr an, wieviel die Familie ihr bedeutet. Sie sind mein Leben und die Seele all meinen Tuns. Ich verdanke meinen Eltern und Großeltern so viel. Mein Vater ist noch immer stark involviert im Familienunternehmen und damit ist mein Mentor nie weit weg! Da wir in vielen Ländern Marktführer sind, können wir unsere Leidenschaft für indisches Essen sehr leicht in die ganze Welt tragen und unsere Familienrezepte teilen. Nichtsdestotrotz verbringe ich Familie ist eine Menge Zeit damit, die klassidie Seele schen Gerichte moderner und daall meines mit aufregender zu gestalten. Meine Tuns. Eltern waren hier immer unheimlich unterstützend. Ich finde das erstaunlich, denn ihre Generation tut sich oft schwer mit Wandel. Ich liebe sie, weil sie so freundlich und offen mit mir sind. Wir hören, dass Anjali dies durchaus ernst meint, als sie beginnt von ihrer Kindheit zu erzählen. Wir lachen mit ihr über die Streiche der älteren Brüder. Einer lebt heute ganz nah in London, der andere gemeinsam mit seiner Familie in Dubai. Keine Schwester also, noch nicht mal eine im Geiste? In der Tat erzählt uns Anjali über eine gute Freundin in London,

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die so essensbegeistert ist wie sie, obwohl sie beruflich nichts mit dem Metier zu tun hat. Doch gehen sie häufig aus, lieben Wein & Käse, kennen die gleichen Chefköche – ihre Privatleben sind dadurch ganz eng verzahnt. So schlank und rank wie Anjali vor uns sitzt, können wir nur schwer glauben, dass ihre ganze Welt sich wirklich rund um Essen dreht. Sie lacht und gibt zu, dass sie unheimliches Glück hat und sogar das köstliche, aber auch schwere Essen Rajasthans – eine ihrer Lieblingsregionen in Indien – genießen kann. Vielleicht liegt es in den Genen. Ihre Mutter war ein Model, das Gesicht von Coca-Cola in Indien und man sieht einiges von diesem Potenzial auch in der Tochter. Anjali jedoch schränkt ein, dass sie – obwohl stolz mit ihrer Mutter verglichen zu werden – nicht darauf abzielt ganz gleich auszusehen: Ich mag es, individuell zu sein und Dinge zu tun, die noch niemand ausprobiert hat. Also war es vielleicht ganz gut, dass ich zwei Brüder habe, die so unterschiedliche Dinge im Leben tun. Vielleicht hätte es mit einer Schwester zu viel Wettbewerb gegeben.

WÜRZIGE KARTOFFELN

Gegrillte Kartoffeln sind für mich die perfekte Beilage zu einem großen Festessen. Ich liebe es, ein paar Gewürze zu allen Gerichten hinzuzufügen – diese Kartoffeln sind toll mit einem Schuss Zitrone! 1kg Kartoffeln, nicht schälen, grob in Hälften oder Viertel geteilt 4 EL Gemüseöl 2½ EL Patak’s milde Currypaste

(oder unteren Tipp beachten) 2 EL frischer Koriander, gehackt 1 EL Mehl ½ Knoblauch, in Zehen geteilt

In einem ofenfesten Topf Öl, Currypaste, Hälfte des Korianders und Mehl vermischen. Kartoffeln in der Würzmarinade schwenken, Knoblauchzehen hinzufügen. Im vorgeheizten Ofen (190°C/375°F/Gas 5) ca. 35-45 Minuten grillen bis Marinade leicht und fluffig von den Kartoffeln hängt. Zwischendurch wenden und durchrühren. Restlichen Koriander darüber verteilen.

Anjalis Tip

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Solltet ihr keine „Milde Currypaste“ finden: 1 TL Paprikapulver, ½ EL Garam Masala und eine gute Prise Meersalz.

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W端rzige Kartoffeln DOWNLOAD

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Spiced Roast Chicken

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Küche

WÜRZIGES BRATHÄHNCHEN für 4-6 Personen 1.5-2kg Huhn (ganz) 2 EL Speise- oder Gemüseöl 2 EL Butter 3 EL Pataks Balti Paste (oder unteren Tipp beachten) 1 EL Knoblauch, fein geschnitten ½ Karotte in Scheiben 1 Selleriestange in Scheiben 1 EL frischer Koriander, gehackt 100 g Zwiebeln in dünnen Scheiben 1 TL schwarzer Pfeffer, grob zerkleinert 1 Zitrone, geviertelt Für die Soße nach indischer Art 600ml Hühnerbrühe 2 EL Mehl 1 EL Patak’s Balti Paste

etwas Silberfolie bedecken. 7. Huhn aus dem Ofen nehmen und etwas ruhen lassen, während die Soße zubereitet wird. 8. Den Bräter auf höchster Hitze auf den Herd stellen. Wenn die Zwiebeln zu brutzeln beginnen, überschüssiges Fett abschöpfen.

9. Mehl hinzufügen und für 5 Minuten kochen lassen. 10. Langsam warme Hühnerbrühe hinzufügen, dabei stetig rühren, damit sich keine Anjali’s T ip Klumpen bilden. Die Alternative zur BaltiBalti-Paste hinzuPaste: gewürzte Butter: ich fügen und solange nutze ½ TL Kurkuma, 1 TL kochen lassen, bis Kreuzkümmelsamen, 1 TL die Soße die geKoriandersamen und ½ TL Chillipulver. wünschte Konsistenz aufweist. HERRLICH WÜRZIGES KÜRBIS UND BROCCOLI-GEMÜSE

Dieses Rezept fügt dem Kürbis eine herrliche Süße hinzu. Dazu kommen Gewürze, die das Ganze wieder aufleben lassen. Ihr könnt Gemüse der Saison oder Eure Lieblingssorten nutzen. 750g Butternut Kürbis, gewaschen und in mundgerechte Stücke zerkleinert 200g Broccoli 75g rote Paprika, in große Stücke geteilt

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1. In einer Schüssel Butter, Balti-Paste, Knoblauch, Koriander und schwarzen Pfeffer vermischen. 2. Mit dieser Gewürzmischung das Huhn von innen und außen einreiben. Es schmeckt toll, wenn man auch Marinade unter der abgelösten Haut verteilt. 3. Zudecken und für mindestens 2 Stunden im Kühlschrank einwirken lassen (besser über Nacht). Vor dem Kochen auf Zimmertemperatur aufwärmen. In einem großen Bräter Zwiebeln, Karotten und Sellerie in etwas Öl anbraten. 4. Das Huhn darauflegen. 5. Die Zitronen-Viertel in das Huhn hineinstecken. Im vorgeheizten Backofen (190°C/375°/Gas 5) für 90

Minuten zubereiten, dazwischen immer wieder mit Zitronensaft bestreichen. Sollte die Haut zu braun werden, einfach mit

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4 EL 2 ½ TL 1 ½ EL

Olivenöl Knoblauchzehen, gehackt geröstete Kreuzkümmelsamen rote Zwiebel, grob zerteilt Zitronenthymian, gehackt (oder jegliche andere frische Kräuter) ¼ TL schwarzer Pfeffer, zerdrückt 2 EL Pataks Brinjal Lake

(oder unteren Tipp beachten) Saft einer Zitrone 1 EL frischer Koriander, gehackt Prise Salz

1. In einem Bräter Olivenöl, Knoblauch, schwarzen Pfeffer, Kreuzkümmelsamen, Lake, Zitronenthymian und Saft einer halben Zitrone vermischen. 2. Kürbisstücke, Zwiebeln und Paprika darin wenden, sodass sie gut von der Marinade überzogen sind. 3. Salz darüberstreuen und im vorgeheizten Backofen bei 190°C/375°F/ Gas 5 für 15 Minuten rösten. 4. Brokkoli-Röschen blanchieren (für 1 Minute im kochenden Wasser, dann kalt abspülen). Kürbis und Gemüse aus dem Ofen nehmen und Brokkoli hinzufügen, noch einmal 5-10 Minuten rösten. 5. Verbleibenden Zitronensaft darüber treufeln und mit frisch gehacktem Koriander garniert, servieren.

Anjalis Tip

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Solltet ihr keine BrinjalPaste finden, dann einfach ein wenig Honig darüberträufeln.

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K端che

K端rbis- und Brokkoli-Gem端se DOWNLOAD

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u Erklärt in euren eigenen Worten die Idee Eures Unternehmens! Bei JUNA wollen wir mit unseren naturreinen Mango-, Lulo-, Guanábana- und Mora-Fruchtdrinks dem europäischen Verbraucher völlig neue Geschmackserlebnisse bieten, und zwar mit Produkten, die den Erwartungen des heutigen Verbrauchers gerecht werden. Dieser legt großen Wert auf gesunde Ernährung, Qualität, Natürlichkeit und Nachhaltigkeit und ist nicht nur offen für Neues, sondern sucht geradezu danach.

u Woher kam die Idee? Jeder, der mal in Kolumbien war, schwärmt von der Vielfalt an leckeren Früchten und Säften. Das ging mir damals auch so, als ich Kolumbien zum ersten Mal vor 10 Jahren bereiste, um meine damalige Freun-din Angela (jetzige Ehefrau) in ihrer Heimat zu besuchen. Daher von Anfang an die Frage: Warum gibt es diese faszinierenden Geschmackserlebnisse nicht in Europa? Mit JUNA wollten wir diese Frage aus dem Weg räumen.

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u Wie verdient ihr Geld? Wie finanziert ihr euch? Mit JUNA verdienen wir heute noch kein Geld, und das wird auch noch in absehbarer

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Küche

er d n ü r G – Z L O H F U A K N Es antwortet CHRISTIA Zukunft erstmal so bleiben! Was die Familienfinanzierung angeht, sind wir daher zurzeit auf Angelas Einkommen aus ihrer Arbeit in einer Entwicklungshilfe-Agentur angewiesen. Was die Finanzierung des Unternehmens angeht haben wir eine gute Kombination aus Hausbankkredit und Privatinvestoren gefunden. u Wer ist Eure Zielgruppe? Wie hoch seht ihr Euer Marktpotenzial? Als primäre Zielgruppe sehen wir den gesundheitsbewussten, relativ jungen (20-40), weltoffenen und am Weltgeschehen interessierten Verbraucher. Den finden wir vor allem in den Großstädten. Alle Verbrauchergruppen sind uns aber wichtig. Mein Neffe ist ein großer Fan von unserem Mango-Drink und er ist gerade mal 5 Jahre alt! (Er kriegt auch einen Sonderpreis.) Das Potenzial ist riesengroß, obwohl es sich um ein Nischenprodukt handelt. Wir wollen und können ja nicht den Apfel- oder Orangensaft ersetzen, auch wenn unser Motto lautet: „Give apples and oranges a break.“ Das Potenzial ist deswegen so groß, weil

unsere Fruchtsorten außerhalb der Andenregion unbekannt sind, ob in Berlin, Buenos Aires, Hong Kong oder Melbourne. u Wo seht ihr euch in 5 Jahren? In 5 Jahren gehen wir davon aus, dass vielen Menschen in Europa die Früchtenamen „Lulo“ und „Guanábana“ etwas sagen. Wir werden neben Deutschland und England in weiteren Märkten unsere JUNA-Drinks verkaufen, z.B. in Spanien und den Benelux-Ländern. Außerdem werden wir in Kolumbien mit einer größeren Anzahl von Bauernverbänden zusammenarbeiten, und – dank höherem Absatzvolumen - einen größeren gesellschaftlichen Beitrag in den ländlichen Regionen Kolumbiens leisten können.

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u Wer sind Eure Konkurrenten? JUNA eröffnet eine neue Nische im Fruchtgetränkemarkt. Einen ebenbürtigen Lulo- oder Mora-Nektar gibt es nicht. Das heißt nicht, dass wir keine Konkurrenz haben. Natürlich konkurrieren wir mit Smoothie- und Frischsaftherstellern und davon gibt es einige in England, Deutschland – weltweit. Aufgrund der Einzigartigkeit unserer Produkte brauchen wir uns dennoch keine Sorgen machen.

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uu Was habt ihr vorher gemacht? Angela ist seit Vollendung ihres Studiums im Bereich Microfinance und Entwicklungszusammenarbeit beschäftigt, mit Schwerpunkt auf Lateinamerika. Die Entwicklungskomponente von JUNA ist daher ein Bestandteil unseres Unternehmens, der Angela besonders nahe am Herzen liegt. Ich selbst war bis Ende 2009 in Brüssel in einem Beratungsunternehmen in den Bereichen politische Analyse und Lobbying tätig. Dort habe ich mich viel mit handelspolitischen Themen und Lebensmittelrecht auseinandergesetzt. Das hilft mir jetzt bei JUNA, aber ehrlich gesagt war es inhaltlich dennoch ein riesiger Sprung. Da ist die Management-Erfahrung aus dem Brüsseler Startup-Unternehmen fast wichtiger. uu In welcher Abteilung habt ihr euren ersten Mitarbeiter eingestellt? Unser erster Angestellter war Orlando in Bogota. Von „Abteilung“ können wir bei dem Mini-Unternehmen JUNA noch nicht sprechen, aber Orlando hat uns von Anfang an bei der Suche nach Zulieferern unterstützt, ob Bauernverbände, Abfüller oder Verpackung in Kolumbien. Er ist natürlich noch jetzt si st er M AG

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mit dabei und beaufsichtigt u.a. den Bereich „supplier relations“. uu Wie seid Ihr auf Eure Unternehmensfarben gekommen? Unsere JUNA-Früchte bieten eine farbenfrohe Produktpalette. Momentan haben wir vier Sorten: Guanábana (weiß), Lulo (grün), Mango (gelb) und Mora (rot). Für jede Fruchtsorte haben wir eine eigene Logo-Farbe; das kann man auch auf unseren vier FlaschenDesigns erkennen. Unsere Unternehmensfarbe ist ganz einfach „bunt“! uu Wer hat das Unternehmenslogo gestaltet – extern oder intern? Wie lang hat es gedauert? Das Logo haben ein paar junge Designer in einem Brüsseler Startup entworfen, die ich von meiner vorherigen Arbeit in Belgien kannte. Das hat mindestens 3 Monate gedauert und hat zu intensiven Diskussionen im JUNATeam geführt. Wir haben’s überlebt … Das Ergebnis ist glaube ich ganz gut gelungen. uu Häufigst genutzte Software? Skype. Mit dem traditionellen Telefonnetz wären wir jetzt schon pleite.


Küche

by XX uu Nahrungsmittel im Startup? JUNA. Und viel viel Kaffee. uu Was sind die besten Features der Säfte? Bei JUNA stehen die Neuartigkeit, Qualität und Frische im Vordergrund. Die Geschmackserlebnisse, die JUNA dem Verbraucher bietet, sind einzigartig und unschlagbar. Wenn jemand auf einen direkten Vergleich besteht, empfehlen wir, unseren puren Mango-Nektar neben irgendeinem Mango-Konkurrenzprodukt zu verkosten. Dass unsere Produkte 100% naturrein, voll mit Vitaminen und nachhaltig sind, ist fast schon eine Selbstverständlichkeit. Was die Nachhaltigkeit betrifft, ist vielleicht noch von Interesse, dass 5¢ pro Flasche in den JUNA-Project-Fund gehen und zur Stärkung der Kleinbauernverbände in Kolumbien dienen. uu Wo kann man JUNA Juices kaufen bzw. trinken? Momentan sind unsere JUNA-Drinks v.a. in London und Berlin, hauptsächlich in Naturkostläden, Coffee-Shops und Lunch Eateries – zu finden auf unserer Website. In den nächsten Wochen und Monaten wird die Liste rasch wachsen …

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Linsensuppe DOWNLOAD

Das Suppenfeature

Warm und gemütlich

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Eine Suppe gehört nicht ans Krankenbett. Schüsseln voll dampfender Freude zeigt Tami Hardeman von Running With Tweezers in so großer Vielfalt, dass an jedem Wochentag eine neue Köstlichkeit auf den Tisch kommt.

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Suppenfeature

von Tami Hardeman

Orientalische Linsensuppe in Gelb ZUTATEN

ZUBEREITUNG

1 EL Raps-, Gemüse oder leichtaromatisiertes Speiseöl 1 kleine Zwiebel, gewürfelt 300 g gelbe Linsen – gewaschen und abgetropft 1,4 l leichte Gemüse- oder Hühnerbrühe ½ EL Kreuzkümmel 1 ½ EL Zatar (marokkanische Gewürzmischung) Saft einer mittelgroßen Zitrone Salz und frisch gemahlener Pfeffer zum Würzen

1. Öl in einem großen Topf erhitzen bis es leicht glänzt. Zwiebel hinzufügen, anbraten bis sie leicht glasig (nicht braun) sind (2-3 Minuten). 2. Linsen hinzufügen und unter Rühren für 1-2 Minuten erhitzen. 3. Brühe, Kreuzkümmel, Gewürzmischung hinzufügen und zum Kochen bringen. Wenn Flüssigkeit kocht, Hitze reduzieren und köcheln lassen, bis die Linsen gekocht sind und der Hauptteil der Flüssigkeit verschwunden ist – dies sollte ca. 25-35 Minuten dauern. 4. Zitronensaft hinzufügen, mit Salz und Pfeffer würzen und sofort servieren. 5. Einmal gekocht, kann die Dicke durch Zufügen von Wasser abgestimmt werden – einfach erneut erwärmen und möglicherweise nachwürzen. 6. Soll die Suppe ganz geschmeidig werden, kann die abgekühlte Mischung auch im Mixer püriert werden.

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urt, g o J m e h c s m i ech Zu i r r g e s d u o a r l de n irbe a i W r o n i e armK e w t k e c g ha ila e e g B h s l c fris ln, a e b e i zw s g n i l Früh rot B a t i mes P

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FÜR 4 PERSONEN ALS SUPPENGANG ODER ALS LEICHTE VORSPEISE

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Pastinakensuppe DOWNLOAD

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Suppenfeature

Vom Apfel geküsste Pastinakensuppe ZUTATEN

ZUBEREITUNG

1 EL ungesalzene Butter 1 große Stange Lauch – weiße und hellgrüne Teile des Lauchs schneiden und gründlich waschen. Die harten dunkelgrünen Teile des Lauchs verwerfen 700 g Pastinaken, geschält und gewürfelt (ca. 4-5 große Pastinaken) 670 ml Wasser 670 ml leicht gesüßter Apfelsaft oder Apfelwein 1 Prise Zimt Salz und frischgemahlener Pfeffer zum Würzen

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1. Butter in einem großen Topf bei mittlerer Stufe erhitzen. 2. Lauch hinzufügen und sautieren bis dieser weich, jedoch nicht braun ist (ca. 3-4 Minuten). Pastinaken hinzufügen und durchmischen. 3. Wasser und Apfelsaft hinzufügen bis Pastinaken gerade bedeckt sind. Zum Kochen bringen, dann bei reduzierter Hitze köcheln lassen. Pastinaken für 20 Minuten weich kochen. 4. Vom Herd nehmen und abkühlen lassen. In einem leistungsstarken Mixer bzw. Küchenmaschine Mischung nach und nach pürieren. 5. Um eine sehr seidige Textur zu erlangen, kann das Püree zusätzlich durch ein feines Sieb gestrichen werden, um jegliche fasrigen Überbleibsel der Pastinaken zu entfernen. 6. In den Topf zurückgießen, eine Prise Zimt hinzufügen und erneut köcheln lassen. 7. Wenn die Suppe gewünschte Temperatur erreicht hat, sofort servieren.

lkerne e f p a t a n a r G , tons Roggen-Crou röse g + e n e z l a s en, ge r e e b l e is e r P oder frisch – l e f p Ä , e n r menke u l b n e n n o S tete

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gewürfelt

FÜR 4-6 PERSONEN ALS SUPPENGANG ODER LEICHTE VORSPEISE

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K端rbissuppe DOWNLOAD


Suppenfeature

Thai-gewürzte Winter-Kürbissuppe ZUTATEN

ZUBEREITUNG

1 kleine Zwiebel – gewürfelt 1 EL Olivenöl 1 großer Butternut- oder Kabocha-Kürbis 1 Prise gemahlener Kreuzkümmel und gemahlener Ingwer 1-1,5 l Gemüsebrühe (genug Flüssigkeit, um Kürbis ca. 2 cm zu bedecken – ggf. Wasser hinzufügen) 1 EL hochwertigen Honig oder Agavennektar 1 Dose (ca. 150 ml) Kokosmilch (leicht oder normal)

1. Erhitze Olivenöl in einem großen Topf bis Öl leicht schimmert. Gewürfelte Zwiebeln hinzufügen und für 2-3 Minuten sautieren bis Zwiebeln durchsichtig (jedoch nicht braun) sind. 2. Den gewürfelten Kürbis hinzufügen und mit Zwiebeln durchmischen. Den Kürbis für ca. 20 Minuten kochen, bis er weich ist (Gabelprobe). 3. Vom Herd nehmen und abkühlen lassen – wichtig, damit die heiße Flüssigkeit nicht den Mixer explodieren lässt! 4. In einem leistungsfähigen Mixer Kürbismischung pürieren – dies am besten in kleineren abgeteilten Mengen. 5. In den Topf zurückgießen und Honig, sowie Kokosmilch hinzufügen. Leicht köcheln lassen und mit Salz und Pfeffer nach Belieben würzen. Sofort servieren.

Salz und frischgemahlener Pfeffer zum Würzen

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FÜR 4 PERSONEN ALS SUPPENGANG ODER ALS LEICHTE VORSPEISE

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m e r C Kandi s u el a b r i W n ei der n a i r kerne, o er K t k c a h ge r e h c s i fr

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Cremige Wintergrün-Suppe ZUTATEN 1 EL Olivenöl 1 kleine gelbe Zwiebel, gewürfelt 1 großer Bund Grünkohl – gewaschen, getrocknet und geschnitten, Stiele wegwerfen; optional können auch Mangold, Blattspinat oder indischer Senf benutzt werden 900 ml Gemüse- oder Hühnerbrühe 1 Prise frisch gemahlene Muskatnuss 1 Prise getrockneter Chiliflocken

ZUBEREITUNG 1. Olivenöl über mittlerer Hitze in einem großen Topf erhitzen bis Öl schimmert. Zwiebel hinzufügen und anbraten, bis sie glasig wird (ca. 3 Minuten). 2. Den geschnittenen Kohl hinzufügen und mit der Zwiebel durchmischen. 3. Brühe, Sherry, sowie Chilliflocken und Muskatnuss hinzufügen und alles zum Kochen bringen. 4. Dann Hitze verringern und für 15 Minuten köcheln lassen (das Wintergrün sollte weich, jedoch nicht braun werden). Vom Herd nehmen und abkühlen lassen. 5. Nach und nach im Mixer pürieren bis eine geschmeidige Masse entsteht. 6. In den Topf zurückgießen, Sahne hinzufügen und erneut zum Köcheln bringen (auf kleiner Hitze). Wenn völlig erwärmt, sofort servieren.

60 ml trockener Sherry 120 ml Sahne (oder Sahneersatz) Salz und Pfeffer zum Würzen

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nr o k l l o V r e d o teigKrosse Sauer ner e t it n h c s e g ig wen Croutons, ein stgeb l e s s k c a l K ein Schnittlauch, Pesto, s e t f u a k e g r machtes ode nauf e b o e n ä p s n a Parmes

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FÜR 4 PERSONEN ALS SUPPENGANG ODER ALS LEICHTE VORSPEISE


Suppenfeature

Wintergr端nsuppe DOWNLOAD

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Tomatencremesuppe DOWNLOAD

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Tomatencremesuppe ZUTATEN 2 EL ungesalzene Butter 1 große Karotte, geschält und gewürfelt 1 mittelgroße gelbe Zwiebel, geschält und gewürfelt 1 kleine Knoblauchzehe, gehackt 1 ¼ l Gemüse- oder Hühnerbrühe 1 Dose (ca. 500 ml) geschälte Tomaten oder gewürfelte Tomaten mit Flüssigkeit 1 Lorbeerblatt 2 TL getrockneter Oregano 2 TL getrocknetes Basilikum 1 Prise getrocknete Chiliflocken

ZUBEREITUNG 1. Butter in einem großen Topf bei mittlerer Hitze erhitzen. 2. Zwiebel und Karotte hinzufügen und für 4-5 Minuten kochen, sodass Karotte beginnt, weich zu werden und Zwiebel glasig ist. Knoblauch hinzufügen, noch einmal 4-5 Minuten kochen, dabei gelegentlich umrühren. Brühe und Tomaten (mit deren Flüssigkeit) hinzufügen und zum Kochen bringen. 3. Lorbeerblatt, Oregano, Basilikum und Petersilie hinzufügen und für 30 Minuten auf kleiner Hitze köcheln lassen. 4. In Chargen in einen Mixer füllen und sehr fein pürieren. 5. Für eine besonders geschmeidige Suppe, durch ein feines Sieb in eine große Schüssel passieren. In den Topf zurückgießen, die Sahne hineinrühren, mit Salz und Pfeffer würzen. 6. Erneut erwärmen und servieren.

Zum

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nier Die M en öglic h los! keite G n sin etoa N E P d en s P t s U e S c t e h S ds Bro molz AL T 225 ml Sahne (oder SahneerK E enem t mit IL PERF E o T d R geer M Zieg ODE satz) G o N e T I A zare nkäs G SM R k E l ä l N e a s N , Par e, Cr Salz und frischgemahle- DES DI H mes outo C f I r ann ische s DW , N A k S l ner Pfeffer zum Würzen eine n Ba Blätt s l ienis iliku FÜR N er ms o cher NE O S R der i Pete felte 4-6 PE tar silie, getro gewü ckne leich rte To ter N m iesel aten , ein aus Olive nöl 1 EL frisch gehackte Petersilie (optional)


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kaffeetafel

In regelmäßigen Abständen stehen die Geburtstage von Tanten, Onkels, Väter, Kinder oder Omas an – ständig muss die Tafel geschmückt werden. sisterMAG zeigt daher Ideen für eine traditionell-moderne Tischdekoration. STYLING: CLARA KIRCHNER FOTOS: SILKE ZANDER

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cheer müm EssziK

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BESTECK: Privat, in Plasti-dip getaucht www.plastidip-gmbh.de SACKBUCHSTABEN: Flohmarkt

GLAS: Xenos 2 €, www.xenos.de Mit wasserfestem Stift auf dem Glas einen Namen vorgeschrieben, dann mit einem Gravurgerät reingraviert

PLATZSETS mit Tortenspitze verziert. Tortenspitze auf Silberne Teller gelegt, mit grauer Sprühfarbe die Umrisse gesprüht.

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KARTE: altes Opernheft, antik aus einem Antiquariat ZWEIG: Zickzack Pflanze (Corokia cotoneaste)


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FIGUREN: Alte Porzellanfiguren – wie von Oma! – in mattgrauen Sprühlack eingetaucht.

BESTECK: alt / Privat Besteck in Plasti-dip tauchen, trocknen lassen. Das Besteck ist nicht spülmaschinenfest, aber ein Knaller www.plastidip-gmbh.de | Farbe: Gelb TORTENPLATTE: Ein Stickrahmen z.B. von Prym, auf altem Kristallkerzenleuchter ergibt eine hübsche Tortenplatte. www.prym.com

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GESCHIRR: Cashmere Sets von Maxwell & Williams ab €34,90 zu erhalten unter www.richtig-schoen-kochen.de

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TISCHDECKE: altes Leinen/ Privat PLATZTELLER: Pflanzenuntersetzer aus dem Baumarkt


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man die Erinnerung an die Yoga-treibende Lebenskünstlerin Dharma nicht ganz vertreiben. Jenna Elfman spielte diese Rolle in fünf Staffeln der erfolgreichen Serie „Dharma und Greg“ zwischen 1997-2002.

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Desperate Housewives Die Kultserie rund um die Erlebnisse von 5 Nachbarinnen der Wisteria Lane und deren Familien. Wirklich? Das Set der Wisteria Lane besteht aus Fas-

saden, aber auch einigen echten Häusern in den Universal Studios Hollywood. Hier wurden seit den 1940er Jahren schon zahlreiche Filme und TV-Serien gedreht, z.B. Buffy, Deep Impact oder Psycho. HD

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Mutter

Wohnzimmer

Sohn

Es ist nicht unüblich, dass Kinder in die Fußstapfen ihrer Eltern treten und den gleichen Beruf wählen. Bei Opernsänger Daniel Behle hat es jedoch recht lang gedauert, ehe er realisiert, dass seine wahre Profession das Singen ist. Der Sohn der erfolgreichen Opernsängerin Renate Behle studierte zunächst Posaune und Komposition, bevor er eine professionelle Karriere als Sänger begann. Heute beantworten Mutter und Sohn all unsere Fragen rund um Musik, Leben und Familie.

Musik & Beruf Renate Behle

Daniel Behle

Woran arbeiten Sie derzeit und wo konnten wir Sie heute mit unserem eMail-Interview erreichen? Bin gerade dabei Brechts Liederbuch durchzuarbeiten auf der Suche nach geeigneten Liedern für mich.

Ich singe in Dresden heute Abend im Weihnachtsoratorium 4-6 unter der Leitung von Christian Thielemann und arbeite gerade an den Königskindern und „Der schönen Magelone“.

Wie sieht man die eigene Mutter und den eigenen Sohn auf professioneller Ebene – kritischer oder milder als Außenstehende? Auf jeden Fall kritischer, immer auf der Suche etwas zu verbessern.

Ich bin sehr kritisch, weil man weiß, was möglich ist.

Waren Sie im Chor in Ihrer Schulzeit? Ja, im Alpenvereinschor und Kammerchor an der Musikakademie.

Nein, ich habe bis zu meinem 24ten Lebensjahr nur sporadisch gesungen.

Welche Musik hören Sie gern privat? Sehr gerne Bach – doch am liebsten habe ich absolute Stille!

Da ich Hobbyproduzent bin, höre ich mir gerne meine eigene Musik an.

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Wann kam das Bedürfnis, auch selbst singen zu wollen. Gab es ein Schlüsselerlebnis oder war es ein „schleichender Prozess“? Da ich erst spät meinen ersten Ton gesungen habe, war es eine Entscheidung in sehr kurzer Zeit. Ich hatte einfach mehr Talent zum Singen als zum Posaune spielen.

Wer sind Ihre Vorbilder, Idole und inspirierende Musiker, denen Sie nacheifern? Als ich anfing zu singen, waren Christa Ludwig und Lisa della Casa meine Vorbilder – auch Edith Mathis. In einem Interview von Lisa della Casa las ich, dass 10% Talent und 90% Fleiß zum Sängerdasein gehört. Dies wurde mein Leitsatz!

Wunderlich, Gedda, Björling. Und natürlich möchte ich möglichst lange auf so hohem Niveau singen, wie meine Mutter es getan hat.

Wie sieht der typische Arbeitsalltag einer Opernsängerin bzw. eines Opernsängers aus? In einer Opernproduktionsphase sind vormittags 3 Stunden Probe und nachmittags dann wieder 3 Stunden, dazwischen gibt es eine Ruhezeit von 4 Stunden (zumindest in Deutschland).Freie Tage werden auch zum Partienstudium genutzt mit morgendlichem Einsingen und Studieren der Partien. Wichtig ist, sich die Rollen „in die Kehle zu singen“! Das bedeutet: täglich diszipliniert arbeiten und auch – nicht unwichtig – seine körperliche Fitness zu trainieren! Denn Singen ist „Hochleistungssport!“ si st er M AG

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An Tagen ohne Vorstellung übt und lernt man entspannt seine Partien und hat Proben morgens und abends. Am Tag einer wichtigen Premiere macht man Feldenkrais, hält den Mund und zieht sich zwei Stunden vor Beginn mental zurück. Am Tag einer Repertoirevorstellung schläft man lange, frühstückt, macht den Haushalt, räumt auf, geht spazieren oder einkaufen und bemüht sich eine halbe Stunde vor Beginn ins Theater. Meistens sind das die besseren Aufführungen.


Wohnzimmer

Wie stark haben Sie in die Ausbildung ihres Sohnes als Sänger eingegriffen? In den Anfangsjahren wohl ziemlich prägend – um ihm den Weg zu zeigen. Jetzt bin ich ab und an Ratgeberin und freu mich über seine Kreativität.

Was gefällt Ihnen am besten am Unterrichten junger Sänger/innen? Wenn sie erkennen, dass Disziplin und Konsequenz zum Erfolg führt und nicht nur Talent.

Welche Opernrolle verkörpern Sie am liebsten? Und welche Rolle würden Sie gern einmal übernehmen? Da ich seit 45 Jahren auf der Bühne stehe, bleibt kein Wunsch mehr offen.Spontan fallen mir als Lieblingsrollen Sieglinde und Fidelio ein.

Ich verkörpere immer die Rolle am liebsten, an der ich gerade arbeite.

In welchem Opernhaus fühlen Sie sich am wohlsten? Wo ist es am gemütlichsten hinter den Kulissen?! Ich fühlte mich in Dresden und Hamburg sehr wohl. Und natürlich meine Zeit an der Staatsoper Hannover unter der Intendanz von Hans Peter Lehmann!

Alle sind gemütlich, wenn die Leute freundlich sind.

In welcher Oper möchten Sie noch einmal singen? Die Küsterin in Jenufa!

An der Wiener Staatsoper.

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Leben Welches Buch liegt zur Zeit auf Ihrem Nachttisch? Wilde Schwäne von Jung Chang, eine Geschichte von 3 Frauen in China von der Kaiserzeit bis heute. Übrigens mir von Daniel empfohlen.

Der Text der schönen Magelone.

Beim vielen Herumreisen und von einer Stadt zur anderen – wo fühlt man sich da heimisch? In einem gemütlichen Appartement.

In meiner Heimatstadt Hamburg und inzwischen auch in Basel, wo ich lebe.

Mögen Sie Hotels? Manchmal

Man hat keine Wahl.

Welche Hobbies gibt es außerhalb der Musik? Züchten Sie Goldfische? ;) Nein – keine Fische! Ich habe die Malerei entdeckt und entspanne bei der Arbeit im Garten.

Ich bin begeisterter Filmegucker.

Welches Studienfach bzw. Beruf würden Sie wählen, wenn es keine Musik gäbe? Vielleicht eine Arbeit mit Tieren oder Pflanzen!

Familie

Wahrscheinlich wäre ich Verkäufer. Bei Sachen, die ich mag, neige ich zu missionarischem Verhalten.

Wie definieren Sie Familie? Sie ist und war mein Ruhepol. Hier kann ich auftanken und mich so geben wie ich bin.

Frau, Mann, Kind und Tier

Liegt Musik in der Familie?

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Nein, mein Mann und ich waren bisher die ersten Berufsmusiker und jetzt mein Sohn und seine Frau.

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Mein Vater war Oboist im NDR.


Haben Sie schon Projekte gemeinsam realisiert? Wenn nein, könnten Sie sich eine Zusammenarbeit mit Mutter/Sohn vorstellen? Die Generations-CD ist das erste gemeinsame Projekt.

Wir haben zusammen eine CD aufgenommen und schreiben gerade an der Kritik zum Erstschnitt.

Fanden Sie es als professionelle Opernsängerin schwer, Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen?

Sind sie anders aufgewachsen als Sohn einer Opernsängerin?

Ja, wenn ich nicht die Unterstützung meines Mannes gehabt hätte, wäre es kaum möglich gewesen, eine erfolgreiche Sängerkarriere zu machen. Er hat mir den Freiraum gegeben und die Arbeit ermöglicht – trotzdem hatte ich immer ein schlechtes Gewissen – gerade an den Festtagen – so wenig Zeit für die Familie zu haben.

Nein. Ich hatte eine schöne und behütete Kindheit. Für mich war Musik und Oper aber immer präsent.

Welche Familientraditionen werden bei Ihnen wertgeschätzt? Sooft es möglich war, gab es natürlich einen Christbaum, der gemeinschaftlich geschmückt wurde und eine Weihnachtsgans gefüllt mit Kastanien. Am Karsamstag gibt es zudem Geselchtes mit Meerrettich und harten Eiern und dazu selbstgebackenes Osterbrot mit Anis!

Dichterliebe/An die Musik/ Heideröslein

(Capriccio, 14,99€)

Schubert: Die schöne Müllerin/Auf dem Strom

(Capriccio, 14,99€)

Richard Strauss Lieder

(Capriccio, 14,99€)


uu Erklärt in euren eigenen Worten die Idee Eures Unternehmens! Wir, also Flo, Ramzi, Lorenz und ich sind EyeEm und wir wollen die Art und Weise, wie man fotografiert verändern. EyeEm ist eine Handy-Foto-App, die es ermöglicht mit jedem Foto neue Leute, Orte und interessante Themen zu entdecken. Wir wollen das kollaborative Fotografieren, egal ob Lieblingsthema oder Veranstaltung, vereinfachen. Kurz gesagt: alle können miteinander fotografieren und es wird automatisch in einem gemeinsamen Album gesammelt.

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uu Woher kam die Idee? Flo hat in New York seine Spiegelreflex Kamera verloren und hat angefangen mit einem alten iPhone Bilder zu machen und hat darüber eine große iphoneography-Community entdeckt. Zurück in Europa haben wir angefangen, Mobilephotography-Ausstellungen in Berlin und auch in NYC zu organisieren, Bücher gedruckt und so eine Community aufgebaut, deren verbin-

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dendes Element das Fotografieren mit dem Handy ist. uu Wie verdient ihr Geld? Wie finanziert ihr euch? Wir verdienen noch kein Geld mit der Idee, aber unsere Leidenschaft zur Fotografie gibt uns Hoffnung damit mal Geld zu machen! uu Wer ist Eure Zielgruppe? Wie hoch seht ihr Euer Marktpotenzial? Es sind vor allem Erwachsene, 20 bis 40 Jahre sind die meisten unserer User. Dabei nutzen jedoch ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männer die App. Wir sehen uns auch eher als eine Adult Cam und nicht als Toy Cam. uu Wo seht ihr euch in 5 Jahren? Fünf Jahre sind echt sehr lang in diesem Start-Up-Leben, mal schauen, aber ich sehe mich auf jeden Fall in Berlin. uu Wer sind Eure Konkurrenten? Der Markt ist noch so jung in diesem Bereich, da spricht man nicht von Konkurrenten, aber es ist ein sehr schneller Markt, da muss man aufpassen.


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uu Was unterscheidet Euch von anderen Photo-Sharing Apps? Wie erwähnt: wir versuchen erwachsener zu sein und kreativ mit Technologie umzugehen. Das Ausprobieren neuer Features ist unumgänglich für uns. Foto-Sharing ist schon eher Standard, das sollten alle Foto Apps haben. Der Unterschied wird eher sein, wie man alles clever und harmonisch vereint, ohne dass es wie Werbung für die App wirkt. uu Was habt ihr vorher gemacht? Flo und Lorenz haben einen Business Background, Ramzi ist unser klavierspielender Coder, ich komm von der Werbebranche, aber alle vereint die

Liebe zur Fotografie. uu In welcher Abteilung habt ihr euren ersten Mitarbeiter eingestellt? iPhone-Entwicklung, den Wojtek! uu Wer hat Euer Unternehmenslogo gestaltet – extern oder intern? Wie lang hat es gedauert? Das hab ich gemacht, ist aber ein Prozess, also nie vollendet. Ich finde so etwas auch eher altmodisch: ich könnte mir auch vorstellen, jede Woche ein anderes Logo zu machen, was die Vielfalt unserer Community wiederspiegeln könnte. uu Die am häufigsten genutzte Software? Mail und tweetdeck. Tweetdeck find ich super, ist auch mit EyeEm zu vergleichen. Bei uns geht es darum, einen Überblick über Fotos zu haben, was mit meinen abonnierten Alben passiert und immer up to date zu sein. Wir sind jedoch nicht auf 140 Buchstaben begrenzt, denn ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1000 Worte!

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uu Hauptnahrungsmittel in der Startup-Phase? Wir achten auf unsere Figur und unsere Mitarbeiter. Daher: Pizza und Yoga, wir haben eine Yogalehrerin, die immer

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Donnerstag vor der Arbeit kommt. Das ist wirklich entspannend und alle sind fit für den Tag. uu Zu welchem Schlagwort werden die meisten Photos hochgeladen? „Checking in“ war das häufigste Schlagwort. Jedoch vermuten wir, dass der Grund die standardmäßige Einstellung ist. Die User haben am Anfang nicht verstanden, dass man auf die farbigen Bubbles drücken muss, um die Aktivität zu ändern. Eigentlich sollen ja ganz viele kleine Subcommunities entstehen, also viele unterschiedliche Alben wie z.B. „Cats“ oder „Schwarzweiß Fotografie“, „Streetphotography“ oder auch „Nude“ im künstlerischen Sinne. uu Was ist Euer Lieblings-Filter? Ich liebe „Magix“ und auch den nach dem berühmten Fotografen genannten Filter „Gundlach“ – ein toller Schwarzweiß-Filter. In der Community wird dann doch häufig Vanilla oder Strawberry benutzt.

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uu Bisheriges Lieblings-Event? Die Ausstellung, die wir in New York organsiert haben, war schon ein tolles Event. Mit hochwertigen Alu Dibond Acryl Bildern, die wir hergestellt haben bei Grieger, wo auch Andreas Gurski, der berühmte Kunstfotograf, seine Bilder machen lässt. Das hat dem Ganzen einen besonderen Anstrich verpasst. Wir konnten leider keine meterlangen Bilder herstellen (so wie Grieger). Die Bildqualität der Mobiltelefone ermöglichte jedoch Formate bis DIN A3.


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Product Roundup

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Adoptiere ein Museum Die Initiative „Adopt-a-museum“ kümmert sich um unbekannte Museen.

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Wann habt ihr das letzte Mal ein Museum besucht? Für viele Menschen stellen Museen lediglich Räume dar, die man in den Ferien besucht: starre Termine auf Reiserouten über die ganze Welt verteilt. Zudem sind es doch meist die gleichen Museen, die es auf die „Unbedingt-anschauen“-Listen schaffen, z.B. der Louvre in Paris, das British Museum in London oder das Smithsonian in Washington, D.C. Wie steht es jedoch um die kleinen Schatzkammern, die nicht im Reiseführer auftauchen? Jene, die man mit etwas Glück zufällig entdeckt? Zum Beispiel das Schweizer Spiele-Museum in der Nähe von Lausanne. Oder das ortsansässige Museum, welches an regnerischen Tagen Wärme und Gemütlichkeit verspricht, wie z.B. die Wolverhampton Art Gallery in Englands West Midlands oder das Museo Geominero in Madrid? Um genau diese Museen geht es in der Initiative Adopt-a-Museum, einem Projekt, welches die unbekannten Helden der Museumswelt ins Rampenlicht stellen möchte. Inspiriert wurde die Aktion durch einen Besuch im Röntgen-Muse-

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um im deutschen Städtchen Lennep. Das Museum liegt in dem Ort, wo meine Eltern leben, sodass ich das Museum häufig besuche. Es ist gerade renoviert und in ein Spezial-Wissenschaftsmuseum verwandelt worden: „ein modernes themenorientiertes Museum für alle Altersgruppen“. Ich war demnach schockiert, als ich hörte, dass nur ca. 30 Besucher pro Tag durch die Räume des Museums wandern – am Wochenende oder in den Ferien steigt die Zahl bis höchstens 100 an. Es muss wohl an meiner Nähe zum Ort gelegen haben, dass ich dieses Museum als Teil meiner Familie ansah und sich Beschützerinstinkte meldeten. Ich wollte hinauslaufen und der ganzen Welt von diesem kleinen Museum erzählen, also startete ich Adopt-a-Museum, um genau dies zu tun. Wie der Name schon sagt, besteht die Idee darin, dass Menschen ein Museum „adoptieren“. Natürlich ist es keine richtige Adoption, es muss auch kein Geld gezahlt werden und verzichtet auf jedwedes offizielles Sponsoring. Man sollte es sich eher als eine Art Botschaftertätigkeit vorstellen. Jede Woche wird


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von JENNI FUCHS

auf dem Blog von Adopt-A-Museum ein neues Museum von einer anderen Person vorgestellt. Jeder Mitwirkende darf völlig frei entscheiden, welche Kultureinrichtung in welchem Land vorgestellt wird. Einige Regeln gibt es natürlich: so darf kein Museum adoptiert werden, in welchem man schon gearbeitet hat (wir wollen Eigenwerbung vermeiden) und man sollte das Museum mindestens einmal selbst besucht haben – schließlich kann man kein Botschafter für etwas sein, was man nie gesehen hat. Solltet ihr also ein tolles Museum kennen, welches Eurer Meinung nach mehr Aufmerksamkeit verdient, dann könnt ihr es jetzt in Eure Familie adoptieren. Ihr könnt uns kontaktieren unter info@museum140.com und wir senden sogleich einen kurzen Fragebogen (5 Fragen), den ihr nebst einigen weiteren Infos ausfüllen sollt. Der Blog ist in Englisch, aber wir nehmen auch deutsche Beiträge an (diese werden übersetzt). Als kleines Dankeschön bekommt jeder Mitwirkende einen „I Adopted A Museum“-Sticker. http://adopt.museum140.com

Museums MUSEUM DIARY jennifuchs.tumblr.com @jennifuchs

Jenni Fuchs ist eine in Berlin lebende Museologin. Sie gründete Museum140 als Basis für verschiedene Social Media Projekte rund ums Thema Museen wie z.B. Adopt-a-Museum. Museum Diary ist ihr eigener Blog, der sich mit allen möglichen Museums-relevanten Themen beschäftigt.

THE MUSEUM OF THE FUTURE themuseumofthefuture.com @jaspervisser

Innovation und Teilnahme an Kultur - der Blog des Holländers Jasper Visser über digitale Strategien für Organisationen. Hilfreich Pinterest für Institutionen – fünf Schritte zum Erfolg (http://bit.ly/x9gDrW)

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Es gibt viele gute Gründe, warum der Kobold VR100 Saugroboter von Vorwerk einem das Leben erleichtert! Und wer ihn einmal ausprobiert hat, möchte nie mehr ohne sein. Am Roboter hat jeder seine Freude!

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… kehrt erschöpft aus dem Büro zurück und betritt ein blitzsauberes Terrain – willkommen zuhause! Selbst unter der Couch ist keine Spur mehr von Erdnusskrümeln, Kräckerresten und anderen Überbleibseln der gestrigen Party. Nur ein emsiger Saugroboter, der sich auf den Weg zur Ladestation begibt und reine Flächen zurücklässt. Pur ist auch die Erholung im verdienten Feierabend.

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DIE FAMILIEN-MANAGERIN … hat zwischen Supermarkt und Wäschewaschen eine Pause verdient. Zum Beispiel gemütlich auf dem Sofa. Gesellschaft leistet nur die Zeitung – und natürlich der Saugroboter Kobold VR100. Denn der erledigt auf Knopfdruck Schmutz vom Fußballplatz, Flusen auf dem Teppich und sogar die Staubflocken unter den niedrigen Betten, die für den flachen Sauger kein Hindernis sind. Das alles mit unaufdringlicher Lautstärke, versteht sich. Und die Frühstückskrümel unterm Esstisch? Werden von der SPOT-Funktion effizient und auf den Punkt entfernt.

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interview :

Eva Milner

sisterMAG traf die Sängerin und weibliche Hälfte der Band HUNDREDS in Hamburg zum Gespräch

Das Interview mit Eva Milner ist recht lang geplant, doch erst im Januar 2012 machen wir beide einen festen Termin für ein Treffen im Hamburger Café „Panther“ aus. Eva – eine Hälfte des Duos HUNDREDS – kann auch erst jetzt wieder ein normales Leben zu Hause genießen, denn die letzten zwei Jahre waren angefüllt mit Konzerten in Europa und der ganzen Welt. Das erste Album des Geschwisterpaares Philipp und Eva Milner war ein großer Erfolg – die etwas melancholische Grundstimmung gepaart mit elektronischen Rhythmen und Bässen geht ins Ohr und hat schon unzählige Fans gefunden. Ein wenig aufgeregt bin ich, als ich Eva an einem bitterkalten Dienstagmorgen treffen darf. Die Aufregung legt sich jedoch schnell, denn Eva ist lebenslustig, offen und gesprächig. Wir beginnen, einen Latte zu schlürfen und unterhalten uns über ihren bisherigen Lebensweg. Vor den HUNDREDS arbeitete sie in einem Kindergarten, in der musikalischen Früherziehung … si st er M AG

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Die Entscheidung war eigentlich ganz einfach. Es gab in meinem Leben einen großen Umbruch – einige Dinge fielen weg, andere schwebten in der Luft. Ich fragte mich: „Was passiert mit mir gerade? Wo möchte ich hin?“ Philipp fragte mich seit Jahren, ob wir etwas musikalisch zusammen machen wollen. Es ist also eigentlich ein Traum. Denn ich habe ihn dann angerufen und meinte: „Lass es uns jetzt einfach probieren. Ich nehme mir 2 Monate unbezahlten Urlaub, komme nach Erfurt, dann gehen wir ins Studio und haben genug Zeit.“ Einige Lieder gab es schon, die dann auch auf dem Album landeten. Der Großteil ist jedoch innerhalb dieser 2 Monate entstanden. Für mich war das ein Umbruch, bei dem ich wusste: „Wenn ich das heute und hier nicht probiere, werde ich mich in 10 Jahren sehr ärgern. Jetzt will ich es wenigstens versuchen, sodass ich später vor mir gerade stehen kann.“ Dass es jetzt so gut läuft, damit hab ich natürlich nicht gerechnet.


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Wie ich mir die Arbeit vorstellen muss, ist meine nächste Frage. Gibt es eine genaue Aufteilung der Aufgaben zwischen Philipp und ihr – woher kommen eigentlich die Inspirationen? Es gibt zunächst einmal keine klare Arbeitsteilung. Es entsteht aus einem Mix aus beiden und später teilt es sich dann auf, wenn es ans Eingemachte geht. Vor allem beim Technischen habe ich nur rudimentäre Kenntnisse, sitze daneben und kommentiere. Das ist Philipps Hauptarbeit – das Handwerkliche. Die Ideen entstehen aus einer Kombination unserer Fähigkeiten: Wir sitzen am Klavier, Philipp hat vielleicht eine kleine Harmoniefolge geschrieben und ich versuche etwas darüber zu singen. Wenn wir das Ergebnis nach zehn Minuten immer noch gut finden, dann gehe ich raus, schreibe etwas dazu – wenn mir etwas einfällt – und ansonsten bleibt es zunächst bei dadadadadaaaa. Später versuchen wir das Thema weiterzubearbeiten. Er kritisiert vielleicht ein Wort, welches ihm nicht passt. Er hat also sowohl am Text Mitspracherecht wie ich auch an der Musik – gleichberechtigt. Es ist also ein sehr kollaborativer Pro-

zess. Ja, auf jeden Fall sehr organisch, sodass es sich nachher gar nicht nachvollziehen lässt, wer was genau gemacht hat. Jetzt sitzen Eva und Philipp gerade an ihrem nächsten Album, sodass genau diese Vorgehensweise wohl ihre Tage bestimmt. Dennoch möchte ich wissen, ob es einen typischen Tagesablauf im Leben der Künstlerin gibt. Ja! Ich bin kein Frühaufsteher, sondern eher eine Nachteule. Ich steh also meist so zwischen 9 und 10 Uhr auf, mache Frühstück, trinke Kaffee, schreibe eMails und schaue, was so los ist im Internet. Meist ist es derweil schon Mittag. Dann ist es natürlich abhängig, ob ich arbeiten muss oder nicht. Zur Zeit arbeite ich viel an unserem neuen Album: Ich höre mir die Skizzen an, die wir gemacht haben. Ich schleppe derzeit auch immer ein Gedichtbuch und ein Wörterbuch mit mir herum. Oft setze ich mich auch eine Stunde ins Café. Das hört sich zwar jetzt sehr schön an, aber ist – gerade am Anfang – ganz schön anstrengend. In diese kreative Phase wieder hineinzukommen ist schwierig. Vor allem, weil wir jetzt zwei Jahre auf Tour waren.

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Aber wir haben schon einen Dreiviertelsong fertig und ich war ganz beruhigt, dass ES noch da ist. Ich hatte wirklich Angst, dass wir nur dieses eine Album geschrieben haben und jetzt nichts mehr rauskommt. Ich denke, dass es vielen Künstlern so geht, dass sie denken: „Das ist der letzte Song, den ich schreibe“ – und zwar bei jedem Song. Da es ja auch ein bisschen um unsere Existenz geht, bin ich schon immer ein wenig angsterfüllt. Aber ich bin total beruhigt, denn es klappt wieder. Ich hab bei dem Material das Gefühl: „Das ist Hundreds.“

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Schreibst du deine Songs digital oder auf Papier? Auf Papier. Ja, ich hab so ein großes schwarzes Buch. Wir sprechen über den namhaften Kladden-Hersteller, das wirkt in der heute digitalen Welt so schön ursprünglich und stilvoll. Daher geht es für uns beide noch einmal in die Vergangenheit – Warst Du im Schulchor? Nur in der fünften Klasse. Ich habe dort sehr viel auf Lateinisch gesungen. Dann wechselte ich so oft die Schule, dass es nicht mehr geklappt hat. Jedoch habe


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ich immer irgendwie mit Musik zu tun gehabt. Ich hatte stets klassischen Gesangsunterricht – also eigentlich etwas komplett anderes, als was ich jetzt veranstalte. Die Techniken, die du im Unterricht lernst, sind mir jedoch in Fleisch und Blut übergegangen – z.B. dass man auf die Atmung achtet bzw. nicht mehr darauf achten muss, dass es einfach richtig läuft, wie man sich hält, eine Stütze im Bauch hat. Das bleibt und hilft. Aber ansonsten singe ich natürlich keine italienischen Arien mehr. Bist du da manchmal traurig darüber? Nein (lacht) – ich bin auch kein Sopran mehr, das ist also nicht so schlimm ;). Vorbilder und Idole sucht man bei Eva dann auch nicht im italienischen Opernzirkel; die beiden Geschwister kommen eher aus der Richtung des Triphop à la Portishead. Stets musikaffin hat sich Eva Zeit ihres Lebens für unterschiedliche Künstler – in Musik und Literatur – interessiert. In den letzten Jahren seien Björk, Radiohead oder Moloko übriggeblieben. Zur Zeit hörten sie recht viel Tori Amos, so erzählt Eva schmunzelnd – so als wunderte sie sich über sich selbst. Die HUNDREDS waren in den letzten zwei Jahren auf Tour mit ihrem ersten

Album – da ist die Frage angebracht, zwischen welchen Städten ich Eva heute in Hamburg erwische. Wo war ihr letztes Konzert und wo wird das nächste stattfinden? Du triffst mich zwischen London und London. Wir haben in London in einem kleinen Club in Soho gemeinsam mit Tim Neuhaus und Touchy Mob gespielt. Unser Album wird nun nach zwei Jahren auch in England released. Wir haben ein sehr nettes Label gefunden, die sich sehr für uns einsetzen und sich wegen uns gegründet haben. Jetzt spielen wir bei HMV Next Big Thing. Ich denke, wir werden in diesem Jahr recht häufig in England auftreten, obwohl wir ja eigentlich keine Konzerte spielen. Und danach geht’s noch nach Amsterdam, wo wir ein Konzert im Goethe-Institut geben. Und magst du London? Ich hab mich das letzte Mal ein wenig verliebt. Unser Ansprechpartner vom Label hat in Hackney gewohnt und wir sind dann zu Rough Trade East gegangen. Es war unfassbar schön, ein klarer Wintermorgen, ich mochte den Stil, den man in London lebt. Er ist klar und einfach, aber trotzdem verspielt, klein und gemütlich, aber trotzdem sehr offen.

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Bei all diesen Reisen und Konzerten müssen die beiden unheimlich viel erlebt haben. Ich möchte wissen, ob Eva eine Konzerterinnerung mit mir teilt – eine lustige oder schöne oder aufregende. Sie überlegt eine Weile, denn die vielen Eindrücke fließen doch ganz eng ineinander. Dann jedoch erzählt sie mir von einem Erlebnis in Köln. Ich habe auf der Bühne ein In-Ear-System, sodass ich nicht auf die Boxen vor mir angewiesen bin, denn die schreien einen furchtbar an und man wird taub nach 10 Konzerten. Das heißt, man hört den Sound, der nach außen geht, direkt auf dem Ohr. Plötzlich hörte ich in Köln auf meinem In-Ear-System die ReggaeBand, die oben im anderen Raum spielte. Mitten in „Fighter“ hatte ich plötzlich Reggae-Gitarren auf dem Ohr. Als der Tontechniker kam, bestand das Problem darin, dass das System an einem Kabel festhing, welches ich an meiner Unterhose befestigt hatte. Dann musste ich mich also auf der Bühne halb ausziehen. Die Kölner sind zum Glück sehr nette Menschen und fanden das total witzig. Eva erzählt mir zudem von einem sehr schönen Konzert in Warschau, als die jubelnde Menge sie an einem kraftlosen Abend wieder total motivierte. Dort

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spielten sie zudem im Kulturpalast – dem im Volksmund „Stalins Geburtstagstorte“ genannten Gebäude. Diese Ausführung führt mich direkt zur nächsten Erkundigung, nämlich nach Veranstaltungsorten oder Bühnen, auf denen Eva gern mal auftreten würde. Sie muss ein Weilchen überlegen Eine sehr gute Frage. Ich würde glaub ich sehr gerne mal auf dem Glastonbury Festival auftreten – muss auch nicht die große Bühne sein! Zudem auf dem Roskilde Festival! Und eine Bühne …?? … später wird sie mir noch anvertrauen, dass die Carnegie Hall ein großer Traum wäre. Doch zunächst reden wir noch ein wenig über die musikalische Zukunft. Wie soll es weitergehen? Das werden wir sehen. Wir schreiben jetzt erst einmal. Für die nächsten Monate ist musikalisch Stimme und Klavier angesagt. Und ansonsten haben wir beide ein bisschen den Plan, dass es weniger glatt wird, kantiger und tanziger. Aber mal sehen. Vielleicht machen wir auch wieder ein melancholisches, großes Album. … und dabei schmunzelt Eva – ganz geheimnisvoll an diesem eiskalten, jedoch sonnigen Februarmorgen.


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Mittlerweile sind wir beide aufgewärmt und nicht mehr so sauer auf die Minusgrade, die heute in der ganzen Republik herrschen. Ob sie gern in Hamburg lebt – ja, sie liebe das Wasser und den Hafen. Diese Liebe hat sie ja schon verarbeitet im Song „I love my harbour“. Ansonsten könnte sie sich in Deutschland nur noch Leipzig als Wohnort vorstellen – also das „Berlin in Klein“ mit genügend Grün und Ruhe und Platz. Denn das wünscht sie sich in der Zukunft: am liebsten würde sie in zehn Jahren auf dem platten Land in einem großen Haus mit Studioscheune leben mit ihren engsten Freunden und Familie. Einen See ums Eck, viel Ruhe und nicht soviel Internet. Dort hätte sie definitiv die Ruhe, um an Worten und Texten zu arbeiten. Stets die englischen Gedichtbände auf dem Nachttisch – von denen zieht sie auch jetzt einen aus der Tasche und ich blättere ein wenig. Ich liebe englische Lyrik – erstens bekommt man die

Wörter anders mit, als wenn man einen englischen Roman liest. Man fokussiert mehr auf das einzelne Wort. Und viele Dichter verwenden auch außergewöhnliche Begriffe und ich steh total auf interessante und innovative Verwendungen und Konnotierungen. Die Lyrik, die Sprache, das Schreiben – für Eva sind diese Tätigkeiten nicht nur Beruf, sondern auch Freizeit – Hmm, Hobbies und Freizeit? Ich glaube, wenn ich Zeit habe, dann geh ich los und kaufe mir Schreibhefte, Bücher oder CDs. Ich

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hab nicht wirklich ein anderes Hobby – außer Tanzen gehen! Und die kulinarische Seite? Ist sie ein Gourmet und kocht sie selbst gern? Wenn ja, was ist das Nummer-SicherLieblingsrezept? Ja natürlich koche ich gern! Und mein Lieblingsrezept ist das absolute Happy Meal: Nudeln mit Parmesan-PfefferSahne-Soße und Erbsen. Hört sich nicht glamourös an, schmeckt aber unfassbar gut. Ich koche relativ einfach, vor allem deutsche Speisen, z.B. Sahnewirsing mit Kartoffeln und einem Ei dazu find ich super. Das klingt ein wenig nach Omas Hauskost. Am Ende möchte ich mit Eva sodann auch über Familie sprechen – durch die professionelle Karriere gemeinsam mit dem Bruder ein naheliegendes Thema. Was bedeutet Familie für Eva? Ich glaube, dass es in der Biographie eines jeden Menschen zunächst wichtig ist, dass er sich erst einmal von der Familie komplett löst. Um auch einen anderen Blickwinkel einzunehmen – einen erwachseneren Blick. Das habe ich gemacht: ich bin ausgezogen, weiter weg gezogen und habe mich während des Studiums nicht so häufig gemeldet. Dasi st er M AG

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durch fiel mir der Schritt auf die Familie zu wieder sehr leicht. Unsere Eltern sind super, aber dieses Loslösen war meiner Meinung nach wichtig, um wieder Teil der Familie werden zu können. Zwischen Kindsein und Erwachsensein passiert so viel, was du mit dir selbst ausmachen musst. Dann kannst du als anderer Mensch zurückkehren. Wir sind eine sehr enge Familie. Wir erzählen uns viele Dinge, die uns gerade bewegen. Das ist extrem wichtig, v.a. wenn wir weit weg sind. Unsere große Schwester lebt in Äthiopien, die sehen wir nicht so oft. Wenn ich mit ihr dann telefoniere oder schreibe, dann ist es einfach wieder wie vorher. Ist dies auch der Fall mit ihrem sechs Jahre älteren Bruder? Inwiefern hat sich das Verhältnis zu ihrem Bruder verändert, seitdem sie miteinander arbeiten? Wir sind viel mehr auf einer Ebene als früher. Philipp war früher mein Oberheld! Das ist er jetzt zwar immer noch auf eine gewisse Art und Weise, aber mittlerweile ist er mir Arbeitskollege, Freund, Kreativpartner, NebeneinanderStändig-Im-Bus-Sitzer. Manchmal ist es natürlich ein bisschen viel, aber wir beide beherrschen es ganz gut, einander auch


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mal in Ruhe zu lassen und den anderen zu verstehen. Ich bin froh, dass wir jetzt mal für eine Weile an einem Ort sind, sodass wir unser normales, privates Leben führen können. Aber wir wohnen in einem Haus seit einigen Monaten – sozusagen einem Hinterhof. Enger geht’s gar nicht, aber es fühlt sich auch nicht erdrückend an, sondern total natürlich, weil wir ja eh alles zusammen machen. Das war nicht immer so. Philipp ist ausgezogen, als ich zwölf war – d.h. bevor ich richtig doof zu ihm sein konnte! Dadurch war es immer aufregend, wenn ich ihn besucht habe. Dann sind wir ziemlich schnell Freunde geworden. Ob sie sich als Kinder gut verstanden haben? Ich hab ihn schon derbe genervt – ich war ein wenig hyperaktiv. Philipp war ein sehr ruhiger Junge und hat sich ziemlich viel von mir gefallen lassen. Er musste mich auch oft mitnehmen – zu seinen Kumpels. Und ich glaube, dass ich ihn da ganz schön drangsaliert habe. Und während wir miteinander sprechen, ruft auch wirklich ihre Mutter an – wie sie es beschrieben hat. Am Ende erzählt sie mir, wie sie mit Eltern und Geschwis-

tern in Kontakt bleibt, die typischen Erzählungen einer Generation, die den Eltern die neuen Kommunikationswege beibringt. Meine Mutter schreibt seit ein paar Jahren eMails – sehr gut mittlerweile. Mit ihr telefonier ich jedoch auch viel. Meistens schreibt sie mir eine Mail und dann ruf ich sie an. Mein Papa hat mittlerweile ein iPad, so habe ich an Weihnachten eine Woche lang „iPad geübt“. Wir haben uns dann von Stuhl zu Stuhl eMails geschrieben. Eigentlich wollten wir uns jeden Tag im Januar eine Nachricht schreiben, aber er hat nach ein paar Tagen aufgehört. Deshalb jetzt wieder ausgiebige Telefongespräche. Unser Gespräch neigt sich dem Ende zu. Wir erzählen uns noch, was an diesem Tag alles ansteht. Setzen Mützen auf, ziehen Handschuhe an und dann geht es wieder hinaus in den klaren und kalten Wintermorgen. Als Eva um die Ecke biegt, krame ich meinen MP3-Player hervor und scrolle zu H – den Rest des Tages höre ich „Fighter“ und schmunzle.

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Zu Gast bei frl. klein Mit ihrem Blog fraeulein-klein. blogspot.com hat sich Yvonne Bauer seit langem in das Herz der deutschen Bloggerlandschaft geschrieben. Heute zeigt sie uns einige Details ihrer Dekoration – genau richtig für die Übergangszeit zwischen Winter und Frühling und mit der unverwechselbaren Handschrift der Fräulein Klein! Ich dekoriere zu dieser Zeit im Jahr gerne mit frischen Blumen. Allerdings ist alles noch eher puristisch damit gehalten. Im Winter dominieren in meinem Haus eher dunklere Farben, gepaart mit Weiß. Ich liebe eine große Anzahl verschiedener Kissen, die ich dann einfach durchwechsle. Bei einer

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rem Sofa.

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unglaublich gemütlich auf unse-

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leckeren Tasse Kaffee ist es dann

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Nimm Ausz eiten vom Alltag, damit die Seele nicht ergraut!

Rainer Kaune, (*1945),


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Autor

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Viva La Utopia Konzepte für Design von Jerszy Seymour

dienen und uns von mühsamer Handarbeit zu befreien.

(I) Jerszy Seymour, Workshop Chair, 2009 © Jerszy Seymour Design Workshop

Oft genügt ein Blick in den eigenen vier Wänden, um feststellen zu müssen, dass man eigentlich von lauter fremden Dingen umgeben ist. Weiß man, aus welchem Holz dieses Stuhlbein gesägt ist? Welche Hände diese Lampe gefertigt haben? Aus welchem Berg das Metall des Tischgestells stammt? Solche Fragen erwecken den Verdacht, dass diese Materialien vom Rohstoff bis zum Endprodukt mehr Land-, Luftund Wasserwege durchquert haben, als man je bereit wäre, selbst zu bereisen. Dafür hält die Industrie globale Netzwerke aufrecht, um die alltäglichen Lebensnotwendigkeiten zu besi st er M AG

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Dass diese komplexen Versorgungswege sich nicht notgedrungen über Kontinente erstrecken müssen, sondern allein mit eigenen Händen in unmittelbarer Umgebung genutzt werden könnten, versucht Jerszy Seymour mit seinem Designbegriff des Amateurs zu formulieren. Dort fallen Rohstoff, Produzent und Endprodukt in einem Ort zusammen. Die essenziellen Zutaten die man dafür benötigt sind Herd, Kochtopf, Kanthölzer und Kartoffeln. Aus der Stärke der Kartoffel wird ein biologisch abbaubarer Kunststoff prozessiert, der sich bei etwa 60 Grad Celsius im Kochtopf verflüssigt und beim Auskühlen mit einem Kantholz in beliebige Formen gebracht werden kann. Die materielle Wandelbarkeit des Kunststoffes steht gleichermaßen metaphorisch für die ständig „wechselnden und verändernden Wünsche“ des Amateurs. Mal dient der Kunst-


von CHRISTOPH BLAA

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stoff als tektonisches Verbindungsstück zwischen Stuhlbein und Sitzfläche (I), mal bildet er die gesamte Konstruktion einer expressiven Bank (II). Der Herstellungsprozess soll einfach und für jeden durchführbar sein. So kann der Amateur „als ein Liebhaber, Appassionato und nicht-professioneller“ mit eigenen Händen seine ganz eigene Dingwelt einrichten. Dem Verdacht, dass diese Design-

praxis utopisch ist, kann man sich wohl kaum entziehen. Doch genau an den Orten und in den Situationen, wo Utopien, Visionen und Wünsche formuliert und konstruiert werden, generieren sich neue Ideen der Gestaltung. Diese müssen nicht nur das Design von funktionalen und ästhetischen Objekten enthalten, sondern können auch zu einem sozialen und politischen Experimentierfeld für das Design werden.

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(II) Jerszy Seymour, Being There „Jeu de Paume“, Villa Noailles, Hyères, 2009 © Jerszy Seymour Design Workshop

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Literaturspaziergang durch Berlin Mitte

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A H R E B E T R E B O R : s to Text & Pho

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Die Spandauer Vorstadt und das Scheunenviertel in Berlin Mitte sind derzeit Hotspot für Mode, Kunst und Happenings. Wir haben die gut gelegenen Straßenzüge einmal mit einem anderen, literarischen Blick durchstreift. Unzählige gelesene Bücher stehen uns zu Anfang des Spaziergangs gegenüber, als wir die Bestände des Antiquariats „Bücher“ am Senefelder Platz im Prenzlauer Berg durchforsten. All die Exemplare, die ihren Besitzern einst etwas bedeuteten und heute ein halbgeordnetes Stapelchaos im Laden bilden. Sauber geschriebene Namen auf dem Vorsatz, innige Widmungen, Markierungen. Wir nehmen einige Exemplare für wenige Euro mit und haben mit Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“ gleich den passenden Begleiter gefunden. Mit Lesestoff gut versorgt laufen wir die wenigen Meter zur Torstraße hinab und erreichen mit dem Rosa-LuxemburgPlatz Berlin Mitte. Die durchdachte Platzanlage spricht beredt von den bewegten 20er Jahren der deutschen Hauptstadt, als hier das Zentrum der Arbeiterklasse war (1926 verlegte die KPD ihren Parteisitz an den damaligen Bülowplatz) und heftigste politische Auseinandersetzungen geführt wurden. Einen Eindruck

dieser Zeit und des Lebens jener, für die die „Goldenen Zwanziger“ ganz und gar nicht glänzten, vermittelt noch heute der soeben erworbene Roman von Döblin. Dessen Figuren, allen voran die Hauptfigur, der ehemalige Häftling Franz Biberkopf, treiben sich in eben diesen Straßen herum, die für ihre unsittlichen Hinterhöfe und Zimmerchen berüchtigt waren. Wer einmal in echten Berliner Bierkneipen einkehrt, mag erschrecken ob der Gleichnisse, die sich auftun: man meint, Döblins Romanhelden zu erleben. Und überhaupt ist der expressionistische Roman in Montagetechnik mit Schilderung von Bewusstseinsströmen das richtige Buch für Berlin-Mitte-Fans mit ihren Patchwork-Biografien. Denn auch wenn man keine Bekanntschaft mit Zuchthäuslern, Kriminellen, Sexbesessenen pflegt, ist der Roman eine Antwort auf die Herausforderung der Großstadt. Die Rosa-Luxemburg-Straße laufen wir hinab, biegen ein in die Münzstraße und Neue Schönhauser Straße, vorbei an den

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Modegeschäften, die im internationalen Gleichklang ihr Sortiment anbieten. Am Alexanderplatz reißen sie den Damm auf für die Untergrundbahn. Man geht auf Brettern. Die Elektrischen fahren über den Platz die Alexanderstraße herauf durch die Münzstraße zum Rosenthaler Tor. Rechts und links sind Straßen. In den Straßen steht Haus bei Haus. Die sind vom Keller bis zum Boden mit Menschen voll. Unten sind die Läden. [Döblin] Wir biegen in die Sophienstraße ein, die räumlich beengt und mit ihrer vorinvorindustriellen Bebauung einen Hauch des wirklich alten Berlins spüren lässt, der an den allermeisten Orten durch die Brüche des 20. Jahrhunderts ausradiert wurde.

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Die Sophienstraße öffnet sich linker Hand mit dem Kirchhof der SophienkirSophienkirche, dessen hohe Linden, Ahorne, KastaKastanien und Eschen (teilweise älter als 130 Jahre) dem Ort im Frühling und Sommer ein beschauliches Grün und einen ruruhigen Schatten schenken. Der Friedhof mit historischen Gräbern lädt zum VerVerweilen ein, zum Betrachten der GrabGrabsteine, zum Entziffern ihrer bisweilen kalligraphisch ausgeführten Inschriften. Auf dem Grabmal von August Buchholtz

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(1706-1793), Hof-Etats-Rentmeister von Friedrich dem Großen, sieht man die sich in den Schwanz beißende Schlange als Ewigkeitssymbol. Zwar kunsthistorisch nicht am beeindruckendsten, aber historisch interessant ist das Ehrengrab für den Musiker und Komponisten Carl Friedrich Zelter (1758-1832), einem der wenigen Duzfreunde Goethes. Zelter wurde zunächst, wie sein Vater, Maurermeister, bildete sich aber als Autodidakt musikalisch fort. Seit 1800 leitete er die Singakademie zu Berlin und gründete die unterschiedlichsten musikalischen inInstitute und Vereinigungen. Ein innovatives Projekt folgte

dem nächsten – Berein wahrer Berlin-Mitte-Typ. Auch wenn seine Kompositionen keine genialen Werke sind, unterrichtete er


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viele später berühmt gewordene Musiker, wie Felix Mendelssohn Bartholdy oder Giacomo Meyerbeer, und wurde einer der wichtigsten Kulturakteure im Berlin seiner Zeit. Seine energische Person ist noch heute zu erlesen, insbesondere in dem erhaltenen, über 30 Jahre geführten und mehr als 850 Briefe umfassenden Briefwechsel mit Goethe. Gegenüber dem Kirchhof befindet sich das Café und Restaurant „mittendrin“. Ist man schon erschöpft, bietet es sich für eine kurze Rast an. Wir holen einen Klassiker aus der Tasche: „Spazieren in Berlin“ von Franz Hessel aus dem Jahr 1929. Der Untertitel des Buches laulautet: „Ein Lehrbuch der Kunst

in Berlin spazieren zu gehen ganz nah dem Zauber der Stadt von dem sie selbst kaum weiß – Ein Bilderbuch in Worten“. Hessel schildert verschiedene Stadtgebiete und wir stimmen dem Flaneur zu, wenn wir lesen: [...] ich muß etwas für meine Bildung tun. Mit dem Herumlaufen allein ist es nicht getan. Ich muß eine Art Heimatkunde treiben, mich um die Vergangenheit und Zukunft dieser Stadt kümmern, dieser Stadt, die immer unterwegs, imimmer im Begriff, anders zu werden, ist. Deshalb ist sie wohl auch so schwer zu entdecken, besonders für einen, der hier zu Hause ist […] Ich will mit der ZuZukunft anfangen.

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Einen Spaziergang durch das Berlin der Gegenwart bietet das jüngst erschienene Buch „Welche Farbe hat Berlin?“ von David Wagner. Wie einst Franz Hessel streift er durch verschiedene Stadtteile und beschreibt mit wachem Blick die Auffälligkeiten der außergewöhnlichen Metropole Berlin. Wer die Entstehung des neuzeitlichen künstlerischen Biotops Berlin Mitte verstehen möchte, dem sei „Das weiße Buch“ von Raphael Horzon empfohlen, ein schelmenhafter Bericht aus dem Experimentierfeld der 90er Jahre.

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Weiter geht der Spaziergang über den Koppenplatz in die Auguststraße. Wir schauen bei „do you read me?!“ nach aktuellen Magazinen und kommen zur Tucholskystraße. An der Ecke kehren wir ins „Bötzow“ ein. Auf den hölzernen Fensterbänken stehen alte Bücher, in Leinen gebundene Klassiker. Das urige Holzinterieur und die warmen Zimmertemperaturen sind in kalten Wintermonaten die richtige Umgebung für einen Tee oder Kaffee. Ein großes Kuchenangebot sollte man nicht erwarten. Wir sitzen auf klassischen Wirtshausstühlen, die nicht zu bequem sind, sodass wir einschlafen würden. Wir können uns, auf den Tisch gestützt, der Lektüre hingeben,

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bevor wir wieder aufbrechen - nur wenige Meter, denn gleich nebenan befindet sich die Tucholsky-Buchhandlung. Inhaber Jörg Braunsdorf bemüht sich um ein ansprechendes Sortiment, fördert kleine Verlage und bietet wöchentlich Lesungen an. Wir kreuzen die Torstraße, laufen in die Schröderstraße. Wer keinen Halt im „Bötzow“ gemacht hat, dem sei die Bäckerei „Alpenstück“ empfohlen. Die weißen Holzstühle, das goldgelb glänzende Gebäck, der Duft nach geröstetem Kaffee verleihen diesem Ort eine passende Atmosphäre für eine sehr heimelige Lesestunde. Man fühlt sich in ein schwedisches Landhaus versetzt und nur der ruhige skandinavische See vor dem Fenster fehlt. Unser literarischer Spaziergang findet seinen Abschluss auf dem in der Chausseestraße gelegenen Dorotheenstädtischen Friedhof. Nebenan liegt das Bertolt-Brecht-Haus, in dem der Schriftsteller knapp drei Jahre bis zu seinem Tod 1956 wohnte. Viele große Menschen haben auf dem stadtbekannten Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden. Wir konzentrieren uns auf die Schreibenden, gehen zu den Gräbern von Brecht, Heinrich


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Mann, Anna Seghers, Georg Friedrich Wilhelm Hegel, Johann Gottlieb Fichte. Die Erde auf dem Grab von Christa Wolf ist noch ganz locker, die Blumen frisch. Die im Dezember 2011 hier bestatte Autorin ist die vorerst letzte in der Reihe der berühmten Toten. Die schmalen Pfade zwischen den Gräbern sind oft unbefestigt. Wir laufen über märkischen Sand, spielen mit den Schuhspitzen, ziehen Streifen, schieben kleine Sandberge zusammen. Es ist ein außergewöhnlich weiches und schönes Gefühl in der harten Großstadt Berlin.

QUELLEN »» Franz Hessel: „Spazieren in Berlin“,
Verlag für Berlin-Brandenburg,
240 Seiten, 19,90 Euro »» Döblin, „Berlin Alexanderplatz“, Deutscher Taschenbuch Verlag, 464 Seiten, 8,90 Euro »» Goethe und Zelter – Eine Freundschaft in Briefen, Hörbuch, 13,00 Euro

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Life in Pic


„Life & Work: Malene Birger’s Life in Pictures“ bietet Einblicke in die privaten Wohnräume der dänischen Designerin in Kopenhagen. Wir zeigen Ausschnitte aus dem inspirierenden Bildband. FOTOS: CHRISTIAN BURMESTER

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STYLING: SABINE WESEMANN

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Winzerinnen - Kolumne DIE GEMEINE WINZERIN UND IHRE WELT Monika Abraham entführt uns in jeder Ausgabe in ihre Welt – die Welt des Weins. Mit welchen Herausforderungen sie als weibliche Winzerin zu kämpfen hat, legt sie heute dar – mit ganz viel Charme und einer großen Portion Humor. Frausein ist schon etwas Schönes. Man bekommt die Türen aufgehalten, den Stuhl herangeschoben, Blumen und Sekt gereicht und dann und wann ein kleines Kompliment. So zumin habe ich das zumindest mal gehört.

Nicht so unter Winzern. Der Tag beginnt sehr Ar früh. Sieben Uhr ArAll beitsbeginn ist im AllUn gemeinen nichts Ungewöhnliches, aber die Temperaturen im Weinberg können sehr unfreundlich sein. Also Ski ziehe ich mich an: Skiunterwäsche und darüber noch die guten

wollenen langen Unterhosen. Ob das reicht? Ein zweifelnder Blick auf das Thermometer am Küchenfenster: minus 12° Celsius. Na gut, das schaffen wir schon! Nun noch die gute Arbeitshose eines namenhaften Berufsbekleiders dazu und zwei, nein, besser drei Paar Socken. Fünf Jacken und drei Minuten später geht es raus in die eisige Kälte. Der Nachbar muss auch gerade los, sieht mich und schlägt mir beinahe die Haustür vor der Nase zu, was nur ein bestimmtes „Guten Morgen“ meinerseits verhindern kann! Das passiert mir nun nicht zum ersten Mal, dass ich in den derben Sachen und den schweren Schuhen scheinbar nicht mehr als menschliches Wesen, geschweige denn als Frau wahrgenommen werde. Tür aufhalten? Pustekuchen! Auf der Arbeit angekommen drückt mir mein Vorarbeiter, nennen wir ihn


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Jonny, eine Schneeschaufel in die Hand. Freudig mache ich mich ans Werk, denn beim Schneeschieben wird es einem meistens warm. Die Freude hält an, bis mir Jonny sagt, dass das Ganze nicht schön, sondern funktionell sein soll. Im Klartext: „Schaff mal ein wenig schneller, wir wollen dann los!“. Also ich rein in den Weinbergsbus und rausgefahren. Welch ein Glück, dass ich beim Schneeschieben mal wieder so viel langsamer war als meine männlichen Mitstreiter, denn jetzt wird es langsam hell. Die Sonnenaufgänge im Weinberg sind etwas Wunderbares. Es ist sehr still, das Gewusel im Tal ist ganz weit weg, weil die Landschaft um uns herum sich am Morgen deutlich mehr Zeit lässt, als ihre Talbewohner. Dort unten ist noch Nebel. Bei uns löst die Sonne ihn zuerst auf. Heute wird „Drahtanlage gemacht“. Die Drahtgerüste, an denen sich unsere Reben hochhangeln, müssen regelmäßig in Schuss gehalten werden. Das bedeutet, dass kaputte Drähte geflickt und fehlende Nägel ersetzt werden müssen. Weil meine kleinen zarten Frauenhände die Beißzange kaum umfassen, bin ich mal wieder recht langsam. Manchmal deprimiert mich das, aber heute ist es mir egal. Der Sonnenaufgang entschädigt mich.

Nach der Frühstückspause mit Wurstbrot und Birne kommen die ersten Jogger vorbei. Hauptsächlich sind es Frauen. Anfangs fand ich das folgende Phänomen lustig, später nervig, mittlerweile ist es ganz normal und in Fleisch und Blut übergegangen: Sobald sich ein weibliches Wesen schwungvoll joggend nähert, scheinen alle Arbeiten nur noch in Zeitlupe abzulaufen. Die Köpfe der kompletten Belegschaft drehen sich wie magisch angezogen zum Weg hinunter und mehrere Augenpaare verfolgen das teilweise verunsicherte, teilweise sichtbar bestätigte Objekt. Danach folgt je nach allgemeiner Stimmung ein bestätigendes Grunzen oder ein großes Hallo! Vor allem Jonny ist da ganz groß, aber da bellende Hunde nicht beißen, grinse ich nur in mich hinein. Meine mittlerweile sehr gelehrige männliche Seite hat das Girl auch abgecheckt. Die Winzerin in mir will in solchen Momenten „ihren“ Jungs nur über den Kopf wuscheln, zumindest an solch einem positiven – Sonnenaufgang geprägten – Morgen wie heute. An regenreichen Tagen schlägt das, der allgemeinen Depression geschuldet, schon mal in Mordgedanken um. Denn Tatsache ist, dass ich selbst im Sommer, wenn ich sehr leicht bekleidet neben meinen Kollegen stehe, nicht von ihnen als Frau wahrgenommen werde! Am Anfang war mir das egal, da war

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ich noch stolz, eine Frau zu sein, die sich in einem von Männern dominierten Berufsfeld durchschlägt. Aber irgendwann wird man doch leicht eifersüchtig. Eines Tages habe ich mir den Spaß gegönnt, selbst in pink-schwarzen engen Sportsachen an den Weinbergen vorbei zu joggen. Es war herrlich, wie das Altbekannte seinen Ablauf nahm bis es auf einmal von einem schockierten Erkennen unterbrochen wurde. Irritierte Blicke zwischen meine Männern und ein etwas mutloses „Servus“. Seither hatte ich das Gefühl, dass mir von meinen Kollegen viel eher mal beim Tragen schwerer Weinkisten oder beim Sägen von Hölzern geholfen wurde! Herrlich. In jungen und patriotischeren Tagen hätte ich die Hilfe nie gewollt. Lange Zeit habe ich alles darangesetzt, genauso leistungsstark wie meine Männer zu werden. Hat nicht geklappt. Mittlerweile nehm ich das mit Humor und genieße es, wenn sie mir unter die Arme greifen. Im Winzerberuf reift man dann gezwungenermaßen recht schnell. Als es Mittag ist, ruft der Chef an: „Komm rein, ich brauch Dich im Keller!“.

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Was sich da meine zu Eis erstarrten Füße freuen, glaubt ihr mir gar nicht. Also rein in die Gummistiefel und hinab in die Tiefen. Puccini läuft schon und der Filter auch. Der Wein wird über Schichten aus

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Zellulose von den Resten an Hefe getrennt, die da eventuell noch drin herumschwimmen. Der Filter tropft – mal wieder. Ich habe es noch nie geschafft, diesen Filter dicht zu bekommen. Anna Netrebko motiviert mich noch mal mit viel Kraft etwas an den Schrauben zu stellen, was den monoton tropfenden Filter nur wenig beeindruckt. Kann man nichts machen. Sobald die Filtration durch ist, muss ich rein in den Tank und die Hefe am Grund rausschaufeln. Darin rutscht man dann schon mal aus und landet … in der Hefe. Und gerade in diesem Augenblick klingelt das Telefon. Ich mag die Kellerarbeiten. Im Winter ist es deutlich wärmer als im Weinberg, es riecht gut nach dem schönsten Getränk der Welt und man kann sich so herrlich mit Hefe eindrecken. Nebenbei schallen italienische Opernarien durch den Keller, die eifrig und mit unbekannten Texten komplett falsch mitgesungen werden, da man sich ja allein und unbeobachtet glaubt. Schön ist es, wenn auf einmal ein verirrter Weinkunde seinen Kopf durch die Luke steckt,– weil er „den Chef sucht“. Der Chef ist natürlich nicht da, aber da auf meinem Aufgabenzettel stand, ich solle mal zwischendurch nach den Kartoffeln sehen, folge ich dem belustigten Kunde die Treppe nach oben in die Vinothek. „Was darf es denn sein, bitte sehr, dankesehr, vielen Dank für ih-


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ren Besuch, eine gute Woche noch und Grüße an den Chef, aber natürlich, gerne, da wird er sich aber freuen, bis zum nächsten Mal.“ Die Kartoffeln sind schon weich! Gegen Abend eröffnet mir mein lieber Vorgesetzter, dass nachher noch eine Gruppe von dreißig Personen zur Weinprobe kommt. Ob ich denn gute Sachen dabei hätte? Natürlich nicht! Ich fahre schnell heim, dusche und werfe mich in Schale, denn immerhin soll ich etwas sehr Elegantes und Schönes repräsentieren. Die Weinprobe mit dreißig Personen erledige ich fast mit Routine. Ich habe das schon häufiger gemacht. Aber wirkliche Routine kann einfach nicht aufkommen. Wein, das ist meine wahre Liebe. Die Gäste bekommen das auch zu spüren. Mitunter sind sie anfangs von meinem Enthusiasmus etwas erschreckt, aber in den meisten Fällen lassen sie sich gerne anstecken. Ich erzähle viel. Etwas über die Produktion im Weinberg, die Ausbaumöglichkeiten im Keller und natürlich auch der Vermarktung. Mein Professor in der Uni sagt immer, der moderne Winzer sei auch hundert Prozent Betriebswirt, was sich vor allem an solchen Abenden zeigt. Aber der Wein, der wird im Weinberg gemacht! Im Keller können wir die Traubenqualität nur erhalten oder verlieren, jedoch keine Wunder vollbringen.

Jetzt bin ich Frau pur: Lache, schwärme, genieße! Wenn am Ende diesen Tages auch nur einer der oft komplett uninformierten Kunden etwas von meiner Leidenschaft mitnehmen kann, dann habe ich mein Soll erfüllt. Wein machen kostet Kraft, beim Weinmachen ist es oft zu warm oder zu kalt, Wein machen hat schon weh getan und ist nicht gerade in jedem Moment sexy. Aber Wein ist Leidenschaft. Am Ende der abendlichen Weinprobe hat mir ein Kunde die Tür aufgehalten und ich habe Blumen bekommen – Gerbera. Der Abend endet am heimischen Küchentisch mit „La Bohème“ und Silvanersekt. Na, wenn Wein mal nicht weiblich ist!

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Der Wein und Design ist einfach überall und hat auch die Weinwelt schon vor langer Zeit erobert. Die Gestaltung von Weinetiketten ist immer wieder verschiedensten Schulen und Trends unterworfen. Die besten Ideen werden enthusiastisch auf den renommiertesten Design-Plattformen und Blogs der Welt präsentiert. sisterMAG setzt deshalb beide Komponenten gleichwertig nebeneinander: den Wein oder im heutigen Fall das Hotel hinter dem Wein und das Design-Studio, verantwortlich für das finale Design.

THE DOG & DUCK HOTEL Die Aufgabe für das Design der Flaschen kam vom Hotel „The Dog & Duck Hotel“ – gerade umbenannt und renoviert – in Adelaide/Australien. Der neue Name ist inspiriert von einem englischen Pub im Herzen Kents in einem kleinen Dorf namens Plucks Gutter. Scheinbar widersprüchlich dazu ist das Hotel aufgrund seiner modernen Atmosphäre und Ausrichtung Anlaufpunkt für Einheimische und Besucher im coolen West End der australischen Stadt. Das Dog & Duck Hotel ist unter Pub-Besuchern gut bekannt, sowohl für Arbeitsessen, After-Work-Drinks bis hin zum Ausgehen am Freitagabend. Der Besitzer suchte also nach neuen Weinetiketten für seinen Hauswein, für welchen er lediglich Premium-Weine, Flaschenweine oder im Fass, sucht und diese in die eigenen Flaschen abfüllt. Diese Weine sollen stets die Saison widerspiegeln. Das Design-Studio erdachte die Namen Woof und Quack (für eine rote und weiße Variante), sodass eine starke Verbindung zum Pub-Namen gegeben ist – irgendwie niedlich, einprägsam und in jedem Fall ein Etikett, welches bei den Besuchern ein Lächeln hervorzaubert. Ein wichtiges Detail: die Labels sollten möglichst kosteneffektiv produzierbar sein, v.a. wenn sich der Inhalt oder die Menge der Flaschen plötzlich ändert. si st er M AG

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L T U B K E R E D n a k n a D Vielen

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das Design BLACK SQUID DESIGN Das Ziel des vorliegenden Etikettendesigns war nun, eine wiedererkennbare Markenidentität zu schaffen, die sowohl mondän und kultiviert daherkommt, dabei aber ultimativ simpel, unvergesslich und günstig in der Produktion ist. Die Lösung: Derek und sein Team entwarfen die schmalen, puristischen Etiketten und druckten eine große Menge der Woof- und Quack-Etiketten im Offset. Um den Flaschenhals jedoch findet sich ein unauffälliges, schwarzes Label mit allen Details zum Wein – diese werden auf Bedarf im Digitaldruck hergestellt. Black Squid Design ist eine Firma für Menschen mit Ideen: fünf Menschen, d.h. eine grenzenlose Ideenfülle! „Unsere Philosophie beinhaltet es, innovative Einfälle zu präsentieren, die die Aussage zwar der Menge beibringt, dabei jedoch immer sehr einfach bleibt, stets erkenn- und lesbar. Wir schätzen Outside-the-box-Denker und das Element der Überraschung.“ sagt Managing Director und Gründer, Derek Butler. Nachdem er sein Grafikdesign-Studium im Süden Australiens 1986 abschloss, konnte Derek schnell eine Reputation als Experte für Markenaufbau und Branding aufbauen. Sein Studio ist bekannt für innovative und unerwartete Lösungen, die immer – und das ist wohl der Schlüssel zum Erfolg – Spaß machen beim Gestalten und Betrachten. Black Squad Design hat so nun schon mehrere nationale Wettbewerbe gewinnen können und tauchte mehrmals in internationalen Publikationen auf. Das Team rund um Derek ist sicher, dass zum Branding mehr als nur ein Logo gehört. Vom Name der Firma bis zum Schild an der Toilettentür muss alles bedacht und geplant werden, denn nur so schafft es eine Marke im Gedächtnis zu bleiben und lange zu bestehen.

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u Erklärt in euren eigenen Worten die Idee Eures Unternehmens! Corkbin ist ein mobiles Scrapbook für Weinliebhaber. Die App ist der einfachste Weg, Weinmarken und Weine zu merken und diese mit den Liebsten zu teilen. u Woher kam die Inspiration für diese Idee? Als ich selbst begann, Weine zu entdecken und darüber zu lernen, ertappte ich mich immer wieder dabei, dass ich Photos vom Etikett machte, um sie mir merken zu können. Dabei dachte ich stets: „Dafür müsste es eine App geben!“ u Wie verdient ihr Geld? Das Ziel von Corkbin ist es, Weinkonsumenten untereinander zu verbinden, sodass sie ihre Entdeckungen miteinander teilen. Corkbin will daher durch Weinverkäufe und Merchandising Geld verdienen.

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u Wie finanziert ihr die Firma? Bisher haben wir die Firma durch mein eigenes Geld auf die Beine gestellt.

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u Wer ist Eure Zielgruppe? Wie seht ihr das Marktpotenzial? Unsere Zielgruppe sind jene Konsumenten, die gelegentlich ein Glas Wein trinken, aber eben auch jene Wein-Enthusiasten bis hin zum Connoiseurs. In den Staaten trinken allein 46 Millionen Erwachsene mindestens ein Glas pro Woche. Die Zahl ist sogar noch atemberaubender, wenn wir sie auf einer weltweiten Skala betrachten. u Wo seht ihr euch in fünf Jahren? Als Chef von Corkbin, einer erfolgreichen Firma ;). Zudem möchte ich weiter mit anderen Gründern arbeiten, um deren Visionen zu realisieren. u Wen seht ihr als Hauptkonkurrenten? Socialgrapes und LetsPour sind ebenfalls zwei tolle Wein-Apps, mit welchen man sich einloggen und mit Freunden interagieren kann. u Was habt ihr vorher gemacht? Technisches Produktmanagement in Web Startups, dann Tech-Vertrieb, Business Development und Produktmarketing bei Cisco Systems.


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u In welcher Abteilung habt ihr euren ersten Mitarbeiter eingestellt? Meinen technischen Chef (CTO) – ein brillianter Ingenieur und Gründer. u Wie seid Ihr auf Eure Unternehmensfarben gekommen? Das Lob muss ich an die Leute von Inmite und Tapmates geben, die die erste Entwicklung der App übernahmen. u Wer hat das Firmenlogo gestaltet? Wie lange hat das gedauert? Es war eine externe Kooperation zwischen Inmite und Tapmates. Es hat nur ein paar Wochen gedauert. u Häufigst genutzte Software? Sparrow Mail, Chrome, and vi. u Hauptnahrungsmittel? Vom Chinesen bestelltes Essen. u Warum ist Eure App besonders gut für Frauen? Wegen dem traumhaften Design und der einfachen Benutzbarkeit.

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Nicht fur den Export bestimmt Eine Reise zu dem Wein, den die Winzer im Piemont am liebsten selbst trinken Bald beginnt in Norditalien der Frühling, eine der schönsten Jahreszeiten in diesem wunderbaren Land, insbesondere wenn zuhause die Bürgersteige noch dick vereist sind. In Riva zum Beispiel schlägt schon Anfang März munter die mediterrane Vegetation aus, während in Berlin längst verglühte Silvester-Raketen gemächlich aus dem ewigen Eis auftauen. Bevor wir uns aufmachen an die Gestade des Gardasees, um im Veneto die ersten Sonnenstrahlen zu tanken und frisches Grün aufzunehmen, richten wir für unsere erste Weinreise den Blick auf eine der großen Weinregionen Italiens, das weiter westlich gelegene Piemont.

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Diese Region zeichnet sich aus durch einen phantastischen Alpenblick und eine Vielfalt kulinarischer Genüsse. Die Hauptstadt Turin ist eine der Metropolen für feine Süßigkeiten und Schokoladen. In den benachbarten „Langhe“ („Zungen“), einer anmutigen Landschaft rund um die beiden sehenswerten Städtchen Alba und Asti, gedeihen in Spätherbst und Winter die berühmten weißen Trüffel - und vor allem große Weine wie Barolo und Barbaresco.

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Diese sind in aller Welt in guten Restaurants, im gepflegten Weinhandel und bisweilen auch im Supermarkt vertreten. Alle Qualitätsstufen der Baroli und Barbareschi, egal ob sie 8 Euro oder 400 Euro pro Flasche kosten, eint jedoch die hohe Exportquote. Nicht selten werden 80 Prozent oder mehr von Produzenten oder Händlern aus Italien ausgeführt und schliesslich in den USA, in Japan oder Norwegen genossen. Von jenen Flaschen, die vor Ort im Piemont verbleiben, landen nicht wenige auf den „American Racks“ der Spitzenrestaurants der Gegend. Diese halten in der Regel ein Weinregal für kundige Einheimische zu zivilen Preisen vor - und ein sogenanntes „American Rack“, auf dem große Namen bunte Etiketten zieren - große Weine zu hohen Preisen. Die Piemonteser trinken ihre „Großen Weine“ also offenbar nicht selbst. Dabei sind sie kulinarisch nicht eben zurückhaltend. Die besten weißen Trüffel überlassen sie keineswegs den Weltmärkten. Und wenn man Einheimische in einer der zahlreichen Osterie und Ristoranti beob-


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achtet oder bei ihnen zu Gast ist, steht in der Regel auch eine Flasche Wein auf dem Tisch - gerne auch beim Pranzo, dem ausgedehnten und mehrgängigen Mittagessen. Es handelt sich zumeist um einen leichten Roten mit einer dezenten Veilchen-Note, mässig strukturiert und doch von großer Festigkeit und Spannung, mit wenig Säure und einer angenehmen Bitternote im Abgang. Fragt man den Gastgeber nach dem Inhalt der oft unetikettierten Flasche, lautet die Antwort in der Regel „c´e un Dolcetto!“. Der Name bezeichnet in diesem Falle nicht den Herkunftsort (wie im Falle von Barolo und Barbaresco, die aus ebendiesen Gemarkungen kommen und aus der Nebbiolo Traube gewonnen werden), sondern die Rebsorte. Es handelt sich um eine sogenannte „Autochthona“, eine Rebsorte, die nur in ihrem Herkunftsgebiet (und nicht wie beispielsweise Chardonnay in aller Welt) angebaut wird. Die Piemonteser schätzen ihren Dolcetto als schönen und vielseitig einsetzbaren Essensbegleiter von ungewöhnlicher Bekömmlichkeit. Tatsächlich ist er für einen Rotwein auch in höheren Dosen vergleichsweise gut verträglich - der Autor hat dies selbst ausprobiert. si st er M AG

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Darüber hinaus eignet sich Dolcetto auch zum Brennen einer vorzüglichen Grappa, eines Tresterbrandes aus dem bereits ausgepressten Lesegut. Die Grappa di Dolcetto ist - genau wie der gleichnamige Wein - unaffektiert und rein im Geschmack. Während aus manchem Supertoskaner oder Barolo eine ölige Flüssigkeit destilliert wird, die nach mehrjährigem Aufenthalt in neuen französischen Eichenholzfässern gelb im Glase steht und schmeckt wie eine Kreuzung aus Amaretto und Cognac, hat sich die Grappa di Dolcetto eine ursprüngliche Eigenständigkeit bewahrt und erfreut mit kristallener Klarheit, Schärfe und Noten von Kleister bis Mandel, vervollkommnet durch leichte Anklänge an rote Beeren. Ein Genuß für echte Grappatrinker! Glücklicherweise sind einige DolcettoWeine doch auch außerhalb des Piemont zu bekommen. Ein besonders guter ist der Dolcetto von Roberto Voerzio aus La Morra in der Nähe von Alba. Roberto ist ein Qualitätsfanatiker und strenger Verfechter der Ertragsreduzierung. Das heißt, er beschneidet insgesamt drei Mal pro Jahr seine Rebstöcke, so daß die Kraft des Terroirs sich in den wenigen verbliebenen Beeren konzentriert. Im


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Rahmen der letzten Reduktion landen auf diese Weise fast reife Trauben, zuvor monatelang gehegt und gepflegt, auf dem Boden und vergehen - ein schrecklicher Anblick, für die Ausprägung des Geschmacks bei der Weinwerdung aber unbestritten sinnvoll. Am Ende wird die Lese von vier Rebstöcken benötigt, um eine Flasche Barolo zu füllen. Dieser verfügt über eine schier unglaubliche Dichte, kostet circa 150 Euro - und geht natürlich ins Ausland. Für seinen Dolcetto dünnt Roberto nicht ganz so rigoros aus, das Ergebnis ist aber trotzdem großartig und sicher eines der besten Beispiele für diese Rebsorte. Schließlich trinkt er ihn ja selbst! Dolcetto von Roberto Voerzio kann über verschiedene Weinshops im Internet für 15 bis 19 Euro frei Haus bezogen werden. Alternativ ist auch der (preisgünstigere) Dolcetto aus dem Hause Dimilani empfehlenswert. Und natürlich schmecken beide auch im Frühling am Gardasee.

Salute e buon viaggio!

ausgewählt von Monika Abraham

Wein

VINOCAMP DTL vinocamp-deutchland.net #vcd12

Gerade auf eine eigene Domain umgezogen, präsentiert sich vinocamp als ein meinungsprägender Weinblog in Deutschland. Das reale Camp findet am 17.03.2012 in Geisenheim (Campus) statt.

WÜRTZ WEIN wuertz-wein.de @Wuertz

Mit einem gewissen Witz und viel Wissen schreibt Dirk Würtz auf seinem Blog rund um Wein, die Online-Welt und interessante Aktivitäten. Wiederholt darauf angespro2011? chen, äußert sich der Autor zum Vergleich der 2011er mit 1811 und 1911. Interessant auch die angedeutete Weintour durch Pfalz, Rheinhessen und Rheingau! (http://bit.ly/yTmqbJ)

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Fitness


uErkläre in eigenen Worten die Idee Eures Unternehmens! NiceOne entwickelt spezielle Nahrungsergänzung für Surfer, Mountain-Biker, Skater, Climber, Ski- und Snowboarder. Oft werden diese Sportarten als „Funsport“ verkannt und es wird vergessen, dass gerade hier die Athleten bei jeder Session an ihre Leistungsgrenze gehen – körperlich und geistig. Selbst Freizeitsportler bewegen sich häufig auf Leistungssport-Niveau, ohne es zu wissen. Fast alle reisen in fremde Länder, legen dabei viele Kilometer zurück und finden sich in anderen Zeit- und Klimazonen wieder. Das schlaucht den Organismus zusätzlich. NiceOne analysiert die Bedürfnisse und entwickelt spezielle Präparate, um dem Körper das zu geben, was er in Zeiten hoher Belastung an Mehr benötigt. In dieser Nische gibt es noch keinen Anbieter der zufriedenstellend die Sportler unterstützt. Häufig muss man sich aus anderen Branchen bedienen, zum Beispiel aus dem Body-Building-Bereich. Man ist angesi st er M AG

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wiesen auf verschiedenste Einzelsubstanzen, die man selbst sinnvoll zusammenstellen muss. Dazu braucht man jedoch ein wenig Verständnis von der Physiologie des Körpers. Wir nehmen den Adrenalinsportlern die Arbeit ab und dieser hat mehr Spaß in den Bergen oder auf dem Wasser.

u Woher kam die Inspiration für die Idee? Nach drei Jahren als Anästhesist in einer Klinik nahm ich mir eine Auszeit und reiste zum Surfen nach Spanien, Australien und Indonesien. Lange Flüge, andere Zeitzonen, tropisches Klima, ungewohntes Essen und das viele Paddeln zerrten an meinen Kräften. Ich wurde schnell anfällig für Krankheiten und fühlte mich häufig nicht richtig fit. Als Mediziner hab ich mich


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lMS – G IL W . F N A J t te r o tw n a Es

Zurück in München habe ich mich dann mit einer befreundeten Biologin zusammengesetzt und wir haben NiceOne entwickelt. Die Inhaltsstoffe sind so dosiert, dass der Körper sie optimal aufnehmen und verwerten kann. Zudem enthält NiceOne keine unnötig hohen Konzentrationen einzelner Substanzen, die dem Organismus nichts bringen.

gefragt, wie ich mit Substanzen wie Mineralstoffen oder Vitaminen gegensteuern kann. Schnell hatte ich eine ganze Tüte voller Präparate bei mir im Zimmer, benötigte aber eigentlich von jedem Wirkstoff nur ein bisschen und nicht immer gleich eine ganze Kapsel.

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u Nahrungsergänzungsmittel werden auch immer wieder kritisch hinterfragt. Inwiefern besteht eigentlich Notwendigkeit für Euer Produkt? Kann man das gleiche Ergebnis auch durch gesunde Ernährung erreichen? Als Schulmediziner bin ich gegenüber Nahrungsergänzung auch sehr kritisch eingestellt. Ich bin auf der Seite der aktuellen Studienlage: Bestehen keine besonderen Umstände, dann reicht eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung vollkommen aus, um den Körper optimal zu versorgen. Es gibt jedoch Situationen, in denen eine gezielte Extra-Versorgung sinnvoll ist. Das gilt für schwangere Frauen, für bestimmte Erkrankungen und definitiv für Sportler, die körperlich

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und geistig an ihre Leistungsgrenze gehen. Neues, innovatives Equipment und der persönliche Ehrgeiz führen dazu, dass selbst Freizeitsportler sich häufig unbewusst auf dem Niveau von Leistungssportlern bewegen. Die Ernährung wird jedoch nicht angepasst. Dass ist auch sehr schwer: Profis haben dafür spezielle Ernährungsberater – trotz der angepassten Ernährung wird zusätzlich eine gezielte Nahrungsergänzung eingenommen. Hinzu kommt, dass in vielen Ländern das Angebot an Nahrung sehr einseitig ist. So wird es beinahe unmöglich, die eigenen Bedürfnisse an Nährstoffen zu decken.

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u Worauf achtet ihr bei den Bestandteilen in Euren Produkten? Aufgrund unserer wissenschaftlichen Hintergründe haben wir einen sehr hohen Anspruch. Wir recherchieren die aktuelle Studienlage zu unseren Inhaltsstoffen genau, immer mit dem Bezug zum Sport. Es ist uns wichtig, nicht nur die richtigen Wirkstoffe zusammenzustellen, sondern auch sinnvolle Konzentrationen zu finden, die der Körper auch aufnehmen und verwerten kann. Daher beinhalten alle NiceOne Präparate eine Kombinati-

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on an Stoffen und Stoffgruppen. Einzelsubstanzen in hoher Konzentration ergeben einfach keinen Sinn. Wir versuchen der Komplexität des Körpers gerecht zu werden. Natürlich vermeiden wir Zusatzstoffe, wie zum Beispiel Farbstoffe oder ähnliches. Sogar Gelatine vermeiden wir durch unsere pflanzliche Kapselhülle. Insgesamt sind wir da sehr penibel, was sich aber auch auszahlt. Das beginnt bei der Rezepturentwicklung, aber auch der Lohnhersteller wird sorgfältig ausgesucht und unter die Lupe genommen. u Wo werden sie hergestellt? Wir haben einen sehr guten Lohnhersteller in der Nähe von Regensburg gefunden. Das ist ein ziemliches Glück, denn zur Not kann man in 2 Stunden beim Hersteller sein. So kann man auch mal Fragen vor Ort klären. Dazu kommt, dass in Deutschland der Qualitätsstandard sehr hoch ist. u Wie verifiziert ist die Wirkung Eurer Produkte? Die Inhaltsstoffe unserer Präparate basieren auf Studien, die einen positiven Effekt bei hoher Belastung belegen. Natürlich konnten wir für unsere speziellen Zusammenstellungen in dieser


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kurzen Zeit noch keine eigenen Studien durchführen. Im Moment hören wir auf unsere Sportler, die wir unterstützen. Da sind viele Profis, aber auch Freizeitsportler dabei, die ihren Körper gut kennen. Das positive Feedback seit mehr als einem Jahr zeigt uns, dass unsere Präparate etwas bewirken und die Sportler weiterbringt. Aber es gibt schon Pläne, eigene kleine Studien durchzuführen. Da gehört jedoch eine ganze Menge Vorbereitung dazu. u Wie verdient ihr Geld? Wie finanziert ihr euch? Bis man von einem neugegründeten Unternehmen, welches Produkte herstellt, leben kann – das dauert leider. Zum Glück habe ich durch meine Klinikzeit ein wenig Erspartes. Mit NiceOne haben wir einen staatlichen Kredit bewilligt bekommen, der einen niedrigen Zinssatz aufweist. Dazu haben

wir noch private Mittel aufgebracht. Wir sind stolz, dass wir so weit gekommen sind, ohne z.B. auf Business Angel zurückzugreifen. Das kostet nämlich gleich Anteile und Mitredner. Der große Vorteil liegt darin, dass wir die Produkte selbst entwickeln. u Wo seht ihr euch in 5 Jahren? Wir haben noch viele Ideen und hoffen, dass wir dann immer noch Sportler unterstützen können. Diese Sportarten werden weiter wachsen und wenn wir dabei helfen können, dass alle mehr Spaß haben und die Gesundheit nicht an der Ernährung scheitert, dann sind wir zufrieden. u Wer sind Eure Konkurrenten? Was macht Euer Produkt dagegen einzigartig oder besser? Es ist schwer, direkte Konkurrenten zu benennen. Bisher ist es ja so, dass die Sportler ihre Nahrungsergänzung über Apotheken, Drogerien oder Supermärkte beziehen. Das sind jedoch Produkte für die Allgemeinheit. Wenn mal „Sport“ draufsteht, dann bekommt man ein Wirrwarr aus Vitaminen und Mineralstoffen. Oder man trinkt einen Eiweiß-Shake nach dem Sport. Wir kombinieren die Wirkstoffe sinnvoll und angepasst an die Zielsetzung,

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dass der Adrenalinsportler bei dem Händler seines Vertrauens gleich seine Gesundheit mit einkaufen kann. uu In welcher Abteilung habt ihr euren ersten Mitarbeiter eingestellt? So richtig festangestellt haben wir eigentlich noch niemanden. Wir arbeiten mit Freunden und Bekannten zusammen. Das sind meist Selbständige, die neben uns noch weitere Kunden haben. Aber es sind Freunde und sie sind mit ganzem Herzen dabei. Man kann sagen, dass täglich 3 bis 4 Personen mit NiceOne beschäftigt sind. uu Wie kam der Name zustande? Den Namen habe ich einem guten Freund zu verdanken. Der ist Filmer und ein ziemlich kreativer Kopf. NiceOne hat einen Bezug zum Sport, da es ein Ausruf ist, wenn jemand einen schwierigen Trick steht. Wir hatten in der Auswahl auch ein paar medizinischere Namen, aber das gefiel uns nicht so richtig und passt auch nicht zu den Sportarten. Die Präparate sollen ja vom Inhalt seriös sein und nicht vom Namen.

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uu Wie seid Ihr auf Eure Unternehmensfarben gekommen? Wir wussten, dass wir mehrere Ideen

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für Präparate im Kopf haben. Und immer das gleiche Logo auf jeder Verpackung mit einem anderen Namen ist nicht spannend. Die Designerin hat das unglaublich umgesetzt. Es gibt ein Zentrallogo, aus dem man aber unendlich viele Einzellogos herausfiltern kann, ohne den Wiedererkennungseffekt zu verlieren. Gedankt wurde es Ihr gerade mit einer hohen Auszeichnung: Das Logo bzw. die CI hat einen Award beim Type of Directors Club (tdc) in NewYork gewonnen. uu Häufigst genutzte Software? Oje, da müsst ihr die Designerin fragen. Ich vermute aber InDesign. Bei mir eher Excel und Mail. uu Hauptnahrungsmittel in der Startup-Phase? Ehrlich gesagt: Sehr ungesund. Gerettet hat uns nur der Sport zum Ausgleich.


von SANDRA WOLFF

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ZUMBA

Übertrieben bunter Hype oder effektives Tanz-Fitness-Programm? WIE IST ZUMBA ENTSTANDEN? In Cali, einer heißen Stadt im Südwesten Kolumbiens, beginnt Anfang der 1990er Jahre der Legende nach die Erfolgsgeschichte eines quasi-neuen und aktuell außerordentlich gehypten FitnessTrends mit dem klangvollen Namen Zumba: Ein junger Tänzer, Choreograf und Fitness-Trainer, der von allen nur Beto genannt wird, steht kurz vor Beginn seiner Aerobic-Stunde. Plötzlich bemerkt er, dass er die dafür vorgesehene Musik vergessen hat. Er läuft kurzerhand in sein Auto, schnappt sich seine Lieblingskassetten und eilt zurück zu seinen Kursteilnehmern. Traditionelle, lateinamerikanische Rhythmen wie Salsa oder Merengue erklingen aus den Boxen. Beto muss improvisieren, denn anders als gewöhnlich, verbietet die Musik das sture Zählen der Takte. Er animiert seine Teilnehmer, sich voll und ganz auf die Musik zu konzentrieren und dieser mit sich wiederholenden Bewegungen zu folgen. Cali ist begeistert, Kolumbien ist begeistert. Die USA – das Mutterland der Fitness-Bewegung – wird es bald sein. In einem Land, in dem das Märchen vom Teller-

wäscher zum Millionär kein Märchen zu sein scheint, gründete Beto im Jahr 2001 das Unternehmen Zumba Fitness. Seither erobert dieser Trend sprichwörtlich die ganze Welt und bedient vor allem jedwede vorstellbare Form der Kommerzialisierung. WIE SIEHT DIE ZUMBA-WELT AUS? Zu Beginn der Zumba-Erfolgsstory sorgten lediglich DVDs und Infowerbung für erstes Interesse. Doch schnell wurde eine Zumba Academy gegründet um zukünftige Trainer auszubilden und somit die stetig wachsende Nachfrage nicht nur zu befriedigen, sondern auch zu forcieren. Die Zumba-Expansion im großen Stil nahm ihren Lauf. Mittlerweile gibt es einen riesigen Fundus an Merchandising-Artikeln. Shirts, Cargo-Pants, Taschen oder Mützen sind dabei typischerweise die knallbunten Neonfarben und die unzähligen Bänder gemein. Daneben gibt es ebenso ein Videospiel oder ein eigenes Zumba-Magazin. Den jüngsten Marketing-Clou landete Beto, indem er den haitianischen Musiker Wyclef Jean für den gemeinsamen Song „La Historia“ gewinnen konnte.

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h. Bild: zumba.com

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WARUM DER ERFOLG? Was aber ist nun der Grund für den unvergleichlichen Erfolg dieses Tanz-Fitness-Programms? Das selbst gesetzte Credo „Easy to follow“ ist gewiss ein entscheidendes Kriterium. Eine Zumba Stunde ist sehr simpel aufgebaut. Typischerweise besteht diese aus einer Reihe speziell komponierter Songs unterschiedlicher Genres. Neben klassischen lateinamerikanischen Stilrichtungen wie zum Beispiel Salsa, Merengue, Cumbia, Samba, Flamenco oder Reggaeton finden ebenso Einflüsse aus dem Bauchtanz, Hip-Hop und sogar irischen Stepptanz à la „Lord of the Dance“ ihre Verwendung. Im Gegensatz zu professionellen Tanz-Choreografien, die eine Vielzahl an Schritt- und Armkombinationen artifiziell vereinen, besteht ein einzelner Zumba-Song aus unterschiedsi st er M AG

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lichen Abschnitten, die leicht zu identifizieren sind. Entsprechend werden die Grundschritte des jeweiligen Stils durch Tanz- und Aerobic-Elemente ergänzt. Hindert einen die anfänglich kontinentaleuropäische Skepsis und Zurückhaltung noch daran, einfach mal Spaß zu haben, sind es oft die extrem gut gelaunten und aufgedrehten Zumba-Trainer, die jedes noch so tief versteckte lateinamerikanische Feuer der Teilnehmer wecken. Die eigene Komfortzone wird überwunden und plötzlich schwingt man die Hüften und wackelt mit dem Hinterteil als ob es keinen Morgen mehr gäbe. Die Herzfrequenz erhöht sich und die ersten Schweißperlen tropfen von der Stirn. Die Sorge, dass Zumba ein kurzweiliger und schlicht übertriebener Tanz-Trend ist, weicht schnell der Erkenntnis, dass es sich bei Zumba zwar nicht um DAS


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Tanz-Fitness-Programm schlechthin, aber zumindest um ein sehr abwechslungsreiches und animierendes Workoutprogramm handelt.

WIE SIEHT DIE ZUKUNFT VON ZUMBA AUS? Zumba wird mittlerweile in 125 Ländern auf dieser Erde angeboten. Mehr und mehr Zumba-Trainer organisieren eigene Zumba-Parties. Zusätzlich zu den normalen Zumba-Kursen gibt es Weiterentwicklungen wie zum Beispiel Aqua Zumba, ein wasserbasiertes Zumba-Workout, oder auch Zumbatonic, das speziell für Kinder konzipiert wurde und sich vor allem urbaner Tanzstile bedient. Das Unternehmen befindet sich momentan noch immer auf einem Wachstumskurs. Doch die Gesetze des Marktes wird selbst die Zumba-Magie nicht verhindern können. Daher ist es spannend, wie Beto und seine Partner in Zukunft agieren werden. Erst danach ist eindeutig feststellbar, ob es sich bei Zumba lediglich um einen Hype oder um ein nachhaltiges neues Fitness-Konzept handelt.

Sports BURTON GIRLS burtongirls.com/

Die Beschreibung des „Burton Girls“ ist fesselnd und lässt sofort den Wunsch aufkommen, selbst zu diesem Kreis zu gehören: Die Burtonista ist halb Fashionista, halb Life Coach, halb SnowboardEnthusiast. Die Seite featured Frauen, die durch ihre Persönlichkeit und Aktivitäten faszinieren: Profifotografinnen, Autorinnen, Schriftstellerinnen, Models, Schauspielerinnen. Sie geben Ratschläge, teilen ihre Geschichten und erzählen ihre Erlebnisse. So schön! Das Webdesign! Die Seite findet die richtige Balance zwischen cool und niedlich, grungy und farbenfroh!

MALWITZ SURFBOARDS malwitzsurfboards.com/blog

Auf Malwitz Custom Surfboards kann man die Entstehung der asymmetrisch individuellen Surfboards aus Philadelphia mitverfolgen. Interessant und wunderschön anzusehen.

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Das DIY-Experten-Vorwort

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Lange haben meine Töchter und ich über die Inhalte der ersten Ausgabe des sisterMAGs diskutiert. Sollten wir beispielsweise die Designer nennen, die uns zu unserer Modestrecke inspirierten? Sollten wir überhaupt Schnitte anbieten oder reihen wir uns damit nur in die vielen Publikationen ein? Einige meiner Gedanken möchte ich heute mit Euch teilen. Viele Frauen sind handwerklich begabt, die Lust am Selbermachen kann man in zunehmendem Maße an den zahlreichen Blogs, Strickzeitschriften, Handarbeitszeitschriften und Nähjournalen erkennen. Die Begabung und der Wille ist da, es fehlt oft nur der kleine Hinweis oder Kniff, der aus einem Naja-Produkt à la „Ich-bin-ganz-zufrieden“ ein einzigartiges Wow-Ergebnis macht. Werbekampagnen und Hochglanzzeitschriften offerieren uns allmonatlich die schicksten Produkte der Designer und großen Modelabels. Oft jedoch bleibt es beim Träumen von solch einer z.B. außergewöhnlichen Prada-Jacke. Die Anschaffung derjenigen würde wohl von den meisten Menschen das gesamte Urlaubsbudget aufzehren. Die Entscheidung mit der Fa-

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milie zwei tolle Wochen zu verbringen oder eben die Traumjacke zu erstehen, fällt da wohl jeder Frau leicht. Nichtdestotrotz bleibt ein kleines Sehnen. Was soll mich eigentlich davon abhalten mein Talent zu nutzen und meine eigene Traumjacke zu kreieren? Perlenstickerei, Strasssteine, Blumen zum Aufnähen, Satinpaspeln – alles ist zu haben! Nur zusammensetzen muss man es selbst. Eine Anleitung mit Schnitt und ich kann meiner Fantasie freien Lauf lassen. Prada wird es verschmerzen können. Ist euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass von den ganz tollen Laufsteg-Modellen die wenigsten auf der Straße zu sehen sind. Schade eigentlich. Seit vielen Jahren verfolge ich die Mode und bin immer wieder überrascht, welch schicke Teile halbjährlich über die Laufstege geschickt werden. Vieles vergisst man sofort wieder, andere sind so schön, dass ich sie gern selbst hätte. Die Kleider, Jacken, Mäntel, Röcke, Blusen, Hosen nähe ich dann selbst. Die Freude über ein gelungenes Teil ist riesengroß. Schon der Prozess des Stoffoder Wolle-Suchens, Schnitt-Erstellens und manchmal auch die besondere


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von EVA NEUBAUER

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Nähleistung (obwohl ich schon seit 30 Jahren nähe, schaue ich immer noch manchmal in eine alte Zeitschrift oder ein Nähbuch) birgt soviel Befriedigung in sich. Sieht man das fertige Produkt und rechnet im Nachhinein zusammen, was man gerade gespart hat, ist das Glücksgefühl noch größer. Einen Haken hat die ganze Sache dennoch. Wir Frauen neigen im Allgemeinen dazu, unsere Zeit, die wir investieren, als nicht besonders wertvoll zu empfinden. Tausend tägliche Handgriffe, die ganz nebenbei

geschehen, gehen unter und fallen erst auf, wenn sie nicht gemacht werden. So muss man den handwerklichen Prozess planen und diese Zeit als wirklich wertvoll erkennen. Das alte Sprichwort „Handwerk hat goldenen Boden“ würde ich gern für uns abwandeln: „Handwerk macht glücklich“ und manchmal auch ein wenig reicher. P.S. Als Aussicht auf die nächste Ausgabe im Bereich DIY denken wir über die Einbeziehung der Kinder nach. Wir malen und stempeln einen Rock für Mama!

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uu Erkläre in euren eigenen Worten die Idee Eures Unternehmens! Für MyOma stricken ca. 30 fränkische Omas nach Kundenauftrag. Das heißt, wenn ein Strickprodukt bestellt wird, rufen wir eine Oma an, die es dann innerhalb einer Woche in liebevoller Handarbeit strickt. Außerdem kann der Kunde auch „seine“ Strickoma besser kennenlernen. Jede Oma wird mit Foto und Steckbrief auf der Internetseite vorgestellt. Öffnet der Kunde dann sein MyOma-Paket findet er zusätzlich eine Autogrammkarte mit handgeschriebenem Gruß der Oma. Mit MyOma möchten wir die ältere Generation unterstützen und ihnen eine Aufgabe geben, die Spaß macht und gleichzeitig die Rente aufbessert, indem wir angesagte, hochwertige Produkte verkaufen.

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uu Was sind die Inspirationen für die Idee gewesen? Die Inspiration dazu kam mir vor einem guten Jahr im Urlaub, als ich einen Beitrag über strickende Omas gesehen habe, die sich mit viel Liebe und

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Leidenschaft ihrem Hobby gewidmet haben. Ich dachte mir, dass ältere Menschen so viel Wissen und Know-how haben, das leider viel zu wenig genutzt wird - und das, obwohl diese Generation viel Zeit hat. Der Gedanke, das Können der älteren Generation mit der Herstellung von modernen und angesagten Produkten zu verknüpfen, hat mich unglaublich fasziniert. Nachdem Freunde und Familie die Idee auch alle toll fanden, haben wir den Schritt gewagt und die Lieblingsoma GmbH mit der Webseite MyOma.de gegründet. uu Wie verdient ihr Geld? Wie finanziert ihr euch? Wir sind eigenfinanziert. uu Wen seht ihr als Eure Zielgruppe? Wie hoch seht ihr Euer Marktpotenzial? Unsere Zielpersonen sind sicherlich Menschen, die auf Qualität achten und sich auch mal ein individuelles Stück leisten möchten und können. Ich glaube, dass unsere Käufer außerdem sozial eingestellt sind und es gut finden mit dem Kauf einer Mütze auch eine


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Deutschland beschäftigen können. Außerdem möchten wir unsere Produktpalette erweitern und noch mehr unterschiedliche Handarbeiten anbieten.

Oma zu unterstützen. Ich schätze das Marktpotenzial hoch ein, da der Trend immer mehr Richtung fair-trade und Nachhaltigkeit geht. Ich denke, dass es mittlerweile immer mehr Menschen satt haben, billige, minderwertige Ware aus Billiglohnländern zu kaufen. Außerdem wird künftig in meinen Augen Individualisierung eine immer größere Rolle spielen, also die Möglichkeit sich seine Produkte selbst gestalten zu können. uu Wo seht ihr euch in 5 Jahren? Wir hoffen, dass MyOma wächst und wir noch viele weitere Omas aus ganz

uu Wer sind Eure Konkurrenten? Ich finde das kann man so nicht sagen, da es sich hier um ein soziales Projekt handelt. Ich finde jedes Unternehmen toll, das die ältere Generation in die Gesellschaft einbindet und ihnen eine Aufgabe gibt, die Spaß macht. Ich hoffe eher, dass vielleicht MyOma ein kleiner Denkanstoß für andere Menschen oder Unternehmen ist, ähnliche Projekte ins Leben zu rufen. Von daher würde ich vergleichbare Konzepte nicht als Konkurrenz empfinden, sondern mich darüber freuen. uu Was habt ihr vorher gemacht? Ich habe früher Vollzeit bei der PRAgentur meines Bruders gearbeitet. Mittlerweile arbeite ich für factum nur noch teilweise. MyOma ist schon sehr arbeitsintensiv. Die anderen beiden Gründer sind nach wie vor in ihren Jobs.

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uu In welcher Abteilung habt ihr euren ersten Mitarbeiter eingestellt? MyOma ist ja erst seit Oktober online. Ich habe noch eine Praktikantin, die mich unterstützt.

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uu Wie seid Ihr auf Eure Unternehmensfarben gekommen? Die Farbe Rot hat uns einfach gefallen und fällt auf. uu Wer hat das Unternehmenslogo gestaltet – extern oder intern? Wie lang hat es gedauert? Ein befreundeter Grafiker hat uns das Logo sowie das ganze Layout der Webseite entwickelt. Der Vorschlag mit den überkreuzten Stricknadeln war einer der ersten Ideen und hat uns sofort begeistert. Was anderes kam für uns dann gar nicht mehr in Frage. uu Häufigst genutzte Software? Unser Admin-Tool uu Kennt ihr mittlerweile alle Lebensgeschichten Eurer Omas? Auf alle Fälle sehr viele. Wir haben zu jeder einzelnen Oma persönlichen Kontakt und auch ein sehr gutes Verhältnis. Da bekommt man schon sehr viel mit und es wird uns auch viel aus deren Leben erzählt. uu Wie rekrutiert ihr die Omas? Unsere 30 Omas haben wir über Anzeigen in kostenlosen Wochenblättern gefunden. Pro Anzeige haben sich ca. 25 si st er M AG

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Omas gemeldet, die wir dann zu einer Infoveranstaltung bei Kaffee und Kuchen eingeladen haben und dort über das Projekt berichteten. Die Omas fanden eigentlich alle die Idee toll und wollten mitmachen. Mittlerweile haben wir erst einmal genügend Omas. Jedoch melden sich bei uns sehr viele ältere Damen, die auch gerne für MyOma stricken möchten. Daran merke ich, wie sehr der Wunsch von der älteren Generation da ist, im Alter noch eine sinnvolle Beschäftigung zu bekommen. uu Was bedeutet es für die Omas, wenn wir einen Schal kaufen? In erster Linie finden sie es gut, dass sie eine Aufgabe bekommen und losstricken können. Sie freuen sich darüber, dass Ihre Arbeit so nachgefragt wird. Über diese Wertschätzung, die sie mit MyOma erfahren, sind zu Recht stolz. Außerdem ist es für die Omas super, ihre Rente etwas aufbessern zu können. uu Kaufen mehr Frauen oder Männer bisher? Schon mehr Frauen. Jedoch bestellen auch einige Männer für sich und natürlich ihre Frauen!


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Wie in unserem Outdoor-Jacken-Shooting zu beobachten: der schmale Bleistiftrock funktioniert in jeder Kombination – ist immer chic, mal elegant oder auch verspielt. Neben dem Grundschnitt des schmalen Rocks erklärt euch Eva Neubauer von neu4bauer.blogspot.com, wie ihr einen gerafften Rock aus Afrikastoff (siehe DIY-London-Tour) näht. Und durch die spezielle Herstellungsweise wird jedes Stück ein absolutes Unikat!! SCHNITT LADEN UNTERROCK ZUSCHNEIDEN Rockschnitt auf den Futterstoff legen und mit reichlich Nahtzugabe (1,5-2cm) zuschneiden. Es eignen sich festere Futterstoffe, da darauf der Oberstoff später drapiert wird. Abnäher mit Nadeln markieren und anschließend mit Nähmaschine steppen.

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FALTENWURF DRAPIEREN Der kreative und individuelle Part: den Oberstoff mit der rechten Seite nach unten auf die Arbeitsfläche legen. Futterrockteil so auf den Oberstoff legen, dass der Fadenlauf des Unterstoffs schräg liegt (damit sich Falten legen – d.h. linke auf linke Seite). Den Oberstoff nun zusammenraffen und die Falten am Futterstoff festheften. Dies rund um den Stoff durchführen.

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OBER- UND UNTERROCK VERBINDEN Oberstoff mit ca. 1,5 cm Nahrzugabe rund um Unterstoff abschneiden. Die beiden langen Seiten mit 1 cm Nahtzugabe mit der Nähmaschine zusammennähen. Jetzt den noch überstehenden Oberstoff an Unterstoffkante abschneiden (nun ist nur noch die Nahtzugabe vom Zusammennähen zu sehen). Lange Seiten versäubern. Rock wenden und untere Rocknaht steppen (Vorteil: ihr müsst keinen Saum mehr nähen!). Rockteil erneut wenden und bügeln.

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HINTERE ROCKTEILE Die beiden hinteren Rockteile nach dem gleichen Prinzip herstellen wie das Vorderteil. Jedoch lediglich bis zum Schlitz steppen, dann wenden und (ähnlich des Saums) zunähen. Erneut wenden. Hintere Naht bis zum Beginn des Reißverschlusses schließen. REISSVERSCHLUSS Rock erneut wenden und die Nähte bügeln (Ecken ordentlich mit der Spitze einer Schere ausbeulen). Reißverschluss einnähen. Hinterteil des Rockes bügeln.

Reißverschluss

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OBERE KANTE SÄUBERN Damit die Stoffteile nicht verrutschen, die obere Bundseite einmal entlang steppen mit der Nähmaschine.

ROCKTEILE VERBINDEN Vorder- und Hinterteil aufeinander heften und mit einer langen Naht zusammennähen. Die Nähte auseinanderbügeln.

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AM BUND ARBEITEN Kleine Bänder als Kleiderbügelschlaufen an die oberen Seitenkanten des Rocks nähen. Bund zuschneiden (Streifen à 8 cm x ca. 80 cm) und Einlage aufbügeln. Längs falten. An die obere Rockkante steppen (rechts auf rechts), den Bunduntertritt an der rechten Schlitzkante überstehen lassen. Den Bund nun halb nach außen wenden, die Enden verstürzen. Bundinnenkante eingeschlagen an die Ansatznaht heften und per Hand festnähen. Am linken Bundende ein Knopfloch arbeiten. Rechts den Knopf annähen.

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Oma Hildegard Wie sieht ein Tag in Deinem Leben aus? Mein Tag beginnt mit Blutzucker messen und frühstücken. Im Laufe des Vormittags stricke oder häkle ich gerne. Nach dem Mittagessen verbringe ich die Nachmittage meistens mit Spaziergängen mit meiner Mitbewohnerin und natürlich auch wieder mit Stricken. Vor dem Schlafengehen lese ich oder schaue fern. Du bist professionelle Strickerin bei myoma.de – wie kam es dazu und wie integrierst Du diese Arbeit in Deinen Alltag? Ich stricke schon immer sehr gerne – und das schon seit meinem 9. Lebensjahr. Als ich die Zeitungsanzeige „Strickerinnen gesucht“ gelesen habe, habe ich mich natürlich sofort gemeldet. Nicht nur um zu stricken, sondern auch um andere Omis kennenzulernen und auch im Alter noch eine Aufgabe erfüllen zu können. Welche Hobbies hast Du außer dem Stricken? Meine freie Zeit fülle ich mit langen Spaziergängen, Lesen und Häkeln. Mein Lieblingshobby bleibt aber immer das Stricken.

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myOma-Interview

beantwortet unsere Fragen Was bedeutet für Dich Familie? Familie bedeutet mir sehr viel. Meine Familie wurde schon immer in alle Aktivitäten, egal ob Beruf oder Freizeit, mit einbezogen. Leider ist mein Mann schon verstorben und der Rest der Familie ziemlich weiträumig verteilt. Ich freue mich immer über ein Wiedersehen mit allen an Familienfeiern und Geburtstagen.

mit 24 Jahren verstorben ist. Ein weiteres einschneidendes Erlebnis war, als meine Tochter mit 15 Jahren schwanger wurde und ich nochmal Mama spielen durfte. Eines meiner freudigsten Erfahrungen war die Doppelhochzeit meiner beiden Töchter. Auch der weiße Sonntag im Jahr 1945 ist mir sehr in Erinnerung geblieben, da mein Vater damals in Kriegsgefangenschaft war.

In welchem Alter hast Du Deine erste Liebe kennengelernt? Meine erste Liebe war mein Mann, mit dem ich 52 Jahre lang verheiratet war. Kennengelernt habe ich Ihn mit 16 Jahren in der kaufmännischen Berufsschule, geheiratet haben wir dann als ich mit 21 Jahren volljährig war.

Hast Du einen Computer und nutzt Du das Internet? Wenn ja, welche Seiten und was machst du damit? Nein, einen Computer brauche ich nicht mehr in meinem Alter und wenn ich etwas wissen will, dann helfen mir meine Kinder und Enkelkinder.

Das wichtigste Ereignis in Deinem Leben? Das wichtigste Ereignis während Deines Lebens im historischen Sinne (also politisch, kulturell, ...)? Es gab viele wichtige Ereignisse in meinem Leben, das Schlimmste war als unser Sohn

Was ist das Schwerste am Älterwerden? Das Schwierigste ist, dass man die Pläne, die man immer hatte, nicht mehr oder nur beschränkt ausführen kann und für alles einfach viel mehr Zeit braucht. Am meisten belastet es mich, dass ich nicht mehr Auto fahren kann und abhängig von Anderen bin.

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Was unterscheidet die Jugend von heute von der Jugend von früher? Die Jugend von heute hat ganz andere Möglichkeiten als ich damals zu meiner Jugendzeit hatte. Wir waren einfach mit viel weniger zufrieden und konnten aus wenig etwas machen. Heutzutage will jeder immer mehr und mehr und ist mit nichts zufrieden. „Mach die Augen zu und was du dann siehst, das gehört dir“ hat mein Bruder immer gesagt. Was vermisst Du gar nicht am Jungsein? Man hatte genaue Vorstellungen von der Zukunft und musste sich viele Gedanken machen wie das private oder berufliche Leben verlaufen wird. Es ist schön, wenn man das alles schon hinter sich gebracht hat. Gibt es ein Kleidungsstück oder einen Kleidungsstil, dem du jetzt noch nachtrauerst? Ja, ich finde es schade, dass Mädchen heute fast keine Röcke und Kleider mehr tragen. Welchen Tipp hättest Du gern bekommen, worauf man beim Älterwerden achten soll? Weniger Essen, damit man nicht zu dick wird und im Alter nicht so viel Gewicht mit sich herumtragen muss. Lieblingsbuch und/oder Lieblingsfilm und/oder Lieblingsserie im TV? Ein bestimmtes Lieblingsbuch habe ich nicht. Mir gefallen alle Heimatromane von Ludwig Ganghofer und Bücher von Hans Ernst. Meine Lieblingsserie ist „Dahoam is Dahoam“ im Bayerischen Fernsehen.

Nimm jeden Tag wie er kommt und mach das Beste draus! si st er M AG

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Vielen lieben Dank, Oma Hildegard, dass Du all unsere Fragen beantwortet hast. Dank auch an myOma.de und Verena Röthlingshöfer, die uns bei diesem Interview geholfen hat.


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HISTORIE DES

Strickens] Die kleine Geschichte von Nadel und Faden.

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PHOTO: Jantzen Knitting Mills in Portland/Oregon. UO Libra9 ries (University 1of7 Oregon)

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Neulich im Zeitschriftenhandel am Hauptbahnhof, Abteilung Handarbeiten. Neben mir sucht eine ältere Dame eine Nähzeitschrift. Auf Nachfrage schüttelt die Verkäuferin den Kopf: „Die ha’m wir nich’. Aber wenn sie was zum Stricken suchen, damit werden wir gerade überhäuft!“ Und sie hat Recht: Vor mir in der Auslage drängen sich dicht an dicht Magazine zum Thema Stricken. Neue Muster, neue Schnitte, neue Wollarten, Stricken für Kinder, für Herren und für Damen. Und sogar Anfängersets gibt es am Kiosk, mit Wolle, Nadeln, DVD und Magazin. Den meisten Heftchen haftet zwar noch der Charme des TantchenVerlags oder Omas Kaffeekränzchens an, doch das ein oder andere Heft überzeugt mit gutem Design und stilsicheren Mustern. Doch wer redet überhaupt noch von Printmedien? Lange bevor Verlage Wind von dem DIY-Boom bekamen, verbreitete sich der Stricktrend bereits in Internetforen. Zahlreiche Blogs und soziale Netzwerke befassen sich seit Jahren mit dem textilen Trend, präsentieren handsi st er M AG

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gestrickte Unikate und propagieren Parolen von fair produzierter Kleidung, meditativen Aspekten der Handarbeit und dem Wunsch nach Entschleunigung. Und – das haben auch eingefleischte Internet-Gegner kapiert – was sich digital vernetzt, kommt analog zusammen: Strick-Grafity von Guerilla-Knittern hat heute jeder gesehen und auch die StrickCafés gewinnen an Popularität. Meine Mutter winkt nur müde ab, als ich ihr von der neuen IN-Beschäftigung erzähle. Kennt sie schon. Das gab’s doch schon mal, in den 70ern. Da hat doch jeder in den Vorlesungen gestrickt – Ökowelle und so. Gut, denke ich mir, das kann kein Argument sein. Die Grünen werden das Stricken schließlich nicht erfunden haben. Eigentlich ist die Technik ja ganz einfach: Faden, Nadeln, Schlaufe machen, Faden durch. Fertig. Schaut man sich die Struktur genau an, so sieht sie aus wie ein Netz. Und genau daher, so wird vermutet, stammt auch die Schlaufentechnik: vom Fischer und seinem Netz. Eine


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noch ältere Technik der Stoffherstellung ist jedoch das Weben. Gewebt wird spätestens seit der Jungsteinzeit, und das sogar schon mit Rahmen. Warum sich also die Mühe machen, mit der Hand in einem viel länger dauernden Prozess ein Strickstück herzustellen? Der erste Vorteil von gestrickten Stoffen ist die Flexibilität. Gewebte Stücke sind nämlich nicht dehnbar und somit schwieriger an den Körper anzupassen. Der zweite Vorteil ist, dass man während des Strickprozesses ein gesamtes Kleidungsstück herstellen kann. Der Klassiker: eine Socke. Gewebte Stücke muss man immer zusammennähen. Zu guter Letzt lässt sich die Handarbeit herumtragen. Egal ob Jäger oder Sammler, das Strickprojekt konnte jederzeit unterbrochen und wieder aufgenommen werden. Und ja – damals haben wohl auch die Männer „Strickwaren“ hergestellt. Das Stricken ist also eine der frühesten Techniken der Stoffherstellung. Und hierfür wurde vor allem eines benötigt: der Faden. Fäden wurden schon vor

30.000 Jahren aus Pflanzenfasern erzeugt. Diese daraus erzeugten Gewebe hatten noch recht wenig mit uns heute bekannten Stoffen zu tun. Um 4000 v. Chr. jedoch tauchte in Mesopotamien das Wollschaf auf. Schafe gab es im heutigen Iran zwar schon länger. Diese hatten aber eher struppige Borsten als flauschiges Fell. Als man schließlich feststellte, dass diese Tiere nicht nur für Fleisch und Milch gut waren, begann man, Wollschafe zu züchten. Toll an Wolle gegenüber pflanzlichen Fadenstrukturen war, dass sie sich in satte, leuchtende Farben einfärben ließ. Kleidung war im alten Mesopotamien nämlich von hoher Bedeutung. Sie zeigte den gesellschaftlichen Status ihrer Träger und war Ausdrucksmittel vieler symbolischer Akte. Bis heute weiß man nicht genau, wann das Stricken tatsächlich zum ersten Mal praktiziert wurde. Es gibt zahlreiche historische Funde von Textilstrukturen in Maschenformat. Da diese jedoch oft stark verfilzt oder verschlissen sind und man sie nicht einfach auseinanderneh-

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16. Jh. INNOZ

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men kann, können wir nie sicher sein, dass diese Kleidung wirklich durch die klassische Stricktechnik entstanden ist. Erste Funde, die eindeutig Stricktechnik aufweisen, stammen aus dem Mittelalter. Über Handelswege breitete sich die textile Kunst vermutlich vom mittleren Osten bis zum Mittelmeerraum aus. Da wurde zum Beispiel 1254 Papst Innozenz IV. mit gestrickten Handschuhen aus Seide begraben. Strickware war also etwas Edles und nicht erreichbar für einfache Leute. Handschuhe und Strümpfe – die frühen Strickwaren – waren Luxusgüter. Einfache Leute begnügten sich lange mit genähten Strümpfen aus Leinen oder sonstigen Stoff- und Lederresten. Wirklich populär wurde Strickware mit der aufkommenden Mode der Strumpfhosen: In Spanien war es in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Mode, über die Knie reichende, enganliegende Hosen zu tragen. (Dieser Trend sollte in Form von Leggings noch mehr als ein Mal wiederkehren.) Gestrickt wurde zunächst vorwiegend in Zünften – und zwar ausschließlich von si st er M AG

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Männern. Mit der Zeit wollten aber immer mehr Menschen Strümpfe tragen. Da diese nicht aus Seide sein mussten und das Stricken quasi jeder erlernen konnte, fand das Stricken Einzug in die mittelalterlichen Haushalte. Für die unteren Schichten war es damals ohnehin notwendig, Kleidung und Wäsche selber herzustellen. Kleidung aussuchen, erwerben und wechseln – das konnte sich nur der Adel leisten. Da haben wir also den ersten Stricktrend. Damals muss wohl jeder gestrickt haben. Unter den Männern vor allem solche, die während ihrer eigentlichen Arbeit viel Zeit vertreiben mussten: Soldaten, Seefahrer oder Schäfer. Die Frauen hingegen strickten zu Hause. So konnten sie einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen und einen Großteil ihrer Aussteuer produzieren, ohne – wir wollen ja nicht übermütig werden – intellektuelle Bildung mitzubekommen. Weil Strickware zum gefragten Produkt wurde, kam der englische Theologe William Lee im Jahr 1589 auf die Idee, eine Maschine fürs Stricken zu


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ARB M I E H D HAN

17. Jh.

erfinden. Da er als Prediger kaum etwas verdiente, musste seine Frau mit dem Strümpfestricken Geld verdienen. Das war eine langsame und mühsame Tätigkeit. Lee schaffte Abhilfe und erfand den sogenannten Wirkstuhl: eine Maschine, in der eine Nadel sich öffnen und schließen, Maschen bilden und loslassen konnte. Das Gerät war immerhin sechsmal schneller als ein herkömmlicher Stricker und war ausschließlich dazu da, Strümpfe herzustellen. Das fand sogar die Queen außergewöhnlich und besuchte Lees Werkstatt. Ein Patent jedoch verwehrte sie ihm, da sie fürchtete, das florierende manuelle Strickgewerbe könnte unter der maschinellen Strumpfherstellung leiden. Da musste schon Heinrich IV., König von Frankreich, kommen, um ihm seine Erfindung zu patentieren. Lee jedoch hatte kein Glück mit den Geschäften und starb verarmt. Und das, obwohl die Funktionsweise seiner Strickmaschine sich bis heute nicht wesentlich verändert hat. Die Queen sollte jedoch Recht behalten: Durch die maschinelle Stri-

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TE F I R H SC

ZEIT

19. Jh.

ckerzeugung verloren viele gewerbliche Handstricker ihre Arbeit. Das Stricken wurde im Verlauf des 17. Jahrhunderts immer mehr zur Heimarbeit und somit zur Sache der Frauen. Während Handarbeit in den unteren Schichten nach wie vor eine Notwendigkeit war, diente sie den bürgerlichen Frauen vor allem zum sinnvollen Zeitvertreib. Wurden die Techniken zunächst noch durch mündliche Anleitung unter den Generationen weitergegeben, wurde im 19. Jahrhundert der Handarbeitsunterricht in der Volksschule eingeführt. Zu dieser Zeit entstanden auch vermehrt Schriften, die sich mit der Vermittlung von Handarbeitstechniken befassten. Darunter auch solche, die speziell für den Schulunterricht gedacht waren; andere dienten dem Privatgebrauch und waren an wohlhabende Bürgerinnen gerichtet. Solche Büchlein enthielten dann oft auch eine Novelle, ein Gedicht, Tipps für die Schönheitspflege und zusammenfaltbare Muster. Während die Leserschaft weiblich war, waren die Verfasser dieser Magazine übrigens vorwiegend

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DIY TREND

HANDARBEIT

SUNTERRICH

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20. Jh. Männer. Die Rollenverteilung war also, wie schon im Mittelalter, klar geregelt: Während die Männer den kommerziellen Zweig des Strickens bewerkstelligten – die Arbeit an den Maschinen oder die Vermarktung der Strickbücher – gingen die Frauen ihrer Handarbeit brav im Privaten nach. Gegen Ende des 19. Jahrhundert begannen jedoch viele Frauen, sich gegen ihre Rolle als Hausfrau und ihren beschaulichen Lebensalltag zu wehren. Sie verließen die häusliche Atmosphäre, trieben Sport, schlossen sich Diskussionskreisen an und gingen Berufen nach. Die Frauenmagazine passten sich diesen neuen Verhältnissen an: Sie behandelten gesellschaftspolitische Probleme und brachten hauptsächlich Anleitungen zur Herstellung nützlicher und brauchbarer Gegenstände und Bekleidungsstücke – im Gegensatz zu vielen unnützen Kleinigkeiten früherer Zeiten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde dann der kunsterzieherische Aspekt von Handarbeit entdeckt und gefördert. Die Mädchen sollten ihren eigenen Gesi st er M AG

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schmack finden und bekamen weniger Vorschriften für das Ausüben ihrer Arbeiten. Sie sollten mit Stil und Farbe experimentieren und so einen Blick für Ästhetik bekommen. Der Nationalsozialismus jedoch machte in Deutschland diesen freigeistigen Ansätzen ein Ende, indem er erneut auf die Vermittlung von Tugenden durch den Handarbeitsunterricht setzte. Zudem wuchs weltweit die Bedeutung von zierloser Strickware im Zuge des Zweiten Weltkrieges, da ohne viel Aufwand etwas notwendig Warmes hergestellt werden konnte, für Soldaten wie Zivilisten. Nach dem Krieg dann entwickelten sich verschiedene Formen des Handarbeitsunterrichts. Zunächst noch gehörte das Erlernen von Handarbeit zum Bildungsideal der Mädchenerziehung. Dennoch wurde versucht, das Fach wieder mit in die künstlerische Pädagogik einzubeziehen und den Schwerpunkt auf die kreativen Fähigkeiten zu verlagern. Seit 1991 ist der Handarbeitsunterricht in den Schulen sowohl für Mädchen als auch Jungen vorgesehen.


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… von Victoria Kau

Das ist sie also, die Geschichte des Strickens. Nachzulesen übrigens am stilvollsten in der Kostümbibliothek am Potsdamer Platz in Berlin. Hier kommt jeder Textil-Fetischist voll auf seine Kosten. Nicht nur glänzen hier sämtliche Neuerscheinungen aus der Modewelt in den Regalen, vor allem die alten Ausgaben mit Kostümen aus vor langer Zeit aufgeführten Theaterstücken, Schnittmustern aus dem 19. Jahrhundert oder Strickanleitungen aus der DDR machen diese Bibliothek zu einer wahren Schatzkammer. Wenn ich mir überlege, warum ich mit dem Stricken angefangen habe, so ging es mir vor allem um einen Ausgleich zur ständigen Arbeit am Bildschirm und dem allgemeinen Alltagsstress unserer Zeit. Die Bewunderung, die vielen Strickern heute entgegen gebracht wird, resultiert vor allem aus dieser Gegenbewegung: Stricken ist in, weil Hektik out ist. Wenn man sich aber die Geschichte von Lees Frau veranschaulicht, wurde vor einigen Jahrhunderten wohl auch das Stricken zum Stress.

Stricken

ONE SHEEPISH GIRL onesheepishgirl.blogspot.com/ @sheepishknit

Ein absoluter Favorit! Eine College-Studentin, die gerne strickt und häkelt, Frank Sinatra liebt und die besten Blog Posts voller Liebe, Ideen, Outfits und Wolle schreibt! Wir lieben die animierten gifs, Tutorials und Inspirationen. Great post Crochet Latte Kunst – Pastellfarben und gehäkelte Kaffeetassen http://bit.ly/x5LQU8

KNITTER FROM THE PAST knitterfromthepast.blogspot.com

Mademoiselle Coco strickt die schönsten Retro-Pullover, Schals oder Handschuhe. Dazu gibts jede Menge alte Bilder und Fundstücke zu sehen! Yay! Das Beste daran: einige ihrer Kleider und Schnitte gibts auf Etsy zu kaufen. etsy.com/shop/MademoiselleCOCO

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DIY London

DIY Tour

Just ein weiteres Feature über Tower, Big Ben und die beste Shoppingmeile Londons zu gestalten, das war uns für die erste Ausgabe des sisterMAGs zu langweilig. Wir zogen deshalb los und erforschten die englische Hauptstadt unter dem Motto DIY: Handarbeitsgeschäfte, Kurzwarenhändler oder Sohos Stoffmeile – all dies findet ihr auf den nächsten Seiten. Eine dreitägige Tour, auf die ihr am besten einen großen Koffer mitnehmt, denn er wird sich schnell füllen! Ganz ungewohnt in der blassrosa-pastellblauen Bastel-Szene begleitete uns die Künstlerin Rahel Zoller mit ihrer Kamera und fing London für uns analog und haupsächlich in Schwarz-Weiß ein.

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Shepherds Bush Die Region rund um Shepherd‘s Bush ist im Allgemeinen nicht in Reiseführern als Ausflugsziel vertreten. Das Wohnviertel im Westen Londons ist nicht schön. Doch ein vergleichsweise kurzer Abschnitt der Goldhawk Road macht all dies wett: hier drängt sich ein Stoffladen an den anderen, häufig so vollgepackt, dass man kaum mehr Gänge zwischen den Ballen und Rollen erkennen kann. Ein Blick auf die Preise überzeugt dann völlig, denn hier kann man noch echte Schnäppchen tätigen. Und das Feilschen mit dem Turban-tragenden Verkäufer macht dann noch einmal soviel Spaß, wenn er mir in radebrechendem Englisch weismachen will, welch guten Preis ich da gerade bekomme, weil ich so eine „pretty lady“ bin. si st er M AG

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Afrikastoffe für unser Rocktutorial!


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Den ersten Tag verbringen wir zwischen Leinen, Baumwolle, Seide und Pailletten! Zunächst geht es nach Shepherd‘s Bush (am besten vormittags), um gleich zu Anfang das „richtige“ London kennenzulernen. Danach fahren wir ins schöne und erschlossene Soho – die vermeintlich erste Adresse zum Stoffkauf.

1. A One Fabrics

50-52 Goldhawk Road

2. MT London Fabrics Ltd. 27 Goldhawk Road

3. Afri (London) Ltd. 3 Goldhawk Road

4. Fabric World 5. Toni Textiles Ltd. 6. Cooke a H 7. Unique Fabrics 8. Shepherd‘s Bush Market

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Weiter gehts … … mit der Central Line von Shepherd‘s Bush Station Richtung Osten bis Tottenham Court Road (8 Stationen).

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o h So 1. Cloth House

47 Berwick Street

2. Yumchaa Teas Soho 45 Berwick Street

3. Broadwick Silks

9 Broadwick Street

4. The Silk Society

44 Berwick Street

5. Flat White

17 Berwick Street

6. Borovick Fabrics

16 Berwick Street

7. The Berwick Street Cloth Shop 14 Berwick Street

8. MISAN Fabric

4 Berwick Street

9. Hummus Bros

88 Wardour Street

10. Scribbler

104 Wardour Street

11. Anthropologie Store 158 Regent Street

12. Liberty Kaufhaus

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Great Malborough Street

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GRÜN – DIY Shops | BLAU – Essen & Trinken | ORANGE – Papier & Bücher | PINK 9 0 – Kleidung

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DIY London Stoffgeschäfte sind im angesagten Viertel Soho fast ausschließlich in der kleinen Berwick Street angesiedelt. In der schmalen Straße findet sich meist auch ein Gemüseund Blumenmarkt, kleine Cafés quetschen sich zwischen die Textilgeschäfte.

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Die Preise in jenen boutique-artigen Läden sind nicht niedrig, dafür macht man sich jedoch auch Gedanken rund um Präsentation und Schaufenster. Man ist ganz eindeutig an gut zahlende, gar internationale Kunden gewöhnt. Wer sich trotzdem nicht abschrecken lässt, für den ist der Besuch im einen oder anderen Shop definitiv ein Erlebnis – fast wie im Museum!

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DIY London Besonders beeindruckend sind die Stoffgesch채fte BOROVIK sowie die beiden Filialen des CLOTH HOUSE auf der Berwick Street. links: Unglaubliche Kleider und Drapierungen zeigen die Qualit채t der Stoffe im Schaufenster.

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Die beiden Filialen des CLOTH HOUSE (47 und 98 Berwick Street) sind bekannt für eine große Auswahl an Naturmaterialien, wunderschönen Bändern und Bordüren und einer liebevollen Dekoration.

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DIY London

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Das Traditionskaufhaus Liberty ist in vielen Touristenführern Anlaufpunkt für einen Besuch. Über alte, ausgetretene Holztreppen lässt man sich durch Schuhund Kleiderabteilungen treiben – jedoch: das Liberty ist auch ein wunderbarer Ort für DIY-Besessene: blümchenbedruckte Stoffe, blassrosa Nähkästchen und eine ganze Wand voll Wolle laden zum Sel Selbermachen ein.

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Islington Am zweiten Tag fahren wir in den Norden Londons. In den Straßenzügen rund um die Hauptstraße Islingtons kann man wunderbar die Zeit verbringen. Wir enden diese Tour im DIY-Café Drink, Shop & Do in der Nähe der Station King‘s Cross St Pancras. Unsere Tour in Islington beginnt an der Make Lounge – wer längere Zeit in London verbringt, sollte auf jeden Fall das Kursangebot studieren, denn in den hellen und freundlichen Räumen kann man mit anderen Begeisterten neue Techniken lernen. Die Upper Street sowie Essex Road sind sodann gesäumt von wunderbaren Einrichtungsgeschäften, es finden sich der Werkstatt-Shop Ray-Stitch (hier kann man zum Beispiel das in Europa seltene UPPERCASE Magazine kaufen) oder der Woll- und Handarbeitsladen Loop.

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DIY London

Nach einem Bummel durch den vollgestellten und engen Anund Verkauf Past Caring, sollte man keinesfalls am Food Lab vorbeilaufen. Das kleine Bistro sieht von außen eher unspektakulär aus, es überzeugt jedoch durch gemütliche Holztische, leckerste Pasta (unbedingt probieren) und freies WLAN.

1. The Make Lounge

49-51 Barnsbury Street

2. Ottolenghi

278 Upper Street

3. Prêt A Vivre 4. Ray Stitch Haberdashery 99 Essex Road

5. Food Lab

56 Essex Road

6. Past Caring

9. Decadent Vintage 10. Breakfast Club 11. Annie‘s Vintage 12. Loop

15 Camden Passage

13. Decorexi Ltd.

104 Islington Street

14. Drink, Shop & Do

9 Caledonian Road

76 Essex Road

7. CASS Art

66-67 Colebrooke Row

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51-53 Camden Passage

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8. Raft Ltd

GRÜN – DIY Shops | BLAU – Essen & Trinken | ORANGE – Papier & Bücher | PINK – Kleidung | LILA – Einrichtung

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DIY London

Läuft man die Upper Street hinab, biegt bei Ottolenghi nach links ab und läuft die Cross Street hinunter, so finden sich in den winzigen Läden links und rechts vor allem Interior Design Shops. Besonders schön: hier findet sich eine bunte Mixtur aus hochpreisigsten Designer-Labels mit extravaganten Maxi-Blumentöpfen und dunklen Geweih-Installationen, sowie auch der ein oder andere An- und Verkauf, wo sich noch ein Nachttisch im Retro-Look erstehen lässt.

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Den Weg zwischen der Station Angel bis zum großen Bahnhof King‘s Cross St Pancras legen wir mit dem Bus zurück. Wir steigen in die Linie 476 (oder 73) vom Busstop F. Trotz der kurzen Strecke (ca. 10 Minuten) rennen wir in den oberen Teil des Busses, um Sitze in der ersten Reihe zu erhaschen. Erhaben schauen wir durch die schmutzigen Glasscheiben auf die nassen Straßen Londons.

Ein geschwungener Schriftzug auf gewölbten dreidimensionalen Wappen kündigt den Handarbeitsladen Loop an. Es geht einige steile Stufen hinauf in den kleinen Laden, dessen Farben und Materialfülle begeistert. Besonders schön: auch online kann man die Materialien, welche aus der ganzen Welt zusammengesucht werden, erstehen: http://www.loopknittingshop.com.

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Drink, Shop & Do bedient die schönsten Klischees der DIY- und Bastelszene: bunt gestrichene und zusammengewürfelte Stühle, geblümte Teetassen, Retro-Sessel in der Ecke. Eine Süßigkeitenwand im vorderen Teil des Shops! Und darum ist es auch so schön im Café: hier dürfen wir einfach mädchenhaft sein, Scrabble spielen und an Mini-Sandwiches nibbeln.

Drink, Shop & Do 9 Calendonian Road N1 9DX


DIY London

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Kings Road Langsam haben wir uns in diesen drei Tagen vom Vorstadtlevel zu gehobeneren Vierteln gesteigert. Am dritten Tag sind wir schließlich in den eleganten Stadtteilen Knightsbridge, Belgravia und Chelsea. Die Kings Road lädt zum Shoppen ein und wer genug vom Kaufen hat, den führen wir ins Museum!

1. VV Rouleaux

261 Pavillon Road, Sloane Square

2. Cocomaya Café

186 Pavillon Road, Sloane Square

3. Peter Jones Kaufhaus Sloane Square

4. Saatchi Gallery 5. Patisserie Valerie

81 Duke of York Square

6. Ca‘ppuccino Café 138a Kings Road

7. Anthropologie

131-141 Kings Road

8. India Jane

131-135 Kings Road

9. Victoria and Albert Museum Cromwell Road

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Hinkommen … Die Strecke zwischen King‘s Road und V&A legt man am besten zu Fuß zurück (ca. 20 Minuten). Dabei kann man auch gleich die wunderbaren 8 Wohnhäuser anschauen und träumen! 0 2


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GRÜN – DIY Shops | BLAU – Essen & Trinken | ORANGE – Papier & Bücher | PINK – Kleidung | LILA – Einrich-

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tung | BEIGE – Kultur

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V V Rouleaux ist Europas führender Händler für Bänder, Spitzenbesatz, Quasten oder Blumen. In einer kleinen Seitenstraße des mondänen Sloane Square befindet sich dieses farbenfrohe Schlaraffenland.

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Das Victoria and Albert Museum (V&A) beherbergt die größe Sammlung an Kunstgewerbe und Design der Welt. Wer sich also für handgefertigte Stücke interessiert, sollte dem Museum unbedingt einen Besuch abstatten. Die permanente Sammlung ist zudem kostenlos. Nachdem man die Geschichte der Mode anhand zauberhafter Exponate entlanggeschritten ist, sollte man sich definitiv noch Zeit für einen Kaffee in der üppig verzierten Cafeteria nehmen.


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Kle

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OUTDO O R Jacken Jeder von uns hat wohl eine dieser Teile im Schrank: die berühmte „Outdoor-Jacke“ – praktisch, komfortabel und wenn wir ehrlich sind: langweilig. Kombiniert mit Jeans und Turnschuhen, kommt sie doch ein wenig dröge daher. sisterMAG kombiniert kunterbunte Outdoor-Jacken mit den schönsten Röcken der Saison und gibt den Jacken damit einen ganz neuen Look!

FOTOS: EVI HANDGRÄTINGER HAIR & MAKEUP: JULIA WALTER STYLING: EVA NEUBAUER MODEL: STINE SCHILLER


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Kleiderschrank

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JACKE: Mammut Laila S-Jacket; PLISSテ右ROCK: selbstgenテ、ht; SCHWARZER PETTICOAT: selbstgenテ、ht FELLTASCHE: selbstgenテ、ht; STIEFELETTEN: Eva Turner;

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JACKE: Northface; ROCK: selbstgenäht (Schnitt im Heft auf Seite 171); SMOKINGHEMD: Jacques Britt; MANSCHETTENKNÖPFE: Codis Maya London; TASCHE: Vintage; WEDGES: Carven

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JACKE: Vaude RODELA Allwetterschutzjacke in Braun; ROCK: selbstgen채ht (Anleitung im Heft Seite 171); SCHUHE: Buffalo

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JACKE: Bergans Stranda Softshelljacke Women in Dark Rose PLISSテ右ROCK: selbstgenテ、ht; SCHUHE: Buffalo

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JACKE: Falke; ROCK: selbstgenäht (Schnitt im Heft auf Seite 171); TASCHE: Ted Baker; KOPFHÖRER: Panasonic


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ÜBERZIEHER: Barbour; ROCK: selbstgenäht (Anleitung im Heft Seite 171); TASCHE: Furla SCHUHE: Buffalo

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JACKE: Northface (für Männer); ROCK: selbstgenäht (Anleitung im Heft Seite 171); SCHAL: inouï toosh; GÜRTEL: Diesel; MÜTZE: selbstgenäht (Anleitung ab 14.03. auf blog.sister-mag.de); TASCHE: Ralph Lauren; SCHUHE: Urban Outfitters

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Editorial

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le StyNOTES Plissée

Fleur

de Lis M knöpf anschett e (Cuf f-Dad t€27,

in Lederportemonnaie op) Blockfarben (Topsh €21,00

Mammut LAIL A 4-S Doppeljacke W omen in Guava/Kiwi €209,90

rock Jovonnista – Falten mit gleichfarbigem ,89 Blumenmuster €62

MetallPumps mit ) €89,95 spitze (Zara

Plisséerock von Mrs & HUGS (via Breuninger) €99,99

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Plisséerock von SCHUMACHER (via Breuninger) €319,95

Spätestens seit Miuccia Prada ihre Models für Frühling 2012 in bonbonfarbenen Plisséeröcken und glänzenden Bomberjacken über den Laufsteg schickte, ist der Hype rund um 50s Fashion mit süßen Details und gelegten Locken wieder ausgebrochen. Ein solches Faltenröckchen nimmt der Outdoorjacke sofort die Freizeit-WanderAttitüde und macht sie ausgeh-, gar theatertauglich.


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Plisséerock von Sister Jane (via Topshop) €72,00

Ke tte sn in ug. La squ ch ar s e €2 4, 90

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Or ans an ch ge et (e ten tie kn s) öp €1 fe 1, in 90

tenddy) ,97

urner T a v E tten Stiefele xodo.com) (via Lu SALE) ( 0 0 2 €

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(Diana Eng) Glückskeks-Portemonnaie $65,00

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Während wir vor Stuttgarts Landesmuseum fotografierten und im Petticoat-gestützten Plisséerock tanzten, schlenderte ein älteres Pärchen vorbei. Sichtlich vergnügt richtete die Dame das Wort an uns und kommentierte die frühlingshaften Farben des Outfits. Und in diesem Jahr dürfen wir so richtig in die Bonbonfarbenkiste greifen! Unabhängig ob im Falten- oder im schmalen Bleistiftrock: je farbenfroher, umso besser!

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le StyNOTES Stripes

tz lamiSandale mit Absa ,95 niert (ZARA) €59

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ges Disco Pants Wed ) £115,00 e ic o h C r la u g e rr (I

Stiefeletten Nob,95 lesse (Nelly) €49


Editorial

eb. Schon W im h c u a d n u e d uster in Mo M n te s te b e li e b r e d Denn m t. r e h in e fü e u g z n m u re ö rd h u e s g b Streifen dick“ ad a n e h c a m n e if e tr s r e e wie „Qu tz lä p in e m e G d in s t längs nitt im h c (S k c ro ft ti is le B r schnittene e g t n a g le e in e e d a ger e. Ein tt e u o h il S n te n a g le weiblich-e r e in e u z t r h fü ) ft e H rtig! fe h e g s u a d in s ir w uhe und paar verrückte Sch Vaude RODELA Allwetterschutzjacke in Braun €125,95

ilabPeep-Toe mit Ke 5 satz (ZARA) €99,9

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e lNOTES StyNO

Bleistiftrock

mit Paillette nverzierung (ASOS) €41,9 3

Sparkles

Wer es nicht so niedlich und pastellig mag, der kann die Jacken natürlich auch cool und glamourös kombinieren. Ein Überbleibsel der letzten Saison sind die Glitzerpumps und paillettenbesetzten Röcke – inspiriert von Miu Miu oder Louis Vuitton, die wir einfach noch nicht im Schrank verschwinden lassen wollen. Ein Update ins Frühjahr 2012 bekommt das Ganze mit Cadillac-Anstecker à la Prada. Wichtig und saisonübergreifend: klassische, schwarze Pumps!

Schm u & Gr cksteinA au (T he V rmband amo ose) in Pink £12, 00

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e ch s Ta ,00 d Pa ) £39 i - er A I L Bak O TO Ted (

RP-DJic n o s a n a P Kopfhörer W E 0 0 2 S 97 weiß €19,

Scarpa L‘Autre Chose Donna Pumps €108,29

satz aus b A it m s p m u P (ZARA) Methylacrylat €99,95

teausohle la P it m s p m u P 6 (ASOS) €76,8


Editorial Wildlederha ndschuhe (ASOS) €27,9 5

uem Velourra g s u a ts o o B le k An d-Optik leder in leichter use (Buffalo) €99,90

rlook Stiefelette im Glitte (Buffalo) €129,90

Ansteck er Pink Cadillac (via eBa y) €4,74

Bergans STRANDA Softshelljacke Women in Dark Rose 139,95 €

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Plisséerock von Halston Heritage in Pink (via my-wardrobe. com) €121,38 (SALE)

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Plisséerock von Halston Heritage in Grau (via my-wardrobe.com) €80,92 (SALE)

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mpire; 100% VL040423.06 Silent E €50.40/6yds Baumwolle (VLISCO)

le StyNOTES Afrika

Sehr leichte Ohrringe im Afrikalook (Casa di Culture) $24,00

Männer Arete Hoodie (Barbour) £169,95 Online-Shops für Afrikastoffe: § VLISCO § Twiga Design

Christopher Bailey sei Dank dürfen wir im Frühling in afrikanischen Mustern schwelgen. Der Stardesigner vom Londoner Kultlabel Burberry zeigte die pulsierenden Grafiken auf schmalen Röcken und Kleidern. Wir kombinieren den selbstgenähten Rock (Anleitung im Heft) mit einer unaufgeregten weißen Bluse – das perfekte Outfit für Job und Freizeit! Dazu findet ihr jede Menge Links zu OnlineShops für Afrikastoffe und für noch mehr Prints und Fashion schaut bei Miss Modja auf rocknlovedoll.wordpress.com vorbei – tolle Outfits, tolle Farben, tolle Frau!

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§ Pamoja – Stoffe aus Afrika

Kurzes gebleichtes Denim-Hemd (TOPSHOP) €36,00

Ku ta


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urze, mehrreihige Meallkette (H&M) €14,95

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Chiffon-Bluse mit Bügelfalten (TOPSHOP) €44,00

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Keilschuhe aus Raffiagewebe von Burberry €895

mit e l bril s von n e n il Son erdeta ASOS) Led w (via 61,95 €3 Ro e h T

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We love her blog!


Katrina Spitze Ballerina-Pumps (TOPSHOP) €55,00

Wandkalender aus Tafelteilen (SimpleShapes auf Etsy) $64,00

Lederte sandalet ne von Male ia Birger (v nelly.de) €399,95 AsymmetriAsymmetrisches Kleid mit Hibiskusblüte (via Modcloth) $137,99

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Schaltuch von Inouï €75,00

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Skylight Delight Kleid (via Modcloth) $74,99


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le StyNOTES Tüll & Details

Im kalten Winter und an zugigen Frühlingstagen ist eine Mütze der beste Freund. Eine kleine Aufwertung bekommt diese in dieser Saison durch ein verspielt-freches Detail: Huttüll, welcher an der Rück-seite befestigt ist und keck die obere Gesichtspartie bedeckt. Die Anleitung zur selbstge-machten Mütze gibt es ab 14. März auf blog.sister-mag.de! Im Detail liegt die Finesse. Der schwarze Bleistiftrock brilliert durch ein Schößchen am Saum, das Schaltuch läuft in knalliges Rot aus und das Material der Schuhe sieht bei näherem Hinsehen wie Dalmatiner fell aus.

Lippenstift Rouge Couture von Yves Saint Laurent €25,95

Knielanges BleiBlei stiftkleid mit ReißReiß verschluss €69,88

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BLYZE Wedge (ALDO) £90,00

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d n a H The s n w o d me-

si

Mit dem Beginn einer neuen Saison beginne ich stets nach neuen Trends zu schauen, mir verschiedene Stile anzueigenen und möglicherweise eine neue Frisur oder Make-up-Tipps auszuprobieren. So gern ich also in die Zukunft schaue, gibt es doch einige Dinge in meinem Kleiderschrank, von denen ich mich nie trennen kann. Zudem hab ich eine Schwäche für Vintage-Stücke. Ein altes Cocktail-Dress oder antiker Tand – ich kann es einfach nicht lassen, diese zur Aufwertung meiner Garderobe zu nutzen. Hinzu kommt der Fakt, dass meine Mutter und Großmutter schon immer gern Kleider an mich weitergegeben haben – ich habe nun also einen Kleiderschrank, der sich v.a. auf diese zeitlosen Kleinigkeiten stützt. Moderne Teile mit Vintage-Stücken zu mischen ist die einfachste Methode, einzigartige Outfits zu kreieren. Kombiniert habe ich diese weitergegebenen Stücke mit Trends der neuen 2012-Saison: florale Akzente, Pastellfarben wie Mandarine oder Spitze. Heute zeige ich sowohl ein Freizeitoutfit für milde Tage und eine Abendgarderobe für den großen Auftritt.

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Lines e th in y ta S n o v O N IA von JACLYN GIUL

Kleiderschrank

Dieses Outfit besteht aus einem KaschmirPullover von meiner Mutter, orangefarbenen Skinny Jeans und einem klassischen Trenchcoat. Gepaart mit Glitzer-Ballerinas, einem Armband meiner Mutter und Ohrringen einer alten Familienfreundin – fertig ist mein glänzendes Tagesoutfit voll alter Erinnerungen. Anstatt die Perlen und glänzenden Materialien für den Abend aufzuheben, mixe ich sie in mein Tagesoutfit – ganz ladylike und wie die Damen früherer Tage. Durch die farbenfrohe Jeans und die gestapelten Armreife verhindert man jedoch, dass das Outfit zum Kostüm wird.

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aytime

Geerbte Stücke, ob man sie am Tag simpel kombiniert oder ein Abendoutfit aufpeppt, werten die eigene Garderobe auf ganz besondere Weise auf. Eine Kette, an der Erinnerungen hängen und die man mit der eigenen Schwester immer mal tauscht, ein Pullover, welcher einen neuen Besitzer sucht – jene Stücke interessieren mich besonders und ich finde es unheimlich interessant, wie der neue Besitzer sie einsetzt und styled. Die Stücke, die mir Eltern und Großeltern vermachen, werden immer einen ganz besonderen Platz im Schrank einnehmen.


Evenin

Kleiderschrank

Am Abend trage ich ein gelbes Spitzenkleid, gepaart mit einigen anderen Vintage-Teilen meiner Mutter. Das Fellcape hat ganz filigrane Details, z.B. einen gerüschten Nacken und lässt das Cocktailkleid gleich ganz anders wirken – einzigartig! Florale Details – ein Trend, auf den ich mich im Frühjahr 2012 freue. Daher schien die Kombination aus klassischem Fell mit dem unüblichen Gelb des Kleids perfekt um klassisches Cocktail-Styling mit einem jugendlichen Anflug zu vermischen.

Am Ende fand ich zudem Gemme-Ohrringe meiner Großmutter. Ihre Schmucksammlung zu durchstöbern war für mich immer ein Highlight. Jede Schachtel enthielt zahlreiche Broschen, Armreife und viele weitere glitzernde Kleinigkeiten.

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THE FIRST EUROPEAN BLOG CONFERENCE MAY 19-20TH 2012 IN BERLIN

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www.thehive-conference.com

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Street Muttis Die kreativen Köpfe hinter Hauptstadtmutti.de, Bianca Koczan, Isa Grütering & Claudia Kahnt, verbindet nicht nur Freundschaft, sondern auch der Hang zum Muttersein. Sie fotografieren Muttis, die – auch mit Kind(ern) – im Alltag fantastisch aussehen.Wem dies gelingt, vor dem ziehen sie den Hut, zücken die Kamera und zeigen Berlin und dem Rest der Welt und den sisterMAG-Leserinnen, wie schick Mutti-Sein sein kann.

Nikola mit ihrem Sohn (6 Jahre) aus Berlin Prenzlauer Berg. Die studierte Grafikerin arbeitet gerade im Premiummama-Aus-

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statter Sexymama. Das hauptberufliche Grafikerdasein hat die alleinerziehende Mutter vorerst an den Nagel gehängt. Nikola ist sichtlich ein optimistischer Realist – selbstbewusst und voller Humor. Nikola sieht man ihre Zufriedenheit an und wir wissen natürlich selbst nur zu genau, wovon sie spricht …

Wunderbar wild

Beim LesMadsDesignerflohmarkt im Voo-Store haben wir sie getroffen. Eine echte Wow-Frau, Franca mit ihrem Sohn (2 1/2 Jahre) aus Berlin Kreuzberg, ist Übersetzerin und arbeitet für das French Urban Magazine Be Street.

Spielermama


Mum on Eis

Sonne, Mond & Sterne

Glitzmutti mit Glitzkid

Melissa mit ihrer

Mo mit ihrem Sohn (4 Jahre) aus Berlin,

Tochter (13 Monate)

Kreuzberg. Mo lebt in Friedrichshain und

auf dem SMS-Festi-

ist die “Lady im Background” – Koordina-

val in Thüringen.

torin mit Herz und Seele – für die 3 Filialen

Melissa ist die Fo-

der leckerschmecker Eismanufaktur. Und

tografin und Teil der

während die Läden in der Simon-Dach- und

Band Bonaparte aus

Auguststraße über die kalte Jahreszeit Win-

Berlin und reist ei-

terschlaf halten, traut man sich in der Gra-

gentlich immer mit.

efestraße – auf mehrfachen Kundenwunsch

Ansonsten pendelt

– über den Winter geöffnet zu bleiben! Das

die Amerikanerin mit

will gut koordiniert sein. Die Winterspe-

ihrer

cials? Z.B. Dinkel-Nuss-Waffeln. Diese sind

Familie zwischen

wunderbar, erzählt sie strahlend und lädt

New York und Berlin.

uns und Euch ein!

Ivonne mit ihrer Tochter (1,5 Jahre) in Berlin, Prenzlauer Berg. Als freie Marketingberaterin denkt sie sich immer neue Konzepte aus. Z.B. die Kinderdisco Glitz Kids für Minis zwischen 1 und 3 Jahren mit 80er Jahre Musik und Bier für die Eltern. Noch findet diese zu Hause statt, doch schon jetzt wird aufgrund des wachsenden Ansturms, eine größere Location gesucht.


EVER sweater vest

$235

Funktional Tunic

$99

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Kleiderschrank

Relaxed in

Canada Der in Kanada lebende Fotograf Cris Santos zeigt uns entspannte Outfits für jene Tage, an denen man sich einfach nur wohlfühlen möchte.

Model: Emma

(Panache Management)

styling: Cristopher Santos Haare: Jillian Clapham Makeup: Ashleigh Sacco assistenz: Cole Peters kleider von Moulé

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Rachel Mara Wrap Top

$2 15

Rachel Mara Zipper Pant

$225

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Kleiderschrank

IMPROVD Top Front Drape

$2 75

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ROGAN Dress

$425

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Alles über meine Mutter

Beatrice Behlen – Senior Curator, Fashion & Decorative Arts am Museum of London – kennt sich mit Kleidung aus. Heute jedoch erklärt sie uns keine Museumsexponate, sondern zeigt Fotografien der 50er Jahre. Darauf zu sehen: die eigene Mutter. Wir stellen die Kommentare von Tochter und Mutter nebeneinander.

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Es gibt wahrscheinlich mehrere Gründe für mein Interesse an der Geschichte der Kleidung. Meine Eltern besaßen einen dreibändigen Duden, der auch einen kurzen Teil, so um die sechs Seiten, über die Entwicklung der Kleidung enthielt. Ich erinnere mich daran, viele Stunden damit verbracht zu haben, die winzigen, farbigen Illustrationen zu betrachten. Musicals spielten auch eine Rolle. Besonders gefielen mir Deborah Kerrs Krinolinen in The King and I, die Kostüme in Gigi und Audrey Hepburns Outfits in Funny Face. Auf einen weiteren Grund, wurde ich erst vor kurzem aufmerksam, als ich Bilder für einen Vortrag über Alternativkleidung in den fünfziger Jahren in London zusammensuchte. Ernst dreinschauende, bärtige junge Männer in Begleitung von Mädchen, die mich an meine Mutter erinnerten. Ich kramte eine kleine Zahl von Schwarzweißfotos heraus, die ich mit nach London genommen hatte. Und, sehr zu ihrer Belustigung, stellte ich meiner Mutter ein paar Fragen über ihre Kleidung. si st er M AG

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Ich bin erstaunt, dass sie sich immer noch an die Farben mancher Outfits erinnern kann. Allerdings habe ich selber noch genau das Kleid im Kopf, das mir mit sechs Jahren am besten gefiel. Die Kleidung meiner Mutter wurde hauptsächlich nach Burda-Schnitten gefertigt. Man ging in ein Handarbeitsgeschäft, wählte einen Schnitt aus einem großen, schweren Buch und hoffte dann, dass er vorrätig war und nicht bestellt werden musste. Der Stoff wurde im Kurzwarenhandel oder Kaufhaus erstanden und dann nähte entweder meine Mutter, ihre Tante oder eine Schneiderin die Kleider, Hosen und Röcke. Boutiquen gab es in den fünfziger Jahren noch nicht – bis auf einen Laden mit Markenjeans, die aber für kaum jemanden, vor allem nicht für meine Mutter, erschwinglich waren. Ich habe Jahre damit verbracht Fotos von Teenagern anzuschauen und herauszufinden, wo sie sich ihre Kleidung besorgten. Komisch, dass meine Mutter erst jetzt mein Forschungsobjekt geworden ist. Also, kramt Eure Alben heraus und fragt!


by XX

Meine Mutter ist zwรถlf oder dreizehn in diesem

Um 1957/58. Man beachte das alte Auto im Hinter-

Foto, in dem man auch

grund. Karotten-Hose und

ein bisschen von ihrem

V-Ausschnittpulli, aus

groร en Bruder sehen

dem ein Bubikragenein-

kann. Mir gefallen die

satz rausschaut. Oft hat

Karottenhosen und

man damals nur einen

flachen Schuhe, die

Kragen und nicht eine

man gut und gerne

Bluse getragen. Pferde-

auch heute anziehen kรถnnte.

schwanz mit Pony. Schuhe flach und spitz.

1957/1958


Elvis was here!

Meine Mutter und ihr Bruder Bernd nahmen

deschwanz. Bernd ganz

an Tanzwettbewerben

amerikanisch: V-Ausschnitt,

teil. Beide waren Fans

weißes Unterhemd und ein

von Elvis, der während

kariertes Hemd, Jeans lo-

seiner Zeit in der

cker sitzend und immer ein-

Armee in meiner Hei-

mal hochgekrempelt,

matstadt wohnte. Ein

unbedingt weiße Socken und

sehr moderner Look für meinen Onkel!

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Ich trug einen langen Pfer-

spitze Schnürschuhe. Wir üben Rock and Roll.


Dieses Foto zeigt wie

Letzter Schulausflug in die Rhön, ca. 1960.

beliebt Jeans waren,

Links Ricarda, dann ich, mit knall-engen

die zu dieser Zeit eine

Jeans, die innen am Bein einen Reißver-

hohe Taille hatten. Mir

schluss hatten, damit man hineinkam.

gefallen außerdem die

Lieblingspulli und Seidenschal, hochtou-

Sandalen der Jungen und die toupierten Haare meiner Mutter.

pierte Haare. Jungens mit den üblichen Jeans und karierten Hemden. Wilhelm Georg trägt wohl einen Freizeitanzug. Die anderen Girls waren unspektakulär (spießig) angezogen und befanden sich immer weiter hinten.


Freundinnen Eins meiner Lieblings-

Ausflug in die Rhön, um 1960. Wir tragen

fotos. Ich mag nicht

knielange enge Wollröcke aus dickem Tuch

nur was meine Mutter

mit kleinen Seitenschlitzen, Ricarda immer

und ihre Freundin tra-

schwarz und ich grau mit Lieblingspulli. Schö-

gen, sondern auch ihre

ne Ketten: Ricarda eine lange Kette aus Ang-

Pose und natürlich den

lerschnur mit schönen hellblauen unregel-

Herrn mit den Knicker-

mäßigen Steinen und ich von meiner Mutter,

bockers!

zweireihig, helle glänzende, eiförmige Kunststeine. Ich trage weiße Holzpantinen mit Absatz, wie sie jetzt wieder getragen werden. Unsere Augen – kohlrabenschwarz. Der Wan-

si st

derer im Hintergrund sieht auch perfekt aus.

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Schulentlassungsfeier, um 1961. Giftgrünes Kostüm, Rock mit zwei oder drei Falten vorne, dreiviertel Arm, daher lange schwarze glänzende Handschuhe. Das Kostüm war aus einem rips-ähnlichen Baumwollstoff. Ich habe es sehr geliebt, allein schon wegen der Farbe. Dazu ein dunkelbrauner Wildledermantel, jener hatte hinten einen breiten lockeren Gürtel. Hohe, spitze schwarze Lackschuhe

Freundinnen

und dunkle Nylons. Sigrid trägt eine quietschgelbe Steghose – auch sehr modisch – dunkle Strümpfe und

Meine Mutter war

sehr spitze, flache weiße Schuhe. Da die

höchstens 16 in diesem

Schuhe so flach waren, standen sie vorn

Foto, wollte aber offen-

immer ein wenig hoch. Dazu trug Sigrid ei-

sichtlich so erwachsen

nen dunkelblauen parka-ähnlichen Man-

wie möglich aussehen,

tel. Haare sehr hoch zum Pferdeschwanz

anders als ihre Freundin Sigrid.

und dann nach allen Seiten fallengelassen so dass es vorne wie ein Pony aussah.

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Schulhof

Mir gefallen besonders die Haltungen, die manche der jungen Männer einnehmen. Besonders jener in der ersten Reihe mit gekreuzten Armen und sein Nachbar in karierter Hose und Rollkragenpullover. Meine Mutter ist die Fünfte von links und steht neben ihrer guten Freundin Dagmar, das einzige Mädchen in Hosen. Im Schulhof, wahrscheinlich 1961. Ich und Dagmar hochtoupiert und mit einem breiten Band im Haar. Bis auf Dagmar haben alle Mädels Röcke an – Dagmar mochte ihre Beine nicht.


Es ist nicht die Kleidung, die

Sieht sehr existentialistisch

Frisur oder der Lidstrich (!),

aus! Meine Haare in einer

weshalb ich diese Fotografie

Außenrolle. Natürlich der

mag. Es funktioniert einfach

immer wieder auftauchende

gut: der Kontrast zwischen

Lieblings-Pulli aus dunkel-

dem überbelichteten Ge-

grauem Mohair mit V-Aus-

sicht meiner Mutter und der schwarze Hintergrund, die

si

Lichtreflexe auf ihrem Haar,

st er

der Rauch von ihrer Zigarette

M AG

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Angeberfoto!

(es waren andere Zeiten ...).

schnitt. Angeberfoto!


Kleiderschrank

Vintage ELEGANT MUSINGS elegantmusings.com/

MUSEUM OF LONDON (BEATRICE BEHLEN)

@ elegantmusings

http://bit.ly/y5ZRwh

Casey‘s Blog ist bereits heute Kult für alle Vintage- und DIY-Liebhaber. Quirlig und mit einem wunderbaren Auge für Outfits, Farben und Schnitte führt sie uns ihre neuesten Projekte vor. Regelmäßig Jeden Freitag stellt Casey Inspirationen der Woche zusammen. Durch die quadratischen Collagen findet man immer neue Kleinigkeiten!

TUPPENCE HA‘PENNY VINTAGE

Beatrice Behlen nimmt uns hier mit ins Museum of London. Fotos, Tagebücher, Exponate und die eine oder andere Lehrstunde in Sachen Kleiderkunde lassen einen in vergangenen Tagen schwelgen. Toller Post Hüte, Hüte, Hüte!: Über Ascot, Rose Bertin and Beaton (http://bit. ly/z8H8Qk)

MILLIE MOTTS milliemotts.blogspot.com/

tuppencehapennyvintage. blogspot.com/

Charlotte lebt in London und liebt vintage Magazine, Hüte und Kirschmuster, den Marine-Style der 40er und 50er Jahre, Antikläden, Plastikschmuck, Punktmuster und Retro Pin-Ups – und diese Leidenschaft teilt sie mit uns auf ihrem Blog!

Der Blog einer leidenschaftlichen Sammlerin. Mit einem Klick auf den simpel gehaltenen Blog sieht man sich den schönsten Magazinseiten vergangener Tage, Illustrationen und Retro-Werbeanzeigen gegenüber. Wir sagen Danke fürs großzügige Teilen!

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