ChrisCare 1/2015

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Magazin für Christen im Gesundheitswesen 1/2015

Humor & Lebensglück

ChrisCare

ChrisCare

T TEN E P KOM END R E I R I INSP AH N S I X PRA

Humor Lebensglück Humor & & Lebensglück

FREUDE AM LEBEN  ZORN  BEDÜRFNISERFÜLLUNG MEINES GLÜCKES SCHMIED  GLÜCK

UND GESUNDHEIT HUMORTHERAPEUTEN LEBENSZUSTAND GLÜCKWERT  LACHEN  HALTUNG ZUM LEBEN SEELISCHE STÖRUNGEN  BERGE VERSETZEN Februar 2015 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr. 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381


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INHALTSÜBERSICHT

SS. 4 SS. 5 SS. 6 SS. 7 SS. 12 SS. 14 SS. 16 SS. 18 SS. 20 SS. 22 SS. 24 SS. 27 SS. 28 SS. 29 SS. 30 SS. 32 SS. 34 SS. 37 SS. 38 SS. 39 SS. 40 SS. 42

Falsche Alternative Gott war immer da Zum Glück habe ich meine Patienten Clowns im Altenheim Auf der Suche nach dem eigenen Glück Was siehst du? Lachen gehört in die Kirche Die Christen und das Glück Wieder leben lernen Blickpunkt Keiner war glücklicher als Er Soll ich mit dir beten? Persönlich für Sie Auf der Suche nach Themen und Autoren Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Nachrichten Für Sie gelesen Hier rät Dr. Rottweil! Europa redet mit Vorgestellt Impressum Leserbriefe

Inhal t

Redaktionskreis: Sr. Patricia Baumann (Untermarchtal), Pflegeheimleiterin; Pastor Frank Fornaçon (Ahnatal), Redaktion ChrisCare; Bettina Gundlach

(Aumühle), Ärztin im Sozialpsychiatrischen Dienst, Vorstand Christen im Gesundheitswesen (CiG); Günther Gundlach (Aumühle), Geschäftsführer CiG; Prof. Dr. Annette Meussling-Sentpali (Pfaffenhofen), Dipl.-Pflegewirtin, MScN, OTH Regensburg; Dr. med. Georg Schiffner (Aumühle), Chefarzt Geriatriezentrum Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand, Hamburg, Vorsitzender CiG; Pastoralreferent Bruno Schrage (Köln), Dipl. Theologe, Dipl. Caritaswissenschaftler, Referent für Caritaspastoral im Erzbistum Köln; Kathrin Städler (Havelberg), Religionswissenschaftlerin und Krankenschwester; Hans-Arved Willberg (Karlsruhe), Theologe und Pastoraltherapeut; Dr. med. Monika Windsor (Zwochau), Anästhesistin, palliative care

Fachbeirat: Dr. theol. Peter Bartmann (Berlin), Gesundheitsökonom, Diakonie Bundesverband; Reinhild Bohlmann (Hofgeismar), Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands BfHD e.V.; Prof. Dr. med. Andreas Broocks (Schwerin), Ärztl. Direktor Carl-Friedrich-Flemming-Klinik, HELIOS-Kliniken; Ulrike Döring (Wiesbaden), Vorsitzende des Evangelischen Berufsverbandes Pflege; Paul Donders (Niederlande), Leitung xpand international; Prof. Dr. theol. Ralf Dziewas (Bernau), Theologisches Seminar (Fachhochschule) Elstal; Heribert Elfgen (Aachen), Physiotherapeut, Dipl. Musiktherapeut; Claudia Elwert (Karlsruhe), Physiotherapeutin, Mitarbeiterin Zentrum für Gesundheit-Therapie-Heilung; Sr. Hildegard Faupel (Springe), Theologin, Pädagogin; Dr. theol. Astrid Giebel (Berlin), Diakoniewissenschaftlerin, Krankenschwester, Diakonie Bundesverband; Dr. med. Martin Grabe (Oberursel), Chefarzt Psychosomatik Klinik Hohe Mark, Vorsitzender Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V.; Dr. med. René Hefti (Langenthal), Chefarzt SGM Klinik Langenthal, Ltg. Forschungsinstitut Spiritualität & Gesundheit; Sr. M. Basina Kloos (Waldbreitbach), Franziskanerin, Generaloberin; Sr. Anna Luisa Kotz (Untermarchtal), Vorstand Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul; Reinhard Köller (Aumühle), Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren; Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin); Dipl.-Kfm. Cord Meyer (Lübeck), Hauptgeschäftsführer Albertinen-Diakoniewerk e.V.; Dr. med. Gabriele Müller (Frankfurt a. M.), Anästhesistin am Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main; Rolf Nussbaumer (Herisau), Schule für christliche Gesundheits- und Lebensberatung; Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg), Diözese Rottenburg-Stuttgart; Dr. theol. HeinrichChristian Rust (Braunschweig), Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Braunschweig, Friedenskirche; Dr. med. Claudia Schark (Blankenburg), Chefärztin Klinik für Geriatrie und Innere Medizin; Oberin Andrea Trenner (Berlin), Oberin Johanniter Schwesternschaft; Dr. phil. Michael Utsch (Berlin), Psychotherapeut, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen


EDITORIAL

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Liebe Leserin, lieber Leser, Kinder leiden darunter, wenn sie unter schwierigen Umständen gezeugt wurden. Stress und negative Gefühle der Mutter wirken sich auf die Entwicklung des Ungeborenen aus und haben damit Langzeitfolgen. Ähnliches gilt für Vernachlässigung in der frühen Kindheit oder Missbrauch. Sie lassen das Risiko deutlich steigen, psychische Störungen zu erleiden. Auch sinkt die Lebenserwartung deutlich. Die Psychotraumatologie geht den sich daraus ergebenden Fragen nach. In dieser Ausgabe von ChrisCare gehen wir den umgekehrten Weg: Wie wirken sich Lebenszufriedenheit, Glückserfahrungen auf die Gesundheit aus. Und welche Wirkungen hat Glück auf die Gesundung? Zufriedenheit, Dankbarkeit und Vergebungsbereitschaft wirken sich nach einer schweizerischen Studie sehr positiv auf die Gesundheit im hohen Alter aus. Wir fragen daher Praktiker aus dem Gesundheitswesen, was sie glücklich macht und stellen einen Komiker vor, der Patienten und Bewohnern von Altenheimen auf humorvolle Weise ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Wenn von Glück die Rede ist, dann muss auch geklärt werden, was glücklich macht und was Glück ausmacht. Hier interessieren uns die biblischen Zusammenhänge. Sie sind für das christliche Menschenbild grundlegend. Dieses wird in zahllosen Unternehmensleitbildern in Diakonie und Caritas zitiert. Darum fragen wir: Was bedeutet Glück für den Christen? Wenn Glück die Resilienz steigert, dann kommt es auch für Mitarbeitende im Gesundheitswesen sehr darauf an, das eigene Glück zu suchen und andere glücklich zu machen. Prof. Carsten Niemitz, Leiter des Instituts für Humanbiologie und Anthropologie an der Freien Universität Berlin, bestätigte schon vor einigen Jahren in einem Artikel in der WELT, dass „Lachen Heilungsprozesse im Körper unterstützt. So bremst beispielsweise das Gehirn beim Lachen die Produktion von Stresshormonen wie Adrenalin und Kortison. Anspannung und Stress werden wie durch ein Sicherheitsventil abgelassen. Und: Beim Lachen wird verstärkt Serotonin ausgeschüttet. Dies wird plakativ auch als Glückshormon bezeichnet. Wer viel lacht, fühlt sich also besser. Ihre

Schwester

Günther Gundlach,

Patricia Baumann,

Geschäftsführer

Pflegeheimleiterin,

Christen im Gesund-

Untermarchtal

heitswesen

P.S.: Inzwischen steht fest: Der 5. Christliche Gesundheitskongress findet vom 14. – 16. April 2016 in Kassel statt. ChrisCare ist als Medienpartner mit dabei. Markieren Sie den Termin im Kalender und freuen Sie sich auf inspirierende Tage im Kongresshotel La Strada in Kassel.


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KUNST

Falsche Alternative Van Goghs Freude am Leben Als Vincent van Goghs Vater starb, griff der Sohn zum Pinsel und malte. Er konnte nicht aufhören, bis das Gemälde fertig war. Nach einem Tag begannen die Farben zu trocknen, dann sandte er das Bild an seinen Bruder, mit der Bemerkung: „Ich schicke Dir ein Stillleben mit einer offenen, gebrochen weißen, in Leder gebundenen Bibel, gesetzt gegen einen schwarzen Hintergrund, mit einem gelbbraunen Vordergrund und nur einer Spur von Zitronengelb.“ Vincent van Gogh verabschiedet sich mit diesem Bild von seinem Vater. Der größte Teil des Bildes wird eingenommen von der großen Bibel seines Vaters. Sie wartet in düsterer Umgebung auf ihren Leser. Neben der Bibel steht ein Leuchter. Die Kerze darauf

Vincent Willem van Gogh, Stillleben mit Bibel, Öl auf Leinwand, 1885, Rijksmuseum Vincent van Gogh, Amsterdam

ist erloschen. So wie das Lebenslicht des Vaters erloschen war. Neben der

den. Er wollte den verelendeten

Van Gogh gab den Beruf des Predi-

Bibel liegt ein zerfleddertes Taschen-

Bergarbeitern in Wallonien Hoffnung

gers auf und wollte mit seinen Bildern

buch. Das gelbe Büchlein zieht das

bringen. Er sprach von Jesus, und

das Leben einfangen. Es gelang ihm

Auge des Betrachters magisch an. Die

was dieser für die Menschen bedeu-

so gut, dass seine Werke heute zu den

Bibel scheint ein Relikt der Vergan-

tet. Jesus war dem jungen Vincent

teuersten Bildern der Welt gehören.

genheit. Das kleine Buch daneben

vertraut. Sein Vater war Pfarrer und

Vincent van Gogh starb wenige Jahre

lädt zum Lesen ein.

der Sohn schien dessen Berufung zu

später. Er ahnte nichts vom Ruhm,

teilen. Aber van Gogh war nicht zum

den er später haben sollte.

Man kann sogar den Titel des gelben

Pfarrer geboren. Er musste malen.

Büchleins erkennen: Émile Zola,

Und er sehnte sich nach dem Glück.

Für mich ist das eine traurige und

Die Freude am Leben. Und auch die

Vater van Gogh warnte Vincent vor

falsche Alternative, sich entweder

Kapitelangabe der aufgeschlagenen

den Verführungen, wie sie in den

für die Bibel oder für einen Roman

Bibel kann man entziffern: Jesaja 53.

Büchern Émile Zolas lauerten. In des-

entscheiden zu müssen. Ob der

Dort ist von einem leidenden Gottes-

sen Roman „Die Freude am Leben“

überstrenge Vater ihm den Blick

knecht die Rede, einem Menschen,

geht es um ein junges Mädchen, das

verstellt hatte für die hoffnungsvol-

der von allen verkannt wird, aber am

hin und hergerissen ist zwischen

len Seiten der Bibel? Für mich gibt

Ende für alle ein Glück ist. Im Chris-

Egoismus und Gier auf der einen

es auch dort „Freude am Leben“. Und

tentum hatte man in diesem Knecht

Seite und Nächstenliebe und Barm-

das Leiden des Gerechten findet ein

einen Hinweis auf Jesus gesehen.

herzigkeit auf der anderen.

gutes Ende. Bei Jesaja heißt es über

Der Kontrast der beiden Bücher

Während die Bibel des Vaters darauf

sich abgemüht hat, wird er das Licht

steht für die beiden Pole im Leben

wartet, bald geschlossen zu werden,

schauen und die Fülle haben“. n

des Malers. Vincent van Gogh war

öffnet Zolas Roman dem jungen van

als junger Mann Prediger gewor-

Gogh den Weg in eine andere Welt.

den Gottesknecht: „Weil seine Seele

Frank Fornaçon


ERFAHRUNGEN

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Gott war immer da Zwischen psychosomatischen Störungen und Zwängen Seit vier Jahren arbeite ich als

wenn sie sich etwas Gutes gönnen

nicht einmal jedes Jahr meinen

Fachärztin für Allgemeinmedizin in

oder einen Fehler machen.

Alltag pflastern, erlebe ich weiterhin

therapeutischer Weiterbildung in

viele glückliche Momente an mei-

einer großen (verhaltenstherapeu-

Es hat mich sehr beschenkt, dass

nem Arbeitsplatz: am Ende eines

tischen) psychosomatischen Klinik

ich so etwas von meinen eigenen

Tages nach Hause zu fahren in dem

nördlich von Hamburg. Allein dort

Glaubenserfahrungen weitergeben

Bewusstsein, dass ich meine Auf-

zu arbeiten empfinde ich als großes

durfte, ohne mich aufzudrängen. Es

gaben zuverlässig erfüllt und dabei

Glück. Noch nie zuvor habe ich mich

hat mich entlastet, dabei die Worte

Menschen mit meiner Aufmerksam-

in einer Klinik oder an einem Arbeits-

der Bibel für sich sprechen zu lassen

keit und Zuwendung beschenkt habe

platz so wohl, so angekommen und

– sie haben Kraft!

oder dass ich mich selber in meinem

angenommen, so wertgeschätzt, so

Team aufgehoben gefühlt, mit ihnen

in menschlichen und fachlichen Qua-

In einem Fall lernte eine Patientin,

gearbeitet, gelacht, geweint oder

litäten herausgefordert gefühlt.

sich wieder etwas Gutes zu tun

auch einfach nur nett Mittag geges-

und ihre Zwangsrituale zu lassen,

sen habe. Den Computer morgens

Die leitenden Mitarbeiter sind mir

ohne die Strafe von oben zu fürch-

hochzufahren in Dankbarkeit für

ein lebendiges Vorbild, was Wert-

ten! Noch beeindruckender war ein

mein eigenes, schönes Büro und

schätzung, Annahme und Ernstneh-

Patient, der mit einem tiefen (katho-

meinen spannenden Arbeitsplatz,

men der Patienten angeht, die oft am

lischen) Glauben sehr darunter litt

an dem ich auch für mich persönlich

Rand der Gesellschaft stehen und

und schwer depressiv geworden

so viel lerne, diesen dann meistens

ja oft auch wirklich liebevoll gesagt, „schräg“ sind – psychisch krank eben. Diese Annahme übersteigt vieles, was ich in christlichen Gemeinden erlebt habe. Das beschämt mich zum Teil, auch weil ich merke, wie ich

Patienten lernen, sich wieder etwas Gutes zu tun

selber in diesem Bereich zu lernen habe. Aber ich lerne dazu und das

war, dass er sich von Gott verdammt

pünktlich (= selbstfürsorglich) zum

wiederum macht mich froh!

und von der Beichte ausgeschlos-

Feierabend wieder herunterzufahren

sen fühlte, weil er vor 17 (!) Jahren

und zu wissen, dass Gott immer

Während meiner zwei Jahre auf der

in seiner Ehe das dritte Kind hatte

bei mir war, ist und sein wird. Als

Station für Zwangserkrankungen

abtreiben lassen. Er konnte sich nicht

ich durch die Trennung von meinem

habe ich mehrmals erlebt, wie Men-

vorstellen, dass Gott ihm dies verzei-

Ehemann schwierige und auch glau-

schen ein Stück Befreiung erlebten,

hen könnte – er konnte es selber ein-

benserschütterte Zeiten durchlebte,

als ich mit ihnen anhand von Bibel-

fach nicht! Nach mehreren Gesprä-

hat mir der Arbeitsplatz schlicht

worten, die ich zu diesem Zweck

chen und stillen Stunden, in denen

Ablenkung, Struktur und Bestätigung

zusammengestellt hatte, beleuchtete,

er die Worte der Bibel zu diesem

gegeben, die ich ebenfalls dankbar

wie der Gott der Bibel wirklich ist.

Thema in seinem Herzen und Geist

aus Gottes Hand genommen habe. n

Beeindruckend war dabei für mich,

bewegt hatte, entschloss er sich, im

dass ich aktiv zu Rate gezogen wurde

Gebet mit mir Gott um Vergebung

von Kollegen, die keinen so persön-

zu bitten und diese dann – von mir

lichen Zugang zum christlichen Glau-

zugesprochen – anzunehmen! Er

ben haben. Patienten mit Zwangs-

wurde vorzeitig entlassen, weil seine

erkrankungen haben häufig einen

Depression verschwunden war.

strafenden Gott in ihr Zwangssystem

Dr. med. Kristin Ackers, 48 Jahre,

eingebaut, der sie also z.B. mit einer

Aber auch wenn solche spektakulä-

Delingsdorf

Erkrankung des Ehepartners straft,

ren Erfahrungen nicht jede Woche,

bei Hamburg


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ERFAHRUNGEN

Zum Glück habe ich meine Patienten Eine Bereicherung

die Zusammenarbeit klappen würde

Worte konnten wir uns nur noch in

und ob die Angehörigen kooperativ

den Arm nehmen und gemeinsam

wären. Die Wohnungstür öffnete

still den Schmerz und das Leid teilen.

Als ich kürzlich gefragt wurde, ob

sich und eine aufgeschlossene und

ich etwas über Glück im Berufsleben

tatkräftige Italienerin begrüßte mich

Ohne Frage war diese begleitende

schreiben könnte, hatte ich spontan

freundlich mit der Frage, ob ich einen

Physiotherapie für mich das eine

zusagen müssen, ist Glück doch etwas,

Espresso trinken wolle. Da bei den

oder andere Mal sehr anstrengend.

was für mich eindeutig positiv belegt

Hausbesuchen und den Fahrtzeiten

Es blieb natürlich nicht nur bei der

ist. Aber was ist eigentlich Glück?

die Zeiten durchgetaktet sind und ich

rein medizinisch-therapeutischen

Versteht nicht jeder etwas anderes

wie üblich schnell und etwas über-

Begleitung, auch durch Zuhören

darunter? Ist es Glück, dass ich als

stürzt aus der Praxis geeilt war, nahm

oder einfach nur im Ganz-da-sein

Physiotherapeutin meinen Traumberuf

ich den Espresso dankbar an. Der

konnte die Ehefrau mir ihre Grenzen

erlernen durfte? Oder ist es Glück, dass

erkrankte Ehemann saß im Rollstuhl

der Belastbarkeit, ihre Wut und ihren

ich meinen Beruf in meiner Traum-

und begrüßte mich mit einem erwar-

Schmerz ausdrücken. Solche Situati-

stadt Tübingen erlernen durfte? Beim

tungsvollen Lächeln, das sich über

onen gehörten genauso dazu wie die

Weiternachdenken über Glück kam mir

das ganze Gesicht ausbreitete und

Atemtherapie oder die Mobilisation.

dann ein Patient in den Sinn, den ich in

sich selbst in seinen Augen wider-

Aber dann kam für mich der letzte

2014 intensiv begleiten durfte.

spiegelte. Das Eis war gebrochen und

Besuchstermin, denn der mir liebge-

ich spürte, wir würden gut zusammen

wordene Patient verstarb.

arbeiten können. Trotz der Schwere und Intensität Vierzehn Monate durfte ich diesen

dieser therapeutischen Begleitung

Patienten begleiten. Es entwickelte

empfand ich ein Gefühl von Glück,

sich zwischen uns beiden und seiner

so fremd das vielleicht klingen

Ehefrau ein gleichermaßen warm-

mag. Glück darüber, vom Patienten

herziges Verhältnis, Vertrauen wuchs

und seiner Frau erwartet worden

zueinander, ich lernte sie immer bes-

zu sein, Dankbarkeit erfahren zu

ser kennen und wir teilten in dieser

haben, Krankheit und Not gelin-

halben Stunde Leben miteinander.

dert und Menschen getröstet zu haben, authentisches Leben gespürt

Zwischen Humor und Schmerz

Der Krankheitsverlauf war leider

und geteilt zu haben, in dem noch

schnell fortschreitend und in der

möglichen Humor und auch im

Die Anmeldung dieses neuen Haus-

Intensität dieser Begleitung bekam

Schmerz. Als Physiotherapeutin bin

besuchspatienten erreichte unsere

ich die emotionalen Höhen und Tiefen

doch ich eigentlich die überwiegend

Physiotherapiepraxis mit der Diag-

des Patienten sozusagen hautnah

Gebende, und nicht selten war ich

nose Amyotrophe Lateralsklerose

mit. In der einen Behandlung war

selbst diejenige, die beschenkt und

(ALS). Ich hatte freie Kapazitäten und

da der dankbar leuchtende Gesichts-

bereichert worden ist. n

so sollte ich den Patienten überneh-

ausdruck nach den noch wenigen

men. Das erste Mal machte ich mich

möglichen Schritten mit dem ganzen

mit etwas bangem Herzen auf den

Aufbegehren der noch vorhandenen

Weg zum Patienten. Ich war neugie-

Kraft, beim nächsten Wiedersehen

rig gespannt, wie bei jedem neuen

begegneten mir beide mit Tränen in

Patienten, wie weit die Erkrankung

den Augen. Der Schmerz über den

Andrea Sprenger,

fortgeschritten sein würde, ob wir

körperlichen Abbau konnte nicht

Physiotherapeutin,

uns wohl gut verstehen würden, wie

mehr verborgen werden und ohne

Esslingen am Neckar


TITELTHEMA

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Clowns im Altenheim Atmosphärengestalter, ästhetische Arbeiter und seelische Kraftwerke(r) Hinführung

Altenhilfe bestehen. Dies gelingt

bedroht sind. Zum zweiten möchte

Dieser Beitrag soll darauf hinwei-

mit wenig Geld, aber mit enorm

ich noch über den Einsatz von ästhe-

sen, dass es auch und vor allem in

positiven Auswirkungen. Ich will

tischen Anteilen in Bildungskontex-

den Einrichtungen der Altenhilfe

sogar so weit gehen und den

ten sprechen. Dazu aber später.

das Leben zu feiern gilt. Das heißt,

Humor und seine Protagonisten

Ästhetik und Werte wie Zuwendung,

– die Clowns – als Kraftwerke(r)

Hingabe oder Freude über die klei-

bezeichnen. Sie sind Humani-

Clownerie in Senioreneinrichtungen

nen Schritte und Dinge im Leben

sierungsarbeiter, Störenfriede,

Clowns in Einrichtungen des

auf eine allgemein begehbare kultu-

Friedensbotschafter, Prügelknaben,

Gesundheitswesens einzusetzen ist

relle Plattform zu bringen. Es muss

Geheimnisträger, Leidensgenos-

nichts Neues. Michael Christensen

dort zugegebenermaßen bei aller

sen, Fenster zur Außenwelt und

gilt als Begründer einer Bewegung,

feststellbaren Tristesse, Einsamkeit

sie sind schlau. Letzteres ist mir

die zum Ende des letzten Jahrtau-

und Scheitern Möglichkeiten geben,

wichtig. Denn ich bin selbst Clown.

sends über den großen Teich nach

Nischen der Freude zu erbauen und

Als Humorist bin ich deswegen

Europa geschwappt ist. Christensen

ein Bewusstsein zu schaffen, dass

schlau (geworden), weil ich mich

selbst hat seinen schwerkranken

die Hinwendung zum menschlichen

bewusst vor vielen Jahren im

und sterbenden Bruder als Clown

Leben und Sterben als sinnstiften-

Rahmen einer fundierten künstleri-

in einer Klinik in den Vereinigten

des Element für die dort lebenden

schen Ausbildung auf diesen Weg

Staaten besucht und dabei schnell

und berufstätigen Menschen essen-

begeben habe. Und schlau ist auch,

bemerkt, dass diese Idee zu einer

tiell ist.

dass ich damit im Rahmen meiner

weltweiten Bewegung werden kann.

Arbeit als Pflegewissenschaftler

Dazu will ich eine kurze stellver-

Damit eine solche kulturelle Platt-

stete Perspektivwechsel innerhalb

tretende deutsche Entstehungsge-

form sichtbar, erlebbar und spür-

der Institutionen der Gesundheits-

schichte, nämlich die des Vereins

bar wird, braucht es Feierstunden,

versorgung einnehmen darf. Ich

KlinikClowns Bayern e.V., zeichnen.

Rituale und Begegnungen. Das

kann, darf und muss die Regeln

Wirkmittel „Humor“ kann dabei als

der Institution konterkarieren und

1998 hat sich ein kleiner Kreis

Transformator oder als Schmiermit-

als freies Radikal inspirieren und

um die Gründermutter Elisabeth

tel eingesetzt werden. Humor dient

irritieren. Das Schlauste aber ist:

Makepeace in München zusammen

als Kitt in den (häufig brüchigen)

Es macht Spaß! Und manchmal ist

gefunden. Vor 17 Jahren war es nur

Beziehungen zwischen Patientinnen

es sogar ein Fest, nämlich ein Fest

ein kleines Team von zwei Clowns,

und Patienten, Bewohnerinnen und

menschlicher Begegnungen.

die sich in das Dr. von Haunerschen

Bewohnern, dem Pflegepersonal,

Kinderspital in München aufgemacht

den anderen Therapeutinnen und

Dieser Beitrag soll auf ausgewählte

hatten und sehr schnell bayernweit

Therapeuten, den Ärzten und all

Eigenschaften der Humorinterven-

auch in andere Kliniken, in denen

jenen, die am Geschehen beteiligt

tion mit Clowns eingehen, insbeson-

Kinder versorgt wurden. Aufgrund

sind. Die Clowns sind dabei wichtige

dere auf die Arbeit von Clowns in

des großen Medienechos kamen

Vehikel, die diese „Wirkmächtigkeit“

Alten- und Seniorenheimen. Es gäbe

unmittelbar danach auch erste Anfra-

des Humors transportieren. Sie

natürlich auch viel zu den Einsätzen

gen aus Senioreneinrichtungen.

sind Unterstützer, Inspiratoren und

in den Kinderkliniken zu sagen. In

Mittlerweile sind Clowns in Einrich-

Philosophen, die zur Reflexion des

meinen Ausführungen möchte ich

tungen der Altenhilfe, der Behinder-

eigenen Daseins in den Einrichtun-

aber zeigen, dass besonders in den

tenhilfe, in den Kliniken für Kinder

gen der Altenhilfe beitragen können.

Institutionen der Altenhilfe diese

und auch in Erwachsenenbereichen

Einsätze von besonderem Belang

eingesetzt. Auch vulnerable Bereiche

Ich möchte in diesem Text auf die

sind, da dort Geist, Sinn und Iden-

wie Onkologie und Palliative Care

Notwendigkeit einer ästhetischen

titäten der Bewohnerinnen und

entdecken die Arbeit der Clowns

Kultur in den Institutionen der

Bewohner und der helfenden Berufe

mehr und mehr.


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TITELTHEMA

Um potentielle Missverständnisse

Clowns sowohl in Klinik als auch im

Humorist ist deswegen notwendig,

vorweg auszuräumen: Ich spreche

Heim immer im Spielpaar auftreten.

weil er vieles überwindet, was die

an dieser Stelle nicht von Zirkus-

Sie führen keine festen Nummern

Institution vorgibt: die Grenzen, die

clowns oder grell überschminkten

vor, sondern sie entscheiden blitz-

Wünsche, die Interessen und die

Clowns aus der Manege, sondern

schnell im Zimmer des Bewohners,

Zwecke. Clowns sind somit kultu-

von Menschen, die aufgrund

was das „Spiel“ ist. Sollte kein

relle Botschafter in einer sozial-

ihrer künstlerischen Ausbildung

Besuch erwünscht sein, so gehen

institutionalisierten „Parallelwelt“.

hohe Sensibilität für Mensch und

die Clowns. Wir sprechen hier also

Clowns sind Medien, die mit dem

Moment aufbringen. Die Kostüme

nicht von „Zwangsbespaßung“. Es

Mittel „Humor“ Atmosphären

sind dezent, chic, aber auch „knapp

geht nicht darum, etwas zu insze-

wandeln. Clowns sind anarchische

daneben“, so lässt es sich wohl am

nieren, sondern vielmehr darum,

Wesen, die bewusste Fragen zu

besten auf den Punkt bringen. Mar-

hinzuhören und das Angebot, das

Wünschen, Interessen einerseits

kenzeichen ist aber selbstverständ-

die Bewohnerinnen und Bewoh-

und zielgerichteten institutionel-

lich die rote Nase. Die Clowns aus

ner machen, anzunehmen. Den

len Zwecken andererseits, stellen.

dem Verein KlinikClowns Bayern

Geschichten, die erzählt werden, auf-

In der offenen, unvoreingenom-

e.V. (inzwischen sprechen wir von

merksam zuzuhören, dem Wunsch

menen und rein dem Menschen

rund 60 Clowns, die in insgesamt

nach Musik nachzukommen, Berüh-

zugewandten Sichtweise ergeben

über 60 Einrichtungen wie Kliniken

rungen auszuüben, wo keine verbale

sich durch die Formulierung dieser

und Altenheimen von Aschaffen-

Kommunikation mehr möglich ist.

Fragen Widersprüche. Kindlich naiv

burg bis Garmisch-Partenkirchen

Die drei wesentlichen Zugänge in

wundert man sich, welche unhin-

eingesetzt sind) bilden sich regel-

der Arbeit mit pflegebedürftigen und

terfragten Rituale und Verhaltens-

mäßig fort. Workshops, Meetings,

alten Menschen sind somit die Kom-

weisen grundsätzliche Sichtweisen

Supervisionen, um sich fachlich,

munikation, Berührung und Musik.

des gesunden Menschenverstan-

methodisch, aber auch personal zu

des abgelöst haben. Es sind die

bilden, sind für jeden der Clowns

In allen Dreien steckt aber ein

Regeln der Institution, die Offen-

verbindliche Voraussetzungen, um

Wesentliches: das Berührtsein. Es

heit, Beseeltheit und Begeisterung

die Qualität im Verein KlinikClowns

ist ein Berührtwerden im leiblichen

verdrängt haben.

Bayern e.V. zu sichern.

Sinne, die Erinnerung im Lied wach werden lassen, das biografisch

Altenheime als Krisengebiete

Seit dem Jahr 2012 hat sich auch

Erlebte künstlerisch zu rahmen,

Die Altenhilfeeinrichtungen

ein wissenschaftlicher Beirat

die, wenn vorhanden, Teilnahms-

befinden sich seit Einführung

bestehend aus Fachleuten aus

losigkeit und Tristesse atmosphä-

der Pflegeversicherung Mitte der

der Gesundheits- und Klinikszene

risch zu verändern. Ich schildere

Neunziger Jahre im letzten Jahr-

zusammengefunden, um die Arbeit

hier explizit keine esoterischen

hundert in einem tiefgreifenden

der Clowns auch wissenschaftlich

Hintergründe, sondern theoretisch

Wandel. Ich möchte soweit gehen

fundiert und elaboriert nach außen

fundierte Ansätze aus Neuer Phä-

und die Pflegeversicherung für die

darzustellen. Zu diesem Zwecke

nomenologie, Leibphänomenologie

Pflege selbst als Fluch und Segen

wurden bereits wissenschaftliche

oder Neuer Ästhetik .

zugleich betrachten. Die Anreize,

Arbeiten in Auftrag gegeben und stehen derzeit kurz vor Beendigung.

die das System gibt, gehen dahin, Nun, es lässt sich womöglich

dass die hohe Pflegebedürftigkeit

streiten, ob dazu nicht Therapeu-

monetär „belohnt“ wird. Pflegeri-

Die Arbeit der Clowns in Altenhil-

ten oder andere speziell gebildete

sche Arbeit, die Menschen in ihrer

feeinrichtungen unterscheidet sich

Menschen (die es womöglich schon

Hilfebedürftigkeit unterstützt und

maßgeblich von den Besuchen

gibt...) eingesetzt werden sollten.

den Zustand der Bewohnerinnen

in den Kinderkliniken. Zuerst ist

Sogleich möchte ich aber entgeg-

und Bewohner pflegerisch-thera-

es wichtig anzumerken, dass die

nen: Der Clown als Künstler und

peutisch-begegnend verbessert,


TITELTHEMA

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Susie Wimmer alias Dr. Edda Chokolina Knall-Zausel und Alex Strauss alias Dr. Willi Schmarrn mit einem Bewohner eines Altenheimes dagegen kaum oder gar nicht. Was

humanistischen Ansätzen Sinn für

Selbstverständlich gibt es auch

demnach manageriell in den Fokus

ihr tägliches Handeln finden.

Einrichtungen, die unter den

für die Einrichtungen rückt, sind

geschilderten Bedingungen noch

Fragen, die sich an dieser spezifi-

Die inzwischen aufgrund der Perso-

immer Außergewöhnliches leisten

schen Rentabilität orientieren oder

nalnot, des hohen Verwaltungsauf-

und hervorragende Arbeit anbieten.

Erfolgskriterien, die sich an äuße-

wandes und einem fragwürdigen

Clowns können in diesen Heimen

ren und in den Dokumentationen

Qualitätsverständnis entstandenen

wertvolle Hilfestellung zur Reflexion

nachweisbaren Kriterien messen

Zustände in den Einrichtungen der

sein. Sie können zur Burn-Out-

und vergleichen lassen. Philoso-

Altenhilfe treiben die Pflegenden

Prophylaxe des Personals beitragen.

phische Fragen des Daseins, der

vielfach in die Flucht. Protektive

In denjenigen Heimen, wo – aus

Hoffnung, der Zuwendung oder

Faktoren vor Burn-Out, wie eine

welchen Gründen auch immer – vie-

der Lebenszeitgestaltung müss-

gute Leitung, hohe Handlungs-

les misslingt, tragen Clowns dazu

ten demnach in eine verwaltbare

spielräume, stabile Teams oder

bei, kleine Portionen von humanis-

und nachweisbare Form gebracht

gute theoretische Ausbildung

tischen Pflänzchen zu säen. Für die

werden, ein Unterfangen, das

stehen inzwischen mehr und mehr

Bewohnerinnen und Bewohner geht

aufgrund der zutiefst innewohnen-

auf dem Spiel und lassen pflege-

es dabei um einzelne Momente der

den subjektiven Perspektiven und

rische Arbeit zunehmend prekä-

Entlastung. Exemplarisch führe ich

Anschauungen nicht gelingen kann.

rer erscheinen. Ich will hier noch

hier verwirrte Menschen an, die sich

Diese Tatsache entmutigt viele der

weiter zuspitzen und von Heimen

unbefangen und ohne Zeitdruck in

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in

als Landschaften sprechen, die zu

die Erinnerung beim Liedersingen

der Pflege, da sie in diesen zutiefst

Krisengebieten geworden sind.

einlassen können.


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TITELTHEMA

Schilderungen einer Clownsfrau Susie Wimmer, „Clownurgestein“ berichtet aus ihrer Arbeit im Altenheim.

Durch/mit Clowns/Lachen kann man Abstand zum Problem gewinnen oder auch mal so richtig mitten ins Thema „reinspringen“: z. B....

„Clown im Altenheim sein ist für mich ein Geschenk.“

Die sehr kleine zarte Frau K. aus W. hatte eine Mordswut,

Ich darf leidenschaftlich absichtslos sein, muss nichts

wir rangelten und rauften eine kleine Weile, ballten die

erreichen, erledigen, tun. Ich gestatte mir, noch nicht mal

Fäuste und stampften zornig auf, dann wars vorbei und

lustig sein zu müssen, ich darf zuerst einmal nur da sein,

Frau K. ging strahlend weiter. Wir nutzen das körperliche

ich habe Zeit. Ich darf warten, bis unsere Existenzen sich

Wissen, auch durch unsere physische Lebendigkeit beein-

treffen. Ich folge philosophischen Diskursen und ich darf

flussen wir z.B. über die Spiegelneuronen die Körperlich-

mit in die völlig abgefahrenen Welten der dementen Men-

keit der anderen, sie richten sich auf, bekommen Energie.

ich sprach sie daraufhin an und erbot mich als Boxbeutel,

schen reisen. Da wir nicht der üblich linearen logischen dürfen wir unglaubliche, unmögliche Erlebnisse teilen.

Die Tatsache, daß wir immer wieder kommen, schafft enormes Vertrauen: eben so...

Diese dürfen bleiben oder ggf. auch wieder sofort im/vom

Am Telefon durfte ich der Tochter von Herrn G. aus M.

Universum vergessen werden: wie... 14 mal hintereinan-

seine aktuellen Bankgegebenheiten vorlesen, ein ehe-

der herzhaft das Kufsteinlied singen, weil’s „so schön ist“

maliger Kripobeamter erzählt uns Erlebnisse aus seinem

(Frau S. aus M.). Wir geben den Bewohnern und uns jede

Beruf, die ihn offensichtlich noch heute beschäftigen.

Denkweise folgen, die Verrücktheiten nicht zulassen kann,

erdenkliche Erlaubnis: z. B. kann auch schon mal bei der ersten Begegnung nach 5 Sek. geheiratet werden, „weil man sich so liebt“ (Herr W. aus S.)

Wir können durch unsere Wertfreiheit „peinliche“ Situationen für alle Beteiligten erleichtern: nämlich... Frau F. aus M. ging nackt durch die beschützende Station,

Bei uns kann man nichts falsch machen:

wir fragten sie, ob wir sie zum FKK-Strand begleiten dürf-

„Lassen Sie mich doch mal spüren/vergleichen, welche

ten und geleiteten sie in ihr Zimmer.

Körbchengröße ist das?“ ( Frau S. aus F.).

Eine Dame in A. brüllte immer wahnsinnig laut, einmal

Wir sind für alle da, es kommt vor, dass sich das Personal, auch ein Pflegedienstleiter mal bei uns ausweint.

brüllte ich spontan zurück. Reaktion: „Ah, endlich versteht

Mit uns kann man auch darüber sinnieren, „wie es wohl

mich jemand!“ (Eine Frau in A.)

ist, tot zu sein?“ (Frau K. in B.) und auch im Sterbebett

Wir sind neugierig auf den Kosmos der Bewohner:

sagte Hr. W. aus F.: „Sie bringen mich schon wieder aus

Der demente Mensch spiegelt unsere inneren Zustände und fordert uns zu 100% Ehrlichkeit heraus:

meinem Rhythmus, aber es ist schön, dass sich unsere

„Du stinkst aus dem Mund“ (Frau V. aus F.) oder „ich

nen noch bis ins Grab als Clown begleiten. „Ein größeres

liebe dich, du bist ein elendiger Schatz“ (Frau S. aus M.).

Geschenk gibt es nicht.“

Literatur zur Vertiefung

Rittelmeyer, C. (2012) Warum und wozu Ästhetische Bildung? Über Transferwirkungen künstlerischer Tätigkeiten. Ein Forschungsüberblick. 2. Auflage. Oberhausen: Athena Verlag. Uzarewicz, C. (2010) Zwischen Subjektivität und Wissenschaftlichkeit. Phänomenologische Methode in der Pflegebildung- Eine Annäherung. In: PADUA 5, 1: 6-13. Uzarewicz, C.; Uzarewicz, M. (2005) Das Weite suchen. Einführung in eine phänomenologische Anthropologie für Pflege. Stuttgart: Lucius und Lucius.

Bossle, M. (2015) Kunst als Erfahrung. Ausgewählte Grundgedanken John Deweys als Argumente für ästhetische Pflegebildungsprozesse. In: PADUA 10, 1 (in Erscheinung) Bossle, M.; Beer, M.; Greyer, M.; Grünfeldt, L.; Stark, J.; Zeller, S. (2010) Licht und Farbe: Phänomenologie in Anwendung. Arbeitsergebnisse und Reflexionen. In: PADUA 5, 1: 14-22. Dewey, J. (1980): Kunst als Erfahrung. Frankfurt/Main: Suhrkamp

Seelen haben begegnen dürfen.“ Frau Z. aus M. durfte ich auf ihren Wunsch hin, in Absprache mit den Hinterbliebe-


TITELTHEMA

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Humor als Bildungsziel und -mittel Abschließend möchte ich noch für den Humor als Bildungsziel und -methode werben. Humor ist nicht nur herzhaft lachen, sich verstehen und im Miteinander sein. Humor ist eine Fähigkeit, die es zu entdecken (denn Humor hat jeder!), zu respektieren und zu erhalten gilt. Humor und miteinander humorvoll sein ist ein zentrales Bildungsziel für Menschen, die sich beruflich in krisenhaft zugespitzten Zuständen befinden. Es geht nicht um Sarkasmus oder Zynismus (am Humor entscheidet sich die Machtfrage!), sondern um Aufrichtigkeit, Wertschätzung und Toleranz.

Dr. Edda Chokolina Knall-Zausel (Susie Wimmer) im Kontakt mit einer Bewohnerin

Die Neugierde, die Lust auf das Fremde und das Experimentieren mit den Sinnen ist

Pflegende und professionelle Akteure in Altenhilfeein-

eine Schlüsselmotivation, die es dabei besonders zu

richtungen müssen deswegen ästhetische Arbeiter sein

beachten gilt.

und werden. Mit Hingabe und Geist an die Arbeit zu gehen und das, was man tut, mit allen Sinnen zu tun, ist

Wenn wir den Organisationen Sinn geben wollen, dann

eine sicherlich mehr als herausfordernde Aufgabe. Wenn

müssen sich die Akteure besinnen. Die Arbeit am Kör-

berufliche Akteure allerdings erfolgreich und gesund blei-

per, die Arbeit an Wahrnehmung, Flexibilität und Spon-

ben wollen, müssen sie diesen Ansatz nutzen und ihre

taneität oder Kommunikations- und Statusspiele zeigen

Ressourcen stärken.

mehr, als jede Vorlesung je kann. Solche Erfahrungen sind für Menschen unverzichtbar, die erbaut werden sol-

Workshops mit Humorbildnern, mit Clowns, mit phä-

len, denn sie stehen ein für ein Feld, das dringend Sinn

nomenologischen Arbeitern in pädagogischen Settings

braucht. Den Sinn findet man in den Begegnungen, den

sind deswegen unverzichtbar. Ich drücke als Pflegewis-

Kommunikationsakten, den Auseinandersetzungen.

senschaftler und Pädagoge hier unserer Gesellschaft alle

Humor kann hier Brückenbauer sein: Er kann Machtfra-

Daumen und ende als Clown mit einem Zitat von Rita

gen überwinden, Konflikte bereinigen, das Miteinander

Mae Brown: „Wahnsinn ist, wenn man immer das Glei-

und die Teams stärken.

che tut, aber andere Resultate erwartet!“ n

Prof. Dr. Michael Bossle, MScN, Professor

Susie Wimmer, Freischaffende Performerin,

für Pflegepädagogik an der Technischen

Regisseurin aus München, unterrichtet

Hochschule in Deggendorf, Krankenpfleger,

Improvisation und Clownerie. Spielt als Clown

Pflegewissenschaftler, Clown und Musiker.

ohne Grenzen in internationalen Krisengebieten

Spielt regelmäßig als Clown in Einrichtun-

und regelmäßig als KlinikClown in bayerischen

gen der Altenhilfe in Niederbayern

Altenheimen und Krankenhäusern


12

TITELTHEMA

Auf der Suche nach dem eigenen Glück Vom Handwerksmeister zum Humortherapeuten Alltagssprache übersetzt: Wenn du es ohnehin tun musst, dann tu es gerne! Humor ist für mich Normalität – ein Teil der Gesundheit. Humor ist Begegnung. Und Humor löst

hin, o geh ich w r, e h h ic en Sinn? Wo komm ndern ein a W s a d hat denn ben, s süße Le a d t g e li en dazwisch nd Tod – u Streben? rt u b z e G in gan es e m n in ew war Lustg ls Kind, ine Zeit a e m n a ft o m Wind. Ich denke tte mit de e W ie d n um wir rannte mel rnenhim te S m u z mel. por te Gewim achts em rn n e tf n n te e u a re Wir sch s Lichtjah n über da te n u ta s und

Glücksmomente aus, und das oftmals sehr nachhaltig. Was aber bedeutet Glück? Kann Glück ein Dauerzustand sein oder zeigt es sich als wellenartiges Wechselspiel? Der Volksmund sagt: „Ich bin meines Glückes Schmied“, und verweist uns damit auf uns selbst. Auch ich empfinde die Selbstwirksamkeit als Schlüsselwort für gelebtes Glück, zu spüren, ich gestalte – mich, mein Leben, meine Umwelt. Dies zu erkennen, bedarf oft einiger Umwege. Umwege, auf denen wir uns blenden lassen von schnellen Glücksmomenten, die wir über Äußerlichkeiten erlangen. Natürlich fühlen wir uns glücklich, wenn

Das Gedicht hat mir ein Mann am Rande seines Lebens mit

wir im neuen Auto davonsausen, wir in einen leckeren Kuchen beißen, ins ersehnte Ziel des Marathons einlau-

auf meinen Lebensweg gegeben. Und es begleitet mich,

fen. Durch den Lustgewinn stößt unser Körper Glückhor-

erinnert mich an meine eigene Auseinandersetzung mit

mone aus. Der Zustand ist wunderbar. Das Problem dabei

dem Sinn des Lebens, meiner persönlichen Suche nach

ist nur, dass der Zustand nicht anhält. Nach drei Wochen

dem Lebensglück. Dem bin ich ein ganzes Stück näher

ist das Auto alt, nach vier Monaten schaut keiner mehr,

gekommen, als ich mich vor einigen Jahren ganz spontan

und das Auto wird zu dem, was es ist, ein Fortbewegungs-

und doch sehr bewusst entschied, den vom Vater über-

mittel. Das Hochgefühl reduziert sich damit ebenfalls

nommenen Beruf des Metzgermeisters aufzugeben und

enorm, alles wird normal. In Erinnerung an die genialen

mich auf meinen eigenen Weg zu machen. Ich lernte bei

Emotionen fangen wir wieder an zu sparen für ein neues

Berufsclowns und Therapeuten, entwickelte selbst den

Auto. Dieses Mal wird es ein noch besseres sein müssen,

Beruf des Humortherapeuten und Demenzberaters. So

um ein ähnliches Hochgefühl in uns auszulösen. Gefan-

kam ich immer intensiver mit mir selbst und den Men-

gen in dieser „hedonistischen Tretmühle“ ist gut zu erken-

schen um mich herum in wirklichen Kontakt – freue mich

nen, wie triebgesteuert wir sind. Wir bewegen uns hier

an Sternenhimmel und Gewimmel, genieße gleichzeitig

alle im gleichen Boot, vielleicht auf verschiedenen Decks

die Ruhe in mir selbst. Das nenne ich heute Glück. Dieses

oder Levels, was keineswegs von materiellem Reichtum

Glück versuche ich, den Menschen in meiner Umgebung

abhängt, eher von persönlichen Erfahrungswerten. Denn

zu vermitteln. Eine große Hilfe dabei ist mir der Humor.

wir alle streben nach Lustbefriedigung.

Humor ist viel mehr als Heiterkeit. Humor ist eine Haltung

In der heutigen Zeit erreichen wir sehr schnell eine Trieb-

zum Leben – und zum Sterben. Diese Haltung, die Art und

sättigung. Was oftmals dazu führt, dass alte Menschen

Weise das Leben zu nehmen, ist eher von Gelassenheit

früher alles als schöner empfanden. Damals konnten noch

als von Verzweiflung gekennzeichnet, eher von Akzeptanz

Kleinigkeiten Freude auslösen, waren die Menschen doch

der Begrenztheit als dem Hadern um verfehlte Möglich-

mit wenigem zufrieden. Heute dagegen braucht es eine

keiten. Diese Definition von Christian Heeck bedeutet in

immer höhere Reizstärke, um Zufriedenheit zu erlangen.


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Los geht es bereits bei den Kindern. Wenn ich ein Kind mit

Wild und abenteuerlich! Nur wer sich furchtlos und voller

einem „Leckerli“ animiere, eine gute Note zu schreiben,

Leidenschaft hineinstürzt, erfährt seinen bitter-salzigen,

lernt das Kind für jemand anderen. Dieses Bulimie-Lernen

aufregenden Geschmack. Gleichzeitig trägt der Opa

wird nicht zu dauerhaftem Verstehen führen. Vielmehr

einen Schwimmreifen ums Becken und Schwimmflügel

sehe ich es als Aufgabe der Eltern und Pädagogen, Freude

an den Oberarmen, ist von Kopf bis Fuß abgesichert. Ich

an der Sache, am Lernen zu vermitteln. Lassen wir uns

erinnere mich beim Anblick der Zeichnung jedes Mal an

doch wieder begeistern! Wir müssen für etwas brennen

einen Vortrag, an dessen Ende der Professor ins Audito-

und so andere begeistern. Von der Neurowissenschaft

rium gerufen hatte: „Ich möchte Sie bitten, nehmen Sie

weiß man heute, dass im Gehirn besonders viel passiert,

sich das Leben!“ Die Worte haben mich tief berührt.

wenn du dich begeistern lässt, tief in etwas eintauchst. So entsteht Glück, der Zustand einer tiefen Befriedigung.

Todsicher verlief zumindest äußerlich auch mein Leben als Metzgermeister. Bis ich merkte, dass mir der Tod so

Generell müssen wir unterscheiden zwischen Glück als

oder so sicher sein wird und ich mich aufmachte, mein

Lebenszustand (Lebensglück) und dem Glück im Augen-

eigenes Leben zu leben und meinen eigenen Weg zu

blick (Glücksmomenten). Letztere haben viel mit Äußerlich-

finden. Heute bin ich gottfroh, dass ich die Chance, die

keiten zu tun, das Lebensglück empfinden wir als innere

mir das Leben bot, ergriffen habe – im Gegensatz zu dem

Zufriedenheit und Ausgeglichenheit. Um uns rundum

Schwimmer, der nur darüber redet.

glücklich zu fühlen, brauchen wir die Verschmelzung von tiefem Lebensglück mit äußeren Glücksmomenten.

Wir müssen uns bewegen, um das Glück zu erkennen. Gleichzeitig wäre es falsch, einen dauerhaften Glückszu-

Alte Menschen tragen oft diese Grundzufriedenheit in

stand herstellen zu wollen. Sobald wir etwas gewöhnt

sich. Das stelle ich immer wieder in meiner Arbeit fest. In

sind, nehmen wir es nicht mehr wahr. Um es wahrzuneh-

der Demenz, wenn die kognitiven Fähigkeiten wegfallen,

men, brauchen wir Veränderungen – Licht und Schat-

lösen sich manche von sämtlichen Konventionen und

ten, heiter und wolkig. Nur in der Dynamik besteht die

landen im Glück. Ähnliches erfahre ich im Kontakt mit

Möglichkeit, uns immer wieder des Glücks bewusst zu

Menschen, die sich vorbereiten, aus dem Leben zu gehen

werden. Ein Gesunder beispielsweise hat viele Wünsche,

oder sich bereits im Sterbeprozess befinden. Menschen,

ein Kranker nur einen einzigen.

die wissen, dass die letzte Phase ihres Lebens eingeläutet ist, sind sich plötzlich selbst genug.

Verzichten wir daher auf Floskeln wie „Wenn ich erst im Urlaub und in Rente bin“! Wenn ich erst die Rente mit

Die Begleitung alter Menschen hat mich zu einer eigenen

einem guten Leben verknüpfe, habe ich die Hauptle-

Vorstellung inspiriert, eine Vorstellung, die für mich wie

bensphase verpasst. Sich das Leben zu nehmen, ist für

eine Triebfeder wirkt, mein Leben immer wieder neu zu

jeden ein glücksauslösender Moment. Sich das Leben zu

überdenken: Meine Enkel, die ich hoffentlich irgendwann

nehmen beinhaltet, das zu meiden, was mir schadet und

haben werde, kommen zu mir, setzen sich auf meinen

das zu suchen, was mir gut tut. In diesem Sinne: „Trag

Schoß und sagen: „Erzähl mal“.  Was werde ich ihnen

munteren Herzens deine Last und übe fleißig dich im

erzählen? Was kann ich ihnen erzählen? Was habe ich

Lachen. Wenn du an dir nicht Freude hast, die Welt wird

bewegt? Wie habe ich mich bewegt?

dir nicht Freude machen.“ (Paul Heyse) n

Diese sinnlichen Bilder haben viel mehr Kraft als konkrete „Musst du tun Tipps“. Markus Proske, Humortherapeut / In meinem Arbeitszimmer hängt ein Cartoon. Ein Opa

Demenzberater, Binswangen,

steht mit seinem Enkel vor den Wellen des Meeres und

www.humorwertstatt.de

sagt: Das Leben ist wie das weite Meer, mein Junge.

www.demenz-kompetenz.info


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TITELTHEMA

Was siehst du? Schwarz-Sehen

Auch bei meinen Kollegen sehe ich mittlerweile viel mehr Weißes als Schwarzes. Das war aber nicht immer so. Als ich neu auf eine der Intensivstationen kam, hatte ich ziemliche Probleme. Als sie erfuhren, dass ich Christ bin, haben etliche vom Pflegepersonal schlecht über mich geredet und mich abgelehnt. Das steigerte sich immer mehr und grenzte schon fast an Mobbing. Obwohl ich Arzt war, konnte ich nichts dagegen tun. Ich war verzweifelt und dachte darüber nach, auf eine andere Intensivstation zu gehen. Das wäre der einfachste Weg gewesen. Aber zum Glück habe ich im Gebet Gott um Rat gebeten. Es war mir als sagte er: „Andreas, ich möchte, dass du die Stellung hältst. Flüchte nicht einfach, sondern bleib an dem Platz, wo Ich dich hingestellt habe!“ Weiter schien es mir als solle ich die Personen lieben, die es mir so schwer machen und dass ich ihnen vergeben soll. Wenn ich das Tür-Code-Schloss der ITS betätige, solle ich leise sagen „Jesus, du bist der Herr auf dieser Station.“ Ich muss ehrlich sagen, dass mir das Lieben und Vergeben zunächst schwer gefallen ist. Ich bat Gott um mehr Liebe für diese Menschen, und Er schenkte sie mir. Beim Betreten der Station proklamierte ich also jeden Tag die Herrschaft Jesu dort, auch wenn ich es nur leise aussprach. Ich hörte auf, dem Personal bei jeder

Einen schwarzen Punkt … … haben mir schon viele geantwortet.

erstbesten Gelegenheit von Jesus erzählen zu müssen. Stattdessen habe ich begonnen, sie einfach zu lieben wie sie sind. Ich habe ihnen zugehört und mich für sie

Ich sehe aber ein Rechteck mit einer großen weißen Flä-

interessiert. Ich war freundlich zu ihnen, auch wenn

che … da ist zwar auch noch eine kleine schwarze Fläche,

sie es nicht zu mir waren. Nach 2 Monaten fing es an,

aber: Das Weiße ist viel mehr als das Schwarze.

dass sich das Blatt wendete. Ich merkte, dass sich die Atmosphäre änderte. Ich war erstaunt.

So sehe ich auch mein Arbeitsfeld. Ich arbeite als Anästhesist im Klinikum Chemnitz und als Notarzt. In

Heute ist es total umgekehrt. Das Pflegepersonal

meinem Arbeitsumfeld gibt es sogar mehrere schwarze

freut sich jedes Mal besonders, wenn ich Dienst habe.

Punkte. Aber auf die fokussiere ich mich nicht. Die

Ich bin anerkannt und beliebt und wir sind ein richtig

schwarzen Punkte sind da, aber sie sind für mich nicht

gutes Team geworden.

der Mittelpunkt. Ich sehe das viele Weiße in meinem Beruf … und das macht mich dankbar. Ich freue mich

Ich bin Gott wirklich dankbar, dass ich diesen Wandel

an all dem Guten und Schönen, was meine Tätigkeit im

erleben durfte. Er hat die Atmosphäre und die Herzen

Gesundheitswesen mit sich bringt. Allein, dass ich Men-

auf dieser Station geändert. Vor allem mein Herz. Ich

schen helfen kann, die schwach und hilfebedürftig sind,

sehe meine Kollegen jetzt mich anderen Augen. Mit

erfüllt mich mit einer gewissen inneren Zufriedenheit.

einem liebenden Herzen, auch wenn die meisten von

Außerdem finde ich meinen Beruf im Gesundheitswe-

ihnen nicht an Gott glauben. Mit ihnen zusammen

sen abwechslungsreich, spannend und herausfordernd.

für das Wohl von Patienten zu kämpfen, macht mich

Viel besser, als wenn es langweilig wäre.

glücklich.


RUBRIK

Wenn ich an unsere Patienten zurück denke, erinnere ich mich kaum an die „schwarzen Punkte“. Ich sehe das viele Weiße. Einer von ihnen ist mein lieber Herr Koch (seine Frau gestattete mir die Veröffentlichung). Herr Koch lag bereits Monate im Krankenhaus im Bett wegen einer infizierten Wunde, die nicht heilen wollte. Er konnte nicht mehr laufen wegen einer Beinamputation, litt unter Dialyse, Diabetes, und und und. Die Situation wurde für ihn immer schwieriger, er hatte keine Geduld mehr. Immer öfter schnauzte er die Krankenschwestern gereizt an. Sie baten mich, das Problem irgendwie zu lösen. Mir war, als sage Gott zu mir: „Rede mit ihm.“ Also nahm ich mir Zeit, um mit Herrn Koch zu sprechen. Es war ein gutes Gespräch, in dem wir u.a. über alte christliche Wurzeln in seiner Kindheit sprachen, die er seit vielen Jahren verlassen hatte. Ich fragte ihn, ob er sich Gott wieder zuwenden möchte. Er sagte ja, und ich konnte für ihn und mit ihm beten. Das hat ihn stark berührt, wir mussten beide vor Freude weinen. Seitdem hat Herr Koch nie wieder eine Schwester angeschnauzt. Nach drei Tagen kam ich bei der Visite wieder in Herr Kochs Zimmer. Er lächelte mich an und sagte: „Herr Dr. Walther, ich mach es immer noch.“ Ich wusste nicht, was er meint und fragte „Was denn?“. Da faltete er seine Hände und sagte mit aufgerissenen Augen „Na beten! … Seit dem Gespräch mit Ihnen bete ich jeden Tag.“ Er sagte, dass ihm das Gebet Kraft und Hoffnung schenke. Er hatte seine Beziehung zu Gott wieder gefunden und wurde ein veränderter Mensch. Danke, Herr! Zwei Wochen später ist Herr Koch leider gestorben. Ich bin aber dankbar, dass er vorher Frieden mit Gott gefunden hatte. Seine Frau ist von dieser Veränderung ihres Mannes begeistert. Dafür hatte sie schon viele Jahre gebetet. Sie weiß, dass er jetzt bei Gott ist. Solche bewegenden Geschichten und Gottes Handeln mitten im Berufsalltag zu erleben, macht mich glücklich. n

Dr. med. Andreas Walther, Anästhesist und Notarzt, Chemnitz

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TITELTHEMA

Lachen gehört in die Kirche Interview Ihr Buch gehört zu den Bestsellern christlicher Literatur in den USA. Susan Parks: „Laugh Your Way to Grace: Reclaiming the Spiritual Power of Humor“ wurde innerhalb kurzer Zeit 15000 Mal verkauft. Das Magzin Church Health Reader interviewte Susan Parks und fragte nach, warum sie Jura studiert hat, als Komikerin auftritt und in New York eine ungewöhnliche Baptistengemeinde leitet.

mehr und mehr vom Glauben ent-

scher Mönche war oder die Heiligen

fremdete, und ich konnte mir nicht

Clowns der Navajo. Schließlich kam

vorstellen, in der Kirche am richtigen

ich zurück und schrieb mich am

Platz zu sein.

Union Theological Seminary in New York ein. Nun waren meine Professo-

Während ich weiter als Anwältin

ren nicht gerade darauf vorbereitet,

tätig war, begann ich Einkehrzei-

um Comedian Theologie zu unter-

ten zu besuchen und verschiedene

richten. Aber während meines ersten

Wege auszuprobieren, um Gott zu

Studienjahres machte ich einen

erfahren. Ich

Aushilfsjob in

merkte, dass

der Madison

meine früheren

Avenue Baptist

Erfahrungen

Church und

nicht die richti-

verliebte mich

Sie sind eine ehemalige Anwältin, Komikerin und Baptistenpastorin. Wie um alles in der Welt kommt so etwas zustande?

gen waren. Es

augenblicklich in

war nicht Gott,

die Gemeinde.

der zweifelhaft

Nun bin ich seit

war, sondern die

13 Jahren hier,

Sparks: Na gut, setz dich und nimm

Kirche. Es war

und es ist genau

dir eine Cola Light, denn das dau-

dann ein großer

das, was zu mir

ert ein Weilchen. Ich begann Jura

Segen für mich,

passt, und ich

zu studieren, weil ich begriff, dass

eine Glaubens-

passe auch zur

Jura etwas mit Humor zu tun hat.

gemeinschaft zu

Gemeinde. Hier

Wenn du Leute zum Lachen bringst,

finden, die mir

bin ich zu Hause.

dann schafft das sofort Vertrauen

zeigte, dass es

und Offenheit, zwei Dinge, die sehr

auch Gemein-

entscheidend sind in einem Prozess,

den gab, auf

besonders, wenn man eine Frau ist.

die man sich

Nachdem ich einige Comedy-Shows

verlassen kann. Aber ich war immer

in meiner Studiengruppe präsentiert

noch unsicher, wie eine Komike-

hatte, merkte ich, dass es mir Spaß

rin in der Kirche ihren Platz finden

machte aufzutreten, und ich begann,

kann. Daher beschloss ich, durch die

Comedy mehr und mehr als Instru-

Welt zu ziehen, um Gleichgesinnte

Lachen bringt uns wieder auf einen

ment in meinem Beruf einzusetzen.

zu suchen. Zwei Jahre lang war ich

gemeinsamen Nenner. Zum Beispiel

unterwegs. Ich machte alles Mögli-

veranstalte ich ein Programm mit

Ich wurde also zehn Jahre lang

che. Ich arbeitete für Mutter Theresa

einem Rabbi und einem muslimi-

Strafverteidigerin und Komikerin,

und bestieg den Kilimanjaro. Ich fuhr

schen Komiker unter dem Motto

aber ich merkte bald, dass dies nicht

mit meinem Jeep Wrangler von New

„Lachen im Frieden“. Ich mache den

ganz das war, was ich wirklich wollte.

York nach Alaska. Wo immer ich hin-

Anfang, indem ich auf die Bühne

Ich fühlte schon früh, dass ich zum

kam, fand ich Beispiele, wie Comedy

gehe und mache mich über Kipas

geistlichen Amt berufen sei, aber ich

mit dem Heiligen verbunden war,

oder Burkas lustig. Alle schauen

wuchs in einer Tradition auf, die mich

egal ob es das Lachen buddhisti-

zunächst betreten drein, aber nach

In Ihrem Buch nutzen Sie verschiedene Metaphern, um das Lachen zu beschreiben. Am besten gefällt mir das Lachen als „thin place“. Was meinen Sie damit?


TITELTHEMA

1/2015 CHRISCARE

einigen Augenblicken beginnen sie

mir den intravenösen Zugang legte,

– hoffentlich – zu lachen. In diesem

deutete er auf die Infusionsflasche

Und wie können wir in der Kirche das Lachen üben?

Moment stimmen sie alle miteinander

und meinte: „Keine Sorge, das ist

Das hängt von der Gemeinde ab.

überein, und alle teilen eine gemein-

ein großartiger Jahrgang“. Ich konnte

Meine Gemeinde liebt es, zu lachen

same Erfahrung. Wenn du über etwas

mich gar nicht mehr einkriegen vor

und mag das sehr. In vielen Kirchen

lachst, dann heißt das, dass du es

Lachen, so dass ich den ganzen Rest

sind die Leute da zurückhaltender.

begriffen hast. Der „thin place“ ist der

vergessen hatte.

Aus meiner Sicht ist das eine Frage

Platz, an dem wir alles fallen lassen,

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der Erziehung. Ich rede mit den

all die Vorurteile und Ängste, die

Dann gab es die Leute im Warte-

Leuten darüber, dass die Kirche, der

Bitterkeit und den Ärger –- über uns

zimmer, die auf ihre Chemo oder

Chorraum oder der Altar Orte sind, zu

und die anderen – so dass wir teilen,

Bestrahlung warteten. Es gab

denen man alles mitbringen darf. Wir

was wir gemeinsam haben, unser

immer welche, die amüsante Dinge

neigen dazu, einen Teil von uns drau-

Menschsein. Der „thin place“ ist der

zu erzählen wussten. Das waren

ßen vor der Tür zu lassen. Wir halten

Augenblick, in dem wir mit anderen

die Momente, in denen ich stär-

vieles für nicht angemessen. Darum

durch ein Lachen verbunden sind. Wir

ker wurde und stabiler. Es ist, als

hängen wir es wie einen Mantel an

teilen eine Vorstellung, sind uns einig,

ob Gott zu dir käme und für eine

die Garderobe und kommen nur mit

wie etwas zu verstehen ist.

Sekunde die Last von deinen Schul-

einem Teil von uns zum Gottesdienst.

tern nähme, so dass du durchatmen

Ich vermittle meiner Gemeinde, dass

Bei Ihnen wurde 2006 Brustkrebs festgestellt. Ist es Ihnen gelungen, auch während des Kampfes mit dem Krebs den Humor zu behalten?

kannst. Wenn du unter Schmerzen

hier alles hingehört und darum alles

mit jemandem lachen kannst, dann

mit in die Kirche gebracht werden

begreifst du: Der Schmerz hat nicht

soll. Egal, ob es die Furcht oder die

dich, sondern du hast den Schmerz.

Tränen, der Ärger, die Bitterkeit oder

Zuert war es sehr schwer. Ich erzählte den Leuten über meine

Was raten Sie dem Freund oder Angehörigen eines Krebskranken?

erste Reaktion, den Zorn, und meine

Bring sie zum Lachen, bring sie

Gemeindemitglieder schnappten

zum Lachen, lass sie Lachen bis

hörbar nach Luft. Eine Pastorin, die

zum Umfallen und – lach mit ihnen.

Die Fragen stellte

sauer war über ihre Krankheit? Ich

Sie können niemanden, der unter

Pastorin Stacy Smith,

meinte dann: „Ja, ich bin schließ-

Schmerzen leidet, zum Lachen

Redakteurin des

lich auch nur ein Mensch.“ Im Zorn

zwingen, aber Sie können ihm die

Magazins Church

zeigt sich das. Ich versuchte, wenn

Gelegenheit bieten zu lachen. Wenn

Health Reader und

ich wütend wurde, meine Gefühle

es um Seelsorge geht und sie sind

Direktorin der Bil-

auszuhalten. Dabei entdeckte ich

mit der Familie eines Sterbenskran-

dungsabteilung des Church Health

Dinge, über die ich lächeln oder auch

ken oder eines Patienten vor einer

Center in Memphis, Tennessee

lachen konnte. Oft waren es die Ärzte

schweren Operation im Zimmer,

(www.churchhealthcenter.org). Sie

und Schwestern und die lustigen

dann können sie sicher sein: 90 %

hat am Austin College und am Union

und unsinnigen Dinge, die wir

der Zeit wird der Patient versuchen,

Theological Seminary in New York

miteinander erlebten. Zum Beispiel

Scherze zu machen. Sie wollen

studiert und bereitet sich auf ein Pro-

war ich vor einer Untersuchung sehr

lachen, und viele haben nicht die

motion an der Vanderbilt University

nervös. Der Anästhesist hatte einen

Courage mitzulachen, weil sie fürch-

vor. Sie ist ordinierte Geistliche der

großartigen Sinn für Humor. Als er

ten, dass das unangemessen ist.

Presbyterianischen Kirche der USA.

das Lachen ist. Es ist alles geheiligt. Und wenn du es nicht mitbringst, kann Gott dich nicht heilen. n


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TITELTHEMA

Die Christen und das Glück Richtiges und falsches Glück Das Wort „Glück“ hat zwar keinen Plural, aber dennoch

zustande kommt und wie viel Glück auf Lüge und Egoismus

scheint es verschiedene „Glücke“ zu geben. Glück zu

baut. Wahrscheinlich sehr viel.

haben und glücklich zu sein, sind jedenfalls Erfahrungen, die nicht sehr viel miteinander zu tun haben müssen.

Auch das Glück von vielen Christen. Wahrscheinlich ist

Wer Glück hat, nimmt es oft noch nicht einmal wahr. Man

das besonders häufig dort der Fall, wo Christen beanspru-

kann sogar sehr viel Glück haben und dabei doch überaus

chen, dass Gott sie glücklich macht. Von diesem Lehrsatz

unglücklich sein, wie etwa meine junge, sehr gut ausse-

ausgehend sind dann Steigerungen des Wohlbefindens

hende Klientin aus wohlhabendem Elternhaus, Liebling

als Gebetserhörung zu interpretieren. Solange sich solche

ihrer Eltern, mit überragendem Abitur und allerbesten

Erfahrungen aneinanderreihen, solange man also Glück

Erfolgen im Studium, die so todunglücklich war, als sie

hat, ist man glücklich mit Gott. Wendet sich das Glück dann

die Stelle nicht bekam, für die sie sich beworben hatte,

aber, hat man ein Problem mit Gott. Der Glaube scheint

dass sie sich ernste Suizidgedanken machte. Da hatte sie

nicht richtig zu funktionieren. Dann liegt es nahe, sich die

halt auch mal Pech gehabt. Aber an das viele Glück zuvor

glücklichen Fügungen zusammenzureimen, anzuempfin-

war sie so gewöhnt, dass sie es als selbstverständlichen

den, und dort, wo sich trotzdem nichts ändert, das Unglück

Anspruch empfand.

durch übersteigerte Erwartungen zu kompensieren. Da wir Menschen sehr fantasiebegabt sind und auch solch kom-

In Umfragen bekunden erstaunlich viele Menschen, dass sie

pensatorischer Glaube manchmal Berge versetzen kann,

glücklich sind. Wenn man das mit mit den statistischen Wer-

lassen sich auf diese Weise und offenbar gar nicht selten

ten der Verbreitung seelischer Störungen und Erkrankungen

die erhofften wunderbaren Wunscherfüllungen geradezu

vergleicht, die ebenfalls sehr hoch sind, muss man sich

erzwingen. Natürlich schätzt man sich dann glücklich, was

etwas wundern. Wenn man außerdem die Zahl der Schäden

sich wiederum in Umfragen über die Heilkraft des Glaubens

durch Suchtverhalten, die geschiedenen Ehen mit ihren Fol-

niederschlägt, sofern sich diese ebenfalls mit subjektiven

gen, die extremen Stresserfahrungen sehr vieler Menschen

Einschätzungen der Befragten begnügen.

im Beruf, die schweren körperlichen Erkrankungen und manches mehr, was die Reihe noch ergänzen müsste, hinzu

All das muss nicht so sein – gleichwohl kann es aber sein.

nimmt, dann kann man eigentlich nur folgern, dass entwe-

Wer will von außen sehen, wann sich einer selbst betrügt

der sehr viele Menschen trotzdem glücklich sind oder dass

mit seinem Glück und wann nicht? Darum wollen wir nun

die Umfragen nicht gründlich genug sind.

wirklich wir erst einmal feststellen, wonach beim Thema „Glück“ überhaupt zu fragen ist. Wir müssen einige Kri-

Ich tippe auf Letzteres. Es ist anzunehmen, dass die hohe

tierien fixieren, durch die wir echtes Glück vom falschen

statistische Zahl der Glücklichen zwei Ursachen hat: Erstens

unterscheiden. Wir konzentrieren uns in diesem Rahmen

müssen Menschen schon sehr unglücklich sein, um sich

auf eine christliche Glücksdefinition. Die Kriterien sind

pauschal als „Unglückliche“ zu outen, und viele werden es

Hypothesen. Das heißt: Man kann sie verbessern, ergän-

dennoch nicht zugeben. Zweitens kommt es sehr darauf an,

zen oder auch verwerfen, wenn sie sich nicht bestätigen.

wie man überhaupt „Glück“ definieren will. Man kann sich auch sehr glücklich fühlen, wenn man unter Droge ist, sich

1. Glücklich sein und Glück haben ist nicht identisch.

hemmungslos narzisstisch und egoistisch verhält, andere

Beide Erfahrungen können unabhängig voneinander auf-

Menschen tyrannisiert, fanatisch, rassistisch und ausländer-

treten.

feindlich ist, sich in den sicheren Kokon einer Lebenslüge kuschelt, gerade seine Feinde erschossen hat oder sein

2. Glück im christlichen Sinn meint glücklich zu sein und

Leben einem Tyrannen unterwirft. Es ist unwahrscheinlich,

dabei sehr weitgehend unabhängig davon zu bleiben,

dass solche Umfragen wahrnehmen, wie viel Glück so

Glück zu haben.


TITELTHEMA

1/2015 CHRISCARE

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3. Eine Gebetspraxis, die darauf abzielt, Glück zu haben,

chen“ heißt nicht unbedingt, dass wir nicht auch ohne die

hat ähnliche Erfolgschancen wie ein Glücksspiel. Gebets-

Erfüllung dieses Bedürfnisses leben und dass wir keinen

maßnahmen, die das Glück aber erzwingen sollen, sind

Ersatz dafür finden können. Wir brauchen die Erfüllung

kaum von magischen Riten zu unterscheiden, die dasselbe

unserer echten Bedürfnisse etwa so, wie wir unsere bei-

bezwecken. Der Grund dafür, dass es sich bei solchen Zie-

den Beine brauchen. Es geht auch, wenn sie uns fehlen,

len um Irrwege und Sackgassen handelt, liegt darin, dass

aber dann fehlen sie uns wirklich.

Gott nicht der Weihnachtsmann ist. 9. Die Erfüllung eines falschen Bedürfnisses kann nicht 4. Glücklich zu sein ist das notwendige Lebensziel jedes

ehrlich glücklich machen. Falsche Bedürfnisse sind neuro-

Lebewesens mit Emotionen. Unser Wunsch nach Glück

tische Bedürfnisse, was bedeutet: Umleitungen auf dem

ist der große Motivator aller Entscheidungen, die wir als

Weg zu einer echten Bedürfnisserfüllung, die nicht dorthin

Menschen in einer gewissen Freiheit treffen. Das hat nichts

führen, sondern in eine Sackgasse. Die falschen Bedürf-

Anrüchiges für Christen. Wir sind auch als Christen bedürf-

nisse ähneln irgendwie den echten, weil sie an ihre Stelle

nisdeterminierte Lebewesen. Wenn wir erfahren, dass sich

treten. Es gibt unendlich viele falsche Bedürfnisse, die

unsere echten Bedürfnisse erfüllen, macht uns das glücklich.

diese Funktion haben.

5. Wir sind in der Lage, unsere Bedürfnisse in eine hierar-

10. Wenn jemand falsche Bedürfnisse wie zum Beispiel

chische Reihenfolge zu bringen. Das ist zu einem großen

Reichtum und die Herrschaft über andere Menschen an

Teil eine Frage der Erziehung und Selbstdisziplin. Daraus

die Spitze seiner Bedürfnishierarchie stellt und dafür auf

folgt, dass wir bewusst der Erfüllung von bestimmten

die Erfüllung echter Bedürfnisse verzichtet, ist das eine

Bedürfnissen den Vorrang geben können. Das kann bis

Tragödie für ihn und ein Unglück für andere. Auch wenn

dahin gehen, dass wir auf die Erfüllung echter, wichtiger

dieser Mensch seine Ziele erreicht, wird man dann wohl

Bedürfnisse anderer Bedürfnisse wegen, die uns noch

kaum von echtem Glück sprechen können. Aber in einer

wichtiger erscheinen, sogar ganz verzichten können. Diese

statistischen Erhebung wird er wahrscheinlich einen sehr

Freiheit können wir vielleicht ein Metabedürfnis nennen,

hohen Glückwert erzielen.

ein Bedürfnis also über den Bedürfnissen. Ich denke, dass es sich dabei um das Bedürfnis nach Würde handelt.

Das größte und höchste Bedürfnis ist zu lieben und geliebt

Würde ist die Souveränität, frei zu entscheiden, was für

zu werden. In seiner Menschlichkeit offenbart sich uns

uns wichtig ist.

Gott selbst als Liebender, dessen höchste Sehnsucht es ist, uns Menschen lieben zu dürfen und von uns geliebt

6. Alles menschlich Große, was noch glücklicher macht

zu werden. Unser höchstes Bedürfnis trifft sich mit Gottes

als alle Bedürfniserfüllung sonst, entsteht paradoxerweise

höchstem Bedürfnis. Wenn die beiden zusammenkom-

aus einem bewussten, willentlichen Glücksverzicht. Die

men, ist die Liebe an ihrem Ziel. Da ist das höchste Glück.

Glückserfahrungen auf diesem Niveau sind in der Tat nicht

Dafür lohnt sich, wenn es darauf ankommt, aller noch so

mehr abhängig davon, Glück zu haben.

schwere Verzicht auf das Glückhaben wie auch auf alle anderen starken, echten Bedürfnisse. Dafür lohnt es sich

7. Welche Bedürfnisserfüllungen wir an die Spitze der

zu leben und zu sterben. n

Hierarchie setzen und auf welche wir gegebenenfalls um ihretwillen verzichten, ist tatsächlich unsere freie Entscheidung. Welche Wahl für uns stimmig ist, hängt von unseren Veranlagungen, Begabungen und den Herausforderungen ab, die das Leben an uns stellt. Hans-Arved Willberg, Karlsruhe, evangeli8. Ein echtes Bedürfnis ist dadurch definiert, dass wir es

scher Theologe, Trainer – Dozent – Publizist,

wirklich brauchen, weil es unserer Natur entspricht. „Brau-

www.life-consult.org


20

HINTERGRUND

Wieder leben lernen Die Kirchen in der Ebola-Krise Das internationale Symposium „Christian Responses to Health and Development“ beim Deutschen Institut für Ärztliche Mission im Juni 2014 bekräftigte den bleibenden Auftrag der Kirchen im Gesundheitsbereich. Wenige Wochen später wurden die westafrikanischen Staaten und die Welt von der Ebola-Epidemie geradezu überrollt. Was ist die Antwort der christlichen Kirchen und Gemeinden auf Ebola?

löse Ebola aus. Und in der allgemeinen Verunsicherung

Eine Epidemie mit weitreichenden Folgen

Aufklärung und Abbau von Angst

Seit 1976 traten in der Demokratischen Republik Kongo,

Durch ihre verlässliche Infrastruktur und ihre Präsenz

in Uganda und anderen afrikanischen Staaten immer

bis in die entferntesten Dörfern hinein tragen die Kir-

wieder Ebola-Epidemien auf, die jedoch rasch einge-

chen wesentlich zur Aufklärung über Ebola bei. Mit ihrer

dämmt werden konnten. Was Westafrika aber seit Anfang

Autorität können Gemeindeleitende Misstrauen und

2014 erlebt, ist beispiellos: Über 20.000 Menschen wur-

Abwehr gegenüber den Helfenden und den Quarantäne-

den infiziert, mehr als 8.000 Todesfälle sind zu beklagen.

maßnahmen abbauen. In den Gemeinden werden Frauen

Auch wenn die zunächst prognostizierte ungebremste

und Männer geschult, die informieren und praktische

und exponentielle Ausbreitung des Virus in Guinea, Libe-

Hinweise zu Hygienemaßnahmen geben. So kann die

ria und Sierra Leone und den Nachbarländern Gott sei

Ansteckung bei der Pflege von Angehörigen, die noch

Dank nicht eingetreten ist – die Folgen sind gravierend

nicht in einem Behandlungszentrum aufgenommen sind,

und werden das Leben in den betroffenen Länder noch

reduziert werden.

waren immer wieder Vermutungen zu hören, Ebola sei eine Maßnahme der Bevölkerungskontrolle oder gar eine bewusst eingesetzte Biowaffe. So zeigte sich sehr schnell, dass Ebola nicht mit ausschließlich medizinischen Maßnahmen begegnet werden kann, sondern einen mehrdimensionalen Ansatz braucht. Was können die Kirchen tun?

jahrelang beeinträchtigen. Was aber noch wichtiger ist: In der religiösen Gemein-

Ebola: mehr als ein medizinisches Problem

schaft finden die Menschen mit ihrer tiefen Angst und

Zunächst präsentierte sich die Ebola-Epidemie als eine

Verunsicherung Halt. So ist es gut, dass die Bischöfe in

medizinische Katastrophe, auf die sofort reagiert werden

Liberia trotz der Warnung vor größeren Versammlungen

musste. Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ zum

die Kirchen offen gehalten haben und weiterhin Got-

Beispiel erkannte die Dramatik schnell, errichtete Behand-

tesdienste gefeiert werden. Viele kommen dort zusam-

lungszentren zur Aufnahme, Isolation und medizinischen

men und werden im gemeinsamen Beten und Singen

Behandlung Infizierter.

gestärkt. Die Kirchen sind voll und für die Menschen ein Ort, wo sie Kraft finden in ihrem Überlebenskampf und

Im Zuge dieser absolut wichtigen Notfallmaßnahmen

Trost in der Trauer.

wurden die Menschen kaum aufgeklärt, sondern geradezu überrumpelt von der Krisenintervention. In der

In der Ebolakrise wirken die Kirchen durch das Vertrauen,

akuten Phase war keine Zeit, auf die Traditionen im

das ihnen entgegengebracht wird, stabilisierend. Mehr-

Umgang miteinander, der Pflege Kranker sowie der Beer-

fach wurde zu einer Zeit des Betens und Fastens aufge-

digung von Verstorbenen Rücksicht zu nehmen. Völlig

rufen. In Liberia sind auf diese Weise Menschen aus ganz

unvermittelt wurde jede Berührung kranker und toter

unterschiedlichen Kirchen und auch Religionen zusam-

Angehöriger untersagt. Die Menschen in den Dörfern

mengekommen. Die Frage der Ursache der Epidemie

gerieten in Panik, als vermummte Menschen in die Dörfer

spielt dabei natürlich auch eine wichtige Rolle. Es ist gut,

kamen und Kranke aus den Familien holten. Dies schürte

dass die Stimmen, die Ebola als eine Strafe Gottes inter-

Misstrauen und Ängste und nährte teilweise abenteuerli-

pretieren, eine kleine Minderheit darstellen. Denn diese

che Gerüchte bis hin zu Verschwörungstheorien über die

Sicht könnte dazu führen, dass einzelne Kranke sich als

Ursachen von Ebola. Hartnäckig hielt sich die Meinung,

Sünder und Schuldige fühlen und in der Familie und im

das bei den Desinfektionsmaßnahmen verwendete Spray

Dorf als solche gelten.


RUBRIK

1/2015 CHRISCARE

21

Viele Ebola-Überlebende haben nicht nur Hab und Gut verloren – sondern werden auch sozial ausgegrenzt

Von den Toten würdig Abschied nehmen und Trauernde begleiten

Ausgrenzung von Kranken und ihrer Familien führt und erhebliche psychosoziale Folgen hat.

In Westafrika sind Rituale des Abschieds von den Toten durch liebevolle Berührung und Waschungen tief in der

Ausgrenzung erfahren auch Überlebende. Die Rück-

Kultur verankert. Eine Einäscherung Toter ist Tabu. Da

kehr aus dem Behandlungszentrum ins Heimatdorf

Verstorbene hochinfektiös sind, kann es durch das Beer-

ist mitunter eine schlimme Erfahrung. Dass die Ernte

digungszeremoniell, an dem in der Regel sehr viele Trau-

versäumt und das ganze Hab und Gut aus hygienischen

ernde teilnehmen, zu einer erheblichen Verbreitung des

Gründen verbrannt wurde, ist schon schwer zu verkraf-

Virus kommen. Als in der Anfangsphase der Epidemie

ten. Aber dass die Nachbarn und Freunde auf Distanz

sehr viele Menschen starben, bedeutete dies ein großes

gehen, macht das Weiterleben fast unmöglich. Oft

Problem. Inzwischen aber entwickelten Kirchenleitende

werden die Überlebenden von Sozialarbeitern zurück

alternative Rituale des Abschieds. Und es wurden Beer-

ins Dorf begleitet, aber diese bleiben nicht auf Dauer

digungsteams geschult, die einen würdigen Abschied

an ihrer Seite. Gemeindeleitende und -mitglieder aber

ermöglichen, ohne die direkte und ungeschützte Berüh-

können unbegründete Berührungsängste abbauen und

rung des Leichnams.

der Ausgrenzung Einzelner und ganzer Familien entgegenwirken. So werden zerstörte Beziehungen wieder

„Ich muss neu leben lernen – ohne meinen Mann und

hergestellt und so können traumatisierte Menschen

meine zwei Kinder“, sagt eine junge Liberianerin. Sie

wieder Vertrauen lernen.

hat eine akute und dramatische körperliche Erkrankung überlebt, aber das Virus hat das zerstört, was ihr Leben

Die Ebolaepidemie betrifft alle Dimensionen des Lebens.

ausmachte. In den kommenden Monaten und Jahren

Die Infrastruktur der Kirchen, das soziale Netz der kirch-

werden tausende Trauernde spirituellen Beistand und

lichen Gemeinschaften, die liebevolle Zuwendung und

psychotherapeutische Begleitung benötigen, Waisen

das Gebet ergänzen die medizinischen Interventionen.

brauchen eine neue Familie. In solchen Situationen ist

Mitten in der Not setzen die Kirchen und Gemeinden

es ein Segen, wenn Kirchengemeinden Halt und Heimat

Zeichen der Heilung und Hoffnung. So zeigt Ebola: Die

geben und traumatisierten Menschen ein „Leben nach

Kirchen haben auch heute einen wesentlichen Auftrag im

Ebola“ eröffnen.

Gesundheitsbereich. n

Stigmatisierung entgegenwirken Um die Ausbreitung von Ebola zu stoppen, müssen die sozialen Aktivitäten auf ein Minimum reduziert werden: „No Touch“ – aus medizinischen Gründen ist jede

Dr. med. Beate Jakob, Ärztin und Theo-

Berührung untersagt. So hat sich ein Klima der Angst

login im Deutschen Institut für ärztliche

vor Ansteckung entwickelt, das zur Stigmatisierung und

Mission Tübingen


ChrisCare

Blickpunkt


Glßck ist zu begreifen,   wie wenig ich brauche und wie viel ich habe. Bianka Bleier


24

HINTERGRUND

Keiner war glücklicher als Er Dem Glück auf der Spur

Er lässt sich von Gottes Hand ergrei-

Selig, die um der Gerechtigkeit

fen und ist damit bereits in diesem

willen verfolgt werden; denn ihnen

Leben glücklich zu preisen.

gehört das Himmelreich.

1. Das Glück im Alten Testament

Selig seid ihr, wenn ihr um meinet-

In der Bibel ist viel von Glück und

2. Die Seligpreisungen

willen beschimpft und verfolgt und

Unglück die Rede – allerdings nur im

Im Neuen Testament kommt der

auf alle mögliche Weise verleumdet

Alten Testament. Da die Bücher des

Begriff „Glück“ überhaupt nicht

werdet.

Alten Testamentes von unterschied-

vor. Aber es wird von Erfahrungen

Freut euch und jubelt: Euer Lohn

lichen Autoren zu unterschiedlichen

berichtet, die mit dem Wort „Glück“

im Himmel wird groß sein, denn so

Zeiten verfasst wurden, ist es schon

auf den Punkt gebracht werden

wurden schon vor Euch die Prophe-

ein tollkühner Versuch, in wenigen

können. Erfahrungen allerdings, die

ten verfolgt.“

Sätzen zusammenzufassen, was das

in den Augen der Welt damals wie

Alte Testament über das Glück sagt.

heute als alles andere als glücklich zu

Im Deutschen kann das Wort „selig“

bezeichnen sind. Das Glück steht auf

sehr unterschiedliche Bedeutungen

Der Mensch ist zu einem glückli-

der Seite der Schwachen, wie es zum

haben. Es kann zunächst einmal

chen Leben berufen. Wer gut und

Beispiel in den Seligpreisungen Jesu

etwas mit dem Tod zu tun haben:

rechtschaffen lebt, dem wird es

zum Ausdruck kommt. Gott steht auf

Er ist selig entschlafen, er ist in der

gut gehen. Dem wird Glück ver-

der Seite der Benachteiligten. Sie

ewigen Seligkeit. Es hat dann häufig

sprochen. Jener Mensch findet das

sind das genaue Gegenteil der zur

auch mit Begeisterung und Glück

Glück, der sich der Gegenwart Gottes

Zeit Jesu vorherrschenden Auffas-

zu tun: glückselig. Im Neudeutschen

öffnet. Dies geschieht unter ande-

sung der römischen Gesellschaft:

heißt es dann: Er ist „happy“. Schließ-

rem dadurch, dass der Mensch die

„Die Starken, das waren die, denen

lich gebraucht man das Wort auch in

Gaben, die Gott einem Menschen

die Glücksgöttin Fortuna (fors=Kraft)

Verbindung mit Alkohol und Rausch.

gewährt, annimmt und genießt.

zugeneigt war.“ Denkt unsere heutige

Diese Einsicht der alttestamentlichen

Gesellschaft etwa anders?

Weisheitslehre führt dann aber das

Das griechische Wort „makarios“, das in der Urfassung der Bergpredigt steht, wird traditionell mit „selig“

maßen schlecht gehen, während es

Im Matthäusevangelium finden sich die Seligpreisungen (Mt 5,1-12):

Frevler gibt, die trotz aller Bosheit

„Selig, die arm sind vor Gott; denn

preisungen“ auch schon einmal

ein gutes Auskommen haben. In den

ihnen gehört das Himmelreich.

„Glücklichpreisungen“ genannt,

Psalmen setzt sich schließlich die

Selig die Trauernden; denn sie wer-

und sie gehören ohne Zweifel zum

Einsicht durch, dass das Glück der

den getröstet werden.

Kern der Botschaft Jesu. Allerdings

Frevler nur Maskerade ist, nur ein

Selig, die keine Gewalt anwenden;

klingen sie so befremdlich und fast

Scheinglück. Es geht vorüber und hat

denn sie werden das Land erben.

verrückt in unseren Ohren, dass sie

keinen Bestand. Unglück, Leid trifft

Selig, die hungern und dürsten nach

nicht unbedingt populär sind. Wer

den Gerechten, weil auch er in einer

der Gerechtigkeit; denn sie werden

wird da als glücklich aufgezählt: die

Welt der Sünde lebt und zudem kann

satt werden.

Einfältigen, die Naiven, die Leiden-

durch Leid geprüft werden, ob der

Selig die Barmherzigen; denn sie

den, die Schwachen, die Verfolgten.

Gerechte Gott um seiner selbst wil-

werden Erbarmen finden.

Die Sätze stehen quer zu allen gän-

len liebt oder ob er ihn nur insofern

Selig, die ein reines Herz haben;

gigen Vorstellungen. Schon zur Zeit

liebt, als es für ihn vorteilhaft ist.

denn sie werden Gott schauen.

Jesu hielt man für glücklich und von

Der wirklich Gerechte erkennt, dass

Selig, die Frieden stiften; denn sie

Gott gesegnet, wer Erfolg, Gesund-

Rettung aus einer dem Untergang

werden Söhne Gottes genannt

heit und Wohlstand auf seiner Seite

geweihten Welt nur von Gott kommt.

werden.

hatte. Und auch heute sagt der Volks-

Buch Hiob in die Krise. Auch dem Gerechten kann es unverdienter-

übersetzt. Es bedeutet aber auch „glücklich“. So werden die „Selig-


HINTERGRUND

1/2015 CHRISCARE

25

„(...) sie werde einmal mit leeren Händen vor Gott stehen und sie ihm offen hinhalten (...)“ mund, dass das Glück die Tüchtigen

erstehung: Wir werden dem Tod aus-

Ich halte mich im Folgenden an die

belohnt. Wenn Jesus den Armen,

geliefert, damit auch das Leben Jesu

Interpretation, die Papst Benedikt

den Trauernden, den Mühseligen

in unserem sterblichen Leib offenbar

XVI. in seinem persönlichen Jesus-

zuruft, dass sie doch glücklich seien,

wird“(2 Kor 4,11). Auch wenn der Bote

buch gegeben hat (Josef Ratzinger,

dann klingt das geradezu zynisch.

Jesu noch in der Leidensgeschichte

Benedikt XVI., Jesus von Nazareth,

Jesu steht, so ist darin der Glanz der

Seite 104-109).

Tatsächlich sind die Seligpreisungen

Auferstehung dennoch spürbar und

Verheißungen, in denen das neue

schafft eine Freude, eine „Seligkeit“,

Die Armut, von der hier die Rede ist,

Bild von Welt und Mensch aufleuch-

die größer ist als das Glück, das er

ist nie ein bloß materielles Problem.

tet, das Jesus eröffnet, die „Umwer-

vorher auf weltlichen Wegen erfah-

Die bloß materielle Armut rettet

tung der Werte“. Das darf aber nicht

ren haben mochte. Jetzt erst weiß

nicht, auch wenn gewiss die Benach-

in dem Sinn verstanden werden, als

er, was wirklich „Glück“, was wahre

teiligten dieser Welt in ganz beson-

ob die darin angekündigte Freude in

„Seligkeit“ ist. Die Seligpreisungen

derer Weise mit Gottes Güte rechnen

eine endlos entfernte Zukunft oder

drücken aus, was die Jüngerschaft

dürfen. Aber das Herz der Nichtsbe-

ausschließlich ins Jenseits verscho-

Jesu bedeutet. Dies versuche ich nun

sitzenden kann verhärtet, vergiftet,

ben wäre. Wenn der Mensch anfängt,

an der ersten und zentralen Seligprei-

böse sein, inwendig voller Gier nach

von Gott her zu sehen und zu leben,

sung zu verdeutlichen.

Habe, Gottes vergessend und nach

wenn er in der Weggemeinschaft mit Jesus steht, dann lebt er von neuen Maßstäben her. Da kommt von Jesus her Freude in die Drangsal.

dem äußeren Besitz sich verzehrend.

3. Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich

Wer einmal das fragwürdige Glück hatte, die Menschen in den Slums

„Arm vor Gott“ ist die Formulie-

und Elendsvierteln unserer Welt

In den Biographien vieler Heiliger

rung der Einheitsübersetzung.

konkret zu erleben, weiß, dass dies

wird deutlich, dass dies keine Theorie

Früher sprach man meist von den

sicher keine Glücksstätten sind und

ist. So ist im Beispiel von Paulus das,

„Armen im Geist“, oder in der Luther-

auch nicht die Orte, wo Glaube,

was in den Seligpreisungen Zuspruch

Übersetzung den „geistlich Armen“.

Hoffnung und Liebe blühen. Es sind

und Verheißung ist, gelebte Erfahrung

Diese Übersetzungen sind näher am

Brutstätten von Hass und Gewalt.

des Apostels. Er fühlt sich „auf den

Urtext, während die Einheitsüber-

letzten Platz gestellt, wie ein Totge-

setzung schon eine – theologisch

Die Armut, von der da geredet wird,

weihter und zum Spektakel geworden

zutreffende – Interpretation ist. Wer

ist nun keine bloß geistige Haltung.

für die Welt, heimatlos, beschimpft,

sind nun diese Armen „im Geist“

Gewiss, die Radikalität, die uns von

geschmäht“ (1 Kor 4,9-13). Und doch

oder „vor Gott?“ Die Verharmlosung

so vielen wahren Christen – vom

macht er die Erfahrung einer unend-

und Verwässerung des Textes setzte

Mönchsvater Antonius bis zu Franz

lichen Freude. Gerade als der Ausge-

in der Auslegungsgeschichte schon

von Assisi und bis zu den exem-

lieferte, der sich selbst weggegeben

früh an. Der Stein des Anstoßes, den

plarisch Armen unseres Jahrhun-

hat, um Christus zu den Menschen

die Seligpreisungen sicher darstel-

derts – vorgelebt wurde und wird,

zu bringen, erfährt er den inneren

len, wird dann geradezu in Watte

ist nicht allen aufgetragen. Die

Zusammenhang von Kreuz und Auf-

gepackt und verliert jegliche Kontur.

Kirche braucht, um Gemeinschaft


26

HINTERGRUND

der Armen Jesu zu sein, immer

Wird nun die Glückseligkeit der

durchaus vergleichbaren Erkennt-

wieder die großen Verzichtenden.

Armen nicht doch in die ferne

nis kommen.

Sie braucht die ihnen folgenden

Zukunft ins Jenseits verschoben?

Gemeinschaften, die Armut und

Kann man auch etwas über das

So schreibt eine tschechische

Einfachheit leben und uns so die

Glück der Armen auf der Erde zu

Gesundheitsforscherin: „Je mate-

Wahrheit der Seligpreisungen zei-

ihren Lebzeiten sagen?

rialistischer wir sind, desto weniger

gen, um alle wach zu rütteln, Besitz

zufrieden sind wir mit unserem

nur als Dienst zu verstehen, sich der

Dass Geld allein nicht glücklich

Leben. Wer Geld liebt, wird des Gel-

Kultur des Habens in einer Kultur der

macht, ist schon so etwas wie eine

des nie satt und wer Reichtum liebt,

inneren Freiheit entgegen zu stellen

Volksweisheit. Meist wird allerdings

bekommt nie genug“. Es scheint,

und so auch die Voraussetzungen für

hinzugefügt: aber es beruhigt.

als ob man, um allgemeines Glück

soziale Gerechtigkeit zu schaffen. So formuliert es Benedikt XVI.

und seelische Ruhe zu erreichen, Dass Armut, materielle Armut nicht

unbedingt mit den vorhandenen

glücklich macht, liegt auf der Hand,

Lebensbedingungen zufrieden sein

In der Bergpredigt werden die

und sicher ist auch, dass materielle

muss, ohne ihre materiellen Seiten

Armen seliggepriesen, weil ihnen

Armut den Betroffenen beunruhigt.

über Gebühr zu betonen. Interessan-

das Himmelreich gehört. Im Blick auf

Die Bibel versteht offensichtlich

terweise findet sich diese Sichtweise

den Himmel, im Blick auf die ewige

unter Glück etwas anderes als die

schon im Neuen Testament. So

Seligkeit ist die Sache meines Erach-

Abwesenheit von Leid, Trauer und

schreibt Paulus im Philipperbrief:

tens klar. Wer auf dieser Erde nicht

Armut. Glück erfährt nach der Bibel,

„Ich habe gelernt, mich in jeder Lage

dem Götzen Mammon verfallen ist,

wer Gottes Nähe erlebt. Deshalb

zurecht zu finden. Ich weiß, Entbeh-

den es in vielen Variationen gibt, wer

halte ich auch die Einheitsüberset-

rungen zu ertragen, ich kann im

schenken kann und sich beschen-

zung für zutreffend: „Selig, die arm

Überfluss leben. In jedes und alles

ken lässt, dem ist das Himmelreich

sind vor Gott“.

bin ich eingeweiht: In Sattsein und

in Aussicht gestellt. Hören wir noch

Hunger, Überfluss und Entbehrung.

einmal, wie Benedikt XVI. die Armen,

Die Theologin Dorothee Sölle hat

Alles vermag ich durch ihn, der mir

die seliggepriesen sind, versteht.

Jesus von Nazareth einmal als den

Kraft gibt“ (Phil 4,11-13).

Es sind Menschen, die nicht mit

„glücklichsten Menschen, der je

ihren Leistungen vor Gott prunken.

gelebt hat“, bezeichnet, und zwar

Ein Aspekt der richtig verstandenen

Sie kommen sich nicht wie eine Art

deshalb, weil er Gott so nahe bei

Armut ist die Fähigkeit, loslassen

gleichberechtigte Geschäftspart-

sich hatte, dass er an nichts anderem

zu können, verschenken zu können.

ner vor Gott vor, die für ihre Taten

festhalten musste, weder an Besitz,

Paulus hat das klassisch kurz formu-

Anspruch auf den entsprechenden

noch an seiner Herkunft, noch nicht

liert: „Geben ist seliger als Nehmen“.

Lohn erheben. Es sind Menschen,

einmal an seinem Leben. Nicht jeder

(Apg 20,35). Auf derselben Linie

die sich auch inwendig arm wis-

kann in dieser Haltung ein gelingen-

liegt die ungewöhnliche Empfehlung

sen, Liebende, die sich einfach von

des, glückliches Leben sehen, doch

eines Glücksforschers: „Glück kann

Gott beschenken lassen wollen und

für Jesus war es genau dies. Und im

man kaufen – wenn man sein Geld

gerade so in innerer Übereinstim-

Leben vieler Heiliger wird deutlich,

für andere ausgibt.“ Und ich schließe

mung mit Gottes Wesen und Wort

dass es hier nicht nur um die ewige

mit einer wunderschönen Feststel-

leben. Das Wort der heiligen Theresia

Seligkeit, sondern um ein glückliches

lung von Theodor Fontane: „Glück-

von Lisieux, sie werde einmal mit

Leben geht.

lich machen ist das höchste Glück“. n

leeren Händen vor Gott stehen und sie ihm offen hinhalten, beschreibt

Wir sind hier natürlich im Zentrum

den Geist dieser Armen Gottes: Sie

der christlichen Ethik, die wir Nach-

kommen mit leeren Händen, nicht

folge Christi nennen. Ich finde es

mit Händen, die greifen und festhal-

nun äußerst interessant, dass viele

ten, sondern mit Händen, die sich

Verhaltensforscher und verwandte

Dr. hc. Norbert

öffnen und schenken und so bereit

Wissenschaftler unabhängig vom

Feldhoff, Dompropst,

sind für Gottes schenkende Güte.

christlichen Glauben zu einer

Köln


ERFAHRUNGEN

1/2015 CHRISCARE

27

Soll ich mit dir beten? Die Wirkung eines Gebetes „Ich habe dir Honig mitgebracht!“ So begrüßt mich die Schwiegertochter meines Onkels bei dessen Beerdigung. „Von unseren eigenen Bienenvölkern“, ergänzt sie. Mit der Imkerin aus der entfernten Verwandtschaft hatte ich bisher nur wenig zu tun gehabt. Aber ich freue mich über Honig. Ich mag den sämigen Geschmack auf dem Frühstücksbrötchen. Doch warum bekomme ich anlässlich einer Beerdigung Honig geschenkt? Ich frage nach und staune über die Antwort. Mein Onkel war kein besonders frommer Mann. Seine Eltern waren

Selbstgemachter Honig als Geschenk auf einer Beerdigung

gläubige Christen. Sie waren an jedem Sonntag in der Kirche zu fin-

Gebet? Ich wollte es ihm überlassen

auf meinen fragenden Blick: „Mein

den. Aber ihr Sohn konnte wohl mit

und fragte ihn, was ihm wohl wichtig

Schwiegervater hat mich damals

dem Glauben nicht viel anfangen.

wäre. „Bete mal!“, meinte er. Ich bat

nach deinem Besuch sofort ange-

– Später hielt er nur eher lockeren

Gott, dass er seinen Frieden gibt und

rufen und ganz aufgeregt erzählt,

Kontakt zu Eltern und Geschwistern,

Besserung dazu. „Amen!“, sagte ich

dass du für ihn gebetet hast. Das

die es in eine ganz andere Ecke

„Amen!“, sagte auch mein Onkel,

hätte ihm so gut getan. Er musste

Deutschlands verschlagen hatte.

dann hieß es doch: „Und Tschüss“.

das unbedingt loswerden. Du hast

(Nach meinem Gefühl wertet die

ihm einen großen Gefallen getan.

Beschreibung „verlorener Sohn“ zu

Ein paar Monate später war ich wie-

stark.) Bei den seltenen Gelegenhei-

der in der Gegend. Ich hatte beruf-

Daher der Honig.“

ten des Wiedersehens, bei Beerdi-

lich dort zu tun und war nicht allein

Mein Onkel, seine Schwiegertoch-

gungen, 75.Geburtstagen, bei der

unterwegs. Also fiel der Besuch

ter und ich, wir hatten nicht viel

einen oder anderen Hochzeit sprach

kürzer aus. Ich war in Eile und verab-

miteinander zu tun, aber wir teilten

man über alles Mögliche. Aber von

schiedete mich recht hektisch. Als ich

doch offenbar etwas Besonderes:

Religion war nie die Rede.

schon fast aus der Tür war, meinte

das Wissen, wie gut es tut, wenn

der alte Ostpreuße: „Warte mal,

wir um Gottes Segen bitten. Als

Später ergab es sich, dass ich nicht

Jungchen“. Ich blieb mit der Klinke

Pastor bete ich oft mit Menschen.

allzu weit von ihm wohnte und ihn

in der Hand stehen. „Du musst noch

Selten war ich so berührt, wie ein

im Pflegeheim besuchte. Es war ein

mit mir beten!“

Gebet wirkt, wie damals.

Die tiefstehende Sonne schaute ins

Nun gut, ich betete wieder um

Selten hat mir etwas auf dem Früh-

Zimmer. Wir scherzten ein wenig,

Frieden für meinen alten, scheinbar

stücksbrötchen so geschmeckt wie

auch wenn es dem fast 80jährigen

wenig frommen Onkel. Es war das

dieser Friedhofshonig. n

nicht gut ging. Bevor ich ging, über-

letzte Mal, dass wir uns sahen.

freundlicher Spätherbstnachmittag.

legte ich kurz, wie ich mich verab-

Frank Fornaçon. Der Text wurde als

schieden sollte. Als Neffe mit einem

Und nun bekam ich Honig auf

„Zuspruch am Morgen“ im Hessi-

Tschüss oder als Pastor mit einem

dem Friedhof und eine Antwort

schen Rundfunk gesendet


28

BRIEF AN PATIENTEN

Persönlich für Sie Liebe Patientin, lieber Patient, Glück und Gesundheit sind sicher die beiden Werte,

Glück können wir selbst nicht machen, Glück ist ein

die wir uns Menschen gegenseitig am häufigsten

Geschenk, etwas Unverfügbares, es gibt keine Garantie

wünschen. Am Anfang eines neuen Jahres oder eines

und letztendlich auch kein Recht auf Glück.

neuen Lebensjahres – jeder kennt sicherlich das bekannte Geburtstagslied „Viel Glück und viel Segen

Wenn jemand sein Glück gefunden hat, in einer Bezie-

auf all´ deinen Wegen…“ Auch hier taucht wieder das

hung, in einer Arbeit, in einer…, dann ist das etwas Selig-

Wort „Glück“ auf.

machendes, etwas Besonderes, ja, ein erlebter Moment, den wir nicht festhalten können, den wir aber auch nicht

Wenn wir krank werden, wünschen wir uns ebenfalls

für uns behalten können. Glück ist sichtbar, spürbar,

Glück, im Gesundheitswesen sprechen wir von einer

bewegt unser ganzes Herz, unsere Emotionen und strahlt

„geglückten“ Operation, wenn wir die Diagnose einer

nach außen. Glück verändert, Glück lässt wachsen.

Krebserkrankung erhalten, sagen wir „mit Glück werde ich sie überleben“. Auch kennen wir vor der Bewältigung

Die Suche nach Glück kann uns aber auch gefangen

von besonderen Herausforderungen den Wunsch „toi

nehmen und zu einer eigenständigen Erkrankung

toi toi“, abgeleitet von dem hebräischen Wort/Wunsch

werden, denken wir z.B. an die Glückspielsucht. In der

„maseltov“ (auf deutsch: Glück).

Erfahrung von Glück werden körpereigene Endorphine (hormonelle Botenstoffe) ausgeschüttet, die uns in

Doch was meint dabei „Glück“? Glück scheint nicht

einen Rausch versetzen, in eine Exstase (ex stase =

das Gleiche zu sein wie Segen, sonst würden die

„außer sich“ stehen oder sein) und uns von diesen

beiden Begriffe nicht parallel und zusätzlich zueinan-

Erfahrungen abhängig machen können. Genauso

der gewünscht werden. Es gibt Studien darüber, was

könnte man die Erfahrungen nehmen, die z.B. Ext-

glücklich macht, worin sie ihr Glück sehen oder finden

remsportler suchen, wenn sie einen besonderen Kick

und was sie unter Glück verstehen. Es ist erstaunlich,

suchen, eine Grenzerfahrung.

wie wenig wir Menschen dafür brauchen, um glücklich zu sein! Oft erkennen wir erst in schweren Krisenzei-

Es ist zu beobachten, dass Menschen das Glück oft nicht

ten oder auch im Durchleben von schwereren Erkran-

mehr im Kleinen suchen, sondern von einer Glückser-

kungen, ja, sogar im Erleiden chronischer Erkrankung

fahrung zur nächsten „rasen“. Erleben wir nur Glück,

und trotz der fehlenden Gesundheit, was uns wirklich

wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse erfüllt bekom-

glücklich macht: der Besuch eines lieben Menschen,

men? Oder, wenn wir andere glücklich machen können?

ein liebes Wort, eine Umarmung, wenn wir jemanden

Ich glaube, wir erfahren tiefste und echte Glücksmo-

haben, der uns zuhört und zu verstehen versucht, und

mente vor allem in der Beziehung zu einem anderen

vieles mehr. Sicher können Sie diese Liste ergänzen und

Menschen, ja, als Christen auch in der Beziehung zu

immer wieder merken wir, dass es oft die ganz kleinen

einem Gott, der immer zuhört, immer da ist, der sich um

Dinge sind, die uns glücklich machen, ja, die wir manch-

uns kümmert, der uns tröstet, der uns Sicherheit, Schutz

mal in der Hektik und der Arbeitswelt, im Trubel unseres

und Geborgenheit gibt. In diesem Sinne wünsche ich

Lebens, zu übersehen in Gefahr sind.

Ihnen „viel Glück und viel Segen“. n

Ebenso besteht ein Zusammenhang zwischen Dankbar-

Ihre Bettina Gundlach

keit und Glück: So sagen Sie uns, den Krankenschwestern, Ärzten oder Therapeuten gegenüber „Danke“ für ein gutes Gespräch oder eine gelungene Behandlung, ein leckeres Essen. Auch wir möchten Ihnen als unseren Patienten „Danke“ sagen: für Ihr Vertrauen, Ihr Nachfragen, Ihre Geduld! So können wir uns gegenseitig

Bettina Gundlach, Ärztin im Sozialpsych-

durch ein Dankeschön kleine Glücksmomente im Alltag

iatrischen Dienst, Vorstand Christen im

unseres Lebens verschaffen.

Gesundheitswesen, Aumühle


AUS DER REDAKTION

1/2015 CHRISCARE

29

Auf der Suche nach Themen und Autoren Wie ChrisCare entsteht

Redaktionskonferenz mit (v.l.n.r.) Dr. Georg Schiffner, Dr. Monika Windsor, Hans-Arved Willberg, Frank Fornaçon, Günther Gundlach, Bruno Schrage. (Es fotografierte: Bettina Gundlach)

Zwei Mal im Jahr verwandelt sich

einander. Sie werden mit dicken

Die Vielfalt der Berufe und Kon-

das gediegene Esszimmer eines

Strichen verbunden. Und schließ-

fessionen spiegelt sich auch in

Hamburger Kaufmannshauses in

lich gewichten alle die einzelnen

der Redaktion wider: Da sind vier

eine Zeitschriftenredaktion. Dann

Beiträge. Was muss unbedingt ins

Katholiken dabei, aus Hamburg,

kommen die Mitglieder des Redak-

Blatt, was kann auch ein anderes Mal

Köln, Regensburg und Chemnitz,

tionsbeirates zusammen, um die

kommen? Es geht um Vielfalt auf

die anderen vier sind evangelisch,

nächsten Ausgaben von ChrisCare zu

der einen und Eindeutigkeit auf der

wobei zwei aus Landes- und zwei

planen. Zunächst werden die letzten

anderen Seite.

aus Freikirchen kommen. Sie sind

Hefte kritisch durchgesehen. Welcher

bei Hamburg, in Karlsruhe, Havel-

Beitrag hätte noch präziser sein kön-

Auf der Suche nach den passenden

nen? Worauf gab es Reaktionen? Wie

Autoren spielt vielerlei eine Rolle.

berg und Kassel zu Hause.

passten Layout und Text zueinander?

Wir wollen möglichst alle Berufs-

Nach fünf Jahren ist der Redaktions-

Wir wollen immer besser werden.

gruppen ins Gespräch bringen. Uns

beirat ein gut eingespieltes Team, das

interessieren die unterschiedlichen

auch schon mal ins Kloster geht, um

Dann folgt der kreative Prozess,

Perspektiven, die sich aus der kon-

intensiv nachzudenken, wie ChrisCare

in dem die Inhalte künftiger Hefte

fessionellen Heimat eines Autors

seine Leser ermutigen und heraus-

entwickelt werden. Hier wird viel

ergeben. Es macht schließlich einen

fordern kann. Schließlich ist unser

gelacht und man staunt über den

Unterschied, ob ein bayerischer

Magazin konkurrenzlos. Wer sonst

reichen Erfahrungsschatz, den jeder

Benediktiner schreibt oder eine

böte so ein breites Spektrum, spiritu-

mitbringt. Auf großen Papierbögen

Krankenschwester, die mit pfingst-

elle Tiefe und größere Praxisnähe? n

entsteht eine Landschaft. Da stehen

kirchlichen Heilungsgottesdiensten

Stichworte und Ideen wirr durch-

vertraut ist.

Frank Fornaçon


30

CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Wochenenden für Kranke und Angehörige

Inhalte: I

Thematische Schwerpunkte

• Krankheit und Heilung neu verstehen

aus biblisch-ganzheitlicher Sicht

• Krankheitsverarbeitung – seelische

Prozesse und biblische Hilfen

• Heilung schmerzhafter Erfahrungen in

der persönlichen Krankengeschichte

• Gottes Reden in der Krankheit besser verstehen • Mögliche Heilungshindernisse erkennen

und bearbeiten

Seit 1996 ist innerhalb von CiG ein

rung Impulse (s. Kasten) und bieten

• Schritte zu einem heilungsfördernden

bundesweites Angebot für chro-

seelsorgliche Begleitung an.

Lebensstil

nisch Kranke und deren Angehörige

• Wie Glaube wächst an Gott, der uns

entstanden. Christliche Gemeinden

Ein mitarbeitendes Arztehepaar hat

umfassend heilen möchte

sind herausgefordert, Menschen

für einen Gemeindebrief folgende

I

Hilfen zur persönlichen Verarbeitung

mit chronischer und/oder schwerer

Zeilen geschrieben.

• Erfahrungsberichte

Erkrankung über längere Zeit zu

• Gesprächsgruppen

begleiten. Nicht wenige Kranke erle-

„Ein Wochenende für Kranke und

• Angebot seelsorgerlicher Gespräche

ben dabei ein Spannungsfeld zwi-

Angehörige. Das klingt nach trau-

• Angebot medizinisch-therapeutischer

schen der Behandlung im säkularen

rigen Geschichten und Jammern

Beratung

Gesundheitswesen „auf der einen

– ist es aber nicht! Das Seminar

• Einführung in die Körperwahrnehmung

Seite“ und der seelsorgerlichen

unter dem Titel „Gesunder Umgang

Begleitung durch die Gemeinde

mit Krankheit – Schritte der Hei-

• Möglichkeit der Teilnahme an Gottes-

„auf der anderen Seite“.

lung gehen“ findet seit 2008 im

diensten der Klostergemeinschaft

und Entspannung

Kloster Nütschau statt. Was wir als

I

Gott begegnen in Gesang und Gebet

Gerade hier wollen wir unterstützen

Mitarbeitende zum zweiten Mal

I

Gebet um ganzheitliche Heilung

und haben das Angebot „Gesunder

erlebten, war Mut machend und

Umgang mit Krankheit – Schritte der

schön. Die ermutigenden Berichte

Heilung gehen“ entwickelt. Dabei

Betroffener und die gemeinsamen

konnten wir reichhaltige Erfahrungen

schönen Erfahrungen, hilfreiche

Weitere Erfahrungen haben wir

machen, Gäste zu einem Wochenende

Vorträge, stilles Gebet füreinander,

mit diesem Angebot in einem

in ein Tagungshaus oder ein Kloster

wunderschöne Musik und Gesänge,

anderen Umfeld gemacht. In Süd-

einzuladen. Ein schützender Rah-

die wohltuende Erfahrung der

deutschland hat eine Gemeinde

men ist für viele hilfreich, das eigene

Segnung und Salbung und die tief

in Zusammenarbeit mit CiG zu

Krankheitserleben aus unterschiedli-

empfundene Gemeinschaft der

diesem Wochenende in die eigenen

chen Blickwinkeln zu betrachten. Dazu

Gäste und Mitarbeiter, das ist wohl

Gemeinderäume eingeladen. Alle

geben Mitarbeitende, die häufig selbst

ein Teil des Geheimnisses, das wir

Teilnehmer konnten zu Hause über-

von Krankheit betroffen sind, aus ihrer

an diesem gastfreundlichen Ort

nachten, was Kosten spart und für

beruflichen und persönlichen Erfah-

wieder gespürt haben.“

einige Teilnehmer einen manchmal


CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

1/2015 CHRISCARE

31

Die Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN (CiG) CiG e.V. ist eine bundesweite konfessionsverbindende Initiative von Mitarbeitern unterschiedlicher Berufsgruppen im Gesundheitswesen: Pflegende, Ärzte, Therapeuten, Mitarbeiter aus Management und Verwaltung, Seelsorger, Sozialarbeiter und weitere Berufsgruppen des Gesundheitswesens. Basis der Zusammenarbeit sind die Bibel, das apostolische Glaubensbekenntnis sowie die Achtung des Einzelnen in seiner jeweiligen Konfessionszugehörigkeit. Wir CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN wollen • einander fördern, unseren Glauben im Berufsalltag zu leben, • zur Neubelebung an der Bibel orientierter Werte im Gesundheitswesen beitragen, schwierigen Reiseaufwand erspart.

• Patienten und Kollegen die heilende Liebe Jesu Christi erfahrbar machen,

Auch hier sind die Teilnehmenden

• in Einheit mit Kirchen und Gemeinden den biblischen Auftrag von Diakonie,

schnell zu einer Tagungsgemein-

Caritas und Heilungsdienst in unserem Land wahrnehmen.

schaft zusammengewachsen. Die ökumenische Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN verbindet Wiederum andere Erfahrungen hat

seit über 25 Jahren Christen im Umfeld des Gesundheitswesens – inzwischen

eine Gruppe mit dem Modell „Sechs

rund 10.000 in regionaler sowie in bundesweiter Vernetzung.

Abendveranstaltungen verteilt auf sechs Wochen“ gemacht. Eine

Wichtiges Element sind die CiG-Regionalgruppen, die von Mitarbeitern vor

Kirchengemeinde bietet diesen

Ort geleitet und verantwortet werden und die sich in unterschiedlichen, z.B.

Kurs zum wiederholten Mal in

monatlichen Abständen treffen. Beruflicher Austausch, biblischer Impuls und

Zusammenarbeit mit CiG an und hat

Gebet sind wiederkehrende Bestandteile der Treffen. Einige Gruppen bieten

dadurch das Thema „Gesundheit und

Regionalveranstaltungen an, zu denen öffentlich eingeladen wird. Kontakt zu

Krankheit“ zentral im Gemeindean-

den Regionalgruppen vermittelt die Geschäftsstelle.

gebot verankert. Die Veranstaltungen der Akademie werden dezentral meist in Zusammenarbeit Wir möchten Sie ermutigen, auch in

mit den CiG-Regionalgruppen angeboten: Seminare zu berufsspezifischen The-

Ihrem Gemeindeumfeld ein Ange-

men aus christlicher Sicht, Fachgruppentreffen wie auch Angebote für Kranke

bot für Kranke und Angehörige zu

und Angehörige. Wenn Sie in Ihrer Region ein Seminar initiieren wollen, neh-

machen. Die örtlichen Verhältnisse

men Sie gern mit uns Kontakt auf. Weitere Infos: www.cig-online.de.

und die Frage der Mitarbeitenden sind sicherlich sehr unterschiedlich.

Die bundesweit ausgerichtete Arbeit von Christen im Gesundheitswesen wird

Wenden Sie sich bitte an uns, damit

von rund 20 Mitarbeitern aus unterschiedlichen Gesundheitsberufen im Bundes-

wir Sie unterstützen können. Über

weiten Leitungskreis verantwortet und geleitet.

unser bundesweites Netzwerk bestehen viele Möglichkeiten zu einer

In der Geschäftsstelle in Aumühle bei Hamburg wird die Arbeit koordiniert.

Zusammenarbeit. n

Hauptamtliche, geringfügig Beschäftigte und rund 130 Ehrenamtliche sorgen für die Umsetzung von Projekten und unterstützen die Arbeit des Bundesweiten Leitungskreises.

Nächste Termine: 8.–10.Mai 2015: Kloster Nütschau in

Die Arbeit von CiG finanziert sich wesentlich aus Spenden. Ein Kreis von z.Zt.

23843 Travenbrück; SH

500 Förderern bildet hierfür die Grundlage, indem sie den gemeinnützigen Ver-

Sept/Okt.2015: Sittensen, NS

ein jeweils mit einem Mindestbeitrag von 10 € im Monat finanziell unterstützen.

Förderer können an den Fortbildungsseminaren der CiG-Akademie für den ermäßigten Beitrag teilnehmen und erhalten das ChrisCare-Abo kostenfrei. Wir laden Sie herzlich ein, dem Förderkreis beizutreten! n Günther Gundlach,

CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN e.V.

Geschäftsführer

Bergstraße 25, D-21521 Aumühle

Christen im

Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39

Gesundheitswesen

Email: info@cig-online.de, Internet: www.cig-online.de


32

NACHRICHTEN

Stärkung

Nachrichten

Stärkung der Caritaswissenschaft

PTHV in Vallendar

bei Suizid zu diskutieren. Rohde

noch in vollem Gange. Brantly war

beleuchtet als Alttestamentler die

im Oktober des vergangenen Jahres

biblischen Berichte vom Suizid: Die

mit seiner Familie als Missionsarzt

Bibel enthält sich eines moralischen

nach Liberia gegangen. Dies sei eine

Urteils und sieht den Suizid als „ein-

Berufung Gottes gewesen. Damals

same Tat, doch häufig auch als einen

sei Ebola noch kein Thema gewe-

Ausdruck der abwesenden Mitwelt.“

sen, sagte er in einem Interview. Als

Die Ärztin Claudia Rosental wirbt um

die Seuche ausbrach, kümmerte er

Respekt gegenüber Suizidalen: Gott

sich auch um Ebolapatienten und

Vallendar: Prälat Dr. Peter Neher,

„allein weiß, warum sie es getan

infizierte sich selbst mit dem Virus.

Präsident des Deutschen Caritas-

haben, und er wird es richtig beurtei-

Daraufhin wurde er ausgeflogen und

verbandes, wurde Ende 2014 zum

len.“ Schließlich wirbt Pastor Winfried

schließlich in einer amerikanischen

Honorarprofessor an der Philoso-

Glatz, der im Berliner Krisendienst

Klinik erfolgreich behandelt. Nach

phisch-Theologischen Hochschule in

engagiert ist, darum, dass Seelsorger

seiner Genesung spendete er Plasma

Vallendar ernannt. Die Hochschule

Anwälte seien, die dem Suizidalen

für andere Ebolapatienten. „Ich habe

teilte mit: „Künftig wird der Frage

helfen, die Seiten des Lebenwollens

gebetet, dass durch mein Leben oder

nach ‚Christlicher Unternehmens-

wie die des Sterbenwollens besser zu

meinen Tod Gott die Ehre erhalten

kultur‘ in Unternehmen“ noch mehr

verstehen. Als erfahrener Seelsorger

soll“, erklärte der Arzt. Er diene einem

Bedeutung innerhalb der Studien-

resümiert er: „Es gehört zum Schöns-

Gott, auf den Verlass sei und der

gänge an der PTHV eingeräumt.

ten, Menschen dabei zu begleiten,

Gebete nicht unbeantwortet lasse. n

Durch die Ernennung wird die PTHV

wieder leben zu wollen.“ (Bestellun-

nicht nur ihr diakonisches Profil nach

gen: www.oncken.de) n

innen und außen stärken, sondern beide Fakultäten – Katholische Theologie und Pflegewissenschaft – werden von Lehrveranstaltungen und Tagungen profitieren, die gemeinsam mit Prof. Dr. Neher kon-

Ebola

Verdreht

Subjektiv kränkere Patienten

Christlicher Arzt: Person des Jahres

zipiert und in Vallendar durchgeführt werden können.“ n

Beurteilen

Somatische Leiden Mikroskopansicht des Ebola-Virus

Deutschland fühlen sich heute krän-

Suizid vorbeugen

Seelsorger: Anwälte der Suizidalen

Marburg: Mehr Menschen in

New York: Das amerikanische Time

ker als noch vor einigen Jahren. „Die

Magazine hat den gläubigen Arzt

objektiv messbaren Gesundheitspa-

Kent Brantly gemeinsam mit ande-

rameter haben sich in den vergange-

ren Ebolahelfern zur „Person des

nen Jahren verbessert, aber die sub-

Jahres“ gekürt. Er war in Liberia

jektive Wahrnehmung der eigenen

selbst an Ebola erkrankt. Es sei eine

Gesundheit vieler Menschen hat sich

„große Ehre“ für ihn, gemeinsam

in der gleichen Zeit verschlechtert.“

mit anderen Ebolahelfern „Person

Das erklärt der Mediziner Winfried

Elstal: Vor vorschnellem Urteil über

des Jahres“ zu sein, sagte Brantly

Rief von der Universität Marburg, der

„Selbstmörder“ warnen die Autoren

dem Fernsehsender NBC. Er betonte,

gemeinsam mit Kollegen in Leipzig

des Themenheftes Suizid und Sui-

dass die meisten Helfer, die gegen

untersucht hat, wie sich die Erfolge

zidabsichten der Zeitschrift Theolo-

die Seuche kämpfen und dafür auch

der modernen Medizin auf die Erwar-

gisches Gespräch 4 2014. Sie haben

„den höchsten Preis zahlen“,  Westaf-

tungen der Patienten auswirken. Die

sich anlässlich des 4. Christlichen

rikaner seien. Die Epidemie sei kein

Erwartungen an den Gesundheitszu-

Gesundheitskongresses zusammen-

historisches Ereignis, auf das man

stand hätten sich in unrealistischer

gefunden, um Aspekte der Seelsorge

zurückblicken könne, sondern immer

Weise verschoben. Viele leiten aus


NACHRICHTEN

dem Fortschritt ein Recht auf Leben

für psychosomatische Geburtshilfe

ohne jegliche Krankheitssymptome

und Gynäkologie (DGPFG): „Mit dem

ab. Das Team um Winfried Rief hat

Kaiserschnitt bekommen Mutter und

allerdings herausgefunden, dass die

Kind einen ‚Notausstieg‘ , aber mit

Neigung zu starken Gesundheitssor-

Sicherheit keinen Hauptausgang bei

gen mit dem Hang zu Depressionen,

der Geburt geboten. Für eine natür-

häufigen Arztbesuchen und soma-

liche Geburt gibt es in den meisten

tischen Leiden einhergeht. Mehr:

Fällen keine wirkliche Alternative“. So

www.wissen57.de n

würden etwa Studien belegen, dass

Kritik

Gegen den „Goldenen Schnitt“

1/2015 CHRISCARE

33

Adventisten

Respekt vor dem Sabbat hilft

Seventh-day Adventist Church

Kaiserschnitt-Kinder z.B. öfter an

Pargament: Adventisten, die den

Allergien litten als natürlich gebo-

Sabbat halten und daher säkulare

rene Babys. Aber auch für die Mutter

Aktivitäten am Feiertag reduzieren,

berge der operative Eingriff Risiken.

zeichnen sich unter anderem durch

„Es handelt sich beim Kaiserschnitt

höheres Coping, gesündere Ernäh-

um eine Operation, das wird leider

rung und eine bessere seelische

nicht selten verdrängt.“ n

Gesundheit aus. Die körperliche Gesundheit wurde jedoch durch das

Helga Santel „Danach“ (in der Ausstellung)

Erwünscht

Geistlicher Rat vom Arzt?

Einhalten der Sabbatvorschriften nicht beeinflusst. Mehr: SSuperville, D. J.; Pargament, K. l.; Lee, J. W. Sabbath keeping and its relationships to health and well-being: A mediational

Hamburg: „Kaiserschnitt – Goldener

analysis. International Journal for the

Schnitt?“, so lautet die bundesweite

Psychology of Religion 24:241-256 n

Kunstausstellung, die sich kritisch mit der hohen Kaiserschnittrate in Deutschland auseinandersetzt und als erstes im Ev. Amalie Sieveking-

Patienten mit Krebserkrankung

Krankenhaus in Hamburg-Volksdorf

Mechanismen

Resilienz: Steuerung im Gehirn?

gezeigt wurde. 26 Künstlerinnen

Sydney: Wünschen sich Patienten

stellen ihren persönlichen Blick

mit einer fortgeschrittenen Krebs-

auf das Erlebnis Geburt dar und

erkrankung, dass ihr Arzt nach

zeigen anhand ihrer Werke, welche

ihren spirituellen Ressourcen fragt?

Wirkung die Geburt auf sie selbst

Forscher an der Universität von Syd-

und ihr künstlerisches Schaffen hat.

ney führten qualifizierte Interviews

In Deutschland kommt mittlerweile

durch, die zeigten, dass unabhängig

jedes dritte Kind per Kaiserschnitt

vom religiösen Hintergrund, die

auf die Welt – die Kaiserschnittrate

Mehrheit der Patienten wünschte,

Mainz: Wissenschaftler des For-

hat sich damit in den vergangenen

dass ihr Arzt sich nach ihren spiri-

schungszentrums Translationale

20 Jahren von 15,3% (1991) auf

tuellen Ressourcen erkundigt. Die

Neurowissenschaften (FTN) der

31,9 % (2010) mehr als verdoppelt.

Patienten wollten zwar keine geistli-

Universität Mainz haben einen

Unbestritten ist dabei, dass der

chen Ratschläge von ihrem Arzt; sie

ganzheitlichen Rahmen für künftige

Kaiserschnitt dann geboten ist, wenn

waren aber sehr daran interessiert,

Resilienz-Studien entwickelt. Sie

zwingende medizinische Gründe

ganzheitlich behandelt zu werden

schlagen dabei eine mechanistische

vorliegen – also, wenn die Gesund-

und eine gute Beziehung zu ihrem

Theorie vor, die die Bewertung, die

heit von Mutter und Kind gefährdet

Arzt zu haben, die es ihnen erlaubte,

das Gehirn als Reaktion auf belas-

sind. Das aber sei nur bei ca. 15%

über ihre Ängste zu sprechen. Mehr:

tende oder bedrohliche Situationen

der Geburten der Fall, sagt Dr.

Best, M.; Butow, P.; Oliver, I. Spiritual

vornimmt, in den Mittelpunkt rückt

Wolf Lütje, Chefarzt im Ev. Ama-

support of cancer patients and the

– bisher standen vor allem soziale,

lie Sieveking-Krankenhaus sowie

role of the doctor. Supportive Cancer

psychologische und genetische Fak-

Präsident der Deutschen Gesellschaft

Care 22:1333-1339 n

toren im Vordergrund der Resilienz-

Steuerung der Gesundheit


34

NACHRICHTEN + LITERATUR

Forschung. Bei der Entstehung

gesund zu bleiben. Die Tatsache,

lich der zentrale Mechanismus, der

vieler psychischer Erkrankungen,

dass einige Menschen nicht oder

letztlich über die Resilienz des Indi-

wie Depression, Angst oder Sucht,

nur kurzfristig erkranken, obwohl

viduums entscheidet.“ Eine interes-

spielen Stress, traumatische Ereig-

sie großen psychischen oder physi-

sante Konsequenz des Bewertungs-

nisse oder belastende Lebensum-

schen Belastungen ausgesetzt sind,

ansatzes ist es, dass es weniger die

stände eine wesentliche Rolle. Doch

lässt vermuten, dass protektive

belastenden Situationen oder Reize

nicht jeder Mensch, der mit solchen

Mechanismen – also Schutz- und

sind, die entscheiden, ob Stress

Belastungen konfrontiert wird, ent-

Selbstheilungskräfte – existie-

entsteht, sondern die Art und Weise,

wickelt eine psychische Erkrankung.

ren, welche die Entwicklung von

wie das Individuum die Situation

Die jedem Menschen innewohnende

stressbedingten Erkrankungen ver-

bewertet. Ein positiver Bewertungs-

„seelische Widerstandskraft“ – im

hindern. Die entscheidende Frage

stil schützt langfristig vor stressbe-

Fachjargon „Resilienz“ – hilft, Her-

lautet demnach ‚Wie bewertet das

dingten Erkrankungen, weil er die

ausforderungen, Belastungen und

Gehirn eine bestimmte Situation

Häufigkeit und das Ausmaß von

schwierige Situationen wirkungs-

oder einen bestimmten Reiz?‘. Eine

Stressreaktionen verringert. Mehr:

voll zu meistern und dabei mental

positive Reizbewertung ist vermut-

pr@unimedizin-mainz.de n

Für Sie gelesen Gesundheit, Heilung und Spiritualität Dieses Buch ist eine Überarbeitung und Erweiterung der 2006 erschienenen Broschüre „Gesundheit, Heilung und Spiritualität. Zur Zukunft des heilenden Dienstes in Kirche und Diakonie“, welches im Umfeld des Deutschen Institutes für Ärztliche Mission (Difäm) entstand. „Die Gestaltung des Heilungsauftrages Jesu in einer globalisierten Welt – zwischen der (tendenziellen) Armut in der südlichen und dem (tendenziellen) Reichtum in der nördlichen Halbkugel, zwischen vielfacher Krankheitslast und Gesundheitskult, zwischen technologischer Hochleistungsmedizin und esoterischen Heilungsangeboten – ist in der weltweiten Christenheit zu einer neu diskutierten Frage geworden. Dass heute auch die Theologie an unseren Universitäten und große Tagungen wie die Christlichen Gesundheitskongresse dem Thema der Gestaltung des Heilungsauftrages Jesu zu einer neuen und öffentlichen Aktualität verhelfen, ist ein Paradigmenwechsel. Die Vergangenheit, in der man sich mit der unbefriedigenden, wie letztlich unrealistischen Trennung in „Medizin hier, Theologie und Christsein dort“ abfinden zu müssen glaubte, scheint überwunden. Welches Umdenken, welche Aufgaben, welche Erfahrungen und Chancen sich daraus für die unterschiedlichen Praxisfelder in Kirche und Diakonie ergeben – das ist Thema und Anliegen dieses Buches.“ So heißt es im Vorwort der Autoren, die

bereits von ihrem Hintergrund her ärztliche, theologische, gemeindliche und weltweit-diakonische Dimensionen zusammenbringen. Dieses Buch ist unbedingt lesenswert. Es vermittelt einen weiten Horizont theologischer wie medizinischganzheitlicher Reflexion des Gesundheits- und Heilungsverständnisses einschließlich(kirchen-)geschichtlicher wie weltweiter Entwicklungen. Dabei wird der Kirchengemeinde eine besondere Bedeutung in der Gesundheitsfürsorge zugesprochen und dies anhand zahlreicher Erfahrungen aus dem In- und Ausland erläutert. Mitarbeiter aus Gesundheitsberufen wie aus Gemeinden werden zur gegenseitigen Ergänzung und Zusammenarbeit ermutigt. Das Buch liefert eine Fülle von Anregungen zur eigenen Vertiefung der Thematik einschließlich eines reichen Quellenverzeichnisses. Die abschließenden „10 Thesen zur Weiterarbeit“ können als Grundlage zur Diskussion und Perspektivenentwicklung vor Ort genutzt werden. Die Verbindung hervorragender Grundlagenarbeit mit hoher Praxisrelevanz für heilende Dienste in Kirche, Diakonie und Ökumene sollte das Buch zu einem Standardwerk für Christen in pflegerisch-therapeutischen und seelsorgerlich-pastoralen Berufen machen. Dr. med. Georg Schiffner Beate Jakob, Ulrich Laepple, Gesundheit, Heilung und Spiritualität – Heilende Dienste in Kirche, Diakonie und weltweiter Ökumene, 129 S., Neukirchener Verlag, 2014, ISBN 978-3-7887-2848-5, € (D) 16,99, SFr. (CH) 24.40


LITERATUR

Altenheimseelsorge: Mehr als eine schöne Kapelle! „Bei der Altenheimseelsorge sind Einrichtungen und Träger von Caritas und Diakonie herausgefordert, angemessene Angebote als Wesens- und Qualitätsmerkmal ihrer Arbeit zu entwickeln. Ausgehend von den Vorträgen und Workshops des Diözesanforums für Altenheimseelsorge 2013 in Köln geben die Fachbeiträge des Buches Einblicke in aktuelle Fragestellungen, bieten Anregungen für den seelsorgerlichen Alltag und stellen praxiserprobte Beispiele vor. Thematisiert werden u.a. Möglichkeiten kreativer pastoraler Angebote und die Frage nach Konzepten und Standards in der Altenheimseelsorge. Ein Buch, das fundierte Anregungen für zukünftige Wege in der Altenpastoral gibt.“ In der Tat – diese Selbstbeschreibung des Buches verspricht nicht zuviel. Es ist ein lesenswertes Buch, nicht nur für Mitarbeiter in Altenpflegeeinrichtungen, sondern für alle, die Christsein und Gesundheitsberufe miteinander verbinden wollen. Denn hier wird exemplarisch für einen Bereich unseres Gesundheitswesens – die Altenpflegeeinrichtungen – um Fragen der Alltagsrelevanz und Weiterentwicklung christlichen Engagements gerungen. Wohltuend ist die grundsätzlich positive Vision, die auch angesichts von Belastungen in der Altenfürsorge und Veränderungsprozessen in der Kirche vermittelt wird. Ausgehend von Erfahrungen aus der katholischen Diözese Köln zeigt das Buch eine ökumenische Weite und wertvolle Impulse auch für konfessionell anders geprägte Regionen oder Einrichtungen. Gerade die Vielzahl praxisbezogener Anregungen und Tipps für die Begleitung alter Menschen – auch in dementiellen Entwicklungen – tragen mit dazu bei. Ich habe dieses Buch mit viel Gewinn gelesen – nicht nur als Geriater und Palliativmediziner – und mit Freude über die zukunftsweisenden Aufbrüche in Kirche und Gesundheitswesen. Den Herausgebern ist es gelungen, mit Sachverstand, Mut und Weitblick ein Viel-Autorenbuch zusammenzustellen, das sich auch für Nicht-Theologen flüssig lesen lässt und Mut macht, sich als Christ vor Ort engagiert einzubringen. Dr. med. Georg Schiffner Bruno Schrage u. Peter Bromkamp (Hg.), Altenheimseelsorge: mehr als eine schöne Kapelle!, Lahn-Verlag, 2014, 218 S., ISBN 978-3-7840-3517-8, €19,95, SFr. (CH) 29.90

1/2015 CHRISCARE

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Palliative Care für Menschen mit geistiger Behinderung Das Lebensrecht von geistig behinderten Menschen ist in Europa nicht mehr selbstverständlich. Die Diskussion um sogenannte Sterbehilfe lässt ahnen, dass Christen in besonderer Weise für diese Menschen einstehen müssen, um sie vor der Tötung durch Mediziner zu schützen. Aber wie begleitet man Menschen mit geistiger Behinderung in der letzten Phase des Lebens? Der vorliegende Sammelband verbindet zahlreiche von Praktikern geschriebene und dennoch wohl reflektierte Beiträge. Einen Schwerpunkt bildet die Frage, wie man mit Menschen mit einer geistigen Behinderung kommuniziert. Die Bedeutung des Hospizgedankens wird besonders hervorgehoben. Berührend sind die Erfahrungsberichte. So fragt ein schwer mehrfachbehinderter sterbender Patient: „Ich weiß gar nicht, warum das Leben so schön ist!“ Damit straft er offenbar alle Lügen, die mit falschem Mitleid Menschen mit einem Handicap Lebensqualität absprechen. Reimer Gronemeyer beglückwünscht in einem Nachwort die Herausgeber zu dem Buch, weil sie helfen, „die große, schwierige und wunderschöne Aufgabe, Menschen mit Behinderung am Lebensende sanft, zugewandt und erfahrungsreich zu begleiten“. Frank Fornaçon Ramona Bruhn, Benjamin Straßer (Hg.), Palliative Care für Menschen mit geistiger Behinderung, Interdisziplinäre Perspektiven für die Begleitung am Lebensende. Stuttgart, 2014, 364 Seiten, € (D) 59,90, SFr. (CH) 78.90

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36

LITERATUR + TERMINE

Tagungen, Seminare & Konferenzen „Ganzheitliche Gesundheitsstrategien“ In seinem kurzweiligen Büchlein beschreibt der Facharzt für Allgemeinmedizin und Notfallmedizin Dr. Andreas Penno knapp, prägnant und geprägt von seinem Fachwissen den Zusammenhang von Gedanken, Gefühlen und Gesundheit. Am Ende jedes

28.2.: Vöhringen bei Neu-Ulm, Als Christen Demenzkranke begleiten, www.cig-online.de 1. – 2.3.: Schwäbisch Gmünd, Christliche Spiritualität am Sterbebett, Basiskurs, www.schoenblick.de 5. – 6.3.: Regensburg, Ethische Konfliktfelder am Lebensanfang, www.caritas-akademie.de 5. – 7.3.: Hösbach, Caritasprofil – Impuls aus der Theologie für Führungskräfte der Caritas, www.fak.caritas.de

Kapitels stellt er Fragen zum Weiterdenken und gibt in den Texten kleine Sofort-Übungen, z.B. die „Meditation für jeden Tag“ oder Bewegungsübungen fürs Büro. Im Kapitel „Die Gesundheit und das Ei“ erläutert er in leicht verständlicher Form die Bedeutung des Cholesterins und ermutigt am Ende schließlich zum Musik Hören und Singen. Es lohnt auch, auf www.workshop365.de der Firma tempus das Gesundheitsseminar von Dr. Penno anzuklicken. Dieses Buch eignet sich gut zum Weitergeben an Kranke und Gesunde, an Christen und eher kirchenferne Menschen. Eine Ergänzung kann es bei CiG-Seminaren für Kranke beim Thema „Gesundheitsfördernder Lebensstil“ sein oder einfach zur persönlichen Ermutigung im Alltag. Anne-Katrin Rathje

5. – 8.3.: Craheim, Soaking – Stille im Sturm, www.cig-online.de

Andreas Penno, „Ganzheitliche Gesundheitsstrategien“, das Buch zum beliebten Online-Seminar von Dr. Andreas Penno, Norderstedt, 2014, € (D) 22,90, SFr. (CH) 32.90

21.3.: Sießen, Refresher-Tag,Netzwerk Oberschwaben, www.netzwerk-chk.de

5. – 8.3.: Ettlingen, Präsenzseminar 1, Ausbildung PastoraltherapeutIn: Einführung in die personenzentrierte Gesprächsführung und Einführung in die ABC Methode der RationalEmotiven Verhaltenstherapie (REVT), www.isa-institut.de 7.3.: Roth bei Nürnberg, Wie können wir kranke Menschen umfassend begleiten?, www.cig-online.de 7.3.: Karlsruhe, Christliche Heilkunde – eine „Not-wendende“ Erweiterung für Medizin und Krankenbegleitung?, CiG-Akademie, www.cig-onlie.de 15.3.: Birkenfeld, Patientengottesdienst in der Michaelskirche, www.cig-onlie.de 16. – 18.3.: Jerusalem, Konferenz: Treating the Religious Patient: Cross-Cultural Perspectives from Research and Practice, www.isas.co.il/religious-patients

25.4.: Neu-Ulm, Alternative Heilverfahren aus christlicher Sicht, www.cig-online.de 26.4. – 1.5.: Dünenhof/Cuxhaven, Gründe mich tief und führe mich weit – wenn aus Gebet Tanz wird, Erholung für Körper & Seele, www.cig-online.de 8. – 10.5. Kloster Nütschau SH, Gesunder Umgang mit Krankheit – Schritte der Heilung gehen, Wochenende für Kranke und Angehörige, CiG-Akademie, www.cig-online.de

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12.5.: Berlin, Gemeinsamer Fachtag für Beraterinnen und Berater, Quellen entdecken und Schätze heben: Spirituelle Ressourcen in der psychologischen Beratung und Supervision, www.ezi-berlin.de/tagungen.html

Abgabe einer Allgemeinpraxis

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meinpraxis, gelegen in idyllischer Natur des Appeltals in der Pfalz, aus Altersgründen abzugeben. Geregelter Notdienst durch Bereitschaftsdienstzentrale gewährleistet. Kleine Ortsgemeinde in der Nordpfalz mit vielfältigen Freizeitmöglichkeiten in der Umgebung und gut funktionierender Infrastruktur. Christliche Gemeinde Chara ist vor Ort (u.a. Physiotherapeutische Praxis). Kontakt: DrHWKoch@yahoo.de

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HUMOR

1/2015 CHRISCARE

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Hier rät Dr. Rottweil! Die etwas andere Rubrik Und wenn er mal nicht rät, dann rätselt er: Was ist gesund, und wenn man’s tut, kann man davon krank werden? – Erst nachdenken, dann weiterlesen! – Antwort: Lachen ist gesund, aber man kann sich auch kranklachen. Je nach den Symptomen braucht man dann unterschiedliche Fachärzte. Wer sich schieflacht, muss zum Orthopäden, wer sich scheckig lacht, zum Hautarzt. Schüttet man sich vor Lachen aus, injiziert der Internist Vomex; macht man sich vor Lachen nass, hilft der Urologe. Bekommt jemand Lachkrämpfe, ist (durch den Neurologen) Valium das Mittel der Val, Verzeihung, Wahl. Hat sich einer halbtot gelacht, wird es ernst: Rettungswagen, Sauerstoff, sofortiges Erzählen einer traurigen Geschichte. Hat sich einer totgelacht, wird es sehr, sehr ernst. Für eine Reanimation ist es nicht zu spät, solange noch Zwerchfellzuckungen nachzuweisen sind. Durch kontrollierte

Abhörmaßnahme bei bellendem Husten

Beatmung auf der Intensivstation sorgt der Anästhesist dafür, dass einem das Lachen vergeht. Wie kann man all

meinem Kind erkannte ich die Krankheit an bellendem

diesen Risiken vorbeugen? Am besten, wenn man nichts

Husten. Wie soll ich sie bei meinem Hund erkennen?“ –

zu lachen hat – was aber auch nicht so gesund sein soll...

Ich rate: Die Krankheit ist bei einer Katze sicher leichter zu erkennen als bei einem Hund, denn der bellt ja sowieso.

Bei der Erwähnung all dieser Kollegen werde ich ein biss-

Wenn er nun bellt, fragen Sie sich Folgendes: Hat er

chen neidisch. Nicht weil ich keine Lachkranken behandeln

derzeit einen banalen Luftwegsinfekt? Ein solcher liegt

könnte, natürlich kann ich das. Nein, aber die Kollegen

bei Pseudokrupp oft zugrunde. Hat er Fieber? Axillar oder

haben so schöne Kurzformen für ihre Tätigkeit: Der

oral messen. Bellt er zu ungewöhnlicher Zeit, z. B. mitten

Facharzt für Nervenkrankheiten wird einfach „Neurologe“

in der Nacht? Das ist bei Pseudokrupp typisch. Sieht er

genannt, das trifft genau den Nerv. Vergleichsweise könnte

blass oder ängstlich aus und verstärkt sich das Bellen bei

ich als Facharzt für theoretische Medizin „Theologe“ hei-

Erregung? Dies alles könnte auch auf einen Einbrecher

ßen – doch dieser Begriff ist schon vergeben. Orientiere

hindeuten. Wenn Sie Zweifel haben, ob Ihr Hund krank

ich mich am Wort „Internist“, so komme ich auf „Theorist“,

ist, rufen Sie einen Tierarzt an, lassen Sie den Hund ins

aber das klingt zu sehr nach Tourist oder gar Terrorist. Am

Telefon bellen. Wird die Diagnose bestätigt, so geben Sie

liebsten würde ich mich wegen der Schönheit meiner

ihm ein Zäpfchen Rectodelt, 10 mg für den Zwergpudel,

Beratungen „Ästhesist“ nennen. Doch das würde den

30 mg für die meisten anderen Hunde außer Bernhar-

Protest der An-ästhesisten hervorrufen, die den Eindruck

diner und Rottweiler (wie komme ich denn darauf?), die

bekämen, ich fände ihren Beruf unästhetisch. Nun, wenn

brauchen 100 mg. Die Verabreichung eines Zäpfchens

man von mir schlicht als „Dr. Rottweil“ spricht, so weiß

beruhigt den Hund am schnellsten.

auch jeder Bescheid. Bin ich doch das ärztliche Unikat, das nicht von der Praxis abgefangen wurde.

Mit kollateralen Grüßen! n

Im letzten Heft wurden ja eine Menge Aggressionen gegen das ärztliche Abhören laut. Hier ein letzter Versuch, dieses Thema emotionsfrei darzustellen. Ganz unverfänglich sollte nämlich das Abhören von Tieren sein; dazu mein heutiger Rat. Ausgangspunkt war folgende Frage

Ihr Dr. G. R., Löwenwalde

an mich: „Seit mein Kind Pseudokrupp hatte, habe ich Angst, dass auch mein Hund daran erkranken könnte. Bei

– Studieren geht über Probieren! –


38

GASTKOMMENTAR

Europa redet mit Nicht alles schlecht, nicht alles gut

zu dem Gesetzgebungsvorschlag geäußert und konkrete Änderungsanträge beschlossen. Leider sind die Verantwortlichen der Mitgliedstaaten im Ministerrat bis

Die Hauptverantwortung für unser Gesundheitswesen

heute nicht in der Lage, eine Position zu entwickeln. Ich

liegt bei den Mitgliedstaaten der Europäischen Union –

habe die große Sorge, dass, wenn der nächste Skandal

teilweise sogar bei den Bundesländern. Das heißt aber

kommt, alle Verantwortlichen in der Europäischen Union

nicht, dass europäische Entscheidungen keinen Einfluss

zu Recht am Pranger stehen.

auf das Gesundheitswesen haben. So sind beispielsweise Arzneimittel Güter, die im Binnenmarkt gehandelt

In anderen Bereichen des Gesundheitswesens sehe ich

werden und deshalb seit vielen Jahren einheitlichen

die Aufgabe der Europäischen Union nicht in direkter

Regeln in der Europäischen Union unterliegen. Seit fünf

Regulierung, sondern vielmehr in einem verbesser-

Jahren ist es auch zu Recht so, dass die Kompetenz für

ten Informationsaustausch. Viele Probleme, die wir in

Arzneimittel beim Gesundheitskommissar liegt und nicht,

Deutschland haben, können durch Praktiken, die sich in

wie früher, beim Industriekommissar. Es gab bei der

anderen Ländern bewährt haben, gelindert werden. Ein

Zusammenstellung der neuen Kommission durch Jean-

Problem, das die Öffentlichkeit zu Recht beunruhigt, ist

Claude Juncker die Überlegung, dies wieder rückgängig

die Frage der Antibiotikaresistenzen. Nach Angaben der

zu machen. Auf Druck des Europäischen Parlaments blei-

Weltgesundheitsorganisation sterben jedes Jahr 25.000

ben wir aber dabei: Gesundheit ist die höchste Priorität.

Menschen an Keimen, gegen die kein gängiges Antibio-

Der Eindruck, dass Industrieinteressen höher zu bewer-

tikum mehr wirkt. Hier müssen wir dringend ansetzen:

ten sind, muss auf jeden Fall vermieden werden.

verbesserte Hygiene und eine sehr viel sorgfältigere Verschreibungspraxis sind ebenso erforderlich wie

Aktuell arbeitet das Europäische Parlament an einer

eine bessere Aufklärung der Patienten. Darüber hinaus

neuen Verordnung über Medizinprodukte. Nach den

gibt es eine klare Verbindung zwischen Tiermedizin

Skandalen um schadhafte Brustimplantate, Hüftimplan-

und Humanmedizin und für die Landwirtschaft ist die

tate und ähnliches müssen dringend Konsequenzen

Europäische Union wiederum direkt zuständig. Es gibt

gezogen werden. Aus meiner Sicht ist die wichtigste

zunehmend starke wissenschaftliche Beweise dafür,

Konsequenz, dass wir in Zukunft unangemeldete Kont-

dass resistente Keime aus dem Tierreich auch beim

rollen bei den Firmen brauchen, denn beim PIP-Skandal

Menschen eine Rolle spielen. Daher müssen wir die

war zwar am Anfang, als der TÜV das Dossier geprüft

Antibiotikagabe in der Landwirtschaft deutlich stär-

hat, alles in Ordnung. Es wurde aber leider im weite-

ker kontrollieren. Bestimmte Reserveantibiotika, die

ren Verlauf hochwertiges medizinisches Silikon durch

beim Menschen lebensnotwendig sind, sollten in der

minderwertiges Industriesilikon ersetzt. Das Europäische

Tierzucht überhaupt nicht mehr eingesetzt werden. Wir

Parlament hat sich bereits vor über einem Jahr detailliert

arbeiten dazu an einem Verordnungsvorschlag.


GASTKOMMENTAR + VORGESTELLT

1/2015 CHRISCARE

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Vorgestellt Besonders sensibel, gerade auch für christlich geprägte Krankenhäuser, ist der Umgang mit Grenzfragen des menschlichen Lebens. Auch hier liegt zwar die Hauptverantwortung bei den Mitgliedstaaten, wir können aber aus Fehlern und aus guten Beispielen in den anderen Ländern lernen. Die Zulassung der Tötung auf Verlangen in Belgien und den Niederlanden ist meiner Ansicht

Name: Evangelischer Fach- und Berufsverband für Pflege

nach ein gefährlicher Schritt in die falsche Richtung. Die

und Gesundheit e.V.

Tötung auf Verlangen wurde zunächst mit dem Argu-

Zielsetzung: Stärkung der Position der Pflegebedürftigen

ment legalisiert, es handle sich um wenige dramatische

in Gesellschaft und Politik sowie Förderung fachlicher,

Ausnahmefälle. Mittlerweile sollte in Belgien ein Sexu-

ethischer und persönlicher Kompetenzen der Pflegen-

alstraftäter euthanasiert werden, für den endlich doch

den in den verschiedenen Handlungsfeldern der Pflege.

eine Behandlungsmöglichkeit gefunden wurde. Diese

Grundlage dafür ist das Evangelium und die darin

wurde aber von dem zuständigen Gericht nicht geneh-

begründete Hinwendung zum Nächsten.

migt. In Belgien gibt es auch Euthanasie bei Kindern,

Gründungsjahr: 1976 – Zusammenschluss Schwestern-

obwohl es in ganz Belgien kein einziges Kinderhospiz

schaft der Inneren Mission (1902) und Berufsverband

gibt. Die Hospizbewegung ist ein großartiges Beispiel für

freier evangelischer Krankenschwestern (1966)

eine positive Idee, die sich über ganz Europa ausbreitet.

Mitglieder: Einzelmitglieder aus allen pflegerischen

Angefangen von Großbritannien über Deutschland gibt

Handlungsfeldern, Pflegebildungseinrichtungen und Pfle-

es jetzt Hospize in vielen anderen europäischen Ländern.

geverbände als Korporative Mitglieder, Fördermitglieder

Damit wird sterbenskranken Menschen konkret geholfen.

Vorsitzende: Ulrike Döring

In der Europäischen Union unterstützen wir die Palliativ-

Wichtigste Aktivitäten:

medizin, z.B. durch Forschungsprojekte. Es geht nicht nur

• Wir bearbeiten pflege-, gesundheits-, und sozialpoliti-

um die Bekämpfung von Schmerzen, sondern auch von

sche Themen und vertreten damit verbunden die Interes-

anderen teilweise unerträglichen Symptomen wie Übel-

sen Pflegebedürftiger und der sie Pflegenden in Öffentlich-

keit, Juckreiz und vor allen Dingen Husten und Atem-

keit, Gesundheits- und Sozialpolitik – vor allem im Hinblick

not. Eine menschliche Medizin, bei der wir Ärzte auch

auf pflegefachliche Positionen und ethische Grundsätze

erkennen, wann man nicht mehr kurativ tätig sein kann,

auf der Basis des christlichen Menschenbildes.

eine qualifizierte Bekämpfung der Symptome und eine

• Wir wirken mit in für die Pflege relevanten Organisati-

Begleitung durch Hospizdienste sind die richtige Antwort

onen und Gremien – insbesondere in der Arbeitsgemein-

auf die falsche Entwicklung in Belgien und den Nieder-

schaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisa-

landen. In den meisten anderen europäischen Ländern

tionen in Deutschland e.V. (ADS) und darüber im Deutschen

sind die Gesetze zur Sterbehilfe sogar noch strenger als

Pflegerat e.V. (DPR) und im Deutschen Bildungsrat für

in Deutschland. Organisierte Beihilfe zum Selbstmord ist

Pflegeberufe (DBR) sowie im Deutschen Evangelischen

zum Beispiel in den meisten anderen europäischen Län-

Verband für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP).

dern verboten. Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, dass

• Wir stärken die Kompetenzen der Pflegenden, u. a.

von Europa und unseren Nachbarländern keinesfalls nur

durch Fachtage, Seminare und die Zeitschrift PFLEGEN.

Unheil kommt. Ein offener Umgang mit unseren Nach-

• Wir fördern die Professionalisierung der Pflege hin zu

barn und das Übernehmen von guten Ideen können uns

einem eigenverantwortlichen und eigenständigen Leis-

allen helfen – auch und gerade im Gesundheitswesen. n

tungserbringer im Gesundheitswesen und wirken mit bei der Weiterentwicklung der Pflege- und Gesundheitsberufe. • Wir wirken mit an wissenschaftlichen Projekten im Bereich von Pflege und Gesundheit. Publikationen: Zeitschrift PFLEGEN mit jeweiligem Schwerpunktthema, zuletzt: 3/14 Erste Schritte in der Pflege – Laufen lernen in einer neuen Verantwortung,

Dr. Peter Liese, MdEP, CDU, Sprecher der

4/14 Aggressionsmanagement – Umgang mit Aggression

EVP-Fraktion für Umwelt, Gesundheit und

und Gewalt in der Pflege

Lebensmittelsicherheit, Brüssel

Internetseite: www.efaks.de


40

RECHTLICHES

Impressum Herausgeber und Verlag: ChrisCare erscheint im Verlag Frank Fornaçon, Ahnatal, und wird von Christen im Gesundheitswesen e.V. herausgegeben. Chefredaktion: Frank Fornaçon (FF) (V.i.S.d.P.), Korrektorat Julia Eberwein. Die Beiträge wurden sorgfältig ausgewählt, dennoch übernimmt die Redaktion keine Haftung für die Inhalte. Verantwortlich ist der jeweilige Autor. Zur leichteren Lesbarkeit wird bei Begriffen, die männlich und weiblich gemeint sind, in der Regel eine gemeinsame Form verwendet, z.B. „Patienten“. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Copyright: Christen im Gesundheitswesen e.V., ChrisCare wird in CareLit ausgewertet: www.carelit.de Redaktionsanschrift: Verlag Frank Fornaçon, Am Gewende 34, 34292 Ahnatal, Deutschland, Tel.: (+49) (0) 56 09 806 26, Fornacon-Medien@web.de, www.verlagff.de Gestaltung: FRANK.COMMUNICATION., Werner-von-Siemens-Str. 25, 78224 Singen, Deutschland, www.frank-com.de Druck: Grafische Werkstatt von 1980 GmbH, Yorkstraße 48, 34123 Kassel, Deutschland Anzeigenverwaltung Deutschland und Österreich: Verantwortlich: Günther Gundlach, Christen im Gesundheitswesen e.V., Aumühle, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, Tel.: (+49) (0) 4104 91 709 30, Fax: (+49) (0) 4104 91 709 39, info@cig-online.de, www.cig-online.de. Anzeigenverwaltung Schweiz: Verantwortlich: Niklaus Mosimann, SCM Bundes-Verlag (Schweiz), Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 15, werben@bvmedia.ch, www.bvmedia.ch. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2012. Trotz sorgfältiger Prüfung kann der Verlag keine Verantwortung für die veröffentlichten Anzeigen, Beilagen und Beihefter übernehmen. ChrisCare erscheint jeweils in der Mitte eines Quartals. Preise: Einzelheft € (D) 5,80, € (A) 6,00, SFr. (CH) 10.30. Jahresabonnement (4 Ausgaben) € (D) 19,20, € (A) 19,80, SFr. (CH) 31.30, jeweils zuzüglich Versandkosten. Anschriftenänderungen sind rechtzeitig vor Erscheinen des nächsten Heftes dem ChrisCare-Aboservice in Deutschland oder dem SCM Bundes-Verlag (Schweiz) in der Schweiz mitzuteilen. Die Post liefert Zeitschriften nicht automatisch an die neue Anschrift. Bestellungen aus Deutschland und Österreich: ChrisCare-Aboservice, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, info@cig-online.de, Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39, Vertrieb auch über die J.G.Oncken Versandbuchhandlung, Postfach 20 01 52, 34080 Kassel, Tel.: (+49) (0) 561 5 20 05-0, Zeitschriften@oncken.de Bestellungen aus der Schweiz: SCM Bundes-Verlag (Schweiz), Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, abo@scm-bundes-verlag.ch, www.scm-bundes-verlag.ch, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 10, Fax: (+41) (0) 43 288 80 11 Konto Deutschland: Christen im Gesundheitswesen, Evangelische Bank, IBAN: DE55520604100206416179, BIC: GENODEF1EK1 Konto Schweiz: Postkonto 85-622703-0, IBAN: CH90 0000 8562 2703 0, BIC: POFICHBEXXX ISSN 1869-9944 Heft 1/ 2015: Humor & Lebensglück Fotos: S.1 © theartofphoto / fotolia.com; S.6 © Robert Kneschke / fotolia.com; S.9+11 Manfred Lehner; S.19 © ChristArt / fotolia.com; S.21 © Jeanette Dietl / fotolia.com; S.22/23 © petarpaunchev / fotolia.com; S.25 © Nikki Zalewski / fotolia.com; S.26 bilder-bistum-koeln.de; S.27 © Gina Sanders / fotolia.com; S.32 PTHV in Vallendar, © Chlorophylle / fotolia.com, © jaddingt / fotolia.com, © Alexander Raths /

fotolia.com; S.33 Helga Santel, © Photographee.eu / fotolia.com, Seventh-day Adventist Church, © everythingpossible / fotolia.com; S.38 © jorisvo / fotolia.com; alle anderen Bilddaten: privat und FRANK.COMMUNICATION. Illustrationen: FRANK.COMMUNICATION. (www.frank-com.de) Texte: S.22/23: © Church Health Reader2014, www.chreader. org; Rechte bleiben gewahrt Beilagen: Christen im Gesundheitswesen, idea spektrum Das Heft 2/2015 erscheint mit dem Thema „Armut“ im Mai 2015.

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LESERBRIEFE

Leserbriefe

Zu CC 3 / 2014: Spiritual Pain

im Sprechzimmer. Eine Woche später hatte er wieder einen

Danke für den Hintergrundartikel „Spiritual Pain“. Ich las ihn

Termin. Mit ganz anderer Körpersprache betrat er den

während der Rückreise meines Herbsturlaubs. Gut, dass

Raum. „Frau Doktor, es geht mir viel besser. Und meiner

hier für die spirituellen Nöte schwerkranker Patienten, den

Pastorin habe ich gesagt, dass meine Ärztin für mich gebe-

Verlust von Lebenssinn, Verwurzelung, Identität und Got-

tet hat und Gott mir geholfen hat.“ n

tesbeziehung sensibilisiert wird – Wie setze ich es nun im Alltag um, fragte ich mich am Ende meiner Bahnfahrt.

Dr. med. Elisabeth Dissmann, Ärztin für Allgemeinmedizin und spezielle Schmerztherapie, Leopoldshöhe

Am nächsten Morgen, meinem ersten Arbeitstag nach dem Urlaub, war die Praxis übervoll. Ein Patient mit chronischen Schmerzen, den ich schon länger begleite, betrat mein

Zu CC 4 / 2014: Der Healing Code

Sprechzimmer. Er schilderte verstärkte Schmerzen, Frust

Danke für die nüchterne Stellungnahme zu dem Buch

und Hoffnungslosigkeit. Ich untersuchte ihn, modifizierte

„Der Healing Code“. Ich habe das Buch im Herbst 2013 auf

die Schmerztherapie ein wenig und sprach mit ihm über

Grund einer Bitte um Stellungnahme durchstudiert – und

sein Engagement in seiner Kirchengemeinde und eine Tür

mich gewundert, warum der Healing Code in Christlichen

im psychosozialen Bereich, die sich für ihn gerade auf-

Kreisen so ein Aufsehen erregt. Beschreibt das Buch doch

tat. Immer noch machte er einen verzweifelten Eindruck.

im Wesentlichen eine Technik der Selbstheilung, die durch

„Spiritual Pain“ schoss es mir durch den Kopf. „Fühlen sie

die ständige Wiederholung den Blick auf diese Technik

sich manchmal von Gott enttäuscht oder verlassen?“ Der

fokussiert und die lebendige Beziehung zu dem eigentli-

Patient bejahte die Frage und schilderte einige seiner Zwei-

chen Heiland Jesus Christus und damit eine ganzheitliche

fel und Ängste. Für ein langes Gespräch blieb keine Zeit.

Heilung in den Hintergrund treten lässt. n

„Darf ich für Sie beten?“, fragte ich. „Ja!“ „Später, oder jetzt hier?“ „Gern jetzt!“, kam seine Antwort. Ich betete für ihn

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Menschen schützen. Werte bewahren.


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