Semper Magazin No. 4 12/13

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Semper!

Premiere »Orlando«

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»Von Roland gilt es Unerhörtes sagen … … Das weder Reim noch Prosa je gekannt: Wie er, so weise sonst in allen Tagen, Durch Liebe ward vom Wahnsinn übermannt.« Als Rasender Roland oder, wie es im Italienischen heißt, »Orlando furioso« reitet der edle Ritter im gleichnamigen Epos des ferraresischen Hofbeamten und Poeten Ludovico Ariosto durch die Wälder Frankreichs. Eigentlich im Dienste Karls des Großen stehend, vergisst er über der magischen Anziehungskraft der chinesischen Prinzessin Angelica seinen Kampf für das christliche Abendland und folgt als Liebesbesessener den Spuren der Verehrten. In 46 Gesängen und 4842 Stanzen wirbelt Ariosto die fantastischen Abenteuer und historischen Überlieferungen seines Ritters wild durcheinander – ein Machwerk, das auf die Komponisten des Barockzeitalters eine große Faszination ausübte. Nach Lully, Vivaldi und Scarlatti war es 1733 Georg Friedrich Händel, der zu dem berühmten Stoff griff, um die starren Konventionen der opera seria durch inhaltliche Neuerungen aufzulockern. Es sollte der Beginn eines musikalischen Triptychons von Ariosto-Opern sein, das durch »Ariodante« und »Alcina« komplettiert wurde.


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