Nr 12 1938

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DER S P I E G E L D E S INTERNATIONALEN SKI-SPORTS , 14 GANZSElTlGE BILDER

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SCHRIFTLEITUNG

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ARNOLD LUNN

ANDRE ROCH

ARNOLD KAECH

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DR. H. WEISBROD

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C. J. LUTHER

MAGGY PELLETIER

DR. W-ALTER AMSTUTZ

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PROF. DR. HANS THIRRING

DR. HENRY HOEK

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vierzig'Jahre Skiiauf ;. Schweizerische Grönland-txpedition 1936 ! t i n e Automobilfahrt z u m Polarkreis I Das Lob d e r Schweiz Neues über aerodynamischen Skilauf , Eine Skireise nach Finnland

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Neues über Parsenn

Die Schweizer Skischule : Skiunterricht

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der Platz Internationaler Orossveranstaltungen

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(FIS-Rennen 1938)

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VIERZIG JAHRE SKILAUF Von Arnold Lunn, SAS, London

Mein Gegenüber in der Scheidegg-Bahn - er kam zum ersten Male in das Berner Oberland - erkundigte sich angelegentlich nach den Bedingungen für die lokalen Standardprüfungen. Es war klar: er reiste in den Alpen herum, um Abzeichen zu sammeln. Er trug bereits den berühmten ,,Goldenen Sturzhelm" von Warmesluft und das ,,Große Sohneeschwein" der Lindenalp. ,,Im letzten Winter", sagte er, ,,haben sie drei neue Schwebebahnen in Schmitzenheim dem Verkehr übergeben. Und nächstes Frühjahr wird eine vierte gebaut. Das nenne ich nun mal fortschrittlich." Ich bin überzeugt, daß eine ganze Menge Leute ihm Recht geben. Die große Ketzerei unseres Zeitalters liegt darin, geistigen und mechanischen Fortschritt als gleichwertig zu betrachten. Im Perikleischen Athen gab es keine Kraftwagen und keinen Rundfunk; aber die Athener saßen stundenlang - ohne irgendeinen Schutz - in der heißen griechischen Sonne, um die Stücke des Euripides zu hören; und sie hörten sie so aufmerksam, daß mancher Soldat in Sizilien seine Freiheit gewann durch Rezitieren von Szenen aus jenen Schauspielen. Es gab keine Flugzeuge im mittelalterlichen Venedig; aber man baute den Dogenpalast -ein prachtvolles Ziel für die Bombenangriffe des zwanzigsten Jahrhunderts. Jede mechanische Erfindung, von der Eisenbahn bis zum Radio, hat der Menschheit bestimmte Wohltaten gebracht; aber manchmal wird vergessen, daß jede mechanische Erfindung auch ihre entsprechenden Nachteile hat. Das Europa des Mittelalters kannte keinen Fernsprecher; es war in sich aber viel geeinigter, als das Europa von heute. Es hatte seine Kriege; aber diese wurden der Hauptsache nach von Berufssoldaten ausgefochten und waren daher weniger grausam als moderne Kriege, zu denen man ,,Amateure" preßt. Der Amateur und seine Einstellung haben diesen altertümlichen Sport verdorben. Ich hätte dies während den olympischen Debatten bedenken sollen. „Die Professionals spielen nicht so rücksichtslos hart wie die Studenten", erklärte mir ein Taxichauffeur in Washington. „Sie spielen nicht für die Ehre der Universität, wie die Studenten; sie brauchen sich also auch nicht so aufzuregen. Und sie wissen, sobald einer gar zu unsanft wird, dann bekommt ihm das sehr schlecht. Schließlich spielen sie nur, weil sie bezahlt werden; es hat also keinen Sinn, den Gegner härter anzugehen, als durchaus nötig ist." Die gleiche Einstellung wie die eines Condottiere ! I n den Tagen vor den Drahtseilbahnen war das Wort ,,Internationale Skifamilie" mehr als nur eine Phrase; und in dem Europa, das noch keine Eisenbahnen hatte, gab es eine Verbundenheit, die für immer dahin ist; es war eine Verbundenheit, die einer gemeinsamen Kultur entsprang und sie wurzelte in der Klassik. Alle gebildeten Europäer sprachen Lateinisch und konnten sich darin verständigen, wenn sie zusammen kamen; selbst noch am Ende des achtzehnten Jahrhunderts debattierten die Studenten der Harvard-Universität lateinisch. Wenn heute ein Redner im Unterhaus ein lateinisches Zitat einflicht, dann sind die Konservativen die ersten, die ,,übersetzen" rufen; und wenn ich irn ,,Schneehasen", dem Buche einer akademischen Vereinigung, ein lateinisches Zitat bringe, dann gibt es leisen Protest von Clubmitgliedern. 0 saeclum insapiens et infacetum. Und nun gar Griechisch! I n Garmisch hatte sogar die olympische Medaille eine lateinische Inschrift. Hellas, ebenso wie Attika, ist eine enthronte Geliebte.

fjeqmv pev BYW (TEOEV'ATOL ncijl~l~, nota. Griechisch zu zitieren erweckt schon beinahe den Eindruck des Renornrnierens mit einer unerträglichen Scheinbildung. Das mittelalterliche Europa war eine Familie und hatte - wie dies auch in anderen Familien vorkommt - seine Streitigkeiten. Das moderne Europa aber hat, trotz allen modernen Erleichterungen des Verkehrs, jeden Sinn für eine europäische Einheit verloren. Das Flugzeug hebt die Entfernung auf; aber man erreicht kein ,,rapprochement" zwischen den Geistern, wenn man das Rapprochement zwischen den Körpern erleichtert. Nur weil der Begriff Raum noch nicht ganz verschwunden ist und


nur weil der Atlantik immer noch eine Scheide ist, nur darum hat Amerika eine gewisse Hoffnung, sich im nächsten Kriege abseits halten zu können. Die Wahrheit freilich ist, daß ,,Schnee-Schwein" auch schon ein bißchen hinter der Zeit ist. Sein Glauben, daß der Fortschritt sich an Schwebebahnen ermessen ließe, gehört der viktorianischen Epoche an. „The Illustrated London News" verkündete die Eröffnung der ,,Great Exhibition" mit den folgenden edlen Worten: „Wer könnte sagen, ob Napoleon, hätten wir nur ein allgemeines Eisenbahnnetz im Jahre 1780 in Europa gehabt, nicht vielleicht ein großer Bildhauer oder ein großer Spinnereibesitzer geworden wäre in 1810? Ob nicht tausend Schlachten dann nicht geschlagen wären?" Diese majestätische Vision Napoleons als Baumwollspinner in Lancashire ist ebenso charakteristisch für das viktorianische Denken, wie es die Ilias ist für altgriechisches Empfinden. Tennyson - trotz seiner Dichtung Belaclava - war der begnadete Künder des viktorianischen Ethos; das offenbart sich nur allzu sehr in seiner Darstellung der Vision des Glückes im Traum eines Kaufmannes: „Saw the Heavens fill with commerce, argosies of magic sails, Pilots of the purple twilight, dropping down with costly bales." Jede mechanische Erfindung, die den Verkehr beschleunigt, vom Kraftwagen bis zur Schwebebahn, zerbricht eine weitere Sperre, die uns schützt gegen die Greuel einer standardisierten Zivilisation. Noch vor hundert Jahren entwickelten sich in den Vereinigten Staaten eine ganze Reihe anziehender und ganz verschiedener Kulturen; heute aber hören der Colonel in Kentucky, der Puritaner in Boston und der Pflanzer des Südens alle das gleiche Radio und reisen in denselben Wagen auf denselben endlosen und standardisierten Autobahnen. I n meiner Jugend hörte ich einmal den beredten Schluß eines Vortrages, den ein Vertreter des Freihandels hielt; in Amerika hatte er großen Erfolg damit gehabt. „Ich bin", so sagte er, „von San Franzisko bis New York gereist - weiter als von London nach Konstantinopel. Hätte ich den Orientexpreß genommen, so hätte ich sieben Grenzen überschreiten müssen, wäre siebenmal gequält worden von Beamten, die hätten wissen wollen, ob ich etwas Zollpflichtiges mitführe, hätte mich über sieben verschiedene Münzsysteme geärgert und hätte es schwer gehabt, mich verständlich zu machen. Im Verlauf meiner mehr als fünftausend Kilometerreise dagegen quer durch den amerikanischen Kontinent wurde mein Gepäck nicht geöffnet, überall verstand man dieselbe Sprache, und der Dienstmann in San Franzisko nahm einen halben Dollar so willig wie der in New York. Amerika ist das größte Freihandelsgebiet der Welt." Schön und gut. Auch ich bin von San Franzisko nach New York gereist, und ich bin auch von Mürren nach Finnland gefahren - was kürzer ist als die Quer-durch-den-Kontinent-Reise, aber lang genug, um über sechs Grenzen zu kommen. Sechsmal füllte ich ein Formular aus, um zu erklären, wieviel Devisen ich einführte. Sechsmal zeigte ich das Geld vor, das ich ausführte. Ich bezahlte für fünf Visa und fünfmal rannte ich gehetzt auf dem Bahnsteig herum, um Geld zu wechseln für einen Drink, und ich kam zurück nach Mürren mit einer erstklassigen Sammlung imverwendbaren Kleingeldes. Nichtsdestoweniger bin ich dankbar für diese Grenzen. Die Fortdauer und Erhaltung von Verschiedenheit und das Hinausschieben des Esperantozeitalters sind selbst um den Preis eines gelegentlichen Krieges nicht zu teuer bezahlt. Bergbahnen und Skiaufiüge sind keine Ausnahme von dem Gesetz, daß mechanischer Fortschritt immer durch geistigen Rückschritt aufgewogen wird. „Der technische Fortschritt hat uns", wie Aldous Huxley sagt, „nur effektvollere Möglichkeiten des Rückschritts gebracht." Skilaufen war einmal eine Kultur - und degeneriert zu einer Zivilisation. Die Bahnbrecher des alpinen Skilauf stammten aus den Reihen jener, die die Berge liebten. Gewiß hatten auch sie ihre Freude am Skilauf; aber sie betrachteten die lange Abfahrt als herrliche Zugabe, als eine Extragabe des gütigen Gottes für jene, die sich dem geheimnisvollen Altar der reinen Höhen auch im Winter zu nahen wagten. Unsere eigentliche Belohnung war die Freiheit im Schnee der Alpen, eine Freiheit, zu der die Ski unser Paß waren. Aus der verwirrenden Vielfalt der Zivilisation zu entrinnen in die reine Schönheit und die ernste Einsamkeit der Hochberge, in denen die sommerliche Betriebsamkeit vergessen ist, das war alles, was wir als Lohn verlangten für den langen Aufstieg, in einer Zeit, da Seehundsfelle noch unbekannt waren. Den unberührten Schnee des Hahnenmoos gesehen zu haben, die erste Spur


auf das Eldghom gelegt zu haben, erlebt zu haben, wie der Mond den Konkordiaplab mit Silber iibergieDt - bevor Konkordh dor erste Halt eines Standard-rum von einer Eisenbahnstation aus wurde -, das war Belohnung genug für unser Skilaufen im Steinzeitalter. ~oheitsvillund verdammend rsprach ein Rennläufer von heute über jene, die vor vielen Jahren ihr Ewtklws-Abzeichcm sich verdienten, und er verglich ihr Meines Kännen mit dem hohen Standwd der heutigen, die das ,,goldene" haben. Gewiß hat sich &e Geschwindigkeit; ganz bemerkenswert gesteigert, besonders die Schnelligkeit auf Hartsohnee. Aber der Unterschied ist nicht nur Gewinn. Fomchritt in einer Richtxmg wurde aufgewogen durch Rückschritt in anderer Himicht. In den Pioniertagen unseres Sportes beurteilten wir die Skiläufer nicht nur nach ihrem körperlichen Können. Das Cross-country-SkilaufenIwie wir es kannten, stellte ebensowohl geistige wie körperliche Anforderungen. Und „die Wissenschaft vom Schneec'war ein wichtiger Teil unseres Sportes. Wir wurden erst wirkliehe SkilBufor durch das Studium des Schnees und seiner Beschaffenheit - d e m da8 wm unser .Sport- und Spielfeld! Und der gute Skiliiufer jener Tage war nicht ein Schnelligkeitskänig,der den Kosenamen jedes Loches und jedes Hügelchens auf einer Standardstrecke kennt, sondern ein gewiegter Cross-bountry-Laufer, der mit Sicherheit seinen Weg in den Bsrgsri fand und der in einer anständigen Zeit über unbekanntes Gelände in Schnee wechselnder Güte abfahmn konnte, In jenen Tagen war Skilaufen eben ,,Kultur6" denn jedes Wissen ist ein Teil der Rultur, und das Wissen vom Schnee gehtirt zur Naturwissemhaft. Ta$s&chlichgibt es keine scharfe Grema zwischen Kultur und den edleren Sporten, die von dem, der sie ausubt, eine genaue Kenntnis der Natur in all ihren Erscheinun@fomen verlangen. Jeder gmße Kultarzyklus, wie Spengler uns gezeigt hat, beginnt, wenn ein Nomadenstamm wßhaft und zur Ackerbau-treibenden Gemeinschdt wird. Im wirtschaftlichen Gefüge des Hofes, des Dorfes und der kleinen Stadt wird große Kunst geboren. Zehn Menmhen, aagt Ariatoteles, sind zu wenig für eine Stadt - zehntausend sind zu viel.


Aus der Natur, aus Homers „leben-spendender Erde", stammt die Inspiration aller Kunst, jene Inspiration, die versiegt und zugrunde geht in den Riesenstädten einer sterbenden Zivilisation. Auch das Skilaufen vollendete den Spengler'schen Zyklus. Es begann als naturverbundene Kultur. Im gothischen Alter unseres Sportes liefen wir Ski auf Schnee, wie die Kräfte der Natur ihn formten, Sonne und Wind, Frost und Hitze. Zehn Männer sind zu wenig für einen Skiverband, zehntausend sind zuviel für eine Skiseilbahn. In jenen Tagen waren wir Skiläufer so vereinzelt, wie die primitiven Gemeinschaften, in denen eine Kultur geboren wird. Und heute drängen wir uns in Schwebebahnen und in Seilbahnen, die so überfüllt sind wie die Elendsviertel unserer Großstadtzivilisation, und der Schnee, in dem wir laufen, ist fast so hart und ebensosehr ein Kunstprodukt wie das Straßenpflaster, unter dem sich die lebende Erde versteckt. „Der Wind pfeift uns am Ohr vorbei, und nur ein gelegentlicher Blick nach dem Schnee enthüllt die Geheimnisse seiner Oberfläche. Erst wenn der Skiläufer auch bei großer Geschwindigkeit den Schnee beurteilen kann, erst wenn er den Kompaß im Kopfe hat und wenn er unterbewußt sich den Unterschieden der Schneeoberfläche anpaßt, wie sie sich aus Lage und Steilheit ergeben, erst dann wird er mehr auf seinen Füßen stehen, als auf dem Rücken liegen. Für den Skiläufer ist der Schnee nicht der leblose weiße Mantel der Hügel, nicht nur das Totenlailach, das die gestorbenen Weiden bedeckt bis zu ihrer Auferstehung im Frühling. Ihm ist der Schnee in vielfacher Form lebendig. Und er lernt es, den Schnee zu lieben als Freund, mit ihm zu ringen als Feind." Wie veraltet sind diese Zeilen aus „The Mountains of Youth"!l) Meine Träumerei wurde gestört durch Schnee-Schwein. ,,. . . Die Strecke war in vorzüglicher Verfassung, aber unglückseligerweise schneite es zwei Tage vor dem Rennen. Zufällig hatte man ein Bataillon der Alpentnippen zur Hand, und die wurden eingesetzt, um die Bahn ordentlich fest zu treten. Sie waren aber hier und da ein bißchen sorglos, und der arme Bill kam in eine weiche Stelle und brach sich den Knöchel. Man kann nicht vorsichtig genug sein, wenn es diesen tiefen und weichen Schnee gibt." Ich erinnerte mich einer Begebenheit, die Hugh Dowding mir erzählte. Ein junger Rennläufer zögerte am Beginn des Männlichen-runs abzufahren. Es hatte gerade aufgeklärt nach einem Schneesturm, und der Rennfahrer stocherte in dem unangenehmen Pulver herum. ,,Komisches Zeug dies", murmelte er beleidigt. Jawohl, es ist an der Zeit, daß ich mein kleines Buch ,,Alpine Ski-ing" umschreibe. „Komisches Zeug" . . . und noch so spät wie im Jahre 1920 betrachteten wir Hartschnee als komisches Zeug. Hier der Auszug aus dem Vorwort zu den revidierten Bestimmungen des Second Class Test :a) „Zum erstenmal verlangt das Komitee, daß ein Second Class-Läufer harten und weichen Schnee meistern muß. Das ist ein wichtiger Fortschritt. Denn bis jetzt konnte ein Kandidat sein Second Class Abzeichen bekommen, auch ohne ein guter Läufer auf Hartschnee zu sein." Wir sahen es eben als selbstverständlich an, daß ein Läufer sich auf ,,natürlichen" Schnee in seinem Element fühlt und daß Hartschnee ihn aus dem Konzept bringt. Wir lebten noch im Frühzeitalter des Spengler'schen Zyklus. Jemand fragte Schnee-Schwein, ob er Davos kenne. Er sagte, er wäre zwei Tage lang dort gewesen und hätte sich in Bill Brackens Rennklasse angemeldet. ,,Bracken lief den ganzen Tag nur in dem blöden Weichschnee herum; das paßte mir nicht." 1 Ich dachte an Bill, wie ich ihn das letztemal sah, als er in tiefem Schnee wundervolle Temposchwünge aneinander reihte. Und ich wunderte mich, daß die Schönheit dieser Pulvewchneetechnik SchneeSchwein nicht hatte bekehren können. Während ich aber Schnee-Schwein anschaute, kam mir eine unangenehme Erinnerung. ,,Es ist alles Ihre Schuld", hatte mein Freund Ernst Gertsch erwidert, als ich mich über die Standardprüfungen beklagte. „Sie haben angefangen mit diesen Prüfungen und Rennen in Mürren; und zuerst haben wir das wenig beachtet. Unsere Skiläufer zogen mit Fellen und Lunchpaketen auf die Scheidegg, „The Mountains of Youth" by Arnold Lunn (Oxford University Press), eines der besten Berg-Bucher aller Zeiten, das wir zu den ,,alpinen Klassikern" zählen. 2) Prüfungsbestimmun~en des Ski Club of Great Britain. Schriftleitung 1)

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stiegen auf Männlichen oder Lauberhorn, fuhren vergnügt ab nach Grindelwald und kamen über Zweilütschinen zurück. Sie waren nicht vom Geschwindigkeitsbazillus befallen, wie das heute der Fall ist. Jawohl - alles ihre Schuld." Ich gebe zu, daß die Beschuldigung nicht ganz zu Unrecht erhoben wird. Aber die ,,tests", die in Mürren nach dem Kriege wieder aufkamen, waren wirkliche ,,Ski-Laufa-Prüfungen, nicht bloß Prüfungen auf einer harten Rutschbahn. Und was das Rennen anbelangt, kann ich nur sagen, daß ich stolz bin, meinen Teil beigetragen zu haben zur Entwicklung eines großartigen Sportes. Aber ich weigere mich dagegen, daß man Schnee-Schwein - der kein Rennfahrer ist - im Zuchtbuch führt als ,,Lunn-Sohn aus der Kandahar". Zudem: Schnee-Schwein ist ein extremer Typ. Die meisten von denen, die Bahnen benützen, machen davon einen vernünftigen Gebrauch. Die Spuren auf Lauberhorn und Tschuggen beweisen, daß die Mehrzahl der Bahnbenützer - wenn auch froh, so leicht hinaufzukommen - ihre Freude an den Bergen haben und den weichen Schnee bevorzugen. Aber teilweise bin ich schon verantwortlich für die Idee, daß die Kunst des Skilaufens an der Geschwindigkeit allein gemessen werden könnte. Ich bin es der Ski-Welt schuldig, dies irgendwie wieder @t zu machen. Der Zug kam um die Kurve vor der Wengern-Alp und gab eine Aussicht frei, die uns selbst die Ansichtspostkarten nicht verekeln können. „Ist dies Ihr erster Besuch im Berner Oberland?" Ohne einen Blick übrig zu haben für eine der berühmtesten alpinen Landschaftsbilder, antwortete Schnee-Schwein: „ J a ; hier bin ich noch nie gewesen. Freund Sam wird mich hinab lotsen nach Grund. Wenn alles gut geht, rattern wir in einer Zeit hinunter, die uns erlaubt, gerade noch den nächsten Zug zurück zu erwischen. Dann machen wir den Tschuggen ein paarmal und kommen zurück über die ,Bumps'." Der Zug hielt auf der Scheidegg. Schnee-Schwein besorgt, ja seinen Zug in Grund zu erreichen, sprang auf und trat einer Dame, die neben ihm saß, gewaltig auf den Fuß. Er drehte sich um, aber


sein leichter Schrecken verflog sofort, denn die Dame war nur eine Ausländerin - das heißt eine Bürgerin des Landes, in dem Schnee-Schwein zum Skilaufen sich aufhielt. Mein altes Interesse für die Entwicklungsgeschichte erwachte wieder, als ich sah, wie er mit starkem Arm in das Gepäcknetz griff und sich zur Türe hinausschwang. Mit schnellen Bewegungen bahnte sich dieser erfahrene Junghreisende den Weg durch die andere Menschheit zum Gepäckwagen. Ich ließ meine Ski zunächst einmal im Wagen und folgte Schnee-Schwein zur Station hinaus. Ich wollte wissen, wie die Aussicht wohl auf ihn wirkte. Dem Freund der Berge ist die Scheidegg ein Altar, der den Schatten der Geistes-Größen geweiht ist, die dieses Weges gingen. Byron überschritt die Scheidegg im Jahre nach Waterloo. „Wir hörten fast alle fünf Minuten eine Lawine fallen, als ob Gott den Teufel mit Schneekugeln aus dem Himmel jagte . . . wir sahen die andere Seite hinunter auf ein kochendes Wolkeameer, das gegen die Klippen brandete, auf denen wir standen." Byron ,,ratterte hinab" nach Grund auf einem Maultier und besuchte den GrindelwaldGletscher, der ,,einem gefrorenen Sturme" glich - ein viel eindrucksvolleres Bild als die ausgefeilte Phrase in ,,ManfredU: „The aspect of a tumbling tempest's foam Frozen in a moment."

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Er überschritt dann die Große Scheidegg nach Meiringen und kehrte nach Interlaken zurück, wo ein Mädchen ihm Blumen überreichte und eine kleine Ansprache in Deutsch hielt. „Ich weiß nicht, ob die Ansprache hübsch war, ich hoffe es aber, da das Mädchen hübsch war." Von der Scheidegg aus brach Leslie Stephen, ,,Fleetest foot of all the Alpine brotherhood", auf, um den ersten Übergang über die klassischen Pässe, Eigerjoch und Jungfraujoch, zu machen. Und die Wengernalp im Winter ist Thema des eindruckvollsten Kapitels im größten Werke der klassischen alpinen Literatur. „Für mich", so schrieb Leslie Stephen, „ist die Wengernalp geweihter Boden das heiligste aller Bergheiligtümer; was ich hier empfinde, wenn nichts Störendes den Platz entweiht, und wenn alte Erinnerungen aufsteigen, das gehört meinem innersten Gefühlsleben an, das ich nicht bloßlegen möchte, selbst wenn ich es könnte." Ich glaube nicht, daß der zarte Duft dieser Erinnerungen durch Schnee-Schwein gehoben würde. Ich habe ihn beobachtet, wie er die Station verließ. Selten nur sah ich die Aussicht von der Scheidegg schöner. Ein abgezogener Schneesturm hatte den Mönch in Weiß gekleidet. Die Jungfrau lächelte in einem Brautschleier durchsichtigen Nebels. Der „gefrorene Sturm" war gerade noch sichtbar durch silbrigen Staub. Schnee-Schwein rief ärgerlich: ,,Eine Masse Neuschnee. Ob wir's wohl schaffen? Fahr zu, Sam." Und Frau Schwerkraft - eine starke und gefällige Dame - schob ihn ab.

He who has once been happy is for aye Out of destruction's reach. His fortune then Holds nothing secret; and Eternity, Which is a mystery to other men, Has like rt woman given hirn its joy. Wilfred Scawen Blunt Time is his conquest. Ich folgte Schnee-Schwein nicht auf dem kürzesten Wege hinab nach Grund, sondern schlängelte mich durch ein geheimes Tälchen, das ich „For Skiers only glade" getauft habe, und dessen genaue Lage ich nicht gewillt bin zu verraten. Zusammen mit dem britischen Ski-Team wohnte ich im Hotel Bär. Das Schwebebahnzeitalter hatte aus meinem alten Freund Fritz Amacher einen Liftmann gemacht, und als ich hinauffuhr, um mich zum Essen umzuziehen, tauschten wir einige sentimentale Seufzer über die alten Tage aus. ,,Dreißigtausend Fuß Abfahrt an einem Tage, Fritz . das ist jetzt in Schmitzenheim möglich. Wir brachten es nur auf fünfunddreißigtausend in der ganzen Woche, die wir in 1918 zusammen liefen." Fritz nickte und meinte, das wären die besten und glücklichsten Tage seines Lebens gewesen. E s war wirklich eine wundervolle Woche. Wir begannen am Montag

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mit dem Aufstieg von Grund nach Scheidegg, 4000 Fuß in Weichschnee - es ging kein Zug. Am Dienstag stiegen wir mehr als 5000 Fuß auf das Lauberhorn, am Mittwoch 6300 Fuß auf das Schwarzhorn, am Donnerstag waren es 6000 Fuß auf den Wildgerst und 8000 Fuß hinab nach Meiringen, und nach einem Ruhetag überschritten wir das Faulhorn, nahmen aber nicht die modernen und bequemen Abkürzungen vom Faulhorngrat herunter, sondern wählten den längeren Weg über die Sägialp. So kamen wir auf 8000 Fuß Steigung und 10 000 Fuß des besten und abwechslungsreichsten Abfahrens, das ich je gehabt habe. Unser Durchschnitt war etwa 6000 Fuß Aufstieg und 7000 Fuß Abfahrt. Wir kehrten nie zurück auf unseren Aufstiegsweg, und diese fünf Tage bescheerten uns die zwei schönsten Paßübergänge der Alpen - was wenigstens Aussicht und Schnee anbelangt. „Qui n'a pas vecu avant 1789", sagt Talleyrand, ,,ne connait pas la douceur de la vie." Es ist nicht weniger wahr, daß, wer nicht Ski lief vor der Drahtseilrevolution, ,,ne connait pas la douceur du ski". Auf meinem Weg in den Speisesaal machte ich Fritz einen Vorschlag. ,,Morgen steigt die britische Mannschaft aus Gründen des Trainings auf den Wildgerst. Wir können mit ihr gehen bis zur Grindelalp. Dann wird sie froh sein, uns los zu sein, und wir werden ihnen auch nicht nachtrauern." Am nächsten Morgen war ich schon vor der Dämmerung auf. Fast zwanzig Jahre waren vergangen, seit wir zum letztenmal dieses Weges zogen. Fritz war gänzlich untrainiert, und für mich war es der erste Aufstieg deswinters. Mit Freude stellten wir fest, daß wir immer noch 3500Fuß in drei Stunden steigen konnten. Als wir aber auf dem Grat oberhalb der Grindelalp standen, hatten wir genug. Wir verabschiedeten uns von den Rennläufern und holten die Bierfiaschen aus dem Rucksack. Es war einer jener vollkommen schönen Februartage, gerade mit einer Andeutung von Frühling in der Luft. I n 1940 wird es eine Bahn geben hinauf nach Chrisegg. Um so besser! Ich habe nichts gegen Bergbahnen als solche, „La verite", wie Renan sagt, ,,consiste dans les nuances." Die ideale Bergbahn sollte uns, wie die Chrisegg-Bahn das tun wird, etwa 3000 Fuß auf einen Berg hinaufbringen, dessen Gipfel 6000 Fuß über dem Tale sich erhebt. Hartschneefahrer werden keinen Meter mehr steigen. Selbstverständlich werden sie die Gindelalp verderben, die zweifellos ihre üblen Standardstrecken bekommen wird. Das ist nicht zu teuer bezahlt für die Möglichkeit, die dann der ältere und untrainierte Läufer hat, ohne allzu viel Beschwerde die Gipfel des Faulhorn, Wildgerst und Schwarzhorn zu erreichen. Ich bin nicht besorgt, daß die ernste Einsamkeit des ,,Hexensees" oder des „Blaugletschers", gerade hinter dem Schwarzhorn, gestört werden wird. I n dieser Frage der Bahnen gehe ich einig mit Hilaire Belloc: „Die Bahnen sind die Entwässerungsgräben des modernen Sumpfes. Man braucht bloß fünf Meilen von der Bahn entfernt zu sein, um mehr Frieden zu finden, als sich irgendwo verpacken läßt. Seit die Bahnen gebaut wurden, ist die ganze Welt mein Garten - da ich mich ja von ihnen fernhalten kann." Die Bahn wird kommen; die Grindelalp wird nicht mehr sein, was sie war. Obgleich ich mich abgefunden habe mit diesem Verlust, so war doch die goldene Stunde, die Fritz und ich verträumten, hoch über „the still unravished Bride of loveliness", durchzogen von einem leichten Abschieds~chmerz. Es war dennoch eine goldene Stunde. Über die großen Gipfel jenseits des Tales schwebten die Erinnerungen an all das, was wir zusammen erlebt hatten. Fritz wies mit einem vergnügten Grinsen hinüber zum Berglistock: „Als wir den Gipfel erreichten, war uns weniger gut zumute, als später wieder im Tal." Er hatte ganz recht, denn wir waren viel zu spät auf den Gipfel gekommen, an einem Mittag im Mai. Wir wußten, daß der Abstieg verzweifelt gefährlich sein würde; wir waren müde und abgespannt; und die halbe Stunde auf den sonnenwarmen Felsen war düsterer Ahnungen voll. Die harte Wirklichkeit übertraf sie noch. Die Linie des Abstiegs, der wir gezwungen waren zu folgen, führte von einem Felsgrat zum andern. Wir mußten die Rinnen der Bergflanke immer wieder queren, und auf diesen Rinnen lag ständig das Sperrfeuer der Frühlingslawinen. Frühlingsschnee ist naß und schwer, und nichts ist schwieriger, als sich aus der klebrigen Umarmung selbst des kleinsten Friihlingsrutsches zu befreien. Ich weiß es nur zu wohl; denn einmal bin ich fünfhundert Fuß in die Tiefe gezogen worden, einem Bergschrund entgegen, von einem kleinen Bächlein aus solch dreckigem Sirup-

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Schnee. Es liegt Würde im Donner der Lawine, die ein zehntausendfaches Echo in den Bergen weckt; aber ich habe nichts als Abscheu vor dem glatten Gift dieser bösartigen Schneebächlein, die den Bergsteiger aus seinem Stand reißen mit nicht mehr Warnung als einem Zischen, um ihn mit kmm hörbarem Schlag in die Spalte zu werfen, die den Zugang vom Gletscher zum Felsen sperrt, Wir hatten viel Glück; gerade bevor eine Lawine fiel, hatten wir uns über die breiteste Rinne geschwindelt, und ein bißchen weiter unten war ich eben dabei, das Seil auszugeben, und Fritz wollte sich in Bewegung setzen, als wiederum der Schnee durch die Rinne flutete, die wir queren wollten. Wir hatten erraten, was uns bevorstand, als wir auf dem Gipfel ein Paar unfrohe Brote verzehrten. Die Rundsicht vom Berglistock ist groß und weit; aber die Berge, in denen die drohende Gefahr verborgen lag, hatten aufgehört, unsere Freunde zu sein. Ich kann mich nur an wenig erinnern, was wir sahen; denn nur eines lag klar geschaut vor uns: der weiße Bogen der Straße von Grinddwdd zum oberen Gletscher; er hob sich scharf ab vom fleckig verwischten Vordergrund mit seinen unfreundlichen Felsen und verräterischem Schnee. Straßen haben schon viele Propheten inspiriert, von Jesaias bis Hilaire Belloc. In der Geschichte der Straßen gibt es aber ein Kapitel, das nur ein Bergsteiger schreiben kann, denn nur der Bergsteiger weiß, was eine Straße für jene bedeutet, die mit voller und bewußter Absicht ihre Bequemlichkeit und satte Sicherheit verließen. Ist der Bergsteiger nicht in Gefahr, dann erhöht das weiße Band im Tale sein stolzes Siegesgefühl. Freudig und selbstbewußt wird er sich all der Dinge erinnern, denen er entfloh: das wüste Geschrei der Kutscher, die von den Gewohnheiten der Faulen leben, die verschwitzte Horde der Reisegesellschaft, die ein gelangweilter Hirte in die Eishöhle führt, die man aus dem geduldigen Gletscher gehauen hat. Voller Glück wird er sich des Unterschieds bewußt zwischen dem kühlen und stolzen Einsarnkeitsgefühl des Bergsteigers und dem klebrigen Herdentrieb jener, die sich nur im Tale wohlfühlen. Eines Tages werde ich ein Buch schreiben über das „Glück des gesicherten Lebens" mit v i e l e w ~ d langen Zitaten aus meinen eigenen Schriften und mit einem besonderen Kapitel über ,,Straßen vnn oben gesehen". ,. Die Straße im Tal weckt aber keine solche erhebenden Gefühle, wenn das Glück des Bergsieges von der Angst angekränkelt ist. Die langsam sich bewegenden Punkte in der Tiefe mögen nur Spaziergänger sein - aber es sind Spaziergänger, die sich zu einem guten Abendessen niedersetzen werden -, während Du um die gleiche Zeit Dich vielleicht mit dem Seil an einen Felsen bindest, um von Deinem Steinsofa nicht herunterzufallen. Dann kommt wohl gelegentlich ein Augenblick inneren Kampfes, in dem wir uns sehnen nach den unheldischen Freuden des platten Lebens im Tal. Es wird in meinem Buche also ein Kapitel geben über die Straßen, die gerade noch sichtbar sind im Licht der Sterne, über Straßen, auf die ein Paar unglückliche Männer, die sich frierend auf harter Felsleiste aneinanderdrängen, voller Neid hinuntersehen, über Straßen, die eingesäumt sind von Lichtpünktchen, die von heimeliger Wärme erzählen, und die, wie sie eines nach dem anderen erlöschen, eine quälende Vision wecken von herrlich warmen und ebenso herrlich weichen Betten, in die man mit einem zufriedenem Seufzer tief versinkt. Ist aber die Gefahr vorbei, dann lebt der Stolz wieder auf; und wenn wir herabkommen vom Gipfel, dann gehört die Straße uns. Wenn wir am Abend nach Hause schlendern, während die Dämmerung ihren Schleier aus Farben und Schatten über unseren Berg legt, dann freuen wir uns den ,,Kurgästen" zu begegnen auf ihrer Wanderung zum Abendschoppen. Denn wir wissen, daß die Straße recht eigentlich nur denen gehört, die den Mut haben, sie zu verlassen, nur denen, die zurückkehren, geläutert durch Mühsal und erlöst durch Gefahr. „Und es wird dort eine Straße geben und einen Weg, und er wird heißen der Weg der Seligen. . . und die Geretteten werden dort wandeln und die Erlösten des Herrn werden zurückkehren und werden einziehen in Zion mit Gesang." Dies sind die Gegensätze, aus denen der Reichtum der Berge an wertvollen und starken Erinnerungen stammt - und die beste Belohnung des Bergsteigers. , ' Unsere Augen folgen dem Ostgrat des Berglistocks hinab zum Lauteraarsattel. Vor vielen Jahren '8

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Am. Parsenn-Derby. Weissfluhjoch, Davos. Photo: E . Meerkämper

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kamen einmal vier Freunde von Süden auf diesen Paß. Noch hielt der Winter in dem langen Gletschertal der Lauteraar der Sonne siegreich stand; wie sie aber die Wächte durchbrachen und die Höhe dieses Bergfensters erreichten, da grüßte in glorreichem und unvergleichlichem Glanze der Maifarben das Tal von Grindelwald herauf. Eine selige Stunde lagen sie gelöst und müßig in der Sonne, schauten den kringelnden Tabakwölkchen nach, die schläfrig und zart in den blauen Himmel stiegen, und horchten dem jubelnden Lied, mit dem die Bäche des Frühlings ihre Befreiung feiern aus den Banden des Frostes. ,,Vielleicht", so schrieb einer dieser vier Freunde, ,,werden wir vier noch einmal zusammen eine Maifahrt machen, wenn wir auf der anderen Seite des Lebens stehen. Denn in diesem Leben wird es nie mehr so schön sein." Wahr genug! Denn der dies schrieb, und noch einer von den vieren, die den Lauteraarsattel überschritten, sind bereits iiber jenen anderen Paß gegangen. „Oii sont les neiges d'antan?" Geschwunden mit der Spur des Ski! Aber der Berg, den wir bestiegen, behielt ein Teil unserer Vergangenheit auf seinem Gipfel. Wie ein liebenswürdiger Biograph behält er zurück, woran man sich gerne erinnert, übergeht alles Kleinliche im Leben und scheidet das Gold der großen Erinnerungen vom wertlosen Sande der Alltäglichkeit, das zurückfließt in den Strom des Vergessens. Die Stufen, im harten Eis gehauen, sind verschwunden, aber die Berge bewahren die Spuren der Freundschaften, die in ihnen geschlossen wurden. Das Andenken an die Toten wird ein Teil von ihnen, und aus ihrer Stille und ihrem Schweigen hören wir alte Lieder, altes Lachen. Freude verweht mit der Stunde; aber kein Geschehen in Zeit und Raum, noch der Untergang, der das Ende alles Sterblichen ist, haben Gewalt über das unzerstörbare Glück der Höhen. Zufall und nicht Absicht bestimmen oft die Wahl des Bergkameraden. Ich bin dem Geschicke dankbar, das mir Fritz als Gefährten gab für die Jahre, die wir zusammen stiegen. Er liebt die Berge in meiner Art, und das Gewebe seiner Bergerinnerungen ist dem der meinen sehr ähnlich. Und darum benötigen wir nicht den Apparat einer zusammenhängenden Unterhaltung, um unsere Erinnerungen auferstehen zu lassen. Ein Wort, ein kurzer Satz, ein Grunzen oder Grinsen genügt, die goldene Zeit zum Leben zu erwecken. Und wenn es auch nicht die beste Art zu reden ist - es ist zum mindesten die beste Art der Verständigung. Wir hatten unser Bier getrunken. Aber der Schnee wollte nicht weich werden; so legten wir denn die Felle an und stiegen noch eine Stunde. Wir wählten für die Abfahrt genau die Zeit, da es wahrscheinlich am besten sein würde, nicht nur auf den oberen Hängen, die jetzt leicht aufgeweicht waren, sondern auch auf den unteren Hängen, wo der Schnee - wenn wir ein bißchen Glück hatten - noch nicht zu naß sein würde. Es wurde eine entzückende Abfahrt, denn die Verhältnisse wechselten, je nach Lage und Steilheit des Hanges, von Pulver- über Harscht- und Firn- bis zu ganz unzerbrechlichem Hartschnee. Es war eine Abfahrt, die Anforderungen an Kopf wie Beine stellte. Erfahrung im Schnee war nötig, um den Bnichharscht zu vermeiden und um zwischen Grat und Karlöchern die einzig erfreuliche, richtige Abfahrtslinie zu finden. Wie viel erfreulicher ist doch eine Abfahrt wie diese, als das maschinenmäßige Gerutsche auf standardisiertem Schnee! Unterhalb von Grindelwald machten wir Halt. ,,In den alten Tagen", sagte ich, ,,hielten wir uns für ganz tüchtige Skiläufer. Aber die Zeiten haben sich geändert, und wenn dies eine Standardstrecke wäre, dann hätten wir für unsere heutige Leistung gewiß kein Abzeichen bekommen." „Nein", meinte Fritz, „aber um so besser so. Dies ist Tourenskilauf. Ende letzter Saison war ich von vier Gästen engagiert, um ihre Lunchpakete zu tragen. Ich habe sie ziemlich herumgehetzt. Wir waren aber jeden Tag auf dieser Seite des Tales und rasten nicht wie die Wilden bergab, wie es bei den ,Jungen von heute' Mode ist. Die fahren mit der Bahn hinauf und rasen wild hinunter, dann saufen sie in der Bar, und fahren abermals mit der Bahn hinauf. Und schließlich waren mir meine Leute sehr dankbar, und ich erzählte ihnen, daß Sie es waren, von dem ich als Junge die Freude am schönen Tourenlauf lernte. Bei der Art, wie wir Ski laufen, hat man Zeit, sich umzuschauen; wir sehen auch die Berge und nicht nur unsere Skispitzen."


Auf den letzten Feldern oberhalb der Straße trafen wir auf die ersten schüchternen Farben des Frühlings. Ein vorwitziger Krokus sonnte sich auf einem Südhang, der eben die letzten nassen Schneefetzen losgeworden war. Und ein Bächlein, allzu lange schon vom Froste mundtot gemacht, erhob Einspruch gegen die Herrschaft des Winters. Fritz roch den Frühling in der Luft und grunzte vor Freude. Von der Grindelalp aus hatten wir einen einsamen Skiläufer beobachtet, hoch oben auf dem Chrisegggrat. Als wir die letzten Hänge zur Straße hinabfuhren, stieß er zu uns. Wenn ich nun einen mir Unbekannten aus einer Bergbahn steigen sehe, dann kann das - da ich nichts von ihm weiß - ein Freund der Berge oder ein Schnee-Schweinsein. Über diesen unbekannten Skiläufer war ich mir aber nicht im Zweifel. Denn die Bahn hatte ihn nicht reizen können, und er hatte das Kommen des Tages auf den unentweihten Höhen erlebt. So grüßte ich ihn als Freund, obwohl ich ihn nie gesehen hatte; denn ich wußte: selbst wenn wir verschiedener Meinung sein sollten über Fragen, derentwegen Kriege geführt werden, dennoch waren wir durch stärkste Banden verbunden. „Ich würde nicht allein herumlaufen", meinte er, „wenn meine Freunde nicht gar so faul wären. Sie hatten versprochen, mit mir zu kommen. Als ich sie diesen Morgen aber weckte, da sagten sie : Schließlich haben wir unser Abonnement bezahlt, und es ist ein Jammer, das Wochenbillett nicht auszunützen." Er erzählte uns, daß er angestellt sei in einem bekannten Skigeschäft in Bern, und mit einem vorwurfsvollen Seitenblick auf die Scheidegg fügte er hinzu: „Die Leute sind verrückt. Sie fahren wie die Wilden. Die Ski gehen kaputt, die Stöcke gehen kaputt, die Kanten gehen kaputt. Gut fürs Geschäft, Aber lieber würde ich Seehundfelle verkaufen." Vierzig Jahre sind vergangen, seit ich zum ersten Male in Chamonix auf Ski stand. Ich habe die Entwicklung des alpinen Skilaufs beobachtet von seinem ersten Anfang bis zu seiner jetzigen, alle Kreise

Aussicht vom Piz Pdii. Photo: A. Pdrett, St. Moritz


umfassenden Beliebtheit. Der technische Fortschritt ist behandelt in „The History of Ski-ing". Sport ist aber nicht nur ein Kind der Technik. Sport ist auch eine Farbe im Spektrum der Kultur, wenn wir das Wort Kultur im weitesten Sinne nehmen. Die Entwicklung des Sportes ist Ausfluß der Weltanschauung von heute. So ist es auch zum Beispiel kein Zufall, daß die Griechen die Berge nicht leiden konnten, und daß das Bergsteigen, aus Freude an der Sache selbst, eine Folgeerscheinung ist des Aufkommens der Romantik. Viele Leser dieses Buches sehen es bestimmt lieber, wenn die Mitarbeiter in einfachen Worten von einfachen Dingen reden; sie wollen nur von der technischen Seite des Skilaufs hören. Als Herausgeber eines ähnlichen Jahrbuchs tue ich selber immer mein Bestes, ihnen die gewünschte Lesenahrung zu geben. Sie sollten sich aber nicht beklagen, wenn ich bemüht bin, auch den Lesern etwas zu bieten, die mehr Interesse haben für die Frage ,,warum" wir mit Ski in die Berge gehen, als ,,wie" wir das tun. Meine etwas weit hergeholten Erinnerungen werden die meisten wohl langweilen und einige ärgern; sie haben aber ihren Zweck erfüllt, wenn sie auch nur einen Skiläufer von der Hartschneebahn weg zum Tourenlauf bringen. Es ist nicht leicht, die richtigen Worte zu finden, um auch nur einigermaßen die Art des Glückes zu beschreiben, das wir in den Bergen finden. Es sollte aber nicht allzu schwer sein, selbst den skeptischsten aller Hartschneeläufer zu überzeugen, daß dieses Glück -für uns wenigstens tatsächlich da ist. Wir alle sind mehr oder weniger Sklaven der Mode. Ihre letzte Torheit, das Hartschneerutschen, entstammt teilweise der Sucht nach Geschwindigkeit und teilweise der geistigen Faulheit. Auch das Skilaufen spielt sich in ausgefahrenem Geleise ab. Und ich hoffe und glaube, daß mancher von jenen, die niemals die Standardstrecken verlassen, zum Skitourenlauf bekehrt werden könnte, wenn nur irgend jemand in seiner Begeisterung sich ernstlich um sie bemühte. Tatsächlich kenne ich einen früheren Hartschneemann, der zum eifrigen Tourenläufer wurde, nachdem er zum ersten Male einen wirklichen Berg kennenlernte. Für Leute seiner Art schreibe ich. Ich zog es vor zu berichten von den Eindrücken eines ganz gewöhnlichen und harmlosen Tages, statt zu erzählen von einer Fahrt über Gletscher. Denn die Grindelalp ist allen Skiläufern zugänglich, während viele weder die Muße noch die Möglichkeit haben, Größeres zu unternehmen. Die Berge, das ist freilich wahr, behalten ihr Bestes dem wirklichen Bergsteiger vor; aber es gibt Schönheit genug für alle. Um es mit den Worten eines Reisenden des sechszehnten Jahrhunderts zu sagen, der die Berge liebte, bevor man noch begonnen hatte, sie zu besteigen: ,,There is no hill or hillock which does not contain in it some most sweet memory of worthy mattem." übersetzt von Dr. Henry Hoek (Fortsetzung folgt*)

Photo: A. Pedrett

*) Ich warne.

Der Schriftleiter


S e m & anr Lg:Wwbjc?q rP. E68QJ. Pha@: rl. Roeh

EXPEDITION S U l S S E A U GROENLAND 1938 Pa? Andre Roch, SAS, Geneve Dank der Initiative des Akademischen Alpenclub Zürich haben sieben Schweizer unsere Landesfahne über die jungfräulichen Berggipfel Grönlands getragen. Die Expedition war ein voller Erfolg und sollte eine Aufmunterung unserer offiziellen alpinen Stellen sein, dem Alpinismus außerhalb unserer Landesgrenzen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Die AACZ-Expedition führte 17 Erstbesteigungen aus im Gebiete, das die Sohweizerische Grönlandexpedition 1912 (de Quervain) Schweizerland taufte. Die Besteigung des Mont Forel ist eine erhebliche alpinistische Leistung, die dem Expeditionsleiter Andre Roch, sowie seinen Begleitern und dem AACZ alle Ehre machen. Schriftleitzlng Le Club Alpin Academique de Zurich avait decide d'organiser Une expedition au Schweizerland groenlandais, region montagneuse de la c6te orientale, decouverte par De Quervain en 1912. Une banquise entrain6e Vers le sud par un fort courant, rend difficile l'accbs 9, cette c6te. Une des conditions de reussite consistait 9, atteindre le Groenland suffisamment tat en 6t6 et 8. en repartir avant que les glaces se reprennent, de fagon 9, laisser assez de temps aux explorateurs pour effectuer leurs projets. D'Angmagssalik, la principale colonie danoise de la c6te orientale du Groenland, nous devions nous rendre, en bateau B moteur, avec tout notre materiel, jusqu'au fond d'un fjord. Par les glaciers, nous devions gagner l'interieur du pays e t traverser toute une region montagneuse jusqu'au pied du Mont Forel (3360 m.), dont l'ascension etait le but principal de notre expedition. La distance du fond du Fjord a u pied du Forel est de 150 km. environ. Nous quittions la c6te le


22 juillet & 20 heures avec 7 esquimaux, 8 traineaux et 55 chiens. Nous m6mes etions 7 : Perez qui retournait pour la troisidme fois dans cette region et le Dr. Wyss-Dunant de Gendve, formaient le premier groupe; le Dr. Pidermann, medecin de l'expbdition, un grison, Otto Coninx, Carl Baumann, Robert Landolt de Zurich et Andre Roch comme chef d'expbdition formaient le second groupe. Nous marchions la nuit avec toute notre caravane car, ainsi, nous profitions de la fraicheur et de Ia neige gelhe. De plus, en At&,il fait clair pendant la courte nuit aordique. Au cours de la seconde etape nous nous heurtons d&j&,& un obstacle inattendu. Le col par oh nous voulions paaser est infxanchiasable avec les traineaux & chiens. Nous explorons les alentours et nous nous resignons & escalader, sur la gauche, une pente raide de 300 m. de denivellation qui aboutit & un plateau glaciaire par lequel nous pourrons continuer d'avancer sans autre diffioulte. Pow faire monter les huit traineaux nous sommes obliges de fker A des skis, solidement plant& drwis la pente, une poulie et avec des cordes nous hissons les charges les unes apres les autres. A trois reprises nous devons faire manceuvrer la poulie. La derniere partie est la plus raide et la plus penible. Pendant la chdeur du jour nous campons au pied de la pente. Puis, des que la fraicheur revient, nous reprennons lYext6nuanttravail de hissage. Au cours des manceuvres l'un des traineaux en aluminium brise son amarre et glisse. T e d e s , nous le suivons des yeux. 11 arrive droit sur un banc rocheux qui l'envoie voler en l'air. Aprds quelques t o m il se plante dans la pente glacee. Miracle ! le traineau est intact, rien n'est brid. Au lever du soleil, toutes les charges sont en haut et nous avons encore le temps de parcowir queIquea kilometres avant qu'il ne f a s e trop chaud. Le lendemain, Une traversee de flanc coupee par un pierrier et suivie d'une pente raide, est pour nous un nouvel obstacle. A la descente l'un des conducteurs qui freine A l'asridre, lache son traineau. Anxieux nous voyons l'attelage fler dans la direction d'une immense chute de s6racs. Le traineau descend & une allure 6frenee. Pour ne pas se faire Bcraser, les chiens tirent Vers la pente et reussissent & Bviter la zone dangereuse. Nous en sommes serieusernent soulages. Cette nuit 1&nous couvrons 45 km.

E#kiniokind Ilot Eiwrpunenwwfefi. Photo: Dr. U. P2'dmmiMt


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Uipfel im Sohweizerland. Photo: A. Roch

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Les esquimaux veulent nous quitter et nous n'avions franchi que la moitie de la distance qui nous separait du Mt. Forel. Nous n'avions pas prevu le retard du col des poulies oh nous avions perdu deux etapes, et nous ne pouvions nourrir tous les chiens pendant si longtemps. Nous laissons donc un gros dBp6t de vivres et de materiel et continuons avec nos deux traineaw en aluminium. Sept des esquimaux rentrent & vide avec leurs attelages. Nosdeux traheaux sont surcharges. 11s pesent 350 kg. chacun et, par malheur, nous tombons dans Une zone moins 6lev6e et crevassee en diable. Plus bas encore nous rejoignons le grand glacier de Midgaard, ou la glace est vive et ou l'avance devient presque impossible. Toutes les pattes des chiens sont blessees et saignent; nous leur confectionnons des pantoufles en sacrifiant un sac. Les torrents qui coulent dans la glace nous font obstacle et nous devons les longer souvent sur de grandes distances avant de trouver un endroit franchissable. Parfois meme, nous transportons les charges une & une par-dessus les ruisseaux et les moraines. Apres trois jours de ce calvaire nous retrouvons, e n h , une zone de neige o多i nous pouvons de nouveau avancer plus rapidement. Le temps se ghte et une couche de neige fraiche recouvre le pays. Cela ralentit encore notre marche. Enfin, le premier aotit nous campons au pied du Mt. Forel. Il y a 9 jours que nous marchons & la moyenne de 19 km. par etape. Le ciel est clair; sans perdre de temps, nous nous divisons en deux groupes dans le but d'explorer le Mt. Forel et si possible d'en atteindre le sommet. Cette enorme montagne est coiffee d'une calotte de glace qui de tous les c6tes defend l'acces ii la cime. La caravane Wyss, Coninx, Landolt visitera le versant nord du mont et explorera la voie d'ascension tentee par Wagner et Stephenson en 1931. Tandis que Pidermann, Baumann et moi-m6me monterons directement par le sud. Notre groupe fut le plus chanceux et apres huit heures d'une escalade ardue, nous atteignons le sommet, plat cornme un terrain de foot-ball. Nous redescendons, mbme, sur l'autre versant, jusqu'au bord de la calotte pour voir si nous n'aperoevons pas nos camarades.


Ce jour 1&Perez s'etait d6vou6 pour d e r , avec l'esquimau Larsai, rechercher des charges que nous avions laissees au pied de la montee de la veille. De retour au camp, Perez voit un ours. Aussitot los chiens d'attelage sont lhch6s tl sa poursuite. En gbneral, au Groenland, un ours vu est un ours pris. Les chiens le cernent et l'acculent jusqu'h ce que les esquimaux arrivent et le tuent. Malheureusement, en l'absence des autres membres de la caravane, nos deux chasseurs ne parviennent pas & mettre la main sur h revolver du Dr. Wyss, et, Larsai, emporte une corde et des pitam, pour etrangler l'ours. Heureusement, pourtant, I'arme B, feu est fialement decouverte au fond d'une caisse. Sur Ces entrefaits, le groupe Coninx, Landolt et Wyss rentre fatigue de son exploration. Cette fatigue fait vite place tl l'excitation et tous s'elancent tl la poursuite de l'ours avec appareils de photogmphies et appareil de cinema. La chasse dure plus de trois heures. Finalement l'ours est cerne sur un contrefort rocheux du Mt. Forel & une altitude de 2700 m. Tout le barillet du revolver est vide contre la belle fourme blanche de l'animal qui tombe en tournoyant au bas d'une paroi d'une centaine de mbtres. Pendant ce temps notre groupe est redescendu du Mt. Forel et nous assistons au retour triomphal des chasseurs. Le lendenmin, l'ours est depece, et c'est une aubaine, pour les chiens et les hommes qu'une bonne cotelette de plus au menu. L'un des chiens a At6 blesse dans la bagarre et finit par mourir de lesions internes en hurlmt desesperement.


Basismessung fiir eine photogrammehisehe A u f n a h m . ( M . Perez) Photo : 0.Condnz

Les jours suivants le temps se ghte, une couche de neige fraiche recouvre les montagnes et le brouillard traine entre les pics. Malgre celh nous r6ussissons A gravir encore deux sommets de 3000 m. Puis le groupe Perez-Dr. Wyss part Vers le plateau glaciaire qui recouvre le pays au delh des montagnes, afin d'en decouvrir la r6gion la plus elevee; tandis que nous autres avec l'esquimau Larsai, revenons en arribre pour esoalader les plus belles cimes de la region. Le mauvais temps nous bloque lors de notre travers& du Femstjernen, un plateau glaciaire dispose en etoile h cinq branches d'une Btendue immense. Nous campons bientat au pied d'une montagne magnifique que nous baptisons Lauperbjcerg du nom du celdbre alpiniste suisse Lauper T. Apres une serie noire au cours de laquelle nous desespbrons presque de revoir le soleil, nous sommes en6n favorises par un temps exceptionnel. A une heure du matin nous quittons le camp. L'escalade est longue et ardue. Un contrefort de granit rouge de blocs gigantesques mene au pied d'une immense pente neigeuse qui aboutit sur l'arete Est. Nous suivons celle-ci, raide et aerienne, jusqu'en haut. L'air est si calme que nous restons assis sur la corniche du sommet pendant quatre heures. I1 nous faut attendre que la neige du couloir regele, car fondante, elle pourrait glisser en avalanche. Nous n'atteignons le camp que tard dans la soiree. Aprhs quelques heures de sommeil, nous plions bagages et partons pour 1'6tape suivante. Nos rations sont de plus en plus reduites, il est grand temps d'atteindre les caisses de provisions que nous avons laissees en dbp6t 9, l'aller. Apres une marche particulierement penible nous atteignons le col des esquimaux d'ou nous pouvons facilement rejoindre le d6p6t. De ce camp nous ascensionnons encore deux sommets forts elegants. Le RĂśde Horn (Mont Rouge), une escdade de glace et de rochers tres amusante, et le Solver Bjoerg (Montagne dYArgent) d'oh nous redescendons B ski en un ,,schuss" ininterrompu de 5 km. de longueur. Perez et Wyss nous ont rejoint. 11s ont bien rbussi leur exploration de lYInlandsis,et ont decouvert un plateau de 3380 m. d'altitude. De nouveau tous reunis, nous reprennons le chemin du retour, avec les deux traineaux. Nous campons au pied du Rytter Knoegten, B la cime hardie. Le jour suivant le ciel s'eclaircit completement. Divises en trois groupes nous explorons notre aiguille. Le lendemain, 24 aofit, par un temps splendide, nous livrons encore un dernier assaut h cette magnifique montagne. Nous montons par lYari3teOuest, tres longue, mais qui ne parait pas presenter de ressauts infranchissables. Nous laissons les chaussures ferrees au pied des rochers et, en espadrilles, nous grimpons aussi rapidement que possible, le long de l'echine geante de notre aiguille. Apres huit heures d'escalade ininterrompue dans un magnifique gneiss, nous atteignons le sommet. La vue s'etend sur d'imrnenses glaciers. Les icebergs qui scintillent au fond des fjords apparaissent au loin. La banquise ferme l'horizon au Sud, tandis qu'au Nord, se profile le Mt. Forel. Zeltlager auf ewem BletscherpaĂ&#x; ( P . 1410)

Photo: A. Roch

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( S i m a l $ k f j o ~ ~Phoio /. : A. Roch

Notre ascension tenninde nous reprenons notre marche vers la cGte, que nous atteignons aprbs l'etape la plus phible de toute lYexp6dition. Mal-8 tant de fatigue aecumul6e et d'efforts, jamis le bon esprit des membrss de l'exp6dition ne s'altka. Les r8snltats, tant ali point de vue sp0MS que soientsque, peuvent Btre considereail CO-e excellents. Le bateau ,,Gertrude Rask", du Gouvernement Dmois, qui devait nous rammer ne parvenrit pas 9, frryiohir la banquixe dwant Angmagssalik. Pendant dix j ours les membres de l'expedition dcurent des ressources du pays; viande de phoque, samons, perdrix blmches, rnoules, myrtilles, dents de lion, oseille Enfin le ,,Gertrude Rwk" accoste, et aprBs dem jours de travail a c h a d et dblicat, il franchit de nouveau la banquise et rode dans la haute mer en direction de 1'Europe.

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E @ W im Lawr am W.Bol.61. Photo: 4.Rock


ETWAS

UBER

LAWINEN A U S D E M 16. J A H R H U N D E R T

A u s Josias Simler ,,De alpibus commentarius" *) Die größte aller Gefahren ist das Abgleiten des angehäuften Schnees, das die unsrigen Löuwinen, die Räter Labineae nennen, Bezeichnungen, die zweifellos von labare (gleiten) herrühren; auch der deutsche Ausdruck Lawine ist eine Entstellung von Labineae. Es genügt eine geringfügige Ursache, um die Schneemassen in Bewegung zu setzen; so wenn sie an einem steilen und baumlosen Hang durch einen vorbeifliegenden Vogel, durch irgendein anderes Tier, durch heftigen Wind oder durch Geschrei vorübergehender Menschen erschüttert werden. I m letzteren Falle gibt die Luft durch Zurückwerfen des Schalles, was man Echo nennt, den Anstoß, daß sich der Schnee in Bewegung setzt. Durch solche Erschütterungen, mögen sie noch so schwach sein, häuft sich der in Bewegung gesetzte Schnee zunitchst zu einem Ball, der durch das Herabwälzen so groß und unförmlich wird, daß weitere Umdrehungen behindert werden. Alsdann gleitet er mit außerordentlicher, ständig zunehmender Gewalt und sich immer vergrößernd herab, so daß er Felsen, Bäume, Steinböcke und andere Tiere, Menschen und Hütten, kurz alles, was sich auf seiner Bahn befkdet, bis zum Fuße des Berges mit sich reißt. Die so niedergegangenen Schneemassen bedecken oftmals mehrere Morgen Landes; sie stürzen mit einem Getöse herab, daß die Erde selbst zu beben scheint und man, ohne vom Vorgang zu wissen, aus der Ferne das Rollen des Donners zu vernehmen glaubt. Indessen gehen diese Lawinen weder an allen Orten noch zu allen Jahreszeiten ab, sondern nur an baumlosen Steilhängen, am häfigsten dann, wenn durch die Wärme des Frühlings der Schnee schmilzt und erweicht, oder wenn im Herbst und Winter große Mengen von Neuschnee plötzlich auf vereist& und schlüpfrigem Altschnee ins Gleiten kommen, oder endlich bei heftiger Kälte und klarem ~'immel.Man unterscheidet zwei Arten von Lawinen: die eine, wenn frischgefallener, weicher Schnee sich ballt und abrutscht, die andere, die durch alten Schnee gebildet wird und noch ein Stück der Erddecke mit sich fortreißt. Die letzteren sind größer und richten mehr Schaden an, als die ersteren. Vor einigen Jahren ging im Rheinwaldtal in Rätien nahe der Rheinquelle eine gewaltige Lawine nieder, verwüstete einen Wald riesenhafter Fichten und riß die Stämme mit sich fort. Dabei wurden sechzig oder mehr Schweizer Soldaten, die auf dem Marsche durch die Alpen begriffen waren, von den Schneemassen verschüttet. Indessen bleiben zuweilen Menschen, die von einer Lawine erfaßt wurden, noch unter dem Schnee am Leben, werden durch Einheimische ausgegraben und gleichsam aus der Unterwelt zurückgerufen. Dies kommt dann vor, wenn die Schneemasse nun aus frischgefallenem Schnee besteht und jemand nahe dem Talgrund, wo sie zum halten kommt, begraben wird. Wenn ein Verschütteter die Hände in dem noch nicht verhärteten Schnee bewegen und sich vor dem Gesicht ein wenig Raum schaffen kann, so daß er noch zu atmen vermag, kann er zwei und selbst drei Tage am Leben bleiben. Wenn Lawinen niedergegangen sind, so erkundigen sich die Gebirgsbewohner sofort, ob an diesem Tage irgendwelche Reisende den Marsch angetreten haben, berechnen die abgelaufene Zeit und ermitteln auf diese Weise, ob sie in die Lawine geraten sein möchten. I n diesem Falle machen sich die erprobtesten Leute alsbald daran, den Schnee umzugraben, um festzustellen, ob nicht jemand verschüttet worden sei, dem sie helfen und das Leben retten könnten. An ebenen Örtlichkeiten und in den Tälern kommen die niedergegangenen Schneemassen zum halten, stauen sich an und sperren zuweilen den Lauf der Gebirgsbäche, in deren Bett sie geraten. Wenn die Leute das Hindernis nicht beseitigen, durchbricht zuweilen das aufgehaltene und gestaute Wasser unter nicht geringer Gefahr für die Bewohner den Damm. I n den Gegenden, die wegen der vom Gebirge niedergehenden Lawinen gefürchtet sind, gibt es irn Talgrund weder Häuser, noch Hütten oder Viehställe, denn die Einheimischen pflegen sich da anzubauen und zu wohnen, wo sich eine nahgelegene Anhöhe zwischen ihnen und den Lawinenstrichen befindet. I m Kanton Uri, am Fuße des St. Gotthard, erstreckt sich ein ausgedehnter Wald herrlicher Fichten, der einem gegen die Lawinen errichteten Walle gleicht; denn in diesem Gebirgs*) Der deutschen Ausgabe „Die Alpen", von Alfred Steinitzer vortrefflich aus dem Lateinischen übertragen, mit bester Verdankung der Gesellschaft Alpiner Bücherfreunde, entnommen. Schriftleitzcng



Winkel trifft man außerdem keine Bäume und Wälder. Er ist in der Form eines Dreiecks angepflanzt; wenn auch die Lawinen für gewöhnlich die Bäume umlegen, besteht für diesen Wald keine Gefahr, niedergerissen zu werden, denn mit der, der Lawinenseite zugekehrten Spitze sucht er gleichsam die Gewalt der gleitenden Massen zu brechen; er verteidigt sich durch seine immer breiter und dichter werdende Form der Ausdehnung. Des öftern führen Straßen infolge der Enge der Täler, weil es sich nicht anders machen läßt, durch Gelände, das der Lawinengefahr ausgesetzt ist. Um sich vor der Gefahr zu schützen, müssen die Reisenden am frühesten Morgen aufbrechen, wo diese noch geringer ist und schweigend und eiligst die gefährlichen Stellen passieren. Die Gebirgsbewohner, die diese Stellen genau kennen und an gewissen Anzeichen die drohende Gefahr ersehen, mahnen die Fremden zur Vorsicht. Wenn eine große Menge Schnee die Straße verschüttet hat, schmilzt sie erst nach geraumer Zeit weg. Man muß sie überschreiten wie einen kleinen Berg oder einen kurz vorher im Wege entstandenen Hügel. Lawinen oder große Schneemassen, die von der Höhe herabstürzen, scheint Silius in folgenden Versen beschrieben zu haben: ,,Rings, wo steiles Gestein, und die Höhe vom Eise geglättet, Jedes Ersteigen verwehrt, wird kaum durch die Hiebe des Schwertes Möglich ein schlüpfriger Pfad; es verschlingt viel Männer der Abgrund Unter geschmolzenem Schnee, und herab von der hohen Gebirgswmd Rollt sein frostiger Schutt und begräbt selbst gmze Cohorten." Der Dichter schildert mit großer Anschaulichkeit wie Hannibal die glatten und vereisten Hänge quert, die tiefer, weicher und zudem schmelzender Schnee bedeckte, in dem die marschierenden Soldaten versanken als wären sie verschlungen worden und wie dann von den Höhen herabkommender Schnee ganze Reitertrupps mit sich riß. Aber derartige Unglücksfälle ereignen sich nur an sehr hohen Bergen und an steilen Hängen, am häufigsten dann, wenn große Mengen Schnee auf Eis fallen, zu erweichen und zu schmelzen beginnen, so daß der angehäufte Schnee als Lawine abgeht. Dies hat wahrscheinlich Claudianus mit folgenden Versen sagen wollen, wobei er zwar nicht vom Schnee, sondern vom Eise spricht : ,,Manchmal schickt Verderben mit gleitendem Eise hernieder Plötzlich ein Berg; da löst im laulichen Föhne sich tückisch Los vom Felsberg der Grund."


ZUM P O L A R K R E I S

Von Dr. H. WeiaZvrod,SAS. Zürich GEOGRAPHISCHES

Skandinavien liegt von uns aus gesehen oben auf der Erdkugel, eigentlich schon fast in ihrer Abplattung. Also recht abseits. Man glaubt fast, die Halbinsel wolle sich vom übrigen Europa lösen, um in den Atlantischen Ozean hinauszutreiben, denn sie scheint nicht all zu fest mit dem nördlichen Rußland verbunden zu sein. Vielleicht bildet sie schon einen Kontinent für sich. Vielleicht sind unsere Karten tatsächlich veraltet. Wir glaubten dies auf unsern Kreuz- und Querfahrten im Norden ohne den Ballllast der zentraleuropäischen Sorgen, verbunden mit der Natürlichkeit und Sorglosigkeit der Norweger. Im Atlas ist es von Skandinavien zum Nordpol ein Katzensprung. Amundsen und Nansen, die großen Männer, starteten von hier aus ihre Expeditionen. Auf gleicher geographischer Breite liegt das vOllig vereiste Grönland. Es ist der Nachbar Norwegens. Der große Ozean liegt dazwischen mit der gigantischen Warmwasserheizung, dem Golfstrom. Er ermöglicht den Norwegern das Leben und gibt unserm braven ZH 11111 Straßen und Wege. Ohne ihn wären wir vielleicht mit Schlitten und Polarhunden ausgezogen. Zu Skandinavien gehören Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland. Uns interessid wuhl Norwegen am meisten, denn dort hat der SAS gewissermaßen eine Filiale. Norwegen ist ein eigenartiges Gebilde. In Zentraleuropa würde man dieses kaum für lebensfähig halten und ihm bestimmt den schönen Namen ,,Schlauchstaat" geben. Tatsächlich ist Norwegen 2500 km lang und zieht sich genau von Süden nach Norden. Umgeklappt um die südliche Spitze würde es fast bis Afrika reichen. Seine Grenze wird vorwiegend durch das Meer bestimmt. Es drängt sich in unzähligen Fjorden weit ins Innere des Landes. So kann es vorkommen, daß man mitten im Gebirge in einen Bergsee taucht und dabei Salzwasser schluckt. Kaum ein Staat kann sich rühmen, eine längere Grenze zu besitzen. Sie schlängelt sich um all die hunderttausend Klippen, Inseln und Buchten, und trotzdem ist sie unverrückbar, denn die Natur bereinigt sie selbst. Norwegen ist groß. Wir vergleichen anderes immer mit Bekanntem, und darum erscheint uns Schweizern vieles so groß. Fünfmal fuhr ich nach Norwegen. I n den ersten Jahren fand ich es überwältigend groß und gigantisch, denn achtmal hätte die Schweiz darin Platz. Später nahm ich seine Ausdehnung schon als gegeben hin und schließlich kam ich im letzten Jahr darauf, daß wir in einem kleinen Ländchen zu Hause sind. Norwegen ist unendlich. Seine Grenzen, seine Wälder, sein Gebirge, seine öde Hochfläche, das Fiell, die Zahl seiner Inseln und schließlich auch die herzliche Gastfreundschaft seiner Bewohner. Nicht unendlich sind unsere norwegischen Reisetage - das ist schade !


DIE HINFAHRT

Ich müßte fiinfmal davon erzählen, denn jeden Sommer war sie wieder neu und schneller. Die breiten Betonstreifen der Autobahnen wachsen stündlich. Unaufhaltsam ziehen sie, immer neue, sanfte Schleifen, durch das deutsche Land. Mit ihnen wächst das Tempo und die Einförmigkeit. Man wird zum Arbeiter am laufenden Band und das Band, das ist der Betonstreifen, den man abspulen muß. Ein Kapitän, der sein Schiff durch das Meer steuert, kann seinen Kurs wählen. Vielleicht muß er mit dem Sturm kämpfen. Den Fahrer auf der Autobahn erwarten hingegen keine Überraschungen. Er läßt sich einfach transportieren; sein Blick wandert ständig vom Betonband zum Instrumentenbrett und von dort wieder zurück, in ängstlicher Erwartung der einzigen Sensation, die eintreten kann - der Panne. Wer würde da nicht zum Hypochonder, wer würde da nicht unruhig beim Steigen der Kühlwassertemperatur oder gar beim Nachlassen des Öldruckes. Wir spulen also 14 Stunden über Nacht nach Hamburg und dann weiter zur dänischen Grenze. Es ist eine Grenze im wahren Sinne. Sie trennt nicht nur zwei Staaten, sondern zwei Welten. Europa von Skandinavien. Schon die Zöllner verkörpern die Gegensätze. Auf der einen Seite der militärisch stramme, korrekte Beamte in steifer Uniform, von dem man glauben könnte, er bestehe nur aus Willen und Energie. Hinter dem bunt bemalten Schlagbaum dagegen ein schlanker - man könnte fast sagen - Offizier in hellblauer, altmodischer Montur. Ja, dieses Hellblau sagt alles. Ein Mann, der diese Farbe trägt, ist sanftmütig, und man muß ihm Vertrauen entgegenbringen, auch wenn er dänischer Zöllner ist. Der unangenehme Druck der vorhergehenden Zollrevision verflüchtigt sich rasch. Formalitäten werden irn Plauderton erledigt. Nun sind wir in einer andern Welt, in Skandinavien und getrauen uns nicht, einen lästigen Papierfetzen flattern zu lassen, weil alles so gepflegt, so zierlich, so sauber aussieht. Dieser Fetzen würde sich wie ein Tintenklecks auf einer frisch gebügelten Tennishose ausnehmen. Sicher würden die Dänen mit Fingern auf uns zeigen. Die Skandinavier sind unbeschwerte Menschen. Unter ihnen sind wir es auch - große Kinder. Wer hätte gedacht, daß wir erwachsene Menschen im Tivoli zu Kopenhagen unter dem Gebrüll der fremden Menschenmenge Porzellan zusammenhauen würden, daß wir fasziniert über dummen Spielautomaten sitzen würden, um schließlich freudig einen für teures Geld erstandenen, bärenbemützten dänischen Gardesoldaten nach Hause zu tragen. Genau so ist es auch in Schweden. Jung und alt winkt uns dort zu, selbst wenn wir mit Lärm und Staub durch armselige Dörfer rasen. Nicht daß wir diesen Leuten besonders sympathisch wären,nein, wir sind in unserer Eigenschaft als Menschen ihre natürlichen Freunde. I n Zürich stand unlängst in großen Transparenten über den städtischen Straßen: ,,Mehr Kameradschaft auf der Straße zeigen." I n der andern Welt, im Norden, ist dies selbstverständlich. Der Autofahrer, der Radfahrer oder sogar der Fußgänger ist nicht unser Feind, und wir sind nicht der seinige. Er geht nicht darauf aus, seinen Mitmenschen auf der Straße unter allen Umständen zu demütigen, indem er auf jede nur mögliche Weise seine Fortbewegung zu verhindern oder zu verzögern sucht. Statt bösen Blicken oder Worten verbindet uns ein offenes, freudiges Lächeln. Wir sind beide die Höflichkeit selbst. Ja, ich sah einst in Göteborg einen kleinen Verkehrsunfall, bei dem es beinahe zu Tätlichkeiten kam, weil jeder der Beteiligten das Verschulden am Zusammenstoß auf sich nehmen wollte. Das geschah in der andern Welt. OSLO

Im alten Schulatlas findest Du diese Stadt nicht, auch wenn Du jeden Fjord auf den Kopf stellst und auslaufen läßt. Die Norweger haben sie nicht aus dem Boden gestampft, um auch eine große Stadt zu haben. Sie wollen nicht größer und mächtiger als andere sein. Sie sind zufrieden mit ihren Wäldern und Bergen. Aber sie haben der Stadt einen andern Namen gegeben. Kristiania hieß sie früher. Wie schön, nordisch und kalt das tönt. Kristiania, wir denken an ratternde Bretter, an eisige Abfahrten, Sonne und Freude.


Kristiania! Norweger, im Winter solltet ihr die Stadt so nennen. Alles dreht sich um Schnee und Ski, um Kristianias. Jeder Liftboy ist mindestens 40 m gesprungen, und jeder Stubenhocker zieht täglich seine lange Loipe. Überall sagt man uns, daß es gestern geregnet habe. Wir bringen dso die Sonne. Das hört man gern. Da es aber in Norwegen fast jeden Tag einmal regnet und jeden Tag einmal die Sonne scheint, sagt man einem ungern gesehenen Gast, er bringe Regen. Wir bringen etwas anderes mit. Es ist nicht die Sonne, sondern ein Stück unserer Heimat, die den jungen Norskern vom SAS ans Herz gewachsen ist. Sie sind bei uns immer noch zu Hause, wenn auch 2000 km dazwischen liegen. Ich wohne bei Schlytter. Es ist schön, hier zu wohnen. Frau Schlytter gibt mir nämlich ein eigenes Haus, und darin darf ich wohnen. Es ist aus Holz gebaut, braun gebrannt und steht im Walde neben dem großen Wohnhaus. Hier stehen alle Häuser im Walde und man weiß nicht, ob das Haus in den Wald, oder der Wald um das Haus gebaut wurde. Mir scheint, als ob hier die Häuser genau wie die Bäume aus dem Boden herauswachsen. Sie gehören in diesen Wald. So liege ich denn, f a d von der langen Fahrt, in meinem kleinen Zimmerchen und schaue den rot karierten Gardinen zu, welche der Wind hin- und herbewegt. Jedesmal fiillt dann ein Sonnenstrahl auf die weiße Bettdecke. Es ist Morgen. Alles weitere wickelt sich im Garten ab. Dort wasche und rasiere ich mich, dort frühstücke ich, dort kleide ich mich schließlich gegen Mittag an. Das tun auch die andern. In Norwegen gehört der Gast zur Familie. Arild Schlytter arbeitet ebenfalls im Garten. Er ist der Konstrukteur norwegischer Skilifte und prüft soeben einen neuen, verbesserten Spezialbügel, der am dicken Ast einer stämmigen Fichte baumelt. Da muß ich herhalten, gewissermaßen als Passagier. Stundenlang rutsche und sitze ich auf dem Bügel hin und her, um dann zu erklären, daß ich noch nie auf einem bequemem und bessern Skilift gefahren sei. ES ist übrigens völlig gleichgültig, was für ein Bügel in Norwegen verwendet wird, denn mit dem Skilift hat es nämlich hier eine besondere Bewandtnis. Ich habe allerlei davon gehört.Am Holmenkollen wurde ein solches Ding im letzten Winter demverkehr übergeben. Schlytter war als Konstrukteur an diesem Tag der große Mann Norwegens, größer als der König, der den Feierlichkeiten ebenfalls beigewohnt haben soll. Seine damalige Braut und jetzige Frau, eine Schweizerin, sagte mir seinerzeit in Luzern: ,,Morgen ist der große Tag, halte den Daumen für Arild." Ich habe ihn gehalten, und es hatte genützt, denn der Skilift soll funktioniert haben. Aber der Norweger hat nicht mit den Norwegern gerechnet. Als wilde Meute sollen sie sich auf die Bügel gestürzt und sich wie Trauben an die Seile gehängt haben. 10, 15, 20 Mann. Ein wüstes Durcheinander von Armen, Beinen, Skiern, abgerissenen Bügeln. Bügel um Bügel, Seil um Seil krachte, und schließlich soll man die Anlage nach einigen Minuten abgestellt haben. Kurz, der Skilift wurde nicht ernst genommen. Er gehört vielleicht nach der Meinung der Norweger ins Tivoli. Frau Schlytter sorgt für die SAS-Familie in Oslo. Da ist Jakob Kielland, der bleiche Student ist ein würdiger Mann geworden, und wer ihn nicht kennt, muß vor ihm ungeheuren Respekt haben. Dag Klaveness war recht schüchtern bei uns in der Schweiz. Wir wußten von ihm nur, daß er Norweger sei. Hier flihrt er einen eleganten, englischen Sportwagen, als angesehener Sohn eines großen Schiffsreeders. Die jungen Mustads sind durch ihre hübschen, motorisierten Schwestern vertreten. Man kann nicht sagen, daß Os10 vom Holmenkollen überschattet werde. Der flache Hügel ist kein Berg in unserm Sinn, eher eine Geländewelle.

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Den Norwegern gehört er nur im Winter. Im Sommer den amerikanischen Reisegesellschaften. Die Herden schnatternder, ältlicher Frauen werden dann von der Schanze zum Skimuseum und von dort zur Fütterung auf die Aussichtsterrasse getrieben. Ob sie wohl etwas von den klopfenden Herzen der Norweger spüren, die einmal im Jahr vor dem König, um seinen Pokal, über die schon fast sagenhafte Schanze fliegen dürfen? Ob sie wohl etwas von der Liebe spüren, mit der im Skimuseum alles, wurde? was zum Skiwesen gehört, zusa&ngetragen


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Ina Os2ofiord. Photo: Dr. H . Weisbrod

Wir vergessen, daß wir auch Ausländer sind. Schließlich glauben wir doch, Fachleute zu sein. Die Norweger glauben dies von uns auch und diskutieren mit uns, als ob wir diejenigen wären, die ohne mit der Wimper zu zucken vor dem Frühstück mit ungeheurer Vorlage rasch 60 Meter in die Bahn legen. Norwegen - Ski. Jeder einzelne der beiden Begriffe assoziert den andern. Der älteste Ski liegt in weicher, weißer Watte im Skimuseum am Holmenkollen. Er zählt 2500 Jahre. Er ist ein richtiger Ski. Genau wie das Renntier oder der Elch in Norwegen lebt, hat auch der Ski dort seine Lebensbedingungen gefunden. Er ist ein Ausfluß der Eigenart des Landes. Ursprünglich diente er nicht dem Sport; heute nur zum Teil. Das Gelände formt den Ski. Im Museum liegen breite, kurze Bretter aus dem Gebirge Telemarkens, dann lange, schmale Latten aus dem öden Fiel1 des Nordlandes. Harte, eisige Abfahrtspisten formen auch bei uns den Ski. Jedes Gelände formt seine eigenen Skis. Das zeigt uns Norwegen im Museum, wo die Entwicklung des Skis wie ein offenes Buch aufliegt, in dem man blättern kann. FRlTZ H UITFELD

Eines Mannes wollen wir gedenken. Es ist Fritz Huitfeld. Er wohnt fast vergessen in einem einfachen, mehrstöckigen Vorstadthaus und sein Name steht klein und unscheinbar unten an der Haustüre zwischen andern, uns nichtssagenden Familiennamen. Wer ist nicht in Huitfeld-Bindungen herumgerutscht? Die Haushälterin des 85jährigen Herrn ist nicht erfreut, daß wir Sigmund Ruud mitbringen, denn Huitfeld ist gegen die Vorlage. Er nennt die jungen Springer Akrobaten. Der ehrwürdige Mann, der dabei war, als ein Skiläufer aus Telemarken zum ersten Male vor dem König dem erstaunten Norwegen einen eleganten Schwung zog, den Telerpark, schleppt Berge Bücher herbei, mit dem nicht einfachen Ansinnen, Sigmund Ruud zu überzeugen, daß man ohne Vorlage weit schöner und besser springe. Eher wLre es ihm gelungen, den Mond herunterzuholen. Sichtlich erregt zeigt er


mit zitternden Händen Bilder des großen Skiläufers Huitfeld im Sprung. Huitfeld war seinerzeit ein Begriff. Heute verkörpert er ein Stück norwegischer Kultur. Er zeigt uns noch vieles: seine Jagdflinten, Patronen, Angelruten, gewonnene Preise, selbst verfaßte Bücher, Auszeichnungen als Sänger, seine Erfindungen und zuletzt ein neu datiertes Schreiben eines Japaners, das seine Bindung als die vollkommenste und modernste bezeichnet. An diesen Brief klammert sich der Mann. Er leidet offensichtlich unter der Tragik des Vergessenwerdens. Er sieht in diesem belanglosen Brief die Bestätigung, daß es noch immer einen großen Huitfeld gibt und vergißt, daß die Zeit brutal über ihn und seine Ideen hinweggegangen ist. Wir sind gerührt. Die wenigen Minuten haben uns das Ende eines großen, eigenartigen Mannes gezeigt. Wir sind aber auch froh, denn unser Besuch war vielleicht seine größte Freude der letzten Jahre. Er gab ihm den Glauben, daß Huitfeld nicht vergessen sei. Heute ist er tot. Er hat seine Ideen mit ins Grab genommen.

Überfahrt

An den Lofoten

Ftkchverlad Bodö

Nordlandstraße

Nwdtadw Baumhaus

FIS-Strecke 1940

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SOMMER

Was macht der Norweger im Sommer? An Stelle der Skis tritt etwas anderes - die Angelrute, die göttliche Angelrute. I n Bergen, an der Westküste, sollen die Pferde scheuen, wenn sie jemanden ohne Regenschirm sehen. Sie brennen aber bestimmt durch, wenn sie einen Norweger über Weekend ohne seine Angelrute erblicken. Das wäre so außergewöhnlich. Wehe Dir, wenn Du das Gespritch darauf bringst, denn da bist Du als gerissenster Fischer ein Laie. Ich bringe den Mut nicht auf, allein eine Rute zu kaufen, aus Angst vor dem milden Lächeln des Verkäufers. Wir fahren 300 km nach Telemarken. 1000 m hoch, oben auf dem Fiell, wo es nur noch Steine, Sumpf, Bergbirken und Schnee gibt, liegt die Jagdhütte Klaveness an einem runden, kleinen See. Was würden wir sagen, wenn jemand den ganzen Kanton Zürich kaufen würde, wenn dieser Kanton nachher ihm wirklich gehören würde? Unser demokratischer Sinn will nicht verstehen, daß diese Berge, Gletscher, Seen und Flüsse im Eigentum eines Einzelnen stehen. I n diesem Fall Klaveness. Viele Norweger besitzen große Landkomplexe in den Bergen. Der Boden ist dort billig. Man ist quasi


privater König. Die Untertanen sind die Renntiere, Füchse, Schneehühner und Mücken. Die letztern rebellieren heute. Mit schwieligen Händen, von Stichen verschwollenen Gesichtern wandern wir von See zu See, stundenlang, ja tagelang - nein, wir rennen, denn unsereiner muß rennen um mitzukommen, wenn der Norweger geht. Zwölf Stunden lang schlage ich mich als Amateur verbissen mit der künstlichen Mücke herum; ich will mich ja schließlich nicht blamieren. Die Professionellen bringen allerdings auch nicht viel zur Hütte zurück. Gottlob kann ich sagen, daß ich, am Erfolg gemessen, ein nicht viel schlechterer Fischer bin. Reidar Andersen, den großen Springer, treffen wir auf der Heimfahrt. Er hat in einem benachbarten See unter den selben Verhältnissen wie wir einen Rekordfang gemacht. Vielleicht ist er ein noch besserer Fischer.

turen von F&whtrophäen Hausmauer

Skimuseum Os10

Oebirgsstrafie am Sognefjord

Handwerklich gebautesFischerboot Fjordpony

KONGSBERG

Wer kennt die größte Stadt Europas? Es ist Kongsberg, das Dorf. Die Ausdehnung seines Gemeindegebietes soll die gewaltigste in Europa sein. Kongsberg ist berühmt geworden. Birger, Sigmund und Asbyoern Ruud sind dort zu Hause. Die jungen Kongsberger tragen auf ihren roten Pullovern stolz das große ,,Ku. Das heißt Ski-Club Kongsberg. Es heißt aber auch ,,Könnenc'. Wer dieses ,,Ku trägt, der kann sehr viel. Wir dürften jedenfalls nur das kleine ,,k" tragen. Die Familie Ruud wohnt in einem kleinen, weißgestrichenen Holzhaus. Es hat sich sicherlich äußerlich nicht verändert, wenn auch die Welt aus seinen Bewohnern olympische Gladiatoren, Weltmeister, Stars und Lieblinge der Masse, deren Bilder auf den ersten Seiten aller Zeitungen prangen, gemacht hat. Sie haben wohl die Titel, aber sie tragen sie nicht. Sie sind die natürlichen Söhne Norwegens geblieben. Sie sind Freunde, Kameraden und Springer. Stars in diesem Sinne. Sportliche Siege bringen Gold und Silber, Medaillen und Pokale. Das schlichte Haus ist sozusagen


zum vollgepfropften Silberschrank geworden. Viele hundert Preise aus aller Welt sind in bis zur Decke reichenden Regalen aufgestellt, so daß man die dahinter liegende Tapete nicht mehr sieht. Da liegen die beiden olympischen Gold-Medaillen. Es wird einem doch ein bißchen eigenartig ums Herz, und man muß immer wieder Birger, dann das Gold, dann wieder Birger ansehen. Das ist jetzt ein Weltmeister ! Die Ruuds haben gute Ideen. Sie bauten zusammen mit andern jungen Kongsbergern im Wald eine Hiitte, einen Tennisplatz, einen Fußballplatz, einen Teich mit Sprungturm und nannten die ganze Anlage ,,Lager". I n der Hütte dieses ,,Lagersu schlafe ich. Morgen soll der Weekendbetrieb losgehen. Aus der ganzen Umgegend, bis Oslo, kommen die jungen Burschen. Selbst Christiansen, Uhland, Myrrha, Beck, Guttormsen, Farup sind darunter. Alles bekannte Namen. Eine Versammlung der besten Springer Norwegens. Viele verbringen hier im ,,Lageru die Ferien. Eine Lagerordnung existiert nicht. Der eine turnt, der andere spielt, wieder ein anderer fischt. Nun aber beginnt das große Spiel dieser Burschen. Der Mensch bewegt sich gewöhnlich auf der Erde mit seinen beiden Beinen. So hat ihn Gott erschaffen. Man nennt im Zirkus die Trapezakrobaten oft ,,fliegende Menschen". Sie fliegen, weil sie müssen, weil es zu ihrem Beruf gehört. I n Kongsberg fliegen im Winter die Menschen über die Schanze - aus Freude. Im Sommer fliegen sie in waghalsigen Saltos durch den freien Luftraum. Es braucht eine gehörige Dosis Mut, vom 8 m hohen Sprungturm in den winzigen Teich zu springen, der wie ein Scheibenbild, das man verfehlen kann, unten liegt. Jeder beherrscht den freien Salto auf fester Erde vom Stand oder vom Akrobatensprungbrett. Man spürt den Drang nach dem freien Raum. Uns wird fast schwindlig ob der Selbstverständlichkeit, mit der tfbungen ausgeführt werden, die sonst nur im Zirkus zu sehen sind. Wir nennen das intensives Training. Stehen wir hinter den Kulissen des überlegenen, norwegischen Sprunglaufs? Ist das die bewußte Vorbereitung für den Winter? Ich habe in der Schweiz und in andern Ländern gesehen wie trainiert wird. Ich habe auch strenge Paragraphen gelesen, die dem kommenden Mann sagen, daß er nur dann zum Weltmeister werde, wenn er so und so wenig esse, so und so viel schlafe, so und und so viel nicht tue, was für den normalen Menschen zum täglichen Brot gehört. Wie mancher wurde trotzdem nicht zum Meister. Der Norweger liebt solche Vorschriften nicht. Er kennt sie überhaupt nicht. Vielleicht ist er von Haus aus seriöser als wir. Es ist für ihn selbstverständlich, daß er seinen Körper gesund und leistungsfähig erhält. Seine Vorfahren machten das schon. Sie mußten die großen Distanzen ihrer Heimat zu Fuß oder auf Skis zurücklegen. Der bekannte Läufer Hagen geht regelmäßig von Os10 nach Trondheim auf Schusters Rappen. Das sind 550 km. Gewiß ist dieses Lagerleben eine Vorbereitung für den Sport im Sommer und Winter. Es schafft die geistige Grundlage für den Wettkampf. Das Wesen jedes sportlichen Kampfes ist das Spiel. Es gibt keine bessere Demonstration dieses Gedankens als Kongsberg mit seinen Söhnen, die das große ,,Ku auf der Brust tragen. Keiner, der hier Tennis oder Fußball spielt, läuft, springt, schwimmt oder boxt, weiß, daß er trainiert. Er weiß nur, daß er spielt, und daß sich jeder daran freut. Darum werden diese jungen Männer große Sportsleute. Birger Ruud sagte mir einst, daß die Norweger Sport treiben, weil es ihnen Spaß mache. Besser kann man den Sinn eines Gedankens kaum aussprechen, der im internationalen Sport nur in Reden zum Ausdruck kommt. Man sollte vor den olympischen Wettkämpfen die Teilnehmer, Offiziellen und Zuschauer einige Wochen nach Kongsberg in das ,,Lager" schicken können, sozusagen zur geistigen Vorbereitung. Und nachher? Das wäre eine Olympiade! Der Ski-Club Kongsberg ist vorbildlich organisiert. Sein Sekretär übt sein Amt gewissermaßen als Hauptberuf aus. Er führt zwei Buchhaltungen. Die eine hat mit dem Geld zu tun und interessiert uns nicht. Jedes Mitglied hat nach jedem absolvierten Wettkampf seinen Rang und seine Zeit zu melden. Das wird nun in die andere Buchhaltung eingetragen. Der Sekretär sammelt ferner alle Zeitungsartikel und Bücher, die sich mit seinen Schützlingen befassen. Er ertrinkt beinahe in seinem Material, aber wenn ich ihn frage, was hat Sigmund Guttormsen am 20. Januar 1935 gemacht, SO


braucht er nur an einem Regal zu ziehen, und schon weiß ich: Davos, Sprunglängen 50,55,58, I. Rang, das und das haben die Zeitungsmänner geschrieben. Ich bringe dem Mann, der für seinen Club nicht auf der Piste arbeitet, einen ,,Schneehasen". Zum Dank gibt er mir, mit einer Träne im Auge, die goldene Gründungsplakette des Ski-Clubs Kongsberg. Sie so11 nur in wenigen Exemplaren vorhanden sein und stammt aus dem Jahre 1893. Gekreuzte Hämmer sind aufgraviert, als sollten sie den jungen Kongsberger Leuten den wahren Geist des Ski-Sports einhämmern. Es ist ihnen gelungen. Die Plakette ist aus massivem Gold. Man hat sie mir von Herzen geschenkt. Was ist eine goldene Olympia-Medaille, die übrigens nur vergoldet ist, dagegen. DER

POLARKREIS

2000 km sind wir bis Os10 gefahren. 2200 oder mehr sind es bis zum nördlichen Eismeer. ZH 11111 begeht heute ein Jubiläum. Zum zweiten Male passiert er den Polarkreis in nördlicher Richtung. Es ist dasselbe Auto, das mich zu Hause tiiglich ins Geschiift führt. Es steht hier - auf dem Polarkreis. Er geht mitten hindurch. Einfach wunderbar. Ich habe mich in den 30 000 km, die mich der Wagen auf verschiedenen Fahrten durch Finnland, Lappland, Eismeerküste, Schweden und Norwegen führte, viel nordische Luft geatmet, und doch klopft mir auf dem Polarkreis das Herz jedesmal ein wenig schneller. Sein Name sagt es. Er steht in irgendeiner Beziehung zum Pol. Pol bedeutet Geheimnis, Meer, Eis und weiße Nächte. Jetzt stehe ich wiederum am Rande dieser überirdischen Welt, bereit, hineinzufahren. Die Beziehungen zu Zeit und Distanz habe ich längst verloren. Was bedeuten 1000 km, wenn Dörfer vielleicht 500 km auseinanderliegen, oder die Worte ,,Morgen", „Nachmittagu und ,,Abend6',wenn um Mitternacht die Sonne scheint. Seit Tagen nächtigen wir im Wagen. Er eignet sich weit mehr als das Zelt, da er sich besser abdichten läßt. Ich denke an die Plage der Arktis, die Mücken. Sie finden bestimmt die kleinste Ritze der Behausung. An Schlaf ist nicht zu denken. Nach einer durchbummelten Nacht ist man gewiß viel frischer als nach einigen Stunden aussichtslosem Kampf gegen die nordischen Mücken. Wir konstatieren, daß unser ZH 11111 nicht mückendicht ist und fallen schließlich auf die geniale Idee, das ganze Auto mit einem großen Segeltuch zu decken. Das hilft. Wir nächtigen auf dem Polarkreis. Flache, vereiste Berge bilden den Horizont des weiten, endlosen Fiells. Sie scheinen tiefer zu liegen und es ist, als ob wir auf dem höchsten Punkt der Erde stehen würden. Man sieht unendlich weit und glaubt, um die Rundung der Erdkugel herumzusehen. Die Straße ist ein heller, feiner Faden, der über die sanften Geröllwellen gelegt wurde. Sie führt nach Bodö. Vor uns sitzt ein zu Stein erstarrter Uhu auf einem Felsblock. Er glotzt uns an und man muß immer wieder hinschauen. Er läßt uns nicht schlafen, und ich jage ihn weg. I n dieser Gegend wohnen die Märchen und Sagen. Die Sonne steht schon hoch am Himmel, und wir sind immer noch auf dem Polarkreis. Mit der Angelrute habe ich wenig Glück. Da sieht man plötzlich als Silhouette auf einem Schneefeld ein Wesen. Es ist ein Mensch. Wir verfolgen ihn. Seine krummen Beine sind mit Leder eng umwickelt. Er trägt eine farbige, blaurote, mit Schmutz bedeckte Kleidung. Mühsam klettert er über Felsblöcke und sieht sich nicht um. Es ist ein Lappe. Keiner aus den Prospekten der Reisebüros, sondern ein richtiger Lappe, der vielleicht dieses Jahr das erstemal ein Auto gesehen hat. Wir kommen auf einen anscheinend verlassenen Lagerplatz. Rauchgeschwärzte Zelte stehen herum. Der alte, weißbärtige Lappe ist gar nicht erstaunt, daß wir mitkommen und nimmt keine Notiz von uns. Da bringt er ein Renntiergeweih und deutet mit der Hand, daß wir dieses behalten dürfen. Er ist von Touristen nicht verdorben, denn er verlangt kein Geld dafür. Also ein richtiger Lappe. Nun muß er uns vieles zeigen: sein Messer, das seine Waffe und sein einziges Werkzeug bedeutet, die Schlitten, die ausschauen wie Einbäume der Pfahlbauer, dann die dazugehörigen Renntiergeschirre, verziert mit primitiven, dekorativen Zeichen, geschnitzte Holzteller und Schüsseln und


schließlich seine Skis. Hat der Mann die Skis aus dem Skimuseum gestohlen? Das rohe Birkenholz ist grob geschnitzt, hat aber die schmale, glatte Form des Skis. Die Bindung besteht aus einem quer befestigten, breiten Renntierlederriemen. Es ist ein Ski, wie er in dieser Gegend vor 1000 &ehren oder vorher verwendet wurde. Jetzt öffnen sich unsere Augen. Wir tun hier einen Blick in ein Leben und eine Kultur, die*Jahrhunderte zurückliegt. Seither hat sich kaum etwas geändert. Einzig ein rostiges Benzinfaß w5nmx-t an unsere Zeit. I n dem einen Zelt hockt eine Frau am Feuer. Ihre feindseligen, faszinierenden Augen suchen immer meinen Blick. Dabei zerlegt sie mit den schwarzen Fingern auf ihrem Schoß einen rohen, stinkenden Fisch und steckt Stück u m Stück in den zahnlosen Mund. Mir wird ganz unheimlich zumute. Einige hundert Meter zurück steht der ZH 11111. Er wartet. Welch ein Gegensatz!

SCHLUSS Skandinavien muß man erleben. Dann erliegt man ihm viel eher und intensiver, als den südlichLändern. Wenn ich an die weißen Nächte der Eismeerküste, an die Irrfahrten in Lappland längw d0r russischen Grenze auf kaum fahrbaren Pfaden, an die Lagerfeuer in den unendlichen Wäldern Schwedens und an die Sturmfahrt mit einem kleinen Boot in den Lofoten, die dem Auto fast das Leben kostete, an die Häringfischer in den Fjorden und an die Norweger als Menschen und Freunde denke, dann überkommt mich ein leises Heimweh nach einem Land, das nicht unsere Heimat ist, das aber alles besitzt, was der Mensch zum Glücklichsein braucht.


DAS L O B DER S C H W E I Z

ÄItestes Winterkurgebiet der Welt ist die Schweiz. Ihr ist vom weißen Reich der Schneeherrlichkeit und der Eisglätte zweifellos das Schönste und Vielseitigste zuteil geworden. Klimatische Höhenkuren waren dort die erste Form der Fremdenbesiedlung von einstmals kleinen Siedlungen, die heute weltberühmte Winterkur- und Sportplätze sind. I n ihnen hat sich der Sport der ,,elementaren eigentätigen Erwärmung", d. h. der Anpassung an die Winterkälte, zuerst entwickelt. Es war den ersten Hochgebirgswintergästen der Schweiz begreiflicherweise einfach zu langweilig, in Wolle oder Pelz vermummt lediglich spazieren zu gehen. Wo diese Sorge um Langeweile heute noch wirksam ist, in Winterkurplätzen mit Familienpublikum, wo Kinder und alte Leute noch nicht oder nicht mehr alles mitmachen können, ist Wintersport bis zu gewissem Grade mehr Spiel, auch Schauspiel für die Zuschauer, d s Sport im engsten Sinne des Wortes. Wir finden also in den großen Wintersportplätzen .so ungefähr das auf Eis und Schnee verlegte und ins Wintersportliche übertragene Leben und Treiben der Sommerbade- und Kurorte. Cracks und Rekorsportler sind selbstverständlich zur Stelle. Teils in Einheimischen und Stammgästen dauernd, teils als Zustrom vorübergehend an Tagen großer Wettbewerbe. Der Ski herrscht vor. Er hat den Schlittensport etwas zurückgedrängt, nicht nur, weil er vielseitiger von Haus aus ist, sondern auch, weil der als Himmelsgeschenk fallende Schnee Berge und Hänge ohne Kapital- und Arbeitsaufwand zu Skiwiesen macht. Auf die Skihochgipfel steigen wenige, zu den bequemen Hütten aber, vielfach mit Hilfe der Bergbahnen Tausende. Neben dem Skilauf aber hält sich mit steigender Beliebtheit auf glänzend gepflegten Bahnen der Eislauf. I n diesem Lande steigt das weiße Reich bis zu den höchsten ewigen Schneezonen Europas, sein eigenes Bild mit neuen und noch eindrucksvollerenFormen erfüllend. Manches, z. B. eine größere Bequemlichkeit für die Ausnützung des Hochwinters, konnte sich hier vom ersten Versuch an auch deshalb schneller und besser entwickeln, weil eine weitgehende Sommererschließung der Berge durch Kurorte und Bergbahnen schon vorgearbeitet hatte und weil die Schweiz als Reiseziel schon in Mode war. Der Sornmerbesuch der Schweiz war ja von jeher stark und hatte in den allerverborgensten, entlegendsten und höchsten Tälern des Landes stärker als in andern Teilen der Alpen gute Gaststätten und gute Verkehrsverbindungen ins Leben gerufen. Die Schweiz war also an und für sich für den Wintersport schon glänzend vorbereitet. Sie hatte nur nötig, mit höflich einladender Gebärde die Türen zu öfinen, Willkommen zu sagen - und der Wintersport war da. Und gerade dort, wo die Verhältnisse für ihn am günstigsten, in den hochgelegenen Tälern, fand er auch die besten Unterkunftsbedingungen und die freundlichste Aufnahme. Allwinterlich suchen Tausende diese hochgelegenen Winterkurorte auf, nicht bloß um des Wintersportes willen, dem sie allerdings nicht entgehen können, sondern auch, um in der frischen, reinen, schneegefilterten Luft des Hochgebirges und in leuchtendem Sonnenschein Ruhe, Erholung und Gesundung zu finden. ES handelt sich da nicht um eigentlich Kranke, vielmehr zumeist um Menschen, die Zeit und Geld haben, den trüben Nebeln der Niederungen und der feuchten dumpfen Luft der Städte zu entfliehen. I n den schweizerischen Wintersportplätzen &den sie alles, was ihr Herz an Abwechslung und Bequemlichkeit begehrt, selbst dann, wenn sie gar nicht Wintersport treiben wollen oder können. Denn der Besuch dieser Plätze ist so stark, daß fesselndes Leben und mitreißendes Treiben überall herrscht, wenn auch nur die Hälfte der Anwesenden dem Wintersport huldigen. Ganz abgesehen von dem gesellschaftlichen Leben im Hotel, dessen Atmosphäre für viele die Hauptsache der Winterreise ist. Gerade das ist charakteristisch für das wintersportliche Leben der Schweiz, daß Abwechslung und Anregung allerwärts, an den Schlittelbahnen, am Eisplatz und an der Curlingbahn,am Skiübungsfeld, an den Bob- und Skeletonbahnen genug ist, um sich auch in der Rolle des Zuschauers und des still Genießenden wohl zu fühlen, indes man sich an kleineren Wintersportplätzen nur mit der Ausübung des Wintersportes selbst die Zeit totschlagen kann. Das letztere hat ja auch sein Gutes, ist dem Sportmann selbstverständlich sogar lieber, kann aber nicht alle befriedigen, vor allem nicht die, deren Zeit


nur einen kurzen Aufenthalt erlaubt, während dessen Dauer sie weder Zeit noch Kraft haben, die Geheimnisse des Wintersportes, z. B. des Skilaufes soweit zu erlernen, um seine Vorteile auch als Genuß zu empfinden. Von besonderer Wichtigkeit für das gesellschaftliche Leben an Wintersportplätzen ist das Vorhandensein mehrerer, ja vieler Hotels. Man ist nicht auf eines angewiesen und kann sich die verhältnismäßig lange Zeit vom Eintritt der Dammerung bis zur Nachtruhe angenehm, bei allerlei gesellschaftlichen Anlässen, die im wintersportlichen Leben eine große Rolle spielen, im - andern Hotel vertreiben. Denn der Winteraufenthalt in großen, vielseitigen Wintersportplätzen dreht sich immer etwas mehr um gute Unterhaltung und Vergnügen als um ernsten Sport. Wer den betreiben will, muß ja auch etwas mehr Zeit aufwenden, als sie ihm eine Woche oder zwei bieten. Ernsthafte, ja sogar fanatische Sportler finden wir dennoch überall, besonders auch beim Schlittensport. So stellt sich denn der Wintersport schweizerischerWinterkurorte vor als eine eigentümliche Mischung von Winterkur, Gesellschaftsamusement und strengem sportlichen Streben, wobei Fremde und Einheimische gut miteinander auskommen. Die Schweizer Sportleute überlassen ihr Land gerne und mit einer gewissen Freude über die Anerkennung seiner Vorzüge den Fremden als Tummelplatz, als "playground of Europe" das die Schweiz im vollsten Sinne des Wortes ist, seit der Wintersport die Saison zu einer fast ganzjährigen gemacht hat. Ja, die verschneiten Berge sind ein großer Spielplatz geworden, aber auch ein großer Sportplatz für diejenigen, die den harten Kampf von Mann zu Mann lieben, und die, ganz im Geiste unserer Zeit, auch nach den Auszeichnungen des Wettkampfes streben. Es gehören zu den Einrichtungen der Wintersportplätze deshalb auch die Vorkehrungen für den Sportkampf. Sprunghügel, Eis- und Schlittenbahnen. Nach nordischem Vorbild erleben wir zumeist den Kampf der Skiläufer und der Springer. Das „Große Skirennen der Schweiz", wie man den Kampf um den Meistertitel des Landes nennt, zeigt diesen Sport jeweils in Vollendung. Vor allem kann man bei vielen Skirennen beobachten, wie außerordentlich volkstümlich der Skisport im Lande geworden ist. Alle Stände des Volkes nehmen Anteil, auch die kleine, aber flotte Armee. Mit Hunderten von Skisoldaten stellt auch sie sich an diesen Tagen zum Wettkampf ein. Sehr stark haben sich die Schweizer in den letzten Jahren auf den Abfahrtslauf geworfen. Der alpine Skilauf nämlich durchsetzte das ganze Skiwesen nicht nur mit neuer Technik, sondern gab ihm auch eine völlig neue Möglichkeit des Wettkampfes, die Abfahrtsrennen. I n ihrer heutigen Gestalt sind sie im Berner Oberland, in der Umgebung von Mürren und Wengen zu Hause. Dort befaßten sich Engländer und Schweizer jahrelang fast ausschließlich mit der Abfahrt auf Skiern und da sie aus mancherlei Gründen für die älteren nordischen Wettkampfarten kein Interesse hatten, schufen sie den Sport der Abfahrtsrennen. Was aber auf den Steilstrecken, die durch eifriges Befahren zu Pisten geglättet werden, geleistet wird an Schnelligkeit und Sicherheit, und nicht nur etwa von Herren, sondern auch von Damen, das gehört wirklich zum großartigsten, was die heutige Sportentwicklung uns gebracht hat. Für diese Pflege des Abfahrtsportes hatte vor Jahren St. Moritz, die weltberühmte Hochburg des Wintersportes, eine neue Form gefunden, die Einrichtung einer täglich benützbaren Zeitmessung. Elektrisch verbundene Stoppuhren befanden sich oben am Start der beliebten Corviglia-Abfahrt (2550 m) und bei den ersten Häusern des Ortes (1820 m). Zwischen diesen Uhren versuchten nun die Abfahrtsläufer ihre Schnelligkeit durch möglichst tägliches Training zu steigern. I n Karlsbad entnimmt der Kurgast automatischen Waagen täglich oder wochentlich die gedruckten Beweise der Gewichtsabnahme, in St. Moritz bewiesen ähnliche Karten, die von den Uhren bedruckt werden, fortschreitende Schnelligkeitszunahme, in beiden Fällen werden aber die Karten Freunden und auch zufälligen Nachbarn als untrügliche Beweise vor Augen gehalten. Ja, Allzumenschliches bleibt auch den Schneeparadiesen nicht fern. Von dieser rein sportlichen Betätigung geht ein starker Einfluß wieder zurück auch auf die Skitouristik. Da ist z. B. in nächster Nachbarschaft von Davos das berühmte Parsenngebiet. Ein Skiparadies von außerordentlicher Ausdehnung, ein Gelände, dessen Auf und Ab und dessen Schneeverhältnisse wirklich in aller Welt berühmt sind. Von Davos aus trägt uns eine Bergbahn hinauf, Aufstieg zur Diavolezea.

Photo : Samaden



wo in einer Riesenmuschelschale weißen Schnees, klein wie ein Punkt, eine Skihütte liegt. Zwischen November und Mai geben sich dort Skiläufer aus aller Welt, auch die Vertreter exotischer Völker, die Türklinke in die Hand und alle wollen sie dann von der Paßhöhe aus die riesenlange Abfahrt ins Tal immer schneller und immer besser durcheilen. Es ist die Schnelligkeit, Ulls Pfeilschuß, die wundervolle, windeilige Schnelligkeit, die der Ski uns schenken kann, deren sinnlicher Reiz gesucht wird. Die Fahrt über diese welligen Matten in das Tal hinab war einst, in den Kinderzeiten des alpinen Skisportes, eine Tagestour, über deren Schwierigkeit stundenlang gestritten wurde. Heute aber durcheilen die besten Skiläufer diese Strecke in wenigen Minuten und sie rüsten sich für die wahnwitzigen Schußfahrten an diesen Hängen durch Metallbeschlag des Ski und durch manch andere Ausrüstungen, die sie zu reisigen Rittern zu machen scheinen. Und wie einst und heute noch in Norwegen erbittert gerungen wird um das größte Können in der Langlaufspur und am Sprunghügel, so geht heute durch die verschneiten Alpenländer der Ehrgeiz, in der Abfahrt der Schnellste und Sicherste und am Slalomhang der Gewandeste zu sein. So treffen sich zwei junge Sport- und Zeiterscheinungen in einer ganz wundersam reinen Welt, um neues Licht bis dunkle Erdenwallen zu tragen und wenigstens in den Zeiten goldener Ferien den Weg des Menschen zu erleuchten. Skiberge werden heute in erster Linie der Abfahrt wegen bestiegen. Der Bergsteiger von echtem Schrot und Korn will hinauf, der Skifahrer dagegen'hinab. I n dieser Hinsicht zeigt sich, daß verschneite Berge mehr zu bieten haben als apere Gipfel. Der Sommerabstieg vom Berg ist kein sonderliches Vergnügen. Als Bewegung bekommt uns das von Haus aus ruhige, weil bedächtige Ansteigen in der Regel besser als das rüttelnde, alle Glieder erschütternde Absteigen. Ganz anders das winterliche Abfahren. Das Schwebende dieses schnellen Gleitens löst Lustgefühle aus. Kein Wunder, daß mit allen Mitteln versucht wird, dieses Genusses so bequem und so oft wie möglich, teilhaftig zu werden. Ergiebigste Mittel sind die Bergbahnen. Mehr und mehr werden sie als SkiläuferZubringer gebaut. Schließlich sind diese, in der Schweiz zuerst eingeführten und sehr häufigen Einrichtungen nichts anderes als sehr logische Anschlüsse des weißen Reiches an die Weltverbreitung der Skigeleise. Der Ski konnte zu uns ja auch erst im Jahrhundert der Eisenbahn kommen, begreiflich also, daß er seinen weiteren Weg auch auf Eisenschienen geht. Metallisch ist er ja selber in den letzten Jahren schon geworden durch die Stahl- und Messingkanten der modernen Abfahrtsrenner, die ihn von Jahr zu Jahr mehr bevorzugen.

Photo : U. Sommer, Sonnaden


Bei Suvretta, St. M&

: Palü, Bemzina, Roseg.

Photo : A . Steher

In mancher Hinsicht, zumal in der Umgebung niedrigerer und im Tal weniger schneereicher Wintersportplätze, überhaupt in schlechten Wintern, spielen die Bergbahnen sehr nett die Rolle von Nothelfern. Die Skiwiese ist eine blanke Eisplatte geworden, schlüpfriger als das Tanzparkett von Moulin Rouge. Was die armen Skineulinge vorführen, sind Eiertänze, ist vielleicht Eislauf, aber nicht mehr das weiche samtige Skigleiten. Wir haben abgeschnallt und sehen beschaulich dem Treiben zu. „Was halten Sie vom Skilauf?'' frage ich meinen Nachbarn. Der guckt in die Luft, deutet zu dem Berge links und zu dem Gipfel rechts hinauf und sagt: ,,Im Zweifelsfalle halte ich mich immer an die Bergbahnen." Zweifelsfall? ! Der Mann hat recht. Der Schnee im Tal ist heute mehr als zweifelhaft. Er ist sogar zum Verzweifeln. Und deshalb heißt die Losung: Schweben, schweben und nicht verzweifeln! Hinaufschweben mit den Bergbahnen, denn da oben ist es gut sein, da. . . Die Talwintersportplätze können sich nicht in die schneesicheren Regionen von 1600- 3000 Meter emporschrauben, aber Höhenreservationen können sie sich schaffen und sie taten und tun es mit Hilfe der Bahnen. Schlechte Talwinter haben das Zustandekommen der neuzeitlichen Bergbahnen ebenso beeidußt wie es sommerliche Wünsche nach bequemer Erreichung bekannter Aussichtspunkte taten. Mancher Wintersportplatz hat sich durch Bergbahnen überaus wertvolle Höhenreserven geschaffen, Lifte zu den Schneedachgärten in höherer Umgebung. Und schon gibt es Bergbahnfamtiker, Menschen, die überhaupt nicht mehr aufsteigen, die vom Rausch der Schnelligkeit besessen sinddie nur noch abfahren, oder die Bahn zur Aufstellung neuer ,,Rekorde" benützen. Aber auch das Flugzeug ist heute im weißen Reiche nicht mehr fremd. Und es gibt kaum etwas Fesselnderes, als in ihm über Skiparadiese zu schweben. Skischweben und Flug sind vereint. Wir telemarkeln weich und fein. Fast sehe ich mich um, die Mondspur in der Luft zu verfolgen. Und sanft wie der Bogen im Schnee und wie der wiegende Ausfallabfang des Schwunges auf Skiern ist auch unsere Landung im Schnee.


D E R A E R O D Y N A M I S C H E S K I L A U F BEI A B F A H R T S R E N N E N Von Univer&tatsprofeßsor Dr. Hans Thirring, Wien Im ,,Schneehasenu 1937 hatte ich eine neue Abfahrtstechnik beschrieben, die auf dem Ge beruht, den Luftwiderstand zum Bremsen und Steuern der Fahrt zu beniitzen. Als dabei ein Mantel, dessen Ärmel der ganzen Länge nach an den weiten Rückenteil angeschnitten während der untere Saum mit Hilfe von Schnallen an die Fußgelenke des Läufe Wenn der den Mantel tragende Läufer die Arme ausbreitet, spannt er dadurch ein dreieckiges draohenartiges Segel aus, das wie ein Fallschirm wirkt, indem es die bei Schußfahrten erreichte Grenzgeschwindigkeit herabsetzt. Für die Technik des Abfahrtslaufes mit Hilfe dieser L u f t b r e m ich den Namen ,,SchwebelazLf" vorgeschlagen, weil der Läufer bei hinreichender Vorlage Geschwindigkeit, von dem entgegenwehenden Luftstrom halb getragen, weich und elastis Bodenunebenheiten schwebt. Als Hauptanwendungsgebiet für den Schwebelauf hatte ich mir die Skitouristik, namentlich im hgehalpinen Gebiet oberhalb der Baumgrenze, vorgestellt. Aus den Erfahrungen der letzten Saison gewann ich aber immer mehr den Eindruck, daß der Schwebelauf außerdem auch noch dazu berufen sein kann, die langgasuchte Lösung des Problems der körperlichert Sicherheit bei den großen Abfahrtssemwm ZU. bilden. Anfangs war ja die Mehrzahl der prominenten Wettlaufer dem neuen Hilfsmittel mit großem Mißtrauen und mit einer Art instinktiver Abneigung gegenüber gestanden. - Hauptargument : „Wir brauchen Tempo und wieder Tempo, also weg mit allem was bremst." Dieses Argument trifft wohl für flachere Abfahrtsstrecken im Mittelgebirge, aber nicht für Steilst,reckennach Art des FIS-Rennens 1938 in Engelberg zu. Man denke an die enksprechenden Verhiiltnisse im Kraftfahrwesen: Bei hindernisreichem Straßenverkehr kann von zwei Wagen mit gleichen Motoren jener das höhere Durchschnittstempo halten, der die besseren Bremsen besitzt! Zu den prominenten Rennläufern, die Unternehmungsgeist genug besitzen, um den Schwebelauf %U$zuprobieren, gehört Leo Casperl aus Mitterndorf, derzeit Trainer der italienischen Nationalmannschaft, der den Segelmantel auf den Hochgebirgsstrecken der Westalpen mit Erfolg verwendet h&t. Bei Sprüngen über Gletscherspalten lernte er die tragende Wirkung des Mantels schätzen und fand auch . bald, daß ein guter Läufer mit Hilfe der Luftbremse beliebig steile Spuren anlegen kann und dadurch an Durchschnittstempo gewinnt. Gasperl absolvierte die Abfahrtsstrecke von Plan Maison nach Breuil (Val Tournanche) in der Rekordzeit von 1: 14, was laut Bericht des ,,Winter" einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 120 km/h entspräche. Ich halte diese Zahlenangabe - so wie die meis€en at8 Laienschätzungen beruhenden Geschwindigkeitsangaben - für stark übertrieben. Aber se1bsh;d das Tempo auch nur 90 km/h gewesen sein sollte, so ist es doch für eine Abfahrt auf einer nicht künstlich angelegten Strecke unerhört rasch. Die Rekordzeit auf der Marmolata, die ja bisher rtla der „schnellste Berg der Welt" gilt, entspricht nach den sehr gewissenhaften Messungen von Kapitän Friedrich Kurtz und Dr. Gunther Langes*) einem Durchschnittstempovon 76 km/h. Das Ergebnis von Plan Maison lehrt also, daß auch ein wirklich erstklassiger Läufer auf geeigneten Steilstrecken mit dem Segelmantel im Durchschnitt viel rascher fahren kann als ohne ihn. Warum? Weil er sich beruhigt in der Fallinie herunterstürzen kann. Zur Stabilisierung der Fahrt und zum Bremsen (falls nötig) hat er nur die geeigneten Flügelbewegungen zu machen. I n Übereinstimmung mit den Versuchen von Gasperl stehen auch die (leider bisher noch spärlichen) Erfahrungen, die in Kitzbühel auf Rennstrecken gemacht worden sind. Auf der zur Leistungsprüfung verwendeten ,,Supersportstrecke" Sinwellkopf-Seidlalm-Hinterleiten hatte bis vor kurzem einer der besten österreichischen Abfahrtsläufer, Thaddäw Schwabl, den Streckenrekord inne. Dieser Rekord iat nun im März 1938 durch den bis dahin ganz unbekannten Jochberger Jungmannen Joßef Wörgetter mit Benützung des Segelmantels geschlagen worden, wobei noch bemerkenswert ist, daß Wörgetter den oberen Teil der Strecke noch nie gefahren war ! Also wiederum Geschwindigkeitssteigerunggegenüber den bisherigen Leistungen wirklich erstklassiger Läufer. *) „Der Schneehase" Bd. 3, Nr. 9, S. 145-152.



Gasperl, Peyerl, Wörgetter und zwei andere Rennfahrer benützten sodann teils den Segelmantel, teils die Lutherbluse beim Glocknerrennen 1938. Mein Vorschlag war dahin gegangen, daß die Schwebeläufer in einer Sonderklasse auf einer eigens dafür ausgesteckten Strecke starten sollten, die steiler geführt ist als jene der allgemeinen Klasse. Diesem Vorschlag wurde nur zum Teil entsprochen, indem nämlich die Schwebeläufer zwar gesondert gewertet wurden, aber die gleiche Strecke zu fahren hatten wie alle anderen Läufer. Dadurch wurden die Mantelfahrer um den Hauptvorteil der Luftbremse gebracht, der ja hinsichtlich Geschwindigkeitssteigerung darin liegt, daß man steilere Spuren anlegen kann und geradewegs in der Fallinie über Hänge fährt, auf denen der normal ausgerüstete Rennläufer schwingenmuß. Überdies war die Strecke des Glocknerrennens diesmal im obersten Stück flacher als gewöhnlich ausgesteckt, so daß dort viele Läufer auch ohne Mantel längs der relativ wenig geneigten Bahn Schuß fahren konnten. Infolgedessen wurden auch beim Rennen selbst lange nicht jene außerordentlichen Zeiten erzielt, wie sie die Schwebeläufer im Training bei freier Wahl der Strecke gefahren hatten. Sowohl Gwperl als auch Wörgetter und der junge Wiener Läufer Miihlbacher hatten im Training die Zeit des Siegers von 1938 unterboten, und namentlich ein Probelauf Gwperls vom 4. Juni 1938 ist bemerkenswert, bei dem eine Zeit von zirka 2 :30 erzielt wurde, die, falls sie offiziell gestoppt worden wiire, den Streckenrekord der Glocknerabfahrt darstellen würde. Wer damals den prachtvoll eleganten Stil Gasperls gesehen hat, der wie ein Vogel mit ruhiger Sicherheit den Gletscher hinabglitt, wird den richtigen Eindruck über die Verwendbarkeit der Luftkräfte beim Skilauf gewonnen haben. Das Rennen selbst war dann infolge der durch 21 Pflichttore flachgezogenen Rennstrecke der Eigenart des Schwebelaufstils ganz und gar nicht angepaßt, weshalb sich Gasperl mit 4 Sekunden hinter der

Prof. Dr. H.


Gasperl ,,aerod~nmisehu. Photo: Prof. Dr. H . Thirring

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Bestzeit n als Dritter placieren konnte. Trotz des schweren Handicaps der für den Schwebelaufstil nicht geeig eten Streckenfiihrung erwies das Gesamtergebnis doch deutlich den Nutzen der aerodynamischen Te hnik. Man vergleiche nur: Es hatten insgesamt zirka 180 Läufer genannt, von denen (zum Teil a gesichts der Schwierigkeit des Geländes und der Streckenbeschaffenheit)nur 93 starteten. Von diesen erreichten nur 65 das Ziel, während 28 Läufer durch schwere Stürze und Verletzungen ausschieden Von den 65 Läufern, die das Ziel erreichten, war aber auch wiederum nur etwa die Hälfte völlig intak geblieben, während sich die übrigen größere oder kleinere Verletzungen zugezogen hatten - man er ennt daraus, welche Beanspruchung ein Rennen über derart hochalpine Strecken ist. Von den f ü f Schwebeläufern dagegen gingen sämtliche unverletzt durch das Ziel! Nur fünf Läufer insgesamt erre chten diesmal eine Zeit unter vier Minuten, nämlich Kneißl, Gurgl 3:45; Gstrein, Gurgl 3 :47 ; Gas rl, Mitterndorf 3 :49 ; Staffler, Innsbruck 3 :51, und Mühlbacher, Wien 3 :53. Unter diesen hatten zwei nämlich GasperZ und Miihlbacher, die Luftbremse benützt, also 40 V .H . der Schwebeläufer unter den e aten 5 V .H . aller Startenden! Die Durchschnittszeit der Schwebeläufer betrug 4 : 35, die Durchschni tszeit aller übrigen Läufer lag bei rund 7 Minuten. Bedenkt m nun, daß gerade die Mannschaftsleistungen im neuzeitlichen Sportbetrieb immer mehr an Bedeut g gewinnen, so muß man sagen, daß der aerodynamischeFahrstil trotz äußerlicher Hindernisse seine rste Probe gut bestanden hat - wobei man sich außerdem noch vor Augen halten muß, daß der Sc webelauf noch lange nicht so gepflegt und durchentwickelt ist wie die alpine Abfahrtstechnik, die auf eine jahrzehntelange Entwicklung zurückblicken kann. Mühlbacher zum Beispiel, der mit der Lut erbluse fuhr, betreibt den Schwebelauf erst seit ganz kurzer Zeit und konnte den Erfolg fiir sich bu hen, daß in seiner Person zum erstenmal ein Wien& Student in die Spitzengruppe beim Glocknerre nen gelangte.

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Die Tatsache, daß sämtliche Schwebeläufer bei diesem Rennen mit heiler Haut und in guten Zeiten durchs Ziel gingen, scheint mir aber der Umstand zu sein, auf dem sich die künftige Bedeutung des Schwebelaufes für alpine Abfahrtsrennen gründen wird. Jeder, der die sportlichen Ereignisse und das Fachschrifttum des Skilaufes aufmerksam verfolgt, weiß, wie brennend das Problem der körperlichen Sicherheit bei den Abfahrtsläufen in der letzten Zeit geworden ist. Das Innsbrucker FIS-Rennen 1936, das lebhafte Debatten in der Fachpresse hervorgerufen hat, und das FIS-Rennen 1938 von Engelberg, sind nur einzelne Beispiele von vielen; vorher und nachher gab es immer wieder Fälle, in denen die Zahl der Verletzungen größer war, als mit Toleranz unglücklicher Zufälle statthaft wäre. Die Mitarbeiter des ,,Schneehasen" hatten wiederholt ihre Stimme gegen die Ausartung der Abfahrtsrennen zu einer Art Gladiatorenspiele erhoben. Die Abhilfe, die man bisher verwendet, führt in der Richtung zum Riesenslalom: Man schaltet Pflichttore ein und verhindert so die Entfaltung halsbrecherischer Schußfahrten. Dies war der beste Ausweg, solange keine andere Technik zur Verfügung stand.

Stellen wir nun dem Riesenslalom die andere Alternative gegenüber :Alpines Abfahrtsrennen als Schwebelaufwettbewerb! Aus allen bisherigen Versuchen hat sich ganz eindeutig ergeben, daß die Luftbremse durch die willkürlich regelbare Herabsetzung des Höchsttempos und der Fliehkraft und durch die bedeutende Erhöhung der Standsicherheit die Stwzgefahr wesentlich verringert - ja für wirklich gute Läufer praktisch vollständig beseitigt! Das Gefahrenmoment bei Abfahrtsrennen über alpine Steilstrecken läßt sich also radikal ausschalten, wenn man die Wettläufer mit Segelkleidung versieht - mit anderen Worten, wenn man solche Rennen als Schwebelaufwettbewerbe durchführt. Gegenüber der Methode des Flachlegens der Strecke durch Pflichttore hat man dabei noch den Vorteil, daß man gegen böse Überraschungen hinsichtlich der Schneebeschaffenheit besser gesichert ist, weil beim Schwebelauf der

Blick von Wengen auf ,Ychwarzbirg. Photo : S VZ


Einfluß der Bodenreibung gegenüber dem Luftwiderstand - namentlich bei hohem Tempo - ganz zurücktritt. Unvorhergesehene Zwischenfälle, wie totale Vereisung der Bahn nach Art der FIS-Abfahrt 1936, würden also die Abwicklung eines Schwebelaufes gar,nicht stören. Läufer mit Segelmänteln hätten die damalige Strecke trotz Vereisung wohl unschwer sturzfrei durchfahren können. Jede der beiden Methoden: Riesenslalom und Schwebelauf, wird unter den Rennfahrern ihre Anwälte finden. Mein Vorschlag ginge dahin, daß man sie nebeneinander als selbständige Sportarten pflegt. Es hat sich auch gezeigt, daß das Nebeneinander der nordischen Disziplinen Langlauf-Sprunglauf und der alpinen Disziplinen Abfahrtslauf-Torlauf dem Skisport recht gut bekommen hat. Durch Hinzunahme des Schwebelaufes könnte man nun die weiße Kunst um eine neue, sehr aussichtsreiche Spielart bereichern : Man gebe diesem jüngsten Zweig des unvergleichlich schönen Skisportes einige Jahre Gelegenheit, sich zu entwickeln. Wenn er keine Lebenskraft hat, wird er schon von selber verdorren. Wenn er aber emporblüht, dann haben wir einen Sport gewonnen, der dazu führen kann, den Menschen immer mehr vogelähnlich zu machen. Mein Appell an die FIS lautet deswegen: Nehmen sie die Pflege des Schwebelaufes in ihr Arbeitsprogramm auf, denn er ist unter allen Leibe8übungen jene, die dem Fliegen a m n ä c h t e n steht! Gegen die Einführung des Schwebelaufes in den Rennbetrieb wird manchmal eingewendet, daß das Verwendungsgebiet der Segelkleidung sich doch nur auf vereinzelte, besonders steile Abfahrtsstrecken, nach Art des Glocknerrennens, beschränke, während bei der Mehrzahl der üblichen Abfahrtsläufe die SpitzenMasse der Teilnehmer vom Start bis zum Ziel alles Schuß fahre, so daß die Verwendung der Luftbremse dort keinen Vorteil bringen könne. Dies mag bis zu einem gewissen Grad zutreffen. Man muß aber die Frage auch von einem ganz anderen Gesichtspunkt aus betrachten: Wichtiger noch als die Erhöhung der Spitzenleistungen ist vom Standpunkt der Volksertüchtigung aus die Hebung des gesamten Leishngsniveaus !

Bei St. Moritz. Photo : A. Steiner. S V 2


Wenn wir möglichst viele unserer jungen L M e r zu flinken und dabei sturzsicher fahrenden Abfahrtsläufern heranbilden wollen, so ist das am ehesten durch die Erziehung zu ,,fliegenden Skifahrern" auf dem Wege des Schwebelaufes möglich. Als Mittel zu einer solchen Erziehung können Schwebelaufwettbewerbe dienen, die auf eigens dazu passenden Strecken ausgetragen werden. Es kann sein, daß sich dabei eine reinliche Trennung zwischen Schwebelauf und dem gewöhnlichen Abfahrtslauf als zweckmäßig erweisen wird, ähnlich wie ja auch Langlauf und Abfahrtslauf ungestört nebeneinander bestehen. Auch für den Frauensport scheint mir der Schwebelauf besser geeignet zu sein als der bisherige Wettlaufbetrieb, der zweifellos vielfach zu einer Überbeanspruchung des weiblichen Körpers führt. Das Ziel des Frauensportes soll doch nicht darin liegen, Mannweiber heranzuzüchten, sondern der Frau Kraft, Gesundheit und Schönheit zu verleihen, und ihren Körper vor allem so elastisch zu erhalten, daß ihr der wichtigste Lebensberuf als Gattin und Mutter so leicht wie möglich fällt. tjbertrainierte und nervöse Rennkanonen sind nicht das Material, aus dem der erlesene Nachwuchs einer Nation zu erwarten ist. Nicht mit Unrecht findet Gratia von Schimmelpenninck, daß der Riesenslalom sich für Frauenwettbewerbe besser eignen würde als die halsbrecherischen Steilabfahrten. Wenn sie einmal den Schwebelauf kennen lernt, wird sie vielleicht merken, daß dieser den Frauen noch besser bekommt. Vederemo !

Bei Samaden. Photo : G . Sommer


H ~ ~ D H OMNA A I L M A N M E S T A R U U S K I L P A I L U T SKIWELTMEISTERSCHAFTEN I N FINNLAND Von Arnold Kaech, SAS Bern

Wo fängt es eigentlich an, das Reisefieber, dieses eigentümlich prickelnde, frohe Gefühl, das uns von der Gegend des Herzens aus überfällt, die Rückenwirbel hinaufklettert bis zum Schädelkulminationspunkt, und dort die Haut zum Jucken bringt, wie eine zu große Dosis Meerrettich, das mit Bleigewicht durch die Adern niedersinkt bis in die Kniekehlen, wo es sich festsetzt, so daß es scheint, der Rest der Beine baumele schwerelos irgendwo unter einem? Wo fängt es an? Ich meine: Wann spüren wir es zuerst? Es mag sein an einem Morgen beim Aufwachen. Es mag sein ganz plötzlich, wenn wir inmitten vieler Menschen stehen, plaudern und durchaus gegenwärtig sind. Es mag sein, und ist fast sicher, wenn wir den Koffer ausstauben und die Hemden schön säuberlich hineintischen. Und dann natürlich auf dem Bahnhof: wenn die Menschen sich drängen, der Dienstmann die Kappe zieht, wenn der Souschef langsam die Signalscheibe hochhält, wenn hinter der Säule dort die Umarmung gelöst wird, dort eine Mutter letzte Ermahnungen gibt, wenn der Zug anzieht, die gestikulierenden Leute einen Schritt zurücktreten und Taschentüchlein zum Vorschein kommen; wenn das alles schneller und immer schneller abfällt dort hinten, die letzten Häuser der Stadt vorbeigeflitzt sind und die Räder rhythmisch und freudig klopfen, dann, sicher dann fühlt jeder, der überhaupt noch irgend etwas fühlen kann dieses Ameisenkribbeln im Blut : das Reisefieber. Aber erst, wenn man auf einer Schiffsplanke steht! Wenn wir Landratten den Boden unter uns zittern spüren, zagen Herzens nach innen lauschen, um zu entdecken, wie weit der Magen mit dieser Seereise einig geht, und langsam herausfinden, daß da keine Spur von Seekrankheit ist, im Gegenteil! Wenn endlich feststeht, was wir im Grunde genommen schon längst wußten: daß Wickingerblut in unsern Adern rollt, daß wir seefest sind wie - wie Nelson, um ein passendes Beispiel zu wählen, und weder Stampfen, noch Schlingern, noch Rollen uns was anhaben kann. Wenn der Wind etwas Gischt von den schäumenden Wellenkämmen herträgt und uns, aus purer Gefälligkeit, direkt ins Gesicht wirbelt, so daß wir das Salz schmecken können; wenn das Wasser unten am Bug rauscht und klatscht, wenn wir breitbeinig auf den nassen Decks das Schiff umwandern, auf Entdeckungsreisen ausgehen, uns eine dieser Leitertreppen hinaufschwingen aufs Oberdeck, und hinten, ganz weit hinten, das Land verschwinden sehen, dann - ja dann ist das Reisefieber eigentlich vorbei und hat einer unbestimmten, doch zuversichtlichen Erwartung auf etwas Neues, Seltsames, Wunderbares, Plat,z gemacht, auf Ereignisse und Begebenheiten, die aufzunehmen Herz und Seele offen liegen. Wir sind, eine kleine Gesellschaft von Skiläufern, auf der Reise nach Finnland, zu den Weltmeisterschaften in Lahti. Die Stadt, deren Häuser und Türme dort hinten im Dämmer versinken, zu der durch ungezählte Inselchen und Schären die Wasserstraße, auf der wir fahren, führt, ist Stockholm. Weißer Schaum zeichnet unsern Weg und leuchtet, schimmert durch die helle Nacht als weites, welliges, silbernes Band. Um uns her blitzen die roten Lichter der Leuchttürme und Leuchttürmchen von all den Riffen und Klippen, den geborstenen Landstückchen, zwischen denen durch das Schiff sich lotst. Manchmal gleiten Häuser, Bauernhöfe, Fischerhütten, auf einem winzigen Erdfleck stehend, an uns vorbei. Wir halten. Ein Postboot kommt im Dunkeln längsseits ;ein Sack wird hinuntergeworfen, ein kurzes Palaver, und es verschwindet wieder in der Nacht. Kalt ist es. Gehen wir schlafen. Die Koffer sind auf dem Ladedeck aufgetürmt. Wir suchen unsern Kram zusammen und stolpern in die Drittklaßkajüten hinunter, tief in den Bauch des Schiffes. Haben wir Hängematten erwartet, so sind wir enttäuscht, haben wir uns auf Betten eingestellt, auch. Ich komme auf eine Pritsche direkt an die weißgetünchte Schiffswand zu liegen. Da draußen, hinter diesen fünf Zentimetern Eisenblech, rauscht die Ostsee, ich kann es ganz deutlich hören; durch die Wand spüre ich die Kälte. I n die Decke gewickelt, eingeschlafen! Neben mir rauscht das Meer. Herrgott, was ist jetzt das? Wo bin ich überhaupt? Wo ist ein Lichtschalter? Tod und Teufel, wenn das keinzusammenstoß ist!! Das hämmert ja nur so an die Schiffswand. Fahren wir auf Grund? Kauf-


manns Stimme aus dem Dunkeln meint, da sei offenbar der Lehrbub am Steuer, man müsse da einmal zum Rechten sehen. Ja, ausgerechnet ein Grindelwaldner ! Ist vielleicht die Schraubenwelle gebrochen und haut jetzt bei jeder Umdrehung ans Schiff?Doch nein, man hätte gewiß schon längst die Maschinen abgestellt, und wo sollte denn das merkwürdig kratzende und schürfende Geräusch, das man neben dem Gepolter immer wieder hört, herkommen? Socken über, Mantel über, hinauf an Deck! Steife Brise von Achtern hat es in unsern Bubenbüchern geheißen. Der Wind fährt unter den Mantel und schickt die Kälte den bettwarmen Beinen entlang aufwärts. Wir sind nicht etwa die einzigen, die frieren hier oben. Da stehen die französischen Journalisten, eine schwedische Eishockeymannschaft, die Ringer aus Stockholm; alle scheinen alarmiert und alle drängen sich um den Bug vorn, um den braven Bug unseres Schiffes, der sich unerschrocken, grimmig und unwiderstehlich durch ein berstendes Eisfeld pflügt. Ja, tatsächlich, wir sind rings von einer grauen Masse umschlossen. Eis soweit man sieht; eine glatte kalte Fläche, eine Wüste, deren Oasen, die Inselchen und Schären, finster und kahI aus ihr aufragen; ansehnliche Landstücke in der Nähe, unzählige kleine schwarze Pünktchen draußen, wo sich der Blick verliert. Zum Staunen, so ein Schiff. Das fährt da, als ob gar nichts wäre. Es zerteilt diesen Panzer des Meeres lächelnd, möchte man sagen. Oft schiebt es sich einfach auf die Decke hinauf und zerdrückt sie. Oder es spaltet sie auf lange Sicht, so daß eine Rinne, blitzartig gekrümmt, vor ihm herkracht; oft zwängt es sich hindurch und schiebt mit seiner breiten Nase die Eisschollen beiseite, gleitet unbeirrt durch ihr entrüstetes Aufbäumen, spickt sie weg und läßt sie weit über die glatte Fläche fortschlittern. Ganz nach Belieben. Hinter uns bleibt eine Gasse, in der grünes Wasser wogend unter den treibenden Schollen hervorquellt, eine lange Straße, eine in der Ferne sich schließende Wunde dieses Nordmeeres.


Manchmal stehen Inseln nah zusammen und engen unsere Fahrbahn ein, hundert Meter breit wird der Durchlaß, fünfzig nur noch. Dann mag es wohl sein, daß wir glauben, nun gehe es nicht mehr recht vorwärts, und erwartungsvoll zum Kartenhaus schauen, wo der erste Offizier neben dem Rudergast steht. Das Land zu beiden Seiten hilft sich gegen uns zu stemmen, das Eis donnert lauter, jetzt ächzt auch das Schiff, will nicht mehr recht. Doch vielleicht scheint es bloß so; denn immer bleibt unsere gute „Velamo" siegreich. Der Tag, der lange schon grau, dicht hinter dem Rand des Himmels gelegen hat, rückt weiter empor. Zeit für uns, zu packen; „zum Landen klar zu machen" oder so irgendwie muß das heißen. Wir klettern hinunter. Die Koffer zugedrückt. Die Rucksäcke geschnürt. Nach oben gezwängt durch die engen Gänge und die Leitern hinauf mit unserer Bagage. Welche Änderung, welches Staunen: Vor uns liegt kompaktes Land, eine Küste, eine Stadt: Abo, lassen wir uns belehren. Wir nähern uns der Mole; sind schon fast im Hafen. Das Eis hier ist überall aufgebrochen und treibt in schmutzigen Schollen, die dem Schiff geschickt ausweichen, umher. Es scheint, als habe es durch die Berührung mit den Menschen an Charakterfestigkeit verloren. Es hat sich in eine unfaßbare, weichende Masse zerteilt. Wir halten direkten Kurs auf die Sonne, die unbegreiflich nah und mächtig, eine tiefrote, strahlende Flammenscheibe, wenig über dem Boden steht. I n ihrer ganzen herrschenden Herrlichkeit kann man sie betrachten; mit offenen Augen, ohne zu blinzeln. Leidenschaftlich rotes Licht geht von ihr aus, zuckt in erregten Wellen über den Himmel hoch, legt sich auf zartlich erglühende Schollen und Wasser nieder, überflutet den blassen Saum der Küste, die fernenHäuser der Stadt, ihre Burg und die Türme; im Hafen die ragenden Masten der Segler. Wir greifen in rote Luft, und auf unsern dem Tag zugekehrten Gesichtern steht es wie Blut. Finnland, ein fernes Land im Norden, liegt flammend vor uns.

Photo :J . Dahinden


Jetzt sind wir also auf festem Boden, im Lande Nurmis, im gesegneten Land der Massagen, Dampfbäder und Trainingspläne; oder im Land der tausend Seen, wie es im Reiseführer so schwärmerisch heißt. Uns drängt sich vorläufig eine andere Bezeichnung auf: Land der Pelzmützen. Nicht nur Zollbeamte, Polizisten, Eisenbahner und Gepäckträger, die sich intensiv und mit wütender Gründlichkeit um uns kümmern, sondern auch die Zivilisten, die unsern Zug besteigen, in ihren schwarzen dicken Mänteln, tragen diese Mützen. Braune, wahrscheinlich aus Renntierfell, diejenigen, welche Holzklasse fahren; dunkle Astrachan- oder Zobelmützen die Polsterklasse. Bisam, schwarz und seidig ist das Faible der Damen. Da kommen tatsächlich einige auf uns zu. Was kann das geben? Sie zücken Bleistifte, Notizblöcke. Autogramm ? Nein, sie seien von der und der Zeitung. Sehr erfreut. Ob wir das erstemal in Finnland seien, ob wir Splitkein Ski fahren, ob wir glauben, daß Italien den Skandinaviern gefährlich sein könnte? Welche Plätze wir zu erobern gedächten? Verfängliche Frage. Wir legen vorsichtigerweise Wert darauf, zu betonen, daß wir alles Abfahrtsspezialisten seien und Langlauf eigentlich nur zum Spaß betreiben. Gottlob pfeift der Schaffner. Auf Wiedersehen in Lahti. Merkwürdig, diese weiblichen Sportjournalisten. Merkwürdig, doch nicht unsympathisch. Sie wissen, daß Raymond an den FIS in Innsbruck den Sprunglauf gewonnen hat, daß Kaufmann älter geworden und Freiburghaus ein flinker Bursche ist. Sie verstehen wenigstens das Metier. Da rasselt ein Tram vorbei. Stämmig, in Feldgrau mit Ledergurt und Schirmmütze der Führer: eine ältere Frau. Der Schaffner winkt herüber: ein feldgraues Mädel mit verschmitzten Mongolenaugen. Ein Lastenzug fährt zum Hafen, geführt von einer Frau. Wo mögen die Männer sein? Auf den Skis, den Aschenbahnen, in den Dampfbädern, auf Massagetischen, wer weiß? Finnlands Exportartikel ist der Sport. I n dieser Branche sind sie offenbar beschäftigt und mit dem ihnen eigenen Ernst tätig. Der Frau sind die realeren Dinge überlassen. So wird es sein. Das vierte Schlagwort ist fällig: Land der arbeitenden Frau. Wir sind erstaunt zu sehen, wie groß die Stadt Abo ist, an deren Häuser wir vorbeifahren. Turku, nicht Abo, belehrt uns eine rundliche Dame, in deren friedliches Abteil wir eingedrungen sind. Abo sei nämlich schwedisch, und alle schwedischen Namen werden jetzt durch finnische ersetzt. Bald werde auch die schwedische Akademie hier aufgelöst. Warum denn? Finnland sei jetzt eben frei und wolle sich nicht mehr von diesen Schweden beherrschen lassen, die seinerzeit als Verwalter herübergekommen seien. Natürlich habe ihnen das Königreich damals seine sämtlichen räudigen Schafe geschickt, die dann schalteten und walteten, wie es ihnen paßte. Das sei nun aber schon lange her, meinen wir. Zugegeben; aber immer noch säßen die Nachkommen dieser mißratenen Schweden auf den Lehrstühlen der Universitäten in Helsinki und Turku, in den großen Geschäftshäusern von Tamere und Viipuri, und in ihrer hochmütigen Gesellschaft werde auch der arrivierteste Finne über die Schulter angesehen. Aber das höre jetzt auf. Es sei nun dekretiert, und alles müsse finnisch heißen, sprechen und denken. Wirklich, da kommt mir in den Sinn, daß der finnische Delegierte im FIS-Vorstand, der jahrelang unter dem poetischen Namen Palmros die finnischen Skiläufer auf den internationalen Rennplätzen anführte, plötzlich eines Tages Palamaa hieß. Er kann dankbar sein, daß er das ,,Pac' wenigstens behalten durfte! Auch die großen Höfe, die wir sehen, der da drüben am Waldrand zum Beispiel, seien sicher von schwedischen Bauern bewohnt, meint unsere Dame in ihrem schnurrigen Schuldeutsch. Finnische Bauern bewohnten keine solchen Herrenhäuser. Warum denn nicht? wollen wir wissen. Photo :H . Gorny



Die Sache sei eben so, daß die Schweden das gute Land, welches solche Höfe ertrage, einfach genommen hätten. Aber nun würden sie ja bald finnische Namen tragen, und würden dann wohl auch finnische Mädchen heiraten, da ihre hochbeinigen Schwedinnen auch nicht mehr anders heißen und sprechen werden als diese. Bald werde es nur noch wirkliche Finnen geben in diesem Land. ,,In sehr kurze Zeit alles sein wirklich ein Finnland", meint sie. Möglich, gut möglich, nicken wir, und sehen den Zweck solchen Eifers nur schlecht ein. Der Zug rattert und eilt. Was gibt es zu sehen draußen? Wie zeigt sich das fremde Land? Oh, man hat Muße, es zu betrachten, man kann ruhig Karten spielen; es genügt, wenn man während dem Mischeln etwas hinausblinzelt, man verpaßt nichts. Da ist wohl stundenlang der gleiche gleißende, hartgefrorene Altschnee draußen, die gleichen weiß- und blaugestrichenen Bretterhäuschen auf einem kleinen Hügel in der Waldecke. Skistraßen verbinden sie, auf denen man hie und da merkwürdige Gestalten in langen Mänteln mit Siebenmeilenschritten daherstochern sieht. Dörfchen liegen verstreut der Bahnlinie entlang. Riesige Holzstöße sind zum Verladen bereit aufgeschichtet. Ganz unvermittelt sind wir in Helsinki. Mit dem besten Willen kann ich mich nicht mehr besinnen, wie das kam. Es ging so schnell. Plötzlich ist man aus dem freien, leeren Land mitten in Suomis Hauptstadt. Fünf Minuten haben wir Zeit, um mit Rucksack, Koffer, all den Skis und Stöcken den Zug zu erwischen, der uns nach Lahti bringen soll. Dazu schütteln wir noch den wackern Landsleuten, die uns hier erwarten, die Hände. Ich bekomme vom Reisebürovertreter einen Riesenbetrag Finnmark zugesteckt. Schon fährt der Zug. Teufel, die Gepäckträger sind ja noch nicht bezahlt. Der Konsul wird wohl oder übel in den Sack greifen müssen. Dort steht er und winkt ahnungslos. Zwei Stunden später kommen wir in Lahti an. Einige würdige Herren stehen auf dem Holzperron. Sie haben gleich ein Troikagespann fürs Gepäck mitgebracht. Ein Offizier mit wundervoll gekräuselter


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Bei St. Moritz.

Photo: H . a r n y

grauer Astrachanmütze kommt auf uns zu: Sveitsi? Wie bitte? Sveitsi?? Ach so, natürlich; ja, ja, Sveitsi. Gut gereist sind wir auch, und Finnland gefällt uns; ja, danke. Tervetuola, willkommen, sagt er. Tervetuola. Da wären wir also.

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Heute sind wir draußen im Wald auf Erkundung. I m unermeßlichen weiten Wald, der sich über die Hügel hindehnt, kahl und zerzaust, der zum See hinuntersteigt, wo seine dunkeln, schweigsamen Tannen in langer,langer Reihe dem blanken Eis entlang stehen. Es ist still hier; nur der Schnee unter den Skiern singt und singt. Der Atem keucht und weht in silbernen Wölklein vor uns her. Die Stöcke knirschen leise. Bergauf, bergab geht die Spur, einer Lichtung entlang, über den Seearm auf den Hügel, folgt dem Bach, der unter seiner Eisdecke quellt, zickzack durchs Unterholz - endlos. Wie lange mögen wir schon unterwegs sein? Wie weit geht es noch? Wir haben uns verloren in der ungemessenen Natur. Wir laufen und laufen, wir gleiten und schwingen vorwärts, und der enthobene Rhythmus unserer Körper geht auf im Dreiklang des blauen Himmels, des weithin gleißenden Schnees und Eises und der fahlen, tiefen Sonne. Der Hügel hier, der höchste so weit man sieht, ist der Salpausselkä, Finnlands Skiberg. Fern über dem See ragen zwei mächtige Sendemmten aus den Bäumen; dort liegt Lahti. Und hier, auf der nächsten Lichtung, steht ein mächtiger Bauernhof. Die Hunde vom Herrenhaus bellen zu uns herüber. Drei gute, große Scheunen stehen da. Hier wohne Impi, das Bauernmädchen, erzählt Järvinen, der finnische Begleiter. Sieben Millionen Finnmark soll sie haben, und Land und Hof und Vieh, und hier Winternächten; allein mit ihren Mägden, weitab von Dorf und Stadt. Noch jeden habe sie weggesdhickt, der bei ihr angeklopft habe. Sie warte eben auf ihren Prinzen.


Sollen wir es versuchen? Die Hunde zerren an den Ketten. Niemand zeigt sich am Fenster; keine Hoffnung, keine Chance. Gehen wir weiter. Unsere schweißnassen Rücken werden kalt im Wind, der den Schneestaub vor uns her über die Lichtung als goldenen Schleier gegen die Sonne treibt. Vielen Spuren folgen wir durch den Wald. Kreuz und quer. Da stehen die kleinen Blockhütten der Jäger und Holzhauer. Ein armseliges Heuschöberchen, auf hohen Beinen, wie zu Hause im Wallis. Vorbei. Wir keuchen und arbeiten schwer. Einen einsamen Läufer treffen wir. Wir halten. Er spricht zu uns, mustert uns mit einem seltsamen, fernen Blick. Sveitsi? fragt er. Ja, Sveitsi. Er hat unser Abzeichen erkannt. Veli Saarinen, sagt Järvinen ehrfürchtig, als er vorbei ist. Veli Saarinen, der Skikönig. Wir sehen ihn verschwinden. Eine flüchtige Erscheinung, ein merkwürdig tiefer Eindruck. Was mag er von uns denken, was hat er für eine Vorstellung von unserem Land? Dort am Seeufer unten steht sein Haus, und diese Spur durch die Wälder ist seine und das Laufen ist sein Leben. Ein Entrückter, ein Besessener ist er uns erschienen, wie er fast zornig auf uns blickte und im Wald verschwand, plötzlich, wie er aufgetaucht war. Endlich kommen wir um den See herum. I n der Ferne sehen wir Lahti, die Stadt, deren hochragende, eckige Häuser so fremd an die Welt der Wälder stoßen, und bald sind wir dort, unter den vielen Menschen, die sich beim Stadion herumtreiben.

Finnische Sauna. Motto : Lasciate ogni speranza, voi ch'entrate. Nicht wenig neugierig waren wir beim ersten Besuch dieses berühmten Dampfbades, dem Finnland seinen Sportsruhm und seine Gesundheit verdanken soll. Von außen haben wir schon einige Badehäuschen, aus runden Stämmen roh gefügt und halb in die Erde eingelassen, neben den Bauernhöfen stehen sehen. Auch beim Stadion draußen wurde extra eines erbaut, und sein Tag und Nacht rauchendes Kamin zeigt an, daß es eifrig benützt wird. Der Ankleideraum ist voll wandelnder Dampfwolken, in denen man bei genauem Hinsehen nackte, weißhäutige Finnenburschen entdeckt. So sitzen sie den Wänden entlang, so sprechen sie miteinander von Wolke zu Wolke, wie zürnende Götter. In der Ecke steht eine riesige Korbflasche voll dunklen, alkoholfreien Bieres, und eine große Blechtasse zur Allgemeinbenützung. Liter um Liter verschwindet in den Wolken. Da muß allerhand geschwitzt worden sein. Auch wir sind ausgezogen und möchten gern in die Badestube. Doch dar3 hat seine Schwierigkeiten. Die einzige Türe führt auf den Vorraum hinaus, wo zwei Frauen mit Waschen beschäftigt sind; und wir haben doch nichts, um unsere Blöße zu bedecken. Bald aber merkt man, daß das offenbar nicht tragisch genommen wird. Unbekümmert zirkulieren die nackten Burschen, und ebenso unbekümmert schlagen die zwei Frauen ihre Wäsche auf die Bretter. Das also ist die Badestube. Zwei mächtige Eisenöfen an der einen Seite, eine Art Hühnerstall auf der andern. Wir haben uns darauf gefaßt gemacht, im Dampf verloren zu gehen. Aber es hat gar keinen. Der Raum ist nur voll heißer, feuchter Luft. Keine halbe Minute und der Schweiß läuft in Bächen an uns herunter. Was tun? Ewig können wir nicht hier stehen. Ein Finne zeigt zum Hühnerstall hinüber. Dort sitzen, auf die verschiedenen Etagen verteilt, schwitzende, nach Luft schnappende Gestalten. Von Zeit zu Zeit tauchen sie ein Bündel Birkenreisig, an dem noch die Blätter hangen, in einen Wasserkübel und klatschen sich damit gegenseitig auf Rücken, Schenkel und Brust. Wir nehmen einen der Wasserkübel, ein Reisigbündel, und steigen die Leiter hinauf. Der erste, der absitzen will, verbrennt sich bös den Hintern auf den heißen Stangen. Die müssen zuerst angenetzt werden. Bald haben wir herausgefunden, daß die Hitze auf der obersten Etage am größten und für uns unausstehbar ist. Voll Bewunderung blicken wir zu den Männern hinauf, die mit offenen Mündern, wie Karpfen, doch weiter scheinbar ganz 9, leur aise, dort oben sitzen und gleichmütig mit den Rutenbündeln um sich schlagen. Jetzt kommt eine resolute Frau herein, öffnet die Klappen der großen Öfen und schüttet zwei Eimer Wasser hinein. Von den heißen Steinen, die sich drin befinden sollen, steigt sofort eine unerträgliche Hitzewelle auf und schlägt zu uns herüber, überflutet unsere schwitzenden Körper, scheint in die Poren einzudringen und füllt die Lungen wie heißer Brei. Wir flüchten unter dem Gelächter der Finnen zur Ecke bei der Türe, wo es einige Grad kälter ist. Aus zwei Röhren


Samaden, Engadin.

Photo: G. Sommer


fließt hier heißes und kaltes Wasser. Wir gießen uns,wie wir das bei den andern sehen, einige Kübel davon über den Kopf und spülen so die Blätter und den Schweiß von uns herunter, und jetzt können wir aufatmend diese Hölle verlassen. Jemand muß für uns eine Messe gelesen haben. Im kühlen Ankleideraum hüllen wir uns sofort in Dampfwolken. Ganz ausgeschlossen, sich anzuziehen. Deshalb sitzen wir wie die andern den Wänden entlang, trinken das braune Bier und lassen uns „weise verkühlen", wie der Finne sagt. Mittlerweile ist es Abend geworden und kalt. Das Metall unserer Bindungen klebt: vom See her fährt uns der Wind durch die Kleider. I n der unbestimmten Dämmerung strebt alles dem Städtchen zu. Links und rechts der großen Straße ziehen ausgefahrene Skispuren, auf denen Männlein und Weiblein, Kind und Kegel im Renntempo dahinspurten. Man muß ordentlich ausholen, um sich von den Knirpsen und drallen Mädchen nicht überholen zu lassen. Auf der sandbestreuten Alexandrincatu schnallen wir die Ski ab. Alexandrincatu. Was ist die Zürcher Bahnhofstraße, die Marktgasse in Bern, was ist die Freiestraße Basels verglichen mit dir?

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Sie sind Straßen, wie es manche gibt, Straßen unter vielen. Du aber, Alexandrincatu, bist die Straße, ausgezeichnet vor deinen Schwestern. Um dich herum ist Lahti gewachsen in den zwei Jahrzehnten, seit dem Sieg der finnischen Freischaren über die roten Horden am Salpausselkä. Da steht der Bahnhof am einen Ende, der Glazipalazi, ein amerikanischer Glashochbau, am andern. Dazwischen macht sich die Bank von Finnland breit, da steht das noble Seurahuonenhotelli, die bescheideneren Kaupa- und Kaupungin-Hotels, die Hauptpost gleich beim Marktplatz, die Kirche und Schule, ein Kino sogar und einige Ravintolas, Restaurants, kurz alles, was sich zeigen will. Ein paar Lichtreklamen treiben schüchtern ihr Unwesen, hie und da rasselt ein Auto vorbei und wirbelt mit seinen Ketten den schmutzigen Schneestaub hoch. Die Nebenstraßen sind schon dunkel. Dort gibt es nichts zu sehen. Nichts als kleine weißgestrichene Holzhäuschen mit einem Bretterzaun davor, wie üblich. Auf der Alexandrincatu aber wogt es und wogt es. Schwarz gefüllt ist sie von Menschen, Abend für Abend. Wie Inseln im Meer der Pelzmützen schwimmen die Grüppchen der Ausländer, immer heftig umdrängt von autogrammjagender Jugend. Ganz Lahti ist unterwegs. Alexandrincatu auf, Alexandrincatu ab, säuberlich getrennt die Burschen und Mädchen. Da sind die Arbeiterinnen aus den Papier- und Leimfabriken, die Mägde von den umliegenden Höfen, noch in ihren Skischuhen, die Kontoristinnen aus den Sägemühlen, und alle haben ihr bestes Kleidchen an, einige sogar Hüte anstatt Pelzmützen, und alle sind gekommen, um beim großen Fest dabei zu sein, um die Fremden zu sehen, um einen Blick zu tun in jene Welt, die in Lahti sonst nur im Kino gezeigt wird. I n den Hotels und Ravintolas wird getanzt. Üborall herrscht Platzmangel. Man drängt sich um die Türen, wo Ausländer ohne weiteres eingelassen werden, Finnenmädchen auch, die Burschen aber warten müssen und die Nase breitdrücken können, bis die Dame ihres Herzens herauszukommen geruht, oder sie hinter dem breiten Rücken eines Fremden hineinschlüpfen können am unerbittlichen Türhüter vorbei. Ein einäugiger Geiger streicht und zupft einen unmöglichen Takt. Die kräftige Dame in Goldlam6 schlägt das Klavier. Sägereibesitzer trinken Champagner, gewöhnliche Sterbliche Cognac, Bier oder Kaffee; immer Kaffee in Finnland. Die Mädchen, welche keine.Stühle mehr finden, stehen den Wänden entlang, kichern, zwinkern mit den Augen wenn man sie ansieht, und warten, bis sie zum Tanzen geholt werden, oder lassen es sich einfallen, einem einfach bei der Hand zu nehmen und mitzuziehen. Die meisten sehen so aus, als läge der Sommer weit, weit zurück und als hätten sie etwas wie warme, gute Sonne, welche das Korn goldig reift, noch nie gespürt. Einige haben ein paar Brocken Deutsch gelernt und plappern fröhlich drauflos. Von der Decke wehen grüne und rote Papiergirlanden, kaum zu sehen vor lauter Rauch. Es ist heiß, und wenn man unvermutet hierher gesetzt würde und raten sollte, wo man ist, wüßte man nicht recht, ob man auf einen Ort in der innern Mongolei oder den amerikanischen Westen tippen sollte. Doch halt, dort tragen die Burschen zum Tanzen ja Stiefel mit großen Silbersporen und schwere Revolver, hier dagegen nur Langlaufschuhe und ein Messer hinten am Gürtel. Das ist der Unterschied.

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Fünf Tage dauerten die Rennen in Lahti. Fünf Tage, an denen die Gedanken jedes Finnen, die Hoffnungen und Erwartungen der Skifahrer von 14 Nationen im kleinen Städtchen zwischen Wald und See am Salpausselkä oben waren. Tag und Nacht dampften die Extrazüge, in denen die Zuschauer hausten, auf den Rangiergeleisen vor unserm Hotel. Jedes Bett im Städtchen war besetzt, jedes Badzirnmer, jeder Billardtisch, ja selbst die Hausgänge. An den Kreuzstraßen hatten sich in kleinen Buden, wie bei uns zu Hause die Marronibrater, Wachsspezialisten niedergelassen. Von ihren Töpfen her wehte ein angenehmer Geruch nach Holzteer und Harz. Durch unseren Dolmetscher führten wir tiefsinnige Gespräche über Wachs und Wetter mit ihnen. Wir probierten ihre Schmieren aus und hörten uns ihre Theorien an, die schon fast an höhere Wissenschaft grenzten. Jeder Morgen sah frierende, elende Gestalten, die keine Unterkunft mehr gefunden hatten, von Wirtschaft zu Wirtschaft gezogen waren, schlotternd an den Hausecken stehen, bis die Prozession zum Stadion hinaus sich in Bewegung zu setzen begann. Der Wald wimmelte von Leuten in diesen fünf Tagen. Sie standen in geschlossenen Reihen der Spur entlang, in dichten Klumpen an besonders interessanten Stellen, in schütterer Linie, wo es weniger zu sehen gab, bis hinaus zu den entlegensten


"""'T Schleifen und Kehren der Loipe. Dort, etwas abseits vom großen Haufen, konnte man häuüg auf einem Brett oder Rucksack, schön säuberlich sortiert, ganze Apotheken mit Wachsen, Thermosflaschen und Bechern sehen, kleine private Hilfsstationen der ganzen Strecke entlang. Da wurde diskutiert und gemutmaßt. Spannung erwartete die Favoriten. IhreNamen machten die Runde, flogen von Mund zu Mund, den Läufern immer einige zehn Meter voraus. Man beugte sich vor, um sie kommen zu sehen, bemerkte einige Bewegung zwischen den Bäumen, sah sie dahergleiten in voller Aktion; die weißgekleideten mächtigen Schweden, dunkelblaue rassige norwegische Rennrnaschinen, die Liiufer aus allen Ländern Mitteleuropas, und der große flinke Harst der Finnen in langer, dunkler Hose und heller Bluse. Manche waren naß von Schweiß und dampften; andere schienen kaum zu schwitzen. Die Gesichter waren in qualvoller Anstrengung gespannt, in sich gekehrt. Auf wenigen leuchtete das Feuer und die Besessenheit des Sieges. Diesen flog eine Jubelwelle voraus; es schien, als liefen sie ihr nachzukommen, sie zu überholen. Auf ihrem ganzen Weg trafen sie Aufmunterung; Zeitangaben, Ratschläge schallten hinter ihnen nach, und so, gezogen und geschoben, getragen von einer brausenden Woge der Begeisterung und Bewunderung, vollendeten sie ihre Bahn. Andere freilich sah man auch, für die das Rennen einen Leidensweg bedeutete. Man sah sie arbeiten, an der äußersten Grenze ihrer Kraft, mit der Hingabe von allem, was in ihren Körpern steckte, und doch kam hier einer, dort einer, mühelos scheinbar, an ihnen vorbei. Ihre Rücken erlahmten, die Arme mit den Stöcken waren kaum zu heben; die Skit rutschten in der tückischen Spur, verfingen sich, schlecht geführt, im Unterholz und mußten in bemühender Anstrengung unter dem Astwerk des Gebüsches hervorgezogen werden. Das Schweigen der Menge, die gleichgültigen Blicke auf ihre längst überholten Nummern, legte sich wie ein nasses Tuch auf ihren Kampfgeist. Nach fünf Tagen, an denen sich so die Wettkämpfe folgten, ist Preisverteilung. Die Zuschauer sind fast alle abgereist, und zurückgeblieben ist ein kreuz und quer durchspurter Wald, das breite, zerstampfte, jetzt leere Feld zum Stadion hinaus, wo noch in weitem Ring die Feldküchen stehen, in denen die Mengen in den vergangenen Tagen von uniformierten freiwilligen Frauenorganisationen abgefüttert worden waren. Lahti hat sich wieder auf sich selbst zurückgezogen. Die auf- und abspazierenden Mädchen in den Sonntagsröcken und die Burschen mit den Pelzmützen beherrschen wieder die Alexandrincatu, in der wir verzweifelt nach dem Theater suchen, wo Läufer und Offizielle sich zur Preisverteilung einfinden sollen. Theater, was mag das auf Finnisch heißen? Niemand kann uns Auskunft geben. Endlich haben wir es gefunden; höchste Zeit. Auf der Bühne, vor drei großen mit Pokalen, Statuen und Medaillen beladenen Tischen, steht der FIS-Präsident, Herr Major Oestgaard, und beglückwünscht die finnische Staffelmannschaft zu ihrem Sieg. Dieser Staffellauf! Es war der erste Triumph für Finnlands Farben. Im Stadion draußen, vor mir und gegen mich gekehrt, stand ein Soldat des Absperrdienstes. Ich blickte gerade in sein breites, flaches Gesicht, als es passierte: Sein gespannt lauschender Ausdruck war plötzlich verflogen, verschluckt sozusagen vom Mund, der mächtig aufgerissen ein dröhnendes, schallendes Triumphgeschrei ausstieß. Es mag sein, daß dieser Soldat ein bißchen besser auf den Lautsprecher hörte, als die andern Zuschauer; mag sein, daß er eine Eingebung hatte, eine Vorahnung von dem, was da weit draußen im Wald unter den unheimlich dahinhetzenden Männern vor sich ging und durch den Radio hierher übertragen wurde. Der Ausbruch kam bei ihm eine schwache Idee früher als bei den Tausenden, unter denen er stand, und mit elementarer Wucht. Es schien, als habe er den Lärmorkan ausgelöst, der nun im Stadion emporbrauste, das erlöste triumphierende Geschrei der Finnen, die gekommen waren, um Suomi siegen zii sehen: Finnland hatte auf der zweiten Ablösung Norwegen überholt. Der letzte Mann der Finnen, den Sieg endgültig sicherstellend, spurtete übers Zielband, unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Menge, kümmerte sich um niemand, zog seine Ski ab, ließ sie liegen und stürmte, ohne ein Wort zu sagen, die Treppe zur Ehrentribüne empor, wurde von einigen Leuten gepackt und im Laufschritt in einer spontanen Begeisterung hinaufggtragen zum Staatspräsidenten. Der würdige alte Herr und der junge, verschwitzte, erschöpfte, glückliche Bursche an seiner Seite


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En smukk froeken. Photo: H . Steine~

winkten von dort herunter der Menge zu, deren Jubel sich erst legte, als aus dem Lautsprecher die finnische Hymne ertönte, etwas unprogrammäßig wahrscheinlich, denn unter ihren feierliohen Klängen liefen fast unbemerkt die Schlußleute Norwegens und Schwedens ein, und unser letzter Mann nahm eben die giftige Endsteigung zur Schanze hinauf in Angriff, als dort das Finnenkreuz am Mast aufgezogen wurde. Da irn Parterre und in den Logen des Theaters zu Lahti sitzen sie. Sieger und Besiegte, die alten Kämpen und neuen ,,Sportsmänner", wie man in Finnland sagt. Sie passen schlecht auf den grünen Plüsch. Sie stoßen sich mit den Schultern in den engen Bänken, die nicht für solche Kaliber gebaut sind. 61


Einer nach dem andern zwängt sich nach vorn auf die Bühne, holt sich seinen Becher, seine Medaille - 1 und die Portion Applaus, welche ihm die Kameraden zudenken. Großzügig klatschen die Norden in die Hände, wenn ein Zentraleuropher etwas zu holen hat. Stille herrscht, wenn ein ganz Großer seinen Preis in Empfang nimmt. Da steht Jalkanen auf der Biihne, groß und mager; auch jetzt kein Lächeln auf dem Asketengesicht mit den großen, tiefen Augen. Hinter ihm wartet schon Bergendahl, und uns kommt wieder der große Kampf dieser zwei im 50-km-Lauf in den Sinn. Wir standen im Lager der Norweger, im Stadion draußen. Bergendahl neben uns, eben angekommen, voll inneren Feuers noch und voll Ungeduld. Unter seinem Mantel hervor dampfte er. Er hat Bestzeit. Wird sie halten? Unsere Blicke gingen von der Uhr zum Waldrand, wo die Spur herauskommt, und zurück zur Uhr. Es wäre möglich. Da hörte man, fern noch im Wald, schwaches Rufen, es fliegt durch die Zuschauerreihen zu uns, wir verstehen: Jalkanen, Jalkanen; banger Wunsch der Menge zuerst, welche die Zeiger rücken sah, erhob es sich plötzlich zum Triumphgeschrei. Die Leute standen auf von den Holzbänken. Tausend wohl stürmen hinaus, die Schneeumwallung niedertrampelnd dem letzten Aufstieg zu, den der Finne nun in Angriff nahm. Zu beiden Seiten war die Spur eingerahmt, kaum ein Meter breit blieb Platz, und durch diese enge Gasse stiirmte Jalkanen den letzten Hügel, fuhr hinunter ins Ziel, wo er von seinen Landsleuten aufgefangen wurde. Einen Moment lang konnte ich den entrückten Blick seiner ins Leere starrenden Augen sehen, sein weißes Gesicht; er sah aus wie ein Mann, der eben in den Abgrund der Hölle geblickt hat. Dann wurde eine Decke über den Wankenden gebreitet, unter der man ihn wegführte. Er hatte seine Kräfte auf den Meter eingeteilt. Und jetzt steht er dort auf der Bühne mit hilflosen, großen Händen, der Rock ist ihm etwas zu weit, Kragen und Krawatte wirken wie Verkleidung. Er nimmt seinen Becher in Empfang, steigt herunter und verschwindet in der Menge. Und so einer nach dem andern. Finnen und wieder Finnen. Ein Schwede einmal und einmal ein Norweger, selten Nichtskandinavier. Während die Presseleute ihre Berichte in die Welt hinauskabeln und die Redaktionen Photos für die Sportseiten sortieren, treten die Helden ihrer Schilderungen auf die kalte Alexandrincatu hinaus, schlagen den Mantelkragen hoch, stecken den Preis in die Tasche, fassen sich unter und ziehen durchs Städtchen, ziehen durch Lahti, das heute abend ihnen gehört mit allem was drin ist. Wir gehen heim, als der Morgen graut. Noch einmal durch den toten Schneestaub die Alexandrincatu hinauf, in der pelzbemäntelte Hünen von Polizisten die Ruhe unter den losgekommenen, lärmenden Burschen aufrechtzuerhalten suchen. Wir gehen heim und packen. Wir schleppen unsere Ski und Fourage über den blankgewehten vereisten Platz vor dem Bahnhof. Wir machen eine große Beige auf dem Perron, Kaufmann und Gamma werden oben drauf gesetzt, und von diesem Thron strömen die Klänge und Takte ihrer Handorgeln über die Leute hin, die auf den Zug wartend sich um uns versammelt haben. Sie stehen da im scharfen Wind, mit roten Nasen, die Pelzmützen auf den Ohren, die Hände in den Manteltaschen. Järvinen, unser Dolmetscher, ist da. Er sehnt sich nach der Schweiz zurück, in der er einmal Langlaufkurse gegeben hat, und möchte mit uns kommen. Der alte Russe mit der Perücke, welcher uns im Hotel mit seinem gepflegten, gewählten Französisch aushalf, unser Masseur, der früher als Geiger durch die halbe Welt gezogen war, die paar Schulkinder, welche jeden Tag unsern Anderegg besucht hatten, um in artiger Ernsthaftigkeit sich in deutscher Konversation zu üben, alle stehen da und sehen uns ungern scheiden. Unsere Herzen aber klopfen froh. Vor uns liegt eine Reise über Land und Meer, eine Reise nach Süden, wo jetzt schon der Schnee von den Dächern tropfen muß, wo das heimliche Blau der Leberblümchen und die Kelche der Krokusse an Sonnenhalden aus der feuchten braunen Erde sprießen werden. Wir sind froh, dem rauhen Wind, dem Eis und Schnee den Rücken zu kehren. Wir sehnen uns nach einem Land, dessen Sprache wir verstehen und das uns nicht so fremd ist wie das Waldland im fernen Winter oben. Wir sind im Zug. Der Bahnhof verschwindet, die winkenden Leute, der Turm der Sprungschanze, die hochragenden Sendemasten über den Bäumen. Wer von uns wird wohl je hierher zurückkommen? Und dann stehen wir am Hafen. Feiner dichter Regen fällt aus dem Nebel. Lichter strahlen durch Photo :Dr. Walter dnzstuiz



die Dämmerung, naß sind die Planken des Schiffes. Der Kran hebt Skibündel um Skibündel aufs Deck herauf und stapelt sie zu großen Haufen. Die Norweger, Schweden, Italiener, Deutschen fahren mit uns. Da unten stehen die Burschen auf dem Land. Im Mittelpunkt der junge Asbjörn Ruud, Sprunglaufsieger. Seinen Preis unter den Arm geklemmt, gibt er im Schweiße seines Angesichts Autogramme, und seine Landsleute foppen ihn aus. Die Schweden scharen sich um ihren ,,Seelanger" Sven Erikson, dessen Landsknechtgestalt die andern um Haupteslänge überragt. I m Dunkel beim Zollschuppen steht ein Bursche bei einem Finnenmädchen, das hierhergereist ist, um ihn abfahren zu sehen. Sie hält ihn bei den Händen und spricht in einer Sprache auf ihn ein, die er nicht verstehen kann. Wirklich, sie weint, sie lehnt sich an seine Schulter und weint. Sein Land, in das er zurückfährt, ist so weit fort, kein, auch nicht ein Wort konnte sie ihm sagen, das er verstand. Dann fährt das Schiff, fährt die Nacht durch, und wir stehen arn Bug vorn, wie es am Morgen durch die Schären Stockholm ansteuert. Wir stehen am Bug mit den Norwegern und Schweden. Wir blicken in den sich weitenden Sund, hinter dem die Stadt langsam auftaucht. Wir fahren in den Hafen, um uns ist feuchter, warmer Wind. Wir gehen an Land, und irgendwie fühlen wir, daß wir hier zu Hause sind. Die Menschen, die Sprache, die Hliuser, die Luft, Zeitungen, Anschriften, alles ist uns irgendwie verwandt. Von Schweden heim zu uns ist nur ein kleiner Schritt. Von hier nach Finnland hinüber jedoch eine ganz lange Strecke. Das ist Schlußerkenntnis dieser Skireise.


PARSENN

-

PRIVAT

Von Dr.Henry Hoek, SAS, Davos-Frankjuvt a. M . Parsenn - Privat! Also Abfahrten, auf denen wir uns selbst den besten Weg suchen müssen, auf denen wir die erste Spur machen, auf denen niemand vor uns und niemand hinter uns ist . . . Gibt es das noch? 0 ja! Das gibt es. ,,ParsennC', das große Skirenn-, Skispiel-, Skiabfahrtland, ist ein Begriff geworden. Seitdem die Davos-Parsenn-Bahn vergrößert und umgebaut wurde und seitdem der große Ski-Lift auf den strelaPaß hinaufführt, hat der ,,Verkehr" auf Parsenn einen gewaltigen Umfang angenommen. Zahlen sind wohl auch in diesem Falle das einfachste Mittel, um Vorstellungen zu wecken: Im Winter 1937138 hat die Parsenn-Bahn rund 220 000 Skiläufer befördert (natürlich viele davon mehrmals, oft und sehr oft). Wieviele weitere Tausende vom Endpunkt des Strela-Aufzuges (ca. 2300 m) in einstündigem Aufstieg über den neuen Felsenweg die Wasserscheide (heute ,,Weißfluhjoch" genannt, 2600 m) erreichen, und wieviele von Wolfgang über die Parsennhütte dahin kommen, das entzieht sich der Statistik. Wir können ruhig annehmen, daß fast eine Viertelmillion Menschen vom Joch abgefahren sind. Und es wird nicht weit von der Wirklichkeit entfernt sein, wenn wir behaupten, daß etwa 99 von 100 dieser Skiläufer auf folgenden 10 Routen (mit ganz Meinen Varianten) zu Tal kommen: 1. Hauptertäli, Felsenweg, Strela, Schatzalp, Davos 2. Dorftäli, Davos 3. Mittelstation der Bahn (,,Höhenweg"), Standardrun, Davos 4. Meierhoftäli, Wolfgang 5. Parsennhütte, Wolfgang 6. Kreuzweg, Serneuser Schwendi, Klosters 7. Kreuzweg, Schiefertobel, Serneus 8. Kreuzweg, Conterser Schwendi, Conters, Küblis 9. Grünsee, Kistenstein-Schulter, Plan da Gorz, Küblis 10. Grünsee, Straßberger Furka, Heuberge, Fideris (oder Jenaz).

Diese 10 Routen sind mehr oder weniger ,,offiziell". Damit meine ich: sie sind (nicht allegleich üppig!) markiert, beflaggt, kontrolliert; sind versehen mit Rettungsschlitten, Lawinensonden, Werkzeug, Verbandsmaterial; sie werden regelmäßig von Patrouillen begangen und in Ordnung gehalten; sie werden ausgeschaufelt oder mit Schnee aufgefüllt, wo es nottut; manche haben sogar eine Telephonleitung und Anrufstellen; sie werden gesperrt bei Gefahr und nach Abgang oder Abschuß der Lawinen wieder „geöffnet" . . . Kurz, es herrscht die Ordnung eines gewaltigen Sportplatzes - eines seltsamen Sportplatzes, der halb Stadion und halb Hochgebirge ist. Was und wie diese Abfahrtstrecken sind, das weiß jeder Erfahrene : eine tadellos dem Gelände angepaßte ,,Piste", das heißt: bereits ein paar Stunden nach Schneefall eine breite, hartgepreßte Spur mit überhöhten Kurven - oft mehrere nebeneinander. Das Laufen darauf ist für die große Mehrzahl reines Vergnügen. Denn einmal ist es verhältnismäßig sehr leicht, da mehr oder weniger auf der ganzen Abfahrt die selbe Brt Schnee vorhanden ist. Zum andern werden nur fahrtechnische Anforderungen an den Läufer gestellt - alles ,,GeistigeL6(Wegsuchen, Spurlegen, Geländeausnützen) fällt weg, wurde von den Vorgängern, Vorfahrern besorgt. Mit andern Worten: man kann alle Energie auf Schnellfahren konzentrieren. Der Reiz solcher Pisten ist nicht zu bestreiten; er lockt auch die vielen Tausenden. . . Nur (um es paradox auszudrücken) : dies ist eigentlich kein Schneelauf mehr ! Es ist eine Art Schlittenfahren, bei dem man nicht auf den Kufen sitzt, sondern steht! Ein Spiel der Schnelligkeit . . . Viele werden dieses Spieles niemals müde. Andere besinnen sich nach einiger Zeit auf die freieren Hügel und Hänge abseits der Menge. Ihre Wanderlust gewinnt wieder die Oberhand. Nun, auch sie können sich im Groß-Parsenn-Gebiet ausgiebig betätigen; und daß die Fahrt mit einer Abfahrt beginnt, ist ganz gewiß nur erfreulich. Es gibt eine ganze Reihe netter, kleiner Gipfel, die Bergfreude, Naturnähe,


Einsamkeit und Aussicht in idealer Weise mit der sportlichen Leistung des Skilaufs verbinden. I n meinem Buche „Parsenn" habe ich eine Reihe davon genannt: Zähnjefliih, Stelli, Kistenstein, Glattwang, Mattlishorn, Gaudergratgipfel usw. I n dem großen Berglande zwischen Langwies, Jenaz, Klosters und Davos ist nun aber fast jeder Quadratmeter Boden (bitte nicht ganz wortlich zu nehmen!) mit Ski befahrbar. Das bedeutet, mit anderen Worten gesagt: es gibt noch eine ganze Anzahl ausgezeichneter, hochsportlicher, zum Teil sehr steiler und ganz „alpinerc' Abfahrten - die freilich nur von den besten Kennern dieses Gebietes gelegentlich gemacht werden. Ich gebe im folgenden eine kleine Zusammenstellung dessen, was ich als hervorragend empfehlen kann. Aber - und ich bitte dieses große Aber ja zu beachten: dies sind keine harmlosen Wege für die skilaufende, aber bergunerfahrene Masse. Hier ist man schon im Hochgebirge ~ i n dabseits von Menschen und Hilfe, ist auf sich selbst angewiesen. Manche von diesen Fahrten sind ganz außerordentlich lawinengefährlich. Auf diese Gefahr werde ich im einzelnen nicht mehr hinweisen. Wer diese Wege wandeln will, der muß entweder selbst imstande sein, den Schnee und die Gefahren des Schnees zu beurteilen, oder er muß sich führen lassen - sei der Fiihrer nun Professionell oder Amateur. Und schließlich muß er ein geübter ,,alpiner" Fahrer sein, den auch ein wirklicher Steilhang und der Blick in die Tiefe nicht schreckt. I. I M G E B I E T D E S T O T A L P G R A T E S

Totalpgrat (2536 m) heißt der kleine Gipfel zwischen Meierhoftäli und Stützbachtal (oben darin die Parsennhütte). Seine Ostseite bietet einige ganz hervorragende Abfahrten.

a) Vom Weißfluhjoch, wie üblich, Richtung Parsennhütte bis zum Totalpsee (im Winter kaum erkennbar). Nordostlich (ziemlich hoch) unter den Felsen des Totalpgrates hindurch. lfber die wenig ausgeprägte Nordostkante des Berges hinüber auf seine Ostseite. Und nun die steilen Hänge (Krummholz bewachsen) hinab in den ,,Totalpwald" bei Wolfgang. b) Vom Eingang in das Meierhoftäli direkt ostlich (südlich unter den Felsen des Totalpgrates) über die sehr wenig ausgesprochene Südostkante des Berges nach Norden und hinab wie unter a, oder: eine der äußerst steilen und engen Rinnen hinunter, die zum Totalpbach ziehen. Bei Firnschnee im Frühling prachtvoll ! Wie unter a nördlich am Totalpgrat vorbei, aber nicht nach Osten abbiegen, sondern (Richtung ,,Stützalpenu) durch eine der ungemein steilen Rinnen hinab in den Einschnitt des Stützbaches.

C)

II. P A R S E N N

- SCHWARZHORN

Zehntausende von Skilaufern kommen jeden Winter an diesem dunklen Serpentingipfel vorbei. Seine Westflanke ist die einzige manchmal lawinengefährliche Stelle der Abfahrt nach Küblis. Gerade diesen Hang queren wir, was nur gelegentlich angängig ist, so hoch wie irgend möglich - wenn es geht so hoch, daß der Nordgrat des Schwarzhornes einige 80 m oberhalb der Parsennfurka erreicht wird. Diesem Grat auf seiner östlichen Seite mehr oder weniger folgend (einige sehr steile Stellen), mit Ski bis zum Gipfel (2674 m). Oder aber: Vom Weißfluhjoch ein bißchen abfahrend zum Südgrat des Berges, dann soweit dies möglich mit Ski, und schließlich die Ski eine halbe Stunde über leicht erkletterbare Felsen zum Gipfel tragend. Die Abfahrt, zuerst ein Stückchen unter dem Nordgrat und dann Richtung direkt Parsennhütte, ist großartig. Natürlich läßt sich diese Fahrt sehr gut kombinieren mit den Abfahrten vom Totalpgrat (sowie mit den weiter unten besprochenen Abfahrten über den Casannakamm). 111. W E I S S F L U H

Die Weißfluh ist die Königin der Parsennberge. Ihre Aussicht ist berühmt. Von ihrem Gipfel wird aber wieviele fahren über die Norddas Parsenn-Rennen gestartet. Der Berg wird viel bestiegen ostkante hinunter? Und dabei gibt es dort sogar eine - freilich ungenügende - Privatmarkierung des Wirtes, der im kleinen Gipfelrestaurant haust. Folgt man dieser Route so, bringt sie den Skiläufer

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zum „Kreuzwegu - und es ist wirklich eine sehr hübsche Abfahrt. Daneben hat man die Möglichkeit, mit vielen Variationen über die steile Ostseite des Berges auf die Standard-Küblisstrecke hinunterzufahren. Die große alpine Abfahrt von der Weißfluh aber geht in die andere Richtung, durch die Felsen der Nordwestwand hinunter zur Reckholderalp, von wo aus man über Durannapaß oder Straßberger Furka eine der ,,normalenu Prättigau-Abfahrten erreicht. Natürlich kann man auch, nach einigen hundert Metern Abfahrt südwestwärts abbiegen und ohne erhebliche Gegensteigung auf die ,,Schwärzi", den Paß zwis hen Weißfluh und Zähnjefluh, gelangen. Von da aus ist es nicht mehr weit auf die Zähnjefluh (2688 m) selbst; man kann diese auch (sehr steil) südlich umgehen und auf Stelli (2628 m) steigen. Im Frühling sind die Abfahrten von beiden Bergen hinab zur Haupteralp ganz herrlich. Die Spuren anderer Wanderer wird man fast niemals treffen . . . Bisher habe ich nur eine einzige Stelle gefunden, wo es möglich ist, durch die Westwand der Weißfluh hinuntermkommen. Wer zum ersten Male dies versucht, der wird ein bißchen suchen müssen. Nun: versuche? und suchen sind ja eines Stammes!

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IV. DER C A S A N N A - S T O C K

Als ,,Casanna-Stock" bezeichnen wir die kleine Berggruppe, die als kurzer Bogen von der Parsennfurka bis zur Schwarzseealp zieht (nördlich der Parsennhütte). Von West nach Ost gehend, sehen wir folge de Gipfel: Augstengrat (2525 m), Casanna (2561 m), Grünhorn (2304 m) und Gotschnagrat (2267 m) Nach Westen und Norden brechen diese Berge in felsigen Wänden ab. Durch diesen Steilabsturz ühren einige ganz herrliche Abfahrten.

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a) Gotschnagrat-Drostobel-Bündi-Klosters (oder Serneus-Bad): I n etwa dreiviertelstündigem, ganz gemächlichem Aufstieg erreicht man von der Parsennhütte aus die höchste Erhebung des Gotschna-

grates. Etwas westlich vom kleinen Gipfel ist die einzig gute Stelle, den Grat zu überschreiten; je nach den Wächten muß man sich das beste Loch suchen. Dann gibt es drei Möglichkeiten: Entweder direkt (rechts vom Worte „Drostobeli' der Karte) in den großen Taltrichter hinab. Sehr,

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sehr ste' ist das! Unten, wo der Trichter sich verengt, kann man dem Bache nach Bündi folgen, oder ma weicht über eine ziemlich scharfe, alte Moränenkante nach rechts aus. Bis zur ,,Pisteu, die nach Klosters führt, sind das 900 Meter Abfahrt, deren Steilheit stellenweise so ziemlich an der Grenze des noch Fahrbaren steht. Oder aber: Nachdem man den Kamm überschritten hat, traversiert man ein paar hundert Meter nach Westen, quert dann den eigentlichen Drostobelbach, kommt in prachtvoller Fahrt nach ,,Kiilbersäß" und sucht sich von da den Weg durch lichten Wald zur Serneuser Schwendi. Oder schließlich: Man traversiert wieder nach Westen, quert die kleine Schlucht des Baches, steigt nach Westen auf den nächsten Rücken und hat eine prächtige steile Abfahrt zur Untersäß Casanna, wo man auf die Piste trifft.

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b ) Gem in Boden-Alp Casanna-Serneus (oder Klosters) : „Gemein Boden" heißt die verhältnismäßig flache Westschulter des Casannagipfels. Diesen Boden kann man erreichen einmal von der Parsennhütte aus (etwa eine kleine Stunde) oder -was viel hübscher ist - indem man zuerst, von der Parsennfurka kommend, den Augstengrat (2525 m) überschreitet. Dies freilich bedingt, daß man seine Ski hinaufträgt über die ganz leichten Felsen des Südgrates dieses kleinen Berges. Schaut man vom Nordrande des Gemein Bodens hinab, dann sieht der weitere Weg zunächst ziemlich hoffnungslosaus. Sobald das erste, sehr steile Stückchen aber einmal überwunden ist, findet man (sich leicht nach rechts haltend) ganz breite Felsbänder und schließlich einen wundervollen freien Hang. ES ist eine ganz glänzende flüssige Nordabfahrt, die uns in iiberraschend kurzer Zeit auf die KlostersPiste bringt (kurz westlich der Casannaalp). Natürlich kann man der Piste nach Klosters folgen. Viel schöner aber ist es, die Piste im rechten Winkel zu schneiden und dann - durch leichten Wald und über Lichtungen - bald links, bald rechts des „äußeren Gunscheruoltobels" direkt nach SerneusDorf zu fahren. Es ist dies eine Waldabfahrt, die es „in sich hat"; das erstemal wird man aber kaum den besten Weg finden !


Kistenstein ist der kastenförrnige Gipfel, der nördlich des Aufstieges vom Grünsee zur Straßberger Furka liegt. Nach Norden entsendet er einen ziemlich langen Grat über Punkt 2262 zur Girenspitze (2187 m).

a ) Punkt 2262 (oder ,,südliche Girenspitze") ist ein sehr netter, kleiner Skiberg. Man steigt (wie für die Plan da Gorz-Abfahrt) zunächst auf die Kistenstein-Ostschulter, biegt dann nach Westen ab und sucht mit möglichst wenig Höhenverlust den Sattel nördlich des Kistensteins zu erreichen. Ein paar Minuten bringen uns von da auf den Punkt 2262. E r wird nicht allzu oft bestiegen. Wer dies tut, fährt ausnahmslos auf der Ostseite ab zur Conteser Alp Duranna. Und das ist auch ganz schön. Die Abfahrt, um derentwillen wir aber hinauf gestiegen sind, geht nach Westen, hinab zur Malanser Alp Tarnuz! Der weitere Weg ist uns bekannt: Höhbord, Strahlegg und Küblis. Diese sogenannte ,,Strahlegg-Abfahrt" wird fast immer von der Straßberger Furka aus gemacht. Man kann ihr oberstes Stück steiler und aufregender gestalten, wenn man etwa halbwegs ewischen Grünsee und der Furka nach rechts abbiegt und zum Sattel zwischen Kistenstein und dem kleiisen unbenannten Gipfelchen nordöstlich der Straßberger Furka aufsteigt. „Kistenstein-Furka" (Ca. 2310 m) schlage ich als Namen vor. Die Nordabfahrt unmittelbar zur Malanser Alp Tarnuz ist großartig. VI. S C H U T Z H A L D E N - G R A T

- MATTLISHORN

,,Schutzhalde" heißt der lange, hügelige Bergzug, der von der Straßberger Furka hinüber zieht zum Mattlishorn (2464 m). Die Schutzhalde beginnt mit einem netten spitzen Gipfelchen (P. 2436) unmittelbar westlich der Furka. I n einer halben Stunde kann man hinauf gelangen - allerdings ist es ganz oben so steil, daß die Ski getragen werden müssen. Das lohnt sich, denn man bekommt eine ausgezeichnete Steilabfahrt hinab zum Hochstelli. Der Schutzhaldengrat ist zweifellos der bei weitem amüsanteste Zugang zum Mattlishorn, das sonst viel Gegensteigung verlangt. Wir umgehen Punkt 2436 hoch oben in den Hängen der Straßberger R%p auf seiner Ostseite, und erreichen den Schutzhaldengrat (nach einigem Auf und Ab und einigen sehr steilen Stellen!) etwa in seiner Mitte. Weiter folgt man genau dem Grate selbst bis zum Gipfel des Mattlishornes. Die Abfahrt von ihm, direkt vom Gipfel weg, durch die Nordflanke ist bei gutem Schnee ein reiner Genuß; sie läßt sich weiter hinab zu den Heubergen vielfach variieren. Wer keine Lust hat, den Anstieg auf den Gipfel des Mattlishorn zu machen, der kann von vielen Stellen der Schutzhalde (immer steil und entsprechend lawinengefährlich) über Nordhänge hinabfahren nach Padels und weiter über ideale Skimugel zum Heuberg-Haus. Der weitere Weg ins Tal führt nach Fideris oder JerYäk: Mit ein bißchen Findigkeit läßt sich die Piste fast überall vermeiden. VII. S C H A F B O D E N K O P F

Die Straßberger Burka (2280 m) ist der eigentliche Übergang aus dem Fondeital in das große Alpgebiet der Fideriser Heuberge. Bevor man aber zur Abfahrt kommt, muß man erst noch einmal ein paar Meter wieder ansteigen auf den kleinen Paß des Hochstelli, der sich einsenkt in den Kamm, der vom Schutzhaldengrat nach Norden abzweigt. Dieser relativ kurze Kamm endet im Schafbodenkopf (2249 m). Es ist eine amüsante Fahrt vom Hochstelli, dem Kamme folgend, auf diesen unbedeutenden Gipfel, der eine verblüffend gute Aussicht hat. Wir machen diesen Abstecher, weil es vom Schafbodenkopf eine ganz großartige Abfahrt gibt, zuerst zurück nach Südosten, dann umbiegend nach Norden, auf der Ostseite unseres Berges, zur Fideriser Alp Tarnuz. Weiter geht es dann nach Westen über die Nordschulter des Schafbodenkopfes weg hinab nach Laflina und zur Wirtschaft „Val Maladers", wo wir uns wieder auf der Allerweltsstraße befinden. Wer einsame Wege liebt und ungespurten Schnee, der wird mit viel Vergnügen von den oben gemachten Vorschlägen Gebrauch machen. Aber - und dies zum Schlusse wiederholt! - diese Fahrten sind nicht fiir jedermann; sie sind nur unter besondern Verhältnissen möglich, und besonders im Hochwinter sind die meisten recht lawinengefährlich.


D I E SCHWEIZER SKISCHULE Von Christian Rubi, Wengen In der Schweiz existierten schon ums Jahr 1930 vereinzelte Skischulen. Im November 1933 fand in Engelberg ein vierzehntägiger schweizerischer Skischulleiterkurs statt, den über 60 Skiinstruktoren besuchten, um sich zu Organisatoren und Leitern von Skischulen ausbilden zu lassen. Der Unterricht erstreckte sich auf sorgfältigste Durcharbeitung der allgemeinen Skilauftechnik, auf Lehrmethodik und die organisatorischen Fragen. Der Skischulleiterkurs wurde seit 1933 regelmäßig durchgeführt und konnte in den letzten Jahren, da es gelang, ihn aus öffentlichen Mitteln zu finanzieren, dem Obligatorium unterstellt werden. Er diente der Wiederholung, Vertiefung und Weiterbildung und wird sich auch in Zukunft in diesem Aufgabenkreis einzufügen haben. Es hat sich im Laufe der Jahre gezeigt, daß der gemeinsamen Ausbildung der Skischulleiter eines Landes eine äußerst hohe Bedeutung beizumessen ist, da sich die Vereinheitlichung und Rationalisierung des Skiunterrichts auf keinem andern Wege in befriedigender Weise realisieren läßt. Heute ist der Skischulgedanke in der ganzen Schweiz Volksgut geworden. Rund hundert Kurorte, Dörfer ~ i n dStädte, die sich auf die französische und deutsche Schweiz verteilen, verfügen über gut ausgebaute Skischulbetriebe, die die Entwicklung des Skilaufs zielbewußt zu fördern trachten. Eine der wichtigsten Aufgaben jedes schweizerischen Skischulleiters besteht darin, sein Lehrpersonal alljährlich in der Zeitspanne zwischen Skischulleiterkurs und Saisonbeginn gründlich auf die Winterarbeit vorzubereiten. Ein wesentliches Merkmal unserer Skischule ist die Tatsache, daß fast durchwegs in deutscher, französischer und englischer Sprache unterrichtet wird, was besonders die ausländischen Gäste zu schätzen wissen. Das einheitlich festgelegte Lehrgut ist sorgfältig aixsgesilcht imd auf seine pritkt,ischeVerwendbarkeit geprüft worden. Die Skischule ist allen Ernstes bestrebt, nur wirklich Brauchbares undWertvolles in den obligatorischen Unterrichtsst'off einzugliedern und diesen dem Lernenden in methodisch leicht faßlichem Aufbau zu vermitteln. Wir unterscheiden zunächst einen elementaren Lehrgang, der die Ausbildung des Tourenfahrens bezweckt. Dieser elementare Unterricht führt den Anfänger ein in das Stoffgebiet des Gehens auf der Ebene und am Hang und in die Taktik der rationellen Spuranlage. Daß die Finessen ausgefeilter Langlauftechnik auf dieser Lehrstufe nicht beriihrt werden, ist selbstverständlich. Der Schüler gewöhnt sich unter allen Umständen an ein natürliches, gelöstes Vorwärtsschreiten mit einigermaßen richtigem, wirksamem Stockgebrauch, der die Mitarbeit des Oberkörpers in den Gehvorgang einbezieht. Dem Gehschritt in der Ebene folgt wenn immer möglich ein mehr oder weniger ausgeprägtes Gleiten, welches der Fahrschule Vorspanndienste leistet. Der Gehunterricht des Elementark~irsesbeansprucht keine lange Zeit. Ist der Anfänger in der Lage, sich frei zu bewegen, hat er sich an den Ski gewöhnt, so erfolgt der Übergang zur Fahrschule. Wir unterscheiden drei Hauptfahrstellungen, die normale, die Ausfall- und die Schrägfahrtstellung, die je nach Bedürfnis in beliebiger Höhe gefahren werden können. Der gesamte Unterricht vollzieht sich unter konsequenter Betonung der physiologisch korrekten Körpervorlage und unter steter Beachtung psychologisch wichtiger Erkenntnisse, die den Weg zum ersehnten Ziel bedeutend verkürzen. Ohne optimistische Einstellung des Schülers, ohne freudige Anteilnahme am Unterricht sind Erfolge nur schwer zu erkämpfen. - Die Fahrschule legt die unumgängliche Grundlage zum allgemeinen Skilauf; sie ist mit Umsicht und vollendeter Gründlichkeit an die Hand zu nehmen. Wir gehen aus von der normalen Abfahrtsstellung. Diese steht in enger Beziehung zu der gewöhnlichen Körperhaltung des Menschen im täglichen Leben. Sie ist die Gewohnheitsstellung par excellence, die über ein großes Reaktionsvermögen verfügt und restlos kräfteökonomisch arbeitet. Bewegt sich der Fahrer in der Fallinie des nicht besonders schwierigen Hanges, so bedient er sich immer dieser Normalstellung. Ein Ski ist leicht vorgeführt, die Knie sind vorgedrückt und federnd gebeugt, der gelockerte, natürlich aufgerichtete Oberkörper befindet sich in denkbar günstigster Gleichgewichtslage. Zur Hangquerung verwenden wir die Schrägfahrtstellung mit stärker belastetem Talski und vorgeschobenem Bergski. In ihr haben wir den Schlüssel zum seitlichen Abrutschen und Kristiania. Sie beansprucht daher eine sorgfältige Erlernung. Zur Überwindung wechselnder Schneearten, deren Gleitfähigkeit sich plötzlich und unerwartet verändert, nehme man Zu-


flucht zum Ausfall, der engspurig gefahren wird. Typische Merkmale dieser Stellung sind das stark vorgedrückte, gebeugte vordere Knie und der gehobene hintere Absatz. Ein zu großer Ausfall ist ermüdend und nicht in der Lage, die erwünschte Standsicherheit in der Bewegungsrichtung ZU verbürgen. Die Schweizer Skischule hütet sich, mit dem Bremsen und Schwingen einzusetzen, bevor die Fahrtbeherrschung eine bemerkenswerte Höhe erreicht hat. Es ist erwiesen, daß ein zu frühes Bremsen einer natürlichen Entwicklung der Geschwindigkeit hemmend entgegentritt. Für die Erlernung der wenigen Bremsmanöver, die unumgänglich notwendig sind, verwenden wir keine allzulange Zeit. Wir

beginnen mit dem seitlichen Abrutschen, das in der Schrägfahrtstellung ausgeführt wird und im Hinblick auf seine Bedeutung gründlich erarbeitet sein will. Das viel umstrittene, kraftraubende Stemmkapitel wurde mit voller Berechtigung auf einen etwas einfacheren Nenner gesetzt. Das beidseitige Stemmen bildet die Bremsvorrichtung des sanften Hanges, während das einseitige Stemmen auf seitlich begrenzte Passagen verwiesen wird. Es ermöglicht außerdem die Auslösung von Stemmbogen und Stemmkristiania. Der gute Skilehrer beharrt unter allen Umständen auch beim Bremsen auf der Forderung korrekter Stellungen. Als erste Richtungsänderung lehren wir den Drehschritt. Dieses Umtreten während der Fahrt hat in manchen Schneearten praktischen Wert und bildet zudem eine ausgezeichnete Gleichgewichts- und Gewandtheitsübung. I n der Schwungschule gilt der Grundsatz größter Stoffbeschränkung. Die zur Verfügung stehende Zeit wird für die gründliche Erlernung der unbedingt nötigen Schwünge des Tourenfahrers reserviert. Zum Richt~~~ng~wechsel in langsamem Tempo dienen Stemmbogen und Stemmkristiania. Bei erhöhter Geschwindigkeit und besonders am Steilhang wird der letztere offen-


sichtlich bevorzugt, wobei das Kristianiamoment in den Vordergrund rückt. Der Kristiania ist der Hauptschwung des heutigen Skifahrers. Er muß mit vollendeter Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt erarbeitet werden. Daß wir uns auf einen allgemein anerkannten, vereinheitlichten Kristianiatypus beschränken und konzentrieren, liegt auf der Hand. Unser Schwung wird durch die Energie der schiefen und queren Rumpfmuskeln ausgelöst und läuft unter Ausnützung der Trägheitskraft in großer Körpervorlage zu Ende. Die unter Druck gesetzte Skiaufbiegung bildet den mobilen Drehpunkt der Schwungbewegung, welche durch die Entlastung der Skienden infolge der Reibungsverminderung ganz erheblich erleichtert wird. Die von Jahr zu Jahr wachsende Fahrtgeschwindigkeit zeigt das deutliche Bestreben, die Stemmelemente mehr und mehr aus der Schwungtechnik zu verdrhngen. Unzertrennlich mit der Schweizer Skischule verbunden ist ein praktischer Unterricht im Geländefahren, wo alles schulmäßig Gelernte seiner endgültigen Bestimmung zugeführt wird. Den durchwegs üblichen elementaren Lehrkursen sind vielerorts Tourenklassen angegliedert, deren Tätigkeitsgebiet hinaufreicht bis zu den Gletschern und Firnen der hehren Hochgebirgswelt. Zahlreiche größere Skischulen bieten Gelegenheit zur Ausbildung im Rennwesen. Besonders geeignete, erfahrene Lehrer stellen sich pflichtbewußt in den Dienst dieser keineswegs leichten Aufgabe. Viele Sportplätze unterhalten besonders geeignete Abfahrtsstrecken, die es dem Schüler ermöglichen, sein Fahrtempo unter fachmbnnischer Anleitung systematisch zu steigern und die Standsicherheit beständig zu erhöhen. I n regelmäßig stattfindenden Konkurrenzen werden die Fortschritte durch geübte Zeitnehmer registriert. Sorgfältig gepflegte permanente Slalomhänge mit elektrischen Zeitmessungsanlagen gestatten die Vervollkommnung einer weiteren Renndisziplin. Die Slalomschule bezweckt in erster Linie die Verfeinerung und rationelle Ausgestaltung der Fahrtechnik. Dem Sprunglauftraining ebnen vorschriftsgemäß erstellte Schanzenbauten verschiedener Größe den Weg, wo nebst dem ausgesprochenen Springer auch namhafte Abfahrtspezialisten bestrebt sind, ihr Können zu steigern.


Ein Rückblick auf die schweizerische Skischulbewegung zeigt uns, daß dieses eine mächtige Breitenentwicklung eines hervorragenden Sports, des volksgesundheitlich wertvollen Skilaufs ausgelöst und in vernünftige Bahnen geleitet hat. Noch sind wir weit entfernt vom gesteckten Ziel, noch gilt es, ungezählte Hindernisse und Schwierigkeiten zu überwinden, aber überall regen sich Kräfte, die vorbehaltlos bereit sind zur getreuen Mitarbeit an der Lösung einer bedeutungsvollen Aufgabe, die der heutigen Zeit gestellt ist. Wir blicken mit Zuversicht in die Zukunft.

Aufbruch zur Skischule.

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Photo: E. Meerkämper, Davoe


L'ENSEIGNEMENT DU S K I Par Maggy Pelletier, Monitrice dipl6mee de la Pederation Francaise de S k i , Medaille d'argent de Z'Education Physique La clientble des ecoles de ski est en majeiire partie composee de citadins. Hommes ou femmes, Ces citadins sont handicapes par la faiblesse de leurs muscles, par le peu de temps qu'il leur est loisible de consacrer au ski, et enfin par leur crainte des risques que ce sport comporte. Cette clientele est composee principalement de skieurs debutants, ou du moins tres faibles; les skieurs moyens sont beaucoup moins nombreux, parce qu'ils resistent mal h la tentation de se debrouiller seuls, de s'amuser avec leur petit bagage technique. Quant aux skieurs plus habiles, ils sont rares dans les cours superieurs; des qu'ils sont un peu inities au christiania, incorrectement ex6cut6 sur neige facile, ils desertent l'ecole et les exercices p6dagogiques, tant sur le terrain d'exercice qu'en terrain varie pendant les promenades didactiques. Tout au plm sollicitent-ils de loin en loin les conseils d'entraineurs rarement professionnels, le plus souvent amateurs qui, faute de competence ou faute d'interet, leur prodiguent les Conseils les plus varies . . fruits de leur empirisme fantaisiste et incoherent ! Le problbme de l'enseignement du ski ne saurait donc etre rationnellement aborde sans poser a priori qu'il doit 6tre organise simultanement sur deux plans distincts, et differemment, selon qu'on syadresse 8, des skieurs suffisamment doues pour pratiquer le ski d'une maniere sportive et athletique qui est celle des champions, ou, au contraire, 8 I'enorme majorite de la clientble composee de gens prudents et raisonnables, voire timores, aux ambitions limitees. En d'autres termes, il convient de distinguer les vrais sportifs qui prennent les risques du sport, risques inseparables du ski vite, fier et ambitieux, mais qui connaissent sa griserie et Ses joies - et les modestes pour qui le patin de neige n'est qu'un amusement. Le point de w e de Ces derniers est d'ailleurs fort defendable. L'homme d'affaires qui deserte son bureau pour quinze jours de repos, l'etudiant qui passe de courtes vacances au milieu d'une annee de precieuses etudes, la maman qui est venue accompagner Ses enfants 8, la montagne, l'employe de commerce qui doit retrouver 8 date fixe l'emploi qui le fait vivre, tous ces gens qui forment la grande masse de clientele dont vivent les ecoles de ski, ont le commun souci de ne rien ,,Se casser" - le fait d'avoir contracte Une assurance n'y change rien! - et, en outre, la meme aversion pour l'aride et fatigante etude d'une technique dont ils ont peut-etre I'envie mais pas l'ambition. 11s veulent, en faisant du ski, s'amuser; ils ne veulent pas s'ennuyer SOUS le pretexte de l'apprendre. Au cours d'une enquete que j'ai pratiquee en Suisse, je me suis convaincue que toutes les ecoles se preoccupaient avant tout d'amuser leurs elbves. C'est montrer une excellente comprehension de la psychologie habituelle de l'elbve. Ailleurs, on ne l'a pas compris - ou bien on commet la faute de n'en pas tenir cornpte. Or, h la base de toute methode d'enseignement, se place l'esprit qui la gouverne, par la faute duquel la meilleure technique pedagogique peut manquer son but. Toutes les ecoles, dans tous les pays, devraient organiser leurs propagandes de maniere 8 enseigner & chacun de leurs eleves la technique - j'entends par 18 un complexe comprenant 8, la fois tactique et technique - appropriee 8 Ses desiderata: au sportif, la technique des champions; aux autres, une technique adaptee 8, leurs moyens physiques limites, h leurs ambitions modestes, 8, leurs besoins qui se rbument en ceoi: se deplacer, passer 8 peu pres partout, et surtout: s'amuser. Bien sur, il existe des maniaques qui trouvent dans le ski le plus suave plaisir 8, des speculations mecaniques, d'autres h des performances athletiques. Mais la plupart, si l'on excepte les champions amoureux du risque, demandent au ski, comme 8, presque tous les sports, de les distraire e n les amusant.

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A toutes les methodes d'enseignement qui rivalisent entre elles dans les differents pays, peut-etre convient-il de faire le m6me reproche : celui de ne pas tenir compte des moyens physiques trds faibles de la grande majorite des elbves? hommes, femmes ou enfants.


Par exemple, l'enseignement du chasse-neige place au debut des exercices d'ecoles. A-t-on songe que cet exercice demande, pour etre convenablement execute, une grande resistance musculaire, au surplus dans une position inaccoutumee qui suppose dej&entrainement et accoutumance des articulations. Ce chasse-neige, les Blbves sont incapables de l'executer correctement, et, & s'y exercer pendant de longues seances, malgre les encouragements parfois habiles, souvent maladroits des montagnards entraines qui sont leurs professeurs, ils epuisent leurs forces. La premiere question qui se Pose dans l'enseignement du ski concerne le chasse-neige. Convient-il d'imposer au dbbutant, pour lui donner le gofit du ski ( !), avant tous autres exercices, et SOUS pr6texte de lui faire acquerir de la stabilite et de lui procurer un moyen de freinage, d'eterniser Ses debuts dans l'etude fastidieuse, languissante et ereintante de toute la famille des chasse-neige: celui en ligne directe, le 1/2 chasse-neige: le stemm, le virage-chasse-neige,le stemmbogen, le stemmvite; peut-etre encore le stemmchristiania et les nombreux chapitres de tous Ses cas d'especes que certains imposent & 1'6leve de feuilleter avant d'etre admis aux mysteres d'un christiania proprement dit. Contre cet enchainement methodique de Pensums avec tous les cousins et petits cousins successifs du stemm, la nouvelle methode frangaise, inauguree l'hiver 1937-1938, a voulu reagir. Beaucoup l'ont approuvee de soulager l'enseignement de la fastidieuse etude du stemm poussee u n Bternel laps de temps voisin de l'extravagance. Certains, parce qu'ils ne meconnaissaient pas les faibles moyens physiques du plus grand nombre des eleves et leur habituel manque d'entrainement, se sont Btonds que cette methode maintienne encore le chasse-neige au debut de l'enseignement.

Les createurs de la nouvelle methode franpaise, qui sont avant tout des champions, des montagnards entraines et robustes, qui ont perdu depuis longtemps le souvenir des resistances passives qu'opposent les articulations aux torsions inaccoutum6es, ainsi que les crispations et les deficiences musculaires qui s'ensuivent, ont-ils cree leur mothode pour tous les skieurs? ne se sont-ils inteiresses, ont-ils voulu ne s'adresser qu'aux skieurs specialement doues? I1 faut bien, ont-ils dit, donner au debutant ~ u moyen i de s'arreter. Or, sur toutes les pentes d'exercices, partout oU sevit le chasse-neige,qu'apercevons-nous? des apprentis qui s'essayent & descendre & ski, que l'acc~lerationeffraie, qui freinent pour tenter de limiter cette acceleration et de stabiliser la vitesse, qui atteignent rapidement celle oU, conscients de leur technique insuffisante, ils veulent & tout prix stopper: & ce moment, le salut leur apparait tout entier contenu dans le procede exclusif du chasse-neige. Mais quel chasse-neige! les jambes raides, & peine pliees, le poids du corps porte en arriere par un reflexe imbecile, les bras participant & ce reflexe par de dengereuses positions de batons, les skis sur les carres internes avec inegalite, un stemm plus ouvert que l'autre. Cette contrefapon de chasse-neige s'acheve toujours de la meme fapon, par une chuh sans contrdle qui comporte deux variantes; car tant6t le nez, tant6t le demibre du skieur tombera le premier sur la neige; toujours avec le meme risque inscrit dans la garnme des accident qui s'echelonnent de la foulure & la fracture en passant par I'entorse - pour ne parler que des membres inferieurs. I1 est stupefiant de constater - mais on s'habitue & tout, meme aux spectacles les plus navrants combien de professeurs de ski contemplent sans trop s'6mouvoir les ebats, piteux en ce genre, de leurs Bleves. Pourquoi s'obstine-t-on ti enseigner prdcocement le chasse-neige? Pourquoi ne pas faire succeder aux premiers et courts exercices de descente en ligne directe - le schuss - suivis d'une etude plus serieuse de la descente 2i, flanc de coteau - descente biaise - l'enseignement des diverses formes de derapage primaire: derapage lateral, derapage biaise avant et arriere, auquel ferait suite la descente biaise derapee qui constitue (des que l'eleve ne craint plus de laisser l'acc6leration se produire) le prelude du christiania-amont - coup de frein ou changement de direction Vers l'amont - lequel conduit, grace & un entrahement progressif & le pratiquer en partant d'une direction de plus en plus proche de la ligne de plus grande pente, & l'exbcution du christiania veritable. dit christiania aval. CorLyiolia St. Mor端z.

Photo : H . Oorny - . - 4 x d



Sans avoir jamais pratique aucune sorte de chasse-neige, aveo la crainte raisonnee - grhce aux arguments d'un bon professeur - de tenter meme un stemm (demi-chasse-neige),l'eleve doue peut parvenir rapidement au christiania aval (l'experience a 6th faite), l'eleve peu doue parviendra seulemeirt au christiania amont pratique 8 l'usage de coup de frein, freinage-arret, ou changement de dke&ion legerement freinee (l'experience a egalement et6 faite), sans jamais, l'un et l'autre, eloigner les skis de la position de securite, c'est-8-dire : paralleles, aussi rapproches que le permet l'btat de la neige. Dans quelle ecole les moniteurs qui enseignent le chasse-neige aux debutants prennent-ils la sage pr6caution de dire, de repeter 8 satiete avec force arguments, des paroles de prudence? N'utilisez le chasse-neige sous toutes Ses formes, m6me le chasse-neige en ligne directe, que si la vitesse est tres reduite. Le chasse-neige n'est pas un moyen d'arret aux allures un peu vives. Aux allures lentes, pour gagner prudemment un endroit qui peut se reveler dangereux, pour demeurer au r d d i sur une pente raide, utilisez le chasse-neige. I1 est autorise, meme 8 vive allure, 8 condition d'ebre limite 8 un rapide coup de frein, de preference en ligne bien droite, par crainte des bosses, sur m e piste bien damee oh aucun obstacle dissimule sous la neige ne risque de heurter les skis; dans la neige profonde ou sirnplement poudreuse, chaque fois que les Skis enfoncent quelque peu, jamais de chsssneige ni de stemm autrement qu'8 tres faible allure.

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Que gagne-t-on 8 enseigner le chasse-neige prematurement 8 l'apprenti-skie~ir?Ses fatales contrefacons de ohasse-neige le menent tout nat~irellement8 la mauvaise habitude, an dangereux reflexe de stemmer 8 tout propos. S'il va trop vite, il stemme; s'il craint de bientot aller trop vite, il stemme; sans savoir pourquoi, ni ou, ni comment, il stemme; sur toutes neiges, il stemme. Des medecins ont dresse des statistiques: le stemm SOUS toutes Ses formes est responsable de l'immense majorite des accidents de ski. C'est en se fondant sur ces observations d'une valeur i n v h ~ h l e que beaucoup ont condamne l'enseignement des virages stemmes. On comprend mal que l'ensejdylement du chasse-neige aux debutants n'ait pas 6th condamne par les m6mes observateurs. I1 ne s'agirait, d'ailleurs, que de reculer l'etude du chasse-neige jusqu'au moment ou le skieur, encore novice, a acquis le reflexe de la crainte de stemmer, la tactique habituelle du parallelisme obstine des planches, une aptitude 8 l'equilibre qui conditionne un certain degre de souplesse obtenue par la relaxation des muscles au cours de la descente, un gain de puissance musculaire et d'assouplissement des articulations, et enfin Une notion suffisante du degre de la pente en m&metemps qu'une certairre experience de la neige. Ce moment n'est guere Bloigne des primes debuts d'un skieur - doue ou non doub. Notre experience le place apres quinze jours pendant lesquels ont At6 alternes le travail sur la pente d'exercice et les promenades pratiquees en terrain varie hors des pistes damdes. C'est-8-dire que le chasse-neige serait opportunement enseigne a u skieur doud des qu'il va parvenjr, apres le christiania-amont pratique en partant de la ligne de plus grande pente, aLi christiania-aval, au skieur non doud des qu'il reussit des christiania-amont relativement faciles.

Et le virage chasse-neige? et le Stemmbogen? et surtout ce stemmvite, la douce jouissance du skieur prudent, moyennement doue et secretement un peu ambitieux de style correct et aise? Les supprimera-t-on de l'enseignement? Le stemmchristiania, parce qu'il s'execute 8 allure vive, ou relativement vive, presente souvent des dangers certains. On peut concevoir de le rayer de l'enseignement et du style. Mais pourront-ils se passer des virages lents stemmes, le skieur qui entre avec la plus extreme prudence dans une nappe d'epais brouillard, le touriste alpin qui cotoie de dangereuses coulees, qui evolue encorde sur un glaoier ou les ponts de neige sont larges, qui tient dans les mains quelque instrurnent dhlicat (appareil photographique, etc.), le Soldat lourdement Charge? L'enseignement de ces virages est d'ailleurs tout autre selon qu'ils servent de base educatrice aux virages rapides (stemmchristiania et christiania improprement dit „parall8lec') ou qu'ils constituent

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leur fin A eux-memes. Dans ce dernier cas, quelques seances sufiisent A leur 6tude qui se place, selon que le skieur est dou6 ou non doue, aux moments differents que nous avons indiques plus haut.

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En d'autres termes, Une erreur de 1'Arlberg dont l'iduence s'est partout fait sentir, a et6 d'unifier l'enseignement du ski de telle manihre que la meme laborieuse et lente methode a 6t6 imposee A ~ O U S les elhves (qu'ils soient des apprentis-champions ou des skieurs peu doues et sans ambition) et de generaliser systematiquement le stemrnage. L'Arlberg, aux derniers temps, s'est d'ailleurs efforce de corriger son erreur intiale. Aprhs avoir forme des skieurs qui etaient sur la neige pareils A des crabes souffrants, il a peu A peu rendu grace au parallelisme des skis et reagi contre la manie inelegante et dangereuse du stemmage frequent. Paradoxe, disent certains, que baser tout l'enseignement du ski sur le stemm, et reagir contre lui ensuite, quand l'eleve a acquis des habitudes inderacinables . . . Evidemment . . .

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En conclusion, si le style des champions apparait assez clairement defini et peu contestable, quel Sera celui qu'on pourra recommander aux skieurs moyennement doues, pnidents, voire timores, A ceux qui ne disposent que de moyens ph~siqueslimites, de reflexes lents, et qui n'ont pas la possibilite de s'entrainer longtemps chaque annee?

Auszug in die Skischule Davos


Quwapruw bbei Wewen. Photo: d.Ehpfenat&+~

Gar, c h t un fait: on Bcrit beaucoup sur le ski. Mais $ l'usage des s1Ueurs habiles; il s'agit toujours das chmpions, du style des champions (dont les autres n'ont que faire), de l'svenir du style 16 plua beau, le plus pur, le plus %fflccac;e, livrd aux meilleurs descendeurs. Et les autres, 1es petib skieurs, les modestw qui sont la grande mwse, tout juste aslmis $ lever des yew abiratifs RU las as prhbtieux et magnanimes? quelle teehnique $ l e r n moyens propose-t-on aux petits skieurs? et aux skieum de tourisme qui mnt peut-&treI'avenir du ski, et dont on ng se soucie guBre? . . Est-il ~onte&ableque plw de quatre vingt pour cent des skieurs ne pratiqueront j m & le chmatiania ver8 l'&vall soit qu'il~pomBdent une maladre888 incurable, soit que leurs moyens physiqum soient insuffisantal soit qu'ils craignent, $ tort ou & raison, le risque attachd & cette kolution, mit qu'ils soient r h l u a $ ne jamais etteindre, du moins $ l'occasion de virages, une oertaine vit-. %ur tous, il p m i t d&ormais opportun d'acqdrir, evant toute autre notion tactique ou teohnique, l'habitude obstinde de comerver 1% skia parallBlw at de les rarnener au plw vite dans cette position chaque fois que -par la volont6 du skiew ou ma@d lui -ils s'en gcrtr;tent. Les virages lente stemm& doiven6 eependant n'btre ignork de pensonne. Mais c'est exprimer um dviclence de coriclure qu'ils

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sont le seul moyen de virer qu'on puisse imaginer d'apprendre B ceux qui n'executeront jamais de christiania-aval. Au surplus ce parallelisme obstine des skis, parallelisme non freineur, engendre forcement l'accoutumance B l'acceleration, B une accel6ration que le skieur, sans s'en rendre compte, acceptera de plus en plus rapide A condition qu'il possede, et dans la mesure oh il possedera mieux, le proced6 de virage, de freinage et d'arret qui elimine presque totalement le risque: le christiania-amont qui comporte trois fins, en effet: changement de direction Vers l'amont, coup de frein, freinage arret. Dans le schuss ou dans la descente biaise: nul danger, grace au christiania amont, si l'on a pris de la vitesse; nulle raison de freiner en stemmant; nulle justification A pratiquer le chasse-neige. L'heureuse satisfaction de ne pas imiter les tortues freineuses de l'ancien style Arlberg et de se livrer un peu B l'accel6ration et B la vitesse est offerte aux skieurs qui ne peuvent, qui ne savent, ou qui systematiquement ne veulent pas pratiquer d'autres virages que les virages stemmes B lente allure: ils intercaleront un coup de frein, skis paralleles, entre leur descente relativement rapide et le virage stemme de leur choix, virage qui commencera toujours par un stemmage entrepris lorsque la vitesse aura et6 suffisarnrnent reduite. Le terrain l'exige-t-il, ou la preference du skieur? le stemmage Sera maintenu en un classique stemmbogen. Le terrain s'y pretera-t-il par une pente et par l'etat physique de la neige adequats? le skieur, des qu'ils sera face B la ligne de plus grande pente se laissera entrainer par la pesanteur et s'abandonnera au charme d'un stemmvite qui s'achevera soit par un amet Vers l'amont, soit dans la trajectoire d'une descente biaise. Pourquoi n'explique-t-on pas aux eleves qu'on peut pratiquer fort agreablement et tres convenablement le ski sans jamais effectuer u n ch~istiania-aval,n i mdme un stemmch~istiania?

J'ai At6 sollioitee de donner ici mon opinion sur une question assez delicate; celle des monitrices de ski. Tout d'abord, congoit-on clairement ce qu'on doit attendre d'un convenable professeur de ski? Pour la grande majorite des eleves, qui sont peu doues, pas entraines, craintifs et peu ambitieux, et pendant les premiers quinze jours de leur initiation, les qualites de skieur du professeur comptent moins que sa valeur de pedagogue. I1 doit varier Ses explications selon la forme d'esprit, le degre d'instruction et le caractere des 6lAves. Cela suppose qu'il possede de suffisantes notions de physique, de mathematiques, de mecanique et d'anatomie, qu'il soit psychologue, patient, obstine, qu'il possede une elocution facile - sans compter une bonne education et l'habitude de frequenter les differentes couches sociales; car l'ensemble de Ces competences et de Ces qualites lui conferent seules la confiance de Ses eleves sur laquelle se fonde son autorite. La moitie des moniteurs de ski ne possedent point, ou prts suffisamment, Ces competences et Ces qualith. Beaucoup sont handicapes par leurs propres qualites. Solides montagnards, athletes entrauies au point que des deformations du squelette (par exemple les pieds plats) et de veritables anomalies musculaires (comme l'invraisemblable allongement des muscles qui habituellement s'opposent A la flexion extreme de l'articulation tibio-tarsienne) leur rendent incomprehensibles les difficultes rencontrees par les citadins aux muscles faibles, aux articulations raidies, par les femmes surtout. Beaucoup de moniteurs qui enseignent aux debutants et aux skieurs moyens ne sont capables, en realite, que de faire de bons entraineurs pour descendeurs possedant d6jB leur bagage technique complet. La monitrice de ski n'est guere h, sa place comme entraineuse de Ces skieurs ardents B la descente. La meilleure skieuse est le plus souvent handicapee par son faible poids. Pour enseigner le style, il n'y a aucune raison qu'elle reussisse moins bien qu'un moniteur du sexe fort. Celui-ci, pense-t-on souvent, reussit aupres d'une categorie de femmes dont il captera l'attention s'il est joli gargon J e n'insisterai pas sur ce point plus qu'il ne merite. Je crois moins au pouvoir des professeurs, meme pourvus d'un Sex appeal evident, qu'aux vertus de l'amour-propre . . car rarement des jeunes gens et des hommes savent admettre de n'8tre pas capables d'executer ce dont Une faible femme leur donne l'exemple !

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La monitrice ne doit pas compter sur son sourire; c'est une arme 9, double tranchant. Ce qui risque le plus de lui manquer - et ce qui pourtant lui est, plus qu'au moniteur meme, indispensable - c'est l'autorite. Beaucoup de pieges sont tendus & son autorite par la mechanceth de certaines Bleves, par la grossierete de certains. I1 lui faut de la presence d'esprit, la repartie vive et facile dont un moniteur peut 9, la rigueur se passer. Enfin, sa tenue et sa conduite doivent etre irreprochables. Je ne crois pas qu'une monitrice ait de serieuses chances de rhussite si elle n'a pas 6th preparee 9, son r6le par certaines etudes, comme par exemple celles de medecine, et si elle ne possede pas une exp6rience pedagogique dej8 ancienne, qu'elle aura d'ailleurs pu exercer dans d'autres domaines. En conclusion, il peut exister des moniteurs de tous grades, depuis le modeste professeur jusqu'au Chef d'ecole. Mais je ne crois pas qu'il soit opportun d'admettre dans la corporation d'autres femmes que des monitrices de premier plan dont la valeur et l'autorite ne craignent pas les embfiches qui les guettent 9, chaque Pas.


DER S K I - L I F T V o n Dr. Henry Hoek, SAS, Davos-Frankjurt a. M

Vier Jahre sind es nun her, daß der erste Skilift in Davos in Betrieb genommen wurde. Nur vier Jahro! Damals fragte man an anderen Plätzen: „Was ist das, ein Ski-Lift?" - und nach Erklärung war man angenehm erheitert. Heute hat nicht nur jeder Franzose am Sonntag sein Huhn im Topf (in der Theorie), hat nicht nur jeder Deutsche seinen Volkswagen im Stall (in futuro)- es hat jeder Winterkurort, wenn er wenigstens etwas auf sich hält, zum mindesten einen Ski-Lift im Gelände. Es läßt sich nicht leugnen: Der Ski-Lift entspricht einem Bedürfnis der Zeit. Wo aber die Nachfrage vorhanden ist, da stellt sich alsbald das Angebot ein. Der Schneelauf wurde gewaltig spezialisiert, und das Ski-Abfahren ist ein eigener Sport geworden. Skilaufen in der Ebene oder gar bergauf ist nur noch eine Angelegenheit einiger Langlauf-Athleten und im übrigen das schon beinahe komische Vergnügen einiger Naturschwärmer, Wanderer und Bergsteiger. Lassen wir ihnen ihren Spaß. Wir Skifahrer wissen, was wir wollen, und wir besitzen auch das Gefühl für die Exklusivität der Massen in der die meisten (bekanntlich!) am glücklichsten sind.

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Down, down, down - schnell, schneller, noch schneller - das ist der Schrei der Zeit. Und darum, das ist klar, muß auch jeder Übungshang seinen Ski-Lift haben. Benützt man ihn fleißig und mit Verstand, dann kommt man leichtlich auf 10 000 Meter Abfahrt im Tag. Das ist es, was man will. Denn das Skilaufen der Menschen-Massen und der Massen-Menschen beschrankt sich mehr und mehr auf große Frei-Luft-Schnee-Stadien. Also : Das Bedürfnis ist vorhanden. Das sei a priori festgestellt,. Dan Angebot hat nicht lange auf sich warten lassen - und es wurde gerne angenommen, da wirklich Gutes geboten wurde.

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So manchen habe ich über Bergbahn und Ski-Lift schimpfen hören. . . Das finde ich sehr unrecht! Denn der Wunsch nach beiden besteht. Und der Abfahrt-Sport ist längst über das Stadium des Geduldet-werdens hinausgewachsen und wurde zum ökonomischen Faktor, der seine verkehrspolitischen Forderungen stellt; und die lauten: Wir wollen Ski-Lifte haben! Und zum andern ist zu bedenken, daß Lift, Bahn und Standardpiste ihre Liebhaber und Benützer hübsch beisammen halten. Schon in bescheidener Entfernung herrscht die köstlichste Einsamkeit. Es sei zugegeben, daß gerade die Traggerüste des Ski-Liftes nicht eine Verschönerung der Landschaft sind. Ist das Unglück so sehr groß? Sollten die Lifte sich einmal überlebt haben, dann verschwinden die Träger über Nacht. Einstweilen aber wird vomVater und Schopfer der Skilifte, Ingenieur Constam, lustig weiter gebaut. Seine Erfindung hat sich in der Schweiz und in den Nachbarländern beachtlich durchgesetzt. Neben fünf Anlagen dieser Art in Davos und St. Moritz arbeiten in der Schweiz jetzt schon diese Lifte in Mürren, Klosters, Pontresina und La Dole. Zwei weitere in Arosa werden in diesem Winter in Betrieb genommen werden, dazu kommt einer in Oberiberg, sechs in Frankreich, je einer in Italien und Norwegen und ein Riesen-Lift mit 600 Meter Höhendifferenz in Garmisch-Partenkirchen. Alle diese Lifte haben eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 2 SekundenIMeter. Ihre Länge schwankt zwischen 265 Meter und 2 Kilometer, ihr Höhenunterschied zwischen 60 Meter und 600 Meter. Pro Stunde können zwischen 200 und 600 Skiläufer befördert werden. Der Lift bringt uns hinauf in die bessere Luft. Das ist ganz in der Ordnung -denn Lift und Luft sind eines Stammes. Groß sind Hoffnung und Stolz, wenn man so bequem und gemächlich dem Ziel der Seligkeit entgegenfährt. Die Abfahrt in das Tal ist aber leider eine Angelegenheit des eigenen Könnens. Sie soll, so sagt man, mit erhebenden Gefühlen verbunden sein. Das ist natürlich an und für sich schon ein Unsinn. Denn wie kann der Mensch sich erhoben fühlen, wenn die Schwerkraft ihn roh in die Tiefe zieht? Der Wunsch nach Transport in umgekehrter Richtung so11 gar nicht so selten laut werden. . Doch dem mag sein, wie es will. Keine Frage: Der Ski-Lift ist Bedürfnis und Tatsache. Keine Frage auch, daß man mit seiner Hilfe noch schneller lernen kann und die Lehrtage noch besser ausnützt. Ein weiterer Triumph der Technik!

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II

Ein weiterer Schritt auf dem Wege der Motorisierung, die ein modernes Ideal zu sein scheint. Der Ski-Lift ist die logische und notwendige Weiter - Entwicklung des Ski -Winter- Sportplatzes. Ob der einzelne ihn liebt oder nicht, das ist ganz nebensächlich. Praktisch sind Bedürfnk und Annehmlichkeit längst über solche Fragen hinweggegangen. Der Wille der Masse entscheidet! Und es ist gewiß kein Zufall,daß gerade in der Schweiz mit ihren großen Sportplätzen die beste Form des Liftes entwickelt worden ist.



VORSCHLAG

FUR

EINE SKIHUTTE BEI HÖHWALD AM DAVOSERSEE

Ein Beitrag zur Hüttenbaufrage*). Von Max Glaser, SAS, Zürich Bei der Wahl des Standortes gaben folgende Überlegungen den Ausschlag: Das Gebiet von Davos ist verhältnismäßig schneesicher. Seine einzigartige Auswahl an Touren bietet auf Jahre hinaus immer wieder neue Möglichkeiten. Das durch Bergbahnen und Skilifts begünstigte Renntraining wird durch zahlreiche Startgelegenheiten an großen und kleinen Rennen ergänzt. Davos verfügt über eine Reihe verschieden großer Sprungschanzen. Gelegenheit macht - Springer. Die Hütte ist von Zürich aus auch über das Wochenende leicht erreichbar. I n gut drei Stunden Bahnfahrt (3.11 bis Davos-Dorf) finden wir Verhältnisse, wie sie im Berner Oberland oder im Engadin in fünfstündiger Reise zu erreichen sind. (Zum Vergleich mögen noch die schnellsten Bahn/Postverbindungen nach einigen Orten der Zentralund Ostschweiz dienen: Schwyz-Stoos 1 Std. 52 Min., Alt St. Johann 2.23, Andermatt 2.38, Engelberg 3.08**), Schwägalp 3.08.) Wenn Davos auch nicht für Frühlingshochtouren in Frage kommt, so bestehen doch bis weit in den Frühling hinein annehmbare Schneeverhältnisse. Die Nahe einer Ortschaft ist durch die Forderung nach einer Trainingsmöglichkeit mit Bergbahn bedingt, bringt es aber zugleich mit sich, daß die Hütte als Liegenschaft immer einen gewissen Wert behalten wird. Die reizvolle Lage am See sichert ihr auch eine bescheidene Benützung im Sommer.

*) Die Frage, die in der Diskussion um den Hüttenbau eine Rolle spielte, ob der Hüttenbau Sache des Gesamtklubs oder der Sektionen sei, bleibe hier unberührt. Diese Frage erscheint übrigens - abgesehen von der Finanzierung - nicht wesentlich, da die Verhältnisse praktisch in beiden Fällen gleich liegen. Baut einerseits der Gesamtklub, so wird doch diejenige Sektion überwiegender Benützer sein, in deren Gebiet die Hütte liegt, anderseits wird eine Sektionshütte auch allen SASlern offen stehen. **) mit Auto allerdings nur 2 Stunden.


Die bauliche Lösung ergibt sich aus den Skizzen. Es ist zu bemerken: Der konstruktive Ausbau entspricht in Wetter- und Kälteschutz den im Hochtal von Davos gemachken Erfahrungen. Die Hütte läßt sich als Ständer- oder Blockbau erstellen. Sie enthält zwanzig Betten, je fünf in einer Schlafkammer, die aus wirtschaftlichen Gründen so klein wie möglich gehalten wurden. Erfahrungsgemäß ist wichtig, daß in jeder Kammer eine Längswand zum Aufhängen von Kleidern und Gegenständen zur Verfügung steht. Für längeren Aufenthalt kann in den Mitgliederschränken Bettzeug aufbewahrt werden. Die vier Eßtische längs aneinander gestoßen ergeben einen großen, gemeinsamen Tisch, drei quer aneinander einen Pingpongtisch. Die Bänke sind so angeordnet, daß sich kein Sitzplatz direkt unter einem Fenster befindet. Die vier Fenster bei den Tischen haben keine Flügel, sondern sind oben mit Fischbändern versehen, so daß sie unter die Decke aufgeklappt werden können, wo sie nicht stören. Die Feuerstellen Kachelofen, Cheminee und Herd sind in der Mitte des vorderen Hüttenteiles zusammengefaßt. Der Kachelofen wird von der Küche aus beschickt. Die sanitären Installationen sind auf das einfachste beschränkt, wie überhaupt im ganzen der Hüttencharakter gewahrt bleibt. Wir wollen ja kein ,,Skihaus". Der Städter will aus den Häusern heraus. Wer ein ,,HausL'sucht, findet überall gepflegte Hotels, denen wir nicht die Gäste entziehen wollen. Wünschenswert wäre allerdings der Einbau einer Dusche, doch wurde im vorliegenden Entwurf wegen der kostspieligen WarmwasserVersorgung darauf verzichtet.

Die Baukosten betragen Fr. 25 000.- für die fertig ausgestattete Hütte. Sie verteilen sich nach der Berechnung der Firma Künzli und Mai Söhne, Davos, wie folgt : Erd-, Maurer- und Kanalisationsarbeiten . . . Zimmer-, Glaser- und Scheinerarbeiten . Dachdeckerarbeiten . . . . . . . . . . Sanitäre Anlagen . . . . . . . . Hafnerarbeiten . . . . . . . . . . . . Möblierung (ohne Sessel und Matratzen) . . . dazu käme: Zuleitung von Wasser . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Patentroßhaarmatratzen . . . . . . . . . . . . . . Sessel, Liegestühle, Decken, Lampen, Küchen- und ERgeschirr, Werkzeuge, Rettungsmaterial, Apotheke, Hüttenkasse, Vorhänge, Hüttenschuhe usw. . . . . Total

Fr.

5 148.80

„ 10 075.10 , 1 232.-934.1 470.1 812.600.1 930.-

,

1798.10

Fr. 25 000.-


Photo: Dr. P . Götz, liichtklinaatisehes Observatorium Arosa

BERGSCHATTEN AUF WOLKEN Von Privatdozent Dr. P . Cfötz, Arosa Dem Skifahrer, der seine Augen ,,auch sonst" offen hat, schenkt das Hochgebirge Eindrücke, die in ihrer Ungewöhnlichkeit mitunter geradezu phantastisch sind. Am 18. Dezember 1937 war das Aroser Tal bei aufklarendem Wetter schon tagsüber von feinen Schwaden durchzogen, aus denen Myriaden von Eiskristallen ausfielen, die zu schönen ,,Untersonnenc' und „LichtsäulenC' Anlaß gaben. Aber nicht hierüber soll berichtet werden, sondern über einen weiteren Effekt, kurz nachdem die Sonne hinter der Doppelspitze des Erzhorns verschwunden war. Die wohlvertrauten Bergkonturen wachsen und wachsen und türmen sich in gigantischen Dimensionen stahlblau in den Himmel. Nur einen schwachen Eindruck vermag das 15.15 Uhr vom Observatorium aufgenommene Bild zu vermitteln, in dessen Mitte die Wolkenschwaden gerade noch die Doppelpyramide des Erzhorns erkennen lassen. Darüber ragt in etwa dreimaliger Vergrößerung das Schattenbild. Das ,,darüberu ist freilich nur scheinbar. Der Schatten muß wie von einem Transparent, durch das hindurch wir ihn von der Rückseite her sehen, auf den feinen Schwaden erzeugt worden sein. Die räumliche Anordnung läßt sich mit etwas Geometrie leicht aus den Angaben ableiten, daß das 2920 m hohe Erzhorn den Beobachter um 1050 m überragte und 5 km entfernt ist. Der Bergschatten mußte in etwa halber Höhe des Erzhorns (also Höhe 2400 m) und einem Drittel seiner Entfernung liegen. Die hier somit schon dreifache Vergrößerung nahm mit weiter sinkender Sonne und Näherrücken des Schattenbilds an den Beobachter dann rasch zu, die Berge wuchsen stahlgrau höher und höher, das starke Zurücktreten der eigentlichen Kette nährte die Illusion eines geradezu gigantischen Vorgangs. Eine schwächere Erscheinung solcher Art aus dem Wettersteingebirge ist im Augustheft 1937 der Zeitschrift für angewandte Meteorologie beschrieben.


W I E ALT I S T D E R S K I S P R U N G ? Von C. J . Luther, Miinchen

Im Artikel ,,Über die Entwicklung der ältesten, der vorsportlichen Skitechnik" im letzten Jahrgang*) wurde das Alter der Skispringerei auf rund 125 Jahre geschätzt. Auf diese Zeit zwcück geht nun auch der älteste authentische Bericht, den Kaptein Lars Kiärland im norwegisch militärischen Reichsarchiv gefunden hat. Er veröffentlicht ihn in seiner letzten skigeschichtlichen Studie im ,,Aarbok 1938",dem Jahrbuch des bekanntenvereins zur Förderung des Skilaufesin Oslo, der Jahr für Jahr das Holmenkolrennen durchführt. e Darnach schrieb ein Major J . E. Hjorth in seinen ungedruckten Erinnerungen von dem Leutnant Olaf Rye (spiiter General), er sei um 1808 von seinen Kameraden im Lager Eidsberg (während des damaligen norwegisch-schwedischen Winterkrieges) als der beste aller Skiläufer sehr geschätzt gewesen. Sie erzählten von der Tüchtigkeit dieses Skileutnants das folgende : Rye,der nebenbei gesagt ein Telemarker ! war, sei bei einem ,,veranstalteten Sprungschreiten" (Hopskridning) in ein tiefes Tal, wo man einen Schneehügel aufgeworfen habe, auf Skiern stehend geblieben,indem er eine starke Fahrt und einen Sprung machte, der ihn mit Skiern 15 Ellen weit von dem Schneewall getragen habe. Das ist wie gesagt der früheste bis jetzt bekannte Tatsachenbericht. *) Band 3, Seite 420.

Bei Saanennaöser.

Photo : ST'Z


DAS ELFTE E H R E N M I T G L I E D DR. BERNHARD

RUFENACHT

Die letzte Ehrung des SAS galt einem unserer ersten Mitglieder: Bernhard Rüfenacht. Ihm kommen nicht nur große Verdienste um unseren Club zu, sondern um den ganzen schweizerischen Skisport. Schon als Schuler des Progymnasiums war Bernhard Rüfenacht den heimatlichen Berner Bergen verfallen. Ein schwerer Lawinenunfall hätte ihm damals im Frühjahr 1915 im Gantrischgebietbeinahe das Leben gekostet. Er blieb aber trotzdem dem Skisport weiter treu. Als ausgesprochener Tourenfahrer hat er das Wertvollste, was uns der Skisport zu geben vermag, erkannt und hat Winter für Winter Voralpen und Hochgebirge i w e r wieder durchzogen. Als ganz hervorragender Kletterer und Alpinist wurde er Mitglied des Akademischen Alpenklubs Bern, den er während einer Amtsperiode präsidierte. Bald nach der Grundung des SAS begleitete uns Bernhard Rüfenacht auf unseren SAS-Fahrten, obschon er anfänglich an dem rennmäßigen Skisport kein besonderes Interesse bekundete. Das will nicht sagen, daß er nicht Rennfahrer- Qualithten besessen hätte; am ersten Anglo-Swiss-Rennen in Mürren, das damals hauptsächlich zwischen Vertretern des Akademischen Alpenklubs Bern und Vertretern von Englischen Studenten ausgetragen wurde, mußte er die Schweizer Farben verteidigen. An diesem Rennen erkannte er auch, daß das rennmäßige Skifahren genügend Schneid braucht, um es als solches auch betreiben zu durfen. Als Mittler zwischen dem sportlichen Skifahreu und dem Tourenfahren hat er in der Folge dem Schweizerischen Skisport große Dienste geleistet. Seit 1927 ist er Mitglied des SAS, dessen Sektion Bern ihn später zu seinem Vorsitzenden wählte. In der Amtsperiode 1930 bis 1933 wurde er Zentralpräsident des SAS unter dessen bewährten Vorsitz der Club sich stark entfaltete. Bernhard Rüfenacht hat am Aufbau des SAS namhaften Anteil. So hat denn auch unser Landes-Skiverband gesehen. daß seine Kenntnisse, Gründlichkeit und Begeisterung nicht unausgenutzt bleiben dürfen. 1934 w&hlteihn der Schweizerische Ski-Verband zu seinem Vizeprhsidenten und Zentralsekretär. Dieses Amt hat er durch neue Betätigung im Jahre 1937 für die Amtsperiode bis 1940 beibehalten. Seine Verdienste in dieser Eigenschaft um den Schweizerischen Skisport sind gewaltige. Wenn Bernhard Rufenacht einmal gesagt haben soll, daß er im Skisport nichts besonderes geleistet hätte, daß er lediglich diejenigen Stellen, die ihm ubertragen wurden, nur mit normaler Gewissenhaftigkeit ausgefüllt habe, so ist dies kennzeichnend f u r seine große Bescheidenheit, für die ihn all seine Freunde zu schätzen wissen. Seine juristischen und menschlichen Kenntnisse, seine Zuverlässigkeit, eine große Skierfahrung und Liebe zur Arbeit sind dem großen Landesverband in all diesen Jahren uneigenniitzig zustatten gekommen. Die Ehrung, die ihm durch den SAS zuteil wird, bedeutet nicht nur Anerkennung seiner Verdienste in unserem intimen Kreis; sie ist auch Wiirdigung seiner aufbauenden Arbeit im Schweizerischen Skisport. W. A .

Photo :E. Qomr

- .-

.L



PRĂ„SIDIAL-,

SKI- U N D CLUBBERICHTE

RAPPORT

PRESIDENTIEL

1937138

Dr. Jean Juge, prisident central SAS, Bendve Chers Saslers, Mon rapport, pour cette deuxihme ann6e d'activite, Sera bref, car il vaut mieux pr6parer l'avenir qu'6piloguer sur le passe. L'effectif des membres est actuellement de 285, dont: 10 E. H., 171 A.H. et 104 A. L'augmentation du nombre des membres est donc de 23, bien qu'il y ait eu 3 demissions et 1 d6chs. Voici la r6partition des membres par section: Berne Edle Benkve Lausanne St-Ball Zurich E.H. et A.H. 42 25 25 13 4 72 34 9 6 A. 25 7 23

-

-

-

-

-

67

32

48

22

10

-

106 Total 285

La section de Berne a 6t6 6prouv6e par la perte de deux personnes qui lui 6taient chbres: W. Eberschweiler et Heiri Wendling, fils de notre cher A.H. le Dr. Wendling; que les proches de ces disparus trouvent ici l7expression de notre profonde sympathie. Dans le mouvement des membres une chose est un peu inqui6tante; c'est le manque de renouvellement des jeunes 616ments; renouvellement qui est necessaire si l'on veut Bviter la cristallisation, ce ph6nombne frequent qui a entrain6 la d6cadence de plus d'un club. I1 est necessaire que dans chaque section on garde un contact 6troit avec les jeunes gens des 6coles secondaires. Passons 8. la question 6nancihre. J e suis heureux que le tr6sorier puisse vous presenter une situation r6jouissante, sans que les subventions aux coureurs aient Qt6 diminu6es, bien au contraire. E;t-ce l'indice que les Genevois s'int6ressent aux r6formes financibres? En tout cas le tr6sorier a fourni un bel effort et je l'en remercie. Merci aussi & mes autres camarades du comit6 central avec lesquels toute collaboration est un plaisir. Nous nous sommes efforc6s de faire repr6senter le SAS dans un grand nombre de concours, autant en Suisse qu'h l'etranger. C'est un bel exemple d'amateurisme que peuvent donner nos coureurs, qui, & c6t6 de leurs occupations,~t sans oublier que le sport n'est pas un but, mais un moyen de se fortifier, peuvent s'aligner & c6t6 d'hommes vou6s corps et &meau sport. Je forme le vceu qu'il soit toujours dans les traditions du SAS que ses membres courent pour le plaisir de l'effort, pour d6fendre leurs couleurs, et non pour tirer un avantage pecuniaire du ski. A Villars, le 15 janvier dernier, le projet de construction d'une cabane SAS a 6t6 ajourn6 ,,sine die". La principale cause de cette d6cision n6gative est le peu d'argent dont nous disposons. Notre fonds de cabane se monte & frs. 3500.- et il n'aura guhre d'occasions de s'augmenter - les cotisations & vie et les int6r6ts Qtant ses seules sources -, si nous ne trouvons pas un autre moyen de l'alimenter (par exemple par un versement annuel). Je tiens encore & remercier le Dr. Amstutz pour tout le travail qu'il a fourni en presentant un projet pour . l'utilisation du fonds de cabane (V. Hase No. 24). Je remercie 6galement tous les Sasler qui par leur intervention, & propos de cette difficile question, ont montr6 que les affaires du SAS leur tenaient cmur. Cet hiver, plus que jamais, les Sasler des differentes sections se sont r6unis; tout d'abord & MĂźrren, & Noel, puis ik l'occasion de nombreux concours. La compr6hension reciproque, l'amiti6, l'esprit ,,f6d6raliste" y ont beaucoup gagn6 et je suis persuad6 qu'en d6veloppant encore les possibilitQsde con6act entre les sections nous fortifierons le SAS. Les sections ont eu en g6n6ral une activit6 r6jouissante et je felicite particulihrement celle de Lausanne, qui, quoique la plus jeune, fut la plus glorieuse sur le terrain. Dans les questions techniques interessant le ski, celle du slalom g6ant doit retenir particulibrement notre attention. Ce genre de comp6tition, avec toutes les variantes et combinaisons qu'il permet, correspond bien aux possibilit6s des citadins, et pr6sente des dangers d'accidents restreints. Sur le plan moral, nous devons lutter de toutes nos forces contre les abus qui ont d6j&g&t6bien des Sports et qui menacent le ski. Nous devons lutter contre le professionalisme, dans notre domaine en tout Gas, et emp6cher les jeunes 6tudiants de delaisser leurs &tudespour se vouer entihrement au ski dans un moment d'exaltation. Luttons aussi contre les id6es subversives de gens qui, tirant profit du sport, exercent parfois une activit6 tendant & sa d6ch6ance. Qui ne connait le danger de la presse, ce moyen redoutable quand il est aux mains d'individus incomp6tents et peu scrupuleux? Le SAS a un beau pass6, prĂ&#x;parons-lui un bel avenir.


D A S 13. A N Q L O - S W I S S - R E N N E N Murren 5. Januar 1938 Von G. Michel, SAS, Murren Aus der Menge guter Skifahrer, die sich für das Neujahrstraining in Mürren einfanden, war es für den Rennchef ein leichtes, eine ausgezeichnete, vielleicht die beste Mannschaft auszuwählen, die der SAS jemals in den AngloSwiss Match schickte. Sicher ist es das erstemal, daß der SAS zwei Schweizer Fis-Reservisten (Pierre Francioli und Marc Hodler) in dieses Rennen stellen konnte. Auch die englische Mannschaft war stärker, als man allgemein anzunehmen geneigt war; allerdings nicht stark genug um als Siegermannschaft ernsthaft ins Gewicht zu fallen. Leider, das war schade. Ein Wettkampf verliert von vorneherein die Hälfte allen Reizes, wenn ein Gegner sozusagen keine Siegesaussichten hat. Um so mehr Respekt vor den Briten, daß sie sich unter schlechtesten Voraussichten stellten, das Spiel ernst nahmen und zähe kämpften. Wenn der BUSC im Beantworten von Briefen ein wenig imponierendes Tempo zeigt, so haben die Leute auf dem Kampfplatz Schneid und Haltung, was schließlich das Wichtigere ist. D I E ABFAHRT

Auf der schnellen, sonnigen Strecke Schiltgrat-Wintertal-Mürren,in deren oberem Teil schon früher ein AngloSwiss ausgetragen wurde, gelangte der Abfahrtslauf zur Durchführung. Während bis an Ren6 Jaeger alle SASler der sicheren Linie Franoiolis folgten, ließen sich alle Engländer mit Ausnahme Digby Raeburn's zur wagemutigen Abkürzung Jimmy Tomkinson's verleiten. Auch Jimmy stiirzte wo er im Training immer stand, sonst hätte er vielleicht die Abfahrt gewonnen. Alle Engländer bis an Digby Raeburn stürzten dort, auch Ren6 Jaeger, und die Resultatliste gibt belehrende Auskunft. DER SLALOM

an der Finelschulter, mit Skilift-Bergfahrt, wurde die verdiente Beute Marc Hodlers. Man merkte den SASLeuten das gemeinschaftliche Training, das tagelange, sorgfßltige Ausfahren eines jeden vorgeschriebenen Bogens an, das zusammen Trainieren, das aufmerksame Abgucken, das unermüdliche Kopieren des besten Mannes. Hier fehlte es der englischen Mannschaft. Es fehlte ihr am gemeinsamen Training. Ein jeder fuhr, bis xn einem gewissen Grad mindestens, seinen Privatstil, was sich bei einem Slalom immer am deutlichsten rächt. Aber schließlich fährt man ja zu seinem Vergnügen Ski, und nur zum Zwecke, besser Skifahren zu lernen, fahrt keiner in die Winterferien. Ein denkwürdiges Bankett im Grand-Hotel & Kurhaus bildete den gelungenen Abschluß des 13. Auglo-Swiss-Match.


RESULTATE

I. ABFAHRTSRENNEN Rang 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Name Pierre Francioli Maro Hodler J. A. Tomkinson Franz Obrecht Arnold Kaech Robert Sturzenegger

Club SAS SAS BUSC SAS SAS SAS

Min.Sek. 2 48,4 2 50,2 3 07,2 3 09,8 3 11,8 3 20,8

Rang 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Name W.D.M.Raeburn R. B. Readhead D. G. Drakeford Ren6 Jaeger J.N.O.Curle J. W. H. Cunningham

Club

Min.Sek.

BUSC BUSC BUSC SAS BUSC BUSC

3 3

23,6 30,2

3 3 3 3

39,6 46,s 53,6 58,6

Mannschafts-Resultate: SCHWEIZ

Pierre Francioli Marc Hodler Franz Obrecht Arnold Kaech Robert Sturzenegger

Min. 2 2 3 3 3 15

Sek. 48,4 50,2 09,8 11,8 20,8

Min. Sek. ENGLAND

J. A. Tomkinson W. D. M. Raeburn R. B. Readhead D. G. Drakeford J. N. 0. Curle

21,O

3 3 3 3 3

07,2 23,6 30,2 39,6 53,6

17

34.2

Min. 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 3

Sek. 40,2 42,8 52,s 55,4 55,6 59,2 03,O 06,2 08,2 11,2 15,6 15.8

Min. 1 1 2 2 2

Sek. 55,6 59,2 08,2 11,2 15,6

2. SLALOM

Rang 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Name Marc Hodler Pierre Francioli Arnold Kaech Ren6 Jaeger J. A. Tomkinson W. D. M. Raeburn Franz Obrecht Robert Sturzenegger D. G. Drakeford J. W. H. Cunninghani J. N. 0. Curle R. B. Readhead

1. Lauf Sek. 49,2 52,O 58,6 57,O 58,2 59,8 59,8 65,2 62,6 62,8 66,2 954

C'lub SAS SAS SAS SAS BUSC BUSC SAS SAS BUSC BUSC BUSC BUSC

2 . Lau/ Sek. 51,O 50,s 54,2 58,4 57,4 59,4 63,2 61,O 65,6 68,4 69,2 100,o

Mannschafts-Resultate: SCHWEIZ

&!in. Sek. 1 40,2 1 42,8 L 52,8 1 55,4 2 03,O

Marc Hodler Pierre Francioli Arnold Kaech Ren6 Jaeger Franz Obrecht

9 3. ABFAHRT

Rang 1. 2. 3. 4. 5. 6.

ENGLAND

J. A. Tomkinson W. D. M. Raeburn D. G. Drakeford J. W. H. Cunningham J. N. 0. Curle

14,2

10

Name Marc Hodler Pierre Francioli J. A. Tomkinson Arnold Kaech Franz Obrecht W. D. M. Raeburn

Club SAS SAS BUSC SAS SAS BUSC

Punkte 280 281 314 315 325 334

Rang 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Name Robert Sturzenegger Ren6 Jaeger D.G.Drakeford J. N. 0. Curle J. W. H. Cunningham R. B. Readhead

Club SAS SAS BUSC BUSC BUSC BUSC

Mannschafts-Resultate: SAS

293

- SLALOM

Abfahrt Slalom

929 Punkte 775 Punkte 1696 Punkte

BUSC

Abfahrt Slalom

1054 Punkte 881 Punkte 1936 Punkte

Punkte 339 353 360 382 383 426



14me

CHAMPIONNAT INTERNATIONAL DU SKI CLUB

ACADEMIQU

E SUISSE

ET 14meCHAMPIONNAT UNlVERSlTAlRE SUlSSE DE SKI Villars 14-16

janvier 1938

Par Dr. Jean Juge, SAH, Geneve Pour la premiere fois, ces concours avaient lieu en Suisse romande. Pour la premiere fois le titre de courses du SAS remplacait celui d'ASAL. Que d'innovations! La premihre parce que le Comit6 central du SAS est h Geneve depuis 1936, la seconde parce qu'une confusion s'etablissait avec les Jeux olympiques universitaires qui, je ne sais pourquoi, se disputent, maintenant, tous les deux ans. Des l'automne, monsieur R. Lendi, directeur du Villars-Palace, et ses collaborateurs, avaient pris leurs dispositions pour l'organisation locale des courses. Pauvait-on trouver station plus gaie que Villars, regorgeant de monde, pour accueillir les Btudiants, dont les performances sportives ne sont qu'une folie de jeunesse, un court 6pisode de la vie, marqu6 par l'amiti6 et la joie? Trois ou quatre jours avant les concours, les etudiants de six pays commenchrent h s'entrainer sur une neige assez abondante, mais gelee, donc rapide et difficile. Quelques coureurs en firent la dure constatation! Un jour, on vit arriver & table d'hdtes, un membre du Comit6 central qui ne pouvait plus ouvrir la bouche. On apprit qu'en voulant prendre trop d'avanc6, il s'6tait plant6 une spatule dans la machoire . . & cause du brouillard! Les meilleurs skieurs Btaient parfois arraches du so1 par les traces gelbes et projetes en des chutes impressionnantes e t brutales dont ils se relevaient 6tourdis et souvent le visage ensanglant6. Dans le funiculaire et le tbleski, on entendait raconter des histoires plus ou moins fantaisistes sur les coureurs: Un yougoslave se lhve, parait-il, & 6 h. chaque matin, absorbe des aliments de qualit6 et de quantite determinees, en w o d'un rendement 6nergetique maximum. I1 s'entrafne le matin et reste couch6 le reste du jour. E n descente, les autrichiens „valent“ de bosse en bosse. Un anglais a fonc6 taut droit dans la pente sans avoir jamais vu la piste! Enfin arriva le jour de la premihre course et . . . le mauvais temps.

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+

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LA C O U R S E D E F O N D

(vendredi 1 4 h l o h . )

C'est par un ciel nuageux et Une neige ramollie par le vent chaud que le depart est donn6 a u premier coureur. Pas de fievre, pas de surexcitation chez les concurrents. Chacun connait ses limites. Cette course est la conclusion d'un entrainement long et ingrat. Le hasard est reduit au minimum. L'un aprbs l'autre, avec une r6gularit6 presque monotone, les hommes s'elancent sur la double trace de 14 km., qui, du chalet Aepli, va les faire monter jusqu'h la hauteur du col de Soud, puis les ramenera au bas de la piste des Bouquetiiis apres une vaste courbe vers I'Ouest. Noldi Kaech, espoir du SAS fait Une course excellente et raisonnee. I1 termine premier, bien qu'ayant eu un peu de retard a mi-parcours. Schriber le suit de tras pres e t fait une tres bonne impression. Pohly fournit Une course qui couronne bien son entrainement mßthodique. Le yougoslave Mocnik a de la malchance et son classernent ne correspond pas & ses possibilites. Quant aux Romands, on s'apergoit que le fond ne les passionne pas. ESTAFETTE

(samedi 15 L 10 h.)

Ce matin il fait un temps magnifique; trop beau meme, et surtout trop chaud. Cette course interesse le public car les coureurs luttent c6te h c6te. Le premier relai part de la station de Bretaye et consiste en urie descente de 800 m. de d6nivellation. I1 emprunte la piste „populaire". Comme le d6but est un chemin peu raide, mais ou il est malcommode de depasser, les coureurs ont d6cid6 de se regrouper & la sortie de Ce Passage. Hodler, sportivement, attend ses caniarades, bien qu'ayant d6j&Une nette avance. I1 fait le meilleur temps de ce parcours qui se termine a u chalet Aepli par la rapide descente de la ,,Golette". Les quatre relais suivants se courent sur la m6me piste qui forme une boucle. Le fartage cause de gros deboires. Pendant les deux premiers relais, la neige est fondante et ceux qui sont en course conseillent aux autres de farter „collant". Mais la neige se met L tomber e t forme d'6normes sabots sous les skis des coureurs suivants trop confiants. Morale: rie vous fiez pas aux conseils, mais obsemez les conditions de neige et apprenez h farter oous-memes. La lutte se circonscrit rapidement entre Zurich et Berne pour la premiere place et entre Geneve et Lausanne pour la lanterne rouge. DESCENTE

(samedi 1 5 h 15h.)

Pendant le dejeuner, le temps empire, le vent souffle par rafales et la neige tombe drue, tandis que les hauteurs sont envaliies par le brouillard.

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I

Le sommet du Chamossaire doit 6tre abandonn6 h la temp6te et on d6cide sagement de donner les d6parts au d6biit de la pente rapide de 1'Aiguille. Ceci r6duit la denivellation & 550 m. Les coureurs sont nerveux. Dans cette 6preuve de Courage, de technique, de r6flexes et d'equilibre, ils doivent se lancer t6te baiss6e dans le brouillard et la neige. Plus bas, une visibilit6 meilleure permet de passer plus confortablement une r6gion tortueuse et bosselee, puis Une pente de flanc fatigante conduit aux premiers Chalets de Villars oh se trouve l'arriv6e. Hodler, favori de cette epreuve, fonce dans la tourmente et fait une chute magistrale. Malgr6 tout, il d6tient la premibre place jusqu'au moment oh, les c3nditions atmosph6riques 6tant devenues excellentes, H. Berger d'Innsbruck fait le meilleur temps, suivi de Rudi (Suisse) et Tomkinson (Angleterre) qui montrent une suret6 ot un 6quilibre parfaits dans les bosses. S L A L O M (dimanche 1 6 h loh.)

Piquet6 par notre ing6nieur A. Roch (h M端rren il 6tait piquet6 par un architecte!) sur la pente du col de Soud, il est assez long (cinq portes furent supprim6es pour la seconde manche), de difEcult6 moyenne, mais la neige glac6e augmente la difficult6 par le d6rapage qa'elle occasionne. Dans cette 6preuve de technique et de controle des nerfs, Hodler fait deux parcours splendides qui le ciassent premier. Tomkinson effeotue sa deuxibme descente h Une vitesse vertigineuse. Eggert, sp6cialiste du slalom, est trbs rapide, mais manque un peu de suret6. Son compatriote Berger s'assure la premibre place au ciassement combin6 descente-slalom, par deux parcours rapides et prudents. S A U T (dimanche 16 & 15 h.)

Cette competition acrobatique et le temps radieux ont ettir6 beaucoup de monde au tremplin de Bretaye. On assiste & de jolis sauts du yougoslave Bevc et de Kaech, parmi les universitaires et quelques skieur~r6gionaux font une belle exhibition. Mais ces bonds de 30-40 m. n'ont pas le don d1int6resser beaucoup le public. Celui-ci est-il blas6 par les prouesses des grands champions? Prefbre-t-iljouir activement de la neige merveilleuse tombee la veille?


Le soir, la distribution des prix eut lieu dans la grande salle de bal du Villars-Palace. Tous les coureurs furent acclamBs selon leurs mbrites ou leur popularite. Mais . . . un peu plus tard, on s'apercut qu'une erreur s'etait malignement insinuee dans les calculs. On avait divise les notes de descente par deux, a u lieu de les multiplier, dans le combine descente-slalom! Beaucoup de rangs durent 6tre rectifies et H. Berger, d'Innsbruok, devint champion de descente-slalom. Irreparable catastrophe, diront les pessimistes. Incident regrettable, diront les pond6rBs. Peccadille, penseront las ennemis de l'esprit de competition. Qui a raison? Pendant le bal qui termina joyeusement ces concours, je ne pus me garder d'un sentiment d'amertume en pensant que ces quelques courtes heures de sport venaient d'engloutir le travail de plusieurs mois de preparatifs.

A. C h a m p i o n n a t s U n i v e r s i t i t i r e s I n t e r n a t i o n a u x DE SCENTE DAME S

Rang 1. 2. 3. 4. 5.

Norn Goedl Helga de SBvery Nicole Tenger Ruth Moynier Denise Schaad Heiwilly

MESSIEURS 1. 2. 3. 4.

5. 5. 7. 7. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20.

M i n . Sec. 3 05,2 4 51,6 4 54,s 5 32 8 18,s

Universitd Innsbruck Lausanne Lausanne Genbve Berne

Pays Autriche Suisse Suisse Suisse Suisse

Innsbruck

Ljubljana Genhve Innsbruck Genbve

Autriche Angleterre Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Allemagne Suisse Angleterre Yougoslavie Suisse Autriche Suisse

Bhle Lausanne Zurich Uni Lausanne

Suisse Suisse Suisse Suisse

Universitd Lausanne Lausanne Geneve Berne

Pay~ Suisse Suisse Suisse Suisse

Ca t e g o r ie I (51 participants)

Berger Heinz Tomkiiison Jimmy Hodler Marc Pieth Britz Rossier Georges Obrecht Hans Fanchamps Albert Grass Josias Hotz Heinz Kaech Arnold Marcuard Sig. de Senarclens J. Jaeger Ren6 Pohly J端rgen Schaffner Jacob Raeburn W. M. Nowak JosB de Kalbermatten Eggert Kurt Juge Francois

2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2

22,6 28,2 33 35,s 38 38 39,6 39,6 41,6 42,4 43,s 45,2 45,s 46,6 46,s 48,6 48,s 49,6 53,2 23,6

Berne Bhle Lausanne Berne Lausanne Zurich Uni Zurich Berne Berne Geneve Berne Zurich ETH Berne

C a t e g o r i e I1 1. 2. 3. 4.

Ruedi Joerg de Courton Henri Schneiter Kar1 Sillig Jacyues 0.

B. C h a m p i o n n a t s U n i v e r s i t a i r e s s u i s s e s (SHM) DESCENTE DAMES

Rang Norn 1. de SBvery Nicole 2. Tenger Ruth 3. Moynier Denise 4. Schaad Heiwilly

Min. 4 4 5 8

Sec. 51.6 54,s 32 18,s


MESSIEURS 1. 2. 3. 3. 5. 5. 7.

8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.

Categorie I (44 participants)

Hodler Marc Pieth Fritz Rossier Georges Obrecht Frantz Fanchamps Albert Grass Josias Hotz Heinz Kaech Arnold Marcuard Sig. de SBnarclens Jean Jaeger Ren6 Pohly J端rgen Schaffner Jacob de Kalbermatten Juge Franqois Privat Louky Gutscher Weith Merz Heinz Wajda Peter

2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 3 3

33 35,8 38 38 39,6 39,6 41,6 42,4 43,8 45,2 45,s 46,6 46,s 49,6 53,6 56 59,s 02,s 05,4

Berne Bkle Lausanne Berne Lausanne Zurich Uni Zurich Berne Berne Genbve Berne Zurich ETH Berne Genbve Genbve Genbve Genbve Berne Zurich

Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Allemagne Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse

2 3 3 3

26,s 24,6 43,8 49,4

Bkle Lausanne Zurich Uni Laiisanne

Suisse. Suisse Suisse Suisse

Categorie I1 1. 2. 3. 4.

Ruedy Joerg de Courten Henry Schneiter Kar1 Sillig Jacques 0.


A. C h a m p i o n n a t s U n i v e r s i t a i r e s I n t e r n a t i o n a u x COURSE DE FOND Rang 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

14 janvier 1938

Nom Kaech Arnold Schriber Hans Pohli Jurgen Moonik Creto Sohneiter Kar1 (Cat. 2) Steinegger Hans Bebie Rudolf Marcuard Sig. Miller Heinz Comes Hans

(17 participants)

Min. 45 45 47 49 49 49 50 50 51 52

Sec. 24,8 40,4 47,8 04 40,2 55,2 12,8 13,6 51,6 33.2

Unhersitd Berne Berne Zurich ETH Ljubljana Zurich Uni Berne Zurich Uni Berne Innsbruck Berlin TCH

Pa ys Suisse Suisse Allemagne Y ougoslavie Suisse Suisse Suisse Suisse Autriche Allemagne

A. C h a m p i o n n a t s U n i v e r s i t a i r e s I n t e r n a t i o n a u x SLALOM DAMES Rang Nom 1. Goedl Helga Moynier Denise 2. Tenger Ruth 3. 4. de Severy Nicole 5. Schaad Heiwilly MESSIEURS 1. 2.

Categorie I

Hodler Marc Tomkinson Jimmy

Ire manche Min. Sec. 1 24 1 43 1 48,6 1 56,6 1 51,4

pdn.

Zme manche Min. Sec. 54,8 1 06,6 1 13,4 1 18,8 1 27,6

Total Min. 2 2 3 3

Sec. 18,8 49,6 02 15,4

3

19

,.,,: t'

(28 participants) 1 1

09,8 15,6

1 2

57,4 01,4

'

Kaech Arnold Berger Heinz Eggerth Kurt Obrecht Hans Wajda Peter Schaffner Jacob Hotz Heinz Nowak Jos6 C a t e g o r i e I1 1. Ruedi Joerg B. C h a m p i o n n a t s U n i v e r s i t a i r e s S u i s s e SHM SLALOM DAMES Rang Nom 1. Moynier Denise 2. Tenger Ruth 3. de Severy Nicole 4. Schaad Heiwilly

lremanche Min. Sec. 1 43 1 48,6 1 56,6 1 51,4

ph.

F manche Min. Sec. 1 06,6 1 13,4 1 18,8 1 27,6

pdn.

Total Min. Sec.

MESSIEURS (24 participants) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Hodler Marc Kaech Arnold Obrecht Hans Wajda Peter Schaffner Jacob Hotz Heinz Merz Heinz Fanchamps Albert Privat Loucky de Kalbermatten S. Photo: 0.Rzll.? SV2

,.$



LA COURSE DE RELAIS Classement intermddiaire:

H.

Min. Sec.

Premier relai : 1. Berne (Hodler) 2. Zurich (Grass) 3. Genbve (de Senarclens) 4. Lausanne (Sillig)

6 6 6 7

24 46 47 11

Deuxihme relai : 1. Zurich (Zuber) 2. Berne (Marcuard) 3. Lausanne (Fanchamps) 4. Genhve (S. de Kalbermatten)

Troisihme relai: 1. Zurich (BQbi6) 59 2. Berne (Steinegger) 1 4 9 3. Lausanne (P. de Kalbermatten) 1 4. Genhve (Juge) 1 1 1

43 24 46 00

Quatribme relai: 1. Zurich (Pohli) 2. Berne (Kaech) 3. Genbve (Privat) 4. Lausanne (Mezentin)

Classement final: 1. Zurich (Schneiter) 2. Berne (Schrieber)

3. 4.

Geneve (Doret) Lausanne (Rossier)

A. C h a m p i o n n a t s U n i v e r s i t a i r e s I n t e r n a t i o n a u x COMBIN*:

DESCENTE E T SLALOM

DAMES Rarng 1. 2. 3.

Nom Goedl Helga Tenger Ruth de S6very Nicole

MESSIEURS 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Descente 0 56,88 55,22

Slalom Total 0 0 18,65 75,53 24.51 79,73

Rang Nom 4. Moynier Denise 5. Schaad Heiwilly

3,83 2,07 0 6,lO 3,20 10,75

7. 8. 9. 10. 11. 12.

Descente Slalom Total 76,18 13,29 89,47 162,74 25,99 188,73

Categorie I

Berger Heinz Tomkinson Jimmy Hodler Marc Obrecht Hans Kaeoh Arnold Hotz Heinz

0 3,76 7 10,36 13,34 12,80

3,83 5,83 7 16,46 16,54 23,55

11,46 20,60 16,32 17,66 16,18 15,22

Fanchamps Albert Eggerth Kurt Schaffner Jacob Nowak Jos6 Pohly J체rgen de S6narclens J.

12,62 4,55 10,66 11,37 13,75 14,79

24,08 25,15 26,98 29,03 29,93 30,Ol

C a t 6 g o r i e 11 1.

Ruedy Joerg

0

0

0

B. C h a m p i o n n a t s U n i v e r s i t a i r e s S H M COMBIN*:

DESCENTE E T SLALOM

DAMES 1. 2.

DAMES

Tenger Ruth de SBvery Nicole

1,04 0

4,38 9,11

5,42 9,11

4,02 10,14 7,26 0 9,62 8,32

0 3,20 6,lO 14,89 10,75 12,62

4,02 13,34 13,36 14,89 20,37 20,94

3. 4.

MESSIEURS 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Hodler Marc Kaech Arnold Obrecht Hans Ruedy Joerg Hotz Heinz Fanchamps Albert

Moynier Denise Schaad Heiwilly

MESSIEURS 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Schaffner Jakob Pohly Jurgen de S6narclens J. Jaeger Ren6 Pieth Fritz de Kalbermatten S.

'

13,02 12,88 11,96 12,36 5,86 14,84

A. C h a m p i o n n a t s U n i v e r s i t a i r e s I n t e r n a t i o n a u x COMBIN* Rang 1. 2. 3. 4.

DES QUATRE *PREWES

Nom Kaech Arnold Guinand Andre Steffen Willy K채ser Helmiii

Saut 51 54,lO J1 128,50

Pond 0 78,42 72,lO 67.56

Descente 0 14,30 23,40 18.90

Slalom 0 11,61 19,16 21.09

Total 51 158,43 165,66 226.05


B. Championnats U n i v e r s i t a i r e s I n t e r n a t i o n a u x COMBIN*: FOND ET SAUT Cat6gorie I 1. Kaech Arnold 2. Steffen Willy

Saut 51 51

Fond 0 72,lO

Total 51 123,lO

3. 4.

Guinand Andre Käser Helmut

Saut 54,lO 128,50

Fond 78,42 57,56

Total 132,52 186,06

4. 5.

Käser Helmut Schneiter Kar1

Saut 128,50 185,90

Fond 57,56 28,32

Total 186,06 214,22

Categorie I1 1. Schneiter Ar. Championnats Universitaires Saut 1. Kaech Arnold 51 2. Steffen Willy 51 3. Guinand Andre 54,lO

Suisses d e Ski Fond Total 0 51 72,lO 123,lO 78,42 132,52

A. Championnats U n i v e r s i t a i r e s I n t e r n a t i o n a u x SAUT Rang 1. 2. 3. 4. 5. 6.

16 janvier 1938 Nom Bevc Edo Kaech Arnold Steffen Willy Guinand Andre Schaffner Jakob Käser Helmut

Universit4 Milan Berne Berne Neuchitel Berne Berne

Pays Yougosl. Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse

ler saut 34 25 26 26 23 25 (t)

2 m saut 34 28 29 26 25 25

Note 209 168 167,l 165,2 162,l 93,2

Pays Suisse Suisse Suisse Suisse Suisse

lersaut 25 26 26 23 25 ( t )

2me saut 28 29 25 25 25

Note 189 189 185,9 181 111,5

B. Championnats U n i v e r s i t a i r e s Suisses Rang 1 a. 1 b. 3. 4. 5.

Nom Kaech Arnold Steffen Willy Guinand Andre Schaffner Jacob Käser Helmut

Unkersit4 Berne Berne Neuchitel Berne Berne

PRIX SP*CIAUX A. Championnats I n t e r n a t i o n a l d u SAS 1. Challenge Dr. Rufenacht au vainqueur du Combin6 Descente-Slalom : Berger Heinz Innsbruck Autriche 2. Challenge Dr. Hoek au vainqueur de la Course de Fond: Kaech Arnold Berne Suisse 3. Challenge von Stockar au vainqueur de la Descente: Berger Heinz Innsbruck Autriche 4. Challenge de l'ficole Polytechnique FBd6rale au vainqueur du Saut: , Bevc Edo Milan Yougoslavie 5. Challenge Vereinigung zur Förderung des Skilaufes, Munich, au vainqueur du Slalom: Hodler Mare Berne Suisse 6. Challenge Delago au vainqueur du Combine Fond et Saut: Kaech Arnold Berne Suisse 7. Challenge Dr. Schneebeli au vainqueur du Combin6 4 Epreuves: Kaech Arnold Berne Suisse 8. Challenge Bonomo au vainqueur de 1'Estafette: Univemitßde Zurich Suisse

B. Championnats Suisse U n i v e r s i t a i r e 1. Challenge Weber au Champion suisse universitaire de ski (Course combin6 Descente et Slalom): Hodler Mare Berne Suisse 2. Challenge de la Faculte de m6decine de l'Universit6 de Zurich au vainqueur du Combin6 Fond et Saut: Kaech Arnold Berne Suisse 3. Challenge du Comit6 des Sports de l'ilssociation des Etudiants Suisses au vainqueur de laCourse d'Estafette: Universit4 de Berne 4. Challenge du Ski-Club Suisse de Ski de Dames h la Championne universitaire suisse (Desoenteet Slalom): Tenger Ruth


11lmes COURSES ITALO-SUISSES

Breuil 2-3

avril 1938

',A

'Ir

Par Prangois Juge, SAN, Oeneve C'est avec une 6quipe mise sur pied a la hate a cause de la maladie ou des devoirs de celui-ci et de celui-la que le Rennchef A. Roch, accompagne d'une precieuse interprbte, partit pour Breuil (2000 m. alt.) au pied du Cervin, dans le plus beau des decors, o t ~devait se d6rouler le troisibme match italo-suisse organise cette annee d'une facon magistrale par nos amis du SC 18. Cette rencontre eut lieu dans des conditions ideales a tous points de vue: le temps resta splendide du debut a la fin; la neige devenait meilleure de jour en jour (mais hblas pas plus abondante); et puis, et surtout, l'accueil inoubliable qui nous fut reservb. Les rapports entre equipes furent plus que cordiaux grace & la brillante organisation du SC 18, et en particulier B, son president, M. La Porta. Aussi je vous assure que nous aurons fort & faire l'an prochain & Engelberg pour Bgaler ce qu'ont fait nos hotes. LA D E S C E N T E

d'une dbnivellation de 1100 m. pour une longueur de 3,5 km. environ Btait trbs rapide dans de vastes terrains d6couverts et peu accidentbs, mais rendue assez dangereuse par la quantite de pierres Bmergeant au ras de la neige et formant parfois des sortes de souricibres dans lesquelles plusieurs concurrents furent bloques de faqon plus ou moins agreable. La neige qui avait 6th un peu croutee au debut de l'entrainement fut excellente le jour de Ia Course: encore un peu gelee dans le haut du Parcours, puis, plus bas, juste fondante et trbs glissante. Alternativement le depart etait donne a un equipier suisse puis a un italien, huit de chaque dont les six meilleurs comptaient. Le premier h partir Btait Gallati qui n'osa pas trop se lancer, la neige ne paraissant pas trbs favorable. Larghieri suivit Ses traces, un peu plus rapide, mais tomba si malencontreusement dans des pierres qu'il se blessa et ne put participer au slalom. Viut ensuite Kaech qui inaugura un nouvel itineraire Bvitant une vaste courbe de la piste pour emprunter un couloir trop raide pour qu'on en puisse voir la partie inferieure, mais oh la neige dure Btait sans traoe. Nous le vimes reapparaitre avec une avance notable sur Ses prAd6cesseurs ce qui nous rendit tous assez perplexes sur la route & suivre. Les Italiens, fideles a leur consigne, s'abstinrent de toute variante. Francioli r66dita l'exploit de Kaech avec une avance encore plus nette, et malgre une chute couvrit les 3,5 km., comprenant un plateau de plus de 200 m. de long, & une vitesse moyenne de 70 km. heure. Fanchamps ne voulant pas 6tre en reste sur Francioli fonqa encore plus fort dans le couloir, mais sans compter sur un veritable tremplin nature1 qui s'y dissimulait sournoisement; et c'est pirouettant sans skis et sans batons qu'il r6apparut. S'il perdit m6me la memoire dans sa chute il conserva cependant tout son Courage, puisque traversant tout le plateau sur un seul ski il fit Une fin de parcours splendide, hante par I'idee qu'il fallait terminer cofite que codte pour l'equipe. Apres cette aventure plus personne n'hesita sur Ia voie a suivre, et sagement chacun fit un prudent dbtour. Chez les Italiens, le sympathique Rasi, un des favoris, ffit le meilleur suivi de trbs prAs par Babini. Quoique le SAS prenait les deux premieres places, la palme revint aux Italiens, plus homogbnes. LE S L A L O M

piquet6 par Leo Gasperl qui utilisa au maximum quelques plaques de neiges perdues dans les paturages presque en fleurs, se disputait le lendemain. Au debut trois ou quatre portes serrees, difficiles, sur Une pente raide oti la neige offrait peu de resistance au derapage, suivies d'un flanc conduisant $. quelques portes faciles mais tri% rapides; puis un virage forc6 et une verticale coupant brusquement la vitesse; ensuite de nouveau Une ou deux portes faciles, et pour terminer quelques virages trbs brusques et rapprochbs sur Une neige subitement dure. Trois Italiens partaient les premiers dont Telfener, trbs brillant et tres s k . Puis Kaech qui fit un malheureux dbpart. Ensuite Francioli qui realisa le meilleur temps dans les deux manches, tout en nous donnant une belle 6motion dans la seconde. Fanchamps se racheta magnsquement de sa descente par deux parcours trbs reguliers. Gallati, comme Fanchamps, devait risquer le tout pour le tout h cause de son resultat de descente; c'est ce qu'il comprit trop bien: forcant irresistiblement a travers les perches, il dut remonter Une premibre fois, puis & la deuxibme prbfbra renoncer. Le slalom nous rapproche sensiblement des Italiens puisque, sauf erreur, si chacun de nous avait mis une seconde de moins au total des deux manches, nous aurions Bt6 a 6galit6. Mais voil&: tout est la! Le dbjeuner qui couronna Ces joutes fut des plus joyeux, et le champagne coula a flots repandant la plus franche gaite m6me chez les vaincus. A la distribution des prix les Italiens recevaient une medaille souvenir aux lettres d'or SC 18 - SAS qu'ils bchangbrent aussitot contre les notres aux lettres d'argent. On echangea Bgalement les insignes des pullovers, et, pour comble de courtoisie, les Italiens nous offrirent la coupe qu'ils avaient gagnee! Aussi nous aurions vraiment 6t6 embarrass6s, si Kaech, dans un discours improvis6 en franqais, n'eut pas trouve les justes accents qui convenaieilt a cette situation, et qui marqubrent l'heure de la separation.

102 d

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DESCENTE

Rang 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Noma Pierre Francioli Arnold Kaech A. Rasi Babini Telfener Jean de Senarclens Pariani BoMo

Club SAS SAS SC 18 SC 18 SC 18 SAS SC 18 SC 18

Min.Sec. 2 58,O 3 07,8 3 13,2 3 13,8 3 25,O 3 25,8 3 29,2 3 36,2

Rang 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.

Nom Ren6 Jaeger Travaglio Beat Steck Manca Frangois Juge Rudolf Gallati Larghieri Albert Fanchamps

Club SAS SC 18 SAS SC 18 SAS SAS SC 18 SAS

Min. Sec. 3 39,6 3 41,O 3 53,4 3 55,O 3 57,4 4 05,4 4 49,6 5 09,4

SLALOM

Rang 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Nom Pierre Francioli Telfener Albert Fanchamps Rasi Arnold Kaech Beat Steck Pariani Bovio Babini Frangois Juge Jean de Senarclens Ren6 Jaeger

Club SAS SC 18 SAS SC 18 SAS SAS SC 18 SC 18 SC 18 SAS SAS SAS

lerCour8 Mim. Sec. 0 53,3 0 55,3 0 56,3 0 55,4 1 02,3 1 00,o 1 01,2 1 06,4 0 59,4 1 04,4 1 06,3 10,2

2?'= cour.9 Min. Sec. 0 52,l 0 53,O 0 55,O 1 00,2 0 53,4 0 58,3 0 57,4 0 55,4 1 03,4 0 59,O 0 57,2 58,O

Totale Min. Sec. 1 45,4 1 48.3 1 51,3 1 56,l I 56,2 1 58,3 1 59,l 2 02,3 2 03,3 2 03,4 2 04,O ! 08,2


Zunick zur Natur. SAS-Breuil. Photo: R. Jaeger

Bang 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.

Novns Pierre Francioli Arnold Kaech Rasi Telfener Babini Pariani Jean de Senarclens Bovio Ren6 Jaeger Beat Steck Francois Juge Manca Travaglio Albert Fanchamps

Club SAS SAS SC 18 SC 18 SC 18 SC 18 SAS SC 18 SAS SAS SAS SC 18 SC 18 SAS Facteur:

Descente 178,O 187,8 193,2 205,O 193,8 209,2 205,8 216,2 219,6 233.4 237,4 235,O 221,o 309,4

Slalom 105,8 116,4 116,2 108,6 123,6 119,2 124,O 122,6 128,4 118,6 123,s 131,O 148,2 111,6

Total 283,8 304,2 309,4 313,6 317,4 328,4 329,8 338,8 348,0 352,0

361,2 366,0 369,2 421,0

178 X 2,5 = 445 105,8 X 4 = 423,2

R ~ S U L T A T SPAR ~ Q U I P E SDE 6 COUREURS Ski Club 18:

Deacente Slalom

1252,4 757,9

Total

2010,3

Ski Club Acad6mique Suisse:

Descente Slelom Total

1262,O 753,5 2015,5


E I N KIND DES S A S : DER 1. BJÖRNSTAD-OED~~CHTNISLAUF Von Arnold Kaech, SAS, Bern Der SAS veranstaltet einen Langlauf. Gegen jegliche Tradition. Über 30 km sogar. Was sagt Ihr wohl dazu. würdige Gründer und Ehrenmitglieder, narbenbedeckte, siegreiche Bahnbrecher des alpinen Skilaufes? Abtrürinigkeit ? Palastrevolution? Schwärzeste Reaktion ? Die Schlacht ist gewonnen, schrieb Amstutz als die F I S 1930 Abfahrt und Slalom anerkannte. Eleute nun soll dem Langlauf wieder geholfen werden, diesem Langlauf, mit dem man noch eben gerungen hatte, den man beiseite rückte, a n die Wand drückte, um Platz zu schaffen fürs Skifahren wie wir es haben müssen. Ist das nicht Widersinn, gegen jede Vernunft? Gemach; wir machen nicht Front gegen Euch. Wir lieben den Rausch der Abfahrt wie Ihr ihn liebt; niit der gleichen Begeister~mg,die Euch über alle Widerstände siegen ließ. Aber die Schlacht ist gewonnen; die Ziele sind erreicht. uberschritten? Es sind nicht die Begeisterten, welche Dämme aufrichten, und einen gewaltigen Strom in geordnete Bahnen lenken wollen. Es sind die Vorsorglichen. - Wir gehören nicht zu ihnen. Ihr steht da, und schaut mit berechtigtem Stolz auf die Entwicklung, deren Träger Ihr waret. J a , Ihr seid stolz auf die Tradition, die aufgewachsen ist in den kurzen Jahren, und die irgendwie überall in den Alpenländern den Stempel Eures frischen Willens trägt. Aber was sollen wir t u n ? Ihr habt die Kampfzeit erlebt, wir leben die Zeit der Routine. Wir haben uns umgesehen. Wir haben uns an den Langlauf erinnert. Wir haben eine Art Mitleid verspürt zuerst, dann eine heimliche, wachsende Liebe bei näherer Bekanntschaft. Es steht nicht gut um diesen Langlauf. E r ist langweilig: er s c h e i n t langweilig. Wie viel älter ist er als die Abfahrt, und wie viel weniger Persönlichkeit, Relief hat er. Welches Langlaufrennen ist in all diesen Jahren über einen ganz beschränkten Kreis hinausgewachsen, und etwa traditionell oder sonst irgendwie beachtlich geworden?

Die Sektion Bern hat mit Hilfe einiger begeisterungsfähiger Persönlichkeiten der Bundesstadt letsten Winter den Thorleif Björnstad-Gedächtnislaufins Leben gerufen. An einem strahlenden festlichen Sonntag hetzten sich die fünfzig besten schweieerischen Dauerläufer über lange 30 km. Für die Spezialisten ging es um die Ehre, die Schweiz a n den Weltmeisterschaften vertreten zu dürfen. Unser Lauf, der einzige, der über 30 km führt, war vom Skiverband als Ausscheidungsrennen bestimmt worden. Wir glauben, daß wir damit den Grundstein zu etwas Gutem, Schönem, gelegt haben; zu einer Entwickung, die aus der amorphen Flachheit, in der sich der Langlauf bei uns befindet, hinausführt. Wir hoffen und glauben es. Und noch etwas anderm gilt unser Lauf. Wir brachten es im Namen sinnfällig zum Ausdruck: Der Erinnerung a n einen der ersten dieser Norweger, unserer Freunde, die uns das sportliche Skilaufen brachten, und durch ihre Persönlichkeit, und ihr Können die Basis zur Entwicklung des Skikampfsportes schufen. Wir werden seiner Jahr für Jahr am Tag dieses Laufes gedenken, und nicht ruhen, bis uns wieder einmal jemand von Norwegen heruntergeschickt wird, der schaut was wir alles gelernt und nicht gelernt haben, und a n dem wir Maß nehmen können. Also keine Abtrünnigkeit ; keine Palastrevolution, ihr alten Kämpen. Ihr werdet uns begreifen und zustimmen*). Wir wissen es. Zwei von Euch haben es schon bewiesen, indem sie Gevatter standen, und den Wanderpreis stifteten, den Adolf Freiburghaus als erster Sieger nach La Chaux-de-Fonds nahm. *) Wer könnte da nicht znstinimen: Andenken an „Björn" und ein Schuß neue Initiative! Schdftleitung


CLUBNACHRICHTEN UND MITTEILUNGEN DER SCHRIFTLEITUNG D E R ZENTRALVORSTAND:

Präsident: Dr. Jean Juge, Charmilles 13, Genbve; Vizepräsident: Dr. Georges Lacour, Chemin du Vallon 11, GenBve; Kassier :Daniel Roch, Chemin de Contamines 11, Genbve; Sekretär :Aloys Werner, Avenue Paul Chaix 2, Genbve; Rennchef: Andre Roch, Avenue Jules Crosnier 4, GenBve; Material: Claude Gautier, Florissant 12, GenBve.

DR. HENRY HOEK ~ O J H H R I G Unser Ehrenmitglied Dr. Henry Hoek, weltbeksnnter Skipionier und großer Meister irn alpinen Schrifttum geboren am 17. Miirz 1878 in Davos, hat das siebente Dezennium angespurt. Mögen ihm noch viele Jahrzehnte erfolgreichen Schaffens beschieden sein! Hier seien einige wichtige Daten aus seinem Leben gegeben: Sein Vater war holländischer Rechtsanwalt, die Mutter IrMnderin. Seine Jugend verbrachte er in Holland. Der Vater wanderte aus nach Deutschland infolge familiärer Angelegenheiten. Und da der Sohn in die Universitätskarriere wollte, läßt der Vater sich und den minorennen Sohn nationalisieren. Dr. Hoek erhält infolgedessen deutsche Nationalität und ist deutscher Soldat und Offizier im Kriege. Ost-Front. Dann Wetterwarte. 1930 wandert Henry Hoek aus und läßt sich in Davos nieder. Die Beziehungen zur Schweiz sind sehr eng. Schon 1903 und 1904 lebt er lange i n Arosa und Davos und publiziert zwei tektonische große Arbeiten über die Geologie des Plessurgebirges. Forscher und Bergsteiger :F&schungsreise in Bolivia, als Geologe und Geograph. Dabei eine Reihe Solo-Erstbesteigungen. So: Tunari (5200, in Ostbolivia), Tacora (6060, a n der chilenischen Grenze), Chancapinna (5400, in der Cordillera de Tres Cruces) U. a. m. Pionier des Skilaufs im Schwarzwald. Schreibt den ersten je veröffentlichten Ski-Führer „Ski-Fahrten im südlichen Schwarzwald", 1903. Skierstbesteigungen in Jötunheimen. Deutscher Langlaufmeister 1901. Dreimal Meister des Schwarzwaldes. Viele Ski-Erstbesteigungen in den Alpen. So z. B.: Finsteraarhorn, Mönch, Strahlhorn, Wetterhorn, Boe, Piz Curver usw. Bergsteiger :Mittlere Linie. Immer zwischen den ,,Wilden und den Milden". Etwa 2500 Gipfel. Letzten Sommer noch Badile und Disgrazia. Schriftsteller: Novellen: „Wege und Weggenossen." Romane: „Weg und Umweg einer Liebe." ,,Wanderbriefe a n eine Frau." Lyrik: „Dir . .", ,,Berg- und Wanderlieder." Sport: „Wie lerne ich Skilaufen" (Auflage ca. 100 000). „Der Ski und seine sportliche Benützung" - das meist gelesene große Skibuch vor dem Kriege. Literarische Bergbücher und Führer: „Parsenn", ,,Davos", ,,Ma Bella Engadina", ,,Zermatt". Weiter: ,,Wetter, Wolken, Wind" -ein großes Wetterbuch. „Sport, Sportbetrieb, Sport-Trieb." „Wandlungen und Wandlungen." ,,Bergfahrten in Bolivia." , Besonders viel gelesen in den letzten Jahren: ,,Ski-Heil Kamerad" und ,,Schnee, Sonne, Ski".

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X Ohne Genehmigung und Quellennachweis dürfen keine Artikel nachgedruckt oder Photographien reproduziert werden.

X

Alle Korrespondenzen mit der Schriftleitung sind zu adressieren: Dr. Walter Arnstutz, Nüschelerstr. 45, Zürich (Tel. 7 12 15). Redaktionsschluß von Heft Nr. 13: 1. Juni 1939.


Ovo-Tatsachenbericht No. 35 Am 25. Juli 1938 schrien alle Zeitungen in die Welt hinaus :

,,Eiger-Nordwand bezwungen''. Man kann sich dazu stellen wie man will, die fast übermenschliche Leistung muß man anerkennen. Die Namen d e r vier Bergsteiger Heckmair, Voerg, Harrer, Kasparek werden s o lange nachtönen wie Whymper, Burgener, Anderegg, Zsigmondy. Zufällig finden wir in d e r bekannten deutschen Zeitschrift ,,I. B. Illustrierter Beobachter, München" einen fünfseitigen Bilderbericht, darunter auch d a s Bild eines Biwaks in d e r Wand. 61 Stunden sind die Deutschen und 86 Stunden die Österreicher unterwegs gewesen, bis sie d e n Gipfel erreichten ! Bei diesem Biwakbild steht d e r Satz : ,,Biwak 3250 m Höhe. Angeseilt m ü s s e n Voerg u n d Heckmair d i e Nacht verbringen. Harrer bereitet die Mahlzeit vor: ,0vamaltini6, e i n kräftiges Getränk, d a s bei der Temperatur v o n durchschnittlich 10 G r a d unter Null ebenso gute Dienste leistet, wie d e r Gummischlafsack, in d e m die Bergsteiger e i n p a a r Stunden Erholung finden." Wenn ein Berichterstatter ,,Ovamaltini" statt Ovomaltine sagt, dann ist e r sicher ein Münchner. Die Meldung wird übrigens durch die Berichte in andern deutschen Blättern bestätigt. Man kann sich denken, mit welcher Sorgfalt diese Bergsteiger ihren Proviant ausgewählt haben. Mit jedem Gramm mußte gerechnet werden, nur das Konzentrierteste, das Hochwertigste war gut genug. Daß sie Ovomaltine wählten, ist ein neuer Beweis für d e n Wert d e s Präparates. Verschiedene andere Bergsteigerpartien, die die Absicht hatten, die Eigerwand anzugehen, haben sich an uns gewandt, um Ovomaltine zu bekommen. Wir haben immer abgelehnt, im Gefühl, eine schwere Verantwortung zu übernehmen, wenn wir durch unsere Zusage d e n Versuch d e r Besteigung ermutigen würden. Um s o mehr freuen wir uns, d a ß die Bezwinger d e r Wand aus eigenem Antrieb unsere Ovomaltine wählten.

Dr. A. Wander A. G., Bern

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