SAH News September 2015

Page 1

SAH News September 2 / 2015 M   ittendrin und angenommen Jede Person in der Gemeinschaft soll sich als Individuum anerkannt fühlen, Perspektiven haben und im Rahmen ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten Verantwortung für ihr Leben und das Zusammenleben tragen – sie soll integriert sein. Integration ist ein Begriff mit vielen Bedeutungen. Wenn wir im SAH Zentralschweiz von Integration sprechen, dann im Zusammenhang mit Menschen: Menschen, die aus verschiedensten Gründen aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind oder noch nie in der Schweiz gearbeitet haben, sollen (wieder) in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden. Menschen, die aus Notsituationen heraus ihre Heimatländer verlassen haben und als anerkannte Flüchtlinge oder vorläufig aufgenommene Personen in der Schweiz leben, sollen sich in unserem Land zurechtfinden und finanziell selbstständig werden. Um diese Ziele zu erreichen, brauchen sie Beratung, Begleitung, Aus- und Weiterbildung, Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten. Diese Formen der Unterstützung zu erbringen, gehört zu den Hauptaufgaben des SAH Zentralschweiz: Wir integrieren Erwerbslose in den Arbeitsprozess und wirken auf die sprachliche, berufliche und gesellschaftliche Integration von Zugewanderten hin. Dabei berücksichtigen wir stets ihre individuellen Ressourcen und Möglichkeiten. Wir unterstützen Menschen

beispielsweise beim Aufbau ihrer Belastbarkeit oder bei der Erarbeitung von Bewerbungsunterlagen. Wir setzen uns dafür ein, dass sie nötige berufliche Qualifikationen erlangen, Ausbildungen abschliessen, Deutsch lernen. Und wir schaffen Begegnungsmöglichkeiten zwischen Zugewanderten und Einheimischen. Gerne stellen wir Ihnen auf den folgenden Seiten einige unserer Angebote vor, die Menschen bei der beruflichen, sprachlichen, sozialen und kulturellen Integration unterstützen.

Ursula Schärli Geschäftsleiterin SAH Zentralschweiz


Ein Geben und ein Nehmen «Das Frauenpalaver ist der Begegnungs- und Austauschort von Frauen aus allen Ecken der Welt, eine Plattform, wo ein Geben und ein Nehmen stattfinden, wo die gegenseitige Anerkennung und Akzeptanz geübt wird», erzählt Emina Kova č evi ć . Die studierte Soziologin, Migrantin der ersten Generation, spürt die Gewinne und die Verluste der Migration selbst stark: «Ich bin auch eine von fast zwei Millionen Eingereisten, eine, die sich oft so verloren fühlte und eine tiefe, schmerzhafte Ohnmacht spürte.» In einer Situation, in der sie diese immer wieder spürbare Ohnmacht erlebt habe – in der Zeit des Krieges im Nahen Osten – hat sie im April 2003 Frauen zu einem Leseabend für den Frieden eingeladen. «Wenn ich mich richtig erinnere, nahmen 15 Frauen aus acht Herkunftsländern an diesem Leseabend teil. Alle haben in ihrer Muttersprache Gedichte gelesen… es war so emotional, dass ich noch heute beim Gedanken daran Gänsehaut bekomme.» Dieser Abend war die Geburtsstunde der Veranstaltungsreihe «Frauenpalaver». Frauen aus mehr als 40 Ländern Das Konzept des Frauenpalavers ist einfach und bestechend: Jedes Jahr melden Frauen aus bis zu 40 Ländern ihre Wünsche und Bedürfnisse. Daraus kristallisiert sich das Motto fürs Folgejahr heraus, und darauf basierend entwickelt Emina Kova č evi ć ein Detailkonzept. Sie sucht und vernetzt sogenannte «Gastgeberinnen» – Frauen, aus verschiedenen Ländern, mit unterschiedlichen Bildungs- und Ausbildungswegen (von Frauen, die fast keine Ausbildung in ihrem Heimatland machen konnten, bis hin zu Frauen mit Universtätsabschlüssen). Alle diese Frauen haben das Bedürfnis, anderen Interessierten eigenes Wissen, Erfahrungen und auch Leid und Freude mitzuteilen. Im Frauenpalaver finden sie den geschützten Rahmen dafür. Hier können sie etwas über sich preisgeben, über die ihnen vertrauten Rituale, ihr Herkunftsland, die Situation der Frauen dort, ihre Musik usw. Die Frauen organisieren die Anlässe selbst mit, durch ihr Engagement fühlen sie sich anerkannt und respektiert – dies gibt ihnen neue Kraft und motiviert sie. Die gebürtige Polin Agnieszka Christen bestätigt dies: «Als ich zum ersten Mal als Referentin beim Frauenpalaver auftreten durfte, stärkte das mein Selbstbewusstsein. Ich schätzte, dass ich zeigen durfte, was ich kann, und dass man mir zuhörte.»

Verständnis durch direkte Begegnung und Austausch Das Frauenpalaver sei eines der wenigen Angebote, an dem auch viele Schweizerinnen anzutreffen seien, erzählt Agnieszka Christen. «Wer hierher kommt, hat Interesse an den Menschen. Hier setzen wir uns mit den Geschichten der Frauen auseinander. Wir entwickeln Verständnis füreinander – das ist nur durch persönliche Begegnung und Austausch möglich.» Gut erinnert sie sich an eine prägende Begegnung mit einer eritreischen Frau: «Als ich erstmals ihre Flüchtlingsgeschichte gehört habe, hat sich für mich eine ganz andere Welt eröffnet. Ich entwickelte tiefes Verständnis für diese Frau, ich verstand, dass hinter den Erzählungen wirkliche Menschen mit Geschichten und Schicksalen stehen.» Spontane Interaktionen und Gespräche «Im Durchschnitt nehmen an einem Anlass 25 Frauen aus acht verschiedenen Ländern teil», erzählt Emina Kova č evi ć . Diese Besucherinnenzahl sei ideal, weil dann auch spontane Interaktionen und persönliche Gespräche möglich sind. Agnieszka Christen schätzt das sehr: «Im Frauenpalaver hat alles Platz. Die Treffen müssen nicht zwingend nach Plan ablaufen. Menschliche Geschichten gehen vor Struktur, sie haben Platz.» Etwas, das auch Blanca Achermann schätzt, auch sie ist oft beim Frauenpalaver anzutreffen. «Hier, unter all diesen Frauen aus aller Welt, spüre ich die Welt und bin selbst Teil davon», begründet sie ihr Interesse und Engagement.

Emina Kovačević wurde in Kroatien geboren und lebt seit 1989 in der Schweiz. Sie ist Soziologin und Dozentin, beim SAH Zentralschweiz arbeitet sie als Projektleiterin Vernetzung Integration. Agnieszka Christen ist gebürtige Polin, in der Schweiz lebt sie seit 2003. Beruflich engagiert sie sich im Integrationsbereich. Blanca Achermann ist Schweizerin, pensioniert und seit 40 Jahren freiwillig und/oder halbfreiwillig tätig, meist innerhalb von Frauenund Sozialprojekten.

Frauenpalaver sind interkulturelle Abendveranstaltungen von und für Frauen verschiedener Herkunft. Die Teilnehmerinnen planen die einzelnen Abende selbst mit, einzelne führen als Referentinnen durch die Veranstaltungen. Beim Frauenpalaver begegnen einander Frauen aus mehr als 40 Nationen. Sie vernetzen sich, tauschen Gedanken und Wissen aus, setzen sich mit gesellschaftlich relevanten Frauenthemen und ihrer Rolle als Frau und Migrantin auseinander. Das fördert die gegenseitige Anerkennung und Akzeptanz. Dieses Angebot wird unterstützt durch Mittel aus dem Kantonalen Integrationsprogramm und dem Integrationskredit des Bundes. Weitere Informationen unter www.sah-zentralschweiz.ch


Fuss fassen im ersten Arbeitsmarkt SAH blitzblank Reinigungskurs Der SAH blitzblank Reinigungskurs qualifiziert die Absolvent/-innen – Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen – für die Aufnahme einer Arbeit im Bereich Reinigung. Durch praktische Tätigkeiten unter Anleitung einer Reinigungsfachperson erweitern die Teilnehmenden ihre Kenntnisse und verbessern so ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Die Anmeldung erfolgt über die Beraterin/den Berater des SAH Zentralschweiz oder den Sozialdienst der Wohngemeinde. SAH blitzblank Vermittlung Luzern und Zug Mit einer Reinigungskraft kann man sich im Alltag gezielt entlasten. Wir vermitteln Reinigungspersonen, die bei uns den SAH Reinigungskurs blitzblank erfolgreich absolviert haben, in Privathaushalte. Informationen dazu finden Sie auf unserer Website www.sah-zentralschweiz.ch. SAH Deutsch für Fremdsprachige und SAH Deutsch en bloc im Kanton Zug In Zusammenarbeit mit dem Kanton Zug bietet das SAH Zentralschweiz, Regionalbüro Zug, Firmen oder Institutionen die Möglichkeit subventionierter Deutschkurse für Mitarbeitende oder Mitglieder mit Migrationshintergrund. Kurstage, Kursort und Anzahl Lektionen definieren wir nach den individuellen Bedürfnissen der Auftraggebenden. Ziel ist, die individuelle Sprachkompetenz berufstätiger Personen zu fördern. SAH Gartenprojekt Das SAH Gartenprojekt ist ein Beschäftigungsangebot und richtet sich an Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen, welche seit längerer Zeit aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind oder für welche eine Tätigkeit im ersten Arbeitsmarkt aus psychischen oder physischen Gründen nicht möglich ist. Durch Aktivitäten in einem Gemüsegarten und durch Bildungseinheiten (Themen Gemüseanbau und Ernährung) erhalten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihren Tagesablauf zu strukturieren. Während neun Monaten begleitet und instruiert ein Projektverantwortlicher die Teilnehmenden an drei Halbtagen pro Woche.

Bildlegenden Titelseite: Begegnung und Austausch bei einem Sommerfest. S. 2 oben und unten: Frauen bringen sich im SAH Frauenpalaver ein. S. 3 oben: Im SAH Gartenprojekt wird auch gejätet.

SAH Coaching für Lehrstellensuchende Der Übergang von der Schulzeit in die Berufsbildung ist eine wichtige Phase und bereitet vielen Jugendlichen Mühe. Bei Berufswahl und Lehrstellensuche sind Fragen zu klären und Schwierigkeiten aller Art zu lösen. Gerade für Jugendliche mit Migrationshintergrund ist die Suche nach einem Ausbildungsplatz eine grosse Herausforderung. Mit einer zielgerichteten Begleitung unterstützen wir sie dabei. – Dieses Angebot wird unterstützt durch den Integrationskredit des Staatssekretariats für Migration (SEM). SAH Vorbildung Berufsschule Dieses Angebot richtet sich speziell an junge Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen, die den Sprung in eine Berufslehre zwar schaffen, für die die Berufsschule aber eine hohe Hürde darstellt. Erfahrungsgemäss benötigen diese Personen gezielte Unterstützung. Aus diesem Grund streben wir eine «Nachholbildung Sekundarniveau» oder die Vorbereitung auf die Berufsschule in den wichtigsten Fächern an: In allgemeinbildendem Unterricht, in Mathematik und in Deutsch. Ziel des Angebotes ist es, die Teilnehmenden für den Besuch der Berufsschule zu qualifizieren. SAH Stellenvermittlung Wir vermitteln Flüchtlingspersonen und vorläufig aufgenommene Personen in ordentliche Anstellungen. Die Stellenvermittlung ist die Brücke zwischen Arbeitgeber/-innen und Arbeitnehmer/-innen.

Jugendliche unterstützen Möchten Sie einen Jugendlichen, eine Jugendliche während eines Schuljahres beim Berufseinstieg begleiten? Dann kontaktieren Sie bitte Christine Spychiger, Projektleiterin: christine.spychiger@sah-zs.ch

Laufend gesucht: Einsatzplätze in KMU In verschiedenen Integrationsangeboten vermitteln wir Einsatzplätze im ersten und zweiten Arbeitsmarkt an Menschen, die aufgrund ihrer beruflichen und/oder persönlichen Voraussetzungen (Alter, Gesundheit, Sprachdefizite etc.) auf Stellensuche sind. Unsere Berater/-innen begleiten die Einsatzbetriebe und die teilnehmenden Personen während des Einsatzes. Wenn Sie einen Einsatzplatz in Ihrem KMU zu vergeben haben, freuen wir uns auf Ihre Kontaktnahme unter info@sah-zs.ch .


Agenda

Details unter: www.sah-zentralschweiz.ch

News immer auch auf Facebook: www.facebook.com/SAHZentralschweiz Dienstag, 27. Oktober, 19 bis 21 Uhr SAH Frauenpalaver: Frauen küssen Geschichten wach!

Geschichten aus Äthiopien Gastgeberin: Zed Bezanie Ort: Sentitreff Luzern Dienstag, 1. Dezember, 19 bis 21 Uhr SAH Frauenpalaver: Frauen küssen Geschichten wach!

Geschichten aus Deutschland Gastgeberin: Karin Kotsch Ort: Sentitreff Luzern

Kurznews Erfolgreiche Submissionen Wir freuen uns, per 01.01.2016 im Auftrag des Dienstleistungszentrums Arbeitsmarktliche Angebote (DLZ AA) folgende neuen Angebote zu führen: • SAH Profil (Bewerbungscoaching für Fachkräfte): In diesem dreiwöchigen Kurs werden jeweils an 12 Kurshalbtagen und in 5 Coaching-Einheiten Fachkräfte nach einer Standortbestimmung in Bewerbungsthemen eingeführt, um ihr Profil für die Stellensuche zu schärfen. • Dieser Kurs dauert vier Wochen und beinhaltet 16 Kurshalbtage sowie 6 Coaching-Einheiten. Die Teilnehmenden nehmen eine Standortbestimmung vor und setzen sich anschliessend intensiv mit Bewerbungsthemen auseinander. Sie optimieren beispielsweise ihr Bewerbungsdossier oder legen einen Fahrplan für ihre Bewerbungsaktivitäten fest. Förderpreis Das Angebot «SAH Vorbildung Berufsschule» erhielt am 3. September einen Förderpreis der Albert Koechlin Stiftung (AKS). Wir freuen uns sehr darüber. Online spenden Ab sofort ist es möglich, dem SAH Zentralschweiz auch online zu spenden: www.sah-zentralschweiz.ch

Unsere Standorte

Elektronischer Newsletter Wenn Sie künftig unseren elektronischen Newsletter erhalten möchten, freut uns Ihre Anmeldung! Einfach eine Email senden an newsletter@sah-zs.ch

Geschäftsstelle und Bereich Arbeit und Bildung Birkenstrasse 12 Postfach 3867 6002 Luzern Telefon 041 418 71 81 Migration Co-Opera Reussport 2 6004 Luzern Telefon 041 249 49 00

Impressum Herausgeberin: Text & Redaktion: Fotos: Gestaltung: Druck:

SAH Zentralschweiz Elisabeth Gebistorf Käch Jutta Vogel, Luzern / Christine Spychiger, Luzern (S. 1) Lukas Gallati Grafik Druckerei Ebikon AG

Infozentrum Luzern Bundesstrasse 9 Postfach 3867 6002 Luzern Telefon 041 360 30 04 Infozentrum Sursee Centralstrasse 14b 6210 Sursee Telefon 041 921 93 05

Regionalbüro Zug Bahnhofstrasse 16 6340 Baar Telefon 041 712 27 20 Fachstelle BiSt Birkenstrasse 8 Postfach 3867 6002 Luzern Telefon 041 240 78 68

info@sah-zs.ch www.sah-zentralschweiz.ch info@bist.ch www.bist.ch IBAN CH25 0900 0000 6048 0662 7 Postcheckkonto 60-480662-7


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.