ChrisCare 3/2015

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Magazin für Christen im Gesundheitswesen 3/2015

Kulturelle Vielfalt

ChrisCare

ChrisCare

Kul turelle Vielfal t Kulturelle Vielfalt FREUNDLICHKEIT

ENGAGEMENT

T TEN E P KOM END R E I R I INSP AH N S I X PRA

FLÜCHTLINGE

ACTION MEDEOR BABYLON GLEICHGÜLTIGKEIT AL-GERMANIYYA STRUKTUREN

VÖLKER FREMD

INTERKULTURELL HALTUNG ORGANISATION KOMPETENZ VERTRAUEN EHRENAMTLICH

August 2015 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr. 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381


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INHALTSÜBERSICHT

SS. 4 SS. 5 SS. 6 SS. 7 SS. 8 SS. 10 SS. 11 SS. 14 SS. 16 SS. 18 SS. 20 SS. 22 SS. 24 SS. 28 SS. 30 SS. 32 SS. 33 SS. 33 SS. 34 SS. 36 SS. 37 SS. 38 SS. 40 SS. 40 SS. 42

Neue Schöpfung Viel gelernt Vielfalt in Hamburgs Süden Flüchtlingskinder Weltweit helfen und heilen: action medeor Interview mit Siegfried Thomaßen Interkulturelle Kommunikation im Gesundheitswesen Interkulturelle Kompetenzen in der Psychotherapie Ich wurde reich beschenkt Denke gut – und schöpfe Mut Heilende Seelsorge Blickpunkt Babylon, die Bergpredigt und Pfingsten Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Nachrichten Persönlich für Sie Leserbrief Vorgestellt Das Krankenhaus am Nil Hier rät Dr. Rottweil! Für Sie gelesen Ein gutes Team Termine Impressum Einladung

Inhal t

Redaktionskreis: Sr. Patricia Baumann (Untermarchtal), Pflegeheimleiterin; Pastor Frank Fornaçon (Ahnatal), Redaktion ChrisCare; Bettina Gundlach

(Aumühle), Ärztin im Sozialpsychiatrischen Dienst, Vorstand Christen im Gesundheitswesen (CiG); Günther Gundlach (Aumühle), Geschäftsführer CiG; Prof. Dr. rer. cur. Annette Meussling-Sentpali, Professorin Pflegewissenschaft, OTH Regensburg; Dr. med. Georg Schiffner (Aumühle), Chefarzt Geriatriezentrum Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand, Hamburg, Vorsitzender CiG; Pastoralreferent Bruno Schrage (Köln), Dipl. Theologe, Dipl. Caritaswissenschaftler, Referent für Caritaspastoral im Erzbistum Köln; Kathrin Städler (Havelberg), Religionswissenschaftlerin und Krankenschwester; Hans-Arved Willberg (Karlsruhe), Theologe und Pastoraltherapeut; Dr. med. Monika Windsor (Zwochau), Anästhesistin, palliative care

Fachbeirat: Dr. theol. Peter Bartmann (Berlin), Gesundheitsökonom, Diakonie Bundesverband; Reinhild Bohlmann (Hofgeismar), Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands BfHD e.V.; Prof. Dr. med. Andreas Broocks (Schwerin), Ärztl. Direktor Carl-Friedrich-Flemming-Klinik, HELIOS-Kliniken; Ulrike Döring (Wiesbaden), Vorsitzende des Evangelischen Berufsverbandes Pflege; Paul Donders (Niederlande), Leitung xpand international; Prof. Dr. theol. Ralf Dziewas (Bernau), Theologisches Seminar (Fachhochschule) Elstal; Heribert Elfgen (Aachen), Physiotherapeut, Dipl. Musiktherapeut; Claudia Elwert (Karlsruhe), Physiotherapeutin, Mitarbeiterin Zentrum für Gesundheit-Therapie-Heilung; Sr. Hildegard Faupel (Springe), Theologin, Pädagogin; Dr. theol. Astrid Giebel (Berlin), Diakoniewissenschaftlerin, Krankenschwester, Diakonie Bundesverband; Dr. med. Martin Grabe (Oberursel), Chefarzt Psychosomatik Klinik Hohe Mark, Vorsitzender Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V.; Dr. med. René Hefti (Langenthal), Chefarzt SGM Klinik Langenthal, Ltg. Forschungsinstitut Spiritualität & Gesundheit; Sr. M. Basina Kloos (Waldbreitbach), Franziskanerin, Generaloberin; Sr. Anna Luisa Kotz (Untermarchtal), Vorstand Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul; Reinhard Köller (Aumühle), Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren; Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin); Dipl.-Kfm. Cord Meyer (Lübeck), Hauptgeschäftsführer Albertinen-Diakoniewerk e.V.; Dr. med. Gabriele Müller (Frankfurt a. M.), Anästhesistin am Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main; Rolf Nussbaumer (Herisau), Schule für christliche Gesundheits- und Lebensberatung; Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg), Diözese Rottenburg-Stuttgart; Dr. theol. HeinrichChristian Rust (Braunschweig), Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Braunschweig, Friedenskirche; Dr. med. Claudia Schark (Blankenburg), Chefärztin Klinik für Geriatrie und Innere Medizin; Oberin Andrea Trenner (Berlin), Oberin Johanniter Schwesternschaft; Dr. phil. Michael Utsch (Berlin), Psychotherapeut, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen


EDITORIAL

3/2015 CHRISCARE

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Liebe Leserin, lieber Leser, in den mitteleuropäischen Ländern begegnen sich viele unterschiedliche Kulturen. So auch im Gesundheitswesen: Sowohl die Patienten und ihre Angehörigen als auch die Mitarbeitenden sind in aller Welt zu Hause. Diese Vielfalt ist eine Bereicherung, aber auch herausfordernd, wenn es um eindeutige Kommunikation geht. In vielen Kliniken gibt es inzwischen interne Verzeichnisse, welche Mitarbeiter bestimmte Sprachkompetenzen mitbringen. Die Stationsärztin der Inneren kann Farsi; der Gärtner spricht nicht nur französisch, sondern auch Fulbe; eine Hebamme hat in Moldawien nicht nur russisch, sondern auch rumänisch und ukrainisch gelernt. Neben der sprachlichen Vielfalt und den unterschiedlichen Speisegewohnheiten wirken sich auch religiöse Vorstellungen aus. Eine Patientin aus Nigeria, die einen pfingstkirchlichen Hintergrund hat, rechnet mit dämonischen Mächten, die ihre Krankheit verursacht haben. Wie soll der Stationsarzt darauf reagieren, der zuletzt bei seiner Hochzeit in der Kirche war? Ein muslimischer Patient verstirbt. Was ist zu tun? Einfach zur Tagesordnung übergehen? Oder kann die Schwesternschülerin aus der Türkei mit den Angehörigen klären, was ihnen wichtig ist? In dieser Ausgabe von ChrisCare gehen wir einigen Fragen nach, die Christen im interkulturellen Arbeiten helfen können. Vielleicht schreiben Sie uns Ihre eigenen Erfahrungen. Wir freuen uns auf Ihre Post. Ihre

Bettina Gundlach, Ärztin im Sozialpsy-

Hans-Arved Willberg,

chiatrischen Dienst,

Theologe und Pasto-

Aumühle, Vorstand

raltherapeut, Mitglied

Christen im Gesund-

im Redaktionsteam,

heitswesen (CiG)

Karlsruhe

P.S.: Gerade dieses Themenheft eignet sich, um es an Kollegen und Freunde zu verschenken. Vielleicht als Geschenkabo für ein Jahr zu einer Feier oder zum Geburtstag? Weiteres erfahren Sie auf S.41.


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KUNST

Neue Schöpfung Jesus ist der Schlüssel

Sonne, die den Morgennebel durch-

versteckten Rot mit dem in die Mitte

bricht, leuchtet die Lichterscheinung

geholten Rot im himmlischen Farbbal-

in der gräulichen Umgebung. Sche-

ken ist ein weiterer Hinweis, wie Gott

Das Bildgeschehen konzentriert sich

menhaft sind darin grüne Baumzei-

die ganze Schöpfung mit der Auferste-

auf die vertikale Bildachse. Vor einem

chen zu erkennen. Sie sind Symbole

hung Jesu neu ordnet und wesentli-

hellgrauen Hintergrund erhebt sich

des Wachstums und des Lebens und

chen Lebenselementen wie der Liebe

unten ein Mensch mit ausgebreite-

bilden von der Erde her gleichsam

ihren ursprünglichen zentralen Platz

ten Armen über den Horizont der

eine Allee in die sphärischen Höhen.

zurückgibt. So wird auch die Kreuz-

Landschaft. Wie in einem gläsernen

Insofern erinnern sie an die Bäume

form neu definiert. Im Gegensatz zur

Fahrstuhl scheint er aus der Tiefe

des Lebens, wie sie der Seher Johan-

menschlichen Kreuzform und den

der Erde zu kommen und in den

nes in der Vision des himmlischen

beiden kleinen Kreuzen daneben, die

weiten Himmel aufzufahren. In ihm

Jerusalems beschreibt:

den Tod Jesu und der beiden mit ihm gekreuzigten Männer erinnert, bilden

Anneli Schwager, Auferstehung, 2015, Mischtechnik, 150x130 cm, © VG Bild-Kunst Bonn

Der Engel „zeigte mir

das vertikale Element des Auferste-

einen Strom, das Was-

henden und das horizontale Farb-

ser des Lebens, klar wie

element eine rettende Zuordnung.

Kristall; er geht vom Thron

Die Gegensätze kreuzen sich nicht,

Gottes und des Lam-

sondern bilden in einem spannungs-

mes aus. Zwischen der

vollen Miteinander ein Tau-Zeichen,

Straße der Stadt und dem

in dem das Leben eingeschrieben

Strom, hüben und drü-

ist. Aus unserer Erlebniswelt erinnert

ben, stehen Bäume des

es an einen Gleitschirmflieger. Vom

Lebens. Zwölfmal tragen

Auferstehenden her führt das Bild in

sie Früchte, jeden Monat

die Höhe, in die Bildtiefe und Weite,

einmal; und die Blätter

womit es sehr gut eine Visualisierung

der Bäume dienen zur

des Psalms 18 sein könnte. Bilden die

Heilung der Völker. […]

runde Lichterscheinung und das dar-

Es wird keine Nacht mehr

unterliegende Element, das die Erde

geben und sie brauchen

berührt und sich auf der Höhe des

weder das Licht einer

Auferstehenden befindet, nicht eine

Lampe noch das Licht der

Art Schlüsselloch und deuten damit

Sonne. Denn der Herr,

einen Zugang zu einem hinter der

ihr Gott, wird über ihnen

sichtbaren Welt liegenden Raum an?

leuchten und sie werden

Jesus ist der Schlüssel zu jener neuen

herrschen in alle Ewig-

Welt, Er ist der Mittler zwischen Gott

keit.“ (vgl. Offb 22,1-3.5)

und den Menschen, den Menschen und Gott, allem Geschaffenen und

Gottes lebensspendende

Ungeschaffenen. Er ist der „Weg, die

wird gleichzeitig der gekreuzigte,

und heilende Gegenwart wird nicht

Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6),

der verstorbene und begrabene, der

nur im Gegensatzpaar Licht-Dunkel

der zum Vater führt, in das Leben, das

auferstandene wie auch der in den

erfahrbar. Auch die beiden waagrech-

kein Ende hat. n

Himmel erhobene Jesus dargestellt.

ten Elemente des Bildes – unten die

Über seinen ausgebreiteten Armen

dunkle Erde, oben der bunte Farbbal-

erhebt sich ein großes weißes Rund

ken – erzählen davon, dass Gott alles

– Symbol für das Himmelreich, für

neu macht (vgl. Offb 21,5) und die

Gott. Unaufdringlich und schön ist

„verbrannte“ Erde in eine neue und

Patrik Scherrer, lic.

seine Gegenwart, kontrastreich ver-

leuchtende Daseinsebene zu überfüh-

theol., Krankenhaus-

stärkt durch die Lichtbrechung in den

ren vermag. Der Dialog zwischen dem

seelsorger, München,

Spektralfarben. Wie eine aufgehende

wie eine Glut in den Tiefen der Erde

www.bildimpuls.de


ERFAHRUNGEN

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Viel gelernt Kulturelle Vielfalt bei Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett

Wenn ich gefragt werde, wie es

Essen, das ich jetzt vier Wochen

die sie erlebt hatte, immer wieder-

mir in meinem Berufsleben als

lang von meiner Mutter gekocht

holten. Ich ahnte vorher gar nicht,

Hebamme mit der Vielfalt an Kul-

bekomme“, informiert sie mich. Ich

welche Geschichte diese Familie

turen und Religionen, mit denen

probierte die Soße und musste

hatte.

ich zu tun hatte, ging, dann fallen

heftig atmen, weil der Ingwer sehr

mir sofort Familien ein, in denen

scharf war. Die Soße täglich vier

Nicht jeder Umgang ist einfach. Eine

die Betreuung ganz besonders und

Wochen lang, da muss doch jedes

Familie vom „Gelben Lotus“ bekam

sehr unterschiedlich war. Ich spürte

Kind wund werden! Aber diesem

das zweite Kind. In den Vorgesprä-

immer zuerst eine große Neugier

Kind machte es nichts. Vier Wochen

chen merkte ich, dass die Anschau-

auf das Unbekannte und Neue in der

gleiches Essen, dazu keinen Besuch,

ungen des Mannes ganz im Gegen-

Betreuung. Sehr viel habe ich dabei

nur der Hebammenbesuch war

satz zu meinen standen. Er war der

gelernt über verschiedene spirituelle

erlaubt. Die neue Familie wurde ganz

Erleuchtete und alles drehte sich

Bedürfnisse in den Konfessionen

abgeschirmt. Es kamen Gratulan-

um ihn. Ich habe es angesprochen

und Kulturen. Es fiel mir nicht immer

ten, die gaben bei der Großmutter

und sie gebeten, sich eine andere

leicht, einfach die Familie so stehen

Geschenke ab, wurden bewirtet und

Hebamme zu suchen. Die Frau brach

zu lassen. Immer wieder musste ich

gingen wieder. Dieses Wochenbett

in Tränen aus und brachte mich

mir und uns im Team sagen: Wir sind

war so ausgeglichen und ruhig, wie

soweit, dass ich sie weiter betreute.

nur die Begleitung dieser Familie,

ich es nie wieder erlebt habe. Ganz

Bei der Geburt schlief anfangs der

wir sind für sie da, fassen an, wo es

anders waren die Besuche bei einer

Partner noch. Als er dazu kam, wurde

notwendig ist und ansonsten halten

afrikanischen Familie. Da war immer

alles sehr schwierig. Er verlangte

wir uns zurück.

viel los, die größeren Kinder mach-

von seiner Frau, dass sie sich um

ten sehr, was sie wollten. Dauernd

ihn kümmerte. Sein Verhalten war

Das wurde mir sehr deutlich nach

kamen Besucher, die gratulieren

für mich sehr frauenverachtend. Ich

der Hausgeburt eines Kindes in einer

wollten. Am Anfang machte eine

konnte es kaum aushalten und war

anthroposophische Familie. Der Vater

andere Kollegin aus unserem Team

froh, als das Kind da war und ich

bedankte sich nachher sehr bei mir

die Hausbesuche. Sie konnte damit

meine Arbeit beenden konnte.

für die Zurückhaltung und dafür, dass

aber nur ganz schwer umgehen. Ich

ich es zugelassen habe, dass die

übernahm die Familie und merkte

Wenn ich jetzt auf die vielen Jahre

Ahnen anwesend sein konnten. Das

sofort, hier muss ich mich ganz

zurück schaue, fällt mir auf, dass der

war mir sehr fremd, trotzdem konnte

umstellen und mein „deutsches“

Umgang mit dem Fremden für mich

ich ihr anderes Denken stehen lassen.

Verhalten vergessen. Gern hätte

nicht schwer war, ich habe dabei

auch ich zu dem ganzen Trubel was

viel gelernt, über die „anderen“, aber

Oder da waren Linda und Ben

gesagt, aber ich musste auch aner-

auch über mich. n

(Namen geändert). Beide sind als

kennen, dass es etwas Gutes für sich

kleine Kinder als sogenannte Boot-

hatte. Immer brachte eine Besu-

people aus Laos nach Deutschland

cherin Essen mit, immer wurde die

Reinhild Bohlmann,

gekommen. Ihre zurückhaltende Art

Wöchnerin verwöhnt. Der Abschluss

Kassel, Hebamme im

machte die Betreuung leicht. Sie

nach Wochen war ein großes Fest,

Ruhestand, Gründe-

wohnten im Haus der Eltern. Nachts

das konnte ich sehr genießen. Nach

rin des Geburtshau-

wurde ihr Kind ambulant geboren

dem dritten Kind schenkte diese

ses Storchennest in

und mein erster Hausbesuch war

afrikanische Frau mir ihr Vertrauen

morgens um 11 Uhr. Sie lag ganz

und erzählte aus ihrer Kindheit und

im Vorstand des Bundes freiberuf-

gemütlich in einem Sessel, vor sich

von ihrer Jugend, von dem, was sie

licher Hebammen Deutschlands

einen großen Teller mit Reis und

durchgemacht hat. Sie erzählte ihre

(BfHD e.V.). Sie gehört zum Fachbei-

Gemüse mit Huhn. „Das ist das

Träume, in denen sich die Überfälle,

rat von ChrisCare.

Hofgeismar, Mitglied


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ERFAHRUNGEN

Vielfalt in Hamburgs Süden Erfahrungen mit Menschen aus anderen Kulturen

„Im Süden Hamburgs fängt der Balkan an“, so sagte man schon in den 70iger Jahren über die Gegend Hamburgs, in der ich arbeite. Bekannte Firmen wie Esso oder Phönix Gummiwerke gehörten zu diesem Industriestandort. Außerdem sind die Mietpreise günstiger als in den „schickeren“ Wohngebieten Hamburgs. Das führte zwangsläufig dazu, dass die angeworbenen „Gastarbeiter“ und ihre Familien im Süden Hamburgs Arbeit fanden und sich niederließen und mittlerweile in dritter Generation dort wohnen und leben.

miteinander und jeder ist bemüht, auf den anderen Rücksicht zu nehmen. Das Verbindende ist ein ähnliches Krankheitsbild, nämlich dass es allen psychisch nicht gut geht. Alle sind dankbar für die Hilfe, die sie in unserem reichen Land und Gesundheitssystem erhalten. Dazu gehört auch, dass es immer Schweinefleisch-freie Kost oder vegetarisches Essen gibt. Sie sind

Es ist also ein vertrautes buntes Bild

älter sind, gebrochen deutsch, haben

mit dem Essen zufrieden, anders als

in den Straßen, wenn Frauen mit

aber immer Kinder, die gut deutsch

so mancher Deutscher. Was die spe-

Kopftüchern oder Burkas zu sehen

sprechen und zum Übersetzen und

ziellen religiösen Aspekte angeht,

sind, oder farbige Frauen mit ihren

auch betreuend dazu kommen. Bei

ist zu sagen, dass sehr respektvoll

Kinderwagen und kleinen braunen

den Patienten aus den Balkanlän-

miteinander umgegangen wird.

Kindern an der Hand spazieren fah-

dern, also dem ehemaligen Jugos-

Zum Beispiel, wenn ein frommer

ren, wenn laut jubelnde Jugendliche

lawien, ist es so, dass sie häufig gut

Moslem seinen Gebetsteppich

im Autokorso durch die Straßen fah-

deutsch sprechen können, aber wir

im 2-Bett-Zimmer ausbreitet und

ren, wenn ihre Fußballmannschaft

haben auch den Vorzug, zwei Kolle-

regelmäßig betet, wird sich darüber

gewonnen hat. Überall kann man

gen (männlich und weiblich) auf der

vorher verständigt.

türkische Gemüse- und Spezialitä-

Station zu haben, die aus dem Gebiet

tengeschäfte finden, in denen man

stammen, bzw. deren Eltern. Bei

Aber es gibt auch Zeiten, wo wir im

preiswert, auch am späten Abend

den Afrikanern ist meine Erfahrung,

Team herausgefordert sind und ich

bei immer freundlichen Verkäufern,

dass sie sehr sprachbegabt sind und

mit dem geballten Temperament, der

sehr gutes Obst und Gemüse kaufen

sehr schnell deutsch sprechen. Seit

Lautstärke und Geschwindigkeit des

kann. Es gibt viele niedergelassene

neuestem kommen immer häufiger

Balkans konfrontiert bin. Dann lege

Ärzte, deren Namen eine ausländi-

Patienten aus den Kriegsgebieten des

ich mein Veto ein. Eines ist gewiss:

sche Herkunft ahnen lassen. So sieht

vorderen Orients, die Farsi sprechen

Diese viel stärker ihre Emotionen

der Stadtteil aus, in dem „mein“

oder etwas englisch. Da bin ich sehr

zeigenden und auslebenden Mit-

Krankenhaus steht. Natürlich habe

froh, dass es das Übersetzungspro-

menschen tun uns unterkühlten

ich also Kollegen wie auch Patienten

gramm von Google gibt. Auch habe

Norddeutschen gut, auch wenn es

mit ausländischen Wurzeln – und das

ich den Eindruck, dass es die Patien-

manchmal anstrengend ist. Aber die

auch nicht erst, seit die Flüchtlings-

ten entspannt, wenn sie sehen, es ist

Auseinandersetzung lohnt sich und

welle rollt.

jemand da, der sie insgesamt besser

ist sehr bereichernd für einen selbst

versteht und sie dadurch schon

und für unser Land. n

Wie sieht es nun bei mir persönlich auf der Station aus?

ruhiger werden. Die Gefühle sind ein

Circa 1/3 der Patienten sind auslän-

dischen Mitmenschen. Sie zeigen sie

discher Herkunft, zur Zeit aus drei

lautstärker und deutlicher und man

Isa Junge, Fachkran-

verschiedenen Herkunftsgebieten,

muss lernen damit umzugehen, und

kenschwester für

manchmal aber auch noch unter-

es richtig einzuordnen.

Sozialpsychatrie,

besonderes Thema bei den südlän-

schiedlicher. Wie verständigen wir

Mitglied im bundes-

uns miteinander? Die türkisch stäm-

Insgesamt verstehen sich die ver-

weiten Leistungskreis

migen Patienten sprechen, wenn sie

schiedenen Nationalitäten recht gut

CiG, Sittensen


ERFAHRUNGEN

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Flüchtlingskinder Mit den Augen eines Kinderarztes

Was bedeutet es für einen niedergelassenen Kinderarzt, wenn er Patienten sieht, die über das Mittelmeer nach Europa gekommen sind?

Hier bekommt diese Aufforderung des Wortes Gottes eine tiefere, beschützende, deeskalierende Tiefe. Gott hat A.'s Gebete erhört und sein

Da ist zum Beispiel ein jetzt 15jähri-

nicht Geld, viel Geld geben, damit sie

Kind beschützt und bewahrt. Aber

ger Junge, der vor drei Jahren über

auf die Boote nach Europa dürfen. Die

was ist mit so vielen anderen Flücht-

das Mittelmeer nach Deutschland

Bewacher schreien laut und drohen,

lingen? Wenn A. andere Flüchtlinge

geflohen ist. Name und nähere

A. zu vergewaltigen. Die Mutter wirft

hört, wenn sie Arabisch mit libyschen

Umstände bleiben anonym. Nennen

sich vor ihn und kann das Schlimmste

Akzent sprechen, oder im Fernsehen

wir ihn A. Seine Familie lebte auf

verhindern. Am Ende wird A. trotzdem

von dem Anschlag in Tunesien berich-

dem Land in der Nähe der Hauptstadt

körperlich misshandelt. Er betet, er

tet wird, kommen alle Ängste und

eines ostafrikanischen Landes. Seine

schreit zu Jesus um Hilfe. Schließ-

Bedrohungsbilder in ihm hoch und

Großeltern leben heute noch dort.

lich dürfen sie auf ein Boot. Es folgt

bewirken in ihm eine starke, posttrau-

A.'s Mutter, eine bekennende Chris-

die Überfahrt nach Italien. Wie ein

matische Last, die der psychothera-

tin, wurde von der Staatspolizei ver-

Wunder überleben Mutter und Sohn

peutischen Behandlung bedarf.

haftet und wegen ihres christlichen

die Überfahrt nach Lampedusa. Eine

Glaubens ins Gefängnis der Haupt-

Woche später ertrinken 500 Boots-

Glaube ist vielfältig und immer

stadt gebracht. Bei dem Versuch seine

flüchtlinge. Das Flüchtlingsdrama

Ausdruck der Beziehung zu Gott,

Schwester zu befreien, wurde der

wird medienwirksam, sogar Papst

unserem Herrn. Es hat etwas Per-

Bruder der Mutter von der Staatspoli-

Franziskus kommt auf die italienische

sönliches und auch Individuelles,

zei umgebracht. Die Flucht der Mutter

Insel und bezeichnet dieses Flücht-

da Gott der Anfang allen Glaubens

gelingt trotzdem. Noch in der glei-

lingselend kurz danach als Schande

und uns zugewandt ist und in jeder

chen Nacht holt sie A. vom Bauernhof

für Europa und fordert die europäi-

unterschiedlichen Lebenssituation

der Großeltern und entschließt sich,

sche Politik auf, Verantwortung für die

der Gleiche ist.

mit ihm zu fliehen.

Flüchtlinge zu übernehmen und aktiv gegen die kriminellen Schleuserban-

Wir dürfen den Glaubensweg des

Auch A. glaubt an Jesus. Anfangs

den vorzugehen. Im weiteren Verlauf

Suchens ein Leben lang gehen und

wusste er nicht, wohin es geht.

der Flucht kommen Mutter und Sohn

uns überraschen lassen, auf wel-

Seine Großeltern ahnten ebenfalls

nach Deutschland und leben seitdem

chen Wegen er sich finden lässt.

zunächst nicht, wohin die Flüchtenden

hier. Rückblickend beschreibt A., wie

Die beiden beschriebenen Glau-

gegangen waren. Auch A.'s Vater, in

er das in Libyen Erlebte ohnmächtig

benswege sollen ein Ansporn sein,

seiner ostafrikanischen Heimat, wird

erlebt habe. Wurde jemand geschla-

die Barmherzigkeit Gottes in seiner

verfolgt. Der Kontakt zu ihm ist bis

gen, dann verstummten die Anderen,

Geborgenheit zu entdecken – egal

heute abgebrochen. Die Familie weiß

aus Angst, sonst selbst zu Opfern zu

wie dramatisch, scheinbar sinnlos,

nicht, wo er ist und ob er noch lebt.

werden. „Besser du wehrst dich nicht,

verzweifelt oder belanglos unsere

Mutter und Sohn fliehen nach Libyen.

es könnte tödlich sein“, meint A.. Er

Lebenssituation scheint. n

Dort werden sie mit vielen anderen

glaubt, Gott habe ihn geprüft, ob er

in einem großen Raum interniert und

treu bleibe zu ihm. Jesu Leidensweg

wiederholt von Schleppern bedroht.

sei ihm ein Vorbild gewesen.

Die Bewacher schießen wiederholt in Dr. med. Stefan Behr,

die Menge, Kinder und Erwachsene sterben, immer wieder schießen die libyschen Wächter über die Flüchtlinge in die Decke und Mauern. Sie drohen mit dem Tod, wenn die Flüchtenden

„Wenn einer Dich auf die eine Wange schlägt, dann halte die andere Seite auch noch hin.“ (Lk 6,29)

Kinder- und Jugendarzt, Psychotherapie, Neuropädiatrie, Frankfurt am Main


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TITELTHEMA

Weltweit helfen und heilen: action medeor 20.000 Tonnen für die Basisversorgung Viele hunderttausend Flüchtlinge sind in Syrien und im Nordirak auf der Flucht vor den IS-Terroristen, Ebola bedroht verschiedene Länder in Afrika. Eine angemessene medizinische Versorgung kann aus den betroffenen Ländern heraus nur selten geleistet werden. Dann ist die action medeor als Hilfsorganisation gefragt. Sie hat in Monrovia (Liberia) eine Ebola-Isolierstation aufgebaut, Gesundheitsstationen mit Schutzkleidung und Medikamenten versorgt und Aufklärungs- und Präventionsprogramme unterstützt. In die Flüchtlingslager im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei und in den Irak hat action medeor seit dem Beginn des Vormarsches der islamistischen Terrormiliz große Hilfslieferungen mit Antibiotika, Schmerzmitteln, Verbands- und Nahtmaterial, Infusionen und chirurgischem Besteck gebracht.

an Ärzte abgeben, um diese über das

auch im Leitbild der Organisation.

Arzneimittel zu informieren. Obwohl

Verantwortungsbewusst will man

es damals noch kein Internet und

im Handeln des Hilfswerks sein. Das

schnelle Verbreitungswege für Nach-

bedeutet, in den Projekten und ihrer

richten und Ideen gibt, verbreitet

Ausgestaltung die lokalen Partner

sich die Initiative rasend schnell. So

ebenso wie die eigenen Mitarbeiter

rollen schon bald aus dem ganzen

zu beteiligen und auf Augenhöhe

Bundesgebiet Sattelschlepperladun-

miteinander umzugehen. Die Arbeit

gen nach Vorst. Sie haben Medika-

von action medeor wird auf dem

mente an Bord, die für viele Men-

Hintergrund dieser christlichen

schen Hilfe und Rettung bedeuten.

Werte geleistet. Das zeigt sich auch

Aus einer kleinen Idee wird schnell

in der Besetzung des Beirates der

eine große Aktion. Um alles zu orga-

Organisation. Ihm gehören sowohl

nisieren, bedarf es einer Struktur. So

die evangelische Landeskirchenrätin

gründen die Ideengeber bereits 1964

Christine Busch als auch der katho-

den Verein action medeor.

lische Aachener Weihbischof Karl Borsch an.

Mehr als 50 Jahre alt ist das größte Medikamentenhilfswerk in Europa

Die action medeor wächst weiter

heute. Im Laufe dieser Zeit ver-

und damit die Hilfsmöglichkeiten

schickte die action medeor Medi-

für Menschen in Not. „Hilfe zur

kamente und Hilfsmittel mit einem

Selbsthilfe ist dabei ein wichtiger

Gewicht von fast 20.000 Tonnen an

Grundsatz unserer Arbeit“, erklärt

über 10.000 Krankenhäuser und

Siegfried Thomaßen. Er ist Präsident

Gesundheitsstationen in 140 Län-

der Hilfsorganisation. So werden

dern. Dabei handelt es sich um Arz-

beispielsweise inzwischen alle

neimittel, die nach Einschätzung der

Gesundheitsstationen in Tansania

Weltgesundheitsorganisation (WHO)

aus zwei lokal eingerichteten Medi-

Christliche Prinzipien wie Solida-

notwendig für die medizinische

kamentenlagern in Dar es Salaam

rität und Nächstenliebe bewegten

Grundversorgung sind. Die action

und in Masasi mit Medikamenten

engagierte Bürger in den niederrhei-

medeor lässt diese Arzneimittel

versorgt. „Dadurch stärken wir die

nischen Städten Krefeld und Vorst,

zum Teil als Generika herstellen. Sie

Strukturen vor Ort und können auch

als sie 1963 unter Leitung des Arztes

erhält aber auch Sachspenden aus

noch Kosten senken. Die Einrichtung

Dr. Ernst Boekels damit begannen,

der pharmazeutischen Industrie.

von Medikamentenlagern soll auch

Arzneimittel zu sammeln und zu sor-

in anderen Ländern voranschreiten.

tieren. Die Idee, die dahinter steht:

Der Begriff „medeor“ stammt aus

Aktuell plant action medeor ein wei-

Sie wollen Missionsstationen in den

dem Lateinischen und bedeutet „ich

teres Medikamentenlager in Malawi.

Entwicklungsländern so genannte

helfe, ich heile“. Hiermit ist auch das

„Ärztemuster“ zur Verfügung stellen.

Selbstverständnis der Organisation

Ein schnelles Handeln ist gerade

Das sind Medikamente, die pharma-

zutreffend beschrieben. „Solidarität

in Katastrophenfällen geboten.

zeutische Unternehmen als Muster

und Nächstenliebe sind der Antrieb

action medeor kann innerhalb

eines Fertigarzneimittels kostenlos

von action medeor“. So heißt es

weniger Stunden aus der Zentrale


TITELTHEMA

3/2015 CHRISCARE

Schon in den Anfangszeiten der action medeor engagierten sich viele Menschen ehrenamtlich, um anderen zu helfen.

Seit 2003 unterstützt Schauspielerin und Moderatorin Anke Engelke die Arbeit von action medeor.

Medikamente aus Deutschland werden in Tansania aus zwei lokal eingerichteten Medikamentenlagern in Dar es Salaam und in Masasi schnell zum Einsatz gebracht.

Hilfe bei Katastrophen, wie hier in Malawi, gehört zu den Aufgaben der action medeor.

in Tönisvorst Nothilfepakete, die

Notfallausrüstung können mehr als

zu einem wichtigen Lebensretter für

so genannten Emergency Health

10.000 Menschen länger als drei

Viele geworden. n

Kits, verschicken. Antibiotika,

Monate medizinisch versorgt wer-

Wund- und Verbandsmaterial und

den. Ein solches Paket wiegt etwa

Schmerzmittel dienen ebenso der

eine Tonne und kostet rund 10.000

medizinischen Erstversorgung wie

Euro. Was aus einer kleinen Idee

Heinrich Wullhorst,

Tabletten zur Wasserentkeimung

weniger Menschen begann, die sich

Journalist und Kom-

oder Mittel gegen Durchfall- und

aus ihrem christlichen Engagement

munikationsberater,

Atemwegserkrankungen. Mit dieser

zum Handeln verpflichtet sahen, ist

Walsum

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INTERVIEW

Interview mit Siegfried Thomaßen Gegen die Gleichgültigkeit Im Interview mit der Zeitschrift HealthCare beschreibt Präsident Siegfried Thomaßen sein persönliches Engagement und die christlichen Werte, die die action medeor auch heute tragen. Der 57-Jährige lebt mit seiner Familie in Vorst, in der Nähe von Krefeld, arbeitet im Vorstand einer Sparkasse und ist über sein Engagement in seiner katholischen Pfarrgemeinde zu seinem Ehrenamt gekommen.

Wie haben Sie zur action medeor gefunden? Ich habe mich seinerzeit in meiner Pfarrgemeinde in der Firmvorbereitung engagiert. Da wollten wir den jungen Menschen zeigen, wie christliche Verantwortung durch aktives Handeln wahrgenommen werden kann. Also haben wir die action medeor, die bei uns vor Ort ansässig ist, besucht. Ich war gleich von dem, was ich dort erlebte, begeistert. So intensivierte sich der Kontakt. Als Vorsitzender des Pfarrgemeinderates bin ich dafür eingetreten, dass unser Pfarrfest und das 40-jährige Bestehen des Hilfswerkes gemeinsam gefeiert wurden. Im Anschluss wurde ich Mitglied bei der action medeor, später Schatzmeister und vor kurzem dann Präsident.

„Solidarität und Nächstenliebe sind der Antrieb der action medeor“, heißt es in Ihrem Leitbild. Inwieweit prägen diese christlichen Grundprinzipien das Handeln Ihrer Organisation?

n medeor en,Präsident actio Siegfried Thomaß

Das ist schon die Basis, auf der bei uns gearbeitet wird, und dort lie-

löst man damit allerdings nicht. Aus

gen auch die Wurzeln unserer Organisation. Das Engagement für andere, für

dieser Erkenntnis heraus sollte man

Menschen, denen es nicht so gut geht, wie uns selbst, steht im Mittelpunkt

sich, ohne zu verzweifeln, weiter

unseres Handelns. Wenn Sie medeor einmal besuchen, dann werden Sie

engagieren.

auch bei unseren Mitarbeitenden diesen besonderen Geist finden, der sich entwickelt, wenn man seine Arbeit als sinnstiftend wahrnimmt.

Wie verzweifelt wird man eigentlich, wenn man sieht, wie viel Not es in der Welt gibt und wie gleichgültig viele Menschen mit dieser Not umgehen?

Was treibt Sie persönlich an, sich in der action medeor verantwortlich zu engagieren? Ich empfinde es als bereichernd, mich aus meiner christlichen

Ich war selbst im vergangenen Jahr bei einer Projektreise in Tansania. Dort

Verantwortung heraus für andere

trifft man auf Menschen, die nicht viel zum Leben haben, die einem aber

einsetzen zu können. Meiner Fami-

mit einer unglaublichen Freundlichkeit begegnen. Bei unseren Besuchen

lie und mir geht es gut. Deshalb

in lokalen Gesundheitszentren konnten wir viel Dankbarkeit erfahren, für

möchte ich von dem vielen Posi-

das, was die action medeor dort bewirkt. Man muss sich allerdings immer

tiven, was ich im Leben erfahren

darüber im Klaren sein, dass man dort, wo man gerade aktiv ist, etwas

habe, etwas an andere Menschen

bewegen und zum Besseren verändern kann. Die ganzen Probleme der Welt

weitergeben. n


TITELTHEMA

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Interkulturelle Kommunikation im Gesundheitswesen Hintergründe verstehen – Kompetenz trainieren Bereits der Titel ruft in uns allen unterschiedliche Assoziationen, Gefühle und Erwartungen hervor. Während die einen sofort an eine Situation im Krankenhaus denken, in der ein ausländischer Arzt mit starkem Akzent etwas holperig versucht, eine ältere, grauhaarige Dame aus einem kleinen Dorf über Behandlungsmöglichkeiten ihrer Herzschwäche aufzuklären, haben andere eher eine Szene aus dem ambulanten Pflegebereich im Kopf, in der sich ein zierliche Krankenschwester aus Indien mit dem Anziehen von Kompressionsstrümpfen abmüht. Unsere Sichtweisen hängen von unseren persönlichen Erfahrungen und unserem beruflichen, sozialen, gesellschaftlichen und auch geschichtlichen Hintergrund – kurz gesagt unserer Kultur – ab.

innen und nach außen. Man erkennt

eine personelle, strukturelle oder

sie an ihrer Sprache oder ihrem

organisatorische Änderung, wird so

eigenen Jargon oder Dialekt, aber

lange abgelehnt, wie zu befürchten

auch am Kleidungsstil, speziellem

ist, dass das bestehende System so

Humor, typischen Sitten und Gebräu-

nicht weiter existieren kann.

chen oder besonderen Symbolen. Dem zugrunde liegen unterschied-

Wir alle kennen Familien oder

liche Werte, wie Teamgeist, Erfolg,

haben zumindest schon mal von

Gemeinschaftssinn, Sicherheitsden-

solchen gehört, in denen man

ken, Fortschritt, Gleichberechtigung,

zutiefst davon überzeugt ist, nichts

Solidarität etc., die je nach kulturel-

gegen Ausländer zu haben. Und

lem Hintergrund anders ausgeprägt

man fährt auch gerne nach Spanien,

oder sogar komplett gegensätzlich

Thailand oder Tunesien in Urlaub.

sein können. Die Kunst besteht

Wenn dann aber die eigene Tochter

nun darin, im Aufeinandertreffen

oder der eigene Sohn mit einem

von Menschen aus verschiedenen

Partner aus eben diesen Ländern

Kulturen sich der Andersartigkeit

„nach Hause kommt“, dann sieht die

bewusst zu sein, sich gegenseitig

Sache schon ganz anders aus. Dann

zu respektieren und trotz anderer

könnte die bisher gelebte familiäre

Wertvorstellungen akzeptieren und

Kultur empfindlich gestört werden

verständigen zu können.

und bisherige Traditionen und Sitten in Frage gestellt werden.

Allerdings besteht neben dem Wunsch, über Grenzen und Kulturen

Ähnliches gilt auch für Berufsgrup-

hinweg erfolgreich kommunizieren

pen und Branchen. Jede Berufs-

Je nach Kultur schauen wir aus

zu wollen, die Theorie, dass jede

gruppe hat ein eigener Berufs-

einem anderen Blickwinkel auf die

länger bestehende Gemeinschaft

ethos, eigene Traditionen und

gleiche Sache. Dabei gibt es sehr viel

ein für sich halbwegs geschlossenes

verfolgt eigene Ziele. Betrachtet

mehr Kulturen, als man gemeinhin

System darstellt, das sich selbst

man diese Berufsgruppen aus sys-

annimmt. Der Begriff Kultur bezieht

bewahren und erhalten möchte. In

temischer Sicht, ist es verständlich,

sich auf die Summe aller Verhaltens-

gewisser Weise strebt jede „Kul-

dass sie sich voneinander abgren-

muster, Normen und Regeln, die

tur“ als System danach, das eigene

zen wollen, um sich zu schützen

von einer Gruppe erlernt und über

Überleben zu sichern. Dazu werden

und die eigenen Interessen durch-

Sprache und Symbole von Genera-

äußere Einflüsse besonders kritisch

zusetzen. Als probates Mittel wird

tion zu Generation weiter gegeben

betrachtet und erst, wenn sie als

hier die Sprache bzw. der Fachjar-

werden. Jede soziale Gemeinschaft

ungefährlich eingestuft werden,

gon eingesetzt. Allerdings führt

von Familien über Vereine oder Dorf-

geduldet oder akzeptiert. Eine

das im Gesundheitswesen, wo

gemeinschaften bis hin zu Firmen,

Integration geschieht nur dann,

viele Menschen aus unterschiedli-

Berufsgruppen, Branchen, Regionen

wenn davon ausgegangen werden

chen Kulturen aufeinandertreffen,

oder Ländern hat eine eigene Kultur

kann, dass von dem Fremden keine

mitunter zu tragisch-komischen

und verfügt über eine eigenstän-

Gefahr zu befürchten ist. Mit ande-

Situationen für die Patienten, der

dige Form der Kommunikation nach

ren Worten: Eine Änderung, sei es

eigentlichen Zielgruppe.


12

TITELTHEMA e ionsproblem Kommunikat r de b al rh ne in können auch he auftreten, selben Sprac elsweise zu wenn beispi örter verwen viele Fachw det werden.

Wer kennt nicht die Situation im

Ebenso sind uns allen die Schwie-

Partner lieben, gleiche Ziele verfol-

Krankenhaus, in der Patienten von

rigkeiten geläufig, die sich bereits in

gen und eine gemeinsame Kultur

einem Trupp Ärzten mit einer Kran-

der Kommunikation zwischen Part-

pflegen. Treffen nun aber Menschen

kenschwester im Schlepptau bei der

nern und Familienmitgliedern erge-

aus unterschiedlichen Ländern und

Visite „überfallen“ werden, sich ein-

ben. Das liegt daran, dass das, was

Regionen, mit unterschiedlichen

geschüchtert jede Menge lateinische

wir sagen wollen, erst in Worte und

Sprachen, unterschiedlichen Beru-

Fachausdrücke, wie z.B. im Fall der

Sätze umgewandelt werden muss.

fen, unterschiedlichen kulturellen

alten Dame (s.o.) über Herzinsuffizienz

Die Gesprächspartner hören das

Gepflogenheiten, unterschiedlichen

und die Einnahme von Beta-Blockern

Gesagte und wandeln es nun ihrer-

Werten, unterschiedlichen religiösen

und Diuretika anhören müssen, die

seits in das um, was sie als Anliegen

Einstellungen und unterschiedlichen

nur teilweise – wenn überhaupt –

dahinter vermuten. Dabei entstehen

Bedürfnissen aufeinander, dann ist

erklärt werden, und im Anschluss

immer wieder Missverständnisse,

es nicht schwer, sich vorzustellen,

daran eine Schwester befragen, was

die nicht selten auch im Streit enden.

wie viel guter Wille und welche

denn nun der Herr Doktor gesagt hat?

Eine gelingende Kommunikation

Anstrengungen erforderlich sind,

Ganz offensichtlich handelt es sich hier

ist also schon in einer engen Bezie-

um eine auch nur halbwegs gute

um Sprachbarrieren, die nicht nur mit

hung schwierig, in der man davon

Kommunikation über alle Grenzen

der nationalen Sprache zu tun haben.

ausgehen kann, dass sich beide

hinweg zu gewährleisten.

Dazu brauchen wir drei wesentliche Einstellungen bzw. Fertigkeiten:

selbst als wichtiger und besser betrachten, denn so viele Ansätze es auch gibt, so unterschiedlich sind auch die Menschen, mit denen wir es zu tun haben.

1. Das gemeinsame Ziel im Blick haben. Im Gesundheitssektor geht es doch in erster Linie darum, den Menschen,

2. Zuhören. Spontan denken wir: Das kann ja jeder.

die als Patienten zu uns kommen, zu helfen, ihre Gesund-

Aber so ganz wahr ist das nicht. Im Durchschnitt werden

heit wieder zu erlangen und denen, die (noch) nicht zu

Patienten bei ihrer ersten Konsultation beim Arzt schon

uns gekommen sind, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie

nach 11-24 Sekunden unterbrochen. Das ist sicher dem

selbstverantwortlich ihre Gesundheit stärken und ihre

erhöhten Zeitdruck geschuldet, doch Studien haben

sozialen, individuellen Ressourcen und körperlichen

gezeigt, dass Patienten, wenn sie denn ausreden kön-

Fähigkeiten so einsetzen können, dass sie Gesundheit als

nen, von allein nach 90 Sekunden alles gesagt haben,

ein positives Erlebnis empfinden können.

was ihnen wichtig erscheint. Die Besuchszeit insgesamt lässt sich durch das Unterbrechen nicht verkürzen.

Dazu kann jede Berufsgruppe auf unterschiedliche Weise

Abgesehen davon gibt es eine Form des Zuhörens, die

beitragen – mal mehr, mal weniger. Aber keine sollte sich

wertschätzend, ermutigend und empathisch ist und dem


TITELTHEMA

3/2015 CHRISCARE

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Gegenüber das Gefühl vermittelt, ihn oder sie tatsächlich

den Schultern. Wie kann ich das verstehen?“, um selbst zu

verstehen zu wollen. Auch hier stellt sich die Frage, wie

lernen und Missverständnissen vorzubeugen.

wichtig ist mir mein Gegenüber oder wie wichtig bin ich? Interkulturelle Kommunikation ist keine Option mehr, 3. Beobachten statt interpretieren und bewerten. Egal,

sondern gerade in unserem Gesundheitswesen unum-

ob wir mit Patienten, Kollegen, Mitarbeitern oder Ange-

gänglich. Wir können nicht nicht kommunizieren und

hörigen reden, wir neigen dazu, das Gehörte mit unseren

wir können uns auch nicht vor der Kommunikation mit

eigenen Erfahrungen und Wertesystemen abzugleichen

Menschen aus anderen Kulturen verschließen. Eine

und zu interpretieren. In einer Situation, in der wir uns aus

erfolgreiche interkulturelle Kommunikation erfordert ein

unterschiedlichen Kulturen begegnen, ist dieses Verhal-

gewisses Maß an Wissen und Verständnis über andere

ten selten erfolgreich und führt in der Regel zu Abwehr,

Kulturen und vor allem die Bereitschaft, sich auf einen

dem Eindruck nicht ernst genommen zu werden oder zu

Prozess einzulassen, bei dem das eigene Denken, Fühlen

Unsicherheit. Doch meist sind es nicht die gesprochenen

und Handeln reflektiert und die eigene Kultur nicht als

Worte, die wir interpretieren und bewerten, sondern die

universelle Norm betrachtet wird. n

damit einhergehende Mimik, Körperhaltung, der Tonfall oder ein Blick. So wird in der deutschen Kultur ein offener Blickkontakt mit Ehrlichkeit in Verbindung gebracht

Birgit Richter, Gesundheitswissenschaft-

(„Er kann mir in die Augen sehen“) und positiv bewertet,

lerin, Business Coach, langjährige Erfah-

Japaner dagegen empfinden dieses als unhöflich. Oft

rung in Gesundheitsprojekten in Afrika,

hilft schon das Aussprechen einer Beobachtung und einer

Europa und Asien, Malsfeld,

damit verbundenen Frage, z.B. „ Ich sehe, Sie zucken mit

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TITELTHEMA

Interkulturelle Kompetenzen in der Psychotherapie Schauplatz Oberarztvisite in einer psychotherapeutischen Tagesklinik Frau Z., eine 52-jährige türkische

zen“. Die resignative Atmosphäre in

Seit einiger Zeit ist jedoch etwas in

Patientin, schildert ihre Beschwerden.

der Besprechung bessert sich erst ein

Bewegung gekommen und zwar bei

Sie klagt vor allem über Schmerzen

wenig, als der Krankenpfleger berich-

Patienten und Therapeuten. Mittler-

in verschiedenen Körperbereichen.

tet, dass Frau Z. aus dem Wochenend-

weile nehmen die zweite und dritte

Der Oberarzt versucht, etwas über die

urlaub einen großen Korb mit selbst-

Generation der Arbeitsmigranten aus

Ursachen ihrer Beschwerden heraus-

gebackenen türkischen Backwaren für

den 1960er und 1970er Jahren viel

zufinden und fragt nach familiären

das Team mitgebracht habe …

häufiger auch ambulante Psychothe-

Konflikten und Problemen an ihrer

rapie in Anspruch. Flüchtlinge und

Arbeitsstelle als Reinigungskraft. Doch

Szenen wie diese prägten das Bild

Asylsuchende mit außereuropäischer

die Patientin weiß mit diesen Fragen

der psychotherapeutischen Versor-

Herkunft prägen die mediale Bericht-

nichts anzufangen und schildert in

gung von Migranten in den letzten

erstattung und mit ihnen rücken

gebrochenem Deutsch erneut ihre

30 Jahren. Untersuchungen wei-

Psychotraumata vermehrt in den

Beschwerden. Als der Oberarzt in der

sen darauf hin, dass Migranten die

Behandlungsfocus. In der Gesund-

anschließenden Teambesprechung

ambulanten oder stationären Ange-

heitspolitik und in den medizinischen

von der Stationsärztin erfährt, dass

boten der psychosozialen Versorgung

Versorgungsstrukturen deutet sich

Frau Z. einen Rentenantrag gestellt

deutlich seltener aufsuchten als der

eine „interkulturelle Öffnung“ an.

hat, verändert sich seine anfängliche

Bevölkerungsdurchschnitt – abge-

Gleichzeitig wird der Ruf nach einer

empathische Haltung. Plötzlich fallen

sehen von Notfalleinrichtungen der

angemessenen Behandlungsqualität

Sätze wie „Frau Z. somatisiert“, „mit

Akutversorgung und der medikamen-

von Menschen aus anderen Kulturen

derartigen Patienten habe ich so meine

tösen hausärztlichen Behandlung.

laut. Das Zauberwort von den „Inter-

Schwierigkeiten“ und „so ein Renten-

Außerdem waren die Behandlungs-

kulturellen Kompetenzen“ macht die

begehren möchte ich nicht unterstüt-

ergebnisse im Vergleich schlechter.

Runde. Doch was ist das eigentlich?

Interkulturelle Kompetenzen Das Kulturkompetenzmodell (Tab.1) zeigt, wie vielschichtig der Fähigkeitskatalog für das therapeutische Arbeiten mit dem kulturell Fremden ist. Die ersten drei Dimensionen wurden von dem US-Amerikaner Mario Orlandi formuliert. Heutzutage wird aber neben der Wissensvermittlung über Migration und kulturelle Faktoren in der Psychotherapie zunehmend die Person des Therapeuten im kulturellen Kontext betont, so dass dieses Modell von mir um eine vierte selbstreflektive Dimension erweitert wurde.

Tab. 1: Kulturkompetenzmodell (adaptiert nach Orlandi) Kognitive Dimension

Wissen über Kulturen und ethnische Gruppierungen und deren Gesundheits- und Krankheitskonzepte

Fachliche Dimension

Kenntnisse über die Spezifika des Arbeitens mit Menschen aus anderen Kulturen und Einfluss kultureller Faktoren auf Gesundheit und Krankheit

Affektive Dimension

Registrieren von Faszination, Irritation, Befremden, Ablehnung Vermitteln von Wohlwollen, Respekt, Offenheit, Toleranz

Selbstreflektive Dimension

Wahrnehmung von sich selbst als kulturell oder religiös geprägter Mensch, eigene Psychotherapieschule als kulturelles Konstrukt

Die Fähigkeit zur Selbstreflektion könnte wie in unse-

Vorurteile bewusst machen. Zum Beispiel das Bild vom

rem kleinen Eingangsbeispiel der Oberarztvisite eigene

Migranten, der den deutschen Wohlfahrtsstaat (aus-)


TITELTHEMA

3/2015 CHRISCARE

15

nutzen möchte, oder die Stereotypisierung von Patienten

v. Lersner, 2014). Wenn wir beispielsweise die Symp-

aus Südeuropa, die in dramatischer Weise über körper-

tompräsentation in Form von Schmerzen aus unserer

liche Beschwerden klagen. Kernelement dieser selbstre-

Eingangsszene anschauen, so lässt sich eine kultu-

flektiven Dimension ist die Wahrnehmung von sich selbst

rell unterschiedliche Bedeutung dieser körperlichen

als kulturell oder religiös geprägter Mensch. Religiös?

Beschwerden feststellen. Während die Psychoanalyse

– Wieso taucht hier der Glaube auf? Wir machen uns nur

die Somatisierung als Verdrängung von unerträglichen

selten bewusst, dass unsere religiöse Sozialisation zu

psychischen Zuständen auf die Körperebene und damit

den wichtigsten kulturellen Einflussfaktoren gehört. Ob

als Abwehrmechanismus beschreibt, stellt der somati-

wir in einer freikirchlichen christlichen Gemeinde mit

sierte Ausdruck von psychosozialen Problemen weltweit

protestantischer Erwerbsethik oder einer muslimischen

gesehen (Südeuropa, Asien, Afrika, Südamerika) eher

Großfamilie mit kollektivistischer Selbstkonstruktion

den Normalfall dar. Zugespitzt formuliert könnte man

aufgewachsen sind, formt unsere eigenen Werte und

den Leib-Seele-Dualismus der westlichen Welt als den

Normen ungemein. Gerade religiöse Überzeugungen

Ausnahmefall betrachten, während in anderen Kulturen

gehören zum Kern unserer Identität und sind deshalb bei

meist eine ganzheitlichere Sichtweise vorherrscht. Dies

Fremdheitserfahrungen Schauplatz heftigster Gefühle.

relativiert die Selbstverständlichkeit unserer traditio-

Deshalb lohnt es sich, in der interkulturellen Begegnung

nellen psychotherapeutischen „Glaubenssysteme“ als

die eigene Glaubensprägung auch mit im Blick zu haben.

kulturelle Konstrukte.

Der kulturelle Übergangsraum Apropos Gefühle – in allen Abhandlungen zur interkultu-

Zurück zur Teambesprechung nach der Oberarztvisite:

rellen Kompetenz werden die therapeutischen Grundva-

… Nachdem das Stationsteam die köstlichen Backwaren

riablen nach Rogers (Wertschätzung, Empathie, Echtheit)

von Frau Z. genossen hat, verändert sich in der Nachbe-

betont. Doch die emotionale Realität der interkulturellen

sprechung die Perspektive auf die Patientin. Nicht mehr

Therapie sieht zunächst oft anders aus: Von der Faszi-

ihre vermeintlichen Defizite und Versorgungsansprüche

nation durch das exotisch Fremde über die beunruhi-

als Migrantin standen im Vordergrund, sondern auch

gende Irritation bis zur feindseligen Ablehnung zeigen

ihre Ressourcen und Kompetenzen. Die Sozialarbeiterin

sich vielfältige Gefühlsfacetten. Es empfiehlt sich, diese

berichtet von fast 40 Jahren harter körperlicher Arbeit,

starken Emotionen nicht als sogenannte Störvariablen

die Frau Z. neben der Erziehung ihrer Kinder geleistet

zu eliminieren, sondern sie als Informationsquelle dafür

hat. Die Familie hat es zu bescheidenem Wohlstand

zu nutzen, was zwischen mir und dem Anderen „los“ ist.

gebracht und die Kinder haben in Deutschland Fuß

In diesem Zusammenhang ist das Bild vom „kulturellen

gefasst. Der Oberarzt regt daraufhin ein Familienge-

Übergangsraum“ der deutschen Ethnopsychoanalytikerin

spräch an und verordnet Massageanwendungen durch

Maya Nadig hilfreich. Nadig meint damit einen imaginä-

den Physiotherapeuten. n

ren Raum zwischen Patient und Therapeut, in dem „sich die Grenzen zwischen dem „Eigenen“ und dem „Fremden“ vorübergehend auf[lösen], so dass es zu einer Vermischung einer möglicherweise auch chaotischen und nicht sofort überschaubaren Vielfalt kultureller Zugehörigkeiten und Bedeutungen kommt“ (Nadig, 2006, S. 71). Es ist die Kunst, dieses emotionale und gedankliche Chaos auszuhalten und anzuschauen, um es dann einem Verstehensprozess zugänglich zu machen.

Möskö, M. & v. Lersner, U. (2014). Kultursensibel – aber wie? Leitlinien für Trainings inter-/transkultureller Kompetenzen in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Psychotherapeutinnen. Verfügbar unter: https://www.psychologie.hu berlin.de/de/prof/ the/Leitlinien (29.6.2015).

Therapeut, Kultur C, Religion D Patient, Kultur A, Religion B

Prof. Dr. Henning Freund, Studienleiter M.A. Religion und Psychotherapie,

Die fachliche Dimension interkultureller Kompetenzen

Wissenschaftlicher, Geschäftsführer des

hat in den vergangenen Jahren an wissenschaftlicher

Marburger Instituts für Religion und

Substanz gewonnen und wird momentan in Leitli-

Psychotherapie, Evangelische Hochschule

nien für Trainingsmaßnahmen umgesetzt (Möskö &

TABOR, Marburg


16

ERFAHRUNGEN

Ich wurde reich beschenkt Überraschende Erfahrungen im Klinikaufenthalt Es war so ziemlich das Letzte, was

ben hatte. Der Grund dafür war, dass

Stricken und lachte über die jun-

ich wollte. Fast zwanzig Jahre war

ich befürchtete, die Dinge über den

gen Männer, die sich Wolle gekauft

ich in keiner Klinik mehr gewesen,

Glauben würden vielleicht für Verwir-

hatten, um Mützen zu häkeln. Ein

und nun musste es doch wieder

rung bei den Mitpatienten sorgen.

lustiger Anblick. Ich war oft allein,

sein. Seit meinem 17. Lebensjahr

aber durch die Therapien und die

leide ich unter einer psychischen

Meine Medikamente sollten umge-

gemeinsamen Spaziergänge am

Krankheit (bipolare Störung), die

stellt werden. Dafür braucht man

Morgen lernte ich die anderen

dank Medikamenten, Therapeuten

Zeit und Geduld. Die Zeit wollte

kennen. Hier gab es Verständnis,

und dem Einhalten meiner Grenzen

ich mir nehmen mit dem Ziel, gut

Medikamentenbezeichnungen waren

gut unter Kontrolle ist. Aber nun litt

medikamentös eingestellt zu sein,

bekannt, es gab Trost, jedenfalls

ich seit längerem an Schlaflosigkeit,

um dann wieder besser leben zu

häufig. Ich gewöhnte mir an, im

musste oft weinen und war einfach

können. Der Aufenthalt dauerte dann

Stillen für die Mitpatienten zu beten.

nicht in der Reihe. Die psychosoma-

sieben Wochen. Ich lebe mit einer

Wie finster waren manche Augen.

tische Klinik in meiner Heimatstadt

Krankheit, die als nicht heilbar gilt,

Auf einmal war ich dankbar, für die

wurde erst vor einem Viertel Jahr

natürlich trifft das für Gott nicht zu.

anderen beten zu können und ihnen,

eröffnet, ich nahm Kontakt mit einer

Der Herr Jesus könnte mir diese

soweit möglich, Mut zu machen.

Ärztin auf, und dann ging es recht

Krankheit nehmen. Das wäre ein

Eine junge Frau, die mir beim Essen

schnell. Obwohl ich betete, dass mir

Wunder. Ein Wunder ist aber auch,

gegenüber saß, redete kaum etwas.

der Klinikaufenthalt erspart würde,

dass ich gelernt habe und immer

Ich spürte ihre Verzweiflung. Ich

bekam ich einen Anruf: „Morgen

wieder lerne, mit meinen Grenzen

legte meine Hand auf ihre, sie zog

oder übermorgen können Sie kom-

und dem Tabletten-Schlucken umzu-

ihre Hand nicht zurück. „Könnte ich

men“. Ich erinnere mich noch gut, wie

gehen. Ich habe akzeptiert, dass das

nur mehr tun“, dachte ich. Aber ich

sich in dem gleichen Augenblick ein

so ist. Nicht ein für alle mal. Manch-

war selbst Patientin, und es war mir

innerer Friede auf mich legte, ähnlich

mal brauche ich ein neues Ja für

nicht möglich zu helfen. Ich konnte

als wäre eine Glasglocke über mich

die Lasten, die ich zu tragen habe.

beten. Das war so viel. „Der Herr

gestülpt worden. Ich packte meine

Allerdings ist es ein gutes Leben,

Jesus kennt diese Menschen“, dachte

Sachen, und mein Mann und ich

weil mein Glaube durch viele Tiefen

ich, er weiß, was sie brauchen. Ver-

fuhren in das Krankenhaus.

gestärkt wurde, weil ich meinen

schiedene Nationalitäten, Arbeits-

Vater im Himmel so nah erlebt habe,

lose und Studenten, wir waren ein

Die moderne Klinik erinnerte mich

dass diese beglückenden Erfahrun-

gemischtes „Publikum“. Dann kam

nur kaum an frühere Aufenthalte in

gen das Leid aufwiegen. Schon jetzt.

es doch heraus, dass ich ein Buch

Psychiatrien. Es war keine geschlos-

Und was in der Herrlichkeit noch

geschrieben hatte. Seltsam, wenn

sene Klinik. Die Krankenschwestern,

kommt, da wage ich gar nicht dran

die Frau in meinem Zimmer das

sie nannten sich Pflegerinnen, waren

zu denken.

Buch las. Ein junger Mann, 18 Jahre alt, groß und dünn, mit Piercing an

freundlich und hilfsbereit und eine Anlaufstelle bei Tag und Nacht. Die

Fast jeden Tag ging ich in die schöne

verschiedenen Stellen im Gesicht,

Ärzte erlebte ich als freundlich und

Kapelle. Der Boden und die Wände

die Haare gefärbt und unter einer

als respektvoll gegenüber den Pati-

sind in schlichtem Grau gehalten. Ich

Mütze versteckt, schloss mit mir

enten. Das Zimmer, das ich mit einer

vertiefte mich gern in den Anblick

Freundschaft. Wahrscheinlich hätte

anderen Patientin teilte, war groß

der Glasfenster. Hier saß ich, las in

ich außerhalb der Klinik nie Kontakt

und schön eingerichtet. Ich gehörte

meinem Neuen Testament, betete

zu ihm bekommen. Bald war ich

zu den Ältesten. Eine Entscheidung

und oft weinte ich. Selten kam

seine Oma. Er legte gern den Arm

hatte ich getroffen: Ich würde nichts

jemand, die Tür war offen, so schien

um mich, und als er am Wochen-

von meinem Glauben erzählen und

die Kapelle integriert zu sein in das

ende bei seiner Freundin übernach-

auch nicht mein Buch erwähnen, das

Krankenhaus. Ich machte lange

tete, meinte er: „Ich vermisse aber

ich über meine Krankheit geschrie-

Spaziergänge, kaufte mir Wolle zum

jetzt die Rosemarie.“ Ich war eine


3/2015 CHRISCARE

ossen ndschaft geschl Unverhofft Freu

von ihnen, genauso betroffen von

mache ich gern, aber an diesem

zenskammer und diesen Menschen

einer Krankheit, aber ich hatte das

Abend kam das nicht an. Auf einmal

zeigen, dass Du ihr Retter bist.“

Gefühl, dass sie etwas merkten

ging es um den christlichen Glauben.

von dem Glauben, der mir Halt und

„Warum geht es mir schlecht?“, fragte

Mir selbst wurde nach dem Aufent-

Hoffnung gab. Vielleicht hatte ich

R., ein intelligenter junger Mann. Er

halt in der Klinik etwas von der Angst

auch deshalb so einen guten Zugang

habe doch alles richtig gemacht. Eine

genommen, wenn Ungewisses,

zu den jungen Männern, weil ich

heftige Diskussion fing an, plötzlich

vielleicht schwer zu Ertragendes in

zwei Stiefsöhne groß gezogen habe.

war er ruhig: „Wenn du wüsstest,

der Zukunft auf mich zukommt. Nöte

Ich saß auf der Terrasse, ein junger

wie ich dich um deinen Glauben

und Schwierigkeiten werden wieder

Mann kam und bat mich um Rat.

beneide!“, platzte es aus ihm heraus.

kommen. So ist unser Leben. Aber

Wir unterhielten uns. „Vielen Dank“,

„Heute Abend werde ich ‚dem‘ alles

der Herr ist ganz besonders präsent,

meinte er. Aber ich war doch selbst

sagen,“ meinte er. Ich ermutigte ihn,

wenn dunkle Wege vor uns liegen. Er

nur eine Patientin.

sein Herz vor Gott auszuschütten.

verlässt uns nicht, wenn die Situation brenzlig ist. Ja, wir können damit

Ich erlebte in diesen Tagen, dass

Ich wurde in diesen Tagen ganz

rechnen, dass dunkle Tage kommen.

auch ein Platz der richtige sein kann,

neu dankbar für dieses wertvolle

Wir können aber auch damit rechnen,

an dem wir es für unmöglich halten,

Geschenk des Glaubens. Nun bin ich

dass unser Vater im Himmel bei uns

unseren Glauben weiter zu geben.

schon einige Monate zuhause und

ist, vielleicht sogar spürbarer, als

Offensichtlich hatte mich der Herr

mittlerweile helfen die neuen Medi-

wenn alles glatt geht. Das haben wir

hierher geschickt, weil er mich hier

kamente gut, ein normales Leben

seiner Treue zu verdanken. n

brauchte. Ich staunte wieder ein-

zu führen. Immer wieder fallen mir

mal über das, was er tun kann. An

die Begegnungen mit den Menschen

einem Abend meinte R.: „Kommt,

während dieser besonderen Zeit

wir machen den Fernseher aus. Wir

ein. „Herr, öffne ihnen das Herz. Du

setzen uns zusammen und reden.“

kannst ihre Seele heilen, aber Du

4, 5 Patienten saßen im Kreis und

kannst auch in ihr Innerstes kom-

Rosemarie Dingeldey,

ich fing an, Witze zu erzählen. Das

men. Du kannst eintreten in ihre Her-

Michelstadt


18

HINTERGRUND

Denke gut – und schöpfe Mut Gutes Denken bewirkt Ermutigung – Ermutigung gründet in der Liebe. Mut regt sich „dennoch“ durch Zuversicht; eine bejahende Einstellung zu den Gegebenheiten des Lebens. Das ist ein Segen! Dafür muss der Tunnelblick überwunden werden, um „mehr“ zu sehen. Viktor E. Frankl (1905 - 1997), der Begründer der Logotherapie, spricht in diesem Zusammenhang von der Trutzmacht des Geistes. Zitat: „Gelingendes Leben hängt nicht von den Bedingungen ab, die wir antreffen, sondern von den Entscheidungen, die wir selber treffen.“

Menschen ihr Leben lang auf Lebensblockaden oder „ungünstige Lebensbedingungen“ fixiert. Doch auch wenn die Kindheit nicht immer rosig war, ist dennoch niemand nur der hilflose Sklave seines Schicksals. Vielmehr überwindet ein starkes Wofür jedes Warum! Also weg vom Selbstmitleid, weg von der Selbstfixierung. Wichtig ist nicht die Frage: „Was ist für mich gut?“, sondern die Frage: „Wofür bin ich (noch) gut...?“ Das klärt „trübe, verklemmte“ Gedanken, weitet den Blick und gibt wieder guten Mut. Gute Orientierung

Was immer auch ist, es kommt darauf an, wie wir es

geben dabei die drei Fragen des Rabbi Hillel (110 v.Chr):

bewerten, wie wir also darüber denken. Das prägt unsere

1. Wenn ich es nicht tue, wer soll es dann tun? – 2. Wenn

„Sichtweise“, unser Selbstbild und unsere Sichtweisen

ich es jetzt nicht tue, wann soll ich es dann tun? – 3.

der Welt. So ist in den Augen der Guten auch „die Welt“

Wenn ich es überhaupt nicht tue, wie fühle ich mich dann? Um dabei nicht in Grübeleien und Zweifeln

„Wenn wir eine Situation nicht ändern können, ist das ein Aufruf, uns selbst zu ändern!“

stecken zu bleiben, sind wiederum drei weitere Fragen hilfreich: 1. Entspricht der Gedanke den Tatsachen? – 2. Hilft mir der Gedanke? Wenn nein: – 3. Durch welchen besseren Gedanken kann ich ihn ersetzen? Das rückt verquerte Einstellungen zu Recht.

gut. Nörgler und Schwarzseher hingegen reden sich

Einstellungen sind das Ergebnis oft wiederholter Gedan-

selbst die Welt schlecht. Mutlose Aussagen wie: „Was

ken; sie erzeugen in uns Bilder = Vor-stellungen (vom

kann ich denn schon machen?“ oder trotzige Verweige-

Leben und „den anderen“); sie sind die Grundlage unse-

rungssignale wie: „Ich bin nun mal so“ programmieren

rer Bewertungskriterien, die wiederum Gestik, Sprechen

Hilflosigkeit und Resignation. Wer sich selbst als Opfer

und Handeln prägen. All das formt unsere Ausstrahlung

sieht, wird nie als Gewinner enden. Fehlt es an gutem,

auf andere. Bedenken wir: Gedanken sind Kräfte; sie sind

zuversichtlichem Denken, ersticken Mut und Lebens-

geistige Energien, die uns entweder stabilisieren oder

freude. Man verirrt sich im „Starr-sinn“ oder verliert sich

deformieren. Je mehr wir uns um gute „Ein-sichten“

in der Sinnleere. Typisch dafür die Aussage: „Ach, es ist

bemühen, umso besser geht es uns. Unser Denken und

ja doch alles sinnlos...“ Aber, so Frankl: „Wenn wir eine

Handeln wird offener und gütiger; gelassener können wir

Situation nicht ändern können, ist das ein Aufruf, uns

auch mit den Einstellungen anderer besser leben. Damit

selbst zu ändern!“

ist kein dickes Fell gemeint. Vielmehr ist Gelassenheit die reinste Form seelischer Gesundheit. Sie setzt im Alltag

Das setzt Verantwortungsbereitschaft voraus, was nichts

Achtung durch Selbstachtung voraus – ein Denken, das

anderes heißt, als auf die mir gegebenen Lebensbedin-

zwar urteilt, nicht aber sogleich verurteilt. Das macht

gungen eine sinnvolle „Antwort“ zu finden. Es ist die

weitherzig und „liebens-würdig“. So vervielfachen sich

Grundbedingung des Erwachsenwerdens. Hingegen

die guten Energien, gegründet in einem guten Denken,

bleiben nicht wenige Erwachsene in ihren Kinderschuhen

das Mut macht statt ablehnt; ein gesundes Denken, das

stecken. Kennzeichen: Schuld sind immer „die anderen“.

heilt statt kränkt; ein liebevolles Denken, das einem güti-

In einem ähnlichen Opferverhalten bleiben nicht wenige

gen Herzen entspringt.


HINTERGRUND

3/2015 CHRISCARE

Alle Weltreligionen lehren seit mehr als 2000 Jahren

ausgeliefert, solange bleibe ich aber auch blockiert für

die Bedeutung eines gütigen Herzens. Psychosoma-

unumgänglich notwendige Veränderungen.

19

tisch kann dem nur voll und ganz zugestimmt werden. Es ist bewiesen, dass „offene und ehrliche Menschen“,

Bedenken wir: „Die Gedanken sind frei.“ Darum stehen

die sich durch Zuversicht und Gelassenheit im Alltag

ermutigende Perspektiven im Zentrum jeder positiven

auszeichnen, nicht nur weit weniger Herz- und Kreislauf-

Wandlung. Wichtig sind aber auch gute soziale Kontakte;

probleme haben, sondern ganz allgemein gesünder und

denn: „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage

länger leben. Könnte vieles von dem, was wir heute als

dir, wer du bist.“ Bedenken wir: Charakter, Schicksal und

Stress beklagen, aus tiefstem Grunde nicht ein Mangel

Gesundheit hängen von der Art und Weise ab, wie wir

an Weitherzigkeit sein? Denn die gefürchteten Psycho-

uns geistig dazu entscheiden – entweder: Ärger oder

toxine sind genau die (un)heimlichen Krankmacher, die wir durch entmutigendes, „trüb-sinniges“ Denken in uns selbst erzeugen. Darum sollte eine Formel uns stets Programm sein:

„Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.“

Denke gut und schöpfe Mut. Dieser stärkende Lebensrefrain fördert ein gesundes Selbst-bewusst-sein und

Freundlichkeit, Eifersucht oder Vertrauen, Zorn oder

setzt voraus, sich gedanklich nicht mit dem zu beschäf-

Gelassenheit, Selbstgerechtigkeit oder Güte, Liebe oder

tigen, was man nicht möchte, sondern bewusst mit

Hass, Rechthaberei oder Nachsicht, Rache oder Friedfer-

dem, was man anstrebt! Dabei wächst das Gefühl, mit

tigkeit, Großmut oder Neid, Unlust oder Heiterkeit, Furcht

Leib und Seele bei der Sache zu sein. Ist andererseits

oder Selbstvertrauen, Selbstaufgabe oder Mut... Wer sich

im Leben etwas unabänderlich, steht an erster Stelle

selbst aufgibt, dem kann auch nicht geholfen werden.

die Akzeptanz des Unabänderlichen. Denn solange ich

Wer nicht will, der hat schon verloren. Wer meint, zu kurz

etwas nicht wahrhaben will (und ich in verzweifelten

zu kommen, der ist auch der Benachteiligte. Wer sich kla-

Anklagen verstrickt bleibe), kann sich am Schicksal

gend vorhält, vom Leben betrogen worden zu sein, der

nichts zum Guten ändern, weil ich mir selbst dabei im

wird mit Sicherheit als Griesgram enden. Wer nicht gut

Wege stehe. Es stellt sich die Frage, ob nun tatsächlich

denkt, kann nicht gut leben! Tatsache ist, dass in Wahr-

alles sinnlos geworden ist? Schmerz über einen Verlust

heit keine negative Bewertung den eigentlichen Wert des

ist natürlich menschlich. Aber die Zeit ist auch gütig...

Lebens schmälern kann. Umso mehr braucht das Leben

Darum ist es unnatürlich, sich so an die Erinnerung des

Zuversicht, Mut, Begeisterung, Freude und Liebe. Statt

Verlustes zu klammern, dass die schmerzlichen Gefühle

den Kopf hängen zu lassen, geben wir uns lieber einen

den „Blick über den Schmerz hinaus“ immer wieder

Schubs und sagen uns öfter: „Mensch: Denke gut – und

neu blockieren. Energie ist von Natur aus ununterbro-

schöpfe Mut!“ n

chen in Bewegung. Der Versuch, sie festzuhalten, hat stets Konflikte, Schmerz und Leid zur Folge. Resultiert viel Trostlosigkeit und Leid nicht aus einem erbitterten

Otto Pötter (geb.1948), Rheine,

Zustand des Festhaltens? So ist auch ein Leidenwollen

Verhaltenstherapeut, Dozent für logothe-

widersinnig. Solange ich nicht loslassen will, bleibe ich

rapeutische (sinnzentrierte) Persönlich-

(im Leid) gefangen; solange ich nicht zulassen will, mich

keitsentwicklung nach Viktor E. Frankl

von Vergangenem zu lösen, solange bleibe ich befan-

(www.otto-poetter.de). Literatur: Pötter,

gen; solange ich mich weigere, mich von destruktiven

Froh zu sein, bedarf es wenig. Aschen-

Gedanken zu distanzieren, solange bleibe ich ihnen

dorff Verlag Münster


20

HINTERGRUND

Heilende Seelsorge In allem aber leite uns die Hoffnung Der Theologe, Autor und Seelsorger Hans-Rudolf Bachmann hat immer wieder erlebt und beobachtet, wie christliche Seelsorge Menschen heilend verändern kann. Zu einer Theologie, die nährt und weiterbringt, gehören immer Menschen, die von einer biblischen Wahrheit getroffen, ergriffen und durchdrungen wurden. Leute, bei denen in kleiner Münze das Wort wieder Mensch wird.

Könnte es sein, dass in unseren Kir-

Gott uns an vielen Orten enttäu-

chen und in unserer Gesellschaft zu

schen, am Glauben irre werden

vieles krankt, weil die Theologie der

lassen muss. Bei David Jaffin habe

Kirche krank ist? Weil – wie bei Peter

ich gelernt, die Psalmen zu lieben,

Rudolf – Wunder für heute gemäß

jene Gebete von Menschen, die ihren

theologischer Begründung nicht

Gott oft nicht verstehen konnten; die

mehr zu erwarten sind? Weil uns die

mit ihm rangen und ihm klagten, die

Welt des Sichtbaren, Messbaren und

auch bereit waren, an Gott zu leiden

Kontrollierbaren derart dominiert,

und die allem Schmerz zum Trotz auf

dass die unsichtbare Welt nur noch

seine Barmherzigkeit hofften und

unwirklich erscheinen kann? Weil

ihn lobten. Auch David Jaffin kannte

Himmel und Erde in uns nicht mehr

das konkrete Eingreifen Gottes bei

zusammenklingen?

Krankheit und Leiden. Aber Wunder

Heilung der Theologie

sind immer Gnade – das war ihm

Alles ist Gnade

wichtig. Wir dürfen darum bitten,

zugehört, damals noch in Seewis .

Da ist David Jaffin. Wie sein Name

aber Gott zwingen, das können und

Er erzählte, wie er als bestens aus-

erahnen lässt, ist er Jude. Nachdem

sollen wir nicht.

gebildeter Theologe im Dienst der

er zum Glauben an Jesus Christus

Basler Mission nach Afrika ausreiste,

als Messias gefunden hatte, stu-

Es geht um etwas Größeres

um die Christen dort in die Welt

dierte er evangelische Theologie und

Da ist Traugott Schelker, mein

europäischer Theologie einzuführen.

wirkte als Pfarrer in Deutschland. Er

blinder Seelsorger und Weggefährte

Kaum hatte er mit seinen Vorlesun-

kam öfters nach Seewis. Wenn ihn

über Jahre. Er, der Blinde, hat mir

gen begonnen, suchte ihn einer

etwas erschütterte, dann konnte er

die Augen für vieles geöffnet: Er

seiner Studenten auf. Er hatte ein

sehr engagiert auftreten und auch

durfte es erleben, dass Menschen

dringendes Anliegen: „Kommen Sie

starke Worte wählen, so dass er

Heil und Heilung erfuhren, manch-

so schnell wie möglich bei uns vor-

mich manchmal an den scheltenden

mal unerwartet, als Geschenk, das

bei! Ich bitte Sie, meine todkranke

Jesus3 erinnerte. Mit großem Eifer

ihn tief demütig machte. Er hat mir

Da ist Peter Rudolf. Ihm habe ich 1

Mutter nach Jakobus 5 zu salben

trat er auf gegen Christen, die kum-

oft gesagt, wie er darunter leide,

und mit ihr zu beten.“ Peter Rudolf,

pelhaft mit dem Ewigen umgehen,

dass unter Christen nicht mehr Hei-

ganz ehrlich: „Ich erschrak ob dieser

die nicht mehr ergriffen sind von

lungen geschehen. Immer wieder

Bitte, ob den damit verbundenen

Gottes Heiligkeit und Souveränität,

kniete er darum in ernster Selbst-

Erwartungen. Und ich muss Ihnen

die meinen, sie hätten ein Recht auf

prüfung vor Gott. Gerne sprach er

gestehen, ich wusste nicht, was in

Wunder und – mit Blick auf die Theo-

aber auch über den Anfang von

Jakobus 5 zu lesen war. Zudem gab

logen – die meinen, sie könnten Gott

Johannes 9: „Jesus ging vorüber

es in meiner Theologie für heutige

in eine ausgeklügelte Systematik

und sah einen, der blind geboren

Zeiten keine Wunder. Doch ich wollte

pferchen. David Jaffin kam mir vor

war. Seine Jünger fragten ihn:

meinen Studenten nicht enttäu-

wie ein Prophet des Volkes Israel, der

‚Meister, wer hat gesündigt, dieser

schen. Ich zog mich kurz zurück, las

uns Christen bewusst machen will,

oder seine Eltern, dass er blind

den Jakobustext und machte mich

wie sehr wir den unfassbar großen

geboren ist?’ Jesus antwortete: ‚Es

auf den Weg. So gut ich es konnte,

Gott unter vermeintlicher Berufung

hat weder dieser gesündigt, noch

nahm ich die Salbung vor. Und

auf Jesus verniedlicht, gezähmt und

seine Eltern, sondern die Werke Got-

während des gemeinsamen Gebetes

verzärtelt haben. Er zeigte uns aber

tes sollen an ihm offenbar werden’.“

wurde die Frau spontan und völlig

auch, dass wir ganz viele Facetten

geheilt.“ Peter Rudolf fügte hinzu:

unseres Lebens nicht mehr mit dem

Als Blinder hatte er zu diesen

„Und in jenem Moment wurde auch

Ewigen zusammen zu schauen ver-

Worten eine besondere Beziehung.

meine Theologie geheilt.“

mögen, weil ein nur noch lieblicher

Er sagte jeweils, nicht ohne den

2


HINTERGRUND

3/2015 CHRISCARE

21

Christen tragen die Vision des neuen Himmels und der neuen Erde in sich innerlich durchgestandenen Kampf

so markante Zeichen des Reiches

Der Blick nach vorne

zu verleugnen: „Jenen hat Gott

Gottes aufgerichtet werden, wie

In allem aber – ob wir Heilung erfah-

geheilt, auf dass die Werke Gottes

durch ein Wunder der Heilung. Men-

ren, ob wir vertrauensvoll auf Gott

offenbar würden. Mich aber hat er

schen, die in Liebe und Vertrauen

hin leiden oder ob wir zur Gesundheit

vollständig erblinden lassen – auf

kreuzwärts gehen – sie gehören für

Sorge tragen – in allem aber leite

dass die Werke Gottes offenbar wür-

mich zum kostbaren Schatz der Kir-

uns die Hoffnung: „Danach sah ich

den.“ Dass Gottes Werke und Gottes

che und zu ihren besten Lehrern.

einen neuen Himmel und eine neue

Herrlichkeit offenbar würden durch

Erde. … Und vom Thron her hörte ich

sein Leben – das war sein überge-

Das Gesunde stärken

eine mächtige Stimme rufen: ,Seht,

ordnetes Ziel, ob dies nun hieß:

Und da ist Doris Siegenthaler. Als

die Wohnung Gottes ist jetzt bei den

„Heraus aus dem Leiden“ oder ob

Leistungssportlerin ist sie zusam-

Menschen! Gott wird in ihrer Mitte

es bedeutete: „Hindurch durch das

mengebrochen und hat in einem

wohnen; sie werden sein Volk sein

Leiden“. Wie oft hat er mich zur Ord-

mühsamen Lernprozess eingeübt,

– ein Volk aus vielen Völkern, und

nung gerufen, wenn ich ungeduldig

im Umgang mit ihrem Körper

er selbst, ihr Gott, wird immer bei

wurde und Gottes Handeln nur noch

Gnade zu praktizieren. In ihren Fit-

ihnen sein. Er wird alle ihre Tränen

als sofortiges und heilendes Eingrei-

ness- und Wellnesskursen berichtet

abwischen. Es wird keinen Tod mehr

fen verstehen wollte: „Hansruedi,

sie davon. Bevor ich ihr zuhörte,

geben, kein Leid und keine Schmer-

wänn nume öppis uselueged fürs

hatte ich zwei Fragen, die mich in

zen, und es werden keine Angst-

Riich vo Gott!“ Diese Bemerkung

der Seelsorge immer wieder bewegt

schreie mehr zu hören sein. Denn

hörte ich nicht immer gleich gerne,

hatten: „Ist Krankes zu heilen?“

was früher war, ist vergangen4.’“ n

erinnerte sie mich doch daran, dass

Und: „Ist Leiden zu gestalten?“ Im

es etwas Wichtigeres gibt, als die

Gespräch mit ihr kam noch eine

Frage, wie es mir geht ...

dritte Frage hinzu: „Ist Gesundes zu stärken?“ Alle drei Fragen erinnern

Dort war ich 14 Jahre lang im Sinnhotel Scesaplana als theologischer Mitarbeiter engagiert. 2 In Jakobus 5,14.15 werden die Ältesten der Gemeinde aufgefordert, Kranke mit Öl zu salben und für sie zu beten. 3 Vergleiche Matthäus 24 4 Offb 21,1-4 1

Wir leben in einer Zeit großartiger

an urbiblische Themen. Die dritte

medizinischer Fortschritte, die wir

greift die Anliegen der alten Wei-

alle gerne in Anspruch nehmen.

sen und Diätetiker auf, welche die

Unser Schöpfer hat uns Menschen

Menschen nicht zuerst lehrten, wie

so geschaffen, dass wir wunderbare

Kranke geheilt werden können, son-

Fertigkeiten zur gegenseitigen Hilfe

dern wie die Gesunden gesund blei-

entwickeln können! Aber das darf

ben. Da kommen ganz unscheinbare

uns nicht dazu verführen, dass wir

Dinge zur Sprache, aber gerade

Leid, Krankheit und Behinderung

geistlich gesinnte Menschen brau-

Hans-Rudolf Bachmann, Pfarrer,

nur noch als etwas ansehen, das

chen manchmal praktische Hinweise

geboren 1950, verheiratet mit Kath-

beseitigt werden muss. Ich bin über-

zur Ernährung, zu Arbeit und Ruhe,

rin Bachmann-Schaub, vier erwach-

zeugt, dass durch die Verherrlichung

zu Licht und Luft. Es täte ihnen gut,

sene Söhne, gehört zum Drittorden

Gottes im Leiden – nicht durch die

neben dem Römerbrief auch das

der Kommunität Diakonissenhaus

Verherrlichung des Leidens! – genau

Buch der Sprüche zu verkosten…

Riehen und wohnt in Riehen.


Blickpunkt „Stellen Sie sich eine Welt vor, in der jeder willkommen ist!“

ChrisCare

David Neufeld, Verleger



24

HINTERGRUND

Babylon, die Bergpredigt und Pfingsten Verantwortung übernehmen

zynisch. Er lädt uns ganz liebevoll ein damit: „Es wird euch sehr entlasten, wenn ihr von mir lernt. Ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen.“ Jesus wirbt um unser Einverständnis, unser Lehrer sein zu dürfen, mit der schön-

Was die Bibel zu unserer Verantwortung für die Erneuerung der Kommunikation sagt

sten Einladung, die man sich nur denken kann: „Kommt

Was rettet die Welt? Als Christen pflegen wir bereits die

will euch erquicken.“ (Matthäus 11,28-30).

her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich

Fragestellung zu korrigieren. Aus dem „Was“ machen wir ein „Wer“. Und damit haben wir auch schon die Antwort:

Den Komplizierern ist es verborgen, den Einfältigen

Jesus Christus natürlich. Dem sei nicht widersprochen,

offenbart es sich (Matthäus 11,25). Einfältig ist, wer sich

wohl aber der Korrektur. Sie lenkt ab. Sie lenkt um von

nicht selbst für klug und weise hält, für theologisch und

unserer Verantwortung auf seine. Aber das lässt er nicht

philosophisch besonders begabt, für geistlich besonders

mit sich machen.

erleuchtet, mag er noch so eindringlich „Herr, Herr!“ rufen. Der einfältige Gott der Liebe braucht einfältige

„Verantwortung“ kommt von „Antwort“. Verantwortung

Menschen, um die Welt zu retten.

geschieht dialogisch. Er redet, damit wir antworten. Wir reden und er antwortet. Er tut es wirklich. Oft hören wir

Einfältig ist zum Beispiel Johannes: „Gott ist die Liebe.“

nichts, weil wir mit Antworten rechnen, die er nicht gibt,

Punkt. „Wer sagt, dass er Gott liebt, und seinen Bruder

weil er uns anderes zu sagen hat. Er stellt uns in Verant-

hasst, der lügt.“ Punkt. „Und dies Gebot haben wir von

wortung. Er macht uns verantwortlich. Wir hören das

ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder

nicht gern, darum deuten wir es um, mit Vorliebe, indem

liebe“ (1. Johannes 4,16-21). Rufzeichen.

wir uns demütig geben: Wir seien in die Verantwortung gestellt, aber wir seien leider gar nicht fähig, ihr gerecht

Das ist schwer, seufzen wir Zwiespältigen. Das geht gar

zu werden, weil wir leider schwache Sünder seien. Der

nicht. Das kann kein Mensch aus sich selbst heraus. Statt

Heilige Geist selbst müsse es in uns bewirken.

einfach „ja“ zu sagen, jammern wir „Herr, Herr!“. Die Einfalt wundert sich. „Wo ist das Problem?“ fragt der einfältige

Er bewirkt es, indem er redet. Er redet Klartext: „Es ist

Johannes. „Das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote

dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von

halten; und seine Gebote sind nicht schwer“ (1. Johannes

dir fordert“ (Micha 6,8). Das heißt: Du weißt, was zu tun

5,3). Punkt. Da hilft kein Jammern. Es ist uns gesagt. Es ist

ist. Rede dich nicht heraus. Das stellt uns zurück in die

nicht schwer. Es will nur ernst genommen werden.

Verantwortung. Einfältig ist Jesus: „Wer diese meine Rede hört und tut Wir bekennen lieber unsere Schuld, als unserer Verant-

sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf

wortung gerecht zu werden. Wieder antwortet er, indem

Fels baute“, sagt er am Ende der Bergpredigt. Natürlich

er Klartext redet. Er gibt dazu Jesus das Wort: „Ihr, die

meint er nichts anderes damit als diese seine Rede, die

ihr so eindringlich ‚Herr, Herr’ zu mir ruft: Ich weiß,

er gerade gehalten hat: Die Bergpredigt eben. „Und

ehrlich gesagt gar nicht, wovon ihr sprecht. Was wollt ihr

wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht

eigentlich von mir? Euch wichtig tun? Durch euer Gehabe

einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute“

beweisen, wie ernst ihr es meint? Ich kann damit nichts

(Matthäus 7,24.26). Kann man mit der Bergpredigt nicht

anfangen“ (Matthäus 7,22f). Man verzeihe mir diese dras-

regieren? Was für ein Unsinn, antwortet der einfältige

tische Paraphrase. Aber im Original drückt sich Jesus weit

Jesus: Man kann nicht regieren ohne sie! Nicht im eige-

deutlicher aus.

nen Leben und nicht in der Politik.

Es ist nicht so kompliziert mit dem christlichen Glauben,

Was sagt denn „diese seine Rede“? Was lehrt sie uns? Wie

wie wir es machen. „Lernt von mir“, sagt Jesus. „Mein

die Welt zu retten ist. Und wie ist sie zu retten? Durch die

Joch ist sanft und meine Last ist leicht“. Er meint das nicht

Erneuerung der Kommunikation. Die Bergpredigt insge-


HINTERGRUND

3/2015 CHRISCARE

25

samt und besonders dieses Schlusskapitel sieben gehört

achten und respektvoll füreinander sorgen, dass sie

zu den großen Weisheitstexten der Bibel, in denen uns sehr

Erfüllung finden. Die Kirche ist dafür verantwortlich. Wir

kompakt und und didaktisch sorgfältig ausformuliert die

sind die Kirche.

Grundprinzipien gelingender menschlicher Gemeinschaft vermittelt werden, und das sind die Grundprinzipien der

Davon, wie das geht und worum es dabei geht, quillt die

konstruktiven Kommunikation. Das Herz der Bergpredigt

Bibel geradezu über. Das eine große Thema der Liebe,

ist die „Goldene Regel“, die in allen humanen Weisheits-

um die sich die ganze Bibel dreht, ist ihre kommunikative

lehren aller Kulturen zu allen Zeiten, wo immer ihre Idee in

Verwirklichung. Um der Liebe willen geht es der Bibel

Worte gefasst wurde, verstanden und bejaht wurde: „Alles

vor allem anderen um gelingende Kommunikation. Das ist mitnichten eine Psychologisierung einer geistlichen Wahrheit. Die Gemeinschaft der Heiligen, Inbegriff

KOMMUNIKATIONSBRÜCKE GOTTES TURMBAU ZU BABEL

KRIEG

des neutestamentlichen Gemeindeverständnisses, hieß seinerzeit

PFINGSTEN

FRIEDE

UCHTE MISSBRA ATION IK N U KOMM

Communio Sanctorum. Symbolisiert und zentriert ist sie in der Kommunion, der Feier des Abendmahls.

ERFÜLLTE SEHNSUCHT

D

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SÜ L

L FA

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U

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Die Kommunion wirkt nicht aus sich selbst heraus die überzeugende Gemeinschaftsgestalt der Kirche – das hätten wir gern, weil es dann nicht unserer eigenen Verantwortung läge. Nein, sondern die Wahrhaftigkeit der Communio entsteht durch

Grafik: Hans-Arved Willberg

die Wahrhaftigkeit der Communicatio. Auf Deutsch: Ob wir als Christen

nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut

im Geist der Liebe leben oder nicht hängt davon ab, wie

ihnen auch!“ Das ist geboten. „Das ist das Gesetz und die

wir kommunizieren.

Propheten“ (Matthäus 7,12), kommentiert Jesus. Es ist uns gesagt, was er damit meint: Das ist das ganze Liebesgebot,

Zwei Ereignisse ragen aus dem biblischen Erzählgut

das ist der Wille Gottes, das rettet die Welt. Ist das schwer?

heraus, an denen die Bedeutung der zwischenmensch-

Jedenfalls ist es nicht schwer zu verstehen.

lichen Kommunikation für das Kommen des Reiches Gottes besonders stark zum Ausdruck kommt. Sie sind

Aber bequem ist es nicht, denn es stellt uns in Verant-

so in die Chronologie der biblischen Heilsgeschichte

wortung. Es ist der schmale, geradlinige Pfad der Einfalt

eingefügt, dass man sie mit den tragenden Pfeilern einer

ohne Wenn und Aber. Wenige gehen ihn, sagt Jesus, als

Hängebrücke vergleichen kann (Abbildung). Es ist die

er die Bergpredigt hält (Matthäus 7,12). Aber immerhin,

Brücke der Versöhnung und Verständigung, die große

es gibt sie. Auf die Wenigen kommt es an. Das ist immer

Friedensbrücke Gottes durch die Zeiten. Der biblischen

so und am Anfang erst recht. Die Bergpredigt ist der

Geschichte nach kommt die Menschheit von der destruk-

Anfang. Jesus selbst ist dieser Anfang. Sein Weg, seine

tiven Kommunikation her und bewegt sich auf die kons-

Sendung ist das. Und die Kirche ist die Gemeinschaft der

truktive zu, kurz gesagt: auf den Frieden. Sinnbildlich für

Wenigen, aus der Viele werden sollen, immer mehr, bis

das ursprüngliche schwere Kommunikationsproblem des

die ganze Welt gerettet ist.

Menschen mit allen schrecklichen Folgen stehen der Sündenfall und die Urgeschichte, die mit dem Turmbau zu

Die Welt ist gerettet, wenn alle Menschen sich so gut

Babel endet, dem Höhepunkt und bleibenden Symbol für

verstehen, wie es nur geht, gegenseitig ihre Bedürfnisse

menschenverachtende Gleichschaltung ohne Verstehen


26

HINTERGRUND

und Verständigung, durch pures Diktat und reine Gewalt.

Turmbauprogramms: Wahrhaftige Communio ohne

Da versteht letztlich keiner mehr den anderen und jeder

jeden äußeren Druck, ganz ohne Angst; wirkliches Verste-

flieht, sobald er kann, um seine Haut zu retten (Genesis

hen über bis dahin unüberwindlich geglaubte Grenzen

11). Danach kommt Abraham, Stammvater derer, die auf

hinweg, in aller Nüchternheit und Klarheit, aber auch in

den Frieden hoffen (Genesis 12). Es folgt die lange Zeit

echter, zutiefst emotionaler Verbundenheit, in uneinge-

der Sehnsucht auf das Kommen des wahren Friedenskö-

schränkter Herzlichkeit und großer Freude. In diesem

nigs, durch den die Zwangsherrschaft der gewaltsamen

Symbol liegt das A und O des Christentums beschlossen.

Verständigungsverhinderer endlich ihr Ende finden soll

Es prägt unseren Auftrag und es zeigt uns das Ziel. n

(Jesaja 9). Dann endlich kommt Jesus, der für sich selbst in Anspruch nimmt, dieser König zu sein (Johannes 12,14f). Und dann kommt Pfingsten. Pfingsten gilt als der „Geburtstag der Kirche“. Das trifft zu, wenn wir das darunter verstehen, was das Pfingster-

Hans-Arved Willberg, Karlsruhe, evangeli-

eignis selbst eindrücklich symbolisiert. Pfingsten ist das

scher Theologe, Trainer – Dozent – Publizist,

Gegenstück zur Zwangsvereinigung des babylonischen

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Schwerpunkte: Manuelle Therapie und CMD-Behandlungen. Einarbeitungszeit ab Oktober 2015 möglich. Schriftliche Bewerbungen an folgende Adresse: A. Steinmetz, Im Dorfe 18, 38179 Walle Telefon: 05303- 5678 oder -7102

Bildnachweis: Foto: Sandie Brischler, Berlin Textnachweis: Dieses Gedicht wurde dem Buch von Roland Walter, König Roland – Im Rollstuhl durchs Universum, entnommen. Neufeld Verlag, Schwarzenfeld 2012. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages. In derselben Gestaltung wie diese Seite ist es unter www.neufeld-verlag.de auch als Poster (DIN A3) erhältlich.


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Wer bin ich?

D

ie Menschen nennen mich behindert, und sie haben recht, das bin ich auch. Gott nennt mich seine gute Schöpfung, und er hat recht, das bin ich auch. Die Menschen nennen mein Leben kostspielig, und sie haben recht, das ist es auch. Gott sagt, mein Leben ist wertvoll, und er hat recht, das ist es auch. Die Menschen nennen mich unproduktiv, und sie haben recht, das bin ich auch. Gott sagt, ich bin ein Brückenbauer zwischen Behinderten und Nichtbehinderten, und er hat recht, das bin ich auch. Die Menschen nennen mein Aussehen abstoßend, und sie haben recht, das ist es auch. Gott sagt, mein Lachen ist schön, und er hat recht, das ist es auch. Roland Walter

27


28

CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Gebet für das Gesundheitswesen Wir laden Sie herzlich ein, diese Gebetsverantwortung mit zu tragen, die Gebetsbriefe zu beziehen (einfach per Mail anfordern) und für die genannten Anliegen zu beten. Nachfolgend ein Gebetsbrief aus diesem Jahr, der die Bedeutung der Fürbitte für unsere Arbeit verdeutlicht, geschrieben von einem Krankenhausarzt: „Als Mitarbeiter im Gesundheitswesen stehen wir tagaus-tagein „an vorderster Front“, um Menschen in Krankheit und Not zu helfen. Vielfach tragen wir mit Verantwortung dafür, wie das Leben der uns anvertrauten Menschen weitergeht.

Gebet öffnet Türen

Neben gutem Fachwissen, prakti-

In unserem Land gibt es viele Gebetsinitiativen, die unterschiedliche Schwerpunkte in den Gesellschaftsbereichen haben.

unser Gesundheitswesen in einigen

schem Können und psychosozialer

Bereichen Veränderung, damit

Kompetenz brauchen wir die Geis-

neue Konzepte und weitere, für den

tesgegenwart Gottes. Diese können

Menschen dienende Strukturen

wir nicht machen, aber neu Tag für

entstehen können. Dies kann durch

Tag darum beten.

Die Arbeit von Christen im Gesund-

begleitendes Gebet unterstützt

heitswesen ist 1989 aus der Initiative

werden.

Als Arzt habe ich es immer wieder entlastend erlebt, dass darüber

„Gebets- und Arbeitskreis Christen im Gesundheitswesen“ in Hamburg

Die monatlichen Gebetsbriefe

hinaus andere Christen regelmäßig

entstanden.

werden abwechselnd von den 23

für mich und meinen Dienst beten.

Mitgliedern des Bundesweiten

Zwei treue Beterinnen begleiten

Wir spürten die Herausforderung,

Leitungskreises CiG geschrieben. Da

mich und meine Familie bereits über

die Fürbitte für „unseren“ Bereich,

wir aus unterschiedlichen Berufs-

Jahre, ja Jahrzehnte. Und vieles von

das Gesundheitswesen, auf- und

gruppen, Konfessionen und Regio-

dem, was ich bei meinen Patienten

auszubauen, das „Gebet für das

nen Deutschlands kommen, bringen

und in meinem Krankenhaus erlebe,

Gesundheitswesen“ entstand als

wir eine Bandbreite verschiedener

ist wesentlich im Verborgenen von

monatlicher Gebetsbrief.

Aspekte ein. Der Gebetsdienst wird

Fürbittern erbeten worden.

von Eva-Maria und Thomas Mieth Wir danken Gott für das hohe

aus Freiberg und Bettina Gundlach

Lasst uns in diesem Monat beson-

Niveau und die vorbildliche Ver-

aus Aumühle koordiniert und über

ders darum bitten,

sorgung im Gesundheitswesen in

unsere Geschäftsstelle an einen

• dass Gott immer wieder neu

unserem Land. Dennoch braucht

Kreis von Fürbittern verschickt.

Fürbitter für uns Mitarbeitende und


CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

3/2015 CHRISCARE

29

Die Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN (CiG) CiG e.V. ist eine bundesweite konfessionsverbindende Initiative von Mitarbeitern unterschiedlicher Berufsgruppen im Gesundheitswesen: Pflegende, Ärzte, Therapeuten, Mitarbeiter aus Management und Verwaltung, Seelsorger, Sozialarbeiter und weitere Berufsgruppen des Gesundheitswesens. Basis der Zusammenarbeit sind die Bibel, das apostolische Glaubensbekenntnis sowie die Achtung des Einzelnen in seiner jeweiligen Konfessionszugehörigkeit. Wir CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN wollen • einander fördern, unseren Glauben im Berufsalltag zu leben, • zur Neubelebung an der Bibel orientierter Werte im Gesundheitswesen beitragen, unsere Einrichtungen im Gesund-

• Patienten und Kollegen die heilende Liebe Jesu Christi erfahrbar machen,

heitswesen beruft,

• in Einheit mit Kirchen und Gemeinden den biblischen Auftrag von Diakonie,

• dass Christen sich Gott zur Ver-

Caritas und Heilungsdienst in unserem Land wahrnehmen.

fügung stellen für diesen verborgenen Dienst der Fürbitte,

Die ökumenische Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN verbindet

• dass unsere Fürbitten Gottes

seit über 25 Jahren Christen im Umfeld des Gesundheitswesens – inzwischen

Nähe und Versorgung erfahren,

rund 10.000 in regionaler sowie in bundesweiter Vernetzung.

• dass auch bei nachlassender Präsenz von Diakonissen und Ordens-

Wichtiges Element sind die CiG-Regionalgruppen, die von Mitarbeitern vor

leuten das Gebet in vielen Einrich-

Ort geleitet und verantwortet werden und die sich in unterschiedlichen, z.B.

tungen des Gesundheitswesens neu

monatlichen Abständen treffen. Beruflicher Austausch, biblischer Impuls und

Belebung erfährt,

Gebet sind wiederkehrende Bestandteile der Treffen. Einige Gruppen bieten

• dass Gemeinden und geistliche

Regionalveranstaltungen an, zu denen öffentlich eingeladen wird. Kontakt zu

Gemeinschaften „ihre“ Christen im

den Regionalgruppen vermittelt die Geschäftsstelle.

Gesundheitswesen im Gebet mit tragen.

Die Veranstaltungen der Akademie werden dezentral meist in Zusammenarbeit mit den CiG-Regionalgruppen angeboten: Seminare zu berufsspezifischen The-

Gebet im Gesundheitsministerium Berlin

men aus christlicher Sicht, Fachgruppentreffen wie auch Angebote für Kranke

Seit 2005 wird zu einer jährlich statt-

men Sie gern mit uns Kontakt auf. Weitere Infos: www.cig-online.de.

und Angehörige. Wenn Sie in Ihrer Region ein Seminar initiieren wollen, neh-

findenden Gebetszeit in das Bundesministerium für Gesundheit in

Die bundesweit ausgerichtete Arbeit von Christen im Gesundheitswesen wird

Berlin eine kleine CiG-Gebetsgruppe

von rund 20 Mitarbeitern aus unterschiedlichen Gesundheitsberufen im Bundes-

eingeladen.

weiten Leitungskreis verantwortet und geleitet.

In Anwesenheit von Mitarbeitenden

In der Geschäftsstelle in Aumühle bei Hamburg wird die Arbeit koordiniert.

aus dem Ministerium werden Gebets-

Hauptamtliche, geringfügig Beschäftigte und rund 130 Ehrenamtliche sorgen

anliegen aus dem Gesundheitswesen

für die Umsetzung von Projekten und unterstützen die Arbeit des Bundes-

in der Fürbitte vor Gott gebracht.

weiten Leitungskreises.

Auch dieser Dienst ist uns wichtig, in dem vor Ort konkrete gesundheits-

Die Arbeit von CiG finanziert sich wesentlich aus Spenden. Ein Kreis von z.Zt.

politische Anliegen aufgenommen

500 Förderern bildet hierfür die Grundlage, indem sie den gemeinnützigen Ver-

werden und wir um Gottes Segen für

ein jeweils mit einem Mindestbeitrag von 10 € im Monat finanziell unterstützen.

unsere Politiker beten. n Förderer können an den Fortbildungsseminaren der CiG-Akademie für den ermäßigten Beitrag teilnehmen und erhalten das ChrisCare-Abo kostenfrei. Wir laden Sie herzlich ein, dem Förderkreis beizutreten! n Günther Gundlach,

CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN e.V.

Geschäftsführer

Bergstraße 25, D-21521 Aumühle

Christen im

Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39

Gesundheitswesen

Email: info@cig-online.de, Internet: www.cig-online.de


30

NACHRICHTEN

Reaktion

Musik: Gesundheitsfördernd

Nachrichten Dankbar war man über die rück-

qualitativ hochwertige Altersmedizin

läufigen Ebolazahlen. Allerdings

zu sorgen – in den Geriatrien, aber

wies der WHO-Experte, Dr. Joyce

auch im Zusammenspiel mit den

Onsongo, darauf hin, dass die man-

Notaufnahmen und den organspezi-

gelnde Prävention ursächlich für die

fischen Fachabteilungen in den Kran-

rasche Ausbreitung von Ebola gewe-

kenhäusern“, erklärte Ralf Zastrau aus

sen sei. Hier könnten die Kirchen vor

dem Leitungskreis GeriNet Hamburg

allem ihre Kontakte zu den ärmsten

und Geschäftsführer am Albertinen-

Bevölkerungsgruppen nutzen, um

Haus. So sollen u. a. wechselseitige

Chicago: Wissenschaftler der Uni-

Aufklärung zu betreiben. Bedauert

Hospitationen stattfinden. n

versität Michigan haben in einer

wurde bei dem Treffen, an dem 80

vergleichenden Studie unter weißen

Experten aus 20 Ländern Afrikas

und farbigen US-amerikanischen

teilnahmen, dass die Ausgaben für

Senioren beobachtet, dass es: a.

das Gesundheitswesen stark abnäh-

einen Zusammenhang zwischen der

men. Mehr: www.oikoumene.org/

Frequenz des Gottesdienstbesuchs

en/what-we-do/health-and-healing/

und der emotionalen Reaktion auf

ebola-newsletter n

Der Einfluss von Gospel-Musik

Themenheft

Fortbildung in Spiritualität

geistliche Musik gibt, b. Menschen, die stark von geistlicher Musik angesprochen werden, sich eher mit anderen Menschen verbunden fühlen, c. diese Verbundenheit sich in einer hoffnungsvolleren

Netzwerk

Für moderne Altersmedizin

Ausschnitt des Titelblattes

Zukunftsschau niederschlägt und

Berlin: Der Springer Verlag hat in

d. hoffnungsvollere Menschen

seiner Reihe CNE-Fortbildung jetzt

eine bessere Gesundheit aufwei-

ein Themenheft Spiritualität heraus-

sen. Mehr: Krause N, Hayward RD

geben. Das von René Hefti, Langen-

(2014). Religious music and health in late life: A longitudinal investiga-

thal, konzipierte Programm enthält Ralf Zastrau bei der Begrüßung

tion. Intern. Journal of Psychology and Religion 24(1) n

Prävention

Ebola: Kein Geld

Sentpali und Christoph von Dach. Hamburg: Die wachsende Zahl älterer

„Das Heft will“, so René Hefti, „zei-

Menschen wird die Medizin der

gen, welche Bedeutung Spiritualität

Zukunft vor besondere Herausforde-

und Religiosität für Krankheits- und

rungen stellen. Vor diesem Hinter-

Heilungsprozesse haben“.

grund fand Anfang Juli die Auftakt-

Mehr unter: https://cne.thieme.de/

veranstaltung des neu gegründeten

cne-webapp/p/home/ n

Qualitätsverbunds GeriNet Hamburg statt. Mehr als 230 Fachleute tauschten sich auf dem Fachsymposium darüber aus, wie moderne Altersmedizin zum Wohle der Patienten aussehen sollte: vernetzt, wohnortnah, mit

Mehr Aufklärungsarbeit durch Kirchen

Beiträge u.a. von Annette Meussling-

Zufriedener

Pro Klinikseelsorge

klaren Strukturen und einer hohen, gesicherten Behandlungsqualität. Das

Nairobi: Auf die oft unterschätzte

neue Netzwerk ist eine Initiative der

Bedeutung der Kirchen und kirchli-

freigemeinnützigen Krankenhäuser

cher Gesundheitsnetzwerke für die

Hamburgs, die über sechs Geriatrien

Gesundheitsvorsorge in Afrika hat

verfügen. „Der Bedarf an altersme-

der Weltkirchenrat während einer

dizinischer Behandlung wächst stark.

Konferenz in Kenia hingewiesen:

Deshalb ist es uns eine Herzensange-

New York: Der Besuch eines Kran-

Im Februar trafen sich Experten aus

legenheit, dass unsere Häuser noch

kenhausseelsorgers fördert die

den meisten afrikanischen Ländern.

enger zusammenrücken, um für eine

Zufriedenheit von Patienten mit der

Positiver Einfluss von Klinikpfarrern


Der NEUE Hahne 3/2015 CHRISCARE

Klinik. Das ergab eine breit angelegte

auch meinen liebsten Nächsten oder

Untersuchung am Mt. Zion-Kranken-

mir selbst nicht zumuten würde...“

haus in New York. Dabei zeigte sich,

Mehr: www.dialog-ethik.ch/der-eid/ n

31

dass Patienten, die vom Klinikpfarrer besucht wurden, die Klinik eher ihren Freunden empfehlen würden. Sie bewerteten, trotz tendenziell schwerer Erkrankungen, den Aufenthalt in der Klinik positiver. In einem Kommentar

Herzkrank

Roter Sonntag

meint Professor Harald König, dass vor allem die Verwaltungschefs der Kliniken die Ergebnisse studieren sollten. Denn wenn es um mehr Patienten ginge, spielte die spirituelle Erfahrung in einer Klinik ein große Rolle, wie sie

Rote Kleidung als Zeichen

vor allem Klinikseelsorger vermitteln könnten. Mehr in: Journal of Health

Baltimore: „Herzprobleme werden

Care Chaplaincy 21:14-24 n

von Patienten oft nicht wahrgenommen. Signale für eine Herzerkrankung

Berufsethos

Neuer Ärzte-Eid

würden auf äußere Faktoren wie Stress oder Überanstrengung gescho-

Nr. 5.121.005 · 160 Seiten € 9,95

ben. Das US-amerikanische Magazin ChurchHealth berichtet in seiner Frühjahrsausgabe 2015: Das St.Agnes-

!

reits 6 Auflagen

Nach 6 Wochen be

Krankenhaus in Baltimore, Maryland begann 2004 in Partnerschaft mit drei Kirchengemeinden den Roten Sonntag zu propagieren. Diese Aktion weist auf die Gefahren der HerzerkrankunEthik statt Ökonomie

gen hin und wendet sich besonders an Frauen, die diese oft negieren. Da

Zürich: „Das Gesundheitswesen ist

besonders afroamerikanische Frauen

zunehmend von ökonomischen Inter-

stark von Herzerkrankungen betroffen

essen geleitet und hat entsprechende

sind, nutzt die Aktion die Kirchen, die

Anreizsysteme geschaffen“, heißt es

einen leichten Zugang zur Zielgruppe

in einer Erklärung des Institus Dialog

haben als Partner. Inzwischen beteili-

Ethik in Zürich. „Die Grenzen zwischen

gen sich, über 180 Gemeinden, berück-

ökonomisch motiviertem und ärztlich

sichtigen das Thema im Gottesdienst

motiviertem Handeln verschwimmen

und laden ein, an diesem speziellen

laufend.“ Eine fünfköpfige Kommis-

Sonntag durch eine rote Kleidung Auf-

sion aus verschiedenen Fachdiszipli-

merksamkeit zu erregen. Die Leiterin

nen in der Schweiz hat sich deshalb

des Frauengesundheitszentrums der

in einem einjährigen gemeinsamen

Klinik, Dr. Sharon Winkeler, begründet

Denkprozess mit dem Berufsethos

die Zusammenarbeit: „Wir wissen, wie

der Ärztinnen und Ärzte befasst – und

bedeutend religiöse Gemeinschaften

einen neuen Eid erarbeitet. Hier ein

für afroamerikanische Frauen sind.

Auszug aus dem Eid mit seinen 18

Körperliche Gesundheit ist dabei

Richtlinien: „...ich betreibe eine Medi-

so stark verknüpft mit emotionaler

zin mit Augenmaß und empfehle oder

und spiritueller Gesundheit, dass es

ergreife keine Maßnahmen, die nicht

sinnvoll schien, diese drei Bereiche zu

medizinisch indiziert sind...“, „...ich mute

integrieren.“ Mehr:

meinen Patienten nichts zu, was ich

www.reddresssunday.com n

Was trägt, wenn Erfolg ausbleibt, Pech und Pleiten, Kündigung oder Krankheit das Leben radikal verändern? Dann sind echte Werte gefragt, die unser Dasein dennoch wertvoll machen.

Herz, Hirn und Humor

sind wieder garantiert, wenn mit Peter Hahne einer der prominentesten und profiliertesten Hauptstadtkorrespondenten in die Tasten haut. it lustig« »Schluss mWochen über 100 ner-Schnitzel« Zigeu »Rettet das Wochen 49 llerliste GEL-Bestse IE P S r e d f au

im Kawohl Verlag 46485 Wesel · Tel 0281 96299-0 www.kawohl.de


32

BRIEF AN PATIENTEN

Persönlich für Sie Liebe Patientin, lieber Patient, heute möchte ich Ihren Blick auf die Beziehung zwischen Ihnen als Patient und uns als Ärzten richten und allgemeine Gedanken weitergeben zur Begegnung zwischen Ihnen und den Sie versorgenden Mitarbeitern, Krankenpflegenden und anderen Gesundheitsberufen.

Als erstes fällt mir als Ärztin dazu

heilkunde oder auch in der Psych-

haben Fragen in Bezug auf Krank-

die frühere Sicht auf uns Ärzte

iatrie werden darum oft bewusst

heit und auch auf den Glauben.

als die „Halbgötter in Weiß“ ein,

keine weißen Kittel mehr getragen.

Was bedeutet meine Krankheit?

als die wir oft erlebt wurden und

Dies sehe ich als große Chance,

Warum bin gerade ich krank

manchmal auch heute noch erlebt

um Ängste abzubauen und Begeg-

geworden? Wer oder was kann mir

werden. Die Menschheit hat mit

nungen auf Augenhöhe zu ermögli-

helfen? Diese Fragen begegnen uns

dem medizinischen Fortschritt viel

chen. Dann treten Sprachbarrieren

an allen Ecken und Enden. Auch wir

erreicht. Trotzdem bleiben und sind

und kulturelle Verschiedenheiten in

Profis kennen nicht alle Antworten,

auch wir Profis „nur“ Menschen

den Hintergrund.

die optimale Therapie und können oft auch keine sichere Prognose

mit Gefühlen, Unzulänglichkeiten, Grenzen und Fragen. Heute hat sich

Darum gefällt mir die Beschreibung

zum weiteren Verlauf der Erkran-

diese Sicht Gott sei Dank bereits

der Beziehung zwischen Helfer und

kung geben. Wir wissen aber, dass

weitgehend verändert und wird

Hilfesuchendem in der Christlichen

gegenseitige Verständigung und

realistischer. Es ist eigentlich jedem

Heilkunde so gut: Arzt (oder Helfer)

Verständnis füreinander wichtige

klar, dass auch die Ärzte und ande-

und Patient (Hilfesuchender) kom-

und heilsame Wirkfaktoren im

ren Profis der Rolle des „Allwissen-

men zusammen und versammeln

Krankheits- und Heilungsprozess

den“ in keiner Weise entsprechen.

sich vor Gott. Er ist der Handelnde

sind.

Leider wird die Arztrolle im Gegen-

und Heilende. Wir Menschen helfen

teil dann manchmal zu einer eher

mit im Heilungsgeschehen.

Darum: Nutzen wir die Chance, gehen wir aufeinander zu. Sagen

abwertenden und ebenso wenig Die kulturelle Vielfalt in unserem

Sie, was Sie sich wünschen, und

Land und unserem Gesundheitswe-

erzählen Sie uns von sich. Fragen

Sehr reduziert – und doch auch

sen bereichert uns alle. Sie schafft

Sie danach, wie wir etwas meinen,

entlastend und heilsam – ist die

aber vielmals zusätzliche Hinder-

wenn Sie es nicht verstehen. Und

Patientenbeziehung im Tiefsten

nisse zur echten Begegnung, wenn

seien Sie nicht verärgert, wenn

vor allem eine „Begegnung von

Kultur und Sprache voneinander

wir Ihre Hilfe brauchen, um Sie zu

Mensch zu Mensch“. Wenn Sie

verschieden sind. Es ist schwer,

verstehen. n

nun als Patient auf uns Mitarbei-

wenn Sie sich unverstanden füh-

ter treffen, spielen unbewusste

len, z.B. als deutscher Patient mit

Mit diesen Gedanken grüße ich Sie

Erwartungen eine manchmal große

ausländischen Ärzten und Pflegen-

herzlich, Ihre Bettina Gundlach

und übergroße Rolle. So sind

den, die nicht mehr Ihre Sprache

Enttäuschungen vorprogrammiert

sprechen, oder auch für uns als

– auf beiden Seiten. Sie möchten

Ärzte und Pflegende, wenn wir Ihre

im Gesundheitswesen nicht nur

Sprache nicht verstehen, Ihre Kul-

Bettina Gundlach,

mit ihrer Krankheit gesehen und

tur oder Religion uns fremd sind.

Ärztin im Sozialpsy-

hilfreichen Sichtweise demontiert.

chiatrischen Dienst,

als „Körpermaschinerie Mensch“ betrachtet werden, die Sie zur

Auch Arzt und Krankenschwester

Vorstand Christen im

Reparatur bringen. Sie sind mehr

kennen Zeiten körperlicher oder

Gesundheitswesen,

als Ihre Krankheit! In der Kinder-

psychischer Erkrankung. Auch wir

Aumühle


LESERBRIEF + VORGESTELLT

Leserbrief

3/2015 CHRISCARE

33

Vorgestellt

An die Redaktion

Zu ChrisCare allgemein:

Ich habe einer Ergotherapeutin, die in einer psychiatrischen Klinik arbeitet, ein Geschenkabo ChrisCare geschenkt. Ihre Rückmeldung zur ersten Ausgabe: „Ihr

Name:

Heftchen ist auf der Depressionsstation sehr beliebt, nicht

Christliche Krankenhäuser in Deutschland CKiD, eine Ini-

nur bei uns Mitarbeitern.“ Dieses Lob möchte ich gerne

tiative der beiden konfessionellen Krankenhausverbände

an Sie weitergeben. (Es handelt sich nicht um eine christliche Klinik.) Ich selber bin keine Mitarbeiterin im Gesund-

Zielsetzung:

heitswesen, lese Ihre Zeitschrift trotzdem immer mit

Christliche Krankenhäuser sind ein wichtiger Stützpfeiler

großem Gewinn. Ich bin chronisch krank und finde nur

der Krankenhausversorgung in Deutschland: Rund jedes

hier die Themen, die mich bewegen aus einer christlichen

dritte deutsche Krankenhaus befindet sich in christlicher

Perspektive. Ich finde die Artikel so wertvoll und hilfreich,

Trägerschaft. Unser Marktanteil ist seit gut zehn Jahren

dass ich morgens zur Stillen Zeit immer nur einen lese,

stabil – trotz Privatisierung, Kostendruck und Marktkon-

dann habe ich genug „Schwarzbrot“ für den ganzen Tag

solidierung. Wir verstehen die Behandlung und Versor-

und kann lange von jeder Ausgabe zehren. Diesen Monat

gung kranker Menschen als eine umfassende Aufgabe,

war ich zum ersten Mal zum „Wochenende für Kranke“

die neben ärztlicher und pflegerischer Versorgung auch

von CiG und habe viel Segen mitgenommen. Bei einem

eine seelsorgerische Betreuung unserer Patienten und

Vortrag fiel der Satz „Wenn Krankheit stumm macht“. Das

die religiöse und psychische Dimension von Krankheits-

würde ich gerne als Thema für eine ChrisCare-Ausgabe

bewältigung einschließt. Darüber hinaus engagieren sich

vorschlagen. Mich beschäftigt das sehr, habe aber noch

viele Ehrenamtliche in kirchlichen Krankenhäusern und

nirgends etwas dazu gelesen. Außerdem wurde bei dem

unterstützen damit eine verstärkte Zuwendung zu den

Wochenende betont und so steht es auch im Begleitma-

Patienten. Die Christlichen Krankenhäuser werden durch

terial, „dass der Mensch eine untrennbare Einheit aus

den Deutschen Evangelischen Krankenhausverband

Körper, Seele und Geist ist“. In den letzten Jahren, wo

e.V. (DEKV) und den Katholischen Krankenhausverband

es mir besonders schlecht ging, habe ich in Therapien

Deutschlands e.V. (KKVD) vertreten. Die Fachverbände

viel über Körper und Seele gelernt. Da die Therapien

sind Mitglieder im Evangelischen Werk für Diakonie und

aber nichtchristlich waren, habe ich dort nichts über den

Entwicklung sowie im Deutschen Caritasverband, der

Geist gelernt, in meiner Gemeinde auch nicht. Deshalb

Wohlfahrtorganisation der katholischen Kirche.

würde ich auch das gerne mal als Thema für eine Ausgabe vorschlagen: Der menschliche Geist. Gerade auch

Gründungsjahr:

in Bezug auf Krankheit wäre das ein spannendes Thema,

2009 begann die Kooperation des katholischen und des

zu dem die Meinungen und Theologien vielleicht weit

evangelischen Verbandes

auseinander gehen. Aber das macht ja nichts. Ich finde es übrigens eine ganz besondere Stärke von ChrisCare, dass

Mitglieder und Beschäftigte:

die Zeitschrift wirklich überkonfessionell ist. Ich genieße

600 Krankenhäuser – jedes 3. deutsche Allgemeinkran-

diese Breite sehr und finde sie sehr bereichernd. Das

kenhaus, 155.000 Betten, über 6.000.000 Patientinnen

findet man selten und deshalb ist es umso wertvoller.

und Patienten jährlich, etwa 265.000 Beschäftigte (nach

Ich habe auf Ihrer Internetseite gelesen, dass die The-

Köpfen), 32.000 Ausbildungsplätze

men für die nächsten Ausgaben schon feststehen. Aber vielleicht sind Sie ja doch immer wieder auf der Suche

Publikationen:

nach neuen Themen und dankbar für Anregungen aus der

Neben zahlreichen Publikationen auf der Homepage

Leserschaft. So traue ich mich einfach mal, Ihnen diese

erscheint die Zeitschrift CKiD.Polit-Journal

beiden Vorschläge zu mailen. Vielen Dank für Ihre Arbeit ! Machen Sie weiter so! n

Internetseite: www.christliche-krankenhaeuser.de

Claudia Menzel, Berlin


34

INTERVIEW

Das Krankenhaus am Nil Christliche Angebote in einem muslimischen Land Das Evangelische Krankenhaus „Al-Germaniyya“, wie es die Menschen im Süden Ägyptens liebevoll nennen, liegt am landschaftlich reizvollen ersten Nilkatarakt in Assuan. An die Anfänge der Krankenhausarbeit im Jahr 1913 erinnern heute noch zwei kleine Marmortafeln mit der Aufschrift „Gabe Gottes“ in deutscher und arabischer Sprache. Den Mitarbeitern aus Deutschland und der Schweiz war es schon immer wichtig, dass Menschen hier nicht nur Heilung für ihre medizinischen Probleme erhalten, sondern die größte Gabe Gottes kennenlernen, Jesus Christus. 1961 entstand ein (damals) moderner Neubau und in den vergangenen drei Jahren wurden alle Stationen grundsaniert sowie ein Anbau mit modernem Operationstrakt und Intensivstation errichtet.

bieten in Dörfern Fortbildungskurse

Welche Rolle spielt dabei der Glaube und das Gebet für das heilende Handeln und wie passt das zu der westlichen Medizin und Pflege?

in verschiedenen Fachrichtungen

Als Krankenhaus arbeiten wir

für Jugendliche an. Getragen wird

natürlich wie alle Krankenhäuser

diese Arbeit von der Evangeliums-

in Ägypten auf der Basis der wis-

gemeinschaft Mittlerer Osten (EMO),

senschaftlichen Medizin. Das wird

Wiesbaden.

von den Patienten auch erwartet:

zwei ambulante Gesundheitszentren auf dem Land. Behinderte Kinder werden in einer Kindertagesstätte fachgerecht gefördert. Mitarbeiter

Untersuchungen, Operationen und Therapiemöglichkeiten. Aber parallel

Krankheit und Heilung im ägyptischen Umfeld

dazu erwarten christliche Patienten, dass man mit ihnen und für sie betet und ihre Situation in einem Gebet

Barbara Wiesner ist Kinderkranken-

vor Gott bringt. Nichtchristlichen

schwester mit langjähriger Erfahrung

Patienten, die mehr als Dreiviertel

in der arabischen Welt. Sie leitet in

aller Patienten ausmachen, bieten

der „Al-Germaniyya“ einheimische

wir das ebenfalls an und sie nehmen

Pflegekräfte an. Wir stellten ihr

es in der Regel gerne in Anspruch.

einige Fragen zum Thema Krankheit und Heilung im ägyptischen Umfeld.

Gibt es offizielle Angebote von christlicher oder muslimischer Seelsorge in der christlich geprägten „Al-Germaniyya“?

schiedlichen Gesellschaftsschichten

Barbara, wie wirken sich bei euch unterschiedliche Vorstellungen von Krankheit und Heilung im Dialog von christlichen und muslimischen Patienten und Mitarbeitern aus?

und religiösen Hintergründen ganz-

Krankheit, Heilung und Gesundheit

Geschichten und beten mit den Pati-

heitlich Hilfe. Die Arbeit wird heute

werden von christlichen wie von

enten und Angehörigen. Dabei spielt

vor allem von ägyptischen Mitarbei-

muslimischen Patienten als von

es keine Rolle, ob diese Christen

terinnen und Mitarbeitern durchge-

Gott zugelassen angenommen. Sie

oder Muslime sind. Natürlich wird

führt. Unterstützt werden sie von

nehmen die moderne Medizin in

vorher gefragt, ob dieses Angebot

ausländischen Krankenpflegekräften,

Anspruch, stellen es aber Gott abso-

gewünscht wird. Fast immer findet

Ärzten und anderen Fachkräften.

lut frei, zu heilen oder aber nicht.

es eine positive Aufnahme. Auch bei

Angeboten werden Behandlungen in

Christliche Patienten hoffen oft auf

der Visite und der Pflege beten Ärzte

den Abteilungen Innere Medizin, Chi-

ein Wunder, während mir muslimi-

und Schwestern mit den Patienten,

rurgie, Urologie, Augenheilkunde,

sche Patienten schon sagten, man

ebenso vor Operationen. In jedem

HNO, Pädiatrie und Gynäkologie.

dürfe nicht um Heilung beten, denn

Krankenzimmer hängt ein arabisches

Dazu kommt ein christlich orien-

dann würde man ja Gottes freies

Bibelwort an der Wand. Koptisch-

tiertes Ausbildungsprogramm für

Handeln einschränken, schließlich

orthodoxe Patienten erhalten von

Allgemeinmedizin. Im Jahr werden

habe er doch die Krankheit geschickt.

ihrem Priester Besuch und sonntags

mehr als 27.000 Patienten ambulant

Doch auch solche Patienten haben

wird ihnen „Kommunionsbrot“

und etwa 2.000 stationär behandelt.

offensichtlich kein Problem, medizi-

gebracht. Zu den offiziellen Angebo-

Zum Krankenhaus gehören auch

nische Hilfe in Anspruch zu nehmen!

ten der Seelsorge gehören auch die

In dem christlich geprägten Krankenhaus erfahren Menschen aus unter-

Zweimal die Woche singen ägyptische Christen mit dem Krankenhausseelsorger in den Zimmern christliche Lieder, erzählen biblische


3/2015 CHRISCARE

35

Blick vom Zentrum auf den Nil

Stationszimmer

Ärztin mit Patienten

Ständer mit christlichen Flyern, die

men Engpass, den wir in unserem

rege Abnahme finden. Muslimische

Krankenhaus schon seit längerem

Patienten erhalten Zuspruch von

schmerzhaft spüren. Qualifizierte

ihren Angehörigen oder einem Imam.

Pflegekräfte sind sehr knapp. Aus

Krankenhaus Assuan

diesem Grund besteht weiterhin ein

Wie funktioniert das Miteinander von muslimischen und christlichen Mitarbeitern und was fördert eine gute Zusammenarbeit? Unser Team im Krankenhaus besteht überwiegend aus Christen. Für sie gibt es täglich eine Andacht in der Kapelle. Diese ermutigt und stärkt für den oft schweren Dienst. Diese Zeiten der Besinnung helfen, aus der Vergebung zu leben und einander

dringender Bedarf an ausländischen Pflegekräften.

Welche besonderen Herausforderungen stellen sich europäischen christlichen Mitarbeitern? Und welche Erfahrungen aus einem christlichen Krankenhaus in einem muslimischen Kontext lassen sich für Europa fruchtbar machen?

in der Liebe Christi als Geschwister

Eine Herausforderung ist natürlich

anzunehmen. Die wenigen muslimi-

die andere Kultur und Sprache, in

schen Mitarbeiter werden in diese

die man sich einleben muss. Da

„Familie“ einbezogen und fühlen

gibt es immer mal wieder Irritatio-

sich dazugehörig. Da hatten wir bis-

nen. Andererseits empfinde ich die

her noch nie Probleme.

Zusammenarbeit über die kulturellen

Barbara Wiesner mit Kollegen

Singen bei Patienten

Unterschiede hinweg als bereichernd

Welche Bedeutung hat das medizinische Engagement für die Christen in Ä gypten?

und habe „meine“ Mitarbeiterinnen

Christen leben in Ägypten in einer

Für mich ist es durch die christliche

Strähler ist Leiter der

Minderheitensituation und werden

Ausrichtung des Krankenhauses

Evangeliumsgemein-

beruflich manchmal diskriminiert. Im

relativ leicht, auf die geistlichen

schaft Mittlerer Osten

medizinischen Bereich gibt es für sie

Bedürfnisse der Patienten einzuge-

(EMO), Wiesbaden.

jedoch gute Chancen und so findet

hen. Die Unbefangenheit und Selbst-

Barbara Wiesner

man unter der christlichen Bevölke-

verständlichkeit, mit der man über

arbeitet als Krankenschwester im

rung relativ viele Ärzte. Hier sehen

Glaubensfragen mit Menschen ins

Evangelischen Krankenhaus „Al-

Christen eine gute Möglichkeit,

Gespräch kommt, das wünsche ich

Germaniyya“ in Assuan. Infos unter

Menschen zu dienen. In der Kranken-

mir auch für den säkularen europäi-

www.emo-wiesbaden.de oder über

pflege hingegen gibt es einen enor-

schen Kontext. n

info@emo-wiesbaden.de

richtig lieb gewonnen! Dr. (Unisa) Reinhold


36

HUMOR

Hier rät Dr. Rottweil! Die etwas andere Rubrik Liebe Nichtärzte, lehnen Sie sich zurück. Hier gibt es Rat für den medizinischen Nachwuchs. Dazu sagt man „AUA“, d.h. Ausgebildeter Ungeübter Arzt. Wie wird man das? Durch Blättern in einem Katalog. Dieser beinhaltet die Gegenstände der Ausbildung, wird folglich Gegenstandskatalog genannt, kurz GK. Man lernt darin, wie man in Prüfungen aus 5 Antworten die richtige auswählt, ohne die Frage verstanden zu haben. Kein Wunder, dass auf dem

Grabmal des unbekannten Medizinstudenten steht: „Der GK ist unser Leben, unsre Hoffnung, unser Streben. Schon beim ersten Strahl der Sonne durchzuckt es uns mit eitler Wonne. Uns legt auch keine Mehrfachauswahl rein: Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!“ Schnell vergehen so die zwei Jahre bis zum Physikum. Dieser Form von medizynischer Geistesstörung ist folgende Betrachtung gewidmet (in Fußschrift, nicht in Handschrift):

Das Füßikum führt zur Verkopfung

Patient was oder hat er nichts“ – ist

Begriff „im Bereich“

und damit Verdummung unseres

immer die wichtigste Frage. Wahr-

vermeiden. Statt „im

Nachwuchses. Die Fragestellungen

scheinlich hat er nichts, sonst wäre

Bereich des Gesich-

sind viel zu diffuß. Sich fünf Stunden

er zu Ihnen nicht gekommen.

tes“ oder „im Bereich

am Stück darauf konzentrieren zu

des Gesäßes“ heißt es: „im Gesicht“

müssen, ist aus arbeitsfüßiologischer

Irgendwann heißt es dann: O Graus,

oder „am Gesäß“. Der Begriff „im

Sicht unsinnig. Viele Studenten sind

das Studium ist aus! Doch weil

Bereich“ ist also überflüssig. Das

dazu füßisch nicht in der Lage, was

der Papa alt wird, übernimmt man

gilt im Bereich der ganzen Medizin…

man an ihrer Füßiognomie erkennen

schnell die Praxis. Schon kommt

AUA! – Wenn ein Arzt den Ober-

kann. Sie werden so konfuß, dass sie

der erste Patient! „Guten Tag, wie

bauch untersucht und die Leber nicht

jeder Fußel an ihrer Kleidung stört.

geht’s uns denn heute?“ – „Ach, Herr

getastet hat, kann er sein Nicht-

Ein Student aus Füßen im Allgäu

Doktor, das Herz.“ – „Ja, guter Mann,

wissen variabel zu Papier bringen:

musste einmal aus dem Füßikum in

das Herz ist eine häufige Erkrankung,

„Leber nicht sicher tastbar“ klingt

die Klinik gebracht werden, da durch

und häufige Krankheiten sind eben

unsicher, „sicher nicht tastbar“ zu

den Stress sein Tyfuß wieder aus-

häufig!“ – „Ja, es klopft arg häufig.“

gewagt. Ausweichend klingt: „nicht

brach. Es war eine sofortige Infußion

– „Na, machen Sie mal den Oberleib

sicher vergrößert tastbar“. Gebrauche

notwendig. Schenkt also der Jugend

frei, den Unterkörper nicht.“ Arzt aus-

man also die Floskel „nicht vergrö-

endlich reinen Wein ein und keinen

kultiert eingehend. Patient räuspert

ßert tastbar“ im Wechsel mit „nicht

Fußel. Sonst hat sie bald die Füßima-

sich alle paar Minuten. Arzt nach

tastbar vergrößert“. Letzte Mahnung:

tenten satt und wandert ab.

¼ Stunde: „Immer wieder höre ich

Ärzte, hütet euch vor Konjunktivitis

merkwürdige Geräusche. Nun geht’s

= vor unsinnigem Gebrauch des

Man sollte aber das weitere Stu-

zum EKG.“ Schreibt die Überwei-

Konjunktivs. Statt „ich würde sagen“

dium abwarten. Hier lernt man die

sung. Spricht alles, gleichsam diktie-

heißt es: „Ich sach mal…“ (gemäß

MERKSÄTZE FÜR PRAKTISCHE

rend, ins Haustelefon. Am anderen

Uwe Seeler). Und ich sach mal

ÄRZTE, z.B.: „Das Erste, was der Arzt

Ende antwortet Papa: „Miss noch

tschüss – bis zum letzten Mal! n

von einem Patienten sieht, ist das

den Blutdruck, dann hat er Vertrauen

Gesicht. Ist dies nicht zweifelsfrei

und kommt wieder!“ Blutdruck wird

zu erkennen, sehen Sie nochmal

gemessen, Patient geht. Arzt zu sich

scharf hin, bevor Sie den Patienten

selbst: „Den Nächsten, der was mit

auffordern, sich umzudrehen.“ Oder:

dem Herzen hat, überweise ich ohne

„Häufige Krankheiten sind häufig.

diesen Aufwand. Aber beim Ersten

Seltene Krankheiten kommen auch

ist man halt noch zu gründlich.“

vor, allerdings nicht so häufig.“ – Und im Speziellen: „Das Herz ist

Noch ein paar Hinweise für den

eine häufige Erkrankung.“ – „Hat der

AUA: Ein Arzt sollte den unsinnigen

ße von te Grü z t le r o V en R., Uelz Dr. G. wenm „Lö e d e h e ( en) geheiß walde“


LITERATUR

3/2015 CHRISCARE

37

Für Sie gelesen Inklusion – (k)ein Modewort Unterschiedliche Menschen ergänzen einander. Was in einem beruflichen Team eine übliche Erfahrung ist und was in der Bibel als Bild der Kirche vom Leib mit unterschiedlichen Gliedern beschrieben wird, ist nicht in allen Bereichen des Lebens selbstverständlich. Inklusion als die Teilhabe von Behinderten und Nichtbehinderten, Alten und Jungen, Starken und Schwachen ist eine Herausforderung an die Kirche. Wie man die Vielfalt der Menschen als Bereicherung verstehen kann, wird in dieser Handreichung vermittelt. Auch in der Diakonie muss es zu einem Paradigmenwechsel kommen, von der Versorgung zur gleichberechtigten Teilhabe und Selbstbestimmung. FF Es ist normal, verschieden zu sein, Inklusion leben in Kirche und Gesellschaft, Eine Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Gütersloh, 2014, 192 Seiten, ISBN 978-3-579-05975-4, Euro 7,99, SFr. 11.40

Mehr Ethik in der Pflege Inzwischen sind sie Standard: die Ethikkommitees an Kliniken. Aber viele Fragen tauchen in den ambulanten und stationären Einrichtungen der Altenhilfe auf. Darauf wollen die Autoren des Buches eingehen. Sie schildern die spezifischen Herausforderungen, wie sie zum Beispiel bei den Entscheidungsprozessen zur PEG-Sonde bei Menschen mit Demenz anfallen. An konkreten Beispielen wie dem Malteser Ethikkonzept für Altenhilfe- und Pflegeeinrichtungen wird gezeigt, wie ethische Fallbesprechungen gelingen können. Dass auch in der ambulanten Pflege ethische Fallbesprechungen eine Hilfe für Hausärzte und Pflegende sein könnte, hat sich noch nicht weit herumgesprochen. Die im Buch vorgestellten Ansätze in Peine oder in Ostfriesland sind eine erste Hilfe, das zu ändern. FF Michael Coors, Alfred Simon, Mark Stiemerling (Hg.), Ethikberatung in Pflege und ambulanter Versorgung, Modelle und theoretische Grundlagen, Lage, 2015, ISBN 978-3-89918-237-8, Euro 21,00

Psychotherapie und Spiritualität Der Emmaus-Weg Endlich ein Fachbuch über die Bedeutung von Spiritualität für den Umgang mit psychisch Kranken. Ein umfassendes Buch, das die aktuelle Forschungslage darstellt und sowohl dem Studierenden wie dem Praktiker hilfreiche Einsichten vermittelt. Zur Kultursensibiliät heißt es: „Neben dem Alltagsbewusstsein kommen veränderte Bewusstseinszustände vor, die nicht per se pathologischer Natur sind. Sie müssen jedoch psychodiagnostisch von Wahnvorstellungen unterschieden werden. Die Entstehungsbedingungen und Auswirkungen dieser Zustände hängen von dem kulturellen Deutungsrahmen des Betroffenen ab. Eine transzentdenzoffene Psychotherapie bezieht das Deutungssystem soweit wie möglich mit ein.“ FF

Die Jünger Jesu haben durch den Tod ihres Meisters ein tiefes Trauma erlitten. Zwei werden uns in ihrer Verzweiflung nahegebracht. Die Emmausjünger sind für den Autor ein Modell, wie mit Traumata umgegangen werden kann. Er verbindet psychotherapeutische Einsichten und theologische Beobachtungen miteinander und leitet den Leser zu einem fruchtbaren Dialog an. PD Dr. med. Ursula Gast urteilt: „Mit dieser Arbeit steht der Psychotraumatologie erstmals eine fundierte theologische Analyse zur Verfügung, in der das Lukas-Evangelium und damit neutestamentlich fundierte (jüdisch-)christliche Traditionen als spirituelle Heilungsquelle für traumatisierte Menschen ausgelotet werden.“ FF

Michael Utsch, Raphael M. Bonelli, Samuel Pfeifer, Psychotherapie und Spiritualität, Mit existentiellen Konflikten und Transzendenzfragen professionell umgehen, Berlin, 2014, 220 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-64202522-8, Euro 34,99, SFr. 49.90

Ralph Kirscht, Der Emmaus-Weg: Trauma-Heilung in der Emmauserzählung (Lukas 24,13-35) und das Modell einer Spirituellen Traumafolgen-Therapie. Eine transdisziplinäre Untersuchung, Uthlande-Verlag, 2014, 440 Seiten mit CD-ROM, ISBN 978-3981432541, Euro 25,00.


„ “ 38

LITERATUR

Ein gutes Team

Jeder Hand in Hand

„Übrigens gelte nicht nur hier, sondern überhaupt bei jedem Amt im Kloster der Grundsatz: Braucht jemand Hilfe, so werde sie ihm zuteil; ist einer jedoch unterbeschäftigt, so übernehme er gehorsam jeden Auftrag.“ (RB 53:19)

Wieder fällt auf, wie weise Benedikt die Dinge im Klos-

• Ein gutes Team kann arbeiten. Die Ärmel sind schnell

ter regelt. Dieses Mal ist es die Teamarbeit. Er spricht

hochgekrempelt und die Aufträge werden termingerecht

auf der einen Seite vom Amt, also von offiziell zuge-

erfüllt.

teilten Aufgaben und Kompetenzen. Gleichzeitig aber

• Ein gutes Team ist gut besetzt. Die richtigen Leute

ruft er auf zu einer möglichst flexiblen Zusammenar-

sind am richtigen Ort und sind fähig, ihre jeweiligen Auf-

beit. Das eine schließt bei ihm das andere nicht aus. Er

gaben möglichst eigenständig zu erledigen.

bringt hier etwas auf den Punkt, das längst nicht immer

• Ein gutes Team hat einen Kopf, nicht einen Tyrannen.

funktioniert: Da sind doch immer die einen, die sich

Ohne Kopf – ohne achtsame, aber auch konsequente

konsequent auf ihre Aufgabe, ihren Stellenbeschrieb

Leitung – funktioniert kein Team über längere Zeit.

berufen und sehr schnell sagen: Das ist nicht mein Job!

• Ein gutes Team kennt klare Regeln, denen sich alle

Die andern wiederum vertreten die Gegenposition: Sie

verpflichtet wissen.

verstehen Teamarbeit als ein schier grenzenlos flexibles

• Ein gutes Team kann zusammenarbeiten. Keiner

Unternehmen. Hauptsache, die Arbeit wird erledigt!

schert aus, keiner muss sich unnötig profilieren (durch

Und da man sowieso Hand in Hand arbeitet, sind für

Hervorstechen oder durch Scheindemut). Die gemein-

diese die Stellenbeschriebe unnötig und eher hinderlich.

same Leistung und das miteinander Erreichte machen

Benedikt denkt da anders. Er reißt nicht auseinander,

den Stolz eines Teams aus.

was zusammengehört.

• Ein gutes Team ist unkompliziert und effizient, braucht zur Erfüllung der gestellten Aufgaben nicht mehr

Teamarbeit ist für fast jede Form der Gastfreundschaft

Aufwand und Zeit als nötig.

ganz wichtig, damit sie mit Freude wahrgenommen

• In einem guten Team herrscht ein Klima der Wert-

werden kann und nicht zur Überforderung führt. Lassen

schätzung.

Sie mich darum heute – angeregt durch Benedikt – ein

• In einem guten Team sind die Kommunikationswege

wenig dabei bleiben. Kürzlich hatte ich eine Trauung.

kurz und sie werden so oft wie nötig auch begangen.

Das junge Paar wünschte sich als Hochzeitsmotto unser

• In einem guten Team steht man zueinander und kei-

Thema: Teamarbeit. Während der Vorbereitungen

ner wird hängen gelassen, auch wenn einmal die Rollen

und im Gespräch mit ihnen versuchte ich mir all jene

getauscht werden müssen und die eigene Arbeitszeit sich

Aspekte zusammenzustellen, die mir in ganz verschie-

etwas dehnt.

denen Teams immer wieder wichtig geworden sind.

• Ein gutes Team ist konfliktfähig und konfliktbereit,

Daraus sind die folgenden Merksätze entstanden.

kann verzeihen und neu beginnen. Es muss nicht immer

Bewusst formuliere ich nicht von all den Fehlern her, die

alles harmonisch zu- und hergehen in einem guten Team.

man als Team machen kann. Ich habe versucht zusam-

Zur inneren Einheit jedoch wird Sorge getragen.

menzustellen, welche positiven Punkte ein gutes Team

• Ein gutes Team verkraftet auch schwierige Teamzeiten

kennzeichnen. Nicht um ein Ideal zu kreieren, sondern

und vermag – in einem gewissen Rahmen – zeitweilige

um Orientierungspunkte aufzuzeigen, die in eine gute

Schwachheit seiner Mitglieder zu tragen.

Richtung weisen.

• Ein gutes Team spürt aber auch, wenn es an Grenzen stößt, wenn die eigenen Kompetenzen nicht ausreichen. Es kann darum auch Coaching in Anspruch nehmen.

Teamarbeit ...

• Ein gutes Team pflegt den Humor.

• Ein gutes Team braucht eine Vision. Es muss wissen,

• In einem guten Team erlaubt und ermöglicht man sich

wofür es da ist und warum es im Einsatz steht.

schöpferische Freiräume, Pausen und Zeiten neben der


LITERATUR

3/2015 CHRISCARE

39

Ein Meisterwerk bedarf verschiedener Werkzeuge Arbeit, die man mit gutem Gewissen genießen kann.

zur Werkbank und fing an, mit Hammer und Hobel, Boh-

• Ein gutes Team ist ständig im Werden. Es ist lebendig

rer, Schraube und Maßstab, Schmirgelpapier und allen

und entfaltet sich in ermutigenden – immer kleinen – All-

anderen Werkzeugen zu arbeiten.

tagsschritten weiter. Das ist schon sehr gut! Und der Meister wusste recht gut alle seine Werkzeuge Wenn Sie dies hören, denken Sie vielleicht: Da kommt

zu gebrauchen. n

unser Glaube kaum vor. Ich habe die Sprache jedoch bewusst so gewählt, weil für mich eine Überzeugung dahinter steht: Das Höhere muss im Niederen stimmen.

Als Quelle ist mir nur diese Anmerkung bekannt: Gemeindebrief aus Sao Paulo 1

Für uns Christen ist es eine gute Übung, nicht zu schnell die geistliche Ebene zu wählen, denn dies führt nicht selten zu mangelnder Sorgfalt auf der ganz natürlichen, praktischen Ebene. Doch einen geistlichen Aspekt will ich nun einbringen und es wieder mit einer Geschichte1 tun. Sie redet für mich vom Schlüssel aller guten und gesegneten Teamarbeit:

Zum Mitdenken: Sammeln Sie täglich ein schönes, vielleicht ganz unscheinbares Teamerlebnis und danken Sie in Ihrem Gebet täglich und konkret dafür.

Die Werkzeuge des Schreiners waren zu einer Besprechung zusammengekommen. Bruder Hammer wurde zum Leiter gewählt. Doch bald musste er von den anderen hören, dass er sein Amt niederlegen müsse, weil er zu grob und zu lärmend sei. Bruder Hammer erhob sich mit gekränkter Miene und bemerkte: „Dann muss auch Bruder Hobel gehen; er ist immer so oberflächlich.“ „Schön“, sprach Bruder Hobel, „dann wird auch Bruder Bohrer gehen müssen. Er ist eine uninteressante Person, die nie aufbauende Arbeit leistet.“ Bruder Bohrer meinte dazu: „Gut ich gehe. Aber Bruder Schraube muss auch gehen. Man muss ihn dauernd drehen und drehen, bis man mit ihm zum Ziel

Auszug aus dem Buch Kleine Schule der Gastfreundschaft, Basel, 2013 (www.arte-media.ch)

kommt.“ „Wenn ihr es wünscht, bin ich bereit zu gehen“, sprach Schraube, „doch dann muss auch Bruder Maßstab die Versammlung verlassen. Du, Bruder, bist doch der, der über andere urteilt und meint, alle müssten sich nach dir richten.“ Bruder Maßstab klagte daraufhin über Bruder Schmirgelpapier: „Den Kerl mit den rauen Manie-

Hans Rudolf Bachmann, nach dem Studium der Theolo-

ren wollen wir auch nicht mehr. Immer hat er Reibereien

gie theologischer Mitarbeiter im Sinnhotel Scesaplana

mit den anderen.“ Mitten in der erregten Diskussion trat

in Seewis, Pfarrer in Othmarsingen und Ausbildung zum

der Schreinermeister herein. Er zog die Schürze an, ging

Exerzitienleiter, heute in Riehen.


40

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Termine 15.11.: Hamburg, Ökumenischer Patientengottesdienst, www.cig-online.de

Tagungen, Seminare & Konferenzen 19. – 22.8.: Woltersdorf/Berlin, Kreativität in der ärztlichen Praxis, www.medecinedelapersonne.org 5.9.: Riehen/Basel, Workshop „Gründungsprozesse im gemeinschaftlichen Leben“, www.offenetuer.ch 12.9.: Zürich, Workshop „Neue Gemeinschafts- und Wohnmodelle für Singles, Ehepaare und Familien entwickeln, tragfähige Netze aufbauen“, Workshop im Rahmen der Netzwerktagung 2015 für Begleitung, Beratung, Therapie und Seelsorge, www.offenetuer.ch

21.11.: Hamburg, Gott begegnen in Bewegung und Tanz, www.cig-online.de 23.11.: Kassel, Fachtag „Spirituell und Professionell – mit religiösen und spirituellen Fragen in Seelsorge und Beratung umgehen“, www.diakonie.de

14. – 16.4.16: Kassel, 5. Christlicher Gesundheitskongress, www.christlicher-gesundheitskongress.de

15.9.: Neumünster, Abendvortrag „Alternative Heilverfahren aus Christlicher Sicht“, www.cig-online.de 17.9. – 15.10.: Sittensen, Patientenabende, www.cig-online.de 24. – 26.9.: Frankfurt am Main, Jahrestagung der Akademie für Ethik in der Medizin „Das Fremde“ verstehen, Ethische Herausforderungen im interkulturellen Gesundheitswesen, www.medizinethik2015.de 27.9.: Reinbek bei Hamburg, Ökumenischer Patientengottesdienst, www.cig-online.de 10.10.: Brandenburg/Iller, Heilungsgebetstag (Lobpreis, Vortrag, Aussetzung, Beichtmöglichkeit, Hl. Messe mit Heilungsgebet und Einzelsegen), www.kloster-brandenburg.de 23. – 25.10.: Flensungen, Workshop für Hebammen, CiG-Akademie, www.cig-online.de 26. – 30.10.: Waldbreitbach, GOTT in der Psychiatrie-Seelsorge, WAS MACHT MACHT?, www.kkvd.de/70411.html 29.10. – 1.11.: Schloss Craheim, Soaking – Stille im Sturm, www.cig-online.de

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Impressum Herausgeber und Verlag: ChrisCare erscheint im Verlag Frank Fornaçon, Ahnatal, und wird von Christen im Gesundheitswesen e.V. herausgegeben. Chefredaktion: Frank Fornaçon (FF) (V.i.S.d.P.), Korrektorat Julia Eberwein. Die Beiträge wurden sorgfältig ausgewählt, dennoch übernimmt die Redaktion keine Haftung für die Inhalte. Verantwortlich ist der jeweilige Autor. Zur leichteren Lesbarkeit wird bei Begriffen, die männlich und weiblich gemeint sind, in der Regel eine gemeinsame Form verwendet, z.B. „Patienten“. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Copyright: Christen im Gesundheitswesen e.V., ChrisCare wird in CareLit ausgewertet: www.carelit.de Redaktionsanschrift: Verlag Frank Fornaçon, Am Gewende 34, 34292 Ahnatal, Deutschland, Tel.: (+49) (0) 56 09 806 26, Fornacon-Medien@web.de, www.verlagff.de Gestaltung: FRANK.COMMUNICATION., Werner-von-Siemens-Str. 25, 78224 Singen, Deutschland, www.frank-com.de Druck: Grafische Werkstatt von 1980 GmbH, Yorkstraße 48, 34123 Kassel, Deutschland Anzeigenverwaltung Deutschland und Österreich: Verantwortlich: Günther Gundlach, Christen im Gesundheitswesen e.V., Aumühle, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, Tel.: (+49) (0) 4104 91 709 30, Fax: (+49) (0) 4104 91 709 39, info@cig-online.de, www.cig-online.de. Anzeigenverwaltung Schweiz: Verantwortlich: Niklaus Mosimann, SCM Bundes-Verlag (Schweiz), Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 15, werben@bvmedia.ch, www.bvmedia.ch. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2012. Trotz sorgfältiger Prüfung kann der Verlag keine Verantwortung für die veröffentlichten Anzeigen, Beilagen und Beihefter übernehmen. ChrisCare erscheint jeweils in der Mitte eines Quartals. Preise: Einzelheft € (D) 5,80, € (A) 6,00, SFr. (CH) 10.30. Jahresabonnement (4 Ausgaben) € (D) 19,20, € (A) 19,80, SFr. (CH) 31.30, jeweils zuzüglich Versandkosten. Anschriftenänderungen sind rechtzeitig vor Erscheinen des nächsten Heftes dem ChrisCare-Aboservice in Deutschland oder dem SCM Bundes-Verlag (Schweiz) in der Schweiz mitzuteilen. Die Post liefert Zeitschriften nicht automatisch an die neue Anschrift. Bestellungen aus Deutschland und Österreich: ChrisCare-Aboservice, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, info@cig-online.de, Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39, Vertrieb auch über die J.G.Oncken Versandbuchhandlung, Postfach 20 01 52, 34080 Kassel, Tel.: (+49) (0) 561 5 20 05-0, Zeitschriften@oncken.de Bestellungen aus der Schweiz: SCM Bundes-Verlag (Schweiz), Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, abo@scm-bundes-verlag.ch, www.scm-bundes-verlag.ch, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 10, Fax: (+41) (0) 43 288 80 11 Konto Deutschland: Christen im Gesundheitswesen, Evangelische Bank, IBAN: DE55520604100206416179, BIC: GENODEF1EK1 Konto Schweiz: Postkonto 85-622703-0, IBAN: CH90 0000 8562 2703 0, BIC: POFICHBEXXX ISSN 1869-9944 Heft 3/2015: Kulturelle Vielfalt Fotos: S.1 © olly – fotolia.com; S. 4 © VG Bild-Kunst Bonn; S.12 © kupicoo – istockphoto.com; S.17 © PacoRomero – istockphoto.com; S.19 © JPS – istockphoto.com; S.21 © psdesign1 – fotolia.com; S.30 © Studio-Annika – istockphoto.com, © Jeanette Dietl – fotolia.com, © www.gerinet.hamburg, © René Hefti, © isitsharp – istockphoto.com; S.31 © Dialog Ethik, © Voyagerix – fotolia.com; S.39 © implementarfilms – fotolia.com; alle anderen Bilddaten: privat und FRANK.COMMUNICATION. Illustrationen: FRANK.COMMUNICATION. (www.frank-com.de) Texte: Rechte bleiben gewahrt Beilagen: Kawohl Verlag; CiG/CGK Das Heft 4/2015 erscheint mit dem Thema „Schmerz“ im November 2015.


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„ChrisCar Gesundhe e ermutigt die Bede itswesens Christen, ihre Angeboteutung des zu entdecke Berufung in n und zu erken Glaubens Dabei zu entfa den unterschi für die nen erwartet edlic Medizin, lten. Die sie Anreund in die fachl Zeitschrifthen Berufen die Pfl gungen iche ege aus allen Diskussion und ande trägt dazu des bei, Konfessio einzubring re thera peutische nen.“ en.

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4/2010 Heilen in einer multikulturellen Gesellschaft 1/2011 Besser miteinander 2/2011 Krisen bewältigen 3/2011 Am Lebensende 4/2011 Kraftquellen erschließen 1/2012 Spiritualität im Alltag 2/2012 Berufung – Karriere und das liebe Geld 3/2012 Existentiell herausgefordert 4/2012 Heilige Momente 1/2013 Die Kraft innerer Bilder 2/2013 Nähe und Distanz 3/2013 Der Seele Gutes tun 4/2013 An der Grenze 1/2014 Beruf und Lebensformen 2/2014 Leidenschaft im Dienst 3/2014 Der mündige Patient 4/2014 Aggression – was tun?

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1/2015 Humor & Lebensglück 2/2015 Armut und Gesundheit

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42

CHRISTLICHER GESUNDHEITSKONGRESS

Einladung Sehen wir uns vom 14. - 16.4.2015 in Kassel?

Veranstaltungsort Hotel La Strada: Der Platz ist dieses Mal auf 800 Teilnehmer beschränkt. Es lohnt sich, sich rasch einen Platz zu sichern. Mit Spannung sehen die Organisatoren des Christlichen

Der nächste Kongress wird stärker als die bisherigen den

Gesundheitskongresses dem 5. Kongress entgegen. Wie

Dialog der Teilnehmer untereinander fördern. Jeder hat

schon bei den ersten drei Kongressen treffen sich bis zu

eigene Erfahrungen, die dem anderen weiterhelfen kön-

800 Teilnehmer in Kassel, diesmal im Tagungshotel LaSt-

nen. Wir sind gespannt, welche Ideen und Perspektiven

rada. 2014 fand der Kongress in Bielefeld statt. Das bietet

so zur Entfaltung kommen.

die einmalige Gelegenheit, den Kongress mit den anderen Teilnehmern unter einem Dach zu erleben. Wie kann man

Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt in der Herausforde-

den eigenen Beruf und den christlichen Glauben in eine

rung des Sterbens. Auch wenn der Deutsche Bundestag

fruchtbare Beziehung zu einander setzen? Miteinander

wohl bis dahin das Gesetz über die Sterbehilfe verab-

kann man der Frage nachgehen: Wie hilft der Glaube an

schiedet hat, bleiben die Fragen: Wie können Christen

Jesus denjenigen, die selbst heilend tätig sind?

gelassen sterben, ohne zum letzten Mittel des Suizid zu greifen? Wie können Christen anderen im Sterben beiste-

Die Grenzen zwischen Gesundheitswesen und Kirche sind

hen, so dass diese nicht vor Angst vergehen? Und was ist

künstlich. Sie stammen aus einer Zeit, in der Wissenschaft

mit der angemessenen Palliativmedizin, die noch immer

und Glaube Gegensätze zu sein schienen. Heute ist es in

nicht flächendeckend angeboten wird? n

jeder Apothekenzeitschrift zu lesen: Spiritualität und Gesundheit beeinflussen einander mehr, als man früher dachte. Das daraus resultierende Interesse wird vor allem von esoterischen Kreisen bedient. Dabei gibt es im Christentum einen reichen Schatz an Erfahrungswissen. Nicht nur die Klostermedizin, sondern auch die Seelsorge mit dem Sakrament der

Frank Fornaçon, Mitglied im Vorstand

Krankensalbung und die Fürbitte der christlichen Gemeinde

des Christlichen Gesundheitskongresses,

wird von Kranken oft als wahre Wohltat empfunden.

Ahnatal bei Kassel

Der 5. Kongress wird Zeichen setzen! Die Zukunft des Gesundheitswesens liegt nicht in immer mehr Hochleistungsmedizin oder in kostenoptimierten Pflegeabläufen. Es geht um die ganzheitliche Sicht auf den Menschen, der als Person ernst genommen werden will. Und Mitarbeitende, die den Patienten auch mit seinen spirituellen Anliegen verstehen, haben einen klaren Vorteil.

P.S.: Und nicht zuletzt: Der Kongress ist eine Basisinitiative. Er lebt von den Teilnehmern. Denn er ist weder großen Organisationen noch politischen Interessenverbänden oder Unternehmerinteressen verpflichtet. Das ermöglicht ihm die Freiheit, ohne falsche Rücksicht danach zu fragen, was dem Menschen wirklich gut tut. Werden Sie Teil dieser Initiative und kommen Sie mit ihren Kollegen und Freunden nach Kassel. Melden Sie sich an, bevor der Dienstplan im Wege steht.


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