FIVE #158

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LET’S GET IT ON!

DIRK NOWITZKI

05/2019

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BBL PLAYOFFS 2019

DAS GROSSE INTERVIEW ZUM SCHLUSS?

ALLE TEAMS, ALLE ANALYSEN!

+++ B O G D A N OV I C VS . H A R R I S MALCOLM BROGDON JERAMI GRANT D ’A N G E L O R U S S E L L E U RO L E A G U E - P L AYO F F S

3,90 €

Österreich 5,00 € Schweiz 7,80 SFR BeNeLUX 4,60 € Italien 5,25 € Spanien 5,25 €

ISSUE 158 ISSN 1614-9297 WWW.FIVEMAG.DE

NBA Playoffs 2019 ..

DIE ULTIMATIVE VORSCHAU

+++ N BA - AWA R D S 2 0 1 9 M O R I T Z WA G N E R QUIRIN EMANGA DEREK WILLIS S C OT T I E P I P P E N


THE BEST DAMN BASKETBALL

WWW.K1X.COM


K1X SUMMER 2019

SHORTS IN

THE GAME.


editorial

FIVE

IMPRESSUM

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Redaktion: redaktion@fivemag.de

SAGT WAS …

Verlag: KICKZ Never Not Ballin’ GmbH Landwehrstr. 60 80336 München Tel.: +49-89-324 781 70 Fax: +49-89-324 781 99 Herausgeber: Christian Grosse Chefredakteur: André Voigt (verantw.) Grafik: Patrick „Mochokla“ Ortega Fotos: Getty Images Lektorat: Thomas Brill

Fotos: Andrew D. Bernstein/NBAE via Getty Images

LIEBE FIVE-GEMEINDE, wie jedes Jahr liegt diese Vorschau-Ausgabe eures Lieblingsbasketballmagazins in euren Händen, kurz bevor die „beste Zeit des Jahres“ beginnt. Playoffs! Endlich! Egal ob in der NBA, Euroleague oder BBL – jetzt gilt es! Es geht um alles! Win or go home! Jetzt zahlt sich die ganze Arbeit des Sommers aus, die Sprints, die Trainingsstunden während der Saison. Überall laufen die Kaffeemaschinen auf Hochtouren – egal ob live in der Nacht geschaut wird oder on demand vor der Arbeit, Schule oder Uni. Wir jubeln unseren Mannschaften zu, unseren Stars. Fiebern mit Legenden, Youngstern, Feelgood-Storys. Wir rutschen bis an den Rand unseres Sofas, wenn es in die Crunchtime geht, brüllen die Nachbarn aus dem Bett, wenn morgens um 4:45 Uhr der Gamewinner fällt. Unser Gamewinner. Von unserem Spieler für unser Team. Wisst ihr, woran niemand in so einem oder irgendeinem anderen Moment dieser Playoffs denken wird? „Boah, das ist kein echter Celtic, kein echter Amerikaner, kein echter Deutscher!“ Als ich Ende März aufgrund eines Videos für fünf

Minuten in die Schlagzeilen geriet, erreichte mich eine unfassbare Menge an Nachrichten. Viele davon hatten zwei Themen. Erstens: So etwas passiert nur im Fußball! Zweitens: Im Basketball gibt es so etwas nicht! Beide Aussagen sind falsch, sehr falsch. Natürlich gibt es Rassismus auch im Basketball und nicht nur bei den Kollegen auf dem Rasen. Sport ist ein Teil der Gesellschaft und Rassismus ein gesellschaftliches Problem. Haben ihr und ich mit Ausländern oder Deutschen mit Migrationshintergrund gespielt? Logisch. Waren wir zusammen ein Team? Na klar. Sind einige dieser Mitspieler Freunde geworden? Mit Sicherheit! Aber das heißt nicht, dass es diese hässliche Seite nicht gibt. Im Sport herrscht von Natur aus ein „Wir gegen die“. Das Erste, was am Gegner auffällt, mag das andere Trikot sein, das Zweite aber ist die Hautfarbe. Und dann brennen bei einigen die Sicherungen durch … Genau das darf aber niemand schweigend hinnehmen. Denn für viele sind diese Anfeindungen Alltag. Deutsche oder Ausländer werden aufgrund ihrer Hautfarbe zu Bürgern zweiter Klasse degradiert. Das gilt für Otto Normalverbraucher, Hobbyspieler und auch für aktuelle oder

BESTEN DUNK

nächste aUSGABE

Dré dunkt allen, die in einer schweren Zeit dunkle Gedanken vertrieben und Beistand geleistet haben. Das werde ich euch allen nie vergessen!

Die FIVE #159 erscheint am 24. Mai 2019 oder liegt schon bis zu vier Tage vorher bei allen Abonnenten im Briefkasten. Dann im Heft: LeBron James, Free Agency 2019, NBA-Draft 2019 und vieles mehr!

Ausgabe verpasst? Kein Thema. Scannt den nebenstehenden Code mit eurem Smartphone ein oder

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schaut auf www.kickz.com/de/five vorbei und ordert einfach nach.

ehemalige Basketballprofis der deutschen Nationalmannschaft. Denn wenn das Trikot im Schrank liegt, rückt die Hautfarbe für viele an die erste Stelle, und das „Wir gegen die“ bekommt eine ganz andere Bedeutung. Ich kann nur beginnen zu erahnen, wie sich das anfühlen muss. Was ich aber weiß: Es muss unser aller Pflicht sein, rassistische Äußerungen nicht unkommentiert stehen zu lassen – nirgendwo im Leben. Niemand soll sich deswegen in Gefahr bringen, doch wenn niemand etwas sagt, geht es immer so weiter. Dann baut sich eine Komfortzone auf, wo keine Komfortzone sein darf. Auf rassistische Pöbeleien muss reagiert werden, indem wir dagegen aufstehen. Letzteres geht nur, wenn derjenige, der etwas sagt, auch weiß, dass er nicht alleine ist. Aber zurück zur besten Zeit des Jahres. Lasst sie uns alle genießen. Vielleicht macht ihr das sogar zusammen mit eurem Team oder euren Freunden. Brüllt um 4:45 Uhr die Nachbarn aus dem Bett … als echte Basketballfans.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Sebastian Dumitru Christian Orban Moritz Wagner Ruben Spoden Daniel Müller Tim Eisenberger Manuel Baraniak Tobias Feuerhahn Jens Leutenecker Peter Bieg Louis Richter Ivan Beslic Robbin Barberan Aboservice: KICKZ Never Not Ballin’ GmbH E-Mail: abo@fivemag.de Tel.: +49-89-324 781 70 Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168 34121 Kassel Vertrieb: MZV GmbH & Co. KG Ohmstr. 1 85716 Unterschleißheim Für unverlangt eingesandtes und nicht mit einem Urhebervermerk gekennzeichnetes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Beiträge, die namentlich gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung sowie Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages. Gerichtsstand ist München.

ISSN 1614-9297

Viel Spaß mit FIVE #158! FIVE_MAG

André Voigt

NEXT

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FIVE

inhalt

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18 70 06 24 SECONDS Prospects, Einwurf, Ruben Spoden, Moritz Wagner, NBA-Skills-Check etc.

14 ONE-ON-ONE Bojan Bogdanovic vs. Tobias Harris .

16 ONEPAGER Malcolm Brogdon und Jerami Grant.

18 INTERVIEW: DIRK NOWITZKI Das letzte große FIVE-Interview mit dem deutschen G.O.A.T.?

NBA-PLAYOFF-VORSCHAU

28 SO LÄUFT DIE PLAYOFF-PREVIEW WESTERN CONFERENCE 30 DENVER NUGGETS 32 GOLDEN STATE WARRIORS 34 HOUSTON ROCKETS

36 L.A. CLIPPERS 38 OKLAHOMA CITY THUNDER 40 PORTLAND TRAIL BLAZERS 42 SAN ANTONIO SPURS 44 UTAH JAZZ

66 TORONTO RAPTORS 68 MATCHUPFÜHRER

70 EUROLEAGUE-PLAYOFF-VORSCHAU Eines dieser acht Teams wird Euroleague-Champion 2019!

BBL-PLAYOFF-VORSCHAU EASTERN CONFERENCE 48 BOSTON CELTICS 50 BROOKLYN NETS 52 CHARLOTTE HORNETS 54 DETROIT PISTONS 56 INDIANA PACERS 58 MIAMI HEAT 60 MILWAUKEE BUCKS 62 ORLANDO MAGIC 64 PHILADELPHIA 76ERS

74

83 MEDI BAYREUTH 84 MHP RIESEN LUDWIGSBURG 85 RATIOPHARM ULM 86 S.OLIVER WÜRZBURG 87 TELEKOM BASKETS BONN 88 RASTA VECHTA

BBL, ES IST ANGERICHTET …

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76 ALBA BERLIN 77 BASKETBALL LÖWEN BRAUNSCHWEIG 78 BROSE BAMBERG 79 EWE BASKETS OLDENBURG 80 FC BAYERN MÜNCHEN 81 FRAPORT SKYLINERS 82 GIESSEN 46ERS

DEREK WILLIS Der etwas andere BBL-Amerikaner der BG Göttingen im Porträt.

94 IN-DRÉ-SSANT Wer sollte die NBA-Awards 2019 bekommen? Diese Herren hier …

96 WARENKORB You look good, you play good!

98 IVAN BESLIC Scottie Pippen war ein Superstar … mit einem Makel.

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einwurf

EINWURF

ERFOLG

twenty four seconds W

In seiner Kolumne „Einwurf“ schaut Christian Orban über den Spielfeldrand hinaus und schreibt über die weniger beachteten Aspekte der Basketballkultur. Text: Christian Orban

ährend sich schon bald zunehmend Teams in die Sommerpause verabschieden und zuschauen dürfen, wie andere den NBA-Meistertitel ausspielen, wird vielerorts angestrengt über „Erfolg“ diskutiert. Wortreich werden „Gewinner & Verlierer“ besprochen, kontrastreich „Tops & Flops“ benannt, Überraschungen und Enttäuschungen ausgemacht sowie ungenutzte Potenziale und erkannte Dysfunktionalitäten der Teams eruiert. Hinzu kommt das beliebte „Blame Game“, das viele nur allzu gern spielen. Schließlich sollen fix Schuldige gefunden und verantwortlich gemacht werden, wenn hoch gehängte Saisonziele nicht erreicht wurden. Auch geht damit eine bemühte Fehlersuche einher, die „ineffizienten“, womöglich überschätzten und überbezahlten Spielern obsessiv nachspürt. Nicht selten eine tendenziöse und überkritische Routine … Geführt und befeuert wird der Diskurs um den Erfolg von all denjenigen, die die NBA verfolgen. So kommt die Deutungshoheit kultürlich nicht allein anerkannten oder selbsternannten „Experten“ und „Analysten“ zu. Vielmehr sind die Erfolgserzählungen erfreulich vielstimmig, jedoch fortwährend von Hype und übertriebener Trennschärfe geprägt. Gemeinhin wird dabei über Erfolg befunden, indem Resultate mit Erwartungen und Annahmen abgeglichen werden. Wobei die Frage zulässig erscheint, ob jene Fremderwartungen an Spieler und Teams im Vorfeld überhaupt realistisch waren bzw. es heuer sind. Die Rede ist also von einem stets subjektiven Bewertungsmaßstab, der öfter einmal selbstkritisch reflektiert und neu justiert werden darf. Zumal die im Profisport vorherrschende Vorgehensweise, Erfolg an den Ergebnissen – vorrangig anhand der Siege sowie mitunter allein der Meisterschaft – zu messen, etwas kurzsichtig anmutet. Ohnehin ist der NBA-Titel erfahrungsgemäß nur wenigen Mannschaften vorbehalten. In den vergangenen 35 Jahren

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etwa haben nicht mehr als zehn verschiedene Franchises eine Championship errungen. Dass viel Talent, harte Arbeit, herangereifte Erfahrung und Expertise für solch einen Erfolg nicht genügen, ist eine banale Erkenntnis. Denn wer in der Liga bestehen und oben stehen will, braucht vielmehr zugleich Gesundheit, Geduld und reichlich Glück. Auch sind eine etablierte Kontinuität, Teamchemie und ein entsprechendes (Selbst-)Verständnis unerlässlich. Zudem haben in den Playoffs Matchups und das Momentum bekanntlich verstärkt Gewicht. In der Postseason dann auch wiederholt ein paar Partien zu verlieren, ist keine Schande und kein Grund, sofort alles in Frage zu stellen und einen schrillen Abgesang anzustimmen. Denn Spieler und Mannschaft, Coaches und Management haben in der Regel viel „richtig“ gemacht. Sonst wären sie besonders im umkämpften Westen der NBA schwerlich in die Endrunde eingezogen. Es kann daher nicht schaden, im eifrigen Spiel der Kontraste und Klicks des sportmedialen Spektakelbetriebs gelegentlich mal zur Ruhe zu kommen … sich der erbrachten Leistungen zu besinnen, erarbeitete Fortschritte und ersichtliche Entwicklungen zu bedenken sowie generell zu würdigen und wertzuschätzen, was einem auf dem Parkett dargeboten wird. Nicht zuletzt, weil in den Playoffs meist zwei talentreiche Teams aufeinandertreffen und hart um den Erfolg wetteifern – wobei eben nur eine Mannschaft gewinnen kann. Sei es nun ein Meisterschaftsanwärter oder ein gutes Team der regulären Saison. Wie die Portland Trail Blazers. Angeführt von Damian Lillard, nehmen sie im sechsten Jahr in Folge an den Playoffs teil. Eine respektable Bilanz einer Franchise, die im Nordwesten der USA in einem kleinen Markt wettbewerbsfähig aufgestellt ist. Auch wenn ihre Titelchancen vorerst verschwindend gering bleiben.

Das weiß auch Abo-All-Star Lillard, der den Blazers trotzdem die Treue und nichts von „Superteams“ hält. Vielmehr versucht er, als verantwortungsvoller Anführer eine Meisterschaft nach Oregon zu bringen. Müßiges Mittelmaß hin oder her. „Ich spiele dafür, eine Championship zu gewinnen“, betonte der geschätzte Teamplayer jüngst. „Aber es gibt eben andere Dinge, die mir mehr bedeuten: wie ich die Menschen um mich herum behandle, mich um sie sorge und hier einen Unterschied mache.“ Der 28-jährige Familienvater führte dazu aus: „Wenn meine Karriere vorbei ist, werde ich über die Beziehungen Bescheid wissen, die ich geknüpft habe. Dann werde ich wissen, zu wem ich gehalten habe, egal ob ich gerade oben stand. Ich werde wissen, dass ich mich richtig verhalten und an die Situationen der Menschen und ihrer Familien gedacht habe, bevor ich eine Entscheidung getroffen habe. Darum geht es mir. All diese anderen Dinge vereinnahmen mich nicht mehr.“ Eine profunde Einstellung, die viel Anerkennung verdient und in einer von wechselwilligen „Superstars“ getriebenen NBA selten erscheint. Zugleich legt Lillards Beispiel nahe, dass Erfolg nicht allein auf bloße Endresultate oder gar die verkürzte „Championship or Bust“-Denke beschränkt sein muss – sondern reich an Nuancen ist. Erfolg hat viele Gesichter und weist sonach diverse Schattierungen auf, die jenseits der gewollten Kontraste Relevanz haben. Etwa in Form der wechselseitigen Verbundenheit von „Dame“ und „Rip City“, einer beispielhaften Franchisekultur (Spurs), beachtlicher Spielerentwicklung und der ersten Playoffteilnahme seit Jahren (Nets), entfachter Spielfreude und ansteckender Begeisterung (Bucks) oder eines einsatzvollen und uneigennützigen Teambasketballs (Pacers). Worum es also geht, ist Erfolg auf und neben dem Feld freiheitlich auszubuchstabieren und im Spiel des Lebens Erfüllung zu finden.


moritz wagner

Fotos: Michael LeBrecht II/NBAE via Getty Images

MORITZ WAGNER Moritz Wagner hat es geschafft: Er spielt in der NBA. Auch in dieser Saison nimmt euch der Big Man in FIVE mit auf seine Reise, die ihn von ALBA Berlin über die University of Michigan zu den L.A. Lakers geführt hat. Text: Moritz Wagner

W

er hätte das gedacht? Die Lakers verpassen die NBA-Playoffs 2019! Sogar mit LeBron James und all den vielversprechenden jungen Spielern, über die so viel geredet wurde … Glaubt es mir, irgendwann werde ich ein Buch über diese Saison schreiben mit all den unzähligen Geschichten und Eindrücken, die niemand sonst in so einer Konstellation mitbekommen hat. Aber vielleicht merkt ihr es: Die überwiegende Emotion, die ich aus dieser Situation mitnehme, ist Dankbarkeit. In einer Saison dabei gewesen zu sein, wo so viel schieflief, wird mir in Zukunft helfen, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Es wird mir helfen, die erfolgreichen Saisons mehr zu genießen, weil ich jetzt eben weiß, dass es auch anders kommen kann. Ich meine, es wäre auch viel zu einfach gewesen, in die NBA zu kommen, sofort zu starten und dann auch noch die Playoffs zu gewinnen. Stattdessen habe ich mich erst verletzt, war für vier Monate raus, musste aufholen und habe es dann nie wirklich in die Rotation geschafft. Gleichzeitig hat das Team nicht gewonnen. Das klingt jetzt erst einmal extrem traurig, aber wie schon gesagt: Ich bin extrem dankbar, dass alles so passiert ist, wie es passiert ist. Denn was sich bei mir an Motivation für das nächste Jahr angestaut hat, wie heiß ich darauf bin, als besserer Spieler zurückzukommen, könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Ich will spielen UND gewinnen, mehr als jemals zuvor! Es ist interessant: Die paar Partien, in denen ich meine Minuten bekam, bestätigten mir immer wieder, wie viel Spaß Basketball eigentlich macht. Was es für einen Bock macht, in der NBA zu spielen. Gerade wenn du merkst, dass du sogar einiges reißen kannst. Ich weiß jetzt, wie es sich anfühlt, und ich weiß, dass es sich lohnt, hart dafür zu arbeiten … und zwar jeden

Tag! Aber okay, genug mit den Motivationsreden! Da wir ja jetzt tatsächlich die Playoffs verpasst haben, kann der Sommer schon ein bisschen geplant werden. Ein anderer Vorteil ist, dass ich früh nach Hause, aber auch viel früher wieder zurück nach L.A. fliegen kann, um an meinem Spiel zu arbeiten. Aber bevor ich wieder ins volle Training springe, freue ich mich erst einmal darauf, ein bisschen Zeit mit der Familie und Freunden in der Heimat zu verbringen. Denn obwohl es sich in L.A. ganz gut leben lässt, vermisse ich Berlin schon manchmal. Vor allem meine Familie und Freunde natürlich. Allerdings ist es, seit ich als Profi Basketball spiele, auch ein bisschen einfacher, Freunde und Familie zu sehen. Ich kann ihre Besuche bei mir besser organisieren, da es einen klaren Trainingsplan gibt und ich eben auch ein eigenes Apartment habe. Am College war das nicht so easy, auch weil ich einfach weniger Zeit hatte. Trotzdem sehe ich die meisten Leute, mit denen ich aufgewachsen bin, seit vier Jahren kaum. Das Gleiche gilt übrigens auch für meinen Bruder. Der ist mittlerweile 17 Jahre alt und auch nicht mehr so richtig klein. Ich habe letztens Bilder gesehen vom Abschied am Flughafen, als ich das erste Mal nach Ann Arbor zur University of Michigan geflogen bin. Sagen wir mal so: Er hat sich krass verändert. Und ich würde auch sagen, dass ich es ein bisschen bereue, es verpasst zu haben, meinen Bruder aufwachsen zu sehen. Aber das ist auch das Einzige. Umso mehr freue ich mich jetzt, Zeit mit ihm zu verbringen, ihn bei FIFA abzuziehen und zu seinen Spielen mit ALBA Berlin zu gehen. Letzteres habe ich seit drei Jahren auch nicht mehr geschafft. Also, ihr merkt es vielleicht: Ich freue mich sehr auf zu Hause und den Sommer. Das mit den Playoffs und der Larry O’Brien Trophy kommt noch ...

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FIVE Buch Klub

Phil Jackson: „Eleven Rings: The Soul of Success“ 384 Seiten, Penguin Books, 2014, 17 Euro

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Phil Jackson

Eleven Rings: The Soul of Success Jeden Monat stellen wir euch an dieser Stelle im FIVE-Buchklub lesenswerte Bücher aus der Welt des Basketballs vor. Text: Daniel Müller

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991, 1992, 1993, 1996, 1997, 1998, 2000, 2001, 2002, 2009, 2010. Unfassbare elf Mal wurde Phil Jackson als Coach NBA-Champion. Elf Ringe. Sechs mit den Bulls, fünf mit den Lakers. Drei Threepeats! Würde mich nicht wundern, wenn im Pass des „Zen Guy“ hinter dem offiziellen Namen „aka Mr. Dynasty“ stünde. Nimmt man dann noch die Meisterschaften 1970 und 1973 dazu, die Jackson als (zugegeben dauerverletzter) Power Forward mit den Knicks gewann, wird einem endgültig schwindelig. Dreizehn verdammte Ringe. Klingt ein bisschen nach „Not two, not three, not four, not five, not six, not seven …“ – mit dem feinen Unterschied, dass „The Chosen One“ erst drei Ringe hat. Phil Jackson hat in seiner Karriere schon einige Bücher geschrieben, acht insgesamt, wenn ich richtig gezählt habe. Aber dieses hier – „Eleven Rings: The Soul of Success“ – aus dem Jahr 2014 ist das erste mit einem Gesamtabriss seiner Trainerlaufbahn. Und das einzige aus seiner Feder, das man imho als NBA-Fan gelesen haben muss. Warum? Weil es einen detaillierten Einblick in zwei der erfolgreichsten Teams der 1990er und 2000er Jahre bietet, zwei der einflussreichsten Spieler aller Zeiten porträtiert und von dem Mann verfasst wurde, der mehr Ringe als Finger hat. Nur wenige Basketballbücher schaffen es, über zwanzig NBA-Saisons die Spannung zu halten. „Eleven Rings“ ist eins davon. Das liegt nicht daran, dass Jackson im Schnitt jede zweite Spielzeit gewonnen hat, sondern daran, dass der Mann überraschend persönlich und schonungslos schildert, was in keiner Statistik steht. Da gibt’s zum Beispiel lesenswerte Ausführungen zu Michael Jordans angeblicher Spielsucht, zur Rolle von Jerry Kraus bei Erfolg und Auseinanderbrechen der Bulls in den Neunzigern, zur Psyche von Dennis Rodman, zur Uncoachability von Kobe, zur Fehde zwischen der „Black Mamba“ und Shaq … Viele Anekdoten kennt man bereits, sicher. Aber es ist einfach verdammt interessant, wenn Jackson mal seine Perspektive von der Trainingsprügelei zwischen Steve Kerr und Michael Jordan schildert oder erzählt, welche Spieler regelmäßig bei seinen Meditationsrunden einschnarchten. Oder warum er ausgerechnet Shaq einen Essay über Hermann Hesses „Siddhartha“ schreiben ließ und was dabei herauskam. Apropos Meditationsrunden: In „Eleven Rings“ erfährt man eine Menge über Dinge wie Achtsamkeit, Zen, Buddhismus, fernöstliche Religionen sowie die Philosophie der amerikanischen Natives und bekommt auch erklärt, was es mit Begriffen wie Zazen, Heyoka und Tribal Leadership auf sich hat. Jackson wird nicht umsonst der „Zen Guy“ genannt. Manchmal

sind diese Aspekte seines Trainingsstils sehr interessant, wenn es etwa konkret darum geht, wie er sie in bestimmten Situationen einsetzt, um auf einzelne Spieler, aber auch auf das Team als Ganzes einzuwirken. Wenn Jackson allerdings, was auch vorkommt, kontextlos einen Yoga-Spruch nach dem anderen bringt, dann kann das mitunter nerven. One breath, one mind … schnarch. Ein paar Seiten mit Details zur Triangle-Offense oder zu seinen politischen Ansichten, zu den Gründen für seine Trainerjahre in niederen Spielklassen wie der CBA und der puerto-ricanischen BSN oder zu seinem Negativrekord von 330 persönlichen Fouls in der Saison 1974/75 hätten mich da mehr interessiert, but that’s just me. Nichtsdestotrotz habe ich in „Eleven Rings“ ausführliche Antworten auf zwei Fragen gefunden, die mich schon immer interessiert haben: 1. Wie würde in Jacksons Augen ein Vergleich zwischen MJ und Kobe ausfallen? 2. Was war das damals im Sommer 2003 eigentlich mit Kobes Ehebruch bzw. seiner Verhaftung wegen Vergewaltigung einer Hotelangestellten? Die Antwort zu Punkt eins walzt Jackson zwar unheimlich diplomatisch auf mehrere Seiten aus, but don’t get it twisted, für die Trainerlegende ist „His Airness“ der unbestrittene G.O.A.T. Die Sache mit dem Sommer 2003 liest sich um einiges bedrückender: Als Kobe wegen Vergewaltigung angeklagt wird, ändert sich Jacksons Sichtweise auf den Superstar. Die Sache reißt eine alte Wunde in ihm auf. Jacksons Tochter Brooke nämlich war einige Jahre zuvor bei einem Date mit einem College-Athleten selbst Opfer eines Übergriffs geworden und hatte von ihrem Vater nie den Trost und die Unterstützung bekommen, die sie sich erhofft hatte. Der Gerichtsprozess fördert Jacksons unverarbeitete Wut über das Schicksal seiner Tochter ans Tageslicht und sorgt dafür, dass er Kobe fortan mit anderen Augen sieht. Tiefe Einblicke fürwahr, aber das Kapitel heißt nicht umsonst „The Wisdom of Anger“. Schließen wir mit einer amüsanten Anekdote: Als die Bulls in ihrer 72-10-Saison in den Playoffs erst über die Heat rollen und dann die Knicks zermalmen, zeigt Jackson dem Team als Einstimmung auf die Conference Finals gegen die Orlando Magic eines seiner berüchtigten VideoMixtapes mit Filmausschnitten. Besonders gefeiert wird eine Szene aus „Pulp Fiction“, in der Harvey Keitel die Arbeit von zwei Killern (Samuel L. Jackson und John Travolta) inspiziert, die einen besonders blutigen Tatort reinigen sollten, und angesichts des ganz passablen Ergebnisses sagt: „Let’s not start sucking each other’s dicks quite yet.“ Das Team versteht die Botschaft, der Rest ist Geschichte. Sweep gegen die Magic, dann 4-2 in der Finalserie gegen die SuperSonics. Ring Nummer vier.

Fotos: Andrew D. Bernstein/NBAE via Getty Images

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five-buchklub


der ruben-report

V

or einigen Tagen besuchte ich zusammen mit einem amerikanischen Mitspieler eine Schule in der Nähe von Gießen. „Basketball mit den Profis“ stand auf dem Stundenplan, und wir durften dem Lehrer ein bisschen seiner kostbaren Unterrichtszeit klauen, um den Kids das Basketballspielen näherzubringen. Die Sporthalle war nagelneu. Man roch noch förmlich das Lösungsmittel der Farben und Kleber, die beim Bau verwendet wurden. Die Sporthalle war komplett barrierefrei, mit automatischen Türen, einer Toilette, die sich aus hygienischen Gründen selbst reinigen kann, und Umkleidekabinen, in denen noch alle Duschen benutzbar waren. Absolute TopAusstattung also. Der Hallenboden war mit dem bekannten mausgrauen PVCBoden ausgestattet, der noch nahezu streifenfrei war. Dafür hatte man sich bei der nagelneuen Korbanlage für ein Holzbrett entschieden. Meinem Mitspieler fiel gleich der Boden auf, und er sprach mich darauf an, warum in Deutschland denn in allen Hallen dieser PVC-Boden liegen würde. Als ich so darüber nachdachte, konnte ich ihm keine rechte Antwort geben. Schon in der ersten Halle, in der ich einen Basketball in die Hand nahm, lag so ein mausgrauer PVC-Boden. Klar, die Halle war damals schon in die Jahre gekommen, keine automatischen Türen oder Toiletten und für Basketball eigentlich auch nur sehr bedingt geeignet. Die Wände und die Seitenauslinie trennten kaum zwanzig Zentimeter, und nach einem Korbleger musste man immer aufpassen, sich die Nase oder Gesichtsknochen nicht am Torpfosten hinter oder besser gesagt unter dem Korb zu brechen. Der Boden war aufgrund etlicher „weicher“ Stellen nahezu unbespielbar, was allerdings für einen enormen Heimvorteil sorgte, da wir genau wussten, welche Stellen man dribbeltechnisch zu meiden hatte. Damals machte ich mir noch keine Gedanken darüber, dass es eventuell überhaupt andere Böden als diesen PVC-Boden geben könnte. Das erste Mal auf einem echten Parkettboden

der Ruben Report spielte ich so mit 14 Jahren. Wir waren mit meiner Mannschaft zur International School nach Oberursel eingeladen. Wir Spieler staunten nicht schlecht, als wir die Sporthalle betraten. Es sah alles so aus, wie wir es nur aus Filmen kannten. Parkettboden, einheitliche Trikots, Schulmaskottchen und Banner mit Erfolgen der Schule an der Wand. Ich kam mir vor, als wäre ich beim Betreten der Schule Teil der Serie „Parker Lewis“ geworden. Die Schiedsrichter, bei unseren Spielen meist mit einem vom Verein gestellten, verwaschenen grauen SchiriTrikot, sahen plötzlich aus wie Verkäufer bei Footlocker, in schicker gestreifter Uniform. Doch am meisten beeindruckte der Boden. „Echter Parkettboden“, berichtete ich meinen Eltern staunend, als ich nach Hause kam. Der PVC-Boden begleitete mich noch einige Zeit, denn selbst in meinen ersten Jahren in der Zweiten Bundesliga gab es noch keine Pflicht, einen Parkettboden zu haben, und so liefen wir den Großteil der Saison auf grauen oder (noch um einiges schlimmer) grünen Plastikböden auf. Irgendwie behielt der Parkettboden einen besonderen Flair. Er wirkte professioneller, größer und besser. Ein wenig bildete ich mir auch ein, auf dem Holz viel höher zu springen und schneller zu laufen als auf dem mir viel bekannteren Plastikboden. Als ich meinen ersten Vertrag in der BBL unterschrieb, wusste ich, dass es für mich eine rein hölzerne Zukunft geben würde. Zunächst nur für die Spiele, denn auch in Tübingen trainierten wir

zu der Zeit auf einem PVC-Boden. Nicht in Grau oder Grün, sondern in PINK. Doch für die Spiele wurde extra ein Parkettboden verlegt. Von der Tribüne aus betrachtet wirkte der Boden in den BundesligaArenen immer wie ein top gepflegter Parkettboden, der kurz vor dem Spiel noch auf Hochglanz poliert wurde. Vor meinem ersten Schritt auf ein BBL-Parkett erwartete ich also einen ähnlichen Wow-Moment wie damals an der International School in Oberursel. Doch es kam anders. Der neue Boden war aus einzelnen Elementen aufgebaut, die mit teils riesigen Lücken verlegt wurden. Nahezu jedes Element hatte andere Federeigenschaften, und von der AufbauCrew war überall noch Dreck verteilt. Außerdem waren überall auf dem Boden verteilt Aufkleber von der Liga oder den Sponsoren, die so rutschig waren, dass man hoffte, auf ihnen keinen schnellen Richtungswechsel machen zu müssen. Das Ganze war schlicht gesagt etwas ernüchternd. Ich versuchte also meinem Mitspieler zu erklären, dass es in Deutschland halt Tradition sei und die Hallen ja nicht nur von Basketballern benutzt werden würden. Welchen Vorteil der PVC-Boden mit sich bringt, konnte ich ihm leider nicht sagen. Auch wenn ich heute weiß, dass ich auf Holzboden weder schneller laufe noch höher springe, muss ich sagen, dass es sich einfach besser anfühlt, wenn die Basketballschuhe über einen Holzboden quietschen.

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Bei der geburt getrennt / Publetter

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- PubLetter -

Bei der geburt getrennt Harald stein

Mensch bleiben!

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felix brummer 10

hr habt es vielleicht mitbekommen. Bei einem Auswärtsspiel in Utah gab es einen Skandal um Russell Westbrook. Ein Mann rief dem Point Guard der Oklahoma City Thunder etwas zu, der ließ sich provozieren, blaffte zurück, drohte dem Jazz-Fan und dessen Frau Schläge an. Das mediale Echo war entsprechend groß. Was „Russ“ sagte, ist verbrieft, da es auf Video aufgenommen wurde. Was der Utah-Fan Shane Keisel rief? Laut Westbrook und zwei seiner Mitspieler: „Geh auf die Knie, wie du es gewohnt bist“ („Get down on your knees like you’re used to.“). Keisel selbst will gerufen haben: „Setz dich hin und pack Eis auf deine Knie, Bruder.“ („Sit down and ice your knees, bro.“) Keisel bekam in der Folge auf Lebenszeit Hallenverbot für die Vivint Smart Home Arena, Westbrook musste 25.000 Dollar Strafe zahlen. Anschließend war die Diskussion groß. Darf der das? Darf ein Superstar wie Westbrook so ausrasten? Einem Fan und dessen Frau Schläge androhen? Auf den ersten Blick natürlich nicht. Gewalt darf nie eine Lösung sein. Aber Russell Westbrook ist vor allem ein Mensch. Ein Mensch, der rassistisch beleidigt wurde. Denn genau das sagt die Forderung aus, dass er doch bitte vor dem weißen Shane Keisel auf die Knie gehen solle.

Kritiker warfen dem ehemaligen MVP vor, sich nicht an die Ordner gewendet zu haben. Auf dem Video, das seine Reaktion zeigt, ist klar zu sehen, dass Ordner neben Westbrook stehen, dass er sogar in ihre Richtung zeigt. Nein, das Problem ist ein ganz anderes. Stadien und Arenen sind natürlich aufgeladen mit Emotionen. Das ist gut so. Das soll so sein. Das muss so sein. Dann bebt das Parkett, dann ist Drama, dann ist Gänsehaut. Wenn aber Stadien und Arenen zum Offline-Äquivalent von Kommentarspalten werden, wenn die Spieler nur noch Projektionsfläche für den eigenen Hass auf den Gegner oder glasklaren Rassismus sind, dann ist eine Linie überschritten, die nicht überschritten werden darf. Ein witziger Spruch über den Gegner? Gern. Lautstarke Anfeuerung des eigenen Teams? Na klar. Ausbuhen der Konkurrenz? Na sicher! Aber alles, was verletzt und den anderen erniedrigt, gehört nicht zum Sport.

Christian Grosse (Herausgeber)


five-prospects Prospects

Fotos: Gene Sweeney Jr./Getty Images/MHP RIESEN Ludwigsburg/Tristar Media/WireImage/Christof Koepsel/Bongarts

Quirin Emanga Noupoue

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a, die von Verletzungen, personellen Querelen und sportlichen Schwierigkeiten geprägte Saison der MHP RIESEN Ludwigsburg hat auch Nutznießer: Quirin Emanga Nopoue etwa. Ohne die schwere Verletzung von Malcolm Hill, die zwischenzeitlichen Differenzen zwischen Headcoach John Patrick und Lamont Jones sowie die Belastungen der Champions League säße der 18-jährige Emanga womöglich Abend für Abend nur auf der Ludwigsburger Ersatzbank. Denn John Patrick ist nicht gerade als Talentförderer bekannt, setzt bevorzugt auf nordamerikanische Leistungsträger und nordamerikanische Leistungsträger, die sich für einen deutschen Pass qualifiziert haben … Doch weil es lief, wie es lief, kam der deutsche Nachwuchs-Guard inzwischen bereits in neun BBL-Spielen zum Einsatz. Zehn Minuten im Schnitt steht Emanga auf dem Parkett und dankt es – noch – mit überschaubaren Leistungen: Neun Punkte waren es gegen Crailsheim, sechs gegen Vechta und zwei gegen den MBC – die restlichen Spiele „nullte“ der junge Ludwigsburger. Nach dem Sieg gegen Crailsheim war Headcoach Patrick dennoch voll des Lobes. „Ich kann mich nicht erinnern, in diesem Alter einen qualitativ gleich guten Spieler gehabt zu haben“, sagte Patrick, der einst in Würzburg Maxi Kleber trainierte, der „Stuttgarter Zeitung“. „Ich bin begeistert“, so Patricks Fazit zu Emangas Auftritt mit drei erfolgreichen

Jeden Monat stellt euch Peter Bieg an dieser Stelle die größten Talente Europas und Deutschlands vor. Text: Peter Bieg

Distanzwürfen, drei Steals und drei Rebounds beim Ludwigsburger Erfolg. Quirin Emanga begeistert Coach Patrick und die Ludwigsburger Fans bisher insbesondere mit starker Athletik, einem beängstigend definierten Oberkörper und als Mann für Sonderaufgaben in der Verteidigung. Mit seiner Mischung aus Schnelligkeit, Kraft, Beschleunigung und Antizipation hat er hervorragende Anlagen, um auf hohem Niveau als „Plus-Verteidiger“ zu enden. „Ich bin intensiv in der Verteidigung und kann am und auch abseits des Balles spielen. Ich ziehe gern zum Korb, um selbst abzuschließen oder meine Mitspieler zu finden. Mein Wurf hat sich zu einer echten Waffe entwickelt. Ich spiele mehr Pick-and-Roll und lerne, das Spiel besser zu lesen“, so lautet die Selbstbeschreibung des Teenagers in einem Interview mit Heinnews.com. Offensiv ist der Weg für den deutschen Sohn zweier Eltern aus Kamerun zwar noch ein weiter, doch die Anlagen und der Arbeitswille sind da. Weitergehen soll Emangas Weg nicht in Ludwigsburg, sondern in der kommenden Saison an einem US-College. Quirin Emanga ist ein großer USA-Fan und verbrachte bereits mehrere Sommer als Teil von AAU-Teams. Zahlreiche Angebote von Colleges liegen bereits vor, eine Entscheidung steht noch aus. redaktion@fivemag.de

Quirin Emange Nopoue Geburtstag: 23.10.2000 Größe: 1,93 Meter Gewicht: 94 Kilogramm Position: Shooting Guard Verein: MHP RIESEN Ludwigsburg

Stats: Stats: 1,9 PPG, 1,0 SPG, 10,0 MPG, 37,5 FG%, 100,0 FT% (BBL-Saison 2018/19)

QR-code: http://bit.ly/QuirinEN Checkt die Skills von Quirin Emange Nopoue im Video.

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skills-check

D’Angelo

Russell

D’ANGELO RUSSELL

D’Angelo Russell hat sich mit seinem smoothen Game zum NBA-All-Star entwickelt. Coach Jens erklärt uns, was „DLo“ auszeichnet. Text: Jens Leutenecker Position: Point Guard Geburtstag: 23. Februar 1996 Größe: 1,96 Meter Gewicht: 89 Kilo Verein: Brooklyn Nets Erfahrung: 3 Saisons

Stats 2018/19:

D

ie Brooklyn Nets sind eines der Überraschungsteams dieser NBASaison, und das liegt nicht zuletzt am diesjährigen All Star D’Angelo Russell. Der vielseitige Linkshänder, 2015 von den L.A. Lakers an zweiter Stelle gedraftet, führt die Nets in der Offensive mit seinem sehr kreativen Spiel an. 20,2 Punkte und 6,7 Assists sind Karrierehöchstwerte, insbesondere in der Pickand-Roll-Offensive liefert „DLo“ ab. Russell findet im Angriff ein ausgewogenes Mittelmaß aus Pässen und eigenen Abschlüssen, mit leichter Tendenz zum eigenen Wurf. Der Schuss aus dem Dribbling ist eine große Stärke von Brooklyns Nummer 1, mehr als 43 Prozent aller Jumper finden nach dem Pick-and-Roll ihr Ziel. Ein Patent erheben könnte Russell auf seinen Floater am Zonenrand: Der von ihm „Giant Killer“ getaufte, steil abgeworfene Leger segelt in hohem Bogen über die athletischsten Shotblocker der NBA und fällt dann mit traumwandlerischer Sicherheit durch die Reuse. Fast jeder zweite Floater-Versuch rund um die Zone findet sein Ziel, das ist ein absoluter Topwert in der Association! Problematisch wird es jedoch bei den Abschlüssen direkt in Korbnähe: Getreu dem Motto „Die größte Stärke ist häufig die größte Schwäche“ versucht Russell bei diesen Abschlüssen zu häufig, den Floater einzusetzen, anstatt sich einfach foulen zu lassen. Mit 2,4 Freiwurfversuchen rangiert er weit abgeschlagen hinter Pick-and-RollSpielern wie dem weniger athletischen Kemba Walker oder gar Foulprovokateur James Harden. Walker kommt trotz geringerer Größe auf mehr als doppelt so viele Freiwurfversuche wie Russell, und Harden ist mit elf Freiwürfen pro Spiel sowieso Ligakrösus.

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Fazit: Eine gesunde Portion Aggressivität und etwas mehr Mut zum Finish gegen den Centerspieler würden „DLo“ gut zu Gesicht stehen. Im Passspiel aus dem direkten Block, insbesondere aus dem „High Pick-and-Roll“ in der Spielfeldmitte, agierte Russell schon immer souverän. Mit kreativen Anspielen ist er meistens in der Lage, seine Mitspieler in Szene zu setzen. Frühe Alley-Oop-Anspiele, No-LookPässe oder ein später Bodenpass auf den cuttenden Mitspieler – es macht einfach Spaß, Russell bei der Arbeit zu beobachten. Während Starter Jared Allen weiß, wie er den Ball in den Korb zu befördern hat (nämlich von oben per Dunk), sind Rondae Hollis-Jefferson und Ed Davis in ihren Abschlüssen noch zu unsicher. Es gehört zu den natürlichen Prozessen in einer jungen Mannschaft, dass die Spieler etwas länger brauchen, um sich aneinander zu gewöhnen. Manchmal ist Russell offensichtlich etwas zu kreativ für seine Mitspieler (sie sehen seine Pässe einfach nicht kommen), aber das legt sich mit der Zeit. Schritt für Schritt verbessern sich die Spieler von Coach Kenny Atkinson: Die Nets verbuchen im Kalenderjahr 2019 weniger Ballverluste, erzielen mehr Assists und haben ein besseres Net-Rating als noch in den ersten drei NBA-Monaten! Den besten D’Angelo Russell gibt es mit Ball in der Hand zu sehen, denn abseits des Leders ist er deutlich ineffizienter. Die Würfe aus dem Catch-and-Shoot fallen okay, aber eine Trefferquote von knapp 37 Prozent lässt keinen Verteidiger zittern. Mit Layups nach einer CutBewegung zum Korb hat er dieses Jahr genau 20 Punkte erzielt … also in jedem sechsten Spiel ein erfolgreicher Korbleger.

Das Punkten aus indirekten Blöcken war noch nie Russells Stärke, ebenso wird ein Postup-Spiel gegen kleinere Verteidiger vermisst. Kenny Atkinsons Offense basiert auf viel Bewegung abseits des Balles, und ein herumstehender Russell leistet in dieser Hinsicht definitiv zu wenig. Dieser komplette taktische Block von sinnvollen Bewegungen abseits des Pick-andRolls muss besser werden, wenn er in Zukunft die 25-Punkte-Marke pro Spiel knacken möchte. Und dann wäre da noch was: D’Angelo Russell spielt eher ungern die zweite Geige! Wenn er zwischen 20 und 29 Minuten auf dem Parkett steht und nicht der primäre Kreativspieler ist, machen die Nets 5,7 Punkte weniger als ihre Gegner. Spielt er hingegen mehr als 30 Minuten, steigt der Wert auf 3,5 an, also fast zehn Punkte Unterschied bei etwas gestiegener Spielzeit. Die Schwankungen in Russells Spiel sind derzeit einfach zu groß, um ein absoluter NBA-Star zu sein: In Back-to-back-Spielen erzielt er nur knapp 14 Punkte bei 39 Prozent Trefferquote, auswärts sind die Nets deutlich schwächer, und wenn er offensiv keinen guten Tag erwischt, leidet sein Einsatz in der Defensive darunter. Russell muss kein defensiver Kettenhund wie Fred VanVleet sein, aber eine höhere Einsatzbereitschaft, speziell in der Pickand-Roll-Verteidigung, darf erwartet werden. Mit ihm auf dem Feld sinkt die Reboundrate deutlich, und dafür braucht man definitiv kein Talent, sondern die notwendige Bereitschaft. Mit gesteigerter Aggressivität in der Offensive und mehr Biss in der Verteidigung steht D’Angelo Russell und den Brooklyn Nets dennoch eine tolle Zukunft bevor! redaktion@fivemag.de

Fotos: Rocky Widner/Jesse D. Garrabrant/NBAE via Getty Images

24,2 PPG || 4,4 RPG 8,1 APG || 3,5 TO 0,3 BPG || 36,1 3P% (PER 36 MIN.)


street courts of the world kos, greece photo by nelson Ndongala

Street Courts of the

World 13


one-on-one

Joe

JOE HARRIS JOE HARRIS Geburtstag: 06. September 1991 Größe: 1,98 Meter Gewicht: 98 Kilo Erfahrung: 4 Saisons

Stats 2018/19*: 16,2 PPG || 4,4 RPG 3,0 APG || 0,6 SPG 1,9 TPG || 49,8 FG% 46,3 3P% || 83,5 FT%

Advanced Stats: 13,5 PER (24.) || 17,2 USG (33.) || 64,1 TS% (3.) || 6,4 RBR (67.) 16,9 AST (20.)**

Harris

vs.

Bojan

Bogdanovic

W

enn Joe Harris zum Sprungwurf ansetzt, zittern den gegnerischen Coaches die Knie: 46,3 Prozent seiner Dreierwürfe finden ihr Ziel, kein anderer NBA-Spieler trifft den Jumper hochprozentiger als Harris! Sowohl die Würfe aus dem direkten Ballfangen als auch die Abschlüsse aus dem Dribbling gehören zu seinem Repertoire. Mit konstanter Bewegung sorgt Harris für Unruhe in der gegnerischen Verteidigung, und das lässt sich mit Zahlen belegen. Wenn er über das Feld sprintet, steigt die Assistrate der Nets um unglaubliche zehn Prozentpunkte! 2,5 Assists pro Spiel sind für den Spielertyp „Shooter“ selbst völlig in Ordnung, beschreiben den Wert von Harris für das Team jedoch nicht präzise genug. Wenn er in der Ecke steht, rotieren die Verteidiger seltener von ihm weg, das Pick-and-Roll für die Mitspieler kann einfacher gelöst werden. Mit seinen 98 Kilogramm auf 1,98 Meter ist er ein stabiler Basketballer, der mit Blöcken am und abseits des Balles regelmäßig defensive Missverständnisse erzwingt. Eine taktische Spezialität der Nets ist das Verwirrspiel mit aktivem Blockstellen und einem schnellen „Slip“ zum Korb, übrigens die typische Chris-Fleming-Spielweise: D’Angelo Russell startet mit dem Ball in der Mitte, Centerspieler Jarrett Allen rennt zwar zum direkten Block am Ball, dreht jedoch kurz davor ab und blockt Harris frei. Der kann entweder den Ball bekommen und werfen oder stellt selbst einen Block für den Ballhandler Russell. Oder er täuscht den Block eben nur an und rennt einfach auf die andere Seite. Genau dieser „Nets-Kreisel“ macht das Team von Coach Kenny Atkinson so unberechenbar in der Offensive und verdeutlicht den Wert von Harris. Der Schütze startet für Würfe aus dem indirekten Block gerne in der linken Ecke, um dann mit dem Dribbling der rechten Hand zum Korb zu ziehen. Seine Abschlüsse direkt am Ring sind zwar nicht weltbewegend sicher, aber gut genug, um ihn nicht absichtlich zum Korb ziehen zu lassen.

one-on-one

NBA-Dreierkönig Harris gegen Distanzmeister Bogdanovic. Coach Jens vergleicht die jeweils besten Schützen ihrer Mannschaft und gibt sein Urteil ab. Text: Jens Leutenecker 14


BOJAN BOGDANOVIC

Fotos: Ron Hoskins/Nathaniel S. Butler:NBAE via Getty Images

B

ojan Bogdanovic weiß, wo der Korb hängt! Nach dem Ausfall von Victor Oladipo hat der kroatische Nationalspieler die offensive Hauptlast der Indiana Pacers übernommen und erledigt seinen Job exzellent. Darren Collison läuft seit der Verletzung die Pick-and-RollOffense, Bogdanovic verwertet seine Scoringchancen, und Sabonis räumt auf, falls der Ball mal nicht im Korb landet. Der ausgeglichene Mix aus sehr gutem Sprungwurf und effizientem Drive zum Korb macht „Bogey“ zu einem vielseitigen Scorer. Insbesondere in Transition legt Bogdanovic beeindruckende Zahlen auf, eine Trefferquote von 60 Prozent bringt ihn unter die effizientesten NBA-Spieler. Dabei attackiert er entweder mit einem frühen Wurf auf dem Flügel oder lässt sich absichtlich etwas mehr Zeit und nimmt dann den überraschenden Wurf als Trailer! Trotzdem besteht sein Spiel bei limitierter Athletik nicht ausschließlich aus Sprungwürfen, sondern auch aus cleveren Aktionen in der Zone. Indirekte Blöcke müssen die Verteidiger eng verteidigen, um ihn nicht werfen zu lassen, und aus diesem kleinen Vorteil kreiert Bogdanovic seine Offense. Sucht er die Penetration zum Korb, lässt er den Verteidiger häufig mit einer schnellen Täuschung fliegen und zieht das Foul. Knapp vier Freiwurfversuche bedeuten einen Karrierehöchstwert und verhelfen ihm zu einfachen Punkten. Sein Pick-and-Roll hingegen ist nur wenig mehr als ein Block, der ihm zu einem Wurf aus dem Dribbling verhilft. Den nimmt Bogdanovic in drei von vier Fällen und trifft ihn auch hochprozentig. Jedoch muss er seine Mitspieler noch effektiver einsetzen und im besten Fall mit überraschenden Pässen freispielen. Da sollte in den Playoffs mehr kommen, wenn jede Offensivoption gnadenlos ausgenutzt werden muss.

fazit

BOJAN BOGDANOVIC Geburtstag: 18. April 1989 Größe: 2,03 Meter Gewicht: 97 Kilo Erfahrung: 4 Saisons

Stats 2018/19*: 20,1 PPG || 4,6 RPG 2,1 APG || 0,9 SPG 1,8 TPG || 49,6 FG% 42,1 3P% || 80,7 FT%

Advanced Stats: 16,0 PER (10.) || 21,4 USG (18.) || 61,4 TS% (8.) || 7,2 RBR (59.) 10,5 AST (55.)**

Fazit: Beide Spieler

Zur defensiven Crème de la Crème

verschlechtert sich die elitäre

gehören Bojan Bogdanovic und Joe

Pacers-Defense etwas weniger als bei

übererfüllen die Rollenanforderungen

Harris nicht unbedingt. Mit Harris

Harris. Dafür ist Harris ein besserer

ihrer Coaches und sind perfekte

auf dem Spielfeld ist die Nets-

Playmaker, der seinen Mitspielern mit

Systemspieler! Harris als Wirbelwind

Defense deutlich schwächer, nur das

guten Pässen und starken Blöcken in

und bei indirekten Blöcken abseits

Rebounding bleibt auf vergleichbarem

großem Maße hilft.

des Balles, Bogdanovic als Spieler,

*Auf 36 Minuten Spielzeit hochgerechnet

Niveau. Bogdanovic ist zwar knapp

** In Klammern steht der Rang unter allen Small Forwards der Saison 2018/19. PER – Player Efficiency Rating, USG – Usage Rate, TS% – True Shooting Percentage, AST – Assistrate, RBR – Reboundrate

Auf den Leistungen in der

der den Ball an der Dreierlinie

fünf Zentimeter größer als Harris, mit

Regular Season können sich beide in

fängt und dort jederzeit smarte

seiner durchwachsenen Reboundrate

den Playoffs nicht mehr ausruhen,

Entscheidungen trifft. Beide verdienen

landet er jedoch nur auf Platz 59 von

denn dann zählt einzig die Frage:

ein vergleichbares Gehalt, beide

73 Small Forwards.

Wie viel können sie ihrer jeweiligen

erledigen ihren Job, beide sind gute

Mannschaft in der Offensive

Charaktere … und wir gehen mit einem

er sich durch das Defensivrating

geben, ohne im gleichen Zug eine

fairen Unentschieden aus diesem

erspielen, mit ihm auf dem Feld

Defensivschwachstelle zu sein?

One-on-One!

Leichte Vorteile kann

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onepager

Malcolm

Brogdon

Die perfekte Ergänzung Malcolm Brogdon fliegt unter dem Radar. Dabei fungiert der Combo-Guard für die Milwaukee Bucks als hocheffizienter Komplementärspieler. Text: Christian Orban

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017 noch „Rookie of the Year“, war es um Malcolm Brogdon in der Folge etwas stiller geworden. Auch weil „The President“ im zweiten Profijahr nur 48 Partien absolvieren konnte und wie seine Mannschaft leistungsmäßig stagnierte. In der Saison 2018/19 stellt sich dies gänzlich anders dar: Die Milwaukee Bucks haben alle Erwartungen übertroffen und sind unter Coach Mike Budenholzer zum Spitzenteam avanciert. Eine Entwicklung, zu der Brogdon im Schatten von MVP-Anwärter Giannis Antetokounmpo, dem stark verbesserten Eric Bledsoe, All Star Khris Middleton und „Splash Mountain“ Brook Lopez gehörig beigetragen hat. Erstmals zum Vollzeitstarter berufen, blüht der 26-jährige ComboGuard in neuer Rolle sichtlich auf. Mit 16,2 Punkten, 4,7 Rebounds und 3,3 Assists liefert er sehr solide Allround-Zahlen ab. Hinzu kommen formidable Wurfquoten von 51,1 Prozent aus dem Feld, 43,8 Prozent von Downtown und ligaführende 93,2 Prozent von der Freiwurflinie – die allesamt Karrierebestwerte darstellen. Der Eintritt in den erwählten „50-40-90-Klub“ scheint sonach machbar, zumal Brogdon bei der True-ShootingQuote unter allen Guard-Startern derzeit auf Platz vier rangiert. Diese signifikante Leistungssteigerung hat viel mit dem

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Spielsystem von „Coach Bud“ zu tun, in dem sich der smarte Teamplayer merklich wohlfühlt. Als einer der vielen Schützen, die um Antetokounmpo gruppiert werden, zeigt Brogdon abseits des Balles seine Wurfstärke. Dabei trifft er den Dreier vor allem aus der rechten Ecke und vom linken Flügel exzellent. 85 Prozent seiner langen Bälle geht heuer ein Anspiel voraus – 2017/18 waren es noch 73 Prozent. Zugleich ist der robuste 1,96-Meter-Mann keineswegs auf den Distanzwurf beschränkt. Denn 60 Prozent seiner Abschlüsse erfolgen in Korbnähe, wo er die zweitmeisten Versuche aller Bucks nimmt. Besonders direkt am Ring finisht Brogdon mit 60,3 Prozent effektiv. Häufig erarbeitet er sich diese Würfe zudem selbst – mehr als der Hälfte seiner Abschlüsse in der Zone geht kein Assist voraus. Allein 6,6 Punkte pro Partie erzielt der kräftige Guard per Drive, obwohl er kein dynamischer Athlet ist. Doch liest er das Spiel sehr gut und kommt mit Richtungs- und Tempowechseln an den meisten Verteidigern vorbei. Brogdon, der offensiv an der Dreierlinie und am Korb agiert, passt sich als Nebendarsteller folglich mustergültig ins Pace-and-Space-System der Bucks ein – „clutch“ ist er obendrein.

Wichtig ist er für Milwaukee aber auch deshalb, weil er verschiedene Rollen bekleiden kann. Steht er mit dem spielbestimmenden Griechen auf dem Feld, brilliert Brogdon abseits des Balles. Sitzt „‘Po“ hingegen auf der Bank, übernimmt „The President“ als fähiger Ballhandler und Passgeber mehr Verantwortung. Interessanterweise steigt dann nicht nur seine Nutzungsrate, sondern auch seine Effizienz. Am defensiven Ende spielt der Master-Absolvent, der fünf Jahre an der University of Virginia verbrachte und nach Malcolm X benannt ist, eine starke Teamverteidigung. Dass die Bucks mit dem 26-Jährigen ihr (hinter Antetokounmpo) zweitbestes Net-Rating generieren, mag daher kaum verwundern. Denn Brogdon gehört zu den meistunterschätzten Leistungsträgern der Liga – bei einem Jahressalär von 1,5 Mio. US-Dollar. Im kommenden Sommer, wenn er Restricted Free Agent wird, dürfte der ehemalige Zweitrundenpick indes teuer werden. Ob die Bucks den für sie perfekten Ergänzungsspieler dann adäquat bezahlen können (auch Middleton und Lopez gehen in die Vertragsfreiheit, mit Bledsoe wurde verlängert), bleibt abzuwarten. Gleiches gilt aufgrund von Brogdons Verletzung im März auch für den Erfolg in den Playoffs. redaktion@fivemag.de


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Jerami

Grant

Defense & Dreier Im dritten Jahr bei den OKC Thunder hat Jerami Grant einen weiteren Sprung nach vorne gemacht. So trifft der vielseitige Verteidiger nun auch von außen. Text: Christian Orban

Fotos: Gary Dineen/Fernando Medina/NBAE via Getty Images

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ass die OKC Thunder 2018/19 als Topteam gelten dürfen, hat gewiss sehr viel mit Paul George und dem heuer tieferen Kader zu tun. Häufig übersehen wird hingegen der Vollzeitstarter auf der Vier: Jerami Grant, der sich in seinem fünften Profijahr mit Karrierebestwerten von 13,3 Punkten und 5,2 Rebounds als Leistungsträger etabliert hat. 2016 war der jüngere Bruder von Orlandos Jerian Grant (ihr Vater ist Ex-NBA-Profi Harvey Grant) von den „Process“-Sixers zu den Thunder getradet worden. In Oklahoma machte der Power Forward als Rotationsspieler beständig Fortschritte. Vor allem wusste Grant als vielseitiger Verteidiger und Energizer von der Bank zu gefallen. Sein ausgemachter Makel blieb indes der unzuverlässige Distanzwurf. Eine Schwäche, an der der 25-Jährige sichtlich gearbeitet hat. So trifft Grant in dieser Saison 37,8 Prozent von Downtown, wobei er pro Partie drei Dreier und damit doppelt so viele Versuche wie im Vorjahr fliegen lässt, als er nicht mal ein Drittel seiner Versuche von jenseits der Dreierlinie verwandelte. Entsprechend muss der 2,06-Meter-Mann inzwischen abseits des Balles ernst genommen werden, auch wenn er freilich nicht zum Edelschützen avanciert ist. Doch zögert

Grant beim Dreier kaum noch, den er zuvorderst aus den Ecken und vom rechten Flügel sicher verwandelt. Sein verbesserter Wurf hat zudem zur Folge, dass der ehemalige Zweitrundenpick dem Angriff der Thunder erstmals nicht schadet. Ganz im Gegenteil: Mit ihm auf dem Parkett klettert OKCs Offensivrating um satte 7,7 Punkte (was gewiss nicht allein an ihm liegt). Denn Grant sorgt nun für mehr Spacing, was dem unterdurchschnittlichen ShootingTeam guttut. Außerdem kommen 50 Prozent seiner Abschlüsse direkt am Ring, wo der agile Athlet solide und oftmals per Dunk finisht. Besonders im Zusammenspiel mit Aufbau-Dynamo Russell Westbrook brilliert Grant als Cutter und Lob-Empfänger. Generell geht 78 Prozent seiner Zweier und 100 Prozent seiner Dreier ein Pass voraus. Kreieren kann und soll der 25-Jährige demnach nicht. Vielmehr agiert er als Nebendarsteller, dessen Qualitäten trotz Steigerung in der Offense ohnehin am defensiven Ende liegen. Schließlich ist Grant einer dieser gefragten Spieler, die tatsächlich alle fünf Positionen verteidigen können. So trägt der mobile Forward neben George und Center Steven Adams gehörig dazu bei, dass OKC eine Top-

5-Defense aufbietet. Dabei fungiert Grant in der druckvollen Verteidigung, die ligaweit die meisten Ballverluste forciert, als integraler Teil und wichtige Absicherung. Denn immer wieder eilt er zu Hilfe und schließt Lücken. Gleichzeitig erschwert der vormalige Syracuse Orangeman mit seiner Aktivität und einer Armspannweite von 2,20 Meter viele Abschlüsse. Die gut zwölf Würfe, die er pro Partie verteidigt, treffen die Gegenspieler zu 3,1 Prozent schlechter als erwartet. Nicht zuletzt in Korbnähe, wo Grant als Ringbeschützer hervortritt (1,3 Blocks). Zudem boxt er am eigenen Korb diszipliniert aus und erhöht so die Reboundchancen der Thunder, die dann schnell ins Laufen kommen. Derweil hat Grants Sprung zum offensiven Rollenspieler dazu geführt, dass er seine Defensivstärke heuer vermehrt zeigen darf. Entsprechend hat Headcoach Billy Donovan die Einsatzzeit des Vollzeitstarters um zwölf auf 32,5 Minuten pro Spiel angehoben. Und auch wenn dem 25-Jährigen in den Playoffs seine Feuertaufe erst noch bevorsteht – die Vertragsverlängerung über drei Jahre und 27 Millionen US-Dollar, die er im Sommer 2018 von den Thunder erhielt, hat sich bereits bezahlt gemacht. redaktion@fivemag.de

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interview

Interview:

Dirk

Nowitzki

Dirk Nowitzki „Ich habe gegen irgendwelche Praktikanten gespielt“ Rente oder noch eine Saison? Dirk Nowitzkis NBAZukunft entscheidet sich im Sommer. FIVE traf den besten deutschen Basketballer aller Zeiten, um über alles zu sprechen … außer seinen eventuellen Ruhestand. Interview: André Voigt 18


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Fotos: Tom Pennington/Getty Images


interview

Interview:

Dirk

Nowitzki

„Der ganze Sommer war umsonst. Das war das Frustrierendste, dass ich so viel reingesteckt habe, um nochmal eine gute Saison zu spielen … das hat echt wehgetan.“

Fotos: Tom Pennington/Getty Images

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FIVE: Glückwunsch, dass du Wilt Chamberlain auf der ewigen Scorerliste der NBA überholt hast. Du hast aber immer gesagt, dass dir solche Meilensteine im Moment nicht ganz so wichtig sind wie andere Dinge. Deshalb die Frage: Wie läuft die Saison für dich? Du wolltest ja gesund in die Saison gehen und nicht diesen Abschiedszirkus … Dirk Nowitzki: Das war alles mehr frustrierend, als dass es Spaß gemacht hat. Wir verlieren wieder viel, und als ich zurückgekommen bin, ging bei mir persönlich einfach noch nichts. Das Spiel war einfach zu schnell für mich. Da war viel Frustration dabei. Jetzt geht es aber eigentlich, es macht mir wieder Spaß, ein bisschen rumzurennen. Aber im Endeffekt war es schon schwer. Ich habe so viel gemacht im Sommer. Viel Reha. Wir waren ja vergangenes Jahr nicht in Deutschland, sind kaum gereist, nur mal kurz mit den

Kids an den Strand. Ansonsten habe ich die Reha durchgepowert, und es war echt schon alles wieder gut. Ich bin schon wieder gelaufen, bin Seil gesprungen und war echt gut drauf im August, September. Und dann kam der Rückschlag … Auf einmal fing mein Fuß an wehzutun. Und ich habe mich da durchgekämpft, aber irgendwann ging gar nichts mehr, sodass ich so lange aussetzen musste, dass ich danach wieder bei null angefangen habe. Der ganze Sommer war umsonst. Das war das Frustrierendste, dass ich so viel reingesteckt habe, um nochmal eine gute Saison zu spielen … das hat echt wehgetan. Danach wollte ich dann das Beste draus machen, habe mich wieder herangekämpft, aber das hat echt lange gedauert. Während der Saison gibt es trotzdem diesen „Zirkus“, wie du es immer wieder nennst, diese Abschiedstour, die keine sein sollte … Ja, natürlich wollte ich das nie. Aber das ist wie so ein Schneeballeffekt. Die erste Arena, die mich gefeiert hat, war die in Charlotte. Wir haben da echt gut gespielt und auch haushoch gewonnen. Ich wollte eigentlich gar nicht mehr rein am Schluss, aber auf einmal riefen die Fans: „We want Dirk!“ Da bin ich nochmal aufgestanden und habe mich bedankt. Ich weiß nicht, ob das danach hier im Fernsehen lief oder was, aber danach passierte das in einer Arena nach der anderen. Egal, wo wir hingekommen sind … In Boston war es unglaublich, genau wie im Madison Square Garden … aber klar, Doc Rivers bei den L.A. Clippers hat alles getoppt. Die dribbeln die Uhr kurz vor Schluss runter, und ich sehe, wie er eine Auszeit nimmt. Ich denke mir: „Was nimmst du denn jetzt eine Auszeit?“ Ich war schon „pissed“. Dann holt er das Mikro, schaut mich an, und ich denke: „Was ist denn jetzt los?“ Danach habe ich ihn auch gar nicht mehr richtig verstanden, ich habe nur noch „Dirk Nowitzki, Dirk Nowitzki“ gehört, weil es so laut wurde. Das war ein Wahnsinnsmoment, wenn du zwei Minuten so dastehst, das ganze Timeout … das war Wahnsinn. Was passiert denn abseits des Parketts? Also neben dem, was dann auf dem Parkett zu sehen ist? In L.A. bin ich danach noch kurz zu Rivers hin und habe mich bedankt. Ansonsten gibt es halt viele kleine Begegnungen, wenn ich in fremde Arenen komme. Ob das Polizisten sind, Ordner, Balljungen oder Sicherheitsleute, die kommen dann zu mir. Also Menschen, die ich natürlich schon mal gesehen habe, aber die ich nicht kenne. Die kommen dann näher, gratulieren mir zu meiner Karriere, nennen mich „Legend“. Das ist schon ein tolles Gefühl, klar, aber manchmal ist das mir auch ein bisschen peinlich und zu viel. Doch es ist schon schön, dass man respektiert wird für das, was man geleistet hat.

Das ist jetzt vielleicht eine blöde Frage, aber hast du eine Idee, warum das bei dir so ist? Ich glaube, dass das bei Dwyane Wade in dem Maße nicht so vorkommt, obwohl er ja auch einiges geleistet hat. Warum hast du diese Menschen über die Jahre so berührt? Keine Ahnung … gute Frage. Ich weiß es nicht. Ich war halt immer hier bei einem Verein, habe immer alles gegeben für Dallas. Was anderes kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin halt auch schon lange dabei und habe immer versucht, die Mavericks bestmöglich zu repräsentieren. Aber so eine richtige Ahnung habe ich ehrlich gesagt auch nicht. Hast du während der Saison das Gefühl gehabt, dass du separat von der Mannschaft läufst? Ich meine … auf dem Parkett machte es oft den Eindruck, dass du früh ins Spiel kamst, deine Minuten abgerissen hast und dann aber runter musstest, weil das Team dann halt das Spiel gewinnen wollte. Hinzu kam abseits des Feldes der „Zirkus“ um deinen Abschied, mit dem der Rest der Mannschaft ja so nichts zu tun hatte. Ich glaube, es war nicht nur für mich schwer, wieder zurückzukommen, sondern auch für die Mannschaft. Ich kam ausgerechnet im Dezember zurück, in einer Phase, als wir echt einen harten Spielplan hatten. Das war tough, da haben wir viel verloren, das war eine schwere Situation. Der Coach wollte mich zwar spielen lassen, damit ich meinen Rhythmus finde, der Rhythmus war aber natürlich überhaupt nicht da, und es ging sofort in die Hose, wenn ich auf dem Feld stand. Das war für alle schwer: die Mannschaft, mich und den Coach. Da mussten wir uns durchkämpfen, und dann kam plötzlich der große Trade. Als ihr Kristaps Porzingis von den New York Knicks geholt habt … Genau. Danach war ja eh klar, dass wir voll auf die Zukunft setzen und nicht mehr unbedingt auf dieses Jahr. Denn es war ja klar, dass Porzingis die ganze Saison nicht mehr spielt. Da war mir klar: Jetzt spielen die Jungen, und du kriegst deine Zeit. Vergangene Saison haben wir gesprochen, und du hast gesagt, dass es schade ist, dass du nicht mehr am Ende von Spielen aufs Feld kannst, weil die Auszeitregeln geändert wurden und du nicht mehr nur für Angriffe ein- und dann wieder für die Defense ausgewechselt werden kannst. Jetzt kommst du diese Saison zurück und merkst: Ich kann nicht. Ich kann nicht beitragen. Was hat das mit dir gemacht? Du hast das ja noch nie erlebt … Das war frustrierend, klar. Deshalb haben wir immer auf die Matchups geschaut. Was macht Sinn? Da gab es dann auch Partien, da habe ich gar nicht gespielt. Wir haben schon versucht zu schauen, dass ich, wenn ich von der Bank komme, nicht gleich gegen Anthony Davis oder so spiele.

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interview

Interview:

Ich weiß nicht, wie das für die Mannschaft war, für mich war das frustrierend. Wenn du auf dem Feld stehst und kannst nicht machen, was du willst, da war der Spaß natürlich schon ein bisschen weg. Da musste ich mich auch quälen, klar. An spielfreien Tagen habe ich dann einsgegen-eins oder fünf-gegen-fünf gegen irgendwelche Praktikanten der Mavs gespielt. Habe Krafttraining gemacht, meine Laufbandsessions absolviert, die nicht unbedingt Spaß machen mit 40 Jahren … aber in den letzten paar Wochen hat sich das ja wieder gelohnt.

Fotos: Adam Pantozzi/NBAE via Getty Images

Dein ehemaliger Mitspieler Vince Carter hat gesagt, dass er noch eine Saison dranhängen möchte, weil er den Basketball „noch in sich hat“. Wie ist das bei dir? Hast du noch den Basketball in dir drin, oder hat das diese Saison gelitten? Die Sommer sind schwer, sich da zu motivieren … all die Extratrainingseinheiten. Aber wenn ich sage: „Ich mache jetzt noch ein Jahr“, dann ist da Licht am Ende des Tunnels. Da kann ich mich dann durchkämpfen. Wenn es noch zehn Jahre wären, wäre es wahrscheinlich schwer, aber so kann ich mich da schon motivieren. Es ist halt immer leichter während der Saison, wenn du Mitspieler hast, die mit dir was machen, gegen die du spielen kannst oder mit denen du Krafttraining machst und rumflachst. Das war schon vergangenen Sommer sehr wichtig, dass immer ein paar Leute da waren während meine Reha. Das macht es um einiges leichter, als wenn du da immer alleine rumpowerst. Aber für Vince freue ich mich, er spielt wieder ein tolles Jahr. Ich habe erst neulich ein Double-Overtime-Spiel gesehen, da hat er 40 Minuten gespielt. Er bewegt sich noch gut, und an seiner Stelle würde ich auf jeden Fall weitermachen. Jetzt steht dein Nachfolger als FranchisePlayer schon im Kader … mit Luka Doncic. Bist du wirklich ein Mentor für ihn und die anderen jüngeren Mavericks? Oder ist es eher so, dass du halt da bist, und wenn sie eine Frage haben, fragen sie dich? Eher Letzteres. Ich will weiter mit gutem Beispiel vorangehen, weiter hart arbeiten, damit sich die Jungs meine Arbeitseinstellung abschauen. Es ist aber nicht so, dass ich sage: „Junge, setz dich jetzt mal hin, du machst das jetzt aber so und so …“ Außerdem kam Luka schon so abgezockt in die NBA … der nimmt ja nicht mal viel von den Coaches an. Der ist abgezockt, wie er spielt, wie er sich gibt … der spielt, als wäre er schon zehn Jahre in der Liga. Die Entscheidungen, die er im Pick-and-Roll trifft, wie er das Spiel liest, das macht sonst kein 19, 20 Jahre alter Rookie. Da gibt es nicht viel für ihn zu fragen … Mit Maxi Kleber war das in dem Sommer, bevor er bei uns anfing, schon etwas anders. Da haben wir echt viele Stunden im Sommer zusammen geschossen, saßen danach in der Eistonne,

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Dirk

Nowitzki

„Ich denke mir: ,Was nimmst du denn jetzt eine Auszeit?‘ Ich war schon ‚pissed‘. Dann holt er das Mikro, schaut mich an, und ich denke: ‚Was ist denn jetzt los?‘“ -----------

und er hat eben viele Fragen gehabt. Ich glaube, da habe ich ihm schon bei einigen Dingen geholfen, um seinen Einstieg in die NBA etwas leichter zu machen. Wir hatten von Anfang an einen super Draht. Luka kam zum ersten Training vor der Saison hin und war „The Man“. Hast du überhaupt Berührungspunkte mit Doncic? Ich meine … worüber redet ihr? Mit „Fortnite“ wirst du ja jetzt mit 40 nicht mehr anfangen. Er ist ein total witziger Typ! Luka ist sogar fast zu locker drauf hier und da. Er hat jeden Tag Spaß, flachst gerne rum. Von daher reden wir echt über alles. Luka ist ein smarter Typ. Aber oft ist er nicht ernst. Klar, auf dem Spielfeld ist er voll unterwegs, und wenn wir verlieren, ist er angepisst. Doncic ist natürlich ein Jahrhunderttalent. Aber zeigt sein Erfolg nicht auch, dass die Komponente Basketball-IQ bei der Bewertung von jungen Spielern rund um die Draft unterbewertet wird? Stimmt, er ist nicht der Schnellste, wenn er rauf und runter rennt. Aber was er super macht: Er wechselt extrem schnell die Richtung, und das hilft ihm wahnsinnig bei seinem Schuss, bei seinem Stepback. Wenn er nach vorne geht, kann er sauschnell wieder nach hinten dribbeln. Und wie schon gesagt: Er ist einfach clever. Luka liest das Spiel wie kein anderer in seinem Alter. Ihm hilft natürlich auch sehr, dass sein Körper NBA-ready ist. Er ist wuchtig und weiß, wie er seinen Körper einsetzt. Mann, ich habe gelernt, im Post zu spielen, da war ich erst 25, 26 Jahre alt. Er powert sich jetzt schon gegen kleinere Spieler zum Korb durch, nutzt Mismatches aus. Luka war von Anfang an, was seine Kraft und seinen Körper angeht, bereit für das Spiel in der NBA. Er zeigt, dass er sich durchsetzen kann. Wenn er seinen Verteidiger an der Schulter hat, kann er ihn weiter Richtung Korb schieben. Dass Luka ein Tier ist, hilft ihm auf jeden Fall, und er ist athletischer, als er aussieht! Gutes Stichwort: Ich denke, dass er – Slowenien ist ja beim FIBA World Cup nicht dabei – nochmal einen Sprung machen kann, wenn er einen Sommer in einem dieser Athletikzentren trainiert.

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interview

Interview:

Das glaube ich auch. Und das ist auch der Bereich, in dem er sich am meisten verbessern kann. Ansonsten besitzt er in der Offensive ja bereits das volle Paket. Ich sage ja immer, dass sich das Spiel aus der Mitteldistanz bei jungen Basketballern immer als Letztes entwickelt. Junge Spieler haben den Dreier oder die Drives, aber er hat schon die Floater, er hat die Moves im Postup, er hat den Wurf aus dem Dribbling … hinzu kommt die Übersicht im Pickand-Roll, weil er natürlich groß genug ist, um hochzuspringen und sogar No-LookPässe zu spielen, wenn er gedoppelt wird. Ich weiß nicht, wie Luka sich da noch verbessern soll? Okay, an der Freiwurflinie hat er diese Saison hier und da ein paar Probleme gehabt, aber das war das Einzige, wo du gesehen hast: „Hey, das ist ein Mensch.“ Sonst war er eine Maschine. Wir dachten alle, nachdem er super angefangen hatte, dass er irgendwann abfällt, aber das passierte nicht. Und das ist ja auch so ein Ding: Ich fand es damals, am Anfang meiner Karriere, sehr schwer, Konstanz in mein Spiel zu bringen. Das kam für mich erst mit der Erfahrung. Wenn du ein gutes Spiel machst, dann wirst du gehypt. Du wirst von der Presse gelobt. Da trotzdem weiterzuarbeiten, cool zu bleiben, am nächsten Tag wieder abzuliefern, das ist schon am schwersten. Das hat Luka auch schon. Jedes Spiel ist er da und liefert. Er weiß, dass wir ihn brauchen, dass er viel machen muss, und immer wieder macht er sein Ding.

Fotos: Sean Berry/NBAE via Getty Images

Kommende Saison wird er wahrscheinlich nicht mehr ganz so viel machen müssen, wenn ein gesunder Kristaps Porzingis zur Mannschaft stößt … Ich glaube, dass die beiden echt gut zusammenspielen können. Porzingis sieht im Training super aus bis jetzt. Er ist extrem lang, das ist alles super easy, wie er schießt. Ich glaube wirklich, dass er und Luka eine Kombination sind, die uns hier noch eine Menge Spaß machen wird, wenn sie beide gesund bleiben. Vergangenes Jahr hast du erzählt, dass dein Sohn alle Mavericks-Spieler kennt und sich nach dem Trade, der damals Doug McDermott wegschickte, gefragt hat, wo denn der Doug sei … Wie hat er jetzt verkraftet, dass es rund um die Trading-Deadline so viele Veränderungen im Kader gab? Oh ja, das war was … Er war ein Riesenfan von Wesley Matthews, auch von Harrison Barnes. Aber vor allem die Situation bei Harrison, wie das alles passiert ist, während des Spiels … Dass er da sogar noch auf der Bank geblieben ist und uns angefeuert hat, alle anderen wären gegangen und „Adios“. Aber das zeigt, was für ein Mensch er ist, was für eine Persönlichkeit. Natürlich war das alles schwer, aber so ist das: Wenn du einen Schritt nach vorne gehen willst, musst du manchmal erst einen zurückgehen. Wir

24

Dirk

Nowitzki

haben vier Starter abgegeben, da war klar, dass der Rest der Saison schwer wird. Aber nochmal: Wenn du Kristaps Porzingis in so einem Deal bekommen kannst, dann musst du den machen, keine Frage. Wenn ich heute sehe, wie er im Training eins-gegeneins spielt, wie er ausschaut – dann war das auch die absolut richtige Entscheidung. Aber das wird sich dann wahrscheinlich erst in der Zukunft auszahlen. Maximilian Kleber hat mir erzählt, dass Porzingis in seinem ersten richtigen Training im Fünf-gegen-fünf einfach über jeden seiner Verteidiger locker seine Dreier hinweggeworfen hat … Das Spiel ist super easy für ihn. Er ist 2,20 Meter groß, kann sich dazu noch sehr, sehr gut bewegen. Wenn du den Ball nicht erwischst, wenn er beim Postup ein paar Dribblings macht, dann dreht er sich über eine Schulter, dann ist es vorbei. Salah Mejri war ja bisher unser längster Verteidiger. Gegen ihn hat Porzingis jetzt im Training viele Stunden eins-gegen-eins gespielt. Da schießt Porzingis ganz locker drüber, obwohl Salah wirklich ein guter Shotblocker ist. Es ist echt so einfach für ihn … egal ob es Dreier, Würfe aus der Mitteldistanz oder Drives sind. Wenn er zum Korb geht, dann ist er so lang … der stopft das Ding einfach rein. Die Chemie zwischen ihm und Luka stimmt auch. Die beiden sprechen nur Spanisch miteinander, weil sie ja beide lange da auf Internaten waren. Wenn es zwischen denen weiter so passt, kann das für lange, lange Zeit ein tolles Duo werden. Ich habe Porzingis vergangenes Jahr in Berlin interviewt, und da meinte er, dass er seinen Körper nach dem Kreuzbandriss komplett umbauen wollte, weil es keinen Spieler gibt, der mit seiner Länge so spielt wie er. Du sagst jetzt, dass er genau spielt wie vorher? Ja, die Verletzung ist ja auch schon über ein Jahr her. Die Knicks hatten wohl auch geplant, ihn dieses Jahr gar nicht spielen zu lassen, damit er seinen Körper aufbauen kann. Er hat ein bisschen abgenommen, hat einige Diäten versucht, um sich richtig fit zu machen. Ich glaube, dass er da jetzt wieder etwas draufpacken muss, wenn er nächste Saison wieder spielen will. Er schaut schon extrem dünn aus gerade. Aber wenn er dann gesund ist, ist er ein „Unicorn“. Dann schießt er dir aus zehn Metern die Dinger rein, gibt dir Crossover rechts und links, das ist schon krass. In der Vergangenheit warst du bei wichtigen Personalentscheidungen der Mavericks sehr involviert. Bei Zach Lowe im Podcast hast du erzählt, dass du auch bei Porzingis wusstest, dass etwas im Busch war … Ja, sein Name war im Gespräch bei den Mavericks. Da habe ich natürlich gesagt: „Wenn man Porzingis holen kann, einen Franchise-Player, dann muss man es


„Ich weiß nicht, wie Luka sich da noch verbessern soll? Okay, an der Freiwurflinie hat er diese Saison hier und da ein paar Probleme gehabt, aber das war das Einzige, wo du gesehen hast: ‚Hey, das ist ein Mensch.‘ Sonst war Luka eine Maschine.“ -----------

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interview

26

Interview:

Dirk

Nowitzki


machen.“ Aber ich habe nie gedacht, dass es wirklich passiert. Wir haben dann in Detroit gespielt – es war, glaube ich, sogar ein Back-to-Back –, und ich habe mich vor der Partie schlafen gelegt wie immer. Ich bin dann so um 15:30 Uhr oder 16:00 Uhr aufgewacht, und da muss der Trade genau zehn Minuten vorher passiert sein. Da war mein Telefon natürlich voll, und ich bin sofort auf Twitter und habe es dann da gesehen. Ich habe es aber erst mal trotzdem nicht geglaubt. Normalerweise gehen solche Deals nie durch, wenn Spieler von dem Kaliber involviert sind. Dass Porzingis verfügbar war, das wussten viele Vereine wahrscheinlich gar nicht, sonst hätten da sicher noch ganz andere Teams versucht, irgendwelche Deals anzubieten. Trotzdem war es bitter. Ich habe den DeAndre Jordan echt gerne gemocht, das ist ein verrückter Hund. Mit Wes Matthews war ich super eng. Neben Harrison habe ich in der Umkleide gesessen – ein einfach extrem smarter Typ. Das war schwer, die Jungs alle gehen zu sehen. Aber es war auch klar: Selbst mit der Mannschaft, die wir hatten, wäre es schwer geworden, überhaupt noch auf den achten Platz im Westen zu rutschen. Wenn du dann mit einem 20- und einem 23-jährigen Star in die Zukunft gehen kannst, das musst du dann natürlich machen.

Fotos: Glenn James/NBAE via Getty Images

Wie oft hast du mit Donnie Nelson oder vielleicht auch Mark Cuban geflachst, indem du ihnen gesagt hast: „Ach, jetzt machen wir so einen Deal? Jetzt? Hätten wir so was nicht vor drei, vier Jahren durchziehen können?“ Nee, das habe ich nicht gemacht, aber klar … die letzten Jahre waren schwer. Nach der Meisterschaft waren ein paar toughe Jahre dabei. Aber jetzt sind alle froh, dass wir zwei haben, auf die wir bauen können, und dass wir wieder in die richtige Richtung gehen. Donnie hat da einen super Job gemacht. Auch mit dem Trade für Luka, so richtig überzeugt waren auch nicht alle, dass er so einschlagen kann. Aber Donnie hat sich da festgelegt und gesagt: „Der kann spielen, das ist unser Mann.“ Und da hat er recht gehabt. Spielt das bei deiner anstehenden Entscheidung über dein Karriereende auch mit rein, dass da jetzt zwei solche Spieler im Kader stehen? Du würdest ja sicher auch nochmal gern mit denen spielen … Klar wäre das nochmal ein Spaß, auch mit „KP“ zusammenzuspielen. Wir haben vor ein paar Tagen zum ersten Mal zusammen trainiert, das war ganz witzig. Heute Morgen wurde ich dann von den Physios behandelt und habe gesehen, wie Porzingis auch mit ein paar Praktikanten fünf-gegen-fünf gespielt hat. Da habe ich überlegt: „Fuck, wie war das eigentlich, als ich 22, 23 Jahre alt war?“ Da haben wir echt YouTube angemacht und während der Behandlung ein paar alte Videoclips von 2001 angeschaut, während Porzingis

seine Sachen gemacht hat. Das war schon Wahnsinn, dass wir beide groß sind, uns gut bewegen und von außen schießen können. Da gibt es schon viele Parallelen. Das wird Spaß machen, ihm zuzuschauen. Er ist auch ein krasser Shotblocker, da gibt es echt kaum Lücken in seinem Spiel. Ihr wart ja vor zwei Jahren auch zusammen beim NBA Africa Game. Habt ihr euch da richtig kennengelernt? Genau. Damals haben wir auch zusammen ein Interview gegeben und uns richtig kennengelernt. Aber als er noch Rookie war, da hat er für New York ja schon eine super Saison gespielt. Als wir da im Madison Square Garden waren, haben wir Nummern ausgetauscht, und ich habe ihm gesagt: „Wenn irgendwas ist, melde dich.“ Danach haben wir hier und da mal geschrieben. Und vergangenes Jahr, als wir in New York waren, da war er ja bereits verletzt, da kam er ins Hotel, und wir haben gesprochen. Er hat einige Fragen gehabt, wie ich Dinge früh in meiner Karriere gehandhabt habe. Wir waren also eigentlich schon immer ganz gut in Kontakt. Also habe ich ihm natürlich auch direkt geschrieben, als ich erfahren habe, dass er nach Dallas kommt. Jetzt hoffe ich, dass er für lange, lange Zeit hier in Dallas bleibt.

es Gerüchte. Da kannst du dich nur durcharbeiten. Jeden Tag dasselbe machen. Dich vorbereiten wie immer. Wenn etwas passiert, dann passiert es halt. Das rate ich bei uns immer allen, wenn es Gerüchte gibt. Man muss versuchen, nicht zu emotional zu reagieren. Denn zu 90 Prozent passieren die Dinge ja nicht. Wenn du also emotional betroffen bist, dann leidet dein Spiel darunter … und damit die Mannschaft, der Verein. Für mich ist es aber natürlich auch leicht, das zu sagen, denn ich war ja nie in einem Gerücht drin. Aber bei uns war dieses Jahr zum Beispiel der Wes Matthews vom Beginn der Saison an in Gerüchten drin. Und der ist ja echt eine Kampfsau für uns gewesen. Der hat immer alles gegeben. Selbst wenn er mal nicht happy war, weil schon wieder ein neues Gerücht aufgekommen war. Trotzdem hat er aber auf dem Parkett alles gegeben, immer den besten Flügel des Gegners verteidigt. Vor Wes habe ich immer meinen Hut gezogen. Der ist ein absoluter Profi!

Lass uns noch ein wenig über die NBA im Allgemeinen reden … In den vergangenen Monaten war das sogenannte „Player Empowerment“ immer wieder ein Thema. Also dass Profis selbst bestimmen, wo sie spielen. Dass sie in dem Jahr, bevor sie Free Agent werden, einen Trade zu bestimmten Teams fordern oder – wie im Fall von Anthony Davis – ein Agent sogar schon anderthalb Jahre vor der Vertragsfreiheit einen Wechsel fordert. Wie siehst du das? Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Klar ist es toll, dass die Spieler ein bisschen mehr mitentscheiden. Denn du hast ja keine Sicherheit, kannst von einem Tag auf den nächsten getradet werden. Aber jetzt haben wir ja fast schon die Fußballverhältnisse, wo du sagen kannst: „Ich spiel hier jetzt einfach nicht mehr. Tradet mich hier weg.“ Da bin ich natürlich alte Schule. Klar, ich bin dafür, dass Spieler mehr Rechte haben, aber manchmal ist das schon zu viel. Das kann ja auch nicht toll für die Liga sein, wenn ein Agent eine Liste von drei Teams präsentiert und sagt: „Tradet meinen Klienten dorthin!“

Wie siehst du derzeit das Spiel auf dem Parkett? Dass Dreier besser als Zweier sind – die Diskussion ist entschieden, das ist so. Aber wenn Teams momentan 30, 40 Dreier nehmen, sind die Hälfte dieser Würfe schlechte Abschlüsse. Ich sehe das als Zwischenschritt in der Evolution des Spiels und dass es bald weniger dieser schlechten Dreier gibt. Siehst du das ähnlich? Oder glaubst du, dass künftig noch mehr von außen geworfen wird? So wie es im Moment läuft, werden es eher noch mehr Dreier. Bei immer mehr Mannschaften geht der Trend ja dorthin. Jeder kann mittlerweile von außen schießen. Teilweise spielen Center das Pick-and-Pop. Porzingis ist ja das perfekte Beispiel dafür. Sicher wird er in der kommenden Saison nicht auf Center beginnen, aber künftig ist er der ideale Fünfer. Wir sind ja kein Team, das so viele Dreier nimmt, aber selbst bei uns gab es vor der Saison die Diskussion mit unseren Stats-Gurus, was in dieser Hinsicht Sinn macht, was gute Dreier sind. Wir wollen immer so viele Dreier wie möglich aus den Ecken an der Grundlinie nehmen, weil da die Entfernung eben am geringsten ist. Ich denke, wir werden mehr Dreier und aus noch größeren Entfernungen sehen.

Vor allem ist es ja auch so, um beim Beispiel Anthony Davis und den Lakers zu bleiben, dass die ganzen jungen Spieler dort, die in den Gerüchten genannt werden, plötzlich nur noch „Assets“ sind, nur noch Bausteine eines Trades … Ja, das ist schon bitter. Aber das Einzige, was du in der Situation machen kannst, ist, weiterhin komplett professionell zu sein. Ich bin jetzt seit 20 Jahren dabei, und immer zur Trading-Deadline gab

Aber du als Basketballästhet: Ist das ein Basketball, den du dir gerne anguckst? Also ich muss schon sagen, wenn der Steph Curry heiß läuft … da sitze ich vorm Fernseher und schreie: „Schieß das Ding!“ Aber klar, manchmal ist es schon arg viel. Da ich ja ein Spieler war, der viel aus der Mitteldistanz gemacht hat, vermisse ich das Spiel aus dieser Entfernung schon ein wenig. Aber das ist der neue Weg. dre@fivemag.de

27


nba-playoffs

NBA-Playoff-Vorschau

2019

Fotos: Ezra Shaw/Getty Images

NBA-PLAYOFFVORSCHAU 2019

So, wir wären dann so weit! Die Playoffs werden gebeten, sich beim regulären Saisonende einzufinden. Endlich ist die Ouvertüre vorbei: Von Mitte Oktober bis Mitte April bat die NBA zum Vorspiel, jetzt wird der Nachfolger der Golden State Warriors auf dem Ligathron gesucht … wenn sich denn einer findet. Wie gehen die Teams in die Playoffs? Was können sie und was nicht? Unsere Vorschau klärt auf! Let's get it on! Text: André Voigt 28


SO GEHT DIE NBA-PLAYOFF-VORSCHAU 2019

POWER RANKING

Es wird geil – so viel steht fest! Bis in die letzte Woche der regulären Saison veränderten sich noch die Kader der Playoff-Teams, weil verletzte Akteure zurückkamen oder gesunde Profis angeschlagen in die Postseason gingen. Bis in die letzten Spiele währte das Rennen um die Playoff-Setzplätze in beiden Conferences. Wer würde gegen wen in der ersten Runde antreten? Bis zuletzt war das nicht klar. Unsere NBA-Playoff-Vorschau informiert euch trotzdem wieder bestens über die Teams und Spieler, die die Zeit von Mitte April bis Mitte Juni zur besten des Jahres machen!

Das Power Ranking zeigt euch, wie wir die Kräfteverhältnisse in der NBA zum Saisonende sahen – als letzte Wasserstandsmeldung vor den Playoffs 2019.

01. WARRIORS 02. RAPTORS

7

03. BUCKS 04. ROCKETS

1

05. 76ERS 06. NUGGETS

5 3

6

07. THUNDER 08. CLIPPERS 09. SPURS 10. JAZZ

2

1 1 . C E LT I C S

4

1 2 . PA C E R S 13. TRAIL BLAZERS

1

2

D E P T H C H A RT

5

LAUFTEXT

Das Depth Chart gibt an, wer in

Die reguläre Saison beeinflusst natürlich

der Ersten Fünf steht und wer die

auch die Playoffs. Deshalb geben wir hier

Ersatzspieler auf den jeweiligen

die Spielzeit des jeweiligen Teams kurz

Positionen sind. Aber Achtung: Die

wieder und erklären, wie die jeweilige

Einteilungen sind mittlerweile fließend.

Mannschaft auf dem Parkett agiert.

S H O T C H A RT

6

LINEUPS Die Lineups sind zurück! Hier haben

Das Shot Chart der Mannschaft. Grün

wir zwei Aufstellungen für jedes Team

sind die Stellen eingefärbt, von denen

identifiziert, die besonders interessant

das Team im Vergleich zum Ligamittel

sind. Als Statistiken werden das

überdurchschnittlich gut trifft. Gelb

Offensiv- und Defensivrating (erzielte und

bedeutet Mittelmaß. Rot bedeutet: Von

zugelassene Punkte auf 100 Ballbesitze

dort fällt relativ wenig bis gar nichts …

hochgerechnet) der jeweiligen Fünf gezeigt sowie die Minuten, die diese Formationen

3

in der regulären Saison 2018/19 zusammen

STÄRKEN,

absolviert haben.

S C H W Ä C H E N , FA Z I T Hier nochmal zum Schnellcheck in langen League-Pass-DAZN-Nächten: Was kann die Mannschaft, wo liegen die Probleme?

4

S TAT S In einem Kasten gibt es an dieser Stelle die Stats der regulären Saison 2018/19. Zum Nachschlagen, zum Informieren, eventuell zum Klugscheißen beim Public Viewing.

7

POWER RANKING Wo sehen wir die jeweilige Mannschaft im großen NBA-Gesamtbild zum Ende der regulären Saison? Und nochmal: Die 16 Playoff-Teams sind nicht unbedingt die besten Mannschaften, solange wir zwei Conferences haben. Außerdem gilt: Nur weil ein Team vor einem anderen im Power Ranking steht, würde es nicht automatisch eine Playoff-Serie gegen diesen Gegner gewinnen.

14. NETS 15. MAGIC 16. PISTONS 1 7 . H E AT 18. KINGS 19. HORNETS 2 0 . T ’ W O LV E S 21. WIZARDS 22. PELICANS 23. LAKERS 24. HAWKS 2 5 . M AV E R I C K S 26. GRIZZLIES 27. BULLS 2 8 . C AVA L I E R S 29. SUNS 30. KNICKS 29


den

Western

Conference:

Denver

Nuggets

DEPTH CHART Die Denver Nuggets sind tief und variabel aufgestellt,

DURCHBRUCH? Text:

Sebastian

gleich sieben Spieler punkten zweistellig. Findet Malone die richtige Kombination?

Dumitru

POS

NAME

PG

J. Murray

21

M. Morris

23

I. Thomas

29

G. Harris

24

M. Beasley

22

SG SF

PF

C

ALTER

W. Barton

28

T. Craig

28

M. Porter Jr.

20

P. Millsap

33

J. Hernangomez

23

T. Lyles

23

T. Lydon

22

J. Vanderbilt

19

N. Jokic

23

M. Plumlee

28

+ STÄRKEN Angriff und Verteidigung. Kein anderes West-Team war in beiden Kategorien in den Top Ten. Denver bewegt gerne Spieler (Cuts/Handoffs) und Ball (zweithöchste Assistrate der NBA). Ligaspitze beim Rebounding und Heimvorteil. Tiefe, harmonische und exzellent gecoachte Truppe.

- SCHWÄCHEN Zu abhängig von Jokic als Vorbereiter. Wer wird zum verlässlichen Playmaker, wenn der Serbe zum Scoren gezwungen wird? Auswärts schwach. Sehr unerfahrene Truppe. Wie gehen die Nuggets mit dem Druck der neuen Erwartungen um?

= FAZIT Denver ist zurück in den Playoffs – und das gleich als eines der Top-Teams der regulären Saison. Superstar, Balance, Coaching, Heimvorteil ... die Nuggets sehen auf dem Papier wie ein Favorit aus. Ohne Erfahrung ist aber nicht mehr als Runde zwei drin.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME Nikola Jokic Jamal Murray Gary Harris Paul Millsap Will Barton Malik Beasley Monte Morris Trey Lyles Mason Plumlee Isaiah Thomas Juan Hernangomez Torrey Craig

30

SP 72 67 48 62 34 72 73 58 73 10 65 66

MPG 31,5 32,9 28,7 27,2 28,2 23,6 24,2 17,8 20,7 14,7 20,0 20,3

FG% 50,5 43,3 43,0 48,9 41,2 48,2 49,4 41,9 60,5 36,4 44,1 43,5

3P% 32,0 36,8 35,1 36,2 36,0 41,3 42,0 25,3 25,0 26,5 36,5 30,8

eFG% 54,1 49,8 49,7 53,2 48,8 59,6 56,1 46,9 60,8 42,2 54,7 51,4

FT% 83,1 85,0 79,7 72,3 81,8 90,6 77,3 70,0 55,5 63,2 76,7 67,2

RPG 10,8 4,2 3,0 7,3 5,0 2,5 2,5 3,9 6,3 1,2 4,0 3,6

APG 7,5 4,8 2,4 2,0 3,0 1,2 3,7 1,4 2,9 1,7 0,8 0,9

SPG 1,3 0,8 0,9 1,3 0,5 0,7 0,9 0,5 0,8 0,3 0,4 0,5

BPG 0,7 0,4 0,4 0,8 0,5 0,1 0,1 0,4 0,9 0,1 0,4 0,6

TPG 3,1 2,2 1,2 1,3 1,6 0,6 0,7 1,1 1,6 1,7 0,6 0,7

FPG PPG 2,8 20,3 2,1 18,1 2,0 13,3 2,6 12,8 2,0 12,5 1,5 11,4 1,2 10,3 1,5 8,8 3,1 7,9 1,4 7,7 1,4 6,2 2,3 5,7


Fotos: Garrett W. Ellwood/NBAE via Getty Images

D

ie Denver Nuggets stehen wieder in den Playoffs! „Endlich“, werden sich Fans des Teams aus den Rocky Mountains denken. Das letzte Mal, dass in der „Mile High City“ Postseason-Basketball gefeiert werden konnte, war vor mittlerweile sechs Jahren. 2018 noch im knappsten aller denkbaren Szenarien gescheitert (Denver verlor am allerletzten Spieltag gegen den direkten Konkurrenten Minnesota), kam die Mannschaft von Headcoach Mike Malone heuer mit Volldampf in die neue Saison gebraust. Bereits im Herbst auf Hochtouren, etablierte sie sich früh als komplette Truppe, die bei Redaktionsschluss als einzige in der Western Conference sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung unter den besten zehn geführt wurde. Diese Nuggets schleichen also gewiss nicht mit Ach und Krach in die Playoffs, sondern als eine der besten Editionen in ihrer Franchise-Historie. Nikola Jokic, der vergangenen Sommer für weitere fünf Jahre und knapp 150 Millionen US-Dollar langfristig an den Klub gebunden wurde, der ihn einst in der zweiten Draftrunde selektierte, setzte seinen Aufstieg zu einem der besten Spieler der NBA ungehindert fort. Der Serbe ist längst nicht nur zu einem der meistgefürchteten Big Men der Liga, sondern zu einem ihrer gefährlichsten und produktivsten Profis überhaupt gereift – der Typ Superstar, der Geschicke und Playoff-Erfolg seines Teams im Alleingang beeinflussen kann. Jokic brachte es in der regulären Saison auf über 20 Punkte, zehn Rebounds und sieben Assists pro Partie, bei einer Trefferquote nördlich der 50 Prozent – Werte, die in der NBAHistorie sonst nur Wilt Chamberlain und Oscar Robertson aufgelegt haben. Er ist der Taktgeber, der Spielgestalter und die zentrale Figur in Angriff und Abwehr. Neben Jokic, der folgerichtig zum ersten Mal den Sprung ins AllStar-Team schaffte, hat Jamal Murray die Gunst der Stunde genutzt und sich als sekundärer Scorer sowie primärer Lautsprecher der Mannschaft ins Rampenlicht gespielt. Murray hat vor allem als Spielgestalter einen großen Sprung gemacht, kreiert mehr als je zuvor aus dem Dribbling. Seine Trefferquote von jenseits der Dreierlinie stieg nach der All-Star-Pause auf über 40 Prozent – ein Element im Spiel des Guards, das lange fehlte, sich jedoch langsam stabilisiert. Sollte Murray den langen Ball endlich konstant hochprozentig treffen, hat er das Zeug, zu Denvers zweitem Star zu avancieren. Den Rest der exzellenten Starting Five bilden Gary Harris, Will Barton und Paul Millsap. Sowohl als Punktesammler als auch als Verteidiger ist das Trio unentbehrlich. Alle drei waren

lange verletzt (Harris fiel 25 Partien aus, Barton mehr als die Hälfte der Saison) – ein Trend, der die Nuggets ligaweit zum Team machte, das die meisten Ausfälle zu verkraften hatte. Dass Malones Mannen diese dermaßen gekonnt kompensierten, spricht für die Tiefe im Kader, den Teamspirit dieser Nuggets und die Coaching-Qualitäten von Malone, einem der zwei, drei Favoriten auf die „Coach of the Year“-Trophäe. Obwohl Harris, Barton und Millsap allesamt weniger scoren als in der Vorsaison, funktioniert das Team insgesamt besser. Die Rollenspieler Monte Morris, Malik Beasley, Torrey Craig, Mason Plumlee und Juan Hernangomez zeigten sich stark verbessert. Beasley brillierte als Scorer. Aus Morris wurde einer der besten Backup-Guards der NBA (5,65 Assistzu-Turnover-Rate, 2. Rang ligaweit). Hernangomez ist ein veritabler StretchBig, während Plumlee und Craig in der Verteidigung vielseitig einsetzbar sind. Apropos Verteidigung: War die explosive, egalitäre Offensive bereits in der Vergangenheit Denvers Visitenkarte, sticht die Verbesserung am defensiven Ende besonders hervor. Ein leicht verändertes Schema hat Jokic und damit den Rest der Nuggets-Abwehr weniger anfällig für Dribble-Drives gemacht. Die Hilfe ist schneller zur Stelle, der Ring wird viel besser beschützt als im Vorjahr. Der Sprung von einem der schlechtesten Defensivteams zu einem der zehn besten ist verblüffend und hat den Northwest-Division-Champion über weite Strecken in dieser Saison getragen. Im Schlussviertel stellt Denver die beste Abwehr bei den kassierten Punkten und der erlaubten Trefferquote. Kann dieses Team also seine Gegner in der entscheidenden Phase ebenso das Fürchten lehren wie zwischen Oktober und April? Gegen die Thunder und Clippers dominierte Denver, gegen Golden State, Houston, San Antonio und Utah hingegen nicht. Die Abhängigkeit von Jokic und die mangelnde PlayoffErfahrung (fast) aller Protagonisten könnten zum Problem werden. Schlaue Gegner und Coaches werden nicht nur versuchen, Jokic primär zum Scorer zu machen (eine Dynamik, die gegen sein BasketballerNaturell geht), sondern obendrein alles daransetzen, eine weitere große Schwäche dieser Nuggets auszuhöhlen: Kein Team kassiert mehr Dreier aus den Ecken als Denver. Das sind leichte Punkte, die entscheidend sein können. Was setzt sich am Ende also durch? Die spielerische Qualität und Tiefe dieser Truppe, mitsamt größtem Heimvorteil in der NBA? Oder Unerfahrenheit und Druck der neuen Erwartungshaltung in der „Mile High City“?

POWER RANKING

06

LINEUPS Die Top 5 harmoniert exzellent, stand aber verletzungsbedingt in der Saison selten zusammen auf dem Parkett.

STARTING LINEUP J. Murray G. Harris W. Barton P. Millsap N. Jokic ORtg: 116,3 DRtg: 99,1 Min: 205,0

KILLER LINEUP J. Murray M. Beasley T. Craig M. Plumlee N. Jokic ORtg: 126,3 DRtg: 101,4 Min: 140,0

31


gsw

Western

Conference:

Golden

State

SAME PROCEDURE AS LAST YEAR? Text:

André

Warriors

DEPTH CHART Die Bank ist alt, sehr alt. Die Youngsters sind bis auf Looney noch zu frisch.

Voigt

POS

NAME

PG

S. Curry

30

S. Livingston

33

SG SF

PF C

ALTER

Q. Cook

25

K. Thompson

28

J. Evans

21

K. Durant

30

A. Iguodala

35

A. McKinnie

26

D. Green

28

J. Jerebko

31

D. Cousins

28

K. Looney

22

A. Bogut

34

D. Jones

23

J. Bell

24

+ STÄRKEN Kein Team ist spielintelligenter. Die Warriors laufen nur wenige Setplays, sondern fließen in ihre Sets, aus denen sie autonom ihre Automatismen abspulen. Das Pick-and-Roll von Durant und Curry ist nicht zu verteidigen. Den Threepeat vor Augen, sind alle internen Differenzen vergessen.

- SCHWÄCHEN Curry wird in der Defense von physisch stärkeren Gegnern (lies: James Harden) attackiert werden, von der Bank fehlen die Three-and-D-Optionen. Greens Dreierquote kann zum Problem werden. Kerr muss die richtige Mischung seiner Lineups finden.

= FAZIT Die Warriors sind Topfavorit auf den Titel. Die internen Querelen dürften vergessen sein, und fokussierte Warriors haben so viele Möglichkeiten an beiden Enden des Feldes, dass sie jede Taktik kontern können. Kein anderes Team hat so viel Finalerfahrung.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME Stephen Curry Kevin Durant Klay Thompson DeMarcus Cousins Draymond Green Jonas Jerebko Kevon Looney Quinn Cook Andre Iguodala Andrew Bogut Alfonzo McKinnie Shaun Livingston

32

SP 61 70 70 23 58 65 71 65 63 4 63 57

MPG 34,3 35,2 34,4 25,7 31,3 17,1 19,3 13,7 23,5 16,3 13,8 15,4

FG% 47,1 51,2 46,9 48,5 43,8 46,3 62,8 44,0 49,8 42,9 48,6 50,3

3P% 43,0 34,9 40,1 25,4 27,5 36,3 10,0 36,9 33,6 0,0 35,3 0,0

eFG% 60,0 56,1 55,4 51,7 49,2 56,0 63,0 52,5 58,0 42,9 55,9 50,3

FT% 91,3 88,4 81,8 75,9 68,3 81,3 61,2 77,3 59,4 100,0 57,5 81,6

RPG 5,3 6,5 4,0 7,9 7,3 4,2 5,5 2,1 3,8 6,3 3,5 1,9

APG 5,2 5,7 2,4 3,6 6,9 1,3 1,6 1,5 3,2 2,0 0,4 1,9

SPG 1,3 0,8 1,2 1,2 1,4 0,3 0,5 0,3 0,9 0,3 0,2 0,5

BPG 0,3 1,1 0,6 1,5 1,0 0,2 0,7 0,0 0,8 0,8 0,2 0,4

TPG 2,9 3,0 1,5 2,3 2,5 0,6 0,7 0,6 0,7 0,8 0,4 0,6

FPG PPG 2,5 27,8 2,0 26,8 2,1 22,2 3,7 15,9 3,2 7,1 1,9 6,4 2,7 6,2 1,2 6,1 1,5 5,8 2,8 5,3 1,9 4,7 1,1 4,2


Fotos: Bart Young/Jack Arent/NBAE via Getty Images

D

ie große Langeweile blieb aus … bisher. Die nach der Verpflichtung von All-Star-Center DeMarcus Cousins im Sommer heraufbeschworene Dominanz der Golden State Warriors fand in der regulären Saison nicht statt. Nicht in den Spielen vor seiner Rückkehr im Februar und auch nicht danach. Trotzdem zieht das Team von Coach Steve Kerr als Topfavorit in die Playoffs ein. Allerdings gab es einige Phasen in dieser langen regulären Spielzeit, in denen diese Warriors wirkten, als wären sie erstmals in ihrer aktuellen Dynastie nicht nur gelangweilt, sondern auch wirklich ernsthaft verwundbar. Der größte Unruhepunkt war Kevin Durant. Die anstehende Vertragsfreiheit des Superstars sorgte bereits früh für einen spektakulären Streit mit Draymond Green. Ein Streit, der nachzuwirken schien. Medial wurde die Personalie Durant immer und immer wieder seziert. „KD“ reagierte zunehmend dünnhäutig gegenüber den nachfragenden Medien – vor allem schien jedoch das Team darunter zu leiden, da die Zukunft des ehemaligen MVPs natürlich auch am Rest der Franchise nicht spurlos vorüberging. Die gute Nachricht für WarriorsFans ist jedoch, dass mit Playoff-Beginn Durants Free Agency in den Hintergrund treten dürfte. Das gemeinsame Ziel der vierten Meisterschaft in fünf Jahren vor Augen dürfte den Kader extrem fokussiert auftreten lassen. Allerdings gibt es erstmals seit Beginn der Kerr-Ära in Oakland auch sportliche Fragen, die in der Postseason beantwortet werden müssen. So funktionierte DeMarcus Cousins zwar punktuell, der Big Man schien aber größere Probleme zu haben, sich offensiv wie defensiv in den Verbund der Warriors einzupassen. Der Center zeigte immer wieder, dass er als Ballverteiler, Dreierschütze und am Zonenrand dominieren kann … oft schien es aber so, als wüsste er nicht, wann was gerade gefragt war. Schon nach der Ankunft von Durant brauchte Coach Kerr einige Zeit, um die richtige Balance im Angriff zwischen der frei fließenden Motion Offense seiner Mannschaft und den Isolationen für Durant zu finden. Ähnlich gestaltete es sich mit Cousins, der zudem bis zum Ende der regulären Saison rein physisch nach seinem Achillessehnenriss aus 2018 nicht komplett der Alte war. „Boogies“ Drives wirkten unrund, sein Rebounding zum Teil zögerlich. Allerdings gab es eben auch Partien wie die in Houston Mitte März. In der zweiten Hälfte dominierte Cousins gegen klein spielende Rockets fast nach Belieben. Anstatt von draußen den noch immer wackelnden Dreier übermäßig anzubringen, „beastete“ der Big Man in der Zone. So gewann Oakland auch

ohne den verletzten Durant nach drei Niederlagen gegen Houston das letzte Aufeinandertreffen der regulären Saison mit den Rockets und sicherte seinen Vorsprung in der Westtabelle. Die Boogie-Problematik ist allerdings vor allem ein Luxusproblem. Viel schwerer wiegen die sich im Vergleich zu 2017/18 weiter verschlechternde Defensive und der Leistungsabfall der zweiten Garde. In Sachen Defensivrating geht es für die Warriors seit 2016/17 stark bergab. Damals belegte das Team mit dem frisch angekommenen Durant noch den zweiten Rang in dieser Kategorie. Ein Jahr später belegten die Warriors den elften Rang, 2018/19 ging der freie Fall bis auf den 16. Platz weiter. Erlaubte das Team 2016/17 noch 104,0 Punkte in 100 Angriffen des Gegners, sind es derzeit 110,3! Sicherlich zeigt sich auch hier der Tribut, den ein Team, welches seit 2015 in den Finals steht, über die Jahre zollen muss. Doch das Narrativ des berühmten Schalters, der zur Postseason umgelegt werden kann, greift in diesem Fall nur bedingt … Denn das dreckige kleine Geheimnis der Warriors ist, dass ihre Bank höheren Ansprüchen einfach nicht genügt. Andre Iguodala und Shaun Livingston machen ihr Ding. Auch wenn beide in die Jahre gekommen sind, sind sie an beiden Enden des Feldes extrem spielintelligent, und Iguodala trifft 2018/19 sogar den Dreier annehmbar sicher. Auch Kevon Looney machte einen weiteren Schritt in seiner Entwicklung und hilft defensiv. Problematisch sind jedoch die Bankflügel. Außer den Genannten hat sich niemand nachhaltig empfehlen können. Es wird interessant sein zu sehen, wem vom Rest der Reserve Headcoach Kerr überhaupt in den Playoffs vertraut. Dass Andrew Bogut aus der australischen NBL nachverpflichtet wurde, spricht zudem Bände über die Qualität der Center hinter Cousins und Looney. Doch wer braucht eine tiefe Bank, wenn die Einsatzzeiten von Steph Curry, Klay Thompson, Kevin Durant, Draymond Green und DeMarcus Cousins gestaffelt werden können? Kerr dürfte seine Rotation in den Playoffs so anpassen, dass er immer zwei seiner vier Scorer auf dem Feld vorfindet. In den entscheidenden Phasen wird er dann wie Thor seinen Gotteshammer aufs Parkett schlagen. Das „Lineup of Megadeath“ (LOMD, siehe Lineups) zeigte sich dieses Jahr als erneut unlösbare Aufgabe für die Konkurrenz – vor allem, weil die neuen „Freedom of Movement“-Regeln, die ein Festhalten bei Pick-and-Rolls und Blöcken abseits des Balles ahnden, den genialen Playmakern der Warriors in die Karten spielen. Aber auch, weil diese Fünf defensiv zupackt. Das Rezept für einen Seriensieg gegen die Warriors ist also simpel: das LOMD ausschalten. Nur … wer kann das?

POWER RANKING

01

LINEUPS Die Starter funktionierten bisher nicht wie gewünscht. Dafür zeigte sich das LOMD defensiv extrem konzentriert!

STARTING LINEUP S. Curry K. Thompson K. Durant D. Green D. Cousins ORtg: 113,3 DRtg: 111,1 Min: 179,0

LINEUP OF

MEGADEATH S. Curry K. Thompson A. Iguodala K. Durant D. Green ORtg: 121,0 DRtg: 98,3 Min: 151,0

33


hou

Western

Conference:

Houston

Rockets

MOST VALUABLE BART Text:

Sebastian

DEPTH CHART Faried, Rivers und Shumpert ersetzten ihre ineffektiven Vorgänger. D’Antonis Rotation schrumpft immer in der Postseason. POS

NAME

PG

C. Paul

33

A. Rivers

26

SG

Dumitru

SF

PF

C

ALTER

J. Harden

29

G. Green

33

I. Shumpert

28

E. Gordon

30

D. House

25

V. Edwards

22

P.J. Tucker

33

G. Clark

24

I. Hartenstein

20

C. Capela

24

K. Faried

29

N. Hilario

36

+ STÄRKEN Überraschung: Offense und Shooting! Dreier und Layups! Und Harden. Kein Team isoliert häufiger und ist dabei gleichzeitig so brutal effizient. Das Trio Paul-Harden-Capela hat seit 2017 über 80 Prozent aller Spiele gewonnen – und dabei auch gegen die „Dubs“ dominiert.

- SCHWÄCHEN Defense und Rebounding. Die Raketen sind das zweitmieseste Team an den Brettern und verteidigen unterdurchschnittlich. Es fehlt an verlässlichen HalbfeldDefendern. Paul ist alt und enorm verletzungsanfällig. Viel Druck – für Harden und die Rockets!

= FAZIT Es hat einen historischen Lauf von Harden gebraucht, aber Houston ist zurück unter den Top-Teams im Westen. Wer kann die Champs in einer Serie ernsthaft herausfordern? Die Rockets hätten Golden State 2018 um ein Haar besiegt. Haben sie heuer mehr Glück?

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME James Harden Clint Capela Eric Gordon Chris Paul Kenneth Faried Danuel House Gerald Green Austin Rivers P.J. Tucker Iman Shumpert Nene Hilario Gary Clark

34

SP 71 60 61 51 21 32 69 40 75 15 38 46

MPG 37,2 34,0 32,2 32,5 25,7 26,0 20,6 29,4 34,8 18,3 13,1 13,1

FG% 43,8 64,1 40,1 41,7 59,3 47,4 40,1 41,3 39,8 31,9 52,9 33,6

3P% 36,2 0,0 34,5 35,0 37,5 42,6 35,2 31,9 37,7 28,3 0,0 30,3

eFG% 53,5 64,1 50,8 50,2 60,8 62,2 53,4 50,6 53,6 42,4 52,9 47,3

FT% 87,7 63,2 78,2 86,3 65,8 78,5 83,8 52,3 67,3 0,0 64,4 100,0

RPG 6,5 12,5 2,3 4,6 8,7 3,8 2,6 2,1 6,0 2,7 2,9 2,3

APG 7,5 1,4 2,0 8,2 0,8 0,9 0,6 2,3 1,2 1,2 0,6 0,4

SPG 2,1 0,7 0,6 1,9 0,5 0,5 0,5 0,6 1,7 0,7 0,5 0,4

BPG 0,8 1,5 0,4 0,3 0,9 0,3 0,4 0,3 0,5 0,2 0,4 0,5

TPG 5,1 1,5 1,4 2,7 1,1 1,0 0,8 0,8 0,8 0,6 0,3 0,1

FPG PPG 3,2 36,2 2,6 16,5 2,2 16,2 2,6 15,6 3,0 13,6 1,9 9,9 1,7 9,4 3,1 8,9 3,1 7,4 1,9 4,1 2,0 3,6 0,9 2,8


Fotos: Bill Baptist/Ron Turenne/NBAE via Getty Images

J

ames Harden hat den modernen Basketball gebrochen – und dabei fast im Alleingang dafür gesorgt, dass einer zur Katastrophe zu verkommen drohenden Saison nicht nur neues Leben eingehaucht wurde, sondern Houston mittlerweile wieder als möglicher Titelanwärter gehandelt wird. Ist das Team aus „Clutch City“ tatsächlich ein veritabler Herausforderer für Golden State? Die Warriors repräsentieren immer noch den Goldstandard in der National Basketball Association, solange sie nicht vom Thron gestoßen werden (oder sich selbst besiegen). Wie nahe sind diese Rockets an der Edition, die die „Dubs“ im Vorjahr an den Rand einer Niederlage drängte? Ohne die abgewanderten, vielseitigen Flügelverteidiger der rekordträchtigen Vorsaison, dafür mit fragwürdigen „Upgrades“ namens Carmelo Anthony und Michael CarterWilliams im Kader, legten die Raketen einen klassischen Fehlstart hin. 14 Pleiten aus den ersten 25 Partien waren gleichbedeutend mit Rang 14 in der Western Conference. Alle Skeptiker fühlten sich bestätigt in ihrer ursprünglichen Annahme, dass die Leistungen aus 2017/18 – allen voran die bombastische Mischung aus Top-Ten-Defense und Killer-Offense – nicht dupliziert werden könnten. Als dann auch noch ein schnell alternder Chris Paul (mal wieder) und Clint Capela verletzt ausfielen, schien es um die Rockets endgültig geschehen zu sein. Auftritt MVP: Harden nahm die Zügel in die Hand und legte einen Lauf für die ewigen Geschichtsbücher hin. Er erzielte drei Monate lang mehr als 40 Punkte, sieben Rebounds und sieben Assists im Schnitt (!), powerte Houston zu 28 Siegen aus 40 Partien und wieder nach oben – nicht nur zur Relevanz, sondern unter die Top-Teams im Westen. Bei Redaktionsschluss dieser PreviewAusgabe hatte „The Beard“ 36,1 Punkte, 6,5 Rebounds, 7,7 Assists und 2,2 Steals pro Partie aufgelegt – Werte, die nur Michael Jordan jemals abliefern konnte. Kontrovers wurde es oft – wie immer, wenn Harden eine weitere offizielle Regel bis zur Unkenntlichkeit verbiegt und sich dadurch jeden noch so kleinen erdenklichen Vorteil verschafft. Egal ob mit seinem eingesprungenen „Gather“Stepback oder den vielen gezogenen Freiwürfen: Der MVP justierte das Spiel so sehr zu seinen Gunsten, dass keine Defensive der Welt etwas gegen ihn ausrichten konnte und Vorwürfe von allen Seiten auf ihn niederprasselten. Dabei ist der 29-Jährige kein Schummler, der sich etwas erschwindelt, was ihm nicht zusteht. Auch mit „Glück“ oder einer „heißen Phase“ hat das Ganze nichts zu tun. Die Antwort ist viel simpler: Harden ist einer der besten Angriffsspieler aller Zeiten auf dem absoluten Höhepunkt seines kreativen Schaffens.

Der beste Scorer der Liga isoliert alleine doppelt so häufig wie das nächstbeste Team (!) in diesem PlayTypus – und vier Mal mehr als Russell Westbrook, die Nummer zwei unter allen Spielern. Dass er dabei brutal effiziente 1,08 Punkte pro Play erzielt und so fünf Mal mehr Punkte generiert hat, wirkt wie ein Fehler in der Matrix. Genau das ist Harden, der trotz seiner Nutzungsrate von mehr als 40 Prozent seine 13,3 Dreierversuche mit überdurchschnittlicher Sicherheit im Korb unterbringt. Da er obendrein satte zehn Punkte pro Einsatz an der Freiwurflinie einsammelt, stellt sich die Frage, wie man diesen Superstar stoppt, überhaupt nicht. Dann eher seine Mitspieler! Also, vielleicht. „CP3“ und Capela flankieren Harden perfekt. Paul ist zwar über seinen Zenit hinaus, versteht es aber immer noch wie ein Großmeister, Tempo und Stil einer Partie zu diktieren. Defensiv ist er unverändert einer der besten GuardVerteidiger der Welt, ein ewig bissiger und zerstörender Terrier, der unzählige Bälle stibitzt und noch mehrere abfälscht. Wann immer er mit der zweiten Garde aufläuft, blasen die Rockets die gegnerischen Backups weg. Houston und Paul glauben bis heute, dass sie Golden State bezwungen hätten, wenn sich ihr General in Spiel fünf der Conference Finals nicht verletzt hätte. Blocksteller/Rim-Runner/AlleyOop-Vollstrecker Capela bildet mit dem vermeintlich besten Backcourt-Duo der NBA ein Trio, das in den vergangenen beiden Jahren mehr als 80 Prozent aller Partien gewonnen hat – auch gegen Golden State (Houston hat 2018/19 drei von vier Duellen gegen seine Nemesis gewonnen). Eric Gordon ist nach einem eiskalten Winter aufgetaut und trifft mittlerweile wieder über 40 Prozent seiner Dreier. P.J. Tucker bleibt der Muskel dieser Truppe, die defensiv und an den Brettern erwartungsgemäß ihre Probleme hat. Dank Tucker hat Coach Mike D’Antoni aber Lineup-Flexibilität, die verloren gegangen schien, als Trevor Ariza und Luc Mbah a Moute vor der Saison abwanderten. Manager Daryl Morey hat den zunächst dünnen Kader mit hungrigen, anderswo aussortierten Veteranen wie Kenneth Faried, Austin Rivers und Iman Shumpert aufgepolstert. Die werden zwar an sich keine Playoff-Serien mitentscheiden, haben aber in Schüben zumindest geholfen, den „Swagger“ zurückzubringen, den Houston verloren hatte. Wie viele Teams in der Western Conference glauben, dass sie gegen die Golden State Warriors nicht nur mithalten, sondern den Champs ernsthaft gefährlich werden können? Die Rockets denken, dass sie mit ihrer All-Out-Offense durchaus dazu in der Lage sind. Alles, was es dazu braucht, ist ein Rematch! Und wer will das nicht?

POWER RANKING

04

LINEUPS Houston staffelt die Einsatzminuten von Harden und Paul, sodass immer Elite-Playmaking vorhanden ist.

STARTING LINEUP C. Paul J. Harden E. Gordon P.J. Tucker C. Capela ORtg: 108,9 DRtg: 107,5 Min: 288,0

BACKUP LINEUP J. Harden A. Rivers G. Green P.J. Tucker N. Hilario ORtg: 105,7 DRtg: 91,1 Min: 54,0

35


lac

Western

Conference:

Los

Angeles

Clippers

VOLL AUF KURS Text:

Christian

DEPTH CHART Die Mannschaft ist tief besetzt, die Übergänge zwischen den kleinen Positionen sind fließend. Zwei Rookies dürfen starten. POS

NAME

PG

P. Beverley

30

T. Wallace

24

SG

Orban

SF

PF

C

ALTER

S. Gilgeous-Alexander

20

L. Williams

32

J. Robinson

22

L. Shamet

22

G. Temple

32

W. Chandler

31

S. Thornwell

24

D. Gallinari

30

J. Green

28

L. Mbah a Moute

32

J. Motley

23

I. Zubac

22

M. Harrell

25

+ STÄRKEN Die Teamchemie und eine Top-Ten-Offense: Die gut gecoachten Clippers stehen zusammen, spielen hart, attackieren und ziehen ligaweit die meisten Freiwürfe. Das Duo Williams/Harrell führt die produktivste Bank der NBA an. Gallinari spielt großartig auf.

- SCHWÄCHEN Erfahrung: Zwei Rookies und ein Drittjahresprofi starten. Dank der Neuzugänge wird stärker gereboundet. Auch die innerhalb der Dreierlinie durchlässige Defense ist verbessert, gibt aber weiterhin viele leichte Punkte ab (nach Ballverlusten und Fouls).

= FAZIT Der Playoff-Einzug ist ein beachtlicher Teamerfolg, auf dem zukünftig aufgebaut werden soll. Heuer sind die Clippers ein unangenehmer Erstrundengegner, der Favoriten einiges abverlangen kann. Dabei sollen die Youngsters wertvolle Lernerfahrungen machen.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME Lou Williams Danilo Gallinari Montrezl Harrell Landry Shamet

SP 69 63 75 18 Shai Gilgeous-Alexander 75 Ivica Zubac 19 Patrick Beverley 75 JaMychal Green 19 Boban Marjanovic 36 Johnathan Motley 18 Garrett Temple 19 Tyrone Wallace 55

36

MPG 26,7 30,5 26,5 27,3 26,2 19,9 27,6 18,8 10,4 7,6 18,5 10,3

FG% 42,8 46,3 61,7 41,7 46,8 50,0 41,2 47,4 60,7 49,2 37,5 41,0

3P% 35,5 43,8 13,3 45,5 36,5 0,0 40,2 37,0 0,0 0,0 25,7 23,5

eFG% 47,3 55,7 61,8 58,3 50,5 50,0 52,9 56,1 60,7 49,2 43,8 42,1

FT% 87,8 90,5 64,1 86,7 80,7 72,3 78,5 81,3 75,8 64,7 71,4 52,8

RPG 3,0 6,0 6,7 2,1 2,7 7,9 5,0 6,7 4,2 2,2 2,3 1,7

APG 5,3 2,5 1,9 1,9 3,2 1,7 3,8 0,4 0,6 0,4 1,3 0,7

SPG 0,8 0,7 0,9 0,6 1,1 0,3 0,9 0,5 0,3 0,2 0,9 0,3

BPG 0,1 0,3 1,4 0,1 0,5 0,9 0,6 0,3 0,5 0,1 0,2 0,1

TPG 2,4 1,4 1,6 0,7 1,7 1,4 1,0 1,1 1,0 0,8 0,5 0,5

FPG PPG 1,1 20,3 1,9 19,8 3,2 16,6 1,9 11,2 2,1 10,4 2,6 8,9 3,4 7,7 2,9 7,4 1,6 6,7 1,3 4,7 2,8 4,0 1,3 3,5


Fotos: Bart Young/Will Navarro/NBAE via Getty Images

V

or dem Saisonstart wurden den L.A. Clippers die Playoffs nicht zugetraut. Schließlich sind sie weiterhin ein Team im Umbau, das erst im kommenden Sommer für Furore sorgen will. Dann soll mindestens ein Superstar-Free-Agent nach Südkalifornien wechseln. Ein ambitioniertes Unterfangen – das dem Management um Lawrence Frank und Meisterberater Jerry West durchaus gelingen könnte. Denn die Voraussetzungen dafür stimmen. So verfügen die Clippers über die finanzielle Flexibilität und zugleich über eine wettbewerbsfähige Mannschaft, deren Playoffteilnahme viele überrascht hat. Nicht zuletzt, weil im Februar gleich fünf Rotationsspieler abgegeben wurden. Darunter Topscorer und -rebounder Tobias Harris, der in seinem Vertragsjahr wie ein All Star spielt. Doch kamen im Gegenzug junge Talente (Landry Shamet, Ivica Zubac) und solide Veteranen (Garrett Temple, JaMychal Green) nach L.A., die sich in das eingeschworene Kollektiv von Doc Rivers perfekt eingereiht haben. „Die Chemie zwischen diesen Jungs ist das, was ich an dieser Mannschaft liebe“, schwärmt der Erfolgscoach. „Es ist eine gute Truppe. Wir sind physisch, wir spielen hart, stehen immer zusammen und wollen gewinnen.“ Diese ausgezeichnete Teamkultur ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor in L.A. Genauso wie der funktionale, tiefe Kader. So können die „Blue Collar Clippers“ mit einem Kern an Zukunftsspielern aufwarten, die von erfolgshungrigen Veteranen angeleitet werden. Zuvorderst ist Profiscorer Lou Williams zu nennen, der als Anführer vorangeht und mit Powerplayer Montrezl Harrell ein dynamisches Duo bildet, das der produktivsten Bank der NBA vorsteht. Die Anwärter auf den „Sixth Man of the Year“-Award sind hauptverantwortlich dafür, dass 2018/19 in L.A. erfrischender Offensivbasketball gespielt wird. „Sweet Lou“, seines Zeichens der erfolgreichste Bankscorer der NBA-Historie, steht seit jeher für Instant Offense. Der balldominante Combo-Guard ist der beste Korbjäger und Dribbler der Kalifornier, die er im Angriff wiederholt trägt. Dabei besticht er als Pick-and-Roll-Künstler, der für sich und andere aus dem Dribbling jederzeit kreieren kann. Nicht umsonst stellen die „Clips“ die effektivste Pick-and-RollOffense der Liga. Williams lebt vom Sprungwurf aus der Bewegung und seinem schnellen Antritt zum Korb. In der Zone schließt der abgezockte Leichtbau-Guard per Floater stark ab, wobei er meisterhaft Fouls ziehen kann. Dies vermag auch Big Man Harrell, der sich in seinem vierten NBA-Jahr erneut gesteigert hat und seine Einsatzzeit hocheffizient nutzt. Seine Kernkompetenz ist das dynamische Abrollen zum Ring, wo er als Dunk-Maschine elitär finisht. Mit

Williams bildet Harrell eines der besten Pick-and-Roll-Duos der NBA. Zudem verfügt der wurfschwache Energizer über ein bewegungsreiches „Faceup-Game“, das er vor allem am Zonenrand gewinnend ausagiert. Und auch durch Cuts zum Korb sowie nach Offensivrebounds punktet „Trez“ sehr verlässlich. Generell versteht der mobile Fünfer das Spiel besser und hat als Passgeber Fortschritte gemacht. Gleiches gilt für die Defensive, wo er stark ausboxt und als Ringbeschützer zulegen konnte. Komplettiert wird die produktive Bankeinheit durch Wilson Chandler, Garrett Temple und JaMychal Green, die aus Philly bzw. Memphis nach L.A. kamen. Green agiert physisch, reboundet gut und trifft als Stretch-Vierer den Dreier. Temple und Chandler sind erfahrene und führungsstarke „Three-and-D“-Akteure, die wie alle Reservisten das einsatzvolle Spiel der Arbeiter aus Hollywood verkörpern. Den Hang zur Drecksarbeit lebt aber kein Profi mehr vor als Patrick Beverley, der die gleichfalls neu formierte Erste Fünf anführt. So ist der DefensivGuard ein bissiger Kettenhund, der es mit jedem Gegner aufnimmt. Im Angriff trifft Beverley den Dreier und fungiert als ballsichere Passstation. Neben „Mr. 94 Feet“ starten mit Shai Gilgeous-Alexander und Landry Shamet zwei effektive Rookie-Guards. Shamet, der im Harris-Trade aus Philly kam, brilliert als Dreierspezialist und hilfreicher Scorer. „SGA“ zeigt indes an beiden Enden gute Ansätze. Er erarbeitet sich per Drive den eigenen Abschluss und finisht solide am Ring. Der Sprungwurf aus dem Dribbling aus der Halbdistanz fällt zuverlässig, der Dreier bereits ordentlich. Auch kann sich der lange Einser zu einem Top-Verteidiger entwickeln. Hinzu kommen auf den großen Positionen Ex-Laker Ivica Zubac und ein gesunder Danilo Gallinari. Zubac hat mit seiner Präsenz als fähiger Ringbeschützer und Rebounder die Clippers-Defensive stabilisiert. In der Offensive trägt der Drittjahresprofi durch clevere Cuts und kluge Pässe bei. Endlich verletzungsfrei, spielt Gallinari unterdessen ein Karrierejahr. Er besticht als vielseitig effizienter Angreifer, der überall auf dem Court Gefahr ausstrahlt und variantenreich punktet. Gemeinsam mit „Sweet Lou“ schultert „Gallo“ die offensive Hauptlast – indem er das Feld mit seiner Wurfstärke weit macht, Mismatches attackiert, sich den eigenen Abschluss erarbeitet und nicht zuletzt Freiwürfe zieht. In dieser Hinsicht ist kein NBA-Team aktiver als die spielstarken Clippers, die zudem das Tempo hoch halten und den Dreier (bei geringem Volumen) exzellent treffen. Die Unerfahrenheit der Starter und die allenfalls durchschnittliche Defense bleiben hingegen die limitierenden Faktoren des derzeit besten Teams aus „Tinseltown“.

POWER RANKING

08

LINEUPS Doc Rivers’ Aufstellungen mit drei Guards und vier Außenspielern funktionieren bisher prächtig – auch weil sich Landry Shamet gut eingefügt hat.

STARTING LINEUP P. Beverley

S. Gilgeous-Alexander

L. Shamet D. Gallinari I. Zubac ORtg: 113,6 DRtg: 100,8 Min: 173,0

OFFENSIV LINEUP P. Beverley L. Williams L. Shamet D. Gallinari M. Harrell ORtg: 118,2 DRtg: 99,3 Min: 61,0

37


okc ALTE PROBLEME, NEUE ERGEBNISSE? Western

Text:

André

Conference:

Oklahoma

City

Thunder

DEPTH CHART Die Thunder sind tief besetzt und werden viel mit Schröder und Westbrook zusammen auflaufen.

Voigt

POS

NAME

PG

R. Westbrook

30

D. Schröder

25

R. Felton

34

SG

SF

PF

C

ALTER

T. Ferguson

20

H. Diallo

20

A. Roberson

27

P. George

28

A. Nader

25

D. Burton

25

J. Grant

23

M. Morris

29

P. Patterson

29

D. Graham

24

S. Adams

25

N. Noel

25

+ STÄRKEN Die Defensive ist variabel, eingespielt, findet Plusverteidiger jeder Couleur im Kader. Westbrook und George sind absolute Superstars, die Würfe für andere kreieren. Schröder ist ein Top-Reservist.

- SCHWÄCHEN Fallen die Dreier wieder? Ist Adams gegen kleinere Aufstellungen spielbar? Was ist in der Crunchtime? Ist vor allem Westbrooks Liebe zum Heroball erkaltet, oder holt sie ihn wieder ein?

= FAZIT Die Thunder sind dieses Jahr in der Western Conference die große Wundertüte. Vom Einzug in die Western Conference Finals bis zu einem erneuten Aus in Runde eins ist alles vorstellbar. Billy Donovan wird sich bei einem etwaigen frühen Scheitern viele unangenehme Fragen gefallen lassen müssen …

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME Paul George Russell Westbrook Dennis Schroder Steven Adams Jerami Grant Terrance Ferguson Markieff Morris Nerlens Noel Raymond Felton Abdel Nader Hamidou Diallo Patrick Patterson

38

SP 70 65 71 72 72 66 16 69 26 55 48 61

MPG 36,7 35,9 29,2 33,7 32,4 25,9 16,5 13,8 11,5 11,7 10,9 14,0

FG% 43,9 42,5 41,5 59,4 50,1 42,4 37,9 57,3 40,5 42,7 45,5 37,6

3P% 38,9 28,5 34,0 0,0 38,2 36,6 35,9 0,0 26,7 33,7 16,7 33,8

eFG% 53,1 46,4 46,9 59,4 56,4 54,7 44,7 57,3 45,9 50,3 46,7 48,2

FT% 83,7 65,1 81,1 51,7 70,9 70,0 71,4 69,0 92,3 77,1 61,0 63,3

RPG 8,2 11,0 3,6 9,5 5,3 1,8 3,6 4,3 1,0 1,9 2,0 2,4

APG 4,2 10,4 4,2 1,6 1,0 0,9 0,6 0,6 1,6 0,3 0,4 0,5

SPG 2,2 2,0 0,8 1,6 0,8 0,6 0,4 0,9 0,3 0,3 0,4 0,3

BPG 0,5 0,5 0,2 0,9 1,3 0,2 0,1 1,2 0,2 0,2 0,2 0,2

TPG 2,7 4,6 2,2 1,8 0,8 0,6 0,3 0,6 0,5 0,4 0,5 0,3

FPG PPG 2,8 28,2 3,5 23,0 2,4 15,7 2,6 13,9 2,7 13,2 3,2 6,8 2,4 6,4 2,2 4,9 0,9 4,4 1,1 4,0 1,6 4,0 0,7 3,8


Fotos: Zach Beeker/Alex Nahorniak-Svenski/NBAE via Getty Images

E

s hätte alles ganz anders laufen können in Oklahoma City. Anstatt mit dem MVP-Kandidaten Paul George in die Playoffs 2019 einzuziehen, hätte Manager Sam Presti neben Russell Westbrook einen alternden, aber hochbezahlten Carmelo Anthony „bewundern“ dürfen. Dem umtriebigen Macher wären im Sommer 2018 die Hände gebunden gewesen in Sachen Neuverpflichtungen, „PG13“ hätte als L.A. Laker den Sidekick für LeBron James gegeben, die Thunder wären wohl in dieser Western Conference nicht in die Playoffs gekommen … Gut, dass die Realität nichts mit diesem Albtraum zu tun hat. George blieb, entsagte den Süßigkeiten und präsentierte sich auf dem mit Abstand höchsten Niveau seiner Karriere. Westbrooks dritte Triple-Double-Saison in Folge? Cool, diese Thunder sind jedoch das Team von „Playoff P“. Oder besser gesagt: Sie spielen am besten, wenn er das Alphatier gibt. Aber dazu später mehr. Wie in jedem Jahr seit Kevin Durants Abgang 2016 definiert sich das Team von Coach Billy Donovan über die Defensive. Drei Saisons in Folge rangierten die Thunder unter den Top Ten beim Defensivrating. So auch dieses Jahr, obwohl Andre Robersons Patellasehnenriss nicht verheilte und er bis Ende März keine Partie absolviert hatte. Der Grund für die Potenz am eigenen Korb sind die zum Teil überragenden Verteidiger im Kader. George, Steven Adams und Jerami Grant verankern in dieser Hinsicht die Erste Fünf. Nerlens Noel spielt eine überragende Saison als Ringbeschützer von der Bank. So lassen sich auch die unterdurchschnittlichen Leistungen der anderen Rotationsspieler ausgleichen. Donovans Truppe verteidigte exzellent gegen Dribbler im Pick-andRoll (2. Platz in der NBA) und rangierte in den Top Ten bei der Defense gegen den Fastbreak, Isolationen, Postups und Aktionen vom Flügel. Oder zumindest war das vor der All-Star-Pause so … Danach schlich sich ein klar erkennbarer Schlendrian ein, den sich dieses Team nicht leisten kann. Mehr Fouls, verpasste Rotationen, zu viele erlaubte Drives in die Zone, weniger forcierte Ballverluste und daraus resultierende Fastbreaks. War all das nur mangelnder Fokus? Noch größere Fragen wirft aber der Angriff auf … Vor dem All-Star-Break wurde viel über Westbrooks Probleme mit dem Sprungwurf und die ungewohnt schwachen Finishes am Brett spekuliert. Desaströse Quoten von Downtown (24,9 Prozent) sowie ein True Shooting von schlechten 48,4 Prozent ließen die Alarmglocken schrillen. Indes: Der 30-Jährige war trotz allem effektiv. Westbrook schien auch seine mentalen Aussetzer (zu frühe Dreier aus

dem Dribbling am Mann etc.) reduziert zu haben und öfter George zu suchen. Der Donner rollte früh in der Saison. Westbrook war dynamisch, George spielte auf All-NBA-Niveau. Musste die Konkurrenz die beiden Superstars mit Hilfe stoppen, waren die (da noch) sicheren Schützen oder abrollende Big Men frei. Adams bewachte zudem die Zone, Dennis Schröder sorgte für Entlastung von der Bank, und die vielen Athleten im Kader verknappten den Raum für die Konkurrenz, wenn sie nicht gerade daraus resultierende Fastbreaks abschlossen. Und dann war das alles nicht mehr … Georges Dreierquote fiel nach den Festivitäten in Charlotte nach einer Schulterverletzung von 40,6 auf 32,8 Prozent. Bei Schröder ging es von 36,0 auf 28,1 Prozent. Terrance Fergusons Quote verschlechterte sich von 38,3 auf 29,7 Prozent. Aus der Rotation legten einzig Grant (von 37,3 auf 40,9 Prozent) und Westbrook (24,9 auf 35,4) zu. Immerhin: Mit Markieff Morris (37,8 3P%) kam ein weiterer Schütze auf den großen Positionen spät zum Team. Der Power Forward war aber – vor allem defensiv – noch nicht komplett integriert. Das reichte folglich nicht, um den Zusammenbruch der Offensive zu verhindern. Kein Team legte von Mitte Februar bis Redaktionsschluss Ende März eine schlechtere effektive Feldwurfquote auf als OKC. Ohne Gefahr von außen war es für die Gegner ein Leichtes, die Zone zuzustellen, Drives zu erschweren und konservativ auf die „Schützen“ rauszulaufen. Ein Problem, das sie in Oklahoma City kennen … Allerdings besteht natürlich Hoffnung, dass vor allem defensiv der Schalter bis zum Beginn der Postseason umgelegt wird. Gegen die Toronto Raptors gelang am 23. März ein wichtiger Auswärtserfolg, der durch eine exzellente Leistung an der Dreierlinie und defensive Umstellungen zustande kam. Das Problem ist nur, dass der lange Durchhänger das Vorhaben „Heimvorteil“ wohl zunichtemachte. In einer extrem engen unteren Hälfte der Playoffränge stand sogar im Raum, dass OKC im Westen nur an siebter oder achter Stelle in die Postseason einziehen würde. Vor allem den Warriors dürfte Oklahoma City aber gern aus dem Weg gehen … Alles in allem stehen die Oklahoma City Thunder also auch vor den Playoffs 2019 dort, wo sie im Vorjahr standen: vor den gleichen Problemen. Dass die Defensive mit besserer Vorbereitung in der Meisterrunde effektiv ist, davon ist auszugehen. Fallen aber die Dreier nachhaltig sicher? Die der Stars und vor allem die der Rollenspieler, welche die Hilfe gegen Westbrook oder George bestrafen müssen? Findet Donovan keine Gefahr von außen, läuft in den Playoffs vielleicht dann doch nichts anders als 2018 …

POWER RANKING

07

LINEUPS Die Erste Fünf absolvierte von allen NBA-Lineups 2018/19 die meisten Minuten.

STARTING LINEUP R. Westbrook T. Ferguson P. George J. Grant S. Adams ORtg: 110,3 DRtg: 100,9 Min: 795,0

ZWEI PG LINEUP R. Westbrook D. Schröder P. George J. Grant S. Adams ORtg: 112,7 DRtg: 106,5 Min: 394,0

39


POR

Western

Conference:

Portland

Trail

MISSION WIEDERGUTMACHUNG Text:

Sebastian

Blazers

DEPTH CHART Portland ist tiefer als in den Vorjahren. Die Protagonisten, auf die es letztlich ankommen wird, bleiben jedoch unverändert.

Dumitru

POS

NAME

PG

D. Lillard

28

S. Curry

28

SG

SF PF C

ALTER

A. Simons

19

C.J. McCollum

27

E. Turner

30

R. Hood

26

G. Trent Jr.

20

M. Harkless

25

J. Layman

24

A. Aminu

28

S. Labissiere

22

E. Kanter

26

Z. Collins

21

M. Leonard

26

J. Nurkic

24

+ STÄRKEN Angriff. Dank des Lillard-McCollum-Backcourts erneut eine der explosivsten Offensiven der NBA. Im Pickand-Roll ist „PDX“ schwer zu bremsen. Elite an den Brettern und an der Linie. Gestatten mit die wenigsten Dreier ligaweit. Teamchemie und Heimvorteil.

- SCHWÄCHEN Die Verteidigung zählt zu den schwächsten im Sechzehner-Feld. Hinter Lillard/McCollum und Nurkic punktet kein Blazer zweistellig. Fällt der Dreier nicht, ist die Offensive zu leicht zu neutralisieren. Viel Druck nach dem Sweep im Vorjahr. „Can’t play Kanter!“

= FAZIT „Same old same“ für diese Blazers, deren Hoffnungen mal wieder auf Lillard ruhen. Gegen Golden State, Houston, San Antonio, Utah und L.A. holten sie mindestens zwei Siege. Von Runde zwei bis zum erneuten Aus in Runde eins ist jedes Szenario denkbar.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME Damian Lillard C.J. McCollum Jusuf Nurkic Enes Kanter Al-Farouq Aminu Rodney Hood Jake Layman Maurice Harkless Seth Curry Evan Turner Zach Collins Meyers Leonard

40

SP 72 68 72 15 73 19 62 52 67 65 68 55

MPG 35,6 34,1 27,4 18,5 28,7 23,3 18,5 23,2 18,1 22,2 17,5 14,2

FG% 45,1 46,3 50,8 54,1 43,9 45,7 50,8 48,8 44,7 45,4 46,1 53,9

3P% 37,3 38,0 10,3 22,2 35,3 33,9 32,9 29,8 44,5 15,2 30,8 46,6

eFG% 52,8 53,0 51,0 55,0 52,5 52,9 58,1 53,6 56,7 46,3 50,9 65,0

FT% 90,9 83,1 77,3 81,0 85,5 78,1 70,6 65,5 85,7 69,7 74,5 81,8

RPG 4,6 4,0 10,4 7,1 7,4 1,5 3,1 4,3 1,5 4,4 4,2 3,7

APG 6,8 2,9 3,2 1,5 1,3 1,0 0,7 1,2 0,9 3,7 0,9 1,2

SPG 1,2 0,8 1,0 0,5 0,9 0,7 0,4 1,1 0,5 0,5 0,3 0,2

BPG 0,4 0,4 1,4 0,3 0,4 0,3 0,5 0,8 0,2 0,2 0,8 0,2

TPG 2,7 1,5 2,3 1,4 0,9 0,5 0,7 0,7 0,7 1,6 1,0 0,7

FPG PPG 1,9 26,4 2,4 21,3 3,5 15,6 2,4 10,4 1,9 9,3 1,9 9,1 1,6 7,4 2,7 7,3 1,4 7,2 1,6 6,7 2,4 6,4 1,7 5,8


Fotos: Cameron Browne/Zach Beeker/NBAE via Getty Images

D

ie Niederlage in den letztjährigen Playoffs gegen New Orleans – ein schmerzhafter Sweep – wirkte nach. Damian Lillard knabberte monatelang am Ausscheiden. Nicht nur an der Art und Weise, wie die Trail Blazers sang- und klanglos aus Runde eins gefegt wurden, sondern auch und vor allem am anschließenden Shitstorm in der US-Medienlandschaft. „Eindimensional, überschätzt, maximal Mittelklasse“ … an Lillard und den Trail Blazers wurde kein gutes Haar gelassen. Teambesitzer Paul Allen, der im Oktober 2018 leider verstarb, tat in der Offseason das, was ihn immer ausgezeichnet hatte: Er blieb seinen Protagonisten gegenüber loyal, gab sowohl Headcoach Terry Stotts als auch General Manager Neil Olshey eine Chance, sich zu rehabilitieren. Der Kern des Kaders blieb unverändert. Stotts modifizierte sein Playbook und schwor, Lillard und C.J. McCollum häufiger gemeinsam einzusetzen, anstatt ihre Minuten weiterhin radikal zu staffeln. Ergebnis? Portland brauste mit einer Bilanz von 10-3 in die neue Saison, schlug unter anderem die Spurs, Pacers, Bucks, Rockets und Celtics. Es folgten eineinhalb schwere Monate, die mehr Niederlagen als Siege mit sich brachten (10-13). Gegner hatten sich auf den schnellen Start eingestellt, der auswärtslastige Spielplan tat sein Übriges. Seit dem Tag vor Silvester hat Portland einen neuen Gang gefunden: 66 Prozent Siegesquote, zweitbester Angriff und drittbestes Net-Rating in der Liga suggerieren, dass die Trail Blazers zur Elite, ja zum Kreis der Top-Favoriten zählen. Ist das so? „Andere Teams stapeln Stars, stapeln Talent“, sagt der vierfache All Star Lillard. „Es ist natürlich hart, mit so viel Qualität mitzuhalten. Wir verlassen uns trotzdem lieber auf unseren Style, unsere Teamchemie, unsere Kontinuität und unser Coaching. Mal schauen, ob unser Zusammenhalt all jenes Talent nicht schlagen kann!“ Lillard ist nicht mehr nur der talentierteste Trail Blazer, sondern längst der unangefochtene Anführer dieser Truppe. Er nimmt Niederlagen auf seine Kappe, kommuniziert offen und ehrlich auch Unangenehmes, stellt sich immer vor Teamkollegen und Trainerstab. Fingerzeige, vokale Frustration oder gar öffentliche Kritik wird man bei diesem Superstar nicht erleben. Seine wenigen Schwächen, vor allem das Kreieren aus dem Dribbling gegen druckvolle Verteidigung und Double-Teams, hat er gnadenlos ausgemerzt. Heute trifft er fast immer die richtigen Entscheidungen. Kein anderer Spieler in der Association bringt im Blocken-und-Abrollen dieselbe Kombination aus Volumen (mehr als zehn Aktionen pro Spiel) und Effizienz (1,08 Punkte pro Play). Seiner All-NBA-First-

Team-Saison im Vorjahr ließ Lillard eine statistisch noch bessere folgen: 26,3 Punkte pro Partie bei Karrierebestwerten im True Shooting und bei der Assist-zuBallverlust-Rate. Sein kongenialer BackcourtPartner und Freund McCollum (21,3 Punkte pro Abend, 38,0 Prozent Dreier) liefert sekundäres Scoring sowie Playmaking und bleibt die Sorte Co-Star, die „Rip City“ braucht, um wettbewerbsfähig zu sein. Lillard und McCollum stehen häufiger gemeinsam auf dem Parkett, laufen mehr Off-BallAktionen und sind mit fast 50 Punkten im Schnitt erneut eines der gefährlichsten Duos ligaweit. Eine Knieverletzung setzte den 27-Jährigen im März außer Gefecht. Die Blazers hoffen, dass er nicht ähnlich angeschlagen in die Postseason gehen muss wie Lillard im Vorjahr. An der Seite der beiden Guards war Jusuf Nurkic der dritte Hauptproduzent. Der Bosnier hatte sich stetig verbessert und war ein respektabler Starter auf der Fünf, dessen Physis und Dominanz an den Brettern in gewissen Matchups ein klarer Gewinn war. Vor allem im Two-Man-Game mit Lillard war „The Bosnian Beast“ eine Wucht. Seine Präsenz hatte aus Portland eines der besten Rebounding-Teams der NBA gemacht. Auch in der Verteidigung, wo er gerne in der Zone wartet und einer der besten Ringbeschützer ist, machte er seinen Einfluss geltend. Warum der vorangegangene Absatz in der Vergangenheitsform geschrieben wurde? Ein schrecklicher Beinbruch beendete Nurkic’ Saison Ende März und damit die Ambitionen Portlands. Denn hinter den drei Genannten wird es dünn. Kein anderer Trail Blazer punktet zweistellig. Al-Farouq Aminu und Mo Harkless sind vielseitige, lange Verteidiger, die sich gut bewegen und hart spielen. Kommt Evan Turner – der Anführer der zweiten Garde und ihr bester Spielmacher – zu den Startern aufs Parkett, wird aus Portlands Lineup sogar eine Top-3-Einheit. Gegnerische Teams vernachlässigen jedoch Aminu, Harkless und Turner oft komplett, um ihre volle Aufmerksamkeit Lillard und McCollum zu widmen. Wenn der Backcourt eingedämmt wird und die anderen Blazers ihre offenen Distanzwürfe nicht treffen, kommt der explosive Angriff zum Erliegen. Backups wie Seth Curry, Rodney Hood und Zach Collins helfen manchmal, oft gar nicht. Enes Kanter ist in den Playoffs vor allem defensiv nicht spielbar. Alles in allem werden die Trail Blazers offensiv also mit ähnlicher Ausrichtung und ähnlichem Spielstil wie bisher in die Postseason gehen. Defensiv jedoch fehlt ohne Nurkic das Fundament, auf dem die Verteidigung fußt. Dort ist für ihn kein Ersatz in Sicht. In Portland droht also wieder das frühe Aus und jede Menge Kritik …

POWER RANKING

13

LINEUPS Evan Turner statt Moe Harkless plus Starter: Aus Portlands Lineup wird eine Top-3-Einheit in Angriff und Verteidigung.

STARTING LINEUP D. Lillard C.J. McCollum M. Harkless A. Aminu J. Nurkic ORtg: 116,0 DRtg: 107,1 Min: 744,0

E.T. LINEUP D. Lillard C.J. McCollum E. Turner A. Aminu J. Nurkic ORtg: 114,0 DRtg: 97,6 Min: 260,0

41


san

Western

Conference:

San

Antonio

Spurs

TOD, STEUERN, PLAYOFFS, SPURS! Text:

Sebastian

DEPTH CHART Die Spurs gehen mit einer der zwei tiefsten und produktivsten Ersatzgarnituren der Western Conference in die Playoffs.

Dumitru

POS

NAME

PG

D. White

24

P. Mills

30

D. Murray

22

SG

SF

PF

C

ALTER

B. Forbes

25

M. Belinelli

32

L. Walker

20

D. DeRozan

29

Q. Pondexter

30

B. Moore

23

L. Aldridge

37

R. Gay

32

D. Bertans

26

D. Cunningham

31

J. Pöltl

23

C. Metu

21

+ STÄRKEN Wie immer: Coaching! Popovich ist beste Trainer der NBA, von dem niemand spricht. Sehr effiziente Offensive, die nur selten den Ball verliert und überdurchschnittlich sicher trifft. Basketball-IQ. Stark am defensiven Brett. „Money“ aus der Mitteldistanz.

- SCHWÄCHEN Methodische Mannschaft, deren Spielstil und Tendenz zum Sprungwurf aus der Halbdistanz antiquiert wirkt. Weniger Variabilität aufgrund schwächster DreierVersuchsrate der ganzen NBA. DeMar DeRozan ist der einzige etablierte Playmaker. Sehr harmlos auf fremdem Parkett.

= FAZIT Wenn wir ehrlich sind, haben diese Spurs mit dem Erreichen der Playoffs die Erwartungen bereits übertroffen. Bei Heimvorteil und einem vorteilhaften Matchup ist sogar ein Sieg in Runde eins möglich. Dann stößt aber selbst Popovich an seine Grenzen.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME DeMar DeRozan LaMarcus Aldridge Rudy Gay Bryn Forbes Marco Belinelli Derrick White Patty Mills Davis Bertans Jakob Poeltl Pau Gasol Dante Cunningham Lonnie Walker

42

SP 70 74 62 75 73 60 75 69 70 27 60 11

MPG 35,2 33,2 26,9 27,8 23,2 25,9 23,5 21,6 16,4 12,2 14,9 6,7

FG% 47,4 51,7 51,0 44,7 41,9 47,3 42,7 44,9 64,2 46,6 49,7 25,0

3P% 15,9 27,8 41,6 41,3 38,1 32,8 39,7 43,8 0,0 50,0 48,4 33,3

eFG% 47,7 52,1 56,1 55,4 52,9 51,6 54,5 61,4 64,2 49,4 59,6 28,6

FT% 82,6 85,4 82,6 88,9 90,9 77,4 85,6 87,0 52,4 71,1 77,8 100,0

RPG 6,2 9,1 6,6 2,9 2,6 3,7 2,2 3,6 5,4 4,7 3,1 1,1

APG 6,2 2,5 2,6 2,0 1,7 4,0 3,0 1,3 1,2 1,9 0,8 0,4

SPG 1,1 0,5 0,8 0,5 0,4 1,1 0,6 0,4 0,3 0,2 0,4 0,5

BPG 0,5 1,3 0,5 0,1 0,1 0,7 0,1 0,5 0,8 0,5 0,2 0,2

TPG 2,6 1,9 1,6 1,0 0,9 1,4 1,2 0,5 0,7 0,5 0,4 0,4

FPG PPG 2,3 21,5 2,2 21,3 2,4 14,0 2,0 11,6 1,5 10,8 2,2 9,9 1,7 9,9 1,8 7,9 1,6 5,5 1,0 4,2 1,2 3,2 0,5 2,0


Fotos: Scott Cunningham/Mark Sobhani/NBAE via Getty Images

E

s war zu einfach, an den San Antonio Spurs zu zweifeln. Kurz nachdem sie die Saison 2017/18 mit ihrer schlechtesten Bilanz seit 20 Jahren beendet hatten, kamen die nächsten Tiefschläge in rapider Reihenfolge: Mit Kawhi Leonard, Tony Parker, Manu Ginobili und Kyle Anderson verließen gleich vier Leistungsträger das erfolgreichste NBATeam dieses Millenniums. Der junge Defensiv-Star und projizierte Starter auf der Eins, Dejounte Murray (Second Team All-Defense), verletzte sich schwer. Diagnose: Saisonaus. Wie Gregg Popovich es also schaffen sollte, diesen völlig neu zusammengestellten Kader zum 22. Mal in Folge in die Playoffs zu coachen, wusste niemand so genau. Also außer Popovich und sein Stab … Die Skeptiker sahen sich bestätigt, als „Coach Pops“ schwarz-weiße Armee mit 14 Niederlagen aus den ersten 25 Partien in die Saison startete. Vor allem die früher immer stocksolide Defensive war ein Desaster. Der Angriff hing zu sehr von LaMarcus Aldridge und Neuzugang DeMar DeRozan ab und stotterte oft gewaltig. Denn: Zehn neue Spieler im Kader mussten integriert werden. Das dauert. Zeit und Eingespieltheit lassen sich bekanntlich nicht forcieren. Die Spurs fielen zwischenzeitlich auf den 14. Rang in der Conference ab. Doch plötzlich – einfach so – klickte fast alles. Die Texaner absolvierten 18 ihrer nächsten 29 Partien im heimischen AT&T Center, gewannen insgesamt 21 in diesem Zeitraum zwischen Anfang Dezember und Anfang Februar. Ein katastrophaler „RodeoTrip“ (sieben Pleiten in acht konsekutiven Auswärtspartien in drei Wochen) riss zwar alte Wunden auf, die anschließende Siegesserie im März (neun Ws in Folge) katapultierte Popovichs Truppe aber nicht nur die Western-Conference-Tabelle hinauf, sondern machte auch die 22. PlayoffTeilnahme in Folge und die 22. Saison in Serie mit einer positiven Bilanz perfekt. Popovich hat damit seit der Spielzeit 1997/98 insgesamt nur ganze 65 Saisontage unter 50-prozentiger Erfolgsquote gelebt. Die nächstbeste Franchise auf der Liste sind die Houston Rockets – mit insgesamt fast drei Jahren (1.007 Tage). Wie schafft es ein Klub, der nicht nur über weniger Talent verfügt als die meisten Konkurrenten, sondern einen Stil pflegt, der eine radikale Antithese zum heutigen Basketball darstellt, all die Widrigkeiten zu überwinden und seine offensichtlichen Schwächen derart effektiv zu kaschieren? Die Spurs blieben geduldig. Sie besannen sich auf ihre Stärken. Sie simplifizierten ihr Defensiv-Schema. Sie fanden Qualität und Produktivität an unerwarteten Quellen. Und sie profitierten von einer der besten Coaching-Leistungen in der Hall-of-Fame-Karriere des

Basketballlehrers „Pop“ – wenngleich das vermutlich wieder nicht mit einer Trophäe honoriert werden wird. Im Angriff erhöhte San Antonio seinen Einsatz in der Mitteldistanz. Mit DeRozan als De-facto-Point-Guard (die 6,1 Assists pro Spiel sind Karrierebestwert) und Aldridge als offensivem Metronom nehmen und treffen die Spurs mehr Würfe aus der Mitteldistanz als jedes andere Team in der NBA. Und zwar mit Abstand. DeRozan und Aldridge, San Antonios Topscorer, sind die einzigen Spieler ligaweit, die mehr als sieben Versuche pro Abend in diesem Areal abfeuern. Und: Beide gehen mehr als fünf Mal pro Partie an die Freiwurflinie, wo sie über 80 Prozent ihrer Versuche netzen. Ihre kumulierten 42 Punkte im Schnitt sind die Basis des seit Anfang Dezember fünftbesten Angriffs der Liga. Rudy Gay, der lange auf der Vier startete (ehe Popovich in den vergangenen Wochen wieder auf einen JumboFrontcourt mit Aldridge und Jakob Pöltl setzte), Marco Belinelli und Patty Mills stehen an der Spitze einer der besten Ersatzgarnituren der Liga. Alle drei treffen den Dreier weit über Durchschnitt und negieren so den Mangel an Spacing und Shooting in der Ersten Fünf. Es ist manchmal verblüffend, wie ein Kader mit solchen Defiziten überhaupt so erfolgreich operieren kann, aber Popovich und die Spurs finden Mittel und Wege. Pöltl überzeugt als Verteidiger in der Mitte, Davis Bertans produziert als Smallball-Vierer mit extrem sicherem Dreier, und die beiden neuen Starter im Backcourt sind eine Offenbarung. Derrick White verteidigt exzellent, funktioniert obendrein am und abseits des Leders. Bryn Forbes kreiert mit dem Dribbling und trifft mehr als 40 Prozent seiner 5,0 Dreierversuche pro Abend. Kein Gegner wird Freude daran haben, dieses perfekt gecoachte Underdog-Team auf seinem PlayoffSpielplan zu sehen. Mindestens ein Sieg gegen jeden potenziellen Kontrahenten und die gewonnenen direkten Vergleiche gegen die Warriors und Thunder verdeutlichen, wieso. Gleichzeitig sind die Spurs weit davon entfernt, für Angst und Schrecken zu sorgen. Nicht, weil sie die wenigsten Dreier ligaweit nehmen (obgleich kein Team diese sicherer trifft) und zu den am wenigsten athletischen Teams zählen. Sondern weil sie auswärts überhaupt nicht ernst zu nehmen sind. Bei keiner Mannschaft ist die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsleistungen größer – vor allem in der Verteidigung, wo sich San Antonio von einem Top-Ten-Team ins viertschlechteste verwandelt. Da Popovich & Co. maximal eine Runde zu Hause eröffnen werden, wäre mehr als der Einzug in Runde zwei ein absoluter Schocker. Aber es sind halt die Spurs, über die wir hier reden …

POWER RANKING

09

LINEUPS Die kleinere Aufstellung mit Bertans und Aldridge im Frontcourt funktioniert extrem gut an beiden Enden des Feldes.

STARTING LINEUP D. White B. Forbes D. DeRozan L. Aldridge J. Pöltl ORtg: 99,2 DRtg: 103,2 Min: 123,0

BERTANS LINEUP D. White B. Forbes D. DeRozan D. Bertans L. Aldridge ORtg: 117,6 DRtg: 90,8 Min: 107,0

43


UTA

Western

Conference:

Utah

Jazz

DASSELBE LIED WIE IMMER? Text:

Sebastian

DEPTH CHART Utahs Kader ist voll mit langen Verteidigern, die zwischen Positionen switchen und den Spalding vor sich halten können.

Dumitru

POS

NAME

PG

R. Rubio

28

R. Neto

26

D. Exum

23

SG

SF

PF C

ALTER

D. Mitchell

22

K. Korver

37

G. Allen

23

J. Ingles

31

J. Crowder

28

R. O‘Neale

25

T. Sefolosha

34

D. Favors

27

G. Niang

25

R. Gobert

26

E. Udoh

31

T. Bradley

21

+ STÄRKEN Defense. Ringschutz, Rebounding und das Verhindern gegnerischer Dreier – all das kann kein anderes Team besser. Mitchell ist wieder einer der besten Go-toScorer der NBA. Gobert ist ein Double-Double-Monster in der Mitte. Gutes Shooting-Team, gutes Coaching.

- SCHWÄCHEN Der Angriff ist der schwächste unter allen PlayoffTeams der Western Conference. Zu stark von Mitchell als Scorer/Gestalter abhängig. Keine Star-Power – als eines von nur zwei Teams im Westen. Extrem anfällig für Ballverluste, schwache Freiwurfquote.

= FAZIT Dasselbe alte Lied: Die fantastische Defensive wird die Jazz einmal mehr zu einem unangenehmen Gegner in den Playoffs machen. Finden Snyders Mannen die richtige Balance im Angriff, ist gegen (fast) alle WestGegner ein Sieg und ein Weiterkommen möglich.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME Donovan Mitchell Rudy Gobert Ricky Rubio Jae Crowder Joe Ingles Derrick Favors Kyle Korver Alec Burks Dante Exum Royce O‘Neale Grayson Allen Georges Niang

44

SP 70 74 64 73 74 73 52 17 42 74 32 51

MPG 33,5 31,6 28,2 27,5 31,4 23,4 20,2 15,8 15,8 19,7 9,4 7,2

FG% 42,9 66,6 40,4 39,8 44,1 58,2 41,3 41,2 41,9 47,7 32,5 46,1

3P% 35,2 0,0 31,7 32,9 37,9 22,1 38,8 37,2 29,0 40,4 29,7 42,0

eFG% 48,9 66,6 45,9 50,5 55,3 59,6 55,3 48,2 45,6 57,8 41,9 59,4

FT% 79,7 63,7 85,6 70,4 71,4 68,8 81,8 86,8 79,1 75,6 70,0 73,3

RPG 4,1 12,9 3,6 4,8 3,9 7,5 2,4 1,6 1,6 3,5 0,3 1,3

APG 4,1 2,0 6,1 1,7 5,4 1,2 1,2 1,2 2,6 1,5 0,6 0,5

SPG 1,4 0,8 1,4 0,8 1,3 0,7 0,4 0,4 0,3 0,7 0,1 0,1

BPG 0,4 2,2 0,2 0,4 0,3 1,4 0,2 0,2 0,1 0,3 0,1 0,1

TPG 2,9 1,6 2,7 1,1 2,3 1,1 0,8 0,9 1,2 0,8 0,6 0,3

FPG PPG 2,7 23,4 2,8 15,6 2,7 12,7 2,2 12,0 2,3 11,9 2,1 11,7 1,6 9,3 1,3 8,4 1,6 6,9 2,0 5,1 1,1 3,9 0,8 3,2


Fotos: Joe Murphy/Jeff Swinger/NBAE via Getty Images

D

ie abgelaufene reguläre Saison der Utah Jazz lässt sich perfekt an Donovan Mitchells Leistungskurve messen. Genau wie ihr explosiver Combo-Guard humpelte auch die Jazz-Band aus den Startlöchern, verlor in den ersten Saisonmonaten mehr als die Hälfte ihrer Partien. Als der Kalender von 2018 auf 2019 sprang, rangierte das Team vom Salzsee mit mehr Niederlagen als Siegen auf Platz elf in der Western Conference. Mitchell kam nach einer spektakulären All-Rookie-Saison überhaupt nicht in die Puschen. Magere 20 Punkte im Schnitt bei katastrophalen Wurfquoten waren nur die Spitze des Eisberges. Den Sophomore plagten kleinere Verletzungen, eine viel zu isolationslastige Ego-Masche und zu wenige Trips an die Freiwurflinie. Utah war schlechter, wenn sein bester Spieler auf dem Parkett stand. Seit dem Jahreswechsel sind Mitchell und sein Team wie ausgetauscht. Knapp 27 Punkte pro Partie bei mehr als sechs Freiwurfversuchen pro Abend und fast 40-prozentiger Dreierquote haben aus dem 22-Jährigen wieder das gemacht, was er eigentlich ist: einer der explosivsten Go-to-Scorer der Liga. Mitchell ist einer von nur sieben Spielern in der NBA-Historie, die in ihren ersten 140 Karriere-Einsätzen mehr als 3.000 Punkte, 500 Rebounds und 500 Assists zustande gebracht haben (die anderen: Michael Jordan, LeBron James, Oscar Robertson, Allen Iverson, Earl Monroe und Mitch Richmond). Es ist also kein Zufall, dass Utah nach dem brutalen Spielplan zum Auftakt auch heuer wieder einen Lauf in der zweiten Saisonhälfte hingelegt hat. Mit 70-prozentiger Siegesquote und einer Top-5-Platzierung beim Net-Rating avancierte die Truppe von Quin Snyder einmal mehr zu einem gefürchteten Opponenten, gegen den kein Team in den Playoffs gerne antreten möchte. Der Ball läuft wieder ausgezeichnet durch die Reihen, exzellente Shooter und Elite-Verteidiger flankieren Mitchell und dessen „Score first“-Mentalität. Top-Werte beim Defensivrating, beim Rebounding und beim Beschützen von Ring und Dreierlinie machen Utah zu einer Wand. Neben Mitchell ist Rudy Gobert einmal mehr der entscheidende Mann am Salzsee. Nicht nur, weil er alles stopft, was ihm in die Hände fällt – Gobert führt die NBA bei der Trefferquote aus dem Feld und den Dunks an –, sondern weil er auch noch die viertmeisten Rebounds pflückt, die viertmeisten Würfe blockt, die zweitmeisten Double-Doubles einsammelt und den meisten Einfluss als Ringbeschützer hat. Utahs Gegenspieler treffen im Interieur mehr als zehn Prozent schlechter, wenn der „Stifle Tower“ in der Nähe ist. Obendrein scort der 26-Jährige mit 15,4 Punkten pro Abend so viel wie

noch nie zuvor in seiner Karriere. „Ich weiß nicht, was ich noch tun muss, um den Sprung ins All-Star-Team zu schaffen“, wurde der ernüchterte Franzose vor einigen Monaten zitiert, als er einmal mehr von Fans und Coaches übergangen wurde. In Utah wissen sie hingegen, was sie an ihm haben. Die beste Defensive der Western Conference wäre ohne den patrouillierenden 2,16-Meter-Hünen nicht ansatzweise so erstickend. Nicht nur, weil in der Zone gegen die Jazz selten etwas zu holen ist, sondern weil diese Mannschaft dank Goberts Präsenz auch von der Dreierlinie kaum etwas anbrennen lässt. Kein Team gestattet weniger Dreierversuche, kein Team im Westen kassiert weniger lange Bälle pro Partie. In einer möglichen Serie mit Golden State und Houston wäre das natürlich ein wichtiger Faktor, um das Duell ausgeglichen zu gestalten. Auch der Rest des Kaders erinnert an denselben gerne gehörten Song, bei dem du mittlerweile jedes Wort auswendig kennst. Joe Ingles, Ricky Rubio und Derrick Favors komplettieren die Erste Fünf, die ihre große Stärke – natürlich – am defensiven Ende hat. Rubio (12,6 Punkte und 6,1 Assists im Schnitt) führt das Team in der Regel bei den Assists an, hat aber auch bereits mehr als zehn Mal mindestens 20 Punkte erzielt. Ist der Spanier aggressiv, steigen die Erfolgschancen Utahs exponentiell an. Favors legt die effizienteste Saison seiner Karriere hin, inklusive Career-High beim True Shooting. Der Klebstoff ist Ingles. „Slow Mo Joe“ tut all die kleinen Dinge, die diese Mannschaft zum Sieg tragen: den Ball verteilen, Dreier treffen, verteidigen, in der Crunchtime zur Stelle sein. Sein On-Court-Rating ist das höchste im Team. Von der Ersatzbank sind vor allem Jae Crowder und der während der Saison verpflichtete Kyle Korver entscheidend. Korver wird bis ins hohe Alter seine Distanzwürfe treffen und damit Wunder fürs Spacing bewirken. Crowder ist dank seiner Physis vielseitig einsetzbar und taucht mehrfach auf, wenn wir die besten Formationen dieses Teams studieren. Da er mehrere Positionen spielen, die besten Angreifer des Gegners decken und gleichzeitig ergänzend scoren kann, sieht er folgerichtig die viertmeisten Minuten hinter Mitchell, Gobert und Ingles. Um eine ähnlich erfolgreiche Playoff-Performance wie 2018 hinzulegen, wird diese Band die richtige Mischung aus Snyders egalitärer Read-and-React-Motion-Offense und Mitchells Eins-gegen-eins-Eskapaden finden müssen. Gelingt das, ohne die in der Regel erstickende Defensive zu vernachlässigen, kann das Team aus dem Mormonenstaat erneut eine Runde überstehen. Vielleicht sogar mehr.

POWER RANKING

10

LINEUPS Die Formation mit Crowder auf der Vier ist Utahs am zweitmeisten genutzte – und beste, weil vielseitigste.

STARTING LINEUP R. Rubio D. Mitchell J. Ingles D. Favors R. Gobert ORtg: 100,4 DRtg: 97,3 Min: 446,0

CROWDER LINEUP R. Rubio D. Mitchell J. Ingles J. Crowder R. Gobert ORtg: 114,0 DRtg: 101,5 Min: 429,0

45


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BOS

Eastern

Conference:

Boston

Celtics

WENN DIE CHEMIE NICHT STIMMT … Text:

André

DEPTH CHART Tief, tiefer, Celtics … Brown, Tatum und Hayward sind extrem variabel.

Voigt

POS

NAME

PG

K. Irving

26

T. Rozier

24

B. Wannamaker

29

SG SF PF

C

ALTER

M. Smart

24

J. Brown

22

J. Tatum

20

S. Ojeleye

24

M. Morris

29

G. Hayward

28

G. Yabusele

23

A. Horford

32

A. Baynes

32

D. Theis

26

G. Monroe

28

R. Williams

21

+ STÄRKEN Die Celtics sind immer noch ein Team, das in der Theorie keine Schwäche hat. Irving scort unwiderstehlich, auf dem Flügel finden sich extrem variable Two-Way-Player, Tatum und Brown haben Starpotenzial, die Big Men sind facettenreich.

- SCHWÄCHEN Die vielen Teile bilden im Angriff keine Einheit und haben über die Saison auch defensiv (nach starkem Start) extrem abgebaut. Wie soll die über Monate gestörte Chemie ausgerechnet unter dem größten Druck wieder ins Lot kommen?

= FAZIT Diese Version der Boston Celtics hat das Potenzial für die NBA-Finals. Offensiv wie defensiv können sie brillant sein. Wollen sie das? Der interne Kleinkrieg droht die gesamte Saison kaputt zu machen.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME Kyrie Irving Jayson Tatum Marcus Morris Al Horford Jaylen Brown Gordon Hayward Terry Rozier Marcus Smart Daniel Theis Aron Baynes Brad Wanamaker Semi Ojeleye

48

SP 62 73 70 63 70 66 72 74 60 45 31 51

MPG 33,1 31,3 28,0 28,8 25,9 25,6 23,0 27,6 13,9 15,1 8,5 10,4

FG% 49,0 45,1 45,6 53,1 46,2 45,0 39,1 42,3 55,3 47,1 44,3 43,2

3P% 39,8 36,3 37,8 35,6 34,0 33,0 35,2 36,3 41,3 32,1 50,0 32,5

eFG% 55,8 50,6 54,3 58,3 52,2 51,1 48,0 53,3 60,7 51,9 54,4 52,7

FT% 86,7 86,9 83,4 81,0 66,8 82,6 78,8 80,2 73,6 83,3 88,9 67,6

RPG 5,1 6,2 6,2 6,7 4,3 4,4 4,0 3,0 3,5 4,2 1,0 1,5

APG 7,1 2,1 1,5 4,1 1,3 3,4 2,9 4,1 1,1 1,1 1,3 0,4

SPG 1,5 1,1 0,6 0,9 0,9 0,9 0,9 1,8 0,3 0,2 0,3 0,2

BPG 0,5 0,8 0,3 1,3 0,4 0,3 0,3 0,4 0,6 0,6 0,0 0,1

TPG 2,6 1,5 1,3 1,5 1,3 1,5 0,8 1,5 0,6 0,8 0,5 0,4

FPG PPG 2,4 23,8 2,2 16,0 2,4 14,2 1,9 13,3 2,6 13,0 1,4 10,9 1,3 9,2 2,5 8,9 2,5 5,8 2,5 5,3 0,7 3,3 0,8 3,2


Fotos: Andrew D. Bernstein/Brian Fluharty/NBAE via Getty Images

E

s hätte alles so schön sein können … Die Boston Celtics gingen als tiefstes Team der National Basketball Association in die Saison 2018/19. Der letztjährige Ostfinalist war endlich wieder gesund und vor allem die Youngsters im Team gewachsen. Coach Brad Stevens begrüßte die lange verletzten All Stars Kyrie Irving und Gordon Hayward zurück. Gleichzeitig freute sich der taktisch-kreative Übungsleiter sicher auf die 2017/18 so erfrischend aufspielenden Jayson Tatum, Jaylen Brown, Terry Rozier sowie den mit einem neuen Vertrag gehaltenen Marcus Smart. Die Welt der Grünen aus Massachusetts war vollends in Ordnung, als dann auch noch der in diesem Sommer in die Vertragsfreiheit gehende Kyrie Irving auf einem Event für Dauerkartenbesitzer erklärte: „Ich habe das schon mit meinen Mitspielern besprochen, der Organisation und jedem in Boston … Wenn ihr mich haben wollt, dann habe ich vor, nächstes Jahr hier zu unterschreiben.“ Das war die Vergangenheit … Willkommen in der Gegenwart. Eine Gegenwart, in der in Boston nichts mehr so ist, wie es einmal schien. Aus dem „tiefsten Kader“ der Liga ist eine Ansammlung von Spielern geworden, die immer wieder den Eindruck machen, als hätten sie keine Freude daran, zusammen Sport zu treiben. Aus Irvings Bekenntnis zur Franchise wurde: „Ich schulde niemandem irgendeinen Scheiß!“ Schlimmer noch: Wer geglaubt hatte, dass die Kelten nach einer gewissen Einspielphase später in der Saison so richtig durchstarten würden, der musste das genaue Gegenteil beobachten. Von den ersten 15 Partien nach dem All-Star-Break verloren die Celtics neun. Der einzige Sieg gegen ein Playoff-Team in dieser Zeit gelang ausgerechnet bei den Golden State Warriors. Das Defensivrating in dieser Zeitspanne rangierte im Ligavergleich auf dem 22. Platz … noch hinter den L.A. Lakers und Phoenix Suns. Die Akteure selbst gaben sich Anfang April noch gelassen, sprachen von einem „Prozess, der halt durchlaufen werden“ müsse, von „großartigen Fortschritten“ … da hatten die Celtics gerade vier Partien in Folge abgegeben. Der amtierende Champion von der anderen Seite des Kontinents hat sich den Luxus erarbeitet, vom berühmten „Schalter“ zu sprechen, der bei Bedarf umgelegt werden würde … aber die Celtics? Nur weil sie ein schreckliches Team der Cleveland Cavaliers in ein siebtes Spiel der Eastern Conference Finals zwangen? In der Theorie ist Boston natürlich eines der stärksten Teams der NBA. Irving gibt das offensiv-geniale Alphatier, das mit seinen kreativen Drives

und den unwiderstehlichen, mit seinem überragenden Ballhandling vorbereiteten Abschlüssen jede Defensive aushebelt. An seiner Seite im Backcourt startet Marcus Smart, der Aggressionsleader des Teams. Er hat seinen Dreier endlich auf Niveau gebracht (unter anderem weil er nicht mehr unfassbar schlechte nimmt), stellt offensiv keine allzu großen Ansprüche und terrorisiert defensiv schon immer gegnerische Point Guards. Jayson Tatum steigerte sich vom Saisonbeginn bis Januar kontinuierlich. Der Zweitjahresprofi schien immer besser mit der Rolle als zweite Option im Angriff hinter Irving klarzukommen … bis er das nicht mehr tat. Ein erschreckend schwacher März (40,5 FG% und 22,2 3P%) warf große Fragen auf. Marcus Morris hingegen war als Stretch-Vierer die Überraschung in der ersten Saisonhälfte. Stevens entschied sich früh dafür, Smart und ihn für Hayward und Brown in die Startformation zu stellen. Die beiden Reservisten sollten Härte und weniger offensive Ansprüche in die Erste Fünf bringen. Vor dem All-StarBreak gelang das. Morris brillierte mit einer Dreierquote von 40,9 Prozent, doch nach dem Show-Wochenende? Da sank die Treffsicherheit des Zwillingsbruders von Markieff Morris auf 29,2 Prozent. Gleichzeitig präsentierte er sich defensiv längst nicht mehr so griffig. Letzteres lässt sich über Al Horford nicht sagen. Der vielseitige Big Man ist weiterhin elementar wichtig für die Defensive, gibt vorne den Ballverteiler, zieht die Defensive mit seinem Distanzwurf auseinander. Allerdings fällt dieser nicht mehr mit der unglaublichen Sicherheit (42,9 3P%) des Vorjahres, sondern nur noch mittelmäßig (35,8). Die Bank bleibt eine der nominell besten der Liga. Hayward und Brown kamen über die Saison immer besser in Tritt, sodass vor allem bei letzterem darüber spekuliert werden darf, ob Coach Stevens ihn nicht zu den Playoffs doch in die Erste Fünf beruft. Vor allem, wenn Morris weiterhin an der Dreierlinie massive Probleme hat. Terry Rozier schien ebenfalls gegen Ende der regulären Saison seinen Groove zu finden. Die Big Men Aron Baynes, Daniel Theis und Semi Ojeleye verrichten ihre Aufgaben je nach Bedarf gewohnt solide. Was wird also nun aus diesen Boston Celtics? Ehrlich gesagt … niemand weiß es momentan. Morris sprach Ende März davon, dass ihn sogar Coaches von anderen Teams fragen, woran es denn genau liegt, dass dieser so talentierte Kader spielerisch einfach nicht zusammenpassen will. Die Antwort ist wohl irgendwo im Kopf der Celtics, und da kann niemand reinschauen. Wohl nicht mal sie selbst.

POWER RANKING

11

LINEUPS Bei den Celtics funktionierte keines der viel gespielten Lineups wirklich gut. Coach Stevens muss weiter improvisieren.

STARTING LINEUP K. Irving M. Smart J. Tatum M. Morris A. Horford ORtg: 113,2 DRtg: 107,3 Min: 505,0

TRAUM LINEUP K. Irving J. Brown J. Tatum G. Hayward A. Horford ORtg: 92,9 DRtg: 94,9 Min: 145,0

49


BRk

Eastern

Conference:

Brooklyn

Nets

CAN’T KNOCK THE HUSTLE Text:

Sebastian

DEPTH CHART Russell, Dinwiddie und Harris bilden den starken Backcourt. Im Frontcourt hingegen wird es nach Allen bereits ziemlich dünn.

Dumitru

POS

NAME

PG

D. Russell

22

S. Dinwiddie

25

S. Napier

27

SG

SF

PF C

ALTER

J. Harris

27

A. Crabbe

26

T. Graham

25

T. Pinson

23

C. LeVert

24

R. Kurucs

20

D. Carroll

32

R. Hollis-Jefferson

24

J. Dudley

31

A. Williams

24

J. Allen

20

E. Davis

29

+ STÄRKEN All Star Russell und „Sixth Man of the Year“-Kandidat Dinwiddie powern den modernen, analytisch geprägten Angriff. Elitär per Drive und beim Pick-and-Roll, hohe Freiwurfrate, qualitativ sehr gute Wurfauswahl. Athletischer, begeisternder Teambasketball.

- SCHWÄCHEN Unterdurchschnittlich effizienter Offensivbasketball. Dünn besetzter Frontcourt, der unter den Brettern herumgeschubst wird. Matchup-Probleme, wenn Allen die Zone verlassen muss. Anfällig für Ballverluste. Schwach und berechenbar in der Crunchtime.

= FAZIT Brooklyn zählt zu den großen Gewinnern dieser Saison und kann befreit auflaufen. Auch wenn gegen Top-Teams wie Milwaukee, Toronto oder Philly nichts zu holen sein wird: Die Nets haben nichts zu verlieren und können den nächsten Zwischenschritt machen.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME D‘Angelo Russell Spencer Dinwiddie Joe Harris Caris LeVert DeMarre Carroll Jarrett Allen Allen Crabbe Shabazz Napier Rondae Hollis-Jefferson

Rodions Kurucs Ed Davis Jared Dudley

50

SP 74 61 70 33 61 73 43 54 56 56 74 53

MPG 30,3 28,4 29,9 26,5 25,4 26,6 26,3 17,4 20,9 20,7 18,1 20,6

FG% 43,3 44,9 49,7 41,9 39,8 58,6 36,7 38,9 41,3 46,7 60,9 42,0

3P% 36,2 35,7 46,6 28,0 35,6 14,0 37,8 32,9 19,1 33,5 0,0 34,6

eFG% 50,9 52,7 61,6 46,2 49,4 59,1 49,9 47,3 42,3 53,3 60,9 52,8

FT% 78,1 79,3 83,2 71,7 75,7 71,0 73,2 83,3 64,9 82,7 60,1 63,9

RPG 3,7 2,5 3,7 3,9 5,3 8,4 3,4 1,7 5,0 3,8 8,7 2,5

APG 7,0 4,7 2,4 3,9 1,3 1,4 1,1 2,5 1,6 0,8 0,8 1,4

SPG 1,2 0,6 0,5 1,0 0,5 0,6 0,5 0,8 0,7 0,7 0,5 0,6

BPG 0,3 0,3 0,2 0,4 0,1 1,5 0,3 0,3 0,5 0,4 0,4 0,3

TPG 3,1 2,2 1,6 1,8 1,1 1,3 1,1 1,2 1,1 1,2 0,8 0,8

FPG PPG 1,7 20,9 2,7 17,5 2,4 13,5 2,0 13,2 1,6 11,3 2,4 11,2 2,4 9,6 1,2 9,4 1,8 8,8 2,4 8,7 2,9 5,8 2,3 4,7


Fotos: Jeyhoun Allebaugh/Jasear Thompson/NBAE via Getty Images

D

ie Brooklyn Nets stehen wieder in den NBA-Playoffs! Zum ersten Mal seit dem verheerenden Run unter dem ehemaligen General Manager Billy King, der diese Franchise zwischen 2010 und 2016 „betreute“ und eine halbe Dekade zurückwarf, werden die Nets im April wieder relevanten Basketball spielen dürfen. Dass sie die erste Teilnahme seit 2015 und die erste Saison mit 50-prozentiger Erfolgsquote seit 2014 aus eigener Kraft nach organischem Wiederaufbau geschafft haben, ist eine der Feelgood-Storys dieser Saison. Manager Sean Marks und Headcoach Kenny Atkinson haben sich innerhalb von 48 Monaten aus dem Höllental herausmanövriert, in das sie King und Mikhail Prokhorovs fehlgeleitete Ambitionen einst befördert hatten. Marks füllte, ohne eigene Erstrundenpicks operierend, das brachliegende Talentlevel minutiös auf, absorbierte bereitwillig miese Verträge, während er opportunistisch vielversprechende Youngsters wie D’Angelo Russell, Caris LeVert, Jarrett Allen und Rodions Kurucs einsammelte. Veteranen wie Spencer Dinwiddie, Shabazz Napier, Ed Davis, Allen Crabbe und Jared Dudley komplettierten den Kader, halfen mit ihrer Erfahrung, Professionalität und Produktivität, diese verletzungsgebeutelte Truppe (nur drei Mannschaften akkumulierten mehr Ausfälle als Brooklyn) auf Kurs zu halten. Der Spielstil (Top Ten bei der Pace, Top 6 bei den Dreiern) ist ultramodern und aufregend. Die Franchise-Kultur ist gesund. 2018/19 soll nichts weiter sein als eine Durchgangsstation auf dem Weg zur Conference-Elite: Mit genügend Cap Space für zwei Maximalverträge im kommenden Sommer gilt Brooklyn als begehrte Free-Agency-Destination. Und wer immer sich entscheiden sollte, in den „Borough“ zu kommen, darf sich sicher sein, dort einen der meistversprechenden jungen Kerne der Liga wiederzufinden. D’Angelo Russell legt in seinem mittlerweile vierten NBA-Jahr KarriereTopwerte beim Scoring, Passgeben und Schießen auf. Viele hatten ihn ein bisschen zu schnell abgeschrieben, nachdem der ehemalige zweite Pick in seinen ersten drei Profijahren weit hinter den Erwartungen zurückblieb. In dieser Saison scheint es jedoch klick gemacht zu haben: Russell ist unter den 20 besten Scorern und zehn besten Vorbereitern der NBA zu finden. Und wurde folgerichtig als erster NetsSpieler seit Joe Johnson (2014) zum All Star ernannt. Russells Statistiken sind die besten seiner Karriere bisher. Und dass er mit erst 22 Jahren noch viel Raum zum Wachsen hat, dürfte auch jedem klar sein. Vielleicht hat es also einfach nur

genügend Zeit und ein bisschen Coaching gebraucht, um „D-Lo“ aufzuwecken. Spencer Dinwiddie war bereits im Vorjahr einer der Finalisten beim „Most Improved Player“-Award – und pulverisiert seine eigenen Statistiken von damals in dieser Saison, obwohl er „nur“ von der Bank kommt. Sein Scoring (plus 5,0 PPG), seine Treffsicherheit (plus sechs Prozent True Shooting), seine Effizienz und seine Nutzungsraten sind so hoch wie nie. Der ehemalige Zweitrundenpick ist zweitbester Punktesammler und Vorlagengeber in Atkinsons Mannschaft – und dank seiner Offensiv-Infusion von der Bank neben Russell hauptverantwortlich dafür, dass die Nets überhaupt scoren. Der beste Allround-Spieler des Klubs, Caris LeVert, startete mit 18,3 Punkten bei 47,5 Prozent aus dem Feld furios in die neue Saison. Dann verletzte er sich nach nur 14 Partien schwer am Knie, fiel knapp drei Monate aus. Der athletische Flügelscorer kommt nach seiner Rückkehr nur langsam in Fahrt. Die Nets brauchen einen gesunden LeVert, um ihr Leistungspotenzial ausschöpfen zu können. In seiner Abwesenheit hat sich Joe Harris endgültig zu einer verlässlichen Bank entwickelt. Der neue „Three Point Champion“ der NBA führt die Liga bei der Trefferquote von Downtown an. Seine Bewegung abseits des Balles und seine Gefahr von außen machen ihn zum perfekten Off-Ball-Köder in dieser modernen, analytisch geprägten Offensive, die einen Block nach dem anderen stellt und häufiger per Drive initiiert als jedes andere Playoff-Team der Eastern Conference. Auch in der Defensive operieren die Nets zeitgemäß: Sie gestatten die zweitniedrigste Quote von der Dreierlinie, zwingen den Gegner vorzugsweise in die Halbdistanz und in Richtung Brett, wo Jarrett Allen wartet. Der Mann mit dem markanten Afro-Cut ist ein elitärer Ringbeschützer und Pick-and-RollPartner, der im Alter von gerade einmal 20 Jahren schon bemerkenswert produktiv und ausgebufft agiert. Dass er physisch noch zulegen muss, werden auch diese Playoffs zeigen, wenn er gegen kräftigere Fünfer in Foulprobleme geraten wird. Brooklyn bekommt Matchup-Probleme, wann immer Allen und dessen „Ein-MannZonenverteidigung“ aus dem bemalten Rechteck nach außen gezogen werden. Ed Davis, Rondae Hollis-Jefferson und DeMarre Carroll können Allens Einfluss natürlich nicht duplizieren. Egal! Brooklyn zählt zu den großen Gewinnern dieser Saison – auch wenn gegen einen Top-Gegner wie Milwaukee, Toronto oder Philadelphia in den Playoffs vermutlich nicht viel zu holen sein wird. Als Zwischenschritt zu Größerem und Besserem waren die Entwicklungen in 2018/19 absolut richtungsweisend. The Borough is back!

POWER RANKING

14

LINEUPS Brooklyn wurde von vielen Verletzungen heimgesucht. Coach Atkinson musste ohne Pause mit Aufstellungen experimentieren.

STARTING LINEUP D. Russell J. Harris C. LeVert J. Dudley J. Allen ORtg: 105,3 DRtg: 106,6 Min: 174,0

TOP LINEUP D. Russell S. Dinwiddie J. Harris D. Carroll J. Allen ORtg: 100,7 DRtg: 80,7 Min: 62,0

51


CHA

Eastern

Conference:

Charlotte

Hornets

TO BEE OR NOT TO BEE Text:

Sebastian

DEPTH CHART Niemand außer Walker performt über Ligadurchschnitt, nur Lamb und Bridges sind vielversprechend. Das ist natürlich zu wenig. POS

NAME

PG

K. Walker

28

T. Parker

36

S. Mack

28

D. Graham

23

Dumitru SG

SF PF C

ALTER

J. Lamb

26

M. Monk

20

D. Bacon

23

N. Batum

30

M. Bridges

20

M. Williams

32

M. Kidd-Gilchrist

25

C. Zeller

26

F. Kaminsky

25

W. Hernangomez

24

B. Biyombo

26

+ STÄRKEN Kontrollierter Angriffsbasketball mit elitärer TurnoverRate. Charlotte verliert nur selten den Ball. Exzellent im Blocken-und-Abrollen und bei Spotups. Walker ist Instant Offense und ein Dynamo mit dem Ball. Die Erste Fünf ist eingespielt und solide.

- SCHWÄCHEN Shooting, Defense, Rebounding, Spielerqualität … katastrophale Crunchtime-Performance. Kein Team auf dem Playoff-Radar präsentiert sich auf fremdem Parkett harmloser als die Hornets. Viel zu abhängig von Walkers Offensiv-Kreation!

= FAZIT Das vielleicht schlechteste Team im PlayoffDunstkreis. Die vielen Schwachstellen und die krasse Abhängigkeit von Walker konstituieren den ultimativen „One-and-done“-Klub – falls er den Einzug packt. Das würde in Charlotte aber bereits als Erfolg gelten.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME Kemba Walker Jeremy Lamb Marvin Williams Cody Zeller Nicolas Batum Tony Parker Malik Monk Frank Kaminsky Willy Hernangomez Miles Bridges

SP 74 71 72 49 70 56 65 39 52 72 Michael Kidd-Gilchrist 58 Dwayne Bacon 35

52

MPG 34,9 28,7 28,6 25,4 32,1 17,9 17,3 14,7 14,2 20,0 18,8 15,4

FG% 42,6 43,6 42,6 55,1 45,2 46,0 38,7 46,6 53,2 46,0 48,2 46,9

3P% 35,4 34,5 36,9 27,3 39,2 25,5 33,4 35,3 44,1 32,4 29,3 50,0

eFG% 50,5 49,4 53,4 55,9 55,5 47,4 48,0 54,8 56,0 52,3 50,2 54,5

FT% 83,7 88,4 76,7 78,7 86,5 73,4 89,8 72,2 66,9 73,9 76,9 70,7

RPG 4,5 5,6 5,5 6,8 5,3 1,5 1,7 3,2 5,5 3,9 4,0 2,1

APG 5,9 2,1 1,2 2,1 3,4 3,7 1,6 1,3 1,0 1,0 0,9 1,0

SPG 1,3 1,0 0,9 0,8 1,0 0,4 0,5 0,2 0,2 0,7 0,5 0,3

BPG 0,4 0,4 0,8 0,8 0,6 0,1 0,2 0,2 0,4 0,6 0,7 0,1

TPG 2,6 1,1 0,6 1,3 1,6 1,3 1,3 0,8 1,0 0,6 0,7 0,4

FPG PPG 1,7 25,2 1,8 15,1 2,1 10,3 3,3 10,1 1,9 9,9 0,9 9,5 1,5 9,4 1,3 7,5 1,8 7,3 1,4 7,1 2,5 7,0 1,5 6,4


Fotos: Brock Williams-Smith/Kent Smith/NBAE via Getty Images

N

eues Jahr, neuer Coach, neues Management ... das gleiche Ergebnis in Charlotte, wo Mittelmäßigkeit großgeschrieben und jeglichem Gedanken an einen Neuaufbau weiterhin vehement getrotzt wird. Mit Ach und Krach einen der letzten Playoff-Plätze in der Eastern Conference zu erreichen, ist absolut die Zielsetzung dieser kleinen Franchise in einem der kleinsten Märkte der USA. Fans, Spieler, Coaches, Management und Teambesitzer Michael Jordan wissen, dass sie für Größeres einfach nicht gut genug sind. Und für Kleineres, sprich einen Trip in die Spitzengruppe der NBA-Draft-Lotterie, nicht schlecht genug. Dies ist das Dilemma bei einem Klub, der zwar über einen der besten Spieler der Liga verfügt, ansonsten aber in puncto Talent kaum etwas bis gar nichts vorzuweisen hat – und sich mit einem ganzen Batzen mieser Verträge selbst die schwere Eisenkugel ans Bein kettete, bevor er sich vor Jahren mit dem Kopf voran in die Niederungen eines Mittelmaß-Sees schmiss. Auch in dieser Saison lief – trotz der Neuzugänge James Borrego an der Seitenlinie und Mitch Kupchak im Front Office – fast alles nach demselben Muster ab wie in den Jahren zuvor unter Steve Clifford und Rich Cho. Der Film ist bekannt: All-Star-Aufbau und Publikumsliebling legt überragende individuelle Statistiken auf, sein Team scheitert aber immer wieder an den personellen Limitationen im Kader und der eigenen Unzulänglichkeit. Auch eine schnellere Pace und zahlreiche Lineup-Experimente unter Borrego (Charlotte rutschte im PaceRanking dennoch von Rang elf auf 19 ab, weil eben die gesamte Liga viel schneller spielt) haben an der offensiven DNA dieses Teams nichts ändern können. Charlotte greift immer noch effizient an (oberes Ligamittelfeld), kontrolliert den Ball besser als fast jede andere Mannschaft und zieht den Angriff primär über das Blocken-undAbrollen und Spotup-Gelegenheiten auf. Kemba Walker ist nicht nur der beste kleine Scorer der Liga, sondern goss mit seiner besten Saison in der Association Wasser auf die Mühle, die sich in Charlotte immer weiterdreht – vielleicht bald aber nicht mehr. Dass die Hornets dem besten Spieler ihrer FranchiseHistorie im kommenden Sommer das Maximum anbieten werden, ist längst bekannt. Dass er gerne in Charlotte bleiben würde, ebenfalls. Ob der werdende Free Agent das sollte, darüber wird hingegen vehement gestritten. Walker ist der einzige Mann, der diesen Klub Abend für Abend respektabel und wettbewerbsfähig macht. Sein Scoring und Passspiel ist die Basis von allem, was Borregos Mannen in der Offensive versuchen. Im Blocken-undAbrollen ist Walker nicht zu stoppen,

und es wäre verblüffend herauszufinden, was der Dynamo mit veritablen Abrollern oder elitären Stretch-Bigs an seiner Seite zu leisten imstande wäre. Momentan fällt es fast exklusiv dem dreifachen All-Star-Guard zu, entweder per Drive oder mit seinem verheerenden PullupDreier Punkte zu generieren. Das wissen natürlich auch die Gegner – eine in den Playoffs zu große Hypothek. Was könnte dieses Team wohl leisten, wenn Spieler wie Nicolas Batum (24,0 Millionen Dollar), Michael KiddGilchrist (13,0) oder Bismack Biyombo (17,0) ihr Jahresverdienst auch nur im Ansatz wert wären? Der 30-jährige Batum spielt seine mieseste Saison seit seinem Rookie-Debüt vor zehn Jahren, sein Kontrakt ist längst zu einer der größten Belastungen der Liga mutiert. Dass der Franzose im Schlussviertel die Nutzungsrate eines Bankdrückers hinlegt, obwohl sein Shooting und Playmaking Druck von Walker nehmen könnte, spricht Bände über seinen Gemütszustand und sein weitgehend erodiertes Spiel. Kidd-Gilchrist, bester Verteidiger im Team, wird dank seiner defensiven Qualitäten immer eine Legitimation haben. Sein Offensivspiel haben jedoch auch in seinem siebten Profijahr weniger Menschen zu Gesicht bekommen als den Yeti. Für den erstaunlich limitierten Biyombo gilt Ähnliches. Diese Mannschaft ist streng limitiert und – bis auf ihre wenigen Stärken beim Blocken-und-Abrollen und bei der Turnover-Rate – überwältigend unterdurchschnittlich. Wie also konnten sich die „Bees“ überhaupt im PlayoffRennen halten? Nun … Walker! Und dank der zumindest ein bisschen Mut machenden Leistungen von Jeremy Lamb und Rookie-Wing Miles Bridges. Lamb hat seinen ScoringSchnitt zum vierten Mal in vier Jahren bei den Hornets gesteigert, ist heute mit 15,4 Zählern pro Abend zweitbester Punktesammler dieser Truppe. Bridges ist ein Frischling mit starken Ansätzen an beiden Endes des Courts. Jeder sieht, dass der Flügel dank seiner Athletik zu den spektakulärsten Spielern weit und breit gehört. Seine Energie und Fähigkeit, Team und Fans mitzureißen, ist jedoch ebenso bedeutend wie sein zunehmend verbessertes Game. Die stabilisierenden Marvin Williams, Cody Zeller und Tony Parker sind die wenigen Veteranen, die mehr geben, als sie subtrahieren. Doch auch sie können nicht verhindern, dass die Hornets 2018/19 das vielleicht schlechteste Team im Playoff-Dunstkreis waren. Poröse Defense, softes Rebounding, CrunchtimeUnvermögen und die krasse Abhängigkeit von Walker konstituieren den ultimativen „One-and-done“-Klub, falls er die Playoffs packt. Das würde in Charlotte aber bereits als Erfolg gelten.

POWER RANKING

19

LINEUPS Die Erste Fünf ist eingespielt und effektiv – hat aber zusammen weniger als 50 Partien gemacht.

STARTING LINEUP K. Walker J. Lamb N. Batum M. Williams C. Zeller ORtg: 113,2 DRtg: 106,3 Min: 593,0

ALL BACKUP LINEUP T. Parker M. Monk M. Bridges

M. Kidd-Gilchrist

W. Hernangomez ORtg: 115,6 DRtg: 98,3 Min: 74,0

53


det

Eastern

Conference:

Detroit

Pistons

DIE KOLBEN PUMPEN Text:

Sebastian

DEPTH CHART Die Deadline-Deals haben Detroit stärker gemacht. Auf den kleinen Positionen ist jetzt zumindest etwas Konstanz vorhanden.

Dumitru

POS

NAME

PG

R. Jackson

28

I. Smith

30

J. Calderon

37

SG

SF

PF

C

ALTER

B. Brown

22

L. Galloway

27

K. Thomas

22

W. Ellington

31

L. Kennard

22

G. Robinson III

25

S. Mykhailiuk

21

B. Griffin

29

T. Maker

21

J. Leuer

29

A. Drummond

25

Z. Pachulia

34

+ STÄRKEN Dominanter Frontcourt dank All Star Griffin und Double-Double-Maschine Drummond. Detroit ist eines der besten Teams an den Brettern – vor allem defensiv. Solide Team-Abwehr, die die zweitwenigsten Dreierversuche zulässt. Heiße zweite Saisonhälfte!

- SCHWÄCHEN Der Angriff. Eines der schwächsten ShootingTeams der NBA. Miese Quoten von der Dreier- und Freiwurflinie. Sehr anfällig für Ballverluste. Oft unerträgliches Point-Guard-Play von Jackson. Sehr dünne Flügelrotation. Wenig fähiges Talent neben Griffin/Drummond.

= FAZIT Eines der besten Teams seit Februar – statistisch und bilanziell. Können die Pistons zum perfekten Zeitpunkt ihre beste Leistung abrufen? Ohne echte Identität an beiden Enden wird zu viel von Griffin abhängen. Ein frühes Aus ist am wahrscheinlichsten.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME Blake Griffin Andre Drummond Reggie Jackson Reggie Bullock Wayne Ellington Luke Kennard Ish Smith Langston Galloway Stanley Johnson Thon Maker Bruce Brown Glenn Robinson

54

SP 71 71 74 44 20 56 48 72 48 21 66 42

MPG 35,3 33,2 28,2 30,8 25,6 22,8 22,2 21,6 20,0 18,0 19,5 12,7

FG% 46,3 52,4 42,6 41,3 42,6 44,1 41,4 39,9 38,1 39,4 39,0 40,8

3P% 35,7 13,5 37,1 38,8 40,0 39,0 33,9 36,7 28,2 31,4 25,6 28,6

eFG% 53,2 52,7 51,1 54,2 59,2 54,0 46,2 52,0 45,4 47,9 42,8 45,9

FT% 74,9 59,8 86,9 87,5 72,2 81,1 76,5 84,0 80,4 71,4 71,7 82,9

RPG 7,6 15,4 2,6 2,8 1,7 2,9 2,6 2,1 3,6 3,6 2,5 1,3

APG 5,5 1,3 4,2 2,5 1,4 1,8 3,5 1,1 1,3 0,9 1,2 0,4

SPG 0,7 1,6 0,7 0,5 1,0 0,4 0,6 0,4 1,0 0,4 0,5 0,3

BPG 0,4 1,6 0,1 0,1 0,1 0,2 0,2 0,1 0,3 1,0 0,5 0,2

TPG 3,5 2,1 1,7 1,2 1,0 0,9 1,1 0,3 1,1 0,8 0,6 0,4

FPG PPG 2,7 24,7 3,4 17,3 2,6 15,4 1,8 12,1 1,9 10,7 1,5 9,7 1,9 8,7 1,7 8,4 1,9 7,5 1,7 5,5 2,5 4,3 1,0 4,1


Fotos: Brian Sevald/NBAE via Getty Images

D

er Klub aus der „Motor City“ steht wieder in den Playoffs – erst zum zweiten Mal in den vergangenen zehn Jahren. Danach sah es lange Zeit nicht aus – vor allem im Dezember und Januar, als die Detroit Pistons zwischenzeitlich in 31 Partien 22 Mal vom Platz gefegt wurden. Alle fragten sich, wie eine Mannschaft, die einen der besten Frontcourts der Liga stellt und mit einer Bilanz von 13-7 mehr als solide in die Saison gestartet war, sich Abend für Abend so vorführen lassen konnte. Spieler schienen mit dem neuen, freieren System von Coach Dwane Casey nicht zurechtzukommen. Die meisten waren es gewohnt, Angriff für Angriff Befehle und Plays von außen hineingebellt zu bekommen – die „Ära“ Van Gundy wirkte nach. Der Mangel an Shooting und Playmaking sowie vor allem die Unfähigkeit, die vielen Stärken von All-Star-Big-Man Blake Griffin zu akzentuieren, ließen Pistons-Fans Schlimmes befürchten. Doch Detroit fing sich, zählt seit zwei Monaten zu den heißesten Teams in der Association. Die Gründe für den Umschwung sind schnell gefunden: Griffin spielt eine überragende Saison. Caseys Message drang irgendwann durch, seine Handschrift machte sich bemerkbar. Andre Drummond verbesserte sich unter dem neuen Headcoach entscheidend. Reggie Jackson fand nach einer katastrophalen ersten Saisonhälfte zurück zu seiner Normalform. Der lange verletzte Ish Smith kann wieder spielen. Und das neu zusammengestellte Management um Ed Stefanski und Sachin Gupta zog zur Trading-Deadline ein paar dringend benötigte Verstärkungen an Land. Es waren die beiden Neuzugänge Wayne Ellington und Thon Maker, die dafür sorgten, dass die zum Totalschaden zu verkommen drohende Saison nicht nur gerettet, sondern gar in positives Momentum umgewandelt werden konnte. Ellington kam aus Miami und rutschte prompt in Detroits Erste Fünf, wo seit Jahren auf beiden Flügelpositionen große Lücken klaffen. Was mit 11,4 Punkten im Schnitt überschaubar anmutet, ist bei genauerem Blick genau die Dosis Three-and-D, die Casey & Co. so dringend gesucht haben. Ellington trifft in „Motown“ 39,4 Prozent seiner 6,9 Dreierversuche und verteidigt obendrein die besten Flügel der Liga mit Bravour. Seine Widerstandsfähigkeit in der Defensive hat selbst Casey überrascht. Ellingtons On-CourtRating ist das zweithöchste im Team. Das junge Energiebündel Maker – der einzig veritable Backup-Big – hat mit seiner Aggressivität und Leidenschaft die Mitspieler angesteckt und aus der monatelangen Lethargie geweckt.

Es half sicherlich auch, dass sich nicht nur der irritierende Reggie Jackson endlich wieder daran erinnert hat, wo der Korb hängt (40,0 Prozent Dreier nach der All-Star-Pause gegenüber 36,6 zuvor), sondern mit dem rekonvaleszenten Ish Smith der wohl wichtigste Guard in diesen Kader zurückkehrte. Spielt Smith, performen die Pistons 9,0 Punkte pro 100 Angriffe besser, haben fast zwei Drittel ihrer Partien gewonnen … ohne ihn sind es gerade einmal 30 Prozent. Der Angriff läuft stringenter, und auch in der Abwehr zählt er zu Detroits Besten. Im Angriff fällt diese Rolle natürlich Griffin zu, der vollends zum Mitteldistanz-Experten mutiert ist und als „Point Forward“ das Angriffsspiel seiner Mannschaft aufzieht. Da er heuer auch endlich von größeren Verletzungen verschont blieb und so viele Partien absolvieren konnte wie seit fünf Jahren nicht, sehen wir den besten Griffin aller Zeiten – und einen der einzigartigsten Spieler der Association. Niemand sonst erzielt ligaweit mindestens 20 Punkte, sieben Rebounds, fünf Assists und nimmt mehr als ein Drittel seiner Würfe von der Dreierlinie. Mit 36,0 Prozent Trefferquote bei fast sieben Versuchen pro Abend ist aus Griffin ein veritabler „Stretch-Big“ geworden, der dieses Team Abend für Abend antreibt und 2018/19 zu den 15 besten Spielern der NBA gezählt werden muss. Dank der gigantischen Präsenz von Double-Double-Maschine Andre Drummond dominiert Detroit in der Zone, wo nur zwei Teams das defensive Brett besser abräumen und der 25-Jährige mit zunehmender Saisondauer auch zu einem gefürchteten Verteidiger gereift ist. Vor allem Drummonds Aktivität beim Eindämmen des gegnerischen Pick-and-Rolls ist es zu verdanken, dass die anderen vier Pistons enger decken können und Caseys Mannschaft die zweitwenigsten Dreierversuche überhaupt zulässt. Dennoch ist dieses Team alles andere als ein Angstgegner – selbst wenn es seit Anfang Februar die meisten Siege eingefahren hat, den effizientesten Angriff stellt, die drittmeisten Dreier trifft und Platz fünf beim Net-Rating belegt. Der Angriff ist höchstens Mittelmaß, das Shooting (Dreier und Freiwürfe) ist nach wie vor ein Problem in einem Kader, der vom Management aus Zeitgründen noch längst nicht auf Caseys Anforderungsprofil zugeschnitten werden konnte. Das wird noch mindestens einen Sommer dauern. Ist im richtigen Matchup (die Pistons gewannen die „Season Series“ gegen Toronto mit 3-0) ein Szenario vorstellbar, in dem Detroit die Serie spannend gestalten kann? Um die erste Runde zu überstehen, müsste schon alles perfekt laufen.

POWER RANKING

16

LINEUPS Ellington kam zur Trading-Deadline und hat Detroit mit seinem Dreier neues Leben eingehaucht. Smith ist der stille X-Faktor.

STARTING LINEUP R. Jackson B. Brown W. Ellington B. Griffin A. Drummond ORtg: 106,8 DRtg: 104,3 Min: 189,0

BIGS & BACKUPS LINEUP I. Smith L. Galloway L. Kennard B. Griffin A. Drummond ORtg: 132,8 DRtg: 94,4 Min: 58,0

55


ind

Eastern

Conference:

Indiana

Pacers

TEAMBASKETBALL Text:

Christian

DEPTH CHART Die beachtliche Kadertiefe ist ein Erfolgsgarant der Pacers, die im Kollektiv kompetitiv auftreten.

Orban

POS

NAME

PG

D. Collison

31

C. Joseph

27

SG

SF PF C K.

ALTER

A. Holiday

22

W. Matthews

32

T. Evans

29

E. Sumner

23

V. Oladipo

26

B. Bogdanovic

29

D. McDermott

27

T. Young

30

T.J. Leaf

21

M. Turner

23

D. Sabonis

22

O’Quinn

29

+ STÄRKEN Kadertiefe, Kontinuität und das Kollektiv: Die Pacers präsentieren sich als gut gecoachte und disziplinierte Einheit. Hinzu kommt eine Top-Defense, die druckvoll agiert, den Ring beschützt und generell wenig zulässt. Zudem ein sehr solider Frontcourt.

- SCHWÄCHEN Der Durchschnittsangriff muss ohne den besten Angreifer auskommen. Niemand kann konstant für sich und andere kreieren sowie die Offense am Laufen halten. Die jungen Big Men sind foulanfällig. Das Rebounding ist verbessert, bleibt aber weiterhin unter Durchschnitt.

= FAZIT Die Saisonleistung der Pacers verdient viel Anerkennung. In den Playoffs ist ein Erstrundenaus wahrscheinlich. Dennoch wird das Team beherzt dagegenhalten und sich nicht sieglos verabschieden. Die Youngsters und werdenden Free Agents dürfen sich beweisen.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME Victor Oladipo Bojan Bogdanovic Domantas Sabonis Myles Turner Thaddeus Young Wesley Matthews Darren Collison Tyreke Evans Doug McDermott Cory Joseph Aaron Holiday T.J. Leaf

56

SP 36 74 67 67 74 18 71 62 69 74 45 51

MPG 31,9 31,7 24,7 28,6 30,8 32,6 28,5 20,0 17,1 25,3 11,6 8,5

FG% 42,3 49,8 58,7 48,3 52,0 39,3 47,2 39,2 48,8 42,2 39,8 54,2

3P% 34,3 42,3 53,3 37,4 35,6 37,7 41,6 34,0 40,1 33,3 32,4 23,1

eFG% 48,6 57,6 59,3 52,8 55,0 51,2 53,3 44,8 59,1 47,5 47,7 56,3

FT% 73,0 80,9 72,0 72,9 65,0 86,7 83,9 74,3 84,5 66,7 87,8 56,0

RPG 5,6 4,1 9,3 7,0 6,5 3,1 3,1 2,8 1,4 3,4 1,3 2,0

APG 5,2 1,9 2,8 1,6 2,4 2,4 6,0 2,4 0,8 3,8 1,5 0,4

SPG 1,7 0,8 0,7 0,8 1,6 0,8 1,5 0,9 0,2 1,2 0,4 0,1

BPG 0,3 0,0 0,4 2,7 0,5 0,2 0,1 0,3 0,1 0,3 0,3 0,3

TPG 2,3 1,6 2,1 1,4 1,5 1,3 1,6 1,7 0,6 1,0 0,7 0,2

FPG PPG 2,0 18,8 1,7 17,9 3,3 14,1 2,7 13,2 2,5 12,4 2,6 11,7 1,8 11,3 1,7 10,1 1,3 7,1 1,6 6,7 1,2 5,5 0,6 3,4


Fotos: Jasper DuberryGary Dineen/NBAE via Getty Images

D

ie aufstrebenden Indiana Pacers galten als ein Geheimkandidat für die Eastern Conference Finals … bis sich Victor Oladipo Ende Januar eine schwere Knieverletzung zuzog, die für ihn das Saisonende bedeutete und die Tempomacher ausbremste. Schließlich ist der All-NBA-Guard ihr bester Angreifer und Außenverteidiger. Umso bemerkenswerter ist es, wie die Mannschaft den Ausfall im Kollektiv aufgefangen hat. Denn auch ohne ihren Star blieben die Pacers wettbewerbsfähig. So hielten sie das Rennen um den ErstrundenHeimvorteil in den Playoffs bis zum Ende offen, obwohl der Kader fast unverändert blieb. Allein Veteran Wesley Matthews stieß als Verstärkung neu hinzu. „Indys“ Erfolg liegt dabei darin begründet, dass Coach Nate McMillan durchweg solide Spieler aufbieten kann, die an beiden Enden des Feldes beitragen. Seine Erfolgsformel lautet daher: Teambasketball. Entsprechend treten die Pacers als disziplinierte Einheit auf, die gerne zusammenspielt und einsatzvoll zu Werke geht. Zugleich sind mehrere Akteure hervorgetreten und haben Verantwortung übernommen. Etwa Bojan Bogdanovic, der nun als erste Offensivoption fungiert und heuer sein bestes Jahr spielt. Der unterschätzte Swingman ist kein explosiver Athlet, dafür aber ein vielseitiger Scorer, starker Schütze und smarter Verteidiger. Im Halbfeld zeigt er sich als effizienter Angreifer, der überall Gefahr ausstrahlt. Er versteht es, Blöcke zu nutzen und den Dreier einzunetzen – kommt aber auch per Drive als einziger Pacer effektiv zu Punkten. Zumal der Kroate als Ballführer im Pickand-Roll gut aushilft und wiederholt im Umschaltspiel glänzt. Derweil hat Myles Turner einen neuen Fokus gefunden. Mit verbesserter Fußarbeit und optimiertem Timing besticht der junge Big Man als Defensivanker, der erstklassig den Ring beschützt und als bester Shotblocker der Liga amtiert. Auch arbeitet Turner besser beim Defensivrebound. So spielte er sich in den erweiterten Kreis der Anwärter auf den „Verteidiger des Jahres“-Award. Im Angriff agiert er als Stretch-Big, der den Dreier gut trifft, sich aber auf lange Zweier verlässt und sich keinen eigenen Abschluss kreieren kann. Als Passgeber macht Turner indes einige Fortschritte. Apropos: Domantas Sabonis hat sich erneut eindrucksvoll gesteigert und blüht in seiner Rolle als Backup-Center auf. Er brilliert als überaus treffsicherer Innenspieler, Blocksteller und Passgeber vom Highpost. Zudem ist der spielstarke und einsatzfreudige Litauer auch an den Brettern eine Macht. Er darf daher als einer der produktivsten und effizientesten Reservisten der NBA gelten. Im Frontcourt gesellt sich Thad Young hinzu. Als „Glue Guy“, der all die kleinen Dinge tut, ist der agile Power

Forward vielleicht Indianas wichtigster Spieler. Der Veteran geht voran, übernimmt als exzellenter Verteidiger den stärksten Angreifer, steht mit seinen langen Armen aktiv in den Passwegen und klaut Bälle, forciert Offensivfouls und erschwert viele Würfe. Auch bewegt er sich und den Ball clever, arbeitet hartnäckig am offensiven Brett und finisht stark am Ring. Kurzum: Der stete Teamplayer ist kaum verzichtbar. Die Aufbauposition bekleiden mit Darren Collison und Cory Joseph zwei solide, ballsichere Spielverwalter, die gut aus der Halbdistanz treffen. Starter Collison weiß dabei auch als Dreierschütze und Passgeber zu überzeugen. Josephs Stärken liegen in der Defensive. Oladipos Position in der Ersten Fünf hat Wes Matthews übernommen. Als eifriger Distanzschütze setzt der erfahrene Dreier-und-Defense-Flügel wichtige Impulse. So macht er das Feld weit, kann mit seiner Physis aber auch im Post eingesetzt werden. Den effektiven „Bench Mob“ komplettieren Tyreke Evans und Shooter Doug McDermott (im Übrigen ein smarter Cutter). Evans ist nicht voll fit, unzufrieden und spielt ein enttäuschendes Jahr. Immerhin fällt sein Dreier passabel, während er defensiv beiträgt. Das gilt fast für alle Pacers, die ohne ihren besten Außenverteidiger die zweitbeste NBA-Defense aufbieten. Dabei erzwingen sie mit ihrer Aktivität in den Passwegen die meisten Ballverluste, welche sie in hilfreiche leichte Punkte umzuwandeln verstehen. Zudem dämmt die druckvolle und disziplinierte Teamdefense das Pick-and-Roll exzellent ein und agiert solide gegen den Dreier. Auch werden wenige Fouls begangen und kaum Freiwürfe verursacht. Zumal gut umgeschaltet und im Gegensatz zum Vorjahr der Ring erstklassig beschützt wird. Außerdem arbeitet „Indy“ beim Rebound etwas besser und gestattet wenige zweite Wurfchancen. Die jungen Big Men bleiben jedoch foulanfällig. Offensiv agieren die Tempomacher unter McMillan seit jeher methodisch-bedächtig, wobei Ball- und Spielerbewegung angesagt ist. Ist der Fastbreak bzw. der frühe Abschluss nicht verfügbar, wird der Spalding bewegt und geduldig der freie Mann gesucht. So gehören die Pacers auch ohne einen Top-Playmaker 2018/19 zu den passstärkeren Teams. Zugleich setzt die egalitärere Offense mit ihren guten Schützen auf Distanzwürfe. Allerdings nach wie vor auf lange Zweier. Obwohl der Dreier sehr gut fällt, nehmen die Pacers die drittwenigsten Versuche von Downtown. Vor allem aber fehlen mit Kreativspieler und Topscorer Oladipo druckvolle Drives und gezogene Freiwürfe. So lässt Indianas Durchschnittsangriff die nötige Schlagkraft und Stabilität vermissen, um in den Playoffs überraschen zu können.

POWER RANKING

12

LINEUPS Nate McMillan kann sowohl den soliden Startern als auch seiner effektiven Bankeinheit vertrauen.

STARTING LINEUP D. Collison W. Matthews B. Bogdanovic T. Young M. Turner ORtg: 108,0 DRtg: 108,0 Min: 253,0

BENCH LINEUP C. Joseph T. Evans D. McDermott T. Young D. Sabonis ORtg: 119,9 DRtg: 92,8 Min: 163,0

57


MIA

Eastern

Conference:

Miami

Heat

HUSTLE & HOFFNUNG Text:

Christian

DEPTH CHART Die Heat setzen auf die jungen Hoffnungsträger im Kader. Alle Positionen sind mit produktiven Profis doppelt besetzt. POS

NAME

PG

J. Winslow

23

G. Dragic

32

SG

Orban

SF

PF

C

ALTER

D. Waiters

27

D. Wade

37

R. McGruder

27

J. Richardson

25

D. Jones Jr.

22

D. Robinson

24

K. Olynyk

27

J. Johnson

32

R. Anderson

30

B. Adebayo

21

H. Whiteside

29

U. Haslem

38

+ STÄRKEN Die Top-Ten-Defensive ist wie die Franchisekultur gefestigt und seit Jahren ein Erfolgsgarant. Die Heat präsentieren sich als eingeschworenes und exzellent gecoachtes Kollektiv. Auch sind sie ein reboundstarkes Team, vor allem am offensiven Brett.

- SCHWÄCHEN Die Offensive ist instabil und erneut die schwächste aller Playoff-Teilnehmer. Die Heat sind anfällig für Ballverluste und ein mäßiges Shooting-Team mit mieser Freiwurfquote. Es fehlt nach wie vor ein veritabler Go-to-Scorer, der Spiele entscheiden kann.

= FAZIT Angesichts all der Verletzungen ist der Einzug in die Playoffs bereits ein Erfolg. Dabei geht es weniger um Siege, sondern vielmehr darum, dass die jungen Leistungsträger Erfahrungen sammeln und All-Timer Wade einen würdigen Abgang erhält. Mehr ist für Miami nicht drin.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME Josh Richardson Dwyane Wade Goran Dragic Justise Winslow Hassan Whiteside Dion Waiters Tyler Johnson Kelly Olynyk Bam Adebayo Rodney McGruder James Johnson Derrick Jones

58

SP 72 64 28 61 65 36 44 71 74 63 47 54

MPG 35,0 25,6 25,8 29,7 23,8 24,9 25,5 22,7 22,9 23,9 21,0 19,1

FG% 41,2 43,8 42,2 43,6 55,5 42,1 42,6 46,7 57,3 40,7 42,9 49,0

3P% 35,7 32,9 36,6 38,0 12,5 37,6 35,3 35,9 9,1 35,6 34,6 32,6

eFG% 49,2 48,1 49,5 50,1 55,7 53,2 51,6 56,8 57,4 49,4 49,5 53,6

FT% 86,1 67,8 78,0 62,9 45,3 48,6 69,3 81,8 73,3 74,3 71,2 58,5

RPG 3,6 3,8 2,8 5,4 11,5 2,8 2,8 4,7 7,0 3,6 3,3 4,1

APG 4,1 4,1 4,1 4,3 0,8 2,8 2,5 1,9 2,3 1,7 2,3 0,6

SPG 1,1 0,8 0,6 1,1 0,7 0,7 0,9 0,7 0,8 0,6 0,7 0,8

BPG 0,5 0,5 0,1 0,3 1,9 0,2 0,5 0,4 0,8 0,2 0,5 0,7

TPG 1,6 2,3 1,9 2,1 1,4 1,5 1,4 1,4 1,5 1,0 1,3 0,7

FPG PPG 2,8 16,7 1,6 14,4 2,3 13,9 2,6 12,7 2,7 12,3 1,5 11,1 1,6 10,8 2,4 10,2 2,5 8,6 1,8 7,9 2,0 7,9 2,1 7,2


Fotos:Oscar Baldizon/Issac Baldizon/Getty Images

E

in sicheres Playoffteam“ – gemessen an jener Erwartung verlief die Saison der Miami Heat eher enttäuschend. Angesichts der langen Verletzungspausen einiger Leistungsträger (Goran Dragic, Dion Waiters, James Johnson) schlug sich das gut gecoachte Kollektiv dennoch achtbar. So arbeiteten sich Erik Spoelstras Mannen gemeinsam durch die Saison und hielten die Playoff-Hoffnungen aufrecht. Zuvorderst überzeugen sie als gewohnt stabile Defensiv-Einheit. Denn seit jeher verteidigen die Heat garstig und gehen im Verbund physisch zu Werke. Sie rebounden gut, verriegeln die Zone (wiederholt operieren sie hierbei mit einer effektiven Ball-Raum-Verteidigung) und beschützen den Ring vortrefflich. Auch lassen die Heat wenige Fastbreak-Punkte zu. Ihre Defense an der Dreierlinie ist eher mäßig. Deutlich unterdurchschnittlich ist dagegen die Offensive – wie 2018 die schwächste aller Playoffteams. Schließlich kommen die Floridianer kaum ins Laufen und zu selten an die Freiwurflinie, wo sie ligaweit am schlechtesten treffen. Leichte Punkte sind also rar. Der Dreier – den sie dank solider Ballbewegung oft und gerne nehmen – fällt ordentlich. Generell sind die Heatles jedoch nicht sehr treffsicher und überaus anfällig für Turnovers. Besonders im Pick-and-Roll, das die Ballhandler ineffizient ausagieren. Das Hauptproblem: Seit Jahren fehlt ein veritabler All Star. Ein Go-toGuy, der Partien an sich reißen und nach Hause bringen kann. Indes verfügt Miami über eine vielseitige, tiefe Mannschaft, die auch im Angriff als Einheit auftritt und einsatzvollen Teambasketball spielt. Nicht zuletzt werden am offensiven Brett viele zweite Wurfchancen erarbeitet. So haben die beherzten Floridianer 2018/19 erneut viele Partien eng gehalten und einige gewonnen. Dass sie einem Topteam in einer Erstrundenserie dauerhaft standhalten können, darf allerdings bezweifelt werden. Denn die (Offensiv-)Qualität von Spoelstras Truppe genügt schlicht nicht, um in den Playoffs für Furore zu sorgen. Dies war bereits 2018 klar ersichtlich, als die Heat den talentierteren 76ers unterlagen und das Fehlen eines Stars zu Buche schlug. Trotz dieser nachhaltigen Limitierung kann Miami in puncto Spielerentwicklung positiv nach vorne schauen. Schließlich ist das organische Wachstum, das Teampräsident Pat Riley oft beschworen hat, in dieser Saison eingetreten. So haben sich Josh Richardson und Justise Winslow im vierten Profijahr gehörig gesteigert. Auch wenn sie wohl keine Spieler sind, die eine Mannschaft allein tragen können. Winslow avancierte in Dragic’ Abwesenheit zum Vollzeitstarter auf der Eins. Endlich gesund, zeigt „Point Justise“, was in ihm steckt: ein vielseitiger Two-

Way-Player, der defensiv vorangeht und den Angriff einzuleiten vermag. Aber nicht nur als Playmaker wird der Allrounder der übertragenen Verantwortung gerecht, sondern erstmals auch als KomplementärScorer, der seine Dreier aus dem Catchand-Shoot stark trifft. Richardson legt derweil abermals neue Karrierebestwerte auf. Der vielseitige Swingman, der zu den fähigsten Außenverteidigern gehört, ist Miamis bester Akteur und Schütze. Wie Winslow spielt er selbstbewusst auf, greift entschlossener an und übernimmt als Scorer mehr Verantwortung. Richardson schließt öfter aus dem Dribbling ab, zieht verstärkt zum Korb (wo er besser finishen muss) und tritt auch als Ballführer positiv in Erscheinung. Seine Usage Rate ist daher genauso wie seine Dreier-, Freiwurf- und Assistrate deutlich angestiegen. Und das bei guter Effizienz. Ob „J-Rich“ aber zum kompletten Offensivspieler reift, der für die Heat den Unterschied macht, bleibt fraglich. Ein weiterer Hoffnungsträger ist Big Man Bam Adebayo. Vor allem als mobiler Verteidiger und Ringbeschützer, der zudem stark ausboxt, trägt der Zweitjahresprofi bereits beachtlich bei. Im Angriff ist Adebayo zwar noch ungeschliffen, doch zeigt der einsatz- und lauffreudige Athlet als Finisher am Korb und Passgeber gute Ansätze. Nicht zufällig hat er Hassan Whiteside als Starter abgelöst. Letzterer ist als Rebounder und Ringbeschützer weiterhin stets für ein Double-Double gut. Doch passt der behäbige (und launische) Center nicht so recht zum positionslosen Heat-Stil. Komplettiert wird die Erste Fünf durch Kelly Olynyk und den wiedergenesenen Dion Waiters. Olynyk ist als Stretch-Vierer ein wichtiger Ergänzungsspieler, da er das Feld mit seinem guten Distanzwurf weit macht. Zumal sich der vielseitige und spielstarke Kanadier clever bewegt und am Korb formidabel finisht. Waiters kann als sekundärer Ballhandler und selbstbewusster Korbjäger zumindest für etwas Entlastung sorgen. Die Bank wird von Altmeister Dwyane Wade angeführt, der sich auf Abschiedstournee befindet. Mit all seiner Erfahrung ist „Flash“ nach wie vor ein hilfreicher Playmaker und (Crunchtime-) Scorer. Ein Anführer sowieso. Das gilt auch für Dragic, der als antrittsschneller Punktelieferant und Kreativspieler wichtige Impulse setzt. Rodney McGruder und Derrick Jones Jr. sind beide vielseitige Verteidiger, die im Angriff etwas einbringen. McGruder trifft den Dreier und kann am Ball aushelfen. Jones ist ein überragender Athlet und Offensivrebounder, der noch viel Potenzial birgt. Auf James Johnson trifft dies nicht zu. Der Veteran hat abgebaut und ist nicht topfit.

POWER RANKING

17

LINEUPS Der neu formierten Ersten Fünf kann „Coach Spo“ vertrauen – mit Adebayo oder Whiteside als Center.

STARTING LINEUP J. Winslow D. Waiters J. Richardson K. Olynyk B. Adebayo ORtg: 121,4 DRtg: 106,7 Min: 121,0

… MIT WHITESIDE J. Winslow D. Waiters J. Richardson K. Olynyk H. Whiteside ORtg: 102,5 DRtg: 82,8 Min: 75,0

59


MIL

Eastern

Conference:

Milwaukee

Bucks

BUDS BOMBEN-BUCKS Text:

Sebastian

DEPTH CHART Budenholzers Kader platzt vor Schützen und Verteidigern aus allen Nähten. Brogdon kommt wohl frühestens nach Runde eins zurück.

Dumitru

POS

NAME

PG

E. Bledsoe

29

G. Hill

32

T. Frazier

28

SG

SF PF

C

ALTER

M. Brogdon

26

S. Brown

23

D. DiVincenzo

22

P. Connaughton

26

K. Middleton

27

T. Snell

27

G. Antetokounmpo

24

N. Mirotic

27

E. Ilyasova

31

D.J. Wilson

22

B. Lopez

30

P. Gasol

38

+ STÄRKEN Antetokounmpo und seine facettenreiche Dominanz! Der „Greek Freak“ hat die perfekten Mitspieler um sich. Top 5 in Angriff und Verteidigung. Shooting, Rebounding, Basketball-IQ. Von einem der besten Coaches der Liga perfekt ein-/aufgestellte Mannschaft. Heimvorteil!

- SCHWÄCHEN Antetokounmpo kann immer noch nicht schießen – ein Problem gegen Top-Defensiven. Mittelmäßige Dreierquote. Kaum einfache Punkte. Kassieren viele Dreier. Wenig Erfahrung, viel Druck.

= FAZIT Nicht nur das bilanzbeste Team der Eastern Conference, sondern das einzige ligaweit, das offensiv und defensiv zur absoluten Elite gehört. Diese Bucks haben alles, um die NBA-Finals zu erreichen. Außer Playoff-Erfahrung in späteren Runden.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME G. Antetokounmpo Khris Middleton Eric Bledsoe Malcolm Brogdon Brook Lopez Nikola Mirotic Ersan Ilyasova Pat Connaughton Tony Snell George Hill Sterling Brown D.J. Wilson

60

SP 68 72 73 64 75 14 61 54 74 40 51 41

MPG 32,9 31,4 29,4 28,6 28,6 22,9 18,0 19,7 17,6 19,7 16,2 17,2

FG% 58,1 43,4 48,0 50,5 45,7 41,5 45,2 45,6 45,2 41,0 46,0 41,5

3P% 24,2 37,6 32,1 42,6 37,4 35,6 38,2 33,1 39,7 27,8 35,9 36,0

eFG% 60,0 51,2 54,2 57,5 58,1 53,0 53,2 55,2 56,4 47,6 54,9 50,8

FT% 72,5 83,4 74,7 92,8 83,6 87,0 82,8 73,3 88,1 82,9 66,7 50,0

RPG 12,6 6,1 4,7 4,5 4,8 5,4 4,4 3,9 2,1 2,5 3,0 4,1

APG 6,0 4,3 5,5 3,2 1,2 1,4 0,8 2,0 0,9 2,1 1,3 0,9

SPG 1,3 1,0 1,5 0,7 0,6 0,7 0,5 0,5 0,4 0,9 0,4 0,4

BPG 1,5 0,1 0,4 0,2 2,2 0,6 0,3 0,4 0,2 0,2 0,1 0,5

TPG 3,9 2,3 2,1 1,4 1,0 0,8 0,7 0,5 0,3 0,6 0,7 0,6

FPG PPG 3,3 27,3 2,3 17,8 2,0 15,8 1,6 15,6 2,3 12,5 1,5 11,6 2,5 6,9 1,3 6,5 1,2 6,0 1,4 5,7 1,4 5,4 1,7 5,3


Fotos: Mark Sobhani/Mike Roemer/NBAE via Getty Images

W

hat a difference a year makes!“ Im Vorjahr noch Siebter im Osten und mit 44 Siegen gerade so in den Playoffs – wo zum achten Mal bei den vergangenen acht Teilnahmen in Runde eins Schluss war –, sind die „neuen“ Milwaukee Bucks nicht wiederzuerkennen. Was ist passiert, wieso ist dieses Team nicht nur „gut“, sondern Extraklasse? Den Grundstein für die beste Spielzeit seit den 1980er Jahren legte die Franchise aus Wisconsin bereits früher: die Selektion von Giannis Antetokounmpo 2013, der Verkauf des Klubs an Marc Lasry und Wes Edens 2014, die Ernennung von Jon Horst zum General Manager 2017. Vergangenen Sommer kamen mit der Verpflichtung von Mike Budenholzer und Brook Lopez sowie der Eröffnung der ultramodernen fiserv.forum-Arena die letzten Bausteine hinzu. Heute erstrahlt das Gesamtgebilde in einem nicht für möglich gehaltenen Glanz: Die Bucks sind das bilanzbeste Team der NBA, stellen MVP-, „Coach of the Year“- sowie „Executive of the Year“-Kandidaten und gelten als möglicher neuer NBA-Champion. Alles in Milwaukee beginnt und endet mit Antetokounmpo, der sich vom spindeldürren „Man of International Mystery“, den Bucks-Scouts einst auf körnigen Videokassetten entdeckten, zum physisch imposantesten Superstar der NBA entwickelt hat. „’Po“ dominiert dank seiner unnachahmlichen Fähigkeit, alle fünf Positionen zu spielen, nicht nur an beiden Enden des Parketts, sondern ist der Schlüssel für alles, was Milwaukee so gefährlich macht. Die Symbiose zwischen Starspieler, System und Mannschaft ist perfekt. „Ja, wir haben ihn mit den richtigen Spielern umgeben, haben ein tolles System und sind kollektiv besser geworden“, sagt der verletzte BackcourtStarter Malcolm Brogdon. „Aber unser Jahr steht und fällt mit Giannis’ Evolution zum Top-3-Spieler. Für mich ist er ganz klar der MVP.“ Karrierebestleistungen bei den Punkten, Rebounds, Assists und der Trefferquote aus dem Feld bilden den Rahmen einer historischen Saison des „Greek Freak“. Nur ein anderer Akteur hat jemals über eine volle Saison solche Statistiken aufgelegt: Oscar Robertson. Nur acht haben jemals mindestens 25 Punkte, zehn Rebounds und fünf Assists im Schnitt geschafft – keiner von ihnen mit einer höheren Trefferquote aus dem Feld als Antetokounmpo, der dank seiner Länge, Athletik und Aggressivität in der Zone nicht zu stoppen ist. Der Sprungwurf ist nach wie vor wacklig – eine potenzielle Schwachstelle in einer langen Playoff-Serie, wenn gegnerische Defensiven ihren Gameplan so anpassen können, dass Wege durch die Zone zunehmend zugestellt sind.

Diese Strategie hat schon früher immer funktioniert. „Damals“ verfügten die Bucks aber weder über diesen Kader noch über einen Coach, dessen System alle Qualitäten seiner Truppe extrahiert und maximiert hat. Antetokounmpo ist jederzeit von drei oder vier extrem sicheren Schützen umgeben. Brogdon, Tony Snell, Brook Lopez, Ersan Ilyasova, Khris Middleton, D.J. Wilson, Sterling Brown und Tony Snell treffen allesamt besser als der Ligadurchschnitt von der Dreierlinie. Center Lopez ist sogar der beste Schütze des Teams. Der 30-Jährige verkörpert wie kein Zweiter den Paradigmenwechsel der Bucks: Früher ein reiner Post-Koloss, nimmt er heute zwei Drittel aller Würfe von der Dreierlinie – und trifft 37,4 Prozent seiner 6,4 Versuche pro Abend. Defensiv zählt er mit 2,2 Blocks pro Partie zu den besten Ringbeschützern und ist das Rückgrat der besten Defense der National Basketball Association. Mit Middleton, Brogdon, Snell, Ilyasova, Wilson sowie den beiden GuardTerriern Eric Bledsoe und George Hill verfügen die Bucks über eine Armada an guten Verteidigern, die ihre Hausaufgaben gemacht haben und exzellent im Verbund harmonieren. Nicht nur bei der defensiven Effizienz (von Rang 18 auf eins), sondern auch beim Verteidigen des Rings (von 30 auf eins) und beim Defensivrebounding (ebenfalls von 30 auf zwei) hat Milwaukee unter neuer Führung einen surreal anmutenden Sprung gemacht. Budenholzers Handschrift ist im Angriff noch deutlicher zu erkennen, wo die Bucks vom viertschlechtesten Dreierteam zu einem der meistgefürchteten avancierten. Der zweite Rang bei den Versuchen und Treffern von jenseits der 7,24-Meter-Linie illustriert, weshalb diese Mannschaft so schwer zu stoppen ist: Entweder nutzt der „Greek Freak“ sein Mismatch auf dem Weg zum Korb aus – oder der Kickout-Pass geht zu einem der unzähligen Top-Shooter, die so viel Zeit haben wie noch nie in ihrer Karriere. Die individuellen Fähigkeiten von All Star Middleton oder Bledsoe (dem Guard mit den meisten hochprozentigen Versuchen in Korbnähe ligaweit) haben wir noch gar nicht genannt. Schwächen? Klar. Die hat jedes Team. Budenholzer und die Bucks werden darauf hoffen, dass ihre Schützen keine Ladehemmung bekommen, wenn Antetokounmpo die Zone mit mehreren Verteidigern zugestellt wird. Die Defensive lässt sehr viele Dreierversuche zu – ein potenzieller Punkteregen, der Spiele und Serien entscheiden kann. Milwaukee geht selten an die Freiwurflinie, vernachlässigt das offensive Brett und erzwingt kaum Ballverluste – einfache Punkte also, die liegen gelassen werden. All das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau. Budenholzers Bucks haben alles, um die NBA-Finals zu erreichen.

POWER RANKING

03

LINEUPS Brogdons Ausfall hat Brown in die Erste Fünf katapultiert – keine ideale Formation für Coach Mike Budenholzer.

STARTING LINEUP E. Bledsoe S. Brown K. Middleton G. Antetokounmpo B. Lopez ORtg: 90,3 DRtg: 105,2 Min: 105,0

OHNE FREAK LINEUP E. Bledsoe P. Connaughton K. Middleton E. Ilyasova B. Lopez ORtg: 98,3 DRtg: 87,9 Min: 50,0

61


ORL

Eastern

Conference:

Orlando

Magic

MIT DEFENSE NACH VORN Text:

Sebastian

DEPTH CHART Der Kader bleibt auch nach der Trading-Deadline unausgewogen konstruiert: im Frontcourt zu viel, im Backcourt zu wenig. POS

NAME

PG

D.J. Augustin

Dumitru SG

ALTER 31

J. Grant

26

M. Carter-Williams

27

M. Fultz

20

I. Briscoe

22

E. Fournier

26

T. Ross

27

M. Frazier

22

SF

W. Iwundu

24

PF

A. Gordon

23

J. Isaac

21

J. Martin

24

N. Vucevic

28

M. Bamba

20

K. Birch

26

C

+ STÄRKEN Defense – egal ob am Ring, in der Zone oder gegen gegnerische Dreier. Orlando kontrolliert das eigene Brett, foult so gut wie nie und minimiert seine Ballverluste im Angriff. Vucevic spielt die beste Saison seines Lebens. Coach, Team und System harmonieren.

- SCHWÄCHEN Offense und Shooting. Niedriges Spieltempo und ein Platz im unteren Ligadrittel bei den Versuchen, Treffern und der Sicherheit von der Dreierlinie bedeuten viel Methodik und zu wenig Dynamik. Schwacher Backcourt. Immer noch keine stringente Lineup-Formation.

= FAZIT Orlando befindet sich unverändert im Neuaufbau. Dass im Vorbeigehen ein möglicher Platz in den Playoffs frei wurde, nehmen Verantwortliche und Fans natürlich gerne mit. Auch wenn in Runde eins nicht viel gehen wird: 2018/19 lief ganz okay.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME Nikola Vucevic Aaron Gordon Evan Fournier Terrence Ross D.J. Augustin Jonathan Isaac Jonathon Simmons Mohamed Bamba Michael Carter-Williams

Wesley Iwundu Khem Birch Jerian Grant

62

SP 74 71 74 74 74 69 41 47 5 61 43 57

MPG 31,4 33,7 31,5 26,5 27,9 26,7 20,6 16,3 17,4 18,0 12,3 16,2

FG% 52,0 44,0 43,1 42,3 47,0 43,3 36,4 48,1 36,4 38,2 60,0 42,0

3P% 36,8 34,3 34,4 37,5 42,3 32,1 22,9 30,0 25,0 31,8 0,0 36,5

eFG% 55,2 49,7 50,6 52,5 56,8 50,1 39,7 52,5 40,9 42,5 60,0 50,9

FT% 79,0 72,8 81,1 85,1 87,0 81,7 77,8 58,7 64,3 81,0 71,1 68,4

RPG 12,1 7,4 3,2 3,5 2,4 5,4 2,4 5,0 5,2 2,8 3,7 1,7

APG 3,9 3,6 3,7 1,6 5,1 1,1 2,3 0,8 3,2 1,0 0,7 2,7

SPG 1,0 0,7 0,9 0,9 0,6 0,8 0,4 0,3 0,6 0,4 0,3 0,8

BPG 1,2 0,7 0,1 0,4 0,0 1,3 0,3 1,4 0,8 0,3 0,5 0,1

TPG 1,9 2,0 2,0 1,1 1,5 1,0 1,4 0,9 1,0 0,7 0,4 0,9

FPG PPG 1,9 20,8 2,2 15,9 2,9 14,9 1,5 14,6 1,4 11,7 1,9 9,5 1,7 6,9 2,2 6,2 1,2 5,4 1,9 4,7 1,3 4,5 1,3 4,2


Fotos: Gary Bassing/Fernando Medina/NBAE via Getty Images

E

igentlich sollten die Orlando Magic nichts mit den Playoffs zu tun haben. Die Erwartungshaltung beim Team aus Zentralflorida war, dass die Veteranen im Tausch für eine bessere Hoffnung auf die Zukunft verprasst und die jungen Talente in den Fokus rücken würden. Orlando hat seit 2012 durchgehend die Postseason verpasst. In der Eastern Conference wartet kein Team länger auf eine Rückkehr dorthin, ligaweit nur Sacramento und Phoenix. Steve Clifford kam im Sommer als fünfter Headcoach im selben Zeitraum. Seit dem Abgang seines Ex-All-StarCenters Dwight Howard sucht dieser Klub vergeblich nach einem Franchise-Player, einer Identität und Erfolg. Doch siehe da: In einer auf den hinteren Plätzen verwässerten Eastern Conference, in der gleich sechs Teams um die letzten drei Plätze stritten, griff Cliffords System viel früher als erwartet. Nikola Vucevic profitierte wie kein Zweiter von den Lehren des etablierten Big-Man-Professors, wurde zum All Star und machte Orlando im Alleingang Abend für Abend respektabel. Cliffords Team verstand irgendwann die systemischen Anforderungen und setzte sie oft genug um: hart und diszipliniert verteidigen. Den Ring beschützen. Dreier des Gegners minimieren. Eigene Ballverluste limitieren. Das reicht, um in diesem Osten knapp die Hälfte der Partien zu gewinnen und im Dunstkreis der Top 8 zu bleiben. Oft ist das Terrain, auf dem Orlando gerade marschiert, kein wünschenswertes. Klubs wollen entweder um den Titel konkurrieren oder schlecht genug sein, um die eigenen Draft-Chancen zu maximieren. Für diese Franchise, die mehr als eine halbe Dekade richtungslos umherdriftete, wäre das Erreichen der Playoffs aber ein voller Erfolg! Natürlich steht die Entwicklung der eigenen Nachwuchsspieler wie Jonathan Isaac, Mo Bamba und dem zur Trading-Deadline akquirierten Markelle Fultz ganz oben auf der To-do-Liste. Wenn aber im Vorbeigehen ein Platz unter den besten acht der Conference vom Baum fällt, lesen ihn die Verantwortlichen und dürstenden Fans in „O-Town“ gerne im Vorbeigehen auf. Siege gegen Milwaukee, Toronto, Philadelphia, Golden State, Houston, San Antonio und Boston haben diesem Team den Glauben eingeimpft, dass es mit jedem Gegner mithalten kann. Vucevic’ magische All-Star-Saison lässt die Magic sogar von Größerem träumen. Der Montenegriner führt sein Team in fast allen relevanten Kategorien an. Nur zwei andere Akteure bringen es wie er auf mindestens 20 Punkte, 12 Rebounds und 30 Prozent Dreierquote im Schnitt. Ist das der Leistungszenit des 28-jährigen, werdenden Free Agents in einem „Contract Year“?

Oder will Orlando weiter um ihn herum aufbauen? Vucevic wird im Sommer teuer werden. Dass ihn das Magic-Front-Office zur Deadline behalten hat, kann zwei Dinge bedeuten: Entweder existierte kein Markt. Oder Vucevic bleibt unter Clifford auch künftig gesetzt. Dies würde wiederum bedeuten, dass das Experiment im Frontcourt seine Fortsetzung findet: Aaron Gordon wurde weiterhin auf der falschen Position eingesetzt, sah weniger Spielanteile und stagnierte als Schütze. Auch Jonathan Isaac traf schlechter von außen – ein kleiner Fleck in einer ansonsten stark verbesserten Sophomore-Saison. Rookie-Center Mo Bamba hatte mit Verletzungen zu kämpfen und konnte seine hohe Draftposition (noch) nicht bestätigen. Den Rest der Produktion mussten also andere liefern: Die Veteranen D.J. Augustin, Terrence Ross, Evan Fournier und Jonathon Simmons griffen neben Vucevic und Gordon die meisten Spielanteile, Würfe und Einsatzminuten ab. Augustin und Fournier starten unverändert im Backcourt, und wenngleich keiner der beiden wirklich sexy Basketball spielt, erledigen sie ihre Arbeit zufriedenstellend. Die Nummer zwei respektive drei im teaminternen Net-Rating stellen genügend Scoring und Playmaking parat (zusammen 27 Punkte und neun Assists pro Abend), um kompetitiv zu bleiben. Gegen die TopTeams im Osten, die über viel bessere und gefährlichere Optionen im Backcourt verfügen, wären die beiden in einer Playoff-Serie aber dennoch hoffnungslos überfordert. Da hilft es auch nicht, dass Ross in dieser Spielzeit 38 Prozent seiner fast sieben Dreierversuche im Korb unterbringt: Orlandos Offensive zählt zu den schlechtesten ligaweit, das Shooting ist jämmerlich (25. Rang beim True Shooting). Gerät Augustin in Foulprobleme oder erwischt er einen schwarzen Tag von außen, muss ein gelernter Flügelspieler wie Simmons den Spielaufbau übernehmen und die Sets einleiten. Wie aussichtsreich das gegen Playoff-Defensiven sein kann, dürft ihr selbst entscheiden. Will Orlando in der Postseason also mehr sein als die Krümel, die zu null weggefegt werden, muss dieses Team nicht nur weiterhin so undurchlässig verteidigen wie seit dem Jahreswechsel (Nummer drei beim Defensivrating), sondern auch genügend Balance in seinen harmlosen Angriff bringen. Da dieser ohnehin zu den sechs langsamsten der NBA zählt und damit wenig Variabilität zulässt, müssten die Magic also vier bis sieben nahezu perfekte Partien abliefern, um sich gegen ein Top-Team durchzusetzen. Das wird nicht passieren. Was aber im Umkehrschluss nicht direkt bedeuten muss, dass 2018/19 im „Magic Kingdom“ sportlich kein kleiner Achtungserfolg war.

POWER RANKING

15

LINEUPS Sobald Vucevic vom Parkett geht, fällt in der Regel alles zusammen. Nur wenige Aufstellungen mit Backups sind effektiv.

STARTING LINEUP D.J. Augustin E. Fournier A. Gordon J. Isaac N. Vucevic ORtg: 106,6 DRtg: 102,5 Min: 732,0

OHNE „VOOCH“ LINEUP J. Grant T. Ross J. Simmons A. Gordon M. Bamba ORtg: 97,7 DRtg: 102,9 Min: 161,0

63


phi

Eastern

Conference:

Philadelphia

BRUDERLIEBE Text:

Sebastian

76ers

DEPTH CHART Philly stellt die beste Startformation in der Conference. Aber: Kein anderes Playoff-Team im Osten bekommt weniger von der Bank.

Dumitru

POS

NAME

PG

B. Simmons

22

T.J. McConnell

26

Z. Smith

19

SG

SF

PF

C

ALTER

J.J. Redick

34

F. Korkmaz

21

S. Milton

22

J. Butler

29

J. Ennis

28

J. Simmons

29

T. Harris

26

M. Scott

30

J. Bolden

23

J. Embiid

24

B. Marjanovic

30

A. Johnson

31

+ STÄRKEN Top-Duo in Simmons und Embiid. Harris und Butler als sekundäre/tertiäre Scorer und Vorbereiter sind ein echter Luxus. Enorm lang und vielseitig. Beste Starting Five im Osten! Hohe Pace und effizient an beiden Enden. Exzellent an der Freiwurflinie.

- SCHWÄCHEN Simmons kann nicht schießen und hat ein PlayoffTrauma. Keine Tiefe im Kader, die eventuelle Ausfälle und schwache Abende der Starter auffangen kann. Extrem anfällig für Ballverluste – nach wie vor. Butler hat Unruhe ins Team gebracht. Minimalziel: ECF!

= FAZIT Die 76ers können nach gefühlt drei unterschiedlichen Saisons und monatelangem Warmspielen endlich durchstarten. Mit so viel Qualität in der Spitze und einem Siegeslauf zum richtigen Zeitpunkt ist Philadelphia definitiv ein Ost-Contender.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME Joel Embiid Tobias Harris Jimmy Butler J.J. Redick Ben Simmons Robert Covington Dario Saric Landry Shamet Corey Brewer Mike Scott Boban Marjanovic T.J. McConnell

64

SP 61 20 51 70 72 13 13 54 7 20 14 68

MPG 33,8 35,9 33,4 31,4 34,5 33,8 30,5 20,5 20,0 23,5 13,6 19,6

FG% 48,3 49,1 46,9 43,1 56,8 42,7 36,4 44,1 40,8 37,1 60,9 52,3

3P% 29,6 35,9 33,6 39,0 0,0 39,0 30,0 40,4 28,6 39,1 50,0 30,8

eFG% 51,5 55,5 50,2 54,6 56,8 55,6 44,3 58,4 44,9 50,0 61,6 54,0

FT% 81,2 84,6 87,9 89,9 60,5 73,9 90,0 81,5 69,2 61,5 72,0 80,0

RPG 13,7 8,0 5,2 2,4 9,0 5,2 6,6 1,4 2,4 3,6 5,3 2,3

APG 3,4 2,8 4,1 2,7 7,8 1,1 2,0 1,1 1,4 0,8 1,2 3,5

SPG 0,7 0,5 1,8 0,4 1,4 1,8 0,3 0,4 1,7 0,5 0,1 1,1

BPG 1,9 0,6 0,5 0,2 0,8 1,8 0,2 0,1 0,3 0,2 0,6 0,2

TPG 3,6 1,6 1,5 1,3 3,5 1,7 1,9 0,5 1,1 0,9 1,1 1,3

FPG PPG 3,3 27,3 2,3 19,0 1,7 18,8 1,7 17,6 2,6 17,1 3,5 11,3 3,0 11,1 2,0 8,3 2,3 7,6 2,6 7,4 1,4 7,4 1,4 6,2


Fotos: Jesse D. Garrabrant/David Dow/NBAE via Getty Images

O

bwohl die 76ers in dieser Saison alles andere als ruhig arbeiten bzw. nahtlos auf dem im Vorjahr Erreichten aufbauen durften, steht das Team aus der Stadt der brüderlichen Liebe erneut dort, wo es auch im Frühjahr 2018 stand: bei über 50 Siegen und einem Platz unter den drei bilanzbesten Teams der Conference. Der Unterschied? Die Protagonisten sind ein Jahr reifer/besser. Und: Der Kader ist stärker denn je! Der Deal für den in Minnesota verstimmten Jimmy Butler war erst der Anfang. Philadelphia ließ sich den vierfachen All Star (2015 bis 2018) viel kosten. Butler debütierte mit zwei Gamewinnern in den ersten Wochen bei seinem neuen Arbeitgeber – eine „Closer“-Qualität, die er auch im Restverlauf der Saison immer wieder unter Beweis stellte. Wenngleich seine Statistiken auf dem niedrigsten Stand seit Jahren stehen, ist Butler dank seiner Allround-Qualitäten und Crunchtime-Beschlagenheit die Sorte Waffe, die in den Playoffs den Unterschied machen kann. Diese Fähigkeit ist bei Butler doppelt teuer: Der werdende Free Agent sorgte quasi vom ersten Tag in Philly für Querelen und Schlagzeilen abseits des Parketts. Coach Brett Brown war umso mehr auch als Ego-Verwalter denn als simpler Taktiker gefragt, als Neu-Manager Elton Brand zur Trading-Deadline auch noch Tobias Harris und Boban Marjanovic aus Los Angeles akquirierte. Mit Harris, Ben Simmons, J.J. Redick, Butler und Joel Embiid verfügen die 76ers heute über die beste Starformation der Eastern Conference – ein Quintett, das die Gegner mit mehr als 17 Punkten Unterschied pro 100 Angriffe vom Platz bläst. Die Mischung aus Länge, Scoring, Playmaking und Defense ist verheerend. Alles steht und fällt mit Embiid. Der Kameruner pausierte zwar hier und da – so wie im März, als er zwei Wochen außer Gefecht war –, zeigte sich in Gänze jedoch robuster und produktiver denn je. Der 24-jährige MVP-Kandidat bleibt Philadelphias bester Scorer und Verteidiger. Embiid rangiert bei den Punkten, Rebounds und Blocks pro Partie unter den Top Ten der NBA. Er ist weder am Zonenrand noch aus der Mitteldistanz zu bändigen. Und obwohl seine Dreierquote unter 30 Prozent gerutscht ist und er eine Turnover-Maschine bleibt, legte Embiid dank Karrierebestwerten bei den Freiwürfen (81,1 Prozent bei 10,0 Versuchen pro Abend) und beim True Shooting seine bisher stärkste Saison aufs Parkett. Stand Embiid auf dem Feld, stellte Philly einmal mehr die beste Defensive der Liga. Mit anderen Worten: Der Lautsprecher ist ein Superstar, und die entscheiden bekanntlich Spiele und Serien im April und Mai.

Aus Simmons ist in seinem zweiten (bzw. dritten) NBA-Jahr ein ausgebuffter Profi geworden, der die athletischen Vorteile eines 2,08 Meter großen und 105 Kilo schweren Point Guards noch effizienter auszunutzen weiß. Seine Freiwurfrate ist nach oben geschnellt, und obwohl er immer noch nicht werfen kann (0/15 Dreier in seiner Karriere), punktet er mehr und hochprozentiger. Sein Rebounding ist ebenfalls besser. Mit zehn TripleDoubles gehört er erneut zu den Besten in dieser Kategorie. Ob Butler und Embiid nebeneinander passen, darauf gibt es noch keine klare Antwort – ein Fakt, den die Ankunft von Harris und der Bedarf nach noch mehr Ballverteilung nicht unbedingt abgeschwächt hat. Simmons operiert eben am liebsten dort, wo auch Embiid und Butler Position beziehen möchten – im Halbfeld, am Zonenrand und auf der Spielfeldseite. Smarte Defensiven verstehen es, die starke Seite zu überladen und Philadelphias oft fragwürdiges Spacing zum Bumerang werden zu lassen. Im Transition-Spiel ist der Australier hingegen nicht zu bremsen. Die Sixers laufen mit die schnellste Pace der NBA, gehören an den Brettern und beim Shooting zur absoluten Elite. Mit Redick (39,2 3P% bei 7,8 Versuchen pro Spiel), Harris (37,9 3P%) und einem weiteren Neuzugang in Mike Scott (40,3 3P%) verfügt Brown über drei der besten Distanzschützen der Liga. Harris’ Akquisition hat dieses Team endgültig in den Kreis der Top-Contender gehievt. Der Forward erzielt 20 Punkte pro Abend bei über 50 Prozent aus dem Feld. Anstatt sich wie im Vorjahr ausschließlich auf die Playmaking- und Scorer-Qualitäten von Simmons und Embiid verlassen zu müssen, verfügt diese Mannschaft nun über gleich fünf passable Punktesammler und vier Akteure, die sich ihren eigenen Wurf erarbeiten können. Sicher, die Ballverlustrate ist die höchste aller Top-Teams im Osten. Die Offensive kann im Halbfeld zum Erliegen kommen, eine gewisse „Mach du, ich hab schon“-Verwirrung ist manchmal nicht von der Hand zu weisen. Vor allem Butler ist dafür bekannt, passiv-aggressiv offene Würfe zu verschmähen – eine Masche, die er in der Postseason natürlich abstellen muss. Seine Erfahrung in wichtigen Momenten wird diesem Team, dessen drei Top-Spieler in ihrer Karriere maximal eine Serie gewonnen haben, jedoch gut zu Gesicht stehen. Zwar fehlt es an Tiefe im Kader (mehr als vier Reservisten kann Brown nicht einsetzen, ohne ins Schwitzen zu kommen), dieser Fakt wird jedoch von der Dominanz der Top 5 und den kürzeren Rotationen in den Playoffs negiert. Die Sixers bringen so gut wie alles mit, um die Finals zu erreichen. Schaffen sie es, ihre grüne Nemesis aus Boston zu besiegen?

POWER RANKING

05

LINEUPS Die Erste Fünf ist pures Dynamit und bläst die Gegner weg! Das Problem sind die Backups. Wer liefert von der Bank?

STARTING LINEUP B. Simmons J.J. Redick J. Butler T. Harris J. Embiid ORtg: 117,2 DRtg: 100,0 Min: 116,0

TRADEDEADLINE LINEUP T. McConnell J. Butler T. Harris M. Scott B. Marjanovic ORtg: 123,3 DRtg: 105,5 Min: 84,0

65


tor

Eastern

Conference:

Toronto

Raptors

ZEIT FÜR DIE WAHRHEIT Text:

Sebastian

DEPTH CHART Zwar ist die Ersatzbank nicht mehr so dominant wie 2017/18, zehn vielseitige Rotationsspieler sind aber mehr als genug.

Dumitru

POS

NAME

PG

K. Lowry

32

F. VanVleet

24

J. Lin

30

SG

SF

PF

C

ALTER

D. Green

31

N. Powell

25

P. McCaw

23

K. Leonard

27

OG Anunoby

21

M. Miller

25

P. Siakam

24

E. Moreland

27

C. Boucher

26

S. Ibaka

29

M. Gasol

34

+ STÄRKEN Elite-Team in Angriff und Abwehr. Vor allem in Transition dank Athleten auf jeder Position verheerend effektiv. Viel Balance, personell wie taktisch. Leonard funktioniert besser als erträumt. Er alleine macht den Unterschied. Größter Heimvorteil im Osten.

- SCHWÄCHEN Nurse hat noch keine Sekunde Playoff-Erfahrung als Headcoach. Lowry und Leonard standen nur in knapp der Hälfte aller Partien gemeinsam auf dem Parkett. Viele Ausfälle und die Neuadditionen verhinderten ein Zusammenwachsen. Der Druck ist gigantisch!

= FAZIT Egal ob Rang eins oder zwei: Die Raptors gelten in Expertenkreisen zu Recht als bestes Team der Conference. Mit Qualität auf jeder Position, einem Top-5-Spieler und einer „Jetzt oder nie“-Denkweise stehen die Chancen aufs NBA-Finale besser denn je.

SHOT CHART

STATS 2018/19 NAME Kawhi Leonard Pascal Siakam Serge Ibaka Kyle Lowry Jonas Valanciunas Fred VanVleet Danny Green Marc Gasol Norman Powell Jeremy Lin OG Anunoby Delon Wright

66

SP 55 74 68 59 30 57 73 19 53 17 64 49

MPG 34,3 32,0 27,6 34,3 18,8 27,4 28,0 24,2 18,6 19,2 20,3 18,3

FG% 49,7 54,9 52,4 42,0 57,5 40,9 45,6 47,6 47,6 37,1 45,6 43,3

3P% 37,5 35,6 26,6 35,7 30,0 37,5 44,4 39,4 37,4 17,0 33,8 33,3

eFG% 54,6 58,7 54,9 52,9 59,3 50,1 61,0 52,1 55,4 40,3 54,1 48,5

FT% 85,9 78,2 77,6 83,0 81,9 84,5 82,5 78,1 82,1 78,6 56,7 86,9

RPG 7,4 6,9 8,0 4,7 7,2 2,6 4,0 6,5 2,3 2,6 3,0 2,6

APG 3,3 3,1 1,4 8,9 1,0 4,7 1,5 3,7 1,5 2,1 0,7 2,2

SPG 1,9 1,0 0,4 1,3 0,4 0,8 0,9 0,9 0,6 0,4 0,7 0,9

BPG 0,4 0,7 1,4 0,5 0,8 0,2 0,6 1,1 0,2 0,3 0,3 0,3

TPG 2,1 1,9 1,5 2,9 1,3 1,3 0,9 1,5 1,1 1,2 0,8 0,8

FPG PPG 1,5 27,0 3,0 16,8 2,9 14,8 2,5 14,7 2,7 12,8 1,8 10,8 2,2 10,0 2,6 9,2 1,6 8,4 2,2 7,2 2,1 7,1 1,1 6,9


Fotos: Ron Turenne/Mark Blinch/Andrew Lahodynskyj/NBAE via Getty Images

F

lashback! In unserer Saisonvorschau schrieben wir über die Raptors: „Wie wird aus einem guten ein sehr gutes NBA-Team? Auf dem Papier genau so, wie es Masai Ujiri gerade versucht: Ein Top-5-Spieler, der an beiden Enden dominiert, führt eine tiefe, athletische, defensivstarke und modern angreifende Mannschaft in ungekannte Sphären. Im Falle Torontos hieße das: an Boston, Philadelphia und jedem anderen Ost-Herausforderer vorbei ins NBA-Finale. Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Wir nannten Kawhi Leonard einen All-NBA- und MVP-Kandidaten, projizierten Pascal Siakam als „Most Improved Player“, lobten die Vielseitigkeit der Truppe und wiesen auf die exquisite Balance zwischen Angriff und Verteidigung unter dem neuen Cheftrainer Nick Nurse hin. Und siehe da: Bei Redaktionsschluss war Toronto tatsächlich nicht nur eines von nur drei Teams, die an beiden Enden des Parketts zu den besten zehn zählten, sondern hatte das drittbeste Net-Rating auf der Habenseite, war bis zuletzt im Rennen um den ersten Platz im Osten und auf Kurs, die beste Bilanz der Franchise-Historie aufzulegen. Mit Errungenschaften während der regulären Saison geben sie sich bei der kanadischen Franchise aber bekanntlich längst nicht mehr zufrieden. Mindestens der Ost-Titel soll es sein, gerne auch eine Nummer größer. Gern so groß wie die Larry-O’Brien-Trophäe! Die Raptors träumen „big“. Eine ganze Nation hofft darauf, endlich die Traumata der vergangenen Jahre überwinden zu können. Dafür wurde der beste Spieler der Franchise-Historie, DeMar DeRozan, von Ujiri in einem lupenreinen „BusinessMove“ aus der Stadt gejagt und durch einen der besten Spieler der Welt ersetzt. Dafür wurde der amtierende Coach des Jahres, Dwane Casey, durch seinen Assistenten ersetzt. Dafür wurde zur Trading-Deadline ein Teil der immensen Tiefe im Kader geopfert, um die großen Positionen mit einem ehemaligen „Defensive Player of the Year“ aufzuwerten und sich für eventuelle Playoff-Schlachten mit Joel Embiid zu wappnen. Abgesehen von zwei „Durchhängern“ (Toronto gewann auch in diesen Phasen mindestens 50 Prozent seiner Partien) verlief die Saison wie geplant. Nicht nur, weil die Raptors jeden Ost-Gegner (mit Ausnahme von Caseys Pistons) mindestens einmal überzeugend besiegten, sondern weil Nurse viel Gelegenheit zum Experimentieren bekam. Ohne Leonard zum Beispiel, der keine Back-to-Back-Partien absolvierte und dennoch alle in ihn gesetzten Erwartungen übererfüllte. Der Two-WaySuperstar legte bombastische 27,0 Punkte, 7,5 Rebounds, 3,3 Assists und 1,8 Steals pro Einsatz auf – also die mit Abstand beste Saison seiner Karriere.

Natürlich blicken alle RaptorsFans nervös Richtung Sommer, solange der 27-Jährige als Free Agent nicht langfristig in „T-Dot“ verlängert. Die Toronto-Kawhi-Ehe hätte bisher aber nicht besser harmonieren können. Auch Danny Green passte mit seinem Dreier-und-Defensiv-Paket zur Mannschaft wie der Velociraptor in „Jurassic Park“: 10,0 Punkte und 44,3 Prozent Dreierquote bei 5,4 Versuchen in 28,2 Minuten pro Abend sind absolute Traumwerte für jeden Rollenspieler. Siakam avancierte derweil zum „Most Improved Player“. Egal ob als Verteidiger für alle fünf Positionen, als Finisher oder als Vorbereiter mit viel Übersicht – Siakams Spiel kletterte auf ein ungeahntes Niveau. Eines, das suggeriert, dass hier vielleicht der nächste FranchisePlayer der Dinos heranreift. Scoring-Schnitt, Rebounding, Passspiel, Wurfgenauigkeit und Selbstbewusstsein als Playmaker zeigen sich enorm verbessert. „Ich hatte das Benchmob-Ding ein bisschen satt“, sagte Siakam vor der Saison. „Es war cool vergangenes Jahr. Aber ich will spielen, egal in welcher Rolle.“ Wenige Monate später findet der TwoWay-Player seinen Namen in zahlreichen Offense- und Defense-Ranglisten wieder, wäre um ein Haar im All-Star-Team gelandet und ist Torontos Geheimwaffe im Kampf um die Ost-Krone. Der Rest des Kaders zählt nach den Verpflichtungen zur Deadline (Marc Gasol und Jeremy Lin) und dank alter Bekannter (Kyle Lowry, Serge Ibaka, Fred VanVleet, Norman Powell und OG Anunoby) erneut zu den tiefsten im Teilnehmerfeld. Lowry wurde trotz gesunkener Spielanteile und mehr Übung beim Spiel abseits des Balles zum fünften Mal in Folge All Star. Ibaka zeigt in seinem Vertragsjahr die vielleicht besten Leistungen seiner Karriere. Mit Gasol kam noch mehr Basketball-IQ, Defensivstärke und positionelle Flexibilität nach Kanada. Nurse nutzte die reguläre Saison, um viel auszuprobieren und auf alle Eventualitäten (und Matchups) vorbereitet zu sein. Was nach dieser fast perfekten regulären Saison folgt, sind nicht weniger als die Wochen und Monate der Wahrheit. Toronto ist ein Spitzenteam, diesmal ein veritables. Zwar fehlt es dem Headcoach an Playoff-Erfahrung, Lowry, Leonard und der Rest der Truppe gingen nur wenige Minuten in Crunchtime-Lineups. Die vielen Ausfälle und Neuadditionen im Februar verhinderten die Etablierung notwendiger Synergien. Der Druck, gewinnen zu müssen, ist außerdem gigantisch. Und dennoch: Kein anderes Team der Eastern Conference hat in Angriff und Verteidigung so großes Potenzial, bei gleichzeitig schon sehr guten gezeigten Leistungen. Wenn alles klickt, hat diese neueste Raptors-Edition keine Schwäche.

POWER RANKING

02

LINEUPS Die Erste Fünf überzeugt mit Top-3-Effizienz an beiden Enden des Parketts. Gasol gibt Coach Nurse noch mehr Optionen.

STARTING LINEUP K. Lowry D. Green K. Leonard P. Siakam S. Ibaka ORtg: 113,2 DRtg: 104,9 Min: 547,0

KILLER LINEUP F. VanVleet D. Green K. Leonard P. Siakam M. Gasol ORtg: 121,0 DRtg: 102,4 Min: 41,0

67


NBA-playoffs

Matchupführer

MATCHUPFÜHRER 2019 Da wir zu Redaktionsschluss nie wissen, wie die Matchups in der ersten Runde der Playoffs aussehen, sagen wir hier alle möglichen Serien voraus. Alle angegebenen Stats beziehen sich einzig auf die direkten Matchups der jeweiligen Teams.

So schön die Nuggets spielen, sie haben de facto keine Playoff-Erfahrung. Das reicht nicht gegen diese Warriors.

4-1 Warriors

Wenn die Refs das Halten bei Blöcken ahnden, wird es klar. Und auch so: Den Rockets fehlen die Verteidiger.

Harden und Paul sind zu viel für den jungen Backcourt der Nuggets, die halt zum ersten Mal in den Playoffs stehen.

4-1 Warriors

4-2 Rockets

Shai GilgeousAlexander, Landry Shamet und Ivica Zubac werden in dieser Serie eine Menge lernen …

Auch hier gilt: Shai Gilgeous-Alexander, Landry Shamet und Ivica Zubac werden in dieser Serie eine Menge lernen …

Zubac soll Jokic verteidigen? Zwei Rookies in der Guardrotation? Das reicht nicht gegen diese Nuggets.

4-0 Rockets

4-0 Warriors

4-1 Nuggets

Gallinari wird von George in Sonderbewachung genommen, Westbrook hält sich an den Rookies schadlos.

Faszinierendes Matchup! Am Ende entscheiden Nuancen. Harden wird oft gegen Schröder und Rivers isoliert werden …

Die Warriors haben „PG13“ (39,4 FG%) sowie „RW0“ (22,6 FG% und 8,3 3P%) entschlüsselt. Curry (32,5 PPG) liefert ab.

Die Nuggets haben einen Plan für George (39,1 FG%) und Westbrook (36,5). Adams wird vom Korb weggezogen …

4-2 Thunder

4-3 Rockets

4-1 Warriors

4-2 Nuggets

OKC gewann alle vier Spiele der regulären Saison. Ohne Nurkic fehlt das Gegengewicht zu Adams. Westbrook 29,5 PPG.

Enges Ding. Am Ende haben die Blazers einen Backcourt (54,3 PPG), der sich auch von Beverley nicht decken lässt.

McCollum und Lillard werden die Blazers in die Serie schießen, aber Capela wird machen, was er will. Schade für Portland.

Dieses Lied kennen wir schon … Es wird ein Shootout, bei dem nur ein Team zwischendurch auch mal verteidigt.

Ohne Nurkic leider eine ganz klare Angelegenheit für die Goldstückchen. Can’t play Kanter gegen Nikola Jokic.

4-1 Thunder

4-2 Blazers

4-2 Rockets

4-0 Warriors

4-1 Nuggets

Auch wenn sich Lillard und McCollum in die Serie schießen – was Aldridge mit Kanter veranstaltet, wird FSK ab 18 sein.

Die Thunder müssen von außen treffen und Aldridge körperlich verteidigen. Das werden sie, und „PG13“ liefert ab.

Sorry Clipps. Popovich und sein Stab kennen eure Schwächen, und physische Verteidiger gegen Aldrigde fehlen.

Die Spurs haben keinen adäquaten Verteidiger gegen Harden (37,0 PPG) und Capela (16,8 PPG und 17,0 RPG).

Kawhi Leonard spielt nicht mehr in San Antonio … Aldridge wird gedoppelt, San Antonios Dreier fallen nicht. Easy.

Popovich wird den Youngstern einige Rätsel aufgeben, schließlich ist aber Jokic als Playmaker (8,3 APG) zu gut.

4-2 Spurs

4-3 Thunder

4-2 Spurs

4-1 Rockets

4-1 Warriors

4-2 Nuggets

Die Jazz können gefahrlos mit Gobert und Favors spielen. Die Spurs bauen nicht genug defensiven Druck auf.

Leonard (66,7 3P%) zieht Gobert nach außen. Das öffnet Räume für Lillard und McCollum, aber die Jazz sind tiefer.

Mitchell (39,3 FG%) und Ingles (39,5) knabbern an ihren Matchups. „PG13“ hat eine persönliche Vendetta mit Ingles.

Gobert (21,5 PPG, 17,5 RPG, 4,0 BPG und 68,4 FG%) dominiert, wie er will. Gallinari (21,4 FG%) kommt nicht klar.

Mit zwei Big Men ohne Wurf kann Utah nicht spielen. Exum fehlt als Verteidiger gegen Harden. Capela checkt Gobert.

Die Jazz leben offensiv von Mitchell (28,2 FG%). Die Warriors haben Iguodala und Thompson. „KD“ und Curry liefern ab.

Utah ist ein Angstgegner, aber haben die Jazz genug Scoring? Trifft Jokic von außen, wird es eindeutig.

4-2 Jazz

4-2 Jazz

4-2 Thunder

4-2 Jazz

4-2 Rockets

4-1 Warriors

4-2 Nuggets

W 68


E

ndlich! Nachdem 2018 die NBAChampionship quasi in den Westfinals ausgespielt wurde, dürfte in den diesjährigen NBA-Finals ein echter Leckerbissen warten! Denn die vermeintlich stärksten Widersacher der Golden State Warriors warten im Osten. Die Milwaukee Bucks und Toronto Raptors sind als formidable Konkurrenten erwachsen, auch wenn beide als Außenseiter in die Finals gehen würden.

Wir haben uns für Kanadas einziges NBA-Team entschieden, weil die Mannschaft von Coach Nick Nurse variabler besetzt scheint und verschiedene Spielstile fahren kann. Doch reicht das auch, um den vierten Warriors-Titel in fünf Jahren und den dritten in Folge zu verhindern? Toronto gewann beide Partien der regulären Saison – die zweite sogar deutlich ohne Kawhi Leonard, und da fehlten noch Marc Gasol und Jeremy Lin.

Trotzdem sehen wir die Warriors am Ende vorn. Warum? Weil sie sich nur selbst schlagen können. All die atmosphärischen Störungen zwischen den fünf All Stars im Kader dürften in den Playoffs verflogen sein, wenn das Ziel zum Greifen nah ist. Knapp wird es werden, aber am Ende sind diese Warriors noch immer einzigartig eingespielt und so erfahren wie keine andere Mannschaft.

NBA-FINALS TORONTO RAPTORS

Die Celtics haben die besseren Spieler, die Nets haben die bessere Chemie … trotzdem setzt sich Qualität durch.

2

GOLDEN STATE WARRIORS

4

GOLDEN STATE WARRIORS

4-2 Celtics

Die Nets haben die mit Abstand besseren Guards und am Brett versierte Verteidiger. Es spricht am Ende nichts für Detroit.

4-1 Celtics

4-2 Nets

Wird diese Serie wirklich knapp? Boston dürfte endlich fokussiert sein und Bogdanovic vehement attackieren.

Hochinteressant und eng. Am Ende sind die Pacers taktisch variabler und defensiv stärker, aber es gibt sieben Spiele.

Die Pistons haben am Ende niemanden, den sie wirklich gegen Bogdanovic stellen können. Indy hat die besseren Guards.

4-2 Celtics

4-3 Pacers

4-2 Pacers

Natürlich fehlt Milwaukee eventuell Brogdon, aber diese Bucks haben das Talent und sind eine Einheit …

Keine Chance für die Nets, die absolut niemanden haben, der Antetokounmpo auch nur halbwegs decken kann.

Ist Drummond überhaupt spielbar gegen die Bucks? Wie soll Griffin defensiv funktionieren? Totaler Blowout …

Die Pacers werden sicher ein Spiel klauen, einfach weil sie extrem gut eingespielt sind … das war es dann aber auch.

4-2 Bucks

4-1 Bucks

4-0 Bucks

4-1 Bucks

Horford war mal Embiids Kryptonit, doch das ist vorbei (29,3 PPG). Butler und Harris > Tatum und Brown.

Auch hier … mit voller Kapelle sind die 76ers einfach überlegen und offensiv zu variabel aufgestellt, um zu verlieren.

Embiid ist schon länger in Drummonds Kopf, auch hier muss Griffin viel an der Dreierlinie verteidigen …

Mit Oladipo wäre es knapper, so kommen die 76ers offensiv einfach zu potent daher, als dass Indiana dies kontern kann.

Simmons wird zum Problem, weil die Bucks seine Wurfschwäche ausnutzen werden. Lopez zieht Embiid vom Korb.

4-2 76ers

4-1 76ers

4-1 76ers

4-1 76ers

4-2 Bucks

Sorry Boston, Toronto hat auf alle Ideen der Celtics eine Antwort und den besten Spieler der Serie in Leonard.

Oh, oh … die Nets werden glühen, aber halt überwiegend am eigenen Korb. Und wer soll Leonard decken?

Detroit gewann alle drei Spiele gegen die Raptors … aber die Serie geht an Toronto, das einen Plan für Griffin haben wird.

Die Raptors haben genau die Verteidiger, die sie für Bogdanovic brauchen. Wer kann sonst Würfe kreieren? Niemand.

Es wird die wohl beste Serie dieser Playoffs. Toronto gewinnt am Ende, weil es variabler scoren kann.

Die Raptors haben die perfekten defensiven Konter gegen alles, was die 76ers versuchen, und sind tiefer besetzt.

4-2 Raptors

4-1 Raptors

4-1 Raptors

4-1 Raptors

4-3 Raptors

4-2 Raptors

Egal wer von den anderen reinrutscht, die Celtics würden sich zu einem Seriensieg stolpern, weil dann das Talent reicht.

Die Nets dürften mit diesem Trio so ihre Probleme haben, aber schlussendlich wohl gewinnen – außer gegen Miami.

Extrem schwer zu sagen. Detroit würde wohl nur die Hornets schlagen, ansonsten aufgrund der Guards verlieren.

Gegen dieses Trio würden sich die Pacers durchsetzen, weil sie nicht weniger Talent haben und eingespielt sind.

Machen wir es an dieser Stelle kurz, denn es wird kurz. So kurz, wie es eben geht! Holt die Besen raus! Es wird gefegt!

Ein Spiel würden die 76ers wohl verlieren, einfach weil sie die Konzentration nicht haben oder von der Bank nichts kommt.

Immerhin gibt es für dieses Trio dann noch mal zwei Heimspiele und ein paar Millionen Dollar, das ist ja auch was … und Erfahrung.

4-2 Celtics

4-2 Nets

4-2 die anderen

4-1 Pacers

4-0 Bucks

4-1 76ers

4-0 Raptors

Fotos: Ron Turenne/Noah Graham/NBAE via Getty Images

Detroit hat auf keiner Position einen Matchup-Vorteil. Deshalb geht es eher schnell zu Ende für Motown.

E 69


euroleague

Euroleague-Playoffs

EUROLEAGUE PLAYOFFS ACHT ASPIRANTEN Auch in der Euroleague stehen die Playoffs vor der Tür, obwohl bei Redaktionsschluss noch einige Runden zu spielen waren. Wir stellen die acht Teams vor, die wir im April in Best-ofThree-Serien um die Final-Four-Tickets kämpfen sehen. Text: Peter Bieg

FENERBAHCE BEKO ISTANBUL Das Team mit der besten Bilanz nach der regulären Saison geht als Favorit in die Playoffs, denn der um den Franzosen Joffrey Lauvergne verstärkte Vizemeister des vergangenen Jahres wirkt besser denn je. Der legendäre Headcoach Zeljko Obradovic hat alle Zutaten für einen zukünftigen EuroleagueChampion beisammen: Erfahrung, Variabilität, defensive Konsequenz und offensive Potenz, lediglich in Sachen Athletik und Kreativität muss Fenerbahce Abstriche machen. Tragende Säule ist insbesondere der Frontcourt um Jan Vesely, Nicolo Melli und Luigi Datome. Während die Italiener Melli und Datome mit Vielseitigkeit und Abgeklärtheit punkten und rebounden, strapaziert der sprunggewaltige Tscheche Vesely vehementer denn je die Korbanlagen und gibt hinten den Ringbeschützer. Kein Team punktet mehr und mit besseren Quoten als Fenerbahce, das Coach Obradovic gewohnt an der kurzen Leine führt. Mit Ali Muhammed und Neuzugang Erick Green stehen Spieler im Kader, die aus dem Eins-gegen-eins jederzeit kreieren können, auch wenn der Fokus auf sauber herausgespielten Wurfaktionen liegt (55,3 TS% sowie 44,5 3P%, jeweils der mit Abstand beste Wert der EL). Fenerbahce hat extrem viele Spieler, die jederzeit 15 und mehr Punkte auflegen können. Zu ihnen zählen auch die serbischen Flügelspieler Nikola Kalinic und Marko Guduric sowie Neuzugang Lauvergne. Orchestrieren soll den Angriff der Türken insbesondere der griechische Routinier Kostas Sloukas, der aber bisweilen zu viele Löcher ins Parkett dribbelt. Ein gefährliches, tiefes und professionelles Team: Fenerbahce ist nach Ende der Hauptrunde Topfavorit auf einen weiteren Euroleague-Titel.

70


ZSKA MOSKAU ZSKA Moskau startete mit acht Siegen in die Hauptrunde, strauchelte zwischenzeitlich, um dann eine erneute Siegesserie zu starten. Da sich Qualität langfristig häufig durchsetzt, standen die Russen zum Ende der Hauptrunde standesgemäß mit an der Tabellenspitze. Die Achse bestehend aus Sergio Rodriguez, Nando de Colo und Cory Higgins bildet die wohl beste Dreier-Kombination der Euroleague, was die kleinen Positionen angeht. Alle treffen den Dreier, alle ziehen zahlreiche Fouls – insbesondere Rodriguez ist dazu ein formidabler Strippenzieher. Auf den großen Positionen verfügt Headcoach Dimitris Itoudis über zahlreiche Spezialisten, die er je nach Gegner mehr oder weniger einsetzt. Da sind die Neuzugänge Alec Peters (Stretch-Vierer) und Joel Bolomboy (sehr athletisch), die russischen Routiniers Vorontsevich und Kurbanov (jeweils Dreier, Defense und im Falle von Kurbanov Härte) sowie die USAmerikaner Kyle Hines und Othello Hunter (Defense, Shotblocking) plus Will Clyburn (Scoring, Athletik). ZSKA hat alle Waffen für einen Euroleague-Champion und ist klarer Final-Four-Kandidat.

Fotos: Emilio Cobos/Tolga Adanali/Mikhail Serbin/EB via Getty Images

REAL MADRID In Jahr 1 n.D. (nach Doncic) rangiert Titelverteidiger Real Madrid weiterhin mit an der Spitze der Euroleague. Keine Mannschaft holt mehr Rebounds und leistet sich weniger Ballverluste pro Assist als „Los Blancos“. Bis auf den Ausrutscher bei der Auswärtsniederlage in Podgorica hat Madrid nur gegen andere TopMannschaften einzelne Niederlagen einstecken müssen. Während die Flügelspieler Rudy Fernandez (zu alt, zu inkonstant, zu überheblich), Jeffery Taylor (zu ausrechenbar) und Gabriel Deck (zu jung) ihre Probleme haben, sind die Guard-Spots ebenso wie die Big-MenRotation hervorragend besetzt: Sergio Llull, Facundo Campazzo, Fabien Causeur und Jaycee Carroll gehören jeweils zu den besseren Euroleague-Spielern auf den kleinen Positionen. Gleiches gilt für Walter Tavares, Anthony Randolph, Gustavo Ayon und Trey Thompkins als Big Men. Madrid bringt eine gefährliche Mischung aus „Häuptlingen“ wie Llull und Randolph sowie hochkarätigen „Indianern“ wie Tavares, Reyes und Deck an den Start. Angeleitet vom erfahrenen Pablo Laso sind die Madrilenen auch in diesem Jahr ein Kandidat für das Finale.

71


euroleague

Euroleague-Playoffs

ANADOLU EFES ISTANBUL

Fotos: Aykut Akici/Emilio Cobos/Yorgos Matthaios/Rodolfo Molina/Miguel Henriquez/Aitor Arrizabalaga/EB via Getty Images

Nicht nur die Tatsache, dass mit Tibor Pleiß ein deutscher Center eine wichtige Rolle im Team einnimmt, macht Anadolu Efes Istanbul interessant: Die Mannschaft von Headcoach Ergin Ataman gehört zu den unterhaltsamsten und erfolgreichsten in der Euroleague. Efes trifft aus allen Lagen (52,8 TS% sowie 41,0 3P%, jeweils 2. Platz in der EL) und passt gut auf den Ball auf (1,6 Assists pro Turnover, ebenfalls 2. Platz).

FC BARCELONA LASSA Es scheint, als käme mit Svetislav Pesic auch der Erfolg zurück nach Barcelona: Während er nur einige Tage nach seiner Amtseinführung in der vergangenen Saison direkt den spanischen Pokal gewann, wiederholte er dieses Kunststück vor einigen Wochen und bezwang erneut den Erzrivalen Real Madrid. Gut möglich, dass sich die beiden spanischen Spitzenklubs auch im Laufe der EL-Playoffs begegnen. Denn nach einer zwischenzeitlichen VierNiederlagen-Serie nahm Barcelona Fahrt in Richtung Postseason auf. Neben Pesic ist es eine besondere Mischung an Spielern, die für Barcelonas Erfolg sorgt: Da sind kreative Spielmacher (Kevin Pangos und Thomas Heurtel), Shooter Kyle Kuric, kämpferische Verteidiger (Adam Hanga und Jaka Blazic), aber auch NBA-erfahrene Forwards (Victor Claver und Chris Singleton). Das Prunkstück der Katalanen bildet aber wohl die Big-Men-Rotation. Denn angesichts von Spielern wie Ante Tomic (Länge, Finesse, Vorlagen), Kevin Seraphin (Wucht, Kraft, Scoring), Pierre Oriola (Einsatz, Wurf, Energie) und Artem Pustovyi (Länge, Shotblocking) hat Headcoach Pesic oftmals die berühmte Qual der Wahl. Nur zwei Mannschaften in der EL rebounden besser als Barcelona, allerdings bereiten der Dreier (35,5 3P% als Team) und nur 1,3 Assists pro Turnover dem Cheftrainer die eine oder andere Sorge. Für den ganz großen Wurf in Form einer Final-Four-Teilnahme wird es wohl nicht reichen.

AX ARMANI EXCHANGI OLIMPIA MILANO

Nach gutem Saisonstart etablierte sich Efes in der erweiterten Tabellenspitze und stellte sich früh als Geheimfavorit auf den Final-FourEinzug heraus. Coach Ataman vertraut insbesondere auf seine Starting Five, bestehend aus Shane Larkin (Point Guard), Vasilije Micic (Shooting Guard), James Anderson (Small Forward), Adrien Moerman (Power Forward) und Bryant Dunston (Center), die sehr viele Minuten auf dem Feld steht. Doch mit der kroatischen Allzweckwaffe Krunoslav Simon, der französischen Mikrowelle Rodrigue Beaubois, dem australischen Stretch-Big Brock Motum und dem deutschen Riesen Pleiß ist auch die Bank von Efes attraktiv aufgestellt. Bis auf den türkischen Kapitän Dogus Balbay übernimmt zwar kein Einheimischer wichtige Aufgaben, dennoch steht Efes für temporeichen TeamBasketball mit viel Scoring-Potenz.

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Bis auf zwei zwischenzeitliche Niederlagen gegen Fenerbahce und Barcelona hatte Mailand in jedem Spiel eine realistische Siegchance und konnte insbesondere eine Vielzahl knapper Spiele schlussendlich für sich entscheiden. Zu verdanken sind beide Umstände insbesondere Mike James, einem der dominierenden Spieler der laufenden Saison und einem der wenigen Alleinunterhalter in der Euroleague. James, in der vergangenen Saison noch bei den Phoenix Suns, ist ein Scorer vor dem Herrn (20,0 PPG), ohne seine Mitspieler völlig zu vergessen (6,8 APG). Zudem ist er ein schneller, spektakulärer Spieler – immer bereit, den schwierigen, entscheidenden Wurf zu nehmen und auch bisweilen zu verfehlen (32,8 3P%). Umgeben ist der US-Amerikaner von Qualitätsspielern wie Nemanja Nedovic, Mindaugas Kuzminskas, Vladimir Micov, James Nunnally, Curtis Jerrells und Kaleb Tarczebski. Nach dem Kreuzbandriss von Center Arturas Gudaitis hilft aber auch die Nachverpflichtung von Alen Omic nichts: Unter dem Korb ist Mailand zu schwach aufgestellt, um die Top-Teams nachhaltig ärgern zu können.


BASKONIA VITORIA GASTEIZ Das Team von Big Man Johannes Voigtmann nahm erst nach der Rückrunde und mit neuem Headcoach wieder Kurs auf die Playoffs. Pedro Martinez wurde durch Velimir Perasovic an der Seitenlinie ersetzt, und dieser soll die Minimalchance wahren, dass der Ausrichter des Final Four 2019 an diesem auch teilnimmt. Doch die Aussichten, dass Baskonia vor den eigenen Fans als eines der besten vier Teams der Liga um die Euroleague-Krone spielt, sind eher schlecht. Die Nordspanier sind ein starkes Rebounding-Team mit einer beeindruckenden Big-Men-Riege: Voigtmann, Tornike Shengelia, Vincent Poirier, Ilimane Diop und Shavon Shields gehören zu den tiefsten und variabelsten Kombinationen auf den Positionen vier und fünf in der Euroleague. Viele Spieler im Kader sind spielintelligent, insbesondere im Fastbreak bewegt Baskonia den Ball schnell und entschlossen und kommt zu vielen einfachen Punkten. Was den Basken im Vergleich zu den absoluten Top-Mannschaften fehlt, sind ein elitärer Aufbauspieler und mehr Scoring-Entlastung vom Flügel, wo abseits von Darrun Hilliard ein weiterer Slasher fehlt. redaktion@fivemag.de

OLYMPIAKOS PIRÄUS Im ersten Jahr unter Headcoach David Blatt spielte Olympiakos eine Hauptrunde mit Licht und Schatten: Zeitweise präsentierten die Griechen ansehnlichen Basketball – die traditionell starke Verteidigung gepaart mit Blattschen Neuerungen wie mehr Fastbreaks und schnelleren Abschlüssen. Doch insbesondere auswärts und gegen die anderen Top-Teams hatte Olympiakos oft klar das Nachsehen. 81:97 gegen Moskau, 55:76 gegen Barcelona, 78:94 in Madrid, 75:99 gegen Mailand – die Liste ist lang und macht wenig Hoffnung auf Playoff-Erfolge. Olympiakos ist mehr als jede andere Mannschaft vom Rhythmus abhängig: Wenn Piräus schnell in eine Partie kommt, einfache Körbe erzielt, aus der Distanz trifft und den Ball bewegt, dann ist gegen jeden Gegner alles drin. Doch wenn es nicht läuft, fehlen Einzelkönner und verlässliche Scoring-Optionen, die sich selbst Punkte kreieren können. Vasilis Spanoulis (36 Jahre) konnte das mal, wird aber nicht jünger, steht stellvertretend (2,9 TPG) für die Turnover-Anfälligkeit seiner Mannschaft und knickte kurz vor Playoff-Beginn auch noch heftig um. Center Nikola Milutinov bewirbt sich nachhaltig für ein NBA-Engagement (11,4 PPG, 7,8 RPG, 67,3 FG%), ist aber ebenso wie sein Kollege Zach LeDay (9,8 PPG, 57,9 FG%) auf Anspiele seiner Mitspieler angewiesen.

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BBL-playoffs

BBL-Playoff-Vorschau

2019

DIE UNSTERBLICHEN UND DER REST

Die Playoffs stehen vor der Tür, und angesichts des souveränen Auftretens von Meister München in der Hauptrunde gibt es vor allem zwei große Fragen: Wer kann die Münchner besiegen? Und: Was erlaube Vechta? Wir sagen es euch und schauen voraus auf die spannendste Zeit des Jahres! Text: Peter Bieg

I

n zwei Klassen unterteilte Oldenburgs All-Star-Center Rasid Mahalbasic die Klubs der BBL im Interview mit FIVE (checkt die Ausgabe #157): „die Sterblichen“, das sind alle Mannschaften, die nicht Bayern München heißen. Und München, das sind im Umkehrschluss „die Unsterblichen“.

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Die Bayern – ein Team, das finanziell und sportlich in einer eigenen Liga zu spielen scheint. Entsprechend geht der amtierende deutsche Meister und einzige heimische Vertreter in der Euroleague nicht nur für Mahalbasic als Topfavorit in die Playoffs der Basketball-Bundesliga.

Mit 20 Siegen in Serie begann der „FCBB“ die BBL-Saison 2018/19, gewann die engen Spiele und besiegte so manchen Gegner standesgemäß deutlich. Die Münchner sind ein ausgeglichenes, international erfahrenes Team, in dem jeder Spieler inzwischen seine Rolle genau kennt. Headcoach Dejan Radonjic hat


in seinem ersten vollen Jahr an der Isar insbesondere eine Defensive installiert, die viele Gegner vor große Probleme stellt. Ballgewinne werden im Anschluss vielfach in schnelle und somit oftmals leichte Punkte umgemünzt. Auf den verletzungsbedingten Ausfall von Big Man Devin Booker reagierten die Bayern vielleicht nicht vollkommen positionsgetreu, präsentierten allerdings mit Derrick Williams eine der spektakulärsten und stärksten BBLNachverpflichtungen aller Zeiten – ganz getreu dem eigenen Motto „Mia san mia“. Die Sterblichkeit der unsterblichen Bajuwaren konnten bisher erst drei Klubs demonstrieren: ALBA Berlin beim Sieg gegen die Münchner im PokalViertelfinale am 23. Dezember 2018. Des Weiteren – Achtung! – ausgerechnet die Oldenburger am 14. Februar 2019. Mit 83:82 besiegten die EWE Baskets Bayern München und feierten einen Heimsieg der besonderen Sorte. Denn trotz Mahalbasic’ Zurückhaltung („Unseren zweiten Platz gilt es mit Vorsicht zu genießen“) etablierten sich die Oldenburger Donnervögel bereits früh in der Saison als hartnäckigster Verfolger der Bayern: Zu Redaktionsschluss hatten die Norddeutschen erst vier Niederlagen auf dem Konto. Ohne die zusätzliche Belastung aufgrund des Verzichts auf die Teilnahme an europäischen Wettbewerben und verstärkt von Neuzugang Will Cummings war Oldenburg das eindeutig zweitbeste Team der Hauptrunde. Um das imposante Dreigestirn Paulding-CummingsMahalbasic hat Trainer Mladen Drijencic Spieler gruppiert, die ihre Aufgaben ebenso genau kennen wie zuverlässig erfüllen. Oldenburg ist die stabilste Mannschaft der Liga: keine schweren Verletzungen, keine Machtkämpfe, keine kraftraubenden Reisen über den gesamten Kontinent. Stattdessen viel Zeit und Gelegenheit für Aufarbeitung und Vorbereitung von Bundesliga-Partien.

Fotos: Patrick Albertini/EB via Getty Images

Berlin und Bamberg

Hinter den EWE Baskets reihen sich die beiden Pokalfinalisten ein: Pokalsieger Brose Bamberg und ALBA Berlin, der zweite Bayern-Bezwinger. Wobei die Reihenfolge hier eine andere sein müsste: Trotz der Niederlage im Pokalfinale in Bamberg sind die „Albatrosse“ unter Headcoach Aito Garcia Reneses stärker einzuschätzen als die radikal veränderten Franken mit Interimstrainer Frederico Perego. Das belegt auch die Tabelle, wo ALBA bei Redaktionsschluss den vierten und Bamberg lediglich den fünften Platz belegte. Obwohl der Ausfall des zuvor stark verbesserten Spielmachers Stefan Peno schmerzt, spielt Berlin den vielleicht attraktivsten, flüssigsten Basketball der Liga. Rokas Giedraitis hat sich als absoluter Volltreffer erwiesen und wird kommende Saison mit hoher

Wahrscheinlichkeit in der Euroleague spielen – ob in Berlin oder anderswo … Auch Center-Nachverpflichtung Landry Nnoko könnte sich bei einem Berliner Griff nach der Meisterschaft als entscheidendes Puzzleteil erweisen. Der extrem lange Kameruner ist der wohl beste defensive Fünfer der BBL, muss bloß noch etwas am Foul-Management arbeiten und offensiv konstanter werden. Nach dem vorzeitigen Ende des Experiments Ainars Bagatskis, der Brose Bamberg stabilisieren wollte und sollte, tut genau das jetzt der langjährige Assistent Perego. Seitdem er am 13. Januar 2019 als Headcoach übernahm, startete Bamberg in der BBL eine beeindruckende Serie und gewann in einem packenden Finale den Pokal gegen ALBA Berlin. Eine imposante Zwischenbilanz für den erst 34-jährigen Italiener, der sich als Interimstrainer natürlich auch für einen Vollzeit-Job in der kommenden Spielzeit empfehlen kann. Sein Ansatz, DefensivAllergiker wie Stefan Jelovac konsequent auszusortieren oder im Falle von Arnoldas Kulboka zumindest auf die Bank zu verbannen, trägt in jedem Fall Früchte. Und auch einstige „Problemkinder“ wie Elias Harris, Patrick Heckmann, Ricky Hickman und der junge Center Cliff Alexander haben unter Perego wieder vermehrt ihre positiven Momente. Die Entwicklung der Franken ist spannend. Wenngleich sie aufgrund von Kader und Saisonverlauf nicht zu den Titelfavoriten zählen, gehören sie zu den Teams, gegen die allen Phrasen zum Trotz nun wirklich niemand antreten möchte.

Überraschung Vechta

Vierter, Fünfter … alles schön und gut, aber wer ist dann Dritter und hat die Unsterblichen ebenfalls besiegt? RASTA Vechta natürlich. Natürlich? Der Aufsteiger ist DIE Überraschung der Saison, hatte zuletzt ein überragendes Momentum und wird längst nicht mehr unterschätzt. Mit drei Niederlagen startete Vechta unter dem jungen Headcoach Pedro Calles in die Saison – viele weitere Niederlagen kamen nicht mehr dazu. Eine Neun-Spiele-Siegesserie starteten die Niedersachsen über den Jahreswechsel und sicherten sich damit frühzeitig ein Playoff-Ticket. Vechta überzeugt mit einer ebenso druckvollen wie funktionierenden Verteidigung, die auf den Prinzipien meisterhafter Antizipation und Rotation basiert. Offensiv wird die Mannschaft von kreativen und furchtlosen Akteuren wie T.J. Bray, Austin Hollins und „Baby Sikma“ Seth Hinrichs getragen. Neue Höhen erreichte der RASTA-Hype durch den fulminanten Heimsieg über ausgelaugte Bayern im März: Mit 93:75 schickten die Norddeutschen die Münchner auf die Heimreise – in einem Spiel, in dem für Vechta alles zusammenlief. Obwohl sich

alle Beteiligten im Anschluss darum bemühten, die Euphorie etwas zu dämpfen, sind damit die Hoffnungen auf die eine oder andere orangefarbene Überraschung in den Playoffs noch einmal sprunghaft gestiegen. Erste Experten brachten Headcoach Calles bereits als potenziellen Nachfolger seines Landsmanns Aito Garcia Reneses ins Spiel – für den Fall, dass der Spanier aufgrund seines fortgeschrittenen Alters in Berlin die Rente antritt. Wie nah solche Spekulationen an der Wirklichkeit sind, sei dahingestellt – absolut realistisch ist ebenso, dass der RASTA-Höhenflug in der Postseason abrupt endet. Dennoch ist die Saison von Vechta schon jetzt ein beeindruckender Erfolg. Und wer weiß, vielleicht bringt Rasta ja auch in den Playoffs alles durcheinander. Denn auch Berlin und Bamberg konnte Vechta in der regulären Saison jeweils schon besiegen – die TopTeams sind also gewarnt. Hinter den Unsterblichen, den einmaligen Bezwingern der Unsterblichen und dem Pokalsieger tummelte sich bis zum letzten Spieltag eine hungrige Meute weiterer Mannschaften auf der Jagd nach einem Playoff-Platz. Bonn, Ludwigsburg, Ulm, Gießen, Braunschweig, Würzburg, Bayreuth, vielleicht ja sogar noch Frankfurt – die Liste der Teams mit rechnerischen Playoff-Chancen war bei Redaktionsschluss noch recht lang. Einige dieser Teams waren in den vergangenen Jahren Stammgäste in den Playoffs, mit frühzeitig gesicherten Tickets für die besseren Plätze. Dass sich dies geändert hat, liegt einerseits am Über-Aufsteiger Vechta und einer generell noch leistungsstärkeren Liga, andererseits aber auch an internen Querelen und der zehrenden Doppelbelastung in europäischen Wettbewerben. Trotz vereinzelter kontinentaler Achtungserfolge blieben Mannschaften wie Ulm und Frankfurt bis zuletzt den Beweis schuldig, dass ihre Kader die erfolgreiche Teilnahme am nationalen und internationalen Wettbewerb zugleich hergeben. Auch die in den vergangenen Jahren stets respektablen Teams aus Bonn, Bayreuth und Ludwigsburg hatten vermehrt mit internen und personellen Problemen zu kämpfen. All diese Mannschaften bastelten bis zuletzt noch an funktionierenden Kadern, verpflichteten nach, tauschten aus – im Fall von Bonn sogar den Headcoach. Klubs wie Gießen, Braunschweig und Würzburg lagen mit ihrem Status als „Bis-zuletzt-PlayoffKandidaten“ dagegen weitgehend im Soll. Verabschiedet sich Headcoach Frank Menz mit einer Playoff-Teilnahme aus Braunschweig? Schaffen Wucherers Würzburger im Schlussspurt das Erreichen eines Top-8-Platzes? Werden wir auch in der Postseason die Gießener Paradoxie von Tempo und John Bryant als Dreh- und Angelpunkt sehen? redaktion@fivemag.de

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BBL

BBL-Playoffs:

ALBA

POWER RANKING

Berlin

ENDE DES WARTENS?

+ STÄRKEN

03

Die starke Offense der Berliner wird vom drittbesten Rebounding-Wert der Liga garniert. Außerdem leistet sich ALBA ligaweit die wenigsten Fouls. Der Kern des Teams kennt sich gut. Mit Aito ist ein Coach im Amt, den nichts mehr beeindrucken kann.

Text:

Fotos: Florian Pohl/City-Press via Getty Images

D

Louis

er Sommer hätte für ALBA Berlin verheerend enden können. Denn hinterfragt man sich nicht dann oft am hartnäckigsten, wenn man unmittelbar vor dem Ziel scheitert? Bis ins fünfte Spiel dehnten die Berliner die letztjährige Finalserie gegen den späteren Meister aus München aus, nur um in diesem dann chancenlos zu sein. Anstatt – wie es bei den Albatrossen vor einigen Jahren noch beste Regelmäßigkeit war – in der Offseason den Kader fast komplett auszutauschen, baute das Team auf Konstanz und verstärkte sich klug statt ausufernd. Außerdem konnte mit Luke Sikma, Peyton Siva, Dennis Clifford, Niels Giffey und Joshiko Saibou ein attraktiver Kern zusammengehalten werden. ALBA blieb seiner Philosophie auch auf dem Parkett treu. Headcoach Aito Garcia Reneses setzt weiter auf Tempo-Basketball und eine mit vielen Freiheiten versehene Offense. Gestandenen Spielern wie eben Giffey, Siva oder Sikma werden weiter konsequent Jungstars wie Franz Wagner, Bennet Hundt oder Jonas Mattiseck an die Seite gestellt. 23,5 Jahre ist der Kader im Schnitt nur alt und somit der jüngste unter den Mannschaften, die Mitte März die acht Playoff-Plätze belegten. Aber: Berlin geht vor dem Start der Meisterrunde konditionell am Stock. Der Einzug ins Halbfinale des Eurocups ist Fluch und Segen. Der Spielplan wird immer voller, langfristige Verletzungen wie die von Stefan Peno tun deshalb doppelt weh. Auch Point Guard Siva und Big Man Johannes Thiemann fielen länger aus. ALBA ist trotz allem ein Spitzenteam der Bundesliga. Das liegt vor allem an der besten Offensive der Bundesliga. Berlin spielt schnell, punktet aufgrund der zweitmeisten Steals der Liga (8,9 pro Spiel) oft und klug in der Transition und verteilt die Last auf viele Schultern. Gleich sechs Spieler punkten pro Partie zweistellig, auch dank dem Liga-Bestwert von rund 24 Assists pro Spiel. 91,5 Punkte legte ALBA so bis Mitte März pro Spiel auf, kein Team ist besser. Auch bei den Quoten aus dem Zweipunkte- und Dreipunktebereich haben sich die Hauptstädter in den Top 4 der Liga eingenistet. Der Kader wurde durch die Nachverpflichtungen von Point Guard Derrick Walton und Big Man Landry Nnoko zusätzlich vertieft. Walton ersetzt Peno,

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- SCHWÄCHEN

Richter bringt Scoring und Playmaking. Der ehemalige Michigan-Teamkamerad von Moritz Wagner zeigte beim Gastspiel in Gießen mit 17 Punkten und sieben Assists bereits, wie wertvoll er sein kann. 2,08-Meter-Center Nnoko, der 2018 zum besten Verteidiger der G-League gewählt wurde, hat ALBAs Big-Man-Rotation mit Clifford, Thiemann und Sikma zur tiefsten der gesamten Liga transformiert. Er gibt den Albatrossen noch mehr Ringschutz und zeigt sich auch offensiv mit durchschnittlich neun Punkten bei einer extrem starken Feldwurfquote von 71,4 Prozent als wertvolle Verstärkung. Probleme kann Berlin, das vor allem im Eurocup immer wieder

vermeintlich sichere Vorsprünge binnen wenigen Minuten verspielte, defensiv auf den kleinen Positionen bekommen. Von den Guards, die in den Playoffs regelmäßig viele Minuten sehen werden, ist allein Edelschütze Martin Hermannsson über 1,90 Meter groß. Dies kann das Team vor allem gegen die größeren Guard-Rotationen aus München oder Oldenburg vor Probleme stellen. Auch beim Aufpassen auf den Ball muss sich ALBA steigern. 14 Turnovers leistet sich das Team pro Spiel, nur Frankfurt ist schlechter. Das kann spiel- und im schlimmsten Fall auch serienentscheidend sein.

Die Berliner leisten sich zu viele unnötige Ballverluste. Auch von der Freiwurflinie ist ALBA im Liga-Vergleich nur Mittelmaß. Beides kann in engen Spielen entscheidend sein. Die fehlende Größe auf den GuardPositionen kann defensiv zu einem Problem werden.

= FAZIT Die Offense ist erschreckend stark, die Defense ebenfalls gut. Ob des Alters ist ALBA Berlin aber eine klassische Wundertüte. Steckt die Mannschaft die vielen Spiele gut weg und bleibt dabei verletzungsfrei, ist den Berlinern vieles zuzutrauen. Auch ein doch überraschender Gewinn des ersten Titels seit 2008.

SHOT CHART


BBL

BBL-Playoffs:

Basketball

Löwen

UNSTETES RUDEL

Braunschweig

+ STÄRKEN

POWER RANKING

10

Das Teamgefüge passt. Jeder hat seine Rolle und füllt sie ohne Querelen aus. Gute Arbeitsmoral bei der Helpside und beim Rebound. Die Mannschaft hat die nötige Ruhe, um enge Spiele zu gewinnen. Lansdowne und Eatherton sind zwei der Besten ihrer Kaste.

Text:

A

Tobias

Feuerhahn

m Abend des 28. Oktober 2018 waren die Playoffs für die Basketball Löwen Braunschweig so greifbar wie der Nobelpreis für einen Provinz-Physiklehrer. Gerade hatte es beim Aufsteiger aus Vechta eine 79:87-Pleite gehagelt. Es war die fünfte im fünften BBL-Spiel der Saison. Schon wieder schien für die Niedersachsen Abstiegskampf statt K.o.Runden-Flair auf der Agenda zu stehen. Dann aber platzte der Knoten. Ausgerechnet gegen Bamberg fuhr das Team von Frank Menz den ersten Sieg ein – souverän sogar, mit 92:66. Die Löwen hatten sich von der Backpfeifen-Serie erholt, hatten in neun der nächsten zehn Partien bei der Schlusssirene mehr Punkte auf der Anzeigetafel als der Gegner. Hauptgrund dafür war, dass Menz es geschafft hatte, sein Team nach einer Blaupause zusammenzustellen, in die sich die einzelnen Spieler gut einfügten. Angefangen mit dem Fundament – und das stand bereits am Ende der Vorsaison. Mit Big Man Scott Eatherton und den ComboGuards DeAndre Lansdowne und Thomas Klepeisz blieben die stärksten Grundpfeiler in Braunschweig. Eatherton bildet das Zentrum der Braunschweiger Offense. Das Pick-and-Roll mit dem Amerikaner als Blocksteller eröffnet einen Großteil der Spielzüge im Löwen-Playbook. Eine hervorragende Antizipation für freie Räume am Brett brachte der 27-Jährige längst mit. Sein Spiel im Eins-gegeneins hat er nun noch um ein paar Moves erweitert. Stichwort Antizipation: Sein hoher Basketball-IQ macht Eatherton mit 9,2 Abprallern pro Spiel zum zweitbesten Rebounder der Liga. Auch bei der Punkteausbeute zählt er zur Elite. Sein Schnitt: 17 Zähler pro Begegnung. Lansdowne dagegen ist zu einem der vielseitigsten Scorer der BBL gereift. Der Amerikaner trifft seine Jumper aus dem Dribbling, den SpotupDreier, nachdem er sich durch die Blöcke seiner Mitspieler geschlängelt hat, und ist beim Drive zum Korb ein echter MatchupAlbtraum. In der Summe macht das eine Punkteausbeute von 19,3 pro Spiel. Hinzu kommen die Vollstreckerqualitäten des Österreichers Klepeisz, der nicht nur mit seinem Gamewinner gegen ALBA Berlin seine Clutch-Mentalität untermauerte. Der

wichtigste Neuzugang war NeuNationalspieler Christian Sengfelder. Der gebürtige Leverkusener bringt die nötige Power für das Gedränge unter den Körben mit und verschafft Eatherton durch seinen guten Touch von außen mehr Platz. Genau wie Kollege Brayon Blake gelang es Sengfelder aber nicht immer, sein Potenzial abzurufen. In einigen Phasen der Saison waren die zwei Rookies zu unauffällig unterwegs. Die Offense ist ohnehin nicht das Prunkstück der Löwen. Eine Feldwurfquote von 45 Prozent ist nichts, womit man bei seinen Kumpels angibt. Kaum ein Team trifft seltener den Korb. Funktioniert das Pick-and-Roll nicht, ist

der Ballträger oft auf sich allein gestellt. Das Ergebnis: schlechte Würfe. Um dieses Defizit auszugleichen, bedarf es einer funktionierenden Verteidigung. Gerade da tut sich jemand wie Shaquille Hines hervor. Die Nachverpflichtung schaffte es im Verbund mit Sengfelder unter anderem, MVP Luke Sikma bei null Punkten zu halten. Wenn seine Mitspieler geschlagen sind, wartet der 25-Jährige und macht den Helfer. Und wie spektakulär Defense sein kann, belegen die Videos von Hines’ Chasedown-Blocks. Mit 36,8 Abprallern pro Spiel greifen sich die Löwen zudem die zweitmeisten Bretter in der BBL.

- SCHWÄCHEN In der Offensive mangelt es an Kreativität. Funktioniert das Pick-and-Roll nicht als Spieleröffnung, geht es oft im Blindflug weiter. Keine tiefe Rotation. Zu wenige Spieler bringen verlässlich Punkte auf die Anzeigetafel. Der Dreier fällt nicht konstant.

= FAZIT Bringen Spieler wie Brayon Blake und Christian Sengfelder das, was sie können, sind auch mal Siege gegen Mannschaften vom Kaliber Berlin und Bamberg drin. Bleibt Eatherton und Lansdowne die nötige Unterstützung verwehrt, wird in der Postseason indes kaum etwas zu holen sein.

SHOT CHART

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BBL

BBL-Playoffs:

Brose

POWER RANKING

Bamberg

RESET MIT PEREGO

+ STÄRKEN

04

Erfahrung: Rice und Zisis haben in Europa schon alles gewonnen, das zeigen beide Guards auch in der Crunchtime. Bamberg zählt zu den offensivstärksten Teams der BBL, auch dank Lowpost-Optionen wie Rubit, Harris oder Alexander und vieler Freiwürfe. Der Pokaltitel gibt Rückhalt.

Text:

Fotos: TF-Images/Jan-Philipp Burmann/City-Press GbR

W

Manuel

Baraniak

ohl dem, der den „Herr der Ringe“ in seinem Backcourt hat. Um Nikos Zisis wurden wegen seines gehobenen Alters von 35 Jahren schon Abgesänge gefeiert … Doch in seine 35 Lebensjahre sind eben auch fast 19 Profisaisons gebettet. Und so war es ebenjener Zisis, der Brose Bamberg zum Pokaltitel warf: Gegen Berlin traf der Guard den Gamewinner-Dreier zwei Sekunden vor Schluss, mit 19 Punkten stellte Zisis einen persönlichen Saisonbestwert auf. Vielleicht hat sich an jenem 17. Februar die Saison von Bamberg endgültig zum Positiven gewendet. Denn die viereinhalb Monate davor hätten kaum turbulenter verlaufen können: Mit Ainars Bagatskis kam ein neuer Headcoach nach Oberfranken, der mit einer neuen Ausrichtung – samt Binden an den nur drittstärksten europäischen Wettbewerb, die FIBA Basketball Champions League – in Bamberg eine neue Handschrift hinterlassen sollte: weniger System wie unter dem fordernden Erfolgstrainer Andrea Trinchieri, mehr Freiheiten. Doch das führte nicht zum Erfolg auf dem Parkett, defensiv verlief es mitunter chaotisch. Nach der 67:85-Heimpleite gegen Vechta musste Bagatskis Mitte Januar gehen. Für ihn übernahm der 34-jährige Assistent Federico Perego, welcher mit Trinchieri nach Bamberg gekommen war. Der jüngste BBL-Trainer feierte kurz danach den Finaleinzug im Pokal und war bei Redaktionsschluss auch nach neun Pflichtspielen gegen die nationale Konkurrenz noch ungeschlagen. So richtig auf Vordermann bringen konnte auch Perego die Verteidigung kaum, das gibt das Spielerpersonal einfach nicht her, doch immerhin rangiert Bamberg unter ihm im Mittelmaß. Vor allem in der Offensive sind Fortschritte zu erkennen, wenn das System auch nicht so komplex und attraktiv daherkommt wie unter Trinchieri. Zudem haben auch einige Spieler wieder Selbstvertrauen getankt. Den größten Sprung nach vorne hat Elias Harris gemacht – wobei dies vor allem damit zu tun hat, dass der 29-jährige Big Man nach verletzungsgeplagten zwei Jahren nun vollends wiederhergestellt scheint. Mit ihm hat der Bamberger Frontcourt noch mehr Power. Denn auch Augustine Rubit als starker Scorer aus dem Eins-gegen-eins

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am Zonenrand sowie Cliff Alexander als explosiver Abroller geben auf den großen Positionen offensivstarke Optionen. Wirkliche Stretch-Bigs sind sie aber nicht, was der Inkonstanz von außen nicht hilft. Außerdem deutet Patrick Heckmann unter Perego an, warum er im DBB-Kader der EM 2017 gestanden hat. Apropos: Auf den Flügeln hat sich bislang noch keine wirkliche Option herauskristallisiert. Ricky Hickman schien bei der Neuausrichtung erst gar keine Rolle zu spielen, beweist dann aber immer mal wieder sein Mikrowellenpotenzial. Maurice Stuckey schien unter Bagatskis sein Selbstbewusstsein aus Würzburg verloren zu haben. Arnoldas Kulboka kam mit Vorschusslorbeeren aus

Italien zurück, doch der 2018er NBAZweitrundenpick fiel zuletzt völlig aus der Rotation. Und Bryce Taylor gab nach langer Verletzungspause verspätet sein Saisondebüt, angerostet fiel sein sonst so starker Dreier nicht. Falls er das wieder tut, könnte Taylor mit seiner (Final-) Erfahrung zum X-Faktor mutieren. Erfahrung, die in der BBL ihresgleichen sucht, findet man dank Tyrese Rice und Nikos Zisis auf Point Guard: Defensiv anfällig, können die beiden offensiv dominieren. Vor allem Rice hat sich als vielleicht stärkster Crunchtime-Spieler der BBL etabliert. Wohl dem, der solche Guards hat.

- SCHWÄCHEN Defensiv bleibt Bamberg anfällig, vor allem im Pickand-Roll. Auf den Flügelpositionen gab es bislang wenig Konstanz. Aus der Distanz präsentiert sich das Team kollektiv wackelig, von den großen Positionen kommt wenig Gefahr von außen. Das Restprogramm der Hauptrunde ist hart.

= FAZIT Bamberg bleibt gefährlich. Aktuelle Spieler, Coaches und Mitarbeiter tragen dazu bei. Mit dem Pokaltitel im Rücken und Rice als Go-to-Guy ist Bamberg die Finalteilnahme zuzutrauen.

SHOT CHART


BBL

BBL-Playoffs:

EWE

Baskets

Oldenburg

+ STÄRKEN

ZAHLENFÜCHSE

POWER RANKING

02

Eingespielte, funktionierende und hungrige Truppe. Offensiv wie defensiv exzellent aufgestellt. Mit Cummings, Mahalbasic und Paulding stehen drei Go-to-Guys bereit. Heimrecht bis zu einer etwaigen Finalserie gegen München. Die fitteste PlayoffMannschaft 2018/19.

Text:

Z

Peter

Bieg

ahlenfüchse? Sind die EWE Baskets nicht offiziell die Donnervögel? Das ist völlig richtig, doch wer verstehen will, wieso Oldenburg 1) in der regulären Saison so erfolgreich war und deshalb 2) zu den ganz, ganz, ganz wenigen Titelkandidaten in der BBL gehört, dem helfen zwei einfache Rechnungen. Rechnung eins: Viertklassig europäisch spielen lohnt sich nicht. Angesichts der Mehrkosten in Höhe von rund 100.000 Euro und kaum erkennbarer Vorteile entschied Geschäftsführer Hermann Schüller, dass sein Team nicht am FIBA Europe Cup teilnimmt. „Unsere Geschäftsführung war ganz schön smart“, sagt deshalb etwa Rasid Mahalbasic. „Ich will unbedingt international spielen“, stellte der Center in FIVE #157 klar, „aber wenigstens in der Champions League oder dem Eurocup. Der FIBA Europe Cup würde bloß Kraft kosten und Kapital verbrauchen.“ Mit den Stichworten Kraft und Kapital sind wir bei Rechnung zwei: „Wer weniger spielt, kann sich eine kleinere, aber teurere Rotation leisten“, so könnte es sich Headcoach Mladen Drijencic gedacht haben. Nur drei neue Spieler (Nathan Boothe, Will Cummings und Vojdan Stojanovski) holte Drijencic ins Team, aber alle spielen viele Minuten. Der Coach operiert mit einer Rotation, bei der acht Akteure zwischen 20 und 30 Minuten pro Partie eingesetzt werden. Danach fällt die Spielzeit extrem ab, und Jung-Center Marco Bacak sieht mit knapp sechs Minuten pro Partie noch die meiste Einsatzzeit aller Ergänzungsspieler. Doch auch er verbrachte zahlreiche Spiele komplett auf der Bank. Unter einer Doppelbelastung durch zusätzliche Einsätze in einem europäischen Wettbewerb wäre diese Rotation schwer vorstellbar, Verletzungen und Überlastung vorprogrammiert. So aber ging die Rechnung des Cheftrainers auf, und in der BBL reichte die Kraft für zahlreiche Siege. Als Bonus kommt hinzu, dass die Norddeutschen unter der Woche nicht nur mehr Zeit zur Regeneration, sondern auch zur Vorbereitung und für lange Video-Sessions hatten. Läuft alles perfekt, könnte die Gleichung am Ende gar heißen: Eine Saison minus FIBA Europe Cup ergibt BBL-Finale plus Euroleague-Ticket. Dazu müsste zwar am besten auch

Meister Bayern München ins BBL-Finale einziehen, doch auch das ist nicht gerade unwahrscheinlich. Kernelement des Oldenburger Erfolges ist ein hervorragend funktionierendes Team, das diesen Namen verdient: Rickey Paulding (13,4 PPG, 4,1 RPG), Mahalbasic (13,5 PPG, 8,6 RPG, 4,6 APG, 1,3 SPG bei 60,2 FG%) und Neuzugang Cummings (20,1 PPG, 4,3 APG, 1,8 SPG) binden jede Menge defensive Aufmerksamkeit, die Mitspieler wie Philipp Schwethelm (9,6 PPG, 3,6 RPG bei 41,2 3P%) oder Boothe (11,4 PPG, 4,6 RPG, 1,2 BPG bei 48,5 3P%) mit starken Quoten bestrafen. Alle Oldenburger Rotationsspieler sind aus der Distanz zu

respektieren, selbst Hüne Mahalbasic streut von der Birne gelegentlich ein. Auch Cummings, dessen Dreier noch vor der Saison als wackelig galt, fand mehr und mehr seinen Rhythmus (39,7 3P%). Der US-Amerikaner hat den größten individuellen Anteil am Oldenburger Aufschwung, glänzt als Scorer, bringt den Ball sicher über die Mittellinie und bleibt dabei stets hungrig und aufmerksam. Aber auch die Advanced Stats lügen nicht: Mit einem Defensivrating von 104,1 führen die Oldenburger Zahlenfüchse die Liga an und liegen beim Offensivrating mit 119,7 erzielten Punkten in 100 Ballbesitzen auf dem vierten Platz.

- SCHWÄCHEN Etwaige Ausfälle von Cummings und Mahalbasic wären kaum zu kompensieren. Beim Rebound ist Oldenburg nur Durchschnitt, das gilt auch für die Athletik der Baskets. Pauldings Effizienz schwankt. Schon in der regulären Saison nur mit einer Achter-Rotation.

= FAZIT Die stärksten Oldenburger seit der Meisterschaft 2009. Exzellent in der Hauptrunde. Ein vielseitiges und erfahrenes Team schielt auf den Titel. Die EWE Baskets sind eine von ganz wenigen Mannschaften, die München in einer Serie schlagen könnten.

SHOT CHART

79


BBL

BBL-Playoffs:

FC

Bayern

POWER RANKING

München

REPEAT ALS MINDESTZIEL

+ STÄRKEN

01

Größe im Backcourt, Athletik im Frontcourt, Tiefe im Kader. Die Zweite Fünf könnte bei fast allen anderen BBL-Teams starten. Die Bayern verstehen es, das Tempo eines Spiels zu kontrollieren sowie Mismatches auszunutzen. Der Kader ist sowohl auf Small- als auch auf Bigball ausgerichtet.

Text:

Fotos: TF-Images/Getty Images

V

Manuel

Baraniak

or gut einem Jahr stand der FC Bayern München am Scheideweg, zumindest aus Sicht der Verantwortlichen: Schließlich trennten sich die Münchner damals von Headcoach Sasa Djordjevic – trotz Tabellenführung und Pokalsieg. Für Djordjevic übernahm Dejan Radonjic. Der sah sich durch einen 1-2-Rückstand im Playoff-Viertelfinale gegen den Achten aus Frankfurt ebenfalls am Scheideweg, doch die Bayern fanden den Schalter, sicherten sich schließlich den Titel und starteten trotz EuroleagueBelastung mit einer ungeheuren Dominanz in die Saison 2018/19. Ihre ersten 20 Partien gewannen die Bayern, ehe Oldenburg als erstes Team den Meister zu Fall brachte. Die Kombination aus individueller Qualität und Tiefe sucht ligaweit einfach ihresgleichen. Obwohl Radonjic vor allem zu Saisonbeginn diese Tiefe gar nicht nutzte: Vor allem Robin Amaize sowie Braydon Hobbs saßen viele Minuten auf der Bank, zumindest für die BBL-Partien stieß dies auf Unverständnis. Im Saisonverlauf schöpfte der Bayern-Coach die Kadertiefe mehr aus. In gewisser Hinsicht auch gezwungenermaßen, schließlich fiel der designierte Spielmacher Stefan Jovic für einige Partien aus und benötigt Pausen. Ein fitter Jovic stellt hingegen einen der besten Pick-and-Roll-Spieler des Kontinents dar. Sein Backup Maodo Lo, der in der BBL meist von Beginn an aufläuft, hat seine Stärken beim Speed und in der Early Offense, ein Dirigent mit Konstanz ist er aber weniger. Ein größerer Aderlass fand sich auf den großen Positionen: Milan Macvan verletzte sich in der Saisonvorbereitung erneut am Knie, Devin Booker musste dreieinhalb Monate pausieren. Für Macvan kam mit Derrick Williams ein ehemaliger zweiter NBA-Draftpick. Es gibt in der jüngeren BBL-Historie wohl wenige Spieler mit einer solchen individuellen Qualität, womit sich der Forward prompt zum Topscorer Münchens entwickelte. Dass Williams erfolgreich in das System integriert worden ist, lässt sich indes nicht vollends behaupten. Mal dominiert er im Eins-gegen-eins, mal kommt er aber auch nicht über fünf Wurfversuche hinaus. Nach Bookers Rückkehr sind die Bayern im Frontcourt noch athletischer besetzt. Kam sein Ausfall in der BBL nicht so sehr zum Tragen, verpassten

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es die Bayern womöglich, durch eine Nachverpflichtung in der Euroleague ein besseres Abschneiden zu erzielen. Denn Leon Radosevic ist offensiv keine Option. Währenddessen hat sich Danilo Barthel als einer der stärksten Lowpost-Spieler der Liga etabliert, dessen Distanzwurf aber genauso wertvoll ist. Der Dreier ist auch die Stärke von Petteri Koponen. Er sollte noch mehr um ballferne Blöcke oder im Spotup eingesetzt werden, um seine Wurfgefahr zu maximieren. Generell könnte das Offensivsystem justiert werden. Auch Nihad Djedovic und Vladimir Lucic, die Starter auf der Zwei und Drei, müssen von außen respektiert werden. Das Duo gibt den Bayern zudem

vielseitige Optionen in der Verteidigung, vor allem Djedovic hat sich in der Defense am Ball gesteigert. So sehr das Offensivpotenzial ins Auge sticht, so sehr kommt das Team über die Verteidigung. Aufgrund dieser Offensiv- wie Defensivstärke geht der Meistertitel 2018/19 nur über den Titelverteidiger – was wohl das Mindestziel sein wird: Im Pokal scheiterten die Bayern an Berlin, die Euroleague-Playoffs schienen bei Redaktionsschluss nur noch schwer erreichbar. Ein Titel dürfte in München Pflicht sein. Sonst heißt es: vom Scheideauf den Erfolgsweg und wieder zurück.

- SCHWÄCHEN Haben die Bayern auf BBL-Niveau überhaupt Schwächen? Der Meister reboundet nur durchschnittlich, offensiv kommen die Münchner nicht mit dem ausgeklügelten System daher – ein Ansatzpunkt für die Gegner in einer Playoff-Serie? Die Euroleague-Belastung könnte sich zum Saisonende bemerkbar machen.

= FAZIT Der Bayern-Kader ist dieses Jahr noch stärker als 2017/18. Das Team hat Radonjic’ System verinnerlicht – womit alles andere als eine Titelverteidigung eine Enttäuschung wäre.

SHOT CHART


BBL

BBL-Playoffs:

FRAPORT

POWER RANKING

Skyliners

OHNE AUFTRIEB

+ STÄRKEN

13

Frankfurt konnte Vechta und Oldenburg in der Hauptrunde je einmal besiegen. Ansonsten gab es wenig Ermutigendes für Coach Herbert. Die etwaige Postseason wäre ein versöhnlicher Saisonabschluss. Dort würden die Skyliners ohne jeden Druck antreten.

Text:

W

Peter

- SCHWÄCHEN

Bieg

ir haben eine gute Truppe und wachsen als Team zusammen“, sagte Frankfurts Headcoach Gordon Herbert nicht etwa nach der gelungenen Saisonvorbereitung, sondern Mitte Februar 2019! Denn in Sachen Kaderzusammenstellung lief es bei den FRAPORT Skyliners schon mal glatter. Die als Leistungsträger und Führungsspieler eingeplanten Brady Heslip und Erik Murphy sind zu diesem Zeitpunkt längst Geschichte, ebenso Aufbauspieler Trae Bell-Haynes. Und irgendwie warten sie am Main immer noch darauf, dass die Saison so richtig beginnt. Mit einer längeren Siegesserie vielleicht, mit Erfolgen auf internationalem Parkett, mit etwaigen Entwicklungssprüngen junger deutscher Spieler auf dem Parkett … Die graue Realität sieht so aus, dass Frankfurt bei Redaktionsschluss nur noch theoretische Chancen auf die Playoffs hatte, im stark besetzten Eurocup-Achtelfinale sieglos blieb und Gerüchte über den Abgang des langjährigen Erfolgstrainers Gordon Herbert die Runde machten: Angeblich liebäugelt der Kanadier mit einem zukünftigen Engagement als Nationaltrainer seines Heimatlandes. Im Hier und Jetzt versucht Herbert, seine Skyliners doch noch irgendwie in die Playoffs zu führen. Gut stehen die Chancen nicht. Frankfurt ist offensiv (109,9 ORtg) wie defensiv (114,3 DRtg) unterdurchschnittlich und an vielen Abenden bloß eine dysfunktionale Mischung aus einigen Veteranen, BBLRookies auf den Ausländerpositionen sowie jungen Deutschen. Nicht nur Shooting (36,3 3P% als Team) fehlt nach dem Abgang von Edelschütze Heslip, auch und gerade am Brett fehlen Länge, Klasse und Erfahrung. Vor einer Big-Man-Rotation aus Leon Kratzer, Jonas Wohlfahrt-Bottermann und Marco Völler hat kein PlayoffTeam auch nur einen Funken Angst. Bezeichnenderweise ist Shooting Guard Quantez Robertson mit 6,1 Brettern pro Spiel Frankfurts zweitbester Rebounder (hinter Kratzer), und auch auf Platz vier (hinter Center WoBo) kommt mit Tyler Larson (5,3) ein weiterer Guard. Auch Verletzungspech verhinderte den Frankfurter Findungsprozess oder verzögerte diesen zumindest empfindlich. Als

wichtige Rotationsspieler eingeplante Akteure wie Kratzer (sieben Spiele bei Redaktionsschluss), Akeem Vargas (zehn) oder Wohlfahrt-Bottermann (elf) waren wochenlang oder komplett raus (Niklas Kiel). Nur Dauerbrenner Robertson absolvierte bisher alle Partien der Frankfurter in der BBL und riss dabei im Schnitt mehr als 35 Minuten ab. Doch der Zahn der Zeit und teils wenig korbgefährliche Mitspieler nagen auch an der Effizienz von „Tez“, der bisher nur 32,9 Prozent seiner Distanzwürfe trifft. Auch der Fastbreak ist Frankfurts Sache nicht: 71,6 Ballbesitze pro Partie bedeuten die mit Abstand niedrigste Pace der BBL. Per se ist eine niedrige Spielgeschwindigkeit

nicht verwerflich. Bedenklich wird sie allerdings – wie im Fall von Frankfurt – in Kombination mit vielen Ballverlusten: Denn obwohl die Skyliners die wenigsten Angriffe der Liga erspielen, nutzen sie diese für die meisten Turnovers (14,7 pro Partie als Team) der Bundesliga. Mut machte in Frankfurt zuletzt nur die Nachverpflichtung Tyler Larson. Der Guard kommt bisher auf starke Werte (17,0 PPG, 5,3 RPG, 5,0 APG, 1,8 SPG). Er ist zwar kein Schütze (27,8 3P%), aber ein Spieler, der das Heft in die Hand nehmen kann, soll und will. Es sieht einiges danach aus, als stünde Frankfurt im Sommer ein Umbruch bevor.

Unausgeglichener Kader und offensiv, insbesondere aus der Distanz, zu ungefährlich. Gerade am Brett fehlen Länge, Klasse und Erfahrung. Dysfunktionale Mischung aus Veteranen, jungen Deutschen und BBLRookies auf den Ausländerpositionen. Frankfurt ist Turnover-Spitzenreiter.

= FAZIT Zuletzt nur noch mit theoretischen Chancen auf die Playoffs. Das Erstrundenaus dort wäre vorprogrammiert. Frankfurt fehlt das Talent vergangener Jahre und auch das Glück bei Nachverpflichtungen. Immerhin konnten junge Deutsche viele Minuten sammeln.

SHOT CHART

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BBL

BBL-Playoffs:

GIESSEN

POWER RANKING

46ers

THE FAST AND THE CURIOUS

+ STÄRKEN

12

Die Kombination aus Kraft am Zonenrand und Feingefühl beim Wurf gepaart mit verbessertem Passspiel macht Bryant einzigartig – davon profitieren auch Gießens Schützen. Dennoch trumpfen die 46ers ebenso im Schnellangriff auf. Sehr erfahrenes Team.

Text:

Fotos: TF-Images/Getty Images

D

Manuel

ie GIESSEN 46ers verbindet in der jüngeren deutschen Basketballgeschichte so einiges mit s.Oliver Würzburg. Zusammen stiegen die beiden Teams 2015 in die BBL auf, gegeneinander kämpften sie in der darauffolgenden Spielzeit um den letzten Playoff-Platz – mit dem besseren Ausgang für Würzburg. Anschließend begegneten sich beide Mannschaften weniger stark auf Tuchfühlung. Mit dem Abschied von Coach Denis Wucherer 2017 fragten sich viele in Gießen, ob sich der Klub nun wieder nach unten orientieren müsse. „So wie sich der Standort derzeit darstellt, die finanziellen Möglichkeiten, die man hat, ist ein Abstieg unumgänglich“, hatte Wucherer – damals noch als 46ers-Coach – im Interview mit FIVE keine rosige Zukunft gesehen. Frühjahr 2019, und diese Skepsis scheint unbegründet. Dafür verantwortlich zeichnet auch Ingo Freyer. Der neue Cheftrainer hat den Hurra-Basketball mit nach Hessen genommen, mit dem er ein Jahrzehnt lang in Hagen die BBL geprägt hat. Mit seinem schnellen Stil samt Smallball-Duktus hat Freyer in der deutschen Beletage die BasketballEvolution mit am stärksten verkörpert. Auch in dieser Saison führen die 46ers die Liga bei der Pace an. Mit „The Fast and the Curious” könnte man Gießen beschreiben, denn den Offensivmittelpunkt stellt ein Koloss von 2,11 Meter und 127 Kilogramm: John Bryant. „Es gibt keinen Spieler, der nicht schnell spielen kann. Es gibt vielleicht einen Trainer, der nicht schnell spielen möchte“, stellt Freyer seine Philosophie heraus. Bryant forciert nach Defensivrebounds viele Schnellangriffe, außerdem ist er als Trailer eine Option. Jedoch hat Freyer mit einem solchen Lowpost-Dominator auch sein System angepasst und mit mehr Spielzügen für Halbfeldangriffe versehen. 20,3 Punkte, 10,9 Rebounds und 5,2 Assists legte Bryant bei Redaktionsschluss auf, mit diesen MVP-Werten befand sich der Center auf Kurs, die erste 20-10-Saison in der BBL seit 2004/05 aufzulegen. Ein großer Erfolg für Gießen war nicht nur die spielerische Integration Bryants, sondern auch ein bürokratischer Punkt: Denn der gebürtige US-Amerikaner erhielt im Lauf der Saison die deutsche Staatsbürgerschaft. Somit wurde eine Position für einen ausländischen Spieler frei, was die 46ers wie folgt

82

- SCHWÄCHEN

Baraniak nutzten: Brandon Thomas, der den zu Saisonbeginn verletzten David Bell ersetzt hatte, blieb über das Saisonende hinaus, zudem holten die Hessen Jared Jordan in die Liga zurück. So viel Aufmerksamkeit Bryant auch generiert, Thomas spielt eine All-Star-würdige Saison, stellt Gießens beste Option von außen dar und rackert sich auch defensiv ab. Jordans Nachverpflichtung stieß nicht überall auf Verständnis: Denn der Dirigent braucht den Ball in seinen Händen, zudem ist er ein klarer Minusverteidiger. Dabei hätten die 46ers defensiv Impulse benötigt. Die Gegner werden bis zum Erbrechen Jordan und Bryant in das Verteidigen des Pickand-Rolls zwingen. Immerhin fand sich

Jordan immer besser in der Offensive zurecht, zudem trifft der Guard ungewohnt stark von außen. Als Mikrowelle fungiert derweil Max Landis, der schon zur Saisonhalbzeit zweimal die 30-Punkte-Marke geknackt hat. Larry Gordon kann auf beiden Forward-Positionen auflaufen. Benjamin Lischka ist unter Freyer aufgeblüht und absolviert die beste Saison seiner Karriere. Und Mahir Agva hat nun auch den Dreier im Repertoire, was wichtig bei gemeinsamen Minuten mit Bryant ist. Keine Frage: Offensiv sind die 46ers potent. Auf der anderen Seite verteidigen nur wenige Teams schlechter.

John Bryant in der Defensive. Vor allem im Pick-andRoll ist Gießen anfällig. Sowohl kollektiv als auch individuell verteidigen die 46ers sehr schwach, es fehlt ein Stopper. Abhängigkeit von Bryant, ohne ihn wird es auf groß sehr dünn. Wie sieht die optimale Guard-Rotation mit Jordan, Landis, Siyani Chambers und Bjarne Kraushaar aus?

= FAZIT Offense hui, Defense pfui – bei Gießen scheint die Basketballwelt wirklich schwarz und weiß zu sein. Spricht die Verteidigung gegen einen Playoff-Einzug, spricht das Restprogramm für Gießen. In einer Serie kann Bryant alleine für ein, zwei Siege gut sein.

SHOT CHART


BBL

BBL-Playoffs:

medi

POWER RANKING

Bayreuth

IDENTITÄTSSUCHE

+ STÄRKEN

09

Einer der härtesten Arbeiter der Liga an der Seitenlinie. Außerdem starke Wurfquoten, insbesondere aus der Distanz. Tiefe Rotation, viele Spieler können punkten. Mit Mika und Anderson zwei dringend benötigte Nachverpflichtungen, die passen und wollen.

Text:

W

Peter

Bieg

ir funktionieren in letzter Zeit hinten und vorne nicht“, sagte Bayreuths Headcoach Raoul Korner nach der 90:97-Niederlage seines klar favorisierten Teams beim Aufsteiger aus Crailsheim. Das war Ende Februar, und einiges spricht dafür, dass „in letzter Zeit“ übersetzt „in dieser Saison“ bedeutet. Denn bisher fand Bayreuth nicht in die Spur: Nach einer Fünf-Siege-Serie zum Ende des Kalenderjahres 2018 taten sich die Franken schwer, auch nur zwei BBLSpiele in Folge zu gewinnen. „Ich habe den Eindruck, dass mehr um Rollen gekämpft wird als gegen den Gegner. Das ist der Grund, warum wir keinen Fuß auf den Boden bekommen“, so Korner weiter. Der akribisch arbeitende Österreicher erlebt die schwierigste Phase, seitdem er vor rund drei Jahren zum Nachfolger von Michael Koch in Bayreuth ernannt wurde. Als zentrales Problem stellte sich schon früh die schwach besetzte Aufbau-Position heraus: David Stockton, Neuzugang aus der G-League, erntete von Korner ob seiner schwankenden Leistungen zunächst harsche Kritik, bevor vor einigen Wochen mit der Nachverpflichtung von Kyan Anderson endgültig klar war, dass die Leistungen von Stockton inzwischen final als „nicht ausreichend“ eingestuft werden. Wenn diese Zeilen in den Druck gehen, hat Stockton Bayreuth mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits verlassen. Aber kann Rückkehrer Anderson, im vergangenen Jahr noch mit Bayreuth im BBL-Halbfinale sowie in der Endrunde der Basketball Champions League, den Erfolg zurück nach Bayreuth bringen? Es erscheint fraglich. „Eine klare Hierarchie“ vermisst Korner seit dem verletzungsbedingten Ausfall des starken Centers Hassan Martin (13,8 PPG, 6,3 RPG, 2,3 BPG bei 67,0 FG%). Zwar liefert auch der ebenfalls nachverpflichtete Big Man Eric Mika (13,8 PPG, 4,6 RPG, 73,3 FG%), doch es bleibt unklar, wer Bayreuth noch wie weit führen kann. De’Mon Brooks (13,5 PPG, 5,1 RPG), Gregor Hrovat (10,6 PPG) sowie die deutschen Nationalspieler Andreas Seiferth (8,7 PPG, 3,8 RPG) und Bastian Doreth (6,1 PPG, 2,1 RPG) machen zwar ihren Job – aber nicht den Unterschied. Dafür sollten auch die US-Amerikaner Adonis Thomas (9,7 PPG, 3,6 RPG, 41,2

FG%) und Kassius Robertson (11,7 PPG, 47,5 3P%) zuständig sein, aber auch sie lassen spielerische Konstanz und Führungsqualitäten vermissen. Es fehlen Rhythmus, Hierarchie und Harmonie in der Wagnerstadt – und auch mehr Körperlichkeit. Denn gerade beim defensiven Rebound (68,4 Prozent Defensivrebound-Quote, zweitletzter Platz in der BBL) und in der Verteidigung hakt es. Gegen Vechta (im ersten Saisonspiel) und Bamberg konnte Bayreuth einmalig gewinnen, ansonsten gab es gegen die Spitzenteams der Liga teils klare Niederlagen, und bloß eine Reihe von „Pflichtsiegen“ hielt die Franken bis zuletzt im Rennen um einen Playoff-Platz.

Hoffnung bei diesem Unterfangen machen unter anderem die starke Dreierquote (42,4 3P% sind LigaSpitze) sowie generell eine prinzipiell potente Offensive (117,0 ORtg, 6. Platz). „Weder die Profis haben das Spielen verlernt noch ich das Coachen“, sagte Korner nach der Niederlage in Crailsheim gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ – und es klang nach Zweckoptimismus. Dass Bayreuth so spät in der Saison noch eine Identität entwickelt, die Playoffs erreicht und dort viel mehr als nur ein Aufbaugegner in der ersten Runde ist, erschien bei Redaktionsschluss doch eher unwahrscheinlich.

- SCHWÄCHEN Der Aufbau bleibt die zentrale Baustelle, auch beim defensiven Rebound und in der Verteidigung hakt es. Die unruhige Saison mit mehreren Nachverpflichtungen hat Spuren hinterlassen: Bayreuth sucht auch im letzten Viertel der Saison noch seine Identität.

= FAZIT Rettet sich Bayreuth in die Playoffs, so ist dort ohne Heimvorteil nichts zu holen. In dieser Saison hat es Korner nicht geschafft, mit seiner Mannschaft eine gewisse Flughöhe zu erreichen. Bei einer PlayoffQualifikation ist in der ersten Runde Schluss.

SHOT CHART

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BBL

BBL-Playoffs:

MHP

RIESEN

Ludwigsburg

KONSTANT INKONSTANT

+ STÄRKEN

POWER RANKING

11

Starke nordamerikanische Einzelspieler sowie eine überdurchschnittliche Defensive, die für eine hohe Pace verantwortlich ist. Finden mehrere Spieler ihren Rhythmus, ist Ludwigsburg ein unangenehmer Gegner. Ein schwer zu berechnendes, schnelles Team.

Text:

Fotos: Jan-Philipp Burmann/City-Press via Getty Images

U

Peter

nsere einzige Konstante ist die Inkonstanz“, so lautete das SaisonZwischenfazit von Ludwigsburgs Geschäftsführer Alexander Reil, eingefangen von der „Stuttgarter Zeitung“ am 10. März 2019. Denn die Konstanz, mit der Ludwigsburg unter Headcoach John Patrick zuletzt fünf Jahre in Folge die Playoffs erreichte, ist in akuter Gefahr. Bei Redaktionsschluss standen die MHP RIESEN, letztjähriger Tabellendritter nach der Hauptrunde, nur auf dem neunten Rang. Ein wesentlicher Grund für die Inkonstanz, die Ludwigsburg bisher nur eine VierSieges-Serie – gegen Crailsheim, Jena, Gießen und den MBC – bescherte, ist insbesondere die Personalpolitik. Headcoach Patrick war noch nie dafür bekannt, das Motto „Hire and Fire“ zu verteufeln, doch in dieser Saison trieb er es besonders bunt: Mit Clint Chapman, Trevor Mbakwe und Bogdan Radosavljevic sortierte er gleich drei namhafte Center nacheinander aus. Aber auch Hayden Dalton, Jeff Ledbetter sowie Thomas Wilder blieben nicht lange am Neckar, manche Fans haben diese Namen bereits wieder vergessen. Mit der Verpflichtung von Guard Marcos Knight hatte Coach Patrick bereits Anfang Januar 2019 das Kontingent von vier möglichen Nachverpflichtungen ausgeschöpft. Stabilität haben Knight, Donatas Sabeckis, Lamont Jones und wie sie alle heißen bisher nur bedingt gebracht, nach vier Siegen aus den ersten zehn Spielen nahmen die Riesen nie richtig Fahrt auf. Fahrt aufnehmen – wenn das gleich mehrere Ludwigsburger tun, ist diese Mannschaft schwer zu stoppen. Denn nicht nur Neuzugang und BBL-Rückkehrer Knight (18,3 PPG, 6,6 RPG, 4,3 APG, 1,8 SPG bei starken 58,3 FG%) hat das Zeug zum offensiven Alleinunterhalter. Auch Kelan Martin (14,4 PPG, 4,9 RPG), Jones (13,1 PPG, 3,0 APG) und 1,68-Meter-Zwerg Jordon Crawford (11,5 PPG, 6,4 APG, 1,6 SPG) sind starke Offensivspieler aus den Vereinigten Staaten, die diesen Kader prägen. Allerdings haben Jones (20,4 3P%) und Martin (27,8 3P%) arge Probleme aus der Distanz und sind damit nicht allein: Nur 34,6 Prozent seiner Dreipunkte-Würfe trifft Ludwigsburg als Team, das ist der drittschwächste Wert der Liga. Auch beim Rebounding haben

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- SCHWÄCHEN

Bieg die Schwaben immer wieder Probleme, die defensive Reboundquote von bloß 68,7 Prozent ist kein Ruhmesblatt. Hier macht sich das Fehlen athletischer Big Men bemerkbar, doch bis auf Kraftpaket Knight sind auch unter den kleinen Spielern keine ausgewiesenen Rebounder vertreten. Typisch für Disziplinfanatiker Patrick ist die druckvolle Defensive, die auch dieses Jahr zu den besten Verteidigungsreihen (108,3 Defensivrating, fünftbester Wert der BBL) der Liga gehört. Druckvolle Verteidigung führt zuweilen zu Ballgewinnen und definitiv zu überdurchschnittlich vielen Ballbesitzen. Mit einer Pace von 75,7 Ballbesitzen pro Spiel belegt Ludwigsburg den dritten Platz.

Typisch für John Patrick ist auch, dass einheimische Spieler traditionell keine große Rolle spielen. Bis auf den Deutsch-Amerikaner Adam Waleskowski (9,3 PPG, 5,0 RPG, 43,2 3P% in 20,4 MPG) dürfen sich Konstantin Klein (15,0 MPG), David McCray (11,2 MPG) oder Christian von Fintel (7,2 MPG) zumeist nur mit kurzzeitigen Sonderaufgaben beschäftigen. Da das Ludwigsburger Restprogramm bei Redaktionsschluss äußerst happig war (u.a. zwei Spiele gegen Bayern München), wäre es keine Überraschung, wenn die Serie von fünf Playoff-Teilnahmen in Folge in diesem Jahr reißt.

Die Konstanz fehlt, die Fluktuation im Kader war extrem hoch, offensive Stabilität ist nicht in Sicht. Schwach beim defensiven Rebound und aus der Distanz. Unklare Rollenverteilung. Im Kader steht mit Owen Klassen nur noch ein ernstzunehmender Center.

= FAZIT Unter den Halbfinalkandidaten findet sich Ludwigsburg heuer nicht. Schon die PlayoffQualifikation wäre ein Erfolg nach äußerst durchwachsener Saison und zweifelhafter Personalpolitik. Auf ein etwaiges Playoff-Duell hofft dennoch kein Gegner.

SHOT CHART


BBL

BBL-Playoffs:

ratiopharm

POWER RANKING

Ulm

GEHT DA NOCH WAS?

+ STÄRKEN

08

Viele Spieler sind offensiv gefährlich. Headcoach Leibenath verfügt über eine tiefe und variable Rotation. Athletische Truppe, die schnell spielen kann und solide reboundet. Spieler wie Green und James können in einzelnen Partien den Unterschied machen.

Text:

Fotos: Bart Young/Getty Images

S

Peter

- SCHWÄCHEN

Bieg

chon der Saisonbeginn ließ erahnen, dass Ulm eine widrige Spielzeit ins Haus stehen könnte. Fünf Spiele, fünf Niederlagen – so starteten die „Spatzen“ von Headcoach Thorsten Leibenath in die Hauptrunde. Und auch in der Folge konnten die in den vergangenen Jahren oft sehr erfolgreichen Schwaben nicht zu einem dauerhaften Höhenflug ansetzen. Gebeutelt von Verletzungen und der Doppelbelastung dank Eurocup – wo Ulm immerhin das Achtelfinale erreichte –, ging es öfters bergab als bergauf. Ulm kämpfte bei Redaktionsschluss noch um einen der verbleibenden Playoff-Plätze. Durchaus etwas überraschend, denn rein nominell gehört Ulm zu den stärkeren Mannschaften der Liga. Da ist etwa Neuzugang Javonte Green (14,3 PPG, 5,4 RPG, 2,3 SPG bei 55,6 FG%), der einschlug wie seine teils unfassbaren Dunkings. Oder auch der im Vergleich zum Vorjahr erneut verbesserte Dwayne Evans (14,7 PPG, 6,4 RPG bei 40,4 3P%). Der in Bonn aussortierte und von den Ulmern nachverpflichtete Ra’Shad James (9,2 PPG) muss sich erst noch einfinden, hat aber diese Saison ebenso bereits gezeigt, dass er ein individuell starker Spieler ist. Doch einige individuell starke Profis nützen nichts, wenn ein Dirigent fehlt. Und dafür spricht bei ratiopharm Ulm nicht nur die Statistik: Lediglich Patrick Miller (3,8 APG) gibt etwas mehr als drei Vorlagen pro Spiel, trifft aber den Dreier haarsträubend schlecht (15,2 3P%) und ist in seinen offensiven Bemühungen entsprechend leicht ausrechenbar. So schön das eine oder andere Highlight-Play von Miller ist, so wenig schafft er es, den Ulmer Angriff zu ordnen und seine Mitspieler in Szene zu setzen. Diesen Vorwurf müssen sich auch Per Günther (6,0 PPG, 2,1 APG, 14,4 MPG) und Ismet Akpinar (8,8 PPG, 2,9 APG, 23,4 MPG) gefallen lassen. Nur Bremerhaven verteilt noch weniger Assists als Ulm (17,3 APG). Günther wirkt dabei genauso oft wie ein Schatten vergangener Jahre wie der ehemalige Bonner Alleinunterhalter Ryan Thompson (8,4 PPG, 3,2 RPG, 31,0 3P%). Headcoach Leibenath spielt mit einer tiefen Rotation, sieben Spieler erhalten mehr als 20 Minuten im Schnitt, weitere fünf Spieler erhalten mehr als zehn Minuten pro Partie. Ob das eher

Luxus oder Problem ist, darüber lässt sich streiten. Ausgenommen von Big Man Isaac Fotu, der sich immer wieder mit Verletzungen herumplagt, sind viele Akteure schlichtweg zu inkonstant, um dauerhaft umfangreiche Arbeitseinsätze zu rechtfertigen. David Krämer (5,2 PPG, 42,1 FG%, 13,1 MPG) wartet ebenso weiter auf den Durchbruch wie Bogdan Radosavljevic (7,3 PPG, 2,8 RPG). Auch bei den bereits erwähnten Akpinar und Thompson sieht es in Sachen Konstanz nicht gut aus. Und die Saison des US-Amerikaners Katin Reinhardt (5,3 PPG, 34,5 FG%) könnte nach einer Fußverletzung vorzeitig beendet sein. Die deutschen Backup-Big-Men Max

Ugrai (4,1 PPG, 43,2 3P%) und Gavin Schilling (2,1 PPG, 2,3 RPG) geben zwar Entlastung, sind aber weit davon entfernt, feste Größen zu sein. Falls es Ulm in die Playoffs schaffen sollte, erwartet den Erstrundengegner eine schnelle, athletische Mannschaft mit überdurchschnittlicher Offense (116,3 ORtg) und mäßiger Defense (113,5 DRtg). 75,4 Ballbesitze pro Spiel bedeuten die fünfthöchste Pace der BBL. Sowohl am offensiven als auch am defensiven Brett ist Ulm solide, hier machen sich Athleten wie Green und Evans positiv bemerkbar.

Mäßige Wurfquoten, unklare Rollenverteilung, immer wieder Verletzungen. Wer ist der primäre Spielmacher? Ulm bezahlt für Achtungserfolge im Eurocup vielleicht mit dem Verpassen der Playoffs. Die Mannschaft wirkt unausgeglichen, von den Deutschen kommt (oft) zu wenig.

= FAZIT Schon das Erreichen der Playoffs wäre ein erfolgreiches Ende einer schwierigen Saison 2018/19 für die Schwaben. Ulm kann die diesjährigen TopTeams maximal einmalig ärgern, aber in dieser Verfassung keine Playoff-Serie gewinnen. Ein Lehrjahr für Leibenath.

SHOT CHART

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BBL

BBL-Playoffs:

s.Oliver

POWER RANKING

Würzburg

EN GUARD MIT WUCHERER

+ STÄRKEN

07

Tiefe im Kader, dadurch viele Optionen auf den kleinen Positionen. Starkes Ballhandling mit Wells, Hulls, Obiesie, Bowlin, Cooks. Letzterer ist ein wandelndes Mismatch. Variabilität zwischen Small- und Bigball. Gute Verteidigung, die sich auch stark am eigenen Brett präsentiert.

Text:

Fotos: TF-Images/Getty Images

D

Manuel

Baraniak

enis Wucherer war mal Headcoach bei den Gießen 46ers, bevor er nach Würzburg kam und dort Dirk Bauermanns Erbe antrat. Der 123-fache Nationalspieler hatte schon zum Ende seiner Amtszeit in Gießen mit einem Engagement in Würzburg geliebäugelt, wo er eine bessere Infrastruktur vorfindet als in Hessen. Nach seinem Abschied von den 46ers 2017 hatte Wucherer auch etwas nach Würzburg mitgenommen, oder besser gesagt: Personal. Gleich drei Spieler haben mit dem Coach bei den 46ers zusammengearbeitet. Dabei sticht Cameron Wells heraus. Der Combo-Guard avancierte unter Wucherer zum All Star und nimmt die Spielmacherrolle ein. Wells punktet weniger als zuletzt, setzt dafür seine Mitspieler mehr in Szene. Mit seinem kräftigen Körper fühlt er sich am Zonenrand wohler als aus der Distanz, zudem nimmt er eine wichtige Rolle als Verteidiger ein. Der Dreier ist eigentlich die Stärke von Skyler Bowlin, nur fällt dessen Wurf nicht konstant. Gabriel Olaseni gibt dem Team Größe sowie Schnelligkeit für einen Fünfer, offensiv agiert der Brite limitiert. Mit Wells und Bowlin ist angeschnitten, wie sehr Wucherers System auf Ballhandler setzt: Die beiden Ex-Gießener teilen mit Jordan Hulls in Drei-Guard-Aufstellungen öfter das Parkett. Hulls hat sich in seinen vergangenen drei Jahren in der BBL als wohl konstantester Werfer etabliert. Noch vor Brad Loesing findet sich im Backcourt mit Joshua Obiesie ein sehr interessantes Nachwuchstalent. Der 18-jährige Guard paart Größe mit Unerschrockenheit, was für eine rosige Zukunft spricht. Großes Potenzial weist auch Xavier Cooks auf. Der Rookie muss als einer der vielseitigsten Spieler der Bundesliga gelten. 2,03 Meter groß und schnell auf den Füßen, kann Cooks fünf Positionen verteidigen. Gerne setzt Wucherer seinen Schützling auf der Vier sein, wo dieser als Ballführer in Pickand-Rolls die gegnerische Verteidigung vor Probleme stellt. Bilden Cooks und Mike Morrison das Big-Men-Duo, zeigen die Würzburger mehr denn je, wie gerne sie in der Verteidigung das Pick-and-Roll

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switchen. Offensiv mag Morrison – wie Olaseni – limitiert sein, mit seiner Athletik stellt der Center aber eine gute Option als Abroller dar. Mit Devin Oliver verpflichteten die Würzburger einen vielseitigen Forward nach, der aber erst noch in das System integriert werden muss. Mit ihm sind die Franken aber noch tiefer, ein ausländischer Profi von guter BBLQualität muss immer aussetzen. Mit Florian Koch und Johannes Richter finden sich im Frontcourt der Rheinländer mehr als solide deutsche Rotationsspieler, vor allem Koch besticht in Wucherers System und bricht immer wieder aus der Spezialistenrolle als Stretch-Vierer aus.

Im Angriff kann Würzburg mehr, als ein unterdurchschnittliches Offensivrating impliziert. Mitunter verlässt sich das Team zu sehr auf den Sprungwurf, sucht zu oft den Abschluss aus der Mitteldistanz und geht zu selten an die Freiwurflinie. Verlassen konnte sich Wucherer hingegen auf die Verteidigung. Kitzelt der Chefcoach noch mehr aus der Offensive heraus, winkt die PlayoffTeilnahme, und diese Mannschaft dürfte je nach Matchup ein unbequemer Viertelfinalgegner sein. Dann könnte Würzburg auch Gießen erneut etwas voraushaben.

- SCHWÄCHEN Tiefe im Kader, sprich: Bekommt jeder genug Würfe? In der Offensive mangelt es an Effizienz: zu viele Abschlüsse aus der Mitteldistanz, zu wenige Freiwürfe. Inkonstanz beim Dreier, die Big Men sorgen nicht für Spacing. Siege gegen große Teams waren bei Redaktionsschluss Fehlanzeige.

= FAZIT Mit diesem Kader muss Würzburg die Playoffs erreichen. In Wucherer haben die Franken einen taktisch versierten Coach – doch das Team wusste offensiv noch nicht zu überzeugen.

SHOT CHART


BBL

BBL-Playoffs:

Telekom

Baskets

Bonn

QUARTERFINALS TO NONE Text:

M

Manuel

Baraniak

it „2nd to none“ nimmt sich der rheinische Frohsinn ein wenig selbst auf die Schippe. So lautet der Slogan der Telekom Baskets Bonn, welcher übersetzt zwar „Unübertroffenheit“ meint, aber gleichzeitig auch den ewigen Vizemeister skizziert: unübertroffen in zweiten Plätzen zu sein. Denn ganze fünfmal standen die Bonner in ihrer Vereinsgeschichte in einer Endspielserie, nur um den Kürzeren zu ziehen, dreimal verloren die Rheinländer im Pokalfinale. Sieben Jahre nach dem letzten Vizemeistertitel käme ein zweiter Platz zwar einem Erfolg gleich, dies scheint aber 2018/19 unrealistisch. Fast unübertroffen waren die Bonner dennoch in dieser Saison: in Sachen Personalrochaden. Die Eisbären Bremerhaven beiseite genommen, tat sich im und um den Telekom Dome am meisten: Einen Trainerwechsel sowie drei Neuzugänge verzeichneten die Bonner – mit ganz unterschiedlichem Erfolg. Da wäre zum einen der Wechsel von Predrag Krunic zu Chris O’Shea. Damit trat der Assistent die Nachfolge seines Headcoaches an. O’Shea wollte vor allem bei der Verteidigung ansetzen: Unter Krunic Zehnter beim Defensivrating, verbesserten sich die Bonner unter O’Shea hierbei auf den sechsten Rang. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass die Mannschaft an Intensität zulegte und mehr als Team verteidigte. In den Rotationen präsentierte sich O’Shea zudem flexibler, sein Team drückte mehr aufs Tempo. Dafür, dass der 38-Jährige zum ersten Mal ein Profiteam als Cheftrainer anführt, muss ihm Respekt gezollt werden. Auf der Gegenseite stehen Nachverpflichtungen, die so gar nicht einschlugen. Es sind vielmehr die bekannten Akteure, die in Bonn in dieser Saison überzeugen. Point Guard Josh Mayo hat unter O’Shea noch mehr seinen Rhythmus gefunden und seine Dreierquote auf absurde 54,3 Prozent gesteigert. Neben Mayo startet im Backcourt auf der Zwei T.J. DiLeo, der aber noch stärker zum Spielgestalter transformiert ist. 6,9 Assists verteilt DiLeo unter O’Shea, weil er das Pickand-Roll enorm gut liest. Flügelspieler Yorman Polas Bartolo kann mindestens vier Positionen decken und hat gute Chancen, die Auszeichnung zum besten

Defensivakteur der Liga zu verteidigen. Center Martin Breunig hat sich mit einer klaren Rolle als einer der effizientesten deutschen Akteure der Liga etabliert (11,6 PPG, 58,5 FG%, 1,0 TPG). Nach Charles Jacksons Genesung nach einer Verletzung behielt Breunig seine Starterrolle, beide Center sind gute Komplementärspieler (auch wenn ihnen der Distanzwurf fehlt). Der Dreier sollte eigentlich das Steckenpferd von James Webb III sein, doch der Stretch-Vierer trifft nicht konstant. Dennoch hat sich der US-Amerikaner immer besser an das europäische Spiel gewöhnt. Erneut sind die Baskets aus Bonn ein Team mit offenem Visier von

außen, doch außer Mayo netzt kein Spieler mehr als 37 Prozent ein – das ist ein Problem. Auch wenn O’Shea bei der Planung seiner Rotationen einen guten Job macht, sind die Rheinländer nicht sehr tief besetzt. Zudem fehlt bei vielen Akteuren einfach die Konstanz. Und als defensivgeprägte Mannschaft kann Bonn nicht bezeichnet werden. Bei den vergangenen sieben Playoff-Teilnahmen schieden die Bonner stets in der ersten Runde aus – das gleiche Schicksal könnte ihnen auch dieses Jahr blühen. Der Slogan der Unübertroffenheit scheint gut gewählt …

+ STÄRKEN

POWER RANKING

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Mayo als Mikrowelle, Bartolo als Verteidiger, Breunig als Abroller – Bonn hat gute Spezialisten. Auch dank Spielgestalter DiLeo agiert das Team sehr ballsicher. In der gegnerischen Zone machen die Bonner Lärm: mit vielen Offensivrebounds und einigen Auftritten an der Freiwurflinie.

- SCHWÄCHEN Defensiv ist Bonn eine durchschnittliche Mannschaft, die offensiv stark vom Dreier abhängig ist. Einige Spieler sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben, kann das in den Playoffs wirklich besser werden? Dem Kader fehlt es etwas an Tiefe, die Reboundarbeit ist zudem ausbaufähig.

= FAZIT Mit O’Shea sind neue Impulse in das Bonner Team gekommen. Dennoch weist der Kader zu viele Baustellen auf, als dass ein Halbfinaleinzug für die Baskets realistisch wäre.

SHOT CHART

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BBL

BBL-Playoffs:

RASTA

POWER RANKING

Vechta

POSITIVE VIBRATIONS

+ STÄRKEN

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Diese Saison verleiht Flügel, Vechta tritt ungemein selbstbewusst auf. Das Team agiert intensiv und verteidigt aggressiv. Calles stellt seine Mannschaft sehr gut ein, das Teamgefüge stimmt. Die Flügelzange Bray/Hollins ist eine der offensivstärksten der Liga.

Text:

Fotos: Alexander Pohl/NurPhoto via Getty Images

M

Manuel

eister werden nicht zu Jahresbeginn gemacht, erst im Mai muss eine Mannschaft ihren besten Basketball spielen. So lautet eine basketballerische Binsenweisheit. Vor der Saison hatten die meisten vermutet, RASTA Vechta würde als Aufsteiger zu diesem Zeitpunkt um den Klassenerhalt ringen. Eine Initialzündung für diese schon jetzt grandiose Saison legten die RASTAner aber bereits im Herbst. Überraschungsteams werden eben früh geformt. Dabei hatten die Niedersachsen ihre ersten drei Saisonspiele verloren. Gegen den MBC fuhr RASTA seinen ersten Erfolg erst nach Verlängerung ein, gegen Crailsheim musste ein Buzzerbeater her. Dann folgte der Überraschungscoup gegen Berlin, und wenig später rollten die Vechtaer zu einer Siegesserie von neun Spielen. Wer weiß, wie die Saison verlaufen wäre, hätte sich Vechta nicht gegen beide Abstiegskandidaten durchgesetzt … Doch aus dieser Phase schöpfte Vechta Selbstvertrauen und spielte sich immer mehr in einen Flow – das Wort „Überraschung“ darf getrost abgelegt werden, Vechta hat sich im oberen Tabellendrittel festgesetzt. Dafür sorgte das Team von Pedro Calles spätestens mit einem weiteren Coup im März, einem 18-Punkte-Blowout gegen den amtierenden Meister aus München. Die Demonstrationen gegen Berlin und München illustrieren, was Vechtas Spiel ausmacht: die vielleicht aggressivste Verteidigung der Liga. Mitunter doppelt die RASTA-Defense beim gegnerischen Spielaufbau, indem ein zweiter Verteidiger blitzartig zum Ballführer nach vorne sprintet. Kein anderes Team forciert mehr Ballverluste. Gegen die beiden großen Bs (Bayern und Berlin) avancierte derweil Austin Hollins zum Topscorer. Der 27-jährige Flügelspieler vereint Athletik und Distanzwurf und kommt so auf 16,7 Punkte pro Spiel. Für seine Dreier rotiert Hollins gerne um viele ballferne Blöcke. Das Offensivhirn Vechtas ist jedoch T.J. Bray. Mit 7,8 Assists führt der Guard die Liga bei den Vorlagen an, Bray präsentiert sich mit Finesse aber auch selbst korbgefährlich. Das sind die größten Namen, was unterstreicht, dass Vechta über das Kollektiv kommt. Power Forward Seth Hinrichs ähnelt ein wenig Berlins

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- SCHWÄCHEN

Baraniak Vorjahres-MVP Luke Sikma. Point Guard Josh Young weist unter allen Spielern die größte BBL-Erfahrung auf. Big Man Tyrone Nash verleiht der Offensive etwas mehr Variabilität am Zonenrand. Max DiLeo initiiert die Aggressivität in der Verteidigung. Pedro Calles: „Er ist der Soldat in der ersten Reihe, der den ersten Schlag einsteckt, aber an der Front den ganzen Trupp beschützt.“ Und Clint Chapman könnte sich als wichtige Nachverpflichtung erweisen, da der Center mit seinen 2,08 Meter dem Frontcourt Größe gibt. Denn bei der Arbeit am eigenen Brett präsentierten sich die Vechtaer schwach, womit ihre Gegner zu vielen zweiten Wurfchancen kommen. Am Ring

ist eine weitere Schwachstelle: Vechta generiert im Verhältnis zu den Feld- nur wenige Freiwürfe und ist offensiv alles in allem nur Durchschnitt. Das Steckenpferd der Niedersachsen ist nun mal die Verteidigung, mit ihrer eher unorthodoxen Strategie können sich Gegner schwer darauf einstellen. Doch ist jener Vorteil über eine Playoff-Serie gegeben? Alles, was jetzt noch kommt, mag für RASTA ein Bonus sein. Nach den vergangenen beiden Aufstiegen ging es wieder zurück in die zweite Liga, jetzt sind die Strukturen gefestigt. Positive Vibrations bei den RASTAnern.

Hat Vechta hinter Hollins/Bray genug Offensivpower? Viele Dreier, aber durchwachsene Quote. Viele Spieler kennen eine so große Bühne wie die BBL-Playoffs nicht – wird der Aufsteiger dem gewachsen sein? Am Ring tun sich die Niedersachsen schwer.

= FAZIT Als Aufsteiger in den Playoffs ist Vechta natürlich Underdog. Doch mit ihrer aggressiven Spielweise tritt die Mannschaft unbequem auf. Reitet RASTA weiter auf der Erfolgswelle, ist dem Team von Pedro Calles vieles zuzutrauen. Die alleinige Playoff-Teilnahme ist ein Riesenerfolg.

SHOT CHART



BBL

Derek

Willis

DEREK WILLIS

Ein sonderbarer

WEG Von der University of Kentucky in die NBA, ins Team USA

und dann zur BG Göttingen? Derek Willis ist kein normaler BBL-Rookie, aber ein verdammt guter …

Fotos: Florian Pohl/City-Press via Getty Images

Text: Tim Eisenberger

E

s läuft die zweite Minute des Heimspiels des Jahres in der Göttinger Sparkassen-Arena. Der FC Bayern Basketball ist zum Gastspiel in Niedersachsen. Eine volle Halle, die Derek Willis nach 65 Sekunden mit einem Alley-OopDunk nach Pass von Michael Stockton zum ersten Mal erbeben lässt, als wäre er Steve Aoki beim Tomorrowland-Festival. Zu Stockton hatte Derek Willis von Anfang an ein besonderes Verhältnis. „Er sorgt dafür, dass ich meine Punkte mache“, weiß der US-Amerikaner. In letzter Zeit sogar recht konstant. 12,1 Punkte und 5,3 Rebounds bei einer Dreierquote von fast 45 Prozent

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machen ihn zu einem der spannendsten Rookies der BBL. Es sind Szenen wie dieser AlleyOop, mit denen sich der BBL-Neuling in die Herzen der BG-Fans fliegt. Dabei steigt seine Beliebtheitsskala nahezu parallel zur Spielzeit, die ihm Headcoach Johan Roijakkers gewährt. Zu Saisonbeginn spielte der athletische Power Forward nur gut 17 Minuten. Bei der Heimniederlage gegen die Telekom Baskets Bonn kam er auf acht Punkte und zeigte sich wenig effektiv. Seitdem stiegen seine Werte rasant. Anfang Oktober deutete er zum ersten Mal an, was schon in dieser Saison möglich ist. Im Pokal-Achtelfinale gegen

Ludwigsburg führte er die Veilchen mit 19 Punkten und acht Rebounds, davon vier am offensiven Brett, zum Sieg. Fast von Partie zu Partie bekam er mehr Spielzeit. Im Dezember durfte er erstmals als Starter ran. Eine Entwicklung, die für einen BBL-Rookie nicht untypisch ist. Zwar behauptet Willis, dass er schon in Deutschland gespielt hat, doch die zwei Wochen beim Albert-Schweitzer-Turnier im Jahr 2012 in Mannheim dürften seinen Teamkollegen nicht reichen. Rookie bleibt Rookie. Damals ebenfalls beim AST waren Teamkollege Dominic Lockhart und ein gewisser Paul Zipser. Die USA wurden


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BBL

Derek

allerdings nur Siebter, Deutschland verlor das Spiel um Platz drei gegen die Türkei.

Fotos: Dennis Slagle/NBAE/Bill Baptist/Florian Pohl/City-Press via Getty Images

Von Calipari an die Leine

Für Willis ging es danach nach Lexington an die University of Kentucky. Er folgte dem Ruf der Trainer-Legende John Calipari, der dafür bekannt ist, NBA-Spieler am Fließband zu produzieren. Und das, obwohl Willis eher dem Lokalrivalen Louisville zugetan war. „Damals spielten John Wall und Anthony Davis für Kentucky. Ich dachte, es wäre besser, dorthin zu gehen, denn sie schicken jedes Jahr Spieler in die NBA, und ich wollte gegen die besten Spieler des Landes antreten“, erklärt der sogar in Louisville geborene Willis. In seinen vier Jahren in der NBASchmiede spielt er unter anderem an der Seite von Karl-Anthony Towns, De’Aaron Fox und Malik Monk. Towns ist für Willis bis heute der beste Spieler, mit dem er je zusammengespielt hat. Die Zeit unter Calipari genießt der 2,06-Meter-Mann extrem. „Er ist ein Players’ Coach. Die Spieler sind ihm wichtiger als die Universität oder irgendetwas anderes. Er will dich besser machen“, erinnert sich Willis. In Lexington steigert er seine Spielzeit Jahr für Jahr. Am Ende stehen im Schnitt 5,4 Punkte und eine Dreierquote von fast 40 Prozent. Während seiner Senior Night, bei der die Spieler verabschiedet werden, die das College verlassen, macht er seiner Freundin Keely einen Heiratsantrag.

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Willis

„Hier zählt jeder Ballbesitz. Jede Offense und jede Defense ist wichtig. Ich mag das europäisch geprägte Spiel und die Euroleague.“ -----------

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„Ich hatte es vorher mit den Coaches abgesprochen. Aber es war trotzdem nicht leicht, das vor so vielen Menschen zu machen. Zum Glück hat sie ja gesagt“, blickt er zurück. Im Anschluss meldet sich Willis zur NBA-Draft an, wird allerdings nicht gezogen. Die Detroit Pistons nehmen ihn trotzdem unter Vertrag, doch nach der Summer League geht es für den Liganeuling zu den Grand Rapids Drive in die G-League. Der Kontakt mit dem damaligen Pistons-Headcoach Stan Van Gundy verhilft Willis dann zur Berufung für das Team USA. Van Gundys Bruder Jeff muss

eine Truppe zusammenstellen, ohne dabei auf NBA-Spieler setzen zu können. Denn auch die USA müssen sich in den von der FIBA installierten Länderspielfenstern für die WM 2019 qualifizieren. Beim deutlichen Sieg der USA gegen Kuba debütiert Willis und macht sein einziges Länderspiel. „Es ist die größte Ehre, die mir jemals zuteilwurde“, blickt er zurück.

Lernbereit

Nicht ganz so geehrt fühlt sich Willis, als Johan Roijakkers auf ihn zukommt. Göttingen ist nicht gerade der Traum eines in die Profikarriere startenden Amerikaners. Trotzdem gelingt es dem Coach, „DW33“ von der Leine-Stadt zu überzeugen. Der Coach lernte Willis bereits während der Summer League schätzen, behielt ihn im Auge, besuchte sogar eine Trainingseinheit. „Derek war immer aufmerksam. Er hat alles aufgesogen, was die Coaches ihm vermitteln wollten. Außerdem hat er immer alles gegeben und ist jeden Fastbreak mitgesprintet, auch wenn er nie den Ball bekommen hat“, erinnert sich der Niederländer. Es sind Fähigkeiten, die den Headcoach von Beginn an begeistern. Er will den Power Forward in sein Team holen, weiß jedoch um die Konkurrenz. Auch bei anderen, zahlungskräftigeren Teams in der BBL steht Willis auf dem Zettel. Diese entscheiden sich jedoch für andere Profis. „Nur wenn andere Teams einen Fehler machen oder etwas übersehen,


können wir solche Spieler wie Derek Willis nach Göttingen holen“, erklärt Roijakkers und fängt an zu schwärmen wie die Mädels vom letzten Bachelor. Davon, wie Willis oberhalb des Rings rebounden kann, von dessen Athletik und den langen Armen, die es ihm erlauben, Guards nach Switches zu verteidigen. Und von der Lernfähigkeit, die ihm schon in den USA aufgefallen ist. Beispiel gefällig? Jedes Jahr fordert Roijakkers seine Spieler auf, sich Euroleague-Partien anzusehen, um sich den Spielstil anzueignen. Selten folgen sie seiner Bitte. Nicht so Willis. Als der Cheftrainer ihn während eines Spiels von Zalgiris Kaunas per Whatsapp auf ein

Double auf (22 Punkte, 13 Rebounds), begeht allerdings unnötige Fouls, die seine Spielzeit begrenzen. Willis kennt diese Schwäche selbst. Er arbeitet daran, und es ist schon deutlich besser geworden – sehr zum Wohlwollen von Roijakkers. Außerdem hat er im Angriff mittlerweile gelernt, wie er zu seinen freien Würfen kommt. Willis findet seine Nische, weiß, wann er zum Korb ziehen muss und wo er einen freien Dreier bekommt. „Er könnte noch etwas kräftiger werden. Und ich meine kräftiger, nicht breiter“, so Roijakkers vielsagend. Was er damit ausdrücken will: Er fürchtet, dass zehn Kilo Muskelmasse

kleines Detail beim Blockstellen hinweist, setzt Willis das bereits am nächsten Morgen im Training um. „Sein Wurf ist eine Stärke. Und er kann sehr gut gegen kleinere Spieler aufposten, ohne dabei ein Offensivfoul zu begehen“, weiß Roijakkers. Eine seiner Schwächen sei aber die Defense. Manchmal verpennt der Europaneuling die Rotation, oder er weiß nicht so ganz, wo er stehen muss. Oftmals versucht er Spieler zu blocken und foult sie. Im Februar bei der Niederlage in Würzburg legt er sein erstes Double-

mehr Willis dessen Athletik und Wendigkeit nehmen. Aaron White, aktuell bei Zalgiris Kaunas unter Vertrag, ist der perfekte Vergleich. „Solch ein Spieler kann Derek werden“, so der BG-Coach.

Fortnite-Champ

Natürlich hatte auch der 23-Jährige – wie viele andere Jungprofis, die zum ersten Mal nach Europa kommen – Probleme mit der Eingewöhnung in seiner neuen Umgebung. „Vor dem ersten Testspiel wollten wir morgens um elf Uhr trainieren. Als ich um acht ins Trainingszentrum kam,

saß Derek schon in der Kabine. Er wollte perfekt vorbereitet sein“, erzählt Roijakkers. Anfangs gönnte sich der Rookie nicht genug Pausen. Die ersten freien Tage nutzte er direkt für eine Reise nach Amsterdam, denn er liebt Kultur. Auch in Berlin war er schon, vor allem um sich die Reste der Mauer anzusehen. Roijkakkers reagierte und gibt ihm seitdem meist nur noch einen Tag frei. Den zweiten Tag erklärte er zum Derek-Willis-Reha-Tag, um kleine Wehwehchen behandeln zu lassen oder nur rehabilitativ zu trainieren. In seiner Freizeit spielt Willis gerne „Fortnite“ auf der Playstation. Oft auch mit seinen Teamkollegen. „Ich bin mit Abstand der Beste in unserem Team“, gibt er ganz ungeniert zu. Laut Teamkollege Stephan Haukohl sollte er trotzdem beim Basketball bleiben: „Er ist der beste Fortnite-Spieler in unserer Mannschaft. Aber das will nichts heißen, denn unsere Mannschaft ist auf einem sehr niedrigen Niveau.“ Häufig spielt er auch mit seinem Buddy Zach, den er während des Studiums kennenlernte. Willis’ Frau wurde auf ihn aufmerksam, weil er Fan der Kentucky Wildcats ist. Der Neunjährige leidet unter der seltenen Krankheit Progerie, die ihn zu schnell altern lässt. Er lebt im Körper eines 90-Jährigen. Willis begann Zeit mit ihm zu verbringen, besuchte ihn im Krankenhaus oder zu Hause. Die beiden zockten Playstation oder hingen einfach nur ab. Bei seiner Hochzeit im vergangenen Sommer brachte Zach ihm sogar den Ring. Wenn Willis davon spricht, wird klar, dass er seine Heimat vermisst. Deshalb hat er den Traum, einmal in der NBA zu spielen, noch nicht aufgegeben. Allerdings gefällt es ihm auch auf dem alten Kontinent. Er achtet das Niveau in der Euroleague, weiß den Basketball dort durchaus zu schätzen. „Hier zählt jeder Ballbesitz. Jede Offense und jede Defense ist wichtig. Ich mag das europäisch geprägte Spiel und die Euroleague“, so Willis. Außerdem weiß er, dass es in den USA oftmals auf einen oder zwei Spieler ankommt. Aber in Europa ist es ein Teamspiel. Auch sein Coach attestiert ihm Euroleague-Potenzial. Zwar noch nicht direkt, aber ein Verbleib in Göttingen ist für Roijakkers eher unwahrscheinlich. Doch wer weiß … bevor Willis im Sommer nach Deutschland kam, wollte er noch in die Flitterwochen fliegen. Er bat seinen Headcoach, zwei Wochen später nach Niedersachsen kommen zu dürfen. „Normalerweise machen wir so etwas nicht, vor allem nicht bei einem Rookie. Ich war kurz davor, ihm zu sagen, dass er sofort zu Hause bleiben kann“, erinnert sich der Coach. Glücklicherweise gab Roijakkers nach, denn heute kann er sagen: „Derek lässt mich gut aussehen.“ Und Derek Willis sieht in Göttingen auch sehr gut aus. redaktion@fivemag.de

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in-dre-ssant

Die

NBA-Awards

2018/19

In-Dré-ssant Die NBAAwards 2018/19 Auch 2019 wollen die NBAAwards vergeben werden. Genau wie die Awards der FIVE-Redaktion. Wer sind eure Gewinner? Mailt uns eure Meinung an redaktion@fivemag.de. Text: André Voigt

E

s war mal wieder eine lange Saison in der NBA. Eine, die viele Geschichten bereithielt, von denen uns einige noch ein paar Monate beschäftigen dürften. Es war auch eine Saison unerwarteter sportlicher Leistungen und wohl auch so etwas wie eine Wachablösung. Zum ersten Mal seit langer Zeit ist LeBron James nicht mehr der beste Spieler der Liga. Natürlich ist LBJ noch immer ein unfassbarer Basketballer, aber das Zepter wurde weitergereicht. An wen? Darüber lässt sich vortrefflich streiten, weil es keine klare Antwort gibt. James Hardens offensive Brillanz werden einige nennen, andere für Giannis Antetokounmpos – in der NBA-Historie einzigartige – Spielweise stimmen. Paul George, Joel Embiid, Kevin Durant, Anthony Davis, Steph Curry, Nikola Jokic, Kawhi Leonard, Karl-Anthony

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Towns: Die Liga hatte wohl noch nie so viel Talent wie derzeit … und die eben Genannten repräsentieren nur eine kleine Auswahl der Toptalente. Entsprechend schwer fiel 2018/19 die Vergabe der NBA-Awards …

MVP

Giannis Antetokounmpo. Bei der Entwicklung der Stars gibt es früh in der Karriere „The Leap“, den Sprung auf ein neues, höheres Niveau. Eine plötzliche Verbesserung, die zeigt: Hier wächst ein ganz Großer heran! Bei Antetokounmpo kam dieser Sprung 2016/17, als sich sein Punkteschnitt auf 36 Minuten gerechnet von 17,2 Zählern auf 23,3 steigerte. 2018/19 explodierte der Grieche dann aber auf ganzer Breite. Von 9,8 Rebounds im Vorjahr auf 13,8, von 4,7 Assists auf 6,5, von 26,3 auf 29,5 Punkte (alles auf 36 Minuten gerechnet). Sicher hat das viel mit dem neuen Offensivsystem in Milwaukee und den neuen Mitspielern zu tun. Fakt ist aber auch, dass der 24-Jährige die Philosophie von Coach Mike Budenholzer erst ermöglicht.

Während draußen die Dreierschützen warten, zieht der 2,11 Meter lange Antetokounmpo mit einer Power zum Korb, die sonst niemand sein Eigen nennt. Mit 241 Dunks führte er die NBA zu Redaktionsschluss vor Rudy Gobert (235) an. Nur 57,2 Prozent seiner Jams ging ein Assist voraus … anders gesagt: 42,3 Prozent seiner Druckkorbleger kreiert er selbst – ein beängstigender, einzigartiger Wert. Ist der Weg dann doch mal zugestellt, findet der All Star zielsicher seine Abnehmer an der Dreierlinie. Auch im Post, in der Isolation, als Dribbler im Pick-and-Roll oder als Abroller dominiert Antetokounmpo … bei all seiner Vielseitigkeit fällt so im Endeffekt kaum auf, dass der Dreier noch immer nicht fallen will (24,2 3P%). Auch defensiv trägt Nummer 34 bei. Er wildert in den Passwegen, blockt Würfe, ist schnell mit der Hilfe und versteht die Verteidigung nicht als nötiges Übel, sondern investiert auch am eigenen Korb sehr viel Energie. Sicher: Paul George wäre ebenfalls ein würdiger MVP, weil er die mit Abstand beste Saison seiner Karriere


spielt. Der Oklahoma City Thunder muss allerdings nicht so eine Last tragen wie Antetokounmpo, der keinen Abo-All-Star an seiner Seite weiß. James Hardens offensive Heldentaten sind ebenfalls MVPwürdig, aber seine Verteidigungsarbeit lässt ihn in diesem Rennen klar hinter „’Po“ und „PG13“ zurückbleiben. Der beste Spieler im Team mit der besten Bilanz 2018/19 ist der MVP.

Fotos: Christian Petersen/Getty Images

Rookie

Luka Doncic. Am Ende wurde es noch einmal knapp. Also gefühlt. Trae Young sorgte bei den Atlanta Hawks für Highlights, traf wahnwitzige Dreier, legte 23,3 Punkte, 4,3 Rebounds, 9,3 Assists sowie eine Dreierquote von 43,7 Prozent auf. Doch so vielversprechend die Ansätze des Point Guards auch waren, im Endeffekt waren sie genau das: Ansätze. Doncic hingegen lieferte schon als Liganeuling auf All-Star-Niveau ab. Sicher: Im März knallte auch der in der ACB und Euroleague gestählte 20-Jährige gegen die Rookie-Wall, davor lieferte er aber eine Rookie-Saison für die Ewigkeit. 20 Punkte, sechs Rebounds und fünf Assists im Schnitt als Debütant? Die Liste der NBA-Profis, die das auflegten, ist so lang nicht: Oscar Robertson, Michael Jordan, Luka Doncic … das ist die Liste. Nun wäre es natürlich vermessen, daraus abzuleiten, dass der Slowene eine ähnliche Karriere hinlegt wie die beiden Legenden, aber „The Don“ hat eben einiges mehr abgeliefert als Young und ist damit der klare Rookie des Jahres. Auch weil Young unter 502 NBA-Profis beim defensiven Plus-Minus mit einem Wert von -4,67 den 502. Rang belegt. Doncic schafft es immerhin auf den 407. Platz mit -1,01.

Verteidiger

Rudy Gobert. Wo wir gerade beim defensiven Plus-Minus sind. Natürlich gibt es keine perfekte Statistik, vor allem nicht, wenn es um die Verteidigung geht. Aber: Unter allen NBA-Profis belegt Gobert hinter Ed Davis von den Nets hier den zweiten Platz. Ähnlich rangiert der Franzose bei

anderen Defensivmetriken wie „Defensive Player Impact Plus-Minus“ (2. Platz) oder „Defensive Box Plus-Minus“ (3.). Was das bedeutet? Rudy Gobert ist ein verdammt guter Verteidiger, der nicht nur seinen Mann deckt, sondern vor allem sein Team defensiv auf ein ganz neues Level hebt, weil er der beste Ringbeschützer der Liga ist. Kaum jemand hat eine so einschüchternde Wirkung auf gegnerische Dribbler.

Most Improved

Pascal Siakam. Kein Spieler machte in dieser Saison eine ähnliche Transformation durch wie Siakam. 2017/18 war er ein Ergänzungsspieler, der Energie von der Bank brachte und nicht werfen konnte. 2018/19 ist „Spicy P“ aus der besten Fünf der Raptors nicht mehr wegzudenken. Auf 100 Ballbesitze gerechnet erzielen die Raptors 14,4 Punkte mehr als der Gegner, wenn Siakam auf dem Parkett steht. Als Scorer erklomm der 25-Jährige zudem ein ganz neues Level, verbesserte sich von 12,6 Punkten auf 18,6 (auf 36 Minuten gerechnet). Siakam wurde sogar in der Crunchtime als Dribbler und Playmaker eingesetzt, und in den Playoffs wird der ehemalige Priesterschüler einer der wichtigsten Raptoren sein.

Sixth Man

Lou Williams. Williams überholte spät in der Saison Dell Curry als den Spieler, der in der Geschichte der NBA die meisten Punkte als Nichtstarter erzielt hat. Das allein weist ihn als exzellenten Bankakteur aus. 2018/19 war Williams – genau wie im Vorjahr – nicht nur einer dieser gewissenlosen „Gunner“ von der Bank, für die jeder Wurf ein guter Wurf ist. Der 32-jährige Combo-Guard glänzte neben seiner Haupttätigkeit als Scorer zudem als Vorbereiter – in der Crunchtime und generell als Leader eines Teams, das trotz eines großen personellen Umbruchs während der Saison in die Playoffs einzog.

Zu guter Letzt: „Sweet Lou“ legte achtmal mindestens 30 Punkte auf, zweimal mindestens 40. Seine Saisonbestleistung waren 45 Zähler gegen die T-Wolves.

Coach

Mike Budenholzer. Wie schnell „Coach Bud“ aus den Milwaukee Bucks ein absolutes Spitzenteam machte, ist erstaunlich. Clever mit Distanzschützen verstärkt, schneiderte Budenholzer ein Taktikkonzept, das vom ersten Tag an beiden Enden des Feldes aufging. Aus der neuntbesten Offensive der Vorsaison machte er die fünftbeste. Vom 19. Rang in der Defensive schossen die Bucks an die absolute Spitze. Sicher leistete auch Nate McMillan in Indiana überragende Arbeit, aber Budenholzer musste von Grund auf ein neues System einführen und tat das mit sehr großem Erfolg.

Manager

Donnie Nelson. Masai Ujiri verliert in dieser Kategorie per Fotofinish. Während der Macher in Kanada erst Kawhi Leonard und Danny Green nach Toronto holte, besserte er mit Marc Gasol und Jeremy Lin während der Saison nach. So sieht exzellentes Management aus. Donnie Nelson jedoch machte innerhalb weniger Monate aus einem Kader ohne Superstar ein Team mit zwei jungen Abo-All-Stars und gab sich die Chance, im Sommer sogar noch einen weiteren Hochkaräter via Free Agency zu holen.

Überraschung

Indiana Pacers. Unglaublich, wie dieses Team sich ohne Victor Oladipo im Osten in der Tabelle oben hielt. Die Feelgood-Story der Saison!

Enttäuschung

Die Machtspiele der Lakers. Das Drama um Anthony Davis – angeschoben von LeBron James’ Freund und Spieleragent Rich Paul – war der Vorzeige-Franchise einfach nicht würdig. dre@fivemag.de

Die Redaktions-Awards 2018/19 Wie sieht die FIVE-Redaktion das Rennen um die NBA-Awards in der abgelaufenen Saison? Wie jedes Jahr vergeben unsere Autoren und unser Grafiker Patrick an dieser Stelle ihre eigenen Auszeichnungen.

Meister Vize MVP Rookie Verteidiger Sixth Man Most Improved Coach Manager Überraschungsteam Größte Enttäuschung

Dré

Sebastian

Christian

Jens

Patrick

Warriors Raptors G. Antetokounmpo L. Doncic R. Gobert L. Williams P. Siakam M. Budenholzer D. Nelson Pacers Die Machtspiele der Lakers

Warriors Raptors G. Antetokounmpo L. Doncic P. George L. Williams P. Siakam M. Budenholzer J. Horst Bucks Lakers

Warriors Bucks G. Antetokounmpo L. Doncic P. George L. Williams P. Siakam K. Atkinson M. Ujiri Nets Schwere Verletzungen

Warriors Bucks G. Antetokounmpo L. Doncic R. Gobert D. Sabonis D. Fox D. Rivers A. Karnisovas Pacers Lakers

Warriors Celtics G. Antetokounmpo Doncic + Young R. Gobert L. Williams P. Siakam M. Budenholzer E. Brand Nets Gobert kein All Star

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Jedes Jahr im März spielt Amerika verrückt. Das Finalturnier im College-Basketball, bekannt als „March Madness“, stellt für 3 Wochen alles in den Schatten. Für die Athleten geht es um einen großen Traum: den Titel gewinnen und die Chance sich in den Geschichtsbüchern zu verewigen. Wer verliert ist raus und der Traum zerplatzt. Hier ist jedes Spiel unglaublich emotional und bis zur letzten Sekunde umkämpft. Das ist echter Basketball.

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ivan beslic

ivan beslic 1,8 Sekunden für die Ewigkeit

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reunde, die große Depression ist vorbei, denn es ist Playoff-Time! Die Zeit für große Momente und Emotionen, where magic happens. Doch dass nicht immer alles Gold ist, was glänzt, zeigt diese Scottie-Pippen-Story. Das Jahr 1994 war ein süß-saures für die Welt, mit „König der Löwen“ lief der beste Film ever in den Kinos an, Nas droppte sein RapMeisterwerk „Illmatic“, und Michael Jordan beendete seine Karriere, um Baseball zu spielen. #trauerspiel Nach drei Titeln in Folge und ohne Überstar an seiner Seite war Scottie Pippens Zeit gekommen. Jahrelang hatte er neben MJ immer nur die zweite Geige im Quintett gespielt. Gesegnet mit dem Allroundgame eines Schweizer Taschenmessers, nahm er die Herausforderung dankend an und ging ab wie Schmidts Katze. Trotz aller Erwartungen seitens der Fans führte er die Bulls mit starken 55 Siegen durch die Regular Season. „Pip“ glänzte mit 22,0 Punkten, 8,7 Rebounds und 5,6 Assists per Game. Der 28-Jährige befand sich in seiner absoluten Prime, und das unterstrich er eindrucksvoll mit seiner Performance beim All-Star-Game, als er sogar zum MVP gewählt wurde. All Eyez on Pippen! Das drittbeste Team des Ostens ging motiviert in die Playoffs und sweepte erst mal standesgemäß zum Warmwerden die Cavaliers. In der nächsten Runde standen die New York Knicks auf dem Spielplan, und diese hatten noch eine unbezahlte Rechnung mit den Bulls offen. Nach zwei Niederlagen in New York musste Chicago im dritten Spiel nachlegen und führte zum Ende des dritten Viertels bereits mit 19 Punkten. Doch die Knicks hielten dagegen und starteten eine kranke Aufholjagd, sodass Patrick Ewing 1,8

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Sekunden vor Schluss per Hookshot zum 102:102 ausglich. Es herrschte große Hektik auf dem Feld nach dem Hakenwurf. Das hielt Pippen jedoch nicht davon ab, direkt von seinem Mitspieler den Einwurf zu fordern, wo er alleine gegen zwei Verteidiger von der Mittellinie zum Gamewinner angesetzt hätte. Horace Grant war aber geistesgegenwärtig genug, um diesen Kamikaze-Move mit einem schnellen Timeout zu verhindern. Nur fürs Protokoll: Chicago hatte Ballbesitz und noch drei verbleibende Auszeiten für die restlichen 1,8 Sekunden, was dachte sich Pippen mit seinem Ego-Move? Vielleicht war es auch nur ein Blackout, soll ja selbst den Besten passieren … und #JRSMITH Who cares? It’s Crunchtime, Baby! Pippens „Magic Moment“ war endlich gekommen, um den potenziellen Gamewinner zu versenken und der Welt endgültig zu zeigen, dass er viel mehr war als nur ein Sidekick mit Star-Trek-Vornamen. Doch die Wege des Meistercoaches Phil Jackson sind unergründlich, und er wollte, dass Rookie Toni Kukoc den letzten Wurf bekam. Mit in dieser Partie sechs Punkten und 20 Prozent aus dem Feld eine fragwürdige Wahl. Pippen, selbst mit 25 Punkten, war mit dieser Entscheidung alles andere als einverstanden, flippte regelrecht aus und fing an, Jackson wild zu beleidigen. Zu guter Letzt setzte er seinem Diva-Gehabe noch die Krone auf, indem er sich weigerte, für die restlichen 1,8 Sekunden das Feld zu betreten. Es war definitiv das falsche Timing und die falsche Art, seinem Team sein Misstrauen entgegenzubringen. Doch was wäre diese Story ohne ein Happy End? Die Lage war ziemlich angespannt, als der Referee wieder zum Spiel pfiff. Harakiri-Einwurf von der Seitenlinie, gefolgt von einem wilden Turnaround-FadeawayJumper von Kukoc und einem Buzzerbeater für die Ewigkeit, unbelievable! Es bot sich eine Szenerie wie aus einer billigen Seifenoper: Kukoc kommt vor Euphorie auf sein Leben nicht klar, Phil

Jackson verzieht mit seinem FriedhofsGesichtsausdruck keine Miene, und Scottie Pippen sitzt schmollend auf der Bank. Pippens Worst-Case-Szenario war eingetroffen, die beleidigte Leberwurst wurde öffentlich eines Besseren belehrt und stand als zertifizierter Vollhonk da. Trotz des wichtigen Sieges war die Kacke am Dampfen wie Kuhfladen in der Mittagssonne. Jackson ging nach dem Spiel nicht mehr in die Kabine, die Jungs sollten ihre Probleme alleine unter sich klären. Pippen soll sich mit seinen Mitspielern ausgesprochen und versöhnt haben, aber ein bitterer Nachgeschmack blieb wie beim Tequila-Shot. Immerhin reichte die Teamchemie noch dafür, um den Knicks Paroli zu bieten. Die Serie ging nach einem umkämpften 3-4 an New York. Obwohl die Medien damals ausgiebig über diesen Vorfall berichteten, wäre ein Shitstorm in der heutigen Zeit mit Sicherheit um einiges herber ausgefallen. #memesSEidank Scottie Pippen ist zweifelsohne der zweitbeste Chicago Bull ever! Ein Spieler mit Franchise-Player-Qualitäten, der uns leider ewig nur als MJs Zuarbeiter in Erinnerung bleiben wird. Bestimmt keine einfache Situation für Pippen, die sechs Titel helfen ihm aber bestimmt, damit klarzukommen. Pippen hat sich mit seinem EgoHatermove definitiv falsch verhalten, aber irgendwo verstehe ich seine Reaktion auch. Versetzt euch mal in seine Lage. Er hatte nicht viele Chancen, in seiner Karriere zum Helden zu werden, und diese eine Möglichkeit wurde ihm von einem Rookie genommen. Haben wir nicht alle mal beim Zocken die Sekunden runtergezählt und uns vorgestellt, wie wir den Gamewinner versenken wie Jordan? So abgedroschen es sich anhören mag, wahrscheinlich wollte sich Pippen auch einfach nur einmal „like Mike“ fühlen ... trust your teammates!

Peace, Ivan


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