Schmiede: DISCONTENT

Page 84

84

5.4 Interviews

Der kleine Gnom The little gnome Hattet Ihr zuerst die Idee zum Projekt oder kam Euch die Idee, als Ihr den

Korinna: Ich habe mich schon dreimal richtig erschreckt, als ich meine eige-

Raum gesehen habt?

ne Stimme schreien hörte. Das ist ein ganz komisches Gefühl. Stimmen in

Karla Spillutini: Wir wollten ein ortsspezifisches Projekt entwickeln. Wir

den Raum zu setzen, verwirrt die Leute. Sie schauen sich um und dadurch

hatten die Idee schon beim Medienkunstpreis eingereicht, bevor wir hier

werfen sie automatisch einen neuen Blick auf den Raum. Sie suchen nach

waren, aber wir wussten, dass wir das Projekt auf der Schmiede umsetzen

etwas. Das wollten wir auch auslösen.

bzw. präsentieren werden. Dann haben wir zuerst Fotos vom „Salz“ gesehen

Karla: Ich habe schon von vielen Leuten gehört, dass sie durch die „Schall-

und dann haben wir uns den Raum angesehen. Ich habe architektonischen

zeichen“ stehen geblieben sind, sie so richtig genossen haben und sich den

Background, familiär und auch durch mein Studium, und finde den Um-

Raum dadurch ganz genau angesehen und dabei auch neu entdeckt haben.

gang mit Architektur und Sound sehr, sehr spannend.

Das freut mich unglaublich. Es ist eine Ehre für uns, dass die Leute stehen

Korinna Lindinger: Ich beschäftige mich eher mit den soziologischen As-

bleiben und sich durch ihre Neugierde mit dem Raum beschäftigen.

pekten in der Kunst. Habe viel mit Spielen, Simulationen und sozialer Inter-

Reagieren die „Schallzeichen“ auf die durchgehenden Menschen?

aktion gemacht. Das Soziale im Raum interessiert mich mehr als der Raum

Karla: Ja, wir haben Tracking-Kameras installiert, die via Infrarot die Anwe-

alleine. Aber dieser Raum ist wunderschön. Solche alten Räume haben im-

senheit messen. Wenn mehr Leute über die Brücke gehen, wird das Zischen

mer viel Geist und Eigenleben.

zum Beispiel härter und intensiver. Aber viele Leute können nicht durchgehen, dabei gehen die „Schallzeichen“

Also, was sind die „Schallzeichen“?

unter.

Karla: Wir haben zunächst Stimmobjekte konzipiert. Das sind alles unsere

Korinna: Ja. Die „Schallzeichen“ sind genau für diese Durchgangssituation

Stimmen, die wir in verschiedenen Lautstärken und Tonlagen aufgenom-

auf der Schmiede konzipiert. Sie sind keine Ausstellung für viel Publikum,

men haben. Wir haben acht „Exciter“, eine Art von Lautsprecher, in und auf

kein Werk, das man sich zu zwanzigst ansieht. Aber es ist auch nicht das Ziel,

der bestehenden Architektur angebracht, sodass diese selbst zum Klangträ-

dass man die „Schallzeichen“ immer hören muss. Ich finde auch, es muss

ger wird. Man merkt es besonders am Geländer, es vibriert mit.

nicht jedes Kunstwerk für jede Situation geeignet sein.

Korinna: Für mich war die größte Herausforderung der Sound. Mit einem unsichtbaren Material zu arbeiten. Man muss sich verlassen können auf das unsichtbare Material. Sonst arbeite ich mit verfügbarem Material – haptisch oder zumindest visuell. Das vibrierende Geländer ist nicht das Einzige, das irritiert. Ich habe mich beim Durchgehen auch schon das eine oder andere Mal nach dem Geräusch umgedreht.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.