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5.4 Interviews
Der kleine Gnom The little gnome Hattet Ihr zuerst die Idee zum Projekt oder kam Euch die Idee, als Ihr den
Korinna: Ich habe mich schon dreimal richtig erschreckt, als ich meine eige-
Raum gesehen habt?
ne Stimme schreien hörte. Das ist ein ganz komisches Gefühl. Stimmen in
Karla Spillutini: Wir wollten ein ortsspezifisches Projekt entwickeln. Wir
den Raum zu setzen, verwirrt die Leute. Sie schauen sich um und dadurch
hatten die Idee schon beim Medienkunstpreis eingereicht, bevor wir hier
werfen sie automatisch einen neuen Blick auf den Raum. Sie suchen nach
waren, aber wir wussten, dass wir das Projekt auf der Schmiede umsetzen
etwas. Das wollten wir auch auslösen.
bzw. präsentieren werden. Dann haben wir zuerst Fotos vom „Salz“ gesehen
Karla: Ich habe schon von vielen Leuten gehört, dass sie durch die „Schall-
und dann haben wir uns den Raum angesehen. Ich habe architektonischen
zeichen“ stehen geblieben sind, sie so richtig genossen haben und sich den
Background, familiär und auch durch mein Studium, und finde den Um-
Raum dadurch ganz genau angesehen und dabei auch neu entdeckt haben.
gang mit Architektur und Sound sehr, sehr spannend.
Das freut mich unglaublich. Es ist eine Ehre für uns, dass die Leute stehen
Korinna Lindinger: Ich beschäftige mich eher mit den soziologischen As-
bleiben und sich durch ihre Neugierde mit dem Raum beschäftigen.
pekten in der Kunst. Habe viel mit Spielen, Simulationen und sozialer Inter-
Reagieren die „Schallzeichen“ auf die durchgehenden Menschen?
aktion gemacht. Das Soziale im Raum interessiert mich mehr als der Raum
Karla: Ja, wir haben Tracking-Kameras installiert, die via Infrarot die Anwe-
alleine. Aber dieser Raum ist wunderschön. Solche alten Räume haben im-
senheit messen. Wenn mehr Leute über die Brücke gehen, wird das Zischen
mer viel Geist und Eigenleben.
zum Beispiel härter und intensiver. Aber viele Leute können nicht durchgehen, dabei gehen die „Schallzeichen“
Also, was sind die „Schallzeichen“?
unter.
Karla: Wir haben zunächst Stimmobjekte konzipiert. Das sind alles unsere
Korinna: Ja. Die „Schallzeichen“ sind genau für diese Durchgangssituation
Stimmen, die wir in verschiedenen Lautstärken und Tonlagen aufgenom-
auf der Schmiede konzipiert. Sie sind keine Ausstellung für viel Publikum,
men haben. Wir haben acht „Exciter“, eine Art von Lautsprecher, in und auf
kein Werk, das man sich zu zwanzigst ansieht. Aber es ist auch nicht das Ziel,
der bestehenden Architektur angebracht, sodass diese selbst zum Klangträ-
dass man die „Schallzeichen“ immer hören muss. Ich finde auch, es muss
ger wird. Man merkt es besonders am Geländer, es vibriert mit.
nicht jedes Kunstwerk für jede Situation geeignet sein.
Korinna: Für mich war die größte Herausforderung der Sound. Mit einem unsichtbaren Material zu arbeiten. Man muss sich verlassen können auf das unsichtbare Material. Sonst arbeite ich mit verfügbarem Material – haptisch oder zumindest visuell. Das vibrierende Geländer ist nicht das Einzige, das irritiert. Ich habe mich beim Durchgehen auch schon das eine oder andere Mal nach dem Geräusch umgedreht.