Semper Magazin No.3

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Nora Schmid, Gespräch

Und wie ist die ideale Bühnenpartnerschaft? BH

Wenn die Chemie stimmt, wenn man sich, ohne viel zu erklären oder ohne viel zu sagen, auf einer Ebene bewegt und alles automatisch richtig kommt. Das ist wie im normalen Leben, entweder man empfindet es, oder man empfindet es nicht.

Und wie fühlen Sie sich nach einer Vorstellung? AD

Ich zweifle manchmal daran, was ich gemacht habe, und studiere lange einzelnen Phrasen hinterher. Ich bin sehr selbstkritisch, manchmal ist das fast zu viel. Wirklich? Tenöre sind doch nicht so selbstkritisch.

Kennen Sie nach so vielen Auftritten noch Lampenfieber? AD

Da ist natürlich eine Nervosität, aber nur in den ersten Sekunden, und diesen Adrenalinstoß brauche ich auch. Wenn ich dann erkenne, dass die Stimme o.k. ist, muss ich mich selbst vergessen und ganz in der Musik und der Figur aufgehen.

BH

Wie sind denn Tenöre?

BH

Ja, wie sind Tenöre? Maria Callas sagt in dem Stück »Meisterklasse« etwas Wunderbares: »Ein Tenor! Gott schütze uns Soprane vor den Tenören!« Eigentlich liebe ich ja Tenöre, aber wenn die singen, können wir solange in die Garderobe gehen und abwarten bis sie fertig sind. Denn dann haben wir nichts mehr zu sagen auf der Bühne, dann ist sie für uns verloren.

Barbara Hoene

Ohne Tenor kein Opernhaus.

und Andrej Dunaev im Gespräch

AD BH

AD

BH

Es liegt auch an der Musik, dass die Tenöre immer die großen Absahner sind. Tenöre haben die schönsten Arien. Aber Soprane auch. Ich möchte so gerne »Casta Diva« singen … Ich möchte Rodolfo singen! Oder Cavaradossi! Ich glaube in der Tenorstimme ist irgendwas drin, was die Leute emotional besonders erregt. Diese Extremlage der Stimme, die Spannung, die dahinter ist, und die wunderschönen Melodien, die immer die Tenöre gekriegt haben, all das rührt die Leute, viele weinen oder applaudieren begeistert. Apropos, was bedeutet Ihnen Applaus?

BH

Es ist schon was Besonderes, wenn man auf die Bühne raus tritt. Da geht mir immer das Herz auf … AD

AD

Die Bühne ist ein toller energetischer Magnet. Hier entstehen auf wenigen Quadratmetern immer wieder unglaublich geballte Emotionen. Ist das Künstlerdasein auch mit Entbehrungen verbunden?

BH

Na ja, ich kann zum Beispiel an dem Tag, wo ich eine große Partie singe, nicht zwei Stunden in der Sonne liegen. Zudem muss ich viel, sehr viel schlafen und darf vor einer Vorstellung nicht zu viel reden. Es heißt auch immer, man soll davor keine Nüsse essen wegen der Säure. Viele Sänger trinken zum Beispiel einen Rotwein mit Ei oder nehmen Traubenzucker, um sich nochmals einen Stoß zu geben. Generell sollte man nicht zu viel essen, denn wenn der Bauch bis zum Magen voll ist, kann man nicht mehr stützen und somit auch den Atem nicht mehr kontrollieren.

BH

Applaus ist der Lohn für die Vorstellung. Durch den Applaus kommt die Energie aus dem Zuschauerraum zurück auf die Bühne. Zugleich ist der Applaus für mich eine Art Barometer, an dem ich auch meine Leistung messe. Das stimmt schon, der Applaus ist die Belohnung. Und eine Belohnung braucht ja schließlich jeder Mensch. Ohne Belohnung, ohne Applaus würden wir, glaube ich, nicht so gerne singen. (lacht verschmitzt) Und, ja, ich hatte immer viel Applaus …

»FIGARO Operncafé Spezial«

Sonntag, 21. November 2010 11 Uhr im Rundfoyer der Semperoper Moderation: Bettina Volksdorf (MDR Figaro) Ticket 5 Euro

Sendetermin 11. Dezember 2010, 22 Uhr In Kooperation mit


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