Sonderausgabe WOJ

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1 KAPITEL/ RUBRIK

THEMA

TITEL

West-Ost-Journal »Nicht nur eine Stätte der Erinnerung, sondern eine Stätte der Zukunft!« – 50 Jahre HDO/GHH

Sonderausgabe www.gerhart-hauptmann-haus.de


2 Dokumente & Inhalt

Auszug aus der Stiftungsurkunde der Stiftung »Gerhart-Hauptmann-Haus. Deutsch-osteuropäisches Forum«

Inhalt 3

Geleitwort

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a) der Erhaltung, Darstellung und Weiterentwicklung der Kultur der historischen deutsche Ostgebiete und der deutschen Siedlungsgebiete in Ost- und Südosteuropa in Nordrhein-Westfale und in den Herkunftsgebieten der vertriebenen Ostdeutschen;

GruSSwort der Vorsitzenden des Landesbeirates für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen Staatssekretärin Zülfiye Kaykın

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GruSSwort des Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Landtag Norbert Römer MdL

b) der Behandlung deutscher Vertriebenen- und Aussiedlerprobleme;

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GruSSwort des Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Landtag Karl-Josef Laumann MdL

§ 2 Zweck der Stiftung 1. Die Stiftung widmet sich insbesondere folgenden Aufgaben:

c) der Erhaltung und Stärkung der kulturellen Identität der deutschen Volksgruppen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa auf der Grundlage der Völkerverständigung;

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e) der Darstellung und Förderung der Wechselbeziehungen der deutschen Kultur mit den Kulturen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa;

GruSSwort des Vorsitzenden der Fraktion der Grünen im Landtag Reiner Priggen MdL

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f) der Förderung des friedlichen Zusammenlebens der europäischen Völker.

GruSSwort des Vorsitzenden der FDP-Fraktion im Landtag Christian Lindner MdL

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GruSSwort des Vorsitzenden der Fraktion der Piraten im Landtag Dr. Joachim Paul MdL

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GruSSwort des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Düsseldorf Dirk Elbers

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Mittendrin. 50 Jahre Haus des deutschen Ostens/ Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf 1963-2013

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Ein guter Ort für groSSe Namen und junge Talente

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Der verlorene Abenteuerspielplatz

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Ich war gerne dabei

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Impressum

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Gremien der Stiftung

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Ansprechpartner

d) der kulturellen und gesellschaftlichen Eingliederung Deutscher, die aus Ost- und Südosteuropa kommen;

2. Die Stiftung verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnittes »Steuerbegünstigte Zwecke« der Abgabenordnung. 3. Zur Erfüllung dieser Aufgaben unterhält die Stiftung das »Gerhart-Hauptmann-Haus« in Düsseldorf 4. Die Stiftung verfolgt ihre Zwecke in Zusammenarbeit mit • anderen Einrichtungen der Kulturpflege nach § 96 BVFG; • den ost- und südostdeutschen Vertriebenen und ihren Verbänden; • anderen deutschen Kulturinstitutionen und entsprechenden Einrichtungen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa

§ 96 Bundesvertriebenengesetz (BVFG) Gesetz über die Angelegenheiten der Vertriebenen und Flüchtlinge Pflege des Kulturgutes der Vertriebenen und Flüchtlinge und Förderung der wissenschaftlichen Forschung Bund und Länder haben entsprechend ihrer durch das Grundgesetz gegebenen Zuständigkeit das Kulturgut der Vertreibungsgebiete in dem Bewusstsein der Vertriebenen und Flüchtlinge, des gesamten deutschen Volkes und des Auslandes zu erhalten, Archive, Museen und Bibliotheken zu sichern, zu ergänzen und auszuwerten sowie Einrichtungen des Kunstschaffens und der Ausbildung sicherzustellen und zu fördern. Sie haben Wissenschaft und Forschung bei der Erfüllung der Aufgaben, die sich aus der Vertreibung und der Eingliederung der Vertriebenen und Flüchtlinge ergeben, sowie die Weiterentwicklung der Kulturleistungen der Vertriebenen und Flüchtlinge zu fördern. Die Bundesregierung berichtet jährlich dem Bundestag über das von ihr Veranlasste.


3 Geleitwort

Geleitwort Mit großer Freude begehen Vorstand und Kuratorium der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus die fünfzigste Wiederkehr der Eröffnung des eigenen Hauses in Düsseldorf. Gegründet unter dem Namen »Haus des deutschen Ostens«, trägt es seit 1992 den Namen des in Schlesien geborenen Literaturnobelpreisträgers Gerhart Hauptmann. Mit diesem Haus konnte unsere Stiftung in optimaler Weise den ihr vom Land Nordrhein-Westfalen gegebenen Auftrag der Erhaltung, Darstellung und Entwicklung der Kultur der historischen deutschen Ostgebiete und auch der deutschen Siedlungsgebiete in Ost- und Südosteuropa wahrnehmen, sowie die gesellschaftliche und kulturelle Eingliederung der deutschen Vertriebenen in unser Land fördern.

Helmut Harbich

In Begegnungen, Vorträgen und Diskussionen, aber auch mit vielfältigen Kulturveranstaltungen und Ausstellungen fanden die Vertriebenen eine Heimstätte nachbarlicher Begegnungen, aber auch einen Ort, an dem man die oft traumatischen Erfahrungen der Vertreibung austauschen und im einfühlsamen Gespräch überwinden konnte. Bald war das Haus aber auch ein Treffpunkt mit der einheimischen Einwohnerschaft und fand seinen Platz im gesamten Kulturleben des Großraumes Düsseldorf. Es bedurfte selbstverständlich einer gewissen Zeit, bis sich das Haus auch für eine friedliche Verständigung mit den Völkern Ost- und Südosteuropas öffnen konnte. Inzwischen haben zahlreiche, oft schon jahrelang gepflegte Begegnungen hier wie in den östlichen Nachbarländern wesentlich zu einer friedlichen Überwindung der damaligen Tragödie beitragen. Das Zusammenleben der Völker Europas in Frieden und Freiheit zu ermöglichen und zu fördern, dabei aber das Erbe und die kulturelle Vielfalt auch im Austausch zu bewahren, ist jetzt die Kernaufgabe unseres Hauses, der wir uns gerne für die Zukunft stellen. Dazu laden wir alle Freunde und Interessierten gerne ein. Helmut Harbich Reinhard Grätz Vorsitzender des Vorstandes Vorsitzender des Kuratoriums

Ein lebendiger Treffpunkt: Die Eröffnung des neu gestalteten Foyers am 19. September 2011.

Reinhard Grätz


4 GruSSwort

Grußwort der Vorsitzenden des Landesbeirates für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen Staatssekretärin Zülfiye Kaykin »Gemeinsame Erinnerungen sind manchmal die besten Friedensstifter.« Dieses wunderbare Zitat verdanken wir Marcel Proust. Und welches Lob würde nach 50 Jahren erfolgreicher Arbeit im Dienste der Erinnerungskultur besser zum Gerhart-Hauptmann-Haus passen? Gesetze und Verordnungen sind nicht für alle Menschen immer einfach zu lesen. Aber den § 96 des Bundesvertriebenengesetzes mit seiner Verpflichtung von Bund und Ländern, »das Kulturgut der Vertreibungsgebiete in dem Bewusstsein der Vertriebenen und Flüchtlinge, des gesamten deutschen Volkes und des Auslandes« zu erhalten, ist glasklar und damit auch verständlich. Diese Rechtsgrundlage für die Arbeit der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus findet ihre politische Ergänzung durch den Willen aller Landesregierungen von NordrheinWestfalen in den vergangenen fünf Jahrzehnten, Erinnerungskultur in unserem Bundesland nicht nur zu ermöglichen, sondern auch zu fördern. Dies angesichts knapper werdender Staatsfinanzen auch in Zukunft sicherzustellen, ist unsere gemeinsame Herausforderung. Ich will an dieser Stelle nicht auf die Geschichte dieser wichtigen Einrichtung eingehen, weil dies sicher von anderer Seite geschieht, sondern die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung der Erinnerungskultur betonen. In ihrem Buch »Das Menschenmögliche. Zur Renovierung der deutschen Erinnerungskultur« von 2010 skizzieren Dana Giesecke und der Sozialpsychologe Harald Welzer eine epochale Wende der Erinnerungskultur. Dies hängt zum einen mit der Demografie zusammen: Es wird bald keine Zeitzeugen mehr geben. Zudem ist die »Generation Smartphone« mit vielen anderen Dingen beschäftigt. Giesecke und Welzer wollen daher eine »Orientierung für unsere Gegenwart bieten, um eine Basis für zukünftiges Handeln« zu schaffen. Die von ihnen geforderte »Renovierung« der Erinnerungskultur hinsichtlich der Themen und der Art ihrer Vermittlung soll durch eine lernende Institution mit dem Arbeitsbegriff »Haus der menschlichen Möglichkeiten« erfolgen – »ein reflexiver und zum Selberdenken einladender Ort der historischen und politischen Bildung«. Die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus folgt dieser Idee schon seit längerem: Sie gibt durch ihre vielfältigen Aktivitäten in ihrem Haus allen Menschen die Möglichkeit, über die Geschichte der Deutschen im Osten zu lernen und die Relevanz dieser Geschichte für unsere Gegenwart zu erkennen. Ihre Arbeit spricht jeden an, egal, welchen eigenen geschichtlichen und kulturellen Hintergrund er oder sie auch mitbringt. Als Staatssekretärin für Integration und Vorsitzende des Landesbeirates für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen betone ich gern, dass die von mir sehr geschätzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses eine umfangreiche Expertise in Fragen der Erinnerungskultur besitzen, von der auch die Landesregierung in der Zusammenarbeit mit dieser Einrichtung immer wieder profitieren darf. Das Gerhart-Hauptmann-Haus macht durch seine Tätigkeit der Öffentlichkeit immer wieder deutlich, wie notwendig die Erinnerung an die Geschichte von Vertreibung und Entrechtung aus und im Osten sowie der Ankunft und Integration in unserem Land für die aktive Gestaltung einer demokratischen, integrativen Gemeinschaft ist. Ich freue mich deshalb, das Gerhart-HauptmannHaus auf diesem Weg weiter zu begleiten. Marcel Proust sagt auch: »Was uns an andere Menschenwesen heftet, sind die tausend Wurzeln und unzähligen Fäden, die die Erinnerungen vom Abend vorher und die Hoffnungen auf den folgenden Morgen knüpfen…« Das passt gut zum Leitmotto des Bundes der Vertriebenen in diesem Jahr: »Unser Kulturerbe – Reichtum und Auftrag.« Es ist relativ einfach: Wir haben die Verpflichtung, in die Vergangenheit, auf unsere Wurzeln zu schauen, wenn wir die Zukunft erfolgreich gestalten wollen. Ich wünsche dem Gerhart-Hauptmann-Haus bei diesen vielfältigen Aufgaben auch in den nächsten 50 Jahren eine glückliche Hand. Zülfiye Kaykin Staatssekretärin für Integration beim Minister für Arbeit, Integration und Soziales und Vorsitzende des Landesbeirates für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen


5 GruSSwort

Grußwort des Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Landtag Norbert Römer MdL Ort der Erinnerungen für eine bessere Zukunft Nordrhein-Westfalen kann stolz darauf sein, mit dem Gerhart-Hauptmann-Haus seit nunmehr 50 Jahren einen ganz besonderen Ort für wichtige Erinnerungen zu haben. Die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen nach der millionenfachen Zwangsmigration infolge des Zweiten Weltkrieges war rückblickend eine der größten Leistungen Deutschlands nach 1945. Dazu hat auch das Gerhart-HauptmannHaus mit seinen vielfältigen Angeboten beigetragen. In dem vergangenen halben Jahrhundert gab es grundlegende Veränderungen und gravierende Umbrüche in Europa. Es zeichnet die Stiftung aus, die das Gerhart-Hauptmann-Haus trägt, dass sie sich den Konsequenzen daraus immer wieder konstruktiv gestellt hat. Das zeigt sich nicht zuletzt auch im Namen: Aus »Stiftung Haus des Deutschen Ostens« wurde 1992 »Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus – Deutschosteuropäisches Forum«. Erinnerungsarbeit kann auch einen Weg in eine bessere Zukunft aufzeigen. Die »Weiterentwicklung der Kulturleistungen der Vertriebenen und Flüchtlinge« ist eine wesentliche Aufgabe, die sich für das Land aus dem Bundesvertriebenengesetz ergibt. Das Gerhart-HauptmannHaus ist ein guter Ort dafür. Wer Europa vorwärts bewegen und den Prozess der europäischen Integration aktiv mitgestalten will, der muss sich selbst bewegen: engagiert, kreativ und vernetzend. Ein exemplarischer und guter Beleg dafür ist das Bildungsengagement des Hauses. Lehrerinnen und Lehrern bietet es breitgefächerte Unterstützung bei der inhaltlichen und organisatorischen Planung von Projekten für den Geschichtsunterricht oder für fächerübergreifende Unterrichtsangebote. Unter Mitarbeit der Stiftung entstand eine vorbildliche Lehrerhandreichung zu Flucht und Vertreibung. Und auch bei der Entwicklung des diesjährigen Schülerwettbewerbs des Landes »Begegnung mit Osteuropa« war es mit dabei. In diesem Sinne wünsche ich dem Gerhart-Hauptmann-Haus: Weiterhin gutes Gelingen! Norbert Römer Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW


6 GruSSwort

Grußwort des Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Landtag Karl-Josef Laumann MdL »Ohne Heimat sein, heißt leiden.« Fjodor Michailowitsch Dostojewski

Wer könnte die Worte Dostojewskis besser beurteilen, als die Menschen, die gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen? Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft hat mit ihren Verbrechen unsägliches Leid über Europa gebracht: vor allem über die Bevölkerungen Mittelund Osteuropas, aber auch über das deutsche Volk selbst. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind Schätzungen zufolge rund 14 Millionen Deutsche aus ihrer damaligen Heimat vertrieben worden oder geflohen. Viele von ihnen haben in Nordrhein-Westfalen eine neue Heimat gefunden. Sie haben ganz wesentlich dazu beigetragen, unser Land wiederaufzubauen. Sie haben unser Land wirtschaftlich und kulturell bereichert und geprägt. Und sie sind zu Botschaftern der Aussöhnung und Verständigung in ganz Europa geworden. Wer heutzutage nach Vorbildern für eine gelingende Integration sucht, sollte sich an den Vertriebenen ein Beispiel nehmen. Zugleich hat die alte Heimat in den Herzen und Köpfen der Menschen natürlich weiterhin einen festen Platz. Dies muss auch in Zukunft so bleiben. Wir müssen die Erinnerung an Flucht und Vertreibung, an das Schicksal und das Leid von Millionen von Menschen lebendig halten. Genauso wie die Bewahrung der Kultur und Traditionen der Vertriebenen. Denn nur wer weiß, wo er herkommt, kann auch die Zukunft gestalten. Dem Gerhart-Hauptmann-Haus gratuliere ich herzlich zu seinem 50-jährigen Jubiläum. Durch Erinnern setzt das GerhartHauptmann-Haus ein Zeichen, dass Vertreibungen, Deportationen und Zwangsarbeitslager geächtet werden müssen. Die Gründung der Stiftung »Haus des Deutschen Ostens«, war nicht nur ein wichtiges Ereignis, sondern ein Jubiläum, dessen Bedeutung weit über die Ländergrenzen Nordrhein-Westfalens reicht. Die Geschichte des GerhartHauptmann-Hauses erinnert daran, dass sich noch vor der friedlichen Revolution Deutsche und Südost-Europäer, unabhängig von staatlichen Strukturen und von der internationalen politischen Konjunktur, für die Aussöhnung zwischen ihren Nationen eingesetzt haben. Für uns Politiker gilt es, der Öffentlichkeit ins Bewusstsein zu rufen, dass Deutschland eine Pflicht hat, nicht nur achtsam mit den Vertriebenen und Spätaussiedlern umzugehen, sondern deren Identität anzuerkennen und ihre Position in unserer Gesellschaft zu stärken. Darüber hinaus ist die Politik insbesondere gefordert, Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen und zu korrigieren. Wir müssen gemeinsam über die Vergangenheit nachdenken, um aus ihr zu lernen. Auf dieser Basis ist es unsere Aufgabe, die Zukunft zu gestalten, mit Phantasie eine neue Welt zu erbauen. Die europäischen Regionen wachsen immer weiter zusammen. Ich bitte Sie, im Sinne der Völkerverständigung und im Sinne eines friedlichen und vorurteilsfreien Miteinanders an diesem Ziel weiter mitzuwirken. Es ist die fortdauernde Notwendigkeit der Politik, sich weiterhin aktiv für die Belange und Interessen der Vertriebenen und Spätaussiedler einzusetzen. Das Gerhart-Hauptmann-Haus leistet wertvolle Arbeit, indem das Kulturgut der Vertreibungsgebiete in dem Bewusstsein der Vertriebenen und Flüchtlingen und des deutschen Volkes erhalten bleiben. Es grüßt Sie herzlich Ihr Karl-Josef Laumann Vorsitzender der CDU-Fraktion im Landtag NRW


7 GruSSwort

Grußwort des Vorsitzenden der Fraktion der Grünen im Landtag Reiner Priggen MdL 50 Jahre Gerhart-Hauptmann-Haus Kulturpolitik soll helfen, Grenzen zu überwinden und Brücken zu bauen – in unserem Land und im Verhältnis zu unseren Nachbarn und Partnern in Europa. Eine viele unterschiedliche Perspektiven öffnende kulturelle Landschaft gehört zu den wesentlichen Grundlagen einer demokratischen Gesellschaft und ist zugleich ein Schlüssel für ein im Dialog zusammenwachsendes Europa. Dazu gehört auch eine lebendige, kritische Erinnerung an Verbindendes und Trennendes, die wachgehalten werden muss, damit wir wach und zukunftsfähig bleiben. Auf der Grundlage dieser Überzeugungen begleiten wir die Arbeit der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus inzwischen seit mehr als zwei Jahrzehnten. Seitdem 1990 erstmals grüne Abgeordnete in den nordrheinwestfälischen Landtag eingezogen sind, wirken Vertreterinnen und Vertreter unserer Fraktion im Kuratorium der Stiftung mit. So haben wir bereits die Umbenennung von »Haus des deutschen Ostens« in »Gerhart-Hauptmann-Haus« (1992) mitgetragen, zugleich aber auch den Wandel in der Arbeit der Stiftung zu zeitgemäßen und verstärkt grenzüberschreitenden Formen. Die differenzierte Erinnerung an den historischen deutschen Osten und seinen Untergang im Zeichen des Totalitarismus bleibt auch in Zukunft wichtig, gerade in einer Zeit, da die Zahl derer, die selbst noch von den Schrecken der NS-Diktatur berichten können, immer kleiner wird. Die Geschichte darf nicht denen überlassen werden, die bestrebt sind, deutsche Verantwortlichkeiten und die Voraussetzungen von Flucht und Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkrieges zu verwischen. Das sind wir gerade den nachwachsenden Generationen schuldig. In diesem Sinne gilt unser Dank – 50 Jahre nach der Eröffnung des Hauses der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus - für ihre erinnerungskulturelle Arbeit in Nordrhein-Westfalen. Dipl.-Ing. Reiner Priggen MdL Vorsitzender der GRÜNEN im Landtag NRW


8 GruSSwort

Grußwort des Vorsitzenden der FDP-Fraktion im Landtag Christian Lindner MdL Sehr geehrte Damen und Herren, zum 50. Jahrestag der Eröffnung Ihres Hauses in Düsseldorf gratuliere ich der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus. In der Erinnerung an die deutschen Siedlungsgebiete in Ost- und Südosteuropa drängen sich die leidvollen Erfahrungen aus Flucht und Vertreibung des letzten Jahrhunderts in den Vordergrund. Oftmals wird vergessen, dass Deutsche und Osteuropäer als Bürger kleinerer Fürsten- und Herzogtümer, Königreiche und Staaten lange vor der Zeit des Nationalismus‘ in Vielfalt zusammenlebten und sie enge persönliche, ökonomische und kulturelle Kontakte pflegten. Diese gemeinsame Identität wurde durch den ausgrenzenden, nationalistischen Geist sowie Krieg und Zerstörung im 20. Jahrhundert unterbrochen und für Jahrzehnte schien ein friedliches Zusammenleben undenkbar. Mit großer Dankbarkeit erinnern wir Deutsche uns deshalb daran, dass die friedliche Revolution von 1989 ohne die Hilfe der Völker Mittel- und Osteuropas nicht möglich gewesen wäre – wiedervereint in Europa durch den Drang nach Freiheit. Im Europa der offenen Grenzen leben Bürger aus Berlin und Budapest, Köln und Kaunas sowie Bonn und Bratislava wieder Seite an Seite und gestalten gemeinsam ihre Zukunft. Nach der Teilung Europas und dem historischen Integrationsprozess durch die Europäische Union kommt dem Deutsch-Osteuropäischen Forum daher eine zentrale Rolle für unsere Gegenwart zu: Die Stiftung begleitet das politische Projekt der EU-Osterweiterung, füllt es durch seine Veranstaltungen mit Leben und lässt durch Begegnung neue Freundschaften zwischen den Völkern entstehen. Diese europäische Einheit in Vielfalt ist für Deutsche und Osteuropäer Versicherung für den Frieden und Quelle des Wohlstands geworden. Daher wünsche ich dem Gerhart-Hauptmann-Haus eine weiterhin produktive Zukunft, um die kulturelle Identität der deutschen Volksgruppen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa zu stärken und zu erhalten, die Eingliederung Deutscher aus dieser Region Europas zu erleichtern und unsere jahrhundertalte gemeinsame Kultur zu pflegen. Ihnen und allen Mitarbeitern der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus in Nordrhein-Westfalen gebührt unser Dank, dass Deutsche und Osteuropäer Europa als Friedensraum im 21. Jahrhundert gemeinsam bewahren und gestalten. Mit freundlichen Grüßen Christian Lindner Vorsitzender der FDP-Fraktion im Landtag NRW


9 GruSSwort

Grußwort des Vorsitzenden der Fraktion der Piraten im Landtag Dr. Joachim Paul MdL Nach großen Männern benannte Einrichtungen stehen immer in der Gefahr unkritischer Heldenverehrung. Dies beginnt schon mit der Frage nach der Frau, die hinter ihnen stand. Auch Gerhart Hauptmann ist hier jemand, der in seiner Biographie ein Spiegel der Zeitläufe war. Bemerkenswert ist nicht nur seine grundlegende Orientierung in sozialen Fragen. Beachtenswert ist auch sein konsequenter Lernprozess – jenseits konjunkturpolitischer Orientierungen, dem man sich nur schwer zwischen taktischen Notwendigkeiten und ethischen Imperativen entziehen kann. Vom Weltkrieg I – Befürworter wandelte er sich zu einem überzeugten Pazifisten. Ein Lernprozess, dem man den vielen empfehlen sollte, die heute wieder eine Remilitarisierung der Außenpolitik gut heißen. Jeder Konflikt ist ein politischer, wirtschaftlicher und sozialer Konflikt, bevor er militärisch wird. Damit ist er Ausdruck gesellschaftlichen Zivilversagens. Die Kriege neuerer Zeit machen zudem deutlich, zwischen einer militärischen und zivilen Front kann nicht mehr getrennt werden. Waren im ersten Weltkrieg unter 100 Toten 14 Zivilisten, im 2. Weltkrieg mehr als 40, im Korea- und Vietnamkrieg um die 90, ist heute die Entscheidung für einen Krieg im Grunde genommen die Entscheidung für einen Massenmord an der Zivilbevölkerung. Als Einrichtung, an deren politischen Anfang die Vertreibung aus den früheren sog. Ostgebieten stand, gehörte es bis zur neuen Ostpolitik der Regierung Brandt/Scheel, sich aus der deutschen Verantwortung zu mogeln. War es doch in der Restaurationsphase der Bundesrepublik für Täter leicht, sich in die Haut der Opfer zu mogeln. Seriöser Geschichtsaufarbeitung ging und geht es nicht darum, das Leid der Heimatvertriebenen zu verneinen. Es geht aber darum, den Ausgangspunkt für dieses Leid zu benennen: Den Angriffskrieg Deutschlands gegen seine Nachbarn und die damalige Einstufung der Polen, Russen und Slowenen als »minderwertig«. Nicht wenige Deutsche, auch und gerade in den Gebieten, aus denen sie vertrieben wurden, haben diese Politik bis zum bitteren Ende unterstützt. Kritische Vergangenheitsbewältigung ist eine Facette der Arbeit. Der neue Auftrag »Erhaltung und Stärkung der kulturellen Identität auf der Grundlage der Völkerverständigung« steht heute vor zwei Herausforderungen: •

Aussiedler aus den sog. Ost-Gebieten, haben im Sinne einer retrograden Utopie ein Deutschland-Bild gepflegt, dass mit der zunehmend multikulturellen Wirklichkeit des heutigen Deutschland nicht übereinstimmt und massive interkulturelle Lernprozesse und deren Begleitung erfordert.

Die Globalisierung und der mit der europäischen Integration einhergehende Abbau des Wohlfahrtsstaates führt mit der Prekarisierung des »Arbeitsmarktes« nicht nur zur vermeintlichen »Wohlstandsmigration« aus osteuropäischen Ländern. Auch die vielen Scheinselbständigen, die über Werkverträge bei uns auf dem Altar der Marktgesellschaft ausgenommen werden, kommen aus Osteuropa.

Genug Arbeits- und Konfliktstoff für weitere Jahre hoffentlich erfolgreicher Arbeit. Dr. Joachim Paul Vorsitzender Fraktion der Piraten im Landtag NRW


10 GruSSwort

Grußwort des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Düsseldorf Dirk Elbers Sehr geehrte Damen und Herren, in diesem Jahr feiert Düsseldorf sein 725jähriges Stadtjubiläum und blickt auf seine wechselvolle Geschichte zurück. Gerade die Integration der Vertriebenen und Flüchtlinge spielte in der Wiederaufbauphase nach dem zweiten Weltkrieg eine bedeutende Rolle für die weitere Entwicklung der Stadt. Der großen Verantwortung sowohl der heimischen Bevölkerung gegenüber als auch für die Menschen, die das Schicksal nach Düsseldorf geführt hatte, um sich hier eine neue Existenz aufzubauen, stellten sich Politik, Verwaltung und Bürgerschaft. Man wollte das kulturelle Erbe der Heimatvertriebenen pflegen und zugleich alteingesessene und Neu-Düsseldorfer zusammenführen. Eigens zu diesem Zweck gründete in jener Zeit des Neuanfangs das damals selbst noch junge Land Nordrhein-Westfalen 1963 die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus mit Sitz in seiner Landeshauptstadt Düsseldorf. Seitdem entwickelte sich das Haus zu einem kulturellen Zentrum, in dem Geschichte in einer beeindruckenden Mediensammlung bewahrt, eine intensive Gesprächskultur gepflegt, Veranstaltungen durchgeführt und Gegenwartsfragen diskutiert werden. Zu Anfang hauptsächlich von Vertriebenen frequentiert, versteht sich das Gerhart-Hauptmann-Haus immer mehr als Brückenbauer zu unseren europäischen Nachbarn. Diesem erweiterten Gedanken und der Neuausrichtung trägt das Haus seit 1992 mit der Umbenennung in Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus – Deutsch-Osteuropäisches Forum Rechnung. Eine Kultur der Völkerverständigung, des Vertrauens und der Verantwortung für Geschichte, Gegenwart und Zukunft zu gestalten, steht im Zentrum der Aufgaben dieser renommierten Institution, die damit einen wichtigen Beitrag zu einer modernen, weltoffenen und internationalen Stadtgesellschaft leistet. Für dieses Engagement danke ich sehr und wünsche der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus – Deutsch-Osteuropäisches Forum auch in Zukunft alles Gute. Ihr Dirk Elbers Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf


11 Zur geschichte des Hauses

Mittendrin. 50 Jahre Haus des deutschen Ostens/ Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf 1963-2013 300 Menschen starben, weit mehr als 1.000 wurden verletzt. Die überhaupt schlimmste Bombennacht für Düsseldorf brachte der 12. Juni 1943: Es fielen Bereits seit 1875 trägt sie den Namen über 1.300 Luftminen und Sprengbomdes preußischen Ministerpräsidenten ben sowie deutlich über 140.000 Stabund ersten Reichskanzlers, die Düsbrand- und Phosphorbomben wiedeseldorfer Bismarckstraße. Schon vier rum hauptsächlich auf die Stadtmitte. Jahre nach der von Otto von Bismarck Die Bilanz verzeichnete mehr als 600 (1815-1898) wesentlich mit herbeiTodesopfer und fast 3.300 Verletzte. geführten Gründung des Deutschen Ein unmittelbar danach aufgenommeReiches erwiesen die Stadtväter Düsnes Foto zeigt den Blick von der Ecke seldorfs – das damals zur preußischen Oststraße die Bismarckstraße hinunter Rheinprovinz gehörte – dem Mann, Richtung Hauptbahnhof, dessen under bei seiner Berufung zum versehrter Turm in der Bildpreußischen Regierungschef mitte gut erkennbar ist. In der im Jahre 1862 »Eisen und Bismarckstraße selbst freilich Blut« prophezeit hatte (mit sind neben Trümmern vor Recht, wie sich zeigen sollte), allem leere Fensterhöhlen zu die Ehre einer Straßenbenensehen: Das Werk der Brandnung. Seither ist dieser Name bomben, welche die Fassaden der Straße erhalten geblieben, stehen ließen mit einem rußüber alle politischen Umbrügeschwärzten Nichts dahinche hinweg – während die ter. benachbarte Parallelstraße Am Ende des Krieges galten unmittelbar nach Kriegsende nur 7 Prozent der Wohn1945 von Kaiser-Wilhelm- in gebäude, 4 Prozent der öfFriedrich-Ebert-Straße umfentlichen Einrichtungen benannt wurde. und knapp 7 Prozent der Ein Foto, das 1878 vom Geschäfts- und IndustriegeTurm der im Bau befindlibäude in Düsseldorf als völlig chen Johanneskirche aufgenommen wurde, zeigt noch, Vogelschau im Jahr 1878: Blick vom Turm der im Bau befind- intakt. Eine Karte der Stadtwie sich von der Kreuzung lichen Johanneskirche nach Osten. In der Bildmitte nach verwaltung zeigt das Ergebnis des Krieges für die Bismarckzur Oststraße an nur noch oben führend die BismarckstraSSe. Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf straße: Vom Hauptbahnhof wenige Wohnhäuser in östli(nahezu unbeschädigt) bis cher Richtung stadtauswärts vom NS-Regime im September 1939 zur Oststraße sind ganze sieben Geanschließen, bevor sich der Blick auf begonnene Krieg kam zum ersten Mal bäude als unbeschädigt eingezeichnet. unbebauten Wiesen im Dunst verliert. am 15. Mai 1940 in Düsseldorf an: Die Alle anderen hatten mittlere bis schweNur etwas mehr als ein Jahrzehnt späersten sechs britischen Sprengbomben re Schäden erlitten, etliche waren total ter hatte sich der Stellenwert der Bisfielen auf Flingern und Oberbilk, tözerstört. Und die Bismarckstraße kam marckstraße indessen grundlegend teten einen Menschen und verletzten noch, wie die Karte zeigt, verhältnisverändert: Seit 1891 stieß sie auf den sechs weitere Personen. Während namäßig gut weg: Während die damalige Vorplatz des neu erbauten Düsseldorhezu zeitgleich die deutsche Luftwaffe Kaiser-Wilhelm-Straße ähnlich aussah, fer Hauptbahnhofs (damals Wilhelms-, im Rahmen der »Luftschlacht um Engstand auf der ebenfalls parallel laufenseit 1967 Konrad-Adenauer-Platz) und land« britische Städte angriff, erhielten den Immermannstraße zwischen Charwar damit in das verkehrstechnische die Düsseldorfer einen Vorgeschmack lotten- und Oststraße buchstäblich kein Herz der boomenden Großstadt geauf das, was folgen sollte. Bis zum letzStein mehr auf dem anderen. rückt. Zwischen der Reichsgründung ten Luftangriff am 21. Februar 1945, als Am 31. März 1945 – wenige Tage vor von 1871 und dem Jahr der Eröffnoch einmal 200 Bomben spätnachts dem Eintreffen amerikanischer Trupnung des neuen Hauptbahnhofs, also auf Benrath, Itter und Urdenbach fiepen und damit dem faktischen Kriegsin nur zwei Jahrzehnten, hatte sich die len, verzeichneten die städtischen Beende für Düsseldorf – lebten noch ca. Einwohnerzahl Düsseldorfs auf über hörden insgesamt 243 Attacken aus 235.000 Menschen in der Stadt; weit 144.000 mehr als verdoppelt. Der geder Luft auf die Stadt, allerdings höchst mehr als die Hälfte der Wohnbevölkewaltige Sog der Industrialisierung, der unterschiedlichen Ausmaßes. Der ersrung von 1939 (ca. 548.000) hatte die bekanntlich im Rhein-Ruhr-Raum eite echte Großangriff traf Düsseldorf Stadt verlassen. Bis zum Jahresende nes seiner schlechterdings wichtigsten in der Nacht vom 31. Juli auf den 1. 1945 waren freilich schon etwa 150.000 Zentren fand, machte auch aus dem lanAugust 1942: Jetzt wurden die StadtDüsseldorferinnen und Düsseldorfer in ge Zeit eher beschaulichen Städtchen mitte und deren Umgebung von rund die zertrümmerte Stadt zurückgekehrt. am Rhein eine sprunghaft wachsende 450 Luftminen und Sprengbomben, Die Devise mußte lauten: WiederaufIndustrie- und Verwaltungsmetropole, dazu von annähernd 20.000 Stabbrandbau so rasch als möglich. die eine entsprechend leistungsfähige und Phosphorbomben getroffen; fast Verkehrsinfrastruktur benötigte. Seit Fortsetzung auf Seite 12 I. Eine StraSSe mit Geschichte

1891 also stellte die Bismarckstraße den geradlinigsten Weg vom Hauptbahnhof zum nördlichen Ende der Königsallee und damit zum historischen Stadtzentrum dar (die heutige Anbindung der Friedrich-Ebert- an die Stein- und Benrather Straße existierte noch nicht). Sie war damit eine der bedeutendsten Verkehrsadern der immer noch rapide wachsenden Stadt. Den größten Umbruch ihrer Geschichte erlitt die Bismarckstraße – wie so viele andere Straßen in deutschen Städten – durch den Bombenkrieg. Der


12 Zur geschichte des Hauses Fortsetzung von Seite 11

II. Ein Haus für die Gegenwart der Geschichte

gebot des Wirtschaftswunder-Booms folgten (darunter auch die ersten, damals so genannten »Gastarbeiter«, anfangs vor allem aus Italien, Spanien und Portugal, seit 1961 auch aus der Türkei), viele aber auch, die infolge Flucht und Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkrieges aus den historischen deutschen Ostgebieten kamen. NordrheinWestfalen insgesamt hatte bis zu diesem Zeitpunkt etwa 2,4 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aufgenommen – mehr als jedes andere Land der 1949 gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Mit Rücksicht auf die große Zahl dieser unfreiwilligen Zuwanderer hatte das nordrhein-westfälische Landeskabinett unter Führung von Ministerpräsident Fritz Steinhoff (SPD) bereits am 29. April 1957 die Errichtung einer privatrechtlichen Stiftung »Haus des deutschen Ostens« beschlossen. Die

Friedrich Tamms war einer derjenigen Architekten, die den durch den Bombenkrieg erzeugten Kahlschlag als Chance begriffen. Schon seit 1948 wurde der 1904 in Schwerin geborene Tamms, der bis 1945 zu den jungen, ehrgeizigen Mitarbeitern von Hitlers Lieblingsbaumeister Albert Speer gehört hatte, zur Schlüsselfigur für den Wiederauf- respektive Neubau Düsseldorfs. Sein Einfluß reichte bis in die 1970er Jahre, als er noch – inzwischen als Planungs- und Baudezernent im Ruhestand – für den Bau des Rheinstadions (2002 abgerissen) verantwortlich zeichnete. Die Bismarckstraße spielte – trotz ihrer noch immer zentralen Lage – nur eine Nebenrolle. Priorität erhielt die verbreiterte FriedrichEbert-Straße, die Richtung Stadtmitte unmittelbar angebunden wurde – freilich genau wie die Bismarckstraße durchtrennt durch die gewaltige Schneise der Berliner Allee. Diese war Tamms‘ Paradeobjekt im Konzept der autogerechten modernen Großstadt Düsseldorf: Unbekümmert um gewachsene Stadtstrukturen und Straßenführungen mit dem Zu den begründern der Stiftung gehörten (v.l.n.r.) Wilhelm Lineal durch das Grundmann, Dr. Alois Raab, Günther Lehmann Trümmerfeld gezogen und verwirklicht. Ein ArchitekLandesregierung trug damit Bestretentraum. Kein Traumarchitekt freilich bungen Rechnung, die durch führende für viele Düsseldorfer, die sich schwer Vertriebenen-Vertreter in Nordrheindamit taten in Tamms‘ geschichtsloser Westfalen schon seit mehreren Jahren Autometropole ihre Heimatstadt wieverfolgt wurden. Deren Adressat war derzuerkennen. zunächst Steinhoffs Vorgänger im Amt Heimat war indessen ein Begriff, um des Regierungschefs gewesen, nämlich den es Anderen in Düsseldorf auch der Unions-Politiker Karl Arnold. An ging. Eine ferne Heimat, jenseits der Arnold also war der Wunsch herangeElbe oder gar der Oder, unerreichbar tragen worden, für die in Nordrheinim 1945 angebrochenen Zeitalter des Westfalen aufgenommenen Flüchtlinge Kalten Krieges. Düsseldorf zählte zu und Vertriebenen aus den ehemaligen Beginn der 1960er Jahre knapp über Ostgebieten des Deutschen Reiches 700.000 Einwohner – mehr denn je beziehungsweise aus deutschen Siedzuvor. Zu den Rückkehrern aus der lungsgebieten jenseits von dessen Bombenkriegsevakuierung, aus Krieg Grenzen in Ost-, Ostmittel- und Südund Gefangenschaft waren mittlerweile osteuropa eine feste Stätte für Kulturlängst sehr viele Zuwanderer gekompflege und Begegnung zu schaffen. men, die neu in der inzwischen zur Die rechtliche Grundlage dafür war Hauptstadt des jungen Bundeslandes bereits mit dem 1953 verabschiedeten Nordrhein-Westfalen erhobenen GroßBundesvertriebenengesetz geschaffen stadt am Rhein waren. Das waren viele, worden, das mit seinem § 96 auch eine die dem reichhaltigen ArbeitsplatzanFörderung von Vorhaben zu Kultur und

Geschichte der historischen deutschen Ostgebiete aus öffentlichen Mitteln ermöglichte. Aus der Perspektive der führenden Landespolitiker handelte es sich bei den Vertriebenen um ein Wählerpotential von einigem Gewicht. Die Interessen dieser Bevölkerungsgruppe (in der ganzen Bundesrepublik damals rund 8 Millionen Menschen) wurden zudem vor allem seit Beginn der 1950er Jahre durch die Zug um Zug geschaffenen Landsmannschaften artikuliert. Im Oktober 1957 wurde dann mit dem Bund der Vertriebenen ein Dachverband gegründet, der sich seither als gemeinsames Sprachrohr verstand. Darüber hinaus existierte seit 1950 mit dem »Gesamtdeutschen Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten« (GB/BHE) eine politische Partei, die für sich beanspruchte, die Interessen der Vertriebenen am nachdrücklichsten zu vertreten. Der BHE hatte bei der zweiten Bundestagswahl im September 1953 immerhin 5,9 % der abgegebenen Stimmen erhalten und war mit 27 Abgeordneten ins Bonner Parlament eingezogen. Dies brachte ihm auch die Einbeziehung in Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauers zweite Regierungskoalition und zwei Ministersessel ein. Bei der nordrhein-westfämatzel, Konrad lischen Landtagswahl im folgenden Jahr 1954 erreichte der BHE allerdings nur 4,6 % der abgegebenen Stimmen. Ein Einzug ins Landesparlament blieb ihm dadurch zwar verwehrt, und die Vertriebenenpartei sollte auch bald darauf an fortgesetzten internen Querelen zerbrechen, das Wahlergebnis war aber immerhin ein deutlicher Hinweis auf das vorhandene Wählerpotential. Wenn die schon seit längerer Zeit ventilierte Gründung der Stiftung Haus des deutschen Ostens unter dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Steinhoff schließlich realisiert wurde, und nicht unter Arnold, so hatte dies mit einer ungewöhnlichen landespolitischen Situation zu tun. Die CDU war zwar in der Landtagswahl vom Sommer 1954 wieder mit deutlichem Abstand vor der SPD stärkste Partei geworden (41,3 gegenüber 34,5 % der abgegebenen Stimmen) und Karl Arnold hatte mit der FDP (11,5 % der abgegebe-


13 Zur geschichte des Hauses nen Stimmen) und dem damals noch im Landtag vertretenen Zentrum (4,0 % der abgegebenen Stimmen; Einzug in den Landtag über Direktmandate) eine Regierungskoalition gebildet, die vermeintlich von einer komfortablen Mehrheit im Parlament getragen wurden. Dieses Parteienbündnis zerbrach jedoch bereits im Februar 1956. Die nordrhein-westfälische FDP scherte unter Federführung von Willi Weyer aus der Koalition aus, was mehr in bundes- denn in landespolitischen Erwägungen begründet war, und Ministerpräsident Arnold wurde durch ein konstruktives Misstrauensvotum gestürzt. Dessen Ergebnis bestand in der Wahl Fritz Steinhoffs, bis dahin Vorsitzender der sozialdemokratischen Landtagsfraktion, der sein Kabinett seinerseits mit Unterstützung der FDP und des Zentrums bildete. Mit der von der Regierung Steinhoff beschlossenen Gründung der Stiftung ging die Verabschiedung der Stiftungsurkunde einher. Diese ordnete die Stiftung dem Geschäftsbereich des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales zu. Als Stiftungszweck wurde zunächst die »Errichtung und Führung eines Hauses des deutschen Ostens« festgelegt, welches ausdrücklich »allen Kreisen der Bevölkerung des Landes Nordrhein-Westfalen offen« stehen sollte. Inhaltlich sollten die »Behandlung der Vertriebenenprobleme«, die »Pflege des Heimatbewusstseins der Vertriebenen« sowie die »Pflege der Kenntnis des deutschen Ostens und die Erhaltung seiner kulturellen Werte« im Vordergrund stehen. Sinngemäß sollte die Stiftung »bis zur Wiedervereinigung« die gleichen Aufgaben wahrnehmen, »soweit sie die DDR-Zuwanderer und Mitteldeutschland betreffen«. Somit diente das Haus von Beginn an dem Zweck, die Erinnerung an Kultur und Geschichte jenseits von Elbe und Oder – und damit auch das Bewusstsein der Verbundenheit der deutschen Geschichte mit derjenigen der anderen Völker im Osten und Südosten Europas mit allen Höhen und Tiefen – auch tief im Westen der Bundesrepublik lebendig zu erhalten. Gerade im Kalten Krieg war es von wesentlicher Bedeutung, weiterhin deutlich zu machen, dass Europa keineswegs an der mitten durch Deutschland verlaufenden Frontlinie der Supermächte USA und Sowjetunion endete. Die jetzt in Nordrhein-Westfalen lebenden und arbeitenden Menschen aus Schlesien, Ost- und Westpreußen, Pommern, dem Sudetenland und anderen Regionen waren natürlich nicht ohne geistiges und kulturelles »Gepäck« gekommen, das mit ihnen Teil der Erinnerungskultur des jungen Landes wurde. Und zugleich wurden sie auch Teil von

Politik, Wirtschaft, Bildung und Kultur Nordrhein-Westfalens. Ein Anzeichen dafür: Der 2006 von Bernd Haunfelder veröffentlichte Band »Nordrhein-Westfalen. Land und Leute 1946-2006« fasst die Kurzbiographien von 640 der wichtigsten Persönlichkeiten im öffentlichen Leben Nordrhein-Westfalens seit der Gründung des Landes zusammen (soweit sie bis 2006 verstorben waren). 44 davon stammten aus dem historischen deutschen Osten; darunter etwa Erich Brost (geboren 1903 in Elbing/Westpreußen), Gründer und Verleger der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, Klaus von Bismarck (geboren 1912 in Jarchlin/Pommern), WDR-Intendant von 1960 bis 1976, oder Hans-Jürgen Wischnewski (geboren 1922 in Allenstein/Ostpreußen), Gewerkschafter der ersten Nachkriegsstunde und Sozialdemokrat, der jahrzehntelang in der nordrhein-westfälischen SPD eine Schlüsselrolle spielte. Die Stiftungsurkunde von 1957 legte auch fest, dass die Leitung der Stiftung in den Händen eines dreiköpfigen Vorstandes zu liegen hatte. Der Vorstand wiederum sollte durch das Kuratorium gewählt werden. Die Mitglieder des Kuratoriums waren für die Dauer der jeweiligen Legislaturperioden des Landtages durch den Minister für Arbeit und Soziales zu berufen; dabei sollten alle Fraktionen des Landesparlaments, die Vertriebenenorganisationen, die Stadt Düsseldorf sowie weitere gesellschaftliche Gruppen, darunter die Kirchen, berücksichtigt werden. Im Juli 1957 konstituierte sich das erste Kuratorium und wählte den sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten Erich Deppermann zu seinem Vorsitzenden. Der damals 55-jährige Deppermann sollte bis zu seinem frühen Tod im August 1963 eine der bestimmenden Persönlichkeiten der Stiftung bleiben. Als gebürtiger Bielefelder war er selbst nicht durch eine VertriebenenVita geprägt, hatte aber bereits in jungen Jahren begonnen, sich politisch zu engagieren. Unter dem NS-Regime zeitweilig in KZ-Haft, hatte Deppermann seine politische Tätigkeit 1945 sogleich wieder aufgenommen. Er gehörte bereits dem ersten NachkriegsLandtag an und blieb bis zu seinem Tod Abgeordneter; seit 1950 leitete er den Flüchtlingsausschuss des nordrheinwestfälischen Parlaments, war also mit den einschlägigen Problemen bestens vertraut. Unter der Leitung Deppermanns wählte das Kuratorium den ersten Stiftungsvorstand, dessen Vorsitz der aus Königsberg stammende Schuldirektor Erich Grimoni übernahm. Bereits 1959 folgte ihm Dr. Alois Raab in dieser Funktion, welche er bis 1981 ausfüllen sollte.

War die Stiftung durch das Kabinett Steinhoff begründet worden, so lag doch ihr weiteres Gedeihen bald in anderen Händen. Bei der Landtagswahl vom 06. Juli 1958 gewann die CDU mit 50,4 % der abgegebenen Stimmen die absolute Mehrheit. Fritz Steinhoff, dessen Partei mit 39,2 % immerhin ihr bis dahin bestes Ergebnis auf Landesebene erzielt hatte, musste aus dem Amt des Ministerpräsidenten weichen, ihm folgte Dr. Franz Meyers. Der CDU-Spitzenkandidat Karl Arnold war wenige Tode vor der Wahl überraschend an Herzversagen gestorben, so dass nun Meyers (im vorangegangenen Kabinett Arnold Innenminister) Chef der allein von der Union gestellten neuen Landesregierung wurde. Im Oktober 1959 berief Meyers den damals erst 34-jährigen Konrad Grundmann als neuen Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in sein Kabinett. Damit fielen auch die Geschicke der Stiftung Haus des Deutschen Ostens in das Ressort Grundmanns. Ähnlich wie der Kuratoriumsvorsitzende Deppermann ohne eigenen biographischen Bezug zum Thema Vertreibung, hat der durch sein Engagement in der christlichen Arbeitnehmerbewegung geprägte Krefelder Grundmann sich doch seither den Anliegen der Stiftung in besonderer Weise verschrieben. Die vorrangige Aufgabe der Verantwortlichen der Stiftung bestand zunächst in der Verwirklichung des von vornherein geplanten Baus eines für die Stiftungszwecke geeigneten Hauses. Die Landeshauptstadt Düsseldorf – bis 1959 unter Führung von Georg Glock (SPD), dann von Willi Becker (SPD) als Oberbürgermeister – stellte ein verkehrsgünstig gelegenes Grundstück in der Bismarckstraße zur Verfügung. Dort war noch eine der letzten vom Bombenkrieg gerissenen Lücken zu schließen. Am Beginn der konkreten Bauplanung stand die Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs, der mit rund 60 eingereichten Vorschlägen auf große Resonanz stieß. Den Zuschlag erhielt nach einem langwierigen Auswahlprozess schließlich der Entwurf des Stuttgarter Architekten Walter Kroner. Auf Wunsch Kroners wurde dessen Düsseldorfer Kollege Bruno Lambart in die Bauausführung einbezogen. So wurde ein Entwurf umgesetzt, der sich hervorragend in das moderne Nachkriegs-Düsseldorf einfügte: Ein nüchterner, auf jedweden Zierrat verzichtender, in jeder Beziehung geradliniger Funktionsbau, der auf (architektur-)geschichtliche Reminiszenzen verzichtete. Ein Blick auf die Zusammensetzung der Jury, die letztlich für Fortsetzung auf Seite 14


14 Zur geschichte des Hauses Fortsetzung von Seite 13

manns wenige Wochen nach der Eröffim Dezember 1966 und Meyers wurde Kroner votierte, lässt erahnen, wer sich nung des Hauses wurde Ernst Günther durch ein konstruktives Misstrauenshier durchsetzte, nämlich Friedrich Herzberg in dieses Amt gewählt. Der votum gestürzt. Der an seiner Stelle Tamms, dessen opus magnum, die Beraus Westpreußen gebürtige Herzberg gewählte Heinz Kühn bildete daraufhin liner Allee, parallel zu den Bauplanungehörte seit 1958 der FDP-Fraktion im mit Unterstützung der FDP die zweite gen für das Haus des deutschen Ostens Landtag an und blieb an der Spitze des sozialdemokratisch geführte Landesder Vollendung entgegenging (am 23. Kuratoriums bis zu seiner Berufung als regierung in Nordrhein-Westfalen. Die September 1960 unter Mitwirkung des Staatssekretär in das nordrhein-westfäStiftung Haus des Deutschen Ostens damaligen Regierenden Bürgermeisters lische Kultusministerium Anfang 1967. kam damit in den Geschäftsbereich des von West-Berlin Willy Brandt (SPD) Indessen war das Haus noch nicht im neuen Sozialministers Werner Figgen dem Verkehr übergeben). Vielleicht vollen Sinne »fertig«. Insbesondere (SPD). ist es Zufall, dass auf einem überlieferdie Bibliothek, die ein Herzstück der Auch in der hier beschriebenen frühen ten Foto des Preisgerichts Tamms und gesamten Einrichtung werden sollte, Phase der Existenz des Hauses wurde dessen Architektenkollege Hans Peter befand sich noch im Aufbau. Sie konnbereits ein anspruchsvolles AusstelPoelzig lächelnd nebeneinander stete im Oktober 1966 der Öffentlichkeit lungs- und Vortragsprogramm geboten. hen. Der in Breslau geborene Sohn des zugänglich gemacht werden. Dies fiel Nicht wenige Veranstaltungen waren berühmten Hans Poelzig gehördem besseren Verständnis der te der gleichen Generation wie aktuellen Situation in den LänTamms an, baute gleichzeitig das dern Ost- und OstmitteleuroSchulzentrum im nahen Hilden pas gewidmet. Daneben wurde – die beiden verstanden sich, das immer wieder das Werk bedeusieht man. tender ostdeutscher Autorinnen Am 16. September 1960 fand und Autoren gewürdigt. So gab die feierliche Grundsteinlegung es im Laufe des Jahres 1966 Beiin der Bismarckstraße statt. Eine träge zu Jochen Klepper, Edzard darin platzierte Urkunde hielt das Schaper, Gerhart Hauptmann, zentrale Motto fest, unter dem die Hermann Löns oder Max HerArbeit des Hauses fortan stehen mann-Neiße. Zeitgeschichtliche sollte: »Keine Stätte der AbsonFragen wurden etwa im Rahmen derung, sondern eine Stätte der eines speziellen Jugendseminars Begegnung! Nicht nur eine Stätangeboten, beispielsweise ein te der Erinnerung, sondern eine Diskussionsabend zum Thema Stätte der Zukunft!« Eine Ver»Die Übersteigerung des Natipflichtung, an der sich bis heute onalbewusstseins im Nationalnichts geändert hat. sozialismus« (25. März 1966). Aufgrund von technischen Ein anderer Vortrag thematisierte Schwierigkeiten verzögerte sich den »Ostdeutschen Anteil an der die Fertigstellung des großzügiWiderstandsbewegung des 20. gen Baus zum Sommer 1963. Bei Juli 1944« (20. Juli 1966). Dass der feierlichen Eröffnung am 22. es manche Kontinuität gibt, zeigt Juni 1963 konnte der Kuratoriauch folgender Umstand: Am 25. umsvorsitzende Deppermann Februar 1967 referierte Prof. Dr. auch Ministerpräsident Dr. MeyHans Joachim Schoeps zum 20. ers begrüßen. Meyers war bei der Grundsteinlegung am 16.09.1960: Im Vordergrund Dr. Jahrestag der Auflösung Preußens Landtagswahl gut ein Jahr zuvor Alois Raab (r.) und Erich Deppermann MdL (m.) unter der Überschrift »Was war im Amt bestätigt worden, allerdas alte Preußen?«. Damit hatte dings hatte die CDU ihre absoludas Haus einen führenden Experte Mehrheit von 1958 wieder verloren bereits in die Amtszeit von Regierungsten zu diesem Thema gewonnen – so und die SPD war dicht an sie herangedirektor a. D. Otto Heike; Heike musswie beinahe auf den Tag genau 40 Jahre rückt (46,4 gegenüber 43,3 % der abte die Aufgaben des Geschäftsführers später mit Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, gegebenen Stimmen). Meyers regierte kurzfristig übernehmen, da der zum der mit ähnlicher Themenstellung die nun auf der Grundlage einer Koalition Nachfolger Prof. Birkes bestellte KonPreußen-Reihe des Jahres 2007 anlässmit der FDP, die 6,8 % der abgegebenen rad Kuschel nach kaum zwei Monaten lich des 60. Jahrestages der Auflösung Stimmen erzielt hatte. Im Kabinett hielt im Amt überraschend verstorben war. des preußischen Staates eröffnete. der weiterhin als Sozialminister amtieAm Ende der ersten Dekade der GeAn der Spitze der Stiftung herrschte ein rende Konrad Grundmann seine Hand schichte der Stiftung stand auch wieder hohes Maß an Kontinuität: Das Amt über das nunmehr eröffnete »Haus des ein landespolitischer Umschwung: Bei des Kuratoriumsvorsitzenden hatte von deutschen Ostens«. der Landtagswahl vom 10. Juli 1966 war 1967 bis 1976 Paul Scholz inne, der seit Das baulich vollendete Haus musste erstmals mit 49,5 % der abgegebenen 1963 der CDU-Landtagsfraktion annun mit Leben erfüllt werden. Diese Stimmen die SPD vor der CDU (42,8 gehörte und zeitweilig auch als VorsitAufgabe oblag insbesondere dem Di%) stärkste politische Kraft im Land gezender des Flüchtlings- und Vertrieberektor des Hauses, der auf Vorschlag des worden. Ministerpräsident Meyers renenausschusses fungierte. Nach Scholz Vorstandes vom Kuratorium bestellt gierte gleichwohl zunächst mit seinem übernahm Konrad Grundmann die Leiwurde. Der erste Amtsinhaber war Prof. bisherigen Koalitionspartner, der FDP tung des Kuratoriums. Inzwischen war Dr. Ernst Birke, der bereits einige Mo(7,4 % der abgegebenen Stimmen), weiGrundmann zwar infolge der Bildung nate vor Beendigung der Bauarbeiten, ter, allerdings mit einer nur hauchdünder ersten Landesregierung unter Heinz nämlich im Januar 1963 berufen wurde. nen Mehrheit im Landtag. Das zuvor Kühn aus dem nordrhein-westfälischen Birke arbeitete nicht zuletzt mit dem schon fragile Bündnis zwischen Union Kabinett ausgeschieden, blieb der Stifneuen Kuratoriumsvorsitzenden zuund Liberalen zerbrach indessen bereits tung, an deren Entstehung er wesentsammen. Nach dem Tod Erich Depper-


15 Zur geschichte des Hauses wurde ein neuer Direktor berufen, der – und das in der hinsichtlich des kultulichen Anteil hatte, aber unverändert die Geschäftsführung der Stiftung nicht rellen (Konkurrenz-)Angebotes nicht eng verbunden. Als CDU-Landtagsabnur für eine kurze Zeit innehaben sollte. gerade armen Landeshauptstadt. geordneter war er stets ein wichtiger Schließlich amtierte er für mehr als zwei Auffällig ist, dass der Blick bei der Vermittler zum Landesparlament und Jahrzehnte, so dass ohne Übertreibung Programmgestaltung von vornherein zur Regierung. Als Grundmann 1981 von einer »Ära Böse« in der Geschichkeineswegs nur auf »Vertriebenentheden langjährigen Vorstandsvorsitzente des Hauses gesprochen werden kann. men« im engeren Sinne gerichtet war. den der Stiftung, Dr. Alois Raab, ersetzBöse brachte gute Voraussetzungen mit: So referierte im Juni 1967 der in Chicate, folgte ihm der sozialdemokratische Geboren 1924 in Seifersdorf bei Reigo lehrende Fritz K. Richter über »Das Landtagsabgeordnete Karl Trabalski chenberg im Sudetenland, war er 1946 Deutschlandbild in den Vereinigten als Kuratoriumsvorsitzender. In den aus tschechischer Kriegsgefangenschaft Staaten«. Am 2. Mai 1969 sprach der seit Ende 1966 SPD-geführten Landesnach Westdeutschland gekommen. Im aus Siebenbürgen stammende »Varegierungen unter den MinisterpräsiAnschluss an seine Berufsausbildung in ter der Raketenforschung« Hermann denten Heinz Kühn (1966-1978) und Ingolstadt leistete er Pionierarbeit beim Oberth über den »Sinn der WeltraumJohannes Rau (1978-1998) wurde die Aufbau der Tagungsstätte des Sudetenfahrt heute« – wenige Wochen vor der Stiftung weiterhin durch das Arbeitsdeutschen Sozialund Bildungswerkes ersten bemannten Mondlandung durch und Sozialministerium betreut. Die in Bad Kissingen. Der »Heiligenhof« »Apollo 11« am 20. Juli. Vielfältige anMinister Werner Figgen (1966-1975), besteht als erfolgreiche Bildungseindere Themen allgemeinen Interesses Friedhelm Farthmann (1975-1985) richtung noch heute. Böse hat ihn allerfolgten. und Hermann Bedeutsam ist auch, Heinemann dass der Gedanke (1985-1992) einer Verständigung (alle SPD) kümund Aussöhnung merten sich um mit den ostund ostdie Stiftungsmitteleuropäischen Belange. Nachbarvölkern stets Im Amt des Geeine wichtige Rols c hä f t s f ü h re r s le spielte. So sprach der Stiftung ebenfalls bereits im fand zunächst Juni 1967 Prof. Dr. noch ein raBolko Freiherr von scher Wechsel Richthofen über statt. Fest stand »Die geschichtlichen von Anfang an, Grundlagen einer dass Otto Heiguten Nachbarschaft ke schon aus zwischen DeutschA ltersg r ünden land und seinen westlediglich für eine slawischen NachÜb ergang sz e i t barn«. In seinem seine neue FunkVortrag vertrat der tion wahrnehmen würde. Hei- Blick in den Eichendorff-Saal bei der Eröffnungsfeier des Hauses 1963: In der gebürtige Schlesier ke wurde 1901 in ersten Reihe (v.l.n.r.) der Kuratoriumsvorsitzende Ernst-Günther Herzberg, Minis- vor allem die Auffaseiner zur deut- terpräsident Dr. Franz Meyers, Landtagsvizepräsident Alfred Dobbert, der Düs- sung, dass »im Laufe schen Minder- seldorfer Bürgermeister Willi Rasche und Handwerkskammerpräsident Georg der Jahrzehnte die guten Beziehungen heit gehörenden Schulhoff Deutschlands zu den Familie in Lodz dings schon 1960 verlassen und ging als westslawischen Nachbarn in für beide geboren. Seine Heimatstadt, damals Geschäftsführer des Hauptausschusses Seiten vorteilhafter Weise und für die noch zum Zarenreich gehörig, kam für Vertriebene und Flüchtlinge beim Zukunft in ermutigender Weise übernach dem Ersten Weltkrieg zum wieder bayerischen Sozialministerium nach wogen.« Dies widersprach nicht allein begründeten polnischen Staat. In Lodz München. Von dort wurde er nach der Unterstellung etwaiger revanchiswurde Heike Journalist und engagierte Düsseldorf berufen. tischer Tendenzen in der Arbeit des sich frühzeitig auch politisch als überEs mag beiläufig erscheinen, und doch Hauses, sondern war zudem nicht zuzeugter Sozialdemokrat. 1945 mußte er ist es nicht ganz unwichtig: Bereits weletzt deshalb bemerkenswert, weil in seine Heimat verlassen, über Potsdam nige Wochen nachdem der neue Direkden internationalen Beziehungen noch kam er 1949 nach Bonn, inzwischen tor sein Amt angetreten hatte, veröffentimmer das Klima des Kalten Krieges wieder als Journalist wie auch als Relichte das Haus des Deutschen Ostens bestimmend war. dakteur für die SPD tätig. Seit 1956 war sein Programm erstmals in gedruckter Im Dezember 1966 war – infolge der Heike als Referatsleiter für ostdeutsche Form (Mai 1967). Zuvor hatte es nur Aufkündigung der nach der BundesKulturpflege im nordrhein-westfälibescheidene hektographierte Zettagswahl vom September 1965 gebilschen Sozialministerium beschäftigt; tel gegeben. Nicht allein der äußeren deten bisherigen Koalition seitens der dadurch hatte er die Entstehung der Form nach (die bis zum Februar 1989 FDP – die erste »Große Koalition« aus Stiftung Haus des Deutschen Ostens unverändert blieb), sondern vielmehr CDU/CSU und SPD formiert worden. und den Bau des Hauses von Beginn an auch inhaltlich war es Oskar Böse, der Zwar deutete sich unter Bundeskanzler intensiv miterlebt und mitgestaltet. Zeit dem Programm und der Tätigkeit des Kurt Georg Kiesinger (CDU), an desseines Lebens blieb Heike besonders Hauses ein beständiges Profil gab. Die sen Seite nun Willy Brandt (SPD) als auch um die Aussöhnung zwischen Herausforderung für ihn bestand nicht neuer Außenminister und Vizekanzler Deutschen und Polen bemüht. zuletzt darin, das Haus als Bildungsstättrat, bereits eine vorsichtige NeubeIm Februar 1967 konnte Otto Heite auf hohem Niveau und als Ort der ke seinen wohlverdienten Ruhestand Begegnung erst wirklich zu etablieren Fortsetzung auf Seite 16 wirklich antreten, denn mit Oskar Böse


16 Zur geschichte des Hauses Fortsetzung von Seite 15

stimmung der auf die ost- und ostmitteleuropäischen Staaten gerichteten Politik an, gleichwohl galt einstweilen grundsätzlich noch die unter Konrad Adenauer definierte »Hallstein-Doktrin«. Demnach unterhielt die Bundesrepublik zu keinem Staat, welcher die DDR offiziell anerkannt hatte, diplomatische Beziehungen. Dies bedeutete, dass in kein Land des »Warschauer Paktes« beziehungsweise des »Ostblocks« bundesrepublikanische Botschafter entsandt wurden – mit Ausnahme der Sowjetunion, deren Sonderstellung Adenauer mit der Aufnahme formeller Beziehungen bereits 1955 Rechnung getragen hatte. Der sprichwörtliche »Eiserne Vorhang«, der – nach einer Formulierung Winston Churchills vom Frühjahr 1946 – infolge des Vordringens der Roten Armee an die Elbe am Ende des Zweiten Weltkrieges in der Mitte Europas niedergegangen war, war nach wie vor weitgehend undurchlässig. Für umso wichtiger hielt es der neue Direktor, im Rahmen des Programms die vorhandenen Möglichkeiten auszuschöpfen, einen Blick hinter diesen »Vorhang« zu werfen. In der sich dort widerspiegelnden »kleinen« Ostpolitik wurden insbesondere informelle Kontakte oder auch private Besuchsreisen genutzt, um das Band nach Ost- und Ostmitteleuropa nicht ganz abreißen zu lassen. Dazu wurden beispielsweise auch die Beziehungen zu exil-polnischen Vereinigungen gepflegt oder Gastreferenten aus dem damaligen Jugoslawien und Rumänien eingeladen. Die dramatischen Vorgänge des »Prager Frühlings« von 1968 blieben ebenfalls nicht ohne Widerhall; im Mai dieses Jahres berichtete Kristof Greiner, der Vorsitzende des Slowakischen Nationalrates in der Bundesrepublik, über »Die neueste Entwicklung in der Tschechoslowakei«. Dabei dürften er und seine Zuhörer vom blutigen Ende, das den Reformbestrebungen in der ČSSR im August 1968 durch Truppen des Warschauer Paktes gesetzt wurde, noch nichts geahnt, dergleichen allenfalls befürchtet haben. Der Blick wurde aber auch auf die Sowjetunion gerichtet; so wurde etwa im März 1974 Alexander Solschenizyns kurz zuvor erschienenes, ebenso grandioses wie beklemmendes Buch »Archipel Gulag« vorgestellt. In der Diskussionsrunde dazu befand sich unter anderem der gebürtige Oberschlesier und Schriftsteller Horst Bienek, der zu Beginn der 1950er Jahre selbst als politischer Häftling das sowjetische Straflager Workuta durchlitten hatte. Solschenizyn, 1970 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet, war knapp vier Wochen zuvor zwangsweise aus der UdSSR ausgebürgert wor-

den. Es versteht sich von selbst, dass die »Neue Ostpolitik« der im Anschluss an die Bundestagswahl vom September 1969 gebildeten Bundesregierung der ersten sozialliberalen Koalition unter Führung von Willy Brandt (SPD) und Walter Scheel (FDP) besondere Aufmerksamkeit im Programm der Stiftung fand. So diskutierten – unter der Leitung des Chefredakteurs der »Rheinischen Post« Dr. Joachim Sobotta – im September 1970 die Bundestagsabgeordneten Wolfram Dorn (FDP), Werner Marx (CDU) und Karl Wienand (SPD) mit dem Kölner OsteuropaHistoriker Prof. Dr. Boris Meissner über die jüngste Entwicklung, die rund zwei Monate später zum Abschluss des »Warschauer Vertrages« mit der damaligen Volksrepublik Polen führte. Der berühmte »Kniefall« Willy Brandts am Tag der Vertragsunterzeichnung (7. Dezember 1970) vor dem Ehrenmal für das jüdische Ghetto in Warschau sollte die Gemüter in der ohnehin hoch emotionalisierten Debatte über das Für und Wider der Neubestimmung des außenpolitischen Kurses der Bundesrepublik zusätzlich erhitzen. Die weiteren Etappen der Ostpolitik wurden im Programm der Stiftung aufmerksam verfolgt und diskutiert. Nicht zu vergessen ist, dass der Stiftung satzungsgemäß »bis zur Wiedervereinigung« neben der Pflege von Kultur und Geschichte der ehemals deutschen Ostgebiete auch die Aufgabe gestellt war, dies auch hinsichtlich der »SBZFlüchtlinge und Mitteldeutschland[s]« zu tun. Das bedeutete einerseits, dass die Bibliothek des Hauses einen entsprechenden, schließlich sehr umfangreichen Sammlungsbereich anlegte. Andererseits wurden Fragen im Zusammenhang mit der Entwicklung in der DDR beziehungsweise der Deutschlandpolitik immer wieder in Vorträgen und anderen Veranstaltungen aufgenommen. So kam im Juni 1968 unter der Überschrift »Wiedervereinigung … eine Illusion?« eine wahrhaft prominent besetzte Diskussionsrunde zusammen: Auf dem Podium saßen neben dem amtierenden Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen Heinz Kühn (SPD) Rainer Barzel, damals Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU im Deutschen Bundestag, Erich Mende, der für die Freien Demokraten im unionsgeführten Koalitionskabinett Erhard Minister für Gesamtdeutsche Fragen gewesen war, und schließlich Wolfgang Leonhard, seit seiner Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone knapp vor der Gründung der DDR einer der renommiertesten Experten für die politischen Entwicklungen dort und in der Sowjetunion. Zahlreiche weitere Ver-

anstaltungen, die innerdeutsche Fragen zum Gegenstand hatten, folgten. Zum Beispiel fand im Mai 1973 ein Vortrag über »Wolf Biermann als politischer Liedermacher« statt, knapp drei Jahre bevor Biermanns Zwangsausbürgerung aus der DDR Schlagzeilen machte. Nicht minder wichtig war es, einen Beitrag zur weiteren Integration der über zwei Millionen Vertriebenen in Nordrhein-Westfalen zu leisten. Zweifellos war es im Oktober 1967 erhellend und für das gegenseitige Verständnis der Zuhörer förderlich, woher auch immer sie kamen, von drei Referenten zunächst über »Die Eigenarten der ostdeutschen Stämme«, dann »Die Mentalität der Deutschen in Südosteuropa« und schließlich über »Die rheinische Mentalität« unterrichtet zu werden. Die von der Stiftung betreute Wander-Ausstellung »Leistung und Schicksal« über die Geschicke der Heimatvertriebenen wurde viele Jahre lang nicht allein in einer Vielzahl von nordrhein-westfälischen Städten, sondern darüber hinaus auch in ungezählten Orten des sonstigen Bundesgebietes gezeigt. Dazu kamen zahlreiche Studienfahrten, Lesungen, Konzerte, Filmvorführungen und Ausstellungen unterschiedlicher Art. Die Bühne des Eichendorff-Saales wurde vielfach auch zu Theatervorstellungen für Kinder und Erwachsene genutzt. Der Saal bildete auch den Rahmen für festliche Preisverleihungen – beispielsweise erhielt im Juni 1971 Wolfgang Koeppen den Andreas-Gryphius-Preis (Ostdeutscher Literaturpreis) aus den Händen des amtierenden nordrhein-westfälischen Sozialministers Werner Figgen. Koeppen war nur einer aus der großen Schar der namhaften Autorinnen und Autoren der deutschen Gegenwartsliteratur, die ins Haus kamen. Zu nennen sind etwa auch Peter Huchel, Uwe Johnson, Walter Kempowski, Manfred Bieler, Arno Surminski, Erich Loest, Christian Graf von Krockow, Leonie Ossowski, Rose Ausländer oder Ingeborg Drewitz. Zu den vielfältigen Tätigkeitsfeldern von Oskar Böse gehörte schließlich unter anderem auch die Mitarbeit im Programmbeirat des WDR. Die Sendung »Alte und neue Heimat« wurde teilweise direkt aus dem HDO gesendet; die Zeitschrift »Gemeinsamer Weg« wurde mit seiner Hilfe gegründet. Das 1963 eingeweihte Haus war bei Böses Amtsantritt nicht so »fertig« wie es wünschenswert war, deshalb fallen in seine Geschäftsführung auch verschiedene wichtige bauliche Veränderungen. Schon 1970 wurden das Restaurant im Erdgeschoß (das legendäre »Rübezahl«) und der Eingangsbereich umgestaltet, in den folgenden Jahren erfuhren der Eichendorff-Saal sowie die anderen


17 Zur geschichte des Hauses Tagungsräumlichkeiten eine Neugestalausgeübte Druck bewogen ihn, mit seitischen Partei der UdSSR geworden. tung. Im Jahre 1982 wurde ein auf den ner Familie einen Ausreiseantrag in die Gorbatschow gab bald »Glasnost« ersten Blick womöglich banal erscheiBundesrepublik Deutschland zu stellen. und »Perstroika« als neue Schlagwornendes Versäumnis ausgeräumt, als Die Übersiedlung konnte schließlich te für die von ihm angestrebte Reformnämlich ein eigener Trakt mit Sanitär1980 erfolgen. Engel erweiterte seine politik aus. Aus der Einsicht heraus, anlagen angebaut wurde. Doch die urfachlichen Kompetenzen mit einer Ausdass die Sowjetunion, geschwächt sprüngliche Zahl der zur Verfügung stebildung zum wissenschaftlichen Bibliodurch das militärische Desaster, in henden Toiletten war für ein Haus mit thekar in Heidelberg und Frankfurt/M. das ihr Einmarsch in Afghanistan hoher Publikumsfrequenz einfach viel und arbeitete dann in der Frankfurter (Dezember 1979) geführt hatte, die zu gering. Äußerlich gewann das Haus Universitätsbibliothek. Im Anschluß daBlockkonfrontation des Kalten Krie1985 enorm durch die von Böse angeran sammelte er Erfahrungen in der Kulges so nicht mehr fortführen konnte, regte, ausschließlich durch Spenden turarbeit als Leiter der Kulturabteilung suchte der Generalsekretär neue Wege finanzierte Schaffung des ostdeutschen im Amt für Wissenschaft und Kunst der der Verständigung mit dem Westen. Glockenspiels an der Straßenfront. Fast Stadt Frankfurt am Main. Von dort kam Erzwungen wurde dieser Kurswechzeitgleich wurde die Artothek eröffnet, er nach Düsseldorf. sel nicht zuletzt durch den seit 1981 welche den Zugang zum bedeutenden, Dass der neue Direktor, bedingt durch amtierenden US-Präsidenten Ronald seither noch ausgeReagan. Reagan bauten Bestand des hatte mit den von Hauses an Kunstihm aufgelegten gegenständen ungigantischen Rüsterschiedlicher Art tungsvorhaben die ermöglichte. UdSSR zu ähnliDie Feierlichkeiten chen Anstrengunzum 25-jährigen gen veranlasst, die Bestehen des HDO diese an den Rand im Juni 1988, bei ihrer ökonomidenen Ministerschen Leistungspräsident Johannes fähigkeit brachten. Rau als Festredner Gorbatschow ging fungierte, bildeten es also auch darden letzten Höum, einen drohenhepunkt in Oskar den wirtschaftliBöses Amtszeit. chen Kollaps zu Nach 21 Jahren als verhindern. G e s c h ä f t s f ü h re r Ungeahnte Konseder Stiftung trat er quenzen hatte die in den Ruhestand beginnende Erosi– der so ruhig nicht on des Ostblocks ist, wie alle wissen, nicht zuletzt für die ihn kennen. Für Deutschland. seine unermüdli- Festakt 25 Jahre Haus des deutschen Ostens: (v.l.n.r.) Kuratoriumsvorsitzender Auch wenn SEDchen Bestrebungen Karl Trabalski, Ministerpräsident Johannes Rau, Oskar Böse und Dr. Walter Engel General sekretär erhielt er 1990 das Erich Honecker Große Verdienstnoch im Juni 1989 kreuz des Verdienstordens der BundesHerkunft und Ausbildung, andere Persvollmundig verkündete, die Berliner republik Deutschland. pektiven einbringen würde, war folglich Mauer werde noch weitere »50 oder Der Stabwechsel im Haus des deutklar. Dass sich aber auch die politischen 100 Jahre« bestehen bleiben, sollte die schen Ostens von Oskar Böse zum Rahmenbedingungen für die weitere Täbevorstehende Feier zum 40. Jahrestag neuen Direktor Dr. Walter Engel, der im tigkeit der Stiftung in kurzer Zeit so drader Gründung der DDR (7. Oktober Oktober 1988 dessen Nachfolge antrat, matisch ändern sollten, damit hat wohl 1989) die letzte dieser Art werden. fiel in eine Zeit, die bewegter sein sollte kaum jemand gerechnet. Immerhin: Die damalige Tschechoslowakei und als die meisten Zeitgenossen von daOst- bzw. Ostmitteleuropa war unverUngarn ermöglichten nach einigem mals wohl annahmen. Dass der »neue kennbar in Bewegung. In der damaligen Zögern schließlich die sich seit dem Mann« auch neue Akzente setzen würVolksrepublik Polen war im Dezember Sommer 1989 drastisch ausweitende de, lag auf der Hand. Geboren 1942 in 1981 der Kriegszustand verhängt worMassenflucht von DDR-Bürgern, die Deutschsanktmichael im Banat (Ruden, nachdem die kommunistischen sich dort versammelt hatten. In der mänien), hatte Walter Engel nach dem Machthaber vergeblich versucht hatten, Nacht vom 10. auf den 11. September Schulbesuch in Temeschburg deutsche die kurz zuvor gegründete unabhängige 1989 ließ die ungarische Regierung und rumänische Sprach- und LiteraturGewerkschaft Solidarność zu unterdrüdie Grenze nach Österreich für die im wissenschaft studiert. Nach Beschäfcken. Seit dem Sommer 1988 sah sich Lande befindlichen DDR-Bürger öfftigungen als Lehrer und Kulturredakdie polnische Regierung gezwungen, nen. Binnen weniger Tage verließen teur der »Hermannstädter Zeitung« mit Gewerkschaftsvertretern über deren mehr als 12.000 Menschen Ungarn in war er seit 1972 als Wissenschaftlicher Forderungen nach Reformen zu verhanRichtung Bundesrepublik. Die tscheAssistent und Dozent im Fachbereich deln. Dies hatte nicht zuletzt damit zu choslowakische Regierung erlaubte Germanistik an der Universität Tetun, dass in der Zwischenzeit auch die am 30. September die Ausreise von meschburg tätig. Die zunehmende kommunistische Hegemonialmacht mehreren Tausend DDR-Bürgern, die Einschränkung der BetätigungsmögSowjetunion einen neuen Kurs eingesich in die Botschaft der Bundesrepublichkeiten der deutschen Minderheit schlagen hatte. Im März 1985 war der dalik in Prag geflüchtet hatten. Als wenige und der seitens der kommunistischen mals 54-jährige Michail S. Gorbatschow Fortsetzung auf Seite 18 Diktatur unter Nicolae Ceauşescu neuer Generalsekretär der Kommunis-


18 Zur geschichte des Hauses Fortsetzung von Seite 17

Tage später die Züge mit diesen Menschen durch die DDR – darauf hatten die SED-Machthaber in Ost-Berlin bestanden – Richtung Westen rollten, begann dort eine Welle von Massendemonstrationen, die das Regime schließlich hinwegfegten. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 erfolgte die Öffnung der Berliner Mauer. Kein Jahr später gehörte die DDR der Geschichte an. Deutschland blieb indessen fest in die europäische und transatlantische Staatengemeinschaft eingebunden. Dies machte insbesondere der am 12. September 1990 unterzeichnete ZweiPlus-Vier-Vertrag (»Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland«) deutlich. Beteiligt waren daran die ehemaligen Siegermächte des Zweiten Weltkrieges USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion sowie die beiden deutschen Staaten, vertreten durch den amtierenden Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl (CDU) und den einzigen frei gewählten, letzten Ministerpräsidenten der DDR Lothar de Maizière (CDU). Der Vertrag beinhaltete nicht zuletzt die endgültige Anerkennung der deutschen Ostgrenze an Oder und Lausitzer Neiße und sanktionierte damit in völkerrechtlich verbindlicher Form die 1945 faktisch eingetretene territoriale Situation in Europa. Der Abschluß des Zwei-Plus-Vier-Vertrages war eine der Voraussetzungen für den am 3. Oktober 1990 vollzogenen Beitritt der fünf neuen Bundesländer zur Bundesrepublik Deutschland und damit das definitive Ende der DDR. Am Haus des deutschen Ostens, das in seiner Arbeit per se eine gesamtdeutsche und eine nach Ostmitteleuropa gerichtete Perspektive verfolgte, konnte diese Entwicklung nicht spurlos vorübergehen. Die Teilnehmer der Studienfahrt in die DDR (mit Stationen u. a. in Eisenach, Erfurt, Weimar und Dresden), welche die Stiftung im März 1989 veranstaltete, mögen vielleicht die beginnende Unruhe im Lande gespürt haben. Dass die DDR so bald danach verschwunden sein würde, haben sie wohl kaum vermutet. Vorsichtig waren auch noch die Prognosen, als Ernst Eichengrün, Vizepräsident des Gesamtdeutschen Instituts in Bonn, im April 1989 über die Entwicklung in der DDR referierte. Nach der dann überraschend schnell vollzogenen Vereinigung im Oktober 1990 fanden zahlreiche Vortrags- und andere Veranstaltungen der Stiftung statt, die darauf gerichtet waren, dem Publikum die Situation in den neuen Bundesländern besser verständlich zu machen. Beispielhaft sei eine Anfang 1995 gezeigte Ausstellung zur Rolle des Staatsicherheitsdienstes

in der DDR genannt, die auch durch einen Vortrag seitens eines Mitarbeiters der »Gauck-Behörde« begleitet wurde. Neben dem auf die innerdeutsche Entwicklung gerichteten Blick fanden auch die Vorgänge in Ost- und Ostmitteleuropa in der Programmgestaltung Niederschlag. Im März 1990 analysierte Prof. von der Osten die Situation in der Sowjetunion. Nach dem gescheiterten Putsch im August 1991 wurde die UdSSR zum Jahresende schließlich für aufgelöst erklärt. Seit dem November 1989 wurde eine von Walter Engel konzipierte neuartige Veranstaltung ständiger Bestandteil des Programms der Stiftung: das »Literaturforum Ost-West«. Dieses wurde auf spezifische Weise eine Art Seismograph für den weiteren Umbruch in den ostund ostmitteleuropäischen Ländern – vom Ende der kommunistischen Regime bis hin zur heutigen Integration in die Europäische Union. Wenn auch im Mittelpunkt die Literaturbeziehungen mit Deutschland standen, so konnten politische Gespräche mit den Gästen in den folgenden Jahren doch nicht ausbleiben. Seit 1989 versammelten sich zum Literaturforum alljährlich prominente Gäste, die aus aktuellen Werken lasen und miteinander diskutierten. Den Auftakt machten 1989 Autorinnen und Autoren aus Polen (1990: aus Ungarn; 1991: aus Rumänien, 1992: aus Tschechien; 1993: aus Russland, 1994: aus der Slowakei; 1995: aus Litauen, Lettland und Estland, 1996: erneut aus Polen, 1997: erneut aus Ungarn; 1998: erneut aus Rumänien; 1999: erneut aus Tschechien; 2000: erneut aus Polen; 2001: erneut aus Russland, 2002: erneut Estland, Lettland und Litauen; 2003: erneut aus der Slowakei; 2004: aus Serbien). Die Reihe herausragender Namen unter ihnen ist zu lang, um hier wiedergeben zu werden. Stellvertretend für alle anderen sei lediglich der spätere Literaturnobelpreisträger Imre Kertész genannt, der im November 1997 nach Düsseldorf kam. An Stelle der vielen deutschen Autorinnen und Autoren, die im Rahmen des Literaturforums mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem östlichen Teil Europas zusammentrafen, seien beispielhalber nur Erich Loest, Horst Bienek und Hilde Domin genannt. Im Jahre 2005 wurde die Veranstaltung in »Literaturforum Neues Europa« umbenannt und versammelte auch im Folgejahr Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Ländern. Eine ähnliche Funktion wie das Literaturforum, jedoch stärker mit politischem Akzent, erfüllten die seit 1995 stattfindenden »Botschaftergespräche«. Den Reigen der diplomatischen Vertreter eröffnete zunächst der slowakische Botschafter, ihm folgten seit-

her die Geschäftsträger aller ost- bzw. ostmitteleuropäischen Länder. Zum besseren Verständnis unserer Nachbarn trugen gewiß auch die alljährlich von der Stiftung organisierten Studienfahrten bei. Der Umbruch in Deutschland und in Europa hatte nicht nur Rückwirkungen auf die Programminhalte der Stiftung, sondern auch auf deren Arbeit und Aufgabenstellung insgesamt. Seit Beginn der 1990er Jahre wurden Überlegungen darüber angestellt, wie auch nach außen hin der veränderten politischen Situation Rechnung getragen werden könnte. Dies erfolgte auch auf Wunsch und in Abstimmung mit der nordrhein-westfälischen Landesregierung unter Ministerpräsident Johannes Rau (SPD). Die Diskussion verdichtete sich schließlich Ende 1992 in Form einer Satzungsänderung, die insbesondere auch mit einem Namenswechsel der Stiftung verbunden war. Mit der neuen Benennung nach dem in Schlesien geborenen und noch heute zur Weltliteratur zählenden Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass die kulturelle Verbundenheit mit Ostmittel- und Osteuropa weiterhin gepflegt werden würde, unbeschadet der Tatsache, dass der frühere »deutsche Osten« 1945 politisch untergegangen und geographisch dauerhaft neu geordnet worden war. Die Stiftung blieb unverändert im Geschäftsbereich des nordrhein-westfälischen Sozial- und Arbeitsministeriums, bis Dezember 1992 unter Leitung von Hermann Heinemann, dann von Franz Müntefering (beide SPD). Im Januar 1993 wurde das erste Programm unter dem neuen Namen »Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus. Deutsch-osteuropäisches Forum« veröffentlicht. Wenige Monate später fanden die Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen des Hauses in der Bismarckstraße statt. Dazu erschien auch eine Festschrift, welche eine Zwischenbilanz der bisherigen Stiftungsarbeit zog. Anfang 1995 gab sich die Stiftung mit dem vierteljährlich erscheinenden »West-Ost-Journal« ein neues Organ, welches seither regelmäßig über die Aktivitäten des Hauses unterrichtet. In deren Rahmen kamen und kommen auch die klassischen Themenfelder, die insbesondere mit Flucht und Vertreibung aus den ehemaligen deutschen Ostbzw. Siedlungsgebieten zu tun haben, nicht zu kurz. Schon im ersten Jahrgang des Journals fand das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 50 Jahren breiten Niederschlag. Unter anderem wurde mit Gästen aus Polen über das schwierige Thema der Vertreibung diskutiert. Bei anderer Gelegenheit berichtete Heinz Schön, selbst Augenzeuge der Katastrophe, über den Untergang


19 Zur Geschichte des hauses der »Gustloff« im Januar 1945. Diese grauenhaften Ereignisse sollten im Vortragsprogramm noch einmal breiten Raum einnehmen, und zwar nachdem Günter Grass 2002 seine aufsehenerregende Novelle »Im Krebsgang« veröffentlicht hatte, in der die Vorgänge um das mit Flüchtlingen überfüllte Schiff eine zentrale Rolle spielen. Auch des 60. Jahrestages des Kriegsendes 2005 wurde durch verschiedene Veranstaltungen gedacht. Unter anderem sprachen Prof. Dr. Detlef Brandes (Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf ), der lange dem Kuratorium der Stiftung angehört hat, über das Kriegsende in der Tschechoslowakei und die bekannte Publizistin Helga Hirsch über »Flucht und Vertreibung als Lebensthema«. Einen Teil der Stiftungsarbeit, der seit den späten 1980er und den frühen 1990er Jahren zunehmend an Bedeutung gewann, stellten auch die Bemühungen dar, die sich auf die Integration der zahlreichen, überwiegend aus Russland kommenden (Spät-)Aussiedler richteten und richten. Das GerhartHauptmann-Haus beteiligte sich daran mit vielfältigen Aktivitäten. Zu nennen sind hier nicht zuletzt die seit 1994 veranstalteten Russlanddeutschen Kulturtage. Für die Beteiligung an der Integrationsarbeit wurde die Stiftung beim entsprechenden Bundeswettbewerb zwei Mal ausgezeichnet (1991 Silberplakette, 1997 Goldplakette). Während der gesamten hier betrachteten Zeit lag die Führung der Stiftung in den bewährten Händen von Staatsminister a. D. Konrad Grundmann als Vorstandsvorsitzendem. Der langjährige Kuratoriumsvorsitzende Karl Trabalski schied 2003 aus dem Amt, an seine Stelle trat der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Reinhard Grätz, der zugleich das Amt des WDRRundfunkratsvorsitzenden innehatte. Karl Trabalski wurde für seine Verdienste um die Stiftung mit der Ernennung zum Ehrenvorsitzenden des Kuratoriums gewürdigt. III. Ein Haus für die Zukunft Dr. Walter Engel prägte als Direktor die Arbeit des Hauses kaum weniger lange als sein Amtsvorgänger Oskar Böse. Nach 18 Jahren trat er im Herbst 2006 in den verdienten Ruhestand – den er freilich nicht zuletzt nutzt, um seinen wissenschaftlichen Interessen wieder verstärkt nachgehen zu können. Mit PD Dr. Winfrid Halder wurde nach Ernst Birke wieder ein Historiker zu seinem Nachfolger bestellt. 2009 folgte nach dem Tod von Konrad Grundmann dessen bisheriger Stellvertreter, der frühere CDU-Landtagsabgeordnete Helmut Harbich, im Amt des Vorstandsvorsit-

zenden nach. Für Kontinuität sorgte ihren Schrecken, aber auch mit dem auch die inzwischen mehrfache Wiefür diese Generation selbstverständlich derwahl von Reinhard Grätz zum KuraVerbindenden. Die »Erlebnisgeneratitoriumsvorsitzenden. on« – und das gilt keineswegs nur für Zwischenzeitlich haben sich die Rahdie deutsche – hat seit dem Umbruch menbedingungen der Tätigkeit des in Europa in den 1980er und 1990er Hauses weiter verändert: Einerseits Jahren eine zentrale kommunikative war es durch Beschluss der nordrheinRolle gespielt. Und zwar indem sie im westfälischen Landesregierung unwörtlichen Sinne lebendiges Zeugnis ter Dr. Jürgen Rüttgers (CDU) in die gab, vielfach gegenüber jungen MenZuständigkeit der der Staatskanzlei schen, denen das, was Stefan Zweig einzugehörigen Abteilung Kultur gelangt, also aus dem Geschäftsbereich des Sozialministeriums herausgelöst worden. Die folgende Landesregierung unter Ministe r p r ä s i d e n t i n Hannelore Kraft (SPD) hat das Haus neuerdings – im Rahmen des neuen Gesamtkonzeptes für die Erinnerungskultur in NordrheinWestfalen – der Landeszentrale für politische Bildung zugeordnet. Stabwechsel: Im herbst 2006 übernimmt PD Dr. Winfrid Andererseits halder (l.) das Amt des direktors von Dr. Walter Engel hatte sich durch die »Osterweiterung« der Europäischen Union, die sich im Jahre 2004 mal »die Welt von Gestern« genannt durch den Beitritt Polens, Tschechiens, hat, das alte Vorkriegs-Europa nämlich, der Slowakei, Estlands, Lettlands, Ligänzlich fremd sein musste. Damit ist tauens, Sloweniens sowie Ungarns und ein großer kultureller und historischer 2007 durch das Hinzukommen RumäReichtum überliefert worden – zum niens und Bulgariens vollzog, die ArNutzen, zur notwendigen Selbstverbeitsgrundlage der Stiftung wesentlich ständigung Europas. gewandelt. Seither sind alle ehemaligen Gerade wenn schmerzhafte ökonoOstgebiete des Deutschen Reiches (mit mische Einschnitte die Idee der euroAusnahme der verhältnismäßig kleinen, päischen Einigung in Frage zu stellen zu Russland gehörenden Region um scheinen, ist die Erinnerung daran unKaliningrad, das frühere Königsberg) abdingbar, dass die politische Einigung Teil der Europäischen Union. Gleiches Europas, die nach dem Zweiten Weltgilt für etliche Siedlungsgebiete deutkrieg oft nur mühevoll erreicht wurde, scher Minderheiten, die außerhalb auf Grundlagen basiert, die in einer der Grenzen des Deutschen Reiches gemeinsamen Geschichte vieler Hunvon 1937 lebten. Damit sind alle früdert Jahre wurzeln. Um diese Wurzeln heren Hindernisse ihrer praktischen zu wissen, ist für junge Deutsche nicht Erreichbarkeit weggefallen. Das macht minder bedeutsam als für junge Polen, den Austausch und die ZusammenarTschechen, Esten, Letten, Litauer, Rubeit mit den heute dort beheimateten mänen, Bulgaren, Ungarn, Slowaken Menschen leichter. Zugleich hat die und all die anderen, auf deren Schultern gegenseitige Verständigung über das die Zukunft Europas nur liegen kann. Gemeinsame in Geschichte und KulDaher gilt für die weitere Arbeit des 50 tur, über das, was Europa im Inneren Jahre alten Hauses in der Düsseldorfer – jenseits des Euro und der MarktbezieBismarckstraße ganz unverändert das, hungen – zusammenhält, jedoch sogar was buchstäblich in seinem Fundament noch an Bedeutung gewonnen. Dies steckt: »Keine Stätte der Absonderung, auch mit Blick auf das Dahinschwinsondern eine Stätte der Begegnung! den der sogenannten »ErlebnisgeneraNicht nur eine Stätte der Erinnerung, tion«, welche die Zeit vor 1945 noch sondern eine Stätte der Zukunft!« aus eigener Erfahrung kennt – mit all PD Dr. Winfrid Halder


20 Literatur im GHH

50 Jahre Literatur im Gerhart-Hauptmann-Haus

Ein guter Ort für große Namen und junge Talente Literatur und ihre Vermittlung spielen von Anfang an eine bedeutende Rolle im kulturellen Programm des GerhartHauptmann-Hauses. Lesungen von Autorinnen und Autoren, Vorträge und Gespräche über Literatur, nationale und internationale Treffen von Schriftstellerinnen und Schriftstellern waren und sind über 50 Jahre hinweg fester Bestandteil des Veranstaltungsprogramms. Der erste Autor, der im damaligen Haus des Deutschen Ostens aus seinen Werken liest, ist 1965 der Ostpreuße Willy Kramp. Ihm folgen 1966 Edzard Schaper und 1967 der in Siebenbürgen geborene Bernhard Ohsam. Im Laufe der Jahre kommen viele prominente Namen hinzu, was dazu beiträgt, dass sich das Gerhart-HauptmannHaus mit der Zeit zu einem lebendigen literarischen Zentrum entwickelt, das über die Grenzen von Düsseldorf hinaus bekannt ist. Rose Ausländer, Horst Bienek, Peter Härtling, Christoph Hein, Monika Maron, Siegfried Lenz, Uwe Johnson, Oskar Pastior, Sarah Kirsch, Reiner Kunze, Walter Kempowski, Herta Müller, Otfried Preußler - Was sich wie das »Who-is-Who?« der deutschen Gegenwartsliteratur liest, ist nur ein kleiner Auszug aus der langen Liste

Einladung zur Lesung von Siegfried Lenz 1978

von Autorinnen und Autoren, die bisJohannes Urzidil (1966), Dagmar Nick her zu Gast im Gerhart-Hauptmann(1970), Günter Eich (1972), Peter HuHaus waren. chel (1974), Saul Friedländer (1980), In den 60er Jahren wird das Fundament Ulla Berkéwicz (1983) und Andrzej für diese rege Tätigkeit gelegt. Neben Szczypiorski (1995). Der Preis wird den Autorenlesungen finden im daim großen Saal des Hauses, der 1968 maligen Haus des Deutschen Ostens in Erinnerung an den aus Schlesien regelmäßig literaturwissenschaftliche stammenden Dichter Joseph von EiVorträge statt, die sich ost- und mitteldeutschen Dichterinnen und Dichtern der Gegenwart und der Vergangenheit widmen. Den ersten Vortrag dieser Art mit dem Titel »Siegfried Lenz und Johannes Bobrowski, zwei aus Ostpreußen stammende Dichter der Gegenwart« hält am 05.12.1967 Ministerialrat Wilhelm Matull. Zur gleichen Zeit wird das Haus zu einem Treffpunkt der in der Künstergilde Esslingen/NRWSektion zusammengeschlossenen ostdeutschen Schriftsteller. Dazu zählen u.a. Annemarie in der Au, Hans Lipinsky-Gotters- Lev Kopelev signiert nach seiner Lesung 1985 dorf, Norbert Dolezich, Georg Bücher, Bibliotheksleiterin Barbara Hofmann Hermanowski und Robert Grabski. Einmal im Monat treffen sich diese chendorff in »Eichendorff-Saal« umAutorinnen und Autoren in der Bisbenannt wird, übergeben. marckstraße zu Lesungen und GespräNeben der Literatur von Autorinnen chen. Von dem lebhaften, leidenschaftliund Autoren, die durch Herkunft oder chen, zuweilen kontroversen Austausch Familientradition mit dem mittel- und zeugen die Werkstattgespräche, die in ostdeutschen Kulturraum verbunden Form von Tonbandaufnahmen erhalsind, rückt in den 70er Jahren die Liten sind und bis heute angehört werteratur der DDR und des Ostblocks in den können. Ein weiteres interessantes den Fokus des Interesses. »Von Anna Tondokument bilden die in den 70er Seghers bis Hermann Kant – eine EinJahren im Haus des Deutschen Ostens führung in die erzählende Literatur der aufgenommenen Künstlerinterviews DDR« und »Rolf Biermann als polimit Mitgliedern der Künstlergilde. tischer Liedermacher. Ein Vortrag mit (Die Werkstattgespräche sowie die InSchallplattenbeispielen« lauten 1972 terviews liegen in digitalisierter Form und 1973 die Titel von zwei Vorträgen vor und können auf der Internetseite aus einer Vortragsreihe zur Literatur des Gerhart-Hauptmann-Hauses unter der DDR. Immer wieder werden die dem Menüpunkt »Sammlungen« abLage und das literarische Schaffen von gerufen werden.) Die enge VerbundenSchriftstellern in der DDR in Veranheit der Stiftung zur Künstlergilde Essstaltungen thematisiert. Lesungen mit lingen zeigt sich auch darin, dass sie zur DDR-Autoren sind zu dieser Zeit so gut Heimstatt für die Preisverleihung des wie unmöglich. Reiner Kunze darf erst Andreas-Gryphius-Preises wird. Dieser 1977 nach seiner offiziellen Ausreise deutschlandweit bedeutende Literaaus der DDR im Haus des Deutschen turpreis wird seit 1965 regelmäßig im Ostens lesen. Es ist seine allererste LeGerhart-Hauptmann-Haus verliehen sung in der Bundesrepublik. und zeichnet Autoren und Übersetzer Was heute für die junge Generation aus, deren Publikationen deutsche Kulwie der Nachhall einer längst vergantur und Geschichte in Mittel-, Ost- und genen Zeit klingt – der »Kalte Krieg«, Südosteuropa reflektieren und die zur die Teilung Europas durch den »EiserVerständigung zwischen den Deutnen Vorhang«, die deutsch-deutsche schen und ihren östlichen Nachbarn Teilung – sind in den 70er Jahren allbeitragen. Zu den Preisträgern zählen gegenwärtige politische Realität, die


21 Literatur im GHH sich auch im Literaturprogramm des Hauses spiegelt. Der Ostblock ist eine in jeder Hinsicht unzugängliche Zone, die Ein- und Ausreise durch gängelnde Behörden geregelt, der intellektuelle Austausch zwischen dem Westen und dem Osten durch Staatsmächte reglementiert. Informationen über das Kulturleben und künstlerische Schaffen sind in Westdeutschland rar, Kontakte zu osteuropäischen Literaten schwierig. Gemeinsam mit der Bibliotheksleiterin Barbara Hofmann gestaltet der Direktor des Hauses, Oskar Böse, ein Veranstaltungsprogramm, das diese Informationslücken zu füllen sucht und gleichzeitig unter dem Vorzeichen der Versöhnung zwischen Deutschen und ihren osteuropäischen Nachbarn steht. So findet 1975 in der Stiftung eine Ausstellung über deutschsprachige Gegenwartsliteratur aus Rumänien statt, 1978 referiert der aus Lodz stammende deutsche Übersetzer und Herausgeber Karl Dedecius über die polnische Nachkriegsliteratur. Die bereits in den 70er Jahren beginnende und bis Ende der 80er Jahre andauernde Ausreisewelle führt viele deutschsprachige Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus Rumänien, Polen, Ungarn und Russland nach Deutschland. Für sie sind Themen wie das Leben im Totalitarismus und der Heimatverlust zentral. 1978 liest Hans Bergel im Gerhart-Haupmann-Haus aus seinem Werk »Der Tanz in Ketten«, in dem er die Not der Menschen, die unter kommunistischer Herrschaft leben müssen, in den Mittelpunkt stellt. Der ebenfalls aus Rumänien stammende Richard Wagner thematisiert den Heimatverlust in seinem Buch »Ausreiseantrag«, aus dem er 1989 liest. Ihm folgt 1990 Herta Müller mit ihrem Roman »Reisende auf einem Bein«. Im Jahr 1988 tritt Walter Engel die Nachfolge von Oskar Böse als Direktor des Gerhart-Hauptmann-Hauses an. Als promovierter Literaturwissenschaftler setzt er mit großer Leidenschaft die literarische Tradition der Stiftung fort und erweitert sie bald um eine neue Veranstaltungsreihe. Aufgrund seiner engen Kontakte zu deutschen und osteuropäischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern und seiner fundierten Kenntnisse der deutschen und östlichen Literaturen entsteht schon bald die Idee zu einem internationalen Treffen von Autoren, Übersetzern und Literaturwissenschaftlern aus Deutschland und Osteuropa. Der Kerngedanke der Veranstaltung ist, dass Literatur einen Zugang zu gesellschaftlichen und politischen Fragen im Osten und Westen ebnen und helfen soll, historische und aktuelle Beziehungen zu den

Nachbarn der Deutschen im Osten zu beleuchten. Zu diesem Zeitpunkt ist der radikale und rasante Umbruch, der sich 1989 in Osteuropa vollziehen wird, noch nicht vorauszusehen und die Umsetzung einer solchen Idee mit vielen Problemen und Unwägbarkeiten verbunden. Polen, dem das erste »Literaturforum Ost-West« gewidmet ist, hat 1988 noch eine kommunistische Regierung, es gibt noch die Volksrepublik Ungarn, die ČSSR und die Sozialistische Republik Rumänien. Die totalitären Regime beobachten misstrauisch alle Kontakte zwischen östlichen und deutschen Kulturschaffenden. Unter diesen äußerst schwierigen Bedingungen – über den »Eisernen Vorhang« hinweg – werden die Kontakte zu Autorinnen und Autoren in Osteuropa hergestellt und ein Austausch von Publikationen und Übersetzungen initiiert. Gleichzeitig gilt es, im persönlichen Kontakt zwischen Ost und West, einen nichtöffentlichen, freimütigen Austausch von Ideen und Gedanken zu ermöglichen. Wie man heute allzu schnell vergessen hat, ist dies zum damaligen Zeitpunkt für die Künstler und Literaturschaffenden aus den osteuropäischen Ländern eine schwierige Gratwanderung. Die totalitären Machtapparate verhängen

Slowakei, dem Baltikum, Kroatien, Bulgarien und Slowenien im Mittelpunkt. Zwanzig Jahre lang ist das Düsseldorfer »Literaturforum Ost-West« die einzige Veranstaltungsreihe in Deutschland, die sich kontinuierlich und umfassend den literarischen Beziehungen der Deutschen zu ihren östlichen Nachbarn widmet und in diesem Rahmen osteuropäische Autoren, Übersetzer, Literaturkritiker, Verleger und Literaturwissenschaftler mit ihren deutschen Kollegen zu Lesungen, Vorträgen und Gesprächen zusammenführt. Im Laufe der Jahre sind es insgesamt rund 200, darunter Tankred Dorst, Ota Filip, Antanas Gailius, Dezsö Tandori, Ulla Hahn, Franz Hodjak, Oskar Pastior, Stefan Chwin, György Dalos, Dieter Schlesak, Carmen-Francescana Banciu, Ana Blandiana, Joachim Wittstock, Alexander Nitzberg, Waldemar Weber, Jewgeni Popow, Jiří Gruša, Vladimir Zarev, Michael Zeller sowie mit Herta Müller und Imre Kertész zwei zukünftige Nobelpreisträger. Das Forum wird von 1989 bis 2009 in Partnerschaft mit dem Kulturamt der Stadt Düsseldorf, dem Literaturbüro NRW, der HeinrichHeine-Universität sowie dem HeinrichHeine-Institut ausgerichtet und steht unter der Schirmherrschaft des jeweiligen Ministerpräsidenten. Drei Lite-

Heinz Czechowski (r.) und Dr. Walter Engel während des deutsch-rumänischen Autorentreffens in Bukarest 1992, hier im Haus des rumänischen Dichters Mircea Dinescu

Schreibverbot und Gefängnis über Autoren nicht nur wegen regimekritischer Schriften, sondern auch wegen Publizierens im Westen. Im November 1989 kommen erstmalig deutsche und polnische Autorinnen und Autoren, Literaturwissenschaftler und Übersetzer im Gerhart-Hauptmann-Haus zusammen, unter ihnen Horst Bienek, Hilde Domin, Erich Loest, Tadeusz Rózewicz und Prof. Dr. Marian Szyrocki. In den folgenden Jahren stehen die Literaturen von Ungarn, Rumänien, Tschechien, Russland, der

raturforen des Gerhart-HauptmannHauses finden auch in osteuropäischen Hauptstädten statt: in Bukarest, Bratislava und Belgrad. Rückblickend kann man sagen, dass das Gerhart-Hauptmann-Haus durch das »Literaturforum Ost-West« Bekanntheit über die Grenzen von Düsseldorf und NRW erlangt und viele Freunde unter deutschen und osteuropäischen Schriftstellern und Publizisten gefunden hat. Mit dieser Veranstaltungsreihe hat sich die Stiftung als kulturelle Fortsetzung auf Seite 22


22 Literatur im GHH Fortsetzung von Seite 21

Brücke zwischen dem Osten und dem Westen bewährt und einen wichtigen Beitrag zur Rezeption von in Deutschland noch wenig bekannten Literaturen und zur Aufnahme deutscher Autoren in Verlagsprogramme und literarische Publikationen in Ostmittel- und Südosteuropa geleistet. In den letzten Jahren erhalten neben etablierten Autoren wie Arno Surminski und Michael Zeller verstärkt junge Talente das Wort im GerhartHauptmann-Haus. Autorinnen und Autoren wie Sabrina Janesch, Tanja Dückers, Marica Bodrožić und Katharina Hacker beschäftigen sich auf unterschiedliche Weise mit Geschichte, Familiengeschichte, ihrer Herkunft aus dem Osten oder Südosten Europas. Mit Artur Becker (2009) und Catalin Dorian Florescu (2011) lesen zwei Preisträger des renommierten Adelbert-von-Chamisso-Preises im Gerhart-Hauptmann-Haus. Seit 2009 wird der Andreas-Gryphius-Preis, der von 1999 bis 2008 nicht vergeben wurde, wieder im Gerhart-Hauptmann-Haus verliehen. Die Preisträger der letzten vier Jahre sind Arno Surminski, Renata Schumann, Michael Zeller und Monika Taubitz. Seit 2011 nimmt das GerhartHauptmann-Haus an den Düsseldorfer Literaturtagen teil, die im Rahmen des Düsseldorfer Bücherbummels stattfinden. Bei dieser Veranstaltungsreihe waren bisher Christoph Hein, Monika Maron und Volker Braun zu Gast in der Stiftung. Neben den Autorenlesungen sind die vom Haus über einen längeren Zeitraum monatlich veranstalteten literaturwissenschaftlichen Vorträge zu erwähnen, desgleichen die internationalen Tagungen über bedeutende Autoren: über die Schlesier Andreas Gryphius (1991) und Gerhart Hauptmann (1996) sowie über die Bukowiner Dichterin Rose Ausländer (2001). Die Beiträge dieser Tagungen sind in Sammelbänden publiziert worden. Weitere Symposien im Bereich der Literaturund Kulturwissenschaft hat das Haus in Kooperation mit den jeweiligen Universitäten in Breslau, Allenstein und mehrfach in Temeswar durchgeführt, desgleichen gefolgt von Buchpublikationen. Schaut man aus heutiger Perspektive auf 50 Jahre Literatur im GerhartHauptmann-Haus, so kann man zum einen an dem literarischen Programm der Stiftung die politische Situation in Europa und die literarische Reflexion darüber ablesen. Die Literaten, die in den 60er Jahre gastieren, sind von Flucht und Vertreibung aus dem Osten als Folge des Zweiten Weltkriegs

betroffenen. In ihren Werken setzen sie sich mit dem Leben im NS-Staat, dem Krieg, Heimatverlust und der Orientierung in einer ihnen fremden Nachkriegsgesellschaft auseinander. Die 70er und 80er Jahre sind geprägt vom »Kalten Krieg«, der scheinbar unüberwindbaren Trennung von Ost und West, aber auch vom Wunsch nach Annäherung an die östlichen Nachbarn und dem Gedanken der Aussöhnung zwischen den alten Kriegsgegnern. Die ausgesiedelten deutschen Literaten, vor allem aus Rumänien und Polen, sowie die staatskritischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus der DDR verarbeiten in ihren Werken Erfahrungen mit dem totalitären System des Kommunismus und dem »freiwilligen« Heimatverlust durch Ausreise. Die ältere Autorengeneration beschreibt ihre Sehnsucht nach der verlorenen Heimat und auch ihre Rückkehr in die alte Heimat als Gast. In den letzten 20 Jahren spielen die Öffnung der Grenzen und die veränderten politischen Verhältnisse in Europa eine entscheidende Rolle und finden Eingang in die Werke der Künstler. Die junge Literatengeneration beschäftigt sich aber auch mit der eigenen Identität, die häufig östliche Wurzeln hat, mit der Herkunft der Familie und den

ten der vertriebenen Ostdeutschen« in Vorträgen, Ausstellungen, Rezitationen und Lesungen umgesetzt wird. Immer wieder stehen Literaten aus Böhmen, Mähren, Schlesien, Ost- und Westpreußen, Pommern, dem Donauraum, dem Baltikum oder Russland auf dem Programm der Stiftung. Ob die Schlesier Joseph von Eichendorff, Gerhart Hauptmann und Max HerrmannNeisse, die aus Böhmen stammenden Adalbert Stifter und Gertrud Fussenegger, die Banater Nikolaus Lenau, Adam Müller-Guttenbrunn und Herta Müller, die Siebenbürger Sachsen Oskar Pastior und Erwin Wittstock, die in der Bukowina geborenen Paul Celan und Alfred Kittner, der Baltendeutsche Werner Bergengruen, der Ostpreuße Ernst Wiechert oder die Westpreußen Günter Grass und Oskar Loerke: allen diesen Autorinnen und Autoren ist gemeinsam, dass sie aus dem Osten oder Südosten Europas stammen, dass sie in deutscher Sprache schreiben oder geschrieben haben oder dass sie in ihren Werken den dortigen Kulturlandschaften und den Lebenswelten der dort lebenden Menschen Raum geben. So erlebt man in den Gedichten Rose Ausländers die grüne Landschaft der Bukowina, in Horst Bieneks Romanen die Herzlichkeit der »schlesischen Seele«

Monika Maron im Gespräch mit Michael Serrer, dem Leiter des Literaturbüros NRW, bei ihrer Lesung 2012

durch Krieg, Flucht und Vertreibung geschlagenen Wunden der Eltern- und Großelterngeneration. Zum anderen wird an dem Programm sichtbar, wie kontinuierlich, lebendig und abwechslungsreich die in der Satzung der Stiftung festgeschriebene Aufgabe »der Erhaltung, Darstellung und Weiterentwicklung der Kultur der historischen deutschen Ostgebiete und der deutschen Siedlungsgebiete in Ost- und Südosteuropa in NordrheinWestfalen und in den Herkunftsgebie-

und in Siegfried Lenz´ Erzählungen den Humor der Ostpreußen. In den Werken dieser Autorinnen und Autoren wird der Reichtum der deutschsprachigen Literatur sichtbar, der seinen Ursprung im östlichen und südöstlichen Europa hat. Für unsere kulturelle Identität ist die Bewahrung und Pflege dieses Wissens von entscheidender Bedeutung. Umso wichtiger ist es, einen Ort zu haben, an dem dies seit 50 Jahren stattfindet – das Gerhart-Hauptmann-Haus in Margarete Polok Düsseldorf.


23 erinnerungen

Eberhard Treudt

Der verlorene Abenteuerspielplatz 1955, zehn Jahre war der Krieg und die damit verbundene systematische Zerstörung der Städte vorbei. Die Wohnungsnot war groß, ein großer Teil der Stadt Düsseldorf war zerstört. Wir bewohnten auf der Neubrückstraße, in der Altstadt, eine »geräumige« EinZimmerwohnung auf dem Hinterhof. Langsam begann der Wiederaufbau und die endlose Reihe der Trümmergrundstücke, in denen die Menschen notdürftig zwischen Mauerresten und halb eingefallenen Gebäudeteilen provisorisch hausten, wichen vereinzelten Neubauten. Das bestehende Amts-, Landgericht in der Altstadt sollte erweitert werden und so fiel die gesamte Westseite der Neubrückstraße und die dahinter liegenden Gebäudeteile, bis zur Liefergasse der Spitzhacke zum Opfer. Wir bekamen, auf welchem Weg denn auch immer, eine neue Wohnung auf der Bismarckstraße mit Zentralheizung und Aufzug. Welch ein Luxus. Ich besuchte weiter die evangelische Volksschule am Eiskellerberg in der Altstadt. Die »alten Schulfreunde« waren nach Eller umgesiedelt worden, mit ihnen mein Spielkamerad, den kein Mensch auf der Straße mit seinem Taufnamen Wilfried rief, sondern er hieß einfach nur, wegen seiner roten Haare »de rode Hong« (roter Hund); dafür waren neue Kinder in der Klasse erschienen – Flüchtlinge. Was das für Menschen waren, hörten wir in den Gesprächen, die die Erwachsenen untereinander führten: »Die nehmen uns von dem wenigen, was wir haben, alles weg. Die kriegen so viel Entschädigung für ihre Grundstücke im Osten, wenn man mal die Quadratmeter zusammen zieht, ging das Deutsche Reich bis hinter Moskau«. Ich freundete mich mit einem dieser Neuen an. Er wohnte auch auf der Bismarckstaße in einer ehemaligen Lagerhalle von vier Meter Deckenhöhe. In der waren drei Meter hohe Pappwände eingezogen, in Boxen von ca. 10 qm wohnten ganze Familien. Dreifachbetten und Kochgelegenheit inklusive. Da war es klar, dass Spielen nur draußen stattfinden konnte. Spätestens nach den Schulaufgaben raus »an die frische Luft«, wie es von den Erwachsen hieß. Spielplätze waren die vielfach vorhandenen Trümmergrundstücke. Das imposanteste direkt vor unserer Haustüre. Riesige Mauerreste ragten

vom Erdgeschoss auf, teilweise ragten da noch Behausungen in den Himmel. Hier zu spielen war natürlich verboten, aber unendlich spannend und gruselig zu gleich. Tote Ratten, Tauben waren zu finden, aus alten Steinen konnte man Buden bauen und oftmals über-

richtig auf. Budenbau mit Kochstelle. Kämpfe gegen die anderen »Straßenbanden« bestimmten die Nachmittage und gar manches Mal vergaß man, dass man bei einbrechender Dunkelheit zu Hause sein musste. Schon damals waren die »Rue« und die Bismarckstraße

Bombenschäden an der BismarckstraSSe in Richtung Hauptbahnhof durch einen Luftangriff am 12.6.1943

nachteten Wohnungslose – Penner genannt – in irgendwelchen Nischen. Es stank nach allem was man sich vorstellen kann und »Feuerchen« machen konnte man auch. Wir fühlten uns wie im Kinderparadies. Eines Tages schien das Ende des Paradieses gekommen zu sein. Die Trümmer wurden abgetragen. Männer auf balancierten auf den schwindelerregend hohen Mauerresten und trugen mit der Spitzhacke Stein für Stein die Mauern ab. Wir Kinder staunten nur, unser Traumberuf stand fest, wir wollten »Abreißer« werden. Zu unserer großen Freude blieben aber Reste der Trümmerlandschaft im Kellerbereich stehen. Über die ganze Breite des heutigen Hauses wurden riesige Reklamewände gezogen und das Grundstück fiel in einen »Dornröschenschlaf«. An einem kleinen Durchschlupf zwängten wir uns unter der Pappwand her. Jetzt blühte noch einmal unsere »Straßenbande« von 8 bis 12 jährigen Jungs und Mädchen so

Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf

und dort vor allen Dingen die Bürgersteige vor den Trümmergrundstücken Orte der Straßenprostitution. Eines Tages versuchte meine Mutter vergeblich durch die Lücke in der Reklamewand mich nach Hause zu holen. Die extrem alkoholkranken »Damen« meinten, den vergeblichen Versuch beobachtend: »Lassen Sie mal, den Rotznasen passiert nix, wir passen schon auf.« Irgendwann war Schluss mit dem Abenteuerspielplatz. Die Firma »Bast Bau« rückte mit Baugeräten an und das jetzige Gebäude entstand. Ursprünglich war der obere Teil der Bismarckstraße durch große Hotelbauten im Wilhelminischen Stil geprägt. Das »Haus des Deutschen Ostens«, so wie es am Anfang hieß, stellte mit seiner modernen Formensprache einen deutlichen Kontrast zu der alten Bismarckstraße dar. Größere Sorgen machten sich aber viele Menschen bei Fortsetzung auf Seite 24


24 Erinnerungen Fortsetzung von Seite 23

den Forderungen, dass man die »Heimat« nicht vergessen dürfe. »Wollen die etwa Königsberg wieder befreien«? Was bedeutete der alte Slogan »Dreigeteilt niemals!« Die martialischen Auftritte und Reden auf den landsmannschaftlichen Treffen wurden mit Sorge beobachtet. Für mich persönlich relativierte sich die Diskussion erst als der Bruder eines Freundes in einer Volkstanzgruppe mitmachte und klar wurde, dass die Erinnerung an die Heimat der Vorfahren nicht gleichzusetzen ist mit dem Vorwurf des Revanchismus, wie es häufig geschah. Einen wesentlichen Beitrag leistete die Politik, die keinen Zweifel am »Status quo« zuließ. Hinzu kam, dass das Haus mit seinem Veranstaltungssaal zum Treffpunkt für viele ganz verschiedene kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen wurde. Es war zu unserem Haus geworden, was sich sicher auch im neuen Namen Gerhart-Hauptmann-Haus ausdrückt. Heute bin ich in Teilen meiner beruflichen Tätigkeit mit Integration und den heutigen Fragestellungen beschäftig. Ich habe mit einer Reihe von jetzt Hochbetagten, ehemaligen »Flüchtlingen« zu tun. Ich bewundere beim Rückblick auf ihre Lebensleistung ihren Beitrag, den sie zum Aufbau unserer gemeinsamen Bundesrepublik geleistet haben. Sie sind und waren ein wichtiger Beitrag in unserer jungen, auf unsicheren Beinen stehenden Demokratie. Wenn ich einen Wunsch für die Zukunft hätte, würde ich gerne, dass wir aus dieser gelungenen Integrationsleistung lernen, und sie zur Blaupause für neue, gleichfalls sehr schwierige europäische Integration machen. Packen wir es erneut an, die Zeit geht weiter und stellt neue Anforderungen an uns.

32 Arbeitsjahre in der BismarckstraSSe

Ich war gerne dabei 1964 nahm ich an einer Seminarreihe teil, die vom damaligen Leiter des HDO (Haus des Deutschen Ostens) Prof.Dr. Birke betreut wurde. Ich erhielt damals erstmals einen tieferen Einblick in das ostdeutsche Vertreibungsschicksal wie auch in die kulturpolitische Aufgabe zur Pflege des ostdeutschen Kulturerbes. Nach Abschluss des Seminars wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, in der Stiftung zu arbeiten. Ich war 27 Jahre alt und bereits im öffentlichen Dienst berufstätig, dennoch sagte ich recht schnell zu. Einige der hier bereits Angestellten waren mir bekannt, und mit ihnen zusammen zu arbeiten, konnte ich mir gut vorstellen. Zu ihnen gehörte Herr Muschiol, Landesgeschäftsführer des BdV, und der im Verwaltungsbereich des HDO tätige Herr Schultes. Mein Kontakt zu den Landsmannschaften reichte allerdings bis ins Jahr 1951 zurück, als ich der Tanzgruppe der DJO (Deutsche Jugend des Ostens) beigetreten war. So vorbereitet, wurde ich Anfang 1965, zwei Jahre nach der Einweihung des

neuen Hauses in der Bismarckstraße, vom damaligen HDO-Vorstandsvorsitzenden Herrn Dr. Raab eingestellt. Direktor des Hauses war damals Herr Kuschel, der bedauerlicherweise kurz darauf verstorben ist. Mir wurde die Buchhaltung der Stiftung anvertraut. Zur Einführung in meinen Aufgabenbereich konnte ich an einem dreiwöchigen Lehrgang in Warstein teilnehmen, der die erforderlichen Kenntnisse zur Berechnung sämtlicher Einnahme- und Ausgabenbereiche (Gehälter, Reisekosten, Zuwendungen) vermittelte bzw. vertiefte. Meine berufliche Vorbereitung auf der Handelsschule hat mir den Einstieg in den neuen Arbeitsbereich leicht gemacht. Sämtliche Buchungen wurden damals einzeln eingetragen und aufaddiert, die Rundschreiben aber recht mühsam auf Matritzen geschrieben, abgezogen und postalisch versandt. Zwei Jahrzehnte später erst sollte die neue EDV-Technik dieses umständliche Verfahren erleichtern. 1967 wurde Herrn Oskar Böse die Lei-

Eberhard Treudt, geboren in Düsseldorf und teilweise in der Bismarckstraße aufgewachsen, ist heute Leiter der Freizeitstätte Garath.

Das Gerhart-Hauptmann-Haus zu Beginn der 1980er Jahre Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf


25 Erinnerungen tung des Hauses übertragen. Er war mir werden konnten. Gemeinsam mit dem vom Heiligenhof in Bad Kissingen her Künstler Reinhardt Schuster wurde die bekannt, wo ich einige Sommerlager Artothek des Hauses aufgewertet und mit Kindern durchgeführt hatte. Unausgewertet. Manchen der ausstellenter seiner Regie (bis 1988) wurde die den Künstler konnte ich bei Führungen Stiftung durch bauliche und organisaund Gesprächen persönlich kennen torische Maßnahmen erweitert. Mit lernen, und gelegentlich auch, durch dem Aufgabenbereich der Stiftung eng Herrn Schuster kollegial beraten, einige verbunden, bildeten wir gemeinsam ihrer Bilder und Kleinskulpturen erwereine frohe und einsatzbereite Arbeitsgeben, die in meiner Düsseldorfer Wohmeinschaft, die bereitwillig zusätzliche nung die Räume schmücken. 1989 Aufgaben überfand das erste nahm, aber auch Literaturforum gemeinsam zu Ost-West in feiern verstand. unserem HauMich selbst, als se statt, das in nicht vertriebeder Düsseldorne Düsseldorfer Öffentlichferin, näherte keit auf großes meine Arbeit Interesse stieß. den Schlesiern, Mit Dr. Engel Pommern, Sieunternahmen benbürger Sachsen und allen wir schöne anderen HeiFahrten durch mat verbänden Masuren und auf Dauer an, die O s t p re u ß e n , in diesen Jahren von denen wir das Programm unvergessliche des Hauses Eindrücke mitaktiv mitge- Mitarbeiterin von 1964 bis 1997: nahmen. staltet haben. Helga Sprenger 1997, nach 32 Ausstellungen, Arbeitsjahren Chorproben, im HDO/ Schülerwettbewerbe, Lesungen, VorGHH, wechselte ich in den Ruhestand, tragsabende, Begegnungen mit Schriftohne allerdings die Stiftung in der Bisstellern und Künstlern und nicht zumarckstraße völlig aus meinem Leben letzt der ostdeutsche Weihnachtsmarkt zu verdrängen. Noch heute begegne ich waren gut besucht. Gemeinsam mit den dort meinen ehemaligen ArbeitskolleVerbänden haben wir die Bäume wie gen/innen, mit denen mich nicht nur in der alten Heimat geschmückt und gemeinsame Erinnerungen, sondern das Warenangebot mit Kunstgewerbe auch eine bleibende Freundschaft veraus Böhmen und dem Erzgebirge (auf bindet. Immer wieder nehme ich mit Kommission) angereichert. Es ergaben besonderem Interesse an den Veranstalsich Kontakte und neue Freundschaftungen des Hauses teil, das heute von ten auch mit Menschen, die noch in PD Dr. Winfrid Halder geleitet wird den alten Herkunftsgebieten lebten. Auf und, vor allem auf historischer GrundAuslandsreisen haben wir sie in ihrer lage, aktuelle Bezüge zur Integration des Heimat besucht und dabei vieles erfahostdeutschen Kulturerbes herausstellt. ren, was sich nur vor Ort erleben lässt. Das Haus in der Bismarckstraße ist für 1988 wurde Dr. Walter Engel Direkmich noch immer ein zentraler Ort in tor des Hauses, das während seiner meiner Heimatstadt Düsseldorf. Hier Amtszeit in Gerhart-Hauptmann-Haus treffe ich Freunde und Bekannte, mit umbenannt worden ist. Unter seiner denen mich viele Gemeinsamkeiten, Leitung bildeten Kunst und Literatur Erinnerungen, aber auch das ungebroeinen besonderen Schwerpunkt, wobei chene Interesse an der Stiftungsarbeit die Kontakte zu Institutionen im östliverbindet. chen und südöstlichen Ausland vertieft Helga Sprenger

Impressum Herausgeber:

Stiftung »Gerhart-Hauptmann-Haus. Deutsch-osteurpäisches Forum» Bismarckstr. 90 40210 Düsseldorf Vorsitzender des Kuratoriums:

Reinhard Grätz

Vorsitzender des Vorstandes:

Helmut Harbich Postanschrift:

Postfach 10 48 61 40039 Düsseldorf Telefon: (02 11) 16 99 111 Telefax: (02 11) 35 31 18 Mail: bergmann@g-h-h.de Internet:www.g-h-h.de Chefredakteur:

PD Dr. Winfrid Halder Redaktion:

Dirk Urland M.A. Satz und Layout:

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Info Servicezeiten der Verwaltung

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Mo - Do 10 - 17 Uhr Fr 10 - 14 Uhr Sa auf Anfrage Sonn- und feiertags geschlossen Viele weitere Informationen über das Gerhart-HauptmannHaus und zu den im Heft behandelten Themen finden Sie rund um die Uhr - auch im Internet unter: www.g-h-h.de.


26 Gremien der stiftung

Vorstand Helmut Harbich, Vorsitzender Andreas Bialas Anne Kalender-Sander

Kuratorium Mitglied

Stellvertretung

Ministerium für Familie, Kinder, Jugend und Sport NRW Ministerialdirigent Klaus Bösche RB Beate Möllers Landtag NRW Bernhard von Grünberg MdL (SPD)

Josef Neumann MdL (SPD)

Werner Jostmeier MdL (CDU)

Klaus Voussem MdL (CDU)

Oliver Keymis MdL (Grüne)

Martin Sebastian Abel MdL (Grüne)

Dr. Joachim Stamp MdL (FDP)

Ingola Schmitz MdL (FDP)

Dirk Schatz MdL (Piraten)

Lukas Lamla MdL (Piraten)

Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen NRW Statssekretärin Zülfiye Kaykin

Marina Gräfin zu Dohna

Bund der Vertriebenen, Landesverband NRW e.V. Hans-Günther Parplies

Dr. Bärbel Beutner

Deutsche Aussiedler aus Ost- und Südosteuropa Dr. Alexander Morasch

Franz Heinz

Evangelische Kirche Kirchenrat Rafael Nikodemus

Pfarrer Edgar Ludwig Born

Katholische Kirche Pfarrer Dr. Joachim Giela

Johannes Buchwald

Aus dem kulturellen Leben des Landes NRW Reinhard Grätz (Vorsitzender)

Barbara Schoch

Dr. Joachim Sobotta

Prof. Dr. phil. Beate Fieseler

Rüdiger Goldmann

Dr. Ute Reichert-Flögel

Stadt Düsseldorf Marianne Schirge

Dr. Petra Winkelmann


27 Ansprechpartner Leitung/Verwaltung PD DR. WINFRID HALDER Direktor, Leitung, Programmgestaltung Tel.: 0211/16991-12 Email: halder@g-h-h.de DR. KATJA SCHLENKER Koordination Jugend- und Schulprojekte Tel. 0211/16991-23 Email: schlenker@g-h-h.de MATTIAS LASK M.A. Ressourcenmanagement, Aussiedleraktivitäten, AG Heimatstuben Tel. 0211/16991-18 Email: lask@g-h-h.de DIRK URLAND M.A. Verwaltung, Veranstaltungen, Ausstellungen West-Ost-Journal Tel. 0211/16991-20 Email: urland@g-h-h.de MARKUS PATZKE Öffentlichkeitsarbeit Tel. 0211/16991-13 Email: patzke@g-h-h.de

MARION BERGMANN Verwaltung, Raumbuchung Tel. 0211/16991-11 Email: bergmann@g-h-h.de Bibliothek MARGARETE POLOK Leitung der Bibliothek, Ausleihe, Auskunft, Recherche Tel. 0211/16991-29 Email: polok@g-h-h.de NATALIE NEUHAUS Katalogisierung, Fernleihe Tel. 0211/16991-41 Email: neuhaus@g-h-h.de NELLI KASAKOW Ausleihe Tel. 0211/16991-30 Email: kasakow@g-h-h.de Haustechnik HARTMUT KRAMER Haustechnik Tel. 0211/16991-34 Tel. 0211/16991-15 Email: kramer@g-h-h.de WALDEMAR HOOGE Haustechnik Tel. 0211/16991-34 Tel. 0211/16991-15 Email: hooge@g-h-h.de


Gäste im Gerhart-Hauptmann-Haus

Prof. dr. Christopher Clark im gespräch mit PD dr. Winfrid

Lothar de Maizière im Gespräch mit Dr. Joachim Sobotta

Halder

Antje Vollmer

Dr. Angelica schwall-Düren

Prof. Dr. hans Mommsen

Der polnische Botschafter Dr. marek prawda

Prof. Dr. hans-Ulrich Wehler

Christoph hein

Arno Surminski


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