Paracelsus Today April 2012

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Paracelsus Today Das Magazin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Salzburg

NR. 1 APRIL 2012 I € 3,–

Millionenspende Dank der Großzügigkeit von Dietrich Mateschitz wächst die Paracelsus Universität weiter und baut ein neues Forschungshaus.

Geben & Gelassenheit Baronin von Schilgen stiftet ihr Haus.

Sehnen-Regeneration Ein Stiefkind der Forschung erwacht zum Leben.

Science-Schmelztiegel SEITE 20

So wird Salzburgs Top-Spot der Wissenschaft aussehen. SEITE 8

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Editorial

Freude und Verpflichtung Die Veröffentlichung der Millionenspende von Dietrich Mateschitz an die Paracelsus Universität hat europaweit für Aufsehen erregt, keinesfalls nur in der Welt der Medizin und Wissenschaft.

Inhalt

4 Short Cuts. Neues aus der Uni. 6 Spotlight. Millionen für eine bessere Zukunft. 8 Fokus On. Forschung verleiht Flügel. Plus Mastermind und Vorstellung des GMP-Labors als künftigen Schmelztiegel der Forschung.

70 Millionen (in der alten Schilling-Währung entspräche dies fast einer Milliarde) können nun zweckgebunden für den Neubau eines Forschungshauses und die laufenden Kosten bis zum Jahr 2023 eingesetzt werden. Das ist einmalig in Österreich, soviel Geld wurde privat noch nie gespendet. Wir sind sehr glücklich darüber und bedanken uns mit aller Demut für diese außergewöhnliche Großzügigkeit.

12 Education. Wie ein Lehrgang Mediziner zu potenziellen Managern macht.

Dem Dank folgen aber sofort die Verantwortung und die Verpflichtung der Universität, das bestmögliche dafür zu leisten. Im Blattinneren finden sie daher auf mehreren Seiten interessante Informationen zu den geplanten Forschungsaktivitäten im noch zu errichteten Neubau.

18 Outside. Kooperation mit der NaWi in Salzburg: Ein koordinierter Erfolg.

In diesem Heft bieten wir wieder spannende Themen an, ob nun zum Thema Chirurgie in der Zukunft (dazu wird in Salzburg im Sommer ein Megakongress abgehalten) oder zum Thema Pflege – wir arbeiten in einem großartigen Projekt mit der SeneCura-Gruppe am Schmerzmanagement in Pflegeheimen. Berichte über Auslandspraktika unserer Studierenden und ein Gespräch mit einer Alumna sind spannend und zeigen die Vielfalt an der Paracelsus Universität. Das und mehr lesen Sie in der ersten Ausgabe dieses Jahres.

14 Education. Entdeckung fremder Medizin- und Lebenswelten. 16 Alumni. Eva-Maria Arlt und die Faszination Augen.

20 Research. Die Sehne ist für Forscher nicht mehr langweilig. 22 Body-Check. Das Wichtigste über Osteoporose. 24 Very Personal. Primar Alexander Gaggl: ein Kieferkünstler und arbeitsfreudiger Teamplayer. 26 Update. Ethik im Wandel der Zeit. 28 Round Table. SeneCuraPflegeheime: Hohe Lebensqualität auch im Alter. 32 Inside. Physiotherapie zwischen Nutzen und Begehrlichkeit.

Das Redaktionsteam wünscht viel Lesevergnügen! Dr. Gottfried Stienen Chefredakteur

Paracelsus Today ist das Magazin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg • Auflage: 30.150 Stück • Medieninhaber und Herausgeber: Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg - Privatstiftung, Strubergasse 21, 5020 Salzburg, Tel. +43 (0)662/4420020, www.pmu.ac.at • Verlag: Magazinmanagement und Verleger: CONUNICATION GmbH, Friaulweg 4, 8042 Graz, +43 (0)664/1403409, www.conunication.com, Geschäftsführer: Mag. Helmut Schoaß • Chefredakteur: Dr. Gottfried Stienen • Chefin vom Dienst: Stefanie Illmer • Art-Direktor: Tom Wagner • Produktion: m4! Mediendienstleistungs GmbH & Co KG, Schönaugasse 64, 8010 Graz • Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe: Andreas Aichinger, Eva Brutmann, Dr. Anna Maria Mühlfellner, Ilse Spadlinek, Dr. Gottfried Stienen, Sabine Ritzinger, • Fotos: Berger+Parkinnen, wild&team fotoagentur gmbH, iStock, Red Bull, SeneCura, Symbiosis, Salzburg Research GmbH, ORF, Privatfotos • Coverfoto: istock • Herstellung: hm • perfectprintconsult.eu • Alle Angaben ohne Gewähr. Haftung für Irrtümer und Änderungen ausgeschlossen. Satz- und Druckfehler sowie alle Rechte vorbehalten.

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34 Friends. Eva Maria von Schilgen schenkt ihr Haus der Paracelsus Universität. 38 Point of View. Die Zukunft der Chirurgie.

Spenden-Box:

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Short Cuts

Staunen beim Minister

Auszeichnungen für Forscherinnen

Wissenschafts- und Forschungsminister Karlheinz Töchterle (links im Bild) war bei seinem ersten Besuch der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität sichtlich erstaunt. Im Gespräch mit Rektor Herbert Resch (rechts im Bild), dem Management und den Professoren der Uni wurde dem Minister das Leistungsspektrum der Paracelsus Universität dargelegt. Beeindruckt war Töchterle („Der Paracelsus Universität eilt ein guter Ruf voraus“) von der Qualität der Studiengänge, den bemerkenswerten Forschungsleistungen in den neun Jahren seit Gründung der Uni sowie von der gesamten Organisation im Blickwinkel eines kleinen Jahresbudgets. Das Finanzierungs- und Organisationsgeschick der Paracelsus Universität hinterließ angesichts der Budgets von öffentlichen Universitäten einen leicht nachdenklichen Minister. Besonderes Interesse weckte die gute und engagierte Zusammenarbeit mit den Salzburger Universitätskliniken in der Ausbildung und Forschung.

An einem Festakt zum Internationalen Frauentag 2012 am 8. März im Salzburg Museum, der von den Frauenbüros von Stadt und Land Salzburg veranstaltet wurde, war die Paracelsus Universität durch zwei Preisträgerinnen vertreten. Der dort verliehene Troll-Borostyáni Preis 2012 an Forschende von Salzburger Hochschulen wurde in diesem Jahr in Form von zwei Forschungsstipendien zu jeweils 3.000 Euro ausgeschrieben. Gesucht waren Forschungsarbeiten mit genderspezifischem Fokus aus den Bereichen Medizin und Pflege. In der Sparte Medizin ging der Preis an Mag. Sigrid Panisch vom Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin der Paracelsus Universität. Sie wurde für ihr Konzept „Eine gendersensible Analyse des österreichischen Disease-Management-Programms ‚Therapie Aktiv‘ für Diabetes mellitus Typ 2“ ausgezeichnet. Panisch war durch einen Auslandsaufenthalt bei der Verleihung verhindert. Die Preisträgerin in der Sparte Pflegewissenschaft, Christina Hofer, ist Studentin des 2in1-Modells Pflege an der Paracelsus Universität. Sie wurde von der Jury für ihr Forschungsprojekt „Pflegerische Präventionsmaßnahmen in Bezug auf genderspezifische Symptome am Beispiel eines Myokardinfarktes“ ausgewählt.

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Short Cuts

Tanz für den guten Zweck Herzlichen Dank an Katerina Jacob! Die bekannte deutsche Schauspielerin (sie war jahrelang die Kommissarin an der Seite von Ottfried Fischer in der beliebten TV-Serie „Der Bulle von Tölz“) hat ihre Gage für die Teilnahme bei „Dancing Stars“ im ORF der Paracelsus Universität gestiftet. Die namhafte Summe wird in den Geldtopf des Daniel-Jacob-Stipendiums (von Katerina Jacob eingerichtet) fließen. Damit werden sozial bedürftige Studierende der Universität finanziell unterstützt. Jacob hat keine Sekunde gezögert, als sie vom ORF um ihre Teilnahme an diesem populären Tanzwettbewerb gefragt worden ist, ihre Gage diesem guten Zweck zuzuführen.

Schlierenzauers Sprung in die Baugrube

Fotos: Paracelsus Uni/wild+team, privat, ORF, Salzburg Research GmbH

Prominenz tummelte sich beim Spatenstich zum neuen Forschungshaus der Paracelsus Universität Ende März. Skisprung-Star und Gewinner der Vierschanzentournee Gregor Schlierenzauer griff zusammen mit Anita Gerhardter, Geschäftsführerin der Stiftung Wings for life, zur Schaufel. Im neuen Haus, das durch die Millionenspende von Dietrich Mateschitz möglich geworden ist, wird ein Zentrum für Querschnitt-und Geweberegeneration eingerichtet. Mit dabei in dieser historischen Stunde für die Universität waren auch Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, Christian Schluder (Bull Bau), Bruno Doll (Doll Bau) sowie Rektor Herbert Resch und Kanzler Michael Nake.

Lange Nacht der Forschung im April Der Bewegungsapparat bereitet vielen Menschen Sorgen und Schmerzen, mal früher, mal später. Haltungsschäden, Bandscheibenvorfälle, Kreuzschmerzen oder gar Knochenbrüche sind mehr als unangenehm. Die Paracelsus Universität will bei der Langen Nacht der Forschung den interessierten Besuchern Einblick in die Forschungswelt geben, diesmal besonders zu den erwähnten Themen. „Wie hat sich unsere Wirbelsäule entwickelt“ oder „Gibt es Methoden zur Sehnen- und Knochenregernation“ oder „Wie steuert das Gehirn

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unsere Bewegung“ sind Fragen, die beforscht werden, und der Besucher wird am 27. April ab 17 Uhr darauf Antworten erhalten. Zudem wird an der Universitätsklinik für Innere Medizin II das Herz gleichsam unter die Lupe genommen. Viel Spaß wünscht die Redaktion!

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Spotlight

Millionen für eine bessere Zukunft Der schwerreiche Industrielle Adolphe Merkle gründet 2007 eine Stiftung und stattet diese mit 61,25 Millionen Euro aus. Der damals 83-Jährige spendete diese Summe seiner Alma Mater, der Universität Freiburg, für Forschung und Lehre. Es war und ist die bislang größte private Spende in der Schweiz für eine Hochschule. Autor: Gottfried Stienen . Fotos: Paracelsus Uni/wild+team, Red Bull

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er schwerreiche Unternehmer Dietrich Mateschitz hat vor wenigen Monaten 70 Millionen Euro gespendet. Der 66-Jährige gab diese Summe der Paracelsus Universität für Forschung. Dies ist mit Abstand die bislang größte private Spende in Österreich für eine Universität. In beiden Ländern wurden Wörter der Superlative in der Öffentlichkeit für diese Großzügigkeit gesucht, von „Meilenstein“, „Quantensprung“ etc. war die Rede. Bei genauer Betrachtung des Spendenverhaltens in Österreich und darüber hinaus in Europa sind diese Begriffe ohnehin noch zu klein gefasst. Österreich ist ein Land der Kleinspender. Überproportional viele Personen schwächerer Einkommensschichten spenden, während Großspenden von einkommensstarken Gruppen selten eingehen. Der Anteil derer, die spenden, ist zwar nominell hoch, das Spendenaufkommen als Ganzes im Vergleich zur Schweiz oder Deutschland gering. Einige wenige Zahlen aus dem Spendenbericht 2010 des Fundraising-Verbandes Austria zur Verdeutlichung: Hierzulande

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wurden pro Einwohner 46 Euro im Jahr gespendet, in Deutschland 61 Euro und in der Schweiz 71 Euro. Die USA ist mit 578 Euro in diesem Ranking führend. Philantropie ist menschenfreundliches Denken und Verhalten. Das philantropische Engagement großer Spender in Österreich ist noch nicht sehr etabliert, speziell im Vergleich mit dem anglo-amerikanischen Raum. In Amerika wurden seit den 70er-Jahren für US-Universitäten 54 Großspenden in einer Mindesthöhe von 100 Millionen US-Dollar

„Von all den Dingen, die wir machen, hat für mich die Unterstützung der Paracelsus Universität das absolut höchste Maß an Sinnhaftigkeit.“ Dipl.-Kfm. Dietrich Mateschitz Red Bull

getätigt, dazu nochmals so viele in fast der gleichen Höhe. Herausragend dabei ist das Engagement der Bill & Melinda Gates-Stiftung im Jahr 1999 für das Tore Millennium Scholar Programm mit einer Milliarde Dollar über 20 Jahre verteilt. In der Liste der beschenkten Universitäten finden sich – fast logisch – die Namen aller prominenten Unis der USA, wie Stanford, Harvard, Columbia University, Princeton usw. Der letztgenannten Universität hat übrigens der gebürtige Linzer Gerhard Andlinger exakt 100 Millionen Dollar geschenkt – Princeton ist Andlingers Alma Mater. Zurück nach Salzburg: Dietrich Mateschitz hat mit seiner Großspende in Österreich einen völlig neuen Maßstab gesetzt und die drittgrößte Spende in Europa (!) gegeben. Dieses Geld ist für die Forschung zweckgewidmet, speziell für das Querschnitt- und Geweberegenerationszentrum. Mateschitz sieht in seinem Engagement für die Paracelsus Uni in Salzburg „eine hohe Sinnhaftigkeit.“ Er spornt die Wissenschafter zu höchstem Einsatz an und gibt vielen Menschen, die an Querschnittslähmung • erkrankt sind, neue Hoffnung.

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Inside

Forschung verleiht Flügel Die Paracelsus Universität wächst weiter und baut ein neues Forschungshaus. Dank der Großzügigkeit von Dietrich Mateschitz. Autor: Andreas Aichinger Fotos: Berger+Parkinnen

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o etwas hat Österreich noch nicht gesehen. Und selbst im Europavergleich ist es fast ohne Beispiel, was sich da – unter großem Medieninteresse – an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg ereignet hat. Um es kurz zu machen: Eine einzigartige Privatspende von Dietrich Mateschitz respektive Red Bull versetzt die Universität in die Lage, einen weiteren bedeutsamen Wachstumsschritt zu setzen. Sage und schreibe – man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen – 70 Millionen Euro macht Mateschitz locker, um der Universität den Neubau eines Forschungshauses und die Einrichtung eines neuen Querschnitt- und Geweberegenerationszentrums zu ermöglichen. Bemerkenswert: Es handelt sich dabei um die drittgrößte Privatspende an eine Universität, die jemals in Europa getätigt wurde. Dank der Universität. Mit dem Neubau, gleich gegenüber dem Hauptgebäude in

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der Strubergasse, samt einer Fülle neuer State-of-the-Art-Forschungseinrichtungen kann die Paracelsus Universität so ihren Wachstums- und Erfolgskurs fortsetzen. Rektor Herbert Resch: „Herr Mateschitz setzt als privater Sponsor mit diesem Großprojekt einen weiteren großen Meilenstein bei der Entwicklung dieser Universität, nachdem er ja schon entscheidende Mithilfe bei der Gründung geleistet und zwischenzeitlich immer wieder großzügige Zuwendungen gemacht hat.“ Resch weiter: „Im Namen der Paracelsus Universität, aber auch im Namen der gesamten Region, möchten wir ihm ganz herzlich danken.“ 8000 Quadratmeter Zukunft. Was ist im Detail geplant? Konkret wird auf dem ehemaligen Gelände der Salzburg AG ein nagelneues Forschungshaus entstehen. Mit fünf Obergeschossen und einer Bruttonutzfläche von insgesamt 8000 Quadratmetern wird es ausreichend Raum für moderne Forschungseinrichtungen

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Inside

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Die Visualisierung des neuen Forschungshauses zeigt einen modernen, lichtdurchfluteten Bau. Das Haus soll ein „Kraftplatz“ für die Forscher werden.

bieten, aber auch neue Räumlichkeiten für die Lehre. Speziell das Audimax im Erdgeschoss wird entweder als Ganzes oder aber in bis zu drei kleinere Hörsäle geteilt nutzbar sein. Neben schon bestehenden laborführenden Instituten der Paracelsus Universität wie Physiologie und Pathophysiologie, Pharmakologie und Toxikologie, Molekulare Regenerative Medizin sowie dem Forschungsinstitut für Sehnen- und Knochenregeneration (siehe auch Seite 20) werden hier auch neue Forschungseinrichtungen angesiedelt werden. Neue Institute. Im Rahmen des neuen Querschnitt- und Geweberegenerationszentrums werden das ein Institut für Experimentelle Präklinische Neurorehabilitation (es soll die Lücke zwischen der zellulären Grundlagenforschung und der funktionellen klinischen Neurorehabiliation schließen) sowie ein Institut für Experimentelle Zelltherapie sein. Mit dem ebenfalls neuen GMP-Labor (Good

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Manufacturing Practice, siehe auch Seite 11) unter der Leitung von Eva Rohde wird eine Einrichtung zur Herstellung von Zellprodukten zur Verfügung stehen, die allen einschlägigen Erfordernissen Rechnung trägt. Für Simulation werden im ersten Obergeschoss Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, zusätzlich werden Neuroimaging, elektrophysiologische Einrichtungen und Hochgeschwindigkeitskameras genutzt werden können. Querschnitts- und Geweberegenerationszentrum. Rund 2,8 Millionen Menschen leben in aller Welt mit einer Querschnittslähmung und allen Begleiterscheinungen dieser nach wie vor nicht heilbaren Verletzung. Zusätzlich zu den Lähmungen leiden die Patienten etwa auch an Störungen der Blasenfunktion, sodass neben Unfallchirurgen und Neurologen auch Urologen gefragt sind. Und so wie die optimale Versorgung von Querschnittspatienten ein interdisziplinäres Team erforderlich macht, so ist 

Was Paracelsus sagen würde Forschen ist ein Drang, der wahrlich angeboren sein muss. Ich, Paracelsus, bin beseelt, Neues zu finden auf dem unendlich wirkenden Feld der Wissenschaft. Gemeinsam müsst ihr suchen – in Salzburg oder anderswo. Der Wissensdurst der Jungen muss verbunden sein mit der Erfahrung der Älteren, das Ego dem gemeinsamen Ziel unterworfen. Ohne Geld lässt es sich schlecht leben, ob Wissenschafter, Bauer oder Kaufmann. Drum sei`s gedankt diesem Manne aus der grünen Mark, der selbstlos seinen Geldbeutel geöffnet hat. Ich hab` gehört, sein Streben nach Erfolg sei stark, auch in der Scientia. Die Besten will er holen – aus fernen Ländern – und zusammenbringen, um zu schaffen, was noch nicht gelungen! Geduld wird nötig sein, nichts ist so wie unser Leib erforscht, gleichwohl vieles noch im Dunkeln liegt. Der Verstand könnte abhanden kommen vor Enttäuschung und Wut, dass vieles nicht zu begreifen ist. Ergo, schafft neues Wissen, jeden Tag! -gosti-

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Inside

Ein Neubau als Inspiration und Motivation für die besten Forscher. Die Fertigstellung ist im Herbst 2013 geplant.

auch das neue Zentrum der Paracelsus Uni in enger Kooperation mit dem Universitätsklinikum in Salzburg interdisziplinär konzipiert. Rektor Resch ergänzt: „Die enge Vernetzung von Grundlagenforschung und klinischer Forschung am neuen Querschnitts- und Geweberegenerationszentrum wird eine der großen Besonderheiten Salzburgs sein.“ Die Verbindung zu Forschern in aller Welt wird zusätzlich durch die enge Zusammenarbeit mit der Stiftung „Wings for Life“ in Salzburg erleichtert. Und selbstverständlich wird am Zentrum auch die Regenerationsforschung zu anderen Geweben – von der Dermatologie bis zur Augenheilkunde – groß geschrieben werden. Die Geldgeber. Red-Bull-Manager Volker Viechtbauer gewährt Einblick in die Überlegungen des Unternehmens: „Red Bull übernimmt gerne die Rolle als quasi Geburtshelfer für das Querschnitts- und Geweberegenerationszentrum der Paracelsus Universität. Wir unterstützen dieses Projekt, weil wir von dessen Ziel und Konzeption absolut überzeugt sind und weil sich die Richtigkeit unserer Unterstützung bereits einmal bei der Gründung der Paracelsus Universität erwiesen hat.“ Besonders die Garantie für den Betrieb des Zentrums bis 2023 sei unerlässlich, um ausgezeichnetes Personal gewinnen zu können. Vor allem aber: „Bei einem Projekt mit einem derartig hohen Maß an Sinnhaftigkeit helfen wir gerne.“ Mit in Summe vier Millionen Euro leistet aber auch das Land Salzburg einen sehr bedeutenden Beitrag. Landeshauptfrau Gabi Burgstaller: „Dieser Beitrag des Landes ist ein klares Zeichen dafür, dass das Land auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bereit ist, über die Pflichtausgaben hinaus Geld für die Forschung in die Hand zu nehmen.“

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„Alles Erdenkliche tun.“ Mit der Finanzierung einer Stiftungsprofessur im Jahr 2008 war es das Land gewesen, das die heutige Entwicklung überhaupt erst ins Rollen gebracht hatte. Nur so war es möglich gewesen, den Stammzellenforscher Ludwig Aigner nach Salzburg zu holen und das Institut für Molekulare Regenerative Medizin an der Paracelsus Universität zu gründen. Heute ist er es, der ausspricht, was viele der am neuen Forschungshaus samt Querschnittsund Geweberegenerationszentrum Beteiligten denken. Aigner: „Wir alle freuen uns auf die Herausforderungen, die eine klinisch anwendbare Grundlagenforschung mit sich bringt.“ Zwar könne man Patienten noch keine Versprechungen machen, aber eines sei sicher: „Jeder im Team wird alles Erdenkliche tun und mit größter Anstrengung daran arbeiten, dass dieses Zentrum ein wissenschaftlicher und für die Patienten und Patientinnen spürbarer Erfolg wird.“ Bereits Ende 2013 soll das neue Gebäude fertig sein. •

Fakten zum Forschungshaus Die Mittel Die Baukosten selbst bewegen sich im unteren zweistelligen Millionenbereich. Unter Einbeziehung der Folgekosten bis zum Jahr 2023 wird das Projekt auf ein Gesamtvolumen von 74 Millionen Euro beziffert. Das Land Salzburg wird 4 Millionen Euro beisteuern, Red Bull beziehungsweise Dietrich Mateschitz 70 Millionen Euro.

Der Raum Die Grundfläche des Gebäudes beträgt 2145 Quadratmeter, die erzielbare Nutz- und Verkehrsfläche erreicht 7238 Quadratmeter.

Die Institute • Physiologie und Pathophysiologie • Pharmakologie und Toxikologie • Molekulare Regenerative Medizin • Sehnen- und Knochenregeneration • Experimentelle Präklinische Neurorehabilitation • Experimentelle Zelltherapie

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Inside

Schmelztiegel der Forschung Eines der Highlights des neuen Forschungsgebäudes wird ein GMP-Labor mit Eva Rohde als Laborchefin sein. Autor: Andreas Aichinger Foto: Paracelsus Uni/wild+team

Nein, es ist schon ok, „GMP“ nicht auf Anhieb als Akronym für „Good Manufacturing Practice“ beziehungsweise „gute Herstellungspraxis“ identifizieren zu können. Was ist also gemeint? Im Prinzip ein Bündel aus gesetzlichen und auch ethischen Rahmenbedingungen, deren Einhaltung höchste Standards garantieren soll. Angelehnt an den Arzneimittelbereich, wo GMP längst State of the Art ist, sollen standardisierte Herstellungsverfahren und maximale Sicherheit auch im neuen Forschungslabor der Uni Einzug halten. Qualitätsmanagement, Überwachung und Rückverfolgbarkeit durch Dokumentation und Archivierung werden dann selbstverständlicher Teil des Laborbetriebs sein. Doch worum geht es im Kern?

GMP?

Selbstheilung. Niemand kann diese Frage besser beantworten als Eva Rohde. Die Primaria der Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin in Salzburg wird nämlich das neue GMP-Labor leiten und konnte auch von Stunde null an führend mitgestalten. Rohde: „Im Prinzip ist unser Forschungsgebiet die Regenerative Medizin. Also der Versuch, die Selbstheilungskräfte unserer körpereigenen Zellen zu stärken, um gestörtes Gewebe wieder zu reparieren.“ Gewebeschäden durch Verletzungen,

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„Ziel unserer Forschung ist die Stärkung der Selbstheilungskräfte der körpereigenen Zellen.“ Univ.-Prof. Dr. Eva Rohde, Primaria der Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin in Salzburg

Vergiftungen oder Durchblutungsstörungen stehen im Zentrum des Interesses und sollen durch Zellprodukte und Wachstumsfaktoren aus menschlichem Blut, Knochenmark oder Nabelschnurgewebe ins Visier genommen werden. Science Schmelztiegel. Von Blutgefäßzellen über nicht blutbildende Stammund Vorläuferzellen unterschiedlichster Herkunft (etwa Bindegewebe) bis hin zur Regeneration von Nervenzellen soll sich der Bogen spannen. Rohde will in ihrem Labor die entsprechenden Technologien und Konzepte, die zu einer klinischen Umsetzung führen könnten, zusammenführen: „Wir werden versuchen, unsere Expertise im Umgang mit Zellprodukten mit jener aus anderen Forschungseinheiten zusammenzuführen und in unserer Laborumgebung einen Schmelztiegel dafür zu bieten.“ Ein Schmelztiegel also, in dem vor allem präklinische Forschung und Anwendungsforschung betrieben werden soll. Und in welchen Bereichen ist auch die klinische Anwendung am Patienten in Reichweite? Rohde: „Es geht im Prinzip in Richtung Haut, Auge, Knochen und Gefäße. Für jedes Organ braucht man Blutgefäße.“ Neue Blutgefäße. Das trifft sich gut. Gefäßregeneration und ihre Mechanismen sind eines der Kern-Forschungsgebiete von Rohde, die in Graz schon GMPErfahrung gesammelt und jahrelang ein

Zelltherapie-Entwicklungsteam geleitet hat. Und genau auf diesem Gebiet hat die angehende Laborchefin auch schon erste konkrete Ergebnisse vorzuweisen. So sei es gelungen, in Mäusen neue Blutgefäße durch Injektion von Zellen menschlichen Ursprungs wachsen zu lassen. Neue Blutgefäße wohlgemerkt, die von Mäuseblut durchflossen werden. Doch es gibt noch viel zu tun, für die fünf oder sechs MitarbeiterInnen des LaborStammteams, dem auch modernste Ausrüstung zur Verfügung stehen wird. Vom erhöhten Luftdruck zur Vermeidung von Verunreinigungen bis hin zu Schleusensystemen und Isolatoren. „Wir sind hungrig!“, hatte Rohde bei der Vorstellungs-Pressekonferenz die Sponsorenvorgabe „wir wollen die Hungrigen fördern, nicht die Gesättigten“ mit einem Versprechen für die Zukunft beantwortet. Und weiter: „Wir werden jede Anstrengung unternehmen, um diesem Auftrag gerecht zu werden. Nämlich: Machen wir Spitzenforschung hier in Salzburg!“ Rohdes konkretisierte Zielvorgabe: „Wir wollen eine interdisziplinäre Plattform für Experten aus Molekularbiologie, Zellbiologie, Biochemie, Pharmakologie und Medizin schaffen, in der Highend-Forschung möglich ist und die dann in interessante klinische An• wendungen mündet.“

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Education

Karriere-Kick Führen will gelernt sein: Wie ein Lehrgang Mediziner zu potentiellen Managern macht. Autor: Andreas Aichinger ∙ Foto: istock

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iese Zahl spricht Bände: Mehr als die Hälfte der neuen oder neu ausgeschriebenen medizinischen Führungspositionen wird in Österreich mit Absolventen eines einzigen Lehrgangs besetzt. Eines Lehrgangs, der somit als waschechter Karriere-Turbo gelten darf: der „Lehrgang für Medizinische Führungskräfte“ der Paracelsus Universität in Salzburg. „Die meisten Absolventen bekommen in der Regel Führungspositionen, wenn sie sich bewerben“, sagt Reinhard Ammer. Der studierte Betriebswirt und Gesundheitsökonom bildet seit 20 Jahren medizinische Führungskräfte aus und stellt sein Wissen und sein Netzwerk seit 2005 auch der Paracelsus Universität als Lehrgangsleiter zur Verfügung. Grundsätzlich findet der Lehrgang geblockt in fünf Modulen statt, was im aktuellen Lehrgang sieben Terminen à drei Tage entspricht, die durch die Bank in Salzburg stattfinden und nach Absprache auch Quereinsteigern offen stehen. Zusätzlich werden Vertiefungsmodule im Bereich der Medizinökonomie angeboten. Und die Zielgruppe? Ammer: „Die Zielgruppe

sind Fachärztinnen und Fachärzte, die im Rahmen von Spitalstätigkeiten auch Führungsaufgaben übernehmen.“ Dazu würden etwa Stations führende Oberärzte, Ambulanz leitende Ärzte oder andere Leiter im medizinischen Bereich ebenso gehören wie Primarärzte, die ihrerseits bereits etwa 20 Prozent der meist 15 bis 25 Teilnehmer stellen. Platzhirsch. Worum geht es inhaltlich? Neben dem Training des grundlegenden operativen und strategischen Managements stehen Fähigkeiten im Zentrum, die in speziellen Umständen unverzichtbar sind. Etwa der Umgang mit Konflikten und schwierigen Mitarbeitersituationen oder das Auftreten in der Öffentlichkeit in sensiblen Situationen. Übrigens: Für das Medientraining steht mit Thomas Szekeres, seines Zeichens Vizepräsident der Ärztekammer Wien, ein erfahrener politischer Kopf zur Verfügung. Auf einen kurzen Nenner gebracht bestehen die Hauptinhalte des Lehrgangs aus folgenden Eckpunkten: Management Skills, strategisches Management im Krankenhaus, Leadership und Organisationsmanagement, operatives Management, Zivil- und Strafrecht sowie

Grundlagen des Gesundheitswesens. Klingt gut, ist es auch. Ammer: „Wir sind auf dem österreichischen Markt so etwas wie der Platzhirsch.“ Mehr Verantwortung. Ammer, der im Rahmen einer Tätigkeit für die PVA selbst einmal für 2200 Betten und rund 2700 Mitarbeiter verantwortlich gewesen ist, weiß, warum diese Fähigkeiten heute immer wichtiger werden: „Die Gesellschaft mutet leitenden Ärztinnen und Ärzten zusehends mehr Verantwortung in organisatorischen Fragen – Stichwort Qualitätsmanagement, Globalbudget, ökonomische Kompetenz – zu. Das erfordert natürlich auch in diesen Bereichen eine Basisausbildung.“ Ebenso nötig sei Allgemeinwissen über das österreichische Gesundheitswesen. Ammer: „Das beginnt bei der Struktur der Sozialversicherung und geht bis hin zu den Effekten des Punktesystems beim leistungsorientierten Krankenhaus. Das wird an Universitäten nicht vorgetragen.“ Last but not least steht auch noch das Thema soziale Kompetenz auf dem Stundenplan. Reinhard Ammer: „Mit Hilfe von entsprechenden Methoden und didaktischen Denkmustern kann man da schon einiges bewirken.“ •

Der interdisziplinäre Lehrgang für Medizinische Führungskräfte vermittelt fachliche, soziale und methodische Kompetenz. Nähere Infos zum Lehrgang finden Sie unter www.pmu.ac.at

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Education

Fremde Medizinund Lebenswelten Faszination Transsibirische Eisenbahn: längste Eisenbahnverbindung der Welt, geschichtsträchtig, einzigartig. Omsk, siebtgrößte Stadt von Russland und Zielpunkt von Maximilian Horetzky. Der Humanmedizinstudent an der Paracelsus Universität absolvierte in Omsk ein Praktikum und erlebte die russische Seele, ehe er mit seinem Studienkollegen Sebastian Pagitsch in Shanghai in eine andere Welt eintauchte. Autorin: Eva Brutmann ∙ Fotos: privat

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irken, nichts als Birken, hin und wieder ein kleines Dörfchen mit Holzhütten und staubigen Gassen. Dann ist sie wieder da – die unendliche Weite. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 58 km/h fährt der Zug stundenlang durch russische Landstriche, ehe im nächsten Bahnhof angehalten wird. Es gilt, die Ration für die nächsten Stunden einzukaufen – Marktfrauen bieten ihre Waren an – Trockenfisch, Brot und Wodka ... Seit der Oberstufe am Wiener Theresianum war es der große Traum von Maximilian Horetzky: Einmal mit der legendären Transsibirischen Eisenbahn – kurz „Transsib“ genannt – zu reisen. Die Hauptverkehrsachse Russlands, mit über 9200 Kilometern die längste durchgehende Eisenbahnverbindung der Welt, die Gebiete durchfährt, in denen es im Winter minus 62 Grad kalt werden kann. Außergewöhnlich und extrem! Auch für den Horetzky, Student der Humanmedizin im fünften Jahr, sollte es eine Reise der Extreme werden. Der gebürtige Wiener hatte sich für ein Praktikum an zwei Kliniken im russischen Omsk beworben – am Spital für Tumorchirurgie und an der Klinik für Unfall- und Battlefield-Surgery („Schlachtfeldchirurgie“ klingt martialisch) und einen Teil seiner Anreise eben mit der Transsibiri-

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schen Eisenbahn bewältigt. In Russland ist doch noch vieles anders: „Gewohnt habe ich in einem Plattenbau, gemeinsam mit zwei anderen Männern – der eine ein Kirgise auf medizinischer Fortbildung, der andere ein Russe, der bei der Kartoffelernte half“, erzählt Horetzky im Gespräch mit Paracelsus Today. Zu seinem Praktikum an der Unfallchirurgie in Omsk befragt, beschreibt der angehende Mediziner den Arbeitsplatz, die ärztlichen Kollegen mit wohlüberlegten Worten: Assistenzdienste in OP-Sälen mit abgesplitterten Kacheln ... Russische Familien, die oft tagelang vor dem Krankenhaus im Auto übernachten, während der Angehörige medizinisch behandelt wird ... Russische Chirurgen, die mit ihrer Größe und Statur sibirischen Bären ähneln und einen imposanten Eindruck hinterlassen ... Russland ist anders. Noch ein Beispiel: „Eine russische Studentin ist mit mir OP-Kleidung und einen Mundschutz kaufen gegangen. Ein Mundschutz, der hierzulande nach der OP entsorgt wird, muss dort ein Semester lang halten!“ So überlegt Maximilian Horetzky seinen Arbeitsalltag beschreibt, so locker wirkt der Hobby-Segler und Fechter, wenn er auf die russische Gastfreundschaft zu sprechen kommt: Mit offenen Armen habe man ihn empfangen, täglich Einladungen zu Essen und am Wochenende

in eine russische Datscha samt Banja (Ferienhaus mit russischer Sauna). Nach dem einmonatigen Praktikum wurde Horetzky von seinem Studien- und Reisekollegen Sebastian Pagitsch abgeholt, und gemeinsam setzten die beiden die Fahrt mit der Sibirischen Eisenbahn fort. „Wir hatten Tickets in der dritten Klasse gebucht, weil wir wie die Russen und nicht wie Touristen reisen wollten!“, schildert Pagitsch. „Es ist eng in den Abteilen, es stinkt und du denkst dir, 40 bis 60 Stunden Zugfahrt – das wird die Hölle!“ Mit Reiseführern, Tagebüchern und mp3-Playern wollten die Studienkollegen die Zeit in der berühmtesten Eisenbahn der Welt verbringen, in der Hand hatten sie diese Reisebegleiter allerdings nie ... „In den Eisenbahnabteilen spielt sich das russische Leben ab, wir haben gegessen, getrunken und gequatscht – jeder wollte wissen, woher wir kommen und was wir machen... Und dann schaust du wieder eine Stunde lang nur aus dem Fenster – alles was du siehst sind Birken und dann wieder ewig lang nur Steppe. Da geht das Gefühl für Zeit sehr schnell verloren.“ Aber nicht nur im Zugabteil der „Transsib“ erlebten die beiden Studenten die Extreme, auch am Baikalsee, Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes und größtes Süßwasserreservoir der Erde, beim Ritt auf dem Pferderücken durch die mongolische Steppe und auf der Chinesischen Mauer.

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Education

Von Russland nach China: Die Studienkollegen Maximilian Horetzky (links im Bild) und Sebastian Pagitsch bei ihrer gemeinsamen Reise mit der Sibirischen Eisenbahn.

Dann der wohl größte Kontrast: Vom Praktikum an der russischen Unfallchirurgie mit Basisausstattung in die hochmoderne Klinik von Shanghai mit VIPZimmern so groß wie Wohnungen. Auf die Frage, was die Mediziner in Shanghai und Russland grundlegend unterscheidet, sind sich Horetzky und Pagitsch einig: Die Ärzte in Omsk würden über ein breites Wissensspektrum verfügen und müssten mit geringen Mitteln das Maximum für den Patienten erreichen. Die Mediziner in Shanghai hingegen seien spezialisiert auf ein Fachgebiet, das sie ständig betreuen. Auch hier führen die beiden Studenten ein Beispiel an: „Ein gewisser Professor Wang hat uns zu ei-

ner Gallenblasen-Operation mitgenommen und behauptet, dass er die Gallenblase in neun Minuten entfernen könne. Das war für uns unvorstellbar und wir haben die Zeit gestoppt. Tatsächlich war der Mann nach neun Minuten und 20 Sekunden fertig und verließ den Operationssaal. Er macht 20 dieser GallenOperationen am Tag!“ Extrem empfanden Maximilian Horetzky und Sebastian Pagitsch auch den Unterschied zwischen Russland und China im privaten Bereich: Von der russischen Gastfreundschaft zur chinesischen Distanziertheit. „Während des Praktikums hatten wir nur Kontakt zu

anderen ausländischen Studenten oder Ärzten, nie zu den chinesischen!“ Kontraste, Eindrücke und Erfahrungen, die ein Leben lang in Erinnerung bleiben, nehmen die beiden Mediziner-Kollegen und Freunde von ihrer beeindruckenden Reise und den Aufenthalten in den Kliniken mit nach Hause. Sebastian Pagitsch flog vom Praktikum in Shanghai anschließend nach Thailand weiter und erlebte nochmals extreme Wochen in der Zeit der Flutkatastrophe im Oktober 2011. Vom Dienst im einzigen noch nicht überfluteten Krankenhaus in Bangkok bis zu dramatischen Hilfseinsätzen: Paracelsus Today wird im nächsten Heft • berichten.

Gegensätzliche Erlebnisse: Gastfreundschaft und medizinische Allrounder in Russland. Distanziertheit und Fachspezialisten in China.

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Alumni

„Erst das Auge erschafft die Welt!“ (Christian Morgenstern)

Wie bei Humanmedizin-Absolventin Eva-Maria Arlt die Faszination der Augen über Recht und Unrecht, die dunklen Ecken unserer Gesellschaft und die Liebe zur Literatur gesiegt hat. Autorin: Ilse Spadlinek · Foto: Paracelsus Uni/wild+team

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er menschliche Körper ist dazu da, die Augen spazieren zu führen …“. Dieser plakative Satz stammt zwar nicht von Eva-Maria Arlt – aber, so sagt sie lachend, „als Augenärztin muss man ihm natürlich beipflichten“. Die 30-Jährige Jungmedizinerin aus Rauris absolviert gerade ihre Facharztausbildung an der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie in Salzburg; derzeit arbeitet sie vor allem in der Ambulanz. 2010 hat Arlt an der Paracelsus Universität promoviert, das ist zwar erst zwei Jahre her, aber die Studienzeit kommt ihr eher weit weg vor, „weil die Zeit so schnell voran schreitet und einen die Arbeit so in ihrem Bann hält“. Für das Fachgebiet hat sich Arlt entschieden, „weil mich die Augen und ihre Ästhetik immer schon interessiert haben. Meine erste Famulatur nach dem ersten Studienjahr war daher an der Augenklinik, ich wollte mir das einmal anschauen, fand es sehr spannend und hab mich auch entschieden, dort das Forschungstrimester zu absolvieren. Die Augenheilkunde hat ja den konservativen Aspekt ebenso wie den chirurgischen, das haben nicht alle Fächer. Und es gibt da auch noch eine kleine Vorgeschichte ...“, davon soll später noch die Rede sein, aber zunächst war ja das Medizinstudium gar nicht von Anfang an geplant.

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Am Anfang stand die Unsicherheit der Maturantin mit Auszeichnung, was denn nun das passende Studium für sie sein könnte. „Ich hab auch an Medizin gedacht, aber davon muss man 100%ig überzeugt sein und das war ich damals noch nicht.“ Zu viele andere Interessen standen dem gegenüber, die Liebe zur Literatur und zu Sprachen vor allem. Schon als Kind hatte ihre Mutter sie zu den „Störlesungen“ bei den Rauriser Literaturtagen mitgenommen, die Begegnung mit berühmten Autoren wirkt noch heute nach und von dort stammt wohl auch die ungebrochene Leselust. Germanistik war also eine Möglichkeit, das Wirtschaftsstudium eine andere. Die Wahl fiel schließlich auf das Studium der Jurisprudenz, mit ausgeprägtem Sinn für das Wahlfach Gerichtsmedizin im zweiten und dritten Studienabschnitt. „Diese Vorlesungen fand ich sehr spannend, vor allem im letzten Studienjahr die Übungen zur postmortalen Befunderhebung. Das war eigentlich für mich der Grund, danach ein Medizinstudium anzufangen“. Vielleicht spielte bei diesem Entschluss aber auch die „kleine Vorgeschichte“ eine Rolle, die Eva-Maria Arlt nur ganz nebenbei erwähnt. Sie trägt nämlich einen großen Namen, der jedem Augenarzt geläufig sein dürfte: Der berühmte österreichisch-böhmische Augenarzt und Chirurg Ferdinand von Arlt, einer der

Begründer des Fachs als eigenständige Wissenschaft, weil er die Pathologie, Physiologie und Histologie in der Augenheilkunde angewendet hat, war ihr Ururgroßvater. Von 1856 bis 1883 leitete er die Augenklinik an der Universität in Wien, dort ist sogar im 16. Wiener Gemeindebezirk eine Gasse nach ihm benannt. Weltweite Verbreitung fand vor allem eines seiner Lehrbücher „Die Krankheiten des Auges für praktische Ärzte“ – ein wichtiges Buch auch in der Bibliothek der Familie in Rauris, in dem die Ururenkelin schon als Kind geblättert hat. Man kann also nicht umhin, das doch als schicksalhaften Fingerzeig für den beruflichen Werdegang der späteren Augenärztin zu sehen – vielleicht auch genetisch bedingt … Jedenfalls kam der 23-Jährigen Magistra juris das Medizinstudium an der Paracelsus Universität aufgrund der verkürzten Studienzeit sehr gelegen: „Ich war ja schon älter, daher wollte ich möglichst schnell mit dem Medizinstudium beginnen, um früher fertig zu werden“. Das schaffte sie zielstrebig und absolvierte gleichzeitig auch noch das Jus-Doktoratsstudium, was nicht immer einfach war: „Freizeit hatte ich wenig, aber das war mir von Anfang an bewusst, sagt Arlt. Nach Famulaturen, unter anderem an der Uni-

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Alumni

versitätsaugenklinik in Tübingen und am Moorfields Eye Hospital in London, weckte das Forschungstrimester an der Salzburger Universitätsaugenklinik die Lust auf Forschung. „Ich habe an einer klinischen Studie mitgearbeitet, in der die Effekte einer State-of-the-ArtGlaukomtherapie auf die retinale Gefäßreaktion und Durchblutung untersucht wurden, das war auch meine Diplomarbeit“. Weil aber die Gerichtsmedizin immer noch eine starke Faszination auf Arlt ausübte, folgte nach dem Studium ein Jahr als Assistenzärztin für Gerichtsmedizin in Salzburg und Linz, unter der Obhut der renommierten Gerichtsmedizinerin Edith Tutsch-Bauer. „Man betritt hier Welten, die man sonst nie betreten hat. Täglich schaut man in Abgründe, man sieht schlimme Unfälle und wird mit unglaublichen Schicksalen konfrontiert. Das ist körperlich und seelisch ungemein

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fordernd“, so Arlt. Letztlich traf sie aber dann doch eine andere Entscheidung – und an der Universitätsaugenklinik in Salzburg nahm man sie mit Freuden wieder auf. Doktorvater Herbert Reitsamer beschreibt die junge Kollegin als „zielstrebig und ehrgeizig, aber auf ihre Art, ohne jede Ellbogentechnik. Wenn sie sich für etwas interessiert, dann blitzen ihre Augen auf eine gewisse Art, und schon am nächsten Tag hat sie sich in die Sache eingelesen und weiß unglaublich viel darüber. Sie ist besonnen und eher zurückhaltend, im Team extrem beliebt und mit den Patienten warmherzig und geduldig“. Für den respektvollen Umgang mit den Patienten fühlt sich Eva-Maria Arlt auch durch das Medizinstudium sehr gut vorbereitet, wie sie betont. Derzeit arbeitet sie vor allem in der Ambulanz der Au-

genklinik, ist mit dem Management bei Entzündungen betraut, stellt Diagnosen und führt kleinere Eingriffe durch, „noch unter der Aufsicht des Oberarztes“. Sie ist als Assistenzärztin auch in der Tagesklinik und auf der Station eingeteilt und für die Vor- und Nachuntersuchung bei Kataraktoperationen zuständig. Täglich werden hier zehn bis fünfzehn Patienten entlassen. „Ein Wermutstropfen ist dabei, immer zu wenig Zeit zu haben, um ihnen alles so ausführlich zu erklären, wie ich und sicherlich auch die Patienten es gerne hätten“, bedauert sie. Neben ihrer Arbeit in der Ambulanz ist Assistenzärztin Arlt auch mit der Datenauswertung und Nachkontrolle einer bestimmten Patientengruppe beschäftigt. Und zwar mit Patienten, die vor Jahren wegen sehr hoher Kurzsichtigkeit quasi als „lebendige“ Kontaktlinse“ einen Lentikel aus Spenderhornhaut aufgenäht bekommen haben, der mittlerweile bei einigen von ihnen bei Kataract-Operationen (grauer Star) wieder entfernt wurde. Jetzt geht es um die Auswertung der Sehkraft vor und nach den Eingriffen und auch um Auswertung der Patientenzufriedenheit. Klinische Forschungsarbeit ist das, die vorwiegend in der Freizeit geleistet wird. Aber daran ist Arlt gewöhnt, sie sieht ihre Zukunft dennoch am liebsten im „klinischen Setting“. Dort will sie auch weiterhin Patientenversorgung und Forschung unter einen Hut bringen – und es schaffen, immer auch noch genügend Zeit für ihr liebstes Hobby, das Lesen, zu haben. Zum Beispiel für die Bücher des Autors Ferdinand von Schirach, der als Strafverteidiger – wie die Gerichtsmedizin – auch „in die dunklen Ecken unserer • Gesellschaft“ sieht …

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Outside

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raditionell nicht immer beliebt, oft unterschätzt, und doch die Eintrittskarte in eine faszinierende Welt: Wenn zu Beginn des Medizinstudiums unter anderem biologische, physikalische und chemische Grundlagen auf dem Studienplan standen, schieden sich in der Vergangenheit nicht selten die Geister. Doch an der Paracelsus Uni geht es auch anders. Besser, interessanter, vernetzter. Fakt ist aber immer noch: Im ersten Studienjahr und speziell im Kurs „Medizinische Basiswissenschaften“ wird eine unverzichtbare Grundlage für das Studium gelegt. „Dieses erste Jahr legt eigentlich das Fundament des Gebäudes“, findet auch Peter Kainz. Und der studierte Biologe und Biochemiker, der bereits viermal von den Studierenden der Paracelsus Uni zum „Teacher of the Year“ gekürt worden ist, weiß wovon er spricht. Seit einigen Monaten kann Kainz dieses Wissen auch in einer neuen Funktion gut gebrauchen: Als Gesamtverantwortlicher für die Lehre im ersten Humanmedizin-Studienjahr und als Koordinator der dafür essenziellen Zusammenarbeit der Paracelsus Universität auf der einen und der Naturwissenschaftlichen Fakultät (NaWi) der Universität Salzburg auf der anderen Seite. „Es ist eine tolle Herausforderung, da ein bisschen lenkend eingreifen zu können“, sagt der gebürtige Lienzer, und berichtet von seinen Erfahrungen mit Studierenden aus höheren Semestern. Egal, ob Pharmakologie oder Molekulare Medizin – die zentrale Bedeutung des Verständnisses biochemischer Grundprozesse würde spätestens im weiteren Fortgang des Studiums vielen klar werden. Kainz: „Wenn das nicht sitzt, dann wackelt das ganze Gebäude.“ Der 59-Jährige Vollblut-Lehrer, der via Email auch spätabends noch für Fragen seiner Studierenden zur Verfügung steht („mich freut es, wenn sich manche um elf am Abend mit einem Problem auseinander setzen“), unterrichtet selbst primär Biochemie, aber auch Teilbereiche der Bio-

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Ein koordinierter Erfolg Ein Lehrer, wie er im Buche steht. Und ein Profi an der Schnittstelle zwischen zwei Unis auf Augenhöhe: Peter Kainz. Autor: Andreas Aichinger ∙ Fotos: Paracelsus Uni, Universität Salzburg

logie für Mediziner. In seiner Eigenschaft als gesamtverantwortlicher Koordinator greift der Assistenzprofessor aber auch in anderen Fächern ein, wenn der Schuh drückt. Ein Beispiel: Es gelang, einen neuen Chemieprofessor zu finden. Gleichzeitig ist die Chemie zu Gunsten der Biochemie etwas abgespeckt worden. Und dass die Professoren ihre Lehrinhalte mittlerweile besser untereinander koordinieren, ist ebenfalls Kainz’ Verdienst. Win-Win-Situation. Die – übrigens vertraglich fixierte – Kooperation zwischen

„Ich freue mich, wenn die Zahnräder ineinander greifen.“ Univ.-Prof. Dr. Peter Kainz, Kurskoordinator für medizinische Basiswissenschaften an der Paracelsus Universität

den beiden Institutionen beschränkt sich indes keineswegs „nur“ auf den Unterricht für Humanmedizin-Studierende durch NaWi-Professoren im Kurs „Medizinische Basiswissenschaften“. Vielmehr erstreckt sich die enge Zusammenarbeit auch auf die Forschung – inklusive Nutzung gemeinsamer Infrastruktur – und die Lehre im Rahmen der postgraduellen Studiengänge der Paracelsus Uni. Tobias Kiesslich, als Programmdirektor für die Zusammenarbeit im Rahmen der postgraduellen Studien Dr. Scient. med. für Medizinische Wissenschaften und Ph.D. für Molekulare Medizin verantwortlich: „Die Zusammenarbeit hat sich in den vergangenen Jahren ausgezeichnet bewährt und wir freuen uns, auf die Erfahrung und Kompetenz der Kollegen an der NaWi zurückgreifen zu können.“ Nicht zuletzt die thematische Vielfalt des an der NaWi angebotenen Veranstaltungsspektrums würde den Studierenden hinsichtlich einer Spezialisierung im Rahmen ihrer Dissertation viel Wahlfreiheit einräumen, so Kiesslich. Und im Gegenzug profitieren auch die Studierenden der Universität Salzburg. So ist beispielsweise die „Ringvorlesung Molekulare Medizin“ nunmehr auch eine Pflichtlehrveranstaltung für Master-Studierende der Studienrichtung Molekulare

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So schmeckt Österreich! Biowissenschaften der PLUS. Koordinator Kainz: „Das finde ich ganz toll, weil da Doktoren der Paracelsus Uni von ihren aktuellen Forschungsergebnissen berichten und dieses Wissen jetzt auch NaWi-Studierenden zugänglich gemacht wird.“ Last but not least unterrichten auch Lehrende von der Paracelsus Uni an der NaWi. Auf Augenhöhe. „Nach insgesamt sieben Jahren Kooperation kann man Resümee ziehen und wohl sagen, dass die Zusammenarbeit gut und konstruktiv gelungen ist“, bestätigt auch Heinrich Schmidinger, der Rektor der Universität Salzburg. Beide Seiten hätten davon profitiert, so der Präsident der Universitätenkonferenz. Mehr noch: „Die Paracelsus Uni ist inzwischen nicht mehr die kleine Schwester der großen Uni Salzburg. Sie hat sich in den letzten Jahren – was die Forschungsleistungen betrifft – nicht nur an die Spitze der Privatuniversitäten in Österreich gestellt, sondern ist für die Naturwissenschaftliche Fakultät zu einer Partnerin auf Augenhöhe avanciert.“ Gerade die neuen, zukunftsträchtigen Projekte, die vor allem auf Forschungsebene bereits gemeinsam angedacht seien, würden das zusätzlich bestätigen. Schmidingers Fazit: „Im Sinne des gemeinsamen Uni-Standorts Salzburg können beide Seiten nicht • mehr aufeinander verzichten.“

 Die Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Salzburg und die Paracelsus Universität kooperieren seit 2003 in Lehre und Forschung.

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„Die Paracelsus Uni ist inzwischen nicht mehr die kleine Schwester der großen Uni Salzburg.“ Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schmidinger, Rektor der Universität Salzburg

B r a u k u n s t a u f höc h s t er S t u fe .


Research

Sehne sucht Forscher Sehnen sind ein Stiefkind der medizinischen Forschung. Aber nicht mehr lange. Die Paracelsus Uni gibt mit einem neuen Institut für Sehnen- und Knochenregeneration die Richtung vor. Autor: Andreas Aichinger ∙ Fotos: Paracelsus Uni/wild+team

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s ist ein Kreuz mit der Sehne: Ein vergleichsweise unspektakuläres Gewebe, aber für unseren Bewegungsapparat absolut essenziell. Ein Gewebe, das Verletzungen und Abnutzungserscheinungen ausgesetzt ist, bei einer gleichzeitig schlechten Regenerationsfähigkeit. Und es handelt sich um ein bis dato sträflich unterschätztes Gewebe, zu dem nur wenig Grundlagenforschung betrieben wurde. „Die Sehne wird als eher langweiliges Gewebe angesehen“, bestätigt auch Hans-Christian Bauer das weit verbreitete Vorurteil. Die Folge: „Die Publikationstätigkeit im Bereich Knochen und Knorpel ist im Vergleich ungefähr zehnmal so hoch.“ Doch der Zell- und Entwicklungsbiologe, der sich in den letzten Jahren intensiv mit der Materie beschäftigt hat und als einer der Vorreiter der einschlägigen Forschung gilt, weiß längst: Das vermeintlich langweilige Gewebe hat es in Wahrheit in sich. Wahre Schätze der Medizinwissenschaft könnten hier noch vor sich hinschlummern. Diese Schätze will Bauer jetzt mit seinem Team heben. Und das in deutlich professionellerem und größerem Maßstab, als das seiner kleinen Arbeitsgruppe bisher möglich gewesen war: Nämlich an der Spitze des neuen Instituts für Sehnen- und Knochenregeneration der Paracelsus Universität, das im neuen Forschungsgebäude Platz finden wird. Den Stein hatte übrigens Dietrich Mateschitz, der gerade seine 30-milli-

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ardste Red Bull-Dose verkauft hatte, ins Rollen gebracht und seine Geschäftspartner Rauch (Abfüller) und Rexam (Dosenproduzent) dafür begeistert, statt in eine vergängliche Feier lieber in einen Forschungslehrstuhl auf Top-Niveau mit großem wissenschaftlichen Potenzial an der Paracelsus Uni zu investieren. Immerhin könnten Fortschritte eines Tages einer großen Anzahl von Patienten – vom Unfallopfer bis hin zu Senioren mit degenerativen Abnutzungserscheinungen – zugute kommen. Und der frisch gebackene Institutschef Hans Christian Bauer kann nun mit kräftiger finanzieller Unterstützung weiter arbeiten. Forschung statt Feier. Knapp 1,8 Millionen Euro für zunächst fünf Jahre stehen dank der großzügigen Spende der drei Firmen zur Verfügung. Jürgen Rauch, dessen Familienunternehmen seit 24 Jahren in enger Verbindung zu Red Bull steht: „Ich bin sehr stolz, das

Institut für Sehnen- und Knochenregeneration unterstützen zu dürfen und hoffe auf ergiebigen Forschungsoutput in den nächsten Jahren.“ Und auch Seth Marthinsson von Rexam unterstrich anlässlich der Vorstellung des Instituts die Bedeutung sozialen Engagements für sein Unternehmen: „Rexam ist stolz, diese wertvolle Forschungsarbeit zu unterstützen, die sich neuen Konzepten und Strategien zur Erweiterung des Bereiches Orthopädie und Unfallchirurgie widmen wird.“ Und was sagt der angehende Institutsleiter zu seinen so nicht vorhersehbaren „Vaterfreuden“? HansChristian Bauer: „Es ist für mich natürlich spannend, weil das sehr unerwartet kam. Es ist eine große Chance und eine Herausforderung, etwas zu machen, das wirklich neu ist.“ Stammzellen in Sehnen gefunden. Was aber ist das wirklich Neue? Bauer: „Wir haben begonnen, mit diesen Seh-

Mit der Entdeckung von Stammzellen in Sehnen wurde die Grundlage für die Erforschung der Sehnenregeneration gelegt.

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Research

Das Forschungsteam des Instituts für Sehnen- und Knochenregeneration (v.l.n.r.): Dr. Andrea Wagner, Dr. Herbert Tempfer, Dr. Christine Lehner, Rektor Univ.-Prof. Dr. Herbert Resch, Institutsvorstand Dr. Hans-Christian Bauer, Dr. Renate Gehwolf und Dr. Corinna Hirzinger.

nenzellen zu arbeiten und sie zu charakterisieren. Dabei haben wir bemerkt, dass sie Vorläuferzellen respektive adulte Stammzellen – je nachdem wie vorsichtig man das formuliert – enthalten, die sehr flexibel sind.“ Genau das aber rückt das Ziel einer Sehnenregeneration zumindest theoretisch in Reichweite. Dass diese Zellen „sehr ursprüngliche“ Stammzelleneigenschaften aufweisen, sich in alle drei Keimblätter ausdifferenzieren können und dazu auch sehr gut in Zellkulturen isolieren lassen, macht sie nur noch interessanter. Ein überraschendes Ergebnis für den Grundlagenforscher? Bauer: „Ja, sehr überraschend, dass man das ausgerechnet in der Sehne findet.“ Aber können gewebseigene Stammzellen überhaupt für die Regeneration aktiviert werden? Hans-Christian Bauer: „Wir wissen nach wie vor nicht, wie Sehnen regenerieren. Aber es ist unser großes Ziel, die Regeneration zu erforschen und Methoden zu entwickeln, damit Sehnen besser heilen.“ Reschs Rolle. Das neue Institut trägt unverkennbar auch die Handschrift von Rektor Herbert Resch, einem international renommierten Unfallchirurgen und Schulterspezialisten. Resch hatte nicht nur den ursprünglich von der Universität Salzburg kommenden Zellbiologen zur Sehnenforschung ermutigt und in der Folge intensiv mit dem Grundlagenforscher zusammengearbeitet, sondern wird auch selbst dem Forschungsteam des neuen Instituts angehören. Bauer:

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„Das macht es spannend. Und das ist auch eine Herausforderung, weil er ganz einfache Fragen stellt, die aber schwer zu beantworten sind.“ Und der Kliniker war es auch, der dem Forscher mit einem anschaulichen Beispiel die Bedeutung seiner Arbeit für die Lebensqualität vor allem älterer Menschen vor Augen geführt hat: „Als Beispiel erzählt er uns immer, dass es für Patienten mit Schulterproblemen oft schon einen Quantensprung darstellt, ihr Kaffeehäferl statt zehn Zentimeter, in Zukunft 40 Zentimeter anheben zu können.“ Apropos Lebensqualität: Jenseits der Sehnenthematik zählen schlecht heilende Brüche oder der krebsbedingte Verlust von Stützgewebe zu den in Aussicht genommenen klinischen Anwendungen. Beachtliche Resonanz. In Fachkreisen haben die Entwicklungen an der Paracelsus Universität indes eine beachtliche Resonanz hervorgerufen. Bauers Erklä-

rung: „Es ist neu, für die Sehnen- und Knochenforschung ein eigenes Institut zu haben.“ Und auch die Verbindung vom Labor zum Patienten ließe sich in diesem Fall besonders anschaulich vermitteln. Dass Bauer und seinen zunächst fünf wissenschaftlichen Mitarbeitern („wir werden wachsen, wir haben jetzt schon so viele Anfragen, dass ich jede Woche jemanden neu einstellen könnte“) jetzt dank der Mäzene ausreichend Raum und Top-Equipment zur Verfügung stehen wird, ermöglicht auch zusätzliche Synergien. Etwa mit Ludwig Aigner und seinem Institut für Molekulare Regenerative Medizin: „Wir haben methodisch viele Überlappungen und teilen uns schon jetzt die Zellkultur.“ Mit den Patienten, denen durch seine Forschungsarbeit einst geholfen werden soll, teilt der angehende Institutsleiter übrigens derzeit auch etwas: starke Schmerzen in der Schulter. Auch Top-Forscher fahren eben manchmal zu schnell mit dem Fahrrad. •

Ziel der Grundlagenforschung ist das Wohl der Patienten - Red Bull unterstützt diese Anstrengung großzügig.

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Body-Check

Osteoporose Osteoporose ist eine Störung im Knochenstoffwechsel, durch die es zu einem Verlust von Knochenmasse kommt. Klinisch wird zwischen Osteopenie, Osteoporose und schwerer (manifester) Osteoporose, bei bereits vorliegenden Brüchen, unterschieden. In Österreich leiden 600.000 bis 700.000 Menschen an Osteoporose und etwa ein Drittel aller Frauen nach dem Wechsel ist davon betroffen. Autorin: Anna Maria Mühlfellner Fotos: Paracelsus Uni/wild+team, istock

S Knochenbrüche nach Bagatellverletzungen sind häufig das erste Symptom. Verformungen der Wirbelsäule infolge von Wirbelkörpereinbrüchen äußern sich in Form unspezifischer Rückenschmerzen, welche auf Verspannungen der Muskulatur als Folge der Änderung des Zusammenspiels der Weichteile beruhen. Weitere Symptome sind der Körpergrößenverlust, der Rundrücken („Witwenbuckel“), das „Tannenbaumphänomen“ mit seinen Hautquerfalten am Stamm und der typische „Kugelbauch“.

D  T Die Knochendichtemessung erfolgt mittels Densitometrie. Liegt eine Osteoporose vor, ist eine medikamentöse Therapie unumgänglich. Auf Zufuhr von Kalzium unter gleichzeitig adäquater Vitamin-DAufnahme sollte geachtet werden. Zur Schmerzreduktion nimmt die physikalische Medizin einen hohen Stellenwert ein. Passive und aktive Maßnahmen wie Massage, Thermotherapie, Elektrotherapie, manuelle Medizin und Physiotherapie können schmerzhafte Muskelverspannungen lösen und muskuläres

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Dr. Anna Maria Mühlfellner ist Assistenzärztin an der Universitätsklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation in Salzburg. Zu ihrem täglichen Aufgabengebiet gehört die klinisch strukturierte Untersuchung von Patienten mit unterschiedlichen Beschwerden und Erkrankungen des Bewegungsapparates. Zur gezielten Behandlung ist dabei das Erstellen eines individuell auf den Patienten abgestimmten Therapieund Trainingskonzeptes erforderlich. Um wissenschaftlich tätig zu sein hat sie das Studium „Principles and Practice of Clinical Research“ an der Harvard Universität im letzten Jahr erfolgreich abgeschlossen.

Ungleichgewicht durch Fehlhaltungen korrigieren. Ganzkörpervibrationstraining als Prophylaxe wird in einer Studie an unserer Klinik gerade getestet.

P Im Kindes- und Jugendalter sollte das Erlangen einer hohen Knochendichte durch sportliche Aktivitäten und Zufuhr kalziumreicher Ernährung angestrebt werden. In der zweiten Lebenshälfte bzw. nach der Menopause kann dem Knochenabbau durch Trainieren aller großen Muskelgruppen in Form aeroben Ausdauertrainings und Krafttrainings, angepasst an das individuelle Leistungsniveau, entgegengewirkt werden. Bei manifester Osteoporose sollte durch Gleichgewichtsübungen, Thai-Chi oder Bewegungstherapie im Wasser die Balance gefördert und das Sturzrisiko verringert werden. Risikofaktoren wie übermäßiger Alkoholkonsum, rauchen und Untergewicht sollten vermieden werden.

Erratum Frau Dr. Elisabeth Pointner, die Autorin des Beitrages „Männer müssen schnarchen …“ in unserer letzten Ausgabe, wurde bei der Personenbeschreibung irrtümlicherweise als Frau Dr. Zott-Oppeneiger geführt. Wir möchten uns für diesen Fehler ausdrücklich entschuldigen.

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Arbeitsmensch, Kiefer Wenn ein Oberarzt von einer Klinik in eine andere wechselt, ist diese berufliche Veränderung österreichischen Tageszeitungen im Normalfall eine kleine Notiz wert – oft auch nicht. Die Kleine Zeitung in Kärnten hat dem beruflichen Wechsel eines Oberarztes im Landeskrankenhaus Klagenfurt fast eine Seite gewidmet. Das ist ein – zumindest medialer – kleiner Ritterschlag für den betroffenen Arzt Alexander Gaggl. Er leitet seit nun eineinhalb Jahren die Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Salzburg. Autor: Gottfried Stienen Foto: Paracelsus Uni/wild+team

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orschusslorbeeren können belasten, doch Gaggl hat damit kein Problem. Es ist schon erstaunlich, wie der 44-Jährige Belastungen wegsteckt. Vor dem Interview mit Paracelsus Today bietet ein ausgeschlafen wirkender, gut gelaunter, dynamischer Arzt im besten Alter zunächst frischen Kaffee an, ehe er auf dem Sessel einer gemütlich wirkenden Sitzecke im kleinen Chefzimmer Platz nimmt und der Fragen harrt. Erst im Verlauf des Gesprächs erwähnt Gaggl, dass er am Abend zuvor bis zwei Uhr nachts mit Kolleginnen und Kollegen eine achtstündige Operation durchführte. Und in der Früh noch eine dreistündige... Viel Zeit zum Schlafen blieb wohl nicht. „Ich bin ein Arbeitsmensch, die Chirurgie ist meine Leidenschaft.“ Diesen Satz kauft man dem „doppelten Doktor“ mit jeder Gesprächsminute mehr ab. Nach dem Medizinstudium in Innsbruck folgte die Facharztausbildung und Habilitation in Graz, ehe er im Landeskrankenhaus in Klagenfurt acht Jahre an der Abteilung für Mund,- Kiefer- und Gesichtschirurgie tätig war. Geboren wurde Gaggl übrigens in München, sein Vater ist Kärntner, seine Mutter kommt aus der Steiermark. Vom Dialekt wähnt man sich zuweilen einem waschechten Bayern gegenüber – das dürfte sich in Salzburg aber in der Zu-

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Very Personal

künstler, Teamplayer kunft wohl ändern. Die Fußstapfen seines Vorgängers Christian Krenkel sind groß, er galt als Pionier in diesem Fach. Dazu typisch Gaggl ohne Überheblichkeit: „Ich habe ein kompetentes Team, und alle sind hoch motiviert.“ Gaggl selbst bezeichnet sich als Teamplayer, denn nur so könne man vieles bewegen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist in der Gesichtschirurgie fast logisch, die Techniken im „Modellieren von Gesichtern“ revolutionär. Nach Tumorerkrankungen müssen oft Teile des Kieferknochens entfernt und „ersetzt“ werden. Auf 3-D-Modellen werden die neuen Kieferteile geplant. Die Präzision ist unglaublich und optimal für den Patienten. Auch das Gewebe wird transplantiert, die Funktionen von Gesichtsmuskeln können immer besser wieder hergestellt werden. „Das ist alles ein Eingriff in die Persönlichkeit des Patienten und wir können immer mehr anbieten“, kommentiert Gaggl seine „künstlerischen Eingriffe“ am OPTisch. Man dürfe nicht vergessen, in welche schwierigen Situationen die Patienten geraten. „Manche können nicht schlucken, einige müssen wieder reden lernen. Logopäden und Psychologen gehören auch zum Ärzteteam. „Ich rede viel vor dem Eingriff mit meinen Patienten, gebe ihnen Zuversicht. Ich will bei den Patienten Verständnis schaffen und ihnen das Gefühl geben, dass ich von allen Möglichkeiten die beste wähle“, erzählt Gaggl. „Oft sind mehrere Eingriffe notwendig; wir Kieferchirurgen begleiten unsere Patienten zuweilen eine lange Zeit. Ich will aber immer, dass der Patient mit entscheidet und sich ein optimales Vertrauensverhältnis aufbaut.“ Schließlich gehe man gemeinsam einen zuweilen schwierigen Weg. Gaggl ist auch stolz auf eine SpezialAmbulanz an der Universitätsklinik, wo

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„Spitzenmedizin ist nur durch Forschung möglich.“ Prim. Univ.-Prof. Dr. Alexander Gaggl, Vorstand der Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Salzburg

Kinder, die mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten zur Welt kommen, behandelt werden. Eines von 2000 Babies wird mit dieser Fehlbildung geboren. Wir begleiten die Kinder jahrelang und wissen daher viel über die Familie und deren Leben“, sagt Gaggl, der mit dem leitenden Oberarzt Peter Schachner einen ausgewiesenen Experten dafür im Team hat. Emotionen sind immer wieder im Spiel, besonders bei Kindern. Es sei hart, Tumorpatienten unter 20 Jahren zu behandeln. Man müsse lernen, damit als Arzt umgehen zu können. Er müsse wissen, immer das bestmögliche getan zu haben. Dies sei hilfreich. Den Ausgleich vom Beruf findet Gaggl im Sport: Er radelt gerne (auch in die Arbeit, „eh nur zehn Minuten“) und spielt Eishockey (no na, ein „halber Kärntner“) und Fußball. „Leider viel zu selten, es fehlt mir die Zeit.“ Aber den Teamgeist in diesen Sportarten genießt Gaggl bei jeder Gelegenheit in vollen Zügen. Stichwort Zeit: Wer mit nur vier Stunden Schlaf täglich sein Auslangen findet, hat ohnehin genug Zeit zum Arbeiten, könnte man ironisch sagen. Gaggl tut dies tatsächlich. Er forscht, und er forscht gerne: „Ich bin ein Wochenendund Abendforscher. Spitzenmedizin ist nur durch Forschung möglich, und in

Salzburg wurde durch die Gründung der Paracelsus Universität alles auf universitäre Beine gestellt,“ sagt Gaggl. Das habe ihn gereizt, die Gestaltungs- und Entfaltungsmöglichkeiten in Salzburg. Die Studenten erlebe er sehr engagiert. Es sei richtig, in junge Leute zu investieren und zu hoch qualifizierten Medizinern auszubilden. Mit der Mayo Clinic verbinde ihn gemeinsames Forschungsinteresse. Von 2009 bis 2011 wurde ein Projekt in einer Kooperation abgewickelt, und bei einem interdisziplinären Symposium in Salzburg waren namhafte Gäste aus der Mayo Clinic, etwa Allan T. Bishop von der Orthopädie, an der Salzach. „Ich ziehe meine Kraft aus der Arbeit“, meint Gaggl und beginnt zugleich wieder von seiner Klinik zu schwärmen. Alle 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien großartig, zudem habe er zahlreiche Spezialisten im Team und ein tolles Arbeitsklima. Das Verständnis seiner Familie (Gaggl hat zwei Töchter) sei hundertprozentig gegeben, seine Frau wisse als Allgemeinmedizinerin ohnehin über diesen Beruf und die Anforderungen Bescheid. Für die Zukunft der Gesichtschirurgie sieht Gaggl den Fokus auf navigationsgestützte Operationen und insgesamt noch mehr technische Möglichkeiten, einen Puzzlestein zum anderen hinzuzufügen. Die Klinik wolle interdisziplinär Top-Leistungen bei rekonstruktiv-chirurgischen Wiederherstellungsverfahren erzielen – in Zusammenarbeit mit onkologisch und chirurgisch tätigen Klinken in Salzburg. Zudem freue er sich auf das neue Kopfzentrum am Universitätsklinikum, die Fertigstellung ist für 2016 geplant. Dann sollten dem Meister der Gesichtschirurgie noch viele Meisterstücke gelingen – zum Wohle der Patienten. •

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Update

Ethik im Wandel der Zeit Ethische Fragen begleiten die Medizin seit ihren Anfängen; in diesem Sinn ist die medizinische Ethik genauso alt wie die Medizin selbst. Die Moralphilosophen wiederum erproben von alters her ihre Ideen mit Vorliebe an medizinischen Problemstellungen; insofern ist die medizinische Ethik auch mindestens so alt wie die Moralphilosophie. Als eigenständiges akademisches Fach ist die medizinische Ethik jedoch noch sehr jung – nämlich erst zirka 50 Jahre. Foto: Paracelsus Uni/wild+team

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ange begnügte man sich bei der Behandlung ethischer Fragen in der Öffentlichkeit weitgehend damit, sich auf religiöse Moralvorschriften zu berufen; und in der Medizin fand man im Allgemeinen das Auslangen mit dem Hippokratischen Eid oder dem darauf beruhenden “Genfer Ärztegelöbnis” (1948) des Weltärztebundes. Diese Regelwerke können jedoch den grundlegenden Problemen und Konfliktsituationen, die sich aufgrund der kühnen Fortschritte der modernen Medizin ergeben, bei weitem nicht mehr gerecht werden. Zwei Beispiele: 1967 erfolgte die weltweit erst Herztransplantation, und 1978 kam das erste „Retortenbaby“ zur Welt. Hatte man darin zunächst einen unzulässigen Eingriff in Gottes Schöpfungswerk gesehen, sind diese Verfahren heute Routine: inzwischen wurden weltweit zirka 100.000 Herztransplantationen durchgeführt und mehrere Millionen „Retortenbabies“ gezeugt. Genauso geläufig sind Begriffe wie DNA-Analyse, Stemmzellenforschung oder „Pränataldiagnostik“. Alle diese Entwicklungen lassen sich nicht mehr rückgängig machen und werden

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auch von den meisten Religionsgemeinschaften als legitim anerkannt. Trotzdem sind damit immer ethische Probleme verbunden, zum Beispiel, ab welchem Zeitpunkt ein Organ entnommen werden darf (Kriterium des Hirntodes). Die Intensivmedizin kann heute menschliches Leben weit über das hinaus, was ein Leben noch lebenswert macht, verlängern. Wer aber soll letztlich entscheiden, wie lange lebenserhaltende Maßnahmen noch weitergeführt werden müssen oder abgebrochen werden dürfen, wenn der Patient nicht mehr entscheidungsfähig ist? Mit medizinischen Neuerungen sind oft auch neue ethische Herausforderungen verbunden. Das Interuniversitäre Institut für Angewandte Ethik hat auch Fragen der Normativen Ethik und der Methaethik, insbesondere bezüglich der Begründbarkeit ethische Normen, behandelt. Fachtagungen, Symposien und Workshops wurden abgehalten und Wissenschafter aus aller Welt gehört. Eine Publikation unter dem Titel „Aktuelle Probleme der Medizinischen Ethik“ wird in diesem Jahr erscheinen und auch Beiträge zum Symposium über medizi-

nische, ethische und rechtliche Aspekte der Stammzellenforschung enthalten. Außerdem betreute das Institut die Lehrveranstaltungen über Bioethik an der Paracelsus Universität und entwickelte für diese Konzepte für Konsensgespräche und Konsenskonferenzen für eine Abstimmung der Agenden von Ethikkommissionen und Ethikräten. Geleitet wurde das Institut ehrenamtlich in den Jahren 2007 und 2008 von Christian Menzel (Paracelsus Universität) und wechselte für die Jahre 2009 bis 2011 zu Edgar Morscher (Universität Salzburg). Mit einem Symposium über die Ethik der medizinischen Prävention und Allokation hat das Interuniversitäre Institut für Angewandte Ethik Ende 2011 seine vierjährige Tätigkeit planmäßig abgeschlossen. Die hochkarätigen Beiträge zu diesem Symposium werden heuer in einem Band „Aktuelle Probleme der Medizinischen Ethik“ erscheinen. Darin sind außerdem die Beiträge zum Symposium über medizinische, ethische und rechtliche Aspekte der Stammzellenforschung enthalten, welches im Jahre 2008 vom Institut organisiert wurde. •

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Nah an den Menschen, Die SeneCura-Gruppe startete mit der Paracelsus Universität ein Projekt zur Optimierung des Schmerzmanagements in Pflegeheimen. Eine weitere gemeinsame Initiative, um die Lebensqualität im Alter zu steigern. Autorin: Sabine Ritzinger Fotos: Paracelsus Uni/ wild+team, SeneCura

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esuch an der Paracelsus Universität: Rudolf Öhlinger, Geschäftsführer der SeneCura-Holding und Tochtergesellschaften, und Anton Kellner, Mitglied der SeneCura-Geschäftsleitung, sind zu Gesprächen über ein gemeinsames Projekt mit dem Institut für Pflegewissenschaft vorbeigekommen. Das aktuelle Vorhaben namens „OSIA – Studie zur Optimierung des Schmerzmanagements in Altenpflegeheimen“ ist nicht die erste Zusammenarbeit zwischen dem

Altenpflegeheimbetreiber und der Universität. Doch der Schmerz und dessen Bekämpfung sind ein Thema, das Rudolf Öhlinger und seine mehr als 3000 Mitarbeiter besonders bewegt und ständig begleitet. Schmerz im Fokus. Laut Studien leiden rund 1,7 Millionen Österreicher an chronischen Schmerzen, allein 60 bis 80 Prozent der Alten- und Pflegeheimbewohner sind damit konfrontiert. Oft erhalten die Betroffenen keine adäqua-

„Die Wiege unseres Erfolgs ist die Grundfrage: ,Wie hätten wir es gern, wenn wir alt sind?‘“ Prof. Rudolf Öhlinger, Geschäftsführer der SeneCuraHolding und Tochtergesellschaften

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fern dem Schmerz! te Therapie, da die Schmerzen nicht erkannt werden und die Schmerzstärke unterschätzt wird. Im Durchschnitt dauert es 2,5 Jahre, bis die Diagnose „Chronischer Schmerz“ feststeht. Im Hinblick auf die wachsende Lebenserwartung und Pflegebedürftigkeit der Bevölkerung ein weit reichendes Problem, das nicht nur die Leidenden, sondern auch deren Angehörige und das Pflegepersonal betrifft. „Auch und gerade ältere Menschen haben ein Anrecht auf die optimale Schmerztherapie. Deshalb ist

Gemeinsam gegen den Schmerz, v.l.n.r.: Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterbrink (Vorstand des Institut für Pflegewissenschaft an der Paracelsus Universität), Anton Kellner, MBA (Mitglied der Geschäftsführung der SeneCura-Gruppe) und Prof. Rudolf Öhlinger (Geschäftsführer der SeneCura-Gruppe).

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Schmerzbehandlung und -vermeidung unser Schwerpunkt der nächsten Jahre“, sagt der SeneCura-Geschäftsführer. Die Problematik sei unter anderem, dass leidende alte Menschen ihre Schmerzen nicht äußern oder als „gottgegeben“ ansehen würden, dass demente Personen sich nicht mehr mitteilen könnten und das Pflegepersonal die Schmerzen deutlich niedriger einstufe als der Patient selbst. Einzigartige Initiative. Den Auftakt der im Oktober 2011 gestarteten „Studie zur Optimierung des Schmerzmanagements in Altenpflegeheimen“ bildet eine österreichweite Evaluierung in zwölf SeneCura-Einrichtungen zur systematischen Schmerzerfassung und -dokumentation. Die von einem Wissenschafterteam der Paracelsus Universität gewonnenen Erkenntnisse sollen künftig in ein optimales Schmerzmanagement münden. „Die Messung des Schmerzes und dessen Behandlung mit Medikamenten und nicht-medikamentösen Maßnahmen werden in den Handlungsablauf der Pflegenden integriert“, erklärt Jürgen Osterbrink, Leiter des Instituts für Pflegewissenschaft an der Paracelsus Universität und wissenschaftlicher Projektleiter. Dazu werden 100 SeneCuraMitarbeiter zu „Pain Nurses“ ausgebildet und zwölf SeneCura-Einrichtungen zu Ausbildungsstätten für Pflegende aufgebaut. Mit diesen Maßnahmen können unter Rücksprache mit den behandelnden Hausärzten maßgeschneiderte Schmerztherapien für leidende Personen entwickelt werden. Osterbrink ist

voll des Lobes für den Partner SeneCura. Die Weiterqualifizierung der Mitarbeiter sei vorbildlich, die Sensibilisierung für das Befinden der Heimbewohner ebenso: „Der Schmerz bei Heimbewohnern wird frühzeitig erkannt und behandelt. SeneCura greift in einem frühen Stadium des Schmerzes ein. Dadurch wird die Abwärtsspirale durchbrochen und die Menschen erhalten sich ihre Lebensqualität und Selbstbestimmtheit.“ Die Kooperation zwischen SeneCura und der Paracelsus Universität sei eine „WinWin-Angelegenheit“. Altern in Würde. Doch nicht nur in den Gesundheitsbelangen legt das Unternehmen Wert auf die Lebensqualität der Heimbewohner. Das Ambiente und der Wohlfühlfaktor in den Pflege- und Betreuungseinrichtungen sind SeneCura ein echtes Anliegen. Hell, gemütlich, wohlriechend – das sind drei Attribute, die laut Öhlinger vordergründig für Behaglichkeit stehen und bei der Wahl eines Pflegeheimes ausschlaggebend sind. Meist suchen Familie und Verwandte das künftige Zuhause alter und pflegebedürftiger Menschen aus. „Der Trend geht seit einigen Jahren zur kritischeren Hinterfragung bei der Heimauswahl. Oft werden von den Angehörigen vier bis sechs Häuser begutachtet und unter dem Aspekt ,Wie hätten wir es gern, wenn wir alt sind?‘ inspiziert.“ Der Wohlfühlfaktor in den Pflege- und Wohneinrichtungen sei deshalb auch die Wiege des Erfolgs der SeneCuraGruppe. Dafür sorgen unter anderem lichte Bauten mit komfortablen Zimmern, abwechslungsreiche Küche, gut ausgebildetes Personal und aufwändige Beschäftigungs- und Gesund- 

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Hell, gemütlich und wohlriechend müssen die SeneCura-Heime sein: Attribute, die den ersten Eindruck und die Wahl des Pflegeheims beeinflussen.

heitsprojekte. „Der Dienstleistungsgrad unserer Heime orientiert sich an guten Hotels. Zudem sind Freundlichkeit und Selbstbestimmtheit wichtige Voraussetzungen, damit sich die Heimbewohner gut aufgehoben und zuhause fühlen.“ Ergänzt durch kleine Extras: Damit die SeneCura-Häuser „anders“ riechen als herkömmliche Einrichtungen und „keinesfalls nach Heim“, wurden eigene Bedufter aus der Autobranche engagiert. Fit und gesund. „Mit kleinen Innovationen näher am Menschen“, lautet die Philosophie von SeneCura. Eine bescheidene Ansage, betrachtet man den Planungs-, Personal- und Geldaufwand beispielsweise für Gesundheitsinitiativen wie „Fit und Beweglich 77+“, „Genussvoll G´sund“ und für die „OSIA – Studie zur Optimierung des Schmerzmanagements in Altenpflegeheimen“. Spezielle Dienstleistungsbetriebe für Demenzkranke und Wachkomapatienten sowie Übergangs-, Urlaubs- und Kurzzeitpflegeangebote gehen über den üblichen Betreuungsstandard anderer Pflegeheimbetreuer weit hinaus. „Unsere Initiativen fallen bei den Mitarbeitern auf

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fruchtbaren Boden, weil sie die Arbeit interessant machen“, sagt Rudolf Öhlinger. Darüber hinaus sollen die Entlohnung über Kollektiv und die Übernahme aller Fort- und Weiterbildungskosten den Arbeitsplatz attraktiv machen. Beim Personal in den SeneCura-Häusern gebe es mittlerweile die dritte Generation, erzählt der Geschäftsführer: „Die erste Generation waren die Pioniere, die zweite Generation von der Idee Begeisterte, die, die ,innere Flamme‘ an die dritte Generation übertragen haben.“ Damit die SeneCura-Gruppe ihre Visionen auch künftig umsetzen und weiter entwickeln kann, wünscht sich der umtriebige Professor eine stabile Politik mit langfristig garantierter Finanzierung: „Durch die gesellschaftspolitischen Veränderungen wird die Frage der Pflegeversorgung künftig wahlentscheidend sein. Die Politik wird auf die Alten schauen müssen.“ Und er appelliert an die gesellschaftliche Verantwortung jedes Einzelnen: „Jeder vierte Österreicher ist bereits über 60 Jahre alt und bis 2035 wird es über eine Million über 60-Jährige in Österreich geben. Bei diesen altersrelevanten Strukturen sind alle gefordert!“ •

Die SeneCura-Gruppe Die SeneCura-Gruppe betreibt 64 Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen in Österreich und in der Schweiz. Mit insgesamt über 3000 Mitarbeitern bietet die Gruppe rund 3000 betreute Einheiten in 49 Pflegezentren und Betreuten-Wohnanlagen in Österreich und 15 Seniorenresidenzen mit insgesamt rund 1600 betreuten Einheiten in der Schweiz. Darüber hinaus ist sie auch in Tschechien operativ tätig. Hierzulande errichtet und betreibt das Unternehmen in sieben Bundesländern Pflege- und Sozialzentren, die als Vertragshäuser der Bundesländer, also öffentliche Heime, geführt werden. Die Kosten für den Pflegeheimplatz sind durch das Bundespflegegeld und die landesspezifischen Tagsätze abgedeckt und können über die Sozialhilfefonds der Länder abgerechnet werden. Als Vorreiter bei alternativen Pflegeangeboten und Wohnformen im Alter kann sich SeneCura über zahlreiche Preise freuen: Zum Beispiel über Auszeichnungen als familienund frauenfreundlichstes Non-ProfitUnternehmen Österreichs, bester Arbeitgeber Österreichs oder für die betriebliche Gesundheitsvorsorge.

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Zwischen Nutzen und In welchen Fällen ist die Verordnung einer Physiotherapie wirklich notwendig und wann nur Begehren? Wie sieht es mit dem Austausch und der Interaktion zwischen Ärzteschaft und Physiotherapeuten aus? Ein Jour Fixe an der Paracelsus Universität beleuchtete den sinnvollen und wirksameren Einsatz von Physiotherapie. Autorin: Sabine Ritzinger ∙ Foto: istock

Familien- und Präventivmedizin der Paracelsus Universität in einem Jour Fixe zum Thema „Zwischen Nutzen und Begehrlichkeit – Sinnvoller Einsatz von Physiotherapie im niedergelassenen Bereich“ nach. Die gemeinsame Veranstaltung mit der Turnusärztevertretung der Salzburger Universitätskliniken und der Salzburger Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SAGAM) stieß auf reges Interesse und lockte zahlreiche Besucher.

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ann ist der Anspruch auf Physiotherapie gerechtfertigt und wann dient die Verschreibung eher dem persönlichen Wellnessgedanken als der physischen Wiederherstellung? Wie sieht es mit der Beziehung zwischen Arzt und Physiotherapeut aus, mit Austausch und Vertrauen zwischen den beiden Berufsgruppen? Diesen und weiteren Fragen rund um die Physiotherapie ging das Institut für Allgemein-,

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Plädoyer für mehr Austausch. Thomas Bamberger, freiberuflicher Physiotherapeut und Funktionär des Verbandes Physio Austria, wies auf den mangelnden Informationsaustausch zwischen seiner Berufsgruppe und den verordnenden Ärzten hin. Er ortete jedoch ein generell steigendes Interesse am Infotransfer über Patienten. Bamberger informierte über ein Pilotprojekt namens „APA“ (Arzt-Physiotherapeuten-Austausch), das in Vorarlberg getestet wird und den Befundaustausch zwischen den beiden Berufsgruppen fördern und etablieren soll. „Die Patienten sind unser gemeinsamer Nenner“, richtete er seine Worte an die anwesende Ärzteschaft und plädierte für „Austausch und Offenheit für neue

Wege, um die Patientenversorgung und die Qualität der eigenen Arbeit zu verbessern“. Der Physiotherapeut trat für eine Vereinfachung des Verordnungssystems ein und gab einen Überblick über Länder, in denen Patienten direkt und ohne Verordnung in den Genuss von physiotherapeutischen Leistungen kommen könnten, was den organisatorischen und finanziellen Aufwand verringere. Eine Forderung, die in den Reihen der Gebietskrankenkasse für Kopfschütteln sorgte. Abwägen und dann verordnen. „Dass sich die Physiotherapie im Spannungsfeld zwischen Begehrlichkeit des Patienten und Nutzen für den Patienten bewegt, wird mir in der Praxis immer wieder bewusst“, erklärte Referent Peter Gräff, niedergelassener Allgemeinmediziner und Manualtherapeut. Da gelte es abzuwägen, ob Schmerzen die Verordnung einer Physiotherapie notwendig machten oder ob der „Wellness-Gedanke“ im Vordergrund stehe. In bestimmten Fällen behandle er Patienten mit reversiblen Funktionsstörungen am Bewegungsapparat mittels manueller Medizin selbst, bei verschiedenen medizinischen Indikationen überweise er diese direkt an einen Facharzt, Orthopäden, Neurologen, Neurochirurgen oder verordne eine Physiotherapie. In letzterem Falle kritisierte er die einseitige Kommunikation: Rückmeldungen der behandelnden Physiotherapeuten erhalte er in der Praxis fast nie, obwohl er den Patientenbefund immer mitgebe.

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Inside

Begehrlichkeit Ein weiterer Kritikpunkt seinerseits war das Fehlen eines Heimübungsprogrammes: Die Kollegen aus dem physiotherapeutischen Bereich müssten begleitend zur Therapie auch alters- und leistungsgerechte Programme für Eigenübungen ausarbeiten und verordnen. Hilfe zur Selbsthilfe. In die selbe Kerbe schlug Adalbert Selhofer von der Universitätsklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation. Er merkte an, dass der Physiotherapeut eine wichtige Rolle bei chronisch Kranken spiele. Allerdings sei das „Tun“ des Patienten das Entscheidende: „Im chronischen Fall kann sich nur der Patient selbst helfen.“ Übungen gehörten verordnet und vom Physiotherapeuten überprüft. Der Facharzt für Physikalische Medizin sei das „Missing Link“ zwischen verordnendem Arzt und

dem Physiotherapeuten, weil funktionelle Untersuchungen – eine Funktionsdiagnostik – praktisch nicht stattfänden. „Zudem überfordern die Befunde die Physiotherapeuten, weil sie sie nicht verstehen“, sagte Selhofer. Auch Andreas Sönnichsen, Leiter des Instituts für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin der Paracelsus Universität, forderte von den Physiotherapeuten eine „Anleitung zur Selbstübung“, sonst habe die Physiotherapie keinen Effekt. „Ob reine Schmerztherapie oder Physiotherapie: Der Unterschied ist null ohne Selbstübung“, sagte der Mediziner. Dem stimmte Norbert Muss, Chefarzt der Salzburger Gebietskrankenkasse, uneingeschränkt zu: „Superviditiertes Heimtraining ist wichtig. Nur der Effekt durch permanentes Training und die

Kontrolle durch den Physiotherapeuten schafft Abhilfe bei Schmerzen.“ Kommunikation fördern! In der anschließenden Diskussion forderte der Vertreter der Gebietskrankenkasse die Ärzte auf, den Begehrlichkeiten der Patienten entgegenzutreten, um die Mittel für wirklich notwendige Physiotherapien einsetzen zu können. Die Kommunikation zwischen Verordnenden und Therapeuten sei nicht gut und das eingangs erwähnte Vorarlberger Modell „APA“ deshalb ein positives Zeichen. „Kommunikation und Interaktion sind auch im Interesse der Physiotherapeuten“, entgegnete Physiotherapeut Thomas Bamberger, „weil damit der Kritik vonseiten der Krankenkassen entgegengewirkt wird.“ Bernhard Mühl, der Chefarzt-Kollege von Muss, bescheinigte der Ärzteschaft eine „Gatekeeper-Funktion“, um Begehrlichkeiten zu unterbinden und dem Patienten mitzuteilen, wann es genug sei. Gleichzeitig sei das sein Appell • an die Ärzte.

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Von Menschenliebe, Geben und Gelassenheit Wer sein Haus verschenkt muss einen triftigen Grund haben. Ist auch nicht alltäglich, mit großer Sicherheit gut überlegt und vor allem großzügig. Wer verschenkt nun Häuser oder wer bekommt diese? Eltern etwa beschenken ihre Kinder damit, Religionsgemeinschaften kommen öfter in diesen seltenen Genuss einer solchen Schenkung, auch Stiftungen – andere Beispiele ließen sich finden. Auch der Paracelsus Universität wurde ein Haus geschenkt! Autor: Gottfried Stienen ∙ Fotos: Paracelsus Uni/wild+team

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va Maria und Wolf-Egon von Schilgen haben es getan und sich zu dieser großzügigen Spende entschieden. Warum sie das getan haben, bringt Baron von Schilgen in einem Satz auf den Punkt: „Ich freue mich, wenn sich ein anderer freut.“ Hinter diesem einen, schlichten Satz steckt eine charakterliche Haltung, gepaart mit Großzügigkeit. Beides ist nicht gewöhnlich, das ist das Ehepaar Schilgen auch nicht. Beide blicken auf ein bewegtes, ereignisreiches Leben zurück und stecken zugleich voll Tatendrang. Darauf näher einzugehen, ist Sinn dieser Zeilen, drückt Bewunderung und Dankbarkeit aus. Wolf von Schilgen wurde 1917 in Münster im Kreis einer alten aristokratischen Familie geboren. Sie haben richtig gelesen, 1917. Das ist eine Weile her, am 28. September feiert der Baron seinen 95. Geburtstag. Nicht im Stillen, es wird eine Feier geben. „Vielleicht nicht eine übermäßig große“, meint Wolf von Schilgen, „ich werde wohl den Hunderter mit einer richtige Fete feiern müssen.“ Die Familie Schilgen gibt anderen ger-

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ne. Sie fühlen sich verpflichtet, etwas zu tun, weil „es uns gut geht und es geht um die Vorbildwirkung“, erklärt Eva Maria von Schilgen. Mit anderen zu teilen ist beinahe Alltag für das bekannte Paar. Das ist in vielen Aktivitäten in Salzburg erkennbar, ob es nun die Arbeit von Eva Maria von Schilgen im Kulturkreis Großgmain (dem Wohnort) oder bei zahlreichen anderen Wohltätigkeitsveranstaltungen ist. Beide sind kunstsinnige Menschen, von Jugend an. Der Baron hat noch den Glanz der alten Kaiserzeit erlebt. Sein Vater war Offizier und Humanist mit Leib und Seele. Kinder- und Jugendjahre prägen, weiß der Volksmund. Baron von Schilgen hatte in Graz (seine Familie besaß damals in der Südsteiermark ei-

„Ich gebe gerne und freue mich, wenn sich ein anderer freut!“ Mag. Eva Maria von Schilgen

nen Sommersitz) Germanistik studiert, als Adolf Hitler an die Macht kam und er als Deutscher zum „Reichsarbeitsdienst“ eingezogen wird. Wolf von Schilgen wurde Pilot, sein Metier war der Kunstflug. Im Krieg war er als Sturzkampfflugpilot im Einsatz, doch „ich habe keinen einzigen Menschen getötet.“ Schon in dieser Zeit begann Wolf von Schilgen zu schreiben. Was viele nicht wissen – er hat für Heinz Rühmann seinerzeit ein Drehbuch geschrieben… Des Schreibens Lust führte ihn dazu, das Regime zu kritisieren und hätte ihm beinahe das Leben durch Erschießen gekostet. Das Wort beinahe ist im vorangegangenen Satz das wichtigste, Schilgen wurde gerettet. In seiner journalistischen Laufbahn war Wolf von Schilgen u. a. Chefredakteur eines „kleinen Blättchens“ in der Steiermark – er war Vizepräsident des Steiermärkischen Schriftsteller- und Journalistenverbandes – und er gründete diverse Zeitungsverlage mit ansehnlichem, auch geschäftlichem Erfolg und kam so zu Geld. Die Liebe war der Grund für seine zweite Karriere als Schriftsteller, und Wolf von Schilgen beginnt Satiren zu schreiben – bis heute.

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Wolf und Eva Maria teilen gerne, aber als „Team Schilgen“ sind sie unzertrennlich.

Eva Maria von Schilgen, eine gebürtige Wienerin, deren Vater Professor am Max-Reinhardt-Seminar in Wien war und auch Technischer Direktor der Staats-, Volksoper Wien, war mit 16 Jahren jüngste außerordentliche Studentin an der Kunstakademie in Wien und nahm Gesangs- und Schauspielunterricht. Nach der Matura mit 17 Jahren schloss sie ihr Studium an der Hochschule für angewandte Kunst als „Magistra artium“ ab. Wenige Jahre später hatte Eva Maria Hoesslin den Baron von Schilgen geheiratet. Nach vielen Jahrzehnten der Ehe findet Wolf von Schilgen noch immer liebende Worte für seine Frau: „Ich habe nach dem Ende meiner ersten Ehe, der drei Töchter entsprungen sind, eine wunderbare Frau gefunden“, sagt er und greift nach ihrer Hand. Das Lebensglück dieses Paares ist spürbar, die Kraft und Energie des Barons und seiner um 31 Jahre jüngeren Gattin ansteckend.

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Der Paracelsus Universität ist das Ehepaar Schilgen schon seit der Gründung im Jahr 2003 verbunden. Wolf von Schilgen brillierte zum Beispiel vor Jah-

ren mit einer Lesung in der ausverkauften Uni-Bibliothek. Der Erlös wurde flugs in den Stipendientopf für sozial bedürftige Studierende gesteckt. Der Baron ist zudem Mentor von Studierenden der Universität und er genießt jede Minute mit den angehenden Ärzten, mehr noch: Er ist stolz auf die jungen Leute, die vom Ehrgeiz beseelt später auch einmal helfen wollen. „Die Paracelsus Universität ist eine tolle Erfolgsgeschichte mit Leuten, die hinter der Idee stehen und diese konsequent durchziehen. Die Universität privat zu führen sei richtig, Vorurteile sind längst ausgeräumt und es zähle ohnehin die Leistung. Jene, die talentiert sind und sich die Studiengebühr nicht leisten können, werden von uns und vielen anderen Förderern unterstützt“, sagt Baron von Schilgen. Seine Gattin nickt zustimmend. Zum Thema Spenden fügt Eva Maria von Schilgen im Gespräch mit Paracelsus Today noch einen Gedanken hinzu: „Wir spenden ja nicht nur Geld, wir bringen uns auch selbst ein. Dazu gehören Engagement, Zeit und Ideen. Es kommt doch auf die Grundeinstellung an. Wir lieben Menschen, sind beide Optimisten und haben die Erfahrung von einigen Lebensjahren.“ ▲

„Wir wissen um unsere Gefühle, halten zusammen, brauchen uns und wir fühlen uns auch der nächsten Generation verpflichtet“, sagt Eva Maria Schilgen. Man müsse für die Zukunft planen. Dies habe

auch in den Überlegungen für den „Tag danach“ eine Rolle gespielt. „Wir wollten etwas Gutes tun und haben daher dieses Haus der Paracelsus Universität geschenkt.“ Der Korrektheit wegen muss erwähnt werden, dass es sich um zwei wunderschöne Häuser handelt. Der Wunsch des Ehepaares Schilgen ist eine sinnvolle Verwendung der beiden Häuser. „Mein Gott, es könnten hier doch Professoren wohnen oder in einem Haus Studenten eingemietet sein“, meint Eva Maria von Schilgen. Sie selbst ist ständig unterwegs, Gutes zu tun. Es gibt viele kleine Projekte, wo die Familie Schilgen helfend zur Stelle ist. Eva Maria von Schilgen bezeichnet sich selbst als Unternehmerin und Journalistin. Im Wort Unternehmen steckt das Verbum „unternehmen“ und Frau von Schilgen unternimmt viel mit einer Konsequenz und Umtriebigkeit, die zum Erfolg führt. Erfolg bedeutet in den meisten Fällen schlicht Freude, die Menschen bereitet worden ist.

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Als Unternehmerin denkt Eva Maria von Schilgen auch an die Zukunft. Mit ihrer Stiftung an die Paracelsus Universität weiß sie ihre Immobilien auch künftig einem guten Zweck dienlich.

Der vielfach ausgezeichnete Baron (u. a. erhielt er das Goldene Ehrenzeichen des Landes Salzburg und wurde auch zum Mitglied des Athenaeums für Kunst und Wissenschaft in London ernannt, dem zahlreiche Nobelpreisträger angehören) sprüht vor Tatendrang und hält sich mit Sport fit. Seine Kinder sind gut versorgt, sein Haus hat er ver-

Dank den Förderern

schenkt, und an der Seite seiner Frau Eva Maria kostet er die Schönheiten des Lebens mit einer heiteren Gelassenheit eines jugendlichen 95-Jährigen aus. Die Paracelsus Universität ist stolz, die Familie Schilgen als Freunde und Förderer zu haben. Gewöhnlich wünscht man Menschen ab einem gewissen Alter einen verdienten Ruhestand. Tun wir

nicht, weil Baron von Schilgen nicht an den Ruhestand denkt. Hat er noch nie getan. Warum auch? Es gibt noch so viel zu schreiben... Und nochmals herzlichen Dank dem „Team Schilgen“ (Originalton Eva Maria von Schilgen) für diese großzügige • Schenkung!

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Neben dem Land und der Stadt Salzburg und den Salzburger Gemeinden unterstützen folgende namhafte Persönlichkeiten, Firmen und private Mäzene die Paracelsus Medizinische Privatuniversität:

ACM Projektentwicklung GmbH | Aicher, Max | Bankhaus Carl Spängler & Co. AG | Brettenthaler, Rainer | Capsumed Pharm GmbH | Carbo Tech Composites | DBS Gesellschaft – Kubin, H. und Kainberger, P. | DBW Industrieberatung Naue KG | die ärztebank | Die Hayward Privatstiftung | dm drogeriemarkt GmbH | Dragenopharm Apotheker Püschl GmbH | Frey, Bernhard | Fürst Developments GmbH | G. Hinteregger & Söhne Bauges. mbH. | Gebrüder Woerle Ges.m.b.H. | Genelin, Ellen & Frank | General Electric Austria GmbH | Georg Pappas Automobil AG | Greither, Andreas | Großglockner-Hochalpenstraßen AG | HALI Büromöbel GmbH | Hansjörg Wyss Foundation | Imtech ICT Austria GmbH | Intertops Sportwetten GmbH – Train, Detlef | Jacobs, Klaus J. † | Jacoby Pharmazeutika AG – Jacoby, Heinrich | Johnson & Johnson | Kastner & Partners | Kellerhals, Helga & Erich | Knauf-Wahl, Jutta | Krones AG | Kuhn Baumaschinen GmbH | Kuhn, Irmgard | Lagermax | Landeshypo Salzburg | Lohmann & Rauscher GmbH | M. Kaindl Holzindustrie | MED-EL | Medpreneur GmbH | Miele GesmbH | Mundipharma GmbH | Moosleitner Ges.m.b.H | Neumann, Jacob und Daniel | OeschHayward, Irene | Österreichische Lotterien | Papp, Christoph | Paracelsus Rotary Club | Pro Salzburg Stiftung – Ruckser-Giebisch, Gertraud | Rauch Fruchtsäfte GmbH & Co | Red Bull – Mateschitz, Dietrich | Rexam | Roche Diagnostics GmbH | Roche Group | Sallmann Bürotechnik | Salzburg Aluminium AG | Salzburger Sand- und Kieswerke GmbH | Salzburger Sparkasse Bank AG | Sanitas Ges.m.b.H. | Schön Privatstiftung | Schröcksnadel, Peter | Segafredo Zanetti Austria Ges.m.b.H. | SeneCura Kliniken- und HeimebetriebsgmbH | Senoplast Klepsch & Co GmbH & Co KG | Siemens AG Österreich | Stahlwerk Annahütte Max Aicher GmbH & Co KG | Stieglbrauerei zu Salzburg. Privatbrauerei | Straniak Stiftung, Hermann und Marianne | Synthes Österreich GmbH | von Schilgen, Eva Maria und Wolf | VR – meine Raiffeisenbank eG, Altötting-Mühldorf (D) | Wozabal Textilservice GmbH & Co KG | Zürcher Kantonalbank Österreich AG |

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Point of View

Insektenstich & Virtual Reality Die Zukunft der Chirurgie wird spannend, weiß Hans Werner Waclawiczek. Autor: Andreas Aichinger ∙ Fotos: Paracelsus Uni/wild+team

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Univ.-Prof. Dr. Hans Werner Waclawiczek (rechts im Bild) ist als erster Oberarzt der Universitätsklinik für Chirurgie in Salzburg auch in der Lehre für die Paracelsus Universität engagiert.

eit wenigen Monaten hat die Österreichische Gesellschaft für Chirurgie (ÖGC) einen neuen Präsidenten. Einen, der sich besonders um die Verbesserung der chirurgischen Aus- und Weiterbildung verdient gemacht hat. Und der als Stifter und Gründungsmitglied der Paracelsus Universität von ihrer Geburtsstunde an verbunden ist: Hans Werner Waclawiczek. Ein Experte übrigens, der wissenschaftlich hoch aktiv ist (über 600 Publikationen, mehr als 900 einschlägige Fachvorträge, wissenschaftliche Leitung und Organisation von über 100 Kongressen und Fortbildungsseminaren) und somit prädestiniert dafür, um eine Zukunftsfrage zu erörtern: Wohin geht die Chirurgie, Herr Universitätsprofessor?

gäbe es „gigantische Entwicklungen“ im Bereich der chirurgischen Onkologie:

„Vor allem die minimal-invasiven Methoden – Stichwort SchlüssellochChirurgie – sind derzeit in der Chirurgie prägend“, weiß der Steirer, der in den 70er-Jahren zur Turnusarztausbildung in die Mozartstadt gekommen war. Die Vorteile für den Patienten – deutlich weniger Schmerzen, kleinere Narben, kürzere Aufenthaltsdauer im Krankenhaus – würden eine klare Sprache sprechen. Und die entsprechenden Instrumente werden ebenfalls immer kleiner und präziser. Waclawiczek: „Wir haben heute bereits zwei bis drei Millimeter kleine Instrumente, das entspricht dann der Größe eines Insektenstiches.“ Daneben

Chirurgische Simulation sieht Waclawiczek als weiteren Mega-Trend in der

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Neoadjuvante Therapien – Ziel ist das „Downstaging“ von Tumoren durch Bestrahlung oder Chemotherapie noch vor dem Eingriff – seien hier ein hervorragendes Beispiel: „Wir bringen den Tumor vor der Operation sozusagen zum Schmelzen, sodass wir auch Tumore operieren können, die bislang als inoperabel galten.“ In manchen Fällen wiederum sei eine Bestrahlung während der Operation ideal, um gezielt etwaige verbliebene Tumorzellen im Tumorbett etwa noch bei offenem Bauchraum attackieren zu können. Gerade das Salzburger Universitätsklinikum ist als Zentrum für diese Variante bekannt, so der ÖGC-Präsident.

Chirurgie: „In ein paar Jahren wird man nicht mehr Patienten operieren dürfen, wenn man das nicht vorher am Simulator trainiert hat.“ Mit zwei computergesteuerten Simulationsgeräten – eines für minimal-invasive Chirurgie, das andere für Endoskopie – sei die Paracelsus Universität hier auf der Höhe der Zeit. Und wie funktionieren diese bei Kursprogrammen und Facharztprüfungen eingesetzten Hi-Tech-Geräte? Waclawiczek: „Das kann man sich wie das Training der Piloten in der Luftfahrt vorstellen – Stichwort Virtual Reality.“ Daneben gelte für junge Chirurginnen und Chirurgen längst die Devise: Weg vom Alleskönner hin zum Spezialisten. Chirurgenkongress in Salzburg. Waclawiczek, der seit 1994 die Fortbildungsakademie für Chirurgen leitet, liegt die Aus- und Weiterbildung der Jugend besonders am Herzen. Nur konsequent, dass der Präsident seinen jungen Chirurgen demnächst ein neues Forum bieten will: Und zwar im Rahmen des von 7. bis 9. Juni in Salzburg stattfindenden Österreichischen Chirurgenkongresses (www.chirurgenkongresssalzburg.at). Im wissenschaftlichen Programm der Veranstaltung findet sich übrigens auch eine Thematik, die unspektakulär klingt, aber letztlich über Leben und Tod entscheiden kann: Patientensicherheit und Qualitätssicherung • in der Chirurgie.

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