FIVE #165

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BASKETBALL FOR LIFE

BAM ADEBAYO MIAMIS MOST IMPROVED

-

CHRIS PAUL

EIN TRADE, DER NICHT WAR, ABER DIE NBA VERÄNDERTE

NBA HALBZEIT REPORT 2019/20 WER IST SCHON GESCHEITERT? WER STARTET JETZT DURCH?

R.I.P., DAVID STERN

02/2020

165

CARMELO ANTHONY

IST ES NUR EIN COMEBACK AUF ZEIT?

-

DEVONTE' GRAHAM

KEMBA WER? CHARLOTTES HOFFNUNGSTRÄGER

-

SATOU SABALLY

DIE DEUTSCHE WNBA-HOFFNUNG IM INTERVIEW

+ JOEL EMBIID LAVINE VS. WIGGINS CHUCK PERSON JAMES WISEMAN L E O N K R AT Z E R JORGE GUTIERREZ J O N AS M AT T I S S E C K GEORGIOS PRINTEZIS

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ISSUE 165 ISSN 1614-9297 WWW.FIVEMAG.DE


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PLAY HARD


editorial

FIVE

IMPRESSUM

165

Redaktion: redaktion@fivemag.de

Der FIVE-Moment des Jahrzehnts: NBA-Finals 2011.

Verlag: KICKZ Never Not Ballin’ GmbH Landwehrstr. 60 80336 München Tel.: +49-89-324 781 70 Fax: +49-89-324 781 99 Chefredakteur: André Voigt (verantw.) Grafik: Patrick „Mochokla“ Ortega Fotos: Getty Images Lektorat: Thomas Brill

Fotos: Glenn James/Andrew D. Bernstein/NBAE via Getty Images

LIEBE FIVE-GEMEINDE, mit dem Jahr 2019 ging auch ein Jahrzehnt zu Ende. Ein Jahrzehnt, das basketballerisch einiges zu bieten hatte! An dieser Stelle möchte ich die hier selten verwendete Ich-Form nutzen, um den Moment zu beschreiben, der für mich der prägendste der letzten zehn Jahre war. Die NBA-Finals 2011 waren mehr als nur eine Endspielserie, in der ein Deutscher mitspielte. Der Titelgewinn von Dirk Nowitzki war der Höhepunkt einer unglaublichen Sportlerkarriere und irgendwo auch einer für uns, die Basketballfans in Deutschland. Als Dirk Werner Nowitzki am Morgen des 13. Juni 2011 deutscher Zeit fluchtartig das Feld der American Airlines Arena verließ … als er seinen Tränen freien Lauf ließ auf dem Weg in die Kabine der Dallas Mavericks … da wird es wohl kaum jemanden in Basketballdeutschland gegeben haben, der nicht mit ihm fühlte. Frosch im Hals? Mehr eine Krötenwanderung … Damals waren wir zu fünft gewesen. Fünf deutsche Journalisten, die alle Finalspiele 2011 sahen. Markus Krawinkel, Heiko Oldörp, Marc Uhlmann,

Dean Walle und ich. Ab Spiel zwei dann auch Matthias Marburg. Wie auf Klassenfahrt ging es von Miami nach Dallas und wieder zurück. Immer dieser Serie nach. Wir sprachen nach jedem Training, nach jeder Partie mit Dirk. Immer auf Deutsch, nachdem die US-Kollegen mit ihrer Pressekonferenz fertig waren. Ein echtes Privileg. Wir buchten uns zusammen in Hotels ein, teilten Mietwagen und ließen unserer beruflich geforderten Neutralität von Beginn an keine Chance. Wir sahen das Comeback in Spiel zwei, die gerissene Sehne im Finger, Dirks eigenes „Flu Game“ und wie Dwyane Wade plus LeBron James sich hustend darüber lustig machten. Wir mussten den komplett bedienten Dirk nach der Niederlage in Spiel drei befragen, als alles fast verloren schien. Wir sahen die Siege in Spiel vier und fünf. Begannen selbst daran zu glauben. Ich – jetzt kann ich es ja erzählen – mopste einen Scouting Report der Dallas Mavericks nach Spiel fünf, der auf dem Boden in der Kabine lag, mit den defensiven Anweisungen gegen die Heat, den ich mir dann auf ein T-Shirt drucken sollte …

BESTEN DUNK

nächste aUSGABE

Dré dunkt allen, die im vergangenen Jahrzehnt für FIVE geschrieben oder FIVE gelesen haben. Danke!

Die FIVE #166 erscheint am 14. Februar 2020 oder liegt schon bis zu vier Tage vorher bei allen Abonnenten im Briefkasten. Dann im Heft: Luka Doncic (dieses Mal wirklich), Dennis Schröder und vieles, vieles mehr!

Ausgabe verpasst? Kein Thema. Scannt den nebenstehenden Code mit eurem Smartphone ein oder

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schaut auf www.kickz.com/de/five vorbei und ordert einfach nach.

Danach ging es zurück nach Miami. Wir wollten – extrem clever, wie wir dachten – am South Beach absteigen und nicht mehr in der schnöden Downtown. Dann merkten wir, dass es im Beach Hotel nur WLAN in der Lobby gab – dort, wo der HouseDJ auflegte … den ganzen Tag. Also stiegen wir schnöde in Downtown ab. Und dann kamen die anderen. 20 weitere Journalisten aus Deutschland waren zu Spiel sechs angereist. Da war es vorbei mit der kleinen, intimen Klassenfahrt mit Dirk. Doch einen Moment gab es noch. Als wir in den Katakomben der American Airlines Arena saßen und an unseren Texten über das gerade Geschehene bastelten, kam eine NBA-Angestellte auf uns sechs zu. Sie hatte einen Karton in der Hand und zog sechs DallasMavericks-Champion-Caps heraus. „These are for you, but … pssst!“, legte sie einen Finger auf die Lippen. Irgendwie hatten wir auch gewonnen.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Christian Orban Moritz Wagner Ruben Spoden Manuel Baraniak Peter Bieg Jens Leutenecker Torben Adelhardt Ivan Beslic Toni Lukic Sebastian Finis Ole Frerks Robbin Barberan Aboservice: KICKZ Never Not Ballin’ GmbH E-Mail: abo@fivemag.de Tel.: +49-89-324 781 70 Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168 34121 Kassel Vertrieb: MZV GmbH & Co. KG Ohmstr. 1 85716 Unterschleißheim Für unverlangt eingesandtes und nicht mit einem Urhebervermerk gekennzeichnetes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Beiträge, die namentlich gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung sowie Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages. Gerichtsstand ist München.

ISSN 1614-9297

Viel Spaß mit FIVE #165! FIVE_MAG

André Voigt

NEXT

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FIVE

inhalt

165

48 28 68 38

84 06

42

68

88

24 SECONDS

DER CHRIS-PAUL-TRADE

JAMES WISEMAN

JONAS MATTISSECK

Follow him …, Mixtape, Sneaker Hall of

Chris Paul wurde 2011 nicht zu den

Er sollte Penny Hardaway den NCAA-

Jonas Mattisseck ist der nächste

Fame, Prospects, Legenden-Liebling,

Lakers getradet – die NBA hat der

Titel bringen. Er sollte der erste Pick der

Youngster aus dem Alba-System und

Einwurf, Ruben Spoden, NBA-Gossip,

Nicht-Deal trotzdem verändert.

Draft sein. Geht beides schief?

startet richtig durch.

Bei der Geburt getrennt, NBA-Plays,

48

74

CARMELO ANTHONY

INTERVIEW: GEORGIOS PRINTEZIS

Ist das Comeback von Carmelo

Das Urgestein von Olympiakos Piräus

ONE-ON-ONE: WIGGINS VS. LAVINE

Anthony in Portland eine Feelgood-

im Gespräch!

Wer ist besser: Andrew Wiggins oder

Story oder schon bald vorbei?

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NBA-Skills-Check etc.

24 Zach LaVine?

26 ONEPAGER: KORKMAZ & HILL Können Furkan Korkmaz und George Hill zu den X-Faktoren ihrer Teams werden?

28 NBA-HALBZEITREPORT 2019/20 Wie läuft es bei den 30 NBA-Teams? Wer ist im Soll? Wer hat versagt?

38 BAM ADEBAYO Kein Spieler hat sich so überraschend entwickelt wie Bam Adebayo. Vom Defensivcenter zum Playmaker!

52 DEVONTE’ GRAHAM Terry Rozier? Pah, der Nachfolger von

BBL-TAKTIK-CHECK: CRAILSHEIM Fast abgestiegen und jetzt offensiv so richtig am Zünden? Genau! Das ist

Kemba Walker ist Devonte’ Graham

Crailsheim 2019/20!

und sonst niemand!

80

56 INTERVIEW: SATOU SABALLY

INTERVIEW: JORGE GUTIERREZ Über Mexiko und die NBA nach

Die nächste deutsche WNBA-Hoffnung

Hamburg: Jorge Gutierrez.

spricht über den nächsten Schritt, Team

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USA und Kobe.

94 IN-DRÉ-SSANT Die NBA will 2021/22 einige Reformen einführen. Doch lohnen sich PlayoffPlay-in, NBA-Pokal, Reseeding und weniger Spiele wirklich?

96 WARENKORB Styles, Styles, Styles … drip, drip, drip! Der KICKZ-Warenkorb ist wieder mal so richtig lit!

98 IVAN BESLIC Kennt ihr noch Rony Seikaly? Oder kennt ihr ihn vielleicht nicht als

62

INTERVIEW: LEON KRATZER

Basketballer? Wie dem auch sei: Hier

Der Sohn von Centerlegende Marc

lernt ihr alle seine Seiten kennen!

CHUCK PERSON

Suhr im Gespräch über Postmoves,

Der Rifleman. Der Widersacher des

Gitarrenskills und vieles mehr!

späten Larry Bird. Der Verbrecher.

05


24 twenty four seconds

follow him . .

MUST-FOLLOW #3 Social Media sind aus dem NBA-Fanleben nicht mehr wegzudenken. Doch wie die so wertvolle Screen-Zeit sinnvoll nutzen? Wem folgen? Schön, dass ihr fragt … denn wir haben monatlich ein paar Empfehlungen für euch. GAME OF ZONES AT BLEACHER REPORT https://twitter.com/BleacherReport

Über die Website mag es geteilte Meinungen geben, die Cartoon-Serie „Game of Zones“ von Bleacher Report ist jedoch über jeden Zweifel erhaben. Absolutes NBA-Comedy-Gold!

NBA HISTORY www.instagram.com/nbahistory Ein bisschen in der Historie der NBA stöbern? Dann ist dieser offizielle Account der NBA eure tägliche Anlaufstelle auf Instagram. Videos der Legenden, aber auch von einigen weniger prominenten Stars der Association finden sich hier.

OVERTIME https://www.instagram.com/overtime Dürfen es nicht nur Videos aus der NBA, sondern von „Planet Basketball“ allgemein sein? Dann rein in die Overtime! Hier kommen die Videos, die euch laut aufschreien lassen!

NBA MATH https://twitter.com/NBA_Math Wer ein Faible für Advanced Stats und Analysen hat, der sollte NBA Math folgen. Der Twitter-Account zur gleichnamigen Website zeigt zum Beispiel anschaulich die TPA-Werte (Total Points Added) der Stars.

BRYAN ORINGHER @ScoutWithBryan Achtung: Dieser Account des ehemaligen Mitarbeiters der Washington Wizards ist nichts für Harmoniebedürftige. Bryan Oringher war unter anderem vier Jahre für das Hauptstadtteam als „Head Video Coordinator“ tätig. Heute publiziert er auf diversen Kanälen NBAAnalysen … und legt sich mit einem großen Teil von NBA-Twitter und sogar bekannten Experten an. Wie gesagt: Hier geht es oft rund …

EUROLEAGUE https://twitter.com/EuroLeague Muss es immer NBA sein? Wer etwas in die Euroleague reinschnuppern möchte, ist beim offiziellen Account der Liga goldrichtig. Highlights, Links zum eigenen Podcast etc. gestatten einen schnellen Zugang zur zweitbesten Basketballliga der Welt.

06


FOLGT UNS AUF SOCIAL BASKET MEDIA BALL FOR LIFE


K

ondensstreifen von Passagierflugzeugen sollen in Wirklichkeit chemische Stoffe sein, die uns ruhigstellen, die CIA soll hinter 9/11 stecken und Angela Merkel eine Tochter von Adolf Hitler sein – außerdem hätten Juden, Freimaurer und Illuminaten die Finger im Spiel um die Weltherrschaft: Verschwörungstheorien verbreiten sich schnell und halten sich hartnäckig. Und auch im BasketballKosmos gibt es die eine oder andere. Eine der vielleicht verblüffendsten und zugleich gruselig-nachvollziehbarsten ist die des „Kardashian-Fluchs“. Das Prinzip: Eine der RealitySchwestern, bekannt aus der TV-Show „Keeping up with the Kardashians“ (KUWTK), verhext ihren Partner, und dessen Leben fällt auseinander. Hört sich nach Zufall an, doch was wäre eine gute Verschwörungstheorie ohne aufeinanderfolgende Zufälle? Die Verflossenen kennen wir meistens. Oft sind es Musiker wie Ray J, Nick Cannon oder French Montana – oder eben Sportler. Auch die NBA wurde vom Killer-Kardashian-Kometen nicht verschont, und was der hinterlässt, sind keine Make-up-Reste der diversen Kollektionen, sondern ausnahmslos verbrannte Asche. Das fing bei Kris Humphries an. Im Schnelldurchlauf ging es durch Dating, Verlobung und Ehe … in 72 Tagen. Das ging einerseits ins Geld und kratzte offenbar auch stark an seiner Psyche. Nach der Kurz-Ehe mit Kim Kardashian sowie etlichen Buh- und Schmährufen in der NBA offenbarte Humphries: „Ich bin ehrlich, ich habe viel Angst gehabt, besonders in Menschenmassen. Es gab ungefähr ein Jahr, in dem ich an einem dunklen Ort war. Ich wollte mein Zuhause nicht verlassen. Du fühlst dich wie ... ich

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weiß nicht ... die ganze Welt hasst dich, aber sie wissen nicht einmal, warum. Sie kennen dich überhaupt nicht. Sie erkennen nur dein Gesicht und hacken auf dir rum.“ Reicht natürlich nicht, um direkt eine Verschwörungstheorie aufzusetzen. Mithilfe bekam Kim von ihrer Schwester Khloe Kardashian. Die beließ es nicht bei einem Athleten, sondern krallte sich gleich mehrere. Harmlos erwischte es James Harden. Der datete Khloe nur acht Monate, doch die Paarung schien nie richtig zu passen. Ihn störte der Medienrummel um seine Person, was sich auf die Leistung auf dem Court ausgewirkt haben soll: „Wen juckt, welches Auto ich fahre, welche Schuhe ich trage oder was ich esse. Diese ganzen Sachen haben irgendwann auch meine Mitspieler belastet, und das habe ich nicht gebraucht.“ Fazit: Trennung sinnvoll, schließlich fasste er mit seinem Statement alle Staffeln der RealityShow KUWTK und damit Khloe Kardashians Leben zusammen. Basketball-Facts bekommen erst richtig Gewicht, wenn eine NBALegende zustimmende Worte findet. MJ wurde zum GOAT, weil der Rest der Liga das sagte. Kobe hält sich in den Top 5, weil LeBron, KD und Co. die „Mamba“ so schätzen. Und auch der Fluch wurde so richtig zum Fluch, als ESPN-Analyst Jalen Rose on air beschloss: „Es gibt drei Dinge im Leben, denen du nicht entkommen kannst: Gevatter Zeit, der Schwerkraft und dem Fluch der Kardashians.“ Hinreißen ließ er sich dazu, als Tristan Thompson in seiner KhloeBeziehung das Meisterwerk vollbrachte, zwei seiner fünf Finalspiele gegen Golden State mit null Punkten zu beenden. Vom ruhigen, aber wichtigen

Rollenspieler hörte man teilweise mehr in den Medien als von Teamkollege und Medienmagnet LeBron James. Der soll sogar so weit gegangen sein, ein Stadionverbot für Khloe auszusprechen. Bei den KardashianBeziehungen laufen die Zufälle auf eine fast mathematische Gleichung hinaus. Je intensiver die Beziehung ist, je mehr Zeit hineinläuft, je mehr sich der Sportler auf sie einlässt, desto tiefer ist der anschließende Fall. Lamar Odom besiegelt diese Theorie fast. Etwa acht Jahre Beziehung mit Khloe machten aus einem Spieler auf dem Karrierehöhepunkt 2011 einen Veteranen, der heftig Drogen konsumierte, lange Partynächte durchzog und schließlich ein bitteres Karriereende durchlebte. Der Tiefpunkt kam 2015, als Odom in einem Bordell in der Stadt der Sünden, Las Vegas, bewusstlos aufgefunden wurde. Vollgepumpt mit Drogen, dem Tod näher als dem Leben. Zum Glück erholte sich der ehemalige Laker, doch der Start-, Mittel- und Endpunkt seiner Probleme war Khloe Kardashian. Viele Zufälle ergeben eine Gesetzmäßigkeit. Die bestätigte (Fast-) Kardashian Kylie Jenner in einem Interview mit der Zeitschrift „GQ US“ im Jahr 2018. An diesem Fluch sei tatsächlich etwas dran. Die Männer, mit denen sie und ihre Schwestern sich verabreden würden, seien einfach nicht in der Lage, dem großen Druck standzuhalten, ein Teil der berühmtesten Familie der Welt zu sein. Egal ob diese schmeichelnde Umschreibung, viele Zufälle oder die aufgelisteten Fakten: Kardashian plus NBA-Spieler ist wie ein ZonenrandDuell mit Shaquille O’Neal … es kann nur schlecht für einen ausgehen.

Fotos: Issac Baldizon/NBAE via Getty Images

24 twenty four seconds

NBA-Gossip DIE KARDASHIANS UND DIE NBA EINE KOMBI UM LEBEN UND TOD


mixtape

DAS FIVEMIXTAPE DES MONATS!

FIVE #165 A Mos Def - Sunshin e Sean Pric e - Bos ton Georg e Josh X fe at. Ghostf ace Killah Afu-Ra fe - I don‘t at. Lyrics care on - Ris Masta Ac e up e & Marco Polo 808INK Get shot – Blessed Up

„Bball is Jazz“, sagt Holger Geschwindner, und da hat der Mann recht! Trotzdem gibt es ab sofort an dieser Stelle das FIVEMixtape des Monats, damit ihr euch beim nächsten Heimspiel nicht zu den Greatest Hits von Queen warmmachen müsst, nur weil „der Anschreiber die so gerne hört“. Einfach den QR-Code einscannen, und schon landet ihr bei den FIVE-Playlists auf Spotify.

5 A FIVE #16

r B Wate #165 lk On a FIVE W – gs Mob Droo e Rain Asap - Th aak t P . t n io o l y El nders Miss eat. A ies f r r o way NxW Runa st e odelz W ole M Kanye R o MBLE le - N – HU J. Co amar L k ic Kendr

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einwurf

EINWURF

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Fotos: Dick Raphael/NBAE via Getty Images

D

NEUE ALTE BALANCE

In seiner Kolumne „Einwurf“ schaut Christian Orban über den Spielfeldrand hinaus und schreibt über die weniger beachteten Aspekte der Basketballkultur. Text: Christian Orban

erzeit ist in der NBA das Talent bekanntlich so gleichmäßig verteilt wie selten zuvor. Schließlich darf sich in der im Sommer 2019 neu ausbalancierten Liga rund ein Drittel der Teams Hoffnungen auf einen tieferen Playoff-Lauf machen. In der Eastern Conference gelten die Milwaukee Bucks und Philadelphia 76ers als Mitbewerber um die Meisterschaft. Zudem sollten die amtierenden Champs der Toronto Raptors und die talentierten Boston Celtics nicht unterschätzt werden. Gleiches gilt für die neu formierten Indiana Pacers und Miami Heat. Derweil finden sich im Westen der Association weitere fünf Mannschaften, die mindestens in die Conference-Finals einziehen wollen. So hegen die beiden Franchises aus Los Angeles ohnehin höhere Ziele, während die Denver Nuggets, Houston Rockets und Utah Jazz allesamt ernstzunehmende Endrundengegner darstellen. Hinzu kommen die Luka Mavericks. Jene relative Parität, die gegenwärtig in der Liga vorherrscht und im Frühling viel Spannung verspricht, ist indes kein unbekanntes Novum. Denn die NBA befand sich schon einmal im ausgeprägten Gleichgewicht. Nämlich im gewohnheitsmäßig vernachlässigten Jahrzehnt der 1970er. Schauen wir in einer kleinen Geschichtsstunde also zurück – auf eine Dekade ohne Dynastien, in der es noch keine Gehaltsobergrenze in der Association oder uneingeschränkte Vertragsfreiheit der Profis gab. Dass die Siebziger und ihre Akteure heute recht wenig Fanliebe erfahren, liegt zum Teil wohl daran, dass jenes NBA-Jahrzehnt für viele weit weg und schwer greifbar erscheint. Denn im Gegensatz zu allen anderen Dekaden können sie weder mit einem Abomeister noch mit dem alles überstrahlenden Superstar aufwarten. Dafür aber mit acht verschiedenen NBA-Champions, wobei keinem Team die Titelverteidigung glückte. Nur die New York Knicks (1970 und 1973) sowie die Celtics (1974 und 1976) verbuchten zwei Meisterschaften.

12

„Das Wettkampfniveau war so hoch“, erklärt daher Trainerlegende (Houston Rockets) Rudy Tomjanovich, der seinerzeit als Abo-All-Star für die Rockets auflief. „Wir waren konditioniert zu glauben, dass es zu schwer ist, den Repeat zu schaffen.“ Meist fanden sich die Teams demnach eng beieinander. So konnte zwischen 1975 und 1980 keines die Marke von 60 Saisonsiegen knacken. Entsprechend betont Bob McAdoo, dreifacher Topscorer und 1974/75 der Liga-MVP: „Ich erinnere mich an ein Jahr in Buffalo, in dem wir mit nur 49 Siegen die drittbeste Bilanz der NBA hatten. Die Parität war gegeben.“ Nicht zuletzt ist diese Balance mit der Konkurrenzliga der American Basketball Association (1967-1976) und der damaligen Expansion der NBA zu erklären. So umfasste letztere zu Beginn der Dekade in zwei Divisionen 14 Teams. Nach der Auflösung der ABA war die neu geordnete NBA auf 22 Franchises angewachsen, die in vier Divisionen miteinander konkurrierten. Dabei brachte die umkämpfte Liga einige tiefe und starbesetzte Mannschaften aufs Parkett. „Wir hatten damals weniger Teams als heute, und sie waren mit überragendem Talent gespickt“, beglaubigt Trainerdoyen Phil Jackson, der Teil der Meistermannschaften der Knicks war. Heat-Pate Pat Riley, einst BackupGuard bei den 1972 siegreichen Altstars der Lakers, ergänzt: „Die wirklich großartigen Teams dieser Zeit waren älter geworden und in den Ruhestand getreten. Mitte der 70er gab es eine Wachablösung.“ Sonach waren die oft übersehenen „Superteams“ der Dekade – die Bucks um Kareem Abdul-Jabbar, Oscar Robertson und Bob Dandridge, die Lakers um Jerry West, Wilt Chamberlain und Gail Goodrich, die Knicks um Walt Frazier, Willis Reed und Dave DeBusschere sowie die Celtics um John Havlicek, Dave Cowens und Jo Jo White – alsdann Geschichte. Dass sie heute kaum Beachtung erfahren, mag neben der damals geringen Medienpräsenz

auch auf die eher unaufgeregte, teamorientierte Spielweise zurückzuführen sein. Schließlich war die recht biedere NBA noch nicht das Spielfeld spektakulärer Superstars und Springer (wenngleich die Dunk-Künstler der ABA zeitnah einschlugen), sondern vor allem von austarierten Basketball-Kollektiven. Etwa die Meistermannschaften der Seattle SuperSonics (1979), Washington Bullets (1978), Portland Trail Blazers (1977) und Golden State Warriors (1975). Hall of Famer Dennis Johnson etwa meinte, der prädominante Spielstil habe zum Mangel an Allbekanntheit beigetragen. „Wir hatten damals bewegungsorientierte Offensiven. Die Jungs, die jetzt spielen, spielen das Spiel mit einem höheren Tempo, mehr Athletik und Spektakel.“ Der Champ von 1979 bekräftigte: „Wir hätten uns mit jedem messen können. Wir hatten eine Menge Talent, aber unser Modus war das Teamplay.“ Kultürlich unterliegt jede Generation in der Rückschau der Gefahr der Verklärung und müßiger Vergleiche – jedoch zeitigten die Siebziger in der Tat einige erinnernswerte Teams. Auch wenn sich die NBA erheblich verändert hat und das Spiel heute ein anderes und schwerlich vergleichbar ist, dürfen die Bucks (1971), Lakers (1972), Knicks (1973) und Blazers (1977) zu den Spitzenmannschaften der Liga-Geschichte zählen. Zudem sind die schlagkräftigen Celtics jener Zeit nicht zu verachten. Diese Vielzahl großartiger Teams erschwert es wiederum, die bewegte und der Association Auftrieb gebende Dekade einzuordnen. „Ich denke, wir haben geholfen, das Wachstum der NBA positiv zu beeinflussen“, sagt Liga-Legende Jerry „The Logo“ West. Und zwar zu Recht. Schließlich schufen die Akteure der Siebziger die Basis für nachfolgende Spielergenerationen, den Massenanreiz und kommerziellen Erfolg einer heute wiederum ausbalancierten NBA, deren Entwicklung in den 2020er Jahren zu beobachten bleibt.


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Legenden-Liebling des Monats

LEGENDEN-LIEBLING DES MONATS MJ, Magic, Larry, Kobe … sie sind die unsterblichen Legenden, die jeder kennt. An dieser Stelle wird aber ab sofort der Baller gedacht, die keine Überstars waren, aber auf die eine oder andere Art einfach Kult – die Legenden-Lieblinge des Monats!

SPUD WEBB S

pud Webb. Für deutsche Basketballfans Ende der 80er Jahre war dieser Name mehr Mythos als alles andere. Konnte das wirklich wahr sein? Dass einer mit 1,68 Meter den Slam-Dunk-Contest der NBA gewinnt? Gegen Dominique Wilkins? Mit einem Wort: ja. Dass Anthony Jerome Webb, genannt „Spud“, das ihm Zugetraute übertraf, zog sich wie ein roter Faden durch seine Karriere. In der Junior High wurde ihm gesagt, dass er zu klein sei, um für seine Schule im Siebt-/Achtklässlerteam zu spielen. Nur weil zwei Spieler vor ihrer ersten Partie vergaßen, rechtzeitig ihre sportärztliche Untersuchung zu absolvieren … Webb legte an ihrer Stelle auf Anhieb 22 Punkte auf. Damals dunkte er mit gerade mal 1,60 Meter. An der Highschool durfte er erst nur im zweiten Team der Schule abliefern. Als er dann an der Wilmer-Hutchins Highschool südlich von Dallas für die Varsity randurfte, erzielte er 26 Zähler pro Partie. Das brachte ihm dank seiner „Länge“ aber genau null Stipendienangebote aus der NCAA ein. Also ging es für Webb am Midland Junior College weiter. 1982 gewann er mit Midland die nationale Meisterschaft. Im Finale legte er nach Double-Overtime 36

14

Punkte auf, nachdem er zehn seiner 15 Würfe getroffen hatte. 1983 sah ein Assistenztrainer der North Carolina State University, Tom Abatemarco, Webb bei einem Spiel des Junior-Colleges. Er schlug seinem Headcoach Jim Valvano vor, sich diesen Point Guard mal anzuschauen. Als Webb einige Zeit später am Flughafen auf die beiden Coaches zukam, soll Valvano zu seinem Assi gesagt haben: „Wenn das Spud Webb ist, bist du gefeuert.“ Wahrscheinlich überzeugte dann aber die Sprungkraft (1,10 Meter aus dem Stand!) und Schnelligkeit Webbs den Coach. Als Senior legte er für North Carolina State 11,1 Punkte und 5,3 Assists auf. Das war genug, um von den Detroit Pistons in der – damals gab es die noch – vierten Runde der NBA-Draft 1985 gezogen zu werden. Die Pistons entließen Webb nach dem folgenden Trainingslager, die Atlanta Hawks jedoch holten ihn postwendend in den Kader, wo er als Backup für Doc Rivers als Point Guard fungierte. 7,8 Punkte plus 4,3 Assists legte der Neuling auf … und verzeichnete sogar insgesamt fünf Blocks. Dabei war er damals der kleinste NBA-Profi

aller Zeiten (Muggsy Bogues, 1,60 Meter, jagte ihm diesen Titel später ab). Bis heute ist Webb jedoch der kleinste Spieler, der jemals den NBADunk-Contest gewonnen hat. 1985 schlug er im Finale als Lokalmatador in der Reunion Arena in Dallas seinen Mitspieler Dominique Wilkins. „Ich habe bisher noch jeden Dunk-Contest gewonnen, an dem ich teilgenommen habe“, erklärte er später. „Aber ich habe auch noch nicht an vielen teilgenommen – vielleicht so um die zehn.“ Der damalige Hawks-Coach Mike Fratello verriet später jedoch: „Spud hat Dominique ein bisschen verarscht. Er sagte Wilkins, dass er nichts Besonderes für den Contest vorbereitet hätte … also dachte Dominique, dass seine normalen Dunks für den Sieg reichen würden.“ Sie reichten nicht. Auch wenn Webb in seinen zwölf NBA-Saisons keinen Titel gewann und so der Sieg beim Dunk-Contest bis heute am lautesten nachhallt: Spud Webb war ein legitimer NBA-Point-Guard. Über seine Karriere legte er für die Hawks, Kings, Timberwolves und Magic 9,9 Punkte plus 5,3 Assists auf. Sein Player Efficiency Rating lag bei überdurchschnittlichen 15,6.

Sein Sieg beim Slam-Dunk-Contest brachte Webb damals

Am 01. Juli 1991 wurde Webb zu den miserablen

Spud Webb ist heute President of Basketball

12.500 Dollar ein. Für die gesamte Saison bekam er

Sacramento Kings getradet. Dort empfing ihn Shooting

Operations der Texas Legends, die in der G-League

damals 70.000 Dollar. Einen Teil der Kohle hatte er

Guard Bobby Hansen mit den Worten: „Willkommen in der

spielen und das Farmteam der Dallas Mavericks sind.

jedoch im Vorfeld bereits für Tickets investieren müssen.

Hölle!“ Am 01. November 1991 folgte auch All Star Mitch

Seine Familie wollte ihn unbedingt beim Contest sehen,

Richmond per Trade. Webb, der sich mittlerweile ein

und da es von der NBA nicht genug Tickets gab, musste

eigenes Bild gemacht hatte, begrüßte Richmond mit den

Checkt den Slam-Dunk-Contest

Webb auf dem Schwarzmarkt Karten kaufen.

Worten: „Willkommen in der Hölle!“

von Spud Webb selbst …


five-prospects Prospects

NILS HAssFURTHER

Fotos: Scott Cunningham/NBAE via Getty Images

N

ils Haßfurther hat im vergangenen Sommer große Fortschritte gemacht, unter anderem holte er die Bronzemedaille mit der deutschen U20-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Israel. Haßfurther kehrte nicht nur mit einer Medaille um den Hals zurück, sondern hatte auch Statistiken von 9,9 Punkten, 3,6 Assists und 3,4 Rebounds pro Spiel im Gepäck. Er traf zudem 50,0 Prozent seiner 4,6 Dreipunkte-Wurfversuche pro Spiel und 83,3 Prozent seiner Freiwürfe. An der Seite weiterer deutscher Talente wie Jonas Mattisseck, Joshua Obiesie oder Philipp Herkenhoff überzeugte Haßfurther durchweg. Seinen besten Auftritt hatte der Point Guard im Achtelfinale gegen Griechenland: 21 Punkte, fünf Assists und vier Rebounds standen für den gebürtigen Bamberger am Ende zu Buche. Haßfurther traf in diesem Spiel sechs seiner acht Versuche aus der Distanz. Der zweite große Schritt im Sommer 2019 war der Wechsel aus Nürnberg (ProA) nach Würzburg, wo der Franke in dieser Saison erstmals erstklassig unterwegs ist. Als „interessante Aufgabe“ bezeichnete es Haßfurthers neuer Headcoach Denis Wucherer, „aus einem guten ProA-Spieler in den kommenden beiden Jahren einen BBL-Spieler zu machen“. Denn in Würzburg unterschrieb der Spielmacher für gleich zwei Jahre und formt dort mit Joshua Obiesie einen spannenden deutschen Perspektiv-Backcourt.

Jeden Monat stellt euch Peter Bieg an dieser Stelle die größten Talente Europas und Deutschlands vor. Text: Peter Bieg

Eine gute Situation für Haßfurther, zumal der frühere Nationalspieler Wucherer für sein guardlastiges Spiel bekannt ist. Davon profitiert dessen neuer Schützling schon jetzt, bisher erhielt Nils Haßfurther in jeder BBL-Partie bis Redaktionsschluss seine Spielzeit. Zumeist sind es Sonderaufgaben in der Verteidigung – vor allem das Ausüben von Druck auf den gegnerischen Spielmacher –, für die der Bamberger in Würzburg dann verantwortlich zeichnet. Haßfurther bringt Entlastung, Biss und Energie von der Bank, als Scorer oder Werfer konnte er in der Bundesliga bisher aber noch nicht in Erscheinung treten. Im Gegensatz zu seinem DoppelTeamkollegen Obiesie ist Haßfurther nicht sonderlich „flashy“ oder athletisch. Sein Spiel basiert auf Köpfchen, Technik, Biss und Aufmerksamkeit. Obwohl er weder unfassbar lang noch schnell ist, sollte sich Haßfurther zu einem Plus-Verteidiger auf BBL-Niveau mausern können. Auch sein Sprungwurf, insbesondere aus dem Stand, zeugt von harter und erfolgreicher Arbeit in der Trainingshalle. Aus der Mitteldistanz fühlt sich der BBL-Rookie ebenso wohl, genau wie beim Floater. Aufgrund körperlicher Limitierungen könnte es für Haßfurther dennoch schwierig werden, das europäische Top-Niveau zu erreichen. Er bringt jedoch vieles (auch die Einstellung) mit, um sich als gestandener Erstligaspieler zu etablieren. redaktion@fivemag.de

Nils Haßfurther Geburtstag: 18.05.1999 Größe: 1,84 Meter Gewicht: 73 Kilogramm Position: Point Guard Verein: s.Oliver Würzburg

Stats: 0,7 PPG, 1,6 APG, 15,0 FG% (BBL 2019/20)

QR-code: http://bit.ly/NilsHass Nils Haßfurther bei der U20-EM 2019 in Israel.

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s war irgendwann im späten Herbst 2004, als ich in meinem Zimmer saß und mal wieder durch den KickzFlyer blätterte, den ich monatlich per Post zugestellt bekam, seit ich mein erstes Paar „Reebok Answer 3“ über den Onlineshop bestellt hatte. In den Monaten vor Weihnachten suchte ich mir immer meine Lieblingsartikel heraus und umkreiste sie, sodass meine Mutter eine Idee bekam, was ich denn unter dem Weihnachtsbaum erwarten würde. Plötzlich stach mir ein ganz neuer Artikel ins Auge, eine Zeitschrift: „FIVE – Das Magazin“. Bisher war ich lesefaul gewesen und nahm eigentlich, wenn überhaupt, nur mal Schulbücher in die Hand. Auch mit den Basketballmagazinen, die bis dahin auf dem Markt waren, konnte ich nur sehr wenig anfangen. Irgendwie zu langweilig. Doch die FIVE sprach mich an. Das Logo, die Schrift und das Motto: Basketball for Life. Das war einfach ich. Ich bestellte mir direkt die ersten zwei Ausgaben. Der Sprachstil war frech, die Storys lustig, unterhaltsam und informativ. Plötzlich fand ich mich genau in dem Universum, um das meine Gedanken den ganzen Tag eh schon kreisten: Basketball. Nach zwei Tagen hatte ich jeden Artikel gelesen, jedes Bild angesehen und alle Poster in meinem Zimmer aufgehängt. Meine Mutter konnte es kaum glauben, dass ich mich freiwillig hinsetzte, um zu lesen. Zu Weihnachten gab es dann das Abo, ab der dritten Ausgabe. Ich sehnte jeden Monat den Tag herbei, an dem die aktuelle Ausgabe in meinem Briefkasten lag, und saugte noch am selben Tag den gesamten Inhalt auf und blätterte für den Rest des Monats durch die Seiten, sodass ich irgendwann einzelne Blätter in den Händen hielt. Meine Lieblingsstorys waren damals schon die Kolumnen, erst von Jan Jagla und Patrick Femerling und später

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der ruben-report

der Ruben Report dann von Joe Herber. Die Jungs lebten das Leben, das ich unbedingt auch haben wollte. Basketballprofi. „Topscorer Ruben Spoden tippt den Ball zu Sprungwunder Jan Klee, der per Dunking vollendet“, das war 2006 meine erste Erwähnung in der FIVE. Ich platzte vor Stolz. Anlässlich eines Berichts zur neu eingeführten NBBL war ein Redakteur zu uns in die Halle gekommen und sprach sogar ein paar Sätze mit mir. Das Ergebnis lag wenige Wochen danach in meinem Briefkasten. Drei Jahre später spielte ich zusammen mit Joe Herber in Tübingen. Auf Auswärtsfahrten durfte ich die Entwürfe für seine Kolumne lesen und freute mich unheimlich, schon vor allen anderen zu wissen, worüber Basketballdeutschland in den nächsten Wochen sprechen würde. Ich selbst hatte durch die FIVE Gefallen am Schreiben gefunden, gründete erst eine Schülerzeitung und bloggte dann auf verschiedenen Plattformen über mein Leben als Profisportler. Irgendwann kam Dré dann auf mich zu und fragte, ob ich nicht Lust hätte, eine Kolumne in der FIVE zu schreiben. Ich war hin und weg von der Idee, Teil dessen zu werden, was mich schon so eine lange Zeit begleitete. Ich sagte zu. Meine erste Kolumne lehnte ich an einen Kool-Savas-Text an: „Rhythmus meines Lebens“. Der Sport bestimmte meinen Tag, der orangefarbene Ball

meinen Puls und die Spiele meine Gedanken. Basketball for Life. Fünf Jahre ist das her. Fünf Jahre, in denen ich schreiben durfte, wonach mir war. Meine Ideen, meine Gedanken und meine Gefühle. Mehr als 50 Ausgaben voll und ganz ich, der Basketball und mein Leben. Ich erzählte vom Aufstieg mit Würzburg, von panischen Taschendurchsuchungen nach Bombendrohungen, von Siegen und Niederlagen, der Geburt meines Sohnes, meinem Karriereende und auch meinem Leben danach. Mein halbes Leben begleitet mich die FIVE. Ich bin seitdem so richtig erwachsen geworden. Die FIVE auch. Ich danke euch, dass ihr meine Texte gelesen habt, und hoffe, ich konnte vielleicht den einen oder anderen so inspirieren, wie es die FIVE vor Jahren bei mir getan hat. Ich habe mich immer über euer Feedback gefreut, egal ob via Mail, Twitter, Facebook oder Instagram. Doch ich glaube, es ist nun an der Zeit, den Staffelstab weiterzureichen. Meine Geschichten sind erzählt. Zumindest vorerst. Die FIVE werde ich weiterhin lesen, wie seit 15 Jahren, und freue mich schon jetzt auf die spannenden Geschichten, die meinen folgen werden. Basketball for Life. FIVE for Life.


Moe-diary

MOE DIARY Moritz Wagner absolviert momentan

seine zweite NBA-Saison in Washington, D.C. In FIVE nimmt er euch mit auf seine Reise, die ihn von Alba Berlin über die University of Michigan bis zu den Wizards geführt hat. Text: Moritz Wagner

Fotos: Liu Guanguan/China News Service/VCG via Getty Images

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s ist mir nicht leichtgefallen, mich diesen Monat hinzusetzen und diese Kolumne zu schreiben. Und der primäre Grund dafür ist „Casa Del Papel“. „Haus des Geldes“ hat mich fast jede Nacht wach gehalten, täglich habe ich mich gefragt, was Tokio wohl gerade macht. Eine Kolumne zu schreiben, war so ziemlich das Letzte in meinem Kopf. Ein weiterer Grund ist, dass ich die Feiertage, die ich mit meiner Familie in Ann Arbor verbracht habe, nicht damit zubringen wollte, über meinen letzten Monat zu schreiben, der – wenn ich ganz ehrlich bin – nicht besonders schön war. Und genau das ist wahrscheinlich der einzig wahre Grund, warum es mir schwerfällt, diesen Monat zu schreiben: mein Knöchel. Seit knapp einem Monat plage ich mich jetzt mit dem rum. Und während Verletzungen immer doof sind, war es diesmal irgendwie besonders schwierig. Am 30. November, dem Tag nach Thanksgiving, spielten wir im Staples Center gegen die Lakers, was für mich generell schon ein sehr emotionales Event war. Nicht unbedingt, weil ich traurig bin, nicht mehr dort zu sein, oder weil ich getradet wurde. Aber ich wusste, dass es irgendwie anders werden würde. Viele Leute, die du kennst und zu denen du immer noch enge Beziehungen hast, dann einfach die Extra-Motivation, die sich automatisch einstellt, wenn du gegen ein Team spielst, welches dich im Sommer eingetauscht hat. (Nochmal zur Klarstellung: Ich bin nicht böse darüber, dass ich getradet worden bin.) Im vierten Viertel, als das Spiel quasi schon entschieden war, sprang mir ein Gegenspieler in die Beine, aus Versehen natürlich, und ich verdrehte mir den linken Knöchel. Zunächst machte ich mir keine großen Sorgen. Obwohl das Spiel sofort für mich beendet war, waren die Schmerzen nicht

so extrem, dass ich überhaupt nicht hätte auftreten können. Die Röntgenbilder, die wir direkt nach dem Vorfall in einem Tunnel des Staples Center machen ließen, waren negativ, und in meinem Hinterkopf ging ich davon aus, bald wieder spielen zu können. Wir waren eigentlich alle ziemlich positiv gestimmt, dass diese Verletzung schnell hinter mir liegen würde. Jeder Basketballer kennt das, bei so einem verstauchten Knöchel setzt du ein paar Tage aus, probierst ein wenig mit Tape rum, nimmst ein paar Ibuprofen … und weiter geht’s! Und genau so haben wir es gemacht: Nach zwei Spielen Pause ging es wieder los. Der Physio machte das Tape um den Knöchel ein wenig enger, und ich spielte gegen Philly. Ich sage mal so: Perfekt hat es sich nicht angefühlt, aber die Ibuprofen halfen ein bisschen, und der Schmerz war sowieso nicht so stark, dass ich hätte schreien müssen. Dazu muss ich sagen, dass der „Training Staff“ (also all die Menschen, die für die Gesundheit der Spieler zuständig sind) sehr vorsichtig mit mir war. Es gab ein Minutenlimit, und jedes Timeout hatte ich jemanden in meinem Ohr, der sicherstellte, dass es nicht schlimmer wurde. Auch der Teamarzt und ich waren im ständigen Austausch. Die Dinge liefen okay. Ich nahm einen Podcast mit Dré auf, spielte Basketball … zwar mit leichten Schmerzen, aber das ist ja bei 80 Prozent der Athleten so. Ich bekam rund um die Uhr Behandlung, es wurde sich ständig um mich gekümmert. Alles war gut. Dann kam die Partie in Charlotte … Mein fünftes Spiel nach der Pause sollte gegen die Hornets sein. Im zweiten Viertel attackierte Cody Zeller meinen Closeout (Close-outs – also auf einen Angreifer zulaufen, der den Ball hat, und ihn aufhalten – sind nicht meine ganz große Stärke, falls das noch nicht jedem bekannt war …).

Bei dieser Aktion verdrehte ich mir den Knöchel erneut. Ich wurde ausgewechselt, wollte aber weiterspielen. Den Rest der Partie spielte ich katastrophal. Mit meinem Kopf ständig beim Knöchel, war ich fast immer zu spät in der Pick-and-Roll-Verteidigung und ließ Bismack Biyombo unter den Brettern aussehen, als wäre er in seinen besten Jahren. Ich war scheiße. Der Coach wusste es. Die Hornets wussten es, und ich wusste es. Ich konnte mich nicht bewegen und hatte einfach nicht die nötige Energie. Coach Brooks nahm mich für die Crunchtime raus, und ich fühlte mich verantwortlich. Ich entschied mich, nochmal zum Physio zu gehen und ihm zu sagen, dass irgendwas komisch war. So konnte ich auf jeden Fall nicht weiterspielen und diesem Team helfen. Am nächsten Morgen hatte ich sofort ein MRI. Es ergab, dass ich einen „High Ankle Sprain“ erlitten hatte … das ist ein bisschen ernster als eine normale Knöchelverletzung. Da war klar, dass ich dieses Mal ein bisschen mehr Pause benötigen würde als nur zwei Spiele. Ich flog nach Indiana und nahm den Zug nach New York City, um mir noch eine zweite und dritte Meinung von Knöchelspezialisten zu holen. Und so kam es, dass ich meine Weihnachten in einem grauen Plastikstiefel verbrachte. Es sind jetzt knapp vier Wochen vergangen, seit ich in Los Angeles umgeknickt bin, und ich werde wohl noch einige weitere Wochen abwarten müssen. Es ist nicht leicht, wenn man als Basketballer nicht Basketball spielen darf. Was anderes kann ich nicht. Solange ich raus bin, versuche ich irgendwie Wege zu finden, meine Energie zu kanalisieren und mich in Geduld zu üben. Wünscht mir Glück. I’ll be back. Better than ever.

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Bei der geburt getrennt / kollisionskurs

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- Kollisionskurs -

Bei der geburt getrennt Ludacris

Stephen A. Smith 18

Das Utah-Problem

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ennt ihr Shane Keisel? Falls nicht: Das ist der Utah-Jazz-Fan, der in der letzten Saison eine Hallensperre auf Lebenszeit kassierte, weil er während eines Spiels Russell Westbrook beschimpfte. Natürlich wäre das allein keine News (mehr), würde der gute alte Shane jetzt nicht die Jazz und Westbrook verklagen. Ganze 100 Millionen Dollar Schmerzensgeld klagen er und seine Freundin ein, weil sie „unfair behandelt und zu Unrecht bezichtigt wurden, rassistische Beleidigungen benutzt zu haben“. „Geh runter auf deine Knie, so wie du es gewohnt bist!“, soll der 31-jährige Autoverkäufer laut Augenzeugenberichten Westbrook zugerufen haben. Keisel bestreitet dies. „Ich habe ihm bloß geraten, dass er Eis auf seine Knie tun solle, damit er im letzten Viertel noch spielen kann.“ An dieser Stelle würde ich gerne das weltgrößte Augenroll-Emoji der Welt einbauen. Sorry, aber das ist die dümmste Ausrede aller Zeiten. Und nicht weniger absurd ist die Begründung für die Höhe der Klage. Keisel wurde nach dem Vorfall nämlich von seinem Arbeitgeber gefeuert und kann nach eigener Aussage nicht mehr vor die Tür gehen, weil er ständig als Rassist beschimpft wird. Er müsse Umwege fahren und laufend die Türschlösser seines Hauses austauschen. All dies führe zu emotionalem Stress, für den er entschädigt werden wolle. Was die anderen Beleidigungen angeht, so habe Keisel – laut seinen Anwälten – nur dasselbe gesagt wie alle anderen in seinem Block auch. Er dachte, es wäre alles nur Spaß. Bis Westbrook auf einmal Keisel und dessen Freundin aufs Übelste zu beschimpfen begann und sogar drohte, handgreiflich zu werden. „Wir Zuschauer waren schockiert von seinem Verhalten!“ Pffff … eine Runde Mitleid bitte für die armen, unschuldigen Zuschauer der Utah Jazz. Ich weiß natürlich auch nur aus den Medien, was zwischen Keisel und Westbrook

vorgefallen ist. Ich saß nicht neben Keisel und stand nicht neben Brodie. Aber eins kann ich euch sagen: Rassistische Beleidigungen sind bei den Utah Jazz keine Seltenheit. Im Gegenteil! Laut dem ehemaligen NBA-Profi Etan Thomas ist das Jazz-Publikum unter den Spielern dafür bekannt, Gegner gerne unter der Gürtellinie zu beleidigen. Auch die Familien der Spieler sind dann kein Tabu. Ex-Laker Derek Fisher, der nach einem kurzen Intermezzo bei den Jazz zurück nach L.A. ging, um sich um seine krebskranke Tochter zu kümmern, die eine Augenoperation benötigte, wurde an der Freiwurflinie von Fans begrüßt, die sich ein Auge zuhielten und „Cancer! Cancer!“ riefen. Auch Ex-Grizzlies-Guard Antonio Daniels weiß nur zu gut, dass die Fans in Utah keine Grenzen kennen. „Es gab in meinem Rookie-Jahr einen Fan in Utah, der sich über den Tod meines Bruders lustig gemacht hat“, erinnert er sich. „Wenn da keine Barriere gewesen wäre, hätte er kassiert.“ Immer wieder berichten ehemalige und aktuelle NBA-Spieler von solchen Entgleisungen und stellen sich auf die Seite von Westbrook, auch wenn viele Kommentatoren und neutrale Fans die Sache anders sehen. Man hört Sprüche wie „Da müssen Profis drüberstehen!“, „Die bekommen genug Kohle und sollen mal nicht so rumheulen!“ und das allem die Krone aufsetzende „Damals war es noch viel krasser, Jackie Robinson hat noch viel mehr einstecken müssen!“. Das stimmt. Jackie Robinson wurde als erster afroamerikanischer Spieler der MLBGeschichte mit viel schlimmeren Beleidigungen konfrontiert. Das war aber 1947. Wir haben 2020. Leider ticken die Uhren in Utah anscheinend anders. Robbin Barberan (Editor-in-Chief, KICKZ.com)


sneakers

SNEAKER HALL OF FAME:

CONVERSE ALL STAR

FIVE hat eine eigene Hall of Fame eröffnet! Ab sofort nehmen wir jeden Monat einen herausragenden Sneaker der Basketballschuhgeschichte in unsere Ruhmeshalle auf. Der „Inductee“ in diesem Monat? Der „Converse All Star“, besser bekannt als „Chucks“!

Fotos: Gene Sweeney Jr./B51/Mark Brown/Jesse D. Garrabrant/NBAE via Getty Images

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enn es um den meistverkauften Basketballschuh aller Zeiten geht, kann es nur eine Antwort geben: der „Converse All Star“. Und in diesem Fall ist auch wirklich „aller Zeiten“ gemeint. Kein anderes Modell wird jemals die „Chucks“ einholen – deren Spitzname sich in den 70ern etablierte. Der Grund? Einst als erster BasketballPerformanceSchuh erdacht, ist das Modell seit Jahrzehnten zu einem Modeaccessoire geworden, das jeder kennt. Geoff Cottrill, damals Vice President und General Manager von Converse, verriet in einem Interview mit der „New York Times“ 2015, dass die Firma weltweit unfassbare 270.000 Paar Chucks verkauft … PRO TAG! Auf ein Jahr hochgerechnet sind es um die 100 Millionen Paare. NBA-Centerlegende Wilt Chamberlain trug sie bei seinem 100-Punkte-Spiel 1962, Julius „Dr. J“ Erving flog in ihnen, Kunstikone Andy Warhol hatte sie an den Füßen, als er seine Werke schuf. Elvis Presley, Kurt Cobain, Rihanna, Snoop Dogg, Madonna, Justin Bieber und Drake sangen in ihnen … verdammt, Rocky und Harry Potter trugen Chucks in ihren Filmen! Dabei begann alles bereits 1917. Die Converse Rubber Shoe Company hatte bis dahin nur Arbeitsschuhe hergestellt und versuchte sich an einem Basketballschuh. Angelehnt an das hauseigene Modell „Big Nine“ kamen die „Non-Skids“ auf den

Chuck Taylor

DID YOU KNOW? Markt, die es auch unter dem Namen „All Stars“ in Braun gab. Der Clou: Die Gummisohle sollte einen besseren Halt auf dem Parkett geben, aufgrund des Uppers aus Leinen sollte das Modell leichter sein als herkömmliche Basketballschuhe. 1921 fing Charles H. „Chuck“ Taylor bei Converse als Vertreter an. Der ehemalige Halbprofi (er spielte in verschiedenen semiprofessionellen Ligen) machte einige Verbesserungsvorschläge in Sachen Flexibilität und Halt rund um den Knöchel. Selbst Taylors Unterschrift wurde später auf dem Schuh verewigt, was den „All Star“ im Jahr 1922 zum ersten Signature Shoe aller Zeiten machte. Taylor machte auch Werbung für die „All Stars“. Er zog durch die USA, lehrte auf Basketball Clinics, veranstaltete Camps für Talente und war Spielertrainer eines Tourteams von Converse. Taylor machte die Chucks zu DEN Basketballschuhen in den USA. Das erste Olympiateam der USA trug sie, genau wie alle semiprofessionellen Tourteams der 30er Jahre, außerdem die Spieler der University of Oregon sowie der Ohio State University, die die erste NCAA-Meisterschaft im Finale ausspielten. Bis in die 70er Jahre hielten sich die Chucks in der NBA. Davor spielte fast jeder Superstar in den Evergreens von Converse.

Name: Hersteller: Designer: Jahr: Preis: OG-Farben:

Converse All Star Converse unbekannt 1917 unbekannt schwarz/weiß

Die Chucks waren die offiziellen Sportschuhe der Olympischen Spiele von 1936 bis 1968. Auch die US Army machte den „All Star“ zum offiziellen Sportschuh ihrer Streitkräfte.

Der populäre Colorway mit dem schwarzen Upper und der weißen Sohle wurde erst 1949 eingeführt. Seither hat sich am Design nichts geändert.

Die Chucks wurden bereits in den 70er Jahren vermehrt von Musikern getragen. Den Anfang machten Punkbands wie die Ramones und The Clash. Später trugen auch Rapper wie Ice Cube den „All Star“.

Tree Rollins, Center der Atlanta Hawks, war der letzte NBA-Profi, der Chucks trug … im Jahr 1979!

Julius „Dr. J“ Erving bekam seine ersten „All Stars“ 1957 im Alter von sieben Jahren. Der Preis damals? 3,95 Dollar.

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nba-awards

DIE NBA-AWARDS 19/20 VERSION 3.0

In dieser Saison begleiten wir die NBA-Awards von Oktober bis zum April für euch auf dieser Doppelseite. Wer liegt also zurzeit vorn im

Rennen um den Most Valuable Player, Rookie des Jahres, Most Improved Player, Best Sixth Man und Defensive Player of the Year? Hier der dritte Zwischenstand.

MOST VALUABLE PLAYER 1. GIANNIS ANTETOKOUNMPO Bucks Stats: 30,5 PPG, 12,9 RPG, 5,7 APG, 1,2 BPG, 59,5 eFG%

DEFENSIVE PLAYER OF THE YEAR Auch nach drei Monaten der Saison helfen in Sachen Defense die Statistiken nur bedingt. Deshalb an dieser Stelle nur eine schnelle Liste der bisher sehr positiv aufgefallenen Akteure … Rudy Gobert, Jazz Giannis Antetokounmpo, Bucks Anthony Davis, Lakers Joel Embiid, Sixers Jonathan Isaac, Magic

Keine Änderung an der Spitze in diesem Monat. Sicher: Die Niederlage in Philadelphia am ersten Weihnachtsfeiertag mag nachhallen, Antetokounmpo bleibt trotzdem die Nummer eins. Zwei Zahlen, die Angst machen, wenn man es nicht mit den Bucks hält: 39,3 und 10,3. Erstere ist „’Pos“ Dreierquote im Dezember, letztere die Anzahl der Freiwürfe, die er pro Partie zieht. Auch wenn der Dreier noch immer wacklig ist, der amtierende MVP drückt bereitwillig ab und kann heiß laufen. Die Freiwürfe fallen beim Griechen eigentlich sicher. 2019/20 jedoch finden nur 59,7 Prozent ihr Ziel – über seine Karriere trifft er aber 72,7 Prozent. Hier ist also noch Luft nach oben. 2. LUKA DONCIC Mavericks Stats: 29,1 PPG, 9,6 RPG, 8,8 APG, 4,3 TPG, 55,2 eFG% Luka Doncic musste vier Spiele mit einer Knöchelverletzung aussetzen. Die Mavs? Schlugen in den vier Spielen, in denen ihr Franchise-Player fehlte, mal eben die 76ers und Bucks. Die beiden Partien gegen die Raptors sowie Celtics verloren Kristaps Porzingis und Co. mit zusammen neun Punkten. Zyniker werden daraus ableiten, dass die Mavs ja auch so ganz gut sind. Realisten aber wissen, dass dieser 20-Jährige noch immer ein absoluter MVP-Kandidat ist. 3. JAMES HARDEN Rockets Stats: 38,1 PPG, 5,8 RPG, 7,8 APG, 4,7 TPG, 55,7 eFG%

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Harden-Kritiker waren zu Saisonbeginn schnell dabei, mit erhobenem Zeigefinger auf die schwachen Quoten des Bärtigen hinzuweisen. Diesen können sie sich jetzt dorthin stecken, wo es dunkler ist als in Hardens Gesichtshaar … Im Dezember standen 46,2 Prozent aus dem Feld, 40,1 Prozent von der Dreier- und 90,1 Prozent von der Freiwurflinie für Harden zu Buche. Niemand anders wird so oft gedoppelt. 4. LEBRON JAMES Lakers Stats: 25,7 PPG, 7,6 RPG, 10,6 APG, 3,9 TPG, 55,9 eFG% Die Lakers schwächelten zum Jahresende – und mit ihnen LeBron James, den eine Leistenverletzung plagte. Vier Spiele in Folge gaben die Lakers zum ersten Mal in dieser Saison ab. In drei dieser Partien lief „LBJ“ auf, traf aber nur 39,7 Prozent aus dem Feld sowie 20,0 Prozent seiner Dreier. Die Lakers gewannen insgesamt nur zwei Spiele 2019/20, in denen James weniger als 43,0 Prozent seiner Würfe verwandelte. 5. KAWHI LEONARD Clippers Stats: 25,9 PPG, 8,0 RPG, 5,1 APG, 1,8 SPG, 51,3 eFG% Im November lieferte Leonard Wurfquoten aus der Hölle: 39,3 Prozent aus dem Feld plus 26,0 von Downtown. Es bestand wirklich Grund zur Sorge, dass er – Load Management hin oder her – diese Saison nicht der Dominator sein könnte, der er in Toronto war. Dann kam der Dezember: 51,7 Prozent aus dem Feld und 52,4 Prozent von der Dreierlinie sowie ein Sieg gegen die Lakers, zu dem er 35 Punkte beisteuerte. Ha, ha, ha, ha! Vormonat: 1. Giannis Antetokounmpo, 2. Luka Doncic, 3. LeBron James, 4. James Harden, 5. Karl-Anthony Towns


ROOKIE OF THE YEAR

BEST SIXTH MAN

1. JA MORANT Grizzlies Stats: 17,9 PPG, 3,2 RPG, 6,4 APG, 3,1 TPG, 50,1 eFG%

1. MONTREZL HARRELL Clippers Stats: 19,0 PPG, 7,5 RPG, 1,9 APG, 1,2 BPG, 1,9 TPG, 57,5 eFG%

Ja Morant liefert weiter als Point Guard der Memphis Grizzlies. Dabei zieht er noch immer ohne Rücksicht auf eigene Verluste zum Korb und will über alles dunken, was ihm im Weg steht. Allein deshalb verdient er den Spitzenplatz in diesem Monat. Fragt Kevin Love …

Montrezl Harrell ist laut Real-Plus-Minus einer der fünf besten Center der NBA. Sein Player Efficiency Rating ist das 16.-beste der Liga. Kein Fan dieser Statistiken? Okay, aber es gibt keinen Ersatzmann, der solche Stats liefert. 2. LOU WILLIAMS Clippers Stats: 19,1 PPG, 3,0 RPG, 6,2 APG, 3,1 TPG, 36,0 3P%, 47,2 eFG%

2. BRANDON CLARKE Grizzlies Stats: 12,7 PPG, 5,7 RPG, 1,2 APG, 46,9 3P%, 68,1 eFG%

Lou Williams verteidigte seinen Platz an der Best-Sixth-Man-Sonne nicht, weil er im Dezember einen Einbruch erlebte. Nur 39,4 Prozent Trefferquote aus dem Feld waren zu wenig. Aber Williams war als sekundärer Playmaker weiterhin top.

Noch ein Grizzly? Genau. Clarke liefert an beiden Enden des Feldes und bietet neben seiner grandiosen Athletik auch noch einen Dreier, der verlässlich (bei 1,2 Versuchen pro Partie) fällt. Der 2,03 Meter große Power Forward ist noch kein bekannter Name, das wird sich aber noch ändern.

3. DENNIS SCHRÖDER Thunder Stats: 18,4 PPG, 3,8 RPG, 3,3 APG, 30, TPG, 34,6 3P%, 52,8 eFG%

3. RUI HACHIMURA Wizards Stats: 13,9 PPG, 5,8 RPG, 1,6 APG, 20,8 3P%, 49,8 eFG% Rui Hachimura mag noch nicht den Dreier treffen, und defensiv … na ja … Mantel des Schweigens und so. Aber im Angriff funktionierte der Japaner im Dezember mit 17,3 Punkten, bis er sich an der Leiste verletzte.

Fotos: Jesse D. Garrabrant/Cameron BrowneBart Young/Oscar Baldizon/NJayne Kamin-Oncea/Getty Images

Vormonat: 1. Ja Morant, 2. DeAndre Hunter, 3. Eric Paschall

MOST IMPROVED PLAYER* 1. BAM ADEBAYO Heat Stats: 15,8 PPG, 10,8 RPG, 4,7 APG, 1,3 BPG, 2,9 TPG, 57,4 eFG% Bam Adebayos Zahlen aus dem Dezember? 18,5 Punkte, 11,5 Rebounds, 4,1 Assists, 55,8 Prozent aus dem Feld. Die Wandlung des einstigen Defensivcenters zum Playmaker der Heat bleibt eine der überraschendsten Geschichten dieser Saison.

Dennis Schröder gewann nicht umsonst als erster Deutscher seit Dirk Nowitzki im Dezember einen „Western Conference Player of the Week“-Award. Der Braunschweiger lieferte im Dezember 22,5 Punkte, 50,2 Prozent aus dem Feld und 41,1 Prozent von Downtown. Als Playmaker trat er weniger in Erscheinung, war aber in der Crunchtime auf dem Feld und defensiv so gut wie noch nie! Vormonat: 1. Lou Williams, 2. Montrezl Harrell, 3. Goran Dragic

2. BRANDON INGRAM Pelicans Stats: 25,3 PPG, 7,1 RPG, 3,8 APG, 41,0 3P%, 55,3 eFG% Brandon Ingram ist der konstant beste Spieler der Pelicans und wird endlich zu dem Basketballer, der er werden sollte: ein multitalentierter Forward, der aus dem Pick-and-Roll kreieren kann. 3. PASCAL SIAKAM Raptors Stats: 25,1 PPG, 8,0 RPG, 3,6 APG, 1,0 BPG, 39,2 3P%, 51,7 eFG% Auch wenn er ab Mitte Dezember mit einer Leistenverletzung ausfiel: Pascal Siakam ist der neue Franchise-Player der Raptors. Er trifft seinen Dreier jetzt auch aus dem Dribbling und löst das Pick-and-Roll. Vormonat: 1. Pascal Siakam, 2. Brandon Ingram, 3. Malcolm Brogdon * Zweitjahresprofis werden traditionell von uns bei der MIP-Wahl nicht berücksichtigt.

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skills-check

Joel

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JOEL EMBIID

Präsenz unterm Korb, ein ordentlicher Sprungwurf und starke Verteidigung – bei Joel Embiid ist alles vorhanden, um ins MVPRennen eingreifen zu können. Das Problem: Die Philadelphia 76ers haben „JoJo“ offensiv das falsche Team an die Seite gestellt! Coach Jens hat sich die 76ers vor Ort angeschaut und berichtet von seinen Erfahrungen. Text: Jens Leutenecker Position: Center Geburtstag: 16. März 1994 Größe: 2,13 Meter Gewicht: 113 Kilo Verein: Philadelphia 76ers Erfahrung: 3 Saisons

Stats 2019/20: 26,9 PPG || 14,9 RPG 3,8 APG || 3,6 TO 1,6 BPG || 31,1 3P% (PER 36 MIN.)

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en Simmons, Josh Richardson, Tobias Harris und Al Horford starten neben Embiid für Coach Brett Brown in Philadelphia. Mit dieser Ersten Fünf stehen die 76ers insgesamt auf einem ordentlichen siebten Platz unter allen Anfangsformationen, aber das liegt fast ausschließlich an ihrer Verteidigung. Offensiv stehen sie auf einem sehr schwachen 22. Platz in der NBA, wenige Assists und zu viele Ballverluste sind das Problem der Sixers. Außer Richardson trifft kein Spieler der Starting Five mehr als jeden dritten Dreierversuch, und Ben Simmons weigert sich nach wie vor, als nomineller Aufbauspieler von Downtown zu werfen. Das Postup-Spiel von Embiid hat sich in den vergangenen Jahren stets weiterentwickelt, speziell wenn er sich mit dem Gesicht zum Korb dreht, ist er kaum zu stoppen. Lediglich Anthony Davis nutzt das „Face-up Game“ etwas häufiger als er, trifft aber bei Weitem nicht so gut wie „The Process“. Unglaubliche 70 Prozent seiner Faceup-Attacken enden mit zwei Punkten, mit dieser deutlichen Leistungssteigerung hat Embiid einen großen Schritt nach vorne gemacht und ist im Eins-gegen-eins am Zonenrand eigentlich nicht mehr zu verteidigen. Furkan Korkmaz, Mike Scott und Co. gefällt das sehr gut, denn sie profitieren vom gegnerischen Doppeln gegen ihren Center mit komplett freien Würfen. Im Gegensatz zu den Vorjahren hat Embiid gelernt, die gegnerischen Defensivrotationen zu lesen und dann zu manipulieren. Kein Spieler in der NBA wird auch nur annähernd so häufig mit zwei Verteidigern bedacht wie er, und es fällt ihm inzwischen deutlich leichter, seine Mitspieler mit smarten Anspielen zu bedienen. Spätestens seit LeBron James’ Zeit bei den Cleveland Cavaliers gibt es einen deutlichen Trend im Umgang mit NBATopspielern: Akteure wie James Harden, Luka

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Doncic und Giannis Antetokounmpo nutzen ihr athletisches oder technisch-taktisches Mismatch gnadenlos aus, erzeugen dadurch Offensivvorteile und bedienen die Mitspieler, die Dreier über die Verteidigung regnen lassen. Die Formel „Superstar plus Dreier-und-DefenseSpieler“ ist derzeit einfach am effizientesten! Auftritt Ben Simmons und Brett Brown. Wahrscheinlich gibt es keinen NBATopspieler, der schlechter zu Joel Embiid passt als Ben Simmons. Und wahrscheinlich gibt es keinen Spielstil, der die Fähigkeiten eines dominanten Centerspielers schlechter nutzt als der von Brett Brown. Mit einem der talentiertesten Big Men der NBA seit Shaquille O’Neal kommen die 76ers auf ein wenig berauschendes Offensivrating von 108 Punkten auf 100 Angriffe, das ist unteres NBA-Mittelmaß. Wer sich ein Philadelphia-Spiel ansieht, merkt schnell: Das Team ist offensiv „out of sync“! Blöcke kommen zu früh oder zu spät, ein Spieler cuttet in den Laufweg des ballführenden Spielers, und das Spacing ist eine mittlere Katastrophe ... Zugegeben, kein anderes Team spielt den Ball häufiger zum Centerspieler in den Post, und das mit einer äußerst hohen Effizienz. Aber das ist auch die einzige Kategorie, in der die 76ers in den offensiven Top Ten zu finden sind. Mit seinem breiten Körper wäre Embiid der ideale Pick-and-Roll-Spieler, der gefährliche Schützen effektiv freiblocken, zum Korb abrollen und per Euro-Step abschließen kann. Aber diese Skills treffen auf ein strategisches und ein technisch-taktisches Problem: Erstens läuft keine Mannschaft so wenige Pick-and-Rolls wie Philadelphia, und zweitens können es sich die gegnerischen Verteidiger bei Simmons, Harris & Co. erlauben, unter Embiids Blöcken durchzugehen. Dadurch entsteht zwar ein freier Wurf aus dem Dribbling, aber mit 37 Prozent Trefferquote bei Zweiern und Dreiern steht das Team auf dem viertletzten Platz.

Erschwerend kommt noch die Tatsache hinzu, dass Embiid bei der passiven Verteidigungsart nicht schnell abrollen kann, da er sonst ein Offensivfoul am kleinen GuardVerteidiger begeht. Ben Simmons ist ein sehr guter Aufbauspieler, mit einem schnellen und wurfstarken Point Guard wie Damian Lillard oder C.J. McCollum sähe die Pick-and-Roll-Offensive mit Embiid aber ganz anders aus! Ist also alles schlecht bei den Philadelphia 76ers? Nein, denn die Mannschaft von Brett Brown hat zwei Alleinstellungsmerkmale, die in den Playoffs extrem vorteilhaft sein können: die Defense und überragende körperliche Vorteile! Die Starting Five verfügt über vier Spieler mit mindestens 2,03 Meter, die verschiedenste Spielprinzipien entweder mit Physis oder Switches exzellent verteidigen. Hinzu kommt Embiid, der als Defensivanker zwar nicht so viele Blocks wie Rudy Gobert vorweisen kann, aber dennoch sehr viel richtig macht: Mit ihm auf dem Feld erzielen die Gegner bei deutlich schlechterer Trefferquote lediglich 101 Punkte auf 100 Angriffe! Und dann ist da ja noch die beste Reboundarbeit der Liga: Im Duell gegen die ebenfalls reboundstarken Denver Nuggets Mitte Dezember sicherten sich die 76ers ganze elf Abpraller mehr, hatten dadurch jeweils vier zusätzliche Feld- und Freiwürfe und gingen deshalb als Sieger vom Feld. Fazit: Was Joel Embiids 76ers offensiv anstellen, ist alles andere als flüssig und eingespielt. Dabei hat sich der 25-Jährige im Vergleich zum Vorjahr schon deutlich verbessert, wahrscheinlich wäre eine andere Starting Five mit einem weiteren Schützen die Idealbesetzung für ihn. Defensiv kann Philly mit Embiid als Ringbeschützer jede Offense stoppen. Jetzt ist Brett Brown gefragt, wenn Embiid noch ins MVPRennen eingreifen soll! redaktion@fivemag.de


Boston

nba-plays

Celtics 1 4 X1

A

5

X4

X5

2

3

Kemba Walker (1) dribbelt um den Block von Jayson Tatum (4). Tatum nimmt Kontakt mit Walkers Verteidiger (X1) auf und verschafft seinem Point Guard einen Vorsprung vor dessen Mann. Daniel Theis (5) bewegt sich Richtung Tatums Verteidiger (X4), als ob er dort einen Block stellen will.

X1

B

1

4

5

X4

X5

2

3

Da Theis’ Verteidiger (X5) denkt, dass der Center der Celtics einen zweiten Block für Walker stellt, positioniert sich X5 so, dass er Walker übernehmen kann oder zumindest am Drive hindert. Doch Theis täuscht den Block nur an und taucht direkt in die Zone ab.

X1 4

X5 5

Laufweg

Boston Celtics

Pass Dribbling Block HO Handoff

2

3

Durch diese Aktion ist X4 hinter Theis, und X5 muss Walker übernehmen. Schon jetzt ist oft ein Lobpass in die Zone zu Theis möglich. Denn selbst wenn X4 früh durchschaut, was die Celtics vorhaben, hat Theis ihn auf dem Rücken.

4

Fotos:Andrew D. Bernstein/Michael Reaves/Getty Images

D

seinem Trio auf der Fünf regelmäßig einige exzellente Spielzüge auf den Leib. Zum Beispiel auf den von Daniel Theis. Der Salzgitteraner ist zwar nur 2,03 Meter lang, versteht es aber meisterhaft, verschiedenste Blockvarianten und -täuschungen zum genau richtigen Zeitpunkt einzusetzen. Im nebenstehenden Play täuscht der deutsche Nationalspieler seinen Block zum Beispiel nur an, um die Defensivstrategie der Gegner auszuhebeln und eine Überzahl für die Celtics zu erzeugen. Brad Stevens versteht es exzellent, die verschiedenen Blockvarianten – je nach Personal auf dem Feld – einzusetzen und so die Defensive der Konkurrenz entweder aus dem Gleichgewicht zu bringen oder zögern zu lassen.

D1

X1

Die Boston Celtics gehören erneut zu den Spitzenteams der Eastern Conference. Brad Stevens ist einer der Hauptgründe. Text: André Voigt ass Brad Stevens einer der innovativsten Coaches der NBA ist, dürfte für niemanden eine spektakuläre Neuigkeit sein. Und so findet der Maestro am Taktikbrett in der Saison 2019/20 auch einige herausragende Lösungen für seine wenig geschätzten Big Men. Zur Erklärung: Als Achillesferse der Celtics wurde vor der Spielzeit die Centerriege um Daniel Theis, Enes Kanter und Robert Williams ausgemacht. Dort würde Boston auf jeden Fall nachbessern müssen, um in den Playoffs für Furore zu sorgen. Doch die vermeintlichen Probleme dürften dann eher in der Defensive gegen Ausnahmespieler wie Joel Embiid oder Giannis Antetokounmpo liegen und nicht im Angriff. Denn dort schneidert der Coach

C

1 X4

1 X5 X4 5 3

X

3

X2

2

Wird der Pass von Walker gespielt, können nur noch X2 oder X3 aushelfen. X3 muss dafür aber mit Jaylen Brown (47,6 3P% aus den Ecken) einen exzellenten Dreierschützen allein lassen. Marcus Smarts Verteidiger X2 ist in der Regel ein Shooting Guard, der zu klein ist, um Theis entscheidend am Abschluss zu hindern.

4

D2

X1 1 X

5

X4 5 3

X3

X2

2

Orientiert sich der Verteidiger von Brown zu früh in die Zone, um dort den Raum zuzustellen, kann Walker seinen Shooting Guard direkt in der Ecke bedienen.

23


one-on-one

Andrew

Wiggins

ANDREW WIGGINS Andrew wiggins Geburtstag: 23. Februar 1995 Größe: 2,01 Meter Gewicht: 87 Kilo Erfahrung: 5 Saisons

Stats 2019/20*: 25,6 PPG || 5,2 RPG 3,2 APG || 0,8 SPG 2,3 TPG || 45,9 FG% 34,2 3P% || 74,8 FT%

Advanced Stats: 19,4 PER || 29,0 USG 54,9 TS% || 7,6 RBR 11,2 AST**

vs.

Zach

Lavine

D

er Andrew Wiggins von 2018/19 war ein unterdurchschnittlicher NBA-Starter in einem mittelmäßigen Western-ConferenceTeam. Der Andrew Wiggins von 2019/20 ist ein guter NBA-Starter in einem mittelmäßigen Western-Conference-Team. Mit mehr als 25 Punkten, drei Assists und fünf Rebounds legt der 24-jährige Kanadier mit Abstand seine besten Karrierewerte auf. Ein großer Faktor in Wiggins’ Spiel ist die deutlich erhöhte Pick-and-Roll-Rate: Mit Jeff Teague, Derrick Rose, Tyus Jones und Jerryd Bayless spielten 2018 vier Guards häufiger das Blocken-undAbrollen als Wiggins. Unter dem jungen Coach Ryan Saunders bekommt „The Prospect“ in diesem Jahr die höchsten Kreativanteile und zahlt das mit starken Werten zurück. Wiggins war immer ein Spieler mit „Score first“-Mentalität, fast zwei Drittel aller Pick-and-Rolls enden mit einem Abschluss der Nummer 22. Im Vergleich zu den Vorjahren kann er inzwischen das Vertrauen mit gesteigerten Werten bestätigen: In Ringnähe trifft er ordentliche 57 Prozent seiner Würfe, mit seinem neu antrainierten Floater-Game gehört er bei einer Trefferquote von 46 Prozent zum besten NBA-Drittel, und die direkten Würfe ohne vorheriges Dribbling versenkt er mit überdurchschnittlichen 37 Prozent. Wiggins spielt in dieser Saison durchdachter, nimmt nicht direkt jeden halbfreien Wurf und sondiert seine Optionen deutlich gewissenhafter als noch 2018/19. Dazu gehört unter anderem auch, dass er inzwischen auf die ineffizienten Mitteldistanzwürfe verzichtet und eher den Weg zum Korb sucht. In einer starken Western Conference stellen die Timberwolves mit dem „One-TwoPunch“ Karl-Anthony Towns und Andrew Wiggins eine sehr gute Halbfeldoffensive. Die beiden in der Vergangenheit viel kritisierten Jungstars setzen ihre Mitspieler zwar regelmäßig gut in Szene, so richtig Kapital konnten die Timberwolves daraus aber noch nicht schlagen. Nur jeder dritte Wurfversuch aus dem Stand findet sein Ziel, dadurch können Gegenspieler vermehrt bei den beiden Stars aushelfen, ohne bestraft zu werden.

one-on-one

In diesem One-on-One vergleicht Coach Jens zwei jüngere Stars, die in dieser Saison sehr viel Verantwortung in ihren Teams tragen. Während Wiggins technisch sehr versiert ist, hat LaVine außerordentliche athletische Fähigkeiten! Wer setzt sein Talent besser ein? Text: Jens Leutenecker 24


ZACH LAVINE

Fotos: Randy Belice/David Sherman/NBAE via Getty Images

D

amian Lillard und Kemba Walker: Mit seinen erstaunlichen Wurffähigkeiten aus dem Dribbling befindet sich Zach LaVine in elitärer Gesellschaft! Starke 38 Prozent aller Würfe aus dem Dribbling finden beim Shooting Guard der Bulls ihr Ziel. Mit seinen 1,98 Meter und einem hohen Abwurfpunkt ist es für gegnerische Verteidiger sehr schwierig, den Schuss des 24-Jährigen entscheidend zu stören. Die direkten Würfe ohne Dribbling sind ebenfalls ausreichend gut, sodass man LaVine ins obere Drittel der NBASchützengilde einordnen muss. Problematisch für „Young Hollywood“ wird es jedoch, wenn er aus dem Pick-and-Roll zum Korb ziehen muss: Trotz übermenschlicher Athletik ist der zweifache Slam-Dunk-Champion bisher nicht in der Lage, die richtigen Abschlussbewegungen zu finden. LaVine hat kein FloaterGame, und die 48-prozentige Trefferquote in der Zone ist für einen Spieler mit dieser Athletik einfach nicht gut genug. Wenn LaVine auf dem Flügel steht und Zeit hat, die Verteidigung ohne Ball zu lesen, punktet er hochprozentig in der Zone. Die Fähigkeit, gegnerische Verteidigungsvarianten nach einem direkten Block zu lesen (oder gar zu manipulieren) und dann die richtige Entscheidung zu treffen, muss sich LaVine aber noch erarbeiten. Und speziell das Zusammenspiel mit Bulls-Kollege Lauri Markkanen lässt doch deutlich zu wünschen übrig: In über 800 gemeinsam gespielten Minuten kamen die beiden auf ein mittelmäßiges Offensivrating von 106, da ist noch Luft nach oben! Markkanens Spiel zeichnet sich durch seine Variabilität aus, mit einem ausgeglichenen Mix aus Pop-out, Slip und Abrollen sollten die beiden auf mittelfristige Sicht eine konkurrenzfähige Pick-and-RollOffensive aufbauen können.

fazit * Auf 36 Minuten Spielzeit hochgerechnet ** PER – Player Efficiency Rating, USG – Usage Rate, TS% – True Shooting Percentage, AST – Assistrate, RBR – Reboundrate

Zach lavine Geburtstag: 10. März 1995 Größe: 1,98 Meter Gewicht: 87 Kilo Erfahrung: 5 Saisons

Stats 2019/20*: 25,5 PPG || 4,8 RPG 4,2 APG || 1,4 SPG 3,7 TPG || 43,6 FG% 40,4 3P% || 82,2 FT%

Advanced Stats: 18,6 PER || 30,5 USG 57,0 TS% || 7,1 RBR 14,0 AST**

Tatsächlich sind die Pick-and-

Nase leicht vorne zu haben,

schlecht! Bei Siegen erzielt

Roll-Werte von Andrew Wiggins

da er mit seiner robusten Art

er ganze sechs Punkte mehr

und Zach LaVine in Anzahl und

mehr Druck aufbaut und im

als bei Niederlagen und trifft

Effizienz fast identisch. Deshalb

Switch auch gegen die größeren

deutlich besser, dieses Ausmaß

haben wir uns auf zwei weitere

Centerspieler im Positionskampf

an Fluktuation ist selbst für

Kriterien festgelegt, um dieses

unterm Korb bestehen kann.

einen jungen Franchise-Spieler

One-on-One zu entscheiden:

zu hoch! Wir geben Andrew

Defense und Konstanz!

zeichnet sich hingegen ein

Wiggins aufgrund der Konstanz

ganz anderes Bild: Während

und der stärkeren Western

nehmen sich Wiggins und

Wiggins aufgrund seines relativ

Conference den Zuschlag,

LaVine nicht viel, im generellen

breiten Technikrepertoires aus

auch weil das Zusammenspiel

defensiven Teamrating und im

Wurf, Floater und Zug zum Korb

mit Karl-Anthony Towns

Real-Plus-Minus von ESPN sind

konstante Leistungen abrufen

deutlich besser funktioniert

die beiden im unteren Mittelfeld

kann, läuft es bei LaVine

als die LaVine-Markkanen-

anzufinden. LaVine scheint die

entweder sehr gut oder sehr

Kombination!

In der Verteidigung

In Sachen Konstanz

25


onepager

Furkan

Korkmaz

Schützenhilfe Als Schütze von der Bank hat Furkan Korkmaz in seinem dritten NBA-Jahr bei den ambitionierten Philadelphia 76ers endlich seinen Platz gefunden. Text: Christian Orban

E

rwartungsgemäß stellten die Philadelphia 76ers nach dem ersten Viertel dieser Saison eine der undurchlässigsten Defensiven der NBA. Im Angriff war das hoch ambitionierte Team von Headcoach Brett Brown hingegen bestenfalls Mittelmaß und bestätigte damit im Vorfeld vielfach geäußerte Bedenken. So sind die Sixers weiterhin anfällig für Ballverluste und lassen vor allem die Gefahr aus der Distanz und ein vorteilhaftes Spacing oft vermissen. Wichtige Schützenhilfe liefert indes ein zuvor kaum berücksichtigter Spieler. Die Rede ist von Furkan Korkmaz, der in seinem dritten Jahr in Philly angekommen und positiv hervorgetreten ist. Als Backup auf den Flügelpositionen steuert der 22-jährige Swingman heuer pro Partie 9,1 Punkte und 2,3 Rebounds bei. Fast zwei Drittel seiner Wurfversuche sind dabei Dreier, während er aus dem Catch-and-Shoot (das die Hälfte seiner Abschlüsse ausmacht) 40,8 Prozent seiner langen Bälle einnetzt. Jedem Treffer von Downtown ging bisher ein Pass voraus, 80 Prozent seiner Zweier werden assistiert. Entsprechend bringt sich Korkmaz abseits des Balles gut in Position und nutzt indirekte Blöcke sehr effektiv. Auch bewegt sich der

26

2,01-Meter-Mann in Korbnähe clever in freie Räume und finisht mit seiner Länge solide am Ring. Die Fähigkeit, mit dem Ball in der Hand zu agieren und den Wurf aus dem Dribbling anzubringen, ist dagegen noch ausbaufähig. Auch bleibt Korkmaz im starken Defensivverbund der Sixers eine Schwachstelle – wenngleich er in der Verteidigung nunmehr engagierter und fokussierter auftritt. Im Saisonverlauf wird sich zeigen, wie konstant er am offensiven Ende abliefern kann und ob er später in den Playoffs gegen Topteams defensiv be- bzw. auf dem Feld stehen kann. Fürs Erste gefällt der junge Istanbuler gleichwohl als Spezialist, da er seine Rolle mit neu gefundenem Selbstbewusstsein ausfüllt und damit den Sixers guttut. „Für mich ist es ein völlig anderes Gefühl“, erklärt Korkmaz, der in seinen ersten beiden Lehrjahren in Philly kein fester Bestandteil der Rotation war. „Es gab Höhen und Tiefen in meiner Karriere. Jetzt ist es wirklich wunderbar zu sehen, wie die Fans, die Organisation und alle hinter mir stehen.“ Wiederholt hat der Flügelspieler seine Erfolgserlebnisse – etwa einen sehenswerten Gamewinner gegen Portland Anfang November sowie einen Karrierebestwert von 20 Punkten in der darauffolgenden Partie in Phoenix –

als wichtige Momente für sein Leben bezeichnet, die ihn nicht nur sportlich voranbringen. So betont Korkmaz, der das Vertrauen von Coach Brown genießt und 2019/20 aufgrund von Verletzungen im Team bereits achtmal starten durfte: „Im Moment bin ich glücklich, in dieser Situation zu sein.“ In der vergangenen Saison stellte sich dies noch ganz anders dar. Der 26. Pick der Draft von 2016 spielte zunächst kaum, obendrein ließen die Sixers ihre Option auf ein drittes Vertragsjahr verstreichen und sahen sich letztlich mit der Bitte um einen Trade konfrontiert. Doch derweil Landry Shamet zu den Clippers verschifft wurde und J.J. Redick sich den Pelicans anschloss, eröffnete sich für Korkmaz in Philly eine neue Chance, da nun günstige Schützenhilfe gefragt war. Mit der Aussicht auf Einsatzzeit unterzeichnete er daher im Juli 2019 einen Minimalvertrag über zwei Jahre und schlug lukrative Angebote aus Europa aus. Seine Teamkollegen schätzen den 22-Jährigen dafür, dass er an dem Ziel festgehalten hat, in der NBA eine Rolle zu spielen. „Es ehrt ihn, dass er am Ball geblieben ist“, bekundet etwa Vorzeigeveteran Al Horford. „Er hat sich gut vorbereitet. Als seine Nummer aufgerufen wurde, hat er dieses Jahr geantwortet.“ redaktion@fivemag.de


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George

Hill

Ruhige Hand Meisterschaftsanwärter benötigen vielseitige und verlässliche Rollenspieler. Die Milwaukee Bucks haben einen: George Hill. Und der liefert beachtlich ab. Text: Christian Orban

Fotos: Jesse D. Garrabrant/Gary Dineen/NBAE via Getty Images

D

ie Milwaukee Bucks schicken sich heuer erneut an, die beste Bilanz der NBA zu erspielen. Nicht zufällig stellte das Spitzenteam um den amtierenden MVP Giannis Antetokounmpo mit 18 Siegen und nur drei Niederlagen den besten Start der Franchise-Historie ein. 1971/72 – nachdem die Mannschaft um Kareem Abdul-Jabbar, Oscar Robertson und Bob Dandridge im Jahr davor die Meisterschaft gewonnen hatte – waren die Hirschböcke letztmals so kraftvoll aus den Toren geprescht. Der derzeitige Erfolgsträger ist in Wisconsin fraglos Ausnahmekönner Antetokounmpo, welcher sich abermals verbessert zeigt. Zugleich weiß er im tiefen Team von Headcoach Mike Budenholzer einige verlässliche Helfer an seiner Seite. Etwa Edelreservist George Hill, der in seinem zwölften Profijahr bemerkenswert beiträgt. 9,9 Punkte, 3,2 Assists und 2,9 Rebounds markierte der Routinier im ersten Saisonviertel und legte dabei die höchste True-Shooting-Quote (69,2 Prozent) aller NBA-Guards sowie die zweitbeste Assist-zu-Ballverlust-Rate (4,7) der Liga auf. Mit diesen überaus effizienten Leistungen knüpfte Hill nahtlos an seine Playoff-Auftritte des Vorjahres an, als er für die Bucks ein wichtiger Faktor und einer der stärksten Bankspieler der

Endrunde war (11,5 Punkte, 3,5 Rebounds und 2,8 Assists bei 65,3 TS%). Was den drahtigen, 1,90 Meter großen Combo-Guard auszeichnet, ist die Tatsache, dass er im Angriff als Ergänzungsspieler hochprozentig seine Würfe trifft, dazu als Dribbler überlegt und sehr ballsicher agiert sowie mit all seiner Erfahrung und Ruhe kluge Pässe spielt. Hinzu kommt Hills engagierte und druckvolle Verteidigungsarbeit, wobei er mit seinen langen Armen aktiv in den Passwegen steht und generell kaum Fehler begeht. Dank seiner Vielseitigkeit und Verlässlichkeit ist der 33-jährige Veteran für Milwaukee ein nicht zu unterschätzender und schwer verzichtbarer Akteur. Auch weil er den Abgang von Malcolm Brogdon anteilig auffangen soll, der im Sommer nach Indiana abgewandert ist. Zudem benötigt der nominelle Starting Point Guard der Bucks durchaus etwas Entlastung. Denn gerade in den Playoffs erwies sich Eric Bledsoe wiederholt als eher unbeständig. Konsequenterweise haben die Bucks ihren Veteranen Hill im vergangenen Sommer mit einem neuen Dreijahresvertrag über 28,7 Millionen US-Dollar ausgestattet. Die 9,1 Millionen, die er 2019/20 als Jahressalär bezieht, machen ihn aktuell zum immerhin

fünfthöchstbezahlten Spieler des Teams. Die daran geknüpften Erwartungen konnte der Mann aus Indianapolis wie skizziert bisher mehr als einlösen. Nachdem Hill im Dezember 2018 via Trade nach Milwaukee kam, sah dies indes noch anders aus. So erzielte er in seinen ersten 34 Spielen für die Bucks nicht mehr als 5,7 Punkte und traf schwache 27,9 Prozent seiner Dreier – also mehr als zehn Prozent unter Karriereschnitt. Zudem wirkte der langjährige Pacer bei seinem sechsten NBA-Team müde und langsam auf den Beinen. Er schien abgebaut zu haben und für einen Mitbewerber um die Meisterschaft keine wirkliche Verstärkung darzustellen. Erschwerend kam dann eine Adduktorenverletzung hinzu, die ihn über Wochen ausbremste. Erst zum Ende der regulären Saison kam Hill wieder in Tritt – und lief dann, als es darauf ankam, in der Postseason zu alter Leistungsstärke auf. Besonders in der ZweitrundenSerie gegen die Boston Celtics brillierte er mit 14,2 Punkten, einer effektiven Feldwurfquote von 69,1 Prozent und nur einem einzigen Ballverlust. Auf solch eine Galaform ihres Edelreservisten werden die hungrigen Hirsche hoffen, wenn sie im kommenden Frühling zum großen Sprung ansetzen. redaktion@fivemag.de

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cover

NBA-Halbzeitreport

2019/20

VOLL AUF KURS ODER VOLL IM EIMER?

Die Hälfte der Saison 2019/20 ist bereits Geschichte. Wie geht es jetzt bei den 30 NBATeams weiter? Wo droht der Neuaufbau? Wo kommen jetzt noch Trades? Wir haben uns alle Franchises für euch angeschaut, zeigen die wichtigsten Verträge und blicken voraus. Text: André Voigt 28


ATLANTA HAWKS

BOSTON CELTICS

Die Hawks sind jung und hatten Ambitionen. Diesen machte jedoch nicht zuletzt der Dopingfall von John Collins einen dicken Strich durch die Rechnung. Immerhin: In Sachen „Spielraum unter dem Salary Cap“ sind sie bestens aufgestellt. Mit Chandler Parsons, Allen Crabbe und Evan Turner stehen gleich drei Veteranen im Kader, deren zweistellige Millionenverträge auslaufen und so Platz unter der Gehaltsobergrenze schaffen. Alle drei zeigen, dass ein zu hoch dotierter Vertrag für einen zu wenig bringenden Spieler nur so lange schlecht ist, bis er dann ausläuft … Alle anderen Hawks sind noch in ihren Rookie-Verträgen oder werden im Fall von Jabari Paker und Vince Carter äußerst moderat vergütet. Sollte sich ein Free Agent für die Falken interessieren: Die nötigen Dollars für eine Akquisition stünden bereit. Und nachladen sollten die Hawks recht schnell … Trae Young erklärte bereits, dass er gern Fortschritte in der Tabelle sehen würde.

Die Celtics haben eigentlich Ruhe. Kemba Walker ist zwar schon 30 Jahre alt, dürfte aber sein Gehalt durchaus bis zum Ende seines Vertrags auf dem Parkett verdienen. Ansonsten wurden mit Marcus Smart und Jaylen Brown zwei wichtige Personalien geklärt. Bleiben Gordon Hayward und Jayson Tatum. Letzterer wird künftig einen Maximalvertrag bekommen, ersterer kann im Sommer aus seinem Vertrag aussteigen oder noch ein Jahr für 34,2 Millionen Dollar in Grün spielen. Deshalb ist Hayward so etwas wie der Schlüsselspieler für die Zukunft der Celtics. Sollte General Manager Danny Ainge zu dem Schluss kommen, dass der Forward nach ansprechenden Leistungen 2019/20 aus seinem Arbeitspapier aussteigt und für Boston zu teuer wird … dann wäre ein Trade folgerichtig. Die Kelten sind jedoch ein echter Kandidat für die ConferenceFinals. Warum also diesen so gut passenden Kern auseinanderreißen? Eventuell, um eine Antwort auf Joel Embiid zu finden? Der scheint in den Ost-Playoffs das einzige Problem zu sein, welches Boston nicht wirklich lösen kann.

Name Chandler Parsons Evan Turner Allen Crabbe De’Andre Hunter Jabari Parker Trae Young Cam Reddish Alex Len John Collins Kevin Huerter DeAndre’ Bembry Damian Jones Vince Carter Bruno Fernando Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 25.102.512 18.606.556 18.500.000 7.068.360 6.500.000 6.273.000 4.245.720 4.160.000 2.686.560 2.636.280 2.603.982 2.305.057 1.620.564 1.400.000 103.808.591 105.396.822

2020/21

2021/22

2022/23

2023/24

7.422.000 6.500.000 6.571.800 4.458.000

7.775.400

9.835.881

12.973.527

8.326.471 4.670.160

11.040.900 5.954.454 8.109.966

4.137.302 2.761.920 3.752.338 3.457.586

5.899.793 4.253.357

6.065.287

1.517.981 26.869.003 42.564.216

1.782.621 1.782.621 32.707.802

2.228.276 35.124.798

21.083.493

BROOKLYN NETS

Fotos:Maddie Meyer/Matthew Stockman/Getty Images

Die Brooklyn Nets haben ihren Kern bereits beisammen und warten auf die Genesung von Kevin Durant. Wenn der Superstar wieder fit ist, können Coach Kenny Atkinson und Co. richtig durchstarten. Einzig Joe Harris wird im Sommer eine Priorität sein. Der Edelwerfer wird Free Agent. Wie viel kann und will Brooklyn ihm zahlen? Dieses Team wird bereits kommende Saison sehr teuer, wenn die Verlängerungen von Taurean Prince und Caris LeVert zu Buche schlagen. Bis dahin werden sie in Brooklyn vor allem beobachten, wie sich Kyrie Irving ins Team einbringt … Gerüchte um atmosphärische Störungen zu Saisonbeginn hallten lange nach.

Name Kevin Durant Kyrie Irving Spencer Dinwiddie DeAndre Jordan Joe Harris Garrett Temple Taurean Prince Caris LeVert Jarrett Allen Dzanan Musa Rodions Kurucs David Nwaba Wilson Chandler Theo Pinson Nicolas Claxton Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 38.199.000 31.742.000 10.605.600 9.881.598 7.666.667 4.767.000 3.481.986 2.625.718 2.376.840 1.911.600 1.699.236 1.678.854 1.620.564 1.445.697 898.310

2020/21 40.108.950 33.329.100 11.454.048 10.375.678

2021/22 2022/23 2023/24 42.018.900 43.928.850 34.916.200 36.503.300 12.302.496 9.881.598 9.821.842

5.005.350 12.250.000 16.203.704 3.909.902 2.002.800 1.780.152 1.824.003

13.000.000 17.500.000 5.661.538 3.615.054 1.861.068

1.701.593 1.517.981

2.126.991 1.782.621

2.228.276

126.075.457

132.932.315

119.099.319

28.618.138

18.796.296 5.422.581

Name Kemba Walker Gordon Hayward Marcus Smart Jayson Tatum Jaylen Brown Daniel Theis Enes Kanter Romeo Langford Vincent Poirier Grant Williams Robert Williams Semi Ojeleye Brad Wanamaker Carsen Edwards Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 32.742.000 32.700.690 12.553.571 7.830.000 6.534.829 5.000.000 4.767.000 3.458.400 2.505.793 2.379.840 1.937.520 1.618.520 1.445.697 1.228.026

2020/21 34.379.100 34.187.085 13.446.428 9.897.120 23.883.929 5.000.000 5.005.350 3.631.200 2.619.207 2.498.760 2.029.920 1.752.950 1.922.425 1.517.981

2021/22 36.016.200

118.348.823

95.035.582

2022/23 2023/24 37.653.300

14.339.285 12.985.021 25.794.643 27.705.357

29.616.071

3.804.360 3.274.009 2.617.800 3.661.976

5.634.257

7.837.251

4.306.281 5.430.710

6.235.495

1.782.621

1.930.681

79.064.686

27.798.214

29.708.928

CHARLOTTE HORNETS Die Hornets warten. 2019/20 ist ein Übergangsjahr, welches das Management um Chefplaner Mitch Kupchak dafür nutzt, um die eigenen Youngsters im Kader zu entwickeln – ein Vorhaben, das vor allem in Sachen Devonte’ Graham (19,6 Punkte und 7,4 Assists im Schnitt) exzellent gelingt. Spätestens im kommenden Sommer aber verabschieden sich mit Bismack Biyombo, Marvin Williams und Michael Kidd-Gilchrist drei Altlasten, was die Franchise finanziell endlich wieder durchatmen lässt. Es sei denn (vor allem Williams weckt anderswo Begehrlichkeiten), der eine oder andere Draftpick oder junge Akteur wird für einen der Veteranen nach North Carolina geschickt. Da die Hornets eh keine Ambitionen auf dem überschaubaren Free-Agent-Markt 2020 haben dürften, könnten sie sogar länger laufende Verträge aufnehmen und sich dafür (erraten) auch mit Picks oder Youngstern entlohnen lassen. Aus diesem Grund stören auch die noch bis 2021 laufenden Kontrakte von Nicolas Batum und Cody Zeller nicht. Name Nicolas Batum Terry Rozier Bismack Biyombo Marvin Williams Cody Zeller Michael Kidd-Gilchrist Malik Monk P.J. Washington Miles Bridges Guillermo Hernangomez Dwayne Bacon Devonte’ Graham Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 25.565.217 19.894.737 17.000.000 15.006.250 14.471.910 13.000.000 4.028.400 3.831.840 3.755.400 1.676.735 1.618.520 1.416.852 122.439.171 124.235.791

2020/21 2021/22 27.130.434 18.900.000 17.905.263

2022/23

2023/24

5.808.435

7.992.407

12.196.213

7.992.407

15.415.730 5.345.687 4.023.600 3.934.320

7.318.246 4.215.120 5.421.493

2.023.150 1.663.861 49.137.318 82.990.725

2.122.822 17.905.263 42.330.807

Legende: Spieleroption

Teamoption

Qualifying Offer (Restricted Free Agent)

nicht garantiert

29


cover

NBA-Halbzeitreport

2019/20

CHICAGO BULLS Auch wenn es auf dem Parkett nicht läuft, die Bücher der Bulls sind halbwegs in Ordnung. Otto Porters Vertrag bleibt einer der schlechtesten der Liga. Aber immerhin kann er bereits in einigen Monaten auslaufen – wenn Porter das denn möchte. Und selbst wenn der Forward seine Option auf eine weitere Saison zieht: Dass er dann 2021 in die Free Agency geht, macht sein Arbeitspapier schon wieder attraktiv für Teams, die Platz unter dem Salary Cap freiräumen wollen. Thad Young und Tomas Satoransky könnten beide 2021 von der Franchise aus ihren dann nicht mehr garantierten Verträgen gekickt werden, sodass die Bulls spätestens dann auf die Jagd nach namhaften Verstärkungen für den jungen Kern um Lauri Markkanen gehen können … aber wer weiß schon, was bis dahin bei den Bulls auf dem Feld passiert. Coach Jim Boylan soll fest im Sattel sitzen, aber eine wirkliche Entwicklung der Mannschaft lässt weiterhin auf sich warten. Vor allem das junge Big-Men-Duo Lauri Markkanen und Wendell Carter Jr. darf gern leistungstechnisch einiges draufpacken. Name Otto Porter Zach LaVine Thaddeus Young Tomas Satoransky Cristiano Felicio Kris Dunn Coby White Lauri Markkanen Wendell Carter Jr. Denzel Valentine Ryan Arcidiacono Chandler Hutchison Luke Kornet Shaquille Harrison Daniel Gafford Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 27.250.576 19.500.000 12.900.000 10.000.000 8.156.500 5.348.007 5.307.120 5.300.400 5.201.400 3.377.569 3.000.000 2.332.320 2.250.000 1.620.564 898.310 112.485.433 113.930.997

2020/21 28.489.239 19.500.000 13.545.000 10.000.000 7.529.020 7.091.457 5.572.680 6.731.508 5.448.840 4.698.198 3.000.000 2.443.440 2.250.000 2.025.705 1.517.981 77.538.469 119.843.068

2021/22

2022/23

2023/24

7.413.955

9.942.114

19.500.000 14.190.000 10.000.000

5.837.760 9.026.852 6.920.027 3.000.000 4.019.459

1.782.621 30.500.000 74.276.719

9.279.756

5.820.177

1.930.681 24.444.569

9.942.114

CLEVELAND CAVALIERS

DALLAS MAVERICKS

Die Cavaliers sind weiterhin mit Großreinemachen beschäftigt. Viele verdiente Veteranen der zweiten LeBron-Ära in Ohio stehen weiterhin im Kader und verdienen gut, haben aber ohne ihren Anführer (oder Kyrie Irving) keine Chance auf die Playoffs. Deshalb dürfte Macher Koby Altman bis zur Trading-Deadline ein oft angerufener Mann sein. Die Verträge von Thompson, Knight, Clarkson, Henson und Dellavedova laufen aus. Ex-All-Star Kevin Love will und soll bald ein anderes Trikot tragen. Bei ihm kommt jedoch erschwerend hinzu, dass er noch bis 2023 ein heftiges Salär bezieht, das seine Leistungen nicht rechtfertigen. Müssen die Cavs unter Umständen sogar einen Draftpick zu Love packen, damit er anderswo genommen wird? Dennoch dürfte Cleveland in vielen Gerüchten auftauchen, sind doch die oben Genannten allesamt brauchbare Rollenspieler, die bei ambitionierten Teams gut eingebaut werden können – je nach Bedarf. Altman wird auf jeden Fall auf Draftpicks schielen und dürfte ebenfalls bereit sein, dafür länger laufende, nicht allzu schlechte Verträge aufzunehmen. Grund: Die Youngsters im Kader haben noch Zeit, auch wenn Darius Garland bisher kaum zu überzeugen vermag. Aber hat diese Zeit auch Coach John Beilein? Über die Medien geäußerte Kritik an seinen Trainingsmethoden und seinem Vokabular waren ein Alarmsignal …

In Dallas verging die Zeit zuletzt etwas schneller als gedacht … die rasante Entwicklung von Zweitjahresphänomen Luka Doncic dürfte die Planungen von Manager Donnie Nelson und Besitzer Mark Cuban ein Stück weit über den Haufen geworfen haben. Warum? Weil sie sich guten Gewissens nach einem Spieler umschauen können, der aus den Mavs … schluck … schon 2020 einen Aspiranten auf die Conference-Finals macht. Klar, dafür braucht es aber einen relativen Hochkaräter, der sich direkt neben Doncic und dem lange unter Niveau agierenden Kristaps Porzingis einreiht. Nelson hat mit den Verträgen von Tim Hardaway Jr. (kann 2020 aussteigen) und Courtney Lee (wird Free Agent) allerdings genug finanziellen Gegenwert, um einen solchen Deal zu realisieren. Gleichzeitig fehlt es realistisch betrachtet am Talent, denn die Erstrundenpicks 2021 und 2023 gehen wohl an die New York Knicks (als Teil des Trades für Porzingis). Ein Handelspartner müsste schon extrem an Spielern wie Maximilian Kleber oder Justin Jackson interessiert sein. Aber auch wenn es kein All Star wird, die Entscheider in „Big D“ dürften sehr opportunistisch an die kommenden Wochen herangehen. Es wäre fahrlässig, vor allem Lee, der in den Planungen kaum eine Rolle spielt, ohne Gegenwert im Sommer zu verlieren.

Name Kevin Love Tristan Thompson Brandon Knight Jordan Clarkson Larry Nance Jr. John Henson Matthew Dellavedova Darius Garland Collin Sexton Cedi Osman Ante Zizc Dylan Windler Alfonzo McKinnie Kevin Porter Jr. Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

30

2019/20 28.942.830 18.539.130 15.643.750 13.437.500 12.727.273 9.732.396 9.607.500 6.400.920 4.764.960 2.907.143 2.281.800 2.035.800 1.588.231 1.290.960 129.768.629 131.356.860

2020/21 31.258.256

2021/22 31.258.256

2022/23 28.942.830

2023/24

11.709.091

10.690.909

9.672.727

6.720.720 4.991.880 8.840.580

7.040.880 6.349.671 8.133.334

8.920.795 8.559.357 7.426.088

11.828.974

2.137.440 1.999.761 1.717.981 68.832.615 70.832.376

2.239.200

4.037.278

5.959.022

1.782.621 51.539.165 68.951.537

3.217.631 46.041.645 70.776.706

4.826.447

6.718.842

29.333.285

Name Kristaps Porzingis Tim Hardaway Jr. Courtney Lee Dwight Powell Delon Wright Maxi Kleber Luka Doncic Seth Curry Dorian Finney-Smith Boban Marjanovic Justin Jackson J.J. Barea Isaiah Roby Jalen Brunson Ryan Broekhoff Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 27.285.000 20.025.127 12.759.670 10.259.375 9.473.684 8.000.000 7.683.360 7.461.380 4.000.000 3.500.000 3.280.920 1.620.564 1.500.000 1.416.852 1.416.852 120.391.210 120.391.210

2020/21 2021/22 29.467.800 31.650.600 18.975.000

2022/23 33.833.400

11.080.125 9.000.000 8.250.000 8.049.360 7.834.449 4.000.000 3.500.000 5.029.650

11.080.125 11.080.125 8.526.316 8.750.000 9.000.000 10.174.391 13.348.801 8.207.518 8.496.653 4.000.000

1.517.981 1.663.861 1.922.425 89.393.226 110.290.651

1.782.621 1.802.057

1.930.681

72.214.559 93.005.079

53.410.178 77.689.660

2023/24 36.016.200

7.031.451

36.016.200


Legende: Teamoption

Spieleroption

Qualifying Offer (Restricted Free Agent)

nicht garantiert

DENVER NUGGETS Die Nuggets sind in einer beneidenswerten Situation. Sie haben viele talentierte Spieler im Kader. Nur: Wann ist viel zu viel? Coach Mike Malone hat stellenweise gleich drei oder sogar vier Alternativen auf einer Position. Dass es in Sachen Spielzeit immer wieder Härtefälle gibt, ist vorprogrammiert. Zumal mit Juancho Hernangomez, Malik Beasley und Torrey Craig gleich drei Youngsters Restricted Free Agents werden (sie wollen sich anbieten) oder im Falle von Michael Porter Jr. ein hoch gehandelter Rookie wenig bis gar nicht spielt. Warum? Weil die Nuggets hohe Ziele haben und Porters Fehler da einfach sehr ungelegen kommen … Kommt also ein Trade? Genug Gegenwert für einen Blockbuster hat Manager Tim Connelly. Mason Plumlees Vertrag läuft aus, genau wie der von Paul Millsap. Plumlee mitsamt einem Paket der eben Genannten und dem Erstrundenpick 2022 könnte anderswo sehr begehrt sein. Problem: Welcher All Star ist derzeit zu haben? Kevin Love neben Jokic wäre defensiv weniger verlässlich als das mobile Datennetz auf dem deutschen Land. Bradley Beal wäre der perfekte Partner für Nikola Jokic, doch der All-Star-Guard darf erst in der Offseason getradet werden.

Fotos:Stacy Revere/Jayne Kamin-Oncea/Getty Images

Name Paul Millsap Nikola Jokic Gary Harris Mason Plumlee Will Barton Jerami Grant Jamal Murray Michael Porter Jr. Juancho Hernangomez Malik Beasley Torrey Craig Monte Morris Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 30.350.000 27.504.630 17.839.286 14.041.096 12.776.786 9.346.153 4.444.746 3.389.400 3.321.030 2.731.714 2.000.000 1.588.231 131.648.234

2020/21

2021/22

2022/23

29.542.010 19.160.714

31.579.390 20.482.143

33.616.770

13.723.214 9.346.153 29.000.000 3.550.800 4.642.800 3.895.424 2.500.000 1.663.861 96.494.719

14.669.642 31.320.000 5.258.735

33.640.000 7.314.900

35.960.000

83.381.533

67.256.770

35.960.000

DETROIT PISTONS

GOLDEN STATE WARRIORS

Die Pistons stehen kurz vor einem Neuanfang. Im kommenden Sommer laufen die Verträge von Langston Galloway und dem ungeliebten Reggie Jackson aus. Letzterer ist die Personalie, die die Ambitionen in der „Motor City“ in den vergangenen Jahren immer wieder ausbremste. Er war entweder nicht fit oder spielte unter Niveau. 2020 kann nun der Reset-Knopf gedrückt werden, da Center Andre Drummond aufgrund einer Spieleroption wohl in die Vertragsfreiheit geht und auch Tony Snell auf diesem Weg Free Agent werden kann. Doch natürlich entscheidet Drummond über die Zukunft der Franchise. Der Edelrebounder will einen Maximalvertrag … sollte er in ein All-NBA-Team gewählt werden, könnte es sogar ein Supermax-Deal sein. Nur: Ist er das trotz seiner knapp 17 Punkte und Rebounds pro Partie ohne dominante Offensivfertigkeiten wert? Wie gesagt: Das Management steht vor der Entscheidung, mit Drummond und dem noch mindestens eine Saison gebundenen Blake Griffin neu aufzubauen oder einen Komplettabriss des Kaders durchzuführen. Entscheidet sich die Franchise für letzteres, dürfte auch Griffin im Sommer zu haben sein. Bis dahin dürften die Kolben alles versuchen, um es in die Playoffs zu schaffen. Ein realistisches Ziel, wenn der lange verletzte Griffin in der zweiten Saisonhälfte fit bleibt.

Der Fall der Warriors von einem der besten Teams aller Zeiten auf zwischenzeitlich G-League-Niveau ist beispiellos. Das Positive an dieser dramatischen Entwicklung ist aber, dass am Ende ein früher Draftpick winkt und dass Steph Curry sowie Klay Thompson ja „nur“ verletzt sind. Beide werden in den kommenden Monaten bei voller Leistungsfähigkeit zurückerwartet. Derweil nutzt Coach Steve Kerr die Zeit, um Youngsters wie Eric Paschall auszubilden. Draymond Green kann rein emotional wieder den Boden der Tatsachen erreichen, D’Angelo Russell darf sich offensiv austoben. Ein Trade von ihm sowie dem wertvollen Erstrundenpick 2020 für einen vielleicht besser passenden All Star? Diese Möglichkeit sorgt bei der Konkurrenz zu Recht für dieses gewisse Maß an Unwohlsein. Außerdem kann es gut sein, dass die Warriors ansprechende Angebote (lies: Draftpicks) für Veteranen wie Alec Burks oder Kevon Looney bekommen.

Name Blake Griffin Andre Drummond Reggie Jackson Tony Snell Langston Galloway Derrick Rose Josh Smith Luke Kennard Thon Maker Sekou Doumbouya Markieff Morris Christian Wood Tim Frazier Khyri Thomas Bruce Brown Jr. Sviatoslav Mykhailiuk Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 34.449.964 27.093.019 18.086.956 11.392.857 7.333.333 7.317.074 5.331.729 3.827.160 3.569.643 3.285.120 3.200.000 1.645.357 1.620.564 1.416.852 1.416.852 1.416.852 131.800.654 132.623.332

2020/21 2021/22 2022/23 36.810.996 38.957.028 28.751.774

2023/24

12.178.571 7.682.926 5.273.826 4.861.854 3.449.400 3.360.000

7.256.785

1.663.861 1.663.861 1.663.861 53.961.832 107.360.930

2.122.822 2.122.822 2.122.822

3.613.680

56.195.959

5.539.771

5.539.771

7.744.600

7.744.600

Name Stephen Curry Klay Thompson D’Angelo Russell Draymond Green Kevon Looney Willie Cauley-Stein Jordan Poole Jacob Evans Omari Spellman Marquese Chriss Glenn Robinson III Alec Burks Alen Smailagic Eric Paschall Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 40.231.758 32.742.000 27.285.000 18.539.130 4.464.286 2.177.483 1.964.760 1.925.880 1.897.800 1.620.564 1.620.564 1.620.564 898.310 898.310 136.932.512 138.553.076

2023/24

2020/21 43.006.362 35.361.360 28.649.250 22.246.956 4.821.429 2.286.357 2.063.280 2.017.320 1.988.280

2021/22 45.780.966 37.980.720 30.013.500 24.026.712 5.178.572

2022/23

2023/24

40.600.080 31.377.750 25.806.468

43.219.440

2.161.440 3.641.263 3.588.845

3.901.399 5.425.482 5.383.268

1.517.981 1.517.981 143.856.866 146.143.223

1.782.621 1.782.621 140.251.185 156.603.926

1.930.681 2.228.276 97.784.298 116.653.404

27.586.224

5.813.085

43.219.440 76.618.749

31


cover

NBA-Halbzeitreport

2019/20

HOUSTON ROCKETS

INDIANA PACERS

Ist Russell Westbrooks Arbeitspapier das schlechteste der gesamten NBA? Diese Frage muss angesichts der aktuellen Leistungen des ehemaligen Triple-Doublers ernsthaft gestellt werden. Seit 2016/17 sind wichtige Statistiken wie das Player Efficiency Rating, VORP, das True Shooting oder die Win Shares per 48 Minuten stark rückläufig. Natürlich ist Westbrook noch immer ein brauchbarer Akteur, der 31-Jährige kassiert aber in den kommenden drei Spielzeiten noch 132,7 Millionen Dollar. Wirklich besser machen James Harden und er sich bisher nicht. Danuel House hingegen ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich eine Franchise einen brauchbaren Rotationsspieler aufbauen und für ein moderates Salär halten kann. Doch auch wenn er und Flügelprojekt Ben McLemore besser funktionieren als erwartet – die Rockets brauchen Hilfe in Sachen Dreier-und-Defense. Sollte diese Version der Raketen hinter den Erwartungen (Finals!) zurückbleiben … gut möglich, dass Westbrook, Trainer Mike D’Antoni und auch Manager Daryl Morey 2020 anderswo beschäftigt sein werden. Allerdings muss erst die Frage beantwortet werden, wie viel Gegenwert ein Westbrook in dieser Verfassung überhaupt bringen kann.

Die Indiana Pacers warten. Auf wen? Ach, nur auf ihren besten Spieler: Victor Oladipo. Der zweifache All Star laboriert noch immer an einem Riss der Quadrizepssehne über dem rechten Knie. Wann er wieder ins Geschehen eingreifen wird? Die Pacers ließen sich zu Redaktionsschluss nicht in die Karten schauen. Warum auch? Es läuft ja. Indianapolis spielt mit um den Heimvorteil in der ersten Playoffrunde. Allerdings meinte es der Spielplan mehr als gut mit den Pacers – kein anderes Team absolvierte bis Weihnachten ein leichteres Programm. Egal, Neuzugang Malcolm Brogdon schlug unerwartet gut ein, und die Fans im „Hoosier State“ können es kaum erwarten, ihn an der Seite Oladipos zu sehen. Interessant wird aber vor allem die Personalie Myles Turner bis zur Trading-Deadline werden. Dass er nicht der perfekte Partner im Frontcourt für Domantas Sabonis ist, steht mittlerweile fest. Interessenten gibt es wohl einige am Shotblocker … nur haben die auch den passenden Gegenwert? Manager Kevin Pritchard wird den Markt genau sondieren, denn für hochkarätige Free Agents als Verbesserung fehlen im kommenden Sommer schlicht die Mittel. Egal ob Turner getradet wird oder nicht: Dieses defensivstarke Pacers-Team könnte im Osten in der zweiten Saisonhälfte einen echten Sprung nach oben machen, sollte Oladipo gesund zurückkehren.

Name Russell Westbrook James Harden Clint Capela Eric Gordon Nenê P.J. Tucker Danuel House Austin Rivers Ben McLemore Ryan Anderson Thabo Sefolosha Gerald Green Tyson Chandler Isaiah Hartenstein Gary Clark Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 38.506.482 38.199.000 14.896.552 14.057.730 10.000.000 8.349.039 3.540.000 2.174.318 2.028.594 1.620.564 1.620.564 1.620.564 1.620.564 1.416.852 1.416.852 137.130.406 141.196.416

2020/21 41.358.814 41.254.920 16.000.000 16.869.276 10.000.000 7.969.537 3.717.000 2.436.046 2.283.034

1.663.861 1.663.861 121.891.939 145.339.090

2021/22 44.211.146 44.310.840 17.103.448 18.218.818

2022/23 2023/24 47.063.478 47.366.760 18.206.896 19.568.360 20.917.902

3.894.000

2.122.822 2.122.822 127.860.993 132.106.637

37.897.997 132.328.235

20.917.902

Name Victor Oladipo Malcolm Brogdon Myles Turner T.J. Warren Jeremy Lamb Doug McDermott Justin Holiday Domantas Sabonis T.J. McConnell Goga Bitadze T.J. Leaf Aaron Holiday Edmond Sumner JaKarr Sampson Alize Johnson Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 21.000.000 20.000.000 18.000.000 10.810.000 10.500.000 7.333.333 4.767.000 3.529.555 3.500.000 2.816.760 2.813.280 2.239.200 2.000.000 1.620.564 1.416.852 114.591.944 114.591.944

2020/21 21.000.000 20.700.000 18.000.000 11.750.000 10.500.000 7.333.333

2021/22

2022/23

2023/24

21.700.000 18.000.000 12.690.000 10.500.000

22.600.000 18.000.000

18.500.000 3.500.000 2.957.520 4.326.825 2.345.640 2.160.000

18.500.000

18.500.000

19.400.000

3.098.400 6.139.765 3.980.551 2.320.000

4.765.339

6.762.016

1.922.425 122.818.718 127.241.143

83.635.400 99.174.116

59.100.000 69.657.041

Name Paul George Kawhi Leonard Patrick Beverley Maurice Harkless Lou Williams Ivica Zubac Montrezl Harrell Rodney McGruder JaMychal Green Jerome Robinson Landry Shamet Mfiondu Kabengele Patrick Patterson Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 33.005.556 32.742.000 12.345.680 11.011.234 8.000.000 6.481.482 6.000.000 4.807.693 4.767.000 3.567.720 1.995.120 1.977.000 1.620.564 129.321.049 130.766.746

2020/21 35.450.412 34.379.100 13.333.333

2021/22 2022/23 37.895.268 36.016.200 14.320.987

8.000.000 7.000.000

7.518.518

5.791.702

19.400.000 26.162.016

L.A. CLIPPERS Es läuft bei den Clippers. Paul George kam nach längerer Verletzungspause gut in die Saison, das Team rangiert beim Offensiv- wie Defensivrating in den Top Ten. Außerdem zeigt die Mannschaft von Coach Doc Rivers diese Tiefe und Vielseitigkeit, die erwartet worden war … Doch da ist auch Kawhi Leonard. Zwischenzeitlich schien der amtierende Finals-MVP trotz „Load Management“ nicht so richtig fit zu sein. Er spielte einen November zum Vergessen mit Quoten von 39,3 Prozent aus dem Feld und 26,0 Prozent von der Dreierlinie. Im Dezember stabilisierten sich seine Werte wieder, aber die Clippers werden genau darauf achten, ihren Anführer nicht zu sehr zu beanspruchen. Und auch wenn Leonard so sehr als Vorbereiter agiert wie noch nie, Point Guard bleibt eine Baustelle. Doch das ist bei diesem ausgeglichenen Kader ein einziges Luxusproblem. Doc Rivers entwickelt ein Team, das am Ende der regulären Saison das beste der Liga sein könnte … auch wenn es dann vielleicht nur die drittbeste Bilanz aufweist.

32

2023/24

7.518.518

5.000.000

5.192.307 5.005.350 3.737.520 2.090.040 2.075.880

5.340.916 3.768.342 2.174.880

7.386.487 5.562.073 3.923.484

5.818.527

112.776.573 119.704.348

21.839.505 113.817.732

26.321.243

5.818.527


Legende: Spieleroption

Qualifying Offer (Restricted Free Agent)

nicht garantiert

L.A. LAKERS

MEMPHIS GRIZZLIES

Bisher läuft alles nach Plan bei LeBron James, Anthony Davis und Co. Angeführt von einem überragenden „LBJ“ rast die „Lake Show“ durch die Saison – auch wenn es vor allem in Milwaukee beim 104:111 einen recht herben Dämpfer gab. Doch wie James schon vor dieser Partie erklärte: Für ihn gibt es keine besonderen Spiele in der regulären Saison. Viel wichtiger ist es, sein Team fit für die Playoffs zu machen. Vor allem defensiv ist das schon weitgehend gelungen. Die Handschrift von Headcoach Frank Vogel ist am eigenen Korb klar zu erkennen. Offensiv braucht es wohl ein wenig Variabilität bis Mai, aber Point LeBron regelt bis dahin in der regulären Saison den Angriff. Trotzdem würde den Lakers ein weiterer Kreativspieler guttun, der mit dem Ball in der Hand für die Kollegen kreiert (gern auf dem Flügel). Aber vielleicht spielt Kyle Kuzma in dieser Hinsicht noch eine wichtige Rolle. Im Paket mit einem Besserverdiener (etwa Kentavious Caldwell-Pope) könnte er „helfen“, diese Lücke zu füllen. Übrigens … spannend wird die Entwicklung im kommenden Sommer werden. Davis wird natürlich maximal verlängert. KCP, Avery Bradley, Rajon Rondo und JaVale McGee können Free Agents werden, wenn sie auf ihre Spieleroption verzichten. Quinn Cook kann aus seinem Vertrag entlassen werden. Wie laden die Lakers dann 2020 nach?

Entscheiden die Memphis Grizzlies den Titel 2020? Eine ungewöhnliche Frage, denn in Memphis wird trotz der Ankunft von Star-Rookie Ja Morant mal wieder verloren. Die Gründe für ein Eingreifen der Bären ins Titelrennen sind aber schnell gefunden. Sie heißen: Andre Iguodala, Jae Crowder, Solomon Hill und vielleicht sogar Jonas Valanciunas. Diese Veteranen sind allesamt nicht zwingend Teil der Zukunft in Tennessee. Alle sind anderswo begehrt und für Draftpicks zu haben. Das Grizzlies-Management kann also in Ruhe Angebote sondieren, während Morant, Zweitjahresprofi Jaren (Hol mal ‘nen Rebound!) Jackson Jr., Dillon Brooks (in seiner dritten Saison) und Überraschungsneuling Brandon Clarke von Spiel zu Spiel dazulernen. Zu sehr sollten sie sich aber nicht verbessern: Der Erstrundenpick 2020 der Grizzlies geht nach Boston, wenn er nicht unter den ersten acht liegt.

Name LeBron James Anthony Davis Danny Green Kentavious Caldwell-Pope Avery Bradley JaVale McGee DeMarcus Cousins Quinn Cook Alex Caruso Rajon Rondo Kyle Kuzma Dwight Howard Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 37.436.858 27.093.018 14.634.147 8.089.282 4.767.000 4.000.000 3.500.000 3.000.000 2.750.000 2.564.753 1.974.600 1.620.564 118.949.096 120.569.660

2020/21 2021/22 2022/23 39.219.566 41.002.274 28.751.774 15.365.853 8.493.746 5.005.350 4.200.000 3.000.000 2.750.000 2.692.991 3.562.178

5.282.710

68.415.578 119.559.439

5.000.000 53.067.605

2023/24

Die Heat sind das Überraschungsteam der Eastern Conference! Mit der Verpflichtung von All Star Jimmy Butler standen die Zeichen zwar bereits im Sommer 2019 auf Angriff, ohne einen zweiten Hochkaräter schienen die Heat aber im Mittelmaß gefangen. Deshalb geisterte auch immer wieder der Name von Chris Paul durch die frische Luft am South Beach … Doch wer braucht schon „CP3“, wenn er Bam Adebayo, Kendrick Nunn, Tyler Herro und Duncan Robinson im Kader hat? Während Herro als Lottery-Pick 2019 die Erwartungen bestätigt, kam Nunn aus dem G-LeagueNichts. Robinson und Adebayo sind die neuesten Produkte der Abteilung Spielerentwicklung in Miami. Doch Macher Pat Riley wäre keine Legende, wenn er nicht immer auch groß denken würde. Mit Goran Dragic und Meyers Leonard laufen die Verträge von zwei gut bezahlten Veteranen aus, die beide abliefern. Sie können mit Sicherheit dem einen oder anderen Titelaspiranten helfen. Nur: Sind das die Heat nicht sogar mittlerweile selbst? Oder ist das nicht der nächste Schritt? Verzichten James Johnson und Kelly Olynyk auf ihre Spieleroption für die Saison 2020/21, könnte Riley sogar auf dem – zugegeben nicht sehr attraktiven – Free-Agent-Markt aktiv werden. Name Jimmy Butler Goran Dragic James Johnson Justise Winslow Kelly Olynyk Dion Waiters Meyers Leonard Tyler Herro Bam Adebayo Derrick Jones Udonis Haslem Kendrick Nunn Duncan Robinson KZ Okpala Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 32.742.000 19.217.900 15.349.400 13.000.000 12.667.885 12.100.000 11.286.515 3.640.200 3.454.080 1.645.357 1.620.564 1.416.852 1.416.852 898.310 134.736.882 136.120.586

2020/21 34.379.100

2021/22 36.016.200

2022/23 2023/24 37.653.300

16.047.100 13.000.000 13.000.000 13.198.243 12.650.000 3.822.240 5.115.492

4.004.280 7.115.649

1.663.861 1.663.861 1.517.981 76.049.483 108.622.548

2.122.822 2.122.822 1.782.621 43.013.404 71.378.977

Name Andre Iguodala Jonas Valanciunas Solomon Hill Tyus Jones Kyle Anderson Ja Morant Jae Crowder Josh Jackson Jaren Jackson Jr. Marko Guduric Brandon Clarke Grayson Allen Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 17.185.185 16.000.000 12.758.781 9.258.000 9.073.050 8.730.240 7.815.533 7.059.480 6.927.480 2.625.000 2.478.840 2.429.400 123.946.630 125.491.931

2020/21

2021/22

15.000.000

14.000.000

8.817.143 9.505.100 9.166.800

8.376.286 9.937.150 9.603.360

7.257.360 2.750.000 2.602.920 2.545.320 58.104.057 62.049.632

9.180.560 3.437.500 2.726.880 4.054.695 32.313.436 61.316.431

2022/23

2023/24

12.119.440 15.815.869

12.109.159 4.343.920 5.842.815

6.259.589

34.415.334

22.075.458

MILWAUKEE BUCKS

MIAMI HEAT

Fotos:Garrett Ellwood/NBAE via Getty Images/Joe Murphy/NBAE via Getty Images

Teamoption

5.722.116

7.913.686

2.228.276 45.603.692

7.913.686

Die Art und Weise, wie die Bucks durch die NBA 2019/20 galoppieren, ist beängstigend. Zu Redaktionsschluss die schnellste Pace, zweitbeste Offense, beste Verteidigung, kein Team fegt die Konkurrenz mit mehr Punkten Unterschied (12,8) pro Partie weg. Dabei hatten die Bucks doch mit Malcolm Brogdon einen wichtigen Akteur nach Indianapolis ziehen lassen und ihn nicht adäquat ersetzt? Schon richtig, aber Giannis Antetokounmpo, der amtierende MVP, machte etwas, was so nicht erwartet werden konnte … er wurde nochmal um einiges besser. Coach Mike Budenholzer lässt den Griechen den Angriff so sehr bestimmen wie nie zuvor. Antetokounmpo trifft sogar seinen Dreier. Auf die Saison gesehen lesen sich 33,8 Prozent okay, aber … nur im Dezember traf er 44,7 Prozent von Downtown bei 5,9 Versuchen im Schnitt! Aber ist Milwaukee nicht zu abhängig von seinem Superstar? Na ja, wann immer er vom Feld muss … WIRD DIE OFFENSE KEINEN DEUT SCHLECHTER! Das Offensivrating ist quasi gleich. Die Bucks müssen und können erst in den Playoffs die Frage beantworten, ob sie auch eine Serie gegen die besten Teams der Liga gewinnen können und ob sie einen offensiven Plan B haben. Aber was sie in dieser regulären Saison spielen, ist der helle Wahnsinn. Name Khris Middleton Giannis Antetokounmpo Eric Bledsoe Brook Lopez George Hill Ersan Ilyasova Robin Lopez D.J. Wilson Donte DiVencenzo Wesley Matthews Pat Connaughton Dragan Bender Kyle Korver Sterling Brown Thanasis Antetokounmpo Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 30.603.448 25.842.697 15.625.000 12.093.024 9.133.907 7.000.000 4.767.000 2.961.120 2.905.800 2.564.753 1.723.050 1.678.854 1.620.564 1.618.520 1.445.697 128.546.532 129.625.386

2020/21 33.051.724 27.528.088 16.875.000 12.697.675 9.590.602 7.000.000 5.005.350 4.548.280 3.044.160 2.692.991

2021/22 35.500.000

2022/23 37.948.276

2023/24 40.396.552

18.125.000 19.375.000 13.302.325 13.906.976 10.047.297

6.422.171 4.675.830

6.602.272

2.126.991 73.237.710 95.234.508

55.755.252 77.832.524

1.824.003 2.023.150 1.701.593 114.072.016 132.617.510

40.396.552

33


cover

NBA-Halbzeitreport

2019/20

MINNESOTA TIMBERWOLVES

NEW ORLEANS PELICANS

Die Wolves waren auf einem guten Weg, sich als legitimer Playoff-Anwärter zu etablieren … dann kam der Dezember. Minnesota verlor zu Hause gegen Memphis, gab dann auswärts vier Partien in Folge gegen harte Westkonkurrenz ab. Und auch danach wurde es nicht besser … Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde Manager Gersson Rosas wohl klar: Sein Team braucht Verstärkungen – vor allem auf der Eins. Dort war Jeff Teague vom Starter zum Reservisten degradiert worden, doch Ersatz Josh Okogie ging vor allem eine Eigenschaft ab, die ein Point Guard dann doch recht dringend braucht: Er bereitete kein Würfe der Kollegen vor. Gleichzeitig fand die Feelgood-Story um Andrew Wiggins ein jähes Ende. Exzellenten Statistiken (39,5 3P%) im November folgte ein Dezember zum Vergessen und die bange Frage, ob die aufkeimende Hoffnung – Wiggins hatte sein Spiel in vielen Bereichen umgestellt und effizienter agiert – nach Jahren der Enttäuschung nur eine basketballerische Fata Morgana gewesen war. Rosas hatte sich schon im Sommer seine Finger nach D’Angelo Russell geleckt. Gut möglich, dass der Kaderarchitekt diese Akte auf Wiedervorlage legen lässt. Denn der auslaufende Vertrag von Teague scheint – eventuell in Kombination mit dem ligaweit sehr geschätzten Robert Covington – die einzige Chance zu sein, diesen Kader mittelfristig per Trade besser zu machen.

Was war das für ein Sommer für die Pelicans! Zion Williamson an erster Stelle in der Draft gezogen, Anthony Davis für eine Reihe talentierter Youngsters nach L.A. getradet und den Talenten einige sehr gute Veteranen an die Seite gestellt. Neuaufbau? Pah! Playoffs! Seither läuft es eher so semi im „Big Easy“. Williamson? Absolvierte 2019 keine einzige NBA-Partie. Neuzugang Derrick Favors? Verletzt. Hinzu kam der zweitschwerste Spielplan der Association. Das Ergebnis war so desaströs, dass Manager David Griffin zumindest den Hörer abnahm, wenn ihn Kollegen in Sachen J.J. Redick oder Jrue Holiday kontaktierten. Und warum auch nicht? Den Pelicans gehört die Zukunft, das zeigt nicht zuletzt die Entwicklung von Brandon Ingram, der sich auf AllStar-Niveau bewegt. Griffin dürfte sich die Dienste seiner Veteranen jedoch lukrativ vergüten lassen, um weiter seinen Kader für den unausweichlichen Neuaufbau zu rüsten.

Name Andrew Wiggins Karl-Anthony Towns Jeff Teague Gorgui Dieng Robert Covington Jarrett Culver Jake Layman Josh Okogie Noah Vonleh Shabazz Napier Treveon Graham Jordan Bell Keita Bates-Diop Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 27.504.630 27.285.000 19.000.000 16.229.213 11.301.219 5.813.640 3.581.986 2.530.680 2.000.000 1.845.301 1.645.357 1.620.564 1.416.852 124.758.092 124.758.092

2020/21 29.542.010 29.467.800

2021/22 31.579.390 31.650.600

17.287.640 12.138.345 6.104.280 3.761.085 2.651.040

12.975.471 6.395.160 3.940.184 4.087.904

2.025.705 1.663.861 101.637.540 108.363.068

2.122.822 80.145.645 96.316.773

2022/23 33.616.770 33.833.400

8.109.063

2023/24 36.016.200

10.817.490

5.857.966

67.450.170 85.278.561

36.016.200 46.833.690

Name Jrue Holiday Derrick Favors J.J. Redick Zion Williamson Lonzo Ball E’Twaun Moore Brandon Ingram Darius Miller Jaxson Hayes Nicolo Melli Nickeil Alexander-Walker Josh Hart Jahlil Okafor Frank Jackson Kenrich Williams Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2020/21 26.231.111

2021/22 2022/23 27.120.000

2023/24

13.013.700 10.245.480 11.003.782

10.733.400 13.534.817 17.595.262 14.359.936

9.481.458 7.000.000 5.105.160 3.897.436 3.113.160 3.491.159

5.348.280 4.871.795 3.261.480 5.236.739

6.803.012

9.170.460

5.009.633

7.073.602

2.023.150 1.922.425 76.100.988 96.528.021

70.931.630

25.347.462

33.839.324

NEW YORK KNICKS Die Knicks … der Start in die Saison war ein einziges Desaster. Eines, das Coach David Fizdale als ersten Übungsleiter der Spielzeit den Kopf kostete. War die Entlassung gerechtfertigt? Eine Handschrift des Trainers war kaum zu erkennen, allerdings war der Kader vom Manager-Duo Steve Mills und Scott Perry nicht gerade clever zusammengestellt worden. Fest steht: Unter Fizdales Nachfolger Mike Miller gab es einen klar erkennbaren Aufwärtstrend. Wie dem auch sei … es gilt (mal wieder), den Blick nach vorn zu richten. Denn genau jetzt kann sich bezahlt machen, dass die verpflichteten Veteranen des Sommers nur kurzfristige Kontrakte unterschrieben. Taj Gibson, Elfrid Payton, Bobby Portis, Wayne Ellington und Reggie Bullock können allesamt Favoriten helfen und zudem 2020 aus ihren Verträgen entlassen werden. Die Knicks täten gut daran, diese Veteranen zu veräußern, Draftpicks zu horten und auch im Zweifel längerfristig laufende Verträge aufzunehmen – wenn auch das mit Picks vergütet wird. Eine Schnellstraße zum Erfolg gibt es in New York nicht. Es braucht einen nachhaltigen Neuaufbau – einen, den der neue Coach (wer immer das sein wird) und vor allem Besitzer James Dolan mittragen müssen. Name Julius Randle Bobby Portis Marcus Morris Taj Gibson Elfrid Payton Wayne Ellington RJ Barrett Frank Ntilikina Dennis Smith Jr. Kevin Knox Reggie Bullock Allonzo Trier Damyean Dotson Mitchell Robinson Ignas Brazdelkis Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

34

2019/20 26.231.111 17.650.000 13.486.300 9.757.440 8.719.320 8.664.928 7.265.485 7.250.000 4.862.040 4.102.564 2.964.840 1.934.160 1.702.486 1.618.520 1.416.852 115.977.883 117.626.046

2019/20 18.000.000 15.000.000 15.000.000 9.000.000 8.000.000 8.000.000 7.839.960 4.855.800 4.463.640 4.380.120 4.000.000 3.551.100 1.618.520 1.559.712 898.310 112.598.829 112.598.829

2020/21 2021/22 2022/23 18.900.000 19.800.000 15.750.000 9.450.000 8.000.000 8.000.000 8.231.760 6.176.578 5.686.677 4.588.680 4.200.000 4.438.875 2.023.150 1.663.861 1.517.981 54.533.343 105.059.229

8.623.920 8.326.027 7.705.447 5.845.978

1.802.057 1.782.621 10.431.666 60.317.716

2023/24

10.900.635 14.301.633

7.921.300

2.228.276 21.050.211

14.301.633


Legende: Spieleroption

Qualifying Offer (Restricted Free Agent)

nicht garantiert

OKLAHOMA CITY THUNDER

ORLANDO MAGIC

Wie kriegt Sam Presti das hin? Eigentlich war der Macher der Thunder im Sommer die ärmste Sau der NBA. Paul George stellte ihn mit seinem Wechselwunsch zu den Clippers quasi vor vollendete Tatsachen. Danach war sich auch Russell Westbrook sicher, dass er nicht mehr so richtig gerne in Oklahoma City Basketball spielen würde. Wem seine beiden besten Spieler so unerwartet wegbrechen, der stürzt in die Bedeutungslosigkeit … Die Thunder – und damit Presti – machten jedoch das Beste aus dieser Situation. Sie befinden sich im Cluster um den achten PlayoffPlatz in der Western Conference. Mit Shai Gilgeous-Alexander kam einer der Bausteine für das künftige Thunder-Team, Chris Paul und Danilo Gallinari sind trikottragende Wertpapiere, die bald eingetauscht werden könnten … auch wenn das angesichts von Pauls zu hoch dotiertem Vertrag wohl eher nur auf den Italiener zutreffen dürfte. Doch Presti hat noch mehr im Angebot: Auch Dennis Schröder oder Steven Adams sind für den entsprechenden Gegenwert zu haben. Man darf gespannt sein, wie Presti mit etwaigen Angeboten umgeht. Er dürfte allerdings bereitwillig die Gegenwart für die Zukunft opfern.

Orlando erreichte 2019 die Playoffs. Schön und gut. In diesem Kader findet sich aber eine klar erkennbare Unwucht. Da sind die Veteranen, die abliefern, wie zum Beispiel Nikola Vucevic, Evan Fournier oder Terrence Ross. Dahinter tummeln sich jedoch gleich mehrere Talente, die versuchen, sich in dieser tiefen Mannschaft zu entwickeln. Vor allem im Frontcourt gibt es da immer wieder Härtefälle. Aaron Gordon, Mo Bamba, Jonathan Isaac, Vucevic, Khem Birch, Al-Farouq Aminu würden wohl alle gern mehr Minuten, mehr Würfe und generell mehr Ballberührungen sehen. Gleichzeitig passen sie offensiv zum Teil aber mal gar nicht zusammen. Manager Jeff Weltman kennt die Problematik, die sich auch in einem der schlechtesten Offensivratings der Liga niederschlägt. Wen soll er also abgeben, um den Kader passiger zu gestalten? Soll er jetzt auf die Playoffs setzen oder den so lange währenden Neuaufbau, der mit dem Trade von Dwight Howard einst begann, wieder in Angriff nehmen? Die Gerüchte um eine Verpflichtung von DeMar DeRozan ließen eher auf eine kurzfristigere Strategie schließen …

Name Chris Paul Steven Adams Danilo Gallinari Dennis Schroder Andre Roberson Shai Gilgeous-Alexander Terrence Ferguson Darius Bazley Mike Muscala Nerlens Noel Justin Patton Abdel Nader Deonte Burton Hamidou Diallo Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 38.506.482 25.842.697 22.615.559 15.500.000 10.740.740 3.952.920 2.475.840 2.284.800 2.028.594 1.620.564 1.620.564 1.618.520 1.416.852 1.416.852 132.456.687 133.377.251

2020/21 41.358.814 27.528.088

2021/22 2022/23 44.211.146

2023/24

15.500.000 4.141.320 3.944.013 2.399.160 2.283.034

5.495.532 5.683.323 2.513.040

1.762.796 1.752.950 1.663.861 1.663.861 96.607.662 105.734.164

1.910.880 2.122.822 2.122.822 1.736.266 65.795.831

7.523.383 4.264.629

999.200 12.787.212

6.205.035

6.205.035

PHILADELPHIA 76ERS Die 76ers sind auf Kurs, aber nicht ohne Fragezeichen. Die potenziell beste Erste Fünf der NBA funktioniert bereits auf hohem Niveau – nur die Bucks und Pistons stellen jeweils ein Lineup (mindestens 100 Minuten Spielzeit), welches ein besseres Net-Rating auflegt als die Starting Five der Sixers. Dennoch tut sich das Team von Coach Brett Brown vor allem im Angriff schwer, wo diese hochveranlagte Truppe nur Mittelmaß auf das Parkett bringt. Liegt es an der Verweigerungshaltung, die Ben Simmons weiterhin in Sachen Dreier an den Tag legt? Könnte Brown kreativere Angriffssets ansagen? Ist Joel Embiid nicht dominant genug? Fehlt das Talent in der Zweiten Fünf? Die Antwort ist wohl ein Mix aus all diesen Baustellen. Philly kann jedoch auf einem Niveau verteidigen, welches in den Playoffs von nur ganz wenigen Teams erreicht werden dürfte. Trotzdem wird Manager Elton Brand vor allem bei Veteranen vorstellig werden, die sich nach der Trading-Deadline aus ihren Verträgen herauskaufen lassen. Fotos:Bart Young/Barry Gossage/NBAE via Getty Images

Teamoption

Name Tobias Harris Al Horford Joel Embiid Josh Richardson Ben Simmons Mike Scott Zhaire Smith Matisse Thybulle James Ennis Jonah Bolden Kyle O’Quinn Raul Neto Trey Burke Furkan Korkmaz Shake Milton Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 32.742.000 28.000.000 27.504.630 10.116.576 8.113.930 4.767.000 3.058.800 2.582.160 1.882.867 1.698.450 1.620.564 1.620.564 1.620.564 1.620.564 1.445.697 127.584.084 128.394.366

2020/21 34.358.850 27.500.000 29.542.010 10.865.952 29.000.000 5.005.350 3.204.600 2.711.280 2.130.023 1.766.550

1.762.796 1.701.593 143.889.635 149.549.004

2021/22 2022/23 2023/24 35.995.950 37.633.050 39.270.150 27.000.000 26.500.000 31.579.390 33.616.770 11.615.328 31.320.000 33.640.000 35.960.000 4.915.856 2.840.160

6.906.778 4.379.527

6.275.862

1.845.000

1.846.738 127.742.078 148.958.422

1.997.718 119.389.820 144.673.843

75.230.150 81.506.012

Name Nikola Vucevic Aaron Gordon Evan Fournier Terrence Ross Markelle Fultz Al-Farouq Aminu D.J. Augustin Jonathan Isaac Mohamed Bamba Khem Birch Michael Carter-Williams Wesley Iwundu Melvin Frazier Jr. Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 28.000.000 19.863.636 17.150.000 12.500.000 9.745.200 9.258.000 7.250.000 5.806.440 5.697.600 3.000.000 1.620.564 1.618.520 1.416.852 128.833.479 128.833.479

2020/21 26.000.000 18.136.364 17.150.000 13.500.000 12.288.697 9.720.900

2021/22 24.000.000 16.409.091

7.362.566 5.969.040 3.000.000

9.821.663 7.568.743

10.096.703

2.122.822 58.482.424 104.154.758

33.500.000 43.596.703

2.023.150 1.663.861 101.550.900 122.387.911

2022/23 22.000.000

12.500.000 11.500.000 15.975.306 10.183.800

PHOENIX SUNS Die Suns zeigten früh in der Saison erstmals seit 2009/10 Lebenszeichen, die den Fans Hoffnung auf die Playoffs machten … dann setzte die Realität ein, in der Dopingsünder Deandre Ayton 25 Spiele gesperrt wurde und die Defensive einfach keinen gehobenen Ansprüchen genügte. Egal, es gibt trotzdem wieder Zuversicht in der Wüste Arizonas, da Devin Booker sich weiter als einer der besten Scorer der Liga etabliert und mit Ricky Rubio endlich wieder ein fähiger Point Guard für andere kreiert. Mit Aron Baynes fanden die Suns außerdem einen modernen Center, der mit seinem Dreier das Feld für die Drives der anderen öffnet. Hinzu kommt Coach Monty Williams, der ein klares Angriffskonzept installiert hat und nun die Defensive richten muss. Die Richtung stimmt unter ihm. Allerdings sollte er im kommenden Sommer keine großen Verstärkungen erwarten. Dario Saric dürfte als Restricted Free Agent teuer werden, und ob Baynes gehalten werden kann, ist unsicher. Der Big Man hat sich mit seinen Leistungen für einen gehörigen Gehaltssprung empfohlen. Wird das Team so viele Dollars in einen eigentlichen Backup investieren? Name Devin Booker Tyler Johnson Ricky Rubio Kelly Oubre Deandre Ayton Aron Baynes Frank Kaminsky Mikal Bridges Cameron Johnson Dario Saric Ty Jerome Jalen Lecque Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 27.285.000 19.245.370 16.200.000 15.625.000 9.562.920 5.453.280 4.767.000 4.161.000 4.033.440 3.481.986 2.193.480 898.310 120.859.344 120.859.344

2020/21 29.467.800

2021/22 31.650.600

17.000.000 14.375.000 10.018.200

17.800.000

5.005.350 4.359.000 4.235.160 4.791.213 2.303.040 1.517.981 83.276.181 98.483.033

2022/23 33.833.400

2023/24 36.016.200

12.632.950 16.422.835

5.557.725 4.437.000

7.569.621 5.887.899

2.412.840 1.782.621 49.450.600 78.075.793

4.220.057 1.930.681 33.833.400 69.864.493

8.060.534 6.169.723 36.016.200 50.246.457

35


cover

NBA-Halbzeitreport

2019/20

PORTLAND TRAIL BLAZERS Bei den Trail Blazers wütete die Seuche in den ersten Saisonmonaten. Center Jusuf Nurkic fehlte bereits aufgrund seines Beinbruchs (er wird im Februar zurückerwartet), Power Forward Zach Collins kugelte sich die linke Schulter aus (fällt bis mindestens März aus), und Small Forward Rodney Hood riss sich die Achillessehne (Saisonende). Andere Teams hätten solche Schicksalsschläge komplett aus der Bahn geworfen, die Blazers jedoch blieben im Playoff-Rennen. Zum einen, weil sich Youngster Anfernee Simons ansprechend entwickelt, zum anderen aber auch, weil sie Carmelo Anthony verpflichteten, der am offensiven Ende und vor allem an der Dreierlinie aushalf. „Nur“ in die Playoffs zu kommen, das reicht einem der Conference-Finalisten 2019 indes nicht mehr. Die Star-Guards Damian Lillard (29 Jahre) und C.J. McCollum (28) sind im besten Basketballer-Alter – gleichzeitig ist das Ende ihrer Blütezeit in Sicht. Deshalb gelten die Blazers auch als Hauptinteressent an den Diensten von Kevin Love. Der Power Forward der Cleveland Cavaliers wuchs in Oregon auf, bei den Blazers würde er im Angriff ein Gegengewicht zu den Scoring-Guards darstellen. Mit den auslaufenden Verträgen von Kent Bazemore und Hassan Whiteside verfügen die Blazers über die nötige finanzielle Trademasse, müssten aber wohl noch einen Erstrundenpick für Love investieren … das sollten sie tun. Name Damian Lillard C.J. McCollum Hassan Whiteside Kent Bazemore Jusuf Nurkic Rodney Hood Zach Collins Skal Labissiere Anfernee Simons Nassir Little Anderson Varejao (W) Mario Hezonja Anthony Tolliver Gary Trent Jr. Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 29.802.321 27.556.959 27.093.018 19.269.662 13.250.000 5.718.000 4.240.200 2.338.847 2.149.560 2.105.520 1.913.345 1.737.145 1.620.564 1.416.852 145.010.320 145.010.320

2020/21 31.626.953 29.354.152

2021/22 43.750.000 30.864.198

2022/23 47.250.000 33.333.333

2023/24 50.750.000 35.802.469

14.138.889 6.003.900 5.406.255 3.484.882 2.252.040 2.210.640 1.913.345 1.977.011

13.250.000

3.938.818 2.316.240

5.758.552 4.171.548

6.128.004

1.663.861 91.410.565 102.876.358

2.122.822 81.458.627 106.449.826

83.427.762 93.357.862

89.396.898 95.524.902

7.363.319

SAN ANTONIO SPURS Der Neuaufbau bei den Spurs steht bevor … diesen Satz gab es in der Geschichte der FIVE noch nie zu lesen. Jetzt kommt er. Es fragt sich nur, ob Coach Gregg Popovich und Manager R.C. Buford bereits während der laufenden Saison auf den Knopf drücken. Wenn ja, dürften vor allem DeMar DeRozan (Orlando?) und LaMarcus Aldridge anderswo Interesse wecken. Ersterer wird wohl im Sommer aus seinem Vertrag aussteigen, das Arbeitspapier von letzterem ist für die kommende Spielzeit nicht garantiert. Beide All Stars könnten einer Menge Teams helfen … Auch Rudy Gay, Patty Mills oder DeMarre Carroll könnten anderswo kleine, aber feine Unterschiede machen. Kommt es also zum Abriss während der Spielzeit? Schwer einzuschätzen. Allerspätestens aber im kommenden Sommer ist die Spurs-Ära, die einst mit der Draft von Tim Duncan und der Übernahme des Trainerpostens durch Popovich begann, endgültig vorbei. Ob dann auch „Coach Pop“ seinen Hut nimmt? Eventuell könnte ihm die Vorstellung, um die talentierten Youngsters im Team und eventuell per Trade kommende Talente ein neues Team aufzubauen, sehr attraktiv erscheinen. Die Spurs sind zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten eine echte Wundertüte. Name DeMar DeRozan LaMarcus Aldridge Rudy Gay Patty Mills DeMarre Carroll Marco Belinelli Trey Lyles Jakob Poeltl Bryn Forbes Lonnie Walker Luka Samanic Dejounte Murray Keldon Johnson Derrick White Chimezie Metu Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

36

2019/20 27.739.975 26.000.000 14.500.000 12.428.571 7.000.000 5.846.154 5.500.000 3.754.886 2.875.000 2.760.480 2.689.920 2.321.735 1.950.600 1.948.080 1.416.852 123.807.109 123.807.109

2020/21 2021/22 27.739.975 24.000.000 14.500.000 13.285.714 6.650.000 7.000.000

2022/23

2023/24

5.500.000 5.087.871 2.892.000 2.824.320 14.286.000 2.048.040 3.516.284 1.663.861 68.002.358 123.994.065

4.447.896 2.959.080 15.248.880 2.145.720 5.274.426 2.122.822 16.598.880 39.198.824

6.311.564 4.556.983 16.571.120 3.873.025

6.498.258 17.714.000 5.809.538

16.571.120 31.312.692

17.714.000 30.021.796

SACRAMENTO KINGS Die Kings starteten mit dem klaren Ziel „Playoffs“ in die Saison … und verloren die ersten fünf Spiele zum Teil extrem deutlich. Entsprechend schnell gab es auch eine Diskussion um den neuen Coach Luke Walton. Hinzu kamen Verletzungen von De’Aaron Fox, Marvin Bagley, Bogdan Bogdanovic und Marvin Bagley – also genau von den vier Akteuren, die das Fundament dieses Kings-Teams bilden sollen. Sacramento stabilisierte sich, viele Fragen jedoch blieben. Vor allem die Tatsache, dass die Kings in der Offensive und Defensive nur im unteren Ligadrittel agierten sowie die langsamste Spielgeschwindigkeit anboten, bereitet in Sachen Playoffs echte Sorgen. Manager Vlade Divac könnte vor der Entscheidung stehen, Trevor Ariza oder Nemanja Bjelica vor der Deadline abzugeben – beide Verträge sind 2020/21 nicht garantiert. Vor allem aber muss er bei Bogdanovic die Entscheidung treffen, ob der Serbe auch weiterhin Teil der Zukunft sein soll. Bogdanovic wird Restricted Free Agent und sehr teuer werden. Bevor Divac ihn ohne Gegenwert verliert, wäre ein Trade die bessere Option. Name Harrison Barnes Dewayne Dedmon Trevor Ariza Cory Joseph Marvin Bagley III Bogdan Bogdanovic Nemanja Bjelica De’Aaron Fox Buddy Hield Richaun Holmes Yogi Ferrell Harry Giles Caleb Swanigan Wenyen Gabriel Justin James Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 24.147.727 13.333.334 12.200.000 12.000.000 8.556.120 8.529.386 6.825.000 6.392.760 4.861.208 4.767.000 3.150.000 2.578.800 2.033.160 1.445.697 898.310 112.556.346 114.002.043

2020/21 22.215.909 13.333.333 12.800.000 12.600.000 8.963.640 10.661.733 7.150.000 8.099.627 26.431.817 5.005.350

1.922.425 1.517.981 99.967.657 130.701.815

2021/22 2022/23 20.284.091 18.352.273 13.333.333

2023/24

12.600.000 11.312.114 14.762.309

10.740.105 24.477.272 22.522.728

20.568.183

1.782.621 49.761.363 94.529.536

20.568.183 20.568.183

2.228.276 40.875.001 57.865.586


Legende: Spieleroption

Teamoption

Qualifying Offer (Restricted Free Agent)

nicht garantiert

TORONTO RAPTORS

UTAH JAZZ

Es bestand die Chance, dass Meister-Manager Masai Ujiri irgendwann Richtung Trading-Deadline seine alternden Stars Kyle Lowry, Serge Ibaka und Marc Gasol ziehen lässt oder sie eintauscht. Und auch wenn dem umtriebigen Macher vieles zuzutrauen ist: Der Fakt, dass seine Raptors um den zweiten Setzplatz im Osten mitspielen, dürfte eher dafür sorgen, dass Ujiri sehen will, was möglich ist. Denn Pascal Siakam hat den Sprung auf Franchise-Player-Niveau gemacht. Er ist der legitime Nachfolger von Kawhi Leonard, auch wenn der Kameruner natürlich noch nicht gezeigt hat, dass er ein Team in den Playoffs auf seinen Schultern tragen kann. Ujiri kann also mit ruhiger Hand durch die Saison gehen, muss dann aber im kommenden Sommer mit Fred VanVleet verlängern, der ebenfalls ein neues, höheres Niveau erreicht hat. Außerdem steht dann der Aufbau eines neuen Frontcourts an.

Die Jazz enttäuschten in den ersten Monaten. Nicht unbedingt, was die Bilanz anging, aber spielerisch auf dem Parkett. Neuzugang Mike Conley kam nicht in Tritt, die Defensive zeigte sich viel weniger griffig als zuletzt, und der Angriff lief oft uninspiriert. Immerhin etablierte sich Bojan Bogdanovic als zweiter 20-Punkte-Scorer neben All Star Donovan Mitchell – aber vor allem die Tatsache, dass Conley nicht mit seiner Rolle als Teilzeit-Aufbau zurechtkam, ist besorgniserregend. Er schien oft verloren auf dem Parkett, nahm längst nicht so viel Einfluss wie zuvor in Memphis. Ihn in die Spur zu bekommen und die Defensive rund um Verteidigungs-Superstar Rudy Gobert wieder auf Toplevel zu heben, wird die Hauptaufgabe für Coach Quin Snyder sein. Entscheidend nachverpflichten können die Jazz wohl eher nicht.

Name Kyle Lowry Marc Gasol Serge Ibaka Norman Powell Fred VanVleet Patrick McCaw Stanley Johnson Rondae Hollis-Jefferson Pascal Siakam OG Anunoby Malcolm Miller Chris Boucher Matt Thomas Terence Davis Dewan Hernandez Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

Name Mike Conley Rudy Gobert Bojan Bogdanovic Joe Ingles Dante Exum Ed Davis Donovan Mitchell Tony Bradley Georges Niang Emmanuel Mudiay Jeff Green Royce O’Neale Nigel Williams-Goss Miye Oni Stanton Kidd Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 32.511.624 25.008.427 17.000.000 11.954.546 9.600.000 4.767.000 3.635.760 1.962.360 1.645.357 1.620.564 1.620.564 1.618.520 1.500.000 898.310 898.310 112.379.155 116.291.342

2020/21 34.502.132 26.525.281 17.850.000 10.863.637 9.600.000 5.005.350 5.195.501 3.542.060 1.783.557

2.023.150 1.517.981 1.517.981 1.517.981 78.581.829 121.444.611

1.782.621 1.782.621 1.782.621 31.736.364 49.547.274

2.228.276 2.228.276 2.228.276 19.550.000 26.234.828

Name John Wall Bradley Beal Ian Mahinmi C.J. Miles Thomas Bryant Davis Bertans Ish Smith Rui Hachimura Troy Brown Jr. Moritz Wagner Jordan McRae Isaiah Thomas Isaac Bonga Admiral Schofield Justin Robinson Gehälter ohne Optionen: Gehälter inkl. Optionen:

2019/20 38.199.000 27.093.018 15.450.051 8.730.158 8.000.000 7.000.000 6.000.000 4.469.160 3.219.480 2.063.520 1.645.357 1.620.564 1.416.852 1.000.000 898.310 126.306.880 128.000.547

2020/21 41.254.920 28.751.774

2021/22 44.310.840 34.502.129

2022/23 2023/24 47.366.760 37.262.299

8.333.333

8.666.667

6.000.000 4.692.840 3.372.840 2.161.920

4.916.160 5.170.564 3.893.618

1.663.861 1.517.981 1.517.981 96.085.608 99.267.450

2.122.822 1.782.621 1.782.621 87.779.636 107.148.042

2019/20 34.996.296 25.595.700 23.271.604 10.116.576 9.346.153 4.000.000 3.623.000 2.500.000 2.351.839 2.281.800 1.588.231 1.588.231 898.310 898.310 898.310 124.756.050 125.154.360

2020/21 30.500.000

2021/22

10.865.952

11.615.328

2022/23

2023/24

4.000.000 3.804.150 29.000.000 3.872.215 1.985.289 1.985.289 1.517.981 1.517.981 1.517.981 78.963.167 90.566.838

31.320.000 5.634.073

33.640.000

1.782.621 2.056.061 1.782.621 31.320.000 54.190.704

2.228.276 2.228.276 33.640.000 38.096.552

35.960.000

35.960.000 35.960.000

2021/22

2022/23

18.700.000 13.036.364

19.550.000

2023/24

7.185.378 5.277.669

Fotos:David Sherman/NBAE via Getty Images

WASHINGTON WIZARDS Die Wizards klärten ihre wichtigste Personalie früh: Bradley Beal verlängerte bis 2023 (mit einer Spieleroption auf die letzte Saison) und kann (wenn überhaupt) aufgrund des Zeitpunkts der Vertragsunterschrift erst nach der Spielzeit 2019/20 getradet werden. So sorgte General Manager Tommy Sheppard dafür, dass seine Mannschaft nicht bis Februar belastende Trade-Gerüchte um den besten Wizard mit sich durch die Saison schleppen muss. Coach Scott Brooks dürfte dies begrüßt haben. Dem Trainer gelang das Kunststück, trotz eines der schwersten Spielpläne der ersten Monate eine Top-5-Offensive in der US-Hauptstadt zu installieren. Neben Beal blühten Isaiah Thomas und vor allem Davis Bertans im Angriff auf. Der Neuzugang aus San Antonio wurde zum zweitbesten Scorer des Teams und einem der besten Dreierschützen der Liga. Auch Moritz Wagner zeigte von der Bank seine ScorerQualitäten, und Landsmann Isaac Bonga startete sogar aufgrund seiner Defensivqualitäten – die machten in der schlechtesten Abwehr der Liga allerdings nur selten einen Unterschied. Obwohl Beal vom Tisch ist, dürfte Sheppard rund um die TradingDeadline eine Menge Anrufe bekommen. Bertans würde vielen Teams gut zu Gesicht stehen … außerdem könnte Sheppard die auslaufenden Verträge von Ian Mahinmi oder C.J. Miles nutzen, um länger laufende Arbeitspapiere aufzunehmen, und sich das mit Draftpicks bezahlen lassen. Der Neuaufbau in D.C. läuft.

6.263.188 7.228.448 5.719.725

8.486.620

2.228.276 2.228.276 108.296.972

8.486.620

37


nba

Bam

Adebayo

Bam Bam Positionslos

Viel wurde bisher schon über „Einhörner“ geschrieben, Bam Adebayo wurde hinsichtlich der vielseitigen Big Men jedoch kaum genannt. Dabei entwickelt sich der 22-Jährige bei den Miami Heat gerade zum „perfekten Basketballer“ – der auf den Spuren eines Draymond Green des Ostens und eines jungen Udonis Haslem wandelt. Text: Manuel Baraniak

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Fotos:Michael Reaves/Issac Baldizon/Ron Turenne/NBAE via Getty Images

W

elche Spielernamen fallen zuerst, wenn es um die größten Chase-Down-Blocks der NBA-Geschichte geht – beim schier hoffnungslosen Zurücksprinten in die Verteidigung, um den Gegner bei dessen FastbreakAbschluss doch noch abzuräumen? LeBron James’ Name wird hierbei häufiger fallen. Zum Beispiel durch seinen Block gegen Andre Iguodala im siebten Spiel der 2016er Finals, als der damalige Cleveland Cavalier beim Stand von 89:89 knapp zwei Minuten vor Schluss den Ball gegen das Brett hämmerte und damit auch die Offensivbemühungen der Warriors zertrümmerte. Der Rest ist jüngere NBA-Geschichte. Tayshaun Price hatte die Moderne hinsichtlich der Chase-DownBlocks womöglich eröffnet, als der Flügelspieler der Detroit Pistons in den Eastern Conference Finals 2004 PacersLegende Reggie Miller rupfte. Nachdem die Pistons die Auftaktbegegnung verloren

hatten, lagen sie im zweiten Duell mit zwei Zählern in Führung – Miller hätte die Partie in den Schlusssekunden also ausgleichen können. Der Rest ist einer der größten OstFinals-Upsets der NBA-Historie. Eigentlich muss auch Michael Jordan genannt werden. Denn 2002 räumte „MJ“ Ron Mercer mit zwei Händen ab und (be)hielt danach das Spielgerät, womit man Jordan ob dieses Kunststücks sowohl einen Steal als auch einen Block zurechnen möchte. Ach ja, es handelte sich übrigens um den 38-jährigen Wizards-Jordan – so viel zur NBA-Geschichte ... Bam Adebayo? Sein Name wird bei den größten Chase-Down-Blocks nicht fallen – noch nicht. Denn sein Headcoach bei den Miami Heat, Erik Spoelstra, ist zu Beginn der aktuellen Spielzeit hin und weg. „Bams Block ist eine der besten Aktionen, die ich je gesehen habe“, äußert sich „Coach Spo“ nach dem zweiten Saisonspiel Miamis gegen die Milwaukee Bucks, das die Heat nach Verlängerung mit 131:126 gewinnen. Spoelstra führt aus: „Ihn 27 Meter zu verfolgen – und wir sprechen über einen wirklich schnellen und explosiven Guard, den er eingeholt hat …“ Gemeint ist Bucks-Guard Eric Bledsoe. Der schnappt sich bei 19 Sekunden zu spielen den Defensivrebound, nachdem Heat-Playmaker Goran Dragic beim Stand von 129:126 aus Sicht Miamis seinen zweiten Freiwurf vergibt. Bledsoe zündet den Turbo, hat gegenüber Adebayo – der sich ebenfalls beim Freiwurf aufgestellt hat – einen Vorsprung, geht rund vier Sekunden später zum Korbleger hoch und wird dennoch vom zurückeilenden Adebayo gerupft. Zwar sollte ausgerechnet Adebayo danach seine beiden Freiwürfe verfehlen, womit die Bucks durch Khris Middleton noch die Chance zum Ausgleich haben würden, dennoch: Dass Adebayo es schafft, mit Bledsoe einen der vermeintlich flinksten Guards der Liga einzuholen, ist aller Ehren wert. Man muss bedenken: Bei den zu Beginn aufgezählten Spielern handelt es sich allesamt um Flügelspieler – Bam Adebayo ist ein Center!

Draymond Green des Ostens?

Zum Repertoire eines Centers sollte zweifelsfrei das Blocken von Würfen gehören, am ehesten nehmen Fünfer die Rolle eines Ringbeschützers ein – die Evolution zum postmodernen Basketball samt „Einhörnern“ hin oder her, was auch die Big Men mehr und mehr Richtung Dreierlinie verlagert. Auch wenn Adebayo in besagter Partie gegen Milwaukee mit einem Block für ein Highlight-Play sorgt, so sind es andere Statistiken und Spielweisen, die den Wert des 22-Jährigen herausstellen. So verteidigt Adebayo von Beginn an BucksFreak Giannis Antetokounmpo, im Lauf der Partie und je nach Aufstellung Milwaukees geht Adebayo auch eine Position tiefer und nimmt Antetokounmpos Co-Star

Khris Middleton auf. Als sich die Heat mit den Houston Rockets duellieren, erhält Adebayo sogar die Aufgabe, Guard Russell Westbrook zu verteidigen. „Wenn dein Coach dem Starting Center die Aufgabe gibt, einen Primetime-Guard wie Russell Westbrook zu verteidigen, ist das irgendwie verrückt“, findet Adebayo im Gespräch mit „SB Nation“. „Dass dein Coach so viel Vertrauen in dich hat, einen solchen All Star zu verteidigen, hat eine enorme Bedeutung.“ Auch wenn Westbrook in besagter Partie immerhin 27 Punkte auflegt, so gelingt es Adebayo, dem Rockets-Guard immer wieder den Zug zum Korb zu verwehren und Westbrook zu Mitteldistanzwürfen zu zwingen. Gegen die Bucks kratzt Adebayo derweil am Triple-Double: nicht mit Blocks, sondern Assists. Acht direkte Korbvorlagen verteilt der Center in jener Partie, womit er seinen Karrierebestwert einstellt. Eineinhalb Monate später ist es so weit, und Adebayo glückt der statistische Dreiklang: 30 Punkte, 11 Assists – jeweils neue Career-Highs – und 11 Rebounds legt er beim Overtime-Erfolg gegen die Atlanta Hawks auf, zwei Spiele später gegen die Dallas Mavericks ist der Big Man erneut mit einem Triple-Double zur Stelle. Verteidigung auf allen fünf Positionen, Spielmacherqualitäten als Big Man: Ist Adebayo vielleicht so etwas wie der Draymond Green des Ostens? Diesen Vergleich zieht auch Teamkollege Goran Dragic auf die Nachfrage von „SB Nation“, an welchen Spieler ihn Adebayo am ehesten erinnere. „Aber Bam ist größer“, führt Dragic eine Stärke Adebayos aus, auch vertikal in der Verteidigung zu bestehen. „Er kann passen, er kann punkten, er kann verteidigen – es gibt nicht viele Big Men in dieser Liga, die all das tun können.“ Vielleicht passt der Vergleich mit Green auch deswegen ganz gut, wenn Adebayo erklärt, „jemand sein zu wollen, von dem niemand verteidigt werden will“. Adebayo möchte einen „erbarmungslosen“ Ansatz pflegen und ein „Kopfschmerz“ sein, erklärt er gegenüber CBS Sports. Abgeschaut hat sich Adebayo in der Tat etwas von Greens Passqualitäten, „weil der sich in der gleichen Rolle wie ich befindet“, äußert er gegenüber dem „Miami Herald“. Neben Spielern wie LeBron James und Stephen Curry ist auch ein Point Guard ein Vorbild: Rajon Rondo. „Wie er den Ball zur richtigen Zeit zielgenau spielt … jedes Mal ganz präzise. Wenn er den Ball in den Händen hat, braucht da niemand erst reinzulangen“, beschreibt Adebayo Rondos Stärken. So mag es nicht verwundern, dass man vom Heat-Center in dieser Saison schon den typischen Pass-Fake Rondos gesehen hat, um dann selbst per Layup abzuschließen. Trotz eines 30-Punkte-Spiels oder zweier Triple-Doubles nach zwei Saisonmonaten ist es vor allem die

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nba

Bam

Verteidigung, mit der Adebayo besticht – was auch Kelly Olynyk gegenüber der „Sports Illustrated“ deutlich macht: „Er verteidigt die Positionen eins bis fünf und tut alles, was du ihm aufträgst: off-ball, onball, Pick-and-Rolls … alles!“

Fotos:Michael Reaves/Issac Baldizon/Brian Babineau/NBAE via Getty Images

„Der perfekte Basketballer“

Die Idee vom positionslosen Basketball hat sich in der Evolution des Sports festgesetzt. Ihren Ursprung, zumindest hinsichtlich der Begrifflichkeit, hat sie ausgerechnet bei den Miami Heat – als Coach Erik Spoelstra während der vierjährigen Ära um LeBron James, Dwyane Wade und Chris Bosh klein spielen ließ und Shane Battier auf die Vier setzte. Wenn mehr von „Ballhandlern“ als von Point Guards oder Shooting Guards, von „Big Men“ statt von Power Forwards oder Centern gesprochen wird, fragt man sich, ob solche Rollenzuschreibungen nicht eher in der Defensive zu finden sind. Doch was ist Adebayo da eigentlich, wenn er – wie Olynyk skizziert – alle fünf Positionen verteidigt und sogar von Beginn an den Auftrag erhält, einen Ballhandler wie Westbrook zu verteidigen? „Er gestaltet für sich gerade eine neue Position aus“, meint deswegen auch Adebayos ehemaliger Coach an der High Point Christian Academy, Brandon Clifford, der bei „SB Nation“ sogar so weit geht und behauptet: „Er blüht gerade zum perfekten Basketballer auf.“ Diese vielleicht etwas überbordende Beschreibung traf auf Adebayo nicht immer zu – auch wenn er schon als Nachwuchsspieler von sich reden gemacht hat: Als Senior in der Highschool wurde Adebayo als bester Spieler North Carolinas ausgezeichnet, er nahm am „McDonald’s All-American Game“ sowie am „Jordan Brand Classic“ teil, wurde aber mehr als Scorer statt als Ballverteiler gefordert. Mit der Auszeichnung zum FünfSterne-Rekruten schloss sich Adebayo den Kentucky Wildcats von Coach John Calipari an. Mit Mitspielern wie De’Aaron Fox und Malik Monk nahm er eher eine traditionelle Center-Rolle ein – und erzielte in seinem einzigen College-Jahr nur 0,8 Assists. Es sollte eineinhalb Jahre in der NBA dauern, ehe der 17. Draftpick von 2017 bei den Heat zeigte, warum in ihm das Potenzial des „perfekten Basketballers“ schlummert. Ende Februar 2019 nahm ihn Spoelstra in die Starting Five, in 22 der 23 letzten Hauptrundenspiele Miamis startete Adebayo und erzielte durchschnittlich 11,6 Punkte, 9,2 Rebounds, 3,1 Assists, 1,1 Steals und 1,0 Blocks bei einer Einsatzzeit von 27,5 Minuten. „In den letzten drei Monaten der Saison hat er wirklich sein Playmaking und sein Passspiel verbessert“, erläutert Spoelstra in der „Sports Illustrated“, warum er die Offensive mehr und mehr über seinen Big Man laufen ließ – und weiter lässt: „Es scheint, als könne ich ihm jeden Monat

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Adebayo

etwas Neues auftragen – und er meistert alles davon.“ Die Heat hatten diese Spielmacherfähigkeiten Adebayos gar nicht auf dem Schirm, als sie ihn in der Draft 2017 zogen. „Wir haben davon nicht wirklich etwas gewusst, weil er in der Highschool oder am College eben nie so gespielt hatte“, erklärt Spoelsta im „Miami Herald“, weiß aber auch: „Er besitzt eine fantastische Arbeitsmoral, was im Detail gescoutet wurde. Chet Kammerer und unsere Scouting-Abteilung waren ganz klar der Auffassung, dass Bam vom Typ her ein Miami-Heat-Spieler sei.“

Ein junger Udonis Haslem

Spoelstra schneidet damit an, wie viele Spieler sich in der Vergangenheit individuell bei den Heat entwickelt und innerhalb kürzester Zeit ihrem Repertoire einige Facetten hinzugefügt haben. Es sind oftmals späte Picks oder gar ungedraftete Spieler, die sich in Miami in den Vordergrund spielen. In dieser Saison sind hierbei die ungedrafteten Flügelspieler Kendrick Nunn oder Duncan Robinson zu nennen, in der jüngeren Vergangenheit blühten bei den Heat Akteure wie James Johnson, Tyler Johnson, Derrick Jones Jr., Josh Richardson oder auch Hassan Whiteside auf. Vom Letztgenannten trennten sich die Heat in der Offseason schließlich via Trade, um Adebayo endgültig zum Starter zu ernennen und dessen Rolle noch weiter zu steigern. Der 22-Jährige weiß, was er am Coaching-Stab der Heat hat, wenn er im Podcast „Five On The Floor“ zu seinem Offseason-Programm erklärt: „Sie haben einen Plan für mich aufgestellt – dem ich einfach nur gefolgt bin. Denn unser Stab ist großartig. Wir haben die gleiche Vision für mich.“ Eine Vision mit einer Offensivrolle, die Adebayo schon mal mit der eines Quarterbacks vergleicht. Wie das dann spielerisch aussieht? Der 108:98-Auswärtserfolg in Cleveland Mitte November liefert gutes Anschauungsmaterial: Mitte des ersten Viertels bedient Adebayo per Bodenpass den in die Zone cuttenden Jimmy Butler. Im zweiten Durchgang legt der Big Man per Dribble-Handoff für den Distanzschützen Duncan Robinson auf. Beide Male startet Adebayo den Angriff am Ellbogen. Kurz davor bringt er selbst den Ball, nachdem er Kevin Love im Postup blockt, und forciert ein Überzahlspiel, aus dem Kendrick Nunn für den offenen Dreier profitiert. Adebayo sieht sich als „zweiter Floor General neben dem Point Guard“ – welchen die Heat durch einen Backcourt aus Butler und Nunn gar nicht erst in der Startformation wissen. So verlagern die Heat ihr Spiel mehr in das Halbfeld (bei der Pace rangieren sie nur auf dem 21. Platz), wo Adebayo die Offensive initiiert: Hinter Nuggets-Einhorn Nikola Jokic verzeichnet er ligaweit die meisten Touches am

Highpost. Zudem sind die Heat das Team, das wohl am stärksten von Handoffs profitiert, wenn sowohl Volumen (6,9 Prozent ihrer Abschlüsse, 3. Platz ligaweit) als auch Effizienz (1,05 Punkte pro Abschluss, 3. Rang) berücksichtigt werden. Bei seinem eigenen Abschluss präsentiert sich Adebayo am explosivsten als Abroller, der aber nicht als Pick-andPop-Option taugt. In seiner dreijährigen NBA-Laufbahn hat der Big Man zum Redaktionsschluss erst 30 Dreier genommen – und davon nur vier getroffen (13,3 3P%). Als Abroller oder nach Cuts hat Adebayo einen verlässlichen JumpHook im Repertoire, effizient präsentiert er sich nach Offensivrebounds und im Schnellangriff sowie – wenn auch noch nicht häufig genutzt – im Eins-gegen-eins. Dies könnte man von Adebayo in Zukunft noch häufiger sehen – denn welcher Center auf dieser Welt kann schon von sich behaupten, per KillerCrossover-Dribbling einen Flügelspieler wie Jayson Tatum stehen zu lassen? Defensiv kommt Adebayos Vielseitigkeit noch mehr zum Tragen: Am Ring werfen seine Gegenspieler um 6,4 Prozentpunkte schlechter als sonst. Verteidigt Adebayo in der Isolation, treffen seine Gegenspieler nur 23 Prozent ihrer Würfe. „Er zeigt in jedem Spiel konstant Einsatz, Härte und Intensität. Und er zeigt eine einzigartige Vielseitigkeit”, schätzt Spoelstra seinen Schützling. Seit dem Ende der LeBron-Ära hat Spoelstra einige Spieler kommen, manche gehen, aber vor allem viele von ihnen sich entwickeln sehen. In einem egalitären System stehen Headcoach und Front Office früher oder später vor der Frage nach Eckpfeilern, die eine Mannschaft wieder nach oben führen können. Adebayo streicht in dieser Saison 3,5 Millionen Dollar ein, in der kommenden Offseason kann er eine vorzeitige Vertragsverlängerung unterzeichnen – welche für die Heat zwar kostspielig sein dürfte, aber aktuell erst gar nicht hinterfragt werden sollte. Dieser Meinung wird sicherlich auch Udonis Haslem sein. Das Heat-Urgestein hat den ersten Meistertitel, die LeBron-Ära und auch die Zeiten des Umbruchs am South Beach mitgemacht – und sieht in Bam Adebayo etwas von sich selbst. „So höllisch du mir auch zusetzt, mich reizt und auch mal verärgerst, so sehr bereitest du mir auch Freude, jeden Tag zur Arbeit zu gehen: Wie du das Spiel siehst, wie du an das Spiel herangehst. Für wen du spielst und warum du spielst. Wie du deine Ziele erreichst – all das schließt sich an den jungen ,UD‘ an“, schrieb Haslem während der Offseason eine InstagramOde an seinen jüngeren Teamkollegen. „Du hast das Zeug für einen Lifer!“ Lebenslang bei den Heat? Wer weiß: Vielleicht wird Adebayo letztlich doch in den NBA-Geschichtsbüchern landen. redaktion@fivemag.de


„Wenn dein Coach dem Starting Center die Aufgabe gibt, einen PrimetimeGuard wie Russell Westbrook zu verteidigen, ist das irgendwie verrückt.“ -----------

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Der

Chris-Paul-Trade

DER FLÜGELSCHLAG EINES SCHMETTERLINGS

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C H R I S - P A U L - T R A D E

Vor acht Jahren traf NBA-Commissioner David Stern eine Entscheidung, die seinen Ruf beschädigte und die Liga bis heute prägt: Er verhinderte den Trade von Chris Paul zu den Los Angeles Lakers. Welche Auswirkungen hatte das berüchtigte Veto für die involvierten Teams und die restliche NBA? Text: Ole Frerks

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ann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?“ Diese Frage wird dem US-Mathematiker Edward N. Lorenz zugeschrieben, der eine wörtliche Veranschaulichung für den sogenannten Schmetterlingseffekt suchte. Das Phänomen aus der nichtlinearen Dynamik äußert sich dadurch, dass nicht vorhersehbar ist, wie sich beliebig kleine Änderungen

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der Anfangsbedingungen des Systems langfristig auf die Entwicklung dieses Systems auswirken. Jede Aktion bedingt mehrere Reaktionen, auch in der Sportwelt und gerade in der NBA, wo vor jedem Trade und jedem Spielerwechsel etliche Möglichkeiten abgeklopft werden, jede Nuance einen massiven Unterschied bedeuten kann und keine Bewegung im Vakuum stattfindet. Assistant Coach A

hat schon mal in Stadt B mit Spieler C zusammengearbeitet und kennt dessen Trainingsfaulheit, deswegen kommt ein Deal nicht zustande, und es muss ein anderer Abnehmer gefunden werden. Der neue Deal bedingt dann, dass Spieler D eine neue Chance bekommt und in einer anderen Heimat voll durchstartet, und so weiter. Es gibt Fälle, in denen die Kette von winzigen Faktoren bedingt wird, den


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Fotos: Zach Beeker/Joe Murphy/Brian Babineau/Elsa/Getty Images


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Der

Chris-Paul-Trade

genannten Nuancen. Es gibt natürlich aber auch die größeren, plakativeren Fälle: Wie den vom 08. Dezember 2011. Um bei der obigen Analogie zu bleiben: Hier war kein Flügelschlag der Ausschlaggeber – treffender wäre: Hier wurde ein unschuldiger Schmetterling von einer Dampframme erschlagen.

Der Boss

David Stern prägte über Jahrzehnte die Geschicke der NBA, wohl mehr als jede andere Person vor oder nach ihm. Mit Sicherheit mehr als alle anderen Commissioner: In seine Amtszeit fallen Magic und Bird, MJ, das Dream Team, Dirk und Yao, die Globalisierung der Liga und des Sports. Der gelernte Anwalt führte die Liga offiziell zwischen 1984 und 2014 durch mehrere Ären und in ein neues, weitaus erfolgreicheres Zeitalter, von zeitversetzten Übertragungen der Finals hin zum Milliarden-Unternehmen. Sein Wirken wurde und wird daher überwiegend positiv gesehen, an seiner Integrität und Intelligenz gab es lange Zeit nahezu keine Zweifel, trotz einiger eher eigentümlicher Neuerungen und Regularien wie dem Dress Code, der den Spielern vorschrieb, wie sie sich im Rahmen einer Partie anzuziehen hatten. Stern schien zum Ende seiner Amtszeit hin jedoch ein Stück weit sein Gespür für die Situation zu verlieren, das ihn so lange ausgezeichnet hatte. Der De-facto-Raub der Seattle SuperSonics zugunsten der OKC Thunder etwa ging zwar nicht auf ihn zurück, wurde jedoch auch nicht von ihm unterbunden – was ihm und der Liga von einigen Fans nie verziehen wurde. Die Wut einer ganz bestimmten Franchise wiederum zog er sich mit einem einzigen Veto zu. Dabei wirkte sich diese Entscheidung auf eine Vielzahl von Teams aus, indirekt sogar auf die gesamte Liga – und die Nachwirkungen davon sind bis heute zu spüren. Wie bei allen wichtigen Ereignissen und Entscheidungen in der NBA muss man zur Einordnung ein Stück davor beginnen. Im Prinzip ließe es sich beliebig weit zurückverfolgen, für den Moment ist aber Folgendes wichtig: Die NBA-Franchise in New Orleans, damals hieß sie noch Hornets, wurde im besagten Dezember 2011 von Stern kontrolliert. Es wurde ein neuer Besitzer für die marode Organisation gesucht, fallen lassen oder umziehen wollte Stern das Team schon aus PR-Gründen nach Hurrikan „Katrina“ unter keinen Umständen. Also wurde die Ownership kurzfristig auf die anderen 29 NBA-Teams aufgeteilt und somit am Leben gelassen, offiziell mit eigener Entscheidungsgewalt – aber inoffiziell hatte eben das Ligabüro selbst das letzte Wort. Es war von Anfang an offensichtlich, dass hier ein potenziell massiver Interessenkonflikt entstehen

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könnte. Was zur Situation nämlich dazugehört: Chris Paul, der damals einsame Star in New Orleans, wollte gerne getradet werden, besonders gerne nach Los Angeles. Die Liga (und Stern) wiederum war darauf erpicht, die Position kleinerer Märkte zu stärken, im Idealfall eines Tages so etwas wie Parität herzustellen, so utopisch das auch war und ist. Nicht zuletzt deshalb hatte es einen Lockout gegeben, dessen offizielles Ende zum Zeitpunkt des Vetos noch keine 24 Stunden zurücklag. Nach der berühmten „Decision“ von LeBron James im Jahr zuvor hatte Stern mehr als genug von Spielern, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wollten. All dies wäre sein gutes Recht gewesen, eine vielleicht auch sinnvolle Position aus Sicht der Liga. Nur mischte sich Stern eben auch ins sportliche Geschehen in New Orleans ein und machte sich damit selbst unglaubwürdig, auch wenn er laut Eigenaussage „nur aus Basketball-Gründen“ gehandelt hatte. „Indem er den Trade geblockt hat, hat David Stern willentlich sein eigenes Watergate kreiert“, schrieb damals Grantland-Kolumnist Bill Simmons gewohnt nüchtern.

Der Trade, der nicht war

Was war im Detail passiert? Paul hatte seinen Wunsch bekommen. General Manager Dell Demps hatte sich mit den Los Angeles Lakers und den Houston Rockets auf einen Deal geeinigt, der Paul nach Hollywood bringen sollte. Im Gegenzug hätten die Hornets Luis Scola bekommen, Goran Dragic, Lamar Odom, Kevin Martin und den 2012er Erstrundenpick der New York Knicks, dazu sollte Pau Gasol nach Houston gehen. Aus heutiger Sicht betrachtet: ein Trade, der New Orleans nicht die Franchise gerettet hätte, aber auch kein übler Deal, zumal Paul nur noch ein Vertragsjahr hatte. Chronisten-Pflicht: Aus dem Pick wurde Royce White, den Houston 2012 an 16. Stelle auswählte. Ob Demps den flugängstigen White oder einen anderen Spieler ausgesucht hätte, ist natürlich unklar. Denn es kam nie dazu. Demps verhandelte zwar offiziell mit der ausreichenden Autorität, als der Trade jedoch durchsickerte, bevor er ratifiziert werden konnte, entpuppte sich dies als Trugschluss. Diverse Franchise-Besitzer aus kleineren NBA-Märkten schäumten und


sahen sich schon wieder im erheblichen Nachteil gegenüber den großen Märkten. Darunter der unvergleichliche und aufgrund der „Decision“ noch immer schäumende Cavs-Besitzer Dan Gilbert, der im Kreis der 29 Hornets-Besitzer forderte, den PaulTrade einer Abstimmung zu unterziehen (eine entsprechende Mail wurde publik). Gilbert und Co. setzten Stern unter Druck, dem Trade einen Riegel vorzuschieben, und im Gegensatz zu etlichen früheren Situationen gab er diesmal nach. Der Transfer wurde auf sein Geheiß „abgebrochen“, mehr noch: Auch nachgebesserte Angebote seitens der Lakers und Rockets wurden ausgeschlagen, und kurz hieß es sogar, Stern wolle Paul zwingen, die komplette Saison bei den Hornets zu bleiben. Allerdings tatsächlich nur kurz: Wenige Tage später, genauer gesagt am 14. Dezember, ging Paul dann doch nach Los Angeles, allerdings bekanntlich zu den Clippers. Der Gegenwert? Eric Gordon, Chris Kaman, Al-Farouq Aminu und Minnesotas ungeschützter Erstrundenpick im Jahr 2012, aus dem Austin Rivers wurde. Es lässt sich darüber streiten, ob dieses Paket am Ende wirklich besser war als jenes, das die Hornets von den Lakers und Rockets erhalten hätten – zumal Kaman nur eine Saison blieb und die Hornets während dieser Saison mit dem Versuch scheiterten, ihn zu traden. Interessanter aus heutiger Sicht ist jedoch zu sehen, wie sich diese einzigartige Tradekein-Trade-Kombination auf die beteiligten Teams ausgewirkt hat – und vielleicht auch noch ein paar andere.

Fotos: Layne Murdoch/Glenn James/Stephen Dunn/Noah Graham/China Photos/Getty Images

Die Clippers

Beginnen wir mit dem Team, das letztendlich den Zuschlag für Paul bekommen hat – ausgerechnet der ungeliebte kleine Bruder der Lakers. Dieser wurde durch die Ankunft von „CP3“ von einem auf den anderen Tag zu einer legitimen Franchise – ein Label, das die Organisation des geizigen und bigotten Donald Sterling in vier Jahrzehnten ihrer Existenz wohl nur für sich reklamieren durfte, als sie noch Buffalo Braves hieß und nicht Sterling gehörte. Paul war der vielleicht beste Spieler, der bis dahin je für sie aufgelaufen war, rangierte bei seiner neuen Mannschaft in den ersten beiden Jahren jeweils unter den Top 4 bei der MVP-Wahl und formte mit Blake Griffin, der im Jahr zuvor für die Clippers debütiert hatte, umgehend ein neues Star-Duo mit dem passenden Spitznamen „Lob City“. Die Clippers waren auf einmal ein heißes Eisen in der Association, und sie waren umgehend erfolgreich: In allen sechs Jahren, die Paul für sie spielte, gewannen sie jeweils über 60 Prozent ihrer Spiele, was die Franchise weder vorher noch nachher jemals schaffte.

Der große Playoff-Erfolg blieb zwar aus, selbst die Conference-Finals wurden nie erreicht, aber Paul, Griffin, J.J. Redick, DeAndre Jordan und Doc Rivers legitimierten das Team und führten die Organisation auch gemeinsam durch das Sterling-Fiasko, als dieser 2014 aufgrund von geleakten rassistischen Aussagen aus der NBA forciert wurde und das Team an Steve Ballmer verkaufen musste. Paul, Griffin, Redick und Jordan haben die Clippers zwar mittlerweile alle verlassen, teils auch nur bedingt im Guten, trotzdem war der Trade für sie natürlich ein riesiger Erfolg – und ebnete in gewisser Weise auch den Boden dafür, dass die „Clips“ spätestens seit dem Sommer 2019 tatsächlich als TopFranchise gelten müssen.

nochmal Die Clippers

Was wäre ohne das Veto passiert? Die

„Indem er den Trade geblockt hat, hat David Stern willentlich sein eigenes Watergate kreiert.“ Bill Simmons -----------

Clippers hatten im Vorjahr zwar nur 32 Spiele gewonnen, in Griffin aber den „Rookie des Jahres“ und in Eric Gordon einen der besten jungen Shooting Guards der NBA (damals 22,3 Punkte pro Partie), dazu weitere Spieler mit Potenzial wie eben Jordan oder auch den jungen Eric Bledsoe. Möglich, dass hier über die Jahre so oder so ein gutes Team entstanden wäre – allerdings hat „CP3“ erstens die Timeline massiv beschleunigt und zweitens unter anderem auch dafür gesorgt, dass 2013 richtig viel Geld und sogar ein Draftpick für einen renommierten Top-Coach namens Doc Rivers ausgegeben wurde. Zuvor wäre das unter Sterling kaum denkbar gewesen, und so hart es auch klingt: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass auch dieser junge Kern unter diesem Besitzer nie sein volles Potenzial abgerufen hätte.

Die Lakers

Beim „Stadtrivalen“ lässt sich das „What if“-Spiel derweil schon viel weiter treiben, denn es gibt etliche Entwicklungen, die direkt mit dem Veto verknüpft sind. Wie etwa: Lamar Odom war so verletzt davon, in den geplatzten Trade involviert zu sein, dass er murrte und unbedingt wegwollte – das führte zu seinem katastrophalen Gastspiel beim amtierenden Champion, den Dallas Mavericks, wohin ihn die Lakers notgedrungen für einen Erstrundenpick tradeten. Er kam als amtierender „Sixth Man of the Year“ nach Dallas, lediglich zwei Jahre später war seine Karriere beendet. Die Lakers wiederum schafften es so kurzfristig nicht, ihr alterndes Team anderweitig signifikant zu verstärken, womit schlussendlich eine der letzten

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Der

Chris-Paul-Trade

richtig starken Saisons von Kobe Bryant „verschenkt“ wurde: In der zweiten PlayoffRunde schied „Purple and Gold“ recht chancenlos gegen die OKC Thunder aus. Es darf zwar darüber gestritten werden, ob Kobe und der ebenfalls recht balldominante und giftige Paul ideal miteinander koexistiert hätten und ob der notorisch verletzungsanfällige Andrew Bynum als einziger echter Big Man im Kader gereicht hätte. Ihr kurzfristiges Potenzial wäre mit dem Trade, wenn er durchgegangen wäre, aber definitiv gestiegen. Vielleicht sieht das Titelrennen in den Playoffs 2012 ein wenig anders aus,

den überqualifiziertesten Bankspieler der NBA – und fand diesen in Houston. Die Rockets schickten dabei unter anderem Kevin Martin nach Oklahoma City, den sie nur aufgrund des Stern-Vetos überhaupt noch im Kader stehen hatten. Klingt irrelevant? Ist es aber nicht. Martin mag mittlerweile ein wenig in Vergessenheit geraten sein, zum Zeitpunkt des Trades gehörte er jedoch zu den konstantesten Scorern der NBA. Und was noch wichtiger war: Er sollte in OKC kurzfristig die HardenRolle einnehmen. Den wichtigsten Gegenwert, den sie im Trade für Harden zurückbekamen, war der Draftpick, mit dem

die gesamte jüngere NBA-Geschichte vollkommen umschreiben. Etwas weniger hypothetisch: Houstons General Manager Daryl Morey hätte sich mit relativ großer Sicherheit nur noch auf seine Musicals und die Sloan Conference konzentrieren können, wenn seine jahrelange Suche nach Stars auch in diesem Sommer wieder erfolglos geblieben wäre. Drei Jahre in Folge hatten die Rockets die Playoffs verpasst, waren genau in dem mittelmäßigen Bereich zwischen Tanking und Top-Team, in dem sich niemand befinden möchte. Harden änderte das bekanntlich und war wortwörtlich vom

wenn der ursprüngliche Deal durchgeht – vielleicht sind es dann nicht die Thunder, die den Westen in den Finals gegen LeBrons Miami Heat vertreten. Vielleicht kommt es dann zum von Nike schon länger in Werbespots gepushten Duell „LeBron versus Kobe“ auf größter Bühne.

sie Steven Adams auswählten, beim Run auf den Titel 2013 sollte Martin jedoch der Spieler mit der größten Rolle sein und war es mit 14,0 Punkten tatsächlich. Vielleicht hätten die Rockets, wenn sie Pau Gasol im Jahr zuvor bekommen hätten, einen anderen Gegenwert für Harden gefunden, vielleicht wäre dieser aber auch bei einem völlig anderen Team gelandet (Washington?). Vielleicht hätte Oklahoma City auch gar kein zufriedenstellendes Angebot an den Start gebracht und hätte Harden für die eine weitere Saison, die er unter Vertrag stand, noch behalten, vielleicht sogar darüber hinaus – und ab diesem Punkt müsste man wohl

ersten Tag an der Franchise-Player, nach dem Houston gelechzt hatte.

Die Free Agency 2012

Mit großer Sicherheit wiederum verläuft der Sommer 2012 völlig anders. Angefangen bei den Thunder: Nachdem man sich aufgrund letztlich läppischer sechs Millionen Dollar nicht mit James Harden auf einen neuen Vertrag einigen konnte, suchte OKC kurz vor dem Beginn der Saison 2012/13 nach einem Abnehmer für

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Nochmal die Lakers

Aber noch einmal zurück nach Los Angeles. Lange brauchten die Lakers nicht, um sich von dem Veto-Schock zu erholen – ebenfalls in der Offseason 2012, schon Monate vor dem Harden-Trade, schnappte sich die „Lake Show“ in Dwight Howard einen der damals fünf besten Spieler der NBA aus Orlando, und abgesehen von Bynum mussten sie dafür gar nicht allzu viel abgeben. Howard sollte, gemeinsam mit Kobe, Gasol und dem ebenfalls neu akquirierten Steve Nash, die neue Ära


der Lakers prägen, auf dem Papier hatte Manager Mitch Kupchak ein Jahr nach dem Stern-Veto die Definition eines Superteams versammelt. Aus diversen Gründen kam dieses Superteam bekanntlich nie zusammen. Dwight und Kobe waren sich nicht grün, Howard hatte zudem mit Rückenproblemen zu kämpfen, und Nash wurde erst recht nie richtig fit. Bryant versuchte, die enttäuschende Saison der Lakers im Alleingang zu retten, riss in den letzten Saisonmonaten eine fast beispiellose Minutenzahl für einen 34-Jährigen ab (über 45 Minuten pro Spiel im April) – und riss sich dann kurz vor Beginn der Playoffs die Achillessehne, wohl auch aufgrund völliger Überlastung. Ein Schock, der nicht nur das vorzeitige Ende seiner sportlich relevanten Karriere bedeutete, sondern auch das vorläufige Ende der Lakers als erfolgreiches NBA-Team. Howard zog nach Houston weiter, und bei den Lakers begann die bis heute schlechteste Phase der ruhmreichen Franchise-Geschichte, die selbst LeBron nach seiner Ankunft im Sommer 2018 nicht umgehend beenden konnte. Wäre das mit Paul passiert? Will man es als Lakers-Fan überhaupt wissen? Vermutlich nicht. Zumal: Mit jeder Menge Verzögerung ist es irgendwann ja doch noch gut für sie ausgegangen.

Fotos: Sam Forencich/Tim Warner/Don Juan Moore/Getty Images

Die Hornets

Wir müssen schließlich noch über das Team sprechen, das durch Sterns Veto wohl am meisten geprägt wurde – die Hornets selbst. Mit dem „nur aus Basketball-Gründen“ bevorzugten Paket der Clippers wurde „NOLA“ umgehend die Heimat eines der schlechtesten NBA-Teams, in der durch den Lockout verkürzten Saison waren nur die legendären Charlotte Bobcats mit ihrer 7-59-Bilanz mieser als die Hornets (21-45). Gordon absolvierte verletzungsbedingt ganze neun Spiele, Kaman wurde mehrfach über Wochen aus dem Kader genommen, während das Front Office vergeblich nach einem Trade für ihn suchte. Kurz gesagt praktizierten die Hornets Tanking vom Feinsten, was kurios ist, weil die Liga offiziell natürlich immer gegen diese Strategie war und Sterns Nachfolger Adam Silver bei den Philadelphia 76ers einige Jahre später sogar intervenierte, weil deren VerliererStrategie zu offensichtlich geworden war. Der größte Unterschied? Die Hornets mussten es nicht lange machen, da sie direkt im ersten Versuch den Hauptgewinn abräumten. Nachdem Tom Benson, der Besitzer der New Orleans Saints, im April 2012 für 338 Millionen Dollar die Franchise kaufte, bekamen die Hornets in der Lotterie den ersten Pick zugelost, was logischerweise zu etlichen Verschwörungstheorien führte. Denn:

Damit sicherte sich das Team das Recht, mit Anthony Davis einen neuen FranchisePlayer zu draften. Das vielleicht größte Big-ManTalent seit Tim Duncan kam nach New Orleans. Rechnet man den Wert dieses eigenen Draftpicks mit in den Paul-Trade hinein, hatte sich dieser nun natürlich mehr als ausgezahlt. Den zusätzlichen Pick, den New Orleans noch von den Clippers erhalten hatte, verwendete General Manager Dell Demps an 10. Position für Austin Rivers. Demps blieb dann auch über die nächsten Jahre die prägende Figur bei den Hornets, die im Sommer 2013 zu den Pelicans wurden, was für sich genommen schon faszinierend ist: Mit dem Veto hatten die anderen NBA-Besitzer und auch Stern

„Kein Team tradet einen künftigen Hall of Famer, ohne vorher die Erlaubnis des Besitzers einzuholen, und ich war der Repräsentant des Besitzers.“ David Stern -----------

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eigentlich unmissverständlich klargestellt, dass sie Demps nicht für kompetent hielten, und ihm die Autorität genommen. Trotzdem hielt er sich insgesamt fast neun Jahre auf diesem Posten, bis er im Februar 2019 entlassen wurde. Der Zeitpunkt war dabei natürlich kein Zufall: Die Geschichte hatte sich, wer hätte es ahnen können, in gewisser Weise wiederholt.

Anthony Davis

Davis wurde seinen Vorschusslorbeeren tatsächlich gerecht. „The Brow“ entwickelte sich zu einem der besten NBA-Spieler, 2015 schaffte er es erstmals ins All-NBA First Team. Zwar hatte er regelmäßig mit meist kleineren Verletzungen zu kämpfen, wenn er jedoch auf dem Court stand, war er ein Superstar und somit ein legitimer

Nachfolger von Paul. Am Ende indes nicht nur in sportlicher Hinsicht. Der Team-Erfolg blieb aus, da Demps es nie schaffte, um Davis herum ein funktionierendes Team aufzubauen – und weil die Pelicans von der BensonFamilie nie mit Priorität behandelt wurden. In sieben Jahren erreichte New Orleans zweimal die Playoffs, gewann keine Serie. Selbst wenn die Mannschaft gut spielte, bekamen die Pelicans nur selten das Smoothie King Center voll, im Football-Staat Louisiana fristete das Team ein überwiegend frustrierendes Dasein im Schatten des Bayou. Im Lauf der siebten Saison kam Davis zu der gleichen Erkenntnis, die Paul zuvor gewonnen hatte: Um das Maximum aus der Karriere rauszuholen, müsste er raus aus New Orleans. Im Januar 2019 forderte Davis, höchst offiziell über seinen Berater Rich Paul, einen Trade. Ein halbes Jahr später wechselte er tatsächlich zu den Lakers, und diesmal konnte es kein Veto geben. Der Reiz des großen Marktes hatte sich wieder einmal durchgesetzt, wieder einmal bekamen die Pelicans außerdem den ersten Pick zugelost und versuchen nun, mit Zion Williamson nicht genau die gleiche Geschichte zum dritten Mal zu schreiben. Die Realität ist: Das SternVeto hat schon jetzt Unmengen von Entwicklungen und Transaktionen bedingt, prinzipiell wird der Effekt aber nie wirklich verpufft sein. Noch heute lassen sich fast überall in der Liga Verbindungen dazu finden, ob direkt oder indirekt. Dass Paul 2017 etwa die Clippers verließ, um ausgerechnet in Houston zu landen, oder dass sein nächster Trade nach OKC für Russell Westbrook auch nur deshalb realistisch wurde, weil kurz zuvor die Clippers ihr neues Star-Duo um Kawhi Leonard und Westbrooks bisherigen CoStar Paul George formiert hatten. Sowohl auf der Mikro- als auch auf der MakroEbene wirkt das Stern-Veto nach. Bei allen „Was wäre, wenn?“Fragen, die dadurch entstanden sind, wird spekuliert, Gewissheiten gibt es kaum. Folgendes ist aber klar: Stern hat seinem eigenen Erbe durch das Veto geschadet. In einem Interview mit „Sports Illustrated“ hat er dies 2018 immerhin ansatzweise zugegeben. „Ich habe damals keinen guten Job darin gemacht, das zu erklären“, sagte Stern, um gleichzeitig im nächsten Satz Demps als „fürchterlichen General Manager“ zu bezeichnen. Die Hornets wollte er beschützen. „Kein Team tradet einen künftigen Hall of Famer, ohne vorher die Erlaubnis des Besitzers einzuholen, und ich war der Repräsentant des Besitzers“, erklärte Stern, als sei das Ganze ein völlig normaler Vorgang gewesen. Wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, der das Ökosystem NBA bis heute umtreibt – und noch lange umtreiben wird. redaktion@fivemag.de

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Fotos:Nathaniel S. Butler/NBAE via Getty Images

CARMELO ANTHONY WIE LANGE HÄLT DER NOTNAGEL? S

chon eine Dreiviertelstunde bevor Carmelo Anthony am 19. November 2019 für die Portland Trail Blazers sein Heimdebüt gab, war sein Trikot ausverkauft. Im Spiel feierten ihn die Zuschauer dann mit stehenden Ovationen. „Melo, Melo“-Rufe hallten durch das Moda Center. „Ich denke, die Menschen sehen, wie natürlich das hier für mich ist“, sagte Anthony nach dem Spiel – einem Sieg, zu dem er auf Anhieb 19 Punkte beisteuerte. „Das ist nichts Falsches. Das ist echte Liebe. Ich habe das Glück gefunden, die Freude. Die Jungs hier haben mich mit offenen Armen empfangen.“ Carmelo Anthony ist zurück in der NBA … und wie! Der „Player of the Week“ in der sechsten Woche der laufenden NBA-

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Über ein Jahr dauerte es, ehe eine Franchise das Risiko einer Verpflichtung von Carmelo Anthony einging. Die Situation der Portland Trail Blazers ist so speziell wie die Karriere von „Melo“, der im Nordwesten der USA zum goldenen Notnagel werden könnte. Dabei wäre er ohne die kaputte Schulter von Zach Collins ziemlich sicher noch immer arbeitslos … Text: Peter Bieg

Saison hieß Carmelo Kyam Anthony. 22,3 Punkte, 7,7 Rebounds und 2,7 Assists im Schnitt lieferte Anthony in besagten sieben Tagen für die Portland Trail Blazers in der Western Conference. Er traf 57 Prozent seiner Würfe aus dem Feld und 46 Prozent seiner Dreipunkte-Würfe, erstmals in dieser Saison gewannen die Trail Blazers drei Spiele nacheinander. Auch wenn es ruhmreichere Auszeichnungen gibt als jene zum Spieler der Woche, die Meldung las sich zunächst wie ein Scherz eines der vielen Hater von Carmelo Anthony. Denn seine zuvor letzte Auszeichnung zum „Player of the Week“ hatte der Forward Mitte März des Jahres 2014 erhalten, damals noch im Trikot der New York Knicks.

375 Tage stand er nicht mehr auf dem NBA-Parkett, bevor er am 19. November 2019 sein Comeback bei den Portland Trail Blazers gab – seinem nun fünften Team in seiner 17. Spielzeit in der Association. Dass Carmelo Anthony überhaupt noch einmal Gelegenheit haben würde, zum Spieler der Woche gewählt zu werden, erschien noch wenige Wochen zuvor so realistisch wie sinnhafte Äußerungen von Donald Trump.

Zeit der Missverständnisse

Denn hinter Carmelo Anthony liegt eine lange Zeit der Missverständnisse. So wie er jetzt in Portland Teil der Lösung sein soll, so war Anthony bei seinen vorherigen Stationen nur noch Teil des Problems: In seinem letzten Spiel vor dem Wechsel


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„Alles passt hier perfekt für mich: mein Spiel, meine Persönlichkeit, die Persönlichkeiten dieser Jungs, das Spiel dieser Jungs. Alles passiert natürlich, niemand forciert etwas.“ -----------

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nach Portland – im November 2018 – traf Anthony für die Houston Rockets einen seiner elf Würfe aus dem Feld. Sein zehnter Einsatz im Trikot der Rockets blieb dann auch sein letzter. Im Januar 2019 verschiffte ihn Houston nach Chicago, dort erfolgte die Vertragsauflösung ohne einen einzigen Einsatz für die Bulls. Längst war Carmelo Anthony zu diesem Zeitpunkt vom unveräußerlichen Franchise-Spieler der Nuggets und später der Knicks zur unverkäuflichen Ramschware verkommen. Bereits die vorherige Spielzeit 2017/18 hatte sich als Farce entpuppt. Anthony lief für die Oklahoma City Thunder auf, die „Melo“ bezeichnenderweise für Enes Kanter, Doug McDermott und einen Zweitrundenpick von den New York Knicks erstanden hatten. In OKC erreichte er als dritte Geige hinter Russell Westbrook und

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Paul George sogar die Playoffs, dort war allerdings in der ersten Runde Schluss. 16,2 Punkte und 5,8 Rebounds im Schnitt steuerte Anthony für die Thunder bei, mit einer mageren Feldwurfquote von 40,4 Prozent. In Kombination mit seinem monströsen Vertrag aus New Yorker Zeiten ein Grund mehr für die Thunder, den Altstar nach nur einer Spielzeit zu den Atlanta Hawks zu verschiffen. Für die Hawks absolvierte Anthony keine einzige Partie und einigte sich rasch auf eine Vertragsauflösung, welche den Wechsel zu den Houston Rockets ermöglichte. Vor dem Intermezzo in Oklahoma hatte Carmelo Anthony sechseinhalb Jahre bei den New York Knicks gespielt. Anthony, der gebürtige New Yorker, und die gebeutelten Knickerbockers – was eine langjährige Traumehe hätte werden sollen, entwickelte sich zum Dauerdrama.

Sicher, Anthony gewann im Trikot der Knicks die Trophäe als Topscorer der NBA in der Saison 2012/13 – eine individuelle Auszeichnung für einen Alleinunterhalter mit großem Ego – und führte die New Yorker in derselben Saison sogar erstmals seit Jahren über die erste Playoff-Runde hinaus. Doch insgesamt blieb seine Bilanz im „Big Apple“ schwach, ab der Saison 2013/14 ging es für Anthonys Knicks bis zu seinem Trade nach OKC kein einziges Mal mehr in die Playoffs. Die Franchise und ihr Superstar verschlissen in diesen Jahren Nerven, Mitspieler, Coaches und Sympathien wie Lewis Hamilton Autoreifen. Am hellsten strahlte der Stern von Carmelo Anthony in seinen ersten Jahren in der NBA, als Hoffnungsträger der Denver Nuggets. Anthony führte die Franchise aus Colorado in jeder Saison, die er dort verbrachte, in die Playoffs – von 2004 bis 2010. „Melo“ brach ScoringRekorde, traf Gamewinner und galt zu dieser Zeit als einer der Posterboys einer neuen Generation von NBA-Superstars. Sein Name wurde stets in einem Atemzug mit jenen von LeBron James, Dwyane Wade und Chris Bosh genannt, mit denen er sich teils sehenswerte Duelle lieferte. Mit großen Erwartungen hatte die NBA-Karriere des bulligen Scorers einst begonnen: als dritter Pick in der legendären NBA-Draft 2003, ausgewählt von den Denver Nuggets, hinter James (Cavaliers) und einem gewissen Darko Milicic (Pistons), gefolgt von Bosh (Raptors) und Wade (Heat). Ein frisch gekürter College-Champion war Anthony, hatte die University of Syracuse in seinem Rookie-Jahr zum Meister der NCAA gemacht und dabei fabelhafte Statistiken (22,2 Punkte, 10,0 Rebounds und 2,2 Assists pro Spiel bei 45,3 Prozent Feldwurfquote) produziert. „Er war mit Abstand der beste Spieler im College-Basketball. Das war nicht ansatzweise umstritten, niemand konnte mit ihm mithalten“, sagt sein damaliger Coach Jim Boeheim. Aber im Gegensatz zu James, Wade und Bosh fehlen Anthony bis heute neben den individuellen Awards die zählbaren Erfolge mit einer Franchise. Sicher, Anthony gewann mit dem Team USA drei olympische Goldmedaillen sowie einmal Bronze. Er ist der höchstdekorierte Olympionike in der Geschichte des amerikanischen Basketballs. Bei Redaktionsschluss gab es nur 17 Spieler, die in ihrer Karriere mehr Punkte erzielt haben als Anthony. Doch mit einem NBA-Titel ist das alles nicht zu vergleichen. Und unter W wie „Winner“ würde Carmelo Anthony in der großen Enzyklopädie des Basketballsports auch niemand nachschlagen.

Die Chance

Dass Carmelo Anthony jetzt in Portland


Fotos: Andrew D. Bernstein/Alika Jenner/Jonathan Daniel/Getty Images

tatsächlich eine wohl letzte Chance in der Association erhält, hängt nicht nur mit seinem noch immer vorhandenen basketballerischen Können, sondern zu einem nicht zu verachtenden Teil auch mit purem Glück zusammen. Wobei Zach Collins seine schwere Schulterverletzung nicht als Glück bezeichnen würde. Collins sollte in diesen Wochen eigentlich für die Blazers auf der Vier starten: ein 2,13 Meter großer Profi in seinem dritten Jahr. 22 Jahre jung, agil, langarmig, vielseitig einsetzbar, ob als Ringbeschützer oder Distanzschütze. In vielerlei Hinsicht der absolute Antipode zum in den ineffizienten Mitteldistanzwurf vernarrten Defensiv-Legastheniker Anthony. Doch Collins kugelte sich am 27. Oktober 2019 – im dritten Saisonspiel – gegen die Dallas Mavericks die Schulter aus. Er musste unters Messer und fällt noch monatelang aus. Ein Schock für die Trail Blazers, die viele Spielminuten für einen Akteur eingeplant hatten, dem viele Experten einen signifikanten Entwicklungsschub zutrauten. Und auch ein weiterer Schlag ins Kontor für ein Team, das noch in der vergangenen Saison im Finale der Western Conference gestanden hatte. Denn auch vor Collins’ verletzungsbedingtem Ausfall klafften im Kader um die beiden BackcourtAsse Damian Lillard und C.J. McCollum beachtliche Lücken, die in den ersten Saisonwochen dann nur noch offensichtlicher wurden: Die Trail Blazers starteten mit nur vier Siegen aus den ersten zwölf Spielen, standen bei Redaktionsschluss mit einer Bilanz von zehn Siegen und 16 Niederlagen auf dem letzten Platz der starken Northwest Division der Western Conference. Die Kandidaten für den Posten als Starting Power Forward nach Collins’ Verletzung und vor der Verpflichtung von Carmelo Anthony? Mario Hezonja (4,4 Punkte, 4,5 Rebounds, 35,7 Prozent Feldquote), Anthony Tolliver (3,3, 3,1, 29,5 FG%) und Rookie Nassir Little (4,6, 3,4, 40,8 FG%). Diese Zahlen sagen alles. Es bestand also dringend Handlungsbedarf, und dann verletzte sich – nach Anthonys Ankunft in Oregon – auch noch Scoring-Stütze Rodney Hood an der Achillessehne. Die Saison einfach abzuschenken, kam für die Entscheider nicht infrage, haben doch die FranchiseSpieler Lillard und McCollum ebenso wie Headcoach Terry Stotts gerade erst neue und langfristige Verträge unterschrieben. Die Playoffs sind und bleiben das Ziel. Wenn es eine Mannschaft gibt, die das Scoring, den angestauten Hunger und die Aggressivität von Carmelo Anthony braucht, dann die Portland Trail Blazers. Er will der Basketball-Welt beweisen, dass er noch nicht aufs Abstellgleis gehört. Wobei die Franchise von Manager Neil Olshey und Headcoach

Stotts dennoch relativ vorsichtig an die Causa Carmelo heranging: Nur einen nicht garantierten Vertrag gab es von den Blazers zunächst. Allerdings sprachen die Verantwortlichen dem Alt-Superstar und zehnmaligen NBA-All-Star früh ihr Vertrauen aus und garantierten seine Arbeitspapiere bereits Anfang Dezember für den Rest der Saison. „Die Art und Weise, wie er fast aus der Liga gepusht wurde, das war aus meiner Sicht nicht richtig“, sagt etwa sein neuer Kapitän Damian Lillard zur Verpflichtung Anthonys. „Dass er jetzt zurück ist und in unserem Team spielt, ist eine gute Gelegenheit für uns, Teil seiner Rehabilitation zu sein. Das ist eine großartige Geschichte für einen Hallof-Fame-Spieler. Es funktioniert, weil er einfach er selbst ist.“ Ebenso wie die Trail Blazers mit dem zunächst nicht garantierten Vertrag und in ihrer Tabellensituation mit

etwas. Das macht die Dinge hier viel leichter. Ich habe einen klaren Kopf und kann befreit aufspielen.“

dieser Personalie letztlich kein Risiko eingingen, so war die Entscheidung zur Unterschrift in Portland auch für „Melo“ ein sogenannter „No Brainer“: Über Sommercamps war es ihm zuvor nicht gelungen, zurück in die Liga zu gelangen. Seinen angekratzten Ruf wird er wohl nie mehr völlig los, seine Sammlung an individuellen Auszeichnungen und ein vermutliches Vermögen im dreistelligen Millionenbereich kann ihm auch niemand mehr nehmen. Carmelo Kyam Anthony geht es um eine sportliche Rehabilitation, ein Abtreten in Würde. „Ich denke, dass das alles aus einem bestimmten Grund geschah“, sagte der Neu-Blazer nach seinen ersten Spielen gegenüber NBA.com. „Alles passt hier perfekt für mich: mein Spiel, meine Persönlichkeit, die Persönlichkeiten dieser Jungs, das Spiel dieser Jungs. Alles passiert natürlich, niemand forciert

Denn was momentan noch eine Win-win-Situation ist, könnte sich zumindest für Anthony schnell drehen. Es ist kein Geheimnis, dass die Blazers erneut auf dem Spielermarkt aktiv werden wollen. Kevin Love stammt aus der Region, und seit Jahren verfolgen Olshey und Co. die Idee, ihn nach Oregon zu holen. Auch wenn es nur schwer vorstellbar ist, dass Portland ein Paket schnüren kann, das attraktiv genug ist, um einen Transfer zu realisieren. Aber dann gibt es ja auch noch Danilo Gallinari, der nach dieser Saison in Oklahoma City in die Vertragsfreiheit geht und recht gut in die Pläne von „Rip City“ passen könnte. Schon die nächsten Wochen werden zeigen, ob und wie lange der Notnagel Carmelo Anthony die Blazers auf ihrem Weg zurück in die Playoffs zusammenhält. redaktion@fivemag.de

Hält der Notnagel?

Für den Moment ist alles perfekt in Portland – auch wenn sowohl die Bilanz seines Teams als auch Anthonys Wurfquoten bei Redaktionsschluss bereits wieder etwas bröckelten. Doch trotz des inzwischen garantierten Vertrages, trotz respektabler Statistiken für einen 35-Jährigen nach einjähriger Abstinenz und trotz der Akzeptanz von Fans und Mitspielern ist es ungewiss, wie die Zweckehe von Carmelo Anthony und den Portland Trail Blazers in der Zukunft weitergeht. Baldige Scheidung oder Flitterwochen in den Playoffs und eine stabile Partnerschaft in den folgenden ein, zwei Jahren? Beides ist derzeit absolut denkbar.

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DEVONTE’ GRAHAM PLÖTZLICH HOFFNUNGSTRÄGER Triste Zeiten in North Carolina: Die Charlotte Hornets verloren in der vergangenen NBA-Sommerpause in Person von Kemba Walker ihren All Star und FranchisePlayer. Es drohte ein Absturz ans Tabellenende der Eastern Conference – doch die basketballerische Implosion der Hornissen blieb aus. Der Hauptakteur bei einem der Überraschungsteams der Saison: Devonte’ Graham. Über einen Zweitjahresprofi, der bereit ist, in große Fußstapfen zu treten. Text: Torben Adelhardt

Fotos:Kent Smith/NBAE via Getty Images

P

.J. Washington blickt fragend in Richtung Seitenlinie, wo sein Headcoach James Borrego steht. Der Übungsleiter gibt seinem jungen Forward mit einem Handzeichen zu verstehen, wann er das nächste Play durch seinen Laufweg initiieren soll. Der Hornets-Rookie bewegt sich daraufhin gen Mittellinie, um einen direkten Block gegen den Brooklyn-Nets-Spieler Garrett Temple zu stellen. Washington löst den Block jedoch früh auf, Brooklyn switcht umgehend. Während Temple den abrollenden Washington übernimmt, positioniert sich Joe Harris vor dem ballführenden Spieler der Hornets. Es sind zu diesem Zeitpunkt noch 29 Sekunden auf der Spieluhr. Der Stand: 108:106 für die Charlotte Hornets. Devonte’ Graham, der Aufbauspieler der Hornets, findet sich auf der rechten Seite des Halbfelds wieder, er ist nun isoliert gegen Harris. Graham nimmt noch ein, zwei Schritte Anlauf.

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In-and-out-Dribble. Zwei kurze Zwischenschritte. Und dann geht der Ball auch schon hoch. Harris streckt seinen rechten Arm aus und versucht den Wurf noch zu erschweren, doch er kann dem Spalding nur hinterherschauen. Genauso wie die Zuschauer im Barclay Center zu Brooklyn. Als der Ball einen Sekundenbruchteil später ohne Ringberührung durch die Reuse jagt, ist das Spiel in trockenen Tüchern. Grahams ansatzloser Dreier aus dem Dribbling hat die Partie 20 Sekunden vor dem Ende entschieden. Es sind die Zähler 38, 39 und 40 für den NBASophomore aus North Carolina. Ja, es ist nur ein Abschluss. Doch dieser Sprungwurf aus dem Dribbling, genommen aus neun Metern Entfernung und über den ausgestreckten Arm des Verteidigers, steht für viel mehr. Er ist der vorläufige Höhepunkt in einer der unwahrscheinlichsten Geschichten der noch jungen NBA-Saison.


Durch den Auswärtserfolg bei den Brooklyn Nets kletterten die Hornets bis auf den neunten Tabellenplatz der Eastern Conference und hielten nach dem ersten Saisondrittel überraschenderweise noch Tuchfühlung zu den Playoffrängen. Die Buchmacher in Las Vegas setzten für Charlotte vor der Saison das Over-Under bei 23,5 Siegen an – die niedrigste Setzlinie aller NBA-Teams … und niemand personifiziert die überraschend wettbewerbsfähige Leistung der Hornets so sehr wie Graham. Zu Redaktionsschluss legte der 24-Jährige 19,2 Punkte, 7,5 Assists, 3,7 Rebounds sowie eine Dreierquote von 40,2 Prozent pro Partie auf und scorte mit einer effektiven Feldwurfquote von 50,8 Prozent überdurchschnittlich effizient. Unter den 25 NBA-Guards, die eine Usage Rate von über 25 Prozent haben und somit als eine der beiden bevorzugten Angriffsoptionen gelten können, reiht sich Graham hinsichtlich seiner Offensiveffizienz auf dem elften Platz ein und steht vor Spielern wie DeMar DeRozan, C.J. McCollum oder Donovan Mitchell. Der Scoring-Guard aus North Carolina gehört zu den besten PullupDreierschützen der Liga und trifft diesen Wurf – den Stephen Curry, James Harden und Damian Lillard in den vergangenen Jahren zum Goldstandard erhoben haben – in fast 39 Prozent der Fälle. Zur Einordnung: Nur sieben Spieler nehmen pro Partie mehr als fünf Dreier aus dem Dribbling – James Harden, Trae Young, Luka Doncic, Damian Lillard, Kemba Walker, Kyrie Irving und eben Graham. Einzig Lillard (39,7 3P%) und Walker (39,5) treffen den bewegten Sprungwurf aus der Distanz hochprozentiger als „Tae“. Der Pullup-Dreier gehört in der modernen Association zu den wichtigsten Waffen, die ein Guard in seinem Arsenal haben kann. Die Möglichkeit, direkt aus dem Dribbling zum Dreier hochzugehen, erschwert jeder Defensive das Leben gegen Graham enorm. In Pick-and-Roll-Situationen müssen die Verteidiger näher dranbleiben, dass der Mann des Blockstellers sich in die Zone zurückfallen lässt, ist plötzlich sehr riskant. Stattdessen wird die Defensive praktisch dazu gezwungen zu switchen, um dem Schützen nicht den nötigen Raum und die Zeit für den Dreipunktewurf zu geben. „Du weißt, dass du viel enger an ihnen dranbleiben musst. Wenn ich einen Spieler verteidige, der den PullupDreier hochprozentig trifft, dann ist es meine höchste Priorität, so eng an ihm zu bleiben, dass er den Dreier nicht nehmen kann“, verriet Trail Blazer Damian Lillard

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„Die PullupDreier aus dem Dribbling? Das macht Kemba genauso. Wie er am Korb abschließt? Auch das sieht man bei Kemba. Und seine Floater hat er sich bei ‚TP‘ abgeschaut.“ Ty Sullivan -----------

einmal seine Verteidigungsstrategie gegen treffsichere Kontrahenten. Graham bestrafte bei seinem letzten Dreier gegen die Brooklyn Nets Joe Harris dafür, dass dieser den entscheidenden Zentimeter zu tief abgesunken war. Spencer Dinwiddie zollte Graham nach der Partie seinen Respekt und betonte zugleich auch auf plakative Weise, inwiefern die Hornets von den Leistungen ihres Guards abhängig sind. „Wenn er einen guten Abend hat, dann haben sie eine Chance zu gewinnen. Aber wenn nicht – dann sind sie praktisch am Arsch“, so Dinwiddie. In den vergangenen Jahren war es Kemba Walker, der im Fokus der anderen NBA-Teams stand, wenn es gegen Charlotte ging. Dass Graham der legitime Nachfolger des einstigen Franchise-Spielers ist, war vor einem halben Jahr noch nicht abzusehen.

Kembas Erbe?

Flashback. Als im vergangenen Juni das Gerücht die Runde machte, dass die Charlotte Hornets ihrem All Star Kemba Walker in der anstehenden Free Agency

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keinen Maximalvertrag anbieten würden, schien ein Abgang des 29-jährigen Aufbauspielers unausweichlich. Shams Charania von „The Athletic“ berichtete als erster Medienvertreter davon, dass die Verhandlungen zwischen dem HornetsManagement und Walker aufgrund von signifikanten Differenzen bei den Gehaltsvorstellungen zu scheitern drohten. Der langjährige Topscorer der Hornissen sehnte sich nach einem neuen Arbeitspapier über fünf Jahre und 221 Millionen Dollar – der Supermax-Vertrag, für den Walker sich dank seiner Berufung ins All-NBA-Third-Team qualifizierte. General Manager Mitch Kupchak und Besitzer Michael Jordan offerierten ihm laut Charania hingegen „nur“ 160 Millionen Dollar für die nächsten fünf Jahre. Bekanntermaßen folgte schließlich ein Sign-and-Trade-Deal, der Walker nach Massachusetts und im Gegenzug Terry Rozier von Boston in die „Queen City“ brachte. „Er ist ein aufstrebender Spieler, der sich in seinen vier NBA-Jahren kontinuierlich verbessert

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hat. Wir sind davon überzeugt, dass er als Starter auf der Point-Guard-Position den nächsten Schritt gehen wird. Wir sind froh, ihn in unserem Team zu haben“, ließ Kupchak nach der Vertragsunterschrift von „Scary Terry“ verlautbaren. Eine Verpflichtung, die nicht frei von Kritik war. Denn die von Kupchak angesprochene konstante Leistungssteigerung von Rozier lässt sich mit Sicherheit auf seine ersten drei NBA-Spielzeiten beziehen. In seiner letzten Saison in Beantown punktete „T-Ro“ jedoch mit durchschnittlich neun Zählern pro Partie nicht nur weniger als im Vorjahr (2017/18: 10,9 PPG), sondern offenbarte insgesamt eine schlechtere Entscheidungsfindung in der Offensive. Rozier nahm halbgare Sprungwürfe, anstatt den Ball zu bewegen. Seine effektive Feldwurfquote lag mit 47,7 Prozent deutlich unter dem Ligadurchschnitt (52,4). Nichtsdestotrotz legten die Hornets-Verantwortlichen dem 25-jährigen Guard einen Dreijahresvertrag zur Unterschrift vor, der ihm 58 Millionen Dollar einbringen wird.


„Ich finde, dass sie ihn enorm überbezahlen“, kommentierte ein NBAManager im Rahmen einer Umfrage von ESPN. „Es ist eine Katastrophe, wenn du als Team im Tabellenkeller mit deinem Geld so um dich wirfst. Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll.“ Jetzt könnte Kupchak mit der Rozier-Verpflichtung überhasteter Aktionismus vorgeworfen werden. Dass er den Trade einfädelte, um Walker nicht komplett ohne jegliche Form der Kompensation ziehen zu lassen, darf aber nicht außer Acht gelassen werden. So oder so: Mit Kemba Walker verloren die Hornets einen elitären Playmaker, der sich im Laufe seiner Karriere zu einem der effektivsten Pickand-Roll-Dribbler und dynamischsten Scorer der Liga entwickelte. Und nun sollte Rozier diese Lücke stopfen? Die Verpflichtung stieß auch bei der Anhängerschaft auf scharfe Kritik und Skepsis. Immerhin verabschiedete sich nicht nur Walker aus Charlotte, sondern auch die Guards Jeremy Lamb (2018/19: 15,3 PPG, 2,2 APG) und Tony Parker (9,5 PPG, 3,7 APG). Eine Menge BackcourtProduktivität, die es zu ersetzen galt. Doch der Retter stand bereits parat, um aus dem Schatten seiner Vorgänger hervorzutreten.

Fotos: Mike Stobe/Getty Images

Lehrzeit vorbei

Als Ty Sullivan im vergangenen Sommer mit Hornets-Coach Borrego über die anvisierte Spielzeit seines Klienten in der anstehenden NBA-Saison sprach, erhielt der Agent eine positive Rückmeldung. „Angesichts der umfassenden Veränderungen in eurem Kader, auch wenn Terry Rozier der Topscorer sein wird, muss es eine neue zweite Option in der Offensive geben. Und du kannst werfen“, spiegelte der Spieleragent daraufhin Graham den Status quo im umgestalteten Hornets-Team wider. „Also, warum solltest du es nicht sein?“ In der NBA geht es auch immer darum, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Und für Graham ist Charlotte im Herbst 2019 der perfekte Ort. Nachdem er in seiner Rookie-Saison zwischen der G-League und NBA hin- und herpendelte, nur ein partieller Bestandteil in der Rotation von Borrego war (47 NBAPartien) und erst in den letzten beiden Saisonmonaten regelmäßig über 15 Minuten Einsatzzeit bekam, unterstrich der Zweitjahresprofi in der Preseason 2019 seine gestiegenen Ambitionen. Mit 12,2 Punkten und 3,8 Assists in durchschnittlich 24 Minuten Spielzeit setzte der 1,85-Meter-Guard erste kleine Ausrufezeichen. „Die Leute fragen mich, was er über den Sommer gemacht hat“, berichtet Sullivan in einem Interview mit „Bleacher Report“. „Dabei ist es viel wichtiger, was er vergangene Saison gemacht hat. Er saß bei den Profis und hat sich sein Selbstvertrauen in der G-League geholt. Er hat Kemba beschattet. Er hat sich alles von ihm abgeschaut, das

Gesehene für sein eigenes Spiel adaptiert, und jetzt sehen wir, wie es Früchte trägt. Kemba und Tony Parker, das sind die beiden Jungs, die ihm den Weg aufgezeigt haben. Man sieht eine Menge von Kemba in seinem Spiel. Die Pullup-Dreier aus dem Dribbling? Das macht Kemba genauso. Wie er am Korb abschließt? Auch das sieht man bei Kemba. Und seine Floater hat er sich bei ‚TP‘ abgeschaut.“ Den Ausführungen des Spieleragenten zufolge hat Graham seine Rookie-Saison als neunmonatigen Lehrunterricht verstanden, bei dem er sich in die Feinheiten des Point-Guard-Spiels in der besten Basketballliga der Welt einarbeitete. Er schaute Parker und Walker bei jeder Gelegenheit über die Schulter. Es waren die strategischen Feinheiten, die ein primärer Ballhandler in der NBA Abend für Abend auf höchstem Niveau bewältigen muss, die sich Graham bei den beiden All-Star-Playmakern abschaute: Wie splitte ich die Verteidigung in Pick-and-Roll-Situationen? Wie löse ich mich aus Trap-Situationen im Backcourt, wenn ich aggressiv unter Druck gesetzt werde? Und wie zwinge ich mit meinen Drives eine Defensive zu Rotationen, die ich dann per Pass an die Dreierlinie bestrafen kann? Walker und Parker lieferten in diesen Bereichen genügend Anschauungsmaterial, und Graham nahm alles auf wie ein Schwamm. Diese Neugier imponierte auch seinen Teamkollegen. „Ich denke, die Sache, die mich letztes Jahr am meisten beeindruckt hat, war seine Geduld – seine Bereitschaft, zuzuhören, zu lernen und zuzusehen“, sagte Veteran Marvin Williams über seinen jungen Teamkollegen im Gespräch mit CBS Sports. Es ist zweifelsfrei vor allem das Spiel von Walker, welches Graham adaptierte und zu seinem persönlichen Goldstandard erhob. Das Ballhandling, die schnellen Richtungswechsel und die dynamischen Abstoppmomente, um aus dem Dribbling direkt zum Wurf hochzugehen: Graham zelebriert in dieser Saison eine Spielweise, die den Hornets-Fans im Spectrum Center bereits zahlreiche Déjà-vu-Momente bescherte. 23 Punkte und acht Assists gegen die Chicago Bulls im ersten Saisonspiel, 35 Punkte, sechs Assists und drei Steals beim Heimsieg über die Indiana Pacers, 29 Punkte inklusive Gamewinner gegen die New York Knicks, 33 Punkte und zehn getroffene Dreier gegen die Golden State Warriors … die Liste an Highlight-Partien von Graham ist lang. Ist Kemba Walker also nur noch eine verblichene Erinnerung an frühere Jahre, in denen die Hornets nur in einer Spielzeit (2015/16) eine positive Bilanz erreichen konnten? Wenn es nach Graham selbst geht, dann nein: „Ich würde nicht sagen, dass ich Kemba ersetze. Aber ich wusste, dass meine Rolle in diesem Jahr wesentlich größer ausfällt. Ich wusste,

dass ich sehr hart an mir arbeiten muss, um einen positiven Einfluss auf mein Team nehmen zu können.“ Die Hornissen haben mit Graham auf dem Parkett ein Offensivrating von 110,5, wenn der wurfgewaltige Combo-Guard auf der Bank Platz nimmt, schrumpft der Wert um 11,2 Punkte auf schwache 99,3. Da kann man schon von einem positiven Einfluss sprechen … James Borrego zeigt sich indes in einer ähnlichen Weise positiv überrascht, wie es auch der Rest der Basketballwelt ist. „Wir haben von ihm nicht erwartet, dass er zu diesem Zeitpunkt der Saison schon so weit ist. Ich möchte für ihn auch keine Obergrenze setzen“, erklärt der 42-jährige Headcoach. Die unerwartete Leistungsexplosion lässt Hornets-Manager Kupchak wie ein ausgebufftes Scouting-Genie ausschauen. Schließlich investierte der NBA-Entscheider lediglich zwei zukünftige Zweitrundenpicks, um sich ein früheres Wahlrecht in der zweiten Runde der NBADraft 2018 zu sichern. An 34. Position schnappte sich der frühere Lakers-Manager den Alumnus der Kansas University. Bei den Jayhawks entwickelte sich Graham in vier Jahren von einem unterschätzten Highschooler, der erst in seinem letzten Schuljahr Stipendienangebote der größeren Universitäten erhielt, zum effektivsten Combo-Guard der NCAA. Als Senior legte Graham 17,3 Punkte, 7,2 Assists und 4,0 Rebounds pro Spiel auf und zeigte, dass er auch als erste Angriffsoption und Vollzeit-Point-Guard funktioniert. In seinen ersten NCAA-Jahren agierte „Tae“ neben Frank Mason III noch neben einem waschechten Floor General und spielte die meiste Zeit abseits des Balles. Dass Graham mit dem Ball in der Hand Angriffe initiieren kann, aber auch abseits des Leders um Blöcke rennt und als Catch-and-Shoot-Option fungiert, hat ihn bereits in Kansas ausgezeichnet und ermöglich auch jetzt in Charlotte das Zusammenspiel mit Terry Rozier. „So läuft es heute in der NBA. Zwei Scoring-Guards können zusammen starten und die Offensive am Laufen halten – wie in Portland mit Damian Lillard und C.J. McCollum“, sinniert Rozier über das Zusammenspiel mit Graham. Die Charlotte Hornets wurden vor der Saison noch als hoffnungsloses Verliererteam abgestempelt, das zwar über interessante Jungprofis verfügt, dem es jedoch an den absoluten Top-LevelTalenten mangelt. Wenige Monate später steht mit Graham ein legitimer Anwärter für die Auszeichnung als „Most Improved Player“ sowie All-Star-Kandidat in den Reihen der Hornissen. Und während Rozier wie ein Franchise-Player bezahlt wird, bringt Graham die Leistungen, die eines Franchise-Spielers würdig sind. redaktion@fivemag.de

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interview

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Satou Sabally „DIESEN DRIVE, DIESEN HUNGER ZU HABEN … ICH WILL DAS EINFACH!“ Satou Sabally könnte die nächste deutsche Spielerin in der WNBA werden. Die 21-Jährige absolviert derzeit ihr drittes Jahr bei den Oregon Ducks und ist Leistungsträgerin ihres NCAA-Teams – was Sabally auch beim Sieg ihrer Uni über das Team USA bewies. Im Interview spricht Sabally über diesen geschichtsträchtigen Erfolg, (fehlende) Aufmerksamkeit für den Frauenbasketball und eine Begegnung mit Kobe Bryant.

Fotos:Joe Scarnici/Getty Images

Text und Interview: Manuel Baraniak

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atou Sabally hat Geschichte geschrieben. Mit den Oregon Ducks bezwang sie am 09. November 2019 die US-amerikanische FrauenNationalmannschaft – wohlgemerkt als College-Team. Erst zum zweiten Mal überhaupt gelang es einer NCAAMannschaft, das Team USA zu schlagen! Zuletzt war dies 1999 den Tennessee Lady Volunteers geglückt. Beim 93:86-Erfolg Oregons gegen Sue Bird, Diana Taurasi und Co. nahm

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Sabally eine wichtige Rolle ein, mit 25 Punkten war sie hinter ihrer Mitspielerin Sabrina Ionescu die zweitbeste Scorerin. Vor allem im vierten Viertel drehte die Berlinerin auf: mit zwei Dreiern in Folge inmitten eines 11:0-Laufs und sechs Ducks-Punkten hintereinander in der Crunchtime – inklusive Layup zur FünfPunkte-Führung 35 Sekunden vor Schluss. Skylar Diggins-Smith, die ebenfalls im Kader der US-amerikanischen Nationalmannschaft stand und seit 2013

für die Dallas Wings aufläuft, hatte nach insgesamt vier Testspielen des Team USA gegen College-Teams äußerst lobende Worte für Sabally parat. „Satou Sabally war die Spielerin auf unserer CollegeTour, die am meisten bereit für die WNBA ist – was sie als Two-Way-Player und was ihren Körper, ihre Athletik sowie ihre Gelassenheit betrifft“, schrieb DigginsSmith auf Twitter. So sollte es nicht überraschen, dass Sabally in der Mock Draft des US-


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Senders ESPN vor Saisonstart an dritter Position gesetzt wurde. Viel Zeit, den Erfolg über das Team USA im Zuge der Saisonvorbereitung zu genießen, hatte Sabally derweil nicht – denn nur zwei Tage später war sie schon in Deutschland. Von Eugene, Oregon, ging es für sie über San Francisco und Frankfurt nach Heidelberg, wo sich die deutsche Nationalmannschaft auf den Start in die EM-Qualifikation samt zwei Begegnungen vorbereiten sollte. Das Heimspiel gegen Nordmazedonien gewann die DBB-Auswahl deutlich mit 105:40, die Partie in Kroatien verloren Sabally und Co. knapp mit 86:93. Sabally selbst? Die legte in jenen Partien – wohlgemerkt ihrem fünften respektive sechsten Länderspiel – 28,0 Punkte, 9,5 Rebounds, 5,0 Assists und 2,5 Steals auf. In Heidelberg traf FIVE eine noch leicht vom Jetlag angeschlagene, aber strahlende Satou Sabally, als wir ihr Sue Birds Respekt zollende Worte an die Oregon Ducks vorspielten. FIVE: Hast du schon verarbeiten können, wie ihr das mit Oregon geschafft habt, als erstes College-Team seit 20 Jahren, als zweites überhaupt, das Team USA bezwungen zu haben? Satou Sabally: Nicht so wirklich. (lacht) Danach haben wir als Team etwas gefeiert und uns die ganze Zeit gesagt: „Oh mein Gott, wir haben sie geschlagen!“, aber wir konnten es immer noch nicht so richtig glauben. Im Flieger habe ich mir die ganzen Fotos angeschaut – das war schon cool. Aber ich habe es immer noch nicht so ganz realisiert. Hast du dich auf bestimmte Spielerinnen beim Team USA besonders gefreut, mal endlich gegen sie anzutreten? Auf Skylar Diggins, auch wenn sie gegen uns nicht ganz so viel gespielt hat. Und auf jeden Fall auf Diana Taurasi. Das war einfach nur der Hammer. Einfach die Möglichkeit zu haben, gegen sie zu spielen, ist wirklich einzigartig. (lacht) Vor dem Spiel hattet ihr die Gelegenheit, euch mit Diana Taurasi – dreimaliger WNBA-Champion und neunmalige AllStar-Spielerin – zu unterhalten. Worüber habt ihr gesprochen? Unser Teampsychologe hat sie vor uns interviewt. Sie hat einfach von ihrer College-Karriere erzählt, was für Tipps sie erhalten hat, und von der Trainerlegende Geno Auriemma gesprochen – ihrem damaligen Coach an der University of Connecticut, UConn, der dort sehr beliebt und bekannt ist. Was sie uns mitgegeben hat, war Folgendes: „Stay mad.“ Dass man immer hungrig bleiben und bereit sein soll, alles zu geben. Das hatten wir die ganze Zeit im Kopf, und das haben wir dann auch im Pre-Game-Huddle gesagt: „One, two, three – stay mad!“

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Bezog sich dieses „Stay mad“ vielleicht auch auf eure vergangene Saison? Zum ersten Mal standet ihr im Final Four, musstet euch im Halbfinale aber knapp Baylor geschlagen geben. Ja, das konnte man wirklich sehr gut auf unsere Saison übertragen, damit konnten wir uns alle identifizieren. Auch die Art und Weise, wie sie mit uns gesprochen hat … sie war nicht unnahbar. Wir konnten uns alle mit ihr identifizieren, wir waren auf

„Es ist auch superschwer, sich ein NCAACollege-Highlight der Frauen anzuschauen – von den Männern sind die Highlights überall. Es geht einfach darum, dass man den Frauenbasketball pusht.“ -----------

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einer Ebene. Danach konnten wir ihr Fragen stellen, sie hat auch einfach herumgealbert, es war echt der Hammer. Und „Stay mad“ war der perfekte Spruch für unser Team. Ihr wart zum ersten Mal in der UniGeschichte der Ducks im Final Four. In der Umfrage der US-Nachrichtenagentur Associated Press vor dieser Saison seid ihr zum ersten Mal als bestes Team der NCAA eingestuft worden. Nimmst du gerade eine größere Aufmerksamkeit um euer Team wahr? Auf jeden Fall. Wir haben auch die beste Spielerin der Welt in unserem Team (Sabally bezieht sich auf Sabrina Ionescu, die in der kommenden WNBA-Draft als sicherer Nummer-eins-Pick gilt, Anm. d. Red.). Die Aufmerksamkeit, die gerade auf uns liegt, ist immens. Wir versuchen aber, das alles auszublenden … das müssen wir

auch einfach tun. Wir können es ruhig ein wenig genießen, es darf uns aber nicht zu Kopf steigen. Wir sind aber auch alle keine Spielerinnen, die arrogant sind und jetzt denken: „Wir sind der Shit!“ (lacht), nur weil irgendjemand sagt, dass wir die Nummer eins sind. Wir müssen das auch beweisen und jedes Spiel so angehen, als wären wir nicht auf Platz eins. Das Männerteam der Ducks hat in der UniGeschichte bisher zweimal das Final Four erreicht, 2018 aber das NCAA-Tournament komplett verpasst. Verschiebt sich dahingehend die Aufmerksamkeit gerade mehr auf euch? Das tut es wirklich, wir bekommen momentan so viel mehr Aufmerksamkeit als das Männerteam. Und sie sind trotzdem gut: Vergangenes Jahr haben sie das Pac-12-Tournament gewonnen, was wir nicht geschafft haben. Sie sind im NCAA-Tournament bis ins Sweet Sixteen gekommen. Trotzdem glaube ich, dass die Fans uns im Moment sehr lieben. Erstens bleiben wir länger am College als die Männer – wir wachsen sozusagen mit den Fans auf, sie können uns besser kennenlernen. Und zweitens sind wir gerade eben auch erfolgreich, wir haben Geschichte geschrieben. Es haben uns 11.530 Leute in der Halle zugeschaut – und das war nur ein Testspiel. Du sprichst an, dass ihr als Frauen länger beim Team bleibt. Im Männerbasketball ist es ja häufig so, dass Spieler nach einem Jahr das College verlassen, wenn sie die Möglichkeit sehen, gedraftet zu werden – natürlich auch aus finanziellen Gründen. Ist für euch die akademische Ausbildung einfach wichtiger? Ja, ist sie. Es gibt auch eine Regel: Wir können erst in die WNBA, wenn wir im Jahr der Draft 22 Jahre alt werden. Das hindert Spielerinnen daran, früher zu gehen – egal wie gut du bist. Im Jahr 2019 hätte ich also gar nicht in die WNBA gehen können. Natürlich möchte man als Frau das Studium abschließen. Jeder von uns kann sich jederzeit verletzen, man braucht einfach diese Ausbildungssicherheit. Wenn jemand wie Bol Bol ein Jahr nach Oregon geht, denkt er nicht an ein zweites Jahr. Das Studium ist dann sozusagen egal, wenn er in der NBA Millionen verdienen kann. In der Nationalmannschaft spielst du unter anderem mit Marie Gülich zusammen – die auch ans College gegangen ist und ihr zweites Jahr in der WNBA absolviert hat. Hast du dich mit ihr ausgetauscht – sei es jetzt über die WNBA oder auch schon, bevor du ans College gegangen bist? Ja, das habe ich. Marie hat mir viele Ratschläge gegeben und auch sehr geholfen. Wir haben am College nur zwei Stunden voneinander entfernt gewohnt. Sie war ja an der Oregon State University, wir


Man muss den Frauenbasketball mehr in die Welt herausstellen. Auch in Deutschland … Das ist auch ein großes Problem hier in Deutschland, dass die Frauen gar keine Aufmerksamkeit bekommen. Klar kann man sagen, dass sie auch mehr erreichen müssen, aber es muss auch eine Unterstützung geben. Das hier in Oregon zu erfahren, ist das Beste für mich, weil wir mehr Zuschauer als die Männer haben. Frauenbasketball ist gut, das wissen auch viele Leute, aber es ist halt noch nicht so bekannt. Es ist superschwer, sich ein WNBA-Spiel anzuschauen, weil ESPN das nicht so fördert. Es ist auch superschwer, sich ein NCAA-College-Highlight der Frauen anzuschauen – von den Männern sind die Highlights überall. Es geht einfach darum, dass man den Frauenbasketball pusht. Und dann kommen auch mehr Einnahmen rein. Hast du mitbekommen, was ALBA Berlin gemacht hat? Erst mal wurde der Klub stark in den Medien thematisiert, weil – so wurde es häufig geschrieben – ALBA seine Cheerleader „abgeschafft“ habe … Das war auch Schwachsinn. Sorry. Ich verstehe zwar die Message. Aber ich bin mit vielen Cheerleaderinnen in Oregon befreundet, und ich weiß auch, dass viele kleine Mädchen zu ihnen aufschauen. Und Cheerleaderinnen zu sexualisieren, ist die falsche Lösung. Denn Cheerleaderinnen so darzustellen, ist meiner Meinung nach selbst sexistisch. Sie sollten einfach mehr in den Frauenbasketball investieren.

Fotos:Mike Ehrmann/Getty Images

waren also Erzfeinde und Rivalen. (lacht) Aber das war alles cool. Es ist einfach schön zu sehen, dass es für eine deutsche Spielerin möglich ist, es in die WNBA zu schaffen. Und ich habe mich gefreut, dass es überhaupt jemanden gibt, mit dem ich darüber reden kann. Marie Gülich spielt nicht nur in der WNBA, sondern auch in Europa. Viele Spielerinnen hängen, auch aus finanziellen Gründen, nach der WNBA-Saison eine Spielzeit in Europa dran. Beschäftigst du dich damit auch schon? Ja. Ich muss mich in diesem Jahr vorbereiten und mir einen Agenten suchen. Und mich damit beschäftigen, ob ich überhaupt schon in die WNBA gehen möchte. Eigentlich kann ich ja danach noch ein Jahr in der NCAA spielen. Mit meinem Studium werde ich in diesem Sommer aber schon fertig sein. Da ich aber 22 Jahre alt werde, könnte ich also in die WNBA gehen. Es wird einfach davon abhängig sein, wie meine Saison läuft. Aber ich plane auf jeden Fall, auch zwei Profisaisons zu spielen: in der WNBA und,

das wäre mein Traum, in China. Das ist die kürzeste Saison, und es ist am lukrativsten. Aber man braucht auch Glück, um in die chinesische Liga hineinzukommen, weil dort nur eine ausländische Spielerin pro Team erlaubt ist. Wenn wir über das Finanzielle in der WNBA sprechen: Es werden die Stimmen lauter, die einen höheren Anteil an den Gesamteinnahmen der Liga fordern. Es geht den WNBA-Spielerinnen also nicht darum, genauso viel wie die Männer zu verdienen, aber beim Anteil an den Einnahmen ist die Diskrepanz ja einfach sehr groß, was eine Ungerechtigkeit ist … Auf jeden Fall. Ich bin keine Person, die die WNBA mit der NBA vergleichen möchte, weil die NBA einfach mehr Einnahmen generiert und populärer ist. Es geht einfach darum, dass die Frauen mehr Geld verdienen, damit sie sich im Winter nicht auspowern müssen und, im Fall vieler US-Amerikanerinnen, nicht überall auf der Welt sein müssen und nicht zu Hause sein können. Die WNBA ist zwar die beste Liga der Welt, kriegt aber nicht das meiste Geld.

Das war auch deren Begründung – um den Fokus auf das Frauenteam zu legen. Was auch gut ist. Aber ich finde nicht, dass man anderen Frauen ihre CheerleaderLeidenschaft wegnehmen muss. Die ALBA Dancers sind ja auch europaweit sehr gut. Wir haben bei unseren Spielen übrigens auch Cheerleaderinnen. Ich finde, dass man sich einfach mehr auf den Frauenbasketball konzentrieren sollte – und nicht auf Frauen-Cheerleading. Das nimmt dann völlig den Fokus vom Frauenbasketball. Sportlerinnen können auch weiblich sein. Ich stelle mich auch gerne weiblich dar, und ich mag es auch, sexy zu sein – das ist doch ganz okay so. Du hast vorhin erwähnt, dass du dir überlegen musst, ob du nach deinem dritten Jahr am College in die WNBADraft gehen willst. Seit einem Jahr ist auch deine jüngere Schwester Nyara bei den Ducks – nach einem erneuten Kreuzbandriss wird sie aber auch die Saison 2019/20 verpassen. Wie sehr hast du den Wunsch, mit deiner Schwester am College zusammenzuspielen? Auf der einen Seite möchte ich auf jeden Fall mit meiner Schwester zusammenspielen. Es wäre also ein Faktor, bei dem ich mich gegen den Start in die

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Profikarriere nach diesem Jahr entscheiden würde. Auf der anderen Seite zeigt es eben auch, dass eine Sportlerkarriere sehr schnell vorbei und auch sehr zerbrechlich sein kann. War eigentlich schon vorher klar, dass ihr beide an dasselbe College gehen wollt? Als ich rekrutiert worden bin, habe ich den College-Coaches schon gesagt: „Wenn ich komme, muss auch meine Schwester kommen.“ Es war also schon eine Voraussetzung für mich – wie auch für sie. Aber Nyara war ja dann auch gut genug, die Colleges wollten meine Schwester auch so. Nyara ist eher in sich gekehrt und ein wenig schüchterner als ich. Ich hingegen plappere immer drauflos. (lacht) Dass wir beide auf demselben College sind, ist meiner Meinung nach schon besser für sie, weil sie auch jünger ist. Wie hat sich euer Schwesternverhältnis verändert? Hast du durch ihr Verletzungspech auch ein größeres Verantwortungsbewusstsein verspürt? In den ersten Tagen war es auch für mich schwer, das mitanzusehen – das Schwesternherz blutet da einfach. Für mich ist es auch immer noch schwer, darüber zu reden. Ich musste anfangs schon öfter für sie da sein. Aber sie macht das schon sehr gut, ich bin sehr stolz auf sie, ich muss mich kaum noch um sie kümmern. Jetzt hat sich auch alles bei ihr eingespielt, und sie ist eine Frau geworden. Letztlich sind wir immer noch Schwestern.

Fotos:William Mancebo/Getty Images

Wie bist du zum Basketball gekommen? Durch Zufall. Als ich etwa neun Jahre alt war, hat eine Trainerin gesehen, dass ich groß bin, und mich in Berlin zum „Girls Day“ des DBB eingeladen. Und dann hat sich das alles so ergeben. Bis ich 13 Jahre alt war, habe ich mit Jungs gespielt: Erst beim DBC in Schöneberg, da haben wir gegen TuS Lichterfelde gespielt. Ich habe unter anderem gegen Nelson Weidemann, Bennet Hundt und Ferdinand Zylka gespielt – das war schon lustig. (lacht) Danach bin ich zum Mädchenteam von TusLi gegangen. Im Training haben wir donnerstags aber auch noch gegen Jungs gespielt. Rückblickend auf meine Karriere war das auch ein wichtiger Punkt und die beste Sache, die mir passieren konnte: mit und gegen Jungs zu spielen. Am Anfang habe ich gar keinen Ball bekommen – und am Ende war ich ein Playmaker. (lacht) Apropos gegen Jungs spielen: Marie Gülich hat in einem Podcast mit unserem Chefredakteur André Voigt erzählt, dass sie in der WNBA im Training gegen Männer spielen … Wir auch. Am College trainieren wir gegen College-Practice-Player. Wenn wir andere Frauen ins Training nehmen würden, die gegen uns spielen könnten, dann wären sie Teil unseres Teams oder würden in der WNBA spielen. Gegen Männer zu

spielen, ist gut, weil sie einfach schneller und physischer sind. Versteh mich nicht falsch: Wir spielen auch gut gegen die. (lacht) Es ist nicht so, dass die immer gewinnen. Viele unterschätzen das. Wenn wir gegen die Männer trainieren, dann nehmen sie auch immer bestimmte Rollen unserer kommenden Gegner ein. Als wir zum Beispiel gegen Jordin Canada gespielt haben (bis 2018 bei UCLA, aktuell bei den Seattle Storm, Anm. d. Red.), die superschnell ist, dann ist es gut, dass wir unseren Trainingsspieler Luke haben, der auch sehr schnell ist. Ich liebe es, gegen Männer zu spielen – sie sind zwar stärker als Frauen, aber dann müssen wir einfach schlauer agieren.

ich meine beiden Geschwister nicht miteinander vergleichen. (lacht)

Wann hast du gemerkt, dass du das Zeug zur Profispielerin hast? Als ich 17 Jahre alt war, bin ich nach

Dieser Anspruch, die großen Würfe zu nehmen, vor großen Momenten nicht zurückzuschrecken: Hattest du das schon immer in dir? Kam das vielleicht davon, gegen Jungs zu spielen? Ich denke, beides. Das ist sicherlich auch einfach in einem drin: diesen Drive, diesen Hunger zu haben … ich will das einfach! (lacht) Ich habe die Einstellung: Wenn es drauf kommt, muss es irgendjemand machen – und dann kann ich es auch tun.

„Ich plane auf jeden Fall, auch zwei Profisaisons zu spielen: in der WNBA und, das wäre mein Traum, in China.“ -----------

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Freiburg gewechselt und habe dort auch in der ersten Liga gespielt. Das war das erste Mal, dass ich auch von Colleges umworben wurde. Dann hat alles so ein bisschen geklickt. Man schaut auf das, was als Nächstes kommt – und für mich war dann das College das nächste Ziel. Und jetzt will ich auf jeden Fall in die WNBA! Aber da musste ich erst mal mein erstes CollegeJahr abwarten, weil ich keine bin, die sich selbst hypt. Mein Coach musste mir erst sagen: „Du weißt, dass du in die WNBA gehen kannst, oder?“ Und ich nur so: „Wirklich?“ (lacht) Und jetzt ist es so weit, dass das auch wirklich realistisch ist. Ich weiß, dass ich in einer guten Position bin und damit auch gut Geld verdienen kann. Neben deiner Schwester spielt auch dein jüngerer Bruder Lamin Basketball. Er ist zu dieser Saison an eine Prep School in Arizona gegangen. Das ist vielleicht eine gemeine Frage: Aber wer von euch war mit 17 Jahren der oder die Talentierteste? Ich sage immer: ich. Weil dann muss

Wir haben uns zu Beginn eine Aussage von Sue Bird angehört. Die USamerikanische Nationaltrainerin Cheryl Reeve sagte auf der Pressekonferenz über dich Folgendes: „Sie ist mit ihrer Größe sehr beweglich, und sie kann verdammt gut werfen. Doch wenn du zu nah an ihr dran bist, zieht sie links oder rechts an dir vorbei. Was bei ihr noch hinzukommt: Sie glaubt, dass sie dazugehört. Sie will die großen Würfe nehmen.“ Eine passende Beschreibung für dich? (lacht) Ja, eine sehr gute Beschreibung. Das habe ich noch gar nicht gesehen. Cool.

Hat was von der „Mamba Mentality“. Aber im Ernst: Du hast vor etwa einem Jahr Kobe Bryant getroffen. Wie ist es zu dieser Begegnung gekommen? Seine Tochter ist ein Fan von uns. Er ist ja ein krasser Supporter von Frauenbasketball, er coacht auch seine Tochter. Er hatte sie und ihre Freundinnen zu einem unserer Spiele mitgenommen und ist danach zu uns in die Kabine gegangen. Wir haben mit ihm gesprochen, er hat eine kleine Rede gehalten. Ich war einfach nur „starstruck“ – ich liebe Kobe einfach. (grinst) Auf dem Foto, das du auf deinem Instagram-Account geteilt hast, signiert Kobe ein Buch: „The Mindful Athlete“ von George Mumford. Ist das Thema Achtsamkeit etwas, mit dem du dich selbst beschäftigst? Auf jeden Fall. Ich bin vor Spielen immer sehr aufgeregt. Dass man dann seine innere Ruhe findet, ist sehr wichtig. Diese mentale Stärke zu haben, ist genauso wichtig, wie physisch stark zu sein. Du musst im Kopf genauso stark sein wie körperlich. Ich finde, dass sich Athleten auf jeden Fall mehr damit beschäftigen sollten. Das ist auch ein Bereich, in dem man sich verbessern kann – genau wie bei der Ernährung. Und was hat Kobe zu dir gesagt, als er das Buch signiert hat? „Do great things“, ich hatte ein krasses Spiel gegen USC – wohl eines meiner besten Spiele der vergangenen Saison. Und dann meinte er, dass ich eine echt gute Spielerin sei, er war voll des Lobes. Das war großartig. redaktion@fivemag.de

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CHUCK PERSON DER MANN MIT DEM GEWEHR Larry Bird nannte ihn einen der

besten Spieler, die

in den 80ern in die

NBA kamen. „The Rifieman“ Chuck

Person spielte an

manchen Abenden wie ein Superstar,

an anderen wie ein

Geist. Konstanz

zeigte er nur, wenn

er erbarmungslos

trashtalkte und abseits des

Platzes falsche

Entscheidungen traf. Text: Toni Lukic

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Fotos:Nathaniel S. Butler/NBAE via Getty Images


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Chuck

Person

E

inen Spitznamen in der NBA zu haben, heißt auch immer, einen Ruf zu verteidigen. „Magic“ Johnson und „Pistol“ Pete Maravich haben ihren Nicknames alle Ehre gemacht. Doch kaum jemand ist so sehr mit seinem Rufnamen verbandelt wie „The Rifleman“ Chuck Person, der „Mann mit dem Gewehr“. Chuck Persons Abzug von der Dreierlinie war genauso schnell wie sein Mundwerk. Es war egal, ob er 45 Punkte oder fünf Punkte auflegte – beim „Rifleman“ eine 50-50-Chance –, er quatschte jeden mit seinem Trashtalk voll. Leider konnte Person außerhalb des Courts nicht mit seinem natürlichen Basketball-Talent mithalten. So wurde aus einer potenziellen NBA-Legende ein tragisches „Kennst du noch ..?“ und ein Fall für das FBI. Person wird zum „Rifleman“, weil seine Mutter gerne Fernsehen schaut. Sie nennt ihren Sohn nämlich Chuck Connors Person – nach dem ehemaligen NBA-Spieler und Schauspieler Chuck Connors. Der spielt in der Western-Serie „The Rifleman“ den Bürgerkriegsveteranen Lucas McCain, einen Farmer und Witwer, der seinen Sohn alleine aufzieht. Beziehungsweise gemeinsam mit seinem Gewehr, einer präparierten Winchester, die nach dem Repetieren durch eine am Unterhebel montierte Schraube sofort den Schuss löst. Dadurch kann er mit ihr Schnellfeuer schießen. Glücklicherweise für das Publikum hat „Rifleman“ McCain auch einen nervlich eher kurzen Abzug und in fast jeder Folge was zu ballern. Damit passt die Figur des launischen Farmers perfekt zu Person, der ein unruhiges Kind ist. Er wächst im 2.000-SeelenOrt Brantley, Alabama auf. Zwischen Holzveranden, Pfirsichfeldern und freilaufenden Hühnern. Die Persons leben von Sozialhilfe, Chuck muss Pfandflaschen sammeln und in der Schulhalle den Boden wischen, um die Familie finanziell zu unterstützen. Er spielt an der lokalen Highschool Football, Baseball und Basketball. Baseball ist sein Lieblingssport, doch weil er immer weiter wächst, fokussiert er sich auf Basketball. Es ist eine rationale Entscheidung, weil ein Sportstipendium für ihn der einzige Weg an eine Universität ist. Mit 15 Jahren fährt er 200 Kilometer weiter nordöstlich ins Basketball-Camp von Sonny Smith, dem Coach der Auburn University. Dort trifft er auf die NBA-Legende Jerry West. Der nimmt den talentierten Werfer beiseite und erklärt ihm Techniken, mit denen er seinen Wurf noch mehr verbessern kann. Und er hämmert dem Teenager ein, dass man es nur mit harter Arbeit ans College schafft.

Chuck & Chuck

Person nimmt es sich zu Herzen und trainiert seinen Wurf wie ein Irrer. Weil

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seine kleine Highschool kaum Spieler hat, muss Person irgendwann jede Position lernen. Nach seinem Abschluss schließt er sich den Auburn Tigers an. Dort reiht er sich hinter eine Naturgewalt namens Charles Barkley ein. Coach Smith will PowerBasketball spielen. Bedeutet also: Barkley steht am linken Zonenrand, Person am rechten. Die Devise ist, den Ball so nah wie möglich in Korbnähe zu bringen und anschließend durch die Reuse zu befördern. Schon in seiner SophomoreSaison wird Person zum Topscorer der Tigers, doch zum All American wird nur Barkley gewählt. Es ist schon jetzt die Story seiner Karriere. Person ist der Übersehene, der stets jemand anderem den Vortritt lassen muss. Sein Spiel sticht auch nicht heraus, er ist nicht athletisch oder besonders trickreich. Dafür kann er auf jede erdenkliche Weise den Ball in den Korb befördern. Immer wieder schwärmen die Coaches von seiner Spielintelligenz. Doch es scheint immer einen Besseren zu geben: Anfang der 80er gilt Buck Johnson vor Person als bester Highschool-Spieler Alabamas. Kentuckys Kenny „Sky“ Walker sticht ihn bei der Wahl zum besten Freshman der Southeastern Conference aus. Im zweiten Uni-Jahr wird er nach Barkley zum besten Spieler der SEC gewählt. Im nächsten Jahr hat wieder Kenny Walker die Nase vorn.

„Merry f*cking Christmas!“ Larry Bird -----------

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1984 ist er im vorläufigen Olympia-Kader, wird aber final gecuttet. Selbst bei Auburn bekommt er nie die komplette Anerkennung. Er wird Zweiter bei der Wahl zum besten Scholar Athlete (Kombination von akademischen und schulischen Leistungen). In seinen vier Jahren wird er zum besten Auburn-Scorer aller Zeiten, 1986 führt er die Tigers im NCAA-Turnier zum Upset gegen die an Nummer eins gesetzte St. John’s University. Heute ist er eine Auburn-Legende, seine Nummer 45 hängt unter dem Dach der Arena. Doch Mitte der Achtziger hat er das Pech, mit dem Baseball- und FootballPhänomen Bo Jackson die Universität zu teilen. Viele seiner Mitstudenten kennen Person nicht mal. Als er seine spätere Frau auf dem Campus um ein Date bittet, hat sie keine Ahnung, wer sie da fragt.


Fotos: Focus on Sport/Sam Forencich/NBAE via Getty Images

Chuck & Reggie

Dafür wissen die unzähligen BasketballSachverständigen der NBA ganz genau, welches Talent sich da 1986 zur Draft anmeldet. Die Pacers wollen ihn an vierter Position ziehen. Doch auch die Knicks, die einen Platz später picken, sind heiß auf den Scorer. Indianas General Manager Donnie Walsh befürchtet, dass die Knicks sich bis auf Platz zwei oder drei hochtraden, um sich Person zu schnappen. Also streut er das Gerücht, dass die Pacers einen Big Man draften wollen. Als sie Person picken, sind nicht nur New Yorks Verantwortliche bedient, sondern auch die Pacers-Fans. Die buhen den Jungspund gnadenlos aus. Die Fans aus dem „Hoosier State“ glauben, dass ein Big Man die Geschicke der Franchise endlich zum Positiven drehen würde. Seit der Fusion von NBA und ABA sind die Pacers eine Lachnummer gewesen. Das Problem: Top-Spieler wollen weder im schnöden Indianapolis noch für die Pacers spielen. So wie Top-Talent Len Bias. Der wird vor der Draft gefragt, wo er spielen möchte. Seine Antwort: „Überall, nur nicht in Indiana.“ Nach der Draft erklärt Person: „Im Gegensatz zu Len Bias bin ich froh, in Indiana zu sein.“ Schon da zeigt sich: Wenn es darum geht, Konkurrenten verbal anzugehen, kennt Person keine Filter. Der Rookie kommt mit einem unbändigen Selbstbewusstsein in die Liga und ist sofort da. Mit 18,8 Punkten und 8,3 Rebounds im Schnitt legt er auf Anhieb Bestwerte bei den Pacers hin. Er führt Indiana in die Playoffs, doch gegen die Atlanta Hawks ist in der ersten Runde Schluss. Seine 40 Punkte im vierten Spiel können das Ausscheiden nicht verhindern. Es ist eine beeindruckende erste Saison. Der 2,03-Meter-Rookie scort im Post, aus der Mitteldistanz, mit dem Rücken zum Korb und von der Dreierlinie. Person wird zum „Rookie of the Year“ gewählt. Larry Bird bezeichnet ihn als einen der besten Spieler, die seit Jahren in die NBA gekommen sind. Plötzlich wird er nicht mehr übersehen. Sein Bild wird auf Spielkarten gedruckt und silberfarben meliert. Bei einem Foto-Shooting macht der „Rifleman“ in Cowboy-Montur und mit einem Gewehr Jagd auf die anderen Teams. Der einst arme Farmerjunge bekommt viel Geld und Anerkennung. Er verliert die Bodenhaftung und steckt dabei auch andere an. 1987 draften die Pacers den ebenso quatschwütigen Reggie Miller. Person weist den Rookie gleich mal an, den NBA-Adel herauszufordern. Miller erzählt die Story bei Jimmy Kimmel: Bei einem Vorbereitungsspiel gegen die Chicago Bulls lässt es Michael Jordan bis zur Halbzeitpause langsam angehen. Person aber hängt am Ohr von Miller: „Schau dir Michael Jordan an. Der Typ, der angeblich übers Wasser gehen kann – du killst ihn, Reg. Erzähl ihm

was!“ Also fängt der Rookie an, Jordan vollzulabern. Die Quittung: In der ersten Hälfte hat Miller zehn Punkte, Jordan vier. Jordan beendet das Spiel mit 44 Punkten, Miller mit zwölf.

Chuck & Larry

Zur neuen Saison erwarten alle Persons nächsten Schritt zum Star. Doch der kommt mit einigen Kilos zu viel ins Trainingscamp. Plötzlich läuft es nicht mehr so einfach wie im ersten Jahr. „Ich habe die Erfahrung des zweiten Jahres gemacht, wenn du denkst, dass du besser bist, als du es wirklich bist. Ich habe als Teamkamerad nicht performt“, erzählt er Jahre später. Person hat im Sommer die Löcher in seinem Spiel nicht geflickt. Er kommt an keinem Verteidiger vorbei und kann selbst die Top-Small-Forwards defensiv nicht stoppen. Und die Liga ist in den späten 80ern voll von Top-Flügeln: Larry Bird, James Worthy, Alex English, Bernard King, Charles Barkley, Dominique Wilkins, Kiki Vandeweghe, Mark Aguirre oder Larry Nance. Sie alle wollen dem Jungspund mit der großen Klappe das Maul stopfen. So auch an Weihnachten 1990. Persons Pacers spielen mit einer Bilanz von 10-18 gegen Birds Celtics, die bei 23-4 stehen. Person erzählt den Reportern zuvor, dass er, der „Rifleman“, in diesem Spiel Vögel schießen gehen wird. Eine klare Nachricht an Bird. Die alternde Legende erwidert, dass sie für Person ein Geschenk bereithält. Im Spiel trifft Bird einen Dreier vor Indianas Bank, auf der Person gerade sitzt. Bird dreht sich zu ihm um und wünscht ihm ein „Merry f*cking Christmas!“. Indiana verliert mit 20 Punkten, Person sieht das Feld für 17 Minuten und kommt nur auf zehn Zähler. Immer wieder gibt es Partien, in denen er komplett verschwindet. Er

hat Probleme, seine Konzentration zu behalten. Person erinnert sich an eine Situation mit Coach Jack Ramsay: „Ich hatte einen schlechten Tag, habe nur den Betrieb gestört. Er fragte mich, ob ich eines Tages in dieser Liga coachen möchte. Ich sagte ja. Seine nächste Frage war: ‚Bist du auch bereit dafür, dich mit Spielern rumzuschlagen, die so sind wie du?‘ Er wollte keine Antwort haben. Er ist einfach weggegangen. Das war ein entscheidender Moment für mich.“ Person fängt sich etwas und steigert sich in der dritten Saison auf 21,6 Punkte im Schnitt. Die Pacers sind zu dieser Zeit eines der aufregendsten Teams der Liga. Mit Reggie Miller, Detlef Schrempf und Person stehen drei Flügelspieler an der Dreierlinie, die alle gerne ballern. Leider können die Pacers weder dort noch in der Zone verteidigen … In den 1990er Playoffs vermöbeln die „Bad Boys“ aus Detroit die Shooter aus Indiana erbarmungslos. Dennis Rodman nimmt Person förmlich in Geiselhaft und hält ihn bei 13 Punkten im Schnitt. Persons größter Moment folgt aber ein Jahr später in den Playoffs. Gegner der Run-and-Gun-Pacers sind die alternden Celtics. Es wird eine der besten Erstrundenserien aller Zeiten. Die Pacers stehlen im zweiten Spiel einen Sieg im Boston Garden. Person filetiert die Kobolde mit 39 Punkten und sieben getroffenen Dreiern. Doch wie so oft legt Person im nächsten Spiel ein Ei und kommt nur auf sechs Zähler. Im entscheidenden Spiel fünf kommt es zu einem der bekanntesten Bird-Momente. Der Superstar stürzt im zweiten Viertel auf den Kopf und bleibt regungslos liegen. Später in der zweiten Halbzeit kommt er unter Bostoner Jubelstürmen wieder aufs Feld und dreht das Spiel. Zehn Sekunden vor Schluss liegt Indiana mit zwei Punkten hinten. Person bekommt den

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Chuck

Ball an der Dreierlinie, er drückt ab, obwohl er keine Balance hat, der Ball berührt kaum den Ring. Im entscheidenden Moment trifft er wieder die falsche Entscheidung. Es sieht so aus, als ob die aufregenden Pacers kurz vor dem Durchbruch stehen, doch nach der Saison 1991/92 ist für Chuck Person das Kapitel Indiana beendet. Er wird zu den Minnesota Timberwolves getradet. Die drei Stars Miller, Schrempf und Person gönnen sich gegenseitig die Würfe nicht. „Sie konnten sich gegenseitig nicht tolerieren, was zum Problem für das ganze Team wurde“, erklärt der damalige Pacers-Coach Bob Hill. „Es war eine Ansammlung an Egos, die zwangsläufig zusammenkrachen würde.“

Chuck & Minny

Es ist der inkonstante „Rifleman“, der gehen muss. Der „beste Spieler, der noch nie in einem All-Star-Game spielte“ – wie er sich damals selbst bescheinigt – soll die vier Jahre alte Franchise in Minnesota anführen. Doch das Team ist schlecht, die Profis zocken eher für ihre Gehaltsschecks als für den Erfolg. Die Timberwolves verlieren in Persons erstem Jahr 63 Spiele, im zweiten 62. Person legt in seinem ersten Jahr noch 16,8 Punkte auf, doch er kann seinen Mund immer noch nicht halten. Nur richten sich seine Tiraden vor allem gegen die eigenen Mitspieler. Er beschwert sich, statt Leistung zu zeigen. 1993/94 fliegt er aus der Starting Five und kommt am Ende auf magere 11,6 Punkte im Schnitt. Mit 29 Jahren, eigentlich in der Karriereblüte eines Basketballers, hat sich Person zum Rollenspieler geschmollt. Und zu einem Trade zu den Spurs. „Ich bin immer noch einer der besten Spieler der Liga“, erzählt er im November 1994 in einem Interview mit „Sports Illustrated“. „Meine Leistung in den letzten zwei Jahren sagt was anderes, aber ich weiß, dass ich es bin. Ruf irgendeinen Spieler in dieser Liga an, und er wird dir sagen, dass er Chuck Person fürchtet.“ Von sich selbst in der dritten Person zu sprechen, obwohl man gerade vom zweitschlechtesten Team der Liga vom Hof gejagt wurde – das klingt nach einem Kotzbrocken. Es ist aber eher eine Fassade als Zeugnis seines Charakters. Innerhalb der Liga wird Person geschätzt. „Er ist einer der intelligentesten Spieler auf dem Feld, einer der hungrigsten und einer der besten Spieler im Training“, erklärt Bob Hill, sein ehemaliger Trainer in Indiana und mittlerweile Coach der Spurs. Gregg Popovich ist damals General Manager der Spurs und holt Person für Shooting von der Bank. Person, hungrig nach Erfolg in den Playoffs, nimmt seine neue Rolle an. MVP David Robinson terrorisiert die Zone, während Person hochprozentig von draußen schießt. Viele Shooter haben in San Antonios riesigem Alamodome Probleme, die Entfernung zum

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Korb einzuschätzen, Person aber schießt die besten Quoten seiner Karriere. Er bricht 1994/95 den damaligen Rekord für getroffene Dreier eines Bankspielers in einer Saison (164). Person hat zwei fruchtbare erste Jahre in San Antonio. 1996 muss er sich aber am Rücken operieren lassen und reiht sich die komplette Saison in San Antonios Verletztenlazarett ein. Die Spurs sind so schlecht, dass sie in der nächsten Saison Tim Duncan an erster Stelle draften dürfen. Nach der Operation hat Person noch mehr an Beweglichkeit verloren. Das Gewehr rostet, der „Rifleman“ sieht immer weniger Minuten. Person geht zu den Hornets, während die Spurs die Meisterschaft gewinnen. 2000 beendet er seine Karriere, nachdem ihn die Seattle SuperSonics zu den Lakers traden. Person kann nicht mehr spielen, aber er liebt und versteht Basketball. Lakers-Trainer Phil Jackson fragt ihn, ob er beim Training die jungen Spieler anleiten möchte. Person möchte, und er macht seinen Job gut. Die Cleveland Cavaliers werben ihn ab, um Assistent bei Chefcoach John Lucas zu werden.

Chuck & Ron

2003 holt ihn Pacers-Manager Donnie Walsh zurück nach Indiana. Unter Coach Rick Carlisle wird er Defensiv-Koordinator. Dabei kümmert er sich besonders um einen Spieler: Ron Artest. Person erinnert sich an seine erste Begegnung mit dem vermeintlich schwierigen Charakter. „Ich sagte: ‚Alles, was ich ab jetzt sage, ist Gesetz. Ich brauche kein Feedback von dir. Ich will nur, dass du zuhörst, wenn ich dir was sage.‘“ Artest hört zu und wird unter ihm zum All Star. 2004/05 soll die Saison von Artest und den Pacers werden. Doch dann kommt es zum „Malice in the Palace“. Artest wird beim Spiel gegen die Pistons von einem Becher getroffen und stürmt in die Zuschauerreihen. Spieler prügeln sich mit Fans. Es ist Person, der Artest fest umklammert und vom Parkett eskortiert. Er schützt seinen Kopf, während sie in den Tunnel gehen und mit Bier sowie Popcorn beworfen werden. Das halbe Team wird für Monate gesperrt, Artest die ganze Saison. „Als ich suspendiert wurde, hat mein Gehirn zugemacht, und ich habe mich nie wirklich davon erholt. Aber als ich mit Person gearbeitet habe, war ich ein MVP“, erzählt Artest, als er bei den L.A. Lakers spielt. „Ich wurde von einem Defensivspieler zum besten Defensivspieler. Ich wäre wohl ,Defensive Player of the Year‘ und MVP in dem Jahr geworden, und das nur wegen Chuck.“ Person macht seinen Job so gut, dass er auch als künftiger Headcoach gehandelt wird. 2007 spricht er bei den Pacers und Kings vor, geht aber leer aus. Stattdessen folgt er seinem

basketballerischen Patenkind Artest nach Sacramento und wird dort Assistant Coach. Ein Jahr danach spricht er nochmal bei den Bulls vor, später auch bei seiner Alma Mater in Auburn – immer bekommen andere den Zuschlag. „Leider knapp daneben“, das ist mittlerweile der traurige Faden, der sich durch die Basketball-Karriere des „Rifleman“ zieht.

Chuck & das FBI

Dennoch kehrt er 2014 als Assistant Coach nach Auburn zurück. Es wird ruhig um Chuck Person. Bis zum September 2017 … Yahoo Sports publiziert eine Recherche über ein breit angelegtes Korruptionsnetz im College-Basketball. Coaches großer Universitäten sind bestochen worden, um Spieler an Investoren und Agenturen zu vermitteln. Das FBI nimmt zehn Personen fest, darunter auch Chuck Person. Der gesteht vor Gericht, dass er insgesamt 91.500 Dollar von einem Finanzberater aus Pittsburgh bekam. Person hat dafür seine Spieler überzeugt, ihr Geld oder das ihrer Familie bei dem Geschäftsmann zu investieren. Person bekennt sich schuldig. Auburn entlässt ihn. Er muss das Geld zurückzahlen und 200 Sozialstunden ableisten. Seine Anwälte lassen erklären, dass Person pleite sei und deswegen die Bestechungsgelder annahm. „Er (Chuck Person) ist in Armut aufgewachsen und kurzerhand zu Millionen von Dollar gekommen, ohne zu wissen, wie er dieses Geld verwalten sollte“, schreiben sie. „Er hat sein Geld zu freimütig ausgegeben, hat es jedem gegeben, der fragte, hat verheerende InvestmentEntscheidungen gefällt und schlechte Kredite angenommen, als sich seine finanzielle Situation verschlimmerte.“ Er gibt Geld, das er eigentlich nicht hat, an Familienmitglieder oder baut ein Community Center in seiner Heimatstadt. Ihren Ursprung habe diese Misere gehabt, schreiben die Anwälte, als er seinen ersten Assistenz-Job bei den Cleveland Cavaliers annahm. Er habe seiner Exfrau monatlich 30.000 Dollar zahlen müssen, während er bei den Cavs jährlich 18.000 Dollar verdiente. Person sei mit seinen finanziellen Sorgen nie zu seinen vielen Freunden gegangen, dafür habe er sich zu sehr geschämt. Er mimte weiterhin den selbstbewussten „Rifleman“, obwohl er tatsächlich am Boden lag. Dies alles zeichnet das Bild von jemandem, der Basketball in- und auswendig verstanden hat, das Leben außerhalb der Halle jedoch nicht. Das Tragische ist: Nach seiner Verurteilung wird er wohl nie wieder einen Job im Basketball finden. Diese Version des „Rifleman“ kennt kein Happy End. redaktion@fivemag.de


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Fotos: Focus on Sport/Getty Images


Fotos:Joe Murphy/Getty Images

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DIE LEIDEN DES JUNGEN

WISEMAN James Wiseman kam als gehypter Star-Freshman nach Memphis. Der 18-jährige Center wollte die Tigers in seiner Premierenspielzeit zum NCAA-Titel führen und sich selbst als Top-Pick der NBA-Draft 2020 präsentieren. Es kam ganz anders … Text: Torben Adelhardt

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ls Gary Parrish, CollegeBasketball-Experte für CBS Sports, von seinem Kollegen Matt Norlander auf das abrupte Ende der James-Wiseman-Ära in Memphis angesprochen wird, sprudelt es aus dem Journalisten nur so heraus. „Der Zeitpunkt seines Abschieds ist ungewöhnlich. Und seltsam. Denn James Wiseman wollte College-Basketball spielen. Und das, obwohl er bereits vor einem Jahr als erster Pick der Draft angesehen wurde“, sagt Parrish. „Wenn es bei seiner Entscheidung, Memphis zu verlassen, nur um seine Chancen bei der Draft gegangen wäre, dann hätte er seine College-Karriere von vorneherein überspringen können. Das hätte mehr Sinn ergeben als all das, was er jetzt durchmachen musste.“ Parrish hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten das basketballerische Treiben in Tennessee hautnah mitverfolgt: die Ernennung von John Calipari als Tigers-Headcoach anno 2000, die NITChampionship 2002, die Vizemeisterschaft 2008 mit Freshman-Superstar Derrick Rose und All-American-Spieler Chris Douglas-Roberts. Nach den ruhmreichen Jahren unter „Coach Cal“ folgte schließlich der kontinuierliche Abstieg. 2009 wurde die Universität seitens der NCAA mit harten Sanktionen belegt, weil Rose bei seinem SAT-Test, der standardisierten Prüfung zur Erlangung der Uni-Zugangsqualifikation, betrogen haben soll – inklusive der Aberkennung aller 38 Siege aus der Erfolgssaison 2007/08. Und nun gibt es das Drama um Wiseman, den am höchsten gehandelten Tigers-Freshman seit Derrick Rose. „Memphis steht momentan bei 9-1, sie werden an elfter Stelle im nationalen Ranking aufgeführt und können mit Wiseman um den Einzug ins Final Four und die NCAA-Meisterschaft spielen. Ich glaube nicht eine Sekunde daran, dass er heute Morgen aufgewacht ist und sich plötzlich dazu entschlossen hat, dem College den Rücken zu kehren“, erklärt Parrish in seinem Podcast-Monolog. „Entweder er oder die Leute aus seinem engsten Bekanntenkreis wurden von jemandem davon überzeugt, dass das vorzeitige Ende seiner College-Karriere die beste Option für ihn ist.“ James Wiseman erklärte am 19. Dezember in einem Instagram-Posting, dass er seine offizielle Abmeldung von der University of Memphis eingereicht hat und sich fortan in Eigenregie auf die kommende Draft vorbereiten wird, um sich seinen Traum von der NBA zu erfüllen. „So habe ich mir meine Freshman-Saison nicht vorgestellt“, bringt es der 18-Jährige selbst auf den Punkt. Dass Wiseman noch vor dem Jahreswechsel die Reißleine zog und den Campus in Tennessee verließ, überraschte nicht nur Gary Parrish, sondern die

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gesamte Basketball-Community rund um den Globus. Nach drei gespielten Partien und einer zweimonatigen Spielsperre endete die College-Karriere von Wiseman auf eine Art, die eigentlich genau dem Drama entspricht, das sich seit dem vergangenen Oktober Bahn gebrochen hat. Dabei schien der Werdegang des talentierten Big Man bis zum Semesterstart noch so zu verlaufen, wie es sich für einen angehenden CollegeSuperstar und NBA-Lottery-Pick gehört.

Eine neue Hoffnung

Einen latenten Hang zur Selbstinszenierung kann Wiseman nur schwerlich abgesprochen werden. Auch wenn es bei der Crème de la Crème der Highschool-Talente mittlerweile zum guten Ton gehört, ihre CollegeEntscheidungen zum spektakulären TV-Moment auf ESPN hochzujazzen, gab Wiseman sein Memphis-Commitment mit einem besonderen Gimmick bekannt. Der hünenhafte Top-Rekrut holte ein silbernes Plüsch-Einhorn unter dem Tisch hervor, das mit einem Trikot der Memphis Tigers eingekleidet war. Sich selbst eine Cap mit dem Logo der zukünftigen Universität aufzusetzen war gestern, heute werden die Statements im Rahmen der nationalen TV-Übertragung auf einem anderen inszenatorischen Niveau verkündet. Denn Wiseman gab in diesem Moment nicht nur bekannt, dass er ab der NCAA-Saison 2019/20 für das Uni-Team seines Heimatstaates auf Körbejagd gehen würde, sondern auch, was für ein spezielles Talent sich die Tigers da eigentlich in ihre Reihen geholt hatten. Im Fall von Wiseman spielten die Highschoolund Recruiting-Experten seit vier Jahren mit dem Einhorn-Vergleich – Wiseman nahm diesen Ball dankend auf. Auf den Radargeräten der College-Scouts erschien der Big Man bereits zu Beginn seines ersten Highschool-Jahres. An der Ensworth School in Nashville überragte der Freshman als 2,06-Meter-Riese mit 14 Jahren frühzeitig seine Konkurrenz. Am Ende seines ersten Highschool-Jahres kam Wiseman auf durchschnittlich zehn Punkte, sechs Rebounds und zwei Blocks pro Partie. Dank seiner guten Auge-HandKoordination schaffte es Wiseman schon als Freshman, im Fastbreak die Anspiele seiner Teamkollegen auch im höchsten Tempo zu kontrollieren. „Seine größten Trümpfe sind seine athletischen Fähigkeiten und seine Größe“, sagte sein damaliger Highschool-Trainer Donald Wynn. „Er fühlt sich in seinem Körper wohl, kann die Fastbreaks mitlaufen und hat einen guten Wurf aus der Mitteldistanz.“ In seinem zweiten Jahr an der Ensworth School verdoppelte Wiseman seinen Punkteschnitt und brachte zudem acht Rebounds und drei Blocks pro Spiel

auf die Anzeigetafel. Die Sommerferien 2017 verbrachte er bei der amerikanischen U16-Nationalmannschaft, mit der er bei der FIBA Americas U16-Meisterschaft in Argentinien die Goldmedaille gewann. Bereits im Mai 2017 schloss sich Wiseman der regionalen Auswahlmannschaft „Team Penny“ an, die in der schulfreien Zeit an der Nike Elite Youth Basketball League teilnahm. Wie an dem Teamnamen unschwer zu erkennen ist, wurde diese AAU-Mannschaft von Penny Hardaway gegründet, der dabei war, die talentiertesten Spieler

„Einige Leute sagen, dass mein Spiel jenem von Chris Bosh, Kevin Garnett oder sogar David Robinson ähnelt. Aber ich will meinen eigenen Weg gehen.“ -----------

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aus der Region um Memphis zu rekrutieren. Hardaway war vor zwei Jahren jedoch nicht nur Headcoach einer AAU-Mannschaft, sondern auch Assistenztrainer an der Memphis East Highschool. Und in dieser Rolle kam „Penny“ natürlich nicht umhin, seinem AAU-Schützling von einem Schulwechsel und einem Engagement an der Memphis East zu überzeugen. „Es war eine harte Entscheidung für mich, weil ich eigentlich an der Ensworth bleiben wollte. Das schulische Angebot ist dort viel besser. Doch was den sportlichen Aspekt betrifft, ist die Memphis East der ideale Ort für mich“, offenbarte Wiseman in einem Interview mit einer regionalen Zeitung die Beweggründe für seinen Wechsel. So weit, so unspektakulär. Dass ein talentierter HighschoolBasketballer seine Schule wechselt, passiert in jedem Jahr mehr als nur einmal. Prominente Basketball-Schulen


Fotos: Mike Stobe/Getty Images

wie die Oak Hill Academy „leben“ praktisch davon, dass sich die vielversprechendsten College-Anwärter des Landes für einen Wechsel entscheiden, um die bestmögliche basketballerische Ausbildung genießen zu können. Doch bei Wiseman sollte der Schulwechsel schwerwiegende Konsequenzen haben, die er zwei Jahre später zu spüren bekam … Mit dem Schulwechsel von Wiseman ging auch ein Umzug einher, der die Familie von Nashville nach Memphis führte. Wie vor

daher das am schlechtesten gehütete Geheimnis im College-Basketball, dass Wiseman seinem Mentor an den Campus der University of Memphis folgen würde. Hardaway ist an seiner Alma Mater mit dem Ziel angetreten, die Tigers wieder zurück in die Beletage der NCAA zu führen. Als Wiseman im November 2018 vor den ESPN-Kameras das Einhorn-Plüschtier zückte, hatte sich die Verpflichtung von Hardaway als TigersHeadcoach für die Universität bereits ausgezahlt. Neben Wiseman sicherte sich „Penny“ noch die Zusagen von sechs

NCAA-Top-Level bewegte – die „Fab Five“ in der Millennial-Variante. Doch das junge Star-Quintett sollte noch in der ersten Woche der neuen College-Saison Schiffbruch erleiden. Am 08. November machte die Schock-Nachricht die Runde, die NCAA habe die University of Memphis davon unterrichtet, dass deren Freshman James Wiseman „wahrscheinlich keine NCAASpielberechtigung erhält“ und somit vom Spielgeschehen auszuschließen sei. Die Begründung war so krude wie – leider – stichhaltig. Hardaway spendete

wenigen Monaten öffentlich bekannt wurde, leistete Hardaway finanzielle Unterstützung und stellte der Mutter von James Wiseman rund 11.500 Dollar zur Verfügung, um die entstandenen Umzugskosten zu begleichen. An seiner neuen Highschool entwickelte sich der Big Man unter den Fittichen von Hardaway zu einem der effektivsten Spieler des Landes. Als Senior legte er in einem Spiel ein Triple-Double auf (27 Punkte, 20 Rebounds und 10 Blocks), führte sein Team bis ins Finale der Staatsmeisterschaft und zementierte mit durchschnittlich 25,8 Punkten, 14,8 Rebounds und 5,5 Blocks seinen Ruf als bester Big Man seiner Altersklasse. Als seine Highschool-Karriere zu Ende ging, stand bereits fest, dass Wiseman der Stadt Memphis erhalten bleiben würde. Sein AAU-Headcoach stand seit Juni 2018 auch bei den Memphis Tigers als Basketballtrainer in Amt und Würden. Für viele Experten war es von

weiteren Top-100-Highschool-Rekruten. „Als ich bekannt gab, dass ich mich für die University of Memphis entschieden hatte, gab es eine alte Dame, die anfing zu weinen“, sagte Wiseman im Gespräch mit „The Undefeated“. „Ich wusste nicht, dass der College-Basketball hier so ernst genommen wird.“ Eine Hoffnung, die nicht lange währen sollte.

seiner früheren Universität im Jahr 2008 eine Million Dollar, was ihn nach den bestehenden NCAA-Regularien zu einem sogenannten „Booster“ (Sponsor) der University of Memphis machte. Und an diesem Punkt fällt Hardaway und Wiseman die finanzielle Unterstützung über 11.500 Dollar auf die Füße, die der ehemalige NBA-Aufbauspieler der Familie Wiseman für ihren Umzug nach Memphis gab. Denn College-Boostern ist es strengstens untersagt, HighschoolSpielern finanzielle Zuwendungen zu geben. Die Krux: Tubby Smith war zum Zeitpunkt der monetären Hilfestellung von Hardaway der Tigers-Headcoach – mit einem gültigen Arbeitspapier bis zum Ende der Saison 2020/21 … „Die Regeln sind die Regeln. Ja, sie sind kompletter Schwachsinn, und eine Reform der NCAA-Statuten ist längst überfällig. Aber auch wenn die Regeln sinnlos sind, muss man sie trotzdem befolgen. Und es ist unstrittig, dass

Das Imperium schlägt zurück

„Wenn ich mir meine Mannschaft anschaue, dann sage ich zu mir selbst: ‚Wir werden die Meisterschaft gewinnen!‘“, äußerte sich Hardaway im Vorfeld der aktuellen NCAA-Saison großspurig. Aber warum auch nicht? Der 48-Jährige brachte die beste Freshman-Klasse der Nation in die „Bluff City“. Die Guards Damion Baugh und Boogie Ellis sowie die Flügelspieler Lester Quinones und Precious Achiuwa bildeten zusammen mit Wiseman eine FreshmanStarting-Five, die sich auf absolutem

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Hardaway der Familie von Wiseman Geld gab und somit als ,Booster‘ bei einem späteren Recruiting gegen die Regeln verstößt“, fasst Gary Parrish die Sachlage zusammen. Bis hierhin ist die Geschichte um Wiseman kein außergewöhnlicher Fall. In der jüngeren Vergangenheit gab es immer wieder Sperren seitens der NCAA, weil es beim Recruiting von Spielern zu Regelverstößen kam. Doch Memphis und Wiseman ignorierten die fehlende Spielberechtigung. Stattdessen erwirkte der Freshman noch am selben Tag vor Gericht eine einstweilige Verfügung, die es ihm erlaubte, am Abend des 08. November auf dem Feld zu stehen und gegen die UIC Flames zu spielen. Nachdem Wiseman gegen die Oregon Ducks am 12. November noch einmal auf dem Basketballparkett stand, lenkte die Universität ein und zog ihren Star-Freshman aus dem Verkehr. „Sie rechneten mit einer Neun-Spiele-Sperre für James. Im Derby gegen Tennessee sollte er wieder spielen können“, berichtet Parrish von den Überlegungen der Memphis-Verantwortlichen. Doch die NCAA setzte die Sperre auf zwölf Partien hoch – unter vorgehaltener Hand sprachen CollegeInsider von einer Retourkutsche. Sympathiepunkte brachte diese Entscheidung der NCAA in der öffentlichen Wahrnehmung auf jeden Fall nicht ein. Während Wiseman das Basketballtrikot gegen Alltagsklamotten eintauschen musste, sammelten seine Teamkollegen nichtsdestotrotz Sieg um Sieg ein. Als der 18-Jährige in der Vorweihnachtszeit seinen Abschied bekannt gab, nachdem er mehr als die Hälfte seiner Sperre bereits abgesessen hatte, erhielt die Euphorie rund um das FedEx Forum einen unerwarteten Dämpfer. „Selbstverständlich wollte ich nicht, dass es so ausgeht, aber ich unterstütze ihn zu 100 Prozent“, kommentierte Hardaway den Abflug seines Ex-Schützlings. Auch Teamkollege Achiuwa, der während der Abstinenz von Wiseman zum Smallball-Fünfer aufrückte und mit 14 Punkten pro Spiel der Topscorer der Mannschaft ist, drückte sein Verständnis für die Entscheidung seines Mitspielers aus. Doch entsprechen diese Statements der Wahrheit? Gerüchten zufolge waren sowohl Headcoach als auch Teamkollegen von dem plötzlichen Abgang negativ überrascht. Wiseman habe sich von der Mannschaft entfremdet, heißt es. Die Universität hatte für ihren Spieler eine Menge riskiert, als sie ihn trotz der NCAAWarnung spielen ließ, und fest daran geglaubt, dass Wiseman nach seiner Rückkehr die Mannschaft noch einmal auf ein höheres Niveau heben würde. Die Entscheidung, Wiseman am Anfang der Saison spielen zu lassen, fiel ganz bewusst. Kalkuliertes Risiko.

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Schließlich revitalisierte Hardaway mit seinen talentierten Freshmen ein Basketballprogramm, das im Begriff war, die Anhängerschaft in Memphis zu verlieren. Doch mit der Talentinfusion strömten nicht nur die Fans wieder zu den Heimspielen, sondern auch Sponsoren und Investoren meldeten sich zurück. Da nimmt man es dann auch in Kauf, von der NCAA eins auf die Finger zu bekommen. Zum Jahreswechsel stehen die Tigers bei neun Siegen – ohne Wiseman. Es steht außer Frage, dass der athletische Hüne die Tigers zu einem besseren Team gemacht hat, allen voran als Ringbeschützer. Doch der positive Aufschwung in der „Bluff City“ hält auch ohne ihn an.

Admiral oder Leichtbau-Matrose?

„Die Franchise, die ihn im kommenden Juni in der Lottery pickt, wird ihre Entscheidung auf Basis seiner Highschool-Videos, seiner physischen Voraussetzungen und blindem Vertrauen treffen“, fasst es der BasketballJournalist Ricky O’Donnell von SB Nation zusammen. Wiseman ist vermutlich der polarisierendste Top-NBA-Prospect der vergangenen fünf Jahre. Während die großen DraftWebsites wie Draftexpress.com und NBAdraft.net den athletischen Big Man in ihren Top 5 auflisten, platzieren andere Seiten den 18-Jährigen in ihren Big Boards zwischen der zehnten und 20. Position. Ein krasser Unterschied. Der Grund für diese Diskrepanz: Das Skillset von Wiseman entspricht nicht mehr den prototypischen Fähigkeiten eines modernen Franchise-Spielers. „Auch wenn Wiseman der beste Spieler seiner Recruiting-Klasse ist, haben die NBA-Scouts noch eine Menge Fragen, was er als Center aus spielerischer Sicht alles mitbringt. Wir befinden uns in einer Zeit, in der klassische Pivoten an Wert verlieren, da das Spiel in der NBA wesentlich flügellastiger geworden ist und es ein Überangebot an athletischen ‚Rim Runnern‘ gibt“, berichtete Draft-Experte Sam Veccinie bereits vor einem Jahr. Mit einer Körpergröße von 2,16 Meter, einer Armspannweite jenseits von 2,26 Meter sowie breiten Schultern verfügt Wiseman über eine exzellente Physis. Zudem bewegt er sich für einen Spieler seiner Größe sehr flüssig über den Court, weshalb er bei dem Fastbreak-orientierten Spiel seines AAU-, Highschool- und College-Trainers als mobiler Big Man hervorragend aufgehoben war. In seiner ersten NCAA-Partie dominierte Wiseman seine körperlich unterlegenen Kontrahenten der South Carolina State University nach allen Regeln der Kunst und punktete in der Zone nach Belieben (11/14 FG, 28 Punkte). Generell offenbarte er in seinen 69 NCAAMinuten seine Qualitäten als athletischer

Vollstrecker in Korbnähe und effektiver Ringbeschützer (neun Blocks). Seine Schwachstellen waren jedoch genauso offensichtlich: Wiseman verfügt zwar über ein ordentliches Wurfgefühl, aber ebenso über einen problematischen Hang zu halbgaren Sprungwürfen, bei denen er teilweise auch seinen Oberkörper auf unnatürliche Weise verdreht. Die Folge: Fehlwürfe mit einer besorgniserregenden Streuung. Seine Entscheidungsfindung im offensiven Halbfeld ist mit dem Ball in der Hand äußerst ausbaufähig, zu selten bestraft er eine gezogene Help-Defense


Fotos: Joe Murphy/Steve Dy kes/Getty Images

mit einem Pass. Dass Wiseman nicht gemäß seiner eigentlichen Stärken agiert, sondern eher wie ein Flügelspieler, gibt der Jungspund zwischen den Zeilen in seinen Interviews auch selbst zu. „Einige Leute sagen, dass mein Spiel jenem von Chris Bosh, Kevin Garnett oder sogar David Robinson ähnelt. Aber ich will meinen eigenen Weg gehen“, erklärt er. „Ich will der nächste James Wiseman sein, damit die Leute eines Tages zu mir aufschauen. Aber ich habe gerade eine Menge Filme von Giannis Antetokounmpo gesehen und sein Spiel studiert. Er ist jemand, dem ich nacheifere.“

Für die NBA-Scouts ist das Ende der NCAA-Zeit von Wiseman ein Ärgernis. Sie hätten gerne mehr darüber in Erfahrung gebracht, wie der Youngster gegen stärkere Konkurrenz das Pick-andRoll verteidigt, ob er aus dem Pick-andPop den Distanzwurf treffen und sich seinen eigenen Wurf kreieren kann. All diese Fragen bleiben unbeantwortet – was für Wiseman von Vorteil sein kann. „Ein NBA-Entscheider, der etwas weniger von Wiseman hält, sagte zu mir, dass das frühzeitige Ende seiner College-Karriere ihm sogar dabei helfen könnte, höher in der Draft gezogen

zu werden“, berichtete Sam Veccenie unlängst in einem Artikel bei „The Athletic“ über den Marktwert von Wiseman. Es ist nicht auszuschließen, dass Wiseman im Laufe der CollegeSaison mehr Schwierigkeiten auf dem Feld offenbart hätte, als er es in seinen ersten drei Spielen tat. Somit ist seine Entscheidung, das College zu verlassen, kaum negativ auszulegen. Und wer weiß: Vielleicht entpuppt sich das Drama um James Wiseman und die Memphis Tigers in ein paar Jahren als der Beginn einer Erfolgsgeschichte für beide Seiten. redaktion@fivemag.de

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GEORGIOS PRINTEZIS „ES GEHT UM MEHR ALS SIEG ODER NIEDERLAGE“ FIVE hat Georgios Printezis in München getroffen und mit ihm über die historisch einmalige Situation seines Klubs Olympiakos Piräus in der Euroleague gesprochen. Außerdem erzählt der 34-jährige Power Forward unter anderem, warum seine Postmoves ein Gottesgeschenk sind und warum er – der drittbeste Scorer der Euroleague-Geschichte – kein besonderes Talent ist. Interview: Peter Bieg

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IVE: Georgios, das war ein schwieriger Start in die Saison für euch – viele Tiefen, einige Höhen und natürlich insbesondere der Abschied von Headcoach David Blatt unmittelbar nach eurem ersten

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Saisonspiel. Wie beurteilst du die ersten Wochen von Olympiakos Piräus in dieser Spielzeit? Georgios Printezis: Du hast schon recht, bisher ist das eine seltsame Saison. Wir sind nicht so gestartet, wie wir uns das vorgestellt hatten.

Es ist nicht wie in den vergangenen Jahren, wo wir eigentlich stets mit einigen Siegen gestartet sind. Doch die Euroleague ist in diesem Jahr auch eine neue Geschichte, nochmals deutlich stärker. Und wir haben ein neues Team, viele neue Gesichter,


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Neulinge in der Euroleague, ohne allzu viel Erfahrung. Wir verbessern uns aber mit jedem Training und werden im Lauf der Saison sicherlich noch besser. Wie fiel deine Reaktion aus, als du gehört hast, dass Coach David Blatt geht? Zu diesem Zeitpunkt hattet ihr gerade einmal ein Spiel in der Euroleague absolviert – es war eine 63:82-Klatsche bei Neuling ASVEL Villeurbanne. (denkt nach) Coach Blatt hat meinen uneingeschränkten Respekt. Er ist ein guter Trainer und eine großartige Persönlichkeit. Natürlich, die Ergebnisse waren nicht so, wie wir als Klub uns das vorgestellt hatten. Und der Druck für uns in Griechenland ist hoch, das wissen wir seit langer Zeit. Außerdem ist da ja auch noch seine Krankheit (Blatt gab vor einigen Monaten bekannt, an Multipler Sklerose erkrankt zu sein, Anm. d. Red.), von der wir natürlich alle wussten. So schnell kann das gehen im Basketball. Jetzt stehen wir vor der neuen Realität, mit unserem bisherigen Co-Trainer Kestutsis Kemzura als neuem Hauptverantwortlichen. Und wir müssen weitermachen. Als Veteran hast du schon einiges erlebt. Wenn du diesen wackligen Start reflektierst, bist du dann über die Jahre geduldiger geworden? Hätte dich so etwas früher mehr in Panik versetzt? Eindeutig. Mit all den Jahren bekommst du viel mehr Erfahrung im Umgang mit so etwas und vor allem mit der richtigen Einordnung. Du weißt viel besser, welche Reaktion Sinn ergibt. Panik nützt gar nichts, wir müssen ruhig bleiben und uns der Situation stellen. Es ist nicht einfach, das Niveau der Euroleague ist extrem hoch. Es gibt bei solch starken Gegnern immer Höhen und Tiefen. Schau dir die vielen Teams an, die sehr viel Geld ausgeben, auch für Nachverpflichtungen, und dann dennoch oftmals keinen Erfolg haben. In dieser Liga bekommst du nichts geschenkt. Ich persönlich bin froh, für Olympiakos zu spielen, wir hatten hier in den vergangenen Jahren vielfach große Erfolge. Und das, obwohl wir nie das größte Budget hatten, sondern eine gute Teamchemie, eine passende Rollenverteilung. Wenn wir uns da in den nächsten Wochen weiterentwickeln, dann ist noch alles drin. Georgios, du befindest dich bei Olympiakos Piräus in einer historischen Situation. Noch nie spielte eine Mannschaft bisher ausschließlich in der Euroleague und nicht in der heimischen Liga … bis jetzt. Denn Piräus akzeptierte zwar in der vergangenen Saison den Zwangsabstieg, nachdem ihr wiederholt nicht gegen den Erzrivalen Panathinaikos Athen antreten wolltet. In der zweiten griechischen Liga spielt aber nicht dein Team, sondern eine B-Mannschaft aus griechischen Talenten. Eine buchstäblich

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Printezis

„Giannis ist das wohl größte Basketball-Talent aller Zeiten. Sein Körper, seine Einstellung, er hat das komplette Paket.“ -----------

einmalige Situation. Wie fühlt sich das an, nicht in der griechischen Liga zu spielen? Das ist schon ein bisschen komisch, nur noch einmal pro Woche in der Euroleague zu spielen oder auch zweimal, da es ja immer wieder die Doppelspieltage gibt. Das ist eine neue Erfahrung, mit der ich mich erst noch anfreunden muss. Persönlich respektiere ich die Entscheidungen, die unser Präsidium und der Klub in der vergangenen Saison getroffen haben und die dazu geführt haben, dass die Situation jetzt so ist, wie sie ist. Hilft dir als etwas älterem Spieler dieser entzerrte Spielplan am Ende sogar? Darauf kann ich nur schwer eine eindeutige Antwort geben. Natürlich, als erfahrenerer Spieler achtest du mehr auf die Regeneration, und dieses Thema beschäftigt dich zwangsläufig. Und mit deiner Erfahrung ist ein gewisser Spielrhythmus auch nicht mehr so wichtig. Wenn du die Erfahrung hast, dann bist du immer bereit zum Einsatz. Wenn du noch jünger bist, dann brauchst du die Minuten, die Spielzeit, den Rhythmus. Du kannst deine Füße kaum stillhalten. Für mich ist die Situation momentan völlig okay.

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Vermisst du den Wettbewerb in der griechischen Liga? Als Spieler möchte ich in allen Wettbewerben um den Titel spielen, bis zum Ende dabei sein. Was die griechische Liga angeht, ist das aktuell aber nicht möglich. Das respektiere ich, damit kann ich leben. Ich liebe die Euroleague, liebe die Intensität hier, diese aufregenden Spiele. Damit kann ich mich ganz gut trösten. Trainiert ihr dann überhaupt zusammen mit dieser B-Mannschaft, oder sind das zwei völlig verschiedene Organisationen? Wir trainieren nie zusammen, das sind zwei komplett unterschiedliche Teams. In der zweiten Einheit sind viele junge Spieler, das ist ein echtes Farm-Team. Es gibt nur einen Spieler, den Serben Aleksey Pokusevski (ein 2,12 Meter großer Flügelspieler, Jahrgang 2001, der als NBATalent gehandelt wird, Anm. d. Red.), der manchmal auch bei uns im Training ist. Im Lauf der ersten Saisonwochen haben euch einige Spieler verlassen, wiederum andere Spieler sind neu dazugekommen. Etwa Ex-NBA-Profi Willie Reed oder der auch in Deutschland bestens bekannte Taylor Rochestie (früher BG Göttingen und


Wenn du Teil dieser Organisation wirst, dann geht es darum, sofort Teil des Ganzen zu sein, alles zu geben und keine Ausreden zu akzeptieren. Es geht darum, jeden Tag dein Bestes für diesen Klub und seine Anhänger zu geben.

Fotos:David Dow/Panagiotis Moschandreou/Alius Koroliovas/Euroleague Basketball via Getty Images

Beim Sieg gegen Zalgiris Kaunas vor einigen Wochen hast du die 3.000-Punkte-Schallmauer in der Euroleague durchbrochen. Wie wichtig sind dir solche individuellen Meilensteine in deiner Karriere? Weißt du, ich mag es eigentlich gar nicht, über mich und meine Erfolge zu sprechen … (denkt lange nach) Wie sage ich das jetzt am besten? (lacht) Also ich bin persönlich extrem glücklich, dass ich diese Marke mit dem Team erreicht habe, das ich liebe. Ich spiele hier seit 15 Jahren und bin sehr froh. Wenn mir jemand vor 15 Jahren gesagt hätte, dass ich diesen Wert erreiche und in der All-Time-Scorerliste nur noch hinter Juan Carlos Navarro und Vassilis Spanoulis stehe – denjenigen hätte ich mit Sicherheit für völlig verrückt erklärt. Aber es kam, wie es kam … ich habe hart dafür gearbeitet, jetzt hier zu stehen. Ich habe individuell gearbeitet, aber niemand schafft das alleine. Dieser Rekord ist eine Team-Angelegenheit. Mitspieler, Freunde, Coaches, Familie, der Klub – all diesen Beteiligten gehört dieser Meilenstein mindestens so sehr, wie er mir gehört.

ALBA Berlin, Anm. d. Red.). Wie erlebst du die Integration solcher Kaliber? Das sind sehr erfahrene Jungs. Und unser Teamgefüge fußt darauf, dass wir uns gegenseitig möglichst perfekt ergänzen. Jeder, der neu dazukommt, weiß sofort, was zu tun ist. Taylor Rochestie weiß genau, was wir von ihm brauchen: in diesem Fall insbesondere seine Kreativität am Ball, die Fähigkeit, Chancen für sich und andere zu kreieren. Willie Reed ist auch ein sehr wichtiger Spieler für uns, der uns neue Aspekte gibt: Rebounding, Shotblocking und eine gute Reichweite für einen solch großen Spieler. Er wird nur noch besser werden, wenn er sich an das Spiel in Europa gewöhnt. Nach 15 Jahren als Spieler bei Olympiakos – was sind generell die zentralen Werte dieser traditionsreichen Organisation? Olympiakos ist ein Klub, den seine Fans wie verrückt lieben. Das bringt aber auch die Verantwortung mit sich, wirklich alles für Olympiakos zu geben. Alles. Obwohl es nicht egal ist, ob wir gewinnen oder verlieren, ist es doch ein Stück weit egal: Denn das eine oder andere Spiel werden wir immer verlieren. Aber es kommt darauf an, wie wir verlieren, wenn wir verlieren.

Hast du mit bald 35 Jahren jemals über ein mögliches Karriereende und die Zeit danach nachgedacht? Mein Traum ist es, meine Laufbahn im Trikot von Olympiakos Piräus zu beenden, ganz eindeutig. Ich möchte meine Karriere hier beenden. Aber im Moment fühle ich mich sehr gut, arbeite so hart wie eh und je. Ich möchte so viel und so lange spielen, wie ich kann. Ich möchte das Ende nicht forcieren und so lange spielen, wie ich ein guter Spieler bin. Du bist für deine einzigartige Fußarbeit am Zonenrand berühmt, viele deiner Bewegungen sehen aus wie Tanzschritte, mit all den Drehungen und Schrittkombinationen. Wie ist es zu all diesen Moves gekommen, und wie trainierst du sie? Ich glaube daran, dass Gott jedem Menschen ein, zwei Talente schenkt. An diesen Talenten musst du dann umso härter arbeiten. Ich glaube nicht, dass ich ein spezielles Basketball-Talent bin. Ich war nie besonders talentiert. Aber als ich jünger war, hatte ich ein, zwei Dinge, an denen ich arbeiten wollte. Das habe ich seither getan, insbesondere im Sommer, wo ich mit einem persönlichen Trainer arbeiten kann. Wenn es die Zeit erlaubt, dann stehe ich täglich ein bis drei Stunden in der Halle und verbessere diese Bewegungen. Ich stabilisiere und variiere sie immer wieder.

Könntest du jemandem diese Bewegungen bewusst beibringen? Oder sind das Routinen, die tief in deinem Körper gespeichert und gar nicht so leicht vermittelbar sind? Du meinst, ob ich ein Camp eröffnen könnte, für Kinder? Das ist etwas, was ich im Kopf habe, das möchte ich unbedingt machen. Doch das wird nicht leicht. Denn das sind Kinder, und es ist nicht leicht, sich auf so viele Aspekte auf einmal zu konzentrieren. Aber es ist eine Idee, die mir gefällt, und ich weiß, dass ich das könnte. Nach meinem Karriereende könnte es so weit sein. Wie sehen deine Erwartungen und Ziele für den Rest der Euroleague-Saison 2019/20 aus? Wir wissen aus den vergangenen Jahren, dass wir bis zum Ende kämpfen können und müssen, um eine Chance auf das Final Four zu haben. Ich möchte jetzt hier kein Ziel ausgeben, an dem sich dann messen ließe, ob die Saison ein Erfolg war. Wir müssen nach diesem Start von Spiel zu Spiel schauen und möglichst viele Partien gewinnen. Wir müssen als Mannschaft weiter zusammenwachsen, aber jeder Spieler muss auch individuell seine Zeit zum Arbeiten nutzen. Was dann drin ist? Das müssen wir sehen. Aber es ist noch einiges möglich. Du spielst Woche für Woche mit einer Legende zusammen: Vassilis Spanoulis. Und im vergangenen Sommer hast du erneut mit einer werdenden Legende gespielt: Giannis Antetokounmpo, mit dem du in der griechischen Nationalmannschaft stehst und der immer mehr in den Fokus rückt. Wie ist es, mit diesen griechischen Legenden zusammen auf dem Feld zu stehen? Das ist für mich ebenso einfach wie schön. Das sind zwei völlig verschiedene Spieler und Charaktere, aber beides sind unfassbare, sehr gute Spieler. Giannis ist unfassbar bescheiden, arbeitet sehr hart. Das Gleiche gilt für Billy (der Spitzname von Spanoulis ist „Kill Bill“, Anm. d. Red.). Er ist ein unglaubliches Talent, aber fasst das als Aufgabe und nicht als Privileg auf. Giannis ist das wohl größte BasketballTalent aller Zeiten. Sein Körper, seine Einstellung, er hat das komplette Paket … er ist ein guter Freund für mich. Die beiden Jungs machen als Mitspieler meinen Job viel einfacher. Billy weiß alles über die Euroleague, er ist eine Legende. Dennoch gibt er in jedem Training noch immer alles, schont sich nicht. Seine Mentalität ist unglaublich, und das ist ein wichtiger Grund, warum er mit 37 Jahren immer noch hier ist. Speziell in den letzten Jahren ist mir immer klarer geworden, dass es mehr um die richtige Einstellung geht als darum, ein großes Talent zu sein. Giannis und Billy haben beides, Einstellung und Talent. redaktion@fivemag.de

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bbl-taktik

Crailsheims

Offensive

CRAILSHEIMS OFFENSIVE Die HAKRO Merlins Crailsheim schreiben nach RASTA Vechta in der vergangenen Saison die neue Cinderella-Story in der BBL. Trainer Tuomas Iisalo hat dies durch einen ansehnlichen Offensivbasketball vorangetrieben – welcher sogar an die San Antonio Spurs erinnert. Text: Manuel Baraniak

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as Wunder von Würzburg“ ereignete sich am 12. Mai 2019. So wurde vielerorts der Klassenerhalt der HAKRO Merlins Crailsheim betitelt, nachdem die Crailsheimer an jenem Tag zu Hause den Tabellenzweiten aus Oldenburg besiegt und zudem von der gleichzeitigen Niederlage der Eisbären Bremerhaven profitiert hatten. Moment: zu Hause, in Würzburg? Ganz genau. Denn die Heimspielstätte der Merlins, die Arena Hohenlohe, war an jenem Tag anderweitig belegt – für eine Tattoo Convention … Diese Unannehmlichkeit, ein so wichtiges Heimspiel in fremder Arena und vor einer fast schon geisterhaften Kulisse von 1.247 Zuschauern auszutragen, muss berücksichtigt werden, um dieses „Wunder“ einzuordnen. Dass ausgerechnet Konrad Wysocki in seinem letzten Karrierespiel als Profi den entscheidenden Dreier zum 99:87-Erfolg traf, sei in dieser drehbuchmäßigen Geschichte noch erwähnt. Es gilt zu bedenken: Auch wenn die Eisbären bei eigenem Sieg, und damit dem Bremerhavener Klassenerhalt, nicht die Lizenz für die BBL-Saison 2019/20 erhalten hätten, hätten die Merlins sich nicht für eine Wildcard bewerben dürfen – weil sie schon 2015 durch eine Wildcard den Verbleib in der BBL sichergestellt hatten. Dieser Rückgriff auf die Saison 2018/19 ist nötig, wenn über Crailsheim 2019/20 geschrieben wird – denn nach dem ersten Saisondrittel spielten die Merlins weniger um den Klassenerhalt als vielmehr um den Heimvorteil in den Playoffs! Damit schreiben die Zauberer nach RASTA Vechta in der vergangenen Spielzeit die nächste Cinderella-Story in der besten deutschen Basketballliga. Wobei beide Teams schon etwas unterscheidet: Vechta agierte in der vergangenen Saison als Aufsteiger unter einem RookieHeadcoach Pedro Calles, in Crailsheim steht Tuomas Iisalo immerhin schon seit März 2016 an der Seitenlinie. Und während die RASTAner ihre Identität in einer aggressiven Verteidigung finden, glänzen die Merlins bislang mit ansehnlichem Offensivbasketball.

Fotos: TF-Images/Getty Images

Zauberhafte Ballbewegung So stecken die San Antonio Spurs in den HAKRO Merlins Crailsheim. Es gibt eine Szene der 2014er Spurs, die sinnbildlich für deren Teambasketball voller Passstafetten steht: Manu Ginobili läuft das Pick-and-Roll mit Tim Duncan, passt dann aber auf Patty Mills am Flügel. Der bedient direkt den abrollenden Duncan, welcher ebenfalls ohne Dribbling in die Ecke auf Boris Diaw passt – swish.

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Genau eine solche Passstafette lieferten die Merlins in dieser Saison ab, als im Auswärtsspiel gegen den MBC DeWayne Russell, Fabian Bleck, Aaron Jones und Javontae Hawkins dem ehemaligen SpursQuartett nacheiferten. Nach dem 95:87-Auswärtssieg in Weißenfels waren die Merlins auch nach fünf Spieltagen ungeschlagen und hatten sich auf den ersten Tabellenplatz geworfen! Was mit Blick auf die vergangene Spielzeit ebenso überrascht wie der Umstand, dass die Merlins zu diesem frühen Saisonzeitpunkt mit einer Eingespieltheit und solch zauberhafter Ballbewegung glänzten – vielleicht sogar der besten der Liga. Denn aus der vergangenen Saison kehrten mit Point Guard DeWayne Russell und Flügelspieler Sebastian Herrera nur zwei Spieler der festen Rotation zurück. Spieler, die vor Saisonstart mit zwei Profijahren (Russell) bzw. einem Alter von 21 Jahren (Herrera) keinesfalls als erfahrene Veteranen galten. Neuzugänge aus der finnischen und belgischen Liga, von Mittelfeldklubs aus Griechenland oder dem Absteiger aus Bremerhaven hatten auf den ersten Blick auch nicht gerade nach „Überraschungsteam 2019/20“ gerufen. Und dennoch muss mittlerweile konstatiert werden, dass die Merlins um Sportdirektor Ingo Enskat und Headcoach Tuomas Iisalo mit den Verpflichtungen alles richtig gemacht haben. Denn bei den Merlins handelt es sich um ein junges und damit auch hungriges Team, das früh zusammenfand und gut zum schnellen Spielstil von Iisalo passt.

Klare Rollenverteilung Und bei dem außerdem die Rollen klar verteilt sind – was auch bei Auswertung der PlayType-Statistiken deutlich wird: Russell ist mit seiner Schnelligkeit der beste Eins-gegen-einsSpieler und nutzt fast jedes dritte Isolation-Play Crailsheims, mit 1,82 Punkten pro Possession ist er unglaublich effizient daraus. Der Aufbauspieler hat dabei oftmals den Ball in den Händen, täuscht zweimal mit einem Fuß den Antritt an, verschafft sich allein dadurch Platz und kann einen relativ offenen Dreier nehmen. Gerne sucht Russell, wie sein Backup Jan Span, das Pick-and-Roll mit Aaron Jones. Auf den Center entfallen zwei Drittel der Abschlüsse aller Abroller, und auch Jones agiert hierbei ungemein effizient (1,39 PPP). Mit seinem schnellen Abrollen und seiner Athletik hat Jones ein Dauer-Abo für Alley-Oop-Anspiele gebucht. So selten die Merlins im Kollektiv vom Zonenrand abschließen, so sehr sucht Javontae

Hawkins das Spiel im Post – als Starter auf der Drei! Über die Hälfte der Postup-Aktionen gehen auf sein Konto. Ein Beispiel dafür, wie häufig die Merlins-Spieler physische Vorteile gegenüber ihren Gegenspielern aufweisen. Neben Hawkins und Jones sind vor allem Quincy Ford – als hyperbeweglicher Stretch-Vierer – und Jeremy Morgan sehr athletisch. Sebastian Herrera gibt derweil die designierte Off-Screen-Option – woraus er auch im hier aufgeführten Spielzug abschließen kann. Würde die BBL eine „Most Improved Player“Auszeichnung vergeben, Herrera (siehe Spieler im Fokus) hätte sie ziemlich sicher. Der aufgezeichnete Spielzug schneidet an, wie gerne Iisalo mit einem Iverson-Cut – also das Nutzen mindestens eines ballfernen Blocks entlang der Freiwurflinie – Spielzüge eröffnen lässt. Je nachdem, wie sich die blockstellenden Big Men daraus bewegen, ergeben sich viele Optionen – vor allem, wenn die Merlins Skip-Pässe von einer zur anderen Seite spielen, was ein Markenzeichen ihrer Offensive ist. Mit 31,6 Dreiern nach einem Saisondrittel verzeichnen die Merlins die meisten Wurfversuche von Downtown. Ein Trumpf neben der Ballbewegung? Das häufige Attackieren von Closeouts, wodurch es Crailsheim gelingt, den sich erspielten Vorteil aufrechtzuerhalten. Acht Spieler treffen über 37 Prozent ihrer Dreier, Jan Span dabei schon mal aus der NBA-Distanz mit an James Harden erinnernden Stepback-Bewegungen.

Erzwungenes Eins-gegen-eins Apropos Harden: So sehr die Merlins mit Teamspiel überzeugen, in den sechs Spielen des Erhebungszeitraums von Ende Oktober bis Mitte Dezember entfielen 12,8 Prozent ihrer Offensivaktionen auf das Eins-gegen-eins – die zweithäufigste Abschlussart. Immer wieder switchten Crailsheims Gegner, um deren Ballbewegung nach dem ersten erspielten Vorteil zu stoppen und eben ein Eins-gegen-eins zu forcieren. Insofern bleibt abzuwarten, inwieweit die Merlins auf einem Höhenflug bleiben. Schließlich profitierten sie auch von einem relativ einfachen Anfangsspielplan. Eine relativ kurze Rotation – die durch den neu verpflichteten Maurice Stuckey erweitert worden ist – und eine „nur“ durchschnittliche Verteidigung könnten auch dazu führen, dass man im Saisonverlauf eine Regression in Crailsheim beobachten wird. Das ist auch nicht schlimm, denn schon jetzt haben die Merlins den zweifelsfrei besten Basketball der noch jungen Crailsheimer BBL-Geschichte präsentiert. redaktion@fivemag.de


spielzug A

3

2

4

5

1

Depth Chart 2019/ 2020 Pos.

Spieler

PG

DeWayne Russell Jan Span Liam Carpenter

SG

Sebastian Herrera Maurice Stuckey

SF

Javontae Hawkins Jeremy Morgan

PF

Fabian Bleck Quincy Ford

C

Aaron Jones Dejan Kovacevic

Der Crailsheimer Frontcourt ist dank Hawkins, Morgan, Ford und Jones athletisch. Mit Russell, Span und Herrera gibt es drei gute Ballhandler. Die Rotation war vor Stuckeys Wechsel mit acht Spielern noch recht klein.

DeWayne Russell (1) bringt den Ball. Sebastian Herrera (2) und Javontae Hawkins (3) stehen auf einer Seite. Herrera cuttet über die Freiwurflinie auf den anderen Flügel und nutzt dabei zwei CrossScreens von Quincy Ford (4) und Aaron Jones (5).

Spieler im Fokus:

SEBASTIAN HERRERA

B

3 Spätestens seit dem 12. Oktober 2019 sollte wirklich jeder den Namen Sebastian Herrera auf dem Schirm haben. An jenem Tag zeichnete der 22-Jährige hauptverantwortlich dafür, dass die Crailsheimer den Telekom Baskets Bonn die höchste Heimniederlage der BBL-Historie zufügten. Beim 114:82-Blowout verbesserte Herrera seinen erst sechs Tage zuvor neu aufgestellten Karrierebestwert auf 26 Zähler, dabei traf er in seinen ersten sieben Minuten auf dem Feld jeden seiner vier Dreier. Der Distanzwurf (wenn auch recht flach geworfen) ist sicherlich Herreras größte Offensivwaffe – vor allem aus dem Catch-and-Shoot, woraus er nach fast jeder dritten seiner Offensivaktionen abschließt. Zudem ist Herrera der Spieler Crailsheims, der am meisten um ballferne Blöcke eingesetzt wird – auch wenn er hierbei nicht sehr effizient agiert. Gesteigert hat sich Herrera vor allem mit dem Ball in den Händen: Er kann das Pick-andRoll splitten und versteht es, als Ballhandler frühzeitig eine Situation aufzulösen. Auch wenn er eine unterdurchschnittliche Athletik vorweist, versteht es Herrera auch in der Zone, trotz Körperkontakt und mit Akrobatik zu finishen – Finesse und Finten sei Dank.

PLAY-TYPE Spotup P&R Ballhandler Off-Screen transition cut isolation Summe

FREQ% 31,8 17,0 17,0 11,4 9,1 6,8 100,0

PPP 1,50 1,00 0,53 1,60 1,00 1,17 1,20

Spielintelligenz beweist Herrera auch ballabseits, wenn er die Grundlinie entlangschneidet oder backdoor geht. Hier – wie im Fastbreak – zeigt sich, dass der Guard in dieser Saison sicherlich auch deswegen überzeugt, weil das Crailsheimer Spiel so gut zu ihm passt. Mit einer Steigerung seiner Punkteausbeute von 4,5 auf 13,5 Zähler ist er einer der meistverbesserten Akteure der Liga. Herrera absolviert derzeit sein drittes Jahr in Crailsheim, in seinem ersten Jahr 2017/18 feierte er mit den Merlins den Aufstieg. So machte ihn Trainer Tuomas Iisalo mit 22 Jahren sogar zum Kapitän. So sehr die Merlins kollektiv eine Cinderella-Story schreiben, so stark trifft dies individuell auch auf Herrera zu. Wie das Schicksal so spielt: Als er 2014 mit der chilenischen Nationalmannschaft beim AlbertSchweitzer-Turnier gastierte, steckte sein Co-Trainer einem Agenten, dass Herrera einen deutschen Pass besitzt. Es folgte ein Engagement in Trier, zunächst in der NBBL und Regionalliga. Der Rest ist jüngere (und umso schönere) deutsche Basketballgeschichte: vor zwei Jahren noch in der zweiten Liga, bei Redaktionsschluss der beste Scorer mit deutschem Pass in der BBL!

FG% 51,9 71,4 16,7 66,7 42,9 60,0 50,0

FT FREQ% 7,1 26,7 6,7 20,0 12,5 16,7 12,5

TO FREQ% 0,0 33,3 13,3 10,0 0,0 16,7 13,6

Die Play-Type-Stats für Sebastian Herrera aus seinen vergangenen acht BBL-Spielen. Legende: Freq% – Prozentsatz der Abschlussart an allen Abschlüssen des Spielers, PPP – Punkte pro Abschluss, FG% – Feldwurfquote, FT Freq% – Wie häufig zieht der Spieler Freiwürfe, TO% Freq – Wie häufig produziert der Spieler einen Ballverlust; Daten: Manuel Baraniak

5 4

2

1

Nach dem Pass von Russell auf Herrera folgt Ford dem Shooting Guard und stellt Herrera einen Block am Ball. Häufig slippt Ford dabei das Pick-and-Roll.

C

3

5

4 2

1

Kann Herrera weder nach dem Iverson-Cut selbst attackieren noch Ford im Pick-and-Roll bedienen, passt er zurück auf Russell. Ford dreht ab und platziert sich in der Ecke.

D 3

4

5

2

1

Jones kommt zu Russell, um einen Block am Ball zu stellen – rotiert dann aber runter, um einen Pin-Down für Herrera zu stellen. Der rotiert etwas hoch und wird von Russell für den Dreier angespielt.

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interview

Jorge

Gutierrez

JORGE GUTIERREZ „DEFENSE MACHT MICH GLÜCKLICH“

Jorge Gutierrez schaffte es in den USA vom illegalen Einwanderer zum NBA-Spieler. Nun soll der 31-Jährige die Hamburg Towers vor dem Abstieg aus der BBL retten. Wer seine Geschichte kennt, dem bleiben wenig Zweifel am Erfolg dieser Mission. Ein Gespräch über Träume und Hoffnung, seine Zeit an der schillernden Findlay Prep und …

Fotos:TF-Images/Getty Images

Chihuahuas. Interview: Peter Bieg ÜNF: Jorge Gutierrez, willkommen in Deutschland! Wie gefällt es dir bisher hier? Jorge Gutierrez: Danke, vielen Dank. Es ist ein sehr schönes Land, eine tolle Kultur. Du hörst eine Menge über Deutschland auf der anderen Seite der Welt. Mein erster Eindruck: nette Leute, eine schöne Umgebung. Das Wetter ist kalt … aber zu dieser Zeit des Jahres gilt das fast für jeden Ort, an dem du professionell Basketball spielen kannst.

F

haben gerade drei Spiele in Folge verloren, was schrecklich ist. Aber wir werden weiter hart arbeiten und uns auf die Dinge konzentrieren, die wir als Mannschaft verbessern können.

Deine ersten Spiele mit den Hamburg Towers waren allesamt Niederlagen. Wie ist dein erster Eindruck von deiner neuen Mannschaft und den Herausforderungen? Das ist ein junges Team, im ersten Jahr seiner Erstliga-Zugehörigkeit. Deshalb wird es hart. Das ist ein neues Niveau, an das wir uns erst gewöhnen müssen. Wir

Zu College-Zeiten hast du zahlreiche Auszeichnungen als Scorer, aber auch als Verteidiger erhalten. Welcher Teil deines Spiels erfüllt dich mit dem meisten Stolz? (lacht) Wahrscheinlich beides! Es gibt nicht so viele Spieler, die beides zugleich auf einem gewissen Niveau liefern können. Zugleich denke ich, dass die Defense eine

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Was wird deine Rolle dabei sein? Ich spiele Point Guard, muss mich um das Playmaking kümmern und ein Anführer sein. Ich muss lauter sein als andere, mit gutem Beispiel vorangehen. Etwa indem ich aggressiv verteidige.


besondere Challenge ist. Ich liebe den Wettbewerb, will mich immer messen. Ich bin ein Wettbewerber. Wenn ich einen wirklich guten Gegner verteidige, macht mich das stolz, und ich bin aufgeregt. Sicher, jeder mag es zu scoren. Aber mich macht es einfach glücklich, gegen gute Spieler zu verteidigen. Wer war bisher der beste Spieler, den du verteidigt hast? In meiner ganzen Karriere? Das ist eine lange Liste … du musst bei James Harden anfangen, Kemba Walker … die ganzen Jungs in der NBA sind insgesamt eine große Herausforderung. Du hast einen sehr unwahrscheinlichen Weg aus Mexiko in die NBA genommen, der damit begann, dass du als Teenager illegal in die USA eingewandert bist. Du bist mithilfe deiner Eltern in Denver,

Colorado, gelandet und dort zunächst ohne Ausweispapiere zur Highschool gegangen. Aber wann und wo hat deine Liebe zum Basketball begonnen? Meine Familie ist sehr sportlich. In Mexiko habe ich Fußball, Baseball, Handball, Tennis und Volleyball gespielt. Jede Menge Sport. Aber in meiner Heimatstadt Chihuahua ist Basketball eine besonders große Sache. Ich wuchs mehr als meine Altersgenossen. Das hat es dann umso leichter gemacht, sich für Basketball zu entscheiden. Ich bin der Jüngste in meiner Familie, und mein Vater, meine Mutter, mein Bruder – sie alle spielen auch Basketball. Ich habe gesehen, wie sehr sie das Spiel genießen, und so war es für mich auch kein großer Schritt.

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interview

Jorge

Wie groß ist Basketball in Mexiko? Persönlich denke ich, dass es die Sportart Nummer drei in Mexiko ist. Du hast Fußball, du hast Baseball, und dann kommt Basketball. Basketball wächst, Basketball wächst sehr schnell. Du bist Nationalspieler, hast in der Association für Brooklyn, Milwaukee und Charlotte gespielt. Bist du eine Berühmtheit in Mexiko? (lacht) Ich bin ein sehr ruhiger Typ, verbringe am liebsten die Zeit mit meiner Familie. Die Menschen, die sich mit Basketball auskennen und da Leidenschaft mitbringen, die kennen mich natürlich. Aber ich fühle mich nicht als Prominenter. Ich verhalte mich wie ein ganz normaler Typ, und jeder kann mir auf der Straße Hallo sagen. Du kommst aus Chihuahua in Mexiko. Diese Stadt kennen in Deutschland allenfalls Hundeliebhaber, da dort eine Rasse herkommt, die hierzulande sehr beliebt ist. War dir die Popularität des Chihuahua bewusst? Also bei uns ist der Chihuahua keine besondere Berühmtheit (lacht). Aber ja, ich habe davon gehört, dass diese Rasse weltweit bei vielen Menschen beliebt ist. Bist du ein Patriot? Ich liebe mein Land, alles an meinem Land, das Gute und das Schlechte.

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Gutierrez

Mexiko ist ein schönes Land, ich lade jeden dazu ein, uns zu besuchen. Natürlich hörst du immer wieder negative Dinge über Mexiko. Aber überall auf der Welt gibt es negative Dinge. Generell ist Mexiko ein sehr schönes Land mit sehr warmherzigen Menschen. Diese Kultur sollte jeder einmal kennenlernen. Gerade jetzt mit Donald Trump als USPräsident – was kannst du uns über deine Gefühle für die Vereinigten Staaten sagen? Immerhin hast du jahrelang dort gelebt und gespielt, dort wichtige Schritte in deiner Karriere gemacht. Ich achte nicht extrem auf Politik. Ich weiß nicht so viel darüber. Ich kann dir sagen, dass die USA eine zweite Heimat für mich sind. Ich habe dort meine Profi-Karriere begonnen, war dort auf dem College, habe zwei Jahre an der Highschool gespielt. Im Prinzip habe ich mein halbes Leben in den USA verbracht. Und sie haben mir eine Menge gegeben: eine Ausbildung, eine Chance, Profi zu werden. Ich kann mir nicht mehr wünschen! Für mich waren die Staaten eine zweite Heimat, und ich wurde sehr gut behandelt. Aber natürlich musste ich dort als Immigrant eine Menge durchmachen. Doch diese Dinge haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin. In Colorado, wo ich zunächst gespielt habe und aufgewachsen bin – das waren sehr herausfordernde, aber zugleich auch sehr gute Zeiten.

Wer sind deine Vorbilder? Meine Familie! Latinos sind stolz auf ihre Herkunft. Ich bin, wer ich bin, wegen meiner Familie. Hast du ein Motto? Nein, nein, nein. Ich lebe mein Leben basierend auf der Erziehung meiner Mutter und meines Vaters. Du zeichnest neben dem Basketball. Was machst du da genau? Normalerweise zeichne ich mit feinen Stiften. Aber es gibt da jetzt kein bevorzugtes Motiv. Ich setze mich hin und male, was auch immer mir in dem Moment in den Sinn kommt. Ich nutze das als einen Weg zur Entspannung, um meinen Kopf abzuschalten und einen Ausgleich zum Basketball zu haben. Die Herausforderungen als Migrant hast du teilweise bereits angesprochen. In Denver hast du dir ein Apartment mit zwei weiteren minderjährigen Einwanderern geteilt, die auch Basketballer werden wollten. Es gab Zeiten, wo ihr kaum zu essen hattet und krank wurdet. Eisenmangel, Blutarmut … von gegnerischen Fans wurdet ihr als Latinos regelmäßig beleidigt. Wie hast du es geschafft, nicht aufzugeben und immer weiter an dich zu glauben? Es war meine Entschlossenheit, es im Leben zu etwas bringen zu wollen. Ich


hatte den Antrieb, so weit zu kommen wie möglich. Ich habe versucht, immer positiv zu bleiben, an meine Familie zu denken. Mit dem Wissen, dass die Dinge besser werden würden, wenn ich weiter an mich glaube und arbeite. Und die Dinge wurden besser. Nach einem Jahr an der Findlay Prep in Nevada bist du ans College in Kalifornien gegangen. Und dann ging es über die damalige D-League weiter in die NBA. Im Jahr 2014 hast du dein Debüt in der NBA gegeben, als vierter Mexikaner überhaupt. Was hat das für dich bedeutet? Eine Menge! Für meine Familie, für mein Land, für mich. Ich habe viel dafür geopfert, alles für diesen Moment. Dieser Moment mag vielen Menschen klein und bedeutungslos erscheinen, aber für mich hat dieser Schritt auf das NBA-Parkett die Welt bedeutet. Viele Menschen haben mich auf dem Weg zu diesem ersten Schritt begleitet. Dafür bin ich extrem dankbar, denn obwohl ich stolz auf mich bin, hätte ich das alleine nicht geschafft. Lebt dein NBA-Traum auch jetzt in Hamburg noch? (lacht) Ich denke, keinen Basketballspieler lässt dieser Traum jemals los. Ob er 20 Jahre, 30 Jahre oder 40 Jahre alt ist, kurz vor dem Rücktritt – der Traum wird immer da sein. Und wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann werde ich sie nutzen. Wenn ich die Chance sehe, zurückzukommen, dann werde ich sie ergreifen. Einer deiner Coaches in der NBA war Jason Kidd, der genau wie du in Kalifornien ans College gegangen ist. Was ist die wichtigste Lektion, die er dich gelehrt hat? Dir selbst zu vertrauen. Er hat immer an das geglaubt, was ich mitbringe. Und er wollte, dass ich selbst genauso daran glaube. 50 Prozent sind mental, 50 Prozent sind physisch – das gilt für alle Sportarten, auch für Basketball. Er wollte, dass du an dich glaubst. Ansonsten sah er keine Chance, erfolgreich zu sein.

Fotos:TF-Images/Getty Images

Hattet ihr ein spezielles Verhältnis, da ihr am selben College wart? Nicht wirklich. Ich habe ihn während meiner Zeit am College nicht kennengelernt. Er kam bloß mal an der Uni vorbei, um Hallo zu sagen. Mehr war das nicht. Ich habe ihn erst bei den Brooklyn Nets richtig kennengelernt. Bevor du ans College gegangen bist, hast du eine Saison für die Findlay Prep in Nevada gespielt, eine berühmte Prep School, die bereits 17 NBA-Spieler hervorgebracht hat. In diesem Jahr wurde dort der Betrieb allerdings überraschend eingestellt. Wie bist du bei der Findlay Prep gelandet? Das war kurios. Ich habe zwei Jahre in Denver an der Highschool gespielt.

Im zweiten Jahr haben wir die Staatsmeisterschaft gewonnen. Ich wollte also gern ein drittes Jahr für meine Lincoln Highschool in Denver spielen. Doch unglücklicherweise gab es Probleme mit meiner akademischen Zulassung, die ich nicht vorhersehen konnte. Im Sommer habe ich ein Turnier gespielt, in Nevada. Die Findlay Prep hat nach einem Point Guard gesucht und mich spielen gesehen. Sie haben mir ein Stipendium angeboten, und ich habe nicht gezögert, es anzunehmen.

„Wenn ich einen wirklich guten Gegner verteidige, macht mich das stolz, und ich bin aufgeregt. Sicher, jeder mag es zu scoren. Aber mich macht es glücklich, gegen gute Spieler zu verteidigen.“ -----------

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Denn ich wusste, dass Findlay eine der renommiertesten Schulen im Land ist. Was macht Findlay für die Athleten dort so speziell? Das Verrückte an Findlay ist, dass dort zehn Leute jeden Tag kämpfen. Jeder Tag war ein Kampf, Competition, es ging immer darum zu zeigen, wer der Beste ist. Diese Art Kampf, den liebe ich. Das hat uns zu der großartigen Mannschaft gemacht, die wir waren. Wir haben 32 von 33 Spielen in dieser Saison gewonnen, erst im Finale um die Staatsmeisterschaft verloren. Genau darum geht es bei Findlay. In diesen Prep Schools sind die besten Spieler des Landes versammelt. In jedem Training geht es nur um Wettkampf, Wettkampf, Wettkampf. Das zeichnet die Schule aus, und ich habe es geliebt.

Findlay wurde in der Vergangenheit immer mal wieder dafür kritisiert, es mit den akademischen Leistungen seiner Schüler nicht allzu genau zu nehmen. Was kannst du als ehemaliger Schüler zu dieser Kritik sagen? Hinsichtlich meiner persönlichen Entwicklung haben sie mir sehr geholfen. Sie haben mich bereit fürs College gemacht – für die University of California, Berkeley, eine der besten Universitäten weltweit. Sie haben mir geholfen, mein Englisch zu entwickeln. Mein Englisch war zu der Zeit noch nicht besonders gut. Und generell haben sie mir in der Schule sehr geholfen, mich auf die Universität vorzubereiten. Ein starker Verteidiger, harter Wettkämpfer und ein „Pass first“-Guard – so hat dich dein neuer Coach Mike Taylor beschrieben. Hast du diesem Steckbrief etwas hinzuzufügen? Das trifft mich schon ganz gut. Ich mag es, mich zu messen. Ich bin stolz auf meine Defense und will meinem Team helfen, besser zu werden. Darum geht es, alles für die Verbesserung der Mannschaft zu geben und sie zum Sieg zu führen. Was ist dein Eindruck von Coach Taylor? Ich habe ihn erstmals in der G-League getroffen, als sie noch D-League hieß. Ein sehr, sehr smarter Mann. Er ist auch ein Wettkämpfer, und das ist es, was du vom Coach, vom Anführer deines Teams willst. Das ist sehr gut an ihm. Er ist smart, ist schon eine lange Zeit Coach und bringt jede Menge Erfahrung mit. Diese Erfahrung wird uns helfen, zurück in die richtige Spur zu kommen. Was sind deine persönlichen Ziele für die nächsten Jahre? Ich habe keine langfristigen Ziele. Ich denke immer nur über den jeweiligen Tag nach und darüber, wie ich mich für den Folgetag verbessern kann. Dieses Jahr ist es wichtig für mich, gesund zu bleiben. Gesund bleiben und zeigen, dass ich spielen, dass ich eine Mannschaft anführen kann. Mein Ziel ist es, dem Team Erfolg zu bringen. Es geht um das Gefühl zu gewinnen. Auch für unsere Fans, die uns sehr stark unterstützen. Wir müssen weitermachen und das Beste geben. Nach meiner Karriere möchte ich mich meiner Basketball-Schule in der Heimat widmen. Basketball hat mir eine Menge gegeben, mir über die Jahre viele Türen geöffnet. Es wird dann eine gute Zeit sein, etwas zurückzugeben. Ich habe in Chihuahua eine kleine BasketballSchule eröffnet. Aber es soll um mehr gehen als um den Sport. Auch darum, ein besserer Mann und ein besserer Mensch zu sein. Dabei möchte ich Kindern helfen. Wenn sie dann auch die Gelegenheit haben, bessere Basketballer zu werden, dann ist das umso schöner. redaktion@fivemag.de

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interview

Leon

Kratzer

LEON KRATZER „FÜR MICH GEHT E S U M E R FA H R U N G UND SPIELZEIT“

So wuchtig und imposant Frankfurts Center Leon Kratzer rein körperlich daherkommt, so geduldig und gelassen ist der 2,12-Meter-Mann in seinem Wesen … inzwischen. FÜNF hat mit dem 23-Jährigen über sein Lernkonzept sowie Videos seines legendären Vaters bei YouTube gesprochen und nebenbei auch noch Fake News über seine angeblichen Gitarrenkünste aufgedeckt. Interview: Peter Bieg

Fotos:TF-Images/Getty Images

F

ÜNF: Leon, wie erlebst du die aktuelle Saison mit den Skyliners? Leon Kratzer: Bei uns ging es die vergangenen Wochen auf und ab. Wir haben zum Anfang gleich ein paar Spiele verloren, dann guten Kampfgeist gezeigt. So konnten wir auch Partien drehen, die schon verloren geglaubt waren. Wir haben gut gespielt, nicht so gut gespielt. Wir haben aber jetzt einen ganz guten Schritt gemacht und mit Joe Rahon einen neuen Aufbauspieler verpflichtet. Jetzt werden wir sehen, wie es sich die nächsten Wochen entwickelt. Wie zufrieden bist du individuell? Eigentlich bin ich ganz zufrieden. Sicher hätte ich der Mannschaft in ein, zwei Spielen noch besser helfen können. Aber

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ansonsten entwickelt sich das in die richtige Richtung, würde ich sagen. Du stellst unter den Körben eine enorme körperliche Präsenz dar – und bist allein aufgrund deiner Ausmaße und Spannweite sehr häufig anspielbar. Geht die Anzahl deiner Touches und Abschlüsse für dich in Ordnung? Jeder Spieler will natürlich immer ein paar Touches mehr bekommen. Aber ich bin trotz allem noch relativ jung und muss mich da ein bisschen unterordnen. Ich muss mich dem System anpassen. Mit Momo Jones (Lamont Jones, Anm. d. Red.) haben wir den Topscorer der Liga im Kader, der entsprechend oft den Ball in der Hand hat. Er ist die allererste Option, und daran muss ich mich anpassen.


Du hast bis zum Wechsel nach Frankfurt im Jahr 2018 deine gesamte Karriere in Franken verbracht, zunächst bei Bamberg bzw. Breitengüßbach und dann in Würzburg. Wie siehst du den Verlauf dieser noch jungen Karriere? Ich habe früh einen Profivertrag in Bamberg unterschrieben, mit vielen Hoffnungen. Ich habe ziemlich viel erwartet. Dann hat sich herauskristallisiert, dass es sehr, sehr schwierig ist, in einem Euroleague-Team seinen Platz zu finden. Mit der Ausleihe nach Würzburg habe ich mir mehr Spielzeit erhofft, wollte mehr Erfahrungen sammeln. Ich wollte mich langsam an das Niveau gewöhnen. Das hat nicht ganz so geklappt, wie ich mir das erhofft hatte. Mit Dirk Bauermann war aber ein Trainer da, von dem ich sehr viel gelernt habe und einiges mitnehmen konnte. Aber natürlich hätte ich gerne ein bisschen mehr Spielzeit gesehen. Dennoch war Würzburg eine gute Erfahrung. Der Schritt nach Frankfurt jetzt war der richtige für mich, weil es um Erfahrung und um Spielzeit gehen muss. Ich spüre das Vertrauen der Trainer, und deshalb ist das gerade eine sehr wichtige Station für mich. Spielzeit war also der Hauptgrund für den Wechsel zu den Skyliners? Auf jeden Fall. Welche Ziele hast du dort für deine individuelle Entwicklung? Wenn du als junger Spieler viel Spielzeit bekommst, lernst du automatisch, weil du merkst, welche Fehler du auf dem Spielfeld machst. Dadurch wirst du reifer und wächst. Es geht darum, in meinem jungen Alter solche Situationen überhaupt durchzumachen. Das ist eine klasse Sache für mich. Im letzten Jahr in Frankfurt konnte ich erstmals so richtig BundesligaLuft schnuppern und mir sicher sein, eine feste Rolle im Kader zu haben. Ich muss konstanter spielen, defensiv wie offensiv. Offensiv mache ich das ganz solide, bin eine gute Präsenz. Defensiv will ich den Korb besser beschützen und auch da präsenter sein. Ich will konstanter werden. Für einen jungen Spieler wirkst du sehr gelassen, ungezwungen, wenn du über deine Entwicklung sprichst. Sind das Attribute, die dich treffend beschreiben? Ich glaube schon. Ich bin reifer geworden, als Person gewachsen. Ich konnte in Bamberg von Andrea Trinchieri, in Würzburg von Dirk Bauermann und im vergangenen Jahr hier von Gordie Herbert sehr viel mitnehmen. Da habe ich mich als Person entwickelt. Ich mache mir keinen richtigen Stress mehr, bin geduldiger geworden und lasse die Dinge mehr auf mich zukommen.

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interview

Leon

Heißt das im Umkehrschluss, dass es vor drei, vier Jahren noch ganz anders war? Das war definitiv so … (lacht) Allein aufgrund deiner Physis bist du seit einigen Jahren auf dem Radar der NBA. Im Jahr 2018 hattest du dich zwischenzeitlich für die Draft angemeldet. Wie groß waren deine Hoffnungen, gedraftet zu werden? Als ich noch etwas jünger war, also vielleicht vor vier Jahren, da hatte ich natürlich ein bisschen Hoffnung, gedraftet zu werden. Aber bei mir hat sich ziemlich schnell herausgestellt, dass es sehr, sehr schwer werden würde. Gerade nach dieser einen Saison in Würzburg, wo ich nicht so viel gespielt habe. Deswegen war die Enttäuschung dann auch nicht so groß, als es nicht mit einem Draftplatz geklappt hat. Dein Vater Marc Suhr spielte als 2,15 Meter großer Center von 1992 bis 2007 in der Bundesliga und war deutscher Nationalspieler – wann habt ihr zuletzt eins-gegen-eins gespielt? (denkt nach) Puh, wie alt war ich da? Zwölf Jahre müsste ich da alt gewesen sein. (lacht)

Kratzer

Ich habe ab und zu DVDs und Videokassetten angeschaut, die meine Mama zu Hause liegen hat. Und letztens hat mich mein Teamkollege Daniel Schmidt auf ein verrücktes Video aufmerksam gemacht: Mein Vater hat mal in Treviso gespielt. Und das Finalspiel von damals, Treviso gegen Bologna, das gibt es bei YouToube. Daniel hat gesagt: „Hey, schau mal, da ist dein Vater. Das kannst du dir bei YouTube angucken.“ Es ist verrückt zu sehen, wie sich das entwickelt hat und in welche Richtung das gegangen ist … Wenn du diese Videos siehst und daran denkst, was sich alles in der Ausbildung von Center-Spielern, beim AthletikTraining seither verändert hat – glaubst du, dein Vater hätte heute noch eine Chance in der Bundesliga? Das würde ich schon sagen, ja. Ich bin ja auch mehr der Oldschool-Center. Durch seine Größe und seine Physis wäre auch mein Vater in der BBL heute noch ein großer Faktor.

Also war das körperlich schwierig? (lacht) Auf jeden Fall. Obwohl ich mit 12 Jahren schon 1,70 Meter groß war …

Trainiert ihr manchmal zusammen? Ab und zu mal ein bisschen, im Sommer. Ich muss dazusagen, dass mein Vater große Probleme mit seinen Füßen hatte. Er litt dort unter Arthrose. Trotzdem ist er ab und zu mit mir in die Halle gegangen und hat mir gezeigt, was er früher gemacht hat.

Hast du dich mit seinem Game auseinandergesetzt?

War da etwas für dich dabei? Vieles war mir bekannt. Aber es waren auch

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einige gute Sachen für mich dabei. Was Center der alten Schule immer predigen, ist der Mikan-Drill (benannt nach George Mikan, ehemaliger Center der L.A. Lakers, Anm. d. Red.), für die Hookshots. Du hast den Ball unter dem Korb, und dann geht es immer abwechselnd: linker Hookshot auf der einen Seite, Ball aus dem Netz holen, rechter Hookshot auf der anderen Seite … 20 Treffer. Das ist die bekannteste BigMan-Übung, denke ich. Die Übung, die wirklich absolute Schwindelfreiheit voraussetzt? (lacht laut) Ja, genau die Übung. Gibt es einen Aspekt seines Games, den du gern sofort übernehmen würdest? Die Art und Weise, wie er sich unter dem Korb Platz verschafft hat. Das können nicht viele. Das würde ich auch gern besser können, dass meine Gegenspieler mich da nicht mehr einfach rausbekommen. Ich bin schon jetzt eine ziemliche Präsenz da unten, aber mein Vater hatte da nochmal ein ganz anderes Level. Wie ist euer Verhältnis generell? Wir haben ein sehr gutes und entspanntes Verhältnis, telefonieren regelmäßig. Er wohnt inzwischen in Hamburg, arbeitet bei der Lufthansa. Meine Eltern leben getrennt, aber dennoch haben wir regelmäßig Kontakt. Und wenn ich ein paar Tage frei habe, fahre ich auch mal nach Hamburg, und wir verbringen Zeit zusammen.


Ein anderer ehemaliger deutscher Nationalspieler, mit dem du in Kontakt stehst, ist Henrik Rödl, der aktuelle Bundestrainer. Wie ist euer Verhältnis? Ich habe ein ganz gutes Verhältnis zu Henrik Rödl. Wir kennen uns jetzt gefühlt schon seit Ewigkeiten, über die U20- und A2-Nationalmannschaften. Er war früher häufig in Bamberg, um Spiele zu schauen, und ist heute auch oft in Frankfurt zu Gast. Viel haben wir aber zusammen noch nicht über die A-Nationalmannschaft gesprochen. Doch da gibt es auch gar nicht viel zu reden. Ich muss weiter mein Ding als Spieler durchziehen, weiter hart an mir arbeiten. Und dann sehen wir irgendwann weiter, was passiert …

„Mein Spiel kann aber auch etwas Besonderes sein. Es gibt nicht mehr viele OldschoolCenter.“ Aber er ist nicht der Coach-Typ, der nach jedem Spiel mit dir jede Sequenz auseinandernimmt? Das nicht. Teilweise hatte er solche Phasen, aber die hat er schon wieder in den Griff bekommen. (lacht laut)

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Dein Vater hat in seiner langen Karriere im Endeffekt nur eine Saison im Ausland gespielt, ist in Treviso italienischer Meister geworden. Reizt dich das Ausland selbst auch? Ja, natürlich. Ich kann es mir auf jeden Fall vorstellen. Das ist nochmal eine ganz andere Lebenserfahrung, und mein Vater hat auch nur Positives darüber berichtet. Also warum nicht?

Du hast dich als Oldschool-Center bezeichnet. Diese Position ist aktuell stark im Wandel, viele Big Men sind extrem vielseitig geworden. Sie bringen vielleicht nicht deine Präsenz mit, aber dafür den Wurf oder sogar PlaymakerFähigkeiten. Sind das Dinge, an denen du auch arbeitest? Natürlich versucht man ein bisschen, daran zu feilen. Mein Spiel kann aber auch etwas Besonderes sein. Es gibt nicht mehr viele Oldschool-Center. Und wenn man dann einen hat, der unter dem Korb dominant ist, warum ihn nicht einsetzen? Warum ihn nicht in Positionen bringen? Früher hat es ja auch geklappt. (lacht) Natürlich hat sich das Spiel weiterentwickelt, und deshalb versuche ich auch, die genannten Aspekte zu verbessern. Das Spiel wird vielseitiger, und der Big Man soll einen guten Wurf besitzen, Playmaker-Qualitäten haben. Aber es gibt auch weiterhin Ausnahmen, Leute wie etwa Bryant Dunston von Anadolu Efes Istanbul.

Hast du abgesehen von deinem Vater spezielle sportliche Vorbilder? Für uns Deutsche ist Dirk Nowitzki ein riesiges Vorbild. Was er erreicht hat, mit seiner Bescheidenheit, das ist einfach riesig. Da kann sich jeder von uns ein Stück von abschneiden.

Nikola Vujcic, Manager von Maccabi Tel Aviv, hat im Gespräch mit FIVE gesagt, dass er früher oder später mit einem Comeback des Oldschool-Centers rechnet. Ich hab es jetzt auch bei der Weltmeisterschaft öfters gesehen, dass Teams wieder mit zwei Big Men spielen.

Dein Vater hat in Connecticut am College gespielt. War das für dich eine Option? Auf jeden Fall. Lustigerweise war ich sogar in Connecticut und habe mir das College dort angeschaut. Ich habe mir meine Gedanken über die NCAA gemacht. Aber zu dem Zeitpunkt war es so, dass ich relativ früh meinen Profivertrag in Bamberg angeboten bekam, und da konnte ich schlecht nein sagen.

Fotos:TF-Images/Getty Images

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Auch Fenerbahce Istanbul macht das in der Euroleague ab und an, mit Ahmet Duverioglu und Joffrey Lauvergne. Das hat mich überrascht, aber es ist schön zu sehen, wenn zwei Spieler auf dem Parkett stehen, die mehr Inside-Typen sind. Eine Baustelle in deinem Spiel ist die Freiwurfquote. In der laufenden Saison kommst du bisher auf eine Quote von 46,2 Prozent, auch für einen Center ist das deutlich zu wenig. Was ist aus deiner Sicht das Problem? Die Konstanz in meinem Wurf. Ich muss es hinbekommen, jedes Mal den gleichen Ablauf im Wurf zu haben. Im Training bekomme ich das relativ gut hin. Im Training mache ich meine Dinger. Ich muss es bloß auch im Spiel rüberbringen. Also ist das bei dir alles Kopfsache, keine Frage der Technik? Genau. Ich versuche nicht nur, das immer wieder zu wiederholen, sondern auch mental da ranzugehen. Ich versuche mir Spielsituationen vorzustellen und habe auch schon mit einem Mentaltrainer darüber gesprochen. Ich arbeite also auch in dem Bereich daran. In einem YouTube-Video der Fraport Skyliners habe ich erfahren, dass du ein guter Gitarrenspieler bist … … das war gelogen. (lacht) Ich würde gerne ein guter Gitarrenspieler sein. Aber ich nehme lieber noch ein paar Stunden, vielleicht wird das dann ja noch. (lacht) Du bist noch ganz am Anfang? Genau. Gibt es trotzdem den einen oder anderen Song, den du performen kannst? Ganz so weit ist es noch nicht. (lacht) So werden hier die Fake News aufgedeckt. (lacht) Genau. Ich dachte, das kommt vielleicht ganz gut an. Aber jetzt hast du mich leider erwischt … Wenn es mit den Songs auf der Gitarre also noch dauert, was ist dann mit den Skyliners in dieser Saison noch drin? Ich will das Bestmögliche aus dieser Saison rausholen. Wie im letzten Jahr. Wir hatten auch damals einen holprigen Start, sind dann reingekommen, hatten Verletzungsprobleme und haben am Ende fast noch die Playoffs erreicht. Wir müssen das Bestmögliche rausholen und von Spiel zu Spiel schauen, wo es dann am Ende hingehen kann. Uns fehlen zurzeit einfach noch Rhythmus und Konstanz. Es gibt Partien wie die gegen den FC Bayern München, wo wir super spielen und am Ende unglücklich verlieren. Und dann gibt es Partien wie die gegen medi Bayreuth, wo wir überhaupt kein Bein auf den Boden bekommen, keinen Rhythmus finden. redaktion@fivemag.de

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LINKE KLINKE Jonas Mattisseck gehört zu den größten deutschen Talenten auf der Point-GuardPosition. Der 1,94 Meter große Linkshänder hat sich innerhalb kürzester Zeit in der Rotation von Alba Berlin festgebissen. Schon mit 17 Jahren steht er erstmals zusammen mit den Profis auf dem Parkett der Mercedes-Benz Arena, anderthalb Jahre bevor er die Schule abschließt, von zu Hause auszieht und einen Profivertrag unterschreibt. Seit seinem Debüt startet Mattisseck wie eine Rakete durch und spielt heute, mit gerade mal 19, eine wichtige Rolle in der zweitstärksten Liga der Welt. FÜNF hat den Youngster getroffen.

Fotos:TF-Images/Tolga Adanali/Euroleague Basketball via Getty Images

Text: Sebastian Finis

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alau Blaugrana in Barcelona, 18. Oktober 2019, Euroleague, 3. Spieltag Bei der Spielervorstellung von Alba Berlin hat Jonas Mattisseck seinen ersten Gefühlsausbruch. Voller Inbrunst brüllt er seinem Teamkollegen Tim Schneider, der nach ihm einläuft, „Let’s go, champ!“ ins Gesicht. Mattisseck macht seiner Anspannung Luft. Er steht an diesem Freitagabend zum zweiten Mal hintereinander in der Starting Five in diesem ganz besonderen Euroleague-Spiel gegen den FC Barcelona – ein All-StarEnsemble um NBA-Rückkehrer Nikola Mirotic, der einen Dreijahresvertrag über 45 Millionen Dollar bei den Utah Jazz ausschlägt, um mit seiner Familie nach Spanien zurückzukehren, wo er mit einem

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Nettogehalt von immerhin fünf Millionen Euro der teuerste Spieler Europas ist. Albas Coach Aito Garcia Reneses, der selbst 20 Jahre beim FC Barcelona als Trainer, Sportdirektor und Point Guard aktiv war, gibt bei seiner Rückkehr in den Palau Blaugrana seinem 19-jährigen Youngster Jonas Mattisseck anstelle von Peyton Siva, der von einer Verletzung zurückkehrt, den Vorzug. Aufgereiht steht Albas Nummer neun zu Spielbeginn mit den anderen Startern auf dem Feld, während die Euroleague-Hymne ertönt. Sein Herz pocht. Die Anspannung ist ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich glaube nicht, dass ich mich an viel schönere Momente in meinem Leben erinnere, als mit meinem Heimverein Alba

Berlin in der Euroleague auswärts gegen Barcelona auf dem Feld zu stehen ... in der Starting Five“, sagt Jonas Mattisseck im Interview. „Das war unglaublich.“ Im Spiel verteidigt Mattisseck heldenhaft den elf Jahre erfahreneren Aufbauspieler Malcolm Delaney, der sich mit 30 in seiner Blüte befindet, nimmt Offensivfouls an und gewährt Delaney im ganzen Spiel keinen einzigen Punkt. Eine Woche zuvor wird Mattisseck am zweiten EuroleagueSpieltag von Coach Aito gegen Anadolu Efes im Istanbuler Sinan Erdem Dome ins kalte Wasser geworfen. Er steht in der Starting Five mit der Spezialaufgabe, den Starspieler Shane Larkin zu decken. Am Ende sind es 23 Minuten Einsatzzeit in einem


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hochklassigen 105:106-Overtime-Krimi, acht Punkte, drei Assists, je ein Rebound und Steal. Sein Debüt in der Euroleague feiert Mattisseck am 04. Oktober 2019 zu Hause in der Mercedes-Benz Arena beim Sieg gegen Zenit St. Petersburg. Mattisseck trifft zwei Dreier. Seitdem hat er in jedem Spiel wichtige Aufgaben zu erfüllen. Seine direkten Gegenspieler sind die besten Point Guards Europas: Kostas Sloukas, Nick Calathes, Sergio Rodriguez, Mike James, Facundo Campazzo, Sergio Llull oder eben Larkin und Delaney. „Wir setzen Jonas einerseits individuell als Verteidiger ein, sodass er oft die besten Guards der anderen Mannschaft verteidigt“, verrät Albas Assistenztrainer Sebastian Trzcionka. „Sowie andererseits, wenn wir taktische Mittel als Team anwenden, wie die Boxand-One, die wir gegen Panathinaikos Athen und in ein paar anderen Partien gespielt haben, wo Jonas dann derjenige ist, der den anderen Guard aus dem Spiel nehmen, also verhindern soll, dass dieser überhaupt den Ball bekommt. Darin ist Jonas sehr gut – sowohl was die Physis als auch was die Bereitschaft angeht, diese Matchups zu lösen. Er geht da ohne Angst rein. Er wächst an der Aufgabe und hat wirklich Bock, diese Leute auf höchstem Level zu verteidigen.“ Der waschechte Linkshänder spielt jede Partie mit purer Leidenschaft. Nicht selten sieht man ihn dabei, wie er seinen Gefühlen freien Lauf lässt. Mit einem emotionalen Schrei, die Fäuste auf beiden Seiten geballt, den Körper maximal gespannt, entlädt er sich. Alles muss raus. Die Fans lieben es. In seinem bislang besten Euroleague-Spiel gegen Panathinaikos Athen nimmt Mattisseck keinen einzigen Wurf. Erneut steht er in der Starting Five – mit der Sonderrolle, den 33-jährigen Griechen Nick Calathes aus dem Spiel zu nehmen. Der Gameplan gelingt. Mattisseck forciert neun Ballverluste von Calathes, holt selbst drei Steals neben drei Rebounds und zwei Assists. Am Ende noch viel wichtiger: Alba Berlin gewinnt die Partie auswärts in Athen nach doppelter Verlängerung 106:105. Jungspund Mattisseck hat am Ende ein besseres PI-Rating als Routinier Calathes. Mit 19 ist Jonas Mattisseck in Europas Beletage angekommen. Alba-Trainingszentrum in Berlin, 04. Dezember 2019 Eine Stunde vor Trainingsbeginn kommt Jonas Mattisseck in die Halle. Er arbeitet mit Individualtrainer Carlos Frade und Co-Trainer Sebastian Trzcionka an allen möglichen Sachen. Besonders im Vordergrund stehen gerade Finishes am Ring, Layups mit der starken linken Hand und Floater, damit er noch gefährlicher wird, wenn er in der Zone selbst abschließen muss.

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MATT ISS ECK Sein Sprungwurf aus dem Dribbling und sein Dreier sind indes schon sehr stabil. Nach der Arbeit mit den Assistenten geht Mattisseck eine Viertelstunde in den Kraftraum und trainiert seinen Unterkörper, bevor er am zweistündigen Training mit der Mannschaft teilnimmt. Aufgrund des engen Spielplans veranlasst Coach Aito zurzeit nur eine Einheit am Tag. Seine Schützlinge müssen regenerieren. Nach dem Training mit der Mannschaft bleibt Mattisseck eine weitere Stunde in der Halle. Mit seinen Kollegen wirft er unzählige Dreier, Pullup-Jumper und Floater. Am Ende geht Mattisseck ein zweites Mal pumpen, um seinen Oberkörper zu kräftigen, gefolgt von Stretchingübungen. Insgesamt vier Stunden am Stück trainiert Mattisseck jeden Tag – länger als viele andere. Während er seine letzten Übungen macht, turnen längst Mitarbeiter des Hauptsponsors DKB durch die Halle, die ihr Firmenfitnessprogramm von einem Alba-Trainer bekommen. „Jonas’ Wille und seine Arbeitseinstellung sind selten bei Spielern in dem Alter“, erkennt Trzcionka, der Mattisseck seit dem Adidas Next

Generation Tournament 2016 als Trainer fördert, an dem dieser als 16-Jähriger in Albas U18-Kader teilnahm. „Und sein Talent. Aber Talent haben viele. Ich habe viele kommen und gehen sehen. Wenn das Talent nicht gepaart ist mit einer Einstellung, mit einem Arbeitsund Trainingswillen, dann reicht Talent nicht, um auf dem Level anzukommen, auf dem Jonas jetzt ist. Jonas ist einer der wenigen, die Talent mit harter Arbeit verbinden. Wie Franz Wagner – ein Jahrhunderttalent. Es sind die Jungs, die am härtesten arbeiten, am häufigsten in der Halle stehen, am längsten trainieren. Das macht Jonas so besonders: dieser unglaubliche Wille, besser zu werden.“

Ein Traum

Nach vier Stunden Arbeit und Schweißgeruch sitzt Jonas Mattisseck frisch geduscht in der Alba-Kabine, wo er durch seinen Lebenslauf flaniert, der auch objektiv betrachtet das Prädikat „unfassbar beeindruckend“ trägt. Mattisseck wächst im Süden von Berlin im Bezirk TempelhofSchöneberg auf, besucht die KätheKollwitz-Grundschule in Lichtenrade und hat nach eigener Aussage eine schöne


Fotos:City-Press via Getty Images/Jan-Philipp Burmann/City-Press via Getty Images

Kindheit. Sein Vater ist Banker, seine Mutter Buchhalterin, die von zu Hause arbeitet und viel Zeit hat, sich um ihn und seine zwei Jahre ältere Schwester Sophia zu kümmern. Im Alter von vier bis zehn spielt Jonas beim Lichtenrader BC Fußball. „An meinen ersten Kontakt mit dem Basketball kann ich mich noch genau erinnern“, blickt Mattisseck zehn Jahre zurück. „Ich habe bei meinem Kumpel Leon übernachtet und bin am nächsten Tag zu seinem Basketballvereinstraining mitgegangen. Ich saß am Rand in Straßenklamotten und habe zugeschaut. Dann hat der Trainer Stefan Rudolph, dem ich sehr viel zu verdanken habe, gesagt, bei ihm gebe es keine Zuschauer, sodass ich in meinen Straßenklamotten mitmachen musste.“ Das Training bereitet dem Neunjährigen von Beginn an großen Spaß. Zunächst unregelmäßig, aber dann immer häufiger folgt Jonas seinem Kumpel Leon zum Training. „Coach Rudi“ sorgt schließlich dafür, dass er dem VfL Lichtenrade in der U9 beitritt. Ein Jahr lang spielt Jonas Basketball und Fußball gleichzeitig im Verein. Mit zehn Jahren entscheidet er sich dafür, nur noch Basketball spielen zu wollen, weil es auf dem Rasen zu früh nur noch um Leistung geht und ihm Basketball mehr Spaß macht. Jonas ist der Einzige in der Familie, der Basketball betreibt. Sein Vater spielte lange Fußball, seine Schwester Handball. In seinem Kinderzimmer hängt ein Mannschaftsposter von Alba Berlin aus der Saison 2009/10, auf dem Jenkins, McElroy, Hamann, Zwiener & Co. auf dem Parkett der O2 World knien. „Als ich angefangen habe, mich für Basketball zu interessieren, war ich sehr oft bei AlbaSpielen“, erzählt Mattisseck. „Ich habe geträumt und gehofft, dass ich da selbst irgendwann mal mitspielen kann. Für diesen Traum habe ich hart gearbeitet.“ Fünf Jahre spielt Mattisseck beim VfL Lichtenrade. Bis 2012 ist Coach Rudi sein Trainer und in den beiden U14Jahrgängen dann Jan Velten, zu dem er bis heute einen sehr guten Kontakt hat. Ab der siebten Klasse geht Mattisseck auf das Coubertin-Sportgymnasium in Prenzlauer Berg. Nach der Fusion der beiden Berliner Sportgymnasien wechselt er 2014 auf Empfehlung des Landessportbundes

zum Schul- und Leistungssportzentrum Berlin (SLZB) in Hohenschönhausen. Im selben Jahr wechselt er von seinem Wurzelverein „Lira“ zum TuS Lichterfelde, um in der JBBL spielen zu können, wo er zwei Jahre unter den Coaches Johannes Schwarz und Florian Brill aufläuft, obwohl auch die Alba-Jugend längst die Fühler nach dem talentierten Point Guard ausgestreckt hat. „Ich habe mir mit 14 Jahren noch nicht ganz zugetraut, zu Alba zu gehen, weil es dort sehr viele gute Spieler auf meiner Position gab. Aber es war immer

„Ich glaube nicht, dass ich mich an viel schönere Momente in meinem Leben erinnere, als mit meinem Heimverein Alba Berlin in der euroleague auswärts gegen Barcelona auf dem Feld zu stehen … in der Starting Five.“ -----------

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ein Plan von mir, irgendwann zu Alba zu gehen.“ Die zwei Jahre bei TuSLi lassen Mattisseck weiter reifen. Er nimmt im zweiten Jahr am JBBL-Top4 teil und wird zum „Verteidiger des Jahres“ gewählt. In der Berliner Landesauswahl schleift zusätzlich Coach Robert Bauer den Diamanten. Drei Mal in der Woche steht Mattisseck dafür um 5:45 Uhr auf, steigt um 6:30 Uhr in die S-Bahn und fährt mit Umsteigen in die Tram eine Stunde zur Max-Schmeling-Halle. Von 7:45 Uhr bis 9:15 Uhr trainiert er dort mit der Landesauswahlmannschaft. Danach fährt er zum SLZB, um am normalen Schulunterricht teilzunehmen. Den ganzen Tag ist er auf Achse – für den Sport.

MVP & DPOY

Mit 16 Jahren erfüllt sich Mattisseck schließlich seinen Wunsch, für Alba Berlin aufzulaufen. Von 2016 bis 2018 spielt er mit den Albatrossen in der Nachwuchs Basketball Bundesliga, von denen er einen Dreijahresausbildungsvertrag bekommt. Nach der Schule hängt er oft in der Alba-WG mit seinen Kumpels Joshua Lübken, Max Stölzel und Hendrik Drescher ab, um die Zeit bis zum Basketballtraining zu überbrücken. Der Weg nach Hause lohnt sich für ihn nicht. In seiner Debüt-Saison in der Jugend von Alba Berlin spielt Mattisseck unter Coach „Konsti“ Konstantin Lwowsky, der am Ende der Saison zum „Trainer des Jahres“ gewählt wird. Mattisseck heimst den Titel „Rookie des Jahres“ ein. Neben der NBBL sammelt er zusätzlich bei den Herren in der 2. Regionalliga Erfahrung. Im Halbfinale des NBBL-Top4 scheitert Alba Berlin jedoch. Im Folgejahr 2017/18 explodiert Mattisseck regelrecht. Er spielt in der NBBL unter Coach Josef Dulibic seine bislang erfolgreichste Saison. Als LigaMVP und „Verteidiger des Jahres“ führt er sein Team Ende Mai 2018 zum NBBL-Titel. Im Monat davor gewinnt der Zwölftklässler mit Deutschland das legendäre AlbertSchweitzer-Turnier, die inoffizielle U18-WM, und wird dort zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt. Zudem steht er bereits zu Saisonbeginn im ProB-Kader von Albas Kooperationspartner SSV Lok Bernau. Dort ist er zunächst von Headcoach René

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Schilling und Assistenztrainer Sebastian Trzcionka als Ergänzungsspieler angedacht. Aufgrund von Verletzungen bekommt Mattisseck jedoch seine Chance, nutzt sie mit guten Leistungen und etabliert sich im Laufe der Saison zum Leistungsträger der Bernauer. „Die Saison 2017/18 war ein unfassbares Jahr für mich“, weiß Mattisseck. Er spielt mittlerweile so gut, dass er sogar bei den Alba-Profis seine Chance bekommt. Kurz vor seinem 18. Geburtstag, am 10. Januar 2018, steht er erstmals in der Mercedes-Benz Arena auf dem Feld. Im Eurocup-Spiel gegen Galatasaray Istanbul bringt ihn Coach Aito 2:35 Minuten vor Ende unerwartet ins Spiel, und er darf den Freiwurf für ein zuvor geahndetes Technisches Foul werfen – Treffer. „Es war sehr elektrisierend“, ringt Mattisseck mit seinen Gefühlen, als er auf die Erfüllung seines Kindheitstraums zurückblickt. „ Ich war sehr, sehr glücklich und total aufgedreht.“ Wenige Tage später spielt Mattisseck im Pokal-Achtelfinale gegen Ludwigsburg bereits eine wichtige Rolle, als er die Ausfälle von Peyton Siva (verletzt) und Stefan Peno (Foulprobleme) kompensieren muss. Alba gewinnt. Im Pokal-Viertelfinale gegen den FC Bayern München, einen Tag vor Heiligabend 2018, wirft der 18-Jährige mit fünf Dreiern auswärts im Audi Dome die favorisierten Bayern aus dem Turnier und sorgt für DIE Pokal-Sensation! Im Do-or-die-Spiel erfährt er erst eine Dreiviertelstunde vor Spielbeginn, dass er in der Starting Five stehen wird, nachdem er bis dato erst zehn Ligaspiele absolviert hat. Den Bayern-Stars klaut er das Scheinwerferlicht, wird mit 15 Punkten in 22 Minuten Topscorer der Partie und ballert die Albatrosse fast im Alleingang ins Top4. Weder Nihad Djedovic noch Petteri Koponen können den heiß gelaufenen Youngster stoppen. Nach dem Spiel empfangen ihn alle seine Teamkollegen grölend in der Kabine und gießen gefüllte Wasserflaschen über ihn aus, als hätte er gerade einen Meistertitel geholt. Später bekommt er zudem den Spielberichtsbogen eingerahmt geschenkt. „Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass ich gerade ein fester Bestandteil des Teams bin“, blickt Mattisseck auf das Spiel seines Lebens zurück. „Es zieht sich durch meinen Lebenslauf, dass Coach Aito mich immer wieder ins kalte Wasser geworfen hat. Dass er uns jungen Spielern Chancen gibt, macht den Coach einzigartig. Wir haben ihm sehr, sehr viel zu verdanken. Das wissen wir alle. Wir sind sehr froh, dass wir so einen Trainer hier bei Alba haben. Das kommt von Herzen.“ Nach diesen Partien dauert es nicht lange, bis sich Mattisseck, der selbst sein größter Kritiker ist, durch

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seine Trainingseinstellung mehr und mehr Spielzeit erarbeitet. Anfangs profitiert er von Verletzungen der Guards Siva, Peno und Martin Hermannsson und bekommt das Vertrauen von Coach Aito. „Ich mag alles an ihm“, sagt der ehemalige Point Guard des FC Barcelona, Aito Garcia Reneses, der 53 Jahre mehr Lebensund Basketballweisheit besitzt als sein jüngstes Mitglied in der Alba-Rotation. „Jonas spielt mit Intensität, ist ein exzellenter Verteidiger und Schütze. Er versucht in jedem Moment zu lernen und das Spiel besser zu verstehen. Das ist die beste Einstellung, die ein Spieler haben kann. Zudem hat er einen sehr guten Charakter. Ich bin sehr glücklich mit ihm.“

Mentor Peyton Siva

Neben Coach Aito spielt Teamkollege Peyton Siva als Mentor eine entscheidende Rolle an der Seite von Mattisseck. Im Teamtraining spielen beide im Fünf-gegen-fünf gegeneinander. Nach dem Training nimmt Siva den Youngster zur Seite, spricht ein paar Dinge an, die ihm während des Trainings aufgefallen sind. Auch sonst hat Siva zu jeder Zeit ein offenes Ohr für Mattisseck und gibt ihm wertvolle Tipps. „Ich bringe ihm bei, wie er das Spiel besser lesen, für andere kreieren und das Team anführen kann, wie er Ruhe ins Spiel bringt und wie er eine positive Körpersprache und Selbstvertrauen behält, wenn es offensiv mal nicht läuft“, gibt Siva einen Einblick in die Zusammenarbeit der beiden Aufbauspieler. „Ich zeige ihm auch ‚Swipe-throughs‘, Layups und verschiedene Abschlussmöglichkeiten am Korb. Was ich am meisten an ihm mag, ist, dass er ein sehr guter Schüler ist. Er will immer dazulernen und sich verbessern. Und er setzt die neu gelernten Dinge schnell im Spiel um. Er bringt sehr viel Energie und Toughness ins Spiel, agiert selbstbewusst und spielt, als hätte er es verdient, mit 19 in der Euroleague aufzulaufen. Das ist großartig.“ Abseits des Spielfeldes sei Mattisseck ein super Typ, witzig, charmant und freundlich. Mattisseck ist ein smarter Typ mit einer extrem hohen Auffassungsgabe. Am SLZB schließt er im Mai 2019 sein Abitur mit einem Notenschnitt von 1,7 ab. Als fester Bestandteil von Alba hat er wenig Zeit zu lernen, trotzdem glänzt er in der Schule. „Ich hatte kein Privileg oder eine Sonderbehandlung bei den Lehrern“, sagt er. „Ich hatte das große Glück, dass ich in meiner Schulzeit selbst nicht viel lernen musste. Ich habe versucht, gut im Unterricht aufzupassen, und konnte so schon viel mitnehmen.“ Mattissecks Leistungsfächer sind Sport und Englisch, die weiteren Abitur-Prüfungsfächer Mathematik, Politikwissenschaften und Biologie. In der schriftlichen Prüfung bekommt er im Fach Sport dreizehn Punkte, in Mathe zwölf. „Jonas war ein sehr

„Ich mag alles an Jonas. Er spielt mit Intensität, ist ein exzellenter Verteidiger und Schütze. Er versucht in jedem Moment zu lernen und das Spiel besser zu verstehen. Das ist die beste Einstellung, die ein Spieler haben kann. Zudem hat er einen sehr guten Charakter. Ich bin sehr glücklich mit ihm.“ Aito Garcia Reneses -----------

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Fotos:Regina Hoffmann/Euroleague Basketball/Jan-Philipp Burmann/City-Press via Getty Images

MATT MAT ISS ISS ECK ECK fleißiger und ehrgeiziger Schüler“, erinnert sich Susanne Finis, Sportund Französischlehrerin am SLZB. „Er ist zudem ein äußerst positiver und aufgeschlossener Mensch. Er ging immer mit einem großen, authentischen Lächeln durch die Schule und hat gegrüßt.“ Mit der Schulauswahlmannschaft des SLZB ist Susanne Finis als Assistenztrainerin bei der Schul-WM 2017 in Kroatien dabei, wo Mattisseck der Mannschaftskapitän ist. „Jonas hatte die Mannschaft sehr gut im Griff, hielt Motivationsansprachen, hat seine Teamkollegen angespornt oder auch gebändigt, wenn sie auf die Barrikaden gingen“, erinnert sich die Lehrerin. „Er war ein höchst akzeptierter Kapitän. Seine Ansagen wurden von den anderen angenommen. Er ist eine Führungspersönlichkeit. Ich bin ein absoluter Jonas-Fan! Man trifft selten solch sympathische Menschen, die auch noch erfolgreich sind. Eine Megapaarung!“

Profivertrag, Auszug, Freundin

Ende Juli 2019, also anderthalb Jahre nach seinem Debüt, unterschreibt Mattisseck schließlich seinen ersten

Profivertrag über vier Jahre bei Alba Berlin. Für beide Seiten ist klar, dass eine langfristige Zusammenarbeit sinnvoll ist. Für Mattisseck beginnt jetzt ein neues Lebenskapitel: „Ich war sehr aufgeregt und habe mit großer Vorfreude in die neue Saison geblickt.“ Die spielfreie Zeit im Sommer nutzt er neben harten Trainingseinheiten, um aus seinem Elternhaus in Lichtenrade auszuziehen. Seine neue Wohnung befindet sich in Prenzlauer Berg – näher am AlbaTrainingszentrum und auch näher an der Wohnung seiner Freundin Minerva Hase, die er in der Schule kennenlernt und mit der er zusammen Abi macht. Hase ist selbst Leistungssportlerin im Eiskunstlauf. Die 29 Zentimeter kleinere Eisprinzessin tritt mit Nolan Seegert seit 2014 im Paarlauf für Deutschland bei Europa- und Weltmeisterschaften an. Das Fernziel ist Olympia 2022 in Peking. In der deutschen JugendNationalmannschaft durchläuft Mattisseck von Beginn an alle Stationen. Seit dem zweiten Jahr der U16 ist er jedes Jahr im DBB-Auswahlkader, spielt die U16-EM in Polen, die U18-EM in Lettland (bester deutscher Scorer und Passgeber) sowie 2019 die U20-EM in Tel Aviv.

Beim großen Erfolg mit der U20, die erst die zweite Medaille in 35 Jahren gewinnt, ist Mattisseck zweitbester deutscher Punktesammler. Schon fünf Monate zuvor darf er unter Coach Henrik Rödl erstmals bei der A-Nationalmannschaft reinschnuppern. Jedoch stehen dort noch Dennis Schröder, Ismet Akpinar und Maodo Lo vor ihm auf seiner Position. „Die Konkurrenz ist auf jeden Fall stark“, weiß Mattisseck. „Aber ich mache mir überhaupt keinen Druck, dass ich schnellstmöglich dabei sein muss. Ich weiß, dass ich noch sehr jung bin und viel Zeit habe, da anzuknüpfen. Deswegen sehe ich das ganz entspannt.“ Das Interview mit Mattisseck findet kurz vor Weihnachten statt. Deshalb darf er sich am Ende noch etwas wünschen. Wo sieht er sich selbst mit 30 in seiner Prime in zehn Jahren? „Wenn ich mir beim Weihnachtsmann etwas wünschen dürfte, dann dass ich bis dahin mal als Leading Player die Euroleague gewonnen habe“, schwelgt Mattisseck in Visionen. „Und wenn der Weihnachtsmann richtig lieb zu mir ist, dass ich auch mal in der NBA gespielt habe. Das wäre ein Traum.“ redaktion@fivemag.de

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in-dre-ssant

NBA-Reformen

Fotos: Andrew D. Bernstein/NBAE via Getty Images

In-DrĂŠ-ssant Neu? Ja. Aber auch besser?

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Die NBA hat einige Reformen auf der Agenda: einen Pokal, Playoff-Reseeding, weniger Spiele. Ergeben sie auch Sinn? Text: AndrĂŠ Voigt


V

eränderungen. Sie gehören zum Leben. Im positiven wie im negativen Sinne. Und da der Sport zum Leben gehört, geht es auch dort immer weiter. Regeln werden reformiert, neue Wettbewerbe geschaffen, Regularien angepasst etc. Die National Basketball Association versteht sich schon länger als Liga, die gern Dinge in Frage stellt, die anderswo mit dem verheerenden Satz „Das war schon immer so“ abgetan werden. Vor allem Adam Silver, Nachfolger des nicht minder umtriebigen David Stern auf dem Sessel des NBA-Commissioners, scheucht die Liga in Sachen Innovation vor sich her. Deshalb lässt er kleine Arbeitsgruppen in allen denkbaren Bereichen ständig neue Ideen entwickeln, die die NBA nach vorne bringen und etwaige Defizite ausmerzen sollen. Einfach ist das aber nicht. Silver und Co. können nicht einfach Reformen erlassen. Es bedarf der Zustimmung der Besitzer per Zweidrittelmehrheit, genau wie in vielen Bereichen des Einverständnisses der Spielergewerkschaft. Silvers Thinktanks können jedoch als Ideengeber fungieren und Ansätze marktreif denken. Genau das haben sie Ende 2019 getan. Wie NBA-Insider Shams Charania auf Twitter berichtete, bekamen alle 30 Teams Post vom Ligabüro. Diese skizzierte einige tiefgreifende Reformen und beschrieb, wie diese umgesetzt werden sollten. Welche das waren und ob sie Sinn ergeben? Das hier sind die wichtigsten …

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Vier Partien weniger klingt nicht gerade nach einem großen Wurf. Und so wirklich kann davon auch keine Rede sein. Aber: In Zeiten des Load Managements und immer neuer Erkenntnisse in Sachen Verletzungsprophylaxe kann eine solche Maßnahme nur helfen. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass die Besitzer und Spieler hier nicht auf jeden Cent der eigenen Einnahmen schauen. Wenn beide Seiten hier ein wenig auf Geld verzichten (weniger Partien bedeuten weniger Ligaeinnahmen und somit weniger an die Spieler bzw. Besitzer auszuschüttende Dollars), sollte diese Idee durchgehen. Übrigens: Das Argument, dass ja die Statistiken dann nicht mehr mit denen der 82-Spiele-Zeit zu vergleichen sind, ist keins … um seriös vergleichbar zu sein, werden die Zahlen mittlerweile sowieso auf 100 Ballbesitze oder 36 Minuten Spielzeit hochgerechnet. Ausgeruhtere Spieler, die trotz der Reisestrapazen anständig schlafen können, müssen Liga und Profis einige Millionen Dollar wert sein.

Playoff-Reseeding

Ein neues Playoff-Setzsystem wurde schon länger diskutiert. Der Grund: das Leistungsgefälle zwischen den beiden Conferences. Wenn schon in einem Conference-Finale die beiden besten NBA-Teams gegeneinander antreten, ist das immer suboptimal … die Liga will nun ab den Conference-Finals die verbleibenden vier Teams nach ihrer Bilanz in der regulären Saison setzen. Das ist ein No-Brainer und sollte durchgehen. Reisestrapazen sind ab den Conference-Finals aufgrund des dann entzerrten Spielplans kein Thema – selbst wenn Portland gegen die Heat antreten müsste.

Playoff-Play-in

Weil am Ende der regulären Saison zuletzt wenig los war, soll das Playoff-Play-in für neue Furore sorgen. Hierbei würden am Ende der regulären Saison die Tabellenplätze sieben bis zehn in den jeweiligen Conferences um den Einzug in die Playoffs spielen. Der Siebte gegen den Achten, der Neunte gegen den Zehnten. Der Sieger der erstgenannten Partie wäre in den Playoffs und an Nummer sieben gesetzt. Der Gewinner aus 9 vs. 10 würde gegen den Verlierer aus 7 vs. 8 um den finalen Platz in der Postseason spielen. So wirklich nötig ist diese Reform nicht, aber sie kann natürlich vor den Playoffs für etwas zusätzliche Spannung sorgen. Sie dürfte durchgehen. Vor allem weil die NBA dieses Play-in sicher teuer an einen TV-Partner verkaufen würde – so könnte das Geld wieder reinkommen, das durch die reduzierte Gesamtspielzahl verloren geht.

Der NBA-Pokal

In FIVE #164 haben wir die Hauptreform bereits vorgestellt. Dort schrieben wir: „Hinzu kommt eine Art ,NBA-Pokal‘: ein alle 30 Teams einschließendes Turnier im Stil europäischer Fußballcups. Hierbei würden in den sechs Divisionen normale Partien der regulären Saison als Qualifikation und Gruppenphase für die folgende K.o.-Phase von Ende November bis Mitte Dezember dienen. In dieser treten dann die sechs Divisionsführenden plus die zwei besten Zweitplatzierten ab dem Viertelfinale an. Fragt sich: Nehmen die Teams einen Wettbewerb ohne Tradition in Zeiten der Belastungssteuerung ernst genug? Die NBA-Spitze um Commissioner Adam Silver geht davon aus, erschließt der ,NBA-Pokal‘ doch potenziell neue Sponsoringfelder.“ Die Liga hat seither jedoch realisiert, dass es dann doch noch etwas zusätzliche „Motivation“ braucht, damit Franchises und Profis diesen Pokal ernst nehmen. So soll ein Preisgeld von einer Million Dollar pro Spieler und 1,5 Millionen pro Trainerstab diskutiert worden sein. Genau wie ein zusätzlicher Draftpick für das Gewinnerteam. Auch wenn all diese Maßnahmen darauf hindeuten, dass nicht alle in der NBA hinter diesem Pokal stehen und erst überzeugt werden müssen, dürfte er kommen. Zu groß sind die potenziellen zusätzlichen TV-Einnahmen. Allerdings fehlt diesem Konstrukt die eine Sache, die einen Pokal am Ende interessant macht: die Kleinen. Hier würden 30 NBATeams gegeneinander spielen und keine Amateure den Profis ein Bein stellen können. Ob die zusätzlichen Dollars mitten in der Saison für eine große Extramotivation sorgen? Das erscheint dann doch sehr, sehr fraglich … Aber gut: Geld wird es für alle bringen (die zusätzlichen TVund Sponsorengelder kommen allen zugute), und deshalb wird auch diese Veränderung kommen. Wenn es nach Adam Silver geht, schon zur 75. NBASaison 2021/22. Werden diese Änderungen die NBA nachhaltig verbessern? Ein wenig schon. Doch der große Wurf sind die Reformen nicht. Das Produkt auf dem Feld wäre besser, wenn die Teams mehr bzw. überhaupt trainieren könnten und nicht an aufeinanderfolgenden Tagen aufs Parkett müssten. In dieser Hinsicht ändern diese Ideen nichts. Schade. dre@fivemag.de

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ivan beslic Das Streben nach Glück

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reunde, heute gibt’s Lesenswertes über „Miami‘s finest“: Rony Seikaly. Rony wurde 1965 im Libanon geboren und schon sehr früh mit dem Ernst des Lebens konfrontiert. Als Kind in einem Land aufzuwachsen, in dem der Bürgerkrieg wütete und Bomben auf dem Schulweg explodierten, war bestimmt kein Zuckerschlecken. Als sich die Lage zuspitzte und die Einschläge näher kamen, machte Ronys Vater das einzig Richtige und wanderte mit seiner Familie nach Griechenland aus, um dem Schlimmsten aus dem Weg zu gehen. #safetyfirst Dort konnte Rony endlich wieder unbekümmert Kind sein und im basketballbegeisterten Athen seine Liebe zum Spiel entdecken. Die Weichen wurden in die richtige Richtung gestellt, als er über Umwege zur Jugendauswahl von Panathinaikos kam. Im Sommer 1983 ging es dann in den Ferien über den großen Teich, um seine Schwester in Syracuse zu besuchen, die damals in den Staaten studierte. Bei der Gelegenheit klopfte er einfach mal unverblümt beim Coach des Basketball-Teams an der Tür und fragte, ob er mal beim Training vorbeischauen könnte. Rony hat sich einfach unkonventionell, aber effektiv selbst gescoutet! Seine Mitspieler in Athen versuchten ihm

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das College auszureden, doch Rony hörte auf sein Bauchgefühl und lief im Folgejahr für die Syracuse University auf. Seikaly war ein Rohdiamant, der bei den täglichen Drills mit Headcoach Jim Boeheim den nötigen Feinschliff bekam, um auf dem Court fett gedruckte Ausrufezeichen zu setzen. Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten … und Vorurteile. Als Libanese wurde er wegen der damaligen einseitigen Berichterstattung oft mit Krieg und Terror in Verbindung gebracht – schlechteste Voraussetzungen, um sich neue Freunde zu machen. Doch da es auf dem Court niemanden juckt, wo du herkommst, ließ er sein Game für sich sprechen. Um die Situation ein wenig stressfreier zu gestalten, nahm er 1986 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Es folgte sogar ein Platz im US-Kader und der Gewinn der Weltmeisterschaft im selben Jahr. #welcometoAmerica Nach vier Jahren bei Syracuse meldete sich die Collegelegende 1988 zur Draft an. Es war ein besonderes Jahr für die expandierende NBA, die mit den Miami Heat und den Orlando Magic gleich zwei neue Teams in die Liga aufnahm. Miami bewies Fingerspitzengefühl, als man sich den libanesischen Modellathleten an neunter Stelle als ersten Rookie der Franchise-Geschichte angelte. Sonnenschein, coole Stadt, fettes Logo! Während Crockett und Tubbs in Miami auf Ganovenjagd gingen, versuchte man bei den Heat, professionell Basketball zu spielen. Doch mit dem damaligen Oberliga-Kader war es überhaupt ein Wunder, dass es am Ende der Saison für 15 Siege reichte – mehr unbekannte Spieler hab ich in einem NBA-Team wirklich noch nie gesehen! Seikaly spielte mit 10,9 Punkten und 7,0 Rebounds eine robuste Rookie-Saison. Der 2,08 Meter große Center tat das, was er am besten konnte: Würfe blocken, rebounden und am Brett punkten. Seine wieselflinken Lowpost-Moves brachten ihm den Namen „Spin Doctor“ ein. Bereits in seiner zweiten Saison wurde er mit 16,7 Punkten und 10,9 Rebounds Topscorer des Teams und sahnte dazu noch den „Most Improved Player“-Award ab. Mit den Neuzugängen Glen Rice und Steve Smith häuften sich auch die Teamerfolge, und man erreichte nach nur drei Jahren zum ersten Mal die Playoffs – sogar die Heat von damals waren besser als die Knicks von heute! #facts Nach sechs sehr starken Jahren am South Beach wurde die Double-DoubleMaschine zu den Golden State Warriors geschickt, wo Rony aber aufgrund von Verletzungen nie seine volle Leistung brachte, bis es dann 1997 nach Orlando ging. Nach dem Abgang von Shaquille O’Neal gab es dort große Fußstapfen zu füllen … kein Problem für Seikaly,

der mit 17,3 Punkten und 9,5 Rebounds wieder zu alter Form fand und nach Penny Hardaway zweitbester Scorer des Teams war. Aber mit der Zeit häuften sich die Verletzungen, was 1999 nach elf NBA-Jahren zum Karriereende bei den New Jersey Nets führte. Doch wie einst Sepp Herberger zu sagen pflegte: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Mit den 27 Millionen, die er als Spieler verdient hat, hätte man eigentlich prima einen faulen Gilbert Arenas schieben können, doch Rony hatte andere Pläne. Basketball war zwar seine große Liebe, doch seine Leidenschaft gehörte der Musik. Schon als 14-Jähriger veranstaltete er in der Garage Partys für seine Homies und ließ die Puppen zur Disco-Musik tanzen wie beim Kasperle-Theater. #tritratrullala 20 Jahre später, als 34-jähriger Hoop-Rentner mit dem nötigen Klimpergeld in der Bauchtasche, baute er sich in Florida sein eigenes kleines Studio auf, um richtig Mucke machen zu können. Er produzierte Tunes, baute Beats zusammen und kreierte einen eigenen Style, der die House-Szene aufhorchen ließ. Was folgte, waren Labeldeals, eigene Releases und eine zweite Karriere als gefeierter House-DJ. Und ich rede hier nicht von diesen Wannabe-„Drück-auf-Play“-DJanes wie Paris Hilton oder ähnlichen Flitzpiepen. Der „Spin Doctor“ ist ein echter Musiknerd, der sich monatlich bis zu 3.000 neue Tracks anhört, um nach auditiven Leckerbissen zu suchen. Besonders empfehlenswert ist sein Track „Practice“ – eine Hommage an Allen Iversons legendäres Interview, untermalt mit melodischen Klängen, die dazu anregen, das Tanzbein zu schwingen oder zu trainieren. #talkingboutPractice! In der elektronischen Musikszene ist Rony längst kein Unbekannter mehr und bewegt heutzutage die Massen auf dem „Burning Man“ und diversen anderen Festivals. Doch neben dem Basketballschuhe und Kopfhörer tragenden Seikaly gibt es auch noch eine dritte Version des Multitalents: den Immobilienmogul. Er besitzt mehrere Häuser, liebt es, diese mitzugestalten, und hat nebenbei ein millionenschweres Unternehmen aufgebaut. In Miami ist er schon längst eine lokale Legende. Man kann schon sagen: Rony hat es geschafft. Und dabei rede ich nicht von seiner finanziellen Situation. Was gibt es Besseres, als morgens glücklich aufzuwachen und seine Träume zu leben? Rony Seikaly hat immer das gemacht, worauf er Bock hatte, ob als Basketball spielender Teenager oder als 54-jähriger House-DJ. Er ist sich immer treu geblieben, nur halt mit ein paar Millionen mehr auf der Bank. Freunde, 2020 hat gerade erst begonnen. Macht was draus und weckt den Rony in euch! It’s never work when you love it!

Peace, Ivan


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