ZUR GESCHICHTE DES SCHAUMBURG-LIPPISCHEN HEIMATVEREINS 1890 – 1990

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ZUR GESCHICHTE DES SCHAUMBURG-LIPPISCHEN HEIMATVEREINS 1890 – 1990 Von Roswitha Sommer Kenntnis über die Aktivitäten unseres Vereins geben in unregelmäßigen Zeiträumen einzelne Veröffentlichungen seit der Drucklegung der SchaumburgLippischen Mitteilungshefte und die anläßlich der Feiern zum 50-, 75- und 90jährigen Bestehen erschienenen zusammenfassenden Darstellungen. Letztere beschränken sich jedoch größtenteils auf die Wiederholung der zuvor publizierten Jahres- oder Jubiläumsberichte. Nur selten wurden die vorhandenen Akten und Protokolle ausgewertet oder Hintergründe erfragt. Mit dieser Arbeit soll der erste Schritt unternommen werden, anhand von Schwerpunkten die einhundertjährige Geschichte unseres Vereins auch unter Berücksichtigung der Heimatbewegung in Niedersachsen aufzuzeigen. Geprägt durch den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandel und seine Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zeichnen sich in der Entwicklung unseres Vereins drei Perioden ab:

I. DER VEREIN FÜR GESCHICHTE, ALTERTÜMER UND LANDESKUNDE DES FÜRSTENTUMS SCHAUMBURG-LIPPE - VON DER GRÜNDUNG 1890 BIS ZUM 1. WELTKRIEG Der Schaumburg-Lippische Heimatverein wurde am 29. Oktober 1890 in Bückeburg als „Verein für Geschichte, Altertümer und Landeskunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe" gegründet. Zweck dieser identitätsstiftenden Vereinigung des bildungsbürgerlichen und politisch bestimmenden Bückeburger Honoratiorentums war die Sammlung und Erhaltung aller sich auf die Geschichte, Kunstentwicklung, Naturkunde etc. beziehenden Denkmäler, Urkunden und Schriftwerke sowie die Ausstellung der zusammengetragenen Stücke. Das geographische Arbeitsgebiet beschränkte sich nicht nur auf das damalige Fürstentum Schaumburg-Lippe, sondern bezog sich auch auf die mit diesem in historischem Zusammenhang stehenden Territorien. Von fünf Mitgliedern des Vorstandes, die von der Generalversammlung auf drei Jahre gewählt wurden, übernahmen vier Ämter (Tab. 1). Zur besseren Bewältigung der Aufgaben kam es bereits im Juni 1891 zur Bildung von fünf Sektionen mit den Bereichen


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Ausgrabungen; Trachten und Gebrauchsgegenstände; Sprache, Sitten und Gebräuche; Bauwerke und Inschriften; Münzen, Medaillen, Siegel.

Tabelle 1 Vorstand 1890 - 1899

Unter den Vorstandsmitgliedern, die sich durch ein breites gesellschaftliches und verbandliches Engagement auszeichneten, dominierten Geistliche, Lehrer aller Grade und Ärzte. Neben der Vorstandsarbeit betrieben sie geschichtliche Forschung, die sich anfangs vor allem auf die Bergung und museale Sicherung beweglicher frühgeschichtlicher Denkmale bezog. Die bei der Ausgrabung von Burgen sowie Wohn- und Begräbnisstätten getätigten Fundstücke wurden bestimmt, datiert, unserem Museum zugeführt und in Ausstellungen der Öffentlichkeit vorgestellt. Grabungsorte waren


Heuerßen, Königsloh, Beckedorf, Rehburg, Todenmann und Petzen. Monatlich veranstaltete Vorträge berichteten über die Ergebnisse. Neben der archäologischen Denkmalpflege lagen weitere Arbeitsschwerpunkte in der Orts- und Flurnamenforschung sowie in der Erhaltung und Pflege von Sitten und Gebräuchen, heimatlicher Kunst und historischer Bauten. Entgegen der Vereinsarbeit in anderen Regionen standen die Bemühungen um die plattdeutsche Sprache ebenso wenig im Vordergrund wie der Natur- und Umweltschutz. Hermann Löns, der sich konsequent gegen die Umweltzerstörung einsetzte und von 1907 bis 1909 aktiv am Vereinsleben teilnahm, vermochte nicht, dieses dahingehend zu beeinflussen, daß unser Verein dem Naturschutz mit herausragendem Engagement begegnete. Mit der Bildung neuer Arbeitsschwerpunkte erfolgte 1908 die Umbenenung der bisherigen Sektionen in Kommissionen. Ihre Mitglieder waren verantwortlich für besondere Vorkommnisse, die Herausgabe von Druckschriften, die Vorbereitung von Ausgrabungen und für Sonderforschungen sowie Ausflüge, Besichtigungen und Feste. Nach dem Ableben des 1. Vorsitzenden Dr. Weiß (1909) und dem Erwerb seiner umfangreichen Mützensammlung gewann die gezielte Erhaltung schaumburg-lippischer Trachten zunehmend an Bedeutung. Die Aktivitäten des neuen 2. Vorsitzenden Prof. Max Ballerstedt auf dem Gebiet der Paläontologie verdrängten seit 1913 die bisher dominierende archäologische Denkmalpflege. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges traf die schaumburg-lippische Heimatbewegung in einer kritischen Phase der Veränderungen. Die Betroffenheit über menschliche Verluste und das Erleben der Gemeinschaft im Kriege wirkten unmittelbar auf Empfinden und Handeln ein und verdrängten die im Frieden allein bestimmenden Ängste vor wirtschaftlicher, sozialer und politischer Umwälzung. Das gewohnte Vereinsleben schmolz zusammen. Die Vortragsabende wurden eingestellt. Neben je einer Vorstands- und Ausschußsitzung fand nur noch im Februar eines jeden Jahres die Ordentliche Mitgliederversammlung statt. Trotz der fehlenden Zuschüsse von Seiten der Ladesregierung und der Stadt Bückeburg wurden die vorhandenen bescheidnen Mittel für den Ankauf von Museumsgut verwendet, besonders für soches aus dem Bereich der ländlichen Kultur. Der allgemeinen Entwicklung der niedersächsischen Heimatbewegung entsprechend, war nun auch in unserem Verein die Erhaltung der Volkstrachten zu der dringlichsten Aufgabe geworden. Aus Mangel an Interesse, an Arbeitskräften und Geldmiteln unterblieb es, die Jubiläen des Gymnasiums Adolfinum, der Stadtkiche, des Jägerbataillons und selbst das 25jährige Bestehen unseres Vereins zu begehen.


Mitgliederstruktur Die Bereitschaft der regierenden Fürsten zu Schaumburg-Lippe, 1894 und 1911 das Protektorat über unseren Verein zu übernehmen, ging über das Pflichtmaß ehrenamtlichen Engagements bei weitem hinaus. Sie kann als Grund dafür angesehen werden, daß besonders Beamte der Fürstlichen Hofkammer die Mitgliedschaft erwarben. Darüber hinaus waren es vor allem Verwaltungsbeamte, die dem Heimatschutz aufgeschlossen gegenüberstanden und die überparteilich organisierte Öffentlichkeit zur Durchsetzung eigener sachlicher, organisatorischer und finanzieller Interessen nutzten. Es wirkte sich in der Förderung des Museums und damit in der landesgeschichtlichen Forschung sowie in der Forderung aus, Zuwendungen zu gewähren. Die enge personelle Verzahnung läßt die allgemeinpolitische Tendenz erkennen, die unserem Verein über diese Mitgliedergruppe verliehen wurde.

Tabelle 2 Die Berufe der Vereinsmitglieder

Obwohl schon früh die Förderung der Geselligkeit als ein geeignetes Mittel angesehen wurde, aktiv Heimatpflege zu betreiben, blieb es nur


ein kleiner Kreis, der sich von den Veranstaltungen angesprochen fühlte und den Mut hatte, diesem Honoratiorenverein beizutreten. Im Vergleich zur Mitgliederstruktur im „Heimatbund Niedersachsen" und im „Verein für niedersächsisches Volkstum" überwogen bei uns die Berufe aus dem Bereich I (Tab. 2) um mehr als 8 %. In welch starkem Maße diese Gruppe die Vereinsarbeit prägte, belegt die Besetzung der Posten im Vorstand und Ausschuß (Tab. 3, 4 und 5). Tabelle 3 Vorstand 1900 – 1903

An zweiter Stelle standen die Lehrer (Tab. 2), die sich nicht nur durch Übernahme von Ämtern aktiv an der Vereinsarbeit beteiligten. Es war eine typische Erscheinung in der Heimatbewegung am Anfang des 20. Jahrhunderts, daß die Initiative der Lehrerschaft die Arbeit und somit die Entwicklung eines Vereins prägte. Wurzelte die Bereitschaft der Volksschullehrer zu freiwilliger Nebentätigkeit in ihrem steigenden Bewußtsein um die Wichtigkeit ihres Berufes? War es die ihnen versagte Möglichkeit des beruflichen Aufstiegs? Sicher ist, daß ihnen die Beschäftigung mit der Heimat ein Kompensationsfeld bot. In der allgemeinen Volksbildung erwuchs ihnen ein weiter Aufgabenkreis. Sie mußten für die historischen, den Schüler umgebenden Erscheinungen Verständnis wecken. Das galt besonders für die Lehrer mit überwiegend dörflichem Wirkungskreis. Da sie die Unterrichtsmaterialien selbst zu erarbeiten hatten, wurden sie nicht nur zum Vermittler fast aller Gegenstände des praktischen Heimatschutzes, sondern auch zu Heimat-


forschern. Ihr wachsendes pädagogisches Engagement im Verein und die steigende Akzeptanz der schulisch geprägten Heimatkunde förderten ihr Selbstwertgefühl. Eine herausragende Persönlichkeit, die mit der Verwirklichung des „Heimatprinzips" in der Schule die regionale Identitätsstiftung überhaupt erst zu begründen verstand, war Lehrer Wilhelm Wiegmann: Er trat 1905 mit seiner „Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe" an die Öffentlichkeit.

Tabelle 4 Vorstand 1904 – 1907

Nicht nur die Volkslehrerschaft war gefordert. Auch der heimatkundliche Unterricht an der höheren Schule verlangte die Mitarbeit des Lehrkörpers in der wissenschaftlichen Heimatforschung. In den monatlich veranstalteten Versammlungen unseres Vereins berichteten Gymnasiallehrer in Vorträgen über ihre erzielten Ergebnisse.


Mehr als die Lehrer waren die Geistlichen in der glücklichen Lage, Äußerungen des Volkslebens aus dem Volke heraus zu vermitteln und die heimatlichen Anregungen in das Volk hineinzutragen. Gemeinsame historische Verbindungen und geistige Anknüpfungspunkte bildeten die Basis einer volksnahen Theologie. Kirchliche Heimatkunde war angewandte Heimatkunde auf wissenschaftlicher Grundlage. In der Zahl der Vereinsmitglieder waren die Geistlichen zwar mit nur 4,7 % vertreten (Tab. 2), dafür dominierten sie seit 1890 im Vorstand (Tab. 1), um sich aktiv für die Belange der Heimatpflege einzusetzen; denn Religiosität und Heimatliebe, Kirche und Heimatbewegung bildeten für sie keinen Gegensatz. Besonders hervorzuheben sind Pastor Heidkämper und Pfarrer Ringenberg, die sich nicht nur auf die „religiöse Volkskunde" beschränkten, sondern ihre wissenschaftlichen Forschungen auf Siedlungsstrukturen und Gilden bezogen und 1904 und 1907 in der Vereinszeitschrift „Mitteilungen" veröffentlichten.

Satzungsänderungen Zunehmende Aktivitäten in der Vereinsarbeit, die Vergrößerung der Sammlung und schließlich deren Ausstellung in eigenen Räumen hatten Satzungsänderungen zur Folge: Mit der am 7. November 1900 verabschiedeten Satzung erweiterte sich der Vorstand von fünf auf sechs Mitglieder (Tab. 3). Vier Jahre später erhöhte sich dieser sogar auf zwölf, von denen sechs Ämter übernahmen (Tab. 4). Um die Kontinuität der Arbeit sicherzustellen, schieden jedes Jahr vier Vorstandsmitglieder aus. Dieses umständliche Wahlverfahren erforderte jeweils eine Änderungsmeldung beim Fürstlichen Amtsgericht in Bückeburg, bei dem unser Verein am 3. Januar 1905 als Nr. 1 im Vereinsregister eingetragen war. Grundlegende Änderungen in der Arbeitsweise belegt die Satzung vom 3. Februar 1908, die in den Paragraphen 6 ff. der des „Historischen Vereins" in Hannover nachgebildet war. Die Geschäfte leitete der Vorstand - bestehend aus dem Vorsitzenden und dessen Stellvertreter - und der Ausschuß (Tab. 5). Die ordentliche Mitgliederversammlung wählte den 1. Vorsitzenden auf drei Jahre und elf Ausschußmitglieder, die die Verteilung der Ämter unter sich bestimmten und von denen, dem bisherigen Ausscheidungs-modus entsprechend, pro Jahr vier resp. drei ausschieden.


Tabelle 5 Vorstand und Ausschuß 1908 - 1918 1. Vorstand

2. Ausschuß 2.1 Ausschußmitglieder mit Ämtern


2.2. 1. 2. 3. 4. 5.

Ausschußmitglieder ohne Ämter

1908-1918 1908-1918 1908-1918 1908-1918 1908-1912 1913-1918 6. 1908-1918 7. 1908-1914 1915-1918

Pastor Hermann Heidkämper, Bückeburg Hofgoldschmied Friedrich Tielking, Stadthagen Baumeister Adolf Krauß, Bückeburg Oberhofmarschall Frhr. von Ulmenstein, Bückeburg Hofkammerrat Frhr. von Bülow, Bückeburg Prof. Dr. Otto Müller, Bückeburg Kammerherr von Engeibrechten, Bückeburg Staatsrat von Campe, Bückeburg vakant Auswärtige Vereine

Anschluß auf heimatschützerischer Ebene suchte unser Verein beim 1901 gegründeten „Heimatbund Niedersachsen" in Hannover, der seit 1902 die jährlichen „Niedersachsentage" veranstaltete und aus dem zwischen 1904 und 1906 der „Niedersächsische Vertretertag" hervorging. Beim ersten Niedersachsentag war unser Verein durch vier Delegierte vertreten: Adolf von Engeibrechten, Pfarrer Ringenberg, J. W. Schäkel und Lulu von Strauß und Torney. Zwei Jahre später nahmen die Stadtverwaltung Bückeburg und neun Vereinsmitglieder teil. An der Gestaltung des 4. Niedersachsentages beteiligte sich der 1. Vorsitzende unseres Vereins, Dr. Weiß, mit einem Vortrag über „Orts- und Flurnamenkunde im Dienste der Wissenschaft". Es war sein Verdienst, daß 1907 der 6. Niedersachsentag in Bückeburg durchgeführt wurde. Das umfangreiche Programm dieses Niedersachsentages gibt uns einen Einblick in die thematische Breite der Heimatbewegung: - Vorträge und Diskussionen - Lehrer Wiegmann, Nienstädt: „Die Volkstracht im Fürstentum Schaumburg-Lippe"; - Hofrat Prof. Dr. Böhling, Hannover: „Ausgestorbenes und aussterbendes Sprachgut in Niedersachsen", - Justizrat Knodt, Bückeburg: „Das Recht der Hagendörfer"; - Dr. Schäfer, Bremen: „Aus dem Arbeitsgebiet des Vereins für niedersächsisches Volkstum"; - Verhandlungen des „Niedersächsischen Vertretertages" - Bildung eines Arbeitsausschusses zur Hebung des dörflichen Lebens; - Einsetzung einer Kommission zum Schutze der Kreuzsteine; - Vorträge des „Niedersächsischen Vertretertages" - H. Sohnrey, Berlin: „Die Spinnstubenfrage";


- Oberstleutnant Lehmann, Göttingen: „Zur Restaurierungsfrage mit besonderem Bezug auf Göttingen"; - G. F. Konrich, Hannover: „Persönlicher Heimatschutz"; - Versammlung - des „Niedersächsischen Vertretertages"; - des „Heimatbundes Niedersachsen". Neben einem Dichterabend und einem „Niedersächsischen Konzert" fanden in Bückeburg Besichtigungen statt und Landrat von Hinüber lud die Gäste zum Erntebier nach Vehlen ein. Zu künftigen Niedersachsentagen fuhren Vorstands- und Ausschußmitglieder unseres Vereins regelmäßig, denn die von Hannover ausgehende Zentralisierung der niedersächsischen Heimatbewegung wurde nicht mit Mißtrauen aufgenommen, sondern sehr begrüßt. So war sich der Vorstand im November 1907 einig, sich dem „Niedersächsischen Vertretertag" -1908 in „Niedersächsischer Ausschuß für Heimatschutz" umbenannt - anzuschließen. Dieser freien Vereinigung korporativer Mitglieder gehörte auch der Bückeburger Magistrat an. Darüber hinaus traten einzelne Vereinsmitglieder dem „Heimatbund Niedersachsen" bei: im Jahre 1903 waren es drei und 1909 sogar zwölf. Auf der Suche nach Gleichgesinnten außerhalb der Landesgrenzen hatte sich unser Verein seit Beginn seines Bestehens anderen überregionalen Vereinigungen angeschlossen und sich auch aktiv an deren Gründung beteiligt: 1891 „Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine" in Berlin; 1900 „Historischer Verein für Niedersachsen" in Hannover; 1900 „Verein für hessische Geschichte und Landeskunde" in Kassel; 1900 „Verein für Geschichte und Landeskunde" in Osnabrück; 1900 „Verein für Geschichte und Alterthumskunde Westfalens" in Münster; 1904 „Nordwestdeutscher Verband für Altertumsforschung" in Lüneburg (Gründungsmitglied); 1904 „Historische Kommission für die Provinz Hannover, das Großherzogtum Oldenburg, das Herzogtum Braunschweig, das Fürstentum Schaumburg-Lippe und die Freie Handelsstadt Bremen" in Hannover (Gründungsmitglied); 1908 „Römisch-Germanisches Centralmuseum" in Mainz; 1914 „Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen" in Berlin; 1915 „Nationalmuseum" in Nürnberg. Darüber hinaus dienten die durch die eigene Vereinsarbeit gesammelten Erfahrungen 1907 zur fachlichen Beratung bei der Gründung des „Minden-


Ravensbergischen Hauptvereins für Heimatschutz und Denkmalpflege" in Minden. Im November des gleichen Jahres beschloß der Vorstand dem „Verein zur Begründung und Erhaltung einer Zentralstelle für deutsche Personenund Familiengeschichte" beizutreten. Ob die Mitgliederversammlung diesem Beschluß zugestimmt hat, läßt sich aus den Protokollen nicht ersehen. Das Museum Um dem Verlust von Altertümern entgegenzuwirken, hatte sich bereits 1878 der Direktor des Bückeburger Gymnasiums Adolfinum, Dr. Heinrich Babucke, um die Errichtung eines Landesmuseums in der Schule bemüht. Das Vorhaben scheiterte an der mangelnden Bereitschaft des Ministeriums, neben dem unter Fürst Georg Wilhelm zu Schaumburg-Lippe ins Leben gerufenen Fürstlichen Naturalienkabinett nun auch für dieses Vorhaben die gewünschten Räume zur Verfügung zu stellen. Zur gleichen Zeit begannen Bückeburger, die dem gebildeten bürgerlichen Mittelstand angehörten, schaumburg-lippisches Kulturgut zusammenzutragen. Ihre gemeinsamen Interessen führten 1890 zur Gründung unseres Vereins mit dem vordringlichen Ziel, ein museales Projekt zu verwirklichen. Sie vereinigten ihre privaten Sammlungen und lagerten diese anfangs in der Fürstlichen Hofbibliothek. Nach drei Jahren hatten sie derart viele Bücher, Münzen, Medaillen, Altertümer, Zeugnisse der schönen Künste und der Technik, Mineralien und Naturhistorisches erworben oder als Geschenk erhalten, daß eine neue Lösung gefunden werden mußte. Die bescheidenen zur Verfügung stehenden Mittel und das mangelnde Entgegenkommen der einzlenen Vermieter hemmten das gesteckte Ziel, für diese einen geeigneten Standort zu finden. Die Sammlung war in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens in folgenden Gebäuden untergebracht: Ostern 1894-Juni 1895 Juli 1895-März 1896 April 1896-November 1902 November 1902-Februar 1903 September 1904

Schulstraße 16 bei Buchhändler Frommhold Schulstraße 10 bei Barbier Hölzer Lange Straße 62 bei Kaufmann Wepner Lange Straße 13 bei Wegener März 1903Oberwallweg 13 bei Oberbürgermeister

a. D. Burchard Im Hause Lange Straße 62 - heute „Ihr Platz" - ergab sich erstmals die Möglichkeit, die Exponate so aufzustellen, daß sie an Sonntagen von der Öffentlichkeit besichtigt werden konnte (Abb. 1). Es war ein Provisorium, das sich von selbst löste, als das Nachbargebäude im November 1902 in Brand geriet und die Sammlung bei Wegener in der Gastwirtschaft „Zur Falle" untergebracht wurde.


Abbildung 1


In der Zwischenzeit hatte man die Suche nach einem Museumsgebäude vorangetrieben. Das Ziel schien erreicht zu sein, als Fürst Georg zu SchamburgLippe sein Einverständnis erklärte, zu diesem Zweck die Amtspforte in Stadthagen auf Kosten des Vereins abbrechen und in Bückeburg wieder aufstellen zu lassen. Trotz des Verkaufs von Anteilscheinen konnte die erforderliche Summe in Höhe von 10 000 Mark nicht aufgebracht werden. Das Vorhaben wurde schließlich aufgegeben, als das eingeholte Gutachten ergab, daß die Amtspforte für die Einrichtung eines Museums nicht geeignet sein würde. Als in Bückeburg in der Langen Straße der „Schaumburger Hof" den Ansprüchen des Fürstlichen Baudepartements nicht mehr genügte und für diese Behörde an anderer Stelle ein Neubau errichtet werden sollte, beantragte der Vorstand, künftig dieses Haus für die Ausstellung der Sammlung nutzen zu dürfen. Am 24. März 1903 genehmigte Fürst Georg das Gesuch. Damit war die Museumsfrage endlich gelöst. Der am 3. Oktober 1903 abgeschlossene Mietvertrag schränkte die Nutzung des Gebäudes als Museum ein: Der nach Norden gelegene Keller diente, der Verfügung von 1877 entsprechend, weiterhin der Casino-Gesellschaft als Weinkeller, und der Gewölbekeller blieb herrschaftlichen Zwek-ken vorbehalten. Mietzins hatte unser Verein nicht zu entrichten, dafür mußte er die Instandhaltungskosten tragen. Die feierliche Einweihung fand am 19. Februar 1905 statt (Abb. 2). Für die Einrichtung der Abteilungen und deren Betreuung wurden folgende sieben Abteilungen gebildet: Münzen, Naturwissenschaften und Mineralogie, Modelle, Volkskunde (Trachten und Geräte), Vor- und Frühgeschichte, ländliche Kultur und städtische Kultur. Da es im weiten Umkreis noch keine ähnliche Einrichtung gab, erschloß sich dem Museum ein entsprechend großes Sammelgebiet. Es bot praktischen Heimatschutz zur Wahrung regionaler Identität und war als Volksbildungsstätte für die Heimatpflege unentbehrlich. Doch die vermeintliche Neigung der Bevölkerung zur Tradition wurde unterschätzt: Die Zahl derer, die die mittwochs und sonnabends geöffnete Sammlung besuchten, war gering. Die von der Schaumburg-Lippischen Landesregierung und der Stadtverwaltung geleistete finanzielle Unterstützung von 900 Mark im Jahr erlaubte nicht nur, das Museum durch eine hauptamtliche Kraft beaufsichtigen zu lassen, sondern auch die Drucklegung von Schriften.

Veröffentlichungen Inspiriert durch die Schriften großer Regionalverbände, die Dr. Weiß von Versammlungen des „Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und


Abbildung 2


Alterthumsvereine" zur Bereicherung der Vereinsbibliothek mitbrachte, verfestigte sich seit 1902 der Gedanke, ebenfalls eine eigene Publikation herauszubringen. Vorrangige Ziele waren, das reichhaltige, wissenschaftlich noch weitgehend unausgewertete Quellenmaterial zu bearbeiten und mit möglichst vielen Vereinen in Schriftentausch zu treten. Gedacht wurde zuerst an die Drucklegung von Vorträgen, die, durch die bescheidenen zur Verfügung stehenden Mittel bedingt, mit Hilfe von Abonnenten finanziert werden sollte. Als sich die Finanzlage verbesserte, entschlossen sich Vorstand und Ausschuß zur Herausgabe einer kleinen Druckschrift, die unterschiedliche Beiträge zur Lokalgeschichte des Heimatraumes aufnehmen sollte und darüber hinaus geeignet war, über die Vereinsarbeit zusammenfassend zu berichten. Es dauerte jedoch noch zwei Jahre, bis dieses Vorhaben verwirklicht werden konnte.

Mitteilungen des Vereins für Geschichte, Altertümer und Landeskunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe Mit einer Auflage von je 500 Exemplaren kamen 1904 das erste und 1907 das zweite Heft der „Mitteilungen" heraus. Die Artikel verfaßten Pastor Heidkämper, Apotheker Salchow und vor allem Pfarrer Ringenberg. Der Aufsatz von Dr. Otto Müller über „Die im 18. Jahrhundert gemachten Versuche, die Geschichte des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe zu schreiben", ist Inhalt des dritten Mitteilungsheftes (1912). Den buchhändlerischen Vertrieb übernahm die Verlagsbuchhandlung Geibel in Hannover, die auch der Verlag der Zeitschrift „Hannoverland-Altsachsenland", der Veröffentlichungen des „Historischen Vereins für Niedersachsen", des Heimatbundes „Männer vom Morgenstern" und anderer historischer Vereine war. Der Verkaufserlös der unter dem Titel „Zur Geschichte des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe" erschienenen 300 Sonderdrucke ging zu gleichen Teilen an den Verlag und unseren Verein. Die weitere Entwicklung wurde vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges überschattet. So mußte 1914 die Herausgabe der Regesten, ein chronologisch geordnetes Verzeichnis samt Inhaltsübersicht der Urkunden des Landes Schaumburg-Lippe, für die etwa 8000 Mark angesetzt waren, aus Kostengründen zurückgestellt werden.


II. DER VEREIN FÜR SCHAUMBURG-LIPPISCHE GESCHICHTE, ALTERTÜMER UND LANDESKUNDE - DIE ZEIT VON 1919 BIS 1958 Das Ende des Fürstentums Schaumburg-Lippe war für unseren Verein ein schwerer Schlag. Erst 1922 entschloß sich der Vorstand, eine neue Satzung zu verabschieden. Der Name unseres Vereins wurde unter Berücksichtigung der neuen politischen Lage geändert und zugleich der Jahresmitgliedsbeitrag von drei auf zwanzig Mark erhöht. Damit war jedoch kein geeignetes Mittel gefunden, der Geldentwertung entgegenzutreten. Das angesammelte Vereinsvermögen, das in der Kriegsanleihe angelegt worden war, ging durch die Inflation verloren. Die unserem Verein zufließende Wohlfahrtsrente des Reiches, die für Museumszwecke bestimmt war, wurde als Rücklage für die Herausgabe der „Mitteilungshefte" verwendet.

Tabelle 6 Vorstand 1919 - 1958


Oberlehrer Prof. Adolf Westerich und Gymnasiallehrer Prof. Hans Rausch prägten mit ihrer überaus starken Identifikation mit dem Schicksal unseres Vereins diese zweite Periode. Sie übten Ämter 37 bzw. 40 Jahre lang aus (Tab. 5 und 6). Die Suche nach ehrenamtlichen Mitarbeitern gestaltete sich immer schwieriger, so versah Rausch seit 1928 zwei und während des Zweiten Weltkrieges sogar drei Ämter (Tab. 6 und 7). Im Februar 1919 nahm der Vorstand die Vereinstätigkeit wieder auf. Vordringlichstes Ziel war, im Museum die Sammlung übersichtlich aufzustellen und die Bibliothek nutzbar zu machen. Der Gedanke, letztere mit der des Gymnasiums oder der der Hofbibliothek zu vereinen, konnte nicht verwirklicht werden. Der Vorstand begann, wieder Vorträge und Ausflüge zu veranstalten. Die erste Ausstellung hatte das Thema „Alt Bückeburg". Die Drucklegung von Schriften mußte mangels Geld vorerst zurückgestellt werden. Dafür sollten unter Leitung von Prof. Ballerstedt die Ausgrabungen auf dem Felde des Landwirtes Sobbe bei Warber beginnen, die schon für August 1914 vorgesehen waren. Neue Arbeitsschwerpunkte entstanden. Seit 1925 setzte sich Rausch für Belange des Naturschutzes ein. Westerich begann, die Flurnamenforschung voranzutreiben, und rief vor allem Lehrer und Pastoren auf, die noch erhaltenen Flurnamen zusammenzutragen. Die Änderungen auf politischem Gebiete ließen die Beschäftigung mit der Landesgeschichte in den Vordergrund rücken. Davon zeugen die zahlreichen Vorträge sowie die Beiträge, die in den „Heimatblättern" veröffentlicht wurden. In der NS-Zeit verstand es unser Verein, nicht nur seine Selbständigkeit und Struktur zu erhalten, sondern auch Gleichschaltungsbetrebungen abzuwehren. Er paßte sich der neuen „Heimatauffassung" an, die nun „Blutsund Raumbewußtsein" bedeutete und aufhörte, ein sittlich-ästhetischer Begriff zu sein, zu dem sie theologisch-humanistisches Denken einmal erhoben hatte. Geschickt vermochte er, den Dualismus zwischen Tradition und Parteigliederung der NSDAP zu umgehen, indem er die auf diktierte nationalsozialistische Volkskulturarbeit erfüllte, ohne seine eigenen Ziele zu vernachlässigen. Im Verein stand immer die Pflege der Geselligkeit im Vordergrund. In den Sommermonaten unternahmen die Mitglieder heimatkundliche Ausflüge zu historischen Stätten, deren besondere Bedeutung Kurzreferate vermittelten. Auf den monatlichen Mitgliederversammlungen, die im Winter zumeist in Bückeburg - teilweise in Stadthagen - stattfanden, wurden Vorträge gehalten, Neuerwerbungen vorgestellt und Fragen der Vereinsarbeit diskutiert. In den Kriegsjahren, in denen unter dem Einfluß der politischen Verhältnisse manch


Tabelle 7 Ausschuß 1919 - 1958 1. Ausschußmitglieder mit Ämtern


2.

Ausschußmitglieder ohne Ämter 1919-1949 Pastor Hermann Heidkämper, Bückeburg 1950 Studienrat Dr. Kurt Jäkel, Bückeburg 1951-1958 Studienrat Dr. Hilrich Bernhards, Bückeburg 1919-1928 Hofgoldschmied Friedrich Tielking, Stadthagen 1929-1933 Pastor Friedrich Gerling, Bückeburg 1934-1936 Justizoberinspektor Hirschfeld, Stadthagen 1937-1958 Studienrat Otto Bernstorf, Stadthagen 1919-1929 Baumeister Adolf Krauß, Bückeburg 1931-1950 Apotheker Dr. Wilhelm Kroseberg 1951-1958 Lehrer Friedrich Bergmeier, Bückeburg 1919 Oberhofmarschall Frhr. von Ulmenstein, Bückeburg 1920-1922 Steuerrat August Fröhling, Bückeburg 1923-1958 Kaufmann Fritz Hespe, Bückeburg 1919-1921 Prof. Dr. Otto Müller, Bückeburg 1922-1934 Oberstudienrat Prof. Victor Koch, Bückeburg 1935 (vakant) 1936-1948 Studienrat Dr. Georg Tappe, Bückeburg 1949-1954 Vermessungsrat Karl Pöhler, Bückeburg 1955-1958 Christian Prinz zu Schaumburg-Lippe, Bückeburg 1919-1925 Kammerherr von Engeibrechten, Bückeburg 1926-1942 Dr. Christian Ulrich Frhr. von Ulmenstein, Minden 1943-1951 Schlossermeister Wilhelm Brinke, Bückeburg 1952-1958 Kaufmann Alfred Thomas, Stadthagen 1. vakant) 1928-1954 Lehrer Albrecht Wehling, Stadthagen 1955-1958 Sonderschullehrer Walter Siebert, Nienstädt

alte Struktur beseitigt wurde, kam es lediglich zu einer Einschränkung der bisherigen Aktivitäten. Der 1947 neu gewählte Vorstand nahm die Arbeit zwei Jahre später wieder in vollem Umfange auf. Unschuldserklärungen, um sich von ideologischer Mitschuld reinzuwaschen, schienen nicht erforderlich zu sein und blieben daher aus. Zerstörung und Vertreibung hatten dem Heimatbegriff einen schmerzlichen Sinn verliehen, dem die gefühlvolle Romantik früherer Zeiten nicht mehr gerecht wurde. Ein neues Mittel, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf sich zu lenken, fand der Vorstand in der Veranstaltung von Vereinsjubiläen, die seit 1950 alle fünf Jahre begangen wurden, sowie in der Durchführung von Gedenkfeiern und der Abfassung von Dorfchroniken. Die monatlichen Vortragsabende hatten derartig guten Zuspruch, daß es Schwierigkeiten bereitete, geeignete Räume zu finden.


Mitgliederstruktur Die Zahl der Mitglieder war nach der Währungsreform von 130 auf fast 190 gestiegen. Sie stagnierte in den folgenden 20 Jahren. Die Neubürger, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Bückeburg ihren Wohnsitz nahmen, trugen dazu bei, daß die Mitgliederzahl von 275 im Jahre 1951 fünf Jahre später auf 314 anwuchs (Anhang 1). Bedingt dadurch zeichnete sich in der Mitgliederstruktur ein Wandel ab: Die noch im Jahre 1933 dominierende Gruppe aus Verwaltung, Politik und Militär schrumpfte um ein Drittel. Dafür prägte der gebildete bürgerliche Mittelstand zunehmend unseren Verein. 1956 stellten mit 25 Prozent die Lehrer die stärkste Berufsgruppe, und der Anteil aus dem Bereich Wirtschaft und Gewerbe stieg von fast 22 in 1933 auf 32 Prozent (Tab. 8). Das Ansinnen, die Seeprovinz politisch Neustadt anzugliedern, gab in Hagenburg und Steinhude Anlaß zu verstärkten heimatpflegerischen Aktivitäten. Mit Vorträgen und Ausstellungen verstand es der Vorstand seit 1950, das Geschichtsbewußtsein der dortigen Bevölkerung zu wecken und Tabelle 8 Die Berufe der Vereinsmitglieder


sie 1953 durch die Gründung der Ortsgemeinschaft Seeprovinz unter Leitung von Albert Gessert enger an den Verein zu binden. Ein Jahr später entstand eine solche auch in Stadthagen. Zum Ortsgemeinschaftsleiter wurde Walter Siebert ernannt. Damit war es gelungen, die Vereinsarbeit auf den gesamten Landkreis Schaumburg-Lippe auszudehnen.

Auswärtige Vereine Auch der Kontakt zu überregionalen Verbänden wurde wieder geknüpft. Auf dem Niedersachsentag 1919 in Hannover erfolgte die Berufung von Prof. Westerich in den „Niedersächsischen Ausschuß für Heimatschutz". Manche Anregung, die er dort erhielt, ließ er in die eigene Vereinsarbeit einfließen. Im Januar 1920 trat unser Verein dem zwei Jahre zuvor gegründeten „Niedersächsischen Baumuseum-Verein" in Hannover bei und überließ diesem eine große Zahl alter Fotografien von Bückeburg und Schaumburg-Lippe. Nach fünfjähriger Pause beabsichtigte der „Nordwestdeutsche Verband für Altertumsforschung", mit Sitz in Berlin, seine Verbandstagung in Hannover zu veranstalten und bei dieser Gelegenheit einen Ausflug zur Hünenburg bei Todenmann zu unternehmen. Obwohl die vorläufige Einladung bereits gedruckt vorlag, verstand es Prof. Westerich, noch im März eine Änderung zu erzielen. So fand die 11. Tagung dieses Verbandes am 7. und 8. April 1920 nicht in Hannover, sondern in Bückeburg statt, und Prof. Baller-stedt nutzte die Gelegenheit, einen Vortrag über die vorgeschichtliche Siedlung bei Warber zu halten, deren Ausgrabung inzwischen abgeschlossen war. Nach dem Beitritt in den „Museumsverein für Niedersachsen" (1932) suchten Westerich und Rausch dort Anregungen für unser Museum und nahmen an Fortbildungsveranstaltungen teil. Die Aktivitäten, die sich in Bückeburg entfalteten, drangen nach außen. Die „Historische Kommission für Hannover, Braunschweig, Oldenburg, Schaumburg-Lippe und Bremen" war auf Westerich aufmerksam geworden und hielt 1933 ihre Jahrestagung in Bückeburg ab, auf der er über „Schaumburg-Lippe im Wandel der letzten drei Jahrhunderte" sprach. Mit seiner Wahl in die „Historische Kommission" während dieser Tagung fand seine bisherige Arbeit überregional Anerkennung. Die Bemühungen um die plattdeutsche Sprache waren bisweilen recht stiefmütterlich behandelt worden. Um dagegen Abhilfe zu schaffen, trat unser Verein 1935 zwar dem „Verein für niederdeutsche Sprachforschung" in


Hamburg bei, doch die Resonanz war gering, wie die Beiträge in den „Nesselblättern" belegen. Manches Vorhaben ließ sich in der NS-Zeit nicht umsetzen. So mußte unter dem politischen Druck die an den Niedersächsischen Heimatbund - er war in den „Reichsbund Volkstum und Heimat" überführt worden - ergangene Einladung, 1938 seinen Niedersachsentag in Bückeburg zu veranstalten, mit der Begründung zurückgenommen werden, daß die Neugestaltung des Museums noch nicht erledigt sei. Auch in den folgenden Jahren konnte dieser Wunsch nicht erfüllt werden, da der Niedersächsische Heimatbund seit 1939 diese Tagung nicht mehr veranstaltete und mit seiner Auflösung im Juli 1943 die Arbeit ganz einstellte. Erst 1957 sollte er mit der Ausrichtung des 38. Niedersachsentages in Bückeburg in Erfüllung gehen. Da die Protokolle aus den Jahren 1954 bis 1958 nicht mehr vorhanden sind, kann über die Vorbereitung nichts ausgesagt werden. Über das Thema dieses Niedersachsentages „Heimat zwischen gestern und morgen" hielt Prof. Brüning den Festvortrag. Entgegen dem ersten in Bückeburg stattfindenden Niedersachsentag beteiligte sich an seiner Gestaltung nur ein Vorstandsmitglied: Dr. Jäkel hielt einen Vortrag über „Die Stadt Bückeburg". Das Museum Nicht nur zwischen den beiden Kriegen bildete das Museum die wohl größte Belastung für unseren Verein. Die zur Verfügung stehenden Mittel reichten niemals aus, Maßnahmen gegen den schlechten baulichen Zustand des Museumsgebäudes zum Schutz der Exponate zu ergreifen. Für die Sammlung ergaben sich vor allem durch die Feuchtigkeit und die Platznot, die keine gerechte Präsentation zuließ, besondere Probleme. Mangels Heizung war das Museum nur in den Sommermonaten geöffnet. Der Versuch, Anfang der 30er Jahre im Hause der früheren Bürgerknabenschule eine geeignete Unterkunft zu finden, scheiterte. So begnügte sich der Vorstand mit der Pflege und Erhaltung der Sammlung und ihrer Vermehrung. Im 2. Weltkrieg wurden ihre wertvollsten Teile im Mausoleum untergestellt und die Vereinsbücherei zuerst im Gymnasium Adolfinum, später auf Anordnung der Militärregierung im Palais ausgelagert. Nachdem 1947 die Wiedereinrichtung des Museums nach Plänen des Pflegers für Niedersächsische Museen in Hannover begonnen hatte, plünderten inmitten der Aufbauphase britische Offiziere die Sammlung. Im Mai 1949 konnte sie wieder eröffnet werden, und die Aufsicht übernahmen Mitglieder des Ausschusses ehrenamtlich.


Veröffentlichungen Durch die schlechte Finanzlage unseres Vereins verzögerte sich der Druck von Schriften. An Material und Ideen mangelte es jedoch nie.

Seit 1915 hatte unser Verein ideell und finanziell die Herausgabe des Buches von Max Burchard „Das Stadtarchiv der Stadt Stadthagen als Quelle für die Bevölkerungsgeschichte" unterstützt. Nicht nur der Krieg vereitelte dieses Vorhaben; die Inflation machte die bereits angesammelten Mittel wertlos, so daß 1924 neue Geldgeber gefunden werden mußten. Im Juni 1927 konnte es endlich erscheinen. Manche Pläne ließen sich nicht verwirklichen. Als Fürst Donnersmarck 1929 anregte, auf eigene Kosten ein Heft über „Schaumburg-lippische Volkstänze" zu erstellen, beschlossen Vorstand und Ausschuß, Wiegmann und Bachmann mit dieser Aufgabe zu betrauen. Nach Wiegmanns Tod arbeitete seit 1933 Bachmann mit dem Musiklehrer Gerhard Grosan zwar an diesem Vorhaben weiter, doch zu einer Veröffentlichung ihrer Ergebnisse kam es nicht. Viele Jahre dauerte es, bis sich die Veröffentlichung der Dissertation von Richard Blohm verwirklichen ließ. Seine Arbeit über „Die Schaumburgischen Hagenhufendörfer" hatte er 1939 fertiggestellt. Da sich die Druckkosten bei einer Auflage von 750 Exemplaren auf 1470 RM beliefen, erbat Blohm von unserem Verein einen Zuschuß. Dieser hatte jedoch noch nicht einmal die erforderlichen Mittel für seine eigenen Publikationen. So wandte sich Westerich hilfesuchend zuerst an den Niedersächsischen Heimatbund, sodann an den Reichsnährstand und schließlich an Prof. Brüning. Außerdem fertigte er für die Schaumburg-Lippische Landesregierung ein Gutachten an. Diese erklärte sich bereit, einen Zuschuß in Höhe von 600 RM zu leisten, wofür sie 100 Freiexemplare verlangte. Weitere 500 RM wurden in Aussicht gestellt. Doch die Restfinanzierung war nicht gesichert. 1941 übernahmen Westerich und die „Wirtschaftswissenschaftliche Gesellschaft" in Hannover für Blohm - er war im Krieg - die weiteren Verhandlungen und übertrugen Grimme den Druck. Mit der Begründung, daß seine Belegschaft um 50 Prozent reduziert sei, schob Grimme im Februar 1942 den Druck hinaus. Erst ein Jahr später waren die Druckfahnen fertiggestellt. Ohne Wiedergabe der vorgesehenen Bilder erschien „Die Schaumburgischen Hagenhufendörfer. Gemeinschaftssiedlungen der mittelalterlichen Binnenkolonisation" endlich 1944 in der Schriftenreihe des Niedersächsischen Heimatbundes.


1. „Mitteilungen des Vereins für schaumburg-lippische Geschichte, Altertümer und Landeskunde" Für das vierte Heft stellte Otto Zaretzky 1918 seinen Beitrag über „Die Statuten der Stadt Stadthagen" zur Verfügung. Die auf 1194,80 Mark veranschlagten Druckkosten bei einer Auflage von 300 Exemplaren konnte der Verein nicht aufbringen. 1921 verbesserte sich seine Finanzlage, und die Versammlung bewilligte 3000 Mark für die Herausgabe. Doch der Herstellungspreis betrug nunmehr 6000 Mark, so daß der Rest durch Spenden finanziert werden mußte. Den Auftrag erhielt wie bei den vorhergehenden Heften Buchdrucker August Grimme. Er verstand es, den Druck über die Währungsreform hinaus zu verzögern, so daß er erst 1926 verwirklicht werden konnte. Professor Dr. Otto Müller hatte eine sich im Museum befindende Handschrift, deren Bedeutung bisher nicht bekannt gewesen war, Herder zugeordnet: „Das Liederbuch der Gräfin Maria". 1922 zeigte sich die Herder-Stiftung in Weimar daran interessiert. Die „Gesellschaft der Bibliophilen" in Eisenach erklärte sich bereit, die Schrift faksimiliert als Jahresausgabe für ihre Mitglieder herauszugeben, ohne jedoch die textkritische Bearbeitung von Müller berücksichtigen zu wollen. Das Vorhaben scheiterte 1923 beim Insel-Verlag aus Kostengründen, und auch in den folgenden Jahren konnte sich die HerderStiftung zu keiner Entscheidung durchringen, so daß sich unser Verein entschloß, die Schrift selbst zu veröffentlichen: „Das Buch der Gräfin Maria" wurde 1929 als fünftes Mitteilungsheft herausgebracht. Versuche, für den Vertrieb die Buchhandlung Fock in Leipzig zu gewinnen, scheiterten. Inzwischen war im Februar 1932 der erste von vier Beiträgen für das sechste Mitteilungsheft eingegangen. Der letzte folgte im Dezember 1933. Nun war es August Grimme, der mangels Aufträgen auf eine zügige Fertigstellung drängte, so daß das Heft bereits im folgenden Jahr mit einer Auflage von 400 Exemplaren erschien. Im Januar 1935 beabsichtigte das Reform-Realgymnasium zu Stadthagen, am Heldengedenktag 1936 seinen im Ersten Weltkrieg gefallenen Schülern ein Ehrenmal zu setzen und zu dieser Gelegenheit eine Festschrift mit dem Titel „Das alte Stadthagen und seine höhere Schule" herauszubringen. Ziel war es, eine Chronik der Stadt Stadthagen zu schreiben, an der es bisher mangelte. Die bisherigen Erfahrungen hatten gezeigt, daß sich die Herstellung einer Druckschrift nicht in einem Jahr verwirklichen ließ. Studienrat Bernstorf sah sich nicht in der Lage, dieses Vorhaben allein zu verwirklichen, und war auch nicht bereit, die dadurch entstehenden Kosten zu tragen. Er wandte sich an Westerich und bat um organisatorische und finanzielle Hilfe. Mit dem Ziel, 100 Exemplare dieses Buches zusätzlich als


Mitteilungsheft herauszugeben, setzten sie im Mai 1935 ein Werbeschreiben auf, in dem Behörden und Mitglieder zur Subskription aufgefordert wurden. Probleme ergaben sich mit den Autoren. Lehrer Wehling gab im September 1935 seine Mitarbeit auf, und Prinz forderte ein Honorar in Höhe von 200 RM! (Für Aufsätze im Niedersächsischen Jahrbuch wurden nur 30 bis 50 RM gezahlt.) Erst 1936 konnte Einigkeit erzielt werden, als sich Stadthagens Bürgermeister Hammelberg bereit erklärte, das auf 100 RM geminderte Honorar zu übernehmen. Dr. Schecker aus Bremen machte die größten Schwierigkeiten. Er hatte den Auftrag erhalten, die Entwicklung vom Gymnasium Illustre bis zur Universität zu bearbeiten. Nun versuchte er, seinen nationalsozialistischen Einfluß geltend zu machen, und lieferte einen allgemeinen Beitrag über Sitten der Burschenschaften. Da sich Bernstorf und Westerich weigerten, diesen in der kulturgeschichtlichen Studie aufzunehmen, verschaffte sich Dr. Schecker Genugtuung: Er überließ seinen, für die Festschrift vorgesehenen und bereits gesetzten Artikel über das Gymnasium der Schriftleitung der Rintelner Heimatblätter zum Abdruck, so daß dieser seit 1936 in einzelnen Folgen dort erschien. Dank des persönlichen Einsatzes von Prof. Schnath mußte der Burschenschaftsartikel nicht in die Festschrift aufgenommen werden. Im November 1938 erteilte die Reichsschrifttumskammer Leipzig unserem Verein den erforderlichen Befreiungsschein, da er nicht ihr Mitglied und auch der Verlag Grimme ihr nicht angegliedert war. Abermals war es Buchdrucker Grimme, der das Erscheinen verzögerte, so daß erst im November 1939 die ersten 277 Exemplare vorlagen. Unser Verein trug die laufenden Kosten. Er erstattete nicht nur die Auslagen von Rohling, Burchard und Bernstorf, sondern übernahm auch die Restfinanzierung. Der umfangreiche erhaltene Schriftverkehr belegt, daß es vor allem Westerich mit seinem unermüdlichen Einsatz ermöglichte, daß das Buch „Das alte Stadthagen und seine höhere Schule" überhaupt erschien. Christian Ulrich Frhr. von Ulmenstein schloß 1938 das Manuskript über „Das Schaumburg-Lippische Truppenkorps und seine Offiziere" ab. Auf das Angebot der Druckerei Hermann Böhlaus in Weimar ging er nicht ein. Im Dezember 1939 überließ der Verlag für Standesamtswesen in Berlin er hatte bereits mit dem Druck begonnen - unserem Verein 200 Rohexemplare für 370 RM. Mit gleichem Satz erschien unter dem Titel „Die Offiziere des Schaumburg-Lippischen Truppenkorps 1648—1867" das achte Mitteilungsheft. Der Zwang der Kriegsverhältnisse brachte die Publikationsfreudigkeit unseres Vereins nicht zum Erliegen. Für das neunte Mitteilungsheft lagen 1941 die Beiträge vor. Grimme veranschlagte die Kosten auf 1863 RM und erhielt im gleichen Jahr den Druckauftrag. Erst 1944 war das Heft fertig.


Eine Druckgenehmigung brauchte nicht eingeholt zu werden, da der Auftrag vor 1943 erteilt worden war. Nach dem Krieg unternahm unser Verein 1948 mit einer schmalen, nur 56 Seiten umfassenden Schrift den Versuch, die Herausgabe der Mitteilungen fortzusetzen. Auf Beschluß des Vorstandes wurden die Mitteilungen 1951 mit der Herausgabe des elften Heftes umbenannt in „Die schaumburg-lippische Heimat" und 1957 in „Unsere schaumburg-lippische Heimat", wobei jeweils im Untertitel die bisherige Bezeichnung erhalten blieb. Bereits 1937 war der Druck der Handschrift der „Historia Linthorstana" angeregt worden. Pastor Kampermann hatte 1941 eine Abschrift angefertigt, die 1942 publiziert werden sollte. Doch erst 1957 konnte dieses Vorhaben verwirklicht werden. 2. Die Heimatblätter „Blätter für schaumburg-lippische Heimatkunde" Beilage zur „Schaumburg-Lippischen Landes-Zeitung" Der Gedanke, neben den wissenschaftlich gehaltenen „Mitteilungen" regelmäßig eine Heimatbeilage in der Schaumburg-Lippischen Landes-Zeitung erscheinen zu lassen, kam bereits 1922 auf, als Westerich mit Redakteur Paul Wolfram ein Gespräch über die in Rinteln von der Schaumburger Zeitung herausgegebenen „Heimatblätter" führte. Zwei Jahre später, am 25. Februar 1924, regte die Mitgliederversammlung an, von unserem Verein auch ein solches Blatt ins Leben zu rufen. Die diesbezüglichen Verhandlungen mit Druckereibesitzer August Grimme und Redakteur Paul Wolfram erbrachten ein positives Ergebnis, so daß der Ausschuß am 27. März 1924 das Erscheinen der Beilage beschloß. Pastor Hermann Heitkämper übernahm die Schriftleitung. Ihm oblag das Sammeln der zu veröffentlichenden Artikel und die Zusammenstellung der einzelnen Nummern. Herausgeber der „Blätter für schaumburg-lippische Heimatkunde" war unser Verein, dem durch den Druck dieser Publikation keine Unkosten entstanden. Auch die Regelung, an die Autoren keine Honorare zu zahlen - sie hatte sich schon bei den „Mitteilungen" bewährt -wurde beibehalten. Gegenüber den bisher in der Tageszeitung erschienenen Einzelveröffentlichungen unserer Vereinsmitglieder ergab sich nun der Vorteil, die heimatkundlichen Aufsätze in der Beilage zusammenzufassen. So konnten sie leichter gesammelt und als Baustein für größere Arbeiten verwendet werden. Da durch den Krieg das persönliche und familiäre Schicksal in den Mittel-


punkt gerückt war, eröffnete sich in der Personen- und Familiengeschichte ein neues Forschungsgebiet. Sie bildete neben Beiträgen zur Ur- und Frühgeschichte, Landes-, Kultur-, Kirchen- und Literaturgeschichte und dem Naturschutz den Inhalt der Blätter. Die Autoren waren zumeist Lehrer und Pastoren. An Stoff mangelte es nicht. Bereits im Mai 1924 konnte die erste Nummer erscheinen. Die nächsten folgten im Abstand von zwei Monaten, dann seit 1925 monatlich. Nachdem die Versuche des Stadthagener Kreisblattes gescheitert waren, von den für uns arbeitenden Autoren heimatkundliche Beiträge zu erhalten, begannen Verhandlungen mit dem Ziel, das Heimatblatt nicht nur der Zeitung in Bückeburg, sondern auch der in Stadthagen beizulegen. Wolfram war dagegen, aber Grimme erklärte sein Einverständnis. Auch der Ausschuß begrüßte dieses Vorhaben; denn es würde dazu beitragen, die Kenntnisse über das Heimatland und seine Geschichte in möglichst weiten Kreisen zu verbreiten. Ausschlaggebend war schließlich die Meinung des Konsortiums der „Schaumburg-Lippischen Landes-Zeitung". Das gab am 31. Dezember 1924 seine Zustimmung, so daß seit Mitte des folgenden Jahres unsere „Blätter für schaumburg-lippische Heimatkunde" nun auch dem Stadthagener Kreisblatt beilagen. Seit 1926 wurden sie an auswärtige Mitglieder, Archive, Bibliotheken und Museen verschickt. Dafür stellte Grimme 50 bis 60 Exemplare kostenlos zur Verfügung. Nicht so großzügig verhielt er sich gegenüber dem Stadthagener Kreisblatt, dem er pro Nummer für die Herstellung der Matern 16,85 RM berechneter Da das Blatt sich nicht in der Lage sah und wohl auch nicht bereit war, diese überhöhte Forderung zu zahlen, wurde die Veröffentlichung in Stadthagen mit der Dezember-Nummer 1927 wieder eingestellt. Es dauerte fast drei Jahre, bis diese Zeitung eine kostengünstigere Lösung fand und als Beilage „Die Heimat" herausbrachte, für die Albrecht Wehling die Schriftleitung übernahm. Wer auch immer zuerst die Idee gehabt haben mochte, diese Heimatbeilage ins Leben zu rufen, von Anfang an betrachtete sich die Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung - richtiger Redakteur Wolfram - als ihr geistiger Urheber. Als im Januar 1929 ein die letzten fünf Jahrgänge umfassendes Inhaltsverzeichnis als Sonderbeilage kostenlos gedruckt werden sollte, stimmte Wolfram dem nicht zu. Er vertrat die Ansicht, daß nicht unser Verein der Gründer des Blattes sei und somit auch kein Verfügungsrecht habe. Jetzt zeigte sich abermals, wie günstig die frühe, gezielte Bindung unseres Vereines an das Fürstenhaus und die Berufung von Ausschußmitgliedern war, die der Fürstlichen Hofkammer angehörten. Das Konsortium befürwortete das


Begehren unseres Vereins: Das Inhaltsverzeichnis wurde kostenlos als Sonderbeilage gedruckt. Es entwickelte sich ein großes überregionales Interesse an dieser Heimatbeilage. Zwar förderten die Blätter nicht die Zahl an Mitgliedern, dafür aber den Schriftentausch mit Periodika anderer Vereine, und die Vereins-bibliothek nahm durch Rezensionsexemplare an Umfang zu. Ohne Abstimmung mit unserem Verein änderte Redakteur Wolfram 1929 den Titel der Beilage in „Heimat-Blätter" - Beilage zur „Schaumburg-Lippischen Landes-Zeitung". Nach der Machtübernahme endeten die Unstimmigkeiten zwischen ihm und unserem Verein von selbst. Am 1. Juni 1933 wurde die „SchaumburgLippische Landes-Zeitung" mit der nationalsozialistischen Tageszeitung „Die Schaumburg" vereint, und Redakteur Wolfram mußte gehen. Die „HeimatBlätter" lagen von nun an monatlich beiden Zeitungen bei. Das an den Reichsstatthalter und Gauleiter Dr. Alfred Meyer als Treuhändler der NSDAP und Herausgeber der Zeitung „Die Schaumburg" vom Vorstand angetragene Ersuchen, die Veröffentlichung wie bisher unter gleichem Modus erscheinen zu lassen, wurde im September 1933 positiv entschieden. Die Oberaufsicht oblag dem Reichsstatthalter in Lippe und Schaumburg-Lippe, dem Regierungsrat Wolff in Detmold. Um Verwechslungen mit den in Minden und Rinteln publizierten „Heimatblättern" zu vermeiden, kam es mit Herausgabe der Januar-Nummer 1934 - dieses Mal auf Vorschlag des Ausschusses - wieder zu einer Namensänderung, und zwar in „Das Nesselblatt" - Blätter für schaumburg-lippische Heimatkunde Beilage zur „Die Schaumburg"'/„Schaumburg-Lippischen Landes-Zeitung". Auf eine Eingliederung unseres Vereins in den Fachverband der Reichspressekammer in der Reichskulturkammer wurde 1936 wegen Geringfügigkeit verzichtet, da wir keinen größeren Kreis an Zeitungen mit dem „Nesselblatt" belieferten. Mit dem Mindener Geschichtsverein verfuhr man ebenso. Im gleichen Jahr traten die ersten Schwierigkeiten mit dem Verlag der Zeitung „Die Schaumburg" auf. Durch die Verzögerung des Druckes konnte die seit 1934 bestehende Verpflichtung nicht eingehalten werden, das Zentrale Zeitschriftenarchiv in Berlin, die „Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums", fristgerecht zu beliefern. Um unnötige Belastungen des Verlages zu vermeiden, verzichtete das Amt für Schrifttumspflege 1937 ganz auf die Einsendung des „Nesselblattes".


Anfangs gelang es Westerich noch, den Inhalt der Blätter zu beeinflussen, indem er Beiträge als ungeeignet zurückwies. Seit 1938 setzte sich Kreisleiter Dr. Bruns über Schriftleiter Heidkämper hinweg und übernahm eigenmächtig Artikel. Am Ende des Jahres entzog der Verlag unserem Verein sogar die Herausgeberschaft. Dennoch lieferte Heidkämper weiterhin Texte für das „Nesselblatt" auch, als am 1. April 1939 die „Schaumburger Zeitung" in Rinteln in den Verlag der Zeitung „Die Schaumburg" überging und damit die ihr beigegebenen „Heimatblätter - Beiträge zur Förderung der Heimatkunde und Heimatliebe" übernommen wurden. Während die „Schaumburger Zeitung" als selbständiges Blatt mit eigener Schriftleitung bestehen blieb, sollten die „Schaumburger Heimatblätter" künftig beiden Zeitungen wöchentlich beigelegt werden, um damit die durch politische Teilung auseinandergerissene alte Grafschaft Schaumburg wieder kulturell zusammenzufassen. Doch diese Beilage hatte bisher manches aufgenommen, was ihren Zielen nicht recht entsprach. Daher wünschte der Verlag, deren Inhalt durch Übernahme der Aufsätze des „Nesselblattes" künftig wertvoller zu gestalten. Um den Belangen unseres Vereins gerecht zu werden, sollten die Nesselblatt-Artikel jeweils im Satz stehen bleiben und am Ende eines jeden Monats unter dem bisherigen Titel für unsere Mitglieder zu einem Sonderdruck zusammengefaßt werden. Unser Verein hatte seine Veröffentlichung verloren. Dem Heimatbund „Männer vom Morgenstern" war es ähnlich gegangen, als es der Nordwestdeutschen Zeitung aus presserechtlichen Gründen nicht mehr möglich war, deren Beilage herauszugeben, und die Veröffentlichung im Februar 1939 einstellte. Zwar wurde Heidkämper nach nunmehr 15jähriger Tätigkeit als Schriftleiter verabschiedet, doch er arbeitete fortan mit der gleichen Zielsetzung wie bisher weiter. Es war nicht immer leicht, das Blatt mit heimatkundlichen Aufsätzen zu füllen, und oftmals mußten noch im letzten Augenblick vorhandene Lücken durch eigene Arbeiten geschlossen werden. Die Zusammenarbeit mit dem Hauptschriftleiter der „Schaumburger Zeitung", Rein-hold Börner, war gut. Kreisleiter Dr. Bruns verstand es, seinen parteipolitischen Einfluß geltend zu machen, indem er das an ihn geschickte Material zurückhielt. Doch die Differenzen waren nicht von Dauer. Am 26. August 1939 erschienen die „Schaumburger Heimatblätter" zum letzten Mal. Auch der Mindener Geschichtsverein mußte mit Beginn des Zweiten Weltkrieges seine „Heimatblätter" einstellen, die er bisher bei den „Westfälischen Neuesten Nachrichten" hatte drucken lassen. Ein Jahr später lebte die Veröffentlichung wieder auf: Am 7. August 1940 kam die erste Nummer der „Schaumburger Heimatblätter" als Beilage zur


„Schaumburger Zeitung“/„Die Schaumburg" mit dem ausdrücklichen Hinweis heraus, daß sich ihr Betreuungsgebiet auf die alte Grafschaft Schaumburg, also auf die Kreise Grafschaft Schaumburg und Schaumburg-Lippe erstrecke. Die weiteren Nummern folgten vierzehntägig und seit Januar 1941 nur noch monatlich, um dann als Beilage mit der letzten Ausgabe am 19. März 1941 für über neun Jahre ihr Ende zu finden. In dem zusammenfassenden Bericht über die Vereinsarbeit von 1938 bis 1942 heißt es darüber: „Die laufenden Veröffentlichungen des Vereins, die im ,Nesselblatt' erschienen, mußten unter dem Druck der Papiernot eingestellt werden." Auch „Die schaumburg-lippische Heimat" gab es nun nicht mehr, denn im Juni 1941 stellten nicht nur der „General-Anzeiger", sondern auch das „Stadthagener Kreisblatt" ihr Erscheinen ein. Nun suchten die Autoren nach neuen Wegen, ihre Arbeiten zu verbreiten. Im „Hannoverschen Kurier" erschienen Berichte über Schaumburg-Lippe unter der Rubrik „Aus dem Lipper Lande" (!). Ausschußmitglied Wehling hatte seit Anfang August 1941 Auseinandersetzungen mit dem Verlag der Zeitung „Die Schaumburg". Der Kreisleiter verbot ihm, gleichzeitig für diese Zeitung und das „Kasseler Sonntagsblatt" zu schreiben mit der Begründung, das letzteres ein kirchliches Blatt sei. Für Wehling war „Die Schaumburg" eine Parteizeitung und das „Kasseler Sonntagsblatt" keine kirchliche Zeitung, sondern ein nationalsozialistischer Musterbetrieb. Als er sich entscheiden sollte, wohl um die Sauberkeit eines NSDAP-Mitglieds zu testen, reagierte er schnell. Seit September 1941 lieferte er weder für die eine noch die andere Beiträge, denn er wollte sich an keine Zeitung binden. Darüber war Kreisleiter Dr. Bruns derart erbost, daß er seine bisherige Arbeit heftig kritisierte und ihn der Berichterstattung für die Mindener Zeitung verdächtigte. Doch für diese hatte er seit zwölf Jahren nicht mehr gearbeitet. Verängstigt trug Wehling die Angelegenheit dem Provinzschriftleiter des „Hannoverschen Kuriers" vor - das Blatt war Eigentum der NSDAP -, und dieser ließ ihn nicht fallen. So mußte Dr. Bruns seine Einstellung ändern und ihm erklären, daß er ihm die Berichterstattung für das Kreisblatt nicht verbieten könne. Wie sehr das Wiedererscheinen der „Schaumburg-Lippischen LandesZeitung" nach dem Zweiten Weltkrieg erwartet wurde, um endlich Gelegenheit zu erhalten, mit Heimatblättern wieder an die Öffentlichkeit zu treten, zeigen die Vereinsprotokolle seit Oktober 1949. Der Vorschlag Wehlings, sich um eine Heimatbeilage bei dem im Verlag Welge in Stadthagen wieder herausgegebenen General-Anzeiger zu bemühen, wurde nicht ver-


wirklicht. Am 1. Mai 1950 war es endlich so weit, und es konnte im gleichen Monat Nummer 1 der „Schaumburg-Lippischen Heimat-Blätter" Monatsbeilage der „Schaumburg-Lippischen Landes-Zeitung" veröffentlicht werden. Herausgeber war wie früher unser Verein. Die Schriftleitung übernahm anfangs Prof. Hans Rausch und seit 1955 für zwei Jahre Konrektor Friedrich Bergmeier. 1957 löste ihn Sonderschullehrer Walter Siebert ab. Inhaltlich blieb alles beim alten. Auch die Autoren waren überwiegend die gleichen wie in den Vorkriegsjahren. Das anfänglich gesetzte Ziel, mit möglichst vielen Bibliotheken, Instituten, Museen und Vereinen in Schriftentausch zu treten, hatte sich bereits im Jahre 1930 mit 49 Tauschpartnern erfüllt und stieg in den folgenden Jahren weiter an. Bedingt durch die politische Teilung Deutschlands reduzierte sich ihre Zahl nach dem Zweiten Weltkrieg um 21. III. DER SCHAUMBURG-LIPPISCHE HEIMATVEREIN - DIE ZEIT VON 1958 BIS 1990 Organisation, Verwaltung und Vereinsleben änderten sich nach der Wahl von Hans Wunderlich. Der neue, dynamische Vereinsvorsitzende hielt die alte Form der Vereinsarbeit durch die Zeitentwicklung für überholt. Um ein Stagnieren zu verhindern, sollte dem Verein der Name „Schaumburg-Lippischer Heimatverein" neues Leben einflößen und damit eine sozial und politisch vielgestaltigere „neue Heimatbewegung" entstehen. Zielstrebig verfolgte der Vorstand neue Aufgaben. Die 1962 gegründete Aufbau-, später Planungsgemeinschaft setzte sich dafür ein, Verkehrsplanung und Erhaltung des Bückeburger Stadtbildes in Einklang zu bringen. Bei der Vergabe von Straßennamen verstand er, seinen Einfluß dahingehend geltend zu machen, daß die Bückeburger Bürger berücksichtigt wurden, die die Geschichte der Stadt mitgeprägt hatten. Aus Anlaß des 75jährigen Bestehens unseres Vereins wurde 1965 unter Verwendung des sich im Museum befindenen Prägestockes die Münze nachgeschlagen, die 1748 zum Regierungsantritt des Grafen Wilhelm geprägt worden war. Das allgemeine große Interesse veranlaßte den Vorstand, nicht nur weitere Münzen, sondern auch Medaillen herauszugeben: Johann Gottfried Herder (1970), Lulu von Strauß und Torney (1972), Hermann Löns (1973), Anthon Büsching und Börnes von Münchhausen (beide 1974). Der Absatz der beiden letzten Ausgaben war so gering, das auf weitere verzichtet wurde.


Die Erhaltung und Pflege schaumburg-lippischer Trachten stand in der Vereinsarbeit ebenso im Vordergrund wie die Beratung und Koordinierung der Trachtengruppen. Ein besonders geeignetes Mittel sah der Vorstand in der Durchführung von Trachtenfesten, die 1970 und 1978 in Bückeburg stattfanden. 1990 richtete die Ortsgemeinschaft Stadthagen ein solches anläßlich des 100jährigen Bestehens unseres Vereins aus. In den 60er und 70er Jahren wurden in Bückeburg regelmäßig - seltener in Stadthagen und der Seeprovinz - Vorträge veranstaltet. Sie befaßten sich vornehmlich mit der Geschichte des Fürstenhauses. Um sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, unterschied man gezielt zwischen fachwissenschaftlichen Vorträgen und solchen, die zwar auch gehaltvoll und inhaltlich zuverlässig, aber doch mehr populär gehalten waren. Mangels Zuspruch sind diese in Bückeburg in den letzten Jahren als Sonderveranstaltung immer seltener geworden und in die seit 1980 regelmäßig einmal im Monat abgehaltenen Klönabende eingeflossen. Zu den seit Bestehen unseres Vereins durchgeführten kulturhistorischen Exkursionen traten Fahrten, die zwar auch kulturell und geschichtlich Wesentliches boten, darüber hinaus aber auch in die Schönheit der Landschaft einführen sollten. Sie fanden seit 1970 unter Hans Oeser einen derartigen Zuspruch, daß ihre Organisation und Durchführung die Bildung einer eigenen Sektion erforderte. Heute besteht diese unter der Leitung von Fritz Bliefernicht aus 15 Personen. Der monatlich erscheinende und in den Kreditinstituten ausliegende Veranstaltungskalender gibt nicht nur Mitgliedern, sondern auch Freunden unseres Vereins die Möglichkeit, sich an dem angebotenen umfangreichen Programm zu beteiligen. Äußerst positiv entwickelten sich die Aktivitäten in allen Ortsgemeinschaften, insbesondere in Stadthagen seit der Wahl von Werner Bentrup, der als Ortsgemeinschaftsleiter eigene Initiativen entwickelte. Die anspruchsvollen und ausgezeichnet organisierten Veranstaltungen - Vorträge, Fahrten, Klönabende etc. - der Ortsgemeinschaft Stadthagen finden bei allen Mitgliedern unseres Vereins großes Interesse. Auch die Denkmalpflege war seit Anbeginn eine der wichtigsten Vorhaben. Anfangs beschränkte sie sich auf die museale Sicherung von durch den Abbruch eines Gebäudes gefährdeten Fachwerkbalken mit Inschriften. Mit der Gründung eines sich aus Architekten und Handwerkern zusammensetzenden „Bewertungsausschusses" bahnte sich 1981 ein neuer Weg an. Neben der beratenden Funktion zeichnet er seitdem die Denkmalbesitzer mit Urkunde und Ehrenplakette aus, die sich durch Restaurierungsmaßnahmen um die Erhaltung schaumburg-lippischen Kulturgutes verdient gemacht haben. Bis heute sind 69 derartige Ehrungen vergeben worden.


Da unser Verein die ihm nach der in Artikel 56 Abs. 2 der Vorläufigen Niedersächsischen Verfassung von 1951 verankerten „Traditionsklausel" zustehende materielle und ideelle Förderung nicht erhielt, suchte der Vorstand nach neuen Wegen, um eine bessere finanzielle Unterstützung seitens der öffentlichen Hand zu bekommen. Er fand sie dank der Mitarbeit des Landkreises in der Kollektivmitgliedschaft der Gemeinden. Die vereinbarte Abgabe von fünf Pfennigen pro Einwohner ermöglichte es jedoch nur kurze Zeit, die Vereinsaktivitäten auszuweiten, da die Zahlungen nicht konsequent eingehalten wurden. Anfang der 70er Jahre war die finanzielle Ausstattung wieder auf dem alten Stand. Die vom Vereinsvorsitzenden Dr. Helge Bei der Wieden 1974 vorgeschlagene Einbringung des Domanialvermögens in eine Schaumburg-Lippische Stiftung konnte nicht verwirklicht werden. Die Kassenlage verbesserte sich erst wieder 1979 durch Erhöhung der Zuwendungen vom Landkreis Schaumburg und von der Stadt Bückeburg. Doch durch die Kürzungen im Bereich der Kultur- und Heimatpflege im Haushalt des Landkreises sanken die jährlichen Zuschüsse kontinuierlich. Heute ist die Finanzlage unseres Vereins - vor allem durch den Umbau unseres Museums bedingt - auf einem derartigen Tiefpunkt angelangt, daß manches Vorhaben einfach nicht mehr verwirklicht werden kann. Mitgliederstruktur Die steigende Zahl der Mitglieder belegt, daß die heimatpflegerischen Aktivitäten des Vorstandes angenommen wurden. In einem Zeitraum von nur zehn Jahren hatte sie sich bis 1968 verdoppelt. Dann zeigte sich, daß die Wahl eines neuen Vorsitzenden, der der geschichtlichen Forschung und der regelmäßigen Herausgabe der „Mitteilungen" den Vorrang einräumte, auf weniger Interesse stieß. Dem Mitgliederschwund konnte sodann vor allem durch das umfangreiche Angebot an Ausflügen Einhalt geboten werden, so daß ihre Zahl von 520 im Jahre 1974 heute kontinuierlich auf fast 1400 angestiegen ist (Anhang 1). Aber auch die Ortsgemeinschaften trugen besonders in den letzten Jahren einen erheblichen Teil dazu bei. Ihre Vorträge, Klönabende und Fahrten weckten zunehmend das Interesse an unserem Verein, insbesondere durch die von diesen und vom Vorstand in Bückeburg getätigte gute Öffentlichkeitsarbeit. Die letzte Mitgliederliste, in der bei über 90 % der Verzeichneten auch die Berufe aufgeführt sind, ist aus dem Jahre 1974. Sie verdeutlicht im Vergleich zu 1963 den Strukturwandel. Der Anteil der Lehrer sank von 20,6 % auf 14,9 %, während der der Geistlichen ungefähr gleich blieb. Der Bereich


aus Verwaltung, Politik und Militär nahm um über 50 % und der aus Wirtschaft und Gewerbe um 20 % ab. Dafür war ein enormer Anstieg von Hausfrauen und Witwen zu verzeichnen. Er erhöhte sich von 5,2 % auf 25,5 % (Tab. 9). Der heutige große Anteil weiblicher, alleinstehender Mitglieder und die hohe Altersstruktur belegen, daß ihre Zahl weiter zugenommen hat. Tabelle 9 Die Berufe der Vereinsmitglieder

Satzungsänderungen Seit der 1959 verabschiedeten Satzung setzte sich der Vorstand aus dem 1. und 2. Vorsitzenden, einem Vertreter des Fürstenhauses, dem Schrift-und dem Rechnungsführer zusammen (Tab. 10). In das 1965 beim Amtsgericht eingetragene neue Statut waren nicht nur die Bestimmungen der Gemeinnützigkeitsverordnung von 1953, sondern auch die Arbeitsweise der Ortsgemeinschaften eingearbeitet. Weitere Satzungsänderungen erfolgten in den Jahren 1976 und 1980.




Dem Erweiterten Vorstand gehörten anfangs die Leiter der Bibliothek und des Museums sowie die der Ortsgemeinschaften Seeprovinz und Stadthagen an letztere bereits verankert in der Satzung 1954. Er vergrößerte sich 1971 durch Aufnahme des Fahrtenleiters und 1979 bzw. 1983 durch die Leiter neu gegründeter Ortsgemeinschaften in Lauenau sowie in Hagenburg und Lindhorst. Die in Lauenau trat im März 1987 aus unserem Verein wieder aus (Tab. 11). Der Beirat Um die Zahl bewährter Mitarbeiter zu erhöhen und zur Entscheidungsfindung die der Stimmberechtigten zu vermindern, trat 1959 auf Beschluß der Mitgliederversammlung an die Stelle des bisherigen Ausschusses ein Beirat. Ihm oblag laut § 7 der Satzung von 1959 gemeinsam mit dem Vorstand die Leitung der Geschäfte des Vereins. Die Zusammensetzung des Beirates regelte § 10. Danach wurden 1959 folgende Personen in den Beirat berufen: 1.

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Frühere Ausschußmitglieder (ohne Ämter): Oberstudienrat a. D. Otto Bernstorf, Stadthagen Lehrer Albrecht Wehling, Stadthagen Christian Prinz zu Schaumburg-Lippe, Bückeburg Vermessungsrat a. D. Karl Pöhler, Bückeburg Frühere Ausschußmitglieder (mit Ämtern): Oberstudienrat Dr. Hilrich Bernhards, Bückeburg (Bibliotheksleiter) Sonderschullehrer Walter Siebert, Bückeburg (bisheriger Leiter der Ortsgemeinschaft Stadthagen, nun Museumsleiter) Bankbeamter i. R. Albert Gessert, Hagenburg (Leiter der Ortsgemeinschaft Seeprovinz) Frühere Vorstandsmitglieder: Studienrat a. D. Dr. Wilhelm Michel, Bückeburg (+ 1963) Berufsschuldirektor a. D. Heinrich Miede, Bückeburg (+ 1962) Steuerberater Otto Wendt, Bückeburg (+ 1990) Sonstige: Hausfrau Emmy Bolenz, Bückeburg (+ 1975) Professor Dr. Kurt Brüning, Göttingen (+ 1961) Oberschullehrerin a. D. Anna Creuzinger, Bückeburg (+ 1971) Hausfrau Margarethe Eckermann, Bückeburg (+ 1967) Mittelschullehrer Heinrich Meier, Hagenburg Lehrer a. D. Ernst Mensching, Bückeburg Oberregierungsrat a. D. Heinrich Naujoks, Bückeburg (4- 1972)


Philipp-Ernst Erbprinz zu Schaumburg-Lippe, Bückeburg Wolrad Fürst zu Schaumburg-Lippe, Bückeburg (+ 1962) Oberst a. D. Günter Freiherr von Ulmenstein, Hameln (+ 1972) Neben solchen Mitgliedern, die die Vereinsarbeit ohne Übernahme eines Vorstandsamtes im besonderen Maße förderten, kamen auch die in Anerkennung ihrer langjährigen Verdienste um die Heimatpflege geehrten Mitglieder, die Ehrenmitglieder, in den Beirat. Diese Ehrung wurde meistens zum 75. oder 80. Geburtstag überreicht und an langjährige Mitglieder des Ausschusses (30,8 %) und des Vorstandes (46,2 %) vergeben. Bis heute wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt: Oktober März Januar Januar Januar März März Januar August Juni November März März

1948: Kaufmann Fritz Hespe, Bückeburg (+ 1959) 1950: Wolrad Fürst zu Schaumburg-Lippe, Bückeburg (+ 1962) 1963: Oberregierungsrat a. D. Heinrich Naujoks, Bückeburg (+ 1972) 1963: Oberstudienrat a. D. Otto Bernstorf, Stadthagen (+ 1969) 1963: Oberst a. D. Günter Freiherr von Ulmenstein, Hameln (+ 1972) 1965: Oberstudienrat a. D. Dr. Hilrich Bernhards, Bückeburg (+ 1971) 1965: Bibliotheksdirektor a. D. Dr. Friedrich Busch, Hannover (+ 1974) 1966: Lehrer Albrecht Wehling, Stadthagen (+ 1971) 1966: Bankbeamter i. R. Albert Gessert, Hagenburg (+ 1976) 1969: Oberstudiendirektor a. D. Hans Wunderlich, Bückeburg (+ 1984) 1980: Rentner Bruno Scharno, Bückeburg (+ 1988) 1981: Sonderschullehrer a. D. Walter Siebert, Bückeburg (+ 1989) 1982: Dipl.-Berufsschullehrer a. D. Hans Oeser, Bückeburg.

Darüber hinaus wurden die Verwaltungsbehörden mit Sitz und Stimme im Beirat an der Arbeit des Vereins beteiligt. Seit der Gründung gehörte ihm je ein Vertreter des Landkreises und der Städte Bückeburg und Stadthagen an. Von den Verwaltungsbehörden wurden folgende Vertreter benannt und vom Vorstand in den Beirat berufen: Landkreis Schaumburg-Lippe: 1959 bis 1973: Willi Kastning 1973 bis 1977: Herbert Saß


Landkreis Schaumburg: 1977 bis 1989: Herbert Saß seit 1989: Ernst-August Kranz Stadt Bückeburg: 1959 bis 1969: Wilhelm Bruns seit 1969: Reinhard Fricke Stadt Stadthagen: 1959 bis 1961: Arnold Lübke 1961 bis 1968: Paul Tschöpe 1968 bis 1975: Wolfgang Heidenreich 1976 bis 1986: Heinrich Buddensiek seit 1986: Rolf Bökemeier Der Vorstand verleiht seit 1971 für besondere Verdienste um die Heimatpflege die Herder-Medaille. Vergeben wurde sie für langjährige ehrenamtliche Arbeit im Vorstand und in der Geschäftsführung (50 %), an Leiter der Trachtengruppen (23 %), an Förderer der Heimatliteratur (13,5 %)und Verfasser wissenschaftlicher und heimatkundlicher Literatur (13,5 %). Als mit der Satzung von 1980 (§ 11) der Beirat durch die Inhaber der Herder-Medaille eine Erweiterung fand, ergaben sich zwangsläufig Doppelmitgliedschaften. Träger der Herder-Medaille: 1985 1971 1986 1971 1986 1971 1975 1972 1978 1974 1979 1990 1977 1990 1975 1972 1971 1981

Karl Blaume, Bückeburg Otto Bösenberg, Stadthagen (+ 1978) Werner Bremer, Lindhorst Dr. Dieter Brosius, Hannover Horst Brünig, Beckedorf Karl Driftmann, Bückeburg Albert Gessert, Hagenburg (+ 1976) August Grimme, Bückeburg (+ 1975) Hilmar Grübbel, Bückeburg Heinrich Heumann, Lauenhagen Adolf Kappmeier, Lauenhagen Karl-Heinz Kilb, Bückeburg Hans Oeser, Bückeburg Kurt Ptack, Bückeburg Günter Reimann, Lindhorst Bruno Scharno, Bückeburg (+ 1988) Alexander Schreiber, Bückeburg (+ 1976) Werner Tüting, Bückeburg (4- 1984)


1982 1976 1981 1988

Wilhelm Vogt, Bückeburg Heinrich Weiland, Röcke Wilhelm Weiland, Stadthagen Heinz Wischhöfer, Steinhude

Seit 1976 erfolgte die gezielte Berufung von Vertretern der die Brauchtumspflege fördernden Volkstanz- und Trachtengruppen in den Beirat, um diese enger an unseren Verein zu binden. Ihre Mitgliedschaft wurde nachträglich in der Satzung von 1980 (§ 11) verankert. Trachtengruppen Jahr

Name

Sitz der Trachtengrupp

1986 1988 1990 1976 1976 1986 1974 1976 1976 1986 1990 1976 1976 1962 1986 1976 1990 1987 1976

Heinrich Schütte Heinz Müller Friedhelm Brandes Wilhelm Möller Willi Knoop Heinz-Günter Hönerhoff Heinrich Heumann Adolf Kappmeier Günter Reimann Werner Bremer Dietmar Fehring Rolf Nordmann Horst Gotzel Carl Everding Bernd Windheim Heinrich Weiland Gudrun Peter Wilhelmine Sievert Heinz Wischhöfer

Achum Apelern Bad Nenndorf Bückeburg Cammer Gelldorf-Obernkirchen Lauenhagen Lauenhagen Lindhorst Lindhorst Meinsen-Warber Nordsehl Nordsehl Probsthagen Probsthagen Röcke Scheie Seggebruch Steinhude

Die Altersstruktur des Beirates ist relativ hoch. Sitzungen fanden mit Ausnahme der Jahre 1984 und 1988 regelmäßig einmal jährlich statt. Den Aufgabenbereich des Beirates regelt § 20 der Satzung von 1980. Tabelle 12 führt die Personen auf, die abgesehen von den bisher genannten seit 1960 in den Beirat berufen wurden (* heutige Beiratsmitglieder, Stand 1. 3. 1990).


Tabelle 12 Mitglieder des Beirates 1960 1965 1968 1978 1962 1962 1978S 1966 1984 1984 1978 1976 1983 1961 1962 1961 1984 1962 1981 1968 1960 1962 1987 1985 1962 1990 1961 1963 1984 1963 1975 1978 1967 1985 1969 1981 1975 1965 1984

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Justizoberinspektor a. D. Heinrich Albes, Stadthagen Kreisschulrat Helmut Andermann, Bückeburg Kaufm. Angestellter Friedrich Barkhausen, Bückeburg Stadtoberinspektor Friedrich Bartels, Stadthagen Bäuerin Anna Battermann, Habichhorst Lehrerin Gisela Bäumer, Bückeburg Sprachlehrer Rolf Bäumer, Bückeburg Rektor Wilhelm Becker, Bückeburg Oberstudienrat Dr. Helge Bei der Wieden, Bückeburg Konrektor Peter Beinßen, Stadthagen Kaufmann Werner Bentrup, Stadthagen Hans-Georg Frhr. von Blomberg, Nienfeld Regierungsoberinspektor Robert Bokeloh, Stadthagen Pastor Wilhelm Bolenz, Lindhorst Kreislandwirtin Maria Bothe, Hagenburg Hauptlehrer Wilhelm Brepohl, Frille Pastor Gerhard Brunzema, Bückeburg Architekt Gerhard Drengemann, Minden Postbeamter i. R. Friedrich Driftmann, Bückeburg Dr. Wiltrud Eikenberg, Bückeburg Staatsarchivdirektor Dr. Franz Engel, Bückeburg Lehrer a. D. Carl"Everding, Bückeburg Kreisheimatpfleger Dr. Gerhard Franke, Porta Westfalica Bürgermeister Karl-Wilhelm Garbe, Lauenau Hauptlehrer Friedrich Gerloff, Bad Nenndorf Bankvorstand Heinrich Heitmann, Bückeburg Konrektor Ernst Herbeck, Bückeburg Facharzt Dr. Heinz Hespe, Bückeburg Landesbischof Dr. Joachim Heubach, Bückeburg Stadtamtmann a. D. Ferdinand Hofmeister, Stadthagen Ingenieur Heinrich Hokamp, Bückeburg Kirchenrat a. D. Ernst Kampermann, Bückeburg Vors. des Kulturvereins Dr. Hans Kern, Bückeburg Bundesbahnbeamter Karl-Heinz Kirchhoff, Stadthagen Landesbischof Johann Gottfried Maltusch, Bückeburg Dipl.-Ing. Josef Maßmann, Bückeburg Facharzt Dr. Horst Merckens, Bad Eilsen Oberregierungsrat Adolf Meyer-Ravenstein, Bückeburg Stadtdirektor Ernst Möller, Bückeburg


1965 1982 1969 1981 1981 1978 1963 1982 1979 1982 1987 1960 1985 1984 1990 1984 1963

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Postverwalter Heinrich Munk, Stadthagen Geologe Dr. Hans-Uwe Oppermann, Wölpinghausen Staatsarchivdirektorin Dr. Brigitte Poschmann, Bückeburg Gerichtsoberamtsrat Rudolf Reppe, Bückeburg Oberstudiendirektor a. D. Erdmann Richter, Bückeburg Herta Schäfer, Bad Eilsen Fürstinmutter Bathildis zu Schaumburg-Lippe, Hagenburg Landrat a. D. Heinrich Schoof, Nienstädt Sparkassendirektor Rolf Schreiber, Rinteln Stadtbaurat Karlheinz Soppe, Bückeburg Eckehard Spennemann, Hagenburg Fabrikant Herbert Thiele, Steinhude Vermessungstechniker Ernst Thürnau, Lindhorst Rektor Wolf gang Voß, Bückeburg Fotograf Helmut Weiß, Bückeburg Dechant Bruno Wessels, Bückeburg Hausfrau Charlotte Wunderlich, Bückeburg Auswärtige Vereine

Die Arbeitsgemeinschaft, die auf Anregung unseres Vereins mit dem „Heimatbund der Grafschaft Schaumburg" in Rinteln 1962 entstand, verfolgte zwar das Ziel der engeren Zusammenarbeit - doch sie erbrachte kein Ergebnis. Das Konkurrenzdenken vereitelte auch in den Jahren 1970 und 1974 die von unserer Seite vorgeschlagenen Fusionierungsangebote und 1975 die gemeinsame Herausgabe von Schriften. Ebenso kam die von uns gewünschte Gründung eines Interessenverbandes zwischen beiden Heimatvereinen nach der Bildung des Landkreises Schaumburg (1977) nicht zustande. Die Zugehörigkeit zu überregionalen Vereinigungen, die im Jahre 1960 auf acht geschrumpft war, beschränkt sich seit 1976 nicht nur aus Kostengründen auf die großen norddeutschen Verbände. Die laufend steigende Mitgliederzahl erforderte eine verstärkte interne Vereinsarbeit und ließ wenig Zeit, nach außen zu arbeiten. Besonders eng war das Band zum Niedersächsischen Heimatbund, in dessen Beirat der 1. Vorsitzende, Philipp-Ernst Fürst zu Schaumburg-Lippe, 1980 berufen wurde und dem die Vereinsvorsitzende von 1983 bis 1990 als Vizepräsidentin angehörte. Heute ist sie Geschäftsführerin des Dach Verbandes in Hannover. Im Jahre 1985 verstand es unser Verein, daß der Niedersächsische Hei-


matbund zum dritten Mal seinen Niedersachsentag in Bückeburg ausgerichtete. Aktiv beteiligte er sich an der Gestaltung des 66. Niedersachsentages, insbesondere zeichnete er sich verantwortlich für den „Bückeburger Abend" und die Organisation der Exkursionen, die unter seiner Leitung stattfanden. Das Museum Seit der Änderung des Vereinsnamens führt das bisherige Landesmuseum die Bezeichnung Heimatmuseum. Die in zwei Räumen dort untergebrachte Vereinsbibliothek und die umfassende Urkunden- und Kartensammlung wurden 1963 dem im Bückeburger Schloß neu eingerichteten Niedersächsischen Staatsarchiv als Depositum übergeben, um sie der wissenschaftlichen Auswertung noch günstiger verfügbar zu machen. Im gleichen Jahr errichtete unser Verein in Stadthagen eine Außenstelle des Heimatmuseums, die anläßlich der Bezirksarbeitstagung des Niedersächsischen Heimatbundes im Juni 1963 eröffnet wurde und Trachten sowie bäuerliche Geräte zeigte. Das Gutachten, das der Museumsverband für Niedersachsen und Bremen 1965 abgab, sprach sich gegen dieses Museum aus, da es im Inhalt mit dem Bückeburger weitgehend übereinstimmte, und stellte darüber hinaus fest, daß sich das Gebäude für die Aufstellung einer Sammlung nicht eignete. Dennoch wurden, ohne ein neues Konzept entwik-kelt zu haben, in den folgenden Jahren weitere Exponate von Bückeburg nach Stadthagen geschafft. Eine äußerst negative Entwicklung trat ein: Der größte Teil der ausgeliehenen Gegenstände war 1975 nicht mehr auffindbar, da die Einrichtung niemals eine den Erfordernissen entsprechende Aufsicht hatte. Die Versuche der Stadt Stadthagen, für eine Sicherung einzutreten, scheiterten, so daß es zu weiteren Verlusten kam. Erst im Jahre 1988 entschied sich der Vorstand, die noch vorhandenen Stücke nach Bückeburg zurückzuholen. Das Bückeburger Heimatmuseum hatte seit 1958 ein neues Gesicht bekommen. Besonders positiv wirkte sich seit 1962 der persönliche Einsatz des Museumswartes Bruno Scharno aus. Die Schaffung von Magazinräumen im Dachgeschoß erlaubte eine neue Präsentation der Ausstellungsstücke. Trotz der vorgenommenen Sanierungsarbeiten im und am Gebäude versuchte der Vorstand 1970, ein anderes Haus zu finden, da die Enge im Museum unhaltbar war. Doch es blieb alles beim alten, auch als 1974 der geplante Umzug in das Bückeburger Schloß gescheitert war. Nach dem Einbruch im Jahre 1974, bei dem wertvolle Gewehre und Zinngeschirr entwendet wurden, kam es zur Installation einer Alarmanlage.


Der drei Jahre später vorgenommene weitere Ausbau des Dachgeschosses schaffte neue Magazinräume. Viele kleine Einzelmaßnahmen folgten. Sie erfüllten jedoch niemals voll den Zweck, die Sammlung nach museumspädagogischen Gesichtspunkten so zu ordnen, wie es wünschenswert schien.

Das änderte sich erst, als sich die Stadt Bückeburg entschloß, das Gebäude im Rahmen der Städtebauförderung sanieren zu lassen. In zwei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wurden sämtliche Exponate katalogisiert. Es waren verschiedene Ausstellungskonzepte - auch unter dem Gesichtspunkt der Erweiterung auf das Nebengebäude - entwickelt worden, bis endlich im Juni 1989, leider ohne zuvor eine bauhistorische Untersuchung vorgenommen zu haben, der Umbau beginnen konnte.

Die Sanierungsmaßnahme erfolgte sehr zügig, so daß bereits seit Oktober 1990 die ersten, im Schloß und im Oberstenhof ausgelagerten Sammlungsgegenstände wieder eingeräumt wurden. Bei der Präsentation auf drei Etagen wird nun besonderer Wert auf die Stücke gelegt, die es in anderen Museen nicht gibt.

Im Untergeschoß ist die Abteilung „Ur- und Frühgeschichte" untergebracht, deren paläontologische Sammlung besondere Beispiele der fossilen Flora und Fauna aus der Wealdenformation zeigt. Ausgrabungsgegenstände aus mittelalterlichen Burgen und Wohnstätten sind Zeugen der archäologischen Denkmalpflege, die der Vorstand bis zum Jahre 1925 vorrangig betrieben hatte. Im Obergeschoß präsentiert sich als Lehrschau die Vielfalt der drei schaumburg-lippischen Trachten, die der Friller, der Bückeburger und der Lindhorster Tracht im Vergleich. Erstmals seit Bestehen des Museums können derart viele Stücke aus der reichhaltigen Sammlung unseres Vereins der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Sie bilden zusammen mit den magazinierten Beständen umfangreiches Material für eine noch ausstehende wissenschaftliche Trachtenforschung.

Das Dachgeschoß ist vor allem der Geschichte des Hauses SchaumburgLippe gewidmet. In dieser Abteilung sind neben Hof- und Militäruniformen die Meßinstrumente des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe, die Globen, Waffen und Münzprägestöcke einzigartige Exponate. Darüber hinaus bietet sich hier die Möglichkeit, Sonderausstellungen zu veranstalten.


Veröffentlichungen 1. „Schaumburg-Lippische Mitteilungen" Trotz der großen finanziellen Belastung setzte sich die Herausgabe der Schaumburg-Lippischen Mitteilungen weiter fort. An Material mangelte es nie. Positiv wirkte sich das Niedersächsische Staatsarchiv in Bückeburg aus, in dem zunehmend regionale Forschung betrieben wurde. Zahlreiche wissenschaftliche Einzelergebnisse fanden Aufnahme in den Mitteilungen. Besonders unter dem Vorsitzenden Dr. Helge Bei der Wieden erschienen sie regelmäßig. Aus Kostengründen verzichtete der Vorstand auf ihre jährliche Herausgabe. Es bleibt zu hoffen, daß das Ziel, sie alle zwei Jahre der Öffentlichkeit vorzustellen, eingehalten werden kann. (Eine zusammenfassende Aufstellung über den Inhalt der Mitteilungshefte Nr. 1 bis 28 ist am Ende dieses Heftes veröffentlicht.) 2. „Ballerstedtiana" Um auch Beiträge zur naturwissenschaftlichen Erforschung SchaumburgLippes und der angrenzenden Gebiete zu berücksichtigen, schuf der Vorstand 1973 mit der Zeitschrift „Ballerstedtiana" ein neues Publikationsorgan. Das zweite Heft kam 1975 heraus. Es zeigte sich jedoch bald, daß es hierfür an Autoren fehlte, so daß mit dem dritten Heft im Jahre 1980 diese Schriftenreihe wieder eingestellt werden mußte. 3. „Schaumburg-Lippische Heimatblätter" Mit dem Amtsantritt von Walter Siebert als Schriftleiter dieser Blätter (1957) begann sich inhaltüch eine Wende abzuzeichnen. Die heimatkundlichen, teils volkskundlichen Aufsätze sprachen nun in ihrer Art eine breitere Bevölkerungsschicht als früher an. Nach dem Ableben von August Grimme im Jahre 1975, der die Anliegen unseres Vereins immer wohlwollend behandelt und jegliche finanzielle Belastung uns abgenommen hatte, ergaben sich Schwierigkeiten, wenn es galt, über den Rahmen heimatkundlicher Beiträge hinaus Vereinsnachrichten zu veröffentlichen. Auch die Kosten für die Sonderdfucke übernahm nun nicht mehr die Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung, sondern gingen nun zu unseren Lasten. Vor allem auf das Drängen der Ortsgemeinschaft Stadthagen aber auch bedingt durch die nicht mehr so zahlreich zur Verfügung stehenden Autoren endete 1981 ihre Herausgabe als Zeitungsbeilage. Als im Januar 1982 - nun unter der Schriftleitung von Heinrich Munk - Heft 1 der Heimatblätter als Vierteljahresschrift erschien, hatte sich ihr Format um 50% verkleinert.


Das Ziel, eine Informationsschrift für die Mitglieder zu schaffen, wurde indes niemals zur Zufriedenheit aller erfüllt. Die finanzielle Belastung, die mit dieser Änderung auf unseren Verein zukam, war und ist heute so erheblich, daß dadurch die Herausgabe der Mitteilungen nicht mehr gesichert ist. Eine Kostendämpfung konnte auch 1989 durch die Verringerung des Formats auf DIN A 5 nicht erzielt werden. Im gleichen Jahr übernahm Schriftführer Helmut Döpke ihre Schriftleitung.

Es bleibt zu wünschen, daß bald, den Zielen von 1924 entsprechend, eine neue Regelung gefunden wird, die dazu beiträgt, das Wissen um Geschichte und Kultur sowie um Volks- und Brauchtum unserer Region wieder einem großen Kreis von Bürgern zugänglich zu machen.

Unsere Publikationen tauschen wir heute mit den Schriften 66 deutscher und ausländischer Partner aus (Anhang 2). Neben dem Wissen über die Aktivitäten anderer Vereine, Verbände und Institutionen hat unser Verein durch den Schriftentausch einen außerordentlichen Bekanntheitsgrad erlangt. Es wäre äußerst bedauerlich, wenn die Veröffentlichungen nicht in der bisherigen Art und Weise fortgeführt werden könnten.

Ausklang Trotz der sich ändernden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Einflüsse hat es unser Verein in den 100 Jahren seines Bestehens verstanden, seine Souveränität zu bewahren und einen großen Teil seiner Ziele auf dem umfassenden Gebiet der Kultur- und Heimatpflege durchzusetzen. Dabei stand und steht auch noch heute die freiwillige und ehrenamtliche Mitarbeit engagierter Bürgerinnen und Bürger im Vordergrund. Die Übernahme von Ämter erfolgte in der ersten Periode unseres Vereins vornehmlich nach dem Aussscheiden aus dem Berufsleben; erst in der dritten Periode zeichnet sich hier eine Änderung ab: Es überwiegen die aus dem Altersbereich zwischen 40 und 49 Jahren. Von der hohen Altersstruktur zeugt die Analyse über das Alter bei Aufgabe eines Amtes und die Dauer der Ausübung (Tab. 13).


Tabelle 13 Alter der Inhaber eines Amtes und Dauer der Ausübung - Vorstand, Ausschuß, Erweiterter Vorstand –

Alter bei Übernahme eines Amtes: 30 - 39 Jahre : 16,6 % 40-49 Jahre : 31,2 % 50 - 59 Jahre : 12,6 % 60-69 Jahre : 31,2% 7 0 - 79 Jahre : 8,4 %

Alter bei Aufgabe eines Amtes: 30 - 39 Jahre : 2,5 % 40 - 49 Jahre : 15,0 % 50 - 59 Jahre : 15,0 % 60-69 Jahre : 27,5 % 70 - 79 Jahre : 32,5 % 80 - 89 Jahre : 5,0 % 90-91 Jahre : 2,5 %

Dauer der Ausübung der Ämter: 16111621263136-

- 5 Jahre39,1 % -10 Jahre -15 Jahre -20 Jahre - 25 Jahre - 30 Jahre - 35 Jahre - 40 Jahre

26,2 % 15,3 % 4,3 % 4,3 % 2,2 % 4,3 % 4,3 %



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