West-Ost-Journal 1_2012

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Austellungseröffnung

»Schloss Friedrichstein in Ostpreußen und die Grafen von Dönhoff« Schloss Friedrichstein, 20 Kilometer östlich von Königsberg im Pregeltal gelegen, zählte zu den größten und bedeutendsten Barockschlössern in Ostpreußen. Der Bau wurde in den Jahren 1709 – 1714 für Otto– Magnus Graf Dönhoff nach Plänen des Architekten Jean de Bodt als Stammsitz der Familie errichtet. Die Dönhoffs, ursprünglich aus Westfalen stammend, stiegen im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts im Dienst der polnisch-litauischen Krone zu einer bedeutenden Magnatenfamilie auf. Ein Zweig des Hauses ließ sich 1640 in Preußen nieder, wo sie sich zu einer der angesehensten Adelsfamilien entwickelten. De Bodt, der bereits an der Planung des Berliner Zeughauses und des Potsdamer Stadtschlosses beteiligt war, schuf mit der Schlossanlage und den sie umgebenden Landschaftsgärten ein eindrucksvolles Zeugnis vom Selbstverständnis des ostpreußischen Adels. Die Publizistin Marion Gräfin Dönhoff, die hier 1909 geboren wurde, hat ihre Erinnerungen an Friedrichstein in ihrem Buch » Kindheit in Ostpreußen« festgehalten: »Der Erbauer des Hauses, Otto-Magnus Dönhoff – sechs Generationen vor mir -, hatte damals, Anfang des 18. Jahrhunderts, einen herrlichen Platz ausgewählt: Vor der Auffahrt, also der Vorderseite, zog sich ein Rasenplatz hin und dann ein langgestreckter See, von bewaldeten Hügeln eingefasst. Wenn man die schwere Haustür öffnete, sah man in eine große Halle, über deren

drei Türen als Supraporten die von Friedrich dem Großen geschenkten Gemälde seiner Hunde hingen. Rechts und links zwei riesige Danziger Schränke. Die mittlere Tür führte in einen hellen, stuckdekorierten Gartensaal. Wenn hoher Besuch kam, Di, wurden alle Türen geöffnet: die 17.01. 19.15 Uhr schwere Hallentür, dann die zum Saal und schließlich die hohe Flügeltür, die vom Saal auf einen säulengefaßten Balkon führte, der den Blick auf einen großen, von Hecken umsäumten Rasenplatz freigab. Am Ende des Rasens begannen zwei parallel verlaufende Alleen, die bis in die grüne Unendlichkeit der Pregel-Wiesen reichten. Die Reaktion der Besucher angesichts dieses Anblicks war stets staunende Verblüffung: »Schöner als Versailles«, sagte einmal einer. In der Tat war der Effekt, durch das Schloß hindurch auf eine prachtvoll gepflegte Landschaft zu blicken, ein ungewöhnliches Vergnügen… Unten, in den repräsentativen Räumen, war es arg feierlich, auch musste man sich wegen des herumstehenden Porzellans und der Terrakotten immer sehr gesittet bewegen. Anders war es nur in der sogenannten Kleinen Halle, die sich seitlich an die große Eingangshalle anschloss und von der aus eine breite, ziemlich steile Treppe im Bogen nach oben zu den Königsstuben führte. Diese Treppe – das hatten die großen Geschwister erfunden – konnte man

auf einem Tablett wie auf einem Rodelschlitten mit Karacho hinuntersausen.« Im Januar 1945 wurde das Schloss von der sowjetischen Armee in Brand gesetzt, die Ruine in den 1980er Jahren abgetragen. Die Ausstellung des »Deutschen Kulturforums östliches Europa«, Potsdam, gibt einen Einblick in die Geschichte der Grafen von Dönhoff und stellt Schloss Friedrichstein, den Park und die Sammlungen der Familie an Hand von historischen und neueren Fotografien vor. Während der imposante Bau auf zahlreichen Fotos bis in die 1930er Jahre gut dokumentiert ist, vermitteln Aufnahmen, die um 1910 entstanden, auch einen Eindruck von der Gestaltung der Innenräume mit den Einrichtungsgegenständen und den zahlreichen Kunstwerken, die August Graf Dönhoff, der Vater von Marion Gräfin Dönhoff, gesammelt hatte. Dirk Urland

Die Ausstellung ist bis zum 23.03. geöffnet. Eröffnung: Di, 17.01.2012 19.15 Uhr Es sprechen: PD Dr. Winfrid Halder Direktor des Gerhart-Hauptmann-Hauses Dr. Claudia Tutsch Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam


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