Schlossseiten Sommer Ausgabe 2018

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AUSGABE 02/2018 • € 8,90

SCHLOSSSEITEN SCHLÖSSER, ARCHITEKTUR, INTERIORS, KUNST UND HANDWERK

WASSERSCHLOSS IN WIEN STEHT ZUM VERKAUF

SCHLOSS RUEGERS

GRAF PILATI SUCHT EINEN NEUEN BESITZER FÜR SEIN SCHLOSS LIEN I M M O B II A L SPEC

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– 3. FEB

ROL ANDO VILL AZÓN

Dirigenten Hansjörg Albrecht, Giovanni Antonini, Ivor Bolton, Bernard Haitink, Philippe Herreweghe, Peter Manning, Riccardo Minasi, Andrés Orozco-Estrada, Alondra de la Parra, Christophe Rousset, Sir András Schiff, Robin Ticciati, Jory Vinikour Orchester Camerata Salzburg, Cappella Andrea Barca, Chamber Orchestra of Europe, Il Giardino Armonico, Les Talens Lyriques, Mahler Chamber Orchestra, Mozart Kinderorchester, Mozarteumorchester Salzburg, Orchester Wiener Akademie, Orchestre des Champs-Élysées, Sinfonieorchester der Universität Mozarteum, Wiener Philharmoniker Sänger Laura Aikin, Louise Alder, Cecilia Bartoli, Pablo Bemsch, Angela Brower, Nahuel Di Pierro, Mojca Erdmann, Amanda Forsythe, Delphine Galou, Christina Gansch, Theo Hoffman, Christiane Karg, Sebastian Kohlhepp, Regula Mühlemann, René Pape, Olga Peretyatko, Mauro Peter, Sandrine Piau, Marianna Pizzolato, Adam Plachetka, Stepanka Pucalkova, Fatma Said, Paul Schweinester, Giulia Semenzato, Siobhan Stagg, Krassimira Stoyanova, Krešimir Stražanac, Nuttaporn Thammathi, Ramón Vargas, Rolando Villazón, Eva Zaïcik Solisten Gregory Ahss, Daniel Barenboim, Michael Barenboim, Renaud Capuçon, Helmut Deutsch, Yulia Deyneka, Amihai Grosz, Marie Sophie Hauzel, Rainer Honeck, Janine Jansen, Felix Klieser, Henning Kraggerud, Maximilian Kromer, Robert Levin, Alexander Lonquich, Jens P. Maintz, Daniel Ottensamer, Sir András Schiff, Kian Soltani, Emmanuel Tjeknavorian, Mitsuko Uchida Choreographie & Szene Alicia Aza, Ballett des Salzburger Landestheaters, Gaby Barberio, BGirl Sina & BBoy The Wolfer, Peter Breuer, Catapult, Lisa Eckhart, Andreas Heise, Hans van Manen, Reginaldo Oliveira, Carlus Padrissa (La Fura dels Baus), Nola Rae, Flavio Salamanka, Uwe Scholz, Ondrej Vinklát, Stefan Wilkening Ensembles & Chöre Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, Collegium Vocale Gent, Florian Willeitner String Experience, Hagen Quartett, Los Mariachis Negros, Projektchor der Universität Mozarteum, RIAS Kammerchor, Salzburger Bachchor, Wiener Singverein u. v. a.

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EDITORIAL

SCHLOSSSEITEN - AUSGABE 02/2018

Liebe Leserinnen, liebe Leser, uns ist es in der aktuellen Ausgabe der SCHLOSSSEITEN gelungen, drei Schlösser in Wien und Niederösterreich aufzuspüren, die aktuell am österreichischen und am internationalen Immobilienmarkt zum Verkauf angeboten werden. Diese historischen Bauten sind nunmehr auf der Suche nach neuen Eigentümern, die einen Sinn für historische Substanz und visionäres Denken besitzen. Das Besondere daran aber ist, dass sich keines dieser Anwesen in einem renovierungsbedürftigen Zustand befindet, sondern dass alle drei sofort bezogen, bewohnt oder bespielt werden können. Aber lesen Sie selbst die Geschichten über Schloss Laudon, Schloss Ruegers und Schloss Stuppach. All jene, die nun bereits mit einem prachtvollen Schloss als ihrem neuen Wohnsitz liebäugeln und für die daher auch die dazugehörige Gartenpflege ein – zugegeben ziemlich großes – Thema werden würde, finden in der aktuellen Ausgabe ein ausführliches Interview mit einer passionierten Landschaftsgärtnermeisterin. Sandra Bachl steht sehr gerne bei der Verschönerung und Gestaltung von Grünflächen jeglicher Couleur zur Seite, denn ihr Repertoire reicht vom 4-Quadratmeter-Balkon bis zum 60.000-Quadratmeter-Privatgarten mit Helikopterlandeplatz. Wir machen einen Ausflug auf die Burg Hohenwerfen und widmen uns ein weiteres Mal den Salzburger Festspielen mit einem Artikel über den großartigen Intendanten, Theatergründer sowie Theater- und Filmregisseur Max Reinhardt. Darüber hinaus werfen wir einen Blick hinter die Kulissen eines weiteren österreichischen Traditionsunternehmens. Seit mehr als 70 Jahren ist die Firma „Salzburger Handdrucke Jordis“ führender Anbieter für Stoffe mit traditionellen Mustern aus dem alpenländischen Raum. Die dritte Generation der Firmeninhaber setzt den aktuellen Einrichtungstrend nach Geborgenheit, Gemütlichkeit und Exklusivität auf sehr originelle Weise um. Wir trafen Andrea und Stefan Jordis zum Interview in deren Firmensitz im Salzburger Schloss Blumenstein. In der Neutorgasse in Salzburg waren wir bei Stefan Scheicher, der gemeinsam mit seinem Team nicht nur Einrichtungsberatung auf höchstem Niveau gewährt, sondern auch alle skandinavischen Designklassiker unter den Möbelstücken beherbergt. Wenn man auf der Suche nach dem bestmöglichen Schlaf ist, dann liegt man bei ihm richtig, denn Stefan Scheicher war der Erste in Österreich, der ein Hästens Bett anbot – den Rolls Royce unter den Betten der Welt. Auch der Sommer und das Urlaubsfeeling sollen in diesem Magazin nicht zu kurz kommen. Aus diesem Grund haben wir uns einige Urlaubsorte der Royals ein bisschen genauer angesehen und ein paar Must-haves für den Aufenthalt vor Ort gefunden, falls es mal jemanden von Ihnen in die Karibik, auf die Seychellen oder nach Kanada verschlagen sollte. Genießen Sie die neue Ausgabe der SCHLOSSSEITEN im Garten, auf dem Balkon oder auf einer Strandliege unter dem Sonnenschirm – wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer! Lisa Gasteiger-Rabenstein

Schloss Laudon, Seite 10


INHALT 52 BURG HOHENWERFEN

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SCHLOSS LAUDON Wiens einziges Wasserschloss steht zum Verkauf

SCHLOSS RUEGERS Graf Pilati sucht einen neuen Besitzer für sein Schloss

SCHLOSS STUPPACH Mozarts letztes Schloss steht zum Verkauf

WHERE EAGLES DARE Die Burg Hohenwerfen

JORDIS SALZBURG Ein Familienunternehmen geht neue Wege

68 BENEDIKTINER IN ÖSTERREICH 8

10 SCHLOSS LAUDON

SCHLOSSSEITEN

60 JORDIS HANDDRUCKE

76 SALZBURGER FESTSPIELIKONEN Max Reinhardt & Schloss Leopoldskron 84 EINRICHTUNGSHAUS SCHEICHER Seit fast 100 Jahren eng mit europäischem

Design verbunden

92 GARDENISTA Das große Gestaltungsbuch für den Garten

100 GÄRTNERIN AUS LEIDENSCHAFT

Sandra Bachl hat ihre Passion zum Beruf gemacht

112 NIEDERÖSTERREICHS GÄRTEN ZUM BESUCHEN


INHALT 38 SCHLOSS STUPPACH

24 SCHLOSS RUEGERS

92 GARDENISTA

114 KÖNIGLICHES FERNWEH

Must-haves für den Sommerurlaub

118 SICHERHEIT BEDENKEN BEDEUTET VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN

Interview mit Johannes Glöggler

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WIENS EINZIGES WASSERSCHLOSS STEHT ZUM VERKAUF


Prunkstiegenhaus mit Gedenktafel an den Besuch der Mutter von Kaiserin Maria Theresia


Große Schlossterrasse mit barocken Balustraden, umgeben vom Seerosenteich

WIENS EINZIGES WASSERSCHLOSS STEHT ZUM VERKAUF

Schloss Laudon wird seit einigen Wochen von dem auf Luxus- und historische Immobilien spezialisierten Immobilienbüro Hendrich Real Estate GmbH zum Verkauf angeboten. Der zukünftige Eigentümer findet ca. 84 000 m² Parkfläche sowie 12 Gebäude mit rund 8 300 m² Nutzfläche mit viel Potenzial für große Ideen vor und tritt dabei in die Fußstapfen großer Schlossherren.

D

ie international gezielt platzierte Nachricht vom Verkauf wurde mit großem Interesse aufgenommen. Und so haben Mag. Evelyn Hendrich, MSc, und Siegbert Sappert bereits innerhalb weniger Wochen viel über die sehr unterschiedliche Interessentenschaft von nah und fern zu berichten. Die potenziellen Käufer lassen sich aufgrund ihrer sehr unterschiedlichen Beweggründe, dieses prachtvolle Anwesen erwerben zu wollen, bis dato in fünf Gruppen unterteilen. Familien des europäischen Hochadels meldeten sich und denken nun über einen Familiensitz in der ehemaligen K.-u.-k.-Residenzstadt Wien nach. Die Ereignisse des 20. Jahrhunderts ließen etliche Adelsfamilien ihre angestammten Schlösser verlieren, und so verstreuten sie sich

über die ganze Welt. Daher nimmt es nicht wunder, dass heutige Generationen diesen schmerzlichen Verlust und die Sehnsucht nach alter Glorie zu heilen suchen. Andere fühlen sich einfach von der geschichtsträchtigen Metropole angezogen. Im Herzen Europas gelegen, bietet Österreichs Hauptstadt für sie neben einem herausragenden Kulturangebot den passenden gesellschaftlichen Rahmen, um sich hier besonders wohl zu fühlen und gleichzeitig international perfekt angebunden zu sein. Die Liebhaber historischer Immobilien sind deutlich breiter gestreut. So sprechen Hendrich und Sappert auch mit sehr vermögenden Privatpersonen, die dieser Leidenschaft frönen und einen unvergleichbaren Wohnsitz suchen. Die Lage in Wien eröffnet für einige die unverhoffte Perspektive, das Schloss auch als Hauptwohnsitz nutzen zu können. Im weitläufigen Landschaftspark befinden sich neben dem Wasserschloss mit seinem schö-

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Sisi-Salon, einer von mehreren prunkvollen Repräsentationsräumen im Schloss

nen, großen Teich auch das Torwärterhaus, die alte Mühle, eine Teichdependance, das Entenhaus, ein Sportareal mit Tennisplätzen, eine Park-Dependence (kleine Gästewohnungen), das historische Stallgebäude, ein Personalhaus, ein jüngeres Bürogebäude, zwei Magazine sowie ein Pavillon. Diese Fülle ermöglicht es dem zukünftigen Eigentümer, vielfältigen Hobbys wie Reiten, Golf, Tennisspielen, Kunst, Kultur, Oldtimer, Schwimmen, Bootfahren u. v. m. nachzugehen sowie als großzügiger Gastgeber vielbesprochene Events in einem einzigartigen Rahmen zu veranstalten. Unternehmer, die einen repräsentativen städtischen Firmensitz benötigen, sind an der Liegenschaft besonders interessiert. Die Infrastruktur ist durch die Nähe zur A1 und zu den öffentlichen Verkehrsmitteln ideal, zudem sind auf dem eigenen Areal viele Parkplätze vorhanden und es gibt zwei Ein- und Ausfahrten. Die prachtvolle dreiflügelige Schlossanlage umschließt einen herrlichen Innenhof mit einer Fläche von ca. 2 700 m² und versprüht in vielen originalen Details den Charme strahlender Epochen. Für eine Vielzahl von Büros, Seminarräumen, Personalwohnungen und Magazinen stehen momentan weitere 5 600 m² zur Verfügung – und das Potenzial an Flächen ist hierbei noch lange nicht ausgeschöpft. An diesem Punkt setzen ausgewählte Projektentwickler an, die sich entweder dem Thema „Luxushotel“, das

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Schloss Laudon einmal war, oder dem gehobenen Wohnen widmen. Sie sehen das noch ungenützte Potenzial mitten im Grün des Wienerwaldes und am Ufer des romantischen Mauerbachs – und dennoch zentrumsnah gelegen. Das barocke Schloss ist auf einer Insel mit einer großen, von steinernen Balustraden mit Putten eingerahmten Terrasse platziert und bietet ein großartiges Ambiente für exklusive Hotellerie oder Luxuswohnungen im Park. Auf dem weitläufigen ebenen Areal befinden sich insgesamt 12 Gebäudekomplexe mit derzeit rund 8 300 m² Nutzfläche. Teilweise wird ebenfalls über eine Kombination mit öffentlicher Nutzung nachgedacht, um das Schloss auch breiteren Bevölkerungsgruppen, die das Außergewöhnliche lieben, zugänglich zu machen. Schließlich – wie bei derartigen Baujuwelen üblich – melden sich auch immer wieder Glücksritter, da das Objekt ohne Kaufpreis angeboten wird. Das Exposé erhalten jedoch nur jene Interessenten, die solides Interesse sowie eine klare Identität und Bonität nachweisen können. Ob in Zukunft über dem barocken Parktor des prachtvollen Wasserschlosses das Wappen einer Adelsfamilie, der Name eines vermögenden Privatiers oder das Firmenschild eines Unternehmens prangt, hängt wohl von der Beherztheit der Entscheidung der potenziellen Käufer ab – es gilt „venire primus – primus serviant“! Hendrich und Sappert sind mit Besichtigungen, der Beantwortung sub-


Romantischer Blick auf das Ensemble vom Beginn Gang der zu SchlossbrĂźcke den Salons


Marmorkamin im berühmten Bergl-Zimmer mit der Allegorie für den Kontinent Asien

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Prunkvolle Eingangshalle mit schรถnem Stuckgewรถlbe SCHLOSSSEITEN

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Der Saal im zweiten Stock wird zum Museum umgestaltet; Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel ob Puppen oderPutto Porzellan, wird auf mandas nach der Renovierung Balustrade mit und Blick oktogonale Salettl sehen. 52

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Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel

Das Schloss von von Südosten mit der Toreinfahrt Jagdsalon, in barocken dem zu Hotelzeiten das Frühstück gereicht wurde

stanzieller Fragen sowie der Zurverfügungstellung von Detailinformationen für ernsthafte Interessenten sehr gut beschäftigt.

Mutter Maria Theresias, zwei Nächte im Schloss verweilte. Hiervon zeugt bis heute eine eingelassene Gedenktafel im Prunkstiegenhaus.

Die glorreiche Geschichte des Schlosses Schloss Laudon erhielt seinen heute gebräuchlichen Namen erst durch seinen bedeutendsten Besitzer, den Feldmarschall Ernst Gideon von Laudon, und seine Nachfahren. Ursprünglich trug es den Namen „Hadersdorf“ nach der dort bereits um das Jahr 1130 erwähnten Adelsfamilie (Gerunc et Bertolt de Hedrichesdorf ).

Mitte des 18. Jahrhunderts erhielt das Schloss sein heutiges Aussehen durch Franz Freiherr von Schellerer. Mit dem Kaufvertrag vom 9. Dezember 1777 erwarb es schließlich der enge Vertraute Maria Theresias, Ernst Gideon von Laudon. Die Kaiserin unterstützte ihn sogar finanziell, um den Kaufpreis von 75.000 Gulden aufzubringen. Laudon ist als Reiterbild am Wiener Maria-Theresien-Denkmal verewigt und wurde im Jahr 1778 zum Feldmarschall ernannt. Er war aber nicht nur ein Mann der Kriegsführung, sondern auch der Kunst und der Wissenschaft und ließ als solcher u. a. die bemerkenswerte klassizistische Bibliothek mit antikisierender Grisaille-Malerei einbauen und im Park einen botanischen Garten anlegen. Anlässlich seines Todes im Jahre 1790 ließ seine Witwe ein Grabmal im Park errichten, das heute an der Mauerbachstraße liegt. Er selbst und seine Frau liegen jedoch an einem unbekannten Ort im ehemaligen Parkareal begraben.

Im Jahr 1529 wurde die von den Herzögen von Österreich zu Verwaltungszwecken genutzte Anlage bei der ersten Türkenbelagerung Wiens stark in Mitleidenschaft gezogen. 1654 erwarb die dritte Gemahlin von Kaiser Ferdinand III., Eleonora Magdalena Gonzaga von Mantua-Nevers, die Herrschaft Hadersdorf mit dem dazugehörigen Schloss. Vor allem in ihrer Witwenzeit ab dem Jahr 1657 erlebte das Schloss eine große Blütezeit, die spätestens mit seiner Zerstörung in der Zeit der zweiten Türkenbelagerung 1683 endete. In den folgenden Jahren erwarb der Hofbeamte Andreas von Schellerer das Schloss und ließ es unter Einbeziehung der spätgotischen Wasserburg in ein frühbarockes Schloss umgestalten und erneuern. Große Ehre wurde dem Hausherren im Jahre 1709 zuteil, als Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel, die frisch vermählte Gattin Kaisers Karl VI. und

Die Nachfahren von Ernst Gideon von Laudon besaßen das Schloss bis zu seinem Verkauf im Jahre 1925. In den darauffolgenden Jahren, die von Wirtschaftskrise, Krieg und Zerstörung geprägt waren, litt das Schloss sehr, bis es Konsul Alfred Weiß 1960 erwarb. Er ließ das gesamte Schlossareal

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Opulente Türumrahmung im Bergl-Zimmer


Im ehemaligen Pferdestall steht eine Skulptur von Hans Kupelwieser.

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Blick vom ehemaligen Wildtiergarten auf das Schloss und seine Terrasse

grundlegend instand setzen und betrieb dort von 1962 bis 1975 ein Luxushotel. Aus dieser Zeit ist es nicht nur zahlreichen amerikanischen Gästen bekannt, sondern erfreute sich auch hoher Beliebtheit als Ausflugsziel der Wiener. Das Hotel verfügte neben den Salons und den stilvoll eingerichteten Zimmern über ein großes Sportangebot mit Pool, Tennisplätzen, Reitmöglichkeiten etc. Pionierhaft kann die Idee des Konsuls bezeichnet werden, durch die am Schlossareal befindliche eigene kleine Landwirtschaft als Selbstversorger vom Gemüse bis hin zum Fleisch autark zu sein. Im ersten Obergeschoß wurde im Jahr 1963 ein transloziertes Bergl-Zimmer aus dem Schloss Donaudorf eingebaut, das auf seinen Fresken Allegorien der vier damals bekannten Erdteile zeigt. Als Herrscherin Europas ist – wie könnte es anders sein – Kaiserin Maria Theresia dargestellt. Schließlich pachtete ab 1976 die Republik Österreich die gesamte Schlossanlage und etablierte dort die Weiterbildungsakademie des Bundes. Aktuell stehen auf dem Schlossareal 21 Seminarräume für 30 bis 120 Personen zur Verfügung. Am Wochenende wird die Anlage für Hochzeiten als einzigartiger, romantischer Rahmen vermietet und erfreut sich großer Beliebtheit. Mit Ende 2022 wird nunmehr die Akademie ausziehen und sich andernorts in kleinerem Rahmen neu etablieren, und so bietet sich die Chance für einen neuen Schlossherrn.

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EINE GROßARTIGE CHANCE – DAS BAROCKSCHLOSS RUEGERS IST BEREIT FÜR EINE NEUE ÄRA


Octavian Pilati fällt es nicht leicht, sich von seinem Schloss zu trennen, das sich seit 290 Jahre im Familienbesitz befindet. Es ist aber keine finanzielle Entscheidung, sondern sein Herz hängt an dem Maschinenbau-Studium, das er beenden will. Und mit der Verwaltung der Burg Hardegg hat er mehr als genug Freizeitauslastung.


Frontansicht eines der bedeutendsten Barockschlösser Österreichs

EINE GROßARTIGE CHANCE – DAS BAROCKSCHLOSS RUEGERS IST BEREIT FÜR EINE NEUE ÄRA

Octavian Pilati, der aktuelle Schlossherr, verbrachte seine frühe Kindheit in Riegersburg, er besuchte die Grundschule in Stift Altenburg und die höhere Schule in England. In den Sommerferien sammelte er Erfahrung bei Führungen durch das Schloss. Aufgrund seiner Passion für die Technik entschied sich Pilati für ein Maschinenbau-Studium, das er in Wien absolviert. Unvorhergesehen erhielt er von seinen Eltern vor einem Jahr das Schloss Ruegers und die Burg Hardegg. Von Ersterem möchte er sich nun trennen – aber warum?

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ctavian Pilati trat im Jahr 2017 als neuer Schlossherr an die Öffentlichkeit, nachdem er die Agenden von seinen Eltern Francesca und Gotthard Pilati übernommen hatte. Das Schloss war und ist in einem sensationellen Zustand, somit schien es zunächst keine allzu schwere Bürde zu sein, das Anwesen zu übernehmen. Allerdings merkte der junge Graf schnell, dass es im Zeitalter der elektronischen Medien einen neuen „Vermarktungswind“ benötigte. Um künftig jegliche Verwechslungen mit dem gleichnamigen Herrschaftsgebäude in der Steiermark zu vermeiden, änderte Pilati tatkräftig die ehemalige Bezeichnung „Riegersburg“ zu „Schloss Ruegers“. Über die erstmalige Erwähnung von Riegersburg im Grenzbereich zwischen Wein- und Waldviertel gibt es unterschiedliche Angaben: Die älteste Erwähnung stammt

aus dem Jahr 1212 (als Besitz der Grafen Hardegg bzw. ihrer Gefolgsleute), eine andere Quelle, in der eine Burg „Ruegers“ erwähnt wird, verweist auf das Jahr 1390. Das wunderschöne, repräsentative Barockschloss wurde in seiner heutigen Form ca. 1730–1770 für die bedeutende Adelsfamilie Khevenhüller auf einem älteren Vorgängerbau errichtet. Die Pläne hierfür lieferte Franz Anton Pilgram, ein Schüler von Johann Lucas von Hildebrandt. Die Schlossanlage umfasst neben dem Schloss einen Kavalierstrakt, einen Meiereihof, ein Forsthaus, zwei Teiche sowie insgesamt rund 51,5 Hektar Grundbesitz. In dem Anwesen, das zu den bedeutendsten Barockschlössern Österreichs zählt, haben sich viele originale Ausstattungsdetails aus der Erbauungszeit erhalten, die den Charme einer vergangenen Epoche versprühen. Im Zuge der Generalsanierung anlässlich der Landesausstel-

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Der beeindruckende Festsaal mit 11,9 m Raumhöhe in dem schon Kaiserin Maria Theresia zu Gast war und der regelmäßig für Konzerte genutzt wird.

lung 1993 wurde das Schloss von Grund auf saniert und entsprechend den Bedürfnissen eines öffentlich zugänglichen Ausstellungshauses u. a. mit WCs und einer kleinen Cafeteria ausgestattet. Bis heute wurden stets sämtliche zur Wahrung der Bausubstanz erforderlichen Maßnahmen wie z. B. notwendige Dachsanierungen durchgeführt, sodass sich das Gebäude in einem hervorragenden Zustand präsentiert. Der Kavalierstrakt wird gegenwärtig noch von den Eltern bewohnt und könnte ohne viel Aufwand je nach persönlichem Geschmack an die eigenen Bedürfnisse adaptiert werden. Der Meiereihof und das Forsthaus werden aktuell als Lagerflächen genutzt. Bei Bedarf könnten hier weitere Ausstellungsflächen oder sonstige Nutzungsflächen entstehen. „Das Anwesen bietet viel Raum für individuelle Ideen“, erzählt uns Octavian Pilati. Das Schloss im Bezirk Hollabrunn befindet sich seit 290 Jahren im Familienbesitz – ein Grund, warum Octavian Pilati die Entscheidung, das Schloss zum Verkauf anzubieten, nicht leichtfiel. „Meine Lebensplanung ging immer in eine andere Richtung“, erklärt Pilati, dessen Lebensmittelpunkt in Wien liegt. Nach seiner Rückkehr aus England begann er sein Maschinenbau-Studium in Wien. Als er unverhofft sowohl Schloss Ruegers als auch die Burg Hardegg erhielt und managte, merkte er bereits nach einem Jahr, dass irgendetwas à la longue darunter leiden wird – wenn nicht am Schluss sogar er selbst. „Man ist schließlich nicht nur Besitzer, sondern auch Verwalter der Liegenschaften“, erläutert der junge

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Schlossherr. „Will man damit Geld hereinspielen, müssen mit einem ausgeklügelten Marketingmix Besucher und Vermietungen organisiert werden. Wir sind nicht von vornherein ein klassisches Hochzeitsschloss, denn das benötigt zahlreiche schöne Übernachtungsmöglichkeiten, die man hier erst schaffen müsste. Es ist auch ein besonderes Business, derartige Events zu veranstalten, und ich bin kein Wedding Planner aus Leidenschaft oder jemand, der diesen zuarbeiten möchte.“ Will man Schloss Ruegers komplett bespielen, ist es ein Fulltime-Job, der sich langfristig mit einer Karriere in der Maschinenbauindustrie nicht vereinbaren lässt, zumal Octavian Pilati auch für die Burg Hardegg verantwortlich zeichnet. „Der Gedanke an einen Verkauf fällt mir alles andere als leicht, aber ich möchte mich nach reiflicher Überlegung lieber geordnet trennen.“ Er wünsche sich einen Liebhaber mit Sinn für Kunst, Kultur und Tradition als neuen Besitzer, der frische Ideen und viel Einsatz einbringen kann. „Das Schloss und die umliegende Region profitieren am meisten, wenn das Anwesen neu erblüht“, betont Pilati. „Ich freue mich bereits darauf, mit dem neuen Besitzer einmal am Schlossteich zu sitzen und darüber zu staunen, in welch’ neuem Glanz das Schloss erstrahlt.“ Burg Hardegg wird als Sitz der Familiengruft indes in seinen Händen bleiben. Er möchte sich langfristig auf diese eine Besucherdestination konzentrieren und die Anlage weiter beleben und weiterentwickeln. Zudem plant er natürlich, sein Studium abzuschließen und später einmal im Bereich Maschinenbau beruflich tätig zu werden.


Das Prunkstiegenhaus mit seinem schรถnen Sandstein-Handlauf.

Gang zu den Salons


Die 1775 eingeweihte Kapelle mit dem Altarbild von Paul Troger. Es zeigt die Himmelfahrt des Sigismund KhevenhĂźller.

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Das Speisezimmer mit festlich gedeckter Tafel. SCHLOSSSEITEN

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Der Saal im zweiten Stock wird zum Museum umgestaltet; Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel ob Puppen oder Porzellan, wird man nach der Renovierung sehen. 52

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Ein Chinesischer Salon durfte in keinem aristokratischen Haushalt des 18. Jahrhunderts fehlen und stand fĂźr Luxus und Exotik.


Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel

Eine weitere Sache gilt es im Zusammenhang mit Schloss Ruegers noch zu erfragen: In den letzten Jahrzehnten erlangte das Anwesen unter anderem Bekanntheit, weil es dort angeblich spukt. Es soll im Schloss ein Zimmer geben, das scheinbar regelmäßig von einer rastlosen Seele heimgesucht wird. So ist das Bett in diesem Zimmer jeden Morgen völlig zerwühlt, als ob jemand darin geschlafen hätte, obwohl sich niemand in diesem Raum aufhält. Selbst, wenn das Zimmer abgeschlossen wird, findet man am nächsten Tag die Bettlaken völlig zerwühlt vor. Um diesen Spukgeschichten auf den Grund zu gehen, ließ sich ein deutsches Fernsehteam zusammen mit Geisterjägern für eine Nacht im Schloss einsperren. Das Ergebnis waren zerwühlte Betten, technische Störungen und ein Videobeweis: Eine der im Schloss installierten Kameras zeichnete den Schatten eines Mannes auf, der durch eine Wand zu gehen scheint. Spukt es also tatsächlich im Schloss Ruegers? Wir fragten den Schlossherrn, was daran wahr sei. „Als ich sechs Jahre alt war“, erzählt Octavian Pilati, „habe ich eine kopflose Gestalt gesehen. Es gibt sogar einen zweiten Geist, der regelmäßig jenes Bett zerwühlt, in dem mein Vorfahre Johann Carl Khevenhüller, Teilnehmer des österreichischen Freiwilligenkorps in Mexiko, im Jahr 1905 gestorben ist. Diese Unruhe erklären wir uns damit, dass der Vorfahre seinen verlorenen Sohn sucht. Man muss aber sagen, dass es in den letzten Jahren eine Familienzusammenkunft gab, und seither ist der Spuk vorbei. Also,

Das Schloss von von Südosten mit der barocken Toreinfahrt

wenn man so will: Ja, es spukt, aber seit ein paar Jahren ist Ruhe! Falls jedoch interessierte Geisterforscher an die Tür klopfen sollten, werden wir ihnen natürlich weiterhin gerne Eintritt gewähren, denn es ist doch interessant, in der Geschichte zu wühlen und paranormale Erlebnisse zu entdecken.“ Sprich: Wenn jemand das möchte, dann spukt es, und wenn jemand seine Ruhe haben will, dann ist dies auch kein Problem mehr. Die Verkaufsabwicklung für das Anwesen liegt in den bewährten Händen von Mag. Evelyn Hendrich, MSc, Geschäftsführerin der Hendrich Real Estate GmbH mit Schwerpunkt auf historischen Immobilien, und ihres darin bestens ausgebildeten Immobilienexperten Siegbert Sappert. Das Unternehmen hat bereits die Burgen Kranichberg und Greifenstein vermittelt. Wie die SCHLOSSSEITEN berichteten, wollen das Schweizer Ehepaar Julia und Gerhard Lehner (Kranichberg) sowie der Logistikunternehmer Ernst Strobl (Greifenstein) ihre frisch erworbenen Anlagen bald mit neuem Leben füllen. Evelyn Hendrich sieht Schloss Ruegers als einmalige Gelegenheit für die interessierte Käuferschaft, denn solch ein Objekt am Markt in diesem einzigartigen Zustand ist sehr selten. Darüber hinaus ist die Hauptstadt Wien mit dem Auto in einer Stunde zu erreichen. Das Schloss verfügt mit dem dritten Geschoß des Südflügels über eine Wohnnutzfläche von ca. 2.000 m². Der östlich vor dem Schloss gelegene Kavalierstrakt wurde vor rund 30 Jahren

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Die barocke Teichstiege liegt in der Verlängerung des Sala Terrena und lädt zum Besteigen eines Bootes ein um über den romantischen Teich zur Insel zu rudern.

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Im ehemaligen Pferdestall steht eine Skulptur von Hans Kupelwieser.

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Einfahrtshalle mit Platzlgewölbe und schönen Stuckarbeiten

zu Wohnzwecken grundlegend adaptiert. Er verfügt auf zwei Etagen über mehrere großzügige Wohnungen mit einer Wohnnutzfläche von ca. 700 m² und wird mit Öl beheizt. Der dazugehörige Komplex des Meiereihofes besteht aus drei Gebäuden, die insgesamt eine Fläche von rund 1.700 m² umfassen. Das daneben platzierte ehemalige Forsthaus bietet weitere rund 150 m² Fläche. Ein zweiter Teich sowie ein ehemaliger Obstgarten komplementieren das unmittelbare Areal um das Schloss. Dieses wird um weitere Felder, Wiesen und Wälder zu einem schönen Anwesen ergänzt. Ob Firmen, Privateigentümer oder Museumsgründer – es gibt viele Möglichkeiten, dieses Objekt neu zu beleben. Wer nun an diesem Schloss Interesse bekommen hat und sich einfach mal so die Räumlichkeiten anschauen will, kann dies den ganzen Sommer lang tun: In den Monaten Juli und August kann man täglich um 14:00 Uhr an einer Führung teilnehmen, und in den Herbstmonaten September und Oktober gibt es die Möglichkeit, an Samstagen und Sonntagen ebenfalls um 14:00 Uhr im Rahmen der einstündigen Führung das Schloss zu besichtigen. Als absoluter Höhepunkt gilt aber das „Mittelalterliche Schlossfest“ am 4. und 5. August. Brauchtum, Handwerk, Kunst und Kulinarik sollen hautnah erlebt werden können; auf gleich drei Bühnen wird musiziert, gespielt und gefeiert. Im Mittelpunkt des Geschehens wird ein großes Ritterturnier im Schlossgarten stehen. Mehr Infos gibt es unter: www.schlossruegers.at

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Siegbert Sappert, Evelyn Hendrich und Octavian Pilati I N F O B OX

Schloss Ruegers steht zum Verkauf. Schloss Ruegers mit zwei Teichen, dem Kavalierstrakt, dem Meierhof, dem Forsthaus, dem Obstgarten, Wald und Feldern steht zum Verkauf. Der idyllische Ort Riegersburg gehört zur Gemeinde Hardegg. Grundfläche: 515.350 m² Preis € 4.995.000,– Provision: 3 % zzgl. 20 % MwSt. Hendrich Real Estate GmbH Ruthgasse 21/17, 1190 Wien Tel.: +43 1 9346574-300 Mobil: +43 676 845669-300 E-Mail: s.sappert@hendrichrealestate.com www.hendrichrealestate.com


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SCHLOSS STUPPACH MOZARTS LETZTES SCHLOSS STEHT ZUM VERKAUF



Ein Galaabend steht bevor Foto: Mozarts letztes Schloss


Südfassade mit Rondell und Springbrunnen

SCHLOSS STUPPACH

MOZARTS LETZTES SCHLOSS STEHT ZUM VERKAUF Am Fuße des Semmering liegt das uralte Schloss Stuppach. Nach langem Dornröschenschlaf wurde es von den aktuellen Besitzern in den vergangenen Jahren liebevoll restauriert und wiederbelebt. Nun folgt das nächste spannende Kapitel.

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einhard Zellinger und seine Frau Rita haben in den letzten beiden Jahrzehnten das Schloss peu à peu renoviert und es darüber hinaus zum Stammsitz ihres StupRes gemacht. Das StupRes ist der wertvolle Salon für Wirtschaft, Kunst & Kultur. Zutritt ist nur Mitgliedern und geladenen Gästen gestattet. Internationale und nationale Gäste folgen mehrmals im Jahr der Einladung der Familie Zellinger zu einem Interessensaustausch in privater, historischer Atmosphäre auf Schloss Stuppach. Aber alles der Reihe nach. Das heutige Schloss ist aus einer Burg entstanden. Die erste urkundliche Erwähnung einer alten Festung stammt aus dem Jahr 1130, die Wurzeln selbst gehen wohl zurück bis zur ersten Jahrtausendwende. Als erstes großes Geschlecht traten hier die Grafen von Wurmbrand auf. Sie besaßen die Burg in der Zeit zwischen 1250 und 1659 und hatten unter anderem den Auftrag, die strategisch

wichtigen Passwege Richtung Adria zu schützen. Um den ersten Grafen von Wurmbrand rankt sich auch die berühmte Legende der Drachentötung (Wurmbrandsaga), die auf der Website des alten Geschlechts nachzulesen ist. Nach den Wurmbrands folgten als nächstes Geschlecht die schwäbischen Reichsgrafen von Walsegg. Diese hatten sich in kaiserlichen Diensten vor allem große militärische Verdienste erworben und galten nicht nur als außerordentlich reich, sondern mit insgesamt 13 Burgen und Schlössern sowie einem Stadtpalais in Wien (am Hohen Markt 1) auch als bestens „vernetzt“. Der Walsegg’sche Besitz umfasste viele Dutzend Quadratkilometer. Schloss Stuppach wählten sie zu ihrem Hauptsitz, und dies aus gutem Grund: Die Grafen von Walsegg verdankten ihren Reichtum unter anderem dem Abbau von Gips. Sie hatten Werke in Schottwien am Semmering, der ebenfalls zum gräflichen Stuppacher Besitz zählte, und verarbeiteten den Gips im Schlossareal von Stuppach zu Stuck. Im

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Der alte Mühlbach mit einem Seitenarm der Schwarza

Stadtpalais in Wien unterhielten sie das Verkaufsbüro der „Stuppacher Stuckmanufaktur“. Unter diesem Grafengeschlecht erlebte die Schlossanlage von Stuppach zweifelsohne ihre historische Hochblüte. Diese Phase dauerte rund 200 Jahre. Sowohl dem Geschäftsmodell der Reichsgrafen von Walsegg einerseits als auch ihrer Verbundenheit zum Freimaurertum andererseits war es zu verdanken, dass sich im 18. und 19. Jahrhundert viele berühmte Persönlichkeiten auf diesem Schloss einfanden. Ab dem Jahr 1786 war hier auch eine geheime Landloge der Freimaurer eingerichtet, der Franz Anton de Paula, der letzte Reichsgraf von Walsegg, vorstand. Das überaus erfolgreiche Geschäftsmodell der Walsegger war hervorragend durchdacht: Ausgehend von ihrem Stadtpalais in Wien, stellten die Reichsgrafen Kontakte zu Persönlichkeiten aus Aristokratie und Klerus her, um Stuckbedarf abzuklären bzw. um Präsentationstermine zu vereinbaren. Die Walsegger hatten einige entscheidende Vorteile gegenüber ihren Mitbewerbern, denn ihr Stuck galt als reiner und wertvoller als alle anderen Konkurrenzprodukte und ihre Lieferzeiten waren wesentlich kürzer. Außerdem gab es bei den Walseggern einiges zu erleben: Für betuchte Kunden bzw. Interessenten wurden jeweils dienstags und donnerstags Salonkonzerte ausgerichtet, an Sonntagen gab es Theateraufführungen. Die potenziellen

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Käufer bzw. Interessenten erhielten Einladungen zu diesen außergewöhnlichen Anlässen, die aber im Grunde genommen nichts anderes waren als Verkaufsveranstaltungen, für die das Schloss selbst als Showroom diente – eine außerordentlich erfolgreiche Strategie, wie wir heute wissen. Viele Persönlichkeiten waren bei den Grafen von Walsegg zu Gast, als potenzielle oder tatsächliche Kunden für die Stuckgeschäfte, als Lieferanten für die wichtigen Musik- und Theatermanuskripte sowie als Freimaurer in der Loge oder auch als Berater der bedeutenden Familie. Als „Castello di Stuppach“ war Schloss Stuppach im 18. Jahrhundert weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und für viele hochgestellte Personen ein beliebter Treffpunkt und Aufenthaltsort. Die Walsegger empfingen Persönlichkeiten wie den Bischof von Rom, den Erzbischof von Wien, Gesandte aus Spanien und von der Republik Venedig, Minister des Hofes von Portugal, Kardinal Migazzi, seine Exzellenz Graf Cobenzl, Papst Pius VI. (der in der Schlosskapelle auch eine Messe las), Kaiser Franz I. von Lothringen sowie Prinzessin Isabella von Bourbon-Parma, die Enkelin Ludwigs XV. und spätere Gemahlin von Kaiser Joseph II. Es wird berichtet, dass auch Franz Schubert und Napoleon auf Schloss Stuppach weilten. Außerdem deutet vieles darauf hin, dass sich Joseph Haydn und W. A. Mozart mehrmals auf Schloss Stuppach aufgehalten haben, dies aber als Freimaurerbrüder des Reichsgrafen F. A. Walsegg.


Im Park gibt es diverse Gang Erholungsinseln. zu den Salons


Im Schloss gibt es insgesamt 51 R채ume. Die Kapazit채t liegt bei 120 Personen (max. 150). Bis auf das Verlies, die Sala terrena und die Kapelle wurden s채mtliche R채ume aufwendig restauriert bzw. zum Teil wiederhergestellt.

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Von erfahrenen Spezialisten wurden hochwertige Materialien verarbeitet, in den Räumlichkeiten der Beletage und im ersten Obergeschoss (Ebenen 2 & 3 mit ca. 1300 m²) finden sich neben alten Parkett- und Holzböden wertvolle Marmor- sowie Sternparkettböden. SCHLOSSSEITEN

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Der Saal im zweiten Stock wird zum Museum umgestaltet; Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel ob Puppen oder Porzellan, wird man nach der Renovierung sehen. Blick in den Barockgarten 52

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Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel

Im Jahr 1791 beauftragte Reichsgraf Franz Anton de Paula seinen Freund und Logenbruder W. A. Mozart damit, ein Requiem zu schreiben. Anlass war der tragische Tod seiner gräflichen Gattin, die am Valentinstag 1791 auf Schloss Stuppach verstorben war. Zu der bis dahin bereits außerordentlich eindrucksvollen Geschichte gesellte sich nun also auch ein Requiem, das zu einem der berühmtesten Werke der Musikgeschichte werden sollte. Die Originalpartitur befand sich lange Zeit auf Schloss Stuppach, bevor sie ihren Weg in die Musikaliensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek fand. Die Partitur wurde zuletzt im Jahre 2000 öffentlich ausgestellt und war damals auf den Betrag von 7,3 Mio. Euro versichert. Heute gilt das Manuskript als „nicht mehr versicherbar“! Im Arkadenbereich des Schlosses wurde vor einigen Jahren eine kunstvolle Säule installiert, auf der sich Mozarts Requiem unaufdringlich, aber eindrucksvoll in Form eines Faksimiles mit einer roten Rose präsentiert. Das einzigartige Werk gilt hier am Schloss als das „Taj Mahal der Musik“ – als musikalische Liebeserklärung. Im Herbst des Jahres 1827 verstarb der letzte Reichsgraf von Walsegg. Da er kinderlos geblieben war, fiel seiner Schwester das gesamte Erbe zu, die nun versuchte, die riesigen Besitztümer in möglichst großen Tranchen zu verkaufen. Zuerst wandte sie sich an die Verwandtschaft, die Fürsten von Esterházy, und als dies nicht zum gewünschten Erfolg führte, bot sie die 13 Burgen und Schlösser

Das Schloss von von Südosten mit der barocken Toreinfahrt Walsegg’scher Stuck in der „Papst Pius Kapelle“

den Fürsten von Liechtenstein an. Johann I. Fürst von Liechtenstein erwarb schließlich im Sommer 1830 Teile des riesigen Besitzes. Einen Teil davon hält die Familie Liechtenstein bis dato: den Semmering, wo alle zwei Jahre Weltcup-Skirennen der Damen durchgeführt werden. Die Fürsten von Liechtenstein besaßen Schloss Stuppach etwa 50 Jahre, bevor ihnen die Grafen zu Castell-Rüdenhausen nachfolgten. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts gab es bürgerliche Besitzer. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fiel das Schloss in die Hände der russischen Besatzungsmächte, die hier eine Feldbäckerei einrichteten. Im Oktober 1945 brach infolge einer Unachtsamkeit ein Brand aus, der erst nach mehreren Stunden gelöscht werden konnte. Daraufhin wurde das Schloss aufgegeben. Es dauerte mehr als vier Jahrzehnte, bis die Restaurationsarbeiten aufgenommen wurden. Sie gelten heute als weitgehend abgeschlossen. Rund 1000 Jahre alt, aber in Topform – dies ist dem Ehepaar Reinhard und Rita Zellinger zu verdanken. Die beiden sind nunmehr die 14. Besitzer von Schloss Stuppach und haben dieses in den letzten 20 Jahren mit großem Aufwand und viel Liebe zum Detail komplett restauriert und eingerichtet. Das herrliche Anwesen befindet sich in einem sehr guten Zustand, sämtliche Installationen sind auf dem neuesten Stand bzw. wurden modernisiert.

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Abseits der Empfangshallen und Säle, die sowohl zum Wohnen als auch für Gesellschaften verwendet werden, gibt es zudem einen ganz privaten Bereich mit einer Fläche von ca. 180 m² für die neuen Eigentümer. Dieser „Eignerbereich“ befindet sich auf und kann auch als separate große Suite genutzt werden. Vom Eingang gelangt man zunächst in einen Die der Burgdritten verfügt Schlossebene in einigen Räumen über keine Heizung, dafür findet man wunderschönedann geht es vorbei am Wohnbereich und an der eingebauten Küche zum Speisebereich. charmanten Arbeitsraum, historische Kachelöfen vor. 26 SCHLOSSSEITEN


Im ehemaligen Pferdestall steht eine Skulptur von Hans Kupelwieser.

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Das viergeschossige Schloss liegt inmitten eines herrschaftlichen Parks unterhalb des gleichnamigen Ortes. Vier ungleiche Trakte umschließen einen charmanten kleinen Arkadenhof. Die barocke Hauptfassade mit einer repräsentativen Terrasse und einer ebensolchen Freitreppe ist nach Süden ausgerichtet. Es gibt zwei Gästesuiten und ein Gästeappartement. Die privaten Rückzugsräumlichkeiten sind großzügig (ca. 180 m²) und sehr geschmackvoll gestaltet (z. B. mit Marmorbad). Das Schloss verfügt über drei Küchen und eine Kitchenette. Eine der Küchen ist auf die Versorgung von bis zu 120 Personen ausgelegt, ebenso wie die gesamte (flexible) Eventausstattung (Tische, Sessel, Geschirr, Gläser, Bestecke ...). Es gibt neun Toiletten, vier Bäder (ein weiteres befindet sich gerade in Bau) sowie vier getrennt voneinander operierende Heizsysteme (Öl). In diversen Räumlichkeiten im Südtrakt befindet sich eine Fußbodenheizung. Mehrmals im Jahr wird das Schloss durch hochwertige Konzerte und regelmäßig durch Clubtagungen des StupRes belebt. Hinweise zu den Events und zum StupRes finden sich auf den eigenen Websites: www.mozart-schloss. com bzw. www.stupres.com. Es ist dem Ehepaar Zellinger nicht nur gelungen, das Schloss wieder aufzubauen, sondern auch, dieses authentisch wiederzubeleben. Zudem wurde nebenbei mit der Bezeichnung „Mozarts letztes Schloss“ eine globale Marke erfolgreich aufgebaut. Die Restaurationsarbeiten hatten im Jahr 1996 bereits begonnen, als die Entscheidung getroffen wurde, Mozarts Requiem zum ersten Mal am Originalschauplatz aufzuführen. Außerdem wurde die Ausarbeitung eines Schauspiels mit dem Titel „Die Entstehungsgeschichte von Mozarts Requiem“ in Auftrag gegeben. Beide Stücke wurden am 13. und 14. Februar 1997 (Vorpremiere bzw. Premiere) aufgeführt. Bei der Vorpremiere war auch das österreichische Fernsehen zugegen. Die Aufzeichnung wurde am 14. Februar 1997 im Hauptabendprogramm ausgestrahlt. Die Sprecherin kündigte die Sendung mit folgenden Worten an: „Mozarts letztes Schloss könnte man es nennen: Schloss Stuppach bei Gloggnitz.“ Diese Beschreibung wurde aufgegriffen und zu einer Marke aufgebaut, die mittlerweile internationale Bedeutung erlangt hat. „TV-Stationen aus aller Welt waren seitdem hier zu Gast, um über das Schloss und dessen faszinierende Geschichte zu berichten“, erzählt uns der Hausherr. Nun fragt man sich, warum sich jemand von einem solch einzigartigen Zuhause trennen möchte, das nur 70 Kilometer von Wien entfernt ist. Die Antwort ist ganz einfach: Die Zellingers stellen fest, dass sie nahezu alle für dieses Schlossvorhaben gesteckten Ziele erreicht haben; zum Teil wurden diese sogar deutlich übertroffen. Das oberste Ziel lautete: „Wir werden das Schloss zu einer zweiten Hochblütephase führen. Dafür nehmen wir uns zirka 20 Jahre Zeit.“ Die Subziele waren die Wiederher-

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stellung des Schlosses, die Reanimation durch adaptierte Elemente, die bereits die Grafen von Walsegg eingesetzt hatten, die Schaffung von attraktiven Zusatzoptionen bzw. -angeboten sowie die Installation eines Modells, das es dem Schloss ermöglicht, sich à la longue selbst zu erhalten und auch zu refinanzieren. Nun wenden sie sich wieder anderen Projekten zu. Dies in der Schweiz, wo das Ehepaar seinen Hauptwohnsitz hat. Das Schloss offeriert heute diverse Möglichkeiten für eine international erfolgreiche Vermarktung und einen profitablen Betrieb. Dies ist einerseits der Marke „Mozarts letztes Schloss“ zu verdanken, die in den letzten 20 Jahren behutsam aufgebaut und gepflegt wurde. Der Schloss-Shop offeriert diverse Produkte unter der eigenen Marke. Andererseits ist es die unfassbar spannende Geschichte rund um Mozarts Requiem und die Freimaurerthematik. Faszinierende und berühmte Persönlichkeiten waren einst zu Gast hier – und das ist auch in der Gegenwart wiederum der Fall. Prinzen, Prinzessinnen, Fürsten und Gräfinnen halten sich heute ebenso wieder hier auf wie Spitzenpolitiker, höchste Würdenträger der katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche sowie Unternehmerpersönlichkeiten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Dafür sorgt das StupRes, der wertvolle Salon für Wirtschaft, Kunst & Kultur, den die Zellingers gegründet haben. Dieser facettenreiche Clubsalon ist auch eine brillante Chamber und eine stilvolle Business-Plattform, beheimatet auf einem Schloss mit einer großartigen, fast 1000-jährigen Geschichte, das durch die Verbindung zu Wolfgang Amadeus Mozart auch als „Mozarts letztes Schloss“ bekannt wurde. Der Zutritt ist ausschließlich Mitgliedern und geladenen Gästen vorbehalten. Mitgliedschaften werden an Unternehmer, Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft sowie an ausgewählte Privatiers vergeben. Kleine Betriebe, aber auch große Unternehmen sind durch den Geschäftsführer oder den CEO bzw. durch ein Mitglied des Topmanagements vertreten; diese firmieren als Members bzw. sind die nominierten Vertreter ihrer Firmen vor Ort. Üblicherweise handelt es sich somit um Firmenmitgliedschaften; es besteht aber auch die Möglichkeit, dem StupRes als Einzelperson beizutreten. Das bedeutet, dass die künftigen neuen Eigentümer auch die Möglichkeit haben, in den Räumlichkeiten des Schlosses einen hochkarätigen Salon und Wirtschaftsclub weiterzuführen. Es gäbe noch vieles zu berichten. Für alle an der Geschichte und am Objekt Interessierten bietet sich übrigens eine einzigartige Möglichkeit, den Platz zu besuchen. Reinhard Zellinger hat kürzlich einen Roman fertiggestellt – einen Thriller, in dem das Schloss eine Hauptrolle spielt – und hält in den nächsten Wochen regelmäßig Lesungen am Originalschauplatz. Das Ganze wird umrahmt von dem edlen Dinner eines Schweizer Starkochs. Infos dazu findet man auf der Website des Schlosses.


Foto: Mozarts letztes Schloss

Die Zellingers eröffnen eine Clubtagung

Aufgrund der Exklusivität dieses Objektes erfolgt die Vermarktung vorwiegend über persönliche Empfehlungen handverlesener Anbieter von Luxusimmobilien auf internationaler Basis. Zu diesen zählt Herr Michael Skala von VALOROUS Immobilien. Michael Skala ist nicht nur ein guter Freund der Familie, er hat auch schon große Erfahrung im Bereich der Vermittlung von Luxusobjekten in Österreich und in der Schweiz bewiesen und hierbei absolute Diskretion gezeigt. „Den Verkaufspreis gibt es nur auf Anfrage, da es uns wirklich wichtig ist, in erster Linie passende neue Eigentümer zu finden, die die Einzigartigkeit und das Potenzial dieses Objekts zu schätzen wissen. Mozarts Requiem ist ein Juwel – selbst unter Mozarts Meisterwerken. Schloss Stuppach ist ebenfalls ein Juwel – aus allen Prunkschlössern und Konzertfestivals ragt es durch seine ganz besondere Originalität heraus. Wer einmal Gast auf Schloss Stuppach war, egal ob Musiker oder Besucher, kommt immer wieder gerne zurück – ein Leben lang“, betont Michael Skala und ergänzt: „Nach den Walseggern, den Freimaurern, den Habsburgern und schließlich den Zellingern, die das Schloss vor dem Verfall bewahrt haben, sind wir nun gemeinsam auf der Suche nach einem neuen Eigentümer, der es über weitere Jahrzehnte belebt. Ob privat oder öffentlich, sei jedem selbst überlassen.“ Text: Lisa Gasteiger-Rabenstein

Reinhard Zellinger, Michael Skala, Rita Zellinger I N F O B OX

Schloss Stuppach in Gloggnitz zum Verkauf Grundstücksfläche: 15 000 m², Nutzfläche: 2400 m² Objektzustand: vollsaniert Heizungsart: Etagenheizung mit Öl, Holz-Hackschnitzel Bodenbelag: Fliesen, Stein, Parkett, Marmor Sicherheitstechnik: Alarmanlage, Kamera

VALOROUS GmbH Ihr Partner für Verkauf, Verwaltung und Anlage Schulhof Nr. 4, A-1010 Wien Tel.: +43 1 5321256 skala@valorous-immobilien.at www.valorous-immobilien.at

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„WHERE EAGLES DARE“ DIE BURG HOHENWERFEN


Foto: Salzburger Burgen & Schlรถsser


Fotos: Salzburger Burgen & Schlรถsser


„WHERE EAGLES DARE“ DIE BURG HOHENWERFEN Sie war Filmkulisse, unter anderem im Jahr 1968 für den US-Film „Agenten sterben einsam“ mit Richard Burton und Clint Eastwood, die Nationalsozialisten richteten hier eine Gauschule ein, Erzherzog Eugen, Urenkel von Kaiser Leopold II., nutzte sie für seine große Kunst- und Waffensammlung, den Fürsterzbischöfen diente sie als Jagdschloss und Gefängnisstätte. Sie brannte mehrmals ab, verfiel zur Ruine, doch wie Phönix aus der Asche erstrahlt sie heute in neuem Glanz, und ein Highlight sind die über ihr kreisenden Adler, Geier, Falken, Bussarde und Milane.

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eithin sichtbar im Salzachtal, an der uralten Alpentransversale von Salzburg nach Italien, thront die Burg Hohenwerfen majestätisch auf einem 155 Meter hohen Felskegel. Die Anlage sollte die etwa 50 km nördlich gelegene Stadt Salzburg vor Angriffen aus dem Süden schützen. Sie ist, nach der Salzburger Festung Hohensalzburg, die zweitgrößte Burg des Landes mit drei Vorburgen, der Hauptburg, dem Palas und dem Zwinger, dem Waller-, Salzach-, Marien-, Binder-, Glocken- und Fallturm, dem Pfauenschweifzwinger, der Kapelle, dem Zeughaus und dem großen Burghof. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Bau im Jahr

1077. Besitzer ist das Erzbistum Salzburg, der erste Bauherr der aus Schwaben stammende Erzbischof Gebhard von Salzburg (1010–1088). Zwischen 1127 und 1142 lässt Erzbischof Konrad I. Graf von Abensberg (1075–1147) die Wehranlagen mächtig ausbauen und zusätzlich den Pass Lueg befestigen. Die neu aufkommende Artillerie veranlasst Erzbischof Eberhard III. († 1427), die Wehreinrichtungen der Festung den neuen Waffensystemen anzupassen. Während der Bauernkriege 1525/1526 nehmen Aufständische die Festung ein, brennen sie teilweise nieder. Nach der Niederschlagung der Revolte erfolgt durch Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg (1468–1540) ein weiterer umfassender Ausbau. So

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Fotos: Salzburger Burgen & Schlösser

wird ein zweiter Sperrbogen errichtet, ebenso die 219 Stufen zählende „Finstere Stiege“, eine Verbindung zwischen Haupt- und Vorburg, sowie der Stroh- und der Lindenturm.

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Aufgrund der drohenden Türkengefahr lässt der Salzburger Erzbischof Jakob Kuen von Belasy (ca. 1515– 1586) die Anlage mithilfe italienischer Festungsbaumeister so verbessern, dass sie den neuen Feuerwaffen standhalten kann. Die Mauern werden erhöht und mit Schießscharten ausgestattet, es erfolgt der Bau weiterer Türme wie Wallerturm, Salzachturm und Fallturm. Ein dritter Sperrbogen wird im Jahr 1567 errichtet.

Während der Napoleonischen Kriege werden alle Geschütze entfernt. Nach dem Abzug der französischen Truppen sowie in der Zeit, in welcher Salzburg zu Bayern gehört (1809–1816), verfällt die Festung; einen Abriss verhindert Kaiser Franz I. Im Jahr 1822 wird der komplette Inhalt versteigert, die militärisch nutzlose Festung dem Verfall preisgegeben. Erzherzog Johann (1782–1859) ist es zu verdanken, dass die Burg von 1824 bis 1833 wiederhergestellt wird. Im Jahr 1876 wird die Burg Hohenwerfen als militärischer Standort aufgegeben und an Oswald Graf von Thun (1849–1913) verkauft, der sie als Jagdschloss benutzt.

1568 wird das Zeughaus mit vier Geschossen gebaut, in dem heute wechselnde Ausstellungen untergebracht sind. Im gleichen Jahr wird das „Burgahnl“, die 4412 kg schwere Glocke des Innsbrucker Glockengießers Hans Christoph Löffler (ca. 1530–1595) im Glockenturm der Festung installiert. Sie läutet bis heute an hohen Feiertagen. Weitere Ausbauarbeiten erfolgen unter Erzbischof Paris Graf von Lodron (1586–1653), der auch die Festung Hohensalzburg erheblich ausbaut und durch seine geschickte Politik Salzburg während des Dreißigjährigen Krieges den Frieden bewahrt. Er lässt 1624 zwei Pulvertürme und 1632 die prächtige Marmorzisterne, ein Werk seines Dombaumeisters Santino Solari, errichten.

Erzherzog Eugen von Österreich (1863–1954) erwirbt das Anwesen im Jahr 1898, baut es als Fürstensitz aus und bringt hier seine große Kunst- und Waffensammlung unter. Ein Brand zerstört 1931 große Teile der Festung, darunter unwiederbringliche Antiquitäten. Der Erzherzog lässt sie mit eigenen Mitteln, unter anderem mit den Erlösen aus dem Verkauf seiner Sammlung, restaurieren. Nach dem Anschluss Österreichs durch Deutschland muss er seinen Besitz im Jahr 1938 an die nationalsozialistische Gauleitung verkaufen, die hier eine Gauschule für die NSDAP einrichtet. Nach Kriegsende geht die Burg in den Besitz des Landes Salzburg über und wird über Jahrzehnte als Sitz der Gendarmerieschule genutzt.

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Ab 1987 ist die Anlage als „Erlebnisburg“ konzipiert und lockt mit zahlreichen Events wie Ausstellungen, Theater-, Konzert- und Brauchtumsveranstaltungen sowie mittelalterlichen Burgfesten. So lädt bei den „Mythischen Nächten“ der Burggraf die Gäste an seine Tafel ein, und nach dem von Minnegesang begleiteten Landknechtsmahl wandert die Gesellschaft durch die Burg. Der Abend endet im Burghof mit einer beeindruckenden Feuershow. Wer es lieber romantisch hat, kann sein „Burgfräulein“ in der Burgkapelle ehelichen, die dem heiligen Sigismund geweiht ist. Der Hochaltar, in dessen Zentrum die Holzplastik „Maria und Jesuskind“ (um 1480) steht, wurde um das Jahr 1650 vom Tischler Konrad Schwarz aus Werfen gefertigt. Anlässlich der Renovierungsarbeiten im Gang vor der Kapelle entdeckte man 1983 Fresken aus der Zeit um 1125. Eine ganz besondere Attraktion ist seit dem Jahr 1994 der historische Landesfalkenhof. Einstmals Jagdtradition der Fürsterzbischöfe, wird diese alte Kunst der Jagd mit Greifvögeln heute als lebendiges Kulturgut gezeigt, denn die Falknerei wurde 2010 von der UNESCO in die weltweite „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ aufgenommen. Neben der Mongolei, Korea, Katar, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Syrien, Marokko, Spanien, Frankreich, Belgien und Tschechien zählt

Das Schloss von von Südosten mit der barocken Toreinfahrt

die Falknerei in Österreich und Ungarn seit dem Jahr 2012 dazu; Deutschland folgte im Jahr 2016. Die Beizjagd – der Begriff stammt vom mittelalterlichen „beizen (beißen) lassen“ ab – entstand vor etwa 4000 Jahren in Zentralasien. Der venezianische Händler und Reiseberichterstatter Marco Polo (ca. 1254– 1324) berichtete, dass der mongolische Herrscher und Kaiser von China Kublai Khan (1215–1294) mit mehr als 10 000 Falken zur Jagd aufbrach. Die oberste Gottheit Ägyptens war der Falke „Horus“, und viele der in Leinen eingewickelten Falkenmumien trugen goldverzierte Masken. Der griechische Philosoph Aristoteles (384–322 v. Chr.) erwähnte die Falknerei bei den Indern und Thrakern. Die Germanen ergötzten sich an der Jagd mit den Vögeln bereits ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. Im Verlauf der Völkerwanderung gelangte sie nach Spanien, später nach Nordafrika. In Europa erlebte die Falknerei im Hochmittelalter eine Blüte. Für Kaiser Friedrich II. (1194–1250) war die Falknerei gar die Vorübung zur Menschenführung und der ideale Falkner aufgrund der benötigten Kombination aus Willensstärke und Fürsorge der ideale Herrscher. Vom 16. Jahrhundert bis weit ins 18. Jahrhundert erfreute sich die Falknerei nochmals großer Beliebtheit, galt sie doch als Zeichen von Reichtum und Macht. Erst mit dem Gebrauch des Gewehres wurde sie aufgegeben.

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Foto: Salzburger Burgen & Schlösser

Heute werden die Greifvögel, welche während ihres Sturzfluges oft bis zu 300 km/h erreichen können, bei der Jagd vor allem auf Fasane und Hasen eingesetzt. Auch bei der Vertreibung von Vogelschwärmen auf Flughäfen kommen sie zum Einsatz.

gen sollen die Besucherinnen und Besucher für die Greifvögel sensibilisieren und sie über diese historische und sensible Jagdform informieren. Text: Eva von Schilgen

2010 gelang dem 1950 gegründeten Falknerbund ÖFB die Aufnahme der österreichischen Falknerei in die nationale UNESCO-Inventarliste für das immaterielle Kulturerbe Österreichs. 2012 wurde Österreich von der internationalen Staatengemeinschaft in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit (immaterielles Weltkulturerbe) aufgenommen. Die auf der Burg Hohenwerfen tätigen Berufsfalkner haben die Jäger- und Falkner-Prüfung absolviert, einige verfügen zusätzlich über eine Ausbildung an einer Forstschule oder eine veterinärmedizinische Ausbildung. Neben dem ersten österreichischen Falknerei-Museum gibt es Außen-, Turm- und Wintervolieren im großen Dachboden sowie eine Arbeitsfalkenkammer im Lindenhaus, wo die Vögel zur Abrichtung und Flugvorführung vorbereitet werden. Mehrmals täglich finden Vorführungen mit Falken, Geiern, Adlern und anderen heimischen Greifvögeln aus eigener Zucht statt, zudem Sonderprogramme mit historischer Hof- und Jagdmusik. Die Flugvorführun-

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BURG HOHENWERFEN 5450 Werfen www.salzburg-burgen.at/hohenwerfen Öffnungszeiten: April, Oktober, November 9.30–16.00 (im April Montag Ruhetag), Mai, Juni, September 9.00–17.00, Juli, August 9.00–18.00


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Andrea und Stefan Jordis


Hof Blumenstein in Salzburg wurde im Jahr1635 erbaut.

JORDIS SALZBURG – EIN FAMILIENUNTERNEHMEN GEHT NEUE WEGE

Begonnen hat es in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts mit der Leidenschaft eines Sammlers. Seit mehr als 70 Jahren ist die Firma „Salzburger Handdrucke Jordis“ nun der führende Anbieter für Stoffe mit traditionellen Mustern aus dem alpenländischen Raum. Das soll auch so bleiben. Doch die dritte Generation der Firmeninhaber setzt den aktuellen Einrichtungstrend nach Geborgenheit, Gemütlichkeit und Exklusivität auf sehr originelle Weise um.

F

ür Volkskundeexperten ist es ein wahrer Schatz, für die Firma „Jordis“ bis heute unerschöpfliche Quelle neuer Designs: die Sammlung der Handdruck-Model, die der Firmengründer Hans Freiherr von Jordis und Lohausen (1894–1984) auf seinen Geschäftsreisen in alten Bürgerhäusern, in Pfarrhöfen, auf dem Dachboden eines Schlosses oder im Nachlass eines Druckers entdeckt hat. Zwar wird heute nicht mehr mit den alten Modeln produziert, sondern mit zeitgemäßen Technologien, aber es werden ausschließlich die althergebrachten Motive verwendet. Dabei kommt es immer wieder zu neuen Musterkombinationen, die jedoch die Tradition nie verleugnen.

Im Jahr 1936 wird die erste Firma von Jordis, die „Steirische Zeugdruckerei“, mit einem Bekannten in Graz gegründet. Bis zum Beginn des Krieges wird mit der Hand gedruckt. Nach 1945 endet die Zusammenarbeit, Hans Freiherr von Jordis und Lohausen übersiedelt zu seiner Familie nach Steinhaus bei Wels und nimmt einen großen Teil seiner Model-Sammlung mit. Die im Jahr 1947 gegründete Firma „Mühlviertler Handdrucke und Webwaren, Jordis & Co“ hat ihren Sitz ursprünglich in Lichtenau bei Haslach/OÖ. Den ersten großen Auftrag erteilt Gräfin Harriet Walderdorff. Sie hat das Hotel „Goldener Hirsch“ in Salz-

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Detailverkauf im historischen Gewölbe

burg übernommen und sucht Bett- und Tischwäsche, Servietten, Vorhänge, Polsterstoffe sowie Dirndlstoffe für das Personal. Auch das Logo des Hotels, ein barocker Rahmen mit einem springenden Hirsch vor der Festung, stammt von der Firma „Jordis“. Nach dem Ausscheiden des Geschäftspartners wird im Jahr 1952 die „Mühlviertler Handdrucke, Jordis KG“ gegründet. 1957 übersiedelt die Familie nach Salzburg, neuer Firmensitz wird der im Jahre 1635 erbaute Hof Blumenstein. 1961 tritt Sohn Hans-Andreas Jordis (*1940) in die Firma ein. Dieser hat schon während seiner Schulzeit nicht nur seine Liebe zur Handweberei, sondern auch sein kaufmännisches Talent entdeckt. Um sein bescheidenes Taschengeld aufzubessern, stellt er am Webstuhl bereits als Jugendlicher eigene Erzeugnisse her. Nach Schulabschluss am Gymnasium Wien besucht er in die Gewerbeschule in Salzburg und schließt diese, zusammen mit 14 Mädchen und einem anderen Jungen, mit dem Gesellenbrief für das Webergewerbe ab. Nach dem Präsenzdienst beginnt er, im väterlichen Betrieb zu arbeiten. Unter der Firmenbezeichnung „Salzburger Handdrucke, Jordis KG“ (später „Jordis & Sohn KG“) wird zu dieser Zeit eine Dirndlstoff-Kollektion angeboten, die aus etwa 15 Mustern mit jeweils 10–12 Farbstellungen, gedruckt auf einer 80 cm breiten Baumwollware, besteht. Vorhang- und Mö-

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belstoffe werden in etwa 40 Mustern auf Baumwoll-, Halbleinen- und Leinenqualitäten gedruckt, Tischdecken, Sets und Läufer sowie Seiden- und Baumwolltücher ergänzen das Sortiment. Kunden wie Königin Silvia von Schweden, die Stoffe für das Schloss in Stockholm kauft, oder Herbert und Eliette von Karajan, die auch in St. Moritz das „Salzburger Flair“ nicht missen wollen, ziehen ebenso wie Prinzessin Beatrix von Dänemark auch deutsche Großindustrielle an, die in Salzburg ihre Zweitwohnungen einrichten. Der Vertrieb an Einrichtungshäuser, Raumausstatter, Tapezierer und Konfektionäre erfolgt teilweise sowohl über internationale Messen als auch über Vertreter. Unter den Großkunden ist das „Österreichische Heimatwerk“ zu finden, geliefert wird aber auch an Firmen in Südtirol, in der Schweiz und in Deutschland, nach Südafrika und nach Japan, wo die Firma „Voglauer“ in Sapporo eine Tiroler-Hütte mit Bauernmöbeln mit Stoffen der Firma „Jordis“ ausstattet. Im Jahr 1971 – an seinem 77. Geburtstag – übergibt Hans Jordis den Hof Blumenstein sowie die Geschäftsanteile an seinen Sohn Andreas, der bereits seit 1967 die Geschäftsführung innegehabt hat. 1984 stirbt der Firmengründer Hans Freiherr von Jordis und Lohausen, und Andreas Jordis führt das Unternehmen, bis


Stoffkombinationen

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Drei Generationen leben mit Stoffen 12

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Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel Tischdecke „Reideben“

im Jahr 2003 sein eigener Sohn Stefan (*1975) neuer Geschäftsführer wird. Stefan Jordis studierte in Dornbirn Textilbetriebstechnik mit Wirtschaftslehre, absolvierte ein 1-jähriges Praktikum in einer großen Textilfabrik in Mönchengladbach und sammelte Erfahrung bei der Firma „Schneiders“ in Salzburg. 2002 heiratete er Andrea Jütte. Die Absolventin der Textilschule Wien arbeitete drei Jahre bei „Tostmann Trachten“ in Wien und wurde anschließend Produktmanagerin bei der Firma „Gössl“ in Salzburg, bis sie im Jahr 2005 in das Unternehmen eintrat. Bis heute ist sie für den kreativen und innovativen Teil des Unternehmens zuständig. 2011, nach genau 50 glücklichen Jahren im Unternehmen, übergibt Andreas Jordis das Unternehmen an die neue Generation. SCHLOSSSEITEN: Andrea und Stefan Jordis, seit sieben Jahren führen Sie erfolgreich das Unternehmen. Wohin geht die unternehmerische Reise? Andrea Jordis: Aufgrund von veränderten Produktionsmöglichkeiten und durch den Wunsch nach Individualität für jeden Einzelnen von uns können wir auch sehr kleine Serien produzieren. So ist es uns möglich, fast jeden Wunsch zu erfüllen, ganz gleich, ob es sich um einen privaten Haushalt mit neuen Vorhängen, um

Das Schloss von von Südosten mit der barocken Toreinfahrt

Sonderentwürfe für ein Hotel oder ein Schloss handelt oder ob in einem Restaurant die Schürzen des Personals genauso einzigartig sein sollen wie die Speisen. Stefan Jordis: Da der Kunde oft besser informiert ist als der Verkäufer – das Internet macht es möglich –, haben wir unsere Produktmöglichkeiten in fünf Bereiche aufgeteilt. Somit kann sich jeder Besucher leicht zurechtfinden, und wir können seine Wünsche erfüllen. SCHLOSSSEITEN: Einer Ihrer Bereiche befasst sich mit Architektur. Stefan Jordis: Wir stehen im direkten Kontakt mit Architekten, damit diese ein Gesamtkonzept anbieten können. Der Kunde bekommt dann nicht nur das nackte Haus, sondern auch gleich das Wohlfühlklima mit angeboten. Somit verlieren wir keine Zeit und das Budget wird übersichtlich. Zu oft mussten wir erleben, dass das Geld in teure Technik gesteckt wird und dann für die Innenausstattung nichts mehr übrig bleibt. SCHLOSSSEITEN: Ihre Stoffe werden sehr häufig im Hotel- und Gastronomiebereich verwendet. Andrea Jordis: Der Gast sucht Geborgenheit und möchte wissen, wo er sich befindet – er betrachtet Hotel und Restaurant in einer Einheit mit der Umgebung. Diesen Wunsch erfüllen wir mit unseren Stoffen sehr gerne. Damit aber nicht jedes Haus die gleichen Muster vor seinen Fenstern hängen hat, entwickeln wir mit

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Am Drucktisch entstehen viele kreative Ideen.

den Eigentümern bzw. den Auftraggebern gerne etwas exklusiv und beachten dabei, dass man sich vom Mitbewerber abhebt. Stefan Jordis: Wir bewahren Diskretion und verändern auch gerne das Muster für den Auftraggeber, zum Beispiel drucken wir das Firmenwappen auf die Stoffe. Auch ist die eigene Tisch- und Bettwäsche – natürlich von uns – eine Visitenkarte für Individualität und guten Geschmack. SCHLOSSSEITEN: Jordis-Drucke sind ja in der Trachtenmode sehr präsent. Was gibt es hier Neues? Andrea Jordis: Wir arbeiten gerne mit den Designern zusammen, um Trends umzusetzen. Unsere Stoffe werden ausschließlich in Österreich und Deutschland produziert, somit können wir eine gleichbleibende Qualität versprechen. SCHLOSSSEITEN: Einer Ihrer stark wachsenden Bereiche ist „Zu Hause – Home“. Liefern Sie nur an Inneneinrichter oder auch an private Kunden? Stefan Jordis: In unserer sehr schnelllebigen Zeit lädt man wieder gerne Gäste zu sich nach Hause ein. So sollte das „zu Hause“ aber auch individuell sein. Ab einer Menge von 15 Metern können wir drucken. Gerne empfehlen wir Handwerker in der jeweiligen Region und stellen Musterkombinationen zusammen.

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SCHLOSSSEITEN: Der fünfte Bereich befasst sich mit sehr interessanten Innovationen. Andrea Jordis: Seit einiger Zeit arbeiten wir mit Partnern zusammen, die alte Seidenstoffe und Tapisserien rekonstruieren. Oft hat man in seinen alten Häusern Stoffe, die eine bestimmte Erinnerung hervorrufen. Wir können diese alten Textilien zu neuem Leben erwecken. Es reichen oft nur Fragmente, um die alten Muster wie ein Puzzle zusammenzusetzen. Stefan Jordis: Wir haben viele Ideen. Warum sollen unsere Model-Muster nur auf Stoffen zu finden sein? Unsere klassischen Muster könnten für Glas, auf Holz, im Schmuckdesign und vieles mehr verwendet werden. Es handelt sich schließlich um alpenländisches Kulturgut! Auch an dieser Umsetzung arbeiten wir mit viel Freude und Energie. Text: Eva von Schilgen I N F O B OX

Salzburger Handdrucke Jordis Blumensteinstraße 1, 5020 Salzburg Tel.: +43 662 642879, E-Mail: info@jordis.at www.jordis.at Öffnungszeiten: Montag-Freitag: 8.00-12.00 Uhr oder Termine nach Vereinbarung


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Erzabt Korbinian Birnbacher Fotos: Verlag St. Peter, Salzburg


Stich von Klauber nach einer Zeichnung von F. X. König (1769), Ansicht der Erzabtei St. Peter von Westen

BENEDIKTINER IN ÖSTERREICH „ORA ET LABORA (ET LEGE)“ „Bete und arbeite (und lies/studiere), Gott hilft ohne Verzug“ wird allgemein als Grundsatz der Benediktiner angesehen. Doch dieser Satz stammt erst aus dem Spätmittelalter und nicht aus der „Regula Benedicti“, dem vom heiligen Benedikt im Jahr 529 n. Chr. verfassten Klosterregularium. Heute leben etwa 550 Mönche und Nonnen in 19 Klöstern in Österreich nach diesen alten Regeln und sind doch in hohem Maße modern, auch was die Vermittlung einer umfassenden humanistischen Bildung betrifft. Benedikt von Nursia – der Ordensgründer „Benedikt“ – aus dem Lateinischen (benedictus): „der Gesegnete“ San Benedetto di Norcia wird um 480 n. Chr. in Perugia im Umbrien geboren. Als Sohn eines reichen Landbesitzers kann er in Rom studieren. Enttäuscht vom römischen Leben, schließt er sich bald einer Gruppe von Einsiedlern in den Bergen östlich von Rom an. Danach zieht er sich in eine Höhle bei Subiaco zurück, bis ihn der Ruf erreicht, dem Kloster in Vicovaro als Abt vorzustehen. Seine Reformpläne stoßen jedoch bei der Mönchsgemeinschaft auf so heftigen Widerstand, dass er nach Subiaco zurückkehrt. Auf dem Grund einer Villa des römischen Kaisers Nero gründet er das Kloster San Clemente sowie weitere zwölf kleine Klöster. Von diesen besteht nur mehr

der Konvent Santa Scolastica, benannt nach seiner Schwester, der heiligen Scholastika von Nursia, die als erste Benediktinerin gilt. Der Orden „Müßiggang ist der Feind der Seele“ – Zitat des heiligen Benedikt von Nursia Die Benediktiner gelten als der älteste westliche Orden. Die Mönche und Nonnen leben ein zölibatäres Leben unter Verzicht auf persönliches Eigentum. Im Laufe ihres Ordenslebens legen sie drei Gelübde ab: die „Stabilitas loci“, die lebenslange Bindung an ein bestimmtes Kloster, die „Conversatio morum“, den klösterlichen Lebenswandel, und die „Oboedientia“, den Gehorsam. Ihr Leben ist der Suche nach Gott gewidmet, der Arbeit, um den Lebensunterhalt der Ge-

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Fotos: Verlag St. Peter, Salzburg

St. Peter mit Friedhof

meinschaft zu sichern, der Vermittlung von Bildung, der Landwirtschaft und der Missionstätigkeit. Montecassino, das Stammkloster des Benediktinerordens „Wo es stand und wie es war“ – Ildefonso Rea (1896– 1971), Erzabt von Montecassino Um 529 n. Chr. gründet Benedikt an der Stelle eines alten Apollotempels auf einem hohen felsigen Hügel im Stadtgebiet von Cassio zwischen Rom und Neapel die Abtei Montecassino und verfasst die Ordensregel „Regula Benedicti“. Hier stirbt er am Gründonnerstag des Jahres 547 der Überlieferung nach betend am Altar der Klosterkirche. Das Kloster entwickelt sich im Mittelalter zu einem der bedeutendsten geistlichen Zentren Europas. Mehrmals im Laufe der Jahrhunderte zerstört, wird es immer wieder aufgebaut. Die sinnlose Bombardierung durch amerikanische Flugzeuge Ende 1944 zerstört die Anlage in nur drei Stunden bis auf die Grundmauern. Nur die Krypta mit dem Grab des Heiligen bleibt unversehrt. Nach dem Krieg wird das Kloster mit Unterstützung durch den italienischen Staat getreu dem Leitsatz des Erzabtes Ildefonso Rea nach Plänen des 17. und 18. Jahrhunderts wiederaufgebaut. Die 19 österreichischen Benediktinerklöster – Zentren der Kunst und Bildung

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Anno 696: Erzabtei St. Peter/Salzburg www.erzabtei.at Communicantes semper tecum („als Anteilhabende immer mit dir“) – Wahlspruch von Korbinian Birnbacher, seit dem Jahr 2013 88. Abt und 6. Erzabt von St. Peter St. Peter ist das älteste Kloster im deutschen Sprachraum. Es wurde um 696 n. Chr. von dem aus königlichem Haus stammenden Rupert von Salzburg, Bischof von Worms, gegründet. Von hier aus begann eine große Missionstätigkeit in den Süden und in den Osten. Im Jahr 1622 errichtet Erzbischof Paris von Lodron die Benediktiner-Universität Salzburg, die 1810 aufgehoben wird. Das 1926 gegründete Studienkolleg der Benediktiner gilt als Vorläufer der heutigen Universität Salzburg. St. Peter besitzt die älteste Bibliothek Österreichs mit mehr als 100 000 Bänden über monastisches Leben, mittelalterliche Kirchengeschichte, Kunstgeschichte und Salisburgensia, dazu Inkunabeln aus der Frühzeit des Buchdrucks, Graphiksammlungen sowie eine beachtliche Landkartensammlung. Wertvollstes Exponat ist das „Verbrüderungsbuch“, im Jahre 784 von dem aus Irland stammenden Salzburger Bischof Virgil angelegt. Seit jeher ist St. Peter berühmt für sein musikalisches Wirken; so wurde 1783 in der Stiftskirche Mo-


Kirche St. Peter, Deckenfresko: Petrus schreitet über das Wasser

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Bibliothek in St. Peter 12

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Fotos: Verlag St. Peter, Salzburg

Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel

Das Schloss von von Südosten mit der barocken Toreinfahrt Friedhof St. Peter

zarts c-Moll-Messe erstmals aufgeführt. Umfangreich ist daher das Musikarchiv, darunter Werke von Johann Michael Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart. Der Patronanz des kunstaffinen jetzigen Erzabtes Korbinian Birnbacher ist es zu verdanken, dass eine der bedeutendsten Mineraliensammlungen Österreichs heute wieder präsentiert werden kann. Die Stiftskirche St. Peter zählt zu den schönsten Kirchen Salzburgs und ist ob ihrer prachtvollen Rokoko-Ausstattung und lieblichen Ausstrahlung besonders bei Brautpaaren beliebt. Ausgrabungen unter dem Altar deuten darauf hin, dass hier bereits im 5. Jahrhundert ein vermutlich sakraler Bau einer Mönchsgemeinschaft stand. 696 errichtete Bischof Rupert die erste Klosterkirche, die unter Bischof Virgil um 774 in eine große Kirche integriert wurde. Aufgrund ihrer Dimensionen kann angenommen werden, dass es sich hierbei um die erste Salzburger Bischofskirche vor der Errichtung des Domes handelte. Trotz der im Jahr 987 erfolgten Trennung des Amtes des Bischofs von jenem des Abtes blieb St. Peter bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts die Residenz der Salzburger Erzbischöfe. Im Jahr 1127 fällt der Kirchenbau einem Brand zum Opfer. Abt Balderich lässt zwischen 1131 und 1143 eine dreischiffige romanische Basilika mit flacher Holzdecke errichten. Zwischen dem 13. und dem 15. Jahrhundert wird diese mit Wandmalerei ausgestattet,

Fragmente sind im Bereich des Sakramentsaltares und in den Seitenschiffen heute noch zu sehen. Der aus dem 9. Jahrhundert stammende Kirchturm wird um 1400 romanisiert. Bemerkenswert ist das romanische Portal in der Vorhalle, in der Grabmäler von Salzburger Beamten zu sehen sind. Der Mainzer Orgelbauer Heinrich Taxdorf baut 1444 die Hauptorgel mit dem damals neuen Orgelwerk in Registern. Die heutige Orgel stammt aus dem Jahr 1917 von Hans Mertel, in einem Seitenoratorium befindet sich seit 1996 eine italienisierend disponierte Chororgel von Orgelbau Zanin. Ab 1605 erfolgt eine Umgestaltung der Kirche im Renaissancestil. Der rechteckige Chorabschluss wird errichtet, die flache Decke wird durch das Kirchengewölbe ersetzt und man beginnt mit dem Bau der Kuppel. Unter Abt Joachim Buchauer werden drei neue frühbarocke Altäre des Tiroler Bildhauers Hans Waldburger (1570–1630) eingebaut. Ihr heutiges Aussehen verdankt die Kirche Abt Beda Seeauer. Der charakteristische Zwiebelturm wird 1756 gebaut, zwölf Jahre später wird das prachtvolle Rokokogitter vor dem Hauptschiff von dem Salzburger Schlossermeister Philipp Hinterseer geschaffen. Seeauer lässt den Innenraum der Kirche mit Rocaille-Stuck und Deckengemälden sowie einer reichen Rokokoaus-

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Foto: Verlag St. Peter, Salzburg

Innenansicht der Kirche mit dem Hochaltar

stattung ausschmücken. Er beruft bedeutende in- und ausländische Künstler nach Salzburg, darunter Franz Xaxer König (Wandmalerei/Kuppel und Mittelschiff), Benedikt Zöpf (Stuckarbeiten), Johann Weiß (Deckengewölbe des Langhauses und des Altarraumes), Lorenz Härmbler (Altarentwurf ) und Johann Nepomuk Högler (Steinmetzarbeiten). Die beiden Hochaltäre sind Werke von Österreichs bedeutendstem Maler des Spätbarock und Rokoko, Martin Johann Schmidt, genannt „Kremser Schmidt“ (1718–1801). Der Friedhof von St. Peter ist seit 1300 Jahren Begräbnisstätte und damit die älteste Salzburgs. Viele der 1627 errichteten Arkaden mit den Grüften schmücken schöne Deckenmalereien. Michael Haydn, Mozarts Schwester Nannerl, der Dombaumeister Santino Solari oder der Sänger Richard Mayr, unvergessen in der Rolle des „Baron Ochs von Lerchenau“ aus dem „Rosenkavalier“ von Richard Strauss, haben hier ihre letzten Ruhe gefunden. Von hier aus erreicht man die Katakomben, frühchristliche Gebetsstätten der Mönche. Die neben dem Friedhof gelegene Katharinenkapelle (Mariazeller Kapelle) wurde im Jahr 1215 von Herzog Leopold VI. von Österreich gestiftet. 1792 stattete sie Peter Pflauders mit Rokokostuck aus. Der wohl älteste gotische Bau der Stadt Salzburg ist die Marienkapelle im Klosterbezirk St. Peter. Sie wurde 1130 geweiht und 1319

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neu gestaltet. Den Maria-Säul-Altar schmückt die gotische Figur einer „schönen Madonna“. Nach mehr als acht Jahren Planung hat es sich der amtierende Erzabt Korbinian zur Aufgabe gemacht, die Stiftkirche St. Peter einer Generalsanierung zu unterziehen. Die dafür erforderlichen Mittel von über 10 Mio. Euro übersteigen bei Weitem die für den Kunsterhalt bereitgestellten jährlichen Beträge des Klosters in Höhe von 800.000 Euro und sollen auch mithilfe von Sponsoren aufgetrieben werden. Text: Eva von Schilgen I N F O B OX

Spendenkonto: Bundesdenkmalamt, 1010 Wien. IBAN: AT07 0100 0000 0503 1050 BIC: BUNDATWW Damit eine Spende steuerlich absetzbar wird, ist der Verwendungszweck „A95“ anzuführen, Privatpersonen müssen Vor- und Zuname sowie Geburtsdatum angeben. In den nächsten SCHLOSSEITEN: Anno 736 Benediktinerabtei Michaelbeuern/ Salzburg, www.abtei-michaelbeuern.at und Anno 777 Stift Kremsmünster/Oberösterreich www.stift-kremsmuenster.at


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Max Reinhardt mit Hund Micky am 14. Oktober 1937 an Bord der S.S. Normandie auf dem Weg nach Hollywood


Fotos: Sammlung Hotel Schloss Leopoldskron

Max Reinhardt mit Ehefrau Else Heims und Sohn Wolfgang, 1912

SALZBURGER FESTSPIELIKONEN MAX REINHARDT & SCHLOSS LEOPOLDSKRON

Salzburg, 26. Juli 1918. Max Reinhardt, Europas berühmtester Regisseur und Theaterintendant, unterzeichnet den Kaufvertrag für das idyllisch an einem Weiher liegende Schloss Leopoldskron. Er will in Salzburg seinen Traum von Freilichtfestspielen verwirklichen, das Schloss zu einem Treffpunkt für Künstler und Mäzene machen.

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er am 9. September 1873 als Maximilian Goldmann als Sohn eines jüdischen Textilkaufmannes in Baden bei Wien geborene Max Reinhardt kennt Salzburg bereits. Nach einer kurzen Banklehre und anschließendem Schauspielunterricht, seinem Wiener Debüt als Siebzehnjähriger und einigen kleineren Engagements wird er 1893 und 1894 am Stadttheater, dem heutigen Salzburger Landestheater, engagiert. Karriere macht er in Berlin, wo er Mitglied am Deutschen Theater Berlin wird, dessen Leitung er im Jahr 1905 übernimmt. Bereits 1901 hatte er sein erstes Theater gegründet, 1906 eröffnet er die Kammerspiele im Deutschen Theater. Ab 1910 ist er als Produzent von Filmen tätig und macht sich einen Namen durch Großraum-Inszenierungen mit einer Vielzahl von Statisten und einer riesi-

gen Bühnenmaschinerie. Daneben inszeniert er an den bedeutendsten Bühnen Europas und in den USA. 1919 wird in Berlin das Große Schauspielhaus im umgebauten Zirkus Schumann eröffnet. Auf dessen Programm stand schon acht Jahre zuvor das Stück „Jedermann“. In Berlin mit mäßigem Erfolg bedacht, wird es vor der Kulisse des Salzburger Domes ab 1920 zu der „Cashcow“ (Theaterpublizist Andres Müry) der Salzburger Festspiele werden. Bis heute sind sämtliche Aufführungen überbucht. Auch nach der Gründung der Salzburger Festspiele im Jahr 1920 – zusammen mit dem Dichter Hugo von Hofmannsthal, dem Komponisten Richard Strauss, dem Bühnenbildner Alfred Roller und dem Wie-

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Fotos: Sammlung Hotel Schloss Leopoldskron

Max Reinhardt bei der Regiebesprechung, 1934

ner Hofoperndirektor Franz Schalk – erweitert Max Reinhardt sein Theaterimperium. So kauft er 1923 das Wiener „Theater in der Josephstadt“ und eröffnet die Schauspiel- und Regieschule in Wien, das bis heute bestehende Max-Reinhardt-Seminar. Reinhardt brennt für das Theater, und einer seiner ersten Assistenten, der Augsburger Walter von Hoesslin, der spätere Bühnenbildner, technische Direktor der Staatsoper/ Volksoper und Mitbegründer der Bregenzer Festspiele, wird dieses Feuer als Professor mehr als 60 Jahre an die Studenten weitergeben. Reinhardt investiert in den nächsten Jahren ein Vermögen in die Renovierung und Möblierung der ehemaligen Sommerresidenz von Salzburgs kunstsinnigem Erzbischof Leopold Anton von Firmian (1679–1744). Das Gebäude befindet sich nach mehreren Eigentümerwechseln in einem bedauernswerten baulichen Zustand, ist völlig entleert, der Park verwildert. Max Reinhardts Idee ist es, ein neobarockes Gesamtkunstwerk zu schaffen, geeignet für gesellschaftliche Empfänge, glanzvolle Soireen, für Spiele im Schloss und im Park. Die Nichte des späteren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, die Schriftstellerin und Berliner Salonnière Helene von Nostitz (1878–1944), der Hugo von

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Hofmannsthal als der „anmutigsten und schönsten jungen Frau“, die er in Deutschland kenne, ein literarisches Denkmal setzte, schreibt in ihren Erinnerungen: „Ich entsinne mich noch eines Reinhardtschen Festes, zu dem mich Hofmannsthal mitgenommen hatte. Schöne Frauen, dunkel und blond, saßen auf breiten Sesseln um einen Tisch, bedeckt mit rosa Rosen, auf die ein matter Kerzenschein fiel. Die Regie, der diese Gruppierungen gehorchten, war fühlbar – und überzeugend. Denn nicht nur die Bühne, auch das Leben verlangt mitunter das Zusammenraffen von Spannung und Schönheit auf einem begrenzten Raum.“ Bereits im Jahr 1920 hatte Max Reinhardt die Leitung seiner Berliner Theater abgegeben, aufgrund der politischen Lage zieht er sich 1932 ganz aus seinen deutschen Unternehmen zurück. Die ihm von den Nationalsozialisten 1933 angebotene „Ehren-Arierschaft“ lehnt Reinhardt ab. Auch in Wien gibt er die Leitung des Theaters ab. 1937 verlässt er Europa, 1938 gründet er in den USA die Theater- und Filmakademie „Max Reinhardt Workshop of Stage, Screen and Radio“. Als „volks- und staatsfeindliches Vermögen“ wird Schloss Leopoldskron sofort nach dem Anschluss 1938 von der Gestapo beschlagnahmt und zugunsten des Landes Österreich verbüchert, danach werden


Max Reinhardt und Helene Thimig bei einer Gala in Hollywood, 1935

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Max Reinhardt mit Marlene Dietrich und der kanadisch-amerikanischen Schauspielerein Norma Shearer, 1934


Fotos: Sammlung Hotel Schloss Leopoldskron

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wertvolle Kunstobjekte, darunter die gesamte Bibliothek, abtransportiert. „Hausfrau“ wird Stéphanie Prinzessin zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, geb. Richter (1891–1972), von Adolf Hitler trotz ihrer jüdischen Abstammung als „liebste Prinzessin“ tituliert. Stéphanie, die ehemalige Mätresse von Erzherzog Franz Salvator von Österreich-Toskana, dem Ehemann der Kaisertochter Marie Valerie, verfügt über beste internationale Beziehungen, vor allem zu hochrangigen Nazi-Sympathisanten in England. Sie soll in Leopoldskron einen politischen Salon gründen. Durch ihr Verhältnis mit Hitlers persönlichem Adjutanten, dem verheirateten Fritz Wiedemann, fällt sie in Ungnade und verlässt nach einem Sommer Salzburg.

Max Reinhardt und ein Freund Das Schloss von von Südosten mit Toreinfahrt auf der der barocken Schlossterrasse, 1929

und geträumt davon, wenn ich nicht da war. […] Ich habe es immer feiertäglich geliebt; nie als etwas Alltägliches. Es waren meine schönsten, reichsten und reifsten Jahre. […] Ich habe es verloren, ohne zu jammern. Ich habe alles verloren, was ich hineingetragen habe. Es war der Ertrag meiner Lebensarbeit.“ An seine Erfolge in Europa kann Max Reinhardt in den Vereinigten Staaten nicht mehr anknüpfen. Er stirbt am 31. Oktober 1943 in einem Hotelzimmer in New York,

Danach wird das Schloss zum Wohnsitz lokaler Nazi-Größen. Auch der Wiener Dirigent Clemens Krauss, Leiter des Mozarteum Salzburg und ab 1942 Generalintendant der Salzburger Festspiele, bezieht ein Apartment. Zu Festspielzeiten finden Empfänge und Einladungen statt.

Schloss Leopoldskron wird nach dem Krieg an Reinhardts Witwe Helene Thimig restituiert. Sie verkauft es 1969 an das Salzburg Global Seminar, das es gemeinsam mit Partnerinstitutionen aus aller Welt nutzt, um kulturelle, ideologische und geografische Barrieren zwischen Führungskräften aus aller Welt zu überwinden. Das Hotel Schloss Leopoldskron mit dem Meierhof zählt nach umfangreichen Umbauten zu einer der Top-Locations der Salzburger Hotellerie.

In einem Brief aus dem Jahr 1943 schreibt Max Reinhardt an seine Frau Helene Thimig aus New York: „Ich habe achtzehn Jahre in Leopoldskron gelebt, wirklich gelebt, und ich habe es lebendig gemacht. Ich habe jedes Zimmer, jeden Tisch, jeden Sessel, jedes Licht, jedes Bild gelebt. Ich habe gebaut, gezeichnet, geschmückt, gepflanzt

Doch es scheint, dass Max Reinhardt Leopoldskron nie verlassen hat. Sein „Spirit“ ist immer noch spürbar, in jedem Raum des Schlosses, im Park, am Weiher. So sehr spürbar, dass Daniel Szelényi, der General Manager im Hotel Schloss Leopoldskron, dazu angeregt wurde, Memorabilien aus Reinhardts Leben weltweit

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Foto: Sammlung Hotel Schloss Leopoldskron

Max Reinhardt mit Helene Thimig in London, 1935

zu suchen. Bis jetzt ist eine ansehnliche und höchst interessante Sammlung entstanden. So entdeckte er Max Reinhardts Spiegel in einem Berliner Auktionshaus. Weltweit war er auf der Suche nach originalen Fotos, Briefen, Theaterunterlagen und anderem. Die Fotosammlung dokumentiert auf eindrucksvollste Weise Max Reinhardts Leben. Zu sehen ist der junge Schauspieler, der mit Vorliebe alte Männer darstellte, denn „da konnte ich meine Schüchternheit hinter einem langen weißen Bart verstecken“. Da ist die intime Familienszene mit Reinhardts erster Frau Else Heims (1878–1958), hier der Vater mit seinen Söhnen am Strand, Max Reinhardt in Leopoldskron, Probenbesprechungen mit Schauspielern, die Salzburger Festspiele. Reinhardts Triumphe in den frühen Dreißigerjahren in den USA zusammen mit Helene Thimig, seiner zweiten Frau, sind ebenso dokumentiert wie diverse Treffen mit amerikanischen Schauspielern und Regisseuren. Doch am eindrucksvollsten erlebt man den Menschen Reinhardt, dessen Physiognomie sehr deutlich die Wandlung vom Liebling des Theaters zum enttäuschten, entwurzelten Emigranten zeigt. 1937 schreibt Reinhardt nach seiner Flucht: „Der Entschluß, mich endgültig vom Deutschen Theater zu lösen, fällt mir naturgemäß nicht leicht. Ich verliere mit diesem Besitz nicht nur die Frucht einer 37-jährigen Tätigkeit, ich verliere vielmehr den Boden, den ich ein

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Leben lang gebaut habe und in dem ich selbst gewachsen bin. Ich verliere meine Heimat.“ Text: Eva von Schilgen

Schloss Leopoldskron in Salzburg I N F O B OX

Hotel Schloss Leopoldskron Leopoldskronstraße 56-58 5020 Salzburg +43 662 83983-0 www.schloss-leopoldskron.com


ANDREA MARIA REISER Künstlerin · Designerin · Model

„DIE KUNST DER VIELFALT“ Schon als Kind hat die Künstlerin Andrea Maria Reiser erkannt, MALEREI, einer der Schwerpunkte der Künstlerin, die erfreut, wieviel Kraft und Freude man durch Kreativität erleben kann. zum Nachdenken anregt, manchmal in´s Herz trifft. „Die große Nach der Ausbildung zur Textildesignerin folgte das Studium Freiheit Farbe laufen zu lassen – ohne gedachten Pinselstrich“. für Bühnen – und Kostümbild sowie Theatermalerei an der Uni„Die REISER ARTBAG hat Seele und ist total durchdacht“. versität Mozarteum in Salzburg. Christian Coenen, Managing Director Germany/Austria Fossil Group Die Lichtobjekte „LUST auf LUSTER“ entstanden durch den Wunsch, besondere Lichtstimmungen zu zaubern und klassisch gefertigte Beleuchtungskörper mit extravagantem Design zu verbinden. Kombinationen von Kristallen, Halbedelsteinen oder Millefiori ergeben einzigartige Prunkstücke.

Atelier & Galerie REISER

Ein großes Kompliment für besondere Kreationen aus Leinen, Seide oder Leder in höchster Qualität, entworfen und handgefertigt in Salzburg. Die REISER ARTBAG, für Frauen, die Individualität und Leichtigkeit lieben. Als Unikat, limitierte Edition oder passend zur Garderobe.

Mag.a art. Andrea Maria Reiser

www.AMR-ART.com contact@amr-art.com

Nonntaler Hauptstrasse 32A 5020 Salzburg · Austria

Fotocredit: Amina Nührig, Jochen Schlote, Bryan Reinhart


Stefan Scheicher fĂźhrt seit 15 Jahren das Einrichtungshaus in der Salzburger NeutorstraĂ&#x;e.


Jedes Projekt startet bei Scheicher mit einem Moodboard, das die Einrichtungsidee für den Kunden optisch und haptisch begreifbar macht.

EINRICHTUNGSHAUS SCHEICHER

Der Name Scheicher ist seit fast 100 Jahren mit europäischem Design eng verbunden. Denn maßgeschneiderte Einrichtungskonzepte sind seit 1923 die Spezialität des Salzburger Familienunternehmens. Klassisches und zeitgenössisches Design abseits kurzlebiger Trends ist seit jeher die Erfolgsformel des Einrichtungshauses. Familie Scheicher hatte immer schon ein ganz besonderes Gespür für Designinnovationen und vor allem den Mut, diese in Salzburg zu Schau zu stellen, als man hierzulande noch wenig von internationalen Designtrends wusste.

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eben dem Einrichten mit Klassikern investiert das 14-köpfige Einrichtungsteam rund um Geschäftsführer Stefan Scheicher viel Zeit in die Planung, um gemeinsam mit Kunden und Architekten Gesamtkonzepte rund ums Wohnen und Arbeiten zu entwickeln. Diese spiegeln allesamt Werte wie Qualität, Nachhaltigkeit und Zeitlosigkeit wider, die sich bei Scheicher über Generationen bewährt haben. Stefan Scheicher ist überzeugt, dass bei der Produktion eines Wohnobjekts die Verarbeitung wertvoller Naturmaterialien bedeutend ist. Erneuerbare Rohstoffe wie Leder, Leinen, Wolle und Baumwolle in Spitzenqualität sowie hochwertiges Holz gewährleisten Komfort und Ästhetik gleichermaßen.

Im Einrichtungshaus Scheicher werden internationale Designermarken miteinander kombiniert und durch Maßarbeit aus der Tischlerei ergänzt. Handwerkliche Tradition wird vereint mit einem modernen Wohngefühl. Welche Eigenschaften machen aber einen modernen Designklassiker aus? Das Objekt muss so funktional sein, dass die Überlegenheit gegenüber Konkurrenzprodukten unübersehbar ist. Vielleicht ist es aber auch so herausragend in seiner Art, dass es zur Nachahmung einlädt. Am wichtigsten ist jedoch, dass das Design den natürlichen ästhetischen Alterungsprozess unbeschadet übersteht und dabei mit den Jahrzehnten nichts an seiner Popularität verloren geht.

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Im Einrichtungshaus Scheicher entdecken Designliebhaber die Klassiker der letzten 100 Jahre.

Aber egal ob renommierte Einrichtungsklassiker oder gegenwärtige Designobjekte, Möbel und Accessoires von Scheicher repräsentieren stets Wohnkultur abseits des konventionellen Handels. Im Einrichtungshaus Scheicher entdecken Designliebhaber die Klassiker der letzten 100 Jahre. Und die bekommen mit den Jahren nur eine Patina, die das Objekt veredelt. Es wird also nicht älter, sondern einfach nur schöner. Jeder Designklassiker erzählt eine Geschichte. Und davon kennt man im Einrichtungshaus Scheicher ganz viele persönlich. Denn bereits seit 95 Jahren ist Familie Scheicher der exklusive Partner, wenn es um das Gestalten und Einrichten von privaten Wohnbereichen, Küchen, Büros, Shops oder Banken bis hin zu Gastronomiebetrieben und Hotels geht. Scheicher ist offizieller Fachhandelspartner der führenden Möbelhersteller, wie z. B. Vitra, Cassina, Hästens, Flexform, USM, Walter Knoll, Wittmann, Zanotta, HAY, Porro, Varenna, Carl Hansen, Dedon, Alias, Knoll International, Janua & Freifrau sowie 200 weiteren.

Schlaf nach Maß

Ein Bett, komplett von Hand gemacht: Schwedens ältestes Bettenunternehmen. Hästens fertigt seit 1852 traumhafte Schlafstätten aus rein natürlichen Materialien. Seit dem 19. Jahrhundert, als Begründer Pehr Adolf Janson seinen Sattler-Meisterbrief vom schwedischen

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König erhielt, hat Hästens seine Tradition der Handwerksmeister aufrechterhalten. Heute wird die Manufaktur bereits in der fünften Generation geführt. Morgens entspannt aufwachen, fit und voller Energie in den neuen Tag starten. Davon träumen wir alle. Um dies jedoch zu gewährleisten, braucht es schon mehr als Omas Rezept vom Gläschen warmer Milch mit Honig. Es braucht ein optimales Bett, das an den richtigen Stellen nachgibt, atmungsaktiv ist, den Körper im Schulter- und Hüftbereich einsinken lässt und gleichzeitig die Wirbelsäule in ihrer natürlichen Haltung lagert und stützt. Ganz schön viele Anforderungen, die so ein Bett erfüllen muss. Im Salzburger Einrichtungshaus Scheicher weiß man als zertifizierter Fachhandelspartner des schwedischen Bettenbauers, dass es einen großen Unterschied zwischen einem Hästens und einem normalen Bett gibt. „Das Niveau der Qualität und die Lebensdauer eines Hästens sind unvergleichlich. Wenn Sie Ihr ganzes Leben auf synthetischen Betten geschlafen haben, genießen Sie die erste Berührung mit der einzigartigen Weichheit eines Hästens, beschreibt Stefan Scheicher das Gefühl, in ein Hästens-Bett zu sinken. Das Bett ist das einzige wirklich wichtige Möbelstück im Leben, denn man wird rund 23 Jahre schlafend in ihm verbringen. Es sorgt dafür, dass unser Schlaf tief und ununterbrochen ist – Nacht für


Internationale Designermarken werden miteinander kombiniert und durch MaĂ&#x;arbeit aus der Tischlerei ergänzt. SCHLOSSSEITEN 17


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Jedes Hästens Bett ist eine Maßanfertigung und wird ausschließlich aus Naturmaterialien gefertigt.


Im Hästens Store Salzburg im Einrichtungshaus Scheicher findet man die gesamte Vielfalt des schwedischen Bettenherstellers zum Probeliegen.

Wohn- und Lebensräume von Scheicher gewährleisten stets eine außergewöhnliche Qualität, die handwerkliche Tradition mit innovativer Technologie vereint.

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Stefan Scheicher ist mit seinem Einrichtungshaus der zertifizierte Fachhandelspartner des schwedischen Bettenbauers Hästens.

Nacht. Jede Nacht ist von entscheidender Bedeutung für ein langes, aktives und gesundes Leben. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts widmen sich die Spezialisten von Hästens genau diesen Themen. Die Geschichte von Schwedens ältestem Bettenunternehmen beginnt 1852 mit der Herstellung von Sätteln. Als Füllmaterial verwendeten die Handwerker traditionellerweise Rosshaar, das sich, wie sich bald herausstellte, auch hervorragend für Matratzen eignet. Denn jedes einzelne Haar ist eine kleine Klimaanlage im Miniaturformat: Feuchtigkeit wird abgeleitet und frische Luft hereingelassen. Als man damit begann, individuelle Matratzen auf Anfrage zu fertigen, stieg die Nachfrage so rasant, dass das Unternehmen bald umsattelte – und fortan handgemachte Betten in hochwertiger Qualität erzeugte. An die Anfänge der Marke erinnert heute noch sein Name: „Häst“ bedeutet auf Schwedisch nämlich „Pferd“. Die meisten Betten werden heutzutage in Massenproduktion gefertigt. Bei Hästens ist man der Überzeugung, dass ein echtes Meisterwerk nur in Handarbeit geschaffen werden kann. Jedes Hästens Bett wird mit Stolz und Sorgfalt von kunstfertigen Handwerksmeistern in der traditionsreichen Bettenmanufaktur gebaut. Jedes der handgefertigten Betten des Familienunternehmens aus Schweden ist eine Maßanfertigung. Gearbeitet wird ausschließlich mit den reinsten Naturmaterialien wie Leinen, Baumwolle, Wolle, Kiefernholz aus den schwe-

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dischen Wäldern und natürlich mit dem hypoallergenen Rosshaar. Somit ist auch jedes Bett frei von Chemikalien und Schadstoffen – unzählige Gütesiegel wie zum Beispiel das „STANDARD 100 by OEKO-TEX®“-Siegel belegen das. Und jedes Hästens Bett wird ganz nach persönlichen Kundenwünschen individuell gefertigt. Erhältlich sind verschiedene Modelle, Größen, Härtegrade und Bezugstoffe. Das Familienunternehmen produziert vor Ort, im eigenen Werk in Köping, 120 Kilometer westlich von Stockholm. Aber ein echtes Hästens Bett erkennt man nicht nur am optimalen Schlafkomfort, sondern auch am unverwechselbaren Design. „Blue Check“ heißt das blau-weiße Karomuster, das 1978 erstmals vorgestellt wurde. Seitdem ist es zum Markenzeichen der Bettenmanufaktur geworden. Unverwechselbar und typisch schwedisch.

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Einrichtungshaus Scheicher Hästens Store Salzburg Neutorstraße 18, 5020 Salzburg Telefon: +43 662 845313 Mo.–Fr. 10–18.15, Sa. 10–14 Uhr www.scheicher.net www.hastens.com




Fotos: Matthew Williams

GARDENISTA

DAS GROßE GESTALTUNGSBUCH FÜR DEN GARTEN VON MICHELLE SLATALLA „Ich kann nicht länger warten, ich will jetzt in den Garten!“ – So oder so ähnlich könnte der wortgewordene Impuls lauten, wenn die Frühlingssonne ins Zimmer strahlt und Wind und Wetter milder werden. Bei brütender Sommerhitze, wenn im dicht verbauten Raum der Stadt die Luft „steht“ und die Hitze unerträglich wird, sucht der geplagte Büromensch Abkühlung und Erfrischung. Das schattige Grün eines öffentlichen Parks oder das Plätzchen am Wasser als Fluchtort vor der Hitze wird aber von vielen beansprucht und ist daher nicht halb so schön wie ein eigener, ganz privater Rückzugsort. „Gärten sind wichtig!“, meint auch Michelle Slatalla. Dasselbe gilt für Innenhöfe, Veranden, Eingangstreppen oder für das sonnige Fensterbrett in der Wohnung. Alle Außenräume, die als ins Freie erweiterter Wohnraum genützt werden, machen die Menschen glücklich, ist die Autorin des Gartenbuches überzeugt. Ob das grüne Fleckchen nur auf einen Balkon begrenzt ist oder sich über einen großen Garten erstreckt – es bedeutet Freiheit, wenn man der unmittelbaren Umgebung durch

Gestaltung seinen eigenen Stempel aufdrückt und hinausgehen kann. Gemeinsam mit ihrer Freundin Julie, die sich mit Inneneinrichtungsideen beschäftigt hatte, gründete die Gartenliebhaberin Slatalla einen Internet-Ratgeber für Freiraumgestaltung mit Tipps für Bepflanzung, Lichtführung und Farbgebung in Gärten. So entstand „Gardenista“, ein designaffiner, aber praktischer Ratgeber für Gartenfreunde, die Anregungen zur Gestaltung ihres Außenbereichs suchen. Gleichgültig, ob die Leserinnen und Leser Neulinge oder Routiniers sind – die Erschaffung eines kleinen Paradieses, einer jederzeit zugänglichen Wohlfühloase, ist für jeden möglich, meint die Expertin. Aber womit soll man beginnen? Wo findet man Ideen für die richtige Bepflanzung? Welcher Plan für den Garten passt zum Haus, zur Umgebung und zum Klima? Wo erhält man die schönsten Gartenmöbel, die besten Geräte und das richtige Handwerkszeug? Da tauchen plötzlich viele Fragen auf. Um Antworten darauf zu finden, ist die Autorin herumgereist und hat sich in vielen privaten Gärten umgesehen.

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Mit Nachhaltigkeit zu planen, was die Materialien im Garten, aber auch die wachsenden Pflanzen betrifft, wird hier empfohlen. So meint die Autorin: „Eine Hecke ist ein besserer Nachbar als ein Zaun!“ Büsche leben, sie verändern sich mit den Jahreszeiten, spenden Schatten und sind ein hübscher, diskreter Sichtschutz. Ein kleiner Küchengarten lockt seinen Besitzer öfter ins Freie, wenn gerade frische Kräuter oder Salat für das Essen gebraucht werden. Farbakzente durch unterschiedliche Blumen, Sträucher und Gemüsesorten bestimmen die Atmosphäre im Außenraum. So erfreut den Morgenmuffel schon der Blick aus dem Schlafzimmerfenster, wenn er statt auf graue Wände auf farbenfrohe Blüten blickt. Ein für alle weniger ambitionierten Gärtner sehr tröstlicher Rat: „Im Garten geht Charakter vor Perfektion. Etwas Chaos kann sehr, sehr zuträglich sein!“ Wer hier Tipps erwartet, die den fleißigen Gärtner beschäftigen, wenn der Hund die Tulpenzwiebeln ausgräbt, die Schnecken eine ganze Salaternte vernichten oder der Maulwurf aus seinem Loch im schönen Rasen grüßt, wird in diesem Buch vergeblich danach suchen, das nicht für unermüdliche Gartenarbeiter, sondern für Gartengenießer gedacht ist. Und so startet die Reise zu dreizehn ganz besonderen Gärten unterschiedlicher Größe in der City, auf dem Land und in der Vorstadt. Alle wurden von ihren Besitzern mit viel Liebe zum Detail angelegt, um die Trennung zwischen „drinnen“ und „draußen“ aufzulösen. Dabei werden die kleinen Kunstkniffe verraten und – ganz wichtig – Tipps gegeben, wie diese Ideen im eige-

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nen Garten umgesetzt werden können, damit sie auch funktionieren. Wie man zum Beispiel einen schmalen, ungenutzten Grünstreifen durch Bepflanzung und Schmuck mit einer alten Vogeltränke zum Hingucker macht, wie ein Minigartenschuppen für Gartenwerkzeug und Arbeitsfläche für Ordnung sorgt oder wie in einer schattigen Ecke auf einer Ziegelgrundfläche ein gemütlicher Sitzplatz entsteht – all das kann man hier erfahren. Auch die alte Sitzbank, die im Sommer mit weichen Liegekissen zum Mittagsschläfchen auf der Terrasse einlädt, verhilft zu Urlaubsgefühlen im Garten. Nachahmung erwünscht! Ein anderes Gartengefühl generiert das ungezähmte, verborgene Paradies eines Designers in Cape Cod, das neben Wildwuchs auch sorgfältig geschnittene Hecken enthält, die einen nicht einsehbaren Gartenraum bilden. Wildblumen werden einfach ausgesät, und was durch Gießen gedeiht und blüht, wird in Ruhe gelassen. Auch der Küchengarten entstand nach diesem Zufallsprinzip, und der Essplatz sieht zugegebenermaßen trotz Planung ebenfalls wie zufällig gewachsen aus. Die Beispiele liefern aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit zahlreiche Anregungen und zeigen, wie verschieden ihre Besitzer an die Gestaltung herangehen und wie sie ihren Garten am liebsten nutzen wollen. Ein Cottage-Garten im Zentrum Londons zeigt „verblichene Grandezza“ und wirkt trotz Neugestaltung klassisch und alt. Typische Elemente wie Blumenrabatte, ummauerte Ecken mit Gitterrankgerüst und konische Steinsäulen geben dem kleinen, dicht bepflanzten Garten seinen Charme. Die Blumenauswahl bezeichnet der Besitzer humorvoll als „typisches Landhausklischee“: Hortensien, Pfingstrosen, Kugeldisteln, Anemonen und englische Duftrosen am Klettergerüst wirken auch bunt durchgemischt dekorativ klassisch. Der mit Mauern eingefasste Sitzplatz unter dem alten Tor als Entree zum dahinter liegenden Teich ist stilvoll etabliert und bietet sogar den Blick auf einen Kirchturm. Da allerdings nicht jeder Gartenbesitzer über eine Sichtachse mit Kirchturm verfügt, lautet der Tipp: Alte, schöne Dinge im Garten so positionieren, dass der Blick darauf fällt, und wenn möglich das Element Wasser als kleinen Teich miteinbeziehen, denn Wasser wirkt lebendig. Zeitlos und gepflegt, mit schlichtem Understatement, präsentiert sich ein kleiner Garten mitten in einem Reihenhaus in Brooklyn. Auch hier, wo man kein Grün erwartet, gelingt es der Besitzerin, sich die Natur fast bis in die Wohnung hinein zu holen. Ohne Kompromisse, nur mit den Farben Blassrosa und Grün, entstand mit einer kleinen Marmorterrasse und einem Holzdeck als Essplatz zwischen Büschen und Christrosen am Zaun ein Idyll. Der Blick aus dem Esszimmer begeistert seine Besitzer genauso wie der Sitzplatz mit dem alten Tisch und den Klappstühlen im Minigarten draußen.

Fotos: Matthew Williams

Die Reise ging von Kalifornien, dem Wohnort der Autorin, zu Gärten an der Küste von Cape Cod in Massachusetts, weiter zum Cottage-Garten von zwei Antiquitätenhändlern in London, schließlich nach Holland und danach wieder zurück, quer durch die Vereinigten Staaten. Nun mag das für Europäer vielleicht etwas weit hergeholt klingen, aber es bestehen durchaus Parallelen zu heimischen Gärten, wenn auch die Pflanzenauswahl, unserem gemäßigten Klima geschuldet, etwas anders ist. Die vielen sehr unterschiedlichen Beispiele, von Panoramaaufnahmen urbaner Hinterhofgärten bis zu Detailaufnahmen all dessen, was einen Garten so speziell und unverwechselbar macht, wurden vom Fotografen Matthew Williams mit seiner Kamera eingefangen. Und dass dieser Gartenratgeber von einer passionierten und erfahrenen Gartenliebhaberin geschrieben wurde, merkt man an den praxisorientierten Tipps. So steht gleich am Anfang eine kurze Zusammenfassung der zehn wichtigsten Gartenregeln. Unter anderem, dass der Lebensraum im Freien genauso viel Aufmerksamkeit wie ein Innenraum verdient und dass schon der Weg zur Haustüre für eine angenehme Atmosphäre sorgt, wenn man ihn schön gestaltet.


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Fotos: Matthew Williams

Über ein pflegeleichtes Wochenendrefugium freuen sich zwei New Yorker, die eine 160 Kilometer weite Anfahrt gerne in Kauf nehmen, um Natur, Luxus, Schlichtheit des Hauses und den Duft im Garten zu genießen. Hilfreich sind pflegeleichte Tröge aus Beton, die mit Moos und Sukkulenten bepflanzt sind. Sie überleben sogar den Winter ohne Schaden, es sei denn, dass Eichhörnchen darin ihre Nüsse vergraben. Der Tipp: Suchen Sie Pflanzen aus, die in der Gegend häufig vorkommen und wenig Betreuung brauchen, dann haben Sie am Wochenende frei! Die Londoner Designerin Rose Uniacke, bekannt für ihre minimalistischen, mondänen Inneneinrichtungen, rettete eine fensterlose Galerie in einem Herrenhaus des 19. Jahrhunderts, indem sie diese in ein lichtdurchflutetes viktorianisches Gewächshaus mit Fenstern verwandelte. Ihr Vorbild war diese Epoche, in der Pflanzenjäger auf der Suche nach exotischen Gewächsen die ganze Welt bereisten. Schließlich dienten diese besonderen Pflanzen ja auch in Adelshäusern dem besonderen Renommee. Ihr Tipp: Eine Mischung unterschiedlicher Pflanzgefäße und Blattformen immergrüner Pflanzen erzeugt ganzjährig ein zwangloses, edles Flair im Freiraum. In unseren Breiten empfiehlt es sich jedenfalls, darauf zu achten, dass die Pflanzen winterfest sind, da sonst der Transport größerer Exemplare in ein sicheres Winterquartier recht mühsam werden kann. Auch vielgeliebte Pflanzen wie Zitronenoder Olivenbäume, Oleander und Palmen können ohne

geeignete Transporthilfe beschwerlich werden und sich mit einem Hexenschuss rächen. Bei einem Zen-Minimalismus-Garten bleibt das natürlich aus, weil alles an seinem sorgsam zugewiesenen Platz stehen bleibt und die Hecken und Bäumchen nur getrimmt werden müssen. Im gepflegten Architektengarten wiederum, wo die Symmetrie als Leitlinie das wuchernde Grün in Zaum hält und Unkraut unerwünscht ist, braucht der Gärtner schon mehr Energie, um ein einheitliches Bild zu erhalten. Dafür darf man dann schon die Wandleuchte im alten Stil von Bernardi oder die Baumbeleuchtung einschalten, um die ganze Pracht auch abends bewundern zu können. Wer es gerne naturnah mag, wird Gefallen am Wildblumengarten des Innenarchitekten in Upstate New York finden. Das Beste daran, meint die Autorin, ist der Umstand, dass Jäten hier absolut unnötig ist, weil gemähte Wiesenpfade reichen und sich die Blüten selbst aussäen und vermehren. Die Wildblumenwiese umgibt das Haus und erstreckt sich bis zum Teich – ein schöner Anblick und Natur pur! Ein Kapitel des Buchs bezieht sich speziell auf die „Eroberung der Außenräume“. Der Garten soll ja vor allem zum Leben und Benützen da sein: als Treffpunkt, mit einem Platz zum Kochen, Campen, Spielen, Ernten und vieles mehr. Zum Beispiel mit einem Spielplatz im Hin-

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Fotos: Matthew Williams

terhof, einem Grillplatz, als Luxuscampingplatz für Gäste oder für ein Vogelhaus. Die Genießeroase, die sich hinter dem Haus versteckt, ist mit nur wenigen Schritten jederzeit leicht zugänglich. Im Kapitel „Ideenpool“ geht es um Praktisches: Wie verdeckt man hässliche Dinge? Wie pflanzt man einen Duftteppich um die Terrasse, der Insekten fernhält? Wie renoviert man Altes geschmackvoll mit Geschick oder baut die ultimative Heimwerker-Station als gut organisierten Arbeitsraum? Die Leserinnen und Leser finden genaue Angaben, welche Materialien verwendet werden, wo man sie erhält und in welchen Schritten man vorgeht, damit die Umsetzung gelingt. Frei nach dem Spruch von William Morris „Bewahre nichts im Haus auf, das dir nicht nützlich oder ästhetisch erscheint!“ sollte dies auch für Gartengeräte gelten. Man greift doch lieber zu gutem Werkzeug, das übersichtlich geordnet ist, als in übervollen Kisten lange nach dem geeigneten Teil zu suchen. Geordnete Aufbewahrung sowie ein schöner Arbeitsplatz mit Platte, Laden und Regalen erleichtern jede Arbeit. Ein windsicheres Tischtuch (mit farblich besprühten kleinen Schraubzwingen befestigt) oder eine schlichte Waschgelegenheit für draußen sind praktische Helfer. Mit etwas Zeit und Geduld lässt sich auch die stylishe Heimwerkerstation umsetzen, die zugegebenermaßen sehr sauber wirkt. Von Sitzmöbeln über den Hundewaschplatz und die Bewässerungsanlage bis zur Gartendusche findet man hier zahlreiche Anregungen. Im Gestaltungsteil ist das Anlegen

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unterschiedlichster Wege in vielen Beispielen schön bebildert dargestellt. Im letzten Abschnitt „Gardenista 100“ gibt es eine Zusammenfassung der Lieblingsgegenstände der Autorin für den täglichen Gebrauch. Meist sind es Klassiker des Designs, mit hohem ästhetischen, aber auch praktischem Wert. Der Expertin geht es bei ihren Ratschlägen um entspannte Muße bei der Gartenarbeit. Daher weist sie auch darauf hin, dass man sich bei größeren Umgestaltungsprojekten die Hilfe eines Profis, sei es ein Gartenarchitekt oder ein Gärtner, gönnen soll. Die finale Checkliste soll dabei helfen, wenn Entscheidungen zur Gartengestaltung zu treffen sind, und die umfangreiche Liste der Bezugsquellen vervollständigt den Band. Obwohl das Buch von einer „Gardening Lady“ verfasst wurde, enthält es ebenfalls viele Beispiele, wie Gartendesigner ihr grünes Reich gestalten, und ist damit auch für ambitionierte Gärtnerinnen und Gärtner interessant. Text: Hannelore Lensing I N F O B OX

GARDENISTA Das große Gestaltungsbuch für den Garten von Michelle Slatalla, Fotos: Matthew Williams Gebundene Ausgabe, 408 Seiten Christian Verlag GmbH ISBN-10: 3959611315


WIMMER SCHNEIDERT

Stammhaus Schleedorf Dorf 96, 5205 Schleedorf Tel: +43 (0) 6216 6562

Haus der Meister Salzburg Rochusgasse 6, 5020 Salzburg Tel: +43 (0) 662 82 40 80

lebensfreude@wimmertracht.at www.wimmertracht.at Wimmer schneidert


Foto: Werner Linsberger

Sandra Bachl am Besprechungstisch ihres Hauses in NiederĂśsterreich, von welchem man einen wunderbaren Blick in den Garten und auf den Teich genieĂ&#x;t.


Naturnaher Schwimmteich mit Gräsern als Uferbepflanzung und malerischem japanischen Ahorn „Dissectum“.

GÄRTNERIN AUS LEIDENSCHAFT

Sandra Bachl hat ihre Passion zum Beruf gemacht, und das merkt man, wenn man ihre liebevoll gestalteten Pläne ansieht, die maßstabsgetreu umgesetzt werden. Bei ihr ist jeder willkommen. Vom kleinen 4-m²-Balkon in der Wiener Innenstadt über den Landschaftsgarten nach historischem Vorbild bis zum Privatpark mit 60 000 m² und eigenem Helikopterlandeplatz, wird von ihr alles mit ästhetischem Grün belebt.

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in Garten ist meist etwas sehr Privates, ein Rückzugsort vom Rest der Welt, ein Platz für Familie und Freunde. Er führt den Stil der Hausarchitektur und der Inneneinrichtung weiter. Vor allem aber muss er die Wünsche und Anforderungen der Bewohner erfüllen. In den vergangenen Jahren hat der Eigengarten wieder verstärkt an Bedeutung gewonnen. Die Menschen suchen Erholung in den eigenen vier Wänden und in ihren grünen Refugien, die vom Frühling bis zum Herbst zum Verweilen einladen. Aufgrund der schnelllebigen Zeit soll allerdings meistens nicht allzu viel Zeit für die Pflege erforderlich sein. Auch steht ein Laie oftmals vor kaum lösbaren Herausforderungen, wenn es darum geht, aus wenig Platz das Optimum herauszuholen oder eine große Grünfläche gemütlich zu gestalten. Genau an diesem Punkt kommt Sandra Bachl ins Spiel. Die Landschaftsgärtnermeisterin fand erst spät zu ihrer Berufung; davor war sie unter anderem viele Jahre als

Pressesprecherin tätig. Die Liebe zur Natur und Architektur haben sie aber schon immer begleitet, und so entschloss sie sich vor einem Jahrzehnt dazu, einen neuen Weg einzuschlagen. Sie nahm sich zwei Jahre Auszeit, bestellte aus der ganzen Welt die besten Gartendesign- und Botanikbücher. Dann studierte sie diese und übte täglich das Zeichnen, um in Zukunft die perfekte Veranschaulichung für ihre Kunden zaubern zu können. Danach ging sie den klassischen Weg und legte mit Auszeichnung die Meisterprüfung zur Landschaftsgärtnerin ab, um schließlich mit viel Elan zu starten. „Die Prüfung war nicht zu unterschätzen, denn als Quereinsteigerin musste ich natürlich sehr viel mehr lernen. Zum Beispiel Hunderte botanische Pflanzennamen und Wuchseigenschaften, Düngelehre, Wegebau und Maschinenkunde“, erzählt sie uns. „Aber das ist absolute Voraussetzung, um die Kunden optimal zu beraten.“ Was ist die optimale Breite eines Zugangsweges? Braucht der

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Der Lieblingsplatz des Kunden im Garten - verborgener Ruhebereich am Wasser, umgeben von Gräsern und duftenden Sträuchern

Vogelbeerbaum viel Sonne? Kann ich in Niederösterreich auch Palmen pflanzen? Was ist der beste Dünger für eine Kirschlorbeerhecke? Dies sind nur einige der zahlreichen Fragen, die die Landschaftsplanerin immer wieder beantworten muss. Sandra Bachl plant mit ihren Kunden gemeinsam und warnt auch teilweise vor Exoten, die in unseren heimischen Breiten schlichtweg nicht den gewünschten Erfolg erzielen würden. „Ein Feigenbaum ist zwar schön, doch mit unseren Wintern gibt es keine Garantie dafür, dass er das Klima hier langfristig überstehen wird. Im Ferienhaus in Istrien ist er aber definitiv ein toller Baum, der auch wenig Pflege benötigt. Zur Erntezeit ist dann ein Urlaub empfehlenswert, denn ein Feigenbaum kann gewaltige Mengen an Früchten abgeben. Und da sollte man schon vor Ort sein, damit das Fallobst nicht tagelang auf dem Rasen vor sich hin gärt.“ In den vergangenen Jahren durfte Sandra Bachl zahlreiche Projekte umsetzen. Unter anderem die Gartenanlage für einen privaten Zuchtstall mit beinahe 200 Pferden, für sie als passionierte Reiterin eine besondere Freude. Zudem Landschaftsparks, Hotel- und Privatgärten, Gartenbereiche für Restaurants, die Begrünung von Geschäftseingängen, Dachterrassen u.v. a.m. Kunden, die an sie herantreten, wollen aber einfach hin und wieder nur den Parkplatz ihrer Firma ansprechend begrünen. Auch hier muss man dann mit Raffinesse pla-

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nen, denn es sollen ja Bäume und Sträucher angepflanzt werden, die einerseits eine Verschönerung darstellen, andererseits aber vor allem pflegeleicht sein sollen, damit sie nicht einen eigenen Gärtner für die tägliche Betreuung benötigen. Auch Hotels, die ihren Gästen gerne eine entspannende Ruheoase verschaffen wollen, wenden sich an Sandra Bachl. Bei Fragen, ob ein Rosengarten passender ist oder doch eher die mediterrane Oase mit einem Teich, findet man stets ein gemeinsames Konzept. Auch als Entscheidungshilfe zwischen Schwimmteich und Swimmingpool ist die Gärtnermeisterin mit Leib und Seele dabei. Hier wünschen sich Privatpersonen ihr eigenes Refugium, das zum Verweilen einlädt, doch oftmals ist ein Naturteich mangels Gartenfläche nicht immer möglich, sondern ein Pool sinnvoller. Es gibt viele Möglichkeiten. Aber an erster Stelle steht immer, dass das Resultat für die jeweilige Person passt. Also hört sie aufmerksam zu, weist nötigenfalls hier und da auf eventuelle Schwierigkeiten hin und berät mit Knowhow und Einfühlungsvermögen, bis der Kunde das optimale Ergebnis für sich erzielt. Auch bei der späteren Umsetzung ist Sandra Bachl immer vor Ort und hat ein aufmerksames Auge darauf, dass das Gärtnerteam ihre Vorgaben wirklich genauso umsetzt, wie sie diese gezeichnet und geplant hat. Sie selbst arbeitet meist mit einer niederösterreichischen Gärtnerei zusammen, doch



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Üppig bepflanzte Dachterrasse, mit traumhafter Aussicht, als Rückzugsort hoch über den Dächern von Wien.


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deren Beauftragung ist kein Muss, denn sowohl nationale als auch internationale Kunden haben oftmals großartige Gartencenter oder Baumschulen im nahen Umkreis. Auch dies recherchiert sie gerne und holt die entsprechenden Angebote ein. In den meisten Fällen ist der Ablauf dergestalt, dass die Landschaftsplanerin kommt, um sich vor Ort über die Beschaffenheit und den Istzustand einen ersten Eindruck zu verschaffen. Dafür verrechnet sie, wie bei Handwerkern üblich, eine Anfahrtspauschale plus die Stunden vor Ort. Im Verlauf des gemeinsamen Gesprächs findet sie dann die Bedürfnisse des Kunden heraus und kann so bereits im Vorfeld eruieren, was alles möglich ist. Wichtig ist auch, den angedachten finanziellen Rahmen abzustecken, denn danach richtet sich die weitere Planung. Nach dem persönlichen Gespräch, der Bekanntgabe aller Wünsche und der Budgetabklärung macht sich die Landschaftsplanerin ans Werk. Ihre Zeichnungen sind maßstabgetreu und werden alle per Hand ausgeführt. Sandra Bachl ist eine Perfektionistin ihrer Zunft und illustriert auch schon mal einen fertigen Plan neu, wenn sie mit der Kolorierung nicht zufrieden ist. Anhand ihrer einzigartigen Zeichnungen kann man sich wirklich ganz genau vorstellen, wie die Grünanlage später aussehen und auf den Betrachter wirken wird. Der Plan wird mit dem Kunden besprochen und gerne anhand etwaiger Zusatzwünsche adaptiert.

Das Schloss von von Südosten mit der barocken Toreinfahrt

Sandra Bachl liebt Herausforderungen und plant gerade einen Garten mit 35 m², der auch noch einen Pool beinhalten soll. Genau solche Arbeiten machen ihr Spaß. In der Vergangenheit hat sie auch schon Gärten für Wochenendhäuser – viele davon an diversen Seen im Wiener Raum, am Mondsee oder am Wörther See – oder auch einen Garten für eine der Hoffmann-Villen in Wien durchgeplant und umgesetzt. Aber auch unkonventionelle oder kleinere Wünsche versucht Sandra Bachl zu erfüllen. Vor Kurzem wandte sich ein Mann an sie, der seine Frau überraschen wollte, sobald sie aus dem Krankenhaus nach Hause kommen würde. Und zwar wollte er den Hauseingang mit wunderschönen weißen Kletterrosen überziehen. Genau so etwas spornt Sandra Bachl an. Es war nämlich gerade keine Rosenzeit, aber nach einiger Recherche schaffte sie das vermeintlich Unmögliche, und das Ehepaar hatte ein neues, blühendes Entree vor seinem Haus. Über die Namen ihrer Kunden spricht die Landschaftsgärtnerin nie, aber sie ziehen sich durch alle Schichten und sind bunt durchmischt. Unlängst wurde von ihr ein vier Quadratmeter großer Balkon einer reizenden achtzigjährigen Dame in der Wiener Innenstadt wohnlich gestaltet. „Oftmals ist es schwierig, bei einer Kleinfläche das Richtige zu finden, sodass diese zwar begrünt ist, aber nicht überladen wirkt“, erläutert sie uns. „Es soll ja nicht wie ein Großstadtdschungel wirken, sondern wie ein kleiner, grüner, eleganter Balkon, auf dem man gemütlich seinen Kaffee genießen kann.“

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Pflegeleichter Gräsergarten mit modernen Pflanzgefäßen und weißem Lavendel als optischer Blickfang

Apropos Kaffee: Wir haben Sandra Bachl zu aktuellen Trends und Alltagsklassikern im Garten befragt … Schlossseiten: Was sind die aktuellsten Trends im Bereich der Gartengestaltung? Sandra Bachl: Da ist zunächst die Tendenz zu mehr Natürlichkeit zu nennen, indem man zum Beispiel wieder verstärkt auf viele einheimische Gehölze zurückgreift. Auch wird auf mehr Langlebigkeit bei den Pflanzen Wert gelegt und man bringt der Tierwelt wieder höhere Achtung entgegen. So lässt sich beispielsweise auch im kleinsten Garten oder auf modernen Dachterrassen ein Hummelhotel anbringen, in dem diese überaus nützlichen Insekten nisten und dann ihre Funktion als Bestäuber wahrnehmen können. Viele legen Bienenweiden an und verzichten auf gefüllt blühende Pflanzen, da es in diesen Blüten schlichtweg keine Pollen zum Sammeln gibt. Mittlerweile werden in Hausgärten auch wieder weniger für die Insekten schädliche Spritzmittel verwendet. Weiterhin ungebrochen ist ebenfalls der Trend zu Gräsern sowie das Bestreben, den Wohnraum hinaus in den Garten zu erweitern. Schlossseiten: Beeinflusst die neue für Outdoor geeignete Möbelgeneration – Stichwort „Sofa im Außenbereich“ – auch Ihre Arbeit? Sandra Bachl: Ja, auf jedem Fall. Ein Sitzbereich im Freien lässt sich sehr schön in die Sichtachsen nach draußen einbinden, aber man sollte auf unbedingt

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beachten, die Möbel so aufzustellen, dass sie nach Möglichkeit nicht den Blick behindern, wenn man vom Wohnraum nach draußen sieht. Loungemöbel sind im Allgemeinen ja nicht so hoch, aber auch ein Tisch mit acht Sesseln lässt sich in der Regel entsprechend arrangieren. Die Außenmöbel sollten eventuell eine ähnliche Farbe wie die Möbel im Innenbereich haben. Bei Terrassen- und Holzböden sind einerseits die Verlegerichtung der Platten beziehungsweise der Bretter und andererseits die passende Farbe zu berücksichtigen, die mit dem Innenraum harmonieren sollte – vor allem dann, wenn der Übergang vom Innen- zum Außenbereich fließend ist. Im unmittelbaren Sitzbereich sollten keine Pflanzen mit aufdringlichen Düften gesetzt werden, und eine abschirmende Begrünung sollte immer in die Platzierung der Möbel mit eingebunden werden, sonst kann es leicht passieren, dass man sich wie auf einem Präsentierteller und dementsprechend nicht wohl fühlt. Am besten eignen sich hier wohl Sträucher oder ein Baum. Jedoch muss man zum Beispiel im Falle von Natursteinplatten und Textilien darauf achtgeben, dass keine harzenden Bäume gepflanzt werden oder solche, deren abfallende Blüten auf Polstern und Steinen Flecken hinterlassen. Schlossseiten: Spezialfall Dachgarten – wie gehen Sie dieses Thema an? Hier muss man ja nicht zuletzt auch die höchstzulässige Dachlast berücksichtigen. Sandra Bachl: Das Wichtigste bei Dachgärten ist die


spezielle Auswahl von Pflanzen, die die extremen Bedingungen im Jahresablauf aushalten – selbstverständlich immer in Abstimmung mit den Kundenwünschen. Außerdem darf man in der Höhe niemals den Wind unterschätzen, der hier häufig stärkere Geschwindigkeiten erreicht als ein paar Stockwerke tiefer. Auch immergrüne beziehungsweise wintergrüne Pflanzen sind auf Dachgärten angebracht, denn man sieht ja schließlich das ganze Jahr über aus dem Fenster. Schlossseiten: Keine Pflanze und noch weniger ein Baum wächst über Nacht. Welcher Zeithorizont macht für die Gestaltung eines Gartens Sinn? Sandra Bachl: Das kommt nicht zuletzt auf die Höhe des zur Verfügung stehenden Budgets an. Man kauft entweder bereits große Pflanzen oder wählt Exemplare, die rascher wachsen als andere. Die Kirsche wächst beispielsweise schneller als ein Apfel, und ein Blauglockenbaum schneller als eine Eibe. Trotzdem muss man immer auch die Gesamtgröße des Gartens im Auge behalten. Eine Platane oder eine Trauerweide ist zum Beispiel nur etwas für wirklich große Gärten oder Parks. Für eine schnelle Begrünung eignen sich eventuell Pflanzen, die sich auch ein wenig selbst verbreiten wie Herbstanemonen und Spornblumen. Oder man wählt Pflanzen, die relativ viel Erdreich bedecken, wie zum Beispiel Katzenminze oder das Lampenputzergras. Letzteres beansprucht circa einen Quadratmeter pro Pflanze an Platz. Schlossseiten: Wie gelingt die Kombination von Nutzgarten und Ziergarten? Sandra Bachl: Man kann entweder stilvoll mit Stauden mixen oder moderne Hochbeete beziehungsweise Blockpflanzungen anlegen – das wirkt moderner, widerspricht sich aber nicht. Bei Obstbäumen sollte man auf Sorten mit Hochstamm, das heißt mit einem Kronenbeginn auf 1,80 m, zurückgreifen. Diese werden je nach Art vier bis sechs Meter breit und man kann den schattigen Platz darunter herrlich nutzen. Bei Halbstämmen, das heißt bei Bäumen mit einem Kronenbeginn auf 1,20 m, kann man sich nicht darunter aufhalten, dafür sind jedoch die reifen Früchte einfacher zu pflücken. Schlossseiten: Was ist beim Umgang mit Pflanzen zu beachten, die eigentlich im mediterranen Klima zu Hause sind? Lohnen Zitronenbäumchen, Olivenbäumchen & Co. den besonderen Aufwand? Sandra Bachl: Wenn man ein Liebhaber dieser Pflanzen ist – ja, auf jeden Fall. Und wenn man mehrere Exemplare davon hat und dies budgetär möglich ist, kann man die Aufgabe der Pflege während der kalten Jahreszeit einer dafür spezialisierten Firma überantworten, die die Pflanzen abholt und zur Überwinterung einlagert. Andernfalls erweist sich die notwendige Betreuung zwischen Herbst und Frühling als relativ

aufwendig. Der Frost sowie Winternässe können sich zu einer großen Herausforderung auswachsen. Der Olivenbaum zum Beispiel ist bis circa minus 15 Grad winterhart, Oleander nur bis minus 5. Eine Überwinterung im normalen Wohnraum empfiehlt sich nicht, da sie sehr anfällig für Schädlinge werden. Wenn es nicht Exoten sein müssen, gibt es aber eine Vielzahl anderer schöner Pflanzen, die anspruchsloser sind. Schlossseiten: Wie gelingt ein pflegeleichter Garten? Sandra Bachl: Entscheidend ist ein standortgerechtes Einsetzen der Pflanzen, das heißt, Schattenpflanzen sollten nicht ungeschützt der prallen Sonne ausgesetzt werden und umgekehrt. Wenn man dies nicht beachtet, sind Probleme unausweichlich, und die Folgen sind schlechtes Wachstum beziehungsweise man benötigt Unmengen an Gießwasser. Weniger Arbeit machen vor allem schädlingsresistente Arten und natürlich Pflanzen, die einen eher geringeren Wasserbedarf haben und lange blühen, sodass sie während des Jahres keine oder nur sehr wenig Pflege benötigen. Zu nennen wären hier beispielsweise Lavendel, Fetthenne, Prachtkerze, Wollziest, Zierlauch und natürlich Gräser. Aber Achtung auf „Mist verursachende“ Pflanzen. Föhren harzen, und ein Blütenbaum unmittelbar neben Polstermöbeln kann Flecken verursachen. Dann ist die Pflanze zwar per se pflegeleicht, aber der ständige Arbeitsaufwand drumherum ist umso größer. Schlossseiten: Wie gehen Sie mit dem Thema „Düfte“ um? Sandra Bachl: Gerüche im Garten sind sehr wichtig, vor allem im Eingangsbereich, im Sitzbereich oder an speziellen Gartenplätzen, wo man beispielsweise die Abendsonne genießt. Nicht zu vergessen sind duftende Pflanzen vor einem Fenster, das sehr oft geöffnet ist, wie zum Beispiel vor einem Küchenfenster. Schlossseiten: Passen Sie die Bepflanzung dem jeweiligen Architekturstil an, oder sind das getrennte Welten? Sandra Bachl: Grundsätzlich erfolgt immer eine Anpassung. Schließlich muss – oder sollte zumindest – der Garten die Architektur des Hauses und des Innenraumes widerspiegeln. Wie immer bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel, wenn der Kunde explizit einen gegenteiligen Wunsch äußert. Schlossseiten: Die nächste Frage ergibt sich aus Anlass des aktuellen Jubiläums: Wie könnte der perfekte Jugendstilgarten aussehen? Sandra Bachl: Auch wenn die Architektur selbst eher kurvenreich war, passen hier eine geradlinige Wegführung und ebenso linear ausgerichtete Beete – aber auf keinen Fall streng formal. Der Trend ging damals bereits in Richtung Wohn- und Freiraum, daher soll-

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te man auch entsprechende Sitzplätze einplanen. Beim Belag sollte die Wahl eher nicht auf Holz, sondern auf Steinbelag fallen, passend zu den Materialien des Hauses. Anstelle von opulenten Staudenbeeten oder Gräsern bieten sich für diese Zeit typische Pflanzen an, zum Beispiel Rosen, Pfingstrosen, Iris, Hortensien, Efeu, Zyklamen, Rhododendren, Hainbuchen, Linden, Buchen, Felsenbirnen, Flieder, Buchs, Wein, Veilchen … Koniferen wie Thujen oder Eiben sollte man nicht als Hecke, sondern als Solitäre, das heißt in Einzelstellung, ungeschnitten wachsen lassen. Schlossseiten: Was sind die wichtigsten Informationen, die Sie im Rahmen eines ersten Kundengesprächs in Erfahrung bringen? Sandra Bachl: Zu den wichtigsten Fragen zählen: Was soll der Garten oder die Dachterrasse den Bewohnern bieten? Was genau wünscht sich der Kunde? Gibt es Kinder – und wie alt sind diese? – oder sind welche geplant? Lebt im Haus ein Yorkshire Terrier oder vielleicht ein Berner Sennenhund? Wird gerne Federball oder Fußball gespielt, sprich: wie ist die Rasenfläche zu planen? Weitere Fragen betreffen den persönlichen Stil, Lieblingsfarben, Lieblingsdüfte, Lieblingspflanzen … Soll auch Essbares im Garten angebaut werden? Wie ist die Architektur des Hauses und wie sieht die Gegend rundherum aus? Wie sind die allgemeinen Licht- und Sonnenstundenverhältnisse? Wie ist der Boden beschaffen – besteht er aus Lehm, ist er steinig etc.? Gibt es Fotos aus einer Zeitung, von einem Urlaub oder einem Spaziergang, auf denen Vorstellungen zum angestrebten Aussehen des Gartens abgebildet sind? Und so weiter und so fort. Je umfassender ich über die Vorlieben Bescheid weiß, desto besser kann ich arbeiten und einen passenden Entwurf präsentieren. Mein Stil ist in meinem Garten zu sehen. Der Garten des Kunden muss jedoch dessen eigenen Stil widerspiegeln, und daher erhält er dann auch aufgrund des Besprochenen im Rahmen eines Angebotes immer ein Pflanzenkonzept mit genauen deutschen Bezeichnungen – nicht mit den botanischen Fachbegriffen – und den entsprechenden Fotos, damit er die Pflanzen auf sich wirken lassen und spüren kann, ob sie ihm auch wirklich gefallen. Jedes einzelne Anbot von mir ist detailliert ausgearbeitet, ohne Pauschalsummen. Zusätzlich zum normalen Entwurf biete ich auf Wunsch zwecks besserer Vorstellung auch unterschiedliche Perspektiven an. Alles maßstabsgetreu per Hand entworfen und koloriert, vom kleinen Balkon bis zum 60 000-Quadratmeter-Grundstück, meinem bis dato größten Projekt. Dafür habe ich circa 200 Bäume einzeln gezeichnet. Schlossseiten: Kinder sind sicherlich ein ganz großes Thema. Wie wirkt sich Nachwuchs im Haus auf die Gartenplanung aus? Sandra Bachl: Man sollte, sofern ausreichend Raum vorhanden ist, eine Vielzahl unterschiedlicher kindergerechter Plätze einplanen: eine Naschecke mit

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verschiedenen Beerensträuchern, Beete, um die die Kinder herumlaufen können, Heckenbereiche zum Versteckspielen, einen freien Spielbereich mit genügend Platz ohne Hindernisse, bei Kleinkindern eine Sandkiste im Halbschatten – hier bietet sich als Schutz beispielsweise ein Baum an. Selbstverständlich ist alles auch altersabhängig. Nicht zu empfehlen sind Obstbäume unmittelbar neben den Kinderspielbereichen, denn überreife Früchte, die zu Boden fallen, locken Wespen an! Wachsen im Haus begeisterte Fußballspieler heran, dann sollte die Bepflanzung neben der Wiese, wenn möglich, ballresistent sein, das heißt vermehrt aus Gräsern bestehen, denn diese halten einen Fußball aus. Filigrane Pflanzen hingegen eignen sich hier überhaupt nicht. Nicht zu vergessen ist natürlich eventuell ein Baum, der in weiterer Folge ein Baumhaus tragen kann. Schlossseiten: Wie halten Sie es mit Einflüssen aus anderen Kulturkreisen? Haben Sie schon einmal mit Feng Shui experimentiert? Sandra Bachl: Nein. Für jeden Bereich gibt es eigene Spezialisten, wie zum Beispiel in der japanischen Gartengestaltung, wo jeder Stein beziehungsweise sogar jede Steinform etwas anderes bedeutet. Ich unterhalte mich aber auf Wunsch meiner Kunden selbstverständlich auch sehr gerne mit Feng-Shui-Beratern und bespreche die Gestaltung beziehungsweise ändere meinen Plan und meine Vorschläge danach ab. Schlossseiten: Der englische Country House Garden und die klassische Strenge der französischen Gartenkunst sind zwei sehr unterschiedliche Ansätze. Was kommt in Österreich besser an? Sandra Bachl: Der englische Stil. Streng formal nur ab und zu bei sehr modernen Häusern. Schlossseiten: Stichwort „Baustelle Garten“: Rächt sich das Verbuddeln von Bauschutt? Wie viel Erde braucht es als gute Unterlage? Sandra Bachl: Es rächt sich in jedem Fall! Zwar gibt es einige Pflanzen, die auch mit eher schlechten Böden gut zurechtkommen – darunter fällt alles, was nährstoffarme Erde mag wie zum Beispiel Lavendel –, aber wenn man einen Baum oder eine Hecke pflanzen möchte, stößt man sehr schnell an Grenzen. Man braucht dann mindestens 70 cm wirklich gutes Erdreich – je nachdem, wie hoch die Pflanzen wachsen sollen. Natürlich kann man den Boden auch punktuell austauschen beziehungsweise nur dort verbessern, wo größere Pflanzen gesetzt werden sollen, das bedeutet aber zusätzliche Kosten. Schlossseiten: Stichwort „monochromer Garten“ mit ähnlicher Blütenfarbe bzw. mit farbidenten Pflanzen: Welche Farben eignen sich hier besonders? Sandra Bachl: Die größte Auswahl gibt es bei den Farben Violett, Blau und Weiß.


Schlossseiten: Welche ist die richtige Jahreszeit, um das Thema Gartenplanung anzugehen? Sandra Bachl: Eigentlich jede, da gibt es im Grunde keine Präferenzen. Es kommt nur darauf an, wie schnell im Anschluss an die Planung die Umsetzung erfolgen soll. Eine Dachterrasse oder einen eher kleineren Garten kann man gerne im Frühling erst konzipieren und dann relativ bald realisieren. Bei größeren Gärten ist das schwieriger, weil das Frühjahr die Hochsaison der Gärtner ist und dann für große Projekte, die kurzfristig gewünscht sind, die Zeit fehlt. Hierfür sollte man daher schon im Winter beginnen zu planen. Pflanzen setzen kann man zu fast jeder Jahreszeit, allerdings große Bäume und verschiedenste Sträucher nur im Frühling oder im Herbst, wenn sie sich noch oder schon wieder „in Ruhe“ befinden und die Baumschulen sie dann mit Wurzelballen aus der Erde holen können. Kleinere Gehölze, die im Topf, einem sogenannten „Container“, erhältlich sind, können auch außerhalb der Ruheperiode gepflanzt werden. Schlossseiten: Wenn man die Veränderung eines bestehenden Gartens in Angriff nehmen möchte, was ist dann Ihrer persönlichen Ansicht nach besser – ein radikaler Umbau oder eine schleichende Veränderung? Sandra Bachl: Das kann man nicht pauschal sagen, denn es ist oft eine Frage des Budgets. Es empfiehlt sich sehr, eine Planung im Ganzen machen zu lassen, damit alles stimmig ist, die Adaptierungen dann aber schrittweise zu realisieren. Wo immer Maschinen beteiligt sind, ist es jedoch aus finanziellen Gründen natürlich zu empfehlen, ähnliche Bereiche optimalerweise in einem Arbeitsschritt zu erledigen. Wenn zum Beispiel der Bagger beim Hausbau ohnehin bereits vor Ort ist, dann

sollte man neben dem Keller auch gleich den angedachten Swimmingpool oder den Graben für die geplante Hecke oder die Löcher für die zu pflanzenden Bäume ausheben lassen. Einige meiner Kunden lassen sich ihren Garten von mir „nur“ entwerfen und die Pflanzen liefern und setzen diese aus Kostengründen dann selbst ein. Wenn das Projekt geografisch weiter weg ist, dann erfolgt die Planung von mir und die Realisierung in Zusammenarbeit mit einem Betrieb direkt vor Ort. Oder es kommt eben zu einer gesamten Planung, Pflanzenlieferung und fertigen Umsetzung mit meinem Team – quasi schlüsselfertig. Schlossseiten: Wie denken Sie über den Bewuchs von Häusern durch Kletterpflanzen? Sandra Bachl: Wenn die Bausubstanz der betreffenden Gebäude in Ordnung ist, dann spricht nichts dagegen. Dauergrüne Hauswände können übrigens isolierend wirken und hohe Temperaturschwankungen mindern; das bedeutet im Winter geringere Heizkosten und im Sommer weniger Aufwand für die Kühlung im Innenbereich. Auf der anderen Seite ist das Entfernen der Pflanzen, wenn sie einmal an einer Wand Fuß gefasst und ihre Wurzeln sich festgesetzt haben, ziemlich aufwendig. In den meisten Fällen bleibt einem nichts anderes übrig, als die Wurzelreste an der Wand abzuflämmen, was natürlich eine entsprechende Erneuerung der durch das Flämmen in Mitleidenschaft gezogenen Fassade notwendig macht. Wesentlich empfehlenswerter ist es hier, sich für Schlingpflanzen zu entscheiden und dafür ein passendes Gerüst zu bauen. Pflanzen wie zum Beispiel die Wisteria beziehungsweise Blauregen erreichen große Höhen, echter Wein oder Clematis wachsen dagegen nicht ganz so hoch hinauf.

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Modern gestaltete Dachterrasse mit Liegebereich und Gräsern und Bambus als Bepflanzung.

Schlossseiten: Welche Rolle spielen die spürbaren klimatischen Veränderungen? Werden wir in unseren Gärten bald Khaki und Zitronen ernten? Sandra Bachl: Ich fürchte, nein. Solange es trotz eher milder Wintermonate immer wieder auch harte Frostphasen gibt, halten das diese wärmeliebenden Pflanzen nicht aus. Oder es gibt zu viel Niederschlag, dann faulen die Wurzeln ab, weil sie das aus ihren Herkunftsländern nicht gewohnt sind. Schlossseiten: Im Gegensatz zur Innenarchitektur sind Gärten lebendig und verändern sich im Laufe des Jahres beträchtlich. Muss man sich bei der Planung für eine bestimmte Jahreszeit entscheiden, in der der Garten top ist – sprich: toll im Frühling, mau im Herbst –, und umgekehrt? Sandra Bachl: Eine gute Gartengestaltung erkennt man daran, dass sie das ganze Jahr über ein ansprechendes Bild bietet. Natürlich kann es im Winter niemals so schön werden wie im Sommer, aber Samenstände wie beispielsweise Fetthenne, Brandkraut, Prachtkerze oder Gräser, rot- oder gelbholziger Hartriegel mit seinen markant leuchtenden Zweigen, die außergewöhnliche Rinde des Korkflügelstrauches oder der besondere Wuchs der Drehweide bieten auch ohne Blätter einen wunderbaren Blickfang. Schlossseiten: Architekten haben häufig keine allzu große Freude, wenn ihre Klienten mit Fotos

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und Zeitungsausschnitten anderer Häuser zu ihnen kommen, sondern sie entwickeln ihre Projekte lieber anhand der tatsächlichen Gegebenheiten. Ist das für Gartenplaner anders? Sandra Bachl: Ich persönlich schätze es sehr und frage auch aktiv danach, dass mir Kunden auf Fotos zeigen, was ihnen besonders gefällt – und sei es lediglich eine im Vorübergehen fotografierte Pflanze, die ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Es handelt sich ja schlussendlich um ihren Garten, und wenn er einmal gestaltet wurde, sind sie es, die ihn sich dann immer ansehen und darin ausspannen, gärtnern oder sonst wie ihre Zeit verbringen. Je mehr ich also über die Wünsche und Vorlieben meiner Klienten weiß, desto besser kann ich sie beraten und den Garten nach ihren Vorstellungen entwerfen und gestalten. Text: Lisa Gasteiger-Rabenstein I N F O B OX

Sandra Bachl Landschaftsgärtnermeisterin Am See 32 2443 Deutsch Brodersdorf/Ebreichsdorf Tel.: +43 664 2415800 s.bachl@designamsee.at www.designamsee.at


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Schlosspark Schloss Grafenegg Foto: Photocredit: Schloss Grafenegg Š Alexander Haiden


AUSFLÜGE ZU DEN UNTERSCHIEDLICHSTEN GÄRTEN NIEDERÖSTERREICHS Niederösterreichs Gartenwelt gestaltet sich facettenreich. Vom Bauern- und Kräutergarten über prunkvolle Schlossparks und verborgene Stiftsgärten bis hin zu experimentellen und modernen Gartenprojekten präsentieren sich die blühenden Ausflugsziele in einer Vielfalt, wie sie anderswo kaum zu finden ist. ARCHE NOAH/Schloss Schiltern Der Verein „Arche Noah“ setzt sich für den Erhalt, die Verbreitung und die Entwicklung gefährdeter Kulturpflanzen und Sorten in ihrer bunten Vielfalt ein. Neben dem Schloss Schiltern in der Nähe von Langenlois gibt es interessante Schaugärten mit den unterschiedlichsten Pflanzen und einen Shop mit einer Raritätenbörse für Saatgut und spezielle Pflanzen. Im Schloss selbst finden auch Seminare, Feste und Veranstaltungen statt. KITTENBERGER ERLEBNISGÄRTEN Ebenfalls zwischen Weinbergen im Hügelland in Schiltern gibt es fantasievoll gestaltete Schaugärten zu sehen, die zur Landpartie verlocken. Es sind insgesamt 40 Themengärten, die Gartenfreunden in ihrer vielfältigen Umsetzung als Anregung für die Gestaltung im eigenen Garten dienen sollen. Neben dem Shop für Gartenobjekte, einer großen Auswahl an Pflanzen und einem Restaurant freuen sich besonders die jungen Besucherinnen und Besucher über Spielmöglichkeiten sowie über die Begegnung mit Tieren wie Alpakas, Ponys und Ziegen. DIE GARTEN TULLN Tulln, die inoffizielle Gartenhauptstadt, feiert heuer das 65-jährige Jubiläum der Gartenausstellung. Unter dem Motto „Green Art in Tulln – Eine Stadt wächst über sich hinaus“ zeigt die Ausstellung neben den gewohnt prächtig blühenden Gärten in der Ausstellung „Tulln ART“ stadtweite Gartenkunstwerke. Auch die Internationale Gartenbaumesse Tulln ist hier vertreten. Das umfangreiche Programm im Sommer für Gartenfans mit Kunst und Kultur rund um die blumige Vielfalt bleibt bis zum 30. September geöffnet. SCHLOSSPARK GRAFENEGG Ein Juwel der englischen Gartenkunst ist der Landschaftspark rund um das Schloss Grafenegg in der Nähe des Kamptales, der nach einem früheren Barockgarten angelegt wurde. Neben dem neoklassizistischen Märchenschloss mit seinem Wolkenturm und einer skulp-

turhaften Arena für Konzerte schlängeln sich unzählige Wege an den Teichen entlang durch den Park. An heißen Sommertagen bietet der große Park den Besucherinnen und Besuchern neben schönen Blickachsen und einer Sammlung von exotischen Baumriesen und heimischen Gehölzen die Gelegenheit für angenehm kühle Spaziergänge. Eine Vielzahl an Veranstaltungen findet dort auch abseits des Sommerfestivals der Musik ganzjährig statt; zudem beherbergt der Park auch ein Restaurant der Spitzengastronomie. MUSEUMSDORF NIEDERSULZ Die Sammlung und Wiedererrichtung landestypischer Bauern- und Wohnhäuser vielfältigster Formen und Nutzung in einem dörflichen Arrangement dient nicht nur der Erhaltung gewachsenen Kulturguts, sondern beinhaltet auch die schmückenden typischen Bauerngärten. Ein Spaziergang zu den unterschiedlichen Höfen und Gebäuden führt auch zu der mit Gärten (und Tieren) aus früherer Zeit wiederbelebten Dorflandschaft. Nicht nur für Nostalgiker mit Geschichtsinteresse, sondern auch für Familien ist ein Ausflug nach Niedersulz lohnend. SCHLOSS ECKARTSAU im Marchfeld „Das Schicksalsschloss in der Wildnis“ lautet der Untertitel eines neu erschienen Buches. Hier fand Österreichs letzter Kaiser Karl I. mit seiner Familie seinen letzten Rückzugsort vor dem Exil. Lange zuvor, im Jahre 1175, waren die Eckartsauer die Herren auf einem damaligen Wasserschloss. Im Laufe der Zeit gab es durch wechselnde Besitzer mehrere Umbauten und Umgestaltungen in den unterschiedlichsten Baustilen, und zwar sowohl im Inneren des Gebäudes als auch außen im Schlosspark. Heutzutage steht das Schloss mit seinem Park den Besucherinnen und Besuchern zur Besichtigung offen und wird auch für festliche Anlässe oder Filmaufnahmen geöffnet. Etwas versteckt gelegen, wartet das „Schicksalsschloss“ nur darauf, entdeckt zu werden. Text: Hannelore Lensing

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Foto: Adobe Stock

KÖNIGLICHES FERNWEH Royals sind ja schließlich auch nur Menschen. Auch wenn der Urlaub mondäner, die Koffer zahlreicher und die Garderobe exklusiver ausfallen. Klar, dass die Reisedestination keine gewöhnliche ist. SCHLOSSSEITEN zeigt drei ausgewählte Fernreiseziele und praktischerweise gleich ein paar Konsumorschläge, um sich gleich mal an das privilegierte Urlauben heranzutasten. Sonnencreme und Badehose sind aber auch hier die Grundausstattung. Bon Voyage! REDAKTION: BEATRICE TOUROU


7. Princess Marageret

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MUSTIQUE Die Mutter aller Glamour-Inseln ist nur wenigen bekannt. Gebettet im Karibischen Meer, ist Mustique in keinem Pauschalreisekatalog zu finden. Einer der Gründe ist, dass die Insel an sich im Besitz der Mustique Company ist, die dort zwei Hotels besitzt. Außerdem finden sich dort noch ein paar private Villen. 1958 kaufte Colin Tennant, 3. Baron Glenconner, die Insel für 45.000 £. Eine der ersten Villen, Les Jolies Eaux, wurde von Prinzessin Margaret an der Südspitze der Insel erbaut. Das Grundstück (4 ha) bekam die Prinzessin 1960 zur Hochzeit von Tennant geschenkt. Der Jetset war geboren.

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Die Geburt des Jet Set: 1. Kein mondänes Urlauben ohne Kaftan von Pucci, um € 1.800 (ist dafür aus reiner Seide) 2. Balinesicher Sonnenschirm von impressionen.de, um € 199 3. Buch „Ma’am Darling“ von Craig Brown, um € 25 4. Exzentrische Sonnenbrille von Fendi um € 300 auf farfetch.com 5. Zeitloser Ohrschmuck in Form von orientalischen Blättern, aus leichten Edelmetall von www.ohrangerie.com um € 59 6. Koffer im Retro-Design von Globetrotter, ab € 700 7. Glas von Baccarat (man muss die Feste eben feiern, wie sie fallen - gerade auf Mustique), ab € 295 SCHLOSSSEITEN

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Duke and Duchess of Sussex

KANADA

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Wenn ein Hollywoodstar - für viele vielleicht weniger bekannt, also auch Sternchen - einen Thronfolger ehelicht, wächst das Publikumsinteresse fast maßlos. Wenn die besagte Schauspielerin auch noch Amerikanerin ist, feiert gleich ein ganzer Kontinent die Eheschließung. Klar, dass die Sommerferien und gleichzeitig Honeymoon so abgeschieden wie möglich verbracht werden wollen. Kanada (gefolgt von Botswana), einstige Wahlheimat und Drehort von Megan Markle ist somit die perfekte Destination für Harry und Megan. Ganz modern eben. Und ganz bodenständig.

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Wenn Understatement auf einen königlichen Titel trifft: 1. Faltsessel aus Lärchenholz von Manufaktum, um € 210 2. Sonnenbrille „Round 239 C11“ von Linda Farrow, um € 575, über lindelepalais.com 3. Für kühle Abende bei Reisen, Janker „Alice” aus 100% Cashmere, erhältlich bei myherzallerliebst.de um € 429 4. Siegelringe mit eigenem Wappen bei Rozet & Fischmeister, Preis auf Anfrage 5. Perfume mit passendem Namen „Oud Immortel” von Kultlabel Byredo, bei Kussmund, um €150 6. „Cordoba“ Panama Hut von Lock&Co um ca. € 530 auf www.lockhatters.co.uk 7. Rucksack von Holland&Holland um € 680 auf hollandandholland.com 8. Badehose „Jungel Fever“ von True Boxers; um nicht zu vergessen wem die Hose gehört, kann man sich praktischerweise kosstenlos zwei Initialen in der Farbe des Hosenbundes sticken lassen, um € 69

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1. The Duke and Duchess of Cambridge

SEYCHELLEN

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Das berühmteste Brautpaar der Welt, William und Kate, musste nach dem medialen Hochzeitsevent auf eine entlegene Insel flüchten, um den neugieren Linsen der Paparazzi zu entkommen. Mit Private Jet, Segelflugzeug, Boot und privatem Fackelzug ins Innere einer exklusiven Insel. Dort darf man sich getrost Noise-Cancelling-Ohrhörer einstöpseln und zum Rauschen der Wellen eindösen.

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Redaktion: Beatrice Tourou, Bilder: Mario Testino, Clearence House Press Office

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Wenn garantiert paparazzifrei geurlaubt wird: 1. Sandner Strohschirm „Paraguas Paja“ mit gefühlsechtem Karibikflair, um € 360 2. Loafers „Storm“ mit Palmeapplikation von Stubss & Wootton, um € 450 3. Bildband „Private Islands“ von teNeues, um € 39 4. Badehose von Vilebrequin, um € 185 5. Noise-Cancelling-Ohrhörer von Libertone, um € 149 6. Hut mit Paraidsvodegl Federn von Awon Goldin, um € 500 7. Sonnenöl von Ligne St. Barth, um € 40 bei Nägele & Strubell 8. Zeitloser Ohrschmuck in Form von orientalischen Blättern, aus leichten Edelmetall von www.ohrangerie.com um € 59

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Location: Park Hyatt Vienna

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SICHERHEIT BEDENKEN BEDEUTET VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN Für das sensible und komplexe Thema „Sicherheit“ ist Vertrauen eine entscheidende Größe. Qualifizierte Ansprechpartner, denen man sich bedenkenlos öffnen kann, sind äußerst schwer zu finden. Eine häufige Konsequenz daraus ist, dass Überlegungen rund um die persönliche Sicherheit, den Schutz von Besitz und die Wahrung der eigenen Interessen trotz großer Wichtigkeit nicht diskutiert werden. Dabei sind fachlich fundierte Antworten und professionelle Maßnahmen die einzige Möglichkeit, um Sicherheitsrisiken zu identifizieren und zu beseitigen. Wir haben uns mit dem geschäftsführenden Gesellschafter der Firma EVENTUS, Mag. Johannes Glöggler, im Interesse unserer Leserinnen und Leser über die vielseitigen Tätigkeiten von Sicherheitsexperten, deren Denken und Handeln von Professionalität und Diskretion geprägt ist, unterhalten. Seit Jahren ist EVENTUS der Partner des Vertrauens für Privatpersonen, Unternehmen und andere zivile Strukturen, die sich auf integrierte Sicherheitslösungen für Herausforderungen in den Bereichen Schutz und Ermittlung verlassen. Im Zuge unseres Gesprächs haben wir erfahren, warum immer mehr Privatpersonen und Organisationen das Thema „Sicherheit“ proaktiv bedenken und wie wichtig es ist, im Alltag auf Faktoren zu achten, die den Unterschied ausmachen zwischen Sicherheit und Risiko. Schlossseiten: Wie unterscheidet sich EVENTUS von Firmen wie ÖWD oder Securitas, die bis zu einem gewissen Grad bereits Teil der öffentlichen Wahrnehmung sind? Mag. Johannes Glöggler: Die beiden genannten Firmen sind global anerkannte Experten, vor allem im Bereich Wach- und Schließdienst. Bei uns liegt der Schwerpunkt auf individuellen Lösungen. Bei der Leistungserbringung setzen wir auf Methoden der staatlichen Hochsicherheit. Unsere Einsatzkräfte sind bestens ausgebildete aktive oder ehemalige Mitglieder militärischer und polizeilicher Spezialeinheiten mit intensiver Erfahrung im Inund Ausland. Unser Personenschutz zum Beispiel wird von Mitgliedern des Personenschutz-Kommandos der Militärpolizei erbracht. Diese Einheit ist für den Schutz der Minister und hochrangiger Staatsgäste verantwortlich. Die zwölf Kräfte, die Verteidigungsminister Kunasek während seines Besuchs im Libanon im März 2018 beschützten, kommen auch bei uns zum Einsatz, wenn Privatpersonen oder Unternehmen unsere Dienste in Anspruch nehmen. Diese operative Qualität bekommen Sie nur bei EVENTUS.

Im Vergleich zu den global führenden Wachdienst-Anbietern sind wir eine kompakte und flexible Firma. Diesen Umstand nutzen wir, indem wir eine vertrauensvolle Beziehung zu unseren Klienten in den Mittelpunkt stellen. Von anspruchsvollen Kreisen wird dies zunehmend erwartet, da sich die Ansprüche an Sicherheitskapazitäten langfristig wandeln. Schlossseiten: Normalerweise kennt man Personenschützer, die dezent im Hintergrund agieren, nur von Fernsehbildern mit Präsidenten oder Ministern wie Herrn Kunasek, den Sie als Beispiel genannt haben. Für wen kommt Schutz auf diesem Niveau noch infrage? Glöggler: Klienten, die im Rahmen unseres ganzheitlichen Sicherheitskonzepts auch auf Personenschutz zurückgreifen, sind Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ab einem gewissen Grad an Vermögen und Einfluss ist man zwangsläufig exponiert und stellt eine potenzielle Zielscheibe für kriminelle Energien dar. Diese Klienten sind regelmäßig dem Versuch einer schweren Straftat ausgesetzt. Das reicht von Einbruch über Erpressung bis hin zu Entführung. Andere Klienten sind weniger akut gefährdet. Hier setzt unsere laufende Betreuung an. Wir behalten alles im Blick und setzen geeignete Gegenmaßnahmen, wenn sich Risikoereignisse abzeichnen. Sollte einmal etwas vorfallen, gibt es unseren Notrufdienst für unmittelbare und kurzfristige Unterstützung. Darüber hinaus bieten wir Schulungen und Kurse an, die auf mögliche Risikoereignisse, wie zum Beispiel Reisen ins dynamische Ausland, vorbereiten. Unser Personenschutz kann jederzeit nahtlos in das persönliche Sicherheitskonzept integriert werden. Es gibt auch Klienten, die anfangs nur eine einmalige Beratung, zum Beispiel in Form einer Schwachstellenanalyse, von uns in Anspruch nehmen wollen. Mit Versicherungen arbeiten wir Hand in Hand bei der Erstellung von Konzepten zum Schutz von Liegenschaften und

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Wertgegenständen. Ein von der Versicherung akzeptiertes Konzept reduziert die Prämien oder macht die Versicherung in gewissen Situationen überhaupt erst möglich. Unsere speziell ausgebildeten Kräfte stehen ebenfalls zur Verfügung, um Veranstaltungen mit hochkarätigen Gästen, die nicht von der Anwesenheit konventioneller Security gestört werden wollen, zu schützen. Hier ist unser Credo „So nah wie notwendig, so weitläufig wie möglich“ genauso ausschlaggebend wie bei allen unseren schützenden Aktivitäten. Wir führen auch Werttransporte durch und sorgen für eine diskrete und sichere Überbringung von sensiblen Dokumenten, die besser nicht den Risiken des Internets ausgesetzt werden sollten. Schlossseiten: Sie sprechen von versuchten Straftaten. Was ist darunter zu verstehen? Glöggler: Wir sind dafür da, dass derartige Vorkommnisse bereits im Vorfeld durch präventive Maßnahmen verhindert werden. Das ist allerdings ein Unterschied zu konventionellen Bodyguards, die man an der Seite von Stars und Sternchen sieht. Durch Körperfülle soll abgeschreckt und abgewehrt werden. Wir bei EVENTUS setzen zusätzlich zu physischer Stärke auch viel auf Köpfchen. Prävention ist der Schlüssel zum Erfolg, wenn es um die Sicherheit von Privatpersonen oder Unternehmen geht. Schlossseiten: Können Sie uns dafür ein Beispiel geben? Glöggler: Im März dieses Jahres wurde der Finanzvorstand eines deutschen Energiekonzerns von zwei Tätern mit Säure überschüttet und schwer verletzt. Der Angriff ereignete sich an einem Samstagmorgen, an dem die Zielperson wie jeden Samstag sehr früh das Haus verließ, um zum Bäcker zu gehen. Dieser Umstand macht deutlich, dass die Täter ihr Opfer über einen längeren Zeitraum ausgekundschaftet haben, um so den idealen Zeitpunkt für die Tat zu identifizieren. Mithilfe von EVENTUS wäre dieser Angriff nicht passiert. Erstens schreckt es Angreifer ab, wenn die mögliche Zielperson beschützt wird. Oft suchen sich Angreifer das leichteste Opfer, genau wie es Bullys auf dem Schulhof tun. Zweitens analysieren wir das Umfeld unserer Schutzpersonen sehr genau, um verdächtige Veränderungen frühzeitig aufzuspüren und so tatverhindernd eingreifen zu können. In einer feinen Wohngegend sollten ortsfremde Personen, die wochenlang ein Haus beobachten, eigentlich auffallen. In diesem Fall haben sie es wohl so geschickt angestellt, dass weder den Nachbarn noch der Zielperson selbst etwas verdächtig vorgekommen ist. Uns wäre es aufgefallen. Schlossseiten: Wie gehen Sie mit Angriffen um, die nicht im Vorfeld verhindert werden können? Glöggler: Es liegt in der Natur der Dinge – oder besser

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gesagt: in der Natur gewisser Aggressoren –, dass Angriffe auch ohne vorausgehende Planung ausgeführt werden. Dies ist meist dann der Fall, wenn man rein zufällig zum Opfer wird, wie zum Beispiel bei Beschaffungskriminalität. Eine unserer Schutzpersonen reiste neulich in den Norden Italiens. Nach einem langen Tag voller Geschäftstermine standen ein paar Drinks auf dem Programm. Auf dem Weg von einem Lokal zum nächsten versuchten zwei mit Messern bewaffnete Angreifer, unsere Schutzperson auszurauben. Der Personenschützer schaltete die Angreifer aus und brachte die Schutzperson in Sicherheit. Der besagte Klient reist seitdem nie wieder ohne uns. Das Internet ist ein weitläufiges Terrain, in dem man rein zufällig oder geplant Ziel eines Angriffs werden kann. Ein großer Teil der Kommunikation, sowohl privat als auch geschäftlich, verläuft heutzutage über E-Mail- und Messenger-Dienste. Dort werden auch sensible Informationen, wie zum Beispiel Kreditkartendaten oder Firmeninterna, geteilt. Diese Verhaltensweisen bieten Angreifern ausreichend Spielraum für gezielten Datenklau, Identitätsbetrug und Erpressung. Zum Schutz der Integrität unserer Klienten und zur Abwehr krimineller Handlungen bietet unsere Abteilung Cyber Security zahlreiche Dienstleistungen an. Wir spüren Spyware auf, implementieren Verschlüsselungstechnologien sowie Datensicherungskonzepte und führen individuelle Schulungen mit Anwendungsszenarien durch. Schlossseiten: Sind die theoretischen Schulungen und taktischen Kurse nur für bestehende Kunden verfügbar oder werden diese auch gesondert angeboten? Glöggler: Schulungen und Kurse werden von uns auch als alleinstehende Leistungen angeboten. Im Rahmen der EVENTUS Academy bringen wir unseren Teilnehmern unter professioneller Anleitung eine Vielzahl an taktischen Facetten sowohl zur Selbstverteidigung als auch zur Prävention von Risikoereignissen bei. Unsere Kurse können voll und ganz auf die Teilnehmer zugeschnitten werden, sodass jeder für sich das Maximum herausholen kann. Wir haben auch Unternehmenskunden, die unsere Kurse als Team-Building-Maßnahme buchen. Abgerundet wird unser Schulungsangebot durch Seminare zum Thema „Reisesicherheit“. Diese Kurse sind sehr beliebt bei Unternehmen, die ihre Mitarbeiter auf Reisen ins dynamische Ausland vorbereiten wollen. Ein Vertriebschef, der regelmäßig nach Brasilien oder Indien reist, muss mit vielen Gefahren richtig umgehen können. Unsere Schulungen bereiten auf mögliche kritische Szenarien vor und vermitteln korrekte Verhaltensweisen, die Leben retten und geistiges Eigentum sowie die Reputation des Unternehmens schützen können. Schlossseiten: Was ist unter einem ganzheitlichen Sicherheitskonzept zu verstehen?


Glöggler: Wir bieten maßgeschneiderte Lösungen, die sich an den individuellen Lebensumständen unserer Klienten orientieren. Bestmöglicher Schutz ohne Beeinträchtigung der Privatsphäre kann allerdings nur ermöglicht werden, wenn unser Sicherheitsdenken und -handeln sämtliche Faktoren miteinbezieht. Der erste Schritt ist eine Schwachstellenanalyse, die mögliche Risiken aufzeigt. Dann überlegen wir uns, was die Ursachen für die identifizierten Risiken sind. Ein dritter Schritt befasst sich mit der Risikobewertung einzelner Schwachstellen und Risikoträger, wobei jene Schwachstellen exponiert werden, die eine potenzielle Bedrohung darstellen. Diese Bedrohungen gilt es im Zuge der letzten Phase zu beseitigen. Wir verlassen uns nicht auf eindimensionale technische Maßnahmen wie zum Beispiel Alarmsysteme, wenn es um die Wahrung der Interessen unserer Klienten geht. Vielmehr überlegen wir uns, wer potenzielle Angreifer und was die geeigneten Gegenmaßnahmen sind. Wir bieten nicht nur physische Sicherheit an, sondern decken auch das virtuelle Terrain durch unsere Division Cyber Security ab. Warum eine ganzheitliche Analyse der persönlichen Situation unserer Klienten von entscheidender Bedeutung ist, zeigt folgende Überlegung: Es kann viel Geld ausgegeben werden, um das eigene Anwesen und die darin aufbewahrte Kunstsammlung zu schützen. Wenn jedoch eine starke Anfälligkeit gegenüber Hackern besteht, muss natürlich auch dort angesetzt werden, sonst wird man Opfer von organisierten Kriminellen, die einen mit erbeuteten Daten erpressen. Schlossseiten: Welche Rolle spielt der Bereich Detektei im Hinblick auf Schutz und Sicherheit für Ihre Klienten? Glöggler: Die Detektei ist ein entscheidender Baustein unserer integrierten Sicherheitslösungen. Neben klassischer Ermittlungsarbeit inklusive technischer und personeller Überwachung, Berichtslegung und Zeugenaussagen vor Gericht auf dem Niveau der Behördendokumentation führen wir Background-Checks von bestehenden und potenziellen Geschäftspartnern durch. Das Gleiche gilt aus Unternehmensperspektive für die Überprüfung von Mitarbeitern. Unser Risk Management agiert dezent im Hintergrund, sodass identifizierte Anfälligkeiten im Auge behalten werden können, ohne redliche Mitarbeiter damit zu konfrontieren. In Fällen von Wirtschaftskriminalität schützen unsere Experten geistiges Eigentum und die Reputation – neben den Mitarbeitern die wichtigsten Aktiva eines Unternehmens. Dies sind nur ein paar Beispiele, wie mit relativ geringem finanziellen und zeitlichen Aufwand viel Ärger vermieden werden kann. Stellen Sie sich vor, Sie teilen vertrauliche

Informationen mit Geschäftspartnern, die Sie später – aus welchen Gründen auch immer – mit den gewonnenen Informationen erpressen. Oder der technische Leiter Ihres Unternehmens verkauft Betriebsgeheimnisse an die Konkurrenz, ohne dass Sie etwas davon mitbekommen. An dem Spruch „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ ist viel Wahres dran. Schlossseiten: Wie wichtig ist Vertrauen für die Beziehung zu Ihren Klienten? Glöggler: Sicherheit ist ein besonders heikles Thema, daher ist Vertrauen die entscheidende Größe. Wir arbeiten umso besser, je mehr wir über die Lebensgewohnheiten und das soziale Umfeld unserer Schutzpersonen wissen. Wir erwarten nicht, dass sich unsere Klienten von Beginn an voll und ganz öffnen. Je deutlicher der von uns erzeugte Mehrwert spürbar wird, desto enger gestaltet sich die Zusammenarbeit. Selbst Personen oder Unternehmen, für die das Thema „Sicherheit“ kein Neuland ist, sind positiv überrascht von den Erkenntnissen, die sie zusammen mit uns gewinnen. Der Auftragserteilung geht natürlich ein Prozess des gegenseitigen Kennenlernens voraus. Die transparente Struktur unserer Firma und die bestens ausgebildeten Einsatzkräfte in Kombination mit der Tatsache, dass wir sehr hohen Wert auf Diskretion legen, machen es den meisten Klienten leicht, sich uns anzuvertrauen. Schlossseiten: Wie läuft der Erstkontakt mit EVENTUS ab? Glöggler: Meistens wenden sich Privatpersonen oder Unternehmen an uns, weil wir ihnen empfohlen wurden. Wir stehen jederzeit für ein kostenloses Erstgespräch zur Verfügung, um alle Fragen zu beantworten. Auch wenn es nach dem ersten Gespräch nicht unmittelbar oder überhaupt nicht zu einer Mandatierung kommt, können Sie sich auf unsere Diskretion verlassen. Schlossseiten: Vielen Dank für das interessante Gespräch, Herr Glöggler. Wir freuen uns schon auf eine Fortsetzung in den nächsten Ausgaben der Schlossseiten. Glöggler: Herzlichen Dank, Frau Gasteiger-Rabenstein. Gerne biete ich Ihren Leserinnen und Lesern an, sich mit Anregungen und Themen für die nächsten Ausgaben an mich zu wenden. I N F O B OX

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INTERVIEW

Edgar Bauer

VERBORGENE POTENZIALE Wir trafen Edgar Bauer, einen Unternehmensberater aus der Tourismusbranche, der mit der Herkulesaufgabe betraut ist, das Südbahnhotel zu vermarkten und zu verkaufen. Nach jahrelanger Erfahrung in der Branche hat Herr Bauer einen guten Einblick in Visionen und Möglichkeiten für historische Gebäude. Schlossseiten: Herr Bauer, Sie sind nun seit über 30 Jahren im Bereich Hospitality-Industrie auf die Segmente Hotellerie, Tourismus und Gesundheitseinrichtungen spezialisiert. Können Sie uns ein paar Referenzprojekte nennen, die von Ihnen umgesetzt worden sind? Bauer: Die ersten 28 Jahre meines beruflichen Werdegangs wurden stark von operativen Erfahrungen und diversen Managementtätigkeiten, davon 10 Jahre im Ausland, geprägt. Einige meiner Stationen waren das Restaurant Zu den 3 Husaren, das Hotel Sacher, das Vienna Marriott Hotel, das Superior-Hotel Der Krallerhof in Leogang sowie Casinos Austria International. Das 5-Sterne-Schloss Pichlarn in Irdning und das 4-Sterne-Kurzentrum in Bad Vöslau leitete ich jeweils als Direktor. Im Ausland war ich im Mittelmeerraum, in Nordafrika beziehungsweise im Mittleren Osten – je zwei Jahre in Libyen, in den palästinensischen Autonomiegebieten und in Ägypten – sowie in den USA tätig. Seit Mitte 2012 bin ich mit meiner EB Hotel Tourismus Consulting & Management in Klosterneuburg selbstständig. Dabei bringe ich meine Erfahrungen und Kenntnisse in die praxisorientierte Beratung, vorrangig in den Branchen Hotellerie und Tourismus, ein. Einige der jüngsten Referenzprojekte dabei sind ein 4-Sterne-Hotel in Radstadt, zwei Hotelprojekte in Luxemburg und das legendäre Südbahnhotel Semmering. Bei dem 4-Sterne-Hotel in Radstadt ging es um die beratende Unterstützung des amerikanischen Eigentümers hinsichtlich des operativen und wirtschaftlichen Status quo sowie des daraus resultierenden, bereits erfolgreich vollzogenen Managementwechsels. Eines der beiden Beratungsmandate in Luxemburg beschäftigte sich mit der Konversion eines historischen Objektes in ein hochwertiges Hotel. Bei dem anderen Beratungsmandat in Luxemburg begleite ich eine staatsnahe Institution, die

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in einem dynamisch wachsenden Teil der Stadt Luxemburg ein neues und besonderes „Mixed-Use-Hotelprojekt“ mit etwa 200 Zimmern plant. Schlossseiten: Was sind die Besonderheiten bei der Ideenfindung und bei der Umsetzung für das von Ihnen erwähnte „besondere“ Hotelprojekt in Luxemburg? Bauer: Leitender Architekt dieses besonderen Projektes ist der US-amerikanische Architekt, Designer und Autor William McDonough, der – gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Braungart – DER weltweite Pionier der „Ökoeffektivität“, auf Englisch „Cradle to Cradle®“ („von der Wiege bis zur Wiege“), ist. Kern des Cradle-to-Cradle®-Prinzips ist es, von Anfang an in kompletten Produktkreisläufen zu denken und mit den wertvollen Rohstoffen der Natur ressourcenschonend umzugehen. Schon in der Ideenfindung war der Anspruch des Bauherrn, ein richtungsweisendes und sehr nachhaltig ausgerichtetes Hotelprojekt zu entwickeln und zu realisieren, das nicht nur national, sondern auch international als ein Vorzeigeprojekt gilt. Einer der Unterschiede zu den meisten „herkömmlichen“ Projektentwicklungen ist dabei die Betrachtungsweise des gesamten Lebenszyklus des Hotels und nicht nur einer einzelnen Phase daraus bis zu einem definierten Meilenstein XY. Konkret bedeutet dies, dass nicht nur die Projektentwicklungsphasen bis zur schlüsselfertigen Fertigstellung betrachtet, entsprechend erarbeitet und geplant werden, sondern es geht um einen möglichst ökoeffizienten Prozess der Projektentwicklung, ausgehend vom Ursprung – der Projektidee – bis hin zum Ende des Lebenszyklus des Hotels. In diesem Fall bedeutet dies in letzter Konsequenz die ressourcenschonende Wiederverwertung des Abbruchmaterials, zum Beispiel wieder in einem anderen Projekt. Somit schließt sich der Kreis des Crad-


le-to-Cradle®-Prinzips „von der Wiege bis zur Wiege“. Schlossseiten: Sie sind ja auch mit der Vermarktung des legendären Südbahnhotels am Semmering beauftragt. Sie bieten dieses aber nicht nur zum Verkauf an, sondern offerieren zudem auch verschiedene Nutzungsmöglichkeiten. Das ist einstweilen einzigartig am Immobilienmarkt in Österreich. Gibt es hier auch einen Businessplan mit Kalkulationen oder sind es einfach Projektentwicklerkonzepte, wofür der Standort geeignet wäre? Bauer: Ja, das Südbahnhotel Semmering ist eine ganz besondere und einzigartige österreichische Hotelikone und eine starke Marke mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Dementsprechend ist es, im aktuellen Stadium der Suche nach einem neuen Eigentümer/einer neuen Eigentümerin, nicht sinnvoll und nicht möglich, DIE ultimativ richtige Nutzungsmöglichkeit aufzuzeigen, da die künftige Nutzung dann letztendlich auch von den Präferenzen und den Möglichkeiten eines neuen Eigentümers beziehungsweise einer neuen Eigentümerin abhängig ist. In jedem Fall wird die künftige Nutzung wieder eine touristische sein, wobei sich rund um dieses Leitthema unterschiedliche Mosaiksteine und Möglichkeiten anbieten, die gegebenenfalls auch kombiniert werden können. Dieser Umstand liegt in der reichhaltigen Geschichte, den zahlreichen Geschichten rund um das Südbahnhotel Semmering und die Region Semmering sowie auch in dem geografisch günstigen Standort inmitten der Achse Wien–Graz begründet. Somit sind die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten als Impulse für eine künftige Projektentwicklung zu sehen, die von meiner Objekt-, Sach- und Ortskenntnis und einem entsprechenden Netzwerk umrahmt werden. Mein Wunsch wäre es, den künftigen Eigentümer/die künftige Eigentümerin auch in der Projektentwicklung und darüber hinaus maßgeblich zu unterstützen und zu begleiten. Mit der sanften Revitalisierung des historisch wertvollen Südbahnhotels Semmering besteht definitiv die Möglichkeit, einen wesentlichen und positiven Impuls für den Tourismus der wunderschönen Semmering-Region zu schaffen. Wissend um die Komplexität der Revitalisierung und des dafür benötigten Kapitals, wird das dann wiedereröffnete Südbahnhotel Semmering sicherlich eine Perle im Portfolio eines jeden Investors/einer jeden Investorin sein, das weder den nationalen noch den internationalen Vergleich scheuen muss. Die sanfte Bespielung des Südbahnhotels Semmering liegt auch in meinem Verantwortungsbereich, und wir lehnen hier wesentlich mehr Anfragen ab, als wir annehmen. Diesen Sommer finden im Südbahnhotel Semmering im Rahmen des Kultur.Sommer.Semmering 2018 (www.

kultursommer-semmering.at) zwölf literarische Lesungen aus dem Zyklus „Literarische Sommerfrische“ statt, und erstmals können die Gäste optional das „Menu à la Belle Époque“ (www.kultursommer-semmering.at/ dinner) im Südbahnhotel Semmering genießen. Vor der jeweiligen Vorstellung laden wir zu einem exklusiven Sektempfang auf die Dachterrasse des Südbahnhotels, und nach der Vorstellung im Waldhofsaal erwartet all jene Gäste, die das „Menu à la Belle Époque“ gebucht haben, ein 4-gängiges Jahrhundertwende-Menü im prunkvollen großen Speisesaal mit Weinbegleitung und entsprechender Live-Musik mit Tanzmöglichkeit. Ein sicherlich wundervolles Programm im stimmungsvollen Originalambiente des Südbahnhotels Semmering. Schlossseiten: Nach Ihrer jahrelangen Erfahrung – sind Sie der Meinung, dass man ein Schloss beziehungsweise ein historisches Gebäude auch wirtschaftlich nutzen kann, sprich: dass so weit Einnahmen zu genieren sind, die den Erhalt sichern? Welche Parameter sollten gegeben sein? Bauer: Dass ein Schloss beziehungsweise ein historisches Gebäude so weit Einnahmen generieren kann, dass diese den Erhalt sichern, kann ich grundsätzlich mit einem Ja beantworten. Natürlich hängt es dabei von den vielfältigen Spezifika des einzelnen Objektes wie beispielsweise dem Standort, der Nutzung, der Größe, dem Zustand und der Bespielbarkeit ab, das heißt, wie nutze ich ein Gebäude am besten – einerseits für den Gast, andererseits aus der Sicht der betrieblichen Prozesse und Notwendigkeiten im Einklang mit den behördlichen Auflagen. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass es bei einem Schloss beziehungsweise einem historischen Gebäude meist auch einige gegebene Faktoren gibt, die – im Vergleich zu einem „klassischen“ und jüngeren Gebäude – letztendlich auch eine wirtschaftliche Herausforderung darstellen. Investitionsrückstau, Energiekonzept, behördliche Betriebsanlagengenehmigung und Personalkosten seien hier nur vier exemplarisch genannte Themenkreise, die genau beleuchtet werden wollen und sollen. Schlossseiten: Sehen Sie für einen Projektentwickler ein Schloss als Investment? Beziehungsweise gibt es eine Mindestanzahl an Zimmern oder Quadratmetern, die für ein Tourismusprojekt erfüllt werden sollten? Ist der Standort auch von Relevanz? Bauer: In Abhängigkeit von verschiedenen Parametern und den Intentionen des Projektentwicklers kann ein Schloss ein sicherlich interessantes Investment darstellen. Dabei würde ich auch empfehlen, ein allfälliges mittel- und langfristiges Wertsteigerungspotenzial eines Objektes nicht außer Acht zu lassen. Auf das Südbahnhotel Semmering beispielweise umgelegt würde ich davon ausgehen, dass die Revitalisierung des Südbahnhotels sicherlich weitere positive Impulse und Investitionen in die Region anziehen und auslösen wird. Somit wird der

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künftige Eigentümer/die künftige Eigentümerin auch von diesem Wertsteigerungspotenzial entsprechend profitieren können. Weiters würde ich bei einem Investment in ein Schloss beziehungsweise in ein historisches Gebäude auch eine eventuelle Umwegrentabilität betrachten. Damit meine ich beispielsweise steuerliche Beweggründe für eine Investition, persönliche Gründe – beispielsweise Bezug zu einer Region, einem Standort oder einem Objekt – oder Gründe, bei denen die Motivation für ein Investment in historische Objekte auch in der gebotenen Prestigeträchtigkeit eines Objektes und somit für eine Person oder ein Unternehmen liegen können. Speziell im Kontext mit einem Schloss beziehungsweise einem historischen Gebäude von einer allgemein anwendbaren gewissen Mindestanzahl an Zimmern oder Quadratmetern zu sprechen ist nicht zielführend, da jedes dieser Objekte wirklich einzigartig und speziell ist. In der Hotellerie gilt tendenziell der geflügelte Grundsatz: „Der meiste Gewinn eines Hotelbetriebes kommt die Stiegen herunter.“ Mit diesem Bild ist der Hotelgast gemeint, der aus seinem Hotelzimmer kommt – das heißt, der Logisumsatz ist tendenziell der gewinnträchtigste Umsatz. Als Richtwerte in der klassischen Hotellerie kann man davon ausgehen, dass ein Hotelbetrieb mit zirka 100 Zimmern die Fixkosten am optimalsten verteilen kann, manche sprechen auch von einer Grenze von „nur“ 70 Zimmern. Da auch hier die jeweiligen Parameter, beispielweise Standort, Qualität und Zimmergröße, noch einen Unterschied machen können, gibt es auch wirtschaftlich gut funktionierende Hotelbetriebe, die wesentlich weniger als 70 Zimmer haben. Aufgrund der von Haus aus meist schon kapitalintensiveren historischen Objekte ist – soweit es der Markt aufnehmen kann – eine größere Anzahl an Zimmern einer kleineren Anzahl an Zimmern tendenziell vorzuziehen. Ein interessantes Segment ist auch das MICE-Segment, das sind Meetings, Incentives, Kongresse und Events. Selbst wenn dieses Segment – aufgrund der Suche nach Einsparungspotenzialen bei den jeweiligen Firmen – in manchen Betrieben kleiner wird, verzeichnen charaktervolle Betriebe Zuwächse. Firmen und auch Privatpersonen sind laufend auf der Suche nach neuen und attraktiven Veranstaltungsorten. Schlösser und historische Immobilien kann man sicherlich hier in einem Atemzug nennen. In der klassischen Hotellerie spricht man von drei wichtigen Erfolgsfaktoren: Lage, Lage und nochmals Lage. Aus meiner Sicht ist bei einem historischen Objekt eine dem Produkt und der Nutzung entsprechende, möglichst attraktive Lage ein sicherlich auch wichtiger, aber

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nicht der wichtigste Erfolgsfaktor. Wenn es mit einem einzigartigen historischen Objekt mit einer einzigartigen Nutzung gelingt, ein einzigartiges und vor allem charakterstarkes Produkt anzubieten, dann wird es auch damit gelingen, am Markt positiv zu reüssieren und Gäste aus nah und fern zu begeistern und zu faszinieren. Schlossseiten: Bietet sich ein historisches Objekt mehr an für eine touristische Nutzung beziehungsweise als Seniorenresidenz als ein Neubau? Bauer: In den allermeisten Fällen – und wenn der Investor/die Investorin die größtmöglich erzielbare Rendite in den Vordergrund stellt – wird ein Neubau einem historischen Objekt für eine touristische Nutzung beziehungsweise für eine Seniorenresidenz vorzuziehen sein. Wenn man jedoch auch noch andere Faktoren wie beispielsweise die bereits früher angesprochenen Umwegrentabilitäten und vor allem auch die Geschichte, die Patina, die Magie, den Charakter des jeweiligen historischen Objektes bewertet, dann kann die Investmententscheidung letztendlich auch zugunsten eines Investments in ein historisches Objekt ausfallen. Aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen weltweit – und auch aufgrund der Veränderung des Weltklimas – ist eine Änderung im Reise- und Buchungsverhalten feststellbar, und zwar zugunsten jener Standorte, die den Reisenden auch örtlich näher sind. Die Wiederentdeckung der Sommerfrische in Mitteleuropa, das verstärkte Interesse an der Geschichte und an Geschichten von historischen Objekten, oft in Verbindung mit Kunst und Kultur, sowie das ansteigende Bewusstsein, dass unsere Regionen und Länder auch viel Schönes und Einzigartiges anbieten können, seien bei der Gegenüberstellung historischer Objekte versus einen Neubau zugunsten historischer Objekte angeführt. Schlossseiten: In Deutschland hat man in den letzten Jahren bereits mehrere Schlösser und Gutshöfe zu Altersresidenzen umgebaut. Sehen Sie hier einen Trend auch in Österreich? Bauer: Dass es auch in Österreich einen Trend gibt, Schlösser und Gutshöfe in Altersresidenzen umzubauen, konnte ich bis dato nicht wahrnehmen. Punktuell gibt es entsprechende Projekte, beispielsweise die „Senioren Residenz Josefstadt“ im Projekt Hamerling (www.residenz-josefstadt.at) in Wien, das 1903 als Militärgeografisches Institut erbaut wurde. Nach einer umfassenden Revitalisierung wurde dieses Projekt von der Schweizer Swiss Tertianum International AG im Frühjahr 2016 eröffnet und wird seither von einer 100-prozentigen Tochter dieser Gesellschaft betrieben. Im Segment von Residenzen sehe ich jedoch eine gewisse Marktlücke für eine hochwertige Best Age Residenz® (www.best-age-residenz.at). Zentrale Elemente dabei sind das Wohlbefinden und die Gesundheit der


Bewohnerinnen und Bewohner in einer völlig neuartigen Kombination und Vielfalt des Angebotes und der Dienstleistungen. Best Age Residenz® soll agile und aktive, wirtschaftlich unabhängige Menschen der Altersgruppe 50+ ansprechen, die sich ihr Leben in und um die Best Age Residenz® individuell und absolut unabhängig gestalten möchten. Bei der Best Age Residenz® handelt es sich um eine Projektidee von einem Partner und mir. Aktuell sind wir auf Standort- beziehungsweise auf Investorensuche.

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Schlossseiten: In welcher Phase wende ich mich an Sie? Vor dem Erwerb eines Objektes oder auch bei bereits bestehenden Objekten? Bauer: Sie können sich gerne in jeder Phase vertrauensvoll an mich wenden. Je früher Sie das machen möchten, desto besser wird es sein und auf den Lebenszyklus eines Projektes betrachtet auch billiger. Schlossseiten: Sie sind aber auch Ansprechperson für Investoren. Wie kann man sich das vorstellen? Bauer: Investoren wenden sich entweder bereits als Eigentümer/Eigentümerin eines Objektes an mich oder wenn sie in die Branchen Hotellerie oder Tourismus investieren möchten. Dies können ganz allgemein gehaltene Anfragen sein, oder der Investor/die Investorin hat bereits einen konkreten Standort beziehungsweise eine mehr oder weniger ausgearbeitete Projektidee. Andererseits spreche ich auch Investoren/Investorinnen mit einer konkreten Investitionsmöglichkeit an, wobei hier mein Schwerpunkt auf dem österreichischen Markt liegt. Grundsätzlich bin ich auch für internationale Anfragen offen und gerne bereit, mich proaktiv und praxisorientiert einzubringen. Schlossseiten: Ist es möglich, dass man eine Begehung eines Objektes mit Ihnen macht, um eventuelle Chancen oder auch Probleme zu evaluieren? Bauer: Ja, das ist sehr gerne möglich. Da ich jahrzehntelang selbst in touristischen Betrieben tätig war, betrachte und analysiere ich einen Betrieb sowohl aus der Sicht eines Mitarbeiters, eines Managers wie auch mit den Augen eines operativ geprägten Projektentwicklers. Daraus ableitend arbeite ich dann meine Wahrnehmungen, meine Berechnungen und Empfehlungen für den Investor/ die Investorin aus, deren Umsetzung und Kontrolle ich ebenfalls anbieten kann. I N F O B OX

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- Ein Wort -

NURSERY zu deutsch, Kinderzimmer

In Zeiten von Social Media bedient man sich nicht nur der englischen Sprache, um modern zu wirken, sondern auch einer Bilderflut, die als Inspirationsquelle dient. Von Schweden bis Amerika richtet man für die Sprösslinge gerade besonders gerne mit figurativen Tapeten aller Art, mit menschengroßen Stofftieren und wandlungsfähigen Betten ein. Anschließend teilt man seinen guten Geschmack via Intragram mit der Welt.

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DIE TAPETE Manual Canovas hat mit seinen „L’Envol“ -Ballons den Taktstock in der Hand

DER MÄUSEKÖNIG Tagebuch einer Mutter

Als mein Mann erfuhr, dass wir Nachwuchs erwarten, machte er mir eines klar: Du brauchst eine Nightnurse. Überrascht über den Umstand, dass mein Mann einen Lifestyle-Aspekt kannte, der mir so gar nicht geläufig war, fragte ich nach, was diese Person denn bitte machen soll. „Sie kümmert sich nachts um das Kind, damit du schlafen kannst“, bekam ich erklärt. „Machen alle in London“, war der Nachsatz. Lobenswert, dass sich mein Mann so viele Sorgen um mein Schlafpensum machte, allerdings sah ich mich bestens imstande mein Kind selbst zu versorgen. In meiner grenzenlosen Naivität und meiner totalen Erfahrungslosigkeit mit Neugeborenen habe ich mich natürlich nicht um eine Nightnurse gekümmert: Wer braucht das schon? „Schlafen ja die ganze Zeit, die kleinen Würmchen“, waren die letzten Worte ,als ich mit einem an Kolik leidenden Sohn, dem Mäusekönig, gesegnet wurde. Ganze 10 Tage hat der Schlafentzug gedauert, ehe ich mich, dem Nervenzusammenbruch nahe, meiner Hebamme anvertraute, die mir glücklicherweise anbot, mich auch nachts zu unterstützen. Wohl die einzige ausgebildete Säuglingsschwester in Österreich, die auch Nachtschichten privat schiebt. Ein Segen für mein Nervenkostüm und unsere Ehe, weniger für das Bankkonto. Aber Frieden im Haus ist eben unbezahlbar. Geplagte Mütter wenden sich gerne an mich: Beatrice Tourou, bt@schlossseiten.at

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Instagram

Alice Naylor Leyland zeigt auf Instagram ihr Schlosslebenauch als Nursery.

2.

DAS GITTERBETT Stokke designte mit dem HOME Bed ein Bett, das mitwächst.

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Die Bettwäsche ist ebenso wichtig wie das Bett an sich. Besonders fotogen: das Monogram.

3.

DIE ACCESSOIRES Stofftiere sind heute farblich auf das Zimmer abgestimmt. Besonders dekorativ sind Übergrößen.

Mini-Hase von Steiff und großer Bär von Tartine et Chocolat

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Wäscheflott ist, wo der Wiener Stil zuhause ist. Wäscheflott ist Tradition. Seit 1948 der Inbegriff von Wäschewarenerzeugung, Stoffdesign, Nachtwäsche, Berufsbekleidung auf Maß oder in Kleinserien, Damenblusen, und für das Maßhemd. Wir sind der älteste Wiener Fachbetrieb in diesem Segment, der seine Produkte in Wien herstellt. Das Maßhemd und die Maßbluse wird nach individuellen Maßen und im persönlichen Dialog mit dem Kunden kreiert. Jeder Schnitt wird per Hand in unserer hauseigenen Werkstatt erstellt. Ein Probehemd wird angefertigt und bei einem Anprobetermin werden noch Details besprochen und gegebenenfalls kleine Änderungen für eine optimale Passform vorgenommen, dannach erstellen wir den individuellen Schnitt. Bei unserer umfassenden Stoffauswahl ist für jeden etwas dabei – wir beraten Sie gerne. Wäscheflott Wien Augustinerstr. 7 | A-1010 Wien Tel: +43 (01) 533 50 84 email: office@waescheflott.com

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Mag. Eva-Maria von Schilgen-Arnsberg

UMGANGS(s)FORMEN: KULTUR- LÜMMELEI Sie zählen zu jener Sorte der Avantgarde der KulturfreundInnen, denen es ausschließlich um den Kulturgenuss geht? Dabei vorrangig um Ihren eigenen Genuss? Sie bezeichnen sich als IndividualistIn und pfeifen auf die Meinung der anderen? Und diese Geisteshaltung möchten Sie mit Ihrem Benehmen und Ihrer Kleidung ausdrücken? Hier eine kleine Anleitung, die versierte traditionelle Theater-, Konzert- oder OpernbesucherInnen wahrscheinlich noch ergänzen könnten. Kommen Sie zu spät zu einer Vorstellung. Am wirkungsvollsten ist dies, wenn Sie einen Platz in der Mitte einer Sitzreihe haben. Bedanken Sie sich bei den bereits Sitzenden nicht dafür, dass man für Sie aufstehen muss. Wenden Sie beim Durchzwängen durch die Reihe den anderen BesucherInnen Ihre verlängerte Rückseite zu. Bei Ihrem Sitz angekommen, grüßen Sie weder links noch rechts. Sie teilen mit diesen zwei Menschen zwar die nächsten zwei bis drei Stunden Ihres Lebens, doch wollen Sie beide Armlehnen benützen und Ihre Beine bequem auseinanderspreizen. Da wäre ein freundlicher Kontakt mit der Nachbarin bzw. dem Nachbarn nur hinderlich. Blättern Sie laut die Seiten im Programmheft um und benutzen Sie dieses auch als Fächer. Wichtig bei Musikveranstaltungen – aber für Sie vielleicht schwierig – ist das Fächeln „aus dem Takt“, also gegen den Takt. Summen, singen, sprechen und wippen Sie mit den Füßen ruhig mit, man erkennt Sie so als ExpertIn. Betätigen Sie sich als HobbydirigentIn und dirigieren Sie mit – möglichst wieder gegen den Takt. Husten Sie ungeniert und laut, am besten an jenen Stellen, an welchen die besondere Aufmerksamkeit des Publikums gefordert ist. Bei Hustenbonbons wählen Sie eine Sorte mit knisterndem Papier und wickeln dieses langsam und bedächtig aus. Schnäuzen Sie sich laut und kräftig, Sie werden reichlich Nachahmer finden. Wenn Ihnen das Theaterstück nicht gefällt, die Oper oder das Konzert Sie langweilt, dann checken Sie Ihr Handy ungeniert auf neue SMS-Nachrichten, WhatsApp-Bot-

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schaften oder auf den Eingang von E-Mails. Es versteht sich von selbst – und die Höflichkeit erfordert es doch auch! –, dass Sie sämtliche Nachrichten umgehend beantworten. Sollte niemand nach Ihnen verlangen, bleibt Ihnen immer noch Facebook, Twitter oder ein Computerspiel. Die erstaunten Blicke Ihrer NachbarInnen sollten Sie dabei nicht stören. Stehen Sie beim Schlussapplaus vorzeitig auf, damit Sie den hinten Ihnen Sitzenden die Sicht auf die Bühne verdecken. Sollte Ihnen der Applaus zu lange dauern, zwängen Sie sich durch die Sitzreihe zum Ausgang – natürlich wieder so, dass Sie Ihr Gesäß den anderen BesucherInnen zukehren. Was die Kleidung betrifft, zeigen Sie sich alternativ. Pfeifen Sie auf jene Spießer, die sich für eine Vorstellung herausputzen. Ziehen Sie anstelle des dunklen Anzugs mit weißem Hemd und Krawatte oder dem kleinen Schwarzen Ihre älteste Jeans an. Und waschen und frisieren Sie bloß nicht Ihre Haare. Schmutzige Tennisschuhe, eine Jacke aus knisterndem Leder(-imitat), die Brille aufs Haupt geschoben, vielleicht noch ein kleiner Rucksack als Accessoire, mit dem Sie die Anwesenden auch von rückwärts stoßen können, ergänzen das Outfit perfekt. Wenn Sie dann auch noch das Odeur der eben verspeisten Currywurst und Ihrer ungewaschenen Socken oder andere unangenehme Gerüche mit in den Zuschauerraum nehmen, haben Sie es geschafft. Nur die Höflichkeit der übrigen BesucherInnen wird Sie vor einem Rausschmiss retten.


Foto: Michael Preschl photography Foto: Andreas Mayerhofer

Foto: vogl-perspektive.at

SPITZENRESTAURANT MIT WOHLFÜHLFAKTOR

Dank Brunnauers heimischen Köstlichkeiten und der atemberaubenden Atmosphäre in der Ceconi Villa fühlen sich nicht nur Stammgäste hier wie zu Hause! Alpensaibling mit Eierschwammerlrisotto, Milchkalbsfilet & Bries mit Erdäpfelpüree, Steinbuttessenz mit Safran, mit solchen und ähnlichen Leckerbissen drückt Haubenkoch Richard Brunnauer bereits seit 30 Jahren der heimischen Kulinarik seinen ganz eigenen Stempel auf. Das konstant hohe Niveau von Küche und Service wird nicht nur von Stammgästen hochgeschätzt. Gemeinsam angekommen Seit bereits über einem Jahr ist die Nonntaler Stadtvilla, mit einzigartigem Blick auf die Festung Hohensalzburg, das neue Heim des Spitzenrestaurants. Bereits bei Be-

treten des historischen Gebäudes spürt man, dass das Team wahrlich angekommen ist. Es wird gemeinsam mit hoher Wertschätzung zu Mensch und Produkt jeden Tag wie eine Familie am Wohl des Gastes gearbeitet. Regionales in historischem Ambiente Pinzgauer Lamm, Eier vom Anifer Bio-Bauern, Fische aus heimischen Gewässern und Kräuter aus dem eigenen Garten – mit diesen köstlich-regionalen Genusskomponenten beeindruckt Brunnauer täglich seine Gäste, die den Haubenkoch stets mit Lob beehren. Das beliebteste Mittagsmenü der Stadt wird in historischem Charme zum Highlight.

RESTAURANT BRUNNAUER, Fürstenallee 5, 5020 Salzburg +43 662 251010, office@restaurant-brunnauer.at, www.restaurant-brunnauer.at


IMPRESSUM Foto: Paul Ott

SCHLOSSSEITEN MAGAZIN Lensing Kommunikationsagentur Döblinger Hauptstraße 26/5 1190 Wien, Österreich Tel: +43 664 527 30 70 http://magazin.schlossseiten.at magazin@schlossseiten.at HERAUSGEBER: Lisa Gasteiger-Rabenstein Joseph Gasteiger-Rabenstein REDAKTION: Lisa Gasteiger-Rabenstein Mag. Clarissa Mayer-Heinisch Mag. Eva-Maria von Schilgen-Arnsberg Dr. Hannelore Lensing Maria Theresia Spatt ANZEIGEN: Lisa Gasteiger-Rabenstein LEKTORAT: Jackthepaper.com (Adler+Neuner Projects GmbH) LAYOUT UND GRAFIK: Joseph Gasteiger-Rabenstein Maria Theresia Spatt, Beatrice Tourou Christine Riedl, www.dieriedl.at FOTOS: Joseph Gasteiger-Rabenstein (wenn nicht anders vermerkt)

IDEAS & CONNECTIONS: Mag. Eva-Maria von Schilgen-Arnsberg ABONNEMENT: abo@schlossseiten.at +43 1 267 51 72 DRUCK: Eberhardt Kuvert GmbH Gölsdorfgasse 2/2/12, 1010 Wien Die Zeitschrift und alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandtes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. © Lensing Kommunikationsagentur, Wien

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Kunst und Installationen im Schlosspark Eybesfeld Die nächste Ausgabe von SCHLOSSSEITEN erscheint am 12. Oktober 2018


MARIO MAURONER CONTEMPORARY ART

1972 von Waltraud und Mario Mauroner gegründet,

MEDI TERRANER ESPRIT

brachte die „kleine aber feine Galerie („WELTKUNST München“) in ihren stimmungsvollen Gewölberäumen in der alten Residenz der Erzbischöfe im Herzen der Altstadt von Beginn an mit ihrer unverwechselbaren strikt international orientierten Programmatik viel frischen Wind nach Salzburg. Der wehte vor allem aus dem Süden, aus Spanien, wenn wir an Chillida, Tapies, Perez und Plensa, oder aus Frankreich, wenn wir an Blais, Dubuffet, Helion, oder auch Afrika, wenn wir an Barthelemy Toguo oder Kendell Geers denken. Herbere Brisen kamen aus dem Norden: von den Künstlern der COBRA, dem belgischen Enfant terrible Jan Fabre oder dem Briten Tony Cragg.

MIT BODENHAFTUNG Jaume Plensa WE, 2009, painted stainless steel

Sie setzten Neue,

Für den heurigen Festspielsommer hat die Galerie 40

bis

Internationale Künstler eingeladen zum Thema „BLACK

dahin

kannte

unbeAkzente

MIRROR“spannende Werke zu schaffen.

und sie alle fanden in Österreich– noch vor den Museen – bei MARIO MAURONER

Contem-

porary ihre erste Bühne. 1985 erfuhr diese

bis

dahin

„kammermusikaAnthony Cragg It is, it isn´t , 2010

lische“

Dimension

der Galerie ihre we-

sentliche Erweiterung. Das 1932 original im Bauhausstil mit unverbaubarem Blick auf die Silhouette der Altstadt am Ignaz Rieder Kai errichtete Wohn- und Galeriehaus wurde um die doppelgeschossige Ausstellungshalle erweitert und der umgebende Garten mit Skulpturenprojekten von fast musealer Dimension (FAZ) bespielt.

SALZBURG - Residenz Residenzplatz 1 5020 Salzburg +43 662 845185

Jan Fabre The naked metamorphosis (Achilles and the Tortoise), 2012 Carrara Marble

Kendell Geers Cadavre Exquis, 2007 Spray painted life size resin replica of the Nike of Samothrace

MARIO MAURONER CONTEMPORARY ART in der RESIDENZ und der SCULPTURE GARDEN am Ignaz Rieder Kai sind während der Festspiele von Montag bis Samstag von 11-18 Uhr geöffnet.

SALZBURG -Sculpture Garden I g n a z - R i e d e r- K a i 9 5020 Salzburg office@galerie-mam.com

w w w. G A L E R I E - M A M . c o m


SCHLOSSWIRT ZU ANIF Ankommen und sich wohl fühlen das ist das Credo dieses Wirtshausjuwels in Anif.

Betritt man den Schlosswirt, weiß man, was es heißt, wenn man von gehobener Wirtshauskultur spricht. Die Möbel im Biedermeierstil, die Küche auf Hauben Niveau und der Garten zum Träumen schön. Unter den alten Kastanienbäumen genießt man nicht nur regionale und saisonale Speisen sondern auch Wild aus der eigenen Jagd. Der Schlosswirt - ein Haus mit Geschichte und Tradition. Der Schlosswirt ist Familiensache – so ist Stephan Gassner seit Mai 2016 Ihr neuer Gastgeber im ****Hotel & Restaurant Schlosswirt zu Anif.

Schlosswirt zu Anif Salzachtalbundesstrasse 7 5081 Anif +43 6246 72175 info@schlosswirt-anif.at www.schlosswirt-anif.at


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