The Red Bulletin AT 05/24 Wings for Life World Run Special

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JETZT ANMELDEN: WINGS FOR LIFE WORLD RUN

5. MAI 2024

Ex-Skispringer LUKAS MÜLLER lernte trotz inkompletter Querschnittslähmung wieder gehen.

WIR ZWEI HABEN EINEN LAUF

Er macht Mut, sie macht Tempo: Gemeinsam starten sie beim Wings for Life World Run

Snowboard-Profi ANNA GASSER jagt dich im Catcher Car zur Bestzeit.

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LAUF DES LEBENS

Ein Augenblick kann alles ändern. Er kann aus einem Sprung einen Sturz machen, aus der Fahrt zur Arbeit einen Unfall. Wie reagieren wir darauf? Wie unser Umfeld? Wie die Medizin? Für unser diesjähriges Wings for Life World Run-Special baten wir Ex-Skispringer Lukas Müller, der nach einem schweren Sturz wieder gehen lernte, zum Interview. Und wir erzählen die Geschichte der Wings for Life Stiftung, die seit 20 Jahren daran arbeitet, Querschnittslähmung heilbar zu machen. Mit deinem Start beim Wings for Life World Run am 5. Mai kannst du diese Mission unterstützen. Alle Infos, Tipps und motivierende Storys dazu fndest du auf den folgenden Seiten.

Das Lauf-Highlight des Jahres gibt’s auch in TV und Stream: ServusTV und ServusTV On übertragen den Wings for Life World Run am 5. Mai ab 12 Uhr live aus Wien. Red Bull TV zeigt die besten Laufbilder aus aller Welt.

CATCHER CAR CATCH ME IF YOU CAN

Wie uns Snowboard-Star Anna Gasser als mobile Ziellinie verfolgt.

WINGS FOR LIFE STIFTUNG

WERDE AUFSTEHEN!“

Hannes Kinigadners (Bild oben) Unfall ist der Startpunkt von Wings for Life.

TRAINING

SO GIBST DU DEIN BESTES 16

Biathletin Anna Gandler und Rollstuhl-Tennisprof Nico Langmann machen dich ft für deinen Lauf.

WISSENSCHAFT

WIE HOFFNUNG HEILT 18

Atena Zahedi wurde für ihren kleinen Bruder zur Forscherin.

EVENTS

EIN RUN BEWEGT DAS LAND 22

Drei App Run Event-Organisatoren erzählen ihre emotionalen Storys.

WINGS FOR LIFE WORLD RUN
INHALT
EDITORIAL
Sie
Life-CEO
vor dem Startschuss des
for Life World Run
COVERSTORY DER MUT-MACHER 6 Die motivierende Lebensgeschichte von Ex-Skispringer Lukas Müller.
zeigen’s vor! Nico Langmann, Thomas Morgenstern, Lukas Müller, Wings for
Anita Gerhardter und DJ Ötzi (v. li.)
Wings
2023
12
„ICH
14
24
GUIDE APP-SOLUT EASY
14
Warum die Wings for Life World Run App dein optimaler Begleiter ist.
4 THE RED BULLETIN SHAMIL TANNA (COVER), HELGE KIRCHBERGER/WINGS FOR LIFE, PHILIPP CARL RIEDL/WINGS FOR LIFE WORLD RUN

Running

Wings for Life World Run

INTERSPORT läuft für die gute Sache

Sei dabei im Team INTERSPORT Österreich und laufe für den guten Zweck.

QR-Code scannen und dem Team beitreten.

intersport.at/wingsforlifeworldrun

WIE MACHT DAS

DER MUT-MÜLLER?

Erst der brutale Sturz. Dann der Sprung in ein ganz neues Leben. Ex-Skispringer Lukas Müller lernte trotz inkompletter Querschnittslähmung wieder gehen. Und wurde so Schritt für Schritt zu einer Symbolfgur des Wings for Life World Run. Interview mit einem Hofnungsträger.

INTERVIEW DAVID PESENDORFER FOTOS SHAMIL TANNA
WINGS FOR LIFE WORLD RUN 6 THE RED BULLETIN

Der Mutmacher Ex-Skispringer Lukas Müller wurde durch seinen Weg zurück ins Leben zum Vorbild der Nation.

The red bulletin: Vor deinem Unfall warst du Spitzensportler, wie würdest du dich heute defnieren: als eine Projektionsfgur der Hofnung, des Optimismus?

lukas müller: Ich hofe zumindest, dass ich das bin. Und wenn meine Geschichte jemanden dazu bringt, wieder Kraft zu schöpfen, neue Dinge auszuprobieren oder sogar den einen oder anderen persönlichen Meilenstein zu setzen – hey, was kann ich mir Besseres vorstellen? Ich hatte nach meinem Crash ja den Riesenvorteil, dass ich aus dem Spitzensport komme: Die Therapien waren für mich fortan nichts anderes als sportliche Herausforderungen. Denn Härte zu mir selbst war immer Teil meines Jobs. Wenn du deinen Körper gut kennst, hast du in solchen Situationen immer einen Vorteil. Daher ist meine Botschaft: Versuche deinen Körper kennenzulernen, noch bevor du womöglich in so eine Situation wie ich kommst. Der positive Einfuss, den regelmäßiger Sport auf unseren Körper hat, wird bei uns noch immer unterschätzt. Wir haben ja sooo viele Ausreden, unsere Workouts aufzuschieben – aber das Schicksal fragt dich nicht, bevor es zuschlägt: Passt’s dir jetzt eh gerade, und hast du die nötige Grundftness?

LUKAS MÜLLER

Kommt aus

Spittal, Kärnten, wo er am 4. März 1992 geboren wurde Junioren-Weltmeister wurde er 2009 in Štrbské Pleso, Slowakei, wo er auf der Normalschanze und im Team Gold ersprang.

Gestürzt

ist er am 13. Jänner 2016 bei der Skifug-WM am Kulm; er erlitt eine inkomplette Querschnittslähmung. Heute ist er auf den Rollstuhl angewiesen, kann aber kurze Strecken gehen.

„Ich bin jetzt mein eigener Punkterichter – aber strenger als jeder andere!“
8 THE RED BULLETIN

Was bedeutet dir der Wings for Life World Run ganz persönlich?

Er ist immerhin das größte Vernetzungstrefen von Menschen im Rollstuhl. Und wie wichtig das ist, zeigt allein der Umstand, dass viele öfentliche Gebäude bis heute nicht barrierefrei sind. Wären mehr Menschen mit Behinderung in der Mitte der Gesellschaft, wurden sich diese Dinge wohl ganz von allein lösen. Der Tag des Runs ist fur mich der eine Tag von 365, an dem die Dinge wirklich so laufen, wie sie sollten. Denn diese Beruhrungsangst zwischen Menschen mit Behinderung und solchen ohne, die gibt es im Alltag noch immer: Zum Beispiel, wie rede ich einen Rollstuhlfahrer an, könnte ich was Falsches sagen? Und nein, kannst du im Grunde nicht! Obwohl, um ganz ehrlich zu sein: Wenn mir jemand sagt, ich sei an den Rollstuhl „gefesselt“, werde ich fast ein bisserl grantig – weil es nicht stimmt: Ich gehe nicht mit dem Rollstuhl ins Bett, und Fesseln trage ich auch keine.

Der Moment, in dem du dir zum ersten Mal die Sprungski angeschnallt hast –war das der Moment, in dem sich ein Lebenstraum in Bewegung setzte?

Unbewusst begann dieser Lebenstraum schon zwei Jahre fruher: Mit zehn Jahren bin ich in einem Fun-Park mit ganz normalen Skiern 32 Meter weit gesprungen. Am 3. Juni 2004, mit zwölf, bin ich dann in Villach erstmals auf einer Ganzjahresschanze gestanden. Ich bekam einen Sprunganzug, dazu 2,20-Meter-Latten, ich selbst war gerade einmal 134 Zentimeter hoch. Dann bin ich rauf auf die Schanze – und ab dem Moment, in dem ich losfuhr, war bereits so eine Art innerer Entscheidung gefallen. Den zweiten Sprung machte ich dann schon von der 30-Meter-Schanze – Fliegen! Was fur ein Gefuhl! Und ja, das war die Geburt eines Lebenstraums.

Was hast du jetzt dort geparkt, wo bis zu deinem Unfall dieser Lebenstraum stand?

Das klingt jetzt ein bisserl brachial, aber: Vorher lebte ich einen Lebenstraum, heute ein Leben. Ich dachte mir bis zu meinem Unfall ja immer, dass ein Genickbruch töd-

World Run 2023.

lich sein muss. Ich habe etwas uberlebt, was ich zuvor fur ein Todesurteil gehalten hatte. Und das löste eine ganz spezielle Emotion aus: Vielleicht könnte man es einen Flow der Dankbarkeit nennen.

Und was trat an die Stelle der Challenges, denen du dich als Spitzensportler gestellt hast?

Fruher war fur mich am wichtigsten, dass während eines Sprungs die Technik gepasst hat. Heute geht es mir darum, technisch möglichst perfekt aufzustehen und etwa in einem Schwung vom Bett zum Schrank zu kommen. Dass Bewegungen, die einen ernormen Aufwand bedeuten, so schön wie irgend möglich ausgefuhrt werden. Fruher war es der Sprung uber die Schanze, heute ist es der „Sprung“ aus dem Bett oder aus dem Rollstuhl. Das sind brutale Kleinigkeiten, deren Wert ich mit einem Mal zu schätzen lernte. Es begann in dem Moment, in dem ich meine Zehen zum ersten Mal bewegen konnte. Dann kam Spazieren im Wasser, Spazieren mit Krucken – und im vergangenen Jahr beim Wings for Life World Run bin ich dann 2,35 Kilometer gegangen. All das kann man naturlich rein äußerlich nicht mit Skifiegen vergleichen. Doch die Glucksgefuhle sind durchaus ähnlich. Die Herausforderung muss nicht nach außen hin plakativ sein, um einen innerlich zu erfullen. Ich bin jetzt mein eigener Punkterichter – und trotzdem strenger als jeder andere.

DAS IST MEIN LEBENS-LAUF

LUKAS MÜLLER UND DER WINGS FOR LIFE WORLD RUN

DEIN ZIEL FÜR HEUER?

„2021 bin ich im Rollstuhl einen Halbmarathon gefahren, 2022 bin ich bei 34 Kilometern angelangt. Aber da geht heuer noch mehr, hofentlich Richtung 40 Kilometer.“

WIE LÄUFT DAS TRAINING?

„Gut! Obwohl es manchmal kleine Hindernisse gibt, wie etwa zuletzt in der Schlussphase einer 16-Kilometer-Einheit. Da bin ich mit dem Vorderrad in ein Schlagloch geraten und gestürzt. Und dennoch war das auch ein Glücksmoment: Es hätte auch schlimmer kommen können.“

DEIN STÄRKSTER MOMENT?

„Im Vorjahr habe ich erstmals gehend teilgenommen und schafte 2,35 Kilometer. Im Ziel riss ich dann die Arme samt Krücken in die Höhe – daraus entstand ein ikonisches Bild. Dabei hatte ich in diesem Moment nur eines im Kopf: Bitte jetzt nicht umfallen! Aber heuer fahre ich wieder im Rollstuhl, denn da bringe ich, was die absoluten Zahlen betrift, ganz einfach bessere Leistungen.“

DEIN ANSPRUCH?

„Entscheidend ist nicht, wie tief man fällt, sondern wie hoch man wieder zurück herausfedert!“

WINGS FOR LIFE WORLD RUN
Big Moment. Rennen ohne Rollstuhl: Lukas Müller auf den ersten Schritten seines Wings for Life
THE RED BULLETIN 9 PHILIPP CARL RIEDL/WINGS FOR LIFE WORLD RUN

13. Jänner 2016. Du bist Vorspringer bei der Skifug-WM am Kulm. Plötzlich drückt der linke Ski zum Körper, rotiert wie ein Propeller. Aus deinem Segelfug wird ein freier Fall und dann ein ungebremster Aufprall auf dem eisigen Schnee. Was spielte sich in diesem Moment in deinem Kopf ab? Der Moment hat sich wie Superzeitlupe hingezogen. Wir sprechen hier von einem Zeitfenster von weniger als einer halben Sekunde, das sich wie eine Ewigkeit anfühlte. Beim Aufschlag dachte ich: Hey, das tut eigentlich gar nicht weh, dabei bin ich mit 120 km/h aufgeschlagen. Zweite Wahrnehmung: Ich konnte atmen, also keine Brustkorbquetschung. Mir war klar: Diese enormen Kräfte mussten also an einer anderen Stelle gewirkt haben. Ich wollte mich auf den Bauch drehen und aufstehen, und sofort war da dieses Gefühl, mich von der Brust abwärts nicht mehr bewegen zu können. Ich spürte unterbewusst: Entweder ist das ein Schock oder eine Lähmung. Aber da war keine Bestürzung, keine Angst, keine Panik – mit dem Aufprall war plötzlich die gesamte Körperspannung weg. Ich wusste, ich selbst kann jetzt gar nichts tun, und alles war ruhig wie in Watte.

Dabei haben um dich herum alle auf Highspeed gearbeitet, die Rettungskette funktionierte doch vorbildlich, oder? Auf jeden Fall! Erst die Sanitäter im Auslauf, dann der Hubschrauber vor Ort, dann Schockraum, Computertomographie, MRT, dann wurde ich auch schon operiert. Das funktioniert leider nicht überall so gut. Und leider gibt es noch kein Medikament, das man verabreichen kann oder darf, um die

GEWINNSPIEL

ABHEBEN MIT LUKI & MORGI

Beim größten Spendenlauf der Welt formieren sich jährlich auch unzählige Teams, in denen Teilnehmerinnen und Teilnehmer unabhängig von ihrem Laufort gemeinsam an den Start gehen. Dabei könnt ihr eine Distanz festlegen, euch gegenseitig motivieren oder als größtes Team in die Wings for Life World RunGeschichte eingehen! Unter allen, die sich in diesem Jahr dem Team Morgenstern-Müller anschließen, wird ein Hubschrauberfug mit den beiden Captains Lukas Müller und Thomas Morgenstern verlost.

„Als ich 2023 Luki mit dem Catcher Car eingeholt habe, ist er zuvor aus dem Rollstuhl aufgestanden und 2,35 Kilometer gegangen! Ein ganz besonderer Gänsehaut-Moment.“
ANNA GASSER

Prozesse, die in so einem Fall im Rückenmark stattfinden und die Lähmung beschleunigen, zu unterbrechen, zu verlangsamen oder ganz zu unterbinden. Es geht darum, dass sich die Rückenmarksbahnen nicht verschließen – aber da ist Wings for Life in der Forschung ganz, ganz stark dran.

Hattest du während der Zeit im Spital und in der Reha eine Art Mantra, das dir Kraft gab?

Ich hatte unmittelbar nach der Operation den Körper eines Babys und den Verstand eines Erwachsenen – und nicht einmal die Kraft, um verzweifelt oder wütend zu sein. Doch dann kam dieser Satz, den mir mein Chirurg bald nach der OP sagte: „Du hast einen gesunden Kopf und halbwegs funktionierende Hände, und genau das ist dein Startkapital.“ Das ist bis heute der wichtigste Satz, den ich je gehört habe.

Und von Tag eins an hast du versucht, dieses Startkapital zu vermehren? Ich habe täglich probiert, meine Füße zu bewegen. Ich wusste: Wenn es der Reiz vom Hirn in die Zehen schaft, habe ich viel geschaft. Ich erinnere mich, als ob es gestern gewesen wäre. 23. Jänner 2016, gerade einmal eine Woche nach meinem Unfall, im Fernsehen lief die Abfahrt auf der Kitzbüheler Streif: Svindal – Kreuzbandriss, Meniskusriss; Streitberger – Kreuzbandriss; Reichelt – Knochenstauchung. Was für ein brutales Rennen, dachte ich. Da spürte ich

plötzlich den Muskel der großen Zehe: Es waren nur Millimeter, für einen Unbeteiligten wäre die Bewegung wohl kaum bemerkbar gewesen. Aber das war keine unkontrollierte Muskelkontraktion, sondern etwas, das ich steuerte! Auf jeden Fall war es der Restart meines Unterkörpers – und somit der Beginn einer ganz neuen Reise.

So ein Glück. So ein Pech: Das sind Begrife, die man gemeinhin für absolut hält. Bei dir sind sie aber untrennbar miteinander verschmolzen. Stimmt. Der Grund für meinen Sturz war eine Kombination aus fünf oder sechs Ursachen – aber dass die alle auf einmal zusammenspielen, diese Idee hätte bis dahin selbst meine wildesten Theorien gesprengt. Mehr Pech geht nicht. Und dann der Umstand, dass ich einen Genickbruch überlebte, und die perfekte Rettungskette –mehr Glück geht nicht. Ich habe in der Reha Leute kennengelernt, die hatten Pech mit viel, viel weniger Glück. Ich dachte mir anfangs: Wozu brauche ich meine Beine und Füße noch, die sind doch nur unnützer Ballast. Bis ich eine ältere Dame unmittelbar nach ihrer Unterschenkelamputation kennenlernte, da hat sich das alles sofort und endgültig relativiert. Hätte ich wirklich Pech gehabt, würde ich dem Gras heute von unten beim Wachsen zusehen.

Hattest du am Tag deines Unfalls mehr Glück oder mehr Pech?

Auf jeden Fall mehr Glück – und zwar anhaltend: Ich kann sagen, dass ich heute ein glücklicher Mensch bin.

WINGS FOR LIFE WORLD RUN
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Die zwei haben einen Lauf Lukas Müller und Snowboard-Profi Anna Gasser gingen in Spittal an der Drau in dieselbe Schule, treffen einander mindestens einmal im Jahr. Der gemeinsame Fotoshoot für den Wings for Life World Run war für beide eine neue Erfahrung.

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CATCH ME IF YOU CAN

Snowboard-Doppel-Olympiasiegerin Anna Gasser sitzt am 5. Mai am Steuer des Catcher Cars, der mobilen Ziellinie. Gänsehaut inklusive!

Snowboard-Weltstar Anna Gasser ist für ihre ausgefeilten Tricks im Slopestyle und Big Air bekannt. Für den 11. Wings for Life World Run wechselt die 32-jährige Kärntnerin, für die der Lauf eine „echte Herzensangelegenheit“ ist, auf den Asphalt und schaltet einen Gang zurück: keine BleifußTendenzen an diesem wichtigen Tag!

Denn: Wenn am 5. Mai beim Flagship Run in Wien tausende Menschen um Punkt 13 Uhr für den guten Zweck losstarten, sitzt Anna Gasser am Steuer des sogenannten Catcher Cars. 30 Minuten nach dem Start nimmt sie mit zunächst 14 Stundenkilometern die Verfolgung der Läuferinnen und Läufer, Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer auf und erhöht dann das Tempo, bis alle eingeholt sind. Der weltweite Spendenlauf zugunsten der Rückenmarksforschung bedeutet für Anna jedes Jahr „pures Gänsehaut-Feeling“, egal ob sie mitläuft oder das Catcher Car pilotiert. „Man spürt hier so extrem den Zusammenhalt. Vor allem der Start ist sehr emotional. Wenn ich da die

Stimmung aufsauge, kommen mir schon mal die Tränen.“ Daraus wird schnell Euphorie, denn es sei lustig, die Teilnehmenden zu beobachten: „Zuerst laufen sie alle vor mir weg, später ist die Freude groß, wenn ich sie einhole“, sagt Anna.

Snacks und High Fives

Dieser Jubel begleitet Anna Gasser von der Wiener Ringstraße und dem Gürtel bis in den Prater und hinaus nach Tulln. Annas Freund, Snowboard-Prof Clemens Millauer, fungiert am Beifahrersitz als Unterstützer, Stimmungsmacher und DJ. Er vergibt High Fives und feuert die Teilnehmenden kräftig an. Anna verrät: „Wir bunkern immer Snacks und Schoki am Rücksitz und hofen, dass wir durchhalten. Immerhin sitzen wir ohne Zwischenstopp fünf Stunden im Auto.“

Hier geht’s zur Registrierung für den App Run oder für einen der Flagship Runs: wingsforlifeworldrun.com. Zu jeder Anmeldung gibt es ein gratis adidas-Laufshirt.

APP RUN: SO KLINGT DAS VIRTUELLE CATCHER CAR

Wenn du dich für die Teilnahme mit der Wings for Life World Run App entscheidest (mehr ab Seite 22), kannst du an jedem Ort deiner Wahl laufen. Dabei pusht dich Ö3-Moderatorin Gabi Hiller als Motivatorin, dem virtuellen Catcher Car leiht Schauspieler Gregor Bloéb seine Stimme.

„Es hört sich ein bissl an wie in einem Thriller!“
WINGS FOR LIFE WORLD RUN
Anna Gasser wird im Audi Q8 e-tron zur Jägerin, die dich beim Flagship Run in Wien verfolgt. Gregor Bloéb macht dir in der Audio Experience der App als Catcher CarSprecher Beine.
12 THE RED BULLETIN MARKUS BERGER/WINGS FOR LIFE WORLD RUN, PHILIP CARL RIEDL/WINGS FOR LIFE WORLD RUN NINA KALTENBÖCK
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Der Optimist Hannes Kinigadner blickt dank der Forschungsfortschritte von Wings for Life zuversichtlich in die Zukunft.

„ICH

WERDE AUFSTEHEN!“

Vor 20 Jahren hatte Hannes Kinigadner einen MotocrossUnfall und ist seither querschnittsgelähmt. Er ist der Grund, warum es die Wings for Life Stiftung gibt.

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Wer für etwas brennt, bewegt auch etwas. Genau diese positive Einstellung braucht es, um große Probleme zu lösen. Rückenmarksverletzungen passieren jeden Tag. Zu Hause, im Job, beim Sport. Ein unachtsamer Augenblick. Ein Sturz von der Leiter. Kein Gefühl mehr in den Beinen, im schlimmsten Fall auch in Armen und Händen. Oft sind es wenige Sekunden, die ein Leben für immer verändern. Als gemeinnützige Stiftung fördert Wings for Life seit 20 Jahren Spitzenforschung auf der ganzen Welt. Mit einem großen Ziel: die Heilung von Querschnittslähmung.

Seit 2008 ist Anita Gerhardter Herz, Hirn und Seele der Stiftung und hat sich ganz ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin verschrieben. Sie bringt die richtigen Menschen zusammen, schaft eine Schnittstelle für Forschung und Marketing und gibt 2014 den Startschuss für den ersten Wings for Life World Run. „Jedes Projekt, das wir fnanzieren, hat das Potenzial, einen Quantensprung auszulösen.“

Prof. Dr. Armin Curt ist klinischer Direktor bei Wings for Life und leitet das Querschnittszentrum an der Uniklinik Balgrist in Zürich. Er bestätigt: „In der Grundlagenforschung hat man mittlerweile schon vieles entdeckt. Was ich als Student gelernt habe, ist oft nicht mehr wahr. Denn das Wissen ist hier wirklich explodier t.“ Eine seiner Studien zielte darauf ab, die Hand- und Armfunktion bei hoch Querschnittsgelähmten, also bei einer Schädigung des Halsmarks, zu verbessern. „Dafür haben wir jahrelang Daten gesammelt und getestet. Es wird vielleicht nicht gleich eine Heilung geben, aber einen Durchbruch, indem wir das Nervensystem zu einer besseren Erholung anregen.“

Der Auslöser all dieser Bemühungen der Wings for Life Stiftung ist die Geschichte von Hannes Kinigadner. Er ist erst neunzehn Jahre alt, als er am 26. Juli 2003 bei einem Benefz-Motocrossrennen in Österreich antritt. In einer schnellen Linkskurve kann Hannes einem gestürzten Fahrer nicht ausweichen. Er wird über den Lenker geschleudert, prallt mit dem Kopf auf dem Boden auf und bleibt bewegungslos auf dem Bauch liegen. Das Rennen wird sofort abgebrochen. „Ich erinnere mich noch an jede Sekunde“, erzählt Hannes. „ Als ich dalag und alle um mich zusammenliefen. Ich war beunruhigt und bat jemanden, mir die Schuhe auszuziehen. Als man mir sagte, dass man mir die schon ausgezogen hatte,

Hannes Kinigadner (li.) mit seinem Vater Heinz und Anita Gerhardter, Geschäftsführerin von Wings for Life

bekam ich echt Angst. Denn ich habe das alles nicht gespür t.“ Auf der Intensivstation erleidet Hannes zwei Herzstillstände. Dann einen Kleinhirninfarkt. Es dauert Wochen, bis der junge Tiroler stabil ist. Dann wird er zum ersten Mal in einen Rollstuhl gesetzt. „ Für mich war das der Moment, in dem mir bewusst wurde: Du bist vom Hals abwärts querschnittsgelähmt. Meine Welt ist zusammengebrochen.“

Ein Leben ohne Privatsphäre „Hannes kann nicht einmal seine Finger bewegen. Bei einem so hohen Querschnitt ist alles mitbetrofen“, sagt Hannes’ Vater Heinz Kinigadner, Motocross-Weltmeister von 1984 und ’85. Hannes ergänzt: „Dieser Unfall hat alles verändert. Meine Privatsphäre war futsch. Und auch meine Freiheit.“ Seine Familie hilft ihm, in diesem neuen Leben so gut wie möglich zurechtzukommen. Gemeinsam mit seinem Freund, Red BullGründer Dietrich Mateschitz, ruft Heinz Kinigadner 2004 die Stiftung Wings for Life ins Leben, um die Rückenmarksforschung voranzutreiben. Heute fördert sie Projekte auf der ganzen Welt, von der Grundlagenforschung bis zur klinischen Studie.

Die Geschichte von Hannes Kinigadner hat unterdessen nichts an ihrer Schwere, Kraft und unerschütterlichen Hofnung verloren. „Ich bin mir sicher, dass ich wieder aus diesem Rollstuhl aufstehen werde“, sagt Hannes. „Dass ich vieles wieder selber machen kann. Dass ich endlich wieder frei bin.“

DAS PRINZIP HOFFNUNG

20 JAHRE STIFTUNG

WINGS FOR LIFE

DAS HERZ

Anita Gerhardter ist CEO der Wings for Life Stiftung, die seit 2004 internationale Spitzenforschung unterstützt. Gemeinsam mit Heinz Kinigadner und Mark Mateschitz bildet sie den Vorstand.

DIE MISSION

Mit dem Wings for Life World Run und deiner Hilfe fördert die Wings for Life Stiftung weltweit Forschung, um Rückenmarksverletzungen heilbar zu machen. Bisher: 299 Projekte in 20 Ländern.

DREI PROJEKTE KURZ ERKLÄRT

Von Stammzellen versprechen sich die Forscher unter anderem, geschädigten Nervenzellen zu einem Wiederauswachsen zu verhelfen. Aussichtsreiche Laborversuche gibt es dazu von Philip J. Horner am Center for Neuroregeneration in Houston, Texas.

Forscher um David Stirling an der Universität von Louisville, Kentucky, testen chemische Blocker, die Schwellungen der Nervenbahnen verhindern sollen. Die Hofnung: die Verbindungen der Nervenbahnen zu erhalten und eine bessere Erholung zu erzielen.

An der Uniklinik Balgrist in Zürich arbeitete Armin Curt daran, Handund Armfunktionen von Querschnittsgelähmten mithilfe neuer Medikamente zu verbessern.

Prof. Dr. Armin Curt ist klinischer Direktor bei Wings for Life und leitet das Querschnittszentrum an der Uniklinik Balgrist in Zürich.

WINGS FOR LIFE WORLD RUN
THE RED BULLETIN 15 HELGE KIRCHBERGER/WINGS
MEDIA
FOR LIFE, STEFANIE KORHERR, WINGMEN

GEMEINSAM LÄUFT’S AM BESTEN

Was einen Rollstuhl-Tennisspieler und eine Biathletin eint? Der Wings for Life World Run! Hier teilen

Nico Langmann und Anna Gandler ihre Start-Tipps.

Nico Langmann ist ein Wings for Life World Run-Urgestein. Der Rollstuhltennisspieler und Paralympics-Teilnehmer startete erstmals im Jahr 2014 und hat die Geburtsstunde des Laufes miterlebt – und wie sich der Wings for Life World Run seither entwickelt hat. Die Euphorie darüber ist ihm jedenfalls anzuhören. Seit jeher sei der Lauf für ihn ein spezielles Ereignis, sagt er. „Es ist diese große Begeisterung, die jeden ergreift, dass man für eine Randgruppe an den Start geht, die diesen Event so besonders macht. Menschen mit Behinderung sind eigentlich keine Aufmerksamkeit gewohnt, und dann steigt da ein riesiger Laufevent. Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue – weil ich in eine Welt eintauchen darf, die mir sehr gefällt.“

Auf die Frage, wie er sich auf den Wings for Life World Run vorbereitet, antwortet Langmann pragmatischer: „Das kommt auf meine Ambitionen an. Ich hab den Rollstuhlrun sogar einmal gewonnen, und eigentlich sollte ich mich intensiver vorbereiten, aber obwohl ich Sportler bin, ist dieses Ausdauertraining noch mal etwas anderes.“ Langmann steht aktuell auf Platz 15 der Weltrangliste im Rollstuhl-Tennis, an Fitness mangelt es ihm also nicht. Seine Vorbereitung für den Wings for Life World Run ist dennoch eher materialbezogen, da er die Abnutzung bei langen Rollstuhlfahrten berücksichtigt. So trägt er etwa Golfhandschuhe, um Blasen zu vermeiden, die er dann beim Tennis spüren würde. „Bei meinem ersten Wings for Life World Run hat damals an der Startlinie

Michi Buchleitner (ehemaliger österreichischer Hindernis- und Langstreckenläufer; Anm.) noch eine Pumpe geholt und schnell meine Reifen aufgepumpt. Seither mache ich vor dem Rennen, also einmal im Jahr, einen Generalcheck. In den Wochen nach dem Wings for Life World Run ist mein Rollstuhl immer top“, sagt Langmann und lacht.

Tipps für alle, die an den Start gehen, hat Langmann auch parat. Das Wichtigste sei, sich von der Atmosphäre und der gemeinsamen Energie des Events pushen zu lassen. „Die Motivation kommt wie von selbst, wenn man vor Ort ist“, sagt er. Dann sollte man ausreichend dehnen und sich aufwärmen, damit einem nicht zu früh die Luft ausgeht. Und schließlich noch sein „geheimer“ Trainingstrick, der ihm zusätzlich hilft: Er schläft unglaublich viel, neun bis zehn Stunden pro Tag. „Tennis ist sehr koordinativ, da braucht man auch viel Gehirnfunktion. Im Schlaf regeneriert sich das Gehirn und speichert neue Bewegungsmuster ab. Also schlaf ich extra viel für Regeneration und Wohlbefnden.“

Anna Gandler Für Österreichs

Top-Biathletin ist der Start beim Wings for Life World Run Ehrensache.

Nico Langmann

Der ParalympicsAthlet 2023 beim Wings for Life World Run in Wien

WINGS FOR LIFE WORLD RUN
machen, Golfhandschuhe tragen, schlafen.“ NICO LANGMANNS VORBEREITUNG
„Rollstuhl-Check
16 THE RED BULLETIN KEVIN VOIGT/RED BULL CONTENT POOL, MATTHIAS HESCHL/WINGS FOR LIFE WORLD RUN

Ich bin leider selbst nicht die beste Läuferin, aber vielleicht hab ich gerade deshalb ein paar gute Tipps“, sagt Anna Gandler und lacht. Die 23jährige Biatlethin startet zum dritten Mal beim Wings for Life World Run, und ihr wichtigstes Asset für den Lauf ist das Aufwärmen. „Gerade wenn man wie ich Knieprobleme hat, ist das unerlässlich“, sagt sie. Ihre fundamentalen Übungen sind Schwunggymnastik, also das Bein vor sich hin und her und nach vorne und hinten zu schwingen, die Oberschenkel und die Waden ausreichend zu dehnen. Und dann langsam zu starten und keinesfalls zu schnell, sonst „powert man sofort aus“.

„Mein Startsignal an den Körper: Ich klopf meine LaufMuskulatur ab.“

Die Magie des Wings for Life World Run ist aus ihrer Sicht leicht erklärt: Laufevents ohne tieferen Sinn gibt es viele, aber dieser Run hat einen Zweck, sagt Gandler. „Wer am Start steht, tut Gutes. Ich fnde, es ist ein Privileg, für diejenigen zu laufen, die es nicht können. Und es ist wichtig, dass die Forschung vorangetrieben wird.“ Dieser Gedanke pusht und motiviert sie zusätzlich, wenn sie einen Hänger hat. Essenziell sei auf jeden Fall, dass man satt an den Start geht, am Vormittag noch mal Kohlenhydrate zu sich nimmt und während des Laufens etwa einen Riegel, damit man nicht unterzuckert. Und nach dem Lauf direkt wieder seine Speicher aufüllt. „Wenn man nichts Festes runterkriegt, ger ne auch einen Proteinshake.“ Wenn es um die Laufkleidung geht, hält Gandler an dem Motto fest: „ Besser neu als alt“. Sie habe ihre Knieprobleme jedenfalls, seit sie sich mit einem schon sehr abgelaufenen Schuh zu lange geschunden hat – passende Schuhe sind also das Wichtigste. Und ihr „geheimer“ Trainingstrick? Vor dem Start noch mal die gesamte Muskulatur fest abklopfen. „Das signalisiert dem Körper und den Muskeln, dass es losgeht. Quasi: Jetzt gibt’s Arbeit!“

THE RED BULLETIN 17

FORSCHERIN DER HOFFNUNG

Atena Zahedi ist zehn Jahre alt, als ihr kleiner Bruder im Strandurlaub einen Unfall erleidet. Die Familie sucht verzweifelt nach Hilfe. Und nach Hoffnung. Bis Atena die Sache selbst in die Hand nimmt – und für ihren Bruder zur Forscherin wird. Heute unterstützt die Wings for Life Stiftung Zahedis Projekte in der regenerativen Medizin.

TEXT CHRISTINA HERBST
18

Optimistisch

Die Iranerin Atena Zahedi, 40, hat sich der Rückenmarksforschung verschrieben –heute forscht sie in Kalifornien.

Die Freude ist groß, als Atenas Familie 1994 in den Norden des Irans reist. Eine Woche Urlaub am Kaspischen Meer. Tanten, Onkel, Cousins, alle sind dabei. Sie sind gerade erst angekommen. Die Luft riecht nach Sommer und Unbeschwertheit. Atena, ihr kleiner Bruder und ihre Cousins spielen am Strand. Sie bauen Sandburgen. Nebenan wird der Strand vergrößert und dafür Sand aufgeschüttet. Ein Lastwagen bringt die nächste Fuhre Sand – nur dieses Mal ist er zu nah an den Kindern. Dann geht alles ganz schnell: Der Fahrer legt den Rückwärtsgang ein, fährt nach hinten und übersieht dabei Atenas Bruder. Er überrollt den zweijährigen Buben.

„Es war schrecklich. Diese Bilder haben sich in mein Gedächtnis gebrannt“, sagt Atena, während sich ihre Augen mit Tränen füllen. „Mein Bruder war nach dem Unfall bei Bewusstsein und hat mich angesehen.“

In der Kleinstadt gibt es keinen Krankenwagen, keine Sanitäter. Atena läuft, so schnell sie kann. Sie holt ihre Mutter. Ein Taxi bringt die drei in die Hauptstadt Teheran. Der Körper ihres kleinen Bruders liegt in ihren Armen, er ist nur in ein Handtuch gewickelt. Atena: „Er verlor viel Blut. Es ist ein Wunder, dass er überlebt hat.“

Im Krankenhaus weigern sich die Ärzte, den Buben zu operieren. Sie raten Atenas Mutter, nach Hause zu gehen, denn „es lohne sich nicht, das Kind am Leben zu halten“,

erzählt Atena und schüttelt den Kopf. Auch nach fast 30 Jahren kann sie das Verhalten der Ärzte nicht fassen: „Meine Mutter hatte als Hebamme zum Glück medizinische Grundkenntnisse, sie konnte meinen Bruder irgendwie stabilisieren. Aber die Knochen seiner Hüfte und seiner Beine waren zerschmettert – genauso wie seine Wirbelsäule. Er musste operiert werden.“

In ihrer Verzweiflung reist die Mutter mit ihrem Sohn nach England und hoft dort auf Hilfe. Dann wird auch in London die Behandlung eingestellt. Der letzte Ausweg sind die USA, wo bereits ein Onkel der Familie lebt. Also wenden sie sich dorthin –und kehren ihrem Leben im Iran für immer den Rücken.

Odyssee der Operationen

Bei der Ankunft in Kalifornien wird Atenas Bruder sofort in ein Krankenhaus gebracht: „Er hatte unzählige Operationen an seiner Wirbelsäule, an den Hüften und Beinen. Es war eine Tortur für ihn, aber er war tapfer.“ Die Zahedis kommen im Ronald­McDonaldKinderhaus unter, einer Einrichtung für Familien von jungen Patienten. Dort bleiben sie lange Zeit.

Lange und hartnäckig bleiben auch die Vorwürfe, die Atena sich macht: „ Es hat Jahre der Therapie gebraucht, um zu verstehen, dass auch ich damals noch ein Kind war. Als große Schwester habe ich

In der Kleinstadt gibt es keine Krankenwagen. Atena läuft, trägt ihren Bruder im Arm.
WINGS FOR LIFE WORLD RUN THE RED BULLETIN 19 ANDREAS SCHAAD/LIMEX IMAGES

Teamwork. Bild oben: In ihrer Forschungsarbeit in Kalifornien setzt Atena Zahedi auf Stammzellen und deren Potenzial zur Heilung von Querschnittslähmung. Bild unten: Mentorin Aileen Anderson und Atena Zahedi (Mitte) bei einer Wings for Life Lab Tour an der University of California, Irvine.

Atena beginnt ihr Studium in den USA. Ein Kurs in Neurowissenschaften ändert ihr Leben.

mir Vorwürfe gemacht und mir für alles die Schuld gegeben.“ Die Iranerin, die beim Unfall erst zehn Jahre alt war, habe viele Nächte schlaflos verbracht, in denen sie sich wünschte, mit ihrem Bruder tauschen zu können, um nur das Leid von ihm zu nehmen.

Eine wegweisende Begegnung

Sie ist oft an seiner Seite am Krankenbett. Sein Zustand verbessert sich nur langsam. Jahrelang trift Atena auf so viele Ärzte. Aber sie alle betreiben nur Schadensbegrenzung. Vom Wieder-gehen-Können ist nie die Rede. Da ist keine Hofnung – bis sie das Ganze, als sie achtzehn geworden ist, selbst in die Hand nimmt.

Im ersten Uni-Jahr besucht Atena einen Kurs in Neurowissenschaften. Sie hört von einer vielversprechenden Forschungskonferenz und bemüht sich, dort hinfahren zu dürfen. Auf der Konferenz erfährt sie das erste Mal etwas über Stammzellen –und deren Potenzial zur Behandlung von Krankheiten. Das inspiriert Atena, ihr Doktoratsstudium in Neurowissenschaften und Stammzellforschung fortzusetzen.

Während ihres Studiums besucht sie eine weitere Konferenz. Dort lernt sie Aileen Anderson kennen, eine anerkannte Spezialistin für Stammzell- und Rückenmarksforschung. „ Als ich ihren Vortrag hörte, dachte ich: Das ist es, was ich machen muss“, sagt Atena. „Ich wusste es sofort. Für mich klang es wie ein Wunder.“ Sie führt ein langes Gespräch mit Anderson und erzählt ihre Geschichte. Atena beweist sich, bekommt ein Stipendium, und die beiden beschließen zusammenzuarbeiten.

Heute, viele Jahre später, ist Atena an der University of California in Irvine fest angestellt. Sie forscht gemeinsam mit Aileen Anderson an Stammzelltherapien für Rückenmarksverletzungen – für eine Heilung von Querschnittslähmung.

Zwischen Stolz und Hofnung

„Mein Bruder ist heute sehr stolz auf mich. Und ich bin auch sehr stolz auf ihn. Er ist ein wunderbarer Mensch.“ Atenas Bruder lebt heute in Chicago und arbeitet für eine Organisation, die behinderte Menschen unterstützt. Er sitzt querschnittsgelähmt im Rollstuhl, führt ein selbständiges Leben – aber kämpft bis heute mit den Folgen seines Unfalls.

Auf die Frage, was sich Atena für ihn wünscht, antwortet sie: „ Dass er nie die Hofnung verliert. Auch wenn ich nicht weiß, wann es eine Heilung gibt, weiß ich, dass Forschung wichtig ist. Und solange Hofnung da ist und die Menschen nicht aufgeben, ist alles möglich.“

WINGS FOR LIFE WORLD RUN
20 THE RED BULLETIN PRIVAT, WINGS FOR LIFE

DEIN LAUF DEIN BEAT EIN ZIEL

Am 5. Mai 2024 fndet der Wings for Life World Run statt. Philips Sports Headphones unterstützt den globalen Laufevent als Partner – und dich dabei, dein persönliches Ziel zu erreichen.

Musik und Laufen gehören einfach zusammen. Menschen zu motivieren, sich körperlich und geistig gesund zu halten, treibt auch Philips Sports Headphones als Global Partner des Wings for Life World Run an. Das gemeinsame Ziel ist es, eine Heilung für Rückenmarksverletzungen zu fnden. Aus der Neurowissenschaft ist zudem bekannt, dass wir unsere Bewegungen instinktiv an den Takt der Musik anpassen. In diesem Zusammenhang hat Philips Sports Headphones die kabellosen Open-Ear-Sportkopfhörer entwickelt. Sie sind nicht nur superleicht und robust, sondern sorgen dafür, dass du alles hörst, was um dich herum passiert – ohne auf detailgetreuen Klang mit satten, klaren Bässen zu verzichten. Perfekt auch für den Wings for Life World Run App Run.

philips.com/sports-headphones

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MITLAUFEN UND MITHELFEN!

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EIN RUN BEWEGT DAS LAND

Um Wings for Life zu supporten, kannst du selbst einen sogenannten App Run Event anmelden. Hier erzählen drei Organisatoren von ihren Läufen, die sogar oft in einer Party enden.

App, App, Hurra! Der erste App Run Event in Innsbruck führte 2023 um das Tivoli Stadion.

Ganz nach dem Motto „Individuell, aber doch gemeinsam“ nutzen jedes Jahr tausende Menschen die Wings for Life World Run App, um gemeinsam bei einem App Run Event – heuer mehr als 50 in Österreich – zu starten. Anmelden kann man einen solchen Event ganz einfach unter are.wingsforlifeworldrun.com – Interessierte können einen eigenen Event auf der Website anlegen und Startpunkt, Strecke, Ziel und Programm vor Ort gestalten. Daran kann jeder teilnehmen. Am Tag des Wings for Life Word Run laufen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann gemeinsam los. Das erfreuliche Ergebnis? Erzählen uns die Organisatoren selbst.

APP RUN EVENT ERNSTHOFEN, NIEDERÖSTERREICH

Manuel Langweil, 23, Programmierer

„Wir sind 2023 mit einem Team aus zwanzig Bekannten aus unserem Ort, darunter vielen Mitgliedern des Tischtennisvereins, den App Run gelaufen. Gestartet wurde am Ortsplatz, manche haben dann sechs Kilometer geschaft, einige sogar bis zu zwanzig. Als Jugendgemeinderat ist es mir wichtig, auch sportlich was mit den Jungen zu unternehmen. Also hab ich auf wingsforlifeworldrun.com einen Event über den App Run Event Manager erstellt – unser Team heißt ‚E rnst hofen läuft für einen guten Zweck‘ –, und den App Run Event bewerben wir jetzt in unseren Gemeindenachrichten, über Facebook und auf Instagram unter: @ernsthofen_speziell.

Unser Lauf-Kollege Michael Selinger ist ein Bekannter des Renn-Rollstuhlfahrers Thomas Geierspichler und hat sich als Coach zur Verfügung gestellt. Wir haben uns für den App Run Event am 5. Mai eine fxe Strecke von sechs Kilometern ausge-

22 THE RED BULLETIN MANUEL LANGWEIL, SANDRA RENNER, EMANUEL KASER, ANITA KAPFERER, PHYSIO 1.0

macht. Die führt vom Ortsplatz Ernsthofen an der Enns entlang und wieder zurück ins Ortszentrum. Mein Wunsch ist, dass wir viele Leute zusammenbringen. Anschließend wollen wir eine Grillerei veranstalten, und es wird sich musikalisch etwas tun – als Motivation, damit die Leut’ brav weiterlaufen! Ich persönlich würde beim App Run Event gern die Halbmarathon-Distanz von 21 Kilometern schafen. Im Training dafür pushe ich mich mit Hip-Hop und Deutschrap.“

APP RUN EVENT VÖLS, TIROL

Sandra Renner, 46, Kindergartenpädagogin

„Ich bin am 5. Mai zum dritten Mal bei einem App Run Event dabei. Wir helfen da alle zusammen, Familie und Freunde. Mein Nefe Philipp (am Foto unten links; Anm.) hat uns zu dem App Run Event motiviert. Er sitzt seit einem Snowboardunfall im Rollstuhl und ist 2023 mit dem Handbike mitgefahren. Für ihn nennen wir uns ‚Team Philipp‘. Er ist mein Patenkind, mein Antrieb und mein Vorbild – weil er so ein positiver Mensch ist. Ich bin stolz auf ihn! Aus dem Event machen wir immer einen schönen Familien- und Freundetag. Manche fahren mit dem Kinderwagen mit oder ge-

„Manche fahren mit Kinderwagen. Andere bringen Kuchen. Es ist ein Familienund Freundetag.“
APP RUN-ORGANISATORIN SANDRA RENNER

hen mit dem Hund Gassi. Es gibt eine Labestation und Marktstände. Für die Strecke haben wir zwei Runden in Völs und Kematen miteinander verbunden, eine 2,6 und eine 5,2 Kilometer lang – so kann jeder so weit laufen, wie er möchte, vorausgesetzt, das virtuelle Catcher Car erwischt einen nicht vorher.

2023 hatten wir 200 Teilnehmer beim App Run Event ‚Völs, Tirol‘ – das wollen wir heuer toppen: 300 wären fein! Bekannte und Verwandte bringen Kuchen vorbei, wir sammeln freiwillige Spenden, die wir dann an Wings for Life weiterleiten. Mir kommen schon die Tränen, wenn ich über den Run spreche. Es ist schön, wenn man sieht, dass sich Leute gern dem Lauf und der guten Sache anschließen. Wir starten den App Run Event immer gemeinsam mit einem Lautsprecher und laufen dann für das große Ganze.“

APP RUN EVENT INNSBRUCK, TIROL

Dominik Fridrich, 29, Sportwissenschaftler

„A ls medizinischer Trainingstherapeut betreue ich unter anderem einen Rollstuhlpatienten – Charly, den Vater meiner Freundin. Da er schon Rollstuhltennis spielte, war es naheliegend, einen weiteren sportlichen Anreiz zu schafen. Also hab ich mich 2023 auf der Wings for Life World Run Website

mit dem Team ‚Physio 1.0‘ angemeldet, und so entstand der erste App Run Event in Innsbruck. Als Location hab ich eine Strecke um das Tivoli Stadion gewählt, die ist nämlich rollstuhlgerecht. Am großen Tag hatten wir letztendlich 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Start. Sogar der ehemalige Skirennläufer Hannes Reichelt hat sich uns angeschlossen.

Vor dem App Run Event 2023 konnte ich gar nicht richtig schlafen, war danach

Gutes Team. Dominik Fridrich mit Charly beim App Run Event in Innsbruck

aber sehr glücklich, dass es so viele schöne Momente gegeben hatte. Was ich von Rollstuhlfahrern gelernt habe, ist, ofen und auf Augenhöhe zu kommunizieren und ein bissl schwarzen Humor und Sarkasmus zu haben. Charly ist ein wesentlicher Teil meines Lebens. Ich hab den größten Respekt davor, wie Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer ihren teilweise beschwerlichen Alltag schafen! Mein Wunsch ist es, dieses Jahr Läuferinnen und Läufer zu motivieren, weil so ein Run natürlich von der Teilnehmeranzahl lebt. Einen globalen Event zu einem lokalen zu machen ist wirklich eine feine Sache! Deswegen freu ich mich auf den 5. Mai und auch schon aufs nächste Jahr!“

Weitere App Run Events findest du in der App und unter:

WINGS FOR LIFE WORLD RUN
Family first. Sandras Neffe Philipp im Handbike 2023 beim App Run Event in Völs
THE RED BULLETIN 23

Sie spricht, motiviert dich, bringt dich mit Freunden zusammen: Hier sind die wichtigsten Features der Wings for Life World Run App.

Dieser Lauf ist einzigartig. Was den Wings for Life World Run so besonders macht? Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer starten alle gleichzeitig – und das weltweit. Am 5. Mai um 13 Uhr österreichischer Zeit, und das von überall. Dabei ist die App dein bester Freund, sie unterstützt und motiviert dich und verbindet dich gleichzeitig mit der globalen Community: Gemeinsam laufen alle für ein großes Ziel. Wir erklären hier die wichtigsten Features der Lauf-App.

1. DOWNLOAD

Die Wings for Life World Run App ist für iOS im App Store und für Android-Geräte auf Google Play erhältlich. Nach dem Download kannst du dich einfach registrieren und für den App Run anmelden.

2. VORBEREITUNG

Das Laufformat beim Wings for Life World Run gibt es so nur einmal: Die Ziellinie verfolgt dich. Denn 30 Minuten nach dem Start nimmt

das virtuelle Catcher Car die Verfolgung auf, und dein Lauf ist zu Ende, sobald es dich eingeholt hat. Mit der Training-Run-Funktion kannst du schon in der Vorbereitung üben, gegen das virtuelle Catcher Car zu laufen. Trainingsläufe können gespeichert, geteilt und verglichen werden.

3. CHECKLISTE

Mit dem Goal Calculator kannst du dir dein individuelles Laufziel für den Renntag setzen. Wähle dein Streckenziel und erfahre, wie viel Zeit du hast und welche Pace du am Renntag laufen musst, um es zu erreichen. Mit der Checkliste kannst du außerdem sichergehen, dass du optimal für den Renntag vorbereitet bist.

4. COMMUNITY

Beim Wings for Life World Run kann jede und jeder mitmachen, ob Laufneuling, Profläufer oder Rollstuhlfahrerin. Das Motto: Wir alle sind Gewinner. Tritt einem Team bei oder lade Freunde, Familie und Kolle-

gen ein und gründe ein eigenes Team. Jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer zählt, denn alle Startgelder fießen zu 100 Prozent in die Rückenmarksforschung!

5. AUDIO

EXPERIENCE

Am Lauftag erwartet dich ein spezielles Hörerlebnis: Ö3-WeckerModeratorin Gabi Hiller feuert dich an und feiert mit dir, während dir Gregor Bloéb als Catcher Car-Sprecher Beine macht. So echt hat sich ein virtueller Lauf-Event noch nie angefühlt!

Freu dich auf ein Warm-up, Updates und Infos zum Run: QR-Code scannen und gleich einmal reinhören!

WINGS FOR LIFE WORLD RUN
APP-SOLUT EASY
24 THE RED BULLETIN ANDRÉ ALVES/WINGS FOR LIFE WORLD RUN SASKIA JUNGNIKL-GOSSY
Laufen für die gute Sache, egal wo du bist. Und zwar ganz unkompliziert mit der Wings for Life World Run App – allein oder in der Gruppe mit Freunden und Trainingspartnern.
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