Gabi Weinz, Ich falle nicht, ich gehe

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Gabi Weinz

Ich falle nicht – ich gehe Gedichte und Bilder zwischen Hoffnung und Angst

Herausgeber: Verein LebensWert, KĂśln


Vorworte Liebe Leserinnen und Leser, liebe Kunstfreunde, der Verein LebensWert e.V. ist ein gemeinnützig anerkannter, spendenfinanzierter Verein zur psychoonkologischen Versorgung krebskranker Menschen. Seit Bestehen des Vereins auf dem Campus der Universitätsklinik Köln, seit 1997, sind Kunst- und Musiktherapie substantielle Teile unseres therapeutischen Angebots.

In memoriam Gabi Weinz (15. 5. 1956 – 17. 5. 2011) 2. Auflage Januar 2013 © 2010 Gabi Weinz, 2011 Hans-Jakob Weinz Das Buch erscheint im Selbstverlag bei Hans-Jakob Weinz Lilienthalstr. 7, 53757 Sankt Augustin Redaktion: Andrea Böttcher, PR und Kultur, Köln Layout: Miranda Tomczyk, Pixel und Pinselstrich, Köln Fotos: Hans-Jakob Weinz, Sankt Augustin Erhältlich bei Hans-Jakob Weinz weinz_kw@web.de Bild auf der Umschlagseite: Gabi Weinz, Lichtfluss, Acryl auf Papier, 50x70 cm, 2009 Nachdruck der ersten Auflage mit freundlicher Genehmigung von LebensWert e.V. Klinikum der Universität zu Köln Kerpener Straße 62, 50937 Köln

Als noch junge therapeutische Disziplin will die Psychoonkologie Krebspatienten und deren Angehörige mit verschiedenen therapeutischen und ergänzenden Angeboten eine seelische Hilfe und Unterstützung während der Krebstherapie und der Zeit danach geben. Neben Psychologischen Gesprächen sowie Kunst- und Musiktherapie bieten wir als weitere therapeutische Säulen noch die Bewegungstherapie an. Darüber hinaus können die Patienten auch viele therapie-ergänzende Angebote nutzen. Es ist uns ein Anliegen, für jeden hilfesuchenden Patienten, ganz gleich, ob er Patient der Universitätsklinik ist oder bei niedergelassenen Kollegen der Region Kölns behandelt wird, ein möglichst individuelles und spürbar nützliches Angebot zur psychischen Stärkung vorhalten können. – An dieser Stelle möchte ich gerne auch auf unsere Homepage www.vereinlebenswert.de aufmerksam machen, der Sie weitere Informationen entnehmen können. Ich freue mich sehr, Ihnen mit diesem Bild- und Gedichtband eine Dokumentation über die Patientin und Malerin Gabi Weinz an die Hand geben zu können und bin überzeugt, dass Sie ebenfalls wie ich von der gestalterischen Dichte ihrer Werke beeindruckt sein werden. In diesem Sinne bedanke ich mich herzlich bei Frau Weinz und wünsche ihr alles Gute und weiterhin kreatives Schaffen. Ihnen, liebe „Besucher“, wünsche ich offene Sinne beim Betrachten und Lesen ihrer Werke. Herzlichen Gruß Uwe Schwarzkamp Geschäftsführer LebensWert e.V.

Die Verwertung oder Vervielfältigung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung des Rechteinhabers urheberrechtswidrig und strafbar. 3


Einblicke geben Das Gehen mit meiner Krebserkrankung hat mich durch Höhen und Tiefen geführt. Zunehmend habe ich es gewagt, mich meinen Gefühlswelten zu nähern, getragen durch eine jahrzehntelang gelebte Gottesbeziehung. Im Rahmen der Kunst- und Musiktherapie im Haus LebensWert fand ich Zugang zu einer schöpferischen Kraft in mir, die ich so niemals vermutet hätte. Atem, Klang, fließende Bewegung mitten in der Erfahrung von Wahrnehmungsstörung und Erstarrung – all dies brachte mein Inneres ins Fließen. Ich fand Ausdruck für das, was in mir und mit mir geschah. Die in diesem Buch vorliegenden Gedichte und Bilder geben einen Einblick in mein Leben mit dem Krebs. Manche gehen auf innere Bilder zurück, die ich für mich als weiterführend erlebt habe. Beim Malen in der Kunsttherapie (Acryl) erfahre ich es als befreiend, meinem „Bauchgefühl“ folgend zu arbeiten, ohne auf die Effektivität oder Schönheit des entstehenden Werkes achten zu müssen – und bin oft sehr überrascht, wie ausdrucksstark meine Bilder wirken. Beachtenswert sind die „Restebilder“, die – obwohl sie völlig absichtslos gemalt waren – meinem inneren Erleben oft am nächsten kommen. Die Themen „Licht im Dunkel“, „Geerdet sein“, „Kraft“ (Erd-Rotbraun-Töne) ereignen sich und schenken mir Kraft für meinen Alltag. Im Rahmen der Musiktherapie arbeite ich seit einiger Zeit mit meinen eigenen Texten. Im Rezitieren intensiviert sich der eigene Ausdruck im Wort, die Texte werden mir neu zu eigen, und ich beginne, damit zu leben und die für mich weiterführende Qualität als Schatz ins Leben zu tragen. Gabi Weinz Atem - Stimme - Emotion – Lautmalen Wie klingen Zweifel, Angst, Schmerz, Trauer, wie Hoffnung, Zuversicht, Freude? Wenn wir unseren Emotionen nachspüren, reagiert unser Atem (altgriechisch: psyche) unmittelbar: Er wird z.B. unruhig, flach, stockend, fließt tief und gleichmäßig, oder hüpft lachend vor Freude. 4

Unser ganzer Körper reagiert auf Emotionen – sie beeinflussen unsere Körperhaltung, beschleunigen oder verlangsamen Puls und Blutdruck, Tonus / unsere Körperspannung, unseren Hormonhaushalt und das System „Stimme“: Unsere Atemmuskulatur, unseren Kehlkopf, Zunge und Lippen, Rachenmuskulatur etc. Angst macht z.B. „eng“, lässt uns unsere Zunge zurück-, die Schultern hochziehen, unsere Arme eng am Körper anliegen, den Kopf einziehen, die Atemmuskulatur einengen. Freude hingegen weitet den Körper, mobilisiert unsere Atemmuskulatur und Artikulationsorgane. Unsere Sprache „lautmalt“ über Akzentuierung, Lautstärke und Klangfarbe und formt mittels Vokalen und Konsonanten Begriffe. So lässt das Wort „Angst“ den hinteren Zungenrücken mit dem „ng“ zum Gaumen steigen und be-engt somit den hinteren Mundraum, das Wort „Freude“ hingegen öffnet mit dem langen Diphtong den Stimmklang und energetisiert ihn mit dem offenen „o“ und anschließenden „e“ (geprochen „Froooede“). Das „m“ ist z.B. der zentrale Klinger zu Beginn unseres Lebens: „Mama“. Es klingt „angenehm“, „schmeckt“, ist „ warm“... Das „i“ ist sehr energiereich, es „sticht“, ist „spitz“... Das „u“ hingegen „beruhigt“, ist „gut“, aber auch „dunkel“... Das „o“ ist „groß“, steht für das „Hohe“, verklanglicht den „hohen gotischen Dom“. Dieses Lautmalen wird intensiver, wenn der Atem beweglich ist und die Emotion zum Fließen bringt (lat. „E-motion“ – „Heraus - Bewegung“ / „Erregung“), wenn Zunge und Lippen den Klang entsprechend plastisch formen, der Körper-Tonus den Ton entsprechend belebt. In der Musiktherapie können wir sprechend, singend und musizierend unseren Klangmalkasten erkunden. Worte, die uns am Herzen liegen, ergründen wir so und bringen sie zum Schwingen. Hierbei können sich Malen und Lautmalen ergänzen und gegenseitig befruchten, um sich der Ressourcen der eigenen Persönlichkeit bewusst zu werden. Die Arbeit mit Gabi Weinz glich einer bewegenden Reise durch die verschiedensten Landschaften der Seele. Ihre Texte sprechen in eindrucksvollen Symbolen und Bildern, die zum Lautmalen einladen, zur Reise ins Ich. Vielleicht bringt der ein oder andere Text in Ihnen etwas zum Klingen oder lässt ein Bild aus der Tiefe aufsteigen, das gemalt werden möchte? Norbert Hermanns, Musiktherapeut 5


Malen – heilsames Gestalten Leben und Tod, Freud und Leid, Hoffnung und Angst können oft dicht nebeneinander stehen. Die Kunsttherapie bietet die Möglichkeit, niederdrückende, belastende Erfahrungen und beflügelnde Gefühle in Farbe oder Form auszudrücken. Schon in den ersten Begegnungen während der Kunsttherapie erkennt Gabi Weinz diese für sie nutzbare und heilsame Ressource. Ihre Stärke findet sich dabei in der spontanen (manchmal flüchtigen) Geste wieder; nicht in der realistischen Darstellung der Inhalte. Der Prozess des Malens an sich tritt in den Vordergrund und technische Fertigkeiten spielen eine untergeordnete Rolle. In der Kunsttherapie tritt dabei das intuitive Arbeiten in den Mittelpunkt. Gegensätzliche Emotionen können in Farben und Formen zum Ausdruck kommen. Innere Befindlichkeiten werden unmittelbar in Bewegung gebracht. Gabi Weinz spricht vom „Eingesperrt sein“, „Gefangen sein“ oder „in den Abgrund gezogen werden“, sowie von Gefühlen der „Hoffnung und Freude“. Durch die Verwendung von schnell trocknender Acrylfarbe wird sie ihrem eigenen Gestaltungstempo gerecht. Ihr bevorzugtes Werkzeug ist hierbei der Pinsel und selten der Spachtel. Gabi Weinz setzt ihre Bilder in Verbindung zu selbst geschriebenen Texten. Manchmal findet sie die passenden Worte zum Bild, manchmal ist es umgekehrt, manchmal finden ihre inneren Gedankenwelten einen Ausdruck im Wort. In ihren Bildern werden Träume oder innere Bilder verarbeitet. Dabei wird z.B. ein Fluss Sinnbild für Tränen; im Feuerbild nimmt sie Bezug zum „brennenden Dornbusch“ (Ex 3,1-3). Inzwischen malt sie nicht nur ausschließlich in Haus LebensWert, sondern hat das Malen in ihren Alltag integriert. Zuhause und in der Reha-Klinik entstehen sogenannte Regenerations- u. Kraftbilder. In Gabi Weinz Bildern spielen Dunkelheit und Licht bzw. die Farbgebung eine immer größere Rolle. Manch einer empfindet diese Bilder als ausschließlich dunkel und traurig, vielleicht sogar bedrückend. Doch beim genaueren Hinsehen erschließt sich dem Betrachter in einigen Bildern die durchscheinende Helligkeit der Farbe Gelb. In ihren Bildern beschreibt sie diese als Farbe der Hoffnung. Dem Archetypen des Gelb wird die elementare Erfahrung der Schöpfung als die Erschaffung des Lichts und seiner täglichen Wiederkehr aus der Finsternis zugeschrieben. 6

Im Zusammenhang mit Licht erwähnt Gabi Weinz den Maler Heribert Hunecke, dessen Lichtbilder sie beeindruckt haben. In einigen Bildern verwendet Weinz auch ganz bewusst die Farbe Gold, welche in der christlichen Malerei als Farbe der Offenbarung und als ewiges Licht Gottes beschrieben wird. Einige Bilder erscheinen in wenigen Farbflächen oder sogar reduziert auf eine einzige Farbe. Dabei wird das Mischen der Farben zu einem wichtigen Gestaltungsprozess. Im Braun kann man beispielsweise die „Mutter Erde“ assoziieren; in der Wirkung innerhalb der Psychologie verkörpert Braun auch die Farbe der Widerstandsfähigkeit und Antriebskraft. Gabi Weinz hat das Malen als eine ihr inne wohnende Quelle entdeckt und als Ausdrucksmittel für sich genutzt. In ihren intuitiv und spontan gemalten Bildern drückt sich ihre tiefe Spiritualität und ihr ungebrochener Lebenswille aus. Richard Berners, Kunsttherapeut

Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar. (Paul Klee)

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Diagnose Krebs - - - -

K채lte kriecht in die Knochen alles ist fremd un-wirk-lich

Ich sehne mich nach W채rme

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Gefangen Ich habe keine andere Wahl bin gefangen eingesperrt im Chaos der Gef端hle im Kreisel der Gedanken im Terminplan der Therapien habe keine andere Wahl bin gefangen eingesperrt

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Jeden Morgen Vor mir liegt das Geschenk meines Lebens kostbar fremd Jeden Morgen ein neuer Tag Was h채ltst du heute f체r mich bereit? Ich nehme den neuen Tag an kostbar fremd

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Zwischen Hoffnung und Angst Zwischen Hoffnung und Angst zwischen Leben und Tod ich suche nach dem Pfad der Ruhe angezogen vom Licht der Zukunft Sicherheit ist Sehnsucht der Abgrund offen was ist wenn ich hineinfalle?

Ich falle nicht Ich gehe

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Schritt für Schritt Ich gehe nicht – ich falle der Abgrund zieht droht die Erde bebt ich falle nicht – ich gehe ich gehe nicht – ich falle ich gehe tastend angezogen vom Licht des Lichtes Christus richtet mich aus lässt mich gehen Schritt für Schritt ich falle nicht ich schwanke ich gehe

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Einstrรถmen Das Erdreich bricht auf Gรถttliches strรถmt ein unaufhaltsam bricht es sich Bahn quillt hervor strahlend blendend ein Kreuz tritt hervor Licht-umgeben Licht-umflutet

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Am Rand des Vulkans Vor mir das lodernde Feuer eines Vulkans glühende Lava fließt es brodelt ich stehe am Rand des Vulkans und weiß ich muss in dieses Feuer hinein obwohl es mir Angst macht bin ich ganz ruhig

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Ich bin da Mit etwas Distanz sehe ich mich im Vulkanfeuer geschützt in einem Kokon das von den Flammen umfangen und geformt wird ich tanze in den Flammen und verbrenne nicht „Ich-bin-da“ höre ich be-lebende Zusage in brennender Not

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Wie ein Pfeil

Mut

Wie ein Pfeil durchbohrt die Botschaft mein Leben

Im ZugeMUTeten kommt

MUT

Sie haben zwei Hirnmetastasen

Wie ein Pfeil durchkreuzt die Botschaft mein Leben Nichts ist mehr wie vorher

zu mir

MUT den brauche ich will ich mich der ZuMUTung stellen

Wie ein Pfeil durchdringt die Botschaft mein Herz und hinterl채sst einen stechenden Schmerz

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Was willst du mit mir? Was willst du mit mir im Himmel wenn ich hier auf der Erde gebraucht werde? Ich bin noch nicht fertig hier unten. Es ist schwer zu leben zwischen Hoffnung und Angst zwischen Leben und Tod Du mutest mir viel zu Kannst du mich nicht noch eine Weile leben lassen?

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In der Nacht In der Nacht liege ich in der Wiege meines Herzens Schmerz Angst Tr채nen umgeben mich dennoch gehalten im zarten Licht der Hoffnung und Freude Ich wache dem neuen Morgen entgegen

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Nach einer langen Nacht Fünf Uhr dreißig dunkles Chaos nach einer langen Nacht das Dunkel kriecht in meine Glieder beherrscht meine Gedanken und Gefühle wie gelähmt sitze ich da

mehr als eine Stunde ist vergangen das dunkle Chaos verändert sich langsam sehr langsam ich sehe Lichtpunkte Kraftorte Hoffnungsspuren ich atme auf der Tag beginnt 30

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Leben Leben mit Krebs - Du musst umdenken! ? Leben mit Krebs

LEBEN um-spüren möchte ich nicht um-denken

um-spüren : ent-decken ent-falten

LEBEN was gelebt werden will

um-spüren

LEBEN mit Krebs spüren was tief im Innern wartet entdeckt zu werden

LEBEN spüren was auf mich zu kommt

LEBEN

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Vor mir vor mir ein weites Feld unangetastete Weite farb-los in mir Energie LEBEN glühendes Rot ich betrete das weite Feld glühendes Rot fließt ein

Geduld Geduld Geduld …. …. 34

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Zeit für... Ich nehme mir Zeit für das was wichtig ist Zeit zum Genießen der kleinen und großen Wunder Zeit zum Sprechen für das, was ausgesprochen werden will Zeit zum Schauen Staunen Verweilen Ich nehme mir Zeit für das Wachsen für den Wandel Zeit für neu geschenktes Leben das schon begonnen hat und niemals vergeht

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Farben ROT ist die Auferstehung voller Kraft und Energie ORANGE ist die Auferstehung pulsierendes Leben BLENDEND-WEISS ist die Auferstehung flutendes Licht GOLD-GELB ist die Auferstehung Berührung mit dem Göttlichen

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Ich ahne dich Du bist da – ich ahne dich fest verschlossen in meinem Innern unter einer Felsplatte wie in einem Kerker im Kerker Finsternis LEBEN eingesperrt Du bist da – ich ahne dich Du willst LEBEN in mir Ich will LEBEN in mir Du bist das LEBEN Das LEBEN leuchtet in der Finsternis Wo ist der Schlüssel zum Kerker?

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Augenblicke Es gibt immer wieder diese Augenblicke der Unsicherheit und Angst dann tut sich ein Abgrund auf die Zukunft ist im Dunkel das Jetzt wĂźrgt im Hals manchmal lĂśsen sich diese Augenblicke in Erleichterung auf

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Inhalt und Bildnachweis Diagnose..................................................................................................................8 Erde-Bild, Acryl auf Papier, 20x25 cm, 2009..............................................................9 Gefangen.................................................................................................................10 Welle, Acryl auf Papier, 42x59 cm, 2009...................................................................11 Jeden Morgen...........................................................................................................12 Perle, Acryl auf Papier, 50x70 cm, 2009....................................................................13 Lichtfluss, Acryl auf Papier, 50x70 cm, 2009..............................................................14 Zwischen Hoffnung und Angst..................................................................................15 Schritt für Schritt.......................................................................................................16 Lichtspuren, Acryl und Ölpastellkreide auf Papier, 70x50 cm, 2009............................17 Einströmen, Acryl auf Papier, 70x50 cm, 2009..........................................................18 Einströmen...............................................................................................................19 Am Rand des Vulkans...............................................................................................20 Feuerbild, Acryl auf Papier, 50x70 cm, 2009..............................................................21 Feuerbild „Ich bin da“, Acryl und Pastellkreide auf Papier, 50x70 cm, 2009...............22 Ich bin da..................................................................................................................23 Wie ein Pfeil.............................................................................................................24 MUT.........................................................................................................................25 Was willst du mit mir?..............................................................................................26 Lichtquadrat, Acryl auf Papier, 70x50 cm, 2010.......................................................27 O.T., Acryl auf Papier, 35x50 cm, 2009.....................................................................28 In der Nacht..............................................................................................................29 Dunkles Chaos, Acryl auf Papier, 50x70 cm, 2010.....................................................30 Nach einer langen Nacht...........................................................................................31 LEBEN.......................................................................................................................32 Vor mir.....................................................................................................................34 Vor mir ein weites Feld, Acryl auf Leinwand, 55x46 cm, 2010...................................35 Zeit für......................................................................................................................36 Durchdrungen, Acryl auf Papier, 25x35 cm, 2009......................................................37 Farben......................................................................................................................38 Auferstehung, Acryl auf Papier, 40x30 cm, 2010 . ....................................................39 Das Dunkel weicht, Mischtechnik auf Papier, 70x50 cm, 2010..................................40 Ich ahne dich............................................................................................................41 Augenblicke..............................................................................................................42 Licht im Dunkel, Acryl auf Papier, 70x50 cm, 2009...................................................43

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Nachworte Erde-Bild (Seite 9): Während einiger Wochen habe ich mehrere Erde-Bilder gemalt. Die warme Erdfarbe entsprach meinem Bedürfnis nach Erdung und gab mir Kraft. Auch das Bild „Einströmen“ (Seite 18) ist zunächst auf diese Weise entstanden. Die Erdfarbe war für mich offensichtlich wichtig, denn beim Vermalen der Restfarben sind häufig Bilder in diesen Farbtönen – ohne Absicht – entstanden. Feuerbilder (Seite 21 und 22): Die Feuerbilder habe ich ein paar Monate vor meiner Krebserkrankung als innere Bilder gesehen. Zwischen der abgeschlossenen Brustkrebstherapie und der Diagnose der Hirnmetastasen tauchten sie in meiner Erinnerung wieder auf, und ich deutete sie auf das Durchlebte hin: Chemo- und Strahlentherapie als Feuer, durch das ich gehen musste, das mich aber nicht zerstört hat! Zwei Tage, nachdem ich das zweite Bild gemalt hatte, wurden die Hirnmetastasen entdeckt – und ich ging in die anstehende Operation mit der Zusage: „Ich-bin-da“. „Vor mir ein weites Feld“ (Seite 35): Der Text ist entstanden aufgrund eines inneren Bildes. Ausgangspunkt ist die Spannung zwischen der Erfahrung von starker innerer Energie und körperlicher Begrenztheit. Diese Spannung auszuhalten, erfordert Geduld, Geduld, Geduld... und Vertrauen: es ist gut, Schritte in das weite Feld zu wagen, um zu erleben, dass sich etwas verändert – glühendes Rot fließt ein! Innere Bilder sind Bilder, die ohne Beteiligung der Sinnesorgane entstehen, d.h. sie existieren in unserer Vorstellung. Sie drücken unsere Sicht der Welt, der eigenen Lebenssituation aus, entsprechen dem, was und wie wir fühlen. Jeder Mensch hat innere Bilder, allerdings nimmt nicht jeder Mensch diese Bilder wahr. In der Psychotherapie sind innere Bilder ein wichtiges Potential für den therapeutischen Prozess, in der Psychoonkologie unterstützen sie den medizinischen Weg der Heilung und Genesung. Innere Bilder können durch angeleitete Impulse hervorgerufen werden (Ich stelle mir vor, dass.....) oder unvermittelt vor dem inneren Auge „auftauchen“. Ich selbst erlebe innere Bilder meistens als etwas, das unvermittelt und ohne meine aktive Mitarbeit geschieht. Oft empfinde ich sie als Geschenk, wenn sie mir beim Deuten oder Verarbeiten einer Situation hilfreich sind.


Dankeswort Dieses Buch ist im Gehen meines Weges der letzten beiden Jahre entstanden. Viele Menschen haben mich auf diesem Weg begleitet. Sie waren wie ein Netz, das mich getragen hat, dafür bin ich unendlich dankbar. In besonderer Weise danke ich meinem Mann Hans-Jakob und meinen Töchtern Rafaela, Hannah und Teresa für ihre liebevolle Geduld und ihr Dasein. Mein ausdrücklicher Dank geht an den Verein LebensWert, insbesondere an Richard Berners (Kunsttherapie) und Norbert Hermanns (Musiktherapie), die die Idee zu diesem Buch hatten. Sie haben mir den Zugang zu meiner kreativen Kraft eröffnet und mich ermutigt, meine persönliche Ausdrucksweise zu wagen.

Gabi Weinz geboren 1956 in Bonn, kath. Theologin, Exerzitienbegleiterin, Internetseelsorgerin, seit 1977 verheiratet, Mutter von drei erwachsenen Töchtern, seit 1986 Mitglied im KatharinaWerk, Basel (Ökumenische Gemeinschaft mit interreligiöser Ausrichtung). Im April 2008 an Brustkrebs erkrankt, durch Metastasenbildung mehrfach neu gefordert, sich mit dem Leben mit Krebs auseinander zu setzen. Seit Juni 2008 (unterbrochen durch krankheits-bedingte Pausen) Kunst- und Musiktherapie im Haus LebensWert. Zwei Tage nach ihrem 55. Geburtstag ist sie in der Janker-Klinik in Bonn gestorben (17. Mai 2011).

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Diagnose Krebs - - - -

Kälte kriecht in die Knochen alles ist fremd un-wirk-lich

Ich sehne mich nach Wärme

In Ihrer beruflichen Arbeit als katholische Theologin und Exerzitienbegleiterin hat Gabi Weinz oft Menschen begleitet, die eine schwere Krankheit tragen mussten. Oft hatte sie sich gefragt: Was wäre, wenn es mich treffen würde? Das musste sie schmerzlich erfahren, als sie 2008 selbst an Krebs erkrankte. Gleich zu Beginn ihrer Erkrankung nahm sie die Angebote des Vereins LebensWert wahr, einer psychoonkologischen Einrichtung an der Universitätsklinik Köln. Kunst- und Musiktherapie zogen sie besonders an. Mit Hilfe von Farben, Atem und Klang näherte sie sich ihren Gefühlen und verlieh ihnen Ausdruck. Dabei entdeckte sie eine schöpferische Kraft, die ihr bis heute hilft, ihre Krankheit zu verarbeiten und ihrer starken Lebensenergie Raum zu geben. Gemeinsam mit den LebensWert-Therapeuten entstand das vorliegende Buch, mit dem wir Interessierten einen Einblick in die Arbeit des Vereins und das kreative Schaffen der ehemaligen Patientin Gabi Weinz ermöglichen.


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