ORTung 2020

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ORTung 2020

Mit Vera Sebert Beate Ronacher Lukas Gwechenberger Tiana Wirth God’s Entertainment Jennifer Katanyoutanant Bild: paulspooner.net, Grafik: Bartholomäus Traubeck

Hintersee Ein Rückblick



Index

1. Das war die ORTung 2020, ein Rückblick 2. Die KünstlerInnen 2020 Vera Sebert Beate Ronacher Lukas Gwechenberger Tiana Wirth God‘s Entertainment Jennifer Katanyoutanant 3. Berichte zu den Veranstaltungen Impressum


1. Das war die ORTung 2020, ein Rückblick


Ein letztes Mal in Hintersee und ein letztes Mal für das KünstlerInnen Symposium ORTung, welches es in dieser Form, nach nun mehr als 20 Jahren, nicht mehr geben wird. Begonnen hatte alles 1997 in Lofer und führte über Wagrain, Strobel und Stuhlfelden schließlich nach Hintersee. Durch die unterschiedlichen Herangehensweisen der verschiedenen, durchführenden Kulturinitiativen verfolgten die Symposien immer andere Schwerpunkte und Herangehensweisen. In der letzten Runde haben wir uns nun die Frage nach dem Erfolg gestellt. Was ist Erfolg in Kunst- und Kulturproduktion? Wie kann oder soll man persönliches Ziel und gemeinschaftlichen Prozess abwiegen? Wie verhält sich dieser Moment und die Gemeinschaft zur Zukunft? Die Geschichte ist voll von KünstlerInnen die Zeit ihres Lebens nicht wahrgenommen wurden und von KünstlerInnen die sehr erfolgreich waren, aber dann im Nichts verschwanden. Nach mehr als 15 Jahren Arbeit in der freien Szene versucht die Schmiede eigentlich immer das Thema Erfolg auszusparen,

da wir es nicht als förderlich für den Schaffensprozess erachten. Aber gerade deshalb wollten wir es hier im kleinen Kreis behandeln. Es ist ein spannendes uns immer wieder fesselndes Thema, bei dem die Meinungen und Gedanken doch sehr auseinander gehen, denn da gibt es natürlich verschiedene Facetten. Die Teilnahme an der ORTung 2020 wurde wieder als offener Wettbewerb ausgeschrieben. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland haben sich beworben und wurden von einer unabhängigen Jury (Karolina Radenkovic, Anita Tanhofer, Rüdiger Wassibauer) ausgewählt. Zurückblickend auf die letzten drei Jahre, können wir auf ein ereignisreiches und auch auf ein erfolgreiches Programm zurückblicken. Wir konnten unseren Blickwinkel verändern und viele Erfahrungen sammeln, insgesamt eine Bereicherung für unsere zukünftigen Projekte. Danke dem Land Salzburg und danke Hintersee für diese Möglichkeit!



Wir bedanken uns sehr herzlich fĂźr drei Jahre ORTung in Hintersee! Kerstin Klimmer & RĂźdiger Wassibauer


2. Die KünstlerInnen 2020



Vera Sebert Vera Seberts künstlerische Arbeiten bewegen sich in den Grenzbereichen von visuellen Medien, Sprache, Film und Computerprogramme. In Hintersee verwirklichte sie das Video “Raumentropie” und schon der Titel verrät uns, dass es sich wohl um ein Experiment handeln wird, um den thermodynamischen Zustand eines Systems, in diesem Fall wohl des Raumes. Der Film geht von einem Text aus und versucht den eigentlichen Bildraum als skulpturales Volumen darzustellen. Dabei baut sich das langsam Objekt auf bevor es wieder zerfällt.


Raumentropie, Video, 8min „Ein ebener Schnitt trennt hier den Bildkörper von seinem Außenrumpf.“ Welche Vorstellungen von Räumlichkeit lassen sich in den virtuellen Bildraums des Kinos hinein projizieren? Wie kann jener Raum hinter der Glasscheibe mit dem wir täglich konfrontiert sind und der stets unter einer Flut von Bildern verschüttet bleibt greifbar werden? In diesem Video bleibt die Leinwand konsequent leer und zeigt lediglich eine weiße Fläche, die sich einer kinoüblichen visuellen Kommunikation verweigert. Zugleich dient Sprache als bildhauerisches Werkzeug um dort einen

Raum zu erschaffen, der langsam expandiert. Der Bildraum des Kinos wird zur Eisskulptur, deren physische Präsenz an eine absorbierende elektronische Soundkulisse gekoppelt ist. Eine Stimme aus dem Off beschreibt die Entropie – den thermodynamischen Zustand – des Körpers. Im Verlauf des Films nimmt diese stetig zu. Der virtuelle Raum dehnt sich aus und das arktische Volumen schrumpft. Die globale Verlagerung verschiedener Raumvolumen ist für uns ebenso abstrakt wie der unsichtbare Vorgang auf der Leinwand.


Beate Ronacher Beate Ronacher beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit dem Banalen und Alltäglichen in der Kunst, mit Objekten aus unserer Lebenswelt - von Found Objects aus der Natur bis hin zu Kultur- und Konsumgütern. Objekte, die “da” sind, ob vom Menschen geschaffen oder von der Natur geformt, werden in ihren Installationen und Performances ihrer ursprünglichen Funktion und ihrem Kontext enthoben und in einen neuen, oft überraschenden Zusammenhang gesetzt. Die Künstlerin spielt mit Sprache, Sinn und Unsinn, Deutung und Bedeutung und erhebt das Banale, den Witz und das Unernste zur Kunst. In Hintersee hat sie die Bewohner und Besucher drei Wochen lang mit Interventionen im öffentlichen Raum irritiert und zum Nachdenken angeregt. Warum stehen da nun auf einmal rosarote Isolierplatten an der Ortstafel? Was hat es mit den Sandsäcke mitten auf dem freien Feld auf sich? Und immer wieder finden sich neonfarbenen Plakate mit Aufschriften wie “PINK MOHR”, “FRANZ FRANZ FRANZ FRANZ”? Spätestens jetzt wusste ganz Hintersee die Künstler und Künstlerinnen der ORTung sind wieder da.



Die Teilnahme an der ORTung 2020 war für mich eine große Bereicherung in vielerlei Hinsicht. Zum einen war die Gelegenheit, drei Wochen lang konzentriert vor Ort und mit dem Ort zu arbeiten, einzigartig für mich. Hintersee mit seiner abgeschiedenen Lage und wunderschönen Natur - allein die Anfahrt über die Strubklamm ist eine Reise wert - war Ruhepol und Inspirationsquelle zugleich. Abseits von klassischen Ausstellungsformaten und -räumen ohne Vorgaben und Beschränkungen im und mit dem öffentlichen Raum zu arbeiten, bot mir ein weites Feld von Möglichkeiten. Zum anderen war es das Kennenlernen der anderen KünstlerInnen und der Austausch mit ihnen und dem Team der ORTung, was die ORTung zu einem besonderen Format für mich machte. Die gemeinsamen Essen, Spaziergänge und Wanderungen förderten den künstlerischen und darüber hinaus gehenden Diskurs miteinander. Die Gespräche über künstlerische und weltanschauliche Zugänge und Ansätze waren für mich sehr bereichernd. Auch die unmittelbare Einbindung in die Struktur eines kleinen Ortes durch die Unterbringung im familiengeführten Gasthof Hintersee mit seinen lokalen Stammgästen und Stammtischen öffnete den Blick für das Lokale und Ortsspezifische. Für meine künstlerische Arbeit bei der ORTung waren für mich folgende Punkte zentral: die Einbeziehung lokaler Gegebenheiten, die Sichtbarmachung von künstlerischen Prozessen im Ort und somit die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung. Meine im Rahmen der ORTung entstandenen Projekte waren hauptsächlich Interventionen im öffentlichen Raum mit Bezug zu lokalen Themen und Fragestellungen. Der Hochwasserschutz ist für Hintersee zentral - ein Großteil des Ortszentrums der Gemeinde liegt in der sogenannten roten Zone. In meiner Arbeit “Finden ist besser als Suchen II” nehme ich darauf Bezug. Achtzig Sandsäcke, deponiert an unterschiedlichen Stellen

und in unterschiedlichen Anordnungen im Ort, gefüllt jedoch nicht mit Sand sondern mit Styroporkügelchen, werfen Fragen nach Sinnund Zweckhaftigkeit auf. Ebenso wandern in der Arbeit “Hello” rosarote XPS-Dämmplatten, die zur Wärmedammung im Bau einsetzt werden, von Ort zu Ort, beginnend bei der Ortstafel von Hintersee, über die Bushaltestelle im Ortszentrum bis hin zu Langlaufloipe und Aussichtsbankerl. Angeordnet wie scheinbar lesbare Zeichen, die einen begrüßen, auf den Bus wartend oder eine Rast machend, werden die banalen Objekte symbolhaft oder figürlich. In der Arbeit “Paarung” werden entsorgte Christbäume neu arrangiert an neue Orte verfrachtet. Paarweise angeordnet, aufeinander liegend mit Blick auf die Seitenkapelle der Hinterseer Kirche, am Straßenrand, vor Wahlplakaten. Bunt bemalte Tafeln eines aufgelassenen Bienenstocks bei der Hinterseer Taugl, die den Bienen zur Orientierung dienten, werden ihrem Kontext enthoben und wie Gedenktafeln aufgestellt entlang eines Simses der Kirchenmauer. Bei der Werkschau schließlich ergießen sich die Sandsäcke wie eine Lawine aus dem Putzkammerl des Gasthofs, die Dämmplatten fahren Lift bzw. werden in einem roten Putzwägelchen herumgefahren, geliehen, ebenso wie die blau-weiße Putzkleidung, die ich trage, von den Reinigungsdamen des Gasthaus Hintersee. Eine weitere Serie von Arbeiten, die ich während der ORTung realisiert habe, waren Plakatierungen im öffentlichen Raum. Neonplakate in unterschiedlichen Farben mit einzelnen Begriffen und Namen darauf, die sich auf die eine oder andere Weise auf Hintersee, seine Geschichte und geographische Lage beziehen. “Pink Mohr” eignet sich die Figur des Joseph Mohr an, der für die touristische Gemeinde Hintersee eine zentrale historische Figur darstellt. Durch die figürliche Anordnung der Plakate entsteht ein selbstreferentielles Objekt, das die Figur des Mohr mit der gleichgeschlechtlich konno-


tierten Farbe pink verknüpft, jedoch mangels Informationen über das Privatleben von Mohr im Spekulativen verharrt. “Talschluss” bezieht sich auf die geographische Lage von Hintersee. Die Anordnung des Wortes am Plakat spiegelt die Wortbedeutung, ebenso die gewählte Form der Plakatanordnung und die Orte der Plakatierung (Stadl und Hang in Richtung Talende). “Franz”, rezitiert in zahlloser Wiederholung, ziert die Linde in der Ortsmitte, die zu Ehren des 60-Jahr-Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I gepflanzt wurde. Ich spiele in meinen Arbeiten mit Sinn und Unsinn, Zweck und Zweckentfremdung, Kontext und De-Kontextualisierung und versuche damit, das Wesen der Dinge, Begriffe

und Handlungen, losgelöst von Ursprungs-, Verwendungs- oder Ausführungsort,frei von Verwendungs- oder Ausführungszweck, zu erfassen. Wie schon oben erwähnt, war es mir für die ORTung ein besonderes Anliegen, auch die Bevölkerung von Hintersee mit meinen Arbeiten auf die eine oder andere Art zu erreichen. Es freut mich sehr, dass dies durch die Interventionen im öffentlichen Raum möglich bzw. unausweichlich war und viele Fragen zu meinen Arbeiten und ihrer Bedeutung oder Sinnhaftigkeit im Ort aufgekommen sind. Für die Gelegenheit zu dieser einmaligen Erfahrung ORTung möchte ich mich bei allen, die dies möglich gemacht haben, herzlich bedanken.


Lukas Gwechenberger Lukas Gwechenberger ist Medien- & Konzept-Künstler mit besonderem Interesse an der plastischen Verformung von Material und dessen Wirkung. In seinem Video “ärgerlich” setzt er seinen eigenen Körper unter herausfordernden Umständen als Material ein. Nach einem langen mühsamen Aufstieg von der Talstation des ehemaligen Sesselliftes (ca 750m) bis zur Bergstation (ca. 1230m) des nun geschlossenen Hinterseer Skigebietes, rollt der Künstler mit ganzem körpereinsatz die oft steile, nun vereinsamte Skipiste wieder herunter. Ärgerlich, ärgerlich für den Künstler, die heimische Bevölkerung und auch die Gäste. In einem so kleinen Dorf wie Hintersee künstlerisch zu arbeiten ist sicherlich ziemlich außergewöhnlich,insofern man normalerweise andere und vor allem größere Ortschaften gewohnt ist. Im Vorfeld habe ich mir sagen lassen, dass es in Hintersee eigentlich nichts gibt außer Schnee und viel Schatten. Auch wenn einige Dinge dort nicht vorhanden sind, gibt es doch einige, die sich für eine intensivere Beschäftigung anbieten. In meinem Fall waren dies vor allem die Talenge, welche die Gemeinde umschließt, sowie die gegenwärtige Situation bezüglich des lokalen Skigebiets.

ärgerlich Die „Gaissauer Bergbahn GmbH“ befindet sich seit 2016 zu 75 Prozent im Besitz der chinesischen J&Y Holding Group Ltd. in Peking. Im Winter 2017 ging die Seilbahn aufgrund ausbleibender Zahlungen des Haupteigentümers das letzte mal in Betrieb. In der Region und darüber hinaus herrscht deswegen bei vielen Enttäuschung und Verärgerung, zumal man sich erhofft hatte, dass neue Investitionen die zuvor wirtschaftlich schwer angeschlagene Liftgesellschaft retten könnten. Im Oktober 2019 wurde von einer Gruppe bestehend aus acht Grundeigentümern ein Insolvenzantrag gegen die Gaißauer Bergbahnen GmbH eingebracht. Eine baldige Wiederinbetriebnahme erscheint derzeit als sehr unwahrscheinlich. Als Reaktion auf diese schwierige Situation bin ich im Jänner 2020 gemeinsam mit zwei OrtungskünstlerInnen von der Performance-Theatergruppe God’s Entertainment die Skipiste hinauf gewandert um sie dann rollender Weise hinunter zu bewältigen. Festgehalten wurde diese Tätigkeit in einem viereinhalbminütigen Video, welches bei der Werkschau der Ortung in der Dusche der temporären Galerie „Expedition 33“präsentiert wurde.


Thin Red Line Eine Landschaft als künstlerisches Medium zu begreifen ist zwar nichts neues mehr, aber trotzdem wahrscheinlich ein jedes mal eine Herausforderung, zumal sich nicht ein jeder Ort beliebig modifizieren lässt. Der Umstand, dass ein jedes Terrain seine Eigenheiten in die künstlerische Arbeit einschreibt, verändert das Werk selbst und die Art und Weise wie man an es herangeht und ihm begegnet in hohem Maße. In der Arbeit Thin Red Line habe ich die ca. 170 Meter schmale Talenge am Ortseingang von Hintersee quer mit einer rot-orangen Linie durchzogen. Als Vorlage für die gesprühte Linie diente eine Wildtierspur im Schnee zwischen den beiden Wäldern rechts und links des Tals. Die Arbeit wird sich über den Winter hinweg durch das Wetter stetig verändern, bis sie eines Tages ganz verschwunden sein wird. Ob es sich dabei um eine(n) Grenze, Markierung, Weg, langen Strich oder Linie handelt, möchte ich an dieser Stelle nicht beantworten.

Kooperationsprojekte Über die soeben beschriebenen Arbeiten hinaus entstanden noch zwei weitere in Kooperation mit God’s Entertainment. In Like a rolling stone? filmte ich Maja Degirmendzic dabei, wie sie einen Stein aus dem nahegelegenen Wald ins Hinterseer Dorf rollte. An der Bildserie Why is jesus always naked? wirkte ich als Fotograf mit.


Tiana Wirth Tiana Wirth ist Medienkünstlerin, Fotografin und Kunstpädagogin. Ihre Arbeiten sind oft partizipativ und ortsspezifisch geprägt. In ihrer multimedialen Installation “Muttersee” thematisiert sie Mutterschaft, Elternschaft und versucht sich an einer Sichtbarmachung der unterschiedlichen Erfahrungen von Müttern verschiedener Generationen in der Gesellschaft. Die Künstlerin hat dazu während ihres Aufenthaltes Interviews mit Müttern geführt und so ein Projekt gestartet, welches sie auf unbegrenzte Zeit weiterführen wird. In der Installation findet sich eine Lichtinstallation, eine Projektion mit Videoaufnahmen von einem Zufluss-Bach zum Hintersee, eine Audio-Collage mit Fragmenten aus den Interviews, hinterlegt mit Naturgeräuschen aus der Umgebung von Hintersee und Herztönen eines ungeborenen Babys.


Die Ortung 2020 war für mich eine ganz besondere und sehr familiäre Art von Residency. Ich selbst war zu dem Zeitpunkt im 6. Monat schwanger und stellte zu meiner Überraschung schon bei meiner Ankunft fest, dass es gerade einen Babyboom in der kleinen Gemeinde Hintersee gab. Im Gasthaus Ebner, welches drei Wochen unser Zuhause war, wurde eine Woche vor unserer Ankunft, die kleine „Sophia“ geboren. Für mich wurde sehr schnell klar, dass ich mich in meiner künstlerischen Arbeit mit dem Thema Elternschaft auseinandersetzen würde. Und so entstand das Projekt Mutter*see. Ein Art von künstlerisches Denkmal das sich der Sichtbarkeit vieler Facetten und Herausforderungen von Elternschaft und Care arbeit widmet, um eine immer wieder selbstverständlich gedachte Thematik aus unterschiedlichen Sichtweisen zu beleuchten. Mutter*see setzt sich mit verschiedenen Perspektiven von und auf Elternschaft auseinander. Ich habe viele persönliche Gespräche und Interviews mit mehreren Generationen von Müttern* geführt. Dabei wurde eine Vielfalt von Themen besprochen welche sich vor

allem mit gesellschaftlichen Erwartungen, den Herausforderungen zwischen Beruf und Elternschaft, der persönlichen und physischen Verwandlung, der Vereinbarkeit von Schwangerschaft, Alltag und Geschwisterkindern, der Eltern- und eigenen Beziehungsarbeit und den vielen Unterschieden zwischen Elternschaft im ländlichen und im urbanen Raum auseinandersetzen. Entstanden ist eine multimediale Installation welche bei der Werkschau in Hintersee, in einem 700 Jahre alten „Troadkasten“ (ehemaliger Getreidespeicher), mitten in der Winterlandschaft bei Nacht gezeigt wurde. Eine Audiocollage bestehend aus Fragmenten der Gespräche, Geräuschen unterschiedlicher Gewässer in Hintersee und Umgebung und den Herztönen ungeborener Kinder wurde von einem pulsierenden Ballon und abstrakten Projektionen fließender Gewässer begleitet. Dem Publikum wurde sowohl die Möglichkeit geboten inmitten der Installation Platz zu nehmen, um darin einzutauchen, sowie auch einfach nur das Gesamtbild aus dem abseits zu beobachten.


God‘s Entertainment Es ist eben nicht nur Entertainment, es ist God´s Entertainment, und genau so präsentierte sich das Kollektiv, welches mit Maja Degirmendzic & Boris Ceko in Hintersee vertreten war, indem sie ein ganzes Hotelzimmer als Projektionsraum ihrer Arbeiten benutzen und es so zum Theater- und Erlebnisraum inszenieren. Die vielen Eindrücke und Ideen die während des Aufenthalts entstanden sind ließen sich nur so verarbeiten. Kurzerhand wurde somit das eigene Zimmer in eine Kunstgalerie umgewandelt. Wie für eine traditionelle Galerie üblich, finden sich Videoarbeiten, Fotografien in verschiedenen Formaten, Postkarten zum Mitnehmen, Getränke und Speisen (wie es ja bei einer Vernissage üblich ist und vom Kunstpublikum erwartet wird). Der aufmerksame Besucher konnte Kunst an jedem Möbel und in jeder Ecke entdecken. Es fanden sich Videos in der Dusche und am Fernseher. Die Fotoarbeit “Why is Jesus always naked” begann bereits im Hotelgang.



Jennifer Katanyoutanant Jennifer Katanyoutanant hatte von allen Künstlerinnen wohl die weiteste Anreise und fand sich in einer für sie völlig neuen Umgebung wieder. Jennifer arbeitet vorwiegend interdisziplinär und hat sich während ihrem Aufenthalt auf Spieleproduktion im Zusammenhang mit traditionell österreichischen Speisen beziehungsweise Geschmäckern konzentriert. In einem interaktiven Spiel konnte der Besucher nun dieses traditionell österreichische Essen in einzelne Geschmacksrichtungen zerteilen um es in einem zweiten Schritt mit thailändischen Gewürzen wieder zusammenzusetzen. Es entstand dabei ein völlig neues Geschmackserlebnis, aufgeben war verboten.



3. Berichte zu den Veranstaltungen



Das öffentliche Programm bestand auch in diesem Jahr wieder aus partizipativen Interaktionen zwischen den KünstlerInnen und den Bewohnern der Gemeinde. Das Forschungsprojekt “Kulturelle Teilhabe in Salzburg” des Programmbereichs Zeitgenössische Kunst und Kulturproduktion begleitete uns dieses Jahr aus wissenschaftlicher Perspektive. Dabei gab Marcel Bleuler einen Einblick in sein wissenschaftliches Interesse an unserem Residency Projekt und widmete sich auch mit der georgischen Kuratorin und Aktivistin Lali Pertenava in einem öffentlichen Gespräch dem Thema “Erfolg”, denn “Was macht denn nun ein social art Projekt erfolgreich?”. Es wurde viel Diskutiert und viele Gedanken erörtert. Wir sind gespannt auf die Publikation und ob es

wirklich den einen Leitfaden zum Erfolg im Kunstprojekt geben wird. Natürlich führten die KünstlerInnen auch wieder Kamingespräche in denen die Herangehens- und Arbeitsweisen erläutert und reflektiert wurden und es wurde auch wieder im Schnee gewandert und philosophiert. Das heißt die KünstlerInnen konnten während ihres Aufenthaltes Arbeiten produzieren und dazwischen gab es immer wieder Möglichkeiten für Austausch, Einblick und gemeinschaftliche Erfahrungen. Zum Abschluss gab es eine spannende Werkschau. Ja, das war’s. Danke Hintersee!


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Impressum Herausgeber: Schmiede Hallein, Verein zur Förderung der digitalen Kultur ZVR: 887186914 Text: Rüdiger Wassibauer, Kerstin Klimmer Fotocredits: Fräulein Flora, Schmiede Hallein, Paul Spooner Grafik & Layout: Bartholomäus Traubeck Titelbild: paulspooner.at

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