MOTOPARK

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R.J.KIRSCH

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R.J.KIRSCH

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Umschlagbild: Der philipinische Frachter Eastern Challenger sinkt nach der Kollision mit der japanischen Tsugaru Maru etwa neun Kilometer vor der Kテシste von Tateyama City, Japan am 13 April 2006. テ僕 auf Holz, 25x35 cm, 2007


STOFF GEBEN

"Manni makes the world go round" aus der Serie "Morbus mobilis" Titelbildmontage für das Kunstmagazin "DER STILLSTAND", 2007

Zur „Kinetik“ in den Arbeiten von R.J.Kirsch Um es gleich vorwegzunehmen, Rolf Kirsch ist kein Kinetiker in einem herkömmlichen Sinne, seine Arbeiten keine beweglichen Skulpturen wie man sie typischerweise erwartet. Als Maler und konzeptioneller Künstler beschäftigt er sich allerdings ausgiebig mit der Bewegung von Dingen, besser mit dem Wechselspiel von Stillstand und Bewegung und kreist dieses Verhältnis mit seinen Arbeiten von verschiedenen Seiten systematisch ein. Und hierbei sind es nicht nur die tatsächlich physischen Bewegungen sondern auch die Kinetik des Virtuellen, die den Maler interessiert. Dabei entstehen malerische ebenso wie auch filmische Arbeiten, die sich gegenseitig durchdringen. Kirsch konzentriert sich hierbei schon früh auf die Bewegung von Fahrzeugen. Doch ist es weniger die Beschleunigung, die zum Ausgangspunkt seiner Auseinandersetzung wird, vielmehr beschäftigt ihn deren abrupte Beendigung, der Stillstand, die Störung von Funktionsabläufen. Folgerichtig beginnt er seinen Diskurs mit der Inszenierung von Störungen (Studien zur Elektrizität), die er anhand von fiktiven Blaupausen (blueprints), technischen Konstruktionsplänen durchspielt, um sich im Folgenden in der Serie RHYTHMUS DER STATISTIK der Phänomenologie des Verkehrsunfalls zu widmen. Aus einer umfangreichen Serie von Öskizzen, die von 2002 bis heute entstanden sind, entwickelt Kirsch

Im Konjunktiv der Dinge, aus der Serie „How to use the world“, Collage, 30x40 cm, 1989


Im Konjunktiv der Dinge, aus der Serie „How to use the world“, Collage, 30x40 cm, 1989

FOLD, Metallfolie, 30x40 cm, 1989

die Serie ABSTRACTS, in der seine Malerei in Bezugnahme auf die Tradition des Faltenwurfes die Aufzeichnung kinetischer Verformung vollzieht und bei aller Aktualität auf ihre Wurzeln zurückführt. Ausgangspunkt für seine diesbezüglichen Studien bilden sogenannte FOLDS, kleine kürbisgroße Skulpturen, mit deren Hilfe Kirsch die Struktur komplex verfalteter Oberflächen untersucht. Ähnlich zu diesen Objekten sind seine REQUISITEN, schwarzmatte Geflechte, bestehend aus Schrottteilen, vornehmlich der Elektronikindustrie, die ein wenig an ausgebrannte Wrackteile erinnern. Diese Requisiten dienen dem Künstler als Objekte zur Erzeugung von Schattenwürfen, die er parallel zu seinen Faltenwürfen inszeniert. Das Prinzip dieser Arbeit ist denkbar simpel, drei Projektoren strahlen in den drei Grundfarben der Lichtfarbmischung auf lichtempfindliches Papier, das den Schatten in Fotogrammen PRINTS einfüngt. In einem weiteren Schritt setzen sich diese Skulpturen nun langsam in Bewegung und aus dem Schattenbild entsteht ein Schatten-Film, der langsam und gleichmäßig den Betrachter in eine Art Schwebezustand zu versetzen scheint. Begleitet wird diese Arbeit von Aquarellen und Zeichnungen, die in STORYBOARDZEICHNUNGEN die Bildlichkeit dieser Fotogramme und die sequentiellen Abläufe der Filme durchspielen. Aus dem Stillstand des einzelnen Bildes, des einzelnen Frames entsteht hier die filmische Bewegung, die im Zusammenhang mit einer eigens hierfür entwickelten Aufnahmeapparatur in konkret kinetisches Arbeiten mündet. Grundsätzlich beziehen sich seine


Still#4996 , Videostill, Diasec, 60x60cm, 2004

Requisit #3, verschiedene Materialien, HeiĂ&#x;kleber, ca. 30cm O, 1999

Still#4897 , Videostill, Diasec, 60x60cm, 2004


Studien zur Elektrizit채t: links: Requisit #2 rechts: PHANTOM, Live-Videoprojektion Galerie Rachel Haferkamp, 2002



Fotogramme und Filme auf eine Abklärung mit virtuellen Bildmedien. “Alle technische Bilder sind Schattenbilder” ist hierbei eine Grundaussage, die zum Leitmotiv dieser Auseinandersetzung wird.

oben und unten: aus "Rhythmus der Statistik, Öl auf

Kirschs Arbeiten pendeln so zwischen Stillstand und Bewegung und thematisieren das Aufeinandertreffen von künstlerischer Praxis mit moderner Technik. Exemplarisch wird hierbei das Verhältnis von Malerei und Medien ausgelotet. Neben den Serien zur Havarie von Fahrzeugen, in denen die kinetische Deformation auf die künstlerische Tradition des Faltenwurfs und der Historienmalerei Bezug nimmt, stellt also ein weiterer Schwerpunkt seiner Auseinandersetzung die Durchdringung medialer Abläufe mittels malerischer Arbeitsweisen dar.


"Rhythmus der Statistik", jeweils テ僕 auf Holz, 25x35 cm Installation Kunstverein Bayreuth, Kunstmuseum Bayreuth






R.J.Kirsch Studium an den Kölner Werkschulen Abschluss 1991 in Malerei, Stilllebenklasse Prof. Franz Dank Ausstellungen 2015 MOTO PARK, Kunstverein Mainz 2014 ZAHLEN PUMPEN, Kunstverein Siegburg 2014 PHANTOMS, Kunstverein Bayreuth 2013 OSTRALE, intern. Kunstausstellung Dresden, Katalog 2013 Der Maler im Dunkel, Kunstverein Viernheim, Katalog 2012 ABSTRACTS, Art Galerie7, Köln 2011 HOT SPOT BERLIN, Georg Kolbe Museum, Berlin 2010 serialworks studio, National Gallery, Kapstadt, Südafrika 2010 LEERLAUF, Kunstverein Wiesbaden, Bellevuesaal 2009 REANIMATION, Galerie Jürgen Kalthoff, Essen 2008 PASSAGEN, Galerie Abel Neue Kunst, Berlin 2007 Gropius Stories, Galerie im Körnerpark, Berlin 2006 Rhythmus der Statistik, Abel Neue Kunst, Berlin 2005 cars and races, Galerie Foert/Garanin, Berlin 2004 Status Quo, Galerie Murata&friends, Berlin 2003 Opening event, Kulturhauptstadt Graz 2001 Sammlung SK Köln

1999 Goethe-Institut, Brüssel/Evere, Belgien Stipendien und Auszeichnungen 2004 Arbeitsstipendium Haus Schwarzenberg, Berlin 2004/2003 Arbeitsstipendium Pilotprojekt Gropiusstadt, Berlin 2002 nominiert für das Villa Aurora Stipendium 2001 Otzenrath Stipendium, Hausmuseum Otzenrath 2000 Förderstipendium Marli-Hoppe-Ritter-Stiftung 2000 Förderstipendium Kuratorium ZNS 1991 nominiert für das Peter-Mertes-Stipendium Messen 2015 Art Karlsruhe, Art Galerie 7 2009/2010/2011/2013 Art Fair Köln, Art Galerie 7 2007 F.I.T. Berlin,Fuel for Art, Miami 2007 MACO, Abel Berlin, Mexico City 2008 bridge Art Fair, Miami 2006 preview Berlin 2005 2.Berliner Kunstsalon 2005 Kunst Köln 2004 Art Fair Köln Sammlungen Grafische Sammlung Museum Albstadt Sammlung DG Bank Sammlung Stadtsparkasse Köln Sammlung Dr.Wolf, Landshut Sammlung Dr.Drobny, Nürnberg

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