Nr 10 1936

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D A S BUCH DER ABFAHRT 110 PHOTOS, 25 SKIZZEN, 6 FARBIGE KARTENAUSSCHNITTE U N D BEILAGE DER NEUEN 9-FARBIGEN SKITOURENKARTE ST. MORITZ-OBERENGADIN-BERNlNA 1: 4 0 0 0 0 W.-I

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DR. WALTER AMSTUTZ

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BARON LE FORT / H. FUETER

Ein Skihaus 1 Filmen I Sturzfreie Abfahrt ' Weltmeisterschaften Sport und Kunst / Skigeologie 1 Skitouren / Olympische Kontroverse ' Skikarten Kritische Bilanz 1 Olympia Einst ' Wandlungen der Skitechnik I Mit Ski i m Karakorum i Skipredigt Granaten im Schnee , Rennberichte usw.

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DER S P I E G E L D E S INTERNATIONALEN SKISPORTES

So wie Sinn, Wesen und Wirken des SAS (Schweizerischer Akademischer Ski-Club) über der Existenz eines Sportvereins stehen, so hatte der „Schneehase" nie etwas mit einem Club- oder Jahrbuch schlechthin gemein. So wenig wie seine Vorgänger begnügt sich aber auch der eben erschienene zehnte ,,Schneehasecc nicht, bloß ein die Entwicklung des internationalen Skisportes festhaltender Spiegel zu sein. Als berufener und verant,. wortungsbewußter Schriftleiter weiß Dr. Walter Amstutz die Geister, die er Ironie und durch rief, mit ~it~zigspitaiger glückliche Auswahl prominenter Mitari~eiterzu zügeln, den „Schneehasen" ziim Sprachrohr zii machen, durch das die gewichtigen Stimmen der hauptsächlichen Skiländer dem Skisport den Weg der Zukunft zu weisen. Der Generalsekretär der 4. Olympischen Winterspiele, Baron Le Fort (Deutschland), der englische SkiApostel Arnold Liinn und Dr. 0. Hug (Schweiz)nehmen in geistreichen Arbeiten Stellung in der hochuktiiellcn Streitfrage des olympischen Amateurs. Professor H. Thirring (Wien),Dr. H.Hoek(Deutschland), Dr. G. Langes (Italien), 0. Gurt,ner, H. Fueter und E. Feuz verbinden Aufsehen erregende Kritik mit praktischeri Vorschlägen zur Ausschaltung der Skiampf -Verirrungen. J. Luther entwirft ein historisch wertlles, sehr anschauliches Bild von den andl~ingender Skitechnik, Andre Roch schildert seine Eroberung des Karakorum anf Ski (7000 m ! - Welthöhenrekord), Luis Trenker !iält uns mit einer Erinnerung an seine Hochalpen-Kriegszrit ,,Granaten im Schi~ee"- in Atem. J. Dahinden verrät die Geheimnisse des Filmens im Schnee und W. Kümmerly weiß uns für Geschichte und Entstohung d . ~ Skikartc r zu interossiercn, währenddem Manuel Gasser durch einen tiefschürfener, Vergleich der Sportkunst von einst und heute den außerordentlich vielseitigen Inhalt bereichsrt, der neben za.hlreicher1 internd,ionr,l.en Rennberichten u r ~ d5 farnausschnitt,en wieder 110 s aufweist, wie man sie nur im echasen" findet und die sich jedes an Originalität und Aufmachung erfaßt und ausgearbeitete ue neunfarbige Skitourenkarte St. Moritz, Ober-Engadin und Rernina, 1 :40 000, d farbige Abbildungen mit Plänen eines kihauses verdienen als willkommene eilagen besonderer Erwähnung.


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der Wifisanseihsft und der Industrie gehtiren zu den F6*,

Hochtale, es liegt I n rund 1S)OPMlatar MwreshBhe,

d e r e ~ nder verschiedenein Sportarten, die i n SG Moritz auf

Mit gutem Recht nennt man St. Moritz die ,,Wiege des

Eis und Sehn- gepflegt ~ e r d e n . ~ ~ ~ ; r c ~ + ~ .

Wintec.r~portes".Hier wrrrd(rzum erste0 Malein der Schweiz

Hundert Jahre, naahdem sich &F BkTk Kurgast in den

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St.Marltz

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war die erste ktinsiliche lehtittelbahn der Welt (1884);

,,~ilden~~,~onschauerli~henV~t~II~n~enu winter des Engadlna wagte, ertiffnete die Corvlglia-Bahn ,

Bob (1889) und Skaletan (1892) kaman hler zuerst auf dgn

(1928) eines d ~gromartigstenSkigebiete, r das wir kennen;

Schnee, und hier wurde auch zum ersten Male auf dem

einige Jshre spater (1935) wurde as durch die Erstellung

ein Ski hergesteili (18691). i3er Gresta-Run in

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Kontinent Curling geepleit (ia8T). Die ersten Pferderennen

d m Skilift Suuretb vbllstßndig erschlossen.

Oberhaupt auf dem Eis und Schnee wurden in St. Moritz

Pioniere der Wiseenschcift lenken um die Jahrhundert-

gelaufen (1907). Und der ,,Kilometer lanc&l (1QSo ins

wende ihre Aufmarbamkelt auf die Sonne von St. Morlkr

Leben gerufen] ht nicht nur das schnellste Sklrennen der

und die moderne Heliotherapie hat von hier aus ihren'

Welt, sondern vor allen Dingen das iaeinrlge, das wissen-

segensreichen Siepszug duröh die Welt angetreien.

schattlich a u $ g w W wird,

Wirklich: wenn irgendwo, dann liegt hier das Paradies der

Zu Beginn der siebzigec Jshre des vorigen Jahrhunderts kamen die ernten ßtlste, den Qlanz und das GlDck der

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INHALTSVERZEICHNIS Der Schneehase ein iriterriatiorialos Skihucki, Schriftleitung Kritische Bilanz. Ein Qiierschriitt ciiirch der1 Ski-Abfal-irtslaiif 1936. Von I>r. (:uritkiei. I,a~igrs,.ßozcn Mit Ski auf 7000 Metcr im Karakoriim. Von AntlrP Itoc.11, SAS. Griif Verfnngliche Wissenschaft. Von Othmitr Uurtrier, SAS, Ziirich Wandlunger~tier Skitechriik. Vori C. .T. Luther, Miiriclicii Skikartori. Von \.\'altt:r Kürnmerly, SAS, Eerii Sportkunst einst iintl heute. Von Nti~iuel(:assc.r. Ziiric.li (:rariatcri irii Schiiec~.T'on 1,uis Trerikcir, Berliii Skifahrten und Xbfalirteri uni Sils. Von 1)s. Htmry Hocsk, SAS Filrriaufnahmen im Schnee. Vori Joseph Uahinticri, Ziiric.li-Arosa Kleirlc Wanderpredigt a n (len 'I1ouronl&ufcr. Von I'rot'. I)r. Ha118 'I'hirring, Vnirersitiit \Vicii Die sturzfreie Abfahrt. Von Ernst Foiiz, SAS, Zürich Ilic Iiinsbruckiatlr. Von Othrnar Giirtncr, SAS. Züricli Der Ski-Weg einer Raronesso, Srhrift1eit)iirig Laßt, iiris von Olyinpia r o d e n . . . Von Arriold Liinri, SAS, Loiiciori Olyrnpisckie Kontrover~se.Voii Dr. Oskitr Hiig, SXS, Ziiricl-i Olympische Wir~t~erspiole: Streitfrage Amateur - I>rofrssioiiric~l? Vori Baron I'eter 1,:. Fort, (iariiiisc-hPartenkirchen-Berlin Aiirrierkung tler Schriftleitiirig Der Ortlor diirch die Jliniiigeroderini~e- eine Skitoiir. Vori Ilr. Oskar Hug, SAS, Zliric.11 Ein Ski- und Ferienhaus fiir F r . 18 000. Von \frilly Biirgiri. dipl. Ar&., SAS. Ziiric.li -

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SAS 1935i36. Vori Dr,. H. Binder, Zentralpräsidetit dos SAS. Zürich Dr. Hans Lauper Schriftleitung Das 11. Anglo-Swiss Rennen, Murren, 9. J a n u a r 1936. Von Heinrich Fuet,er, SAH, Zürich 12. Akadernischc Skiwottkdmpfe aller Lärider (SAS-Rennen) iirl<l 12. Schweizorisrhe HorIiscliulineisterschafteii, Miirren. 17.--19. Jariuar 1936. Von Heiriricah l.'ueter, SAS. Ziirich Die Olympischeii wi~it~erspielein Garmisch-Partonkircheri, 7.-16. Februar 1936 5 . Wir~ternieisterschaftender r n i v c r s i t ä t Born uiicl Skiwettkarnpf tlcr rniversitäteii 13asel und Rcrii. Criridelwalcl, 14.-16. 1"cbriiar 1936. Voii \Veriicr Grob, SAS, Grintlelwald Die Weltnieisterschaftori 1936 in Iiirishruck. 21.--2%. Februar. Vori Hciririch I'iieter, SAS. Ziiric.11 Das Weiße Bariil von St. Moritz, 3. uritl 5 . hliirz 1936. Von Hciriz Schiller, St. Moritz 6. unct 7. St. Moritzer Kilometer-lan<+ auf Ski, LI. Fohruar 1935 uiitl 6. März 1936 $1. Arlberg-Kaiidahar-Renrion, St. Anton, 14.-15. März 1936. Von Ing. Kud. Cornperz, St. Anton 11. Gerifer Universitiits-Ski-Wettkanipfo,Morzirie, 22.-23. Fcbriiar 1936. Voii Dr. (ieorges Larour, SAS. Genf Das erste Kennen Ttalieri-Scliwoiz a m Gran Sass« d'ltalia. 15.-19. MBrz 1936. Vor1 117. PaiiI Stain, SAS, Züricli I3oricht des Rennchefs. Von TVilly Bürgin, SAS, Xiirirli Mitt,r.iliirigeri der Schriftleitung und Cluk~iiacliri~~kiteii

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D E R SCHNEEHASE - E I N INTERNATIONALES S K I B U C H yl

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I n zwölfjähriger Arbeit ist dieses Jahrbuch, das heute zum zehnten Male erscheint, aufgebaut worden. -Diegrundlegenden Voraussetzungen, die es ermöglichten, daß sich dieses Slribuch durchsetzen konnte. waren vorhanden. Einmal gab es -und gibt es ja offiziell auch heute - kein internationales Skibuch. Chauvinistische und sprachliche Hindernisse haben dem entgegengewirkt. Dann aber - und das festzuhalten ist wichtig - war unser akademisches Skijahrbuch kein Vereinsbuch. Die ablehnende Haltung der meisten Landesskiverbände - auch der schweizerische zählte dazu - gegen die Anerkennung der natürlichen Skidisziplinen der Alpen, Abfahrt und Slalom, versetzte die Gründer des ,,Schneehasen" in die richtige Kampfstimi~lung,in der unser Skibuch geboren und groß geworden ist. Abfahrt und Slalom sind nun Selbstverständlichkeit geworden - und Selbstveratändlichkeiten können oft langweilig wirken. Unser Skibuch braucht neuen Stoff und hat ihn zum Teil schon gefunden auf internationalem Gebiete. Es gibt noch Idealisten, für die der Sport international ist und an der Landesgrenze nicht haltmacht. In diesem Geiste kann dieses Skibuch mit Zuversicht in die Zukunft blicken und sich zum Skibiich im breitesten Sinne entwickeln, zu einem Buch für alle Skifahrer - für die Freunde des Ski-Rennsports wie die Freiinde des Tourenlaufs - werden. Wir können uns für den Schweizerischen Akademischen Ski-Club keine höhere Aufgabe vorstellen, als durch überlegene geistige Führung der internationalen Skiwelt jedes Jahr ein Skibuch von Format zu präsentieren. Ein Landesskiverband kann diese Aufgabe kaum übernehmen, weil seine Hausangelegenheiten stark im Mittelpunkt stehen. Ein kleiner Stoßtrupp, wie ihn der SAS darstellt, kann diese Beweglichkeit aufbringen, wenn er lebensfähig bleiben will. Unsere Ziele müssen über Vereins- und Klubmeiereien gesteckt werden, dann wird unsere Mission eine große sein, und dieses Jahrbuch wird in den kommenden zehn Folgen eine Vertiefung und Verbreitung erfahren können, die alle Erwartungen der größten Optimisten übertreffen. Qualitätswaren waren von jeher schweizerische Exportartikel, und die Schweiz war je und je dasLand, von dem internationale Belange ihren Ausgang nahmen. Wir wollen nicht behaupten, daß diese Internationalität immer eine glückliche war. Doch ist jedenfalls die Verbraitung von geistigem Gute von neutralem Boden aus auf dem Gebiete des internationalen Sportschrifttums auch für Chauvinisten ist und ob wir die nötige annehmbar. Es liegt an uns, zu beweisen, daß diese Aufgabe d~rchfiih~bar hung besitzen, das uns gesteckte Ziel zu erreichen. Die Maxime"surviva1 of the fittest" er zu Gerichte sitzen. 8t. Moritz, im 'fiovember 1936.


K R I T I S C H E BILANZ Ein Querschnitt durch den Ski-Abfahrtslauf 1936

Von Dr. Bunther Langes, Bozen Eigentlich muß man diesen Aufsatz mit einer Lobpreisung und Huldigung beginnen. Denn M Kern selbst - also im rennmäßigen Skiabfahrtslauf - gab es wieder allerhand zu bewundern und ZU bestaunen. Wer seit den ersten, wirklichen Anfängen - es sind ja nicht mehr als zehn Jahre her, seit der Skiabfahrtslauf und Slalom begonnen haben, sich durchzusetzen - diesen Zweig des Skisports aufmerksam verfolgt hat, und wer vor allem gedacht hat, daß in den letzten Jahren der Höhepunkt von Technik und Können schon erreicht worden sei, der erlebte im letzten Winter wieder allerhand an neuen, freudigen Überraschungen. Darin ist also noch kein Stillstand und Höhepunkt erreicht. Die Größen vom ,,Schnellen $ki" haben wieder einmal gezeigt, daß man schneller und schöner, vor allem aber beherrschter und taktischer schwerste Rennstrecken die Berge hinunterrasen kann. 1936 war ein reiches Jahr. Nach Garmisch erlebten wir Innsbruck im Zeichen der FIS. Licht und Schatten standen einander grell gegeniiber. Es gab viel zu bestaunen, zu lernen, und zu bemängeln und zu verurteilen. I n der abschließenden Betrachtung jedoch gleitet der Blick sehr bald auf unerfreuliches Beiwerk im Skiabfahrtssport hiniiber. Darunter soll ein Absclilußstrich gezogen und unter ihm die größten Brocken heraus und in kritisches Licht geholt werden. Der gröbste Brocken aber ist der Rennläufer selbst, besonders in der bewunderten Abart als „Kanone"! Gegen viele (bestimmt nicht gegen alle!) dieser ,,Kanonen" ist viel zu sagen! Beileibe nicht gegen ihr technisches Können; über das richtet am besten doch immer die Stoppuhr. Vielmehr aber gegen die ,,KanonenkroneN, die sie sich zu strahlend aufs Haupt setzen, gegen das ,,Kanonenmäntelchen", das sie sich gerne zu verbrämt umhängen, vor allem aber gegen das ,,Kanonenmaul", das sehr oft wirklich ,,vielpfündig" ist. Lassen wir die zwei ersten ,,Kanoneninsignien" einmal beiseite, weil sie mehr harmloser Wirkung auf Skisäuglinge und junge Mädchen sind. Das „Kanonenmaul" hingegen ist zu einer seuchenartigen Erscheinung bei vielen Rennen geworden! Und die Krankheitserscheinungen hierbei? Sie äußern sich in einer oft unerhört undisziplinierten, unerzogenen, unsportlichen, und (was eigentlich nicht wundern darf !) nicht sehr intelligenten, hemmungslos lauten Kritik an vielen Dingen, die die Organisation eines Rennens ausmachen! Kein Wort soll davon gesagt sein, wenn die Kritik berechtigt ist, daß sie von Seite der Teilnehmer zu laut, zu wenig ehrerbietig ist, zu wenig guten Ton hat ! Wer wirklich recht hat, k m auch einmal schreiend reklamieren! Es weiß doch ein jeder von den Rennläufern, daß man im Lager der Veranstalter ger e auf einen gut begründeten Einwand hört, ja gute Ratschläge freudig annimmt, wenn sie Kopf und Fuß haben und verwirklicht werden können. Denn schließlich wird ein Rennen ja in erster Linie fiir die Rennläufer veranstaltet. Wie aber sieht das meist in Wirklichkeit aus, was berechtigte Kritik sein soll? Man schimpft in der Rennaufregung eine Fuhrknechtslitanei herunter, man bemängelt ohne viel zu denken (denn das Denken scheint merkwürdigerweise in der Voraufregung des Rennens oft ganz ausgeschaltet zu sein!) so ziemlich alles, was zum Rennen selbst und zu seiner Organisation gehört. Wie hierbei persönliche Angriffe gegen Veranstalter und eine unentschuldbare Derbheit der Ausdrucksweise das „Benehmen" von Rennläufern erschweren können, das haben die unerquicklichen Vorfälle bei zahlreichen Rennen des letzten Winters gezeigt. Beispiele brauchen nicht angefiihrt zu werden; wer viel bei Rennen anwesend war, wird empfunden haben, daß dieser Mißstand arge Formen angenommen hat. ES ist auch schon einige Male in Fachblättern darüber ernst geklagt worden. Und die Abhilfe? Vielleicht läßt sich da manches erreichen, wenn energisch und oft darauf hingewiesen wird, wenn man rücksichtslos erzieherisch wirkt. Sonst wäre das letzte Mittel, daß man ,,Kanonenu eben mit militärischer Strenge behandelt! Dann wird es wieder Rennen geben, bei denen die ,,Kanonen" gut ,,schießenc' und weniger ,,maulen" !

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„Jetzt sehen wir uns noch den langweiligen Slalom an, dann ist die Sache vorbei", hörte ich heuer bei einer großen Skiveranstaltung einen nioht unbekannten Skifachrnann sagen. Er hatte im Grund genommen nioht unrecht. Von den Skiabfahrtsdisziplinen ist der Slalom erstarrt, er ist ,,langweilig6' und ,,phantasielosL' geworden. Worin das seine TJrsache hat, ist eigentlich nicht leicht zu sagen. Vielleicht darin, daß die Entwicklung, in der der Slalom steckt, von dem Hang vieler Veranstalter, alles zu vereinheitlichen, ertotend gehemmt wird. „Man nehme einen möglichst glatten, geneigten Hang von etwa 150 m Hohenunterschied, darin so und so viele Wenden, Schr&gen, Senkrechte, blinde und offene Tore usw. enthalten sein sollen!" Wer als Veranstalter mit diesem Kochbuchrezept im Kopf daran geht, einen Slalom auszustecken, der wird eben das Regiment der V&ter von langweiligen Slaloms wieder um einen vermehren! Hier müssen die Köpfe und Herzen und Nasen der Slalomerzeuger eben mehr Gedankenreichtiun und Phantasie entwickeln und ,,ausschnüffeln". Vor allem das letztere! Einen Slalom, der nicht ewig hausbackene Kost werden soll, muß man im Gelände erschnüffeln und ertasten, dann wird der Reichtum des Geländes offenbar werden, und in der Strecke werden sich phantasievolle Figurengebilde mit einem fein ausgeklügelten Torwerk vereinen. Es ist hemmend und falsch, eine Slalomhahn in eine hindernislos geometrisch schiefe Ebene zu legen. Zurück zur Natur, zum natürlichen Gelände, zum natürlichen Hindernis! Warum soll eine Slalombahn nicht Buckel und Wellen, Gegenhänge und Durchschlupfe haben, die von Toren noch kniffliger gestaltet werden; warum sollen nicht kleine Geländesprünge mehr schwunghaftes Leben in das ziegenbockartige Herumhopsen bei unseren ,,erstarrtenu Slaloms bringen; warum soll nicht ein verstecktes Tor hinter einem Heustadel den Rennläufer auf das Erfassen des tjberraschungsmomentes prüfen ? Theoretisch könnte man so eine reiche Zahl von Möglichkeiten geben, durch die wieder bliitvolles Leben in das sich allmählich starlr degenerierende Slalomgeschlecht gebracht werden könnte. Und in

Aus dem Film: D& Sonne von St. Morilz (Universal)

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der Praxis? Die praktischen Schwierigkeiten werden viele sofort als unüberwindlich hinstellen! Ja, die praktischen Schwierigkeiten sind wirklich vorhanden, doch sind sie fast immer zu überwinden! Nur auf eine Schwierigkeit sei hingewiesen, die den vorstehenden Erneuerungsvorschlägen fast immer als erste entgegengesetzt wird: das Härten der Bahn und damit das Schaffen gleicher Bedingungen für alle Läufer soll bei einer bewegteren Bahn nicht durchführbar sein. Das stimmt nicht! Dieser Pferdefd einer jeden Slalombahn, der somit auch bei der „geometrisch schiefen Ebene" auftritt, wird auch nicht ärger, wenn man ein temperamentvolles Gelände für den Slalom wählt. Eine Slalompiste finden und ausstecken ist eben keine Schema-Arbeit für denkfaule Veranstalter, sondern eine reizvolle Aufgabe für ihren Verstand und ihr Temperament. Das sind nun Vorschläge und Mahnungen zur Verbesserung, auf die gehört werden kann oder nicht, zu Nutz und Frommen dieser schönen Spielart des Skiabfahrtslaufs, oder eben zu seiner sanften Einschläferung. Was aber entschieden gerügt werden muß, ist die Tatsache, daß nicht einmal das blecherne, verkalkte Schema des Slaloms richtig getroffen wird! Man sollte es nicht für möglich halten, aber es ist so! Bei einer wichtigen internationalen Veranstaltung bald nach den Olympisclien Winterspielen mirde eine Slalombahn dargeboten, die den grundlegendsten Erfordernissen nicht entspracli! Äußerlich war diese Mageburt schon daran erkennbar, daß fiir die mäßige Höhe der viel zu wenig steilen Fläche der Bahn etwa 16-20 Tore zu viel gesteckt waren: also das vollendete Bild eines sogenannten

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,,Stotterslaloms"! Was gab es nun da für eine Begründung, als auf die fehlerhafte Anlage hingewiesen wurde? Man wollte, so hieß es, kehen ,,schnellenu Slalom anlegen, sondern einen ,,schwierigenu. Es stimmt nun einwandfrei, daß jede gute Slalombahn eine auffallende Prägung in ihrer Eigenart

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hat. Die eine wird ,,schnell", die andere ,,verzwickt", die andere wieder ,,flachu, die andere ,,steil" usw. sein. Das kann nicht anders werden, das ist naturnotwendig (was hauptsächlich so viel wie ,,geldndenotwendig" heißen soll!). Aber man darf nicht vergessen, daß diese Erscheinung nur eine geprägte Eigenart sein darf, die nicht aus einer Einseitigkeit entstanden ist, bei der grundsätzliche Eigenschaften des Slaloms ganz verkümmert oder verloren gegangen sind! Jeder Mensch hat ein Gesicht, jedes ist verschieden und gibt eine ausgeprägte Eigenart nach irgend einer Richtung hin wieder. Diese Eigenart entsteht aber nicht dadurch, daß dem einen Gesicht die Nase fehlt, dem anderen dafür der Mund oder die Augen! Nein, hier ist die Nase länger und adlerhaft gekrümmt, dort gestupst, daß es hineinregnen könnte, dafür ist der Mund beim einen breit und schwulstig, beim anderen schmal und gekniffen. Vorhanden müssen die Grundbedingungen also alle sein. Wie sie sich einfügen, das gibt die Prägung und Eigenart! Wenn ein Bestandteil fehlt, dann wird das Ganze zu einer Fratze! Dies gilt beim Slalom sogar, wenn er nur nach Kochbuchrezept und Schema angelegt ist. Das Übel liegt bei einem solchen Fall ganz offen zutage. Wer so grobe Fehler macht, schon wenn er einen Schema-Slalom herrichtet, der hat das Wesen des Slaloms überhaupt nicht begriffen, der

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ist der unbewußten Ansicht, daß eine Reihenfolge von Toren, die nicht in einer geraden Linie angelegt sind, schon eine anständige Slalombahn bedeuten.

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I n der Abwicklung der Slalomrennen hat ein seit langem eingeführter Brauch unschöne Blüten

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und die Abwägung seiner Vor- und Nachteile einmal beiseite. Bleibt noch immer, daß es zu einem Unfug geworden ist, von der Fahrt des Vorläufers die Zeit zu nehmen und sie bekannt zu geben! Die Zeit des Vorläufers ist auf jeden Fall ~ u i dfiir alle, für Veranstalter, Rennläufer und Zuschauer,

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wertlos. Solange der Vorldufer kein großer Könner ist, verschwindet seine mittelmäßige Zeit daher C i

auch unbeachtet. Unangenehm aber wird dieses Brauchtum allsogleich, wenn ein in diesem Rennen nicht beschäftigter Rennläufer sogar - sagen wir einmal - die Bestzeit Iduft. Es ist doch zur Genüge bekannt, daß Läufer außer Wettbewerb, die nichts zu verlieren haben, immerhin aber einen Schein-

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getrieben. Es ist der Vorläufer! Man könnte sich auch darüber imterhalten, ob der Start von Vorläufern bei Slaloms nicht überhaupt besser zu unterlassen ist. Doch stellen wir diesen strittigen P

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erfolg erringen können, unter ganz anderen seelischen Vora~issetzungen im Rennen liegen als die wirklichen Wettkämpfer. Warum also aus ungleichen und damit ungerechten Voraussetzungen heraus einen Vergleich in Zeiten ~ m ddamit eine gewisse Siegerwertung geben? Daß der außer Wettbewerb. Mitlaufende nicht formell durch eine Preiszuerkennung in die Siegerreihung hineinkommt, ändert daran nichts ; denn besonders der Zuschauer ist nur zu leicht verleitet, materiell zu denken und dann eben eine materielle Siegerreihung vorzunehmen: darnach ist der Mann außer Wettbewerb dann doch der wirkliche Sieger oder soundsovielter! Es ist im letzten Winter bei größten Slalomrennen vorgekommen, daß ein berühmter Slalomfahrer außer Wettbewerb immer die beste Zeit fuhr. Da ergab sich nun bei einem Rennen die Merkwürdigkeit, daß es im zweiten Lauf des Slaloms für die Zuschauer nur mehr zu einem spannenden Kampf zwischen dem außer Wettbewerb Fahrenden und den besten im Rennen stehenden Leuten kam. Das war eine Erscheinung, die doch nicht auftreten durfte. Dazu gab es noch einen krassen Vorfall, der den Brauch, den Vorläufer zeitlich wie den Rennläufer zu werten, als peinlich unangenehm in Grund und Boden trat. Der berühmte Slalomläufer außer Wettbewerb überfuhr beim zweiten Lauf in der begreiflichen Hast, sein Vorläuferprimat nicht zu verlieren, einwandfrei ein Tor; nicht nur eine Flagge, nein, ein ganzes Tor, das heißt, er nahm bei einem blinden Tor beide Flaggen zwischen die Beine, war also mit beiden Beinen außerhalb der Flaggen. Er wäre, wenn er im Wettbewerb gestanden hätte, einwandfrei disqualifiziert worden. Was geschah aber? Stolz verkündete der Lautsprecher die Zeit des Vorläufers, die auch in diesem Lauf besser war als die Zeit des besten Rennläufers. Für den Kontrollposten war der Vorläufer eben nicht den Vorschriften über das Durchfahren der Tore unterworfen, für die Zielrichter war er der Mann, der die Bestzeit gelaufen hatte, und für die Zuschauer schließlich war er der eigentliche Sieger ! Ist eine sportliche Veranstaltung noch schön, wenn eine solche Verwirrung entsteht ?

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Man liest in den Rennberichten immer wieder von der Schnelligkeit, von der Durohschnittsgeschwindigkeit eines Rennens. Gewöhnlich sind die Angaben darüber sehr abgerundet und sehr oft findet man in verschiedenen Zeitungsberichten verschiedene Angaben, wobei 10 km Durchschnittsgeschwindigkeit mehr oder weniger keine Rolle spielen. Aufmerksame Leser werden da wohl oft verwirrt werden und den Kopf schütteln: Fuhr der Sieger nun 50 oder 60 km im Stundendurchschnitt? Wahrscheinlich keines von beiden, lieber Leser, und am ehesten 40, oder eine andere, geheimnisvolle Zahl, die niemand kennt ! Selbst bei sorgfältig und ernsthaft organisierten Rennen wird in bezug auf die Länge der Strecke noch immer nur geschätzt Photo :Dr. I~'al/erAnzstulz


und geraten. Die Länge aber muB mit dem MeBband gemessen sein (nicht auf der Karte, auch nicht auf der genauesten; denn sonst geschehen Irrtümer, die man nicht für mtiglich halten sollte, die von der Wirklichkeit bis zu 10 und 16, ja 20 km abweichen). Auf diese Art und Weise gibt es auch immer wieder ein aohnellstes Skirennen und von gut einem Dutzend wird behauptet, jedes von ihnen sei das h e l l s t e der Alpen oder der Weit. Die Art, wie über die Läage einer Rennstrecke gesprochen und geschrieben, wie sie geschätzt und erraten wird, hat etwas Jungenhaftes, denn eigentlich sollte man bei Erwacbenen nicht annehmen dürfen, daB Daten so unverantwortlich in die Welt gesetzt werden. Das Messen der Rennstrecken ist nachgerade zu einem Bestandteil einer guten Rennorganisation geworden; man kann die genaue Messung nicht mehr umgehen! Denn von Seite der Presseberichterstatter und des Publik.ums wird immer wieder die Frage nach der Durchschnitt~geschwindigkeit eines Rennens gestellt. Die Organisation darf nun nicht mit Unwissenheit aufwarten.Was bleibt also übrig, als zu raten, zuschätzen, zu lügen, oder - richtig zu messen und das richtige Ergebnis zu melden? 1835 hat man sich irn „8chneehasen" klar und deutlich über diese Dinge ausgesprochen, ja sogar Winke, Anleitung und System dafür gegeben. Dr. Walter Ams$utz hat sich auch in der Praxis energisch und bahnbrechend dafür eingesetzt, und wo ist nun der allgemeine Erfolg? Doch bestimmt nicht der, daß sich die Veranstalter der meisten groBen Rennen darüber selbst in die Tasche lügen und der Presse und den Zuschauern glattweg fdsche (merkwürdigerweiee immer zu hohe) Zahlen nennen.

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Es gibt alljährlich nur ganz wenig Skirennen, die in ihrer Beteiligung wirklich einen Querschnitt durch den europäischen Skilauf bieten. Die Olympischen Winterspiele kehren nur alle vier Jahre wieder (geben sie überhaupt ein wahrhaftes Bild, solange ihnen die Skilehrer ferne bleiben müssen?).Es bleiben also nur die FIS-Rennen, die eine wirklich Photo : Dr. Wdter dmtuta


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umfassende internationale Großveranstaltung sind. Daß eine umfassendere ~ e i e i l i ~ von u n ~mehr oder allen skisporttreibenden Nationen bei anderen großen Skirennen f& nie erzielt wird, hat seinen Grund nicht darin, daß nicht alle dieser Nationen entsprechend viele Spitzenläufer in aktiver Rennbetätigung haben, sondern muß damit begründet werden, daß die internationale Gruppe der Spitzenläufer in der Rennbeteiligung zersplittert wird. Mit anderen Worten, es gibt zu viel Rennen, die da und dort einen Teil der besten Leute aufsaugen, und dabei nur zu oft mit ihrem Termin gleich mit mehreren, ebenso wichtigen Rennen im eigenen Land oder im Ausland kollidieren. Bei jedem Skirennen haben die verantwortlichen Veranstalter das Bestreben, möglichst viel gute Leute heranzukriegen. Bei den Spitzenläufern macht sich vielfach ebenso das Bestreben geltend, sich möglichst aufzuteilen, denn je weniger Gleichwertige starten, desto leichter ist es, ein Rennen zu gewinnen oder einen guten Platz zu belegen. So entsteht ein „Spitzenläufermarkt", der oft aus allen andern eher denn sportlichen Motiven heraus Feilschen und Handeln und Preistreibereien erlebt; so kommt es vor, daß unbedeutende Kleinrennen von einzelnen Größen bestritten werden, die damit eine Art von Hamsterreise auf erste Preise machen, dafür aber dem Rennen einen falschen sportlichen Aufputz geben. Solche Rennen sind nie so offen wie ein Rennen sein soll. Außerdem bilden sie auf die Dauer einec Benachteiligung der guten Mittelklasse, die endlich einmal unlustig und entmutigt werden muß. ' I n die Gliederung, Einteilung und Abhaltung der Rennen ein System zu bringen, wäre ein großee Verdienst der berufenen Stellen. Ware es z.B. nicht denkbar, daß jedes Land eine bestimmte, vorgeschriebene Anzahl von Rennen veranstaltet, die vor allem in ihrer Abhaltung nicht kollidieren und die für eine bestimmte Klasse von Läufern einen relativen Pflichtstart bedeuten würden, d. h., wenn diese Läufer an diesem Tage ein Rennen bestreiten wollen, dann kann es nur dieses sein. Inwieweit hier die Bestimmungen streng gefaßt werden, inwieweit hier alle Länder erfaßt werden können oder eine Zoneneinteilung (wegen der weiten Reisen mw.) erfolgen muß, und wie schließlicl+ in dieser Richtung der Gedanke klar und gut und für alle angenehm geformt werden kann, das müßte die internationale ~usammenarbeitergeben. Sicher ist, daß am Ziel dieser Entwicklung und Formung ein internationaler Rennbetrieb stiinde, der mehr hochklassige und sportlich wertvollere Skirennen aufzuweisen hätte.

Da war jetzt oben in gewissem Sinne von einer Bewertung und Einteilung der Rennen und der Rennläufer die Rede. Ein ähnlicher Gedanke, der die Rennstrecken betrifft, zwingt sich einem alsogleich auf. Man kann behaupten, daß ein guter Teil der Rennstrecken, und sogar einzelne der ganz bekannten, den Erfordernissen eines internationalen Großrennens nicht entsprechen. Natürlich nicht im Sinne der geltenden Vorschriften der FIS, die denkbar weit und nur mit einer Abriegelung in negativem Sinn gehalten sind. Daß jedoch Abfahrtsstrecken aus Mangel an guten Eigenschaften für einen großen, internationalen Wettbewerb unbrauchbar werden können, das steht nirgends geschrieben, ist aber in Wirklichkeit öfters der Fall. I n den schillerndsten Spielarten kann man sie vorfinden. Eine davon, die sich am deutlichsten offenbart, ist die der zu sehr vorgezeichneten, eingezwängten Strecke. Sie offenbart sich darin, daß die Läufer durch das Gelände zu sehr gezwungen werden, auf den Meter den Weg des anderen zu nehmen; nicht nur das, sondern genau so wie der andere zu fahren, genau dort zu schwingen, dort Scliuß zu fahren, wo es der andere tut. Solche Strecken nehmen einen Slalomcharakter an, der ihnen nicht gebührt (und ohne dabei natürlich ein Slalom zu sein!) und der sie als freie Abfahrt schädigt, weil Fahrkunst, Intelligenz und Temperament des einzelnen Läufers zu stark vergewaltigt werden. Als Beispiel möge eine Strecke dienen (sie besteht wirklich und sieht jedes zweite Jahr ein bekanntes Abfahrtsrennen), die für einen großen Teil, sagen wir einen Drittel oder die Hälfte der Länge, einen Hohlweg benützt, der von der ganzen ersten Klasse der Rennläufer, ohne daß sie viel dazutun können

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und ohne besondere Schwierigkeit, in voller Fahrt genommen wird. Der gute Läufer ist'damit SOzusagen nicht mehr willensfrei, sondern in die Strecke eingezwängt, die ihn, ohne daß er sich richtig entwickeln kann, nur eine bestimmte Zeit fahren läßt. Der Beweis hiefiir sind die Zeitergebnisse dieses Rennens: die Spitzenklasse trifft geschlossen innerhalb weniger Sekunden ein. Die Zeit~uiterschiede sind verblüffend gering. Das soll nun etwa nicht heißen, daß ein geringer Zeitunterschied bei den ersten 10 oder 20 Läufern eine Rennstrecke von vornherein minderwertig macht. Nein! Das kann hie und da eintreffen und das Rennen sogar besonders interessant gestalten. Doch wenn sich dieses Merkmal Jahr für Jahr wiederholt, dann ist es nicht mehr ein zufälliges Rennergebnis, sondern das Ergebnis der Einseitigkeit der Rennstrecke, die sich damit als ungeeignet für die Abhaltung großer Rennen vorstellt. Denn die geringen Unterschiede sind nicht durch das Können des Einzelnen bedingt, sondern durch die hier primär werdende Wachs- und Gewichtsfrage. Das darf jedoch bei einem Rennen nicht vorkommen, denn in die letzten Geheimnisse der Wechselbeziehung zwischen Wachs und Schnee einzudringen, bleibt immer nur ein Erraten, und Sieg und Niederlage werden dadurch dem Zufall anheimgestellt und sind nicht Erfolg des wirklichen Könnens. Was nun in dieser Frage zu verbessern wäre, läßt sich nicht klipp und klar erklären. Man müßte da individuell jede große Rennstrecke beurteilen, das heißt sie nach einem strengen Grundsatz auf ihre Eigenschaften und Eignung prüfen, und darnach eine Einteilung treffen, die die wirklich einwandfreien Strecken für große Rennen zusamrnenfaßt, während die anderen für diesen Zweck als ungeeignet ausgeschieden werden müßten. Das würde nichts anderes bedeuten als die Anlage eines topographisch-anatomischen Grundbuchblattes der großen Rennstrecken, das in diesem Sinne einmal die Strecke für geeignet erklärt oder nicht, wozu dann natürlich die jeweiligen zeitlichen Eigenschaften (Schneeverhältnisse usw.) ergänzend berücksichtigt werden müssen. Fiir unseren hochgezüchteten Skiabfahrtssport ist eine Auswahl der Rennstrecken nach strengeren Gesichtspunkten eine Notwendigkeit geworden, wenn nicht der Sport unter ihrem Fehlen leiden soll! Ein Startplatz am Berg, ein Ziel in einem Wintersportplatz, dazwischen irgend ein Gelände mit 800-1000 m Höhenunterschied genügen nicht mehr, um ein sportlich einwandfreies Skiabfahrtsrennen zii sichern.

Photo : A m E b


M I T S K I A U F 7000 M E T E R

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I M KARAKORUM

Von Andre Roch, SAS, Genf Die Besteigung des Goldenen Thron-Ostgipfels gab uns im Rahmen der im Jahre 1934 von Professor Dyhrenfurth geleiteten internationalen Karakorum-Expedition Gelegenheit, auf Ski eine Höhe von über 7000 Metern zu erreichen, womit wir wahrscheinlich einen Ski-Höhenrekord aufstellten. Allerdings muß ich erwähnen, daß anläßlich der Smythe'schen Kamet-Expedition (7750 Meter) Europäer auf Ski gleichfalls auf eine nicht genau bestimmte aber um die Siebentausendergrenze liegende Höhe kamen. Wir hatten alle gewöhnliche Abfahrtsski mit Metallkanten und Kandahar-Bindungen mitgenommen, die, nachdem sie in Venedig, wo wir uns auf den ,,Conte Verde" einschifften, in Gondeln befördert wurden, im Kielraum unseres Dampfers verstaut ihre Reise nach Indien auf eine etwas prosaischere Weise fortsetzen mußten. Auch von Bombay nach Srinagar wurden sie als gewöhnliches ,,Pack6'mit Bahn und Lastwagen spediert, wogegen sie von Srinagar zum Karakorum wieder einen Ehrenplatz unter der Sonne des fernen Ostens erhielten. Zu lang, um den Ponies aufgebürdet werden zu können, wurden unsere Hölzer sorgfältig zu Bündeln von je fünf Paaren zusammengeschnürt und von den Kulis, wenn auch nicht buchstäblich auf den Händen, so doch auf den Schultern getragen. Was würde man bei uns wohl dazu sagen, wenn es hieße, mit fünf Paar Ski auf dem Buckel 350 Kilometer zurückzulegen, um sie dann bloß zwei-dreimal im Laufe des Sommers zu brauchen! Im ganzen nahmen wir 20 auf vier Träger verteilte Paar Ski mit. Auf dem Zogi-la-Paß, der in einer Höhe von 3500 Metern über die Himalaya-Kette ins Balti-Gebiet und - weiter nördlich - zu den Gebirgszügen des Karakorum führt, schnallen wir unsere Ski erstmals an. Zu früher Jahreszeit bedeutet die Begehung dieses Passes für eine große Karawane mit


450 schwer beladenen Trägern die Bezwingung eines nicht geringen Hindernisses. Irn Süden steigt er sehr steil an, währenddem er auf der Nordseite in einer Reihe ausgedehnter Hochebenen abfällt. Hier, wo der Schnee zufolge der intensiven Sonnenstrahlung pappig ist, wo man Schritt auf Tritt einsinkt, leisten uns die Ski ausgezeichnete Dienste. Dann setzen wir unseren Weg durch wärmere Täler fort - die Ski wieder dem Buckel unserer Träger anvertrauend. Wir folgen bis Scardoo dem Laufe des Hindus, um ihn dort zu überqueren und dem Schigar- und Baltoro-Flusse entlang zum Baltoro-Gletscher anzusteigen, den wir in sechs Tagesetappen von je zehn Kilometern traversieren, wobei das Begehen der Moränen, die 50 der Gesamtstrecke von 60 Kilometern ausmachen, sehr mühsam ist. Zum zweitenmal benützen wir unsere Ski am 16. Juni, nachdem wir mit der ,,Vorhut" das Lager 3 bei Concordia erreichten, wo der Godwin Austen- und obere Baltoro-Gletscher sich vereinigen, um die Hauptzunge des Baltoro zu bilden. Hier, auf dem noch schneebedecktenEis, stehen wir auf die Hölzer, um etwas zu üben. Am 17. Juni erhalten wir gegen 6 Uhr abends einen Brief mit der Mitteilung, daß Professor Dyhrenfurth und Ghiglione sich im Lager 2 befänden. Sofort schnallen wir die Ski an und schnell gleiten wir über die leicht geneigten Hänge auf dem wieder im Zufrieren begriffenen Schnee davon, um schon nach anderthalb Stunden Ghiglione und „Bara Sahib" - wie die Eingeborenen den Leiter unserer Expedition tauften -begrüßen zu können, worauf ich nachts im Mondschein allein wieder zum Lager 3 hinaufsteige. Erst am 27. Juni kommen wir endlich dazu, die Ski im Hochgebirge - beim Aufstieg auf den 6300 Meter hohen Conway-Sattel - zu gebrauchen. Mit zwei Kulis, die unsere Ski tragen, verlassen Ertl und ich das Lager 5. Rasch kommen wir auf dem harten Schnee hoch. Um 11 Uhr haben wir die Paßhöhe erreicht. Wir schicken die Träger zurück und spazieren auf der riesigen weißen Hoohebene umher,


Rast auf dem oberen Baltoro-Gletscher. Links Südostsporn des Hidden Peak, hinten Queen Mary, rechts Conway-Sattel. Photo: And~dRoch

wo wir von mächtigen Bergen umgeben sind und eine prachtvolle Aussicht genießen. Rings um uns erheben sich im Osten die Spitze der ,,Queen Mary", im Westen der ,,Goldene Thron", im Norden der ,,Hidden Peak" und die ,,Gasherbrums", deren Höhe sich um 8000 Meter bewegt und die Achttausendergrenze an gewissen Stellen überschreitet, und im Süden der Kondus-Gletscher mit dem ,,Silbernen Thron", „Mont Ghent", K 5 und K 3 im Hintergrund - alles wundervolle, mit gewaltigen Eismassen gekrönte Gipfel. Angeseilt fahren wir dann in mustergültigem Stile ab! Der sulzige Frühlingsschnee ist ausgezeichnet; erst in den tieferen Regionen wird er zu schwer. Bei der uns am 3. August gelungenen Besteigung des Goldenen Thron-Ostgipfels (7250 Meter) können wir die Ski wieder außerordentlich gut verwenden. Schon am 30. Juli hattenBhlaieff, Ghiglione und Winzeler versucht, den Goldenen Thron zu besteigen. Sie kamen bis an den Fuß der Steilhänge und verbrachten die Nacht auf dem unteren Plateau. Am nächsten Morgen versuchten sie, ohne Ski, das zweite Plateau direkt zu erreichen, doch verunmöglichten ihnen tückische Gletscherspalten und tiefer Pulverschnee das weitere Vordringen. Nach langen Überlegungen und mühevollsten Anstrengungen entdeckte Belaieff eine riesige Spalte, die auf das obere Plateau ausmündete. Die eine Flanke dieser Spalte, durch die der erspähte ,,Weg" führte, bildete eine abgerundete, senkrechte Wand, die einem vor Quai liegenden Dampfer glich, weshalb meine Gefahrten diese Stelle auch gleich „das Schiff" tauften. Auf dem oberen Plateau angelangt, stiegen sie zu Fuß in einer großen Mulde weiter, wo ihnen der tiefe Schnee jedoch zu einem immer unüberwindlicheren Hindernis wurde. Durch ihre fortgesetzten Anstrengungen erschöpft und durch den sinkenden Tag dazu gezwungen, mußten sie die Rückkehr in der Aufstiegsspur antreten, ohne den Gipfel erreicht zu haben. Der nächste Tag bringt schlechteres Wetter. Das Fieber, das mich in meinem Zelt darnieder hält, nimmt etwas ab. Am 2. August entschließen wir uns, einen erneuten Angriff auf den Goldenen Thron zu

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unternehmen. Mit einiger Mühe trommeln Ghiglione und BBlaieff fünf Träger zusammen und brechen zum oberen Lager auf. Ich bleibe, weil ich immer noch eine erhöhte Temperatur habe, am Morgen noch im Zelte liegen. Eine Stunde nach dem Aufbruch der Träger kommt einer von ihnen mit heftigen Kopfschmerzen zurück. Der arme Kerl geht zehn Schritte, sinkt in den Schnee und rafft sich wieder zum Gehen auf, welcher Vorgang sich ständig wiederholt. I n der Meinung, daß er eine Krankheit simuliere, schenke ich ihm keine Beachtung. Später habe ich dann vernommen, daß er wirklich von der Bergkrankheit ' betroffen wurde. Gegen Mittag schnalle ich meine Ski an, um mich meinen Gefährten wieder anzuschließen. Diese sind am Teekochen im Lager, von dem aus sie ihren ersten Versuch zur Bezwingung des Goldenen Throns unternahmen und das wir später noch weiter oben aufzuschlagen beabsichtigen.Was aber sollen wir tun, wenn die Träger einfach nicht weiter wollen? Ich erreiche Ghiglione und BBlaieff, nachdem sie das Wunder bereits vollbrachten; nicht ohne Stolz teilen sie mir mit, daß unsere Leute damit einverstanden sind, weiter zu steigen. Von einem vor einigen Wochen geleiteten Mehltransport hat BBlaieff noch acht Rupien, die, unseren vier Kulis als Belohnung versprochen, diesen ihre Gesundheit, Kraft und denmötigen Mut wieder gegeben haben, um ihre Last noch zwei bis drei Stunden weiter zu schleppen. Wir steigen auf der rechten Seite an, überschreiten zwei kleine Eiswände und halten uns dann wieder links, um der großen Spalte zfi folgen, die auf das obere Plateau mündet. Endlich sind wir oben. Bald ist das Zelt errichtet und die Kulis steigen wieder zum Conway-Sattel ab. Wir kochen unser Abendessen und da die Sonne rasch hinter einem Ausläufer des Goldenen Throns verschwindet, legen wir uns alle drei auch gleich in unserer winzigen Behausung zum Schlafen hin. Um 1.30 Uhr morgens ist Tagwacht. Jimmy Belaieff macht sich mit der ,,Küchea zu schaffen, um unser Frühstück zu wärmen. Unser ,,Primusa heizt das Zelt, was wirklich keinem von uns ungelegen kommt, denn draußen herrscht eine Kälte von 28 Grad. Die Kocherei nimmt außerordentlich viel

Canap V I a u f dem Conway-Sattel, 6300 Meter. Photo: Andrd Roch

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Zeit i n h p r u e h , da das Wasser schon bei 78 Grad siedet, ohne erst richtig heiß geworden zu sein, weshalb wir erat 4.30 Uhr aufbrechen. I n gr~i3enWindungen ersteigen wir den riesigen Hang, der sich über dem Plateau, auf dem wir die Nacht verbrachten, erhebt. Dank unserer 8ki brauchen wir nur 2 % Stunden, um bis zum Punkt zu gelangen, den meine Kameraden vor drei Tagen erst nach fWstündigt:n Anstrengungen mich6en. Nach eiÜm k g e r e n EJhlt setzen wir uaaeren Aufstieg inmitten wuchtiger Firnblöcke fort. Er gestaltet sich sehr m W a m , weil sich Atembeschwerden bei iuis einstellen. Damit wir andauernd vorwärts kommen, müwen wir einen lußerst iangsamen Sch&,t einschlagen, der unsere Wuld auf eine harte Probe stellt, Da ich hh,da9 wir bei l ~ m e r e m Gehen sehneller vom&%% kommen, schlage ich Jimmy Bblaieff vor, ihn a m Kopfe unserer Kolonne abzuläsen. Nmh zehn offenbar z u hastigen Schritten zwingt mich ein Hustenanfall zum Stillstehen und Atemholen und i6h 1-e Rblrtieff wieder vorausgehen.

Bald erreichen wir ein ziemlich hochgelegenes Plateau. Zu unserer Linken befindet sich ein Paß, währenddem zur Rechten der Bergkamm sich bis auf den höchsten ~ i ~ f des 6 l GoldenenThronsfortsetzt. Nach gründlichenÜberlegungenkommen wir zum Schluß, daß sich der Anstieg am bestenüber den zu unserer Linken gelegenen Paß und dann dem Grate entlang bewerkstelligen lasse. Wir gehen deshalb in der Richtung auf den Paß, zu dem der Hang ansteigt, weiter. Bald stellen sich uns jedoch zwei übereinanderliegende Gletscherspalten in den Weg, deren erste wir links umgehen. Bis zum Hals sinken wir in den Schnee des Steilhanges, der die beiden Spalten trennt. Wir entledigen uns der Ski und machen uns an die unendlich mühsame Arbeit, einen Weg im buchstäblichen Sinne des Wortes auszugraben. Der Hang ist dermaßen steil und der Pulverschnee so weich, daß wir einfach nicht richtig Fuß fassen können. Jeden Augenblick läuft man Gefahr, durch die Schneemassen in die untere Spalte gerissen zu werden. Endlich, nach aufreibenden und über einstündigen Anstrengungen, kann einer von uns 12 Meter höher - auf die Wand - kommen. Die beiden andern werden hochgezogen und kurz darauf erreichen wir den Paß in dichtem Nebel. Die vorgerückte Stunde und das schlechte Wetter zwingen uns, darauf zu verzichten, den eigentlichen Gipfel des Goldenen Throns in Angriff zu nehmen. Wir begnügen uns deshalb mit dem Versuch, einen sich links von uns befindlichen Nebengipfel zu erklettern.


Camp BI awf dem C o f l w ~ ~ f f a t t6300 d ~ M&.

EZnten der Ooldene Thron. Photo : dndrl RooA


Carnp V 1 auf dem Conway-Sattel und Oasherbrmms-Kelte. Photo :Andre Roch

Fatalerweise sind die Sichtverhältnisse sehr schlechte, so daß wir uns entschließen, eine Aufhellung abzuwarten. Es ist sehr kalt und der Wind wütet in kurzen, heftigen Stößen. Glücklicherweise teilen sich die Wolken plötzlich, so daß wir während eines Augenblicks die Spitze unseres Gipfels, der uns wuchtig und jah in den Himmel ragend erscheint, zu Gesicht bekommen. Die düsteren, steilen Felsen des Gipfels erwecken gar nicht den Eindruck, als seien sie leicht zu erklimmen. Dann ist alles wieder in Nebel gehüllt, und wir greifen zu einem raffinierten Hilfsmittel, um die Richtung nicht zu verlieren. Wir stellen unsere Rucksäcke in einer geraden Linie in der Richtung unseres Zieles auf, wodurch wir auch die Richtung unseres Vordringens ständig kontrollieren können. Doch die Distanz wird immer größer und da der undurchsichtige Nebel gleichzeitig zunimmt, ist es uns bald nicht mehr möglich, unsere Rucksäcke zu sehen. Eine Zeitlang dringen wir ins Blaue vor, aber bald erspähen wir für kurze Augenblicke die schwarzen Felsen unseres Gipfels. Der Schneehang wird immer steiler und steiler und binnen kurzem befinden wir uns auf dem Felsgrat. Der Sturm rast. Es ist so bitter kalt, daß wir so schnell es unser Atem erlaubt hochsteigen, um uns zu erwärmen. Eine unangenehme Überraschung harrt unser. Nachdem wir die Felsen überschritten haben, sehen wir den Gipfel, der sich etwas höher in die Lüfte erhebt und in einer nadelförmigen Spitze ausläuft. Ein schmales Schneeband bildet die einzige Zugangsmöglichkeit, auf dessen einer Seite sich ungefähr 2500 Meter tiefer der Kondus-Gletscher erstreckt, währenddem auf der andern Seite mit mächtigen, überhängenden Gletschern überlagerte Hänge abfallen. Jimmy Belaieff rückt dem Kamm, zuoberst auf dem Grate gehend, unverzüglich auf den Leib. Der Sturmwind würde uns sicher aus unserer Spur blasen, wenn die Luft nicht dermaßen dünn wäre, daß sie einen ganz unbedeutenden Druck ausübt. Auf dem Gipfel finden wir fast keinen Platz und die Kälte setzt uns arg zu. Wir fühlen, daß wir rasch in einen Zustand der Lethargie, der zweifellos unseren Tod im Gefolge hätte, verfallen müssen, wenn wir uns jetzt gehen lassen.


Wir sind von Nebel umhüllt, aber glücklicherweise erlaubt uns eine Aufhellung, schnell einen Blick über die wuchtig-wilde Umwelt zu werfen. Unser Höhenmesser zeigt 7600 Meter (unter Berücksichtigung der nötigen Korrekturen), währenddem trigonometrische Messungen für den Hauptgipfel nur eine Höhe von 7312 Meter ergeben.

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Kaum angekommen, verlassen wir den Gipfel wieder. Wir steigen so rasch wie möglich gleichzeitig über den Grat ab. Schnell haben wir die Felspartien hinter uns und nur mit Mühe können wir unsere durch Wind und Schnee verwehten Spuren wieder finden. Unter erheblichen Schwierigkeitenpassieren wir die Stelle zwischen den beiden Gletscherspalten, denn der immerfort weiche Schnee, auf dem wir gehen, hat seine Tücken. Da ich soeben das Krankenlager verließ und mich diese Besteigung stark mitnahm, bin ich völlig erschöpft. So bringe ich die nötige Konzentration nicht mehr auf und vor lauter Übermüdung trifft mich das Mißgeschick, am Ende des Schneehanges oberhalb der Gletscherspalte zu stürzen. GlucMicherweise sah Jimmy Belaieff das Unglück kommen, so daß mich das gutgesicherte Seil vor dem Absturz bewahrt, wobei es mir fast den Atem verschlägt. Endlich finden wir nach langem Suchen unsere Ski wieder und wir fassen den Entschluß, uns noch etwas zu stärken, um neue Kräfte zu sammeln. Alles ist gefroren: der mitgenommene Schinken ist zu einem Stück Eis geworden, die Beeren zu Steinen. Nur einige Biskuits und die Schokoladesind noch genießbar. Die Skiabfahrt gestaltet sich äußerst schwierig, da uns die kleinste Bewegung, um im Gleichgewicht zu bleiben, soviel Atem raubt, daß wir uns zu regelrechten Anfängermethoden bekehren müssen. I n großen Schwüngen kommen wir allmählich in tiefere Regionen, um gegen Abend wieder mit unseren Tribgern zusammenzutreffen, die ims beim Lager erwarten. Rasch ist das Zelt abgebrochen und unsere Karawane kehrt zum Conway-Sattel zurück, wo uns der Koch ein gutes, warmes Mahl zubereitet hat. Nach unserer Besteigung des Goldenen Throns wird das Wetter immer schlechter und während vier Tagen häuft sich Schnee auf Schnee. Am 8. August geht schließlich eine Karawane von Trägem zum Lager 7 beim Gipfel der ,,Queen Mary" ab, wo ,,Bara Sahib", „Mem Sahib" (Frau Professor Dyhrenfurth), Ertl und Höcht blockiert sind. Sie kommen gerade in dem Augenblick an, als die Blockierten alles zusammenpacken, um fast das gesamte Material mit sich hinunter zu nehmen. Gletacherabbruch um Goldenen Thron. Photo: Andrd Roch


Revolte unter den Kulis. Urdohaa bei Baltoro. Photo :Andre Roch

Währenddem die Träger knietief in den Schnee einsinken und nicht weniger als zehn volle Stunden für den Aufstieg zum Lager 7 brauchten, sind die beiden deutschen Alpinisten in nur 36 Minuten wieder auf dem Conway-Sattel. Am 9. August, als das Wetter 'endlich besser zu werden verspricht, steigen wir wieder zum Lager 7 an den Hängen des „Queen Mary"-Gipfels auf, den wir bezwingen möchten. Zu diesem Zweck scheinen uns die Ski eher eine überflüssige Last als ein wirksames Hilfsmittel zu sein, da die Hänge viel zu steil und zerspaltet sind. Wir lassen daher unsere Hölzer auf dem Paß zurück, nehmen aber die Stöcke mit, auf die wir uns ständig stützen und die uns den Aufstieg wesentlich erleichtern, weil wir uns auf ihnen in die Höhe schieben können. Unglücklicherweise verschlechtert sich das Wetter, bevor wir den Mittelgipfel erreicht haben, auf dem wir, einmal oben angekommen, von einem unangenehmen Sturmwind umbraust werden. Etwas darüber im Unklaren, wo sich der Hauptgipfel eigentlich befindet, glauben wir, ihn erklommen zu haben. Bevor Neuschnee und Wind unsere Spuren auswischen, steigen wir schnell wieder zum Lager 7 und von dort auf den Conway-Sattel ab, um inne zu werden . daß wir nur auf einem Nebengipfel waren! Den höchsten Gipfel bestiegen die deutschen Alpinisten Ertl und Höcht einige Tage später unter günstigeren Verhältnissen, dieweil wir das Hochgebirge verlassen mußten, um in buddhistischen Klöstern zu filmen. Die Heimkehr unserer Ski nahm keinen glorreichen Verlauf. Die ersten herbstlichen Schneefälle hatten bereits die Gletscher zugedeckt, als unser Material noch zerstreut in den verschiedenen Lagern aufgestapelt war. Wir verfügten nicht über die notwendige Anzahl von Kulis zum Riicktransport und so mußten die weniger wichtigen Gegenstände zurückgelassen werden.

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Auf dem Rückwege von Zogi-la (3500 Meter). Photo: Andrd Roch

Unter den Trägern, die sich mit dem Abtransport des Materials zu schaffen machten, befand sich auch ein alter, kranker Mann, dessen Bruder ihn gerne in unseren Diensten sterben gesehen hätte, um dann eine hohe Ent-schädigung von uns einzustreichen, die ihn reich gemacht haben würde. Nun hatte aber einer unserer guten Träger Lunte von diesem traurigen Trick gerochen und den Leiter der betreffenden Abteilung darauf aufmerksam gemacht. Natürlich wurden sofort entsprechende Anordnungen erteilt und dem kranken Träger verboten, irgend etwas zu tragen. Und um das Maß des Pechs voll zu schütten, verschlimmerte sich der Zustand des Kranken derart, daß er von vier Mann getragen werden mußte, was selbstverständlich nur auf Kosten der ihnen zugewiesenen Lasten geschehen konnte. Aus diesem Grunde ruhen die meisten unserer Hölzer sanft und Seite an Seite mit Steigeisen, Metatabletten und andern unserer Ausrüstungsgegenstände auf dem Baltoro. Zum Schluß möchte ich noch einige Bemerkungen über die Besonderheiten des Skilaufs im HimalayaGebiet anbringen. Bügeleisen und Korkzapfen sind zum Wachsen im Himalaya-Gebiet überflüssig. Man tragt das Wachs einfach auf und stellt die Hölzer fünf Minuten an die Sonne. Dann sind die Ski zufolge der hohen Hitze, die das Wachs fast augenblicklich schmelzen läßt, an ihrer Gleitfläche mit Wachs durchtränkt. Man darf die Ski sogar nicht länger in der Sonne stehen lassen, um zu verhüten, daß das Wachs direkt aufgesogen wird und sich verfliichtigt. I n Höhen über 6000 Meter bereitet das Skilaufen nicht, wie in unseren Alpen, Vergnügen. Auch die allergeringsten Anstrengungen, durch die man sich im Gleichgewicht halten will, ermüden jeden rasch bis zur Erschöpfung. Doch sind die Ski, wie sich beispielsweise anläßlich unserer Besteigung des Goldenen Thron-Ostgipfels zeigte, in vielen Fällen ein ausgezeichnetes Hilfsmittel.


Den Schnee fanden wir über 6500 Meter Meereshöhe immer pulvrig und leicht, also von erster Güte, vor; unterhalb der Sechstausendergrenze liegt grobkörniger Sulzschnee, der in den Nachmittagsstunden schwer wird. Wir stießen nie auf zu kalten und deshalb nicht mehr führigen Schnee, was allerdings darauf zurückzuführen sein dürfte, daß die größte Kälte immer bereits gebrochen war, wenn wir abfuhren. Die Kandahar-Bindung leistete uns, da sie ganz aus Metall besteht, hervorragende Dienste, indem wir keine der Nachteile von Riemenbindungen, die sich unter dem Einfluß der Nässe bekanntlich strecken, zu spüren bekamen. Was den Diagonalzug und die Führung anbelangt, spielen diese im Himalaya-Gebiet keine sehr große Rolle, denn wenn man drei Paar Socken anzieht und die Füße in mit Filz gefütterten Spezialstiefeln stecken, wirkt sich die Übertragung der Muskelkraft auf die Hölzer nicht mehr so direkt aus, da die Drehung des Fußes sich zuerst im Schuh abspielt und keinen unmittelbaren Druck auf den Ski ausübt. Dies ist hier übrigens sowieso nicht von Belang, da man wegen der außerordentlichen Anstrengung und schnellen Ermüdung auf jedes zügige Tempo ohnehin verzichten muß. Wie bereits erwähnt, unternahmen wir die Besteigung des ,,Queen Mary"-Gipfels ohne Ski, aber unter Zuhilfenahme der Stöcke, auf die gestützt wir uns aufwärts stießen. Diese Methode hat sich trefflich bewährt, nur mußten wir des öftern anhalten, um unsere halb erfrorenen Glieder wieder zu erwärmen, weil die Blutzirkulation durch das sthndige Hochheben der Arme vor allem in den Händen ins Stocken geriet. Wir können unsere Erfahrungen in der Feststellung zusammenfassen, daß, von den durch die außerordentlich dünne Luft bewirkten Erscheinungen abgesehen, der Skisport im Himalaya-Gebiet jenem in unseren Hochalpen sehr ähnlich ist und daß die Ski auch im Himalaya-Gebirge dem Alpinisten (Aus dem Französischen übersetzt.) und Forscher oft sehr nützlich sind.

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Q L I C H E WISSENSCHAFT

Von Othrnar Gurtner, SAS, qürich I

in Grindelwald noch der magenkranke Mensch mit dem grünen Zwicker sached der eingeschriebene Brief eines Thuner Fürsprechers: Ich hätte schon wieder behauptet, schönbte Skigelände Wengens läge an den Osthängen der Männlichenkette, diese Impertinenz beginne nachgerade kreditschhdigend zu wirken und überhaupt behalte sein Klient in Grindelwald slch eine gerichtliche Klage gegen mein Tun vor, wenn ich nicht endlich das Feuer einstellen und daß die Wengener ihre Skispitzen ennet der Scheidegg auf

hirten der

sich am Fuße des rubeus truncus weidlich in den Haaren. dasselbe Skigelände verblaßt, wenn ich mir den Hader

bezirke werden wie Feuerzunder aufglühen, Saane, Rimme und Kander werden vor Zorn rauchen und mit scharfem Atem über den sagenhaften Krattiggraben in den Schneefrieden des engeren Oberlandes blasen. Man wird eine große Kommission einsetzen und drohen, das Rerner Oberland auf spanische Weise zur Rechtmäßigkeit man in Wimmis entdeckt, daß ich im Simmental beheimatet bin, wird man Westens stempeln, der um einen Silberling sein Herz an den Osten verkauft hat. Es ist darum ein Gebot des Selbsterhaltungstriebes, wenn ich vorerst alle Schuld auf die Schweizerische naturforschende Gesellschaft abwälze, deren Geologische Kommission dafür verantwortlich zu machen ist, daß die geologische Karte der Schweiz die große Flyschdecke des westlichen Oberlandes gelb, die Jurazonen des östlichen Oberlandes dagegen graublau gefärbt hat. Gelb ist also nicht die Farbe des Neides und B l a u p u das Sackfutter der Besitzenden, sondern allebeide sind sicherlich darum gerade so und nicht anders verwendet worden, weil sie eine Verschiedenheit augenfällig darstellen sollten, und das zwar vornehmlich für Menschen ohne geistigen Krattiggraben. Sowenig wie die Frage ,,Warum ist England rot?" britische Diplomatenfalten vor Fritz Müller aufwarf, so wenig wünsche ich der gelben Flyschdecke wegen den Bruderkrieg im Berner Oberland entfesselt zu wissen.

,,Flyschig" nennt der Oberländer den schieferigen, bröckelnden Stein im Gegensatz zu den festen Gesteinen. Und der Ausdruck ,,Flysch" ist im Simmental geläufig. Von dort her ist er als Altersbezeichnung in die Stratigraphie aufgenommen worden. Unsere Flyschzone gehort in die Decken der Tertiärzeit, wo lebhafte Lageveränderungen häufig waren. Aber es sind nicht diese gebirgsbildenden Urkräfte, die mich fesseln, sondern die besonderen Verwitterungsformen der ,,flyscliigen" Steine. Die Flyschformationen bestehen überwiegend aus Schiefer. Seine brüchigen Platten spalten leicht, lassen Regen- und Schmelzwasser durch die Fugen eindringen. Die leicht verwitternde Oberfläche zerbröckelt in blätterigen Schutt. Die Gewässer fressen dieses faule Zeug rasch an. Tief eingeschnittene Gräben mit weit ins Gehänge hinauf reichenden Felsschlipfen geben der Oberflächenform etwas Gequiiltes und Zerschnittenes; lange, steile Gräben wechseln mit vorgeschwemmten Böden, Rutschungen reißen die Hänge auseinander und stören den ebenmäßigen Lauf des Gefälles. Die Jurazone dagegen liegt in flach übereinander gelegten Decken gebunden. Der harte und zeitbeständige Malm sorgt für starke Vertikalgliederung, wobei die senkrechten Fluhsätze entstehen. Der Dogger dagegen ist weicher und verwittert viel hhnlicher dem Flysch, ohne aber die blätterigen Schuttschuppen und die dadurch bedingte starke Auswaschung durch das Wasser zu zeigen. Es scheint mir, als ließe sich in der verschiedenartigen Oberflächengestalt der beiden Zonen ein ganz bestimmter Einfluß auf die Eignung als Skigelände erkennen. I m Zuschnitt einer Landschaft zählen freilich nur die gröbsten Meißelstöße der Verwitterung, wenn eine dicke Schneeschicht darüber ausgebreitet liegt. Aber gerade dann, wenn die sichtbare Oberfläche


einförmig und unverbraucht da liegt, prägt das Skelett des Geländes ganz bestimmte Wesenszüge. Der Skiläufer kennt diese mehr oder weniger gebrochenen Gefällswinkel, er wird durch die Schläge des Geländes nachdrücklich darauf aufmerksam. Wenn die Beobachtung der verschiedenen Oberflächengestaltung beim Flysch und beim Jura stimmt, dann miissen sich ganz bestimmte Charaktermerkmale auch im Skigelände ausprägen, die eine Verschiedenheit ergeben, wenn ein ganzes Skigebiet mehrheitlich der Flysch- oder mehrheitlich der Jurazone angehört.

Ich habe in jüngeren Jahren oftmals beobachtet, wie verschieden die Technik der Abfahrt von den ohne eigentlichen Unterricht aus dem gesunden Bergbubenholz heranwachsenden Oberländern angewendet und entwickelt wird. Es ist durch die Abfahrtsrennen der letzten zehn Jahre zur Genüge bewiesen worden, daß die Rennfahrer aus dem Jungfraugebiet und Oberhasli eine andere Chassisfederung zu haben scheinen, als die eben so guten Skitechniker aus den Tälern der Kander, der Simme und Saane. Selbstverständlich spielt hier der Stand der rennsportlichen Entwicklung in den einzelnen Gebieten eine große Rolle, aber es kann unmöglich der reine Zufall sein, daß die iri den Juraformationen heimischen Skiläufer sich fast durchwegs über großere Standfestigkeit und Wendigkeit ausweisen, als die aus der Flyschzone Gebürtigen. Eine eingehende Betrachtung der geologischen Karte1) zeigt, daß die sportlich außerordentlich beliebten Abfahrtsgebiete von Mürren, Wengen, Scheidegg, Grindelwald, Schwarzhorngebiet und Hasliberg durchwegs der Doggerzone, also dem Jura, angehören. Und merkwürdigerweise zeigt die Flyschabtragung (Verwitterung) für die folgenden Skigebiete des westlichen Oberlandes ebenfalls anstehende Juraformationen: Üschinental bei Kandersteg, Bonderspitz, Geils und Hahnenmoos bei Adelboden, Rinderberg und Hornberg zwischen Zweisimmen und Gstaad. Ist nun das kurzwellig gebrochene, auf harten Gesteinen entstandene Gelände der Jurazonen, das die allerbesten Skigebiete des Berner Oberlandes kennzeichnet, nicht ein verdächtiges Indiz für den Einfluß, den die Oberflächenbeschaffenheit des Skigeländes auf die Fahrart der Einwohnerschaft ausübt? Benachteiligt das verschwemmte und durch Gräben zerfurchte Flyschgelände wirklich das Aufkommen einer gleichwertigen SkilBuferklasse?Das eind Fragen, die angeschnitten werden können, ohne daß man ihre Beantwortung aber ohne weiteres glaubwürdig machen kann. Ich habe beobachtet, wie anders das Gelände der krystallinen Arlbergzone an der Oberfläche abwittert und wie tatsächlich a~ichbei mächtiger Schneeschicht ein Unterschied in der Coupiertheit gegenüber dem Berner Oberland besteht. I m Berner Oberland gibt es nicht die langen Geländeplatten, auf denen man unheimliche Schüsse durchstehen kann, ohne daß Geländebrüche die lebendige Kraft auffangen und in eine Katastrophe für den Rasenden verwandeln.

Es wäre recht interessant, wenn sich einmal ein junger Geologe mit vergleichenden Beobachtungen befaasen würde. Denn wenn tatsächlich aus dem vorwiegenden Gestein einer Geländezone auf die Art der Verwitterung und damit auf die besondere Oberflächengestalt geschlossen werden kann, dann rückt die geologische Karte plötzlich zu einem Hilfsmittel für die Geländebeurteilung auf. Man braucht ja nicht gerade so weit zu gehen, daß man die gelben Kartenstellen als ungut, die blaugrauen als sportlich und die angeröteten als besonders schüssig anzugeben beliebt. Der brave Winterschnee ist ein viel zu guter Freund aller unserer prächtigen Skigegenden, als daß wir uns durch ein wissenschaftliches Gespensterskelett um die Freuden der Wanderschaft bringen lassen möchten. Aber bisweilen ist es Bedürfnis des skibegeisterten Menschen, statt von neuen Bindungskniffen und hoher Mechanik zu schwärmen, in die Geheimnisse der Natur einzudringen und irgend einen Zipfel des tausendfach zerfurchten und gequälten Schneekleides der Erde aufzurollen, damit ihm Geheimnisse offenbar werden, die den Lebensraum bereichern. 1)

Neudruck 1927, A. Francke A. G. Bern (1: 500'000) Auf einem Ziegenfell-Floß über den Braedoo. Photo: Andre RoeA

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WANDLUNGEN DER S K l T E C H N l K Von C . J . Luther, Mcnchen

Norwegische Daretellung um 1890

Telemarker von 1880 aus Illustrwed Tidende

Schon in vorgeschichtlicher Zeit waren Ski und Skilauf, aller Wahrscheinlichkeit nach Zeitgenossen des uralten Renntier-Nomadentums, unentwegt auf der Wanderung. Sie sind es geblieben bis auf den heutigen Tag. Noch immer entdeckt der Ski Neuschneeiand der Erde, darin der Skiläufer dann mehr oder weniger nochmals von vorne beginnt, die spröde Technik des Ski zu erlernen. Seit wir den Skilauf kennen, ist auch die Skitechnik stets im Fluß gewesen. Noch können wir keinen bestimmten Abschluß der Entwicklung festlegen. Da er kein Platz- und Plansport ist, sind dem Skilauf Unruhe und Anpassungsveränderlichkeit von Haus aus gegeben in höherem Maße als zum Beispiel dem Eislauf, der, wenn er sich auch neue Gebiete erobert, doch stets kultivierte Verhältnisse, die glatte, überall gleiche Eisbahn wiederfindet. Der Ski aber, aus weiten, ebenen Tundren stammend, trifft sei't seiner Wandlung zum Sport und seit seinem Übertritt in andere und fernste Länder in den Gebirgen stets wieder auf neue Gelände- und Schneeverhältnisse, denen er sich anzupassen hat. Auch stößt er überall auf Menschen, die nach Leistungsfähigkeit, Absicht und Verhältnis zur Natur so verschieden sind, daß Verschiedenheit der Technik selbst in dicht beieinander liegenden Skigebieten durchaus begreiflich wird. Daher Namen wie Arlbergtechnik, Schweizer Technik, englischer Stil usw. Jedenfalls hängen die Wanderungen des Ski mit den Wandlungen seiner Technik ursächlich zusammen. Hier kommt sein Benützer mit primitiver Technik aus, dort muß er sich geradezu akrobatischer Künste bedienen. Uns in den Alpen interessiert vor allem diese zweite Entwicklung, die moderne Skilauftechnik. Sie ist im Grunde genommen nichts anderes als Schwergeländetechnik und Zusammenfassung derjenigen Hilfen, die in schwierigem Gelände die größte Schnelligkeit bei größter Sicherheit verbürgen. Wohl spielt im Bilde dieser Technik, wenn sie also im Film oder photographisch zur Darstellung kommt, auch eine Reihe effektvoller Übungen eine gewisse Rolle, zum Beispiel hohe und weite Geländesprünge, doch im Vordergrund stehen alle diejenigen Hilfen, die unter Verzicht auf Effekt größtmögliche Lauf-, Sprung- und Fahrsicherheit gewähren. Dm Heranreifen dieser Technik beginnt zweifellos mit der Wandlung des Winterverkehrsmittels zum modernen Sportgerät. Sie vollzog sich, soweit sich das feststellen läßt, ungefähr zwischen 1800 und 1870. Da war das intelligente und kulturell hochstehende Volk der Telemarker Bauern in seiner schneereichen, bergigen Heimat bestrebt und durch kurze Tage auch genötigt, die winterlichen Gänge zur Waldarbeit und den Verkehr von Hof zu Hof auf Skiern rasch zu bewältigen. I n den weiten fb1

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nischen und schwedischen Wäldern, im dünn besiedelten offenen Fjeldt Norwegens und dort, wo die Lappen ihre Renntiere hüten und den Wolf, den Würger der Herden, auf Skiern zu Tode hetzten,

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Kristiania-Zeit

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haben wir die sportliche Steigerung der Schnelligkeit geradeaus zu suchen. In den Bergen Telemarkens aber das empirische Werden der Abfahrtstechnik. Steilheit, Wald und tiefer, lockerer Schnee zwangen dort, dem ursprünglich nur für Fahrt geradeaus geschaffenen Ski auch große Wendigkeit zu geben. Die Schußfahrt durch Bogen zn verlängern und zu verzögern, erschien den Telemarkern zuerst als Notwendigkeit, und so sich iiber die Waldhänge windend, ,,erfanden" sie Bogenlaufen und Kurvenschwingen, und durch die Beobachtung, daß ein steiler Knick am Hang den flinken Abfahrer von der Erde hebt, kamen sie zu der I h s t des Springens.Auch die heutige gebräuchlichste Skiform, der Ski mit Taille, mit geschweiften Kanten, wurde dort und damals als die beste Form für Lockerschnee und Rogenlauf gefunden. Die ersten Skiwettläufe im heutigen Sinne, bestehend aus Abfahrts-, Lang- und Sprunglauf, kamen in Telemarken zustande, weniger durch aufgezogene Veranstaltungen als vielmehr durch den naturgegebenen Wettbewerb junger flinker Burschen. Und dies alles, wohlvermerkt, zu einer Zeit, da der von England ausgehende moderne Sport noch kaum in Anfangen bemerkbar ist. Des Skilaufes Wandlung zum Sport also vollzog sich unter Bauern, indes Sport im allgemeinen mehr ein Werk der Städter ist. Die letzteren treten in die Skigeschichte, ungefähr ab 1860, als Schüler und Nachahmer ein, indes Telemarker Bauern auf selbstgefertigten Skiern Skilehrer der Städter wurden. Diese ersten Skilehrer trugen zwischen 1872 und 1882 die neue ,,weiße Kunst von Thule" in die Stadt und in die mit Sportgedanken bereits in6zierte StadtZone, vorerst nach Kristiania und bald darauf auch nach Nordamerika. Bei Kristiania wurden alle telemarkischen Skikünste gezeigt und regelrecht Skischule abgehalten. I n Nordamerika imponierte vor allem der Sprunglauf und verursachte für die amerikanischen Anfangszeiten, ja bis in die Neuzeit hinein, eine höchst einseitige Entwicklung. Da auch die verwendete Ausrüstung die Skitechnik beeinfiußt, notiere ich sie für einige Perioden. Die Telemarker benützten: vorderlastigen, geschweiften Ski verschiedener Grundrisse, doch vorherrschend Ski mit Taille, eben den Telemarkski. Meerrohrbindung (erste Fixierung des Absatzes). Schuhe ohne oder nur mit weichen Extrasohlen. Hüft- oder schulterhohen Stock zumeist mit anfangs festem, später beweglichem Schneeteller. Glätt,ende Wachsmittel. Mit diesem Auswandern aus Telemarken begannen die näher zu erkennenden Verwandlungen der Skitechnik. Aus dem Telemarkski und seiner losen, wackligen Bindung, aus Lockerschnee und Gebirgsverhältnis und anderen Überlieferungen und Beobachtungen ergibt sich, daß die Telemarker zweifellos eine Schwungtechnik der Gewichtsverlegung und Drehung des Ganzen, auch eine Kauerhaltung, die Hocke, anwandten. Die Kristiania- und Nordmarkenläufer aber vermischten die west-norwegische vorderlastige Skiform mit ostnorwegischen hinterlastigen Skiern und die Schwungtechnik mit der Umtrettechnik. Ferner verfestigten sie nach und nach die Bindung. Des Geländes wegen mußten sie den Telemarker Abfahrtssport zugunsten des Langlaufes und des Hügelspringens vernachlässigen. Bein- bzw. Fußführung und Rücklage traten nachteilig in Erscheinung; dafür wurde die Technik iim Langlauf- und Sprunglauferfahrungen bereichert. Diese Wandlung hatte sich ungefähr vollzogen, als der Ski zwischen 1880 und 1900 begann, das europäische Festland zu erobern.-Wohlvermerkt nur der Ski. Es kamen keine Telemarker Skilehrer zu uns und von Skitechnik kein Wissen und Können, sondern nur vage Vorstellungen. Die Pioniere des


mitteleuropäischen Skilaufes waren vorherrschend der Skitechnik unkundige Männer, Schweizer, Deutsche, Österreicher usw., die als Touristen, Jäger und Bergsteiger nach den Seltsamkeiten des Winters suchten und irn Ski das Mittel erkannten, rascher und reizvoller als zu Fuß die Bergwelt im Schneekleid zu durchstreifen. Sofern diese Pioniere Bergsteiger waren, fanden sie zum Teil, daß der Ski gerade für die schneereichsten und schneedauerndsten Gebiete Europas, für die Alpen, nicht recht geeignet sei. Das war aber ein großer Irrtum, ein voreiliges Vorurteil, abgegeben aus unzulänglicher Kenntnis des Skilaufes und seiner Technik. Norwegen als Keimzelle konnte diesen Pionieren ja nicht einmal ein Lehrbuch geben. Auch Vorbilder und Lehrmeister aus Norwegen waren anfangs nicht zur Stelle und in den ersten mitteleuropäischen Entwicklungsjahren selten. Also mußte man in Mitteleuropa den langwierigen Entwicklungsweg fast nochmals gehen. tfbrigens ging es den Stadtpionieren von Norwegen auch nicht anders. So berichtet 1936 ein alter Skimann von Os10 vom Rennen in Grörud und Grimelund 1875/76, daß es an Vorbildern fehlte und ,,wir uns selber weitertasten mußten". Daß dabei mancher Irrtum mitlief, ist begreiflich. Ausrüstung der mitteleuropäischen Pionierzeit: Skier verschiedener Art, . . auch typische Flachlandformen, nach und nach aber vorherrschend Tele? . - xnarkski und der plumpere und schwerere Kristiania-Stellmacherski. Meermhr- und Patschenbindung. Laupar- und Touristen- bzw. Bergstiefel. Schulterhoher Stock. Glättende Wachse und Fette. 3 Was man sich da an Skitechnik zusammenbastelte, reichte für Hügelland - -'und dergleichen leidlich aus. Wo nach und nach norwegische Skilhufer un!$ terweisend eingriffen (entscheidend ab 1900 Bjarne Nilssen, Schwarzwald, 'und Gebr. Smith, Berg und Björnstad ab 1903 und 1906, Schweiz), traten ettlauf- und Spmglauftechnik in den Vordergrund. Doch zur befriedigenden Beherrschung wirklich schwierigen und steilen Geländes kam man -. ' "damit nicht oder nur in besonders günstigen Fällen. I m Schwarzwald und um W. Paulcke, in der Schweiz und großtenteils auch in den Ostalpen, beschritt man mit dem gegebenen Material den langwierigen Weg der empirischen Anpassung primitiver, meist selbstgemachter Technik an alpines L * - Gelände und erzwang auf unrationelle Art und Weise nach und nach Erfolg. I n Österreich aber packte ein Mann den Stier bei den Hörnern, d. h. den Ski bei der unzureichenden Bindung, und es ersann Matthias Zdarsky als erste -+ Notwendigkeit die feste Bindung, deren wesentlichster Zug, Gehorsam jedem - FührungsimpuL, für die Zukunft beibehalten wurde und heute in aller Ski, welt als erstes Erfordernis gilt. Die Urform der ersten festen Bindung hat sich nach und nach abgewandelt, d. h. die sichere Führung war auch mit anderen Mitteln zu schaffen. Auch Zdarskys kurzer Alpenski und sein langer Stock blieben Aus- und Umwegmittel, die innerhalb ihres engeren Aufgabenbereiches ihre Schuldigkeit taten. Doch das Wesentlichste der von diesem >' klugen und zähen Manne geschaffenen Bogenlauftechnik lebt unzweifelhaft in der modernen Skitechnik fort. Alles Einschlägige hier zu erörtern, würde zu weit führen. Ich verweise kurzerhand auf das weitgehenden Aufschluß gebende, 1936 erschienene Erinnerungsbuch „Zdarsky", Festschrift zum , 80. Geburtstag des Begründers der alpinen Skifahrweise, bearbeitet von Prof. Dr. Erwin Mehl, Wien-Leipzig. Diese Skitechnik-Beeinflussungkam aus , - 'touristischem Lager. soweit sie sich auch wettläuferisch betätigte, verblieb

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1900 -1920

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sie innerhalb des Abfahrtssportes (Slalom). Den vermittelnden Weg, den späterhin Georg Bilgeri in seinem salzburgerisch-tirolerisch-bayerischenKreis einschlug, beschritt ebenfalls ein Bergsteiger bzw. ein Skitourist. Die andere Richtung, eine von Anfang an größere Gemeinde, die ,,norwegische", war touristisch-sportlich gemischt und bezog ihre maßgebenden Einflüsse nach und nach aus dem Bereiche des Lang- und Sprunglaufes. Gegen Zdarsky und seine Vorsicht verhielt sie sich ablehnend, ohne jedoch im Laufe der Zeit verhindern zu können, und es letztlich auch nicht mehr zu wollen, da6 sich die Erfahrungen vermengten und befruchteten und schließlich das zustande kam, was der erste Apostel Zdarskys vor rund 30 Jahren, Willy Rickmer-Rickmers, wie folgt voraussagte: ,,Auch der Begriff des zusammengesetzten Stiles wird verschwinden. Wir sehen ihn (den Stil, die Technik) dann einfach als die Ausarbeitung und Vervollkommnung des Skilaufes überhaupt zum alpinen Tourenlauf. " Ausrüstung zwischen 1900 und 1914: Telemarkskier. Vorherrschend Backenbindung nach Huitfeldtart. Ab 1904 Skistiefel mit festen Sohlen. Doppelstöcke heutiger Form, zeit- und gebietsweise auch nur einer der kurzen Stöcke. Glättende Wachse, ab 1913 Steigwachse. Felle. (Auf der anderen Seite: Alpenski, Lilienfelder Bindung, langer Stock. Glättende Wachse, doch Verpönung des Felles.) Charakteristisch für diese Zeit ist ein eifriges Üben auch der Besten am Hang. Wie sehr man sich da um das Herausknobeln der Sicherheit usw. bemühte, belegen folgende Verse aus einem Skialbum von 1909: „Der Telemark, o teurer Freund, ist nicht so leicht als wie er scheint. Auch der Kristiania, schnell und kurz, führt den Sportmann leicht zum Sturz. Und bist mit beiden du im Reinen und willst zum Bogen*) sie vereinen, so bildet sich gar oft und gern zur tfberraschung dir ein Stern." I m großen und ganzen hat die vorausgesagte Vereinigung der Technik mindestens seit etwa 15 Jahren schon ihr herausgemeißeltes Gesicht. Gearbeitet wird nur noch an der Feinrnodellierung und Politur. Manche Stelle des Bildwerkes trägt bereits Patina. I n die Zeit von 1910 bis 1914 ungefähr fällt das Ende der Spitzkehre in der alpinen Abfahrt. Zdarsky hatte sie vor 1900 schon weggewischt, wurde aber nicht gehört, bzw. die Verpönung des Stockes als Brems-, Stütz- und Tastorgan gestattete nicht, auf „den Alten von Lilienfeld" zu hören. Wobei allerdings das Entscheidendste iibersehen wurde -- eine Erkenntnis, die wir erst der letzten Zeit verdanken -, daß nämlich bei Zdarskys Stemmbogen bergab mit dem Umsetzen des Stockes von der Bergseite zur Takeite i n den Bogenmittelpunkt die modernste Oberk6rperverschraubrcng und Vorlage 1)

Zum damals geradezu als Examen geltenden Doppelschwung in S-Form.

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(hangabwürts)verbunden ist imd daß gerade dadurch das Durchbrennen der Skier verhindert wird. Um dies, d. h. einen sicheren Talabwärtsbogen, mit anderen Mitteln zu erreichen, mußte die andere Richtung mühsam genug sich nach und nach den Stemmkristiania zulegen%),was in die Zeit 1910-14 fdllt. I n dieser Zeit beginnt auch schon die Überwindung der noch vorherrschenden Rücklagetechnik der Anfangszeit und die Entwicklung der späteren ausgesprochenen Vorlagetechnik. Wir dürfen diese Zeit als die Periode der allgemeinen Anpassung der norwegischen Hügellandtechnik an die steilen Berge bezeichnen. Sie hat sich im ganzen Alpengebiete und in den steileren Mittelgebirgen nach und nach durchgesetzt und die ursprünglich suchende, prüfende und wenig umrissene Selfmademan-Technik sehr gewandelt. Die Alpen waren eine sehr harte Schule, eine wesentlich härtere als die Hiigel und Platten Nordmarkens. Und Schnelligkeit muß erträglich sein für den an langsame Eigenfortbewegung gewöhnten Menschen. Die alpinen Steilhänge verführen aber zu hoher, für Ungewöhnte unerträglicher Geschwindigkeit in der Geraden, also war es notwendig, entsprechende Hilfen für die Fahrthemmung zu suchen. Die Telemarker Schwünge aus dem Hügelland und aus 1ockereremBindungsstmd waren ohne weiteres nicht geeignet. DieseHilfen sind als Schußfahrtbiegungen gefunden worden und wurden Bereicherungen der Technik, die auch für schwieriges Gelände im Mittelgebirge und rückwirkend auch für das Mutterland des Skisportes von großer Bedeutung sind. Vorerst lernte man in dieser Periode die Steilheit und Schwierigkeit im allgemeinen und bis zur Durchführung einer leidlich flüssigen Abfahrt zu beherrschen. Daraufhin erst konnte als weiterer Schritt die Steigerung der Schnelligkeit auch unter schwierigsten Verhältnissen in Angriff genommen werden. Der Weltkrieg hielt diese unausbleibliche Entwicklung zunächst auf, und verschob ihren Vollzug um gut ein Jahrzehnt. Indes stellten sich unter seinem Einfluß andere Wandlungen ein, Wandlungen, die teils mit der schnelleii Ausbildung von Skisoldaten und teils mit der stärkeren Notwendigkeit, schneller aber auch sicherer zu sein, zusammenhängen. Durch den Zusammenzug von Alpen- und Mittelgebirgsskiläufern, von Sportläufem und von Touristen und namentlich von Skilehrern der verschiedensten Schulen und Geländeanpassungen und natürlich auch durch den militärischen Drill entstand sowohl eine Vereinheitlichung des Unterrichtes wie auch ein Ausgleich skitechnischer Erfahrungen und Fortschritte. Das Gute drang stärker in den Vordergrund, das Unzulängliche wurde ausgemerzt. Kristiania

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%) Der Name stammt vom Verfasser dieser Zeilen.

1 Capäi-St. Mo& im PtiUauf von Milrtzuschlag 1909. Vorlage-Telemark. Photo :C . J . Luther 2

Stocklos im Slalom von 1910. Klopfenstein, Skimeister der Schweiz. Photo: C . J . Luther

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7 . (4roßes Skirennen der Schweiz, (;rrindelwald 1910. Mit einem Stock i m Hindernislauf. Die

Tore sind schon da. Photo: C. J . Luther 4

Bilgeri übt 1911 KristZania mit leichten ILurzskiern. Kitzbiihel. Photo: C . J . Luther

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U m 1912, als man.fiir Slalom usw. nur einen Stock gebrauchte. Hannes Schneider (breiter Kristiania) Sieger im 8 . Schw&rischan Skirennen i n Klosters, Slalom bezw. Hind~rnislauf. Photo : C . J . Luther

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6 Telemark nach links. Hannes Schneider um 1912 i n deutlicher Rlicklßge, als der Bannes noch tekmä~kelte. Photo : C . J . Luther 7 Hunnen Schn~iderin schulgemäßem d . h. iibertriebenem Stemmkriatiania 1913. Photo : C. J . Luther

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als sichere und ergiebigere Hilfe stieg in der Gunst, der Telemark begann zu wackeln. Die Arlbergschule zum Beispiel ist viel mehr ein Produkt der Militärskikurse in den Ostalpen als ein Ergebnis des Skisportes a m Arlberg. Das sichernde und zielverkleinernde Duckenmüssen zur Kauerhaltung förderte das Vordringen der Hockes). Auch schweizerisches Skiturnen (Zarn-Barblan) und deutscher Trockenkurs mit beginnender Skigymnastik (Luther) gehören nicht von ungefähr diesen Zeitverhilltnissen an. Die ersten Einheitslehrpläne für ganze und große Länder knüpfen an militärische Dienstvorschriften an. Daß die Schweiz, obwohl zentralstes und geschlossenstes alpines Skiland, von diesen ballenden Wirkungen weniger erfaßt wird, fast möchte ich sagen, sich weniger zur sichernden Hocke ducken mußte und zum Beispiel in der Vereinheitlichung der Lehrmethode erst später folgt, ergibt sich aus ihrer Neutralität und Demokratie. Die Beibehaltung einer aufrechteren Abfahrtshaltung in der Schweiz hängt i m übrigen mit dem offeneren Abfahrtsgelände und mit der größeren und früheren Bevorzugung des Abfahrtssportes zusammen. Auf einer Parsennstrecke zum Beispiel konnte die Hocke nicht geboren werden oder über ein Säuglingsalter hinsuskommen. Die Ausbildung vieler Heeresskiläufer, auch die spätere Abgabe von militärischen Ausrüstungsbeständen ans Zivil und ein durch das Leben M Felde geweckter Drang zum Freiluftleben und Wandern tragen vor allem in Deutschland und Österreich mindestens dazu bei, daß sich die skitechnischen Erfahrungen ruckartig ausbreiten. Nach dem Weltkriege werden die Wandlungen der Skitechnik wieder mehr vom Rennsport beeinflußt. Norwegische Schritt- und Umtretehilfen werden durch Langläufer verbreitet und der Lauftechnik eingefügt. In Deutschland vor aliem während der Inflationszeit, wo gute oder doch immer beachtete junge Norweger zu hunderten das deutsche Skililuferleben mitmachten. Der Ruf der Arlbergschule vermehrte des Telemarks Gering- und der Hocke Hochschätzung. Die knapp vor dem Kriege allgemein bekannt gewordenen Geländesprunghilfen ohne und vor allem mit Hilfe der Stöcke scheinen, wenigstens nach der Illustration und der Filmerei jener Zeit, das Feld zu beherrschen und vermehrten sich um die Zwischenstocksprünge bis zum Saltoschlagen. Sie werden eine Weile geradezu zu Zeiterscheinungen, bleiben aber ihrer Natur entsprechend oberfkdchlich,sozusagen iiberschneeisch.Zweifellos aber gehören sie zu den Bewegungen, die unsere Aufmerksamkeit mehr auf die Mitarbeit des Oberkörpers lenkten. Er wird mehr und mehr auf und ab (vertikales Schwungholen) und drehend (horizontales Schwungholen) bewegt und herumgeworfen (Schraubung und Vorlage). Der Fachausdruck Vorlage taucht in der gesamten Skiliteratur, eumeist unübersetzt auch in der fremdsprachigen, auf. I n der Schweiz unterstreicht Dahinden diese überschneeischen Hilfen bis zum regelrechten Verwinden mit gebreiteten Armen, und in Deutschland dreht Reuel als neue Möglichkeit einen Ski schwungholend durch die Luft. Im allgemeinen aber bleibt die Kirche doch beim Dorf, d. h. die Skier in Schnee und Spur. Denn je schärfer der Abfahrtssport, der 1930 auch alle bürokratischen Hemmungen überwunden und sich endgültig durchgesetzt hat, - je schneller also die Abfahrt wird, um so nötiger auch das &chere zweibeinige Stehen und Haften an der Bahn. Ausrüstung 1920 bis 1930: Telemarkskier, für Sport auch Lauf- und Sprungskier. Backenbindung, nach und nach auch Aufschraubbindungen, die den Absatzfederzug hervorrufen. Für die Abfahrt vorversetzte Bindung, fiir den Lauf Klemmbindungen. Ab 1930 Metall- und Hartkanten. DoppelStöcke. Auch Technikbeeinflussung durch Schnee-Wachsanpassungen. Skistiefel mit schwererer Sohlen. Stehen und Haften an der Bahn war eben zu lesen. Bisher hatte der Skisport im Rennen und vielfacl auch auf der Tour als Weg vornehmlich die Spiir. Nun schaffte er sich, Spuren verspurend und der Weichschneeslalom überwindend, die breitere, härtere und glattere Bahn, die Piste. Das gab neue Skiund Slcitechnikverhaltnisse. Der Lockerschnee-Skilauf wandelte eich zum Hartschneehuf. Im Zeitalter der entfesselten Kamera tritt auch der entfesselte Ski auf. Die Zeit des vorausgesfeuerten Ski, d. h. Mit ihr ist breitere Skihaltung und Spur verbunden. Zum breiteren Abfahrtsstand waren die Norwegei etwa in der Zeit von 1910-1913 schon gekommen. Unter dem Einfluß mitteleuropäischen Holmenkolbe suches in dieser Zeit begann auch bei uns der breitere Stand mit Spitzen auf derselben Höhe. Artikel fäi und wider Skischmal- und -BreitSpur sind in jener Zeit häufig zu finden. 3,


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. des Drückens, Pressens und Stemmens der Skier, ist auf der glatten, steilen Bahn vorbei. Der gute Rat, „mit dem Kopf " (d. h. überlegt) und nicht mit den Skiern zu fahren, wird fast wörtlich genommen. Dies Vorauseilen des Oberkörpers bzw. des Gehirn-Kommandoturms, wird durch nichts offensichtlicher als durch das neue aerodynamische Schwimmen der Springer auf der Luft. Es zeigt noch deutlicher als der vorgeneigte moderne Abfahrtsläufer (der im übrigen auch schon mit dem Luftwiderstand zu rechnen hat), daß die schwere Masse des Körpers den Gang der Ereignisse bestimmt und die leichteren Beine mit den Skiern zu folgen haben. Die Skier werden sozusagen nachgeschleift und nachgezogen. Man schaut nicht mehr wie früher auf die Skispitzen, ob sie auch recht liegen usw., nein, sie haben unbeaufsichtigt zu folgen und können es auch, weil alle Skibeweglichkeit auf Hartschnee leichter und im übrigen rhythmischer, selbstverständlicher und der Ski durch Bindungen, die feinste Führung und Fühiiuig vermitteln, folgsamer und zuverlässiger geworden ist. Wo aber durch ungeheuerliche Vermehrung der Skiläufer und Bevorzugung von Allerweltsabfahrten keine eigentliche Skiföre mehr bestehen kann, sondern nur noch ein Schneeasphalt, vereinfachen sich .die Hilfen derart, daß man von einer Degeneration der Skitechnik sprechen muß. Sie wird da und dort auch durch Eilausbildung in Skikursen, die sich auf das Notwendigste beschränken, berührt. Man verlernt mancherorts Lauf und Fahrt irn Lockerschnee und empfindet Neuschnee als Feind. Dazu eine Anekdote. Es erzählte sie mir W. Paulcke, als wir uns zusammen den Hartschneeslalom der Olympischen Spiele von Partenkirchen beschauten: Wir stiegen kürzlich bei schönsten Neuschneeverhältnissen zur Parsenn hinauf. An einem Hang waren Slalomfähnchen zu sehen und von irgendwoher kam eine Skigesellschaft,die sich dadurch als Setzer dieser Fähnchen bekannte, daß ihr Führer verärgert ausrief: ,,Jetzt hät üs der chaibe Nüschnee die ganz Pischte versaut!" Se non 6 vero . . ., aber Sinngleiches haben wir auch in anderen Dialekten schon gehört und jedenfalls eine charakteristische Äußerung der Hartschnee-Metallkantenzeit vor uns.

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FGm: Die Sonne von St. Moritz (Universal)

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Zur Ausrüstung: Ab 1933 beginnende Rückkehr zum alten Diagonalzug und Bevorzugung von Ganzmetallkabelbindungen für Abfahrt und Sprung. Die moderne Abfahrtshatz führte auch wieder zu besonderer Beachtung der Rücklage, dort, WO sie fahrtfördernd (Spitzendruckverringernd) und -sichernd (Neigungsanpassung) am Platz ist. Ganz kann ja die Rücklage nicht über Bord geworfen werden, so wenig wie der Telemark. Der moderne, sagen wir der komplette Skiläufer, beherrscht jedenfalls alle Möglichkeiten und wendet sie nach Bedarf an, wenn er auch im allgemeinen der Vorlage und allen kristianiaartigen Wendungen den Vorzug gibt. Dann zeigte die schnelle Abfahrt auf glatter Bahn - abgesehen von der Beeinflussung des Gerätes durch vorversetzte Bindung, Fersenzug oder verkürzten, d. h. verstärkten Diagonalzug und Metallkante -- zeigte die schnelle Abfahrt, daß auch die Hocke und die als richtig erkannte rhythmische Drehung des Ganzen ihre Grenzen und Ausnahmen haben. Auf dieser Bahn und bei dieser Schnelligkeit kann man, sofern man einigermaßen aufgerichtet fährt, nämlich wedeln, d. h. bei ruhig bleibendem Oberkörper mit Beinen und Skiern hin- und herschwingen. Das geht aus der Hüfte heraus, von ihr aus abwärts, und sieht aus, als ob der Oberkörper einem festgespannten Draht entlang gleite und die Beine unter einer Puppe baumeln. Ich behaupte: ohne dieses Wedeln wäre das Neueste, der Tempooder Parallelschwung, nicht zuwege gekommen. Wohl wird er in ausgesprochener Vorlage geschraubt, also aus dem Oberkörper entwickelt, doch die Vorübiingsbrücke zu dieser neuen Möglichkeit bildete das Wedeln. Denn erst das Wedeln ließ die feine Gewichtsverlegung und Haltungsveränderung erkennen, die für den Temposchwung unerläßlich sind. I m übrigen ist der Temposchwung sowohl ein Produkt der schnellen Hartschneeabfahrt und des wendigen Slaloms wie eine Errungenschaft des auf der glatten Übungswiese nicht müßig gehenden, sondern prüfenden und pröbelnden Skilehrers, als auch eine Reaktion auf die übertriebene Hocke. Unter Skitechnik verstehen wir, wie mit anderen Worten schon gesagt, vor allem die Anwendung der Abfahrtshilfen. Dies wird denn hier auch in den Vordergrund gestellt. Viel aber ließe sich selbstverständlich auch noch sagen über die besonderen Hilfen des Laufes. Zu erörtern, daß sie in höherem Maße, als in letzten Zeiten betont wurde, auch die Abfahrtstechnik beeinflussen und die letztere ,,Läuferischer" werden muß, reicht der Platz leider nicht aus. Ich darf hier vielleicht der Einfachheit halber auf meine 1936 erschienene Schrift „Vom flüssigen Skilauf und seiner Lehre", München, TTnwweisen. Doch von Wandlungen des Sprunges, der ja von der Abfahrt nur ein gewisser Teil ist, m d noch einiges gesagt werden. Am besten kann man sie anhand der Veränderungen der Stilwertungsvorschriften verfolgen, was hier jedoch zu viel Kleinkram benötigen würde. Jedenfalls zeigen diese Veränderungen deutlicher als alles andere die Führung de3 Sportmannes (Praxis) gegenüber der Nachfolge seines Beurteilers (Theorie). Die ersten Springer waren wie die ersten Geländeläufer noch Stockreiter. Aus dem Geliindesprung entstanden, blieb der Sprung am Hügel zunächst denn auch eine Lufthocke. Beim ersten Kristiania Wettlauf von 1867 war der Sprung als eine Art Geländesprung noch in eine di'eirnal zu nehmende Rundlaufstrecke eingefügt. Damals gab es auch noch im Wettbewerb kleine Sprunghügel, die als Knicke i m Gelände hintereinander lagen und in1 ,,Dobbelhopp" genommen wurden. Solange diese Form des Sprunglaufes bestand, war die Lufthocke eine Selbstverständlichkeit. Jedenfalls zeigten in dieser Form des sogen. opträkke die Telemarker den Sprung den Kristiania-Leuten, die sich entsprechend verhielten. Gelegentlich sprang Harald Smith auch noch so, zum Beispiel in St. Moritz 1910. Nach und nach ließ man den Stock beiseite und richtete sich auf. 1893 vermerkt ,,AftenpostenU (Kristiania) den letzten ,,StabritterU am Holmenkol mit folgendem Kritik-Witz: ,,Er hat hoffentlich mit dem Stockbmch bei seinem letzten Sprung den Stab über die alte Methode gebrochen." Es entstand die aufrechte und turnerische Haltung, die einer meiner jungen Kameraden einmal recht witzig den Sprung der alten Hochdeutschen nannte. Er charakterisiert die Zeit zwischen 1900 und 1920 und die Sprungweiten bis zu 40 m. Die Skier dieser Hochspringer hingen zumeist nach hinten. Diese Unschönheit und Unsicherheit überwanden zuerst die jungen Telernarker im Verein mit den besten Kristiania-Leuten, zum Beispiel Leif Berg (um 1904), durch den die Schweizer den Stil des tuppa


ned (die Spitzen nieder) frühzeitig kennen lernten. Teils förderten die vorderlastigen Sprungskier, teils der Diagonalzug der neuen Huitfekltbindung diese Stilverbesserung, für die sich namentlich Fritz Huitfeldt in Norwegen einsetzte. Um 1908 bedienten sich nordische Springer auch des spSiter für die alpine Abfahrt so bedeutungsvollen Absatzzuges (Gummiband zwischen Knöchel und Ski), um tuppa ned zu springen. Später wurde die für größere Weiten nötige Vorlage dann zumeist und ab und zu, namentlich von umlernenden älteren Springern auch heute noch - durch die Knickhaltung versucht (hängende Beine und nach vorne abgeknickter Oberkörper). Es ist das für eine gewisse Zeit und für einzelne eine Übergangserscheinung, die endgültig abgelöst wurde von der heute allgemein bekannten aerodynamischen Haltung. (Die Wandlung von hängenden bis zum bahnparallelen Skispitzen-tief ist auch die Folge der Verbesserung der Bindung, versucht 1908 mit dem Absatzgummizug und erreicht ab 1928 durch verkürzten Diagonalzug und endlich durch die Kabelbindung.) Wie frühzeitig aber auch schon Ansätze zur aerodynamischen Haltung, mindestens zur ffbergangserscheinung der Knickvorlage, auftauchten, ergibt sich zum Beispiel aus einem meiner Berichte von 1909, wo ich über Capiti-St. Moritz anläßlich einer österreichischen Skimeisterschaft schrieb: ,,Capiti schnellt sich ohne merkliche Anstrengung hinaus, um stark nach vorn geneigt und meist noch etwas nach vorn abgebogen (was aber durchaus nicht unschön wirkt, da es eben von seinem Stil gar nicht zu trennen ist) und mit anfänglich hochgeführten Skiern, die sich später parallel zum Hang stellen, eine weite Kurve zu springen." Es ist recht interessant, festzuhalten, daß das Aufkommen der aerodynamischen Haltung zusammenfällt mit dem allgemeinen Vwlagenehmen. Diese Springerhaltung überzeugt absolut. Sie scheint mit allen physikalischen und rhythmischen Bewegungs- und Kraftgesetzen gefühlsmäßig und gesetzmäßig in Einklang zu sein, was in gleichem Maße für die Abfahrtshilfen und -haltungen wohl noch nicht gilt. Wie hier die Entwicklung weitergeht, läßt sich nicht voraussagen. Doch das eine erkennen wir an der Entwicklung der Dinge wohl zur Genüge: ffbertreibungen neuer Gedanken und Möglichkeiten sind Regel, ja Gesetz. Wie man zum Beispiel zu lange und zu tief hockte (was die Schweiz vermied) oder hier zuviel vom Kanten und dort übertrieben vom Flachführen der Skier sprach, so wurde und wird auch das Schwungholen und Verschrauben zuviel betont. Das Pendel kommt nach und nach wieder zur Ruh. Veröffentlichungen, die sich mit dieser Frage beschäftigen, sind im Werden. Was gut ist vom ersten übertrieben kräftigen Pendelausschlag, das bleibt und fügt sich ein, was schlecht und überflüssig ist, fällt aus. So ist der Lauf der Welt im allgemeinen und ebenso auch die Fahrt des Ski und seiner Technik.

Photo :A. Pedreä


SKIKARTEN Von Walter Kümmerly, SAS, Bern

Die geographische Karte gibt eine genaue Wiedergabe der Erdoberfläche in einem bestimmten Verkleinerungsverhältnis. Die Skikarte bemüht sich, ,,skihafte" Teile der Erdkruste möglichst naturgetreu wiederzugeben. Als ,,skihaftU gelten heutzutage hügelige und bergige Gegenden, die weder allzu flache noch allzu steile Neigungen aufweisen. J e genauer die Karte mit den wirklichen Formen übereinstimmt, desto wertvollere Dienste leistet sie. Man wird sich ihrer besonders bedienen, wenn man einen Seitensprung in unbekannte Gebiete zu unternehmen gedenkt oder wenn man in vertrautem Geliinde bei Nacht und Nebel herumstreift. Dann hilft die Karte in Verbindung mit dem Kompaß, einem Hut voll Bergerfahrung und Glück durch alle Gefahren. J e mehr man gewandert ist und je besser man beobachtet, desto besser wird man aus der Kartenzeichnung die guten und schlechten Charaktereigenschaften eines Berges erkennen. So wenig man bei einem Ski zu wissen braucht, wie er gezimmert worden ist, oder bei einem Automobil, wie es auf dem laufenden Band seine vollkommene Form und Rasse erhalten hat, benötigt man eine Entstehungsgeschichte der Skikarte. Hat man aber doch einmal eine Automobilfabrik durchwandert, vom glühenden Metall zu den tonnenschweren Dampfhämmern, zu den Drehbänken, zu den Bohr-, Stanz-, Schweiß- und Wickelmaschinen, zu den Schreinern, Sattlern, Malern und Polierern, oder beim Skischreiner das klobige Rohmaterial zum schlanken, blanken Laufholz werden sehen, dann erfaßt einem Achtung vor dem menschlichen Schaffen und Liebe zu dem gebildeten Werk. Das gleiche gilt auch von der Skikarte. Eine Karte setzt sich zusammen aus den beiden Grundstoffen: Papier und Farbe. Diesem Rohmaterial verhilft das kostbare Gefüge der Zeichnung zu Leben und Sinn. A. E N T S T E H U N O

I n großen Zügen sieht die zeitliche Entwicklung der Schweizerkarten ungefähr folgendermaßen aus: 400 Jahre nach Chr. entsteht eine römische Militärstraßenkarte mit Darstellung der Schweiz, Peutingersche Tafel genannt. Die Darstellung ist nur schematisch und sehr verzerrt (Bild 1). Um 1500 entstand die Beschreibung ,,De sitii Confoederatorum descriptio" der Schweiz von Konrad Türst, mit einer Karte im Maßstab von ungefähr 1 : 800 000 (Bild 2). Darauf folgten Karten von Aegidius Tschudy, noch mit schematischer Darstellung der Berge in Südostbeleuchtung, irn Maßstab von zirka 1 : 350 000. Von 1500-1700 werden einzelne Gebiete der Schweiz besonders bearbeitet. Bekannt sind Werke von Schöpf-Bern und V. Sprecher-Graubünden. Konrad Giger-Zürich beginnt mit der Darstellung in senkrechter Draufsicht und den Bergen in ihrer charakteristischen Form (Bild 3). Seine Schweizerkarten lassen das Licht ebenfalls aus Südosten einfallen. Nach 1700 entsteht die Schweizerkarte von Scheuchzer im Verkleinerungsverhältnis von 1 : 230 000. Gleichzeitig erscheint der Atlas von Gabriel Walser, der als erster auf den Fremdenverkehr eingestellt ist. Höhen- und Lagebezeichnungen sind immer noch äußerst ungenau, und die Herausgeber sind nicht etwa Fachleute, sondern betreiben die Kartenherstellung aus Liebhaberei. Um 1800 beginnen die ersten planmäßigen Vermessungen. Rovera und Gruner geben Karten in Schraffenmanier und Zenithbeleuchtung heraus. Der Meyer-Atlas der Schweiz erscheint, in einem Verhältnis von rund 1 : 100 000, ebenfalls in Schraffendarstellung, aber teils senkrecht, teils schief beleuchtet (Bild 4). Unter Napoleon wird in Frankreich ganz besonders die Schule für Ingenieur-Geographen ausgebaut, die das System der Triangulation und der einheitlichen, gesetzmäßigen Schraffendarstellung zeitigt. Diese Arbeiten dienen der Schweiz als Vorbild, wo nun auch zur staatlichen Landesvermessung übergegangen wird. 1832 beginnt General Dufour mit der topographischen Aufnahme im Maßstab 1 : 50 000 in Kurvenmethode (Bild 5). 1864 erscheint der aus diesen Aufnahmen entstandene Dufour-Atlas, 25 Blätter im Maßstab 1 : 100000.

1. Beschichte.


Bild I :Pautingersche Tafel. 400 nach Chr.

1871 erfolgt die erste Herausgabe der Siegfriedblätter 1 : 50 000 in Kurvendarstellung der Gebirgsgegenden, und später die 1 : 25 000 des Flachlandes, die sich heute noch im Gebrauch befinden. Gegenwärtig ist eine Herausgabe einer vollständig neuen Landeskarte in Arbeit, die die alte an Genauigkeit und Einheitlichkeit weit übertreffen wird. Um 1900 beginnt die Herausgabe ein- und mehrfarbig geschummerter Karten, wie sie von Leuzinger, Becker, Imfeld und Kürnmerly entworfen worden sind (Bild 19). Dies über die Entwicklung der Karten im allgemeinen. Die Geburtsdaten der ältesten skisportlichen Spezialkarten sind weniger leicht aufzufinden. Ich habe versucht, die alten, verdorrten und vergilbten Blätter aus dem Staube der Vergessenheit herauszuholen. Vielleicht ist mir dabei das eine oder andere entgangen; für alle weitern StammbaiimErgänzungen bin ich jedermann dankbar. Mit Skifahren wurde in der Schweiz um 1895l) begonnen (Offermann, Paulcke). Im „Skilauf" von 1899 beschreibt Paulke schon Routenmarkierungen und erwähnt Karte und Kompaß als wichtige Bestandteile der Ausrüstung. Skikarten werden aber noch nicht angeführt. Die ersten sportlichen Spezialkarten entstanden in Deutschland. So ist die Ski-Spezialkarte des Riesengebirges 1: 50 000 aus dem Verlag Mittelbach, Kötschenbroda, schon 1905 im Jahrbuch des Schweizerischen Skiverbandes besprochen und empfohlen (Bild 7 ) . I n der Schweiz ist als erstes Gebiet ein ausländisches, nämlich das von Jotunheimen in Norwegen, kartiert worden. Diese Karte im Maßstab 1 : 250 000 ist 1910 erschienen und wird heute, nach 26 Jahren, in gleicher Form in vierter Auflage bei Kümmerly & Frey gedruckt (Bild 16). Als Hauptskigebiet ist darin der Galdhöpiggen enthalten, wo sich letztes Jahr unsere besten Schweizer Skifahrer mit den Norwegern in der Abfahrt maßen (Jahrbuch des SSV 1910, Bild 18). Von diesem Zeitpunkt an gibt es nur mehr wenige Winterkurorte, die nicht ihre eigenen Skitourenkarten besitzen. Unkartiert sind meistens die abgelegenen Gegenden, für die von keiner finanzkräftigen Seite Propaganda gemacht wird, geblieben. Als erste Schweizerkarte mit eigentlicher Skitourenbearbeitung ist die Karte des Berner Oberlandes 1 : 75 000 des Geographischen Kartenverlags Bern zu bezeichnen. Sie ist im Jahre 1912 erschienen und enthält Skifelder und Skitouren mit grünen Linien und Punkten dargestellt. Im selben Jahr erschien auch der „Ski- und Winterführer durch die Münstertaleralpen und angrenzende Gebiete", mit folgenden Skitourenkarten: 1. Lischanna-Sesvennagr.; 2. Urtiola-Turettasgr. (Bild 8) ; ') Versuche irn Engadin um 1860; Dr. Spengler 1873 in Davos. Schriftleitung.


Bila 2 :Konrad Türst 1497. Er8te Sehweizerkarte

Bild 3: Eonrad Uiger 1667. Kanton Zürich

3. Giufplan; 4. Übersichtskarte; 5. Karte der Skimarkierungen. Herausgegeben unter Mitwirkung des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Sektion Pforzheirn, von Fritz Berger, München. Die auf diesen Karten enthaltenen Skitourenangaben sind von erstaunlicher Reichhaltigkeit. Schon die Zeichenerklärung weist darauf hin. (Bild 8). 1) Weiter sind in chronologischer Reihenfolge erschienen: 1914 Skiführer durch die Sarnnm-Gruppe mit einer Karte; 1916-1 917 Skitouren im Oberengadin, Führer vom Ski-Club Alpha, St. Moritz ; Skitourenkarte von Arosa, primitives schwarz-weiß Glich6 als Jahrbuchbeilage SSV; 1918 Klosters ; 1919 Davos; 1920 Karte der Lenzerheide; 1922 Skikarte des Berner Oberlandes, 1 : 50 000, von Arnold Lunn; Jahrbuch SAC, Vall6e des Ormonts; 1923 Oberengadin und Bernina; 1924 Marcel Kurz, Routenkarten zum Skiführer durch die Walliseralpen; 1925 Berner Oberland West, Skikarte Gantrisch; 1926 Skikarte Glarus. Bevor von unserem Land genaue Karten gezeichnet werden konnten, mußte dieses in seinen Längen, Breiten und Höhen genau ausgemessenwerden. Zu diesem Zwecke wurden die Landestriangulation und das Landesnivellement durchgeführt (Bild 9 und 10). Die Triangulation teilt das aufzunehmende Gebiet in eine große Anzahl Dreiecke, deren Spitzen gut sichtbare Bergpunkte sind und deren Winkel mit Präzisionsinstrumenten gemesssen werden. Auf diese Weise entsteht ein engmaschiges Netz, in das die einzelnen Aufnahmen des Terrains hineingepaßt werden können. Um auch für die Höhen genaue Angaben zu erhalten, wurden wiederum eine Anzahl Strecken nord-südlicher und west-östlicher Richtung des Landes mit genauen Instrumenten ausgemessen. Diese beiden Verfahren ergaben die genaue Lage tausender markanter Geländepunkte. Dieses ganze schweizerische System wird an den Landesgrenzen an entsprechende ausländische Systeme angeschlossen. Zur Aufzeichnung auf dem Papier werden die Vermessungsgrundlagen einer Projektion eingeordnet. Die Projektion wiederum ermöglicht eine einigermaßen genaue Wiedergabe der kugeligen Oberfläche auf dem flachen Kartenblatt (Bild 11). 2. Vermessunastechnische Kaliengrundlagen.

1) ,,Skirutenkarte No. I1 Uritola-Turettasgruppe". Maßstab 1 : 60 000, Höhenlinien Abstand = 30 m. Siehe Erklärung der rot eingezeichneten Skitouren, Bild 8.




Die Arbeiten der Landesvermessung werden durch den Staat, d. h. durch die Eidgenössische Landestopographie und die Eidgenössische Grundbuchvermessung besorgt. I n den letzten Jahren hat das terrestrische und ärophotogrammetrische Aufnahmeverfahren einen großen Gewinn an Zeit, Genauigkeit und Einheitlichkeit gebracht. Private Kartographien unternehmen in der Regel keine Vermessungen, da die enormen Kosten sich nicht bezahlt machen. Sie befassen sich lediglich mit der besondern Verarbeitung der amtlichen Karten zu wissenschaftlichen, statistischen, touristischen und vielen andern Zwecken. 3. Herstellung. Eine Skikarte wird nur ausnahmsweise von Grund auf neu bearbeitet. Gewöhnlich

I

geht sie aus einer allgemeinen somrnerigen Karte hervor. Die Winterstimmung wird durch kalte Relieffarben von Blau bis Lichtgelb erreicht. Alle besondern Angaben für den Skilauf werden in Rot aufgedruckt (Bild 17 und 18). Daraus ergibt sich, daß bei Skikarten in der Regel eine Menge Kompromisse geschlossen werden. Die sommerliche Grundkarte enthält z. B. alle Fußwege und Pfade, von denen im Winter nichts mehr zu sehen ist und die vom Skifahrer nicht benutzt werden. Auch die politischen Grenzen der Gemeinden und Kantone bleiben darin enthalten und beunruhigen das Bild. Dagegen sind die Landesgrenzen heute unentbehrlicher denn je, da ein Grenzübertritt wohl bald gefahrvoller als ein Biwak im Schneesturm ist. Eine Anzahl Kurgebiete vereinigen ihre Spazierwege und Sommertouren mit den Winterrouten auf ein- und derselben Karte, wobei meist die Sommerwege in Rot und die Skirouten in Grün oder Blau bezeichnet sind (Kandersteg, Visp-Zermatt [Bild 201, Beatenberg). Dem daraus entstehenden Nachteil des unübersichtlichen Liniengewirrs stehen die Vorteile einer ganzjährigen Benutzbarkeit der Karte und einer praktischen Verwendbarkeit in den Übergangszeiten, Frühjahr und Herbst, gegenüber. So können beispielsweise in Zermatt (1600 m) bis auf 2600 m sommerliche Verhältnisse bestehen und höher oben (bis auf 4600 m) ausgesprochen winterliche. Daneben ist noch ein grober Charakterfehler der Skikarte einzugestehen. Sie weicht gerade in dieser Beziehung am stärksten und auffälligsten von den natürlichen Verhältnissen ab. Sonne und Schnee stehen in umgekehrtem Verhältnis zueinander, während dagegen Sonne und Wein sich in direkter Beziehung zueinander befinden. Aber weder für den Traubenfreund noch für den Pulverschneegenießer stimmt unsere Karte; denn sie kennzeichnet die heißen Südhänge mit kühlen Schatten und die feuchten, schneereichen Nord- und Westhalden mit goldgelber Sonne. Wo bleibt da die große Präzisionsvernunft des Kartographen? Aus welchem Grund vermil3t er sich, den kosmischen Gesetzen einen Strick zu drehen, unsern Erdenball so zu kippen, daß der Nordpol unten und der Südpol oben zu liegen kommen? Lassen wir uns einen Globus erklären, so belehrt uns jedes von der Schule beeinflußte Kind, Norden ist oben und Süden ist unten. Diese Begriffe stecken in uns obern Nordhälftenbewohnern in Fleisch


und Blut. (Wie sich darüber die Südhälfter mit erdklebenden Füßen und abwärtshängenden Köpfen ausdrücken, ist mir nicht bekannt.) Es ist für uns nun selbstverständlich, daß auch auf jedem Kartenblatt Norden oben und Süden unten sein muß. Noch tiefer eingewurzelt ist uns der Begriff: Licht oben, Finsternis unten. Unsere Kenntnisse und Gefühle von Hirnmelsrichtiing und Beleuchtung ergeben deshalb: Norden oben und Licht oben, oder mit andern Worten: Nordbeleuchtung. Für die Struktur unseres Alpenlandes hat sich dieser Lichteinfall aus Norden nicht gut bewahrt (Nord-SüdTäler des Wallis und Tessins). Er ist daher nach Westen zur üblichen Nordwestbeleuchtung abgedreht worden. Nimmt man eine Karte in Südbeleuchtung zur Hand, z. B. Kanton Graubünden, 1 : 250 000, so wird man sich zuerst darauf kaum zurechtfinden. Daran ist die Macht der Gewohnheit schuld; denn man wird weiter bemerken, daß sich nach längerem Gebrauch das Auge auch an diese Darstellung gewöhnt hat. So ist bei jeder neuen Reliefkarte immer wieder neu zu entscheiden, ob der Oberlieferung und Gewohnheit zuliebe der alte, unnatürliche, oder ob der Wirklichkeit und Wahrheit zu Ehren der Stand der Mittagssonne verwendet werden soll. Für große Gebiete, die der Allgemeinheit dienen sollen, ist sicher der konservative Weg der richtige, damit auch Übereinstimmung mit den amtlichen Karten besteht. Dagegen ist für einzelne Berggruppen zu Handen von tüchtigen Skifahrern und Bergsteigern die Südbeleuchtung am Platz. Der Werdegang der Skikarte Iäßt sich in Kürze wie folgt beschreiben (als Beispiel dient die diesem ,,Schneehasen" beigelegte Skikarte St. Moritz, Ober-Engadin und Bernina, siehe Bild 14, 15 und 21):




Skirutenkarte No. 11 Urtiola-Turettasgruppe.

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Maßstab: I :60,WO.

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Höhenlinienabstand = 30 Meter.

Erklilrung der rot eingezeichneten Skiruten.

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Bild 7 :Mütelbachs Winterspmtkarte, Thiiringer W d d (wahrscheinlich erste Skikarte)

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Mit lrcundlihcr lcwlillgung der Srhwciicr Topopraphurhcn Bvrcsur nach dem Sligfrird. atias hirgcrtdll.

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Einpczeichnck Skiruten von Pr.

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Bild 8 : Legende aus dem Ski- und W7interführerdurch die Mtinstertderdpen

1. Abgrenzung des Gebietes, wenn möglich durch Einzeichnung des gewünschten Ausschnittes auf

eine bestehende ähnliche Karte.

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2. Auswahl des Maßstabes an Hand von Ausdehnungsskizzen in verschiedenen Maßstäben.

3. Einholen der Bewilligung zur Benützung des eidgen6ssischen Kartenmaterials bei der Landes-

1

topographie. 4. Malen einer Kartenprobe zur Besprechung des weitem Vorgehens mit dem Besteller. 5. Festlegung von Farbenzahl, Beleuchtung, Zeichenerklärung, Format, Schriftcharakter, Papier-

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qualität und entsprechende Ausrechnung des Kostenvoransohlages. 6. Zeichnen einer generellen Pause der Situation (Straßen und Bahnen) auf Grund der amtlichen Karten. 7. Photographische Vergrößerung dieser Grundlage, in unserem Beispiel von 1 : 50 000 auf 1 : 40 000, unter gleichzeitiger Kopie dieses Negativs auf eine Druckplatte. 8. Ausarbeitung einer Schriftvorlage (Redaktion). 9. Übertragung der Hilfsgrundlage auf fünf weitere Platten zur Gravur der neuen Grundfarben (einritzen mit Stahlstift in polierte Steinfiäche). 10. Übertragung dieser Grundfarben auf sechs weitere Platten zur Bearbeitung der sechs fehlenden Farben (Relief). 11. Zusammendruck von 10 Farben in verschiedenen Abtönungen zur Auswahl und Übermittlung von 15 Handabzügen an den Besteller zur Bearbeitung der Skirouten und Eintragung der Korrekturen. 12. Verarbeitung der Korrekturen und der gesammelten Skitourenvorlagen. 13. Erneute Handabzüge zur Kontrolle der Korrekturen und zur Prüfung der angedruckten Skirouten. 14. Nochmalige Korrektur und nochmalige Teilandrucke Von Einzelfarben. 15. Das „Gut zum Druck" wird erteilt. 16. Von den Originalsteinen werden Umdrucke auf die Maschinenplatten (Zink) ausgeführt. 17. Die Karte wird gedruckt, jede Farbe einzeln, wobei besonders auf das Abstimmen der Farbtöne und das genaue Aufeinanderpassen der verschiedenen Farben zu achten ist. 18. Die Karte wird sortiert, gefalzt, mit Titelblatt beklebt und verschickt. Viele spezielle Punkte, wie Verhandlungen mit der kantonalen Nomenklaturkommission für romanische Namengebung, Verhandlungen mit Geometern zur Benützung von Plänen und Fliegeraufnahmen, und mit Architekten zur Einsichtnahme von Bauplänen, sind der Klarheit halber hier nicht erwilhnt worden. Die neue Skitourenkarte von St. Moritz zeichnet sich besonders durch ihre plastische Farbenwirkung und durch die kleine, aber klare Schrift aus, die das Kartenbild nur sehr wenig beeintriichtigt. Die SchriftCharaktere sind von Graphiker Herdeg ausgewählt worden. Neu für eine Karte dieses Formates ist


Bild 9 : Triangdatwnsnetz (Trigonometrische Winkelmessung) I . Ordnung

Bild 10: Netz des Nivellements (Höhenmessung) der Schweiz

die Darstellung des Waldes durch kleine Tannen (ebenfalls Entwurf Herdeg). Diese vermitteln dem Beschauer auf den ersten Blick den Eindruck ,,Wald", ohne die Leserlichkeit der Karte zu stören. Vorteilhaft wirkt sich auch die klare, einfiche, zurückhaltende Darstellung der Straßen, Bahnen und Ortschaften in Verbindung mit dem vergrößerten Maßstab 1 : 40 000 aus, indem dadurch das Landschaftsbild an Bedeutung gewinnt (Bild 21). Zu den besondern Skiangaben (rote Druckplatte) ist zu bemerken, daß die Skiwege stark generalisiert sind und nur die allgemeine Richtung angeben. Gleichfalls sind Warnungszeichen für Lawinengefahr, Gletscherspalten und Gewächten weggelassen, damit kein Tourist in Versuchung geführt wird, blindlings der Karte zu folgen, sondern offenen Auges seine eigene Erfahrung oder die des Führers walten Iäßt. Die auf der Rückseite der Karte angegebene allgemeine Einführung ist vorbildlich und verdient nachgeahmt zu werden. Wir geben sie hier wieder: ,,Bemerkungen zu den Ski-Routen der Karte St. Moritz. Es sind nur Routen auf ,Gipfel und Pässec eingetragen. Die Ski-Routen sind bis zu dem Punkte eingetragen, wo man vernünftigerweise die Ski zurück läßt. Der weitere Weg ist für jeden Bergsteiger eindeutig. ,LawinenLsind mit Absicht nicht vermerkt; denn Staublawinen und Schneebrett (Schneerutsch)können an jedem einigermaßen steilen Hang vorkommen. Das ist eine Frage der Schneebeschaffenheit und Menge, sowie des Wetters. Schwere (,Grundc-oder ,Naß'-) Lawinen folgen freilich meist bekannten Bahnen. Wer aber nicht im

Bild 11 :Umndlegende Projjakthselemente d w Schweiz: Kwddnaten- (Kilometer) Netz m$t Nullpunkt Ewn und Uradneize nach ZylinlEBr und Kegdprojaktion. Rech@ Schema zu Zylinder- und Kegelprojektion


Stande ist, sich über deren Möglichkeit durch Augenschau oder Kartenstudium ein Bild zu machen, der braucht erfahrene Begleitung. Gletscherbrüche und -spalten sind aus der Karte ohne spezielle Zeichnung ersichtlich. Außerdem ,wandernc bekanntlich auch die Spalten - das heißt sie verändern ihre Lage. Die Routen der Karte sind naturgemäß in vielen Fällen nur ,Vorschläge'. J e nach Schnee kann die ,bessere6Route einige hundert Meter neben derjenigen der Karte liegen! Die Verbindung von einzelnen Routen und Varianten sind dem Kartenleser überlassen. Verschiedene Routen, die z. B. im Frühjahr gangbar und empfehlenswert sind, im Hochwinter aber eine Herausforderung bedeuten würden, sind mit Absicht weggelassen. I n Abänderung der amtlichen Kartenunterlagen (Siegfriedkarte 1 : 50 000) wurden auf Veranlassung des Herausgebers einige Ortsnamen in der romanischen Nomenklatur aufgeführt." Alle übrigen Signaturen halten sich an die Vorschläge der Union Alpinisme Internationale. B. V E R W E N D U N G

Das menschliche Bestreben, sich auf der von sieben Meeren umspülten Erdoberflächezum mindesten geographisch zurechtzufinden,ist durch drei große Erfindungen im Laufe der Jahrhunderte erfüllt worden. Vor neun Generationen gelangte der Kornpaß zur Anwendung und ermöglichte den Seeleuten, jeden beliebigen Kurs einzuhalten. Lange Studien und Forschungen erbrachten später Nord- und Südpol und die dazwischen liegenden Breitengrade. Ganz hartnäckige Konferenzen ergaben dann auch die Längs-Teilung mit dem Null-Meridian von Greenwich. Trotzdem war eine Längenbestimmung auf offener See noch immer nicht möglich (1675), bis nach jahrzehntelangen Untersuchungen und kostspieligen Preisausschreiben der Chronometer erfunden wurde. Infolge der 24stündigen Drehung der Erde war es dadurch möglich, aus dem Vergleich der Sternzeit mit der Greenwicher-Zeit den Standort festzulegen. Von diesen drei Errungenschaften brauchen wir in unseren Skibergen höchstens noch Kompaß und Gradnetz, während Sextant und Chronometer nur noch in polaren Eiswüsten Verwendung finden. Alle unsere Karten sind in das Gradnetz der Erde eingepaßt und dieses entspricht wieder in seinen Hauptrichtungen den magnetischenKraftlinien. So messen wir uns theoretischden einzuschlagenden Skitourenwinke1 auf der Karte und steuern den Skiberg mit dem entsprechenden Kompaßwinkel an. Praktisch ist darauf zu achten, daß unsere Karten das geographische Gradnetz enthalten, während das magnetische ein mit den Jahren variierendes Maß davon abweicht, und daß die amtlichen Karten erst noch ein Kilometernetz aufweisen, das mit den beiden andern nicht genau übereinstimmt (Bild 6). Zu bedenken ist ebenfalls der Umstand, daß bei Nacht und Sturm, allen Winden preisgegeben, ein Abmessen auf dem Kartenblatt nicht mehr möglich ist. Soll volle Sicherheit gewahrt bleiben, so ist eine Tourenskizze vorzubereiten (Bild 12). Sie setzt sich zusammen aus einem möglichst kleinen Kartondeckel, auf dem die Weglängen (in Schritten, Metern, Seillängen oder Zeiten), die Kompaßwinkel und die entsprechenden Punkte der Richtungsänderungen mit Höhenzahlen eingezeichnet sind. Von Vorteil ist auch die Eintragung des Maßstabes (graphisch) der Nord-Südrichtung und besonderer Bemerkungen über markante Punkte (Felsblock, Felswand, Grat, Sattel, Gletscherbruch). Weitere Einzelheiten sind aus entsprechender Literatur zu entnehmen. Als ifbung für Kartenlesekurse eignen sich ganz besonders solche Itidraires ohne Ortsnamen. Die Kursteilnehmer (in Dreiergruppen) begeben sich dann mit großem Eifer bei Nacht mit Längen und Winkeln auf den Weg durch Feld und Wald nach einem unbekannten, gemeinsamen Ziel. I n umgekehrter Folge kann eine derartige Skizze auch im Gelände aufgenommen und nachher mit der Karte verglichen werden. Alle Kompaßübungen sind in den Kartenleseanleitungen von Major Däniker oder im Bergsteigerkalender 1934 systematisch angeführt. Als besondere Nutzanwendungen sind noch hervorzuheben, daß Unfallstellen mit Kompaß und Karte am sichersten zu bestimmen sind und daß für die Besteigung eines ausgesprochenen Aussichtsberges ähnlich der Itineraireskizze eine Panoramaskizze auf Karton gezeichnet werden kann, die auch bei Kälte und Wind ein leichtes Erkennen und Anvisieren der sichtbaren Gipfel ermöglicht (Bild 13). Kompasse oder Bussolen stehen schon in sehr einfachen Ausführungen zur Verfügung.

1. arundgedanken der Orlentieruna.


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Bild 12: Siehe Seite 289

Büd 13: Panorarnaetizze zur einfachen Orkntierung

Für häufigen Gebrauch in den Bergen ist der Bezard oder ganz besonders die Büchibussole zu empfehlen. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Höhenmesser oder Barometer in Taschenuhrform, der gleichzeitig eine Höhenbestimmung und eine Beurteilung der Wetteraussichten ermöglicht. Vorzuziehen ist die bessere Ausführung mit drehbarer Höhenskala, die auf den jeweiligen Barometerstand eini gestellt werden kann.

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„Wie liest der alpine Skiläufer seine Karten?" ist dieoberschrift zu einem Artikel von Marcel Kurz (Jahrbuch SSV 1919). Hier erzählt ein Ingenieur-Topograph und erprobter Alpinist in einer Person, was die richtig verstandene Karte dem Bergsteiger zu bieten vermag. Er zeigt an Hand von 18 Kurvenbildern, wie lawinengefährliches Terrain im Kartenbild aussieht und welches der noch relativ sicherste Ausweg ist. So werden der Reihe nach die skiwichtigen Merkmale, die der Karte zu entnehmen sind, besprochen, und am Schluß steht geschrieben: „Der Skiläufer wird seine Route auf der Karte bestimmen, indem er diese Grundsätze anwendet und alle Faktoren sinngemäß kombiniert." Damit ist des Skifahrers Kartenlesefibel geschrieben. Darüber hinaus zeigen noch 12 Kurvenskizzen topographische Darstellungen von Lawinenunglücken. „Das Studium dieser Schemas ist lehrreich, Es führt zur Bestätigung der weiter oben aufgestellten Grundsätze für die Bestimmung der Route." ' Bei der Auswahl von Skikarten sind grundsätzlich zwei Möglichkeiten vorhanden: 1. Ubersichtskarten mit Maßstäben von 1 : 100 000 bis 1 : 500 000, zum Teil auch 1 : 76 000. Sie dienen lediglich einer allgemeinen Planung von Ski-Ferien und -Touren zu Hause hinter dem Ofen oder geben Richtlinien für Ski-Spaziergänge im Hügelland. 2. Detailkarten, die ein deutliches Kurvenbild im Maßstab 1 : 10 000 bis höchstens 1 : 50 000, ausnahmsweise 1 : 75 000 enthalten. An erster Stelle stehen hier die amtlichen Siegfriedkarten 1 : 25 000 und 1 : 50 000. Sie sind in bezug auf Klarheit und Genauigkeit den meisten Karten des Auslandes weit überlegen. Sie eignen sich mit der dreifarbigen Ausführung (Situation, Kurven und Flüsse) ganz besonders für kartengewandte Touristen, die fähig sind, die Kurven plastisch zu erkennen und die Routen M. Gelände selber zu erforschen.

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2. Auswahl oeelgneter Karten.

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Bild 21 :9-Farben-Skikarte St. Mo&-Ober-Engadin

und Bernina 1 :40 000. Herausgegeben vorn Kurverein St. Mwilz

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Bild 14 :Skikarte St. Montz: Ausschnitt aus der Schwarzplatte

Bild 15 : Skikarte St. Montz: Ausschnitt aus Zusammendruck von Schrift, Situation, Kurven und Gewässer

Einige amtliche Blätter sind von der Eidgenössischen Landestopographie mit Skirouten überdruckt worden: Gadmen-Bietschhorn, Gantrisch, die Walliseralpen (Beilage: der Skiführer von Marcel Kurz), Skikarte Glarus und Skikarte Briinig-Hasleberg. Eine Anzahl weiterer Gebiete wurden durch die private Kartographie im amtlichen Originalmaßstab ohne starke Umzeichnung herausgegeben : Skikarte Lenk Kümmerly & Frey Skikarte Lenzerheide Manatschal-Ebner, Chur Skikarte Leukerbad Kümmerly & Frey Skikarte Ober-Toggenburg Manatschal-Ebner, Chur Skikarte Piz-Sol-Spitzmeilen Kümmerly & Frey Skikarte Saas-Fee Kürnmerly & Frey Skikarte Savognin Kümmerly & Frey Skikarte Sedrun Manatschal-Ebner, Chur Skikarte Zermatt Kümmerly & Frey Von den umgearbeiteten Karten fallen besonders durch die großen Maßstäbe auf: Skikarte Arosa 1 : 25 000 Kümmerly & Frey Skikarte Braunwald 1 : 12 500 J. C. Müller 1 : 25 000 Skikarte Beatenberg Kümmerly & Frey Skikarte Engelberg 1 : 30 000 Orell Füßli Skikarte Grindelwald 1 : 35 000 und 1 : 75 000 Kümmerly & Frey Skikarte Gotthard und Umgebung 1 : 50 000 Kümmerly & Frey Skikarte Kandersteg 1 : 30 000 Kümmerly & Frey Skikarte Klosters und Umgebung Orell Füßli Skikarte St. Moritz 1 : 40 000 Kümmerly & Frey Skikarte Zürcher Oberland Hofer & Cie. Skikarte Wengen 1 : 10 000 und 1 : 25 000 Kümmerly & Frey Schöne Reliefblätter mit Skirouten 1 : 50 000 bestehen in den Gebieten: Arosa Eidg. Landestopographie Davos und Umgebung Kümmerly & Frey Gotthard und Umgebung Kümmerly & Frey Jura-Chasseral und Kanton Neuenburg Kümmerly & Frey


Klosters und Umgebung

Orell Füßli

Oberengadin und Bernina (auch 1 : 75 000)

Kümmerly & Frey

Schwyzer Skiberge

Hofer & Cie.

Berner Oberland, östliches und westliches Blatt

Kümmerly & Frey

Greyerz

Kümmerly & Frey

Visp-Zermatt

Kürnmerly & Frey

Reichlich mit Karten versehen sind zudem auch die beiden lokalen Skiführer von Bern und Zürich und der Offizielle Skitourenführer der Schweiz des SSV. Die Skikarten des umliegenden Auslandes wären viel zu zahlreich, um in irgend einer Auswahl aufgezählt werden zu können. An einfacherer Literatur über Entstehung und Verwendung von Karten ist empfehlenswert: F ü r Druckverfahren Walthard: Mit Stichel und Stift, Einführung in die Technik der Graphik. Verlag Orell Füßli, Zürich. F ü r K a r t e n k u n d e allgemein Raymund Netzhammer : Die Landkarten, Entstehung und Gebrauch. Verlag Benziger 8G Co., Einsiedeln. A. Egerer :Kartenkunde. Erste Einführung in das Kartenverständnis. Natur- und Geisteswelt. Verlag Teubner, Leipzig. Vermessungswesen

Ing. K. Schneider, Direktor der Landestopographie: Neuzeitliche Methoden topographischer Geländevermessung in der Schweiz. Bern, 1930. Rud. Wolf: Geschichte der Vermessungen in der Schweiz. Zürich, 1879. F ü r Kartenlesen Cfustav Däniker: Kartenlesen. Druck und Verlag: Buchdruckerei an der Sihl, Zürich, 1935. Pranz Winterer : Orientierung in der Landschaft mit Karte, Kompaß und Höhenmesser. Verlag Berg und Buch, Leipzig. Marcel Kurz: Wie liest der alpine Skiläufer seine Karte? Jahrbuch SSV 1919. Rud. W y ß : Verwendung der Bussole, Bergsteiger-Kalender 1934. Club Alpino Itccliano, comitato scientifico : Manualetto d'istruzioni scientifiche per alpinisti 1934. Milano, Via Silvio Pellico 6. Über die neue L a n d e s k a r t e

Ed. Imhof: Unsere Landeskarten und ihre weitere Entwicklung, 1927. G. Binkert, Winterthur. „Die Alpen" Nr. VII, Juli 1932.




SPORTKUNST E I N S T U N D HEUTE Von Manuel Qasser, Ziirich Nehmen wir an, daß um das Jahr 4000 in Mitteleuropa Ausgrabungen vorgenommen würden, die - wunderbarerweise - alles zutage förderten, was das beginnende 20. Jahrhundert an Kunstwerken hervorgebracht hat. Nehmen wir weiter an, daß man aus diesen Funden all das aussondern und zu einer Schau vereinigen werde, was mit dem Sport in unmittelbarer Beziehung steht. Welches Bild erhielten unsere fernen Nachfahren auf diese Art von der Rolle des Sports im künstlerischen und geistigen Leben unserer Zeit? Das Resultat fiele mäßig aus und ließe sich keinesfalls mit dem unendlich reichen und vielfältigen Erbe antiker Sportkunst vergleichen. Auf den ersten Blick allerdings mag es scheinen, daß sportliche Themen besonders im Werk der jüngeren Bildhauer einen breiten Platz einnehmen und gelegentliche Publikationen und Sonderausstellungen über das Thema „Sport und Kunst" sind dazu angetan, solche Eindrücke zu verstärken. Sobald man jedoch strengere Maßstäbe anlegt und Werke, die auf die Bezeichnung Sportkunst Anspruch erheben, nacheinander auf ihre rein künstlerischen Qualitäten und ihre sportliche Richtigkeit und Treue untersucht, wird man entdecken, daß die meisten Plastiken, Gemälde und Zeichnungen dieser Art nicht mit den Schöpfungen antiker Meister verglichen werden können. Der ideale, ästhetisch und sportlich gleichermaßen gebildete Kritiker ist indessen eine Ausnahmeerscheinung und zumeist ist es so, daß sich die Kunstkenner wenig um die technische Richtigkeit des Motivs kümmern, während die Sportliebhaber meistens nur diese Seite eines Werkes sehen und deshalb nur zu oft künstlerisch belanglosen Werken den Vorzug geben. Diese Gleichgültigkeit künstlerischen Werten gegenüber führt dann nur zu oft dazu, daß die wenigen Werke, die tatsächlich allen Ansprüchen genügen, in Sportkreisen so gut wie unbekannt sind. Wieviele Radsportler kennen Aristide Maillol's Statue des Rennfahrers Gaston Collin, wieviele Pferdeliebhaber die Jockeis von Degas und ToulouseLautrec? Wie mancher Fußballspieler bekam je die ungewöhnliche Darstellung seines Sports von Douanier Rousseau zu Gesicht? Diese Gleichgültigkeit ist indessen nicht zufällig. Denn im Grunde ist es meist so, daß dann, wenn ein großer Künstler ein sportliches Thema wählte, dies eigentlich zufällig geschah, daß ihn lediglich das dankbare Motiv und nicht die sportliche Idee, der Sport an sich, zu seiner Darstellung veranlaßte. Sehr vielen Künstlern geht jede innere Beziehung zum Sport ab; sie modellieren oder malen einen Schwimmer oder Läufer, ohne sich um das Wesen ihrer Sportgattungen zu kümmern und gleichen so jenen Malern, die irgend ein hübsches Mädchen mit den Attributen einer Heiligen versehen und auf diese Weise religiöse Kunst hervorbringen, ohne selber die geringste Beziehung zur Religion zu haben. Der Ausdruck ,,Sportkunst" sollte darum vorsichtiger, als es meist getan wird, angewandt werden. Und zwar gilt es nicht nur all das auszuscheiden,

Ephebe nach bestandenem K a m p f Eine i n Stein gehauene Momentaufnahme vorn Sportplatz. Das Werk zeigt i n welchem Maße der antike Kiinstler auch mit der intimen, unheroiechen Seite des Sports vertraut war (Antikenmuseum Konstantinopd)

Ringerpaar Griechische Bronze-Statuette. Ein Beweis, <laP der &hische Künstler nicht nur i n der kmperlichen Schonheet des Athleten, sondern auch in den einzelnen Phasen des Kampfes einen wiirdigen Gegenstand seiner Kunst sah


Ubende Athleten i n der P a l ä s t r a

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dttisches Relief ina Nationalmuseuna zu Athen (CU.510 V .Chr.). Eines der friihesten und edelsten Zeugnisse grWchisoher Sportkunst. Die G d e der vorklassischen Bildhauerei ist hier aufs schönste mit der Eleganz attischer Vasennaalerei verbunden

was künstlerisch mangelhaft ist oder nur scheinbar aus sportlichem Geist geboren wurde; es gibt auch eine ganze Reihe unvergleichlicher Kunstwerke, die nur äußerlich zur Gattung Sportkunst gehören. Ich denke dabei vorzüglich an antike Werke, die im Zusammenhang mit den Berliner OlympiaSpielen von den Sportliebhabern gewissermaßen annektiert wurden. Ein guttrainierter, nackter Männerkörper rnuß nicht unbedingt zur Sportkunst gezählt werden, und selbst dann, wenn der Dargestellte irgend ein Attribut trägt, das auf eine der antiken Sport- und Kampfbetätigungen schließen läßt, ist die Zuweisung in dieses Spezialgebiet nicht unbedingt am Platze. Der Kreis rnuß enger gezogen werden und das Interesse muß sich auf Werke konzentrieren, die weniger den heroisierten, als den realistisch aufgefaßten und dargestellten Sportler zeigen. Verzichten wir auf diese Beschränkung, so laufen wir Gefahr, uns im Uferlosen zu verlieren und den Fehler zu begehen, die gesamte antike Kunst fast ohne Ausnahmen als Sportkunst zu betrachten. Wir haben versucht, durch eine Reihe von Wiedergaben griechisch-römischer Bildwerke darzutun, was wir unter Sportkunst verstehen : weniger die Verherrlichung körperlicher, durch den Sport erzielter Schönheit, als das Festhalten der sportlichen Tätigkeit selbst. Wir versuchten damit zu zeigen, in welchem Maße der antike Künstler mit dem Sportbetrieb vertraut war, zu beweisen, daß der Bildhauer nicht bloß das Resultat sportlicher Übung vollkommen darzustellen wußte, sondern in der Übung selber einen würdigen Gegenstand seiner Kunst sah. Diese Einstellung des Künstlers zum Sport ist die erste Voraussetzung für eine lebendige Sportkunst. Daß sie bei unsern heutigen Malern und Bildhauern zum Teil gänzlich fehlt oder doch noch kaum entwickelt ist, erklärt den Tiefstand der Sportkunst unserer Tage.

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Damit sei nicht behauptet, daß unsere Künstler kein Verständnis für den Sport aufbrächten. Wir vergessen zu oft, daß das, was wir heute im Begriff „Sport" zusammenfassen, noch jung und neu ist. Vierzig Jahre bewußter Sportförderung und -entwicklung! Was bedeuten vierzig Jahre für die Kunst? Man bedenke: jene Künstler, die sportlich erzogen wurden, die den Sport wirklich und täglich erleben und nicht bloß einen dankbaren Vorwurf in ihm sehen, sind kaum auf der Höhe ihres Schaffens angelangt. Was bedeuten vierzig Jahre gegen die drei Jahrtausende, während denen die griechischen und römischen Künstler im Sport ein alltägliches und selbstverständliches Thema sahen? Was war in diesen vierzig Jahren möglich? Ein paar glückliche Konstellationen von wahrer Kunst und echter Sportleidenschaft. Das Auftreten einer Unmenge zweitklassiger Künstler sodann, die, um der Vorliebe eines zahlreichen Publikums und einem stets wachsenden Bedürfnis zu genügen, je nachdem Langläufer, Skispringer oder Turnierreiter malten und modellierten und von deren Tätigkeit unzählige Sportplätze und Stadien zeugen. Die Zeit aber, in welcher die Sportkunst von einer Ausnahmeerscheinung zu einer Selbstverständlichkeit wird, ist erst im Kommen. Sie wird sich dann erfüllen, wenn auch der sportlich geschulte Mensch von einer rühmlichen Ausnahme zur Regel geworden sein wird. Nun wäre es aber falsch, zu glauben, daß die stockende und trotz allem noch geringe Entwicklung der Sportkunst allein im lauen Verhältnis des Künstlers zum Sport zu suchen sei. Nein. Selbst dann, wenn der Maler oder Bildhauer sich nicht mehr aus äußern Anlässen, sondern aus innerer Notwendigkeit mit dem Sport befassen wird, salbst dann, wenn er damit zählen muß, daß sich sein Publikum und seine Kritiker nicht mehr in Kunstkenner und Sportfreunde teilen, daß vielmehr ein und derselbe Betrachter sein Werk von beiden Gesichtspunkten zugleich beurteilt - selbst dann werden wir keine mit der griechisch-römischen zu vergleichende Sportkunst hervorbringen. Warum? Weil der Sportphotograph einen großen Teil jener Aufgaben, die einst dem Künstler zufielen, übernommen hat. B i l d n i s eines römischen B o x e r s

Der Boxer T h o m a s Belcher

Mosaik aus den Caracalla-Thermen in Rom. Der Kunstler wollte nichts weiter, als ein möglichstähnlichesundwirkungsvolles Bildnis eines berdhmten ~~~~~~~~~~~8 geben. Das Werk ist Biinstle&ch wertvoll, trotzdem das sportliche Moment eindeutig Diberzviegt

Englisches Schabkunstblatt von C . Turner (1811). Ein Werk, das dieselbe Einstellung des Kunstlers zum Sport verrät, wie das mehr als a n W h & Jahrtausende {ruhe? entstandene Mosaik aus den CaracallaThermen

Aristide Maillol : Der R a d r e n n f a h r e r G . C o l l i n Eines der wenigen und ersten Kunstwerke neuerer Zeit, die sportliches Interesse und künstlerische Anspruche glezchermflen befriedigen (Mus& du Luzembourg, P a r k )


Der Rad?eanfahrar LBduoq nach agrsem Sturz

Das tote Aeanare

Kmpo&h, d$e awfa hoakste AwWchrkaft diesw Aufnahme &W aa <ads $Gh&sten Werke g&&kehar V ~ und M P~ e m u e rr (Photo IIutaehuk)

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Wir wollen hier den alten Streit, ob die Photographie zur Kunst gezählt werden dürfe, nicht von neuem beschwören. Wir ziehen es vor, durch ein paar Beispiele zu beweisen, daß die Sportphotographen (in den meisten Fällen handelt es sich um anonyme Vertreter irgend einer Agentur, um Leute ohne die geringste künstlerische Ambition) es durchaus mit den griechischen Vasenmalern, mit den römischen Mosaikbildnern aufzunehmen vermögen. Das Verhältnis von Photographie und Kunst ist hier dasselbe wie auf allen andern Gebieten, und auch im Bereich der Sportkunst haben jene, die der Photographie jede künstlerische Wirkung absprechen, genau so unrecht, wie jene andern, die in ihr den Untergang aller künstlerischen Betätigung sehen. Die Photographie hat zum Beispiel das Bildnis nicht zu verdrängen vermocht; sie hat lediglich eine, aus dem Bedürfnis des Publikums geborene, vorzüglich handwerkliche Portraitmalerei abgelöst. So hat auch die Sportphotographie die Sportkunst keineswegs in Frage gestellt. Sie hat sich lediglich eines bestimmten Gebietes dieser Kunstgattung bemächtigt. Eines wichtigen und ausgedehnten Gebietes allerdings. Denn wir müssen uns klar sein, daß die Mehrzahl dessen, was wir als Zeugen antiker Sportkunst betrachten, nicht reine, sondern angewandte Kunst ist. Das Publikum wollte damals, genau wie heute, seine Sportmeister im Bilde sehen; es verlangte genaiie und getreue Darstellungen mustergültiger sportlicher Leistungen. Diesem Bedürfnis entsprach irn Alterurn der Künstler; heute ist der Photograph an seine Stelle getreten. Der Vergleich zwischen den Vasenbildern, Reliefs und Mosaiken von einst und den besten Leistungen moderner Sportphotographen beweist, daß das künstlerische Moment dabei weniger vernachlässigt wird, als es vielleicht scheinen möchte. Denn wenn der Sportphotograph ursprünglich ganz sachlich und ohne die Absicht, künstlerische Wirkungen zu erzielen, an seine Objekte herantrat, so kam er schnell und fast automatisch dazu, nicht mehr bloß technisch einwandfreie, sondern schöne Bilder zu liefern. Man nehme nur ein Beispiel: jeder irgendwie bemerkenswerte Fußballmatch wird in den illustrierten Zeitungen (bald werden alle Tageszeitungen zu ihnen gerechnet werden müssen) im Bilde wieder-


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gegeben. Nun ist es klar, daß der praktische Wert dieser Aufnahmen sehr beschrankt ist und daß es niemals möglich ist, durch sie eine entscheidende Phase des Kampfes zu erklären. Die Hauptaufgabe der Photographie gleitet darum schnell aus dem Bereich der Information in jenen des Schönen. Der Photograph wird durch seinen Gegenstand gezwungen, wirksame, außerordentliche, lciinstkrische Aufnahmen zu schaffen. Dasselbe wiederholt sich auf allen Sportgebieten. Taucht ein neuer Meister auf, so genügt dem Publikum vorerst jede einigermaßen geratene Aufnahme. Sobald seine Züge aber bekannt sind, werden ungewöhnliche, überraschende, schöne Aufnahmen verlangt und der Photograph sieht sich wiederum veranlaßt, Außerordentliches zu leisten. Die praktische Notwendigkeit, täglich ein sehr anspriichsvolles Publikum zu befriedigen, hatte einen ungemeinen Aufschwung der Sportphotographie zur Folge und genau betrachtet ist es heute so, daß die künstlerisch wertvollsten Aufnahmen zu dieser Kategorie zählen. Die Sportkunst hat so von einer ganz unerwarteten Seite eine wesentliche Bereicherung erfahren und einzig die Tatsache, daß die schönsten Sportaufnahmen kaum je gesammelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, trägt die Schuld daran, daß dieser Kunstzweig selten die Aufmerksamkeit erfährt, die er tatsächlich verdient.

A b f a h r e r : Der Sportler i n der Natur - @ ni Thema, das dem Photographen entschieden mehr Möglichkeiten bietet Qls dem Kiinetler. Denn ein& das Dokumentarische, die durch das unbestechliche Auge der Kamera verbiirgte ObjektiviUt, vermag dU? beiden Elemente Menech und Landschaft zu einem Ganzen zu verschmelzen; bei einem Genitilde, einer Zeichnung hingegen mübte notwendig das eine zu Unguneten ~ R Pandern aerwiegen (Photo: Dr. Walter Amstutz)


GRANATEN I M S C H N E E

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Von Lzlis Trenker. Berlin

Das Sperrfort Verle war tief verschneit. Nur die zehn graublauen Panzerkuppen ragten als Kugelkalotten aus dem eintönigen Weiß der verschneiten Hochebene von Lafraun. Bei uns im Süden lag über allen und allem eine eigentümliche Spannung. Wird es auch mit Italien IGieg geben? Werden die jetzt schon bis zum äußersten angespannten Mittelmächte sich des neuen Gegners noch erwehren? Ein Oberleutnant, der so ähnlich hieß wie Gimpelmann, befehligte unser Fort, das zur Zeit eine Kriegsbesatzung von zweihundertfünfzig Artilleristen und vierzig Tiroler Landesschützen aufwies. Anfang Dezember 1914 war ich mit dreißig anderbn Kanonieren in Lafraun eingetroffen. Bei der Meldung in der Kommandantenkasematte hat mich Gimpelmann sofort herausgeschmissen. „Der Kerl ist wohl verrückt geworden", hatte er gesagt, sonst kein Wort. Einige Tage nachher wurde ich , als Skilehrer für Offiziere und Mannschaft kommandiert. Das war schöner als in den feuchten Betongängen oder unter finsteren Panzerkuppeln Geschützübungen zu machen. Der Befehl war vom Bataillonskommando gekommen. Gimpelmann hatte ihn weitergegeben. Ich glaube, er wußte gar nicht was Skier sind. Er zog es vor, in Lackstiefeletten, goldglänzenden Waffenröcken und mit pomadegesättigten Scheitelhaaren in der Offiziersmesse auf und ab zu gehen, um immer einen guten Eindruck machen zu können. Ich tat Dienst. Jeden Tag um sechs Uhr trank ich meinen Schwarzen und aß mein Trumm Kommißbrot und um sieben Uhr stand ich draußen und lehrte den Herren Leutnants und den Herren Pfeifendeckeln, den Herren Korporalen und den Herren Vormeistern, Feuerwerkern und Kanonieren die Geheimnisse des Christianias, des arlbergerischen natürlich, und des guten Standes bei Schußfahrten. Ich vergaß zu erwähnen, daß ich vor meiner Ernennung zum K. und K. österreichischen Skilehrer zwei große militärische Patrouillenläufe gewonnen hatte. Daß ich Skiläufer sei, hatte ich dem Herrn Oberleutnant freilich nicht gesagt, denn er hatte mich nur einmal angeschnauzt und gesagt: ,,Skilaufen?" Ich hatte geantwortet: „Ein bißl probiert hab ich schon einmal." Daß ich dann die Läufe gewonnen hatte, hat er mir nie mehr verziehen. Von Weihnachten bis Ende Januar funktionierte mein Skikurs ausgezeichnet. Zeitweise war es sehr kalt gewesen. Ich hatte zerrissene Skischuhe und erfrorene Zehen. Das wurde mit der Zeit immer schlimmer, bis ich eines Morgens nicht mehr in die gefrorenen Stiefel konnte. Der rechte Fuß bliitete und war arn Knöohel vereitert. Ich blieb an diesem Tag daheim und ersuchte einige Kameraden, mich zu entschuldigen. Gimpelmann, den ich im Schnee nicht ein einziges Mal gesehen hatte, kam punkt neun Uhr in die Kaserne, riß die Tiir zu unserer Schlafbude auf und sah mich in Pantoffeln Geige spielen. „Geige spielen - schön, was 7" Ich stand stramm: ,,Herr Oberleutnant, melde gehorsamst . . ." ,,Maul halten, ich werde Sie einsperren lassen!" ,,Herr Ober . . ,,Maul halten. Morgen zum Rapport." Schlug die Tür zu und ging. Anstatt mich krank zu melden, zwängte ich am anderen Tag meinen geschwollenen Fuß in die harten Treter und stand beim Rapport in Reih und Glied. Seine Majestät, der glänzende Gimpelmann, kam Schritt für Schritt näher. Wir standen im engen dunklen Werkgang. Jetzt stand er mit klirrendem Säbel vor mir: Ich riß mich zusammen: ,,Herr Oberleutnant, Kanonier Luis Trenker meldet sich gehorsamst zum Rapport." „Vom Dienst drücken, faulenzen, was ? " ,,Herr Oberleutnant, melde gehorsamst mein Fuß . . ."

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,,lvlaiil naiten, sieben Tage Einzelarrest, Eintragung der Strafe in die Konduitenliste." Während ich salutierte, schnauzte er schon den Nächsten an. Sieben Tage Einzel ist für einen Einjährigfreiwilligen, der Offizier werden will, eine harte Sache. Ich hatte bisher immer alles mit Freuden und Eifer angepackt, war bei Offizieren und Mannschaften beliebt, von meiner Bergführerzeit und den gewonnenen Rennen her sogar schon ein wenig bekannt geworden.

In Galizien brauchten sie damals viel Munition. Wir brauchten noch keine! Eines Tages wurden zehntausend Zehnzentimeter-Aufschlag-Brisanz-Granaten auf Lastwagen verladen und nach Trient hinunter befördert. Listen wurden geschrieben, unterschrieben und abgefertigt. Girnpelmanns erste große Kriegstat war getan. **

Aber da kam, nach Wochen erst und gerade während eines ungewöhnlich großen Schneefalls, eine .Meldung herauf, daß bei den zehntausend Brisanz-Granaten irrtümlich fiinfzig Schrapnells verladen morden waren. Gimpelmann mußte wohl erschrocken sein, als er die Nachricht erhielt. Das konnte auf seine glänzenden Knöpfe einen Schatten werfen! Sofort müssen die zehn Verschläge ausgetauscht werden. Aber wie nach Trient kommen? Wer sollte die Granaten hinunterliefern? Lange mochte er hin und her überlegt haben. Es schneite ununterbrochen. Weder Lastautos noch Schlitten konnten passieren, endloser Schneefall hatte alles abgesperrt. Die Lawinengefahr war außerordentlich groß, kein Mensch ließ sich weit und breit sehen.

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;Der Schnee drückte und lastete wie ein Verhängnis über allem. Es war schon beängstigend. Alle Telewaren unterbrochen, niemand wagte sich auf die Strecke, um die Leitungen zu reparieren. Von den Hängen rutschten unheimlich und donnernd die Lawinen; verschütteten Straßen, Hütten und Schluchten. So vergingen Tage um Tage, bis der Termin des Aushausches der irrtümlich verladenen Munition schon fast am Ende war. Gimpelmann saß auf Nadeln. Ich hatte von der ganzen Geschichte keine Ahnung, mich wunderte damals nur der viele Schnee. Man konnte schon seit Tagen nicht einmal mehr ans Skilaufen denken.

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I n der Tür erschien ein Zugführer: ,,Trenker, Sie sollen sofort zum Werkkornmandanten hinauf." Bald stand ich oben im Zimmer seiner Majestät. Diesmal nicht in der Werkkasematte, sondern in der Offiziersmesse. ,,Herr Oberleutnant, Kanonier Luis Trenker meldet sich gehorsamst zur Stelle." Gimpelmann drehte mir den Rücken, schaute zum Fenster hinaus: „Es sind fünfzig Brisanz-Granaten gegen fünfzig Schrapnells bis morgen abend um acht Uhr in Trient auszutauschen. Fuhrwerke kommen nicht durch. Es wird behauptet, Sie seien der einzige, der mit einigen beherzten Skiläufern durchkäme. Suchen Sie sich geeignete Leute aus der Kompagnie, übernehmen Sie das Kommando und führen Sie die Sache durch." Mir blieb fast die Luft weg. „Jawohl, Herr Oberleutnant." „Wenn Sie die Sache rechtzeitig schaffen, wird Ihnen die Strafe geschenkt und deren Eintragung gestrichen. " ,,Jawohl, Herr Oberleutnant." ,,,Danke." ' Ich salutierte und ging. . .. P a kam ich aber mit einem saftigen Schwung in die Kaserne: ' ' „Los Mander ! Auf geht's ! " Ich suchte mir die zehn lustigsten, schneidigsten, handfestesten Burschen aus der Kompagnie und gab Anordnungen wie ein General:

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„Ski her! Fünf Skischlitten machen. Auf jeden Schlitten eine Munitionskiste schnallen. Ski an die Büße, Seil um die Schultern, Einspannen. Drei Mann spuren leer voraus. Ein Stück Speck und ein Brot in die Taschen. Abfahren!"


Ich spurte vor, legte die Route, umging lahnige Hänge, nützte Abfahrten aus, vermied unnötige. Steigungen, legte vor, was Füße und Arme hergaben. Wir kamen gut vorwärts, ohne Rast gingen wir durch. Um elf Uhr nachts kemen wir zu einer verlorenen Wegmacherhiitte. Es schneite noch immer und wir waren zum Umfallen müde. Ich beschloß, in der Hütte zu übernachten. Alle waren froh, legten sich wie Säcke hin und schliefen bald wie Murmeltiere, nur ich konnte keine Ruhe finden auf dem harten Boden. Lawinen donnerten die ganze Nacht über die steilen Hänge ins Tal hinunter. Aber vor mir lag noch der gefahrvollste Teil der Fahrt. Wenn wir nur schon unten wären! Die ganze Nacht hindurch ließ das Rollen und Donnern naher und ferner Lawinen nicht nach. Der Wegmacher schüttelte bedenklich den Kopf, als ich ihm erzählte, daß ich eine Wetterbesserung unmöglich abwarten könne. Er meinte, es hätte keinen Zweck, wegen ein paar Granaten oder Schrapnells, die nach Rußland gehen sollten, zehn Menschenleben aufs Spiel zu setzen. I m Grunde genommen hatte er vollkommen recht. I n Friedenszeiten hätte ich seinen Rat gar nicht gebraucht, da wäre ich oben geblieben. Um vier Uhr morgens weckte ich die Kameraden. Ich riskierte die Fahrt. Nicht wegen der Granaten und Schrapnells, denn mir konnte es verdammt gleichgültig sein, ob die Russen oben Schrapnells oder Granaten aufs Dach kriegten, auch nicht wegen dem Gimpelmann. Ich riskierte es, weil Krieg war und weil ich wissen wollte, ob wir Soldaten seien oder nicht, weil ich zeigen wollte, daß wir eine Schneid im Herzen hatten. Und so packten wir die fünfzig Brisanz-Granaten in unsere Rucksäcke um, daß von den zehn Mann jeder fünf auf den Buckel bekam. ,,Fliegts mir net auf an Stoan mit die Teufel, sonst geht der ganze Mensch in die Luft", warnte ich noch jeden einzelnen. Dann schnallten wir an. Alles lag in tiefster winterlicher Stille vor uns. Es war kühler geworden, es schneite weniger stark. Die Sicht war, um fachmännisch zu reden, saumäßig. Dünner Nebel lag über den weißen Steilhängen. Lautlos folgten die anderen. Jeder wußte, daß wir heute einen besonders guten Engel brauchten. Jeder wußte, daß über, unter und um uns der Tod lauerte. Kam einer in rutschenden Schnee, so zogen ihn die bleischweren Granaten unweigerlich kopfabwärts ins weiße Grab. Vorsichtig zog ich, fast schrittweise, meine Spur talwärts. Ich versank dabei zuweilen bis zur Brust in den Schnee, blieb stecken, mußte mich herausarbeiten. Der Schneefall setzte bald wieder stärker ein und wir dampften und rauchten vor Wärme und Anstrengung. Jeder betete geheim um ein baldiges Ende dieser unheimlichen Fahrt, die uns mehr als fünf volle Stunden lang marterte, weil immer wieder Schneemengen knapp hinter oder vor uns in die Tiefe brausten. . . Und plötzlich war es geschehen, es mußte ja so kommen: Ein Kamerad war nicht mehr bei uns, der Schnee hatte ihn mit sich in die Tiefe genommen. Mir zitterten die Knie vor Schreck als die Hintermänner mir die grausige Nachricht zuriefen. Der Kanonier Mersburger ist verschwunden. . . Alle Rucksäcke auf einen Fleck, in die vermutete Richtung fahren, ausschwärmen, um nach den Spuren der ausgehängten Lawinenschnur zu suchen, war der Entschluß und das Werk eines Augenblicks . . . Giitiger' Gott hilf, daß wir Mersburger lebend wiederfinden, murmelte ich im Stillen vor mich hin, während wir langsam durch den schütteren Lärchenwald fuhren. Da hörten wir leise, verhaltene Rufe. Wie eine Erlösung legte es sich auf mein Herz. Hastig antworteten wir. Lautes Geschrei hätte uns zum Verhängnis werden können. Dann fanden wir ihn: Seine Skier hatten sich im dichten Geäst zweier Lärchen verhängt und das war seine Rettung gewesen. Der schützende Wald begann bald dichter zu werden und mittags standen wir in Caldonazzo nachmittags übergaben wir die Granaten der Trientner Kommandostelle. Wir hatten dabei eine Freude wie junge Hunde! Alles war in Ordnung. Die Geschoße wurden umgepackt, man gab uns dafür fünfzig Schrapnells. Wir packten alles wieder in unsere Rucksäcke und zogen ab. In einem kleinen Dörfchen, wo es einen guten Wein und eine gute Polenta gab, blieben wir zwei Tage und hatten ein Leben wie die Grafen. Dann hellte die Sonne alles auf und mit aufgekrempelten Hemdärmeln stiegen wir wieder bergauf, Verle zu. Die Blusen hatten wir auf die Rucksäcke geschnallt.


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Damals war es noch verboten, mit offenem Hemdkragen zu steigen. Sport war verpönt, Kommiß war die Hauptsache. - Heute ist das anders geworden. Als wir in Verle ankamen und uns meldeten, war die Strafe erlassen. Bald darauf aber konnte unser Sperrfort leider keine Munition mehr nach Rußland abschicken, wir brauchten sie notwendig selber. Mit dem ersten scharfen Kanonenschuß aber, der auf unserem Dach niederkrachte, meldete sich Oberlentnant Gimpelmann krank und verschwand von der Stätte seiner bisherigen glorreichen Tätigkeit. Es war auch besser so, denn nun waren nurmehr wirkliche Soldaten auf unserem Sperrfort Verle, das sich gehalten hat bis zum letzten Kriegstage - trotz der fast dreißigtausend Geschosse, die unser Deck und manchen braven Mann in Fetzen iind Trümmer geschlagen hatten.

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SKI-FAHRTEN UND ABFAHRTEN UM S l L S Von Dr. H e w y Hoelc, SAH I m allerobersten Engadin, eine gute Wegstunde (für den Fußgänger, der von Norden kommt) vor dem überraschenden Talende, das kein Talschluß ist, liegt unweit des Sees der Doppelort Sils-Baselgia und Sils-Maria - also Sils-Kirche und Sils-Meierei. Zwischen Sils und dem benachbarten St. Moritz könnte man im Sommer - in diesem wunderbaren, ach so kurzen Gebirgssommer - viele Ähnlichkeiten entdecken: vor allem einen gleichen Rhythmus des Verkehrs und des Lebens; einen Rhythmus, der den Gewohnheiten und Bedürfnissen des ,,Gastes" entspricht. I m Winter aber sind Sils und St. Moritz verschiedene Welten. Wohl umhüllt beide der Mantel des Schnees, wohl sind Silser wie St. Moritzer See weiße und ebene, gangbare Flächen, wohl scheint dieselbe leuchtende Sonne und wohl atmet man dieselbe herb-prickelnde Luft - aber die Linie des Tages verläuft anders hier und dort. I n St. Moritz - um es spitzig-witzig ausziidrücken - sucht man die Aufregung und die Unruhe, Sils ist ein Platz für Abregung und Ruhe; in St. Moritz ist der Tag des Skiläufers mit Abfahrt gefüllt, und nochmals mit Abfahrt - und in Sils schluckt der Aufstieg die Stunden und die Abfahrt ist eine kurze, dafür um so köstlichere Belohnung. . . Rings um Sils und seinen See liegen viele Berge. Es sind nicht die allerhöchsten dieses Landes - 2 immerhin sind sie ganz hübsch hoch. Die meisten von ihnen kann der berggewohnte Skiläufer mit seinen Brettern besteigen. Und als ,,großeu Ziele, die von Sils aus in erster Linie in Frage kommen, nenne ich die folgenden Gipfel und Pässe: Auf der östlichen Talseite: Piz Surlej (3192 m), Fuorcla Surlej (2756 m), Piz Mortel (3442 m), Piz Corvatsch (3456 m), I1 Chapiitschin (3391 m), Fuorcla da Fex-Scerscen (3030 m), Piz Tremoggia (3452 m), I1 Chapütsch (2933 m), Piz Fora (3372 m) und Monte dell'Oro (3153 m). Auf der westlichen Talseite: Lunghino-Paß (2635 m), Piz Grevasalvas (2933 m), Piz d'Emmat dadains (2928 m), Fuorcla da Grevasalvas (2684 m) und Piz Lagrev (3170 m). Jeder dieser Namen bedeutet eine große schöne ,,alpine" Skifahrt. Wer findig und unternehmend ist, der kann noch einiges dazu entdecken. Von al1 diesem sei aber nur nebenbei die Rede. Eingehender behandeln wollen wir nur die ,,lohnendenc' Abfahrten, das heißt die langen ,,runs", wie die große Mehrzahl der heutigen Skileute sie liebt; also die „Standard-Strecken" - insoweit sie bereits „FahnenStrecken" sind oder doch werden können; wenn auch natürlich niemals in dem Sinn und Ausmaß, wie die Abfahrten von Parsenn oder Corviglia. -Denn hier in Sils muß jeder Meter herzerfreuenden Gleitens mit ebenso vielen Metern schweißt&<* benden Anstiegs bezahlt werden. Man greift nicht in die Tasche, sondern in den Kraftbeutel des Körpers. Ein Massenbetrieb, der nach Zehntausenden zählt, stellt sich nicht ein. Aber immer noch gibt es manche - mehr als man glauben möchte! - die auch gerne steigen. Feine Genießer, die die Synthese von Auf und Ab, von Mühe und Spaß, von Laufen und Fahren als Glück empfinden. Diesen will ich von vier Strecken erzählen, die ich in Sils als die besten betrachte - als die ,,besten" im Sinne und nach dem Geschmack des Schnelligkeit liebenden Abfahrers. 1. Ganz kurz k a m ich mich fassen über die erste dieser Strecken, über die Abfahrt von der Fuorcla Surlej hinunter zum Silvaplaner See. Ruhm und Rekorde dieser Rennbahn sind oft genug verkündet worden. St. Moritz, Sils und Silvaplana teilen sich in ihren ,,Besitz", wobei aber auf den letzten Ort wohl der größere Anteil kommt. Eine Beschreibung im einzelnen ist unnötig; es müßten schon ganz besondere Umstände herrschen, daß uns kein Netzwerk von Spuren den besten Weg ins Tal weist. Das Glück, als erster nach einem Neuschneefall zu kommen, blüht nur selten und nur dem, der sich beeilt und früh aufsteht. Fast 1000 Meter Abfahrt sind es, mit einer ganz unbedeutenden Gegensteigung. Wer heute als ,,mittlerer" Skiläufer gewertet werden möchte, der muß es längstens in einer halben Stunde schaffen. 2. Wie jeder Kurort und bald jedes Dorf in Graubünden, so hat auch Sils seine Standard-, Rekordund Rennstrecke. Und zweifellos ist diese für den Diirchschnitt aller Skifahrer auch die schnellste nT1v

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als er in Wirklichkeit ist. Denn dieser Wald besteht nur aus Lärchen. Da dieser Baum aber keine Bodenäste und im Winter auch keine schneefangenden Nadeln hat, so fehlen auch die tiefen Wannen um jeden Stamm. Und ein Lärchenwald, selbst wenn er noch so dicht aussieht, ist stets nur ein harrnloser Slalomhang im Vergleich mit dem Hindernisrennen eines Tannenwaldes. Schließlich führt die ganze „Muott'ota-Abfahrt" über Hänge, die nach Nordosten schauen, und die fast immer windgeschützt sind. Jeder Kundige kann sich selbst sagen, daß Skifahren hier auch dann noch ein Vergnügen ist, wenn überall sonst der Schnee schon verdorben ist. 3. Die dritte große Silser Abfahrt ist die vom Piz Grevasalvas zum Silser Seeufer (Plaun da Lej). I n nichts ist sie mit der Muott'ota-Abfahrt vergleichbar. Sie ist kein Run - wir treffen nie eine Piste, selten genug eine Spur. Es ist wirklich schon ein wenig „Mühe und Arbeit" bis zum Gipfel des Berges zu steigen, denn es sind immerhin mehr als 1100 Meter. Auch bei gutem Wetter sollte man über eine gewisse Bergerfahrung verfügen; der Leichtsinnige kann unversehens in einen Lawinenhang geraten. Vom aussichtsreichen Gipfel - besonders schön ist das Hochbergell - bis zur ebenen Fläche des Sees stört kein Baum unsere wilden Schüsse. Nur die Steilheit manches Hanges erzwingt die Schwünge und bringt Reiz und Abwechslung in die Fahrt. Da keine hartgefahrene Bahn uns zu Tal leitet, sind W& ganz abhängig von der Art des Schnees. Nicht gar zu oft ist er gut von oben bis unten; dieser Berg ist allen Winden preisgegeben und die zum Skilauf brauchbaren Hänge liegen und leiden unter starker Besonnung. Suchen wir uns aber den richtigen Tag aus, kaltes Pulver nach Schneefall im Hochwinter, oder den Firnschnee des Frühlings nach einer Reihe warmer Tage und kalter Nächte - erraten wir es richtig, dann ist die Abfahrt vom Grevasalvas eine der schönsten, die ich in Graubünden gemacht habe. Im einzelnen läßt sie sich fast unendlich variieren. Der beste Weg aber (und der einzige, der unter allen Umständen lawinensicher ist) führt vom Gipfel zuerst über den Nordgrat und hinüber zum Punkt 2882, dann unter dessen Südwand durch, einem ausgesprochenen Tälchen folgend, bis oberhalb des Lej nair. Hier wendet man sich scharf nach Süden und läßt den kleinen Felskopf südlich des Seeleins links liegen. Die Ova del Mulin wird überschritten, und dem Gelände sich anpassend geht es hinab zu dem großen Hirtendorf Grevasalvas. 4. Eine Mittelstellung zwischen der Abfahrt von Muott'ota und vom Piz Grevasalvas nimmt die vierte große Silser Abfahrt ein, die von Furtschellas (2794 m) hinunter führt z u m Dorfe. Furtschellas heißt ein kleiner, unbedeutender Paß im Westgrat des Piz Corvatsch; über ihn geht >. die (fast nie benützte) Verbindung von der Fuorcla Surlej zum Lej Sgrischus. -.r .. . -$ Rund 1000 Meter beträgt der Höhenunterschied gegen Sils; drei Stunden müssen wir also steigen. Zuerst folgen wir dem Sommerweg, der über die Alp Prasüra zur Fuorcla Surlej führt, bis beinahe zur „letzten Bank" (auf der ersten ausgesprochenen Bergrippe). Vor dieser Rippe biegen wir scharf nach Süden und erreichen durch steilen und lichten Wald den Stall Margun, kurz oberhalb der Waldgrenze. Weiter geht es nach Südosten hinauf zur Glazialstufe von Mortkl, deren viele kleine Seelein kaum erkennbar sind unter dem Schnee. Gestuftes Gelände führt nach Süden hinan zur weithin sichtbaren Einsenkung ,,Furtschellas", die sich unmittelbar westlich einiger bizarrer Felszähne auftut. Der Weg hinab ins Tal (lawinensichernur auf der Route des Aufstiegs) ist offen und leicht bis Margun, ein wenig coupiert bis in den geschlossenen Wald, und eine ausgesprochene, gar nicht leichte, aber sehr amüsante Waldabfahrt zurück nach Sils. Wer früh am Tage dran ist, der mag von Furtschellas hundert und einige Meter nach Süden abfahren zum Lej Sgrischus und von da aus den kleinen Piz Chüern (2694 m) besteigen (20 Minuten vom See). Die Aussicht lohnt sich schon. Man lasse aber jeden Versuch bleiben, einen direkten Weg nach Sils (etwa über Marmore) zu finden. Die Gegensteigung zur Furtschellas muß man schon in Kauf nehmen. Auch auf der Furtschellas- Strecke werden wir, wenigstens oberhalb von Margun, nicht allzuviele Spuren finden. Also wird auch die Abfahrt uns keine Rekordzeiten einbringen. Dies ist nur eine schlichte Strecke; eine ,,schlechteu Strecke im Sinne des modernen heldischen Sportes, bei dem es um Kopf und Kragen geht. Dieser Heldensport hat gewiß seinen großen Reiz. Aber manchmal habe ich das Gefühl, als ob die Helden dabei ein bißchen an Glanz verlören, und der Sport ein wenig an Freude . . .


FILMAUFNAHMEN I M SCHNEE Von Joseph Dahinden, Zürich-Arosa Für die Kinematographie im Schnee ist vor allem wichtig, daß man die richtigen Arbeitstage erwischt. Es kann tagelang schneien und nachMitternacht hellt es plötzlich auf. I n derMorgenfrühe strahlt ein funkelnder Wintertag. Wehe, wenn man nicht auf dem Sprung ist, um in letzter Bereitschaft in aller Morgenfrühe hinauszustürmen. Schon nach wenigen Stunden kann es zu spät sein, um der Winterlandschaft den Schmelz abzufangen. Die Sonne steigt rasch. Die Kontrastwirkungen der langen Morgenschatten gehen verloren, die Htinge werden flach und nichtssagend, der Schnee selbst erlöscht in seiner kristallklaren Urform, wird stofflos und tot. Er verliert seinen Charakter. Es ist Aufgabe des Filrnoperateurs, in erster Linie den Schnee zu gestalten. Dieser rnuß in seinem Urelement erfaßt werden, um als Atmosphäre ausdrucksvoll aus der Leinwand herauszusprechen. Es genügt nicht, Schnee, einfach Schnee vor sich zu haben. Man rnuß den Schnee im Bilde erleben. Er rnuß als lebendige Gischt aufspritzen oder als rhythmische Welle umschmeichelt werden. Dazu braucht es Geduld, um endlich als Gnade und göttliche Gabe den Schnee einzuhaschen. Der flaumzarte Kristallhauch des strahlenden Wintermorgens nach Neuschneefall rnuß als Grundlage dienen, um mit der Kamera erfolgreich im Schnee zu arbeiten. Deformierter Schnee, wie Sulzschnee, Hartschnee, oder Harsch, ist für Filmaufnahmen nicht geeignet. Mag die Bewegung noch so korrekt sein, sie erstirbt auf der monotonen Fläche, wird unplastisch, flach und wirkungslos. Wir wiederholen, um die Bewegung im Schnee überzeugend zu gestalten, rnuß die Urform des Schnees, der ursprüngliche IGistallzauber, herangeholt, werden. Und nun zum Skifahrer selbst. Die Bewegung rnuß rasch sein, um für den Skisport typisch zu wirken. J e besser die Technik, desto vollkommener wird der Zusammenklang von Fahrer und Schnee. Das ist wichtig. Es genügt nicht, eine Horde undisziplinierter Fahrer einen Steilhang herabbrausen zu lassen, um eine brauchbare Filmaufnahme zu schaffen. Nein, jeder Dilettantismus rnuß fern gehalten werden. Das Dilettantenhafte zerstört die Einheit und Geschlossenheit der Bewegung. Der natürliche Bewegungsablauf fehlt. Vor Aufnahmebeginn rnuß die Skifahrergruppe gründlich eingeschult werden. Ihre Bewegungen müssen aufeinander abgestimmt sein, um auf dem Filmstreifen als ein Ganzes zusammenzuklingen. Der Wille zur Einordnung oder zur Rebellion muß über der Bewegung als solche stehen und dem Ganzen den plastischen Ausdruck der Gestaltungsidee geben. Als vollendeter Techniker ordnet sich der Skifahrer willig ein. Ist eine Gruppe geschulter Skifahrer beisammen, können die Aufnahmen beginnen. Für die Aufnahmen selbst sind die Objektive mit weiten ~re&nweitenwichtig. Bei der Standphotographie kann man nötigenfalls nahe an eine Bewegung herangehen, um eine interessante Phase groß heraus zu knipsen. Das ist beim Bewegungsbild nicht möglich. Der Skifahrer saust zu schnell heran, um aus der Naheinstellung auf dem Filmband ein ausgeglichenes Bild zu ergeben. I m entfernten Anlauf verliert sich die Figur des Skifahrers als verschwindend kleiner Punkt, unmittelbar vor der Kamera aber w&chst der Skifahrer ins Unmenschliche und füllt das Blickfeld als tote Masse aus. Der Übergang ist zu plötzlich, die Bewegung ist perspektivisch zerrissen. Diese Übelstände beseitigt die weite Brennweite. Für kleinere Abfahrten genügen mittlere Brennweiten von 75 bis 95 mm. Große Abfahrten mit weiten Distanzen erfordern große Brennweiten von 120 bis 210 mm. Das Objektiv mit der weiten Brennweite rückt das Bewegungsbild näher heran, so daß schon zu Anfang der entfernten Bewegung das Blickfeld proportional ausgefüllt ist. Dadurch wird trotz raschester Bewegung eine harmonische Bildgestaltung möglich. Der Bewegungsablauf ist übersichtlich,


Phnaolo: Dr. Wultrn Armrlata

vom Anfang bis zum Ende bildmäßig gleichmäßig verteilt. Die Bewegung bleibt in der Raumperspektive stehen. Die weiten Brennweiten machen die Bilder leicht flach. Um aber trotzdem die perspektivische Wucht der Nahaufnahme mit kurzer Brennweite von 40 bis 50 mm zu wahren, beni'itzt inan deir Hildzwischenschnitt. Man läßt die Gruppe unter der weiten Brennweite in der Totalen heranbrausen. zeigt aber im Zwischenschnitt eine Nahaufnahme mit kurzer Brennweite. Damit kommen wir zum Filmschnitt, der auch beim Skifilm eine entscheidende Rolle spielt. Er muß die Kontrastwirkung steigern, hervorheben oder zurückdammen, übergange schaffen und den ganzen filmischen Aufbau rhythmisch gestalten. Er muß griindlich studiert sein. Eine Regel gibt es hier nicht. Zum weiteren Riistzeug des Kameramanns im Schnee gehören die Gelbfilter. J e nach der notwendigen Kontrastierung von Weiß-Blau-Tonung werden dichte oder weniger dichte Gläser gebraucht. Fiir sonnige Schneebilder wähle man einen mittleren Filter. Die großen Atelierapparnte eignen sich für Skiaufnahmen nicht. Sie sind zu schwer und ihre Handhabe im Schnee zu ixmsthndlich. Es empfiehlt sich, mit kleineren Federkameras zu arbeiten. (Bell and Howel, De Vry, Kinamo usw.) Es kann vorkommen, daß bei großer Kälte die Federwerke versagen, deshalb tut man gut, eine Reservekamera bei sich zu haben. Für rasche Bewegungsbilder ist das Stativ nicht unbedingt erforderlich. Bilder mit landscliaftlicher Betonung müssen immer auf dem Stativ aufgenommen werden. Es empfiehlt sich, die Stativbeine mit Schneetellern zu versehen - ganz ähnlich jenen der Skistöcke. Damit wäre das Wichtigste über Filmaufnahmen im Schnee gesagt. Viel, viel Geduld und Ausdauer und auch Glück sind erforderlich, um einen befriedigenden Skifilm fertigzustellen. Die richtige Schneebegeisterung und die wahre Freude an dem herrlichen Sport werden aber immer wieder Ansporn dazu geben, alle Hindernisse zu überwinden und mit neuer Tatkraft an neue Skifilme heranzugehen, um von neuem Kunde in die Welt zu bringen, wie herrlich und einzigartig es ist, irn Winter in den Bergen zu sein.


K L E I N E WANDERPREDIOT A N D E N

TOURENLHUFER

Von Prof. DT.Hana Thirring, Universität Wien Neben den technisch-naturwissenschaftlichen Errungenschaften der Menschheit war es der Sport, der den Typus der heutigen Generation am stärksten beeinflußt hat. Die Zahl der bleichen Stubenhocker ist im Schwinden begriffen; wer immer es sich leisten kann, steigt im Winter und irn Sommer auf die Berge, schwimmt, radelt oder turnt; kurz: wir leben in einer Periode deutlichen Aufschwunges des Korpersports. Wir haben auch alle Ursache, mit dieser Entwicklung zufrieden zu sein, weil das neue Geschlecht auf diese Weise im Durchschnitt gesünder, abgehärteter und körperlich tüchtiger wird als seine Vorfahren gewesen sind. Aber so wie viele andere gute Dinge hat auch dieses seine Kehrseiten. Wie sich das auf dem Gebiet unseres geliebten Skisportes äußert, soll im folgenden aufgezeigt werden; andere Sportler werden vielleicht ein ähnliches Lied zu singen wissen. Daß die großen internationalen Veranstaltungen mit der Zeit immer mehr zu Massenbetrieben - mit leichtem Beigeschmack nach Großindustrie - werden, daß die Spitzenläufer jedes Landes allmählich ihre Individualität als Privatmenschen verlieren und statt dessen von staatswegen hochgezüchtete Rennkanonen werden1) und daß die Abfahrtsläufer in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich vor dem Start ihren obersten Sportführer mit den Worten begrüßen werden: „Ave Caesare, morituri te salutant" - all dies sind vielleicht unvermeidliche Begleiterscheinungen der wachsenden Bedeutung des Sportes, die wohl oder übel in Kauf genommen werden müssen. Unsere Kritik beschäftigt sich hier gar nicht mit dem offiziellen Sportbetrieb, sondern richtet sich gegen das Rennfieber und den sportlichen Ehrgeiz der Tourenlhufer. Die folgende Predigt soll eine Mahnung sein, daß der hohe Wert des Skilaufes nicht allein darin liegt, daß er seinen Jüngern kräftige Muskeln, gesunde Lungen und gebräunte Haut verleiht, daß er vielmehr auch dazu dienen soll, den Menschen aus dem irdischen Alltagsgetriebe hinaus in die Bergeinsamkeit zu führen und ihn wieder einmal zum Zwiegespräch mit der Natur und ihrem Schöpfer anzuleiten. Erinnert euch daran, ihr Skikameraden, wie schön es war, als ihr zum erstenmal zu zweit oder dritt in der Morgendämmerung aufgebrochen seid, um die erste Anstiegsspur auf einen Berg zu legen, und wie ihr euch nach einsamer Gipfelrast sorglos dem Genuß der Abfahrt hingeben konntet. Wie sich dagegen heute die typische Skitour bei einer großen Klasse von Sportlern abspielt, ist bekannt genug: Massenauftrieb, teils per Seilbahn, teils mit eigener Kraft, auf den schon zahlreich bevölkerten Modegipfel, Abfahrt in großen Rudeln, wobei sich trotz der Versicherung, daß wir es heute gemütlich machen wollen, ein kleines internes Rennen entwickelt - „Dem Fredl zeig ich's heute, daß ich ihn putzen kann" -- für die Betrachtung der Gegend bleibt weder Zeit noch Interesse, denn du mußt auf deinen Nebenmann aufpassen, sonst hängt er dich ab und du bist, wenn auch nicht lebenslänglich, so doch für die Saison blamiert. Der sportliche Ehrgeiz der Skifahrer ist unbändig, wird aber wesentlich iibertroffen von jenem der Skifahrerinnen. Jene tolle Eitelkeit der Frau, die in der vorigen oder vorvorigen Generation dahin gegangen war, eine zartere Haut, grazilere Gestalt und kleinere Füße zu haben als die liebe Mitschwester, diese gleiche Eitelkeit äußert sich gegenwärtig in dem Bestreben, die Paula und die Elli im ersten Drittel der Abfahrt abzuhkngen und das Tempo des Kameraden Toni durchzuhalten. Tatsächlich ist es ja auch erstaunlich, wie weit es in dieser Hinsicht das zarte Geschlecht gebracht hat. Wenn du aber weiterblickend sein willst, holde Skikameradin, so bedenke, daß es deine Freunde in zehn Jahren so gut wie gar nicht interessieren wird, ob du damals am Wurrnkogel die Paula abgehängt hast, wrihrend dein Äußeres immerhin eine gewisse Rolle spielen wird. Hüte dich also, den Sport so zu betreiben, daß du nach zehnjähriger erfolgreicher Betätigung im Skilauf das Bild einer verrunzelten Wetterhexe bietest ! Der Mensch neigt von Natur aus zur Überschätzung des Wertes jener Tätigkeit, die ihm jeweils gerade Spaß macht; beim Sport tritt diese Erscheinung in gesteigertem Maße auf. Da siehst du den Dr. X I)

Vergl. hiezu: ,,Gedanken eines Rennfahrers im Jahre 1936" von Dr. W. Amstutz, Schneehase Bd. 3, Nr. 9.


~ u i dden Ing. Y stehen, feine Köpfe, von denen die Welt noch allerhand geistige Taten erwarten könnte; ihr ganzer Ehrgeiz konzentriert sich aber darauf, in der Abfahrt Leistungen zu vollbringen, in denen ihnen der in der Gegend ansässige Bauernsohn Sepp und der Schlosserlehrling Wastel doch immer turmhoch überlegen bleiben werden. Und wenn du im Sportzug, im Berghotel und auf der Hütte die Gespräche der Kameraden belauschst, gewinnst du den Eindruck, als hätte die Menschheit keine anderen Sorgen als die, im Schnellzugstempo von Bergesgipfeln zu Tal zu rasen. Nun so11 ja keineswegs iibersehen werden, daß der sportliche Ehrgeiz ein wichtiger Faktor zur Hebung des Leistungsniveaus ist. Ohne die großen Vorbilder, ohne die Steigerung der Leistungen dieser Vorbilder im gegenseitigen Konkurrenzkampf hatte die Skitechnik wohl kaum ihre heutige Höhe erreicht. Es ist also ganz in der Ordnung, wenn du trachtest, immer besser, schneidiger und sicherer zu fahren - du sollst um Gotteswillen nicht einer von jenen unglückseligen ,,Krabblern" bleiben, die immer die flachsten Abfahrtsspiiren benützen und Stemmbogen aus dem Stand machen! Aber andererseits ist es überflüssig, daß du Anwandlungen bekommst, deine Brettln zu verbrennen, wenn der Birger Ruud oder der Anton Seelos an dir vorbeibraust, es ist überflüssig, daß du deprimiert wirst, weil dein Freund Max, der dreimal soviel Zeit und zehnmal soviel Geld hat wie du, fünf Minuten vor dir im Wirtshaus unten sitzt. Nicht darauf kommt es an, ob man so gut oder besser fährt als der oder jener, sondern darauf, daß man absolut gut und richtig fährt! Wann fährt man aber gut? Gibt es dafür überhaupt einen absoluten Anhaltspunkt? - Natürlich verschieben sich die Begriffe im Laufe der Zeit. Ein ,,guter" Abfahrtsläufer ,,norwegischen Stils" aus dem Jahre 1906 würde heute niemandem sonderlich imponieren. Immerhin lassen sich aber gewisse Richtlinien angeben, die wenigstens auf ein oder zwei Jahrzehnte hinaus als Kriterium dafür gelten können, ob man ein Skiläufer ist, der sich in anständiger Gesellschaft noch blicken lassen kann. Hier einige Gebote, die lehren, was man von einem normalen guten Tourenläufer erwarten kann und was nicht : 1. Du sollst auf jedem Steilhang bis 35 Grad Neigung mit Sicherheit Bogen oder Schwünge talwärts machen können.

2. Du sollst aus raschester Fahrt zum Hang abkristeln können. 3. Du sollst auf langen glatten Schußstrecken ein solches Tempo fahren können, daß du den wachsenden Luftwiderstand wie ein elastisches Polster spürst, auf dem du mit dem ganzen Körper aufliegst. 4. Du sollst auf je 1000 m Hohendifferenz im Durchschnitt nicht mehr als dreimal stürzen.

All dies gilt für normale Schneeverhältnisse. Bei argem Bruchharscht darfst du beruhigt auch Spitzkehren machen, denn eine größere Abfahrt mit 50 bis 100 Quersprüngen zu erledigen, nimmt deine Krafte mehr als nötig in Anspruch. Auch wird man vom normalen Tourenläufer nicht die (nur durch zeitraubendes Rennfahrertraining erzielbare) Ausdauer verlangen, die ihn befähigt, eine Abfahrt von 1000 bis 1500 m Gefälle in einem Zug und Tempo haltend durchzustehen. Wenn du also die Skier in dem eben angegebenen Maß beherrschst, dann wirst du jede der üblichen Touren in gutem Stil und auch etappenweise in flüssiger Fahrt schaffen können. Aber von Zeit zu Zeit magst du dann auch wieder der Landschaft und den Wolkenstimmungen deine Aufmerksamkeit schenken und nicht darauf achten, daß deine Kameraden B und C unterdessen davongestoben sind. Es ist gar keine Schande, auf einer schönen Abfahrt photograpliierend und die Natur genießend eine Stunde oder mehr zu bummeln, auch wenn die Bestzeit über die gleiche Strecke auf 5 Minuten 30 Sekunden steht. Wie überall auf der Welt gibt es auch im Sport Snobs, die mit viel Geld- und Zeitaufwand ein beträchtliches Training erworben haben und die nun den kleinen Mann geringschätzig über die Achsel ansehen, wenn er das Tempo nicht durchhalten kann. Laß dir von solchen Leuten nicht die Freude am Sport und an der Natur rauben! Jene Tourenlaufer, die im Nebenberuf als Ärzte, Ingenieure, Lehrer, Hausfrauen oder Mütter eben auch noch andere Dinge zu tun haben, als Tempo zu trainieren, leisten im Sport nach ihren Kräften immerhin einiges, wenn sie stilrein und sicher fahren, also gebührt auch ihnen ein Platz an der Sonne.


D I E STURZFREIE A B F A H R T Von Ernst Feuz, SAS, Ziirich I m Abfahrts-Rennsport hat sich in den letzten Jahren ein Geist entwickelt, der mit wahrem Skisport nichts mehr zu tun hat und schon mehr ins Gebiet der Akrobatik gehört. Ein Geist eigentlichen Kampfes und verbissener Draufgängerei, von dessen Strömungen auch zahlreiche Verbandsbehörden und Sports-Organisationen nicht unberührt blieben. Nur im Zeichen solch verirrter ,,sportlicher" Auffassungen waren unverzeihliche Dinge, wie sie an den überall hinlänglich kritisierten und verurteilten FIS-Rennen 1936 in Innsbruck vorkamen, möglich. Übelstände, die in weiten Kreisen die Frage aufwarfen: „Wie kann man solchem Unsinn begegnen 9'' Othmar Gurtners Vorschlag an die Adresse des FIS-Direktoriums wird nicht verfehlen, solchen Blüten der Unvernunft zu steuernl). Wenn wir Gurtners Anregungen unterstützen, möchten wir sie um die neue Forderung erweitern: alle Abfahrtsrennen auf die Basis der sturzfreien Abfahrt ZU stellen, d. h. zu verlangen, daß jeder Sturz wenn nicht sofortige Ausscheidung so wenigstens ganz bedeutende Zeitzuschläge nach sich ziehen soll, die dem betreffenden Konkurrenten die Sieges-Chance rauben. So würden die beim Sprung schon längst durch die Stilnoten zum Ausdruck kommenden Prinzipien auch auf die Abfahrtsrennen übertragen und - um den Begriff des ,,Sturzes" gleich im Sinne eines Vorschlages zu bestimmen - jedes Berühren des Bodens mit einem andern Körperteil als einem Arm als „Sturz" gelten und entsprechend bestraft werden. I n früheren Jahren hieß der Grundsatz des Rennfahrers: größte Sicherheit und sturzfreie Fahrt. Denn Stürze brachten Zeitverlust und nur jene gewannen die Rennen, welche die Abfahrtsstrecke möglichst sturzfrei meisterten. Stiirze bei guten Fahrern gehörten zu den Seltenheiten und hinterließen sowohl einen absolut negativen Eindruck bei den Zuschauern als einen ungünstigen Einfluß auf den Fahrer selbst. Schon vor Jahren hat Otto Furrer im ,,Sport" den richtigen Weg der sturzfreien Abfahrt irn Training und im Rennen vorgezeichnet, dessen Anregungen damals beachtet wurden. I n jenen Jahren gab es drei Klassen von Rennfahrern: 1. von Grund auf geschulte Stilfahrer, 2. Skispringer, die schußfahren konnten, 3. „Neulinge" und solche, die sich nicht um des Sportes willen an den Rennen beteiligten. Die unter 2 und 3 genannten Rennfahrer, die mit ihren Leistungen nicht an das techni6ich hochentwickelte Können ihrer unter 1 genannten geschulten Konkurrenten heranreichten, gingen allmählich zu den sogenannten ,,SchußbumfahrtenU über, d. h. zu Schußfahrten, die sie durch absichtliche Stürze unterbrachen, da sie sonst ihren Konkurrenten der ersten Klasse niemals den Sieg streitig machen konnten. Diese Vertreter des ,,Schußbumsystems", zumeist nicht sportlich geschulte und höchstens in ,,Rennschulen" ,,dressierteK ehrgeizige Burschen, wurden dazu erzogen, sich aus willkürlichen Stürzen nichts zu machen und die steilsten Hänge im schnurgeraden Schuß zu nehmen, was dazu führte, daß nicht mehr der klug überlegende, verantwortungsbewußte Fahrer, sondern oft die waghalsigen Draufgänger die Rennen gewinnen, deren tolles Dreinschießen nicht mit sportlichem Mut verwechselt werden darf. Daß die dabei teilweise geradezu gewollten ,,Bombenstürze" für ein gleichfalls zu einem ungesunden Sensationshunger erzogenes Publikum die Knalleffekte der rennsportlichen Veranstaltungen bilden, ist eine natürliche Begleiterscheinung der uns hier beschäftigenden Auswüchse des Abfahrtsrennsports. Wir sind aber überzeugt, daß die heute von einer zeitlichen Entwicklung auf allen Gebieten des Sports zu Sensationslüsternheit orientierte Masse der Zuschauer nach der notwendigen Umstellung auf dem rennsportlichen Gebiete selbst für die Kunst ') Anmerkung der Schriftleitung: Wenn Skirennen an Orte vergeben werden, die zufolge ihrer niedrigen Meereshöhe nicht „schneesicher" sind, nützen alle Paragraphen nichts. Voraussetzung für Skirennen ist nun einmal Schnee und daher sollten Skirennen nur dort ausgetragen werden, wo dieseVoraussetzung erfüllt wird.


des seinen Sieg mit wirklichem Können erringenden Rennfahrers so gut begeistert werden kann, wie sie sich heute durch sensationelle Mätzchen gefangen nehmen läßt. Wir wissen, daß sich wohl die meisten Rennfahrer während des Rennens in einem außergewöhnlichen Zustande höchster Spannung befinden, den wir ganz allgemeinsprechend als Rennfieber bezeichnen konnen. Von diesem Rendeber gepackt, legen sich die Teilnehmer eines Abfahrtsrennens in ihrer überwiegenden Mehrzahl nicht mehr genügend Rechenschaft über die Gefahren eines allzuschnellen, kopflosen und unbeherrschten Drauflosrasens ab. Die deshalb entstehenden Unfälle mehren sich von Jahr zu Jahr um so mehr, als das heutige Draufgängertum die Rennfahrer zwingt, auch schon im Training ein allzuoft unverantwortliches Tempo einzuhalten. Trotz der warnenden Stimmen, die sich in dieser Hinsicht, wie eingangs erwähnt, bereits wiederholt erhoben, stehen die maßgebenden rennsportlichen Stellen noch vor einem ungelösten Problem. Die zwangsmaßige Unterbindung sportlich nicht zu verantwortender Tempi harrt ihrer Lösung und ist unbedingt notwendig. Was nützen den Rennchefs und den Ski-Spitzenverbänden Dutzende von allererstklassigen Rennkanonen, wenn diese zum großen Teil ,,gewöhnlich" schon im Training zu Invaliden werden?! Auch die in letzter Zeit überall vorbildlich organisierten Sanitätsdienste helfen diesem modernen Unheil erst dann ab, wenn seine nicht zu verhütenden Folgen in ihrer ganzen Sinnwidrigkeit zu wirken begonnen haben. Nun hat man allerdings neulich versucht, durch das Abstecken von Kontrolltoren den tollsten Schüssen der Abfahrtsstrecken etwas von ihrer rasanten Geschwindigkeit zu nehmen und damit das Unfallrisiko zu verkleinern, wobei außerdem verhütet werden möchte, daß den einheimischen Konkurrenten aus ihren Geländekenntnissen zu große Vorteile erwachsen. Aber wir bezweifeln, daß durch die Zuflucht zu Kontrolltoren dem uns beschäftigenden Übel an der Wurzel wirksam begegnet werden kann. Es sei uns in diesem Zusammenhang die Anführung eines Beispiels gestattet: Beim letzten Kandahar-Rennen in Mürren wurden am Schiltgrat Kontrolltore gesteckt. I n weitem Abstand und gut sichtbar in den Schnee gepflanzte rechteckige blaue Flaggentücher legten dem ,,Bchußbumfahrer" am Steilhang sein Handwerk. Oberhalb der Betonkurve schnitten diese Tore die sonst meist direkt gewählte Gerade, wodurch die Teilnehmer zu Querfahrten am Hang gezwungen wurden. Nun hat aber die Erfahrung gelehrt, daß an diesem Steilhang noch keine gefährlichen TJnfälle vorkamen, weil gerade die Steilheit des Hanges auch die Stürze der waghalsigsten Schußfahrten immer harmlos verlaufen ließ. Jene uns als gefährlichste Stelle bekannte Schiltgratpartie unmittelbar unterhalb der Betonkurve (Bodenwellen hinter der Scheune), die jedes Jahr Knochenopfer fordert und an die sich von jeher Erinnerungen an die gefährlichsten Stürze knüpfen, hat niemand mit Kontrolltoren versehen. Allerdings liegt die Gefahr jenes Teilstückes nicht so sehr in der dort erreichbaren Geschwindigkeit als in der welligen Beschaffenheit des Bodens, die Hauptursache der vielen Stürze an jener Stelle ist. Auch ginge es praktisch nicht gut an, dort Kontrolltore einzusetzen, weil sie derart ausgesteckt werden müßten, daß die Abfahrt mit einem slalomartigen Teil unterbrochen würde. Aber auch sonst ist es nicht denkbar, z. B. in eine gefährliche enge Waldschneise Kontrolltore einzuschieben. Es ist deshalb ein Irrtum zu glauben, den heute entschieden zu großen Gefahren der Abfahrtsrennen mit der Einschaltung von Kontrolltoren wirksam begegnen zu können, ohne gleichzeitig dem Rennen den Charakter des reinen Abfahrtsrennens zu rauben. Kontrolltore machen aus dem Abfahrtsrennen nun einmal eine Art Riesenslalom, auf dessen Kosten der traditionelle, eigentliche Slalom nach und nach verschwände, was unbedingt zu bedauern Ware. Zudem entspricht es nicht unserer alpenländischen Auffassung des Abfahrtsrennens, die Abfahrtsstrecke dem Fahrer schablonenhaft vorzulegen. Dieser soll den kürzesten, vorteilhaftesten Lauf selbst wählen und als konzentrationsfähiger, Technik und Gelande gleich gut beherrschender SkiKönner - nicht als blinder Draufgänger - bewältigen können. Wir stehen vor einer Neu-Entwicklung des alpenländischen Abfahrtssportes. Wenn wir, in der Hoffnung, daß ein neuer Geist den Ski-Rennsport wieder in vernünftigere Bahnen lenken werde, unsere Forderungen nach einer Revision des Abfahrts-Rennsportes unserer Tage nachstehend zusammenfassen, so knüpfen wir an unsere Vorschläge den Wunsch, daß eine neue Einstellung der Menschen zum Sport überhaupt an die Stelle der heute in so mancher Beziehung mißverstandenen Auffassung


von ,,Sport" - sowohl seitens des Publikums als seitens der Wettkämpfer selbst - treten möge. Der Wert der Abfahrtsrennen soll dadurch erhöht werden, daß man ihre Spitzenleistungen durch die Vorschrift der sturzfreien Abfahrt auf Grund wahren Könnens bewertet. Die jederzeit beherrschte, hochentwickelte Fahrtechnik soll dem fähigsten Meisterfahrer den Sieg bringen - nicht glücklicher Zufall dem draufgängerischen Waghalsen. Die Verhütung von purer Unvernunft entspringenden Unfällen wird dann künftig möglich sein, wenn artistische Mätzchen als das gelten, was sie sind. Die Fahrer selbst können sich nichts Besseres wünschen, als daß eine durchgreifende Reorganisation des Ski-Rennsportes in diesem Sinne verwirklicht wird, und die Veranstalter der zu einem falschen Abglanz ihrer ältesten und höchsten Ziele gewordenen Wettkämpfe stehen vor der großen Aufgabe, nicht nur äußerlich glänzend zu organisieren, sondern vor allem auch die erzieherischen Werte des Sportes wieder zu Ehren gelangen zu lassen - der alten Erkenntnis eingedenk, daß man mit dem Sport Charaktere bildet oder zerbricht. Wenn Sport im ursprünglichen, hohen Sinne des Wortes Sport bleiben soll, dann müssen wir heute wissen, daß Zucht und Form wahren Sport charakterisieren, bei dem die hochentwickelte Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers einem Geiste unterstellt wird, der sie immer beherrscht, aber nie zum Sklaven ihrer Auswüchse wird.

Fuorcla Surlei irn August, rechts Piz Morteratsch. Photo: A. Pedrett


D I E INNSBRUCKIADE V o n Othrnar Gurtner, S A S , Zürich

Schneemangel haben die FIS-Rennen in Innsbruck zu einer tollen Sache gemacht. Die Verantwortung für diesen unglücklichen Rennverlauf haben viele zu tragen: Nicht nur die Richter sondern auch die Ge:etzgeber, und zu diesen zählen auch wir. Es ist heute weniger wichtig nach Verantwortlichkeit zu suchen wie Lehren fiir die Zukunft zu ziehen. Sie heißen: 1. Die FIS-Rennen sind Weltmeisterschaften - sie gehören daher unter allen Umständen an einen schneesichern Ort. 2. Die Strecken sind lange vor den Rennen von verantwortlichen Organen zu genehmigen. 3. Wenn die Schneeverhältnisse die Durchführung der Rennen nur mit Gefahr erlauben, müssen sie verschoben werden und nötigenfalls ausfallen. Der offene Brief Gurtners findet, wenn auch auf etwas andere Art, Erledigung durch die im FISKongreß in Garmisch-Partenkirchen genehmigten Bestimrnunaen, die aber in Innsbruck noch nicht in Kraft waren. Schriftleitung. ,,Durchlaucht zahlen selber" - sage ich höflich zum Speisewagenkellner, der Arnold Lunn's Früh- , stückseier bei mir kassieren will. Höflichkeit ist das Waschwasser, mit dem wir unseren Groll herunterschwemmen. Arnie bleibt sachlicher; er schreibt Aphorismen in sein Tagebuch. Aber auch sein Gesicht glutet al fresco, als schlüge das Herz unterm Wams eines Hodler'schen Marignano-Kriegers. Unser Rückzug von Innsbnlck vollzieht sich unter Mitführung der Blessierten in würdiger Anlehnung an das große Vorbild. Der sarkastische Lunn bemerkt mit leichtem Tiefblick auf das blaue Emailschild an seinem Brustlatz : „Uir haben die Verantwortlike jetzt gemarkt - duises badge zeigt die Verbrecher - uich bin auch eines davon." Arnie trägt das kleine Abzeichen des FIS-Direktoriums. Er gibt zu, daß die Träger dieses Abzeichens bemerkenswert sind, - als Feldherren unserer in Blut und Schmerzen verlorenen Schlacht, oder doch mindestens als Rüstungsindustrielle. Arnie kann man schließlich mildernde Umstande zubilligen; er hat je und je in drei bis vier Zungen und mit den Gesten einer losgelassenen Windmühle gegen den Rüstungswahn der Skigroßmächte polemisiert. Jetzt schreibt er seine Aphorismen in das Tagebuch und bildet sich ein, mit geistigen Waffen dem Wüten des Skinationalismus Einhalt gebieten zu können. Zwischen Langen und Bludenz heiße ich Arnie zwei Wagen weit im Zuge zurückzugehen. Bleich kehrt er nach zehn Minuten wieder zurück und murmelt: ,,My God!" Denn im zweiten Wagen hinter uns liegt einer der Unsern geschunden und an allen Gliedern gestaucht im Wandschragen der Wagons-Lits. Wir intonieren das alte Soldatenlied aus der Grenzbesetzungszeit: „Man sieht fast keinen Roden als von Blessierten und von Toten, hier liegt ein Fuß, ein Arm - o daß sich Gott erbarm!" Und am Nebentisch trällert eine Skifee mit Meranerfilz und steierischer Feder: „. . . des isch ja mei höchste Idee !" I n Zürich wird die östliche Maxime von der hoffnungslosen Lage, die nicht ernst ist, auf Normalgang z~irücktransportiert.Unter dem Eindruck der Innsbruckiade komme ich zu dem Schluß: Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Fritz Erb stellt die Titelseite des „Sport" für einen „Offenen Brief an das FIS-Direktorium" zur Verfügung. Commandant Ostgaard schreibt mir einen zustimmenden Brief; er ist als ,,vertraulich" gekennzeichnet. Und als wir die Skier zum Sommerschlaf legen, rauscht über den Arlberg auf den Adlerschwingen der amtlichen Zeitschrift des Österreichischen Skiverbandes das Lied vom braven Mann: „Wir wollen und brauchen uns nicht hinter einer allfälligen Vergeßlichkeit des breiten Publikums verstecken, weil dies dem geraden Sinn der Alpenländler wahrhaftig nicht entspricht, schon gar nicht, wenn diese deutschen Stammes sind. Der Innsbrucker Wettkampf mußte stattfinden, obwohl es an jenem Tage Gefahren, objektive Gefahren gab, die größer waren, als man bei Abfahrtsrennen sie sonst auf sich zu nehmen hat. Dies war der Rennleitung bekannt :sie will auch die Verantwortung keineswegs ablehnen. Ich selber hatte die Ehre, a n ihrer Spitze zu stehen. Dies sei hier festgehalten in allen Folgewirkungen, ich stelle mich ganz und


gar, aber mit beiden Füßen, auf den Platz, der mir übert-n war und werde niaht den kleinsten Versuah machen,die Verantwortung auf meine Kamraden in diesem Amte zu übem~n.'"Dr.Ma&in) Ich habe bisher mit Zweifeln gerungen, ob nicht die widerlichen Verhä;ltnie und die zugt@tzte Lage des internationalen Skifennsportm die eigentlichen Ventntwortliohsn für den L3kmdQ vori Irmsbruck wären; die Selbstbezichtigung dieses Bravadw rnaoht mich erzittern! Weiter: ,satürlica ließ man dem Tatendraw und der Draufgängerei nicht freies Spiel. Man verschob den Start Bi9 Mittag, leid@ ohne Erfolg, die Temperatur blisb im schatten niedrig und die Strecke unerweicht. Ako höhere BeeucaZt. Dam muhte begqnnen werden." Weil die Bonne nicht ausnahmsweise einen ausgesprochenen Nordhang aufzutauen beliebte, MB& begannen werden. HBhere Gewalt. Hören wir weiter: ,E@mußte wirldicth! Denn eine Absage des RenaeM stand außer Frage. Vierkehn N~tionenhaken ihre Läufw vamammelt, die Weltme&terschaft im Abfahrtmennen ha%e doch s&an seit deren Eint ~ & nzum Tminirq! begonnen; eine andere Btrecke war wegen des vorangegangenen Tauwetters nicht brauchbar, also kannte ehe Verlegung auf die nächsten Trtge nichts ändern; wahrmheinlioh i h&te dem Rennen *hweFsten aber m a h m vmsddeehtern. Eine Übersiedlung an einen ~ n d e n Ort Abbnch v ~ l u r ~ a c hdie t , Mann~ohaftsnwaren in der Zeit baschritnkt. Alm man beginnSn." Und man begann ein Abfahrtw~flilenunter Verhaltabsen, die keinen Sport, sondern &eIi WildwmtFilm hergaben. Dr. Martin erklikt, mein Vorschlag über die Festigung der Sahiedsrichterk~rnpBtem dmbh Einräumung der Entseheidmgspalt aber Abhaltung, Unterbrechung oder Absage eiaas Rennens an eine Person ßei überholt. „Denn die FIS hat - in Kmmtnis der kommendan Entwioklung im Abfahrtssport - ein besondejrm Komi$ee von Fachleuten des alpka~nL3Maufes 80h-m B& &n< pacvr J a k ~ eingemtat, % sie hat diesem in Garmisch ein eigenes Statut gegeben, Sie hat neue Vorschriften für die DhchfÜhrung von FIS-Rennen aufge&llt (worin auf die Abfahrtsriannen begande1-3 B&ht genommen ist) und sie hat in Garmisch auch die W e t t k a s i p f b e s t b q e n für Abfahrtsrennen in neuer Form beschlossen. Darin ist ail das aufs genauste geregelt, waei nunm~hrdie Hri.tiker haben wollen: jedem Amtswalter ist seine Kompetenz, sind seine Pflichten und B e f u p h @r&k


vorgeschrieben. Man h a t also offene Türen eingerannt mit der Forderung nach strengeren Renngesehen. Insofern konnten die Fachleute der F I S aus den Stimmen der Kritiker nichts Neues lernen." E s war also beim FIS-Abfahrtsrennen in Innsbruck 1936 alles in bester Ordnung? Ich habe nun mein armes Hirn mit drei Fragen zu martern:

1. Also, das System war in Ordnung. Weshalb ist dann trotz ,,höherer Gewalt" der Start freigegeben worden 1 2. Gut, ein ,,Komitee von Fachleuten" war da. H a t es das Rennen abgebrochen? 3. Ich weiß, das FIS-Abfahrtsrennen 1936 ist verflucht worden. Haben mich meine eigenen Augen im Stich gelassen? - h a t Guido Reuge's Filmkamera spiritisiert? - hat das Innsbrucker Krankenhaus Simulanten geflickt? - hat alle Welt sich gegen Innsbruck verschworen? Dr. Martin behauptet, am Ziel habe keiner ,,auch nur einen Ton des Mißmutes geäußert". Man sei ja nicht zum Lämmchenhüten nach Innsbruck gekommen. ,,Junger Mann, geh'n Sie heim zu Muttern, - hier wird gekämpft!" - h a t ein auf Strohmatten gepflanzter Skigeneral einem schweizerischen Hauptmann zugerufen, der sich erlaubte, die ganze Farce unsportlich zu finden. Ich beginne einzusehen, daß es hoffnungslos ist, u m Schonung der Glieder unserer Rennfahrer zu bitten. Doch der offene Brief a n das BIS-Direktorium blieb immer noch unbeantwortet. Hier ist er noch einmal : Offener Brief a n das FIS-Direktorium Herr Major N . R. 0stgaard, Präsident der ,,Phdhration Internationale de Ski", 0810. Sehr geehrter Herr Präsident ! Ich erlaube mir, diesen Brief in voller Öffentlichkeit in Ihre Hand zu legen, weil darin ein Gegenstand erörtert wird, der in der Schweiz, als dem Ursprungsland der modernen Abfahrts- und Slalomremen, großen Unwillen erregt hat, und weil ich in vollem Vertrauen auf Ihre hohe sportliche Auffassung zu der Erwartung berechtigt bin, daß Sie im Kreise des FIS-Direktoriums darauf hinweisen werden, wie sehr die erregte öffentliche Meinung auf eine ebenso radikale wie geschickte Lösung wartet. Sie haben in Ihrer bemerkenswerten Rede zu Innsbruck des Umstandes Erwähnung getan, daß nach vierjährigem skeptischen Abseitsstehen alle anfänglichen Widerstände der Nordländer gegen die alpinen Remformen der Vergangenheit angehören und daß zum erstenmal in der Geschichte der FIS-Rennen eine vollzählige norwegische Abfahrermannschaft die Einigkeit der Nord- und Alpenländer in bezug auf den Abfahrtsremsport unter Beweis gestellt habe. Durch diese freimütige und gerade in der Schweiz mit großer Freude aufgenommene Erklärung sind Sie selber in den Kreis der Verantwortlichen eingetreten, denen es obliegt, die Entwicklung des Abfahrtsrennsportes weise zu lenken und die dabei auftretenden Auswüchse zu beseitigen. Unser Freund Arnold Lunn hat Ihnen an derselben Stelle in launiger Rede auseinandergesetzt, daß der Eintritt der Norweger in den Abfahrtsrennsport eine Steigerung der Leistungen und damit eine Erhöhung der Anforderungen mit sich gebracht hat. Es ist denn auch festzustellen, daß die gewaltigen Schußfahrten auf unseren alpinen Rennstrecken durch Sigmund Ruud und später auch durch seinen Bmder Birger in kaum zu überbietender Vollendung vorgezeigt worden sind. Nachdem Ihre jungen Landsleute uns so manche begeisternd schöne Sportleistung geboten haben, dürfen wir sicher hoffen, daß Sie zu einer nicht minder gewaltigen Schußfahrt durch die Gesetzbucher der FIS ansetzen werden, um auch hier durch Ihr persönliches Beispiel einen vollen Erfolg herbeifUhren zu helfen. Wir alle erinnern uns an den bedauernswerten Unfall, der anläßlich der letztjährigen FIS-Rennen Hans Nöbl ereilte. Es sind denn auch schon letztes Jahr Stimmen laut geworden, die darauf hinwiesen, daß die sogenannte ,,hell Gec'-Strecke unter dem Ausgang des Engetales durch die Härte der Piste in gefährlichen Zustand versetzt worden sei. Aber als sich dieses Jahr der wackere Willy Steuri und Dutzende seiner Kameraden auf der Abfahrtsrennstrecke ernstlich verletzten, als von 54 Gestarteten nur 37 das Ziel erreichten, erhob sich ein Sturm der Entrüstung. Sie waren Zeuge der blutigen Schlacht, in die das FIS-Abfahrtsrennen von Innsbruck ausarten sollte. Ich habe dieses Rennen selber als das ,,Marignano des Abfahrtsrennsportes" bezeichnet; bei Marignano rieben sich die unbesiegbaren Schweizer 1515 im Geschützfeuer der Feinde auf und in Innsbruck zerschellte die hoch entwickelte Technik der Abfahrer aller Länder an einer durch die augenblicklichen Verhältnisse mörderisch gewordenen Piste. Die Schweizer haben nachMarignano ihre kriegerische Expansionspolitik eingestellt; wir wollen nicht hoffen, daß die Abfahrer in Erinnerung an Imsbruck ihren großen Sport abschwören müssen.


Ich habe die Beobachtung gemacht, daß sowohl in Mürren wie in Innsbruck die Herrichtung der Rennstrecke den besten am Orte verfügbaren Kräften anvertraut worden ist. Ich konnte mich am Tage vor dem Abfahrtsrennen in Innsbruck persönlich davon überzeugen, daß die steile und sehr schwierige Piste genügend Schnee und genügend Führung aufwies, um von den großen Könnern je nach Temperament in flüssiger Fahrt oder in langen Schüssen gemeistert zu werden. Ich habe die Strecke nicht ideal gefunden, denn nach meinem Gefühl handelt es sich um eine künstliche, im Hochwald ausgeholzte Piste; aber ich mußte zugeben, daß angesichts des im Tirol obwaltenden Schneemangels das Beste vorgekehrt worden war, was die Verhältnisse erlaubten. Es ist Ihnen bekannt, daß eine kalte Nacht die Abfahrtsstrecke hart gefrieren ließ und daß durch diesen Zustand aus der schwierigen, aber fahrbaren Bahn eine gefährliche, in ungehemmtem Renntempo nicht fahrbare Bahn gemacht wurde. Wenn auf dieser Strecke von der Härte einer Betonstraße trotzdem gestartet werden durfte, so fällt die Verantwortung nach dem Buchstaben der Wettlaufordnung der Rennleitung (Kampfgericht) zu. Und doch möchte ich zögern, die Herren der Rennleitung als die wirklich Verantwortlichen anzusprechen, denn sie sind von den Verhältnissen ebenso überrumpelt worden wie die Rennfahrer, und die organisatorischen Vorkehren in der Hand der Rennleitung waren nicht darnach, um mit sofortiger Wirksamkeit die richtige Entscheidung herbeiführen und verantworten zu können. Ich bin sehr dafür, daß man den Mantel der christlichen Nächstenliebe über die Vorfälle von Innsbruck deckt. Aber es steht für mich ebenso fest, daß jetzt der Augenblick gekommen ist, um Maßnahmen zu fordern, die eine Wiederholung derartiger unsportlicher Begebenheiten ein und f ü r allemal ausschließen. Es wäre verfehlt und würde von den Rennfahrern keineswegs gebilligt, wenn man aus übertriebener Ängstlichkeit den Abfahrtsrennstrecken alle Schwierigkeiten rauben würde. Ein Abfahrtsrennen soll eine hohe Probe des persönlichen Mutes und des technischen Könnens bleiben; deshalb wird man auch in Zukunft steile und schwere Abfahrtsrennstrecken verwenden müssen. Ich glaube, daß wir alle darüber einig sind, daß eine harte Bahn, ja sogar ihre stellenweise Vereisung ein faires Risiko für den Rennfahrer bedeutet, wogegen aber Steine, Baumstrünke und apere Stellen als unfaires Risiko für den Rennfahrer anzusprechen sind. Diese Unterscheidung betrifft natürlich nicht nur die Rennpiste selber, sondern auch ihre Umgebung, soweit sie wenigstens im Bereich der von Sprüngen, Stürzen oder Fehlschüssen aus der eigentlichen Bahn getragenen Rennfahrer steht; es ist darauf hinzuweisen, daß auch das Publikum unter die Kategorie der unfairen Behinderungen fällt. Alle diese Schönheitsfehler sind leicht zu entdecken. Schwieriger wird die Aufdeckung von einzelnen Streckenteilen, deren Gefällsverhältnisse Geschwindigkeitsbeschleunigungen zulassen, die zu gefilhrlicher und das Vermögen der menschlichen Konstitution übersteigender Wucht (lebende Kraft) führen müssen. Ich erlaube mir, Sie in diesem Zusammenhang auf eine Arbeit aufmerksam zu machen, die in gemeinsamem Vorgehen mit Herrn Ingenieur R. Straumann heranreifte und die Sie im neuesten Band des Jahrbuches des SAS (,,Schneehase") abgedruckt Gnden. Endlich sei der Vollständigkeit halber nochmals daran erinnert, daß eine aus dem Bchneezustand sich ergebende Änderung der Fahrgeschwindigkeit oder der Führung zu einem gefährlichen Zustand werden kann (Innsbruck). Ich bin mir darüber klar, daß die Beurteilung einer Rennstrecke in keinem Falle an Normen oder reglementarische Bestimmungen gebunden werden kann. Es könnte sich höchstens um eine Bestimmung handeln, die das Überschreiten einer bestimmten Geschwindigkeitsgrenze verunmöglicht. Im allgemeinen wird aber die Beurteilung einer Abfahrtsstrecke auf ihre Eignung eine Ermessensfrage bleiben. Deshalb möchte ich mir erlauben, Ihnen zu empfehlen, in die Wettlaufordnung Bestimmungen aufzunehmen und für alle der FIS angeschlossenen Landesverbände verbindlich erklären zu lassen, die eine richtige Streckenbeurteilung nicht nur ermöglichen, sondern erzwingen. Nach meinem Dafürhalten wäre eine bessere Betonung des Schiedsrichteramtes das beste Mittel, um die Rennfahrer vor unfairen Risiken und ungewöhnlichen Gefahren zu sichern. Um mit aller Deutlichkeit darzulegen, wie ich es meine, gestatte ich mir, Ihnen den Artikel 30c der Wettlaufordnung in ergänzter Formulierung wie folgt in Vorschlag zu bringen: ,,Schiedsrichter. Uber alle Meinungsverschiedenheiten, die während des Rennens an Ort und Stelle zu eredigen sind, entscheidet der Schiedsrichter, sofern sie nicht durch diese Bestimmungen entschieden werden können. Der Schiedsrichter wird für nationale Rennen durch den Landesverband, für internationale Rennen durch die FIS so rechtzeitig gewählt, daß sein Name in der Rennausschreibung veröffentlicht werden kann. Dem Schiedsrichter fällt die Abnahme der Abfahrtsrennstrecke und deren gründliche Nachprüfung unmittelbar vor dem Start zu. Zu diesem Zwecke ist dem Schiedsrichter der erforderliche Kontrollapparat (Vorfahrer) beizugeben. Der Schiedsrichter ordnet nötigenfalls Behebung von Hindernissen, Einfügung von Kontrolltoren oder ergänzende Absperrmaßnahmen an, die durch die Rennleitung vorzunehmen sind. Der Schiedsrichter ist verpflichtet, eine Abfahrtsrennstrecke so lange für den Start zu sperren, bis nach seiner Überzeugung eine außergewöhnliche Gefährdung der Rennfahrer nicht mehr zu befürchten ist. Er ist berechtigt, ein schon begonnenes Rennen jederzeit abzubrechen und bereits erzielte Teilresultate als annulliert zu erklären." Ich möchte davor warnen, die Funktion des Schiedsrichters einer mehrköpfigen Kommission zu übertragen. Eine geteilte Verantwortung ist keine richtige Verantwortung mehr. Wir sollten für alle größeren und daher auf eine schwierige Abfahrtsstrecke angewiesenen Rennen einen verantwortungswürdigenMann Gnden können,

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der es auf sich nimmt, nötigenfalls sämtliche Rennfahrer und das gesamte Publikum zu enttäuschen, wenn ihm die Umstände eine Sperrung der Rennstrecke als angezeigt erscheinen lassen. Es braucht nicht befürchtet zu werden, daß mit dieser in eine Hand gelegten Machtbefugnis Mißbrauch getrieben werden wiirde. Die Wahlbehörden (FIS-Direktoriumoder Landesverbandsinstanz) haben es ja in der Hand, Männer zu wählen und nicht Memmen. Sehr geehrter Herr Cstgaard! Ich bitte Sie im Interesse der Rehabilitierung unseres großen Sportes, diese Bemerkungen und Anregungen eines absoluten Außenseiters entgegenzunehmen und alles daran zu setzen, was in Ihrer Macht steht, damit sofort und unzweideutig dafür gesorgt wird, daß der nicht l&ngerzu verantwortenden Gefährdung der Rennfahrer durch mörderische Pisten ein Ende gesetzt wird. Sie dürfen des Dankes und der Bewunderung der aktiven Rennfahrer, der sämtlichen Verbandsbehörden und aller Zuschauer versichert sein, die im Abfahrtsrennsport eine hohe Stufe menschlicher Tatkraft sehen und verehren. Mit vorzüglicher Hochachtung O t h w r Gurtner Zürich, den B. März 1936.

DER SKI-WEG EINER BARONESSE Fräulein Baronin Gratia Schimmelpenninck van der Oye kommt aus Holland, dessen höchster ,,Berg" 300 Meter mißt! Sie fährt erst sechs Jahre Ski und gewann heuer das Abfahtsrennen im ArlbergKandahar - sozusagen den Hauptanlaß des Ski-Wimbledon. Wahrlich, keine schlechte Leistung!

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Baronin Schimmelpenninck ist ein Ski-Talent; sie ist für jeden Holländer und für jeden Flachländer überhaupt, der sich für Skifahren interessiert, eine Ermunterung. Skitalente gibt es also nicht nur unter den Alpenbewohnern. Hier ist ihr Ski-Weg: Vierzehn Tage verbringt sie erstmals die Weihnachtsferien 1929/30 in Adelboclen. 1932 fährt sie fiinf Wochen Ski in Kitzbühel, 1933 drei Monate. Sie läuft in diesem Winter das erste Rennen anläßlich der Damenrneisterschaft von Österreich. 1934 nimmt sie am Parsenn-Derby teil, an den FIS-Rennen in St. Moritz und am Arlberg-Kandahar-Rennen in St. Anton, wo sie in der Abfahrt bereits den 3. Platz einnimmt. Sie war Schülerin von Siegfried Faller, von Bill Bracken und Emil Walch. Sie trainierte in den Damen-Trainingskursen des österreichischen Skiverbandes und mit dem Ski-Club de Paris in Megeve. Und was hält Baronin Schimmelpenninck van der Oye von der Ski-Rennerei? „Ich bin immer gern und die letzten Jahre sogar sehr gern Rennen gefahren, doch finde ich sie für eine Frau sehr schwer - eigentlich zu schwer. Wenn man einmal das technische Können der Rennklasse erreicht hat, wird das Rennen eine vollständige Nervensache. Das Trainieren ist bei Wind und Wetter körperlich für eine Frau zu anstrengend und viele Rennfahrerinnen übertun sich dabei." Baronin Schimmelpenninck hofft, daß für die Rennfahrerinnen statt des Abfahrtsrennens der Riesenslalom eingeführt wird. Keine schlechte Idee für die Zukunft des Damen-Rennsportes! Wir begrüßen diese Anregung und ihre Begründung : „Vor zwei Jahren war ich auf der Marmolata bei einem Riesenslalom, und das war was Herrliches. Wenn es auch ziemlich schnell ging, so hat man doch nie die Kontrolle über die Ski verloren, weil man sie doch braucht um die Tore zu passieren, die manchmal wirklich verflixt schwer placiert waren. Und dann sieht auch das Rennfahren bei einer Frau schöner aus, wenn die Geschwindigkeit mit ihrem technischen und physischen Können harmoniert." Bravo, Fräulein Baronin!, so denken wir auch, und wir glauben, daß es an der Zeit ist, daß nun Damenskivereine etwas dagegen tun, damit der Nur-Tempo-Wahn im Damenrennsport auf eine gesunde und vernünftige Bahn gelenkt wird. Frauen sollten von Haus aus noch Besseres zil bieten haben als Bruchteile von Sekunden, die sie in einem Ski-Rennen gegenüber der X. und der Y. vorhaben. Sport auch der Frau, jawohl! Aber unter der Devise: ,,Harmonie von Geschwindigkeit, technischem Können und physischer Leistungsfähigkeit" - wobei der weiblichen Anmut, die im Sport so gut wie überall ihre naturbedingte Berechtigung hat, auch im Rennsport eine Rolle zugewiesen wird, die die sportliche Leistung als Produkt weiblicher Körperkultur nur positiv beeinflußt. Möge dieser Ski-Weg in Leistung, geistiger Auffassung und Eleganz Vorbild für andere sein!

W. A .



LASST UNS V O N OLYMPIA REDEN

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Von Arnold Lunn, SAS, London

Wir saßen auf der Tribüne, froren und warteten auf die Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele. Plötzlich erschien im treibenden Schnee ein Zug von Athleten, angeführt von der griechischen Mannschaft. Die griechische Fahne senkt sich zum Gruße - für einen, der in Sparta heimischer gewesen wäre als in Athen. Hitler erwidert den Gruß, und den Griechen folgen die Belgier, die Bulgaren und so weiter in alphabetischer Reihenfolge bis zu den Türken. Ein Deutscher verliest den olympischen Eid, der eigentlich kein „Eid" war, sondern eine „VersicherungL'; in der Schale (sie ist nicht mit einem griechischen Fries verziert, sondern mit dem banalen modernen Motiv der olympischen Ringe) springt eine Flamme hoch in die Schneewolken hinein; die Feuer auf den Bergen grüßen die olympische Flamme. Feuer, treibender Schnee und Wind . . . Und plötzlich bringt eine Woge der Erinnerung Griechenland in das Bewußtsein: Das blaue Mittelmeer, wie es aus seinem Sommertraum erwacht; eine Felsenbucht in Delos; ein Sprung durch flimmernde Luft in das Ägäische Meer ; der Wind, der in den Pinien von Olympia singt; die unfruchtbare Härte der griechischen Berge im August und das Sinken der Sonne, das sie verklärt; der Schleier des Zwielichts, das aus öden Klippen ein Wunderwerk zarter Farben macht; die unermeßliche Tiefe der purpurnen Nacht, durch die dieselben Sterne leuchten, die Odysseus iiber sein zeitloses Meer führten. Und hier ist nun das olympische Feuer und flackert kraftlos durch den fallenden Schnee . . . Der Zauber des Südens hat wieder Gewalt über mich und ich rebelliere gegen den Unsinn, diese Parvenü-Spiele zu verbinden mit dem ,,Glanz und Ruhm, die Griechenland umstrahlen". Was war denn „griechischi' in Garmisch? Es gab eine griechische Fahne am Ehrenplatz; es gab auch eine (sehr kleine!) griechische Mannschaft. Aber die Verbeugung vor Griechenland begann und endete mit dem Platz der griechischen Wettkämpfer irn Zuge. Das Tagesprogramm von Garmisch liegt vor mir: kein Hinweis auf Griechenland ist auf diesen Seiten zu finden. Die Griechen haßten die Berge und verabscheuten den Schnee; aber der Umschlag des Tagesprogramms war geziert mit einer Schneelandschaft, und die olympische Medaille war ein Relief der Altspitze. Warum nicht für den Umschlag eine Reproduktion von Myrons Diskuswerfer und für die Medaille irgend eines der tausend Motive von griechischen Münzen oder Amphoren 9 Das Internationale Olympische Komitee ist nicht verantwortlich für die Zeichnung der olympischen Medaillen; aber es wäre leicht gewesen, darauf zu bestehen, daß die Zeichnung auf Griechenland gewiesen hätte und die Aufschrift in griechischer Sprache abgefaßt worden wäre. So leicht wäre das gewesen, wie zu bestimmen, daß die Medaillen vergoldet sein müßten und nicht aus echtem Gold . . . eine geschmacklose Sparsamkeit, für die nur das internationale Komitee und nicht etwa der deutsche Ausschuß verantwortlich ist. Das internationale Komitee hätte zum wenigsten eine lateinische Inschrift (Citius altius fortius) auf diesen vergoldeten olympischen Medaillen verhindern können. I n einer Rede des Perikles fmdet sich ein geeignetes Motto: cPckoxukoÜ pev per' ~Uzeheluc- „wir verbinden Schönheit mit Sparsamkeit". Sie, die das lateinische Motto billigten, fühlten vielleicht, daß Latein und Griechisch tote Sprachen sind, und daß kein großer Unterschied ist zwischen einem Leichnam und einem andern. Wahrscheinlich hatten sie vergessen, daß Griechenland einmal erobert wurde, und daß darum kaum etwas ungeschickter sein konnte, d s eine griechische Medaille mit dem Motto einer fremden Zunge zu versehen - einer Sprache, die dem Griechen von Olympia so verhaßt war, wie heute die rumänische Sprache dem Ungarn in Rumänien verhaßt ist. Im selben Tagesprogramm war der olympische Eid abgedruckt; in Deutsch, in Französisch und in Englisch - aber nicht in Griechisch. Und dabei wäre das griechische Wort ,,aidosU - das weniger

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bedeutet als ,,chevaleresque" oder ,,ritterlich", aber eine ganze Menge mehr als ,,sportingN - ein guter Ersatz für diese drei Worte gewesen. Kein Zweifel: die griechische Sprache hatte keine Ehrenkarte für die Spiele in Garmisch. Das Olympisohe Komitee hat nicht viel getan, um seinen Anspruch zu rechtfertigen, daß es ein großes griechisches Fest wieder zum Leben erweckt. Hätte mehr geschehen können? Es frägt sich. Manchmal habe ich schon mit dem Gedanken gespielt, das Olympische Komitee könnte etwas tun, um das schnelle Verschwinden der klassischen Bildung aus der heutigen Erziehung aufzuhalten. Eine Goldmedaille für die ,,Kombination" einer athletischen Übung mit dem besten Können irn Griechischen - das wäre vielleicht gar nicht so übel; wäre ,,rather fun", würde man auf Englisch sagen. Fast das Einzige, was das Olympisohe Komitee tut, um sein Recht auf die Wiederbelebung dieser Spiele zu beweisen, ist ein gelegentlicher sentimentaler Hinweis in einer Rede beim Kaffee nach einem guten Essen auf den Burgfrieden, der in Griechenland während der Olympischen Spiele gewahrt wurde. I n der freundlichen Stimmung nach einem solchen guten Essen hält man dies dann manchmal für einen ,,Gedanken6' oder für einen ,,Witzc'. Zum Beispiel: ,,Manchmal schon dachte ich, könnte man doch nur unsere Politiker dazu bringen, einem gewissen Bund - den ich nicht nennen will! - fern zu bleiben und dafür zu diesen Spielen zu kommen - nicht als Teilnehmer natürlich (lautes Lachen), sondern als Zuschauer, dann würden sie den echten Locarno-Geist des Sportes entdecken (Beifall!) und würden in Warmesluft an einemTag mehr vom Frieden lernen, als in einem ganzen Monat in Genf (bravo!). Der wirkliche Völkerbund ist der Bund internationaler Sportsleute (ohrenbetäubender Beifall!)." Die Geschichte der modernen Olympischen Spiele beweist in gewissem Sinne, daß sie wertvoll sind als eine Probe für Armageddon. Internationaler Sport schafft freundliche Beziehungen zwischen den Sportsleuten der Länder im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Wichtigkeit. J e wichtiger die Veranstaltung, um so größer die Neigung der Presse, einen Sieg als Stärkung des nationalen Prestiges zu werten, um so geladener daher die ganze Atmosphäre leidenschaftlicher Kämpfe. Wirklich freundschaftliche Wettkämpfe (wie zum Beispiel die Anglo-Swiss Universitäts-Skirennen), die zweifellos die Skiläufer der betreffenden Länder sich näher bringen, haben ausgezeichneten ,,gesellschaftlichen" Erfolg; ihr Einfluß in der Kardinalfrage ,,Krieg oder Frieden?" ist gleich Null. Durch solche Imponderabilien wird kein Krieg vermieden. „Nein, was immer geschehen möge, wir können nicht gegen die Ruritanier losziehen. Ihre Skiläufer sind liebe Kerle - Sportsmen im besten Sinne des Wortes." Denkt jemand im Ernst, daß solche Worte in einem Kriegsministeriurn möglich wären? ,,DenkenN ist das Wort, mit dem man gerne arbeitet - aber ,,Gedanken" sind nicht die arbeitenden Einflüsse im internationalen Sport. Mit solchen Gedanken fiel ich die letzte Nacht in Schlaf. Und heute morgen erwachte ich aus einem jener lebhaften Träume, in denen alles selbstverständlich ist. Es war ganz natürlich, daß es das Jahr 3036 war; daß der Fluß, an dessen Ufer ich stand, durch Tokio floß; daß ich das Aufrudern der Boote beobachtete, das der Henley Regatta vorausging, die der japanische Kaiser eben wieder zu neuem Leben erweckt hatte. Warum Henley ? Auch darauf wußte ich die Antwort. Ich wußte, daß England von den Deutschen im Jahre 2000 erobert worden war; daß aber die englische Lebensanschauung nicht mit dem britischen Weltreiche untergegangen war. England hatte seine Eroberer erobert. Englische Kultur, die das dekadente England vergessen hatte, war große Mode geworden irn Deutschen Reich. Deutsche Aristokraten nahmen sich englische Lehrer - so wie griechische Lehrer angestellt worden waren von den siegreichen Römern. Die Tatsache, daß Führer Adolf 111.die Diamond Sculls als junger Mann gewonnen hatte, trug viel dazu bei, Henley zum großen gesellschaftlichen Ereignis des Jahres zu machen. Das Deutsche Reich hatte fünf Jahrhunderte gedauert, bevor es von den Japanern erobert wurde. Wieder einmal unterjochte die Kultur der Besiegten die Sieger. Eine klassische Erziehung, das heißt eine Erziehung, deren Rückgrat englische und deutsche Literatur und Philosophie waren, war ein wesentlicher Bestandteil der Erziehung des japanischen Edelmannes. Im 31. Jahrhundert hatte man die Henley-Regatta wieder zum Leben erweckt und dieser Auferstehung wohnte ich bei.


Die Reihe der Boote wurde angeführt von zwei Engländern; man begrüßte sie mit freundlichem Zuruf und sie trugen die Farben des Leander-Clubs. Selbstredend erwartete niemand, daß England einen Achter melden würde; man fand es schon sehr sportlich, daß England zwei Konkurrenten für die Diamond Sculls geschickt hatte. Das japanische Henley-Komitee war phantasiereicher als das Olympische Komitee in Garmisch: es wurde eine japanische Übersetzung des Eton-Boot-Liedes gesungen, als der Zug der Boote am Kaiser vorbeiging, und nichts hätte geschmackvoller sein können als die Henley-Goldmedaille mit der Darstellung des Fuji Yama und dem klassischen Motto „Die Wacht am Rhein".

Die folgenden Seiten werden vielen Lesern in einem Ski-Jahrbuch noch weniger am Platz erscheinen, als ein lateinisches Motto auf einer olympischen Medaille; aber ich hoffe, daß es andere gibt, die mit mir der Ansicht sind, daß die einzige Rechtfertigung für die Ausnützung des Ansehens, das der Name Olympia genießt, in Verbindung mit einem Sportfest nur die sein kann, in der heutigen Welt das schwindende Interesse für das Altertum wieder zu beleben. Die Bedeutung, die sowohl die Presse wie unsere Sportvereine den neuen Olympischen Spielen beilegen, ermutigt mich, dem Andenken jener meine Achtung zu zollen, die da rannten und rangen unter dem Hügel des Kronos. Das erste bekannte Datum in der Geschichte der Olympischen Spiele ist 868 vor Christus, als die Spiele von Iphitus, dem Konig von Elis, in neuem Rahmen durchgeführt wurden. Die genauen Sportsberichte von Olympia beginnen 777 vor Christus. Die Spiele wurden in Zeitabständen von vier Jahren abgehalten, bis man sie schließlich im Jahre 398 vor Christus endgültig aufgab. Der Anspruch unserer heutigen Veranstaltung auf den olympischen Namen leitet sich gewiß nicht ab von irgendeiner Ähnlichkeit der Qualifikation. Frauen sind bei den heutigen Spielen zugelassen, aber keine Frauen nahmen teil an den griechischen Spielen. Sie hatten ihre eigenen Feste, Herea genannt, wo es Rennen gab für Mädchen verschiedenen Alters. Die heutigen Spiele sind international, in Olympia aber wurde niemand zugelassen, der nicht rein griechische Abstammung von beiden Seiten nachweisen konnte. Zugegeben sei freilich, daß man beim Verfall der Spiele auf diesen Nachweis nicht mehr so viel Wert legte. Nero wurde als Wettkampfer mit der Begründung zugelassen, daß er von griechischen Göttern abstamme ein Schwindel, aber kein schlimmerer als die heutige Umgehung der Amateur-Bestimmung. Professionals, die heute durch ein Hintertürchen zu den Spielen kommen, durften in Griechenland das Hauptportal benutzen. Wertvolle Preise gab es nicht in Olympia, aber Athleten, die bei anderen Veranstaltungen Geldpreise gewonnen hatten, waren nicht ausgeschlossen. Olympia war ein Symbol der Verbundenheit aller Griechen - wie sehr sie auch durch die Streitigkeiten der verschiedenen Staaten getrennt sein mochten. I n Olympia trafen die Griechen aus den überseeischen Kolonien illre Landsleute. Das olympische Fest stärkte das Bewußtsein des hellenischen


Stolzes, es stärkte auch die Hingabe an die religiösen und kulturellen Traditionen, die den Griechen von dem verachteten Barbaren trennten. I n jenen Tagen noch höchst umständlicher Reisen scheute manch ein Grieche die große Anstrengung nicht, die es kostete, um nach Olympia zu kommen, weil er hoffte, dort alte Freunde zu treffen, die er sonst vielleicht nie wiedersehen würde. I n Olympia wurden Schul- und Universitäts-Freundschaften erneuert - genau so, wie sie heute anläßlich eines Cricket Matchs zwischen ehemaligen Studenten einer Universität oder Schülern von Eton oder Harrow erneuert werden. Kein athletisches Fest hat je so viel Berührung gehabt mit dem sonstigen Leben. Das moderne Gegenstück zur olympischen Gemeinde von damals bestände aus Menschen zusammengesetzt aus der ,,Royal Enclosure" von Ascot (jener Einfriedung auf dem Schauplatz dieser großen Pferderennen, zu der nur die königliche Familie und die von ihr Geladenen Zutritt haben), den Zuschauern beim Endspiel um den Wembley Cup und dem Ranelagh- und Derby-Publikum. Die Zigeuner in Epsom hatten ihre Vorbilder in den Wahrsagern, die die Orakelsprüche des Rttcchus verhandelten. Fahrende Spaßmacher, Zauberer, Akrobaten und Tänzer dachten sich neue Tricks aus in der Hoffnung, daß Olympia ihre leeren Taschen füllen möchte. Und Olympia war für viele, genau wie der Hyde Park heute, der Platz, wo so mancher Enthusiast redete, der nachträglich die Entdeckung macht, daß zwischen Rednerbühne und Zuhörer keine notwendige Verbindung besteht. Es waren nicht nur halbverrückte Idealisten, die in der Hoffnung nach Olympia kamen, noch nicht blasierte Menschen in genügender Zahl zu finden. I n einer Zeit, da jedes einzelne Buch mühsam von Hand abgeschrieben werden mußte, fand der aufsteigende Schriftsteller in Olympia sein Publikum. I n Olympia war es, wo der junge Thukydides den Herodot seine Geschichte der Perserkriege vorlesen hörte und sich so daran begeisterte, daß er beschloß, auch unter die Geschichtsschreiber zu gehen. Die Athleten verbrachten die letzten 30 Tage ihres Trainings in Olympia unter Aufsicht der Hellanodiken, die das Training sehr ernst nahmen. Der Ausschuß, der die britischen Mannschaften bestimmt, täte vielleicht gut, den alten Brauch wieder einzuführen und dem Trainer eine Rute zu geben. Am Ende des Trainings ermahnten die Helladoniken die Kämpfer und sprachen also zu ihnen: „Wenn ihr euch vorbereitet habt in einer Weise, die des olympischen Festes würdig ist, wenn ihr euch keiner unedlen und schlechten Handlung bewußt seid, so geht guten Mutes in den Kampf. Ihr aber, die nicht so taten, schert euch von dannen!" Am Tage vor dem Feste versammelten sich die Kampfrichter, Wettkämpfer und Trainer vor dem Standbild des Zeus Horkios. Die Kämpfer beschworen, daß sie der Würde des Festes entsprechend sich vorbereitet hätten. Die Richter schworen, daß sie sich nicht bestechen lassen würden, daß sie unparteiisch in ihrem Urteil sein würden, daß sie keine Begründung ihrer Entscheidungen geben würden - eine ausgezeichnete Idee, die man auch heute mehr anwenden sollte, als es der Fall ist. Am ersten Tag opferten die Kämpfer und ihre Freunde den Göttern. (Ich verweise den Leser, der mehr Einzelheiten wünscht, auf das klassische Werk über Olympia: ,,Greek Athletic Sports and Festivals" von E. Norman Gardner; diesem Buche sind auch meine Angaben entnommen.) Die Auslosung der Vorläufe verursachte viel Aufregung. Denn Vorläufe und Entscheidung wurden am selben Tag gelaufen; und das Glück, einen Vorlauf kampflos zu gewinnen, konnte vielleicht entscheidend sein. Der zweite Tag stand im Zeichen der Knabenkämpfe. Sie hatten dasselbe Programm wie die Manner. Nur das Pankration fiel aus, weil zu anstrengend und gefährlich. Der erste Kampf der Männer war das Sprinterrennen über 200 Yards. Der Sieger gab der Olympiade den Namen. Es folgte der Dauerlauf, etwa 5 % Kilometer, und um die Mitte des Tages war das Laufen vorüber. Selbst wer sonst nichts von Olympia weiß, der weiß doch das eine, daß das Programm die Kombination von fünf Kämpfen enthielt, bekannt als ,,Pentathlon". Diese fünf Übungen waren: Laufen, Springen, Diskuswerfen, Speerwerfen und Ringen. Das Pentathlon wird oft angeführt als Beweis für die Wichtigkeit, die die Griechen einer allgemeinen Ausbildung beilegten; ein Thema über das viele Leute gerne weise reden. Aber das Pentathlon war nie beliebt; wir kennen die Namen von nur drei PentathlonSiegern. Von den Statuen, die in Olympia aufgestellt wurden, stellt die überwiegende Mehrzahl die


Sieger im Boxen, Ringen und im Pankration dar. Die Art der Wertung im Pentathlon war nicht günstig für den allseitigen Athleten. Der Mann, der zwei ifbungen gewann und letzter war in den anderen drei, siegte über einen andern, der erster war in einer Übung und zweiter in den andern vier. Beim Weitsprung, einer der Übungen des Pentathlon, benutzten die Kämpfer ,,Sprung-Gewichte", bekannt als ,,Halteres"; sie sahen aus wie Hanteln. Sie wurden zweimal nach vorne geschwungen und am Ende des zweiten Schwunges erfolgte der Absprung. Beim Hochsprung ließ man die Gewichte im Moment des Absprungs fallen. Beim Weitsprung wurden sie mitgenommen. Der Speer wurde geworfen mit Hilfe einer Schlinge (sie hieß ,,Amentum"), die um die Mitte des Speers geknüpft war. Der Speerwerfer legte den ersten und mittleren Finger in die Schlinge; mit Hilfe dieses,,Amentums" konnte man die Wurflänge vervierfachen. Die olympischen Boxer fochten ursprünglich mit Binden um die Hand gewickelt; so waren die Knöchel gegen ein Anschwellen geschützt und der Schlag wurde eher abgeschwächt als verstärkt. Diese Binden wurden euphemistisch als „weiche Handschuhe" bezeichnet. I m vierten Jahrhundert wurden sie ersetzt durch die ,,Sphaira", die, mit einem harten Lederring und vorstehenden Kanten versehen, so schlimm waren wie Schlagringe. Es wurde in Griechenland nicht in Runden geboxt, sondern man kämpfte bis zum Ende. Es gab auch keine Klassifikation nach Gewicht, was zur Folge hatte, daß Boxen das Monopol der Schwergewichtler war. Von allen Kämpfen in diesen Spielen gab es wohl nichts, dem man so viel Bedeutung beilegte, wie dem ,,Pankration", einer rohen Mischung von freiem Ringen mit bloßhändigem Boxen. Der Pankratist durfte seinem Gegner nicht die Augen herausdrehen, auch sollte er nicht beißen; aber diese unerheblichen Verbote verdarben den Spaß keineswegs, denn der ,,Allkämpfer" durfte dem Gegner (zum Beispiel) die Finger zerbrechen, ihm in den Magen treten oder ihn würgen, bis er entweder tot war oder sich ergab. Der Kampfpreis in Olympia war ein Kranz aus Olivenzweigen, mit goldener Sichel geschnitten vom heiligen Olivenbaum durch einen Knaben griechischer Abstammung, dessen beide Eltern noch am Leben waren. Olympia war das hauptsächlichste der vier all-griechischen Feste; man nannte es „die Spiele des Kranzes", um es zu unterscheiden von Spielen, wo Geld- oder Wertpreise verteilt wurden. Es gab in Olympia keine Amateur-Bestimmung; denn Wettkämpfer, die sonstwo schon Geldpreise bekommen hatten, durften mitmachen. Und wenn der Preis selbst in Olympia auch kaum einfacher und billiger sein konnte, so war doch die tatsächliche Belohnung des Sieges an Ruhm, Geld und Gut recht groß. Jeder Wettkämpfer wurde als Vertreter seines Landes angesehen; denn der Herold, der seinen Sieg ausrief, nannte auch den Staat, den er vertrat. Seine Landsleute zogen ihm entgegen, um ihn heimzugeleiten und brachten ihn in den Tempel, wo er opferte. Lieder wurden ihm zu Ehren verfaßt, der Bericht über seine Leistung wurde in Stein gehauen und sein Standbild wurde im Heiligtum der Götter aufgestellt. Zu all diesen Ehren bekam er oft noch eine Summe Geldes. Solon bestimmte, daß ein Sieger anständig zu bezahlen sei für seine Mühen; und wahrscheinlich folgten andere Staaten


diesem Beispiel. I n Athen wurde ihm ein Sitz im Theater eingeräumt und in langen Zeiten der Geschichte Athens hatte er das Recht der freien Verköstigung auf Staatskosten sowie das der Steuerfreiheit. Die Geschichte der Olympischen Spiele ist nicht nur für den Archliologen von Interesse. Viele Probleme des modernen Sportes finden in der griechischen Athletik ihr Gegenstück. Wir haben in den letzten Jahren den Versuch erlebt, die Anziehungskraft eines neuen Skirennens zu erhöhen durch kostspielige Wertpreise, die leicht zu gutem Geld zu machen waren - ein Versuch, der aufgegeben wurde auf die Vorstellungen des FIS-Komitees hin. Dieser Vorfall erinnert an die Anstrengungen, die die Staaten Cyberis und Croton machten, um mit Olympia zu konkurrieren und erste Kräfte unter den Athleten zu werben durch glanzvolle Preise - für ein Sportfest, das zur gleichen Zeit wie jenes von Olympia abgehalten werden sollte. Ein bekannter Skiläufer aus Innsbruck, der zur Gefolgschaft Hitlers sich bekannt hat, rannte in Garmisch für Deutschland. Auch hier hat schon Griechenland den Präzedenzfall geliefert. Aseylus aus Croton, der zwei Siege errungen hatte in zwei sich folgenden olympischen Spielen, gab bei dritter Gelegenheit seine Meldung für Syrakus ab, um sich beim Diktator Hieron lieb Kind zu machen. Seine Mitbürger, deren Anstrengungen, Olympia den Rang abzulaufen, wir schon erwähnten, waren darüber so böse, daß sie die Statue des Aseylus zerschlugen. Unser Wissen von den Olympischen Spielen wäre vollständiger, wenn sich die Griechen für ,,RekordeL' interessiert hätten. Die Rivalität zwischen den einzelnen Staaten spiegelt sich in der Erbitterung der Kämpfe; aber es war der Kampf von Mensch gegen Mensch, der die Griechen reizte, und nicht der Kampf zwischen Mann und Zahl. Der Grieche wollte seinen Gegner schlagen - nicht den BahnRekord. I m Sport wie in der Kunst ,,lebte der Grieche dem Augenblick". Wir können uns auf die olympischen Berichte verlassen, soweit die Namen der Sieger und die Art des Kampfes in Frage kommen; im übrigen sind sie nicht durchaus zuverlässig. Das mag schon daraus hervorgehen, daß man dem Phayllus einen Sprung von 55 Fuß zuschreibt, also das Doppelte unseres heutigen Weltrekordes. Soviel über die technische Seite der Spiele. Wie aber steht es mit dem Geist, in dem sie durchgeführt wurden? Wer da glaubt, daß ,,Sportgeist" von den Engländern auf den Spielfeldern in Eton erfunden wurde, der wird unerfreulich überrascht sein, zu hören, daß die Sport-Moral der Olympischen Spiele des alten Griechenlandes hoch stand, vielleicht sogar höher als die englische, wenn auch nicht so hoch wie die ,,Ritterlichkeit", die einst nicht in England, aber in Frankreich geboren wurde. I m modernen olympischen Eid wird ,,ritterlicher Geist" übersetzt mit ,,esprit chevaleresque" und ,,true spirit of nicht im englischen Text gebraucht sportmanship". Es ist schade, daß das Wort ,,chivdr~us'~ wurde; denn ,,sportmanshipC'ist doch nur eine verarmte Form des alten Ideals der ,,chivalry". Aber das Wort ,,sporting" ist vielleicht einem Zeitalter der Tanks ebenso gemäß wie das Wort ,,chivalry" einer Zeit des Reiters. Das Wort ,,ritterlich4' meint ursprünglich etwas sehr anderes als ,,chivalrous". Der ,,Ritter" war, bevor der Feudalismus durch die ,,chivalryU umgeformt wurde, eine Landplage; die Erinnerung an ihn lebt noch im deutschen Sprichwort: ,,Er will Ritter an mir werden" - das heißt: er möchte mich piesacken. ,,Die Pflichten, die ,chivalryGauferlegt" - so heißt es in dem Buche „Chivalry" von F. J.C.Hearnshaw - „waren gar vielerlei: Gott fürchten und sich zum Christentum bekennen; dem König treu und tapfer dienen; die Schwachen und Armen beschützen; niemand unnötig beleidigen; der Ehre und dem Ruhme leben; das Geld verachten; für die Allgemeinheit kämpfen; die Obrigkeit achten; die Ehre des Ritterordens wahren; Trug, Unwahrheit und Gemeinheit scheuen; Treue halten und die Wahrheit sprechen; bis zum Tode aushalten bei jedem Unternehmen; die Ehre des Weibes respektieren; jede Herausforderung eines Ebenbiirtigen annehmen und vor keinem Feind fliehen." Die Ideale, die den Inhalt des griechischen Wortes aidos ausmachen, entsprechen mehr den Idealen der ,,chivalry" als denen des modernen ,,sportingU. I n aidos war zum mindesten ein Plätzchen für


Diske~~werje~ (Museo Vaticano, Romal

die Religion. ,,AidosU-- schreibt Gardner - ist das Gegenteil von ,,hybris". Es ist das ehrfürchtige Gefühl für das, was man den Göttern schuldig ist, dem Mitmenschen und sich selbst - ein GefühL, das hn anderen das Entsprechende einem selbst gegenüber auslöst. Es ist der Geist der Ehrfurcht, der Bescheidenheit, der Höflichkeit. Vor allem aber ist es ein Gefühl für Ehre, und dadurch begeistert es den Athleten und den Krieger, und scheidet ihn vom wilden Draufgänger und Raufbold. Im Sport ist aidos jenes feine Gefühl fiir Ehre und Anstand, das das innerste Wesen ist von allem „sportmanship". Aidos ist es, was einen Mann zum „aufrechten Kämpfer" macht, zum ev'Sv~~axuc, eine Eigenschaft, die Pindar am Boxer Diagoras rühmt. Viele Tatsachen lassen erkennen, daß die Griechen dem hohen Ideal des aidos nachlebten. Die Ehrlichkeit der Richter stand jenseits jeder Kritik; denn jeder Richter war ein Bürger von Elis, und viele Wettkämpfer kamen aus Elis. Als die Ägypter durch einen Gesandten aus Elis aufgefordert wurden, Vorschläge zu machen für die Verbesserung der olympischen Regeln, da schlugen sie vor, daß kein Bürger aus Elis Richter sein dürfe. Denn es wäre sicher, daß Richter aus E@ ihre Landsleute ungebührlich bevorzugen würden. Dieser Vorschlag wurde nicht angenommen. Und daß die Richter aus Elis vollkomme~iunparteiisch waren, kann man schon daraus ersehen, daß in der ganzen Geschichte der Spiele nur zweimal ein Richter beschuldigt worden ist, seine Landsleute begünstigt zu haben. Die wenigen Fälle von Unehrlichkeit, die man nachweisen konnte, wurden streng bestraft. Ein Boxer, der seinen Gegner bestochen hatte, damit er ihn gewinnen ließ, wurde in hohe Geldstrafe genommen. Aus solchen Bußen errichtete man Standbilder des Zeus, die am Eingang des Stadions aufgestellt wurden. Sie trugen eingemeißelt die Namen des schuldigen Athleten.

III. Auch in den alten Olympischen Spielen finden wir den unvermeidlichen Kreis, den jeder Sport durchläuft; jenen Kreis, der sich schließt mit der freudlosen ifberspezidisierung. Es ist ebenso müßig, gegen diese Spezialisierung zu kämpfen, wie es müßig wäre, sich darüber zu beklagen, daß unsere Arterien irn Alter verkalken. Der Mensch hat von Natur aus sein Geltungsbedürfnis. Das ,,Sich-messen-am-Gegner" treibt das sportliche Können voran; und dieses Wachsen des sportlichen Standards macht die Spezialisierung unvermeidlich für den, der noch mitmachen will oder muß. Die Torheit, den Wert einer Nation am Barometer des Sportes ablesen zu wollen, ist nicht neu. In Griechenland wie in der heutigen Welt gab und gibt es Leute, die fest daran glaubten, daß wenige Dinge für den Staat wichtiger wären, als ein Sieg bei einer Sportveranstaltung. Als Alcibiades in


der Ratsversammlung von Nikias angegriffen wurde, da verteidigte er sich ganz so wie es ein moderner Athlet wohl täte: Er hätte siebenmal am Wagenrennen teilgenommen, er hätte drei erste Preise in Olympia gewonnen und dadurch für Athen großen Ruhm errungen. Wer frägt heute danach, ob Athen Sparta in Olympia oder bei irgend einer anderen Sportveranstaltung schlug? Wer frägt danach, wie weit jener Jüngling den Diskus warf, der Myrons Künstlerauge entzückte? Jener junge Athlet lebt heute noch - weil die Kunst Bestand hat. Weniges dieser Welt ist kurzlebiger als Sportsruhm, und nur eines iiberdauert die Kunst . . . ,,Es ist eine törichte Sitte" - schrieb Xenophanes - ,,Kraft mehr zu ehren als Weisheit. Nicht weil da ein Mann gut ist im Boxen, oder im Pentathlon oder im Ringen, nicht weil wir ihn haben, wird die Stadt besser regiert; wenig Gewinn ist es für eine Stadt, ob einer im Sport einen Sieg erringt. Durch solches werden die dunklen Gassen der Stadt nicht heller." Spezialisierunghatte in Griechenland dieselben üblen Folgen wie im modernen Sport. Der erfolgreiche Athlet wurde verherrlicht solange er siegte, und nur gar zu oft zum Strandgut geworfen, wenn die Tage seines Ruhmes und Rennens vorbei waren. „Von all den vielen Übeln in Hellas" - sagt Euripides - „ist diese Gesellschaft von Athleten eines der schlimmsten. I n ihrer Jugend spreizen sie sich im Glanze, sind der Stolz ihrer Stadt - kommt das bittere Alter, dann wirft man sie beiseite, wie verschlissene Kleider." Es ist nicht der Professionalismus, sondern die Spezialisierung - die den Professionalismus zur unvermeidbaren Folge hat -, die im Sport aus einem Vergnügen ein Geschäft macht. Der echte Amateur, für den die „Spiele" eine Erholung sind und nicht der Hauptinhalt des Lebens, kann nicht daran denken, mit dem Professional zu konkurrieren - noch mit dem sogenannten Amateur, der sein ganzes Leben dem Sporte widmet. Nach und nach verschwand der wirkliche Amateur von der olympischen Kampfbahn. Der ,,junge Mann aus gutem Hause" in Athen weigerte sich, gegen die Professionals anzutreten, und meldete sich nur noch für die Wagenrennen, die das Monopol der Reichen blieben. Griechenland zur Zeit der Perserkriege war eine Nation von Athleten. Die Athener des peloponnesischen Krieges waren keine Athleten mehr, sondern Zuschauer. Die modernen Menschenmassen, die es vorziehen, einem Fußballspiel zuzusehen, hatten ihre Vorläufer und Vorbilder in Athen; die Athener wurden geschlagen von Sparta, das das Vorbild des nationalsozialistischen Deutschlands ist. IV. Die Spiele in Olympia standen in Verbindung mit Religion und Kultur; bei den heutigen Spielen gibt es keine solche Verbindung. Die Kämpfer in Olympia riefen Zeus Horkios an; der heutige Eid ist kein Eid, sondern eine Versicherung. Vor unseren Gerichten ,,versichertu der überzeugte Atheist, aber er leistet keinen Eid. Denn im Wesen des Eides ist der Glaube an das Übernatürliche enthalten. Es ist genau so unmöglich, sich die alten Spiele vorzustellen ohne die religiöse Prozession und ohne das große Opfer für Zeus am Morgen nach Vollmond, wie es unmöglich ist, sich einen modernen Bischof zu denken, der die heutigen Spiele eröffnet. Größer noch ist der kulturelle Kontrast. Die alten Spiele schenkten uns die Oden des Pindar und einen Teil der griechischen Skulptur. Die modernen Spiele haben weder die Kunst noch die Literatur bereichert. Griechische Kunst war der Ausfluß griechischer Religion, und die Religion der Griechen war ,,Humanismus". Die Götter waren Spiegelbild des Menschen; sowohl seiner Laster und seines Ehrgeizes wie seiner Tugenden. Der Grieche hatte kaum ein Verständnis für ,,Sünde", vielleicht weil es keine Sünde gab, für die er nicht das Vorbild im Gehaben seiner olympischan Götter aufzeigen konnte. Er glaubte unklar an eine Unsterblichkeit nach dem Tode in einem schattenhaften späteren Leben, vor dem ihm graute. „Der wirkliche Mann" - sagt Homer - „liegt auf der Walstatt." Der Tod war das Ende des ,,wirklichen Mannes". Seine Seele, ein blasses, ungreifbares Phantom, ging ein zu den traurigen Geistern im Schattenland. Der Mensch ist der Held der Griechen; Gott war der Held der hebräischen Literatur. ,,Viel Gewaltiges lebt", sagt Sophokles, ,,aber das Gewaltigste ist der Mensch." ,,Herr, was ist der Mensch, daß Du


Pugilista (Museo Nazionale delle T e r m , Romu)

seiner achtest" - sagt der Psalmist - ,,oder der Sohn des Menschen, daß Du ihn ansiehst?" ,,Während Gott für den Griechen eine Schlußfolgerung ist" - schreibt Sir Richard Livingstone -- „ist er für den Juden der Ausgangspunkt." Homer beurteilte die Natur allein nach menschlichen Bedürfnissen. Er schaute hinüber zu den Bergen und sah sie in ihrem Verhältnis zum Menschen. Er liebt sie nicht. ,,In den Bergen gibt es Nebel" - sagt er - „der ist schlecht für die Hirten und für die Diebe noch günstiger als die Nacht." Den Juden dagegen waren die Berge ein Ausdruck der Majestät eines Gottes, der da war, bevor die Berge wuchsen. ,,Gott wird herabsteigen vom Libanon, und der Heilige wird kommen von den schattigen und waldigen Bergen. Seine Größe überdeckt den Himmel, und die Erde ist voll von ihm." Dem Juden war die Seele die oberste Realität; dem Griechen der Körper. Selbst ein Plato zitiert anerkennend ein griechisches Sprichwort, das die höchsten Güter des Lebens ihrem Werte nach aufzählt: Leben, Gesundheit, persönliche Schönheit, Reichtum und Jugend. ,,Kein häßlicher Mensch" - sagt Aristoteles - ,,kann glücklich sein." Ein niederschmetterndes Urteil, das ich aus tiefstem Herzen ablehne. Der Humanismus ist eine Religion für die Jungen und Erfolgreichen. Diese Religion sagt den Gestrandeten und Alten nichts; sie ist nicht einmal für die Jungen nur durchaus erhebend. Ein Strom von Melancholie fließt durch die griechische Literatur. ,,Es ist besser, ein Knecht zu sein unter den Lebenden, als ein König unter den Toten" (Homer). ,,Nicht geboren zu sein, ist für die Sterblichen besser, als das Licht der Sonne nicht zu sehen" (Becchylides). ,,Im kurzen Leben folgt Mühsal der Mühsal" (Sirnonides). Es wäre leicht, diese Zitate aus den Werken dreier charakteristischer griechischer Dichter beliebig zu vermehren. Der E i d u ß des Humanismus hatte seine unabweisbaren Folgen in der Kunst, die vom Humanismus inspiriert wurde. Es ist sonderbar, daß Sir Richard Livingstone (vielleicht der Klügste, und sicherlich der am erfreulichsten zu lesende aller modernen Hellenisten), der mit glücklicher Einfühlung den Gegensatz zwischen dem Theismus der Juden und dem Humanismus der Griechen klarlegte - es ist sonderbar, daß gerade er so wenig empfindlich ist für den nicht weniger auffallenden Gegensatz zwischen den Kulturen, die aus Theismus und Humanismus hervorgingen. Er ist aber nicht der erste, dessen Urteil getrübt wurde durch den Glanz, den Griechenland ausstrahlt. „Die Griechen" - schreibt Sir Richard - ,,gaben der Welt die schönsten Gedichte und die schönsten Bauwerke." Wie steht es - frage ich - mit Shakespeare, Michelangelo und Chartres? Ich bin sicher, hätte Sir Richard seinen Vergleich zwischen Griechen und Juden durchgeführt, dann hätte er zugegeben, daß keine Poesie zu vergleichen ist mit den schönsten Stellen des Buches Hiob oder


mit dem Hohen Liede Salomonis, und keine Erzählung mit den großen Berichten des Alten Testamentes. Nichts in Homer ist ebenbürtig der Menschlichkeit und Weisheit, dem Realismus und der dramatischen Kraft, womit Davids Leben enthüllt wird; und zu Davids Klage über Jonathan, als höchstem Ausdruck der idealen Form von Freundschaft in der Literatur, greifen all jene, die die Form griechischer Freundschaft bewundern. Die Uberlegenheit der Bibel, nur als Literatur gewertet, liegt in der höheren geistigen Einsicht. Die Einsicht des Juden war größer als die des Griechen. Die Kunst, die wir Olympia verdanken und die uns hier angeht, entsprang der Nachfrage nach Standbildern der Sieger. Dem griechischen Bildhauer ward seine Aufgabe erleichtert durch die olympische Sitte, nackt zu kämpfen. Diese Sitte entstand, als Orsippus in einem Rennen seinen Lendenschurz fallen ließ und dadurch - wie man annahm - einen Vorteil errang, worauf Lendenschürzen so schnell ails der Mode kamen wie heute der Rock bei Frauen-Rennen. Dank den Olympischen Spielen hatte der griechische Bildhauer unerreichte Möglichkeiten, den nackten menschlichen Körper in jeder Phase angestrengter und schöner Bewegungen zu studieren - mit dem Ergebnis, daß er der Welt Statuen geschenkt hat, die ihresgleichen nicht haben in der Darstellung des Körpers. Aber die Seele fehlt ihnen; das griechische Standbild ist unpersönlich. Pheidias und Praxiteles haben jede Einzelheit des Körpers fehlerfrei dargestellt; Donatello und Michelangelo haben Lebensgeschichten in Stein geschrieben. Man vergleiche die Kunstwerke aus Aegina (in München) mit den Standbildern des Königs-Tores in Chartres! Die Statuen aus Aegina erzählen uns, was der Bildhauer wußte, oder besser: was er zu wissen wünschte - und sonst nichts. Die geheimnisvollen Steinbilder in Chartres sind Ausdruck der ,,ewigen Frage", der der griechische Geist auswich. Diese erhabenen Meisterwerke gotischer Kunst rühren uns, wie es Griechenland nie vermag; denn sie sprechen von Bedürfnissen, die der Körper allein nicht befriedigen kann - die selbst die Kunst nie ganz zu befriedigen mag. Der griechische Bildhauer war es zufrieden, das Endliche zu erfassen. Wer freilich das Über-Endliche erstrebt, der muß sich geschlagen bekennen. Aber sein Mißerfolg ist glorreicher als ein begrenzter Erfolg. Die höchste Kunst erzeugt Unbefriedigtsein von der Kunst selbst, jene göttliche Unzufriedenheit, die ihren Ausdruck findet in dem Sonnet, das Michelangelo im Schatten des Todes verfaßte: Nd pinger n6 scolpir fia pih che chieti L'anima volta a quell'amor divino Ch'aperse a prender noi in croce le braccia. (,,Weder Malerei noch Skulptur kann der Seele die Ruhe geben; der Seele, die sich an die göttliche Liebe wendet, deren Arme sich uns am Kreuze öffnen.") Michelangelo und Shakespeare befassen sich nicht nur mit den drei Dimensionen des Körpers, sondern auch mit der vierten, der Seele. Wer daran zweifelt, der lese ,,Agamemnon" und ,,Macbeth" zu gleicher Zeit. Der Mensch ist Gegenstand des griechischen Künstlers, nicht ,,einc' Mensch. „Der Mensch ist der Held der griechischen Tragödie" - schreibt Lowes Dickinson -,,Tom, Richard und Harry sind die Helden des modernen Romans." Das griechische Drama entspringt einer schicksalhaften Situation und nicht einer individuellen Persönlichkeit. Die Persönlichkeit Hamlets reift innerlich der Katastrophe entgegen, während Oedipus, wie Spengler sagt, über eine Situation stolpert. Es ist die Situation in der Oedipus sich befindet, nicht sein persönlicher Charakter, aus der das Drama sich entwickelt. Oedipus ist ein menschlicher Typus, und jedes andere Individuum, so läßt uns der Dramatiker wissen, hätte genau so gehandelt, wie Oedipus dies tat. Der Grieche gibt zu, daß er das ,,ApeironUhaßt, „das Grenzenlose". I n Philosophie und Kunst kam es ihm nur auf das an, was Spengler „den körperlich gegenwärtigen Augenblick" nennt. Spengler hat den Einfluß dieses griechischen Empfindens an vielen Kunstformen erläutert, und wenn ich auch seine Erklärung des Gegensatzes zwischen griechischer Konzentration auf das Endliche und gotischer auf d a Unendliche nicht annehme, so bekenne ich mich doch zu großer Dankbarkeit dem Genius gegenüber, der mit Meisterschaft die griechische, gotische, byzantinische und Renaissance-Kultur analysiert hat (in seinem Buche: ,,Untergang des Abendlandes").


Mercurio (Museo Archeologico, Firenze)

Atleta

V. Die Griechen wären empfänglich gewesen für den Reiz eines Skirennens; aber einen Bergsteiger hätten sie nie verstanden. Wenn es im klassischen Griechenland Liebhaber der Berge gegeben hat, so haben sie ihre Gefühle für sich behalten. I n der griechischen Literatur ist keine Spur dieses Fühlens zu finden. Unter den Lesern dieses Jahrbuches gibt es viele, die nicht nur die Berge lieben, sondern die auch etwas übrig haben für den geschichtlichen Hintergrund romantischer Bergverehnmg. Für sie schreibe ich, und ich hoffe, daß sie einen Ausflug in den Bereich griechischer Kunst verzeihen werden. Das ist wesentlich für das Verständnis sowohl der Olympischen Spiele wie der griechischen Einstellung zur Natur. Der Gegensatz zwischen Parthenon und Dom in Chartres ist der Schlüssel zum Verständnis des noch größeren Gegensatzes zwischen griechischem und modernem Naturgefühl. Der Grieche, wie wir schon sahen, liebt die Idee des unendlichen Raumes nicht, und er vermeidet die horizontale Linie in seinen Landschaftsschöpfungen. Unabweislich der Schluß, daß er auch den fernen Horizont, von einem Bergesgipfel gesehen, nicht liebte. Alle Linien des Parthenon sind leicht gekrümmt, so daß sie das Auge nach innen führen; der griechische Tempel ist erdgebunden, und sein Dach verhindert das Auge, den Säulen entlang nach oben zu entfliehen. Eine Felsnadel, die in den unendlichen Himmel sticht, ware den Griechen so unerfreulich gewesen wie ein gotischer Turm. Man wird wenig Bergliebhaber finden unter denen, die klassische Architektur der Gotik vorziehen. Es ist kein bloßer Zufall, daß das Wiederaufleben der Gotik und die Verehrung der Berge beides Früchte der Romantik sind. Der Humanismus, der seinen Ausdruck findet in der griechischen Kunst, ist die Erklärung für die Stellung des Griechen zur Natur. Diese Stellung bleibt dieselbe von Homer bis Plato. Die Natur ist dem Griechen nur schön, solange sie den menschlichen Bedürfnissen dient. ,,Jede homerische Landschaft" - sagt Ruskin - ,,besteht aus einem Berg, einer Wiese und einem schattigen Tal." Homer liebt die Bhume, weil sie im Sommer Schatten geben und im Winter Brennholz. Seine besondere Vorliebe hat der Regen; das wird niemand überraschen, der die ausgedörrte griechische Landschaft des Sommers kennt. Odysseus' Ithaka ist felsig und rauh und daher unerfreulich; aber es gibt dort ,,immer Regen". Die griechische Liebe zur Nat~irwie die griechische Kunst befaßt sich mit der Oberfläche. Der griechische Bildhauer hatte kein Interesse für die Persönlichkeit seines Modells; auch für Homer war ein Berg nichts weiter als ein unpersönlicher Haufen von Felsen. Der ,,pathetische Tmgschluß", wie Ruskin die heutige Gewohnheit nennt, der Natur menschliches Gefühl unterzuschieben, ist der griechischen Natur so gut wie unbekannt. Ruskin zitiert Keats Beschreibung einer brechenden Welle: "Down whose green back the short-lived foam all hoar Bursts gradual with a wayward insolence."


,,Homer" - fährt Ruskin fort - ,,hätte unter gar keinen Umständen jemals die Tatsache übersehen, daß die Woge, vom Anfang bis zum Ende, was immer sie anstellen mag, nie etwas anderes ist als Salzwasser, daß sie weder müde noch überheblich sein kann. Homer würde die Woge anders nennen: ,,überhängendu, ,,geladen6', ,,ungeheuerlichu, ,,schwarzc', ,,dunkel-durchsichtig", ,,violettfarbig" oder ,,weinfarbig" und so fort. Aber jedes dieser Beiworte ist nur eine Beschreibung rein physikalischer Art; sie sind so bezeichnend und innerlich wahr, wie Worte nur sein können; aber nie verraten sie das geringste Gefühl für etwas Lebendiges im Meere. Schwarz oder durchsichtig, grausig oder violettfarbig - kaltes Salzwasser ist es und wird es immer sein." Ich weiß sehr wohl, daß der Neo-Hellenist mein Urteil über griechisches Naturemphden angreifen wird. Wenn er aber eine wenig ermutigende Sammlung unpersönlicher Hinweise auf ,,schattig-kühle Berge", ,,Wiesen am Ufer des grauen Meeres" und ähnliches zusammengesucht hat, dann wird er sich mit Mißbehagen des Gegensatzes bewußt zwischen diesen blassen Phrasen und dem Ton echter Naturliebe. Dann spielt er sein Trumpf-Aß aus: die griechische bescheidene Zurückhaltung. Aber er vergißt, daß die Griechen weder zurückhaltend noch verschlossen waren, wenn irgend etwas ihre Bewunderung erregte, wie etwa persönlicher Mut oder männliche Schönheit. Die Kälte, mit der sie die Schönheit der Natur behandeln, muß man vergleichen mit dem Eifer, der die Schönheit des menschlichen Körpers preist. Der Titel von Smythe's letztem Buche, ,,The Spirit of the Hills", wäre in Griechenland einfach unverständlich gewesen. ,,Geister in den Bergen", jawohl, feindliche Geister vielleicht, die zu bekämpfen wohl am Platze wäre . . . ,,Wenn man sich vorstellt" - wie Ridley bemerkt - „daß ein Wesen in einer Quelle lebt, dann ist dies nur möglich, weil man sich die Quelle selbst nicht als ein Wesen denkt." Und Chesterton empfand ungefähr dasselbe, wenn er sagt, daß der Grieche den Wald nicht vor Dryaden sah. Nichts ist weniger griechisch als Wordsworth's Gefühl ,,of something far more deeply interfused, whose dwelling is the light of setting sun". Die heutige Gewohnheit, unsere eigenen Gefühle aus der Natur heraus zu lesen und der Natur eine halb-menschliche Persönlichkeit beizulegen, ist vom griechischen Standpunkt weltenweit entfernt. Ruskins Wort „der pathetische Trugschluß" ist mehr als unglücklich, denn der Humanismus ist pathetisch und schließt falsch, während die Vermenschlichung der Natur eine Annäherung an die Wahrheit ist, die die Melancholie des reinen Humanismus mildert. Es ist eben nicht wahr, daß die Woge „nur Salzwasser" ist; ihre Schönheit ist der Ausdruck transzendenter Schönheit. Eine Poesie, die sich beschränkt auf physikalische Tatsachen, ist minderwertig, verglichen mit einer Dichtkunst, die es versucht, den geistigen Inhalt natürlicher Schönheit uns zu vermitteln. Für den Naturfreund ist in der lateinischen Poesie viel mehr zu finden als in der griechischen. Und der Bergliebhaber wird umsonst in der griechischen Dichtkunst suchen nach irgend etwas, was seiner eigenen Freude gleichkommt, der Stadt zu entfliehen (die der Grieche liebte) und in die Berge zu kommen (die der Grieche verabscheute); dieses, sein Entzücken, wird er aber wiederfinden in dem Gedicht, mit dem Catull seine Rückkehr an den bergurngürteten Gardasee feierte: ,,Salve, o venusta Sirmio atque ero gaude Gaudete vosque o Lydiae lacus undae Ridete, quicquid est domi cachinnorum." (Sei gegrüßt, mein schönes Sermione; freue dich mit deinem Herrn; und ihr WelIen des Lydischen Sees, freut euch und lacht das starke Lachen, das durch mein Haus geht.) Wieder „der pathetische Trugschluß", denn Wellen freuen sich nicht, noch lachen sie. Diese kurzen Bemerkungen werden, wie ich hoffe, in den Seiten des Jahrbuches eine Diskussion oder gar Polemik über den Ursprung der Bergverehrung verursachen; solches aber tut uns bitter not, um den alten lieben Zank ,,Slalom versus Langlauf" oder ,,Ski-Touristik versus Ski-Rennen'' zu ersetzen. V1. Der Grieche war ein Humanist mit dem Mute zu seiner Überzeugung; das ist mehr als man sagen kann von dem empfindsamen Humanisten unserer Tage. E r schämte sich nicht seiner Verehrung körper-


licher Schönheit. Keine Literatur der Welt ist so sehr frei von Empfindsamkeit, Schwindelund falschem Heroismus. Zum Beispiel: Meist waren die Griechen tapfere Kämpfer, aber nie heuchelten sie Freude an der Schlacht. In Plato's Gesprächen sagt der Soldat, daß der Mutige und der Feigling ganz gleicla bedrückt sind durch das Nahen des Feindes, daß sie ganz gleich über seinen Abzug sich freuen. Der Tod ist die letzte Probe der Ehrlichkeit. Hier ist die griechische Ehrlichkeit sehr eindrucksvoll, besonders im Gegensatz zur Literatur Roms. Seneca schwatzte ein Unendliches, in der Hoffnung, seine Furcht zu verdecken; nur einmal ermannt er sich zur Wirklichkeit mit einem plötzlichen Ausbruch von Ehrlichkeit (die Reaktion auf seine Rederei) : ,,Et adversus mortem t u tam minute jacularis." Lucret, edelster aller Schriftsteller des Skeptizismus, verdirbt die erhabene Schönheit der Schlußzeilen seines dritten Buches durch einen falschen Vergleich, der tröstlich sein soll. Horaz weicht aus in bewußter Sentimentalität. Aristoteles aber, mit griechischer Ehrlichkeit, trifft den Nagel auf den Kopf: ,,Denn der Tod ist etwas Furchtbares. Er ist das Ende." „Mein Leben gehört mir" - schreibt H. G. Wells -, „es wird nach mir dauern, ich bin es zufrieden." Wells entflieht aus der Realität in den Nebel einer sentimentalen Metapher, während der Grieche, wie es einem Manne geziemt, die Dinge nimmt, wie sie sind. Nirgends könnte eine Wiederbelebung griechischer Ehrlichkeit wertvoller sein als im internationalen Sport, dieser Burg voll von sentimentalem Humbug. Und jene, die da sprechen müssen bei der Preisverteilung nach FIS-Rennen oder auf olympischen Banketten, die sollten immer und immer wieder die Totenrede lesen, die Perikles hielt zu Ehren der irn peloponnesischen Krieg gefallenen Soldaten. Kein Gegensatz kann großer sein als der zwischen den gefhlligen Komplimenten, die Brauch sind bei!

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athletischen Festessen, und den ersten Sätzen der Perikleischen Rede - in ihrer nüchternen Ehrlichkeit und ihrer unumwundenen Zugabe, daß die Natur des Menschen ihre Grenzen hat. „Das Preisen anderer" - so beginnt Perikles - „ist nur insofern erträglich, als jeder Zuhörer des Glaubens ist, auch er könnte die Taten vollbringen, die da gepriesen werden. Alles was darüber hinausgeht, erweckt nur Neid und Zweifel." Und wie versucht er die Eltern der toten Soldaten zu trösten? Er gibt keine Hoffnung auf eine Unsterblichkeit, an die er nicht glaubt, aber mit Würde und Ergebenheit spricht er von der unabweisbaren Tatsache des Todes: ,,Seid damit zufrieden" - sagt er, „daß ihr den größeren Teil eures Lebens glücklich wart, und denkt daran, daß der Rest nur kurz ist. Tröstet euch mit dem Gedanken, daß ihr in eurem nutzlosen Alter den Respekt eurer Nachbarn haben werdet." Ein kalter Trost dies; aber kann man denen, die trauern ohne Hoffnung, etwas anderes sagen? Kunst, Architektur und Drama Griechenlands mögen vielleicht zu viel gepriesen worden sein; es wäre aber unmöglich, Thucydides oder Aristoteles zu sehr zu preisen; unmöglich, unsere Dankesschuld an Griechenland zu hoch zu bewerten, oder die Unbekümmertheit und Aktualität zu überschätzen, mit der die Griechen Fragen gelöst haben, die in jedem Zeitalter auftauchen. „Die Übel, über die die Menschen klagen, entspringen nicht gesellschaftlichen Zuständen, sondern der Bosheit des menschlichen Herzens.'' Dieser Ausspruch des Aristoteles ist zeitlos; und die Erklärung des Unterganges Griechenlands durch Polybius klingt ebenso tragisch wie zeitgemäß. Es war weder die Malaria noch der größere Kampfwert der römischen Truppen, es war „die Scheu vor dem Kinde", die verantwortlich ist fiir den Fall Griechenlands. „In unseren Tagen" - schreibt Polybius - ,,herrscht in ganz Griechenland die Kinderarmut. Dieses Übel hat schnell überhand genommen, ohne daß man es beachtet hätte. Denn unser Volk wird besessen von einer Leidenschaft für Schauspiel und Geld und die Freuden eines müßigen Lebens. Daher will man entweder überhaupt nicht heiraten, oder wenn schon, dann weigert man sich, die Kinder, die geboren werden, aufzuziehen. Oder zieht nur höchstens eines oder zwei groß, damit man sie in Luxus erziehen und in Reichtum zurücklassen kann." Thucydides war mein Reisebegleiter im letzten Winter. Ich glaube nicht, daß ich abergläubisch bin, aber oft überfiel mich ein banges Gefühl, als läse ich nicht die Geschichte Athens, sondern Verfall

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und Fall des Britischen Reiches in der Form einer griechischen Parabel. Es besteht eine erschütternde Ähnlichkeit zwischen dem Athen des Perikles und dem heutigen England. Der ganze englische Stolz findet sein Gegenstück in der Zuversicht des Perikles, daß kein Feind Athens die Niederlage durch einen so großen Feind als Demütigung empfände. Sehr englisch auch ist die Perikleische Wertschätzung der Macht und des Reichtums und die Geringschätzung der Kultur. Nirgends in seinen Reden findet sich eine Erwähnung der Dichter, Bildhauer oder Baumeister, die Athens Unsterblichkeit geschaffen haben. Perikles rechtfertigt sein Loblied auf Athen nicht mit dem, was es der Kunst gegeben hat, sondern mit der Macht der Stadt und der Freiheit der Bürger. „Wir schauen unseren Nachbarn nicht scheel an, wenn er sich auf seine Weise amüsiert." Und immer wieder stellt Perikles die Kultur des liberalen Athen in Gegensatz zur militärischen Disziplin Spartas. „Wir ahmen die Einrichtungen unserer Nachbarn nicht nach. I m Gegenteil, wir sind für andere das Vorbild . . . Wir Athener entscheiden selbst die Fragen des öffentlichen Lebens." Dies könnten beinahe die Worte eines englischen Politikers sein, der wohlgefällig die britische Demokratie mit festländischem Fascismus vergleicht. „Und wenn wir wirklich bereit sind, allen Gefahren zu begegnen durch ein bequemes Leben und nicht durch strenge Übung, und wenn wir uns auf den Mut verlassen können, der aus einer Lebensform kommt, und der nicht durch Gesetze erzwungen ist - um so besser für uns." Warum also sich sorgen und vorbeugen? Der Geist und die Einstellung des Amateurs werden es schon irgendwie schaffen . . . Es ist klar, auch viele unserer Skiläufer sind mehr athenisoh als spartanisch eingestellt. Der Fascist wie der Demokrat wird vieles finden in der griechischen Geschichte, was ihm zusagt. Der Fascist wird sagen, es wäre die Unbeständigkeit einer demokratischen und artfremden Politik gewesen, die - schwankend mit den Launen der gewählten Führer - den Fall Athens heraufbeschwor. Der Demokrat kann antworten, daß - auch wenn Athen von Sparta besiegt wurde - die freiheitsliebende Kultur Athens die Herrschaft griechischen Geistes im Abendlande schuf; und sie, die da glauben, daß weder Fascismus noch Demokratie die Fragen eines gerechten sozialen Ausgleichs geltist habw - auiuch sie können ihre Ansicht mit Beispielen aus der griechischen Geschichte belegen. (Aus dem Englischen übersetzt)


Der Kalligraph

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.. . und sein Schatten

Photo :A. Pedrett

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OLYMPISCHE KONTROVERSE Von Dr. Oskar Hug, SAS, Zürich Motto: ,,Erkläret mir, Graf Oerindur, diesen Zwiespalt der Natur." Das Fest ist vorüber. Ruhe und Besinnung ziehen allmählich ,,im Lande" wieder ein. Noch NieGesehenes, Nie-Gehörtes ist Tatsache geworden. Niemand bestreitet, daß die 11. Olympischen Spiele zu Berlin einen bis anhin noch nicht erlebten Höhepunkt darstellen, ein Maximum der Leistung von seiten der Athleten, ein Summum der technischen Einrichtungen und der Organisation. - Die Fackeln sind erloschen, die Fahnen eingerollt. Die Posaunen und Chöre sind verhallt. Die olympische Flamme ist nicht mehr sichtbar; sie hat sich zurückgezogen in die Herzen der Beteiligten und glimmt weiter, ruhig und dauerhaft in vierjähriger Verborgenheit. Das Fest ist vorüber. Der Rausch der Sinne ist verflogen. Die heiße Ekstase der Begeisterung ist abgekühlt. Die Wogen der Leidenschaft haben sich geglättet. Es bleibt die Erinnerung als dauerhafter Bestand zurück, als permanenter Eindmck des Großen-Erlebten. Langsam und sachte drängen wieder Urteil und Verstand an die Oberfläche und messen und wägen, prüfen und urteilen. Jetzt erst zeigt es sich, was wirklich bleibt als dauernder Bestand, was immerdar seine ungetrübte Helle und Reinheit beibehält. Da stellt sich denn gleich die kritische Frage in den Vordergrund : War alles so klar und rein, so makellos und gerecht, wie der Aufzug, die Durchführung und der Ausklang der Spiele uns vorgekommen sind? Der Eingeweihte, der seit Jahren mit dem olympischen Betrieb Vertraute, rnuß das leider verneinen. Ja, er rnuß sogar weiter gehen und Anklage erheben. Anklage gegen Zustände, die nicht von heute sind, die nicht bei den diesjährigen Spielen sich erstmals gezeigt haben; er rnuß Anklage erheben gegen ein Übel, das längere Zeit schon am kraftvoll erwachsenen olympischen Baum nagt und sein wertvolles Mark gefährdet. Keine Anklage gilt dem Gastgeber; das wäre ungerecht. Seine Arbeit war vollwertig und im Sinne des vorgesteckten Ziels und der erstrebten Tendenzrichtung musterhaft. Noch keine olympische Sammlung hat gleichwertige propagandistische Ausbeute gebracht wie die Berliner Spiele. Die Anklage richtet sich auch nicht an die Athleten, zum mindesten nicht direkt an sie. Ihre Leistungen waren würdig des äußerst gestrengen Weltgradrnessers. Ihr Wahrheitswert entsprach mehrheitlich dem olympischen Gelübde. Unsere Anklage zielt auf die obersten Führer und Richter, deren vornehmste und grundlegendste Aufgabe ist und immerdar sein soll: die strenge Behütung, die unzweideutige Auslegung und die niemals schwankende Handhabung der olympischen Hausgesetze. Unsere Anklage richtet sich demnach an die oberste Behörde des olympischen Gedankens, an das Internationale Olympische Komitee (IOC). Das Objekt der Anklage betrifft das heißumstrittene Thema des Amateurismus. Man kann sich zur Amateurfrage stellen, wie man will; das ist persönliche Ansicht. Man kann in strengkonservativer Anhänglichkeit beharren und verlangen, daß vom alten Gesetz um kein Jota abgewichen werde. Dieses Gesetz ist streng und lautet im wortlichen Text: „Die an den olympischen Spielen teilnehmenden Wettkämpfer dürfen weder den Sport, für den sie angemeldet sind, oder irgend einen andern Sport wissentlich beruflich ausüben noch ausgeübt haben; sie dürfen für Gehaltsentgang nicht irgendwelche geldliche Entschädigung angenommen haben." Oder man kann Befürworter der neuzeitlichen Auffassung sein, die dahin tendiert, daß Vorbedingung zur Teilnahmeberechtigung am olympischen Kampf sei, niemals gegen materielle Entlöhnung in Geld oder geldähnlicher Form an einem sportlichen Wettkampf teilgenommen zu haben; wobei also die Art des ausgeübten Berufs (z. B. Sportlehrer) gar keine Rolle spielt. Nicht dieses Thema bildet hier den Streitpunkt. Das hat auch gar keinen Wert. Dariiber wird voraussichtlich die nächstliegende Zeitspanne zum Kampf der Geister auffordern. Nein! Wir haben heute ein klar umschriebenes, unzweideutiges Gesetz, das gehandhabt werden muß ohne Konzessionen, ohne Restriktionen, ohne Blinde-Kuh-Spiel. Dies aber wird nicht getan und ist schon seit einiger Zeit nicht getan worden. Die ersten Anfänge

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diwer „Umgehungen" reichen whon eine Anzahl ~ a & ezurück. Die Nichtbefolgungdes Grundsatzes „Principiis obstja" hat in dm Folg.~ltzuallsrletzt an den 11. Oiympisohen Spielen, w Formen der Übertmtung geführt, die sich, ich möchte geradezu behaupten, in klarster Miljachtungvor all@uge~ abgespielt haben. Bekpiele und Belege hiefür sind leicht zu erbringen. Hier nur einige wenige: E s ist weitsckiichtigbekctnnt,da;BEishockeyr$pieleran den dißsjbhrigen olympischen Spielen tailgenommen haben, die in für ihre speziaLeportliche Tätigkeit bezahlten Stellungen gestanden haben. Es sind F&dkpieler aktiv aufgetreten, die vor ihrer Abreise zu den 8pielen noch ihr tibliqhes Momtsgehdt für ihre sportliche Arbeit empfangenhaben. E s sind Eiskunst1Eluferinnen von Zehntausenden beklatscht worden, die ihrs Kunst seit Jabren gegen hohe Bezahlungen vordemonstriert haben. Es sind Skiläufer in nächste Nähe der olympischen Ehren gelaagt, die aeit Jahren gut bezahlte Skilehrerposten innehabenund inehrlicherWeise dies ohne weitem zugegeben haben. Nicht sie haben olymunehrlich gehandelt, kondern ihr pisches Landedsornitee, das in gemuer Kenntnis der Tatmchensich rücksiohtslo~übar diese Gesetzwidpigkeiten hinweggesetzt hat. Ali' d i w Beispiele sind offensichtiiche Nichtbeauhtun(gem des olympischen Grundgasetzes. Doch gibt es noch andere Formen, die vielleicht durch die Maschen einer laxen Statutintapetation mit Mijhe und Not hindmhschlüpfen können, die aber dem Geist iuid S i n n d a Gwtzes trotzdem ins Auge schlagen. Iet es fair und ehrlich, wenn man ganze Mamwchaften von Staat%wegen auf Monate, jja fast Halbjahre einbedt, um sie richtig vorzubereiten? Ist es gerecht, wenn diese Vertreter und w a r ihre Aqehörigen aller micteb.iellen Sorgen, um es eIegant zu sagen, enthoben werden? Ist das nicht e h ,,besondere" Art der VerdienstausfallEntsch&digung2 Ich nenne es, wenn nicht gerde Kollektivbetrug tun olympischen & W e n , eum mindesten nicksichtslo~tei Unsportlichkeitgegen den in ehrlicher Individuaiform sich varbereitenden Sporbkamemden. Ist es angebracht, da6 sportliche Lektungen mit der Goldmedailie geehrt werdm, wenn zwisohen der vdbrachtm Leistung und der MedailIen-Verabfolgung bldprrlmien abgegtben werden? Entspricht es dem vornehmen, makellosen und über d e n Zweifeln stehenden Gebt des Begründers dm olympischen Statuts,

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wenn zur Goldmedaille als Morgengabe ein höherer Berufsrang, eine besser bezahlte Berufsstelle, ein Eigenheim beigefügt wird? Geradezu grotesk aber wirkt es, wenn die olympische Goldmedaille für eine künstlerische Leistung verabfolgt wird, die ausgerechnet aus nur beruflich bezahlter Arbeit hervorgegangen ist. Nein! Das ist nicht mehr grotesk; das ist hundertprozentige Umkehrung des Anmteurgesetzes. Das ist vom IOC offiziell gebilligter und von ihm selbst durchgeführter Betrug am olympischen Grundgedanken! All' diese angeführten Beispiele zeigen mit erschreckender Deutlichkeit, wohin die Richtung geht, und zwar nicht etwa in stiller Verborgenheit, neiri, in schamlosester Offenheit. Heute gilt bereits die Macchiavell'sche Maxime: Erlaubt ist alles, was nicht geahndet wird. Doch gehen wir über vom Objektiven der Anklage zum Subjekt, an das die Anklage gerichtet ist. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) setzt sich aus einer bestimmten und eng beschränkten Anzahl von hochangesehenen und in gesellschaftlich führender Stellung sich befindlichen Herren zusammen, deren erste und wichtigste Aufgabe es ist, darauf zu achten, daß dem olympischen Hausgesetz in Geist und Tat nachgelebt werde. Sie sind also im wahren Sinne des Wortes die Siegelbewahrer des olympischen Gedankens. Wir zweifeln nicht im geringsten daran, daß ihre Auffassung restlos gentlemanlike sei, sowie daß sie über jede Zweideutigkeit erhaben seien. Das ist unsere Prämisse. Nun wurde mir von kompetenter Seite erklärt, es sei nicht Aufgabe des IOC, über die richtige Durchführung der olympischen Grundregel des Amateurparagraphen zu wachen. Das sei Sache der nationalen olympischen Komitees. Das IOC habe sich ohne weiteres an deren Mitteilungen zu halten. Die Hauptaufgabe des IOC ist also an Subkommissionen (nationale olympische Komitees) weiter gegeben. Demnach werden die Nebenaufgaben, die Repräsentation, zum Lebensinhalt des IOC. Gibt es denn kein Mitglied des IOC, das sich gegen eine solche Zumutung des Nur-Hampelmannspiels mit Händen und Füßen sträubt, das eine solche Aufforderung als große Anmaßung, ja direkt als Beleidigung ablehnt und verurteilt? Das IOC wählt seine Mitglieder selbst. Das ist Alpha und Omega seiner Wahlform. Man kann als Sohn eines demokratisch formierten Landes in guten Treuen über dieses Statut verschiedener Meinung sein. Doch das ist für den Moment nicht maßgebend. Wichtig ist die jetzige Fixierung des Statuts. Die Selbstwap des IOC zeigt deutlich an, daß diese Herren genau wissen, was sie wollen, und daß sie ebenso genau wollen, was ihnen persönlich und hoffentlich auch dem olympischen Gedanken nützlich erscheint. Man kann sich durchaus in diese Lage versetzen und diesen Aufbau als logisch, konsequent und zweckmäßig begreifen. J a man kann noch weiter gehen. Man kann diese Art der absolut autonomen Sichselbst-Ergänzung als die für den olympischen Gedanken einzig nützliche erklären. Wenn es demnach als folgerichtig anerkannt wird, daß die Form ungeteilt totalitär sei, dann ist es um so unbegreiflicher, daß man den Inhalt, den eigentlichen Regiemcngsakt, teilen Iäßt, ja sogar ungleich teilen läßt, indem man die Hauptaufgabe an untergeordnete Funktionäre abgibt und die Nebensache für sich selbst behält. Diese Feststellung erscheint als unbegreiflicher Widersinn, als sehr gewagte Unvorsichtigkeit; sie erweist sich geradezu als Fahrlässigkeit! Wer die oft fanatisch nationale Einstellung mancher Landesverbände kennt, der weiß zum voraus, daß der straffen Einhaltung des Amateurgesetzes sehr oft nach laxestem Gutdünken nachgelebt wird. Dieser Tatsache entsprechendes Gewicht beizulegen, sie auf das genaueste zu kontrollieren und zu überwachen, gehört aber unfehlbar ins Aufgabenheft des IOC. Formell steht also das IOC als imposantes Gebäude da, inhaltlich entpuppt es sich als tönerner Koloß. ,,Erkläret mir, Graf Oerindur, diesen Zwiespalt der Natur." I n überlebten Demokratien sind solche „Schein-Regierungsformen" leider oft gang und gäbe. Wie aber stellen sich die Vertreter von straff und logisch geordneten, autokratisch regierten Ländern zu dieser Inkonsequenz des IOC ? Ist es nicht bemühend, zu sehen, daß solche Vertreter sich ihre durchaus berechtigte politische Weltauffassung von den Kollegen mit gegenpoliger Ansicht über den Haufen werfen lassen? Ist es nicht fast eine Schmach, zu konstatieren, daß „die Zügel des Gespannes in den Händen der Stallknechte liegen, derweil man mit güldenen Ketten behangen behaglich in der Kutsche sitzt und nur die Aussicht genießt"? Ist das totalitäre Logik? Nein; das ist höchste Inkonsequenz; das ist Charakterlosigkeit! Doch nun genug der ,,bösen Worte"! Als Ausklang dieser Philippika erscheint es erwünscht, noch


eine sogenannte ,,kleine parlamentarische Interpellation" anzubringen. Wir formulieren sie wie folgt: „Hält es das IOC nicht für angezeigt, daß die oben genannten Zustände einer eingehenden Untersuchung gewürdigt werden? Nimmt das IOC weiterhin die Verantwortung für die kräftig aufstrebende Weiterentwicklung des Amateurbetrugs auf sich? Hält es das IOC nicht für richtiger und zeitentsprechender, die ganze Amateurfrage einer eingehenden Prüfung und den jetzigen Verhältnissen angepaßten Neugestaltung zu unterziehen?"

OLYMPISCHE WINTERSPIELE: S T R E I T F R A G E AMATEUR

- PROFESSIONNEL?

Von Baron Peter Le Port, Carmisch-Partenkirchen- Berlin ,,Es liegt an uns, dem Internationalen Olympischen Komitee zu erklären, daß seine Amateurformel auf den Skisport nicht übertragbar und für uns überlebt ist!" so schrieb Dr. Walter Amstutz h ,,Schneehasenc' 1935. Er sprach ein großes Wort gelassen aus, d e m jeder, der die Mentalität des Internationalen Olympischen Komitees und seines Präsidenten Graf Baillet-Latour kennt, weiß, daß der hohe olympische Senat nie und nimmer an seinen Statuten wird rütteln lassen. Er wird es nie und nimmer dulden, daß nur ein Komma oder Federstrich an seinen ~ r u n d s ä t z i ngeändert werden - geschweige denn an jenen Paragraphen, die das Alpha und Omega der Olympischen Spiele nach seiner Auffassung bildenl). I n Garmisch-Partenkirchen haben die Vertreter aller beteiligten Landesverbände auf dem FISKongreß 1936 unter und trotz des ungeheuren Eindrucks, den die IV. Olympischen Winterspiele hinterließen, einen Beschluß gefaßt, der ehrlicher und deutlicher nicht sein konnte. Es wurde damit der gordische Knoten der Amateurfrage angeschnitten. Es sollte nunmehr versucht werden, mit den unklaren und unwahren Amateurverhältnissen im olympischen Skisport aufzuräumen. Klipp und klar haben sich die Vertreter der der FIS angeschlossenen Verbände hinter ihre Thesen und vor ihre Auffassungen gestellt und verlangt: „Die FIS wird an den Olympischen Winterspielen 1940 nur unter der Bedingung teilnehmen, daß die Internationale Wettlaufordnung und ihre Regeln und Gesetze zur Anwendung kommen." Und genau so eindeutig hat das IOC auf seiner Sitzung, die während der XI. Olympischen Spiele zu Berlin ein halbes Jahr später stattfand, die Antwort erteilt. Die Vergebung der V. Olympischen Winterspiele 1940 wurde zunächst zurückgestellt bis zur Tagung, die das IOC im Juni 1937 in Warschau abhält. Im ,,Bulletin officiel" heißt es irn Sitzungsbericht wörtlich: ,,Le Comit6 d6cide de s'en tenir & la d6cision qu'il a prise & Oslo, n'admettant pas aux concours olympiques de ski les professeurs de ski r6tribu6s, et de ne dBcider de l'opportunit6 de c6lBbrer les Jeux d'Hiver en 1940 que lorsque la situation sera entidrement Bclaircie." Weder Japan, das nach der erfolgten ubertragung der XII. Olympischen Spiele den Vorrang auf das Winterolympia besitzt, noch Oslo, St. Moritz oder der weitere Kandidat Kanada haben also den ,,Zuschlag" erhalten. Was nun? Was geschieht? Werden olympische Skiwettkämpfe in Zukunft nicht mehr zur Durchführung kommen und damit Olympische Winterspiele überhaupt ausfallen? - Denn sicherlich wird kein Land eine wintersportliche Veranstaltung von solchem Ausmaß zur Austragung bringen wollen, wenn die Säule und der stärkste Pfeiler ,,Skisport" fehlt. Eigenartig. . . Bis zu jener denkwürdigen Sitzung des IOC im März 1935 in Oslo, an der ich in der entscheidenden Besprechung als Generalsekretär der IV. Olympischen Winterspiele 1936 teilnahm, hatte sich das IOC niemals ernstlich mit dieser heiklen Angelegenheit befaßt. Wohl kannte alle Welt oder die, die es wissen mußten, die Regeln für die Feier Olympischer Spiele und die Gesetze 1) Nichts ist statisch auf dieser Welt. Die Zeiten iindern nach diesem Naturgesetz, vielleicht auch die Ansichten und mit ihnen das Statut des IOC. Schriftleitung.


der FIS. Es war dazu bekannt, daß bei olympischen skisportlichen Wettkämpfen die technischen Regeln der FIS, die ,,IWOG,maßgebend sein sollen. Die einschneidende und bedeutsame Ausnahme in den Bestimmungen des IOC über die Teilnahmeberechtigung war jedoch nie beachtet oder von der aufsichtführenden Instanz reklamiert worden: „Zur Teilnahme darf nicht zugelassen werden: 1. wer wissentlich seinen Sport oder einen anderen berufsmäßig ausübt oder ausgeübt hat, 2. wer für Verdieristentgang eine Entschädigung angenommen hat." Fein brüderlich vereint starteten alle Skiläufer, die den Regeln der IWO entsprachen und die ihr Land als würdig erachtete, in Chamonix, in St. Moritz und Los Angeles. Ohne Bedenken und Sorgen unterschrieb jeder Teilnehmer die Eidesformel, die gemäß den Ausschreibungen Olympischer Spiele gefordert wurde. Man kannte eben irn Skisport keinen Unterschied zwischen dem ,,sogenannten Berufsskilehrer" und einem ,,Amateur6'. Wohl wurde gewissenhaft dieser oder jener ,,SkitrainerU oder ausgesprochene Sportlehrer, der nach der fairen Ansicht seiner Leute diesen Paragraphen nicht standhielt, nicht zugelassen. Im Grunde genommen war man jedoch sehr primitiv; und erklärte einfach: Wir haben die Verantwortung für die Meldung und erachteten diese Männer gemäß unseren Regeln als teilnahmeberechtigt. Und nie ist bei diesen drei Anlässen der Jahre 1924, 1928 und 1932 ein Fall bekannt geworden, der die höchste Instanz zum Einschreiten veranlaßt hätte. Da ging, während sich am Holmenkollen die traditionellen Skirennen abspielten, im KongreßsaaI in Os10 plötzlich ein Licht auf. Die Ruhe war gestört, das Feuer fing an zu brennen! Ein Frage- und Antwortspiel setzte ein. ,,IWO"- und ,,IOC"-Regeln wurden gedeutet. Man bemerkte auf einmal und stellte fest, daß es zwei Paar Schuhe gab. Gerade waren Abfahrt und Slalom - endlich - in das Olympische Programm aufgenommen. Fast wären sie das Opfer geworden. - Warum? Weil man sich jetzt keineswegs einig oder besser ausgedrückt klar war: Wer kann denn nun zur Teilnahme am Winterolympia im Skisport gemeldet werden? Verschiedene Länder besaßen den staatlich abgestempelten Skilehrer, der nach ihrer eigenen Ansicht nunmehr gemäß den IOC-Bestimmungen als ,,Professionnel" zu bezeichnen war. Wogegen andere Staaten noch nicht so weit waren (und auch heute noch nicht sind) und keine eindeutige Festlegung des Berufsskilehrers besitzen. Das Chaos war da. Es kam wie der Blitz aus heiterem Himmel. . . So geschah es also, daß mehrere Nationen zu Garmisch-Partenkirchen von der Meldung solcher Skiläufer, die das anerkannte Skilehrerpatent besaßen, Abstand nahmen. Die Schweiz und Österreich verzichteten gänzlich auf die Teilnahme in Abfahrt und Slalom, weil ihr olympisches VorbereitungsProgramm diese Tatsachen nicht berücksichtigt hatte und eine ruckhafte Umstellung kurz vor Beginn der Winterspiele nicht mehr möglich war. Wahrend andererseits Nationen, die den einwandfrei geklärten Begriff des ,,Berufsskilehrers" nicht kannten, sorglos die besten Skiläufer ihres Landes meldeten. Die FIS hat recht getan, wenn sie den Knoten der Amateurfrage anschnitt und einen Beschluß zum Vorschlag brachte, dem viele Vertreter ihrer Landesverbände damals im Rathaus zu GarmischPartenkirchen nicht leichtherzig zustimmten. Jeder wußte, was auf dem Spiel stand. Aber Ordnung muß sein! Es wird jetzt die Aufgabe des Internationalen Skiverbandes und des Internationalen Olympischen Komitees sein, die Angelegenheit zu ordnen, wenn wir weiterhin Olympische Winterspiele veranstaltet wissen wollen. Die von Dr. Amstutz vorgeschlagene Lösung ,,Meisterklasse" ist für daa IOC niemals tragbar, weil sie den Grundsätzen Olympischer Spiele nicht entspricht. Es hat auch gar keinen Zweck mit dem IOC darüber zu verhandeln, daß die Amateurregeln der FIS laut IWO für den Skisport im Grunde genommen die besten und richtigsten sind. Das IOC hat eben eine andere Einstellung, die mit dem olympischen Gedanken in Einklang zu bringen ist und sich der allgemeinen Auffassung des ,,olympischen Amateurs" anzuschließen hat. Wir haben in Garmisch-Partenkirchenim Februar 1936 Olympische Winterspiele erlebt, die überall in der ganzen Welt einen ungeheuren Eindruck hinterlassen haben. Sie waren eine für den Wintersport und insbesondere für unseren Skisport werbende Kundgebung wie noch nie. Wo haben bisher


sechzigtausend Menschen gestanden und Zeugen eines Slaloms sein können? Wo wurde bislang ein Skispringen in Mitteleuropa ausgetragen, dem hundertzwanzigtausend Menschen beiwohnten? Olympische Winterspiele sind für ein Land einmalig. Es wäre nie und nimmer richtig, auf sie für alle Male zu verzichten, weil sich Anschauungen gegenüber stehen, die unüberbrückbar erscheinen, aber zu überbrücken sind. Wollen wir Skiläufer in Zukunft an Olympischen Winterspielen teilnehmen - und das ist meines Erachtens unsere Pflicht -so gibt es wohl nur einen Weg, den wir zur Klärung dieser heißumstrittenen Frage einschlagen können: Wir müssen uns selbst innerhalb der FIS unter Zugrundelegung der IOC-Bestimmungen darüber einig werden, wer ,,Amateuru und wer ,,Professionnel" ist. Dann hat unser Weltverband hierfür die Verantwortung zu übernehmen und die Ordnung in seinem eigenen Stall zu garantieren.

A N M E R K U N G DER S C H R I F T L E I T U N G Die Olympischen Spiele zur Zeit von Pindar kannten keine Unterteilung in Amateur und Professional. Das Olympische Statut des 20. Jahrhunderts setzt sie für seine Spiele voraus nach dem bewiihrten Motto: ,,Keine Regel ohne Ausnahme".

Vor 2000 Jahren: „. . . und der Ruhm leuchtet weithin, der bei den Olympischen Spielen auf der Rennbahn des Pelops gewonnen wird, wo die Schnelle der Füße kämpft und höchste Spannung der Kraft. Wer dort siegt, der hat für sein weiteres Leben honigsüße Windstille." [Pindar, Olympia I] Heute : Dr. Lewald, Präsident des Organisationskomitees der Olympischen Spiele Berlin: ,,Amateur sein heißt, den Sport frei von Eigennutz und Gewinnsucht betreiben mit dem alleinigen Ziel der Vervollkommnung und nur zur Ausbildung der seelischen und körperlichen Eigenschaften, die Staat und Volk von ihren Bürgern verlangen. Der Amateurgrundsatz ist hoch und heilig. Nur solange Sport nicht ein selbstischer Zweck, sondern sittliche Pflicht, nioht schales Vergnügen und öde Erlebnissehnsucht, sondern Zucht und Hingabe an ein höheres Ziel ist, darf ihm ein solches Fest bereitet werden. Nur dann ist er würdig der Förderung aller Regierungen und Völker, nur dann verdient er die Begeisterung der Jugend und die Teilnahme des Alters." Das Deutsche Nachrichtenbüro meldet am 12. August 1936: Berlin, 12. d. (DNB.) Der Reichskriegsminister hat den Feldweibel Schwarzmann wegen seiner hervorragenden Leistungen bei den olympischen Turnwettkämpfen zum Leutnant befördert. Der ,,Sport" berichtet am 21. August 1936 (Nr. 111): Merkwürdig, daß ein Protest gegen die Amateurqualifikation immer erst erfolgt, wenn der Betreffende oder seine Mannschaft siegt oder siegen könnte. Kommt er nioht zum Sieg, kräht kein Hahn darnach. Könnte nicht für solche Proteste ein bestimmter Termin festgelegt werden? Die ,,NZZU am 12. August: Wie man aus Kiel erfährt, richtete sich der Protest gegen die Amateurqualifikation des Steuermannes Noverraz; die schweizerische Equipe hat sich an die Jury d'appel gewendet, die letzte Nacht tagte. Erhebungen an zuverlässiger Stelle haben ergeben, daß Noverraz vor einigen Jahren von der bekannten Jachtbesitzerin Virgine Herriot als Steuermann verpflichtet worden war, aber seither von der nationalen Behörde für Segelregatten längst wieder als Amateur anerkannt und daher auch gemeldet wurde. Die olympischen Bestimmungen sagen ausdrücklich, daß die Qualifikation der Wettkämpfer den Landesverbänden zusteht. 1)

Ernst Curtius, Olympia, Atlantis Verlag.


Der FIS-Kongress tagt i n misch -Partenkirchen. Am 14. 11.1936 hat die oberste Skibeharde beschlossen:

Die FIS

wird sich an den Olympischen Winterspielen 1P40 beteilige unter der Bedingung, dass d Wettlaufordnung der FIS zur

0STuAARD (Nomegen), Prllsldent der FIS. verlangt klaren Entscheid, damit das CI0 sich darauf einstellen kann. BLANCHON (France) verlangt Starterlaubnis für Skilehrer. HENTSCHEL (Ssterreich): Wir Skileute

entscheiden

selbst

aber den Amateurbegriff.

TRETER: S CH U LER

(Schweiz):

Schwelzerlsche stellt den Antrag.

Der

Skiverband dass alle

Skileufer Kameraden sein sollen; w i r verlangen. dass die Skilehrer an den Olympischen Spielen startberechtigt

sinr'

I

I I

MOSER (C. S. R.): Die Skifederation setzt Bedingungen f i i r Skirennen

fest,

von

denen

selbst ein Cl0 nicht abweichen

I

darf. SCHMIDT (Deutschland):

Es

ist völlig untragbar, dass w i r uns

vom

CI0

machen lassen.

Vorschriften

L

I Major N . R. Ostgaard, Norwegen, Präsident dtv F I S 2 Baron Peter Le Fort, Deutschland 3 A . Unidovec, Jugoslavien 4 Conte Aldo Bonacosua, Italien 5 Graf C . U.D . Hamilton, Schweden 6 Dr. H . Votsch, Deutseiüand 7 Ingv. Smith-Kklland, Norwegen 8 Take Aso, Japan 9 Dir. A . Palrnros, Finnland 10 Saarinen, Finnland


I1 Pime de la Chapeile, France 12 Dr. P. Minelb, France 13 Dir. K . Merz, Österreieh 14 N . Dybwad, Norwegen 15 Dr. F . Lßcq, Franea 16 Dr. Jaroslav Moser, Tschechoslowakei 17 Dr. R. Eentschel, Österreich 18 Arndd Lunn, arofibritannien 19 Dr. Pranz .Wartin, Österreich 20 a u y Schrnidt, Deutschland 21 A. Kunstdj, Jugoslavien 22 K . Jarol6mek, TschechoslowaM 23 Dr. K . Finger, Tsclrechoslowakei 24 J. Gar&, S p a n b n 25 Aladar Hensch, Ungarn

Phdos: Dr. Walter Artmstutz


DER ORTLER DURCH D I E MlNNlGERODERlNNE - E I N E SKITOUR Von Dr. Oskar Hug, S A S , Zürich Bei der Vorbereitung unserer diesjährigen SAS-Ostertour ins Ortlermassiv hatte mir die Frage einer möglichst skimäßigen und doch auch bergsteigerisch interessanten Besteigung des Ortler einiges Kopfzerbrechen gemacht. Der Nordaufstieg von der Payer Hütte kam nicht in Frage; er war mir zu abseits gelegen und mit zuviel Zeitverlust verbunden; auch zu lawinengefährlich. Die Westanstiege fielen, weil für Ski völlig ungeeignet, ohne weiteres dahin. Von Süden, dem Rifugio V. Alpini, gelangt man via Passo alt0 mit den Ski wohl leicht auf eine Hohe von 3537 m ; aber die Winterbegehung des OrtlerSüdgrates ist nicht jedermanns Sache, auf alle Fälle nicht die einer Kolonne von 8 bis 10 Mann. Es blieb also nur die Ostseite übrig, mit dem Rifugio di Coston (2611m ) als geeignetstem Ausgangspunkt. Daß der Hintergrat (0.S. 0.-Grat) im Winter und Frühling hie und da begangen wurde und als nur mäßig schwierig galt, war uns bekannt. Das ist aber keine Skitour, denn schon knapp eine halbe Stunde nach Verlassen der Hütte werden die Ski ausgezogen, so daß sozusagen die ganze Tour sich zu Fuß und ohne Bretter abspielt. Ich gelangte also ganz automatisch, per eliminationem, zur Frage des Südostflankenanstieges. Ein Blick auf die Karte bleibt übrigens, unter dem Gesichtspunkt der Skitour, zuerst hier am Soldagletscher hängen. Dieser letztere imponiert durch sein gleichmäßiges, sehr angenehmes Gefälle, seine Lage (Ostabfluß), sein weites Hinaufreichen an den Berg (bis 3300 m) und seinen sehr bequemen Zugang von der Coston Hütte aus. Er versprach eine, wenn auch kurze, doch lohnende Abfahrt. Ein Blick in die Literatur ergab allerdings ein anderes Resultat. Vom oberen (Nordwest-) Ende des Soldagletschers zieht sich eine steile Schnee- (im Sommer zweifelsohne Eis-) Rinne empor zum obersten Teil des Hinterberggrates. Ihre Hohe mag gut 400 m betragen. Sie wurde erstmals anno 1881 von Minnigerode begangen und trägt seither den Namen Minnigeroderinne. Von ihrer Begehung wird in den mir zur Verfügung stehenden Führern (Bonacossa: Guida dei monti d'Italia, Regione dell'ortler, 1915; Meyer: Der Hochtourist in den Ostalpen, Bd. VI, 1930) jedoch dringend abgeraten, und zwar wegen frühzeitiger, meist totaler Vereisung, wegen Lawinengefahr nach Neuschnee und wegen starker Steinschlaggefahr. Meine langjährige Erfahrung im Hochgebirge hat mich aber gelehrt, daß man einerseits bei Führern älteren Datums wohl hie und da etwas kritisch sein darf, da sie vorwiegend und mit Recht auf den weniger geübten Touristen zugeschnitten sind, und daß andererseits gerade die steileren Anstiege im Spätwinter meist ganz andere, sehr oft wesentlich günstigere Verhältnisse darbieten als im Sommer und im Herbst. Ich entschloß mich also, auf alle Fälle die Sache mal aus der Nähe anzusehen und dann je nachdem zu handeln. Das Ergebnis war - das sei hier vorweggenommen - ein in jeder Hinsicht durchaus günstiges. Diese Tatsache drängt mich daher, den untenstehenden Tourenbericht zu veröffentlichen unter der Voraussetzung, daß diese unsere Erfahrung verschiedentlich nachgeprüft werden möge. Vielleicht machen andere gleiche oder ähnliche Erfahrungen, womit dann die Frage ,,Ortler als Skitour" besser als bis anhin gelöst wäre. Samstag, den 4. April, waren wir, eine Gruppe von 16 Skifahrern - vorwiegend des SAS -, bei ordentlichem Regenwetter in Solda angekommen. Am Nachmittag erfolgte der übliche Anstieg zur Coston Hütte in 2, teilweise 2% Stunden. Es fiel reichlich nasser Schnee bis auf ungefähr 2500 m. Bei der Hütte selbst war der Schnee fast trocken. Überall hing dichtes Gewölk an den Bergen. Es schneite bis tief in die Nacht hinein in ruhigem Tempo weiter. Andern Tags standen wir früh 6 Uhr auf. Ein tiefblauer Himmel begrüßte uns. Bei unserm Abmarsch von der Hütte, eine Stunde später, emp. fing uns bereits strahlender Sonnenschein. Den Gletscheranstieg in halbfußhohem Pulverschnee empfanden wir als restloses Vergnügen. Die Piste war erstklassig. Nach 1 '/2stündigem Anstieg standen wir direkt unterm Randschrund am östlichen Rand der Minnigeroderinne. In der Hohe fing es bereits an, ordentlich zu nebeln. Der Himmel über uns war bedeckt. Gegen Osten aber hatten wir klare Sicht. Es wurde allmählich kälter im Schatten. Die Anstiegsrinne zeigte sich uns in scheinbar bestem Zustand. Ihre Steilheit schien uns mäßig; auf keinen Fall schreckte sie uns ab. Fünf von unserer Sechszehnergruppe zogen es immerhin vor, wieder umzukehren; sie fühlten sich doch nicht genügend berggewohnt für den weiteren Anstieg. Wir übrigen elf vertauschten die Ski mit den Steigeisen und die Stöcke mit dem Pickel. Die erste Partie ging ohne Seil, die nachfolgenden am Strick. Der Randschrund war eine Spielerei. Wir stiegen vorsichts- und probehalber nicht gleich in der Rinne empor, sondernwählten vorerst eine Art Couloir zwischen den unteren Felsköpfen am Rinnenostrand. Es zeigte sich aber nach-


Orllrr

Gon

Cassatihutte. Pholos : Dr. 0.Hug

her, daß wir risikolos (an diesem Tag!) gleich in der Rinne hätten ansteigen können. Ohne Mühe erklommen wir die ersten 100 Meter. Dann bogen wir nach links (Westen) in die eigentliche Rinne hinein und stiegen längs deren Ostrand weiter empor. Die Hangverhältnisse waren denkbar günstig: kompakter, gefrorener Altschnee, darüber etwa 10 cm Pulverschnee. Die Eisen faßten wie gewünscht. Eine unter uns weilende Skikanone meinte: ,,Schade, daß wir die Ski nicht mitgenommen haben; das gäbe, wenigstens im unteren Rinnenteil, eine feine Slalompiste." Das war immerhin etwas zu viel gesagt. Halbwegs der Rinne zweigt ein etwas weniger geneigtes Schneeband nach rechts aufwärts (NO) Richtung Hinterberggrat ab. Wir zogen es vor, in der alten Richtung weiter anzusteigen, trotzdem der Hang rechts leichter schien. Der Felskopf direkt ob uns gab uns gegen eventuell doch mögliche Schneerutsche besten Schutz, und dieser Faktor war für uns maßgebend. Diesen Felskopf umgingen wir links (westlich). Hier trafen wir das steilste Rinnenstück. Der Schnee war hier ordentlich vereist und deshalb, resp. wegen der großen Teilnehmerzahl und in Anbetracht des Abstieges auf dieser Route, wurden etwa 100 große Stufen geschlagen. Oberhalb des Kopfes trafen wir weicheren und tieferen, aber stets kompakten und mit der Tiefe fest gebundenen Schnee. Der Anstieg von hier bis zur Grathcihe bot gar keine Schwierigkeiten. Wir rasteten am westlichen Ende des hier felsigen Grates auf geschützten, plattigen Felsblöcken eine gute halbe Stunde; der Anstieg vom Randschrund bis hierher beanspruchte knapp 2 1/2 Stunden (langsam und sehr vorsichtig gegangen). Hier verließen uns drei Kameraden, d. h. sie stiegen gleich wieder ab, da der weitere Gratanstieg bei dem jetzt völlig nebligen, mit Schneetreiben vermischten Wetter sie nicht weiter lockte. Wir übrigen acht stiegen über den obersten Mittelberggrat weiter und gelangten nach weiteren 1 i/2 Stunden auf den Gipfel. Die Felsstufen im Grat verlangten vorsichtiges Gehen. Es gab einige heikle, aber nicht direkt schwierige Klettereien im gut verschneiten Fels. Oben auf dem Gipfel (3899 m ) genossen wir für kurze Zeit Sonnenschein und teilweise freien Ausblick nach Norden. Das Wetter war also zuverlässig, das Nebeltreiben und das Flockengewirbel harmios. Der Anstieg von der Hütte bis zum Gipfel war durchwegs ein Genuß; wir hatten nie das Empfinden von objektiv bestehender Gefahr. - Zum Abstieg benützten wir die gleichen Spuren. ober die zwei obersten Felsstufen seilten wir einfachheitshalber ab. Bis zum Rastplatz am Grat benötigten wir wiederum 1 1/2 Stunden; die Rinne erledigten wir spielend in knapp 3/4 Stunden, und die äußerst genußreiche Gletscherabfahrt dauerte leider nur ein knappes Viertelstündchen. Wir alle waren von der Tour restlos befriedigt, trotz der großtenteils mangelnden Sicht. Auf alle Fälle boten uns - bergsteigerisch gesprochen - die nachfolgenden Touren Cima Venezia (3385 m), Cevedale (3778 m), Gran Zebru (3859 m) und Tuckettpaß (3346 m) weniger als dieser Ortleranstieg. Dafür gewannen wir die restlose Überzeugung, daß diese letztgenannten Berge Skitouren par excelleace darstellen, besonders von einem so hochgelegenen und komfortablen Standquartier aus, wie es die Cassati Hütte (3269 m) ist. Unsere SAS-Ostertour 1936 durch das Ortlermassiv war ein richtiger Hochgenuß. Am meisten aber hat uns die Ortlerbesteigung gefreut, weil sie uns zeigte, daß der Ortler auch im Winter ohne Schwierigkeiten erstiegen werden kann und dies zu einem großen Teil auf den Brettern. Die Minnigeroderinne erscheint mir unter analogen Verhältnissen als durchaus empfehlenswert.


E I N SKI- UND FERIENHAUS

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Von Willy Biirgin, SAS, Ziirich Nebenstehendes Skihaus ist für einen kleinen Ski-Club entworfen worden, der ansäßig werden möchte - sagen wir etwa für eine Sektion des SAS. Es ist für 12-17 Personen bestimmt. Baubeschrieb : Erd- und Maurerarbeiten : Aushub und Planie des Terrains, ohne Sprengfelsen. Sockelmauerwerk in Bruchstein oder Beton, je nach den örtlichen Verhältnissen. Betonmauerwerk mit Rohverputz. Nur ein Teil des Hauses ist unterkellert, die übrigen Räume erhalten einen Hohlraum. Zwischenwände von Küche und Schlafzimmer in 12-cm-Backsteinmauerwerk. Kamlisation : Grube zweiteilig in Beton mit Abteilung und Sickerschacht. Zimmerarbeitea : Holzkonstruktion in Blockverband, Rund- oder Kantholz. Ausfiihrungsart nach eigenen Systemen der Unternehmer. Decken mit Schrägböden und Zwischenfüllung. Dachkonstruktion : Sparrenlage mit roher Dachverschalung, 2 4 rnm stark mit einer Lage Dachpappe eingedeckt, mit solidem Schindeldach samt Dachrinnen in Holz. Schreiner- und Qlaserarbeiten:Fenster in Föhrenholz mit Halbdoppelglas samt Futter und Verkleidung mit Beschlägen. Jalousien glatt mit Einschubleisten und solidem Verschluß gegen Einbruch. Türen als Zweifüllungstüren mit Sperrplatten mit Futter und Verkleidungen und einfachem Beschlag. Küchenaz~bau: Küchenbüffet, Abstelltisch mit Kastchen. Vorratsraum mit den nötigen Gestellen. Schlafzimmerausbau: 3 Zimmer a je 4 Pritschen, je 2 übereinander angeordnet. Kleiderkästen. Wohnzimmerausbau mit sichtbarer Deckenkonstruktion, Hochtäfer in Sperrholz an den beiden Außenwänden. Innenwände verputzt. Möblierung : Eingebaute Sitzbank mit Rückwand mit großem Hartholztisch und 6 Stabellen. Büchergestell neben Kamin. Verschiedenes : Skirechen im Vorraum. Werkbank mit Tablaren für Hausschuhe im Vorplatz. Wand- und Deckenverkleidung in sämtlichen Räumen mit Isolierplatten oder Fastäfer. Böden: Vorplatz und Küche mit großen Ziegelplatten. Wohnzimmer als Bauernboden mit dunklen Friesen und Langriemen in Eichenholz. Zimmerböden in Tannenriemen 27 cm. Installationen : Fassung einer Bergquelle und Zuleitung zum Brunnentrog. Brunnentrog aus Holz mit Standrohr. Wasserzu- und -ableitung. Sanitäre Installationen :W. C . mit direkter Spülung. Leitungen innerkant Hausmauer, angenommen zu Küche, 3 Toiletten mit Spiegel, Glastablare, sowie die notwendigen Wasser- und Abfall-Leitungen. Elektrische Installationen: Hauseinführung und Hauptleitung von der Hauseinführung bis zu den Zählern geführt mit Sicherungstableau. 8 Verteilleitungen in den Räumen in geschlossener Montage. Kachelofen im Wohnzimmer mit Einfeuerung von der Küche aus nach Skizze. Kamin im Wohnzimmer halbrund mit Chamottesteinen ausgemauert nach Skizze. Kochherd. In der Küche, vierlöchrig für Holz- und Kohlenfeuerung mit Wasserschiff und Zug durch den Kachelofen. Elektrisches Rechaud, zweiteilig. Verschiedenes und Bergtransport bis zirka 1700 m Höhe, ohne Zufahrtsmöglichkeit.




2. TEIL

PRHSIDIAL-, S K I -

U N D CLUBBERICHTE

SAS 1935136 Von DT.H . Binder, Zentralpiisident des SAS, Ziirich

Nach dreijähriger Amtsperiode hat der Zürcher Zentralvorstand das Schneehasen-Zepterin die Hände seiner Genfer Kameraden gelegt - vielleicht etwas amtsmüde. Aber die Zeit verfliegt rasch und in der Erinnerung bleibt nur das Schöne haften. So empfinden wir heute scho~ifast wehmütig, daß die vielen Stunden kameradschaftlicher Zusammenarbeit und fröhlicher Erlebnisse der Vergangenheit angehösen. Dieser kurze Rückblick gibt mir Anlaß, allen SAS-lern für das mir persönlich und den übrigen Mitgliedern des Zentralvorstands stets entgegengebrachte Vertrauen und für die uns immer zuteil gewordene Unterstützung herzlich zu danken. Ganz besonderen Dank aber bin ich meinen Freunden vom Zentralvorstand schuldig, die durch ihre rege, wertvolle Mitarbeit mir meine Aufgabe gewaltig erleichterten. Ich hoffe, daß die gleiche Bereitschaft zu kameradschaftlicher Zusammenarbeit auch die Tätigkeit des neuen Zentralvorstandes ersprießlich und angenehm gestalten wird. Es freut uns, daß mit der Sektion Genf als neuem Vorort für die Amtszeit 193&39 erstmals eine westschweizerische Sektion die Führung des SAS übernommen hat. Dafür, daß der SAS gut geleitet wird, bürgt der neue Zentralpräsident Herr Dr. Jean Juge, Genf. Das aus den üblichen Geschehnissen hervortretende Ereignis des Clubjahres 1935-36 ist die Gründung einer zweiten westschweizerischen SAS-Sektion. Unsere Genfer und Berner SAS-ler haben es fertig gebracht, daß unter dem für eine gesunde Entwicklung dieses jüngsten SAS-Stammes volle Gewähr bietenden Präsidium von Georg de Lavallaz in Lausanne eine weitere Sektion des SAS gegründet wurde, deren gutes Gedeihen von unseren besten Wünschen begleitet sei. Als Neuheit auf rennsportlichem Gebiet wurde im Winter 1935-36 erstmals ein Wettkampf zwischen italienischen Studenten und SAS-lern ausgetragen. Der Erfolg dieser in den Gefilden des Grab Sasso durchgeführten Rennen war ein so durchschlagender, daß er hoffentlich den Anstoß zu einem alljährlich wiederkehrenden ,,Itala-Swiss“ gegeben hat. Das traditionelle Anglo-Swiss fand zur Genugtuung seiner Gründer wieder in Mürren statt, das auch Schauplatz der ASAL und SHM war, die dem SAS als Organisator und unseren in allen Disziplinen sehr gut klassierten Aktiven einen Erfolg auf ganzer Linie eintrugen. Der Zürcher Zentralvorstand kann nach Ablauf seiner Amtsperiode mit Befriedigung feststellen, daß er sein Ziel, unter den einzelnen Sektionen wirklich freundschaftliche Beziehungen hochzuhalten, erreichte und in seinem Bestreben, Ansehen und Interessen unseres Clubs immer auf das Beste zu wahren, wohl die richtigen Wege ging. Die von den Bernern seinerzeit übernommene Skiheim-Fragemüssen wir leider ungelöst an unsere Genfer Nachfolger abtreten - mit dem Wunsche, daß ihre Bemühungen bei unseren Mitgliedern mehr Gehör finden und auf einen fruchtbareren Boden fallen mögen. Unser Mitgliederbestand wies im Frühjahr 1936 folgende Zahlen auf: 9 Ehrenmitglieder, 92 Aktive, 134 A. H., total 235 Mitglieder. Der SAS wächst von Jahr zu Jahr. Daß sich seine Entwicklung nicht nur in die Breite, sondern vor allem auch immer auf die Höhe unserer alten und obersten Club-Ideale vollziehe, ist unser innigster Wunsch und soll für die Zukunft des SAS richtunggebend bleiben. Ski-Heil SAS!

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DR. HANS L A U P E R Mit 40 Jahren haben sie Hans Lauper diesen Herbst zu Grabe getragen. Das Schicksal ist grausaui. ~ U L U Tage vor seinem Tode blickte er zum letzten Male von der Großen Scheidegg in seine geliebten Berner Berge, mit deren Nordabstürzen sein Name in der Geschichte des Alpinismus auf ewige Zeiten verbunden sein wird. Eine heimtückische Krankheit, die schon jahrelang ihr verderbliches, unsichtbar zernagendes Handwerk trieb, hat plötzlich und unverhofft wie ein Blitz aus heit,erem Himmel einen Menschen im blühenden Mannesalter vernichtet. Lauper war ein Mann von Format, ein Mensch, der seinen Beruf als Berufung auffaßte und als Zahnarzt nicht nur Bedeutendes, sondorn Außergewöhnliches leistete. Und neben dieser hohen Pflichtauffassung gegenüber Familie und Beruf war Lauper einer der größten Bergsteiger seiner Zeit. Hier ist nicht der Platz, seine zahlreichen alpinistischen Erfolge ausführlich zu würdigen. Ein Buch, das Lauper als Mensch und Bergsteiger behandelt, wird von Othmar Curtner vorbereitet. Lauper war ein vielgereister Alpinist und Skifahrer, der sich sowohl in den Alpen wie in Amerika einen Namen schuf. Sein Lieblingsgebiet war das Berner Oberland, wo er durch die erste Bezwingung der Nordwände des Eiger, Mönch und der Jungfrau, der Ebnen Fluh und des Breithorn alpine Geschichte gemacht hat. Ein jeder Alpinist, der den Band Jungfraugebiet des neuen Führers des Berner Oberlands zur Hand nimmt, wird nicht nur die sportliche Leistung dieser Fahrten, sondern auch die Genauigkeit und Gründlichkeit dieses Führerbandes bewundern, der nach unserer Auffassung mit zu den besten Alpenführern gehört, die je erschienen und dessen Bearbeiter Hans Lauper war. Hans Lauper war einer jener beneidenswerten Menschen, den Freund und Feind aufs höchste achteten. Seine Zuverlässigkeit und sein gerader Charakter waren Merkmale, wie man sie so ausgeprägt nur bei wenig Menschen findet, und sein Urteil - wenn schon manchmal hart - war immer gerecht. Seine beißende Ironie entbehrte nie eines gewissen Charmes. Nichts war ihm verhaßter wie das Philisterturn, was ihn mit all seinen übrigen wertvollen Charaktereigenschaften dem Schreibenden zu einem der liebsten und achtenswertesten Freunde machte. Und auf diese Freundschaft konnte man stolz sein. Hans Lauper, wir finden keinen bessern Abschied von Dir, als ihn unser gemeinsamer Freund Captain Farrar einst in die Worte kleidete: W .A. A great cornrade nevcr dies - he only goes before.


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D A S 11. A N G L O - S W I S S R E N N E N Murren 9. Januar 1936 .,

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Von Heinrich Fueter, SAS,Zurich

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Es war ein sehr umständlicher, h ß e r s t akademischer Weg, den unser doppel-ein(s)maligesAnglo-Swiss-Treffen nach glücklich bestandenem Dezennium dieses Jahr ging. Prestige, Finanzen, Tradition und Neulandprinzipien jagten sich, in Lettern festgelegt, herüber und hinüber, hallten hingeknurrt durch Kabel und Drähte, waren Hebel und Hindernis, bis daß der neunte Jänner den Schiltgrat und seine zweimal sechs Kämpen mit abertausend winzigen Flocken friedlich überrieselte. - Später dann, als der Frühling bereits wieder unsere Berge ., unerquicklichen Novemaus Kleinlichkeit „weniger", St. Moritz nicht aus Eigennutz ,,mehr offerierte" (so nämlich hieß das vielzitierte, schöne Wort!). Doch die Rückkehr zum angestammten Oberland, nach der einmaligen Escapade an die Corviglia, war durchaus sinngemäß. Wir wollen unterscheiden zwischen Tradition und Tradition. Sie kann lebendige Erinnerung oder für das Anglo-Swiss voll ,und ganz zu. Nicht, daß wir die Freundschaft engherzig an einen Ort binden möchten, aber wir wollen einmal gsorte wiederempfinden. 1 1. - .Pas ist keine alberne Sentimentalität, sondern eine achtenswerte Angelegenheit des Gefühls, deren Richtigkeit

. . - -fAblich ist es, daß selbst der spannende Stand von 5 : 5 dem Rennen seinen friedlichen Kampfgeist (dieses Paradoxon existiert !) nicht zu nehmen vermochte. Das Equilibre hat auch nach dem verdienten Sieg des SAS, dem neuen Ergebnis 6 : 5, nicht um eine Nuance gezittert. Die innere Gleichheit, Wohlgesonnenheit und Fairpess dieses Wettkampfes ist wohl einmalig! , . Zu den alten Freundschaftsfahrern Streiff, Kaech und Müller gesellten sich Galatti, Ren6 Jaeger und Senarclens. Bei den BUSC-Mannen waren Raeburn und Green allein ,,altes Kaliber", mit Tomkinsori und Kessler : vor allem hatten sie gute Neulinge; de Cosson und Sydenham vervollständigten die Sechs. ::-DieKandahar-Strecke trug über glasigem Grund eine kleine trügerische Prise Neuschnee. Die Sicht war durch Nebel- und Schneetreiben schlecht, ergo, Tücken allerorts. Die Fahrer nahmen nur für einen winzigen Moment feste Gestalt an, dann verschwanden sie in milchigem, schleierhaftem Grauweiß: Tomkinson fährt mit Flair, Raeburn hat Streckenkenntnis, Streiff „Kopf", Senarclens Wucht, Gallati zuletzt keine Brille, Green Stand, ' Kaech Eleganz und Jaeger zuviel Hocke. Dies ist auch ihre Rangfolge. Fügen wir hinzu, daß bei den Schweizern das Teamfabren stark zum Ausdruck kam. Es ging ihnen nicht um eine Bestzeit, sondern um das MannschaftsKlassement. Was sich die SAS-ler diesmal vorgenommen hatten, haben sie auch im Sturm des Gefechts gehalten. Wem Arnold Lunn einen Morgen lang sich selbst überlassen ist mit zwei Dutzend Stangen, so heischt seine philosophische Natur ihr Recht. Dieser Geltungsanspruch ist geradezu äußerlich sichtbar. Eine mittelalterliche Kapuze überdeckt seinen bekannten Hut und unter diesem äugt eine riesige Hornbrille. Fast mystisch ist das Sinnen und Handeln dieser stangenbewehrten Figur am Nursery-Hang, deren kauzige Originalität Nebelschwaden umschleichen. Wir haben sie oft der allzugroßen Kniffligkeit iin Flaggenwald bezichtigt, diesmal täten wir ihr Unrecht. Der Slalomwar rasch, offen, - ja verführerisch schnell, gerade dort am schnellsten, wo eine Lum'sche ,,Reminiszenz" die Piste zierte: ein Bastard aus wülstiger Schneise und engschlündigem Rechtstor. Zum Schluß fegten die Zwölf demonstrativ zwischen den Zuschauern durch eine hunte Vertikale, beim ersten Lauf nach dem Ziel einer währschaften ,,Holzhurd" entgegen, nach dem zweiten hinein in freien, sonnenbeschienenen Sulz. Gerade im zweiten Gang zeigten sich die Taktiker. Streiff als Letztfahrender zeigte sich hier, einmal mehr, allen anderen überlegen. Jedes Tor schwang er fein säuberlich gerade in jenem kleinen Fleckchen an, das noch kein anderer blankgescheuert hatte. Jaeger verhalf zum zweiten ehrenvollen Slalomplatz. Er überraschte sich selbst, Kameraden und Publikum. An nächster Stelle steht Digby mit dem witzig kleinen Schnurrbart. Sein Kombinationsresultat steht nur um einen Bruchteil hinter demjenigen Streiffs. Die Schweizermannschaftkam durch ihr ruhigeres Fahren zum zweiten Erfolg und geht aus dem Kampf mit großem Vorsprung als Kombinationssieger hervor. Die neue Kombinations-Bewertungsmethode Schulers, befürwortet von Lunn, hat unser2.0$%~ndi Gurtner nicht mit Unrecht mit dem Rätsel-Witz . . . und wie alt ist dann der Kapitän? verglichen. :7 .:l? ;,.ilaF?$ z%e"iZ" Gegenüber dem Vorjahr ist vor allem die Verschiebung in Abfahrt und Slalom auffallend. Erstere Engländer an der Spitze, letztere zwei Schweizer. Die Tips lauteten eher umgekehrt. Das Anglo-Swiss-Dinner hat auch diesmal seinen ganzen Zauber den fröhlichen Abendstunden verliehen. Da liegt plötzlich Resultat, Sieg, Kampf und Besiegtsein weit hinter uns. Der Skipapst spricht, King George und Mutter Helvetia werden geehrt, die Captains replizieren, wir singen die Lieder jeder Heimat und die Strophen mit den Texten aller Gattung, wir freuen uns des Daseins, - der Vergangenheit und des Weiterlebens des Anglo-Swiss !


RESULTATE 1. ABFAHRT vom 9. Januar 1936, vormittags

Rang 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Name J. A. Tomkinson Digby Raeburn Viktor Streiff J. de Senarclens Rudolf Galatti C. P. Green

Club BUSC BUSC SAS SAS SAS BUSC

Min. 2 2 3 3 3 3

Sek. 53,O 59,2 00,2 04,4 10,6 15,O

Rang 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Name Arnold Kaech Ren6 Jaeger W.D.Kessler T. S. Sydenham-Clarke Max M端ller C. A. de Cosson

Club SAS SAS BUSC BUSC SAS BUSC

Min. 3 3 3 3 3 4

Sek. 15,4 19,s 24,2 32,2 46,8 22,6

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4

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Mannschaftszeit Abfahrt:

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Britische Mannschaft (J. A. Tomkinson, Digby Raeburn, C. P. Green, W. D. Kessler, T. S. Sydenham-Clarke): total 16 Min. 03,6 Sek. Schweizer Mannschalt (Viktor Streiff, J. de Senarclens, R. Galatti, Arnold Kaech, Ren6 Jaeger): total 15 Min. 50,2 Sek. Die Schweizer Mannschaft gewinnt die Abfahrt mit 13,4 Sekunden.

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2. SLAT'OM vom 9. Januar 1936, nachmittags

Rang Name

Club

Viktor Streifi Ren6 Jaeger Digby Raeburn W. D. Kessler Arnold Kaech C. P. Green Rudolf Galatti J. A. Tomkinson J. de Senarclens Max M端ller T. S. Sydenhanl-Clarke C. A. de Cosson

SAS SAS BUSC BUSC SAS BUSC SAS BUSC SAS SAS BUSC BUSC

Mannschaftszeit Slalom: Schweizer Mannschaft Britische Mannschaft

1. Gang Sek. 44,8 44,0 44,6 46,6 47,2 50,O 41,4 41,8 52,6 46,0 49,2 aufgegeben

2 . Gang Sek. . 47,8 49,4 49,O 48,6 50,4 48,8 59,8 60,O 49,s 59,O 58,6

Min. Sek. 8 07,2 8 17,2

Der SAS gewinnt das 11. Anglo-Swiss-Rennen mit 26 Minuten 23 Sekunden gegen 26 Minuten 49 Sekunden (neue FIS-Wertung). Die beste kombinierte Einzelleistung vollbrachte Viktor Streiff, SAS, der gegen Digby Raeburn mit O,2 Sekunden gewann.

G . Michel

350

- Dr.

H . Binder - Take Aso.

Photo: H . Steiner

I


12. AKADEMISCHE SKIWETTKHMPFE ALLER LHNDER(SAS-RENNEN.) UND 12. SCHWEIZERISCHE HOCHSCHULMEISTERSCHAFTENn Murren 17. -19. Januar 1936 Von Heinrich Fueter, SAS, Zürich VORSCHAU U N D ABFAHRTSRENNEN

Elf Male ist es Winter geworden, seit einige Briten und Schweizer Akademiker erstmals bunte Flaggentore in die Mürrener Hänge steckten und talwärts ziehende Kameraden mit der Stoppuhr maßen. Jener ideale Wettstreit von damals - ohne Prätentionen und falschen Heroismus - ist einem sprihenden Funken vergleichbar, der jährlich ein Feuer entfacht, das drei Tage hindurch lodert und brennt. Die ASAL- oder SASRennen sind soviel mehr als nur Kämpfe oder Konkurrenzen, soviel eher Ausdruck der Freude am Skilauf und festlicher Inbegriff der Kameradschaft. Wem der greise Baron de Coubertin heute für die Reinheit seiner olympischen Idee fürchten muß, so wissen wir einmal mehr um die Wahrheit des Hamlet-Zitates: ,,Es ist etwas faul im Staate Dänemark!" Dankbar dürfen wir feststellen, daß diese weiße, akademische Tagung von Mürren allen Anforderungen der Sauberkeit entsprach. Die leuchtende Oberländerterrasse hat die 12. AkademikerVereinigung freudig und schlicht getragen. FIS-Erfahrene, Kandahar-Größen, Doktoren und Liebhaber haben meisterlich organisiert und an großen und kleinen Toren kontrollierend Wache gestanden. Sogar mit den roten Kugeln im weißen Bannerfeld hat's geklappt. Als aus Garmisch Japans definitive Zusage erfolgte, waren innert wenigen Stunden in den Fahnenschmuck europäischer Nationen sechs Hoheitszeichen Nippons hineingehißt. ,,Chacun h son gofit", lautete die Unterkunftsdevise. J e nach Geschmack und Münzbereich konnte man w&hlen zwischen Hotels und Chal~ts,Zimmern, ,,Unterschlupf" und Flats. Nicht so wunschgemäß ließ sich allerdingsdie Schiltgratstrecke individualisieren. Sie gab sich einmalig, hart und streng. Nur zu mäßigen war sie. Kontrolltore temperierten geschickt die knatternde Abfahrtspiste. Tomkinson, ein Bracken-Schüler, junger englischer Olympia-Mann und Student of the Oxford-University, kam ihr am schnellsten bei. Sein sorglos lachendes Gesicht hat wohl um die seine Fahrt umgebenden grausen Tucken gar nie gewußt. Singend, ja fliegend führte er seine zwei Bretter über ratternde Buckel und glitzernde Platten. Mit dem Charme seiner Heimat zog Egert, Innsbruck, seine weichen Schwunge in die Hänge und unser „Altmeisteru S t r e 3 trotzte dem Kandahar-Bitz durch wohlberechnete, konzentrierte Fahrkunst milde Einsicht ab. Zwischen, vor und nach diesem siegreichen Triumvirat versuchten's mehr als fünfzig andere, -jeder auf seine Art, -reißend, stemmend, oder rutschend, frech oder übervorsichtig. Die Akademiker wissen mindestens um nuancenreiche Theorien! Die zwei kleinen, vigilanten Burschen aus Tokio rannten mit katzenhaft geschmeidigem Rhythmus über die ermüdende Strecke. Wirklich, dieser Run gebietet Respekt, - und das ist gut so! Unsere Zeit krankt ohnehin an Respektlosigkeit, partout ! LANQLAUF

7

Skirennen sind in ihrer Abhängigkeit Freilichtspielen gleichzusetzen. Das Wetter kann es so oder so bescheren. Mürren wurde nächtlicherweile mit einem Schuß Neuschnee bedacht. Hierauf war der Start zugleich Zeichen zur Aufhellung. Die Morgensonne brach in den Frühnebel Fenster um Fenster. Die farbige Kette der wegweisenden Perutzfähnchen ließ sich immer weiter verfolgen. Fast 13 km hatten die 21 Recken zu laufen. Es ist eine besondere Art Menschen, diese Langläufer. Ihr Training erfordert Gewissenhaftigkeit und Ausdauer. . Das beschaulich-besinnlicheElement ist nirgends im weißen Sport so ausgeprägt wie hier. Auf den einsamen Schleifen der großen Loipen geht ein jeder tiefer in die Wunder der Welt im Schnee ein als auf sausenden Talfahrten. So ist auch das kurze Stilett am Rucken des zähen Take Aso friedlicher Art. Damit schabt er sich halbwegs lästige Stollen und Wachsreste vom Holz. Der schweizerdeutsche Fluch, der die Arbeit begleitet, erhöht für den Zuschauer noch die Kuriosität seiner Person. Von diesem Schlußmann weit entfernt, zieht ganz vorne der sonnige Noldi Kaech dahin. Er nimmt die Aufstiege, wie ein ubermütiges Pferdchen, im Trab. Man sieht's ihm formlich an, wie zufrieden er mit allem und in sich ist; hier und überall ein Beispiel akademischer Einfachheit und sportlichen Könnens. Drunten im Schilttal verfolgen wir lange eine stillaufende Silhouette. Gloersen weiß was Laufen ist, doch das Abfahren mißglückt ihm. Teuflisch behend gehen die Japaner, trotzdem sie erst einen Tag im Oberländer-Klima hausen. Wimpelschmuck, Beifall, Photographen, Reporter und d y p . . .ze-.,g%a fende Ovomaltine-Becher haben jeden gegen Mittag empfangen. .

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SLALOM

Ein Architekt baut einen Slalom. Zum wievielten Male, lieber Willy Bürgin! Du hast die Waldschneise nächst der Schanze entdeckt. Du hast den sonnebeschienenen Flaggenwald fein säuberlich jeder Welle, jeder Rundung angepaßt. Nicht nur weil Du dem zuerst fahrenden Damenflor aus Hennann Steuris Trainingslager wohlgesinnt bist, nein, auch weil Du für uns und den Slalom ein Herz hast. Ein neuer Könner, der kleine Francioli aus Lausanne, hat Dir deipe zwanzig Tore am schnellsten durcheilt. Aber ich weiß es, Du hast Dich auch an den


anderen gefreut, vor allem am ,,Seelos'schen" Egert, dem beherzten Tomkinilon, dem schlaufahrenden StreB und dem stilreinen Kaech. Ja, Du hast so recht mit Deiner Slalom-Liebe. Es gibt keine Tour, keinkleiner Weltentrückungsversuch per Ski, der nicht Wendigkeit, Haushalten mit dem Platz verlangte. Noch fahren wir gottlob nicht Ski wegen der Preise, der Presse und der Rekorde! Du hast es Dir gedacht, ,,so wie sie heute durch die Tore fegen, oder wie sie heute stochern und haudern, so kreuzen sie im spritzigen Sulz die FrühlingshängP. Spuren vom März und April, ihr habt uns noch immer die Slalomkönner verraten!

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STAFFELLAUF

Vom Olymp bis nach Berlin durchmißt eine Fackel im Sommer die Weite der Welt. So unendlich viel k m , aber deshalb nicht weniger ehrbar war der Weg, den fünf kleine rote Tücher an den ASAL wanderten. Der &e hatte den Wimpel rechts, der andere links in der Tasche, dieser hielt ihn im Mund, jener wand ihn in die Stockschlaufe. Hier wurde er getragen, dort erwartet. - Voran stürmte die Berner Mannschaft I, ihr Schlußmann jagte als erster durchs Ziel. Zu dieser Meistergruppe gesellten sich noch zwei Equipen der Bärenstadt. Diese kampften lediglich um der Sache, der Erfahrung willen. Das ist vorbildlicher Sportsgeist! Wo war dieser Geist in der subventionierten Sportsuniversität am Rhein geblieben? (es scheint mir eine Ehrenpflicht füf. jede Schweizer Universititt mitzutun an den akademischen Skiwettkämpfen aller Länder und Schweizer Ho&schulmeisterschaften!). Ztwichs Staffel rivalisierte über jedes Stück mit Österreichs Mannen. Schließlich hielt aber der alte Kämpe Sioux doch vor dem feschen Egert dem Zeitmesser den roten Lappen hin. Haben wir Basel gerügt, so wollen wir Österreich loben. Nicht um des Gleichgewichts, sondern um der Gerechtigkeit willen. Wien hatte getan, was Berlin vermied. Die Donaustadt hatte ebenfalls ihre besten Kräfte im OlympiaTraining, dennoch entsandte sie eine Mannschaft, eine weit schwächere, als die regulbre, - das zeigt, daß es noch offizielle Stellen gibt, die nicht nur Delegationen wegen der Siegespalmen über die Grenzen schicken, sondern auch weil sie von der Fiihlungnahme und der sportlichen Ritterlichkeit etwcas halten. Den geiet&ideellen Staffellauf gewannen also diesmal Wien und die ,,Mutzen". SPRUNGLAUF U N D REPLIK

Die Mürrener Buben klatschten den Trainingssprungen der sechs Japaner einen Nachmittag lang aolo begeistert zu. Für die große, sonntägliche Zuschauermenge blieb lediglich die Versthrkung diesea vorgängigen, jugendlichen Beifalls ubrig. Während das bald klassische, weiß-blaue Bonnet des b e r b t e n ,,Schlosserr~" Oski Hug wie eine kleine schalkhafte (Ausdruck seiner selbst !) Kuppel den Richterturm krönte, turnten J a p w Springer abseits, im Schatten einer weitansladenden Tanne. Die elastischen Körper, die im Stehen stumpf und verkürzt wirken, wanden und reckten sich nun in allen erdenklichen Lagen und Stellungen in fazinierender Eleganz. (Pferde führt man vor dem Parcours ins Seilviereck, Springer üben ante volatum unter Bäumen stehend den Flug.) Alsbald begann's. Sioux blies prächtig deutsch und japanisah das Megaphon. Herrgott, haben wir geschaut und gestaunt! Geduckt, mit fiebrig zitternden, parallelgestellten Unterarmen pfeilen die Kerle mit der roten Kugel auf der Brust schanzenwärts, - ziehen hinaus, ohne Ruck und Gröblichkeit, schweben formvollendet, - weich, brillierend -, die Körper biegen sich wie eine Armbrustsehne iiber dem Holz, dann ein dumpfer, kurzer Schlag, ein Ausfall wie ein höflicher Knicks und die Auslaufbahn trägt sie hinunter, wo sie in weichem Neuschnee eine große Wende zum Stehen bringt. Plötzlich sind die seltsamen Namen Iguro, Adachi, Tatsuta, Myajimcl, Sekito und Sekiguti ein fester Begriff: Reiter der Lüfte! Unvergleichlich, unhsschreiblich ist ihr Segeln, ihre paradierende Ausgeglichenheit; einer geheimnisvollen Spannung folgt geräuschlose Entspannung. Nur die Luft singt etwas um die rudernden, fliegenden Körper. Wir haben ihnen vollen, ganzen Beifall gezollt. Ohne Politik - wir haben bewundert was schön und vollendet war. - Beim Verkehrsverein, über der Straße, stand a11 die Tage das betriebsame, ,,kühle" Rennbüro. Seine Arbeit war getan. Reiß-

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nägel und Werbeaffichen wanderten zurück in Schatullen und Schubladen. Leer glotzten die vor Stunden noch preisbefrachteten Fensterauslagen. Godis Direktoren-Gemach wurde wieder in seine Ehren eingesetzt. Tätige Ortshilfen steuerten bereits dem nächsten infernalischen Rennen zu. Das Heute verglimmte, das Morgen flammt auf! Liebe Kameraden! Die Sonne senkt sich so oft ohne unser Staunen. Wir sind der Alltäglichkeit eines großen Geschehnisses müde. Nur dann und wann, wenn der Himmel sich mehr rötet als sonst, oder die Wolken vielgestaltiger und brennender sind als gewöhnlich, blicken wir wieder mal hin. Und doch wäre vielleicht täglich ein Wunder am Himmel zu sehen! Die SAS-Rennen starten jeden Winter. Wir wollen ihrer All-Jährlichkeit nicht müde werden. Wir wollen in ihrem lichten Feuer stets nach dem Funken des Ursprungs suchen. Dann werden wir jedes J a h r diese Tage in ihrer Gesamtheit und Bedeutung verstehen und lieben. Unsere Dankbarkeit soll sich auswirken: Es gilt heute im Weltsport für die gerechte Regelung des Amateur- und Professionalsports zu kämpfen. Gerade weil unsere Rennen von dieser Problematik, dank einer äußeren Maxime, nicht berührt werden, wollen wir mithelfen. Also, auf in den Kampf, Toreadores! RESULTATE 1. ABFAHRTSRENNEN vom Freitag, 17. Januar 1936 A. A k a d e m i s c h e S k i w e t t k ä m p f e a l l e r L ä n d e r DAMEN Rang Name 1. Frl. Lucie Durand

Hochschule Genf

Milz. Sek. 2 53,4

HERREN I. K l a s s e (31 Klassierte)

Rang Name Hochschule 1. J. A. Tomkinson Oxford 2. Kurt Egert Innsbruck 3. Jacques de Senarclens Genf 4. Arnold Kaech Bern 5. Klaus Wiesingcr Zürich 6. Hans-Ueli Buff Zürich 7. Hans Gansmüller Wien 8. Eugen Spörri Born 9. Georg Calonder St. Gallen 10. Rudolf Gallati Bern 11. Ren6 Jaeger Bern 12. Knut Onsager Norwegen

Min. Sek. 2 42,2 2 52,3 2 56,2 2 57,4 3 12,3 3 23,O 3 29,O 3 39,O 3 44,4 3 53,l 3 55,l 3 56,l

Rang 13. 14. 15a. 15b. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24.

Name Hochschule Min. Sek. Beat Steck Genf 3 59,O Alfred Borter Bern 4 02,O Reinhold Gallusser Zürich E T H 4 08,3 Franz Obrecht Bern 4 08,3 Manfred Nicklas Innsbruck 4 13,l Sigismund Marcuard Bern 4 19,l T. Sekito Tokio 4 20,l Rudolf Oertli St.Gallen 4 28,3 T.S Sydenham-ClarkeCambridge 4 38,O E m i n Scheidegger Bern 4 46,3 David Wilson Cambridge 4 46,4 Hans Althaus Bern 4 64,4

11. K l a s s e Rang Name 1. Viktor StreifT 2. Odo Zipser 3. Robert Buchi 4. Max Glaser

Hochschule Min. Sek. Zürich 2 48,4 Wien 3 13,O Bern 3 16,2 Zürich E T H 3 52,3

Rang Name 5. Herbert Lindlar 6. Dr. Paul Stein 7. Konrad Knöpfe1

Hochschule Bern Zürich St. Gallen

Min. Sek. 4 42,2 4 43,3 7 46,O

B. S c h w e i z e r i s c h e Hochschulmeisterschaften DAMEN Rang Name 1. Lucie Durand

Hochschule Genf

HERREN (24 Klassierte) Rang Name Hochschule 1. Viktor Streiff Zürich 2. Jacques de Senarclens Genf 3. h o l d Kaech Bern 4. Klaus Wiesinger ZUrich 5. Hans-Ueli Buff Ziirich 6. Eugen Spörri Bern 7. Georg Calonder St. Gallen 8. Rudolf Gallati Bern 9. Ren6 Jaeger Bern 10. Knut Onsager Zürich ETH

Min. Sek. 2 53,4 Min. 2 2 2 3 3 3 3 3 3 3

Sek. 48,4 56,2 57,4 12,3 23,O 39,O 44,4 53,l 55,l 56,l

Rang 11. 12. 13a. 13b. 15. 16. 17. 18. 19. 20.

Name Hochschule BeatSteck Genf Alfred Borter Bern Reinhold Gallusser Zürich E T H Franz Obrecht Bern Sigismund Marquard Bern RudolfOertli St. Gallen Herbert Lindlar Bern E m i n Scheidegger Bern Hans Althaus Bern Alois Kündig Fribourg

Min. Sek. 3 59,O 4 02,O 4 08,3 4 08,3 4 19,l 4 28,3 4 42,2 4 46,3 4 54,4 5 03.1


ALTAKADEMIKER Rang Name 1. Robert Büchi 2. Max Glaser

Hochschule Min. Sek. Bern 3 16,2 Zürich ETH 3 52,3

Rang Name 3. Dr. Paul Stein 4. Konrad Knöpfe1

Hochschule Zürich St.Gallen

Min. Sek. 4 43,3 7 46,O

Hochschule Tokio

2. LANGLAUF vom Samstag, 18. Januar 1936

A. Akademische S k i w e t t k ä m p f e aller Liinder Rang Name 1. Arnold Kaech 2. Knut Gloersen 3. I. Sekito 4. Roy Hunziker 5. I. Sekiguti 6. Franz Obrecht 7. Rudolf BQbiQ 8. Mauroux 9. Helmuth Käser 10. Dag Klavenes 11. Hans Gansmüller 12. Rolf Amsler

Hochschule Bern Norwegen Tokio Bern Tokio Bern Zürich Pribourg Bern Bern Wien Zürich

Std. Min. 1 00,26 1 06,47 1 07,ll 1 07,23 1 08,32 1 09,Ol 1 09,33 1 10,57 1 12,35 1 13,26 1 14,02 1 14,20

Rang Name 13. Take Aso 14. 15.

Willy Althaus Harald Strohmeier

Bern Leoben

16. 17.

Fritz Landertinger Manfred Nicklas

Wien Innsbruck

18. 19. 20. 21.

Ernst Meyer Hans-Ueli Buff Kar1 König Franz Byland

Zürich Zürioh Wien Bern

Std. Min. 1 14,27 K1. I11 1 16,36 1 16,45 ( 1 . 08,15) 1 17,ll 1 20,18 (1 13,03) 1 21,27 1 26,09 1 26,15 1 39,lO

Hochschule Bern Zürich ETH Bern Zürich ETH Zürich UNI Bern

Std. Min. 1 13,26 1 14,20 1 16,36 1 21,27 1 26,09 1 39,lO

2. Gang 39,O 39,2 40,O 39,2 41,O 40,O 43,s 46,6 44,O 49,O 49,6 45,2 50,6 4 52,O 49,s

Total 80,2 81,0

.

B. Schweizerische H o o h s c h u l m e i s t e r s c h a f t e n Rang Name 1. Arnold Kaech 2. Knut Gloersen 3. Roy Hunziker 4. Pranz Obrecht 5. Rudolf BBbiB 6. Helmuth Käser

Hochschule Bern Zürich ETH Bern Bern Zürich UNI Bern

Std. Min. 1 00,26 1 06,47 1 07,23 1 09,Ol 1 09,33 1 12,35

Rang Name 7. Dag Klavenes 8. Rolf Amsler 9. Willy Althaus 10. Ernst Meyer 11. Hans-Ueli Buff 12. Franz Byland

3. SLALOM vom Samstag, 18. Januar 1936

A. Akademische SkiwettkiGmpfe aller L ä n d e r HERREN I. Klasse (22 Klassierte) Rang 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. lla. 11b. 13. 14a. 14b.

Name Kurt Egert Pierre Francioli Arnold Kaech J. A. Tomkinson J. de Senarclens Rudolf Gallati Hans Gansmüller Eugen Spörri Willy Rieben Alfred Borter Klaus Wiesinger Erwin Soheidegger Max Müller Manfred Nicklas I. Sekiguti

11. Klasse 1. Viktor Streiff 2. Robert Büchi 3. Odo Zipser 4. Max Glaser

Hochschule Innsbruck Lausanne Bern Oxford Genf Bern Wien Bern Bern Bern Zürich Bern Zürich ETH Innsbruck Tokio Zürich Bern Wien Zürich ETH

B. Schweizerische Hochschulmeisterschaft.en DAMEN 1. E. Jaeger Zürich 2. Luoie Durand Genf

1. Gang 41,2 41,s 42,s 44,O 47,s 49,2 47,6 46,s 50,2 48,s 48,6 53,O 47,4 50,s 53,O

+

82,5

83,2 88,5

89,2 91,4 93,4 94,2 97,5 98,2 98,2 102,0 102,5 102,8





KLASSE ALTAKADEMIKER Rang 1. 2.

Name Robert Büchi Max Glaser

Hochschule Bern Zürich ETH

Abfahrt 100 84,41

Lucie Durand

Genf

100

Slalom 100 95,83

Total 100 90,12

79,62

89,81

DAMEN 1.

PS. Laut Wettkampfreglement des VSS kann der Titel eines Hochschulmeisters nur bei einer Beteiligung von mindestens drei Teilnehmern vergeben werden. Der Titel einer Schweizerischen Hochschulmeisterin im Skifahren wird infolgedessen für 193511936 nicht vergaben. 6. SPRUNG UND SPEZIALSPRUNG vom Sonntag, 19. Januar 1936

Akadeniische Skiwettkämpfe aller L ä n d e r u n d Sohweizerische Hochschulmeisterschaften (14 Klassierte) Rang Name 1. M . Iguro 2. G. Adaclii 3. J. Myajima 4. I. Sekiguti 5. Dag Klavenes 6. I. Sekito 7. 8. Tatsuta 8. Fritz Farup * gestürzter Sprung

Hochschule Tokio Tokio Tokio Tokio Norwegen Tokio Tokio Zürich ETH

Punkte 333,O 323,2 312,9 303,s 279,6 270,O 261,9 257,9

Sprunglängen 32 36 37 31 36 35 30 34 35 28 33 33 26 30 31 25 27 28 30 37 36* 30 36 35*

7. KOMBINATION LANGLAUF-SPRUNG

A k a d e m i s c h e S k i w e t t k ä m p f e a l l e r L ä n d e r u n d S o h w e i z e r i s c h e Hoohschulmeisterschaften Rang 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Name I. Sekiguti I. Sekito Arnold Kaech Dag Klavenes H. Gansmüller Manfred Nicklas Hans-Ueli Buff

Hochschule Tokio Tokio Bern Bern Wien Innsbruck Zürich UNI

Langlauf 184,OO 192,75 240,OO 153,OO 149,OO 123,75 77,25

Sprung 213,O 189,7 125,3 197,2 174,2 127,l 167,4

Total 397,OO 382,45 365,30 350,20 323,20 250,85 244,65

Slalom 0 14,46 6,21

Langlauf 0 39,83 66,88

Sprung 114,7 27,O 65,s

8. VIERERKOMBINATION (6 Klassierte; Spozialpreise) Rang 1. 2. 3.

Name Arnold Kaech I. Sekiguti H. Gansmüller

Hochschule Bern Tokio Wien

Total 114,70 170,43 172,63

Abfahrt 0 89,14 33,74

Sohweizerische Hochschulmeisterin 1936 im Skifahren:

MANGELS GENUGENDER BETEILIGUNG N I C H T VERGEBEN Schweizerischer Hochschulmeister 1936 im Skifahren:

VIKTOR

STREIFF,

UNIVERSITHT Z U R I C H

Schweizerischer Hochschulmeister 1936 im Laufen und Springen:

ARNOLD K A E C H , UNIVERSITHT B E R N Schweizerischer Hochschulmeister 1936 im Staffellauf:

UNIVERSITHT B E R N


O l ~ p i a . Photos: H . Hubmann und Dr. Walter Amstutz

D I E OLYMPISCHEN WINTERSPIELE I N GARMISCH-PARTENKIRCHEN 7. bls 16. Februar 1936 Nachdem über die Olympischen Winterspiele ein amtlicher Bericht vom Organisationskomitee im ReichssportVerlag Berlin in einem Umfange von 450 Seiten erschienen ist, sehen wir davon ab, einen Rennbericht diesem Jahrbuch einzuverleiben, nachdem das olympische Thema schon umhin viel Raum beansprucht hat. Unser Jahrbuch wäre aber unvollständig, wenn nicht die Hauptresultate des Skiteils der Olympischen Spiele gebracht würden. In der Schweizer Mannschaft schied aus übertriebenen Gewissensgründen im Damenteam Fräulein Elvira Osirnig aus, die sicherlich nicht mehr von einem Professional an sich hat wie verschiedene olympische Sieger. Eine Herren-Mannschaft wurde nicht gestellt. Wir hätten es begrußt, wenn der Schweizerische Skiverband den Schneid aufgebracht hätte, die Spiele überhaupt nicht zu beschicken. Ohne die Leistungen der Sieger nicht anerkennen zu wollen, muß trotzdem gesagt werden, daB durch die unfaire Professional-Vorschrift, 'wenigstens was Abfahrt und Slalom anbelangt, dio sportliche Bedeutung der Wettkiisnpfe stark herabgesetzt wurde. Die Organisation der Olympischen Winterspiele war eine ganz hervorragende. Während unserer ganzen Laufbahn als Skifahrer und Organisator bei Skianlässen haben wir noch nie eine Veranstaltung gesehen, die auch nur annähernd dieses Können und diese Leistung an organisatorischem Aufwand zu Tage legte. Wir geben neidlos zu, daß die 4. Olympischen Winterspiele ein Meisterstück deutscher Organisationskunst waren, um derentwillen es sich allein lohnte, von den Antipoden nach Garmisch-Partenkirchen zu fahren. Wir beglückwünschen im besondern zu dieser bis jetzt unerreichten Leistung Herrn Baron Peter le Fort, München, Generalsekretär der Olympischen Winterspiele. Wir beglückwUnschen im weitern Herrn Dr. Hans Votsch, W. A. München, der im besondern für das Gelingen des Abfahrt-Slalom-Teilesverantwortlich war. RESULTATE KOMBINATION ABFAHRT UND SLALOM FÜR DAMEN 7. Februar 1936 : Abfahrt Start: unterhalb Kreuzjoch in 1580 m Höhe Ziel: Talstation der Kreuzeckbahn in 760 m Höhe 8 . Februar 1936: Slalom Ausgetragen am Gudiberg Gestartet: 37 Teilnehmerinnen aus 13 Ländern Abfahrt Slalom Zeit des Zeit des 1.Ganges 2.Ganges Platz Vorname, Name und Land Zeit Nr. Min. Sek. Note Sek. Sek. 1 2 3 4 5 1)

Christel Cranz, Deutschland Käthe Grasegger, Deutschland Laila Schou-Nilsen, Norwegen Erna Steuri, Schweiz Hady Pfeiffer, Deutschland

einschließlich Strafzeiten (6 Sekunden)

5 5 5 5 5

23,4 11,0 04,4 20,4 21,6

94,12 97,88 100,OO 95,Ol 94,65

72,O 76,O 86,11) 77,2 80,s

70,l 77,4 77,3 81,2 78,s

Note

Endnote

100,OO 92,63 86,96 89,71 89,04

97,06 95,26 93,48 92,36 91,85


Abfahrt Zeit Note Min. Sek.

Platz Vorname, Name und Land NT.

Slalom Zeit des Zeit des 1 .Ganges 2.0anges Sek. Sek.

Note

Endnote

Note

Endnote *

Lisa Resch, Deutschland Johanne Dybwad, Norwegen Jeanette Keßler, Großbritannien Evelyn Pinching, Großbritannien Marcelle Bühler, Schweiz Nora Strömstad, Norwegen Frida Clara, Italien Grete Nißl, Österreich Gratia Schimmelpenninck V. d. Oye, Holland Lois Reid Butler, Kanada Paola Wiesinger, Italien Herta Rosmini, Österreich Grete Weikert, Österreich Elizabeth Woolsey, U. S. A. Käthe Lettner, Österreich

KOMBINATION ABFAHRT UND SLALOM FUR HERREN 7. Februar 1936: Abfahrt

Start: Kreuzjoch in 1719 m Höhe Ziel: Talstation der Kreuzeckbahn in 760 m Höhe

9. Februar 1936: Slalom Ausgetragen am Gudiberg Gestartet: 66 Teilnehmer aus 21 Ländern

Abfahrt Zeit Note Min. Sek.

Platz Vorname, Name und Land NT.

Slalom Zeit des Zeit des 1.Ganges 2. Ganges Sek. Sek.

Franz Pfnür, Deutschland Gustav Lantschner, Deutschland Emile Allais, Frankreich Birger Ruud, Norwegen Roman Wörndle, Deutschland Rudolf Cranz, Deutschland Giacinto Sertorelli, Italien Alf Konningen, Norwegen Per Fossum, Norwegen Richard Durrance, U. S. A. Maurice Lafforgue, Frankreich Peter Lunn, Großbritannien George Hugh Page, U. S. A. J. Palmer-Tomkinson, Großbritannien Ciril Pracek, Jugoslavien Walter Hollmann, Tschechoslowakei Adriano Guarnieri, Italien Vittorio Chierroni, Italien Laszlo Szalay, Ungarn Bronislaw Czech, Polen Johann Knahl, Tschechoslowakei Roland Allard, Frankreich Robert Livermore, U. S. A. Horst Scheeser, Rumänien Franc Cop, Jugoslawien 1)

einschließlich Strafzeiten ( 6 Sekunden).

2)

einschließlich Strafzeiten (12 Sekunden)


12. Februar 1936

Start und Ziel: Olympia-Ski-Stadion

Gestartet: 75 Teilnehmer aus 22 Ländern Platz Vorname, Name und Land Nr .

Laufzeit Std. Min. Selc.

Erik-Aug., Larsson, Schweden Oddbjörn Hagen, Norwegen Pekka Niemi, Finnland Martin Joh. Matsbo, Schweden Olaf Hoffsbakken, Norwegen Arne Rustadstuen, Norwegen Sulo Nnmnela, Finnland Artiir Häggblad, Schweden Rjarne Iversen, Norwegen Lukas Mihnlak, Tschechoslowake

Platz Vorname, Name und Land Nr

.

11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

Laufzeit Std.Min.Sek.

Frantisek Simunek, Tschechosl. Kalle Jalkanen, Finnland Vincenzo Demetz, Italien Cyril Musil, Tschechoslowakei Matti Lähdt;, Finnland Severino Menardi, Italien Ivan Lindgren, Schweden Walter Motz, Deutschland Giulio Gerardi, Italien Georg V. Kaufmann, Deutschland

1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

19 .19 20 20 20 20 2 1 21 21 22

09 27 06 14 21 34 04 20 25 39


50-KM-SKI-DAUERLAUF 15.Februar 1936 Start und Ziel : Olympia-Ski-Stadion Gestartet: 36 Teilnehmer aus 11 Ländern Platz Vorname, Name A'r. und Land

Staeeit G .I 4

')

km 8 Reinthalerbauer

km 13 Partnach

k m 17,s k m 24 Gut RerchenEllmau see

km 32 SchloL3 Ellmau

k m 39 a

km 44,Z Kaltenbrunn

En&+ten G

G $ G9G Elis Viklund, 8.37.00 a 9.13.32 9.29.2710.00.40 10.29.0510.43.40 11.18.0011.42.30 12.07.11 Schweden b 0.36.32 0.62.27 1.23.40 1.52.05 2.06.40 2.41.00 3.05.30 3.30.11 8.04.00 a 8.40.14 8.57.50 9.29.5210.00.0810.15.1510.50.0011.14.0211.37.20 2 AxelWikström, Schweden b 0.36.14 0.53.50 1.25.52 1.56.08 2.11.15 2.46.00 3.10.02 3.33.20 3 Nils-JoelEnglund, 8.16.00 a 8.51.08 9.08.05 9.39.3010.09.2510.25.0011.00.0011.24.55 11.49.10 Schweden b 0.36.08 0.53.05 1.24.30 1.54.25 2.10.00 2.45.00 3.09.55 3.34.10 4 H.K.Bergström, 8.26.00 a 9.02.53 9.19.38 9.52.3310.22.4810.37.55 11.12.0011.37.20 12.01.50 Schweden b 0.36.53 0.53.38 1.26.33 1.56.48 2.11.55 2.46.00 3.11.20 3.35.50 5 KlaesKarppinen, 8.34.00 a 9.10.33 9.27.16 9.59.4010.32.0510.46.4711.23.00 11.48.16 12.13.33 Finnland b 0.36.33 0.53.16 1.25.40 1.58.05 2.12.47 2.49.00 3.14.16 3.39.33 I ) a = Uhrzeit, des Durchlaufes bei der Kontrolle b = Laiifzeit bis Kontrolle 1

10.Februar 1936 Start: Kochelberg Ziel: Olympia-Ski-Stadion Teilgenommen: 16 Mannschaften aiis 16 Ländern Platz

Land

Vo'orname und Name

Finnland

Sulo Nurmela Klaes Karppinen Matti Lähde Kalle Jalkanen Oddbjörn Hagen Olaf Hoffsbakken Sverre Brodahl Bjarne Iversen John Berger Erik Larsson Artur Häggblad Martin Matsbo

A7'or.

1

Norwegen

Schweden

Olympiade : Aufmarsch der Nationen. Photo: Dr.Walter Amstutz

Einzel - Laufzeiten Std. Min. 8ek.

0

42

34

Gesamtzeit Std. Min. Sek.

2

41

33


...

"

SKI-KOMBINATION

12.Februar 1936: 18-km-Langlauf Start und Ziel: Olympia-Ski-Stadion 13.Februar 1936: Sprung Olympia-Ski-Stadion (kleine Olympiasohanze) Gestartet: 51 Teilnehmer aus 16 Lllndern Platz

Nr

.

V m a m e , Name und Land

18-km-Laufzeit

.f & E;$$ J

1 r

3 4 5 6 7a 7b

9 10 11 12 1)

3e 8:

~ote

$

V .

')

m

Sprunglauf weiten- *dtungwtoten note Richter

.IN d 3

3$

&SB I 11 III&*tr, Oddbjörn Hagen, Norwegen 1.15.33 240,O 1 a 42,O 99,3 16,O 12,O 17,O 16a b 46,O 15,5 14,O 16,5 Olaf Hoffsbakken, Norwegen 1.17.37 227,8 2 a 47,O 103,5 15,5 13,O 16,O 13 b 45,5 15,0 13,O 16,O Sverre Brodahl, Norwegen 1.18.01 225,5 3 a 40,O 98,l 15,5 12,O 15,O 28 b 47,O 15,O 13,O 14,O Lauri Valonen, Finnland 1.26.34 178,6 26 a 52,O 117,6 19,O 14,5 17,5 1 b 54,5 19,O 17,O 18,O Frantisek Simunek, Tschechoslowakei 1.19.09 219,O 4 a 44,5 99,3 12,5 12,O 12,O 33 b 43,5 14,O 12,O 13,5 Bernt Österkloft, Norwegen 1.21.37 205,l 6 a 44,O 103,2 16,0 12,O 14,O 2lb b 48,O 15,5 14,O 14,O Stanislaw Marusarz, Polsn 1.25.27 184,4 18a a 51,O 111,9 16,5 l4,5 17,O 3 b 50,O 16,5 16,O 16,5 Timo Murama, Finnland 1.24.52 187,5 13 a 49,O 108,3 17,5 15,O 16,5 5 b 48,O 17,5 15,O 16,O Johann Lahr, Tsohechoslowakei 1.25.11 185,8 16 a 49,O 113,l 15,5 12,5 15,O 8 b 53,O 16,O 14,O 15,5 Niilo Nikunen, Finnland 1.23.59 192,2 9 a 47,5 104,l 17,5 13,O 15,5 15 b 45,5 15,5 12,5 13,5 Jonas Westman, Schweden 1.25.38 183,4 20 a 47,5 105,3 16,5 15,O 17,O 10 b 46,5 16,O 13,5 16,O Willy Bogner, Deutschland 1.24.11 191,2 10 a 45,O 105,3 14,O 12,5 14,O 16c b 49,O 15,5 13,5 15,5

a = erster Sprung, b = zweiter Sprung

Olympiade :Schlußfeier. Photo :Dr. Walter Amstutz

5% Endnota

:js?.t g

430,3

C-

+

$

419,8

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$3

408,l '

401,2

J 21

- .P 2 .: -$

394,3

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383,8 393,3

4%

,$Iia 2

393,3

> .

-

I*

-1%

387,4 383,8 382,7 381.5


Platz NT.

18-km-Laufzeit

Vorname, Name und Land

$

.fi

&

8

% .

.S2 ,B

$

~ o t e#:

~

d 'C 81

Sprunglauf Weite Weiten- Hallungsnoten End1) m note R2hier 5 note I 11 IIIZ*@

SSk

13

Josef Gumpold, Deutschland

1.24.19 190,4 11

14

GustavBerauer, Tschechoslowakei

1.23.04 197,2 8

15

Hubert Köstinger, Österreich

1.25.09 186,O 15

a b a b a b

45,O 102,3 16,O 13,O 15,5 16b 380,7 46,O 15,O 13,5 15,O 45,O 98,4 15,O 12,5 16,O 29 379,1 42,O 13,O 13,O 14,O 44,O 103,2 14,5 14,O 15,5 20 375,2 48,O 13,5 14,5 14,O

a = erster Sprung, b = zweiter Sprung

1)

MILITÄR-SKI-PATROUILLENLAUF (Vorführmgswettbewerb) 14. Februar 1936 Start und Ziel: Olympia-Ski-Stadion Gestartet: 9 Mannschaften mit 36 Teilnehmern aus 9 Ländern

Platz Nr 1

Land

Vorname, Name und Dienstgrad

Italien

2

Finnland

3

Schweden

Enrico Silvestri (Kapitän), Luigi Perenni (Sergeant), Stefano Sertorelli (Soldat), Sisto Scilligo (Soldat) Eino Kuvaja (Oberleutnant), Olli Remes (Sergeant), Kalle Arantola (Soldat), Olli Huttunen (Soldat) Gunnar Wahlberg (Leutnant), Seth Olofsson (Soldat), Johan Wiksten (Soldat), John Westberg (Soldat)

.

Laufzeit Std. Min. Sek. 2

28

35,O

2

28

49,O

2

35

24,O

SPEZIALSPRUNG

16. Februar 1936 Olympia-Skistadion (Große Olympia-Schanze) Gestartet: 48 Teilnehmer aus 14 Ländern

Platz Vorname, Name und Land Nr

.

1

Birger Ruud, Norwegen

2

Sven Iv. Eriksson, Schweden

3

Reidar Andersen, Norwegen

4

Kaare Walberg, Norwegen

5

Stariislaw Marusarz, Polen

6

Lauri Valonen, Finnland

7

Masaji Iguro, Japan

8

Arnold Kongsgaard. Norwegen

9

Väinö Tiihonen, Finnland

10

Hans Marr, Deutschland

1)

1,

Weite rn

Weitennote

Haltungsnoten Richter Richter Richter I 11 111 18,O 19,5 18,O 19,O 19,5 19,5 18,5 18,5 18,5 18,O 19,O 18.0 18,5 18,5 17,5 18,5 19,O 18,5 19,O 17,5 19,O 18,5 18,5 19,O 17,O 17,O 17,5 16,b 18,O 18,O 17,5 18,5 19,O 17,5 18,O 17,O 16,5 17,5 14,5 17,5 18,5 17,O 17,5 17,5 17,5 18,O 17,5 17,5 17,O 16,5 17,5 17,O 17,5 17,O 17,O 17,O 16,O 18,O 16,5 17,5

D'fl,Lb-

note

a = erster Sprung, b = zweiter Sprung

Der Sportphotog~aphi m 20. Jahrhundert. Photo Riebicke


UNIVERSITHT B E R N SKIWETTKAMPF DER UNIVERSITHTENBASEL U N D BERN Grindelwald 14. - 16. Februar 1936

5. WINTERMEISTERSCHAFTEN D E R

UND

Von Werner Grob, SAS, Grindelwald Aus der Perspektive der Hochsommertage gesehen, reduzieren sich auch die wichtigsten Ereignisse des Winters auf einige Einzelheiten, und wenn es Sinn der Rennberichte im ,,Schneehasen" ist, Chronik des Bedeutsamen zu sein, so sei im folgenden stichwortartig das Wichtigste festgehalten. Die unvermeidliche Absenz im Triangularmatch stellte diesmal Genf. Auch die Lausanner enthoben uns der philologischen Mühe, dem Triangularmatch mit vier Mannschaften einen Namen zu finden, indem die letztes Jahr geäußerte Absicht, sich dem Universitätsmatch in Zukunft anzuschließen, Absicht blieb. Vielleicht kann die neugegründete SAS-Sektion Lausanne hier etwas nachhelfen? Die Basler dagegen rückten unter ihrem .,.. Universitäts-Sportlehrer Dürr mit einer vollständigen und gutvorbereiteten Mannschaft auf. . .Der Verlauf der Wettkämpfe zeigte die Berner Gastgeber ihren Basler Kommilitonen stark überlegen. Aber auch absolut sind die Leistungen, wie Vergleiche mit dem Vorjahr zeigen, gestiegen. I n der Abfahrt dürfen zum Beispiel die Zeiten der ersten sechs als hervorragend bezeichnet werden, und auch im Slalom war gegenüber 1935 ein guter Fortschritt zu konstatieren. Der SAS belegt im Abfahrtsrennen die ersten sieben Ränge. Sieger wird der letztjährige Hochschulmeister Gallati, der mittlerweile SAS-lergeworden ist. Hinter ihm stehen drei junge Nachwuchsfahrer der Sektion Bern. Der Slalom sah einen neuen Sieg Gallatis und durchschnittlich bessere Leistungen der Basler, von denen vor allem Angelo Tommasi und der Hochschulmeister Patt gefallen konnten. Allgemein ist aber im Slalom noch nicht der Leistungsstandard der Abfahrt erreicht. Die zum zweiten Male bestritienen Konkurrenzen in der B- und Damenklasse haben sich bewährt, trotzdem sie nicht gerade viel Teilnehmer sahen. Die außer Konkurrenz startende Zürcher Studentin G. Schaad zeigte sich vor allem stilistisch den Eernerinnen überlegen. Der Langhuf ergab wieder nur wenig Einschreibungen, aber verhältnismäßig gute Leistungen. Die als Vorl führung und Jux eingeschaltete Sprungkonkurrenz auf einer Bubenschanze wurde von Teilnehmern und Zuschauern begrüßt. Der Staffellauf auf der üblichen Strecke Scheidegg-Tschuggenstrecke-Boden-Lütschinenschlucht-KirchplatzBlümlisalp-Bahnhof war der sportliche Höhepunkt der Meisterschaften. Die erste Berner Mannschaft erlief die Bestzeit des Tages und über vier Minuten Vorsprung auf die Basler und stellte damit den Sieg Berns in allen drei Disziplinen des Universitätswettkampfes sicher. Bei den Verbindungsmannschaften fielen leider die Vorkliniker wegen Unfall des ersten Mannes aus. Sieg, Meisterschaft und der Vaucher-Wanderpreis gingen zum zweiten Male an die Halleriana. Durch seine Teilnahme am Patrouillenlauf in Garmisch kam A. Kaech um seine Revanchemöglichkeit für die letztes Jahr verlorene Hochschulmeisterschaft. Mit Rudolf G a l a , der Abfahrt und Slalom gewann, ist der unbedingt beste Fahrer Bernischer Hochschulmeister geworden. Das Interesse am Skisport ist an der Universität Bern allgemein geworden. Die Hochschulmeisterschaften und der SAS Bern haben dazu viel beigetragen. Möge es so weiter gehen. i.,,

>

'

RESULTATE 5. Bernische Winterhochschulmeisterschaften u n d U n i v e r s i t ä t s - W e t t k a m p f B a s e l - B e r n 1. LANGLAUF (8 Klassierte; 14. Febr. 1936)

Rang Name 1. Roy Hunziker 2. Helmuth Käser

Std. M&. Sek. 1 02 39,6 1 05 50,4

Std. Min. Sek. 1 07 26,5 1 09 26,4

Rang Name 3. Otto Burri (A. H.) 4. Victor de Roche

2. ABFAHRT K a t e g o r i e A, Start Bärhaghütte, Ziel Boden (21 Klassierte)

Rang 1. 2. 3. 4. 5.

Name Rudolf Gallati Ren6 Jaeger Sigismund Marcuard Willi Rieben Herbert Lindlar

Min. Sek. 5 02,6 5 04,6 5 05,8 5 21,O 5 32,4

Rany 6. 7. 8. 9. 10.

Name Roy Hunziker Pranz Obrecht Hans Althaus Alfred Borter Kar1 Heitz

Min. 5 5 5 6 6

Ses. 32,6 45,O 55,8 12,6 16,O

4 4

40,4 40,6

K a t e g o r i e B, Start Feli, Ziel Boden (7 Klassiert,e) 1. 2.

Hans Berger, Hans Kaufmann

3 4

48,4 19,2

Max Graf Bernhard Mosimann

-

863


Rang Name Min. Sek. Kategorie C, Start Feli, Ziel Boden (2 Klassierte) 1. Lotti Hürni 5 10,6

Rang Name

'

.. :

2.

Annina Albert

Rang 6. 7. 8. 9. 10.

Name Roy Hunziker Franz Obrecht Christian Patt Angelo Tommasi ALfred Borter

Universitäts-Skiwettkampf Basel-Bern

ABFAHRT Rang Name 1. Rudolf Gallati 2. Ren6 Jaeger 3. Sigismund Marcuard 4. Willi Rieben 5. Herbert Lindlar

Hochschule Bern I Bern I Bern I BernI Bern I1

Min. 5 5 5 5 5

Sek. 02,6 04,6 05,8 21,O 32,4

Hochschule BernI Bern 1 Basel Basel Bern I1

Min. 5 5 5 B 6

Sek. ?"@ 6

Cii,~

12,6

Mannschaftswertung Abfahrt (5 beste Resultate der aus 6 Mann bestehenden Mannschaften): 1. Bern I (Gallati, Jaeger, Marcuard, W. Rieben, Hunziker) 2. Basel (Patt, A. Tommasi, von Juvalta, Frei, Schöni) 3. Bern 11 (Lindlar, Borter, Ludwig, Käser, Baudenbacher) 3. STAFFELLAUF Verbindung 1. Halleriana I Gewinner des Vaucher-Wanderpreises und Bernischer Hochschulmeister 1936

' J2;y5f%#

- . Läufer Paul Hansen Adolf Glatthard Otto Burri Alfred Ryser Jakob Wust Hans Kaufmann

2. Singstudenten

Alfred Hänni Hans Berger Erich Haldi Theo Sigrist Benz Egger Rudolf Egger

3. Renaissance

Lucien Ludwig Louis Cagianut Emil Rod L6on Rod Ren6 Fäßler Pedro Imbach

I1otaZzeit 26 06,6 32 34,8

.

-'

Lhjerzeit 18 45 5 25 21 30 13 20 20 50 22 04

Staffelzeit I 18 45 24 10 45 40 69 00 1 1 9 50

-

;.,

.9 :

tZh

; Totalzeit '

1 42

12,4

4 . Halleriana 11

5. Konkordia Vorkliniker wegen Unfall des 1. Läufers (Knieverletzung) ausgeschieden.

Universitätswettkampf Basel-Bern 1. Bern I Franz Obrecht Ren6 Jaeger Victor de Roche Roy Hunziker Helmuth Käser Oskar von Jiivalta Angelo Tommasi Charles Petitj ean Hans Schöni Christian Patt 3. Bern I I 4. SLALOM (12 Klassierte) Rang Name 1. Rudolf Gallati 2. Willi Rieben 3. Herbert Lindlar

1. Gang 49,4 52,9 54,4

2 . Gang 498 53,O 53,6

Total 1 39,2 1 45,9 1 48,O


--

15. '

[$

Rang 4. 5. 6.

Name Franz Obrecht Sigismund Marcuard Helmuth Käser

7. 8.

Roy Hunziker Kar1 Heitz

1. Gang

55,l 58,l 57,5 59,O 60,6

2. Gang 53,3 54,4 56,7 56,l 56,8

Tdal 1 1 1 1

4B,4 6%,S

5k2

55,I

1 57,4

U n i v e r s i t h t a w e t t k a m p f B a s e l - B e r n (16 Klassierte)

bi

? L,

r

.-,

I

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Bern I Basel Bern I Basel Bern I1 Rern I Bern I Bern T I

Rudolf Gallati Angelo T o m i Willi Rieben Ghr. Patt H. Lindlar Fr. Obrecht Sigismund Marcuard Helmuth Käser

49,4 53,4 52,9 53,6 54,4 55,l 58,l 57,5

.y V

*

6:

M a n n s c h a f t s w e r t u n g Slalom 1. Bern 1 (Gallati, W. Rieben, Obreoht, 5. Marcuard, Hunziker) 2. Bmel (A. Tommasi, Chr.Patt, von Juvalta, W. Frei, G. Tommasi)

6 . SPRUNG (15 Klassierte)

$ i

P e

$4.

*:

H "3 1

"1. 6[j,

Rang N m e Spwnglangen 1. Hans Baudenbacher 10 131/2 15 Alfred Borter 10 13% 15 2. 3. Rudolf Gallati 10% 13 14 * = gestürzt.

(Nicht für die Meisterschaft zählende Vorführung) Rang Name Sprungläfigen Total 4. Roy Hunziker 10 11 14% 35% 5. Ren6 Jaeger 9 12 12% 3342 6. Willi Rieben 10% 12% 14y2* 30

Total 39 38% 37%

6. KOMBINATION ABFAHRT-SLALOM u m die Bernische H o c h s c h u l m e i s t e r s c h a f t (12 Klhssierte)

Rang 1. 2. 3.

Narne Rudolf Gallati Willi Rieben Sigism.Marcuard

Abfahrt Slalom 100,OO 100,OO 94,26 93,67 88,16 98,95

Total 200,OO 187,93 187,ll

Rang 4. 5. 6.

Name Herbert Lindlar Franz Obrecht Ren6 Jaeger

Abfahrt Slalom 91,03 91,83 91,49 87,70 79,36 99,33

1;

L.' fl,

UNIVERSITÄTS-SKIWETTKAMPF 1.

2.

Rem1 Basel

BASEL - BERN

Abfahrt 2 1

Staffel 2 1

L.

:E . .'

BERNISCHER HOCHSCHULMEISTER I M SKIFAHREN 1936: RUDOLF QALLATI

j:

!$ 'er Zeümsser. Photo :Abegglen

Total 182,86 179,19 178,69


D I E WELTMEISTERSCHAFTEN 1 9 3 6 I N INNSBRUCK 21. - 22. Februar Von Heinrich Fueter, SAS, Zürich

..

Am Arlberg. März 1935 . Die braungebrannte Ungarin handhabte die kleine Orgel meisterhaft. Die BuGchen saßen um sie herum und sangen Lied um Lied. Die alte Kirchmauer fing die letzte Wärme der Abendsonne ein und im Horizont verglühte mehr und mehr das Gipfelland der Silvretta. Wir stimmten den letzten Sang an, mit weiten großen Akkorden klang's zum Lob der Innstadt ,,Mein schönes Innsbruck am grünen Inn . Und wie wir dann die Bretter von der Mauer nahmen, reckte sich einer und meint: Im 33 bei die FIS hamer gsungen ,mein grünes Innsbruck am schönen Im' . . . Elf Monate später waren die bombastischen Feierlichkeiten der Olympischen Spiele in Garmisch verrauscht. Im Abendzug zwischen Wörgl und Innsbruck stand ein ganzes Paket Journalisten am offenen Fenster und wunderte sich über: Mein grünes Innsbruck am schönen Inn. Es war keine Täuschung. Tirols Metropole offerierte alles, vom steinernen Barock bis zum gegenwärtigen Charme, alles, ja alles - außer Schnee . Organisation. Beides fehlte der nordseitig gelegenen A b f a h r t s s t r e C k e vom Pfrimesköpfel. Bis auf das letzte schwierigste Stück war es dieselbe Strecke wie 1933. Wenn Dr. Martin im ,,Schneehasen" 1933 schreibt, daß nur der erste Teil damals schwierig war, so kann man diesmal von zunehmenden Schwierigkeiten von oben nach unten reden. Durch saftiggrüne Wiesen wanderte eine recht bescheidene Zuschauermenge unter einem blankgefegten Föhnhimmel hinauf zum letzten Teilstück, der in wenigen Stunden berhhmt-berüchtigten WaldPassage. Auf wenige Meter breit zog sich hier ein (soit disant Schnee-)Band zwischen riesigen Tannen talwärts, ein Band gespickt mit Tannennadeln, kleinen Ästchen, dürren Blättern, garniert mit Baumstrünken, Steinen und Wurzelknorpeln, flankiert von einem urchigen Waldbestand. ,,Sakrisch" heißt der Ausdruck im Österreichischen, sofern man den internationalen ,,wahnsinnig" vermeiden will. Wohl bestrich die Sonne in der Hohe die Baumwipfel, das eisige Band in der Tiefe aber lag im harten, kalten Dunkel. Einige Male, der offizielle Startbeginn war längst vorüber, rutschte ein Jemand über die schmale Flanke, nummernlos, stürzte oder hielt erschöpft inne, verschwand dann mit quergestellten Skiern lärmend in der Tiefe. Die aufgeworfenen Harsch- und Eissplitter dieser Versuchskarnikel waren die plausibelste Erklärung für die Startverschiebung. Immerhin, man hittte eine offizielle Verkündung ertragen. Doch wittert ja zu guter Letzt auch das Sportspublikum manchmal, was einige 100Meter höher in aller unnötigenverschwiegenheit beschlossen wird. Auf aperem Waldboden kraxelte man der Piste entlang hoch und legte sich am Eingang der Gasse, der ein Transparent mit Dantes Inferno-Worten leider wohl angestanden hätte (Per me si va nelh citt& dolente . .), in die Fruhlingssonne. Nach einer Weile hatte sich denn auch die Ansage eines neuen Zeitpunkts bis zu diesem Ruheplätzchen durchgesprochen. Aber auch zu dieser Stunde war noch keine Rede von verbesserter Bahn. Die Naturhärte hatte weder Sonne noch Salz gemildert. Und dann begann dieses Schauerspiel. . . Die internationale Presse hat es wenige Stunden spitter (zum Teil in der widerlichen Mischung von Sensationsfreude und Entrüstung) in die Welt geschrieen Dem Gast gebührt die Ehre. Willy Steuri, für dessen Draufghgertum wir hier ganz besonders fürchtemn, legt als erster seine Hölzer in die Kehren. Blut rieselt über sein Gesicht, indessen er vorsichtig, meist seitlich abrutschend, die Schneise durchfährt. Unten aber, wo die Waldpartie in einer scharfen Rechtswendung in eine steile Hangtraverse überfuhrt, die dann in eine bucklige Talsohle mit leichter Gegensteigung und langsam abfallender Zielgeraden mündet, dort an jenem schmalen Eck, verliert er die Führung, schwingt mit den Armen, sucht wild die Balance, kommt dabei aber zu sehr in Fahrt und stürzt kopfüber in einen Harst von Kleinholz. Rettungsschlitten und der Schweiz einen Abstrich, das sind die nüchternen ersten Feststellungen. Überraschend ist Peter Lunn. Wer ihn in Garmisch sah, hätte ihn hier nie so klug fahrend erwartet. Nr. 6 wäre Pfnür gewesen, aber oben: Die Politik hat den Sport verseucht. Man kann nicht mehr auf dem Schnee anderer Nationen fahren. Sörensen faßt die Klippen rauh an. Sein Anspringen beim Wenden läßt ihn stets tiefer kommen als beabsichtigt. Zanni und Durrance (Amerika) gelingt trotz Vorsicht die Rutscherei nicht. Allais erscheint beherrscht, doch stürzt er in der Traverse schwer und verliert Zeit. Jubel ertönt, in kolosspler Fahrt steuert Rudi Matt in die verworfenen Kurven. Er notiert hier 5 Sekunden weniger als Allais. Schlunegger ist sichtlich langsamer, stürzt, um dann aber aufs Ganze zu gehen. Die Zielgerade durchsaust er rascher als alle bisherigen. Nach dem ermüdeten Hudson taucht zwischen den Stämmen Sigmund Ruud auf. Sein Tempo ist wahnwitzig. Er setzt auf der kleinen Schneisenterrasse in der Mitte des Waldstücks zum Schuß an, wirft sich in die verbaute Vertikale, satzt uber die in die Bahn gelegte, mit gelben Gefahrfäinnchen zündende Tanne - es geschieht das Unwahrscheinliche - ein Fahrer in der Luft, hier in der schmalen gewundenen Baumgasse -, sicher steht er den Aufsprung, gerät aber leicht links, rast der äußersten Tanne des Waidecks entgegen, streift mit der Schulter, unmöglich ist ein Abbiegen nach der Traverse, da schleudert's schon den Körper hoch in die Luft über dem Hang, schmettert ihn in die kleine Forstplantage hinunter - das Bündel Mensch aber wirft's wie einen Gummiball nochmals hoch, um dann zusammengeknüllt zwischen Tännchen und Schneeresten liegen zu bleiben. Menschen stürmen herbei!

. ."

..

..

.

...


,,Lebt er noch?" Ja, es gibt Wunder. FUnf Minuten später humpelt unser Boland in die Zuschauerreihen. Chierroni erscheint nicht. Ihn muß es weiter oben aus der Bahn geworfen haben. Sauber und leicht passiert Willy Walch. Bestechend ist Heinz von Allmen. Rascher als alle bisherigen. So standsicher und unkompliziert fegt er an uns vorüber. Birger Ruud folgt wuchtig, doch fehlt es ihm noch an der letzten Feinheit im Schwingen. Verblüffend ist Sertorellis Fahrweise. Sein Korper ist in einem steten Wechsel von Geducktsein und fliegender Haltung h la Sestriere. Friedl Pfeiffer setzt nach schöner Fahrt zu spät zur Traverse an und landet in der Aufforstung. Noch früher als erwartet, schießt Rominger in die Waldkehle hinein. Er ist der einzige, der dieses infernalische Stück gleichsam verwandelt. Spielend' gelingt ihm das Schwierigste. Trotz Eis und Holz demonstriert er Stil, Eleganz und Leichtigkeit. So fein setzte noch keiner seine Schwünge hin. Wo er passiert, bricht spontaner Beifall aus. Per Fossum fbhrt zu hart. Johann Seelos blieb auf der Strecke. Und Hermann Steuri bietet einen Anblick, der einem die Kraßheit dieser Strecke erneut besthtigt. Trotz ausgehängter Schulter nach dem ersten Funftpl der Strecke hält er durch. Sein Gesicht ist Ausdruck von Wille und Schmerz. Mit Recht haben Kenner wie Lunn nachher seine Leistung offiziell als heroisch bezeichnet. KneiJ.31, Österreichs große Hoffnung, enttäuscht nicht. Der Mann aus Gurgl fährt rasant und doch nicht kopflos. Glatthard wirkt gehemmt, er muß sich oben verletzt haben. Damit hat der letzte Schweizer seinen Tribut dieser Strecke gezollt. Einer der besten Österreicher, Zingerle, wird ebenfalls bereits im oberen Stück das Opfer der Strecke. Hiemit sind die wichtigsten Konkurrenten skizziert. Es versteht sich von selbst, daß den übrigen die Strecke noch schwerer fiel, daß sich hier wahre Sturzserien ereigneten, daß die Ermüdung und die Verzerrtheit der Gesichter noch größer war als bei den Spitzenleuten. Der Alpdruck, die Damen ebenfalls dieses Höllenstuck durchfahren zu sehen, wird gottlob von uns genommen. Der Finish befindet sich für sie oberhalb der Waldpassage. Wiederum vergeht viel Zeit, bis das Ziel samt Apparaturen verlegt ist. Es wäre allerdings in dieser Zeitspanne ein besserer Finish festzulegen gewesen als der gewählte, der die glücklich Arrivierten nach dem Zielband noch einem wüsten Waldabhang zutrieb. Die Fahrt der Damen ging über verglaste Kuppen. Nirgends lag für diese eine etwas mildere, galantere Schneeart. Rattern und Knattern von oben bis unten. Verbissen, verkrampft und erschöpft defilierte die Weltelite der Damen (mit Ausnahme der holländischen Baronin, der deutschen und norwegischen Vertretung). Ja, holde Weiblichkeit, wie solltest Du da Deine Eleganz, Deinen Charme beweisen? Seltsam, hat doch Österreich sonst so viel Sinn für Deine Anmut! Ripper (Österreich)führt an, nicht sehr standfest. Marcelle Bühler folgt etwas zaghaft. Auch Jeanette Keßler findet sichtlich wenig Gefallen an der Sache. Unverfroren fährt die Amerikanerin Davenport. Otto Furrer hat sich irgendwo väterlich-stolz gefreut. Die Norwegerin Strömstad treibt es seitlich in die Tannen hinein. Die du8 dem Film: Die Sonne von St. Mo~$tz(Universal)


Die WeltmeQter: Ecelyn Pinehing, Gropbritannien

.

Rudolj Rominger, Sch~ßE2.PAotos :RübaZt, Dr. Amstulz

,

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Dolomiten-Katze Paula Wiesinger wird vergebens erwartet. Grete Weikert kämpft um die Richtung und Elvira Osirnig versucht's mit der Vorsicht. Gewinnend, auf alle Karten setzend, strebt Evelyn Pinching zielwärts. Sie steht in riesigem Tempo alles durch. Glänzend ist die kräftige Italienerin Frida Clara. Paumgarten und Erna Steuri wetteifern in der Standsicherheit. Allen anderen weit überlegen saust Niny von Arx-Zogg über die glitzernden Platten. Sio soll oben einen Sturz gehabt haben, bei dem sie die Besinnung für Augenblicke verlor, hierauf auf wenige Meter immer wieder gesturzt sein, um dann, allerdings fast wie in einer Trance, in vermessener, unglaublicher Weise den großen Rest der Strecke hinter sich zu bringen. Daß sie auf die nachmalige Erste Pinching nur 10 Sekunden verlor, ist Beweis genug, wie sie sich nach ihrem fürchterlichen Sturz in die Piste legte. Die kleine Heldin vom Grand Jorasse, Loulou Boulaz, geht wie ein kleiner Teufel in das letzte Stück. Herta Rosminis starke und Clarita Heaths (Amerika) gefallige Fahrt sind die letzten angenehmen uberraschungen. Wenn auch die Leistungen der Fahrer an diesem Morgen ganz ungewöhnlich waren, so verlassen wir doch kopfschüttelnd dieses Kampffeld, das weder in sportlicher noch ästhetischer Hinsicht Annehmbares bieten konnte. Lediglich den einenTrost haben wir, ja die Gewißheit, daß endlich der Tag gekommen ist, der auch dem letzten Sensationsnarren der Sportswelt und dem verbohrtesten Fanatiker zeigte, daß alles sehe Grenzen hat. Das darf kein zweites Mal vorkommen! So geht es nicht weiter! Im Abstieg begegnete ich Oberstleutnant Simon, der vollig niedergeschlagen von diesem ,,Marignano des Abfahrtssports" (nach Gurtner) talwärts schritt. So sehr uns alle der Schweizer Sieg Rorningers freute, so sehr stimmte uns die Zahl der Verunfallten nachdenklich. Von 54 Gestarteten erreichten 37 das Ziel. Und dabei handelt es sich um die Weltbssten. Wenn auch die Dezentralisation der heurigen FIS bei etwas weniger lokalpatriotischen Interessen zu vermeiden gewesen wäre (Kitzbuhel wies einwandfreie Schneeverhältnisse auf), so war es nicht ohne Reiz, den S l a l o m dort ausgetragen zu wissen, wo der großte Torkiinstler, Toni Seelos, zuhause ist. Der Flecken Seefeld war wimpelgeschinückt, am Bahnhof erwartete eine kleine Kompagnie Tiroler Jitger Burst Starhemberg und eine kurze halbe Stunde weiter lag ein weiter Hang stangenbewehrt bereit. Es muß ein seltsames Gefühl sein, als Weltmeister seinen Kameraden den Weltmeisterschaftslauf zu stecken. Es wurde manches gemunkelt über den Startverzicht Tonis. Es war dabei mehr von politischen als sportlichen Dingen die Rede. Ja, diese Politik! Der Slalom, wie er sich da in den Hang zeichnet, ist als mittelschwer zu bezeichnen. Ohne große Kniffligkeiten erlaubt er großes Tempo. Die Terrassierung des Hangs wird geschickt ausgenützt durch schwierigere Figuren.Wenn etwas dem Hang fehlt, so ist's die Oberländer-Steilheit. Aber man freut sich nach dem gestrigen Tag des Maßes. Als Vorläufei- geht Seelos durch die Tore. Wir konstatieren immer wieder dswwlbe. See&# s ~ h s mnioht t rascher als andere Könner, sein Stil ist wohl vorbildlich doch keineswegs faszinierend, erstaunlich aber ist dieses Todsichere, dieses Wenden, dem maximale Selbstverständlichkeit anhaftet, „wie ein Wagen auf Schienen" wurde in Mürren konstatiert. Ich will im folgenden an seiner Leistung nichts, gar nichts schmälern; aber es ist grundsätzlich falsch (wie es die Tagespresse tat), seine Zeit als Maßstab für das Können der anderen zu benutzen. Nicht nur hatte Seelos diesen Slalom ausgesteckt, also in seinem Kopfe ausgeheckt und in diesem eingeprägt, sondern er hatte seine ,,Slalomvision" seinem eigenen Hange einverleibt. Dem Hange, der von seinen ersten Versuchen bis zu seinen letzten vollendeten Künsten sein Trainingsfeld gewesen war. Wie wenig ein großer Teil der Sportjournalisten vom Fachlichen verstehen, geht immer wieder aus solch irren Vergleichen hervor. Und nun zu den Kämpfern: Rominger versagt sich mit Recht die letzte Schärfe, trotzdem z&hlt sein zweiter Lauf zu den schnellsten. Mit Rominger ist ein Fahrer FIS-Sieger geworden, der sein natürliches Talent durch ständige Arbeit an sich zu einem Konnen steigerte, das ihn mit Recht zum besten Kombinierten der Welt in Abfahrt und Slalom machte. (Wäre auf Grund der Resultate am Schweizerischen Skirennen eine Kombinationsbewertung für Abfahrt und Slalom aufgestellt worden, Rominger wäre ebenfalls

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5+4 .. Kombinationssieger geworden.) Nur ganz wenig Vorsprung trennt ihn von Heinz von Allmen, dessen zweiter i

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Lauf der drittbeste ist. Wie bei uns, so in Österreich; das große Publikum will nicht mehr recht an die früheren Meister glauben. „Der Matt ist halt a nimmer de Jüngst", hör' ich da die Leute sagen. (Ich muß dabei an Bemerkungen bei uns über David Zogg, Furrer u.a.m. denken.) Und doch hat der ,,alteuRudi Matt allen anderen heute den Meister gezeigt. In zwei vollkommen ausgeglichenen, schönen Läufen errang er den Slalomsieg. Im ersten Lauf fuhr er die beste, im zweiten die zweitbeste Seit. Der Zweitklassierte Kneißl verfängt sich leider im ersten Lauf in einer Stange, fährt aber das zweitemal derart einwandfrei und blitzschnell, daß er Matt bis an eine halbe Sekunde im Total nahekommt. Die vier Genannten gefährdet niemand außer Sertorelli, der das erstemal schneller als Rominger und von Allmen ist. Auf der zweiten Fahrt aber stürzt er schwer, muß aufsteigen und fällt im Klassement zuruck. Eine ziemlich ausgeglichene Gruppe bilden diesmal Willy Walch, Allais, Schlunegger, Friedl Wolfgang und Birger Ruud. Letzterer kommt durch einen Zuschlag vom fknften auf den neunten Platz. Die Schweizer Hoffnung Glatthard brennt nach dem ersten Lauf auf eine Bestzeit. Doch in der ersten Vertikale verhängt er sich in gewaltiger Fahrt, mu5 weit aufsteigen und unten mißlingt ihm nochmals eine Passage, so da5 er noch einen Zuschlag von 12 Sekunden anfgesalzen bekommt. Hiemit stellt er sich noch hinter Fritz Steuri, der, wie sich nachher herausstellte, selbst verletzt, für seinen Bruder Hermann einsprang. Das Fehlen ,,Mändls" am Flaggenhang tat allen jenen leid, die ihn im Training allerorts wahre Zaubereien ausführen sahen. Wenn auch kein Resultat, außer dem großen Slalom in Wengen, in diesem Jahr offiziell seine Meisterschaft belegt, so gibt es doch wohl keinen Sachverständigen, der ihm nicht heute alle Siegeschancen im internationalen Torlauf einräumte. Das ganze übrige Feld distanziert sich sichtlich von den Genannten. Es ist schwer, dem Abschneiden der Deutschen eine nachträgliche Prognose zu stellen. Zieht man aber die Nächstbesten von Garmisch, Aliais und Birger Ruud, zum Vergleich heran, so ergibt sich folgendes Bild in der Kombiaation: in Garmisch waren vor Allais zwei Deutsche, in Innsbruck drei Österreicher, zwei Schweizer, ein Italiener und ein Norweger; vor Birger Ruud in Garmisch zwei Deutsche und ein Franzose, in Innsbruck zwei Österreicher, zwei Schweizer und ein Italiener. Ist es da zuviel gesagt, wenn wir eine leichte Uberlegenheit der Österreicher und Schweizer in den alpinen Disziplinen glauben verzeichnen zu dürfen? Die Damen absolvierten die gleiche Strecke um den obersten Teil verkürzt. Überraschend wirkte die klare Überlegenheit der Österreicherin Paumgarten. Die Engländerin Pinching fuhr überzeugend sicher und gewann hochverdient die Kombination. Grete Weikert placierte sich sicher vor die immer wiedar zu ängstlich fahrende Osirnig. Erni Steilri hätten wir weiter vorne erwartet. Niny von Arx-Zogg litt ~icht~lich an den Folgen des Abfahrtslaufes. Österreichs Altmeisterin Elli Stiller gerieten beide Fahrten wie in früheren Jahren. Jeanette Keßler patzte im ersten Lauf und Marcelle Bühler war, wenn auch ausgeglichen, so doch zu wenig rasch, wie *, :?;."Ji auch Herta Rosmini. Le beau reste (er war es wirklich zum Teil, wenigstens im Stillstand), konnte im Fahren ' '.La ,s 1 nicht uberzeugen. Hiemit ist der Film mit kleinem Text ohne weitere Kritik zu Ende gerollt. Diese besorgt Othmar Gurtner mit der dunkeln Brille. Es ist seltsam, daß ihm, der wie ein in sich gekehrter Magier mit verdunkelter Sicht die Innstadt und ihre Pseudoskifelder durchirrte, besser als all den klar- und helläugigen Schreiberlingen und Rosettenträgern das Mißliche in die Augen stach. Othmar, schenk dem FIS-Direktorium deine Brille!

."-

RESULTATE 1. ABFAHRT DAMEN (40 Nennungen)

Rang Name

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

H i n . Selc.

Evelyn Pinching Großbritannien Elvira Osirnig Schweiz Nini von Arx-Zogg Schweiz Frida Clara Italien Gerda Paumgarten Österreich Erna Steuri Schweiz Jeanette Keßler Großbritannien E. DavenportWoolsey Amerika Marcelle Bühler Schweiz Loulou Boulaz Schweiz Herta Rosmini Österreich Clarita Heath Amerika

Rang Name

Land

M i n . Belc.

Dr. Emmi Ripper Österreich Helen Tomkinson Großbritannien Grete Weikert Österreich Rösli Streiff Schweiz Elli Stiller Österreich Helen Blane Großbritannien Joan Davies Großbritannien Grace Ellen Carter Amerika Edwina Chamier Kanada E. Bonghton-Leigh Amerika Beryl Walter Großbritannien Eveline Smith Amerika H. Haydock-Locke Amerika

2. SLALOM DAMEN

Rang Name 1. Cerda Paumgarten 2. Evelyn Pinching

Land Österreich Großbritannien

1. Gang

2. Gang

69,6 69,9

67,6 69,O

Total 137,l 138,9


Rang Name 3. Grete Weikert Elvira Orsirnig 4. Erna Steuri 5. Elli Stiller 6. Nini von Arx-Zogg 7. Jeanette Keßler 8. Marcelle Bühler 9. 10. Herta Rosmini 11. Helen Blane Dr. Emmi Ripper 12. Rösli Streiff 13. 14. Elizabeth Davenport-Woolsey 15. Frida Clara Grace Ellen Carter 16. 17. Loulou Boulaz Joan Davies 18. Hannah Haydock-Locke 19. 20. Beryl Walter 21. Ellen Boughton-Leigh Helen Tomkinson 22. Clarita Heath 23. 24. Edwina Chamier

2 . Gang 70,4 72,4 75,l 78,6 72,7 72,O 77,s 77,5 79,2 83,l 85,2 80,O 77,2 91,4 80,9 84,7 88,3 84,3 92,4 @ 87,3 90,6. 101,2

Land Österreich Schweiz Schweiz Österreich Schweiz ' Großbritannien Schweiz Österreich Großbritannien Österreich Schweiz Amerika Italien Amerika Schweiz Großbritannien Amerika Großbritannien Amerika Großbritannien Amerika Kanada

+ '

.

Total 140,6 144,3 149,3 152,1 153,5 154,2 154,4 154,9 161,2 163,5 166,7 168,6 171,5 175,5 176,1 176,Z 182,3 182,7 184,4 185,0 186,5 210,5

3. KOMBINATION ABFAHRT-SLALOM DAMEN

Rang 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24.

Name Evelyn Pinching Elvira Orsirnig Gerda Paumgarten Nini von Arx-Zogg Erna Steuri Frida Clara, Jeanette Keßler Marcelle Buller Herta Rosmini Elizabeth Davenport-Woolsey Grete Weikert Loulou Boulaz Dr. Emmi Ripper Elli Stiller Rösli Streiff Helen Blane Clarita Heath Helen Tomkinson Joan Davies Grace Ellen Carter Elleii Boughton-Leigh Edwina Chamier Beryl Walter Hannah Haydock-Locke

Land Großbritannien Schweiz Österreich Schweiz Schweiz Italien Großbritannien Schweiz Österreich Amerika Österreich Schweiz Österreich Österreich Schweiz Großbritannien Amerika Großbritannien Großbritannien Amerika Amerika Kanada Großbritannien Amerika

Abfahrt Sek. 285,O 295,O 306,s 295,s 325,2 306,6 329,6 334,G 335,2 331,4 371,O 338,6 366,2 385,O 374,s 385,2 355,6 366,s 416,O 421,O 433,4 430,6 467,6 489,s

Slalom Sek. 180,6 187,6 178,2 199,6 194,l 222,9 200,5 200,7 201,4 219,2 182,s 228,O 212,6 197,7 216,7 209,6 242,5 240,5 229,l 228,5 239,7 274,O 237,5 237,O

Total Se&. 465,6 482,6 485,0 495,4 519,3 529,5

k30,1

535,3 536,6 550,6 553,5

567,5 578,5 582,7 591,5 594,5 598,1

607,3 645,1 649,5 673,1 704,6 705,1 726,5

4. ABFAHRT HERREN (54 Startende)

Rang Name 1. 2. 3.

4. 5. 6.

Rudolf Rominger Giacinto Sertorelli Heinz von Allmen Birger Ruud Eberhart Kneißl Rudi Matt

Land

Min. Sek.

Rang Name

Land

Min. Sek.

Schweiz Italien Schweiz Norwegen Österreich Österreich

4 4 4 4 4 4

7. a. Willy U'alch 7. b. Emile Allais 9. Peter Lunn 10. Hans Schlunegger 11. Friedl Wolfgang 12. Per Fossum

Österreich E'rankreich Großbritannien Schweiz Österreich Norwegen

4 4 5 5 5 5

29,s 43,2 43,6 45 52,s 56,2

59 59 04 09,9 14,6 23,6


Die FIS-Strecke im Jahre 2000!

Rang Name

Photo: A. Pedrelt

Land

M i n . Sek.

Rang Name

Land

-:a =q 9i*r.

Min. Sek.

1

13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25.

Randmond Sörensen Norwegen Richard Henry Durrance Amerika Arnold Glatthard Schweiz Rronislaw Czech Polen Rolande Zanni Italien Ciril Pracek Jugoslawien Hermann Steuri Sohwek Ch. Hudson Großbritannien Sverre LassenUrdahl Norwegen Richard Gardener Großbritannien Johan Kvernberg Norwegen Michael Rowton Großbritannien Stanisl. Marusarz Polen

5

37,4

5 5 6 6 6 6 6

42,2 55,2 03 05,2 12 15,4 24,6

6 6 6 6 6

24,s 25,s 31,4 37,6 50,2

26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37.

Federico Pariani Italien 6 Romain Morand Frankreich 7 Alfred Lindley Amerika 7 Darroch Crockes Amerika 7 Pranz Cop Jugoslawien 8 W.Ball Kanada 8 Josef Zelkay Ungarn 8 A. Lincoln Washburn Amerika 8 Griffith Pugh Großbritannien 9 Perikl. Embiricons Griechenland 9 Ljuban Music Jugoslawien 10 Herbert George Lamble Australien 11

51,s 17,4 29,s 55,6 02,s 14 34,4

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.

Rudi Matt Eberhart Kneißl Rudolf Rominger Heinz von Allmen Willy Walch Emiie Allais Hans Schlunegger Friedl Wolfgang Birger Ruud Giacinto Sertorelli Josef Zelkay Per Fossum Richard Henry Durrance Chiogna Cyril Pracek

Lad Österreich Österreich Schweiz Schweiz Österreich Frankreich Schweiz Österreich Norwegen Italien Ungarn Norwegen Amerika Italien Jugoslavien

<& V*:

'

41,2 30,s 51,2 57

$ A +,$! *P

,$

'3

,es 13

%B

. @4 -

5. SLALOM HERREN Rang Name

q

t5"

1. Gang 69,5 71,l 71,s 73,2 73,5 76,9 76,5 74,7 74,O f 6 71,4 81,O 77,9 81,4 6 85,O 79,s

+

2. Gang 68,6 67,5 70,5 69,3 74,3 73,9 74,7 77,O 73,l 82,s 78,l 81,4 73,s 77,O 82,6

Total 138,l

:e


Rang Name 16. Bronislaw Czeoh 17. Darroch Crockes 18. Fritz Steuri 19. Arnold Glatthard 20. Peter Lunn 21. Randmond Sorensen 22. Stanislaus Marusarz 23. Romain Morand 24. Richard Gardener 25. Christopher Hudson 26. Lincoln Washburn 27. Sverre Lassen-Urdahl 28. Michael Rowton 29. Jelem 30. Franz Cop Alfred Lindley 31. 32. Johan Kvernberg 33. Federico Pariani 34. W. Ball Pugh Griffith 35. 36. Herbert G. Lamble Perikles Ebiricons 37. Ljuban Music 38.

Land Polen Amerika Schweiz Schweiz Großbritannien Norwegen Polen Frankreich Großbritannien Großbritannien Amerika Norwegen Großbritannien Jugoslavien Jugoslavien Amerika Norwegen Italien Kanada Großbritannien Australien Griechenland Jugosbvien

5"

6. KOMBINATION ABFAHRT- SLALOM HERREN

Rang Name 1. Rudolf Rominpr Beinz von AlImeri 3. Eberhd b i B l 4. Rndi %tt 5. Ciaointo Smtorelli

.

La*td Bohweiz Sohw-eiz Österreich Osterreich Italien

Abfahrt SeL.

Slalom Sek.

Total SeL.

2698 283,6 292,s 296,s 283,2

173,6 173,9 169,l 168,5 188,l.

443,4 467,5 461,B

:,

2:

i


Rang 6. 7. 8. 9.

Name Birger Ruud Willy Walch Emile Allais Hans Schlunegger Peter Lunn Per Fossum Richard Henry Durrance Randmond Sörensen Arnold Glatthard Bronislaw Czech Ciril Praceck Christoph Hudson Richard Gardener Sverre Lassen-Urdahl Michael Rowton Stanislaw Marusarz Johan Kvernberg Romain Morand Federico Pariani Darroch Crockes Alfred Lindley Franz Cop Josef Zelkay W. Ball Lincoln Washburn Pugh Griffith Perikles Embiricons Herbert George Lamble Ljuban Music

Land Norwegen Österreich Frankreich Schweiz Großbritannien Norwegen Amerika Norwegen Schweiz Polen Jugoslawien Großbritannien Großbritannien Norwegen Großbritannien Polen Norwegen Frankreich Italien Amerika Amerika Jugoslawien Ungarn Kanada Amerika Großbritannien Griechenland Australien Jugoskwien

7. MANNSCHAFTSWERTUNG HERREN ABFAHRT Min. Sek. 1. Österreich 20 02,6 2. Schweiz 20 18,5 3. Norwegen 22 10,s 4. Großbritannien 24 32 8. MANNSCHAFTSWERTUNG DAMEN ABFAHRT Min. Sek. 1. Schweiz 20 50,6 2. Großbritannien 22 46,6

Abfahrt Sek.

Slalom Sek.

Total Seb.

285,O 299,O 299,O 309,9

186,s 180,3 184,O 184,5

471,s 479,3 483,O 494,4

5. 6. 7.

Italien Amerika Jugoslawien

3. 4.

Österreich Amerika

5. 6. 7.

Großbritannien Anierika Jugoslawien

8. 4.

Großbritannien Amerika

.

Min. 27 29 37

. Seb.

Sek.

.

,

Österreich Schweiz Norwegen Italien

576,2 600,7 655,9 663,3

06,6 483 35,s

Min. Sek. 22 56,2 25 41,4

9. MANNSCHAFTSWERTUNG HERREN SLALOM

1. 2. 3. 4.

Sek.

687,9 689,1 772,1

10. UANNSCHAFTSWERTUNG DAMEN SLALOM Seb. 2.

Schweiz

782,O

Sek. 819,5

924,4 "

Weltmeisterin im Fahren 1936:

EVELYN

PINCHING, GROSSBRITANNIEN Weltmeister im Fahren 1936:

RUDOLF ROMINGER,

SCHWEIZ

,

.. .


.. . , .., .. Y J

2.

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D A S W E I S S E B A N D VON ST. M O R I T Z

',

3. und 5. M ä r z 1936

.-b.. 8

-

Von Heinz Schiller, St. Moritz Vor einem vollen Dezennium, am 18. und 19. Januar 1925, hat der SAS das erste internationale AbfahrtSlalom-Rennen in St. Moritz durchgeführt und sich damit in das goldene Buch der Geschichte des Skilaufs eingetragen. Es kommt also nicht von ungefähr, daß St. Moritz, Wiege und Hochburg des alpenländischen Skisports und immer wieder Schauplatz internationaler Wettkämpfe, mit denen es in fruchtbarem, auf die Entwicklung des Skisports im allgemeinen wegleitend abfärbendem Wechselverhältnis steht. . . daß St. Moritz und sein HausClub ,,Alpina", einer der ältesten, bedeutendsten und regsten Ski-Clubs, heute ihr ureigenes, St. Moritzer Tradition und dem unvergleichlichen Corviglia-Skigebiet würdiges Rennen haben: Das Weiße Band von St. Moritz. D I E ABFAHRT

Mit einer Länge von 7400 Metern und 1180 Metern Höhenunterschied zählt Das Weiße Band von St. Moritz zu den größten, abwechslungsreichsten und interessantesten Abfahrtsläufen der Alpen. Von der frei über einer herrlichen Umwelt thronenden Fuorcla Grischa (2960 Meter) führt die aus allen denkbaren Geländevarianten gebildete Strecke in bolzgeradem Schuß auf die Fuorcla Schlattain, wo das erste Pflichttor das Tempo keineswegs hemmt, sondern lediglich den vom Streckenwart gewünschten Weg vorschreibt. I n kilometerlangem Schuß über sanft ineinander übergehende Hügel wird durch den Sonnenkessel Val Saluver die Corviglia-Bergstation angesteuert, etwa 100 Meter links liegen gelassen und dann der populärsten aller Corviglia-Routen bis zum Signal unterhalb der Alp Giop gefolgt (2. Pflichttor auf Alp Giop). Dort geht es neuerdings in einem Riesenschuß zum Suvretta-Haus (3. Pflichttor) und auf der breitgewalzten Fahrstraße gegen das Salet (St. MoritzBad), wobei der Endspurt über leicht geneigte Wiesen ganz den Armen und Stöcken überlassen wird. Was die Abfahrtsroute des Weißen Bandes von St. Moritz vor ihren Gegenstücken an anderen Orten besonders rühmlich auszeichnet, ist ihre durch die Höhenlage von zwei- bis dreitausend Metern garantierte Schneesicherheit. Im Gegensatz zu den weißen Bändern, die über apere Wiesen und tückisch knapp verdeckte Steine schon als ,,Abfahrts-Pisten" dienen mußten, lag anläßlich des ersten Rennens um Das Weiße Band von St. Moritz der Schnee hier vom Start bis zum Ziel - im März ! - noch metertief, als auf andern Rennstrecken zufolge des warmen Winters bereits das grüne Gras zu sprießen begann. Bei herrlichem Sonnenschein wurde am Vortage auf der sorgfältig durch die Organisatoren in den Pulverschneeteppich getretenen Piste trainiert, die dann allerdings in der Nacht zwischen der Fuorcla Grischa und den oberen Corvigliahängen in einem Fuß Neuschnee lautlos versank, währenddem das unterste Drittel am Morgen nur leicht überzuckert die Augen blendete. Jähe Wechsel zwischen bewölktem Himmel und brennend heißem Märzen-Sonnenschein,d. h. zwischen führigem und langsamerem Schnee, taten das übrige, um recht ungleiche Verhältnisse auf den einzelnen Teilstrecken und zu den verschiedenen Zeiten (Start mit Abständen von einer Minute) zu schaffen, so daß wir ruhig sagen können, Sonne und Paraffin hätten die ersten Plätze unter den Spitzenfahrern verteilt. Sehr unglimpflich kam dabei der frischgebackene erste ,,alpineu Weltmeister Rudolf Rominger davon, der sich trotz sturzloser, hundertprozentig direkter Fahrt und fast übermenschlicher Stockarbeit mit der zwölftbesten Zeit des Tages bescheiden mußte. Dies sagt besser als langatmige Erklärungen, daß die nachstehend publizierten Abfahrtszeiten nicht als getreuer Spiegelbild der im Rennen gezeigten Leistungen gewertet werden dürfen. Wir gewannen den Eindruck, daß die Abfahrt des Weißen Bandes von St. Moritz für die Damen so ziemlick das Maximum und für die Herren das ideale Maß dessen darstellt, was man von den Konkurrenten einer schweren, sportlich aber voll und ganz zu verantwortenden Rennens verlangen soll. DER SLALOM

Wie es möglich war, nach 36 Stunden heftigsten Schneefalls auf dem Hang zwischen dem Alp Giop-Signa' und der Villa Fokker innerhalb weniger Stunden eine mustergültige Slalom-Piste in den staub-lockeren Pulver schnee zu stampfen, blieb Geheimnis der ,,Alpina"-Organisatoren.Mit 23 Toren steckte Dr. Walter Amstub (SAS) einen flüssigen, langen, sehr interessanten und den Erfordernissen eines kombinierten Wettkampfer angepaßten Slalom aus, der an zwei-drei besonders stark die Spuren des Wolfs im Schafspelz verratender ,;harmlosen" Stellen den großen Slalom-Technikern und -Strategen Gelegenheit bot, sich vom Haufen dei 55 Rivalen zu distanzieren. Wenn das Abfahrtsrennen zeigte, daß allein das Engadin Dutzende von Fahrern aller Altersklassen stellt. die den Spitzenleistungen der Weltklasse äußerst nahe kommen, so bewies der Slalom anderseits, wie stark diese Disziplin bisher hier und in der Schweiz überhaupt vernachlässigt wurde. Außer einigen Meistern wit Elias Julen oder Rudolf Rominger, der mit bewunderungswürdiger Sicherheit, Kraft und Prägnanz des Stilb die schnellsten Läufe des Tages dem Hang abrasierte, war nur der junge und allerjüngste Nachwuchs, vor allem die Brüder Max und Andrea Robbi, die in einigen Jahren zu den stärksten - um ein sehr zeitgemäßes


U m dar W&@ B a d ? PMo : Niedeckm

Wort zu gebrauchen - ,,Waffen" der Schweiz zählen werden, im Slalom auf einer Höhe, die dem in der Abfahrt gezeigten Können einigermaßen entsprach. Und weil es heute nun einmal vorkommt, daß ein einziges Rennen gleich eine ganze Anzahl von ,,Kämpfern" mit Arm- und Beinbrüchen auf dem weißen Schlachtfeld zurücklitßt, dürfen wir schließlich nicht unerwähnt lassen, daß keinem der sechs Dutzend Konkurrenten auch nur ein Finger gekrummt wurde - vom St. MoritzItaliener Peppino Cattaneo, der die 7400 Meter lange Abfahrt in 9 Minuten 50 Sekunden mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 45,152 Stdkm. bewältigte, bis zum 56jährigen Nestor der Skirennfahrer, Harald Smith, der die Abfahrt in der glänzenden Zeit von 15 Minuten 36,2 Sekunden erledigte, aber zufolge Auslassens eines Tores im Slalom ausschied. Als kombinierter Wettbewerb und dank der für die Abfahrt gewählten Standardstrecke bedeutet das Weiße Band von St. Moritz einen praktischen Schritt zur Erreichung des Zieles, den Skirennsport wieder in vernünftige Bahnen zu lenken, nur dem Könner, nicht dem gleichgdtigen Draufgänger die Siegeschance zu bieten und endlich auch ,,unentdeckten" Skihelden Gelegenheit zu geben, ihre Klasse in einem Wettstreit mit clen Besten zu beweisen, der nicht einer Schar Auserlesener reserviert ist.

4

RESULTATE

DAMEN Rang Name 1. Elvira Osirnig 2. Germaine Jaggi

Abfah~t Min. Sek. 13 22,O 13 38,s

Slalom

Min. Sek. 2 03,6 2 18,9

Note 100 94,30

Auszeichnungl) G S

Auszeichnungen: Das Weiße Band von St. Moritz mit Sonne in Qold ( G ) , Silber ( 5 ) und Bronze (B) mit den entsprechenden Abzeichen des Weißen Bandes von St. Moritz.

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875

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9

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JUNIOREN (9 Klassierte) Rang Name 1. Max Robbi 2. Bruno Rota 3. Albert Scheuing 4. Edmund Jilli

Abfahrt Min. Sek. 10 09,2 11 '22,2 11 43,s 11 13,6

Auszeichn~nn G S

Slalom Mim. Sek. 1 51,l 1 54,5 1 56,9 2 ll,6

s s

SENIOREN I (6 Klassierte) 1. Elias Julen 2. Dr. Robert Vetter 3. Rudolf Rominger 4. Ido Cattaneo SENIOREN I1 (20 Klassierte) 1. Peppino Cattaneo 2. Ettore Nani 3. Norbert Reuter 4. Ezio Testa 5. Hans Rominger 6. Ettore Bianchi 7. Otto Scheuing 8. Giuseppe Valsecchi 9. Luigi Bernasconi 10. Ed. Troncana ALTERSKLASSE I ( 7 Klassierte) 1. Giovanni Testa 2. W. M. Bürgin, SAS 3. Adolf Zuber 4. Franz Rossi

6. U N D 7. ST. M O R I T Z E R

KILOMETER-LANCE A U F

SKI

Der 7. St. Moritzer Kilometer-lanc6 charakterisierte sich durch drei Tatsachen: i einen einzigen Sturz, was zweifellos auf die Jahr Erstmals verlief dieses schnellste Ski-Rennen der ~ e lohne für Jahr vollkommenere Herrichtung der Piste zurückzuführen ist. Der Engelberger Springer Walter Kuster startete mit den schwersten Ski, die wohl je ein Fahrer an die Füße schnallte. Sie wogen 42 Kilogramm und maßen 3 Meter. Ihre Meisterung erwies sich als iiußerst anstrengend Daß Kuster und die übrigen mit besonders schweren Ski ausgerüsteten Konkurrenten schlechtere Zeiter erzielten als die Fahrer mit leichteren Ski, beruht vor allem darauf, daß die ,,Zentner-Latten" zu tief in Schnee liefen (d. h. einsanken) - ein neuer Beweis, daß das Gewicht der Ski mit der Schnee- und Pisten beschaffenheit in einem bestirnmtenVerhiiltnis steht und daß die absolute Richtigkeit der Theorie ,,je schwere] die Ski, desto schneller die Fahrt" praktisch durch den Charakter von Schnee, Piste und Wachsfragen int Wanken gebracht wird, Faktoren, die man unbedingt neben dem Gesetz des freien Falles berücksichtiger muß, um Höchstgeschwindigkeits-Kalkulationen aufstellen zu können, die sich im Rennen bestätigen. In der Zeit-Auswertung ist ein weiterer Fortschritt zu verzeichnen, indem sich ein neuer Auswertungs-Appara~ der SpeziaMrma FAVAG in Neuenburg tadellos bewährte, der erlaubt, die Resultate innert kürzester Frisi auf dem Platze bekanntzugeben, weil er bisher unumgängliche, komplizierte Auswertungs-Rechnunm erübrigt. RESULTATE 6. Kilometer-lanc6 vom 11. Februar 1995

KATEGORIE SPEZIALAUSR~~STUNG Fahrt Franz Lucke, Österreich Hans Noebl, Österreich

zweite erste

100 Meter- MaximalRennstrecke Geschwindigkeit 122,2 113,O 113,6 111,O

Fahrt erste -

100 Meter- MaximalRennstrecke Geschwindigkeit gestürzt


Fahrt KATEGORIE SPRUNGSKI G. Gertsch, Grindelwald Guido Borter, Grindelwald J. Baggenstoß, Einsiedeln Fritz Maurer, Davos Andreas Robbi, St. Moritz Richard Suitner, Österreich Fritz Kainersdorfer, Unterwasser B. Meyer, Österreich G. Hauaberger, Österreich K. Schlumpf, Unterwasser Walter Kuster, Engelberg Hans Noebl, Österreich Norbert Staic, Österreich Dr. Hugo Leubner, Österreich E. Troncana, Silvaplana

zweite zweite zweite zweite zweite dritte erste erste erste zweite erste zweite zweite erste zweite

100 Meter- MaximalRennstrecke Geschwindigkeit 115,8 120,2 115,7 119,4 117,6 113,9 113,2 118,8 110,o 114,4 109,2 113,5 108,7 112,4 113,2 108,5 108,3 111,o 107,2 110,3 106,2 ' 110,2 109,4 105,5 104,5 107,O 107,8 103,4 102,3 100,4

Fahrt erste erste erste erste erste erste zweite

100 Meter- MaximalRennstrecke Geachwind;gkeit 110,o 114,3 112,6 116,2 113,6 116,6 107,5 110,8 107,3 111,7 103,4 108,3 108,5 112,o

-. erste erste -erste

7. Kilometer-lance vom 6. März 1936

KATEGORIE SPEZIALAUSRÜSTUNG UND SPEZIALSKI Geschwindigkeit i n Std./km auf der 100 Meter-Rennstrecke bester Lauf weitere Läufe Jack Lackner, München 117,955 103,240 Franz Lucke, Kufstein 104,013 Walter Kuster, Engelberg 102,857 94,936 KATEGORIE SPRUNG- UND TOURENSKI Arnold Vultier, Ste. Croix (MaximaleGeschwindigkeit und beste Leistung des Tages Guy Lawrence, Großbritannien Hellmuth Hafner, Deutschland Hermann Zuber, St. Moritz Ettore Nani, St. Moritz Fritz Kainersdorfer, Unterwasser W. Rhodes-Moorhouse, Großbritannien Giuseppe Valsecchi, Sils Ettore Bianchi, St. Moritz Hans Rominger, Sils Anton Fümm, Sils S. Ulrich, Zürich Adolf Zuber, St. Moritz

122,116) 113,708 111,042 110,735


9. A R L B E R G - K A N D A H A R R E N N E N - S T . ' A N T O N 1936 Von Ing. Rud. Cfomperz, St. Anton Das heurige ,,Kandahar" war von einer unerhörten Spannung und endete mit dem erstmaligen Siege eines Arlbergers. Aber es ereignete sich noch ein weiteres Wunder, indem auch bei den Damen eine Wahl-Arlbergerin, Gerda Paumgarten, siegte. Das hatte es noch niemals gegeben, und niemand hätte sich diesen Doppelsieg trllumen lassen, wo doch bei den Damen Miß Sale-Barker oder Jeanette Keßler entschieden als Favoriten galten. War dieser Doppelsieg nun verdient? Warum auch nicht? Nach so vielen Jahren war es dem Ski-ClubArlberg gewiß zu gönnen, daß auch einmal seine Leute obenaus schwangen. Um so mehr als alles höchst ehrbar, sauber und klar zugegangen und keine Rede von Zufall oder gar ,,Schiebung" zu befürchten war. Es gab keine vereisten Waldabfahrten, keine Schwerverletzten, keine versagenden Uhren -- es war alles wie immer in schönster Ordnung. Diese Ordnung, d. h. die anständige, saubere Organisation unserer AK-Wettläufe hat sie groß gemacht. Und ist doch keine große Kunst. Man muß nur von vornherein nichts vergessen, an alle Eventualitiiten denken, sich selbst überflüssig machen und an jede wichtige Stelle einen wirklich verantwortungsvollen Mann hinstellen, auf den man sich verlassen kann. Dann noch eines: bei allen Dingen in erster Linie an das Wohl der Wettliiufer denken, dann an die Richter und die Presse, zuletzt aber an das Publikum. Keine Protektion üben. Dann muß es ja klappen! Es hatten 155 Herren und 48 Damen genannt, von welchen 115 und 32 ins Ziel kamen. Die Zeiten sind folgende: HERREN

Rang Name 1. Emile Allais 2. H. V. Allmen 3. Friedl Pfeifer R. Rominger 4. 5. Walter Prager

Club Paris Wengen Arlberg St. Moritz Arosa

Min. Sek. 4 36,2 4 36,6 4 41 4 43,s 4 44

Rang 6. 7. 8. 9. 10.

Name Br. Harrer Rudi Matt TVilly Walch Joh. Seelos Max Bertsch

Club Lech Arlberg Arlberg Seefeld Davos

Min. 4 4 4 4 4

Sek. 46,8 48,4 51,s 54,2 54,4


Rang 11. 12. 13.

Name J. Ettinger H. Schlunegger Martin Fopp

Club Davos Wengen Klosters

DAMEN 1. Baronin G. Schimmelpenninck Holland 2. Erna Steuri SDSC 3. Paula Wiesinger Milano 4. Gerda Paumgarten Arlberg 5. Elvira Osirnig St. Moritz 6. J. Keßler Kandahar 7. El. Woolsey USA

Min. Sek. 4 06,2 4 57 4 57,6

5 5 5 5 6 6 6

52 52,6 53,4 58,s 08,2 13,8 16,6

Rang Name 14. A. Glatthard 15. R. Durrance

8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.

Grete Weikert M.McKean Helen Blane H. Gustine Dr. E. Ripper Clarita Heath Frida Clara Lucienne Roch

Club Min. Seb. Kl. Scheidegg 4 59,s USA 5 00,6

OeWSC Wien USA Kandahar I SV AkS Wien USA Marmolata Arlberg

6 6 6 6 6 6 6 6

20,2 24,6 30,4 34,4 36,6 40,6 41,4 43,4

Unter den 40 zum Slalom eugelassenen Herren finden wir 3 Franzosen, 14 Schweizer, 20 Österreicher, 1Amerikaner, 1 Ungar, 1 Engländer. Bei den 15 Damen sind es 1 Holländerin, 2 Schweizerinnen, 2 Italienerinnen, 2 Engländerinnen, 3 Amerikanerinnen und 5 für Österreich Startende, von denen eine Französin war. Die Abfahrt ging bis zum Dorf hinab und die Verhältnisse waren sehr günstige. Unten über die letzten Wiesenhänge hatte man genügend Schnee eingeworfen, so daß auch noch für die Letzten eine tadellose Piste vorhanden war. Der Sieg von Allais kam nicht gerade überraschend, er ist wirklich ein prächtiger und bescheidener Bursche, dem man den Jubel seiner Landsleute und den Sieg wohl gönnen darf, wenngleich sein Abstand auf den Zweiten, Heinz von Allmen, nur 4 Zehntelsekunden beträgt. Daß die Konkurrenz ganz hochstehend war, erhellt aus der Tatsache, da13 der 47. nur eine Minute nach dem Sieger einkam! Der Slalom wurde wieder in St. Christoph abgehalten, wo Hannes Schneider wieder einmal einen prächtigen Torlauf ins Gelände gelegt hatte, der nicht gerade sehr schwer war, aber doch allerhand verlangte. Es war ein. ganz wundervolles Rennen, das Kennern und Laien so recht sinnfällig zeigte, was ein richtiger Slalom und richtiges Skilaufen ist. Hier die besten Resultate : HERREN Rang Name 1. Priedl Pfeifer 2. H. von Allmen 3. A. Glatthard 4. E. Allais R. Rominger Willy Walch Rudi Matt R. Durrance J. Ettinger Walter Prager Joh. Seelos Herm. Tschol Sepp Klimmer H. Schlunegger Willy Faude Kar1 Graf Luggi Föger Edi Neubarth Toni Sailer R. Morand

Club Arlberg Wengen K1. Scheidegg Paris St. Moritz Arlberg Arlberg USA Davos Arosa Seefeld Arlberg Arlberg Wengen ISV Wengeri Arlberg ISV Seefeld Paris

DAMEN 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Gerda Paumgarten Grete Weikert Jeanette Keßler Elvira Osirnig Baronin Schimmelpenninck Hilde Gustine Frida Clara P. Wiesinger

Arlberg Wien Kandahar St. Moritz Ned. Ski B. ISV Marmolata Milano

1. Gang 60,7 62,7 63,2 62,3 64,3 63,3 64,2 65 67,3 66,9 66,4 70 66,4 68,9 68,9 69,3 69,7 69,5 73 71,3

2. Gang 59,l 61,5 ö1,2 62,4 62,5 64,3 63,4 64,4 62,5 64,5 68,2 64 67,7 66,s 66,s 67,9 67,6 68,7 65,5 67,6

Total 119,8 124,2 124,4 124,7 126,8 127,6 127,6 129,4 129,5 131,4 133,6 134 134,1 135,7 135,7 137,2 137,3 138,2 138,5 138,9


Rang 9. 10.

Name ErnaSteuri Dr. E. Ripper

Club SDSC Wien

1. Gang 81,9 85,9

2. Gang 79,4 6 82,4

Tob1 167,3 168,3

+

Man ersieht hieraus, daß auch die Damen sehr gut liefen, wenn auch mit erheblicheren Zeitabständen. Daß hier zwei Österreicherinnen an der Spitze liegen, war vielleicht ein glücklicher Zufall, wenn auch Gerda Paumgarten schon beim FIS-Slalom in Seefeld ihre heurige besonders gute Slalom-Form unter Beweis gestellt hatte. Hieraus ergaben sich nun durch höhere Mathematik die Endergebnisse, deren Endnoten bekanntlich nunmehr reduzierte Sekunden sind. HERREN Rang Name 1. Friedl Pfeifer 2. H. von Allmen 3. E. Allais 4. R. Rominger 5. R. Matt 6. Walter Prager 7. Willy Walch 8. A. Glatthard J. Ettinger 9. J. Seelos 10.

Club Arlberg Wengen Paris St. Moritz Arlberg Arosa Arlberg K1. Scheidegg Davos Seefeld

Abfahrt 281 276,6 276,2 283,s 288,4 284 291,s 299,s 296,2 294,2

Reduzierter Slalom 172,5 178,s 179,6 182,6 183,7 189,2 183,7 179,l 186,9 192,3

DAMEN Gerda Paumgarten Baronin Schimmelpenninck P. Wiesinger Elvira Osirnig Erna Steuri J. Keßler Grete Weikert H. Gustine E. Woolsey M. Mc Kean

Arlberg Holland Milano St. Moritz SDSC Kandahar Wien Innsbruck SV USA USA

Gewiß hat niemand Pfeifer den Siegesbecher mißgönnt, den dieser endlich nach neun Jahren dem Arlberg entrang. Vielleicht hatte der eine oder andere Ailais' Abfahrtssieg etwas zu laut in die Welt hinausgerufer~,wie wenn mit der Abfahrt schon alles erledigt wäre. Dies um so mehr, als gewiß nicht allen die neue Berechnung ganz klar war, welche ja das Gewicht des Slaloms in der Kombination etwas verringert. Dabei entging ihnen aber die Tatsache, daß der reduzierte Slalom immerhin in diesem Fall zum Beispiel fast genau um 43,3 Prozent mehr wiegt als seine wirkliche Zeit. Nach der alten Berechnung hätte Pfeifer auch heuer gesiegt, nach der neuen sogar im Vorjahre ! Und Heinz von Allmen erst recht über Allais, weil des ersteren 5 Zehntel Minderzeit im Slalom die 4 Zehntel Mehrzeit in der Abfahrt reichlich aufgewogen hätten. Auch mein jüngster Bub erklärte nach dem Rennen: In seinen Augen sei „der Heinz" unbedingt Sieger, denn er hat für beide Läufe zusammen genau gleichviele Sekunden benötigt wie Pfeifer, und sei doch viel schönor gelaufen! Nun sprechen ja Kinder und Narren angeblich die Wahrheit, aber nach den geltenden Bestimmungen fiel die Palme diesmal eben Pfeifer zu. Freilich werden die großen Herren sich über die Zusammensetzung von Abfahrt und Slalom noch öfters in die Haare geraten, was mich sehr kühl läßt, weil ich deren keine mehr besitze. Pfeifer ist in den bisher ausgetragenen AK-Läufen der sechste Sieger, weil bekanntlich Otto Furrer dreimal und Prager zweimal Sieger wurden. Die Liste aus diesen neun Jahren sieht namlich aus wie folgt: .Jahr 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936

Austragsort St. Antoii St. Anton St. Anton Mürren St. Anton Mürren St. Anton Mürren St. Anton

HERREN Name Benno Leubner Kar1 Neuner Walter Prager Otto Furrer Otto Burrer Walter Prager Otto Furrer A. Glatthard Fr. Pfeifer

Club Innsbruck Partenkirchen Davos Zermatt Zermatt Davos Zermatt Kleine Scheidegg Arlberg

DAMEN Name Liebet Polland Miß Sale-Barker Inge Lantschner Miß Sale-Barker Hadi Lantschner Miß Mackinnon Miß Keßler Anny Rüegg G. Paumgarten

Club Wien Kandahar Innsbruck Kandahar lnnsbruek Kandahar Kandahar Chur Arlberg


I

I

Leider ist nun die Rennstrecke in Mürren nicht dieselbe, um den Fortschritt des Könnens an den stets verminderten Zeiten feststellen zu können, hingegen ist bei uns am Arlberg die Strecke immer dieselbe, nur mit verschiedenem Auslauf: die ,,kurze" mit dem Ziel im Dengert, die ,,langec'mit dem Ende auf den Schulwiesen am Dorf. Wenn ich hier die beiden Strecken trennen und in die Statistik auch die anderen auf denselben Strecken abgehaltenen Rennen hineinnehmen darf, so finden wir folgende Zeiten: A. KURZE STRECKE HERREN

DAMEN

Friedrich Schneider David Zogg Walter Prager Otto Furrer

Lisbet Polland Miß Sale-Barker Inge Lantschner Miß Keßler

Auf dieser Strecke tragen wir nun seit zwei Jahren eine Leistungsprüfung um den Galzig-Adler aus. Die GrenzZeiten sind für den 5 10 für Damen 6 40 Goldenen Adler für Herren Silbernen Adler für Herren 6 40 für Damen 8 30 Hier haben wir nun schon reine ,,Amateure", d. h. Nicht-mTettläufermit den Zeiten von 4.20, 4 . 3 1 und 4 . 3 3 gesehen, während die besten Damen 4.53, 5.09,2 und 5 . 2 4 gelaufen sind. B. LANGE STRECKE Jubiläumslauf AK Janßen-Gedenklauf AK

1931 1932 1935 1936

Otto Furrer Otto Furrer Otto Furrer Emile Allais

Wir ersehen hieraus, daß das, was vor sechs, sieben Jahren eine wunderbare Bestleistung schien, heute von guten, aber keineswegs wunderbaren „AmateurenG'geleistet wird. Nicht nur bei den Herren, sondern auch bei den zarten Damen.

I

+

.rf.


Ähnlich ist es ja auch bei anderen Sportleistungen, wie die Olympischen Spiele gezeigt haben. Der Fortschritt ist ungeheuer und verblüffend. Ob freilich dadurch die Welt schöner, der Schnee besser, der Winterbetrieb erfreulicher geworden ist, dürfte auf ein anderes Blatt gehören. Manchmal aber - leise und ganz still - t u t sich in uns die Frage auf, ob wir die Geister jemals los werden können, die wir - ach so erfolgreich - gerufen haben. War es früher nicht doch schöner, als wir mit Schuß Stern, Schuß - Stern mutterseelenallein, so vor etwa vierzig Jahren, die weißen Winterherrlichkeiten hinunterpurzelten, glücklich und patschnaß, müde und begeistert von der Schönheit der winterlichen Berge? Für die aber hat keiner heutzutage mehr Zeit, wo es immer und immer wieder um ganze: halbe und Zehntelsekunden geht, um die man besser sein will und muß, als man selbst oder wer anderer es gestern oder vorgestern gewesen ist. Denn das ist - ach - der Sinn und Inhalt dieser Zeit!

4' 11. GENFER

Baronin Schimmdpenninck, E. Allais

UNIVERSITHTS SKI-WETTKHMPFE

Morzine, 22. - 23. Februar 1936 Von Dr. Georges Lacour, SAS, Genf Zum zweitenmal hat die Sportkommission der Universität Genf den SAS mit der Organisation dieser Wettkämpfe betraut, die dank des Entgegenkommens des Durchführungsortes Morzine einen reibungslosen Verlauf nahmen und von der ersten bis zur letzten Minute im Zeichen schönsten sportlichen Geistes und hochstehender Leistungen standen. Von unseren wie im letzten Jahr eingeladenen französischen Kommilitonen gingen nur zwei Meldungen ein, doch hatten wir zu unserer Freude Gelegenheit, uns mit den guten Fahrern der Universität Lausanne zu messen. Das Klassement erfolgte durch Zusammenzählung der Punkte der zwei besten Abfahrts- und Slalom-Resultate von vier zum voraus bestimmten Läufern (für Lausanne: Francioli, Sillig, Gabus, de Lavallaz; für Genf: Jean Juge, Jacques de Senarclens, Jean de Senarclens, Reinhardt). Punkte der zwei besten Resultate in, Läufer Universität Abfahrt Slalom Francioli Lausanne 0 0 Juge Genf 1,72 8,62 Sillig Lausanne 31,80 25,lO Jacques de Senarclens Genf 6,36 Jean do Senarclens Genf 6,68 End-Klassement :Universität Genf gewinnt mit 23,38 Punkten den Wanderbecher des SAS Genf. Universität Lausanne steht mit 56,90 Punkten an zweiter Stelle. Dem Wunsche der UniversitMs-Sportkommission entsprechend wurden je zwei verschiedene Abfahrts- und Slalom-Pisten gewählt. DIE ABFAHRT

Den Elite-Fahrern setzte man die äußerst steile, auf einer Länge von 1 % km eine Höhendifferenz von 636 m aufweisende olympische Strecke vor, die zufolge des regnerischen Wetters mit Ausnahme des zweiten Steilhanges durchwegs direkt genommen werden konnte. Der überlegen siegende Francioli, Juge, Jean de Senarclens und Reinhardt zeichneten sich besonders aus. I n Klasse B - mit einer leichten Abfahrtsstrecke gleichen Höhenunterschieds aber doppelter Länge - distanzierte de Toledo seine männlichen Konkurrenten, wurde aber von den Damen Saratz und Hodler geschlagen.


DER LANGLAUF

wurde unter miserablen Witterungsverhältnissen - bei Schneetreiben und dichtem Nebel -auf einer abwechslungsreichen, im letzten Augenblick etwas verkürzten Strecke ohne starke Steigungen ausgetragen und von Francioli in flottem Tempo vor dem Favoriten Gabus gewonnen.

.

.

DER S L A L O M

auf einem steilen Hang und mit in ziemlich kurzen Abständen gesteckten Toren wurde nur von den besten Fahrern gemeistert. Francioli stellte mit seinen eleganten, sichern und schnellen zwei Läufen die übrigen Leistungen in den Schatten und erntete den begeisterten Beifall der Professoren, Kommilitonen und übrigen Zuschauer. Jacques de Senarclens holte sich in der Eliteklasse einen verdienten zweiten Platz und de Toledo siegte in der Klasse B. Trotz des schlechten Wetters gaben uns eine Anzahl Professoren die Ehre ihres Besuches. Herrn Professor P. E. Martin, der unserer sportfreudigen Jugend immer das größte Verständnis entgegenbringt und für den SAS besondere Worte der Anerkennung fand, den Herren Professoren Ch. Pfaeffli und J. Weigle, die in liebenswürdiger Weise sogar organisatorische Funktionen übernahmen und allen Herren Universitäts-Professoren sowie den Genfer Firmen, die uns Preise stifteten, sei auch an dieser Stelle aufrichtig gedankt. RESULTATE LANGLAUF über 7,5 km bei zirka 170 m Höhenunterschied

Rang Name 1. Francioli 2. Gabus 3. Fr. Juge

Minuten 33 35 35

Sekunden 25 12 53

Rang 4. 5. 6.

Name Zwahlen J. Juge Panchaud

Minuten Sekunden 36 01 37 10 39 07

ABFAHRT S t u d e n t e n , Klasse A (Streckenlänge 1200 m, Höhendifferenz zirka 500 m)

Rang 1. 2. 3. 4. 5.

Name Francioli J. Juge Jean de Senarclens Reinhardt Privat

Minuten 1 1 1 1 1

Sekunden 2911, 304/, 352/s 41'1~ 532/,

Rang 6. 7. 8. 9.

Name Minuten Jacques de Senarclens 1 Sillig 1 R. Roch 1 Fr. Juge 2

Sekunden 55a/, 58'16 5g1/, ')Oe/,

Altakademiker, K l a s s e A

1.

2

Kühne

Martin

S t u d e n t e n , Klasse B (Streckenlänge 3000 m, HöhendifTerenz zirka 500 m)

1.

3

de Toledo

5z3/,

2.

Schlatter

SLALOM S t u d e n t e n , K l a s s e A (Normal-Piste)

Rang 1. 2. 3. 4.

Name Francioli Jacquesde Senarclens Jean Juge Reinhardt

1.Lauf 31 34l/, 354/, 38*/,

2.Lauf 32l/, 3541, 36s/, 3g3/,

Total 63l/, 70 72%/, 78

Rang 5. 6. 7. 8.

Name de Kalbermatten Jean de Senarclens Fr. Juge Sillig

43a/,

94l/,

2.

Kühne

2.

Gautier

1.Lauf 43l/, 44l/, 4g1/, 4g4/,

2.Lauf 44'1, 44 40 4

Total 87'/, 88l/, 8g1/, 90

Altakademiker, Klasse A 1.

Martin

503/,

S t u d e n t e n , Klasse B (leichte Piste) 1.

de Toledo

KOMBINATION ABFAHRT - SLALOM S t u d e n t e n , Klasse A

Rang Name 1. Francioli 2. Jean Juge, SAS 3. Reinhardt, SAS

Abfahrt Slalom Total 0 0 0 1,72 8,62 10,34 12,96 13,86 26,82

Rang Name Abfahrt Slalom 4. Jean de Senarclens, SAS 6,68 23,42 5. Jacquesde Senarclens, SAS 28,32 6,36 6. Sillig 31,80 25.10

Total 30,lO . , 34,68 56,QO

6

,a


Rang Name 7. Fr. Juge, SAS 8. Privat

Abfahrt Slalom Total 33,72 24,36 58,08 26,16 42,74 68,90

Altakademiker, Klasse A 1. Martin, SAS 58,84 Studenten, Klasse B 1. de Toledo 2. Gautier I1

0 37,32

Altakademiker, Klasse B 1. P. Lacour 31,52

Rang hTame 9. R. Roch, SAS

29,06

87,90

2. Kühne, SAS

0 2,60

0 39,92

3. Schlatter

53

Abfahrt Slalom Total 32,44 42,56 75

84,52

DREIER-KOMBINATION Rang Name 1. Francioli 2. Jean Juge 3. Fr. Juge

Langl. Abfahrt Slalom Total 0 0 0 0 33,56 1,72 8,62 43,90 22,lO 33,72 24,36 80,lO

Rang Name 4. Gabuq 5. J. P. Doret 6. de Kalbermatten

Langl. 15,96 57,92 60,74

Abfahrt 50,84 53,64 83,68

Slalom Total 31,86 98,66 31,12 142,68 23,04 167,42

WANDER- UND SPEZIALPREISE I n t e r - F a k u l t ä t e n - W a n d e r p r e i s (Abfahrt-Slalom) Rang Fakultät Läufer 1. juristische Reinhardt ; Jean de Senarclens 2. theologische Privat; Jacques de Senarolens 3. medizinische Fr. Juge; R. Roch 4. philosophische Fiez; J. Juge A.-G.-Wanderpreis für den besten Genfer im Langlauf: Fr. Juge. Hofstetter-Wanderpreis für den besten Genfer in der Kombination Langlauf-Abfahrt-Slalom: Jean Juge. Wanderpreis des zahnärztlichen Instituts: Frl. P. Leuzinger. Spezialpreis jiir den besten Nicht-Genjer Studenten : Franoioli, Lausanne. GENFER UNIVERSITHTS-SKIMEISTERFOR 1956: JEAN JUGE dzis &C

Farn: B e Sanw aon St. Hurt@( U ~ & F % ~ E ~


DAS ERSTE RENNEN ITALIEN-SCHWEIZ AM uRAN SASS0 D'ITALIA 15. -- 19. März 1936 Von Dr. Paul Stein, SAS, Zürich Die Idee der Länderwettkämpfe macht Schule. Wenn auch das noch junge Deutschland-Schweiz-Rennen in diesem Jahre nicht ausgetragen werden konnte, so können wir uns um so mehr freuen, daß der schon oft diskutierte Wettkampf Italien-Schweiz kurz vor FrUhlingsanfang plötzlich zustande kam. Tolles Unternehmen, mitten im März ein Skirennen tief im Süden auf dem 42. Breitegrad, ein friedlicher Wettkampf von fast historischer Bedeutung in jener kriegsschwangeren Zeit. Der Sci-Club 18 in Rom, der ungefähr unserem SAS entspricht und die besten akademischen Skifahrer in Italien zu seinen Mitgliedern zählt, hatte die Initiative ergriffen und 9 Mann des SAS eingeladen. Telegramme flogen hin und her, das Telephon surrte fast ununterbrochen, und unser Ziircher Präsident Lir. Weisbrod und unser Rennchef Willy Bürgin brachten das Kunststück zustande, in wenigen Tagen eine Mannschaft aufzustellen. Am 11. März trafen wir uns in Mailand: Buff, Bürgin, Francioli, Glaser, Kaech, Müller, Obrecht, Streiff und als Offizieller Stein. Mausi, die uns bis Rom begleitete, nähte unermüdlich das Schweizerkreuz auf unsere SAS-Pullover. Herrlicher Chianti und Panettoni wurden verstaut für die nächtliche Fahrt. Aber während unsere Kehlen dursteten, floß das rote Naß im Abteil herum und es blieb uns nur der feine Duft. Aber nichts konnte unsere gute Stimmung verderben, auch nicht der Verlust der Ski von Obrecht, die irrtümlicherweise nach Luzern gewandert waren. In Rom wurden wir vom Präsidenten des Sci-Club 18, Cagli, dem Vizepräsidenten Scialoja und Menzocchi empfangen, und an Palmen vorbei fuhren wir zum Autobus, der uns zusammen mit der italienischen Mannschaft zum Gran Sasso brachte. Von der Schwebebahn aus sahen wir den untern Teil der Abfahrtsstrecke, ein teils enges Couloir, von Felsen eingerahmt, das uns ordentlich Respekt einflößte. Leichter Nebel empfing uns beim einzigen Hotel auf ungefähr 2200 m Höhe, der uns bis zum Rennen am 15. März einhüllte. Ein seriöses Training begann. Der Steilhang bis zum Eingang ins Couloir gefiel uns anfänglich gar nicht. Bei uns dürfte man einen solchen Hang wegen der Lawinengefahr gar nicht anschneiden, aber hier war er dank der Geröllunterlage und den besonderen Witterungsverhältniesen sicher. Die zirka 500 m Höhenmerenz konnten in tollem Tempo genommen werden, die Oberfläche war glatt wie ein Spiegel. Technisch sehr schwierig war das Couloir; jeder Versuch, das Tempo zu verringern, endete unweigerlich mit einem Sturz und es brauchte schon allerhand Mut, in dem Höllentempo an den Felsen vorbeizusausen. Wir sahen Adriano Guarnieri und Pariani, die beiden italienischen Olympioniker, sowie den uns aus vielen Rennen als gefährlicher Konkurrent bekannten Parodi im Training, und wir wußten, daß wir alles aufbieten mußten, wenn wir siegen wollten. Der Start auf zirka 2500 m lag in herrlichem Sonnenschein, aber dann verschwanden die Fahrer M Nebel. Bis fast zum letzten Mann war der Kampf unentschieden. Phantastisch die Zeit des Siegers Guarnieri von 1 Minute 4+i4/, Sekunden für eine Höhendifferenz von etwa 950 m. Aber dann folgte Francioli, die tfberraschung des Tages. Groß fuhren auch Sioux, Buff der durch eine kühne Schußfahrt im Steilhang glänzte und Obrecht, und die Zuverlässigkeit unserer alten Kämpen Kaech, Streiff und Bürgin sicherte uns den Mannschaftssieg. Im Slalom setzten die Italiener alles daran, den Vorsprung einzuholen. Die Strecke war in Anbetracht der Schneeverhiiltnisse sehr gut und auch die Organisation klappte trotz dichtem Nebel glänzend. Francioli fuhr die beste Tageszeit und Kaech holte sich den Sieg. Die uberlegenheit unserer Mannschaft zeigte sich hier noch deutlicher; die Italiener waren wohl etwas nervös und forcierten zu stark, was ihnen oft zum Verhängnis wurde. Die Preisverteilung endigte mit einem fröhlichen Fest mit allerhand Intermezzi, und stolz darüber, einen so starken Mannschaftssieg davongetragen zu haben, fuhren wir mit den vom Sci-Club 18 gestifteten Pokalen nach Rom zurück. Ein herzlicher Empfang bei Minister Ruegger, eine erste Orientierung in Rom, und schon ging es wieder hinauf in die Schneefelder vom Terrninillo, wo am 19. Milrz die interna~onalen Rennen um den Pokal von Rieti stattfanden, zu denen man unsere Mannschaft ebenfalls eingeladen hatte. Sofort orientierten wir uns über die Abfahrtsstrecke, die rund 800 m Höhendifferenz aufweist. Der Start fand oben bei der Hütte Umberto I auf 2108 m statt. Die Strecke war wesentlich leichter als am Gran Sasso, wenn auch der erste Steilhang und die Waldschneise ziemliche Anforderungen stellten. Endlich herrliches Wetter und eine gewaltige Zuschauermenge. Der Süden oder die Zuschauer hatten es unseren SAS-lern angetan; sie fuhren hervorragend. Kaech schlug Francioli um 3 Sekunden, und dicht darauf folgten Müller und Streiff. Buff und Obrecht demonstrierten am Steilhang Bombenstürze; der eine stocklos, der andere nur mit einem Stock bewehrt, fuhren sie dennobh mit guten Zeiten als Siebenter und Achter durchs Ziel. Bürgin war leider erkrankt und konnte nicht starten. Guarnieri wagte zuviel und verletzte sich bei einem Sturz, und nur Rasi und Bovio gelang es, unsere Siegerreihe zu unterbrechen. Am Nachmittag fand noch der Slalom um den Pokal Cecchini statt, der uns wieder einen Dreiersieg brachte. Ganz groß fuhr der Sieger Francioli, aber auch Kaech, Streiff und Müller, der leider disqualifiziert werden mußte, zeigten priichtige Leistungen.

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I n Anwesenheit des Bürgermeisters von Rieti fand die Preisverteilung statt. Dann folgte ein herzlicher Empfang beim Vize-Sekretär der Fascistischen Partei in Rom, Exz. Serena, und schließlich genossen wir auch die Schönheiten von Rom, unter der kundigen Führung unserer gastfreundlichen Kollegen vom Sci-Club 18. Noch ein Abstecher nach Florenz und bald bewunderten wir schlaftrunken den herrlichen Morgen am Vierwaldstättersee, erfüllt von Freude über die gelungene Fahrt, die Harmonie unserer Mannschaft, über die erfochtenen Siege, über die genossene Gastfreundschaft und beseelt von dem Wunsche, daß dieses Rennen Italien-Schweiz sich alljährlich wiederholen möge.

RESULTATE GRAN SASS0 (1. Italien-Schweiz-Rennen) ABFAHRT Rang Name 1. Adriano Guarnieri 2. Pierre Francioli 3. Federico Pariani 4. Mario Rasi 5. Max Müller 6. Hans-Ueli Buff 7. Franz Obrecht 8. Viktor Streiff

Club SC 18 SAS SC 18 SC 18 SAS SAS SAS SAS

Min. Sek. 1 474/, 1 584/5 2 148/, 2 23l/, 2 25 2 2Fi8/, 2 32s/5 2 37

Rang 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.

Name Arnold Kaech Arrigo Castellani Fosco Maraini Willy Bürgin Gerardo Parodi Pietro Bovio Max Glaser Arriero Telfener

Club SAS SC 18 SC 18 SAS SC 18 SC 18 SAS SC 18

Min. Sek. 2 428/6 2 4511, 2 478/, 2 52l/, 3 021/, 3 25 3 50

Club SC 18 SC 18 SAS SAS SC 18 SC 18 SC 18 SAS

Min. Sek. 1 26e/5 1 27a/, 1 308/, 1 378/,

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Mannschclft (je beste 6 Fahrer) Schweiz: 100 Punkte Italien : 97.87 Punkte SLALOM Rang 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Name Arnold Kaech Federico Pariani Pierre Francioli Gerardo Parodi Max Müller Adriano Guarnieri Viktor Streiff Hans-Ueli Buff

Club SAS SC 18 SA S SC 18 SAS SC 18 SAS SAS

Rang 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.

Min. 1 1 1 1 1 1 1 1

Name Fosco Maraini Arriego Castellani Willy Bürgin Max Glaser Mario Telfener Mario Rasi Pietro Bovio Franz Obrecht

1 1 1 1

4 4 4

Mannechaft (je beste 6 Fahrer) Schweiz : 100 Punkte Italien: 95.54 Punkte Mannachfts-Oemmtkheement Schweiz : 200 Punkte Italien: 193.41 Punkte RIET1 (internationales Rennen um den Pokal von Rieti) ABFAHRT Rang 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Name Arnold Kaech Pierre Francioli Max Müller Viktor StreiB Mario Rasi Pietro Bovio

Club SAS SAS SAS SAS SC 18 SC 18

Min. 3 3 3 4 4 4

Sek. 28,6 32 52 00,4 14,4 36,3

Rang 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Name Franz Obrecht Hans-Ueli Buff Alviero Teifener Gildo Pacchiani Max Glaser Giuseppe Battisti

Club SAS SAS SC 18 Padova SAS SC Rieti

Min. Sek. 4 46,4 4 51,3 5 05,4 5 07,3 5 15,2 5 30,4

Name Silvestri Hans-Ueli Buff Emanuele Romanin Max Glaser Franz Obrecht Vianson

Club Roccaraso SAS Padova SAS SAS -

Min. 1 1 1 2 2 2

SLALOM (interna ionales Rennen um den Pokal Cecchini) Rang 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Name Pierre Francioli Arnold Kaech Viktor Streiff Holzner Pietro Bovio Mario Rasi

Club SAS SAS SAS Bozen SC 18 SC 18

Min. 1 1 1 1 1 1

Sek. 29,3 33,2 36,2 42,2 45,3 46

Rang 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Sek. 48,l 52,l 53 06,3 10,3 15


BERICHT D E S RENNCHEFS Mit Bedauern sehen wir Willy Bürgin als Rennchef aus dem SAS ausscheiden. Er hat in seiner dreijährigen Tätigkeit das lebzte aus sich herausgegeben und seine Freizeit mit Leidenschaft für die Ausbildung des Nachwuchses im akademischen Skisport zur Verfügung gestellt. Alle Aktiven, die unter dem Kommandostab des Rennchefs standen, haben ihn für seine Betreuung und seine Arbeit geehrt und ihm wahre Freundschaft entgegengebracht. Nur wer restlos sich hergibt, wird Willy Bürgin ersetzen. W . A.

Von Willy Bürgin, SAS, Zürich An der Generalversammlung in der ,,Kalten Herberge" wurde mir das neu geschaffene Ressort eines Rennchefs im SAS übertragen. Unter dem Motto ,,SAS-Krise" schrieb seinerzeit Dr. Schürch im ,,Hasen", daß es Aufgabe des SAS sei, mit den Studenten anderer Länder auf das gleiche Niveau zu kommen. Ich darf ohne zu renommieren behaupten, daß dies in den letzten drei Jahren erreicht wurde; aber da die Leistungen unserer Nachbarn ständig verbessert werden, dürfen auch wir nicht ausruhen, sondern wir müssen das Erreichte weiter ausbauen und steigern. Wegzug und Aufgabe einzelner Aktiver zwingen uns, rechtzeitig für tüchtigen Nachwuchs zu sorgen, damit keine Lücken entstehen. Vor einigen Jahren haben speziell die Ausländer-SAS-ler für unsern Club Ehre eingelegt. Heute freut es mich, daß neben unseren erstklassigen Norwegern auch unsere Schweizer viele Siege für unsere Farben erfochten. Neben Abfahrt und Slalom ist der Langlauf wieder zu seinem Recht gekommen. Nur der Sprung scheint unser Stiefkind zu sein, obschon wir in dieser Disziplin die besten Lehrmeister in unseren Reihen haben. f ich die Aktiven des SAS noch einmal Revue Zum Abschied von meiner dreijährigen Tätigkeit als ~ e n n c h e will passieren lassen, bevor ich meinem Nachfolger Andre Roch, einer alten Rennkanone, das Amt übergebe. Bei dieser Gelegenheit möchte ich ihnen allen für den kameradschaftlichen Geist, den sie immer an den Tag legten und der sie auch in Zukunft verbinden möge, meinen herzlichen Dank aussprechen. Viktor Streifj (Zürich): Zum vierten Male wurde unser Vik Streiff Hochschulmeister im Skifahren. Kommentar ist daher überflüssig. Im Skifahren ist er seit Jahren als Captain der zuverlässigste Mann unseres Teams. Arnold Kaech (Bern): Als großer ASAL-Sieger ging unser Olympiade-Patrouillenführer Noldi hervor. Er ist allround-Skisportler und unser sicherster ,,StarhopperU. Max Müller (Zürich): Unser Siux hat im Rekord-Schlußtempo sein Diplom gemacht - nur wegen einer Wette! Er züchtete einen Bart, schloß sich 14 Tage in seine Bude ein und legte einen Diplomdurchschnitt von 5,2 vor. - Das nennt man Klasse! Wer zählt mir die Unfälle, oder besser gesagt, welche Versicherung zahlte die Arztkosten, welche unser Siux in den letzten Jahren hatte! Es gab eine Jungfraustafette, wo der Siux mit den Motorfakirerkanonen um die Wette fuhr, bis unser P. D. Schürch den Siux zerfetzt eingeliefert erhielt. In Bardonecchia legte er eine ,,Furrerspur" hin und endigte im Spital. Diesen Winter fuhr er zwar das AngloSwiss ganz klein, dafür das Inferno ganz groß. Mürren i~itnicht sein Gelände, deshalb wichen ihm die Tannen nicht aus und das Wadenbein war futsch. Wieder genesen holte er sich mit dem ,,Benz" Siege an den Zürcher Hochschulmeisterschaften. Robert Strüby (Zürich): Wenn unser Strüby besser abfahren könnte, so hätten wir in ihm eine Langlaufkanone von Format. Dennoch holte unser ,,StrunsU vier aufeinanderfolgende Langlaufsiege. Seine prächtige Hautfarbe verdient er sich nicht nur als guter Alpinist, sondern auch in Ausübung seiries Berufs alsVermessungsingenieur. Walter Bußmann (Zürich): Unser bescheidener Ziircher Hochschulmeister Bußmann hatte diesen Winter die St,.Moritzer Pechserie mit der Losung ,,Zahn um Zahn" erledigt. I n der Springerei scheint er in der letzten Rennsaison den richtigen Absprung nicht gefunden zu haben. Rudolf Gallati (Bern): Glarus ist im SAS würdig vertreten durch den Berner Hochschulmeister Rudolf Gallati. ,,StandsäueL'sind solche, die sich keinen Sturz gönnen. Max Thut hat hier einen Nachfolger bekommen, der aber mit den Slalomstangen mitunter auf Kriegsfuß zu stehen scheint. Franz Obrecht (Bern): Ist unser jüngster Vertreter und holte sich diesen Winter unter den Junioren mehrmals in drei Disziplinen Siege. Der ,,Ständer-Franz" vertritt mit seinem Freunde Noldi die Berner Dynastie. Für die Zukunft rate ich ihm, seine Ski für Auslandexpeditionen in den richtigen Wagen zu verladen! Dr. Jean Juge (Genf): I n elegantem Stil flitzte in Mürren unser neuer Zentralpräsident Juge durch die Tore. Nicht minder rassig versuchte dies seine nette Gattin. Jacques de Senarclens (Genf): Daß auch angehende Pfarrer skifahren können, zeigt Jacclues de Senarclens. Seine Bruder stehen ihm wenig nach. In M/l¿irrenbezwang er den Lokalmatador Marc Hodler, was genügend fur seine Klasse spricht. Angelo Tommasi (Basel), Otto Zumstein (Basel): Dies sind die SAS-Rennfahrer von Basel, als Bruderpaar nicht so leicht zu schlagen. Georg Calonder (St. Gallen): Uberraschte an den ASAL durch seine Standfestigkeit. Pierre Francioli (Lauaanne): ,,Chiron4' benannt, war nach seinem SHM-Slalomsiege der kommende Mann.


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Mit seinen nur 2,05 m langen Brettern erregte seine Fahrweise berechtigtes Aufsehen am Gran ,,Sport" hat er an einem Frühjahrs-Skirennen in Frankreich sogar den FIS-Sieger Rominger geschlagen. Chiron ist ein ruhiger Bursche; außer ,,merde" sagt er nicht viel. Harn- Ueli Buff (Zürich): Ist lebhaft und notabene schöner als sein Name! Große Schüsse liegen ihm besser als Links-Christiania. Auf diese Seite produziert er mit Vorliebe einen Telemark, was wahrscheinlich vom Links-Walzern herrührt. Hans-Ueli holte sich am Grimselrennen in der allgemeinen Klasse einen Sieg über 100 Rivalen. Heini Fueter (Zürich): Ist unter die Sport-Journalisten gegangen, nachdem er beim Skifahren Pech hatte. Heini fehlt die Härte für Rennen, dafür hat er eine zugige Feder und ist ein hervorragender Sport-Journalist. Dr. Paul &ein (Zürich): War unser glänzender Reiseführer und Dolmetsch in Italien; er ist auch ein zäher Alterskläßler, welcher stets noch „mit von der Partie" ist. Dabei bleibt er der ewig junge Lebemann mit leicht ergrautem Haupte. Fred Brun (Zürich): Noch weniger unterkriegen und von der jüngeren Garde etwas vormachen läßt sich der vierzigjahrige Senior Fredy Brun. Trubsee-Engelberg sind seine Spezial-Renngefilde, wo er nur schwer zu schlagen ist. Am Parsenn-Derby fuhr er mit 19,12 die zweitbeste Zeit der Altersklasse hinter Zogg. Max G h e r (Ziirich): Muß zuviel die Brille putzen, was dem Resultat nicht immer förderlich ist. Gelegentlich fährt er einen guten Slalomstil. Herbert LindZar (Bern):Hält einen Rekord als Marathonabfahrer au? der Strecke Scheidegg-Grindelwald.Leider scheint ihm dieses Wochentraining von rund 35 000 m Höhendifferenz die Schnelligkeit für Rennen genommen zu haben. Knut Gloersen (Zürich): Vertritt nordische Disziplinen im SAS, ist Langläufer von Stil. Fritz Farup (Ziirich): Ist ein ruhiger Springer und sicherte sich bis zu seiner Knöohelverletzung an den ASAL mehrere erste Plätze. Sigmund Guttomen (Ziirich): Mußte diesen Winter Fußball spielen und konnte seinen Titel nicht verteidigen. Hoffentlich sehen wir den frbhlichen Feuerspeier von St. Moritz nächsten Winter wieder in unseren Reihen. Amid Schlytter (Ziirich): Er hat gute Anlagen in allen Disziplinen, aber zu wenig Ausdauer. In Arild verlieren wir nach seinem Diplom einen lieben Kameraden. Ruedi Bhbih (ZUrich):Ein sympathischer Langlhufer, welcher mehrere gute R&ngebelegte. Als Stafettenläufer verhalf er der Uni Zürich zu etlichen Siegen. Robert Buchi (Bern): Unserem SSV-Rennchef Büchi mußte ich für das ASAL-Training Nachtbeleuchtung einrichten. Er nimmt sein hohes Amt peinlich genau und erteilte mir mitunter Rügen. Rend Jaeger (Bern): Erzielte seine beste Leistung am Anglo-Swiss, wo er im Slalom Zweiter wurde. Willy Rieben (Bern): Wird noch mit mancher guten Leistung aufwarten, nachdem er diesen Winter mehrere vordere Plätze belegte. Die Genfer und Berner haben in ihren Reihen tüchtigen Nachwuchs. Wo bleibt da Zürich?

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kP+-. MITTEILUNGEN DER SCHRIFTLEITUNG Zu den Olympischen Spielen in Gamisch-Partenkirchen sind Briefwertzeichen mit Sportsdarstellungen herausgegeben worden. Wir reproduzieren hier die 12-Pfennig-Skimarke.Wahrscheinlich ist es das erstemal, daß Briefwertzeichen mit einem Skifahrer geschmuckt werden. I n graphischer Beziehung sind die Briefmarken nicht gelungen und es ist zu bedauern, daß nicht einem bedeutenden Kiuistler die Aufgabe gestellt wurde.

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Am 19. November ist „Der Winter" 19 Jahre alt und C. J. Luther - aus der Schweiz geholt - ebens sein bewährter Schriftleiter. Dieses Jubiläum ist ein Markstein in der Geschichte des Skisportes. Herrn Luther wissen alle Skifahrer Dank für seine unermudliche Arbeit während drei Dezennien.

X TJnser Ehrenmitglied Conte Aldo Bonacossa hat mit seinem neuen Fuhrer: Masino Bregaglia Disg~aziadie Seri der ,,Guide dei Monti d'Ita1ia6l (Verlag des Club Alpino Italia und des Touring Club Italiano) bereichert. Die Ausstattung des 59Oseitigen Ftihrers ist ganz erstklassig. Hervorzuheben sind die besonders klaren Beschreibungen und die glitnzenden Photoroutenskizzen. Der Führer ist der Niederschlag von 20 Jahren Bergsteigerleben. Jeder Freund des Bergells wird Bonacossa fiir seine unglaublich zuverlässige Arbeit dankbar sein.

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Elisabeth Jaeger und Andre Naumann melden sich als Vermithlte. Wir gratulieren herzlich ! Zukiuiftige Adresse : Veterinarstraße 5, MUnchen. X Unser Ehrenmitglied Arnold Lunn hat im British Ski Year Book einen neuen Terminus gepritgt für den Kombinationsbegriff Langlauf-Sprung: ,,LanghopC'.Wir begrUßen diese Anregung. Wer prägt das Gegenstuck zu Abfahrt-SlalomS

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Arnold Lunn schreibt im British Ski Year Book 1936: „Die Schweizer stellen von den weltbesten Abfahrern, nicht aber - und wahrscheinlich wird es nie der Fall sein -Weltbeste im Lang- und Sprunglauf. Die Schweizer Meisterschaft wäre daher noch heute ein Geschenk fur uber ein Dutzend Norweger wie Ruud und andere, die auch abfahren können. Die Schweiz wird dazu kommen w i e Australien - die Viererkombinationwieder fallen ZU lassen und durch Meisterschaften in den Disziplinen des alpinen und des nordischen Skisportes zu ersetzen. Die Vierermeisterschaft soll bekanntlich das Interesse für den Langlauf wecken, andere Zwecke kann sie kaum verfolgen." Wir sind mit Arnold Lunn uberzeugt, daß der SSY einmal dazu kommen wird, gleich wie der SAS, seine Meisterschaften in Abfahrt-Slalom und Langlauf-Sprung unterzuteilen.

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Unser Mitglied Jakob de Rytter Kielland ist Generalsekretär des Internationalen Skiverbandes geworden.

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Conte Bonacossa fährt im Dezember zu einer längeren Bergsteigerexpedition in die Anden. Andre Roch und Dr. Gunther Langes schiffen sich am 25. November mit der Queen Mary zu einer Fahrt nach Colorado ein, um dort neue Wintersportgebiete ausfindig zu machen.

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Ein neuer Bucheinband fiir Band I , I1 und I11 des Schneehasen b e h d e t sich in Vorbereitung.

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A. W. Diggelmann h a t mit seinem Arosa-Plakat die ,,Goldene" a n der Olympiade errungen. Wir gratulieren. Durch liebenswürdige Unterstützung der Kurverwaltung Arosa konnten wir einen Abzug des Siegerplakates diesem Jahrbuche beilegen. D A S F I S - K O M I T E E F O R A B F A H R T U N D S L A L O M 1936-1938:

Bei der Sitzung des FIS-Vorstandes in Garmisch-Partenkirchen am 15. Februar 1936 wurden als Mit,glieder des FIS-Komitees fiir Abfahrt und Slalom bis zum Skikongreß 1938 folgende Herren gewählt: Dr. Pranz Martin, Österreich Obrnann : MitgliedPr : Arnold Lunn, Großbritannien; Dr. Walter Amstutz, Schweiz; Pierre Lamy de la Chapelle, Frankreich; Graf Aldo Bonacossa, Italien; Baron Peter le Fort,Deutschland; Dr. Jaroslav Moser, Tschechoslowakei; Graf C. G. D. Hamilton, Schweden; Ing. Jakob de Rytter Kielland, Norwegen.

S A S - R E N N K A L E N D E R WINTER 1936-37:

SAS-Training : 26. Dezember bis 2. Januar, in Murren. Anglo-Swiss : 30.131. Dezember, in St. Moritz. Handicap-Wettkämpfe SAS, S. C. Mürren, S. C. Bern: 3. Januar, in Miirren. ASAL - S m : 8.-10. Januar, in Davos. 5. Akademische Weltwinterspiele: 2.- -9. Februar, in Zell am See. Schweiz-Italien: Erste Hälfte März, in St. Moritz.

* NEUER ZENTRALVORSTAND:

Präsident: Dr. Jean Juge, Charmilles 13, Genbve. Vizepräsident: Dr. Georges Lacour, Chemin du Vallori 11, Genbve. Kassier: Daniel Roch, Avenue Leon Gaud 14, Genbve. Sekretär: Aloys M7erner, Avenue Paul Chaix 2, Genbve. Rennchef: Andre Roch, Avenue Jules Crosnier 4, Geneve. Material: Claude Gautier, Florissant 12, Genhve. Beisitzer: Jean TAenoir,Taconnerie 10, Geneve.

Was ist der Schneehase wert? Die Alpenvereinsbücherei des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins in München erwarb ein Exemplar von Heft 1 zu Fr. 40.-, unser Ehrenmitglied Alexander Keiller, London, konnte nach langem Suchen Heft 1 antiquarisch zu Fr. 45.- erstehen. Weitere Nummern werden gesucht. Man bittet, Preisangebote an die Schriftleitung zu richten.

Alle Beiträge dieses Jahrbuches sind Eigentum des SAS. Ohne Genehmigung und Quellennachweis dürfen keine Artikel nachgedruckt oder Photographien reproduziert werden.

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Alle Korrespondenzen mit der Schriftleitung sind zu adressieren: Dr. Walter Amstutz, Am Laretweg, St. Moritz (Tel. 149 Bureau, 110 außer Bureau). Redaktionsschluß von Heft Nr. 11 : 1. Juni 1937.

A. Qlatthard & Co.


SCHWEIZERISCHER

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AKADEMISCHER SKI-CLUB

D E R S C H N E E H A 8 L JAHRBUOH DEO 8 A ß SCHlllCTLLITUNO: DR. WALTER AYOTUTZ

Dr. Wander A.-G., Bern.

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Sie haben uns ersucht, den von Ihnen gepachteten Raum im selbst zu fiillen, indem wir unsere ErfahSchneehasen rungen und Beobachtungen iiber momaltine zur Kenntnis bringen.

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Es ist das erste Mal, dass wir ein solches Gutachten abgeben: es entspringt einem guten Gewissen und unserer vollen Ueberzeugung, da wir Ovomaltine seit vielen Jahren kennen. Sie ist die Sportnahrung, auf die die wahren Sportleute schworen, da sie ihre Aufbau- und Energiewerte allgemein anerkennen und Wr sich auswerten.

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Ovomaltine ist in Sportkreisen international als Energiespender bekannt. Es gibt wohl billigere Nährstoffe, aber um Spitzen" leistungen zu erreichen, ist Ovomaltine kaum zu schlagen. -+.i .

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Wir mochten ausdrUcklich erwähnen, dass durch dieses Gutachten' kein direkter noch indirekter personlicher Vorteil des Unterzeichneten in irgendeiner Form abzuleiten ist. Es wird einem langjährigen Kunden des Schneehasen abgegeben, in der Ueberzeugung, dass diese Sportnahrung das hält, was sie verspricht.


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Provisorische Liste Etat provisoir~ Legende : G = Gästeklasse für Nicht-SSV-Mitglieder. SSV = Jedes Mitglied eines SSV-Clubs ist startberechtigt. Ferner Alle übrigen Abkürzungen bezeichnen den betreFfenden Regi. sind startberechtigt alle Ausländer, welche einem d e r FIS onalverband und bedeuten, daß nicht nur dessen SSV angeschlossenen Landesverbande angehören. Mitglieder, sondern auch die Nicht-SSV-Mitgliede Interclub = Nur die Mitglieder einer beschränkten Anzahl eindieses Regionalverbandes startberechtigt sind. geladener Clubs sind startberechtigt. A=Langlauf,B =Sprunglauf, C=Abfahrt Herren,D =SlalomHerren, Cd =Abfahrt Damen,Dd=Slalom Damen, E =Dauerlauf,F =Staffellau

Tag Jour

Ort oder Gebiet Lieu ou region

1. Schweiz

-

- Suisse

Teilnahmeberechtigung Participation

DEZEMBER - D~CEMBRE 1936 20 Gstaad SSV 20 Mürren SSV 25 Gstaad SSV 26 St. Moritz SSV 27 Disentis SSV 27 Mürren SSV 27 Pontresina SSV, G 22 Unterwasser SSV JANUAR - JANViER 1931 1-2 Couvet SSV 2 Mürren SSV 3 Hergiswil SSV

SSV Angehörige d e r Geb. I, Br. 10 6 Disentis SSV 13-14 Teuien SSV, OSSV 14 Mürren SSV 15 St. Moritz-Salet SSV 16 St. Moritz-Alp Giop SSV 16-17 Samaden SSV, G 17 St. Moritz SSV 17 Piz Mundaun (Ilanz) SSV 17 Pontresina SSV, G 17 Gstaad SSV 19 Schilthorn-Lauterbr. SSV 23-24 Gantrischgebiet SSV, VBSC (Schwarzenburg) 23-24 Langenbnick SSV 24 Gupf (Rorschach) SSV, G 30 St. Moritz SSV 30-31 Gamperney-Grabs SSV 30-31 Gstaad SSV 30-31 Le Locle SSV 31 Gantrischgebiet VBSC 31 Verbier SSV 31 Disentis SSV FEBRUAR - F~VRIER 5-1 L e s Diablerets SSV 3 3

Gstaad Rigi

14 14 14

Muottas-Muragl Gstaad Sarnen-Engelberg

14 18 19-20 20 21-22 21-22 21-28

Unterwasser St. Moritz St. Moritz Mürren Pres-d'Orvin Gstaad Gantrischgebiet

28 28 28 28 28

Gantrischgebiet Klewenalp-Beckenr. Langenbruck Obstalden Pers-Morteratschgletscher M#RZ - MARS 7-8 Mürren 7 Stoos ob Schwyz 14 Unterwasser

X

Veranstaltungen Manifestation

Durchiührender Club oder Regionalverband Club organisateur ou assoc. regionale

C D B B C, D, Cd, Dd A B, D, Dd B

SC Gstaad SC Mürren SC Gstaad SC „AlpinamSt. Moritz SC Disentis SC Mürren SC ,,BeminaUPontresina SC Unterwasser

A, B, D B C, Cd B, D A

SC Couvet SC Mürren Skisektion Alpenfreunde „PilatusU Hergiswil SC Gstaad Geb. J. Br. 10

A A, B , C, D, Cd, D d C A, C D, Dd A, C, D, Cd, Dd B C, Cd F B, C C A, B , C, D , Cd, D d

SC Disentis OSSV SC Teufen SC Mürren SC „Alpinar' St. Moritz SC ,,AlpinaUSt. Moritz SC Samaden SC „AlpinaMSt. Moritz SC Ilanz SC ,,BerninaUPontresina SC Gstaad SC Mürren VBSC

X, B , C, D C, Cd B C, D, Cd, Dd A, B, C, D, Cd, Dd A, B C. D C, D, Cd, Dd F

NWSV-SC Langenbnick NWSV-Verb.-Rennen SC Rorschach Gupf-Abfahrtsrennen Olympiaschanze SC „AlpinaMSt. Moritz SC Grabs Gamperney-Derby Komb. Wispillen-Skirennen SC Gstaad SC SylvaSports, Le Locle Gymnast. Gesellsch. Bern Gurnigel-Abfahrtsrennen Coupe d e Verbier SC „AlpinaUVerbier SC Disentis

A, B , C, D , Cd, D d

SSV-SC Diablerets/ SC Lausanne SC ,,BerninaWPontresina SC Gstaad Geb. L Br. 10

C, Cd SSV, G B, F SSV Militär-Pair.-Lauf Angehörige d e r Geb. I. Br. 10 SSV A , B, C, Cd SSV C* SSV, G C, D, Cd, Dd SSV C, D. Cd, Dd SSV A, B, D SSV D. F, Dd SSV E, F

-

SC Unterwasser SC „AlpinaU St. Moritz SC „Alpinan St. Moritz SC Mürren SC Biel SC Gstaad SSV-VBSC

Name d e r Veranstaltung Nom d e la manifestation

Eggli-Abfahrtsrennen Weihnachtskonkurrenz / Olympiaschanze Huggler-Wanderbecher Berninaschanze Säntisschanze Grand-Hotel-Wanderbecher Pilatusabfahrt

Einzellauf d . Geb.LBr. 10 OSSV-Verb.-Skirennen Bellevue No-Fall-Wanderlbecher

Olympiaschanze Mundaun-Abfahrtsrennen Rund um Pontresina Sturzfreies Abfahrtsrennen Inferno-Abfahrtsrennen VBSC-Verbandsrennen

31. Schweiz. Skirennen

Muottas-Muragl Schuß Patr.-Lauf d . Geb. I. Br. 10 Skitag Unterwasser *Kilometer-lanc6 Weiße Band von St. Moritz Montana-Edelweiß-Wanderlbecher 11 .Schweiz.SO-km-Dauerl. 5. Schweiz. S t d e l i a u f Selitalschanze Klewen-Derby Erzenbergschanze Mürtschen-Rennen Diavolezza-Abfahrtsrennen

SSV, VBSC, G SSV, G SSV SSV SSV, G

B C, Cd B C C, Cd

VBSC SC Beckenried SC Langenbruck SC Mürtschen SC „BerninaMPontresina

SSV SSV, G SSV, G

C, D, Cd, Dd C, D, Cd, Dd C, Cd

Kandahar SC/SC Mürren Arlberg-Kandahar-Rennen Skiriege TV Zch-Unterstraß .,HastarU-Rennen Käserruck-Abfahrtsrennen SC Unterwasser

2. Ausländische Rennen in der Schweiz JANUAR -JKNVIER 1931 17 Mürren FIS (nur für Städte- C skifahrer) M#Rz - MARS 7-8 Mürren FIS C, D, Cd, Dd

3. Sommer-Skirennen JüLI - JUILLET 18

Kandahar Skiclub

Duke of Kent's Städtemannschafts-Abfahrtsrennen

Kandahar SC/SC Mürren

Arlberg-Kandahar-Rennen

C, D, Cd, Dd

SC „BerninaMPontresina

Diavolezza-Sommerskirennen

C, D, Cd, Dd A, B

Deutscher Ski-Verband Deutscher Ski-Verband

Internat. Wintersportwoche Internat. Wintersportwoche

A, B, C, D, E, F. Cd, Dd

Französ. Skiverband

FIS-Rennen

.Courses Estivales

Diavolezzagletscher SSV, G

4. Rennen im Ausland

JANUAR - JANVIER 1931 23-24 Garmisch-Partenk, FIS 30-31 Garmisch-Partenk. FIS FEBRUAR - F ~ v R I E R 11-18 Chamonix FIS

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VEREINHEITLICHUNG

DER KOMBINATIONSBERECHNUNG

Um eine einheitliche Art der Berechnung bei der Durchführung von Dreier- und Vierer-Kombinationsrennen einzuführen, hat der Ski-Kongreß 1936 beschlossen, daß alle nationalen Verbände für die Dauer von zwei Jahren ausschließlich die vom Schweizerischen Ski-Verband ausgearbeiteten Tabellen für derartige kombinierte Rennen verwenden müssen.

NORMALISIERUNQ DER SPRUNGSCHANZEN

Folgende ,,Bestimmungen für die Sprunghügelberatung der FIS" wurden vom XIV. Internationalen SkiKongreß 1936 einstimmig angenommen: Sprunghügelanlagen, die für internationale Konkurrenzen nach Art. 1 und 2 der IWO verwendet werden, miissen von der FIS genehmigt sein. Die Genehmigung wird nur erteilt für Anlagen mit kritischem Punkt bei höchstens 80 Meter. Sofern eine Groß-Sprunganlage von über 50 Meter Höchstsprungweite gebaut wird, muß in nächster Umgebung eine kleinere oder mittlere Schanze betriebsbereit vorhanden sein oder gebaut werden. Internationale Sprungkonkurrenzen nach Art. 1 und 2 der IWO dürfen nur auf den von der FIS genehmigten Schanzen ausgeachrieben und durchgeführt werden. Verstoß gegen diese Bestimmungen hat sowohl für den oder die betreffenden Springer als auch für den meldenden und veranstaltenden Verband die Disqualifikation zur Folge. Start auf nicht genehmigten Schanzen ist verboten und zieht Disqualifikation auf ein Jahr nach sich. Die Sprunghügelberater der FIS müssen in ihrer Beratertätigkeit den Richtlinien folgen, die vom Ski-Kongreß und vom FIS-Vorstand und in der IWO vorgeschrieben sind, und dürfen bei der Konstruktion oder beim Aufbau von Sprunghügelanlagen, deren kritischer Punkt über 80 Meter liegt, nicht mitwirken. Als Sprunghügelberater der FIS für die Periode 1936-1938 wurden die Herren Ing. R. Straumann, Schweiz und Ing. T. Tunold-Hanssen, Norwegen, gewählt.


Unter diesem Namen bringt die Sportartikelfabrik A . Attenhofer in Zürich ihr neuestes Modell aus der rühmlichst bekannten Alpina-Familie auf den Markt. Dieses dürfte nun sicherlich allen A n sprüchen, die der verwöhnte Skifahrer an eine moderne Diagonalzug-Bindung stellen kann, in vollem Umfange gerecht werden. Denkbar einfach und praktisch ist die KabelFührung gelöst. Vorn sauber unter der Deckplatte durch, ohne dass ein Einfräsen nötig wäre, und seitlich unter den Backen je durch eine Führung gehalten, so dass jegliche Bremswirkung vermieden wird. Das Kabel selbst, aus verzinktem Stahldraht, ist mit Schutzspiralen, ebenfalls aus Stahldraht, umwickelt. Diese Umwicklungs-Spirale dient gleichzeitig als Gewinde für die Längsverstellung des Kabels. Die Gewindemutter mit Kugelgelenk dazu ist am Ende des Federstrammers angebracht und wird das eventuell überflüssige Teil des Kabels in den Federstrammer hinein verstaut. Diese Verstellungsart ermöglicht eine auf den Millimeter genaue Einstellung des Kabels.

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WIE VIELE SKI-SPRUNGSCHANZEN GIBT E S I N DER SCHWEIZ?

Jeder größere Wintersportplatz der Schweiz hat seine nach vorgeschriebenen Profilen errichtete, vom Schweizerischen Skiverband anerkannte moderne Ski-Sprungschanze. Ihre Gesamtzahl beläuft sich auf 60. Davon entfallen auf das Berner Oberland 14, auf den Jura 14, auf die Ostschweiz 13, auf Graubünden 7, auf ZentralSchweiz und Tessin 5, auf die Westschweiz 4 und auf das Wallis 3.

WIE VIELE SKIFAHRER

GIBT E S I N DER S C H W E I Z ?

Redaktor Erb, einer der besten Kenner des schweizerischen Sportwesens, schätzt die Zahl der Skifahrer in der Schweiz auf etwa eine Million. Demnach würde jeder vierte Schweizer und jede vierte Schweizerin diesem herrlichen Sporte huldigen. Wenn die Bewegung lawinenartig anwächst, wie in den letzten Jahren, werden die Nichtfahrer bald als eigentümliche Seltenheit auffallen.

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Davos hat im Winter 1934135 als erster Sportplatz den Skilift, die Erfindung eines Z e c h e r Ingenieurs, eingeführt. Dank dieser sinnreichen Einrichtung braucht der AnfAnger am Übungsliang seine besten Kräfte nicht mehr an den mühsamen, zeitraubenden Aufstieg im Scherenschritt zu wenden. Leicht ruckwärts gebeugt, schmiegt er sich in den Bugel, der ihn am laufenden Band mit in die Höhe zieht. Die äußerst einfache Konstruktion hat Schule gemacht. I n St. Moritz baute man einen Skilift, der ins Skigebiet oberhalb des Suvrettahauses führt und nun verlangert werden soll bis a n den Piz Nair. I m Sommer konnen die Masten entfernt werden. Hier handelt es sich nicht mehr bloß um eine Erleichterung am Ubungshang. Der verlbngerte St. MOritzer Skilift verbindet Ziel und Start einer großen Skiabfahrt. Einen neuen Skilift wird man im kommenden Winter finden in Les Diablerets und in Montana-Vermala und Crans sur Sierre, seine Errichtung wird für die Saison geplant in Lenzerheide und Zweisimmen.

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