Semper Magazin No.2 13/14

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Semper!

Interview

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Zu zweit in einem einsamen Beruf Eva-Maria Westbroek und Frank van Aken sind im richtigen Leben ein Paar – und singen an der Semperoper im November und Dezember die Titelrollen in »Tristan und Isolde«. Vor der Wiederaufnahme von Wagners Musikdrama sprachen sie über diese besondere Konstellation, über Sängerleben und -liebe.

Sie sind in »Tristan und Isolde« einander in einer verheerenden Liebe verbunden. Blenden Sie Ihre persönliche Situation beim Singen ganz aus? Westbroek: Die kann man nicht ganz vergessen, man hat eine andere Energie zusammen als mit jemandem, den man nicht kennt. Man spürt Vertrauen, Liebe und Unterstützung! Va n Ak e n : Diese Oper zusammen mit meiner Frau singen zu dürfen, ist ein Wunsch von mir. Seit Jahren sehe ich eine Traum-Isolde in ihr. Die Stimmfarbe, das lustige Detail, dass sie – als Holländerin – in Irland geboren ist, das rote Haar! Die Oper hat aber nichts mit unserem Leben zu tun. Ich werde auf der Bühne Isolde begegnen und nicht meiner Eva. Obwohl ... speziell bleibt es natürlich! Es wird ja hoffentlich nicht so sein wie bei den ersten »Tristan und Isolde«-Sängern – sie waren im wahren Leben ein Paar, und Tristan starb nach der vierten Aufführung.

Was sind für Sie die spezifischen Herausforderungen dieser Partien? An erster Stelle die stimmliche Belastung durch das Werk, dann das Lernen der nicht einfachen Texte. (Gott, steh mir bei!) Und das Allerwichtigste sind die psychologischen Aspekte der ganzen Oper. Mit allen drei Komponenten kann man sich Jahre lang ausleben. W e stb ro e k : Ich glaube, es sind die Länge und die Schwierigkeit, die Konzentration bis zum Schluss zu halten. Außerdem ist auch für mich der Text sehr schwer, und die Psychologie und Philosophie stammen aus einer anderen Zeit, die uns fremd ist. Van Aken:

Sie haben in der »Walküre« in Frankfurt zusammen Sieglinde und Siegmund gesungen. Werden Sie häufig zusammen engagiert?

Nicht so oft, leider. Wir hatten die Möglichkeit, die Partien in Frankfurt in einem wunderbaren »Ring« zu singen. Einmal bin ich einge­ sprungen in der Met, als ich Eva in Amerika besuchte. Plötzlich stand ich neben ihr auf der Met-Bühne. Es passiert immer häufiger, dass wir zusammen singen. Letzten Sommer »Tannhäuser« in Chile. Gerne möchte ich irgendwo »Otello« mit ihr machen. Auch ein Wunsch! We stb roek: Va n Ak e n :

Fühlen Sie sich als »Traumpaar« der Oper oder sehen eine Gefahr darin, in diese Schublade zu geraten? Va n Ak e n : Ich sehe Eva als eine »Traumfrau« und denke noch oft: »Was macht sie jetzt mit einem Mann wie mir?« Aber nein, Traumpaare gibt es nur in der Oper. Westbroek: Wir fühlen uns nicht als Traumpaar, sondern als Paar, das Oper singt und somit beider Träume lebt!

Wie stark prägt der Gesang Ihr Privatleben? We stb roek: Sehr stark, er ist unser Hobby und unsere Passion! Wir leben für diesen Beruf. Va n Ak e n : Das Singen ist der größte Teil unseres Lebens. Ein sehr schöner Teil. Man muss sich allerdings Mühe geben, auch das andere im Leben, die Natur, die Familie, den Hund, die Freundschaften zu genießen. Die Balance ist schwer zu finden, weil unsere Kalender so unterschiedlich sind.

Üben Sie viel zusammen? W e stb r o e k : Nicht viel. Manchmal besuchen wir zusammen einen Coach oder Pianisten und arbeiten zusammen an Partien. Va n Ak e n : Wir teilen unsere Erfahrungen jeden Tag. Aber wir haben beide unsere eigene


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