sisterMAG 32 – Tintenblau & Karamell – Sektion 3

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LIEBE SISTERMAG LESER/INNEN, Das Jahr neigt sich dem Ende zu – und damit erscheint unsere letzte Sektion für 2017. Aber keine Sorge, bereits im Januar geht es weiter mit vielen bunten Themen aus dem sisterMAG-Kosmos. Bis dahin lassen wir das Vergangene aber nochmal Revue passieren und widmen die finale Sektion erneut zwei Farben – diesmal TINTENBLAU UND KARAMELL. Wir begleiten die Geschichte des Füllers als wichtiges Schreibwerkzeug und tauchen ein in die Welt der Serienfarben. Blau geht es weiter, mit einem umfangreichen Artikel rund um die traditionelle Musikrichtung BLUES. Für winterliches Ambiente sorgt unser MODESHOOTING, welches wir dieses Mal in der Abguss-Sammlung Antiker Plastik der Freien Universität Berlin umsetzen durften. Zwischen Statuen und Gips entsteht ein magisches Gefühl – und Evis neueste Einzelstücke werden stilvoll in Szene gesetzt. Kulinarisch beschäftigen wir uns in der Dezember-Ausgabe mit der wohl leckersten Geschichte überhaupt: der des KARAMELLRIEGELS! Raus aus der Historie, rein ins Hier und Jetzt. Mit der Erläuterung der Frage, was sich durch INSTASTORY verändert hat, geht es weiter.


Wenn weder Social Media, Karamellriegel noch Fashionfeatures eure Laune bessern können, kennt Dr. ­ Michael ­ ­ Neubauer den möglichen Grund: Vermutlich habt ihr einfach Vitamin-D-Mangel. Er erläutert aus medizinischer Sicht, weshalb Sonne im Winter so schmerzlich vermisst wird.

PA R T N E R S

Um den Winter dennoch gut zu überstehen, eignet sich warme Kleidung und WETTERFESTES SCHUHWERK. Mit unserem Partner ara stellen wir euch verschiedene Schuhmodelle für die kalten Tage vor. Ob gemütlicher Hausschuh oder stylischer Winterstiefel – kalt wird es euch in diesen Modellen nicht.

Vermarktung

Ein letztes Mal für dieses Jahr heißt es nun: viel Spaß beim Schmökern, Lesen und Entdecken! Vielen Dank für ein zauberhaftes sisterMAG-Jahr mit euch. Wir freuen uns auf 2018!

ALEX

MARKETING & ADMIN

TONI Marketing & Finance

E U E R S I S T E R M AG T E A M ANNI Social Media

SASKIA SISTER-MAG.COM

Administration


TINTENBLAU

&

KARAMELL

O P E R AT I O N S

THEA Chefredaktion & Design

SOPHIE Content Management

FRANZISKA Content Management

VERA Content Management

CHRISTINA Content Management

K R E AT I O N

EVI Fashion

LALE Video & Design

MARIE Design & Kreation

SONGIE Design

SALOMÉ Design

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SEITE 158 – TINTE AUF PAPIER

INHALTSVERZEICHNIS 32

SEITE 14 – MODESHOOTING

SEKTION 02 03 05 08

66

EDITORIAL

74

TEAMÜBERSICHT & INHALTSVERZEICHNIS

30 38

KONTRIBUTOREN­

80

VERZEICHNIS

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WINTERLICHES MODESHOOTING

98

KARAMELLISIEREN Küchen Feature

108

DES ZUCKERS WAHRE SEELE

Das moderne Selbstporträt WIE NETFLIX, NUR SPANNENDER Warum Instagram Stories viel

INSTAGRAM STORIES & die möglichkeit, neue geschichten zu erzählen SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER WAND… Über die Kunst, sich selbst den Spiegel vorzuhalten

HÜTTENZAUBER MIT ARA

114 START-UP SPOTLIGHT

Die besten Schuhe

BERLIN ORGANICS

für kalte Tage SISTER-MAG.COM

SELFIE

besser sind als ihr Ruf

Karamellriegelgeschichte

42

VON DER CHRISTUS-KOPIE ZUM SELFIE Selbstporträts in der Kunst

KARAMELL

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WEIHNACHTLICHER KUCHEN

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#32

SEITE 176 – B L U E S

S E I T E 42 - H Ü T T E N Z AU B E R A R A

TINTENBLAU

122 124

PRODUKTCOLLAGE WENIG SONNE IN DER KALTEN JAHRESZEIT Sehnsucht nach Vitamin D

130 138 158

S E I T E 30 - K A R A M E L L I S I E R E N

164

JODHPUR - DIE BLAUE STADT

Wie die Farbstimmung von Se-

Travel Feature Wüste

rien und Filmen beeinflusst,

LEBEN IN DER FERNE Das Erasmus Plus Programm TINTE AUF PAPIER Die Geschichte des Schreibwerkzeugs

BLAU IST KEINE WARME FARBE

was wir fühlen

170 176 186

START-UP SPOTLIGHT RECUP DIE GESCHICHTE DES BLUES IMPRESSUM


KONTRIBUTOREN TEXT Robert Eberhardt

roberteberhardt.com Barbara Eichhammer

the-little-wedding-corner.de Lia Haubner

@sexdrugsbords.nlognroll Nuna Hausmann Martina Klaric

@buchberuehrung Alex Kords

kords.net

FOTO & VIDEO Marco di Filippo

marcodifilippo.com Diana Patient

dianapatient.co.uk Timo Roth

timo-roth.de

MODEL Anke

@anki_panki_style Cati

notanotherdiet.de Jasmin

@albmadame

Cris Santos

cristophersantos.com Trine Marie Skauen

tmstudio.org sisterMAG Team

Catrin Linderkamp

maikitten.de Christian Näthler

@iamvolta Dr. Michael Neubauer Julia Schattauer

bezirzt.de sisterMAG Team

LEKTORAT Stefanie Kießling

@kiesslingS Alex Kords

kords.net Christian Naethler

@iamvolta Dr. Michael Neubauer

SISTER-MAG.COM

ÜBERSETZUNG Ira Häussler Alex Kords

kords.net Christian Naethler

@iamvolta Tanja Timmer

@tanjastweets


TINTENBLAU

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#32 HAIR & MAKEUP Aennikin

aennikin.de Patricia Heck

patriciaheck.de Alana Holmes

alanaholmes.com

ILLUSTRATION Emma Block

emmablock.co.uk Adelinia Lirius

adelinalirius.com sisterMAG Team

Latisha Nicholson

nicholsonmakeup-com

FOOD Ira Häussler Mademoiselle Poirot

STYLING Evi Neubauer

pinterest.com/evin

mademoisellepoirot.com

DAS COVER FOTOS Lale Tütüncübaşi MAKEUP & HAIR

PAR T NER DES HEFTS Unsere Partner-Features erkennt ihr am Logo oben auf der Seite. Wir danken unserem Partner ara sehr herzlich, denn ohne sie wäre diese Ausgabe nicht möglich!

Aennikin

MODEL Jasmin OUTFIT Evi Neubauer PRODUKTION Sophie Siekmann L O C AT I O N Nikolaikirche, Freiberg SISTERMAG 32 | 12 / 2017


WAS BISHER GESCHAH

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SEKTI

ON

Es weihnachtet sehr! So lautet zumindest das Motto dieser sisterMAG Sektion in den Farben »MITTERNACHTSBLAU

UND

COGNAC«. Passend dazu gibt

es leckere Plätzchenrezepte und in unserem Gewürze Guide erfahrt ihr, welche Spices in der Vorweihnachtszeit nicht fehlen dürfen!

FESTL

Wir wollen euch den Winter, mit einer kleinen SONDERAUSGABE ZUR WEIHNACHTSZEIT, ein wenig versüßen. Euch erwarten nordische Weihnachtsbräuche sowie Tipps und Tricks für eure erfolgreiche Firmenweihnachtsfeier, die keiner so schnell vergessen wird. Zudem könnt ihr gespannt auf originelle Cognac-Rezepte sein. Aber auch Horoskop-Liebhaber kommen nicht zu kurz, lasst euch überraschen.

ICHES

SPECI

AL

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DOWNLOADS

KARAMELLISIERTE KAROTTEN & ROTE ZWIEBELN

GRAUE BLUSE

PATCHWORKJACKE AUS PLÜSCH

KARAMELLISIERTE & SCHARFE HÄHNCHENFLÜGEL

SCHOKOLADENKUCHEN MIT BLAUBEER-FRISCHKÄSE CREME

SCHIRMFALTENROCK

LANGES BRAUNES RÜCKENFREIES KLEID

MINIKLEID MIT FEDERBESATZ

KIMONOJACKE AUS MERINOWALK

VIDEOS

BTS MODE SHOOTING

DIY STERNENKONSTELLATION

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DIY PERLENSTERN SISTERMAG 32 | 11 / 2017


»W ENN'S ALTE JAHR ERFOLGREICH WAR, DANN FREUE DICH AUFS N EUE. UND WAR E S SCHLECHT, JA DANN ERST RECHT.« ALB ERT EI NSTEI N

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B L E I B I N K O N TA K T

FOLGT UNS!

Folge unseren Farbengeschichten und t채glichen Neuigkeiten aus dem sisterMAG-B체ro einfach 체ber Instagram! Du findest Inhalte aus dem Magazin, viele Behind-The-Scenes und Snapshots unserer Kontributoren. Zudem nat체rlich Gewinnspiele, Einladungen und andere exklusive Aktionen auf Instagram unter @SISTER_MAG.

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Braun & Grau Ein perfektes Duo Fotos: Marco di Filippo Fashion: Evi Neubauer Video: Trine Marie Skauen Model: Cati / Not Another Diet Hair and Make-up: Latisha Nicholson SISTER-MAG.COM

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SISTERMAG IM MUSEUM


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ANSCHAUEN

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BALLKLEID

Ein schöner Rücken kann…

SCHNITTMUSTER Download Ballkleid

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MINIKLEID

Federn & Overknees als perfekte Kombi SCHNITTMUSTER Download Minikleid mit Federn

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FALTENROCK

Bodenlang in Plissée SCHNITTMUSTER Download Faltenrock DIE GEMÜTLICHSTE JACKE KUSCHELJACKE

Patchwork in Braun und Grau SCHNITTMUSTER Download PatchworkKuscheljacke

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DRAPE BLAZER

H O S E N R O C K

Perfekt für Business & kalte Tage

SCHNITTMUSTER Download Hosenrock

SCHNITTMUSTER Download Jacke

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K O S T Ü M

Winterliche Stimmung in Grau & Braun

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BEHIND THE SCENES DIE LOCATION Vielen Dank an die ABGUSS-SAMMLUNG ANTIKER PLASTIK BERLIN

VIDEO

TEAMARBEIT Endlich arbeiteten wir auch wieder mit Marco & Trine zusammen. Mit dem italienisch-norwegischen Duo haben wir bereits viele Shootings gemacht, jedoch sind die Jetsetter nur selten in Berlin zu fassen!

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ANSCHAUEN


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KARAMELL

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DAS KÃœCHEN-FEATURE

LISIEREN FOTOS & REZEPTE MADEMOISELLE POIROT

KARAMELLISIERTE

KAROTTEN &

ROTE ZWIEBELN MIT WHISKY

KARAMELLISIERTE & SCHARFE

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HUHNCHENFLUGEL

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"

ASIA-STYLE"

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KARAMELLISIERTE

KAROTTEN &

ROTE ZWIEBELN MIT WHISKY 6 PERS.

55 MIN.

Z U TAT E N

Karotten in einem Topf mit kochendem Salzwasser für 3 Minuten blanchieren

500g Karotten, geputzt 8 rote Zwiebeln, geschält und geviertelt

Gut abtropfen lassen und dann trocken tupfen

50g Butter

In einer großen Pfanne die But-

1 Esslöffel Olivenöl

ter und das Öl schmelzen

1 Esslöffel weicher, brauner Zucker

Die Karotten, Zwiebeln und Thymian hinzugeben und bei geringer Hitze 30 Minuten lang goldbraun braten

3 Thymianzweige 2 Esslöffel Whisky 1 Esslöffel Honig

Zucker, Honig und Whisky ein-

1 Esslöffel Balsamico Essig

rühren und einige Minuten köcheln lassen, um den Alkohol abzukochen

Den Essig hinzufügen, dann

Die Thymianzweige entfernen

etwa 5 Minuten weiter kochen, bis sich ein Sirup bildet

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und servieren

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KARAMELLISIERTE & SCHARFE

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HUHNCHENFLUGEL "

ASIA-STYLE" 4 PERS.

Z U TAT E N 1kg Hähnchenflügel

Alle anderen Zutaten, außer Hühnchen und hinzugeben

100g hellbrauner Zucker 200ml Wasser 4 Esslöffel helle Sojasauce

Saft einer Limone eine Handvoll frischer Koriander

Hälfte reduzieren

Die Flügel hinzugeben und in die Soße rühren

100ml Wasser hinzufügen Bei mittlerer Hitze für etwa 30

gekochter Reis zum Servieren 1 grüne Chillischote und ein paar Korianderblätter zum Garnieren

Garnierung,

Die Soße aufkochen und auf die

1 grüne Chillischote 1 Stück (ca. 5cm lang) frischer Ingwer

60 MIN.

Minuten köcheln lassen und hin und wieder rühren

Ist die Soße zu dick, noch einen Schuss Wasser hinzufügen

Die Hitze reduzieren und abgedeckt weitere 15 Minuten köcheln lassen, bis alle Flügel glasiert sind

Eine der Chillis und den Ingwer in feine Stücke schneiden

Den Zucker in eine große Bratpfanne geben und 100ml Wasser hinzufügen

Zum Servieren die Flügel und den Reis in eine Schale geben, die zweite Chillischote in dünne Streifen schneiden und mit dem restlichen Koriander bestreuen

Bei niedriger Hitze aufkochen lassen, bis ein dunkler Bernsteinkaramell entsteht SISTER-MAG.COM

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Des Zuckers WA H R E S E E L E Text Catrin Linderkamp Illustrationen Songie

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»Die längste Praline der Welt«, »Schmeckt wie hausgemacht«, »Und der Hunger ist gegessen« oder »Morgens halb zehn in Deutschland« – Wenn auch ihr euch als Naschkatze mit einem süßen Zahn bezeichnet, dann läuft euch sicherlich grad das Wasser im Munde zusammen. Viele dieser Slogans begleiten uns bereits seit unserer Kindheit und Schulzeit. Sie stehen nicht nur für eine bestimmte Marke und stellen die werbewirksame Verknüpfung zu einem ganz spezifischem hell- bis dunkelbraunen Genussmittel dar, sondern transportieren vielmehr ein wohliges Gefühl. Immerhin ist es sogar wissenschaftlich erwiesen, dass beim Verzehr von Schokolade unser Belohnungssystem im Gehirn aktiviert wird. Dank der Ausschüttung des Neurotransmitters DOPAMIN und der Freisetzung von ENDORPHINEN im Körper tragen verzehrte Tafeln, Bonbons und Riegel aus Schokolade zur guten Laune bei und sind auch in Krisenzeiten und beim

Vergießen der einen oder anderen Träne als bekömmlicher Tröster schon oft an unserer Seite gewesen. Zum Glück haben wir die Qual der Wahl, denn das Angebot an unterschiedlichen Schokoriegeln im Supermarkt ist fast so groß wie die Menge an Katzenvideos auf YouTube. Pur oder gefüllt mit Früchten, Marzipan, Nougat, Waffeln, Keks oder sogar Lakritze – wir müssen uns nur entschieden, welche Art von Schokoriegel es denn nun sein soll. Mein Favorit ist definitiv KARAMELL , denn verpackt in saftiger Schokolade fächert es das ganze Spektrum gebrannter Süße auf und bringt mein kleines Zuckerherz zum Karamellisieren. Seit Hunderten von Jahren erfreuen sich junge und alte Leckermäuler an dieser süßen Köst-

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»Ich esse nicht einfach Schokolade. Ich gebe Kalorien ein Zuhause.«

lichkeit, und die ersten Formen des Karamells lassen sich bis ins 17. JAHRHUNDERT zurückverfolgen. In Amerika haben bereits die Siedler Wasser und Zucker aufgekocht und auf diese Weise köstliche Plombenzieher hergestellt. Für viele Jahre wurde Karamell zur weltweit verbreitesten Süßigkeit, da die benötigten Zutaten bezahlbar waren, es einfach herzustellen und darüberhinaus auch relativ lange haltbar war. Das Wort Karamell leitet sich unter anderem ab vom spanischen »CARAMELO« , was »GEBRANNTEN ZUCKER« beschreibt. Ganz so simpel, wie es klingt, ist es jedoch nicht.

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bedeutet grundsätzlich das Entziehen von Wasser und Bräunen aller Arten von Zucker, und hierbei zeigt sich die ganze Magie der Kochchemie. Zur traditionellen Herstellung wird Kristallzucker unter ständigem Rühren trocken in einer Pfanne auf starkem Feuer erhitzt. Beginnt der Zucker zu schmelzen, dauert es nur ein paar Sekunden, bis der Karamell eine dunkle Farbe annimmt. Eine Sache von wenigen Minuten, doch fehlende Aufmerksamkeit wird direkt bestraft. Denn verpasst man den richtigen Moment und lässt den Zucker zu dunkel werden, verwandelt sich das süße Vergnügen KARAMELLISIEREN

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Das Wort Karamell leitet sich unter anderem ab vom spanischen »Caramelo«, was »gebrannten Zucker« beschreibt. schnell in einen bitteren Genuss. Glückt aber das Experiment, dürfen sich Gourmets der süßen Küche auf ein unwiderstehliches Geschmackserlebnis freuen. Je nachdem, ob die braune Gaumenfreude hart, zähflüssig oder weich sein soll, unterscheiden sich die genauen Dosierungen der Zutaten. Doch die Hauptrollen bei diesem süßen Schauspiel sind heutzutage klar verteilt: MILCH UND ZUCKER. Wenn beides bei hoher Temperatur erhitzt wird, hilft die Milch dabei, das Karamell weich und cremig zu machen. Offizieller Schokoladen-Karamell-Tag ist übrigens der 19. MÄRZ , aber auch an den 364 an-

deren Tagen des Jahres lässt sich die süße Speise wunderbar zelebrieren und verköstigen. Natürlich sollten wir die Schlemmerei nicht übertreiben und wie BRIDGET JONES direkt zum Frühstück mit dem Riegel in der Hand in den Tag starten. Doch hin und wieder eine kleine Karamelldosis ist schon drin, denn wie heißt es ganz richtig: »Ich esse nicht einfach Schokolade. Ich gebe Kalorien ein Zuhause.« Also, alles eine Einstellungssache. Und seien wir mal ehrlich, ein Leben ohne Karamellriegel wäre wie Hogwarts ohne Harry Potter. Irgendwie langweilig und überaus düster. Und wer möchte das schon?

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MIT

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Fotos: Timo Roth Produktion: Sophie Siekmann Model: Anke Reichert Haare & Make-up: Patricia Heck

H체ttenzauber

Gemeinsam mit Instagramerin Anke von anki_panki_style

haben

wir es uns winterlich gemacht, in einer Schweizer Holzh체tte 체ber den D채chern von Berlin!

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Anke ist für den ara Hüttenzauber perfekte Protagonistin, denn Fashion ist ihr Spezialgebiet. Auf ihrem Instagramkanal postet sie täglich ihr Outfit – und inspiriert damit tausende von Frauen.

Anke hat während unseres Shootings

verschiedene

Schuhe von ara

aus-

probiert. Hausschuhe für gemütliche Stunden, Gore-Tex®-Modelle

für

jede

Wetterlage und Pumps für glamouröse Momente.

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Wasserdicht und atmungsaktiv durch Gore-Tex®Membran

Rutschhemmende

GEWAPPNET für kalte Tage mit Gore-Tex®

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Flexible Laufsohle

Profilsohle


Innenliegender Reißverschluss

Obermaterial aus Veloursleder

Warmfutter

Die Warmfutter-Boots mit Gore-Tex®-Membran sind genau das richtige für kalte Tage – und sind auch stylisch. Die flexible Laufsohle aus Tecno-Rubber sorgt für Stabilität und ist rutschhemmend, so kann der Wintertag kommen!

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Bei ara gibt es ein breites Sortiment an Schuhen, die mit Gore-Tex® ausgestattet ist besind. Gore-Tex® kannt dafür, dass es einen zuverlässigen Wetterschutz bietet. Schuhe dieser Art trotzen Wind und Regen und halten die Füße dennoch trocken und warm. Als Gore-Tex® wird eine mikroporöse Membran bezeichnet, die durch ihre besondere Beschaffenheit in der Lage ist, die Feuchtigkeit draußen zu lassen. Dadurch bleibt der Schuh innen trocken, ist aber dennoch atmungsaktiv. Denn wenn sich beim Schwitzen Feuchtigkeit bildet, kann diese durch die Membran als Wasserdampf entweichen. So entsteht ein rundum angenehmes Fußklima, das euch selbst bei schlimmsten Wetterverhältnissen gut geschützt durch den Tag kommen lässt.

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FLORENZ – LANGSCHAFTSTIEFEL

Wasserdich

und atmungsa

Edel und dennoch warm verpackt – das sind eure Füße mit dem Langschaftstiefel »Florenz« in G-Weite (normale Weite). Die Gore-Tex®-Membran erfüllt auch hier ihren Zweck und sorgt für optimale Fußklima-Bedingungen. Das Futter hält die Füße warm und durch den praktischen Reißverschluss fällt das Hineinschlüpfen in den Stiefel leicht. Optisch wird das Bein durch den 4,5cm-Absatz gestreckt.

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dank Gore-Tex® bran

Innenliege Reißversc


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aktiv Mem-

ender chluss

Strapazierfähige Laufsohle

Warmfutter Schaftweite M (ara bietet in der Kollektion auch andere Schaftweiten an)

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MÜNCHEN – STIEFELETTE

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Warmfutter

dank Gore-Tex® Membran

Wasserdicht und atmungsaktiv

Weite H

Flexible Laufsohle

Dieses gefütterte Modell für kalte Tage wird in der Weite H angeboten. Die großzügigere Schuhweite bedient die Bedürfnisse von breiteren Füßen. Druckstellen wird somit vorgebeugt. Die Tecno-Rubber-Laufsohle ebnet den Weg für lange Märsche und kurzes Verweilen. 51

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GEMÜTLICHE STUNDEN in Hausschuhen

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Was gibt es Schöneres, als nach einem langen Tag draußen endlich nach Hause zu kommen? Mit der Hausschuh-Kollektion ara 4Home bleiben die Füße auch auf Holzböden und Fliesen warm und geschützt. Die Auswahl ist groß, es gibt die Hausschuhe mit Naturfilz, Lammfell, Plüsch oder besonderen Applikationen. Ob Pantoffel, Pantolette, Ballerina, Mokassin oder einfach als Schuh für daheim – eure Füße sind mit Sicherheit warm verpackt und sehen auch noch gut aus. Anke hat drei der gemütlichen Modelle getestet.

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DIE FILZPANTOLETTEN

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Fußbett

Die Filz-Hausschuhe von ara bieten euren Füßen eine ökologisch wertvolle Umgebung mit 100% Naturfilz. Jedes Modell ist hochwertig verarbeitet und liebevoll gestaltet. Ankes Modell ziert zum Beispiel ein weihnachtlicher Hirsch. E Der Naturfilz sorgt außerdem für ein natürliches Klima, damit die Füße möglichst wenig schwitzen. Mit einer Laufsohle aus langlebigem Tecno-Rubber und dem ergonomischen Fußbett lassen sich auch langwierige Hausarbeiten bequem erledigen.

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DIE SLIPPER

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Die Taupe-Metallic-Slipper bieten Wärme von innen und Glamour von außen – und dazu noch einen festen Halt. Das Obermaterial aus klassischem Leder im Metallic-Look wirkt modern und elegant– während der Schuh von innen mit wärmenden Lammfell gefüttert ist.

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Die stylischen Pantoletten mit Lammfellfütterung wärmen auch die kältesten Füße! Das weiche Oberleder und die gepolsterte Sohle sorgen für einen maximalen Tragekomfort.

DIE PANTOLETTEN

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EDEL UND BEQUEM IN PUMPS

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ara bietet auch für besondere Anlässe das richtige Schuhwerk – in Form von unterschiedlichen Pumps-Modellen. Es gibt verschiedene Formen, Materialien und Farben. Anke hat zwei Modelle getestet und die Pumps stylisch kombiniert – ob beim Feiern auf dem Tresen oder beim Warten auf den Liebsten.

Der Plateau-Pumps ist ebenfalls aus hochwertigem Veloursleder gefertigt und bietet durch ein bequemes Fußbett und den Plateau einen hohen Tragekomfort – der perfekte Begleiter für eine lange Silvesternacht! TOULOUSE – PUMPS AUS VELOURSLEDER PADUA – PUMPS MIT STRASSBESATZ Das feine Veloursleder dieses Pumps wurde mit funkelnden Strass-Steinen kombiniert. Die Komplettausstattung aus Leder macht den Innenraum des Schuhs anschmiegsam und sorgt den ganzen Tag für Komfort. Die Laufsohle aus Tecno-Rubber ist robust und rutschfest. 57

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Schaut man sich die winterliche Fotostrecke von ara und sisterMAG an, könnte man denken, man sei mitten in den Bergen. So haben wir uns beim Shooting auch gefühlt, und das, obwohl wir uns in Berlin Mitte direkt neben dem Hauptbahnhof befanden. Möglich macht das Christa Bramstedt von alfons Original Schweizer Raclette

.

Sie betreibt in den Wintermonaten eine urgemütliche, winterliche Hütte auf dem Rooftop des AMANO Grand Central Hotels in Berlin. Man fährt bis in die 7. Etage des Hochhauses und kann den Blick über ganz Berlin genießen – und sich im urigen Ambiente dennoch ganz schweizerisch gemütlich fühlen. Wir haben Christa fünf Fragen rund um diesen besonderen Ort über den Dächern von Berlin gestellt.

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5 FRAGEN AN... ALFONS ORIGINAL SCHWEIZER RACLETTE WAS IST DAS BESONDERE AN EURER HÜTTE? Unsere alfons-Raclettehütte hat eine Grundfläche von 50 m² und bietet Platz für bis zu 56 Personen. Sie bringt alpinen Hüttenzauber auf das Dach des AMANO Grand Central und ist eine einmalige Location in Berlin – nämlich ganz so wie man es aus den Bergen kennt: urig, einzigartig und in luftiger Höhe mit Blick über das »Großstadttal Berlin«.

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Mit alpenländischer Fassade und Inneneinrichtung aus echtem über 100jährigem Altholz, einer typischen Alm-bzw. Skihütte nachempfunden, verzaubert alfons seine Gäste in die Welt der Berge und gibt jeder Veranstaltung oder jedem Abend mit Familie oder Freunden ein unvergessliches alpines Ambiente. Ob urige Gemütlichkeit für exklusive Festlichkeiten, naturverbundenes Einkaufsambiente oder als origineller VIP-Bereich, die alfons-Almhütte ist vielseitig einsetzbar und die perfekte Location für die Wünsche der Gäste. WAS GIBT ES BEI EUCH ZU ESSEN UND ZU TRINKEN? Wir empfangen unsere Gäste zum klassisch Apéro – so heißt in der Schweiz die Vorspeise – als Start in den Genussabend. Die kleinen Köstlichkeiten (wie Bündnerfleisch sowie weitere

luftgetrocknete Spezialitäten aus der Schweiz) stillen das erste Hungergefühl und läuten den Abend schweizerisch-stilvoll ein. Danach servieren wir den herrlich würzigen Raclette-Käse, den sich unsere Gäste selbst an ihrem Tisch vom Laib schaben. Ein Genuss für alle Sinne! Unser Raclettekäse ist mehrfach ausgezeichnet, die Rinde ist gewaschen und somit essbar. Er wird aus frischer Bergmilch rund um Schwyz hergestellt und zeichnet sich durch sein mild-würziges Aroma aus. Sein Käseteig ist fest und knackig.

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DER KÄSE SELBST IST: • REIN

• GENTECHFREI

Die Molkerei steht für Reinheit der Käse. Sie werden nur mit Salzwasser ohne Zusatzstoffe gepflegt. • GLUTENFREI Durch die traditionelle, handwerkliche Herstellung kommen wir ohne Zusatzstoffe aus und garantieren, dass unsere Käse glutenfrei sind. • LAKTOSEFREI Die in der Milch natürlich vorkommende Laktose geht beim Käsen zu einem großen Teil in die Molke über. Beim Hart- und Schnittkäse wird der gesamte Milchzucker durch Mikroorganismen in Milchsäure umgewandelt. Die Laktose wird während der Käseherstellung und den ersten Reifungstagen abgebaut. Hart- und Schnittkäse mit einer Reifezeit von 2 Monaten und länger, wie z.B. unserem Raclettekäse (bis zu 4 Monaten), lassen sich auch im Falle einer Laktose-Intoleranz genießen, da sie keinen Milchzucker mehr enthalten. SISTER-MAG.COM

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Das wird durch das Label Suisse Garantie gegeben. Jeder Milchlieferant unserer Käserei muss einen Vertrag unterschreiben und jederzeit nachweisen können, dass keine gentechnisch veränderten Futtermittel verfüttert werden. Auch die Verarbeitung ist garantiert ohne gentechnisch verändertes Lab oder Mikroorganismen. Die gesamte Verarbeitung entspricht jederzeit Bioansprüchen, auch bei konventioneller Verarbeitung. Nach dem Röteli (Likör von getrockneten Kirschen) kredenzen wir unseren »Gipfelstürmer«, dem alfons Dessert, welches den süßen Höhepunkt des Genuss’ bildet. Der alfons Hüttenabend endet gegen 22 Uhr. Wenn Sie an Buchungen über diesen Zeitrahmen hinaus interessiert sind, besprechen wir dies gerne mit Ihnen bei Ihrer Anfrage.


WER KANN TISCHE EUCH BUCHEN?

BEI

SEIT WANN GIBT ES DIESEN BESONDERES ORT?

Jeder kann zu uns in die alfons rooftop Raclettehütte kommen. Ob Weihnachtsfeier, Familienfest, Geburtstagsparty, Firmenveranstaltung oder winterliches Get-Together mit Ihrem Team oder schlicht ein gemütlicher Abend mit Freunden – bis zu 56 Personen finden in unserer Hütte Platz und erleben einen unvergesslichen Abend. Die Plätze werden nach Eingang der Reservierungen vergeben und wir nehmen Reservierungen ab 4 Personen an - am besten direkt per Mail an rooftop@alfons-raclette.de.

Mittlerweile sind wir bereits in der dritten alfons Raclettesaison auf dem Dach des Amano Grand Central und hoffen auf noch viele weitere Jahre… WIE KAM DIE IDEE ZUR HÜTTE? Raclette ist Leibspeise und noch viel mehr: Denn ein Abend mit Raclette ist nicht nur ein Dinner, es ist ein Gemeinschaftserlebnis. Denken wir alle an Raclette, dann denken wir auch an die Alpen, an Tradition, an urige Hütten so-

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wie an Natur. Und an Gemütlichkeit. In Berlin gibt es weder Alpen noch Almhütten – eigentlich, denn jetzt gibt es ja alfons. Umso größer ist aber auch die Sehnsucht nach diesen Winterfreuden, auch abseits des Skiurlaubs. Aus dieser ganz persönlichen Sehnsucht entstand alfons Original Schweizer Raclette. Unser Flashback beginnt im Jahr 2014 noch ohne Almhütte, aber mit einem Stand auf dem Charlottenburger Weihnachtsmarkt sowie diversen Food Markets. Raclette von großen Laiben aus unserer ausgewählten Käserei aus Schwyz in der Zentralschweiz, frisches Bauernbrot, dampfende Bio-Kartoffeln und natürlich auch einen zünftigen Schweizer Schnaps für die Verdauung. Damit haben wir angefangen und quasi als Weihnachtswunsch die eigene Almhütte in Berlin geäußert. Und ab dann ging es

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ganz schnell… Mit der Eröffnung des AMANO Grand Central hatten wir unseren perfekten »Gipfel« – auf der Dachterrasse fanden wir genügend Platz und eine perfekte Lage, um unsere Almhütte aufzubauen: Mit Blick über die Dächer Berlins, das Regierungsviertel, dazu bestens angebunden an Nah- und Fernverkehr. Bei Lust können unsere Gäste auch nach dem Racletteabend ihr gebuchtes Zimmer im angesagten Hotel beziehen. Und noch etwas war uns von Anfang an wichtig: Wir haben in allen Wintermonaten geöffnet (von Mitte November bis Ende Januar eines Jah-

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ALSO, HEREINGESCHMECKT!

res) – so dass ausreichend Zeit ist für Weihnachtsfeiern, einen Familienausflug, ein Weihnachtsgeschenk der besonders schmackhaften Art. Im Sommer zieht es alfons dann wieder in die Schweiz, um sich für den kommenden Winter in der Berliner Hütte zu rüsten – die Hütte bleibt aber in Deutschland. Und kann »nackt« wie auch komplett ausgestattet, eingerichtet und dekoriert gemietet werden für Sommerparty, Landpartie, Firmenveranstaltung oder auch einen privaten Biergarten. 65

ALFONS ORIGINAL SCHWEIZER RACLETTE FREUT SICH AUF EURE ANFRAGEN AN rooftop@alfons-raclette.de oder telefonisch unter 0172 428 7776. First come, first served… Mehr unter www.alfons-raclette.de

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50 g dunkle

Schokolade, geschmolzen

75 ml Milch 85 g Mehl

Kakao

1 EL

1 gehäufter TL 1 TL 1

Backpulver

Zimt

/2 TL

gemahlener Ingwer

1 Prise

Muskatnuss

1 Prise

gemahlene Nelken

130 g 75 g

Butter (Raumtemperatur)

brauner Zucker

dunkler Muscovado (Rohrzucker) oder Kokoszucker 50 g 1

Ei

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Eigelb

50 g gemahlene

Mandeln

blaubeer-frischkase-creme 75 g

aufgetaute Blaubeeren

200 g Frischkäse

je nach Geschmack: ca. 40g Puderzucker 69

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zubereitung 1. Backofen auf 170°C vorheizen (Ober-/Unterhitze). Eine Kuchenform mit losem Boden (ca. 20 cm) an den Rändern gut einfetten und den Boden mit Backpapier auskleiden. 2. Mehl, Kakao, Backpulver und Gewürze in einer Schüssel vermischen. In einer größeren Schüssel die SISTER-MAG.COM

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Butter mit den Zuckersorten gut cremig rühren und dann das Ei hinzugeben und mixen. Eigelb und Mandeln unterrühren, dann vorsichtig das Mehl, Kakao, Backpulver und Gewürze unterheben, damit der Teig schön luftig bleibt. Zum Schluss noch die geschmolzene Schokolade und dann die Milch unterheben, in die Form geben und ca. 25 Minuten backen oder bis ein Messer/Holzstäbchen ohne Teig aus dem Kuchen kommt.


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rezepte

DOWNLOAD

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3. Für die Creme den Frischkäse schön luftig schlagen und je nach Geschmack ungefähr 40g Puderzucker einrühren. Zwischendurch probieren und aufhören, wenn die Creme gut schmeckt. Dann die Blaubeeren einrühren, sodass ein schöner Marmoreffekt entsteht, und entweder auf dem abgekühlten Kuchen verteilen (wenn er gleich gegessen wird) oder im Kühlschrank aufbewahren und dazu servieren.

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Falls Bedarf besteht, kann man die 2 übriggebliebenen Eiweiße mit einem Rührgerät schaumig schlagen, dann nach und nach 50g Zucker dazugeben und mixen, bis die Masse glänzt und nicht mehr aus der Schüssel fällt, wenn man sie auf den Kopf dreht – vorsichtig ausprobieren, funktioniert aber wirklich. ;) Mit einer Spritztüte kleine Häufchen auf ein Backblech mit Backpapier spritzen und die kleinen Meringuen mit dem Kuchen zusammen backen (ca. 10 Minuten), bis sie leicht hellbraun sind!

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G

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n e t u g

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Von der

Christus-Kopie

TEXT: ROBERT EBERHARDT

zum selfie Selbstporträts in der Kunst

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Wir alle erinnern uns noch gut: Familienfotos mit »Selbstauslöser«, bei denen der Fotograf meist zu spät zurück zur Szenerie kam, die Kamera kippelte und das Bild schief geriet oder eine Person am Rand doch aus dem Ausschnitt gerutscht war. Noch vor wenigen Jahren schossen höchstens ein paar Jugendliche in ihrer existentialistischen Phase vor dem Spiegel Fotos von sich selbst. Dann kamen die Smartphones auf und manch heutige Jugendliche machte bereits mehr »Selfies« als die Kunstgeschichte Selbstporträts kennt.

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zu fragen: Wer bin ich überhaupt?

VON ZIEL UND ZWECK DES SELBSTPORTRÄTS

So sind berühmte Selbstporträts in den Museen genau wie Selfies in unserer Cloud stets festgehaltene Wünsche: »Das bin ich. So sollen mich andere sehen - und vor allem so möchte ich mich sehen«.

Doch das Phänomen, sich selbst ins Bild zu setzen, ist freilich in unserer westlichen Bildkultur alt. Jeder kennt berühmte Selbstbildnisse der Kunstgeschichte, denn für Künstler war dies stets eine verlockende Aufgabe, gilt es doch, sich dabei Gedanken über die Inszenierung seiner eigenen Person zu machen und der Nachwelt ein Bild von sich zu hinterlassen. Und sich natürlich zunächst

Selbstporträts aus der Antike sind nicht erhalten, wenngleich Quellen davon berichten. Erst mit dem Tafelbild entstand im ausgehenden Mittelalter eine Porträtkunst, die in der Renaissance immer bedeutender wurde und weite Verbreitung fand. Erst durch die Herausbildung eines Individualgefühls und dem Bewusstsein für die eigene, unverwechselbare Person gewann auch die

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leonardo da vinci

künstlerische Beschäftigung mit dem eigenen Ich an Interesse. Die Porträtkunst nahm an Fahrt auf und noch heute faszinieren uns die Porträts von Regenten, Kaufleuten und anderen illustren Personen. Und eben auch die berühmten Selbstporträts der Renaissance, wie diejenigen von Leonardo da Vinci (1452-1519) oder Albrecht Dürer (1471-1528), der sich in verschiedenen Altersstufen über das Malen seines eigenen Antlitzes vergewisserte, wer er war: ein brillantes Genie mit europäischer Sendung. Dürer sah sich nicht mehr, wie seine Nürnberger Kollegen noch kurze Zeit zuvor, als anonym wirkender und sich mehr als Handwerker denn »Künstler« verstehender Maler. Eine erste Silberstift-Zeichnung von ihm selbst ist uns aus dem Jahr 1484 überliefert: mit gekonnt gesetzten Strichen hielt Dürer sich als Dreizehnjährigen fest, der tiefblickend in sich hineinschaut

albrecht dürer

und mit dem Finger aus dem Bild zeigt. Dürer wusste, wer er war und hatte ein nicht geringes Ego: sein Selbstporträt in Frontalansicht aus dem Wendejahr 1500 (Alte Pinakothek München) ist geradezu eine imitatio christi. Ebenso radikal ist in seiner Authentizität ein Selbstporträt als Akt, das Dürer sein Leben lang für sich behielt und das heute die Klassik Stiftung Weimar verwahrt. Kein anderer Künstler seiner Zeit fertigte solch ein intimes, unverkrampftes Bild seines gesamten Körpers an. DER KÜNSTLER ALS OBJEKT SEINER EIGENEN WERKE Geradezu verrückt nach Selbstporträts war Rembrandt (1606-

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1669): rund 80 Mal bildete er sich selbst ab, in verschiedenen Rollen, emotionalen Zuständen und Ausschnitten. Akribisch hielt er in den Bildern sein eigenes Altern fest oder schlüpfte in historische Rollen, wenn er sich zum Beispiel als Apostel Paulus darstellte. Verliebt in Selbstporträts war auch - wie sollte es als berühmtester deutscher Bildnismaler seiner Zeit auch anders sein - der Dresdner Maler Anton Graff (1736-1813). Die Anzahl seiner Selbstporträts beläuft sich ebenso auf etwa 80 Stück. In einem 1806 entstandenen Porträt schaut uns Graff mit einem sanf-

Rembrandt

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ten, leicht melancholischen Blick an. Gekleidet ist er in einen graugrünen Rock mit Samtkragen, einer gelb-ockerfarbenen Weste und einem weißen Hemdkragen. Der Künstler scheint in den Schaffensakt vertieft zu sein; der Blick über die Schulter gen Betrachter unterbricht den Zeichenakt nur kurz. Die im Hintergrund und für die Bildkomposition wichtige, grau grundierte Leinwand ist ebenso leer wie der auf den Knien gehaltene Zeichenblock leer. Der Künstler scheint am Anfang seines Schaffensprozesses zu stehen, die Bildfindung als künstlerische Herausforderung noch nicht gemeistert zu sein. Der Blick mag die Anstrengung, die leichte Erschöpfung

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trotz beständigen Frohmutes bei der Arbeit andeuten. Auch Anton Graffs nachlassende Sehkraft könnte in dem müden Blick mitschwingen. Für ihn war es wichtig, das Innere eines Menschen darzustellen, nicht viele Attribute hinzuzumalen, auch eine Überbetonung der Kleidung lag ihm fern. Er konzentrierte sich auf das Antlitz und wollte gemäß der damals entstehenden Wissenschaft der »Physiognomie« im Äußeren das innere Wesen des Porträtierten erkennen und festhalten - in diesem Fall sein eigenes Künstlertum. EIN MITTEL ZUR SELBSTERKENNTNIS? Doch nicht immer ist das Selbstporträt ein Instrument der Außenwirkung, sondern eben auch eine sondierende Arbeit am Selbst, um

sich zu verstehen. In dieser Weise sollte man etwa die Selbstporträts von Vincent van Gogh (18531890) interpretieren, der ja gar nicht an Verkäufe dachte. In der modernen Kunst dient das Selbstporträt dazu, die Rolle des Künstlers, des Porträts und des Bildes grundsätzlich infrage zu stellen und mit Erwartungen zu spielen. Zwar arbeiteten in den letzten Jahrzehnten nach wie vor Maler, die nach alter Manier Menschen in ihren charakteristischen Äußeren als Bild festhielten, doch erhielten diese Künstler eher Aufträge von gut betuchten Unternehmern, als dass sie in der Kunstkritik beachtet oder gar im Museum ausgestellt worden wären. Viel spannender erscheinen da die Selbstporträts der franzö-

selbst porträt SISTER-MAG.COM

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sischen Künstlerin Sophie Calle (*1953) oder des deutschen Künstlers Erwin Wurm (*1954), die gar nicht erst den Versuch unternehmen das reale Gesicht darzustellen. Denn was ist schon das »Ich« in uns? Sind wir etwa auf unser Antlitz zu reduzieren? Verschiedene Positionen des zeitgenössischen Selbstporträts wurden 2016 im Frankfurter Städel in der Schau mit dem Titel »Ich« gezeigt. Präsentiert wurden die vielfältigen künstlerischen Strategien der Selbstinszenierung: wie man sich präsentiert oder entzieht, wie man alte Vorstellungen von Porträtkunst aufgreift oder sie radikal über Bord wirft oder ironisiert. Erwin Wurm zeigte in Frankfurt eine vergrößerte Essiggurke als sein Selbstbildnis. Das Selbstporträt ist seit den 1980er Jah-

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selfie kultu ren geradezu ein Markenzeichen der Pop-Kultur. Wir alle kennen die Fotos, die Andy Warhol von sich anfertigte und nutzte, um geradezu Marken-Status zu erlangen. Zudem ist das Selbstporträt natürlich durch die beliebige selfie-Kultur geradezu inflationär geworden: Ai Weiwei (*1957) schießt ebenso gerne Fotos von sich selbst wie Stephen Shore (*1947) oder der erotomanische Ryan McGinley (*1977), der sich beim Küssen fotografiert - und dies postet. Wenn selfie-Süchtige wie Kim Kardashian (*1980) ihre Bilder von sich als Instrumente der Selbstvermarktung ins Internet laden, verfolgen sie ähnliche Ziele wie die früheren Auftraggeber von Porträts: Präsentation, Selbstinszenierung und Erinnerung.

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DAS MODERNE SELBSTPORTRÄT


Text: Martina Klaric


Mit den digitalen Medien und ihren Social-Media-Kanälen wird etwas möglich, das man als medial bedingte Selbstausweitung und –darstellung pointieren könnte. Mit anderen Worten: Facebook, Twitter und Instagram formieren ein dem Realen (un-)ähnliches Online-Subjekt, das sich virtuell mitteilt, erschafft und inszeniert. Gerade die bildbasierte Selbstinszenierung erfährt im modernen und beliebten »Selfie«, dem digital fotografierten Selbstporträt durch die eigene Hand, ihre mächtigste Verkörperung.

Ein individueller Akt, der inzwischen unbestimmbar radikal oft getätigt wurde, so dass er kollektive und kulturtechnische Züge anzunehmen scheint. Anders gesagt: Das »doing selfies« avanciert zur grundlegenden Körperpraktik einer repräsentativen Selbst-Ausstellung und –Modellierung. Es verwundert daher nicht, dass sich nach dem Selfie-Boom vor ein paar Jahren sowohl die Wissenschaften als auch die zeitgenössische Kunst diesem modernen Phänomen aus kritischer Sicht nähern.

Spätestens seit 2004 weiß nicht nur jeder, was unter einem Selfie zu verstehen ist, sondern auch, wie es hergestellt wird: Handykamera einschalten, Pose einnehmen, (vermeintlich!) spontan reinschauen und klick! SISTER-MAG.COM

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Aus den zufällig entstandenen Momentaufnahmen, die sich nahezu allesamt – und das kann man gerne unsachlich anmerken – in Peinlichkeit zu überbieten scheinen, entsteht ein Bild-Genre mit eigenen kategorischen Motiven. Zu den Klassikern des digitalen Selbstporträts zählen mittlerweile der obligatorische Kussmund,

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das sogenannte »Duckface« (vor allem Mädchen finden hieran Gefallen), exzentrische und humorvolle Schnappschüsse im betrunkenen Zustand sowie durchtrainierte, muskelprotzende Workout-Figuren und laszive, erotische Körperdarstellungen, die sogar Nacktbilder einschließen. Herrje!

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Spiegel Selfies

Zu den berühmtesten Techniken der Anfertigung gehören beispielsweise »Spiegel-Selfies« – beliebte Aufnahmen vor Spiegeln, die einen quasi distanzierten, in die Ferne und nicht in die Kameralinse hineinschauenden Blick erlauben. Es handelt sich hierbei häufig um eine Art ‚vorgetäuschtes’ Porträt, bei dem der Anschein einer nicht selbst herge-

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stellten Fotografie erweckt werden soll. Offensichtlich wird dabei eine fotografische »Echtheit« und Authentizität der Pose intendiert. Die typische »High-Angle-Aufnahme« hingegen installiert einen Blick auf die fotografierte Person ‚von oben’, aus einer Vogelperspektive, und evoziert damit vermeintlich verniedlichende Darstellungen. Nicht selten wirkt der Blick des Subjekts in die Kamera gezielt schüchtern und verspielt. Doch weshalb, so könnte man fragen, sind wir süchtig nach Selfies? Welche Wünsche verbergen sich im Drang der Herstellung, Betrachtung und Kommentierung von Selbstbildnissen? Treten hier unbewusste, narzisstische Bedürfnisse in Erscheinung, oder haben wir es mit autobiografischen Verbildlichungen zu tun? Es sind Schlüsselfragen, auf die bis dato sogar die Wissenschaften nur spärliche Antworten liefern.

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Geshared

Likes Was schließlich einmal digitalisiert ist, so scheint es, muss zwingend geteilt werden: Denn bildliche Selbstporträts avancieren erst dann zu Selfies, wenn sie in sozialen Medien hochgeladen, »geshared« und gelikt werden. Geradezu in Echtzeit soll dabei kommuniziert werden, welchen Lifestyle man bevorzugt und gerade lebt. Insbesondere die Likes sind von enormer Bedeutung,

geht es doch dieser Bildkultur wesentlich um gelenkte Selbstdarstellung, die auf diverse Reaktionen abzielt und sich von Anerkennung und Bewunderung nährt. Man könnte meinen, ein Diktum sei geboren: Es lebe der Narzissmus! Und spätestens hier wäre ein Aufschrei des Protests maßgebend. Doch weshalb eigentlich? Dass das Selfie vor allem für junge Menschen als Ausdrucksmedium fungiert, welches nicht immer positive Resonanzen erzielt, sondern etwa in gezieltem Mobbing oder in Verspottung enden kann, ist nur eine Schattenseite dieser beliebten Bildkultur. Dass zudem eigens gepostete Bilder (häufig mit erotischem oder lächerlichem Bildinhalt) un-

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Influencer

erwünscht durch andere Nutzer weiter geteilt werden können, um zu blamieren, gilt klar als Missbrauch persönlichen Bildguts. Aus welchem Grund letztere Aufnahmen überhaupt angefertigt und zunächst eigens in den virtuellen, öffentlichen Raum eingespeist werden, bleibt vermutlich psychologischen Analysen zu ergründen. Auf der anderen Seite hingegen figuriert das Selfie als autobiografisches Medium, in dem sich der/die Fotograf/in der Außenwelt SISTER-MAG.COM

nicht nur mitteilt, sondern selbstkonstituierend verbildlicht. Die Selfie-Produktion entpuppt sich als maßgeblich imagebildend! Insbesondere berühmte Persönlichkeiten und das »Bloggertum«, jene Influencer der modernen Konsumwelt, prägen die Idee einer eigens bestimmbaren, optimierten Identität durch dirigierte Ich-Porträtierung. Wie man gesehen und welcher Eindruck des persönlichen Egos evoziert werden soll, programmiert das zur Schau gestellte Selfie, dessen grundlegende Funktion – und das ist die positive Kehrseite – in der Beherrschung des eigenen Bildes fundiert ist.

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In dieser Entzifferung verschränkt sich eine Körpersprache mit visueller Selbst-Ausstellung zur kontrollierbaren Errichtung von Identität. Zum Tragen kommen fotografische Verfertigungen des Selbstbewusstseins, nicht selten auch Erprobungen humorvoller, ironischer Manifestationen eines Ichs. Es überrascht daher nicht, wenn der neue Selfie-Trend gewollt ungeschminkte, witzig gemeinte, sogar bis zur Hässlichkeit entstellte Selbstbildnisse in Umlauf bringt. Der renommierte Kunstkritiker Jerry Saltz definiert das Selfie in dessen spontaner, rascher Herstellung als zentrales Gelegenheits-Bild, als Genre der Gegenwart, das er strikt vom traditionellen kunsthistorischen Selbstporträt der bildenden Künste trennt. Das Selbstporträt der Malerei oder Plastik beispielsweise kennzeichne einen langwierigen Entstehungsprozess des Künstlers, es diffe-

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spontan

riere folglich in »Komposition und Technik« zum modernen Selfie. Dieses wiederum sei – der Digitalität geschuldet – ein schnell hergestelltes, sich unendlich oft wiederholendes Massenprodukt der allgemeinen Gesellschaft.

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Kunstporträt

Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen hat die moderne Kunst zum digitalen Selbstbild Stellung bezogen: Was schließlich als spontanes, individuelles Verfahren der Ich-Illustration beginnt, entwickelt sich zum fotografischen Kunstporträt. So haben sich mindestens zwei großangelegte Ausstellungen allein in Deutschland dem aktuellen Selbstporträt gewidmet. Die Ausstellung »Mit anderen Au-

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gen« (2016) in Köln und Bonn versammelte verschiedenste Bildexponate (inter)nationaler Künstler und konzipierte retrospektiv angelegt eine »Geschichte des individuellen Bildnisses«. Und die Frankfurter Schirn präsentierte unter dem ‚catchy’ Titel »Ich« (2016) zeitgenössische, ironische Gegenpositionen zur Selfie-Kultur. Damit nicht genug: Die Londoner Saatchi Gallery zeigte die gewaltige Schau »From Selfie to Self-Expression« (2017) inklusive eines Vorab-Wettbewerbs, in dem ein zuvor eingeschicktes Selfie zum besten gekürt und sogleich mit ausgestellt wurde.

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Global


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Man kann es finden, wie man will: Die Selfie-Bildkultur ist global! Dem berühmten Computerwissenschaftler Lev Manovich – besser bekannt als der »Selfie-Professor« – ist es in seiner Arbeit zu digitalen Medien gelungen, das gewaltige Projekt »Selfiecity« zu realisieren. Anhand eines unendlichen Bildkorpus wurde das Selfie-Verhalten fünf verschiedener Großstädte der Welt – Bangkok, Berlin, Moskau, New York und São Paolo – hinsichtlich ihrer jeweils eigenen selfie-spezifischen Verhaltensweisen analysiert. Funktioniert so etwas? Allemal! Das erstaunliche Ergebnis dieser großangelegten Arbeit dürfte trotzdem erstaunen: Selfies, so Manovich, seien keine Selbstporträts im klassischen, kunsthistorischen Sinne, sondern »Fenster zur Gesellschaft«. Es gehe weniger um von der Umwelt isolierte, bildliche Selbstrepräsentationen, wie es die Kunstgeschichte mit Dürer,

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Renoir oder van Gogh postuliert. Vielmehr würden hier persönliche Aktivitäten sowie erlebte, ephemere Ereignisse und Momente fotografisch festgehalten werden, aus denen Vorlieben und Neigungen entziffert werden könnten. Ob wir zukünftig angesichts weiterer tausend peinlicher Selbstbilder die Augen verdrehen, und ob das Selfie eine Frage des Stils oder vielmehr der Mode ist, bleibt an dieser Stelle offen. Aber: Die Stars tun es, wir tun es, Frau Merkel und sogar seine Heiligkeit, Papst Franziskus, tun es: Selfies knipsen. Aus selbstverliebter Selbstsüchtigkeit? Mitnichten!

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Autor ist LiteMartina Klaric ratur- und Religionswissenschaftlerin. Sie liebt Bücher, Schwarz-Weiß-Fotografien und außergewöhnliche Themen. Und Selfies sind ok!

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WIE NETFLIX, NUR SPANNENDER TEXT LIA HAUBNER

m u r a W s e i r o t S m a r g a t s In d n i s r e s s e v ie l b f u R r h i s l a I N S TA G R A M S TO R I E S H A B E N S N A P C H AT A B G E L Ö S T. F Ü R V I E L E NUTZERINNEN IST ES ABER NUR EINE FRAGE DER ZEIT, BIS D I E A U T H E N T I Z I TÄT V E R L O R E N G E H T. S T I M M T DA S ? WA R U M INSZENIERUNG TROTZDEM NICHT N U R O K AY, S O N D E R N S PA N N E N D IST – UND WELCHEN FRAUEN IHR JETZT FOLGEN SOLLTET SISTER-MAG.COM

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» S P O N TA N E S P O S T E N I S T ALSO KEIN PROBLEM – IST JA SCHLIESSLICH NICHT FÜR IMMER. DAS MACHT I N S TA G R A M STORIES SO BESONDERS.«

Auf ein Foto von einem Café-Fenster folgt ein detailliert abgefilmtes Mittagessen. Dann lange nichts. Auf einmal wird mit dramatischem Sound ein Smoothie herangezoomt. Wer das sehen will? Wir alle. Die Stories von Instagram gehören zum liebsten Zeitvertreib von mehr als 15 Millionen Nutzern – allein in Deutschland. Statt Netflix gucken wir tagsüber 15 SEKUNDEN LANGE EPISODEN AUS DEM LEBEN VON MENSCHEN, DIE WIR SPANNEND FINDEN . Ob wir sie im echten Le-

ben kennen, spielt keine Rolle. Wir folgen FreundInnen und eigentlich vollkommen Fremden ins Lieblingscafé, ins Wohnzimmer, ins nächste Meeting. Durch die Ausschnitte aus ihrem Leben sind wir so nah dran wie sonst nur an den ProtagonistInnen unserer Serien-Favoriten. NACH 24 STUNDEN SIND DIE FOTOS UND VIDEOS AUTOMATISCH VERSCHWUNDEN .

Spontanes Posten ist also kein Problem – ist ja schließlich nicht für immer. Das macht Instagram Stories so besonders.

Das eigene Leben soll eine Aneinanderreihung von Momenten sein, die spannend sind, weil sie nicht perfekt sind. Der klassische Feed ihres Accounts ist für immer mehr NutzerInnen eine sorgfältig kuratierte Galerie. Die Stories bilden das wahre Leben ab. Doch die Aufhebung der 24-Stunden-Begrenzung, die Instagram mit einem Update im November einführte, scheint genau das in Gefahr zu bringen. WIE VIEL AUTHENTIZITÄT BLEIBT ÜBRIG, WENN KÜNFTIG EINFACH JEDES BILD UND JEDES

VIDEO

HOCHGELADEN

WERDEN KANN – EGAL WANN ES FOTOGRAFIERT

ODER

GEFILMT

WURDE? Die Konsequenzen sind

bei näherem Hinsehen aber halb so dramatisch. Zum einen gab es auch davor Mittel und Wege, das Bild der Wahl – zum Beispiel mit einem einfachen Screenshot – in

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die 24-Stunden-Auswahl zu integrieren. Zum anderen wäre eine perfekt kuratierte Sammlung an Ausschnitten vielleicht typisch Instagram, aber keine Story mehr.

Accounts genauer ansehen, faszinieren uns immer noch die Stories der NutzerInnen am meisten, die uns eine ganz bestimmte Perspektive zeigen. Wie eine Lieblingsserie, bei der die Staffel nie

ES GEHT UMS GESCHICHTENERZÄHLEN. DAS EIGENE LEBEN SOLL EINE ANEINANDERREIHUNG VON MOMENTEN SEIN, DIE GERADE SPANNEND SIND, WEIL SIE NICHT PERFEKT SIND. Es geht ums Geschichtenerzählen. Das eigene Leben soll eine Aneinanderreihung von Momenten sein, die gerade spannend sind, weil sie nicht perfekt sind. Inszenierung ist dabei vollkommen okay. Manchmal ist sie sogar notwendig. Denn wenn wir uns die BUSRAQADIR

endet.

Die

Möglichkeiten

der Stories sind vielfältiger denn je: Sie können die entspannte Version eines YouTube-Tutorials sein, weil die Zeitbegrenzung dazu beiträgt, sich zu fokussieren. Sie inspirieren. Sie machen

uns auf Dinge aufmerksam. Wir lernen, wir lachen, wir fühlen mit. Denn Politik, Popkultur, Mode, Interior, Food, Fotografie und Aktivismus existieren jetzt nebeneinander, und zwar in ECHTZEIT . Diese Frauen machen’s vor:

GROSCHENPHILOSOPHIN

FRAUPASSMANN SVENJA_TRIERSCHEID KIRAAURELIE

ÜBER LIA Lia arbeitet als Redakteurin und Videographerin in Berlin. 2009 launchte sie ihren Blog sexdrugsblognroll. Heute schreibt sie freiberuflich über Popkultur, Feminismus und Tech. SISTER-MAG.COM

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SCHÖN(ER) WOHNEN BÜSRA QADIR, HAMBURG

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BÜSRA QADIR ist Unternehmerin

und hat sich mit ihrem eigenen Bettwäsche-Label NINDYAA selbstständig gemacht. Vorher arbeitete sie fünf Jahre lang bei Facebook und Twitter in den Bereichen ADVERTISING, MARKETING UND SALES . Unter anderem brachte eine KICKSTARTER-KAMPAG-

den Stein ins Rollen. Eingesammelt wurden über 20.000 Euro Startkapital. Die Bettwäsche von NINDYAA ist hochwertig und nachhaltig. Geboren wurde die Idee übrigens, als Büsra und ihr Mann zusammenzogen und sich keine Bettwäsche fand, die Nachhaltigkeit und Anti-Kitsch vereinte. NE

IHRE STORIES: Büsra zeigt ihren Alltag und serviert jede Menge Inspiration fürs eigene Zuhause. Gleich nächstes Wochenende lassen wir uns vom CREATIVE SUNDAY inspirieren! BESONDERS SPANNEND FÜR: Kreative, Interior-Fans und alle, die davon träumen, aus ihrer Leidenschaft ein Business zu machen.

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HINTER DEN MEDIENKULISSEN BIANCA JANKOVSKA, BERLIN

groschenphilosophin

BIANCA JANKOVSKA hat

ihren festen Job als Redakteurin bei BENTO im November 2016 an den Nagel gehängt. Dann schrieb sie den Artikel »Ganz ehrlich? Ein 40-Stunden-Woche ist nichts weiter als Menschenquälerei«, sammelte Hunderte Likes und Shares

– und hielt auf einmal einen Buchvertrag von Rowohlt in der Hand. Sie schreibt und spricht über FEMINISMUS, MEDIEN UND MACHTSTRUKTUREN. Wer kommt dahin,

wo er oder sie jetzt ist? Und was muss sich in der deutschsprachigen Medienbranche ändern?

IHRE STORIES: Gedanken und Positionen, aus denen Artikel werden und die zum DM-AUSTAUSCH einladen. BESONDERS SPANNEND FÜR: Alle, die Sonntags-Longread-Inspiration sammeln und entweder laut diskutieren oder zustimmend nicken möchten, wenn Bianca mal wieder das ausspricht, was man sich gedacht hat.

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F o lg e un s a u f Instagram S t or i e s @s is t e r_ mag 

DAS WILDE ALLTAGSLEBEN SOPHIE PASSMANN, KÖLN

fraupassmann

Die Moderatorin und Stand-Up-Comedienne ist klug, witzig, zeigt Sexisten den Mittelfinger und uns allen, dass sich POLITIK

UND

auch das »Neo Magazin Royale« kapiert, in dem Sophie gerade erst zu sehen war.

UNTERHALTUNG

nicht ausschließen. Das hat jetzt

IHRE STORIES: Ob sie die Sondierungsgespräche mit Figuren in ihrer eigenen Wohnung erklärt , uns ins Radiostudio mitnimmt oder zeigt, wie man sich am Set eines Shootings für die »Jolie« fühlt: Sophies Alltag ist auch in 15 Sekunden besser als die Hälfte der Inhalte auf Netflix. BESONDERS SPANNEND FÜR: Alle, die Haltung und Unterhaltung lieben.

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GROSSARTIGE BILDER & NEUE MUSIK SVENJA TRIERSCHEID, BERLIN

svenja_trierscheid

Die Fotografin und Cinematographerin setzt vor allem auf analoge Porträts. Vor ihrer Linse stehen KünstlerInnen, Models und PolitikerInnen. Ob sie nun in den USA fürs I-D MAGAZIN fotografiert

oder die Berliner Edition der feministischen Fotoreihe »UNITY IN COLOR« inszeniert: Svenja liefert den weiblichen Blickwinkel, der so oft fehlt und einen neuen Stil prägt.

IHRE STORIES: Neben ihren Reisen an die Sets von Berlin bis zum Camp Flog Gnaw Carnival in Los Angeles gibt’s schon allein dank ihres Fokus auf MUSIKERINNEN JEDE MENGE PLAYLIST-EMPFEHLUNGEN. Außerdem verfügt Svenja

über einen exzellenten Meme-Geschmack. BESONDERS SPANNEND FÜR: Fans von Reisen, Selbstironie, guter Musik und den Geschichten hinter den großen Bildern.


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LIFESTYLE, MODE & OUTFIT-INSPIRATION KIRA STACHOWITSCH, BERLIN

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Wer sein eigenes Magazin gründete, als Blogs noch Zukunftsmusik waren, und heute trotzdem noch keine It-Bag-Sammlung besitzt, ist schon allein deshalb von Grund auf sympathisch. In-

die- und Material Girl-Founder Kira Stachowitsch nimmt uns auf ihrem Account mit hinter die Kulissen des Magazin-Alltags, ohne unnahbar zu wirken.

IHRE STORIES: In Redaktionsbüros kommen wirklich wahnsinnig viele Pakete an. Das hat den Vorteil, Unboxings der spannendsten Teile direkt mitverfolgen zu können. Kira trägt außerdem Kombinationen, die tatsächlich im Alltag funktionieren, und inspiriert gerade deshalb. BESONDERS SPANNEND FÜR: ModeliebhaberInnen ohne »Der Teufel trägt Prada«-Ambitionen.

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How-to Insta Stories

- eine Anleitung -


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DIE

EINFÜHRUNG

VON

KARAMELL

INS-

TAGRAM-STORIES IM AUGUST 2016 LÖSTE NICHT NUR EINEN KLEINEN AUFSCHREI IN DER SOCIAL MEDIA WELT AUS, SONDERN VERÄNDERTE AUCH DAS NUTZUNGSVERHALTEN DER APP IMMENS. WAREN BIS ZU JENEM ZEITPUNKT NUR BILDER UND KURZE FILMSEQUENZEN MÖGLICH, KONNTE MAN NUN UNENDLICH VIELE VIDEOS UND BILDER AUF INSTAGRAM HOCHLADEN, WELCHE NACH 24 STUNDEN EINFACH WIEDER VERSCHWANDEN. MITTLERWEILE KOMMT ES UNS SO VOR, ALS WÄREN DIE STORIES SCHON IMMER DA GEWESEN. ABER NEIN – WIE WAR DAS EIGENTLICH AM ANFANG UND WIE IST ES HEUTE?

TEXT: ANNI GNÖRICH

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Zur Einführung waren die Funktionen – außer für einige Snapchat-Nutzer – für viele Neuland, so dass anfangs doch recht wahllos alles gepostet wurde. Plötzlich waren wir nicht mehr limitiert, sondern es galt: »je mehr, desto besser«. Wir sahen – und sehen leider immer noch – Aufnahmen beim Zähne putzen, Brote schmieren und und und. Doch eine Spur Unsicherheit spielte mit: Interessiert das Gezeigte die Follower überhaupt? Zeigten wir Seiten von uns, die die Illusion des Feeds zerstören und wie ist das mit dem Reden vor der Kamera? Durch das Hinzufügen neuer Funktionen wurden die Instagram Stories im Laufe der Zeit jedoch vielseitiger und boten Kreativen plötzlich ganz neue Möglichkeiten. Neben den typischen Filtern und Emojis, können wir mittlerweile mit verschiedenen Schriftarten, Stickern und Aufnahme-Funktionen spielen.

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Kreative Stile

1. Filmisch mit Schnitt ILENIA MARTINI @ILEMARTINI

Andererseits gibt es auch Tage, an denen ich einfach 12 Stunden am Computer sitze. Aber auch hier versuche ich Inhalte zu finden, mit denen sich meine Follower identifizieren können oder gerne anschauen. WIE ERSTELLST DU DEINE STORIES?

Wenn ich unterwegs bin, schneide ich meine Filmsequenzen

SEIT

WANN

NUTZT

DU

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TAGRAM-STORIES?

Ich habe Instagram Stories seit dem Launch genutzt. Allerdings habe ich vorher auch mit Snapchat experimentiert. WIE WÜRDEST DU DEINEN STIL BESCHREIBEN UND WAS WILLST DU DAMIT VERMITTELN?

Ich versuche meine Stories so persönlich wie möglich zu gestalten und nehme meine Zuschauer mit durch meinen Alltag. Da ich im Bereich Design & Interieur arbeite, reise ich viel und zeige gerne Einrücke aus Städten wie Mailand, Stockholm, Venedig oder von den Sets, an denen ich bin. SISTER-MAG.COM

meist am Telefon mit iMovie. Wenn ich allerdings mehr Zeit habe, nutze ich Premier Pro oder Avid. Ich habe erst vor kurzem darüber in meinen Stories geredet:

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TINTENBLAU

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ich bearbeite eigentlich immer alles, um der Story einen Fokus zu geben und dafür kann man mit so vielen Tools arbeiten.

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Kreative Stile

WIE SIND DIE REAKTIONEN DEINER

2. Geschichten im Vintage Look

FOLLOWER AUF DEINE STORIES?

Ja, sie reagieren viel. Ich habe nun eine persönliche Bindung zu meinen Follower aufgebaut, welche vorher mit den über-kuratieren Feeds nicht möglich war. Ich bekomme viele Nachrichten, in welchen mir Leute Fragen stellen, ihre Gedanken teilen oder mir einfach liebe und unterstützende Worte senden. Viele der Fragen beziehen sich auf die Mach-Art hinter meinen Stories, weswegen ich ein Tutorial dazu erstellt habe.

ELISA VON

@PRESS_LIZ

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SEIT

WANN

NUTZT

DU

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TAGRAM-STORIES?

Ich würde mich tatsächlich als Story-Nutzer der ersten Stunde bezeichnen. Durch meine Arbeit als Social Media Managerin folge ich den Instagram Neuigkeiten immer ganz besonders aufmerksam. WIE WÜRDEST DU DEINEN STIL BESCHREIBEN UND WAS WILLST DU DAMIT VERMITTELN?

Meinen Stil würde ich als eine Art »Vintage Galerie« beschreiben. Irgendwas zwischen Mond Illustrationen, manchmal etwa zu viel Kaffee, jeder Menge Natur und liebevollem Chaos. Ich möchte die Menschen mit meiner Kunst anstecken. Sie ermutigen, selbst wieder einmal den Pinsel in die Hand zu nehmen und der eigenen Kreativität Raum zu schenken. Aus dieser Idee entstand vor gut einem Jahr auch mein kleines Hashtag Projekt #comeinandfindart WIE ERSTELLST DU DEINE STORIES?

Ich nutze tatsächlich gern die Malfunktion direkt in den Stories - damit lassen sich tolle kleine Letterings über die Bilder legen. Zudem passe ich Textblasen in SISTER-MAG.COM

den einzelnen Slides immer gern mit der Farb-Pipette an, damit es schön stimmig wirkt. Wenn ich Videos teile, bearbeite ich diese vorher mit VSCO Video, damit sie der Bildsprache des Feeds ähneln. Und Boomerangs teile ich ebenfalls ab und zu gern, sie sind kurzatmig und können so wunderbar amüsant sein. WIE SIND DIE REAKTIONEN DEINER FOLLOWER AUF DEINE STORIES?

Ich bekomme oft so viel liebes Feedback für meine Stories und bin immer wieder dankbar, für eine unglaublich tolle, wachsende und aktive Community. Das absolute Story Highlight ist übrigens nie der hübsch inszenierte Kunst-Post, sondern immer Pebbles, meine kleine französische Bulldoggen Dame.

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W Kreative Stile

3. Behind the Scenes einer Foto-Kunstlerin JAMIE BECK VON

@ANNSTREETSTUDIO

Jamie Beck ist Fotografin und eigentlich aus New York, lebt aktuell aber in der Provence (Frankreich). Sie entwickelte über die Jahre eine ganz eigene Bildsprache und zeigt in ihrem Instagram-Stories vor allem wie sie arbeitet. Für Fotografie-interessierte absolut empfehlenswert!

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Kreative Stile

4. Sophisticated Fashion

MARIE SCHÖNINGER VON @GLITTER_EVERYWHERE

Marie bloggt hauptberuflich auf Glitter Everywhere und nimmt in ihren Instagram-Stories ihre Follower mit durch ihrem Alltag. Ihre Stories sind wie die Bildsprache ihres Feed sehr ästhetisch und durchdacht mit einer Spur Humor.

Kreative Stile

5. Tagebuch MIT TANJA VON @FRAUHOELLE

Tanja von Frau Hölle ist eine wunderbare Illustratorin: in ihren Stories erzählt sie viel von ihrer Arbeit, ihrem Leben und ihren Gedanken. Heißt sie spricht tatsächlich zu ihren Fans und zeigt weniger starre Fotos.

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Normal

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1. NORMAL

Story Funktionen

Mit dieser Funktion könnt ihr mit kurzem Tippen ein Foto aufnehmen, mit anhaltendem Draufhalten filmen.

2. BOOMERANG Hier könnt ihr Gif-artige Filmsequenzen erstellen.

3. REWIND

Boomerang

Bedeutet einfach, dass euer aufgenommenes Video hiermit rückwärts abgespielt wird. Am besten direkt mal ausprobieren um es sich besser vorstellen zu können. Rewind

Superzoom

4. SUPERZOOM Mit diesem Feature könnt ihr heranzommen. Tippt auf den Button und haltet diesen gedrückt. Hinterlegt wird das Ganze mit einem Sound. 105

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5. FREIHÄNDIG Ohne anhaltendem Draufhalten könnt ihr mit dieser Funktion durch einmal Tippen ein Video aufnehmen.

Freihänding 6. STOP-MOTION Diese Funktion ähnelt Boomerang, da Gif-artige Filmsequenzen damit erstellt werden können, allerdings schießt du hier einzelne Fotos. Stop-Motion

UNBEGRENZT AUS DEM ARCHIV HOCHLADEN

Endlich ist es möglich auch Inhalte hochzuladen, welche älter als 24 Stunden sind. Während wir anfangs nur Fotos und Videos in die Stories direkt aus unserem Archiv hochladen konnten, welche in den letzten 24 Stunden entstanden waren, haben wir seit kurzer Zeit auch die Möglichkeit unabhängig vom Aufnahmedatum Content zu zeigen.

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ZUM VERSCHÖNERN

Einmal ein Foto / Video geschossen, könnt ihr es mit verschiedenen Dingen noch verschönern.

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WEITERE FUNKTIONEN 1. EINEN DIREKTEN LINK EINBAUEN

Diese Funktion ist (noch) nicht allen Instagram-Nutzern möglich. Aktuell nur denen, die über 10.000 Follower haben oder verifiziert sind.

1. STIFTE / RADIERER

Mit dem Stift könnt ihr in verschiedenen Schriftarten schreiben und malen. Hier sind euch keine kreativen Grenzen gesetzt, denn auch die unterschiedlichsten Farben sind möglich. 2. STICKER

Bei den Stickern findet ihr die typischen Emojis, sowie stets wechselnden, welche Instagram zur Verfügung stellt. Außerdem immer dabei Standort, Uhrzeit, Temperatur, Hashtag und seit kurzem auch die Umfrage.

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2. STORY-ARCHIV

Noch ganz neu! Mit dem Archiv können eigene Stories in Instagram gespeichert werden, ohne dass wir sie auf dem Handy speichern müssen. 3. STORY-HIGHLIGHTS

Hiermit können wir Stories auswählen, welche wir in unserem Profil (direkt unter der Profil-Info) verankern können und somit länger als die üblichen 24 Stunden sichtbar werden.

3. SCHRIFT

Die einfachste und sehr beliebte Funktion – etwas dazu schreiben. So viel wie auf das Bild passt. 4. FILTER

Durch das Wischen nach links oder rechts werden Filter über eure Bilder gelegt. 107

Viel spass beim ausp robieren !

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Text: Nuna Hausmann


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Über die Kunst, sich selbst den Spiegel vorzuhalten

Wie sehen mich andere? Wie sehe ich mich selbst? Und wie kann mir dieses Wissen nützlich sein? Durch die digitale Welt wird uns heutzutage immer häufiger der Spiegel über die Idee von Leben und Sein vorgehalten. Das Bild, was wir darin sehen, entspricht aber nicht der Realität, sondern ist dank zahlreicher Filter verzerrt. Umso wichtiger ist es, dass wir uns nicht auf die künstlichen Bilder der Social-Media-Welt verlassen, sondern uns in einem Licht sehen, das authentisch und realistisch ist.

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Den Spiegel vorhalten Warum sollten wir uns aber die Arbeit machen, uns den eigenen Spiegel vorzuhalten? Wer seine Fähigkeiten und Stärken kennt, kann sich z. B. bei der Jobsuche besser präsentieren oder innerhalb der eigenen Firma die passendere Position finden. Eine offene Persönlichkeit, die kritikfähig ist, kann tiefe Freundschaften entwickeln. Wenn wir wissen, was uns glücklich macht, können wir die Aktivitäten suchen, die unser Herz zum Schwingen bringen. Für ein erfülltes Leben ist es also wichtig, sich selbst gut zu kennen. Doch wie kann das gelingen, ganz ohne magischen Spiegel?

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Immer dazulernen

Feedback einholen

Es gibt aber auch Bereiche in uns, die wir nur selbst erforschen können. Durch Neugierde und Bereitschaft, sich mit sich selbst zu beschäftigen, können wir aus uns selbst heraus Erkenntnisse fürs Leben gewinnen. Viele unserer Handlungen und Verhaltensweisen sind beeinflusst durch Erziehung oder frühere Erfahrungen und laufen eher unbewusst ab. Wir können unsere Selbstwahrnehmung also verbessern, indem wir uns hinreichend damit beschäftigen, warum wir handeln, wie wir handeln. Warum reagieren wir so heftig, wenn wir mit unerwünschten Reaktionen zu tun haben? Durch ein

Wer sich selbst besser kennenlernen will, sollte die Ecken ausleuchten, die sonst im Verborgenen liegen: Da gibt es einerseits den ‚Blinden Fleck’ der Fremdwahrnehmung. Dieser Teil der eigenen Persönlichkeit wird nur von anderen wahrgenommen. Hier ist Offenheit für Feedback nötig, um diesen Bereich zu verkleinern und an den Erkenntnissen zu wachsen. Nur dank der Zuschauer kann man erfahren, dass die Präsentation zwar gut gehalten war, das nervöse Wippen des Redners jedoch vom Inhalt ablenkte. Wenn wir aktiv nachfragen, steigt die Chance, eine ehrliche Rückmeldung zu erhalten, die uns in unserem Leben voranbringt.

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wenig Abstand wird vielleicht deutlich, dass es gar nicht um die Reaktion oder Handlungen geht, sondern um eine Verletzung des eigenen Werts. Wer sich hier den Spiegel vorhält und dieses Wissen kommuniziert, löst Konflikte schneller und gewinnt neue Handlungsspielräume. 110


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Interview mit Meriç Temuçin Gründerin der Herzfeld Akademie. Visionärin, Therapeutin und Coach, die in ihren Ausbildungsgruppen immer eine wertschätzende Feedback-Kultur etabliert und als Coach die Methoden der Selbsterkenntnis verinnerlicht hat. In der Herzfeld Akademie bildet sie Coaches aus, die sich während ihrer Ausbildung auch intensiv mit sich selbst beschäftigen. WIE KANN MAN DIE EIGENE SELBSTWAHRNEHMUNG VERBESSERN? Eine der ersten Sachen, die ich meinen Coaching-Klienten empfehle, ist es, dem eigenen internen Dialog mehr Gehör zu schenken. Wie spreche ich zu mir? Was sage ich zu mir in welchen Situationen? So kann man immer mehr eine Meta-Perspektive einnehmen und erkennen, dass man selber manchmal wie »gesteuert« handelt und Sachen aus irgendwelchen alten Mustern heraus macht. Diese Muster kann man sich dann anschauen und gegebenenfalls in fördernde Gedanken umwandeln.

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WAS SIND METHODEN, DIE MAN IN SEINEN ALLTAG EINBAUEN KANN? Um sich über seinen inneren Dialog bewusst zu sein, hilft es, jeden Tag ein paar Morgenseiten zu schreiben. Einfach allen Gedanken Freilauf lassen, auch wenn sich welche wiederholen. Das dient dazu, zu sehen, wo man gerade steht und in welcher Stimmung man ist. Auch eine zehnminütige Meditationspraxis jeden Tag kann das System beruhigen und den Raum schaffen für einen klareren Blick auf die eigenen Gedanken. Gerade die Weihnachts-

zeit, der Übergang ins neue Jahr ist eine gute Gelegenheit, sich Zeit für sich selbst zu nehmen und sich über die eigenen Werte, Wünsche und Bedürfnisse Gedanken zu machen. Zu schauen, wo man etwas verändern, etwas besser machen möchte. Daraus erwächst eine gewonnen innere Freiheit. Die Gedanken sind wesentliche Faktoren für unserer Gefühle. Es lohnt sich, auf die eigene Entdeckungsreise zu gehen.

WAS HAT DIE VERBESSERTE SELBSTWAHRNEHMUNG FÜR POSITIVE EFFEKTE? Wer sich selbst gut kennt, reagiert gelassener und ist standfester gegen äußere Umstände. Wenn man sich nicht verstellen muss und sich ehrlich zeigen kann, ist man offener für neue Erfahrungen und freier in den Begegnungen mit anderen Menschen. Die bewusste Selbstwahrnehmung ist das Geheimnis, um in allem besser zu werden, was man sich vornimmt und wünscht. SISTER-MAG.COM

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WIE KANN MAN GUTES FEEDBACK GEBEN? Sehr effizient und auch schonend in unangenehmen Situationen ist die Sandwich-Methode. Erst spricht man ein Kompliment aus, dahinter packt man das Thema, das man ansprechen möchte, und beendet die Unterhaltung mit einer weiteren positiven Sache. So ist die Kritik gut eingebettet in Wertschätzung und wird daher leichter aufgenommen und als konstruktiv anerkannt. Feedback

ist eine Kunst. Wenn wir es schaffen, aus der eigenen ICH-Position zu sprechen, ohne das Gegenüber anzuklagen, dann kann die Kritik zur eigenen Entwicklung genutzt werden. Durch anklagende Kritik stoßen wir die Person von uns weg. Wer möchte sich denn schon an den Pranger stellen lassen. Sinnvoller ist es doch allemal, unserem Gegenüber wertschätzend zu begegnen.

WIE SOLLTE DIE KONSTRUKTIVE KRITIK AUSSEHEN?

Die Kritik sollte sich auf eine konkrete Situation beziehen und möglichst konstruktiv formuliert sein. Empfehlen würde ich immer die Gewaltfreie Kommunikation von Marshall Rosenberg. Das ist ein wertschätzendes Werkzeug für gute Kommunikation.

ÜBER DIE AUTORIN Nuna Hausmann, Coach und Contentmanagerin, lernte sich durch ihre Coaching-Ausbildung noch einmal völlig neu kennen.

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WEBSITE

berlinorganics.de

S TA R T UP SPOTLIGHT

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BERLIN ORGANICS BRANCHE

Food

HEADQUARTER

Berlin

GRÜNDER

Klaas & Carolin

LOGO

BERLIN ORGANICS

Berlin Organics ist auf die Entwicklung und Vermarktung NÄHRSTOFFREICHER PFLANZLICHER

BIO-LEBENSMITTEL

FÜR

JEDE ALLTAGSSITUATION spezi-

alisiert. Die Idee ist, gesunde Ernährung mit natürlichen Produkten ein Stück weit zu optimieren. Das Team dahinter sind Klaas, der Gründer, und Carolin, die für alles rund um Marketing und Kommunikation dazugestoßen ist. Natürlich zählen wir außerdem auf ein tolles Netzwerk von Experten, die uns bei vielen Themen unterstützen. IDEE & KONZEPT

Wer sich mit gesunder, natürlicher Ernährung beschäftigt, kommt schnell auf das Thema

der sogenannten SUPERFOODS – pflanzliche Zutaten mit hoher Nährstoffdichte. So ging es auch Klaas. Sehr bald schon hatte er Chia-Samen, Hanfprotein, Moringa, Spirulina, Acaí, Weizengras und weitere Superfoods in diversen Tütchen in

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der Küche stehen. Deswegen fing er an, verschiedene Superfoods in sinnvollen Kombinationen zusammenzustellen. Daraus sind Superfood-Mischungen entstanden, die auf Namen hören wie KRAFTPAKET,

SCHUTZSCHILD

ODER BEAUTY QUEEN und jeweils

für einen gewissen Verwendungszweck gedacht sind. PHILOSOPHIE

Die Namen ergeben sich aus eben diesen Verwendungszwecken und SISTER-MAG.COM

einem jeweils dazu gewählten Tier. So steht der Gorilla für unser KRAFTPAKET. Der Gorilla ist das stärkste Tier im Dschungel, ernährt sich aber überwiegend vegan. So ist auch unsere KRAFTPAKET-MISCHUNG , wie alle Produkte von Berlin Organics, vegan und enthält trotzdem wichtige Proteine für Aufbau und Erhalt von Muskelmasse. Ein weiteres Beispiel ist die Schildkröte auf dem SCHUTZSCHILD. Sie lebt mit veganer Ernährung sehr, sehr lange und hat einen harten Panzer, mit dem sie sich vor äußeren Einflüssen schützt. Unser SCHUTZSCHILD enthält eine natürliche Portion Vitamin C aus Acerola, Baobab und Traubenkernmehl, wodurch eine normale Funktion des Immunsystems gefördert wird. PRODUK TKRE ATION & ZUTATEN

Bei jedem Produkt setzen wir uns intensiv mit der Zusammensetzung und der Herkunft der Rohstoffe auseinander. Wo immer möglich, beziehen wir diese aus direktem Handel. Viele unserer Rohstofflieferanten kennen wir persönlich und wissen, dass sie neben der Bio-Zertifizierung auch ethischen Ansprüchen in der Her-

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stellung nachkommen. Mit fairen Löhnen durch direkten Handel (ohne Zwischenhändler) wird die wirtschaftliche Selbständigkeit in Entwicklungs– und Schwellenländern gefördert. Die Produktkreationen werden aus VERSCHIEDENEN BEDÜRFNISSEN UND ALLTAGSSITUATIONEN abgeleitet und zusammenge-

stellt. Wer z.B. seinen Speiseplan mit natürlichen Superfoods für die Gesundheit von Haut, Haaren und Nägeln optimieren möchte, der kann auf unsere BEAUTY QUEEN zurückgreifen. Davon kann man z.B. einfach zwei Teelöffel morgens zum Müsli geben. Enthalten sind Mandelprotein, Chia –und Flohsamenschalen, Rohkakao

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und Kokosblütenzucker. DAS DESIGN

Wir möchten, dass unser Design auffällt und für sich selber spricht. Das Produkt soll ästhetisch genug sein, um in der Küche in einem offenen Regal stehen zu können und nicht in einer Schublade verschwinden zu müssen. Ein Upcycling der Dosen als Stiftehalter, Aufbewahrung für Kleinkram oder als Spardose halten wir ebenfalls für ein gutes Ziel, um Weiterverwendung statt Wegwerfen zu fördern. TEAM

Wie schon eingangs erwähnt, sind wir ein festes Zweierteam und zählen auf viel Unterstützung

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durch Experten sowie verschiedene Kooperationen. Aktuell fangen wir aber auch an, das Team über eine Zusammenarbeit mit OnPurpose Berlin und über Praktikumsstellen noch weiter auszubauen.

und besprechen kann. Ich würde aber sagen, dass ein gemeinsames Mittagessen schon zum Ritual geworden ist. Wir legen beide Wert auf eine Mittagspause und ein warmes Essen. Und freitags ist unser Home-Office-Tag.

WELCHES BER PRODUKT IST UND WIE UND VERWENDEST

ZIELE

LIN ORGANICSDEIN LIEBSTES, WANN DU ES?

Ich selber liebe die BEAUTY QUEEN , sie kommt morgens immer in mein Müsli. Am Wochenende bereite ich gerne Frucht-Smoothies mit SCHUTZSCHILD für die ganze Familie. Klaas liebt das ARBEITSTIER morgens im Porridge. Es ist auch wirklich eine einzigartige und tolle Kombination mit Hanfprotein, Macapulver und Guaraná, passend für jeden bevorstehenden Arbeitstag.

Wir möchten Berlin Organics langfristig als Marke etablieren, die für natürliche Bio-Produkte steht, mit denen eine gesunde Ernährung optimiert werden kann. Dabei spielen pflanzliche Superfoods in jedem Fall weiterhin eine wichtige Rolle. Neue Produktkonzepte sind auch schon in der Entwicklung. Ihr dürft euch gerne darauf freuen, bald mehr dazu zu erfahren.

WIE SIEHT EIN TYPISCHER ARBEITSTAG BEI EUCH AUS? HABT IHR IRGENDEINE ART RITUAL ODER EINE BESONDERE TR A DITION IM BÜROA LLTAG?

So einen richtig typischen Arbeitstag gibt es nicht. Wir sind auch viel unterwegs bei Kunden oder auf Messen und Veranstaltungen. Dennoch versuchen wir, möglichst oft im Büro zu arbeiten, weil man sich da doch immer noch am besten abstimmen

WEBSITE

berlinorganics.de FACEBOOK INSTAGR AM

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Berlin Organics

@ _berlinorganics

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Tintenblau & Karamell sM N°32 Dezember 2017

Intensiv wie Tintenblau und süß wie Karamell – mit diesen zwei Trendfarben macht ihr in den Wintermonaten nichts falsch. Wir haben unsere liebsten Produkte gesammelt.

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ULTIMATE EARS Roll 2 Lautsprecher €99,99

2 | SKAGEN Damenuhr Anita

€149 3 | HAY About a stool €229 4 | KAWECO Liliput Füllfeder aus Messing €59 5 | MONKI Stretch ankle boots €45 6 | & R.S.V.P. Joyeux Noël – Weihnachtskarte €4,90 7 | & OTHER STORIES Velvet Choker €15 8 | & OTHER STORIES Velvet Kleid €79 9 | MANGO Camel Wollmantel €149,99 10 | A.P.C. Kartenetui Carta €145 11 | BOBBI BROWN Golden Amber Lidschatten €37


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Wenig Sonne IN DER KALTEN JAHRESZEIT

TEXT: DR. MICHAEL NEUBAUER

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»SEHNSUCHT NACH VITAMIN D« Im Winter sind wir oft träge und schlecht gelaunt und sehnen und nach Wärme und Sonne zurück. Was das mit Vitamin D zu tun haben kann, erläutert Dr. Michael Neubauer. Zudem gibt er Tipps und Tricks für einen ausgeglichenen Vitamin-D-Haushalt – auch in den Wintermonaten. Das Zauberwort dabei? Frühzeitig »auftanken«.

Ich hoffe, alle Leserinnen und Leser haben, so wie ich, den vergangenen Sommer so richtig genutzt und ihre Haut der Sonne preisgegeben. Mit Freude höre ich jetzt den Widerspruch der Dermatologen, die mit Recht vor zu viel UV-Strahlen warnen. Aber mit gleicher Energie sollen die Endokrinologen zu Worte kommen und die Notwendigkeit der Hautbestrahlung durch die Sonne verteidigen. Warum? Ohne Sonne kann sich in unserer Haut kein Vitamin D bilden, die im Sommer angelegten Speicher leeren sich, und dieser Mangel potenziert – ob wir wollen oder nicht – in der dunk-

len Jahreszeit Müdigkeit und Infektbereitschaft. Und so mancher rutscht sogar in eine Depression. Vitamin D – ein Wunder-Vitamin? Sicher nicht, aber es ist ein Stoff, der universell in die verschiedensten Stoffwechselabläufe unseres Organismus eingreift. Vitamin D ist eigentlich gar kein richtiges Vitamin, da laut Definition Vitamine immer von außen zugeführt werden müssen, weil sie im Körper nicht vorkommen. Für das Vitamin D dagegen liegt eine Vorstufe in unserer Haut, in der Epidermis als 7-Dehydrocholesterol, vor. Durch die Son-

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neneinstrahlung in einer ganz bestimmten Frequenz wandelt sich diese Vorstufe über mehrere Schritte in das Vitamin D3, das, an ein Eiweiß gebunden, im Fettgewebe gespeichert werden und in sonnenarmen Zeiten abgerufen werden kann. Vitamin D hat, wissenschaftlich nachgewiesen, eine hohe Bedeutung für die Ca++-Aufnahme aus der Nahrung über den Dünndarm. Auch durch Reabsorption aus dem Primärharn oder durch Gewinnung von Ca++ aus dem Knochen sorgt das Vitamin für einen ausgewogenen Ca-Spiegel in unserem Körper.

Enge Beziehungen bestehen dabei zu den Hormonen der Nebenschilddrüse und der Schilddrüse, dem Parathormon und dem Calcitonin. Partner in dem Auf und Ab ist das Phosphat. Eine geringere Bedeutung hat die Vitamin-D-Zufuhr durch die Nahrung. Durch die Bedeutung im Ca++-Stoffwechsel nimmt Vitamin D großen Einfluss auf den Zustand unserer Knochen und unserer Muskulatur. Mangel führt zu weichen Knochen, Muskelschwäche, Knochenschmerzen und Muskelmüdigkeit. Aber auch in der besseren Infektabwehr (früheres Sonnen-

UM EINEN MINIMALEN TAGESBEDARF VON 400 IE ZU DECKEN, SIND

12 Liter Milch, 6-8 Eier oder 500g Leber notwendig. Am ehesten liefern uns Fische Vitamin D, allen voran Hering und Aal.

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baden in den Heilstätten Tbc-Erkrankter – Thomas Manns »Der Zauberberg«), der Vermeidung von Übergewicht oder in der Abschwächung lästiger Symptome bei seltenen Autoimmunerkrankungen (z.B. Mb. Crohn) zeigt sich die breite Vernetzung des Vitamins in der Zelldifferenzierung sowie der Zell- und Angiogenese. Damit erklären sich die zahlreichen störenden, aber schwer fassbaren Unpässlichkeiten, sollte es an Vitamin D mangeln. Folgende unspezifische Symptome können, aber müssen nicht mit einem Vitamin-D-Mangel zusammenhängen: Nicht erklärbare dumpfe Schmerzen in Knochen, Gelenken, Muskulatur oder im Rücken, Antriebsarmut, depressive Stimmung, unnormale Müdigkeit, auffällig gehäufte Infektanfälligkeit.

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Vitamin-D-Mangel stellt sich schneller ein, als man denkt. Nördlich des 42. Breitengrades (Barcelona) haben wir im Winterhalbjahr keine Chance, unsere Speicher zu füllen. Aber auch als Büroarbeiter oder als älterer Mensch (bei dem die Verwertung des Sonnenlichtes erschwert ist) hindere ich die Sonne an ihrer Wirksamkeit. Sonnenschutzcreme, dunkle Hautfarbe, bestimmte Erkrankungen (Dünndarmresorption gestört) und Zustände (Adipositas – Fettabgabe aus Speicher gestört) bis hin zur Einnahme bestimmter Medikamente führen zu einem Mangel an Vitamin D. All das hat zu einer erhöhten Aufmerksamkeit für dieses Vitamin in den letzten Jahren geführt, die zur Folge hat, dass man dem Vitamin letztlich alles zutraut. Die Vitamin-D-herstellende Pharmaindustrie boomt, die Anzahl der Vitamin-D-Spie-

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gelbestimmungen im Blut sind in sechs Jahren um fast das Fünffache angestiegen. Vitamin D ist wichtig für unseren Körper, der zu Symptomen führende Mangel muss natürlich behandelt werden, aber von einer unkontrollierten prophylaktischen Einnahme ist auf jeden Fall abzuraten. Vitamin-D-Vergiftungen sind möglich und symptomenreich. Im vernünftigen Herangehen liegt auch hier die Lösung. Ja, wir sollten die Sommersonne nutzen, um unsere Speicher zu füllen. Je nach Hauttyp (hell/dunkel) kann unser Körper in 30 bis 60 Minu-

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ten 10.000 bis 20.000 IE Vitamin D herstellen, danach verhindern ohnehin Regulierungsmechanismen die weitere Bildung. Verzichtet deshalb in den ersten 20 bis 30 Minuten, je nach Sonnenintensität und Hauttyp, auf eine Schutzcreme und verzichtet nach dem Sonnenbaden auf ein unmittelbar folgendes Duschbad. Eine Vitamin-D-reiche Kost als Unterstützung vor allem im Winterhalbjahr ist ratsam.

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EIN MEER AUS BLAUEN HÄUSERN Ein Brummen, erst leise, plötzlich ganz nah. Ein schneller Schritt zur Wand und schon rauscht der Rollerfahrer vorbei. Weg ist er; das Herz pocht. In den engen Gassen der Altstadt fahren keine Autos, doch neben Kühen, Rikschas, Fahrrädern und Fußgängern muss man in der verwinkelten Altstadt offensichtlich auch mit rasenden Rollern rechnen. Wir laufen an Kühen vorbei, die gemütlich ein Nickerchen auf dem Gehweg halten und steigen über ihre Hinterlassenschaften. »Way to Fort« steht an einer Hauswand, deren blaue Farbe hier und da von der Fassade bröckelt…

Text: Julia Schattauer

& Fotos: Diana Patient

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Die Hitze bahnt sich trotz der frühen Stunde bereits ihren Weg durch die Stadt. Flirrende, staubige Luft zeugt von der Nähe zur Wüste Thar. Regen gibt es hier nur im Monsun. Eine Treppe führt uns hoch auf das auf einem Hügel über Jodhpur thronende Mehrangarh Fort. Schritt für Schritt nähern wir uns der Festungsanlage, deren Erbauung in das Jahr der Stadtgründung 1459 zurückgeht. Als wir das von Mauern umgebene Gelände betreten scheuchen wir Tauben auf, die über die Dächer

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des Forts davonfliegen. Den Vögeln nachschauend erblicken wir die Pracht von Mehrangarh. Die Augen wandern zu verzierten Fenstergittern, kunstvoll gearbeiteten Tür- und Fensterbögen und reich geschmückten Wandelementen. Bevor es ins Innere des Palastes geht, wollen wir einen Blick auf die Stadt werfen.

… »FLIRRENDE, S TA U B I G E L U F T ZEUGT VON DER NÄHE ZUR WÜSTE THAR. REGEN GIBT ES HIER NUR IM MONSUN.«

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Jodhpur

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Ein Meer aus blauen Häusern Jodhpur, die Blaue Stadt. Erst von hier oben zeigt sich ihre Größe. Mit rund einer Millionen Einwohnern ist Jodhpur hinter Jaipur die zweitgrößte Stadt des indischen Bundesstaates Rajasthan. Der Anblick gleicht einem Meer aus blauen Häusern. Im Licht der gleißenden Sonne sind die Häuser fast babyblau, der Kontrast zum hellen Braun der Wüste ist einmalig. Mir kommt der berühmt indische Bombay Sapphire Gin in den Sinn. Ob seine Farbe von Jodhpur inspiriert ist? Man erahnt, dass sich die Farben mit dem Lauf der Sonne wandeln. Mal strahlendes Aquamarin, mal kräftiges Indigo. Wenn die Sonne

tief über der Wüste am Horizont steht, verändert sich das Blau zu einem satten Tintenblau. Bevor die letzten Sonnenstrahlen verschwinden, zeigt sich die Stadt in tiefem Mitternachtsblau. Das Blau von Jodhpur hat seinen Ursprung bei den Brahmanen. Sie bildeten die oberste Schicht im heute abgeschafften Kastensystem der indischen Gesellschaft. Als Zeichen ihres Standes malten sie ihre Häuser blau an. Blau gilt im indischen Glauben als durchweg positive Farbe. Sie ist Sinnbild für Tapferkeit, Mut, Kraft und Männlichkeit und ist Göttern wie Krishna gewidmet.

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»DER ANBLICK GLEICHT EINEM MEER AUS BLAUEN HÄUSERN.«

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Nach und nach malten immer mehr Bewohner Jodhpurs ihre Häuser blau an. Nicht nur wegen dem Ansehen, das die Farbe Blau mit sich bringt, auch ganz pragmatische Beweggründe sorgten für die Bemalung: Blau hat einen kühlenden Effekt, soll Moskitos und Termiten fernhalten und die Touristen wollen möglichst viele blaue Häuser sehen, das haben die Bewohner Jodhpurs gelernt. Für strahlendes Blau wird weiße Farbe mit Indigo oder Kupfersulfat bis zur gewünschten Intensität gemischt.

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Kupfer war es unter anderem auch, was das rasche Wachstum der Stadt begünstigte. Im 15. Jahrhundert wurde Jodhpur vom Oberhaupt eines Rajputen-Clans an einer wichtigen Handelstrasse gebaut. Der Handel mit Opium, Sandelholz, Datteln und Kupfer florierte und brachte Wohlstand und Ansehen. Heute ist der Karawanenhandel zwischen Indien und Zentralasien Geschichte. Doch wenn man den Blick vom Fort über die Stadt zur Wüste schweifen lässt, dann meint man in der Ferne noch immer die Karawanen vorbeiziehen zu sehen.

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Das ERASMUS PLUS Programm feiert dieses Jahr seinen 30. Geburtstag. Das haben wir zum Anlass genommen, euch drei inspirierende Persönlichkeiten vorzustellen, deren Auslandssemester in London, Berlin und Konstanz ihren Werdegang nachhaltig beeinflusst haben. Ob als neue Heimat oder als Inspiration für das erste große Filmprojekt – unser Fernweh ist geweckt!

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berlin Elena BITTE STELL DICH KURZ VOR. WER BIST DU, UND WAS MACHST DU?

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Ich heiße Elena Martín, und ich bin Schauspielerin, Filmund Theaterregisseurin. Mein erster Spielfilm JÚLIA IST handelt von einem Mädchen aus Katalonien, das zum ersten Mal ihr Zuhause verlässt und als Erasmusstudentin nach Berlin geht. Der Film hatte vor Kurzem seine Premiere bei Festivals und in Kinos in Spanien. Nach dem San Sebastian Film Festival gehen wir nun auf eine Festival-Tour durch Europa. 140


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WANN HAST DU AM ERASMUS-PROGRAMM TEILGENOMMEN, UND WO WARST DU? Ich war von Januar 2013 bis September als Teil des Programms in Berlin. Das war auch der Ausgangspunkt für den Film. WIE HAST DU DAS LAND BZW. DIE UNI AUSGEWÄHLT? Ich wusste, dass ich in eine Großstadt wollte. Barcelona ist eine dynamische

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Stadt voller Menschen, aber gleichzeitig ist es ein kleiner Ort, an dem man viele Leute kennt. Ich wollte in einer großen Stadt leben, ohne jemanden zu kennen. Und da ich schon Deutsch konnte, entschied ich mich, nach Berlin zu gehen. WAS FIEL DIR ZU DER ZEIT AM MEISTEN AUF, WAS KULTURELLE UNTERSCHIEDE ANGEHT? In Barcelona war ich ein sehr

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sozialer Mensch mit einem großen Bekanntenkreis. Ich war die ganze Zeit von Leuten umgeben. Ich habe so viele Freunde in Barcelona, dass ich sie schon fast per Zufall in Bars, Theatern oder auf Konzerten treffe. Am Anfang fiel es mir schwer, die soziale Dynamik von Berlinern zu verstehen. Man trifft sich dort eher nur mit einer Person statt in großen Gruppen. Letzten Endes habe ich aber dann die perfekte Mischung aus Leuten im P14 gefunden, dem Jugendtheater der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Diejenigen, mit denen ich mich dort angefreundet habe, sind sogar die Schauspieler in JÚLIA IST geworden, und wir stehen uns immer noch sehr nahe. SISTER-MAG.COM

HABEN DICH DEINE ERFAHRUNGEN IM ERASMUS+ ZUR WAHL DEINES BERUFS INSPIRIERT ODER IN IHR BEEINFLUSST? Auf jeden Fall. Ich wusste schon, dass ich einen Beruf in Film oder Theater einschlagen wollte, aber in Berlin hat sich alles erst geformt. Nachdem ich in einem Theaterstück des P14 mitgespielt hatte, gründeten ich und ein paar andere Studenten in Barcelona eine ähnliche Gruppe an einem großen Theater: ELS MALNASCUTS

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Mein erster Spielfilm JÚLIA IST handelt von einem Mädchen aus Katalonien, das zum ersten Mal ihr Zuhause verlässt und als Erasmusstudentin nach Berlin geht. ra, aber dann wurde das Projekt immer größer, gewann den Preis beim Festival de Málaga und wurde dann neun Wochen lang in Kinos in Spanien gezeigt.

(»Die nie richtig Geborenen«) am Sala Beckett. Bis heute ist das noch eine einzigartige Theaterplattform für junge Menschen in Spanien, um zu experimentieren. Und natürlich der Film, in dem ich Regie führte und die Hauptrolle spielte: JÚLIA IST. Er ist eine Mischung aus den Erfahrungen, die Marta Cruañas, Pol Rebaque, Maria Castellví und ich im Erasmus gemacht haben. Zunächst war der Film unsere Abschlussarbeit an der Universität Pompeu Fab-

WAS WAREN DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN FÜR DICH BEIM AUSLANDSSTUDIUM, UND FINDEN SICH DIESE AUCH IM FILM WIEDER? Die größten Herausforderungen in unserem Erasmus waren interessanterweise nicht die, die wir erwartet hatten. Wir hatten alle, wie es in Spanien üblich ist, noch bei unseren Eltern gewohnt, bevor wir ins Erasmus gingen, also war es das erste Mal, dass wir auf uns allein gestellt wohnten. Wir gehören einer gut vorbe-

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Berlin HAST DU SEITDEM IM AUSLAND GELEBT ODER DARAN GEDACHT, ES ZU TUN? reiteten Generation an, waren vorher viel gereist und konnten mehrere Sprachen… also dachten wir, wir würden alles unter Kontrolle haben, wenn wir in der neuen Stadt ankamen. Wir waren sicher, dass wir es von Anfang an genießen würden. Ich dachte, es wäre meine Aufgabe, etwas zu bewegen. Aber in Wirklichkeit musste ich erst einmal die grundlegendsten Dinge lernen: allein zu sein, wie frustrierend es ist, nicht zu wissen, wer man in einer neuen Umgebung ist usw. Das waren die größten Herausforderungen. Und ja, ich denke, wir haben all das mit in den Film genommen, und diese echte Darstellung des Erasmus ist genau das, was JÚLIA IST so groß gemacht hat.

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Nein, aber nicht, weil ich nicht wollte. Der Film hat mein Leben völlig in Beschlag genommen, seit ich aus Berlin zurückgekommen bin, und jetzt, da der Film fast von alleine fliegt, habe ich neue Projekt. Wenn alles klappt und ich einen Job bekomme, für den ich mich gerade bewerbe, dann komme ich in ein paar Monaten zurück nach Berlin und werde eine Weile dort bleiben. Ich habe auch Ideen für einen weiteren Film und möchte dafür gern in einem anderen Land recherchieren und schreiben. Ich kann mich außerhalb von Barcelona immer besser auf eine Sache konzentrieren.

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" Ich kann mich außerhalb von Barcelona immer besser auf eine Sache konzentrieren."

WÜRDEST DU NOCH EINMAL AM ERASMUS+ TEILNEHMEN, WENN DU KÖNNTEST, UND WENN JA, WO WÜRDEST DU HINGEHEN? Ich kann es nur wärmstens empfehlen. Heute möchte ich aber einen Schritt weitergehen und versuchen, ohne die Hilfe vom Programm Erasmus+ allein zu leben. Einfach weil ich es bereits mit Hilfe gemacht habe. Eine Freundin von mir hat allerdings dieses Jahr ein Praktikum im Rah-

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men von Erasmus+ Traineeship gemacht, und das wäre etwas Neues für mich, das mich interessieren könnte. Aber dann würde ich an einen ganz anderen Ort mit einer ganz anderen Kultur gehen.

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Georg MMeyer BITTE STELL DICH KURZ VOR. WER BIST DU, UND WAS MACHST DU?

Ich heiße Georg Meyer-Wiel und arbeite als Künstler sowie Bühnen- und Kostümdesigner für zeitgenössischen Tanz, das Ballett und die Oper. WANN HAST DU AM ERASMUS-PROGRAMM TEILGENOMMEN, UND WO WARST DU? Ich studierte an der Folkwang Universität in Essen in Deutschland und nahm 2000 am Erasmus-Programm teil.

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London


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Beim Erasmus geht es darum, neue Dinge auszuprobieren und buchstäblich seinen Horizont zu erweitern.

WIE HAST DU DAS LAND BZW. DIE UNI AUSGEWÄHLT? Ich war mir nicht sicher, welche Uni oder welches Land ich mir aussuchen sollte. Also habe ich ein paar Leute gefragt, die schon im Erasmus gewesen waren, und habe dann die Unis in Barcelona und London besucht. Barcelona war gleich ausgeschlossen, weil ich die Sprache nicht konnte. Also habe ich mich für einen Platz in London beworben und glücklicherweise auch einen bekommen. WAS FIEL DIR ZU DER ZEIT AM MEISTEN AUF, WAS KULTURELLE UNTERSCHIEDE ANGEHT? Wenn man in ein anderes Land zieht, kennt einen niemand. Also ist es der perfekte Ort, um was Neues auszuprobieren, weil niemand erwartet, dass du so bist wie immer. Ich entschied mich, auf die Einflüsse einzugehen,

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die London auf mich hatte – auf die unterschiedlichen Modestile und Kulturen. London ist ein Schmelztiegel aus Kulturen der ganzen Welt, und alles schien neu. Das hatte einen enormen Einfluss auf meine Arbeit und meinen persönlichen Stil. HABEN DICH DEINE ERFAHRUNGEN IM ERASMUS ZUR WAHL DEINES BERUFS INSPIRIERT ODER IN IHR BEEINFLUSST? Erasmus hat meinen beruflichen Werdegang komplett geändert. Ich studierte Kommunikationsdesign in Deutschland, und während meines Erasmus in London

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probierte ich Modedesign aus, und da es mir so sehr gefiel, blieb ich dabei. So machte ich einen Master in Mode und nie etwas mit Kommunikationsdesign. HATTE DAS LEBEN IM AUSLAND EINFLUSS AUF DEINE ARBEIT? WENN JA, INWIEFERN? Ich ging nie nach Deutschland zurück. Nach dem Erasmus ging ich nur einmal zurück, um meine Wohnung aufzulösen. Ich hatte nie das Gefühl, meine Zeit mit einem anderem Studium vorher vergeudet zu haben, weil es letzten Endes den Grundstein für mein neues Studium gelegt hatte. Das ist mittlerweile fast 18 Jahre her, und ich habe seitdem nur in London gelebt. WIE DENKST DU JETZT ÜBER DAS LAND, IN DEM DU DEIN ERASMUS+ VERBRACHT HAST? WÜRDEST DU DORT WIEDER LEBEN WOLLEN? SISTER-MAG.COM

Ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu leben! MIT DEM ROYAL COLLEGE OF ART HAST DU DEINEN ABSCHLUSS VON EINER SEHR ANGESEHENEN UNIVERSITÄT. WAS WAR DAS BEDEUTENDSTE, DAS DU VON DIESER ERFAHRUNG MITGENOMMEN HAST? Ähnlich wie beim Konzept der Folkwang Universität fördert auch das Royal College of Art einen Einblick in interdisziplinäre Prozesse für ein größeres Verständnis für die Art und Weise, wie kreative Disziplinen miteinander verbunden sind. Dies ist seitdem eine Inspiration für meine Herangehensweise an Kunst und Design gewesen. WÜRDEST DU NOCH EINMAL AM ERASMUS-PROGRAMM TEILNEHMEN, WENN DU KÖNNTEST, UND WENN JA, WO WÜRDEST DU HINGEHEN? Ich kann diese Erfahrung nur jedem empfehlen und würde

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alles wieder genauso machen. Es war eine wunderbare Erfahrung, und ich bin immer noch dankbar und freue mich darüber, welchen Weg ich dank des Programms eingeschlagen habe. Beim Erasmus geht es darum, neue Dinge auszuprobieren und buchstäblich seinen Horizont zu erweitern.

" London ist ein Schmelztiegel aus Kulturen der ganzen Welt, und alles schien neu. Das hatte einen enormen Einfluss auf meine Arbeit und meinen persönlichen Stil. " 149

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Tania MHabimana BITTE STELL DICH KURZ VOR. WER BIST DU, UND WAS MACHST DU?

Ich heiße Tania Habimana, ich komme ursprünglich aus Ruanda, aber bin wahrhaftig europäisch. Ich habe die belgische Staatsbürgerschaft, bin aber in England aufgewachsen und habe dann in den Niederlanden, Deutschland und Italien gelebt. Ich bin Fernsehmoderatorin und Unternehmerin. Ich moderiere eine Fernsehsendung namens »Tailored Business«

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WANN HAST DU AM PROGRAMM ERASMUS+ TEILGENOMMEN UND WO WARST DU? Ich war in meinem dritten Jahr an der Uni im Erasmus, und zwar 2008/2009 in der schönen Stadt Konstanz in Deutschland.

Konstanz

WIE HAST DU DAS LAND BZW. DIE UNI AUSGEWÄHLT?

über Unternehmertum in Afrika, und ich leite eine Marketingagentur namens NONZeRO, die auf zweckmäßiges Marketing spezialisiert ist. Ich bin außerdem Gründerin und Sprecherin eines Business of Fashion Accelerator-Programms namens Threads Stitched by Standard Bank (»Fäden von der Standard Bank gestickt«).

Das Land zu wählen, war einfach. Ich wollte Deutsch lernen, ich liebte die Sprache und war von ihr fasziniert. Die Stadt zu wählen,, war schwer – ich habe lange zwischen Mannheim und Konstanz geschwankt, aber am Ende waren der See und die Entscheidung meiner besten Freundin, auch nach Konstanz zu gehen, entscheidend.

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WAS FIEL DIR ZU DER ZEIT AM MEISTEN AUF, WAS KULTURELLE UNTERSCHIEDE ANGEHT? Als ich nach Deutschland gezogen bin, wurde mir bewusst, wie konservativ England ist. Ich fand Deutschland offen und neugierig. Das Interessante war ehrlich gesagt aber, dass das Entdecken einer neuen Kultur mir mehr über meine eigene gezeigt hat. SISTER-MAG.COM

So habe ich zum Beispiel gelernt, dass der britische Humor ziemlich merkwürdig und voll von Selbstironie ist, was ich liebe, aber bis dato hatte ich aus irgendeinem Grund gedacht, dass das in allen Kulturen üblich ist. In Deutschland habe ich außerdem gelernt, was es heißt, wahrhaftig pünktlich zu sein. In den ersten paar Monaten habe ich so einige Busse zur Uni verpasst, denn wenn ein Bus in Deutschland um 12:23 Uhr kommen soll, kommt der Bus auch genau zu dieser Zeit und nicht um 12:22 Uhr oder

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" Das Interessante war ehrlich gesagt aber, dass das Entdecken einer neuen Kultur mir mehr über meine eigene gezeigt hat. "

12:24 Uhr. Das hat mein Zeitverständnis sehr geschärft. HABEN DICH DEINE ERFAHRUNGEN IM ERASMUS+ ZUR WAHL DEINES BERUFS INSPIRIERT ODER IN IHR BEEINFLUSST? Ich würde nicht sagen beeinflusst, sondern eher »gestärkt«. Ich hatte schon immer nach einer globalen Karriere gestrebt. Da ich in zwei Ländern aufgewachsen war und dazu noch Wurzeln in Ruanda hatte, war ich immer an Kulturen interessiert, wollte Neues entdecken und lernen, wie andere Dinge tun. Was das ei-

gentliche Berufsfeld angeht, so hat mich Erasmus+ in der Tat beeinflusst. Ich wurde in der Zeit darin bestätigt, dass ich in jedem Land, in dem ich lebe, unternehmerisch sein konnte. Und dass ich meine Multikulturalität darüber hinaus zu meinem Vorteil nutzen konnte. DEINE ARBEIT KONZENTRIERT SICH NUN WEITESTGEHEND AUF AFRIKA. WANN HAT SICH DEIN INTERESSE DARAN ENTWICKELT? Ich hatte das Thema immer im Kopf. Es ging vielmehr darum, die richtige Gelegenheit zu finden, um in Afrika geschäftlich

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konsta tätig zu werden und ein Leben aufzubauen. Und glücklicherweise bekam ich die Gelegenheit, während ich mit Suitsupply zusammenarbeitete. 2013 wurde mir die Rolle der Geschäftsentwicklungsmanagerin für Afrika übertragen und so ging die Reise los. KÖNNTEST DU UNS EIN BISSCHEN MEHR ÜBER »TAILORED BUSINESS« SAGEN – WIE KAM ES ZU DER IDEE UND WAS MACHST DU DORT? Tailored Business ist eine innovative Fernsehsendung über afrikanisches Unternehmertum und die Art, in Afrika Geschäfte zu machen, und das Ganze aus der Sicht eines Schneiders für Anzüge. Der Schneider und angehende Unternehmer interviewt erfolgreiche Geschäftsleute und Geschäftsführer, während er die Maße für einen Anzug für sie nimmt. Das Interview-Format ist eher eine Unterhaltung SISTER-MAG.COM

zwischen Mentor und Ratsuchendem, bei der der Schneider, also der angehender Unternehmer, namhafte Geschäftsführer und Menschen, die sich einen Namen in Afrika gemacht haben, nach Einblicken und Tipps fragt, wie man ein panafrikanisches Unternehmen gründen und wachsen lassen kann. Staffel 1 der Serie wurde in Nigeria, Kenia, Ghana, Südafrika, Mauritius, Ruanda sowie London & Brüssel gedreht, wo auf den Einfluss der afrikanischen Diaspora in Europa und Afrika geschaut wurde. Die Idee ist der Wirklichkeit entsprungen. Als ich mit Suitsupply nach Afrika ging, traf ich auf viele landesspezifische Herausforderungen. Es gab nicht unbedingt mehr Herausforderungen als am US-amerikanischen oder südostasiatischen Markt, aber halt andere. Und von unserem Hauptsitz in Europa aus konnte

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man uns nicht wirklich sagen, was wir tun sollten. Diejenigen, die uns Rat geben konnten, waren die Kunden, für die wir die maßgeschneiderten Anzüge anfertigten. Einige von ihnen wussten extrem viel über das Klima auf dem afrikanischen Markt und hatten auf einigen anderen Märkten bereits persönliche Erfahrungen gesammelt. Ich war schon immer an der Medienwelt interessiert gewesen und daran, wie Afrika der westlichen Welt präsentiert wurde und wollte schon lange afrikanische Business Excellence vorzeigen. Eines Tages wurde mir klar, dass »Tailored Business« genau richtig dafür war. WAS SIND DEINE ZIELE FÜR DAS PROJEKT – IN WELCHE RICHTUNG SOLL ES SICH ENTWICKELN? Tailored Business hat schon eine Menge ins Rollen gebracht. Während des Filmens

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haben wir gemerkt, dass viele andere sich dieselben Fragen stellten, die wir in den Interviews und der Sendung über die Geschäftswelt in Afrika beantworten wollten. Also entschieden wir uns die Plattform tailoredbuisnessinafrica.com zu erstellen. Darauf findet man eine Sammlung an Interviews, Ressourcen, praktischen Tipps und Kontakten, die KMUs und Start-ups in Afrika dabei helfen sollen, neue Märkte zu erschließen. Außerdem hat Tailored Business ein ehrgeizigeres Ziel entstehen lassen, nämlich die zweckmäßige Marketingagentur Nonzēro mit Sitz in Johannesburg. Die Agentur soll die Unternehmensentwicklung in Afrika vorantreiben, und zwar durch mehrere industriespezifische Projekte und indem strategisch mit Unternehmen zusammengearbeitet wird, um ein Ökosystem aus Partnern aus der

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Geschäftswelt, der Regierungsebene und den Bereichen Bildung und Meinungsführerschaft zu schaffen. Eines unserer Projekte, das wir gerade erst ins Leben gerufen haben, ist Threads Stitched by Standard Bank, eine Kampagne für Unternehmensförderung, die die Modeindustrie vorantreiben soll. Mithilfe eines Accelerator-Programms und einer E-Learning-Plattform wird die Kampagne bestehenden Modeunternehmern aus Südafrika die geschäftliche Seite der Modeindustrie näher bringen. Wir haben mit der Katholischen Universität in Mailand zusammengearbeitet, um die Inhalte zu erarbeiten und uns mit einigen der besten Persönlichkeiten der südafrikanischen Geschäftswelt zusammengetan, um die Kampagne zu starten.

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HATTE DAS LEBEN IM AUSLAND WÄHREND DES ERASMUS+ EINFLUSS AUF DEINE ARBEIT? WENN JA, INWIEFERN? Auf jeden Fall! Ich bin eine Fürsprecherin für Karriereund Bildungsmobilität. Durch meinen Erasmusaufenthalt habe ich so viele andere Kulturen, Verhaltens- und Denkweisen kennengelernt, aber vor allem hat es mich anpassungsfähiger gemacht. Ich kann mittlerweile in jedem Land gute, starke Beziehungen aufbauen, und das einfach nur, weil ich in der Lage bin, andere Kulturen zu verstehen und mich ihnen anzupassen. Ich sehe das als eine meiner besten Kompetenzen. In Konstanz waren so viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, dass ich jetzt Freunde in der ganzen Welt habe. So kann ich in neun von zehn Fällen mindestens ein

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" Ich wurde in der Zeit darin bestätigt, dass ich in jedem Land, in dem ich lebe, unternehmerisch sein konnte. Und dass ich meine Multikulturalität darüber hinaus zu meinem Vorteil nutzen konnte. "

Wort in der Sprache der Person sagen, die ich treffe, ich kenne jemanden aus ihrem Land und weiß im besten Fall auch noch etwas Kulturelles über ihre Region. Und Menschen wissen es immer sehr zu schätzen, wenn man sich bemüht ihnen auf diesem Weg näher zu kommen. WÜRDEST DU NOCH EINMAL AM PROGRAMM ERASMUS+ TEILNEHMEN, WENN DU KÖNNTEST UND WENN JA, WO WÜRDEST DU HINGEHEN? Ja, und ich würde nach Griechenland gehen. Es ist nämlich seltsamerweise so, dass ich in jeder Stadt, in der ich bisher gelebt habe, jemanden aus Griechenland getroffen habe und wir Freunde geworden sind. Ich glaube, es besteht eine besondere Verbindung zwischen Griechenland

und mir. Die Kultur, das Essen, die Menschen und ich sind einfach auf einer Wellenlänge – ich würde einfach gern dort leben und alles richtig ausprobieren.

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Die Geschichte des Schreibwerkzeugs

s d r o K r e d n a Text: Alex

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Sie sind omnipräsent und zugleich vergessen: Der Kugelschreiber und der Füllfederhalter führen im digitalen Zeitalter ein eher trauriges Schattendasein. Umso interessanter ist es, sich die Geschichte dieser Schreibwerkzeuge mal genauer anzuschauen.

Schon in der Antike schrieben die Menschen, kannten aber natürlich weder Tinte noch Papier. Deshalb verwendeten sie ein Werkzeug, mit dem sie Buchstaben in weichen Ton oder in Wachs hinterließen. Die Griffel waren je nach Epoche aus Stein, Metall oder Schiefer gemacht. Geradezu revolutionär war dann die Ausrüstung, mit der die alten Ägypter ihre Schriftstücke anfertigten. Auf Papyrus, einem Vorläufer des Papiers, der aus Pflanzenmark gefertigt wurde, schrieben sie mit einer Art Pinsel und später mit Schilfrohr. Die Farbe zum Schreiben machten sie – je nachdem, ob es Rot oder Schwarz werden sollte – aus Ruß und Baumharz oder aus Ocker. Mit der Verbreitung von Papier in Europa, die im elften Jahrhundert begann, eröffneten sich neue SISTER-MAG.COM

Möglichkeiten, es mit Schrift zu versehen. Man schrieb mit den Federn von Gänsen oder Raben, die man zuvor in ein Gefäß voll Tinte tunkte. Um auf Reisen nicht mehr das lästige Tintenfass mitführen zu müssen, entwickelte der Nürnberger Mathematiker Daniel Schwenter im Jahr 1636 den Vorläufer des heutigen Füllfederhalters. Er steckte drei Mittelstücke von Gänsefedern ineinander, wobei einer dieser Federkiele als Speicher für die Tinte diente. Wenn man damit schrieb, floss die Tinte aus einem Loch aufs Papier. Das geschah jedoch unkontrolliert und verursachte nicht selten Flecken auf dem Schriftstück. Es sollte bis 1883 dauern, bis dieses Problem weitgehend aus der Welt geschafft werden konnte. Die Entwicklung des Füllfederhalters,

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Lewis Edson Waterman

wie wir ihn heute kennen, nahm ihren Anfang mit einer witzigen Anekdote. Der New Yorker Versicherungsvertreter Lewis Edson Waterman hatte einen lukrativen Vertrag mit einem Kunden geschlossen und wollte diesen gerade unterschreiben lassen. Der benutzte Füller lief allerdings aus und hinterließ einen unschönen Kleks auf dem Dokument. Noch während Waterman einen neuen Stift holte, ging der potentielle neue Klient zur Konkurrenz. Noch am gleichen Abend machte sich Watermann an die Arbeit und entwickelte bald darauf den »fountain pen«. Dessen Herzstück war ein aus Hartgummi bestehender Tintenleiter, der die Tinte in einem gleichmäßigen Fluss aus dem Inneren des Stifts bis zur metallenen Spitze brachte. Die Funktionsweise basiert auf

dem Kapillareffekt, dem zufolge eine Flüssigkeit in einer engen Röhre entgegen der Gravitation nach oben fließt. Waterman gründete 1884 die nach ihm benannte Firma, die bis heute Füllfederhalter herstellt. Die Tinte befand sich sowohl bei Waterman als auch seinen immer zahlreicher werdenden Konkurrenten noch direkt im Stift. Erst 1927 wurde die Tintenpatrone erfunden, die das Befüllen deutlich vereinfachte. Bis 1953 be-

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stand die Patrone noch aus Glas, erst danach kam Plastik als Material in Gebrauch. So praktisch der Füllfederhalter auch ist: Sein Vorrat an Tinte ist doch ziemlich begrenzt. Daher gab es bald Forscher und Erfinder, die über einen Stift tüftelten, der deutlich mehr Tinte speichern konnte. Ganze 18 Jahre entwickelte der Ungar László Bíró an seiner Variante, die er im November 1938 patentieren ließ. Aus dem Ungarischen übersetzt nannte er seine Konstruktion »pastenartige Tinte und dazugehöriger Füllstift«, im Patentantrag, den er einige Wochen später in den USA stellte, bezeichnete er sie als »Fountain Pen for Pulpy Ink«. Bírós Idee war es, einen Stift mit einer speziellen Tintenmischung zu füllen. Sie enthielt sowohl feste als auch flüssige Partikel; während die flüssige Tinte vom Papier aufgesaugt wurde, blieb die feste Tinte auf der Oberfläche des Papiers. Verteilt wurde diese Mixtur, die sich in einer langen und dünnen Röhre befand, mit Hilfe einer kleinen, drehenden Kugel. Der Kugelschreiber

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war geboren. Seinen Durchbruch verdankte das Schreibwerkzeug dem Briten Henry George Martin. Der erkannte, dass Bírós Stift perfekt für die Verwendung im Flugzeug geeignet sei, weil die Tinte auch in luftigen Höhen nicht

Aus dem Ungarischen übersetzt nannte er seine Konstruktion »pastenartige Tinte und dazugehöriger Füllstift« auslief oder klekste. Martin kaufte Bíró die Patentrechte ab und eröffnete 1944 im englischen Reading die weltweit erste Fabrik für Kugelschreiber. Auch wenn anschließend zahllose weitere Firmen Millionen der Stifte zu produzieren begannen – zum größten Hersteller wurde in der Folge das französische Unter-

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nehmen BIC –, so ist das Produkt bis heute eng mit seinem Erfinder verbunden. Noch immer wird der Kugelschreiber in manchen Ländern, darunter Großbritannien, Italien und Australien, umgangssprachlich als »biro« bezeichnet. In Argentinien, wo Bíró 1985 starb, begeht man am 29. September, seinem Geburtstag, den »Tag des Erfinders«. Heutzutage halten die wenigsten von uns regelmäßig einen Kugelschreiber oder gar einen Füllfederhalter in der Hand. Viel zu sehr ist die Digitalisierung fortgeschritten, die die Tastatur und den Touchscreen zum Nonplusultra in Sachen Schriftproduktion gemacht hat. Selbst wenn wir uns schnell etwas notieren wollen, tun wir das meist ins Smartphone und nicht mehr auf den guten alten Schmierzettel. In deutschen Schulen lernen die Schüler zwar noch immer,

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mit dem Füller zu schreiben, die Frage ist aber: Wie lange noch? In den USA zum Beispiel wird die Schreibschrift lediglich in der ersten Klasse gelehrt und danach vom Schreiben auf der Tastatur abgelöst. Vielleicht sollten wir doch ab und zu wieder zum Füller greifen und ein paar schöne Buchstaben aufs Papier zaubern. Einfach mal so zum Spaß.

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Über den Autor Alexander Kords besitzt Dutzende Kugelschreiber und Füllfederhalter, schreibt aber doch am liebsten auf Tastatur und Touchscreen.

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blau ist keine warme farbe WIE DIE FARBSTIMMUNG VON SERIEN UND FILMEN BEEINFLUSST, WAS WIR FÃœHLEN.

TEXT: LIA HAUBNER

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Blau schafft Distanz, Gelb sorgt für Glück: Die Farbstimmung einer Geschichte ist für Serien- und Filmemacher/innen genauso wichtig wie der Soundtrack. Welche Gefühle sie auslöst, nehmen wir oft nur am Rande wahr. »Dark«, »Stranger Things« und »Grand Budapest Hotel« zeigen, wie Farben Unausgesprochenes erzählen.

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Wir fühlen, was wir sehen. Doch das ist nicht alles: Es kommt darauf an, wie wir es sehen. Wer »DARK«, die erste deutsche Netflix-Serie (erschienen am 1. Dezember), guckt, spürt zum Beispiel Gänsehaut – von der ersten Sekunde an. Die Welt der Kleinstadt Winden ist aber nicht sofort düster und gruselig. Ganz im Gegenteil: Wir befinden uns in Einfamilienhäusern, einer ganz normalen Schule und einem Wald, der das Potential hätte, malerisch zu sein. Doch dafür fehlt ein ganz bestimmtes Detail: satte Farben. Sogar das typische Regenjackengelb ist in »DARK« nur ein schwacher Farbtupfer in der angegrauten Kulisse. So spüren wir von Anfang an: Da kommt noch was. Die heile Welt der ersten Minuten ist alles andere als beständig. Als würde ein großes »Achtung« über dem Geschehen schweben, das deutlich macht, dass wir auf der Hut sein müssen.

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Blau schafft Distanz, Gelb sorgt für eine positive Grundstimmung

Farben bestimmen Serien und Filme genauso intensiv wie der Soundtrack. Der hohe Blau- und Grauanteil in »DARK«, der sich durch alle Folgen zieht, wirkt kühl. Er hält uns auf Distanz. So entsteht Spannung, weil wir spüren können, dass etwas passieren wird – nicht aber wann und, vor allem, wem. Herrscht dagegen Gelb auf dem Bildschirm vor, nehmen wir etwas ganz anderes wahr: Die Geschichte ist von Leichtigkeit und Positivität geprägt. Das fühlen wir instinktiv, bevor überhaupt etwas passiert. Wer sich einmal Netflix’ »UNBREAKABLE KIMMY SCHMIDT« angesehen hat, weiß direkt, dass sie strahlen wird – aller Umstände zum Trotz.

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Das liegt schon allein an ihrem Outfit, erklärt CULTURE EDITOR TODD VANDERWERFF auf dem des MagaYOUTUBE-KANAL zins Vox: Im Vergleich zu den anderen Darsteller/innen einer Szene sticht uns Kimmy Schmidt mit ihrer knallpinken Hose und dem gelben Cardigan sofort ins Auge. Im Gegensatz dazu ist ihre erste Chefin Jacqueline Voorhees grundsätzlich zurückhaltend gekleidet – und in einem Haus voller zurückhaltender Farben unterwegs: So neutral wie das Beige, das sie trägt, soll sich auch ihre Welt anfühlen.

Pink? Steht ganz klar für »Grand Budapest Hotel« Serien- und Filmemacher/innen nutzen unsere Umgebungswahrnehmung. Die Gesellschaft definiert zu einem großen Teil, welche Farben für welche Bedeutungen stehen. Rot soll unsere Aufmerksamkeit erregen und scheint un-

missverständlich: Auf Stoppschildern und bei Ampeln ist klar, was zu tun ist. So wird festgelegt, welche Gefühle wir mit welchen Farben verbinden. Die Temperatur und Intensität einer Szene im liebsten Film oder der liebsten

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Es geht um Leidenschaft, Macht – und eine Reise durch die Zeit.

Serie kann sie verstärken – oder durch gezielte Kontraste einmal komplett durcheinanderwirbeln. Keiner meistert diese Kunst so wie Regisseur WES ANDERSON. Die durchgeplanten Farbschemata seiner Filme lassen nicht nur sofort erkennen, wer am Werk war, sondern auch, um welchen Titel es sich handelt. Pink? »GRAND BUDAPEST HOTEL«. Türkisblau und Rot? »DARJEELING LIMITED«. 70er-inspiriertes Gelb? »MOONRISE KINGDOM«, ganz klar. Die Bildsprache seiner Filme füllt Instagram-Accounts und Tumblr. Zu den wohl bekanntesten Vertretern gehören die »Wes Anderson Color Palettes« , die die Farben einzelner Szenen seiner Filme exakt aufschlüsseln. Dazu kommen wiederkehrende Themen, die bestimmte Lebenslagen und Beziehungen in der Familie aufzeigen.

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Der US-amerikanische Journalist Vaughn Vreeland hat den Zusammenhang von Wes Andersons Farbthemen mit gesellschaftlicher Struktur und Status analysiert . Oft steht zum Beispiel eine konfliktbeladene Vater-Sohn-Beziehung im Zentrum. Der Regisseur unterstreicht sie mit der Farbe Rot. Sie spielt eine wiederkehrende Rolle im Leben aller Charaktere, die damit zu kämpfen haben: In »DIE TIEFSEETAUCHER« tragen Dokufilmemacher Zissou (Bill Murray) und viele Männer aus seiner Crew rote Mützen. Chas Tenenbaum (Ben Stiller) und seine Söhne Ari und Uzi sind in roten Trainingsanzügen von Adidas zu sehen –

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Rot ist hier eine Farbe der Sehnsucht, aber auch der Macht. und in »DARJEELING LIMITED« ist ein rotes Auto das verbindende Element zwischen den Söhnen und dem verstorbenen Vater. Rot ist hier eine Farbe der Sehnsucht, aber auch der Macht, erklärt Vreeland. Farben sind die stillen Hauptdarstellerinnen in Filmen und Serien. Natürlich rufen sie nicht nur im direkten Vergleich zu unserer gewohnten Umgebung Gefühle hervor, die das Geschehen auf dem Bildschirm so magisch machen.

Auch farbliche Anspielungen auf Filme und Serien, die wir mit einer ganz bestimmt Zeit verbinden, funktionieren hervorragend.

Auch farbliche Anspielungen auf Filme und Serien, die wir mit einer ganz bestimmt Zeit verbinden, funktionieren hervorragend. Wer »STRANGER THINGS« und »MAD MEN« guckt, bekommt die Zeitreise gratis dazu. Die Geschichten aus längst vergangenen Zeiten fühlen sich echt an, weil es die Farben möglich machen.

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WEBSITE

www.recup.de

S TA R T UP SPOTLIGHT SISTER-MAG.COM

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DER RECUP BRANCHE

Food

HEADQUARTER

München

GRÜNDER

Florian & Fabian

LOGO

Jedes Jahr werden allein in Deutschland ca. 2,8 Mrd. Einwegbecher für Coffee-to-go verwendet und nach einmaligem Gebrauch weggeworfen – 320.000 Becher pro Stunde. Abgesehen davon, dass man damit einen Becherstapel bis zum Mond errichten könnte, bedeutet das auch unnötigen Ressourcenverbrauch und eine unnötige Belastung für uns und unsere Umwelt. RECUP verzichtet auf all das und hat eine Lösung parat: Kaffee im schicken Mehrwegbecher – und das im praktischen Pfandsystem. WER SEID IHR UND WAS MACHT IHR?

Wir sind RECUP, ein Startup aus München und wir führen gerade

das Mehrweg-Pfandsystem für Coffee-to-go in ganz Deutschland ein. DER RECUP IST EIN MEHRWEG-PFANDBECHER, der bei jedem unserer Partner-Cafés gegen 1 Euro Pfand mitgenommen und wieder abgegeben werden kann. Dort wird er gereinigt und ca. 500-mal wieder eingesetzt.

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WAS ZEICHNET EURE PRODUKTE AUS? WELCHES KONZEPT STEHT HINTER RECUP?

RECUP verbindet bereits heute über 500 Ausgabestellen in einem übergreifenden System. DAMIT UNTERSCHEIDEN WIR UNS VON

REGIONALEN

WIR

GLAUBEN

SYSTEMEN.

FEST

DARAN,

DASS EINE DEUTSCHLANDWEIT EINHEITLICHE LÖSUNG FUNKTIWIE SEID IHR AUF DIE IDEE GEKOMMEN, RECUP ZU GRÜNDEN?

ONIERT und beweisen das schon

Die Idee für ein Pfandsystem hatten Fabian und Florian unabhängig voneinander im Studium – BEIDE STÖRTE DER UNVERHÄLTNISMÄSSIGE

VERBRAUCH

VON EINWEGBECHERN . Vernetzt

wurden sie dann von Julia Post (coffee to go again).Um eine flächendeckende Variante des Systems testen zu können, starteten Florian und Fabian zunächst im November 2016 ein Pilotprojekt in Rosenheim. Das System kam gut an, also folgten im Mai 2017 bereits 50 Partner in München. Seit dem gibt es RECUP auch in Berlin, Wasserburg, Oldenburg, Köln und Ludwigsburg. INSGESAMT NEHMEN AKTUELL MEHR ALS 360 RECUP-PARTNER AM SYSTEM TEIL . Weitere Städte sind in der

Vorbereitung. SISTER-MAG.COM

heute. Dabei achten wir darauf, sämtliche Prozesse möglichst nachhaltig zu gestalten: ökonomisch, ökologisch und auch sozial in unserem Team. WIE WERDEN DIE RECUPS HERGE S TELLT?

Die RECUPs sind Made in Germany und werden im Allgäu von unserem Produzente hergestellt. Sie sind aus 100% Polypropylen (PP), können 500 Mal wiederverwendet und letztendlich auch wieder im Allgäu zu anderen Produkten recycelt werden. Warum wir Kunststoff verwenden? Weil es für einen Pfandbecher das langlebigste und nachhaltigste Material ist, was es aktuell gibt: 500 Mal wiederverwendbar und sehr gut zu recyceln. Für eigene Mehrwegbecher eignen sich dagegen andere Materialien besser.

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WIE NUTZT MAN EINEN RECUP UND WO KANN ER ÜBERALL ZUM EINSATZ KOMMEN?

Der RECUP ist ein Pfandbecher, der bei allen teilnehmenden Kaffeeanbietern für 1€ Pfand mitgenommen und wieder abgegeben werden kann. MAN MUSS DEN PFANDBECHER

NICHT

SELBER

SPÜLEN, DAS ÜBERNEHMEN DIE KAFFEEANBIETER, es ist also kein

eigener Mehrwegbecher! Kleine Cafés, Bäckereiketten, aber auch Tankstellen, Supermärkte, Unis und sogar Kantinen größerer Firmen nehmen an unserem System teil. Man erkennt sie an dem Aufkleber am Fenster oder findet sie in der RECUP-App. Dort kann man uns auch sein Lieblingscafé empfehlen. WIE WÜRDET IHR EUER DESIGN BESCHREIBEN? WAS IST EUCH DABEI WICHTIG?

Perfekt für einen Pfandbecher!

Wir haben das Pfandsystem in einem Pilotprojekt in Rosenheim getestet, mit grauen Bechern… Das hat funktioniert, weswegen wir auch die deutschlandweite Einführung gestartet haben. Aber wir haben mit den Rosenheimer Partnern auch das Design optimiert! Dabei war uns vor allem wichtig, dass die Barista mit den Bechern arbeiten können, so haben die Becher eine besondere Haptik, sind bruchsicher, spülmaschinenfest, platzsparend stapelbar, die Farben sind hell gehalten und alle Größen haben den gleichen Umfang. Für Kaffeetrinker war uns noch wichtig, dass der Becher bruchsicher und super leicht, Lebensmittelecht, geschmacksneutral ist und vor allem: BPA- und Schadstofffrei!

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WIE IST EUER TEAM ZUSAMMENGESETZT?

Aktuell sind wir 17 MitarbeiterInnen, die die Coffee-to-go-Revolution vorantreiben. Unser Team setzt sich aus Sales und Marketing zusammen, wobei jeder im Team alles gibt um die Einwegbecher so schnell wie möglich von der Kaffeetheke zu verbannen. WIE SIEHT EIN TYPISCHER ARBEITSTAG BEI EUCH AUS? HABT IHR IRGENDEINE ART RITUAL ODER EINE BESONDERE TR A DITION IM BÜROA LLTAG?

Wir arbeiten im Impact Hub in München, wo wir uns von acht bis neun einfinden, wir machen aber auch ab und zu Home Office. WIR MACHEN IMMER MAL WIEDER EINE GEMEINSAME “FIKA”, SO HEISST DIE KAFFEEPAUSE IN SCHWEDEN , wo wir dann mal

wirklich alle wieder zusammenkommen und irgendwas aktuelles besprechen/ feiern. Natürlich gibt es auch wöchentliche Meetings die fest verankert sind. Die Glocke, die wir bei jedem neuen Partner geleutet haben, mussten wir wieder ruhen lassen, das war einfach zu oft und zu laut!

WELCHE ZIELE HABT IHR FÜR RECUP? WELCHE WEITEREN PRODUKTE ODER ÄNDERUNGEN SIND GEPLANT?

Unser Ziel ist es, den Einwegbecher in Deutschland abWIR BAUEN EIN zuschaffen. FLÄCHENDECKENDES UND ZUSAMMENHÄNGENDES AUF,

DAMIT

DER

SYSTEM PFANDBE-

CHER ÜBERALL MITGENOMMEN UND ZURÜCKGEGEBEN WERDEN KANN. Das ist auch für Pendler

interessant: Schon heute kann man seinen RECUP in Berlin mitnehmen und in München oder Köln wieder abgeben. Der Umstieg von Einweg auf Mehrweg ist mit der Nutzung von RECUP sehr leicht – und wir bekommen täglich Rückmeldung, wie wir damit unbewusst viele Menschen auch zu einem nachhaltigeren Lebensstil inspirieren. Außerdem wollen wir als »Social Impact Unternehmen« nachhaltig erfolgreich und somit auch eine Inspiration für unsere Wirtschaft sein. WEBSITE

recup.de FACEBOOK INSTAGR AM

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Recup

@ recup2go

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B lues Sie waren afrikanische Sklaven und mussten sich fern ihrer Heimat auf den Baumwollplantagen der amerikanischen Südstaaten quälen. Um die Torturen besser ertragen zu können, stimmten sie Arbeitslieder – sogenannte »worksongs« – an. Dabei sangen sie von Schmerzen, Armut und Unterdrückung. Es sollten die ersten Songs einer neuen Musikrichtung sein: des Blues. Unsere kleine Geschichte skizziert den Werdegang des melancholischen Genres.

Illustration: Adelina Lirius Text: Barbara Eichhammer

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Ein Vorsänger gab einen Vers vor und ein Chor antwortete darauf oder wiederholte die Zeilen.

AUF DEN BAUMWOLLFELDERN Der Blues entwickelte sich im späten 19. Jahrhundert auf den Baumwollfeldern in den US-amerikanischen Südstaaten als eine Mischung aus afrikanischen, europäischen und teils karibischen Musiktraditionen. Um die Anstrengungen zu ertragen, sangen die Sklaven Arbeitslieder. Den grundlegenden Rhythmus dieser unbegleiteten worksongs gab die Feldarbeit mit ihrer monotonen Abfolge aus immer gleichen Bewegungen vor. Kennzeichnend für die Lieder war ein Wechselgesang nach dem »call and response«-Prinzip:

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Bei diesen frühen Vorformen des Blues verarbeiteten die Sklaven ihr Schicksal, das auch später – nach dem Ende des Sezessionskriegs und der Sklaverei im Jahre 1865 – von großen Entbehrungen gekennzeichnet war. Die Wurzeln des Blues reichen dabei zurück bis zu alten afrikanischen Spottgesängen oder zu karibischen Bélé-Tänzen, wie sie bei Begräbnisriten auf Haiti üblich waren. Mit den schwermüti-

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gen Liedern erinnerten sich die Sklaven an ihre alte Heimat in Afrika. Seiner grundlegend traurigen Stimmung verdankt das Musikgenre übrigens auch seinen Namen: Wer sich im Englischen »blue« fühlt, ist deprimiert und traurig. Mit der Musik brachten die Baumwollpflücker ihr Erleben der Unterdrückung, ihre sozialen Erfahrungen zum Ausdruck und bewahrten sich zugleich ein Stück innere Freiheit: Beim Singen konnten sie für kurze Zeit ihrer Gefangenschaft entfliehen. Die Songs verliehen ihnen eine kulturelle Identität, auch wenn oder gerade weil die weißen Großgrundbesitzer die wehmütige Musik ablehnten. Interessanterweise entstanden nicht nur traurige Musikrichtungen aus den Arbeitsliedern: Davon leiteten sich auch der eher optimistische Negrospiritual und der Gospelsong ab, die von biblischen Inhalten, Glauben und Hoffnung handeln. SISTER-MAG.COM

VON JUKE JOINTS & WASCHBRETTERN Nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs 1865 besserten sich die Lebensbedingungen der ehemaligen Sklaven nur langsam: Jetzt schufteten sie auf den Baumwollfeldern nicht mehr unbezahlt, doch sie erhielten einen lächerlich geringen Lohn. Die damals gängigen Instrumente des Blues sind klingende Zeugen der bitteren Armut und der Arbeiterschicksale. Denn die wenigsten von ihnen hatten genug Geld, um sich ein Musikinstrument leisten zu können. Erfindungsgeist war also gefragt: Mit umfunktionierten Waschbrettern, gebrauchten Mundharmonikas oder leeren Zigarrenkis-

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ten, die sie als Klangkörper für Gitarren zwec ke n t fremdeten, e r s c h u fe n die frühen Blues-Musiker ihre Melodien. Aus den einfachen Arbeitsliedern entwickelten sie populäre Songs. Immer mehr Blues-Bands entstanden. Als Konzerthallen dienten ländliche Holzschober und Scheunen. Diese Ur-Blues-Musik erfreute sich Anfang des 20. Jahrhundert immer größerer Beliebtheit im Süden und war nach ihrem Ent-

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stehungsort, dem Mississippi-Delta, auch als Delta-Blues bekannt. So wurde nach dem Bürgerkrieg aus der einst kollektiven Musikpraxis auf den Baumwollfeldern allmählich eine solistische Ausdrucksform und Unterhaltungsmusik. Viele Blues-Musiker wie ROBERT JOHNSON oder CHARLIE PATTON begannen mit ihrer Gitarre von Ort zu Ort zu ziehen: Sie spielten als Wandermusikanten auf der Straße oder in den überaus beliebten Juke Joints, kleinen Kneipen für Afro-Amerikaner, in denen es Alkohol, Tanzmusik, Speisen und bisweilen auch Glücksspiel und illegale Prostitution gab. Für ihre Auftritte erhielten die Blues-Musiker oftmals nur etwas zu essen.

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DIE ZWANZIGER JAHRE & KOMMERZIALISIERUNG Um 1910 fand das Wort »BLUES« endgültig Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch. Dabei wurde auch die Musik immer populärer. Wesentlich dazu beigetragen hatte der afroamerikanische Musiker und Komponist W. C. HANDY, der sich selbst als »Vater des Blues« bezeichnete. Sein »MEMPHIS BLUES« (1912) gilt als das erste jemals gedruckte Bluesstück und brachte zusammen mit seinem legendären »ST. LOUIS BLUES« (1914) das neue Musikgenre einem breiteren Publikum nahe. Bedeutend an Popularität gewann der Blues mit seiner

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kommerziellen Vermarktung durch Schallplattenfirmen, vor allem ab 1922 durch sogenannte »race records« – speziell für die afroamerikanische Bevölkerung produzierte Black Music-Platten. Den Grundstein für den Erfolg legte die Pianistin MAMIE SMITH, als ihr 1920 mit dem ersten gesungenen Bluestitel »CRAZY BLUES« ein Welthit gelang. Allein im ersten Monat wurden 75.000 Exemplare des Songs verkauft, der zum Millionenseller wurde. Ebendiese Aufnahme des Plattenlabels OKeh Records begründete einen gänzlich neuen Zweig der amerikanischen Musikindustrie: die Black Music. Immer mehr Blues-Stücke wurden infolge dessen auf Platte aufgenommen; zunächst meist jazzige Songs im Vaudeville-Stil, dargeboten von schwarzen Sängerinnen wie GERTRUDE RAINEY, BESSIE SMITH und ALBERTA HUNTER. Mit der Entstehung der kommerziellen

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Blues-Musikindustrie wurde auch die musikalische Form (bestehend aus zwölf Takten und einer Melodie begleitet von drei Akkorden) standardisiert. Der Blues diente in dieser Zeit außerdem als eine der bedeutendsten Inspirationsquellen des Jazz, der Mitte der 1920er Jahre seinen Höhepunkt mit bekannten Künstlern wie Louis Armstrong und Jimmy Harrison erlebte. Ab den 1940er Jahren verbreiteten auch immer mehr Radiosender der USA die Bluesmusik, sodass sie allmählich ein vielschichtiges Publikum ansprach.

CHICAGO BLUES SISTER-MAG.COM

Auch wenn der Blues ursprünglich aus dem ländlich geprägten Süden der USA stammte, besonders dem Mississippi-Delta, entstanden bald neue, urbane Formen des Musikgenres. Im Zuge der Industrialisierung zogen zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr afroamerikanische Arbeiter aus den Südstaaten in die Industriestädte des Nordens, insbesondere nach Detroit und in die Boomtown Chicago. Die Stadt am Michigan See quoll wegen des schnellen Bevölkerungswachstums fast über: Die Hektik, der Lärm und die Betriebsamkeit der Großstadt bestimmten von nun an auch den Rhythmus des urbanen Blues. Big Bill Broonzy oder Little Walter avancierten zu den Publikumslieblingen in den Clubs von Chicago. Black Music wurde nun auch beim weißen Publikum salon-

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fähig. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte der Chicago Blues seine Blütezeit: Zwischen 1947 bis 1957 entdeckten Blueser wie Muddy Waters, Howlin’ Wolf oder Willie Dixon die verstärkte E-Gitarre für sich, so dass der neue elektrifizierte Sound bald charakteristisch für den »Windy City« (so nannte man umgangssprachlich Chicago) Blues wurde. 1954 entstanden hier Klassiker wie etwa Willie Dixons »HOOCHIE COOCHIE MAN« der von Größen der Rockmusik wie The Rolling Stones oder Eric Clapton neu interpretiert wurde. Bis heute hat der Blues die Musikwelt nachhaltig beeinflusst: Er wurde nicht nur zum Wegbereiter für Soul, Funk und Rock’n‘Roll, sondern begründete auch in den Sechziger Jahren die neue Musikrichtung des R’n’B. Populäre Bands wie The Doors, Led Zeppelin oder

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Jimi Hendrix wurden vom akustischen und elektrischen Blues inspiriert. Ein unverkennbarer Klang, der auf den fernen Baumwollfeldern der Südstaaten seinen Ursprung hatte.

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IMPRESSUM

SISTERMAG – JOURNAL FÜR DIE DIGITALE DAME w w w. s i st e r - m a g . co m Chefredaktion Operations

Theresa Neubauer Christina Rücker, Vera Schönfeld, Sophie Siekmann, Franziska Winterling

Fashion

Eva-Maria Neubauer (Fashion Dir.)

Design

Theresa Neubauer (Art Dir.), Marie Darme, Salome Dorner, Lale Tütüncübaşı, Songie Yoon

Illustration

Emma Block, Adelinia Lirius, sisterMAG Team

Redakteure (Text)

Robert Eberhardt, Barbara Eichhammer, Lia Haubner, Nuna Hausmann, Martina Klaric, Alexander Kords, Catrin Linderkamp , Christian Näthler, Dr. Michael Neubauer, Julia Schattauer, sisterMAG Team

Redakteure (Foto)

Marco di Filippo, Diana Patient, Timo Roth, Cris Santos, Trine Marie Skauen, sisterMAG Team

Redakteure (Food)

Ira Häussler

Video

Lale Tütüncübaşı

Übersetzung

Sabrina Bäcker, Ira Häussler, Alexander Kords, Christian Naethler, Tanja Timmer

Endkorrektur

Stefanie Kiessling, Alexander Kords, Christian Naethler, Dr. Michael Neubauer

sisterMAG erscheint in der Carry-On Publishing GmbH, Gustav-Meyer-Allee 25, 13355 Berlin, Deutschland. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Die Carry-On Publishing GmbH übernimmt keinerlei Garantie und Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Kontakt: mail@sister-mag.com Geschäftsführung Vermarktung Marketing

Antonia Sutter, Theresa Neubauer, Alex Sutter Alex Sutter (Sales Dir.) Antonia Sutter (Marketing Dir.), Anna Gnörich


V ORSCH A U

2017 war für sisterMAG so farbenfroh wie nie. Wir haben uns durch unsere Lieblingsfarben getitelt, von Himmelblau über Flamingpink bis hin zu Kanariengelb und Elefantengrau war alles mit dabei. Doch auch 2018 wird ein ganz besonderes Jahr mit einem ästhetischen und redaktionellen Schwerpunkt, der gesellschaftlich, kulturhistorisch und medienwissenschaftlich eines der wohl größten Ansehen genießt. Wovon die Rede ist? Lasst Euch überraschen! Ein paar kleine Tipps geben wir Euch aber gerne mit auf den Weg.... BIS BALD, WIR FREUEN UNS AUF

2018


Wir freuen uns schon auf die nächste sisterMAG Ausgabe! Bis dahin könnt ihr mit uns in Kontakt bleiben über Social Media oder abonniert unseren Newsletter!


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