FIVE #162

Page 1

BASKETBALL FOR LIFE

ALLES NEU. ALLES ANDERS. ALLES GEIL.

3,90 €

Österreich 5,00 € Schweiz 7,80 SFR BeNeLUX 4,60 € Italien 5,25 € Spanien 5,25 €

ISSUE 162 ISSN 1614-9297 WWW.FIVEMAG.DE

READY TO RUMBLE!

+

11/2019

162

EUROLEAGUE-PREVIEW JOSH HART MORITZ WAGNER WM-RÜCKBLICK 2019 NBA 2K20 SNEAKER HALL OF FAME VICTOR WEMBANYAMA

DIE GROSSE NBA-PREVIEW 2019/20! JEDES TEAM AUF ZWEI SEITEN!


WWW.K1X.COM

FALL FALL FALL FALL FALL FALL

/ / / / / /

WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER

19 19 19 19 19 19

FF AA LL LL FF AA LL LL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FF AA LL LL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FF AA LL LL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL FALL

// // / / / / / / / / / / / / / / / // / / / / / / / / / / / / / // / / / / / / / / / / /

W II NN TT EE RR W W W II NN TT EE RR WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER W W II NN TT EE RR WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER W W II NN TT EE RR WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER WINTER

11 99 11 99 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 11 99 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 11 99 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19


PLAY HARD


editorial

FIVE

IMPRESSUM

162

Redaktion: redaktion@fivemag.de Verlag: KICKZ Never Not Ballin’ GmbH Landwehrstr. 60 80336 München Tel.: +49-89-324 781 70 Fax: +49-89-324 781 99 Herausgeber: Christian Grosse Chefredakteur: André Voigt (verantw.) Grafik: Patrick „Mochokla“ Ortega Fotos: Getty Images

DIE BESTE NBA ALLER ZEITEN!

Fotos: Jesse D. Garrabrant/Jennifer Pottheiser/NBAE via Getty Images

LIEBE FIVE-GEMEINDE, sorry wegen der unnötig reißerischen Überschrift auf dieser Seite, aber ihr müsst das halt verstehen … Jedes Jahr setzen wir uns zu dieser Zeit hin und versuchen, einen möglichst plakativen, aber eben trotzdem akzeptablen Superlativ zu finden, um die kommende Spielzeit in der NBA zu beschreiben. Dieses Mal aber hat der vergangene Sommer mit der wildesten Transferperiode aller Zeiten bereits alles aufgebraucht, was an verantwortungsvollem Hype ausgeschüttet werden kann. Deshalb die Anleihe beim jährlichen FußballZweitliga-Hypeprogramm von Sport1. Nochmal: sorry. Aber irgendwo auch nicht, denn wann stand uns in den vergangenen Jahren denn solch eine spannungsgeladene Spielzeit bevor? Topfavoriten? Gibt es gleich eine ganze Handvoll, doch alle von ihnen haben auch ihre Schwächen, die zu berechtigen Zweifeln Anlass geben. Junge aufstrebende Teams, die überraschen können? Auch von denen gibt es gleich eine ganze Reihe. Leichte Partien dürfte es in der Western Conference –

außer es geht gegen die Suns – keine geben. Und auch wenn die Eastern Conference mal wieder die Leastern Conference ist – auch dort dürften selbst die Kellerkinder zumindest wettbewerbsfähig sein. Spannung scheint also garantiert, zumal es noch einige All Stars gibt, bei denen es sich durchaus zu spekulieren lohnt, ob sie denn das Ende der Saison 2019/20 bei ihrem jetzigen Klub erleben. Chris Paul, Bradley Beal und Kevin Love sind allesamt wohl zu haben … Wie in jedem Jahr seit 2003 haben wir alles getan, um euch die beste NBA-Preview des Landes zu liefern. Alle 30 Teams auf jeweils zwei Seiten! 300.000 Zeichen gilt es zu lesen sowie die Statistiken der vergangenen Saison, Depth Charts, Stärken, Schwächen – und Good Red vs. Bad Red ist natürlich am Start! Es kommt einem echt vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass wir unsere erste Preview geschrieben haben. Aber wenn die Recherche nicht trügt, sind von damals nur die folgenden Akteure überhaupt noch in der NBA aktiv: LeBron James, Kyle Korver, Tyson Chandler, Nenê, Pau Gasol, Udonis Haslem und natürlich der ewige Vince Carter.

BESTEN DUNK

nächste aUSGABE

Dré dunkt den Kollegen, die während der WM aus China berichtet haben!

Die FIVE #163 erscheint am 15. November 2019 oder liegt schon bis zu vier Tage vorher bei allen Abonnenten im Briefkasten. Dann im Heft: Giannis Antetokounmpo, Dr. Rainer Meisterjahn und vieles mehr!

Ausgabe verpasst? Kein Thema. Scannt den nebenstehenden Code mit eurem Smartphone ein oder

04

schaut auf www.kickz.com/de/five vorbei und ordert einfach nach.

Lektorat: Thomas Brill

Falls ihr euch jetzt alt fühlt, anschnallen: Erstmals erscheint eine FIVESaisonvorschau der NBA ohne Dirk Nowitzki. Nach 21 Saisons war im vergangenen April Schluss, und ein Comeback wird es nicht geben. Der Rücktritt vor den Helden seiner Jugend auf dem Parkett des heimischen American Airlines Center war so ergreifend wie passend für den besten Basketballer, den Deutschland je hatte – und einen der besten Spieler aller Zeiten überhaupt. In den Anfangsjahren bekamen wir immer wieder E-Mails oder sogar Briefe (jetzt fühlt ihr euch spätestens alt!), in denen gefordert wurde, dass wir unsere kostbaren Seiten doch bitte nicht an einen so „weichen, uncoolen Möchtegern-Baller“ verschwenden sollten … Das Internet war halt schon damals das Internet, auch wenn es eine Briefmarke kaufte und zum Postkasten lief. Egal, auch ohne Dirk wird diese Saison der Wahnsinn. Anschnallen und genießen!

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Christian Orban Sebastian Dumitru Moritz Wagner Ruben Spoden Manuel Baraniak Peter Bieg Torben Adelhardt Daniel Müller Ivan Beslic Robbin Barberan Aboservice: KICKZ Never Not Ballin’ GmbH E-Mail: abo@fivemag.de Tel.: +49-89-324 781 70 Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168 34121 Kassel Vertrieb: MZV GmbH & Co. KG Ohmstr. 1 85716 Unterschleißheim Für unverlangt eingesandtes und nicht mit einem Urhebervermerk gekennzeichnetes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Beiträge, die namentlich gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung sowie Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages. Gerichtsstand ist München.

ISSN 1614-9297

Viel Spaß mit FIVE #162! FIVE_MAG

André Voigt

NEXT

WWW.FACEBOOK.COM/ FIVEMAG TWITTER.COM/ FIVEMAG

FIVE-ABOSERVICE Heft noch nicht da? Dann mailt an abo@fivemag.de ...


FIVE

inhalt

162

88

84 18

06

30

48

66

84

24 SECONDS

CHARLOTTE HORNETS

PHILADELPHIA 76ERS

MEMPHIS GRIZZLIES

NBA 2K20 Was kann die neueste Version

Prospects, Einwurf, Ruben

32

50

68

CHICAGO BULLS

TORONTO RAPTORS

MINNESOTA TIMBERWOLVES

34

52

70

CLEVELAND CAVALIERS

WASHINGTON WIZARDS

NEW ORLEANS PELICANS

Gamescom in Köln – und FIVE

36

54

72

besuchte ihn dort.

DETROIT PISTONS

DALLAS MAVERICKS

OKLAHOMA CITY THUNDER

18

38

56

74

NBA-PREVIEW 2019/20

INDIANA PACERS

DENVER NUGGETS

PHOENIX SUNS

Was steckt in der NBAPreview 2019/20? Und wo könnt ihr die NBA sehen?

40

58

76

Nationalmannschaft und die

Unser Guide antwortet!

MIAMI HEAT

GOLDEN STATE WARRIORS

PORTLAND TRAIL BLAZERS

24

42

60

78

96

ATLANTA HAWKS

MILWAUKEE BUCKS

HOUSTON ROCKETS

SACRAMENTO KINGS

KICKZ hat die Styles,

26

44

62

80

Holt sie euch!

BOSTON CELTICS

NEW YORK KNICKS

LOS ANGELES CLIPPERS

SAN ANTONIO SPURS

28

46

64

82

BROOKLYN NETS

ORLANDO MAGIC

LOS ANGELES LAKERS

UTAH JAZZ

Spoden, FIVE-Buchklub, Publetter, Moritz Wagner, Bei der Geburt getrennt etc.

14 INTERVIEW: JOSH HART Josh Hart besuchte die

eures Lieblingsbasketballspiels?

88 EUROLEAGUE-PREVIEW 2019/20 Die zweitbeste Liga der Welt hat mächtig aufgerüstet und jetzt sogar Superteams!

94 IN-DRÉ-SSANT Das WM-Aus der deutschen jetzt nötigen Folgen.

WARENKORB die ihr wollt!

98 IVAN BESLIC Drazen Petrovic war der „Mozart des Basketballs“!

05


24

einwurf

EINWURF

twenty four seconds I

VERGESSENE WURZELN In seiner Kolumne „Einwurf“ schaut Christian Orban über den Spielfeldrand hinaus und schreibt über die weniger beachteten Aspekte der Basketballkultur. Text: Christian Orban

m August dieses Jahres hätte die NBA ein Jubiläum und damit einen der wichtigsten Tage in der Liga-Geschichte feiern können. Denn am 03. August 1949 schlossen sich die beiden wettbewerbsfähigen Profiligen der National Basketball League (NBL) und der Basketball Association of America (BAA) zur National Basketball Association zusammen. Die beste Basketballliga der Welt entstand also durch eine Fusion zweier gleichberechtigter Vorgängerligen – und der Name selbst war das Symbol dafür. Indes fiel die Geburtstagsfeier 2019 wiederholt aus. Schließlich datiert die NBA ihre Gründung bis heute allein auf die 1946 etablierte BAA zurück. Gemäß dieser Rechnung wurden 1996 etwa 50 Jahre NBA groß begangen, und 2021 steht folglich das 75-jährige Liga-Jubiläum an. Während die BAA-Historie offiziell einbezogen wird, werden die wegweisenden Beiträge und Vorleistungen der älteren NBL von Seiten der NBA hingegen ausgeblendet und nicht anerkannt. Es stellt sich sonach die Frage nach den Gründen für diese noch immer anhaltende Geschichtsklitterung … Wider die historische Wirklichkeit lautet das Kernargument der NBA, dass 1949 eine Expansion stattfand und keine neue Liga begründet wurde. So besagt eben auch der auf die BAA zentrierte Gründungsmythos, die finanzstarken Teambesitzer seien seit jeher der Erfolgsmotor der NBA. Denn die BAA wurde von Eishockey-Magnaten ins Leben gerufen. Diese setzten auf ihre Eignermacht und kontrollierten an der US-Ostküste den Zugang zu den großen Spielstätten. Hinzu kommt der Fakt, dass BAA-Boss Maurice Podoloff zum ersten NBAPräsidenten (1949 bis 1963) berufen wurde und seinerzeit die Deutungshoheit übernahm. Dabei war er mitnichten ein Freund der rivalisierenden NBL, deren einflussreiches Erbe fortan ausgespart blieb. Eine Fehlleistung, die bis heute nachwirkt – gleichwohl die Vorreiterrolle der NBL der derzeitigen NBA gut zu Gesicht stehen würde.

06

Die weithin vergessene NBL zu würdigen, ist daher nicht nur eine Frage der historischen Korrektheit. Vielmehr bedeutet es, die Arbeit und die Akteure der Vorgängerliga anzuerkennen sowie anzudeuten, was sie zur Etablierung des Profibasketballs beigetragen haben. Die NBL wurde 1937 auf Initiative der Konzerne General Electric, Firestone und Goodyear gegründet. Sie war die erste stete Basketball-Profiliga in den USA, welche die „Große Depression“ und den Zweiten Weltkrieg überdauerte sowie in puncto BasketballExpertise und -Talent die Basis für die NBA der 1950er Jahre legte. Im Mittleren Westen beheimatet, kamen anfangs vor allem von Unternehmen gesponserte Teams wie die Akron Goodyear Wingfoots, die Fort Wayne Zollner Pistons und die Indianapolis Kautskys in der stärksten Liga des Landes zusammen. Das Leistungsniveau der regionalen NBL verdeutlicht die Tatsache, dass ihre Mannschaften aus dem von 1939 bis 1948 jährlich ausgetragenen World Professional Basketball Tournament sieben Mal als Sieger hervorgingen. Es war ein nationales Einladungsturnier, an dem die besten US-Profiteams teilnahmen und den „Weltmeistertitel“ ausspielten. Drei Turniergewinne gingen hierbei an die afroamerikanischen New York Rens, Harlem Globetrotters und Washington Bears. Im Gegensatz zur BAA, die schwarzen Spielern und Teams die Ligazugehörigkeit und damit den Zugang zu den großen Arenen verwehrte, trugen NBLTeams zumindest einige Partien gegen die Rens und Globies aus. Ab den 1940er Jahren liefen in der NBL dann vereinzelt Afroamerikaner auf. Auch wurden die Rens 1948 als erste schwarze Mannschaft in die kooperative und innovative Liga aufgenommen, die nicht nur bei der Integration, sondern etwa auch regeltechnisch innovativ voranging.

So wurde in der NBL der Sprungball nach jedem Korberfolg abgeschafft, wodurch der Profibasketball zu einem schnelleren, attraktiveren Spiel wurde. 1954 waren es mit Leo Ferris und Danny Biasone (Manager bzw. Besitzer der Syracuse Nationals) zudem zwei smarte NBL-Alumni, die für die Idee und Einführung der 24-Sekunden-Wurfuhr verantwortlich zeichneten. Selbige gilt als Auftaktsignal zum modernen Basketball sowie als Rettungsanker der jungen NBA. Überdies gelang es der NBL, trotz meist kleiner und mittlerer Städte und Märkte, ihren Zuschauern auch die befähigtsten Spieler zu präsentieren. Nicht zuletzt konnte die Liga mit George Mikan den ersten echten Basketballstar für sich gewinnen. Mit der Dynastie der Minneapolis Lakers (dem originären „Superteam“ der NBA) gewann der Big Man in der NBL 1948 seinen ersten Titel. Generell schienen das spielerische Talent und die Leistungsstärke auch in der NBA auf. Die prägenden Akteure kamen vorwiegend aus der älteren Liga, während die ersten sechs Meistertitel allesamt an vormalige NBL-Teams gingen. Nur einem BAA-Team gelang in diesen Anfangsjahren überhaupt der Finals-Einzug. Fünf der heutigen 30 NBAFranchises haben ihre Wurzeln in der NBL: Neben den Lakers sind dies die Pistons (Fort Wayne Zollner Pistons), Hawks (Tri-Cities Blackhawks), Kings (Rochester Royals) und Sixers (Syracuse Nationals). Lediglich drei NBA-Traditionsteams – die Celtics, Knicks und Warriors – gehörten dagegen originär der BAA an. 1949 zählte die NBA zunächst 17 Franchises – dabei waren nur sechs von ihnen ursprünglich Teil der BAA, zehn gingen aus der Konkurrenzliga hervor. Von 1953 bis 1966 umfasste die NBA alsdann acht bzw. neun Mannschaften, wobei die besagten fünf von ihnen aus der NBL herrührten. Diese Genealogie und die Vorarbeit der NBL sollten alle NBA-Fans kennen und benennen, wenn die Liga das nächste Mal „offiziell“ Geburtstag feiert.


Moe-diary

MOE DIARY Moritz Wagner steht vor seiner zweiten NBA-Saison. Die wird für den Big Man in Washington, D.C. beginnen. In FIVE nimmt er euch mit auf seine Reise, die ihn von Alba Berlin über die University of Michigan bis zu den Wizards geführt hat. Text: Moritz Wagner

och nie habe ich mich so sehr wie ein Chauffeur gefühlt. Ein persönlicher Uber-Fahrer, wenn man so mag. In einem lila Honda Civic, den ich von meinem guten Kumpel Harry geliehen hatte, fuhr ich meinen Bruder Franz durch Ann Arbor. Zum Unterricht, zum Training, danach zur Mall zum Einkaufen und dann wieder zu seinem Wohnheim an der University of Michigan, zum „Dorm“. Mehrmals wurden wir dafür ausgelacht, dass wir als Zwei-MeterMenschen mit einem so kleinen Wagen rumfuhren. Hat uns aber nicht gestört. Zusammen richteten wir Franz in seinem neuen Zimmer häuslich ein, besorgten Bettwäsche, einen Fernseher und halt all die Sachen, die man am College so braucht. Danach trainierten wir zusammen. Ein typischer Tag sah so aus: Ich brachte Franz morgens zur Uni, ging selber trainieren. Dann holte ich ihn ab, wir gingen zusammen essen, bevor ich ihn wieder wegbrachte zum nächsten Kurs. Dann gönnte ich mir einen Mittagsschlaf, bevor ich ihn wieder abholte und wir irgendwelche Sachen erledigten, die anlagen. Gestört hat mich die Fahrerei überhaupt gar nicht. Schließlich war es Franz’ erste Woche auf dem Campus, und ich bekomme sonst eh nicht so die Möglichkeit, mit ihm abzuhängen,

Fotos: Bettmann /Michael Reaves/ Rich Fury/Getty Images

N

geschweige denn zusammen mit ihm zu trainieren. Nachdem das Thema Nationalmannschaft für mich abgehakt war, flog ich mit Franz nach Ann Arbor, um ihn zu Beginn seines Studentenlebens ein wenig zu unterstützen. Eine Telefonnummer besorgen, ein Konto einrichten, sich am Campus zurechtfinden – das waren die Dinge, mit denen ich zu Beginn am meisten Probleme hatte, und dementsprechend wollte ich Franz das Leben ein wenig leichter machen. Ich liebe Ann Arbor sowieso, deswegen ist Franz jetzt eine sehr gute Ausrede für mich, immer mal wieder dorthin zurückzukehren. Ich kann trainieren, in Ruhe mein Ding machen und mich in dieser kleinen Stadt irgendwie sehr gut fokussieren. Wir verabschiedeten uns von unseren Eltern und Berlin an einem Sonntag, und ich blieb bis Freitag in Michigan. Als Franz und ich mit all seinen Koffern am Studentenwohnheim ankamen, schossen in mir alle meine eigenen Erinnerungen hoch. Derselbe Geruch, dieselben Couchbänke in der Lobby und dasselbe Piepen der Fahrstühle … Die Dorms hatten sich einfach überhaupt gar nicht verändert. Und obwohl ich teilweise während meines Freshman-Jahres auch echt harte Wochen hier hatte,

waren all die Erinnerungen nur positiv. Ich vermisste es sofort. Ich erinnerte mich an all die bescheuerten Diskussionen, die ich mit meinen Teamkameraden damals auf denselben Fluren hatte. All die Basketballspiele und FIFA-Battles. Wir hatten sogar eine „FIFA-All-Time-Record-List“ mit den miesesten Niederlagen, wo du sehen konntest, wer gerade an der Spitze stand. Die Liste hing unter dem – zugegeben übermäßig großen – Fernseher. Wir hatten einen schwarzen Futon zwischen die Betten gestellt, auf dem wir immer abhingen. Dieser Futon machte unseren „Dorm Room“ zum absoluten „Abhängespot“ aller Freshmen und Sophomores des Basketball-Teams, die dort wohnten. Ohne es wirklich zugeben zu wollen: Ich bin neidisch, wenn ich ehrlich bin. Das habe ich Franz in der Woche ungefähr 30-mal gesagt. Die Sache, vor der ich damals die größte Angst hatte, mit nur zwei Koffern in ein neues Umfeld zu kommen und sich seine eigene Welt aufzubauen … das würde ich gern nochmal machen. Damit meine ich nicht, dass ich irgendetwas aus der Vergangenheit bereue, nur dass es ein unglaublich cooler Prozess war. Eine Erinnerung, die ich gegen nichts in der Welt eintauschen würde. Auch wenn es schwierige Tage gab.

07


FIVE Buch Klub

Andre Iguodala: „The Sixth Man: A Memoir“ 356 Seiten, Blue Rider Press, 2019, ca. 17 Euro

08

Andre Iguodala

The Sixth Man: A Memoir Jeden Monat stellen wir euch an dieser Stelle im FIVE-Buchklub lesenswerte Bücher aus der Welt des Basketballs vor. Text: Daniel Müller

E

in stranger Zeitpunkt, den Andre Iguodala sich da für die Veröffentlichung seiner Memoiren ausgesucht hat. Ich meine, warum schickt einer der wichtigsten Spieler einer historisch erfolgreichen Franchise mitten im Lauf ein 256 Seiten starkes Fazit in die Welt hinaus, das sich an nicht wenigen Stellen so liest, als würde da jemand sein eigenes Karriereende herbeisehnen? Zwei Wochen nach Veröffentlichung wurde der 35-Jährige nun von den Warriors zu den Grizzlies getradet. Karma is a bitch! Zugegeben, „herbeisehnen“ ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber in vielen Formulierungen klingt Iguodala trotz bedingungsloser Liebe zum Game einfach abgegessen: Verletzungen und körperlicher Verfall, Medienrummel und ungerechte Presse, voreingenommene Refs und beleidigende Fans, manipulative Coaches, illoyale Organisationen, widernatürliches Spielepensum, NCAA, Rassismus usw. Ja, „Iggy“ ist ein kritischer Geist und packt in „The Sixth Man“ eine ganze Reihe von schwierigen Themen an. Aber keine Angst, das tut dem Lesespaß keinen Abbruch. Es hilft, sich die Geschichte von Iguodalas Heimatstadt anzusehen, um den Mann ein wenig besser zu verstehen, der im März 2017 mit seinem „I do what Master say“-Kommentar sämtlichen NBAPresseleuten die Kinnlade runterklappen ließ. Springfield, Illinois wurde 1908 Schauplatz brutaler Ausschreitungen gegen Afroamerikaner, nachdem zwei Schwarze fälschlicherweise der Vergewaltigung zweier weißer Mädchen beschuldigt worden waren – ein Ereignis, das gerade, weil es im „Land of Lincoln“ möglich war, vielen Menschen als beispielhaft für die ungerechte Behandlung der Farbigen in ganz Amerika galt und immer noch gilt. Die Stadt ist, wie Iguodala es beschreibt, de facto segregiert („Always has been, always will be“) – und so ist die schwarze Welt in Andres Kindheit die einzig für ihn existente. Dazu kommen eine alleinerziehende Mutter, die ihre Jungs Morgen für Morgen mit der Losung „Stay black!“ in die Schule schickt, und frühe Erfahrungen mit krassem Alltagsrassismus. Das prägt. Der basketballerische Werdegang von Andre verläuft bis zum College zwar ziemlich typisch und unspektakulär, aber ein paar nette Anekdoten bleiben dennoch hängen. Zum Beispiel die von seinen

außergewöhnlichen Defense-Skills (der Mann wurde zwei Mal ins NBA-All-DefensiveTeam berufen), die sich Andre schon im Grundschulalter bei zahllosen One-on-OneDuellen gegen seinen körperlich überlegenen und unfair spielenden Bruder erarbeitet. Als in seinem zweiten Jahr am College dann einiges in Richtung NBA-Karriere weist, passiert etwas mit dem 20-Jährigen: Er bekommt massive Schlafstörungen, begleitet von endlosen Grübeleien und Selbstzweifeln, die ihn ein ganzes Jahrzehnt lang plagen sollen. Im Kapitel „The Most Hated Athlete in Town“ über die acht Spielzeiten bei den Sixers beschreibt „Iggy“ seine mentalen Probleme ausführlicher. Immer wieder ist von einer alles ergreifenden „Darkness“ die Rede, von Erwartungsdruck, dem absoluten Willen, es allen zu beweisen, dem Krieg gegen sich selbst bei endlosen Schindereien im Gym. Teilweise lesen sich diese Schilderungen wie die Berichte eines Manisch-Depressiven, fast immer wie die eines Menschen, der Hilfe gebraucht hätte. In der Saison 2012/13 bei den Nuggets gelingt es „Iggy“, den selbstzerstörerischen Kreislauf zu durchbrechen – richtig runter kommt er allerdings erst in der Bay Area, als er das Trikot der „Dubs“ überstreift. Der epische Lauf der Warriors, der mit der Verpflichtung von Iguodala quasi eingeläutet wurde, bestimmt zwar das komplette letzte Viertel von „The Sixth Man“, liest sich aber wunderbar unaufgeregt. Anstatt tausendfach gesehene Highlights aufzuwärmen, konzentriert sich der Text auf Hintergründe und Feinheiten: Insiderblicke auf die Mentalität von Steph Curry und Klay Thompson, auf den Basketball-Savant Draymond Green, auf die mit einer verlorenen Meisterschaft teuer erkauften 73 Siege, auf die Rekrutierung von Kevin Durant, auf die Storytelling-Manie der NBA-Presse. Krönender Abschluss ist das sehr persönliche neunte Kapitel namens „Riding Home“, das einen kompletten Tag im Leben von „Iggy“ nachzeichnet – und zwar den eines verlorenen Heimspiels gegen die Milwaukee Bucks. Das Buch endet nach dem 2018er Finals-Sweep gegen die Cleveland Cavaliers mit einem lang gehegten Wunsch von Andre: In der Offseason will er endlich die Zeit finden, seinem elfjährigen Sohn das Radfahren beizubringen. Hoffen wir, dass es geklappt hat.

Fotos: Jason Mendez/Focus on Sport/Dick Raphael/NBAE via Getty Images

24 twenty four seconds

five-buchklub


sneakers

SNEAKER HALL OF FAME:

DER „AIR JORDAN 1“

Ja, FIVE eröffnet eine eigene Hall of Fame! Ab sofort nehmen wir jeden Monat einen herausragenden Sneaker der Basketballschuhgeschichte in unsere Ruhmeshalle auf. Den Anfang macht der „Air Jordan 1“, Michael Jordans erster Signature Shoe.

D

er „Air Jordan“ war nicht der erste Signature Shoe der Basketballgeschichte, aber er ist bis heute – neben dem Converse All Star „Chuck Taylor“ – wohl der einflussreichste. Warum? Nike setzte als gerade mal zwölf Jahre alte Firma 1984 alles auf die Karte Michael Jordan. Der Schuh war nicht nur ein voller Erfolg – er machte aus Nike den Giganten, der die Firma heute ist. Gleichzeitig veränderte der Einser auch das komplette

„Sneaker Game“. Signature Shoes waren plötzlich eine lukrative Einnahmequelle für Firmen und ein „Must-have“ für Fans. Außerdem begann mit dem „Air Jordan 1“ wohl die innovativste Schuhserie aller Zeiten, die sogar in einer eigenen Marke, der „Jordan Brand“, mündete. Das Design des Einsers ist zeitlos, und die diversen Releases jedes Jahr gehören zu den am meisten erwarteten. Stichwort: Travis Scott …

DID YOU KNOW? Jordan liebte Adidas und wollte dort unterschreiben. Adidas USA wollte ihn auch, doch die Firmenzentrale in Deutschland lehnte ab. Sie favorisierten Center wie Kareem Abdul-Jabbar als Werbepartner …

Name: Jordan 1 Hersteller: Nike Designer: Peter Moore Jahr: 1985 Preis: 65 Dollar OG-Farben: black/red, white/black – red

-

Nike berücksichtigte beim Design des „Air Jordan 1“ für MJ, dass dessen linker Fuß Größe US13 und der rechte 13,5 hatte.

-

Als Name für die Schuhe war lange auch „Prime Time“ im Gespräch.

-

Jordan begann seine Rookie-Saison nicht in den Einsern, sondern in den Nike „Air Ship“. Die gesamte Spielzeit über wechselte er zwischen den beiden Modellen. Der Einser kam erst 1985 in die Läden.

-

Das „Jordan Wings Logo“ mit dem Air-Jordan-Schriftzug, dem Ball und den Flügeln wurde erst im Jahr 1988 vom heutigen „Jumpman-Logo“ als offizielles Logo abgelöst.

-

Der „Air Jordan 1“ trug (bis es 2016 der „Air Jordan 31“ auch tat) als einziger Sneaker der Serie das „Jordan Wings Logo“ an der Seite und den „Nike Swoosh“.

-

BANNED? Die größte Legende, die sich um die „Air Jordan 1“ bis heute rankt, ist die, dass der Schuh von der Liga in seinem „Bred Colorway“ (rot-schwarz) verboten wurde. Für jedes Spiel, das MJ mit diesen Sneakern absolvierte, würde er mit einer Strafe von 5.000 Dollar belegt werden. Das Problem mit dieser Geschichte? Sie ist wohl nicht wahr. Es gibt kein einziges Foto in den NBA-Archiven, auf denen Jordan den Einser in dieser Farbkombination trägt. Das Ganze bezog sich auf eine Preseason-Partie zwischen den Knicks und den Bulls in New York. Damals trug MJ aber den „Air Ship“. Also war es dieses Modell – wenn auch im rot-schwarzen Colorway –, das den Unmut der Liga auf sich zog. Das einzige Mal, dass Jordan bei einem offiziellen NBA-Event den „Air Jordan 1 Bred“ trug, war beim Slam-Dunk-Contest 1985 … und dort durfte er das. Bis heute fehlt der Beweis, dass Michael Jordan oder Nike auch nur einen Cent an Strafen aufgrund des „Air Jordan 1“ an die NBA zahlen mussten. Trotzdem zog Nike die sogenannte „Banned“-Kampagne rund um die Legende auf, dass die Liga den Einser verboten hatte. Und Nike erzählt diese Geschichte heute auf www.jordan.com/collection immer noch …

Nike verkaufte in den ersten zwei Monaten „Air Jordan 1“-Sneaker im Wert von 70 Millionen Dollar. Bis heute ist der Einser in über 120 Colorways auf den Markt gekommen.

-

Der Einser wurde 1995 zum ersten Mal wieder aufgelegt und war ein Reinfall. Die Retrowelle hatte noch nicht begonnen, niemand wollte den „Air Jordan 1“ haben. Erst 2008 brachte Nike den Einser wieder in der hohen Version raus.

-

Nach seinem Fußbruch 1985 kam Jordan in einer speziell angefertigten Version des Einsers zurück. Dieses Modell sollte dank eines Schlaufensystems mehr Halt für den Knöchel geben.

09


24

Bei der geburt getrennt / Publetter

twenty four seconds

- PubLetter -

Bei der geburt getrennt Hape kerkeling

H

Dainius Adomaitis 10

Das ist Basketball

ach, wie könnte ich mich aufregen! Team USA verkackt die WM, und natürlich wird sofort der Schuldige gesucht. Man zeigt auf die Stars, die nicht angetreten sind, auf die Spieler, die ihre Leistung nicht gebracht haben, und auf den Coach, der anscheinend nur in der NBA erfolgreich sein kann. Im Netz kommen die sogenannten Experten mit den „10 Gründen, warum Team USA versagt hat“, sprechen von einer Krise im amerikanischen Basketball und verlieren sich im „Was wäre, wenn?“-Spiel. Ich sage euch, warum die USA verloren haben. Ganz einfache Antwort. Ready? Die anderen Teams waren besser. Ja, die Augen rollen jetzt, aber das ändert nichts daran, dass es wahr ist. Nehmen wir Frankreich zum Beispiel. Die Franzosen haben die Amis mit 89:79 im Viertelfinale aus dem Turnier gekickt. Eine eingespielte Truppe, die seit Jahren bei der Nationalmannschaft zusammenkommt und sich in- und auswendig kennt. Ein echtes TEAM. Und nun schaut euch „Team“ USA an. Für jedes große Turnier neu zusammengecastet. Alle Stars, die Einschaltquoten bringen und Trikots verkaufen, werden ins Trainingscamp eingeladen … und dann schaut man einfach, wer am Schluss übrig bleibt. Die, die sich verletzen oder es sich anders überlegen, fallen raus. Man castet nochmal aus der zweiten oder dritten Riege nach, und nach ein paar Wochen steht die amerikanische Nationalmannschaft. Zusammenspiel und Team-Harmonie: null. Turniererfahrung: zero. So gewinnt man keine internationale Competition. Nicht mehr. Die Zeiten sind vorbei. Ja, früher war es möglich, einfach die zehn besten NBA-Spieler zu nominieren und

sie drei Wochen trainieren zu lassen, um die Konkurrenz zu demolieren und mit Gold nach Hause zu kommen. Aber stolze BasketballHochburgen wie Spanien, Frankreich, Argentinien, Serbien und noch viele andere haben die Amerikaner eingeholt. Und wer meint, dass es mit LeBron, Curry, „AD“, Durant, Kawhi etc. komplett anders ausgesehen hätte, liegt wahrscheinlich falsch. Das sogenannte Redeem-Team von 2008, gespickt mit dem absolut Besten, was die USA zu bieten hatten (Kobe, LeBron, Wade, „Melo“, „CP3“, Kidd …), gewann mit Ach und Krach Gold. Der Vorsprung im Endspiel gegen Spanien betrug bis ein paar Minuten vor Schluss nur zwei Punkte! Ein Turnover hier, eine strittige Schiri-Entscheidung da, und die Sache wäre anders ausgegangen. Das war vor elf Jahren. Schaut man sich die Anzahl der internationalen Spieler in den NBA-Kadern von heute an, dann liegt die Vermutung nahe, dass der Rest der BasketballWelt in den letzten elf Jahren besser geworden ist, nicht schlechter. Es ist für mich deswegen unerklärlich, wie man erwarten kann, dass Team USA – in Bestbesetzung oder nicht – leicht und locker durch die Turniere marschiert. Nope. Wie alle anderen müssen die Amerikaner nun hart für ihre Medaillen kämpfen. Ein paar dieser Kämpfe werden sie gewinnen … und ein paar werden sie verlieren. Das ist gut so. Das ist Basketball.

Christian Grosse (Herausgeber)


five-prospects Prospects

Fotos:David Grau/Euroleague Basketball via Getty Images/Zhizhao Wu/Andreas Rentz/David Dow/NBAE via Getty Images

VICTOR WEMBANYAMA

I

m Rahmen der U16-Europameisterschaft 2019 im italienischen Udine fand auch eine internationale Coach Clinic der FIBA statt. Ambitionierte Trainer hatten die Möglichkeit, mit legendären Coaches wie Pablo Laso (Real Madrid) oder Svetislav Pesic (FC Barcelona Lassa) über Jugend-Basketball zu diskutieren. Und über Victor Wembanyama. „Alle Anwesenden waren sich einig, dass Wembanyama das größte Talent im U16-Bereich seit zwanzig Jahren ist“, sagt ein deutscher Teilnehmer, der nicht namentlich genannt werden möchte. Groß ist das Talent Wembanyama in zweierlei Hinsicht: 2,18 Meter misst der französische Big Man, er ist extrem lang für einen 15-Jährigen. Doch neben der „Hardware“ Körpergröße und Armspannweite (über 2,30 Meter) stimmt auch die „Software“ von Wembanyama. Der am 04. Januar 2004 geborene Pivot ist koordiniert, kann dribbeln und (ansatzweise) werfen. Das könnte in den Genen liegen, bereits seine Mutter spielte Basketball. Schwester Eve Wembanyama gewann im Jahr 2017 Gold bei der U16-EM für Frankreich. Vor den Augen zahlreicher internationaler Top-Coaches und Scouts reichte es für Bruder Victor mit der französischen U16 bloß für die Silbermedaille – Spanien behielt im Finale von Udine mit 70:61 die Oberhand. Wembanyama erzielte sieben Punkte, zwölf

Jeden Monat stellt euch Peter Bieg an dieser Stelle die größten Talente Europas und Deutschlands vor. Text: Peter Bieg

Rebounds und fünf Blocks. Im Turnierverlauf legte er durchschnittlich 9,0 Punkte, 9,6 Rebounds und gigantische 5,3 Blocks auf. Sogar einen Dreier brachte der Schlaks im gegnerischen Korb unter. Denn trotz bereits zahlreicher Wachstumsschübe hat sich Wembanyama eine solide Wurftechnik beibehalten. Mit dieser nahezu beispiellosen Mischung aus Länge, Mobilität und Technik ist der Youngster bereits seit einigen Jahren auf den Zetteln von NBA-Klubs. Natürlich ist er zum heutigen Zeitpunkt extrem dünn und weiß nach eigener Aussage selbst nicht, ob er in Zukunft noch wächst. Auch sein Offensivspiel ist abgesehen von Dunkings und Putbacks eine Baustelle. Doch selbst wenn es ihm bloß gelingen sollte, seinen heutigen Körper zu stabilisieren und sein Spiel weiterzuentwickeln, wäre das Resultat ein klarer NBA-Kandidat. Als „Ringbeschützer mit Skills“ könnte er dann etwa in die Fußstapfen seines Landsmannes und langjährigen NBA-Rollenspielers Alexis Ajinca treten. Auch eine Rolle à la Rudy Gobert ist absolut denkbar. Wächst Wembanyama hingegen spielerisch und körperlich noch deutlich weiter, wofür er jede Menge Zeit hat, bekommt die NBA in einigen Jahren womöglich gar ein neues Einhorn aus Frankreich. On verra. redaktion@fivemag.de

VICTOR WEMBANYAMA Geburtstag: 04.01.2004 Größe: 2,18 Meter Gewicht: 90 Kilogramm Position: Center Verein: Nanterre 92

Stats: 9,0 PPG, 9,6 RPG, 5,3 BPG, 50,0 FG% (U16-EM 2019)

QR-code: http://bit.ly/VicWemba

11


24 twenty four seconds D

iesen Sommer war es endlich so weit. Viel zu früh wollte ich für meinen kleinen, gerade mal zweijährigen Sohn einen kleinen Basketballkorb in unseren Garten hängen. Mit breitem Grinsen und voller Tatendrang begann ich also, den Korb in einer – wie ich dachte – angemessenen Höhe zu befestigen, während meine Frau nur kopfschüttelnd danebenstand. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Basketballkorb. Ein kleiner, von Freunden aus den USA mitgebrachter, den mein Vater damals für uns Kinder an die Rückwand des Gartenhäuschens nagelte. So richtig Interesse hatten wir allerdings nicht, da das Dribbeln generell schon schwierig und für uns auf dem Rasen quasi unmöglich war. Vom Werfen ganz zu schweigen. Mein Basketball landete also die nächsten Jahre erst mal weniger beachtet in einer Ecke … bis mein Vater mich, mittlerweile acht Jahre und deutlich übergewichtig, dazu überredete, doch mal beim örtlichen Basketballverein vorbeizuschauen. In einer kleinen Sporthalle, wo die Wände als Auslinie galten und an beiden Enden des Feldes alte Holzbretter an die Steinwand geschraubt waren, nahm ich also meine ersten richtigen Würfe. Meine Technik war sicherlich noch sehr verbesserungswürdig, aber das laute Krachen, wenn mein viel zu fest aufgepumpter Ball auf den ungefederten Ring knallte, bereitete mir eine unheimliche Freude. Basketball und vor allem das Werfen hatte mich also gefangen. Mein Vater startete, nach langem Betteln, einen neuen Versuch und fuhr mit mir in einen Baumarkt, um in unserer Einfahrt einen neuen Korb aufzustellen. Diesmal in Originalhöhe schraubten „wir“ ein original großes Holzbrett auf zwei große Balken und befestigten diese im Boden. Fertig war mein erster richtiger Basketballkorb. Nach der Schule dribbelte und warf ich nun also zum Leidwesen unserer Nachbarn und bei Wind und Wetter. Auch freute ich mich mittlerweile mehr über

12

der ruben-report

der Ruben Report Treffer als über das Krachen des Ringes. Das erste Mal richtig zum Staunen kam ich, als ich bei einem Auswärtsspiel in einer nagelneuen Halle antrat. Glasbretter waren für mich eine absolute Neuheit. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, auf so was zu werfen. Ich hatte anfangs das Gefühl, als würde ich den Ball einfach durch das Brett hindurchwerfen. Zu meiner Überraschung klappte das jedoch ganz gut, und in den nächsten Jahren wurde es zur Routine für mich, auf solche Körbe zu werfen. Neben Korblegern und Sprungwürfen kam es allerdings auch immer häufiger vor, dass ich per Dunking abschloss. Zu Hause auf meinem Holzkorb natürlich nicht. Allerdings immer häufiger im Training und im Spiel. Irgendwann passierte das, was passieren musste. Nach einem Dunking im Fastbreak hörte ich ein krachendes Geräusch, und plötzlich fiel neben unendlich vielen Scherben auch der Ring auf mich herab. Ich dachte immer, dass es ein unheimlich tolles Gefühl sein müsste, wenn das passiert. Allerdings schämte ich mich eher, dass wegen mir nun das Spiel unterbrochen werden musste und der Hausmeister aus seinem Feierabend gerufen wurde, um auf die Schnelle ein neues Brett zu befestigen. Mit dem Wechsel ins Profigeschäft folgte die Umstellung auf Standkörbe. Vor meinen ersten Würfen auf solche Geräte konnte ich mir gar nicht vorstellen, was für ein anderes Gefühl es ist, auf einen Standkorb zu werfen.

Standkörbe geben, anders als die üblichen gefederten Körbe, nicht nach, wenn der Ball auf den Ring knallt, sondern sind mit sogenannten Breakaway-Ringen ausgerüstet, die erst bei einer bestimmten Belastung komplett wegknicken. Dies führt dazu, dass man quasi seinen kompletten Wurf umstellen muss. Denn um konstant auf Standkörben zu treffen, muss der Ball eine viel höhere Flugkurve haben, da der Ring viel weniger Fehler verzeiht. Auch das Raumgefühl in großen Hallen war nun natürlich ein ganz anderes. War früher noch der Korb an der Wand befestigt oder hing kurz vor selbiger von der Hallendecke herab, musste ich mich nun daran gewöhnen, dass hinter dem Korb manchmal bis zu 20 Meter Platz war. Abreißen kann man so einen Korb allerdings so gut wie nicht. Der Ring hat gar keinen Kontakt zum Brett, sondern ist mit der Stahlkonstruktion verschraubt. „Mein kleiner Sohn hat das alles noch vor sich“, dachte ich bei mir. Die ersten Würfe auf einen Glaskorb, die Unterschiede zu Standkörben, das erste abgerissene Brett. Ich malte mir schon so richtig schön aus, wie er durch die Hallen der Bundesliga, Euroleague und NBA dribbeln würde, als ich ihm den Ball zurollte. Er war begeistert. Nahm ihn in die Hand. Schaute erst zum Ball, dann zu mir. Legte ihn wieder auf den Boden. Während er Anlauf nahm, hörte ich ihn noch „Guck mal Papa, Fußball“ rufen, kurz bevor mich der kleine Spalding am Knie traf.



24 twenty four seconds

interview JOSH HART „ICH SPIELE BESSER, WENN MAN MICH ANSCHREIT!“ NBA-Spieler kommen nicht oft nach Deutschland. Noch ungewöhnlicher ist es, wenn man sie in Köln auf der Gamescom trifft. Für Josh Hart sind Spielemessen indes normal. Wir sprachen mit dem 24-jährigen „Fortnite“-Junkie über die anstehende Saison und natürlich über sein Können an der Konsole. Interview: Robbin Barberan

Für mehr exklusive Insights von Josh Hart checkt den „Cheat Day Chatter“ auf KICKZ. com. Josh erzählt vom hässlichsten Kleidungsstück in seinem Schrank und warum er niemals in Basketballschuhen spielt, die nicht quietschen. Außerdem beantwortet er die Fragen: Drei-PunkteWurf oder And-One? Superman oder Batman? Rotwein oder Weißwein? Fitted oder Snapback? Nicki Minaj oder Cardi B?

FIVE: Jeder, der sich mit Gaming und der NBA beschäftigt, weiß, dass du einer der größten Zocker der Liga bist. Was treibt dich nach Köln auf die Gamescom? Wenn ich nicht Basketball spiele, beschäftige ich mich jede wache Minute mit Videospielen. Dazu gehört, dass ich Gaming Conventions auf der ganzen Welt besuche, wenn es meine Zeit zulässt. Die Jungs von 2K sind so nett und lassen mich das neue „NBA 2K20“ antesten. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen. Was ist dein Go-to-Team, wenn du 2K spielst? Die Miami Heat von 2006. Ich liebe „D-Wade“. Einer meiner absoluten Lieblingsspieler. In seiner jungen Version ist er einfach nicht zu verteidigen. Das gilt gleichermaßen fürs Parkett und am Controller. (lacht) Bekannt bist du aber in erster Linie für deine „Fortnite“-Künste. Wie ist es dazu gekommen? Ich war einfach neugierig. Ich verfolge eh ständig, was in Sachen Videospiele auf den

14

Markt kommt. Auf einmal gab es diesen riesigen Hype in der Szene, und alle sprachen über „Fortnite“. Ein Kumpel von mir zockte es schon ein paar Wochen lang und sagte mir: „Josh, du musst das unbedingt spielen! Es ist echt richtig gut!“ Und? Ich hab’s gehasst und null gecheckt. Schießen und bauen? Bauen?! Warum soll ich was bauen? Das macht null Sinn. Was für ein dummes Spiel. Aus irgendeinem Grund bin ich aber drangeblieben und habe die Feinheiten gelernt, indem ich anderen Spielern zugeschaut habe. Bald darauf kam mein erster Victory Royale, und seitdem bin ich „hooked“. Wie oft zockst du? Jeden Tag. Es macht mir unglaublichen Spaß. Gaming ist meine Leidenschaft und schon immer gewesen. Seitdem ich als Kind am Nintendo 64 „Madden 99“ gespielt habe, bin ich von Konsolen besessen.


Warum nicht? Die Zeiten haben sich geändert. Die Kids von heute … man kann denen nichts mehr sagen. Jeder hat ein Handy mit Kamera, alle haben Instagram. Wenn du als Coach fluchst oder die Jungs im Training härter rannimmst, komplett austickst, dann können das eine Stunde später Millionen Leute sehen, und alle rufen: „Oh nein, die armen Kinder!“ Das war früher anders. Die Trainingshalle war heilig. Was im Training passierte, blieb dort.

Fotos: Layne Murdoch Jr./NBAE via Getty Images

Wie bist du als Kind gecoacht worden? Als ich angefangen habe? Woah, mein Coach hat mich angeschrien, wenn ich Mist gebaut habe, und wie! Er hat Ausdrücke benutzt, dass mir die Ohren geschlackert haben. Aber das hab ich gebraucht. Ich habe lieber solche Coaches als welche, die mich mit Samthandschuhen anfassen und ständig loben. Das funktioniert bei mir nicht. Ich spiele besser, wenn man mich anschreit. Und ich glaube, als Coach wäre ich auch jemand, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Aber wie gesagt, das ist bei den Kids von heute nicht mehr drin.

Und jetzt mal Klartext. Wer ist der beste Gamer in der NBA? (lacht) Also … es gibt viele Leute, die zocken. Karl-Anthony Towns, Ben Simmons, Paul George, Larry Nance Jr. Wir nehmen unsere Konsolen sogar zu Auswärtsspielen mit, gehen online und zocken im Hotelzimmer gegeneinander. Aber wenn ich ehrlich bin, würde ich sagen, dass ich der Beste von allen bin. Da bin ich mir ziemlich sicher. Wenn man dich reden hört, klingt es so, als würdest du nach deiner aktiven Basketballkarriere eher in den Bereich Gaming wechseln, als etwa zu coachen. Wer weiß, vielleicht. Das ist noch so lange hin, und am liebsten würde ich beides machen. Ein eSports-Team besitzen, aber auch gerne im Basketball bleiben. Vielleicht als Kommentator oder Analyst. Ich weiß definitiv, dass ich nicht Basketball-Coach werden möchte.

Apropos Kids von heute. Mit Zion Williamson habt ihr ab der kommenden Saison DEN Basketball-Teenager schlechthin bei den New Orleans Pelicans. Was erwartest du von ihm und von eurer Mannschaft nächste Saison? Wir sind eine junge, hungrige Truppe, die im kommenden Jahr spektakulären Basketball spielen wird. Ich weiß, die meisten Leute haben uns nicht auf dem Schirm, weil wir noch so unerfahren sind, aber unser ultimatives Ziel ist es, die Playoffs zu erreichen. Wir wollen nicht, dass Teams nach New Orleans kommen und glauben, sie hätten den Sieg schon sicher. Wir werden kämpfen bis zum Umfallen. Mit Zo (Lonzo Ball) und B.I. (Brandon Ingram) haben wir zwei Jungs in der Mannschaft, mit denen ich schon sehr gut harmoniere. Dann Leute wie Jrue Holiday und J.J. Redick, die immer noch unterschätzt werden. Und natürlich Zion, der einfach einzigartig ist.

Ein Nebeneffekt und Nachteil der SocialMedia-Generation, die du vorhin erwähnt hast, ist die Gefahr, dass Spieler überhypt werden. Zu früh, zu viel. Viele befürchten, dass dies auf Zion zutreffen könnte. Wie denkst du darüber? Ich verstehe die Befürchtung. Definitiv kann das nach hinten losgehen. Mit 15 oder 16 Jahren ein paar hunderttausend Follower oder sogar Millionen zu haben. Videos, die nur Highlights von einem zeigen, Schlagzeilen und Experten, die einen in den Himmel loben. Das kann nicht jeder richtig einordnen. Und gerade wenn man jung ist, läuft man Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren. Aber wenn ich mir anschaue, wie Zion bisher mit dem Hype umgegangen ist, mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Er ist bescheiden geblieben. Bei dem Rummel um ihn herum ist das eigentlich fast unmöglich. Das zeigt schon, dass er vom Kopf her viel weiter ist, als viele denken. Das Umfeld ist halt wichtig. Genau! Freunde, Eltern. Menschen, die halt keine Angst haben, dir die Wahrheit zu sagen, auch wenn es eventuell wehtut. Genau zu wissen, wo du als Mensch herkommst, ist unbezahlbar. Wobei wir bei der nächsten Frage wären. Du bist im Osten aufgewachsen, im Westen hast du dir einen Namen gemacht, und nun bist du im Süden. Wie unterscheiden sich die Spielarten? Es gibt natürlich immer Ausnahmen, die die Regel bestätigen, aber ich würde sagen, dass im Osten härter gespielt wird, sehr körperbetont und in-your-face, tougher Basketball. Jeder Ballbesitz wiegt fast doppelt so schwer. In der Western Conference kommt es eher auf die Finesse, Skills und die Geschwindigkeit an. Das Spiel ist insgesamt etwas schneller. Und für den Süden erwarte ich eine Mischung aus beidem, zumindest von unserem Team, weil wir so besetzt sind, dass wir beides spielen können. Du selbst bist in der NBA für dein körperbetontes Spiel bekannt. Und du bist dir auch nicht zu schade, als Guard im Lowpost Leute zu verteidigen, die größer und schwerer sind als du. Es scheint dir sogar Spaß zu machen, so zu spielen. Woher kommt das? Ich gehörte noch nie zu den Riesen im Spiel, und gegnerische Coaches haben immer versucht, das mit einem Mismatch am Zonenrand auszunutzen. Das hab ich dann irgendwann persönlich genommen und hart an meiner Physis gearbeitet. Musste ich auch, sonst hätten meine Coaches mich vom Feld genommen, wenn ich defensiv nicht funktioniert hätte. Mittlerweile bin ich stolz darauf, auch die schweren Jungs verteidigen zu können. Power Forwards oder Center, die versuchen, mich im Lowpost herumzuschubsen, werden ihr blaues Wunder erleben.

15


abo

TAKE FIVE HOL DIR IM OKTOBER DEIN FIVE-ABO UND ERHALTE EIN EXKLUSIVES T-SHIRT GRATIS DAZU


3 X FIVE-MAG

1.

2.

x

PROBE-ABO

5€

15 €

RABATT AUF KICKZ.COM

FIVE-JAHRES-ABO 10x FIVE-Mag

x

35 €

>> ABO-DEALS << #basketballforlife

HOL DIR JETZT DEIN FIVE-ABO NEU >

AUF FIVEMAG.DE UND ERHALTE ZUSÄTZLICH EINEN RABATT-CODE FÜR DAS GESAMTE ONLINE-SORTIMENT VON KICKZ.COM

(mit Ausnahme von exklusiven Release-Artikeln)* *Deinen Rabatt-Code erhältst du per E-Mail, sobald deine Abo-Rechnung bezahlt wurde. Dieser Vorgang kann ein paar Tage Bearbeitungszeit in Anspruch nehmen. Den Code kannst du im Check-Out auf KICKZ.COM einlösen. Bitte beachte, dass der Code nicht auf exklusive Release-Artikel anwendbar ist. Wichtig ist auch, dass der Gesamtwert deines Einkaufs mindestens dem Wert des Codes entspricht. Der Rabattwert wird automatisch von deinem Gesamteinkauf abgezogen. Eine Stückelung oder Auszahlung des Gutscheins ist nicht möglich. Der Code ist nach Erhalt für 1 Jahr auf KICKZ.COM einlösbar.

x

15 €

RABATT AUF KICKZ.COM

30 €

RABATT AUF KICKZ.COM

x

FIVE-GESCHENK-ABO 10x FIVE-Mag

35 €

3.

x

2-JAHRES-ABO 20x FIVE-Mag

4.

70 €


Fotos: Sean Berry/Bill Baptist/Mark Blinch/John Sciulli/Getty Images for NBA 2K20

cover

18 NBA-Preview 2019/20


Die große NBAPreview 2019/20

Gib es zu: Es ist nicht mehr deine NBA … und das ist gut so! Vorbei sind die Jahre, in denen die 29 anderen Teams die Golden State Warriors jagten. Nie wechselten so viele Stars zwischen den Teams wie im Sommer 2019 – und wer weiß, was bis zur Trading-Deadline 2020 noch alles passiert. Stichwort: Chris Paul. Bei all den Transfers des Sommers ist diese NBA-Preview doppelt wichtig. Was brachten die Free Agency, die Trades und die Draft den jeweiligen Franchises? Wo entstehen Favoriten? Welche Teams sind auf dem Holzweg? Willkommen zur NBA 2019/20! Text: André Voigt

19


cover

NBA-Preview

2019/20

Der große NBA-TV-Guide 2019/20 Ihr wollt euch die NBA 2019/20 nicht nur via Highlightvideos auf YouTube reinziehen, wisst aber nicht, welcher Anbieter für euch der richtige ist? Kein Problem! FIVE zeigt euch, wo ihr die NBA diese Saison schauen solltet. Text: André Voigt

20


DAZN

SPOX

NBA LEAGUE PASS

dazn.com

Spox.com

watch.nba.com/packages

Vor einigen Jahren noch eine Art Geheimtipp, hat sich DAZN komplett etabliert. Wie schon in den vergangenen drei Jahren werden rund 200 Spiele der regulären Saison und der Playoffs (ab den Conference-Finals alle Spiele live) sowie das AllStar-Weekend hier live und auf Abruf übertragen. Wobei die Spiele drei Tage lang im Archiv abrufbar sind. DAZN zeigt aber nicht nur Partien der Association. Auch Dokus wie die selbst produzierte MiniSerie über Moritz Wagner und andere NBA-Features werden gezeigt. Hinzu kommt mit der ACB die zweitbeste nationale Liga der Welt und auch wieder die NCAA. Das Besondere: Wer auch an anderen Sportarten interessiert ist, kommt hier für unschlagbare 11,99 Euro im Monat oder 119,99 Euro im Jahr auch anderweitig auf seine Kosten. Der Clou: Auf zwei Geräten kann gleichzeitig geschaut werden! Die FußballChampions-League, Europa League, Bundesliga (die Freitags- und Montagsspiele), La Liga, Serie A, Ligue 1 sowie viele andere sind inbegriffen, genau wie die NFL (mit der Red Zone!), Major League Baseball, NHL, NCAA-Football, die UFC, die wichtigsten Boxkämpfe, Darts, Rugby … und das Angebot wird gefühlt stetig erweitert. Außerdem wird auf DAZN auch das mit Pro7Maxx produzierte US-Sports-Format „Locker Room“ gezeigt, bei dem der Schwerpunkt auf der NBA liegt.

Wer nur am Wochenende Zeit für komplette NBA-Spiele hat und ansonsten vor allem die Highlights kompakt genießt, sollte sonntags bei Spox reinschauen. Denn die Partien zur europäischen Prime Time laufen wie schon in den vergangenen Jahren live und gratis auf dem Sportportal. Da Spox genau wie DAZN zur Perform Group gehört, zeigt Spox quasi die Übertragung von DAZN komplett mit dem deutschen Kommentar. Achtung: Die Server halten dem Ansturm nicht immer stand, was nerven kann …

Für die absoluten Übernerds mit einer Menge Zeit ist der League Pass am Start, bei dem es dieses Jahr einige Änderungen gibt. Der Tagespass der vergangenen Saison wird durch die Option „3-Game-Choice“ ersetzt, die es erlaubt, drei Partien im Monat zu schauen. Bei der Team-Choice bleibt alles beim Alten: Hier gibt es alle Spiele einer Mannschaft der regulären Saison und Playoffs – so weit die eben kommt. Beim League Pass selbst wird zwischen dem regulären und dem Premium-Paket unterschieden. Beide bieten alle Partien der Saison 2019/20, alle Playoff-Partien, das All-Star-Weekend und NBATV mit archivierten Inhalten (bis zu sieben Tage). Bei den Übertragungen gibt es bei nicht landesweit im US-Fernsehen gezeigten Partien die Option, zwischen den Kommentatoren der jeweiligen Teams zu wählen. Die Premium-Version packt für 30 Euro im Jahr auf all die genannten Features noch die Option, auf zwei Geräten gleichzeitig zu schauen, Classic Games, Dokumentationen und verschiedene HighlightOptionen mit drauf. Insgesamt hat die NBA also ihr Angebot vor allem preislich angepasst. Die 3-Game-Choice ist dabei sicherlich eine Reaktion auf Angebote wie das von DAZN. Im Vergleich zum Tagespass für 5,99 Euro ist die Drei-Spiele-Option auf jeden Fall ein Fortschritt für Gelegenheitsfans.

Fotos: David Sherman/NBAE via Getty Images

Kosten: 11,99 Euro im Monat // monatlich kündbar // Alternativ: 119,99 Euro im Jahr // erster Monat gratis

Wer sollte investieren? Wer nicht jedes Spiel seines Lieblingsteams sehen muss und allgemein Sportfanatiker ist, sollte hier unbedingt zugreifen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist das beste am Markt und der Probe ­ monat ein willkommenes Feature.

Kosten: Keine, aber: Die Server gehen bei Partien, die ein gesteigertes Interesse generieren, immer mal wieder in die Knie.

Wer sollte investieren? Gelegenheitsfans, die erst zu den Playoffs richtig einsteigen wollen.

League Pass Kosten:

SPORT1+ https://tv.sport1.de/sport1plus/ Bei Sport1+ gibt es ebenfalls die NBA, NHL sowie andere Sportarten. Bei der NBA sieht das Angebot im Detail wie folgt aus: • Circa 100 Spiele der Regular Season, Playoffs, Conference- Finals und Finals live

Kosten: 10 Euro im Monat (Livestream, 12-­ monatiges Abo, verlängert sich automatisch) // 6,95 Euro im Monat (Telekom Entertain, monatlich kündbar)

Wer sollte investieren? Schwierig, denn Sport1+ bewegt sich so ein bisschen zwischen den Welten. Das NBA-Angebot ist im Dreiervergleich das schlechteste, und das gesamte Sportportfolio hinkt weiter hinter dem von DAZN her – beim im Endeffekt gleichen Preis. Wer das „Sport International“Zusatzpaket von MagentaTV sowieso abonniert hat, der kann sich über die NBA freuen …

24,99 Euro im Monat // 199,99 Euro im Jahr + 30 Euro für die Premium-Version

Team-Choice Alle Spiele einer Mannschaft in der regulären Saison und in den Playoffs

Kosten: 14,99 Euro im Monat // 109,99 Euro im Jahr

3-Game-Choice Drei Partien im Monat

Kosten: 3,99 Euro im Monat // 39,99 Euro im Jahr

Wer sollte investieren? Der League Pass lässt – außer es wird ein deutscher Kommentar bevorzugt – keine Wünsche offen. Die Frage ist halt: Lohnt sich die nicht unerhebliche Investition? Wer die Zeit hat, täglich Spiele zu schauen, und sonst keine sportlichen Live­ Interessen hat, sollte nicht zweimal nachdenken. Wer indes auch NFL, Fußball etc. schauen möchte, ist sicher mit DAZN besser beraten. Pro-Tipp: Die automatische Verlängerungs­ option auf der Website deaktivieren!

21


cover

NBA-Preview

2019/20

Erklärung der Preview-Seiten Team-Infos

Wird am ehesten ...

Der Lauftext

Ihr wollt mit etwas Detailwissen zu den jeweiligen Franchises prahlen? Bitte. Diese Facts zu jedem Team liefern euch auf einen Blick Infos, die ihr anbringen könnt, um zu beeindrucken … ja, auch beim ersten Date!

An dieser Stelle gibt es für jede Franchise einen Blick in die Kristallkugel. Natürlich spiegeln die jeweiligen Einträge hier nur die Meinung des jeweiligen Autors wider …

Was passierte beim jeweiligen Team im Transfersommer? Wo will die Franchise hin, was können die Protagonisten? Wie passen sie zusammen? All diese Infos versetzt mit einem Blick auf die Gesamtsituation, den Trainer und die vorgegebenen Saisonziele liefert der Lauftext – das kraftvoll pulsierende Herz jeder NBA-Teamvorschau!

Depth Chart Wer steht bei den Teams in der Startformation? Wer wird erst mit der Reserve eingewechselt, und wer ist nur dabei, weil eben irgendwer auf der Bank sitzen muss? All das sowie Alter und Größe der Protagonisten bringt das Depth Chart.

Good Red vs Bad Red Der Klassiker unter den Preview-Rubriken! Was wäre der absolute Super-GAU, was das Traumszenario jeder Franchise in der kommenden Spielzeit? Wissen wir auch nicht, aber wir haben wie jedes Jahr ein paar nicht ganz ernst gemeinte Ideen …

Heimlicher Liebling Es gibt diese Spieler, die viele nur auf den zweiten Blick wahrnehmen, die aber für echte Fans absolute Lieblinge sind … genau die ehren wir an dieser Stelle!

Stats 2018/19

Stärken, Schwächen

Hier gibt es wie immer die Statistiken der Spieler aus der vergangenen Saison. Aber aufgepasst: Bei Spielern, die im Vorjahr zu ihrem jetzigen Team getradet wurden, seht ihr nur die Werte, die der Akteur bei seinem dann neuen Klub aufgelegt hat.

… und FAZIT. Hier bekommt ihr noch einmal in aller Kürze … nun … die STÄRKEN, SCHWÄCHEN und ein FAZIT der Teams. Was können sie? Was können sie nicht? Was kommt am Ende dabei heraus? Ideal, um sich kurz vorm DAZN-Abend nochmal schnell zu informieren.

Redatipps

Jedes Jahr gibt die Redaktion an dieser Stelle ihre Tipps für die kommende NBA-Saison ab, selten herrscht an dieser Stelle Einigkeit. Dieses Jahr zeichnet sich jedoch – trotz aller Ausgeglichenheit – ein klarer Titelfavorit ab: die L.A. Clippers! Auch bei den Finalgegnern von Kawhi und Co. gibt es kaum Vielfalt: Die Sixers und Bucks liegen klar vorn. Ansonsten aber findet sich bis auf Clippers-Macher Lawrence Frank kein einzelner Favorit auf einen der vielen Awards. Auch hier spiegelt sich also die zu erwartende Spannung wider! DRÉ

SEB

CHRISTIAN

MANUEL

PETER

TORBEN

PATRICK

MEISTER

CLIPPERS

CLIPPERS

CLIPPERS

CLIPPERS

CLIPPERS

CLIPPERS

CLIPPERS

VIZE

SIXERS

BUCKS

SIXERS

BUCKS

BUCKS

BUCKS

SIXERS

MVP

J. EMBIID

G. ANTETOKOUN.

G. ANTETOKOUN.

N. JOKIC

P. GEORGE

G. ANTETOKOUN.

S. CURRY

ROOKIE

Z. WILLIAMSON

Z. WILLIAMSON

J. MORANT

J. MORANT

Z. WILLIAMSON

J. MORANT

Z. WILLIAMSON

VERTEIDIGER

R. GOBERT

A. DAVIS

R. GOBERT

D. GREEN

R. GOBERT

M. TURNER

R. GOBERT

SIXTH MAN

M. HARRELL

L. WILLIAMS

S. DINWIDDIE

C. LEVERT

L. WILLIAMS

S. DINWIDDIE

L. WILLIAMS

MOST IMPROVED

W. CARTER JR.

C. LEVERT

B. ADEBAYO

L. MARKKANEN

B. ADEBAYO

J. ISAAC

T. SATORANSKY

COACH

L. PIERCE

D. RIVERS

Q. SNYDER

M. MALONE

D. RIVERS

Q. SNYDER

D. RIVERS

MANAGER

S. PRESTI

D. GRIFFIN

L. FRANK

L. FRANK

L. FRANK

D. DEMPS

L. FRANK (J. WEST)

ÜBERRASCHUNG

HAWKS

PELICANS

HAWKS

BULLS

KINGS

PELICANS

WARRIORS

ENTTÄUSCHUNG

HEAT

ROCKETS

MAVERICKS

HORNETS

SIXERS

LAKERS

HOUSTON & LAKERS

KOMMENDER STAR-TRADE

C. PAUL

C. PAUL

K. LOVE

B. BEAL

C. PAUL

B. BEAL

C. PAUL

22


Power Ranking 2019/20 1.

+17

11.

-1

21.

-8

2.

+9

12.

-3

22.

-7

3.

+4

13.

+1

23.

+5

4.

+4

14.

+16

24.

0

5.

-2

15.

+10

25.

+2

6.

-1

16.

0

26.

+3

7.

-3

17.

+3

27.

-8

8.

-7

18.

+8

28.

-11

9.

+3

19.

+2

29.

-6

10.

-8

20.

-14

30.

-8

23


Atlanta Hawks

Team-Infos

Gegründet: 1946 Meisterschaften: 1 Arena: State Farm Arena

Zuschauer: 17.600 Gehälter 19/20: 107,6 Mio. $ Topverdiener: C. Parsons (25,1 Mio. $)

Im Aufwind Text: Christian Orban

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

T. Young

1,88

21

E. Turner

2,01

30

SG

SF

PF

C

Alter

K. Huerter

2,01

21

C. Reddish

2,03

20

A. Crabbe

1,98

27

D. Hunter

2,01

21

D. Bembry

1,98

25

V. Carter

1,98

42

J. Collins

2,08

22

J. Parker

2,03

24

C. Parsons

2,08

30

A. Len

2,16

26

D. Jones

2,13

24

B. Fernando

2,08

21

D

Heimlicher Liebling: Vince Carter

Vince Carter geht in seine rekordsetzende 22. NBA-Saison. Auch wird er 2020 der erste Profi sein, der in vier verschiedenen Jahrzehnten in der Liga aufgelaufen ist. Carters Altersbeständigkeit ist eindrucksvoll, seine Liebe zum Spiel einnehmend.

ie Atlanta Hawks befinden sich seit 2017 im Neuaufbau und zuletzt zusehends im Aufwind. So boten sie 2018/19 erfrischenden und unbekümmerten Offensivbasketball an. Kein NBA-Team schlug dabei ein höheres Spieltempo an, und nur drei wiesen eine höhere Dreierrate auf als die Jungvögel von Rookie-Coach Lloyd Pierce, die vor allem in der zweiten Saisonhälfte gute Ansätze zeigten. Unter Pierce attackieren die Hawks aus dem Pick-and-Roll und per Drive, bewegen den Ball und suchen die Schützen und Finisher. Dass es ihnen indes noch an Erfahrung und Effizienz fehlt, ist naheliegend. Etwa leistete sich das junge Hochgeschwindigkeitsteam ligaweit die meisten Ballverluste. Zumal in der Verteidigung (28. Platz) stets Tag der offenen Tür war und eine massive Steigerung vonnöten ist. Trotz dieser Baustellen kann Atlanta hoffnungsvoll nach vorne

Stats 2018/19 NAME John Collins Trae Young Jabari Parker Alex Len Kevin Huerter Allen Crabbe DeAndre‘ Bembry Chandler Parsons Vince Carter Evan Turner De‘Andre Hunter* Cam Reddish** *Virginia **Duke

24

SP 61 81 39 77 75 43 82 25 76 73 38 36

MPG 30,0 30,9 26,7 20,1 27,3 26,3 23,5 19,8 17,5 22,0 32,5 29,7

FG% 56,0 41,8 47,4 49,4 41,9 36,7 44,6 37,4 41,9 46,0 52,0 35,6

3P% 34,8 32,4 32,5 36,3 38,5 37,8 28,9 30,9 38,9 21,2 43,8 33,3

eFG% 59,3 48,0 51,4 55,1 52,2 49,9 48,7 45,3 55,0 47,3 -

FT% 76,3 82,9 73,1 64,8 73,2 73,2 64,0 88,0 71,2 70,8 78,3 77,2

RPG 9,8 3,7 6,2 5,5 3,3 3,4 4,4 2,8 2,6 4,5 5,1 3,7

APG 2,0 8,1 2,2 1,1 2,9 1,1 2,5 1,7 1,1 3,9 2,0 1,9

SPG 0,4 0,9 0,6 0,4 0,9 0,5 1,3 0,8 0,6 0,5 0,6 1,9

BPG 0,6 0,2 0,4 0,9 0,3 0,3 0,5 0,2 0,4 0,2 0,6 0,6

TPG 2,0 3,8 2,2 1,3 1,5 1,1 1,7 1,3 0,6 1,6 1,4 2,7

FPG 3,3 1,7 2,2 2,6 2,1 2,4 2,3 1,8 1,9 1,5 2,0 2,4

PPG 19,5 19,1 14,3 11,1 9,7 9,6 8,4 7,5 7,4 6,8 15,2 13,5

schauen. Denn die Franchise verfügt bereits über zwei junge Eckpfeiler, die ein dynamisches Duo bilden und 2018/19 für Aufsehen gesorgt haben. Alles beginnt mit Trae Young, der bei den Hawks den Ball dominiert. Im Verlauf seiner Rookie-Saison wurde der flinke Aufbaudynamo immer besser und kam in der Liga an (24,7 Punkte und 9,2 Assists nach der All-Star-Pause). Youngs größte Stärke ist sein herausragendes Passspiel. Er orchestriert die Offense und teilt liebend gern den Ball. Egal wo sie positioniert sind, bedient er seine Nebenmänner mit kreativen Anspielen und macht sie schon jetzt besser. Allerdings leistet sich Young noch zu viele Ballverluste, gerade als Dribbler im Pick-and-Roll. Als Scorer strahlt er stets Dreiergefahr aus, wenngleich sein reichweitenstarker Sprungwurf aus dem Dribbling noch nicht konstant fällt. Dafür überzeugt „Ice Trae“ mit dem Drive. Nur drei Spieler zogen 2018/19 pro Partie öfter zum Korb, allein Russell Westbrook verteilte hierbei mehr Assists. Auch kommt Young in der Zone effektiv zu Punkten. Der Floater ist sein Paradewurf, beim Abschluss am Ring muss er hingegen zulegen. Das gilt nicht zuletzt für die Defense, wo der kleine Leichtbau-Guard so angreifbar ist wie kein anderer NBA-Profi und im Teamverbund versteckt werden muss. Fun mit Young haben die Hawks freilich dennoch. Vor allem Vielflieger John Collins. Als lauffreudiger, agiler und explosiver Big Man passt er perfekt zum Pace-and-Space-Stil und bildet mit Young eine formidable Combo. So besticht Collins als Abroller aus dem


Bilanz 18/19: 29-53

Power Ranking:

Pick-and-Roll, Lobempfänger, Cutter und Offensivrebounder, der am Ring famos finisht. Auch kann der Drittjahresprofi mit seiner Gewandtheit und dem Wurfgefühl am Zonenrand für Punkte sorgen. Hinzu kommt sein bereits respektabler Dreier, der ihn offensiv so interessant macht und ihm sogar Starpotenzial verleiht. Defensiv muss Collins derweil im Teamverbund konzentrierter auftreten und seine Fouls reduzieren. Mit mehr Erfahrung, Fokus und gestärkter Physis ist dem jungen Athleten hier aber ein Sprung zuzutrauen.

Diesen sollte auch Shooting Guard Kevin Huerter vollziehen, der das dynamische Offensivduo unterstützt. Denn schon in seinem Rookie-Jahr zeigte er sich als effektiver Komplementärspieler. So ist Huerter ein spielstarker Schütze, der sich auch den eigenen Wurf kreieren kann und sekundäres Playmaking einbringt. Körperlich muss er jedoch zulegen, um in Korbnähe mit Kontakt abschließen sowie am anderen Ende noch mehr dagegenhalten zu können. Denn mit seiner Länge und dem defensiven Einsatzwillen ist „Red Velvet“ ein passender Backcourt-Partner für Young. Die Hawks konnten sonach schon im Vorjahr einen vielversprechenden jungen Kern aufbieten. Selbigen hat Manager Travis Schlenk im Sommer 2019 gezielt erweitert und das Team auch finanziell für die Zukunft gerüstet. Dazu kamen Evan Turner, Allen Crabbe, Chandler Parsons und Damian Jones via Trade nach Atlanta. Die Denke dabei: Die hochdotierten Verträge der erstgenannten drei laufen 2020 aus und

bringen Cap Space en masse. Bis dahin könnte die Mannschaft sportlich attraktiv genug sein, um sogar namhafte Free Agents anzulocken. Unterdessen dürften die Sommerzugänge 2019/20 allesamt keine prominente Rolle spielen. Nichtschütze Turner kann als Ballverteiler aushelfen, da die Hawks über keinen Ersatzaufbau verfügen. Auch seine Erfahrung und Länge schaden nicht. Crabbe bringt außer einem guten, aber inkonstanten Distanzwurf wenig mit. Der oft verletzte Parsons wird wohl kaum Minuten bekommen. Jones kann sich vielleicht die Rolle als Backup-Center und Ringbeschützer erarbeiten. Neu im Team ist zudem Forward Jabari Parker, der einen risikolosen Zweijahresvertrag erhalten hat. Er bleibt ein fähiger Scorer, dem das Tempospiel liegen sollte. Allerdings ist Parker auch ein schwacher Schütze, der Atlanta defensiv schwerlich verstärkt. Größere Hoffnungen ruhen derweil auf den talentierten Rookies, die Schlenk 2019 nach Georgia gebracht hat. De’Andre Hunter (4. Pick), Cam Reddish (10.) und ferner Bruno Fernando (34.) passen auf dem Papier mit ihren Fähigkeiten exzellent zum Kern um Young und Co. Besonders Hunter war ein Wunschspieler, da er als teamdienlicher Three-and-D-Spezialist eine Leerstelle besetzt. Mit seiner Länge, Kraft und Mobilität ist der Flügel ein vielseitiger Individual- und Teamverteidiger, der den defensivschwachen Jungvögeln weiterhilft. Im Angriff agiert Hunter im Fluss der Offensive und vermag als Schütze das Feld weit zu machen. Eine ähnliche Rolle als Komplementärspieler, der offensiv unterstützt und defensiv nicht zuletzt Young entlastet, ist auch Reddish zugedacht. Der talentierte Youngster kann mehrere Positionen verteidigen und birgt als Flügelscorer enormes Potenzial. Zunächst soll er im Angriff aber offene Dreier treffen, Closeouts attackieren und den Ball bewegen. Im Gegensatz zu Hunter muss Reddish bei all seiner Länge und Athletik noch in seinen Körper hineinwachsen sowie effizienter agieren. Zweitrundenpick Fernando könnte perspektivisch die Rolle des Ringbeschützers und physischen

Innenspielers bekleiden. Dabei würde ihm ein Distanzwurf gut zu Gesicht stehen. Lernen kann er diesen von Jungveteran Alex Len, der auf der Fünf starten wird und sich weiterempfehlen will. Denn zuletzt zeigte der einst hoch gedraftete Sevenfooter, dass er ein versierter Angreifer ist. Auch weil er in Atlanta werfen darf und offene Würfe bekommt. So traf Len 2018/19 pro Partie einen Dreier (zuvor in fünf Jahren 25 Versuche). Außerdem kann der Stretch-Big zum Korb abrollen, am offensiven Brett zupacken und etwas Ringschutz bieten. Auf dem Flügel gesellen sich überdies DeAndre’ Bembry und Vince Carter hinzu. Der NBA-Senior wurde für seine nun 22. Saison gehalten. Carter steht den Youngstern als Veteran und Mentor zur Seite, zumal er als verlässlicher Dreierschütze noch immer helfen kann. Der Wurf ist dagegen Bembrys Schwäche, die ihn limitiert. Jedoch zieht er gut zum Korb und bietet sekundäres Playmaking. Obendrein ist er ein vielseitiger Außenverteidiger, der Ballführer einzudämmen vermag. Die Hawks haben sonach eine entwicklungsfähige Mannschaft versammelt, die 2019/20 einen weiteren Schritt nach vorne machen sollte und offensiv einiges zu bieten hat.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Temporeicher und dreieraffiner Offensivbasket-

Trotz Altmeister Carter sind die Hawks eines der

Die Hawks sind eines der verheißungsvollsten

ball. Teamchemie und Talent im Kader. Das gilt

jüngsten NBA-Teams und daher reichlich unerfah-

jungen Teams der NBA. Im dritten Jahr des Neu-

insbesondere für Young und Collins, die ein dyna-

ren. Das zeigt sich im Angriff an der zuletzt ligaweit

aufbaus steht weiterhin die Spielerentwicklung

misches Duo mit Starpotenzial bilden. Young ist

höchsten Ballverlustrate, in der Verteidigung an

im Fokus. Der vielversprechende Kern um Young

ein brillanter Passgeber, der seine Nebenmänner

der hohen Foulanfälligkeit und zu vielen leichten

und Collins soll zusammenwachsen sowie künftig

besser macht. Collins besticht als athletischer

gegnerischen Punkten. So bleibt das Team defensiv

namhafte Free Agents anlocken. Vorprogrammiert

Finisher mit Wurf. Hinzu kommen vielseitige

äußerst angreifbar, vor allem in Person von Young.

scheinen heuer spektakulärer Offensivbasketball

junge Flügelspieler, die sich als ideale Ergänzung

Im Backcourt fehlt zudem ein veritabler Ersatz auf

und mehr Siege als im Vorjahr. Playoff-Hoffnungen

erweisen könnten.

der Eins.

sind wohl aber verfrüht.

Wird am ehesten ...

Fotos: Scott Cunningham/Kevin C. Cox/Getty Images

23

Eastern Conference

… GETRADET:

A. Crabbe

… ALL STAR:

J. Collins

… VERSAUERN:

C. Parsons

… ÜBERRASCHEN:

K. Huerter

… ENTTÄUSCHEN:

A. Crabbe

… VERTEIDIGEN:

D. Hunter

… ASSIST-LEADER:

T. Young

Good Red vs Bad Red Best Case Collins hat im Sommer unermüdlich mit Kevin Garnett trainiert. Sein neuer defensiver Fokus und die vorgelebte Intensität sind ansteckend. Die Hawks polieren ihre Defense gehörig auf und ziehen verdient in die Playoffs ein. „Anything is pooooooooooooossible!“

Worst Case Der Organist in der State Farm Arena hat eine Idee: Wann immer Collins einen Airball wirft, spielt er „In the air tonight“. Verwirft Huerter, kommt „Everybody hurts“. Das kommt nicht gut an. Nach einem 98:116 gegen die Nets zertrümmert das Duo sein Arbeitsgerät.

25


Boston Celtics

Team-Infos

Gegründet: 1946 Meisterschaften: 17 Arena: TD Garden

Zuschauer: 18.624 Gehälter 19/20: 118,5 Mio. $ Topverdiener: K. Walker (32,7 Mio. $)

Grün ist die Hoffnung Text: André Voigt

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

K. Walker

1,85

Alter 29

C. Edwards

1,85

21

B. Wanamaker

1,93

30

SG

M. Smart

1,93

25

J. Brown

2,01

22

SF

J. Tatum

2,04

21

R. Langford

1,98

19

G. Hayward

2,04

29

S. Ojeleye

2,01

24

PF

C

G. Williams

2,03

20

E. Kanter

2,11

27

D. Theis

2,06

27

R. Williams III

2,08

21

V. Poirier

2,13

25

T. Fall

2,31

23

A

Heimlicher Liebling: Marcus Smart

Marcus Smart ist eigentlich kein heimlicher Liebling, haben ihn die Fans in Boston doch schon lange ins Herz geschlossen. Der Mann bringt halt eine unbändige Intensität sowie alles, was ein Glue Guy, Kettenhund und Leader braucht … sogar seit 2018/19 den Dreier!

m Ende war da nur diese Leere. Playoff-Aus gegen die Milwaukee Bucks. Eine leblose Katastrophenvorstellung von Kyrie Irving. Eine Kabine in Aufruhr. Komplett enttäuschte Erwartungen. Dann kam der Sommer. Irving ging. Anthony Davis auch, aber nicht nach Boston. Überraschend stieg Al Horford aus seinem Vertrag aus und schloss sich den 76ers an. Ja, alles lief eher so semi für die Celtics 2018/19. Immerhin: Mit Kemba Walker begrüßten die Grünen einen All-StarFree-Agent, der eins zu eins Irving ersetzt, dem niemand in Massachusetts eine Träne nachweint. Es bleibt jedoch die Frage, ob allein der Abschied des am Ende ungeliebten Stars die umgekippte Teamchemie wieder ins Lot bringen wird. Coach Brad Stevens schob den Schwarzen Peter am Ende nicht Irving zu, sondern dem gesamten Kader – und

Stats 2018/19 NAME SP MPG Kemba Walker 82 34,9 Jayson Tatum 79 31,1 Enes Kanter 67 24,5 Jaylen Brown 74 25,9 Gordon Hayward 72 25,9 Marcus Smart 80 27,5 Daniel Theis 66 13,8 Brad Wanamaker 36 9,5 Robert Williams 32 8,8 Carsen Edwards* 36 35,4 Grant Williams** 37 31,9 Romeo Langford*** 32 34,1 *Purdue **Tennessee ***Indiana

26

FG% 43,4 45,0 54,9 46,5 46,6 42,2 54,9 47,6 70,6 39,4 56,4 44,8

3P% 35,6 37,3 29,4 34,4 33,3 36,4 38,8 41,0 0,0 35,5 32,6 27,2

eFG% 51,1 50,6 55,6 52,5 52,7 53,3 59,8 55,2 70,6 -

FT% 84,4 85,5 78,7 65,8 83,4 80,6 73,7 85,7 60,0 83,7 81,9 72,2

RPG 4,4 6,0 9,8 4,2 4,5 2,9 3,4 1,1 2,5 3,6 7,5 5,4

APG 5,9 2,1 1,7 1,4 3,4 4,0 1,0 1,6 0,2 2,9 3,2 2,3

SPG 1,2 1,1 0,5 0,9 0,9 1,8 0,3 0,3 0,3 1,3 1,1 0,8

BPG 0,4 0,7 0,4 0,4 0,3 0,4 0,6 0,1 1,3 0,3 1,5 0,8

TPG 2,6 1,5 1,8 1,3 1,5 1,5 0,5 0,5 0,3 3,1 2,2 2,1

FPG 1,6 2,1 2,5 2,5 1,4 2,5 2,4 0,9 1,1 2,0 3,0 1,9

PPG 25,6 15,7 13,7 13,0 11,5 8,9 5,7 3,9 2,5 24,3 18,8 16,5

der läuft in großen Teilen erneut für Boston auf. Die Ankunft Walkers sorgt zumindest dafür, dass auf Point Guard weiterhin ein dynamischer Scorer den Spalding führt – auch wenn er nicht das Talent Irvings besitzt. Der 29-Jährige dürstet nach Teamerfolg, konnte er doch erst elf Playoff-Partien absolvieren, seit er 2011 von den Charlotte (damals noch) Bobcats gedraftet wurde. Walker ist einer der besten Pick-and-Roll-Dribbler der NBA und immer für eine erfolgreiche Isolation gut. Erstmals in seiner Karriere findet er in Boston aber hochveranlagte Kollegen im Kader. In all den Jahren in North Carolina war Lowpost-Professor Al Jefferson sein bester Mitspieler. Walker muss also offensiv längst nicht so viel Last tragen wie bei den Bobcats/Hornets. Seine Assistwerte dürften an der Seite von Jayson Tatum, Jaylen Brown und Gordon Hayward in Höhen schnellen, die er bisher noch nie erreicht hat. An der Seite des dreifachen All Stars werden entweder Marcus Smart oder Brown starten. Denn ähnlich wie Vorgänger Irving wird auch Walker einen defensiv beschlagenen Partner im Backcourt brauchen. Smart dürfte hier die Nase vorn haben, weiß doch Coach Stevens um die Intensität, die der 25-Jährige den Celtics seit jeher bringt. Sehr positiv war Smarts Steigerung an der Dreierlinie 2018/19. Setzt er diese Entwicklung fort, gibt es an seinem Spiel wenig zu mäkeln. Sicher: Er überdreht noch immer ab und an, aber bei all den positiven Effekten seines Spiels (und der Dreierquote von 38,2 Prozent aus dem Stand) hat der Defensivdynamo


Bilanz 18/19: 49-33

Power Ranking:

seinen Platz sicher – es sei denn, Stevens denkt, dass Smart mit einer Reservistenrolle besser zurechtkommt als Jaylen Brown. Denn ob Brown mit einer Rolle von der Bank zufrieden ist, steht in den Sternen. Der athletische Swingman wird Restricted Free Agent nach dieser Saison und auf einen Maximalvertrag schielen. Es sei denn, Team und Spieler einigen sich vor Saisonbeginn auf eine Vertragsverlängerung … Für ihn war 2018/19 indes ein verlorenes Jahr. Statistisch stagnierte er, oder seine Zahlen sanken. Auf dem Feld wirkte

er öfter seltsam unbeteiligt, und lange schien Brown die eigene Rolle nicht zu verstehen. Findet er seinen Dreier wieder (39,5 3P% 2017/18), kann der 22-Jährige mit seiner Athletik und der Fähigkeit, das Pick-and-Roll als Dribbler zu laufen, zu einem Anwärter auf den „Best Sixth Man“-Award werden, der auch defensiv begabte Gegner wegarbeitet. Auch Fortschritte in Sachen Ballhandling und Passspiel wären willkommen. Auf den beiden ForwardPositionen starten die beiden Sorgenkinder des Teams. Jayson Tatum und Gordon Hayward enttäuschten 2018/19 – wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen. Tatum galt nach seiner Rookiesaison 2017/18 und damals zum Teil grandiosen Playoffs als kommender Superstar. Die vergangene Spielzeit war jedoch ein einziger Rückschritt. Die Dreierquote fiel um 6,1 Prozent, Tatum übernahm mehr Verantwortung, wurde dabei aber ineffizienter bei seinen Abschlüssen, auch wenn er bei den Rebounds und Assists verbessert unterwegs war. Ähnlich wie bei Brown ist auch

bei ihm die Frage, wie viele dieser Probleme auf den Trouble mit Kyrie Irving zurückzuführen sind. Die Fans in Boston erwarten, dass Tatum sich weniger auf aussichtslose Isolationsspielchen einlässt und sein Dribbling gewinnbringender einsetzt. Er hat alle Anlagen, um ein All Star zu sein, eventuell sogar mehr. Gordon Hayward kam als All Star in den TD Garden. Seine schwere Knöchelverletzung aus dem ersten Saisonspiel 2017/18 wirkte jedoch auch die gesamte vergangene Spielzeit nach. Physisch wieder genesen, schien der 29-Jährige vor allem psychisch noch immer blockiert. Ab und an blitzte das alte Können auf, nur um dann wieder den Blick auf einen zögerlich agieren Gordon Hayward zu offenbaren. Dass Stevens seinem Combo-Forward immer wieder Chancen gab, soll neben der Irving-Saga ebenfalls für Probleme in der Kabine gesorgt haben. Aufgeben sollten die Fans Hayward allerdings nicht. Derart schwere Verletzungen brauchen oft ein Jahr, um auch aus dem Kopf des Spielers zu verschwinden. Kehrt Nummer 20 annähernd auf das Niveau seiner Zeit in Utah zurück, ist Hayward ein vielseitiger Flügel, der mit dem Ball kreiert, den Dreier trifft und verteidigt. Als Center startet Enes Kanter. Krasser könnte der Gegensatz zwischen ihm und Vorgänger Al Horford nicht sein. Der Neu-76er war ein hochintelligenter Verteidiger und Stretch-Big-Man, der das Team in allen Bereichen besser machte. Kanter kommt als fähiger Lowpost-Scorer ohne nennenswerten Wurf. So weit, so gut. Defensiv agiert er zum Teil so sorglos, dass er damit für Schenkelklopfer auf der gegnerischen Bank sorgt. Wie er den Defensivverbund der Celtics anführen soll? Kanter ist Brad Stevens’ größtes Projekt. Auch weil der Headcoach dahinter zwar eine Menge Alternativen hat, sich davon aber keine wirklich als Starter aufdrängt. Daniel Theis, der 2018/19 starke 38,8 Prozent seiner Dreier traf und erneut durch sein teamdienliches Spiel vor allem in der Defensive auffiel, ist nur 2,06 Meter groß. Damit kann er zwar im Pickand-Roll effizient agieren und den

Fastbreak laufen … in vielen Matchups ist er defensiv aber körperlich einfach komplett unterlegen. Seine Spielzeit richtet sich in der Regel nach den zu erwartenden Gegnern. Robert Williams III spielte genau 283 Minuten in der NBA. Er ist ein roher Center-Athlet, der Würfe blockt, reboundet und über Ringniveau finisht – wenn er an der richtigen Stelle steht. Er braucht Zeit. Rookie Vincent Poirier könnte ihm deshalb den Rang ablaufen. Der athletische Franzose ist bereits 25 Jahre alt, ein echter Vertikalakrobat und gestandener Profi, wenn auch ohne Wurf. Ob es Tacko Fall mit seinen 2,31 Meter in den Saisonkader schafft, ist fraglich. Auf den kleinen Positionen finden sich derweil neben Euroveteran Brad Wanamaker einige Youngsters. Die Rookies Romeo Langford, Carsen Edwards und Grant Williams sind alle interessant. Langford dürfte als Scorer auf der Zwei aber nur wenige Minuten sehen. Edwards als Mikrowelle von der Bank, die vor allem den eigenen Abschluss sucht, ebenfalls. Bleibt Williams, der sich mit dem in zwei Jahren kaum überzeugenden Semi Ojeleye um die Backup-Rolle auf Power Forward streitet. Er dürfte wohl die besten Chancen auf einen Platz in der Rotation haben.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

In der Theorie kann eine Aufstellung mit Walker,

Der Frontcourt genügt nicht den hohen Ansprü-

Diese Boston Celtics sind die Wundertüte der

Brown, Tatum, Hayward und einem athletischen

chen, die es in Boston inzwischen gibt. Es fehlt

Eastern Conference. Sie haben noch immer ihre

Defensivcenter im Osten für Furore sorgen, weil

vor allem ein erfahrener Ringbeschützer. Wie

hochveranlagten Youngsters, einen All Star auf

eine Menge Potenzial an beiden Enden vorhanden

fit ist Hayward? Wie behandelt Stevens dessen

der Eins und einen der besten Coaches der Liga.

ist. Stevens kann kreativ und variabel aufstellen.

Rolle, wenn der Forward auch dieses Jahr nicht

Stevens steht jedoch unter Druck, aus diesem

Auch sind die Rollen klarer verteilt, defensiv kann

liefert? Wer kann von der Bank neben Brown und

Kader eine Einheit und eine formidable Defensive

viel geswitcht werden. Walker ist einer für die

Theis wirklich beitragen? Können diese Celtics auf

zu formen. Die Playoffs sind natürlich Pflicht, aber

besonderen Momente.

gewohnt hohem Niveau verteidigen?

der Favoritenstatus des Vorjahres ist dahin.

Wird am ehesten ...

Fotos:Brian Babineau/Brian Babineau/NBAE via Getty Images

10

Eastern Conference

… GETRADET:

G. Hayward

… ALL STAR:

K. Walker

… VERSAUERN:

R. Langford

… ÜBERRASCHEN:

R. Williams

… ENTTÄUSCHEN:

E. Kanter

… G-LEAGUER:

T. Fall

… UNTER DRUCK STEHEN:

B. Stevens

Good Red vs Bad Red Best Case „Irving, Davis, George, Butler … ich wollte sie alle. Ich hatte ALLE Draftpicks! Ach, hätte ich doch … warum war ich so feige?“, seufzt Ainge, eine Träne tropft auf sein Auerbach-Mousepad. „Yolo“, denkt er sich, schickt vier Erstrundenpicks und Smart für Beal nach Washington.

Worst Case Als die Celtics die Playoffs verpassen, erklärt Ainge gegenüber der versammelten Presse: „Die Saison war ein voller Erfolg! Hier wird ein Kübel voller Scheiße über dem Team ausgeschüttet! Das ist pervers!“ Von Enes Kanter gibt es kein Commitment für 2020/21.

27


Brooklyn Nets

Team-Infos

Gegründet: 1967 Meisterschaften: 2 (ABA) Arena: Barclays Center

Zuschauer: 17.732 Gehälter 19/20: 126,1 Mio. $ Topverdiener: K. Durant (38,2 Mio. $)

Things Done Changed Text: Sebastian Dumitru

Depth Chart POS

Name

Größe

Alter

PG

K. Irving

1,91

27

SG

SF

PF

C

S. Dinwiddie

1,98

26

C. LeVert

2,01

25

G. Temple

1,98

33

D. Nwaba

1,93

26

T. Pinson

1,98

23

J. Harris

1,98

28

W. Chandler

2,06

32

D. Musa

2,06

20

K. Durant

2,11

30

T. Prince

2,04

25

R. Kurucs

2,06

21

N. Claxton

2,11

20

J. Allen

2,11

21

D. Jordan

2,11

31

N

Heimlicher Liebling: Caris LeVert

Der junge Flügel zeigte vor und nach seiner Verletzung, dass er All-Star-Potenzial in sich trägt. LeVert überzeugte als Scorer, Playmaker und Verteidiger. Kann er zum dritten Teil einer „Big Three“ werden?

iemand hatte mit der Saison der Brooklyn Nets gerechnet. Zum ersten Mal seit der verheerenden Amtszeit von Ex-Manager Billy King, der diese Franchise zwischen 2010 und 2016 in die Bedeutungslosigkeit manövrierte, spielte der Klub aus dem „Borough“ erfolgreichen Basketball, der sie nach vier Jahren im Keller wieder in die NBAPlayoffs bugsierte. Macher Sean Marks und Headcoach Kenny Atkinson verdienen höchste Anerkennung für die fantastische und nachhaltige Arbeit, die sie seit ihrem Amtsantritt vor drei Jahren geleistet haben. Damals war Brooklyn am Boden. Seither ist viel passiert: Ein organischer Wiederaufbau, weitsichtige Trades, cleveres Operieren unter der Gehaltsobergrenze und die Etablierung einer Franchise-Kultur gingen einher mit erfolgreicher Spielerentwicklung. Marks, der bei den San Antonio Spurs als Spieler und Assistenztrainer

Stats 2018/19 NAME Kevin Durant Kyrie Irving Spencer Dinwiddie Joe Harris Caris LeVert Taurean Waller-Prince DeAndre Jordan Jarrett Allen Rodions Kurucs Garrett Temple David Nwaba Dzanan Musa

28

SP 78 67 68 76 40 55 69 80 63 75 51 9

MPG 34,6 33,0 28,1 30,2 26,6 28,2 29,7 26,2 20,5 27,2 19,3 4,3

FG% 52,1 48,7 44,2 50,0 42,9 44,1 64,1 59,0 45,0 42,2 48,1 40,9

3P% 35,3 40,1 33,5 47,4 31,2 39,0 0,0 13,3 31,5 34,1 32,0 10,0

eFG% 57,1 55,7 51,7 62,2 47,8 54,5 64,1 59,5 51,4 51,5 52,7 43,2

FT% 88,5 87,3 80,6 82,7 69,1 81,9 70,5 70,9 78,3 74,8 68,2 0,0

RPG 6,4 5,0 2,4 3,8 3,8 3,6 13,1 8,4 3,9 2,9 3,2 0,6

APG 5,9 6,9 4,6 2,4 3,9 2,1 2,3 1,4 0,8 1,4 1,1 0,2

SPG 0,7 1,5 0,6 0,5 1,1 1,0 0,6 0,5 0,7 1,0 0,7 0,2

BPG 1,1 0,5 0,3 0,2 0,4 0,3 1,1 1,5 0,4 0,4 0,3 0,0

TPG 2,9 2,6 2,2 1,6 1,7 1,8 2,2 1,3 1,2 0,9 0,6 0,4

FPG 2,0 2,5 2,8 2,4 1,9 2,6 2,4 2,3 2,3 2,7 2,1 0,1

PPG 26,0 23,8 16,8 13,7 13,7 13,5 11,0 10,9 8,5 7,8 6,5 2,1

die Geheimnisse des Business erlernte, ließ sich das Aufnehmen anderswo ungeliebter Verträge immer in Draftpicks und jungen Spielern ausbezahlen. Aus einer aussichtslosen Situation generierte er so über Jahre D’Angelo Russell, Caris LeVert, Jarrett Allen, Spencer Dinwiddie und Rodions Kurucs. Atkinson, der unter Mike D’Antoni und Mike Budenholzer lernte, etablierte derweil im Eiltempo ein effektives Spielsystem, das perfekt in die neue NBA passt. Obwohl das Niveau im Kader nur langsam anstieg, spielten die Nets stets hart, füreinander und mit Freude. So etwas spricht sich rum unter den Mitgliedern der NBA-Familie. Über 20 Siege ging es hinauf auf 28, bis in der Vorsaison 42 und die Playoff-Teilnahme perfekt waren. Angeführt von Russell, der zum ersten Mal die Nominierung zum All Star schaffte, einem bis zu und nach seiner Verletzung forsch aufspielenden LeVert sowie „Sixth Man of the Year“-Kandidat Dinwiddie beendeten die Nets die reguläre Saison auf einem guten sechsten Platz im Osten. Zwar war gegen Philadelphia schnell Schluss, dennoch zählten die Nets zu den großen Gewinnern des Jahres. Der aufregende junge Kader, eine Handvoll werdender Free Agents und die Aussicht auf genügend Platz unter dem Salary Cap für zwei große Verträge machten die Nets zu einem heimlichen Riesen des Transfersommers 2019 … bis sie halt nicht mehr im Dunkeln operierten. Marks schickte zunächst Allen Crabbes (zu) hochdotierten Vertrag nach Atlanta, im Tausch für Taurean Prince und finanziellen Spielraum. Er verpflichtete Center DeAndre Jordan sowie die


Bilanz 18/19: 42-40

Power Ranking:

Flügelspieler Wilson Chandler, Garrett Temple, David Nwaba und Deng Adel. Doch der große Wurf war ein anderer … D’Angelo Russell wurde per Sign-and-Trade nach Golden State geschickt – im Gegenzug kam Kevin Durant, während zeitgleich Free Agent Kyrie Irving seine Unterschrift unter einen neuen Arbeitsvertrag setzte. Plötzlich hatten die Nets zwei All Stars mitten in deren sportlicher Blüte. Zwei Freunde. Zwei Ausnahmespieler. Und eine neue Richtung: nach ganz oben. Über Nacht waren die Nets wer – diese in New York immer belächelte

Franchise. Während die „großen“ Knicks auf der anderen Seite des East River in Sachen Stars komplett leer ausgingen, zogen die „kleinen“ Nets nicht nur einen, sondern gleich zwei der begehrtesten Free Agents des Sommers an Land. Irving ersetzt Russell auf der Eins. „D-Lo“ war gut. Irving ist besser. 23,8 Punkte, 6,9 Assists und 40,1 Prozent von Downtown symbolisieren nicht nur oberflächlich stärkere Werte. „Uncle Drew“ legte diese Zahlen in einem langsameren System als Celtic auf. Er ist Russell in puncto Shooting, Ballhandling, Playmaking und Closer-Qualitäten deutlich überlegen. Irving initiiert das Blocken-undAbrollen geschickter, übt mehr Druck auf die Verteidigung aus und verliert seltener den Ball. Spielerisch klar besser als sein Vorgänger, fragen sich viele indes, ob sich die Nets mit Irving nicht Probleme ins Haus geholt haben. Immerhin gab es in Boston 2018/19 erhebliche interne Querelen, die Irving angelastet wurden. Es wäre allerdings voreilig, den sechsfachen All Star alleine für Bostons enttäuschende Saison und die internen Streitigkeiten verantwortlich zu machen.

Dieser Klub baut darauf, dass sich der 27-Jährige bei der Mannschaft seiner Wahl, unter einigen seiner besten Freunde, mit einer Monstersaison für die schwachen Playoff-Leistungen in Massachusetts rehabilitiert. Im schnellen, offenen Angriffssystem von Atkinson, das vor allem auf Pick-and-Rolls und freie Improvisation der Guards setzt, sollte das möglich sein. Mit LeVert und Dinwiddie hat Irving zwei fähige Backcourt-Partner neben sich. Brooklyns Guard-Rotation wird einen Großteil der Verantwortung im Angriff übernehmen, bis Durant von seinem Achillessehnenriss zurückkehrt. LeVert überzeugte sowohl vor als auch nach seiner Fußverletzung und ist das Ass in Brooklyns Ärmel. Der junge Flügel verzückte mit seiner Athletik, starker Defense, gutem Drive und einem verblüffenden Spielmacher-Instinkt aus dem Dribbling. LeVert war Brooklyns bester Akteur in den Playoffs. Die Nets belohnten seine Entwicklung mit einer dreijährigen Vertragsverlängerung. Seinen Wurf muss er aufpolieren – vor allem jetzt, da mit Irving und (später) Durant zwei weitere Gestalter am Start sind. Dinwiddie landete zum zweiten Mal in Folge auf der Liste für den „Most Improved Player“-Award. Er steigerte seine Scoring-Ausbeute, Treffsicherheit, Effizienz und Nutzungsrate. Jarrett Allen war der vierte überzeugende Youngster im Kader. Der Mann mit dem markanten Afro war ein elitärer Ringbeschützer und Pickand-Roll-Partner, gestattete eine der niedrigsten Trefferquoten in Korbnähe unter allen Big Men mit konstanten Spielanteilen. Seine mangelnde Physis wurde in den Playoffs jedoch offensichtlich. Auftritt DeAndre Jordan! Der Veteran mag seine allerbesten Tage hinter sich haben, dominiert jedoch immer noch an den Brettern und drückt gegnerische Trefferquoten entscheidend nach unten, wenn er sich lang macht. Die spannendsten Fragen bezüglich dieses Kaders werden jedoch auf dem Flügel beantwortet werden. Schütze Joe Harris, zuletzt der treffsicherste Dreierwerfer der Liga und amtierender „Three Point Champion“, ist gesetzt. Seine Bewegungen abseits

des Balles werden für Spacing um das zentrale Pick-and-Roll von Irving sorgen. Prince, Chandler, Temple, Nwaba und der als Rookie überraschende Kurucs bieten sich ebenfalls für Minuten an. Wer Spielzeit ergattern will, muss seine Dreier treffen. Die gesamte Gleichung ändert sich natürlich grundlegend, sobald Durant ins Mannschaftstraining zurückkehrt. Ein Achillessehnenriss dauert in der Regel acht bis neun Monate – was dem „Easy Money Sniper“ eine Außenseiterchance einräumt, im März oder April wieder auf dem Parkett zu stehen. Selbst ein nur 70 Prozent funktionsfähiger Durant ist besser als ein Großteil aller anderen NBA-Spieler. Seine Länge und Fähigkeit als simpler Dreierschütze aus dem Stand wird ihm nicht abhandengekommen sein. Ohne „KD“ sind jegliche TitelAmbitionen 2018/19 freilich unrealistisch. Aber das weiß dieser Klub. Immerhin werden Irvings Nets solide angreifen und verteidigen, um den Heimvorteil in der ersten Runde mitspielen und die Playoffs sicher erreichen. Alles, was darüber hinausgeht, hängt ausschließlich von Durants Gesundheitszustand ab. In dieser Saison oder eben dann ab 2020/21.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Irving und Durant, zwei der absoluten Superstars

Wenig Kontinuität, nur knapp die Hälfte der

Die Nets haben die Offseason im Osten gewonnen.

der NBA, tragen künftig das Nets-Trikot. Moderne,

Leistungsträger kehrt zurück. Die zuvor besten

Auf dem Parkett wird sich das vorerst noch nicht

analytisch geprägte Offense. Pick-and-Roll, Drives

Verteidiger spielen allesamt woanders. Viele

bemerkbar machen, denn ohne einen fitten Durant

und Kickouts sind genau die Sorte Basketball, die

Dreierversuche, aber keine überragenden Quoten.

sind jegliche Titel-Ambitionen verfrüht. Das weiß

Irving am besten beherrscht. Erstklassige Team-

Reichen die Neuzugänge, um Aufstellungen zu

dieser Klub. Ungeachtet dessen wird Brooklyn

kultur, fantastische Management-Coach-Achse.

basteln, die genug Spacing bieten? Chandler wurde

dank Irving um den Heimvorteil konkurrieren und

LeVert und Allen haben enormes Potenzial. Klares

25 Partien gesperrt. Wer hilft auf dem Flügel aus?

die Playoffs sicher erreichen. Und kann dort den

Playoff-Team. Kein Druck, ohne Durant alles

Durant ist noch lange außer Gefecht – vielleicht die

Spielverderber geben, wenn „KD“ ab dem Frühjahr

gewinnen zu müssen.

gesamte Saison.

wieder auflaufen darf.

Wird am ehesten ...

Fotos: Nathaniel S. Butler/Mike Stobe/Getty Images

15

Eastern Conference

… GETRADET:

W. Chandler

… ALL STAR:

K. Irving

… VERSAUERN:

D. Musa

… ÜBERRASCHEN:

D. Nwaba

… ENTTÄUSCHEN:

K. Irving

… DURCHBRECHEN:

C. LeVert

… BESTER NEUZUGANG:

K. Irving

Good Red vs Bad Red Best Case SMS von Kobe: „Ich kenne da einen deutschen Arzt. Soll ich euch connecten?“ Bereits im Januar steht Durant wieder auf dem Parkett, mitsamt computergesteuertem Brooklyn-Bridge-Drahtseil als bionische Achillessehne. „Robo-KD“ holt für die Nets den Titel.

Worst Case Durant stöbert schläfrig bei Twitter. „Flache Erde? LOL! Sei kein Honk wie dieser Kyrie Irving“, zwitschert „KD“ – vergisst aber, auf einen seiner Burner-Accounts zu schalten. Irving liest mit, kündigt die Freundschaft, schmeißt in Brooklyn alles hin. Trade zu den Lakers.

29


Charlotte Hornets

Team-Infos

Gegründet: 1988 Meisterschaften: 0 Arena: Spectrum Center

Zuschauer: 19.026 Gehälter 19/20: 127,1 Mio. $ Topverdiener: N. Batum (25,5 Mio. $)

Entwicklungsarbeit Text: Peter Bieg

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

T. Rozier

1,85

25

D. Graham

1,88

24

J. Perkins

1,91

24

D. Bacon

2,01

24

M. Monk

1,91

21

SG SF PF

C

Alter

N. Batum

2,03

30

C. Martin

2,01

24

M. Bridges

2,01

21

M. Williams

2,05

33

P.J. Washington

2,03

21

R. Franks

2,05

23

C. Zeller

2,12

27

W. Hernangomez

2,10

25

B. Biyombo

2,05

27

T. Welsh

2,12

23

Heimlicher Liebling: Willy Hernangomez

E

Ja, er ist trottelig. Ja, er ist schlechter, als er glaubt. Dennoch, Hernangomez ist immer wieder in der Lage, das Spiel der Hornets zu beleben. Weil er anspielbar ist, punkten will und kann. Er ist und wird kein Gasol, macht aber Spaß.

inen „großen Anteil“ seiner Besitzrechte an den Charlotte Hornets verkaufte Michael Jordan kurz vor Redaktionsschluss dieser Preview an zwei New Yorker Investoren. Zwar vermeldete der „Charlotte Observer“ nicht, wie groß dieser Anteil wirklich ist, und betonte, dass Jordan Mehrheitseigentümer der Hornets bleiben werde. Aber dennoch: Denkt da etwa jemand ans (schrittweise) Aufhören? Er werde „weiterhin die Charlotte Hornets führen, alle Entscheidungen bezüglich des Teams und der Organisation treffen und der

Stats 2018/19 NAME Marvin Williams Cody Zeller Nicolas Batum Terry Rozier Malik Monk Miles Bridges Dwayne Bacon Willy Hernangomez Michael Kidd-Gilchrist Devonte‘ Graham Bismack Biyombo PJ Washington* *Kentucky

30

SP 75 49 75 79 73 80 43 58 64 46 54 35

MPG 28,4 25,4 31,4 22,7 17,2 21,2 17,7 14,0 18,4 14,7 14,5 29,3

FG% 42,2 55,1 45,0 38,7 38,7 46,4 47,5 51,9 47,6 34,3 57,1 52,2

3P% 36,6 27,3 38,9 35,3 33,0 32,5 43,7 38,5 34,0 28,1 0,0 42,3

eFG% 52,9 55,9 55,3 47,7 48,0 52,7 54,9 54,4 50,0 42,1 57,1 -

FT% 76,7 78,7 86,5 78,5 88,2 75,3 73,9 69,4 77,2 76,1 63,7 66,3

RPG 5,4 6,8 5,2 3,9 1,9 4,0 2,1 5,4 3,8 1,4 4,6 7,5

APG 1,2 2,1 3,3 2,9 1,6 1,2 1,1 1,0 1,0 2,6 0,6 1,8

SPG 0,9 0,8 0,9 0,9 0,5 0,7 0,3 0,3 0,5 0,5 0,2 0,8

BPG 0,8 0,8 0,6 0,3 0,3 0,6 0,1 0,3 0,6 0,0 0,8 1,2

TPG 0,6 1,3 1,6 0,9 1,2 0,6 0,4 1,0 0,7 0,7 0,6 2,0

FPG 2,1 3,3 1,9 1,3 1,5 1,4 1,7 1,7 2,4 1,0 1,9 2,5

PPG 10,1 10,1 9,3 9,0 8,9 7,5 7,3 7,3 6,7 4,7 4,4 15,2

NBA-Governor des Teams bleiben“, ließ Jordan prompt klarstellen. Doch der als Spieler erfolgsverwöhnte „G.O.A.T.“, seit 2006 (Mit-)Eigentümer der Franchise, wartet seit inzwischen fast 15 Jahren auf den Durchbruch des Teams … Seit Jordan 2006 einstieg und obwohl er seit 2010 alleiniger Eigentümer des Klubs war, erreichten die Hornets nur in drei Spielzeiten die Playoffs. Immer erfolgte das Erstrundenaus für die Hornissen, die zwischendurch Bobcats hießen, nur drei Playoff-Spiele konnten sie seit dem Jahr 2006 überhaupt in der Association gewinnen. Seit 2006 weist Charlotte 441 Siege gegenüber 609 Niederlagen aus. Nur fünf NBA-Teams waren in diesem Zeitraum schlechter (die 76ers, Knicks, Nets, Kings und Timberwolves). Die Gründe sind vielfältig und liegen teils auch in Jordans Hand: Fehlgriffe in der Draft, zweifelhafte Verpflichtungen für die Trainerbank und im Management sowie das Schicksal als nur bedingt attraktive Free-Agent-Destination. Dass die Charlotte Hornets in der Saison 2019/20 die Playoffs erreichen, geschweige denn dort Spiele gewinnen, erscheint ausgeschlossen. Bei den Hornets handelt es sich um ein zwar junges, aber nur bedingt talentiertes Team, mittendrin im gefühlt x-ten Neuaufbau.


Bilanz 18/19: 39-43

Power Ranking:

Nur General Manager Mitch Kupchak möchte von dieser Formulierung nichts wissen: „Transition“ (Übergang), so heißt seine Version der Geschichte der Hornets ohne Kemba Walker. „Wenn es einen Masterplan gibt, so lautet er, überzugehen von einer um einen Superstar gebauten Mannschaft zu einer um unsere jungen Spieler und unseren Spielstil gebauten Truppe“, so Kupchak. Denn junge Spieler gibt es in Charlotte definitiv. Im Kader befindet sich nur eine Handvoll Akteure mit fünf oder mehr Jahren Erfahrung in der Association: Michael Kidd-Gilchrist (7

Jahre), Cody Zeller (6), Nicolas Batum (11), Bismack Biyombo (8) und Marvin Williams (14). Das erste Problem: Keiner dieser Veteranen ist sonderlich produktiv oder gar ein Star. Das zweite: Beim blutjungen Rest der Hornets fehlt nicht nur ein potenzieller Franchise-Spieler, sondern generell das Talent. Der langjährige FranchiseSpieler, mehrfache All Star und unumstrittene Leader Kemba Walker schnürt seine Sneakers ab sofort in Boston. Dass die Hornets ihn ohne Gegenwert verloren haben, wäre an dieser Stelle Thema für einen eigenen Artikel … Den aus Boston gekommenen Terry Rozier als gleichwertigen Ersatz für Walker zu sehen, ist zumindest arg mutig. „Er wird für uns den Ton angeben, als Leader, als Point Guard, als ein Kämpfer in jedem einzelnen Spiel“, sagt sein neuer Headcoach James Borrego. „Er ackert an beiden Seiten des Feldes. Er ist ein Verteidiger auf hohem Niveau. Offensiv werde ich es ihm in unserem neuen System einfacher machen. Er hat eine Menge zu beweisen bei seiner ersten Station als Starting Point Guard.“

Dennoch bringt „Scary Terry“ Rozier noch das meiste Star-Potenzial mit, und seine Statistiken aus Boston lesen sich auf 36 Minuten hochgerechnet sehr ordentlich (14,2 PPG, 6,2 RPG, 4,6 APG, 1,4 SPG). Allerdings ist Rozier (bisher) weder als ausgewiesener Playmaker noch besonders effizienter Schütze auffällig geworden. Auch der zweitgrößte Hoffnungsträger im Kader, Sophomore Miles Bridges, spielte zwar ein solides erstes Jahr und lieferte jede Menge Highlights, ist aber ebenfalls kein (Halb-) Gott im Halbfeldangriff. Entsprechend werden die Hornets unter Headcoach Borrego wohl insbesondere die „Flucht nach vorn“ in Form von Schnellangriffen suchen müssen, um überhaupt Siegchancen zu haben. Im vergangenen Jahr – noch mit Walker auf der Eins – war die Pace (21. Platz) eher gemäßigt. Das sollte sich ändern. Um Fastbreaks einzuleiten, sind sowohl Rebounds als auch Ballgewinne zwingend notwendig, doch beim Rebounding (16. Platz beim Defensivrebounding) und in der Verteidigung (22. Platz) präsentierten sich die Hornets im vergangenen Jahr bestenfalls durchschnittlich. Spielerentwicklung ist deshalb die oberste Maßgabe im Rahmen der von Kupchak ausgerufenen „Transition“. „Ich trainiere kein Team auf Grundlage dessen, was ein Spieler verdient, ob ein Spieler gedraftet wurde oder nicht gedraftet wurde“, stellte Borrego vor Beginn des Trainingscamps klar. „Für mich ist das nicht die Aufgabe. Mein Job ist es, das meiste aus den Spielern herauszuholen, ob sie gedraftet wurden oder nicht.“ Eine realistische Sicht der Dinge angesichts einer der wohl schwächsten Startformationen der gesamten Liga. Eine Aufstellung aus Rozier, Dwayne Bacon, Batum, Bridges und Zeller? Es gibt Euroleague-Teams, die vor diesem Team keine sonderliche Angst hätten. Doch auch Bankspieler wie Malik Monk, KiddGilchrist, Williams, Willy Hernangomez und Biyombo sind entweder schlichtweg nicht sonderlich gut oder aber nicht unfassbar talentiert. Rookie P.J. Washington, zwölfter Draftpick des aktuellen Jahrgangs, ist

solide, mehr nicht – ein 2,03 Meter großer Power Forward mit Potenzial. Doch soll nicht auf der Power-ForwardPosition Vorjahres-Rookie Bridges ran? „P.J. muss für uns wertvolle, zahlreiche Minuten gehen“, sagt Borrego. „Das kann in Charlotte sein, das kann in Greensboro sein. Das entscheidet P.J. mit seiner Leistung zum Saisonstart.“ Der Weg zum Greensboro Swarm, dem G-League-Team der Hornets, ist für den Rookie also durchaus ein realistischer. Generell will Borrego einen weitgehend positionslosen Basketball spielen lassen, um seine Idee von Spielerentwicklung zu realisieren. Dass die Jugendbewegung in Charlotte der richtige Ansatz sein könnte, darauf weist zumindest das Saisonende 2018/19 hin: Acht ihrer letzten 12 Saisonspiele gewannen die Hornissen, nachdem junge Spieler wie Bacon, Bridges und Devonte Graham mehr Minuten bekamen. Ob und wie lange Eigentümer Michael Jordan allerdings damit zufrieden ist, die Entwicklung mittelmäßig talentierter Jungspunde zu fördern, bleibt abzuwarten. Für mehr – insbesondere regelmäßige PlayoffTeilnahmen – fehlen den Hornets 2019/20 aber Stars, Shooting, Talent und Führungsqualitäten in großen Mengen. Das wird ein weiteres Übergangsjahr.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Die Hornets sind sehr jung, sehr schlecht und

Wer ist der Leader? Wer sind die Go-to-Guys?

Ein erneutes Übergangsjahr für eine Franchise auf

haben dementsprechend viel Zeit und wenig Druck.

Wer sorgt für Scoring, Shooting, Spacing? Die

der Suche nach Identität und Stars. Kemba Walker

Erwartungen? Gibt es keine, außer dass sich die

Hornets sind jung, aber nicht unfassbar talentiert.

ist weg, und diese Lücke ist groß. Terry Rozier darf

jungen Spieler entwickeln und nicht verletzen

Ein Franchise-Spieler findet sich im Kader nach

versuchen, sie zu schließen – und soll beweisen,

sollten. Außerdem ist der Kader sehr athletisch und

dem Abgang von Walker nicht mehr. Defensiv wie

dass er ein Franchise-Spieler sein kann. Ansonsten

hungrig, viele Akteure haben noch einiges zu be-

offensiv sollten die Hornissen zu den schwächeren

muss dieser möglichst in der Draft 2020 her. Die

weisen, wenn sie überhaupt dauerhaft in der NBA

Teams der Association gehören, wobei defensiv

Charlotte Hornets verfügen über wenig Talent und

überleben wollen.

mehr Hoffnung besteht. Die Veteranen sind alt,

schleppen miese Verträge mit sich herum.

aber nicht gut.

Playoffs? Ausgeschlossen.

Wird am ehesten ...

Fotos: Kent Smith/Kent Smith/NBAE via Getty Images

30

Eastern Conference

… GETRADET:

B. Biyombo

… ALL STAR:

T. Rozier

… VERSAUERN:

W. Hernangomez

… ÜBERRASCHEN:

W. Hernangomez

… ENTTÄUSCHEN:

T. Rozier

… FACIALS VERTEILEN:

M. Bridges

… FÜR IMMER STAGNIEREN:

M. Kidd-Gilchrist

Good Red vs Bad Red Best Case Rozier geht steil, Hernangomez gibt von der Bank den Pau-Marc Gasol, und Biyombo war beim VoodooPriester. Dieser hat ihm Game herbeigehext. Biyombo liefert 24, 12 und 6 … bis Bridges im Ost-Finale auf die VoodooPuppe tritt und die Hornets abschmieren.

Worst Case Ein Voodoo-Priester hat den Coach verhext. Fortan läuft jeder Angriff über Biyombo. Zum All-Star-Break meutert der Rest, fertigt VoodooPuppen von Biyombo und Borrego an … und nimmt einen Kreuzbandriss und einen Herzstillstand später Kurs auf Platz acht.

31


Chicago Bulls

Team-Infos

Gegründet: 1966 Meisterschaften: 6 Arena: United Center

Zuschauer: 20.085 Gehälter 19/20: 113,3 Mio. $ Topverdiener: O. Porter (27,3 Mio. $)

Es geht voran! Text: Torben Adelhardt

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

T. Satoransky

2,01

27

K. Dunn

1,93

25

R. Arcidiacono

1,91

24

Z. LaVine

1,96

24

C. White

1,98

19

SG SF

PF

C

Alter

O. Porter

2,04

26

D. Valentine

1,98

25

C. Hutchinson

2,01

23

L. Markkanen

2,13

22

T. Young

2,03

31

D. Gafford

2,11

20

W. Carter

2,08

20

L. Kornet

2,16

24

C. Felicio

2,06

27

Heimlicher Liebling: Tomas Satoransky

Im Windschatten von John Wall und Bradley Beal entwickelte sich der 27-Jährige in den vergangenen Jahren zu einem der effizientesten Rollenspieler der Association. Der Tscheche ist nach dem WM-Überraschungscoup bereit für eine größere Rolle in der NBA.

G

eduld ist eine Tugend. Eine Binsenweisheit, die nicht nur allgemeine Gültigkeit im Alltagsleben besitzt, sondern auch als Handlungsmaxime einer jeden NBAFranchise im Neuaufbau gilt. Die Chicago Bulls starteten vor zwei Jahren die Neukalibrierung ihres Teams. Seitdem ist das Management darum bemüht, junge Talente zu akquirieren – sei es über die Draft oder durch Trades. Mit Lauri Markkanen, Zach LaVine, Chandler Hutchinson, Wendell Carter Jr., Daniel Gafford, Coby White und Otto Porter Jr. sind in den vergangenen 24 Monaten acht Spieler zur Mannschaft gestoßen, die das neue Grundgerüst bilden sollen. Mit Ausnahme von Porter (26) ist keiner dieser Spieler älter als 24 Jahre. Verlieren gehört zum Prozess des Rebuildings dazu, und so verbrachten die Bulls die letzten beiden Spielzeiten im Tabellenkeller der Eastern Conference. Sie boten den Zuschauern im United Center spielerische Magerkost an. Im vergangenen Jahr gehörte die Mannschaft von Headcoach Jim Boylen,

Stats 2018/19 NAME Zach LaVine Lauri Markkanen Otto Porter Thaddeus Young Kris Dunn Wendell Carter Jr. Tomás Satoranský Luke Kornet Ryan Arcidiacono Shaquille Harrison Chandler Hutchison Coby White* *North Carolina

32

SP 63 52 15 81 46 44 80 46 81 73 44 35

MPG 34,5 32,3 32,8 30,7 30,2 25,2 27,1 17,0 24,2 19,6 20,3 28,5

FG% 46,7 43,0 48,3 52,7 42,5 48,5 48,5 37,8 44,7 43,2 45,9 42,3

3P% 37,4 36,1 48,8 34,9 35,4 18,8 39,5 36,3 37,3 27,0 28,0 35,3

eFG% 52,0 50,6 58,0 55,7 45,8 49,3 54,5 50,2 54,4 46,0 49,3 -

FT% 83,2 87,2 90,6 64,4 79,7 79,5 81,9 82,6 87,3 66,7 60,5 80,0

RPG 4,7 9,0 5,5 6,5 4,1 7,0 3,5 2,9 2,7 3,0 4,2 3,5

APG 4,5 1,4 2,7 2,5 6,0 1,8 5,0 1,2 3,3 1,9 0,8 4,1

SPG 1,0 0,7 1,2 1,5 1,5 0,6 1,0 0,6 0,8 1,2 0,5 1,1

BPG 0,4 0,6 0,6 0,4 0,5 1,3 0,2 0,9 0,0 0,4 0,1 0,3

TPG 3,4 1,6 1,7 1,5 2,3 1,5 1,5 0,5 0,8 0,8 0,6 2,7

FPG 2,2 2,3 1,9 2,4 3,6 3,5 2,2 0,9 2,1 1,7 1,3 1,9

PPG 23,7 18,7 17,5 12,6 11,3 10,3 8,9 7,0 6,7 6,5 5,2 16,1

der den geschassten Fred Hoiberg am 03. Dezember 2018 beerbte, sowohl bei der Defensiv- (25. Platz) als auch bei der Offensiveffizienz (29. Platz) zum Bodensatz der Liga. Hoiberg trat im Juni 2015 seinen Dienst bei der Mannschaft aus der „Windy City“ an und genießt den Ruf als Offense-Coach, der ein großer Verfechter des modernen Pace-andSpace-Spielstils ist: hohes Tempo, viele Pick-and-Roll-Spielzüge, kompetente Dreierschützen und mobile Big Men mit Ballhandling- und Wurfqualitäten. Bei den Iowa State Cyclones war Hoiberg mit seiner Coaching-Philosophie erfolgreich – eine veritable NBA-Adaption seines Offensivsystems gelang aber nie. Nach seiner Entlassung kam es aber auch zu keiner Kehrtwende. Vor allem im Angriff drückte der Schuh auch unter Boylen weiterhin gewaltig: Die Bulls kamen als Team nicht an die Freiwurflinie, verzichteten auf den Dreipunktewurf und trafen insgesamt schwach aus dem Feld. Lediglich die Knicks und Cavaliers unterboten am Ende der Saison die Quoten der Bullen. Sicher, da waren die Verletzungssorgen. Lauri Markkanen, Zach LaVine, Kris Dunn und Wendell Carter Jr. verpassten allesamt mindestens 20 Partien. Und so musste Boylen immer wieder mit unterschiedlichen Aufstellungen experimentieren, Struktur war kaum zu erkennen. Umso überraschender kam da die Nachricht, dass der Disziplinfanatiker und Schleifer vom Dienst nach dem Ende der Saison direkt mit einem neuen Vertrag ausgestattet wurde. „Jim hat eine klare Vision davon, wo er mit dieser Mannschaft hinmöchte. Er hat eine Leidenschaft für die Entwicklung junger Talente, ist ein starker Kommunikator und passt gut zu


Bilanz 18/19: 22-60

Power Ranking:

diesem Team. Wir glauben an ihn und an die Richtung, in die er unsere Spieler führt. Wir halten an ihm fest“, erklärte der VP of Basketball Operations, Jim Paxson, die umstrittene Personalentscheidung. Es scheint fast so, als würde das Bulls-Management wieder zu der autoritären Coaching-Gangart à la Tom Thibodeau zurückkehren wollen. Denn ein Taktikfuchs ist Boylen nicht – dafür verlangt er von seinen Spielern vor allem Laufbereitschaft in der Defensive. Eine interessante Gemengelage, wenn bedacht wird, dass die beiden wichtigsten Bulls-Akteure der kommenden

Spielzeit ihre Qualitäten vor allem in der Offensive haben … Der Fixstern im Bulls-Kosmos und zukünftiger Franchise-Grundpfeiler ist zweifelsfrei Lauri Markkanen. „The Finnisher“ legte bereits eine vielversprechende Rookie-Saison aufs Parkett und ging mit hohen Erwartungen in die zweite Profispielzeit. Aufgrund einer Ellbogenverletzung verzögerte sich sein Saisonstart bis in den Dezember hinein. Nachdem der Europäer einige Wochen Eingewöhnungszeit brauchte, fackelte er in der zweiten Saisonhälfte phasenweise ein Offensivfeuerwerk ab. Im Monat Februar setzte er mit seinen 29,1 Punkten pro Partie wahre Glanzpunkte in einer dunklen Saison. Der 22-Jährige zeigte ein variableres Offensivspiel: Er zog öfter zum Korb, attackierte Clouseouts aggressiver und leitete nach Defensivrebounds auch selbst als Ballhandler den Fastbreak ein. Dass Markkanen als Sophomore öfter den Ball auf den Boden setzte und eigene Abschlüsse kreierte, sollte den Fans in Chicago große Hoffnung geben. Im ersten Jahr ging noch bei 64 Prozent seiner Treffer aus dem Zwei-

Punkte-Land ein direktes Anspiel voraus – letzte Saison sank dieser Wert auf knapp 52 Prozent. Sollte der Finne in dieser Spielzeit noch öfter für sich selbst kreieren und dabei knapp 20 Punkte pro Partie bei effizienten Wurfquoten erzielen, ist er ein heißer Kandidat für eine All-StarNominierung im Osten. Der anvisierte (offensive) Co-Star neben Markkanen heißt Zach LaVine. Vor rund einem Jahr noch als ineffizienter Scoring Guard mit einem zu dicken Gehaltsscheck verschrien, offenbarte der Athlet in seinem zweiten Jahr im Bulls-Jersey spielerische Fortschritte. Nur elf Spieler zogen noch öfter zum Korb als LaVine (13,6 Drives pro Partie), er traf seine rund sechs Dreier pro Spiel überdurchschnittlich gut und ließ auch in den Pick-and-Roll- bzw. Pick-andPop-Spielzügen mit Markkanen und Carter immer wieder Playmaking-Talent und verbessertes Spielverständnis aufblitzen. So attraktiv die Vorstellung einer Markkanen/LaVine-Combo in der Offensive auch sein mag, so verheerend sieht es in der Defense aus. Weder am noch abseits des Balles schafft es LaVine, seine Kontrahenten vor sich zu halten. Markkanen ist trotz seiner Länge und Agilität kein effektiver Ringbeschützer. Um seine jungen Talente zu entlasten, fädelte Bulls-Manager Gar Forman zwei der besten (kleinen) Deals des Sommers ein. Mit Tomas Satoransky und Thaddeus Young unterschrieben zwei Free Agents in Chicago, die dank ihrer Variabilität und defensiven Fertigkeiten dem Team in seiner Entwicklung unheimlich guttun. Young unterzeichnete für drei Jahre und 41 Millionen Dollar, Satoransky kam ebenfalls für drei Jahre und verdient bis zum Sommer 2022 insgesamt 30 Millionen Dollar. „Sato“ ist nicht nur ein ordentlicher Flügelverteidiger und entlastet in diesem Bereich LaVine, er ist auch der ideale „Glue Guy“ in der Offensive. In seiner letzten Saison bei den Wizards legte Satoransky in rund 27 Minuten Einsatzzeit pro Spiel neun Punkte und fünf Assists auf. Er gehörte zu den effizientesten Rollenspielern auf den Guard-Positionen und kann sowohl Playmaking-Aufgaben übernehmen als auch abseits des Balles agieren. Mit einer 40-prozentigen

Karrierequote von Downtown hat der Tscheche nachhaltig unter Beweis gestellt, dass er einen wertvollen Beitrag zum Spacing seines Teams beiträgt. Topverdiener bei den Bulls ist Otto Porter, dem die Wizards 2018 einen Maximalvertrag gaben. Im Tausch für Jabari Parker, Bobby Portis und einen zukünftigen Zweitrundenpick kam Porter dann im letzten Februar nach Illinois. Der 26-Jährige ist der einzige veritable Threeand-D-Flügelspieler im Kader und wird es in der Defensive oft mit dem besten Spieler des Gegners aufnehmen müssen. Ein Trade von Kris Dunn könnte eventuell noch für Verstärkung auf dem Flügel sorgen. Die Aktien des Aufbauspielers befinden sich nach der vergangenen Saison im Sinkflug. Zu balldominant, keine Konstanz beim Sprungwurf: Der Ballhandler ist durch die Additionen der Guards Satoransky und Coby White verzichtbar geworden. Auch wenn die Bulls im Idealfall höchstens an den hintersten PlayoffRängen kratzen, sind sie eine der interessantesten Storylines im Osten. Multiple Ballhandler, Shooting auf den großen Positionen und ein erhöhtes Spieltempo – die Offensive könnte stark werden. Problem: Der Coach setzt eher auf die Defensive. Wie ist es in Chicago um die Geduld bestellt?

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Markkanen ist ein talentierter Shooting-Big-Man,

Die Bulls-Flügelrotation ist dünner als Christian

Die Bulls haben zwei Jahre der Übergangszeit

Carter Jr. mit seinem Potenzial als Verteidiger

Bale in „Der Maschinist“. Hinter Otto Porter man-

hinter sich gebracht. Es geht jetzt darum, eine spie-

und Playmaker vom Lowpost der optimale

gelt es an Verteidigern. Verlässliches Playmaking

lerische Identität herauszuarbeiten. Talententwick-

Komplementärspieler. LaVine deutete an, dass er

auf höchstem NBA-Niveau fehlt ebenso. Bleiben

lung und kompetitiver Basketball müssen nun Hand

trotz defensiver Unzulänglichkeiten ein effizienter

„WCJ“ und Markkannen diese Saison verletzungs-

in Hand gehen. Passt Boylen als defensivorientier-

NBA-Spieler sein kann. Die Veteranen Satoransky

frei? Und wie ist es eigentlich um die Coaching-

ter Coach zum Spielermaterial? In die Playoffs geht

und Young halten den Talenten den Rücken frei.

Philosophie von Jim Boylen bestellt? Also abseits

es dieses Jahr noch nicht, aber die zukünftigen

White bringt mit seinem Tempo eine weitere

von Disziplin und Einsatzwillen. Besitzt er die offen-

Schlüsselspieler werden weitere Schritte in ihrer

Facette in das Offensivspiel.

sive Kreativität, die dieser junge Kader braucht?

Entwicklung nehmen.

Wird am ehesten ... … GETRADET:

K. Dunn

… ALL STAR:

L. Markkanen

… VERSAUERN:

C. Felicio

… ÜBERRASCHEN:

W. Carter

… ENTTÄUSCHEN:

C. White

… EHRENBÜRGER DER STADT: R. Arcidiacono … BESTER JR. IM TEAM:

Fotos: Adam Pantozzi/Rob Carr/Getty Images

24

Eastern Conference

W. Carter

Good Red vs Bad Red Best Case Trikotsponsor Zenni Optical spendiert den Spielern Premium-Kontaktlinsen aus der Forschungsabteilung. „Wow, ich sehe jetzt alle Mitspieler auf dem Court“, staunt LaVine. Mit 20 Punkten und 10 Assists im Schnitt führt er das Team in die Playoffs.

Worst Case Coach Boylen kommt zum ersten Training. „Gentlemen, Sie schulden mir 1.000 Pushups und 2.000 Linienläufe.“ Drei Pleiten später hängt der Disziplinfanatiker ein Vorhängeschloss an das Tor der Arena und sagt Spiele ab. Die Fans jagen ihn aus der Stadt.

33


Cleveland Cavaliers

Team-Infos

Gegründet: 1970 Meisterschaften: 1 Arena: Quicken Loans Arena

Zuschauer: 20.562 Gehälter 19/20: 131,6 Mio. $ Topverdiener: K. Love (28,9 Mio. $)

Schlecht, schlechter, Cavs Text: Sebastian Dumitru

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

C. Sexton

1,88

20

D. Garland

1,91

19

SG

SF

PF

C

Alter

J. Clarkson

1,95

27

B. Knight

1,91

27

M. Dellavedova

1,93

28

S. Thornwell

1,95

25

C. Osman

2,04

24

K. Porter Jr.

1,98

19

D. Windler

2,04

22

K. Love

2,08

30

L. Nance Jr.

2,06

26

J. Martin

2,08

25

T. Thompson

2,08

28

A. Zizic

2,11

22

J. Henson

2,11

28

J

Heimlicher Liebling: Darius Garland

Niemand sonst drängt sich bei den Cavs als Franchise-Spieler auf. Der Rookie avanciert im besten Fall zu einem zweiten Damian Lillard – ein explosiver Shooter, der vom Parkplatz trifft und das Team auf Jahre beim Scoring anführt.

ahr eins nach LeBron, Teil II“ lief ungefähr so, wie man sich das vorgestellt hatte: Die Cavaliers stürzten ohne ihren ehemaligen FinalsMVP komplett ab. Cleveland verlor elf seiner ersten zwölf Partien (und 14 von 16), gewann kein einziges Mal mehr als zwei Spiele in Folge und beendete die reguläre Saison mit genau derselben Bilanz wie 2011, dem ersten Jahr ohne den nach Miami abgewanderten LeBron James. 19 Siege und 63 Niederlagen waren schlecht genug für den zweitmiesesten Ertrag ligaweit. Immerhin verhinderte das Team aus Ohio diesmal rekordträchtige 26 Niederlagen in Folge. Das Jahr war dennoch gefüllt mit Nonstop-Drama: Meister-Coach Ty Lue wurde nach sechs Partien gefeuert und durch Interimslösung Larry Drew ersetzt. J.R. Smith wurde ins Exil geschickt. Tristan Thompson dominierte die Schlagzeilen – aus privaten Gründen.

Stats 2018/19 NAME Kevin Love Jordan Clarkson Collin Sexton Cedi Osman Tristan Thompson Larry Nance Brandon Knight Ante Zizic Matthew Dellavedova John Henson Jarell Martin Darius Garland* *Vanderbilt

34

SP 22 81 82 76 43 67 27 59 36 14 42 5

MPG 27,2 27,3 31,8 32,2 27,9 26,8 22,9 18,3 19,9 13,4 7,8 27,8

FG% 38,5 44,8 43,0 42,7 52,9 52,0 41,3 55,3 41,3 46,3 41,3 53,7

3P% 36,1 32,4 40,2 34,8 0,0 33,7 37,1 0,0 33,6 35,5 35,1 47,8

eFG% 47,9 50,9 48,0 50,4 52,9 55,4 49,8 55,3 50,2 54,5 51,0 -

FT% 90,4 84,4 83,9 77,9 64,2 71,6 78,3 70,5 79,2 60,0 81,8 75,0

RPG 10,9 3,3 2,9 4,7 10,2 8,2 1,9 5,4 1,9 5,1 1,7 3,8

APG 2,2 2,4 3,0 2,6 2,0 3,2 2,3 0,9 4,2 1,0 0,4 2,6

SPG 0,3 0,7 0,5 0,8 0,7 1,5 0,7 0,2 0,3 0,5 0,1 0,8

BPG 0,2 0,2 0,1 0,1 0,4 0,6 0,1 0,4 0,1 0,8 0,2 0,4

TPG 1,9 1,7 2,3 1,5 1,4 1,4 0,9 1,0 1,6 0,9 0,3 3,0

FPG 2,5 1,4 2,3 2,6 2,1 2,9 1,8 1,9 1,8 1,1 1,2 1,4

PPG 17,0 16,8 16,7 13,0 10,9 9,4 8,5 7,8 7,3 5,6 2,7 16,2

Die Mannschaft kritisierte Point Guard Collin Sexton für dessen Ego-Gezocke. Und Kevin Love, der 2018 eine lukrative Vertragsverlängerung als designierter Anführer unterschrieben hatte, verletzte sich und fiel erst wochen-, dann monatelang aus. Als er zurückkam, war die Saison längst den Ohio River hinuntergegangen. Während nach James’ erstem Abgang wenigstens der erste Pick in der Draft für die Schmerzen der NonstopVerliererei entschädigte (Kyrie Irving), blieben die Cavs heuer auch in dieser Disziplin ohne Glück. Die mathematisch besten Chancen auf den ersten Pick sowie eine Wahrscheinlichkeit von 52,1 Prozent, in den Top 4 zu landen, reichten nicht aus – weder für den Top-Pick noch für einen unter den ersten vier. Stattdessen mussten sich die Cavaliers mit Auswahlrecht Nummer fünf zufriedengeben – in der Regel nicht die Gegend, in der kommende Superstars erwartet werden. Es liegt künftig an Darius Garland, Medien und Fans vom Gegenteil zu überzeugen. Der Point Guard aus Vanderbilt soll diesem Klub neues Leben einhauchen. Mit den anderen beiden Erstrundenpicks Dylan Windler (26. Pick) und Kevin Porter Jr. (30.) will General Manager Koby Altman die brachliegende Flügelposition aufwerten. Die einzigen etablierten Neuzugänge sind Sindarius Thornwell (vorher L.A. Clippers) und Jarell Martin (Orlando). Weg sind hingegen der bereits angesprochene Smith (für den Cleveland erwartungsgemäß keinen Abnehmer fand), David Nwaba, Nik Stauskas, Marquese Chriss, Deng Adel


Bilanz 18/19: 19-63

Power Ranking:

und Channing Frye. Für große oder sogar sinnvolle Personalmanöver war angesichts der katastrophalen CapSituation kein Spielraum. Die wichtigste Neuerung fand ohnehin an der Seitenlinie statt, wo mit John Beilein einer der erfolgreichsten College-Coaches des Landes installiert wurde. Der ehemalige Übungsleiter der Michigan Wolverines unterschrieb einen Fünfjahresvertrag und wagt den schwierigen Sprung aus der NCAA in die Basketball Association – ein Schritt, der in den meisten Fällen spektakulär scheitert. Bill Fitch ist einer der wenigen

Namen, neben dem viel jüngeren Brad Stevens in Boston und dem legendären Dick Motta, die positiv in Erinnerung geblieben sind. Vielleicht schafft es Beilein, in Fitchs Fußstapfen zu treten, der seine NBA-Coaching-Karriere 1970 ebenfalls in Cleveland begann und in 25 Jahren zu einem der erfolgreichsten Trainer aller Zeiten avancierte. Der 66-jährige Beilein hat sich über jedes Amateur-Level (Highschool, Junior College, NCAA-Division III, Division II, Division I) in die höchste aller Klassen gearbeitet und verlässt die Wolverines als erfolgreichster Coach ihrer Historie, inklusive zweier Trips ins Final Four und einer Siegesquote von 65 Prozent (829-468). So viele Siege wird es in Cleveland sicherlich nicht geben, denn Beilein stößt zu einer Rumpftruppe, der es an Balance, Qualität und Erfahrung fehlt. Zumindest in der Arbeit mit Youngstern ist Beilein hochqualifiziert. Dieses Know-how wird bei den Cavs in den nächsten Jahren auch bitter nötig sein. Acht Spieler in der neuen

Rotation sind 25 Jahre oder jünger. Spätestens wenn die vielen Altlasten nicht mehr im Kader sind – die Verträge von Thompson, Matthew Dellavedova, John Henson, Brandon Clarkson und Brandon Knight laufen 2020 aus –, wird noch mehr Jugend und Unerfahrenheit in den Kader gepumpt werden (müssen). Ein Großteil der erstellten Pläne in der Führungsetage befasst sich mit der Suche nach einem Franchise-Player und dem oft beschwerlichen Weg dorthin – inklusive vieler Pleiten. Die Hoffnung ist, dass entweder Sexton oder Garland diese Rolle ausfüllen können. Sexton irritierte die vielen Veteranen im Kader mit seiner „Shoot first, pass later“-Mentalität, zeigte jedoch gute Ansätze als Schütze und eine annehmliche zweite Saisonhälfte (20,8 Punkte pro Spiel bei einer Quote von 48 Prozent aus dem Feld nach der All-Star-Pause). Der 1,88-Meter-Mann traf mehr als 40 Prozent seiner Dreier und absolvierte jede der 82 Partien. Nur Sexton, Steph Curry und Larry Bird schafften es in ihrer ersten Profisaison, mehr als 16 Punkte im Schnitt zu erzielen und dabei mindestens 40 Prozent von Downtown und 80 Prozent von der Freiwurflinie zu netzen. Sextons Playmaking und „Arbeit“ in der Defensive gaben jedoch viel Grund zur Sorge. Hier muss der Combo-Guard in Jahr zwei Fortschritte machen. Dass die Cavaliers in Garland einen ähnlichen Spielertypen zogen, kann zwei Dinge bedeuten: Entweder, dass das Front Office den besten verfügbaren Rookie draftete, ohne Blick auf eventuelle Passgenauigkeit mit dem Rest dieses dünnen Kaders, und es ohnehin im Interesse dieses Teams ist, Beilein zwei dynamische Guards für seine „Two-Guard-Offense“ zur Verfügung zu stellen – ein System, das auf Improvisation und individuelle Klasse der Ballführer setzt. Oder es bedeutet, dass intern bereits beschlossen wurde, dass Sexton als Nummer eins deplatziert ist. Auftritt Garland. Der Guard ist nicht viel größer als sein neuer Backcourt-Partner und kommt mit demselben Stärken-/ Schwächen-Profil in die NBA: exzellenter Shooter mit enorm viel Schusstiefe,

jedoch mit Defiziten als Passgeber und Verteidiger. Kann Beilein den Ertrag dieses Duos maximieren? Oder wird die zuletzt schwächste Defensive der NBA-Historie dadurch sogar noch durchlässiger? Cedi Osman avancierte 2018/19 mit seinen 13,0 Punkten pro Spiel zum Publikumsliebling, muss jedoch effizienter werfen und hat mit Rookie Windler – einem der besten Shooter und Scorer dieses DraftJahrgangs – plötzlich starke Konkurrenz um Einsatzzeit. Der Frontcourt bleibt, mit Blick auf die Zukunft, das größte Sorgenkind: Kevin Love produziert, wenn er auf dem Parkett steht, und wird vor allem zu Beginn der Saison hart präsentiert werden, um auf diese Weise einen geeigneten Tradepartner für die Dienste des fünffachen All Stars zu finden. Der energetische Larry Nance Jr. und Center Ante Zizic stagnierten in ihrer Entwicklung. Alles deutet darauf hin, dass Cleveland erneut zu den schlechtesten Teams der Liga zählen wird. Das kann auch Beileins neues Spielsystem und mehr Disziplin an beiden Enden nicht verhindern. Im besten Fall finden die Cavaliers eine oder zwei legitime Säulen für ihr Team der Zukunft.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Wenige. Sehr wenige. Garland und Sexton bilden,

Schlechteste Defensive aller Zeiten. In diesem Team

Die Cavs werden erneut zu den miesesten Teams

zumindest in der Theorie, die Basis eines dynami-

weiß niemand, wie Verteidigung geschrieben,

der Liga zählen. Die einzigen Hoffnungsschim-

schen, wurfstarken Backcourts. Osman, Porter und

geschweige denn gespielt wird. Keine Additionen,

mer am Horizont sind eine Handvoll talentierter

Windler sind mögliche Lösungen auf dem Flügel.

die daran etwas ändern werden. Außer Love kein

Youngsters und die (hoffentlich) Personalüberbleib-

Offensivrebounds. Kevin Love ist ein veritabler

Spieler auf oder über NBA-Durchschnittsniveau.

sel aus längst vergangenen Championship-Zeiten

20/10-Big und kann dieses Team bis zu seinem

Weder Sexton noch Garland sind Spielmacher-

als Tradechips. Lösen GM Altman und Coach

unausweichlichen Trade anführen. Coach Beilein

Typen. Schwaches Shooting als Grundlage eines

Beilein die aktuellen Rätsel (Kader, System, Identi-

wird frischen Wind und ein neues System reinbrin-

der schwächsten Angriffe der Liga.

tät, Respektabilität) auf dem Weg zum anvisierten

Wird am ehesten ...

Fotos: David Liam Kyle/Sean Berry/NBAE via Getty Images

29

Eastern Conference

… GETRADET:

K. Love

… ALL STAR:

K. Love

… VERSAUERN:

J. Henson

… ÜBERRASCHEN:

K. Porter Jr.

… ENTTÄUSCHEN:

L. Nance Jr.

… MOST IMPROVED:

C. Osman

… BESTER NEUZUGANG:

D. Garland

gen. Keine Erwartungen.

Good Red vs Bad Red Best Case Dan Gilbert ist melancholisch, hat das Verlieren satt. Also schreibt er (in Word) einen Brief an LeBron, schwelgt in Erinnerungen. Das trifft den „King“ voll in die Gefühle. LBJ ruft seinen Agenten Rich Paul an, erzwingt einen Trade ... und bringt Anthony Davis gleich mit.

Worst Case Beilein ruft Coaching-Kumpel Pitino an, fragt nach Tipps. Fortan starten Knight, Delly, Love, Thompson und Henson, Cleveland presst über 48 Minuten. Nach nur 23 Partien müssen die Cavaliers ihr G-League-Team schicken: Alle 15 Spieler sind körperlich komplett verheizt.

Nummer-eins-Pick 2020?

35


Detroit Pistons

Team-Infos

Gegründet: 1957 Meisterschaften: 3 Arena: Little Caesars Arena

Zuschauer: 21.000 Gehälter 19/20: 134,3 Mio. $ Topverdiener: B. Griffin (34,4 Mio. $)

Überholspur? Text: Peter Bieg

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

R. Jackson

1,91

29

D. Rose

1,91

31

T. Frazier

1,83

28

L. Kennard

1,98

23

L. Galloway

1,88

27

S. Mykhailiuk

2,03

22

K. Thomas

1,91

23

T. Snell

2,01

27

S. Doumbouya

2,05

18

B. Griffin

2,08

30

M. Morris

2,08

30

M. Beasley

2,08

30

A. Drummond

2,10

26

T. Maker

2,16

22

C. Wood

2,08

24

SG

SF PF

C

Alter

Heimlicher Liebling: Christian Wood

E

Ob ihn Dwane Casey von der Leine lässt, bleibt abzuwarten. Aber Wood hat Game. Richtig Game. Ein mobiler Big Man mit Athletik, Spannweite und Wurf. Den Pistons würde sein Durchbruch in der NBA definitiv nicht schaden.

inen Titel gewinnen“, das gab Derrick Rose bei seinem Amtsantritt in Detroit als Ziel aus. Der einstige Liga-MVP ist nach einer starken Saison 2018/19 für die Minnesota Timberwolves neu bei den Pistons. Für zwei Jahre unterschrieb Rose in der „Motor City“, für absolut vernünftige 15 Millionen US-Dollar. 18,0 Punkte und 4,3 Assists bei einer Dreierquote von 37,0 Prozent brachte Rose bei den Timberwolves und ist somit ein klares Schnäppchen für Detroit – solange er gesund bleibt. 31 Jahre ist Rose inzwischen alt, nach schweren Verletzungen und einem zwischenzeitlich drohenden Karriereende wieder deutlich im Aufwind. Dennoch wirkten seine Aussagen in der neuen Heimat etwas

Stats 2018/19 NAME Blake Griffin Derrick Rose Andre Drummond Reggie Jackson Luke Kennard Markieff Morris Langston Galloway Tony Snell Thon Maker Tim Frazier Bruce Brown Sekou Doumbouya* *CSP Limoges

36

SP 75 51 79 82 63 58 80 74 29 59 74 39

MPG 35,0 27,3 33,5 27,9 22,8 21,9 21,8 17,6 19,4 19,0 19,6 18,1

FG% 46,2 48,2 53,3 42,1 43,8 42,1 38,8 45,2 37,3 44,4 39,8 47,8

3P% 36,2 37,0 13,2 36,9 39,4 33,5 35,5 39,7 30,7 36,6 25,8 31,5

eFG% 53,2 51,8 53,6 50,4 54,0 49,2 50,3 56,4 45,9 51,5 43,6 -

FT% 75,3 85,6 59,0 86,4 83,6 77,2 84,4 88,1 76,6 75,9 75,0 75,6

RPG 7,5 2,7 15,6 2,6 2,9 4,6 2,1 2,1 3,7 2,8 2,5 3,0

APG 5,4 4,3 1,4 4,2 1,8 1,4 1,1 0,9 0,9 4,2 1,2 0,7

SPG 0,7 0,6 1,7 0,7 0,4 0,6 0,5 0,4 0,4 0,5 0,5 0,7

BPG 0,4 0,2 1,7 0,1 0,2 0,4 0,1 0,2 1,1 0,1 0,5 0,5

TPG 3,4 1,6 2,2 1,8 0,9 0,9 0,3 0,3 0,8 1,3 0,6 1,2

FPG 2,7 1,1 3,4 2,5 1,5 3 1,7 1,2 1,7 1,9 2,4 2,3

PPG 24,5 18,0 17,3 15,4 9,7 9,4 8,4 6,0 5,5 5,3 4,3 7,2

realitätsfern: „Solange ich spiele, ist eine Meisterschaft mein Ziel. Darum geht es mir wirklich. Ich habe all diese individuellen Auszeichnungen, die ich wollte, und jetzt geht es um den Titel, den ich wirklich will. Ich habe auf jedem Niveau gewonnen, außer auf diesem.“ Denn ein Titelgewinn mit Detroit scheint außer Reichweite – selbst wenn Rose zu seiner MVP-Form der Saison 2010/11 aufläuft … 41 Siege bei 41 Niederlagen, so lautete die Bilanz der Pistons nach der Spielzeit 2018/19. In den Playoffs gab es ein 0-4-Erstrundenaus für die Mannschaft von Blake Griffin und Andre Drummond. Nichts war zu holen gegen die starken Milwaukee Bucks. Überhaupt: Die Pistons haben seit dem Jahr 2008 kein einziges PlayoffSpiel mehr gewonnen, waren immer Postseason-Kanonenfutter … bestenfalls. „Wir haben eine große Chance, weil wir in der Eastern Conference antreten“, glaubt Rose dennoch und sagt: „Wir haben zwei großartige Big Men und ein super Team. Du weißt nie.“ Damit die Detroit Pistons von einem Playoff-Kandidaten zu einer Mannschaft werden, die in der Postseason Spiele oder gar Serien gewinnt, braucht die Truppe von Headcoach Dwane Casey weit mehr als einen gesunden Derrick Rose, der seine Form aus Minnesota bestätigt. Shooting etwa: Nur vier Teams hatten in der vergangenen Saison eine


Bilanz 18/19: 41-41

Power Ranking:

schwächere effiziente Trefferquote als Detroit, auch beim True Shooting (26. Platz) waren die Kolben mies. Insgesamt stotterte der Motor im Angriff ganz gewaltig (21. Platz im Offensivrating), und mit einer sehr langsamen Offensive (28. Platz) kreierten die Pistons zu wenige Punkte. Deutlich playofftauglicher dagegen ist die Defense (11. Platz) und das Rebounding (jeweils 5. Platz an beiden Enden) der Franchise aus dem US-Bundesstaat Michigan. Nur sechs Teams ließen ligaweit hochgerechnet noch weniger gegnerische Punkte zu als Detroit.

Einen großen Anteil an der defensiven Präsenz seiner Truppe hat eindeutig Coach Casey, der perfekt zur Arbeitermentalität in der Autostadt zu passen scheint. Der „Coach des Jahres 2018“ (damals noch bei den Toronto Raptors) malochte als Student unter anderem in einer Kohlemine – und impfte seiner neuen Mannschaft Einsatzwillen ein. Diesen zeigt unter den Brettern insbesondere Pivot Andre Drummond, der sich im Schnitt 15,6 Abpraller sicherte und damit die NBA bereits zum dritten Mal in seiner Karriere anführte. Die meisten offensiven Rebounds? Holte Drummond. Die meisten defensiven Rebounds? Ebenfalls Drummond. „The Big Penguin“ garnierte diese Zahlen mit durchschnittlich 17,3 Punkten und 1,7 Blocks im Schnitt. Lediglich seine Freiwurfschwäche bleibt ein Manko, wenngleich sich Drummond auch in diesem Bereich nennenswert gesteigert hat. Die zweite Säule im PistonsFrontcourt ist Blake Griffin, der aufgrund von Stats und Game inzwischen mit Fug

und Recht als „Alleskönner“ bezeichnet werden darf. Lebte Griffin noch vor fünf Jahren vornehmlich von seiner Ausnahme-Athletik, ist er mittlerweile zu einem multidimensionalen Power Forward und sekundären Playmaker für Detroit avanciert. Nur in Sachen Defense und Shotblocking bleiben altbekannte Schwächen. In der neuen Saison soll der lange Jahre verletzungsanfällige Griffin allerdings mehr Pausen erhalten als zuletzt. Wenn die Pistons in der vergleichsweise starken Central Division (mit Milwaukee, Indiana, Chicago und Cleveland) ihre Playoff-Chancen jedoch wahren wollen, wird Griffin nicht allzu viele Spiele im Anzug anschauen dürfen. Die voraussichtliche Startformation der Kolben ist gut, wenn auch nicht herausragend: Neben Drummond und Griffin sollten Neuzugang Tony Snell, Sophomore Bruce Brown und Reggie Jackson starten. Die Personalie Jackson ist spannend: Erstmals spielte der verletzungsanfällige Asthmatiker im vergangenen Jahr wieder einmal alle 82 Spiele der Regular Season. Außerdem geht er in sein letztes Vertragsjahr und verfügt mit Rose über einen tauglichen Backup, der auch neben Jackson zum Einsatz kommen kann – wenngleich beide keine herausragenden Schützen sind. Stichwort Schützen: An denen mangelt es in Detroit fast schon traditionell. Abhilfe schaffen sollen hier neben Tony Snell der Ukrainer Sviatoslav Myhailiuk und Luke Kennard, der in sein drittes Jahr bei den Pistons geht. Doch wie so vielen Spielern im aktuellen Kader fehlte es Kennard in seiner bisherigen Laufbahn an Konstanz. Der aus Milwaukee gekommene Thon Maker ist bisher ebenfalls nur ein 2,16 Meter großes Fragezeichen. Mindestens so viele Fragezeichen, aber auch mindestens ebenso viel Talent bringt Draftpick Sekou Doumbouya mit, den sich die Pistons an 15. Stelle sicherten. Der Franzose dominierte die internationalen Jugendwettbewerbe mit seiner Athletik und seinem Scoring-Instinkt und bringt alles mit, um ein Flügelspieler hoher Güteklasse zu werden. Beim erst 18-Jährigen ist allerdings jede Menge

Geduld gefragt, bis er sich an die Härten des NBA-Alltags gewöhnt hat. Dass sich diese Geduld auszahlen kann, haben zuletzt die Milwaukee Bucks bei einem gewissen Giannis A. festgestellt. Ob es für Doumbouya jemals in solche Sphären gehen kann, bleibt zwar ebenso abzuwarten wie zu bezweifeln, immerhin haben die Pistons mit Maker, Rose, Doumbouya und Kennard aber etwas Talent auf der Bank. Zu Beginn des Trainingscamps kämpften außerdem mehrere sehr interessante Spieler um einen Kaderplatz: etwa Michael Beasley, hinter Neu-Piston Rose zweiter Pick der 2008er Draft. Oder „Iso“ Joe Johnson, inzwischen 38-jähriger MVP der BIG3-Zockerliga. Auch Christian Wood, im vergangenen Jahr im Kader der New Orleans Pelicans, bemüht sich um einen Platz und somit Backup-Minuten auf den großen Positionen. Über die Titelträume von Derrick Rose wird die Besetzung des finalen Spots im Kader jedenfalls nicht entscheiden, dafür ist das Team insgesamt zu schwach besetzt. Ja, die Pistons spielen im Osten. Und ja, sie haben mehr Talent im Kader als zuletzt. Doch vom großen Wurf trennt sie trotzdem noch einiges …

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Starker und recht variabler Frontcourt, angeführt

Verbessern die Pistons ihr notorisch schwaches

Die Pistons erneut in den Playoffs – das erscheint

von Drummond und Griffin, ergänzt von Maker,

Shooting und bringen die Offensive jenseits von

durchaus realistisch. Doch ob die Jungs aus

Markieff Morris und Christian Wood. Neu ver-

Griffin und Drummond ins Laufen? Spieler wie

Michigan mit ihrem behutsam verbesserten Kader

pflichtete Schützen sollten die Dreierquote steigern

Maker, Kennard und Snell müssen erst noch

die erste Runde überstehen, ist zweifelhaft. Das

und Platz für die Stars schaffen. Derrick Rose kam

beweisen, dass sie dauerhaft produktive NBA-

Shooting dürfte klar verbessert sein, Rose belebt

günstig und bringt Feuerkraft von der Bank, wenn

Rollenspieler sind. Langsames Team mit zuletzt zu

die Bank, und sogar einige Talente kamen dazu.

er gesund bleibt. High-Risk-High-Reward-Draftpick

ausrechenbarem Angriff. Die zweite Playoff-Runde

Drummond und Griffin liefern verlässlich. Dennoch

Doumbouya. Casey ist ein fähiger Headcoach mit

scheint weit weg.

sind die Kolben zu ausrechenbar für einen tiefen

Wird am ehesten ...

Fotos: Gregory Shamus/Mike Roemer/NBAE via Getty Images

19

Eastern Conference

… GETRADET:

R. Jackson

… ALL STAR:

B. Griffin

… VERSAUERN:

C. Wood

… ÜBERRASCHEN:

C. Wood

… ENTTÄUSCHEN:

D. Rose

… EIN NEUER GIANNIS:

S. Doumbouya

… NICHT BESSER:

L. Kennard

klaren Vorstellungen.

Good Red vs Bad Red Best Case Rose spielt wie ein MVP, Doumbouya wie Giannis, Mykhailiuk bringt Drummond den Dreier bei. Die Pistons ballern sich bis ins OstFinale, triumphieren dank Jackson und Beasley: Sie lassen das Gras weg, setzen auf Gummibärchen und … vor allem auf Defense.

Worst Case Das Knie von Rose geht früh kaputt. Doumbouya spielt wie Thanasis Antetokounmpo. Jackson und Beasley fahren zum All-Star-Break nach Peru, probieren Ayahuasca und werden nie mehr gesehen. Wood darf als Point Forward ran, die Pistons werden Vorletzter.

Playoff-Ritt.

37


Indiana Pacers

Team-Infos

Gegründet: 1967 Meisterschaften: 3 (ABA) Arena: Bankers Life Fieldhouse

Zuschauer: 17.923 Gehälter 19/20: 117,1 Mio. $ Topverdiener: V. Oladipo (21,0 Mio. $)

Pacers in Progress Text: Christian Orban

Depth Chart POS

Name

Größe

Alter

PG

M. Brogdon

1,96

26

A. Holiday

1,85

23

T.J. McConnell

1,88

27

SG

SF

PF

C

V. Oladipo

1,93

27

J. Lamb

1,96

27

J. Holiday

1,98

30

E. Sumner

1,96

23

T.J. Warren

2,03

26

D. McDermott

2,03

27

J. Sampson

2,06

26

D. Sabonis

2,11

23

T.J. Leaf

2,08

22

A. Johnson

2,06

23

M. Turner

2,11

23

G. Bitadze

2,11

20

Heimlicher Liebling: Domantas Sabonis

Domantas Sabonis verfügt nicht nur über einen großen Namen, er bringt auch beachtliche Leistungen. Er gefällt als versierter Innenspieler und spielstarker Passgeber. Zudem ist der junge Big Man mit seiner Einsatzfreude auch an den Brettern eine Macht.

D

ie Indiana Pacers galten 2018/19 als ambitioniertes Playoffteam. Dann zog sich All Star Victor Oladipo Ende Januar eine schwere Knieverletzung zu, die sein vorzeitiges Saisonende bedeutete. Indes blieben die Pacers ohne ihren besten Angreifer und Außenverteidiger wettbewerbsfähig (23-23-Bilanz). Und auch wenn sie in der ersten Playoffrunde gegen die Celtics einen Sweep kassierten, verdient ihre Saisonleistung Anerkennung. Denn „Indy“ spielte einsatzvollen, defensiv fundierten Teambasketball, den Coach Nate McMillan seit jeher lehrt. Die stabile Verteidigung erreichte dabei sogar Top3-Niveau. Am offensiven Ende, wo das Team nachhaltig strauchelte, tat sich hingegen eine größere Baustelle auf. Diese adressierte Manager Kevin Pritchard, als er sich im Sommer dazu entschied, die eigenen Free Agents ziehen zu lassen. Darunter Erfolgsträger

Stats 2018/19 NAME SP Victor Oladipo 36 T.J. Warren 43 Malcolm Brogdon 64 Jeremy Lamb 79 Domantas Sabonis 74 Myles Turner 74 Doug McDermott 77 Cory Joseph 82 T.J. McConnell 76 Aaron Holiday 50 T.J. Leaf 58 Goga Bitadze* 51 *KK Mega Bemax/Buducnost

38

MPG 31,9 31,6 28,6 28,5 24,8 28,6 17,4 25,2 19,3 12,9 9,0 23,4

FG% 42,3 48,6 50,5 44,0 59,0 48,7 49,1 41,2 52,5 40,1 54,1 57,1

3P% 34,3 42,8 42,6 34,8 52,9 38,8 40,8 32,2 33,3 33,9 25,8 40,0

eFG% 48,6 54,9 57,5 49,9 59,6 53,6 59,0 46,3 54,2 48,3 56,3 -

FT% 73,0 81,5 92,8 88,8 71,5 73,6 83,5 69,8 78,4 82,0 61,3 67,9

RPG 5,6 4,0 4,5 5,5 9,3 7,2 1,4 3,4 2,3 1,3 2,2 6,3

APG 5,2 1,5 3,2 2,2 2,9 1,6 0,9 3,9 3,4 1,7 0,4 1,1

SPG 1,7 1,2 0,7 1,1 0,6 0,8 0,2 1,1 1,0 0,4 0,2 0,6

BPG 0,3 0,7 0,2 0,4 0,4 2,7 0,1 0,3 0,2 0,3 0,3 1,9

TPG 2,3 1,2 1,4 1,0 2,2 1,4 0,5 1,0 1,2 0,8 0,2 1,8

FPG 2,0 2,8 1,6 1,8 3,2 2,6 1,4 1,6 1,4 1,4 0,6 3,8

PPG 18,8 18,0 15,6 15,3 14,1 13,3 7,3 6,5 6,4 5,9 3,9 13,9

wie Bojan Bogdanovic und Defensivass Thad Young. Center Myles Turner ist daher der einzige Playoffstarter, der weiterhin im Kader steht. Es wurde also ein erheblicher Teamumbau vollzogen. Insgesamt sechs Neuzugänge tragen zu einer Verjüngung und offensiveren Ausrichtung bei. Aber sind die Pacers als Mannschaft auch verbessert? Das ist die Frage, die 2019/20 vor allem der aufgepolsterte Backcourt beantworten muss. Malcolm Brogdon ist der wichtigste und bestbezahlte Neuzugang (vier Jahre, 85 Millionen Dollar). Der vielseitige Combo-Guard ist ein effizienter Komplementärspieler, der als Spotup-Shooter brilliert, effektiv aus dem Catch-and-Drive attackiert und sekundäres Playmaking einbringt. Konstant für sich und andere Abschlüsse zu kreieren, sollte vom Ex-Buck dagegen weniger erwartet werden. Auch weil sein ohnehin langsamer Sprungwurf aus dem Dribbling nicht sicher fällt. Defensiv überzeugt Brogdon als kräftiger und smarter Teamverteidiger, der auch größere Flügelspieler eindämmen kann. Gegen kleinere, schnelle Ballführer ist er indes angreifbar, da es ihm schwerfällt, Schritt zu halten und sich an sie zu heften. Nicht nur hier muss Backcourt-Partner Victor Oladipo übernehmen, wenn er wohl um den Jahreswechsel zurückkehrt. Wie auch bei Brogdon, den wiederholt Fußprobleme plagten, stellt sich dabei die Frage der Gesundheit. In welcher Verfassung präsentiert sich Oladipo, und wie viel hat er von seiner imposanten Athletik durch den Riss der rechten Quadrizepssehne eingebüßt?


Bilanz 18/19: 48-34

Power Ranking:

Ein fitter „Dipo“ ist der Akteur, den Indiana so sehr vermisst hat. Nämlich ein dynamischer Go-to-Scorer, der sein Team offensiv tragen kann. So ist Oladipo ein balldominanter Dribbler, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht, Druck auf die Defense ausübt und effizient zum Korb kommt. Auch trifft er den Jumper aus der Halbdistanz und den Dreier sehr solide. Zugleich besticht Oladipo als starker Individual- und Teamverteidiger. Besonders als frei operierender Balldieb, der aktiv in den Passwegen steht.

Woran der Unterschiedsspieler noch arbeiten muss, sind der gelegentliche Tunnelblick und sein Passspiel. Hierbei sollte ihm Brogdon, mit dem er sich auf dem Papier gut ergänzt, als Ballhandler und wurfstarker Abnehmer hilfreich zur Seite stehen. Unterstützt wird das schlagkräftige Duo im Backcourt von Zweitjahresprofi Aaron Holiday sowie drei weiteren Neuzugängen: dessen älterem Bruder Justin, Jeremy Lamb und T.J. McConnell. Da er gefragte Qualitäten mitbringt, dürfte der jüngste HolidayBruder heuer als zweiter Point Guard fungieren. Schließlich gilt der kleine Aufbaudynamo als korbgefährlicher und kreativer Spielmacher mit defensivem Biss. McConnell birgt derweil wenig Potenzial. Dafür geht er stets einsatzvoll voran und trifft gut aus der Halbdistanz – mehr allerdings nicht. Jeremy Lamb wird unterdessen vorerst Oladipo vertreten. Der Ex-Hornet ist ein vielseitiger Komplementärscorer, der sich den eigenen Wurf kreiert und in der Crunchtime Verantwortung übernehmen kann. Als Passer darf Lamb

hingegen mehr zeigen, defensiv hält er ordentlich mit. Nach Oladipos Rückkehr wird er wohl die Rolle als Sechster Mann übernehmen, wobei auch die Starterposition in einem Three-GuardLineup mit Brogdon denkbar wäre. Auf dem Flügel kann zudem Justin Holiday als Three-and-DAkteur aushelfen. Wie Lamb trifft der „Journeyman“ den Dreier annehmbar, während er die meisten Wings gut verteidigt und einige Bälle stibitzt. Mit Defense haben die nominellen Small Forwards der Pacers leider nichts am Hut. Neuzugang T.J. Warren, der zunächst starten dürfte, ist als Verteidiger schlichtweg schlecht und muss versteckt werden. Auch kann er keine Rebound- und Passqualitäten anbieten. Hinzu kommt die Verletzungsanfälligkeit. Immerhin ist Warren ein verlässlicher Korbjäger, der den Drive und zuletzt auch den Dreier im Gepäck hatte. Am besten geeignet wäre für ihn vermutlich die Rolle als Bankmikrowelle. Doug McDermott gilt seinerseits als ausgewiesener Schütze, der sich abseits des Balles clever freiläuft. Defensiv hat er keine nennenswerten Fortschritte gemacht und fällt daher wie Warren weiterhin negativ auf. Positiv aufgefallen ist indes Domantas Sabonis. In der Rolle als Backup-Center konnte er sich 2018/19 erneut eindrucksvoll steigern. „Domas“ brilliert als überaus treffsicherer Innenspieler sowie als spielstarker Blocksteller und kreativer Passgeber vom Highpost. Zudem putzt der einsatzfreudige Litauer vorbildlich die Bretter. Der 23-Jährige war daher zuletzt einer der produktivsten Reservisten der NBA. Nun soll Sabonis an der Seite von Altersgenosse Myles Turner starten, der sich ebenfalls beachtlich gesteigert hat. 2018/19 der führende Shotblocker der Liga, überzeugt der talentierte Center als Defensivanker. Turner beschützt erstklassig den Ring und arbeitet auch am Brett immer besser. Im Angriff agiert er als Stretch-Big, der den Dreier solide trifft, sich aber lieber auf lange Zweier verlässt und durch die Zone mäandert. Als Passer ist Turner verbessert, aber bisher kein Faktor.

Indiana will und muss heuer die Frage beantworten, ob die beiden Center auf dem Feld koexistieren können. Denn Sabonis’ Vertrag läuft aus, während auf der Vier ohnehin die Alternativen fehlen. Soll das Duo offensiv funktionieren, muss zuvorderst Turner als Dreierschütze mehr Gefahr ausstrahlen. Ob Coach McMillan dies befürwortet, dessen Teams zuletzt selten von Downtown warfen, ist ungewiss. Defensiv bleibt Turner der Ringbeschützer. Dies bedeutet, dass Sabonis kleinere und schnellere Vierer bis an die Dreierlinie verfolgen muss. Erfolgversprechend ist das allerdings nicht. Teamdienlicher erscheint es, die Minuten der beiden Starter vermehrt zu staffeln. Ins Spiel kommt hierbei auch Rookie Goga Bitadze (18. Pick). Der amtierende „Euroleague Rising Star“ bringt Qualitäten als Pick-and-RollSpieler, Schütze und Shotblocker mit. So gibt der versierte Big Man den Pacers zusätzliche Flexibilität, ihre Fünfer zu gruppieren oder gar einen von ihnen (lies: Turner) zu traden. „Indy“ steht sonach in mehrfacher Hinsicht vor einer hochinteressanten und zukunftweisenden Saison. Diese sollte zumindest eine erneute Playoff-Teilnahme bereithalten.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Dank der Neuzugänge ist das Team jünger und

Ein Großteil der Rotation wurde ausgetauscht.

Die Pacers werden im Osten selbstbewusst eine

offensiv variabler aufgestellt. Sie stehen für

Nach dem Abgang verlässlicher Verteidiger steht

Platzierung unter den ersten vier anvisieren und

verbessertes Scoring und Shooting. Besonders

die drittbeste Defense des Vorjahres auf dem

die zweite Playoffrunde erreichen wollen. Ganz

Brogdon könnte sich als großer Zugewinn erweisen.

Prüfstand. Die Forward-Positionen sind nicht über-

unrealistisch ist das nicht, aber auch eine ent-

Gemeinsam mit einem gesunden Oladipo bildet er

zeugend besetzt. Ob Sabonis und Turner neben-

täuschende Saison ist denkbar. So muss sich das

einen schlagkräftigen Backcourt. Turner besticht

einander funktionieren, ist fraglich. Dem Angriff

umgebaute Team erst finden und Oladipo idealer-

als Defensivanker. Mit Sabonis und Bitadze formt

fehlt es ein wenig an Playmaking und Passing.

weise seine All-Star-Form erreichen. Sind alle

er ein befähigtes Center-Trio. Grundsolides

Kann McMillan auch Offense? In welcher Verfas-

Leistungsträger gesund und (re-)integriert, könnte

Coaching und Disziplin.

sung kehrt Oladipo zurück?

„Indy“ überraschen.

Wird am ehesten ...

Fotos: Andy Lyons/Ron Hoskins/NBAE via Getty Images

11

Eastern Conference

… GETRADET:

D. Sabonis

… ALL STAR:

D. Sabonis

… VERSAUERN:

A. Johnson

… ÜBERRASCHEN:

A. Holiday

… ENTTÄUSCHEN:

T.J. Warren

… BESTER T.J.:

T.J. Warren

… DPOY:

M. Turner

Good Red vs Bad Red Best Case „Wir brauchen einen Shotblocker“, denkt Robert Sarver. „Hm, laut dem Twitter-Konto von USA Basketball ist dieser Turner der beste der Welt!“ Die Suns traden Booker und Ayton für Turner plus Brogdon. Indy zieht in die NBA-Finals 2020 ein!

Worst Case Sabonis kommt nicht über das Spiel gegen Frankreich hinweg. Jeden Freiwurf des Gegners, der den Ring berührt, schlägt er weg. Jedes Mal gibt es Goaltending. Indiana verliert 20 Spiele mit weniger als drei Punkten Unterschied und verpasst die Playoffs.

39


Miami Heat

Team-Infos

Gegründet: 1988 Meisterschaften: 3 Arena: American Airlines Arena

Zuschauer: 19.600 Gehälter 19/20: 134,4 Mio. $ Topverdiener: J. Butler (37,2 Mio. $)

Riley-Ball Text: Sebastian Dumitru

Depth Chart POS

Name

Größe

Alter

PG

G. Dragic

1,91

28

SG

SF

PF

C

T. Herro

1,98

19

J. Martin

1,91

23

J. Winslow

2,01

23

D. Waiters

1,93

27 24

K. Nunn

1,91

J. Butler

2,04

30

D. Jones Jr.

2,01

22

K. Okpala

2,06

20

D. Robinson

2,04

25

K. Olynyk

2,13

28

J. Johnson

2,04

32

U. Haslem

2,04

39

B. Adebayo

2,08

22

M. Leonard

2,11

27

S

Heimlicher Liebling: Bam Adebayo

Bam „Bam Slam“ Adebayo hat in zwei Jahren NBA genug gezeigt, um Hassan Whiteside redundant zu machen. Bam reboundet, Bam schließt hochprozentig ab, Bam blockt Würfe, Bam hört auf seinen Coach, Bam spielt mit der Energie von tausend explodierenden Feuerbällen.

eit 1995 ist Pat Riley in der einen oder anderen Funktion für die Miami Heat tätig. In diesem Zeitraum (23 Saisons) hatte das Team aus Südflorida nur vier Mal mehr Niederlagen als Siege eingefahren und nur fünf Mal die Playoffs verpasst. 2018/19 passierte beides. Ein schwacher Saisonstart und die Ausfälle von Goran Dragic und Dion Waiters warfen Miami zurück. Nur 26 Siege bis zum All-StarWochenende und ein die Luxussteuer reduzierender Trade mit Phoenix überschatteten vieles. Dwyane Wade entzündete auf seiner Abschiedstour durch die Basketball Association ein letztes Feuer, Miami gewann elf von 15 Partien und drängte ein letztes Mal entscheidend in Richtung Playoffs … nur um fünf seiner finalen sechs Partien zu verlieren und die Postseason um zwei Siege zu verpassen. Die zweite Lotterie-Saison in den vergangenen drei Jahren (und die

Stats 2018/19 NAME Jimmy Butler Goran Dragic Justise Winslow Dion Waiters Tyler Johnson Kelly Olynyk Bam Adebayo James Johnson Derrick Jones Jr. Meyers Leonard Duncan Robinson Tyler Herro* *Kentucky

40

SP 65 36 66 44 44 79 82 55 60 61 15 37

MPG 33,6 27,5 29,7 25,9 25,5 22,9 23,3 21,2 19,2 14,4 10,7 32,6

FG% 46,2 41,3 43,3 41,4 42,6 46,3 57,6 43,3 49,4 54,5 39,1 46,2

3P% 34,7 34,8 37,5 37,7 35,3 35,4 20,0 33,6 30,8 45,0 28,6 35,5

eFG% 49,9 47,9 49,7 52,8 51,6 56,3 57,9 49,9 53,7 64,9 50,0 -

FT% 85,5 78,2 62,8 50,0 69,3 82,2 73,5 71,4 60,7 84,3 66,7 93,5

RPG 5,3 3,1 5,4 2,6 2,8 4,7 7,3 3,2 4,0 3,8 1,3 4,5

APG 4 4,8 4,3 2,8 2,5 1,8 2,2 2,5 0,6 1,2 0,3 2,5

SPG 1,9 0,8 1,1 0,7 0,9 0,7 0,9 0,6 0,8 0,2 0,3 1,1

BPG 0,6 0,1 0,3 0,2 0,5 0,5 0,8 0,5 0,7 0,1 0,0 0,3

TPG 1,5 2,0 2,2 1,5 1,4 1,4 1,5 1,3 0,7 0,7 0,3 1,1

FPG 1,7 2,3 2,7 1,6 1,6 2,3 2,5 2,1 2,1 1,7 0,7 1,3

PPG 18,7 13,7 12,6 12,0 10,8 10,0 8,9 7,8 7,0 5,9 3,3 14,0

dritte aus den letzten fünf) untermalte das Hauptdilemma beim dreimaligen NBA-Championship-Klub: Seit dem Abgang von LeBron James und dem Auseinanderbrechen der „Heatles“ dümpelt diese Franchise immer bei einer Siegesquote von 50 Prozent herum. Zu schlecht, um mehr als eine Playoff-Serie zu gewinnen (4-3 gegen die Hornets 2016), aber zu gut, um hoch zu draften und ernsthaft neu aufzubauen. Riley-Teams „rebuilden“ nicht, heißt es schon immer. Der „Pate“ unter den NBA-Präsidenten hat seine Blaupause, und nach der versucht er all seine Teams zusammenzustellen. Defense, Härte, Fitness, eiserne Disziplin und mindestens einen, gerne aber drei Superstars, die das Schicksal auf ihren teuren Schultern tragen. Magic Johnson und Kareem Abdul-Jabbar in Los Angeles, Patrick Ewing in New York, Alonzo Mourning und Tim Hardaway (und um ein Haar der junge Washington Bullet Juwan Howard) in Miami, dann Dwyane Wade und Shaquille O’Neal, dann Wade, LeBron James und Chris Bosh … „Riles“ konnte sich auch fünf Jahre nach seiner bisher letzten Finalteilnahme nicht dazu hinreißen lassen, den Kader einzureißen und in den Neuaufbau zu gehen. Selbst das Karriereende von Wade, das Ende einer Ära, vermochte den Boss nicht zum Umdenken zu bewegen. Ohne jeglichen Cap Space und lediglich mit dem 13. Pick ausgestattet, blickte Miami einer weiteren enttäuschenden Offseason entgegen. Riley wäre aber nicht Riley, wenn er nicht, opportunistisch und ganz der listige Fuchs, auf genau diesen


Bilanz 18/19: 39-43

Power Ranking:

Moment gewartet und dann eiskalt zugeschlagen hätte. Er überredete Jimmy Butler, in die vakante Rolle des Franchise-Players zu schlüpfen, nebenbei lukrativ abzusahnen und seinen neuen Lebensmittelpunkt am South Beach zu installieren. Nicht schlecht, nach Chicago, Minneapolis und Philadelphia im Winter. Auch nicht schlecht: das neue Gesicht einer beneidenswerten Franchiseund Gewinnerkultur zu werden, wie sie in Miami seit den 1990er Jahren durchgehend herrscht. Mit All Star Butler bekommen die Heat endlich wieder

ihren absoluten Führungsspieler, einen legitimen Two-Way-Superstar, der an beiden Enden des Parkett-Rechtecks dominieren und Spiele im Alleingang übernehmen/entscheiden kann. Riley störte sich nicht am lädierten Ruf des 30-Jährigen, der bei den Bulls und Timberwolves für mächtig Stunk gesorgt hatte. Riley sah stattdessen, dass Butler in den Playoffs der beste und furchtloseste Akteur der 76ers war und dort 19 Punkte, sechs Rebounds und fünf Assists im Schnitt auflegte. Butler passt mit seiner ruppigen, lauten und direkten Art wunderbar zur Heat-Kultur, verkörpert sie perfekt und passt auch spielerisch ideal in diesen Kader. Riley schaffte es mit diesem Trade nicht nur, das passende Puzzleteil für eine sofortige Rückkehr in die Playoffs zu verpflichten. Es gelang ihm auch, den unbeliebten und zur Nervensäge verkommenen Center Hassan Whiteside mitsamt gigantischem, garantiertem Vertrag in Richtung Portland abzustoßen. Im Tausch kam mit Meyers Leonard ein Big Man, der zwar

nicht Whitesides defensive Qualitäten mitbringt, dank sicherem Distanzwurf (kleiner Stichprobenumfang) als StretchFünfer jedoch leichter in Erik Spoelstras Offensive zu integrieren ist. Die lief zuletzt vor allem über Justise Winslow, der langsam, aber sicher den hohen Draftpick (10. Pick, 2015) für ihn rechtfertigt. Winslow war, neben Center Bam Adebayo und Highflyer Derrick Jones Jr., die angenehme Überraschung der Saison 2018/19. Er brachte nicht nur ungeahnte Konstanz in seinen einst wackligen Sprungwurf (zum zweiten Mal in Folge 38 Prozent von Downtown, bei karrierebesten 3,9 Versuchen pro Abend), sondern übernahm nach dem Ausfall von Dragic die Rolle des Spielmachers. Point Forward Winslow verteilte als Starter starke 4,8 Assists im Schnitt und blieb ein robuster Verteidiger, der bis zu vier Positionen neutralisieren kann. Er und Butler dürften auf dem Flügel ein furchteinflößendes Duo bilden, das Gegenspieler terrorisiert. Mehr Gesundheit von Dragic und Waiters als zuletzt (beide verpassten mehr als 35 Partien) würde garantieren, dass auch im Backcourt genug Qualität aufläuft, um die Top-Teams der Conference zu kitzeln. Dragic und Waiters absolvierten in den vergangenen zwei Spielzeiten nur 46 Partien zusammen. Ihre Mischung aus Scoring und Playmaking entschlüsselte immer einiges in der zu oft statischen Heat-Offensive, die dank Butler aber etwas effizienter daherkommen sollte als zuletzt. Den Abgang von Josh Richardson (Philadelphia) soll Rookie Tyler Herro auffangen helfen. Herro kommt als einer der besten puren Shooter vom College, kann aber punktuell auch als Spielmacher Akzente setzen. Niemand sollte überrascht sein, wenn Spoelstra für ihn Minuten als BackupEinser findet. Die Veteranen Kelly Olynyk, James „Bloodsport“ Johnson und Udonis Haslem (der längst zum Inventar in der American Airlines Arena zählt und für Jahr 17 zurückkommt) streiten sich um Einsatzzeit auf der Vier, während die ultraathletischen Jones Jr. und Adebayo den Plafond dieses Teams nach oben

verschieben, sollte ihre Entwicklung weiter positiv verlaufen. Jones Jr. ist ein spektakulärer Dunker, allerdings auch ein immer besser werdender Verteidiger und Backdoor-Finisher. Adebayo wird auf Center so viele Minuten sehen, wie er durchhält. Der 22-Jährige gilt als einer der größten Durchbruchskandidaten der kommenden Spielzeit. Pat Riley hat mit einer perfekt getimten, geschickten Verpflichtung die Ausgangsbasis der Floridianer maßgeblich verändert. Butlers Addition sorgt fast automatisch für die antizipierte Rückkehr in die Playoffs. Miami wird natürlich wieder zu den defensivstärksten Teams der Liga zählen (im Vorjahr Rang sieben bei der defensiven Effizienz, Top Ten in 18 von 24 Riley-Saisons). Spoelstra hat einen begabten Mix aus etablierten Veteranen und Youngstern mit Upside zur Verfügung, dazu genügend Tiefe auf allen fünf Positionen, um die besten Kombinationen und genügend Offense/Defense-Balance zu finden. Für den ganz großen Wurf fehlt Miami zwar noch der zweite Star an Butlers Seite – oder genügend Zeit, um herauszufinden, ob in Winslow oder Adebayo ein solches Kaliber steckt. Dennoch wartet hier ein gefährliches Team, das überraschen wird.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Defense, Athletik, Härte, Tiefe … diese neue

Die Offensive ist das große Sorgenkind der Floridia-

Butlers Addition sorgt fast automatisch für die

Heat-Truppe sieht endlich wieder so aus, wie

ner. Zuletzt fünftschlechtestes Angriffsrating, viert-

antizipierte Rückkehr in die Playoffs. Miami wird

Miami-Basketball unter Riley immer ausgesehen

schlechteste True-Shooting-Quote ligaweit und eine

natürlich wieder zu den defensivstärksten Teams

hat. Zumal mit Butler endlich wieder ein Alphawolf

extrem hohe Ballverlustrate. Eine Schnecken-Pace

der Liga zählen. Eine Offensive im Ligamittelmaß

im Kader steht, der anführen und Spiele beenden

und die Verletzungsanfälligkeit von Dragic und

reicht dann aus, um richtig Stunk zu machen. Für

kann. Exzellent gecoacht und auf jeder Position

Waiters helfen sicherlich nicht. Riley würde gerne

den ganz großen Wurf fehlt Miami zwar noch der

doppelt besetzt. Spoelstra kann aus den Vetera-

einen zweiten Star holen. Kommen jetzt weitere

zweite Star. Dennoch wartet hier ein gefährliches

nen und jungen Talenten einen Gewinner-Cocktail

Trades während der Saison, die für Unruhe sorgen?

Team, das Beobachter und so manchen Gegner

Wird am ehesten ...

Fotos: Harry How/Rob Foldy/Getty Images

16

Eastern Conference

… GETRADET:

J. Johnson

… ALL STAR:

J. Butler

… VERSAUERN:

K. Okpala

… ÜBERRASCHEN:

J. Winslow

… ENTTÄUSCHEN:

D. Waiters

… DURCHBRECHEN:

B. Adebayo

… BESTER NEUZUGANG:

J. Butler

mixen. Underdog-Mentalität.

Good Red vs Bad Red Best Case Chris Bosh kommt zurück – direkt aus dem China-Urlaub, wo ihn ein Wunderheiler fit gemacht hat. „CP3“ kommt per Trade, „D-Wade“ macht den Rücktritt vom Rücktritt. Und „Melo“, der eh auf einem Banana Boat am Strand unterwegs war, unterschreibt ebenfalls. Finals!

Worst Case „Riles“ will nachrüsten, hat aber keinen Platz mehr unter dem Cap. Also frisiert er in der Silvester-Nacht die Bücher, tradet am Folgetag für Beal und „CP3“. Adam Silver bekommt davon Wind, verbannt Riley „for life“ und storniert alle Heat-Picks bis ins Jahr 2035.

überraschen wird.

41


Milwaukee Bucks

Team-Infos

Gegründet: 1968 Meisterschaften: 1 Arena: Fiserv Forum

Zuschauer: 17.500 Gehälter 19/20: 128,2 Mio. $ Topverdiener: K. Middleton (30,6 Mio. $)

Titelfavorit dank MVP Text: Sebastian Dumitru

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

E. Bledsoe

1,85

29

G. Hill

1,91

33

SG

SF

PF

C

Alter

W. Matthews

1,95

32

D. DiVincenzo

1,93

22

S. Brown

1,98

24

P. Connaughton

1,93

26

K. Middleton

2,04

28

K. Korver

2,01

38

T. Antetokounmpo 2,01

27

G. Antetokounmpo 2,11

24

E. Ilyasova

2,08

32

D.J. Wilson

2,08

23

B. Lopez

2,13

31

R. Lopez

2,13

31

D. Bender

2,16

21

Heimlicher Liebling: Brook Lopez

2

Wie viele All Stars stellten ihr Spiel im besten Alter von 28 Jahren auf den Kopf? „Splash Mountain“ traf drei Dreier in seinen ersten acht Saisons, seither 433 in drei. Lopez ist der beste Stretch-Fünfer der Liga und einer ihrer witzigsten.

018/19 war eine dieser Traumsaisons, wie sie Teams im Aufstieg nur ganz selten mal erleben. Ein zuvor mittelmäßiges Playoff-Team, angeführt von einem Jungstar, tätigt ein paar clevere Neuverpflichtungen, die einem über Jahre intelligent zusammengestellten Kader hinzugefügt werden. Im Falle der Bucks waren das Mike Budenholzer als Headcoach, Brook Lopez als wichtigster Free Agent sowie die Eröffnung des ultramodernen Fiserv Forum, der neuen Spielheimstätte in Downtown Milwaukee. Während der Saison tradete der junge General Manager Jon Horst obendrein für Veteranen wie George Hill und Pau Gasol. Dass nach all diesen Aktionen nicht nur eine gute, sondern die beste Saison seit den erfolgreichen

Stats 2018/19 NAME SP Giannis Antetokounmpo 72 Khris Middleton 77 Eric Bledsoe 78 Brook Lopez 81 Wesley Matthews 69 Robin Lopez 74 Pat Connaughton 61 George Hill 47 Ersan Ilyasova 67 Sterling Brown 58 D.J. Wilson 48 Dragan Bender 46

42

MPG 32,8 31,1 29,1 28,7 30,3 21,7 20,7 20,4 18,4 17,8 18,4 18,0

FG% 57,8 44,1 48,4 45,2 40,0 56,8 46,6 42,8 43,8 46,5 41,4 44,7

3P% 25,6 37,8 32,9 36,5 37,2 22,6 33,0 28,0 36,3 36,1 36,2 21,8

eFG% 59,9 51,9 54,8 57,1 50,7 57,5 56,0 49,3 51,4 55,0 50,6 50,3

FT% 72,9 83,7 75,0 84,2 81,0 72,4 72,5 81,5 82,4 69,0 55,3 59,3

RPG 12,5 6,0 4,6 4,9 2,5 3,9 4,2 2,6 4,5 3,2 4,6 4,0

APG 5,9 4,3 5,5 1,2 2,3 1,2 2,0 2,1 0,8 1,4 1,1 1,2

SPG 1,3 1,0 1,5 0,6 0,8 0,1 0,5 0,9 0,5 0,4 0,4 0,4

BPG 1,5 0,1 0,4 2,2 0,2 1,1 0,4 0,1 0,3 0,1 0,4 0,5

TPG 3,7 2,3 2,1 1,0 1,3 1,3 0,5 0,7 0,7 0,8 0,7 0,8

FPG 3,2 2,2 2,0 2,3 2,3 1,7 1,3 1,4 2,6 1,5 1,8 2,0

PPG 27,7 18,3 15,9 12,5 12,2 9,5 6,9 6,8 6,8 6,4 5,8 5,0

Jahren in den 1970ern heraussprang, war eine kleine Sensation. Milwaukee gewann ligaführende 60 Partien, stellte das beste Net-Rating der NBA, dazu den „Most Valuable Player“ (Giannis Antetokounmpo), den „Coach of the Year“ (Budenholzer) und den „Executive of the Year“ (Horst). Khris Middleton wurde All Star, Eric Bledsoe ins All-Defensive First Team gewählt. Die Bucks erreichten das Conference-Finale und gingen dort gegen den späteren Champion sogar 2-0 in Führung, ehe vier Niederlagen in Folge das bittere Ende bedeuteten und das Team aus Wisconsin mit genügend Hausaufgaben in den Sommerurlaub zwangen. Der Sommer veränderte den Kader der Hirsche nur punktuell, und das ist okay. Die Situation im Osten veränderte sich nämlich grundlegend: Die Raptors verloren Kawhi Leonard und machten, gemeinsam mit den Boston Celtics, zwei Schritte zurück. Die Nets und Heat machten zwar einen Satz nach vorne, ohne jedoch sofort zu Finals-Kandidaten zu werden, zumindest solange Kevin Durant noch verletzt ist. Einzig die 76ers luden nach, mit nur einem Ziel: „Titel, sofort!“ Milwaukee geht also heuer als großer Favorit in die neue Spielzeit, und solange der aus Griechenland importierte Leithirsch mit Geweihnummer 34 die Meute anführt, stehen die Chancen optimal. Giannis Antetokounmpo ging in seinem sechsten NBA-Jahr durch die Decke. Der wertvollste Spieler der


Bilanz 18/19: 60-22

Power Ranking:

Liga war auch ihr komplettester, hätte um ein Haar die MVP- und „Defensive Player of the Year“-Trophäe abgeräumt. Seine statistischen Werte waren absurd genug. Nur ein anderer Akteur hat jemals über eine volle Saison solche Statistiken aufgelegt: Oscar Robertson. Nur acht haben jemals mindestens 25 Punkte, zehn Rebounds und fünf Assists im Schnitt geschafft – keiner von ihnen mit einer höheren Trefferquote aus dem Feld als Antetokounmpo, der dank seiner Länge, Athletik und Aggressivität in der Zone nicht zu stoppen ist. Die Art und

Weise jedoch, wie der erst 24-Jährige Partien dominierte, obwohl er nur knapp ein Viertel seiner Dreierversuche verwandelte, war teilweise unfassbar. In einer Liga voller physischer Freaks ist der „Greek Freak“ der imposanteste. Wie stoppst du einen 2,11-Meter-Mann, der mit Power, Speed und der Fähigkeit, im Vollsprint jederzeit die Richtung zu wechseln, auf dich zugerannt kommt? Einen, der an der Freiwurflinie zum Dunk abheben kann? Eben: in der Regel gar nicht. Antetokounmpo schloss 567 Würfe in Ringnähe ab – das sind fast acht pro Partie – und dunkte 273 Mal (fast vier Mal pro Spiel). So viel Dominanz hat die Liga seit den Tagen von Shaq nicht erlebt. Antetokounmpos knapp sechs Assists im Schnitt – davon 3,4 für Bucks-Dreier – befeuerten den viertbesten Angriff der Liga. Defensiv deckte der MVP von der Eins bis zur Fünf alles ab, manchmal innerhalb ein und derselben Abwehrsequenz. Er reboundete wie ein Besessener und führte nach einem Stopp den Fastbreak an.

Toronto schaffte es in den Playoffs, in der Zone eine Wand von Verteidigern aufzubauen, ging Antetokounmpo physisch an. Die dann offenen Mitspieler verfehlten reihenweise ihre Dreier. Das funktionierte und dürfte Nachahmer finden. Dass der MVP verbessert aus dem Sommer zurückkommt, ist eigentlich schon in Stein gemeißelt. Vor allem der Wurf dürfte trainiert worden sein. Aber die Symbiose zwischen Starspieler, System und Mannschaft ist schon jetzt perfekt. Milwaukee nahm und traf die zweitmeisten Dreier der Liga. Antetokounmpo war immer von mindestens drei, manchmal vier begabten Schützen umgeben. Ausgerechnet Center Brook Lopez war der beste von allen. Der 31-Jährige verkörpert wie kein Zweiter den Paradigmenwechsel der Bucks: Früher ein reiner Post-Spieler, erfand „Splash Mountain“ sein gesamtes Offensivprofil neu. Heute nimmt er mehr als zwei Drittel seiner Würfe von der Dreierlinie – und traf zuletzt 36,5 Prozent seiner 6,3 Versuche. Defensiv zählte er mit 2,2 Blocks zu den besten Ringbeschützern der NBA. Middleton, Hill und der AllDefensive-First-Teamer Bledsoe waren neben Lopez und Antetokounmpo ebenfalls unersetzliche Bestandteile der statistisch besten Verteidigung der Liga. Niemand beschützte den eigenen Ring besser, nur die Jazz reboundeten besser am eigenen Brett. Lopez ist freilich nicht der Einzige, der Dreier kann: Middleton, Ersan Ilyasova, D.J. Wilson und Sterling Brown waren ebenfalls mindestens Ligadurchschnitt. Die mittlerweile abgewanderten Malcolm Brogdon, Tony Snell und Nikola Mirotic ebenso. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern: Die Laufwege für die Abwehrspieler sind einfach zu lang, um in der Mitte bei Drives von Antetokounmpo auszuhelfen und gleichzeitig auf dem Flügel dichtzumachen. Und obwohl Brogdon künftig fehlen wird (Milwaukee konnte sich seinen Two-Way-Guard finanziell nicht mehr leisten, nachdem sich Horst bereits zuvor für Bledsoes langfristige Vertragsverlängerung entschieden hatte),

kamen im Sommer Wesley Matthews und Kyle Korver, um nachzurüsten. Matthews hat noch niemals in seiner Karriere Dreier unter Ligadurchschnitt getroffen, Korver zählt zu den besten Schützen aller Zeiten (und hat bereits im Sommer damit begonnen, Antetokounmpo Nachhilfeunterricht in Sachen Dreier zu geben). Wilson, Brown, Donte DiVincenzo, Pat Connaughton, Thanasis Antetokounmpo und Robin Lopez komplettieren Budenholzers Rotation, die aus allen Nähten platzt. Dieses Team hat alles, was sich ein legitimer Meisterschaftsfavorit wünscht. Wie also gelangt diese Mannschaft auf das nächste Level? Dass Antetokounmpo gegenüber 2018/19 eine Schippe drauflegen wird, ist klar. Die anderen sind in der Bringschuld. Middleton muss seine lukrative Vertragsverlängerung rechtfertigen, gerne mit etwas mehr als 18 Punkten im Schnitt. Hill muss Brogdon an beiden Enden des Feldes über eine volle Saison ersetzen. Bledsoe muss mehr sein als ein zweiter Star, der nur in der regulären Saison auf hohem Niveau agiert und dann in den Playoffs unsichtbar ist. Der Unterbau muss seine Rollen finden und abliefern.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

MVP Antetokounmpo ist immer noch weit entfernt

Giannis’ Wurf wird besser, lässt aber immer noch

Dieser Kader platzt vor Qualität und Tiefe aus

von seiner maximalen Leistung. Budenholzer hat

zu wünschen übrig. Enorm viele Bucks-Dreier,

allen Nähten. Budenholzer kann aus dem Vollen

das perfekte System für den perfekten Kader. Ent-

durchschnittliche Trefferquote. Wenige Freiwurf-

schöpfen, muss dieses Team aber im Hinblick auf

weder zieht der „Greek Freak“ zum Korb, oder die

versuche, weil fast alle von außen feuern. Kaum

die Playoffs weiterentwickeln. Wird Antetokounmpo

unzähligen Schützen treffen von außen. In Angriff

Offensivrebounds und erzwungene Turnovers,

gestoppt, müssen andere übernehmen lernen. Es

und Verteidigung top. Elite an den Brettern. Tief

kaum einfache Punkte. Kassieren viele Dreier.

werden wohl nicht wieder 60 Siege sein – die Liga

und ausgeglichen besetzt. Mittlerweile genügend

Brogdon wird fehlen. Erstmals gibt es wirklich

ist in der Spitze enger zusammengerückt –, aber

Erfahrung. Das Aus im Vorjahr hat sie noch hung-

richtigen Druck.

die Bucks sind der Favorit im Osten.

Wird am ehesten ...

Fotos: Gregory Shamus/Quinn Rooney/Getty Images

02

Eastern Conference

… GETRADET:

E. Bledsoe

… ALL STAR:

G. Antetokounmpo

… VERSAUERN:

D. Bender

… ÜBERRASCHEN:

D. DiVincenzo

… ENTTÄUSCHEN:

E. Bledsoe

… DURCHBRECHEN:

S. Brown

… BESTER NEUZUGANG:

W. Matthews

Good Red vs Bad Red Best Case Giannis eskaliert. Morgens Shooting mit Korver, Mittagessen mit Ray Allen, nachmittags Muckibude mit Ben Wallace. Nachts immer Facetime mit Kobe: Mentaltraining, KillerinstinktWorkshop. Antetokounmpo legt 35/15/8 auf, die Bucks cruisen zum Titel.

Worst Case Die Lopez- und Antetokounmpo-Brüder schauen zusammen WrestlingDokus auf Netflix. „Lass auch mal probieren“, sagen sich die zwei Griechen. Brook und Robin kommen als „Legion of Doom“, packen den Piledriver aus, brechen Giannis’ Schulterblätter. Saison-Aus!

riger gemacht.

43


New York Knicks

Team-Infos

Gegründet: 1946 Meisterschaften: 2 Arena: Madison Square Garden

Zuschauer: 19.812 Gehälter 19/20: 112,6 Mio. $ Topverdiener: J. Randle (18,0 Mio. $)

Der Treppenwitz der NBA Text: Sebastian Dumitru

Depth Chart POS

Name

Größe

Alter

PG

D. Smith Jr.

1,91

21

SG

SF

PF

C

E. Payton

1,93

25

F. Ntilikina

1,98

21 19

R.J. Barrett

2,01

A. Trier

1,95

23

W. Ellington

1,95

31 25

D. Dotson

1,98

K. Knox

2,06

20

R. Bullock

2,01

28

I. Brazdeikis

2,01

20

J. Randle

2,06

24

M. Morris

2,06

30

T. Gibson

2,06

34

M. Robinson

2,16

21

B. Portis

2,11

24

Heimlicher Liebling: Julius Randle

S

Der Linkshänder ist der produktivste Knicks-Spieler seit langer Zeit. Er kombiniert Power und Finesse, Volumen und Effizienz, Lowpost und Highpost wie nur wenige Bigs heutzutage. Ein echter Throwback. Und: Randle ist erst 24 Jahre alt.

eit 2013 warten die New York Knicks nun auf eine Rückkehr in die Playoffs. Das ist die mit Abstand längste aktive Dürreperiode in der Eastern Conference. Eine einzige gewonnene Playoff-Serie, anhaltender sportlicher Misserfolg und eine ganze Reihe von Skandalen haben eine Konstante: James Dolan, der abschreckendste Besitzer in der National Basketball Association. Wenn der Erbe eines MilliardenImperiums nicht offen mit ehemaligen Knicks-Legenden streitet, Fans eigenmächtig aus der Halle verbannt und Journalisten einen Maulkorb anlegt, verspricht er „große Sprünge“ in der Free Agency. Auch diesen Film gab es jetzt zu oft zu sehen, um im Entstehungsteil der Tragödie an ein

Stats 2018/19 NAME Julius Randle Dennis Smith Bobby Portis Marcus Morris Kevin Knox Elfrid Payton Reggie Bullock Allonzo Trier Taj Gibson Damyean Dotson Wayne Ellington RJ Barrett* *Duke

44

SP 73 21 50 75 75 63 63 64 70 73 53 38

MPG 30,6 28,6 26,0 27,9 28,8 28,7 29,8 22,8 24,1 27,5 24,5 35,3

FG% 52,4 41,3 44,4 44,7 37,0 49,3 41,2 44,8 56,6 41,5 40,3 45,4

3P% 34,4 28,9 39,3 37,5 34,3 32,6 37,7 39,4 32,4 36,8 37,1 30,8

eFG% 55,5 45,4 50,4 53,3 43,8 51,6 53,7 49,8 57,6 50,6 55,4 -

FT% 73,1 56,8 79,4 84,4 71,7 64,9 85,0 80,3 75,7 74,5 79,6 66,5

RPG 8,7 2,8 8,1 6,1 4,5 4,3 2,7 3,1 6,5 3,6 2,0 7,6

APG 3,1 5,4 1,4 1,5 1,1 6,2 2,0 1,9 1,2 1,8 1,4 4,3

SPG 0,7 1,3 0,7 0,6 0,6 1,3 0,6 0,4 0,8 0,8 1,0 0,9

BPG 0,6 0,4 0,4 0,3 0,3 0,3 0,2 0,2 0,6 0,1 0,1 0,4

TPG 2,8 2,6 1,5 1,2 1,5 2,7 1,0 1,8 1,0 1,0 0,8 3,2

FPG 3,4 2,2 2,9 2,4 2,3 2,3 1,7 1,8 2,7 1,8 1,7 1,8

PPG 21,4 14,7 14,2 13,9 12,8 12,7 11,3 10,9 10,8 10,7 10,3 22,6

alternatives Ende zu glauben. Und so verlief die Saison 2018/19 mitsamt anschließender Offseason wieder exakt so, wie es seit Beginn dieses Millenniums immer gelaufen ist: gut für Kabarettisten, Witzeerzähler und irrationale Knicks„Hater“. Schlecht für die am meisten gebeutelte Anhängerschaft der Liga. Aber von vorne: Ausgestattet mit dem neuen Führungsduo Steve Mills und Scott Perry in der Chefetage, wollten die Bosse erst Kristaps Porzingis beschwichtigen – das einzige seit 2000 im eigenen Stall gezüchtete Edelpferd, das „Einhorn“. Stattdessen landete der verletzte Lette im Januar bei den Dallas Mavericks. Getradet, weil sich Spieler und Front Office nicht auf eine gemeinsame Richtung der Franchise verständigen konnten. Die Knicks begnügten sich mit Dennis Smith Jr. als Hauptpreis im Tradepaket, weil sie derweil einen viel größeren Traum träumten und es auf maximalen Cap Space abgesehen hatten. Weil nebenbei im Rekordtempo verloren wurde (Franchise-Negativrekord mit nur 17 Siegen eingestellt), freuten sich Fans bereits auf College-Superstar Zion Williamson. Der sollte dann an der Seite von Kevin Durant und Kyrie Irving bei den Knicks spielen, die „zusammen definitiv nach New York kommen würden“, wie es immer hieß. Durant und Irving kamen auch nach New York, und Williamson wurde an Nummer eins gedraftet – allerdings nach Brooklyn und von den New


Bilanz 18/19: 17-65

Power Ranking:

Orleans Pelicans. Und die Franchise aus Manhattan ging einmal mehr leer aus. Nicht nur, dass keiner der gefragten Free Agents 2019 Interesse an einem Engagement bei den „Bockers“ hatte … sie alle gestatteten den Knicks nicht einmal ein Bewerbungsgespräch. Warum? Weil eben weiterhin kein Star für Dolan spielen möchte. Das wird wichtig, mit Blick auf die Langzeitstrategie dieses Klubs. Mills und Perry verfolgten also Plan B und nutzten den verfügbaren Platz unter dem Salary Cap, um zwei Drittel des Kaders neu zu besetzen. Neben den beiden Rookies R.J. Barrett (3. Pick)

und Ignas Brazdeikis (47.) erhielten eine Handvoll Veteranen und mehrere Power Forwards neue Arbeitspapiere. Die Länge besagter Verträge ist geschickt verhandelt: New York bewahrt sich mit größtenteils nicht garantierten Deals auch in Zukunft viel personellen Handlungsspielraum – zum Beispiel, um sowohl 2020 als auch 2021 wieder MaxFree-Agents verpflichten zu können. Während sich New York also nichts verbaut hat, wurde es dennoch versäumt, sich das Aufnehmen unbeliebter Tauschobjekte via Trade mit Draftpicks und dem einen oder anderen jungen Talent veredeln zu lassen, wie es smart operierende Klubs demonstrieren. Dass die vier teuersten Neuzugänge allesamt dieselbe Position spielen, macht auch stutzig. Und: New Yorker Cap Space wird auch in Zukunft nichts wert sein, wenn jeder prominente Free Agent einen großen Bogen um den Madison Square Garden macht. Eine der beiden neuen Hauptattraktionen in diesem Jahr ist die „Maple Mamba“. Barrett, der kanadische Flügel, ist zwar nicht der

Duke-Spieler, den sie in NYC wollten (das war Williamson), gilt aber dennoch als Hoffnungsmacher. Zumindest je nachdem, wer gefragt wird. Befürworter heben seine Gewinnermentalität und seinen Killerinstinkt hervor, seine flüssigen Bewegungen und den angeborenen Scorerinstinkt. Barretts Fußarbeit und Dominanz im Fastbreak, seine zunehmenden Fähigkeiten als Vorbereiter, sein Drang an die Freiwurflinie – all das macht Mut, dass er die Lösung für viele Probleme im „Big Apple“ sein kann. Sein schwacher Distanzwurf, die ineffizienten Phasen und die fragwürdigen Entscheidungen lassen ihn zuweilen wie einen aggressiveren Andrew Wiggins wirken. Das ist die Basis für Barrett. Gemeinsam mit Smith Jr. und dem eigenen Lottery-Pick von 2018, Kevin Knox, bildet Barrett das neue New Yorker Fundament auf den kleinen Positionen. Das macht Mut, zumindest auf dem Papier. Smith sorgte nach seinem Wechsel aus Dallas für einen Großteil der wenigen Highlights im „MSG“, erzielte im neuen Dress 14,7 Punkte und 5,4 Assists im Schnitt. Gleichzeitig war er einer der ineffizientesten Werfer der Liga mit mickrigen 0,95 Punkten pro Wurfversuch. Sein Dreier bleibt eine absolute Katastrophe. Knox war im Vorjahr der drittjüngste Profi ligaweit und zeigte solide Ansätze, wenngleich seine Effizienz zu wünschen übrig ließ und er vom katastrophalen Spacing des nur schlecht den Dreier treffenden Teams eingeengt wurde. Hier kommt ein Großteil der Neuzugänge ins Spiel: Reggie Bullock und Wayne Ellington sind zwei der besten Schützen der NBA. Bobby Portis legte zuletzt die fünfthöchste Dreierquote (39,3 Prozent) unter allen Big Men mit mindestens 2,08 Meter Länge auf. Julius Randle ist neben den Youngstern die zweite Hauptattraktion – ein wuchtiger, vielseitiger Power Forward, der erst 24 Jahre alt ist und im Vorjahr bei den Pelicans die besten Leistungen seiner Karriere zeigte. Randle besticht als Scorer, Rebounder und Assistgeber. Coach David Fizdale wird seine Spielzüge sicherlich um die Qualitäten des 115-Kilo-Boliden aufbauen.

Auf der Fünf ist Mitchell Robinson gesetzt – die größte und vielleicht einzige positive Überraschung aus der Katastrophensaison 2018/19. Robinson blockte 2,4 Würfe im Schnitt – der höchste Wert für einen Rookie seit Tim Duncan 1997/98. Auch Allonzo Trier gefiel mit seinem ausgeprägten ScoringInstinkt von der Bank und dürfte als Sophomore dank seiner kleinen Rolle als Energizer noch effektiver agieren. Elfrid Payton ist der beste Passgeber dieser Mannschaft und ein exzellenter Rebounder, der die vielen Teilstücke für Fizdale zusammenbringen könnte. Niemand sollte überrascht sein, wenn Payton nach wenigen Wochen auf der Eins startet. Wo Frank Ntilikina bei dieser neuen Quantität im Kader abbleiben wird, vermag heute niemand zu sagen. Fizdale wird es schwer haben, genügend Spielzeit für alle Protagonisten zu finden, denn auch Taj Gibson, Marcus Morris und Damyean Dotson buhlen um Einsatzminuten. Ein plötzlich tiefes Team wird die Knicks respektabler machen und zu mehr Siegen führen als im Vorjahr. Eine schwache Defensive wird jedoch verhindern, dass viel mehr als 30 bis 32 Saisonsiege herausspringen. Das Glücksrad Wiederaufbau dreht sich also munter weiter an der 33rd Street.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Viel mehr Talent als im Vorjahr – dazu eine Reihe

James Dolan. Zuletzt schlechtestes Team mit

Es wurden einige solide Akteure verpflichtet, die

von Veteranen, die helfen sollen, es in die richtigen

der schwächsten Attacke der NBA. Reichen die

Coach Fizdale dabei helfen können, sein Sys-

Bahnen zu lenken. Barrett, Knox, Smith und Robin-

Upgrades, um offensiv wettbewerbsfähig aufzu-

tem besser aufs Parkett zu bringen. Das dürfte

son bilden ein vielversprechendes junges Quartett.

treten? Smith, Barrett und Knox waren zuletzt

allerdings für keine großen Sprünge (lies: Playoffs)

Payton ist einer der besten Passgeber der Liga.

wenig effizient. Zu viele Big Men, die Knox (am

reichen, wenn der Startpunkt so dermaßen weit

Randle produziert wie einer der besten Big Men

besten auf der Vier aufgehoben) und Robinson

unten ist wie hier. Können Barrett, Randle, Knox

der Liga. Viel mehr Shooting und Spacing als in der

Spielzeit streitig machen. Sehr wenige fähige

und Robinson in einer weiteren Verlierersaison das

Vorsaison. Viel Potenzial beim Offensivrebound.

Verteidiger in der Aufstellung. Wer stoppt hier

Image reparieren?

Wird am ehesten ...

Fotos:Sean Berry/NBAE via Getty Images

26

Eastern Conference

… GETRADET:

M. Morris

… ALL STAR:

J. Randle

… VERSAUERN:

F. Ntilikina

… ÜBERRASCHEN:

E. Payton

… ENTTÄUSCHEN:

R.J. Barrett

… MOST IMPROVED:

K. Knox

… BESTER NEUZUGANG:

J. Randle

Good Red vs Bad Red Best Case „Es reicht“, murmelt Alphonse „Little Allie Boy“ Persico. „Kann ich nicht mal im Knast Freude haben?“ Am nächsten Tag stehen zwei Stiernacken in Dolans Büro. „Ey, ein schöner Garden … hoffentlich passiert ihm nichts.“ Die Colombo-Familie kauft die Knicks für 20 Millionen …

Worst Case James Dolan pickt sich monatlich zwei Gesichter blind aus der Menge heraus und fordert die Security auf, sie hochkant aus dem MSG zu schmeißen. Im Januar erwischt es Coach Fizdale und Barrett. Die restlichen Knicks-Spieler meutern. Dolan schmeißt alle raus.

seinen Mann, wenn er wirklich muss?

45


Orlando Magic

Team-Infos

Gegründet: 1989 Meisterschaften: 0 Arena: Amway Center

Zuschauer: 18.846 Gehälter 19/20: 134,5 Mio. $ Topverdiener: N. Vucevic (28,0 Mio. $)

Do It Big Text: Christian Orban

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

D.J. Augustin

1,83

31

M. Carter-Williams 1,98

28

M. Fultz

1,93

21

E. Fournier

2,01

26

T. Ross

2,01

28

SG SF

PF

C

Alter

A. Gordon

2,06

24

W. Iwundu

2,01

24

M. Frazier

1,98

22

J. Isaac

2,11

22

A. Aminu

2,06

29

C. Okeke

2,03

21

N. Vucevic

2,13

28

M. Bamba

2,13

21

K. Birch

2,06

27

D

Heimlicher Liebling: Terrence Ross

Terrence Ross wird nicht umsonst „The Human Torch“ genannt. So strahlt der selbstbewusste Sprungwerfer stets Gefahr aus und kann jederzeit zum Flammenwerfer mutieren. In Orlando hat Ross als Bankscorer und Shotmaker seinen Platz in der NBA gefunden.

ie Orlando Magic waren jahrelang eine Franchise auf Sinnsuche, die im Neuaufbau nicht vorankam und Trainer verschliss. Das hatte 2018/19 ein vorläufiges Ende. Erstmals seit 2012 wurden wieder die Playoffs erreicht. Dabei verbuchte das Überraschungsteam zum Erstrundenauftakt gegen die späteren Champs der Raptors sogar einen Achtungserfolg. Vor allem aber war endlich eine tragfähige Teamidentität zu erkennen. Nämlich die Handschrift von Coach Steve Clifford, der als Kommunikator und Big-Man-Professor geschätzt wird. Unter ihm spielen die Floridianer planvollen, risikoarmen Basketball und treten als disziplinierte Einheit auf. Eine stabile Defense (8. Platz), die kaum leichte Punkte zulässt, hat hierbei oberste Priorität. So wird der Ring beschützt, das eigene Brett kontrolliert und selten gefoult. Zudem werden gegnerische

Stats 2018/19 NAME SP Nikola Vucevic 80 Aaron Gordon 78 Evan Fournier 81 Terrence Ross 81 D.J. Augustin 81 Jonathan Isaac 75 Al-Farouq Aminu 81 Markelle Fultz 19 Mo Bamba 47 Michael Carter-Williams 12 Wesley Iwundu 68 Khem Birch 50

46

MPG 31,4 33,8 31,5 26,5 28,0 26,6 28,3 22,5 16,3 18,9 18,1 12,9

FG% 51,8 44,9 43,8 42,8 47,0 42,9 43,3 41,9 48,1 33,9 41,2 60,3

3P% 36,4 34,9 34,0 38,3 42,1 32,3 34,3 28,6 30,0 15,8 36,7 0,0

eFG% 54,9 50,7 50,9 53,4 56,6 49,9 51,4 43,2 52,5 36,3 46,5 60,3

FT% 78,9 73,1 80,6 87,5 86,6 81,5 86,7 56,8 58,7 74,1 81,6 69,9

RPG 12,0 7,4 3,2 3,5 2,5 5,5 7,5 3,7 5,0 4,8 2,7 3,8

APG 3,8 3,7 3,6 1,7 5,3 1,1 1,3 3,1 0,8 4,1 1,1 0,8

SPG 1,0 0,7 0,9 0,9 0,6 0,8 0,8 0,9 0,3 0,9 0,4 0,4

BPG 1,1 0,7 0,1 0,4 0,0 1,3 0,4 0,3 1,4 0,8 0,3 0,6

TPG 2,0 2,1 1,9 1,1 1,6 1,0 0,9 1,3 0,9 0,8 0,6 0,4

FPG 2,0 2,2 2,8 1,5 1,4 1,9 1,8 2,7 2,2 1,8 1,8 1,4

PPG 20,8 16,0 15,1 15,1 11,7 9,6 9,4 8,2 6,2 5,4 5,0 4,8

Punkte aus dem Fastbreak und Dreierversuche minimiert. Im Angriff agieren die Magier bedächtig und ballsicher. Sie bewegen sich gut und teilen uneigennützig den Spalding. Vier Starter haben 2018/19 mehr als 3,5 Assists pro Partie aufgelegt – auch weil Orlando einen primären Ballhandler vermisst, der konstant Offense kreiert. Zumal das Team unterdurchschnittlich trifft, selten ins Laufen und zum Korb kommt und daher kaum Freiwürfe zieht. So fehlt dem methodischen Angriff Dynamik und Durchschlagskraft. Dennoch zeigten sich die Magic zuletzt meist respektabel. Allein schon wegen Nikola Vucevic, der unter Clifford aufblühte und ein Karrierejahr absolvierte. Der All-Star-Novize bestach als spielstarker und vielseitiger Angreifer. Ob am Zonenrand, aus der Halbund Dreierdistanz oder als Blocksteller und Passgeber vom Highpost: „Vooch“ lieferte teamdienlich ab. Obendrein überzeugte der Sevenfooter im undurchlässigen Defensivverbund als Rebounder und Ringbeschützer. Unterstützung bekam Orlandos Hauptdarsteller vor allem von den etablierten Veteranen im Backcourt, auf deren Anspiele er angewiesen ist. D.J. Augustin ist zwar kein Starting Point Guard erster Güte, doch ein verlässlicher Schütze und solider Spielverwalter. Er kann sich den eigenen Wurf kreieren, trifft den Dreier und bringt etwas Playmaking ein. Gleiches gilt für Swingman Evan Fournier, der als fähiger Scorer oft Verantwortung übernimmt. Indes ist das Guard-Duo defensiv angreifbar


Bilanz 18/19: 42-40

Power Ranking:

und bereitet keinem (Playoff-)Gegner defensiv Kopfzerbrechen. Flügel Terrence Ross strahlte 2018/19 dagegen schon mehr Gefahr aus. In seiner Rolle als Bankmikrowelle brachte er Instant Offense und 38 Prozent seiner sieben Dreierversuche pro Partie im Korb unter. Wiederholt lief der selbstbewusste Shotmaker dabei heiß und netzte auch seine Würfe aus dem Dribbling sicher ein. Zudem ist Ross mit seiner Athletik Orlandos effektivster Verteidiger, wenn es darum geht, Ballführer im Pickand-Roll einzudämmen.

Apropos Defense und Athletik: Während sich die Bank der Magic trotz Ross offensiv schwertat, trug sie am anderen Ende beachtlich bei. Wes Iwundu ist ein Three-and-D-Lehrling, der auf dem Flügel bereits zuverlässig verteidigt, aber weiter an seinem Wurf arbeiten muss. Big Man Khem Birch gefällt derweil als Ringbeschützer. Zugleich ist der Kanadier ein starker Offensivrebounder, Blocksteller und Finisher am Ring. Nichtschütze Michael Carter-Williams ist unterdessen offensiv wenig hilfreich. Dafür kann er mit seiner Länge und Energie defensiv Einfluss nehmen. Abseits der Reservisten und startenden Veteranen um Vucevic setzen die Floridianer weiterhin auf ihre jungen Hoffnungsträger: das Big-Man-Trio Aaron Gordon, Jonathan Isaac und Mo Bamba sowie Point Guard Markelle Fultz. So haben die Magic-Manager Jeff Weltman und John Hammond ein entwicklungs- und wettbewerbsfähiges Team versammelt, das sie im Sommer 2019 zusammenhalten konnten. Zuvorderst erhielten „Vooch“ und Ross ob ihrer starken Leistungen neue Vier-

Jahres-Verträge (100 bzw. 54 Millionen Dollar). Hinzu kamen im nun überfüllten Frontcourt Al-Farouq Aminu (drei Jahre, 29 Millionen Dollar) und Rookie Chuma Okeke (16. Pick). Also zwei weitere lange, athletische Combo-Forwards. Okeke dürfte aufgrund eines Kreuzbandrisses 2019/20 nicht in der NBA spielen und eher behutsam herangeführt werden. Zukünftig kann er als Three-and-D-Akteur eine gute Rolle spielen. Aminu ist wie Okeke ein vielseitiger Verteidiger, der zumindest die Bank aufpolstert. Doch trifft der Veteran den Dreier nicht verlässlich – womit er in „O-Town“ nicht alleine dasteht. Denn auch die talentierten Starting Forwards, Aaron Gordon und Jonathan Isaac, sind nach wie vor recht rohe Athleten, die weiter an ihrem Distanzwurf und generell dem Offensivspiel feilen müssen. Passend zur Maxime der Magic – Kontinuität und internes Wachstum – herrscht indes begründeter Optimismus vor, dass sich die beiden in dieser Saison erneut verbessert präsentieren. Gordon darf inzwischen als passabler Dreierschütze und sekundärer Playmaker gelten. Offensiv fehlen ihm gleichwohl eine Identität und die Konstanz, da er nicht ideal bzw. auf der falschen Position eingesetzt wird. Schließlich ist Gordon kein Flügel, sondern eher ein Big Man, der seine athletischen Möglichkeiten mehr ausspielen sollte. Dazu muss er vor allem seine Fußarbeit und Korbbewegungen verbessern und darf sich nicht nur auf seine Physis verlassen. Auch als Ballhandler darf Gordon zulegen, gerade was die Entscheidungsfindung betrifft. Defensiv ist der ProfiDunker hingegen bereits ein effektiver Verteidiger, der mehrere Positionen decken kann. Hier liegen auch die Stärken von Isaac. Mit seiner Länge und Mobilität erschwert der athletische Vierer Würfe, beschützt den Ring und kann mit kleineren Spielern annehmbar Schritt halten. Körperlich muss Isaac aber weiter zulegen und robuster werden. Nicht zuletzt, damit er im Angriff vermehrt attackieren und noch effizienter abschließen kann. Aus dem Drive-and-Catch und in Transition

hat der angehende Sevenfooter dabei schon ordentliche Ansätze gezeigt. Das gilt auch für seine Hauptaufgabe als ballferner Dreierschütze, wenngleich er mehr Konstanz in seine Leistungen bringen muss. Denn die Magic können verlässliche Werfer gut gebrauchen. Ein weiterer hochgewachsener Zukunftsspieler ist Mo Bamba, der als Rookie mit Verletzungen zu kämpfen hatte und noch nicht überzeugen konnte. So agierte der hoch gedraftete Youngster ineffektiv und trug nicht gerade zum Teamerfolg bei. Ungeachtet dessen, dass er noch sehr roh ist und wie Isaac in seinen Körper erst hineinwachsen muss, birgt Bamba das Potenzial, zu einem Dreier werfenden Ringbeschützer zu avancieren. Dafür hat er im Sommer seine Physis gestärkt und genauso wie Isaac an Gewicht zugelegt. Sich im zweiten Jahr als Rotationsspieler zu etablieren, ist bei der Konkurrenz auf der Fünf aber kein Selbstläufer. Hoffnungen ruhen zudem auch auf Markelle Fultz. Der Gesundheitszustand und die Rückkehr des talentierten Spielmachers sind jedoch nach wie vor ungewiss. Daher können die Magic alles, was sie von Fultz bekommen, als Bonus betrachten. Was bleibt, ist dieses Fazit: Orlando ist erneut ein Playoffanwärter.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Kontinuität und das Kollektiv: Das Playoffteam

Dem Kader und Angriff fehlt es an Balance. Der

Die Magic befinden sie nach wie vor im Neuaufbau.

wurde zusammengehalten, ist eingespielt und

Backcourt ist weiterhin unzureichend besetzt, der

Sie verfügen bereits über eine respektable Basis

tritt unter Clifford als disziplinierte Einheit auf. Die

Frontcourt wirkt überfrachtet. Besonders wird ein

und setzen daher auf Kontinuität und Spieler-

Basis bildet eine stabile Defense, die keine leichten

dynamischer Spielgestalter vermisst, der konstant

entwicklung. Ein Mix aus soliden Veteranen und

Punkte gestattet und das eigene Brett kontrolliert.

Offense kreieren kann. Die Magic sind ein unter-

jungen Talenten macht Orlando auch 2019/20

Mit Vucevic gibt es einen vielseitigen All-Star-

durchschnittliches Team an der Dreierlinie, das

zu einem Playoffanwärter. Mehr als das erneute

Center, der als offensiver Fixpunkt fungiert und von

selten zum Korb kommt und kaum Freiwürfe zieht.

Erreichen der Endrunde ist indes wohl nicht drin. Zu

entwicklungsfähigen, langen Athleten umgeben ist.

So fehlt dem methodisch-bedächtigen Angriff öfter

harmlos und limitiert erscheint erneut der Angriff

die Durchschlagskraft.

der Floridianer.

Wird am ehesten ...

Fotos: Adam Glanzman/Fernando Medina/NBAE via Getty Images

18

Eastern Conference

… GETRADET:

A. Gordon

… ALL STAR:

N. Vucevic

… VERSAUERN:

K. Birch

… ÜBERRASCHEN:

J. Isaac

… ENTTÄUSCHEN:

A. Aminu

… FEUER FANGEN:

T. Ross

… DUNK-CHAMPION:

A. Gordon

Good Red vs Bad Red Best Case Als Markelle Fultz beim ersten Spiel seine ersten fünf Dreier mit perfekter Technik trifft, lacht er sich ins Fäustchen. Die Sixers können es nicht fassen, als sie die Highlights sehen … dann schwenkt die Kamera auf die Schuhe von Fultz. Dort steht: „Keyser Soze“.

Worst Case Coach Clifford denkt sich: „Eigentlich könnten wir noch größer spielen – nur auf der Eins fehlt es uns an Länge.“ Gedacht, getan: Michael Carter-Williams wird zum Vollzeitstarter auf der Eins befördert … und führt die Orlando Magic ins playoffferne Niemandsland.

47


Philadelphia 76ers

Team-Infos

Gegründet: 1946 Meisterschaften: 3 Arena: Wells Fargo Center

Zuschauer: 20.478 Gehälter 19/20: 126,7 Mio. $ Topverdiener: T. Harris (32,7 Mio. $)

Zu groß? Text: Sebastian Dumitru

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

B. Simmons

2,08

23

T. Burke

1,85

26

R. Neto

1,85

27

J. Richardson

1,98

25

Z. Smith

1,93

20

F. Korkmaz

2,01

22

SG

SF

PF

C

Alter

S. Milton

1,98

22

T. Harris

2,06

27

J. Ennis III

2,01

29

M. Thybulle

1,95

22

A. Horford

2,08

33

M. Scott

2,04

31

J. Bolden

2,08

22

J. Embiid

2,13

25

K. O’Quinn

2,08

29

W

Heimlicher Liebling: Jason Richardson

Fußballfan Jason „Josuélito“ Richardson kommt mit klar umrissenen Three-and-D-Fähigkeiten von den Heat aus Miami. Sowohl als Schütze wie auch als Kettenhund wertet der 25-Jährige Phillys Flügelrotation auf. Er mag nicht so gut werfen wie Redick, aber er ist vielseitiger.

er als Fan der 76ers sein Lieblingsteam gerne in Ruhe arbeiten sieht, damit es sich auf die Postseason vorbereiten kann, für den waren die vergangenen 15 Monate nichts als purer Stress. Bryan Colangelo wurde wegen seiner Burner-Accounts gefeuert, ExSixer Elton Brand als neuer Manager (zumindest als prominentestes Gesicht eines „multilateral operierenden Front Office“) präsentiert. Brand machte gleich Nägel mit Köpfen, tradete für Jimmy Butler und zur Deadline gleich noch einmal – diesmal für Tobias Harris und Boban Marjanovic. Der ehemalige Publikumsliebling Robert Covington, Dario Saric, Wilson Chandler, Mike Muscala, Jerryd Bayless und Landry Shamet – sie alle mussten für dieses Duo ihren Spind räumen, ebenso wie der einstige Nummer-eins-Pick Markelle Fultz, der weniger als zwei Jahre in

Stats 2018/19 NAME Joel Embiid Tobias Harris Ben Simmons Josh Richardson Al Horford Trey Burke Mike Scott Zhaire Smith Furkan Korkmaz James Ennis Jonah Bolden Kyle O‘Quinn

48

SP 64 27 79 73 68 58 27 6 48 18 44 45

MPG 33,7 35,0 34,2 34,8 29,0 19,4 24,0 18,5 14,1 15,6 14,5 8,2

FG% 48,4 46,9 56,3 41,2 53,5 43,1 40,0 41,2 40,0 41,0 49,4 50,7

3P% 30,0 32,6 0,0 35,7 36,0 35,2 41,2 37,5 32,6 30,6 35,4 8,3

eFG% 51,7 52,4 56,3 49,2 58,6 48,2 52,9 50,0 49,6 47,6 59,9 51,1

FT% 80,4 84,1 60,0 86,1 82,1 83,1 66,7 75,0 81,8 69,6 48,1 81,0

RPG 13,6 7,9 8,8 3,6 6,7 1,7 3,8 2,2 2,2 3,6 3,8 2,6

APG 3,7 2,9 7,7 4,1 4,2 2,7 0,8 1,7 1,1 0,8 0,9 1,2

SPG 0,7 0,4 1,4 1,1 0,9 0,6 0,3 0,3 0,6 0,2 0,4 0,2

BPG 1,9 0,5 0,8 0,5 1,3 0,1 0,2 0,3 0,0 0,4 0,9 0,6

TPG 3,5 1,6 3,5 1,5 1,5 0,8 0,6 1,0 0,5 0,6 0,8 0,7

FPG 3,3 2,3 2,6 2,7 1,9 1 2,5 1,3 1,3 2,2 2,3 1,5

PPG 27,5 18,2 16,9 16,6 13,6 10,9 7,8 6,7 5,8 5,3 4,7 3,5

Philly überlebte. Viel Wirbel also. Die einst bemerkenswerte Tiefe war weg, in der „City of brotherly Love“ setzten sie fortan auf Star-Power und Qualität in der Spitze. Mit Harris, Ben Simmons, J.J. Redick, Butler und Joel Embiid verfügten die 76ers plötzlich über die beste Starformation des Ostens – ein Quintett, das die Gegner mit mehr als 17 Punkten Unterschied pro 100 Angriffe vom Platz blies. Die Mischung aus Länge, Scoring, Playmaking und Defense war kaum zu kontern und für insgesamt 51 Siege sowie Rang drei in der Conference gut. Embiid lieferte auf MVP-Niveau, Simmons wurde zum All Star ernannt. Philadelphia galt als legitimer FinalsKandidat – und wäre um ein Haar auch dort gelandet, wenn Kawhi Leonard in Spiel sieben der Conference-Semifinals nicht den denkwürdigsten PlayoffWinner aller Zeiten vier Mal auf den Ring gesetzt und final versenkt hätte. Die Vertragsfreiheit von Butler, Redick, Harris, Marjanovic, Mike Scott, James Ennis und T.J. McConnell warf viele Fragen auf. Würden Brand & Co. einen Großteil der Rotation zurückbringen und Coach Brett Brown eine volle Offseason geben, um die Probleme während der regulären Saison und während der Playoffs abzuschalten? Oder würde der Klub eine andere Richtung einschlagen? Schon die ersten Stunden der Free Agency gaben hierauf deutliche Antworten: Butler unterschrieb in Miami, Redick in New Orleans, Marjanovic in Dallas. Harris, Scott und Ennis hingegen verlängerten, mit Matisse Thybulle kam per Draft ein Flügelspieler, der direkt


Bilanz 18/19: 51-31

Power Ranking:

in die Rotation rutschen könnte. Die prominenteren Zugänge waren freilich All Star Al Horford (der für vier Jahre und 109 Millionen US-Dollar aus Boston losgeeist wurde) und Josh Richardson, der im Tausch für Butler von den Heat kam. Die soliden Trey Burke und Kyle O’Quinn, dazu Raul Neto, schlossen sich ebenfalls an. Simmons verlängerte derweil für weitere fünf Jahre und 170 Millionen Dollar. Damit ist Philly nicht nur bei seinem jungen Kern „all-in“ gegangen. Die Manöver von Brand machen diese 76ers obendrein zur längsten und

imposantesten Truppe der Liga. In einer Ära, in der Teams immer kleiner agieren, auf Schnelligkeit und Smallball setzen, stellen die Sixers künftig Simmons, Richardson, Harris, Horford und Embiid von Beginn an sowie in der Crunchtime aufs Parkett. Ist diese Jumbo-Truppe besser als die des Vorjahres – ohne den gefährlichsten Schützen und besten Closer im Team? Wann ist „sehr viel“ Länge „zu viel“ Länge? Und kann ein Team im Jahr 2020 ohne fähige Guards funktionieren? Probieren geht bekanntlich über studieren. Horford und Richardson kommen mit einer vielseitigen Palette an Fähigkeiten daher, beide sind nicht auf eine Position festgelegt. Big Man Horford gab in Boston zwar nominell den Fünfer, kann aber genauso gut auf der Vier auflaufen – und wird das neben Embiid auch müssen. Doch der Kameruner fällt auch häufiger verletzt aus. Horford war das Rückgrat stets solider CelticsVerteidigungen und wird das in Embiids Abwesenheit auch in Philly sein müssen.

Er ist schnell auf den Beinen, kann mehrere Positionen neutralisieren und macht vor allem gegen das Pick-andRoll eine nahezu perfekte Figur. Im Angriff ist er Embiid als Schütze und Passgeber überlegen. Egal ob von hinter der Dreierlinie, im Halbfeld seitlich oder vom Highpost – der Dominikaner ist ein effizienter Plus-Spieler, der seine Teams ohne viel Trara besser macht. Brown wird ihn mit Wohlwollen auf beiden Frontcourt-Positionen einsetzen. Richardson hat nicht dieselben Qualitäten als Shooter wie der Mann, den er ersetzen muss. Während Redick jedoch ein inselbegabter Schütze ist, zeigt „J-Rich“ ein größeres Paket an Fähigkeiten. In Miami musste er zu häufig aus dem Dribbling kreieren. Das drückte seine Trefferquoten, weil ein Jumper aus dem Dribbling bekanntlich weniger hochprozentig ist als ein gut servierter Versuch aus dem Catch-and-Shoot. In Philadelphia wird er von den Pässen von Simmons, Horford und Harris profitieren, die einen Großteil des Angriffsspiels initiieren werden. Seine Dreierquote dürfte also mit Sicherheit wieder über Ligadurchschnitt klettern. Defensiv ist Richardson noch besser – ein echter Three-and-D-Wing, der gegen gegnerische Guards und kleine Flügelspieler zur Klette wird. Embiid zeigte eine dominante Saison, war Philadelphias bester Scorer und Verteidiger, ein legitimer MVPKandidat. Der Kameruner war weder am Zonenrand noch aus der Mitteldistanz zu bändigen. Stand Embiid auf dem Parkett, stellte Philly einmal mehr die beste Defensive der Liga und erzielte pro 100 Angriffe 8,9 Punkte mehr als der Gegner. Der Spaßvogel und Lautsprecher ist zum echten Superstar gereift, der nur wenige Schwächen offenbarte: Seine Dreierquote (unter 30 Prozent), seine Fahrlässigkeit (3,5 Turnovers pro Spiel) und seine mangelnde Fitness (zu viele Donuts) muss er in den Griff kriegen, wenn er in den Playoffs endlich wie ein Monster agieren will. Playoffs? Das erinnert sofort auch an Simmons, den zweiten Kronprinzen des Möchtegern-Imperiums aus Pennsylvania. Der Point Guard im Körper eines Smallball-Centers (2,08

Meter, 105 Kilogramm) machte lange eine ausgezeichnete Figur – auch ohne weiterhin einen einzigen Dreier in seiner Profikarriere verwandelt zu haben (0 von 17 insgesamt). Seine Freiwurfrate ging nach oben, ebenso wie sein Scoring, sein Rebounding und seine True-ShootingQuote. Weil er aber am liebsten immer noch dort wirbelte, wo eigentlich Embiid und Butler zu Werke gingen, sah es rund um die Zone im Halbfeld-Angriff oft aus wie im Aufzug nach einem Treffen der Weight Watchers: voll. Das wurde sowohl in der Serie gegen Brooklyn als auch gegen Toronto zum Problem: Der Australier verkam oft zum Nichtfaktor, der im „Dunker’s Spot“ an der Baseline geparkt werden musste, während Butler kreierte. Es gibt keine Alternative: Simmons muss endlich werfen lernen. Noch hat er etwas Zeit. Zeit werden auch diese neu zusammengewürfelten Sixers brauchen, um ihre ideale Rotation zu finden. Brown wird Minuten staffeln und immer versuchen, genügend Shooting zu finden. Die Defensive wird viele Gegner verzweifeln lassen und hat das Zeug, zu den besten der Liga zu zählen. Philadelphia ist eines der TopTeams der NBA und ein realistischer Finals-Kandidat.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Junges Star-Duo in Embiid und Simmons. Beide

Wenig Tiefe hinter der überragenden Ersten Fünf.

Die neuen Sixers werden Zeit brauchen, um ihre

haben noch nicht ihren besten Basketball ge-

Simmons kann wohl immer noch nicht schießen

ideale Rotation zu finden. Brown wird Minuten

zeigt. Dank Horford und Richardson Potenzial, die

(Offseason-Workout-Videos zählen nicht!). Embiid

staffeln, seine Big Men schonen und immer ver-

beste Defense der Liga zu stellen. Aggressiv und

bleibt ein wandelndes Verletzungsrisiko. Kommt

suchen, genügend Shooting zusammenzukratzen.

dominant an den Brettern. Extrem große Truppe,

Harris mit der Rolle als dritte, vierte Option im

Die Defensive wird viele Spiele gewinnen. Hier

die auf jeder Position mehr Länge mitbringt als der

Angriff zurecht? Sehr turnoveranfällige Truppe mit

kann etwas Großes entstehen: Philadelphia ist

Gegner. Beste Starting Five der NBA? Vier können

Crunchtime-Schwächen. Kann ein Team 2020 ohne

eines der Top-Teams der NBA und ein realistischer

werfen, alle fünf kreieren. Der Weg in die Finals ist

fähige Guards bestehen? Enorm viel Druck: Das

Finals-Kandidat.

im Osten vergleichsweise leicht.

Ost-Finale ist ein Muss.

Wird am ehesten ...

Fotos:Jesse D. Garrabrant/Jesse D. Garrabrant/NBAE via Getty Images

06

Eastern Conference

… GETRADET:

F. Korkmaz

… ALL STAR:

J. Embiid

… VERSAUERN:

R. Neto

… ÜBERRASCHEN:

M. Thybulle

… ENTTÄUSCHEN:

F. Korkmaz

… DURCHBRECHEN:

J. Richardson

… BESTER NEUZUGANG:

A. Horford

Good Red vs Bad Red Best Case Embiid trifft Billy Blanks auf einer Party in Philly. „Jo“ verliert ein Trinkspiel und muss ein „Blanks Boot Camp“ absolvieren, das ihn aber in absolute Topform bringt. Simmons ist neidisch, heuert Ray Allen als Personal Trainer an. Beide Sixers werden Co-MVPs.

Worst Case Simmons heiratet bei den Kardashians ein, drei Monate später fängt seine RealityShow an. Embiid lässt sich eine „Krispy Kream“-Pipeline ins Wohnzimmer verlegen, nimmt 76 Kilo zu. Beide werden suspendiert. Brand tradet wieder. Es kommt: Markelle Fultz.

49


Toronto Raptors

Team-Infos

Gegründet: 1995 Meisterschaften: 1 Arena: Scotiabank Arena

Zuschauer: 19.800 Gehälter 19/20: 121,8 Mio. $ Topverdiener: K. Lowry (35,0 Mio. $)

No-peat Text: Sebastian Dumitru

Depth Chart POS

Name

Größe

Alter

PG

K. Lowry

1,83

33

F. VanVleet

1,83

25

C. Payne

1,91

25

N. Powell

1,93

26

S. Johnson

1,98

23

P. McCaw

2,01

23

T. Davis

1,94

22

OG Anunoby

SG

SF

PF

C

2,04

22

R. Hollis-Jefferson 2,01

24

M. Miller

2,01

26

P. Siakam

2,06

25

C. Boucher

2,08

26

D. Hernandez

2,08

22

M. Gasol

2,16

34

S. Ibaka

2,08

29

Heimlicher Liebling: Kyle Lowry

W

Kyle Lowry hat noch nie einen Angreifer im Vollsprint gesehen, dem er sich nicht bereitwillig in den Weg stellt. Niemand zieht mehr Offensivfouls und grinst dabei. Einst Problemkind, heute Vorzeigeprofi und Champion. Schön!

as lange währt, wird endlich gut. 24 Jahre hat es gedauert, ehe Toronto das NBA-Finale erreichte. Nur vier Klubs mussten länger auf einen Einzug warten: die Clippers (49 Saisons), Nuggets (43), Timberwolves (30) und Hornets (29). Manager Masai Ujiri holte, etwas mehr als ein Jahr ist’s her, nach einer halben Dekade gescheiterter Versuche, geduldiger Aufbauarbeit und weitsichtiger Tauschgeschäfte, zum Rundumschlag aus. Der Nigerianer tradete den (damals) verdientesten Spieler der Franchise-Historie, entließ den „Coach of the Year“ und opferte die jahrelang akkumulierte Tiefe im Kader, um Kawhi Leonard, Danny Green, Marc Gasol (und Nick Nurse) zu addieren. Aus einem

Stats 2018/19 NAME Pascal Siakam Serge Ibaka Kyle Lowry Fred VanVleet Marc Gasol Rondae Hollis-Jefferson Norman Powell Stanley Johnson OG Anunoby Malcolm Miller Chris Boucher Patrick McCaw

50

SP 80 74 65 64 26 59 60 48 67 10 28 26

MPG 31,9 27,2 34,0 27,5 24,9 20,9 18,8 20,0 20,2 6,7 5,8 13,2

FG% 54,9 52,9 41,1 41,0 46,5 41,1 48,3 38,1 45,3 42,3 44,7 44,4

3P% 36,9 29,0 34,7 37,8 44,2 18,4 40,0 28,2 33,2 47,6 32,4 33,3

eFG% 59,1 55,7 51,8 50,3 52,7 42,0 56,8 45,4 53,6 61,5 52,6 51,9

FT% 78,5 76,3 83,0 84,3 76,9 64,5 82,7 80,4 58,1 75,0 86,7 86,7

RPG 6,9 8,1 4,8 2,6 6,6 5,3 2,3 3,6 2,9 0,5 2,0 1,7

APG 3,1 1,3 8,7 4,8 3,9 1,6 1,5 1,3 0,7 0,1 0,1 1,0

SPG 0,9 0,4 1,4 0,9 0,9 0,7 0,7 1,0 0,7 0,1 0,2 0,8

BPG 0,7 1,4 0,5 0,3 0,9 0,5 0,2 0,3 0,3 0,1 0,9 0,1

TPG 1,9 1,5 2,8 1,3 1,4 1,2 1,1 1,1 0,8 0,1 0,3 0,5

FPG 3,0 2,9 2,6 1,7 2,7 1,8 1,6 1,9 2,1 0,5 1,1 1,4

PPG 16,9 15,0 14,2 11,0 9,1 8,9 8,6 7,5 7,0 3,5 3,3 2,7

guten Team wurde so ein erstklassiges. Toronto beendete die reguläre Saison mit der zweitbesten Bilanz ligaweit – und mit nur zwei Siegen weniger als Milwaukee, obwohl Leonard 22 Spiele geschont wurde. „Load Management“ wurde zum Wort des Jahres in der NBA, als alle Welt wieder daran erinnert wurde, was ein fitter Superstar in den Playoffs alles deichseln kann. Leonard krönte die individuell beste Saison der Raptors-Historie mit einem der besten Postseason-Runs aller Zeiten in der besten Liga der Welt. „Board Man gets paid“ wurde zur Meme, irgendwann zwischen den vielen unvergesslichen Momenten von „The Klaw“ … keiner größer als der jetzt schon legendäre Gamewinner in Spiel sieben der Conference-Semifinals gegen die Philadelphia 76ers. Im Endspiel, gegen den dreifachen, verletzungsgeplagten Champion aus Golden State, krönte sich Leonard – bereits zum zweiten Mal in seiner Karriere – zum Finals-MVP. Toronto gewann die Meisterschaft, Kanada drehte durch. Zigtausende in den „Jurassic Park“Fanmeilen an Finaltagen, mehr als 50 Prozent der kanadischen Gesamtbevölkerung an den Bildschirmen, zwei Millionen in Torontos Innenstadt, um der ChampionshipParade beizuwohnen. Basketball explodierte im hohen Norden, „We The North“ wurde zum Slogan für eine ganze Nation.


Bilanz 18/19: 58-24

Power Ranking:

Nur zwei Wochen später war die ganze Luft wieder aus dem Ballon. Leonard, der Volksheld, der Unrestricted Free Agent, kehrte Toronto den Rücken, um sich der Franchise in seiner Heimatstadt Los Angeles anzuschließen. Nicht den glamourösen Lakers, sondern den L.A. Clippers. Dort will er wiederholen, was ihm in „T-Dot“ gelang: einer zuvor wenig erfolgreichen Franchise den ersten Titel bringen. Niemand kann ihm das verübeln. Nicht nach dem, was er für die Raptors geleistet hat. Ujiri wusste, welches Risiko er einging, als er 2018

für Leonard tradete. Das Risiko ging auf. Win-win nennt sich so etwas. Wie viel „Win“ ist für die neue Raptors-Edition ohne Leonard und Danny Green (er wechselte zu den Lakers) noch drin? Dieses Team bleibt eine mit Veteranen und Meisterschaftserfahrung gespickte Truppe – zumindest vorerst. In den nächsten Wochen und Monaten wird Macher Ujiri jedoch eine ganze Reihe unangenehmer Entscheidungen treffen müssen. Der gesamte Kern des amtierenden Champions könnte innerhalb von weniger als zwölf Monaten vollständig auseinandergerissen werden. Ohne Leonard ist auch der „Repeat“ für Toronto nur Illusion. Kyle Lowry, Serge Ibaka, Fred VanVleet und Gasol – allesamt integrale Bestandteile in der Rotation von Headcoach Nick Nurse – gehen 2020 aber ebenfalls in die Vertragsfreiheit. Niemand kann vorhersagen, welchen Weg Ujiri in der kommenden Saison gehen wird. Hält er seine Veteranen auch über diese Spielzeit hinaus? Oder tradet er alles, was nicht niet- und nagelfest ist, um

bereits heuer das Team der Zukunft aufzubauen? Und wie würden sich eventuelle Transaktionen inmitten der Saison auf die Leistungsstärke der Dinos auswirken? Ujiri stellte das Meisterteam ohne einen einzigen Lotterie-Pick zusammen. Leonard kam per Trade, ebenso wie Gasol, Green, Ibaka, Lowry und Norman Powell. Pascal Siakam (27. Pick) und OG Anunoby (23.) stöberten Ujiri und sein erstklassiger Stab irgendwo in den Niederungen der ersten Runde auf. VanVleet wurde nie gedraftet. Wer würde nicht gerne sehen, was der nigerianische Architekt mit hohen Picks zustande bringen kann? Bis dahin werden die Kanadier weiterhin zu den besten Teams im Osten zählen – zumindest solange Nurse diesen Kader zur Verfügung hat. Mit Lowry, VanVleet, Siakam, Gasol, Ibaka und Powell stehen sechs der acht von Nurse am meisten genutzten Basketballer nach wie vor im Kader. Sowohl auf den Guard-Positionen als auch im Frontcourt hat Toronto kaum etwas eingebüßt. Lowry wird gerne zum Sündenbock gemacht, wenn es nicht läuft. Der Kapitän zeigte aber durch seinen Einsatz, seine gut getimten Würfe und die bissige Defensivarbeit, dass er auch im Alter von 33 Jahren noch großen Einfluss auf diese Mannschaft haben kann … und landete zum fünften Mal im All-Star-Team. VanVleets Stern ging in den Playoffs endgültig auf, als er einen wichtigen Treffer nach dem anderen versenkte. Der einst ungedraftete 1,83-Meter-Mann wird kommenden Sommer fürstlich entlohnt werden. Der Shooting Star der Kanadier war aber ein anderer: Pascal Siakam, der „Most Improved Player 2019“. Er verteidigte fünf Positionen, beendete Plays in der Zone und von der Dreierlinie oder setzte seine Nebenleute in Szene. Sein Scoring-Schnitt, Rebounding, Passspiel und Selbstbewusstsein stiegen immens. Der Kameruner gilt nicht zuletzt deshalb als kommender Franchise-Player der Raptors. Zusammen mit Gasol und Ibaka bildet der 25-Jährige einen der vielseitigsten, wurf- und defensivstärksten Frontcourts der NBA.

Eine plötzliche Baustelle ist hingegen die nach den prominenten Abgängen etwas verwaiste Flügelposition. Die Lücken dort sollen der vollständig wiedergenesene OG Anunoby sowie die beiden Neuzugänge Rondae Hollis-Jefferson und Stanley Johnson schließen. Anunoby machte nach einer vor allem defensiv beeindruckenden Rookie-Saison einen klaren Schritt zurück. Hollis-Jefferson und Johnson sind solide, physische Verteidiger, die vorne jedoch kein Scheunentor treffen und nicht ansatzweise dasselbe TwoWay-Game aufs Parkett bringen wie Green und Leonard. Dennoch war ihre Akquisition günstig und alternativlos. Es ist klar, dass dieses Team ohne seinen besten Spieler nicht mehr zu den absoluten Meisterschaftsfavoriten zählt. Das ist bedauernswert. Dennoch wäre es verfrüht, die amtierenden Champs abzuschreiben. Nur ein weiteres Team rangierte in Angriff und Abwehr unter den Top 5. Toronto gewann 17 der 22 Partien, in denen Leonard aussetzte. Vor allem die Lowry-Siakam-Lineups killen. Eine defensive Identität und der exzellente Heimvorteil werden die Dinos unter den Top 4 halten. Zumindest bis zum unausweichlichen Ujiri-Reset.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

„Heart of a Champion“. Meisterschaftsbanner sind

Meisterkater? Der Finals-MVP ist weg! Der

Es ist klar, dass dieses Team ohne seinen besten

für immer, ihr Einfluss auf die kollektive Psyche un-

beste Three-and-D-Flügel ebenso. Fünf weitere

Spieler nicht mehr zu den absoluten Meister-

vergleichlich. Toronto war ein Elite-Team in Angriff

Rotationsspieler des Meisterteams werden 2020

schaftsfavoriten zählt. Das ist bedauernswert.

und Abwehr (jeweils Top 5). Effektiv in Transition

Free Agents. Wie viele davon spielen nach der

Dennoch wäre es verfrüht, die amtierenden

dank Athleten auf jeder Position. Viel Balance,

Trade-Deadline immer noch für Toronto? Ohne

Champs abzuschreiben. Eine defensive Identität

personell wie taktisch, weil exzellent gecoacht.

Leonard gewannen die Raptors nur vier von neun

und der exzellente Heimvorteil werden die Dinos

Qualitativ gut besetzte, eingespielte Truppe. Zuletzt

Partien gegen gute Teams. Ist Siakam bereit, die

unter den Top 4 halten. Zumindest bis zum unaus-

bester Heimvorteil im Osten. Unterschätzt.

allabendliche Nummer-eins-Option zu sein? Plötz-

weichlichen Ujiri-Reset.

Wird am ehesten ...

Fotos: Ezra Shaw/Julian Avram/Icon Sportswire via Getty Images

12

Eastern Conference

… GETRADET:

S. Ibaka

… ALL STAR:

P. Siakam

… VERSAUERN:

C. Payne

… ÜBERRASCHEN:

OG Anunoby

… ENTTÄUSCHEN:

S. Johnson

… DURCHBRECHEN:

F. VanVleet

… BESTER NEUZUGANG:

R. Hollis-Jefferson

Good Red vs Bad Red Best Case Im Dezember klingelt Ujiris BlackBerry: Es ist Kawhi. „In Kalifornien ist es zu heiß“, sagt Leonard sichtlich angefressen. „Und alle labern zu viel.“ „Say no more“, entgegnet Masai. Ein paar Telefonanrufe später: TradeAlarm! Leonard für Ibaka und McCaw.

Worst Case Siakam und Ibaka nutzen den neuen Fame und eröffnen ihr eigenes Restaurant an der Kreuzung Yonge/Eglinton. Ujiri liebt deren Fufu & Ndole so sehr, dass er ebenfalls einsteigt. Keiner hat mehr Bock auf Basketball. Ujiris Nachfolger als Manager wird Isiah Thomas.

lich sehr fragwürdige Wing-Rotation.

51


Washington Wizards

Team-Infos

Gegründet: 1961 Meisterschaften: 1 Arena: Capital One Arena

Zuschauer: 20.356 Gehälter 19/20: 129,1 Mio. $ Topverdiener: J. Wall (38,2 Mio. $)

Ausgezaubert in D.C.? Text: Manuel Baraniak

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

I. Smith

1,83

31

I. Thomas

1,75

30

J. Robinson

1,88

21

J. Wall

1,93

29

B. Beal

1,96

26

SG

Alter

C.J. Miles

1,98

32

J. McRae

1,96

28

I. Bonga

2,03

19

SF

T. Brown Jr.

2,01

20

A. Schofield

1,98

22

PF

R. Hachimura

2,03

21

D. Bertans

2,08

26

T. Bryant

2,11

22

M. Wagner

2,11

22

I. Mahinmi

2,11

32

C

A

Heimlicher Liebling: Isaac Bonga

Als jüngster NBA-Spieler der vergangenen Saison wird Bonga weiterhin oft in der G-League auflaufen. Unklarheit bei der Position bedeutet auch Flexibilität. Die Entwicklung des 19-Jährigen ist interessant, weil Basketballdeutschland Kreativität bei den Guards benötigt.

ls Dwight Howard zuletzt für die Los Angeles Lakers auflief, waren die Washington Wizards am vorübergehenden Tiefpunkt angelangt. In der Saison 2012/13 fuhr der Hauptstadtklub nur 29 Siege ein und verpasste zum fünften Mal in Folge die Playoffs. Damals bestritt Bradley Beal seine Rookie-Saison – und erlebte sodann einen rasanten Aufstieg. Zusammen mit John Wall formte Beal sofort einen offensivstarken und zukunftsträchtigen Backcourt – für einige sogar den besten hinter dem WarriorsDuo Stephen Curry/Klay Thompson. Nach 44 Siegen und dem Einzug in die zweite Playoff-Runde in Beals zweitem Jahr schienen die Wizards auf dem Weg zum Conference-Finalisten. Fünf Jahre später … und bei den Wizards könnte es sich 2019 ausgezaubert haben. Die 32 Erfolge der vergangenen Spielzeit waren die

Stats 2018/19 NAME Bradley Beal Thomas Bryant Ish Smith Isaiah Thomas Davis Bertans Jordan McRae C.J. Miles Troy Brown Moritz Wagner Ian Mahinmi Isaac Bonga Rui Hachimura* *Gonzaga

52

SP 82 72 56 12 76 27 40 52 43 34 22 37

MPG 36,9 20,8 22,3 15,1 21,5 12,3 14,1 14,0 10,4 14,6 5,5 30,2

FG% 47,5 61,6 41,9 34,3 45,0 46,9 34,0 41,5 41,5 45,2 15,2 59,1

3P% 35,1 33,3 32,6 27,9 42,9 28,6 31,4 31,9 28,6 18,8 0,0 41,7

eFG% 54,0 64,8 46,4 40,4 61,0 50,8 44,4 46,2 48,0 46,6 15,2 -

FT% 80,8 78,1 75,8 63,0 88,3 80,0 79,5 68,1 81,1 68,9 60,0 73,9

RPG 5,0 6,3 2,6 1,1 3,5 1,5 1,7 2,8 2,0 3,8 1,1 6,5

APG 5,5 1,3 3,6 1,9 1,3 1,1 0,6 1,5 0,6 0,7 0,7 1,5

SPG 1,5 0,3 0,5 0,4 0,5 0,5 0,5 0,4 0,3 0,7 0,4 0,9

BPG 0,7 0,9 0,2 0,1 0,4 0,3 0,3 0,1 0,3 0,5 0,2 0,7

TPG 2,7 0,8 1,1 1,5 0,6 0,6 0,5 0,6 0,9 0,6 0,3 1,8

FPG 2,8 1,8 1,9 1,4 1,8 1,0 1,6 1,1 1,3 2,5 0,4 2,0

PPG 25,6 10,5 8,9 8,1 8,0 5,9 5,5 4,8 4,8 4,1 0,9 19,7

wenigsten seit 2012/13. John Wall hat in den vergangenen beiden Saisons zusammen nur 73 Begegnungen absolviert und wird nach einem Achillessehnenriss vermutlich frühestens im Februar 2020 auf das Parkett zurückkehren. Was Dwight Howard damit zu tun hat? Nun, die Zyniker unter uns werden auf den „Dwightmare“ einiger Franchises verweisen: In den vergangenen drei Jahren wechselte Howard stets die Teams, welche folglich einbrachen: im Schnitt mit 9,3 Siegen weniger als zuvor ohne Howard. „Der schnellste Trade, den ich je in meinem Leben getätigt habe“, so beschrieb Tommy Sheppard den Deal von Howard, welchen der neue General Manager Washingtons in der Offseason nach Memphis schickte. Nun muss fairerweise gesagt werden, dass die enttäuschende vergangene WizardsSaison nicht an Howard lag – stand der verletzungsbedingt doch nur neunmal auf dem Parkett. Doch schon allein die Verpflichtung von „D12“ im Sommer 2018 war fragwürdig – wie so viele Transaktionen des langjährigen General Managers Ernie Grunfeld. „Interessante“ Draftpicks (wenn ausnahmsweise nicht mal jemand wie Beal an dritter Stelle verfügbar war), hochdotierte Verträge (für Gilbert Arenas, Otto Porter, Ian Mahinmi oder Wall), das Festhalten an einem umstrittenen Coach wie Randy Wittman oder die geringe Wertschätzung für Zweitrundenpicks – Grunfeld hat in seiner 13-jährigen Amtszeit vieles nicht so ganz richtig gemacht. Ein gewisses Reinemachen, das im Lauf der vergangenen Saison


Bilanz 18/19: 32-50

Power Ranking:

mit einigen Trades begann, war auch in dieser Offseason erkennbar. Kein Spieler, der 2018/19 per Trade kam, steht noch im Kader! Unter den Abgängen schmerzt sicherlich der Verlust des tschechischen WM-Helden Tomas Satoransky. Während der verletzungsbedingten Abstinenz von Wall bewies der tschechische Nationalspieler, dass er ein Team umsichtig leiten kann: mit einer wohltuenden „Pass first“Mentalität und Effizienz. Zudem haben die Wizards in ihm einen guten GuardVerteidiger verloren. In der kommenden Saison werden mit Ish Smith und Isaiah

Thomas zwei Playmaker das Team führen, die mit 1,83 respektive 1,75 Meter Angriffspunkte in der Defense sein werden. Smith sollte in der NBA nicht mehr als die Rolle des Backups bekleiden, der Zwei-Jahres-Vertrag über zwölf Millionen Dollar sieht nicht gut aus. Zumal sich die Wizards bereits am zweiten Tag der Free Agency mit Smith verständigten. Gleiches gilt für Thomas. So stark dessen zwei All-Star-Jahre in Boston waren – sie sind zwei Jahre her, in denen der Guard im Zuge seiner schweren Hüftverletzung nur 44 Begegnungen absolviert hat. Es ist völlig fraglich, in welchem Zustand der 30-Jährige durch die Saison gehen wird. Die Situation auf der Eins ausgenommen, hatte Washington eine solide Offseason – der Blick wird nach vorne gerichtet. An neunter Stelle in der Draft zogen die Wizards mit Rui Hachimura einen Spieler, der als Prototyp des modernen NBA-Forwards herhalten kann. Er hat das Potenzial, in der Offensive Mismatches zu kreieren, muss das Spiel als Spätentwickler aber erst noch weiter lernen. Seine

kontinuierlichen Fortschritte in Gonzaga machen Hoffnung, dass Hachimura mittelfristig auch in der NBA eine gute Rolle einnehmen wird. Mit einem Poster-Dunk über Myles Turner bei der WM stellte sich der japanische Nationalspieler seinen zukünftigen NBA-Kollegen schon mal vor. Für die Wizards als Franchise dürften sich mit der großen Aufmerksamkeit aus Japan vielleicht auch abseits des Parketts Möglichkeiten ergeben. Zuletzt mit wenig Wertschätzung für Zweitrundenpicks, bezahlten die Wizards den Sixers in diesem Jahr Geld, um dort ziehen zu dürfen: Mit Admiral Schofield könnte sich der Hauptstadtklub an 42. Position einen der Steals der Talentziehung geschnappt haben. Schofield hatte großen Anteil daran, dass die Tennessee Volunteers ihre beste Saison der Unihistorie spielten. Nach vier vollen Jahren am College dürfte der 22-Jährige direkt seinen Beitrag leisten und Washington die nötige Härte sowie Athletik verleihen. Die Wizards waren ein Nutznießer des Bestrebens der Lakers, Platz für Anthony Davis und einen potenziell zweiten Free-Agency-Star zu schaffen. So landeten mit Moritz Wagner, Jemerrio Jones und Isaac Bonga gleich drei Jungspieler in D.C. Vor allem Wagner könnte seine Chance nutzen. Der deutsche Big Man hatte vor seiner Draft 2018 bereits zwei Workouts in Washington absolviert, was das Interesse der Wizards an Wagner unterstreicht. Nach einem verletzungsgeplagten Start in seine Rookie-Saison dürfte der FIVE-Tagebuchschreiber nun also richtig angreifen. Mit Thomas Bryant und Troy Brown Jr. kehren zudem zwei Youngsters zurück. Bryant ließ sich seinen Durchbruch mit einem Vertrag über 25 Millionen Dollar veredeln, der 22-Jährige agiert stark als Abroller im Pick-and-Roll. Mit Davis Bertans via Trade aus San Antonio und C.J. Miles im Howard-Deal holten sich die Wizards noch zwei Distanzwerfer. Während Miles in den vergangenen beiden Jahren nicht mehr ganz so hochprozentig von Downtown traf, hat sich Bertans in seinen drei Ligajahren als 40-ProzentDreierschütze etabliert – er ist eben Balte.

Der 26-Jährige dürfte direkt die beste Wurfoption in Washington geben. Bradley Beal wird das mit Pässen nach außen zu schätzen wissen. Der Shooting Guard wird durch Walls Ausfall noch mehr der Offensivmittelpunkt sein müssen. In der vergangenen Saison bewies Beal bereits, dass er trotz höherer Offensivlast effizienter agieren kann. Wichtig ist, dass er die Entwicklung zum Ballhandler im Pick-and-Roll gemeistert hat. Nach einem Karrierejahr wird Beal wieder einen Schritt nach vorne machen und vielleicht um die Topscorer-Krone der Liga werfen. Das könnte für die Wizards aber auch negative Folgen haben: Schafft es Beal in ein All-NBA-Team, steht ihm ein Supermax-Vertag von bis zu 247 Millionen Dollar zu. Mit diesem Zahltag vor Augen hat Beal eine vorzeitige Vertragsverlängerung über 111 Millionen Dollar und drei Jahre nicht angenommen – eine verständliche Entscheidung. Mit weiterem Zögern wird sich die Frage stellen: Will er weg aus Washington? Mit einem Trade von Beal würden die Wizards hingegen endgültig in den Rebuild-Modus schalten – und mit vielen Niederlagen (vorerst) wieder einen Tiefpunkt erreichen. Da passt es doch, dass Dwight Howard zurück bei den Lakers ist …

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Individuelle Offense: In Beal haben die Wizards den

Kollektive Defense: Im vergangenen Jahr schon

Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis das Guard-

stärksten Shooting Guard der Liga in ihren Reihen.

schlecht in der Verteidigung, könnten die Wizards

Duo Wall/Beal auseinandergerissen wird. Schon

Das Team von Headcoach Scott Brooks hat sich

zur Schießbude der Liga mutieren. Vor allem

finanziell ergibt eine gemeinsame Zukunft der

zuletzt assistfreudig gezeigt und dürfte bei der

gegnerische Guards werden sich freuen. Shooting:

beiden langfristig wenig Sinn. Unter Zugzwang ste-

Spielgeschwindigkeit weiter anziehen. Im Backcourt

Einzig Davis Bertans hat 2018/19 in der NBA mehr

hen die Wizards nicht, doch die Vergangenheit hat

sammeln sich erfahrene Akteure. Die Kombination

als 37 Prozent seiner Dreier verwandelt. Reboun-

gezeigt, wie sich Verhandlungspositionen ändern

aus jungen Spielern und veränderter Führungsriege

ding: Sowohl offensiv als auch defensiv arbeitet

können. In Washington sollte der Blick ganz auf die

(auch bei den Assistant Coaches) macht Hoffnung

Washington zu zaghaft. Die neu zusammengewür-

nächsten Jahre gerichtet werden, auch wenn das

auf die Zukunft.

felte Truppe wird viel Zeit benötigen.

noch mehr Niederlagen als 2018/19 bedeutet.

Wird am ehesten ...

Fotos: Stephen Gosling/Atiba Jefferson/NBAE via Getty Images

28

Eastern Conference

… GETRADET:

B. Beal

… ALL STAR:

B. Beal

… VERSAUERN:

J. Wall

… ÜBERRASCHEN:

M. Wagner

… ENTTÄUSCHEN:

I. Thomas

… INTERVIEWS GEBEN:

R. Hachimura

… DREIER BALLERN:

D. Bertans

Good Red vs Bad Red Best Case Bonga und Wagner nutzen ihre Chance. „German guys can hoop“, denkt sich GM Sheppard – und tradet für Schröder. Nach vielen Niederlagen wird Chris Fleming im Sommer 2020 Headcoach, in der Draft ziehen die Wizards Franz Wagner und Philipp Herkenhoff.

Worst Case In Washington wimmelt es von japanischen Journalisten. Das macht Donald Trump stutzig – und er tweetet was von „Mauer“ und „Strafzöllen“. Die Beziehung zwischen den USA und Japan leidet, USA Basketball boykottiert schließlich die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.

53


Dallas Mavericks

Team-Infos

Gegründet: 1980 Meisterschaften: 1 Arena: American Airlines Center

Zuschauer: 21.146 Gehälter 19/20: 120,6 Mio. $ Topverdiener: K. Porzingis (27,3 Mio. $)

Jahr eins n.D. Text: André Voigt

Depth Chart POS

Name

Größe

Alter

PG

D. Wright

1,96

27

J. Brunson

1,90

23

J.J. Barea

1,80

35

L. Doncic

2,03

20

SG

SF

PF

C

S. Curry

1,88

29

R. Broekhoff

2,01

29

T. Hardaway Jr.

1,98

27

J. Jackson

2,03

24

C. Lee

1,96

33 24

K. Porzingis

2,21

M. Kleber

2,08

27

D. Finney-Smith

2,03

27

I. Roby

2,03

21

D. Powell

2,11

28

B. Marjanovic

2,21

31

Heimlicher Liebling: Maximilian Kleber

Ü Es braucht keine schwarz-rot-goldene Brille, um sich an der Verteidigung des Würzburgers zu ergötzen. Steigert er seine Dreierquote (wie im Vorjahr) nochmals um vier Prozent, dürfte es Carlisle schwer haben, ihn nicht starten zu lassen.

ber Jahre suchten die Dallas Mavericks nach einem Star, in dessen Hände Dirk Nowitzki die Schlüssel zur Franchise legen konnte. Ohne Erfolg. Dann kam die Draft 2018 und der Trade mit den Atlanta Hawks, der Luka Doncic nach „Big D“ brachte. Manager Donnie Nelson legte sogar nach: Ein weiterer Deal brachte Kristaps Porzingis von den New York Knicks. Irgendwie passt es zur Karriere von Dirk Nowitzki, dass der Neuaufbau seines Teams erst gelang, als der beste Mav aller Zeiten seine Schuhe an den Nagel hängte. Immerhin lief er in seiner

Stats 2018/19 NAME Luka Doncic Tim Hardaway Jr. Delon Wright J.J. Barea Dwight Powell Jalen Brunson Justin Jackson Seth Curry Dorian Finney-Smith Maxi Kleber Boban Marjanovic Kristaps Porzingis* *2017/18

54

SP 72 19 26 38 77 73 29 74 81 71 36 48

MPG 32,2 29,4 30,8 19,8 21,6 21,8 18,3 18,9 24,5 21,2 10,4 32,4

FG% 42,7 40,4 43,4 41,8 59,7 46,7 48,4 45,6 43,2 45,3 60,7 43,9

3P% 32,7 32,1 25,6 29,7 30,7 34,8 37,2 45,0 31,1 35,3 0,0 39,5

eFG% 49,7 48,9 47,2 46,8 63,7 52,3 56,8 57,7 50,7 55,3 60,7 48,9

FT% 71,3 76,7 74,2 70,5 77,2 72,5 72,4 84,6 70,9 78,4 75,8 79,3

RPG 7,8 3,2 5,4 2,5 5,3 2,3 2,3 1,6 4,8 4,6 4,2 6,6

APG 6,0 1,9 5,3 5,6 1,5 3,2 1,0 0,9 1,2 1,0 0,6 1,2

SPG 1,1 0,6 1,6 0,6 0,6 0,5 0,3 0,5 0,9 0,5 0,3 0,8

BPG 0,3 0,1 0,6 0,0 0,6 0,1 0,0 0,2 0,4 1,1 0,5 2,4

TPG 3,4 1,3 1,5 1,9 0,9 1,2 0,2 0,8 0,9 0,8 1,0 1,9

FPG 1,9 1,8 1,9 1,3 2,6 1,7 1,1 1,3 2,3 2,0 1,6 2,9

PPG 21,2 15,5 12,2 10,9 10,6 9,3 8,2 7,9 7,5 6,8 6,7 22,7

letzten Saison noch an der Seite von Doncic auf und sah, wie Porzingis im Training dominierte. Zusammen bilden der Slowene und der Lette das Starduo der Zukunft in „D-Town“. Doncic lieferte als Rookie mehr, als sich selbst die größten Optimisten erwartet hatten. Coach Rick Carlisle – für seine Abneigung gegen Rookies und die eigene Hassliebe zu seinen Point Guards bekannt – legte den Ball in die Hände des damals 19-Jährigen und ließ ihn machen. Und wie Doncic machte … Mit seinen 2,03 Meter übernahm er den Spielaufbau, war Topscorer, bester Vorlagengeber und zweitbester Rebounder seines Teams. Defensiv jedoch bereiteten ihm vor allem schnellere Gegenspieler Probleme, in der zweiten Saisonhälfte baute Doncic merklich ab. Vorher bestach er indes mit einer überragenden Offensivintelligenz und diesem gewissen Etwas mit dem Ball. Ein Teenager sollte einfach nicht Spielzüge auf diese Art und Weise vorhersehen, dieses Selbstvertrauen auf höchstem Niveau besitzen. In seinem zweiten Jahr wird der 20-Jährige vor allem dank seiner gesammelten Erfahrung effizienter agieren und in der Verteidigung besser zurechtkommen. Ob er athletisch einen Sprung nach vorn gemacht hat? Gute


Bilanz 18/19: 33-49

Power Ranking:

Frage. In diesem Bereich schien Doncic 2018/19 am meisten Fortschritte machen zu können. Mit Porzingis findet sich ein 24-jähriger All Star an seiner Seite, dessen Fähigkeiten perfekt zu denen von Doncic passen. Der Lette verkörpert die Art Spielertyp, nach dem sich jedes Team sehnt: Er ist ein den Dreier treffender Center, der den Korb beschützen kann. Doch nicht nur das, mit seiner Länge von 2,21 Meter verfügt der „Porzingod“ auch noch über ein ansehnliches Ballhandling und eine herausragende Koordination für einen Spieler seiner Größe.

Allerdings setzte ihn ein Kreuzbandriss über ein Jahr außer Gefecht. Diese Zeit wollte Porzingis nutzen, um seinen Körper umzubauen und ihn besser auf die Strapazen einer NBA-Saison vorzubereiten. Ob dies gelang? Gute Frage. Die Verantwortlichen in Dallas jedenfalls sahen in ihrer Trainingshalle genug, um 158 Millionen Dollar in den kommenden fünf Jahren zu investieren. In einer perfekten Mavs-Welt macht Porzingis künftig Platz für Doncic, der mit seinen unwiderstehlichen Drives dann Hilfe zieht und die Schützen findet, zu denen eben auch der Lette gehört. Gleichzeitig soll Porzingis das Pick-andPop mit seinem Co-Star laufen oder nach dem Postup seinerseits zur Dreierlinie rauspassen. Keine Frage: Alles, was die Mavs 2019/20 offensiv versuchen, wird sich um ihr neues Eurotraumpaar drehen. Entsprechend wurde der Kader besetzt. Porzingis braucht an seiner Seite einen athletischen Big Man, der von der Dreierlinie trifft, mehrere Positionen verteidigt und reboundet? Dwight Powell und Maxi Kleber stehen bereit.

Neben Doncic passt perfekt ein langer Backcourtpartner, der den jeweils stärkeren Guard des Gegners decken und selbst von Downtown treffen kann? Dafür bekommt Delon Wright in den kommenden drei Saisons 28,1 Millionen Dollar. Wright ist damit der prominenteste Neuzugang des Sommers, der nicht bereits 2018/19 im Kader stand. Dass an seiner Stelle nicht Kemba Walker oder Danny Green das Trikot mit dem Pferdekopf trägt, mag viele Fans enttäuscht haben, Wright dürfte aber ein mehr als fähiger Ersatz sein … wenn er den Dreier denn auch trifft. Denn von jenseits der 7,24-Meter-Linie zeigte sich der ExGrizzly bisher inkonstant. In den vergangenen beiden Spielzeiten versuchte er jeweils 2,2 Dreier. 2017/18 traf „D-Wright“ gute 36,6 Prozent, vergangenes Jahr nur 29,8. Defensiv jedoch ist er über jeden Zweifel erhaben. Während mit Wright, Doncic und Porzingis drei Starter feststehen, dürfte es um den Rest der Plätze in der Rotation mächtig Konkurrenz geben. Scorer Tim Hardaway Jr. scheint prädestiniert für einen Platz in der Ersten Fünf, seit seiner Ankunft in Dallas (er kam im Trade für Porzingis) überzeugte er aber nie wirklich – auch weil der eigene Abschluss auf seiner internen Prioritätenliste immer ganz oben steht und ihn eine Verletzung im März außer Gefecht setzte. Gut möglich, dass der Swingman sich in seinem eventuell letzten Vertragsjahr (er kann im kommenden Sommer aus seinem Vertrag aussteigen) von seiner allerbesten Seite zeigt. Ebenfalls gut möglich, dass er (20,0 Millionen Dollar Gehalt) Dallas per Trade verlässt, wenn der Gegenwert stimmt. Will er dauerhaft die dritte Scoring-Option eines Teams sein, die keine eigenen Abschlüsse erzwingt? Würde er als Sixth Man die Rolle annehmen, die einst Jason Terry in Dallas bekleidete? Fraglich. Zusammen mit Courtney Lee (dessen 12,8 Millionen bringender Vertrag ausläuft) ist er der heißeste Kandidat für einen Transfer. Vor allem wenn Justin Jackson oder Dorian Finney-Smith sich weiterentwickeln. Ersterer kam per Trade aus Sacramento, fügte sich aber gut ein, verteidigte und traf den Dreier. Er

erfüllt das Dreier-und-Defense-Profil auf dem Flügel und lässt das Spiel zu sich kommen. Das gilt eigentlich auch für „DFS“, doch der Drittjahresprofi trifft noch nicht gut genug aus der Distanz. Netzt er von draußen zumindest durchschnittlich, dürfte der Liebling von Coach Carlisle sogar dauerhaft starten. Mit Jalen Brunson, Seth Curry und J.J. Barea stehen drei Guards bereit, die alle Minuten bekommen wollen. Brunson überzeugte mit seinem Playmaking, der Dreier fiel aber sehr unregelmäßig. Curry ist hingegen einer der sichersten Dreierschützen der NBA. Seine 45,0 Prozent von Downtown werden ihm Spielzeit einbringen – genau wie der Umstand, dass er Carlisles System aus der Saison 2016/17 noch kennt. Pick-and-Roll-Maestro Barea ist das letzte Überbleibsel des Meisterteams von 2011, wie viel er nach seinem Achillessehnenriss beitragen kann, steht in den Sternen. Boban Marjanovic (ultralanger Center), Ryan Broekhoff (Dreierschütze) und Rookie Isaiah Roby (Three-and-D) runden den Kader ab. Rick Carlisle findet also einen sehr variablen, tiefen Kader vor, den er jetzt nach Lust und Laune um sein Star-Duo modellieren kann und wird. Vor allem defensiv und an der Dreierlinie schlummert hier viel Potenzial.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Die Mavs sind variabel und können auf jeder Posi-

Stichwort Potenzial. Dieses Team muss einen All

Dallas kann überraschen, aber dafür muss in dieser

tion Länge und Schützen bringen. Mit Doncic und

Star integrieren, die Hierarchie neu ordnen und ist

bockstarken Western Conference alles stimmen.

einem gesunden Porzingis stehen sogar zwei Spie-

relativ jung. Nur vier Akteure sind schon mehr als

Wichtig wird die Dynamik zwischen Doncic und

ler auf hohem All-Star-Niveau im Kader. Carlisle

vier Jahre in der NBA. Wie fit ist Porzingis wirklich?

Porzingis sein. Finden sie von Anfang an basket-

holt aus seinen Teams in der Regel das Maximum

Kann Wright seinen Dreier gut genug treffen? Kann

ballerisch zusammen und erfüllen die anderen

heraus, und dieser Kader birgt Potenzial an beiden

Hardaway zur Belastung werden, wenn er nicht

Akteure ihre Rollen, sind sogar die Playoffs drin.

Enden des Feldes.

seine Würfe bekommt? Die Mavericks sind eine

Realistischer ist aber ein Saisonende Mitte April.

Wundertüte – nicht nur im positiven Sinne.

Das wäre auch okay im Jahr eins nach Dirk.

Wird am ehesten ...

Fotos: Tom Pennington/Getty Images

17

Western Conference

… GETRADET:

T. Hardaway Jr.

… ALL STAR:

L. Doncic

… VERSAUERN:

I. Roby

… ÜBERRASCHEN:

D. Wright

… ENTTÄUSCHEN:

D. Powell

… IN DER LOGE SITZEN:

D. Nowitzki

… PUBLIKUMSLIEBLING:

D. Wright

Good Red vs Bad Red Best Case „Wohin?“, fragt der Mann im Schatten vor der Trainingshalle. „Nach Hause. Training ist rum“, antworten „DFS“ und Kleber. „Nix da, Burschen!“ Geschwindner wirft ihnen zwei Bleiwesten, Saxofone und Ruder zu. „Lasst uns mal an eurem Wurf arbeiten.“

Worst Case „Sag mal, KP. Diese Stänkereien bei den Knicks, die Anklage in NYC und die Beulerei in Lettland … ganz schön gangsta für ein Einhorn!“, witzelt Doncic. Abends findet er den abgeschnittenen Kopf von Maskottchen Champ in seinem Bett.

55


Denver Nuggets

Team-Infos

Gegründet:1967 Meisterschaften: 0 Arena: Pepsi Center

Zuschauer: 19.520 Gehälter 19/20: 133,2 Mio. $ Topverdiener: P. Millsap (30,0 Mio. $)

Anti-SuperstarTeam Text: Manuel Baraniak

Depth Chart POS

Name

Größe

Alter

PG

J. Murray

1,93

22

M. Morris

1,91

24

G. Harris

1,93

25

M. Beasley

1,96

22

P.J. Dozier

1,98

22

W. Barton

1,98

28

T. Craig

2,01

28

M. Porter Jr.

2,08

21 22

SG

SF

PF

C

V. Cancar

2,06

P. Millsap

2,03

34

J. Grant

2,06

25

J. Hernangomez

2,06

24

J. Vanderbilt

2,06

20

N. Jokic

2,13

24

M. Plumlee

2,11

29

B

Heimlicher Liebling: Monte Morris

Unter den vielen späten Draftpicks Denvers sticht Morris als 51. Pick heraus. Dank Floater und Midrange-Game agiert der Guard sehr effizient im Pick-and-Roll, 2018/19 wies Morris das zweitbeste Assist-zu-Turnover-Verhältnis der Liga auf.

ig Three“, „Superstar-Teams“, „Pre-Agency“. Diese Begriffe wurden in den vergangenen Jahren immer wieder genannt, wenn es um die Macht der NBA-Stars ging. Zu bedenken ist, dass es schon in früheren Jahrzehnten Zusammenschlüsse von Stars gegeben hat. Doch die „Players League“ hat eine neue Dimension erreicht, insofern Spieler vor Vertragsende ihre Macht ausnutzen und sich ihre Teams auszusuchen scheinen. Das war in diesem Sommer vor allem in der Western Conference zu beobachten, in der Kawhi Leonard und Paul George mit ihrem Zusammenschluss die Los Angeles Clippers zum Meisterschaftsanwärter geformt haben. Auch beim Stadtrivalen, den Lakers, sowie bei den Houston Rockets gibt es neue Star-Duos. Bei den Denver Nuggets ging es hingegen

Stats 2018/19 NAME Nikola Jokic Jamal Murray Jerami Grant Gary Harris Paul Millsap Will Barton Malik Beasley Monte Morris Trey Lyles Mason Plumlee Juancho Hernangomez Bol Bol* *Oregon

56

SP 80 75 80 57 70 43 81 82 64 82 70 9

MPG 31,3 32,6 32,7 28,8 27,1 27,7 23,2 24,0 17,5 21,1 19,4 29,8

FG% 51,1 43,7 49,7 42,4 48,4 40,2 47,4 49,3 41,8 59,3 43,9 56,1

3P% 30,7 36,7 39,2 33,9 36,5 34,2 40,2 41,4 25,5 20,0 36,5 52,0

eFG% 54,5 50,2 56,7 48,8 52,8 47,5 58,4 56,0 47,0 59,5 54,5 -

FT% 82,1 84,8 71,0 79,9 72,7 77,0 84,8 80,2 69,8 56,1 76,7 75,7

RPG 10,8 4,2 5,2 2,8 7,2 4,6 2,5 2,4 3,8 6,4 3,8 9,6

APG 7,3 4,8 1,0 2,2 2,0 2,9 1,2 3,6 1,4 3,0 0,8 1,0

SPG 1,4 0,9 0,8 1,0 1,2 0,4 0,7 0,9 0,5 0,8 0,4 0,8

BPG 0,7 0,4 1,3 0,3 0,8 0,5 0,1 0,0 0,4 0,9 0,3 2,7

TPG 3,1 2,1 0,8 1,2 1,4 1,5 0,7 0,6 1,1 1,5 0,5 2,0

FPG 2,9 2,0 2,7 2,0 2,6 1,9 1,4 1,2 1,5 3,1 1,3 1,7

PPG 20,1 18,2 13,6 12,9 12,6 11,5 11,3 10,4 8,5 7,8 5,8 21,0

viel ruhiger zu, unter allen Teams verzeichnete die Franchise aus den Rocky Mountains die größte Kontinuität. Warum hätte das Front Office auch groß etwas ändern sollen? Zum ersten Mal seit der Saison 2012/13 zogen die Nuggets wieder in die Playoffs ein. Nur einen Sieg waren sie vom Einzug in die Conference-Finals entfernt, als sich die Nuggets nach sieben umkämpften Partien den Portland Trail Blazers geschlagen geben mussten. Denvers Siegquote von 65,9 Prozent war 2018/19 gleichbedeutend mit der zweitbesten Bilanz der eigenen NBA-Ära. In Nikola Jokic haben die Goldklumpen endlich einen Franchise-Spieler gefunden, um den die Offensive aufgebaut ist – wohlgemerkt die zweiteffizienteste Offensive der Vorsaison. So verließen aus der ZwölfMann-Rotation nur Isaiah Thomas und Trey Lyles das Team, beide spielten aber keine große Rolle. Abgesehen von Zweitrundenpick Bol Bol und G-LeagueProjektspielern ist Jerami Grant der einzige Neuzugang in der „Mile High City“. Einen geschützten Erstrundenpick mussten die Nuggets für den Forward an die Oklahoma City Thunder abgeben. Mit verbessertem Dreier, Athletik, Bewegung in der Offense und Variabilität in der Defense passt Grant hervorragend zu Jokic. Mit dem „Joker“ und Paul Millsap kann Grant ein starkes Big-Man-Trio bilden. Grant hat 2018/19 ein Karrierejahr absolviert. Da er nach dieser Saison aus seinem Vertrag aussteigen kann, stehen die Chancen gut, dass der 25-Jährige jene Leistung bestätigen wird.


Bilanz 18/19: 54-28

Power Ranking:

Gute Big-Man-Verteidiger an Jokic’ Seite zu stellen, ist für die Nuggets essenziell. Das kann Denver bereits mit Millsap, der dem Team defensiv zudem eine wichtige Portion Erfahrung gibt. Die Nuggets zogen ihre Team-Option für ihn – obwohl diese mit 30 Millionen Dollar sehr kostspielig war. Ein Indiz für den Wert des Veteranen, der unter allen Nuggets-Akteuren zuletzt das beste NetRating aufwies. Zum wirklichen Ringbeschützer wird sich Jokic wohl nie entwickeln, doch defensiv hat sich der 2,13-MeterHüne definitiv gesteigert. Statt

abzusinken, verteidigte Jokic im neu justierten Defensivsystem Denvers hart beim gegnerischen Pick-and-Roll. Diese Aggressivität zahlte sich aus: Die Nuggets verbesserten sich beim Defensivrating innerhalb von einer Saison vom 23. auf den zehnten Platz! Kein Team im Westen machte solche großen Fortschritte. „Wir fordern das Team nicht dazu auf, eine Top-Ten-Defense zu sein. Wenn wir durchschnittlich verteidigen, dann werden wir dank unserer Offensive ein Team mit über 50 Siegen sein“, hatte Assistant Coach Wes Unseld Jr. vor Saisonbeginn in Aussicht gestellt. Letztlich bewahrheitete sich genau das, und die Nuggets fuhren dank des zehntbesten Defensivratings 54 Siege ein. Während der WMVorbereitung ging ein Clip viral, der Jokic’ Spielintelligenz auch in der Verteidigung offenbart: Per Fingerzeig weist er darin seinen Mitspieler Stefan Jovic an, sich in der Pick-and-Roll-Verteidigung anders zu positionieren – prompt verzeichnet dieser den Ballgewinn. Offensiv hat sich Jokic längst als der Big Man etabliert, der am ehesten

das Etikett des „Einhorns“ tragen darf. Fastbreak-Swag, Über-Schulter-Assists, Lowpost-Dominanz und DowntownTouch – all dies macht Jokic zum wohl offensivstärksten Center auf diesem Planeten. Zwölf Triple-Doubles in der Hauptrunde 2018/19 oder Statistiken von 25,1 Punkten, 13,0 Rebounds und 8,4 Assists in den Playoffs 2019 sind Ausdruck seiner Offensivgenialität. Die kommt auch im Zusammenspiel mit Guard Jamal Murray zum Tragen – wenn die beiden die Rollen tauschen und Jokic als Ballführer sowie Murray als Blocksteller in Erscheinung tritt. Dies stellt die gegnerische Defense vor enorme Probleme und macht das Denver-Duo für neutrale Beobachter zu einem der aufregendsten Tandems der Liga. Murray hat sich in seinem dritten Jahr zum klaren Co-Star von Jokic entwickelt, der in der neuen Saison die 20-Punkte-Marke knacken könnte. Es wird oft vergessen, dass der Guard erst 22 Jahre alt ist. An seiner Konstanz muss Murray sicherlich noch arbeiten. Ob die Nuggets mit einem neuen Deal für ihn (170 Millionen Dollar über fünf Jahre) nicht noch hätten warten können, darüber lässt sich deshalb sicherlich streiten. Zumal die Nuggets auf den kleinen Positionen eine Menge Optionen haben: Gary Harris stellte 2017/18 noch den zweitbesten Scorer Denvers, agierte aber zuletzt nicht sehr effizient. Dafür ist er der beste Guard-Verteidiger des Teams, was er auch in den Playoffs gegen Damian Lillard, C.J. McCollum, DeMar DeRozan und Co. unter Beweis stellte. Monte Morris ist in seinem zweiten Ligajahr zu einem der besten Backups auf der Eins avanciert, was vor allem an seiner Effizienz liegt. Malik Beasley gab seinem Team in der vergangenen Spielzeit die verlässlichste Option aus der Distanz. Will Barton hat auch das Zeug zur Mikrowelle – wie Harris machte er aber einen Schritt zurück, was auch verletzungsbedingte Gründe hatte. Als sekundärer Playmaker enttäuschte Barton eher. Torrey Craig überraschte als ungedrafteter Rookie und festigte seine Rolle in den Playoffs. Auf den kleinen Positionen haben die Nuggets fast ein Überangebot – zumal mit Michael Porter Jr. ein

potenziell starker Scorer und PseudoNeuzugang bereitsteht: Der 14. Draftpick von 2018 hatte aufgrund einer Rückenoperation die komplette letzte Saison verpasst. Seinen von vielen herbeigesehnten Auftritt in der Summer League musste Porter Jr. aufgrund einer Knieblessur kurzfristig absagen. Dabei könnte er als Small Forward die wohl am wenigsten tief besetzte Position in Denver bekleiden. Sollte Porter Jr. nicht beitragen und Denver in einem harten Westen Nachholbedarf haben, wird die Franchise vielleicht für die Position drei nachjustieren. Die Bausteine in Form junger Spieler haben die Nuggets allemal, der ganz große Wurf könnte nur einen Trade entfernt sein. Bislang haben die Nuggets den Großteil ihres Kaders von innen heraus entwickelt: in Form eigener Draftpicks. Paul Millsap stellte 2017 den vielleicht prominentesten Free-Agency-Zugang der Franchise-Geschichte. Wo sich also vielerorts Superstars zusammentun, entwickeln sich die Nuggets ein wenig zum Gegenpol solcher Superstar-Teams. Auch deswegen ist der Franchise zu wünschen, dass dieses Konzept in Erfolg mündet. Die bisherige Entwicklung unter Headcoach Mike Malone und FranchiseEckpfeiler Nikola Jokic sprechen dafür.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Tiefe, vor allem offensiv: Fünf Spieler haben das

Tiefe, denn die kostet. Spätestens zum nächsten

Die Nuggets könnten durch die Offseason noch

Zeug, 16 Punkte oder mehr pro Spiel aufzulegen.

Sommer, wenn Murrays neuer Vertrag einsetzt

tiefer geworden sein, Jerami Grant und (ein gesun-

Die Nuggets sind eine eingespielte Truppe, die sich

und vier Spieler in Rookie-Verträgen verhandeln

der) Michael Porter Jr. könnten sich als fehlende

aufgrund des jungen Alters vieler Spieler immer

können. Die Verteidigung muss beweisen, dass sie

Puzzleteile beweisen. Dank dieser Tiefe brauchen

noch entwickelt. Offensiv eine der gefährlichs-

konstant auf Top-Ten-Niveau agieren kann – viele

die Nuggets kein „Load Management“. Bestätigt

ten Mannschaften, die zudem eigene Fehlwürfe

erstklassige Individualverteidiger hat Denver nicht.

Denver seine letztjährige Leistung und entwickeln

erstklassig zu zweiten Wurfchancen verwertet. In

Offensiv täte dem Team ein potenter Eins-gegen-

sich die Spieler natürlich weiter, ist der erste Platz

Jokic hat Denver seinen Superstar aus den eigenen

eins-Scorer gut – die Isolation sucht die Mann-

nach der Hauptrunde drin – mit einem MVP-

Reihen entwickelt.

schaft sehr selten.

Anwärter Jokic.

Wird am ehesten ...

Fotos: Garrett W. Ellwood/Garrett Ellwood/NBAE via Getty Images

04

Western Conference

… GETRADET:

J. Hernangomez

… ALL STAR:

N. Jokic

… VERSAUERN:

V. Cancar

… ÜBERRASCHEN:

T. Craig

… ENTTÄUSCHEN:

W. Barton

… VERLÄNGERN:

M. Morris

… SIXTH MAN:

J. Grant

Good Red vs Bad Red Best Case Nach der WM bittet Jokic das Front Office um einen Trade für Boban Marjanovic. Aus der Ferne beobachtet Tobias Harris die serbische „Bromance“ – ganz eifersüchtig. Harris forciert einen Trade nach Denver und ist das fehlende Puzzleteil für den Titel.

Worst Case Nach der WM bittet Jokic das Front Office um einen Trade für Boban Marjanovic und eine Verpflichtung von Miroslav Raduljica. Mit einem Starting Frontcourt aus Sevenfootern brechen die Nuggets defensiv wieder ein – und scheitern knapp an den Playoffs.

57


Golden State Warriors

Team-Infos

Gegründet: 1946 Meisterschaften: 6 Arena: Chase Center

Zuschauer: 18.064 Gehälter 19/20: 141,3 Mio. $ Topverdiener: S. Curry (40,2 Mio. $)

Zurück auf Start Text: André Voigt

Depth Chart POS

Name

Größe

Alter

PG

S. Curry

1,91

31 23

SG

SF

PF

C

D. Russell

1,96

A. Burks

1,98

28

J. Poole

1,96

20 29

K. Thompson

2,01

A. McKinnie

2,03

27

G. Robinson III

1,98

25

J. Evans

1,98

22

D. Marble

1,98

27 29

D. Green

2,01

O. Spellman

2,06

22

E. Paschall

1,98

22

W. Cauley-Stein

2,13

26

K. Looney

2,06

23

A. Smailagic

2,08

19

D

Heimlicher Liebling: Kevon Looney

Dass Kevon Looney erst 23 Jahre alt ist und die Warriors an beiden Enden des Feldes einfach besser macht, wird zu oft vergessen. Der 2,06-Meter-Mann ist ein Glue Guy, wie er im Buche steht, und kommt ohne zu murren von der Bank.

rei Titel. Fünf Finalteilnahmen in Serie. Seit 2015/16 jedes Jahr das Überteam der Liga. All das war einmal. Die Dynastie der Golden State Warriors ist vorbei. Es ist ein Umstand, der eine Menge Menschen glücklich macht. Denn dieses Team war zu gut. Steph Curry, Klay Thompson, Draymond Green, ab 2016/17 dann auch Kevin Durant: Es brauchte in den Finals schon einen Kreuzbandriss plus eine zerberstende Achillessehne, um den Threepeat zu verhindern. Das Ende besiegelte der Weggang Durants nach Brooklyn Anfang Juli. Eine Entscheidung, die die Franchise wohl kaum überraschte, waren doch schon 2018/19 die Ausläufer der internen atmosphärischen Störungen immer wieder – zum Teil fulminant – nach außen gedrungen. Doch diese Mannschaft wäre nicht so dominant gewesen, wenn das

Stats 2018/19 NAME Stephen Curry Klay Thompson D‘Angelo Russell Willie Cauley-Stein Alec Burks Draymond Green Kevon Looney Omari Spellman Alfonzo McKinnie Glenn Robinson III. Jordan Poole* Alen Smailagic** *Michigan **G-League

58

SP 69 78 81 81 64 66 80 46 72 47 37 47

MPG 33,8 34,0 30,2 27,3 21,5 31,3 18,5 17,5 13,9 13,0 33,1 17,4

FG% 47,2 46,7 43,4 55,6 40,5 44,5 62,5 40,2 48,7 42,0 43,6 49,7

3P% 43,7 40,2 36,9 50,0 36,3 28,5 10,0 34,4 35,6 29,0 36,9 24,4

eFG% 60,4 55,3 51,2 55,7 46,9 50,1 62,7 49,2 56,4 47,2 -

FT% 91,6 81,6 78,0 55,1 82,3 69,2 61,9 71,1 56,3 80,0 83,3 65,9

RPG 5,3 3,8 3,9 8,4 3,7 7,3 5,2 4,2 3,4 1,5 3,0 4,1

APG 5,2 2,4 7,0 2,4 2 6,9 1,5 1,0 0,4 0,4 2,2 1

SPG 1,3 1,1 1,2 1,2 0,6 1,4 0,6 0,6 0,3 0,3 1,1 0,9

BPG 0,4 0,6 0,2 0,6 0,3 1,1 0,7 0,5 0,2 0,2 0,2 0,9

TPG 2,8 1,5 3,1 1,0 1 2,6 0,6 0,7 0,4 0,4 1,5 1,4

FPG 2,4 2,0 1,7 2,8 1,4 3,0 2,6 1,5 1,9 1,0 2,0 2,3

PPG 27,3 21,5 21,1 11,9 8,8 7,4 6,3 5,9 4,7 4,2 12,8 9,1

eigene Management nicht weitsichtig agieren würde. Mit All Star D’Angelo Russell sicherte sich Macher Bob Myers einen Überraschungscoup, der sein Team mit einem extrem interessanten Kader in die neue Spielzeit schickt. „Interessant“ … nicht „dominant“. Auf der Eins startet natürlich Stephen Curry. Der 31-Jährige ist der mit Abstand effizienteste Scorer auf den Guard-Positionen in der NBA. Seine Mischung aus einem historisch sicheren Distanzwurf, elitär kreativem Dribbling und diesem unwiderstehlichen Scorerinstinkt ist schlicht einzigartig. Seine einzige offensive Schwäche tritt in der regulären Saison so gut wie nie und auch in den Playoffs nur gegen perfekt aufgestellte Gegner zu Tage: Curry kann seinen Gegenspieler nicht körperlich überpowern. Bei ihm geht alles über seine „Skills“, die Feinkoordination – und die kann mit physischer Defensive gestört werden. Sein Kreuzbandriss aus den Finals gegen die Toronto Raptors verhindert, dass Klay Thompson zu Saisonbeginn neben seinem „Splash Brother“ im Backcourt aufläuft. Er selbst sprach davon, rund um die All-StarPause (14. bis 20. Februar 2020) mit seinem Comeback zu planen. Nach seiner Genesung dürfte Thompson der schönste Sprungwurf der NBA, extrem cleveres Bewegen abseits des Balles und eine Defensive auszeichnen, die auf dem Flügel mit zum Besten gehört, was die Liga zu bieten hat. Niemand nutzte Blöcke abseits des Balles so oft wie Thompson: 568 Punkte erzielte er nach einem indirekten Wurfschirm, das waren 145 Punkte mehr


Bilanz 18/19: 57-25

Power Ranking:

als beim zweitplatzierten Steph Curry. Allerdings muss trotz aller Qualität eine gewisse Eingewöhnungszeit für Thompson eingeplant werden. Mit dem eingangs erwähnten D’Angelo Russell steht Coach Steve Kerr indes eine so unerwartete wie exzellente Alternative zur Verfügung. Sicher: Der All Star von 2019 agierte in seiner Karriere auf dem Parkett bisher auf eine Art und Weise, die so gar nicht zu der Offensive der Warriors zu passen scheint. 49,9 Prozent seiner Abschlüsse kamen in der Vorsaison als Dribbler aus dem Pick-and-Roll – bei Thompson waren

es gerade mal 4,0 Prozent. Russell hingegen schlängelte sich nur in 3,1 Prozent der Fälle um indirekte Blöcke, um danach abzuschließen, und traf dabei noch unterdurchschnittlich. Kerr hat also die Aufgabe, den „Splash Stepbrother“ neben Curry einzupassen. Gut möglich, dass er deshalb den Ball öfter in die Hände des Neuzugangs legt und sein Superstar mehr abseits des Spaldings agiert. Es wäre eine Maßnahme, die die Belastung des MVP-Kandidaten verringern würde … zumal Curry aus dem Stand zuletzt 44,4 Prozent seiner Dreier traf. Allerdings wird Russell sein Spiel in San Francisco weiterentwickeln müssen, wenn er sein volles Potenzial abrufen will. 2018/19 verzeichnete er trotz gesteigertem Wurfvolumen (7,8 Dreier pro Partie) erstmals eine überdurchschnittliche Quote (36,9 Prozent) und verbesserte sich auch als Vorbereiter in Brooklyn. Mit Willie Cauley-Stein und Draymond Green stehen Russell potenziell ideal veranlagte Partner für

das Pick-and-Roll/Pop zur Verfügung. Problem: Nur die 76ers schlossen 2018/19 seltener aus dem Blocken-undAbrollen ab als die Warriors. Kerr wird wohl auch hier sein System anpassen und etwas mehr auf diese Aktion setzen. Ob Russell allerdings auch defensiv so variabel agieren kann wie Thompson, darf bezweifelt werden. Während die Starter im Backcourt feststehen, ist die Small-Forward-Position eine echte Baustelle. Alfonzo McKinnie kam über Luxemburg in die NBA und wurde zum Rotationsspieler – diese Vita gibt es nicht so oft. McKinnie arbeitete sich mit einer überragenden Athletik in den Kader, die er in eine ansprechende Defensive und Offensivrebounds ummünzte. Auch den Dreier traf er akzeptabel – 36,2 Prozent aus dem Stand in der regulären Saison. In den Playoffs fiel dieser Wert jedoch auf 31,3 Prozent, und das öffnet die Tür für Neuzugang Glenn Robinson III. Robinson traf von 2015 bis 2018 39,3 Prozent seiner Dreier – findet er diese Sicherheit auch in der Preseason, könnte er das Rennen für sich entscheiden. Allerdings bringt er längst nicht die Athletik mit, die McKinnie sein Eigen nennt. Wer auch immer hier am Ende spielt: Dreier und Defense werden gebraucht. Und genau das könnte nach seiner Rückkehr Klay Thompson auf dieser Position bringen … Als Power Forward ist Draymond Green gesetzt. 2018/19 lieferten nur fünf Spieler mindestens je sieben Punkte und sechs Assists pro Partie: Nikola Jokic, Ben Simmons, LeBron James, Russell Westbrook und eben Green. Über „Day-Day“ läuft ein großer Anteil des Angriffs, wenn der Ball nicht in Currys Händen liegt. Allerdings dribbelt er nur wenig, macht lieber den Ball schnell und sorgt so für die Pace im Angriff, die die Warriors brauchen, damit sich abseits des Balles freie Würfe ergeben. Greens Dreier wird jedoch seit der Saison 2015/16 vermisst. Der Trefferquote von 38,8 Prozent folgten seither insgesamt 30,0 Prozent. Schlimmer noch: Aus dem Catch-andShoot traf Green 2018/19 nur 28,0 Prozent! Sollte er jemals wieder auch nur durchschnittlich von Downtown treffen,

würden die Warriors einen großen Sprung nach vorn machen. Defensiv bleibt Nummer 23 aber weiterhin über jeden Zweifel erhaben. Es gibt schlicht keinen besseren Verteidiger, der mit nur 2,01 Meter derart großen Einfluss auf alle gegnerische Positionen nimmt und ein Team derart defensiv verankert. Als Center dürfte der andere prominente Neuzugang der Warriors starten: Willie Cauley-Stein. Der kam in einem ebenfalls überraschenden Transfer von den Sacramento Kings als Free Agent für nur 2,2 Millionen Dollar Jahresgehalt. Defensiv bringt er trotz sehr guter Physis bisher nur gutes NBA-Mittelmaß, ihm kann die Anleitung von Defensivguru und Assistenztrainer Ron Adams extrem helfen. Offensiv wird „WCS“ vor allem seine Athletik einbringen, die ihn zu einem gefährlichen Abroller, Cutter und Fastbreak-Läufer macht. Kevon Looney wird erneut von der Bank intelligenten, physischen, defensiv geprägten Basketball bringen und im Notfall starten. Ansonsten finden sich im Kader Perspektivspieler, von denen vor allem der erst 19-jährige Alen Smailagic interessant ist. Der bewegliche Big Man zeigte in der G-League ansprechende Leistungen und könnte ein echter Steal der Draft werden.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Die Infrastruktur der Warriors stimmt. Kerr und

Solange Thompson fehlt, baut das Team auf zwei

Die Warriors sind kein Titelfavorit mehr, könnten

sein Stab wissen um ihr funktionierendes System

Point Guards als primäre Scorer. Und wie fit

aber Richtung Playoffs zu dem Team avancieren,

an beiden Enden des Feldes. Welches andere Team

kann er sein, wenn er zurückkommt? Aus dem

das in der Postseason niemand sehen will. Dafür

außer San Antonio kann auf ein solches Fundament

Frontcourt trifft niemand verlässlich den Dreier.

muss jedoch eine Menge funktionieren und die

bauen? Kommt Thompson in Form zurück, könnten

Kerr muss erst noch eine Bankrotation finden und

Bank entwickelt werden. Die Gerüchte um einen

die „Splash-Drillinge“ sehr gefährlich werden.

Russell den „Warriors Way“ einbläuen. Gut mög-

Trade von Russell werden erneut hochkochen, sollte

Außerdem sollte die Einstellung dieses Kaders nicht

lich, dass die fehlende Titelperspektive auch an der

er in der neuen Heimat San Francisco nicht auf

unterschätzt werden. Niemand rechnet mit den

Motivation nagt.

Anhieb zurechtkommen.

Wird am ehesten ...

Fotos: Ezra Shaw/Getty Images

08

Western Conference

… GETRADET:

D. Russell

… ALL STAR:

S. Curry

… VERSAUERN:

A. Burks

… ÜBERRASCHEN:

A. Smailagic

… ENTTÄUSCHEN:

W. Cauley-Stein

… MVP:

S. Curry

… TRIPLE-DOUBLEN:

D. Green

Good Red vs Bad Red Best Case „D-Lo“ bekommt eine Socke in den Mund. Zwei Mann halten ihn fest, während die anderen ihn mit Socken schlagen, in denen Seife steckt. „Rotiere und triff deine Dreier!“, flüstert ihm Green zu. Russell wird zum besten Three-and-D-Guard der Liga.

Worst Case #livingmybestlife – so endet jeder Instagram-Post von Thompson, dem der Umzug der Franchise nach San Francisco sichtlich gefällt. Er wohnt jetzt in HaightAshbury, baut im Keller an und erklärt immer wieder auf Instagram, dass er „den Beat sehen kann“ …

Warriors in diesem Westen, das dürfte sie antreiben.

59


Houston Rockets

Team-Infos

Gegründet: 1967 Meisterschaften: 2 Arena: Toyota Center

Zuschauer: 18.500 Gehälter 19/20: 124,6 Mio. $ Topverdiener: R. Westbrook (38,5 Mio. $)

Zwei Raketen Text: Sebastian Dumitru

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

R. Westbrook

1,91

30

A. Rivers

1,93

27

SG

SF PF

C

Alter

S. Ponds

1,85

21

J. Harden

1,95

30

D. House Jr.

2,01

26

B. McLemore

1,95

26

E. Gordon

1,93

30

G. Green

2,01

33

P.J. Tucker

1,98

34

G. Clark

2,04

24

A. Bennett

2,04

26

C. Capela

2,08

25

T. Chandler

2,16

36

N. Hilario

2,11

36

I. Hartenstein

2,13

21

J

Heimlicher Liebling: P.J. Tucker

Zwei Buchstaben: P.J. – der 120-Kilo-Mann hat nicht nur die mit Abstand heißeste Sneaker-Kollektion der Liga, sondern ist auch der perfekte Teamspieler. Houstons „Tuckwagon“-Lineups mit ihm auf Center sind eine echte Augenweide.

e mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleiben sie gleich. Houston scheiterte in den Playoffs 2019 erneut an seiner großen Nemesis, den Golden State Warriors. Zuvor hatten das Missverständnis mit Carmelo Anthony, die Sparmaßnahmen des Sommers 2018 sowie Verletzungen für einen 11-14-Start in die Saison gesorgt, ehe James Harden die Rockets schulterte und zeigte, warum er zu Recht als verheerendster Offensivspieler der Welt gilt. Er erzielte drei Monate lang mehr als 40 Punkte, sieben Rebounds und sieben Assists im Schnitt, powerte Houston zu 28 Siegen aus 40 Partien und wieder die Tabelle hinauf. Mindestens 30 Punkte gegen alle 29 Teams, 32 Mal 30 Punkte oder mehr, neun Mal mehr als 50 und zwei Mal sogar 61 Zähler … am Ende hatte „The Beard“ 36,1 Punkte, 6,6 Rebounds, 7,5 Assists und 2,0 Steals pro Partie

Stats 2018/19 NAME James Harden Russell Westbrook Clint Capela Eric Gordon Danuel House Gerald Green Austin Rivers P.J. Tucker Ben McLemore Nene Hilario Tyson Chandler Isaiah Hartenstein

60

SP 78 73 67 68 39 73 47 82 19 42 48 28

MPG 36,8 36,0 33,6 31,7 25,1 20,2 28,6 34,2 8,3 13,0 16,4 7,9

FG% 44,2 42,8 64,8 40,9 46,8 40,0 41,3 39,6 39,1 51,7 60,9 48,8

3P% 36,8 29,0 0,0 36,0 41,6 35,4 32,1 37,7 41,5 0,0 0,0 33,3

eFG% 54,1 46,8 64,8 52,5 61,5 53,5 50,7 53,5 52,3 51,7 60,9 51,2

FT% 87,9 65,6 63,6 78,3 78,9 83,8 51,0 69,5 66,7 66,0 59,4 78,6

RPG 6,6 11,1 12,7 2,2 3,6 2,5 1,9 5,8 0,9 2,9 5,6 1,7

APG 7,5 10,7 1,4 1,9 1,0 0,5 2,3 1,2 0,2 0,6 0,6 0,5

SPG 2,0 1,9 0,7 0,6 0,5 0,5 0,6 1,6 0,3 0,4 0,4 0,3

BPG 0,7 0,5 1,5 0,4 0,3 0,4 0,3 0,5 0,2 0,4 0,5 0,4

TPG 5,0 4,5 1,4 1,3 0,9 0,8 0,7 0,8 0,3 0,3 0,7 0,5

FPG 3,1 3,4 2,5 2,1 2,1 1,7 2,9 3,1 1,2 2,1 1,9 2,0

PPG 36,1 22,9 16,6 16,2 9,4 9,2 8,7 7,3 3,9 3,6 3,1 1,9

aufgelegt – Werte, die nur Michael Jordan jemals erreicht hat. Dieser Lauf für die Geschichtsbücher, ein endlich gesunder Rockets-Kader und ein rehabilitierter Manager Daryl Morey, der seine Fehler aus dem Sommer mit passenden Upgrades ausglich, retteten nicht nur Houstons Saison, sondern machten Fans in der „Space City“ Hoffnung, dass es diesmal endlich anders ablaufen würde. Was es nicht tat … Die Warriors gewannen die letzten zwei Partien ihrer ConferenceHalbfinal-Serie und eliminierten Houston damit zum vierten Mal in den vergangenen fünf Jahren vor dem erhofften Titelgewinn … ohne den verletzten Kevin Durant. Es war ein Schritt zurück für die Texaner, nachdem sie es in den Conference-Finals 2018 mehrfach versäumt hatten, den damaligen Champion aus den Seilen per Knockout auf den Boden zu schicken. Chris Pauls Verletzung und das legendäre Backsteinfestival in Spiel sieben waren, retrospektiv betrachtet, der Kamm des Rockets-Gipfels. Obwohl Harden 2018/19 individuell dominierte und die Schlagzeilen bestimmte, agierte das Team nicht mehr auf demselben Niveau – vor allem am defensiven Ende, wo der statistische Absturz von Platz sechs auf den 17. Rang fulminant war. Diese Offseason brachte weitere Veränderungen mit sich, die zwar nominell weniger zahlreich ausfielen als im Vorjahr, allerdings einen weitaus größeren Einfluss haben werden. Nachdem schmutzige Wäsche aus dem Inneren des Toyota Center in der Öffentlichkeit ausgebreitet wurde – vor


Bilanz 18/19: 53-29

Power Ranking:

allem der Disput zwischen Mike D’Antoni und dem zunehmend knauserigen Besitzer Tilman Fertitta, der den Vertrag des Coaches nicht über diese kommende Saison hinaus verlängern wollte, sowie die Kontroverse zwischen Harden und Paul ob des bevorzugten Spielsystems des ehemaligen MVPs –, zog GM Morey mit dem spektakulärsten Trade des Sommers alle Register. Nur wenige Tage nachdem er betont hatte, dass intern alles okay sei und „Paul und Harden definitiv die Saison gemeinsam bestreiten“ würden, schickte er ersteren im Tausch für Russell

Westbrook nach Oklahoma City. Damit sind Westbrook und Harden wieder vereint. Die beiden sind gute Freunde, wuchsen gemeinsam in Los Angeles auf denselben Courts auf. Beide begannen ihre NBA-Karriere bei den Thunder, wo sie drei Jahre lang zusammen auf Korbjagd gingen und 2012 das NBA-Finale erreichten. Seither gewannen beide die Trophäe als wertvollster Spieler, waren jeweils zwei Mal Topscorer, führten die Liga bei den Assists an und setzten statistische Meilensteine. Individuelle Auszeichnungen haben beide satt. Was ihnen noch fehlt, ist der NBA-Titel. Westbrooks Ankunft verändert vieles für diese Rockets. Er ist fast vier Jahre jünger als Paul und am anderen Ende des athletischen Spektrums – allerdings auch am entgegengesetzten, was Basketball-IQ und Effizienz betrifft. Der Wirbelwind durfte in Oklahoma City stets machen, was er wollte. Seine Wurfauswahl und Entscheidungsfindung standen in krassem Kontrast zu seinen auf Hochglanz polierten Triple-DoubleWerten: Der Point Guard schaffte es, drei

Saisons in Folge diesen statistischen Durchschnittswert aufzulegen. Unerhört. Ebenso häufig verneigten sich die Thunder aber bereits in der ersten Playoff-Runde und schlichen von der Bühne. Vieles davon war nicht Westbrooks Schuld. OKC präferierte stets Länge und Athletik in seinen Aufstellungen statt Shooting und Playmaking. Westbrook hatte selten bis nie genügend Spielraum zur Verfügung, genügend fähige Schützen, die seine unnachgiebigen Drives und Kickouts hochprozentig veredelten. Vergangene Saison trafen nur zwei Thunder-Spieler besser von der Dreierlinie als der Ligadurchschnitt. In Houston herrschen bekanntlich völlig entgegengesetzte Verhältnisse: Kein Team nahm und traf mehr Dreier als die Rockets, die zum zweiten Mal in Folge mehr als die Hälfte all ihrer Wurfversuche von jenseits der 7,24-Meter-Linie abfeuerten. Neun Spieler trafen mindestens einen Dreier pro Spiel, fünf mit überdurchschnittlicher Sicherheit. Houston wettet, dass „Russ“ günstigere Bedingungen vorfindet und im fortgeschrittenen Alter neue Tricks lernt. Westbrook war nicht nur ein schlechter Schütze: Er ist der schlechteste HighVolume-Shooter aller Zeiten. Jede Aktion, die nicht am Brett, an der Freiwurflinie oder mit einem Assist endete, war vermutlich ein weiterer Backstein. Abseits des Balles war der 30-Jährige so gut wie nie aktiv. Houstons beste Strategie wird sein, Westbrook mit Raum vor sich kreieren zu lassen, am besten mit einem athletischen Big Man aus dem Blocken-und-Abrollen sowie drei Schützen außen. Hardens überlegene Qualitäten als Werfer, egal ob aus dem Dribbling oder aus dem Stand, machen den „Bärtigen“ zur besseren Option abseits des Balles – wenngleich auch dies ein Element in seinem Spiel ist, das er zuletzt so ungern wie wenig zeigte. Westbrook und Harden besitzen die zwei höchsten Nutzungsraten in der NBA-Geschichte. Einer von beiden wird lernen müssen, auch ohne Spalding in der Hand beweglich und gefährlich zu sein, ohne mental abzuschalten. Im Idealfall natürlich beide. Die Rockets bleiben natürlich Hardens Team. Er ist einer der besten

Angriffsspieler aller Zeiten und auf dem absoluten Höhepunkt seines kreativen Schaffens. Harden isolierte doppelt so häufig wie das nächstbeste Team in diesem Play-Typus – und vier Mal mehr als Westbrook, die Nummer zwei unter allen Spielern. Dass er dabei brutal effiziente 1,08 Punkte pro Play erzielte, wirkt angesichts der Schwierigkeit, ein ums andere Mal gegen den Mann zu kreieren, wie ein Fehler in der Matrix. Genau das ist Harden, der 13,3 Dreier pro Spiel versuchte (davon 12,4 aus der Bewegung) und satte elf Mal im Schnitt an der Freiwurflinie stand. Kann Harden seine Balldominanz zugunsten seines guten Freundes eindämmen? „Ich weiß, wie ich mit Russ spielen muss“, soll Harden zu Morey gesagt haben, bevor dieser den Deal klarmachte. Die Coaches werden die Minuten ihrer beiden Stars ebenso hart staffeln wie zuletzt bei Harden und Paul. Der Rest der Rotation blieb unverändert: Blocksteller/ Shotblocker Clint Capela, Combo-Guard Eric Gordon, drei pure Shooter in Gerald Green, Austin Rivers und Danuel House, dazu Elite-Verteidiger und SmallballCenter P.J. Tucker. Houston mischt im Westen wieder vorne mit und hat sechs Monate Zeit, das richtige Verhältnis zwischen Harden und Westbrook zu finden.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Offense. Elite-Playmaking über volle 48 Minuten.

Defense. Von der einstigen Top-Ten-Defense ist

Houston ersetzt Paul durch Westbrook, der Rest

Harden und Westbrook sind nicht nur MVPs,

nicht mehr viel übrig geblieben. Kein einziger sehr

bleibt beim Alten. Ist dieses Team damit besser als

Scoring-Champions und dicke Kumpels, sondern

guter Verteidiger auf den Positionen eins bis drei.

zuletzt? Die Offense wird brillieren, die Defensive

künftig wieder als Backcourt-Buddies vereint.

Rebounding. Die Raketen waren das zweitmie-

niemanden umhauen. Westbrooks Drives zwischen

Houstons Mischung aus Isolationen, Pick-and-

seste Team an den Brettern. Zwei der nutzungs-

all den Schützen werden seine Effizienz drastisch

Rolls, Shooting und Trips an die Freiwurflinie ist

intensivsten Spieler aller Zeiten in einem Kader.

erhöhen. Harden wird dominieren. Beide müssen

verheerend. Kein Team nimmt/trifft mehr Dreier.

Können Westbrook und Harden abseits des Balles

in ihr Spiel abseits des Balles investieren und

Die absurd hohe Pace ist durch „Russ“ sogar noch

funktionieren? Institutionelle Unruhe und Querelen

harmonieren lernen. Gelingt das, kann Houston viel

höher geworden.

hinter den Kulissen.

Schaden anrichten.

Wird am ehesten ...

Fotos:Bill Baptist/Tom Pennington/Getty Images

05

Western Conference

… GETRADET:

N. Hilario

… ALL STAR:

J. Harden

… VERSAUERN:

I. Hartenstein

… ÜBERRASCHEN:

R. Westbrook

… ENTTÄUSCHEN:

B. McLemore

… DURCHBRECHEN:

C. Capela

… BESTER NEUZUGANG:

R. Westbrook

Good Red vs Bad Red Best Case „Russ“ und „Beard“ verstehen sich blind. „Brothers from another mother“ und so. Aber irgendetwas fehlt. Morey tüftelt monatelang im Keller an einem Trade – und findet im Juni zur Draft den Schlüssel: Durant kommt via Fünf-Team-Deal, die Rockets-Dynastie ist perfekt.

Worst Case Conference-Finale, Spiel sieben, 13 Sekunden zu gehen, zwei Punkte Rückstand: Harden isoliert gegen LeBron, dribbelt ihn schwindlig, Doppel-Sidestep … plötzlich fliegt Westbrook ein, klaut den Ball. „This is my team, B****!“ BacksteinDreier. Aus.

61


L.A. Clippers

Team-Infos

Gegründet: 1970 Meisterschaften: 0 Arena: Staples Center

Zuschauer: 19.060 Gehälter 19/20: 134,0 Mio. $ Topverdiener: P. George (33,0 Mio. $)

Alles auf Sieg Text: André Voigt

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

P. Beverley

1,85

31

D. Walton Jr.

1,85

24

T. Mann

1,98

22

L. Shamet

1,95

22

L. Williams

1,85

32

SG

SF PF

C

Alter

R. McGruder

1,93

28

J. Robinson

1,95

22

P. George

2,06

29

M. Harkless

2,06

26

K. Leonard

2,01

28

J. Green

2,06

29

P. Patterson

2,06

30

I. Zubac

2,16

22

M. Harrell

2,04

25

M. Kabengele

2,08

22

W

Heimlicher Liebling: Montrezl Harrell

Montrezl Harrell ist ein Arbeitstier vor dem Herrn. Was er als Center aus seinen gerade mal 2,04 Meter (an guten Tagen) herausholt, ist mehr als erstaunlich. Er wird mit seinem Einsatz erneut das Staples Center anheizen.

ie gut war der Sommer 2019 eigentlich historisch gesehen für die L.A. Clippers? Seit die Franchise 1970 als Buffalo Braves in die NBA aufgenommen wurde, war der beste Free Agent, der jemals zu einem Wechsel in die eigenen Reihen bewegt werden konnte … Cuttino Mobley 2005 oder Caron Butler 2011. Keine Frage: Kawhi Leonard ist die wichtigste Personalie in der Klubgeschichte, auch weil sie in ihrem Sog gleich noch Paul George via Trade in die „Stadt der Engel“ brachte. Zusammen katapultierten sie eine Franchise, die noch nie in ihrer Geschichte auch nur in den Conference-Finals stand, direkt auf Favoritenniveau. Mit entsprechend hohen Erwartungen 2019/20 … Gemeinsam geben die beiden Neuverpflichtungen Coach Doc Rivers – je nach Gusto des Betrachters – das beste Flügelduo der NBA, zusammen mit den Lakers (LeBron James und

Stats 2018/19 NAME Paul George Kawhi Leonard Lou Williams Montrezl Harrell Landry Shamet Ivica Zubac JaMychal Green Maurice Harkless Patrick Beverley Rodney McGruder Patrick Patterson Jerome Robinson

62

SP 77 60 75 82 25 26 24 60 78 66 63 33

MPG 36,9 34,0 26,6 26,3 27,8 20,2 19,6 23,6 27,4 23,5 13,7 9,7

FG% 43,8 49,6 42,5 61,5 41,4 53,8 48,2 48,7 40,7 40,3 37,4 40,0

3P% 38,6 37,1 36,1 17,6 45,0 0,0 41,3 27,5 39,7 35,1 33,6 31,6

eFG% 52,9 54,6 47,1 61,7 57,6 53,8 58,2 53,0 52,4 48,9 47,9 48,2

FT% 83,9 85,4 87,6 64,3 79,5 73,3 81,0 67,1 78,0 72,2 63,3 66,7

RPG 8,2 7,3 3,0 6,5 2,2 7,7 6,5 4,5 5,0 3,6 2,3 1,2

APG 4,1 3,3 5,4 2,0 2,3 1,5 0,6 1,2 3,8 1,7 0,5 0,6

SPG 2,2 1,8 0,8 0,9 0,5 0,4 0,5 1,1 0,9 0,5 0,3 0,3

BPG 0,4 0,4 0,1 1,3 0,1 0,9 0,3 0,9 0,6 0,2 0,2 0,1

TPG 2,7 2,0 2,4 1,6 0,8 1,4 1,0 0,8 1,1 1,0 0,3 0,4

FPG 2,8 1,5 1,1 3,1 2,0 2,5 2,9 2,7 3,4 1,7 0,7 1,4

PPG 28,0 26,6 20,0 16,6 10,9 9,4 8,7 7,7 7,6 7,6 3,6 3,4

Anthony Davis) und den Bucks (Khris Middleton und Giannis Antetokounmpo). Der amtierende NBA-Champion Leonard ist natürlich der Anführer dieses Kaders. Führte er doch gerade ein RaptorsTeam ohne echten zweiten Superstar zum Titel – zum Teil mit unfassbaren Einzelaktionen. Egal ob als unwiderstehlicher Scorer (30,5 Punkte in den Playoffs), energischer Rebounder oder physischer Verteidiger: Leonard gehört in vielen Bereichen zur absoluten Ligaspitze, wenn der Druck am größten ist. Gleichzeitig verordnete er sich 2018/19 einen Einsatzplan, der ihn in der regulären Saison in nur 60 Partien auflaufen ließ. Dieses „Load Management“ sollte gewährleisten, dass seine Muskelverletzung im rechten Oberschenkel, deren Behandlung bzw. Diagnose ultimativ zum Abgang Leonards aus San Antonio geführt hatte, nicht wieder auftrat. Der Plan ging auf, auch wenn der zweifache Finals-MVP in den Playoffs Knieprobleme bekam, weil er sein linkes Bein aufgrund der alten Verletzung überbelastete. Deshalb dürfte er auch bei seinem neuen Arbeitgeber in Kalifornien von Mitte Oktober bis Mitte April wieder nur eine 73-Prozent-Stelle antreten. Mit George steht dann theoretisch einer bereit, der 2018/19 lange im Rennen um den MVP-Award ganz vorne mit dabei war. Schulterprobleme raubten dem 29-Jährigen dann einiges an Effektivität. In der Offseason ließ sich George dann gleich an beiden Schultergelenken operieren. Anfang September arbeitete der Flügel erstmals wieder mit dem Ball, ob er aber zu Beginn


Bilanz 18/19: 44-38

Power Ranking:

des Trainingslagers fit sein oder sogar den Saisonstart verpassen würde, darauf wollte sich niemand festlegen. Ist Paul Clifton Anthony George bei 100 Prozent, kann er sein Team in Abwesenheit von Leonard tragen. Auch er bringt viele der Eigenschaften seines neuen besten Basketballfreundes an beiden Enden des Feldes mit. Wie Leonard kann er mit dem Drive, aber auch mit dem Schuss punkten. Gerade zu Beginn sollte aber seine Wurfquote genauer beobachtet werden. Die Schulter ist ein delikates Gelenk, bei dem Muskelprobleme die Feinmotorik stark beeinflussen können.

Stehen George und Leonard gemeinsam auf dem Parkett, wird es für die Konkurrenz ungemütlich. Allerdings fragt sich, wer von beiden seine Minuten als Power Forward absolvieren wird. Natürlich verschwimmen die Grenzen zwischen den Positionen, aber keiner von beiden lief in seiner Karriere bisher viele Minuten auf der Vier auf und verteidigte entsprechend längere Gegenspieler. Doc Rivers dürfte hier jedoch eine kreative Lösung finden, zumal er die Einsatzzeiten seiner beiden Stars öfter staffeln dürfte und mit JaMychal Green ein fähiger Stretch-Vierer bereitsteht. Green ist auch ein Kandidat, um auf Center in der Crunchtime neben den All Stars den Frontcourt zu komplettieren, weil er ihnen mit seinem Wurf Platz in der Zone verschafft. Starten dürfte als Pivot jedoch Ivica Zubac. Der 22-jährige Bosnier kam schon 2018/19 per Trade von den Lakers und übernahm direkt den Platz in der Ersten Fünf. Im Sommer scheint „Zu Alcindor“ einiges an Babyspeck abgebaut zu haben, und in einem Interview erklärte er, dass er in der kommenden Saison

bereit sei, den Dreier zu nehmen, wenn er es denn soll. Er soll ganz bestimmt, und seine Technik war schon immer sauber. Ein funktionierender langer Ball wäre für Zubac ein Segen, war er doch gegen die Golden State Warriors aufgrund seiner offensiven Limits am Ende unspielbar. Auf die Entwicklung des Youngsters dürfte das Front Office um Manager Lawrence Frank und die graue Eminenz im Hintergrund, Jerry „The Logo“ West, auf jeden Fall ein besonderes Augenmerk legen. Ein Sevenfooter mit Defense (dort ist Zubac schon jetzt mehr als nur brauchbar) plus Dreier würde die vermeintliche Baustelle auf Center beheben. Doch dafür gibt es eine andere Baustelle, und für die bietet sich auf den ersten Blick keine klare Lösung an. Patrick Beverley ist natürlich der Starter auf Point Guard. Er ist dieser Typ, der dich als Frau im Club auch nach dem fünften Korb penetrant weiter anbaggert. Er ist der halb besoffene Typ im Stadion, der dich fortwährend in ein Gespräch verwickeln will. Das Monster, welches im Zug neben dir seine Schuhe auszieht und die nackten Füße zeigt. Er nervt. Wer als Aufbau im Spielplan sieht, dass es gegen die Clippers geht, hat schon keinen Bock, weil direkt beim Sprungball „Mr. 94 Feet“ schnaubend auf ihn wartet … Beverley ist vielleicht der beste Three-and-D-Aufbau der Liga – auch wenn er als Point Guard nicht viel in Sachen Playmaking aufbaut. Ein echter Floor General, der sich nonstop Gedanken über die nächste Angriffssequenz macht, ist er nicht. Aber vielleicht ja sein Backup? Gern, nur wer wird das genau sein? Lou Williams führte das Team 2018/19 zwar mit 5,4 Assists an, ist aber einer, der vor allem seine eigenen Abschlüsse kreiert. Ruft jemand nach einem Point Forward, stehen weder Leonard noch George instinktiv auf. Die Hoffnung des Trainerstabs wird sein, dass Landry Shamet da weitermachen kann, wo er 2018 an der Uni von Wichita State aufhörte. Dort verteilte er in seinem letzten College-Jahr 5,2 Assists pro Partie und agierte ausschließlich als Aufbau. Der 1,95-Meter-Guard scheint im Sommer

körperlich zugelegt zu haben, was es ihm erlauben würde, neben „Sweet Lou“ Shooting Guards zu verteidigen und auf der Eins mit seiner Länge und der neuen Power mehr den Drive zu forcieren. Die Tage des reinen Schützen Landry Shamet sind hoffentlich vorbei. Er dürfte neben Beverley starten. Die Bankangestellten finden ihren Vorarbeiter im schon genannten Williams. Der beste Scorer unter den Reservisten wird erneut für Instant Offense sorgen. Sein Ding sind das Pickand-Roll mit Big Man Montrezl Harrell, der Fastbreak und die stark ausgespielten Isolationen. Wann immer die Zweite Fünf einen Korb braucht – Williams geht bereitwillig ans Werk. Damit schafft er zudem Räume für den über seine Energie kommenden Harrell. Werfen kann der Kleincenter zwar nicht, aber er geht mit so viel Dampf zum Ring, dass er stellenweise dominiert. Auch defensiv sind es vor allem seine Wucht und seine Sprungkraft, die ihn zu einem Plusspieler machen. Er ist der Mann fürs Grobe. Den Rest der Rotation bilden interessante Youngsters (Terance Mann, Jerome Robinson, Mfiondu Kabengele), erfahrene Three-and-D-Flügel (Rodney McGruder, Maurice Harkless) und StretchBig Patrick Patterson.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Leonard und George gehören zu den besten Two-

Haben die Clippers defensiv genug im Frontcourt?

Diese Clippers sind einer der absoluten Top-

Way-Spielern der Liga. Viele Akteure, die sehr

Gerade auf Center muss Zubac erst einige Fragen

favoriten auf den NBA-Titel 2020. Die Mischung

sicher den Dreier treffen, eine gute Mischung aus

beantworten. Können George und Leonard mehr zu

in diesem Kader stimmt schon jetzt, und die

Erfahrung und Jugend auf der Bank. Leonard und

Vorbereitern werden? Wer ist der Floor Gene-

Architekten dieses Teams könnten eventuell sogar

Williams können am Ende übernehmen. Coach Doc

ral? Leonard und George waren angeschlagen

noch Andre Iguodala oder den einen oder anderen

Rivers weiß, wie er mit Stars umgeht. In diesem

bzw. verletzt. Wie fit ist „PG13“ zu Saisonbeginn?

Big Man holen. Doc Rivers’ Team spielt Basketball

Kader dürfte es zudem keine Eifersüchteleien

Funktioniert das „Load Management“ in Bezug auf

so, wie er gespielt werden muss, und seine beiden

geben. Die Teamkultur ist fest etabliert.

Leonard erneut?

Stars werden das vorleben … die Bank sowieso.

Wird am ehesten ...

Fotos: Adam Pantozzi/Jayne Kamin-Oncea/Getty Images

01

Western Conference

… GETRADET:

J. Robinson

… ALL STAR:

K. Leonard

… VERSAUERN:

I. Zubac

… ÜBERRASCHEN:

L. Shamet

… ENTTÄUSCHEN:

P. Beverley

… CHILLEN:

K. Leonard

… NOCH KOMMEN:

A. Iguodala

Good Red vs Bad Red Best Case Als Zubac sechs Monate ausfällt, heult Rivers in seinem Büro. Kabengele: „Coach?“ Doc: „Nicht jetzt!“ Kabengele: „Coach, mein Onkel …“ Doc: „NICHT … Deke?“ Mutombo: „Hallo Doc, ich habe mit meinem Neffen etwas trainiert …“ Kabengele legt 3,4 PPG, 13,4 RPG und 4,5 BPG auf.

Worst Case „Wie, Scooter Magruder?“ Manager Frank glaubt es nicht. Er hat den Falschen für 5,0 Millionen Dollar im Jahr verpflichtet. Der YouTubeStar streamt seine witzigen Brüllvideos live von der Bank. „’tube man gets paid?“, fragt Kawhi genervt und fordert einen Trade.

63


L.A. Lakers

Team-Infos

Gegründet: 1947 Meisterschaften: 16 Arena: Staples Center

Zuschauer: 18.997 Gehälter 19/20: 118,9 Mio. $ Topverdiener: L. James (37,4 Mio. $)

Alles auf jetzt Text: Sebastian Dumitru

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

L. James

2,04

34

R. Rondo

1,85

33

Q. Cook

1,88

26

A. Caruso

1,95

25

D. Green

1,98

32

K. Caldwell-Pope

1,95

26

A. Bradley

1,88

28

T. Horton-Tucker

1,93

18

SG

SF PF C

Alter

K. Kuzma

2,06

24

T. Daniels

1,93

28

A. Davis

2,08

26

J. Dudley

2,01

34

J. McGee

2,13

31

D. Howard

2,11

33

D. Cousins

2,11

29

E

Heimlicher Liebling: Danny Green

Danny Green ist der Inbegriff des NBA-Rollenspielers und ein Star als Teamkollege. Defense, Dreier und Hustle sind gegeben. Selbst wenn die Würfe mal nicht fallen, muss der Gegner Greens Wurf respektieren. Lakers-Fans werden ihn lieben.

s sollte der Move sein, der die Los Angeles Lakers endgültig zurück in die Postseason powert. Dort standen die „Angelenos“ seit 1976/77 fast durchgehend (nur zwei Mal nicht: 1994 und 2005), ehe es für die einstige Vorzeige-Franchise ab 2013 komplett den Bach hinunterging. Die Ankunft von LeBron James, so die Denke, würde alles verändern. Der beste und wichtigste Spieler seiner Generation würde den Grundstein für eine wieder goldene Zukunft legen, würde seine jungen Mitspieler inspirieren, zusammenschweißen, mitreißen etc. James verpasste zum ersten Mal in seiner Karriere eine schwerwiegendere Anzahl von Partien durch Verletzung, zelebrierte sich selbst und den Drehstart von „Space Jam 2“ statt wichtige Siege mit „seinem“ Team. Die Lakers fielen während James’ Zwangspause komplett auseinander, verkamen zur Lachnummer,

Stats 2018/19 NAME LeBron James Anthony Davis Kyle Kuzma JaVale McGee K. Caldwell-Pope Danny Green Rajon Rondo Alex Caruso Avery Bradley Quinn Cook Troy Daniels Jared Dudley

64

SP 55 56 70 75 82 80 46 25 49 74 51 59

MPG 35,2 33,0 33,1 22,3 24,8 27,7 29,8 21,2 29,9 14,3 14,9 20,7

FG% 51,0 51,7 45,6 62,4 43,0 46,5 40,5 44,5 38,3 46,5 41,1 42,3

3P% 33,9 33,1 30,3 8,3 34,7 45,5 35,9 48,0 33,7 40,5 38,1 35,1

eFG% 56,0 54,0 51,5 62,5 53,0 62,2 46,4 51,4 45,2 55,7 54,5 53,3

FT% 66,5 79,4 75,2 63,2 86,7 84,1 63,9 79,7 80,0 76,9 78,3 69,6

RPG 8,5 12,0 5,5 7,5 2,9 4,0 5,3 2,7 2,7 2,1 1,4 2,6

APG 8,3 3,9 2,5 0,7 1,3 1,6 8,0 3,1 2,0 1,6 0,5 1,4

SPG 1,3 1,6 0,6 0,6 0,9 0,9 1,2 1,0 0,6 0,3 0,5 0,6

BPG 0,6 2,4 0,4 2,0 0,2 0,7 0,2 0,4 0,3 0,0 0,1 0,3

TPG 3,6 2,0 1,9 1,4 0,8 0,9 2,8 1,7 1,2 0,7 0,5 0,7

FPG 1,7 2,4 2,4 2,8 1,7 2,1 2,2 2,2 2,7 1,2 1,5 2,2

PPG 27,4 25,9 18,7 12,0 11,4 10,3 9,2 9,2 8,2 6,9 6,2 4,9

verpassten die Playoffs am Ende deutlich … und die Probleme hörten nicht auf. Entscheider Magic Johnson verkündete in einer spektakulären Presserunde zwischen Tür und Angel seinen sofortigen Ausstieg. Später giftete er dann gegen Ex-Assistent und Manager Rob Pelinka. James hatte da mental längst ausgecheckt. Mehr oberflächliches „Entertainment“ in der Hauptstadt der Unterhaltung. Substanz: Nebensache. Des Drehbuchs nächster Akt: Sommer 2019. Seither ist nichts mehr, wie es war. Wirklich nichts mehr. Der neue Alleinentscheider Pelinka feuerte Coach Luke Walton, drehte den kompletten Kader auf links. Ganze sechs Spieler blieben übrig, neben besagtem James noch Kyle Kuzma, Alex Caruso sowie die weiterverpflichteten Free Agents JaVale McGee, Rajon Rondo und Kentavious Caldwell-Pope. Lonzo Ball, Josh Hart, Brandon Ingram (alle Pelicans), Isaac Bonga, Moritz Wagner (beide Wizards), Reggie Bullock (Knicks), Tyson Chandler (Rockets), Mike Muscala (Thunder), Johnathan Williams und Lance Stephenson sind weg. Neu im Team sind Avery Bradley, Quinn Cook, DeMarcus Cousins, Troy Daniels, Jared Dudley, Danny Green, Kostas Antetokounmpo, Demetrius Jackson, Talen Horton-Tucker und Zach Norvell Jr. Ein alter Bekannter geht ebenfalls wieder für die Lakers auf Korbjagd: Dwight Howard, der nach einem Buyout aus Memphis kam und nach 2012/13 zum zweiten Mal in seiner Karriere ein Lakers-Jersey überstreift. Howards Vertrag ist nicht garantiert.


Bilanz 18/19: 37-45

Power Ranking:

Der Center soll rebounden, verteidigen und am Ring abschließen. Er ist 33 Jahre alt und hat seine All-StarTage längst hinter sich. Will er mehr oder macht er sogar Stunk in der Umkleide, können ihn die Lakers einfach entlassen. Howard und McGee sollen auf der Center-Position die Minuten absorbieren, die eigentlich für Cousins vorgesehen waren. Der Big Man riss sich nur wenige Wochen nach seiner Unterschrift das Kreuzband und fällt erneut monatelang aus. Schade für die Lakers, die sich bereits darauf gefreut hatten, „Boogie“ an

der Seite seines kongenialen FrontcourtPartners aus Pelicans-Tagen auflaufen zu lassen: Anthony Davis. Der MVPKandidat kam letztendlich doch aus New Orleans, nachdem die Kalifornier monatelang vergeblich versucht hatten, ihn zu verpflichten. Davis’ unschöner Erpressungsversuch der Pelicans im Zuge der Tradeforderung zu den Lakers, die folgende Implosion beider beteiligter Teams, die Sanktionierung seines Agenten Rich Paul durch die Liga – all das ist vergessen. Lila-Gold hat endlich seinen zweiten Star, und was für einen! „A.D.“ hat viele Argumente auf seiner Seite, als bester Big Man der NBA zu gelten. Sein Spiel hat keine Lücken, er ist sowohl einer der dominantesten Angreifer als auch einer der dominantesten Verteidiger. Würfe, Drives, Postups, Mitteldistanz, Dreier, Ballhandling, Defense am Ball, HelpDefense … die „Monobraue“ verfügt über das Gesamtpaket. Und obwohl er sich seinen eigenen Wurf erspielen kann, kommen seine Skills erst richtig zum Tragen, wenn er von einem kreativen Gestalter ideal in Szene gesetzt wird.

Auftritt „King James“. Es bedarf keiner großen Fantasie, sich Davis und James in einem Pick-and-Roll durch die Spielfeldmitte vorzustellen: James zieht, Davis rollt zum Ring oder in die Mitteldistanz. Gesäumt wird die Aktion von Schützen auf beiden Seiten. „Buckets!“ Der Lakers-Angriff wird zu den besten ligaweit zählen. James bleibt auch im fortgeschrittenen Alter der kompletteste Angreifer, kann scoren, passen und das Team anführen. Wollen die neuen Coaches Frank Vogel, Jason Kidd und Lionel Hollins die Leistung dieser Truppe maximieren, lassen sie James auf der Eins starten. Davis will nur ungern die Fünf spielen, entlockt aber auf dieser Position Los Angeles’ gefährlichste Formation: LeBron, „A.D.“ und drei Threeand-D-Flügel. Der beste von ihnen ist Danny Green. Der 32-Jährige kam von den Raptors, wo er als Schlüsselspieler in Angriff und Verteidigung seine zweite NBA-Meisterschaft gewann, nach dem Titel mit den San Antonio Spurs 2014. In Los Angeles wird er nicht nur dank seiner Qualitäten als Verteidiger viel Spielzeit sehen – Green wird vermutlich gegnerische Point Guards oder die besten Flügel des Gegners decken –, sondern auch, weil er der sicherste Distanzschütze dieser Truppe ist (40,4 Prozent Karriereschnitt). Three-and-D ist Kyle Kuzma nicht, wird es vielleicht auch nie sein. Sein Angriffsspiel lebt mehr von Improvisation als von Effizienz. Vielleicht wäre die Rolle als erste ScoringOption von der Bank ideal. Stand heute ist der Youngster projizierter Starter auf der Drei. Alternativ rückt Vogel Defensivstopper Green eine Position nach oben und lässt Bradley von Beginn an auf der Zwei auflaufen. Der ehemalige All-Defensive-Team-Guard verpasste fast die gesamte Spielzeit 2017/18 und kam nur langsam wieder in Tritt, traf nach seinem Trade zu den Grizzlies aber wieder 38,5 Prozent seiner Dreier für insgesamt 16,6 Punkte pro Abend (wenngleich in nur 14 Partien). Caldwell-Pope, Dudley, Caruso, Cook, Daniels und Rookie Horton-Tucker sind nicht mehr als Rotationsfüller, die Minuten aufsaugen sollen. Was

genau Rondo mit seinem antiquierten, irritierenden Spiel noch in diesem Kader sucht, weiß spätestens seit Cousins’ Verletzung hingegen niemand mehr. Aber: Die L.A. Lakers sind back! Die Offseason mag nicht perfekt gelaufen sein, Lila-Gold hat dennoch, was es wollte: einen dominanten Big, der die Lakers-Ahnenreihe fortsetzen kann, einen Dreiergott, dazu LeBron als Spielgestalter. Dieses Trio alleine garantiert eine hocheffiziente Offense und eine Rückkehr unter die Top-Angriffe, wo James’ Teams (mit Ausnahme von 2018/19) eigentlich immer rangieren. Kuzma und die Rollenspieler garantieren einen soliden Unterbau. Und wer weiß: Vielleicht geht sogar das Howard-Experiment diesmal gut. Fragezeichen prangen hingegen in der Defense, wo Vogels Aufstellungen gewisse Matchup-Probleme bekommen werden. L.A. hat nicht genügend Verteidiger, die von außen treffen – es sei denn, Davis geht freiwillig auf die Fünf und James jagt bereitwillig kleinere Spieler im Halbfeld durch die Gegend. Die Verteidigung wird letztendlich den Unterschied machen zwischen einem sehr guten Team im 50-Siege-Bereich und einem, das realistische Meisterschaftsambitionen hegen darf.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Superstar-Qualität. James und Davis sind zwei

Defense. Davis will nicht auf die Fünf, James

Die L.A. Lakers sind back! LeBron plus Elite-Big plus

der acht besten Spieler der Liga, ergänzen sich

weder Flügelspieler noch Point Guards übers

Shooter – das garantiert im Alleingang einen der

obendrein perfekt: LeBron als Dribbler/Gestalter,

Halbfeldparkett jagen. Wer soll hier gegnerische

Spitzenplätze in der Conference. Der Angriff wird

„A.D.“ als Alleskönner-Big. Green ist ein sehr guter

Superstar-Flügel decken? Keiner der etatmäßigen

auf Hochtouren laufen, vielleicht sogar ein biss-

Three-and-D-Flügel. Kuzma kann in seiner Rolle als

Center kann von außen werfen. Neben James kann

chen „Showtime“ liefern. Der Unterbau ist solide,

dritte/vierte Option aufgehen. Viele Rollenspieler

niemand isolieren und kreieren. LeBron wird 35,

die Psyche stabiler als zuletzt. Eine Implosion wie

mit kleinen Aufgaben. Athletik, Rebounding und

beginnt körperlich abzubauen. Zu viele Köche: Wer

2018/19 ist auszuschließen. Verteidigt dieses Team

Shotblocking auf Center. Breiter, vielschichtiger,

hat die Verantwortung im Trainerstab? Howards

solide, sind die NBA-Finals realistisch.

erfahrener Trainerstab.

Gesicht in der Umkleide, jeden Tag.

Wird am ehesten ...

Fotos:Jevone Moore/Icon Sportswire/Jesse D. Garrabrant/NBAE via Getty Images

03

Western Conference

… GETRADET:

R. Rondo

… ALL STAR:

L. James

… VERSAUERN:

D. Cousins

… ÜBERRASCHEN:

D. Howard

… ENTTÄUSCHEN:

D. Howard

… DURCHBRECHEN:

K. Kuzma

… BESTER NEUZUGANG:

A. Davis

Good Red vs Bad Red Best Case Film-Set von „Space Jam 2“: Rotwein, Tacos und fünf gute Freunde. Fünf?! Wade unterschreibt im Dezember, „Melo“ kommt im Januar fürs Minimum, „CP3“ im Februar per Buyout. Und der fünfte? Kobe! Comeback-Mamba und der King holen zusammen Lakers-Titel Nummer 17.

Worst Case Rondo und Howard spielen in der Umkleide „Vier gewinnt“. Das gesamte Team ist versammelt: „Denker“ links, „Springer“ rechts. Im Pott liegen 3,5 Millionen Dollar. Kidd flüstert zu Caruso: „Hit me.“ Das Licht geht aus! Plötzlich ist die ganze Kohle weg … und Kidd auch …

65


Memphis Grizzlies

Team-Infos

Gegründet: 1995 Meisterschaften: 0 Arena: FedEx Forum

Zuschauer: 15.569 Gehälter 19/20: 127,7 Mio. $ Topverdiener: A. Iguodala (17,2 Mio. $)

(Gr)It-Team Text: Torben Adelhardt

Depth Chart POS

Name

Größe

Alter

PG

J. Morant

1,91

20

T. Jones

1,88

23

A. Iguodala

1,98

35

S. Hill

2,01

28

D. Melton

1,93

21

G. Allen

1,96

24

J. Crowder

1,98

28

K. Anderson

2,06

25

D. Brooks

1,98

23

SG

SF

PF

C

J. Jackson

2,04

22

J. Jackson Jr.

2,11

20

B. Clarke

2,03

23

B. Caboclo

2,06

24

J. Valanciunas

2,13

27

I. Rabb

2,08

22

V

Heimlicher Liebling: Brandon Clarke

Bei den Gonzaga Bulldogs spielte Clarke eine Saison für die Geschichtsbücher: Kein Collegespieler scorte bis dato so effizient wie er, und in der Defensive überzeugte er als athletische Allzweckwaffe.

or einem Jahr standen die Grizzlies noch am Scheideweg: mit dem aktuellen Kader um den Einzug in die Playoffs kämpfen oder eine FranchiseSanierung anstreben? Mike Conley und Marc Gasol standen im Herbst ihrer Karrieren, waren aber gut genug, um ein Team aus Rollenspielern im PlayoffRennen zu halten. Es wehte auch 2018/19 ein Hauch von „Grit-and-Grind“ durch das FedEx Forum. Bis zur Trade-Deadline … Denn an diesem Tag schickten die Grizzlies Gasol zu den Raptors. Der Spanier lief elf Jahre lang für die Bären auf und war dabei federführend, der Franchise eine Identität zu verschaffen. Zusammen mit Zach Randolph, Tony Allen und Mike Conley war er Hauptprotagonist der „Gritand-Grind“-Ära. „Marc ist seit elf Spielzeiten ein engagierter Teamkollege und Eckpfeiler dieses Teams. Er spielt mit Herz und Leidenschaft und hat uns sieben Mal in die Playoffs getragen. Aber was Marc für diese Organisation getan hat, geht weit

Stats 2018/19 NAME SP Jonas Valanciunas 19 Jaren Jackson 58 Jae Crowder 80 Josh Jackson 79 Bruno Caboclo 34 Kyle Anderson 43 Dillon Brooks 18 Tyus Jones 68 Ivan Rabb 49 Grayson Allen 38 Ja Morant* 33 Brandon Clarke** 37 *Murray State **Gonzaga

66

MPG 27,7 26,1 27,1 25,2 23,5 29,8 18,3 22,9 14,7 10,9 36,6 28,1

FG% 54,5 50,6 39,9 41,3 42,7 54,3 40,2 41,5 54,7 37,6 49,9 68,7

3P% 27,8 35,9 33,1 32,4 36,9 26,5 37,5 31,7 20,0 32,3 36,3 26,7

eFG% 55,4 54,9 50,8 45,6 53,3 56,0 46,3 46,0 55,4 46,6 -

FT% 76,9 76,6 72,1 67,1 84,0 57,8 73,3 84,1 71,0 75,0 81,3 69,4

RPG 10,7 4,7 4,8 4,4 4,6 5,8 1,7 2,0 4,2 0,6 5,7 8,6

APG 2,2 1,1 1,7 2,3 1,5 3,0 0,9 4,8 1,1 0,7 10 1,9

SPG 0,3 0,9 0,8 0,9 0,4 1,3 0,6 1,2 0,3 0,2 1,8 1,2

BPG 1,6 1,4 0,4 0,7 1,0 0,9 0,2 0,1 0,3 0,2 0,8 3,1

TPG 2,7 1,7 1,1 2,2 1,1 1,3 1,1 0,7 0,7 0,9 5,2 1,5

FPG 3,4 3,8 2,1 2,6 2,4 2,6 2,8 1,1 1,8 1,2 1,5 2,1

PPG 19,9 13,8 11,9 11,5 8,3 8,0 7,5 6,9 5,8 5,6 24,5 16,9

über den Basketballsport hinaus“, zollte Teambesitzer Robert Pera seinem früheren Franchise-Player den höchsten Respekt. Mit dem Abgang von Gasol ging auch der Entschluss einher, dass eine Weiterbeschäftigung des 32-jährigen Mike Conley keinen Sinn mehr ergeben würde. Am Ende der Saison wurde Conley die letzten sechs Saisonspiele „geschont“. Kurz vor der NBA-Draft 2019 wechselte der Aufbauspieler nach Utah – im Tausch für Grayson Allen, Jae Crowder, Kyle Korver, den 2019er Erstrundenpick der Jazz (Brandon Clarke) sowie einen geschützten Erstrundenpick in 2020. Doch nicht nur Conley fiel den Umstrukturierungsmaßnahmen in Memphis zum Opfer. Headcoach J.B. Bickerstaff musste gehen, General Manager Chris Wallace, Architekt der Grit-and-Grind-Grizzlies, räumte ebenfalls seinen Arbeitsplatz. Für Pera hieß es: Tabula rasa. Doch statt schwermütigem Blues ist der Transformationsprozess in der Bluff City eher Rock’n’Roll. Teure Altlasten und Kaderleichen wurden im Sommer verschifft, junges Talent auf allen Positionen hinzugewonnen. Wer über den Sommer in Memphis spricht, kommt um den Namen Ja Morant nicht herum. Trotz einer Wahrscheinlichkeit von nur 6,3 Prozent griffen die Grizzlies bei der Draft Lottery den zweiten Pick ab. Eine gern gesehene Retourkutsche der Glücksgöttin Fortuna – rutschte die Franchise doch ein Jahr zuvor noch zwei Plätze ab und pickte an vierter statt zweiter Position. Am Draftabend sicherten sich die Grizzlies dann die Rechte am talentiertesten Playmaker des diesjährigen Jahrgangs: Ja Morant. In seinen zwei Jahren bei den Murray State Racers entwickelte


Bilanz 18/19: 33-49

Power Ranking:

sich Morant von einem unbekannten Highschool-Prospect ohne große CollegeOfferten zum NCAA-Superstar. Ihm gelang letzte Saison als erstem Spieler der Historie eine 20 Punkte-10-Assists-Saison. Er führte ein Team voller mindertalentierter Rollenspieler bis in die zweite Runde des NCAA-Tournaments. Durch seine Athletik, das erstklassige Passspiel sowie exzellentes Ballhandling kreiert er konstant gute Abschlussoptionen für sich und seine Mitspieler. Dass er in seiner zweiten College-Saison auch Fortschritte als Werfer aus dem Dribbling und dem Stand machte, lässt sein Potenzial in der NBA

immens groß erscheinen. Für die Position des primären Ballhandlers, der in der Halbfeld-Offense effiziente Würfe für sein Team erspielt, sollte jede NBA-Mannschaft mit ernsthaften Ambitionen einen Spieler auf All-Star-Niveau in ihren Reihen wissen. Die Grizzlies haben mit Morant vielleicht diesen einen Schlüsselspieler bereits im ersten Jahr des Umbruchs gefunden. Das andere Top-Talent im Grizzlies-Kader hört auf den Namen Jaren Jackson Jr. Der 20-Jährige brachte eine vielversprechende Debütsaison hinter sich und kratzt doch erst an der Oberfläche seines immensen Potenzials. In der Defensive ließ der ehemalige Michigan State Spartan seine Fähigkeiten als moderner Big-Man-Verteidiger aufblitzen. Er kann in Pick-and-RollSpielzügen vor gegnerischen Guards bleiben, mit seinen langen Armen und guter Antizipation den Ring beschützen und als Help-Verteidiger in Erscheinung treten. Das populäre Einhorn-Label passt auch für ihn. In den vergangenen fünf Jahren legten nur sechs Spieler eine Blockprozentzahl von mindestens fünf auf und trafen dabei noch über 35 Prozent

ihrer Dreier (mindestens zwei Versuche pro Spiel): Myles Turner, Brook Lopez, Kristaps Porzingis, Joel Embiid, Serge Ibaka – und eben Jaren Jackson Jr. Es ist wahrlich kein Geheimnis mehr, dass in der modernen NBA Spieler gesucht werden, die den eigenen Korb beschützen und vorne dank Dreierpotenz für Spacing sorgen. Mit Jackson Jr. und Morant hat der neue Headcoach Taylor Jenkins ein Guard-Big-Man-Tandem beisammen, um das er ein passendes Spielsystem formen muss. Für diese Aufgabe startet Jenkins quasi bei null. Jonas Valanciunas, Jaren Jackson Jr., Bruno Caboclo, Dillon Brooks und Kyle Anderson sind die einzigen Spieler, die bereits 2018/19 an der Beale Street aufliefen und mehr als sieben Punkte im Schnitt auflegten. Neben Morant holte der neue Entscheider im Front Office, Zachary Kleiman, mit dem 21. Pick Brandon Clarke. Der feuchte Traum aller Statistik-Nerds führte die NCAA-Saison 2018/19 beim individuellen Offensiv- und Defensivrating sowie bei den Win Shares an. Dass Clarke überhaupt bis ans Ende der ersten Draftrunde fiel, ist für die Grizzlies eine glückliche Fügung. Die Gründe für die Skepsis bei den NBA-Managern lassen sich auf das vergleichsweise hohe Alter (23 Jahre), den wackligen Wurf sowie die geringe Körpergröße zurückführen. Bei Gonzaga bewies Clarke, dass er fehlende Zentimeter defensiv durch seine Sprungkraft und Instinkte wettmachen kann. Erste Indizien, dass der Rookie den Sprung in die NBA meistern kann, sammelte die Öffentlichkeit bei der diesjährigen Summer League. Dort sicherte sich der Big Man die MVPTrophäe und überzeugte im Finale mit 15 Punkten, 16 Rebounds, vier Assists und drei Blocks. Eine typische Ausbeute für Clarke, der das Spiel auf verschiedene Weisen beeinflussen kann. Während der 23-Jährige mit einer Menge Vorschusslorbeeren bei den Grizzlies zum Dienst antritt, ist die kommende Saison für andere Spieler eine Art zweite Chance. Grayson Allen und De’Anthony Melton sind per Trade nach Memphis gekommen und haben in ihrer Premierenspielzeit bei den Jazz beziehungsweise Suns nicht immer die Möglichkeit erhalten, ihre Qualitäten

gewinnbringend einzusetzen. Allen soll mit gutem Sprungwurf für Spacing sorgen, hat seine Schwächen jedoch in der Defensive – was wiederum gegen eine direkte Paarung mit Morant spricht. Bei De’Anthony Melton ist das Gegenteil der Fall. Als variabler Verteidiger mit langen Armen ist er ein optimaler Backcourt-Partner für den jungen Ballhandler. Sein wackliger Distanzwurf ist jedoch eine Schwäche. Trotz seiner erst 22 Jahre steht Flügel Josh Jackson mit dem Rücken zur Wand. Bei den Suns war die Geduld mit dem vierten Pick der Draft 2017 nach nur zwei Spielzeiten bereits zu Ende. Inkonstante Leistungen inklusive fehlendem Sprungwurf und Zug zum Korb, gepaart mit seinen Eskapaden abseits des Feldes, machten ihn entbehrlich. Für die Grizzlies ist die Personalie Jackson vollkommen risikofrei, da sein Vertrag im nächsten Jahr eine Teamoption enthält. Sollte er sein Talent abrufen, gibt es mehr Tiefe auf dem Flügel. Denn obwohl hier mit Andre Iguodala, Jae Crowder und Solomon Hill noch drei veritable NBA-Spieler auf dem Papier zur Verfügung stehen, spielen diese in den mittelfristigen Überlegungen der Franchise keine Rolle. Die Zukunft soll den U25Profis Tyus Jones, Brooks, Caboclo und Ivan Rabb gehören.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Die Grizzlies können 2019/20 befreit aufspielen.

Die Grizzlies sind jung … zu jung, um erfolgreich zu

… was aber auch niemanden stört. In dieser Saison

Morant darf sich als Point Guard austoben und

sein. Jenkins ist ein Rookie-Headcoach, nur wenige

geht es um andere Dinge als Siege. Die Talente

„Learning by doing“ betreiben. Jaren Jackson Jr.

Rotationsspieler haben mehr als drei Profijahre in

sollen sich an das Spiel in der NBA gewöhnen, es

und Clarke sind mobile Bigs, die in der Defen-

ihrer Vita stehen. Morant hat eine überragende

soll sich eine Chemie auf und neben dem Court

sive alles switchen können. Cheftrainer Jenkins

Collegekarriere hinter sich, ist aber nicht frei von

entwickeln. In der hart umkämpften Western Con-

lernte sein Handwerk bei Coach Budenholzer,

Fragezeichen: Fällt sein Wurf? Ist er physisch bereit

ference sind die Playoffs kein Thema. Jenkins muss

das Spielerpersonal ist wie gemacht für eine

für die NBA? Es mangelt zudem an konstanten

für seine Spieler klare Rollen finden und spieleri-

Pace-and-Space-Offensive. Athletische „Young

Dreierschützen. Wer ist der Flügelstopper? Es wird

sche Strukturen etablieren. Es wird ein wilder, aber

Guns“ auf allen Positionen.

Niederlagen hageln …

spaßiger Basketballritt.

Wird am ehesten ...

Fotos: Thearon W. Henderson/Elsa/Getty Images

27

Western Conference

… GETRADET:

A. Iguodala

… ALL STAR:

J. Jackson Jr.

… VERSAUERN:

I. Rabb

… ÜBERRASCHEN:

D. Melton

… ENTTÄUSCHEN:

J. Jackson

… ENDLICH NBA-REIF SEIN:

B. Caboclo

… BEINCHEN STELLEN:

G. Allen

Good Red vs Bad Red Best Case Jenkins hat Probleme, die richtigen Lineups zu finden. Nach der MIT Sloan Conference schaut John Hollinger im Front Office vorbei: „Freunde, wir haben die Weltformel für den Basketballsport adaptiert. Gebt mir das Taktikbrett.“ Mit einem Net-Rating von +42 werden die Grizzlies Champion.

Worst Case Morant, Clarke und Jackson Jr. fühlen sich vom Hype überrollt. Ein Gespräch mit Ex-Grizzlies soll helfen. „Jungs, ihr seid in der NBA. Lasst es langsam angehen“, sagt O.J. Mayo. „Genau, das klappt schon von alleine“, ergänzt Stromile Swift. Das Trio gewinnt 2026 dann den Titel – in der CBA.

67


Team-Infos

Minnesota T’Wolves

Gegründet: 1989 Meisterschaften: 0 Arena: Target Center

Zuschauer: 18.798 Gehälter 19/20: 124,8 Mio. $ Topverdiener: A. Wiggins (27,5 Mio. $)

Zurück auf Rebuild Text: Sebastian Dumitru

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

J. Teague

1,88

31

S. Napier

1,85

28

SG

SF

PF

C

Alter

J. Okogie

1,93

21

J. Culver

2,01

20

T. Graham

1,95

25

J. Nowell

1,93

20

A. Wiggins

2,04

24

R. Covington

2,06

28

J. Layman

2,06

25

K. Bates-Diop

2,06

23

N. Vonleh

2,08

24

J. Bell

2,06

24

N. Reid

2,08

20

K. Towns

2,13

23

G. Dieng

2,11

29

2

Heimlicher Liebling: Jarrett Culver

Rosas ist der Anti-Thibodeau als Manager, denkt progressiv und sucht genau diese Spielertypen, um Minnesotas Kultur umzukrempeln: spielintelligent, vielseitig, beinhart. All das ist Culver, der sofort Spielzeit sehen und sogar starten könnte.

018/19 war ein klarer Schritt zurück für den Klub aus dem Land der 10.000 Seen. Nach der ersten Playoff-Teilnahme seit 2004 im Vorjahr verpasste Minnesota mit nur 36 Siegen bei 46 Niederlagen erneut die Postseason. Schlimmer als das sportliche Scheitern war nur der giftige Cocktail aus Skandalen, Entlassungen und kollektiver Lethargie. Jimmy Butlers verrufene „Ich gegen die Welt“-Aktion im Training zu Saisonbeginn, der anschließende Trade des Stars nach Philadelphia, die Entlassung von Coach und Präsident Tom Thibodeau und die Regression von Andrew Wiggins waren nur die Spitzen des Eisberges. Ohne Butler stürzten die Wolves ins untere Mittelmaß ab. Eine recht ereignislose Offseason in Minneapolis dürfte der Vorbote einer weiteren enttäuschenden Saison im hohen Norden sein.

Stats 2018/19 NAME Karl-Anthony Towns Andrew Wiggins Robert Covington Jeff Teague Shabazz Napier Noah Vonleh Josh Okogie Jake Layman Gorgui Dieng Keita Bates-Diop Tyrone Wallace Jarrett Culver* *Texas Tech

68

SP 77 73 22 42 56 68 74 71 76 30 62 38

MPG 33,1 34,8 34,7 30,1 17,6 25,3 23,7 18,7 13,6 16,8 10,1 32,5

FG% 51,8 41,2 43,3 42,3 38,9 47,0 38,6 50,9 50,1 42,3 42,4 46,1

3P% 40,0 33,9 37,2 33,3 33,3 33,6 27,9 32,6 33,9 25,0 21,1 30,4

eFG% 57,2 46,1 54,5 46,5 47,6 52,3 44,5 57,9 52,7 46,8 43,3 -

FT% 83,6 69,9 77,3 80,4 83,3 71,2 72,8 70,4 83,0 64,3 52,6 70,7

RPG 12,4 4,8 5,7 2,5 1,8 7,8 2,9 3,1 4,1 2,8 1,6 6,4

APG 3,4 2,5 1,5 8,2 2,6 1,9 1,2 0,7 0,9 0,6 0,7 3,7

SPG 0,9 1,0 2,3 1,0 0,7 0,7 1,2 0,4 0,6 0,6 0,3 1,4

BPG 1,6 0,7 1,1 0,4 0,3 0,8 0,4 0,4 0,5 0,5 0,1 0,6

TPG 3,1 1,9 1,1 2,3 1,2 1,3 0,9 0,6 0,8 0,5 0,6 2,7

FPG 3,8 2,1 3,7 2,1 1,2 2,6 2,2 1,6 1,8 1,0 1,3 1,9

PPG 24,4 18,1 14,5 12,1 9,4 8,4 7,7 7,6 6,4 5,0 3,5 18,5

Vielleicht können die neuen Macher das Schicksal der Timberwolves in die richtigen Bahnen lenken. Ryan Saunders, Sohn des verstorbenen ehemaligen Headcoaches und WolvesPräsidenten Flip Saunders, zeigte während seiner 42 Spiele andauernden Interimskampagne genug, um von Teambesitzer Glen Taylor eine Vertragsverlängerung zu erhalten. Saunders ist jung und unerfahren, besitzt aber den Respekt der Spieler und genießt Bonuspunkte, weil sein Vater einer der bedeutendsten Männer der Franchise-Historie ist. Als wichtigste Verpflichtung dürfte sich die von Gersson Rosas herausstellen. Der neue General Manager verbrachte 16 Jahre in Houston an der Seite von Daryl Morey, kennt sich im Alltagsgeschäft der NBA bestens aus und denkt progressiv. Das alleine dürfte eine willkommene Veränderung gegenüber Thibodeaus mittelalterlichem Führungsstil darstellen. Rosas wird in den nächsten Jahren die schwere Aufgabe haben, dem einzigen Kronjuwel dieses Klubs genügend Unterstützung an die Seite zu stellen, um eine Situation wie einst bei Wolves-Legende Kevin Garnett zu verhindern. Ohne Karl-Anthony Towns wären die Timberwolves eine bemitleidenswerte Truppe. Der Big Man legte neue Bestleistungen bei den Rebounds, Assists, Dreiern und Freiwurfversuchen auf. Nach dem Abgang von Jimmy Butler ist der 23-Jährige endlich wieder in den Mittelpunkt des Wolves-Spiels gerückt. Im Angriff ohne echte Schwäche, ist Towns das offensiv versierteste unter


Bilanz 18/19: 36-46

Power Ranking:

den modernen Basketball-Einhörnern. Egal ob aus dem Lowpost, aus der Mitteldistanz oder von jenseits der Dreierlinie: „KAT“ ist von überall unglaublich effizient. Seine bisherigen Karrierewerte bei den Trefferquoten: 54 Prozent aus dem Feld, 39 Prozent bei den Dreiern und 84 Prozent von der Freiwurflinie. Legt Towns auch als Ballhandler und Verteidiger ein paar Stufen zu, kann er zum besten Big Man im Basketball werden. „Vielleicht mal einer der besten Spieler im Basketball“, das dachten viele einst auch beim Blick auf

Andrew Wiggins. Der ehemalige erste Pick seiner Draft stagniert jedoch seit zwei Jahren, hat mittlerweile fast das gesamte Wohlwollen in den „Twin Cities“ aufgebraucht. 18,1 Punkte im Schnitt bei unter 50 Prozent True Shooting sind einfach nicht gut genug für eine erste oder zweite Option – erst recht, wenn diese Option maximale 27,5 Millionen Dollar pro Saison verdient. „Butler war schuld, der hat die Youngsters völlig verunsichert“, mögen sich Verfechter des viel gescholtenen Duos vielleicht denken. Und tatsächlich stiegen Wiggins’ Werte nach dem Abgang des irritierenden Alphawolfs auch. Allerdings nur minimal. Zu wenig, um das Vertrauen in den Kanadier und seine mentalen Aussetzer noch viel länger zu rechtfertigen. Bereits im Sommer versuchte Rosas, seinen Topverdiener per Trade abzustoßen. Es ist also „Butter bei die Fische“-Zeit für den immer noch erst 24-Jährigen. Er muss zeigen, dass er ein Anführer sein kann. Rosas war drauf und dran, Towns’ guten Freund D’Angelo Russell

als zweiten Baustein in die „Twin Cities“ zu locken, bevor ihm Golden State zuvorkam und Russell im Durant-Signand-Trade abstaubte. Die Gerüchte um Wiggins und dieses intendierte Upgrade im Backcourt zeigen unmissverständlich, dass der neue Manager nach vorne denkt und die Fehler der alten Führungsriege nicht wiederholen wird. Auf Point Guard hat dieses Team künftig am meisten Handlungsbedarf, denn nicht nur Derrick Rose (unterschrieb in Detroit) und Tyus Jones (Minnesota glich Memphis’ Angebot nicht ab) verließen den Klub. Auch die Verträge von Jeff Teague und Neuzugang Shabazz Napier laufen im kommenden Sommer aus. Rosas wird proaktiv bleiben und den Trademarkt sondieren, um eine Langzeitlösung oder zumindest eine jüngere Alternative auf der Eins zu finden. Seine erste Handschrift setzte der neue Entscheider durch die Verpflichtung des sechsten Draftpicks im Tausch für Nummer elf (Cam Johnson) und Dario Saric, der als kommender Free Agent 2020 hätte bezahlt werden wollen. Die Timberwolves wählten Jarrett Culver, einen 2,01-Meter-Guard, der sowohl für sich als auch für andere kreieren kann. Sein Wurf lässt noch zu wünschen übrig, dafür kann Culver drei Positionen spielen und sieht an beiden Enden des Parketts wie eine sehr gute Addition aus. Gemeinsam mit den beiden Sophomores Josh Okogie und Keita Bates-Diop bildet Culver eine formbare, defensivstarke Flügelformation für Coach Saunders, zu der auch noch Robert Covington gehört. Der war Teil des Trade-Pakets für Butler und besticht durch seine Vielseitigkeit. Covington kann auch auf der Vier eingesetzt werden – eine realistische Option, jetzt da die Wolves unter Rosas wie eine Reinkarnation der „Moreyball-Rockets“ aufgestellt werden dürften. Dennoch war es wichtig, nach den Abgängen von Saric und Taj Gibson einen weiteren fähigen Power Forward zu verpflichten. Den fand das Front Office in Noah Vonleh. Der 24-Jährige ist kein Shooter, aber das muss er an der Seite von Towns auch nicht sein. Stattdessen ist er einer der vielseitigsten Verteidiger

auf der Vierer-Position und ein Energiebündel unter den Brettern. Jordan Bell, der nach zwei Jahren bei den Golden State Warriors inklusive einer Meisterschaft fürs Minimum nach Minnesota kam, wird ebenfalls auf beiden großen Positionen aushelfen und will zeigen, dass er mit einer prominenteren Rolle auch besser produzieren kann. Über die Produktivität der Wölfe in der kommenden Saison gibt es nur wenige divergierende Meinungen. Die größten Optimisten träumen sicherlich davon, dass die Defensive zumindest ein bisschen besser funktionieren wird und dass die vielen Youngsters von einem dominanten Towns in den Kampf um die Playoffplätze geführt werden können. Das ist nicht realistisch. Minnesota wird unter der neuen Führung erst eine Identität etablieren und anschließend die passenden Spieler verpflichten müssen. Das dauert in der Regel mindestens eine Saison. Mehr als 45 Niederlagen und ein weiterer Trip in die Lotterie sind wahrscheinlicher als eine „Winning Season“. Wenigstens dürften die Trainings-, Spiel- und Videoeinheiten unter Rosas und Saunders künftig wieder ruhiger und harmonischer ablaufen als in den drei Jahren unter Tom Thibodeau.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Towns ist das begabteste unter allen NBA-

Shooting und Defense. Nur sechs Teams kas-

Rosas/Saunders werden alle Register ziehen

Einhörnern. Die Offensive wird dank „KAT“ und

sierten mehr Punkte pro 100 Angriffe. Vor allem

müssen, um diese Timberwolves wieder salonfähig

20-Punkte-Scorer Wiggins auch unter Vollzeit-

Wiggins und Towns treiben zu häufig unmotiviert

zu machen und Towns zum langfristigen Bleiben

coach Saunders zu den besseren der Liga zählen.

umher. Nur vier Teams nahmen weniger Dreier als

zu überreden. Spieler werden getradet und hohe

Viele Trips an die Freiwurflinie. Defensivstarke

Minnesota. Das wird unter Rosas, der bei den ana-

Draftpicks akkumuliert ... spätestens wenn die

Flügelrotation mit viel Potenzial. Exzellentes

lytischen Rockets sein Handwerk gelernt hat, nicht

Evaluationsperiode vorüber ist. Wer wird Teil der

Offensivrebounding-Team. Progressiv denkendes,

mehr passieren. Die Point-Guard-Position zählt zu

neuen Wolves? Es wird ruhiger ablaufen als zuletzt

handlungsfähiges neues Management. Ruhigerer,

den am schwächsten besetzten ligaweit. Towns’

– allerdings auch zum 15. Mal in 16 Jahren ohne

modernerer Coaching-Stil als zuletzt.

Geduld ist langsam zu Ende.

Playoff-Teilnahme.

Wird am ehesten ...

Fotos: Joe Robbins/Jesse D. Garrabrant/NBAE via Getty Images

22

Western Conference

… GETRADET:

J. Teague

… ALL STAR:

K. Towns

… VERSAUERN:

J. Nowell

… ÜBERRASCHEN:

J. Culver

… ENTTÄUSCHEN:

A. Wiggins

… BESTER NEUZUGANG:

N. Vonleh

… EINSCHLAFEN:

A. Wiggins

Good Red vs Bad Red Best Case „KG“ heuert als Mental-Trainer bei den Wolves an. Er nimmt Wiggins und Towns mit zum Eisfischen. „Wo sind denn die Angeln?“, fragt Wiggins. „Was machst du mit dem Seil und der Säge?“, fragt Towns. Als beide zurückkommen, terrorisieren sie die Liga wie einst Kobe und Shaq.

Worst Case „KG“ heuert als MentalTrainer bei den Wolves an. Er nimmt Wiggins und Towns mit zum Eisfischen. „Diese Ruhe“, schwärmt Wiggins. „Das ist das Leben“, weiß Towns. Beide kommen nicht mehr zurück … Garnett übernimmt und erleidet einen Oberschenkelhalsbruch.

69


Team-Infos

New Orleans Pelicans

Gegründet: 2002 Meisterschaften: 0 Arena: Smoothie King Center

Zuschauer: 16.867 Gehälter 19/20: 118,6 Mio. $ Topverdiener: J. Holiday (27,0 Mio. $)

Neuanfang im Delta Text: André Voigt

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

J. Holiday

1,93

29

F. Jackson

1,91

21 21

SG

SF

PF C

Alter

L. Ball

1,98

J.J. Redick

1,93

35

J. Hart

1,95

24

N. Alexander-Walker 1,96

21

B. Ingram

2,06

21

E. Moore

1,93

30

K. Williams

2,01

24

D. Miller

2,04

29

Z. Williamson

2,01

19

N. Melli

2,06

28

D. Favors

2,08

28

J. Hayes

2,11

19

J. Okafor

2,11

24

M

Heimlicher Liebling: Nicolo Melli

Nicolo Melli gewann seit 2014 sechs Titel in drei Ländern. Der Mann ist ein Gewinner, trifft den Dreier und versteht das Spiel. Er wird mehr spielen, als von vielen angenommen wird.

ittlerweile ist die Geschichte ja bekannt. Ein Star will weg, am liebsten sofort. Er fordert einen Trade, das Team willigt widerwillig ein, bekommt kaum adäquaten Gegenwert und muss in einen langwierigen Neuaufbau. So läuft es oft, wenn ein All Star und sein wenig erfolgreiches Team sich auseinanderleben. Was jedoch in New Orleans diesen Sommer passierte, grenzt – passenderweise – an ein Wunder. Denn seit Agent Rich Paul für seinen Klienten Anthony Davis im Februar 2019 einen Trade forderte, steuerten die New Orleans Pelicans über Monate auf ein Debakel zu. Am Ende des Tages kamen nur die L.A. Lakers für einen Transfer in Frage, der Preis für den – wenn gesund – waschechten MVPKandidaten Davis würde entsprechend niedrig ausfallen müssen. Tat er aber nicht. Lonzo Ball, Josh Hart und Brandon Ingram

Stats 2018/19 NAME Jrue Holiday Brandon Ingram J.J. Redick E‘Twaun Moore Derrick Favors Lonzo Ball Darius Miller Jahlil Okafor Frank Jackson Josh Hart Kenrich Williams Zion Williamson* *Duke

70

SP 67 52 76 53 76 47 69 59 61 67 46 33

MPG 35,9 33,8 31,3 27,6 23,2 30,3 25,5 15,8 19,2 25,6 23,5 30,0

FG% 47,2 49,7 44,0 48,1 58,6 40,6 39,0 58,6 43,4 40,7 38,4 68,0

3P% 32,5 33,0 39,7 43,2 21,8 32,9 36,5 20,0 31,4 33,6 33,3 33,8

eFG% 52,3 51,8 55,7 55,3 60,0 48,8 52,8 58,7 49,3 50,6 47,7 -

FT% 76,8 67,5 89,4 76,3 67,5 41,7 78,9 66,3 74,0 68,8 68,4 64,0

RPG 5,0 5,1 2,4 2,4 7,4 5,3 1,9 4,7 2,2 3,7 4,8 8,9

APG 7,7 3,0 2,7 1,9 1,2 5,4 2,1 0,7 1,1 1,4 1,8 2,1

SPG 1,6 0,5 0,4 0,8 0,7 1,5 0,6 0,3 0,4 1,0 1,0 2,1

BPG 0,8 0,6 0,2 0,2 1,4 0,4 0,3 0,7 0,0 0,6 0,4 1,8

TPG 3,1 2,5 1,3 1,1 1,1 2,2 0,9 0,9 0,8 0,9 0,8 2,4

FPG 2,2 2,9 1,7 2,1 2,1 2,4 2,4 1,6 1,5 2,2 2,1 2,1

PPG 21,2 18,3 18,1 11,9 11,8 9,9 8,2 8,2 8,1 7,8 6,1 22,6

kamen nebst drei Erstrundenpicks ans Mississippi-Delta. Das allein wäre schon Grund zum Jubeln gewesen, übertrumpft wurde indes alles durch den Gewinn der Draft-Lottery, der Zion Williamson an erster Stelle der diesjährigen Talentziehung zum Pelican machte. Der Franchise, angeführt vom neuen General Manager David Griffin, gelang also ein Neuaufbau in Rekordzeit, die Draft des neuen Franchise-Players inbegriffen. Wie gesagt: ein Wunder. Doch der ehemalige Kaderarchitekt der Cleveland Cavaliers war noch nicht fertig. Anstatt den Transfersommer kommen und gehen zu lassen, bot Griffin aggressiv mit. Der Lohn der Bemühungen: J.J. Redick, Derrick Favors und Nicolo Melli. Griffin verdiente sich eine Eins mit Sternchen. Denn Coach Alvin Gentry findet erstmals in seiner Amtszeit einen Kader vor, der ihm die Qual der Wahl bereitet. Wer soll etwa im Backcourt starten? Jrue Holiday ist gesetzt, kann er doch leicht zwischen den beiden Guard-Positionen hin- und herwechseln. Holiday ist noch immer unterschätzt, liefert jedoch an beiden Enden des Feldes konstant ab. Der Mann an seiner Seite? Ball als Aufbau oder Redick als Distanzschütze auf der Zwei. Zum Beginn des Trainingslagers schien sich Gentry auf Holiday und Ball festgelegt zu haben, also die Kombination, die defensiv klar besser ist. Allerdings wirft dies die Frage auf, ob dann genug Dreierpotenz auf dem Platz steht. Ball und Holiday verwandelten 2018/19 aus dem Catch-and-Shoot ihre Dreier nicht gut. Redick schafft hier natürlich mit seiner Quote von 42,4


Bilanz 18/19: 33-49

Power Ranking:

Prozent sofort Abhilfe. Mit Josh Hart steht hinter den beiden prominenten Optionen ein Ersatz bereit, der eventuell das Beste aus beiden Welten liefern könnte. Der ehemalige NCAA-Champion hat das Zeug, zu einem der besseren Dreier-und-Defense-Akteure der NBA zu reifen, und könnte vor allem in engen Partien am Ende auf dem Feld stehen – wenn er die nötigen Fortschritte macht. Die werden vor allem auch von Ball erwartet. Sein Distanzwurf muss auf Mittelmaß ankommen. Auf Small Forward ruhen die Hoffnungen auf Brandon Ingram.

Aufgrund eines Blutgerinnsels endete seine dritte NBA-Saison vorzeitig, Gerüchte um ein etwaiges Karriereende bewahrheiteten sich zum Glück nicht. Doch wie gut ist Ingram? Kann er einer dieser Flügel sein, die ein Spiel als Playmaker und Scorer übernehmen? Bei den Lakers deutete er dies bestenfalls an. Dass der ehemalige Dukie (fünf ExBlue-Devils stehen im Kader) vielseitig ist, bleibt dabei unbestritten. Seine Wurfauswahl, ein wackliger Dreier und eine zum Teil abenteuerliche Entscheidungsfindung trüben indes schon länger den Gesamteindruck, genau wie sein Leichtbaukörper. Mit erst 21 Jahren sollte aber genug Potenzial in Ingram schlummern, um einen gewaltigen Sprung nach vorne zu machen. Für die Rolle hinter ihm stehen der Veteran E’Twaun Moore (trifft den Dreier) und Kenrich Williams parat. Letzterer verdiente sich 2018/19 den Spitznamen „Kenny Hustle“ mit seinem unbändigen Einsatz. Ihn trennt nur ein sicherer Dreier von einer prominenten Rolle in der Rotation.

Die prominenteste dieser Rollen wird jedoch Zion Williamson spielen. Seit LeBron James kam kein Rookie mehr mit derartigen Vorschusslorbeeren in die National Basketball Association. Vor allem die Dunks des 129 Kilo schweren Kraftpakets sorgten dafür, dass sein biblischer Vorname in aller Basketballwelt bekannt wurde. In der NBA angekommen, stellt sich jedoch die Frage: Was ist Zion Williamson eigentlich? Ein Power Forward? Ein Center? Die Antwort auf diese Frage kann noch niemand geben. Ein Smallball-Center à la Draymond Green mit unfassbarer Athletik wäre sicher ein Traum von Coach Gentry. Ob der 2,01 Meter lange Rookie allerdings ähnliche Defensivinstinkte entwickeln kann wie der dreifache NBAChamp? Greens Fähigkeiten am eigenen Korb sind einzigartig. Ist Williamson also eher ein brutal physischer Stretch-Vierer, der kleinere Verteidiger überpowert und aus dem Pick-and-Roll einfliegt? Diese Antwort scheint momentan am plausibelsten zu sein. Gerade aus dem Blocken-und-Abrollen dürfte er eine Menge Abschlüsse über Ringniveau bekommen oder sich in Richtung der Freiwurflinie abrollen, wo er nach dem Anspiel mit Wucht zum Korb gehen kann. Wichtig für das Spiel des Neulings – und die Entwicklung der Mannschaft – wird auch der Dreier sein. Am College fiel dieser nicht sicher, die Technik sah bis auf die Fußstellung aber sauber aus. Williamson ist noch lange kein fertiger Basketballer, wird aber schon als Rookie eine Menge Spaß machen – auch wenn Fragen zu seinem Gewicht erlaubt sein müssen. Mit Nicolo Melli kommt hinter dem Jungstar ein erfahrener EuroleagueVeteran von der Bank, der mit seinem Dreier das Feld breit machen kann. Defensiv wird der Italiener sicher Zeit brauchen, da er aber der einzige Big Man mit Wurf in diesem Kader ist, sollte Melli seine Minuten bekommen. Auf Center wird mit Derrick Favors ein gestandener Veteran neben Williamson auflaufen. Seit 2015/16 verbrachte der Big Man mehr als die Hälfte seiner Minuten auf der Fünf – ein Wert, der sich extrem steigern dürfte.

Auch er wird bevorzugt das Pick-andRoll laufen – allerdings vorwiegend mit dem Ziel, in die Zone zu gelangen. Sein Sprungwurf ist quasi nicht existent. Dafür hat er sich über die Jahre den einen oder anderen brauchbaren Move am Zonenrand angeeignet. Auch mit cleveren Cuts und dem beherzten Laufen des Breaks punktet Favors effizient. Zudem wird er die Defensive der Pelicans fähig verankern. Hinter dem 28-Jährigen stehen zwei Backups, die klare Vor- und Nachteile mit sich bringen. Jahlil Okafor besitzt Moves am Zonenrand, scort aus dem Pick-and-Roll und hat generell offensiv einiges zu bieten. Allerdings bietet er zu oft bzw. zur falschen Zeit seine Beiträge an. Und defensiv … na ja. Am eigenen Korb scheinen aber die Vorzüge von Rookie Jaxson Hayes zu liegen, der als ultraathletischer Shotblocker in die Liga kommt. In der Summer League sorgte der 19-Jährige nicht nur für den Dunk des Sommers (R.I.P. Mychal Mulder), er lieferte auch die Art soliden Basketball, der von einem achten Pick erwartet werden darf. Gut möglich, dass Hayes 2019/20 für mehr Highlight-Jams sorgen wird als sein prominenterer Mit-Rookie. Allein sein nicht vorhandener Wurf trübt das Gesamtbild.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Die New Orleans Pelicans sind jung und voller

Der Distanzwurf ist abseits von Redick und Melli

Die Zukunft ist golden in New Orleans. Die Gegen-

Enthusiasmus, werden aber zugleich von erfahre-

keine ausgemachte Stärke. Können Ball, Ingram

wart bringt jedoch keine Playoffs. Dafür ist die

nen Veteranen angeleitet – die Mischung stimmt

und Hart in dieser Hinsicht liefern? Wenn nicht,

Western Conference anno 2019/20 einfach zu

auf den ersten Blick. Der junge Kern ist hungrig

dürfte die Konkurrenz die Zone zustellen. Defensiv

stark und die Fragezeichen hinter den Pelikanen

und will sich beweisen, vor allem die Ex-Lakers

wird dieses junge Team unter Durchschnitt bleiben,

zu groß. Doch dieses Team kann der Franchise

im Kader. Coach Gentry wird seine Mannschaft

und Gentry muss erst noch herausfinden, wie er

den Enthusiasmus zurückbringen und die Stadt

schnell spielen lassen und hat allerlei Alternativen

Williamson am besten einsetzt.

euphorisieren. Der Wiederaufbau geht im Rekord-

Wird am ehesten ...

Fotos:Sean Berry/Tolga Adanali/Euroleague Basketball via Getty Images

21

Western Conference

… GETRADET:

J. Okafor

… ALL STAR:

Z. Williamson

… VERSAUERN:

J. Hart

… ÜBERRASCHEN:

B. Ingram

… ENTTÄUSCHEN:

L. Ball

… DUNK-CHAMP:

Z. Williamson

… NIKES TRAGEN:

L. Ball

zur Disposition. Defensiv ist eine Menge Potenzial

Good Red vs Bad Red Best Case „Ihr wollt wissen, wie wir spielen werden?“, fragt Gentry das Team. Er spielt ihnen „Iron Lion Zion“ vor. „,I’m on the run but I ain’t got no gun‘, das sind wir“, sagt er. „Keine Dreier, nur Fastbreaks!“ Redick wird für einen Erstrundenpick im Jahr 2023 getradet.

Worst Case „#Ziontology? Echt?“ Als Gentry Manager Griffin ob des neuen PR-Slogans der Franchise zur Rede stellen will, packt ihn Hayes und schließt ihn an ein Elektropsychometer an. „Du trägst zu viel schädliche Energie in dir, sorry“, sagt Griffin und entlässt Gentry.

tempo voran.

vorhanden und ein Ringbeschützer mit Favors.

71


Oklahoma City Thunder

Team-Infos

Gegründet: 1967 Meisterschaften: 1 Arena: Chesapeake Energy Arena

Zuschauer: 18.203 Gehälter 19/20: 131,8 Mio. $ Topverdiener: C. Paul (38,5 Mio. $)

Tabula rasa? Text: Sebastian Dumitru

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

C. Paul

1,83

34

D. Schröder

1,85

25

R. Felton

1,85

SG

SF

PF C

Alter

35

S. Gilgeous-Alexander 1,98

21

T. Ferguson

2,01

21

H. Diallo

1,95

21

D. Burton

1,95

25

A. Roberson

2,01

27

D. Bazley

2,06

19

A. Nader

1,98

25

D. Gallinari

2,08

31

M. Muscala

2,11

28

S. Adams

2,13

26

N. Noel

2,11

25

J. Patton

2,13

22

Heimlicher Liebling:

Shai Gilgeous-Alexander

Der 1,98-Meter-Guard wird nicht im selben Atemzug wie Doncic genannt, kann aber genauso gut werden. Länge, Defense, Basketball-IQ, ein Killer-Mentor in Paul, die Schlüssel zur Franchise … ist hier ein „Superstar in the making“ am Start?

H

ätte man vor dem Start der Free Agency Listen mit jenen Teams erstellt, die im erwarteten Wechselwahnsinn eine untergeordnete oder gar keine Rolle spielen würden, die Oklahoma City Thunder wären fast überall ziemlich weit oder am weitesten oben gestanden. Ausgestattet mit langfristigen Verträgen ihrer wichtigsten Spieler, nur ein Jahr nach der eigenen, ereignisreichen Offseason 2018 (Paul George wurde für 136 Millionen Dollar gehalten) und mit dem bitteren Beigeschmack einer weiteren Erstrundenniederlage (gegen Portland) furios auf Wiedergutmachung wartend, fehlten den Thunder die finanziellen Mittel, um am Kader viel zu verändern. Dann stellten Paul George und Russell Westbrook innerhalb weniger Tage alles auf den Kopf, und plötzlich ist

Stats 2018/19 NAME SP Danilo Gallinari 68 Chris Paul 58 Dennis Schröder 79 Steven Adams 80 S. Gilgeous-Alexander 82 Mike Muscala 64 Terrance Ferguson 74 Nerlens Noel 77 Abdel Nader 61 Hamidou Diallo 51 Deonte Burton 32 Darius Bazley* *Praktikum bei New Balance

72

MPG 30,3 32,0 29,3 33,4 26,5 20,4 26,1 13,7 11,4 10,3 7,5

FG% 46,3 41,9 41,4 59,5 47,6 40,2 42,9 58,7 42,3 45,5 40,2

3P% 43,3 35,8 34,1 0,0 36,7 34,8 36,6 0,0 32,0 16,7 29,6

eFG% 55,4 50,8 47,0 59,5 51,2 52,5 55,2 58,7 49,8 46,7 45,1

FT% 90,4 86,2 81,9 50,0 80,0 82,4 72,5 68,4 75,0 61,0 66,7

RPG 6,1 4,6 3,6 9,5 2,8 3,8 1,9 4,2 1,9 1,9 0,9

APG 2,6 8,2 4,1 1,6 3,3 1,2 1,0 0,6 0,3 0,3 0,3

SPG 0,7 2,0 0,8 1,5 1,2 0,3 0,5 0,9 0,3 0,4 0,2

BPG 0,3 0,3 0,2 1,0 0,5 0,6 0,2 1,2 0,2 0,2 0,3

TPG 1,5 2,6 2,2 1,7 1,7 0,8 0,6 0,6 0,4 0,5 0,3

FPG 1,9 2,5 2,4 2,6 2,1 2,0 3,1 2,2 1,1 1,5 1,0

PPG 19,8 15,6 15,5 13,9 10,8 7,0 6,9 4,9 4,0 3,7 2,6

nichts mehr in OKC so, wie es in den vergangenen zehn Jahren immer gewesen ist. George bat Manager Sam Presti um einen Trade zu den Los Angeles Clippers, damit er in seiner Heimatstadt künftig an der Seite von Kawhi Leonard Championships jagen kann. Weniger als eine Woche später ging auch Russell Westbrook zu Presti und bat ihn, dem Tauschangebot der Houston Rockets zuzustimmen. Westbrook, der jedes seiner NBA-Spiele im Trikot von OKC absolviert hatte, der dort zum absoluten Publikumsliebling und MVP heranreifte, verließ nach elf Jahren die Franchise, die ihn einst gedraftet hatte. Ohne die beiden All-NBA-Spieler enden nicht nur die vergeblichen Versuche, nach dem Abgang von Kevin Durant einen echten „Winner“ zu etablieren, sondern auch OKCs alljährliche Playoff-Teilnahmen. Oder tun sie das nicht? Im Gegenzug für George und Westbrook kamen aus Los Angeles Shai Gilgeous-Alexander und Danilo Gallinari, aus Houston Chris Paul. Zusätzlich staubte Presti acht Erstrundenpicks und vier sogenannte „Pick Swaps“ ab – also die Möglichkeit, mit den jeweiligen Teams Draftrechte zu tauschen, wenn es Oklahoma City wünscht. Dass ein Großteil dieser Picks erst in naher Zukunft wartet, gibt dieser Franchise eine mehrjährige Test- und Wiederaufbauphase, wie sie OKC seit den Anfangstagen im Mittleren Westen nicht mehr hatte. Allerdings: Eine waschechte „Rebuild“-Saison, gespickt mit unterdurchschnittlichen Lineups


Bilanz 18/19: 49-33

Power Ranking:

und unzähligen Niederlagen oder gar unverhohlenem „Tanking“, wird es 2019/20 im „Sooner State“ nicht geben. Dafür ist dieser Kader viel zu gut. Die projizierte Erste Fünf aus Paul, Gilgeous-Alexander, Gallinari, Steven Adams und dem auskurierten Andre Roberson zählt zu den homogeneren in der NBA. Basis des Tauschpakets mit Los Angeles für George war Gilgeous-Alexander – ein großgewachsener Combo-Guard, der erst in seine zweite Saison geht, bereits als Rookie aber beweisen konnte, dass er das Zeug zum Superstar hat. Mit

knapp zwei Metern Körperlänge und gigantischer 2,11-Meter-Spannweite zählt „SGA“ zu den längsten Spielern auf Point Guard. Die Position wird er sich zunächst mit Paul teilen, bis zu dessen unausweichlichem Trade. Nach anfänglichen Versuchen, „CP3“ direkt weiterzuverschiffen, einigten sich Klub und Superstar jedoch, die Saison gemeinsam zu beginnen. Pauls Vertrag läuft noch bis 2022 und bringt ihm 124 Millionen Dollar ein, nebst Spieleroption für die Saison 2021/22. Vorläufig zahlt OKC diese Zeche. Paul ist der perfekte Mentor für Gilgeous-Alexander, Point Guard der Zukunft in OKC. Gilgeous-Alexander erzielte als Rookie 10,0 Punkte, 2,8 Rebounds und 3,3 Assists im Schnitt, traf dabei 36,7 Prozent seiner Dreier für insgesamt 55,4 Prozent True Shooting. Dass er dafür nur 18,2 Prozent aller Aktionen in Anspruch nahm – im Gegensatz zu Luka Doncic (29,6 Prozent Usage) oder Trae Young (27,7) zum Beispiel –, zeigt den hohen Basketball-IQ von „SGA“, der das Spiel exzellent liest und es zu sich kommen lässt.

Diese exzellenten Offensivwerte für einen Debütanten, der obendrein überdurchschnittlich gut verteidigt, bilden nur die Basis des Spielers, der Gilgeous-Alexander eines Tages sein kann. Er kann in Ruhe an seinem Distanzwurf, Catch-and-Shoot und dem Spiel abseits des Balles feilen und zusammen mit den Reservisten den Angriff aufziehen. Coach Billy Donovan wird viel mehr Freiheit und Kreativität beim Zeichnen seiner offensiven Sets genießen, als es all die Jahre unter Westbrook möglich war. Paul und Gilgeous-Alexander bilden einen spielstarken Doppel-AufbauBackcourt, der dieses Team antreiben wird. Paul ist in die Jahre gekommen und hat seine besten Tage hinter sich. Wer leichtes Geld im Wettbüro machen will, setzt darauf, dass „CP3“ mindestens 20 Partien verletzt ausfällt. Das war in den vergangenen drei Jahren so, ein schlecht getimter Paul-Unfall kostete die Rockets vermutlich 2018 sogar den NBA-Titel. Der 34-Jährige bleibt dennoch ein absolutes Effizienzmonster und der ausgebuffteste Einser im Game. Paul ist der AntiWestbrook. Keine seiner Bewegungen ist übertrieben, kein Dribbling kommt zu häufig, kein Drive endet mit dem Kopf in einer Betonwand. Seine Assist-zu-Turnover-Rate ist legendär (4,04 im Karriereschnitt) und auch nach 14 Jahren immer noch unter den besten der Liga zu finden. Paul hat in Houston bewiesen, dass er auch abseits des Balles sehr effektiv sein kann, und brilliert als Schütze aus dem Stand, egal ob aus seinem fast automatischen Midrange-Bereich oder von der Dreierlinie (38,1 Prozent in den vergangenen sechs Saisons). Schaut sich Gilgeous-Alexander ein oder zwei Tricks von Paul ab, geht seine Karriere durch die Decke. Gallinari und Adams bilden den modernen Frontcourt. Es ist eine Ironie, dass OKC erst jetzt, nach dem gescheiterten Westbrook-GeorgeTechtelmechtel, den perfekten Frontcourt für die NBA 2020 parat zu haben scheint. Gallinari ist ein veritabler Stretch-Vierer, der 2018/19 die beste Saison seiner Karriere zeigte: 19,8 Punkte und 6,1 Rebounds pro Abend bei 43,3 Prozent von Downtown waren allesamt neue

persönliche Bestwerte für den Italiener. Adams stellt Blöcke, wie er aussieht und spricht: hart und furztrocken. Der Neuseeländer ist ein gefürchteter „Roll-Man“ und Rebounder, der ohne Westbrook wieder das zeigen darf, was er am besten kann: in der Zone Ellbogen spitzen, die Bretter putzen und hochprozentig am Ring abschließen. Mit Andre Roberson, der die gesamte Vorsaison verletzt verpasste, kehrt einer der elitären Flügelverteidiger der NBA zurück. Die Zweite Fünf verfügt in Dennis Schröder, Nerlens Noel, Terrance Ferguson, Hamidou Diallo und RookieWing Darius Bazley über Athleten satt, die zusammen mit Gilgeous-Alexander übers Parkett fetzen können. Die Western Conference wird 2019/20 brutal hart. Sechs oder sieben Teams an der Spitze scheinen gesetzt, bis zu fünf/sechs werden sich um ein oder zwei verbliebene PlayoffPlätze streiten. OKC wird, sollten die Protagonisten nicht inmitten der Saison getradet werden, zu diesen dazugehören. Auch wenn es am Ende vielleicht nicht reichen sollte: Diese Mannschaft wird fast so viele Spiele gewinnen wie 2018/19 und dabei ansehnlicheren, teamdienlicheren Basketball zeigen.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Athletische Truppe. Fantastisch an den Brettern.

Zwei All-NBA-Spieler verloren. Knapp 70 Prozent

Tabula rasa ... oder doch nicht? Dieses Team hat

Immer noch zahlreiche, gute Individualvertei-

der Dreipunkteattacke aus dem Vorjahr (immer-

trotz der Abgänge von Westbrook und George

diger im Team. Faszinierende, spielintelligente

hin Rang 13 bei den Treffern) sind weg. Hat dieses

nach wie vor die Qualität, die Playoffs zu errei-

Doppel-Aufbau-Spitze mit Paul und Gilgeous-

Team genügend Schützen? Paul ist in die Jahre ge-

chen. Dazu muss die spielstarke, vielseitige, neue

Alexander. Adams und Gallinari ergänzen sich

kommen, oft verletzt und gilt als Trade-Kandidat.

Erste Fünf gesund bleiben, und es muss wieder

im Frontcourt ideal. Pick-and-Roll, Spacing und

Keine klare Richtung bekannt: Rebuild oder Play-

kollektiv gut verteidigt werden. Oklahoma City

smartes Passspiel werden wieder im Fokus stehen.

offs, was soll’s denn sein? Kein Raum für Fehler:

wird fast so viele Spiele gewinnen wie 2018/19 und

Vielleicht hat Coach Donovan doch etwas drauf?

Eine ausgedehnte Schwächephase im brutalen

dabei 2019/20 ansehnlicheren, teamdienlicheren

Gesunkene Erwartungen.

Westen, und das war’s!

Basketball zeigen.

Wird am ehesten ...

Fotos:Zach Beeker/Jayne Kamin-Oncea/Getty Images

20

Western Conference

… GETRADET:

C. Paul

… ALL STAR:

C. Paul

… VERSAUERN:

D. Schröder

… ÜBERRASCHEN:

D. Bazley

… ENTTÄUSCHEN:

D. Schröder

… SUPERSTAR:

S. Gilgeous-Alexander

… BESTER NEUZUGANG:

D. Gallinari

Good Red vs Bad Red Best Case Clay Bennett hat sich verzockt, muss verkaufen. Eine Investorengruppe um Detlef S., Shawn K. und Gary P. verfrachtet die Franchise zurück nach Seattle. Ein bekanntes Kaffeehaus steigt als Trikotsponsor ein, die neuen Sonics starten so richtig durch.

Worst Case Media Day in OKC. „Ob ich nächstes Jahr für die Thunder spiele? Da gibt es kein Commitment. Wenn nicht alle an einem Strang ziehen und die Bank nicht genug anfeuert, dann muss ich schauen …“, erklärt Chris Paul. Die Medien bejubeln seine Einstellung!

73


Phoenix Suns

Team-Infos

Gegründet: 1968 Meisterschaften: 0 Arena: Talking Stick Resort Arena

Zuschauer: 19.023 Gehälter 19/20: 120,9 Mio. $ Topverdiener: D. Booker (27,3 Mio. $)

Sun-N-Gun Text: Sebastian Dumitru

Depth Chart POS

Name

Größe

Alter

PG

R. Rubio

1,93

28

E. Okobo

1,91

21

T. Jerome

1,95

22

J. Lecque

1,93

19

J. Carter

1,88

23

SG

SF PF

C

D. Booker

1,98

22

T. Johnson

1,93

27

C. Johnson

2,06

23

K. Oubre

2,01

23

M. Bridges

2,01

23

D. Saric

2,08

25

C. Diallo

2,06

22

F. Kaminsky

2,13

26

D. Ayton

2,16

21

A. Baynes

2,08

32

I

Heimlicher Liebling: Mikal Bridges

Mikal Bridges stand bereits als Rookie 29,5 Minuten pro Abend auf dem Parkett und überzeugte mit exzellenter Defense. Der beste Verteidiger der Suns wird offensiv zulegen und ist auf dem Weg, sich zu einer elitären Three-and-D-Option zu entwickeln.

hr denkt, euer Team sei mies? Nicht so mies wie die Phoenix Suns. Mittlerweile neun Jahre ohne PlayoffTeilnahme und zunehmend schlechtere Bilanzen mündeten 2018/19 in der erfolglosesten Saison seit der FranchiseGründung 1968/69. Aus dem einstigen Vorreiter, der zu Beginn der ersten Jahrtausend-Dekade sportliche und institutionelle Maßstäbe setzte, ist eine Parodie geworden. Analog zu den New York Knicks in der Eastern Conference hat auch Phoenix’ anhaltende Erfolglosigkeit einen gemeinsamen Nenner: den Teambesitzer. Robert Sarver präsidiert seit mehr als 15 Jahren über dieser Franchise, die ebenso planlos vor sich hindriftet wie ihr Besitzer. Der mischt sich gerne ein – zu gerne, mal mehr, mal weniger. Er stellt die falschen Leute ein, will Taktik und Spielerverpflichtungen

Stats 2018/19 NAME Devin Booker Kelly Oubre Deandre Ayton Ricky Rubio Tyler Johnson Dario Saric Frank Kaminsky Mikal Bridges Cheick Diallo Élie Okobo Aron Baynes Cameron Johnson* *North Carolina

74

SP 64 40 71 68 13 68 47 82 64 53 51 36

MPG 35,0 29,5 30,7 27,9 31,2 23,9 16,1 29,5 14,0 18,1 16,1 29,9

FG% 46,7 45,3 58,5 40,4 36,8 45,4 46,3 43,0 62,0 39,3 47,1 50,5

3P% 32,6 32,5 0,0 31,1 32,1 38,3 36,0 33,5 25,0 29,5 34,4 45,7

eFG% 52,1 51,5 58,5 45,8 44,0 54,0 54,7 52,3 62,2 46,0 51,8 -

FT% 86,6 76,1 74,6 85,5 87,2 87,5 73,8 80,5 74,6 78,7 85,5 81,8

RPG 4,1 4,9 10,3 3,6 4,0 5,5 3,5 3,2 5,2 1,8 4,7 5,8

APG 6,8 1,6 1,8 6,1 4,2 1,5 1,3 2,1 0,5 2,4 1,1 2,4

SPG 0,9 1,4 0,9 1,3 1,1 0,6 0,3 1,6 0,5 0,6 0,2 1,2

BPG 0,2 1,0 0,9 0,1 0,5 0,1 0,3 0,5 0,5 0,1 0,7 0,3

TPG 4,1 1,8 1,8 2,6 1,1 1,1 0,9 0,9 0,8 1,3 0,8 1,5

FPG 3,1 2,8 2,9 2,6 1,9 2,1 1,4 2,5 1,8 2,1 2,5 1,5

PPG 26,6 16,9 16,3 12,7 11,1 10,5 8,6 8,3 6,0 5,7 5,6 16,9

aus der Führungsetage vorgeben, ohne jedoch Ahnung von Basketball zu haben. Das ist problematisch. Zuletzt traf es Igor Kokoskov, den erst vergangenen Sommer eingestellten Cheftrainer, der nach nur einer Saison an der Seitenlinie prompt wieder entlassen und durch Monty Williams ersetzt wurde. General Manager Ryan McDonough erwischte es eine Woche vor Start der Saison, James Jones trifft mittlerweile die Personalentscheidungen in der Wüste. Williams lernte bei den San Antonio Spurs, wie erfolgreicher Basketball gelehrt wird, coachte später fünf Jahre in New Orleans (43,9 Prozent Erfolgsquote) und verbrachte das vergangene Jahr als Assistenztrainer bei den Philadelphia 76ers. Williams betonte direkt nach seiner Einstellung, dass er schnellen, smarten Basketball spielen will, ohne dabei kopflos nach vorne zu preschen oder den Ball zu isolieren. „Schuss, Drive oder Pass“, schnelle Ball- und Spielerbewegung, all das klingt stark nach dem System, das die Spurs zu einer der erfolgreichsten Franchises aller Zeiten gemacht hat. Einer der Hauptgründe, warum Jones als prominentesten Free Agent Ricky Rubio nach Arizona holte, war die Spielmacher-Qualität des Spaniers. Karrieredurchschnittswerte von 11,1 Punkten, 4,2 Rebounds und 7,7 Assists mögen niemanden vom Hocker reißen – zumal seine Fähigkeiten als Schütze weiterhin unterdurchschnittlich bleiben (Karriere 32,2 Prozent Dreier). Als


Bilanz 18/19: 19-63

Power Ranking:

Spielmacher, Regisseur und Vorbereiter hat Rubio jedoch eine klare Marke hinterlassen, sowohl in Minnesota als auch zuletzt in Utah. Sein Basketball-IQ wird nicht nur dafür sorgen, dass der beste Spieler der Suns, Devin Booker, künftig mehr abseits des Balles agieren kann und freiere Würfe serviert bekommt. Rubios Ruppigkeit wird die zweitmieseste Defensive ebenfalls aufpolstern. Booker etablierte sich in seinem vierten Jahr als einer der besten Scorer der NBA. Der ehemalige 13. Pick legte zum vierten Mal in Folge mehr Punkte als in der Vorsaison auf. Seine 26,6 Zähler

pro Abend waren gut genug für Rang sechs ligaweit. Nur James Harden, Paul George, Giannis Antetokounmpo, Joel Embiid und Steph Curry erzielten mehr im Schnitt. Booker kann mittlerweile mehr als nur schießen und scoren. Mit zuletzt 6,8 Assists im Schnitt und einer Assistrate von 34 Prozent stellte er zunehmend sein Können als Regisseur unter Beweis. Eine gesunde Dosis Abschlüsse aus dem Catch-and-Shoot, gemischt mit Würfen aus dem Dribbling, könnte Booker an 30 Punkten im Schnitt kratzen lassen. Die angenehmste Überraschung war Rookie-Center Deandre Ayton. Zwar bekam das inmitten einer verkorksten Suns-Saison und angesichts des fehlerlosen Debüts von Luka Doncic niemand mit … aber der Mann von den Bahamas legte grandiose 16,3 Punkte, 10,3 Rebounds und eine Trefferquote von 58,5 Prozent im Schnitt auf. Bereits als 20-Jähriger war Ayton am Zonenrand kaum zu stoppen und kontrollierte die Bretter. Seine Mobilität, Treffsicherheit von außen und der hohe Basketball-IQ machen Lust auf mehr.

Sein nächster Schritt muss jetzt sein, auch defensiv eine klare Präsenz zu werden, die den Unterschied ausmacht. Vielleicht kann er sich von Neuzugang Aron Baynes ein paar Tricks abschauen. Der ist einer der härtesten Typen in der Liga. Auch wenn der Australier vermutlich nicht lange im US-Bundesstaat Arizona auflaufen wird: Seine physische und irritierende Art wird Respekt einfordern, den die Suns lange nicht bekommen haben. Wie die Fähigkeiten von Booker und Ayton maximiert werden, werden Coach Williams und sein smart zusammengestellter Stab von Assistenten austüfteln müssen. Nach der Akquisition von Tyler Johnson aus Miami funktionierte das Duo im positiven Net-Bereich – ein absolutes Indiz dafür, dass es als Nukleus funktionieren kann. Es würde helfen, wenn die jungen Flügelspieler im Kader zu soliden Schützen und konstanten Komplementär-Optionen reifen könnten. Kelly Oubre Jr. legte nach seinem Trade aus Washington 16,9 Punkte pro Partie auf, traf allerdings unterdurchschnittliche 32,5 Prozent von Downtown. Rookie Mikal Bridges fiel ebenfalls positiv auf, startete in 56 von 82 Partien und zeigte Ansätze eines künftigen Edelverteidigers. Auch er blieb mit 33,5 Prozent von außen blass. Vielleicht zeigt Cameron Johnson, warum sich die Suns im Draft-Vorfeld dermaßen in ihn verguckt hatten, dass sie ihn geschätzte zehn Positionen „zu früh“, an Nummer elf, selektierten. Johnson traf während seiner College-Karriere mehr als 40 Prozent seiner Dreier und gilt als einer der besten Schützen dieses Jahrgangs. Auf Power Forward rüsteten die Suns mit Dario Saric und Frank Kaminsky auf. Saric hat erst drei NBASaisons auf dem Buckel und kann diesem Team als veritabler Stretch-Big eine Dimension verleihen, die es bisher nicht hatte. Kaminsky will seiner in Charlotte enttäuschenden NBA-Karriere einen neuen Impuls geben. Wem die Transaktionen des Sommers zu positiv klingen, dem seien an dieser Stelle auch die Schattenseiten schnell beleuchtet. Der Preis für Rubio war exorbitant hoch. Die Kosten, einen der unzähligen Draft-Fehler

der jüngsten Vergangenheit (Josh Jackson) loszuwerden, müssen ebenfalls berücksichtigt werden – zumal neben Jackson auch Dragan Bender und T.J. Warren gegangen wurden. Transaktionen können nie in einem Vakuum interpretiert, sondern müssen stets im Gesamtkontext der umfassenderen Planung einer Franchise analysiert werden. Zwar treffen mittlerweile andere Köpfe die Entscheidungen – wer aber garantiert, dass auch dieser jüngste, ambitionierte Plan nicht in weniger als 24 Monaten wieder in der Mülltonne verschwindet und Sarver neue Leute einstellt? Phoenix geht sicherlich mit mehr personeller Qualität und fähigeren Männern in die neue Saison. Jones und Williams haben Championship-Erfahrung und genießen Respekt in der Branche. Lautstark ausgelacht werden die Suns also eine ganze Weile nicht mehr – vor allem, wenn die stille Arbeitermentalität des Trainerstabs bei den größtenteils jungen Profis hängen bleibt. Der Unterschied zum zweitschlechtesten Team der Conference, Dallas, war jedoch so exorbitant groß und das spielerische Potenzial der Suns derweil so begrenzt, dass Williams & Co. weitaus mehr Arbeit vor sich haben als zunächst vermutet. Hoffentlich bekommen sie genügend Zeit dafür.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Mit Booker (einem der besten Scorer der Liga) und

Angriff und Verteidigung waren so dermaßen

Phoenix hat aufgerüstet, geht mit mehr Qualität

Ayton (einer Double-Double-Maschine unter den

schlecht, dass allein der Weg zurück ins Mittelmaß

in die neue Spielzeit. Jones und Williams haben

Brettern) haben die Suns ein famoses, junges Duo.

ewig lang erscheint. Die Defensive vieler Schlüssel-

Championship-Erfahrung und genießen Respekt in

Oubre, Bridges und Cam Johnson vervollständigen

spieler wirft Fragen auf. Die Suns waren kein gutes

der Branche. Das ist wichtig, um sich nicht schon

den aufregenden Kern. Mit Rubio setzt sie in nächs-

Shooting-Team. Katastrophale Franchise-Kultur,

wieder lächerlich zu machen. Der Abstand zum

ter Zukunft einer der besten Passgeber der NBA in

personifiziert vom inkompetenten und wankel-

Rest der Conference war jedoch so gigantisch, dass

Szene. Saric und Baynes verstärken den Frontcourt.

mütigen Robert Sarver. Zu viele Niederlagen in den

Phoenix selbst mit zehn Siegen mehr als im Vorjahr

Monty Williams ist ein fähiger Kommunikator und

letzten Jahren. Viele Fans haben sich abgewendet,

weiterhin zu den schlechtesten Teams im Westen

guter Coach.

einige Spieler verlieren die Geduld.

zählen würde.

Wird am ehesten ...

Fotos: Alex Goodlett/Elsa/Getty Images

25

Western Conference

… GETRADET:

A. Baynes

… ALL STAR:

D. Booker

… VERSAUERN:

F. Kaminsky

… ÜBERRASCHEN:

D. Ayton

… ENTTÄUSCHEN:

F. Kaminsky

… BESTER NEUZUGANG:

R. Rubio

… BESTER SHOOTER:

C. Johnson

Good Red vs Bad Red Best Case Charles Barkley macht Sarver ein Angebot, das der nicht ablehnen kann. Der Chuckster stellt Steve Nash als Coach und Kevin Johnson als Präsident ein. Die ganze Liga spricht über die tolle neue Franchise-Kultur. Im Sommer unterschreibt Anthony Davis als FA.

Worst Case Sarver will das Team motivieren. „Irgendwas mit G.O.A.T.s“, denkt er sich. Er bestellt 500 Ziegen und parkt sie über Nacht in der Arena. Booker rutscht auf einem Fladen aus … Achillessehnenriss. Sarver verliert die Lust und verkauft … an James Dolan.

75


Portland Trail Blazers

Team-Infos

Gegründet: 1970 Meisterschaften: 1 Arena: Moda Center

Zuschauer: 19.980 Gehälter 19/20: 145,0 Mio. $ Topverdiener: D. Lillard (29,8 Mio. $)

Double Trouble Text: Christian Orban

Depth Chart POS

Name

Größe

Alter

PG

D. Lillard

1,90

29

A. Simons

1,93

20

C.J. McCollum

1,90

28

K. Bazemore

1,96

30

SG

SF

PF

C

G. Trent Jr.

1,98

20

R. Hood

2,03

26

M. Hezonja

2,03

24

N. Little

1,98

19

Z. Collins

2,13

21

A. Tolliver

2,03

34

S. Labissiere

2,11

23

H. Whiteside

2,13

30

P. Gasol

2,13

39

J. Nurkic

2,13

25

D

Heimlicher Liebling: C.J. McCollum

Mit 28 Jahren steht C.J. McCollum in der Blüte seiner Karriere. Er brilliert als ballgewandter Scorer und lauffreudiger Schütze. Kein NBA-Spieler legt im Angriff längere Wege zurück, nur wenige tanzen gegnerische Abwehrreihen so gekonnt aus.

ie Portland Trail Blazers haben 2018/19 ihre erfolgreichste Saison seit 19 Jahren gespielt. Erstmals nach 2000 zogen sie überraschend in die Conference-Finals ein. Dort blieben die im Westen drittplatzierten Blazers gegen die Warriors zwar sieglos, doch boten sie eine durchaus kompetitive Serie dar. Portland profitierte in den Playoffs 2019 gewiss davon, dass das Team nicht früh auf einen Mitfavoriten auf den Titel traf. Indes sollte das die Saisonleistung nicht schmälern. Auch weil die Pioniere ohne Center Jusuf Nurkic, der im März einen schweren Beinbruch erlitt, beherzt voranschritten. Die Erfolgsträger waren dabei bekannte Gesichter: All-NBA-Guard Damian Lillard und Backcourt-Buddy C.J. McCollum. Sie sind eines der gefährlichsten Scoring-Duos der Liga,

Stats 2018/19 NAME Damian Lillard C.J. McCollum Jusuf Nurkic Hassan Whiteside Kent Bazemore Rodney Hood Mario Hezonja Zach Collins Anthony Tolliver Pau Gasol Anfernee Simons Nassir Little* *North Carolina

76

SP 80 70 72 72 67 27 58 77 65 77 20 36

MPG 35,5 33,9 27,4 23,3 24,5 24,4 20,8 17,6 16,6 23,5 7,1 18,2

FG% 44,4 45,9 50,8 57,1 40,2 45,2 41,2 47,3 38,2 45,8 44,4 47,8

3P% 36,9 37,5 10,3 12,5 32,0 34,5 27,6 33,1 37,7 35,8 34,5 26,9

eFG% 52,2 52,7 51,0 57,2 47,2 51,8 45,7 52,3 53,9 49,2 52,4 -

FT% 91,2 82,8 77,3 44,9 72,6 80,5 76,3 74,6 78,3 75,6 56,3 77,0

RPG 4,6 4,0 10,4 11,3 3,9 1,7 4,1 4,2 2,7 4,6 0,7 4,6

APG 6,9 3,0 3,2 0,8 2,3 1,3 1,5 0,9 0,7 1,7 0,7 0,7

SPG 1,1 0,8 1,0 0,6 1,3 0,8 1,0 0,3 0,3 0,2 0,1 0,5

BPG 0,4 0,4 1,4 1,9 0,6 0,3 0,1 0,9 0,3 0,5 0,0 0,5

TPG 2,7 1,5 2,3 1,3 1,8 0,7 1,5 1,0 0,6 0,5 0,6 1,3

FPG 1,9 2,5 3,5 2,7 2,5 1,7 1,9 2,3 1,4 1,0 0,5 1,6

PPG 25,8 21,0 15,6 12,3 11,6 9,6 8,8 6,6 5,0 3,9 3,8 9,8

das für gegnerische Defensiven „Double Trouble“ bedeutet. Mit den beiden spielund wurfstarken Guards konnte Portland zuletzt eine Top-5-Offense aufbieten, die als Erfolgsgarant fungierte. Lillard steht dabei wie McCollum in der Blüte seiner Karriere. 2018/19 spielte der geschätzte Teamplayer und Anführer seine vielleicht beste Saison. So ist Lillard derzeit einer der versiertesten Angreifer der NBA: herausragend als Dribbler im Blocken-und-Abrollen, superb als Sprungwerfer aus der Bewegung und kreativ wie effektiv beim Zug zum Korb. Zudem kommt der Abo-All-Star an die Freiwurflinie und passt sehr gut auf den Ball auf, den er nun auch unter Druck entscheidungssicher verteilt. Während „Logo Lillard“ mit seiner Anziehungskraft und Dreiergefahr die seit Jahren hocheffiziente Pick-andRoll-Offense der Blazers dominiert, agiert sein kongenialer Partner mehr abseits des Balles. Denn McCollum ist ein exzellenter Schütze, der sich klug bewegt und indirekte Blöcke zu nutzen versteht. Nicht zufällig hat er vier Jahre in Folge im Angriff ligaweit die weitesten Wege zurückgelegt. Zugleich ist der lauffreudige Dreierschütze ein variabler Angreifer, der sich den eigenen Wurf kreiert und sekundäres Playmaking liefert. Nämlich ein ballsicherer Pick-and-Roll-Guard, der besonders in der Halbdistanz als Shotmaker brilliert. Im Gegensatz zu Lillard zieht McCollum aber kaum Fouls und bedient seine Mitspieler zu selten.


Bilanz 18/19: 53-29

Power Ranking:

Was die beiden LeichtbauGuards verbindet, ist der Fakt, dass sie defensiv angreifbar bleiben. Das ist gleichwohl okay, da sie offensiv sehr viel Verantwortung tragen und einen Großteil aller Blazers-Punkte erzielen. So bilden Lillard und McCollum seit Jahren und auch zukünftig das Rückgrat der Franchise aus Oregon. Schließlich haben beide im Sommer vorzeitige Vertragsverlängerungen unterschrieben. Belohnt wurde auch die Arbeit von Coach Terry Stotts und Manager Neil Olshey, die Folgeverträge erhielten. Denn unter ihrer Führung haben die Blazers

seit 2014 stets die Playoffs erreicht. Eine respektable Bilanz für ein Small-MarketTeam, das im Nordwesten der USA kompetitiv aufgestellt ist. Indes wurde in der Endrunde 2019 abermals auch deutlich, dass die Qualität im Kader höheren Zielen letztlich nicht genügt. So sind die Pioniere in der Spitze zwar stark besetzt, doch mangelte es ihnen in der Breite an vielseitigen Ergänzungsspielern, die verlässlich für Entlastung sorgen. Gerade auf großer Bühne war die Abhängigkeit von Lillard und McCollum omnipräsent. Nicht zuletzt, weil mit Jusuf Nurkic der dritte Leistungsträger fehlte. Bis zu seinem Ausfall hatte sich der Center stark verbessert und produktiv gezeigt. Als dominanter Rebounder und absinkender Ringbeschützer verankerte er die mediokre Defense (16. Platz) zuverlässig. Im Angriff überzeugte Nurkic als sekundärer Playmaker und effektiver Blocksteller, der maßgeblich dafür sorgte, dass Portland 2018/19 ligaweit die meisten Screen-Assists markierte. Beim Abschluss fehlt dem Bosnier zwar noch immer der Touch,

doch trat er auch als Scorer konstanter in Erscheinung. Dass er wohl noch bis zum Frühjahr ausfällt, ist demnach ein herber Verlust für „Rip City“. Um diesen einzudämmen und den beiden Guards mehr offensive Unterstützung zu gewähren, hat Neil Olshey den Kader im Sommer umgebaut. Vor allem im Frontcourt verließen mit Al-Farouq Aminu, Moe Harkless und Evan Turner drei unbeständige und wurfschwache Angreifer, aber auch die vielseitigsten Verteidiger das Team. Neu in Oregon sind dafür die Big Men Hassan Whiteside, Pau Gasol und Anthony Tolliver. Hinzu kommen auf dem Flügel Kent Bazemore, Mario Hezonja und der 19-jährige Nassir Little. Ob dieser Personalwechsel besteht im Camp der Pioniere die Hoffnung, dass das Team weiterhin wachsen und später auch mit Nurkic voranschreiten kann. Zugleich wirft die Präsenz der neuen Ergänzungsspieler Fragen auf, die Portland 2019/20 beantworten muss. Etwa diese: Funktioniert ein Big-Man-Duo bestehend aus Whiteside und Drittjahresprofi Zach Collins, der mangels Alternativen auf die Vier rückt? Beide sind blockstarke Ringbeschützer, aber sehr foulanfällig und haben (in Collins’ Fall noch) keinen stabilen Distanzwurf im Repertoire. Collins muss dabei als beweglicher Stretch-Big einen Schritt nach vorn machen. Gelingt ihm das? Whiteside wird 2020 vertragsfrei und entsprechend motiviert auftreten. Auch sollten ihm Portlands Veteranen und die exzellente Teamkultur in dieser Hinsicht helfen. Als Platzhalter für Nurkic dürfte sich der launische Ex-Heatle als absinkender Big Man, der die Zone und die Bretter kontrolliert, defensiv gut einfügen. Offensiv agiert Whiteside ebenfalls eher stationär. Gleichwohl ist er ein starker Finisher, der zum Ring abrollen und sich dort Abpraller krallen kann. Harte Screens und Passfähigkeiten lässt er hingegen wie ein ausgeprägtes Spielverständnis vermissen. Hier wird Nurkic fehlen, auch wenn Routinier Pau Gasol und Stretch-Big Anthony Tolliver in limitierten Minuten aushelfen können. Auf der Drei startet Rodney Hood, der im Sommer in „Rip City“

verlängerte. Er ist ein fähiger, wenn auch inkonstanter Korbjäger – mehr nicht. Backup Mario Hezonja bringt ein wenig Flexibilität, da er beide ForwardPositionen bekleiden und ansatzweise den Ball verteilen kann. Rookie Nassir Little hat Three-and-D-Potenzial, wird in der Rotation vorerst aber keine nennenswerte Rolle spielen. Kent Bazemore soll unterdessen von Downtown treffen und mit seinen langen Armen auf den Außenpositionen engagiert verteidigen. Dies ist dem werdenden Free Agent zuzutrauen – sekundäres Playmaking, das Portland neben Flügel-Defense ebenso gut gebrauchen könnte, wohl eher nicht. Apropos Spielmacher: Ein echter Ersatz-Aufbau fehlt den Blazers bisher. Daher wird Coach Stotts die Minuten von Lillard und McCollum mehr staffeln müssen, um stets einen verlässlichen Ballführer auf dem Feld zu wissen. Etwa an der Seite von Sophomore Anfernee Simons, der erst 141 NBA-Minuten gespielt hat, aber als vielseitiger Scorer und starker Schütze immenses Potenzial birgt. Ihm ist im Backcourt eine größere Rolle zugedacht. Ob der hochveranlagte 20-Jährige diese schon ausfüllt? Generell scheint dies eine sinnvolle Maxime zu sein, wenn es um die 50. Saison der Blazers geht.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Angriff: In puncto Scoring und Shooting eine der

Die Unwucht im Kader: Die Forward-Positionen

Allein aufgrund der Backcourt-Buddies, die wieder

schlagkräftigsten Combos der NBA. Lillard und

sind eher behelfsmäßig dünn besetzt. Zudem

für „Double Trouble“ sorgen werden, sollten die

McCollum entscheiden Spiele und Serien. Die

fehlt ein echter Ersatz-Aufbau. Die Abhängigkeit

Blazers nicht unterschätzt werden. Dass sie ihren

Pick-and-Roll-Offense sollte erneut durch ihre

von Lillard und McCollum ist traditionell immens,

eigenen Ansprüchen im umkämpften Westen der

Effektivität und Effizienz bestechen. Teamchemie:

der Angriff ohne weitere verlässliche Ballführer

NBA hinterherlaufen, ist indes denkbar. So scheinen

Die Blazers sind erfahren, gut gecoacht und ge-

und Passgeber ausrechenbar. Nicht zuletzt ist

die Playoffs zwar sicher, doch wirft der umgebaute

führt. Die Rollen scheinen klar verteilt. Whiteside

das Team defensiv angreifbar und wohl noch

Kader einige Fragen auf, die an einer Wiederholung

dürfte Nurkic als Ringbeschützer und Rebounder

schwächer als im Vorjahr, da kaum ausgewiesene

der Erfolgssaison 2018/19 zweifeln lassen.

würdig vertreten, weil er in einem Vertragsjahr ist.

Verteidiger parat stehen.

Wird am ehesten ...

Fotos: Jonathan Ferrey/Sam Forencich/NBAE via Getty Images

09

Western Conference

… GETRADET:

H. Whiteside

… ALL STAR:

D. Lillard

… VERSAUERN:

N. Little

… ÜBERRASCHEN:

A. Simons

… ENTTÄUSCHEN:

R. Hood

… VOM LOGO TREFFEN:

D. Lillard

… FOULTROUBLE HABEN:

Z. Collins

Good Red vs Bad Red Best Case Gasol wird Whiteside als persönlicher Mentor zur Seite gestellt. Der Effekt ist frappierend: Sichtlich geerdet und fokussiert, macht dieser seinem neuen Spitznamen „Brightside“ alle Ehre. Die Blazers marschieren als Einheit erneut bis ins Westfinale.

Worst Case Hezonja schmeißt aus Langeweile „Balkan-Partys“, auf denen Songs von Tram 11, Bijelo Dugme und Severina laufen. Als Lillard ein Video von Severina sieht, ist es um ihn geschehen … Er retired und schließt sich Cibona Zagreb an, um an sie ranzukommen.

77


Sacramento Kings

Team-Infos

Gegründet: 1948 Meisterschaften: 1 Arena: Golden 1 Center

Zuschauer: 17.608 Gehälter 19/20: 112,5 Mio. $ Topverdiener: H. Barnes (24,1 Mio. $)

Optimismus Text: Sebastian Dumitru

Depth Chart POS

Name

Größe

Alter

PG

D. Fox

1,91

21

SG

SF PF

C

C. Joseph

1,91

28

Y. Ferrell

1,80

26

K. Guy

1,88

22

B. Hield

1,93

26

B. Bogdanovic

1,98

27

J. James

2,01

22

H. Barnes

2,04

27

T. Ariza

2,04

34

N. Bjelica

2,08

31

H. Giles III

2,08

21

C. Swanigan

2,06

22

M. Bagley III

2,11

20

D. Dedmon

2,13

30

R. Holmes

2,08

24

Heimlicher Liebling: De’Aaron Fox

D

De’Aaron Fox ist einer der elektrisierendsten Spieler der Welt. Purer Speed … aber die kontrollierte Art, die das Team besser macht. Irre Assist-zuBallverlust-Rate und trotzdem Highlights satt.

ie Sacramento Kings überraschten Beobachter in 2018/19. Viele sahen die Kalifornier „überdeutlich“ die Playoffs verpassen. Ein Fiasko, würden sie doch so ihren hohen Draftpick an Boston via Philadelphia verlieren – dank eines wenig intelligenten Trades für Nik Stauskas aus dem Jahr 2015. Stattdessen gewann die junge Mannschaft von Coach Dave Joerger so viele Partien wie seit 13 Jahren nicht. Damals stand der Klub als Achter der Western Conference zum bisher letzten Mal in der Postseason. Die aktuelle Kings-Edition gewann 39 Partien und wurde Neunter im Westen. Kombiniert mit den individuellen

Stats 2018/19 NAME Buddy Hield De‘Aaron Fox Marvin Bagley Harrison Barnes Bogdan Bogdanovic Dewayne Dedmon Trevor Ariza Nemanja Bjelica Richaun Holmes Harry Giles Cory Joseph Yogi Ferrell

78

SP 82 81 62 28 70 64 26 77 70 58 82 71

MPG 31,9 31,4 25,3 33,9 27,8 25,1 34,0 23,2 16,9 14,1 25,2 15,0

FG% 45,8 45,8 50,4 45,5 41,8 49,2 37,9 47,9 60,8 50,3 41,2 43,5

3P% 42,7 37,1 31,3 40,8 36,0 38,2 36,0 40,1 0,0 0,0 32,2 36,2

eFG% 56,0 49,7 52,5 54,0 49,6 57,1 48,9 56,6 60,8 50,3 46,2 51,1

FT% 88,6 72,7 69,1 80,0 82,7 81,4 83,7 76,1 73,1 63,7 69,8 89,6

RPG 5,0 3,8 7,6 5,5 3,5 7,5 5,6 5,8 4,7 3,8 3,4 1,5

APG 2,5 7,3 1,0 1,9 3,8 1,4 3,3 1,9 0,9 1,5 3,9 1,9

SPG 0,7 1,6 0,5 0,6 1,0 1,1 1,5 0,7 0,6 0,5 1,1 0,5

BPG 0,4 0,6 1,0 0,1 0,2 1,1 0,3 0,7 1,1 0,4 0,3 0,1

TPG 1,8 2,8 1,6 1,1 1,7 1,3 1,5 1,1 0,7 1,3 1 0,6

FPG 2,5 2,5 1,9 1,5 2,0 3,3 1,7 2,6 2,8 2,6 1,6 0,9

PPG 20,7 17,3 14,9 14,3 14,1 10,8 9,9 9,6 8,2 7,0 6,5 5,9

Fortschritten, die junge Leistungsträger wie De’Aaron Fox und Buddy Hield zeigten, war die Saison ein Erfolg. Nach einer soliden, aktiven Offseason fragen sich nicht nur die Fans in „Sactown“: Ist dieser Kader stark genug, um endlich die längste PlayoffDürre der NBA zu beenden? Das schlechte Verhältnis von Joerger zum Management, wo die ehemaligen Profis und KingsLegenden Vlade Divac und Peja Stojakovic die Strippen ziehen, wurde dem Basketballlehrer zum Verhängnis. Der Coach musste nach nur drei Jahren im Amt gehen. An seiner Stelle installierten die Serben Luke Walton, der bei den Los Angeles Lakers vor die Tür gesetzt wurde. Walton kommt mit Meisterschaftserfahrung, einer entspannten „Player’s Coach“-Mentalität und dem Ruf, ein exzellenter Mentor für junge Talente zu sein. Sacramento hat acht Spieler im Kader, die 26 Jahre oder jünger sind. Kann Walton seine Qualitäten als Förderer unter Beweis stellen? Oder machen ihm die gestiegenen Erwartungen der Führungsriege einen Strich durch die Rechnung, so wie zuletzt in Los Angeles? Waltons Lebensversicherung ist einer der spektakulärsten Backcourts der Liga: Fox und Hield spielten sich in die öffentliche Wahrnehmung und scheinen bereit, diese Franchise


Bilanz 18/19: 39-43

Power Ranking:

wieder zum Erfolg führen zu können. Die beiden produktivsten Spieler der Kings sorgten für Begeisterung und kollektiven Optimismus. Fox demonstrierte eindrucksvoll, dass man niemanden bereits nach seinem RookieJahr abschreiben sollte. Der vielleicht schnellste Spieler der Liga musste nur lernen, wie er seine unbändige Energie in die richtigen Bahnen lenkt. Heraus kam eine Spielzeit, in der sich Fox als Scorer, Vorbereiter, Shooter und Verteidiger in völlig anderen Sphären bewegte. Seine Zahlen stiegen sowohl in puncto Volumen als auch

Effizienz drastisch. Dass er zu den zehn besten Akteuren bei der Assistzu-Ballverlust-Rate zählte, ist ebenso wichtig wie die Tatsache, dass er seine Dreierquote von 31 Prozent als Rookie auf 37 Prozent anheben konnte. Mehr Raum für seine unwiderstehlichen Drives ermöglichen einfachere Punkte für alle. Die Kings spielten mit der fünftschnellsten Pace der Liga und waren dennoch eines der diszipliniertesten Teams in der NBA. Fox’ Weg zum All Star ist bereits vorgezeichnet. Vielleicht kommt ihm sein eigener Teamkollege da zuvor. Hield ist gut fünf Jahre älter als Fox und damit natürlich viel weiter in seiner Entwicklung. Einst als Dreingabe im DeMarcus-Cousins-Trade belächelt, hat Hield in der Association genau das getan, was ihn bereits während seiner College-Zeit in Oklahoma auszeichnete: Er riss sich jeden Sommer den Arsch auf, kam als besserer, effektiverer Basketballspieler aus der Pause zurück. Sein Scoring-Schnitt steigt stetig, zuletzt waren es 20,7 Punkte im Schnitt bei fast 60-prozentiger True-

Shooting-Quote. Hield trifft so sicher, dass nur James Harden, Steph Curry und Paul George insgesamt mehr Dreier versenkten. Und: Außer ihm kamen nur zwei Spieler ligaweit auf mindestens 3,0 Dreier pro Spiel bei mindestens 40 Prozent Trefferquote von Downtown. Ihre Namen: Steph Curry und Klay Thompson. Hield ist „Splash“, und Hield ist „clutch“. Spieler und Fans wissen, zu wem der Ball geht, wenn das Spiel eng ist. Mit mehr als 50-prozentiger Trefferquote aus beiden Ecken, 40,5 Prozent von der Birne oben und 88,9 Prozent von der Freiwurflinie ist auch klar, warum. Verbessert Hield sein Spiel abseits des Balles und das Playmaking, werden Erinnerungen an Bradley Beal wach ... und das All-Star-Game rückt immer näher. Marvin Bagley III zeigte eine typische Rookie-Saison. Ihm setzte eine allgemeine Verunsicherung zu, war seine Rolle doch lange nicht klar umrissen. Nach der All-Star-Pause legte der zweite Pick indes mächtig drauf, erzielte 18,5 Punkte und 9,2 Rebounds pro Partie und traf 39 Prozent seiner Dreierversuche. Sollte er diesen Trend auch als Vollzeitstarter auf der Vier bestätigen, hat der 20-Jährige eine unfassbar goldene Zukunft im Golden 1 Center vor sich. Schon jetzt besticht er durch seine Athletik, sein Spiel in Ringnähe, seine überraschend solide Defensive und seinen Antrieb. Sobald „MB3“ die Nuancen des Profispiels erlernt hat, kann es für ihn steil nach oben gehen! Mit Dewayne Dedmon und Richaun Holmes verpflichtete Manager Divac zwei weitere Big Men, die entweder neben Bagley auf der Fünf starten oder den Youngster entlasten können. Vor allem Dedmon wird eine wichtige Rolle zukommen. Der 30-jährige Veteran produzierte zuletzt für die Atlanta Hawks solide Werte. Seine größte Stärke ist die Robustheit unter den Brettern, gepaart mit seinem exzellenten Distanzwurf (38,3 Prozent bei 3,4 Versuchen pro Spiel), der Raum für Bagleys Manöver in der Zone oder Fox’ Drives schafft. Entschließt sich Walton, Bagley auf der Fünf starten zu lassen, hat er in Nemanja Bjelica einen fähigen StretchVierer, der in den vergangenen zwei Jahren jeweils mehr als 40 Prozent

von Downtown traf. Walton könnte sogar Harrison Barnes auf der Vier einsetzen und ultraklein bzw. -schnell spielen lassen. Der Forward, zur TradeDeadline aus Dallas gekommen und im Sommer für vier Jahre verlängert, absolvierte mehr als ein Drittel seiner Gesamtspielzeit im Kings-Trikot auf Power Forward, wo seine Mobilität und Treffsicherheit (mehr als 40 Prozent bei den Dreiern) gern gesehen wird. Bogdan Bogdanovic als Sechster Mann, Neuzugang Trevor Ariza als (in die Jahre gekommene) Three-and-D-Option auf dem Flügel, der junge Projektspieler Harry Giles III und Backup-Einser Cory Joseph komplettieren eine plötzlich tiefe, offensiv begabte Rotation. Sacramento wird sein Glück sicherlich in der Offensive suchen. Nicht nur, weil es hier an absoluten Edelverteidigern fehlt, sondern weil dank athletischer Vorteile vor allem in Transition leichte Punkte erzielt werden können. Die Playoffs mögen im zu tiefen Westen vielleicht ein Jahr zu früh kommen. Dieser Klub wird aber begeisternden, modernen Angriffsball spielen und vielleicht sogar die Hälfte seiner Spiele gewinnen. Es wäre das erste Mal seit 14 Jahren.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Offense. Schnelle Pace und gute Ballsicherheit.

Schwache Defense und keine echten Stopper im

Es herrscht so viel Optimismus wie schon lange

Solide Schützen auf allen Positionen. Fox, Hield und

Team. Mangelnde Help-Verteidigung und Ring-

nicht mehr in Sacramento. Mit Fox scheint endlich

Bagley sehen wie ein legitimer junger Kern aus.

schutz. Wer kümmert sich um die unzähligen

ein künftiger Franchise-Player gefunden zu sein,

Starker Backcourt, der Shooting, Speed, Scoring

Superstar-Wings innerhalb der eigenen Confe-

mit Hield eine gute zweite Option. Wenn jetzt auch

und Playmaking verbindet. Bagley zeigte als Rookie

rence? Teure Veteranen wurden verpflichtet, die

noch Bagley einschlägt, sind die Kings endgültig

sehr gute Ansätze für einen modernen Big Man.

den jungen Talenten Spiel- und Entwicklungszeit

zurück auf der NBA-Landkarte. Auch wenn die

Solide Additionen machen aus diesem Kader eine

wegnehmen werden. Walton mag ein netter Kerl

Playoffs im brutalen Westen wohl noch ein Jahr zu

tiefe und breit aufgestellte Truppe. Optimismus und

sein, aber ist er auch ein guter Coach? Längste

früh kommen: Dieses Team wird gewinnen und viel

gute Stimmung.

Playoff-Dürre der NBA, deshalb ungeduldige Fans.

Spaß machen.

Wird am ehesten ...

Fotos: Rocky Widner/Rocky Widner/NBAE via Getty Images

14

Western Conference

… GETRADET:

C. Joseph

… ALL STAR:

D. Fox

… VERSAUERN:

Y. Ferrell

… ÜBERRASCHEN:

H. Giles III

… ENTTÄUSCHEN:

T. Ariza

… DURCHBRECHEN:

M. Bagley III

… BESTER NEUZUGANG:

D. Dedmon

Good Red vs Bad Red Best Case Divac lockt Bagley im Training mit filterlosen Marlboros. Sie schauen gemeinsam Kings-Highlights der Nullerjahre. „So passt du blind vom Highpost, und so floppst du …“ Bagley führt die Liga bei den gezogenen Charges an und verteilt neun Assists pro Spiel.

Worst Case Vivek will „mal wieder was mit Social Media“ machen. Er lässt sich von ausgewählten Fans Vorschläge in der Trade Machine basteln ... und zwingt überzeugt dann Divac, Bagley und Fox für einen „erfahrenen Superstar“ zu traden. Es kommt: Andrew Wiggins aus Minnesota.

79


San Antonio Spurs

Gegründet: 1967 Meisterschaften: 5 Arena: AT&T Center

Team-Infos

Zuschauer: 18.418 Gehälter 19/20: 123,8 Mio. $ Topverdiener: D. DeRozan (27,7 Mio. $)

Automatisch Playoffs Text: Sebastian Dumitru

Depth Chart POS

Name

Größe

Alter

PG

D. Murray

1,95

22

P. Mills

1,83

31

B. Forbes

1,91

26 25

SG

SF PF

C

D. White

1,93

M. Belinelli

1,95

33

L. Walker IV

1,95

20

K. Johnson

1,98

19

D. DeRozan

1,98

30

D. Carroll

2,04

33

R. Gay

2,04

33

T. Lyles

2,08

23

L. Samanic

2,08

19

C. Metu

2,08

22

L. Aldridge

2,11

34

J. Pöltl

2,13

23

2

Heimlicher Liebling: Dejounte Murray

Der heute 22-jährige Dejounte Murray schaffte als jüngster Spieler aller Zeiten den Sprung in ein All-Defensive-Team. Nach Kreuzbandriss ist der 29. Pick 2016 zurück und bereit, zum „MIP“ zu werden. Popovich liebt ihn. Mit Recht!

018 war kein gutes Jahr für Gregg Popovich und seine San Antonio Spurs. Wenige Wochen nachdem die Texaner ihre schlechteste Spielzeit in 20 Jahren beendet hatten, mussten sie vor dem Start der Saison 2018/19 eine Reihe von weiteren Tiefschlägen hinnehmen, die natürlich nicht folgenlos bleiben konnten. Manu Ginobili beendete seine Karriere, Tony Parker zog es nach Charlotte, Kyle Anderson wechselte nach Memphis, und wie das ausgiebig ausgebreitete Drama um Finals-MVP Kawhi Leonard ausging, ist mittlerweile auch hinlänglich bekannt. Ohne Leonard und Danny Green, die nach Toronto getradet werden mussten, fehlten den Spurs ihre beiden besten Flügelverteidiger. Als sich dann auch noch das junge Defensiv-Ass Dejounte Murray das Kreuzband riss, schien es um das erfolgreichste Team des Millenniums

Stats 2018/19 NAME LaMarcus Aldridge DeMar DeRozan Rudy Gay Bryn Forbes DeMarre Carroll Marco Belinelli Derrick White Patty Mills Trey Lyles Jakob Pöltl Lonnie Walker Luka Samanic* *Union Olimpija

80

SP 81 77 69 82 67 79 67 82 64 77 17 50

MPG 33,2 34,9 26,7 28,0 25,4 23,0 25,8 23,3 17,5 16,5 6,9 18,4

FG% 51,9 48,1 50,4 45,6 39,5 41,3 47,9 42,5 41,8 64,5 34,8 48,4

3P% 23,8 15,6 40,2 42,6 34,2 37,2 33,8 39,4 25,5 0,0 38,5 33,8

eFG% 52,2 48,3 55,4 56,8 48,7 52,0 52,3 54,5 47,0 64,5 40,2 -

FT% 84,7 83,0 81,6 88,5 76,0 90,3 77,2 85,4 69,8 53,3 80,0 72,2

RPG 9,2 6,0 6,8 2,9 5,2 2,5 3,7 2,2 3,8 5,3 1,0 4,8

APG 2,4 6,2 2,6 2,1 1,3 1,7 3,9 3,0 1,4 1,2 0,5 0,9

SPG 0,5 1,1 0,8 0,5 0,5 0,4 1,0 0,6 0,5 0,4 0,4 0,5

BPG 1,3 0,5 0,5 0,0 0,1 0,1 0,7 0,1 0,4 0,9 0,2 0,4

TPG 1,8 2,6 1,7 1,0 1,1 0,9 1,4 1,1 1,1 0,6 0,2 1,4

FPG 2,2 2,3 2,3 1,9 1,7 1,5 2,2 1,6 1,5 1,6 0,4 2,0

PPG 21,3 21,2 13,7 11,8 11,1 10,5 9,9 9,9 8,5 5,5 2,6 8,0

endgültig geschehen zu sein, denn weder DeMar DeRozan noch sonst einer der zahlreichen Neuzugänge schien diese Masse an Ausfällen irgendwie auffangen zu können. Wie also sollte es Gregg Popovich schaffen, einen völlig neu zusammengestellten, schwächeren Kader zum 22. Mal in Folge in die NBA-Playoffs zu coachen? „Gar nicht“, war der kollektive Tenor, als die Spurs mit 14 Niederlagen aus den ersten 25 Partien in die Saison starteten und zwischenzeitlich auf Rang 14 in der Conference abstürzten. Der Chor der Ungläubigen verstummte aber schnell, als San Antonio innerhalb von zwei Monaten 21 von 29 und später noch einmal neun Spiele in Folge gewann. Die 22. konsekutive PlayoffTeilnahme und 22. konsekutive Saison mit einer positiven Bilanz war perfekt. Popovich, der im April Lenny Wilkens auf der All-Time-Siegesliste überholte, hat in San Antonio seit der Spielzeit 1997/98 insgesamt ganze 65 Tage unter 50-prozentiger Erfolgsquote verbracht. Das nächstbeste Team sind die Houston Rockets – mit fast drei Jahren total (1.007 Tage). Irgendwann muss aber jede Serie reißen. Gewiss auch die von Popovich, oder? Tatsächlich sah es zuletzt eher danach aus, als würde der Weg der Muster-Franchise in die falsche Richtung zeigen. Nicht nur, weil Popovichs Mannen zum zweiten Mal in Folge keine 50 Siege einfahren konnten, sondern zwei Erstrundenpleiten in Folge kassierten. Beides war in seiner Ägide zuvor nie passiert. Die besten Spieler


Bilanz 18/19: 44-38

Power Ranking:

sind in die Jahre gekommen, der Klub scheint endgültig im Hamsterrad der Mittelmäßigkeit gelandet zu sein. Steckt ausgerechnet in dieser Truppe ein famoser Turnaround und eine Rückkehr in die Elite der Western Conference? Eines muss klar sein: Solange Popovich an der Seitenlinie sitzt, sind und bleiben die Spurs im „Win now“Modus – mit der Playoff-Qualifikation als absolutem Minimalziel. Ein Blick auf den Kader offenbart eine klare Trennlinie zwischen Jung und Alt. Fünf der produktivsten Spurs sind jenseits der 30 Jahre:

LaMarcus Aldridge (34 Jahre), DeRozan (30), Patty Mills (31), Rudy Gay (33) und Marco Belinelli (33). Die fünf besten Talente sind allesamt 25 Jahre oder jünger: Murray (22), Derrick White (25), Lonnie Walker IV (20), Jakob Pöltl (23) und Trey Lyles (23). Diese Schieflage in der Kaderplanung ist ein Indiz dafür, dass die Spurs für die nächste Dekade planen und gleichzeitig wettbewerbsfähig bleiben wollen. Der Übergang in die nächste Ära findet hier soft und organisch statt, denn hohe Draftpicks, wie es einst Tim Duncan war, sind mit „Winning Basketball“ nicht zu holen. Duncan sitzt übrigens ab der kommenden Saison als Assistenztrainer an Popovichs Seite. Auch das ist ein mögliches Hinüberschalten in eine Zeit nach „Pop“. Bis dahin gilt es aber, die Probleme der Vorsaison abzustellen. Die hatte das Front Office schnell aufgedeckt. Einen untypischen statistischen Absturz bei der defensiven Effizienz (20. Rang nach sechs Jahren unter den Top 5) gilt es umzukehren. Das scheint realistisch: Die perfekte

Tsunami-Welle, die San Antonio 2018/19 zu ungewollten, kleinen Formationen zwang, ist vorbeigezogen. Dank der Rückkehr von Murray und der Verpflichtung von DeMarre Carroll können die Spurs wieder lange, defensivstarke Formationen aufs Parkett schicken und endlich wieder ihre präferierte Balance zwischen Angriff und Verteidigung herstellen. Die Kontinuität beim Personal wird helfen, die Fehler des Vorjahres auszumerzen. Nur zwei Teams bringen mehr Rotationsspieler zurück, nur zwei mehr Gesamtminuten aller Akteure, die vergangene Saison auf dem Platz standen. Popovich kann seinen Angriff weiterhin um die Scorer-Qualitäten von Aldridge und DeRozan aufziehen, hat mit dem Murray-White-Backcourt jedoch einen der defensivstärksten der Liga zur Hand und kann DeRozan auf die SmallForward-Position schieben. Dort hat der Vierfach-All-Star bereits in der Vorsaison viel besser funktioniert hat als auf Shooting Guard. DeRozan erzielte 21 Punkte, sechs Rebounds und eine neue Karrierebestmarke mit sechs Assists pro Partie. Aldridge lieferte derweil in gewohnter Manier ab: Der All Star brachte es allabendlich auf 21,3 Punkte, 9,2 Rebounds, 2,4 Assists und 52 Prozent aus dem Feld. Die Spurs nahmen und trafen mehr Mitteldistanzwürfe als jedes andere Team in der NBA. Mit großem Abstand. DeRozan und Aldridge, San Antonios Topscorer, waren die einzigen Spieler ligaweit, die mehr als sieben Versuche pro Abend aus diesem Bereich versuchten. Beide gingen mehr als fünf Mal pro Partie an die Freiwurflinie, wo sie über 80 Prozent ihrer Versuche netzten. Ihre kumulierten 42 Punkte im Schnitt waren die Basis der sechstbesten Attacke der NBA. Patty Mills blieb mit zehn Punkten im Schnitt bei 39 Prozent von Downtown effektiv. Drittbester Scorer des Teams war Rudy Gay, der als Power Forward 51 Partien von Beginn an auflief und grundsolide Leistungen als Schütze, Rebounder und Verteidiger zeigte. San Antonio tradete Davis Bertans in der Offseason nach Washington, Marcus Morris beging

Wortbruch und schloss sich trotz Zusage an die Spurs lieber den Knicks an. Carroll und Lyles werten beide ForwardPositionen auf. Beide sind vielseitig und wurfstark genug, um nicht nur solide zwanzig Minuten pro Abend zu sehen, sondern als Schachfiguren auf Popovichs Brett auch effiziente Aufstellungen der Spurs zu entschlüsseln. Apropos: Um das Maximum aus diesem Kader herauszukitzeln, werden die bereits angesprochenen Murray und White ihren Aufstieg fortsetzen müssen. Murray war vor seiner Verletzung der jüngste Spieler, der jemals in ein AllDefensive-Team gewählt wurde. White hatte zuletzt seine Breakout-Saison, überzeugte als Shooter, Scorer und Verteidiger. Einer der Projektspieler Walker, Pöltl, Luka Samanic oder Keldon Johnson wird heuer ins Rampenlicht rücken. Das ist der „Spurs Way“, so war es (gefühlt) schon immer. Die effiziente Offensive (siebtbestes Team beim True Shooting, Nummer eins bei den Dreiern), kombiniert mit stabilerer Defense, wird San Antonio auch in der kommenden Saison wieder mitten ins Playoff-Rennen bugsieren. Fürs Conference-Finale wird es nicht reichen, ein Platz unter den Top 8 sollte jedoch schon mal reserviert werden. Wie immer halt.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Bester Headcoach der Welt: Gregg Popovich. Tim

Es fehlt an Athletik, Shotblocking und Abrollern

Alle Jahre wieder: Just als es so aussah, als

Duncan ist „Pops“ neuer Assistenztrainer. Bestes

aus dem Pick-and-Roll. Zu methodisch, antiquiert

würden Popovichs Spurs abstürzen, powerte die

Mitteldistanz-Team, vor allem dank Aldridge und

wirkender Spielstil. Hochprozentig von der Dreier-

Offensive San Antonio zu einer weiteren Playoff-

DeRozan. Smarte, uneigennützige, effiziente Offen-

linie, aber die wenigsten Versuche von Downtown

Teilnahme. Ein personell besser besetzter Kader

sive – zuletzt Rang sechs beim Angriffsrating. Ver-

unter allen 30 Teams. Die Verteidigung war zuletzt

und eine stark verbesserte Defensive werden die

lieren fast nie den Ball. Beste Dreierquote der Liga,

untypisch durchlässig. Große Kluft zwischen

Texaner auch 2019/20 in den Dunstkreis der Top 8

vor allem aus den Ecken. Murray und White bilden

Veteranen und Youngstern, niemand hier ist in

schießen. Einer der größten Heimvorteile der NBA

einen der besten jungen Backcourts der NBA.

seiner „Prime“. Katastrophale Auswärtsbilanz –

und „Pop“ an der Seitenlinie garantieren es fast.

Wird am ehesten ...

Fotos: AAron Ontiveroz/MediaNews Group/The Denver Post via Getty Images

13

Western Conference

… GETRADET:

D. DeRozan

… ALL STAR:

L. Aldridge

… VERSAUERN:

L. Samanic

… ÜBERRASCHEN:

L. Walker IV

… ENTTÄUSCHEN:

D. Carroll

… DURCHBRECHEN:

D. Murray

… BESTER NEUZUGANG:

T. Lyles

Good Red vs Bad Red Best Case Als DeRozan verletzt ausfällt, verpflichtet Manager Buford einen ominösen Free Agent mit spanischem Akzent. Niemand hat von diesem alten, Toupet tragenden Guard mit dem Riesenzinken gehört, der vogelwild übers Parkett wirbelt und 25,0 PPG erzielt. Manu, bist du’s?

Worst Case Tim Duncan taucht im ersten Training auf – komplett mit „Punisher“-Knieschiene und Baggy-Shirt. Alle Youngsters kopieren ihn unaufgefordert und werden in den sozialen Kanälen von ihren Fans geröstet. Ihr Selbstvertrauen geht den Bach hinunter, keiner trifft mehr.

das schwächste aller Playoff-Teams im Westen.

81


Utah Jazz

Team-Infos

Gegründet: 1974 Meisterschaften: 0 Arena: Vivint Smart Home Arena

Zuschauer: 19.911 Gehälter 19/20: 119,0 Mio. $ Topverdiener: M. Conley (32,5 Mio. $)

Adäquate Additionen Text: Manuel Baraniak

Depth Chart POS

Name

Größe

PG

M. Conley

1,85

31

E. Mudiay

1,96

23

SG

SF PF

C

Alter

N. Williams-Goss

1,91

25

D. Mitchell

1,91

23

D. Exum

1,98

24

M. Oni

1,98

22

J. Ingles

2,03

32

R. O’Neale

1,98

26

B. Bogdanovic

2,03

30

J. Green

2,06

33

G. Niang

2,03

26

J. Brantley

2,01

23

R. Gobert

2,16

27

E. Davis

2,08

30

T. Bradley

2,08

21

M

Heimlicher Liebling: Joe Ingles

Der Australier mit den Geheimratsecken hat sich im Haifischbecken NBA freigeschwommen. Dem 32-Jährigen sieht man den Trashtalk wegen seiner Selbstironie nach. Unerschrockenheit, Spielwitz und Dreier machen Ingles zum idealen Rollenspieler.

anchmal ist Verteidigung eine Raketenwissenschaft. Eine „Rocket Science“, wie die USAmerikaner zu sagen pflegen – vor allem, wenn es gegen ein Team wie die Houston Rockets um deren Einzelkönner James Harden geht. Die Utah Jazz wurden für ihre Defensivstrategie in den diesjährigen Playoffs gegen den „Bärtigen“ ganz schön durch die Salzseen gezogen: Die Jazz gaben Harden so stark die rechte Seite, dass dessen Verteidiger mitunter nebenher oder sogar dahinter mitlief. Letztlich scheiterte das Team, wie schon im Vorjahr (dort in der zweiten Runde), mit 1-4 an Houston. In der jüngeren Vergangenheit wurde Utah immer wieder gerne als „Geheimtipp“ gehandelt – als das Team, das kurz vor dem Titelfavoriten-Status steht. Nachdem sich die Jazz unter ihrem Headcoach Quin Snyder kontinuierlich gesteigert und in der Saison 2016/17 sehr gute 51 Siege eingefahren hatten,

Stats 2018/19 NAME Donovan Mitchell Mike Conley Bojan Bogdanovic Rudy Gobert Emmanuel Mudiay Jeff Green Joe Ingles Dante Exum Ed Davis Tony Bradley Royce O‘Neale Georges Niang

82

SP 77 70 81 81 59 77 82 42 81 3 82 59

MPG 33,7 33,5 31,8 31,8 27,2 27,2 31,3 15,8 17,9 12,0 20,4 8,7

FG% 43,2 43,8 49,7 66,9 44,6 47,5 44,8 41,9 61,6 50,0 47,5 47,5

3P% 36,2 36,4 42,5 0,0 32,9 34,7 39,1 29,0 0,0 0,0 38,6 41,0

eFG% 49,3 50,7 57,5 66,9 49,3 55,5 56,5 45,6 61,6 50,0 57,4 59,4

FT% 80,6 84,5 80,7 63,6 77,4 88,8 70,7 79,1 61,7 50,0 76,2 83,3

RPG 4,1 3,4 4,1 12,9 3,3 4,0 4,0 1,6 8,6 5,0 3,5 1,5

APG 4,2 6,4 2,0 2,0 3,9 1,8 5,7 2,6 0,8 0,3 1,5 0,6

SPG 1,4 1,3 0,9 0,8 0,7 0,6 1,2 0,3 0,4 0,7 0,7 0,2

BPG 0,4 0,3 0,0 2,3 0,3 0,5 0,2 0,1 0,4 0,7 0,3 0,1

TPG 2,8 1,9 1,7 1,6 2,4 1,3 2,4 1,2 0,8 1,0 0,9 0,4

FPG 2,7 1,8 1,7 2,9 1,7 2,1 2,2 1,6 2,8 2,0 2,1 1,0

PPG 23,8 21,1 18,0 15,9 14,8 12,3 12,1 6,9 5,8 5,7 5,2 4,0

verpasste es die Franchise danach, diesen Aufstieg fortzuführen. Ging davor etwa alles zu schnell? Waren die Jazz gar nicht mehr so „geheim“, sondern vielleicht schon etwas überschätzt? Oder trafen sie in den vergangenen beiden Jahren mit den Rockets einfach auf ein schlechtes Matchup? An der Defensivstärke von Snyders Truppe sollte niemand zweifeln. In den vergangenen drei Spielzeiten rangierten die Jazz beim Defensivrating stets unter den Top 3 – damit verteidigte kein Team in der NBA konstanter. Die Rockets mögen in den ersten beiden Playoff-Duellen 2019 dominiert haben, danach griff die Jazz-Defense aber durchaus – weiter mit Rudy Gobert als Defensivanker in der Zone. Der „Stifle Tower“ wurde keineswegs im SmallballDuktus vom Parkett gespielt. Vielmehr verstanden es die anderen Jazz-Akteure nicht immer, in jenem Defensivsystem richtig zu rotieren und zu switchen. Zu Recht verteidigte Gobert seine Auszeichnung als bester Verteidiger der Liga. Derweil versteht es derzeit kaum ein anderer Big Man so gut, in der Offensive seinen Mitspielern durch Blöcke Räume zu eröffnen. So unbeholfen Gobert am Ball offensiv aussehen mag, so sehr beeinflusst er durch seine Screens das Offensivspiel Utahs positiv. Dass die Jazz offensiv dennoch nachjustieren mussten, bestätigte die Serie gegen Houston ebenfalls. Donovan Mitchell war in seinen zwei Ligajahren einfach zu sehr auf sich alleine gestellt – womit der Guard 2018/19 im Gesamten auch nicht effizienter agierte. Mitchell hat dennoch Fortschritte beim Sprungwurf aus dem Dribbling gemacht, was auf dem


Bilanz 18/19: 50-32

Power Ranking:

Weg zum 25-Punkte-Scorer essenziell ist. Über den Sommer war der 23-Jährige bei der Weltmeisterschaft in China aktiv, der eine oder andere Jungstar hat den Aufenthalt beim „Team USA“ in der Vergangenheit genutzt, um zu reifen. Davon könnte auch Mitchell profitieren. Das wird der designierte Franchise-Spieler mit Sicherheit von seinem neuen Backcourt-Partner: Mike Conley kam via Trade von den Memphis Grizzlies an die Salzseen, nachdem sich die Jazz bereits in den vergangenen fünf Jahren um den Point Guard bemüht haben sollen. Offensiv

gehört der 31-Jährige seit jeher zu den effizientesten Ballhandlern im Pickand-Roll – wichtig in einem Team, das ligaweit mit am stärksten das Blocken-und-Abrollen forciert. Mit dem Tausch von Rubio zu Conley haben die Jazz nun auch einen viel besseren Dreierschützen in ihren Reihen, der als Option im Catch-and-Shoot auch neben einem Offensivmittelpunkt wie Mitchell funktionieren sollte. Und auch defensiv weiß Conley trotz seiner 31 Jahre und 1,85 Meter zu gefallen – mit Marc Gasol im Rücken hat er in Memphis viele Jahre gut das gegnerische Pick-and-Roll verteidigt. Das sollte mit Gobert so bleiben. Als weiteren wichtigen Neuzugang haben die Jazz in der Free Agency Bojan Bogdanovic verpflichtet. Nachdem Nikola Mirotic lieber zurück nach Europa ging, statteten die Jazz Bogdanovic mit einem Vier-JahresVertrag über 73 Millionen Dollar aus. Ein wenig überbezahlt, wird manch einer anführen, doch der Flügelspieler hat sich durch seine Saison bei den Indiana Pacers – inklusive vieler

Karrierebestwerte – diesen Vertrag auch verdient. Während Victor Oladipos Abstinenz übernahm Bogdanovic und steigerte trotz erhöhter Aufmerksamkeit der gegnerischen Defensiven sogar seine Effizienz im Abschluss! Als dritte Offensivoption und mit seiner Spielintelligenz sollte der kroatische Nationalspieler die Jazz bereichern. Die größte Frage wird sein, inwieweit Bogdanovic als StretchVierer agieren wird – sollte Snyder den 2,03-Meter-Mann dort primär einsetzen wollen. Laut basketball-reference.com hat Bogdanovic diese Rolle während seiner NBA-Laufbahn nämlich in nur 14 Prozent seiner Einsatzzeit bekleidet. Vielleicht startet deshalb Jeff Green auf der Vier, und Bogdanovic übernimmt die Rolle des Scorers von der Bank. Sicher ist, dass sich die Jazz nach fünf Jahren von der Idee getrennt haben, zwei traditionelle Big Men starten zu lassen. Denn offensiv war ein Duo aus Gobert und Derrick Favors einfach nicht mehr zielführend. Inwieweit Green individuell effizient aufzutreten vermag, bleibt abzuwarten. Der Forward ist ein Wandervogel, der in seiner nunmehr zwölften NBA-Saison beim achten Team unterschrieben hat. Der ehemalige fünfte Draftpick könnte den Jazz offensiv dennoch wichtige Rotationsminuten geben. Mit Emmanuel Mudiay und Ed Davis hat Utah zwei weitere Spieler aufgenommen, die sich beweisen wollen. Mudiay dürfte in seiner vergangenen Saison bei den New York Knicks zumindest Selbstvertrauen getankt haben, nachdem der Guard zuvor seinen Status als Lottery-Pick nicht bestätigen konnte. In Utah wird der 23-Jährige die Chance haben, sich als fähiger BackupGuard zu rehabilitieren. Sein Ein-JahresVertrag sorgt für Motivation. Ed Davis ist ein weiterer ehemaliger Lottery-Pick. Mit Stärken in der Verteidigung (zweitbester „Defensive Real Plus-Minus“-Wert der Liga hinter Gobert) und beim Rebounding sollte der 30-Jährige gut in die Rolle des GobertBackups schlüpfen können. Die Jazz haben ihre Bank in jedem Fall verstärkt, und auch vom bereits 2018/19 in Utah spielenden Royce

O’Neale dürfen Fortschritte erwartet werden. Von Dante Exum erhoffen sich die Jazz vor allem, dass der Australier endlich mal verletzungsfrei bleibt. Kann er in diesem Fall wirklich der konstante Backup-Guard sein? Für sekundäres Playmaking wird weiter Joe Ingles bereitstehen. Eine kleinere Offensivlast durch die Verpflichtungen von Conley und Bogdanovic dürfte dem Australier gut zu Gesicht stehen. Conley und Bogdanovic werden derweil auch in der Crunchtime für Abhilfe sorgen. Dort präsentierte sich Utah zuletzt anfällig: Von 33 Partien, die mit fünf oder weniger Punkten entschieden wurden, verlor das Team 18 – kein Playoff-Team wies eine schlechtere Clutch-Siegquote auf. Darin liegt auch ein Grund, warum die Jazz hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Die Punktedifferenz ist eigentlich immer ein guter Indikator für den wirklichen Leistungsstand eines Teams – demnach wären die Jazz 2018/19 eigentlich die viertstärkste Truppe der Liga gewesen. In der neuen Saison könnte die Mannschaft diese Erwartungshaltung nun endlich bestätigen. Und das ganz ohne „Rocket Science“.

+ Stärken

- Schwächen

= Fazit

Defense. Dem zweimaligen „Verteidiger des

Offense … wohl nicht mehr. Durch die Abgänge

In einer offenen Western Conference steht gerade

Jahres“ haben die Jazz intelligente Teamvertei-

einiger Rotationsspieler und die etwas andere Aus-

für die Utah Jazz die Tür weit offen, nun endlich

diger zur Seite gestellt. Während Gobert die Zone

richtung dürften die Jazz dennoch Zeit benötigen,

den Contender-Status zu erreichen. Dank Coach

beschützt, lässt Utah auch wenige Dreier zu. Die

um die effizientesten Lineups zu finden. Als Team

Quin Snyder kennt das Team seine Identität. Die

Neuzugänge machen das Team offensiv variabler

ist Utah anfällig für Ballverluste, das große

Jazz sollten weiterhin so konstant stark verteidi-

und potenter von außen. Die Jazz arbeiten stark

Crunchtime-Problem muss erst noch behoben

gen und sich durch adäquate Additionen offensiv

am Brett und ziehen viele Freiwürfe. Von ihrem

werden. Offensiv gibt es wenige Teams, die so stark

verbessern. Stellt Utah dann eine Top-Ten-Offense,

Franchise-Spieler Mitchell ist im dritten Jahr ein

das Pick-and-Roll forcieren – sehr effizient agieren

winken dank 50 bis 55 Saisonsiegen sogar die

Sprung zu erwarten.

die Jazz darin nicht.

Conference-Finals.

Wird am ehesten ...

Fotos: Alex Goodlett/Matt King/Getty Images

07

Western Conference

… GETRADET:

J. Green

… ALL STAR:

D. Mitchell

… VERSAUERN:

N. Williams-Goss

… ÜBERRASCHEN:

R. O’Neale

… ENTTÄUSCHEN:

D. Exum

… TRASHTALKEN:

J. Ingles

… ALL-STAR-SNUB:

M. Conley

Good Red vs Bad Red Best Case Rudy Gobert überzeugt bei der WM, die NBAInternationals überragen. „Wir müssen uns dem FIBA-Basketball annähern“, denkt sich Adam Silver – und schafft die defensive DreiSekunden-Regel ab. Die Jazz verteidigen sich mit Gobert als Anker in die Finals.

Worst Case Bei der WM fühlt sich Rudy Gobert pudelwohl. „FIBABasketball bekräftigt meine Defense“, denkt er sich. Nach einem Anruf bei Tony Parker – Teameigner von ASVEL Villeurbanne – spielt Gobert in der Euroleague. Die Utah Jazz verlieren mit ihm ihre defensive Identität.

83


videogame

NBA

2K20

NBA 2K20: Der Test Neue Saison, neues „NBA 2K20“. Wie jedes Jahr stellt

sich hierbei die Frage: Was ist neu bei dieser Version der führenden Basketballsimulation am Markt? Und: Lohnt sich der Kauf? Text: André Voigt

A

nthony Davis schaut grimmig nach vorn, Dwyane Wade blickt sehnsüchtig gen NBA-Logo. So präsentieren sich die beiden Cover von „NBA 2K20“ in diesem Jahr. Davis ziert die Standard-Version der führenden Basketballsimulation des Planeten, Wade ist der Cover-Athlet der „Legend Edition“. Letztere bietet, wie schon in den vergangenen Jahren, allerlei Boni, die allerdings auch mehr Geld kosten. Diese Extras der „Legend Edition“ beziehen sich aber vor allem auf die Modi von 2K20, bei denen es um die MyCareer, den MyPlayer oder MyTeam geht – Gelegenheitsspieler, die vor allem mit den aktuellen oder legendären NBATeams zocken wollen, sollten also lieber die Standard-Version erstehen. Apropos Modi: Auch „NBA 2K20“ bietet wieder ein Spektrum an Spielmöglichkeiten, das seinesgleichen sucht. Egal ob nur schnell abends online gezockt, der eigene MyPlayer auf Legendenstatus gehievt, das MyTeam aufgehübscht oder eine ganze Franchise in einem Managermodus (hier hat sich fast nichts geändert, musste es aber auch nicht) geführt werden soll … NBA 2K liefert zuverlässig auf hohem Niveau ab.

Das Gameplay

Die Grundlage aller Modi, bei denen selbst auf dem virtuellen Parkett eingegriffen wird, bildet natürlich das Gameplay. Was auch immer in den anderen Bereichen

84

dieses Spiels geboten wird – am Ende des Tages liegt die Wahrheit auf dem Platz. Das Erlebnis an den Sticks entscheidet darüber, ob sich eine Sportsimulation auch real anfühlt, ob sie Spaß macht oder eben nicht. Gerade bei einer hochkomplexen Sportart wie Basketball, wo sich zehn Akteure auf engstem Raum bewegen, fallen unrealistische Animationen, Fehler in der Künstlichen Intelligenz (KI) oder Ähnliches extrem negativ auf. Im Vergleich zur Vorversion hat 2K20 hier eindeutig einen Schritt nach vorn gemacht. Wichtigste Neuerung: das Dribbling. Während in 2K19 jeder Spieler quasi gleich mit dem Ball umgehen konnte, wenn er einen bestimmten Level in diesem Bereich innehatte, gibt es jetzt klare Unterschiede zwischen den einzelnen Spielertypen. Ein PowerDribbler wie LeBron James nutzt andere Bewegungen, andere Moves als ein kleiner, schneller, überkreativer Ballhandler wie Kyrie Irving. Insgesamt haben die Entwickler 27 verschiedene Typen identifiziert, die alle ihre eigenen Dribbelpakete haben. Aber nicht nur deshalb kommt die gesamte Dribbelmechanik vielseitiger und einfach natürlicher daher. Die Moves werden in der Regel durch eine Kombination des rechten Analogsticks und der Sprinttaste getriggert, aber auch der linke Stick führt dieses Jahr einige

Bewegungen aus. Wer verschiedene Bewegungen aneinanderreiht, um einen Verteidiger in die letzte Woche zu faken, sollte dabei immer die Energieanzeige im Auge behalten. Denn diese Aktionen kosten – genau wie das Sprinten – Energie, was ein Spammen dieser Dribblings verhindern soll. Ach, und einige der Moves, die in 2K19 einfach kaputt waren, wurden repariert. Gut so. Direkt mit dem Dribbling verbunden ist natürlich die Bewegung auf dem Court im Allgemeinen. Ein Problem, das 2K seit Jahren plagt, ist das sogenannte „Skating“. In allen Versionen stellte sich immer wieder das Gefühl ein, dass die Akteure auf dem Parkett nicht


Wie schon gesagt: All das ist Jammern auf hohem Niveau – aber eben ein Bereich, der Verbesserungen braucht, um an das Toplevel in anderen Facetten des Gameplays heranzukommen.

Das Werfen

Fotos: 2KSports

mit ihren Füßen über den Boden liefen, sondern auf Schlittschuhen unterwegs waren. Und auch wenn dieser Eindruck nicht völlig verschwunden ist: 2K20 macht einen viel besseren Job, das Abdrücken der Füße auf dem Boden zu simulieren. Cuts und Richtungswechsel fühlen sich einfach viel, viel realistischer, einfach besser an. Es wird spannend sein, ob der Wechsel auf die Next-GenKonsolen hier künftig noch weitere Fortschritte bringt.

Das Passen

Auf jeden Fall braucht jedoch das Passsystem Fortschritte … auch wenn hier auf relativ hohem Niveau gejammert

wird. Zu oft kommt es zu Situationen, die den Gamer einfach aus der Konzentration reißen, weil ein perfekt gespielter Ball abgefangen wird, ein Alley-Oop aus unerklärlichen Gründen nicht bei seinem Empfänger landet oder der Ball durch den Körperteil eines Gegners fliegt. Auch den Pass über einen den Angreifer „frontenden“ Verteidiger zu spielen, wird allzu oft zu einem Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Sicher: Icon-Passing hilft in vielen Fällen, aber hier braucht es Anpassungen – vor allem im Fastbreak, wo auch die Bewegungen der Spieler zum Teil einfach recht wenig mit der Realität zu tun haben.

Der Wurf ist nicht nur im echten Leben die Grundlage des Basketballs. Auch in 2K kommt ihm eine extrem große Bedeutung zu. Deshalb wurde auch hier einiges justiert und verändert. Die allermeisten Spieler der 2K-Serie sind mit ihrem MyPlayer unterwegs, sei es in der MyCareer, dem Park oder in der Pro-Am. Hier zeigte sich bei 2K19, dass Stretch-Vierer einfach zu stark waren. Um diesen Vorteil von langen Werfern wieder zu kassieren, strichen die Entwickler die Möglichkeit, die Geschwindigkeit des eigenen Wurfs zu bestimmen. Wie schnell der Ball in 2K20 die Hand eines Spielers verlässt, wird jetzt zu einem großen Teil von der „Quick Draw Badge“ bestimmt, die man sich erst verdienen muss. Diese Veränderung sorgte zum Release für einiges an Verstimmung bei den Fans. Hatten es lange Spieler doch plötzlich extrem schwer, selbst freie Würfe unbedrängt nehmen zu können, weil in der Zeit, die sie zum Wurf brauchten, die Verteidigung zu ihnen laufen konnte. Selbst kleinere Spieler kriegen ihre Schüsse langsamer los als noch in 2K19. Ob diese Umstellung einfach nur Zeit braucht, bis sie in der Community angenommen wird, oder ob hier noch von Seiten der Entwickler etwas verändert wird, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest. Auf jeden Fall ist diese Änderung eine, die das Geschehen in der NBA realistischer widerspiegelt als zuletzt. Nur: Wie viel Realität ist am Ende in Sachen Spielspaß schädlich? Richtige Fortschritte hat indes das Spiel an und in der Zone gemacht. Die Bewegungen dort fühlen sich richtig gut an. Egal ob es der Dropstep, Hakenwurf, Fadeaway, Spin- oder Powermove ist – das Post-Game ist einer der heimlichen Stars von „NBA 2K20“.

85


videogame

NBA

Wer zum Beispiel mit Shaquille O’Neal von den Orlando Magic aus der Saison 1994/95 rangeht … der dürfte nach dem einen oder anderen Gorilladunk flexend vor dem Fernseher stehen. Auf einen Patch sollte indes in Sachen Layups gehofft werden. Zwar wurden die Fähigkeiten von „Slashern“ gestärkt, aber es kommt immer noch zu häufig zu Ungereimtheiten bei Abschlüssen in Ringnähe.

Die Defense

In der Verteidigung arbeiten zwei Strömungen gegeneinander. Auf der einen Seite präsentiert sich die offensive KI stark verbessert, was die Bewegung ohne Ball angeht. Wer zu sehr Richtung Dribbler absinkt, muss damit rechnen, per Cut in den eigenen Rücken geschlagen zu werden. Gleichzeitig gibt es empfindliche Strafen, sollte der Steal- oder BlockButton zu oft gedrückt werden. Wer eines dieser beiden Manöver versucht, sollte darauf gefasst sein, dass es einige Zeit dauert (wie im richtigen Leben), bis wieder normal agiert und reagiert werden kann. Auch hier ist das Augenmerk auf gesteigerte Realität klar zu erkennen. Auf der anderen Seite geben die Entwickler von Visual Concepts dem Verteidiger allerlei Werkzeuge an die Hand, um effektiver zu agieren. Das User Interface zeigt dem Spieler in der Defensive zum Beispiel nicht nur an, wer gedeckt werden soll, sondern seit 2K20 auch, wohin der Angreifer geht.

86

2K20

Visual Concepts nennt das „Read & React Defense“. Hier kommt auch die verbessere Bewegung der Spieler ins Spiel. Eins-gegen-eins-Duelle wirken einfach authentischer, und wer sich mit den Grundlagen der Defense in der realen Welt auskennt, wird diese Veränderungen zu schätzen wissen. Übrigens: Auch wenn das Spammen des Steal-Buttons bestraft wird, eine Anzeige unter dem Dribbler zeigt an, wie anfällig dieser für einen Ballverlust ist. Dort befindet sich ein Kreis. Wenn dieser mit einer durchgehenden Linie gezeichnet ist, wird es schwer mit dem Ballgewinn. Ist die Linie jedoch unterbrochen, lohnt es sich, eventuell zuzuschlagen. Auch Ringbeschützer wurden in 2K20 verbessert. Es wurden hunderte neue Bewegungen (Blocks, Kollisionen in der Luft, harte Fouls etc.) eingescannt, die das Erlebnis, als Big Man die Zone zu dominieren, zu einem echten Erlebnis machen. Sicher: Es braucht gutes Timing bei den Blocks, aber das sollte auch so sein, und die neuen Animationen sorgen für das eine oder andere laut gebrüllte „Get that weak shit out of here!“. Auch die KI der Verteidigung bekam ein Upgrade. So können Teams zum Beispiel die Taktik der Raptors gegen Giannis Antetokounmpo in den Playoffs nachahmen und den Weg in die Zone als Team versperren. Auch die Art und Weise, wie Utah versuchte, James Harden seinen Stepback-Dreier zu nehmen, findet sich jetzt im taktischen Repertoire.

Alles in allem lässt sich trotz der schon länger bekannten Probleme mit Recht sagen, dass das Gameplay von 2K20 das beste ist, das es jemals gab.

Legenden & WNBA

Zum ersten Mal findet sich in „NBA 2K20“ auch die WNBA im Spiel. Wer jetzt allerdings direkt an die lieblose Umsetzung der Euroleague-Lizenz von vor ein paar Jahren zurückdenkt, sollte sich schnell vom Gegenteil überzeugen lassen. Denn die zwölf Teams der anderen Association sind alle mit den aktuellen Kadern am Start. Doch nicht nur das: Frauenbasketball ist ein anderes Spiel mit anderen Bewegungen. Genau die fängt Visual Concepts überraschend gut ein. Die Moves der 140 WNBAProfis wurden eingescannt und eine komplett separate Bibliothek aufgebaut. Der Unterschied zum missglückten Euroleague-Versuch ist frappierend. Natürlich fragt sich, wie die Möglichkeit, mit WNBA-Teams im Saisonund Play-Now-Modus anzutreten, von der Community am Ende genutzt wird, aber die Umsetzung ist schlicht fantastisch. Natürlich sind auch wieder die Classic-Teams mit von der Partie. Dieses Jahr gibt es sechs neue historische Teams, mit denen gezockt werden kann: Phoenix Suns 2002/03, Washington Wizards 2006/07, Portland Trail Blazers 2009/10, Los Angeles Clippers 2013/14, San Antonio Spurs 2013/14 und Cleveland


Cavaliers 2015/16. Sie bringen die Anzahl der verfügbaren Teams auf mittlerweile 65! Hinzu kommen sechs neue AllDecade-Teams (1950er/60er, 1970er, 1980er, 1990er, 2000er und 2010er).

Fotos: 2KSports/Joe Murphy/NBAE via Getty Images

MyCareer

Ah ja, der am meisten gespielte Modus überhaupt bei NBA 2K. Mittlerweile ist der Modus hinreichend bekannt. Mittels einer Handy-App lässt sich das eigene Gesicht einscannen und dann im Spiel ein MyPlayer mit dem eigenen Antlitz erstellen, der dann in Sachen Skills nach eigener Vorliebe bearbeitet wird. Dieser MyPlayer durchlebt dann eine gescriptete Geschichte und verfolgt das Ziel, zum G.O.A.T. zu werden oder zumindest in der Hall of Fame zu landen. Es ist ein Basketballrollenspiel. Aber eben eines, an dem noch eine ganze Menge dranhängt. Doch dazu später mehr. In diesem Jahr zeichnet LeBron James’ Produktionsfirma SpringHill Entertainment für die Story der MyCareer verantwortlich. Idris Elba, Rosario Dawson, Thomas Middleditch und Jaleel White (Steve Urkel!) spielen diverse Rollen einer Geschichte, die zwar manchmal etwas pathetisch daherkommt, aber im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren auf jeden Fall interessanter ist. Die größte Neuerung der MyCareer und damit auch des MyPlayer findet sich aber schon bei der Erstellung des eigenen Basketballers. Die Archetypes, die vordefinierten Spielertypen, wurden vom MyPlayer Builder ersetzt. Dieser erlaubt es dem User, seinen Spieler nach eigenen Vorlieben zusammenzustellen. Das Spiel schiebt dem Erstellen eines 2,30 Meter langen Stretch-Big mit elitärer Athletik jedoch einen virtuellen Riegel vor. Auch hier wird großer Wert auf Realität gelegt. Im Endeffekt kann ein Spieler nur in zwei Bereichen auf das absolut höchste Niveau gelangen. Aber auch wenn der User nicht in der Lage ist, einen Fantasiespieler zu kreieren, so gibt der Builder doch genug Möglichkeiten, um sich anständig auszutoben

und seinen ganz eigenen MyPlayer zu kreieren. Die Tatsache, dass die sogenannten Badges in „NBA 2K20“ viel wichtiger sind als zuletzt, stieß in der Community bei Veröffentlichung nicht überall auf Gegenliebe.

Die Classic-Teams Die Liste der spielbaren Classic-Teams wurde in 2K20 erneut erweitert. Hier sind alle Mannschaften, mit denen ihr in Erinnerungen schwelgen könnt.

Fazit: Geil, aber …

Würde dieser Artikel an dieser Stelle enden, wäre das Urteil über „NBA 2K20“ extrem positiv. Und das ist es auch. Also zumindest, was die Action auf dem Feld, das Gameplay, die Modi, die Liebe zum Detail, die schiere Masse an Möglichkeiten angeht, die der Spieler hat. Aber da sind diese zwei Themen, die seit ein paar Jahren stören: Server und Virtual Currency. Ersteres plagte das Spiel zum Release erneut. Spieler konnten nicht auf Online-Inhalte zugreifen, Fortschritte wurden ab und an nicht gespeichert. Hier bleibt die Hoffnung, dass dies eventuell schon zum Erscheinen dieser Ausgabe behoben wurde. Die Virtual Currency (VC) und die Microtransactions jedoch sind ein klarer Teil des Geschäftsmodells. Vor allem im MyTeam-Spielmodus, aber auch mit dem MyPlayer ist ohne den weiteren Einsatz von realen finanziellen Mitteln kaum ein Start zu machen – obwohl gesagt werden muss, dass im MyPlayer natürlich auch VC durch das Spielen selbst verdient werden kann. Das braucht jedoch einiges an Zeit. Gamer, die mehr echtes Geld investieren, sind gerade zu Beginn im Vorteil. Am Ende des Tages muss jeder selbst entscheiden, ob ihm diese Modi mit den damit verbundenen Microtransactions wichtig sind. Unschön ist diese penetrante (Stichwort: Casino) Werbung für VC auf jeden Fall. Alles in allem ist „NBA 2K20“ also eine geile Basketballsimulation, die kaum Wünsche offen lässt und durch die obligatorischen Updates in den kommenden Wochen noch besser werden sollte. Wer sich an den Mictrotransactions nicht stört, sollte bedenkenlos zuschlagen. dre@fivemag.de

1964/65 Boston Celtics

2003/04 Los Angeles Lakers

1964/65 Los Angeles Lakers

2003/04 Minnesota T’Wolves

1970/71 Los Angeles Lakers

2004/05 Phoenix Suns

1970/71 Milwaukee Bucks

2004/05 San Antonio Spurs

1971/72 New York Knicks

2005/06 Memphis Grizzlies

1976/77 Philadelphia 76ers

2005/06 Miami Heat

1984/85 Milwaukee Bucks

2006/07 Washington Wizards

1985/86 Atlanta Hawks

2006/07 Cleveland Cavaliers

1985/86 Boston Celtics

2006/07 Golden State Warriors

1985/86 Chicago Bulls

2007/08 Boston Celtics

1986/87 Los Angeles Lakers

2007/08 Denver Nuggets

1988/89 Chicago Bulls

2007/08 Houston Rockets

1988/89 Detroit Pistons

2009/10 Portland Trail Blazers

1989/90 Cleveland Cavaliers

2010/11 Chicago Bulls

1990/91 Chicago Bulls

2010/11 Dallas Mavericks

1990/91 Golden State Warriors

2011/12 New York Knicks

1990/91 Los Angeles Lakers

2011/12 Oklahoma City Thunder

1990/91 Portland Trail Blazers

2012/13 Memphis Grizzlies

1992/93 Charlotte Hornets

2012/13 Miami Heat

1992/93 Chicago Bulls

2013/14 Indiana Pacers

1993/94 Denver Nuggets

2013/14 Los Angeles Clippers

1993/94 Houston Rockets

2013/14 San Antonio Spurs

1994/95 New York Knicks

2015/16 Cleveland Cavaliers

1994/95 Orlando Magic

2015/16 Golden State Warriors

1995/96 Chicago Bulls 1995/96 Seattle SuperSonics 1996/97 Miami Heat 1997/98 Chicago Bulls 1997/98 Los Angeles Lakers 1997/98 San Antonio Spurs 1997/98 Utah Jazz 1998/99 New York Knicks 1999/00 Portland Trail Blazers 1999/00 Toronto Raptors 2000/01 Los Angeles Lakers 2000/01 Philadelphia 76ers 2001/02 New Jersey Nets 2001/02 Sacramento Kings 2002/03 Phoenix Suns 2002/03 Dallas Mavericks

DISCLAIMER Der Dré ist der residente Gamer in der FIVERedaktion … bzw. sogar der Einzige, der zockt. Deshalb schreibt er seit 15 Jahren die Reviews zu den diversen NBASimulationen. Allerdings sollte an dieser Stelle erwähnt werden: Während er immer nach bestem Wissen und Gewissen über die jeweiligen Titel urteilt, ist er auch Teil der Facebook-Show „Getting Buckets“, die auf der Seite von NBA 2K Deutschland läuft.

2003/04 Detroit Pistons

87


euroleague

Euroleague-Preview

2019/20

EuroleaguePreview 2019/20 Saison der Superlative – Liga ohne Talente Nichts gebrauchen Journalisten so fahrlässig wie den Superlativ. Und doch passt dessen Verwendung perfekt zur kommenden Euroleague-Saison. FIVE schaut voraus auf die stärkste und teuerste Euroleague aller Zeiten. Wir checken die großen Favoriten, die Neuen, die Deutschen und erklären, warum die Euroleague eine Liga ohne Talente ist. Text: Peter Bieg

G

rößte. Beste. Schönste. Teuerste. Spannendste. Härteste. Erfolgreichste. Alles schon tausendmal gehört, alles kritisch betrachtet, oftmals sachlich falsch oder zumindest zweifelhaft. Superlative prägen die Medienberichterstattung, quer über alle Genres und Kanäle hinweg. Zuschauer und Leser giert es nach dem Neuen, dem Spektakulären, dem nie Dagewesenen. Also beliefern Journalisten und Blogger ihr Publikum mit Superlativen frei Haus. Oftmals sind diese so wenig treffend wie Shaquille O’Neal von der Freiwurflinie und so schief wie die Körperhaltung von Svetislav Pesic … Doch im Fall der EuroleagueSaison 2019/20 gibt es kaum eine andere Wahl: Die teuerste Saison aller Zeiten wird die kommende Spielzeit mit Sicherheit. Die sportlich interessanteste in Sachen Spielermaterial ebenfalls ohne jeden Zweifel. Also schauen wir voraus auf eine

88

Saison der Superlative – in einer Liga ohne Talente.

NBA -> Euroleague

Nikola Mirotic, Omri Casspi, Alex Abrines, Timofey Mozgov, Jonas Jerebko, Kosta Koufos, Dairis Bertans … was sich anhört wie eine beliebige Auswahl europäischer NBA-Exporte der vergangenen Jahre, sind die prominentesten Vertreter einer zuvor ungesehenen Rückkehrwelle aus der NBA in die Euroleague. Denn in den vergangenen Wochen fluteten Spieler den europäischen Markt, die zuvor jahrelang in der NBA teils prominente Rollen gespielt haben. Die Euroleague-Saison 2019/20 bietet mehr Star-Power als jede Spielzeit zuvor in der modernen Ära. Zugleich wechselten auch viele nichteuropäische Akteure die Seiten des Atlantiks: Shelvin Mack spielt nun in Mailand, Jimmer Fredette kam aus der

chinesischen CBA zu Panathinaikos, auch Wesley Johnson (ehemals Washington Wizards) ging nach Athen. Quincy Acy kam aus Brooklyn nach Tel Aviv, Nik Stauskas von den Cleveland Cavaliers zu Baskonia, Greg Monroe spielt nicht mehr in Philadelphia, sondern für den FC Bayern Basketball. Und diese Liste lässt sich fortsetzen …

Superteams europäischer Art

„Superteam“, dieser Begriff prägt die NBA spätestens seit dem Jahr 2008, als die Boston Celtics mit dem überragenden Trio Kevin Garnett, Paul Pierce und Ray Allen die NBA-Championship gewannen. Halten jetzt auch in der Euroleague die Superteams Einzug? Zumindest der FC Barcelona Lassa würde wohl mit einem entschiedenen „Si claro“ antworten. Nikola Mirotic, Cory Higgins, Alex Abrines, Brandon Davies, Malcolm Delaney –


Fotos: Luca Sgamellotti/Euroleague Basketball via Getty Images

Das offizielle FanMerchandise aller 18 Euroleague-Teams gibt es ab sofort exklusiv auf KICKZ. COM. Hol dir jetzt Hoody, T-Shirt und Cap deines Lieblingsvereins. Represent!

89


euroleague

Euroleague-Preview

allein die fünf Neuzugänge der Katalanen rechtfertigen diese Bezeichnung ohne den Anflug eines Zweifels. Higgins krönte eine MVP-würdige Saison 2018/19 bei CSKA Moskau mit dem Euroleague-Titel. Davies gehörte in den vergangenen Jahren im Dress von Zalgiris Kaunas stets zu den besten Fünfern der Liga. Abrines hat wichtige Lehrjahre bei den Oklahoma City Thunder hinter sich. Delaney kehrt zurück an die Seite von Headcoach Svetislav Pesic, mit dem er schon bei Bayern München zusammenarbeitete. Zuletzt verdiente sich der BBL-Finals-MVP von 2014 einige Yuan in China. Nikola Mirotic verzichtete trotz respektabler Karriere-Statistiken (12,3 Punkte, 5,9 Rebounds, 35,9 3P%) auf eine Fortsetzung seiner Laufbahn in der NBA, sondern kaufte ein Haus in Barcelona – wo er für 5,4 Millionen Euro netto pro Saison unterschrieb. Für mindestens drei Jahre will Mirotic fortan für Barça auf Korbjagd gehen und mit Pesic möglichst bald möglichst viele Titel feiern. Schwierig sei die Verpflichtung von Mirotic nicht gewesen, so Pesic im Interview bei Sport1: „Das war sehr einfach. Er hat die Entscheidung getroffen, wieder nach Europa zu kommen. Als sein Agent uns gefragt hat, haben wir uns überlegt, ob wir ihn überhaupt auf dieser Position brauchen.“ Das Management der Katalanen hatte im Sommer definitiv die größten und weitesten Spendierhosen an, und es bleiben Zweifel an der finanziellen Nachhaltigkeit dieser Investitionen. Dennoch sieht der Kader des FC Barcelona Lassa bedrohlich aus – auch weil Delaney die zuvor etwas dünn besetzte Spielmacher-Position mit dem Kanadier Kevin Pangos und dem überbezahlt-verletzten Franzosen Thomas Heurtel komplettiert. Aber auch andere Teams haben massiv aufgerüstet. Der Kader von Khimki Moskau – unter anderem verstärkt von Stefan Jovic, Devin Booker (beide zuvor in München), Dairis Bertans (New Orleans Pelicans), Sergey Karasev (St. Petersburg), Jonas Jerebko (Golden State) und Jeremy Evans – (Darüssafaka) liest sich ebenfalls sehr beeindruckend. Champion CSKA Moskau (neu sind unter anderem Mike James, Darrun Hilliard, Janis Strelnieks, Kosta Koufos und Johannes Voigtmann) veränderte sein Gesicht deutlich. Mit Nando De Colo spielt eine langjährige Moskauer Stütze fortan für Fenerbahce Istanbul, einen Dauerfavoriten auf den Titel. Trainerlegende Zeljko Obradovic kann dort trotz dessen vorheriger Treueschwüre zukünftig auch auf den ExMünchner Derrick Williams zurückgreifen. Der Franzose Leo Westermann ist ebenfalls neu bei „Fener“, dem in der vergangenen Spielzeit arg

90

2019/20

verletzungsgeplagten Starensemble aus der Türkei. Das Top-Team aus Madrid und der letztjährige Finalist Anadolu Efes setzen auf Kontinuität: Bei Efes ersetzt Alec Peters (kam aus Moskau) Brock Motum (ging nach Valencia) als gefährlicher Stretch-Vierer. Priorität hatte beim Team von Tibor Pleiß ohnehin die Vertragsverlängerung mit Star Shane Larkin, dem in den Playoffs besten Spieler der vergangenen Euroleague-Saison. Auch bei Real gibt es nur zwei echte „Neue“, die es jedoch in sich haben: Der extrem vielseitige Big Man Jordan Mickey überzeugte in seiner DebütSaison bei Khimki Moskau auf ganzer Linie und spielt künftig für „Los Blancos“. Der argentinische Überscorer Nicolas Lapprovitola kam vom Liga-Konkurrenten aus Badalona nach Madrid. Die Kader der langjährigen griechischen Powerhouses Olympiakos Piräus und Panathinaikos Athen zeichnen sich vor allem durch nordamerikanische Neuzugänge aus: Beide Teams setzen dabei auf eine Mischung aus EuropaVeteranen (bei Olympiakos: Kevin Punter, Augustine Rubit und Will Cherry, bei

Panathinaikos: Ben Bentil, Tyrese Rice, Jacob Wiley und Rion Brown) und Spieler mit teils umfangreicher NBA-Erfahrung (bei Olympiakos: Wade Baldwin und Brandon Paul, bei Panathinaikos: Jimmer Fredette und Wesley Johnson). Auf den Klub aus Piräus kommt eine besondere Saison zu: Aufgrund des wiederholten Verstoßes gegen Liga-Regularien im Zuge der eskalierten Auseinandersetzungen mit Erzrivale Panathinaikos muss Piräus in der kommenden Saison in der zweiten griechischen Liga antreten. Schon vor vielen Wochen kündigten die Griechen an, deshalb faktisch mit zwei verschiedenen Mannschaften antreten zu wollen: mit einer aus einheimischen Nachwuchsspielern bestehenden Truppe in der zweiten Liga einerseits und einer insbesondere von ausländischen Leistungsträgern geprägten Equipe in der Euroleague andererseits. Dort gehören dann auch Neuzugang Mindaugas Kuzminskas (kam aus Mailand) und die Veteranen Vasilis Spanoulis, Georgios Printezis, Kostas Papanikolaou und Nikola Milutinov zu den entscheidenden Größen.


Liga ohne Talente

Fotos: David Grau/Patrick Albertini/Euroleague Basketball via Getty Images

Hochkarätigen und vereinzelten Ausnahmen wie etwa Luka Doncic und Goga Bitadze zum Trotz: „Die Euroleague ist anspruchsvoll und nicht so sehr ein Biotop für Nachwuchsspieler“, sagt Dimitris Itoudis, Headcoach von Champion CSKA Moskau. Damit bestätigte der griechische Meistertrainer im Interview in FIVE #160 eine Beobachtung von Jonathan Givony. Der ESPN-Journalist hat die These aufgestellt, dass das vor einigen Jahren eingeführte Jeder-gegen-jedenFormat die Talententwicklung in der Liga erschwere. Jedes einzelne Spiel sei im (relativ) neuen Modus viel zu wichtig, um Talenten im Teenager-Alter relevante Einsatzzeit zu geben. Dieser Trend bleibt auch zur Saison 2019/20 bestehen. Zwar finden sich in den Kadern einiger Klubs große Talente (etwa Theo

Maledon von ASVEL Villeurbanne, Deni Avdija von Maccabi Tel Aviv oder Usman Garuba von Real Madrid), die ihren Namen in einer der kommenden NBA-Drafts sehr früh hören dürften. Doch höchstens bei Theo Maledon ist davon auszugehen, dass er auch nennenswerte Spielanteile erhält. Allerdings spielt der 18-jährige Franzose im Gegensatz zu Avdija und Garuba auch für einen Klub, der ohne ernsthafte Playoff-Ambitionen in die Saison startet. In den Rotationen der Topfavoriten befinden sich schlichtweg kaum U20-Talente. Diese spielen nur in der Reserve oder als Leihgaben bei Klubs im Eurocup oder der Champions League.

Einen noch anderen Weg geht etwa das französische Top-Talent Kilian Hayes: Der 18-jährige Point Guard darf in den kommenden Jahren die Fäden im Spielaufbau beim deutschen Bundesligisten ratiopharm Ulm ziehen. Hätte Hayes, der vielfach als zukünftiger Lottery-Pick gehandelt wird, Chancen auf relevante Einsatzzeiten in der Euroleague gesehen – er wäre niemals in Ulm aufgeschlagen …

Zwei-Klassen-Gesellschaft

Keine Frage: Der Platz für Talente ist rar in dieser hochkompetitiven Spielklasse. Und das, obwohl zur neuen Saison zwei neue Mannschaften die Liga erweitern: ALBA Berlin und ASVEL Villeurbanne heißen die Mannschaften 17 und 18 zur Saison 2019/20. „Das sollten gute Zugänge für die Liga sein. Ich würde mich sogar

freuen, noch mehr Mannschaften aus Deutschland, Frankreich oder Russland zu sehen“, sagte Moskaus Coach Itoudis in FIVE #160, obwohl er auch die erhöhten Reisestrapazen fürchtet. „Die meisten unserer Spieler haben zudem Verpflichtungen mit ihren Nationalmannschaften, und manche machen mittlerweile mehr als 100 Begegnungen in einem Jahr, ohne viel Rehabilitation oder die Möglichkeit, individuell zu trainieren“, mahnt der Grieche und diagnostiziert eine Annäherung an NBA-Verhältnisse. Dort bedeutet eine Saison für eine Playoff-Mannschaft oftmals ebenso wie in Übersee mehr als 100 Spiele,

allerdings mit geringerer Intensität in der regulären Spielzeit. Diese Strapazen werden die teureren, größeren Teams qua Kader und Etat eher wettmachen können als die kleineren Vertreter, die nicht zu den elf Mannschaften mit einer permanenten Euroleague-Lizenz gehören. Entsprechend klar verteilt sind auch die Favoritenrollen vor der neuen Spielzeit: Superteam Barcelona, Champion CSKA, Vorjahresfinalist Efes, Dauerbrenner Real, die finanzstarken Klubs Fenerbahce Istanbul und Khimki Moskau … das sollten rein nominell die stärksten Klubs sein. Dahinter dann Baskonia Vitoria Gasteiz mit neuem Gesicht, die griechischen Mannschaften aus Athen und Piräus, vielleicht Mailand mit NeuHeadcoach Ettore Messina und DauerGeheimfavorit Zalgiris Kaunas. Schafft Maccabi Tel Aviv den Schritt zurück zu altem Glanz? Auch der FC Bayern München Basketball macht sich dank gesteigertem Etat und runderneuertem Frontcourt (Josh Huestis, Greg Monroe und Mathias Lessort kamen für Devin Booker, Derrick Williams und Milan Macvan) durchaus Playoff-Hoffnungen. Doch insbesondere auf der Spielmacherposition hinterließ der Serbe Stefan Jovic eine große Lücke. Es bleibt abzuwarten, ob die Neuverpflichtungen T.J. Bray (RASTA Vechta) und DeMarcus Nelson (ASVEL Villeurbanne) in der Lage sein werden, den Abgang des äußerst souveränen Dirigenten Jovic auf diesem Niveau zu kompensieren. ALBA Berlin, der zweite deutsche Vertreter, wird die Euroleague definitiv um attraktiven, schnellen Team-Basketball bereichern und hat insbesondere mit Marcus Eriksson und Tyler Cavanaugh spannende Neuzugänge in der Hauptstadt präsentiert. Doch ob die „Flucht nach vorn“ mit zahlreichen schnellen, wurf- und spielstarken Akteuren bis in die Playoffs führt? Dazu scheint Berlin insbesondere auf der Fünf (Landry Nnoko und Johannes Thiemann) nicht stark und nicht tief genug besetzt. Neben oder noch eher hinter den Deutschen lauern weitere Teams mit mehr oder weniger realistischen Playoff-Hoffnungen: Roter Stern Belgrad, ASVEL Villeurbanne, Zenit St. Petersburg, Valencia – alles Teams, die für Überraschungen sorgen wollen und können. Allerdings wohl eher singulär, in Form von Siegen gegen große Favoriten in der regulären Saison, als durch kontinuierliche Overperformance und den Playoff-Einzug. Denn allen Superlativen zum Trotz: Die nominell stärkste Euroleague der Neuzeit ist und bleibt eine ZweiKlassen-Gesellschaft. redaktion@fivemag.de

91


euroleague

Euroleague-Preview

2019/20

Die Top

10 Die Stars der Euroleague sind NBAFans zum Teil bereits bekannt. Hier die zehn besten Spieler der zweitbesten Basketballliga der Welt.

1. Nikola Mirotic

FC Barcelona Lassa Power Forward, 28 Jahre, 2,08 Meter Der Spanier führt eine ganze Armada prominenter NBA-Rückkehrer an, welche die Euroleague-Saison 2019/20 entschieden bereichern sollten. Mirotic ist der neue Kopf beim neuen Superteam, dem FC Barcelona Lassa.

2. Shane Larkin

Anadolu Efes Istanbul Point Guard, 26 Jahre, 1,82 Meter Der Aufbau war der dominanteste Spieler beim Euroleague-Final-Four 2019: Mit seiner Antrittsschnelligkeit und Wendigkeit ist Larkin für keine Verteidigung Europas dauerhaft zu halten. Der 18. Pick der Draft 2013 hat in der vergangenen Saison für Efes in den Playoffs den personifizierten Unterschied ausgemacht.

3. Nando De Colo

Fenerbahce Beko Istanbul Shooting Guard, 32 Jahre, 1,96 Meter Auch im neuen Trikot von Fenerbahce wird der Franzose zu den effizientesten Spielern der Euroleague zählen. Immer wieder findet De Colo seinen Weg an die Freiwurflinie, von wo er extrem sicher trifft. Seine Spielanlage funktioniert auch mit fortschreitendem Alter.

4. Omri Casspi

Maccabi Tel Aviv Power Forward, 31 Jahre, 2,06 Meter Ein weiterer Rückkehrer aus der NBA. Omri Casspi gibt Maccabi Erfahrung, Shooting, Scoring und die lange gesuchte einheimische Identifikationsfigur. Sollte Maccabi zünden, so ist Casspi der entscheidende Funke.

5. Nick Calathes

Panathinaikos Athen Point Guard, 30 Jahre, 1,98 Meter Der beste reine Spielmacher der Liga. Nick Calathes ist der Mann, der für Panathinaikos den Unterschied machen soll. Genialer Regisseur mit bestenfalls durchschnittlichem Sprung- und Freiwurf.

92

6. Alexey Shved

Khimki Moskau Shooting Guard, 30 Jahre, 1,98 Meter Khimkis offensive One-Man-Show ist an guten Abenden beste BasketballUnterhaltung: Shved ist ein selten talentierter Basketballspieler mit enormer Reichweite und ohne Gewissen. In diesem Jahr könnte es dank eines starken Supporting Casts in Moskau sogar bis in die Playoffs gehen.

7. Jan Vesely

Fenerbahce Beko Istanbul Center, 29 Jahre, 2,13 Meter Fenerbahces Defensivanker und HighlightMaschine. Der an der Freiwurflinie zuletzt stark verbesserte „Czech Jet“ ist kein Filigrantechniker, und auch mental gibt es deutlich stabilere Spieler. Dennoch ist Vesely ungemein wertvoll für die Türken.

8. Tornike Shengelia

Baskonia Vitoria Gasteiz Power Forward, 27 Jahre, 2,06 Meter Nur Verletzungsprobleme hinderten den Georgier daran, in den beiden

vergangenen Spielzeiten mit voller Dominanz aufzutreten: Shengelia bringt eine ganz seltene Mischung aus brachialer Kraft gepaart mit feiner Technik und Raffinesse.

9. Will Clyburn

CSKA Moskau Small Forward, 29 Jahre, 2,01 Meter Jahr für Jahr erweitert der Ex-Ulmer sein offensives Repertoire: In der vergangenen Saison unter anderem um einen stabilen Distanzwurf, den Euroleague-Titel und die Wahl zum Finals-MVP der europäischen Königsklasse. Clyburn ist längst vom reinen Athletikmonster zum MismatchAlbtraum geworden.

10. Walter Tavares Real Madrid Center, 27 Jahre, 2,21 Meter

Walter Tavares’ Wert lässt sich nicht in Offensivstatistiken erkennen. 15 Millionen Euro über die kommenden fünf Spielzeiten überweist ihm Real Madrid für seine enorme defensive Präsenz, die Arbeitsmoral und als Anspielstation für Lobs aus dem Pick-and-Roll.


Die zehn spannendsten Spieler für 2019/20 1. Marcus Eriksson

ALBA Berlin Small Forward, 25 Jahre, 2,01 Meter Gleich für vier Jahre sicherte sich ALBA die Dienste des Schweden. Eriksson ist ein großgewachsener Werfer mit Range bis fast zur Mittellinie und Killermentalität. Macht er den nächsten Schritt, könnte er Berlin vorzeitig in Richtung NBA verlassen.

2. Mathias Lessort

FC Bayern München Center, 23 Jahre, 2,06 Meter Lessort ist ein Monster, pure Kraft, verteilt auf 206 Zentimeter und weit über 100 Kilogramm. Defensiv und beim Rebound hilft er den Münchnern enorm weiter. Mit seiner Leidenschaft und Energie hat er das Zeug zum neuen Publikumsliebling.

3. Alec Peters

Anadolu Efes Istanbul Power Forward, 23 Jahre, 2,03 Meter Peters geht in seine zweite EuroleagueSaison. Jahr eins in Moskau krönte er zwar mit dem Titelgewinn, blieb aber über weite Strecken blass. Beim Finalisten aus Istanbul sollte Peters mehr Würfe und Freiheiten in der zweiten Reihe erhalten – und diese mit extrem starken Quoten belohnen können. Sniper!

4. Shelvin Mack Fotos: Miguel Henriquez/ Edu Candel/Euroleague Basketball via Getty Images

AX Armani Exchange Olimpia Milano Point Guard, 29 Jahre, 1,91 Meter Anstelle von Hasardeur Mike James bestimmt in Zukunft NBA-Veteran Mack die offensiven Geschicke bei Armani Milano. Ein großes Risiko geht Neu-Coach Ettore Messina damit nicht ein: Mack ist ein sehr cleverer Veteran, der mit dem Basketball in der Euroleague auf Anhieb zurechtkommen sollte.

5. Alex Abrines

FC Barcelona Lassa Small Forward, 26 Jahre, 1,98 Meter Nur drei Jahre dauerte die NBA-Karriere von Alex Abrines. In Oklahoma als Nebendarsteller der Nebendarsteller von Russell Westbrook und Paul George kaum hervorgetreten, warten in Barcelona Würfe, Spielzeit und Verantwortung auf den noch immer jungen Spanier.

6. Jonas Jerebko

Khimki Moskau Small Forward, 32 Jahre, 2,08 Meter Es war ein guter Sommer für Khimki Moskau, und Jonas Jerebko ist ein Grund dafür. Der schwedische NBA-Rückkehrer hat das Zeug zum X-Faktor bei den Russen. Range, Cleverness, Erfahrung, Ruhe – Jerebko bringt fundamentale Erfolgszutaten mit ins eisige Moskau.

7. Pierria Henry

Baskonia Vitoria Gasteiz Point Guard, 26 Jahre, 1,93 Meter Bis zu einer Verletzung dominierte Pierria Henry für UNICS Kazan im vergangenen Jahr den Eurocup und stand bereits im letzten Sommer kurz vor einem NBA-Engagement. Eine Klette in der Verteidigung und ein souveräner Organisator im Angriff, steht der eigene Abschluss weit hinten auf Henrys basketballerischer Prioritätenliste.

8. Brandon Paul

Olympiakos Piräus Shooting Guard, 28 Jahre, 1,93 Meter Brandon Paul könnte in Piräus etwas finden, das in seiner bisherigen Laufbahn fehlte: Stabilität. Der Zweier könnte

das offensive Zepter von Legende Vasilis Spanoulis übernehmen und die „Big Points“ für die Griechen eintüten. Prototypischer Shooting Guard der gehobenen Güteklasse.

9. Jimmer Fredette

Panathinaikos Athen Shooting Guard, 30 Jahre, 1,88 Meter Scoring-Maschine – das war die Rolle, in der Jimmer Fredette am College zunächst berühmt wurde und der er in der NBA nie gerecht werden konnte. Im grünen Trikot Athens hat Fredette von Anfang an grünes Licht und soll löten, bis der Arm schmerzt. Gewohnt ist er diese Rolle bereits von seinen China-Engagements in den vergangenen Jahren.

10. Quincy Acy

Maccabi Tel Aviv Power Forward, 28 Jahre, 2,01 Meter Für Verwunderung sorgte Tel Aviv mit der Verpflichtung von Quincy Acy. Mit dem US-Amerikaner wird der Frontcourt zwar noch athletischer, doch in Sachen Shooting sieht es auf den ersten Blick schlecht aus. Gelingt Acy die Anpassung an das europäische Spiel schnell, könnte er als Überathlet dennoch ein Schnäppchen sein.

93


in-dre-ssant

FIBA

World

Cup

2019

In-Dré-ssant Was haben wir gelernt? Die deutsche Basketballnationalmannschaft erreichte beim FIBA World Cup 2019 auf dem Parkett das Minimalziel: die Qualifikation zur Olympiaqualifikation 2020. Doch der wichtigste Teil der WM kommt erst noch … Text: André Voigt

Fotos: Alex Grimm/Bongarts/Zhong Zhi/NICOLAS ASFOURI/AFP/Getty Images

D

er 18. Platz. Drei Siege, zwei Niederlagen. Qualifikation zur Olympiaqualifikation geglückt. So nüchtern und schnell lässt sich das Abschneiden der deutschen Basketballnationalmannschaft zusammenfassen. Doch während der zehn Tage von Shenzhen und Shanghai mangelte es vielerorts vor allem an abgeklärter Nüchternheit. Zu klar hatte das Team von Bundestrainer Henrik Rödl die hochgesteckten Erwartungen verfehlt. Zu wenig überzeugend war das Spiel auf dem Feld gewesen. Fans, Medien, Verantwortliche und wohl auch die Mannschaft selbst nahm vor allem die vermeidbare Niederlage gegen die Dominikanische Republik mit. Nach dem Verpassen der Zwischenrunde kochte die Enttäuschung hoch. Fans schimpften in den sozialen Medien, die Presse vernahm eine vermeintlich schwindende Vorfreude auf die Heim-EM 2021, einige Spieler suchten die Gründe des Scheiterns offen bei den eigenen Kollegen. Die vage Hoffnung existiert, dass irgendwann im Nachklapp intern rund um die Nationalmannschaft die Entscheidung getroffen wurde, das Geschehene gründlich aufzuarbeiten bzw. den Fehler auch bei sich selbst zu suchen. Doch wirklich daran zu glauben, fällt leider schwer …

94

Denn was die Protagonisten in China danach zu Protokoll gaben, muss einem Fan noch heute die Haare zu Berge stehen lassen.

Methode oder Trump?

„Wir haben nicht abgeliefert und von daher unser Ziel nicht erreicht. Wir haben immer gesagt, wir wollen unter die besten 16 kommen. Das haben wir nicht geschafft. Das ist traurig, das ist bedauerlich. Wenn

man es auf Deutsch sagen will: Das ist großer Mist.“ Das sagte DBB-Präsident Ingo Weiss nach der Niederlage gegen die Dominikanische Republik. „Wir haben unser Ziel erreicht, wir sind 18. geworden, das hat uns überhaupt nicht zurückgeworfen. Wenn ich in einer Zeitung lese, die Vorfreude auf die EM 2021 sei getrübt, das ist doch pervers. Wir haben unser erstes Ziel erreicht: das Qualifikationsturnier für die Olympischen


Spiele. Wir sind 18. geworden bei der Weltmeisterschaft, das ist für uns ein Erfolg.“ Das sagte DBB-Präsident Ingo Weiss nach dem Abschlusserfolg im bedeutungslosen Spiel gegen Kanada. An dieser Stelle etwas Kontext: Deutschland nahm bisher an sechs Weltmeisterschaften teil. Der 18. Platz in diesem Jahr ist das schlechteste Abschneiden einer DBB-Auswahl überhaupt bei einer WM, nachdem es

2010 in der Türkei für den 17. (damals enttäuschenden) Rang gereicht hatte. Im Zeitalter der alternativen Fakten, in dem schamlos daherschwadroniert wird, um das eigene Narrativ zu bedienen, mag so ein Sinneswandel des obersten deutschen Basketballfunktionärs kaum Aufsehen erregen … aber das macht es nicht besser. Vielleicht handelte es sich nur um Schadensbegrenzung. Um den – zugegeben eher ungelenken – Versuch, eine schädliche Personaldiskussion zu ersticken, indem das einzig Positive dieser WM in den Vordergrund gestellt wurde. Die Absicht dahinter: für Ruhe sorgen, um im Anschluss intern Ursachenforschung zu betreiben und es dann 2021 besser zu machen. Fragt sich nur: Wer glaubt angesichts der desaströsen Außendarstellung des DBB-Präsidenten an diese Interpretation? Daran glauben würden wohl alle gern, die es mit Basketball in Deutschland halten. Weiss’ zum Teil hochnotpeinliche Medienschelte, mit der er später die vier noch in China verbliebenen Kollegen bedachte, legt allerdings den Verdacht mehr als nahe, dass in der Verbandszentrale in Hagen bereits ein dicker, fetter Haken hinter diese WM gemacht wurde. Olympiaqualiquali! Mission accomplished! Dabei gibt es eine Reihe unangenehmer Fragen. Fragen, die weder der Trainer noch die Spieler beantworten müssen bzw. können.

Werte vs. Privilegien

„Ich glaube, dass es diese Probleme nicht erst seit diesem Sommer gibt. Es werden gewissen Spielern von Seiten

des DBB, auch von ganz oben, teilweise gewisse Privilegien zugestanden, die sie sich vielleicht auch verdient haben. Das ist immer ein schwieriges Zeichen“, sagte Bastian Doreth im Podcast „Abteilung Basketball“ von MagentaSport. Oder mit anderen Worten: Alle Basketballer sind gleich, aber manche sind gleicher. Spätestens da sollten bei allen Fans die Alarmglocken geläutet haben. Denn genau wie Doreth ebenfalls bei MagentaSport erklärte, sollten in einer Nationalmannschaft „gewisse Werte vorgelebt werden“. Wenn ein Team nur extrem wenig Zeit hat, um sich vor einem großen Turnier überhaupt einzuspielen, und die Qualifikationsfenster aufgrund des elendigen FIBA-Euroleague-Streits und der Abwesenheit der NBA-Profis von einer B-Nationalmannschaft gespielt werden, dann ist die Geschlossenheit eines Teams umso wichtiger. Genau in dieser Hinsicht scheint beim DBB nicht erst in den Tagen von China einiges in die falsche Richtung gelaufen zu sein. Schon bei der EuroBasket 2017 wurde öffentlich über erhebliche Privilegien für zum Beispiel Dennis Schröder gesprochen. Dabei ist die Geschichte der Sportteams, die wegen interner Allüren nie ihre maximale Leistung abriefen, ziemlich lang. Und: Einmal gewährte Privilegien können nur schwerlich wieder kassiert werden, im Gegenteil … Niemand erwartet, dass die Spieler in Landschulheimen übernachten, wenn sie bei der Nationalmannschaft sind. Ein gewisser Standard muss natürlich gewährt sein, und in dieser Hinsicht hat sich bei „DBB Tours“ einiges getan. Die bevorzugte Behandlung Einzelner birgt aber das Potenzial für verständliche Unruhe, und diese Unruhe kann sich auf dem Platz manifestieren. Gleichzeitig macht sich ein Verband erpressbar, wenn er Einzelnen überbordende Privilegien einräumt. Wo ist die Grenze? Wann wird im Zweifel lieber auf den Spieler verzichtet? Müssen alle Profis im Bus zum Training und den Spielen fahren? Sollte ein Business-Class-Flug für einen Akteur vom Verband übernommen werden, aber die Roaming-Kosten der Mannschaft während eines Turniers im Ausland nicht? Welche Werte sollen von der deutschen Basketballnationalmannschaft gelebt werden? Fragen dieser Art sollten in Hagen von Präsident Ingo Weiss auf die Tagesordnung gebracht werden. Gerne intern, ohne unbeholfene Medienschelte, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Denn was am Ende zählt, ist auf dem Parkett. Da hat der DBB das Minimalziel in China erreicht. Verloren hat Basketballdeutschland erst, wenn der DBB aus Shenzhen und Shanghai nichts gelernt hat. dre@fivemag.de

95


warenkorb warenkorb

Kickz Warenkorb KICKZ WARENKORB

NEW ERA NFL THE LEAGUE LA DODGERS 24,95 €

NIKE LEBRON XVI LOW 159,95 €

NIKE NSW MESH SHORT 49,95 €

HARMONY T-SHIRT 44,95 €

#NEVERN

MITCHELL AND NESS NBA MESH JERSEY 44,95 €

96 96

JORDAN WHY NOT ZER0.2 SE 129,95 €

JORDAN JUMPMAN FLT T-SHIRT 29,95 €

K1X DRAGON DAZZLE SHORTS 39,95 €

AD


NIKE GIANNIS TRACK JACKET 89,95 €

NIKE ZOOM FREAK 1 119,95 €

NIKE GIANNIS TRACK PANT 44,95 €

UNDER ARMOUR UA CURRY 6 129,95 €

NOTBALLIN

DIDAS PERFORMANCE DAME 5 - VEGAS 109,95 €

RUSSELL ATHLETIC ICONIC HOODY 84,95 €

NIKE ZOOM KD12 NRG 149,95 €

NIKE NBA SHORT TRAIL BLAZERS 64,95 €

97 97


ivan beslic

ivan beslic „Der Mozart des Basketballs“

F

reunde, lange bevor Giannis zum MVP gekürt und Nowitzki zum Champ wurde, machte sich ein Europäer auf die Reise, die NBA zu erobern. Dies ist die tragische Geschichte eines Helden, der viel zu früh verstarb: Drazen Petrovic. Drazen wuchs im kroatischen Sibenik auf, wo er durch seinen älteren Bruder Aleksandar zum ersten Mal mit dem Bball in Berührung kam. Drazen verliebte sich schnell in den Sport und entwickelte einen Ehrgeiz, der für Kids in seinem Alter ungewöhnlich war. Er dachte nur an Basketball und war gesegnet mit dem nötigen Talent. #nevernotballin Bereits im Alter von 15 Jahren debütierte er mit seinem Heimatklub KK Sibenik in der ersten jugoslawischen Liga, die damals zu den stärksten der Welt zählte, und machte sich schnell einen Namen. Als er dann 1985 zu Cibona Zagreb wechselte, spielte er sich in die Herzen der Nation. In seinen ersten vier Jahren holte er neun Titel für Zagreb und legte mit 37,7 Punkten kranke Fieberthermometerzahlen auf. Drazen war offensiv unstoppable, Als 21-Jähriger scorte er sogar in einem Spiel 112 Punkte. #WiltWHO? Seine Spielweise brachte ihm den Spitznamen „Mozart des Basketballs“ ein – es war eine Komposition aus Shooting, Pumpfakes, Drives und Gelassenheit, die ihn so ganz besonders machte. Hochprozentiges Shooting war seine Spezialität, und er war einer der ersten Wahnsinnigen, die Dreier aus dem Lauf und von weit hinter der Linie einlöteten. Believe the Hype, der Junge war MONEY! Portland ahnte Großes, als sich die Franchise schon 1986 die Rechte an ihm sicherte und ihn an 60. Stelle draftete. Jedoch durften jugoslawische Spieler damals erst mit 28 Jahren in die NBA wechseln. #wtf? Nach vier hochdekorierten Jahren bei Cibona entschied sich Petrovic für Real Madrid

98

und legte als Topscorer der spanischen Liga eine 62-Punkte-Perfomance im „Winner’s Cup“Finale (europäischer Supercup) gegen Snaidero Caserta auf. Obwohl sein Vertrag bei Real noch drei Jahre lief, schaffte es Petrovic’ Agent, eine Sensation einzufädeln, die den erst 25-jährigen Drazen 1989 in die NBA bringen sollte. Laut Eigenaussage des Agenten ist nicht bekannt, wie viele Leute für diesen Move geschmiert werden mussten, aber der Zweck heiligt ja bekannterweise alle Mittel. Real erhielt zudem auch noch 1,5 Millionen Dollar Abfindung wegen des Vertragsbruches. Auf zu neuen Ufern! Doch die anfängliche Euphorie flachte schnell ab. In Portland spielte er hinter Clyde Drexler keine große Rolle und kam in seinen zwölf Minuten Spielzeit auf 7,6 Punkte pro Partie. Nach zwei sehr ernüchternden Jahren kam es dann zur Erlösung in Form eines Trades nach New Jersey. „Petro“ war back! In seiner ersten vollen Saison als Net scorte er starke 20,6 PPG, startete in allen 82 Spielen und schoss 44,4 Prozent von außen! Doch es war leider alles andere als Sonnenschein zu dieser Zeit. In seiner Heimat brach 1991 der Balkankrieg aus, was Horrorszenarien und schlimmste Zustände zur Folge hatte. Jugoslawien, das 1990 noch vereint den Weltmeistertitel einheimste, wurde plötzlich in seine einzelnen Volksgruppen zerrissen – eine verzwickte Situation für die damaligen Spieler, die Flagge bekennen mussten. Ohne zu sehr auf dieses Thema einzugehen, kann ich euch die Doku „Once Brothers“ empfehlen. Sie erzählt die Geschichte von Petrovic und Vlade Divac und wie die schwierigen Verhältnisse des Krieges aus Brüdern Feinde machten. Es folgte die Unabhängigkeit Kroatiens, die zur Gründung einer eigenen Basketball-Nationalmannschaft führte. Und es fing direkt mit einem Paukenschlag bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona an. Die ganze Welt schaute zu, was natürlich an der Teilnahme des legendären „Dream Teams“ um Jordan, Magic und Bird lag. #whatatimetobealive Während die Amis die ganze Aufmerksamkeit auf sich zogen, kämpfte sich die „Goldene Generation“ Kroatiens

überraschend bis zum Finale durch. Gametime! Es war ein spannendes Spiel, bis die Kroaten es Mitte der ersten Hälfte schafften, als einziges Team ever gegen das Dream Team mit 25:24 in Führung zu gehen. Petrovic und Jordan lieferten sich einen Schlagabtausch allererster Güte. Als die Amis dann Ernst machten, war Kroatien natürlich chancenlos – aber das hinderte Drazen trotzdem nicht, mit 24 Punkten als Topscorer vom Platz zu gehen. Kroatien war dabei nicht nur ein Basketballteam – die Spieler waren Botschafter ihres Landes, die in Kriegszeiten vor den Augen der ganzen Welt auf sich aufmerksam machten. Dekoriert mit Olympiasilber, ging es wieder nach New Jersey, wo „Petro“ mit 22,3 Punkten und 44,9 Prozent von Downtown endgültig das Ruder bei den Nets übernahm. Der Fanliebling war in der NBA angekommen und wurde zum Saisonende sogar als erster Europäer in ein All-NBA-Team gewählt. Reggie Miller bezeichnete ihn einst als besten Shooter, den er je gesehen habe. Eine glorreiche Zukunft stand Drazen bevor ... Bis zum 07. Juni 1993, als die Welt für einen Moment stillstand. Drazen war nach einem Länderspiel mit seinem Girl Klara und deren Freundin mit dem Auto von Frankfurt nach München unterwegs, als Klara auf der A9 die Kontrolle über den Wagen verlor und in einen LKW fuhr. Drazen, der nicht angeschnallt auf dem Beifahrersitz schlief, war auf der Stelle tot, seine zwei Mitfahrerinnen überlebten den Unfall. Drazen wurde nur 28 Jahre alt. #DAMN Doch was ist geblieben? Die Nets haben sein Jersey mit der Nummer 3 retired, er wurde in die Hall of Fame aufgenommen, und in Zagreb steht das „Drazen Petrovic Memorial Museum“, das an die Erfolge des vierfachen „Basketballer Europas“ erinnert. Drazen Petrovic, der schon zu Lebzeiten als Legende galt, ist auch heute noch vielen Spielern ein Vorbild. Ein charismatischer Mensch, der das Game immer mit einem Lächeln im Gesicht spielte und seiner Heimat in der dunkelsten Stunde Hoffnung und Stolz gab. Um es mit den Worten seines Homies Vlade Divac zu sagen: „Echte Basketball-Fans werden Drazen niemals vergessen.“ Krieg ist scheiße! Und schnallt euch bitte an, Freunde!

Peace, Ivan


Jetzt unseRe Veggie-Snacks pRobieRen!


WHAT’S YOUR LEGACY?

SHOP THE PUMA LEGACY NOW ON KICKZ.COM


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.