GOOD TO KNOW

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OOD „DIE MENSCHHEIT KONSUMIERT, ALS GÄBE ES KEIN MORGEN.

OW Energie gibt es scheinbar im Überfluss. Die Endlichkeit der Ressourcen wird verdrängt ...“ Peter Poprawa

GOOD TO KNOW Unser Résumé über die Nachhaltigkeit in der Modewelt, das Maximum des Konsums und hoffentlich ein Ideengeber für neue Ansätze.


F Ü R FÜ

RD A R E S LO IN SL STÄ AS N ND EU SE NI E NK S S SE ÖN LB N ST V E EN RFÜ

RUFUS URBANECO GRUNDSÄTZLICH:

FÜ R MO EINE DE EN FÜ IN D U TSCH RM ST R LE IN EH UN IE RT DE IG RA RH TE NS ER P ST E AR EN LL UN Z G

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GOOD TO KNOW

„Wir sind die Generation, die nach der „mein Haus, mein Boot, mein Auto“ Gesellschaft an der Reihe ist. Unsere Eltern haben unseren persönlichen Wohlstand erarbeitet. Karriere machten diejenigen, die den maximalen Gewinn erzielten. Dass wir so nicht weiterkommen ist mehr als sichtbar. Das Streben nach unaufhaltsamen „mehr von Allem“ ist eine Sackgasse für unsere Zukunft.“


DAS NIEDLICHE MÄDCHEN Schon wieder eine neue Praktikantin, die bezaubernd ist. Einfach entzückend. Dabei auch so aufgeweckt, so nett, so arbeitsam. Mit anderen Worten: ganz und gar unerträglich. VON SUSANNE FRÖMEL aus: Süddeutsche Zeitung Magazin, Heft 41/2010

Sie kicherte, die ganze Zeit kicherte sie, und offenbar brauchte sie für das Kichern nicht mal einen Grund. Sie war frisch von der Schule, hatte einen leicht federnden Gang, jeder Schritt ein Hüpfer, mit ihrem schwingenden Röckchen sah sie aus wie Alice im Wunderland. Sie sagte „Danke“ und „Bitte“ häufiger, als es nötig gewesen wäre. „Aber das übernehme ich doch gern für Sie“ gehörte zu ihrem Standardrepertoire. Morgens um 8.30 Uhr, wenn wir anderen kamen, saß sie schon längst da, das Haar gescheitelt und mit zwei Spangen zurückgenommen, eine praktische, hübsche Frisur. Sie war niedlich, einfach nur niedlich. Je länger sie da war, desto stärker wurde mein Bedürfnis, sie übers Knie zu legen und ihr dieses glockenhelle, gekünstelte Stimmchen und die

unerschöpfliche Nettigkeit aus ihrem blöden blassrosa Blüschen zu prügeln. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Niedlichkeit ist nicht prinzipiell schlecht. Kleine Mädchen mit Zöpfen auf dem Weg zum ersten Schultag, Hundewelpen, Blümchenmuster: niedlich. Junge Frauen auf dem Sprung in die Berufswelt sollten es nicht sein. Und doch scheint gerade eine Welle von Absolventinnen der „Hello Kitty“-Akademie in die Büros zu schwappen, die sich anschicken, das Land mit ihrer Süßlichkeit zu überzuckern. Sie gefallen sich in ihrer Gefälligkeit, und sie verweigern jede Art von Kampf, speziell den mit Männern. Sie haben eine Nische gefunden, in der sie sich sicher fühlen können: die Putzigkeit. In Japan gibt es das schon länger. Dort gilt „Kawaii“, die Niedlichkeit, als Lebensideal der unverheirateten Frau. Die Stimme schraubt sich in unangenehme Höhen, die Schritte sind klein und trippelnd, die Zehenspitzen zeigen zueinander. Wer niedlich ist, signalisiert Harmlosigkeit. „Eine neue Testphase des weiblichen Resonanzraums“, nennt Professor Heinz Bude das Phänomen. „Diese Mädchen probieren aus, was die Weiblichkeit noch so für Möglichkeiten bietet. Das bedeutet nicht, dass die alten Modelle gescheitert sind. Aber hier werden frische Wege gegangen: Was kann ich mit dieser Taktik erreichen?“ Bude ist Soziologe, Spezialist für Makrosoziologie an der Universität Kassel.

Für diese jungen Frauen, so Bude, seien ihre Vorgängerinnen, die Karrieristinnen der 80erund 90er-Jahre, ein Schreckgespenst, so Professor Heinz Bude: „Eine Karriere, wie sie lange als Ideal dargestellt wurde, ist für sie mit zu hohen Kosten verbunden: Sie bedeutet den Verzicht auf Kinder und möglicherweise auch auf Partnerschaften.“ Ein Sommerfest vor wenigen Wochen. Die eine Hälfte des Rasens war mit hauptsächlich männlichen Mitgliedern der Firma bevölkert, die in geschäftliche Gespräche vertieft waren. Auf der anderen Seite standen im Wesentlichen Frauen. Und zwischen beiden Gruppen huschte die niedliche Praktikantin mal hierhin, mal dorthin, sie kicherte an den richtigen Stellen und brachte Canapés, wenn die Kellner nicht schnell genug waren. Sie hatte ein untrügliches Gespür dafür, zu wem sie nett sein musste und zu wem besonders nett. Sie schien keinerlei Hemmungen zu haben, mit ihrer Putzigkeit die nächste Sprosse auf der Karriereleiter zu polieren. Sind die neuen Niedlichen vielleicht einfach nur schlauer als wir? Ist es am Ende der richtige Weg: den Männern die Kehle zu zeigen, den Konkurrenzkampf offiziell zu verweigern – um dann die Jobs zugespielt zu bekommen, für die wir uns jahrelang in Anzüge gezwängt haben, um ja nicht in den Verdacht zu geraten, unsere Weiblichkeit auszunutzen? Denn zumindest was den Ehrgeiz angeht, sprechen Studien für

einen weiterhin starken Emanzipationswillen der Mädchen von heute. Nach der Untersuchung Frauen auf dem Sprung der Berliner Sozialforscherin Jutta Allmendinger haben für die meisten der Befragten Beziehung, Job und Kinder einen gleich hohen Stellenwert. Es ist also nicht so, als wollten sie weniger. Im Gegenteil: Sie wollen alles. Wer schon einmal mit Niedlichen gearbeitet hat, wird sich allerdings fragen, ob der Zweck wirklich jedes Mittel heiligt. Allein diese Stimmlage raubt einem den letzten Nerv, dazu diese aufgesetzte Gefügigkeit, mit der sie die Dinge zu regeln pflegen, aufgeweckt, folgsam, immer freundlich und zu den richtigen Leuten noch ein bisschen freundlicher. Wenn sie zusammenstehen, sind sie wie ein Schwarm Singvögel. Sie zwitschern, bis einem die Sinne schwinden. Und wirken dabei auf seltsame Weise gefährlich. Warum musste ich bei ihrem Anblick jedes Mal an Die Vögel von Alfred Hitchcock denken? Später am Abend war das Büro nahezu leer. Nur die Niedliche war noch da. Sie hastete mit kleinen Schritten durch die Räume. Ihr ganzes Wesen strahlte Emsigkeit aus und Verfügbarkeit. Sie sah hübsch aus. Das Haar glänzte gesund, ihr Teint war zart, und ihre Kleidung war von der Art, dass man sie jederzeit auf eine Gartenparty mitnehmen könnte, ohne dass sie sich umziehen müsste. Für einen Mann muss sie ausgesehen haben wie die perfekte Frau.

DAS GEHEIMNIS DES 4,95 € SHIRTS

Verbrauch allein beim Baumwollanbau für 1 T-Shirt

1 T-Shirt = 150 g Gift auf dem Feld

Bei keinem anderen landwirtschaftliches Anbauprodukt wird soviel Pflanzengift eingesetzt wie bei konventioneller Baumwolle

90 %

der in Deutschland verkauften Kleidungsstücke werden in Billiglohnregionen produziert

max. 1 %

Anteil des Verkaufspreises als Lohn an die Arbeiterinnen

1,18 € am Tag

Lohn der Näherinnen, im Monat umgerechnet 36 Euro, die Überstunden sind schon drin

1,41 €

Kosten für Rohstoff, Herstellung und Transport

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vgl. www.zeit.de/2010/51/Billige-T-Shirts/seite-1 vgl. www.umweltinstitut.org/fragen--antworten/ bekleidung/konventionelle_bekleidung-678.html

Transport von Dhaka nach Deutschland

DE R RIG PRE , WE IS D E UN I D RK DA L E S DE LE S I S IDE S O S B LE U T I L L I T DA V I E R I S GE EG T LE S DA S O N WE EN U N T LE T VO -S Z IE G ITE R H DAV H I R TE G N G D TS ON E IN I BT H : E 4 ,9 K . 5 E AU F W E N I M N I S EN N UR OK ,W DIE IR OS TE D E S N.

2 000 Liter Wasser

6 Cent

EIS

Baumwoll-Bedarf für ein T-Shirt

Preis für die Stoffproduktion und das Nähen des T-Shirts

SPR

400 Gramm

95 Cent

UF

Und wenig trinken. Wer viel trinkt, muss aufs Klo. Wer aufs Klo geht, schafft die Vorgabe nicht

Preis der Baumwolle für ein T-Shirt

5€ RK A

0 Pausen

40 Cent

VE

das ist die Vorgabe für die Näherinnen

4,9

250 T-Shirts pro Stunde


DIE TEXTILE KETTE: ANBAU ROHSTOFFG EW INN U NG DER T E X T I L E N FA S E R S T O F F E SPINNEN DER GARNE WEBEN DER TEXTILEN FL ÄCHEN DESIGN B L E I C H E N / FÄ R B E N

IN FAK

TEXTILE VEREDELUNG ZUSCHNEIDEN NÄHEN FINISH V ER PACKU N G LIEFERANT HANDEL AU S PACK EN EI N PACK EN

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VERBRAUCHER ENTSORGUNG vgl. www.zeit.de/2010/51/Billige-T-Shirts/seite-1 vgl. www.umweltinstitut.org/fragen--antworten/bekleidung/ konventionelle_bekleidung-678.html


KTEN

10 000

Bauern sterben jedes Jahr beim Einsatz von Pestiziden im Baumwollanbau

200 000

Selbstmörder unter Bauern in Indien, seit der Einführung der Gen-Baumwolle 1997

75 %

Anteil der genmanipulierten Baumwolle an der weltweit produzierten konventionellen Baumwolle

JEANS-DURCHSCHNITT:

1x pro Woche getragen 4 Jahre lang Nach 3-maligem Tragen in einer Waschmaschine Typ C Bei 40°C gewaschen 50 % der Jeans: Entsorgung über den Hausmüll 50 % Der Jeans: Weitergabe an Secondhand-Träger

> 6 kg Chemie

bei der Herstellung von einem Kilo Textilien

7 000

Anzahl der verschiedenen Chemikalien weltweit, die zum Färben, Bleichen und Veredeln von Stoffen erlaubt sind

800 g

750 000 Tonnen

Altkleider, die jährlich in Deutschland in der Kleidersammlung landen

25 000 Liter Wasser Bedarf für 1 kg Baumwolle

28 Milliarden m3

Bedarf an Wasser für die jährliBaumwoll-Bedarf für eine Jeans che Jeansproduktion

1,52 Millionen Tonnen Bedarf an Baumwolle für die jährliche Jeansproduktion

48 kg pro Sekunde 1,8 Milliarden

jährlicher Verkauf an Jeanshosen weltweit

60 pro Sekunde

1/4

des Gewichts eines Kleidungsstückes sind Chemikalien, die über die Haut aufgenommen werden können

51 Milliarden $

jährlicher Umsatz an Jeanshosen

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FRANK, LASSEN SICH FÜR DICH NACHHALTIGKEIT UND FAIRNESS MIT WIRTSCHAFTLICHEM ERFOLG VEREINEN? BRAUCHT MAN UNGLAUBLICHE MENGEN AN WARE UM KONKURRENZFÄHIG ZU SEIN? Nein, das ist überhaupt kein Widerspruch. Ich denke, genau das steckt ja in der Fairness. Das für jeden das gleiche gelten sollte, dass er wirtschaftlich, mit dem was er macht, am Ende davon leben kann. Es ist die Grundlage um das Denken von Fairtrade, das ich sage, etwas was ökologisch ist, auch ökonomisch, für den Menschen der es produziert, ist. Befasst man sich mit der Theorie der Nachhaltigkeit, so findet man das klassische 3 Säulen Modell der Nachhaltigkeit. Dort steht die Ökologieneben der sozialen Gerechtigkeit und der Ökonomie. Sprich, etwas muss so produziert werden, dass es die Natur nicht schädigt und es muss so produziert werden, das es für den Menschen ein Auskommen ermöglicht, also ökonomisch ist. Daher ist es überhaupt kein Widerspruch. WIE KANN MAN AM MARKT MITHALTEN? DIE ZIELGRUPPE IST KLEINER, RESSOURCEN VERBRAUCHT MAN AUCH IN DER ÖKOFAIREN PRODUKTION. KANN MAN SEINE WERTE ÜBERHAUPT EINHALTEN? Ja schon, aber wenn wir versuchen mit denselben Mitteln das Spiel zu gewinnen, die die konventionelle Branche verwendet, dann können wir nur verlieren. Dann wären wir ganz genauso. Den Vergleich sollte man überhaupt nicht antreten wollen, weil man dann Gefahr läuft, das schleichend die gleichen Dinge Einzug halten, die wir heute verurteilen. Und so die eine Branche am Ende nicht anders ist als die Andere. Vielleicht ein kleinen Tick höher im Niveau. Aber das darf nicht passieren. Wir sollten uns viel mehr auf die Konsumenten konzentrieren. Ich glaube daran, dass der Konsument, also wir alle, grundsätzlich vernünftige Wesen sind. Ich habe noch niemanden getroffen, der von sich sagt, er hat Bock, die Welt zu zerstören. Also geht es doch nur darum, diese Zusammenhänge zu erklären und transparent zu machen. Wenn der Mensch dann realisiert, dass er durch sein Konsumverhalten, durch sein politisches Verhalten und durch sein Sozialverhalten aber genau das tut, dann wird er anfangen darüber nachzudenken. Dann wird er anfangen Schritte zu gehen und in seinem eigenen Leben aufzuräumen. Tick für Tick. ES IST NICHT IN DEN KÖPFEN! In den Köpfen ist es nicht, aber in den Herzen. Ich denke wir müssen nicht überrascht sein, dass die Menschen so sind wie sie sind, wenn wir sehen was an den Schulen und den Universitäten passiert. Wenn wir Menschen, quasi dazu erziehen. Letztlich sind die Menschen nur das Produkt ihrer Umwelt. Deswegen glaube ich, dass diese Veränderung nur geduldig Mensch für Mensch und nicht in der Masse passieren wird. ES GEHT NUR UM GEWINNMAXIMIERUNG! Du musst für dich aber nicht so leben! Das ist ja das Paradoxe des wirtschaftlichen Modells, warum wir die Welt kaputt machen. Weil es sich nur am Wachstum orientiert. Sowohl persönlich und damit meint man materiell als auch für das Unternehmen selbst. Aber Wachstum kann nie ein Ziel sein, Wachstum ist die Folge. Wenn ich etwas Gutes mache, dann geschieht

INTERVIEW

IDEALISMUS

OHNE

Wachstum und dann ist es auch in Ordnung, wenn immer mehr Menschen z.B. das Produkt wollen. Aber es kann nicht meine Zielsetzung sein, zwingend größer zu werden. Für manche Sachen ist es in Ordnung wenn sie irgendwann so bleiben. WO NIMMST DU DEINEN IDEALISMUS HER UND WIE KANNST DU SO POSITIV BLEIBEN? Rückschläge drehe ich um und sage mir- wie kann ich nicht positiv bleiben?- Ich habe nur das eine Leben. Klar kann ich grantig und frustriert werden, aber damit kann ich niemanden überzeugen. Es gibt ja ganz viele von den „Alt-Ökos“, die so grantig und frustriert sind, die schrecken aber eher ab. Ich sehe keine Alternative zur positiven Lebenseinstellung, weil nur eine positive Lebenseinstellung auch überzeugen kann. Letztlich glaube ich auch ganz fest daran. Vom Grundsatz her ist jeder überzeugbar, weil es einfach logisch und richtig ist. Wir sind einfach nur versaut, durch Werbung, durch Erziehung, durch das Schulund Unisystem. Aber wir sind alle erweckbar. Es ist eben nur eine Art „Schlammkruste“ um dieses richtige Wissen in uns und es ist sehr mühsam durch diese „Schlammkruste“ durch zu dringen. Man sieht es ja bei sich selbst, ich bin sicher nicht perfekt aber das ist auch gut so. So kann ich immer wieder weiter machen und neue Dinge angehen und entdecken. Jeder der sich da vorne hinstellt und von sich behauptet- ich hab schon alle Antworten, der lügt eh. Das gibt es gar nicht... Ich habe mal vor ein paar Jahren ein Gedicht geschrieben –Mein Leben im Imperfekt- um genau das mal auszudrücken. Grundsätzlich ist es doch so, wenn z.B. H&M oder andere vergleichbare Firmen auf den Trend aufspringen, dann zeigt es, dass mittlerweile auch die Großen aufgewacht sind. Klar, das sind keine Gutmenschen, da brauchen wir uns nichts vormachen. Es ist aber trotzdem genau das, worum es geht. Wir wollen ja flächendeckend Menschen davon überzeugen, dass es das Richtige ist. Und das wird nicht nur durch Kleinstbetriebe gehen, da braucht es auch die Größeren im Boot. Der Druck muss einfach immer weiter von Konsumentenseite vorhanden sein, um auch diese Betriebe dazu zu bewegen, sich zu verändern. Werde ich das kaufen- Nein-. Aber für andere Menschen ist es immerhin schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Und jeder der heute beim H&M kauft und bei seinem Einkauf als erstes danach fragt- was haben sie denn in Fairtrade und Bio? Und wo sind denn die Upcycling Sachen? Und die merken- ey scheiße, die wollen alle dieses Zeug haben.- Dann werden die sich noch mehr umstellen. Siegel sind hierbei eine sehr wichtige Funktion. So kann man sicherstellen, dass die Unternehmen auch trotz ihrer Größe die Bedingungen einhalten. Hierfür sind Zertifizierungen durch Unabhängige wichtig. Man muss genau hinschauen, dass die Unternehmen keine eigenen Labels erfinden, die sie dann kontrollieren und manipulieren können, sondern sich auf die Labels stützen, die von unabhängigen Organisationen zertifiziert werden. KANN SICH EIN GROSSES UNTERNEHMEN DIE UNABHÄNGIGEN, RICHTIGEN ZERTIFIKATE ÜBERHAUPT LEISTEN, WENN ES WOLLTE?

GRENZEN

Frank Braun, seit 2008 Vorstand von BLUEPINGU e.V. lebt in „FAIRTRADE-Town“ Nürnberg. Schon seit 25 Jahren begleitet ihn das Thema Fair Trade. Die Auseinandersetzung mit verschiedensten Aspekten der Nachhaltigkeit war für ihn deswegen nur ein weiterer logischer Schritt. Sein Ziel ist es, dieses Wissen an den richtigen Stellen weiter zu geben. So versucht er mit seiner ehrenamtlichen Tätigkeit, ein Bewusstsein dafür auch an Schulen und Unternehmen zu generieren. Aktuell arbeitet er mit Max Schütler daran, ecofaire Bekleidung sowie Ausrüstung in die Sportwelt zu bringen. Zusammen möchten sie ein 10-teiliges Set aus recycelten, zertifizierten und fair produzierten Materialien für Fußballvereine anbieten und auf diese Weise zeigen, dass es auch in der Vereinswelt Alternativen geben kann. Bei der Recherche von rufus urbaneco, entstanden einige Fragen die ich diesem Mann gerne stellen wollte... INTERVIEW VON HEIKE DIETZ, 12.01.2013

Auch da sollte die Frage wieder umgedreht sein- Können wir es uns leisten NICHT GOTSzertifizierte Ware auf den Markt zu bringen? Und wie lange wird das noch gut gehen? Wir haben ein System das an vielen Stellen ja durchaus Ermüdungserscheinungen zeigt, um es einmal freundlich zu formulieren. Wir können natürlich auch solange warten, bis uns auf Deutsch gesagt die Scheiße um die Ohren fliegt. Aber wir können auch hier versuchen Weichen zu stellen, die auch langfristig eine Lebensgrundlage für uns bilden. IST CRADLE TO CRADLE EINE MÖGLICHKEIT FÜR DICH? Cradle to Cradle ist definitiv einer der Denkansätze, die aus meiner Sicht ganz wichtig sind. Weil dort diese Denkweise, dass wir in Kauf nehmen ständig Müll zu produzieren, einfach umgedreht wird. Ein Produkt darf nie Müll werden! Es darf entweder wieder zur Natur werden, also Kompost oder es wird wieder verwendet, weil das Produkt so produziert wurde, das ich am Ende der Lebensdauer, dass Produkt wieder hernehme und ein neues Produkt daraus mache. Und wenn die Designer die Produkte so konzipieren, dass sie sich am Ende wieder in ihre Einzelteile zerlegen können, dann können sie auch wieder zu Rohstoffen werden. Das ist genau der Weg, den wir gehen müssen. Dann kommen wir auch von dieser Abhängigkeit von Rohstoffen los. Und bei vielen Dingen, wie Metallen z.B. ist es ja nicht wie bei Papier, dass durch Recycling Stufen die Qualität immer schlechter wird. Ein Metall, ein Aluminium z.B. kann ich immer wieder verwenden und verliere dabei auch nichts an seiner Qualität solange ich es in der Reinform und nicht in irgendwelchen Mischformen wiedergewinne. Und genau hier kommen die Designer ins Spiel. Hier versucht Cradle to Cradle wirklich mit zuarbeiten, egal ob es das Design von einer Autofabrik ist, wo sie mit Ford gearbeitet haben oder bei Büchern, wo überlegt wird, wie kann ich die Druckerschwärze aus den Büchern zurückgewinnen. Ich glaube wir sind noch lange nicht am Ende, sondern erst am Anfang, weil diese kreativen Ideen gerade erst so richtig aufkommen und jetzt natürlich erst eine Serienreife erreichen müssen, damit sie auch nutzbar werden. Grundsätzlich muss man den Einsatz neuer Ressourcen möglichst gering halten. Nicht mehr so viel von Allem, weniger Fleisch essen, nicht mehr jedes Jahr ein neues Handy, nicht mehr alle 2 Monate ein neuen Pulli und so weiter und so fort. Das sind alles Dinge, die unsere Lebensqualität überhaupt nicht groß schmälern. Wir werden feststellen, da geht es uns nicht schlechter oder vielleicht spüren wir es gar nicht, aber haben trotzdem einen Beitrag geleistet der unser Geld noch spart und nicht Geld kostet. Das ist ja noch das Witzige dabei, wenn wir sagen: Wir können es uns nicht leisten. Es gibt alternative Wege... WIE STELLST DU DIR DAS IN DER ZUKUNFT VOR? JEDER KONSUMIERT WENIGER VON UNS? GIBT ES DANN VON ALLEM EINFACH WENIGER? ES WIRD WENIGER PRODUZIERT, DIE NACHFRAGE IST NICHT MEHR DA, IST ES DAS WAS MAN WILL? Ich hoffe das es zu einer Umverteilung kommt. Es wird hoffentlich wieder viel stärker Regional-

Kreisläufe geben. Wieder kleine und mittlere Betriebe und nicht nur große Konzerne, die anonym und global agieren. Und es wird ganz viele Menschen geben, die dann hoffentlich selbst wieder produzieren. Und dabei auch ihre eigenen kreativen Potenziale entdecken. Gandhi hat einen wunderschönen Satz gesagt, an den ich ganz fest

„ES GIBT GENUG FÜR JEDERMANNS BEDÜRFNISSE, ABER NICHT FÜR JEDERMANNS GIER.“ glaube:

Ich glaube, wir können genug Wirtschaftsleistung erzeugen, auch in so einem reflektierten, ökologisch und sozial orientiertem System, dass alle Menschen die auf der Welt leben auch vernünftig leben können. Vielleicht wird man davon nicht Milliardär, aber man kann vernünftig davon leben. Und ich mein- Warum muss man Milliardär werden? Was soll der Mehrwert sein? Menschen müssen lernen, dass das Geld gerechter verteilt werden muss. WAS HÄLTST DU VON BUY ONE GIVE ONE? UND DEN RISIKEN DAVON? Das kann man so pauschal nicht sagen, ich glaube es gibt viele Dinge die gut sind. Ich denke jetzt gerade an so Sachen wie die von Philipp Glöckner, why own it (www.whyown.it) (www.whyown.it/blog). Der gerade diese Seite eröffnet hat, die ich total gut finde. Oder FoodSharing von dem „taste the waste“ Produzenten (www.tastethewaste.com). Wo man jetzt gerade auch in Nürnberg dabei ist Foodsharing zur „BioFach“ ganz groß in der Pressekonferenz zu bringen. Dass es Foodsharing auch lokal gibt, da wir jetzt BluePingu Partner sind. Das sind gute Ansätze denen ich vertraue. Aber ich schaue mir das auch sehr genau an, was stecken für Menschen und welche Motive dahinter, bevor ich das bewerben oder dafür spenden würde. Ich vertraue also vielen, gerade regional, weil ich es mir dort anschauen kann und am liebsten mache ich halt selbst was, je einfacher und greifbarer das ist und je besser ich das verstehen kann und es konkret mit einem Zweck verknüpft ist, fällt mir es da am leichtesten zu sagen- jawohl! Das denke ich sollte man für sich selber versuchen, dass man es sich anschaut und die Zeit nimmt, bevor man was blind hinterher läuft. WIE KANN MAN SICH DEINE ARBEIT BEI BLUEPINGU VORSTELLEN? Meine Arbeit mit Bluepingu hat ganz viele Facetten. Wir machen viele Veranstaltungen. Die meiste Zeit die ich gerade mit verbringe, ist für die BioFach. Wir organisieren dort wieder eine Veranstaltungsreihe da steckt unglaublich viel Arbeit drin. Dann haben wir jetzt unser Klausur Wochenende, wo wir ins Kloster Plankstetten fahren, um uns dort zu fragen, was war im letzten Jahr. Was war gut, was war nicht so gut? Was haben wir gelernt, wo wollen wir die Akzente dieses Jahr setzen? Was sind neue Themen die wir angehen wollen? Ja und dann natürlich das alltägliche, die Pflege des Regional-Lotsen. Artikel schreiben, Vorträge halten, Gedanken streuen, Interviews machen mit Menschen die mich anrufen und so weiter und so fort. VIELEN DANK FÜR DEINE OFFENEN WORTE! WWW.BLUEPINGU.DE


SOZIALES

ÖKOLOGIE

ÖKONOMIE

NACHHALTIGKEIT

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SOZIALES

K U LT U R

ÖKONOMIE

NACHHALTIGE ENTWICKLUNG

KLIMA / NATÜRLICHE RESSOURCEN 2

FAQ

DIE DREI SÄULEN DER NACHHALTIGKEIT Der Begriff der Nachhaltigkeit wird im unternehmerischen Sinne häufig in drei Kategorien aufgegliedert: Ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Umweltbezogene, wirtschaftliche und soziale Ziele sind gleichrangig und gleichgewichtig im Drei-Säulen-Modell 1 . Was bei diesem Modell allerdings kritisiert wird, ist die Tatsache, dass der Ökologie eine zu geringe Wichtigkeit zugesprochen wird. Für ein Drei-Säulen-Modell der „starken Nachhaltigkeit“, wird die Ökologie durch die Kultur ersetzt. Und die drei Säulen Ökonomie, Soziales und Kultur stehen im gewichteten Säulenmodell 2 auf dem Fundament Natürliche Ressourcen / Klima. Denn davon sind Ökonomie, Kultur und Soziales direkt abhängig. vgl. www.nachhaltigkeit.info

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vgl. www.epea-hamburg.org

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GOOD TO KNOW

„ Ein Pro duk t, das am En de seiner Leb enszeit zu Abfall wird, hat ein Q ualitätsp roblem.“ Michael Braungart Wir kaufen ein Produkt, benutzen es und nach einer gewissen Dauer landet es auf der Mülldeponie oder in der Verbrennungsanlage. Die Materialien sind für immer verloren. „Von der Wiege zur Bahre“, ganz nach dem Prinzip Make-Take-Waste. Aber dieses System ist veraltet und sinnlos. Es gibt eine Alternative dazu: Cradle to Cradle. Ein Konzept, bei dem Materialien zu dauerhaften Nährstoffen werden und es den Begriff „Abfall“ so nicht mehr gibt. Materialien, die unendlich oft für denselben Zweck, zur richtigen Zeit am richtigen Ort verwendet werden können - ohne Qualitätsverlust. Das „Von der Wiege zur Wiege“-Prinzip wurde vom deutschen Chemieprofessor Michael Braungart und dem US-Architekten William McDonough entwickelt. Es basiert auf geschlossenen Kreisläufen, die keine Abfälle erzeugen und wertvolle Rohstoffe für uns und zukünftige Generationen erhalten. Die drei Grundprinzipien des C2C sind: Abfall ist Nahrung - der „Abfall“ des einen Organismus ist Nahrung für einen anderen. Nutzung erneuerbarer Energien - die Energie von heute nutzen, ohne die Zukunft unserer Nachfahren zu belasten. Diversität unterstützen - es muss vielfältige Ansätze für die Produktion von Ware geben. Ein Beispiel für die Umsetzung dieses Prinzips sind kompostierbare Textilien. Kleidungsstücke, die sich nach dem Gebrauch zu biologischen Nährstoffen zersetzen und biologische Systeme fördern. Seit 2010 lassen sich solche Produkte nach C2C auch zertifizieren.

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CRADLE TO CRADLE



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Reduktion! Minimalismus! Der Produktdesigner Moritz Grund hat es ausprobiert, mit 100 Dingen zu leben. Wir besitzen im Durchschnitt 10 000! Was brauchst du noch zum Leben, wenn du die Augen schlieĂ&#x;t? Wir haben es uns auf dieser Seite ausgemalt...

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R EC O N ST R U CT ED Jana Hipp ist Modedesignerin und macht gerade ihren Abschluss an der AMD, Akademie Mode und Design, Berlin. Wir haben mit ihr über ihre Bachelor-Kollektion und Nachhaltigkeit in der Modebranche geredet. INTERVIEW VON BEATE KAPFENBERGER UND HEIKE DIETZ, 15.01.2013

Photografie: Tonje Thilesen Design: Jana Hipp Model: Léonie @ IZAIO GOOD TO KNOW

HAT MAN ALS STUDIERTER MODEDESIGNER LEICHTER DEN ANSRPUCH AN HIGHFASHION UND HOCHPREISIGERE MODE? Also da kann ich nur von mir sprechen. Wenn man anfängt Modedesign zu studieren, dann sieht man erst einmal, wie viel Arbeit hinter jedem Kleidungsstück steckt. Und das ist ein sehr langwieriger Prozess, vom ersten Prototyp bis hin zum finalen Schnitt. Und ich habe das Bestreben, Sachen zu designen, die zeitloser sind und das geht dann auch über bessere und langlebigere Stoffe. Dann wird das automatisch teurer. HAT DIE AUSEINANDERSETZUNG MIT DEM THEMA NACHHALTIGKEIT DEINEN BLICK AUF DIE MODEINDUSTRIE VERÄNDERT? Je länger ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, umso mehr hat sich so eine Hassliebe entwickelt. Und je tiefer ich eingestiegen bin, desto mehr hat es mich abgeschreckt, weil man eben so viel sieht, was schief läuft. Ich würde zum Beispiel, so gut es mir möglich ist, auf Baumwolle aus konventionellem Anbau verzichten und lieber Bio-Baumwolle verwenden. Aber man kann sich da auch ganz schnell durch die ganzen Zertifizierungen und Vorschriften fertig machen lassen. Man muss denke ich versuchen, einen guten Mittelweg zu finden. Mein Leben hat sich jetzt nicht komplett geändert, seitdem ich Bücher über Nachhaltigkeit gelesen habe. Ich fliege jetzt auch nach Stockholm zu meinem Freund, mache dafür aber andere Sachen wieder nicht. Ich kaufe viel Vintage, um auf keinen Fall die Massenproduktion zu unterstützen. Und ich könnte mir sehr gut vorstellen, bei einem Label zu arbeiten, dass nachhaltig und fair Klamotten produziert. DU ALS MODEDESIGN-ABSOLVENTIN: WÜRDE ES FÜR DICH IN FRAGE KOMMEN BEI RUFUS URBANECO MITZUMACHEN? SPRICH EINEN ENTWURF FÜR EIN KLEIDUNGSSTÜCK ZU LIEFERN UND DANN VON UNS GEFEATURED ZU WERDEN. DAS BEDEUTET, WIR KÜMMERN UNS UM DIE MATERIALIEN, PRODUKTION UND VERMARKTUNG UND DU WÄRST DER NAME HINTER DEINEM KLEIDUNGSSTÜCK. Jetzt, wo ich gerade fertig bin mit meinem Studium, habe ich es unheimlich schwer, mich selbständig zu machen. Aber ich habe die Ideen und die Vision und bin so motiviert. Die meisten scheuen echt, es selbst anzugehen ein Label zu starten, weil man so viel Kapital reinstecken muss und das schreckt die Absolventen ab. Und wenn es dann eben eine Plattform gibt, die die Kontakte hat, zu Produktionsstätten und Großhändlern, das wäre eigentlich ein Traum. Man braucht in dem Business ein gutes Team und Leute, die sich auskennen. Und wenn ihr sagt, ihr beschäftigt euch damit, wo man die Stoffe herbekommt und wie man nachhaltig produzieren kann und ich euch die Ideen für die Kleidungsstücke liefere und das dann nachher dabei rauskommt, das wäre echt cool. Also ich würde da sofort mitmachen.

INT ERV IEW

ERZÄHLE VON DEINER BACHELOR-ARBEIT: WAS IST DIE IDEE DAHINTER UND WO KOMMT SIE HER? Jetzt, ganz aktuell kommt man eigentlich am Thema Nachhaltigkeit nicht mehr vorbei, ich persönlich habe mich auch schon länger damit beschäftigt. Und da ist mir aufgefallen, dass es kaum innovative und coole Modelabels im Bereich öko und fair gibt. Dieses Phänomen hat mich überrascht. Wir werden täglich mit Mode konfrontiert, warum gibt es diese Labels nicht? Und dann habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, einen Eigenversuch zu starten. Daraus hat sich mein fiktives Label URBAN ORGANIC / reconstructed entwickelt. Klar, urban bezieht sich auf unser Leben in den Großstädten, organic verweist auf das Natürliche und den Faktor Nachhaltigkeit und reconstructed bezieht sich auf mein Designkonzept, mit dem Recycling und der Materialwahl. Der Name der Kollektion „Guerilla Landscapes - The Reconquering Of Public Space“ ist vom Guerilla Gardening inspiriert. Was ich daran spannend finde, ist der Kontrast zwischen dem Kämpferischen und dem Natürlichen, zerstören und Neues schaffen. Also Dekonstruktion und Recycling, das habe ich in meinem Design, in meiner Kollektion umgesetzt. Teile aus dem Second Hand Laden, die so niemand mehr tragen würde, verbunden mit Biostoffen. Und das Ganze verpackt hinter einem modernen,cleanen Logo. WIE WIRKT SICH DIESER NACHHALTIGKEITSANSATZ IN DEINER KOLLEKTION AUS? Also ganz klar bei der Wahl der Materialien. Ich verwende fast durchweg natürliche Materialien, sei es Schurwolle, Seide, Chiffon oder Baumwollstoff. Und da nur zertifizierte Bio-Baumwollstoffe. Weil eben zwischen dem konventionellen und dem Bio-Anbau Welten liegen, was Wasserverbrauch und Pestizideinsatz betrifft. Und mir auch die faire Bezahlung wichtig war. Aufhänger für mein Designkonzept war ja das Guerilla Gardening, was sich im kriegerischen Outdoor-Look widerspiegelt. Ich bin zu Humana gegangen, habe gebrauchte Barbour-Jacken, Safari-Westen und Utility-Wear besorgt. Diese Teile habe ich komplett auseinandergenommen, zerrissen, zerschnitten. Und habe sie dann in einen ganz neuen Kontext innerhalb des Kleidungsstückes gesetzt. Beispielsweise Taschen auf den Rücken und die Schultern, Reißverschlüsse unten an die Weste drangemacht, solche Sachen. Das war eben der Gedanke, Mode zu entschleunigen. Die Vintage-Läden explodieren fast, und warum sollte man nicht aus solchen Sachen etwas Neues rekonstruieren. Einfach Umdenken und mit den Teilen arbeiten, die es sowieso schon gibt und die keiner mehr haben will, kombiniert mit biologischen Stoffen. Das finde ich super spannend! WIE SCHAUT ES AN DER AMD IM BEZUG AUF NACHHALTIGKEIT IN DER MODEBRANCHE AUS? WIRD DAFÜR EIN BEWUSSTSEIN GESCHAFFEN? Also das haben wir ansatzweise nur in Materialkunde angerissen, wenn es eben um spezielle Materialien ging. Uns wurden alternative und innovative Stoffe vorgestellt, die naturschonend hergestellt werden. Zum Beispiel Chemie-Fasern, aber ohne Schadstoffe, die an die Umwelt abgegeben werden. Insgesamt kommt das Thema leider zu kurz, ich persönlich würde sagen: führt das einfach als Fach ein! Im Studium, dort sollte man eigentlich ansetzen. Es ist an der Zeit, alles zu hinterfragen und ich hoffe, dass das passiert.

LINK ZUR KOLLEKTION: WWW.TONJETHILESEN.TUMBLR.COM


In Deutschland werden jedes Jahr rund eine Million Tonnen Kleidung weggeworfen - alles potentielles Upcycling- oder Recyclingmaterial. Ob schon getragene Kleidung, die wiederverwendet wird, Abfall, der bei der Stoffproduktion anfällt (Verschnitt, Probestoffe, Farbmuster) oder ein Material, das vorher für etwas anderes verwendet wurde. All diese Teile können zu einem gleich- oder höherwertigen Produkt weiterverarbeitet werden. „Es geht also nicht um die einfache Verbesserung des Recyclings, das in der Praxis oft ein Downcycling ist, sondern um ein UpCycling, UpSizing, also um echte Mehrwertschöpfung.“ Johannes F. Hartkemeyer

Altes wiederverwerten, Müll vermeiden, Ressourcen schonen und Teil der DIY-Generation werden. In diesem Sinne - hier ein paar Inspirationsquellen: www.upcycling-fashion.com informiert, inspiriert und visualisiert Upcycling in der Mode www.globehope.com Finnisches Upcycling-Label www.aluc.eu Upcycling Fashion aus Berlin www.weupcycle.com Blog mit Upcycling-Ideen

L E I H E T A U S C H E S C H E N K E

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Wir sind ansatzweise im Zeitalter von Leihen, Tauschen und Schenken angekommen, weg vom Eigentumsgedanken und hin zum Nutzengedanken. „Collaborative Consumption“ nennt man das heutzutage, gemeinschaftlicher Konsum und das Teilen von Dingen über das Internet. Was sollen wir auch mit unserem ganzen Besitz anfangen? Jeder Deutsche hat zum Beispiel im Schnitt 20 Teile im Kleiderschrank, die er nie getragen hat. Das macht hochgerechnet auf die Landbevölkerung 160 Millionen Kleidungsstücke. Ansätze und Vorschläge gibt es viele: www.givebox.net Jeder kann ungenutzte Dinge verschenken www.foodsharing.de Überschüssige Lebensmittel teilen www.bluepingu.de/stadtgarten Stadtgarten in Nürnberg und für Jedermann www.nachbarschaftsauto.de Autos privat leihen und verleihen www.facebook.com/Kleiderei Kleider leihen, Hamburg www.whyown.it Plattform fürs Tauschen und Leihen

FAQ vgl. Giftige Garne - Der große Textilien-Test von Greenpeace

NT E WI ST RB HE ER MM SO IN G HL

GOOD TO KNOW

Die Labels der Fast-Fashion-Branche bringen innerhalb kürzester Abstände die neuesten Laufstegtrends in ihre Massenmode-Läden. Die Kunden wollen das so - sie wollen immer das Neueste im Kleiderschrank haben - so werden sie in die Läden gelockt. Die Looks der großen Designer werden kopiert und zum Spottpreis verkauft, es werden laufend neue Trends präsentiert. Wer braucht 8 Kollektionen im Jahr bei nur 4 Jahreszeiten? Unter der schnelllebigen Mode leiden vor allem die ArbeiterInnen in den Fabriken. Höherer Produktionsdruck bedeutet knappere Liefertermine, was Lohnkürzungen und ökologisch unverantwortliche Praktiken zur Folge hat. Der Gegenentwurf dazu ist die Entschleunigung der Mode: Recycling, Upcycling, Downcycling, Kleider tauschen, leihen, verschenken - sprich, mit dem „arbeiten“ was schon vorhanden und produziert ist.

R

F A S T - F A S H I O N

FR Ü

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R E C Y C L I N G U P C Y C L I N G D O W N C Y C L I N G


vgl. www.global-standard.org

Im Jahr 2006 hat die International Working Group on Global Organic Textile den Standard eingeführt. Das ist das erste internationale Siegel, das sowohl ökologische als auch soziale Kriterien entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette, vom Anbau bis zum fertigen Produkt, berücksichtigt. Der für Naturfaser-Textilien (z.B. Baumwolle, Seide, Leinen) gültige Standard verbietet den Einsatz bedenklicher Chemikalien entlang der gesamten Produktionskette. Außerdem gelten in zertifizierten Betrieben spezifische Vorschriften zu Abwasseraufbereitung, Wasserverbrauch, Energieverbrauch und so weiter. Neben der umweltfreundlichen Produktion müssen Sozialstandards gewährleistet werden. So dürfen zertifizierte Unternehmen beispielsweise keine Kinder beschäftigen und die Löhne der Arbeiter müssen mindestens die nationalen Standards erfüllen. Außerdem gibt es Vorschriften für ein sauberes und hygienisches Arbeitsumfeld.

GOTS - GLOBAL ORGANIC TEXTILE STANDARD

vgl. www.fairwear.org

FAQ Die FAIR WEAR FOUNDATION wurde 1999 gegründet, um faire und menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie zu fördern. Der „Code of Labour Practices“ umfasst folgende acht Punkte: 1 Verbot von Zwangsarbeit 2 Verbot von Diskriminierung am Arbeitsplatz 3 Verbot von Kinderarbeit 4 Recht, Gewerkschaften zu gründen 5 Recht auf existenzsichernden Lohn 6 Angemessene Arbeitszeiten 7 sichere und gesunde Arbeitsbedingungen 8 Rechtlich verbindliche Arbeitsverträge

INTERVIEW VOM RETROSHIRT ZUM CONCEPTSTORE

GOOD TO KNOW

WAS HAST DU DAVOR GEMACHT? Als ausgebildeter Sozialarbeiter bin ich sozusagen den klassischen Weg gegangen: Man beschäftigt sich erst mit der sozialen Frage. Und dann bin ich eher über ein Hobby an die Textilbranche gekommen. Ich habe retro Fußballtrikots nachgemacht, habe Messen besucht und dort Labels kennengelernt, die unkonventionelle Ansätze verfolgen. Die Einkäufer der großen Unternehmen hat das einfach nicht interessiert. Mich aber hat es interessiert, es hat mich so fasziniert, dass ich erst einmal die Sachen haben und anziehen wollte. Und im Gespräch mit den Machern dieser Labels hat sich herausgestellt, dass für sie der Bedarf nach einem anderen Ladenkonzept da ist. Denn die konventionellen Händler verstehen einfach nicht, um was es geht.

WIE SETZT DU DAS THEMA UMWELTSCHUTZ IN DEINEM UNTERNEHMEN GLORE UM? Wir achten darauf, eben nicht nur ökologische und faire Produkte zu verkaufen. Sondern auch der ganze Apparat dahinter muss vom Leitgedanken der Fairness und Nachhaltigkeit durchzogen sein. Das sind so banale Sachen wie Recycling-Papier, Ökostrom und eine andere Bank. Aber was eben noch wichtiger ist, ist die Mitarbeiter nach Tarif zu bezahlen, das sollte

eigentlich das normalste auf der Welt sein. WELCHE AUSWAHLKRITERIEN WENDEST DU AUF DIE LABELS AN, DIE IM GLORE VERTRETEN SIND? Im Endeffekt gibt es da nur zwei Kriterien: Das eine ist der GOTS-Standard im ökologischen und die Fair Wear Foundation im sozialen Bereich. Es kommt teilweise vor, dass Labels diese Standards zwar einhalten, aber nicht zertifiziert sind. Das hat verschiedene Gründe. Manchmal hat es mit der Größe des Unternehmens zu tun. Es kann aber auch daran liegen, dass es im jeweiligen Produktionsland des Labels keine Zertifizierungsstellen gibt. Was ich auch sehr gerne habe, ist wenn ich die Inhaber kenne und sehe, dass sie überzeugt sind von dem, was sie da machen. WIE KANNST DU SICHER GEHEN,DASS DIESE UNTERNEHMEN DIE STANDARDS IM BEREICH „BIO, FAIR, NACHHALTIG“ EINHALTEN? Eigentlich nur durch die Siegel. Mein Bauchgefühl interessiert die Kunden nicht. Ich möchte damit einfach sicherstellen, dass die Produkte nicht unter ausbeuterischen Bedienungen hergestellt werden. Die Menschen, die dafür arbeiten, sollen vernünftig bezahlt werden. Das ist eigentlich nicht zu viel verlangt, aber in der Textilindustrie ist das komischerweise etwas total revolutionäres. Und um da sicher zu gehen, gibt es einfach diese Zertifizierungen und diese Standards müssen erfüllt werden. WIE WÜRDEST DU DEINE KÄUFERSCHAFT EINORDNEN? Unsere Kundschaft umfasst grob geschätzt zwei Gruppen. Also einerseits diejenigen, die wirklich auf der Suche nach grüner Mode sind. Und da reicht die Spanne von der 14-jährigen Schülerin bis hin zum 75-jährigen Rentner. Diese Menschen sind auf der Suche und werden hier dann fündig. Und dann gibt es aber auch die, denen unsere Kleidungsstücke einfach vom Style her gefallen. Die also auf den modischen Faktor anspringen und die Komponente bio und fair sozusagen mitkaufen. WAS IST DEINE MEINUNG ZUM BIOBAUMWOLL ANBAU? Es gibt zwar große Unternehmen, die in den letzten Jahren eben auch Bio-BaumwollProdukte in ihr Sortiment eingliederten oder eingliedern wollten. C&A zum Beispiel hat angekündigt, all seine Teile zu 100 Prozent aus Biobaumwolle herzustellen. Dann sind die Preise für diesen Rohstoff aber gestiegen und C&A ist zurückgeschreckt und hat den Anteil

„Grüne Mode ist schön, leistbar und qualitativ der konventionellen Mode überlegen“ Bernd Hausmann weiß, wovon er redet. Schließlich ist er der Gründer des glore, Konzeptladen für globally responsible fashion. Im Jahr 2006 ging er mit der Vision auf den Markt, nur ökologische und faire Sachen zu verkaufen, aber im jungen und vor allem modischen Segment. Aus Vision wurde Wirklichkeit und Bernd ist ein Teil der Bewegung, die aktiv daran arbeitet, die Textilbranche zu einer besseren Industrie zu machen. Ich habe ihn zum Interview getroffen, um mit einem Vorreiter der grünen Mode über aktuelle Entwicklungen im ökofair Fashion Bereich zu reden. INTERVIEW VON BEATE KAPFENBERGER, 12.01.2013 auf 15 Prozent verringert. Das Problem bei Baumwolle generell ist, dass im Anbau vergleichsweise viel Pestizide benötigt werden. Deswegen hoffe ich, dass wieder vermehrt andere Naturtextilien für den Modemarkt entdeckt werden. So zum Beispiel Hanf, welcher auch in unseren Breitengraden angebaut werden könnte, das wäre eine der Alternativen zur Biobaumwolle. DER BEGRIFF GREENWASHING / GRÜNWÄSCHEREI IST BEI UNSEREN RECHERCHEN DES ÖFTEREN AUFGETAUCHT. WAS VERSTEHT MAN DARUNTER? Konzerne wie C&A, H&M und Sportartikelhersteller haben sich dazu verpflichtet, ihren Einsatz an Chemikalien verringern zu wollen. Dazu gehört auch, dass diese Unternehmen sich vornehmen oder schon unterzeichnet haben, Baumwolle aus nachhaltigem Anbau zu verwenden. Das hört sich erst einmal gut an, steht groß auf dem Etikett und der Kunde fühlt sich gut dabei, weil er denkt etwas für die Umwelt getan zu haben. Aber zu einem grünen Kleidungsstück gehört eben viel mehr. Der Baumwollanbau ist erst der erste Schritt von vielen in der textilen Kette und bei den GreenwashingUnternehmen geht es darüber eben nicht hinaus. Diese Kette beinhaltet nämlich normalerweise auch, wie die Fasern und Textilien gefärbt und veredelt werden, das hat häufig für die ArbeiterInnen genauso gesundheitsschädigende Auswirkungen wie der konventionelle Baumwollanbau. Sprich die Weiterverarbeitung wird bei den Greenwashing-Unternehmen ganz und gar nicht beachtet. Ein weiterer Punkt ist, dass die großen Unternehmen mit nachhaltiger Baumwolle nicht zwingend Biobaumwolle meinen, sondern zum Beispiel „Cotton made in Africa“. Das hat nicht viel mit den Standards der ökologischen Landwirtschaft zu tun, kann genmanipuliert sein, hört sich aber eben besser an als konventionelle Baumwolle. In diesem Bereich muss man sehr vorsichtig sein. GREENPEACE HAT DIE „DETOX CHALLENGE“ INS LEBEN GERUFEN, DIE BEREITS PUMA, NIKE, ADIDAS, H&M UND C&A UNTERZEICHNET HABEN. WAS HÄLTST DU DAVON? Bei dieser Initiative von Greenpeace ist meine Blogger-Kollegin, Kirsten Brodde von gruenemode.de, als Campaignerin sehr aktiv. Die Textilkonzerne können sich dabei verpflichten, über fünf oder zehn Jahre hinweg, ihren Einsatz an Chemikalien in der Produktion zu er-

setzen. Das geht ohne große Probleme, denn bis auf einen Stoff, da ist man noch am tüfteln, sind alle durch unschädliche Alternativen ersetzbar. Man muss lediglich einmalig den Betrieb umstellen, ansonsten fallen dafür keine Mehrkosten an. Und das Gute ist, dass Greenpeace die Unternehmen unterstützt und ihnen zur Seite steht, sie berät und dafür kämpft, dass die Textilriesen einwilligen. Es wäre also so einfach und gerade deswegen ist es so unverständlich, dass sich so viele dagegen weigern, diesen Schritt zu gehen. Da kann man einfach nur davon ausgehen, dass diese Textilunternehmen nichts ändern wollen und das kann man mit gesundem Menschenverstand nicht nachvollziehen. WELCHE TENDENZEN IN DER MODEBRANCHE ERKENNST DU, BEZOGEN AUF DIE NÄCHSTEN JAHRE? Ich hoffe und prophezeie, dass die grüne Mode weiterhin wächst, so wie in den letzten sechs bis sieben Jahren. Ich glaube auch, dass die großen Konzerne ihren Greenwashing-Bereich ausbauen werden. Sprich dass sie versuchen, sich ein bisschen ökologischer aufzustellen und das in Wirklichkeit aber gar nicht sind. Da war ich am Anfang viel zu naiv. Aber das war dann die böse Realität und Praxis, die ich in den letzten Jahren in vielen Gesprächen und Podiumsdiskussionen mitbekommen habe. Ich habe viele Unternehmen in diesem Bereich beraten und dabei gemerkt, dass es gar nicht um die eigentliche Sache geht. Sondern viel mehr darum, ein Produkt offiziell grüner zu machen, als es das tatsächlich ist. Da sehe ich eine Gefahr. Aber die Chance sehe ich darin, dass immer mehr Menschen realisieren, wie umweltschädlich und unter welchen menschenrechtsverletzenden Bedingungen Kleidung hergestellt wird. Das heißt, die Konsumenten fangen immer mehr an umzudenken. Die klassischen Hersteller werden meiner Meinung nach aber kaum darauf reagieren. Sondern es wird darauf hinauslaufen, diejenigen die es jetzt schon richtig machen, zu unterstützen. WWW.GLORE.DE


#03

#01

HABT IHR IRGENDWO NE ECKE, WO IHR BIOBAUMWOLL-SACHEN HABT? Bio-Baumwolle, ne. Also letztes Jahr hatten wir ‚fairen-Preis-Baumwolle‘. UND DAVON HABT IHR NICHTS MEHR? Also im moment nichts. Kann aber auch sein, dass das einfach zur Einführung war. Dass wir damals angefangen haben und jetzt ist das alles fair-trade-Baumwolle. Da gab‘s extra so Anhänger dran, aber das kostet einen Haufen Geld, das überall wieder dran zu machen. Deswegen kann‘s sein, dass das wirklich zur Einführung war und dass wir es jetzt generell haben. Und Bio-Baumwolle... also das habe ich generell noch gar nicht gehört, ehrlich gesagt. ABER GLAUBEN SIE NICHT, DASS ES AUCH KUNDEN GIBT, DIE GERNE EIN BISSCHEN MEHR DAFÜR AUSGEBEN WÜRDEN? In der heutigen Zeit, sag ich dir ganz eindeutig: nein. Ist so, ist wirklich so. Also auch wenn du mich persönlich fragst, ich bin da immer sehr am Zweifeln mit diesem Bio. Wenn man hier mal das Knoblauchsland anschaut. Da fliegen die Flieger drüber. Da muss ich dann persönlich immer lachen, wenn das dann Bio ist. Man kann‘s halt 100 % nicht nachweissen, das ist meine ganz persönliche, nicht Firmenmeinung. Draufgeschrieben ist es schnell irgendwo mal. Ob‘s das auch wirklich ist? Und die Kunden in der heutigen Zeit sind nicht bereit, mehr zu zahlen. Definitiv nicht, sage ich euch. Ist so, weil Jeder schauen muss, wo er bleibt. Und dafür ist das Angebot einfach zu groß. Die müssen ja nicht das Bio-Shirt kaufen.

?

FRAGEZEICHEN IN DEN AUGEN #05

ES GAB JA NEULICH DIESEN SKANDAL BEI EUCH, MIT DEN GIFTSTOFFEN IN DEN PRINTS AUF T-SHIRTS. Verkäufer lacht WURDEST DU SCHON ÖFTER DARAUF ANGESPROCHEN, WEIL DU JETZT LACHST? Ja also, pass mal ... Das ist ja nicht nur bei uns. Wir wurden hervorgehoben und diese Keime sind ja auch nicht jetzt entstanden. Ich schätze mal ... jetzt haben die das so in Anführungsstrichen ... also ist nicht nur bei uns so, also unser Name wurde halt so angeprangert. Also es war auch bei anderen, sogar bei Markenartikel wie Dolce&Gabbana oder Armani. UND WIRD DARAN WAS GEÄNDERT? WAS IST JETZT ZUM BEISPIEL MIT DEM DRUCK HIER AUF DEM T-SHIRT VON EUCH? Wegen der Produktion ... ähm ... Ich kann dir gern mal einen Manager ausrufen und die kann‘s dir mal erklären wenn du willst. Also ich weiß nichts genaueres, aber ich kann mal nachfragen. 7 MINUTEN SPÄTER: Also ich soll euch sagen, da sollt ihr mal in Hamburg anrufen in der Zentrale und euch an Inditex wenden, wie das jetzt verlaufen ist. Ihr sollt euch mal dahin wenden. Die geben euch näheres, also weitere Informationen.

#02

ICH HAB GERADE AUF DEM ETIKETT GESEHEN, DASS DAS TEIL „MADE IN BANGLADESH“ IST. DA HAT JA NEULICH DIE FABRIK GEBRANNT. WOHER WEISS ICH, DASS DIESES SHIRT NICHT AUS SOLCHEN FABRIKEN KOMMT? GIBT‘S DA IRGENDWELCHE SICHERHEITEN? Normalerweise kann man sich das online Alles durchlesen, woher die Ware kommt und wie die gemacht wird. Da gibt‘s auch Videos, die zeigen, wie das gemacht wird, wie das produziert wird. Ob handgemacht oder was auch immer. Also ich kann dir sicher sagen, dass das in Bangladesh gemacht worden ist. Weil wir sehr viele Schulungen hatten und uns Filme gezeigt wurden und das uns so versichert wurde. Keine 100 % aber ich sag mal 90 %.

HABT IHR IRGENDWO EINE MARKE, DIE NACHHALTIGE KLAMOTTEN ANBIETET, IRGENDETWAS MIT BIO- ODER GOTS-STOFFEN? Nudie Jeans hat Bio, Levi's hat‘s auch schon mal gehabt. UND EIN T-SHIRT MIT BIOBAUMWOLLE? Im 2. Stock mal die Kollegin fragen! 2. STOCK: HABT IHR BEI DEN OBERTEILEN IRGENDWAS MIT BIOBAUMWOLLE ODER MIT BAUMWOLLE AUS NACHHALTIGEM ANBAU DA? Alternative, das ist halt so Bio-Baumwolle. Aber auf dem Etikett find ich‘s gar nicht. 100 % Cotton. Steht auch nix drauf... Ah, hier schau (Recycling-Zeichen auf dem Etikett). ICH GLAUBE, DASS SICH DAS MEHR AUF DAS PAPIER DES ETIKETTS BEZIEHT, DASS DAS AUS RECYCELTEM MATERIAL IST. Ok, ich dachte die Marke arbeitet mit BioBaumwolle, aber da steht etz nix.

EINE GROSSSTADT IN DEUTSCHLAND, JANUAR 2013. Wir waren unterwegs, im Auftrag der Aufklärung. Wie werden die VerkäuferInnen in typischen Bekleidungs-Geschäften deutscher Innenstädte reagieren, wenn wir sie mit Bio-Baumwolle, Löhnen und giftigen Drucken auf Textilien konfrontieren? Wir haben es ausprobiert und dokumentiert, unverfälscht.

#05

BEI SO EINEM SHIRT, DAS 4,95 € KOSTET. WAS KRIEGT DENN DA NOCH DIE SCHNEIDERIN IN BANGLADESH? WIRD DIE NOCH FAIR BEZAHLT? Puh, das weiss ich net. Keine Ahnung, wie viel die dafür bekommen. UND WO UND UNTER WELCHEN BEDINGUNGEN IN BANGLADESH DAS HERGESTELLT WIRD, WEISS MAN DA WAS? Wieso googelst du das einfach nicht? Wenn du googelst, weisst du auch, wo das gemacht wird und innen drin steht auch wo das Teil herkommt. Das steht in jedem Kimble drauf und wenn du das richtig googelst. Die haben sogar eine Reportage gemacht und da sieht man alles.

#06

HABT IHR WAS AUS BIO-BAUMWOLLE? Was? BIO-BAUMWOLLE, HABT IHR DA WAS DA? Ich frag mal nach ... Nein, also nicht wirklich. Also es ist so gefärbt und blabla... Also wir haben nichts so richtig.

#07

GOOD TO KNOW

WO HABT IHR DENN BIO-BAUMWOLL SACHEN, DIE AUF DEM PLAKAT BEWORBEN WERDEN? Conscious... Das ist überall mit so ein bisschen dabei. Basic findet ihr viel. Da ist ein grünes Label an den Sachen mit dran, die sind extra gekennzeichnet. Bei den BasicArtikeln haben wir einige Sachen dazwischen, also da haben wir jetzt keine reine Kollektion, die daraus geschaffen ist. Sondern die Anteile in der Kollektion werden immer höher, aber erstes Indiz ist das grüne Label, was wir haben. ABER DAS BEZIEHT SICH AUCH NUR AUF DEN BAUMWOLLANBAU? Genau, darum geht‘s halt. ALSO ES BEZIEHT SICH NICHT IRGENDWIE AUF DIE FÄRBUNG ODER AUF DIE GARNE? Ne, da geht‘s rein um die Baumwolle, um organic cotton. Die einfach ein bisschen umweltgerechter hergestellt wird, ja. Aber die Färbemittel an sich sind da nicht betroffen.


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LINKS es

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Inspiration und Information: Eine Sammlung an Internetadressen für Labels, Läden, Rohstoffe und Produtkion. Keine Garantie über Vollständigkeit, dafür aber handverlesen von uns.

P L A T T F O R M E N I N F O R M A T I O N E N www.global-standard.org Global Organic Textile Standard

www.fairwear.org Fair Wear Foundation

www.fairtrade-deutschland.de Fairtrade-Siegel

www.bluepingu.de „Nachhaltigkeits-Kompass“ für Menschen in der Metropolregion Nürnberg

www.utopia.de Utopia- Das Portal für Nachhaltigkeit

www.gruenemode.de Blog über grüne und faire Kleidung

www.beyondfashion.de Blog über nachhaltige Mode

www.biorama.at Magazin für nachhaltigen Lebensstil

www.ethicalfashionshowberlin.com Messe für nachhaltige Labels während der Berlin Fashion Week

www.dasselbe-in-gruen.de Verband der nachhaltigen Unternehmen

http://www.ecoenvie.de Online-Magazin für den ecoLifestyle GOOD TO KNOW

www.nachhaltigkeit.info Lexikon der Nachhaltigkeit

www.upcycling-fashion.com Inspirationen und Informationen rund ums Upcycling

P R

R O D U K T I O H S T O F

www.rktextil.de Textildruck öko&fair, GOTS und IVNbest zertifiziert, Fürth

www.dieoekodrucker.de Spezialist für Recyclingpapiere und Biodruckfarben, Nürnberg

www.lebenskleidung.com Zertifizierte, faire Bio-Stoffe, Großhändler, Berlin

www.meterwerk.de Zertifizierte Bio-Stoffe, Laden und Online-Shop, Augsburg

www.siebenblau.de Zertifizierte Bio- und Fairtradestoffe, Laden und Online-Shop, Berlin

ssl.greensta.de Klimafreundliches Webhosting mit 100 % Ökostrom

www.direktrecycling.de Direkt Recycelte Produkte aus unmittelbar wiederverwendeten Altpapieren

http://www.textilfab.de Stoffdruck Meterware auf BioBaumwolle

O F

N E


gha deutschen Durchschnittswert des ökologischen Fußabdrucks, der nämlich 5,1 Hektar beträgt. „Wenn ein US-Amerikaner etwa doppelt so viele Ressourcen verbraucht wie ein Europäer, und der wiederum ein Mehrfaches als ein Inder, ein Kenianer oder Brasilianer, taucht sehr schnell die Frage auf: Mit welchem Recht?“ so Mathis Wackernagel, einer der geistigen Väter des ökologischen Fußabdrucks. Heute beanspruchen wir alle zusammen die Biokapazität des Planeten zu 150 Prozent das sind anderthalb Erden. Bleibt nur ein Ausweg: Wir müssen schrumpfen! Einflüsse auf den Ressourcenverbrauch haben die Wohnsituation (Isolierung, Heizung, Energie), die Mobilität (Weg zur Arbeit/Schule, Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel), der Konsum (Verbrauch an Textilien jährlich in Deutschland bei 11kg pro Person, lieber ökofaire Fashion, Secondhandshops, Flohmarkt, Kleider leihen / tauschen / verschenken) und letztendlich auch die Ernährung (regionale Lebensmittel, Bio-Produkte).

FAQ

Der ökologische Fußabdruck ist ein Bild dafür, wie viel Biokapazität (gemessen in „Global Hektar“ gha) verbraucht werden muss, um für eine Nation, eine Region, eine Stadt, ein Unternehmen oder eine Person die benötigten Ressourcen bereitzustellen und ihre Abfälle aufzunehmen. Also die Menge an Land- und Wasserflächen, die wir konsumieren und die wir benötigen, damit unser Abfall aufgenommen werden kann. Man kann auch sagen, der ökologische Fußabdruck dient als Indikator der Nachhaltigkeit oder besser Nicht-Nachhaltigkeit. Berechnet man den ökologischen Fußabdruck, so ist dieses Ergebnis schockierend: wir, die Menschheit, lebt weit über ihren Verhältnissen, wir übernutzen die Biosphäre des Planeten um zirka 20 Prozent. Wir bräuchten 2,8 Erden, wenn alle Menschen so leben würden wie wir in Deutschland, denn der gerechte ökologische Fußabdruck liegt bei nur 1,7 Hektar. Das wäre die Menge an Fläche - ohne Meere, Sand- und Eiswüsten und bereits ausgewiesenen Schutzzonen - die jedem Menschen zum Erhalt seines Lebens zur Verfügung stehen würde. Dies steht in krassem Gegensatz zum

5,1

1,7

gha

DER ÖKOLOGISCHE FUSSABDRUCK

vgl. www.oya-online.de/article/read/860-augen_aufreissen.html vgl. www.nachhaltigkeit.info vgl. www.faktor-x.info

DIE PL ANETAREN GRENZEN K

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OK NO

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DIE PLANETAREN GRENZEN, NACH DEM STOCKHOLM RESILIENCE CENTER: Der gelbe Bereich zeigt auf, bis wohin wir unsere planetaren Ressourcen nutzen können (OK), ohne den Zusammenbruch eines essenziellen Systems zu riskieren. Jenseits davon wird das System übernutzt (NO). Außerhalb des schwarzen Kreises werden die Folgen irreversibel. Das weit über die planetare Begrenzung hinausragende linke Segment zeigt den Grad des Artensterbens (t). Ebenfalls außerhalb der Leistungsfähigkeit liegt der Stickstoffeintrag in die Ozeane (N). Der Klimawandel (K) hat den sicheren gelben Bereich ebenfalls weit verlassen und ist dabei, die letzte Grenze zu überschreiten. vgl. www.laloma.info/de/projects/boundaries

vgl. www.sein.de/gesellschaft/nachhaltigkeit/2009/planetare-grenzen-die-kapazitaeten-der-erde.html vgl. www.sein.de/gesellschaft/nachhaltigkeit/2009/die-grenzen-des-konsums-sind-erreicht.html

GOOD TO KNOW

ES IST ERNST. Die Grenze des Konsums ist erreicht. Schneller, höher, weiter - doch wo ist endlich Schluss? Wir leben auf einer Kugel - grenzenloser Konsum ist eher destruktiv. Ein Viertel der Weltbevölkerung verbraucht derzeit drei Viertel der Ressourcen und erzeugt drei Viertel des Abfalls und der Emissionen. Ist die Grenze dieser Entwicklung der Punkt des totalen Zusammenbruchs?


So habe ich z.B. aus dem Gefühl der Abneigung, zur allgemeinen Kleidungs-Anpassung, heraus entschieden, einen grenzwertigen, zum Augenrollen neigenden Pullover zu entwerfen, indem man sich selbst einfach nicht mehr zu ernst nehmen muss! Mit zunehmendem Einblick, im Laufe meines Bachelor-Projekts, frage ich mich vor allem: wieso kann man nicht bewusster konsumieren? Es könnte doch funktionieren, dass Massenmode Hersteller qualitativ hochwertigere, fairproduzierte und dafür nur noch halb soviele Teile anbieten würden, für den doppelten Preis? Kunden müssten nur einsehen das doppelte zu zahlen, für die halbe Menge, aber auch für ein mindestens doppelt so gutes Gefühl. Jedem wäre geholfen (Arbeiter würden lebenssichernd bezahlt werden, die Kleidung enthielt keine Giftstoffe mehr, Ressourcen würden geschont werden und eine benötigte Entschläunigung unseren Konsumverhaltens würde ganz nebenbei passieren). Und „die Großen“ hätten sogar den gleichen Gewinn. Oder geht es doch nur um die Masse die erreicht werden muss, braucht der Kunde das Gefühl mit prall gefüllten Taschen nach Hause zu gehen? Irgendetwas muss passieren bevor es zwangsläufig passiert. Ich bin gespannt.

Beate Kapfenberger, 24, Designstudentin in Nürnberg, mit Schwerpunkt Grafikdesign, und eine der Gründerinnen von rufus urbaneco. Seit über einem Jahr beschäftigen wir beide uns intensiv mit rufus, unserem Modelabel-Experiment. Vom Urdackel und den Hochsitz kamen wir zu den Klamotten. Andersartig und urban sollten sie sein. Und dann vor einem halben Jahr wurde der Faktor ‚andersartig‘ zu ‚nachhaltig‘. Es kam eigentlich ganz plötzlich, für mich zumindest. Bei einer Podiumsdiskussion, hörte ich das erste mal von GOTS- und Fair Wear Standards. Es ging um andere Herangehensweisen und Nachhaltigkeit im Modebereich. Ich muss gestehen, dass ging mir ganz schön nahe und ging auch nicht mehr so einfach raus, aus meinem Kopf. Von einem Tag auf den anderen habe ich angefangen, die Modeindustrie zu hinterfragen und zu recherchieren, über das was ich da gehört hatte. Heike und ich waren uns dann sehr schnell einig, dass ein grüner und fairer Weg in der heutigen Zeit und für unser Label der einzig richtige ist. Wir haben uns also der Nachhaltigkeit verschrieben, verbunden mit fairen Produktionsbedingungen und urbaner Ästhetik, für eine Zielgruppe, in der auch wir uns sehen. Mit unserem begrenzten Budget und dem Zeitlimit fiel es uns mehr als schwer, diese Punkte miteinander zu verbinden. Viel zu oft kam ich zu dem Punkt, an dem ich mich gefragt habe: Was machen wir hier eigentlich? Wir sind weder Modedesigner, noch Ökoexperten - wir glänzen durch unser Halbwissen. Wir hatten aber trotzdem die Vision, biofair produzierte Einzelstücke zu entwickeln, haben das Netzwerk entwickelt und aufgebaut. Wir haben uns mit Leuten zusammengetan, die Experten auf ihrem Gebiet sind. Und am Ende gibt es tatsächlich eine kleine Kollektion. Wir haben ansatzweise erlebt, wie es sich anfühlt, Mitspieler im nachhaltigen und fairen Modekreis zu sein. Dabei haben wir auch mehr und mehr realisiert, was in der konventionellen Modemaschinerie alles schief läuft. Mein eigenes Konsumverhalten hat sich komplett verändert, ich habe realisiert, dass das auch nötig war. Je mehr ich mich mit der grünen Mode beschäftigt habe, umso mehr habe ich gelernt und umso mehr Zusammenhänge habe ich verstanden und herstellen können. Aber umso mehr zweifelt man auch daran, dass das was man macht, wirklich hilft und welchen Quellen man trauen kann. An dieser Stelle muss ein Klischee bedient werden: rufus urbaneco ist nur ein kleiner Tropfen auf einem verdammt heißen Stein. Wir werden damit nicht die Welt verändern, aber uns hat es verändert. Und wenn wir unser neugewonnenes Wissen sammeln und mit diesem Druckerzeugnis weitertragen, vielleicht wird es noch mehr Menschen zum Nachdenken anregen. Das wäre mein Wunsch!

GOOD TO KNOW AUSGABE 01 / 100 rufus urbaneco Beate Kapfenberger Heike Dietz contact @ rufusurbaneco.de www.rufusurbaneco.de

DRUCK Schembs GmbH, Nürnberg Gedruckt auf Zeitungsrestrollen SCHRIFT Interstate, Raisonne

urbaneco

Heike Dietz, 26, Fotografin und Design-Studentin in Nürnberg und eine der Gründerinnen von rufus urbaneco. Meine Angewohnheit ist es, nicht aufhören zu können, Dinge bis zum Ende denken zu müssen. Man könnte auch sagen- sich das Endstadium aus zu malen. Schaue ich mir den Alltag der Branche, in der ich mich bewege an, so erschreckt mich vor allem die Konsumgeilheit. Wieso reflektiert fast niemand was er da tut? Ich lebe, wie es mir scheint, in einem Umfeld von „kauf dich glücklich“ Persönlichkeiten. Hier herrscht eine Selbstverständlichkeit von 1 - kein Mal getragenen Klamotten im Schrank. Könnte ja sein, dass man es irgendwann mal braucht... Dieser Zustand erschien mir so unfassbar, dass ich anfing mich damit näher auseinander zu setzen und einen Gegenentwurf startete. Ich wollte wissen was alles dazu gehört, um am Ende ein Kleidungsstück in der Hand zu halten, dass guten Gefühls produziert und überdauernd getragen werden kann. Auch die Mode-Branche hat viel mit Politik und Verantwortung zu tun. Gesagt wurde mir, ich solle niemandem mit dem Zeigefinger begegnen- alles klar. Spaß macht es mir trotzdem nicht, dabei zu zuschauen wie man in diesem Fast-Fashion Laufrad rennt und weiter macht, als hätte es keine Folgen für uns alle.

DANKE AN Unsere Interviewpartner Prof. Burkard Vetter

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