Open House Verlag – Programm Herbst 2018

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Graham Robb: RIMBAUD. Biografie Rimbaud ist weitgehend für das verantwortlich, was wir heute unter einem rebellischen Künstler verstehen – »der Dichter der Revolte, und der größte unter allen«, sagte ­Albert ­Camus. Die Gedichte, die er wie lästige Gepäckstücke zurückließ, erwiesen sich als literarische Zeitbomben: Le Bateau ivre (Das trunkene Schiff), das rätselhafte Voyelles (Vokale)Sonett, Une Saison en Enfer (Ein Aufenthalt in der Hölle), die Prosa-Illuminationen und einige seltsamerweise wenig bekannte Meisterwerke wie das auf Proust vorausweisende Mémoire und die obszönen vorfreudianischen P ­ arodien des Album zutique. In seiner posthumen Karriere als Symbolist, Surrealist, Beat-Poet, Studentenrevolutionär, Texter von Rocksongs, Pionier der Schwulen und genialer Drogenkonsument wurde Rimbaud von vier Generationen der Avantgarde als Fluchtweg aus dem Reich der Konvention betrachtet. »Alle bekannte Literatur«, so Paul Valéry, »ist in der Sprache des Hausverstands geschrieben – nur die von Rimbaud nicht.« Paradox, dass die Experimente, die Rimbaud als »sprachliche Alchemie« bezeichnete,

mit zu der Idee beitrugen, literarische Texte sollten klinisch isoliert vom unprofessionellen Durcheinander des Lebens analysiert werden. Seinen aufsehenerregendsten Einfluss hatte er auf Schriftsteller, Musiker und Künstler, die sein Leben als entscheidenden Teil seines Schaffens betrachteten: Pablo Picasso, André Breton, Jean Cocteau, Allen Ginsberg, Bob Dylan und Jim Morrison, von dem manchmal behauptet wird, er habe seinen Tod in Paris nur vorgetäuscht und sei Rimbaud nach Äthiopien gefolgt. Ganz im Gegensatz zu so vielen im Privaten ehrbaren Bad Guys führte Rimbaud auch ein entsprechendes Leben. Zwischen 1870, als er zum ersten Mal nach Paris floh, und 1875, als er zum letzten Mal Interesse an seiner eigenen Dichtung bekundete, sind die längsten Texte in seiner Correspondance der Brief, in dem er seine Absicht beschreibt, ein »Seher« zu werden, durch eine »lange, umfassende und rationale Entfesselung aller Sinne«, und seine Aussage bei der Brüsseler Polizei, nachdem er von seinem Liebhaber, dem Dichter Paul Verlaine, angeschossen worden war.

GRAHAM ROBB britischer Historiker und Literaturwissenschaftler. Studium in Oxford, London und den USA (PhD in Französischer Literatur), Fellow am Exeter College in Oxford. Seine Biografien über Balzac, Victor Hugo und Rimbaud wurden von der New York Times unter die ›Besten Bücher des Jahres‹ gewählt. Fellow der Royal Society of Literature, Chevalier des Ordre des Arts et des Lettres.


» D e r e rs t e Punk-Poe t« patti smit h

Abseits einer kleinen Avantgarde zuerst völlig unbekannt, avancierte Arthur Rimbaud (18541891) zu e ­ iner der wirkungsvollsten Figuren für die zeitgenössische Kultur. Voller Hass auf die Bourgeoisie war die Liste seiner Verbrechen länger als die der von ihm selbst veröffentlichten ­Gedichte. Die posthume Karriere dieses E­ nfant ­terrible, das bereits mit Anfang zwanzig zu dichten aufhörte, ist erstaunlich: Heiliger für ­Symbolisten und Surrealisten, ­Poster-Boy für Anarchisten und ­Drogenkonsumenten, Pionier für S ­ chwule, ­Inspiration für Künstler von Picasso über Bob Dylan und Jim ­Morrison bis zu Patti Smith. »Ich ist ein anderer.« Wer Rimbaud war, schildert Robb in sorgfältigen Werkanalysen sowie einer präzisen Beschreibung von Lebensgeschichte und historischem Umfeld. Dabei zeigt er anhand von Rimbauds nach­literarischer Karriere (u. a. in Äthiopien) als Fabrikarbeiter, Hauslehrer, Bettler, Hafenarbeiter, Söldner, Seemann, Entdecker, Kaufmann, Geldwechsler und Waffenschieber, welchen Einfluss europäisches Denken und europäische Politik auf Afrika und die arabischen Länder hatte. Ein abenteuerliches Leben als Zugang zu aufregender Poesie und aktuellen politischen Themen

Graham Robb: Rimbaud. Biografie 13,5 x 21,5 cm | 544 Seiten | Hardcover, Lesebändchen Preis: 32,00 Eur [D] | 32,90 Eur [A] Erscheint: September 2018 ISBN: 978-3-944122-16-8

»Die beste

Biografie, die es

über diesen tief bewegenden,

ruhelosen Dichter zu lesen gibt«

the new york times


Christoph Jehlicka: DAS LIED VOM ENDE Der ganze Ort singt ein Lied von der Hitze. Heruntergefahrene Rollläden. Tackernde Rasensprenger in Vorgärten. Knirschende Reifen auf glühendem Asphalt. Das Surren auf Hochtouren laufender Kühlschränke. Die klingelnde Leergutkasse im Getränkemarkt. Ein Radiosprecher: Keine brennenden Zigaretten aus dem Fenster werfen. Sein Fahrrad hatte einen Platten – Tiefpunkt der ersten Woche nach seiner Rückkehr aus Bristol. Keinen Schimmer, warum er überhaupt noch in die Schule gefahren war, am letzten Tag vor den Ferien. Nur um festzustellen, dass sich in seiner alten Klasse rein gar nichts verändert hat? Dieselben Cliquen, dieselben Sprüche, dasselbe behinderte Verhalten. Dachte er zumindest, bis Sara ihr Hollandrad neben ihm stoppte und ihn ansprach – hier, an exakt dieser Stelle. »Eine Scherbe?« Ihre großen, braunen Augen. Ihr dunkles, welliges Haar. Ihre beinahe weiße Haut. In der nächsten Seitengasse hat sie gewohnt. Eine Woche nach ihrem zufälligen Treffen wollte er Sara besuchen. Trieb sich beim Prospekteverteilen so lange in der Nachbarschaft

herum, bis er sie hinter dem Küchenfenster erblickte. Bester Dinge spazierte er an der Scheibe vorbei und stellte sich vor die Haustür – freudestrahlend, mit einem Drogerieprospekt in der Hand. Sein Schock, als nicht Sara, sondern ihr Vater aufmachte – mit starrem Blick. »Was willst du?« »Äh … ich wollte Sara kurz hallo sagen.« »Ist nicht da.« Bens verwirrte Geste in Richtung Küchenfenster. »Aber …« »Sara ist nicht da, habe ich gesagt. Und das Altpapier kannst du wieder mitnehmen. Oder kannst du nicht lesen?« Er deutete auf den Aufkleber auf seinem Briefkasten. Keine Werbung. Mit hochrotem Kopf und gesenktem Blick trat Ben den Rückzug an. Die Einfahrt runter – und ab durch die Mitte. Von Sara hinter dem Küchenfenster nichts mehr zu sehen. Ob der Besuch etwas damit zu tun hatte, dass ihr Vater durchgedreht ist? Seine Frau ­Maria J. (37) und die beiden Kinder (Hannes, 18, und Sara, 16) wurden tot in ihren Betten gefunden. Allesamt erstickt, vermutlich mit den eigenen Kopfkissen.

Foto: Leo Krumbacher

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CHRISTOPH JEHLICKA lebt in Hamburg. Geboren 1983 in Delmenhorst, aufgewachsen in Niedersachsen. Jehlicka studierte Anglistik und Soziologie an der Universität Hamburg sowie Literarisches Schreiben an der Universität Hildesheim.


Ein tragikomischer Familien­­roman mit Tempo und ­ über­­­­raschenden Wendungen Um 2010, in einer norddeutschen Kleinstadt. Ein Mann tötet sich und seine Familie. Eine ganze Gegend ist erschüttert und fragt sich, wie es dazu kommen konnte. Und im Reihenhaus von Familie Schult gerät das Leben aus den Fugen. Sehr unterschiedlich begegnen die vier Familien­ mitglieder, die Söhne Ben und Niko, Mutter U ­ rsula und Vater Frank, den Schicksalsschlägen und hausgemachten Problemen: Weltflucht, Drogen, schwarzer Humor, abstruser Aktionismus – und schließlich auch echte Opferbereitschaft. Das Lied vom Ende ist ein Familienroman voller Tempo und Perspektivwechsel. Eine Kreuzung aus Coming-of-Age-Story und Ehedrama. Ein vielschichtiges, tragikomisches Buch über die Abenteuer des Zusammenlebens.

Christoph Jehlicka: Das Lied vom Ende. Roman 12 x 20 cm | 256 Seiten | Hardcover, Lesebändchen Preis: 22,00 Eur [D] | 22,60 Eur [A] ISBN: 978-3-944122-36-6

… das Buch bringt alles mit, was ein

Publikumsliebling erfordert: Spannung, Witz, Einfühlung … Frankfurter Allgemeine Zeitung … hier ist ein neuer spannender Autor zu entdecken! Spiegel Online


Paula Bomer: MADELEINE

»­Bomer ist sehr gut darin, ohne ­Weichzeichner

Neun Erzählungen über heranwachsende, starke junge ­Frauen. Die als Mädchen nicht die Macht über das eigene Leben abgeben wollen.

zu schreiben.« MISSY MAGAZINE

Geschichten darüber, was es heißt, von einer ­neuen ­Erfahrung, einem anderen Menschen berührt zu ­werden. Über Freundschaft, Liebe, Sex, Magersucht, Macht, Abgrenzung von den Eltern. Über Diskriminierung unter Jugendlichen wegen ­sozialer Unterschiede, Geschlecht oder Hautfarbe. Über Musik, Drogen und Liebe. Über den jugendlichen Wunsch so viel wie möglich in sich aufzunehmen. Intensiv zu fühlen. Über jugendliche Angst. Und jugendliche ­Angstlosigkeit, durch die Erfüllung der eigenen W ­ ünsche zum Außenseiter zu werden. Das Schöne und das Schreckliche, das Sanfte, die Einsamkeit, die überbordende Energie und ungebremste Liebesfähigkeit junger Frauen.

Foto: Natalie Brasington

Paula Bomer: Madeleine. Erzählungen Aus dem Amerikanischen von Rainer Höltschl 12 x 20 cm | 240 Seiten | Leinen, Hardcover, Lesebändchen Preis: 22,00 Eur [D] | 22,60 Eur [A] ISBN: 978-3-944122-30-4

PAULA BOMER lebt in New York. ­ Aufgewachsen in South Bend, Indiana. In deutscher Übersetzung erschienen von ihr bei Open House 2014 der Erzählungsband Baby und 2015 ihr Roman Neun Monate.


Gedenkkonzert mit Amnon Weinstein und ­den ­Originalgeigen: Dresden, Philharmonie, 8. November 2018

James A. Grymes: DIE GEIGEN DES AMNON WEINSTEIN Der ­Geigenbauer Amnon Weinstein beginnt in Tel Aviv in den 1990er Jahren damit, Geigen zu restau­ rieren, die von jüdischen Musikern während des Holocausts gespielt wurden. Denn vor ihm steht ein Mann, der im ­Orchester von Auschwitz spielte, seine Violine über J­ ahrzehnte nicht angerührt hat und sie nun für seinen Enkel ­reparieren lassen will. Als Weinstein das I­nstrument öffnet, e­ ntdeckt er im Inneren Asche, die aus den K ­ rematorien stammen muss. Grymes erzählt in diesem erzählerischen Sachbuch das Schicksal von sieben Geigen, die Weinstein zu neuem Glanz und Leben erweckte. Hinter jeder dieser Geigen steht eine f­ aszinierende Geschichte jüdischer Musiker. Zusammen verbinden sich diese Ge­schichten zu einem bewegenden neuen Weg, den Holocaust zu verstehen. Gewinner des NATIONAL JEWISH BOOK AWARD James A. Grymes: Die Geigen des Amnon Weinstein Aus dem Amerikanischen von Jürgen Reuß 13,5 x 21,5 cm | 288 Seiten | Hardcover, Lesebändchen Preis: 25,00 Eur [D] | 25,70 Eur [A] ISBN: 978-3-944122-32-8

Grymes’ Buch ist mehr als nur die Geschichte individueller Schicksale. Frankurter Allgemeine Zeitung

JAMES A. GRYMES, Professor für Musikwissenschaft,

Lehrstuhlinhaber am Institut für Musik an der University of North Carolina in Charlotte. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter wichtige Bücher zum u ­ ngarischen Komponisten Ernst von Dohnányi, Vater des deutschen W ­ iderstandskämpfers Hans von Dohnányi.


OPEN HOUSE ist ein Independent-Verlag. Wir setzen auf junge deutschsprachige und internationale Literatur, die sich in neuen, ungewöhnlichen Erzählweisen mit den Themen der Gegenwart auseinandersetzt und offen ist für unterschiedliche Weltanschauungen. Eine Sachbuch-Reihe behandelt aktuelle Fragen aus Politik, Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft. Intensive Zusammenarbeit mit den Autoren, gründliches Lektorat und hochwertige Buch-Gestaltung liegen uns besonders am Herzen.

OPEN HOUSE VERLAG R. Höltschl, C. Lang GbR Beethovenstr. 31 04107 Leipzig T 0341 – 222 873 83 kontakt@openhouse-verlag.de www.openhouse-verlag.de Web-Shop www.openhouse-shop.com AUSLIEFERUNG GVA Postfach 2021 37010 Göttingen T 0551 – 384200 0 F 0551 – 384200 10 bestellung@gva-verlage.de www.gva-verlage.de

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Aus der BACKLIST Ingvild H. Rishøi: Winternovellen 12 × 20 cm | 192 S. | Aus dem Norweg. v. Daniela Syczek | Leineneinband mit Prägung Preis: 19,50 Eur [D] | 20,00 Eur [A] ISBN: 978-3-944122-15-1 | Auch als E-Book

Drei Novellen über das, was uns trägt, wenn die Träume von großer Liebe und Familie verflogen sind: die Unschuld der Kinder und die Wärme menschlichen Mitgefühls. Top Ten der HOTLIST 2016, Bestes Buch des Jahres bei Kritikern und Bloggern in Norwegen 2015.

Sven Hannes: DIE BOMBE. Die Geschichte der Atombombentests von den Anfängen bis zur Gegenwart 13,5 × 21,5 cm | 304 S. | Hardcover Preis: 25,00 Eur [D] | 25,70 Eur [A] ISBN: 978-3-944122-34-2

Eine nationenübergreifende Wissenschafts- und Technologiegeschichte der Atomexperimente. Souverän, spannend, schockierend, humorvoll. »Dem Autor ­gelingt das Kunststück ­einer f­aktengesättigten, sehr gut lesbaren, e­ indringlichen ­Geschichte des ­nuklearen Irrsinns.« Deutschlandradio Kultur

Paula Bomer: Baby. Erzählungen 12 × 20 cm | 192 S. | Aus dem Amerikan. übers. v. C. Koschmieder u. R. Höltschl Preis: 21,00 Eur [D] | 21,50 Eur [A] ISBN: 978-3-944122-08-3 | Auch als E-Book

Zehn großartig geschriebene, bissig-witzige Erzählungen über Paare, Familie und Kinder. »›Baby‹ fällt den Leser an wie ein tollwütiger Hund – und man ist dankbar dafür. Diese Art zu schreiben gehört zum Rauesten und Eindringlichsten, was mir je begegnet ist.« Jonathan Franzen

Nicola Nürnberger: Berlin wird Festland. Roman 12 × 20 cm | 272 S. | Umschlag mit Relieflack Preis: 22,00 Eur [D] | 22,60 Eur [A] ISBN: 978-3-944122-11-3 | Auch als E-Book

Wie fühlte sich Berlin an, als die Stadt wieder zusammenwuchs – detailreich, humorvoll und atmosphärisch dicht erzählt aus der Perspektive einer jungen Frau, die in dieser Umbruchsituation Leben und Liebe entdeckt. Berlin in den 90ern und Love-Parades mit »Friede, Freude, Eierkuchen«.


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