Semper Magazin No. 4 12/13

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Semper!

Semperoper Junge Szene

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Jan-Bart De Clercq, Autor Matthias Creutziger, Fotograf

»Wir schummeln!« G r undschü ler bl icken h i nter d i e Ku lissen der Semperoper

Schon von weitem erkennt man sie an ihren großen Schulranzen. Hand in Hand biegen sie um die Ecke und überqueren in Zweierreihen den Theaterplatz. Grundschulklassen, die das Geheimnis, was sich hinter den Kulissen der Semperoper verbirgt, lüften möchten. Jeder Besuch beginnt am Bühneneingang beim Pförtner, der

Geschichten von vergangenen Tagen erzählt: Wie die Oper überschwemmt wurde oder wie es damals nach dem Krieg war, als nur noch die Ruine stand. Was hier heutzutage gemacht wird, darüber rätseln die Schüler. Manche sind sicher, den Arbeitsplatz »alter Leute« zu besuchen, schließlich hieße das Gebäude »Semper-

Opa«. Ob dem so ist, das wird sich klären. Ein Blick hinter die Kulissen ist wie das Theater selbst: Jeden Tag anders und jeden Tag neu. Die Schüler spielen Mäuschen auf der Bühne, die eigentlich nur Künstler und Bühnenarbeiter betreten dürfen. Dort wird ein altes Theatergeheimnis gehütet: Man schummelt, hier tut man so, als ob. Der Zuschauer sieht eine perfekte Kulisse, die Rückseiten der Bühnenbilder sind nüchterne Konstruktionen aus Holz und Metall. Mit technischen Raffinessen und Scheinwerfern wird jeden Abend die perfekte Illusion geschaffen. Sänger und Tänzer erzählen hier Geschichten und verkörpern verschiedene Rollen. Dafür werden sie in der Maske entsprechend verwandelt, denn »jeder braucht rote Bäckchen auf der Bühne«, das wissen die Kinder aus dem Schultheater. In den Gängen unter der Bühne leuchtet das Schild »Ruhe Probe«, deshalb schleichen die Schüler dort auf Zehenspitzen vorbei an lecker aussehenden Törtchen. Die hat nicht der Bäcker, sondern die Requisite hergestellt. Und die sind nicht echt, sondern aus Schaumstoff und Pappe. Die Oper ist also kein Arbeitsplatz für »alte Leute«, sondern ein von Gottfried Semper entworfenes Musiktheaterhaus. Und der hat auch »geschummelt«! Die Wände der Foyers und Vestibüle sind nicht aus Marmor, sondern aus angemaltem Gips. Das Geheimnis ist gelüftet, der Heimweg kann angetreten werden. Hier ist alles Theater, eine perfekte Illusion.

ANGEBOTE FÜR SCHULKLASSEN Kontakt: semperoper.de/junge-szene theaterpaedagogik@semperoper.de oder T 0351 4911 456


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