ePaper N°4

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ePaperNo Das Augsburger Hochschulmagazin.

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01 /2013 | www. presstige.org

FLÜCHTLINGSHEIM: Rand der Gesellschaft

RITALIN: Die neue Studentendroge?

LAST MINUTE: Kreative Faschingskostüme

ANGST



Editorial Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Diese Frage ist uns wohl allen aus Kindertagen noch gut bekannt. Das lustige Fangspiel hatte allerdings wenig mit dem späteren Erwachsenenleben zu tun. Angst ist für viele Menschen ein täglicher Begleiter – leider auch für Studenten. Unruhige Nächte vor der wichtigen Prüfung, schweißnasse Hände während dem Referat oder anhaltendes Herzrasen während des Semesters. Viele von uns kennen das. Doch sind heute mehr Studenten von massiven Angstzuständen betroffen als früher? Und ab wann wird die natürliche Angst zu einer ernst zu nehmenden Krankheit? Der Druck, stets der Beste und Schnellste zu sein, ist jedenfalls groß. Welche Ängste die Augsburger Studenten haben und wie sie damit umgehen, erfahrt ihr in der neuen Ausgabe. Ein Psychologe erklärt zudem, wie ihr am besten mit Angstzuständen umgeht. Warum ihr besser nicht zur Studentendroge Ritalin greifen sollt, könnt ihr hier ebenfalls lesen. Außerdem haben wir uns die Frage gestellt „Kleider machen Leute, oder?“. Das gesamte presstige-Team wünscht euch viel Spaß beim Lesen!

Martina Schnitzer & Daniela Steffl chefredaktion@presstige.org

d von n u e r F e Werd k! o o b e c a F f au presstige Covermodels: Wolfgang Kratsch, Ina Veneva, Denitsa Kostadinova und Tianli Xia – Titelfoto: Sebastian Baumeister – Mit herzlichem Dank an alle Beteiligten.

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INHALT titel

6 Angst 8 Umfrage: Das macht uns Studenten Angst 11 Gedicht: Das Deadline-Dilemma 12 Einwurf-Special

heimwärts 14 16 19 20

Was macht man eigentlich mit...ETK? Campusreportage: Die Leute und ihre Kleider, die Kleider und ihre Leute Rüstungsforschung in der Friedensstadt Studentendroge Ritalin

weltwärts 22 Die Unerwünschten 25 Winterzauber Augsburg

spaßwert(s) 26 MehrWissen 27 Alle Jahre wieder... 28 Biderrätsel 30 Eine Woche vegan

vorwärts 32 34 36 38 40

Die „Obruni“-Zeit in Ghana Schweinehund ade! Schreckgespenst Personalchef Ein Semester im KänguRuhland Knigge to go für das Studentenleben

seitwärts 42 Heute singt für Sie: Das Niveau 43 Glosse: 44 Büchertipps: Die Langeweile hat ein Ende

herzwärts 46 48 50 52

Schritt für Schritt Faschingskostüme für schmale Geldbeutel und kreative Köpfe Happy Hour Guide Tipps aus der Redaktion: Die besten Apps presstige | 7


ANGST

Wenn ein angeborener Überlebenstrieb zur Krankheit wird Text: Martina Schnitzer und Daniela Steffl – Fotos: Sebastian Baumeister

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ntonia M.* ist ein Vorreiter. Ihr stehen alle Türen offen. Sie gehört zur sogenannten geistigen Elite. Und sie hat Angst. Vor ihren Augen sieht sie nur hohe Wände, das Licht am Ende des Tunnels ist kaum noch sichtbar. Antonia fürchtet sich. Doch wovor? Eines ist sicher. Sie ist nicht allein damit.

Thomas Blum, Diplompsychologe des Studentenwerks Augsburg, kennt dieses Phänomen. Das Klischee vom lockeren Studentenleben ist längst überholt. Statt bis in die Morgenstunden zu feiern, sitzen viele Studierende bereits bei Sonnenaufgang in der Bibliothek. Die Motivation dazu ist vielfältig. Thomas Blum weiß, dass nicht immer gesunder Ehrgeiz der Leistungsantrieb bei Studierenden ist. Die Bandbreite an psychischen Erkrankungen reicht bei dieser Personengruppe von „übertriebenen Realängsten wie z.B. kontraproduktiver Prüfungsangst oder Blackouts, bis hin zu behandlungsbedürftigen Angststörungen, wie Sozialen Phobien, Panikattacken oder Generalisierten Angststörungen“.

Die Angst vor dem Ungewissen Oft können Studierende die Ursache für ihre Angst nur schwer ausdrücken. Falls sie sie überhaupt kennen. Ängs-

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te sind individuell und lassen sich nicht generalisieren. „Angst entsteht durch Projektionen in die Zukunft“, so Blum. Auch Antonia M. leidet unter Zukunftsangst. Sie liebt ihr BWL-Studium. Trotzdem fürchtet sie die Frage „Was möchtest du nach dem Studium machen?“ sehr. Eigentlich stehen ihr alle Türen offen. Doch wer sagt ihr, welche sie wählen soll? Plötzlich steht sie ganz allein da. Was ist, wenn sie sich für eine falsche Arbeitsstelle entscheidet, die ihr bald nicht mehr gefällt? Schon hat die Angstspirale im Kopf begonnen.

Ich schaff das nicht! Thomas Blum erzählt, dass sich einige Augsburger Studierende neben der Angst vor der Zukunft auch ihren Herausforderungen nicht gewachsen fühlen. „In Bezug auf Leistung sind dies meist Versagensängste, die häufig mit perfektionistischen Ansprüchen an sich selbst einhergehen“, erklärt der Psychologe. Müssen sich die Studierenden also selbst an die Nase fassen? Machen sie es sich zu einfach, wenn sie sagen, dass die Gesellschaft schuld ist an ihrer Misere? Schließlich wird die Mehrbelastung der Studierenden durch das Bachelor- und Mastersystem immer wieder in der Öffent-


lichkeit diskutiert. Die Angst, von Anderen überholt zu werden, wird zum ständigen Begleiter. Vielleicht ist das gerade das Problem. Alle anderen scheinen mit den Herausforderungen spielend fertig zu werden. Das schwindende Selbstwertgefühl soll durch eine Fassade der Perfektion versteckt werden. Wieder einen Schritt weiter in der Angstspirale. Antonia M. passt ins Bild, denn „Studienfächer, die sich selbst als „elitär“ verstehen, gesellschaftlich als „erfolgreich“ gelten, ein hohes Durchfallrisiko haben oder bei denen ein bestimmter Notenschnitt als notwendig für einen Berufseinstieg betrachtet wird, sind hier besonders gefährdet“ so Blum. Das erklärt, warum manche Studierende ein größeres Risiko haben, krankhafte Angstzustände auszubilden. Abgesehen davon beeinflusst das soziale Umfeld und die genetische Veranlagung das Angstpotential eines Individuums.

Kampf gegen die Angst Ängste sind nicht zwingend permanent. Sie entstehen im Kopf und müssen demnach auch dort bekämpft werden. „Ängste kann ich nur bekämpfen, wenn ich sie überhaupt wahrnehme. Ich muss mich ihnen stellen.

Ein Vermeidungsverhalten verschlimmert die Ängste langfristig“, so Blum. Auch Hilfsmittel, wie Alkohol und Psychopharmaka, verschaffen nur kurzfristig Linderung. Auf lange Sicht hin gesehen wird dadurch die Gefahr der Abhängigkeit vergrößert ohne jedoch die Beschwerden zu verringern. Die Decke über den Kopf ziehen und die Vorlesung ausfallen lassen ist der schlechteste Weg. Das ist bekannt. Doch wie schaffen es Betroffene wieder zurück in ein angstfreies Studium? Sie müssen sich ins Gedächtnis rufen, dass die Angst nicht objektiv vorhanden ist. Blum: „Sie entsteht durch die eigene Bewertung von Realitätswahrnehmungen. Ich mache mir also die Angst selber. Insofern kann ich mich mit bestimmten Gedanken ängstigen, aber ich kann mich auch mit anderen Gedanken beruhigen“. Folglich gilt es, sich seiner Angst selbst zu stellen. Falls das nicht möglich ist, kann ein Psychologe ein kompetenter Ansprechpartner sein. Antonia M. weiß, dass sie anfällig ist für Ängste. Das wird sie auch nicht ändern können. „Ich versuche mir für die Zukunft klare und erreichbare Ziele zu setzen“. Damit hofft sie ihrem Angstpotential entgegenwirken zu können. * Name von der Redaktion geändert titel | 9


Das macht uns Studenten Angst Eine Umfrage an der Universität Augsburg Text: Chantal Helwig & Rebecca Naunheimer ­– Fotos: Chantal Helwig

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rüfungsangst, Krankheit, Spinnenphobie oder sogar der Tod der geliebten Katze. Sorgen und Ängste schlummern in jedem von uns und verbergen sich zwischen Freizeit, Alltag und Uni. Was den Studenten an der Uni Augsburg am meisten Angst macht, haben wir für euch auf dem Campus herausgefunden.

Katharina, 1. Semester Realschullehramt Mathe & Physik „Der Gedanke daran, mein Studium nicht erfolgreich abschließen zu können, macht mir am meisten Sorgen. Da ich bereits zwei Semester Mathe und Physik auf Gymnasiallehramt studiert und das leider in den Sand gesetzt habe, ist diese Angst nicht unbegründet. Mir etwas Neues zu suchen und dann noch einmal von vorne anfangen zu müssen, fände ich furchtbar. Insbesondere deshalb, weil mir das Studium eigentlich sehr viel Spaß macht und ich später wirklich gerne Lehrerin sein möchte. Der Wechsel von Gymnasiallehramt auf Realschullehramt war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Die Inhalte sind wesentlich einfacher, ich denke das wird schon.“

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Stefan, 1. Semester Sozialwissenschaften „Angst habe ich hauptsächlich vor Krankheit. Obwohl ich selbst noch keine schlimme Krankheit hatte oder ich mir konkret Sorgen machen müsste, ist es das, wovor ich am meisten Angst habe. Gerade in meinem Umfeld, bei Verwandten oder Bekannten, höre ich immer wieder, dass etwas recht Schlimmes passiert ist. Insbesondere habe ich Angst davor, wegen Krankheit meinen Beruf nicht ausführen zu können. Außerdem habe ich Angst, dass der FC Augsburg absteigt!“


Gregor, 5. Semester Physik „Ich bin im fünften Semester und deshalb steht bald die Bachelorarbeit an. Da ich mich in dieser Hinsicht noch um nichts gekümmert habe und ich nicht einschätzen kann, wie viel Arbeit auf mich zukommt, habe ich davor mittlerweile schon großen Respekt. Am meisten Bedenken habe ich davor, dass mich die Themenstellung überfordert. Das Thema kann ich zwar selbst aussuchen, aber in Physik sind die meisten Themen so komplex, dass man davor wirklich fast noch nichts darüber wissen kann. Erst durch die Beschäftigung mit dem Thema bekommt man einen konkreten Einblick.“

Ronja, 3. Semester Gymnasiallehramt Deutsch & Geschichte „Ich habe ungeheure Angst vor Spinnen und vor Menschenmengen. Die Spinnen muss mein Freund sofort beseitigen, das geht also noch. Aber die Angst die ich bekomme, wenn ich mich unter sehr vielen Leuten aufhalte, schränkt mich schon sehr ein. Ich versuche daher große Menschenmassen von vornherein zu meiden. Muss ich zu den Stoßzeiten in die Uni, dann versuche ich immer eine Tram früher zu erwischen, die noch nicht so überfüllt ist. Diese Angst vor Menschenmassen ist stark ausgeprägt, ich gerate in Panik, fange an zu schwitzen und zu zittern.“

Sonja, Bachelorabsolventin Wirtschaftsinformatik an der FH „Ich habe am meisten Angst, wenn ich das Gefühl habe, dass ich orientierungslos bin und sich aus der Situation nicht schnell ein Ausweg finden lässt. Mir ging es beispielsweise beim Tauchen so, denn wenn ich relativ weit unter Wasser bin, ist es nicht möglich, schnell wieder an die Oberfläche zu gelangen. Noch schlimmer wurde es, als ich meinem Tauchpartner vor mir nicht mehr folgen konnte, weil das Wasser sehr trüb war und ich ihn nicht sehen konnte. Dieses Gefühl der Orientierungslosigkeit macht mir Angst, deshalb steige ich lieber um auf Schnorcheln.“

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Tina, 7. Semester Hauptschullehramt Englisch, Deutsch, Sozialkunde, Kunst „Am meisten habe ich im Moment Angst vor morgen. Mein Kater Luca wird kastriert und dieser kleine Fellball, den ich mittlerweile seit einem halben Jahr habe, ist mir so sehr ans Herz gewachsen. Eine Kastration ist eigentlich ungefährlich und bei jedem Tierarzt ein Routineeingriff. Trotzdem mache ich mir natürlich Gedanken, dass vielleicht bei der Narkose etwas schief laufen könnte. Leider darf ich bei dem Eingriff nicht dabei sein, sondern muss Luca morgens abgeben und darf ihn erst wieder nach der Uni am Nachmittag abholen.“

Eduard, 5. Semester Global Business Management „Die größte Angst habe ich davor, dass man nach Studienabschluss nicht das verwirklichen kann, was man sich vorgenommen hat. Ich habe mir von Anfang an feste Ziele gesetzt. Diese nicht zu erreichen, macht mir Sorgen. Wie die meisten meiner Kommilitonen möchte ich in der Unternehmensberatung tätig sein, am liebsten bei der Boston Consulting Group. Unternehmensberatung ist ein stark umkämpftes Feld, die Konkurrenz ist sehr groß. Ich versuche mich daher von den anderen abzuheben, beispielsweise durch Soft-Skill Kurse.“

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Lisa-Marie, 1. Semester Medien und Kommunikation „Die größten Sorgen machen mir gerade die Klausuren, die mir im Januar und Februar bevorstehen. Ich bin im ersten Semester und habe bis jetzt noch keine Prüfung an der Uni geschrieben. Am schlimmsten wäre es, wenn in einer Prüfung Inhalte abgefragt würden, auf die ich nicht vorbereitet bin. Durch einige Referate, Fallarbeiten und Texte, die ich im Moment bearbeiten muss, bin ich leider sowieso schon hinterher mit dem Lernen. Aber vielleicht ist es am Ende gar nicht so schlimm wie ich befürchtet habe.“


Das Deadline-Drama Text: Andrea Sappler

Rückt die Deadline ins Visier, bring ich rein gar nichts zu Papier. Vier Hausarbeiten an der Zahl, da hat man schnell die Qual der Wahl. Das Thema sollt mich interessieren und am besten nicht frustrieren. Kaum ist der Titel dann gefunden, ist meine Schreibkraft schon geschwunden. Zeitdruck raubt alle Kreativität; meine Gehirnwindungen: voll verdreht. Dazu stellt sich mir die große Frage: Wie wird man sie los, die Schreibblockade? Ich such nach Worten, mir fällt nichts ein, kann die Deadline nicht wann anders sein? Der Tag des Todes rückt immer näher. Die Angst vorm Schreiben wiegt deutlich schwerer. Ein, zwei Tage wart ich noch ab! Dann wird die Zeit so richtig knapp. Ein leeres Papier. Ein leeres Ich. Wir beide sind sicher: Wir schaffen das nicht! Doch kurz vor Schluss sprudeln die Worte. Ich schlage sämtliche Rekorde. Auferstanden, wie ein Phönix aus der Asche, hab ich am Stichtag einen Text in der Tasche. Wie könnte es auch anders sein, schlussendlich fiel mir dies noch ein: Schreibt man einfach mal so drauf los, klingt jeder Text ein bisschen doof. Doch was du heute hast geschrieben, das wirst du morgen wieder lieben. Drum fürchte nicht die Deadline-Phobie. Ganz ohne Deadline, schafft man es nie! |

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l a i c e p l S a i f c r e u l p a w i S Ein urf-fS-pec

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Einwurf-Special:

Skurrile Phobien

Außergewöhnliche Angstformen – Ein Überblick mit Augenzwinkern Text: Rebecca Naunheimer und Tamara Hübler

Lachanophobie Brokkoli, Paprika und Sellerie sind deine größten Feinde. Schon als Kind hast du sie regelrecht verabscheut. Heute bist du erwachsen, doch das ändert nichts an deiner Abneigung. Stellst du dir vor, wo deine Feinde aufgewachsen sind, auf welch verseuchtem Boden, auf regelrechten Brutstätten von Keimen, überkommt dich ein heißkalter Schauer. Alles gipfelt schließlich beim Besuch im Supermarkt, der für dich der Hölle auf Erden gleicht. Wo du auch hingehst; du versuchst, diese grausamen Gestalten zu meiden, dich vor ihnen in Acht zu nehmen. Doch alle Mühe ist vergeblich. Sie sind hinterlistig, sie sind überall. Sogar in der Mensa verfolgen sie dich stets in jeden kleinsten Winkel. Leidest du unter Verfolgungswahn? Natürlich nicht. Viel schlimmer: Du hast Angst vor Gemüse.

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Hippopotamomonstrosesquipedaliophobie Selbst diese Buchstabenfolge lässt deinen Atem stocken und beschert dir die fürchterlichsten Alpträume am Tag. Du versuchst dir die Größe des Wortes vorzustellen; vor deinem inneren Auge erscheint ein monumentales Bauwerk, das über dir thront. Es zu zerlegen, stellt eine Unmöglichkeit dar. Es hat die Macht über dich, du bist ihm hilflos ausgeliefert. Wie lassen sich diese Fassaden, diese Ungetüme, jemals zum Einsturz bringen? Übelkeit befällt dich. Vor deinen Augen beginnt es zu flimmern, du bist nicht mehr in Aulophobie der Lage, die schwarze Schrift vom weißen Untergrund zu Dass sich eine Blockflöte anhört wie ein zerrupfunterscheiden. Licht und Schatten, Hell und Dunkel, alles ter, stimmbanderkrankter Vogel (mit einem Bein), fließt heillos ineinander. darüber sind wir uns einig. Du jedoch wirst von Ein gut gemeinter Ratschlag für deine Zukunft, sofern du der übertriebenen Furcht vor Flöten geplagt. Im dich nicht unbedingt mit dem Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz auseinandersetzen Musikunterricht warst du nie – jedenfalls nicht möchtest: Jetzt ist es noch nicht zu spät. Beende dein Jurafreiwillig. Du vermeidest jeglichen Ohren-, SichtStudium. Denn du hast Angst vor langen Wörtern. und erst recht Körperkontakt mit dem verhassten Blasrohr und dessen Besitzer. Häufig plagen dich zudem paranoide Wahnvorstellungen. Der Flötenspieler ist dein Erzfeind. Springt einmal der Motor deines Autos nicht an, so steckt natürlich eine Flöte, oder gar der ganze Flötist – man Vestiphobie möge fast glauben, das sei logistisch nicht möglich – in der Kühlerhaube. Für manch einen ist die Kleidung wie eine zweite Haut Du leidest an der sogenannten – insbesondere wohl für diejenigen, die die hautenge „Aulophobie“. Lerne schon Variante bevorzugen. Für dich aber ist jedes noch einmal den Fachbegriff auswendig, die Aulophobie ist so zarte Ahornblatt wie eine ätzende Säure. Du selten behandelbar – mit fürchtest dich so sehr vor Kleidung, dass du einer Musiktherapie lieber auf die Teilnahme am gesellschaftlichen wird man bei dir jeLeben verzichtest, nur um nicht den Komfortdenfalls nicht weit zustand “So wie Gott uns schuf” aufgeben zu kommen. müssen. Es gilt jedoch zu betonen, dass deine Angst wenig mit nackten, rot und ledrig wirkenden deutschen Urlaubern auf Mallorca zu tun hat. Es handelt sich dabei vielmehr um eine ernstzunehmende Krankheit, die häufig durch ein in der Vergangenheit liegendes Trauma hervorgerufen wird. Gab es vielleicht eine strenge Kleiderpolitik in deinem Elternhaus? Gerätst du einmal trotz aller Bemühungen in die Zwangslage dir einen textilgeworden Überzug verpassen zu müssen, so reagierst du emotional und körperlich mit einer Panikattacke. Der Alltag wird für dich schier unmöglich, denn welcher Arbeitsplatz – abgesehen von gewissen Amüsier-Etablissements – erlaubt es schon, unbekleidet zu erscheinen? Du bist Vestiphobiker. Dir kann jedoch Abhilfe geschaffen werden. Es gibt zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten, wie etwa die Hypnose.

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Was macht man eigentlich mit ... ETK? Ein Master, der die eingespielten Fächergrenzen überschreitet

Text: Sandra Depner – Illustration: Sandra Deyerler

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thik der was?“ – Ethik der Textkulturen. Tierethik, Gerechtigkeit oder das Konzept von Glück – der Studiengang setzt sich mit ethischen Fragestellungen auseinander, die den Menschen und die Gesellschaft bewegen. presstige hat für euch geklärt, was man in diesem Studiengang genau studiert und welche Berufsperspektiven sich nach dem Abschluss eröffnen. Als im Wintersemester 2005/06 der Studiengang Ethik der Textkulturen in das Elitenetzwerk Bayern aufgenommen wurde, hieß es seitens des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Forschung: „Es geht um eine Ethik des (textförmigen) Verstehens von Wirklichkeit.“ Das Grundverständnis des Studiengangs ist, dass ethische Urteile nur in der Gestalt von Texten zugänglich sind, jede wertorientierte ethische Reflexion sprachlich verfasst ist.

Das Konzept: abwechslungsreich und interdisziplinär Der Masterstudiengang ist interdisziplinär ausgerichtet. Zu den beteiligten Fachdisziplinen gehören neben der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft, der Englischen Sprachwissenschaft und Amerikanistik auch die Evangelische Theologie und Europäische Kulturgeschichte. Die Studierenden können ihren Stundenplan nach den eigenen Interessen innerhalb von sieben Modulen wie Ethik, Normbildung oder Rhetorik zusammenstellen. Der Elitestudiengang wird in einer ähnlichen Fächerkombination auch an der Universität in

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Erlangen angeboten. Einmal im Semester veranstalten die Koordinatoren einen gemeinsamen Workshop für beide Standorte. „Bild – Ethik – Text. und „Sprache – Ethik – Recht“ – so lauten die Themen der aktuellen Workshops.

Die Berufsperspektiven nach dem Studium sind so vielfältig wie der Studiengang selbst Derzeit sind 36 Studierende im Master immatrikuliert. Viele absolvieren den Master parallel zu einem Doppelstudium mit dem Lehramt. Andere Studierende haben zuvor ihren Bachelor in Medien-, Kultur- oder Theaterwissenschaften oder einem anderen geisteswissenschaftlichen Studiengang abgelegt. Bisher kann der Studiengang 57 Absolventen verzeichnen. Die meisten von ihnen haben eine akademische Karriere eingeschlagen. So auch Eva Maria Rösch, die heute als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Philipps-Universität Marburg arbeitet. Sie schätzt in ihrem Beruf besonders die Abwechslung zwischen der Lehre und der Arbeit an ihrer Dissertation. Eva erinnert sich an eine gute Betreuung und den engen Kontakt zu den Professoren im Master. Auch wenn das Arbeitspensum zu Stoßzeiten hoch und anspruchsvoll war, hat sie ihr Doppelstudium nie als Belastung empfunden: „Das Studium steht und fällt mit der Lust an der intensiven, interdisziplinären Arbeit und der eigenen Leistungsbereitschaft.“ Eva Maria Rösch hat die klassische Karriere der Promotion eingeschlagen. ETK, so sagt sie heute, hat ihr nicht nur Türen geöffnet, die ansonsten verschlossen gewesen wären – der Studiengang hat ihr Profil geschärft und


ein Alleinstellungsmerkmal verliehen. Eine Tatsache, die sie besonders auf dem hart umkämpften akademischen Markt in den Geisteswissenschaften von anderen Bewerbern unterscheidet.

Vom Hörsaal in den Theatersaal Die Absolventen, die keine Promotion für ihren weiteren Werdegang gewählt haben, sind heute im Lehramt, Journalismus, Marketing, Lektorat oder Kulturmanagement tätig. Oder im Theater. Marlene Hahn hat Ethik der Textkulturen mit einem Magister abgeschlossen und ist heute Dramaturgin am Augsburger Theater. Mit 19 absolvierte sie eine Regie-Hospitanz. Die beiden letzten Semester ihres Doppelstudiums war Marlene als Regieassistentin am Theater bereits in Vollzeit angestellt.

„Was soll ich machen und worin liegen meine Stärken?“ Wie viele Studierende hat sich auch Marlene zu Beginn ihres Studiums diese Fragen gestellt. Für sie war das Studium auch eine Suche nach sich selbst. Im Studiengang hat sie eine individuelle Förderung erfahren. Der enge Kontakt zu den Dozenten und der Zusammenhalt der Studierenden haben ihr geholfen, ihren Weg zu finden: „In ETK wirst du von der Nummer zum Namen.“ Studierenden, die nicht wissen, was sie nach dem Master in Ethik der Textkulturen machen sollen, rät Marlene Hahn: „Macht Praktika, geht ins Theater, reist viel und lernt andere Kulturen kennen.“ Nach dem Studium hat man beruflich die Qual der Wahl. Alles ist möglich. Aber es ist wichtig, bereits vor dem Abschluss Praxiserfahrungen zu sammeln.

Bewerbungsfrist: für das Sommersemester der 15. Februar, für das Wintersemester der 1. August Bewerbungsunterlagen: Nachweis der allgemeinen Hochschulreife, Nachweis über einen anerkannten Abschluss, selbstformulierte Zielvorstellung mit ausführlicher Begründung, ein tabellarischer Lebenslauf Zulassungsvoraussetzungen: ein Bachelorabschluss (B.A. bis 1,7) oder eine Zwischenprüfung (bis 1,5) in einem Magister- oder Staatsexamensstudiengang, gute Englischkenntnisse, 20-minütiges Einstellungsfeststellungsgespräch Kontaktperson: Michael Sauter, michael.sauter@phil.uni-augsburg.de weitere Infos: http://www.philhist.uni-augsburg.de/ethik/

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Die Leute und ihre Kleider, Die Kleider und ihre Leute Eine Campusreportage Text: Rebecca Naunheimer – Fotos: Natalia Sander

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eute machen Kleider – darüber sind wir uns einig. Aber macht der Stoffüberzug auch uns? Macht er uns zu der Person, die wir sind? Zu jener, die wir gerne wären? Zu dieser einen Person, die wir eigentlich nie sein wollten? Ich habe mich auf die Suche gemacht nach Kleidung, die augenscheinlich „macht“. Jene Kleidung, die Jurastudenten zu Jurastudenten und Kunststudenten zu Kunststudenten werden lässt. Klischee komm‘ raus, du bist umzingelt – oder doch nicht? Fragt man Wikipedia, den Guru der Neuzeit, so lernt man: Ein Klischee ist ein eingefahrenes Denkschema, das sich auf eine einer Menge von Personen oder Objekten zugeschriebene Eigenschaft bezieht. Klischees sind von Person zu Person unterschiedlich, je nach Einstellung und Umfeld. Sie helfen uns – welche Gestalt auch immer sie annehmen mögen – bei der Einordnung von Neuem und Unbekanntem – Schublade zu! Schön und gut, aber wir brauchen etwas Handfestes. Hier nun also meine persönlichen Klischees hinsichtlich studiengangsbezogener Uniformen, feinsäuberlich geordnet – nach ansteigendem Schweregrad: Sportstudenten: Gut aussehend, aber immer im Ganzkörpersportmarkenüberzug Kunst- und Kulturgeschichtsstudenten: Rothaarig (fragt nicht woher dieses Klischee kommt), farbenfrohe Kleidung, Lagenlook, Jutebeutel, wahlweise Nerdbrille BWL-Studenten: Polohemd mit obligatorischem Stehkragen, Bootsschuhe und sportlich-moderne Umhängetasche für den Mann; George, Gina & Lucy Tasche, Daunenjacke mit Pelzkragen und Skinny-Jeans zu UggBoots für die Frau. (Wir identifizieren auch den BusinessCasual-Look) Sozialwissenschaftsstudenten: Weite Kleidung (wahlweise gebatikt oder in den Farben gelb, rot, grün), Dreadlocks und/ oder Strickmützen im selben Farbkonzept, Bart Mathematik-, Physik- und Informatikstudenten (natürlich alle über einen Kamm geschert): Keine modische Weiterentwicklung seit der Grundschule und schon gar

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nicht mit der Zeit, unpassend sitzende Kleidung (häufig das Phänomen der Hochwasserhose), unbedingtes MustHave: Brille (vorzugsweise unauffällig), Rucksack (wahlweise von 4you) Jura-Studenten: Aktentasche, Business-Look (oder wenigstens Anzugelemente), gerne auch mal Bootsschuhe und Ralph Lauren Polohemden für den Mann; Daunenjacke mit Pelzkragen (natürlich von Moncler), Louis Vuitton Tasche, hohe Schuhe oder Ugg-Boots, Perlenohrringe und weiße Blusen für die Frau. Burberry-Schals für alle! Global-Business-Management-Studenten: Fusion von BWL- und Jura-Elementen, aber tendenzielle Orientierung Richtung Business-Look Mit diesem gut gefüllten und angeheizten Pool an Vorurteilen und Klischees mache ich mich auf die Jagd. Die Jagd nach beidem: der Erfüllung meiner Klischees, aber auch der Widerlegung dieser – ich bin ja SO offen! An dieser Stelle würde ich gerne sagen: „Und ich musste nicht lange suchen…“. Aber diese Rechnung geht leider nicht auf. Das wirklich extrem lange Suchen und Warten auf DIE Person, DAS Klischee, DEN Klischeebruch gestaltet sich mühsam. Endlich aber begegne ich Reinhard. „Bist

Name: Reinhard N. Alter: 24 Jahre Studiengang: Geschichte Klischees im eigenen Studiengang: ,,Langhaarige Mittelalterfans.“


du Sportstudent?“Ein komplexes Verhältnis zwischen Täuschung und Realität, zwischen Schein und Sein. Reinhard hat mich getäuscht. Mein spontanes Urteil „Ganz klar: Sportstudent“, abgewogen an meinem Kriterienkatalog, ein Trugschluss. Wir müssen uns allerdings eingestehen: Das erste spontane Urteil wird deutlich durch die Kleider beeinflusst. Das ist wohl menschlich oder so. Zufrieden bin ich jedoch noch nicht. Die sichere Bastion meines Klischeekatalogs möchte ich nicht kampflos aufgeben. Ich warte und warte, kassiere eine Zurückweisung um die andere ein. Es zieht mich schließlich auf den „Olymp“ (Brutstätte der zukünftigen Höchstverdiener in Wirtschaft und Recht). Dort treffe ich schließlich Christina, Marie und Lisa. Ich gehe meine Checkliste durch: Ugg-Boots, Louis-Vuitton-Tasche, Pelzkragen an der Daunenjacke. Was meint ihr? Ich wäge BWL gegen Jura ab. Ach komm, die drei schreien doch förmlich nach

Name: Johannes B. Alter: 27 Jahre Studiengang: Politikwissenschaften abgeschlossen, promoviert an der WiWi-Fakultät im Bereich Sportökonomie Klischees an der eigenen Fakultät: Bootsschuhe, Polohemd und karierter Schal

Kulturgeschichte?“„Ich habe auch schon zwei Semester Jura studiert. Das war ganz schlimm. Die Klischees stimmen wirklich – alles ein Einheitsbrei da!“, erzählt mir Ann-Katrin. Aber seien wir doch mal ehrlich: Geht es nicht ebenso um jenes Einheitsbreiphänomen, wenn ich Ann-Katrin als Kunststudentin identifizieren kann? Ich verlasse Gebäude D. Drehe mich noch einmal um und betrachte die puristische Schönheit des architek-

Name: Ann-Katrin W. Alter: 24 Jahre Studiengang: Kunst- und Name: Christina K., Marie S., Lisa H.

Kulturgeschichte

Alter: Alle 19 Jahre

Klischees im eigenen

Studiengang: Jura

Studiengang: „Geisteswis-

Klischees im eigenen Studiengang: „Das mit dem

senschaftler sind lässig.“

Anzug stimmt schon, aber in München zeichnet sich das deutlicher ab, als in Augsburg.“

Jura! Bestärkt durch meinen Erfolg dringe ich weiter vor auf dem Olymp. Ich streife durch die nicht vorhandenen Menschenmassen und identifiziere Johannes kurzerhand als Juristen. Aber macht euch bitte selbst ein Bild. Der arme Johannes wirkt gezeichnet. Grauen und Leid stehen ihm ins Gesicht geschrieben, als er mir anvertraut: „Ich habe schon einiges gesehen: Glatze und Joggingjacke mit Glitzersteinen oder auch Siegelring zum Jogging-Anzug“. Man kann Johannes an dieser Stelle nur wünschen, dass er die Bilder irgendwann loswird. Irgendwann. Die Luft auf dem Olymp wird langsam etwas dünn. Ich flüchte in Richtung Gebäude D, schüttele die herbe Erinnerung an Johannes Erzählungen ab und presche im Hörsaalzentrum wagemutig vor: „Hallo. Kann ich dich etwas fragen? Studierst du Kunst- und

tonischen Gesamtkunstwerks. Passen sich die Studenten etwa ihrer Heimat-Fakultät an? So sind die Juristen und Wirtschaftswissenschaftler ebenso herausgeputzt, wie ihre modernen Gebäudekomplexe. Die Geisteswissenschaftler lässig, wie Gebäude D, das mit dieser fast unverschämten Hässlichkeit auf dem Campus „chillt“. Die Naturwissenschaftler unauffällig, aber doch irgendwie modern. Das wollen wir doch einmal überprüfen. Ich wage mich erneut in Richtung Olymp. Dort, im WiWi-Gebäude treffe ich Regina. Kunst- und Kulturgeschichte, oder?

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Name: Regina B. Alter: 24 Jahre Studiengang: BWL mit Fachrichtung Finance Klischees im eigenen Studiengang: „Alle Studenten sehen doch irgendwie gleich aus.“

Alle Studenten sehen doch irgendwie gleich aus? Nie im Leben! Gerade die BWLer repräsentieren doch ein klischeehaftes Volk, oder? Regina bringt mich zum Nachdenken. Sie sagt, dass BWL ein so großer Studiengang sei, da hätten Klischees gar keinen Platz im Hörsaal. Ich erlaube mir diese Erkenntnis, aber nur, weil ich dafür ein anderes Klischee parat habe: Jeder, der nicht weiß, was er studieren soll, macht BWL. Ich verspreche das BWL-Klischee für immer aus meiner Klischee-Checkliste zu streichen – wenn auch widerwillig. Als nächstes fange ich Franzi ab. Sie kostet mich einen Spurt, meinen Atem und hoffentlich auch die ein oder andere Kalorie. Aber sie juckt das kein bisschen; Franzi steht einfach lässig da – wie eine Geisteswissenschaftlerin?! Dass Franzi, versteckt hinter ihren Haaren, Perlenohrringe trägt, entgeht mir nicht. Perlenohrringe, Leute! Gehen wir unsere Checkliste für Global-BusinessManagement (siehe Jura/ BWL) durch, finden wir dieses kleine, aber feine Must-Have wieder. Wollte sie uns mit ihrem lässigen Kokon etwa hinters Licht führen? ? Sind „Klischeejäger“ wie ich etwa schon bekannt und bekämpft? Ich bekomme auf einmal ein ungutes Gefühl: Name: Franzi K. Alter: 18 Jahre Studiengang: Global Business Management Klischees im eigenen Studiengang: „Man kommt schon mit Klischees in Berührung, das tut manchmal weh, aber ich selbst erkenne da jetzt nichts Bestimmtes.“

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Was, wenn all jene Studenten, die ich in den letzten Tagen meiner Jagd als „unauffällig“ abgestempelt habe, hinter ihrer Fassade aus Winterjackenungetüm und Schal eine klischeeträchtige Erscheinung versteckt hielten? Ich stolpere in Richtung Bibliothek. Dort sehe ich einen nackten Burschen. Nackt im Sinne von fassadenfrei, jackenfrei – oder was habt ihr jetzt gehofft? Zuletzt nun ein Rätsel: Was studiert Pascal wohl?

Name: Pascal R. Alter: 23 Jahre Studiengang: Jura Klischees im eigenen Studiengang: Aktentaschen bei den Männern; Pelzkragen und George Gina & Lucy Taschen bei den Frauen

„Ich werde beim Staatsexamen keinen Anzug anziehen“, verrät mir Pascal. Er findet das lächerlich – besonders an Erstsemestern, die mit ihrem herausgeputzten Erscheinungsbild (erfolgreich) Kompetenz vortäuschen. „Außerdem muss Studieren bequem sein!“. Pascal strahlt sie aus, diese Lässigkeit. Ich möchte ihm gerne empfehlen, zu den Geisteswissenschaften zu wechseln, wo Lässigkeit ein hoch geschätztes Gut zu sein scheint, halte aber inne, da er auf mich wirkt wie ein Pionier innerhalb der Juristerei. Am Ende meiner Ermittlungen bin ich, wenn auch nicht erleuchtet, dann wenigstens etwas erhellt. Klischees haben wir alle, die meisten davon sind jedoch nicht verallgemeinerbar. Das generelle Auftreten des modernen Studenten erscheint mir recht ähnlich. Daunenjacken und Wollschals sind offensichtlich der Renner – wie spektakulär! Klar gibt es den ein oder anderen typischen Vertreter eines Studiengangs, aber vielleicht geht dieser einfach nur sehr in seinem Studium auf – man will es doch gar nicht wissen. Es zeigt sich letztlich, dass DER Sozialwissenschaftsstudent oder DER BWL-Student nicht existiert, sondern nur DER Student. Oder versteckt sich das wahre Gesicht eines jeden tatsächlich hinter den Jacken- und Mantelschichten? Diese Frage kann ich euch leider nicht beantworten. Erst wenn der erste frühlingshafte Windzug über Augsburg streift und die ersten Schweißperlen unter den Mantelbergen hervorkriechen, dann lüftet sich dieses Geheimnis vielleicht. Seid wachsam.


Rüstungsforschung in der Friedensstadt Die Diskussion um eine Zivilklausel Text: Christian Endt – Illustration: Sandra Deyerler

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n der Uni Augsburg wird seit geraumer Zeit die Aufnahme einer Zivil- und Transparenzklausel in die Grundordnung der Universität diskutiert. Ein solcher Passus würde vorschreiben, dass Lehre, Forschung und Studium „ausschließlich zivilen und friedlichen Zwecken dienen“ (Zivilklausel). Außerdem soll vorgeschrieben werden, dass die Details zu allen Drittmittelprojekten veröffentlicht werden (Transparenzklausel). Angestoßen wurde die Debatte von einigen Studenten, die sich zur „Initiative Friedliche Uni Augsburg“ (IFUA) zusammengefunden haben. Von Anfang an dabei ist Leo Selinger, der heute als Pressesprecher der Gruppe fungiert. Für ihn ist Militärforschung mit dem Wesen einer Universität nicht vereinbar. Das Militär stehe für strenge Hierarchie, Befehlsprinzip und Geheimhaltung, wohingegen sich eine Universität den Werten Demokratie, Pluralität und Transparenz verschreiben und einen offenen Diskurs pflegen sollte. Der Antrag der IFUA wurde auf einer studentischen Vollversammlung im Sommersemester 2012 mit breiter Mehrheit angenommen. Das Votum der Studentenschaft ist jedoch eher ein Appell. Entscheiden muss letztlich der Universitätsrat, der neben Vertretern von Professoren-

schaft, Mitarbeitern und Studierenden auch mit externen Mitgliedern aus Wissenschaft und Wirtschaft besetzt ist. Gegner einer Zivilklausel berufen sich häufig auf die Freiheit der Wissenschaft. Eine Argumentation, die Jost-Hinrich Eschenburg nicht nachvollziehen kann: Forschung zu militärischen Zwecken hält der Mathematik-Professor für unvereinbar mit der Wissenschaftsfreiheit, da diese den freien Zugang zu Forschungsergebnissen einschließe. „Ich sehe das moralische Problem von Rüstungsforschung als einer Forschung, die potenziell im Dienste des Todes steht“, so Eschenburg. Eine Zivilklausel als eine Art Selbstverpflichtung, ähnlich dem Hippokratischen Eid unter Medizinern, würde er daher begrüßen.

Rüstungskonzerne im Innovationspark? Eine besondere Bedeutung bekommt das Thema im Hinblick auf den Augsburger Innovationspark. Bei diesem Projekt sollen Technologieunternehmen und Forschungsinstitute auf einem Areal südlich der Uni angesiedelt werden und eng mit dieser kooperieren. Zu den Schwerpunkten des Innovationsparks gehö-

ren Mechatronik und Faserverbundtechnologie – Bereiche, die auch für die Rüstungsindustrie von großem Interesse sind. In Augsburg gibt es mehrere große Rüstungsunternehmen, etwa Renk (Panzergetriebe) und die EADS-Tochter Premium Aerotec (Bauteile für Kampfflugzeuge). Kritiker fürchten, dass im Zuge des Innovationsparks Rüstungsprojekte gemeinsam mit den Physikern und Materialwissenschaftlern der Uni vorangetrieben werden. Jano von Zitzewitz, im Wirtschaftsreferat der Stadt Augsburg für den Innovationspark zuständig, antwortet auf die Frage, ob an diesem Standort Rüstungsforschung betrieben werden wird, schlicht: „Nein.“ Bei den Augsburger Grünen ist man sich da offensichtlich nicht so sicher. Sie versuchten über den Stadtrat eine eigene Zivilklausel im Leitbild des Innovationsparks zu verankern. Im November einigte man sich im Wirtschaftsausschuss auf einen Kompromiss, der aus Sicht der IFUA nicht ausreicht. Die Initiative setzt sich weiterhin für ihren Entwurf einer Zivilklausel in der Grundordnung der Uni ein. Im Siegel der Universität findet sich der Schriftzug „Scientia et Conscientia“, zu Deutsch: Wissen und Gewissen. Bleibt abzuwarten, wie der Universitätsrat diesen Wahlspruch interpretiert.

Die von der Vollversammlung verabschiedete Zivil- und Transparenzklausel im Wortlaut (1) Die Universität Augsburg ist eine Universität, an der Lehre, Forschung und Studium ausschließlich zivilen und friedlichen Zwecken dienen. (2) Unter besonderer Berücksichtigung der Frage, ob zivile Zwecke verfolgt werden, sind alle Drittmittel in Bezug auf Drittmittelgeber, Zeitraum, Projektverantwortliche, Finanzvolumen nach D rittmittelgeber, Zielsetzung und Fragestellung vor Beginn des Projekts öffentlich bekannt zu geben. Als Drittmittel sind dabei solche anzusehen, wie sie im Abschnitt 1.2 der bayerischen Verwaltungsvorschriften zur Annahme und Verwendung von Mitteln Dritter an Hochschulen benannt sind.

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Studentendroge Ritalin Gut gedopt ist halb gewonnen Text: Annika Wagner – Illustration: Sebastian Baumeister

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lausuren, Hausarbeiten, Bachelorarbeit oder Staatsexamen. In stressigen Zeiten sind viele Studenten dankbar für die kleinen Hilfsmittelchen, die sie leistungsfähiger machen. Wenn Kaffee und Traubenzucker nicht mehr ausreichen, greifen einige sogar zu härteren Mitteln. Ritalin. So heißt der wundersame Stoff, der scheinbar etlichen Studenten zu guten Noten verhelfen soll. Eine Pille, die jeden Durchschnittsstudenten zum Superhirn macht? Normalerweise wird das Medikament Kindern verschrieben, die am Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätssyndrom, kurz ADHS, leiden. Die Kinder sollen dadurch ruhiger werden und sich besser konzentrieren können. Verantwortlich dafür ist der Wirkstoff Methylphenidat. Der Transport und somit auch die zu schnelle Wiederaufnahme von Dopamin – ein anregendes Hormon, das unter anderem unkontrollierbare Bewegungen steuert – und Noradrenalin wird gehemmt, was folglich zu einer erhöhten Konzentration der Botenstoffe führt. Dieser Konzentrationsanstieg führt schließlich zu einer geringeren Impulsivität und einer verbesserten Aufmerksamkeitsfunktion. Die Wirkung von Ritalin kann man mit der von Kokain vergleichen. Ohne Rausch, dafür mit Klarheit. Ein bisher unbekannter Ehrgeiz, eine grenzenlose Arbeitswut durchfährt den Körper. Man ist wach. Fokussiert. Diszipliniert. In Deutschland fällt das Medikament unter das Betäubungsmittelgesetz und ist somit verschreibungspflichtig. Trotz allem gelangen zahlreiche Studenten leicht an die Wunderpille. Zu leicht.

Zu Risiken und Nebenwirkungen... Bei all den positiven Auswirkungen auf die gesteigerte kognitive Leistungsfähigkeit durch Ritalin vergessen oder eher verdrängen die Konsumenten meistens die Risiken des Medikamentenmissbrauchs. Und die sollten auf keinen Fall unterschätzt werden.

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Durch die aufputschende Wirkung des Wirkstoffs Methylphenidat wird der Blutdruck erhöht und das Müdigkeitsgefühl unterdrückt. Infolgedessen leiden viele Konsumenten unter Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit, was langfristig zu Erschöpfungszuständen oder sogar Halluzinationen führen kann. Auch HerzKreislauf-Probleme oder ein fehlendes Hunger- und Durstgefühl sind keine Seltenheit. Neben den körperlichen Folgen hat die Pille auch Auswirkungen auf die Psyche. Die Betroffenen werden häufig aggressiv und wirken angespannt. Hinzu kommt die fehlende Lust auf zwischenmenschliche Kontakte. Das Sozialleben wird zur Belastung. Isoliertheit ist die Folge. Letztendlich endet der Konsum von Ritalin meistens in der Abhängigkeit. Sobald die Wirkung nachlässt, wird prompt die nächste Tablette geschluckt. Ein Teufelskreis, aus dem man alleine nicht herauskommt. Der Ausweg: eine Behandlung in einer Suchtklinik – zusammen mit Alkohol- und Drogenabhängigen.


Schweigen ist Gold Auch unter den Augsburger Studenten ist die Einnahme von Ritalin zur Leistungssteigerung bekannt. Viele haben von diesem Problem bereits in TV-Beiträgen oder Zeitungsartikeln erfahren. Das heißt jedoch nicht, dass dieses Medikament auch akzeptiert wird. „Ich finde es schrecklich und schlimm, dass Studenten schon zu solchen Mitteln greifen müssen, um ihr Studium zu schaffen“, antwortet eine Studentin. Bemängelt wurde auch, „dass dieses Studiensystem so konstruiert ist, mit den Bachelor- und Master-Studiengängen, dass Studenten denken, dass sie irgendwelche Aufputschmittel brauchen, um das zu schaffen“. Im Bekanntenkreis wollen die Augsburger Studenten aber keinen kennen, der Ritalin konsumiert. Kein Wunder, schließlich ist das eine Grauzone, über die lieber geschwiegen wird. Sei es aus Scham oder aus Angst fehlender gesellschaftlicher Akzeptanz. Laut Wissenschaftsmagazin „Nature“ helfen bis zu 25

Prozent der amerikanischen Studenten ihrem Denkapparat auf die Sprünge. Über den Ritalinkonsum unter deutschen Studenten gibt es hingegen keine Zahlen.

Pimp your brain Die Frage ist, warum man überhaupt zu solchen Mitteln greifen muss? Wird den Studenten heutzutage etwa zu viel abverlangt? Ein Studium scheint für viele ein Kräftemessen zu sein. Ein Kräftemessen auf kognitiver Ebene. Den Studienabschluss schaffen viele, aber nur mit EinsKomma-Etwas kann man sich zur Elite zählen. Die Angst, dem Druck unserer Leistungsgesellschaft nicht Stand halten zu können, chancenlos auf dem Arbeitsmarkt zu sein, veranlasst zahlreiche Studenten, ihr Hirn mit Hilfe von sogenannten Smart Drugs auf Vordermann zu bringen. Lieber wird man zur ausgebrannten Denkmaschine als einen mittelklassigen Job zu haben. Ganz nach dem Motto: Wer nicht zu den Besten gehört, hat später nichts zu sagen!

Finger weg! Wer auch ohne Chemie zu guten Noten kommen möchte, der sollte lieber früh genug mit dem Lernen anfangen, denn eines ist sicher: Mit Ritalin alleine wird man nicht zum Einstein. Die Pillen bewirken schließlich keine Steigerung des IQ, sondern können unseren grauen Zellen lediglich mehr Ausdauer verleihen. Folglich sollte man lieber die Finger von diesem Medikament lassen. Die Langzeitfolgen, die der Tablettenkonsum mit sich bringt, sind bisher nämlich noch unbekannt. Und wer will schon unnötig seine Gesundheit gefährden?

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Die Unerwünschten Ein Besuch bei Flüchtlingen in Augsburg Text: Christian Endt – Fotos: Corinna Scherer

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lüchtlinge leben hierzulande am Rande der Gesellschaft, häufig zu unwürdigen Bedingungen und sozial isoliert. Ein Besuch bei Menschen, die sich integrieren wollen, aber nicht gelassen werden.

Lernen seien unter diesen Bedingungen unmöglich, sagt der Afghane. Häufig sind die Flüchtlinge von den Erlebnissen in ihrer Heimat traumatisiert, haben psychische Probleme. Shakib leidet an Magenproblemen und Schlaflosigkeit. „Ich habe Angst, verrückt zu werden.“

Von außen wirkt das Gebäude wie das, was es ist: eine ehemalige Kaserne, im Verfall begriffen. Der rote Backstein über Jahrzehnte vom Ruß geschwärzt, die Fenster milchig, im Erdgeschoss vergittert. Wir gehen nach innen, das Bild bleibt stimmig. Der Flur ist kalt, schmutzig und trostlos. Die Wände sind marmoriert mit Schimmel und Dreck. Weiter in die Küche: Auch hier Schimmel, die Bodenleisten sind mit einem schwarzen Film überzogen, ein paar uralte Öfen stehen herum. Auf der Toilette herrscht unerträglicher Gestank.

Integration unerwünscht Viele der Bewohner wollen nicht mit uns sprechen. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass Pressekontakte von den Behörden nicht gern gesehen sind und mit Repressionen beantwortet werden. Nicht offiziell natürlich, aber auf Umwegen. Außerdem seien schon so viele Medien dagewesen, „sogar das ZDF, aber ändern tut sich nichts“. Wenn dann bei einer Tasse Tee doch jemand ein bisschen erzählt, anonym und hinter verschlossenen Türen,

Das Haus in der Calmbergstraße ist eine von sechs Unterkünften für Asylbewerber in Augsburg. 144 Männer leben hier, bis zu fünf teilen sich ein Zimmer. Küche und Sanitäreinrichtungen sind auf dem Gang. Flüchtlingsheime sind hierzulande meist keine Wellnesshotels; die Unterbringung soll, so steht es in der einschlägigen Verordnung, „die Bereitschaft zur Bilder: 01: Die Calmbergstraße 2a von außen Rückkehr in das Heimatland fördern“. Dennoch gelten die Zustän02: Ein Herd in der Gemeinschaftsküche 03 & 04: Der Flur: Schmutzig und trostlos de in der Calmbergstraße unter 05: Ein Flüchtling zeigt uns seine Fachleuten als besonders miseraBehördenpost der letzten Wochen bel. „Die Calmbergstraße muss geschlossen werden“, fordert Mathias Fiedler vom Augsburger Forum Flucht und Asyl. Verantwortlich für die Unterkunft ist die Regierung von Schwaben. Dort heißt es nur, man habe keine anderen Gebäude zur Verfügung, die Suche nach geeigneten Immobilien sei schwierig. Wie lebt es sich in solchen Unterkünften? Pouya Shakib erzählt von Lärm, lauter Musik und Trinkgelagen. Streit und Gewalt gehören zum Alltag. Lesen oder

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geht es schnell um die harten Themen. Residenzpflicht, Arbeitsverbot, den Kampf mit der Bürokratie. Viele sind seit vielen Jahren da, sprechen gut Deutsch, wollen arbeiten und sich integrieren. Saman ist seit fünf Jahren in Deutschland, er stammt aus dem Irak und hat eine Duldung mit eingeschränkter Arbeitserlaubnis (siehe Kasten). Er arbeitet bis zu elf Stunden täglich an sechs Tagen der Woche als Küchenhilfe. Und bekommt einen lächerlichen Lohn. Mehr kann ihm der Arbeitgeber nicht zahlen, sonst wäre die Stelle auch für Deutsche attraktiv und Saman dürfte sie nicht antreten. „Es ist politisch gewollt, dass die Flüchtlinge sozial isoliert bleiben. Eine Integration in die Gesellschaft ist nicht vorgesehen“, meint dazu Mathias Fiedler.

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Essenspakete und Arbeitsverbot Immerhin erhalten die Asylbewerber nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Juli 2012 inzwischen etwas mehr Geld, 346 statt bisher 224 Euro. 134 Euro werden in bar ausgezahlt, der Rest sind Sachleistungen, vor allem Essenspakete. Zwei Wochen im Voraus müssen die Lebensmittel bestellt werden. Auf einem Formular kann aus verschiedenen Kategorien eine festgelegte Menge ausgewählt werden, etwa „1 x Süßwaren/ Knabbereien“ oder „3 x Fleisch/Fisch/Fertiggerichte“. Geliefert werden die Pakete für fast ganz Bayern von einer Firma in Baden-Württemberg. Laut Recherchen des Bayerischen Flüchtlingsrats aus dem Jahr 2010 liegen die Kosten gut 20 Prozent über dem Einkaufspreis vergleichbarer Waren im Supermarkt. Die Bevormundung der Asylbewerber kommt Staatshaushalt und lokalem Einzelhandel teuer zu stehen. In Afghanistan hat Shakib als Zahnarzt für eine französische Hilfsorganisation gearbeitet. Doch die Taliban, die immer noch großen Einfluss im Land haben, verurteilen die Zusammenarbeit mit Nichtmuslimen. Zudem verstößt er als Musiker gegen deren radikale Auslegung des Islam. Shakib erhielt Morddrohungen, bei einem Bombenanschlag auf das Haus der Familie in Herat wurde sein Vater getötet. Shakib musste Frau und Kinder ver-

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lassen und fliehen. Nach einer einjährigen Odyssee durch den Iran, die Türkei, Griechenland und Italien und unzähligen Festnahmen kam er schließlich nach Augsburg. Er beantragte Asyl und fand Arbeit in einem Altenheim, bekam jedoch keine Arbeitserlaubnis. Auch sein Asylantrag wurde mehrfach abgelehnt, ihm droht die Abschiebung. Der 29-Jährige würde erneut fliehen: „Ich kann nicht in Afghanistan bleiben.“ Seine Wünsche für die Zukunft klingen bescheiden. „Ich wünsche mir ein normales Leben. Ich möchte arbeiten. Ich möchte singen“. Selbstverständliche Dinge, die ihm in Afghanistan verwehrt werden. In Deutschland bisher auch.

Info: Asylrecht in Bayern Gemäß der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und dem deutschen Grundgesetz wird politisch Verfolgten in Deutschland Asyl gewährt. Dieses Grundrecht wurde durch den sogenannten Asylkompromiss 1993 massiv eingeschränkt, in der Folge ging die Zahl der Asylanträge stark zurück. Bis zur Entscheidung über den Antrag erhalten die Flüchtlinge den Status Asylbewerber. Sie dürfen den Regierungsbezirk nicht verlassen (Residenzpflicht), dürfen weder arbeiten noch eine Ausbildung machen (ab dem zweiten Jahr sind Ausnahmen möglich), sind in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht und erhalten vornehmlich Sachleistungen. Menschen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, deren Abschiebung aber nicht möglich ist, erhalten eine Duldung. Sie können unter Umständen aus der Gemeinschaftsunterkunft ausziehen und einer Arbeit nachgehen, wobei Vorrang für Deutsche und EU-Bürger besteht. Ihre Residenzpflicht ist auf den Freistaat Bayern ausgedehnt.


Winterzauber Augsburg Text: Annika Wagner – Illustration: Toni Antonova

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chon wieder neigt sich das Semester so langsam dem Ende zu. Bald ist endlich wieder Zeit für die schönen Dinge des Lebens. Was Augsburg im Winter alles zu bieten hat, erfahrt ihr hier!

Königliches Baden Wer auch im Winter nicht auf Sport verzichten kann, für den ist die Königstherme in Königsbrunn ideal. Das 25m-Sportbecken bietet genug Platz für alle, die fleißig ihre Bahnen ziehen wollen. Anschließend könnt ihr euch auf den Rutschen im Erlebnisbad austoben oder eure Muskulatur an den Massagedüsen lockern. Nach der ganzen Anstrengung ist schließlich Entspannung im Wellnessbereich mit Ruhezonen, Sonnenliegen und drei Whirlpools angesagt. Studenten zahlen den ermäßigten Preis von 17 Euro/Tag − nicht ganz billig, aber der Besuch lohnt sich auf jeden Fall!

Augsburger Messe Du sitzt immer nur gelangweilt vor dem Fernseher und weißt nicht, was du mit deiner freien Zeit anfangen sollst? Keine Panik, im Messezentrum Augsburg ist immer etwas geboten − auch in der kalten Jahreszeit. Zahlreiche Live-Acts versetzen vor allem die musikbegeisterten Augsburger das ganze Jahr über in gute Laune. Am 7. März 2013 steht beispielsweise Unheilig für euch auf der Bühne. Wer lieber seine Lachmuskeln trainieren möchte, sollte

sich unbedingt Bülent Ceylan mit seinem Programm „Wilde Kreatürken“ am 17. Februar 2013 ansehen. Weitere Veranstaltungstipps erhaltet ihr unter www.messeaugsburg.de/ veranstaltungen.

Augsburg's Next Hollywoodstar Du hast es satt, im Kino oder Theater immer nur im Publikum zu sitzen? Du träumst von Hollywood und Bollywood? Alles gar kein Problem! Wenn du schon immer einmal selbst auf der Bühne stehen und dich wie ein Schauspielstar fühlen wolltest, dann komm zum sensemble Theater in Augsburg. Dort wird unter anderem ein wöchentliches Schauspieltraining angeboten, das auch für die Unerfahrenen unter euch bestens geeignet ist. Der ermäßigte Preis für Studenten liegt bei 110 Euro für eine 10er-Karte. Auf der Internetseite des sensemble Theaters (www.sensemble.de) könnt ihr noch weitere interessante Workshops finden. Worauf wartet ihr also noch?

es sich bei den eisigen Temperaturen schließlich auch ganz gut. Aber Vorsicht, am Ende des Winters kommt oft das böse Erwachen: Der ganze Körper scheint wie eingerostet zu sein. Damit ihr beschwingt in den Frühling startet, haben wir hier eine Möglichkeit, euch stilvoll aus der Winterträgheit zu lösen: Das Parktheater im Kurhaus Göggingen veranstaltet einmal im Monat den sogenannten Tango Salon. Leidenschaft pur! So kommt jeder noch so eingefrorene Körper in Schwung. Näheres dazu erfahrt ihr unter www.parktheater.de.

Komm und tanz mit mir! Im Winter steht Bewegung bei vielen mit Sicherheit nicht an oberster Stelle. Eingekuschelt ins Bett mit einer Tasse Tee lebt

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r h e M sen Wis

Mein Name ist Hase,

Angsthase Abnehmen durch

Horrorfilme Joggen bei Regen? Gebühren zahlen im Fitnessstudio? Muskelkater nach dem Bauch-Beine-Po-Kurs? So sieht das Abnehmen von gestern aus. Forscher der University of Westminster haben herausgefunden, dass man durch das Ansehen von Horrorfilmen Kalorien verbrennt. Der Grund: Bei Angst produzieren wir Adrenalin, welches den Puls steigen lässt und uns für Gefahrensituationen wappnet. Das kostet Energie. Voraussetzung: Mindestens 90 Minuten durchgehender Horror! Und natürlich kein paralleler Chips-Verzehr. Auf Platz eins der Fettverbrenner-Filme ist mit 184 Kalorien „Shining“ von Stanley Kubrick (nach Stephen Kings gleichnamigen Roman), gefolgt von Steven Spielbergs „Der weiße Hai“ (161 Kalorien) und „Der Exorzist“ (158 Kalorien) von William Peter Blatty. (Susanne Heindl)

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… aber warum eigentlich? Zunächst ist der niedliche Mümmelmann als Fluchttier ein Meister im Verstecken. Sollte ihm doch einmal eine Gefahr begegnen, läuft er hakenschlagend davon – wie ein richtiger Hasenfuß. Doch bevor man „Meister Lampe“ vorschnell als feige schimpft, empfiehlt sich der Blick ins Grimm’sche Wörterbuch: Die Aufzeichnungen der Gebrüder zeigen, dass der Begriff „Angst“ laut Wortherkunft „das, was zur Enge gehört“ bezeichnet. Im Angsthasen könnte sich auch das mittelhochdeutsche Wort „hasz“ verstecken, was ursprünglich „Verfolgung“ bedeutete. Der „Angsthasze(r)“ wäre somit einfach ein „von der Angst Verfolgter“. Welche der beiden Erklärungen stimmt, weiß wohl nur der Osterhase. (Andrea Sappler)

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Text: Lena Klingler

… ommt der Schnee. Und mit ihm sowohl Dinge, die wir am Winter lieben, als auch solche, auf die wir lieber verzichten würden. Was für den einen Gemütlichkeit pur bedeutet, ist für den anderen nichts anderes als ein andauerndes Bibbern bis die Sonne im Frühjahr endlich wieder ihres Amtes waltet. Damit sowohl Winterliebhaber als auch -gegner die schneereichen Monate gut überstehen, gibt es hier einen Überblick über Do´s und Don´ts für die kalte Jahreszeit.

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f Y L Y O N Y Lange Winterspaziergänge mit den Liebsten, Freunden und Verwandten. Dabei jedoch auf keinen Fall Schal, Mütze und Handschuhe vergessen. Sich von morgens bis abends auf der Couch „einnisten“ und bei der Lieblingsserie den Tag verschlafen. Denn wie sagte Pippi Langstrumpf schon immer: „Faul sein ist wunderschön“. Meistens findet man auch schnell für dieses Vorhaben Anhänger/innen, die einem beim Nichtstun mit Rat und Tat zur Seite stehen. Winterschlussverkauf – günstig geht immer und sollte man mit den Weihnachtsgeschenken doch nicht zufrieden sein, kann man sich so im Anschluss kostengünstig selbst beschenken. Auch wenn das trübe Wetter dem ein oder anderen stark auf das Gemüt schlägt, sollte sich die Laune doch bei fallenden Preisen und Verkaufsaktionen wie „Knut“ immens heben.

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Faschingskostüme planen. Piraten, Cowboys und Kätzchen – das sind Schimpfwörter für einen richtigen Faschingsliebhaber. Um dieses Jahr nicht wieder alleine die Tanzfläche zu verlassen, ist Kreativität gefragt. Und für den Fall, dass dir der Mut zu einem wirklich gewagten Outfit fehlt, suche dir einfach Verbündete. Denn das Prinzip „Gemeinsam peinsam“ hat schon viele graue Mäuschen aus der Reserve gelockt. (Tipps und Tricks für Lastminute-Kostüme gibt’s übrigens auf S.48)

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Winterfrust schieben – damit nervt man nicht nur andere sondern vor allem sich selbst. Stattdessen sollte man das Beste daraus machen und wer weiß: Vielleicht schlummert tief in einem drin ja doch ein Schneefanatiker. Falsches Schuhwerk wählen. Natürlich sehen die schicken Wildlederballerinas um einiges besser aus als die Gore tex- Variante mit festem Profil. Wenn die wenig wintertauglichen Schläppchen aber bis zur Unkenntlichkeit im Schneematsch verschwinden, sinkt auch der Coolnessfaktor rapide. Deswegen : „gscheide Schuhe“ für alle!

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Eine Diät starten. Was an Weihnachten super geschmeckt hat, findet sich meistens wenige Tage später auf der Hüfte wieder. Aber anstatt beim Blick auf die Waage einen Herzinfarkt zu bekommen und in wilder Panik eine Blitzdiät zu starten, heißt es ruhig bleiben. Schließlich geht es ja allen so und darum sollte das Motto lauten: „Gemeinsam dick“. So einfach ist das.

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Sich über Rollsplitt ärgern. Während bei Glätte und Schnee noch jeder froh über die steinernen Helferlein ist, kommt, sobald sich der Frühling nähert, Ärger auf. Überall versteckt sich das feine Granulat: in Läden und im eigenen Hausflur. Besonders dreiste Steinchen springen sogar in den Schaft des Schuhs und bringen ihre Opfer in Rage. Davon sollte man sich jedoch nicht den Tag verderben lassen und stattdessen einfach denken: „Lass knacken!“.

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Mit allen Wassern gewaschen Welche Augsburger Gewässer sind hier dargestellt? Text: Corinna Scherer – Fotos: Petra Maier, Corinna Scherer – Illustration: Natalia Sander

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ie Drei-Flüsse-Stadt Augsburg wurde seit jeher vom Wasser geprägt. Durch die Lechkanäle blühte im späten Mittelalter das Handwerk auf und im 19. Jahrhundert lieferte das Wasser die Energie für Augsburgs Webereien und Spinnereien. Im Juli 2012 bewarb sich die Stadt mit "Wasserbau und Wasserkraft, Trinkwasser und Brunnenkunst" für die Welterbeliste der UNESCO. Genug Gründe also, um Augsburgs Flüsse, Bäche und Kanäle in diesem Rätsel besser kennen zu lernen.

Lösungswort: Was ist dafür verantwortlich, dass in den Augsburger Kanälen Wasser fließt?

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fleisch ist mord – go vegan! Eine Woche als Veganer Text: Annika Wagner – Illustration: Sandra Deyerler

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leisch ist Mord – go vegan! So steht es am Bahnhof Augsburg/ Haunstetter Str. geschrieben. Harte Worte, aber irgendwie stimmt es doch. Besonders in den Großstädten ist der Trend zum Veganismus derzeit weit verbreitet – sei es aus tierrechtlichen Gründen oder einfach wegen des Lifestyles. Und jetzt hat es auch mich gepackt, das Veganfieber. Zumindest für eine Woche! Bevor ich meine sieben tierfreien Tage einläuten kann, ist erst einmal Vorbereitung angesagt. Was bedeutet eigentlich vegan? Was darf ich essen? Darf ich überhaupt noch essen?! Das waren in etwa die Fragen, die mir einige Tage vor dem Startschuss durch den Kopf gingen. Computer an und los geht's! Bald wurde mir klar, dass Veganismus mehr als nur der Verzicht auf tierische Lebensmittel ist. Ich stoße im Netz immer wieder auf Begriffe wie vegane Kosmetik und vegane Kleidung. Keine Kosmetikprodukte zu benutzen, die an Tieren

getestet worden sind, scheint mir sehr plausibel. Aber vegane Kleidung? Was soll das denn sein?! Na ja, ich muss gestehen, dass ich mein Projekt auf eine vegane Ernährung beschränke, denn meine bisherigen Kosmetika sind allesamt NICHT vegan, ebenso wenig mein Kleiderschrank. Und da mein Studentengeldbeutel nach jedem Cent lechzt, wollte ich mich für diese eine Woche nicht von Kopf bis Fuß neu einkleiden. Ich habe mich bei meinem Selbstversuch bewusst für die Vorweihnachtszeit entschieden. Vor der ganzen weihnachtlichen Völlerei muss man seinem Körper schließlich mal eine kleine Ruhepause gönnen. Außerdem steigt so der Hunger auf die obligatorische Weihnachtsgans! Die Wahl des Zeitpunktes hat sich allerdings schnell als Fehlentscheidung herausgestellt.

Aller Anfang ist schwer? Am Abend vor meiner veganen Woche war erst einmal einkaufen angesagt. Auf

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dem Einkaufszettel steht viel Obst und Gemüse, aber selbstverständlich auch – um ein paar Klischees zu bedienen – Soja in Schnitzelform. Der Quark, den es bei mir normalerweise mit Obst und Nüssen zum Frühstück gibt, wird ganz einfach durch Sojajoghurt ersetzt, der Käse für das Brot durch Gemüseaufstrich. Eigentlich alles ganz einfach! Ich bin überrascht, welch umfangreiches veganes Angebot herkömmliche Supermarktketten mittlerweile anbieten, so blieb mir zumindest der Gang in den Biomarkt erspart. Allerdings hatte das Ganze seinen Preis, denn in dieser Woche habe ich locker doppelt so viel ausgegeben als sonst. Am ersten Abend gab es Reis mit Gemüsesoße. An sich ein Essen, dass ich mir sonst auch kochen würde. Köstliche Salate und das Sojaschnitzel folgten. Ich hatte mir das Ganze viel schlimmer vorgestellt. Eins sei gesagt: Nein, ein Sojaschnitzel schmeckt nicht einmal annähernd so gut wie seine fleischigen Namensvetter!

Mission Mensa Nachdem ich die Selbstverpflegung in den eigenen vier Wänden erfolgreich bewältigt hatte, war ich bereit für die nächste Herausforderung: essen in der Mensa. Um nicht in Versuchung zu geraten, machte ich einen gro-

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* * ßen Bogen um die Grillstation. Wer braucht schon Fleisch zum glücklich sein?! Wie gut, dass unsere Mensa ein so umfangreiches Angebot an Essensmöglichkeiten hat. Das vegetarische Gemüsebuffet lachte mich an, aber ich war mir unsicher. Wurden die Zucchini und der Brokkoli etwa in Butter geschwenkt? Um sicher zu gehen, dass ich keinen Fehler machte, entschied ich mich schließlich für das Salatbuffet. Hier gab es schließlich genug Auswahl für einen Veganer. Diesmal musste ich leider auf meinen heißgeliebten Thunfisch verzichten, aber immerhin war der Rest erlaubt.

Eine Portion Kartoffelecken, bitte. Aber ohne Soße! Obwohl ich ganz gut mit der Essensumstellung zurecht gekommen bin, wurde mir klar, dass es dumm von mir war, die vegane Woche in die Adventszeit zu legen. Das zeigte mir unter an-

derem ein Besuch auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt. Der schlimmste Tag der Woche. Zumindest für mich! Essensstände an jeder Ecke. Bratwurst und Co warteten nur darauf, verzehrt zu werden. Aber ich blieb standhaft. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich hier überhaupt etwas finden werde. Zum Glück hatte ich meine Notfall-Banane dabei! Am Ende wurde ich dann doch noch fündig, an einem Kartoffelstand. „Eine Portion Kartoffelecken, bitte. Aber ohne Soße!" hieß es für mich. Auf Sour Cream, Mayonnaise oder Cocktailsoße musste ich zwar verzichten, aber das war mir in dem Moment egal. Daheim war es allerdings auch nicht immer leicht. Während sich meine Mitbewohnerin ihre selbstgebackenen Plätzchen und Lebkuchen schmecken lies, knabberte ich genüsslich an meiner Reiswaffel. Schmeckt ja fast genauso gut! Auch die Türchen meines Adventskalenders blieben für sieben Tage geschlossen. Schokolade und Milchcreme – geht nicht. Als Veganer hat man es zur Weihnachtszeit echt schwer.

Die Erlösung Endlich! Eine Woche Veganismus ist vorbei. Mein Fazit: Grundsätzlich ist es nicht allzu schwer, auf tierische Produkte zu verzichten – solange man zuhause ist. Die Auswahl an Alternativlebensmittel ist riesengroß. Von veganem Schokopudding bis hin zur fleischfreien Leberwurst gibt es beinahe alles, natürlich aus des Veganers Lieblingslebensmittel Soja. Über den Geschmack möchte ich mich allerdings nicht äußern. Ist eben Geschmackssache! Am Ende des Projekts hatte ich jedoch – im wahrsten Sinne des Wortes – tierischen Hunger auf „normales“ Essen wie Käse, Milch und natürlich Schokolade. Sich unterwegs einfach ein Stück Pizza oder einen Muffin mitnehmen, ohne sich überlegen zu müssen „Darf ich das überhaupt essen?“. Darauf habe ich mich nach den sieben Tagen am meisten gefreut. Etwas Gutes hatte es trotzdem: Ich konnte meine sieben Adventskalendertürchen alle auf einmal essen!|

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Die „Obruni“-Zeit in Ghana Diese Erfahrungen sammelte eine deutsche Praktikantin in Afrika Text: Ina Veneva – Fotos: privat

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ie meisten Studentenpraktika bestehen hauptsächlich aus einer langweiligen Tätigkeit vor dem Computer. Obwohl einige schon viel spannender sind als reines Kaffekochen, bleiben die großen Abenteuer und besonderen Lehren des Lebens meist auf der Strecke. Um dem Klischee ein Schnippchen zu schlagen, wählt Maike als Ort ihres Praktikums kein Büro, sondern ein Land - Ghana.

Maike´s Schulklasse

Er verkaufte Maike jeden Tag ihr Essen

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Gute Vorbereitung bedeutet keine Panik Es ist extrem heiß, ungefähr 35 Grad. Trotzdem trägt Maike lange Hose und Bluse, um ihre helle Haut zu schützen. „Ich wusste, was mich erwarten wird, deshalb war ich am Flughafen in Accra, Ghanas Hauptstadt, nicht schockiert!“, erzählt die 22- jährige Medien und Kommunikation Studentin. Zwei Monate vorher hatte sie eine Infoveranstaltung von AIESEC besucht, weil sie Afrika schon immer als Urlaubsziel interessierte. In einem Praktikum wollte sie gerne mit Kindern arbeiten. Die Möglichkeit, Aufklärungsunterricht über HIV und Aids in einer Schulklasse zu organisieren, erschien also sehr passend. Vom Urlaub zum Praktikum und von der Idee bis zur Wahrheit hat sich alles blitzschnell entwickelt. Zwischendurch musste sie sich zehn Mal impfen lassen,

Malariatabletten einnehmen und ein Moskitonetz kaufen. Obwohl die Lebenssituation in Ghana vollkommen anders ist als in Deutschland, schien Maike nicht sehr besorgt zu sein. „Natürlich spielt man mit dem Gedanken an Malaria.“ Aber sie bekam große Hilfe von einer ungewöhnlichen Quelle- ihre Kommilitonin Hannah. Glücklicherweise sollten sie das Praktikum zusammen machen und zusammen wohnen. „Wir konnten uns gegenseitig beruhigen!“, freut sich Maike. Trotz aller Vorbereitungen und Warnungen konnten die beiden nicht alle Ratschläge befolgen. Sie sollten keine geschälten Früchte und nur gekochte Produkte essen. Maike konnte nur zwei Wochen durchhalten: „Alles war zu lecker!“, rechtfertigt sie sich. Und ihre weiße Haut musste sie nicht nur vor einem Sonnenbrand schützen.

Kostet weiß mehr als schwarz? „Warum läufst du so herum mit deiner weißen Haut?“, dachten die Einwohner von dem Alliance Viertel, wenn „Obrunis“, auf Deutsch Weiße, den Strand, an dem sie wohnten, besuchten. Die Ghanaer wollten Maike immer anfassen, um zu erfahren was mit ihrer Haut anders ist. Für die Ghanaer ist weiße Haut gleichbedeutend mit Reichtum.


Alliance Viertel in Accra

Ihr „Reichtum“ hat ihr auch beim Taxifahren einen Streich gespielt. „Man muss immer die Preise kennen und hart bleiben, ansonsten werden sie dich betrügen!“ Die Preise auf dem Markt sind auch nie festgelegt. Man kann keine Preisschilder finden, sondern man muss darum handeln, wie viel die Orangen kosten werden. Anders zu sein störte Maike aber nicht! Sie besuchte eine Strandparty von Ghanaern, die für das Fest Autoreifen angezündet hatten. „Für sie war das ihr Lagerfeuer. Sie haben eine ganz andere Vorstellung von Umweltschutz!“

Kann man mit Deutschen über Verhütung sprechen? „Ich kann mir das nicht vorstellen“, sagt Maike, nachdem sie ihren Unterricht in der Schule gehalten hatte. Zunächst hatte sie Angst, dass sie die Fragen der Schüler nicht verstehen würde, da sie einen englischen „Slang“ sprechen. Aber nach zwei Wochen hat sie sich an die Aussprache gewöhnt. Außerdem waren die Kinder sehr interessiert und stellten viele Fragen, um mehr Informationen zu bekommen. Aids und HIV

sind in ihrem Alltag präsent und sie wollen offen über persönliche Beziehungen und erste Liebe sprechen. Maike half besonders den Mädchen zwischen 11 und 16 Jahren dabei, Selbstbewusstsein aufzubauen. Mit Maike lernten sie, sich gegenüber ihren Liebespartnern zu behaupten und Nein zu sagen.

Keine Angst vor wildem Afrika Maike wohnte in einem ganz normalen Haus „ohne Blechwände“, aber auch ohne Fließendwasser. Auf diesen Luxus musste sie natürlich verzichten. Als Dusche diente ein Wassertank und ein Eimer und es war eine große Umstellung für sie, mit fünf Menschen in einem Zimmer zu schlafen und nie allein sein zu können. Die Lebensmittel waren für sie kein Problem- außer den täglichen Reis und Fleisch vom Stand an der Straße konnte die Studentin in der City Mall Genüsse wie Coca Cola kaufen. Dort existierte eine andere Welt mit Marmorboden und Importprodukten. Für Maike waren aber das Land und die Kultur von Ghanaer anziehender. Sie besuchte den Nationalpark und sah Elefanten, Krokodile

und Antilopen genau neben ihr spazieren. Sie erschrak aber nicht: „In diesem Moment war es zu interessant, um mich zu fürchten!“. Solange die Tiere sich nicht bedroht fühlen, existiert keine Gefahr. „Wenn die Elefanten ihre Ohren nach vorne bogen, sollten wir uns von ihnen entfernen“, erklärt Maike. „Ich lernte die kleinen Sachen mehr zu schätzen“. Dieser Satz ist ein Klischee.

Mit den Elefanten im Nationalpark „Aber es ist wirklich so!“, behauptet sie. „In Deutschland kann ich genüsslich auf der Straße laufen, ohne zu schwitzen!“ Ghana verbesserte auch ihre Sprachkenntnisse, ihr Selbstbewusstsein und lehhte sie, sich selbst zu organisieren. „Ich würde wieder ein Entwicklungsland besuchen, um mich weiter zu entwickeln!“. vorwärts | 35


Schweinehund ade! Motivationstipps für die Klausurenphase Text: Petra Maier, Natalia Sander, Andrea Sappler, Corinna Scherer

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er kennt das nicht: Die Feiertage sind erst seit Kurzem zu Ende und allmählich staut sich ein Berg voll Arbeit an. Doch die Motivation, mal wieder in die Gänge zu kommen, ist einfach verschwunden. presstige hat sich für euch überlegt, wie man den inneren Schweinehund besiegt und am besten an unschöne Aufgaben herangeht.

Tipp 1: Für einen Ausgleich sorgen Ihr habt endlich angefangen für die Prüfung zu lernen und seid motiviert, Tag und Nacht für die Klausur zu büffeln. Hin und wieder mag das funktionieren. Viel effektiver ist es jedoch, einen Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Ein Ausflug in die Natur oder ein Abend mit Freunden helfen euch, zur Ruhe zu kommen und eure Motivation aufrechtzuerhalten.

Tipp 2: Lernen mit etwas Schönem verbinden Versucht, euch die produktive Zeit so angenehm wie möglich zu machen! Wer während des Lernens gerne kannenweise Tee trinkt oder Musik im Hintergrund laufen lässt, sollte das auch tun. Vor einer Lernphase kann es auch helfen, sich im Schreibwarenhandel mit coolen Textmarkern und Co. neu einzudecken. Lernen mit etwas Schönem zu verbinden, bedeutet auch, dass nicht immer am Schreibtisch gelernt werden muss. Wie wäre es zum Beispiel, verpflichtende Literatur in einem gemütlichen Café zu lesen oder seine Karteikarten mit auf einen Winterspaziergang zu nehmen? Abwechslung und Spaß bringt das Lernen in einer Gruppe mit Freunden. Durch gegenseitiges Erklären können Lerninhalte besser vertieft, Probleme und Fragen schnell aus der Welt geschafft werden. Auch Panik vor den Prüfungen, die man alleine vor dem Schreibtisch entwickelt, kann man gemeinsam locker bekämpfen.

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Tipp 3: Der eigene “Mental Coach” sein Verzweifelt den Kopf in den Sand zu stecken, hat noch keinem geholfen. Deswegen macht man sich am besten erst mal klar, warum man die ganze Lernerei auf sich nimmt. Warum “muss” man denn die Hausarbeit schreiben oder die Klausur bestehen? Eigentlich MÜSSEN wir nämlich (fast) gar nichts. Die meisten zu erledigenden Aufgaben sind Teilschritte zu einem Ziel, das man erreichen WILL. Keiner zwingt einen dazu! Zusätzlich zu dieser positiven Einstellung kann es hilfreich sein, sich selbst zu überlisten. Versucht mal, euch selbst einzureden, “wie viel Spaß das Lernen macht” und “wie interessant der Lernstoff ist”. So kann man sein Unterbewusstsein austricksen und den inneren Schweinehund in den Griff bekommen.

Tipp 4: Prokrastination als Mittel zum Zweck Manchmal hilft es auch, wenn man erst etwas anderes macht, bevor man mit dem Lernen anfängt. Denn für eine gute Konzentration ist auch eine aufgeräumte Lernumgebung förderlich. Vor dem Lernen kann man also getrost mal zum Staubsauger oder Putzlappen greifen, um den Gedanken freien Lauf zu lassen. Allerdings sollte der Saubermach-Marathon nicht einem Frühjahrsputz gleichen – denn irgendwann heißt es schließlich: anfangen.

Tipp 5: Einfach loslegen! Die Deadline rückt nahe, doch der perfekte Zeitpunkt zum Anfangen ist noch immer nicht da. Und wenn man ehrlich zu sich ist, wird er wahrscheinlich auch niemals kommen. Das Beste ist oft, sich einfach auf die Arbeit zu stürzen. Ist der Anfang erst mal gemacht, geht das Weitere viel einfacher von der Hand, als erwartet.


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Schreckgespenst Personalchef Die größten Bewerbungspannen und wie man sie umgeht Text: Sandra Depner – Innlustrationen: Toni Antonova

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arum sollten wir ausgerechnet Sie den anderen Bewerbern vorziehen? Und was war Ihre größte Niederlage?“ Na, wer findet sofort eine schlagfertige Antwort? Wir haben uns für euch auf die Suche nach Fettnäpfchen im Bewerbungsprozess gemacht und uns bei Personalchefinnen in der Region umgehört. Ob online oder in der Buchhandlung nebenan – auf der Suche nach dem Bewerbungsratgeber schlechthin haben wir die Qual der Wahl. Zu den Bekanntesten zählen die Bücher von Jürgen Hesse und Christian Schrader. Mit einer Gesamtauflage von über sechs Millionen Exemplaren gehören die beiden Diplompsychologen zu den Koryphäen auf dem Ratgebermarkt. Doch Vorsicht! Sie sind auch bei den Personalchefs bekannt. Anja Müller*, zuständig für das Personalmanagement bei einem bekannten Finanzdienstleister, warnt: „In den Bewerbungsunterlagen ist Abschreiben verpönt. Und darunter verstehe ich auch die direkte Übernahme aus Ratgebern wie Hesse und Schrader.“

Sechs Sekunden, die entscheiden Laut einer Studie entscheiden beim Blick auf den Lebenslauf bereits die ersten sechs Sekunden darüber, ob der Bewerber zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird oder nicht. Der Personalchef sucht dabei nach folgenden Informationen: Name, früherer und aktueller Arbeitgeber, die jetzige Position, aktueller Titel und die Ausbildung. Ist der Lebenslauf unstrukturiert oder gehen diese Informationen nicht aus ihm hervor, läuft der Bewerber Gefahr, sofort aussortiert zu werden.

Was die äußere Erscheinung der Bewerbungsmappe über uns verrät Julia Erdt arbeitet bei der Tefen AG in Augsburg als Personalverantwortliche und ist unter anderem für die Auswahl der Bewerber zuständig. Die Tefen AG ist eine internationale Unternehmensberatung mit Sitz in Augsburg und Düsseldorf. Bei schriftlichen Bewerbungen achtet sie zuerst auf die äußere Form: „Eine ansprechende Be-

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werbungsmappe, ein einheitliches und vor allem schlichtes Design und ein ansprechendes Bewerbungsfoto sind von großer Bedeutung.“ Beim Anschreiben rät Frau Erdt, möglichst präzise zu formulieren und überladene oder abstrakte Worthülsen zu vermeiden. Grundsätzlich gilt bei allen Bewerbungsmappen: Die Unterlagen werden von Personalchefs als erste Arbeitsprobe des Bewerbers angesehen und lassen auf seine Arbeitsweise schließen. Sind die Dokumente unvollständig und unsauber oder weisen viele Rechtschreibfehler auf, kann das schon Grund genug für eine Absage sein.

Eyecatcher Bewerbungsfoto Wenn man Erdt fragt, geht das Anschreiben auf maximal einer Seite gezielt auf die in der Stellenausschreibung genannten Anforderungen ein. „Der Lebenslauf sollte klar gegliedert und vollständig sein. Das Bewerbungsbild ist nach wie vor ein wichtiger Eyecatcher. Relevante Zeugnisse sollten sauber gescannt sein. Und last but not least: Bei einer Online-Bewerbung alle Dateien immer nur im PDF anhängen. Word-Dokumente machen keinen guten Eindruck“, so Erdt weiter.

Erst die Vorbereitung, dann das Vorstellungsgespräch Hat man erst einmal grünes Licht für das Vorstellungsgespräch erhalten, gilt es die nächste Hürde zu überwinden – den Personalchef oder die Personalchefin von den eigenen Qualitäten zu überzeugen. Eine gründliche Vorbereitung ist unerlässlich. „In allererster Linie sollte man sich klar machen, ob das Unternehmen und das Berufsbild zu einem selbst passen. Dabei sollte allerdings nicht vergessen werden, sich über mögliche Herausforderungen und sogar Probleme, die einen erwarten könnten, bewusst zu werden“, rät Julia Erdt. Der Bewerber sollte über fundierte Kenntnisse zum Unternehmen und der Branche, aber auch über eine realistische Selbsteinschätzung verfügen. Denn nur wer nach dem Herunterbeten des eigenen Lebenslaufs auch


souverän und realistisch auf Fragen wie „Was war Ihre größte Niederlage?“ oder „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ antworten kann, überzeugt den Personalchef oder die Personalchefin. Auch Julia Erdt bereitet sich intensiv auf Vorstellungsgespräche vor: „Eine genaue Prüfung der gesamten Unterlagen ist natürlich das A und O. Hierfür nehme ich mir Zeit und schaue meist mehrere Bewerber für dieselbe Position nacheinander an.“ Bei genauerem Interesse erkundigt sich Erdt bei früheren Arbeitgebern oder sucht auf der Online-Plattform XING nach dem Bewerber.

Worauf es beim Vorstellungsgespräch ankommt Stress, Nervosität und die Angst zu versagen – vielen Bewerbern graust es vor dem Vorstellungsgespräch. Man darf aber nicht vergessen: Der Bewerber wurde aufgrund der positiven Beurteilung seiner Unterlagen eingeladen. „In erster Linie will man prüfen, ob sich der erste gute Eindruck bestätigt. Mimik, Gestik, Verhalten und Stimmlage sind natürlich interessant, wenn man persönlich auf den Kandidaten trifft“, erzählt Erdt. Ihr ist es wichtig, neben Unklarheiten in den Unterlagen zwei wichtige Kriterien zu klären: Passt der Kandidat fachlich-methodisch und sozial-emotional in das Unternehmen?

„Wie war Ihre Anfahrt?“ – zwischen Smalltalk und Kreuzverhör „Sind Sie schwanger?“ oder „Warum sollten wir ausgerechnet Sie für den Job auswählen?“ Viele Personalchefs setzen auf die Überrumplungstaktik in sogenannten Stressinterviews. Julia Erdt hält davon nicht viel: „In dem Vorstellungsgespräch ist der Bewerber bereits einer sehr anstrengenden Belastung ausgesetzt. Besser ist es doch, die Situation aufzulockern und dem Kan-

didaten nicht noch zusätzlichen Druck zuzumuten. Die Fragen sind fair. Da nach Lücken gesucht wird und Unklares geklärt werden soll, ist Stress so oder so vorprogrammiert.“ „Haben Sie uns gleich gefunden?“ – Die meisten Vorstellungsgespräche beginnen mit Small Talk, um die angespannte Situation aufzulockern. Hier gilt, sich positiv und knapp darauf einzulassen.

Der erste Eindruck zählt Sympathisch, kompetent, intelligent? Bereits die ersten Sekunden entscheiden darüber, wie wir unser Gegenüber wahrnehmen. Erdt erklärt, wie der erste Auftritt nicht sein sollte: „Unsicheres Auftreten, falsche Kleidung, nicht eloquenter Redestil sowie Unkenntnis über die Firma und die ausgeschriebene Position sind nicht gerade Pluspunkte.“

Bewerbungstraining: Das Schiff, das seinen Hafen nicht kennt, wird nie ankommen Für viele Studierende sind Bewerbungen und Vorstellungsgespräche Neuland. Bevor es um den Traumjob geht, kann man sich in speziellen Trainings vorbereiten. Wo liegen meine Stärken, wo meine Schwächen? Bin ich der mobile Typ oder sesshaft? Arbeite ich bevorzugt praxis- oder theorieorientiert? Bewerbungstrainings geben Aufschluss über das eigene Profil und helfen, die Bewerbungsunterlagen richtig zu gestalten. In simulierten Vorstellungsgesprächen üben die Teilnehmer den Umgang mit unangenehmen und persönlichen Fragen. Denn nur, wenn der Bewerber sich selbst richtig einzuschätzen weiß, kann er den Arbeitsmarkt richtig analysieren und nach einer passenden Stelle suchen. Mit etwas Glück findet er dann seinen gesuchten „Hafen“. Und mit etwas Erfahrung schwindet auch die Angst vor dem Schreckgespenst Personalchef. *Name von der Redaktion geändert

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Ein Semester im KänguRuhland Vom anderen Ende der Welt zu mir selbst Text: Nadine Weckerle – Illustration: Sandra Deyerler

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enn Auslandssemester, dann schon richtig.“ Sagte ich und flog nach Australien. Es folgten vier Monate Melbourne, ein Monat Australische Ostküste und zwei Monate Neuseeland. Eine Erfahrung, eine Auszeit, eine Reise – die bisher beste Entscheidung meines Lebens.

Drei Tage Wach Die Great Ocean Road war eine gute Einstimmung auf das, was mich in den nächsten Monaten erwartete. Am ersten Wochenende veranstaltete die Victoria University Melbourne für ihre „Internationals“ eine Kennenlernreise. Kennen lernen der Kultur, der Landschaft und der Kommilitonen. Wir feierten bis zum Umfallen, gingen trotzdem in aller Herrgottsfrühe auf eine Wanderung in sengender Hitze und wurden mit atemberauben-

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der Landschaft belohnt. Nachmittags betätigten wir uns beim Surfen und spielten Australian Football.

Einleben leicht gemacht Nach dem Wochenende hatte ich schon so viel erlebt wie Zuhause in vier Wochen nicht. Und mit meinem anschließenden Einzug ins Student Village ging es genauso weiter. Das Student Village ist eine große Studentenwohnanlage der Victoria University. Hier kümmern sich Tutoren, die selbst dort wohnen, um die Bewohner. In der Orientierungswoche gab es jeden Tag Verköstigung, Spiele und Party. Schon in dieser Woche lernte ich Eigenheiten anderer Kulturen kennen. Vorurteile, die ich in Deutschland nicht einmal wahrgenommen habe, wurden bestätigt oder aufgehoben. Mexikaner versüßten meinen

Aufenthalt durch ihre Herzlichkeit. Amerikaner veränderten mein eher negatives Bild über ihre Nation durch ihre lässige und ehrliche Freundlichkeit zum Positiven. Engländer waren entgegen aller Vorurteile ein unbefangenes und lustiges Partyvolk, das oft zur Aufheiterung beitrug. Nicht zuletzt ließ mich die ungezwungene Gastfreundlichkeit und Offenheit der Australier mein Heimweh komplett vergessen. Mit diesen Leuten verbrachte ich ein unvergessliches Semester.

Ein bisschen Uni muss sein Obwohl mein Studentenleben zum größten Teil aus dem Lernen neuer Trinkspiele bestand, habe ich noch nie so viel für die Uni gelesen, gelernt und referiert wie in Australien. Im Ver-


gleich zu Augsburg werden hier die Zügel sehr fest gezogen. Dafür wird viel von Studenten für Studenten organisiert. Obwohl Augsburgs Studenten im deutschlandweiten Vergleich sehr engagiert sind, hat mich die Victoria University überrascht. Studentische Initiativen, Organisationen und Projekte haben wöchentliche Veranstaltungen auf dem Campus. Es gibt jeden Tag Popcorn, Hotdogs und Veggie Bratlinge umsonst. Einmal in der Woche sogar ein bayerisches Frühstück.

Urlaub vom Urlaub Uni und Party waren aber nicht mein einziger Lebensinhalt während des Semesters. Ein Highlight waren unter anderem die Osterferien in Tasmanien. Tasmaniens Landschaft ist faszinierend. Gemeinsam mit anderen Internationals haben wir uns zu Acht einen Kleinbus gemietet und sind in einer Woche durch Tasmanien getourt. Diese kleine Insel hat alles zu bieten was das Herz begehrt: Verschlungene Wanderwege, stattliche Berge, geheimnisvolle Höhlen, stille Seen, reißende Wasserfälle, wilde

Küsten, karibisch anmutende Strände, unberührte Regenwälder.

als positiver Nebeneffekt hat sich mein Englisch stark verbessert.

Abschiedsfahrt = Anfangsfahrt

Work and Travel

Mit den engsten Freunden verbrachte ich nach Abschluss der Klausuren eine Woche in Cairns. Wir schnorchelten und tauchten zwischen schillernden Fischen und bunten Korallen im Great Barrier Reef. Giftige Spinnen und Schlangen sowie mürrisch dreinblickende Krokodile schüchterten uns im Daintree Rainforest ein. Nach einer letzten gemeinsamen Feier stand uns ein tränenreicher Abschied bevor. Vier Monate hatten wir jeden Tag miteinander verbracht. Mit dem Versprechen, dass wir Kontakt halten und uns besuchen werden, flogen alle wieder in die Heimat – USA, Mexiko, Melbourne. Zurück blieben meine Augsburger Kommilitonin und ich. Wir hatten noch drei Monate Reise vor uns, bis wir den Heimflug antreten würden. In diesem Moment ließ ich das Semester Revue passieren. Ich verstehe jetzt besser, wie sich ausländische Studierende in Deutschland fühlen. Und

Australien und Neuseeland sind bekannt als Länder für Work and Travel. Und genau diese Leute und diese Lebensweise lernte ich in den nächsten drei Monaten kennen. Mein Zuhause hieß Hostel und ich teilte mir das Zimmer mit 7 bis 19 anderen Leuten. Wenn ich eine Woche an einem Ort blieb, dann war das schon lange. Auf der Reise begegneten mir die unterschiedlichsten Menschen. Menschen aus allen Ländern der Welt. Junge, Alte, Arme, Reiche, Sportler, Chiller, Verlorene, Suchende, Feiernde, Workaholics … Wer ich für die anderen war, kann ich nicht beantworten. Für mich waren diese Monate eine Auszeit. Drei Monate tun und lassen, was ich möchte. Nebenbei habe ich mich selbst besser kennengelernt. Ich habe viel von anderen Nationen dazugelernt, Lebensgeschichten erfahren und meine eigene Lebensgeschichte ausgebaut. Die nächste Reise nach Australien und Neuseeland kommt bestimmt bald.

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Knigge to go für

n e b e l n e t n e das Stud

fchen überlebt p ä n tt Fe e n h o g Uni-Allta Oder wie man den

Text: Petra Maier, Andrea Sappler – Illustration: Toni Antonova

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utes Benehmen gehört seit eh und je zu den wichtigsten Voraussetzungen im alltäglichen Miteinander. Nicht nur beim gefürchteten Familienessen mit den Schwiegereltern in spe spielt das richtige Verhalten eine Rolle, sondern auch im Uni-Alltag. Fettnäpfchen, die ihr mit ein paar Tipps und Tricks einfach umgehen könnt.

Auf-dem-Gang-Knigge Die erste Hürde auf dem Weg in den Hörsaal bildet die Begrüßung. Hier stellt sich die Frage: Wen begrüße ich auf dem Gang? Prinzipiell sollte man jeden grüßen, von dem man selbst auch gegrüßt werden möchte. Kommilitonen, vor allem solche, die später neben einem im Seminar sitzen, sollte man aber auf jeden Fall begrüßen. Wie sieht es mit dem eigenen Dozenten aus? Eine Verbeugung oder ein „Darf ich Ihre Tasche tragen?“ sind heutzutage nicht mehr üblich. Mit einem freundlichen „Hallo“ ist alles getan, manchmal reicht auch ein „Ichignoriere-Sie-nicht-Kopfnicken“ aus.

Der „Sie vs. Du“ – Knigge An der Uni gilt grundsätzlich, dass Studenten untereinander per Du sind und Dozenten meistens gesiezt werden. Schwierig wird es allerdings, wenn die Kommilitonen

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einige Jahre mehr auf dem Buckel haben und die eigenen Dozenten quasi gleich alt oder sogar jünger sind. Je nach Situation sucht man sich entweder das Du oder Sie aus. Als Richtlinie gilt: Wer gesiezt werden möchte, siezt den Gegenüber ebenfalls. Wenn ihr also von einem Seminarleiter geduzt werdet, dürft ihr streng genommen zurück duzen. Manchmal bietet der Dozent auch von sich aus das Du an. Wer nicht geduzt sondern gesiezt werden möchte, der kann natürlich trotzdem darauf bestehen. In Tutorien oder Übungsseminaren ist der Umgangston meist lockerer, sodass ein Du eher angebracht ist. Vor allem, wenn der Tutor selbst noch studiert und in eurem Alter ist.

Der Hörsaal -Knigge Auch im Hörsaal gelten ein paar ungeschriebene Regeln. Dazu gehört zum Beispiel „Mein rechter, rechter Platz ist frei!“. Denn freie Plätze für die Lieblingskommilitonen zu besetzen, ist nicht gerade höflich. „First come, first served“ ist hier die Devise. Wer gerne neben seinen Freunden in der Vorlesung sitzen möchte,


trifft sich am besten vor dem Hörsaal und sucht dann gemeinsam nach freien Plätzen. Weitere DON’Ts im Hörsaal haben mit der Tugend der Pünktlichkeit zu tun: Wer zu spät kommt, sollte sich eher an den Rand setzen und nicht alle anderen aufscheuchen. Gleiches gilt beim vorzeitigen Verlassen der Vorlesung. Übrigens: Ausufernde, sich bis ins Unendliche erstreckende Monologe ermuntern in der Vorlesung weder Dozenten noch Kommilitonen.

Der Prüfungsknigge Für jeden Studenten ist die Prüfungszeit wohl die schlimmste Etappe im Semester. Noch schlimmer sind allerdings Kommilitonen, die kurz vor der Prüfung Panik schieben und andere danach fragen, ob sie bestimmte Inhalte gelernt haben oder welche Aufgaben prüfungsrelevant sind. Ein Schreckensszenario bildet auch der Lernzettelvergleich – wenn einem vor der Prüfung vor Augen geführt wird, dass man etwas nicht gelernt hat. Stattdessen sollte jeder Ruhe bewahren und andere nicht unnötig verrückt machen. Nach der Prüfung sollte man, wenn andere nicht über die Prüfung reden möchten, derartige Gespräche vermeiden. Facebook-Posts à la “die letzte Prüfung ist geschafft” interessieren niemanden. Besser ist es, gemeinsam mit Freunden feiern zu gehen und sich zu freuen, dass der Lernstress ein Ende hat.

Der Besprechungsknigge Auch bei Besprechungen spielt die Begrüßung eine besondere Rolle: Wenn man davon ausgehen kann, dass

man sich dabei die Hand gibt, sollte man immer erst warten, bis der Höhergestellte die Hand reicht. Nur wenn zwei Personen gleichgestellt sind, gibt die Person, die den Raum betritt, als Erstes die Hand. Außerdem gilt, dass Alt vor Jung zuerst die Hand hinreicht. Bei einer Besprechung gelten dieselben Regeln wie bei der allgemeinen Konversation: Man sollte seinen Gegenüber aussprechen lassen und möglichst Augenkontakt halten. Luftlöcher zu starren kommt dagegen nicht sehr gut an.

Der E-Mail-Knigge Auch beim Schreiben von E-Mails haben viele Studenten Schwierigkeiten. Tageszeitabhängige Anreden wie “Guten Morgen Herr XY” gelten als unpassend, weil man nicht weiß, wann die E-Mail gelesen wird. Besser sind stattdessen „Sehr geehrter Herr / Frau XY” oder ein schlichtes „Hallo”. Ob Sie oder Du verwendet wird, hängt davon ab, wie gut man den anderen kennt und in welchem Verhältnis man steht. Wichtig ist außerdem eine konkrete Betreffzeile. Die Antwort einer E-Mail sollte möglichst innerhalb eines Tages erfolgen. Die eigene E-Mail-Adresse sollte am besten Rückschlüsse auf eine reale Person zulassen. Außergewöhnlich kreative oder „lustige” E-Mail-Adressen haben hier nichts zu suchen. Aufgepasst: Beim Knigge to go für das Studentenleben handelt es sich - ähnlich wie beim traditionellen Knigge - um ungeschriebene Regeln, die situationsabhängig sind und im Ermessen des Betrachters liegen. presstige übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit eures Benehmens im Uni-Alltag.

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Heute singt für Sie:

Das Niveau Text: Ann-Christin Fürbaß

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ine Befragung von Professoren zur Studierfähigkeit ihrer Studenten der Geistes- Kultur- und Sozialwissenschaften hat ergeben, dass wir, die aktuell Studierenden, nicht mehr in der Lage wären, uns verständlich mitzuteilen. Im Rahmen dieses öffentlichen Briefes möchte ich versuchen, zwischen Skeptikern und Studenten zu vermitteln. Ich bin mir nicht sicher, ob es funktioniert. Auch ich bin nur Studentin. Meine sprachlichen Mittel sind begrenzt. Liebe Zweifler, liebe Kritiker, nachdem Professor Wolf der Universität Bayreuth Ende 2011 einen Fragebogen an seine Kollegen aus ganz Deutschland verschickt hatte, erhielt er einige vernichtende Urteile zurück. Demnach beschränke sich unser aktiver Wortschatz „auf wenige hundert Ausdrücke“, wenn unsere einfältigen Gedankengänge überhaupt den Weg an die Frischluft fänden. Für Sie mögen neue Medien, die Verlagerung kultureller Werte oder die Rechtschreibreformen nur Ausreden sein. Doch sind es wir, die mit MfG von Fanta 4 aufgewachsen sind und denen noch während der ersten, grammatikalischen Gehversuche der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Wenn man in der Kindheit solch grundlegende Verunsicherung erfährt, dann ist man sein Leben lang verkorkst. Lese-Rechtschreibschwäche ist quasi ein Teil unserer Identität.

gibt es noch kein Hirn-Spar-Abo und aus der Medienflut wurde noch kein Tsunami. Uns ist bewusst, dass Berlin. Tag & Nacht nicht zum Germanistik-Studium qualifiziert. Zur Erinnerung: Das Traumschiff wurde schon vor unserer Zeit Publikumsliebling. In einem Auszug aus den Ergebnissen der Umfrage heißt es: „Das Wagnis, ein komplexeres Satzbaugefüge zu bilden, endet regelmäßig in peinlichen Niederlagen.“ Ich weiß, dass da die Stimme der Frustration spricht und es das Privileg der Älteren ist, sich klüger als die Jungen zu fühlen. Doch das Prädikat „nicht studierfähig“ bringt uns nicht weiter. Das Pfund Deutsch, das ich mir pro Semester kaufe, kostet 450 Euro. Da will ich für mein Geld wenigstens konstruktive Kritik. Als kleine Hilfestellung etwas Positives über uns zu finden: I like impliziert, dass wir eine Meinung haben. Da haben wir der Generation Golf etwas voraus. Und für die Wissenschaft soll Meinungsbildung nicht nachteilig sein. Nach meinen Zugeständnissen hoffe ich auf ein Entgegenkommen Ihrerseits. Und bitte sparen Sie sich das Pseudo-Lob, wir wären dafür souverän im Umgang mit den neuen Medien. Wir wissen, dass es bedeutet, wir hätten nur Facebook im Kopf. Viel Freude bei der Korrektur dieses Briefes wünscht Ihnen

Es mag sein, dass unsere orthografischen Kenntnisse nicht perfekt sind. Kritiker wie Sie sprechen dann vom Imperfekt. Allerdings haben wir es nicht verdient, dass uns Studierenden die Dummheit so sehr anhaftet, wie Bettina Wulff ein gewisses Gewerbe. Speist man in Google Studenten werden ein, so präsentiert die Suchmaschine immer dümmer als häufigste Eingabe. Hallo?! Für die Uni

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Ihre Ann-Christin

Ein Kommentar von Ann-Christin Fürbaß. Schreib ihr deine Meinung auf: https://www.facebook.com/presstige


Brothers in Angst Christopher Große und Michael Sentef kennen keine Angst und haben deswegen Schiss Text: Christopher Große & Michael Sentef

Im Anfang mal wieder SEIN Wort: Schreibt mir diesmal eine Angst-Glosse. Wir: Wir kennen keine Angst. ER: Schlimm. Und ihr wollt Deutsche sein? Ein Deutscher ohne Angst ist wie Augsburg ohne Baustelle. Wie Euro ohne Krise. Oder Hänsel ohne Gretel. Es gibt keinen Deutschen ohne Angst. Ihr überaus unfähigen Glossisten, ihr! Wir: Lasst es uns dennoch versuchen. Auf in den Kampf, Genossen. [Mit erhobener Faust ab.] Voilà, die angstfreieste Glosse der Welt um das Thema Angst. [Horrorfilm-Geigen an.] Der eine von uns (MS) weilt bekanntlich derzeit in Kalifornien. Der Kalifornier kennt keine Angst. Das englische Wort für Angst heißt „Angst“, gern mit dem Zusatz „German Angst“. Lautmalerisch ähnlich ist „anxiety“. Aber mal ehrlich, wer „anxiety“ hat, hat keine „Angst“. Anxiety verhält sich zu Angst wie die Carrera-Bahn zu einer Formel-1 Rennstrecke. Da sitzt man und hört die schwangere Latina im Geburtsvorbereitungskurs von „anxiety“ reden und denkt nur: wie putzig! Eine echte Angst kann von Natur aus nur ein Deutscher haben. Hätte man vor 1945 mit wissenschaftlichen Tests feststellen können, ob einer Angst hat, dann hätte man sich mühevolle Nachweise für „Ariertum“ direkt schenken können. Die Deutschen hatten damals so viel Angst, dass sie ihre Uniformen farblich den Hinterlassenschaften peristaltischer Bewegungen angepasst haben. Für alle Fälle. Ohne Angst kein Weltkrieg, da sind sich die Historiker bestimmt einig. Heute sind die Deutschen eher Quartalsangsthasen. Eine Angst jagt die nächste. Heute haben die Deutschen Angst vor Eurokrise (obwohl die schon da ist), Inflation (warum gebt ihr eure Scheißkohle nicht einfach aus und habt Spaß?), BSE (Tests gibt es bis heute, BSE-Tote in D: 0, BSE-Rinder in D (2010-2012): 0), Vogelgrippe (der andere von uns hat immer noch Tamiflu im Schrank), Bedeutungslosigkeit/Normalität/Durschnittlichkeit (stetig im Hintergrund und stetige Triebfeder für DSDS, die ganze 15 minutes of fame-Sache usw.), Atomkraft (versteht man nicht, daher sowieso), tiefergelegten Bahnhöfen (die Schwaben zumindest), dem Länderfinanzausgleich (Bayern) oder dass der Dom einstürzt (die Kölner seit Hunderten von Jahren). Aber der eine von uns kennt keine Angst. Er ist ja jetzt auch quasi Kalifornier.

Der andere von uns (CG) kennt sowieso keine Angst (allerhöchstens Kompensation). Er ist ja auch Berliner (been there, done that (deutscher Kaiser, Blockade, Mauer, Wiedervereinigung, Döner in Westdeutschland, Wowereit) – was soll noch groß passieren und so …). Und er hält es grundsätzlich auch eher mit den Niedersachen: sturmfest und erdverwachsen und so. Klar – so im Stillen und Geheimen kennt er natürlich doch alle diese Ängste (sog. unlustbetonte Erregungen – Google liefert erschreckende 99,4 Mio. Treffer, bei Hoffnung sind es nur 36 Mio.; da schaudert es den anderen gleich): vor dem leeren Blatt, vor der rechten Fahrspur, vor dem Zahnarzt, vor dem ersten Mal, vor der Steuererklärung, vor dem Fliegen (Flugzeug, Job u.ä.), vor dem Kontoauszug (vgl. wiederum Inflation), vor der Vereinsamung (daher lebt der andere von uns bereits seit geraumer Zeit regelmäßig gleich in zwei Wohngemeinschaften in zwei Städten; die Zweitwohnsitzsteuer ist dabei ein geradezu lachhafter Preis gegen die Angst), vor zu viel Nähe (irgendwie blöd, s. soeben Vereinsamung), vor der Küchenzeile mit Herd (hat mal ein Architekt erzählt: wird in Augsburger Wohnheimen nie benutzt, weil keiner mehr kocht), vor Virginia Woolf, vor dem AbendsWeggehen (weil neuerdings alle Schiss haben, kein Geld mehr fürs Nicht-Kochen zu haben – vgl. oben Inflation), vor dem Platz-in-der-Straßenbahn-Aufgeben (die Dinger sind gerappelt voll und keine Sau traut sich, einfach auszusteigen; Hinweis: An der Schwarzen Kiste gibt es dermaßen exzellenten Kaffee, vgl. ebf. oben Inflation), vor dem Schwarzen Mann („Niemand!“ bzw. politisch korrekte Verleger), vor dem Springen (besser isses) und zuletzt/zuerst vor dem verdammten Nichtsein (vgl. Springen, siehe insbesondere auch Opium fürs Volk). Nota bene: „Man sagt, die Revolution werde zuletzt den Tod abschaffen, abschaffen, abschaffen …“ (Ha!) Wir schickten ihm die angstfreie Angst-Glosse. – ER: Angst werde ich euch jämmerlichen Dilettanten schon noch einflößen, ihr …! [Reckt hektisch die lack-lederne Peitsche in die Höhe.] – Wir: Wir kriegen jetzt aber doch Schiss. – ER: Na, also! [Unter lautem Geschrei gar fürchterlich schlotternd und bibbernd ab.] seitwärts | 45


Die Langeweile hat ein Ende Bei diesen Büchern ist Nervenkitzel angesagt! Text: Stephanie Erler

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as gibt es Besseres als Semesterferien! Endlich wieder Zeit, um all die Dinge zu tun, die während der Uni nicht machbar waren. Die wohl schönste Nebenbeschäftigung überhaupt ist es, ein gutes Buch zu lesen. Mit den Hauptdarstellern mit zu fiebern, Fälle versuchen im Voraus zu lösen, um anschließend festzustellen, dass man doch wieder falsch lag. Oder einfach nur lesen, um den Kopf frei zu bekommen. Wenn es euch bei den ersten beiden Punkten schon in den Fingern kribbelt, dann freut euch auf einige Buchvorschläge aus dem Genre Krimi und Thriller. Alle Titel sind derzeit in den aktuellen Spiegel Bestsellerlisten vertreten. Jedes Buch ist auf seine Art und Weise unheimlich spannend und schwer aus der Hand zu legen.

Nele Neuhaus - Böser Wolf „Böser Wolf“ von der Autorin Nele Neuhaus gilt als einer der besten Titel der Schriftstellerin. Nele Neuhaus hat sich auf Regionalkrimis spezialisiert und beherrscht dieses Metier meisterhaft. „Böser Wolf“ ist ihr bisher sechster Band aus der Reihe um die Ermittler Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff. Bereits seit ihrer Kindheit lebt und arbeitet Nele Neuhaus in ihrem geliebten Taunus und genau über diesen handeln auch ihre Bücher. Inhaltlich geht es in diesem Kriminalroman um die Leiche eines 16-Jährigen Mädchens, das aus dem Main bei Eddersheim geborgen wurde. Das besonders Tragische an dem Fund der Leiche war, dass es vor seinem Mord noch grausam misshandelt wurde. Verwunderlich ist nur, dass selbst nach elf Wochen noch niemand das Mädchen zu vermissen scheint. Nun liegt es an den Ermittlern Bodenstein und Kirchhoff, den Fall aufzuklären.

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Die Spurensuche führt die beiden direkt in den Taunus, zu einem Kinderdorf und zu einer Fernsehmoderatorin, die bei ihren Recherchen den falschen Leuten in die Quere gekommen ist. Während ihrer Forschungen erhalten die beiden Ermittler Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff einen guten Einblick hinter die sonst so gepflegte Fassade der Gegend. Grauenhafte Brutalität und üble Boshaftigkeit stehen hier auf dem Tagesplan. Ebenfalls ein großes Problem ist, dass der Fall immer persönlicher zu werden scheint. Werden sie es rechtzeitig schaffen, den Fall zu lösen? Wer Spannung erwartet, wird sie mit „Böser Wolf“ bekommen und das von der ersten bis zu letzten Seite.

Jussi Adler-Olsen – Verachtung Ein ebenso gelungenes Buch ist der Thriller „Verachtung“ von Jussi AdlerOlsen. Sein aktueller Titel ist auf keinen Fall etwas für Leser mit schwachen Nerven! Mit seinem Titel „Verachtung“ schrieb der Autor den bereits vierten Band um das Sonderdezernat Q. In dieser Reihe ist die Hauptperson der Kommissar Carl Mørck. Gemeinsam mit seinem Assistenten gilt es hier wieder einen spannenden Fall zu lösen. Den Anfang macht gleich die seit 25 Jahren vermisste Rita Nielsen. Mit ihr sind im Jahre 1987 insgesamt fünf Personen auf mysteriöse Art und Weise verschwunden. Während seiner Recherchen stößt das Team auf Nele Hermansen. Ihr Lebenslauf weißt eine grausame Misshandlung und ebenso eine Zwangssterilisation durch einen besessenen Arzt auf. Wie die beiden Fälle miteinander verbunden sind, wird sich im Laufe des Buches erklären. „Verachtung“ ist eine raffinierte Geschichte, die in der Vergangenheit wie auch der Gegenwart spielt, was


die Spannung besonders fördert. Im Vergleich zu den bereits existierenden ersten drei Bänden, „Erbarmen“, „Schändung“ und „Erlösung“ kann Jussi Adler-Olsen mit seinem vierten Band jedenfalls locker mithalten.

Sebastian Fitzek & Michael Tsokos – Abgeschnitten Ein Thriller mit Nervenkitzel verspricht der aktuelle Titel „Abgeschnitten“ von Sebastian Fitzek und Michael Tsokos zu werden. Eine brisante Mischung des erfolgreichen Thriller-Autors mit Unterstützung des wohl bekanntesten Rechtsmediziners Deutschlands. Wie würdest du wohl reagieren, wenn du, wie der Rechtsmediziner Paul Herzfeld, im Kopf einer Leiche die Telefonnummer deiner eigenen Tochter finden würdest? Eines ist jedenfalls glasklar: Hannah wurde entführt und nun setzt Paul alles daran, seine geliebte Tochter wiederzufinden. Doch nicht nur Hannah ist betroffen. Kurze Zeit später wird eine weitere Leiche auf Helgoland gefunden, die ebenso einen Hinweis vom Entführer in sich versteckt hält. Doch um an diesen Hinweis zu kommen, muss Paul Herzfeld auf die Insel, nur ist dies durch einen schweren Sturm nicht möglich. Hier kommt Linda ins Spiel, denn sie ist auf der Insel und soll nun anhand der Anweisungen von Paul die Obduktion der Leiche durchführen. Doch Linda ist eine Comiczeichnerin und hat von dem, was Paul von ihr verlangt, keine Ahnung! Wird Linda die Nerven behalten?

Karin Slaughter – Letzte Worte „Letzte Worte“ von der internationalen BestsellerAutorin Karin Slaughter ist der letzte Titel, den wir euch vorstellen möchten. Derzeit hat die Autorin schon über 20 Millionen Bücher verkauft und ist in den Bestsellerlisten zuhause. „Letzte Worte“ ist ihr neuster Titel und sogleich der zweite aus der GeorgiaReihe um Sara Linton und Will Trent. Als man an einem See die Leiche eines jungen Mädchens sowie einen Abschiedsbrief findet, ist der vermeintliche Mörder schnell festgenommen. Als geständiger Täter wird ein geistig behinderter Junge gefasst. Als er tot in seiner Zelle gefunden wird, steht mit seinem Blut an der Zellenwand „Ich war´s nicht“. Sara Linton beschuldigt die Polizistin Lena Adams, dass sie den Jungen zu einem falschen Geständnis gedrängt und nun dessen Tod auf dem Gewissen habe. Sara möchte unbedingt, dass Lena ihren Job verliert und bittet den GBI-Ermittler Will Trent um dessen Hilfe. Karin Slaugher´s „Letzte Worte“ ist ein absolutes Muss für alle Krimi-Liebhaber. Schon der Vorgänger aus der Georgia-Reihe „Tote Augen“ stieß unter den Lesern auf große Begeisterung.

Alle vorgestellten Titel sind vollständig geprägt von Spannung, Nervenkitzel und Risiko und werden euch hoffentlich begeistern!

Auf einen Blick: Nele Neuhaus – Böser Wolf …Es erwartet euch der sechste brisante Fall der Ermittler Bodenstein & Kirchhoff. Jussi Adler-Olsen – Verachtung …Eine verstaubte Akte und eine merkwürdige Insel, beides sorgt für Lesestoff, in dem vierten spannenden Fall vom Sonderdezernat Q. Sebastian Fitzek& Michael Tsokos – Abgeschnitten …Höchstspannung im Doppelpack: Fitzek und Tsokos sorgen für ein unvergessliches Leseerlebnis! Karin Slaughter – Letzte Worte …„Ich war´s nicht.“ Stand mit Blut geschrieben in der Zelle des angeblichen Mörders. Wird Sara Linton den Fall aufklären?

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Schritt für Schritt Porträt einer jungen Frau, die zurück ins Leben finden musste Text: Sophia Lindsey – Illustration: Natalia Sander

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lötzlich ist alles anders: Katharina R. ist 23 Jahre alt und vor kurzem Mutter geworden, als sie einen Schlaganfall erleidet. Sie lernt ein zweites Mal laufen. Und kann inzwischen einhändig Windeln wechseln. „Sterbe ich jetzt?“ Der Gedanke ist einfach da. Er ist so unerträglich wie die Kopfschmerzen, so hart und unbequem wie der Schlafzimmerboden, auf dem Katharina R. liegt und von dem sie nicht aufstehen kann. Vergeblich hat sie es versucht, doch ihr Körper gehorcht nicht mehr. Im Zimmer nebenan schläft das sechs Monate alte Kind. Katharina erinnert sich genau: Wie sie immer wieder abrutscht, wenn sie sich am Nachtkästchen hochziehen will, wie ihr Kopf bei jedem Versuch gegen das Möbelstück schlägt, wie sie die Orientierung verliert im dunklen Raum. Irgendwie schafft sie es, die Bettdecke an sich zu ziehen. Sie ist furchtbar müde.

Eineinhalb Jahre später: Katharina ist noch da. Sie ist jetzt 25 Jahre alt. Sitzt am Esstisch in der Wohnung, die sie mit ihrem zweijährigen Sohn Leo teilt, trägt Jogginghose und Pulli. Auf dem Teppich liegt Kinderspielzeug. In der Küche hängt ein Metallschild: „I kiss better than I cook.“ Katharina hat große, wa-

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che Augen; ihre kurzen Haare sind braun wie Kastanien. Erst als sie aufsteht, fällt auf: Eine mit Strom betriebene Schiene ist am linken Bein befestigt. Beim Gehen wirkt es steif, hinkt leicht hinterher. Beinahe so, als versäume es jedes Mal, dass es an der Reihe ist, einen Schritt zu tun.

Zwei Minuten, bis die Zellen zu sterben beginnen Katharina nippt an ihrem Kaffee. „Ich wusste nicht, was passiert“, sagt sie. Erst am Morgen habe sie es geschafft, zum Telefon zu robben und ihre Mutter anzurufen. „Ich habe nur an Leo gedacht“, sagt sie, „daran, dass er jetzt Hunger hat und eine neue Windel braucht.“ Die Mutter habe den Notarzt gerufen, dann ging alles sehr schnell: Hubschrauber, Krankenhaus, zuvor noch ein letzter Blick auf ihr Kind, das jemand für einen kurzen Moment zu Katharina auf die Trage legt. Schließlich die Diagnose: Schlaganfall. Ein Riss in der dünnen Haut um die Halsschlagader war schuld; das Blut gerann an der Stelle zu einem Pfropf, immer dicker wurde er, bis er das Gefäß ganz ausfüllte. Am Vormittag hatte Katharina noch einen Chiropraktiker aufgesucht, eigentlich wollte sie nur ihre

Nackenprobleme loswerden. Doch als der ihren Hals einrenkt, reißt die dünne Schutzwand um die Arterie ein. Am Nachmittag fühlt sich die linke Körperhälfte auf einmal an, als sei sie eingeschlafen. „Dabei habe ich mir noch nichts gedacht“, sagt Katharina. Um etwa 9 Uhr abends legt sie sich schlafen. Kopf und Nacken schmerzen. Als sie kurze Zeit später wieder aufstehen will, fällt sie einfach aus dem Bett. Und bleibt liegen. Als sie am nächsten Tag in der Klinik ankommt, ist Katharina halbseitig gelähmt: Ihre linke Gesichtshälfte hängt herab, sie kann nicht laufen, sich nicht einmal herumdrehen im Bett. Sie erinnert sich daran, dass ihre Stimme verwaschen klang und fremd. Zwei Minuten nur, erklärt ein Facharzt, halte es das Gehirn in so einem Fall aus, bevor die Zellen unwiederbringlich


zu sterben beginnen. Wie gut sich der Körper danach erholt, hänge auch davon ab, wie schnell die Durchblutung wieder hergestellt werden kann. Außerdem: „Je jünger der Mensch ist, desto weniger empfindlich sind die Zellen.“ Benachbarte, nur teilweise betroffene Hirnregionen hätten die Chance, sich zu regenerieren; zudem könnten unbenutzte Zellen versuchen, die fehlenden Funktionen zu übernehmen.

Wie bezieht man einhändig ein Bett? Katharina massiert ihre linke Hand, die gefaltet in ihrem Schoß liegt. Noch immer lässt sie sich kaum bewegen. Manchmal, erzählt Katharina, um-

klammere ihr Sohn die schlaffen Finger und sage: „Kaputt.“ Und einmal sei ihr die Hand ins kochende Wasser gefallen, einfach so. Eigentlich ist sie Linkshänderin. Sie musste lernen, alles mit einer Hand zu machen, noch dazu mit der falschen: den BH zumachen, einen Reißverschluss schließen, ein Bett beziehen, ihren Sohn wickeln. Katharina ist erfinderisch geworden: Als ihr einmal ein Fingernagel einriss an der rechten Hand, bediente sie den Nagelknipser einfach mit dem Fuß. „Das geht alles, wenn du etwas hast, das dich antreibt.“ Zwei Wochen nach dem Schlaganfall konnte sie ihre Hüfte wieder bewegen. Nach etwa einem Monat machte sie die ersten eigenen Schritte: vom Balkon ins Krankenzimmer. Sie wollte endlich wieder für ihren Sohn da sein, der während dieser Zeit bei Oma und Tante wohnte. Mehrmals am Tag übte sie greifen und laufen, oft stundenlang. „Man hat mir gesagt, ich darf noch nicht gehen, damit ich es nicht falsch lerne“, sagt Katharina. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. „Das war mir eigentlich ziemlich egal.“

„Es hätte andersherum sein sollen“ Im Winter war Katharina R. mit Leo Schlitten fahren, probierte Skilang-

lauf aus. Und im neuen Jahr will sie endlich wieder aufs Snowboard steigen. Schlaganfälle treten normalerweise erst im Rentenalter auf, bei Diabetikern, Rauchern, Menschen mit Bluthoch-

druck oder zu hohen Cholesterinwerten. Doch Katharina R. ist jung. Sie hat noch viel vor.An einen Vorfall erinnert sie sich gut. Erst vor kurzem war sie aus der Klinik entlassen worden, vor einem Sportgeschäft wartete sie auf ihre Mutter. Ein etwa 70-jähriger Mann sprach sie an: Ob er ihr über die Straße helfen könne. „Dabei hätte es andersherum sein sollen“, sagt sie, „normalerweise hätte ich ihm helfen müssen.“ Katharina ist niemand, der leicht aufgibt. Sie erzählt vom letzten Geburtstag ihres Sohnes: Am Abend vorher wollte sie die Wohnung dekorieren. Im Dunkeln kletterte sie auf das Trampolin im Garten, um eine Girlande aufzuhängen. Außerdem hatte sie Luftballons gekauft, auf denen eine Zwei prangte. Doch ohne die zweite Hand wollte das Zuknoten einfach nicht klappen. Immer wieder entwich die Luft, die Finger schmerzten vom langen Halten. Trotzdem machte sie weiter. „Für den ersten habe ich über eine Stunde gebraucht“, sagt sie. Die Restlichen aber schaffte sie in fünf Minuten. Ganz ohne Hilfe.

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e m ü t s o k s Fasching l e t u e b d l e G e l a m h c s r fü e f p ö K e v i t und krea atalia Sander

mer – Fotos: N

nhei , Rebecca Nau dalena Klingler

Text: Mag

J

ahr um Jahr dasselbe Spiel: Die Faschingszeit kommt schneller als erwartet und du hast noch immer kein Kostüm. Die ewigen Teufel, Piraten und Kätzchen – was 2012 schon genervt hat, nervt 2013 noch mehr. Damit ist jetzt Schluss. Wir haben für euch einige Kostüme zusammengestellt, mit denen ihr trotz schmalen Budgets den großen Auftritt hinlegt.

01: Die Wurst DU BENÖTIGST:

02: CHIARA OHOVEN 01

DU BENÖTIGST: • 3 Tuben Makeup • Lippenstift, Lidschatten, Wimperntusche, Augenbrauenstift, Eyeliner • Eine große Menge Haarlack • Nadel und Faden • Wiener Würstchen

SO WIRD´S GEMACHT:

• Rosafarbenes Bettlaken • 2 Schnüre, Bänder o.ä. • Stecknadeln

1. Flächendeckend das Makeup auftragen.

SO WIRD´S GEMACHT:

2. Augen in Szene setzen: Wimpern kräftig tuschen (Fliegenbeine sind erwünscht), Eyeliner dick auftragen, Lidschatten bis zu den Augenbrauen verteilen.

1. Bettlaken der Länge nach um den Körper wickeln. Dabei sollte das offene Ende nach vorne zeigen.

2. Die erste Schnur über dem Kopf um das Laken binden. Dies bildet später das obere Wurstende.

3. Die zweite Schnur auf Höhe der Knöchel anbringen. Dies bildet später das untere Wurstende.

4. Mit den Stecknadeln den vorderen Schlitz schlie-

3. Haare stylen: Dazu bei Bedarf einige Wellen in den vorderen Haarbereich einarbeiten. Anschließend das Ganze mit Haarlack überziehen, bis die Frisur einen statischen Charakter besitzt. 4. Jetzt geht’s um die Wurst: Ein Wiener Würstchen gründlich abtrocknen und halbieren. Anschließend mit Nadel und Faden die Hälften an den Enden zusammennähen.

ßen. Achtung: Das Gesicht sollte dabei immer sichtbar bleiben.

5. Für die Henkel einen langen Faden längs durch beide Wursthälften ziehen und verknoten.

TIPP: Wir empfehlen dieses Kostüm besonders den

6. Die so entstandenen Schlaufen über die Ohren ziehen, um das Wurst-Lippen-Konstrukt zu montieren.

Nicht-Tänzern unter euch, die die partyübliche Randgruppe bilden. Außerdem solltest du darauf achten, einen Freund oder Freundin an deiner Seite zu haben. Dieser kann dir im Falle eines Falles immer wieder auf die Wurstbeine helfen.

TIPP: Da sich der Wurstgeruch über mehrere Tage im Gesicht hält, raten wir Vegetariern zu Tofu -Würsten. Fertig ist Chiara Ohoven!

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Naddel (Nadja Abd El Farrag) DU BENÖTIGST: • Dunkles Make-up • Kajal, Wimperntusche, Lidschatten, Augenbrauenstift • Dunklen Lippenstift (lila oder braun) • Angewachsener oder portabler Pony (erhältlich bei Tedi, ca. 3Euro) • Weißes Tape • Push-up-BH oder Silikonpads • Kleidung nach Wahl (Achtung: ein großer Ausschnitt ist ein Muss)

SO WIRD´S GEMACHT: 1. Schmeiß dich in Schale! Lege dabei besonders großen Wert auf einen üppigen Vorbau. Diesen kannst du ganz einfach mit mehreren übereinander getragenen Pushup-BH´s oder Silikonpads zaubern. 2. Trage großzügig drei Schichten des dunklen Makeups auf. Tipp: Bronzing Puder verleiht dem Ganzen den letzten Schliff! 3. Schminke die Augen großzügig. Dabei gilt das Motto: mehr ist mehr. Also keine falsche Scheu und einige Male grob rum ums Auge! 4. Für die Menschen ohne natürlichen Pony: Die portable Haarpracht weiter hinten als normal platzieren. Richtwert ist die Kopfmitte. 5. Die Kauleiste anbringen! Dabei klebt man ein schmales Stück des präparierten weißen Tapes auf die obere Zahnreihe. Ganz wichtig: Den Lippenstift erst anschließend auftragen, um den optimalen Weißheitsgrad der Zähne zu wahren. 6. Lippenstift (üppig) anbringen.

TIPP: Busen-Boost! Sollte euer Dekolleté noch nicht Naddels Keulen entsprechen, könnt ihr durch leichtes Schattieren den gewünschten Effekt erzielen. Fertig ist die Naddel!

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16.00 – 17.00

18.00 – 19.00

17.00 – 18.00

Alle Angaben ohne Gewähr

Zusammengetragen von Daniela Steffl

Download auf presstige.org

Sausalitos

Samok (Di, Mi)

Café Viktor

Samok (Do - Sa)

Seven Five

Pappasitos

Ratskeller

22.00 – 23.00

Ratskeller

Platsch

Murphy’s Law

20.00 – 21.00 Movie Bar

Sausalitos

Samok (Do - Sa)

Nudelbar

Purist

Platsch (Fr. + Sa.)

Mr. Onions

Joe Pena’s (hora azul)

Enchilada

24.00 – 01.00

Purist

Nudelbar

Mr. Onions

Flannigan’s Post

Flaircity

19.00 – 20.00

Joe Pena’s

Essbar

Enchilada

Commerzienrat (Mo. - Fr.)

Cohiba (Fr. - Sa.)

Cohiba (So. - Do.)

Caipi

Barium 56 (Mo. - Sa.)

Altstadtcafé

23.00 – 24.00

König v. Flandern

Täglich

Happy Hour Guide

01.00 – Ende

21.00 – 22.00


Samstag

Freitag

Donnerstag

Mittwoch

Dienstag

Montag

Joe Pena’s

Sausalitos

Nudelbar

Henrys Coffee

Henrys Coffee

Peaches

Peaches

Weißes Lamm

Weißes Lamm

Weißes Lamm Circus

Rockfabrik

Mo Club

Mo Club

Mahagoni Bar

Barfly

Mo Club

Mahagoni Bar

Liquid

Barfly

Yum Club

Mo Club

Mahagoni Bar

Liquid

Mo Club

Mahagoni Bar

ediuG ruoH yppaH 01.00 – Ende

24.00 – 01.00

23.00 – 24.00

nelhümrzuZ tigriB nov negartegnemmasuZ

22.00 – 23.00

21.00 – 22.00

20.00 – 21.00

19.00 – 20.00

18.00 – 19.00

17.00 – 18.00

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Ein Weg durch den App-Dschungel Text: Moritz Köppendörfer

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pps gibt es viele. Doch um zu erkennen, welche davon wirklich nützlich sind und welche einfach nur nerven, hilft meist nur selbst ausprobieren. Um euch Reinfälle zu ersparen, hat presstige die persönlichen App-Empfehlungen der Redaktion gesammelt.

Andrea Sappler

Johanna Zach Ich habe nur noch sehr wenige Apps auf meinem Handy, aber eine davon wird immer die Neue Szene App sein. Wenn ich gemütlich mit Freunden zusammensitze und wir noch überlegen, was wir heute machen könnten, hat uns diese bei der Entscheidung schon oft geholfen. Eine zuverlässige Informationsquelle, wo in Augsburg was Gutes los ist!

Martina Schnitzer Ihr seid Fan von „Wer wird Millionär“, habt aber keine Lust für diese App zu bezahlen? Kein Problem, denn euer Wissen könnt ihr auch kostenlos testen. Ob im Zug, im Wartezimmer oder in einer langweiligen Vorlesung, mit der App „Wer wird reich?“ vergeht die Zeit wie im Nu. Und falls ihr gerade in einer kreativen Phase seid, könnt ihr sogar selbst Fragen einschicken.

Mobiles Radio ohne Rauschen. Die kostenlose App Radio. de bietet Streams zu über 7000 Sendern aus aller Welt. Ausgefallene Musikgeschmäcker kommen über die Suchfunktion auf echte Exotensender. Auch für den gewöhnlichen Radiohörer ist die Rundfunkapp unentbehrlich, um den Lieblingslokalsender immer bei sich zu haben. Die App ist multitaskingfähig und läuft weiter, selbst wenn du surfst oder gerade andere Apps nutzt. Besonders praktisch sind auch der Sleeptimer und die Weckfunktion. Damit macht die Radio-App jeden Radiowecker überflüssig und ist mein absolutes Muss für überzeugte Radiohörer.

Simone Klauer Ständig vergisst du Sachen? Der Papierfetzen, aka deine "ToDo-List", verschwindet immer wieder in den Unitiefen deiner Taschen? Oder im Fall der Fälle hast du sie doch wo anders liegen? Die Lösung des Problems ist die App "Wunderlist". Hier kann man Listen für alles erstellen was dir einfällt: To-Do, um u lesen, was einzukaufen ist oder, oder, oder... Supersimples Programm, aber das Gefühl beim Abhaken macht glücklich und süchtig! Kompatibel mit iPhone und Android, aber auch synchronisierbar mit dem PC-Programm und browserbasiert zu haben. So sind deine Listen immer und überall dabei.

Daniela Steffl Barcoo-Wissen, was du kaufst! – Ihr habt ein tolles ParMoritz Köppendörfer füm geschenkt bekommen, wisst aber nicht, wo ihr es Immer wissen, wann der nächste Bus fährt. Mit "Öffi: ÖPNV-Auskunft" nachkaufen könnt? Mit dieser App könnt ihr ganz einfach über die Kamera den Barcode scannen und euer kein Problem. Die App hat Fahrpläne für den öffentlichen Nahverkehr Smartphone zeigt euch die nächstgelegene Einkaufsin weiten Teilen Deutschlands und mehreren anderen Ländern parat. Sie möglichkeit für dieses Produkt an. Zusätzlich hält die kann Umsteigeverbindungen samt Fahrpreisen berechnen und Liniennetzpläne anzeigen. Orientierungslose können sich von Öffi zudem zur nächstApp interessante Infos über die Produkte in eurem gelegenen Haltestelle lotsen lassen. Funktioniert auch in Augsburg, inkluEinkaufswagen parat. Wenn ihr nicht mehr mit einem sive der Nachtbusse. handgeschriebenen Zettel zum Supermarkt gehen wollt, erstellt euch mit dieser App eine Einkaufsliste. Sie rechnet euch sogar aus, wie viel ihr am Schluss zahlen müsst. Einkaufen leicht gemacht! Und das Ganze auch noch kostenlos.


CR

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RL P B

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Impressum ePaper N°4 – Januar 2013 – www.presstige.org

CR – Chefredaktion

Martina Schnitzer | chefredaktion@presstige.org | Chefredaktion ∞, Daniela Steffl | chefredaktion@presstige.org | Chefredaktion ∞

RL – Ressortleitung

Sandra Depner |Ressortleitung ∞ Christian Endt | Ressortleitung ∞ Susanne Heindl Ressortleitung ∞ Sophia Lindsey | Ressortleitung ∞ Petra Maier | Ressortleitung ∞ Corinna Scherer | Ressortleitung ∞

R – Redaktion

Stephanie Erler | Redaktion ∞, Ann-Christin Fürbaß | Redaktion ∞, Chantal Helwig | Redaktion ∞, Tamara Hübler | Redaktion ∞, Lena Klingler | Redaktion ∞, Moritz Köppendörfer | Redaktion, Fotografie ∞, Rebecca Naunheimer | Redaktion ∞, Andrea Sappler | Redaktion ∞, Ina Veneva | Redaktion ∞, Annika Wagner | Redaktion ∞, Nadine Weckerle | Redaktion ∞

P – Personal

Chantal Helwig | Personal ∞, Rebecca Naunheimer | Personal ∞

G – Gestaltung

Sebastian Baumeister | artdirection@presstige.org | Art Direction, Layout, Illustration, Fotografie ∞, Antonia Antonova | Layout, Illustration ∞, Sandra Deyerler | Layout, Illustration ∞, Natalia Sander | Layout, Illustration, Fotografie, Redaktion ∞,

B – Begleitstudiumskoordination Chrissy Dorn | Begleitstudiumskoordination ∞

V – Verlag

Martina Egger | anzeigen@presstige.org | Verlagsleitung, Marketing- und Vertriebsleitung, Beisitzerin presstige e.V. ∞

H – Herausgeber

presstige – Verein zur Förderung des journalistischen Nachwuchses e.V. | c/o Medienlabor | Institut für Medien und Bildungstechnologie | Universität Augsburg | Universitätsstraße 2 | 86135 Augsburg | Tel.: 0821 1270800 | Fax: 01577 99 3324690 | Kto.-Nr.: 2 50 40 90 18 | BLZ: 720 500 00 | Stadtsparkasse Augsburg | Vereinsregisternummer VR200819 | Amtsgericht Augsburg | www.presstige.org Dr. Christopher G. Große | Vorstandsvorsitzender (V.i.S.d.P.) ∞ Dr. Michael Sentef | Stellvertretender Vorstandsvorsitzender ∞ Michael Hofmann | Schatzmeister, kommissarischer Geschäftsführer ∞ Jörn Retterath | Schriftführer ∞ Wiebke Henke | Beisitzerin ∞ Birgit Zurmühlen | Beisitzerin ∞

Beirat

Prof. Dr. Thomas Schwartz (Vorsitzender), Thomas Benseler, Ernst Holme, Alois Knoller, Sebastian B. Priller, Bernd Pitz

Druck

presstige | verlag@presstige.org | Fotostudio | B6 Bildwerk, Martinipark Augsburg ∞ | Druck | Joh. Walch GmbH & Co. KG, Augsburg ∞ | Auflage & Erscheinen | 10.010 Exemplare | 2 x jährlich (im Jahr 2012) | Die nächste Ausgabe erscheint im April 2013 presstige – Bayerns größtes studentisches Magazin (gegründet 2004) wird seit 2010 herausgegeben vom unabhängigen gemeinnützigen presstige – Verein zur Förderung des journalistischen Nachwuchses e.V. Jetzt unter www.presstige.org/mitglied im presstige-Förderverein Mitglied werden und ein einzigartiges ehrenamtliches Projekt unterstützen! Journalistische Unabhängigkeit fördern – Wissen und Medienvielfalt schaffen! Jeder Euro hilft uns bei der Herausgabe von presstige und bei der Ausbildung junger Journalistinnen und Journalisten! (Alle Spenden und Mitgliedsbeiträge sind steuerlich absetzbar.)



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