ChrisCare 3/2016

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Magazin für Christen im Gesundheitswesen 3/2016

Zeit haben

ChrisCare

ChrisCare

Zeit haben Zeit haben

ZU GAST BEI SARA UND ABRAHAM

T TEN E P KOM END R E I R I INSP AH N S I X PRA

TEILEN COOLOUT

CHRONOS UND KAIROS SORGEN MITARBEITERFÜHRUNG STRESS WÜNSCHE RAUM-ZEIT-KONTINUUM ZEITRÄUBER GRUNDHALTUNG SLOW CARE

ERMUTIGUNGEN

ACHTSAMKEIT

LEBENSLÜGEN

September 2016 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr. 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381


S. 4 S. 5 S. 6 S. 8 S. 10 S. 11 S. 14 S. 16 S. 19 S. 20 S. 22 S. 24 S. 26 S. 28 S. 32 S. 33 S. 34 S. 35 S. 36 S. 36 S. 37 S. 39 S. 42 S. 42 S. 43

Zu Gast Leben teilen Zeit zum Leben (Keine) Zeit haben „Ich habe keine Zeit“ Achtsamkeit „Du liebe Zeit!“ Wer hat an der Pflegezeit gedreht? Die wundersame Zeitvermehrung Urologischer Einsatz in Ghana Blickpunkt „Guten Morgen, liebe Sorgen!“ Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Die Kultur der Erlaubnis ZEITzeichen Nachrichten Leserforum Persönlich für Sie Termine Kleinanzeigen Für Sie gelesen Erfülltes Alter Impressum Glosse ChrisCare abonnieren

Inhalt

REDAKTIONSKREIS: Friedhilde Bartels (Hamburg), Pflegedienstleitung, Medizinisch-Geriatrische Klinik, Albertinen-Haus, Albertinen-Krankenhaus / Albertinen-Haus gGmbH, Hamburg; Pastor Frank Fornaçon (Ahnatal), Redaktion ChrisCare; Bettina Gundlach (Aumühle), Ärztin im Sozialpsychiatrischen Dienst, Vorstand Christen im Gesundheitswesen (CiG); Günther Gundlach (Aumühle), Geschäftsführer CiG; Prof. Dr. rer. cur. Annette Meussling-Sentpali, Professorin Pflegewissenschaft, OTH Regensburg; Andreas Rieck (Stuttgart), Referent im Bereich Weiterbildung und Spiritualität, Marienhospital Stuttgart; Dr. med. Georg Schiffner (Aumühle), Chefarzt Geriatriezentrum Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand, Hamburg, Vorsitzender CiG; Pastoralreferent Bruno Schrage (Köln), Dipl. Theologe, Dipl. Caritaswissenschaftler, Referent für Caritaspastoral im Erzbistum Köln; Hans-Arved Willberg (Karlsruhe), Theologe und Pastoraltherapeut; Dr. med. Monika Windsor (Zwochau), Anästhesistin, palliative care FACHBEIRAT: Dr. theol. Peter Bartmann (Berlin), Gesundheitsökonom, Diakonie Bundesverband; Reinhild Bohlmann (Kassel), Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands BfHD e.V.; Prof. Dr. med. Andreas Broocks (Schwerin), Ärztl. Direktor Carl-Friedrich-Flemming-Klinik, HELIOS-Kliniken; Ulrike Döring (Wiesbaden), Vorsitzende des Evangelischen Berufsverbandes Pflege; Paul Donders (Niederlande), Leitung xpand international; Prof. Dr. Ralf Dziewas (Bernau), Professor für Diakoniewissenschaft und Sozialtheologie; Heribert Elfgen (Aachen), Physiotherapeut, Dipl. Musiktherapeut; Claudia Elwert (Karlsruhe), Physiotherapeutin, Mitarbeiterin Zentrum für Gesundheit-Therapie-Heilung; Sr. Hildegard Faupel (Springe), Theologin, Pädagogin; Dr. theol. Astrid Giebel (Berlin), Diplom-Diakoniewissenschaftlerin, Pastorin, Krankenschwester, Theologin im Vorstandsbüro der Diakonie Deutschland-Evangelischer Bundesverband; Dr. med. Martin Grabe (Oberursel), Chefarzt Psychosomatik Klinik Hohe Mark, Vorsitzender Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V.; Dr. med. René Hefti (Langenthal), Chefarzt SGM Klinik Langenthal, Ltg. Forschungsinstitut Spiritualität & Gesundheit; Sr. M. Basina Kloos (Waldbreitbach), Franziskanerin, Generaloberin; Sr. Anna Luisa Kotz (Untermarchtal), Vorstand Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul; Reinhard Köller (Aumühle), Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren; Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin); Dr. med. Gabriele Müller (Frankfurt a. M.), Anästhesistin am Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main; Rolf Nussbaumer (Herisau), Schule für christliche Gesundheits- und Lebensberatung; Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg), Diözese Rottenburg-Stuttgart; Dr. theol. Heinrich-Christian Rust (Braunschweig), Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Braunschweig, Friedenskirche; Dr. med. Claudia Schark (Kassel); Oberin Andrea Trenner (Berlin), Oberin Johanniter Schwesternschaft; Dr. phil. Michael Utsch (Berlin), Psychotherapeut, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen


EDITORIAL

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Liebe Leserin, lieber Leser, Erst wartet man eine gefühlte Ewigkeit, bis man aufgerufen wird und die Untersuchung beginnt. Der Blick auf die Uhr zeigt: Eigentlich hat man keine Zeit. Die Firma, der Haushalt, die Familie erwarten, dass man pünktlich zurück ist. Wenn dann das Arztgespräch eine düstere Prognose zutage fördert, fragt mancher: „Herr Doktor, wieviel Zeit bleibt mir noch?“ Auf diese Frage gibt es keine zufriedenstellende Antwort. Aber die Frage öffnet den Blick: Unser Leben ist begrenzt. Zeit ist darum ein knappes Gut, mit dem man sorgfältig umgehen muss, wie mit dem Leben selbst. Nach den üblichen Floskeln, „Guten Morgen“, „Mahlzeit“, „Wie geht´s?“, gehört zu den häufigsten Sätzen bei Leuten, die mitten im Leben stehen: „Ich habe keine Zeit!“ Manchmal hat uns jemand die Zeit „gestohlen“. Oft ist aber die Fülle der Aufgaben und Verantwortlichkeiten so groß, dass einfach keine Zeit bleibt. Vor allem für Menschen, die mit Menschen arbeiten, ist der Alltag nicht vollständig planbar. Wenn der Nächste Hilfe braucht, kann man schlecht Pause machen. Den Zeitmangel empfinden Menschen besonders schlimm, wenn sie nicht Herr ihrer Zeit sind. Andere bestimmen und man fühlt sich getrieben. Wer dagegen selbst gestalten kann, der kommt eher mit hohen Anforderungen und einer engen Taktung zurecht. In Klinik und Praxis haben die zunehmende Ökonomisierung des Gesundheitswesens und der chronische Mangel an Mitarbeitenden in einigen Bereichen das Gefühl von Hilflosigkeit genährt. Hatten auch früher schon die Patienten und Bewohner hohe Erwartungen, kommt heute der Rationalisierungszwang dazu. Gegen die Erwartung eines Patienten oder Bewohners, der gerne mehr Zeit mit uns verbringen wollte, konnte man sich abgrenzen. Jedenfalls ließ sich das erlernen. Gegen die chronische Unterbesetzung einer Station kann man sich nur schwer wehren. Innere Kündigung oder der Ausstieg aus dem Beruf scheint manchen als einzig gangbarer Weg. Dann, so hofft man, habe man endlich wieder Zeit. Doch fragt man Ruheständler nach ihren Erfahrungen, sagen die unisono: „Rentner haben keine Zeit“. In der vorliegenden ChrisCare beschäftigen wir uns unter ganz verschiedenen Gesichtspunkten mit der Zeit. Offensichtlich braucht es kreative Antworten, wenn wir den Fragen des „Zeit-Habens“ nachgehen. Und einen weiteren Horizont. Hierzu tragen auch Impulse aus der christlichen Spiritualität bei. Lassen Sie sich, liebe Leser, überraschen. Ihre Dr. med. Georg Schiffner, Chefarzt GeriatFriedhilde Bartels,

riezentrum Wilhelms-

Pflegedienstleitung,

burger Krankenhaus

Albertinen-Kranken-

Groß-Sand, Hamburg,

haus Hamburg

Vorsitzender CiG

P.S.: Wir freuen uns, wenn Sie uns ihre Erfahrungen schreiben. Was hilft Ihnen, angemessen mit der Zeitknappheit umzugehen? Was gibt Ihnen das Gefühl, genug getan zu haben, auch wenn Sie nicht alles geschafft haben, das man hätte tun können?


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KUNST

Zu Gast bei Sara und Abraham Genesis 15: „Und der HERR erschien ihm im Hain Mamre, während er an der T   ür seines Zeltes saß, als der T   ag am heißesten war. Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der T   ür seines Zeltes und neigte sich zur Erde und sprach: Herr, hab ich Gnade gefunden vor deinen Augen, so geh nicht an deinem Knecht vorüber. Man soll euch ein wenig Wasser bringen, eure Füße zu waschen, und lasst euch nieder unter dem Baum. Und ich will euch einen Bissen Brot bringen, dass ihr euer Herz labt; danach mögt ihr weiterziehen. Denn darum seid ihr bei eurem Knecht vorübergekommen.“ Immer mehr Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak suchen in unserem Land ein Zuhause, Freundlichkeit, Obdach, ein wenig Hoffnung in aussichtsloser Lage. Sie sind gekommen, wie die drei Männer zu dem alten Ehepaar Abraham und Sara kamen, unerwartet, vielleicht sogar ungelegen. Das erste, was jene Fremden den beiden Alten ermöglichen: Sie bieten sich an als Menschen, denen zu helfen ist. Im Umgang mit Syrern, die aus der Hei-

Glasfenster von Magret Knopp-Schellbach (1913 - 2004), 1996, Haus der Begegnung in Rotenburg an der Fulda.

mat Abrahams und Saras kommen, können wir lernen: Es ist dem Gastgeber eine Ehre, wenn er Gäste bewirten kann.

Verzweiflung des 11-jährigen Jungen, der jede Nacht nach

Nicht nur der Geladene ist dankbar, sondern noch vielmehr

seiner Mutter weint. Abraham und Sara waren so frei, die

der Einladende. Abraham und Sara bieten auf, was Küche

Unbekannten willkommen zu heißen. Sie ahnten nicht, was

und Keller hergeben. Sie sind nicht kleinlich. Sie geben

für ein Geschenk sie sich selbst damit machten. Später wird

gern. Die drei Gäste bringen eine Botschaft Gottes mit:

im Neuen Testament auf ähnliche Erfahrungen verwiesen:

Die beiden alten Leute sollen wider Erwarten einen Sohn

„Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige

bekommen. Es gibt Hoffnung für die beiden. Das Unmögli-

ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“ So lesen wir es im Heb-

che wird möglich. Eine Unfruchtbare wird zur Mutter eines

räerbrief (13). Und das Mahl im Hain Mamre wird zu einem

großen Volkes. Sara kann das nicht glauben und lacht über

Vorbild für die Tischgemeinschaft im Reich Gottes. Darauf

das Versprechen. Welche Botschaft bringen die Flüchtlinge

deutet das Fensterbild von Margret Knopp-Schellbach hin:

mit, die unsere Hilfe brauchen? Sind sie die Boten einer

Abraham präsentiert den Kelch und auf dem Tisch liegt das

anderen Welt? Bringen sie neues Leben in unsere Kirche?

Brot mit dem Kreuz. Fromme Bäcker haben in früheren Zei-

Mancher lacht heimlich hinter vorgehaltener Hand. Diese

ten in den frischen Teig ein Kreuz gezeichnet, als Segen für

Leute sollen ein Segen sein? Muss man ihnen nicht voller

das Brot. Die Künstlerin war selber auf der Flucht gewesen.

Misstrauen begegnen? Ist das nicht ein Witz? Diese Habe-

Die Nazis hatten sie aus dem Land getrieben. Die Boten auf

nichtse sollen ein Geschenk sein? Ja, sie sind ein Gewinn.

ihrem Bild sind fröhliche Gesellen. Mit ihnen zieht Freude

Nicht weil wir Arbeitskräfte brauchen oder weil sonst

ein am Tisch des Herrn. Freude und Hoffnung. Das Wort

niemand die Alten pflegen wird, weil es keine Jungen mehr

„Hoffnung“ hat eine interessante Wurzel. Der Wortstamm

gibt. Die Geflüchteten sind ein Segen, weil sie uns nicht in

wird vom mittelniederdeutschen Wort „hopen“ hergeleitet,

die Ratlosigkeit, sondern ins Gebet treiben. Woher kommt

das wiederum eng mit dem Wort „hüpfen“ in Verbindung

ihre Hilfe? Doch nicht vom Sozialstaat, sondern von Gott.

steht. „Vor Erwartung unruhig springen“, sagt dazu das Wör-

Und wenn man miterlebt, wie Muslime das Evangelium

terbuch. Wie wäre das, wenn ein Mensch, der Hoffnung hat,

entdecken, dann hat man allen Grund zur Freude. Wenn

vor Freude einen Luftsprung macht? Oder zumindestens

wir nahe heranrücken, dann riechen wir etwas vom Angst-

tänzelt, weil er voller Erwartung ist. n

schweiß, den Väter haben, die ihre Familie noch in Syrien haben. Wenn wir hinhören, dann ahnen wir etwas von der

Frank Fornaçon, Pastor in Kassel


ERFAHRUNGEN

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Leben teilen Ermutigt, mit mehr muslimischen Menschen in Kontakt zu treten

Zeit haben – hätte ich gern… und seit vor einem halben Jahr eine andere Praxis für Allgemeinmedizin in unserer Nähe geschlossen hat, habe ich das Gefühl, noch weniger davon zu haben. Vor drei Jahren wurde in unserer Kir-

„Wie heißen Sie?“, fragte die jün-

schon einige Male im Gottesdienst.

chengemeinde ein Kurs von Operation

gere der beiden Frauen. Ich nannte

Wir haben uns zum Teetrinken mal

Mobilitation e.V. (OM) angeboten:

meinen Namen. „Ja! Sie sind doch

bei ihr und mal bei mir getroffen.

„Sharing Lives“. Dieser Kurs soll Chris-

meine Ärztin gewesen! Damals, als

Auch auf einem kleinen Spazier-

ten helfen, ihr Leben mit Muslimen zu

ich vor zwölf Jahren als Flüchtling

gang fanden wir Gelegenheit zum

teilen. Ich nahm an den 4 Seminara-

nach Deutschland kam, haben Sie

Gespräch miteinander. Sie wünschte

benden und einem Moschee-Besuch

mir geholfen!“ Sie berichtete einige

sich eine Bibel in ihrer Mutterspra-

teil, weil ich in meiner Praxis häufig

Umstände aus ihrem Leben und

che, die ich ihr besorgen konnte. In

muslimischen Patientinnen begegne

ich konnte mich an ihre schreckli-

unserer Gemeinde sind auch schon

und mehr für eine gute spirito-psycho-

che Geschichte erinnern. Kurz nach

erste Kontakte mit anderen Frauen

somatische Behandlung lernen wollte.

unserem Erstkontakt hatte ich die

entstanden, u.a. auch mit der Leiterin

„Leben mit ihnen teilen“ – ja, aber wo

Praxis gewechselt und wir hatten

eines Glaubenskurses. Sie möchte

die Zeit hernehmen?

uns aus den Augen verloren. „Und

mehr von Jesus erfahren und inter-

wie geht es Ihnen jetzt?“

essiert sich für diesen Kurs.

Vor wenigen Wochen fand auf einem großen Platz in der Bielefelder Innenstadt ein Open-Air-Gottesdienst statt. Ich hatte nur wenig Zeit, wollte die Sache aber gern unterstützen und betete auf der Fahrt dorthin: „Herr, zeig’ mir eine Person, mit der ich ins Gespräch komme.“

„Herr, zeig’ mir eine Person, mit der ich ins Gespräch komme.“

Der Platz war voll von Menschen. Wen sollte ich ansprechen? Auf

Sie erzählte, dann hörten wir

Ich bin sehr ermutigt durch diese

einer Bank wenige Meter vor

gemeinsam einem jungen Mann

Begegnungen mit meiner ehemali-

mir erblickte ich zwei Frauen. Sie

zu, der am Mikrofon berichtete, wie

gen Patientin… auch wenn meine Zeit

kamen mir irgendwie bekannt vor.

Gott ihm in Schwierigkeiten gehol-

wenig und meine Kraft klein ist. n

Gehörten sie vielleicht zu einer der

fen hatte. Sie nickte immer wieder

beteiligten Gemeinden? Jemand

zustimmend. Unser Gespräch wurde

drückte ihnen eine Veranstal-

immer persönlicher und ich fragte,

tungszeitung in die Hand. An ihrer

ob ich für sie beten dürfte. Dem

Reaktion merkte ich, dass sie nicht

stimmten sogar beide Frauen zu. Wir

Dr. med. Elisabeth

zu den Insidern gehörten. So stellte

tauschten Telefonnummern aus. Die

Dissmann, Fachärztin

ich mich zu ihnen und sprach sie an:

jüngere Frau wollte gern meine Kir-

für Allgemeinmedizin

„Interessante Veranstaltung hier,

che kennenlernen. Wir verabredeten

und Schmerztherapie

finden Sie nicht auch?“ Wir kamen

uns für den nächsten Gottesdienst.

in einer Praxisgemeinschaft, Mitglied

ins Gespräch. „Kennen wir uns nicht irgendwo her?“, fragte ich nach einer

Seitdem war die junge kurdische

im bundeweiten Leitungskreis CiG,

Weile. Wir rätselten hin und her.

Frau mit muslimischem Hintergrund

Bielefeld


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ERFAHRUNGEN

Zeit zum Leben – das wünsche ich mir

Als Vater von 4 Kindern und Chefarzt einer Abteilung für Kardiologie und Angiologie in einer Rehaklinik an der Ostsee lebte ich nun schon seit mehr als 20 Jahren. Dazu kamen noch meine vielen Hobbies wie Gospelchor, Posaunenchor, Rotary Club, Herzsportguppe, Dänischkurs, Hauskreis und Tanzen. Ergänzt wurde mein Wochenprogramm durch die saisonale Arbeit im Garten ...

die Schulung unserer fünf Sinne: Erfasssung von angenehmen Gerüchen, das Spüren von Gegenständen mit geschlossenen Augen etc. und die angenehme Wanderung der Gedanken. Es galt, die schönen Seiten des Lebens neu zu entdecken, aktiv Freude zu haben.

In den letzten Monaten trat lang-

meldete. Meine zuständige Sach-

sam zunehmende Müdigkeit auf,

bearbeiterin wurde von mir täglich

In der physikalischen Therapie durfte

so dass ich am Abend, später auch

traktiert, doch am Schluss bekam

ich mich zur Entspannung auf eine

schon am Nachmittag, bettreif war

ich die Zusage: Am 4. Januar 2016

Wärmeliege legen. Dabei entdeckte

und auch am Wochenende gerne

durfte ich in die „Hensoltshöhe“

ich beim ersten Mal auf der gegen-

einen kurzen Mittagsschlaf nahm. Ich

nach Gunzenhausen fahren.

überliegenden Wand das Gedicht rechts. Beim ersten Mal flossen

dachte mir nur, dass es sogenanntes power napping sei. Auch war aus der

Dort bekam ich ein helles, großes

schon beim ersten Lesen nach den

Familie zu hören, dass ich vermehrt

Zimmer im Nebengebäude. Gleich

ersten Zeilen reichlich die Tränen.

aggressiv sei.

am Anreisetag musste ich mich bei

Ja, das war es: Ich wünsche mir Zeit,

meinem betreuenden Arzt vorstel-

schöne Dinge im Leben zu entde-

Dazu kam eine zunehmende Traurig-

len. Wie sich nach kurzem Gespräch

cken, also Zeit fürs Leben wirklich zu

keit, so dass mir nichts mehr Spaß

herausstellte, war dieser unmittel-

haben, und nicht von „To do“-Listen

machte. Es kam sogar so weit, dass

bar nach mir – allerdings deutlich

erschlagen zu werden!

im Kollegenkreis Witze gerissen wur-

länger, nämlich über viele Jahre, bei

den und ich nicht mitlachen konnte.

mir waren es nur drei Monate – mit

Sofort musste ich meinen „Mitlei-

der Wiedenester Mission zu einem

denden“ davon erzählen.

Dies gipfelte in einer rasch abneh-

Missionsseinsatz im Mbesa Hospital

menden und anhaltend niedrigen

in Südtansania gewesen. Auch er

Im Verlauf nutzte ich auch die ange-

Lebensfreude. Zeitweilig weinte ich

berichte über einen Erschöpfungs-

botene Seelsorge, für mich war dies

ohne Anlass.

zustand zur damaligen Zeit und gab

das erste Mal im Leben.

mir ein Buch, welches er aus diesem Meine Umwelt äußerte sich dazu

Anlass geschrieben hatte. Wir hatten

Ich entdeckte die Zeit, das Ruhe

nicht. In mir wuchs eine immer

also viel Gesprächsstoff!

haben, das im Frieden sein.

mich umverzüglich und auf der

Bei der Therapieaufstellung führten

Zurück in der Heimat begann ein

Stelle veranlasste, in Abstand zur

zwei therapeutische Ansätze: aktive

Aussortieren: kein Dänischkurs, kein

aktuellen Situation zu gehen. Diese

und passive Erholung durch Sport

Posaunenchor, kein Tanzen etc. Auch

Loslösung und Neuorientierung

und Entspannung. Neben Gesprä-

zog ich um, nun gibt es keinen Fern-

erwartete ich durch einen länge-

chen mit eine Psychologin durfte

seher mehr. Auf einmal hatte auch

ren Ortswechsel im Rahmen einer

ich an der Entspannungstherapie

der Abend wieder Zeit.

sechswöchigen Rehabilitationsmaß-

nach Jacobson und am sogenannten

nahme in der Ferne.

Genusstraining teilnehmen.

mehr zunehmende Unruhe, die

Doch es gibt auch die Erfahrung: Ich muss aufpassen, sonst rutschen in

Der Antrag wurde bei der Kran-

Obwohl ich in einer Rehaklinik

die auf einmal offenen Zeiten ganz

kenkasse gestellt, doch es dau-

arbeite, war mir dieses bis dato

schnell andere Dinge, so dass erneut

erte gefühlte Jahre, bis sich diese

absolut unbekannt. Es beinhaltete

die Zeit knapp wird.


Die Stiftung Hensoltshöhe ist ein Diakoniewerk und ein geistliches Zentrum mit über einhundertjähriger Tradition. Zur Verstärkung des ärztlichen Teams der Altmühlseeklinik Hensoltshöhe suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Denn es gilt immer noch das mehr als 2000 Jahre alte

Facharzt (m/w) für Orthopädie oder Chirurgie / Unfallchirurgie

Wort aus den Sprüchen: „Meine Zeit steht in deinen Händen!“ (Ps. 31,16) n

Im Rahmen unseres diakonischen Auftrages behandeln wir in der Altmühlseeklinik Hensoltshöhe Menschen in einem ganzheitlich-interdisziplinären Ansatz. Unsere Aufgabenschwerpunkte liegen in den Indikationen Orthopädie, Onkologie, Kardiologie und Psychosomatik. Details zur Stellenausschreibung finden Sie unter www.altmühlseeklinik.de.

Ich wünsche dir Zeit – Gedicht von Elli Michler Ich wünsche dir nicht alle möglichen Gaben.

Interessiert? Als Ansprechpartner steht Ihnen gerne der Leitende Arzt, Dr. med. Friedbert Herm, zur Verfügung.

Ich wünsche dir nur, was die meisten nicht haben: Ich wünsche dir Zeit, dich zu freun und zu lachen, und wenn du sie nützt, kannst du etwas draus machen.

Altmühlseeklinik Hensoltshöhe der Stiftung Hensoltshöhe gGmbH Hensoltstraße 58 • 91710 Gunzenhausen 09831 507-661 • friedbert.herm@hensoltshoehe.de

Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken, nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken. Ich wünsche dir Zeit – nicht zum Hasten und Rennen,

… das meistverkaufte christliche Buch 2015!

sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen. Ich wünsche dir Zeit – nicht nur so zum Vertreiben. Ich wünsche, sie möge dir übrigbleiben als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertraun, anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schaun. Ich wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen, und die Zeit um zu wachsen, das heißt um zu reifen. Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben. Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden, jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden. Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben. Ich wünsche dir: Zeit zu haben zum Leben! n

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ERFAHRUNGEN

(Keine) Zeit haben Wir im „Raum-Zeit-Kontinuum“

Das Spannungsfeld des „Keine-Zeit-Haben“- und des „Herrüber-seine-Zeit-Sein“-Phänomens betrifft uns ganz unterschiedlich. Ein gelingender und versöhnlicher Umgang mit unserem „Zeitmanagement“ gehört zu den großen Herausforderungen unseres Lebens.

merk tendenziell auf die Messgrößen „Leistung“, „Produktivität“, „Erfolg“, „Ruhm“ oder dem „Für-mich-stimmtes-so“-Prinzip fokussiert, stehen wir in Gefahr, unsere Achtsamkeitsskala zu vernachlässigen oder sie vornehmlich in Richtung Wohlstandsindikator

Dabei spielt unser eigenes Verständ-

einzigartig und irreversibel. Zumin-

nis der uns anvertrauten und durch

dest theoretisch.

uns beanspruchten und genutzten

„well-being“ zu verschieben. Nun, wo aber und wie setzen wir

Zeit eine maßgebliche Rolle. Und

Jedem von uns obliegt es, fortwäh-

zeitliche Prioritäten in dieser grenzen-

dies wiederum ist stark abhängig von

rend zu entscheiden, wie wir diese

losen Fülle von Angeboten und Mög-

unserer Lebensperspektive. Durch

unermessliche Menge individueller

lichkeiten? Nur im Aufblick auf Gott

diese werden unsere Entscheidungen,

uns zur Verfügung stehender Zeitfens-

ist meine Seele still, von ihm kommt

wie wir Zeit und Zeiträume wahrneh-

ter im Laufe unseres Lebens nutzen.

meine Hilfe (Psalm 62,2). Auch im

men und in unseren Lebensentwurf

Ob und wie wir sie nutzen oder ein-

Setzen zeitlicher Prioritäten ist Gott

integrieren, prägend beeinflusst.

fach an uns vorüberziehen lassen, liegt

nicht nur derjenige, der hilft, sondern

(meistens) in unserer Entscheidungs-

gleichsam auch Hilfe und Beistand

Die im 20. Jahrhundert durch Albert

kompetenz. Sowohl das Raum-Zeit-

selbst. Dies erlebte ich eindrücklich

Einstein begründete Relativitätsthe-

Kontinuum, in das uns Gott gestellt

anlässlich eines Bildungsurlaubes,

orie befasst sich mit der Struktur von Raum und Zeit. In seiner aufgestellten speziellen Relativitätstheorie, die Ausdruck dessen ist, was Gott bei der Erschaffung des Universums in Existenz gerufen hat, werden die Auswirkungen des Raum-ZeitKontinuums beschrieben. Unser Menschsein ist auf besondere Weise in dieses Raum-Zeit-Kontinuum eingebettet. Dies gibt uns Struktur und Halt und bedeutet gleichsam auch Schutz. Des Weiteren werden für uns Menschen dadurch einzigartige Möglichkeiten eröffnet, uns unserer Begrenztheit und Endlichkeit bewusst zu werden. Unsere Lebens-

„Jedem von uns obliegt es, fortwährend zu entscheiden, wie wir diese unermessliche Menge individueller uns zur Verfügung stehender Zeitfenster im Laufe unseres Lebens nutzen.“

Raum-Zeitprozesse folgen dabei unabänderlich und fortwährend der Gesetzmäßigkeit entlang dieses Zeit-Raum-Kon-

hat, als auch das uns übertragene

während dessen ich mich entschied,

tinuums. Vergangenheit, Gegenwart

Verwaltungsmandat unserer Zeitres-

vierzig Tage alleine auf einer Alp zu

und Zukunft sind – nüchtern betrach-

sourcen haben Aufforderungscharkter.

verbringen. Fernab von jeglichem

tet – nur begriffliche Konstruktionen

Dieses Mandat gilt es zu entdecken,

Leistungs- und Zeitdruck sah ich mich

dieses Umstandes. Jeder Augen-

zu bedenken und zu verwalten. Da

mit der Gestaltung einer völlig offe-

blick, jedes Momentum ist für uns

sich unser westlich geprägtes Augen-

nen und ungewohnten Tagesstruktur


RUBRIK

3/2016 CHRISCARE

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Impuls

Wenn der Hl. Martin von Tours heute teilen würde, würde er Zeit teilen.

dieser Art konfrontiert. Ich musste von Grund auf lernen,

unablässlich zur Kernfrage, inwieweit ich Jesus in dem

mich in einer für mich völlig unbekannten Lebenssituation

mir zugeteilten „Raum-Zeit-Kontinuum“ Lebens- und

zurechtzufinden. Eine besondere Herausforderung für

Entfaltungsraum gewähre. Entscheidungen, die ich treffe,

mich war zunächst, mich im Hier und Jetzt aufzuhalten,

um Zeitfenster für die Gemeinschaft mit Gott regelmäßig

das heißt mich voll und ganz auf den aktuellen Tag und

offen zu halten, sind hierfür wegweisend. Ich bezeichne

auf den (Lebens-) Moment auszurichten. Obwohl ich mich

sie als geistliche Oasenzeiten und Kraftquellen, die für

umfassend und detailliert auf diesen besonderen Zeit-

mich wesentliche Grundlagen für Erfüllung und ER-füllt-

abschnitt in meinem Leben vorbereitete, hatte ich dieses

heit sind. Die Bedeutung dafür ist mehr als nur Fokussie-

Phänomen zu wenig berücksichtigt. Die neuartige Situa-

rung auf mein Inneres, das darauf ausgerichtet ist, meine

tion beinahe grenzenlos erscheinender Zeitdimensionen,

körperlichen, mentalen und seelischen Kräfte zu vereinen

fernab von medialer Reizüberflutung, hatte ich im Vorfeld

und in Balance zu bringen. Das eigentliche Wesen von

vernachlässigt und die daraus folgenden psychischen

Erfüllung drückt sich in einer existentiellen Beziehungs-

Auswirkungen unterschätzt.

ausrichtung und -qualität aus, nämlich der bewussten und personifizierten Hinwendung zu Gott in Jesus Chris-

Gott schenkte mir fortwährend Zuversicht und Kraft

tus. Ausdruck dieses Ziels ist nicht Entleerung, Auflösung

durchzuhalten, mich auf das Ziel auszurichten und

und Verschmelzung, vielmehr hat es personalen Charak-

schließlich jeden Tag als besonderes Geschenk aus seiner

ter. Voraussetzung dafür ist das Zulassen meiner Abhän-

Hand zu empfangen. „Herr, was ist heute dran?“, wurde

gigkeit und Hilflosigkeit und auch die Anerkennung

für mich zur wegweisenden Frage. Hätte sich nicht die

meiner (Erlösungs-) Bedürftigkeit. n

Gewissheit eines bedeutsamen und tiefer liegenden Sinns in mir verinnerlicht, hätte ich die 40 Tage wohl kaum überstanden. So aber wurden diese 40 Tage zu

Der 18-seitige Bericht mit Farbbildern kann als PDF-Datei für 5 € beim Autor bezogen werden.

einer einzigartigen Erfahrung, dass im Vertrauen auf Gott

-Kontinuum – selbst in äußerst kargen Lebenszeiten – tiefe Erfüllung und Zufriedenheit möglich sind. Zudem eröffneten sich

Rolf Nussbaumer, Campus für Christus:

unvorhergesehene Dimensionen, die sich für mein Leben

Leitung der Schule für christliche Gesund-

als prägend erwiesen, woraus wesentliche Grundlagen

heits- und Lebensberatung (ScGL) und

für einen umfassenden Versöhnungsprozess entstanden.

des Arbeitszweiges für Christlich ganzheitliche Heilkunde (CgH), Autor und

Die Frage rund um das Thema Zeit korreliert für mich

eng mit der (Lebens-) Sinnfrage. Und diese führt mich

Erwachsenenbildner, Herisau (Schweiz).

www.cghschweiz.ch


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ERFAHRUNGEN

„Ich habe keine Zeit“ – ist eine Lebenslüge.

Ich sitze in einem Dorf in Bayern fest. Eigentlich habe ich hierzu keine Zeit. Oder besser gesagt: Die Zeit hatte ich anders verplant. Wir haben einen Motorschaden. Die Ersatzteile kommen morgen früh, mal sehen, wie lange es dauert, bis wir weiterfahren können.

genießen, dass ich mir oder anderen nichts mehr beweisen muss. Und dann wird mir immer wieder bewusst, dass ich nicht weiß, wieviel Lebenszeit mir noch bleibt. Meine Mutter lebte in meinem Alter schon nicht mehr. So ist jeder Tag für mich

Nun bin ich zum „Zeithaben“ ver-

mehr verdiene ich, dadurch habe ich

ein Geschenk. Sehr bewusst möchte

donnert. Dabei müsste ich morgen

weniger Zeit für mich“.

ich das, was mir an Lebenszeit bleibt,

zeitig zu Hause sein. So fange ich

ausnutzen. Verena Kast beschreibt

hier an, mir Gedanken zum Thema

Aber ich kann mir selbst etwas vor-

das als „abschiedlich leben“. Von

„Ich habe keine Zeit“ zu machen und

lügen: „Ich arbeite so viel, weil die

ganz allein kommen immer mehr

ich finde es mutig, mich damit ausei-

Betreuten mich brauchen, weil es in

Abschiede in mein Leben: Abschied

nander zu setzen, dass ich in mei-

der Praxis nicht ohne mich geht“. So

vom Arbeitsleben, vom großen

nem Leben so oft keine Zeit hatte.

entschuldige ich mich oder lüge mir

Haus, von meiner Power usw..

oft selbst in die Tasche. Die letzten drei Wochen haben wir

Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich

genossen: Radfahren, Schwimmen,

Bei diesem Thema sollte ich ehr-

aufpassen muss, dass die Zeit mir

Nichtstun, gut Essen gehen usw.

lich zu mir sein und in mich hinein

nicht wegläuft und dass für das, was

Und doch ist mein Mann nicht zufrie-

hören: Habe ich keine Zeit, oder ist

ich tun möchte, meine Kräfte noch

den: „Ich hatte nicht genug Zeit zum

meine Organisation nur schlecht?

ausreichen.

Lesen!“ Dabei hatten wir doch so

Lebe ich in Bezug auf meine Zeit nur

viel Zeit, täglich 24 Stunden.

undiszipliniert? Habe ich ein schlech-

Am Ende habe ich erkannt, dass ich

tes Zeitmanagement?

mich mit dem Satz: „Ich habe keine

Und da kommt die Frage, was ist für

Zeit mehr“, nicht mehr belügen will.

mich wichtig, wie setze ich meine

Oder packe ich mir den Kalender so

Ich möchte ehrlich leben und mich

Zeit ein? Will ich zu viel in die Stun-

voll, weil ich nicht nein sagen kann,

bei Anfragen entscheiden: „Will ich

den hineinpacken, die mir zur Ver-

weil ich dadurch Anerkennung (zum

dafür meine Zeit einsetzen?“ Und

fügung stehen? Dass ich keine Zeit

Beispiel in der Gemeinde) bekomme

das braucht oft Mut, aber wenn ich

habe, ist das für mich eine dauernde

oder weil es mir das Gefühl gibt,

mir selbst gegenüber aufrichtig bin,

Lebenslüge?

wichtig zu sein? Weil es mich lockt,

wird mein Leben dadurch klarer und

kreativ mitzugestalten?

ehrlicher und ich bin zufriedener. n

Wenn ich auf die Phasen meines Lebens zurück schaue, war mein

Trotz allem habe ich und hatte ich

Zeitgefühl sehr unterschiedlich.

immer Zeit für die mir wirklich wichtigen Dinge, für alles, was mich echt

Reinhild Bohlmann,

Als die Kinder klein waren, kamen

interessiert. Wenn ich ehrlich zu mir

Kassel, Hebamme im

sie an erster Stelle. Für sie musste

bin, habe ich mich oft nur entschie-

Ruhestand, Gründe-

ich mir Zeit nehmen und Zeit haben.

den, mehr machen zu wollen, als ein

rin des Geburtshau-

Später war ich selbstständig. Mein

Mensch schaffen kann. Und dadurch

ses Storchennest in

Kalender war voll und ich hatte für

kam ich in Zeitnot.

Hofgeismar, Mitglied im Vorstand des Bundes freiberuf-

viele Dinge gar keine Zeit mehr. Jetzt im Ruhestand habe ich auch

licher Hebammen Deutschlands

Da vermischte sich das Thema Zeit

nicht viel Zeit, aber ich gehe mit

(BfHD e.V.). Sie gehört zum Fachbei-

mit Geld. „Je mehr ich arbeite, je

ihr achtsamer um. Ich kann es sehr

rat von ChrisCare.


TITELTHEMA

3/2016 CHRISCARE

11

Achtsamkeit

Achtsamkeit – eine christliche Grundhaltung?

„Meine Seele, warum bist du so unruhig in mir?“, (Ps 42, 6) betet das Alte Testament und spricht damit vielen – nicht nur in der Pflege Tätigen – aus dem Herzen: Ständig unter Strom, immer auf dem Absprung, schon in Gedanken beim nächsten Patienten – das Gefühl, getrieben zu sein, ist für Viele ein gängiges Lebensgefühl – im Beruflichen wie im Privaten. Die Gefahr ist, dass die äußere Hetze zu einer inneren Unruhe wird, die Gedanken meistens Gassi gehen und sich mit der Vergangenheit und Zukunft beschäftigen, wodurch der Kontakt zum Hier und Jetzt verloren wird. Die gesundheitlichen Folgen einer derartigen Lebensweise sind bekannt: Stresssymptome bis hin zum Burnout. Immer mehr Menschen machen sich deshalb auf die Suche nach einem alternativen Lebensstil der Achtsamkeit.

Die Achtsamkeit ist eine Haltung, die allen Meditationen zu Grunde liegt. Keine Meditation kommt also ohne Achtsamkeit aus, jedoch kann man auch ohne zu meditieren achtsam sein. Insofern vermischen sich häufiger die Begrifflichkeiten. Wenn etwa Wissenschaftler die Wirkung von Meditation erforschen, ist damit zwangsläufig auch die Achtsamkeit gemeint. Der Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn gilt als Vater der modernen Achtsamkeitspraxis in den westlichen Kulturen. Kabat-Zinn lehrte an der University of Massachusetts und entwickelte Ende der 1970er Jahre das medizinische Achtsamkeitstraining MBSR (MindfulnessBased Stress Reduction), was Stressbewältigung durch Achtsamkeit bedeutet: „Achtsamkeit bedeutet, die volle Aufmerksamkeit auf den aktuellen Moment zu lenken und dabei die Gedanken, Körperempfindungen und Sin-

Erfahrungen im klinischen Alltag

neseindrücke zu beobachten, ohne diese zu bewerten.“

Wir sitzen im Stuhlkreis. Eine Gruppe, die sich regelmäßig trifft, um Achtsamkeit einzuüben. Sie besteht aus

Ein achtsamer Mensch achtet auf den Moment, ohne

acht Mitarbeiter/innen unterschiedlicher Berufszweige

ihn zu bewerten. Das ist der entscheidende Aspekt

eines großen süddeutschen Klinikums. Wir reden über

der Achtsamkeit. Wir neigen dazu, alles permanent zu

Situationen, die emotional herausfordern. „Mich bringt

bewerten. Achtsam sein bedeutet, diese Bewertung sein

eine Kollegin auf die Palme, die mich immer stichelt. Ich

zu lassen und sich auf das zu konzentrieren, was gerade

weiß, dass ich immer wieder Fehler mache. Meine übri-

ist. Eine einfache Übung dazu ist, sich auf den Atem zu

gen Kolleginnen lächeln darüber und verzeihen mir. Nur

konzentrieren und dadurch Distanz zu den Gedanken zu

diese eine schmiert es mir immer wieder aufs Butterbrot.

schaffen. Dadurch seien wir nicht mehr völlig mit den

In einem ganz säuselnden Tonfall schafft sie es, mich im

eigenen Gefühlen und Gedanken identifiziert. Achtsam

Innersten zu treffen. Ich versuche zu akzeptieren, dass sie

sein heißt so vor allem, vom Verlorensein in Gedanken

so ist, wie sie ist. Aber ich schaffe es nicht immer“, schil-

und vom Verstrickt-sein in Emotionen und Gefühle zum

dert eine Teilnehmerin: „Schaffen Sie es immer besser

einfachen Wahrnehmen dessen, was hier und jetzt ist,

oder wird es anstrengender mit der Zeit, diese Kollegin

zu kommen.

zu akzeptieren?“, frage ich sie. „Ehrlich gesagt wird es immer schwieriger. Ich merke, dass ich immer dünn-

Um es konkret zu verdeutlichen: Als ich die Seminarteil-

häutiger werde. Am Liebsten würde ich zurückschießen.

nehmerin fragte, wie es ihr im Moment mit ihrer Kollegin,

Aber natürlich mache ich das nicht, ich bin ja Christ. Und

die immer wieder stichelt, gehe, gab sie zur Antwort:

außerdem will ich nicht so sein wie sie.“ So sprechen wir

„Nicht gut!“ ‚Nicht Gut‘ ist eine Bewertung eines Gefühls

über die Kollegin und die anderen Teilnehmer können

und einer Empfindung, die darunter liegt. Also fragte ich:

sich sehr gut einfühlen: Jeder kennt „solche“ Kollegin-

„Was bedeutet ‚nicht gut‘ für Sie? Sind Sie enttäuscht,

nen.Die spannende Frage lautet: Was bedeutet es in

traurig, wütend, hilflos? Fühlen Sie sich minderwertig…?“

dieser Situation, achtsam zu sein?

„Hm…“, überlegte sie. „Ich fühle mich bloß gestellt...“ „Wie fühlt sich das an? Wo fühlen Sie das?“ – Stille – „Ich weiß

Was bedeutet Achtsamkeit?

nicht so genau. Ich spüre das halt.“ „Ist es mehr ein Krib-

Das Konzept der Achtsamkeit stammt aus dem Bud-

beln oder eher eine Verspannung in der Bauchgegend?“

dhismus, in dem Meditationen eine große Rolle spielen.

„Wohl eher eine Enge im Bereich des Brustkorbs und ein


12

Achtsam

TITELTHEMA

Gefühl wie ein Stein in der Magengegend“, gab sie dann

die man mit Achtsamkeit vergleichen könnte. Paradigma-

zur Antwort. Durch diese Übung sind wir von der Oberflä-

tisch wird an Personen wie Abraham, Mose oder Maria

che – der Bewertung – zur Tiefe der Empfindung durchge-

gezeigt, wie Menschen sich auf Gott eingelassen haben,

drungen. Es handelt sich dabei um einen Akt der Beobach-

wie sie gegen alle Widerstände und Zweifel an dieser

tung und des Benennens – ohne den Zustand zu bewerten.

inneren Einsicht festhielten und wie sie dadurch für

Der normale Reflex ist, diese Gefühle zu verdrängen und

andere Menschen fruchtbar wurden und werden. All die-

instinktiv zu reagieren: entweder durch Angriff oder Flucht.

sen herausragenden Persönlichkeiten der jüdisch-christ-

Denn wer fühlt sich schon gerne bloß gestellt? Ziel der

lichen Tradition ist gemeinsam, dass sie die Unterschei-

Achtsamkeitsübung ist es, spontan ablaufenden Reaktio-

dung zwischen „gut“ und „schlecht“, zwischen „richtig“

nen rückblickend auf die Spur zu kommen und zukünftig

und „falsch“ infrage stellen mussten, um sich und Gott

Muster zu unterbrechen.

zu begegnen. Anselm Grün spricht hier beispielsweise sehr anschaulich von einem “heiligen Ort” in jedem von

Gibt es eine christliche Achtsamkeit?

uns, der vom Heiligen Geist erfüllt wird, den ich in der

Es ist wenig bekannt, dass es in der christlichen Kultur

bewussten Begegnung mit mir selbst und damit Gott

eine lange Tradition der Achtsamkeit gibt. Im 4. Jahr-

erspüren und finden kann.3

hundert nach Christus zogen Tausende von Männern und Frauen aus den Städten des Römischen Reiches in

In der Theologiegeschichte wurde die jesuanische For-

die ägyptische Wüste, um bei den Wüstenvätern und

derung nach Wachsamkeit in verschiedenen spirituellen

-müttern in der Abgeschiedenheit sich selbst und Gott

Ansätzen (z.B. orthodoxes Herzensgebet, christliche Kon-

zu finden. Ein Rat, den die Gelehrten den Ratsuchenden

templation und Mystik, Pietismus) unterschiedlich entfal-

immer wieder gaben, lautet: „Bleib bei dir selbst und

tet. Doch bei aller Verschiedenheit geht es allen Wegen

schaue nicht auf die andern. Vergleiche dich nicht mit

um die gleiche Grundhaltung des Vertrauens auf Gott. An

ihnen. Schaue vielmehr in deine eigene Seele hinein.

die Menschwerdung (Inkarnation) glauben heißt, daran

Halte deine Gefühle in das Licht Gottes. Du sollst weder

zu glauben, dass Gott in der Einfachheit eines menschli-

die andern verurteilen noch dich selbst. Doch entschei-

chen Lebens zu finden ist. Gefühle, Gedanken und Emp-

dend ist, dass du dich mit allem, was in dir ist, anschaust.

findungen bekommen dann aber eine wichtige Bedeu-

Halte das, was in dir ist, Gott hin.“

tung. In ihnen kann sich Gottes Gegenwart aussprechen.

1

Achtsamkeit im Christentum bekommt damit einen ganz Die christlich-mystischen Schätze der Achtsamkeit

anderen Akzent als im Buddhismus.

gerieten irgendwann weitgehend in Vergessenheit. Das ganz in den Vordergrund gestellt wurde. Die Frage: „Was

Der heilige Ignatius und „Das Gebet der liebenden Aufmerksamkeit“

muss ich tun, um in das Himmelreich zu gelangen?“ und

Ignatius von Loyola (1492-1556), der Gründer der

die Pflichterfüllung rückten in den Vordergrund und damit

Ordensgemeinschaft der Jesuiten, hat in seinen Exerzi-

die kirchliche Morallehre, die klar unterscheidet zwischen

tien4 eine Form der Übung vorgeschlagen, die er sehr

„gut“ und „schlecht“.

nüchtern als „Examen“ bezeichnet: Gott im Hier und Jetzt

geschah, als ab dem 17. Jahrhundert die christliche Ethik

meines Lebens zu begegnen. Um die Haltung der Acht-

Achtsamkeit als christliche Grundhaltung2

samkeit zu vertiefen, rät das Exerzitienbuch zum „Gebet

In der christlichen Tradition wird weniger von Achtsam-

der liebenden Aufmerksamkeit“. An jedem Abend soll der

keit gesprochen, sondern mehr von Aufmerksamkeit oder

Übende den vergangenen Tag vor seinem inneren Auge

Wachsamkeit. Hauptmotiv für ein achtsames Leben ist im

vorbei ziehen lassen. Leitend ist dabei die Frage, wie Gott

Christentum stets die Suche nach Gott oder die Begeg-

an diesem Tag in der Seele gewirkt hat. Das Gebet der

nung mit Jesus. Auch wenn die Bibel nicht wörtlich von

liebenden Aufmerksamkeit ist eine Gebetsform, in der

Achtsamkeit spricht, so lehrt sie doch eine Haltung der

achtsames Betrachten des eigenen Lebens aus der Sicht

Offenheit und Wachsamkeit („Seid wachsam!“, 1 Kor 16),

Gottes eingeübt wird – ohne Bewertung.


keit

Gebet der liebenden Aufmerksamkeit 3/2016 CHRISCARE (nach dem Hl. Ignatius von Loyola)

13

Wie bei jeder Gebetszeit beginne ich damit, mich vor Gott einzufinden. Ich nehme mich wahr, wie ich bin und stelle mir vor, dass Gottes Gegenwart mich einhüllt. Dann beginne ich mit den großen Kreuzzeichen und spreche: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Herr, am Ende dieses Tages trete ich noch einmal vor

Hier geht es um Achtsamkeit als Gegenwärtig-werden-

dich. Du bist der Ursprung, der tragende Grund und

lassen von Vergangenem. Der tiefere Grund des Tages-

das Ziel aller Wirklichkeit. Du bist auch der Herr meines

rückblicks liegt darin, dass Gott von uns Menschen meist

Lebens. Darum ist es gut für mich, vor dir da zu sein. Und

nur im Nachhinein erkannt werden kann. Die Erfahrung

es ist gut, dir zu danken für die vielen Zeichen deiner

der Emmausjünger veranschaulicht das. Erst als Jesus

Liebe, mit der du mich auch heute wieder umgeben hast.

ihren Blicken wieder entzogen war, sagen sie: „Brannte

Manches, was dieser Tag brachte, ist mir noch rätselhaft.

nicht unser Herz in uns, als er auf dem Weg mit uns

Ohne dich bleibt mir diese Wirklichkeit verschlossen. So

redete und uns die Schriften aufschloss“ (Lk 24,34). Es

möchte ich nun an deiner Hand auf mein eigenes Leben

wird deutlich: Bei der Achtsamkeit für den gegenwärtigen

eingehen. Hilf mir, die Wirklichkeit dieses Tages ans Licht

Augenblick geht es um kein abstraktes, leeres Gegenwär-

kommen zu lassen. Lass sie mich mit liebender Auf-

tig-sein, sondern um ein Gegenwärtig-sein, in dem sich

merksamkeit anschauen, ohne gleich zu werten und zu

der Sinn des Vergangenen erschließt und das Vertrauen

beurteilen, was sein darf und was nicht. Hilf mir, zu sehen

in eine Zukunft wachsen kann.

und gelten zu lassen, was heute war: in mir, durch mich und um mich.

Zum Abschluss Eine ähnliche Dynamik wie im Gebet der liebenden

Ich lasse den Tag an mir vorbeiziehen: Stunde für Stunde

Aufmerksamkeit ergibt sich bei uns in der Gruppe im

oder Ort um Ort oder Begegnung nach Begegnung.

Klinikum. Wir meditieren in der Gruppe selten. Dennoch

Manches betrachte ich wie in Zeitlupe, anderes zieht

steigt die Achtsamkeit: den eigenen Gedanken und

im Zeitraffertempo an mir vorbei. Wichtig ist nicht die

Gefühlen gegenüber und auch füreinander. Auffallend

Vollständigkeit, sondern ein Verweilen bei dem „Was sich

ist, dass sich Freiräume öffnen und laut gedacht werden

anbietet“. Empfindungen, z.B. Sinneswahrnehmungen

darf – weil die Verurteilung zurückgegangen ist. Doch

bzw. Gefühle wie Freude, Ärger, Angst oder auch Gedan-

was heißt das für die konkrete Beziehung zur sticheln-

ken, die ich in einzelnen Situationen hatte, können wieder

den Kollegin? „Langsam erkenne ich, dass sie aus einer

aufsteigen – andere melden sich vielleicht jetzt neu. Ich

Not heraus handelt. Irgendwann werde ich sie vielleicht

versuche wahrzunehmen, wie es mir jetzt damit geht.

darauf ansprechen und ihr sagen, wie es mir damit geht. Im Moment fehlen mir dazu allerdings der Mut und die

Mit der so erfahrenen Wirklichkeit wende ich mich nun

Kraft. Ich bin einfach zu verletzt“, sagt die Kollegin. Auch

wieder Gott zu, im Vertrauen, dass er mich so annimmt,

das ist eine Form von Achtsamkeit… n

wie ich wirklich bin. – Je nachdem, was ich erkannt habe und wie ich mich heute erlebt habe, wird nun das fol-

Vgl. Anselm Grün, Die Weisheit der Wüstenväter, Gütersloh, 2008. 2 Vgl. Schaupp, Klemens, Gott im Leben entdecken. Würzburg 2011. 3 Vgl. Anselm Grün, Entdecke das Heilige in dir, Münsterschwarzach, 2001. 4 Ignatius von Loyola, Geistliche Übungen und erläuternde Texte. Übersetzt und herausgegeben von Peter Knauer. Leipzig 1987. 1

gende Gebet mehr von Freude und Dankbarkeit oder von Reue und Hoffnung bestimmt sein. Nun gilt es noch, auf den kommenden Tag zuzugehen: Was bewegt mich schon jetzt im Blick auf den morgigen Tag? Pläne – Ereignisse – Begegnungen – Hoffnungen – Befürchtungen – ich lege sie in Gottes Hand und bitte um Vertrauen und Zuversicht, um Entschiedenheit für das, was jetzt gerade wichtig für mich ist, wohin mich meine Sehnsucht zieht.

Andreas Rieck, Weiterbildungsreferent

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen

Bildungszentrum Vinzenz von Paul, Vin-

Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in

zenz von Paul Kliniken GmbH, Marien-

Ewigkeit. Amen. n

hospital Stuttgart Quelle: GCL (Gemeinschaft Christlichen Lebens)


14

TITELTHEMA

„Du liebe Zeit!“ Die Zeit – mal so, mal so Es scheint sinnvoll zu sein, das, was wir „Zeit“ nennen, in zwei Grundkategorien aufzuteilen: die objektive und die subjektive Zeit. Die objektive Zeit erfahren wir als den vorgegebenen Zeitrahmen, an dem wir nichts ändern können. Die subjektive Zeit entsteht dadurch, dass wir Erfahrungen und Erwartungen in Bezug zu dem objektiven Zeitrahmen setzen und dementsprechend auf die vorgegebene objektive Zeit reagieren. Jede subjektive Reaktion darauf besteht wiederum aus zwei Teilen: Zuerst erfolgt als erster Eindruck eine spontane Bewertung, danach entscheiden wir, ob wir diesem Eindruck Recht geben wollen oder nicht.

Chronos und Kairos. Chronos ist

sen! „Wenn du es eilig hast, dann

die objektive Zeit, der vorgebene

gehe langsam.“ Je höher der Zeit-

Zeitrahmen, den wir bekanntlich

druck ist, desto paradoxer erscheint

ziemlich beliebig weit verkleinern

uns das. Ausgerechnet jetzt soll ich

können, um keine Zeit zu verlieren.

mir auch noch Zeit lassen? Dann

Chronos ist die quantitative Zeit.

kann ich es doch gar nicht schaf-

„Ich habe noch fünf Minuten!“ Damit

fen! Es geht jetzt aber weniger

meine ich den Chronos. Wenn ich

darum, irgendwie einen Zeitraum zu

aber sage: „Hilfe, es ist furchtbar –

erzwingen, sondern es geht um das

ich habe ja nur noch fünf Minuten!“,

bewusste, willentliche Umschalten

dann meine ich etwas anderes: die

von einem Modus auf den andern.

Qualität der subjektiven Zeit. Kairos

Leben oder gelebt werden, das ist

ist die subjektive Zeit mit guter

hier die Frage. Getrieben werden

Qualität – die rechte Zeit: „Puuh, du

oder selbst steuern. Mich verskla-

bist gerade noch rechtzeitig gekom-

ven lassen oder frei bleiben.

men...“ Kairos ist der rechte Zeitpunkt, der uns aufatmen lässt. Kairos

Das Umschalten fällt uns leich-

ist die wertvolle, erfüllte Zeit. Kairos

ter, wenn wir in der Lage sind,

ist Zeit als Geschenk. Mein hekti-

wenigstens eine kleine „Auszeit“

scher Aktivismus als Spontanreak-

zu nehmen, je nach den objektiven

tion auf den unangenehmen objekti-

Gegebenheiten. Warum nicht zum

Betrachten wir dazu ein Beispiel: Der

ven Zeitrahmen schließt mich gegen

Beispiel kurz mal auf die Toilette

Schichtdienst setzt meiner Arbeit auf

die Erfahrung einer Zeit mit guter

gehen? Das ist fast immer drin und

der Station eine objektive Grenze,

Qualität ab. Ich habe die Vorentschei-

es kann schon reichen, um den Fuß

die leider so ist, wie sie ist. Heute

dung getroffen, dass diese Zeit nicht

in die Gefängnistür der Hektik zu

steht besonders wenig Personal

gut sein kann. Sie begegnet mir

bekommen, die gerade vollends

zur Verfügung, bei vollständiger

feindlich. Ich muss mit ihr kämpfen,

zuschlagen will. Ich unterbreche

Bettenauslastung und besonders

um mit ihr fertig zu werden.

den Zwang des Zeitdrucks für einen

pflegeintensiven Patienten. Aus der

Augenblick. Ich gönne mir ein paar

Erfahrung weiß ich, wie schwierig

„Du liebe Zeit! Wie soll ich das

ruhige, freie Atemzüge. Ich halte

es ist, eine Herausforderung wie

denn schaffen?“ Das ist mein spon-

inne und besinne mich: „Was ist

diese zu bewältigen. Ich erwarte

taner erster Eindruck. Jetzt kommt

jetzt dran?“ Das heißt: Worauf

sehr viel Stress und grenzwertige

alles auf den zweiten Teil meiner

kommt es jetzt an, damit ich unter

Risiken dabei, die eigentlich nicht

subjektiven Reaktion auf die objek-

diesem objektiven Zeitdruck eine

mehr zu verantworten sind. Das ist

tive Zeit an. Lasse ich mich vom

subjektiv gute Zeit erlebe?

die spontane Bewertung des ersten

wahrgenommenen Zeitdruck treiben

Eindrucks. Ich reagiere darum unmit-

oder nicht? Die große Herausforde-

Je höher der empfundene Druck

telbar mit einem starken panikarti-

rung in solchen Situationen besteht

ist, desto mehr drängt sich uns die

gen Stressgefühl und dem starken

darin, dass wir nicht umhinkom-

Überzeugung auf, den zweiten Teil

Impuls zu hektischem Aktivismus.

men, uns wenigstens ein bisschen

der subjektiven Reaktion jetzt gerade

Meine subjektive Zeitwahrnehmung

Zeit zu nehmen, um zu überlegen,

auf gar keinen Fall im Modus der

passt überhaupt nicht zum objektiv

wie wir aus dieser gegebenen Zeit,

inneren Freiheit gestalten zu können.

gesetzten Zeitrahmen.

die wir erst einmal gar nicht „lieb“

Aber warum eigentlich nicht? Es gibt

finden, qualitativ gute Zeit werden

keinen vernünftigen Grund, warum

Das Griechische des Neuen Testa-

lassen wollen. Also nicht gleich Gas

das, was wir in vielen anderen

ments verwendet zwei Zeitbegriffe:

geben, sondern erst mal abbrem-

Fällen praktizieren, gerade dann


TITELTHEMA

3/2016 CHRISCARE

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nicht funktionieren soll, wenn wir es besonders brauchen. Das ganze Leben entscheidungsfähiger Menschen vollzieht sich im Spannungsfeld dieser beiden Modi. Jede innere Versklavung bewirkt Destruktivität. Wir müssen uns über die Folgen nicht wundern, wenn wir sie zulassen. Damit die gar nicht liebe Zeit für mich wirklich lieb und gut werden kann, muss ich sie erst einmal als gegebene Voraussetzung annehmen. Das heißt: Gut kann die Zeit nur werden, wenn ich mich dem nüchtern stelle, was mir vorgesetzt ist.

„Wenn du es eilig hast, dann gehe langsam.“

Wenn Sie jetzt „Vorgesetzter“ asso-

fixiert bin, wird mir die Zeit immer zu

sondern auch Hoffnungszeichen

ziieren, ist das nicht nur ein Wort-

knapp sein. Ich muss mich stän-

der erfüllten Zukunft. Kann mir

spiel. Vorgesetzte gehören wesent-

dig dagegen wehren, nur ja nicht

das helfen in meiner Mini-Auszeit,

lich zu den Voraussetzungen der

zu kurz zu kommen, und bin doch

wenn ich um Atem ringend, Atem

objektiven Zeit. Was ist mir da denn

gnadenlos zum Scheitern verurteilt.

holend frage: „Was ist jetzt dran?“

tatsächlich vorgesetzt? Um innerlich

Nichts im Leben lässt sich festhalten.

Allerdings! Denn genau das ist der

frei zu bleiben, muss ich es ruhig

Alles vergeht, auch das, was mir am

andere Modus. Ich glaube entschie-

betrachten. Was passiert da eigent-

allerliebsten ist, und Art und Zeit-

den an das Leben. Darum glaube

lich auf meiner Station, in meiner

punkt des Vergehens bestimme ich

ich an einen guten Sinn in jeder

Abteilung, in meiner Einrichtung?

nicht selbst. So ist das Leben. Daran

Lage. Ich glaube entschieden, dass

Was hat Vorrang: der Mensch oder

ist nichts zu machen und das ist

diese meine Zeit in dieser meiner

der Gewinn? Erfährt hier die einzelne

manchmal äußerst hart und schwer.

Lage nicht Fluch sein soll, sondern

Mitarbeiterin Achtung, Wertschät-

Es gibt aber auch die andere Seite

Segen. Darum glaube ich, dass sie

zung und ehrliche Unterstützung in

und ich kann üben, ihr immer mehr

dazu bestimmt ist, gute Zeit zu sein:

dem, was sie braucht, oder werden

Aufmerksamkeit zu widmen: Die ver-

Kairos – wertvolle, geschenkte Zeit!

wir nur als austauschbare Rädchen

rinnende Zeit wird zur erfüllten Zeit.

In dieser Haltung komme ich mutig

im Getriebe angesehen? Nur aus

Mein Leben vollendet sich. Alles Ver-

aus meinem Schlupfloch in den

der inneren Freiheit heraus kann

gehen ist zugleich auch ein Wachsen

Trubel zurück und vertraue darauf,

ich dann auch sachgemäß unter-

und Werden. Mein Leben verliert sich

dass sich die Hoffnung auf eine gute

scheiden und entscheiden, wo ein

nicht ins Nichts hinein, es bleibt nicht

Bewältigungserfahrung hier und

Zustand nicht mehr tolerabel ist und

ohne Sinn. Konkret wird die Übung

heute erfüllt. n

darum nur noch die Alternative des

in jeder neuen Grenzerfahrung, die

Widerstands bleibt.

uns vorgesetzt wird.

Auf dem Fensterbrett vor meinem

Die gnadenlos scharfe Klinge der

Hans-Arved Will-

Schreibtisch steht ein Stundenglas.

objektiven Zeit scheut vor nichts

berg, Karlsruhe,

Ich wende es um und der Sand

zurück, der Sensenmann kennt kein

evangelischer

beginnt zu fließen. Oben verrinnt

Pardon. Aber das Stundenglas, das

Theologe, Trainer –

die volle Zeit, unten erfüllt sich die

uns der Tod entgegenhält, ist nicht

Dozent – Publizist,

leere. Wenn ich auf das Verrinnen

nur Warnzeichen der Vergänglichkeit,

www.life-consult.org


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TITELTHEMA

Wer hat an der Pflegezeit gedreht? Sandwichführungskräfte Lieber Gott, Herr, ich bin mit demselben Fuß zuerst aufgestanden, mit dem ich immer aufstehe… Ich stieß mir den Zeh an der Automatiktür der Station, die noch vorhandene Pooldienstkleidung zu groß, der Zeh in den Dienstschuhen schmerzt und ich bin 10 Min zu spät. Dann entdeckte ich weitere Noro-Isolationszimmer – an diesem Tag wollte ich doch bei 3 schwerstbetroffenen Patienten die Füße baden und den Medikamentenkühlschrank abtauen und säubern. Meine optimistische Kollegin und Freundin würde wohl sagen, alles werde sich zum Besten wenden. So ein Quatsch!! Aber wenn ich mir’s recht überlege, Herr, sie würde es fertig bringen, dass es sich zum Besten wendet, denn so ist sie. Sie würde zweifellos in dieser Lage Möglichkeiten entdecken, die mir entgehen – weil ich schon schlecht gelaunt bin und mein Zeh mich plagt. Sie würde alles so nehmen, wie es jetzt ist, und daraus das Allerbeste machen! Isolationszimmer? Welch glückliche Gelegenheit, ein oder maximal zwei Patienten, für die ich mich mit Mundschutz, Kittel und Handschuhe verkleide und meine Pflegetätigkeiten ohne Unterbrechung meistern kann, kein Telefonklingeln! Benötige ich Pflegematerial, rufe ich eine Kollegin…. Welch eine glückliche Gelegenheit, in Ruhe zu pflegen!? Herr, ich muss mich mehr darum bemühen, dass ich Pflegesituationen zum Besten wende, auch wenn es nur einzelnen Patienten zugutekommt und die Kollegen dafür mehr arbeiten müssen. Ich brauche Einsicht, um die Lage zu sehen, wie sie ist,

Gebet und dann Ideen genug, um daraus etwas zu tun.

Danke, Gott, für das Isolationszimmer an diesem Morgen! Amen. n


TITELTHEMA

Überleben in der knappen zur Verfügung stehenden Zeit für die pflegenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

3/2016 CHRISCARE

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Selbstaufgabe abverlangt. Das Eingangsgebet zeigt den Pflegealltag und den psychischen und physischen Druck der Belastung. Manchmal habe ich den Eindruck, je mehr Pflegende und Verbände darauf verweisen, umso mehr wird es ignoriert und die ökonomischen Belange regieren

Dies ist ein etwas reißerischer Titel,

die Pflegewelt. Manche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen

der aber sowohl den Inhalt als auch

sehen das Pflegen im Isolationszimmer als eine weitere

die Angst dieser Zielgruppen gut trifft.

Belastung an. Schwierig wird es dann, wenn durch ein

In diesem Artikel geht es um Pfle-

Limit die Belastungsgrenze überschritten wird, zum

gende und ihre Führungskräfte in den

Beispiel bei Schichtbesetzungen mit einer/m Pflegenden

Sandwichpositionen. Dazu gehören

und einer Aushilfe. Dann fehlen häufig der Wille, die

fast alle von der Stations- oder Abtei-

Zeit und die Kraft, neue Projekte oder gesetzliche (auch

lungsleitung bis zur Pflegedirektion.

Routine-) Vorgaben umzusetzen. Und genau dieser Punkt tritt häufig ein, wenn den Pflegenden vor Ort zusätzlich

Unter den vielen Definitionen von

zu all ihren schon bestehenden Aufgaben neue oder

Führung habe ich für mich folgende

notwendige angepasste Qualitätsstandards vorgegeben

ausgewählt: „Eine Führungskraft ist

werden, wie zum Beispiel die Händedesinfektion. Sie ist

eine Person, die spürt, dass Verän-

absolut notwendig und nicht zu reduzieren. Doch rech-

derung sinnvoll, hilfreich und not-

nen wir die benötigte Zeit einmal aus, Beispiel aus einem

wendig ist, und die Verantwortung

Klinikalltag. Nehmen wir mal an, dass eine Pflegende bei

für diese Veränderung übernimmt.“

schwerstbetroffenen Patienten sich durchschnittlich 20

Welche Verantwortung haben „Sand-

mal mit jeweils 30 Sekunden Einwirkzeit pro Stunde die

wichführungskräfte“ in Bezug auf

Hände desinfizieren muss. Dann sind das für eine Stunde

„Zeit schaffen“ für die Pflegenden?

10 Min und für eine Schicht 1,3 Stunden Zeit! Für je drei

Wie soll/kann es weitergehen, wenn

Mitarbeitende im Frühdienst und im Spätdienst sind es

die Planstellen in der Pflege in jedem

7,8 Nettoarbeitsstunden, also ohne Urlaub, Fehlzeiten

Jahr reduziert, die verbleibenden

und Pausen. Das ist mehr als eine Vollzeitstelle. Je knap-

Stellen nicht mehr besetzt werden

per die Besetzung, desto höher die Anzahl der Patienten-

können, weil es wenig Nachwuchs

kontakte und demnach auch die notwendigen Händedes-

gibt oder die Fluktuation zu groß

infektion pro Mitarbeiterin oder Mitarbeiter.

wird? In vielen Kliniken und Pflegeeinrichtungen ist das heute schon

Zeitkiller sind viele kleine Aufgaben, wie das Ablesen der

der Fall. Oft werden Mitarbeitende zu

Kühlschranktemperatur oder das Eintragen der Medi-

Hause im „Frei“ angerufen und um

kamentenverfallsdaten. Sekunden-/Minutentätigkeiten,

„Einspringen“ gebeten, Fortbildun-

die eigentlich nicht ins Gewicht fallen. Zählen wir sie pro

gen können/dürfen nicht mehr in der

Schicht zusammen, ist es viel Zeit. Zu bedenken sind die

Dienstzeit besucht werden. Damit sin-

besonders zeitintensiven Gespräche mit den Angehöri-

ken auch noch die Qualifizierungen

gen von Menschen mit Demenz.

und demnach auch die Pflegequalität. „Du musst lernen, Prioritäten zu setzen…“ wird öfter Grundsätzlich sind Pflegende hoch-

mal gesagt. Damit zeigen Führungskräfte, dass sie in

motivierte Menschen. Sonst wür-

ihrer eigenen Hilflosigkeit vom eigentlichen Problem

den sie nicht freiwillig einen Beruf

ablenken. Machen wir uns nichts vor, Grundbedürfnisse

ergreifen, der ihnen ein Übermaß

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können nicht weiter

an Druck, Stress, Disziplin und

priorisiert werden!


18

TITELTHEMA

Viele Kliniken und die Altenhilfe bemühen sich sehr und

ob unser schriftliches Ausfallkonzept zur Anwendung kom-

bieten gesundheitsfördernde Projekte oder Kurse an. Ich

men kann. Es wird geprüft, ob und wie eine andere Station

frage mich aber, ob das genug ist? Sind das auch hilflose

aushelfen kann. Sollte dies nicht der Fall sein und sofern es

Alibiprojekte? Wo bleiben Projekte, die vor Ort sowohl

der Stellenplan ermöglicht, wird vorrangig Ersatz über einer

gesundheitsfördernd als auch zeitentlastend sind? Welche

Kooperationszeitarbeitsfirma gebucht.

Haltung nehme ich ein und wie kann ich bei sehr knap-

pen Ressourcen Möglichkeiten schaffen, damit Pflegende

und Meinungskarten hinterlegt, um den Pflegenden

mit einem guten Erfolg für sich und den Patient und ohne

Beschwerde- und Konfliktgespräche mit Patienten und/

schlechtem Gewissen nach Hause gehen können?

oder Angehörigen abzunehmen. Diese Visitenkarten wer-

Auf allen Stationen werden Visitenkarten der PDL

den den Angehörigen übergeben mit der Bitte, sich bei

Dazu möchte ich einige Beispiele von Zeitgestaltung aufführen:

der PDL zu melden. Die PDL bietet Pflegesprechstunden

Grundsätzlich ist Wertschätzung und Achtsamkeit gegen-

über den Mitarbeitern für die geleistete Pflegetätigkeit

terinnen einer Station sich in Abstimmung mit der PDL

und alles, was damit zusammenhängt, selbstverständlich.

selber unter Beachtung des Arbeitszeitgesetztes gestalten

Eine gelebte Anerkennungskultur von den direkten Vorge-

können. Pausenzeiten werden nicht verkürzt!

setzen begleitet jede entlastende Maßnahme. Offenheit

und Ehrlichkeit fördern nicht nur Vertrauen, sondern auch

werden soweit wie möglich berücksichtigt.

Sicherheit und damit eine geringe Zeitressource, um eine

kleine Unterbrechungspause einzuschieben.

oder einer 5-Minuten-Andacht mit der Seelsorgerin.

(Aushang auf allen Stationen) an. Pausenregelungen, die die Mitarbeiter und Mitarbei-

Wünsche bei der Dienstplanung und Diensttausche Einmal pro Woche Auftanken mit einem guten Wort

Es steht Führungskräften nicht zu, Leistungen inkl. der

Dokumentation nicht erbrachter Pflege mit Druck, Dro-

Ein Konzept aus dem Bereich der Geriatrie möchte ich

hungen und Kontrolle erzwingen zu wollen. Dies hat auch

ausführlicher vorstellen:

nur kurzfristig Erfolg und führt oft zu erhöhten Fehlzeiten. Damit wird die Zeit für die verbleibenden Kollegen vor

Prioritätenliste (PL)

Ort noch knapper.

In der Prioritätenliste wird festgelegt, welche pflegerischen

Interventionen bei einer geringeren Besetzung als der

Zeit- und Erfolgsdruck und immer neue Herausfor-

derungen können nicht durch Mehrarbeit oder Über-

Mindestbesetzung oder bei einem hohen Pflegeaufkom-

stunden kompensiert werden. Nicht nur in der Literatur

men durchzuführen sind. Dafür sind vier Belastungsstufen

liest man, sondern auch Führungskräfte geben die guten

definiert. Eine Mindestbesetzung inkl. Wochenend- und

Ratschläge, zu delegieren. Wenn eine Pflegeperson mit

Nachtdienstbesetzung ist für alle Stationen festgelegt.

einer Aushilfe oder Schülerin arbeitet, an wen kann dann

Einige weitere Kriterien, z.B. Aufnahmen und Entlassungen

delegiert werden? Die Pflegenden haben keine Kapazi-

von Patienten, sind ebenfalls beschrieben. Die Nachtdienste

tät für weitere Delegationsaufgaben! Es nimmt mir als

unterliegen nicht der Prioritätenliste. Kann die von der PDL

„Sandwichführungskraft“ die Möglichkeit, Pflegende zu

festgesetzte Mindestbesetzung nicht eingehalten werden,

fordern und zu fördern. Hier habe ich als Führende/r die

bzw. ist der Pflegeaufwand für die diensthabenden Pflegen-

Aufgabe, Pflegemaßnahmen und den Stationsablauf zu

den zu hoch, tritt die Prioritätenliste in Kraft. Morgens wie

strukturieren, zum Beispiel durch konsequente zielge-

mittags wird in der Übergabe von der Pflegefachleitung/

richtete Pflege, Prioritäten (Prioritätenliste) setzen und

Schichtleitung des jeweiligen Dienstes entschieden, ob und

durch sehr strukturierte Schichtplanungen. Ich erhoffe mir

mit welcher Stufe die Prioritätenliste zum Einsatz kommt.

damit ein „Luftholen“ für das Pflegeteam.

Die „Folgeschichten“ konzentrieren sich auf die Aufgaben

der eigenen Schicht. Als Stationsleitung oder Pflegedienst-

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die bereit sind in Not-

situationen einzuspringen, erhalten sofort ein Angebot für

leitung trage ich die Verantwortung gegenüber den Mitar-

einen freien Ersatztag. Als Führende habe ich ebenfalls ein

beitern und meinem Vorgesetzten. In dieser Sandwichposi-

Nein zu meiner Anfrage zu akzeptieren. Zuvor ist zu klären,

tion komme ich ebenfalls an eine Belastungsgrenze. So wie


RUBRIK

die Pflegenden durch Gefährdungsanzeigen ihre Situation rechtlich aufzeigen, haben auch Dienstplanverantwortliche bei Belastungsgrenzen in ihrem Verantwortungsbereich die Geschäfts- oder Klinikleitung zu informieren. Wenn ich mich als „Sandwichführungskraft“ daran orientiere, wie und

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Die wundersame Zeitvermehrung

was Jesus und auch einige bekannte Persönlichkeiten des Alten Testaments unter Führung verstehen und verstanden haben, dann ist es mir eine Hilfe, den heutigen Tatsachen ins Auge zu blicken. Jesus hat sich als Hirte beschrieben. Oder lesen wir den Psalm 23 vom guten Hirten, der uns zum frischen Wasser führt. Ein großes Wort in der heutigen Pflegesituation. Das frische Wasser ist so schwer zu erkennen. Und doch wird Gott uns nie mehr zumuten, als wir ertragen können. In Psalm 32,9 steht: „Werdet nicht wie Ross und Maultier, die ohne Verstand sind….“. Gott hat uns nie versprochen, uns die Mühe des Denkens zu ersparen. John Wesley, der Begründer der Methodisten, pflegte sogar zu sagen, dass Gott ihm im Normalfall vernünftige Argumente präsentierte und ihn dadurch leitete. Meine Verantwortung liegt darin, sowohl meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Vorbild in Verantwortung zu sein, ein gesundes Maß an Erwartungen an sie zu stellen und auch meinen Vorgesetzten ein Nein zu entgegnen, wenn die Belastung zu hoch ist. Ich habe die Verpflichtung, alles mit meinem gesunden Menschenverstand zu prüfen und kann dann meine Verantwortung der Entscheidungen getrost unter Gottes Segen stellen.

Abschließen möchte ich mit einem Zitat: „Wer in der Arbeit bloß einen reinen Kostenfaktor sieht, dessen Preis so weit wie möglich gedrückt werden muss, der hantiert mit sozialem Sprengstoff, der rüttelt an den Grundfesten unserer Zivilisation.“ Diese Worte stammen weder von einem Gewerkschafter noch von einem Sozialromantiker, sondern vom verstorbenen ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau. n

Und er sah eine große Menge Volkes, die Menschen taten ihm leid, und er redete zu ihnen von der unwiderstehlichen Liebe Gottes. Als es dann Abend wurde, sagten seine Jünger: Herr, schicke diese Leute fort, es ist schon spät, sie haben keine Zeit. Gebt ihnen doch davon, so sagte er, gebt ihnen doch von eurer Zeit! Wir haben selber keine, fanden sie, und was wir haben, dieses wenige, wie soll das reichen für so viele? Doch da war einer unter ihnen, der hatte wohl noch fünf Termine frei, mehr nicht, zur Not, dazu zwei Viertelstunden. Jesus nahm, mit einem Lächeln, die fünf Termine, die sie hatten, die beiden Viertelstunden in die Hand. Er blickte auf zum Himmel, sprach das Dankgebet und Lob – dann lies er austeilen die kostbare Zeit durch seine Jünger an die vielen Menschen. Und siehe da: Es reichte nun das wenige für alle. Am Ende füllten sie sogar zwölf Tage voll mit dem, was übrig war an Zeit, das war nicht wenig. Es wird berichtet, dass sie staunten. Denn möglich ist, das sahen sie, Unmögliches bei IHM. n Lothar Zenetti

Friedhilde Bartels, Pflegedienstleitung, Medizinisch-Geriatrische Klinik, Albertinen-Krankenhaus/Albertinen-Haus, gemeinnützige GmbH


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REPORTAGE

Urologischer Einsatz in Ghana Südvoltaregion Als ich auf dem deutschen Urologenkongress von der Organisation „Die Ärzte für Afrika“ hörte, war mein Interesse geweckt. „Die Ärzte für Afrika“ ist eine Initiative von Urologen, Krankenschwestern und Pflegern, die in 6 Missions- bzw. Diözesankrankenhäusern unterschiedlicher Regionen Ghanas urologische Hilfseinsätze machen.

hauses, der immer wieder leise den Namen Jesus anrief, das Neue Testament fest in seiner rechten Hand haltend. Ich glaube, er war froh, als ich ihm sagte, dass ich auch an Jesus Christus, unseren Erlöser, glaube, während ich mich der Behandlung seiner Schmerzen zuwandte. Im Kontrast zu mancher Unzufriedenheit in unserer Gesellschaft beeindruckte mich die ausgeprägte Lebens-

Ärztlich in der Dritten Welt zu helfen, schien ein verbor-

freude und Dankbarkeit der Menschen vor Ort.

gener Traum in mir gewesen zu sein! Im Februar dieses Jahres habe ich meinen zweiten Einsatz in Kpandu, einer

Auf einem meiner Spaziergänge sang mir eine Gruppe

kleinen Stadt in der Südvoltaregion Ghanas, gemacht.

kleiner Kinder spontan ein Lied, als ich ein Stück weiter

Auch zeitlich ließen sich die Einsätze von jeweils zweiein-

meines Weges ging, wurde ich sehr freundlich von einer

halb Wochen in meinen Berufsalltag als niedergelassener

Frau in den laufenden Abendgottesdienst eingeladen:

Urologe einbauen.

„Please join the worship“. Es war eine der vielen Pfingstkirchen der Stadt. So intensiv und ausdauernd habe ich

Mit sehr guter instrumenteller Ausstattung, die der Ver-

selten Menschen beten und singen gehört.

ein „Die Ärzte für Afrika“ vor Ort in Ghana vorhält, konnten meine Kollegen und ich unseren Einsatz durchführen.

Besonders wertvoll war die herzliche Aufnahme in die

Die Patienten waren durch den örtlichen Radiosender von

katholische Kirchengemeinde des Krankenhauses. Unser

unserer Ankunft informiert worden und warteten schon

Einsatz begann mit der Teilnahme an der Sonntags-

auf ihre Untersuchung.

messe, in der wir vor der Gemeinde für unsere Arbeit vom Reverend Father, dem Priester der Gemeinde,

Der Hauptschwerpunkt unserer Arbeit lag auf der operati-

gesegnet wurden.

ven Behandlung der zum Teil ungewöhnlich großen Prostataadenome, die häufig zu Harnverhaltungen führen. Die

Mir scheint, dass tatsächlich ein besonderer Schutz auf

Patienten waren zum Teil seit Jahren mit einem Dauerka-

uns und unseren Patienten lag.

theter versorgt und wünschten sich sehnlichst eine Befreiung von ihrem „Rubber“, wie sie den Katheter nannten.

Der zweite Einsatz nach dem ersten Besuch 2013 machte deutlich, dass der Unterschied zwischen Arm und Reich

Es fühlte sich gut an, durch den speziell urologisch

noch zugenommen hatte. Das Geld für Medikamente und

konzipierten Einsatz effektiv Not zu beseitigen, mit dem

Unterbringung, das trotz kostenloser ärztlicher Leitung

ghanaischen Mitarbeiterteam des Krankenhauses zusam-

ans Krankenhaus entrichtet werden musste, konnte häu-

menzuwachsen und den ärztlichen Kollegen die transure-

fig von den Patienten nicht aufgebracht werden.

thrale Op-Technik vertraut zu machen. So saß uns ein Mann beim präoperativen Screening Kein Patient klagte über lange Wartezeiten! Ich hatte

gegenüber, der dringlich wegen einer schon bestehen-

den Eindruck, dass durchweg alle Patienten tief gläubig

den Harnstauungsniere operiert werden musste. Ihm

waren. Stets wurde mir ein Segensgruß herzlich erwidert.

wurde klar, dass er den nötigen Betrag nicht finanzieren konnte. Mit sorgenvoller Miene murmelte er vor sich hin,

Ich erinnere mich an einen auf einer Trage liegenden, vor

dass er seine Felder verkaufen wolle, um das Geld aufzu-

sich hin betenden Mann in der Ambulanz des Kranken-

bringen. Nun gab es eine Möglichkeit, die mitgegebenen


RUBRIK

Ghana

Voltaregion

Spenden einiger unserer Patienten und Freunde in einen speziellen Fond des Krankenhauses einzuzahlen, der vom katholischen Priester und drei weiteren Personen verwaltet wird. Aus diesem Hilfsfond wird die Notfallbehandlung ärmster Patienten bezahlt. So brauchte auch dieser Mann seine Felder, die wirtschaftliche Basis seines Lebens, nicht zu verkaufen. Wieder in Hamburg, bemerkte ich eine deutliche Zunahme meiner Dankbarkeit für die vielen, mir selbstverständlich gewordenen Dinge. Ich genoss die kühle Luft und den Regen in der Heimat. In Ghana war noch Trockenzeit, der Temperaturunterschied betrug bei meiner Rückkehr über 40°. n

Dr. med. Volker Brandes, Facharzt für Urologie in einer Praxisgemeinschaft, Vorstand Christen im Gesundheitswesen, Hamburg

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Blickpunkt

Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du schenkst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Schenk mir ein festes Herz, mach es fest in dir.

ChrisCare

Peter Strauch



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TITELTHEMA

„Guten Morgen, liebe Sorgen!“ Von Chronos und Kairos Eine chronische Erkrankung ist eine unüberschaubar lange Krankheit. Das deutet schon ihr Name an: Das griechische Wort „Chronos“ meint Zeit im Sinne von Zeitraum, Zeitablauf mit gleichbleibendem Rhythmus, sozusagen dem fortschreitenden Takt der Uhr verpflichtet.

Erste, aber doch das Zweite oder Dritte, was ihnen zu mir einfällt: „Ach ja, das ist doch die MS-Kranke ...“ Und mir? Mir fällt meine Erkrankung jeden Tag ein. Jeden Morgen, wenn ich die Füße aus dem Bett setze und ins Bad gehe: Na, wie sind deine Beine heute drauf? Heute eher lahm und staksig oder ganz gut? Das spüre ich schon

Der Gegenbegriff zu „Chronos“ ist „Kairos“. Er bedeutet

bei den ersten Schritten aus dem Schlafzimmer. Wenig

auch Zeit, aber im Gegenteil den besonderen, begrenzten

später liegt dann neben der ersten Tasse Kaffee die täg-

und zu beschreibenden Zeitpunkt. „Kairos“ meint auch

liche Spritze auf dem Frühstückstisch, um aufzuwärmen

Zeitwende, gefüllte Zeit. Eine chronische Krankheit ist

nach ihrer Aufbewahrung im Kühlschrank. Wird sie heute

also eine, die einen langen, zeitlich unbegrenzten Ver-

leicht unter die Haut gehen oder wehtun? Jedenfalls darf

lauf hat. Der kann unterschiedlich schwer sein. Der kann auch mal zur Ruhe kommen, aber er endet nicht wirklich, jedenfalls nicht mit dem wunderbaren „Kairos“ der Heilung. Es sei denn, es geschieht wirklich ein Wunder ... Normalerweise verstärkt, verschlimmert, verlängert sich der „Chronos“ der Erkrankung im Laufe des Lebens, aber dass es bei einem Betroffenen

Andrea Schneider, Eigentlich kerngesund, Mit Hindernissen mutig leben, SCM Hänssler, gebunden, 10,5 x 16,5 cm, 192 S., mit Lesebändchen, Nr. 395.461, €D 12,95 / €A 13,40 / CHF 19.50*, ISBN: 978-3-7751-5461-1 Ist man krank, wenn der Körper nur eingeschränkt funktioniert? Ist man gesund, wenn man keine Krankheitsdiagnose hat? Seit zehn Jahren lebt die Autorin mit Multiple Sklerose. Mal ernst, mal heiter, immer ermutigend erzählt sie von Menschen, die krank sind – und doch im Kern gesund.

allein durch seine Ursprungskrankheit zu einem dramatischen „Kairos“ kommt, d.h. zu einer Entscheidungssituation, in der es um Leben und T   od geht, ist eher selten.

ich sie nicht vergessen ... Habe ich heute Morgen etwas

Chronische Erkrankung ist nicht unmittelbar lebensbe-

vor außer Haus? Dann lieber nicht so viel Kaffee trinken,

drohlich, aber langfristig lebensbegleitend. Ich finde, das

sonst wird’s hektisch, wenn keine Toilette in der Nähe ist.

ist entlastend, aber zugleich ganz schön anstrengend. Wer chronisch krank ist, ist eben nie mehr gesund. Wird es

Steht heute ein Großeinkauf an? Dann geht der nur mit

auch nie mehr werden. Mir geht das in den letzten Jahren,

Auto. Reichen dann meine Walkingstöcke im Geschäft aus

seitdem ich MS habe, immer mal wieder durch den Kopf:

oder soll ich doch lieber den Rolli mitnehmen? Wann ist

dieses „Nie mehr!“ Nie mehr gesund sein. Nie mehr

eine günstige Zeit in der City und vielleicht einer der weni-

unbedarft und fröhlich auf die Frage „Wie geht’s?“ sagen

gen Behindertenparkplätze frei? Und so weiter und so fort.

können: „Hauptsache gesund!“ Ich teile mein Leben ein in

Überlegungen, Fragen, Gefühle, die mich jeden Morgen

die Zeit vor der MS und die danach. Vorher war ich fit und

daran erinnern: Ja, so ist es – du bist chronisch krank.

fröhlich und – abgesehen von einer kleinen Erkältung ab und zu – gesund. Jetzt bin ich zwar auch manchmal fit und

Jürgen von der Lippe hat irgendwann einmal ein Lied

oft fröhlich, aber eben schwer chronisch krank. Wenn Leute

geschrieben, das nicht im Entferntesten mit dem Thema

über mich reden, ist das zwar meist zum Glück nicht das

„Krankheit“ zu tun hat, dessen Refrain aber ziemlich gut


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TITELTHEMA

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Jeder Morgen beginnt mit der Krankheit: Wie wird mein Körper heute wohl drauf sein? dazu passt, wie das so ist, mit einer chronischem Erkran-

In der Bibel, die häufig vom „Kairos“ redet, werden die

kung zu leben: „Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch

Christenmenschen an einer Stelle dazu aufgefordert, die

schon alle da? Habt ihr auch so gut geschlafen? Na, dann

Zeit, den „Kairos“, „auszukaufen“. Das meint alles andere

ist ja alles klar!“

als vollpacken, überziehen, bis ins Letzte durchplanen – diese Art, wie wir so häufig mit unserer Zeit umgehen und

Locker und witzig nimmt dieser Schlager den ganz norma-

wodurch wir dann im Ergebnis oft chronisch gestresst

len Wahnsinn des Alltagslebens auf Korn. Und zwischen-

sind. Nein, „auskaufen“ meint entdecken, wert achten,

durch immer wieder das: „Guten Morgen, liebe Sorgen,

als Geschenk Gottes nutzen. Zeit bewusst füllen, auch für

seid ihr auch schon alle da? ...“ Ja, Sorgen platzen unver-

andere, und in dem Sinne weise umgehen mit der begrenz-

mutet ins Leben – und sind dann gern jeden Morgen wie-

ten Zeit, die jeder und jedem von uns zur Verfügung steht

der da. Schön ausgeschlafen … oft im Gegensatz zu einem

– ganz egal, ob gesund oder krank.

selbst! Auch und gerade dann, wenn man/frau chronisch krank ist und/oder mit Behinderung leben muss. „Sorgen“,

„Kairos“ – das sind kleine und große Glücksmomente,

das meint dann ganz schlicht auch zusätzliche Energie fürs

überraschende Begegnungen, verlockende Erlebnisse, die

Planen, Organisieren, Machen und T   un von morgen bis

so gar nichts zu tun haben mit Krankheit und Behinderung.

abends. Jeden Tag.

„Kairos“ – das ist Lust am Leben. Das ist, wenn die „lieben Sorgen“ dann doch ganz überraschend mal verschlafen … n

Die Uhr, sozusagen der Chronometer der Erkrankung, läuft unaufhaltsam weiter. Zwar kämpfen Mediziner,

(Aus dem Buch, S.47 – 51)

Pharmazeuten und andere Wissenschaftler unbeirrbar dagegen an, aber der „Chronos“ ist auf vielen Gebieten – immer noch – durchsetzungsstärker. Pastorin Andrea Schneider, Referentin, Was kann helfen, wenn ab und zu nicht nur der Körper,

Evangelisch-Freikirchliche Akademie

sondern auch die Seele schwächelt angesichts dieser all-

Elstal, Oldenburg

täglichen Herausforderung einer chronischen Erkrankung? Vielleicht ganz schlicht dies: sich den anderen griechischen Begriff für „Zeit“ bewusst zu machen – „Kairos“, den besonderen, kostbaren, unwiederholbaren Moment. Den gibt es nämlich auch im ganz normalen Alltags-„Chronos“. Wir müssen nur wachsam sein und ihn entdecken. Mittelalterliche Bilder zeigen den „Kairos“ als jungen Mann. Dem hängt ein langer Haarschopf ins Gesicht und sein Hinterkopf ist kahl rasiert. Das soll deutlich machen: Du kannst den „Kairos“ nicht festhalten. Wenn er da ist, ist er fast schon vorbei. Du kannst ihn nur in dem Moment, in dem du ihn erblickst, buchstäblich „beim Schopfe“ packen. Eine Aufforderung zu fröhlicher Spontaneität und zur Freude am Augenblick.

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CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Praktiker im Gespräch beim 5.Christlichen Gesundheitskongress Perspektiven, die weiterführen Der 5. Christliche Gesundheitskongress im April diesen Jahres wurde durch die Teilnehmer wieder mit einer Bestnote zwischen eins und zwei bewertet (im Mittel 1,6 nach Schulnoten). Das Kongresskonzept war so aufgebaut, dass die exzellenten Plenumsbeiträge durch interaktive Programmpunkte vertieft werden konnten, z.B. durch Kurzstatements mit Beispielen aus der Praxis und Podiumsgespräche.

erlebe ich, die auch andere ermutigen können, als Christ Zeichen zu setzen?

• Besuchsdienste

• Im Alltag Glaubensthemen

heitsbereich

einbringen

• Segnungsgottesdienste

• Als Christ bin ich Ansprech-

• Gebetsdienst

• Seite für „Heil und Heilung“ im

partner für christliche Themen

• Patientengottesdienste • Fachvorträge aus dem Gesund-

• Segenszeichen weitergeben

Gemeindebrief

• Gebet anbieten, wird oft gerne

• Täglicher offener Gebetskreis

angenommen

• Gebet und Segnung im Gottes-

• Gespräche suchen

dienst

• Hinweis auf die Krankenhaus-

• Ältestengebet nach Jak.5

kapelle

Was hindert mich, dies zu tun?

Wie können wir dieses Potenzial entfalten?

Für zwei Plenarveranstaltungen wur-

• Betriebliches Umfeld

• Angebot von Seelsorge

den erstmals Kleingruppen angebo-

• Innere Hürden

• Lobpreisgottesdienst mit

ten, in denen je 5-8 Teilnehmende

• Fehlen gleichgesinnter Mitarbeiter

Segnungsangebot

mit Hilfe von praxisbezogenen

• Eigene Distanz zur Kirche

Fragen die Inhalte vertiefen konn-

• Mutlosigkeit und Menschenfurcht

• Gleichgewicht von Lehre und

ten. Hiervon wurde rege Gebrauch

• Gebot der „Neutralität“ am

Heilungsdienst

gemacht! Aus den Plenumsfragen

Arbeitsplatz

• Persönliche Bereitschaft, für

und den zahlreichen Rückmeldun-

gen der Kongress-Teilnehmer hier

Was würde mir helfen?

zunächst zum Plenum „Jeder kann

• Gemeinsam unterwegs sein

Zeichen setzen“ eine kleine Auswahl:

• Menschen, die für mich am

Menschen zu beten

• Netzwerke gründen

Rü c k

Arbeitsplatz beten

Was ist das Spezifische, was ich als Christ an meinem Arbeitsplatz einbringen kann?

• Christliches Material,

• Als Christ bekannt und

• Veranstaltungen wie diese,

authentisch sein

In Abendmahl / Beichte

Spruchkarten • Das eigene Gebet, Gott um Mut zu bitten

• Spiritualität zur Sprache bringen

gegenseitige Ermutigung

• Persönliche Glaubensberichte/

• Zeit

Glaubenszeugnisse • Fragen an das Gegenüber

Zum Plenum „Gemeinden setzen

Zeichen“ wurden diese Fragen und

bezüglich geistlichem Standpunkt

formulieren

Anregungen gegeben:

• Diakonisches Profil bewusst zeigen

Wo bin ich bereits auf dem Weg? Welche positiven Entwicklungen

Welches Potential zur Förderung von Gesundheit sehen wir in unseren Kirchengemeinden?

Exzellente Plenumsbeiträge begeisterten

Welche Schritte können wir gehen, um einen „gesunden Heilungsdienst“ zu entwickeln? • Segnungsgottesdienste • Krankenbesuchsdienst aufbauen

blick


CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

3/2016 CHRISCARE

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Die Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN (CiG) CiG e.V. ist ein bundesweites konfessionsverbindendes Netzwerk von Mitarbeitern unterschiedlicher Berufsgruppen im Gesundheitswesen: Pflegende, Ärzte, Therapeuten, Mitarbeiter aus Management und Verwaltung, Seelsorger, Sozialarbeiter und weitere Berufsgruppen des Gesundheitswesens. Basis der Zusammenarbeit sind die Bibel, das apostolische Glaubensbekenntnis sowie die Achtung des Einzelnen in seiner jeweiligen Konfessionszugehörigkeit. Wir CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN wollen • einander fördern, christlichen Glauben im Berufsalltag einzubringen, • zur Neubelebung an der Bibel orientierter Werte im Gesundheitswesen beitragen, • Sonntagsgottesdienst offen für

• Patienten und Kollegen die heilende Liebe Jesu Christi erfahrbar machen,

Segnungen

• in Einheit mit Kirchen und Gemeinden den biblischen Auftrag von Diakonie,

• Gemeindeverantwortliche

Caritas und Heilungsdienst in unserem Land wahrnehmen.

ansprechen • Zeugnis geben auch von kleinen

Die ökumenische Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN verbindet

Dingen

seit über 25 Jahren Christen im Umfeld des Gesundheitswesens – inzwischen

• Erwartungen zum Thema Heilung

rund 10.000 in regionaler sowie in bundesweiter Vernetzung.

kommunizieren Wichtiges Element sind die CiG-Regionalgruppen, die von Mitarbeitern vor Die Kongressleitung ist von der leb-

Ort geleitet und verantwortet werden und die sich in unterschiedlichen, z.B.

haften Beteiligung in den Kleingrup-

monatlichen Abständen treffen. Beruflicher Austausch, biblischer Impuls und

pen und den vielen Anregungen auf

Gebet sind wiederkehrende Bestandteile der Treffen. Einige Gruppen bieten

den Moderationskarten begeistert.

Regionalveranstaltungen an, zu denen öffentlich eingeladen wird. Kontakt zu den Regionalgruppen vermittelt die Geschäftsstelle.

Es hat sich bewährt, dass die wertvollen Impulse der Plenums-

Die Veranstaltungen der Akademie werden dezentral meist in Zusammenarbeit

referenten genügend Raum hatten,

mit den CiG-Regionalgruppen angeboten: Seminare zu berufsspezifischen The-

um vertieft werden zu können. So

men aus christlicher Sicht, Fachgruppentreffen wie auch Angebote für Kranke

entsteht eine „Nachhaltigkeit“.

und Angehörige. Wenn Sie in Ihrer Region ein Seminar initiieren wollen, nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf. Weitere Infos: www.cig-online.de.

Genauso wichtig ist, dass Erfahrungen aus dem eigenen Berufsumfeld

Die bundesweit ausgerichtete Arbeit von Christen im Gesundheitswesen wird

in die Kongressthemen eingebracht

von rund 20 Mitarbeitern aus unterschiedlichen Gesundheitsberufen im Bundes-

werden konnten. Beides scheint

weiten Leitungskreis verantwortet und geleitet.

gelungen zu sein! In der Geschäftsstelle in Aumühle bei Hamburg wird die Arbeit koordiniert. Könnten die beiden Kongressthe-

Hauptamtliche, geringfügig Beschäftigte und rund 130 Ehrenamtliche sorgen

men mit den dazugehörigen Fragen

für die Umsetzung von Projekten und unterstützen die Arbeit des Bundes-

einmal etwas für Ihren Hauskreis

weiten Leitungskreises.

oder Ihre Gemeindegruppe sein? Vielleicht auch eine Anregung für

Die Arbeit von CiG finanziert sich wesentlich aus Spenden. Ein Kreis von z.Zt.

ein Gespräch im Kollegenkreis ?

500 Förderern bildet hierfür die Grundlage, indem sie den gemeinnützigen Verein jeweils mit einem Mindestbeitrag von 10 € im Monat finanziell unterstützen.

Über Rückmeldungen von Ihnen würden wir uns freuen! n

Förderer können an den Fortbildungsseminaren der CiG-Akademie für den ermäßigten Beitrag teilnehmen und erhalten das ChrisCare-Abo kostenfrei. Wir laden Sie herzlich ein, dem Förderkreis beizutreten! n

Günther Gundlach,

CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN e.V.

Geschäftsführer

Bergstraße 25, D-21521 Aumühle

Christen im Gesund-

Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39

heitswesen

Email: info@cig-online.de, Internet: www.cig-online.de


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TITELTHEMA

Die Kultur der Erlaubnis „Dafür habe ich keine Zeit.“

Allgemeines

ten, Angehörigen und Pflegenden Zufriedenheit aus.

Zeit ist in der heutigen westlichen Gesellschaft zu einem

Patienten erleben Grenzerfahrungen, wenn sie sich nicht

kostbaren Gut, einem Wert geworden, und zwar im Alltag

mehr selber bewegen können, wenn die Krankheit die

wie auch in der Arbeitswelt. Seitdem Krankenhäuser

Lebenszeit verkürzt, wenn Abhängigkeit und Kontrollver-

wie Wirtschaftsbetriebe geführt werden, hat Zeit einen

lust durch Maschinen und Techniken erfahren wird und

monetären Wert (Zeit ist Geld). Die Schnelligkeit in den

so persönlich die Erinnerung und Orientierung verloren

Abläufen bedeutet jetzt, mehr Patienten/Fälle mit immer

gehen. Dieses Erleben ist aber nicht nur abhängig von

weniger Pflegepersonal zu versorgen. Technologien

der Krankheit, sondern es ist ein leiblicher Zustand, der

werden immer häufiger eingesetzt, um Zeit einzusparen.

überall beim Pflegen erlebt wird.

Doch Kommunikation und Beziehung lassen sich nicht wegrationalisieren. Eine Sterbebegleitung wird immer

Die Pflegeberufe stehen auf dem Fundament der Sorge

noch durch den Menschen selber durchgeführt. Pfle-

und Fürsorge im Sinne des christlichen Menschenbildes.

gende begleiten und pflegen die Leiblichkeit des Men-

„Existential Care“ und „Compassion“ bedeuten, „Leiden

schen, kümmern sich um sein Wohlbefinden. Das Patien-

als Gegenstand der Pflege“ zu erkennen. Um Sterbebe-

ten sich schneller bewegen, kommunizieren und sich in

gleitungen nicht wie am Fließband durchzuführen und

die Zeittaktung einzwängen lassen, wie die Ökonomie es

belastende Pflege verarbeiten zu können, braucht es die

wünscht, zeigt sich vielerorts als unrealistisch. Patienten

Zeit der Verarbeitung. Für beziehungsorientierte Pflege

mit Schluckstörungen können einfach nicht schneller

ist immer weniger Zeit vorhanden, was zunehmend

schlucken und ein Demenzkranker, der davon überzeugt

zu ernsthaften Ethikkonflikten führt. Pflegende gehen

ist, keine Medikamente zu brauchen, wird diese auch

erschreckend oft mit Schuldgefühlen nach Hause, weil

nicht per Anordnung einnehmen.

es sie nicht loslässt, dass sie ihren Patienten mal wieder nicht gerecht worden sind.

Zeit ist relativ, doch wie nutzen wir unsere Zeit? Zeit ist eine physikalische Messgröße, die sich nicht

Zeiträuber

einfach auf jeden Menschen gleich übertragen lässt. Indi-

Dokumentation, Belegungsmanagement, Organisation

vidualität, der zweite große Wert in unserer Gesellschaft,

von Untersuchungen, ständige Telefonate und vieles mehr

bestimmt ebenfalls die Zeittaktung. Individualität und

gehören zum Pflegemanagement. Darüber hinaus wollen

Beschleunigung stehen einander diametral gegenüber.

auch noch „andere“ in unserer eh sehr knappen Zeit

In diesem Interessenkonflikt zwischen Ökonomie und

herumräubern. Was passiert, wenn die Zeit schon nicht

Selbstbestimmung stehen nicht nur Pflegende jeden Tag.

für die eigene Arbeit reicht? Patienten erhalten einfach

In den östlichen Kulturen wird Zeit als Kreislauf gesehen,

weniger Pflege. Patienten bleiben im Bett, bei Schluck-

aus dem man heraustreten kann. In der westlichen Welt

störungen bekommen sie weniger zu essen, bekommen

sind wir in einem straffen Zeittakt eingebunden, aus dem

nur noch eine kleine Körperpflege und warten länger auf

wir meinen, nicht heraustreten zu können und zu dürfen.

eine Antwort des Personals, wenn sie klingeln. Wer denkt

Doch dies unterscheidet uns von Maschinen: Der Mensch

da noch an entlastende Gespräche, die Trost spenden und

hat die Freiheit und die Möglichkeit, es zu tun.

Hoffnung vermitteln. Dazu gehören noch weitere beanspruchende Aufgaben: der Ersatz für Servicekräfte, die

„Wir haben alle die gleiche Zeit.“

Erledigungen bezüglich der Apotheke, der Ersatz der Phy-

Wenn der einzelne Mensch so mit seiner Zeit umgeht

siotherapeuten an den Wochenenden, die Durchführung

und keine Prioritäten setzt, hat er zum Schluss für nichts

von Transporten im Haus und – was nicht vergessen wer-

mehr Zeit! Jeder folgt einem inneren Plan und setzt inso-

den sollte – das Suchen von Wäsche. Auch das Einarbeiten

fern Prioritäten. Es stellt sich aber die Frage, ob wir durch

der Ärzte und Therapeuten verschlingt so seine Zeit.

Zeiteinsparung auch immer eine gute Qualität erreichen? Existenzielle und spirituelle Bedürfnisse von Patienten

Kommen Pflegende diesen traditionellen Anforderungen

wahrzunehmen und zu kommunizieren, löst bei Patien-

und Erwartungen weiterhin ohne Murren nach, bleibt


TITELTHEMA

3/2016 CHRISCARE

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immer weniger Zeit für die Patienten selbst. Diese Rituale und die damit verbundenen „alten Zöpfe“ gilt es abzuschaffen. Der Einsatz der Technik wird uns nicht allein die Lösung bringen, sondern sie kann nur durch den Menschen selber kommen.

Was ist gut investierte Zeit, die dem Patienten und den Pflegenden zugute kommt? Patienten, Angehörige und Pflegende machen in ihrem Berufsleben Grenzerfahrungen, und ein professioneller Umgang damit muss erlernt werden. Der physiologische Tod eines hochbetagten Patienten wird akzeptiert und auch als Erlösung gesehen. Der tragische Tod einer jungen Patientin, die Mutter von drei kleinen Kindern ist und dem eigenen Alter relativ nahe steht, löst bei vielen Pflegenden einen deutlichen seelischen Schmerz aus. Sinnfragen stehen im Raum. Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit und Wut werden erlebt. Für eine angemessene professionelle Reflexion haben wir aber keine Zeit. Pflegende erleben es zudem häufig

Mitarbeiter / Mitarberiterinnen und nicht Patienten in

als Schwäche, über ihre eigenen Gefühle zu sprechen.

den Mittelpunkt zu stellen, wurde als innovativer Ansatz

In der traditionellen Pflegekultur gab es dafür keine

bewertet. Existenzielles Erleben und Spiritualität als

Räume. Typische Gedanken der Pflegenden in diesem

Ressource bei den Pflegenden zu erhalten oder wieder

Zusammenhang könnten ungefähr so lauten: „War ich

zu entdecken, war „Alter Wein in neuen Schläuchen“. Es

schon wieder zu lange bei einem Patienten?“, „Habe ich

bedarf jedoch einer Übersetzung in den Alltag.

eigentlich jetzt Wichtigeres zu tun?“, „Bin ich überhaupt belastbar genug?“

Spiritualität in der Mitarbeiterführung Aufmerksamkeit und Achtsamkeit sollte nicht nur den

Burnout

Patienten zugute kommen, auch die Führungskräfte

Der Satz: „Das schaff ich schon, damit muss man klar

(Pflegedirektorin, Klinikleitungen und Stationsleitun-

kommen“, könnte ein geeigneter Indikator für die Gren-

gen) mussten sich selber in diesen Reflexionspro-

zen der Belastbarkeit sein. Gerade diese vermeintlich

zess begeben. Dies war der entscheidende Faktor zur

starken Kolleg/innen, die für „die Pflege brennen“, rut-

Vertrauensbildung in die vorhandene Organisation.

schen in eine „Burnout“-Krise. Sie erleben den Wandel

Führungskräfte haben dieselben Kognitionen wie Prak-

„vom Feuer in die Asche“ und steigen nicht selten aus

tiker. Auch sie stehen sehr konkreten Fragen gegen-

dem Beruf aus. Hinzu kommt, dass ein Burnout häu-

über, wie zum Beispiel: „Was mache ich, wenn eine

fig als persönliches Versagen erlebt und auch von den

junge Mitarbeiterin zum ersten Mal eine Reanimation

Anderen so bewertet wird. Wer in einem Beruf arbeitet,

erlebt, kreidebleich ist und stark sein will?“ Eine Sta-

wo Gefühlsarbeit der Kern der Arbeit ist, braucht einen

tionsleitung berichtet: „Meine Wahrnehmung hat sich

Schutz durch Führungskräfte und die Organisation zur

geändert, und ich gehe achtsamer mit Mitarbeiterin-

Erhaltung von Ressourcen und Resilienz ...

nen und Mitarbeitern um. Ich habe sie erstmal aus der Situation herausgenommen und später mit ihr noch

Im Albertinen-Krankenhaus / Albertinen Haus gGmbH

einmal darüber geredet. Diese paar Minuten waren gut

sind wir durch das Projekt „Existenzielle Kommunikation

investierte Zeit. Die junge Kollegin fühlte sich wahr-

und Spiritualität/EKS“ andere Wege gegangen.

und ernst genommen.“


30

TITELTHEMA

ABB.: KULTUR DER ERLAUBNIS ORGA

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FÜHRUNG

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TEAMEBENE

PERSON / INDIVIDUALITÄT

Unterbrechungskultur – Kultur der Erlaubnis

Haltung, Disziplin, Reflexionsbereitschaft und Verantwor-

Der Mensch hat die Freiheit

tung für sich selbst, für Kolleginnen und für Patienten

Es ist bei uns erlaubt und gewünscht, nach einem exis-

zu übernehmen. Teams haben eigene Tabus und Rituale.

tenziellen Ereignis eine kurze Unterbrechung zuzulassen.

(Existenzielle Fallbesprechung – ein Führungsinstru-

Entweder direkt danach oder später. Pflegende müssen

ment zur Entlastung Pflegender, eine qualitative Studie,

nicht mehr in den Spülraum gehen, um ihre Gefühle wie-

Simone Ehm, in Spiritual Care 2016, Volume 5 ISSUE 1,

der zu beruhigen. Sie haben seit Kurzem die Möglichkeit,

S. 25-32, Verlag de Gruyter, Vergl. Best Practice EKS- Fall-

in den Raum der Ruhe zu gehen, der nur für Mitarbei-

besprechung, ChrisCare 2015)

tende geschaffen wurde. Raucherpausen unterscheiden sich vom Besuch im Raum der Stille oder der Ruhe. Bei

Zeitgeist

Raucherpausen findet selten eine Reflexion statt. Sie die-

Neue Rituale zu entwickeln und zu etablieren, ist

nen eher der Ablenkung. Das ist bei beiden spirituellen

genauso schwer, wie alte Rituale abzuschaffen. Die

Räumen dagegen völlig anders.

Entfaltung von Individualität beim Patienten wie bei den Pflegenden könnte auch durch Egoismus geprägt sein

Unterbrechungsangebote werden in vielen konfessionel-

und damit neue Konflikte schaffen. Hier könnten Küm-

len Häusern angeboten: Oase-Tage, Exerzitien, Seminare

merer, die im Team sind und die Fähigkeit zur Integration

mit spirituellen Inhalten und vieles mehr. Dies wird in

besitzen, besonders hilfreich sein und mögliche Konflikte

unserem Hause auch so gemacht. Es ist uns wichtig, dass

frühzeitig entschärfen.

Mitarbeiter durch die Unterbrechungen nach existenziellen Ereignissen offen und ohne Ängste und Scham

„Coolout“ – eine Problemlösungsstrategie?

„über das Grenzereignis“ sprechen können. Ein neues

„Coolout“ zählt häufig als Problemlösung, den Berufs-

von uns entwickeltes Instrument ist die EKS-Fallbespre-

alltag emotional zu bewältigen. In einer Berufswelt, in

chung. Auch hier besteht die Möglichkeit, das Erlebte

der die Zeitmenge nur noch ökonomisch und kommerzi-

aufzuschreiben und in der Pflegedirektion ein Reflexi-

ell diktiert wird und bei der Fachleute nicht entscheiden

onsgespräch anzumelden. Eine Kultur der Achtsamkeit

dürfen, wie viel Zeit für die Patientenversorgung erfor-

ist im Team am schwierigsten zu etablieren. Es verlangt,

derlich sein muss, ist „Coolout“ lediglich ein durchsichti-


TITELTHEMA

3/2016 CHRISCARE

31

ger Schutzmechanismus. Krankenhäuser sind aber keine

Die Autorinnen setzen sich mit dem Phänomen Zeit

Schraubenfabriken.

auseinander und ziehen mehrere Zitate heran: „Die Zeit verwandelt uns nicht, sie entfaltet uns nur“ (Max Frisch),

„Coolout“ – sich kalt machen – steht konträr für: „Für

„Das einzige Mittel Zeit zu haben ist, sich Zeit zu neh-

eine Sache durchs Feuer gehen“. Coolout ist ein Begriff

men“ (Bertha Eckstein). Gute Pflege braucht Strukturen

aus der Soziologie (Bürgerkälte, TH.W. Adorno und der

und Zeit für eine beziehungsorientierte Pflege.

Pädagogik A. Gruschka) und wurde von Karin Kersting in ihrer Dissertation wissenschaftlich an einer Gruppe von

Faire Pflege braucht Räume zum Anderssein und steht

Lernenden in der Pflege untersucht (Mabuse Verlag, Wis-

für kulturelle Stabilität. Faire Pflege sollte auch für eine

senschaft 114, 3. Veröffentlichung 2013). „Coolout“ ist ein

interreligiöse Pflege stehen. Sie sollte Spiritualität als 4.

Phänomen, mit dem Pflegende versuchen, ihren Alltag

Dimension in ihr Pflegeverständnis mit aufnehmen, und

zu bewältigen. K. Kersting geht in ihrer Arbeit der Frage

auch eine palliative Haltung allen Patienten gegenüber

nach, ob sie dadurch zufriedener werden.

aufbringen. Politik, Kostenträger und die Gesellschaft gehen davon aus, dass dies doch eine Selbstverständ-

„Coolout“ vollzieht sich langsam und verläuft unsichtbar. Es

lichkeit sei. Das sehen die Pflegenden auch so. Aber

zeigt sich in dem Verhalten und der Aussage: „Dafür habe

bei Lichte betrachtet, kostest es nun einmal Zeit. (Ein

ich keine Zeit“. Sich an den Patientenbedürfnissen zu orien-

Konzept zur Entschleunigung in der Pflege vom DBfK,

tieren, benötigt Zeit: Dem stehen die täglichen Anforderun-

Autorin Dr. Elke Müller, Adelheid von Spee.)

gen, die die indirekte Pflege ausmachen, gegenüber. Der innere und personale Konflikt ist somit vorprogrammiert.

Wofür wollen wir Zeit geben?

Lernenden wird diese patientenorientierte Pflege in der The-

Die Pflege muss sich entscheiden, ob sie sich weiterhin

orie fast moralisch eingetrichtert. Der Pflegealltag zeigt aber

ihre Zeit wie bisher traditionell rauben lassen will, ihre

ein anderes Gesicht. Um diese Widersprüche aushalten zu

ohnehin schon zu knappe Zeit ihren Patienten zugute-

können, beginnen bereits Lernende ihr eigenes Empfinden

kommen lassen will. Der Umgang mit der Zeit wird auch

„kalt“ zu machen. Sie müssen sich den ethischen Prinzipien

die zukünftige Ausrichtung der Pflegeberufe stark mit

und den klinischen Leitbildern gegenüber abgrenzen. Sie

prägen.

bemühen sich, keine Schuldgefühle zu entwickeln oder wehren diese ab. Die Praxis prägt die Pflegehaltung, nicht die

Während meiner Ausbildung zur Krankenschwester

Schule. Sie wissen aber durchaus sehr genau, dass Sorge

(1965-1969) wurde uns beigebracht: „Eine Schwester

und Fürsorge den Kern ihres Berufes bilden.

rennt nicht, eine Schwester schreitet“. Daran muss ich zunehmend denken, wenn ich die Kolleginnen über den

Wenn aber Lernende bereits während der Ausbildung

Flur rennen sehe. n

am Lernort ihre Gedanken und Gefühle, ihre Hoffnungen und Enttäuschungen mit erfahrenen Praktikern reflektieren könnten, im Sinne von Fallverstehen, hätten sie eine kleine Chance, sich nicht „cool“ machen zu müssen und auch nicht die Arbeitszeit zu reduzieren. Das ist oft die einzige Möglichkeit, diesem Zeitdruck standzuhalten.

Slow Care – Pflegebewegung in der Zeit Die Anfangsbuchstaben stehen für folgende Begriffe: S – Struktur

Karin Schroeder-Hartwig, Hamburg,

L – Langsamkeit

Master für Angewandte Ethik MAE, Dipl.

O – Orientierung

Gesundheitswirtin, Stellvertretende Pfle-

W – Weitsicht

gedirektorin i.R, Senior-Expertin


32

ZEITzeichen aus dem Redaktionskreis „Intere sse und Zeit mö teln, we chte ich nn ich fü vermitr G e spräche termine Telefon vereinb are. Me die Zeit ine Zeit des and u n d eren sin dafür o d mir w rganisie ertvoll, r e ich eine Raum. E n gesch s geht ja ützten nicht im tausch, mer nu sonder n r um Dat auch hä enausbeziehu ufig um ng, um e in e Gespr A nteil zu Gedank ächsnehmen en zu e und gem n t w ic keln. Die einsam mir, mic e h und d vereinb en Kont ar te Ze it hilft akt zu s trukturie ren.“ Günthe r Gundla ch

neinen Kale habe ich m it e Z r e ig er„Vor ein u online v meiner Fra m e d it m der uf meinem kann ich a m e d it e S er knüpft. Termine d sämtliche e n o h wir an p rt a Sma lich, w s . Unglaub n fe ru viel abspre b a Familie t mehr so h ic n ir w inen eigenen, weil er noch se d Zeit gewin je ls a r, ühe er sen wie fr llerdings d chen müs rößer ist a g h c o N . r doppelte der hatte mehr übe t h nen Kalen ic n n u sn ass wir un müssen...“ Gewinn, d ine ärgern rm e T te m u oder versä ieck

Andreas R

er keine en sich b a h ie ‚S ßig und re ich: egelmä r e „Oft hö h c e spr e, lt werd h wider r bezah Zeit.‘ Ic fü a d h ir , dass ic . Und , der m erkläre ht lästig Mensch r ic e n D d . n n u habe wichtig hat das Zeit zu t, dann t, ist mir is h e t t o s d N r e b and in urde un gegenü enkt w ass jem h d c , s e iß e g lhw mir wertvo eit, die wenn ic lt, ist ein ebensz h L a z ie e e D b m . inde h neh Vorrang e Geme Aber ic in . e n e m d h u e ge mic lich ein icht ver für die ausführ ill ich n h w ic s n a n D ll e . eA h, w les Gut für mic ags kein t it n e n Z o t s s en us n ich en Jahr mir bew er wen vor einig lese od k g c n u u r it d t lu es, gute Ze mein B ausarzt tue. Als eines H h it m e t b a r R a r t al äglic tags alf de ss zweim ging, h u e m h r ö e H n. D in die schaffe nd anzu u H auch.“ n e ein und ich ft u L e isch an die fr ornaçon

Frank F

ertamkeit, W eine Achts k it e Z e n kein Dia„Zeit! Oh olidarität, S , ie th a p , Em g. schätzung e Beziehun lick, … kein b n e g u A igt, was log, kein ben und ze e L s a d eit ist die st mis weiß ich, Z te u Die Zeit be e H t. t ert is wirklich w shalb nimm uns etwas ehung. De zi e B n o v der, der e Währung gt: „Ich bin sa eigentlich rn e d n eit, so eine Ausz h die Zeit!“ Gott sich k t mich durc g ä tr s a D ich bin da.“ rage

Bruno Sch

„Ich frage mich he ute bei einer Anfra ge an mich nicht mehr nach Gründen dafür , ‚Nein‘ zu sagen – frü her ließ ich für mich nur 2 gute Gründe gelten: Entweder hatte ich bereits einen Te rmin oder ich war krank. Also sagte ich fast immer „Ja“ und zu selten „Nein “, was zu chronischer Überforderu ng und in regelmäß ige n Abständen zu unguter körperl icher und seelische r Erschöpfung führte. Seit ein paar Jahren frage ich mi ch nach Gründen dafür, „Ja“ zu sagen auf Anfrage n an mich, da wird es schon schwierige r, also dementsprec hend fällt es mir wesentlich leichter , mit „Nein“ zu an tworten … Außerdem befolge ich de n Rat einer Seelsorg erin an mich, Erholung als Term ine mit mir selbst – wie alle anderen Termine auch – in meinen Kalender ein zutragen.“ Bettina Gundlach denichts an Das heißt ? n re a p s essen zu „Zeit ten angem tä ri o ri P ie elbst res, als d mir von s spare ich n ist. n a D . n o wichtig setze gelde nicht s ra e g t tz ich die Re je m hat für das, was n te ie tä ri o ri vitäten, d öchsten P inige Akti E . ß a Eine der h M d el un Sport, , also Reg egelmaß: R im r u n mäßigkeit he gedeihen , liturgisc edeuten, einer Frau m it mir viel b , m ft a sch ins andere n, Gemein ins greift E r! h e Musiziere m sanches leiben Au n – und m nahmen b s u A Meditatio . d n e renz ommen.“ d und beg gern willk ergänzen ie s d in s als solche nahmen; rg

ed Willbe

Hans-Arv

„Bei der

Visite im Kranken mich häu haus setz fig zum P e ich a tienten a Stuhl. Vo uf einen rdergrün dig sche zeitspare int es zw nder zu s ar ein, beim oder am Visitenw Fußende agen des Bette Sitzen sig s stehen nalisiere z u bleiben. ich jedoc Im Zeit für S h: „Ich n ie.“ So en e hme mir tsteht ein b e wusst und eine Gespräch Begegnu auf Auge n g in n höhe guter Ge begrenzte sprächsq r Quantitä ualität. T t an Zeit rotz aus – für zahlt sich beide, Pa dies am tient und E nde Behandlu ngsteam .“ Georg Sc hiffner


NACHRICHTEN

neks e.V. Alternativen Nachrichten

Wie kommt Spiritualität ins Spiel?

Reiki im Krankenhaus?

3/2016 CHRISCARE

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weltanschaulicher Hintergrund der Behandlung festgehalten werden. n

Studie

Kirchliche Kliniken im Wandel

Mit dem christlichen Glauben vereinbar? Logo des Netzwerkes Berlin: „Alternative medizinische Hamburg: „Best Practice und die

Methoden wie Reiki werden vermehrt

Rolle von Führungskräften…“ Unter

im öffentlichen Gesundheitswesen

diesem Titel stand die diesjährige

eingesetzt. Darauf hat Prof. Dr. Michael

dritte Fachtagung von neks e.V., dem

Utsch in der jüngsten Ausgabe im

Netzwerk Existentielle Kommunika-

Materialdienst der Evangelischen

Dortmund: In einer an der T   U Dort-

tion und Spiritualität, Mitte Juni in

Zentralstelle für Weltanschauungsfra-

mund vorgenommenen Studie zur

Hamburg. Karin Schroeder-Hartwig

gen hingewiesen: „In der Zeitschrift

Strategieauswahl und -implementie-

und Irmgard Bracht hatten als Vor-

eines katholischen Ärzteverbands

rung in christl. Krankenhäusern wurde

stand von neks e.V. eingeladen. In

wurde darauf hingewiesen, dass die

auf die Bedeutung von Kranken-

ihrer Einladung kündigten sie an,

weltanschauliche Basis von Reiki

hausseelsorge in kirchl. Einrichtungen

dass Vertreter verschiedener Berufs-

sich von anderen Glaubenssystemen

hingewiesen. Insgesamt zeigen die

gruppen zum o.g. Thema ihre Erfah-

unterscheide und deshalb die Anwen-

Ergebnisse, dass sich die meisten der

rungen und Erkenntnisse in Bezug

dung bei manchen Patienten spiritu-

107 teilnehmenden christl. Kranken-

auf existentielle Bedürfnisse und die

elle Konflikte hervorrufe“ (The Lineare

häuser umfassend mit strategischen

Sinnsuche eingehen werden. Welche

Quarterly 81/2014, 47-56). Die Autorin

Fragestellungen befassen und sich

Strukturen und Prozesse sind nötig,

zeigt in ihrem Aufsatz die ethischen

entsprechend in der Krankenhausland-

um auch den spirituellen Aspekten der

Konflikte auf, die bei Reiki-Anwen-

schaft positionieren. Einige Ergebnisse:

Arbeit im Gesundheitswesen Raum

dungen als einer säkularen, alternativ-

21% der teiln. Krankenhäuser sind

zu geben und wie kann es gelingen,

medizinischen Behandlungsmethode

strategische Pioniere. Sie zeichnen

diese besser zu integrieren? In ver-

entstehen können, weil der weltan-

sich dadurch aus, potenzielle Markt-

schiedenen Fachreferaten, u.a. von

schauliche Hintergrund erheblich sei

chancen frühzeitig zu erkennen und

Dr. Beate Hoffmann und Dr. Georg

und meist nicht vermittelt werde. Aus

auszuschöpfen. 24% der Krankenhäu-

Schiffner, wurden praktische Wege

Sicht der Krankenschwester können

ser verfolgen defensive (Verteidiger-)

spiritueller Begleitung erörtert. Jens

Reiki und weitere komplementäre

Strategien, die sich auf die Optimie-

Klindworth (Stationsleitung & Coach,

und alternativmedizinische Verfahren

rung bestehender interner Prozesse

Albertinen Krankenhaus; Hamburg)

(CAM) nicht in einem katholischen

konzentrieren. Insbesondere Kran-

resümierte: „Ich nehme von diesem

Krankenhaus angewendet werden,

kenhäuser, die eine vorausschauende

‚bunten Blumenstrauß‘ einige Blüten

weil sie der katholischen Lehre

(Pionier- und Analysten-)Strategie

mit in meinen Alltag: ein erneuertes

widersprechen würden. Die Autorin,

verfolgen, gehören zu den finanziell

Bewusstsein für die Begegnung mit

die als Pflegedienstleitung in New

erfolgreichen Häusern. Krankenhäuser

Patienten und den unterschiedlichen

Jersey arbeitet, argumentiert mit den

mit defensiven Strategien hingegen

Berufsgruppen mit ihrer jeweiligen

fachlichen Qualitätskriterien profes-

erzielten seltener Überschüsse. Bei der

Sichtweise; wieder genauer hinzuse-

sioneller Krankenpflege. Durch diese

Umsetzung der christlichen Werteori-

hen und zu hören, wo sich ein spiritu-

Standards sollen Autonomie und die

entierung nimmt bei der Mehrheit der

eller Moment mit meinem Nächsten

kulturellen sowie religiös-spirituellen

Befragten (81%) die Seelsorge mittels

gestalten lässt; selber meine eigene

Glaubensüberzeugungen des Patien-

eines fundierten Seelsorgekonzepts

Haltung zu reflektieren und mich

ten geschützt werden. Um Konflikte

eine bedeutsame Stellung ein. Ebenso

bewusster wahr zu nehmen; dankba-

zu vermeiden, hat sie für ihr Haus ein

wird besonderer Wert auf die Auswahl

rer zu sein für die vielen Situationen,

Formblatt zur schriftlichen Einwilli-

von Führungskräften mit christlichen

in denen wir in den Gesundheitsberu-

gungserklärung für alternativmedizi-

Wertvorstellungen gelegt, die das

fen Menschen nah sein dürfen – trotz

nische Behandlungen entwickelt, auf

Krankenhaus – neben ökonomischen

der Rahmenbedingungen, die es uns

dem der Name und Ausbildungsgrad

Gesichtspunkten – entlang christlich-

oft nicht leicht machen.“ n

des Behandlers sowie Methode und

ethischer Prinzipien leiten. n

Seelsorge wird stark gewichtet


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IM GESPRÄCH

Leserforum Impulse & Feedback: Schreiben Sie uns!

Zu ChrisCare 2/2016

Zu ChrisCare 1/2016

Wirklich bewegt hat mich der Artikel der Familie T. aus

Liebe ChrisCare-Redaktion, die ChrisCare zum Thema

Paderborn „45 Jahre verheiratet!“. Die klare Sprache

Ehrenamt hat mir sehr gut gefallen. Wir brauchen

und die Ehrlichkeit des schreibenden „Ich“ brachte mich

die Ehrenamtlichen im Gesundheitswesen, und es ist

sogleich in Kontakt und Herzensnähe zum Schicksal des

ermutigend zu sehen wie viele Menschen sich dort

von Demenz betroffenen Jörg und seiner Ehefrau. Beim

engagieren. Ich bin als Ergotherapeutin in einem The-

Lesen fühlte sich jedes Wort wahr an. Atemlos las ich:

rapiezentrum tätig in den Fachbereichen Psychiatrie/

„(...) wir durften erfahren: Gott war vor dieser Frage da.

Hausbesuche im Rahmen der psychisch-funktionellen

Es ist schwierig, das zu beschreiben. (...) da gibt es eben

Behandlung und Pädiatrie/Behandlung von Kindern in

auch graue und dunkelgraue Zeiten. Aber: Engel begeg-

der Praxis. Im Bereich Psychiatrie arbeite ich zusam-

nen uns.“ So unmittelbar und wahr und stärkend – so

men mit einem Peersupport-Team. Das sind Menschen

habe ich auch immer wieder die Wirklichkeit der Betrof-

mit Psychiatrieerfahrung, die sich ehrenamtlich oder

fenen und ihrer pflegenden Angehörigen in meiner

geringfügig entlohnt für Patienten der Psychiatrie

langjährigen beruflichen Erfahrung erlebt.

einsetzen. Mit dem Wunsch etwas Sinnvolles zu tun, hohem persönlichem Engagement und viel herzli-

Danke für Ihren ehrlichen Erfahrungsbericht!

chem Verständnis arbeiten sie zusammen mit uns Ergotherapeuten, mit Sozialpädagogen, Pflegekräften

Gottes Segen und Liebe mögen über Jörg, über seine

und Ärzten der Psychiatrischen Institutsambulanz. Als

Ehefrau und all ihren nahestehenden und helfenden

Peersupport-Team treffen sie sich wöchentlich zu Aus-

Menschen regnen! n

tausch und Fortbildung. Diese Treffen werden von zwei Ergotherapeuten und einem Sozialpädagogen unter-

Adriana Hasenberg, Gerontopsychiatrische Fachkraft,

stützt. Das entspricht etwa dem, was Marion Meyer

Berlin

so trefflich beschreibt: „Ehrenamt braucht Hauptamt“. Dabei wächst eine Arbeit, die für Patienten, Hauptamtliche und Ehrenamtliche ein Gewinn ist. In der Arbeit mit Kindern wünsche ich mir oft solch ehrenamtliches Engagement, das es natürlich in Sportvereinen, Kirchengemeinden, Jugend- und Familienzentren schon gibt in Form von Gruppenangeboten, aber nur ganz selten und schnell ausgebucht in der Eins-zu-eins-Begleitung („Wunsch-Großeltern-Dienst“). Darum habe ich begeistert den Bericht über „Balu und Du“ gelesen und auch schon meinen Kolleginnen davon erzählt. Das brauchen wir für eine ganze Reihe von Kindern, die wir in der Ergotherapie behandeln! Ich bin gespannt, ob es uns gelingt, „Balu und Du“ in unsere Stadt zu holen. Vielen Dank für alle Ermutigung und diesen inspirierenden Bericht. n

Ordensschwester Lydia Overhagen, Konvent der Katharinenschwestern am Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand, Hamburg, veröffentlicht Seiten aus ChrisCare im Schaukasten der Krankenhaus-Kapelle.

E.Dreeßen, Geesthacht


BRIEF AN PATIENTEN

3/2016 CHRISCARE

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Persönlich für Sie Liebe Patientin, lieber Patient,

wann ging Ihnen das letzte Mal der Gedanke durch den Kopf: „Keiner nimmt sich richtig Zeit für mich“? War es vielleicht in einer Arztpraxis oder bei einem Aufenthalt im Krankenhaus? Hatten Sie das Gefühl, mit Ihren Fragen nicht richtig gehört zu werden oder nicht ausreichend Zeit zu haben, um Ihre Anliegen zu besprechen? Vielleicht hatten Ihnen bereits im Vorfeld die vielen anderen Patienten im Wartezimmer oder die Betriebsamkeit auf der Krankenstation vermittelt, das Fachpersonal gar nicht lange in Anspruch nehmen zu dürfen…

und glückliches Leben zurückfinden können, insbesondere wenn Sie sich Zeit geben für die Veränderungsprozesse und diese aktiv mit gestalten. Neben vertrauensvollen Beziehungen zu Gesundheitsfachleuten und im Familien- und Freundeskreis kommt Selbsthilfegruppen besondere Bedeutung zu. Hier finden Sie Menschen

Dann könnten folgende Gedanken

hilfreich, sich hierzu Fragen vor dem

mit ähnlichen Erkrankungen und eine

eine Hilfe für Sie sein: Als Patient

Gespräch aufzuschreiben. So ist ein

Fülle von Erfahrungen für einen guten

müssen Sie Zeit für Diagnostik und

Gespräch „auf Augenhöhe“ möglich,

Umgang damit. Gönnen Sie sich Zeit

Therapie Ihrer Erkrankung einplanen.

von dem beide Seiten profitieren.

und Erfahrungsaustausch mit Mitpa-

Dazu gehört auch, dass Ihre Seele Zeit

Auch die Anwesenheit eines Familien-

tienten. Erleben Sie, dass Sie auch

braucht für eine gute Krankheitsver-

mitgliedes oder einer guten Freundin

für andere in einer Selbsthilfegruppe

arbeitung. Schon in den sogenannten

kann hilfreich sein für die Gesprächs-

wertvolle Erfahrungen weitergeben

Weisheitsbüchern der Bibel wird Mut

atmosphäre und das anschließende

können. Dies kostet zwar regelmäßig

gemacht, unterschiedlichen Lebens-

Verarbeiten und Umsetzen der

etwas Zeit, aber es lohnt sich.

ereignissen unterschiedlich viel Zeit

Gesundheitsempfehlungen. Als Fami-

zuzugestehen: „Alles hat seine Zeit.

lienangehörige ist es gut, im Kranken-

Auch das zeigen eine Vielzahl wis-

Für jedes Geschehen unter dem

haus rechtzeitig um einen gemeinsa-

senschaftlicher Studien: Die vertrau-

Himmel gibt es eine bestimmte Zeit:

men Gesprächstermin zu bitten, damit

ensvolle Beziehung zu Gott kann eine

… eine Zeit zum Weinen und eine Zeit

dieses in Ruhe stattfinden kann. Dafür

wertvolle Hilfe in der Krankheitsver-

zum Lachen, eine Zeit für die Klage

muss allerdings meist etwas Wartezeit

arbeitung sein. Das Schöne dabei ist:

und eine Zeit für den Tanz; ….eine Zeit

eingeplant werden.

Zeit haben ist bei Gott kein Problem. Er hat Zeit für uns – egal ob wir als

zum Schweigen und eine Zeit zum Reden…“ (Die Bibel, Kohelet 3,1 ff).

Zeit haben ist dann tatsächlich wieder

Patienten oder Gesundheitsfachleute

Gönnen Sie sich Zeit für die innere

ein ganz persönliches Thema für Sie,

zu ihm kommen. Viele Kirchen oder

Verarbeitung Ihrer Krankheitssituation.

wenn eine chronische Krankheit die

Krankenhauskapellen sind tagsüber

Hier können Gespräche mit guten

Umstellung Ihrer Lebensführung

geöffnet und laden ein zum Stillwer-

Freunden oder Familie genauso helfen

mit sich bringt. Wie der Umzug in

den vor Gott. Und manches Mal ent-

wie das Lesen eines Patientenratge-

eine andere Stadt oder gar in ein

steht in Gebet und Gespräch mit ihm

bers, das Schreiben eines Tagebuches

anderes Land mit dem Erlernen einer

die Zuversicht, die uns weiterhilft.

oder auch Gebet und Meditation.

neuen Sprache und Kultur braucht es

Auch das lohnt sich zu erproben. n

manches Mal viel Zeit, „Sprache und

Mit herzlichen Grüßen Ihr Georg Schiffner

Gespräche mit Fachleuten im Gesund-

Kultur“ im Umgang mit einer chro-

heitswesen sind wichtig für Sie. Stel-

nischen Krankheit zu erlernen. Dies

len Sie sich darauf ein, dass Sie mit

kann eine länger andauernde Tumor-

verantwortlich sind für ein gelingen-

erkrankung oder eine dauerhafte

Dr. med. Georg Schiff-

des Gespräch. Sicher können Sie auch

Dialysebehandlung sein oder die neue

ner, Chefarzt Geriat-

spontan und unbedarft nachfragen.

Lebenssituation nach einem Schlagan-

riezentrum Wilhelms-

Aber das Gespräch wird für Sie umso

fall mit bleibender Unterstützungsbe-

burger Krankenhaus

gewinnbringender sein, je besser

dürftigkeit. Viele Studien zeigen, dass

Groß-Sand, Hamburg,

Sie selber vorbereitet sind. Oft ist es

Menschen trotzdem in ein erfülltes

Vorsitzender CiG


36

TERMINE + KLEINANZEIGEN

Termine

Kleinanzeigen ChrisCare [ Kleinanzeigen ]

Tagungen, Seminare & Konferenzen Suche Stelle in Rehabilitationsklinik 15.9.: Zürich, Pulse Days. Globuli – Kräuter – Tabletten, www.cdkschweiz.ch 16. – 18.9.: Kloster Nütschau, Wochenende für Kranke und Angehörige, www.cig-online.de 16. – 18.9.: Neudietendorf, Sterbebegleitung bei Menschen mit dementieller Erkrankung, info@gemeindekolleg.de 23.9.: Hamburg-City, Ökumenischer Patientengottesdienst, www.cig-online.de

Suche als Rehabilitationspsychologin (MA Abschluss) mit befristeter Tätigkeit im Bereich Rheumatologie und Orthopädie eine Anschlussstelle in einer Rehabilitationsklinik zum 01.12.2016 (Raum Norddeutschland). Kontakt: judithschiffner@aim.com n

Suche Stelle für Facharztausbildung Suche zum März 2017 eine erste Arbeitsstelle für meineFacharztausbildung im Bereich Anästhesie oder Allge-

26. – 27.9.: Frankfurt a. M., Ethik in der Caritas, Info: barbara.hummel@caritas.de

meinmedizin (Innere Medizin), vorzugsweise in Berlin-

27.9.: Moritzburg, Glauben mit IQ 34 oder Wie rede ich mit Menschen mit geistiger Behinderung von Gott, info@diakademie.de

0176/50325077 n

30.9. – 2.10.2016: Dachau/Erdweg, Startwochenende des Lehrgangs für Gestaltpädagogik, www.der-petersberg.de

Brandenburg. Ulrike Mogwitz, Ulrike.Mogwitz@rub.de,

Kleinanzeige ab 3 Zeilen möglich. Für Anbieter 19 € / Zeile; für Suchende 9,50 € / Zeile. Chiffregebühr: 5 €. Alle Mediadaten unter: www.chriscare.info

8. – 14.10.: Berlin, Zeit für mich! Fasten nach Buchinger/Lützner, www.diakonieverein.de 10.10.: Berlin, Spiritualität und Laufen, www.fa-kd.de 11.10.: Stuttgart, 2. Hospiz- und Palliativkongress BadenWürttemberg, Thema „Sorge? – Los!“, www.hpvbw.de

17. – 20.11.: Schloss Craheim Stadtlauringen, Soaking – Stille im Sturm, www.cig-online.de

14. – 15.10.: Oberderingen, Beten und Arbeiten, Von der Tatkraft des Gebets bei Christen, Juden und Muslimen, www.ev-akademie-baden.de

18.11.: Hamburg-Harburg, Ökumenischer Patientengottesdienst, www.cig-online.de

14. – 18.10.: München, Gesundheitsversorgung von Migrantinnen und Migranten: Umgang mit ethischen Herausforderungen im Ländervergleich Deutschland – Großbritannien, www.egt.med.uni-muenchen.de/veranstaltungen/veranstaltungen/klausurwoche/index.html

19. – 20.11.: Interlaken, Thema: Wunden heilen!? Gemeinsam mit Fachkreis Psychologie und Glaube, www.ageas.ch 21. – 24.11.: Lachen-Speyerdorf, 1. Europäische Parish Nursing Konferenz, www.visavis-gemeindediakonie.de

21. – 23.10.: Schladming, Spiritualität in der Medizin – Herausforderungen erkennen, Chancen nutzen, www.archae.at

28.11.: Berlin-Zehlendorf, Berühren mit Respekt. Seminarangebot respectare® - respektvolle Berührung in Pflege, Betreuung und Therapie, www.diakonieverein.de

21. – 23.10.: Kohren-Sahlis, Wochenendtraining Spiritualität im Alltag, ehrenamtsakademie@evlks.de

2. – 4.12.: Bad Homburg, 20. Studententagung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Mediziner, www.smd.org

28. – 30.10.: Neudietendorf, ACM-Tagung für Ärzte und Medizinstudierende, www.smd.org

4.12.: Hamburg-Billstedt, Ökumenischer Patientengottesdienst, www.cig-online.de

4. – 6.11.: Mücke/Flensungen, Workshop für Hebammen, www.cig-online.de

5. – 8.2.17: Hannover, Wesentlich werden – eine diakonische Pilgerreise zum Wandel der Lebensphasen, www.stephansstift.de (Anmeldeschluss 15.7.16)

5.11.: Hamburg, Gott begegnen in Bewegung und Tanz, www.cig-online.de 10.11.: Hannover, „Die biologische Uhr anhalten? Social Freezing als neue Form der Familienplanung“, www.zfg-hannover.de 15. – 16.11.: Solingen, Hoffnungsvolle Begegnungen mit Sterben und Tod, https://bildung.marienhaus.de

20. – 23.2.17: Lachen-Speyerdorf, Vis-à-vis Basisseminar, www.visavis-gemeindediakonie.de 10. – 12.3.17: Bad Kösen, Fachtagung Mediziner-Ost, Achtsam führen, www.smd.org 26.3.2017.: Sittensen,Ökumenischer Patientengottesdienst, www.cig-online.de


Für Sie gelesen Heilen im Wettstreit mit Zauberei?

REZENSIONEN

3/2016 CHRISCARE

37

Erfolg haben diese Gedanken in den urbanen Zentren Afrikas. Durch die elektronischen Medien bleibt die Wirkung aber bei weitem nicht auf die Megastädte Westaf-

Dämonen, die Krankheiten bewir-

rikas beschränkt. Die Kirchen sehen sich deshalb auch

ken? Hexen, die Menschen verzau-

global herausgefordert, mit dem Phänomen umzugehen,

bern? Zauberei als wirksames Mittel

das nicht nur die Freiheit des Einzelnen bedroht, der seine

gegen den Bösen Blick? Das alles

Verantwortung für gesundheitsförderndes und heilen-

sind Themen, die im europäischen

des Verhalten vergisst. Das magische Weltbild führt in

Gesundheitswesen nicht zur Debatte

erschreckendem Maß auch zur Schuldzuweisung gegen-

stehen. Sie werden im Reich der psychischen Krankheiten

über Menschen, die als Hexen und Zauberer bezeichnet

verortet oder werden als kulturelles Phänomen abgewertet,

werden und oft mit dem Tod bedroht werden.

um das sich Sektenbeauftragte, allenfalls der Klinikseelsorger kümmern sollen. Die wachsende Zahl von Patienten

Spannend für die Diskussion innerhalb der Kirchen ist ein

mit einem in Afrika oder Asien geprägten Weltbild gibt dem

Projekt der Evangelischen Kirche von Kamerun. Dies geht

Thema aber eine zunehmende Bedeutung. Auch wenn es

– in deutlicher Abgrenzung zu neopentecostalen Praktiken –

nicht offen gegenüber Ärztinnen und Ärzten ausgespro-

einen Weg der Befreiung von dämonischen Bindungen.

chen wird: Oft wurde schon ein traditioneller Heiler zu Rate

Ihr Entwurf verdient eine kritische Würdigung. Wer seine

gezogen oder eine religiöse Gruppe hat einen Exorzismus

Patienten aus Afrika und Asien, aber zunehmend auch aus

vollzogen, um den Krankheitsdämon auszutreiben. Und

manchen einheimischen Milieus besser behandeln will,

diese Patienten trifft man nicht nur in einer psychiatrischen

sollte wissen, welche Ideen die Menschen bewegen, die

Klinik, sondern auch in der Gynäkologie, der Orthopädie

in seine Praxis oder Klinik kommen. Das Buch, das leider

und der Kinderklinik. Wenn man den Patienten in seiner

nur auf Englisch vorliegt, bietet eine Fülle an Einblicken

ganzen Person betrachtet, muss man sich ein Bild von

und lohnt die Lektüre. Frank Fornaçon

seinen Vorstellungen machen. In der Reihe Beiträge zur Missionswissenschaft/Interkul-

versation on an Intercultural Challenge, Claudia

turelle Theologie ist nun ein Sammelband erschienen, der

Währisch-Oblau, Henning Wrogemann (Hg.),

die Vorträge einer Konferenz an der Universität Wuppertal

Wien, Zürich, Münster (LIT Verlag), 2015,

dokumentiert, die sich dem Thema Hexenwesen, Magie,

324 Seiten, ISBN 978-3-643-90657-1,

Dämonenglaube und Befreiungsdienst gewidmet hat.

(D) 34,90 EUR, (CH) 34.90 SFr.

60 Theologen und Religionswissenschaftler aus Asien, Afrika, den USA und Europa analysieren die zunehmende Bedeutung des Themas. In einer immer komplexeren Welt suchen Menschen nach einfachen Antworten und sehen die Schuld an ihren Problemen bei dämonischen Mächten. Selbst in christlichen Kreisen verbreitet sich zunehmend ein Dämonenglaube, der Heilung und Wohlstand zum

Literatur

Witchcraft, Demons and Deliverence, A Global Con-

„Ich lebe! Ein Plädoyer für die Würde des Menschen“

Thema hat. Wer den Schlüssel kennt, mit dem man Dämonen austreiben kann, hat damit den Weg frei, um gesund,

Die Würde des Menschen ist

reich und glücklich zu werden. Einer der Beiträge des

unantastbar. Es gibt wohl nieman-

Buches zeigt, wie die vor allem in den USA entwickelte

den, der diesen wichtigen Satz

Idee eines Wohlstandsevangeliums (bei dem ein starker

des Grundgesetzes (Art. 1) nicht

Glaube an Gottes Möglichkeiten mit einer trotzigen Besitz-

unterstreichen würde. Doch was

nahme durch den Gläubigen verbunden ist) im modernen

bedeutet dieser Satz für den Lebensalltag, wenn der

Dämonenglauben Afrikas sein Gegenstück findet. Wer

häufigste Wunsch zur Geburt „Hauptsache gesund“ nicht

„richtig“ glaubt, hat Erfolg. Wer keinen Erfolg hat, findet

eintritt? Was bedeutet er am Ende des Lebens für den

in den Dämonen eine Erklärung für den Misserfolg und

Betroffenen, für die Familie und für alle an der Pflege

muss diese Dämonen bekämpfen.

beteiligte Menschen? Wie kann man das Kernstück


38

RUBRIK

des Grundgesetzes umsetzen in einer Welt, in der die

liegt eindeutig auf dem Erleben und Leben betroffener

Grenzen christlicher Ethik und menschlichen Ermes-

Familien mit ihren Kindern und macht durch die Vielfalt

sens und des würdevollen Lebens und Sterbens immer

der Geschichten deutlich: Jedes Leben ist ein Geschenk

wieder neu diskutiert und scheinbar neu bestimmt

und die Würde des Menschen ist unantastbar! Ein gelun-

werden? Dieses kleine Buch (geeignet für einen stillen

genes Buch, das meinen Horizont erweitert hat – lesens-

Sonntagnachmittag, 125 Seiten!) gibt Hilfestellung, in

wert. Magdalene Günther

dieser Thematik einen (neu) befestigten Standpunkt zu finden. Die Autoren Uwe Heimowski und Frank Heinrich

„Ich lebe! Ein Plädoyer für die Würde des Menschen“,

haben es geschafft, ein breites Spektrum an fachlich

Uwe Heimowski und Frank Heinrich, Neukirchener Aus-

hochwertigen Informationen, authentischen Berichten

saat, 125 Seiten, ISBN: 978-3761563014, (D) 14,99 €,

und aktuellen politischen Statements in diesem kleinen

(CH) 24.90 SFr.

Buch über das Leben (und Sterben) zusammenzufassen. Der Einstieg mit einem Vorwort von Hubert Hüppe MdB und Gedanken der beiden politisch aktiven Autoren zum Thema Menschenwürde und Lebensrecht lassen die sachliche Seite der Problematik zu Wort kommen:

Begegnung leicht gemacht. Kommunikationstipps für Kontakte zu Menschen mit Demenz.

geschichtliche Aspekte, die entsprechenden Artikel des Grundgesetzes mit Zitaten bekannter Größen, aktuelle politische Geschehnisse zur Diskussion um Sterbehilfe und PID, Spätabtreibung, die Würde des (behinderten) Menschen (wenn er denn geboren werden darf), usw.. Zwar oft nur kurz angerissen, reichen die Worte

Begegnungen mit Menschen mit

aus, um ins Nachdenken oder Weiterdenken zu gelan-

Demenz gehören zum Alltag in

gen. Es wird deutlich, in welchem Spannungsfeld sich

unserer Gesellschaft. Aber es ist nicht immer leicht, den passenden

diejenigen Verantwortungsträger in Politik und Medizin befinden, die sich in ethischen Diskussionen/Ausein-

Ton in der Kommunikation zu finden. Der Diözesan-

andersetzungen unter christlichen Gesichtspunkten

Caritasverband in Köln hat in leichter und verständlicher

behaupten müssen. Diese Vorgedanken klingen nach,

Sprache, aber theoretisch fundiert eine Broschüre her-

wenn man darauf folgend die 6 Familiengeschichten

ausgegeben, die sich vor allem an nicht professionelle

liest. Sie malen ein Bild vom Geborenwerden und Ster-

Helfer, Angehörige und Freunde richtet. Klein und hand-

ben (in zwei davon) – und der so wichtigen und wert-

lich, immer in der Tasche, steht sie mit Tipps jederzeit zur

vollen (!) Zeit dazwischen. Sehr ehrlich und tiefgehend

Verfügung. Wie gut und hilfreich sie ist, zeigt sich in der

berichten Eltern von ihren „besonderen“ Kindern

Verbreitung. Bereits 60.000 Exemplare wurden gedruckt.

und der praktischen, manchmal schwierigen

Viele Krankenhäuser und Altenhilfeeinrichtungen nutzen

Literatur

Umsetzung des o.g. Satzes des Grundgeset-

sie in der Seelsorge, der Verwaltung, der Ausbildung.

zes. Abgerundet wird das Buch durch ein

In Pfarrgemeinden und Kommunen sowie im Demenz-

ausführliches Statement eines Altenpfle-

netzwerk wird sie zur Verfügung gestellt. Einige Einrich-

gers, der seinen großen Erfahrungshinter-

tungen übergeben sie all ihren Mitarbeitenden – vom

grund in der Palliativ- und Hospizpflege

Ehrenamtlichen bis zum Chefarzt. Und die Rückmeldung

auf wenigen Seiten differenziert und sehr

in ganz Nordrhein-Westfalen ist nur positiv. Kurz und

ehrlich in der Beschreibung der Grenzen und

knapp – nicht zu viel und nicht zu wenig. Über Demenz

Chancen darstellt. Anhand mehrerer Beispiele

ist sehr viel zu lernen. Das kann und soll die Broschüre

erläutert er gut, wie die aktuelle Gesetzeslage zum neuen Sterbehilfegesetz würdevoll umgesetzt werden kann. Auch das Erleben des Todes seiner

nicht leisten. Ihre Bedeutung liegt darin, wie einfach und deutlich sie die tägliche Begegnungen unterstützt.

Cornelia Josten

Schwiegermutter findet seinen Platz und macht hautnah deutlich, wie auch im Sterben die Menschenwürde

Die kostenlose Broschüre kann über den Caritasverband

unantastbar bleiben kann. Ganz zum Schluss kommt

angefordert werden (moellenhoff@caritas-muenster.de).

auch die Bundeskanzlerin Merkel zu Wort – ein Auszug

Zudem steht sie unter www.caritas-muenster.de/service/

ihrer Rede zur Sterbehilfedebatte vom 19.6.2015 im EAK

zum Download bereit.

der CDU. Sicherlich hätte man auch noch ergänzend die ärztliche Sicht mit hineinnehmen können, um das Bild zu vervollständigen. Aber in der Kürze des Umfangs ist es sicherlich nur schwer möglich, wirklich alle Aspekte herauszugreifen und darzustellen. Der Schwerpunkt


INTERVIEW

3/2016 CHRISCARE

39

Erfülltes Alter Wie der Glaube beim Älterwerden hilft Das ehemalige Pfarrer-Ehepaar Reinhard und Ruth Egg-Altorfer bietet in einer eigenen Praxis seit längerer Zeit seelsorgerlich-psychologische Beratungen an. Zu den Fragen, die dort zur Sprache kommen, gehört auch das Älterwerden. Die beiden berichten von ihren – vor allem auch eigenen – Erfahrungen. Das Interview führte Ruth Maria Michel. Ihr habt jahrelang den Kurs „Wir werden älter, unsere Ehe auch“ geleitet. Ab wann wurde euch bewusst, dass ihr älter werdet? Reinhard Egg: Wir merkten es an den Kindern, die älter

es gut geht. So wurde uns viel bewusster, wie gut es uns ging, und wir lernten umso mehr, dafür dankbar zu sein.

Der Theologe und Buchautor Jörg Zink, unterdessen 93 Jahre alt, schrieb ein Buch mit dem Titel „Ich werde gerne alt“. In Spannung dazu steht das Zitat aus den Lehren des Weisirs Ptah Hotep (2300 v. Chr.): „Das Greisenalter ist eingetreten, die Altersbeschwerden sind gekommen, und Hilflosigkeit ist da. Man kann sich an gestern nicht erinnern. Die Kraft schwindet dahin für den mit ermattetem Herzen. Die Augen sind schwach, die Ohren taub, jeder Geschmack ist vergangen. Man liegt unbequem da allezeit. Die Knochen leiden durch das Alter.“ Kennt ihr diese Spannung und diese Angst — und wie geht ihr damit um?

wurden und uns in einer anderen Art brauchten.

Reinhard Egg: Sie ist mir vertraut durch Literatur und

Ruth Egg: Das Sterben unserer Eltern machte uns auf das

Seelsorge. Für mich persönlich passt die Zukunftsangst

zunehmende Alter aufmerksam. Dieser Einschnitt machte

nicht zusammen mit meinem Vertrauen auf Gott. Auch

uns bewusst, dass wir ins „oberste Glied“ gerutscht sind.

wenn sich in meinem Leben Schlimmes ereignet hat, habe

Dann kamen Enkel – und wir waren im Großeltern-Alter.

ich immer erfahren, dass er weiterhilft. Unser Praxis-Logo

Das ist eine große Freude und eine Entlastung. Ja, das

– eine Sanduhr, umfangen von zwei Händen – drückt aus,

Älterwerden bringt auch Entlastung von Verantwortung.

wozu wir mit unserer Arbeit beitragen möchten: dass die

Reinhard Egg: Ich spüre, dass ich schneller müde werde.

Menschen, die unseren Dienst in Anspruch nehmen, zu

Ich bin vergesslicher geworden. Manchmal gibt es Wort-

einer positiven und vertrauensvollen Gottesbeziehung fin-

findungsschwierigkeiten.

den und ihr Leben aus dem Vertrauen des Getragenseins in Gottes Händen zuversichtlich und kreativ annehmen

Und wie gehst du damit um?

und gestalten. So, wie es der Psalmdichter im 31. Psalm

Reinhard Egg: Das kann ich gelassen nehmen. Ja, das

sagt: „Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist

gehört zum Älterwerden. Und ich mache jeden Tag gerne

mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen.“ Auch für

eine halbe Stunde ein sehr spielerisches Training, näm-

uns gilt das Wort von Lothar Zenetti: „Menschen, die aus

lich Gehirnjogging .

der Hoffnung leben, sehen weiter. Menschen, die aus der

1

Liebe leben, sehen tiefer. Menschen, die aus dem Glauben

Was fällt euch zum Stichwort „Alter“ ein?

leben, sehen alles in einem anderen Licht2.“

Ruth Egg: Ich spüre die körperliche Verlangsamung. Einzelne

Ruth Egg: Ja: „Meine Zeit steht in deinen Händen.“ Die-

Gebrechen wie die Arthrose begleiten mich. Auf der anderen

ser Gedanke trägt mich, wenn der Gedanke, im Alters-

Seite genieße ich es, dass ich Zeit habe und nicht mehr alles

heim einmal hilfsbedürftig und einsam zu sein, hin und

muss. Früher war die Agenda einfach vollgestopft.

wieder in mir auftaucht. Ich vertraue darauf, dann die

Reinhard Egg: Mir fällt das Stichwort „erreicht“ ein. Die-

dazu nötige Kraft zu erhalten, um dies zu ertragen. Denn:

ses Wort verbinde ich mit meinem Alter. Ich bin zufrieden

„Bis hierher hat der Herr geholfen3“ – auch durch alles

mit dem, was ich erreicht habe.

Schwere hindurch – er wird es auch weiterhin tun. Reinhard Egg: Egal, wie alt man ist, am besten beginnt

Zufrieden alt werden — kann man das üben?

man sofort damit, sich im Vertrauen auf Gott zu üben, der

Reinhard Egg: In meiner Zeit als Jugendpfarrer sangen

uns hält, auch in und trotz allem Schweren.

wir oft das Lied „Danke, für diesen guten Morgen ...“, in dem für viel Alltägliches gedankt wird. Die Zeile „Danke, o Herr, ich will dir danken, dass ich danken kann“ weist darauf hin, dass nichts selbstverständlich ist. Bei verschiedenen Engagements in Entwicklungsländern wurde mir vor Augen geführt, dass ich zu denen gehörte, denen

Das Alter führt zu einer Zunahme von Verlusten auf verschiedenen Ebenen. Auf der körperlichen Ebene abnehmende Kraft, auf der kognitiven Ebene vermehrtes Vergessen bis hin zu Demenzen, auf der sozialen Ebene zunehmende Einsamkeit,


40

INTERVIEW

weil immer mehr Freunde sterben. Kann man dieses Loslassen einüben, das im Alter immer schmerzlicher wird?

Schafft das Älterwerden charakterliche Reife? Welche Schritte führen dazu, dass Menschen im Alter weise werden?

Ruth Egg: Ja – durch bewusstes Trainieren und immer

Reinhard Egg: Man wird nicht automatisch weiser.

wieder entschiedenes Loslassen – auch schon in jüngeren

Ruth Egg: Reflektion und das bewusste Fällen von Ent-

Jahren. Dazu gehört das Loslassen von Dingen, Men-

scheidungen ist wichtig. Etwa: Jetzt ist es Zeit, die Kinder

schen und Aufgaben, vom Beruf und vom Prestige, das

loszulassen. Oder: Wir verkaufen das große Auto. Oder:

mit dem Beruf zusammenhängt.

Wir nehmen weniger Termine wahr. Sonst besteht die

Reinhard Egg: Menschen loszulassen braucht Zeit. Ob

Gefahr, dass man sein Leben im selben Tempo weiterlebt

man das einüben kann? Ich kann darum beten: „Vater im

und das Jammern darüber beginnt, was man alles nicht

Himmel, gib mir Demut und Vertrauen zum Loslassen.“

mehr kann. Es ist doch auch eine Erleichterung, wenn

Ruth Egg: Auch materielle Güter loszulassen ist ein Trai-

ich mir eingestehen darf: „Das muss ich nicht mehr“, und

ning. Wie viele bleiben an ihrem Haus hängen, obwohl es

mich entscheide: „Ich mache das, was ich noch kann und

ihnen in einer kleineren Wohnung wohler wäre. Es gilt zu

hänge nicht an dem, was ich nicht mehr kann“.

entdecken, dass Loslassen auch ein Gewinn ist.

Worin liegt das Geheimnis, dass manche Menschen gelassen und zufrieden älter werden und andere Menschen im Alter verbittert werden oder den Lebensmut verlieren?

Wie entscheidet ihr, wie viele Ratsuchende ihr in der Praxis noch annehmen wollt? Reinhard Egg: Unsere Praxis ist in erster Linie nicht ein Broterwerb, sondern ein Dienst. Solange Gott mich im Dienst behält, mache ich es. Wir erleben interessanterweise,

Reinhard Egg: Vielleicht sind diese Menschen geprägt

dass je mehr Enkelverpflichtungen kommen, desto mehr

von der Lebenseinstellung: „Als ich aktiv war, konnte ich

auch die Anfragen in der Praxis nachlassen. Die Menschen

arbeiten und Gott segnete. Wenn ich nichts mehr leisten

kommen gerade im richtigen Maß zu uns. Es ist mein

kann, lässt Gott mich fallen.“ Aber sogar Jesus sagte

Gebet, dass ich so lange arbeiten werde, wie Gott mich

am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich

braucht. Ich hoffe, er schenke mir die Demut, ein Ja zu fin-

verlassen?“ Es gibt keine Garantie, dass ich im Vertrauen

den, wenn ich merke, dass dieser Dienst zu Ende geht.

durchhalten kann. Als ich 14 Jahre alt war, löste der tödliche Unfall eines Cousins, er war 20 Jahre alt, bei mir

Hat sich euer Glaube beim Älterwerden verändert?

eine Glaubenskrise aus. Meine Mutter sagte: „Das macht

Ruth Egg: Als aktive Pfarrfrau und Katechetin konnte

nichts, ich glaube stellvertretend für dich.“ Es ist wichtig,

ich bewusst und viel weitergeben. Heute ist dies noch

dass wir in der Fürbitte andere tragen und selber von

im kleinen Rahmen der Praxis möglich. Meinen eigenen

andern getragen werden. Jüngere Menschen haben oft

Glauben und Schritte im Glauben reflektierte ich früher

keine Zeit zur Fürbitte. Das Alter schenkt uns die Gabe

weniger. Je mehr Erfahrungen ich mit Gott mache, um

von „mehr Zeit“. Ja, diese Gabe ist uns noch gegeben und

so mehr wird der Glaube vertieft. Andererseits sagen wir

wir können sie einsetzen im fürbittenden Gebet.

häufig zueinander: Als reich Beschenkte können wir gut

Ruth Egg: Menschen, die nicht mehr gebraucht wer-

reden. Bei vielen Ratsuchenden, die in Nöten sind, ist

den, meinen, ihre Daseinsberechtigung zu verlieren. Die

Glauben schwieriger. Wir können nicht direkt weiterhel-

Beziehung zu Gott scheint mir hier ganz wesentlich. Meine

fen, sondern mögliche Schritte aufzeigen, wie Vertrauen

Gaben kann ich immer noch einbringen. Wer im Alters-

gestärkt werden könnte. Ja, es beschäftigt mich, dass es

heim braucht Unterstützung im Gebet? Wo könnte ich

einfacher ist zu vertrauen, wenn es einem gut geht.

mich hinsetzen und zuhören – und damit anderen einen

Reinhard Egg: Mein Verhältnis zu Gott hat sich nicht verän-

erfüllten Nachmittag schenken? Es braucht Mut, sich zu

dert. Die Erfahrung der Durchhilfe sowohl in banalen wie

beschränken auf das ganz Einfache. Es geht darum, wahr-

in lebensbedrohlichen Situationen stärkt das Vertrauen.

zunehmen, dass auch Kleinigkeiten viel bedeuten können.

Als ich das Fach Religion am Freien Gymnasium unterrich-

Reinhard Egg: Wir kommen gerade aus China zurück, wo

tete, fragten wir uns, was denn «Denken» eigentlich ist.

wir beeindruckt waren über die Ehrerbietung, die alten

Ein inneres Zwiegespräch? Mit wem rede ich denn da? Mit

Menschen entgegengebracht wird. Bei uns herrscht eine

mir selber? Bin ich ein so interessanter Zwiegesprächs-

Geringschätzung des Alters vor. Der weise alte Mann, wie

partner für mich? Es könnte doch sein, dass mein Denken

wir ihn auch aus der Bibel kennen, ist kein Idealbild mehr.

eigentlich ein Gespräch mit Gott ist. Schon früh wurde


INTERVIEW

3/2016 CHRISCARE

41

mir bewusst, dass alles, was ich denke, auch die ganz

haupt ist es, dankbar zu sein – unabhängig von der

geheimen Gedanken, vor Gott nicht verborgen sind. Bis

Lebensphase, in der man gerade ist. Vergesst nicht zu dan-

heute begleitet mich das Wissen, dass ich vor Gott nichts

ken! Deshalb habe ich ein Buch dazu geschrieben: „Mehr

verstecken kann und muss, weil er mich erschaffen hat. So

haben vom Leben – dankbar sein. Die vergessene Dimen-

bin ich immer mit ihm im Gespräch.

sion4.“ Dankbarkeit ist ein wichtiger Schlüssel zu einem erfüllten Leben – für jedes Lebensalter. Gerne empfehle

Im Psalm 90,12 wird gesagt: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Denkt ihr oft an den Tod?

ich auch das säkulare, leicht lesbare und didaktisch gut aufbereitete Büchlein von Wilhelm Schmid: „Gelassenheit, was wir gewinnen, wenn wir älter werden5.“ n

Reinhard Egg: Das gehörte zu meinem Beruf. Ruth Egg: Wir sind vermehrt damit in Kontakt, weil Freunde sterben. Wenn ich von Szenarien lese, dass im Jahr 2030 eine Brücke fertig gebaut sein wird, taucht immer häufiger der Gedanke auf: „Erlebe ich das noch?“ Ich fühle aber kein Bedauern dabei. Reinhard Egg: Nein, eher im Gegenteil: Ich bin froh, dass meine Lebenserwartung noch maximal 25 Jahre beträgt. Wenn ich daran denke, auf welche Zukunft die Welt zugeht, macht mir das Sorgen. Es ist die Welt meiner Enkel. Nein, ich möchte nicht 20 Jahre jünger sein. Ich finde es sogar

„Gehirnjogging Generations. Der perfekte Gedächtnis- und Denk-Trainer für Jung und Alt!“ EAN 4024103 990972 2 Zenetti, Lothar. „Auf Seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht.“ Matthias-Grünewald-Verlag, 2002 3 1 Sam 7,12 4 Brunnen-Verlag, 1994. Der Verlag hat dieses Buch zum Download freigegeben: http://www.egg-praxis.ch 5 Berlin, Insel Verlag, 2014 1

schön, dass ich hin und wieder sagen kann: „Nein, das muss ich jetzt nicht mehr – dazu bin ich zu alt.“

Habt ihr Angst vor dem Tod? Reinhard Egg: Vor dem Tod habe ich keine Angst, weil ich mich bei Gott geborgen weiß. Ich werde bei ihm sein. Ruth Egg: Ich weiß nicht, wie es sein wird, aber es wird gut sein. – Nein, ich habe keine Angst vor dem Tod.

Vielleicht ein Tabuthema: Sexualität im Alter. Die Sehnsucht nach Zärtlichkeit, Berührung, körperlicher Nähe — nimmt das ab?

Reinhard Egg, 75 Jahre alt, studierte Psychologie und

Ruth Egg: Natürlich gibt es Änderungen – aber das

Theologie. Er war 9 Jahre Jugendpfarrer in Chur, 18

Bedürfnis nach Berührung ändert sich nicht. Berührung

Jahre Gemeindepfarrer in Erlenbach und 12 Jahre Spi-

ist uns wichtig, nicht nur im Bett, sondern auch beim

talseelsorger in Wald. Daneben baute er mit seiner Frau

Fernsehschauen und beim Spazieren. Das einander

Ruth eine Praxis auf. Unterrichtstätigkeit am Freien Gym-

Streicheln, einen Kuss geben, einander beim Einschlafen

nasium und am Gymnasium Hohe Promenade in Zürich.

spüren gehört für uns dazu. Es ist uns wichtig, einander

Er ist Verfasser der Bücher „Herr, schenk mir Geduld,

zu sagen, was uns wohltut.

aber bitte sofort!“ und „Mehr haben vom Leben: Dankbar sein“, beide erschienen im Brunnen-Verlag, Basel.

Was würdet ihr unseren Lesern und Leserinnen gerne noch sagen?

Ruth Egg-Altorfer, 68 Jahre alt, war Primarlehrerin. Sie

Ruth Egg: Genießt den Augenblick, unabhängig davon,

ist Beratende Seelsorgerin, dipl. BTS/bcb, ACC, Berate-

wie alt ihr seid. „Act your age“, das heißt: Nutzt das

rin SgfB und Partnerin in der Biblisch-Therapeutischen

Lebensalter aus, in dem ihr euch gerade befindet. Akzep-

Praxis ihres Ehemannes Reinhard H. Egg. Reinhard und

tiert, dass mit dem Älterwerden die Kräfte abnehmen

Ruth Egg sind seit seit 45 Jahren verheiratet; 3 erwach-

und entdeckt den Gewinn im Alltag, wenn man sich auf

sene und verheiratete Kinder, mehrere Enkelkinder.

weniger fokussieren muss und kann. Reinhard Egg: Etwas vom Wichtigsten im Leben über-

www.egg-praxis.ch


42

Impressum

Glosse

Herausgeber und Verlag: ChrisCare erscheint im Verlag Frank Fornaçon, Ahnatal, und wird von Christen im Gesundheitswesen e.V. herausgegeben. Chefredaktion: Frank Fornaçon (FF) (V.i.S.d.P.), Korrektorat Julia Eberwein. Die Beiträge wurden sorgfältig ausgewählt, dennoch übernimmt die Redaktion keine Haftung für die Inhalte. Verantwortlich ist der jeweilige Autor. Zur leichteren Lesbarkeit wird bei Begriffen, die männlich und weiblich gemeint sind, in der Regel eine gemeinsame Form verwendet, z.B. „Patienten“. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Copyright: Christen im Gesundheitswesen e.V., ChrisCare wird in CareLit ausgewertet: www.carelit.de Redaktionsanschrift: Verlag Frank Fornaçon, Am Gewende 34, 34292 Ahnatal, Deutschland, Tel.: (+49) (0) 56 09 806 26, Fornacon-Medien@web.de, www.verlagff.de Gestaltung: FRANK.COMMUNICATION., Werner-von-Siemens-Str. 25, 78224 Singen, Deutschland, www.frank-com.de Druck: Grafische Werkstatt von 1980 GmbH, Yorkstraße 48, 34123 Kassel, Deutschland Anzeigenverwaltung Deutschland und Österreich: Verantwortlich: Günther Gundlach, Christen im Gesundheitswesen e.V., Aumühle, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, Tel.: (+49) (0) 4104 91 709 30, Fax: (+49) (0) 4104 91 709 39, info@cig-online.de, www.cig-online.de. Anzeigenverwaltung Schweiz: Verantwortlich: Niklaus Mosimann, SCM Bundes-Verlag (Schweiz), Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 15, werben@bvmedia.ch, www.bvmedia.ch. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2012. Trotz sorgfältiger Prüfung kann der Verlag keine Verantwortung für die veröffentlichten Anzeigen, Beilagen und Beihefter übernehmen. ChrisCare erscheint jeweils in der Mitte eines Quartals. Preise: Einzelheft € (D) 5,80, € (A) 6,00, SFr. (CH) 10.30. Jahresabonnement (4 Ausgaben) € (D) 19,20, € (A) 19,80, SFr. (CH) 31.30, jeweils zuzüglich Versandkosten. Anschriftenänderungen sind rechtzeitig vor Erscheinen des nächsten Heftes dem ChrisCare-Aboservice in Deutschland oder dem SCM Bundes-Verlag (Schweiz) in der Schweiz mitzuteilen. Die Post liefert Zeitschriften nicht automatisch an die neue Anschrift. Bestellungen aus Deutschland und Österreich: ChrisCare-Aboservice, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, info@cig-online.de, Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39, Vertrieb auch über die J.G.Oncken Versandbuchhandlung, Postfach 20 01 52, 34080 Kassel, Tel.: (+49) (0) 561 5 20 05-0, Zeitschriften@oncken.de Bestellungen aus der Schweiz: SCM Bundes-Verlag (Schweiz), Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, abo@scm-bundes-verlag.ch, www.scm-bundes-verlag.ch, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 10, Fax: (+41) (0) 43 288 80 11 Konto Deutschland: Christen im Gesundheitswesen, Evangelische Bank, IBAN: DE55520604100206416179, BIC: GENODEF1EK1 Konto Schweiz: Postkonto 85-622703-0, IBAN: CH90 0000 8562 2703 0, BIC: POFICHBEXXX ISSN 1869-9944 Heft 3/2016: Zeit haben Fotos: S.1 © www.beckers-fotos.de; S.9 Bruno Schrage; S.14 © YinYang / istockphoto.com; S.16/17 M. Külper; S.22-23 Johannes Böhnke; S.25 © Ivan Kruk / fotolia.com; S.29 © vladimirfloyd / fotolia.com; S.32 © Maxiphoto / istockphoto.com; S.33 neks e.V., © Wavebreakmedia / istockphoto.com, © fotofabrika / fotolia.com; alle anderen Bilddaten: privat und FRANK.COMMUNICATION. Illustrationen: Sandra Pauly / FRANK.COMMUNICATION. (www.frank-com.de) Texte: Rechte bleiben gewahrt Beilagen: Kawohl Das Heft 4/2016 erscheint mit dem Thema „Himmlische Perspektiven“ im November 2016.

Zeit kann man nicht haben „Bringen Sie Wartezeit mit“, sagt die Arzthelferin am Telefon zu Patienten, die keinen regulären Termin mehr erhalten. Wie macht man das – Zeit mitbringen? Das hieße, dass ich über sie verfügen kann, aber wie soll das gehen? Wenn sie vor mir liegt, habe ich sie noch nicht; liegt sie hinter mir, habe ich sie nicht mehr. Ich befinde mich an einer ständig wandernden Schnittstelle, nämlich im niemals zu bewahrenden Jetzt. Das ist ein Ritt auf der Rasierklinge. Ich bin ein Habenichts, was Zeit betrifft. Geld kann ich haben und behalten – bzw. verschenken oder investieren. Zeit kann ich nie behalten, sie rinnt wie der Sand in seiner Uhr. Nur kann man eine Sanduhr beliebig oft auf Anfang drehen. Meine Zeit strebt zum Ziel und das war’s dann. Aber halt, da ist ja noch meine gesparte Zeit! So vieles habe ich im Leben rationalisiert, schneller gemacht; da muss ja eine gehörige Portion Nachspielzeit dazukommen! Bestimmt ein paar Jahre, die meinem gedachten Ende angefügt werden. Oder gibt es auf der Zeitsparkasse Zinsen? Dann würde es noch mehr. Zu dumm nur, dass sich meine Einzahlungen aufs Zeitsparkonto längst verflüchtigt haben… Momo lässt grüßen. Die gesparte Zeit ist nichtig, das letzte Sandkorn ist das Ende. Alles deprimierend also? Doch da sehe ich die rettende Möglichkeit, Zeit gewinnbringend einzusetzen, indem ich sie verschenke oder investiere, wie oben beim Geld erwähnt. Zeit ist ein Gebilde, bei dem die einzige Möglichkeit des Habens das Geben ist. Gemäß Jesus: „Wer sein Leben (=seine Zeit) festhält, wird es (sie) verlieren; wer es (sie) investiert, wird gewinnen!“ Die Aussage „Ich habe keine Zeit“ ist Unsinn. „Ich habe keine Zeit zu verlieren“ – ebenso. Wir haben allerdings viel Zeit zu gewinnen! Am Ende wird es heißen: Wir hatten ganz viel Zeit. Wo ist sie geblieben? a): Wir haben sie verloren. Oder b): Wir waren Investoren! n Dr. med. Günther Riedl, Uelzen


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März 2014 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) sFr. 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

„ChrisCare ermutigt Christen, ihre Berufung in den unterschiedlichen Berufen des Gesundheitswesens zu entdecken und zu entfalten. Die Zeitschrift trägt dazu bei, die Bedeutung des Glaubens für die Medizin, die Pflege und andere therapeutische Angebote zu erkennen und in die fachliche Diskussion einzubringen. Dabei erwartet sie Anregungen aus allen Konfessionen.“


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